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Fotos: Lomosoft TITELTHEMA: TANKFAHRZEUGE Der Arbeitsbildschirm des Disponenten: Links die „Auftragsboxen“, wo der Disponent die unterschiedlichen Tankstellen und Kunden zuordnen kann. Lagerbestands- und Nachfragedaten des Kunden hat. Dabei gibt es verschiedene Restriktionen zu berücksichtigen, sowohl aus dem Sicherheitsbereich als auch hinsichtlich der Vorprodukte und der Beladung in den verschiedenen Kammern des Tankfahrzeuges. Bei der Planversorgung spricht man von einem für Transport-Distributions-Systeme anspruchsvolleren Verfahren als bei einem normalen Kundenauftrag. Dabei müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Hierzu verwaltet die Software für jeden Kunden eine Grundstruktur mit Informationen über jeden einzelnen Tank. Automatische Mengenberechnung Software am Steuer SOFTWARE – Moderne Transport-Dispositions-Systeme können Beförderungsprozesse in der Mineralölindustrie beschleunigen. Gleichzeitig verbessern sie die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Bulk-Transporte. ei der Belieferung von Tankstellen handelt es sich in den seltensten Fällen um Fernverkehre. Rund um die Versorgungsbasen gibt es einen Ausfuhrbereich von 150 bis 200 Kilometern. Man spricht daher von der Nahverkehrsdisposition der Mineralöllogistik, so dass man hier mit echten Schichtverkehren arbeiten kann. Der Fahrer fährt in einer Schicht mehrere Touren zwischen Tanklager und Tankstelle und kommt am Ende wieder an den Ursprungsort zurück. Das Transport-DispositionsSystem ermöglicht dem Transportplaner, die erforderlichen Logistikabläufe in Echtzeit zu planen. Von den Tankstellen sind die entsprechenden Füllstände bekannt: Das Transport-Dispositions-System bekommt von jeder Tankstelle eine Meldung über den Ist-Bestand . Alleine dadurch unterstützt das Transport-Dispositions-System den Disponenten bei B Kay Lied, Business Development Manager der Lomo Soft GmbH. 26 VON KAY LIED der Planung. Außerdem kennt die Software alle Fahrzeuge mit den jeweiligen Tankkammerkapazitäten und Fahrzeug-Standorten. Sie steuert, welches Fahrzeug in welchem Lager lädt, um das Produkt aufzunehmen und den Bedarf beim Kunden zu bedienen. Die Mineralölindustrie nutzt für die Optimierung der Transporte zwischen Depot und Tankstellen das Konzept der Planversorgung. Dazu gehört eine automatische Auftragsgenerierung und -disposition sowie der Einsatz von On-Board-Computerund Telematik-Systemen in den Tankfahrzeugen. Versorgung nach Bedarf Vendor Managed Inventory (VMI), auch lieferantengesteuerter Bestand oder Supplier Managed Inventory, ist ein logistisches Mittel zur Verbesserung der Performance in der Lieferkette, bei dem der Lieferant Zugriff auf die Für jeden Tank, der im System geführt wird, gibt es aktuelle Durchflussdaten sowie eine Gewichtung der verschiedenen Wochentage. Zusätzlich können mit der Transport-Distributions-Software Ausnahmetage erfasst werden. An ihnen weicht der Absatz eines Tanks deutlich vom normalen Mittel ab. Auch die Verkaufsund Absatzstruktur einer Tankstelle während des Tages wird vom System berücksichtigt. Aufgrund dieser Informationen erstellt das Transport-Distributions-System automatisch Aufträge über die Vorschlagsmengenberechnung. Das Ergebnis der Vorschlagsmengenberechnung ist die Grundlage für die manuelle wie auch die automatische Disposition. Je nach Geschäftsbereich erreicht die automatische Disposition dadurch eine 60 bis 80-prozentige Verplanung der vorhandenen Aufträge. Das Transport-DispositionsSystem erhält elektronisch Daten über eine Vielzahl an Schnittstellen zu den angeschlossenen technischen Subsystemen oder Prozessleitsystemen, zum Beispiel dem Absatzsystem. Auf Basis historischer Absatzdaten kann die Software dann die Funktion „Durchschnittsverbrauch“ automatisch neu berechnen. Bei Aral geschieht dies für die Wochenstruktur im Durchschnitt alle zwei Wochen. gefährliche ladung 3/2009 TITELTHEMA: TANKFAHRZEUGE Die Planversorgung (VMI) hält aktuell in deutlich mehr Industriesparten als nur im reinen Tankstellengeschäft Einzug. Im Tankstellengeschäft ist die Planversorgung bei den meisten Mineralöl-Gesellschaften das System der Wahl und auch im europäischen Ausland auf dem Vormarsch. Aktuell bestehen erste Bestrebungen, die Überwachung auch im Gas- und Chemiegeschäft an einen Dienstleister zu übergeben, der auch die Transport-Disposition und damit die Verkaufsbereitschaft und Kundenzufriedenheit gewährleistet. On-Board-Computer und Telematik Die in den Tankfahrzeugen installierten On-Board-Computer ermöglichen mit dem Telematiksystem den Informations- und Datenaustausch zwischen Disponent und Fahrer: Sie liefern wichtige Informationen über das Fahrzeug und die Ladung. Durch den Einsatz eines optimal aufeinander abgestimmten Transport-Dispositions-Systems mit im Fahrzeug installierten OnBoard-Computer-Komponenten ergeben sich eine Reihe weiterer Vorteile, unter anderem: ◆ automatische Auftragsgenerierung/Planversorgung ◆ Disposition und papierlose Auftragsübermittlung an Fahrzeuge ◆ Datenrückerfassung, Peilstabfahrzeug, Fahrzeugortung ◆ GPS-Ortung & Echtzeit-Verfolgung der Fahrzeuge Die GPRS-Datensammlung erfolgt alle 15 Sekunden. Der Speicherzeitraum beträgt drei bis sechs Monate, ist theoretisch aber unbegrenzt. Auch Map&GuideKartenmaterial und Gefahrgutkarte lassen sich einbinden. Tankfahrzeug einen bestimmten Entfernungsradius erreicht oder verlässt, und die Darstellung der räumlichen Ausdehnung. Die Aufliegerelektronik, eine Sealed Parcel Delivery (SPD)-Anlage und der Restmengensensor können mit dem Dispositionssystem verbunden werden. Darüber hinaus bietet das System auch Überwachungsfunktionen: So kann es Notmeldungen absetzen und sie an den richtigen Empfänger weiterleiten. Auch ein Unfalldatenschreiber lässt sich integrieren. Ein Report mit Meldungen über kritische Vorkommnisse wie zum Beispiel Geschwindigkeitsüberschreitungen oder die Öffnung von Ladeklappen außerhalb der Lade- & Entladestellen zählt ebenfalls zu den möglichen Zusatzfunktionen. Weitere Informationen und das Produktblatt zur Software sind im Internet unter www.gefahrgut-telematik.de abrufbar. Bedienung durch den Disponenten An seinem Arbeitsbildschirm ordnet der Disponent die unterschiedlichen Tankstellen und Kunden zu. Das kann nach bestimmten regionalen Gesichtspunkten erfolgen oder nach verschiedenen Produkttypen oder nach anderen Parametern, die für das jeweilige Geschäftsmodell ausschlaggebend sind. Am einfachsten ist es, sich das Ganze wie einen Schreibtisch mit verschiedenen Ablagefächern vorzustellen, wo sich die vorhandenen Aufträge nach einer bestimmten, frei definierbaren Systematik vorsortieren lassen. Die Dringlichkeit der Lieferungen wird anhand eines Ampelsystems vermittelt: Dafür sortiert die Software die einzelnen Tankstellen und ordnet sie Farben zu. Rot dargestellt werden Tankstellen, die unverzüglich beliefert werden müssen. Gelb sind die Aufträge, die in der nächsten oder übernächsten Schicht mitgenommen werden sollten. Die grünen Aufträge sind solche, für die auch die übernächste oder eine noch spätere Schicht ausreichend ist. Für den Fall, dass der Disponent nicht genau weiß, wo der Kunde zu finden ist, weist ihm das System den Weg. Die Kundenoder Tankstellenaufträge lassen sich von der Auftragskarte auf ein Fahrzeug disponieren. Mehrere Kunden entlang einer Straße können markiert und via track and drop auf das Fahrzeug gezogen werden. Wahlweise erhält der Disponent die Aufträge anhand von Listen angezeigt, wenn das Ausfuhrgebiet bekannt ist, oder mit Kartenmaterial. Mithilfe des Systems wird die Distribution effizienter, ihre Kosten werden minimiert und die notwendigen Touren reduziert. Das Resultat: mehr Sicherheit und eine nachhaltige ■ Entlastung der Umwelt. Die Abbildung zeigt die im TKW eingebauten On-Board-Computer und TelematikKomponenten, die über den Zustand des Fahrzeuges informieren und die Planung erheblich erleichtern. www.lomosoft.de Enormer Zusatznutzen Jede geplante Tour kann mit einem Geschwindigkeitsprofil entworfen werden. Möglich sind auch eine automatische Multidropbildung, d.h. das Anfahren mehrerer Tankstellen in einer Tour, ein Geo-Fencing-Einsatz, bei dem der Kunde automatisch eine Meldung erhält, sobald das gefährliche ladung 3/2009 27