Wir wollen die Stars, nicht die Sternchen!
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Wir wollen die Stars, nicht die Sternchen!
direct Magazin für Endoprothetik · Ausgabe Oktober 2010 »Wir wollen die Stars, nicht die Sternchen!« AE-Präsident Prof. Dr. Volker Ewerbeck über das Selbstverständnis der AE und die Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Endoprothetik »Tue recht und scheue niemand!« Helmut D. Link über alte Werte und das neue Leitbild seines Unternehmens LINK Kongress-News Instrumentarium für LINK® Megasystem-C® optimiert • Neu bei LINK: X-LINKed® • Standardprodukte Hüfte werden gut angenommen • Intraoperativ maximal flexibel: Gemini® SL® • 1 Funktion: kontrolliert. Hygienisch aufbereitet und für jede OP individuell zusammengestellt gelangen die Instrumente zu Sandra Stubbe und Annika Sauspreischkies. Sie prüfen jedes Teil sorgfältig auf Funktion und optisch auf Unversehrtheit. Nur die Sterilisation erfolgt noch durch die Klinik. 2 Editorial Inhalt Titelthema 4 »Wir wollen die Stars, nicht die Sternchen!« AE-Präsident Prof. Dr. Volker Ewerbeck über das Selbstverständnis der AE und die Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Endoprothetik. LINK Gespräch 8 22 »Tue recht und scheue niemand!« Helmut D. Link über alte Werte und das neue Leitbild seines Unternehmens. »Qualität in der Endoprothetik braucht klassisches Management« Prof. Dr. Klaus-Peter Günther über den Einfluss der Patientenpersönlichkeit auf die Ergebnisqualität und Konsequenzen für die Praxis. LINK International 17 »Der MP® Rekonstruktionsschaft liefert hervorragende Ergebnisse« Dr. Rafael Sierra (Mayo Clinic Minnesota) über aktuelle Trends und seine Indikationen bei Hüftrevisionen. Praxis und Methoden 7 20 Sonderanfertigung statt Exoprothese: »Mir geht es super!« Martin Schmidt über seine Erfahrungen mit seiner LINK Sonderanfertigung. »Knochenbanken haben leider keine große Lobby!« Dr. Christian Friesecke, Leitender Oberarzt der Endo-Klinik, über die Anfänge und die Zukunft der hauseigenen Knochenbank. 10 Impressum | 11 LINK Kongress-News 24 LINK Cup 2010 | 25 LINK Sommerfest 2010 26 Der persönliche Fragebogen Liebe Leserinnen und Leser, was wird heutzutage nicht alles »nachhaltig« genannt, von der Diät bis zur Antrittsrede eines Politikers. Im 1807 herausgegebenen Wörterbuch der deutschen Sprache steht beim Wort »Nachhalt«, es sei das, »woran man sich hält, wenn alles andere nicht mehr hält«. Bei LINK wird Nachhaltigkeit nicht erst mit dem neuen Leitbild gelebt, das in diesem September vorgestellt wurde. Sie als Kunde spüren das, wenn Sie ein LINK-Produkt implantieren, dessen Funktionalität fast 50 Jahre Erfahrung in der Endoprothetik widerspiegelt. Was Nachhaltigkeit für unsere Kunden bedeutet, beschreibt Prof. Dr. Volker Ewerbeck in dieser Ausgabe anschaulich. Das deutsche Forstwesen nennt »Nachhaltigkeit« seit jeher als Verpflichtung, Reserven für kommende Generationen nachzuhalten. In Bezug auf hochwertige Endoprothesen, können Sie sicher sein, dass wir auch zukünftig nur höchste Qualität verlässlich liefern. Viel Freude mit der aktuellen directLINK wünscht Ihnen Ihr Helmut D. Link 3 Titelthema »Wir wollen die Stars, nicht die Sternchen!« Spielt die Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik (AE) auch eine politische Rolle? Ein Gespräch mit Prof. Dr. med. Volker Ewerbeck, Direktor der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie der Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, über das Selbstverständnis der AE und die Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Endoprothetik. Der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik (AE) wird mitunter unterstellt, sie würde auch eine wichtige berufspolitische Rolle einnehmen. Wie ist Ihre Einschätzung dazu? Nein, die AE nimmt keine berufspolitische Rolle ein und wird das auch in Zukunft nicht tun. Die AE sieht sich nur als qualitätsschaffendes Instrument, das Kenntnisse und Kompetenz vermitteln oder weiterentwickeln will, und zwar zum Wohle der Patienten. Dass dieses Engagement, wenn es gut funktioniert, auch dem Fach Endoprothetik und den Herstellern dient, ist eine selbstverständliche Koppelung. Kommt die politische Dimension nicht automatisch dazu? Es geht ja bei allem, was man tut, um Einfluss, und wenn man es stark verdichtet, um Macht oder um Geld. Das zu bekommen, ist aber nicht das Ziel der AE, es geht nur um die Qualität. Wenn man allerdings permanent gute Qualität liefert, muss man auch dafür sorgen, dass dies registriert wird. Damit kommt man dann zur Frage der Durchsetzbarkeit und bewegt sich automatisch in amerikanischen, europäischen, deutschen oder baden-württembergischen Einflusssphären. Aber politischer Einfluss ist definitiv nicht in erster Linie beabsichtigt. 4 Hätten die deutschen Endoprothetiker wegen ihrer Entwicklungsstärke nicht allen Grund, mehr Selbstbewusstsein zu zeigen und eine Qualitätsführerschaft zu übernehmen? Es besteht die Frage, wie man Qualitätsführerschaft messen möchte. In Deutschland und in Europa sind wirklich entscheidende Entwicklungen für die gesamte Endoprothetik gemacht worden. Und es wurden Ergebnisse vorgelegt, die nirgendwo auf der Welt erzielt worden sind. Wenn man also nach dem Grund für ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein der deutschen oder europäischen Entwicklercommunity suchen wollte, dann würde man ihn an dieser Stelle zweifelsohne finden. Die Europäer haben einfach perfekte Ergebnisse abgeliefert. Marketingexperten würden sagen: Sie machen hervorragende Endoprothetik, und Sie haben mit der AE ein hervorragendes Instrument. Sie sollten beides nutzen, um mehr Macht, Einfluss und Geld zu bekommen. Wirklich nicht verlockend? Nein, die AE bleibt da zurückhaltend und setzt sich weiterhin nur für mehr Qualität in der Endoprothetik in Deutschland und im deutschsprachigen Raum ein. Wir haben als Fernziel diskutiert, auch im fremdsprachigen Ausland Kurse anzubieten. Und versuchsweise haben wir das auch gemacht. Aber das ist noch Zukunfts Prof. Dr. med. Volker Ewerbeck ist Direktor der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie der Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg und darüber hinaus Präsident der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik (AE) und 2. Vorsitzender des Verbandes Leitender Orthopäden und Unfallchirurgen (VLOU) 5 Titelthema musik, denn man braucht ja auch die Leute, die diese Kurse machen. Viele der infrage kommenden Kollegen sind allerdings jetzt schon an der absoluten Grenze ihrer zeitlichen Möglichkeiten. Während in Deutschland und Europa auf Qualität großen Wert gelegt wird, scheint in den USA mitunter der schnelle Marketingerfolg vor der Qualität zu kommen. Wie bewerten Sie die Situation? Sicher gibt es auf beiden Seiten des Atlantiks gelegentlich Verhaltensweisen, die diskussions bedürftig sind. Ich fühle mich aber überfordert, anhand von Einzelfällen Trendbewertungen zu versuchen. Wir sind froh, dass nach der Compliance-Panikwelle die Kommunikation zwischen Herstellern und Anwendern wieder in Gang gekommen zu sein scheint. Die war ja fast komplett unterbrochen, was zum Teil völlig verunsicherte Mitarbeiter und stillstehende wissenschaftliche Projekte zur Folge hatte. »Je neutraler die AE ist, desto glaubwürdiger ist sie.« Wo sehen Sie generell die Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Herstellern, besonders beim Stichwort Nachhaltigkeit? Man muss schauen, was genau mit Nachhaltigkeit gemeint ist. An unserer Klinik hier lege ich sehr großen Wert darauf, dass wir Implantate verwenden, die bewährt sind. Nachhaltigkeit definiert sich bei uns also durch Bewährung. Wir brauchen bei den Implantaten, was die Ergebnisse betrifft, deshalb die Stars und nicht die Sternchen. Und diese hoch bewährten, seit 25 Jahren auf dem Markt befindlichen Implantate, die gibt es auf dem amerikanischen Markt natürlich auch. Man muss sie nur anfordern. Dass da auch andere Sachen laufen, ist unbestritten. Legen Sie auch bei der Betreuung durch Hersteller Wert auf Nachhaltigkeit? Ja, es ist sehr hilfreich, wenn das Leute sind, die unseren Betrieb kennen und die quasi schon dazugehören. Die gesamte OP-Mannschaft freut sich, wenn diese Person kommt und man die Dinge schnell und auf kurzem Wege erledigt bekommt, weil man sich ja lange kennt und weiß, was man 6 aneinander hat. Wir jedenfalls arbeiten sehr gut und sehr gerne mit unseren Partnern zusammen. Es wird dagegen sehr schwer, wenn das Personal ständig ausgetauscht wird, also immer wieder neue Leute kommen. Die mögen ja nett sein, aber man muss mit den Erläuterungen immer wieder von vorne anfangen. Bis zu einem gewissen Grad ist eine solche Fluktuation normal, auch auf unserer Seite. Aber Beständigkeit ist ganz klar von hohem Wert. Gerade wenn es darum geht, längerfristige Prozesse im Auge zu behalten. Noch einmal zurück zur AE: Welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht? Eine sicher nachteilige Entwicklung war das Mono-Sponsoring durch einen einzigen Implantathersteller. Das hat die Sache viele Jahre sehr einfach gemacht, war dann aber verbunden mit dem Vorwurf, man würde die AE zu einem Marketinginstrument werden lassen. So wurde es wahrgenommen, auch wenn es nicht gestimmt hat. Dieser Vorwurf hat sich aber aufgelöst und uns Neutralität und Produktunabhängigkeit zurückgebracht. Und das ist ja ein hohes Gut, auch für Hersteller. Denn je neutraler die AE ist, desto glaubwürdiger ist sie. Und wenn sich eine neutrale Einrichtung wie die AE mit ihren über 400 Experten positiv über ein Implantat äußert und es sogar empfiehlt, dann hat das eine hohe Relevanz. Wenn man jedoch bloß vermutet, eine Aussage werde gesponsert, dann ist sie nichts wert. Was wird die Zukunft für die AE bringen? Die AE konzentriert sich künftig auf ihr Kern geschäft. Wir gehen sehr gezielt zurück auf die große Gelenkersatzchirurgie – Knie, Hüfte und Schulter – und auf das Teaching. Und das strukturiert nach vernünftigen Konzepten. Die Idee dazu ist eine AE-Akademie, die auch Zertifikate wie ein Qualitätssiegel verleihen kann. Dazu kommen auf hohem Niveau standardisierte Kurse mit modernsten Lehrkonzepten und natürlich die zertifizierten Endoprothetik-Zentren, wozu ja demnächst ein Pilotprojekt startet. Das wäre dann in der Tat eine Art Markenzeichen. Aber das ist alles noch ein großes Stück Arbeit. Herr Prof. Ewerbeck, wir danken Ihnen für das Gespräch. Praxis und Methoden Sonderanfertigung statt Exoprothese: »Mir geht es super!« Martin Schmidt kann dank seiner Sonderanfertigung sogar wieder Rad fahren »Die Prothese sitzt genau so, wie sie sollte«, sagt Martin Schmidt. Der 30-jährige Bauingenieur war 20 Monate nach der Implantation seiner Sonderanfertigung von LINK zum Werk nach Norderstedt gereist, »um zu zeigen, dass sich der Aufwand mit der Sonderan fertigung wirklich gelohnt hat«. Im Januar 2009 wurde Martin Schmidt in der Endo-Klinik Hamburg eine von LINK individuell angefertigte Unterschenkelprothese mit Sprunggelenkersatz eingesetzt. »Nach rund einem halben Dutzend Prothesen in den Jahren zuvor wollte ich eigentlich keine weitere Operation mehr«, schildert Schmidt seine damalige Situation. »Doch mein Arzt, Dr. Wolfgang Klauser, überzeugte mich, dass eine endoprothetische Sonderanfertigung einen letzten Versuch wert sei.« Die Leidensgeschichte von Martin Schmidt beginnt im Alter von 16 Jahren. Wegen eines Osteosarkoms muss ihm der linke Unterschenkel teilentfernt und endoprothetisch ersetzt werden. In den darauffolgenden zwölf Jahren leidet er immer wieder unter Infektionen und Materialfehlern, so dass die Prothese sechsmal nacheinander ausgetauscht wird. »Meine Lebensqualität war zeitweise sehr gering«, beschreibt Martin Schmidt nüchtern diese schwere Zeit. »Meinen Lebensmut habe ich aber nie verloren.« Neben der eingeschränkten Mobilität erweisen sich vor allem die starken Schmerzen als großes Problem. »Ich wollte unbedingt vorankommen, deshalb hatte ich mich schon für eine Exoprothese entschieden«, erklärt Schmidt. Erst der Vorschlag seines Operateurs, zusammen mit LINK eine individuelle Lösung zu entwickeln, stimmt ihn um. »Mich überzeugte die Chance, mit einer Sonder anfertigung weniger Probleme wie Lockerungen und Brüche zu haben«, so Schmidt. Es war ein letzter Versuch, das Bein zu erhalten – der sich aber als ein voller Erfolg erwies. Nach 14 Jahren: endlich wieder Fahrrad fahren! »Dies ist die erste Prothese, bei der ich mehr als 90 Grad Beugung hinbekomme«, berichtet Martin Schmidt bei seinem Besuch. »Sie hat mir ein Stück Lebensqualität zurückgegeben!« Nach fast 14 Jahren kann er nicht nur wieder längere Strecken laufen, sondern auch Rad fahren. »Ich habe mir ein ganz normales Trekkingrad gekauft und bin wirklich sehr viel damit unterwegs. Das gibt mir ein neues, sehr ausgeglichenes Allgemeingefühl.« Geblieben sind die Schmerzen, vor allem im Sprunggelenk. »Die Ursache ist eine Verkürzung der Achillessehne«, weiß Martin Schmidt, der über seinen Fall so gut informiert ist, dass er Ärzten auf Augenhöhe begegnen kann. »Die Sehne müsste verlängert werden. Aber den Eingriff werde ich wohl erst im nächsten Jahr machen lassen. Mir geht es momentan ja super!« Nach jahrelangen Problemen mit anderen Implantaten half zum Schluss eine individuelle Unterschenkelprothese von LINK 7 LINK Intern Helmut D. Link: »Unsere neuen Leitlinien basieren auf den alten – nur dass wir sie auf die heutige Zeit zugeschnitten haben« »Tue recht und scheue niemand!« Ein Interview mit Helmut D. Link, in zweiter Generation Inhaber der Waldemar Link GmbH & Co. KG, über alte Werte und das neue Leitbild seines Unternehmens. Herr Link, im September ist das neue Leitbild von LINK offiziell in Kraft getreten. Was beinhaltet es? Im Kern das, was mein Vater, der 1948 den Grundstein für das Unternehmen gelegt hat, 1973 beim Einzug in unser Verwaltungsgebäude in das Gästebuch geschrieben hat: »Tue recht und scheue niemand!« Danach hat er gelebt und gearbeitet. Und auch ich versuche natürlich, diesem Leitmotiv gerecht zu werden. Unsere neuen Leitlinien basieren also eigentlich auf den alten – nur dass wir sie auf die heutige Zeit zugeschnitten haben. War das alte Leitmotiv Ihres Vaters denn renovierungsbedürftig? Ganz und gar nicht, es ist ja irgendwie zeitlos. Aber das Unternehmen ist seitdem deutlich gewachsen. Womit auch unsere soziale Verantwortung gegenüber Patienten, Kunden und Mitarbeitern nochmals gestiegen ist. Um die damit verbundenen Herausforderungen der Zukunft optimal bewältigen zu können, haben wir mit dem neuen Leitbild unter anderem präzisiert, was uns besonders wichtig ist: gemeinsam Lebensqualität für Menschen 8 schaffen und dabei stets partnerschaftlich und verantwortungsvoll handeln. Wie passt man denn alte Werte an die heutigen Zeit an? Wir haben uns Zeit genommen, das Unternehmen LINK von allen Seiten genau angeschaut, Ideen entwickelt und alles diskutiert. Am Ende ist dann ein Leitbild herausgekommen, zu dem alle Mitarbeiter von LINK stehen können. »Es mag altmodisch klingen, aber das ist für uns Berufung und Verpflichtung zugleich.« Hat sich der Aufwand auch sonst gelohnt? Ja, denn in einem solchen Prozess wird man sich aufs Neue der Werte bewusst, die uns in der Vergangenheit geholfen haben, stärker als der Wettbewerb zu wachsen und trotzdem partnerschaftlich und verantwortungsvoll zu handeln. Außerdem war eine breite Akzeptanz der Leitlinien bei den Mitarbeitern ein entscheidender Faktor. Denn ein paar gut gemeinte Worte LINK Gespräch von oben, die irgendwo an einer Wand hängen oder in einer Broschüre stehen, motivieren kaum jemanden zu werteorientiertem Handeln. So manch engagierter Wettbewerber in der Endoprothetik schreibt sich eher Renditeerwartungen als ethische Werte ins Stammbuch. Ist LINK frei von solchen Sachzwängen? Wir stellen Produkte her, die Menschen Schmerzen nehmen, die sie nach Erkrankung wieder mobil machen und die damit ihre Lebensqualität verbessern. Es mag altmodisch klingen, aber das ist für uns Berufung und Verpflichtung zugleich. Wir wollen stets sehr gute, wenn nicht sogar die besten Produkte herstellen und dem Arzt und seinen Patienten immer noch mehr Qualität und Sicherheit bieten. Unsere ethische Einstellung unseren Kunden gegenüber und unser Service verlangen von uns eine ehrliche Darlegung sowohl der Produktvorteile als auch der möglichen Versagensgefahren. Aus alledem ergibt sich zwangsläufig, dass unsere Mitarbeiter sehr viel können und leisten müssen. In einem Klima, in dem vor allem der Rotstift den Ton angibt, wäre das alles sicher nicht möglich. Bedeutet das im Endeffekt nicht »Werte statt Wachstum«? Nein, denn wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und müssen und wollen natürlich Profit erwirtschaften. Doch dabei setzen wir bewusst auf Nachhaltigkeit und nicht auf Marketingmaß nahmen mit schnellen Umsatzeffekten. Es gibt deshalb absolut keinen Kompromiss in der Produktqualität. Wir verwenden in der Produktion neueste Technologien und versuchen, die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Biotechnologie, Tribologie, Metallurgie und Polymertechnik in unsere Fertigung und Produktentwicklung einfließen zu lassen. Bei alledem machen wir täglich die Erfahrung, dass werteorientiertes Handeln durchaus profitabel sein kann. Bei uns heißt es also eher »Wachstum durch Werte«. »Es gibt absolut keinen Kompromiss in der Produktqualität.« Wie erleben die Kunden von LINK die Nachhaltigkeit? Unsere Kunden spüren die Nachhaltigkeit unter anderem, indem sie teilweise über Jahrzehnte die gleichen Ansprechpartner für Produkte, Fragen und Probleme haben. Sie wissen auch, dass LINK eine eigene, auf fast 50 Jahre endoprothetischer Erfahrung aufbauende Produktphilosophie hat, die sich in den Konstruktionen der Endoprothesen widerspiegelt. Das hilft ihnen im Endeffekt, schneller und auch sicherer zu optimalen operativen Ergebnissen zu kommen. Nicht jeder weltweite Wettbewerber kann das so von sich behaupten. Ich will keine Namen nennen, aber es fällt natürlich zunehmend auf, dass viele Hersteller in Europa anders arbeiten als so mancher Hersteller in Nordamerika. 9 LINK Gespräch Zum Beispiel? Viele wichtige endoprothetische Entwicklungen der Vergangenheit wurden in Europa und gerade auch in Deutschland gemacht. So zum Beispiel anatomische Adaptionen von Hüftschäften, Rotations-Knieprothesen, der Totalfemurersatz, Antibiotika im Knochenzement und weitere. Anschließend sind sie dann allerdings teilweise in anderen Ländern von anderen Herstellern zu einem wirtschaftlichen Erfolg vermarktet worden. Zudem gibt es Hersteller, bei denen öfter mal der schnelle Marketingerfolg das Produkt und obendrein das Handeln bestimmt hat – nicht immer mit guten Ergebnissen für die Patienten. Die europäischen und besonders die deutschen Hersteller haben hier allen Grund, künftig mehr Selbstvertrauen zu zeigen – und soweit ich informiert bin, werden sie das auch tun. Stichwort Entwicklung: LINK legt sehr viel Wert auf Sonderanfertigungen. Aber ist das eigentlich in der heutigen Zeit profitabel? Die Frage stellen wir uns nicht wirklich. Wir stehen als Problemlöser an der Seite der Ärzte und damit der Patienten; und ohne Sonder anfertigung lassen sich manche endoprothetischen Probleme nun mal nicht lösen. In der Tat ist es so: In finanzieller Hinsicht rechnet sich eine Sonderanfertigung manchmal nicht. Im Sinne unserer Wertvorstellungen rechnet sie sich allerdings immer. Wenn man erfährt, dass mit Hilfe einer unserer Entwicklungen ein Kind trotz Tumor sein Bein behält und wieder laufen kann – und so etwas kommt ja regelmäßig bei uns vor – dann ist das im besten Sinne unseres Leitbildes. »Wir stehen als Problemlöser an der Seite der Ärzte und damit der Patienten.« Wie geht es in Zukunft weiter? Nachdem das Leitbild nun in schriftlicher Form vorliegt, wird es unser aller Aufgabe sein, es täglich zu leben. Aber da habe ich gar keine Bedenken, denn eigentlich sind wir ja schon längst dabei. Bei LINK ist jedem Mitarbeiter bewusst, dass wir ohne das hohe Engagement des Einzelnen und ohne die ständige kreative Zusammenarbeit mit unseren Kunden keinen Erfolg hätten. Daran halten wir genauso fest wie an den wirtschaftlichen Zielen für die Zukunft. Herr Link, wir danken Ihnen für das Gespräch. Impressum Herausgeber: Waldemar Link GmbH & Co. KG · Helmut D. Link Redaktion (verantwortlich): Heike Urbschat · Tel.: +49 (0)40 5 39 95-0 · E-Mail: [email protected] Redaktion/Gestaltung/Produktion: medienärzte – Agentur für Gesundheitskommunikation · Hamburg · www.medienaerzte.de Fotos: Stefan Albrecht (Titel, Seite 1, 5, 8, 9, 28) · ENDO-Klinik Hamburg (Seite 21) · Beata Lange (Seite 25) · LINK (Seite 2, 3, 7, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 24, 27) · Mayo Clinic (Seite 18) · Dr. med. Michael Prang (Seite 20, 22) · Dr. med. Stefan Preiss (Seite 26) · Martin Schmidt (Seite 7) · Dr. Rafael Sierra (Seite 17) Druck: D3 Druckhaus GmbH · Hainburg Waldemar Link GmbH & Co. KG · Barkhausenweg 10 · D-22339 Hamburg, Germany Tel.: +49 (0)40 5 39 95-0 · Fax: +49 (0)40 5 38 69 29 · [email protected] · www.linkhh.de 10 010 2 U f all Un nd ie u 2010 d ä r e op r t h k to b ü r O 2 9. O ss f g r e 26 . – n o , r K r lin che B e u t s CC De sse /I Me chi r ur gie LINK Kongress-News O DK Instrumentarium für LINK Megasystem-C optimiert ® ® Für das Tumor- und Revisionssystem Megasystem-C® hat LINK das Instrumentarium optimiert. »Mit den neu hinzugekommenen Instrumenten können jetzt alle Situationen von der Knochenpräparation bis zum Einbringen der Implantate bei Primäreingriffen und großen Revisionen noch sicherer durchgeführt werden«, erläutert Michael Schmitz, Senior Product Manager bei LINK. Neu im Programm sind außerdem ein vollständiges Probeinstrumentarium sowie ein spezielles Montageinstrumentarium. Die Probekomponenten sind aus Gründen der Gewichtsersparnis aus Leichtmetall und werden mit einer biokompatiblen Spezialbeschichtung versehen. »Das Montageinstrumentarium erfüllt durch seine konstruktiven Eigenschaften die geforderten Voraussetzungen für das Erreichen einer festen, sicheren und damit dauerhaften Konusverbindung«, so Michael Schmitz. »Insgesamt genügt das Megasystem-C® Instrumentarium damit höchsten Ansprüchen.« Das gesamte Instrumentarium ist auch im Rahmen des Toolbox-Service erhältlich. Das jeweils benötigte Set kann individuell nach Indikationen zusammengestellt werden. Abb. links, oben: Container Femur I Abb. links, unten: Container Tibia Abb. rechts: Container Probeprothesen Tibia 11 010 2 U f all Un nd ie u 2010 d ä r e op r t h k to b ü r O 2 9. O ss f g r e 26 . – n o , r K r lin che B e u t s CC De sse /I Me chi r ur gie O DK Neu bei LINK: X-LINKed ® X-LINKed® heißt das neue, hochvernetzte UHMWPE (ultra-high molecular weight polyethylene) von LINK. Es entspricht aktuellen Erkenntnissen in der Endoprothetik und den Polymerwissenschaften und verbindet notwendige Haltbarkeit mit optimierten Eigenschaften bei Abrieb, Materialfestigkeit und Oxidation. Mit X-LINKed® hat LINK sein Standardmaterial, das bereits sehr gute Abriebswerte aufweist, um etwa das Zehnfache verbessert. Im Vergleich zu den bewährten Standard UHMWPE-Materialien auf dem Markt konnten die Abriebwerte der bei X-LINKed® verwendeten hochvernetzten UHMWPE um bis zu 90 Prozent reduziert werden (Abb. 1). Zudem wurde, für eine optimierte Materialfestigkeit, die Tendenz zum Verspröden des Materials minimiert. Nahezu keine Oxidation mehr Von einem unabhängigen Labor durchgeführte Alterungstests konnten nachweisen, dass nahezu keine Oxidation des Materials mehr stattfindet. Sprödigkeit und Materialbrüche, oft die Ursachen für das Versagen der UHMWPE-Komponente, wurden damit weiter verringert. Quellen: Kurtz et al., Second Edition, 2009, Elsevier Inc.: UHMWPE Biomaterials Handbook; Ergebnisse der Prüfungen X-LINKed® Material 2009/2010 von Endolab Mechanical Engineering GmbH, Seb.-Tiefenthaler-Str. 13, D-83101 Thansau/Rosenheim. X-LINKed® Polyethylen ist für folgende Hüftpfannensysteme verfügbar: zementfreie Verankerung: • T.O.P.® Polyethyleneinsätze, Standard und luxationshemmend • BetaCup® Polyethyleneinsätze zementierbare Verankerung: • IP Kunstsoff-Flachpfannen • FAL Kunststoff-Flachpfannen, luxationshemmend • Kunststoffpfannen Modell Lubinus® exzentrisch, ohne Schnappeffekt Produktion von X-LINKed® hochvernetztem X-LINKed® UHMWPE Als Ausgangsmaterial wird GUR 1020 verwendet. Dies wird mit Hilfe eines Presssinterverfahrens zu Platten verarbeitet, aus denen Stangen gedreht werden. Die GUR-1020-UHMWPE-Stangen werden mit 75kGy bestrahlt und anschließend rundum 5 mm abgedreht, damit die oxidierte Außenhaut abgetragen wird. In einem besonderen Verfahren werden die hochvernetzten UHMWP-Stangen veredelt. Gammastrahlung 12 Zur Weiterverarbeitung und Lagerung des Materials werden alle Stangen in schwarzer, luftdichter Folie verpackt und damit vor Oxidation geschützt. LINK Kongress-News Abb. 1: Abriebwerte vom X-LINKed® UHMWPE hochvernetzt und LINK Standard-UHMWPE sowie Werte von vergleichbaren im Markt erhältlichen Produkten (Quelle: Kurtz et al. und Ergebnisbericht Endolab 2009/2010) Abb. 2: Darstellung der Oxidation von X-LINKed®, durchgeführt von einem unabhängigen Prüflabor Alle Prozesse in der Produktion wurden an die besonderen Bedürfnisse von X-LINKed® angepasst. Unter anderem erfolgt der interne Transport in licht geschützten Behältern. Zur Sterilisation durchlaufen die Produkte eine ETO-Begasung. Diese Methode ist materialschonend und stellt sicher, dass das hochvernetzte X-LINKed® UHMWPE ohne physikalische Veränderung sterilisiert wird. Abschließend werden die Produkte zusätzlich lichtgeschützt und luftdicht verpackt. Dazu hat LINK die Verpackung durch eine Aluminium-Verbundfolie ergänzt. 13 14 010 2 U f all Un nd ie u 2010 d ä r e op r t h k to b ü r O 2 9. O ss f g r e 26 . – n o , r K r lin che B e u t s CC De sse /I Me O DK chi r ur gie LINK Kongress-News Standardprodukte Hüfte werden gut angenommen LINK hat die angekündigte Komplettierung des Hüftportfolios abgeschlossen. Die neu in das Portfolio aufgenommenen Standardprodukte erfüllen die gewohnt hohen Ansprüche an LINK-Produkte. »Die neuen Standardprodukte werden sehr gut angenommen«, sagt Thomas Schultz, Senior Product Manager Hüfte bei LINK. »In unseren Gesprächen mit Operateuren erfahren wir, dass man es als Bereicherung für den Hüftendoprothesenmarkt empfindet, wenn Standardprodukte jetzt auch in gewohnter LINK-Qualität und mit dem entsprechenden Service erhältlich sind.« Neu im Portfolio sind die Hüftprothesenschäfte Standard D, Standard C und Standard P für die zementfreie, sowie der Hüftprothesenschaft Standard M, für die zementierbare femorale Versorgung. Die neue LINK-Pfannenfamilie CombiCup® (Press-fit-, Schraub- und Revisionsvarianten) ergänzt das Portfolio. Alle LINK-Standardprodukte sind klinisch erprobt, beruhen auf bewährten Konzepten und sind zum Teil für minimalinvasive Tech niken geeignet. Haben Sie noch Fragen zum Hüftportfolio? Gern beantwortet Ihnen diese Herr Thomas Schultz (Senoir Product Manager Hüfte) unter: [email protected]. 15 010 2 U f all Un nd ie u 2010 d ä r e op r t h k to b ü r O 2 9. O ss f g r e 26 . – n o , r K r lin che B e u t s CC De sse /I Me O DK chi r ur gie Intraoperativ maximal flexibel: Gemini ® SL ® Der Gemini® SL® Oberflächenersatz mit seinen Implantaten und systemspezifischen Instrumenten ist Bestandteil des LINK® SL® Kniefamilienkonzeptes. SL® steht dabei für »Systemintegrierte Lösung« und signalisiert: ein Implantatsystem für Primär- und Revisionseinsätze. Das Gemini® SL® System ist modular aufgebaut und erfüllt schon damit eine wichtige Anforderung an moderne Knieendoprothetik. Durch den modularen Systemaufbau ist eine schnelle, einfache und präzise Versorgung möglich. Bezüglich der Wahl der Komponenten besteht für den Operateur eine hohe intraoperative Flexibilität. Das Gemini® SL® System erlaubt die Versorgung bei unterschiedlichen Indikationen – ohne Kompromisse für den Patienten. Zur Verfügung stehen dem Operateur eine einheitliche Femurkomponente für Fixed Bearing und Mobile Bearing sowie eine weitere Femurkomponente für Fixed Bearing PS (Posterior Stabilized): – Eingriff mit Erhalt des hinteren Kreuzbandes: Gemini® SL® Fixed Bearing – Eingriff ohne Erhalt des hinteren Kreuzbandes: Gemini® SL® Fixed Bearing PS (Posterior Stabilized) – Eingriff mit oder ohne Erhalt des hinteren Kreuzbandes: Gemini® SL® Mobile Bearing (stabilisiert das Knie auch bei Verlust des hinteren Kreuzbandes) Zusätzliche tibiale Schaftverlängerungen erhöhen die Stabilität insbesondere bei desblaten Knochenstrukturen. Die posterior stabilized Ausführungsform (PS) gewährleistet durch einen mechanischen Anschlag einen stabilen Kopplungsmechanismus. Dadurch wird eine ventrale femorale Subluxation in Flexion bei Fehlen des hinteren Kreuzbandes verhindert. Das spezielle Design der Kastengeometrie ermöglicht eine knochensparende und innerhalb dieser Varianten weitgehend identische Präparation. Zur Implantation steht das moderne MIT-K Instrumentarium für eine minderinvasive OP-Technik und das LINK BLU-IGS System zur Navigation zur Verfügung. Gemini® SL® Fixed Bearing 16 Gemini® SL® Fixed Bearing PS Gemini® SL® Mobile Bearing LINK International Dr. Rafael Sierra ist Associate Professor of Orthopedics am Department of Orthopedic Surgery der Mayo Clinic im US-Bundesstaat Minnesota »Der MP® Rekonstruktionsschaft liefert hervorragende Ergebnisse« Ein Gespräch mit Dr. Rafael Sierra, Associate Professor of Orthopedics am Department of Orthopedic Surgery der Mayo Clinic im US-Bundesstaat Minnesota, über aktuelle Trends und seine Indikationen bei Hüftrevisionen. Welche Trends bei Hüftrevisionen sehen Sie heute und in Zukunft? Wegen der wachsenden Anzahl von Hüft endoprothetik-Patienten und ihrer steigenden Lebenserwartung wird die Zahl der Hüftrevisionen in den USA und weltweit weiter kontinuierlich zunehmen. Hier an der Mayo Clinic führen wir heute rund 400 Hüftrevisionen im Jahr durch. Wobei die Zahl der Revisionen an unserer Klinik in den vergangenen 30 Jahren stetig gestiegen ist und wir deshalb erwarten, auch künftig viele Hüftrevisionen durchzuführen. Warum wird die Indikation für eine zementfreie distale Fixierung bei Ihnen an der Mayo Clinic öfter gestellt? Wir haben 1970 damit begonnen, Hüftrevisionen durchzuführen. Seitdem haben dramatische Änderungen stattgefunden. Anfangs waren es vor allem zementierte Revisionen, die aber langfristig zu keinen guten Ergebnissen führten. In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren wechselten wir deshalb zu zementfreien Revisionen, die auch derzeit unsere erste Wahl für die Revision von totalen Hüftendoprothesen sind. In einigen Fällen kann aber auch eine zementierte femorale Revision mit oder ohne Knochenallograft indiziert sein. Wie zum Beispiel in Fällen, in denen das »Impaction Grafting«1 zur Anwendung kommt. In welchen Fällen und bei welchen Patienten implantieren Sie den LINK® MP® Rekonstruktionsschaft? Der LINK® MP® Rekonstruktionsschaft ist derzeit die erste Wahl für an unserer Mayo Clinic durchgeführte Hüftrevisionen. Die Prothese wurde auch schon bei Patienten mit minimalem Knochenverlust eingesetzt, ist aber vor allem unser favorisierter Schaft bei Patienten mit diaphysärer Beteiligung bei Paprosky-Typ-3Aund -3B-Oberschenkeln. Der Schaft wird nicht verwendet bei Patienten mit femoralem Paprosky-Typ-4-Knochenverlust. In welchem Fall ist ein LINK® MP® Rekonstruk tionsschaft nicht indiziert? Wir haben festgestellt, dass der MP® Rekon struktionsschaft so wie jeder andere passende diaphysäre konisch-rillengeschliffene Schaft bei Patienten mit schwerem Substanzverlust und weniger als 5 cm isthmalem Knochenkontakt keine gute Option ist. Patienten mit pathologisch großen Femuröffnungen, also mit einem Kanaldurchmesser von mehr als 27 mm, sind 17 Foto: Mayo Clinic 18 LINK International ebenso wenig gute Kandidaten für diese Art von Schäften. Ich habe das Gefühl, dass in diesen Fällen eine Tumorprothese oder ein Knochenallograft eine bessere Option sein könnte. Diese Fälle sind aber selten. Was ist der spezielle Vorteil dieser Prothese und was macht sie so besonders? Das Implantat hat in zweierlei Hinsicht Vorteile: Es ist zunächst sehr einfach zu implantieren. Wegen seiner modularen Optionen kann man den distalen Schaftanteil in die Diaphyse einführen, ohne sich um die Anteversion oder um die Rotation des proximalen Femurs Sorgen machen zu müssen. Er lässt sich sehr leicht durch eine trochantäre Osteotomie implantieren, was deshalb auch unser Vorgehen der ersten Wahl ist. Was ist der zweite Vorteil dieser Prothese? Ein weiterer großer Vorteil eines Titanschaftes ist, dass seine Elastizität näher am Biegefaktor des Knochens liegt. Wir haben nach dem Einsatz eines solchen Schaftes dramatische proximale Knochenrekonstitutionen gesehen – ein Umstand, der sich erheblich von der Verwendung der großen, starren Kobalt-Chrom-Schäfte unterscheidet. Obwohl über den Einsatz bei großen Durchmessern nur spärliche Daten vorhanden sind, könnte die Inzidenz von Oberschenkelschmerzen beim Einsatz von geriffelten Titanschäften möglicherweise geringer sein als bei starren Kobalt-Chrom-Schäften. In wie vielen Fällen ungefähr haben Sie oder Ihre Kollegen in der Mayo Clinic LINK® MP® Rekon struktionssysteme implantiert? An unserer Mayo Clinic haben wir in den letzten zwölf Jahren etwa 460 Fälle mit dem LINK® MP® Rekonstruktionsschaft operiert. Wie sehen die bisherigen Ergebnisse aus? Die Ergebnisse waren hervorragend! Unsere Daten wurden beim AAOS-Kongress von meinen Kollegen Dr. Dan Berry, Dr. Tad Mabry und Jamie Howard vorgestellt. Sie haben insgesamt 100 Fälle von Revisionen mit dem MP® Rekonstruktionsschaft bei Patienten mit großen Knochendefekten präsentiert. Die Knochenanwachsrate war zuverlässig hoch, und es traten nur sehr wenige Fälle von geringfügigem Einsinken auf. Wie bei jeder größeren Revision war die Hauptkomplikation eine Luxation. Wie verbessert der LINK® MP® Rekonstruktionsschaft die Lebensqualität der Patienten? Wenn eine ausreichende Fixierung erreicht wird, dann stehen Verbesserungen in der Lebensqualität sicher in direktem Zusammenhang mit Verbesserungen bei den Hüftgelenksfunktionen. Welche Komplikationen sind in welchem Umfang aufgetreten? Wie bei jeder größeren chirurgischen Revision gibt es auch bei Hüftrevisionen potentielle Komplikationen. Die Komplikationen, die wir gesehen haben, standen hauptsächlich mit der Art der Revision und nicht mit dem Prothesenschaft in Zusammenhang. Die häufigsten Komplikationen traten ja intraoperativ auf und waren durch eine schlechte Knochenqualität bedingt. Sie waren assoziiert mit periprothetischen Frakturen, die eine Fixierung zum Zeitpunkt der Operation notwendig machten – das alles hat aber auch etwas mit chirurgischen Techniken zu tun. Darüber hinaus sind postoperative Komplikationen wie Infektionen und Dislokationen bei Patienten mit großen Hüftrevisionen leider recht häufig. Wir haben nur einen Spitzenschaftbruch gesehen und hatten keine Frakturen der modularen Verbindung. Wenn Sie diese Komplikationen mit denen alternativer Prothesen vergleichen: Zu welchem Ergebnis kommen Sie? Es gibt eine ausreichende Datenlage in der Literatur, die darauf hinweist, dass Komplikationen, die bei diesen Operationen aufgetreten sind, sehr vergleichbar sind mit denen anderer Revisionsformen wie des femoralen Impaction Grafting, der Allotransplantate und der Verwendung von zylindrischen, starren Kobalt-ChromSchäften. Herr Dr. Sierra, wir danken Ihnen für das Gespräch. 1 Beim Impaction Grafting wird ein Granulat aus Fremdknochen in den körpereigenen Knochen »eingestampft«. Der noch lebende eigene Knochen kann in den fremden toten Knochen hineinwachsen. 19 Dr. Christian Friesecke neben einer Büste von Prof. Dr. Hans-Wilhelm Buchholz. Der 2002 verstorbene Chirurg hatte 1975 die Endo-Klinik gegründet »Knochenbanken haben leider keine große Lobby!« Die Endo-Klinik Hamburg betreibt seit 1983 eine eigene Knochenbank. Ein Gespräch mit Dr. Christian Friesecke, Leitender Oberarzt an der Endo-Klinik, über die Anfänge und die Zukunft. Die Endo-Klinik betreibt seit 1983 eine Knochenbank. Wie kam es dazu? Wir hatten schon damals wegen der zunehmenden Revisionszahlen einen hohen Bedarf an Knochentransplantaten. Die Beckenkamm entnahme war für uns nicht ideal, weil wir vermehrt Blöcke mit fester Struktur brauchten. Zudem ist die Entnahme aus dem Becken ja auch nicht beliebig wiederholbar. Die beste 20 Lösung für diese Problematik war für uns der Aufbau einer Knochenbank. Wie löst die Knochenbank das Bedarfsproblem? Vom Prinzip her auf sehr einfache Weise. Wir präparieren die Hüftköpfe aus den Primär eingriffen und lagern sie in der Knochenbank ein. Bei Bedarf wird der eingelagerte Knochen aus der Bank dann zum Transplantat. Praxis & Methoden Wie läuft die Präparation des Hüftkopfs ab? Ist der Spender frei von ansteckenden, rheumatischen und Tumorerkrankungen, wird der Knochen vom Operateur begutachtet, auf 80° Celsius erhitzt und dann tiefgefroren in ein Quarantänelager gesteckt. Die tiefen Temperaturen zerstören die Oberflächenantigene. Der Körper erkennt das Material als »nicht biologisch« und stößt es deshalb nicht ab. Sind schließlich alle bakteriologischen und serologischen Untersuchungen in Ordnung, wird der Knochen für die Transplantation freigegeben. Ein Transplantat aus der Knochenbank der Endo-Klinik Hamburg wird eingesetzt Ist das Transplantat Revisionssystemen überlegen? Das hängt von den Parametern ab. Je jünger der Patient, desto eher würden wir bei Revisionen mit Substanzverlust zu einem Transplantat greifen. Oft verwenden wir dabei Primärsysteme. Allerdings haben Transplantate ihre Grenzen. Wenn die Situation uns als nicht belastbar genug erscheint, verwenden wir ein Revisionssystem. Welche Langzeiterfahrungen machen Sie mit den Knochentransplantaten? Die Standzeiten der Hüft- und Knieendoprothesen betragen bis zu 25 Jahre. Vieles deutet darauf hin, dass der Körper das Transplantat abbaut und durch eigenen Knochen ersetzt. Wie sich der Spenderknochen in den Körper integriert, das untersuchen wir gerade zusammen mit Prof. Püschel und Prof. Amling vom Universitätsklinikum HamburgEppendorf. Wir werden bald histologische Ergebnisse dazu präsentieren können. Schaftaufbau: links: präoperativ, rechts.: postoperativ Pfannenrekonstruktion: links: präoperativ, rechts.: postoperativ Welche Zukunft haben Knochenbanken? Das ist schwer zu beurteilen. Transplantatknochen ist teuer, aber Knochenbanken haben leider keine große Lobby. Viele Banken wurden bereits geschlossen. In der Endo-Klinik haben wir jedoch einen Revisionsanteil von 25 Prozent. Ohne Knochen sind viele Wechseloperationen nicht vernünftig möglich. Zudem ist Endoprothetik ja auch nie zu Ende, es kommt irgendwann immer der nächste Wechsel. Mit dem Knochenaufbau durch ein Transplantat ist man dann grundsätzlich besser dran. Herr Dr. Friesecke, wir danken Ihnen für das Gespräch. Pfannen- und Schaftaufbau, beidseits, mit Transplantat aus der Knochenbank, zehn Jahre postoperativ 21 Prof. Dr. med. Klaus-Peter Günther ist Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus der TU Dresden. Er ist zudem Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik (AE) und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) »Qualität in der Endoprothetik braucht klassisches Management« Wie beeinflusst die Patientenpersönlichkeit die endoprothetische Ergebnisqualität? Ein Gespräch mit Prof. Dr. Klaus-Peter Günther, Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus der TU Dresden, über die Konsequenzen für die endoprothetische Praxis und die Bedeutung ärztlichen Managements. Prof. Günther, Sie haben verschiedene Studien zum Thema »Qualität in der Endoprothetik« laufen oder bereits abgeschlossen. Worum geht es darin? Wir wollten unter anderem wissen, warum zehn bis 15 Prozent der Patienten nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks nicht die gewünschte Verbesserung erfahren. Dabei hat uns diesmal die Patientenpersönlichkeit interessiert: Liegt es an der Erwartungshaltung, am Krankheitsverständnis oder fehlt es an Optimismus? Wir wissen, dass jeder Faktor für sich eine Rolle spielt, aber kaum, wie die Faktoren ineinandergreifen. In unserer Studie mit 300 Patienten haben wir analysiert, was bei den Patienten mit geringer Verbesserung in dieser Hinsicht anders ist als bei den Patienten mit deutlicher Verbesserung von Funktion und Lebensqualität. Welche Resultate gibt es? Es ist deutlich geworden, dass es eine wesentliche Rolle für den Operationserfolg spielt, wie optimistisch die Einstellung und wie stark das Krankheitsverständnis des Patienten ist. In 22 unseren Untersuchungen haben wir zum Beispiel gesehen, dass die Frage, ob jemand alleinstehend ist oder nicht, einen größeren Einfluss auf das Ergebnis hat als die Frage, ob man minimalinvasiv operiert hat oder nicht. Welche Konsequenzen hat das für die endoprothetische Praxis? Wir werden uns damit beschäftigen, ob und wie man mit gezielter Intervention die Persönlichkeitsfaktoren beeinflussen kann. Wobei sich das Krankheitsverständnis ja relativ leicht verbessern lässt. Den Optimismus der Patienten zu stärken, ist viel schwieriger. Da kommt man schon in verhaltenstherapeutische Dimensionen. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass man damit und mit der Verbesserung des Krankheitsverständnisses größere Effekte erzielen kann als mit der Erörterung der Frage, ob minimalinvasiv operiert werden sollte oder nicht. Gibt es schon ein entsprechendes Projekt? Ja, wir arbeiten zusammen mit Prof. Balck vom Institut für Medizinische Psychologie und LINK Gespräch Medizinische Soziologie hier am Uniklinikum daran. Grob gesagt, wird es darum gehen, Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren zu identifizieren und dann mit gezielter Intervention den Optimismus vor der Operation zu stärken. So weit die Hüfte – wie sieht es bei der Knieendoprothetik aus? In einer kürzlich beendeten Studie unter Leitung von Herrn Oberarzt Kirschner haben wir den Einfluss von Behandlungspfaden auf Qualität und Komplikationen untersucht. Wir haben keine riesigen Effekte erwartet, weil wir auf relativ hohem Niveau gestartet sind. Aber wir haben die Literatur bestätigt gefunden: Behandlungspfade wie zum Beispiel strukturierte Patienteninformation und präoperative Gangschulung können definitiv das Ergebnis verbessern. Und nicht nur die Kosten der Versorgung reduzieren. Stichwort Versorgungskosten: Ist die Mengenausweitung in der Endoprothetik auf die Kostenreduzierung zurückzuführen? Und wird dadurch die Qualität ebenfalls beeinflusst? Da sprechen Sie eine Entwicklung an, die Anlass zur Sorge gibt. Wir hatten in den letzten vier bis fünf Jahren ja eine Steigerung des Endoprothetik aufkommens um etwa 20 Prozent. Das ist aber weder medizinisch begründet noch demographisch. Wir müssen deshalb prüfen, ob die Indikationsstellung nicht immer richtig, sondern vielleicht zu großzügig durchgeführt wird. Und das kann die Ergebnisqualität sicher nicht verbessern. Auch da ist man auf einem guten Weg. DGOOC und DGOU entwickeln mit Unterstützung der AE und anderer Fachgesellschaften ein Konzept zur Zertifizierung von Endoprothetikzentren. Es wird Anfang 2011 in eine halbjährige Pilotphase gehen. Danach werden die daraus gewonnenen Erfahrungen dazu genutzt, den Prozess der Zertifizierung auf den Prüfstand zu stellen, gegebenenfalls zu verändern und das Ganze dann in die Breite zu führen. Wichtig wird sein, dass diese Zentren dann auch die Ergebnisqualität erfassen. Was für eine Zertifizierung wird verlangt werden? Es werden Standards in der Prozess- und Ergebnisqualität wie Anforderungen an Operateure, an die Operation, sowie an prozessbeteiligte Partner wie Radiologen und Pathologen sowie klare Indikationen für den Implantat einsatz verlangt werden. Man bekommt den Eindruck, dass Endoprothetik immer mehr Management braucht. Richtig! Qualitativ hochwertige Endoprothetik braucht klassisches Management. Das Begleiten von Prozessen, das Verständnis für Prozesse und Behandlungspfade, das Patientenmanagement – all das spielt in der Zukunft eine herausragende Rolle. Zudem wird es darum gehen, alle relevanten Player zusammenzubringen und die nötigen Entwicklungen zu moderieren und zu gestalten. Auch das sind klassische Managementaufgaben. Wie lässt sich dieses Problem angehen? Wir haben auf Ebene der AE und der DGOOC mehrere Initiativen angeschoben. Da ist zum einen die Fortbildung, bei der von jeher viel Wert auf die Indikationsstellung und die Schulung gelegt wird. Zudem sind wir beim Thema Endoprothesenregister deutlich weitergekommen. Der gemeinsame Bundesausschuss, die AOK, der BVMed und die Fachgesellschaften sind sich einig in dem Vorhaben, ein Register zu etablieren. Ich bin wirklich sehr froh, dass da jetzt etwas auf den Weg kommt. Wer soll dafür zuständig sein – die Ärzte? Ja, das wird die originäre Aufgabe des verantwortungsbewussten Arztes sein. Die entscheidende Frage ist nur, ob sich Ärzte in der Rolle der Prozessgestalter sehen – oder sich damit abfinden, wenn andere das übernehmen. Eine Zeitlang sah es ja so aus, als würden Kosten träger und Klinikbetreiber diese Rolle ausfüllen wollen. Zumindest versuchen wir hier in der Klinik, mit gutem Beispiel voranzugehen, und lassen Ärzte entsprechend ausbilden. Wir schicken dazu regelmäßig einen Mitarbeiter in den zweijährigen Zusatzstudiengang HealthcareManagement, hier in Dresden. Wie sieht es mit der Einführung einer Zertifizierung aus? Herr Prof. Günther, wir danken Ihnen für das Gespräch. 23 LINK Events Wenn LINK Mitarbeiter Fußball spielen, ergibt das viel Spaß, gute Verpflegung, viele Tore – und über 1.700 Euro für einen guten Zweck LINK Cup 2010: 1:0 für »Hände für Kinder« »Hände für Kinder« heißt der eigentliche Sieger des diesjährigen LINK Cups. Über 1.700 Euro aus einer Tombola konnten die Cup-Initiatoren Joachim Lüneburg und Torsten Kloss, beide tätig in der LINK Fertigung, nach dem Schlusspfiff überweisen. »Der Verein baut ein Haus zum Kurzzeit-Wohnen, in dem Familien mit schwerstbehinderten Kindern Kraft schöpfen, um die anstrengende Pflege zuhause fortsetzen zu können«, erklärt Joachim Lüneburg. Um den Cup kämpften acht Mannschaften aus verschiedenen Abteilungen von LINK, so etwa aus der Schleiferei oder der Hauptverwaltung im 24 Barkhausenweg. Gespielt wurde im Juni auf zwei Plätzen in Henstedt-Ulzburg. Für die Tombola hatten mehrere Lieferanten und die Geschäftsführung von LINK gespendet. »Der LINK Cup hat schon Tradition, im nächsten Jahr gibt es wieder einen«, kündigt Joachim Lüneburg an. Sein Team, die »Allstars Fertigung« wurde wie schon 2009 nur Zweiter. Den Cup gewonnen hat die Mannschaft »Arbeitsvorbereitung/Ausbildung«. »Im nächsten Jahr nehmen wir einen neuen Anlauf – und natürlich hoffen wir auch, die Spendensumme dieses Jahres übertreffen zu können«, so Lüneburg. LINK Sommerfest 2010 Viel Spaß und Programm für Groß und Klein gab es auf dem LINK Sommerfest am ersten Sonnabend im September. Neben Musik und Mitmach-Aktionen stellte die Firmenleitung das neue Leitbild mit dem Motto »Wir zählen auf Sie!« vor. 25 Der persönliche Fragebogen Dr. med. Stefan Preiss Dr. med. Stefan Preiss ist Chefarzt Orthopädie/Kniechirurgie der Schulthess Klinik in Zürich. Die Klinik ist Ausbildungsklinik in orthopädischer Chirurgie und Handchirurgie sowie FIFA Medical Assessment and Research Center. Welches Buch sollte man als Arzt gelesen haben? Der schönste Ort der Welt? Was würden Sie gerne verändern? Welche Regel in der Medizin würden Sie gerne abschaffen? Klassik oder Pop? Ihr Fachbuch für die einsame Insel? Welche Sportart liegt Ihnen am meisten? Ihr größter Traum? 26 Bestellung: komplett. Vor dem Versand prüfen Siegfried Schuff (Leiter Implantat-Service/Toolbox) und Ute Fritz (Logistik), ob alles vollständig ist: eine große Auswahl an sterilen Implantaten, das Instrumentarium und je eine Mappe mit Dokumenten für den OP und die Sterilisation. 27 27 Versand: sicher. Zum Wunschtermin erreichen Implantate und Instrumentarien sicher die Klinik. Sabrina Pestillo verstaut sie dafür in der gepolsterten LINK® Toolbox®. Auf Rollen lässt sich die Metallbox ganz leicht bis vor den OP schieben. Nach dem Eingriff wird sie wieder abgeholt. 28