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Lesesaal Inhalt || BuB BuB Seite Eins Erst den Körper, dann das Wissen bewegen (Michael Reisser) _____________ 284 Der Funke soll überspringen / Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« will dem Image der Bibliotheken Pfeffer geben (Julia Hellmich) ________________ 268 Fortbildung kostet Zeit und Geld, keine Fortbildung kostet die Zukunft! / Offener Brief an die bibliothekarische Fachöffentlichkeit (Ulrich Hohoff, Susanne Riedel) __ 285 Öffentliche Bibliothek Indexierung Bundespräsident Köhler besucht Stadtbibliothek Brilon / Anerkennung für herausragende Leistungen – Eine Kleinstadt im Ausnahmezustand (Ute Hachmann) _____ 269 Register generell in schlechtem Zustand / DNI mahnt mehr Qualität an – Kontakt zu verwandten Organisationen gesucht (Jochen Fassbender) __________________ 287 RFID ermöglicht längere Öffnungszeiten / Stadtbücherei Biberach nutzt Automatisierungsgewinne – Teamkleidung eingeführt (Frank Raumel) ______________________ 270 Verbünde »Ehrenamtliche Leseklubs sind kein Ersatz« / In Hamburg kämpft eine Bürgerinitiative explizit für den Erhalt einer Bücherei mit Fachpersonal (Axel Kopido) ____________ 274 Freiwillige als Chance für Bibliotheken / Offizieller DBV-Standpunkt ist offenbar nicht überall bekannt (Konrad Umlauf) ___ 275 Public Libraries durch Volunteers gestärkt / In den USA sind Einsatzgebiete von Fachpersonal und Freiwilligen klar voneinander abgegrenzt (Beate Hörning) _ 276 Nur außerhalb des Kerngeschäfts / Wie die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen ohne Misstöne gelingen kann (Elisabeth Sträter) ________ 276 Zwischen Ästhetik und Funktionalität / Im Herzen Berlins entsteht mit dem Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität eine imposante neue Bibliothek (Milan Bulaty, Olaf Eigenbrodt) _____________________ 317 Richtfest für die große Unbekannte / Baustelle der Superlative: In Berlins Zentrum entsteht die neue Staatsbibliothek (Jeanette Lamble, Barbara Schneider-Kempf) ____________________ 323 Trends in der Inneneinrichtung / Rahmenbedingungen und Optionen für die Gestaltung zeitgemäßer Bibliotheksräume (Martin Götz) _____________ 328 Information für jedermann / Studenten diskutieren beim BOBCATSSS-Symposium in Zadar Chancen und Risiken des Web 3.0 (Jessica Euler, Anastasia Schadt) _________ 288 DIN-Fachbereicht 13 soll auch Öffentliche Bibliotheken einbeziehen / Planungsgrundlage wird überarbeitet und hiermit in BuB zur Diskussion gestellt (Roman Rabe) _________________ 331 Linz macht Leipzig und Frankfurt Konkurrenz / Die internationale Buchmesse LITERA lädt nach Österreich ein (Susanne Richt) ______________________ 289 Farbe wirkt! Farbberater gibt Tipps für Raumgestaltung in Bibliotheken (Alfred Schleicher) ____________________ 334 Problemlösung vor Ort statt Warten auf die Zentrale / Regionale Seminare fördern Selbstständigkeit türkischer Bibliothekare (Bülent Yılmaz) _______________________ 290 Die Pracht der Bücherhäuser / www.bibliotheksbauten.de gibt einen Überblick über die wichtigen Epochen des Bibliotheksbaus in Mitteleuropa (Philipp Mayr, Engelbert Plassmann) _____ 336 Nachrichten _________________________ 291 Die Bibliothek in der schmucken Scheune / Stadtbücherei Schweinfurt residiert im umgebauten Ebracher Hof (Anita Kaltenbach) ____________________ 338 –B Diskussion Ausland –u Kinder- und Jugendbuchportal gefragt / Ausgabe in weiteren Sprachen geplant – Nützlich für Lektoratsarbeit ____________ 273 Bibliotheken in Berlin, Brandenburg und Bayern kooperieren / Zweitgrößter Verbundkatalog in Deutschland _________ 287 Dilibri: Digitalisierungsportal Rheinland-Pfalz ______________________ 291 Stadtbibliothek Verden erhält Preis der VGH-Stiftung ____________________ 292 .B Blick in die Kinder- und Jugendbibliothek der Zukunft / Bewährte Projekte und mutige Ideen für morgen (Susanne Brandt) _ 272 »Keine Angst vor der Ästhetik!« / Architekt Rolf Ramcke fordert mehr Mut bei der Gestaltung: Bibliotheken sollen stimulieren und Orte der Identifikation sein (Bernd Schleh) _______ 313 e Mannheim bietet Fortbildung für jeden Geschmack __________________________ 283 .d Foyer Mit dem Wohnmobil von Bibliothek zu Bibliothek _________________________ 294 Magazin Termine Bildungsbürgertum statt Migranten im Blick / Große Unterschiede bei interkultureller Bibliotheksarbeit in Berlin (Patricia Kern, Sibel Ulucan) ____________ 278 Fortbildungen von April – Juni 2008 _____ 295 Blickpunkt Internet Herausragende medienpädagogische Projekte gesucht _____________________ 295 Aktuelles aus der ganzen Welt / Zeitungsartikel – eine oft ignorierte Kategorie der Volltexte (Jürgen Plieninger) ___________ 341 w Integration Die Bibliothek als Kulturvermittler / 3. Konferenz über »Bibliotheken und Integration von Migranten« in Kopenhagen (Patricia Kern) ____________ 279 w Auf dem Weg zur multikulturellen Informationsgesellschaft / Studierende stellen Buch zur interkulturellen Bibliotheksarbeit vor (Sebastian Wilke)________ 280 Hochschule w Gemeinsames Projekt zur Vorbeugung von Datenverlusten / Deutsche und Schweizerische Hochschulen entwickeln E-LearningModule zur Langzeitarchivierung _______ 281 Seminare zur Kinder- und Jugendliteratur _ 296 Informationstag zum Master-Studiengang »Informations- und Wissensmanagement« in Hannover ____________ 297 Zum Lesen verlocken / 1. Jugendbuchmesse der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur 298 Markt ______________________________ 298 Lesesaal Bachelor-Student landet ganz vorne / Kontrovers diskutierte Themen beim Innovationspreis 2008 _________________ 282 SCHWERPUNKT: Die Botschaft der Häuser Master-Infotag an der HdM Stuttgart / Berufserfahrung willkommen ___________ 282 Fünf Häuser, fünf Botschaften / Architektonische Highlights aus Linz, Amsterdam, Delft und Weimar (Wolfram Henning) ___ 301 Bibliothekartag 2008 Die ganze Vielfalt des Tagungsprogramms / Diskussionen, Vorträge, Workshops: BuB | 60 (2008) 04 Die Botschaft der Häuser / Trends und Tendenzen im modernen Bibliotheksbau (Wolfram Henning) ___________________ 309 Fachliteratur Buchfieber. Zur Geschichte des Buches im 3. Reich (Peter Vodosek) _______________ 343 Aus dem Berufsverband BIB-Vorstandswahl 2008: Hinweise zum Wahlverfahren (Präsenz- und Briefwahl) • Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten. – Service: Mitgliedernachrichten ________ 345 Editorial ____________________________ 268 Impressum __________________________ 335 Summary · Résumé ___________________ 350 Stellenmarkt _________________________ 351 267 267 BuB | Foyer Seite Eins Seite Eins e Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« will dem Image der Bibliotheken Pfeffer geben »So viel mürrische Gleichgültigkeit, so viel Trostlosigkeit wie in Bibliotheken trifft man sonst allenfalls auf dem Einwohnermeldeamt an oder an den Schaltern der Bundesbahn«, schrieb der frühere BuB-Redakteur Dietrich Segebrecht ketzerisch vor gut 30 Jahren. Seitdem hat die Bibliotheksszene jede Menge Modernisierungsschübe erlebt. Doch hat das auch jeder mitgekriegt, der es wissen sollte? Mit der Image-Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« will der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) das Ansehen der Bibliotheken kräftig aufpolieren. w w .B –u Im Zeitalter der digitalen Speichermedien ist die Bibliothek schon vielfach totgesagt worden. Dennoch erlebt der Bibliotheksbau derzeit geradezu eine Renaissance – häufig in prominenter Innenstadtlage und als bewusster baulicher Ausdruck kultureller Werte und Traditionen. Beispiel Berlin: Dort entstehen – von der Öffentlichkeit bisher kaum wahrgenommen – zwei der imposantesten und teuersten Bibliotheksgebäude in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die prächtige neue Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität soll öffentlicher, urbaner Wissenschaftsstandort und ein Klassiker des Open Access werden, mit Baukosten in Höhe von 75 Millionen Euro, mit 2 Millionen Medien in Freihandaufstellung und 500 Computerarbeitsplätzen (Seite 317). In unmittelbarer Nähe wächst ein zweiter Neubau der Superlative: Die Staatsbibliothek zu Berlin als größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum bekommt am Standort Unter den Linden ihr funktionales und architektonisches Herz zurück, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde (Seite 323). Im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe stellt ArchitekturExperte Wolfram Henning weitere zukunftsweisende Bibliotheksbauten in Europa vor (Seite 301) und deckt dabei das breite Spektrum ihrer möglichen – und kontrovers diskutierten – Funktionen auf: kulturelle Erlebnisstätte mit hohem Unterhaltungs- und Erlebniswert versus Ort der Ruhe und des konzentrierten Lesens und Lernens. Manche Häuser verbinden gekonnt beide Extreme und setzen auf klar unterscheidbare Bereiche innerhalb der Bibliothek. Trotz aller Meinungsunterschiede, der Trend ist offenkundig: Bibliotheken haben die Museen inzwischen als wichtigste Bauaufgabe im öffentlichen Bereich abgelöst. Norman Foster in Berlin, Santiago Calatrava in Zürich, Rem Koolhaas in Seattle – kaum ein Stararchitekt, der noch keine Bibliothek gebaut hat. Alles bestens also? Aus Sicht der Bibliothekare nicht unbedingt, stellt Architekt Rolf Ramcke im Interview (Seite 313) kritisch fest. Der Bauexperte und Dozent am Institut für Informations- und Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin attestiert den Bibliothekaren einen ausgeprägten Mangel an ästhetischem Bewusstsein: »Wenn sich ein ganzer Berufsstand darauf kapriziert, nur die Funktion zu erfüllen, hat er, ohne es zu wissen, eine ästhetische Entscheidung gefällt. Und zwar eine sehr negative.« Die standardisierten bibliothekarischen Baurichtlinien, wie die HIS-Standards der Hochschul-Informations-System GmbH, sind Ramcke ein Gräuel: »Sie wurden von Leuten entworfen, die von Sinn und Wesen einer Bibliothek offenbar wenig Ahnung haben.« Statt auf statistische Zahlen und Faktenhuberei zu setzen, fordert der Architekt: »Mehr Mut zur Ästhetik!« Wie das konkret aussehen kann, zeigen Martin Götz anhand aktueller Trends bei der Inneneinrichtung (Seite 328) und Alfred Schleicher mit unkonventionellen Tipps zur Farbgestaltung (Seite 334). Im Spannungsfeld zwischen Funktionalität, Ästhetik sowie sozialen und kulturellen Anforderungen bleibt der Bau einer Bibliothek eine aufregende Aufgabe, wie dieser Themenschwerpunkt zeigt. Der Funke soll überspringen Bernd Schleh (BuB-Redakteur) Oktober Veranstaltungen zum Thema Lesen auf die Beine stellen. Promis vom Format Xavier Naidoo, Lukas Podolski oder Sarah Kuttner sollen gewonnen werden, auf Plakaten, in Werbeanzeigen, vielleicht sogar Fernsehspots, für Bibliotheken zu trommeln. Bundespräsident Horst Köhler hat die Schirmherrschaft übernommen, das Bildungsministerium tritt als Hauptsponsor auf. Der DBV stellt eine Webseite mit Veranstaltungskalender und Material im kampagneneigenen Corporate Design bereit, organisiert die Zusammenarbeit mit überregionalen Medien und Prominenten. Weitere Partner sind der Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID), das Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (knb), die staatlichen und kirchlichen Fachstellen, die ekz.bibliotheksservice GmbH, der Borromäusverein und die Werbeagentur Heymann Schnell. (Ausführliche Infos: www.treffpunkt-bib liothek.de.) Vorbild für die Aktion ist die furiose Kampagne »Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek«. Mit Tausenden Literaturveranstaltungen in einer Woche ist es dort gelungen, das größte landesweite Literaturfestival zu inszenieren, so Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreichs. Wie ein Lauffeuer hat der Erfolg der Kampagne die Bibliotheksszene ergriffen. Der Funke ist auch bei uns gezündet – und muss jetzt nur noch überspringen. Julia Hellmich (BuB-Redakteurin) .d Renaissance der Bücherhäuser –B Editorial w 268 Hohe Ausleihzahlen, digitale Dienstleistungen, atemberaubende Architektur, Bildungspartnerschaften, zielgruppenorientierte Konzepte, hochkarätige Kulturveranstaltungen – es gibt massig Belege dafür, dass Bibliotheken mit Erfolg im 21. Jahrhundert angekommen sind. Die Wertschätzung hinkt noch immer hinterher. »Ideal wäre […], wenn der Benutzer die Bibliothek gar nicht erst betreten könnte«, sinniert Umberto Ecco in seiner bissigen Satire zur Nutzerunfreundlichkeit mancher Bibliotheken. Menschenscheu und Langeweile wird dem Berufsstand sofort zugetraut: »Wer sich mit sozialen Problemen nicht abgeben will oder kann, soll Bibliothekar werden oder Gärtner«, empfiehlt ein Kommentator im Jugendmagazin »Jetzt.de« der Süddeutschen Zeitung.1 Um dem Image Pfeffer zu verpassen, startet der DBV eine nationale Kampagne, die es in dieser Dimension hierzulande 1 Den Hinweis auf die beiden Zitate noch nicht gegeben hat: verdanke ich Monika Bargmann Rund um den »Tag der Bibaus Wien, die in der nächsten liotheken« am 24. Oktober solBuB-Ausgabe eine Literaturmonlen Bibliotheken jedes Typs in tage zum Image von Bibliothekaren veröffentlicht. der Woche vom 24. bis zum 31. BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Öffentliche Bibliothek Öffentliche Bibliothek Bundespräsident Köhler besucht Stadtbibliothek Brilon Bundespräsident Köhler informierte sich ausführlich über die Bausteine der Leseförderung der Stadtbibliothek Brilon und sprach auch mit den beteiligten Kindern. Foto: Ralph Sondermann/nrwbild.de BuB | 60 (2008) 04 .d –B Hoher Besuch in der Stadtbibliothek Brilon: Bibliotheksleiterin Ute Hachmann erläutert eines ihrer vorbildlichen Projekte. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (von links), Bundespräsident Horst Köhler und der Minister für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in NRW, Eckhardt Uhlenberg, hören aufmerksam zu. Foto: Ralph Sondermann/nrwbild.de jedes Buch und alle Schränke wurden von den Hunden beschnüffelt. Um 10 Uhr traf Bundespräsident Köhler, begleitet vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, im historischen Rathaus der Stadt Brilon ein, um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Nach einem halbstündigen Gang durch die Fußgängerzone erreichten die beiden mit einem Tross von unzähligen Sicherheitsbeamten und Journalisten die Stadtbibliothek. –u .B w w Große Überraschung in der Stadtbibliothek Brilon – Anfang Februar kündigte Bürgermeister Franz Schrewe der Leiterin der Stadtbibliothek, Ute Hachmann, ganz »harmlos« einen Besuch von zwei Herren aus Berlin an. Hinter dieser »Mini«- Gruppe verbarg sich dann tatsächlich das »Vorbereitungskommando« für den Besuch von Bundespräsident Horst Köhler – bestehend aus Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes, des Bundeskriminalamtes, der Staatskanzlei in Düsseldorf, der lokalen Polizei und dem Verwaltungsrat der Stadt Brilon. »Der Bundespräsident kommt am 27. Februar nach Brilon. Und er möchte sich in der Stadtbibliothek ein Bild von der Arbeit machen. Er hat ausdrücklich den Wunsch geäußert, mit Erzieherinnen, Lehrern, Kindern und Schülern zu sprechen«, so die Information aus Berlin. Eine Herausforderung für das kleine Team der Stadtbibliothek Brilon. Schnell war klar, dass die Bibliothek dem Bundespräsidenten ein möglichst umfassendes Bild der Arbeit des lokalen Lesenetzwerkes vorstellen wollte. Nach Absprache mit dem Protokoll des Bundespräsidenten durfte die Stadtbibliothek 40 Gäste zum Besuch von Horst Köhler in ihre Räume einladen. Der Morgen des 27. Februar begann für alle spannend und aufregend. Von den knapp hundert Polizisten, die inzwischen nach Brilon gekommen waren, rückten zunächst sechs mit zwei Sprengstoff hunden in die Bibliothek ein. Nahezu jede CD, w Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Nordrhein-Westfalen hat Bundespräsident Horst Köhler am 27. Februar die Stadtbibliothek Brilon besucht. Eine große Ehre und eine große Herausforderung für das kleine Bibliotheksteam. Doch die gerade mal sieben Bibliotheksmitarbeiter präsentierten dem hohen Gast souverän die Briloner Vorzeige-Einrichtung, wie Bibliotheksleiterin Ute Hachmann in folgendem Bericht beschreibt. e Anerkennung für herausragende Leistungen / Eine Kleinstadt im Ausnahmezustand Herzliche Begrüßung Ute Hachmann begrüßte den Bundespräsidenten herzlich und lud ihn zu einem Rundgang durch die Bibliothek ein. Dort hatte Köhler an vier Stationen Gelegenheit, mit unterschiedlichsten Projektpartnern (Sponsoren, Ärzten, Säuglingsschwestern, Lehrern, Erziehern, Vorlesepaten) und 25 Kindern (vom Bücherbaby Leonard, acht Monate alt, bis hin zu Schülern der weiterführenden Schulen) zu sprechen und sich über die einzelnen Bausteine der Leseförderung der Stadtbibliothek Brilon zu unterrichten. Besonders interessiert war das Staatsoberhaupt an der Kooperation der Stadtbibliothek mit dem örtlichen Krankenhaus und mit den Offenen Ganztagsschulen. Sichtlich erfreut und beeindruckt über das sehr gut funktionierende Lesenetzwerk, bestehend aus engagierten Menschen und vielfältigen Institutionen, trug er sich in das »grüne« Gästebuch der Stadtbibliothek mit folgenden Sätzen ein: »Das Buch und das Lesen sind der beste Zugang zu Wissen und Bildung. Hier in Brilon wird im besten Sinne Bildung vermittelt. Dafür danke ich allen Angehörigen der Stadtbibliothek, der unterstützenden Gemeinschaft der Stadt und der Landesregierung. Hier erleben wir ein Vorbild, dem ich viele Nachahmer wünsche.« Der Bundespräsident ist nun wieder in Berlin. Und was macht Brilon? Über 4 500 Briloner haben einen freundlichen, kompetenten, nachdenklichen Präsidenten beim Bad in der Menge kennengelernt, der doch tatsächlich »nur« wegen ihrer Bibliothek ins Sauerland gekommen war. Für Brilon war es ein unvergessliches Ereignis, für die Bibliotheksfachwelt sicherlich ein weiterer wichtiger Schritt in die Zukunft. Ute Hachmann, Leiterin der Stadtbibliothek Brilon 269 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek RFID ermöglicht längere Öffnungszeiten Stadtbücherei Biberach nutzt Automatisierungsgewinne / Teamkleidung eingeführt Das Projekt wurde mit einem Umfang von 350 000 Euro beantragt. Als Ziele wurden definiert: spürbare Verbesserung der Servicequalität, schnellere und bequemere Medienausleihe, längere (40 statt 30,5 Wochenstunden) und besser zu merkende Öffnungszeiten, Medienrückgabe 7 mal 24 Stunden lang, Erhöhung der Verbuchungskapazitäten ohne Personalaufstockung, Erschließung neuer Zielgruppen durch erweiterte Öffnungszeiten, Erhöhung der Wirtschaftlichkeit, gemessen an den Kosten je Ausleihe, mehr Zeit für Projekte, zum Beispiel im Bereich Bildungspartnerschaft, gewinnen, die technische Zukunftsfähigkeit sichern. auf Selbstbedienung umgestellt und eine automatische Grobsortierung installiert. Seit Februar 2008 stehen den Kunden eine Innen- und eine Außenrückgabe (7 mal 24 Stunden) zur Verfügung, eine Sortiermaschine verteilt den Rücklauf nach Abteilungen und Medienarten in neun Container. Aus den Containern wird bei Schichtwechsel das Material entnommen und auf Buchwagen feinsortiert. Der Rücklauf der AV-Medien wird Das Medien- und Informations- den Kunden sofort wieder zur zentrum (MIZ) Biberach wies Verfügung gestellt. 2007 rund 73 000 Medieneinheiten, 300 000 Kundenkontakte und 500 000 Entleihungen auf. Der Bericht streift die technische Umsetzung nur am Rande. Er will vielmehr aufzeigen, dass die Automatisierungsgewinne nicht zu Personaleinsparungen führen müssen, sondern gewinnbringend für Leser und Bibliothek eingesetzt werden können. Bereits 1996 wurde mit dem Umzug in einen renovierten Altbau die Selbstverbuchung auf EM-Basis eingeführt. Nach elf Jahren erfolgreichem Einsatz ist jetzt auf radiofrequente Verbuchung umgestellt worden. Statt zweier in die Verbuchungstheke eingelassener Geräte stehen den Lesern nunmehr drei »Selbstverbucher« dezentral im Erdgeschoss zur Verfügung. Damit wird zunächst ein Qualitätssprung für die Kunden erzielt: Statt aufwendiger Arbeit durch einscannen und entsichern jedes einzelnen Mediums, können die LeserInnen durch Auflegen kleinerer Stapel ihre Medien in Sekundenschnelle verbuchen und entsichern lassen. Um alle Automatisierungseffekte von RFID auszuschöpfen, Die Kunden können durch Auflegen kleiner Stapel ihre Medien in Sekunwurde auch die Medienrückgabe denschnelle verbuchen und entsichern. Erweiterte Öffnungszeiten Um die um 30 Prozent erweiterten Öffnungszeiten (seit März 2008: Di – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr) mit dem vorhandenen Personal betreiben zu können, mussten weitreichende Veränderungen in der Betriebsorganisation vorgenommen werden: Die Service- und Beratungsangebote – bislang getrennt im Erd- und Obergeschoss angeboten – wurden auf einen zentralen Servicepoint im Erdgeschoss konzentriert. Die lange Servicetheke mit vier Arbeitsplätzen wurde durch einen deutlich kürzeren Servicepoint mit maximal drei Arbeitsplätzen ersetzt. Die Besetzung des Servicepoint erfolgt paritätisch mit je einem Diplom-Bibliothekar und einer Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Der Kunde hat nur noch einen Ansprechpartner, denn das Serviceteam berät und erledigt w w .B –u –B .d Die Umstellung der Medienverbuchung auf RFID (Radio Frequency Identification) ist heute nichts Besonderes mehr. Die neue Technik setzt sich bei Öffentlichen Bibliotheken, vor allem bei großen und mittleren Betrieben, immer mehr durch. Dass die Umstellung auch für kleinere ÖBs interessant sein kann, zeigt der folgende Erfahrungsbericht aus Biberach an der Riß (32 000 Einwohner). Die Investition soll sich durch Gewinnung neuer Leser und eine moderate Gebührenanhebung (gedacht ist an vier Euro mehr für die Jahreskarte bei Barzahlern) mittelfristig refinanzieren. e Öffentliche Bibliothek w 270 Es galt, nicht nur einheitliche Kleidung für Frauen und Männer in einem breiten Größenspektrum und mit langfristiger Wiederbeschaffungsgarantie zu finden, sondern auch Geschmacksdiskussionen zu einem Ergebnis zu führen. an einer Stelle alle administrativen Vorgänge (Gebühren bezahlen, neue Ausweise und Ausweis-Verlängerungen und so weiter) gibt Auskünfte, hilft bei der Mediensuche und berät. Die Arbeitszeiten ändern sich und wurden in einen neuen Arbeitsplan gefasst. Um Abendveranstaltungen ohne Konkurrenz zu den Reinigungsarbeiten durchführen zu können, wurde die Arbeitszeit BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Öffentliche Bibliothek Fachangestellte durch entsprechende berufsbegleitende Weiterbildungsangebote auch die formale Voraussetzung für eine höhere Eingruppierung schaffen könnten. Vor Ort bleibt bislang nur die Möglichkeit, die Stellenbewertungen zu aktualisieren, sobald e te Garderobe verleiht vor allem jüngeren und kleiner gewachsenen MitarbeiterInnen mehr Autorität. Arbeitspapiere und Checklisten mussten zusammengefasst werden, die Arbeitsplätze waren neu zu organisieren. Kassen wurden zusammengelegt, Arbeitsabläufe kritisch überprüft und optimiert. Danach durchliefen alle MitarbeiterInnen mehrere InhouseSchulungen, wobei es einerseits darum ging, sich gegenseitig auf den neuesten Wissensstand zu bringen, andererseits neue Arbeitsfelder lernend zu erschließen (das Auskunftsinterview, die Kundenanmeldung, Gebührenzahlungen, Recherchieren im Bestand und im Netz …). Durch den Wissensausgleich verschwimmen natürlich die Grenzen zwischen den Berufsständen, und es wäre wünschenswert, dass sich geeignete Teamkleidung in der Stadtbücherei Biberach: Das einheitliche Outfit schafft Identifikation und leichte Erkennbarkeit – und kommt bei den Nutzern gut an. Fotos: Stadtbücherei Biberach Teamkleidung –u .B Mehr Autorität Die Zustimmung des Personalrates erfolgte problemlos, da die flankierenden Maßnahmen zugesichert werden konnten: Eine Umkleidemöglichkeit mit Garderobe wurde installiert, ein Arbeitspapier zur Kleiderpflege, Nutzung und eventueller Übernahme bei Zeitverträgen erstellt, neue Mitarbeiter bereits bei der Einstellung informiert und im Budget der Stadtbücherei wurden ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt. Seit Januar tragen nun alle MitarbeiterInnen während des Publikumsdienstes Teamkleidung. Die Namensschilder wurden grafisch angepasst. Die Reaktionen der Kunden sind überwiegend positiv. Die Einheitlichkeit der Kleidung schaff t Identifikation und Erkennbarkeit, die korrek- w w Die Frage der Teamkleidung wurde bei einer zweitägigen Teamfortbildung im Februar 2007 im Rahmen des Themas »Weiterentwicklung unseres Leitbildes« intensiv diskutiert. Aus der Überzeugung heraus, dass sich ein einheitliches Outfit positiv auf Sichtbarkeit und Image der Bücherei auswirken werde, wurde der Beschluss gefasst, bis Ende 2007 eine Einigung zu Art, Form und Farbe der Teamkleidung herbeizuführen. Eine zweiköpfige Arbeitsgruppe löste diese schwierige Aufgabe, denn es galt, nicht nur einheitliche Kleidung für Frau- en und Männer in einem breiten Größenspektrum und mit langfristiger Wiederbeschaff ungsgarantie zu finden, sondern auch Geschmacksdiskussionen zu einem Ergebnis zu führen. Nach der Marktsichtung wurden Hemden, Blusen, Jacketts und Polo-Shirts beschaff t. Wir einigten uns auf eine klassischzeitlose Schwarz-weiß-Kombination, die unserem Selbstverständnis von unaufdringlicher Professionalität am ehesten Ausdruck verleiht. w der (hauseigenen) Kräfte in die frühen Morgenstunden verlegt. Struktur und Rhythmus der Teambesprechungen wurden angepasst. Die Besprechungen der Servicemitarbeiter wurde auf alle Mitarbeiter, ausgenommen Hausdienste, erweitert. Damit die Kunden nach Auflösung der festen Informationsstelle im Obergeschoss trotzdem schnell einen Ansprechpartner für Fragen finden, laufen die zwei Mitarbeiter im Erdgeschoss abwechselnd »Patrouille«. Damit sie für die Kunden besser erkennbar sind, tragen sie eine einheitliche Oberbekleidung und ein gut lesbares Namensschild. BuB | 60 (2008) 04 –B .d Die Einheitlichkeit der Kleidung schafft Identifikation und Erkennbarkeit, die korrekte Garderobe verleiht vor allem jüngeren und kleiner gewachsenen MitarbeiterInnen mehr Autorität. die Tarifpartner die alten Eingruppierungsregelungen durch eine neue »Entgeltordnung« ersetzt haben. Frank Raumel, Stadtbücherei Biberach 271 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek –u .B w Der erste Tag war verschiedenen Vorträgen gewidmet, mit denen bemerkenswerte und erprobte Projekte aus kleinen und großen Kinder- und Jugendbibliotheken beschrieben und zur Diskussion gestellt wurden. Ute Hachmann (Stadtbibliothek Brilon) berichtete vom nordrhein-westfälischen Erfolgsmodell Sommerleseclub und Leseclub Junior (www.sommerleseclub.de), bei dem vor allem die »magische Kombination« aus Lesen als Freizeitinteresse, Zertifikat als Ansporn, »Partystimmung« und Gruppengefühl für vielfältige Anreize zum Mitmachen – auch für Nichtleser – sorgt. Was in der kleine Stadt Brilon vor einigen Jahren begonnen hat, kommt 2008 in 118 nordrhein-westfälischen Städten zur Umsetzung, hat inzwischen auch in anderen Bundesländern Nachahmer gefunden und erreicht somit bundesweit viele tausend Kinder (siehe dazu auch den Beitrag auf Seite 269). In ganz anderen Dimensionen bewegt sich die »Hörclub«Idee für Bibliotheken, die von Susanne Brandt (Gemeindebücherei Westoverledingen) vorgestellt wurde. Sie betonte in ihrem Vortrag die oft unterschätzte Bedeutung des Zuhörens für die Lese- und Sprachförderung und zog daraus die Konsequenz, der Zuhörförderung in der Programmarbeit mehr Aufmerksamkeit und Intensität zu geben. Angeregt durch ein Modell der Stiftung Zuhören (www.zuhoeren.de) wird in Westoverledingen seit mehreren Jahren in Kooperation mit einer Grundschule ein Hörclub angeboten, der in wöchentlicher Kleingruppenarbeit mit einer Mischung aus Tonträgerbeispielen, Erzählen, Vorlesen und Musik, Gesprächen, Spielen und Experimenten mit Geräuschen die »klassische«, eher buchbezogene Leseförderung um neue Facetten ergänzt. Facettenreich waren auch die Praxisbeispiele aus verschiedenen Berliner Bezirken, die Gisela Rhein und Ina Taege vom Facharbeitskreis für die Bibliotheksarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Schulen präsentierten. Sie verwiesen auf die inspirierende und hilfreiche Zusammenarbeit mit dem Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur »LesArt« (www.lesart.org), das viele kreative Impulse in die Arbeit der Bibliotheken einbringt, erzählten aber auch von anderen gelungenen Kooperationen wie etwa beim Spandauer Jugendliteratur-Preis (mit Karstadt), bei der Lehrerfortbildung, bei der vom Quartiersmanagement unterstützten Familienlesezeit und bei der engagierten und außerordentlich öffentlichkeitswirksamen KinderLiteraTour mit den Berliner S-Bahnen. w Um Modelle, Standpunkte und Erfahrungen aus der Kinderund Jugendbibliotheksarbeit ging es im Februar bei einem Workshop in Berlin, zu dem das Weiterbildungszentrum der Freien Universität und die DBV-Expertengruppe »Kinder- und Jugendbibliotheken« eingeladen hatten. Die rund 30 teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen kamen überwiegend aus den verschiedenen Bezirken Berlins, aber auch aus anderen Bundesländern. e Bewährte Projekte und mutige Ideen für morgen gebot den Freizeitinteressen von Jugendlichen gerecht zu werden. Einzigartig in der räumlichen Gestaltung wie auch in der finanziellen Ausstattung erinnert in diesem »coolen Laden« kaum mehr etwas an eine Bibliothek, die sich in ihrer konventionellen Form oft nur halbherzig auf die Bedürfnisse von Jugendlichen einzustellen vermag. Frischen Wind brachte auch die niederländische Kollegin Karen Bertrams, indem sie nicht nur die beachtlichen Möglichkeiten der zentralen Serviceund Beratungsstelle Probiblio (www.probiblio.nl) darstellte, sondern vor allem einen farbigen Einblick in die »Bibliothek der 100 Talente« von Heerhugowaard bei Amsterdam vermittelte. Dort finden Kinder zwischen .d Blick in die Kinder- und Jugendbibliothek der Zukunft von lernenden Jugendlichen mit Migrationshintergrund abgestimmte Lernzentrum der Stadtbibliothek Neukölln vor, das mit ausgewählten Lernhilfen zu allen Schulfächern, Beratung und Arbeitsplätzen eine wichtige Unterstützung zum Erreichen des mittleren Schulabschlusses wie auch für den Einstieg in die Berufsausbildung bietet (www. stadtbibliothek-neukoelln.de). In gänzlich anderer Weise wendet sich dagegen die Hamburger Jugendbibliothek HOEB4U (www.hoeb4u.de) an Menschen zwischen 14 und 24 Jahren. Leiterin Janette Achberger schilderte den staunenden Kollegen, wie es gelingen kann, nach dem Konzept eines »Juniorbetriebs« und mit einem topaktuellen Multimedia-An- –B Öffentliche Bibliothek w 272 Hilfe beim Berufseinstieg Um Angebote für Jugendliche wie auch um Erfahrungen aus den Niederlanden ging es am Vormittag des zweiten Workshop-Tages. Hana Bayne stellte das speziell auf die Bedürfnisse Stadtbibliothek Salzgitter als Bildungspartner etabliert »ABC Lesen« heißt ein neues Projekt zur Sprach- und Leseförderung, das die Stadtbibliothek Salzgitter gemeinsam mit dem Fachdienst Gesundheit im Januar gestartet hat. Im Rahmen der vierjährigen Kampagne erhalten Eltern bei der Schuleingangsuntersuchung ihres Kindes zum Schulstart ein kostenloses Lesestart-Set. Das Set enthält Bücher, Spiele, einen Bibliotheksausweis für die angehenden Schulkinder, einen Ratgeber zur Leseförderung für die Eltern sowie eine Ausgabe der Kinderzeitung »Der bunte Hund«. Darüber hinaus betätigt sich die Stadtbibliothek Salzgitter auch gezielt als Bildungspartner für örtliche Schulen. Dabei hat sich besonders die sei Sommer 2007 bestehende Partnerschaft mit dem KranichGymnasium bewährt. Mit vielfältigen Angeboten wie Medienkisten, Klassenführungen, Handapparaten für Seminarfächer, Literaturprojekten und Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag wird Schülern Appetit aufs Lesen gemacht und gleichzeitig deren Informationskompetenz gestärkt. Foto: Stadtbibliothek Salzgitter BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Öffentliche Bibliothek w BuB | 60 (2008) 04 .B w .d e Die Vorträge des Workshops wie auch die von Karin Rösler eingebrachten und weiterhin sehr bedenkenswerten »Fragen an die Zukunft« sind im Bibliotheksportal (www.bibliotheksportal.de) nachzulesen. Susanne Brandt, Gemeindebücherei Westoverledingen Öffentliche Bibliothek Kinder- und Jugendbuchportal gefragt Ausgabe in weiteren Sprachen geplant / Nützlich für Lektoratsarbeit Vor einem Jahr, zur Leipziger Buchmesse 2007, ging das Kinder- und Jugendbuchportal des Goethe-Instituts online. Entwickelt haben es Professoren und Studierende des Fachbereichs Medien in Kooperation mit dem Goethe-Institut und der ekz.bibliotheksservice GmbH. Um die Nutzung weltweit zu erleichtern, so heißt es in einer gemeinsamen Pressemeldung, wurde das zunächst in deutscher Sprache erstellte Portal nun in die englische Sprache übersetzt. –u Angesprochen wurde auch das Phänomen, dass Jugendbibliotheken in gewisser Weise schon wieder generationsübergreifende Züge annehmen, wenn die »jungen Älteren« ebenso das Angebot nutzen wie jugendliche Eltern, die mit ihren kleinen Kindern kommen. Lässt sich da die sogenannte Jugendbibliothek, lässt sich Bibliotheksarbeit überhaupt noch über bestimmte Altersgruppen definieren oder taugt vielmehr die Milieustruktur als Orientierungsrahmen? Zur Bedeutung von lokalen und globalen Netzwerken für Kinderbibliotheken stellten die Teilnehmenden fest, dass es viele Kooperationspartner gibt, mit denen aber zum Teil nur sehr sporadisch zusammengearbeitet wird. Bei den Partnern sei zwischen »Entscheidern« und »Machern« zu unterscheiden, wobei Bibliotheken als Netzwerker auch vermehrt lernen müssten, Aufgaben an andere abzugeben. Mit Blick auf mögliche überregionale Netzwerke wurde der Wunsch nach einer eigenen Marke »Kinderbibliothek« geäußert. Hilfreich wäre eine zentrale Einrichtung, die ähnlich wie Probiblio in den Niederlanden zentrale Dienste und praktische Serviceleistungen für die Kinderbibliothek anbietet und die Lobbyarbeit durch ein gemeinsames Logo und Werbematerialien unterstützt. Bei dem Versuch, Visionen für eine Leseförderung der Zukunft – mit allen Sinnen und allen Medien – zu entwickeln, wurde festgestellt, dass es in der täglichen Arbeit oft an Freiräumen zum Experimentieren fehlt. Für viele Ideen erweisen sich die Strukturen und Einrichtungen als viel zu starr und unbeweglich. Hier dennoch nicht müde zu werden, mit vielleicht unkonventionellen Schritten erste Veränderungen zu bewirken, bleibt eine zentrale Herausforderung. Dabei wäre eine größere interdisziplinäre Vernetzung mit anderen Partnern außerordentlich hilfreich. Es gilt, Konkurrenzgedanken abzubauen und viel mehr Durchlässigkeit zwischen einzelnen Nachbarbibliotheken wie auch mehr Offenheit gegenüber anderen Institutionen zuzulassen, um eine größere Vielfalt an Erfahrungen und Methoden in der Kinderbibliothek zu ermöglichen. –B Lokale Netzwerke w 0 und 13 Jahren Materialien und Räumlichkeiten, die ganz auf die Vielfalt kindlicher Fähigkeiten und Erfahrungswege ausgerichtet sind. Während sich Bibliotheken sonst hauptsächlich »sprachbezogen« definieren, bietet die »Bibliothek der 100 Talente« im Sinne der ReggioPädagogik eine Fülle von weiteren Experimentiermöglichkeiten zur Welterfahrung an, bezieht Kinder in die Gestaltung der Bibliothek aktiv mit ein und weiß die Arbeit von Künstlern, Museen und Werkstätten lebendig zu integrieren. Im Schlussteil des überaus anregenden Workshops stellte Karin Rösler (Stuttgart) entscheidende Zukunftsfragen zur Diskussion und leitete so zum Gespräch in Kleingruppen über: Wie definieren wir Lesen in Zukunft? Wie wird der Leser der Zukunft sein? Wie unterscheiden wir zwischen virtuellem und wirklichem Leben? Und bleiben Bibliotheken dabei die Verbindungsstelle zwischen Menschen und Medien? Oder haben sie sich zukünftig auf ganz neuen Aufgaben und Arbeitsformen einzustellen? Abschließende Antworten konnten auf diese und andere Fragen und daraus sich ergebende Teilaspekte in der Kürze der Zeit nicht gefunden werden. Lediglich Denkanstöße wie diese: Bei der Frage, wie die Jugendbibliotheken attraktiver zu gestalten wäre, schien es den Teilnehmenden zunächst wichtig, dass Jugendliche mit ihren anderen Kommunikationsstrukturen akzeptiert und in Entscheidungen zu Einrichtung, Bestand und inhaltlicher Konzeption ernsthaft mit einbezogen werden. Diskutiert, aber letztendlich offen blieb, welche Rolle das Medium Buch für Jugendliche und für die Bibliothek in Zukunft spielen wird, ob neue Technologien wie RFID mehr zeitlichen Freiraum schaffen für individuelle Kundengespräche und ob die Bibliothek als »Haus der Begegnung und Kommunikation« neben der virtuellen Bibliothek bestehen bleibt. Aufgrund des großen Interesses und der hohen Zugriffszahlen plant das Goethe-Institut weitere Sprachversionen, wie etwa eine spanische oder eine arabische. Neben wertvollen Diensten für die Vermittlung deutschsprachiger Literatur im Ausland, ist das Portal auch im Inland anerkannt. Lehrer, Bibliothekare, Eltern sowie junge Erwachsene nutzen es zur Information und Literaturauswahl. »Die enorme Titelproduktion von Kinderund Jugendliteratur mit ihrer qualitativen Vielfalt ist kaum noch überschaubar. Aus diesem Grund werden verlässliche Informationsquellen, die eine qualitative Vorauswahl vornehmen, im privaten Rahmen wie auch für Institutionen, immer mehr an Bedeutung gewinnen«, prognostiziert die für das Projekt verantwortliche Professorin Kerstin Keller-Loibl. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde im Sommer 2007 eine Befragung nach der Nutzung von Online-Angeboten zur Kinder- und Jugendliteratur an 100 Bibliotheken in Städten mit über 100 000 Einwohnern durchgeführt. Die Untersuchung ergab, dass das Kinderund Jugendbuchportal bei 53 Prozent der befragten Bibliotheken bekannt war. 30,3 Prozent nutzen es bereits in der bibliothekarischen Arbeit. Laut Meinung der Praktiker ist das Online-Angebot besonders für die Lektoratsarbeit geeignet, weil die Informationen fundiert aufbereitet sind und zielgruppenspezifisch recherchiert werden kann. »Wenn man bedenkt, dass das Portal erst seit Ende März 2007 im Netz ist, also nur drei Monate zwischen Freischaltung und Befragung lagen, kann der erreichte Bekanntheitsgrad als hoch eingeschätzt werden«, erklärt KellerLoibl. Dazu beigetragen hat auch die Präsentation des Portals auf Kongressen und internationalen Tagungen. Erst jüngst wurde es auf dem Internationalen Kongress BOBCATSSS 2008 im kroatischen Zadar (siehe hierzu Beitrag auf Seite 288) vorgestellt. 273 BuB | Foyer Diskussion –u .B w In Hamburg gab es bis vor etwa zehn Jahren noch 52 Bibliotheksstandorte. Im Zuge einer Strukturreform hat sich ihre Anzahl auf 39 reduziert. Mit Blick auf die Finanzausstattung der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) ist zu erwarten, dass dieser Trend anhält. Ein besonders betroffener Standort ist das »Grindelviertel« im Stadtteil Eimsbüttel. Dort wurde im Sommer 2003 eine der meistbesuchten Bücherhallen dichtgemacht. Auch eine nahegelegene Kinder- und Jugendbibliothek, teilweise mit Sponsorengeldern und ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben, musste 2003 schließen, weil sich der Hauptsponsor zurückgezogen hatte. Diese Bibliothek, die »Kolibri«, war erst 1998 aus einer Bürgerinitiative zum Erhalt einer von Schließung bedrohten Bücherhalle hervorgegangen. Um nach Schließung dieser beiden Bibliotheken dem Bürgerprotest die Spitze zu nehmen, wurde im März 2004 eine Modellbibliothek für Kinder am Grindel eröffnet, in die Teile der »Kolibri« integriert wurden. Es entstand eine zentrale Anlaufstelle für junge Leser, mit Lekto- w Wenn Stadtteilbibliotheken geschlossen werden sollen, führen mitunter engagierte Bürger die Einrichtung ehrenamtlich weiter. Dass solche Modelle jedoch schnell am Ende sein können, beweisen Beispiele aus Hamburg: Die ehrenamtlich geführte »Kolibri«-Bibliothek stand vor dem Aus, nachdem sich ein Sponsor zurückzog, und ein »Leseklub« im Stadtteil Sasel, der eine Bücherhalle ersetzen sollte, muss bereits wenige Monate nach der Eröffnung einräumen, dass die Weiterfinanzierung nicht gesichert ist. Im Stadtteil Eimsbüttel kämpft jetzt eine Bürgerinitiative um den Erhalt der Kinderbibliothek »KiBi« – und fordert explizit, dass der Standort mit bibliothekarisch ausgebildetem Personal erhalten bleiben und weiter von der Stadt getragen werden soll. Axel Kopido, ein Sprecher der Initiative »KiBi muss bleiben«, stellt die Situation aus Sicht der engagierten Bürger dar. e In Hamburg kämpft eine Bürgerinitiative explizit für den Erhalt einer Bücherhalle mit Fachpersonal deutlich über 80 Prozent (25 Kitas). Trotz dieser Zahlen, die den großen Erfolg der Einrichtung auf einen günstigen Standort zurückführen lassen, hat der Hamburger Senat im Juni 2007 beschlossen, die KiBi zum Sommer 2008 in die Zentralbibliothek zu verlegen, in die Nähe des Hauptbahnhofs: eine Gegend, in der es kaum Schulen oder Kitas gibt. Als die Umzugspläne bekannt wurden, formierte sich Widerstand. Eine Elterninitiative organisiert seitdem den Protest und bringt Aktionen auf den Weg, die ein starkes Echo in der regionalen Presse finden, wie der Laternenumzug mit über 700 Teilnehmern und die Malaktion an drei Grundschulen. Bei der Malaktion entstanden 1 000 Postkarten, die Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust beim CDU-Neujahrsempfang überreicht wurden. Zuletzt fand eine Lesung mit Promienten Autoren und Schauspielern statt. Auf der Homepage www.kibi-muss-bleiben.de wird ausführlich darüber berichtet. Von Anfang an macht die Elterninitiative klar, dass es ihr um den Erhalt einer voll funktionsfähigen Bibliothek mit Profi-Personal geht. Ein Leseklub, wie in einigen Stadtteilen bereits realisiert und von Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) als Ersatz angeboten, wird als Zumutung empfunden und abgelehnt. Denn aus der negativen Erfahrung mit der »Kolibri«-Bib- .d »Ehrenamtliche Leseklubs sind kein Ersatz« rat und schulbibliothekarischer Arbeitsstelle. Mit Eröffnung der Kinderbibliothek (KiBi) kehrte zunächst Ruhe im Quartier ein. Die KiBi entwickelte sich sogar prächtig: Ständig steigende Ausleihzahlen und lange Warteschlangen am Schalter zeugten von einer gelungenen Konzeption. Kein Wunder, befindet sich diese Bibliothek doch inmitten eines Gebiets mit einer für europäische Verhältnisse einmalig hohen Dichte von Kindergärten und Schulen. Einer Drucksache des Hamburger Senats zufolge, liegen circa 48 Prozent der Schulen (nämlich 14 Schulen), die in regelmäßigem Austausch mit der KiBi stehen, in einem Umkreis von unter 2,5 Kilometer. Bei den Kitas sind es sogar –B Diskussion w 274 Plakat für eine Protest-Veranstaltung zur Rettung der Hamburger Kinderbibliothek »KiBi«. Die engagierten Eltern wollen unbedingt eine Bibliothek mit Fachpersonal und Anbindung ans Ausleihsystem in ihrem Stadtteil behalten. Plakat: Initiative »KiBi muss bleiben« Bei der Finanzierung des Unterhalts der Leseklubs sieht es ähnlich düster aus. Sie soll durch Sponsoren gewährleitstet werden. liothek und durch Informationen aus anderen Stadtteilen wissen die Initiatoren der Elterninitiative, dass ein solcher ehrenamtlich geführter Leseklub keinerlei Ersatz sein kann für die Leistung, die durch eine professionell geführte Bibliothek und ihre Mitarbeiter erbracht wird. BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Diskussion Diskussion Freiwillige als Chance für Bibliotheken e Offizieller DBV-Standpunkt ist offenbar noch nicht überall bekannt w BuB | 60 (2008) 04 Es scheint, dass dieser Gedanke »Freiwilligenarbeit als Festigung der kommunalpolitischen Stellung der Bibliothek« noch immer nicht überall erkannt wurde. Die bibliothekarischen Verbände stehen hier noch vor einer bedeutsamen Aufgabe. Gerade durch die Einbeziehung von Freiwilligen gewinnen Öffentliche Bibliotheken eine über die Informationsfunktion hinausgehende Funktion, oder genauer gesagt: Eine Funktion, die sie schon längst reklamiert haben, wird Bestandteil eines gesellschaftspolitischen Konzepts. Als kommunaler Treffpunkt wird die Bibliothek zu einem stadtteil- oder nachbarschaftsbezogenen Zentrum. So wenig man sich vorstellen kann, dass vollprofessionelle und hochspezialisierte Informationsdienstleistungen in Bibliotheken ehrenamtlich erbracht werden, so sehr erscheint es sinnvoll, an Aufgaben von Bibliotheken in Wohnquartieren wie gerade die kulturellen und sozialen Aufgaben die Bürger als Volunteers zu beteiligen. Dieses Bürgerengagement kann die Verankerung der Bibliothek im lokalen Umfeld stärken. Das darf jedoch nicht als bloße Abwälzung von Kosten in Form von unbezahlter Arbeit missbraucht werden. Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Freiwilligen setzt nicht nur überhaupt Hauptamtlichkeit voraus, sondern erfordert von den Hauptamtlichen soziales Engagement in bisher unbekannter Qualität und Quantität. Konrad Umlauf, BuB-Herausgeber, Humboldt-Universität zu Berlin .d w .B –u Bibliothekare verlieren ihre Arbeit, Bürger ihre Anbindung an ein Bildungssystem, Kinder die Möglichkeit, überhaupt erst zu einer Bibliothek zu gelangen. Die betroffenen Bibliotheka- Spätestens mit der DBV-Brorinnen und Bibliothekare aber schüre (Freiwillige – (k)eine Chance für Bibliotheken? Ein Positionspapier des Deutschen Biblotheksverbandes. Berlin, Die betroffenen Bibliothekarinnen und Bibliothekare 1999) hat sich der verbandsoffizielle Standpunkt geändert: aber treten bei all den Widerständen und Aktionen Jetzt wird ehrenamtliches Engagement gutgeheißen, wenn dakaum in Erscheinung – sie durch eben kein Ersatz bezahlter machen gute Miene zu durch unbezahlte Arbeit erfolgt bösem Spiel. und die kommunalpolitische Stellung der Bibliothek gefestigt treten bei all den Widerständen und gestärkt wird. Die Broschüund Aktionen kaum in Erschei- re enthält konkrete Tipps zur nung. Sie sind durch ihre Ver- Organisation der Mitarbeit der träge zur Loyalität verpflichtet Freiwilligen bis hin zu Vertragsund machen gute Miene zu bö- mustern. sem Spiel. Unterstützung von InitiatiViele Wege führen zu ven, die es in Hamburg bei fast allen Standortschließungen gab, oder eigenständige Proteste dringen kaum nach außen. Aktionen der Bürgerinitiative, die Forum direkt in der KiBi stattfinden sollen, werden untersagt. Und Bibliothek und die Leiterin der HÖB sieht sich Information offenbar vor allem gezwungen, Gartenstraße 18 die wechselnden politischen 72764 Reutlingen Vorgaben umzusetzen: bei stetig Postfach 13 24 steigenden Anforderungen und 72703 Reutlingen Kosten und einem real immer Telefon 0 71 21/34 91-0 mehr sinkenden Etat. Telefax 0 71 21/30 04 33 Axel Kopido, [email protected] Initiative »KiBi muss bleiben« www.b-u-b.de Kontakt: [email protected] w Die geplante Ausstattung des Klubs mit circa 300 Medien erscheint zudem geradezu lächerlich: 2005 kamen 60 000 Besucher in die KiBi und 150 000 Medien wurden ausgeliehen. Außerdem ist der Bestand eines Leseklubs nicht erschlossen und nicht systematisiert. Sowohl eine gezielte Suche als auch eine Beratung sind dort nicht möglich. Überdies fehlt die Anbindung an das Ausleihsystem der HÖB, sodass Ausleihen über den Bestand des Klubs hinaus ausgeschlossen sind. Bei der Finanzierung des Unterhalts der Leseklubs sieht es ähnlich düster aus. Sie soll durch Sponsoren gewährleistet werden. Doch es ist kaum zu erwarten, dass Stiftungen oder private Spender bereit sind, sich dauerhaft an der Finanzierung einer öffentlichen Einrichtung zu beteiligen. Aktuelles Beispiel: Ein erst im September 2007 im Stadtteil Sasel eröffneter Leseklub räumt nach einem halben Jahr bereits ein, dass die Finanzierung nicht mehr vollständig gesichert ist. Im Ganzen besteht bei den Bürgern der Eindruck, dass die Einrichtung von Leseklubs darauf abzielt, das einstmals dichte Netz von Bibliotheken in Hamburg abzuwickeln beziehungsweise auf einige wenige Standorte zu beschränken. Dabei gibt es Verlierer auf allen Seiten: –B Die Kinder- und Jugendbuchautorin Kirstin Boie liest auf einer Protestveranstaltung in Hamburg für den Erhalt der Kinderbibliothek »KiBi« im Stadtteil Eimsbüttel. Foto: Initiative »KiBi muss bleiben« Deutsche Bibliothekare waren bis zum Jahr 1999 offiziell strikt gegen ehrenamtliche Mitarbeit in Bibliotheken. Das Thema wurde als heißes Eisen aufgefasst und stand unter den Auspizien eines Abwehrkampfes: In berufsständischer Perspektive galt es, den Ersatz bezahlter Arbeit ausgebildeter Fachkräfte durch unbezahlte Arbeit von Laien abzuwehren. Die Position des DBV hat sich inzwischen geändert. BuB 275 BuB | Foyer Diskussion –u Es gibt ausführliche Materialien für die Arbeit mit Volunteers, herausgegeben von der American Library Association (ALA). .B Eingangsbereich), Homebound Services (Haus-Betreuung von Alten und Behinderten), Talking Library (Service für Blinde), Computerkurse (eine der »Männer-Domänen«), Ausstellungsführungen, Unterstützung bei Veranstaltungen, Englischkurse für Immigranten, Bücherflohmärkte, Regionalgeschichtliche Projekte (wie Genealogie, Oral History) und das sehr weite Feld »Teen-Volunteering«. Trotz finanzieller Einschnitte, die viele Public Libraries besonders in den letzten Jahren erfahren mussten, ist man dort – dies war bisher mein persönlicher Eindruck – überwiegend der optimistischen Auffassung, dass die eigentliche fachliche Arbeit, die nur ein ausgebildeter Bibliothekar leisten kann, weiterhin unangetastet bleibt. Ich kann die Meinung der finnischen Kollegin, Ehrenamt gäbe es nur in Ländern, wo das Bibliothekswesen unterentwickelt ist (siehe BuB-Februarausgabe, Seite 133) – so nicht teilen. In den USA, wo mehr als 50 Prozent der Einwohner eingetragene Benutzer einer Public w Die Volunteer Managers oder Volunteer Coordinators sorgen in den größeren Öffentlichen Bibliotheken der USA für Rekrutierung, Bewerbungsgespräche, Auswahl, schriftliche Vereinbarungen und Schulung der Freiwilligen. Sie erstellen die wöchentlichen Einsatzpläne, sind Ansprechpartner bei Problemen, treffen Absprachen mit den Friends of the Library, kümmern sich um Versicherungsund Steuerbelange und um die Zusammenarbeit mit kommunalen Einrichtungen sowie bundesstaatlichen VolunteerOrganisationen. Sie bereiten jährliche Auszeichnungs-Veranstaltungen vor, verfassen den Annual Volunteer Report und sorgen für ein gutes Miteinander von Angestellten und Freiwilligen. Es gibt ausführliche Materialien für die Arbeit mit Volunteers, herausgegeben von der American Library Association (ALA). Auch wenn in einzelnen Bibliotheken natürlich unterschiedliche Bedingungen herrschen, bilden sie eine wichtige Arbeitsgrundlage. Hier seien nur einige Beispiele für Freiwilligen-Einsatzgebiete in US Public Libraries genannt: Story Time (Lese- und Theaterprojekte in den KinderAbteilungen), Welcome Ambassador (Begrüßungstheke im w »Die Verwendung von Freiwilligenarbeit als kostenloser Ersatz für bezahlte Arbeitskräfte ist ein Missbrauch des zivilgesellschaftlichen Engagements«, schreibt Konrad Umlauf im Editorial der BuB-Februarausgabe. Überall, wo Angestellte und Freiwillige gemeinsam in einer Einrichtung arbeiten, ist diese potenzielle Gefahr – so denke ich – nicht einfach von der Hand zu weisen. Das Beispiel USA zeigt aber, dass es sehr wohl möglich ist, die Einsatzgebiete der Freiwilligen (Volunteers) so eindeutig zu definieren, dass damit eine klare Abgrenzung gegenüber den Tätigkeiten des bezahlten Fachpersonals möglich ist. Nur außerhalb des Kerngeschäfts e In den USA sind Einsatzgebiete von Fachpersonal und Freiwilligen klar voneinander abgegrenzt Diskussion Wie die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen ohne Misstöne gelingen kann .d Public Libraries durch Volunteers gestärkt Library sind und es in den auch technisch gut ausgestatteten Öffentlichen Bibliotheken mehr als 136 000 bezahlte (auf Vollzeitäquivalente umgerechnete) Arbeitskräfte gibt (das heißt etwa 0,5 auf 1 000 Einwohner), kann von Unterentwicklung keine Rede sein. Wenn auf dieser soliden Grundlage zahlreiche Freiwillige den Wunsch haben, ihre Public Library vor Ort zu unterstützen (etwa ein Drittel der Frauen und ein Viertel der Männer in den USA üben eine oder mehrere freiwillige Tätigkeiten aus), so ist dies ein Gewinn für die Gemeinschaft insgesamt. Volunteers bringen sich auch vielfältig in die Kommunalpolitik ein. Zwei Beispiele: Wenn es um geplante Budget-Kürzungen geht, sind es die Freiwilligen, die für das bibliothekarische Fachpersonal streiten und Unterschriften sowie persönliche Briefe der Einwohner an die Stadt- oder Gemeindeoberhäupter sammeln. Und wenn die Library Budget Votes stattfinden (Wahlen, bei denen die Einwohner über den Bibliotheksanteil aus dem kommunalen Steuertopf abstimmen), sind die Volunteers die Hauptorganisatoren. Obwohl man die amerikanischen Verhältnisse, besonders in Hinsicht auf die historischen, mentalen und soziologischen Gegebenheiten sowie auch die –B Diskussion w 276 Volunteer Managers sorgen in den größeren Öffentlichen Bibliotheken für Rekrutierung, Bewerbungsgespräche, Auswahl, schriftliche Vereinbarungen und Schulung der Freiwilligen. unterschiedliche Rolle von Staat und Gewerkschaften nicht auf Deutschland übertragen kann, halte ich es für sehr lohnenswert, einen Erfahrungsaustausch mit den US-Kollegen anzustreben. Dabei denke ich besonders an das ganze Spektrum des Managements von Freiwilligenarbeit. Beate Hörning Bürgerschaftliches Engagement besteht in der Stadtbibliothek Reutlingen bereits seit 1981 durch den Freundeskreis »Freunde der Stadtbibliothek Reutlingen e.V.«, der anlässlich der Planungen für den Neubau der Stadtbibliothek gegründet wurde und mittlerweile 130 Mitglieder zählt. Außerdem gibt es eine Reihe freiwilliger Helferinnen und Helfer in den Zweigstellen. Da diese ehrenamtliche Unterstützung sich nur auf ergänzende Tätigkeiten zum Kerngeschäft bezieht, gelingt die Zusammenarbeit ohne Misstöne. Die »Freunde der Stadtbibliothek Reutlingen« unterstützen die Bibliothek unter anderem bei Veranstaltungen und Ausstellungen, wie Bücherflohmärkten, oder beim Tag der offenen Tür durch Bewirtung mit Kaffee und Kuchen. Großer Beliebtheit erfreut sich inzwischen die von ihnen organisierte wöchentliche »Hellblaue Stunde«; eine Vorlesestunde für Sechs- bis Achtjährige, die durchschnittlich von 25 Kindern besucht wird. Die Kinder bekommen ein Heft, in dem jeder Besuch abgestempelt wird. Für sechs Besuche erhalten sie ein Buchgeschenk. Die Stadtbibliothek arbeitet darüber hinaus seit circa fünf Jahren mit Ehrenamtlichen in verschiedenen Zweigstellen. Durch die Freiwilligen können dort Angebote geschaffen werden, für die normalerweise keine Zeit und kein Personal zur Verfügung stehen. Die Freiwilligen werden fast ausschließlich als Lesepaten eingesetzt, wobei die Gestaltung der Vorlesestunden in den BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Diskussion w .B w BuB | 60 (2008) 04 .d –u einer anerkannten, viel genutzten städtischen Einrichtung. Sie bekommen einen Einblick in die fachlich qualifizierte Arbeit einer Öffentlichen Bibliothek. Die Stadtbibliothek gewinnt außerdem durch die ehrenamtlich Tätigen Multiplikatoren für ihre Aktivitäten. Bei einem Koordinations- und Betreuungsaufwand für die Ehrenamtlichen von ungefähr vier Stunden wöchentlich ist der Nutzen hoch, den die Bibliothek durch die zusätzlichen Serviceangebote durch Freiwillige hat. Im Jahre 2003 wurde bei einer Diskussion über mögliche Zweigstellenschließungen von der Verwaltung und Politikern der Vorschlag unterbreitet, Zweigstellen durch Ehrenamtliche betreiben zu lassen. Die Bibliotheksleitung konnte sich in intensiven Gesprächen mit der Verwaltungsspitze und dem Gemeinderat mit ihrem Argument durchsetzen, dass sich der Einsatz von Freiwilligen auf ergänzende Tätigkeiten außerhalb der bibliothekarischen Kernaufgaben beschränken müsse. Dies ist ein auch weiterhin gültiger Grundsatz. Unter diesen Voraussetzungen müssen die Erfahrungen der Stadtbibliothek Reutlingen mit dem bürgerschaftlichen Engagement als ausschließlich positiv bezeichnet werden. Elisabeth Sträter, Personalchefin der Stadtbibliothek Reutlingen –B Die Freiwilligen sind zuverlässig, motiviert und identifizieren sich in hohem Maße mit ihren Aufgaben in einer anerkannten, viel genutzten städtischen Einrichtung. e gen sind überwiegend Frauen, die im schulischen oder sozialpädagogischen Bereich berufstätig sind, oder nicht (mehr) Berufstätige – wie pensionierte Lehrerinnen oder Hausfrauen. Die Fluktuation ist äußerst gering. Die Freiwilligen sind sehr zuverlässig, motiviert und identifizieren sich in hohem Maße mit ihren Aufgaben in w einzelnen Zweigstellen unterschiedlich ist. Es gibt regelmäßige, monatlich durchgeführte Vorlesestunden oder saisonbedingte, wie »Lesepicknicks« im Sommer oder den »Literarischen Adventskalender«. Manchmal wird im Anschluss an das Vorlesen gebastelt. Die Vorlesestunden haben gemeinsam, dass sie als offene Veranstaltungen für Kinder ab circa sechs Jahren angeboten werden. Sie dauern 45 bis 90 Minuten, und sie werden – ebenso wie die »Hellblaue Stunde« – durch die Bibliothek im Monatsprogramm, auf der Homepage, mit Handzetteln sowie durch Veröffentlichung in der örtlichen Presse beworben. Die Resonanz ist mit 10 bis 15 Teilnehmern durchweg gut. Außer der Werbung übernehmen die Bibliotheksmitarbeiterinnen die Vorbereitung der Vorlesestunden, teilweise die Auswahl zum Vorlesen geeigneter Bücher, sie führen regelmäßige Treffen mit den Freiwilligen durch und organisieren Seminare. Ein besonderes Projekt ist die in der Zweigstelle Rommelsbach durchgeführte »Kernzeitbetreuung mit Lesepaten«, die in Kooperation mit dem Förderverein der Grundschule stattfindet. Hierbei handelt es sich um eine 90-minütige, wöchentlich stattfindende geschlossene Veranstaltung für Kinder, die an der Kernzeitbetreuung teilnehmen. Jedes Kind fertigt im Laufe des Schuljahres ein Lesetagebuch an, in dem die vorgelesenen Titel dokumentiert und illustriert werden; außerdem gibt es ein Bewegungs- oder Geschicklichkeitsspiel oder eine kleine Bastelei. An der Durchführung sind eine vom Förderverein finanzierte Sozialpädagogin, eine Vorlesepatin und die Zweigstellenleiterin beteiligt. Als Dankeschön für ihr Engagement erhalten die Freiwilligen entweder einen Gutschein für die Jahresgebühr oder ein vergleichbares Präsent. Und die Stadt Reutlingen lädt alle ehrenamtlich Engagierten zu einem gemeinsamen Fest ein. Die in der Stadtbibliothek Reutlingen ehrenamtlich Täti- 277 BuB | Foyer Integration Integration Bildungsbürgertum statt Migranten im Blick 0,31 Euro. Die Schieflage wird bei genauerem Hinsehen noch deutlicher: Der Versorgungsgrad der Gesamtbevölkerung in Marzahn-Hellersdorf beträgt 1,43. Der Versorgungsgrad an fremdsprachigen Medien ist etwas geringer und liegt bei 1,23. Allerdings sind 10 bis 14 Prozent der Einwohner Marzahn-Hellersdorfs aus dem russischsprachigen Raum. Ihnen stehen aber weniger als 0,00004 Medien pro Kopf zur Verfügung, insgesamt .d –B –u .B Mitglieder des BIB werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen. w Für die größte deutsche Stadt Berlin wurde 2007 eine Untersuchung durchgeführt, die die einzelnen Bibliotheksangebote für Migranten näher untersuchte und gleichzeitig Lösungsvorschläge für eine Neustrukturierung machte.1 Im Folgenden werden die Ergebnisse kurz zusammengefasst: Unter den 3,34 Millionen Einwohnern Berlins2 leben offiziell gut eine halbe Million Menschen nicht-deutscher Staatsangehörigkeit. Mit knapp 120 000 Personen bilden dabei Zuwanderer türkischer Staatsangehörigkeit die größte Gruppe. Der tatsächliche Anteil an Einwohnern, die nicht-deutscher Herkunft sind, ist jedoch statistisch schwer erfassbar, da einige Gruppen aus der Berliner Statistik herausfallen: Aussiedler, Kinder mit doppelter Staatsangehörigkeit, Asylbewerber, sogenannte Illegale und Saisonarbeitskräfte. Berücksichtigte die Statistik auch diese Gruppen, so erhöhte sich Schätzungen zufolge die Migrantenquote Berlins von 13,9 Prozent auf circa 19 Prozent. Die Öffentlichen Bibliotheken in Berlin weisen einige Besonderheiten auf: So gibt es zum Beispiel kein einheitliches großstädtisches Bibliothekssystem, dafür aber zwölf Bibliothekssysteme, die in die Kulturhoheit und Trägerschaft der einzelnen Bezirke fallen. Daher variiert die Qualität der einzelnen Bibliotheksangebote für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen stark innerhalb der Stadt. Und auch die Kosten der Angebote sind mangels Kooperationen vergleichsweise hoch. In der Untersuchung wurden im Wesentlichen drei Punkte untersucht: die Integrationsarbeit und Sprachförderungsangebote, die Bestandskonzepte und der Versorgungsgrad mit Medien in den Sprachen der Migranten und interkulturelle Programme und Aktionen. 1. Die Programmarbeit für Kinder mit Migrationshintergrund kann in den Stadtbibliotheken Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte als hervorragend beurteilt werden. In anderen Stadtbiblio- w Öffentliche Bibliotheken sind in Deutschland die am häufigsten frequentierten öffentlichen Einrichtungen und verfügen gleichzeitig über ein positives Image. Das macht sie zu einem idealen Ort für die Integrationsarbeit. Doch wie sieht eigentlich die interkulturelle Bibliotheksarbeit der Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland aus? theken wird zu wenig oder nichts für die Sprach- und Leseförderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund geboten. Allerdings wird Sprachförderung ausschließlich zur Förderung der deutschen Sprache geleistet. Den Hauptbestandteil der Angebote für Migranten in Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte bildet das Programm »Kinder werden WortStark«. Das Programm besteht mittlerweile aus sieben Bausteinen und richtet sich an Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren. Allen Modulen ist gemein, dass Kinder die Bibliothek, die sie über einen längeren Zeitraum regelmäßig aufsuchen, als einen Ort des Lernens wahrnehmen und wertvolle Erfahrungen mit der Kulturtechnik Lesen und dem Kulturgut Buch sammeln. So können zum Beispiel Grundschulkinder der zweiten Klasse mit Migrationshintergrund die am Modul »Lesen ist schön« teilnehmen, einmal wöchentlich ein Jahr lang in Kleingruppen das Sprechen, Lesen und Schreiben auf Deutsch zusammen mit Kinderbibliothekarinnen und Studentinnen der Erziehungswissenschaften in spielerischer Form ohne den Schuldruck üben. Das Programm »Kinder werden WortStark« ist mehrfach ausgezeichnet worden und hat bereits mehrere Nachahmer gefunden. 2. Die interkulturellen Bestandskonzepte der Berliner Bibliotheken sind in der Regel auf den Fremdsprachenbedarf des deutschen Bildungsbürgertums ausgerichtet. Menschen mit Migrationshintergrund sind in allen Bezirken an Medien in ihrer Muttersprache unterversorgt. Darüber hinaus sind einige der vorhandenen Bestände teilweise veraltet und werden daher kaum noch genutzt. Während der Gesamtbevölkerung pro Kopf 1,32 Medien und ein Medienetat von 0,83 Euro zur Verfügung stehen, sind es bei den Einwohnern nichtdeutscher Herkunft circa 0,09 Medien und ein Medienetat von e Große Unterschiede bei interkultureller Bibliotheksarbeit in Berlin w 278 BIB-Geschäftsstelle Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] www.bib-info.de Wie die nachahmenswerten Programme in Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte zeigen, ist es selbst unter den schwierigen Berliner Verhältnissen möglich, Angebote für Migranten zu schaffen. 793 Medien, während sich zum Beispiel der englischsprachige Medienbestand auf 7 868 beläuft. 3. Programmarbeit oder kulturelle Veranstaltungen in Migrantensprachen werden praktisch nicht angeboten. Programmarbeit für Jugendliche und Erwachsene mit Migrationshintergrund wird insgesamt zu wenig bis gar nicht geleistet. Wie die nachahmenswerten Programme in FriedrichshainKreuzberg und Mitte zeigen, ist es selbst unter den schwierigen Berliner Verhältnissen möglich, Angebote für Migranten zu schaffen. Damit diese Programme und Angebote jedoch nicht weiterhin als einsame Sterne leuchten, bedarf es einer verstärkten Zusammenarbeit der Bibliotheken untereinander und einer kosten- und ressourcensparenden Kooperation in der Erwerbung und Erschließung. Patricia Kern, Sibel Ulucan 1 Die Ergebnisse der Masterarbeit (Humboldt-Universität zu Berlin) von Sibel Ulucan kann man ausführlich in »Bibliothek, Forschung und Praxis«, Heft 1, 2008, Seite 19 bis 44 nachlesen. 2 Stand: 30. Juni 2006 BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Integration w –u .B w Eröffnet wurde die Konferenz von der IFLA-Präsidentin Claudia Lux, die in ihrer Rede betonte, dass Bibliotheken mehr als nur ein Ort seien, an dem man Bücher ausleihen kann. Bibliotheken seien Kulturvermittler. Und diese Rolle würde in der Zukunft wichtiger denn je werden. Ein interessanter Beitrag stammte von dem Italianisten und Schriftsteller Thomas Harder, der in seinem Vortrag »Besser zweisprachig als doppelzüngig« analysierte, welche Konnotationen der Begriff zweisprachig in Dänemark mittlerweile hat: zum einen ist er ein Synonym für alle möglichen Probleme der Integration von Migranten geworden. Gleichzeitig hat er eine Definitionsverengung erfahren: Wird zum Beispiel von zweisprachigen Schulkindern gesprochen, impliziert man damit gleichzeitig die Integrationsprobleme dieser Kinder. Man verwendet diesen Begriff jedoch nur bei Kindern mit beispielsweise Türkisch, Arabisch oder Somalisch als Zweitsprache. Kinder, die Schwedisch, Norwegisch oder auch Deutsch als zweite Sprache sprechen, fallen nicht unter diese Definition, und bei ihnen impliziert man auch kein Integrationsproblem. Ähnliches lässt sich auch bei der jüngsten Diskussion in Deutschland beobachten: Während wir gute Kenntnisse des Englischen als Vorraussetzung für jeglichen Bildungs- und Berufserfolg sehen, von jedem Studenten erwartet wird, mindestens ein Semester im fremdsprachigen Ausland zu verbringen und Schulen, die bereits den Jüngsten Unterricht auf Englisch, Französisch oder Spanisch anbieten, Rekordanmeldungen verbuchen, steht die Beherrschung des Türkischen, Arabischen oder Russischen im Verdacht, die Migrantenkinder in ihrem Schulerfolg zu behindern. Wollen Bibliothekare Migranten Medien in ihrer Muttersprache anbieten, haben sie mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass die Unterstützung der Zweisprachigkeit in diesen Sprachen die Bildung von Parallelgesellschaften fördert. Die Orientwissenschaftlerin Helle Lykke Nielsen analysierte, wie sich die unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen auf den Umgang mit Wissen und die Erlangung von Informationskompetenz auswirken. w Ende Januar 2008 fand in Kopenhagen die dritte Konferenz über Möglichkeiten und Formen der Integrationsarbeit von Öffentlichen Bibliotheken statt. Veranstaltet wurde die Konferenz von der Statsbibliotek und dem BiblioteksCenter for Integration, der früheren Indvandrerbibliotek. Diese Konferenz beschäftigte sich mit Einwanderung und kultureller Vielfalt aus soziologischer, politischer und linguistischer Sicht und stellte einige der Aufgaben von Bibliotheken im Integrationsprozess heraus. BuB | 60 (2008) 04 e 3. Konferenz über »Bibliotheken und Integration von Migranten« in Kopenhagen Selbstständiges Lernen Die westlichen Gesellschaften fordern ein selbstständiges Lernen, das Individuum trägt die Verantwortung für das eigene Lernen und es wird schon früh der kritische Umgang mit Informationen geübt. Der berufliche Erfolg und der Status eines Individuums richtet sich nach seinem Wissen. gesellschaftliche Integration, sie sei aber nicht ausreichend. Eine Einwanderergesellschaft muss sich auch als solche definieren, den Zuwanderern ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Gesellschaft vermitteln und einen gemeinsamen Kanon an Werten und Überzeugungen schaffen. Emotionsgeladenes Thema .d Die Bibliothek als Kulturvermittlerin Migrantenkinder aus Familien, die aus dem arabischen Raum oder aus Entwicklungsländern stammen, sind gegenüber einheimischen Kindern in ihrem Bildungsweg benachteiligt. In ihren Herkunftsgesellschaften wird Wissen reproduziert, nicht hinterfragt. Was man lernt, wird von »oben« vorgegeben. Der Status innerhalb dieser Gesellschaften richtet sich nach dem Alter und dem Geschlecht. Ein Problem, für das sich keiner so richtig zuständig fühlt: Die Schule schiebt die Verantwortung für die Vermittlung von Informationskompetenz auf die Bibliotheken und die Bibliotheken schieben die Verantwortung wieder zurück. An der Universität wird die Informationskompetenz bereits vorausgesetzt, was dazu führt, dass diese Migrantenkinder in ihrem universitären und beruflichen Werdegang auf ein für sie unsichtbares Hindernis stoßen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Studenten der Literaturwissenschaft, die zwar die geforderte Literatur eines Seminars lesen, aber nicht verstehen können, warum das nicht genug ist. Es hat ihnen ja keiner gesagt, dass sie noch Sekundärliteratur, zum Beispiel zur historischen Einordnung eines Romans, lesen sollen. Bibliothekare müssen sich dieser Problematik bewusst sein. Sie treffen hier auf Nutzer, bei denen es nicht mehr genügt zu sagen, wo ein Buch steht. Sie müssen vielmehr Hilfestellung bei der Suche nach Informationen und der kritischen Einordnung von Informationen geben. Der kanadische Politikwissenschaftler Keith Banting beschäftigte sich mit den sozialen und politischen Bedingungen von Einwanderung und gelungener Integration. Integration ist keine Einbahnstraße, sondern ein Prozess, bei dem sowohl die Einwanderer als auch die aufnehmende Gesellschaft Veränderungen durchlaufen. Ökonomische Integration der Zuwanderer ist eine wichtige Vorraussetzung für die –B Integration Zuwanderung ist ein emotionsgeladenes Thema, und bei den aufnehmenden Gesellschaften herrschen oft Ängste vor, welche Auswirkungen Zuwanderung auf die Gesellschaft und die Wirtschaft eines Landes haben. Dies sind vor allem zwei Ängste: Wird kulturelle Vielfalt die soziale Integration in einer Gesellschaft verringern, findet eine Spaltung der Gesellschaft statt und werden Parallelgesellschaften entstehen? Wird kulturelle Vielfalt den Sozialstaat unterminieren, wird unser sozialer Fortschritt behindert? Keith Banting erklärte anhand von wirtschaftlichen Daten aus verschiedenen Zuwandererländern weltweit, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Umfang der Zuwanderung und der sozialen Stabilität einer Gesellschaft oder dem Umfang der sozialen Sicherungssysteme gibt. Banting betonte in seinem Vortrag die wichtige Rolle, die Bibliotheken in einer Zuwanderergesellschaft spielen: Sie sind der erste Anlaufpunkt für Zuwanderer, um sich Informationen über die Gesellschaft des Aufnahmelandes zu besorgen. Sie sind ein Ort, wo Zuwanderer ohne staatlichen Druck die Landessprache lernen können. Und sie sind ein Ort, an dem sich sowohl die einheimische Bevölkerung als auch die Zuwanderer treffen und kennenlernen können. Für 2009 ist in Kopenhagen eine vierte Konferenz zum Thema »Integration und Bibliotheken« geplant, diesmal als mehrtägige, internationale Konferenz auf Englisch (weitere Informationen unter: www.statsbiblioteket.dk/sbci). Patricia Kern, Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken 279 BuB | Foyer Integration –u Starke Netzwerke zu pflegen. Auf der anderen Seite bieten Bibliotheken den idealen Einstiegspunkt, um über das Erlernen der neuen Sprache einen leichteren Zugang zu Gesellschaft und kulturellem Leben zu finden. Die Herausforderung besteht also darin, Bibliotheksangebote zu entwickeln und zu forcieren, die auf die beschriebenen veränderten Bedürfnisse einer verstärkt multikulturell geprägten Informationsgesellschaft ausgerichtet sind. Sebastian Wilke, Student, Humboldt Universität zu Berlin .B Interkulturelle Bibliotheksarbeit bedeutet auch Kooperation. Aufgrund ihrer vielfältigen Aktivitäten können Öffentliche Bibliotheken starke Netzwerke in ihrem lokalen Umfeld aufbauen. Dabei stehen sie im Idealfall im Zentrum, zwischen Bildungseinrichtungen, privaten Organisationen, dem Jugendamt, Firmen et cetera – als ver1 Das Europäische Parlament und mittelnde Instanz, interkulturell die Mitgliedsstaaten der EU erkompetent und ausgestattet mit Ort des Austausches nennen 2008 zum »Jahr des Ineinem breiten Medienangebot. terkulturellen Dialogs«: Alleine In diesem Falle bietet sich der Auch die Vereinten Nationen die steigende Zahl von Sprachen und die ethnische und kulturelle Bibliothek die große Chance, haben die Interkulturalität verVielfalt Europas verdeutlichen, stärkt im Blick und das Jahr »wie wichtig der interkulturelle 2008 zum »Jahr der Sprachen« Dialog auf dem Weg zu einem euausgerufen. Nicht zuletzt dieropäischen Bewusstsein ist«. Vgl. In den Reihen des Biblioses Beispiel zeigt, welch großer European Year of Intercultural thekspersonals wird häufig Stellenwert von politischer Seite Dialogue – About the Year: www. eine Vielzahl von Sprachen interculturaldialogue2008.eu. zurzeit den Themen Interkultugesprochen. Es erscheint nur ralität und Sprachenvielfalt auf 2 Zu diesem Thema fand am logisch, dieses natürliche 27.04.2007 in der Freien Uniinternationaler Ebene zugesproPotenzial zu nutzen. versität Berlin eine internationale chen wird. Gerade Bibliotheken Tagung statt, die vom Weiterbilnehmen in diesem Zusammendungszentrum der Freien Unihang einen wichtigen Platz ein. versität Berlin und der Expersich auch gegenüber Lokalpoli- Sie können aktiv zur Förderung tenkommission »Interkulturelle Bibliotheksarbeit« des Deutschen tikern neu zu positionieren. des interkulturellen Prozesses Bibliotheksverbandes ausgerichAuf dem Gebiet interkultu- beitragen, indem sie sich als tet wurde. Die Beiträge dieser Tareller Bibliotheksarbeit haben Treffpunkt und sozialer Ort des gung bilden den Grundstock für Öffentliche Bibliotheken in Austausches in ihrem Umfeld »Brücken für Babylon«. Deutschland bereits ein breites etablieren. w Was die Förderung interkultureller Lese-, Medien- und Sprachkompetenz angeht, bieten Öffentliche Bibliotheken bereits eine Vielzahl kreativer Projekte an: »Interkulturelle Medienkisten« ermöglichen nicht nur Kindern, sondern auch den Eltern einen Zugang zu Sprache und verschiedenen Medienformen. Spezielle Bibliotheksführungen schaffen einen sicheren Umgang mit Informationsdiensten und Bibliotheksressourcen. Lesungen mit Autoren verschiedener Herkunft und anschließende Diskussionen erlauben einen aktiven Austausch zwischen den Kulturen. Die genannten Beispiele formen nicht nur Sprach- und Lesefähigkeit, sondern sorgen vor allem für Toleranz und ein vertieftes interkulturelles Verständnis aller Beteiligten. In den Reihen des Bibliothekspersonals wird häufig eine Vielzahl von Sprachen gesprochen. Es erscheint nur logisch, dieses natürliche Potenzial zu nutzen, wenn es zum Beispiel darum geht, einen Bestand fremdsprachiger Literatur gewissenhaft und kompetent aufzubauen. Darüber hinaus bilden diese Sprachfähigkeiten die wichtigste Grundlage für den Erwerb interkultureller Kompetenzen. In Kombination mit gezielten Fortbildungen werden die Mitarbeiter in die Lage versetzt, verschiedenste Arten von Veranstaltungen durchzuführen. Länder wie Kanada, Dänemark oder die Niederlande machen schon seit Langem vor, wie erfolgreiche interkulturelle Bibliotheksarbeit funktionieren kann. w Studierende am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt Universität zu Berlin haben anlässlich des »Jahres des interkulturellen Dialogs«1 eine Publikation zum Thema interkulturelle Bibliotheksarbeit initiiert, die im vergangenen Wintersemester unter der Leitung von Petra Hauke realisiert wurde. »Brücken für Babylon. Interkulturelle Bibliotheksarbeit: Grundlagen – Konzepte – Erfahrungen«2 stellt Strategien und Projekte zur Überwindung der kulturellen Diskrepanz vor und soll Anregungen zur Unterstützung der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund geben. Dabei werden zunächst verschiedene Perspektiven auf bestehende Aktivitäten an deutschen Öffentlichen Bibliotheken eröffnet. e Studierende stellen Buch zur interkulturellen Bibliotheksarbeit vor Durch vielfältige Projekte und Serviceangebote sind Nutzer mit Migrationshintergrund dazu in der Lage, sich mit ihrer eigenen Kultur auseinanderzusetzen und ihre Muttersprache .d Auf dem Weg zur multikulturellen Informationsgesellschaft Spektrum vielversprechender Projekte initiiert. Doch leider handelt es sich dabei nur allzu häufig um engagierte Einzelaktionen. Zu wenig ist dieses wichtige Thema bislang im Leitbild der Bibliotheken verankert. So ist es aktuell denn auch die größte Herausforderung, Erfahrungen und Konzepte der interkulturellen Arbeit derart zu kommunizieren, dass es inner- und außerhalb des Bibliothekswesens zur verstärkten Bildung eines Bewusstseins von Verantwortung für dieses Thema kommt. Es geht schließlich darum, sich der Bedürfnisse von Menschen anzunehmen, die mittlerweile einen erheblichen Teil unserer Gesellschaft ausmachen. »Brücken für Babylon« bereichert die Diskussion zusätzlich durch eine Reihe internationaler Beispiele. Länder wie Kanada, Dänemark oder die Niederlande machen zum Teil schon seit Langem vor, wie erfolgreiche interkulturelle Bibliotheksarbeit auf breiter Ebene funktionieren kann. Internationales und interkulturelles Denken korrelieren dabei stark miteinander: Denn wer bereit ist, nationale Grenzen hinter sich zu lassen und den Blick über den eigenen Tellerrand zu wagen, wird beeindruckende Erfahrungen gewinnen und ein globales Verständnis dafür entwickeln, was Interkulturalität heutzutage bedeutet. –B Integration w 280 BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Hochschule –u .B Das E-Tutorial »Digitale Langzeitarchivierung« wird bisher in Zusammenarbeit mit der FH Köln, der HWTK Leipzig und der HTW Chur aufgebaut. w w Das Modul »Formate und Datenträger« ist nach dem Motto »von Studierenden für Studierende« konzipiert. Es orientiert sich an häufig gestellten Fragen der Studierenden: Was sind Formate? Wie sind Dateien aufgebaut? Welche Formate und Datenträger gibt es und welche eignen sich für die Archivierung? Welche Verfahren eignen sich bei der Aufbereitung veralteter Formate? Außerdem werden Formate zum Austausch von elektronischen Dokumenten, wie sie gerade im Zusammenhang mit E-Government benötigt werden, vorgestellt. Jede Lektion besteht aus einer 90-minütigen Lerneinheit mit einem Textteil zur Wissensvermittlung, einer Übung zur Wissensvertiefung und einem anschließenden Test zur Wissensüberprüfung. Das E-Tutorial nutzt hierfür »moodle« als Lernplattform. Formate und Datenträger haben bei der dauerhaften Erhaltung digitaler Daten eine hohe Bedeutung: Durch ständige Weiterentwicklungen lassen sich ältere Dokumente nicht mehr lesen. Gerade herstellerabhängige Formate führen mit heutigen Softwareumgebungen nur zu Datenmüll. Nur wenige Formate und Datenträger sind für die dauerhafte Archivierung geeignet, um dem Anspruch gerecht zu werden, dass auch digitale Dokumente, Bilder, Filme und Tonaufnahmen von kommenden Generationen gelesen werden können. Das E-Tutorial »Digitale Langzeitarchivierung« wird bisher in Zusammenarbeit mit der FH Köln, der HWTK Leipzig und der HTW Chur aufgebaut. Jede Hochschule trägt mit ebenfalls von Studierenden erarbeiteten Modulen zum E-Tutorial bei. Nach dem Baukastensystem können so ganze Kurse oder Kurseinheiten für das ELearning an den Hochschulen genutzt werden. Das Modell geht auf die Idee Potsdamer Studierender des Fachbereichs Informationswissenschaften zurück. Ende Januar trafen sich die Modulproduzenten aus Chur, w Im Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam ist im Rahmen eines E-Tutorials zur digitalen Langzeitarchivierung das Modul »Formate und Datenträger« entwickelt worden. Wie die Fachhochschule mitteilt, haben Studierende der Studiengänge Archival Studies/Archiv und Information Studies/Information und Dokumentation im Wintersemester 2007/ 2008 unter der Leitung von Karin Schwarz Texte, Übungen und Tests erstellt, die für die E-Learning-Methode am Fachbereich eingesetzt werden können. BuB | 60 (2008) 04 Köln, Leipzig und Potsdam zu einem Workshop an der FH Potsdam und stellten ihre Arbeitsergebnisse vor. Ab Mitte April sind für die beteiligten Hochschulen neben dem Potsdamer Beitrag auch Module zur Einführung in die Langzeitarchivierung digitaler Objekte, Die Studierenden lernen bei der Erstellung der Module nicht nur die Inhalte des bearbeiteten Themas, sondern auch die nutzergerechte Vermittlung von Informationen. e Deutsche und Schweizerische Hochschulen entwickeln E-Learning-Module zur Langzeitarchivierung In Zukunft sollen weitere Module an der FH Potsdam entstehen und so zu dem Kooperationsvorhaben beitragen. Die Studierenden lernen bei der .d Gemeinsames Projekt zur Vorbeugung von Datenverlusten zur digitalen Langzeitarchivierung von CAD-Daten und GIS-Daten sowie Module für das Referenzmodell OAIS in der digitalen Langzeitarchivierung nutzbar. Sie werden im kommenden Semester gegenseitig evaluiert. Hiernach werden die Module öffentlich zugänglich sein und können für die Lehre eingesetzt werden. Die HU Berlin stellt hierfür ihre Lernplattform moodle zur Verfügung und betreut sie. Das Kompetenznetzwerk nestor, eine in Deutschland allgemein anerkannte Kompetenzplattform für die digitale Langzeitarchivierung, betreut das Vorhaben federführend. In einem Memorandum of Understanding haben sich insgesamt acht Hochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf eine gegenseitige Zusammenarbeit in der Lehre verständigt. –B Hochschule Erstellung der Module nicht nur die Inhalte des bearbeiteten Themas, sondern auch die nutzergerechte Vermittlung von Informationen. Ansprechpartnerin für weitergehende Informationen ist Karin Schwarz vom Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam (Telefon 0 33 15 80-15 28, E-Mail: [email protected]). 281 BuB | Foyer Hochschule Hochschule Bachelor-Student landet ganz vorne Stuttgart, und Myra Thürsam von der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg teilen sich den 3. Preis. Carola Schreiber bekam die Auszeichnung für ihre Bachelor -Arbeit »Aspekte der Rhetorik und ihre Bedeutung für die bibliothekarische Arbeit in Bezug auf Benutzerschulungen, Mitarbeitergespräche und Verhandlungen mit dem Unterhaltsträger« und Myra Thürsam für ihre Diplomarbeit »Vorschulische Sprachund Leseförderung von Kindern »Der Preis ist eine schöne Bestätigung, dass es uns gelingt, die Studierenden neugierig auf die Zukunft zu machen.« Prof. Wolfgang Ratzek hat mit Carola Schreiber nun zum dritten Mal eine Preisträgerin betreut und sieht seine »CoachingPhilosophie« aus projektintegriertem Studieren und »über den Tellerrand gucken« bestätigt. Mit der Frage »Bibliotheken in Second Life. Was hat die virtuelle Welt mit den realen Bildungsproblemen Deutschlands und der dramatischen Entwicklung im Bibliothekswesen zu tun?« beschäftigte sich DiplomBibliothekar Jin Tan im Rahmen seiner Diplomarbeit, mit der er im Herbst 2007, betreut von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm vom FB Informationswissenschaften, sein Studium an der Fachhochschule Potsdam abschloss. Tan kommt in seiner Arbeit zu dem Schluss, dass virtuelle Welten eine Brücke zwischen dem Analogen und dem .d –B –u Wer sich überlegt, sich zum kommenden Wintersemester für den Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule der Medien Stuttgart zu bewerben, kann sich über dieses Studienangebot beim Master-Infotag am 17. April persönlich informieren und beraten lassen; Näheres dazu unter: www.hdmstuttgart.de/master/infotag. Das neue Masterstudium startete im Oktober 2007; in BuB wurde darüber im Heft 10/2007 berichtet. Die Erfahrungen nach dem ersten Semester bestätigen das Konzept des Stuttgarter Masters. Zwar hatte sich die Mehrzahl der Studierenden gleich nach Abschluss des Bachelor-Studiums für das Weiterstudieren entschieden. Doch hat sich gezeigt, dass gerade auch Berufserfahrene vom dem neuen »BI-Master« sehr profitieren und ihrerseits eine Bereicherung für die Lerngruppe sind. Insgesamt bewerteten alle Studierende das inhaltliche Angebot als attraktiv und anspruchsvoll; positiv werden außerdem die Organisation des w Jin Tan setzt die Erfolgsserie der Potsdamer Bibliothekswissenschaftler fort, die seit 2003 fast jedes Jahr einen der Preisträger stellen. Master-Infotag an der HdM Stuttgart / Berufserfahrung willkommen .B Mit dem 1. Preis wurde die Bachelor-Arbeit von Benjamin Stasch von der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) mit dem Thema »Musik-, Filmund Hörbuchdownloads: Eine Perspektive für das Dienstleistungsangebot Öffentlicher Bibliotheken?« ausgezeichnet. Den 2. Preis erhielt Jin Tan, FH Potsdam, für die Diplomarbeit »Bibliotheken in Second Life«. Carola Schreiber, ebenfalls HdM mit Migrationshintergrund in Bibliotheken: Konzeption eines Programms für die Bücherhalle Wilhelmsburg«. Carola Schreiber und Benjamin Stasch sind nunmehr die siebten Preisträger aus dem Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der HdM Stuttgart. Prof. Cornelia Vonhof, Studiendekanin des Studiengangs Bibliotheks- und w Der B.I.T.online-Innovationspreis wird seit 1999 in Zusammenarbeit mit der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) bundesweit ausgelobt. Er wird für herausragende Abschlussarbeiten und innovative Studienprojekte vergeben, die in die Berufswirklichkeit übertragbar sind. Die diesjährigen Preisträger des mit jeweils 500 Euro dotierten Innovationspreises stehen jetzt fest. Informationsmanagement, freut sich, dass Absolventen des ersten Bachelor-Jahrgangs der HdM im Wettbewerb mit zahlreichen eingesandten Diplom-Arbeiten gleich zwei von vier Preisen erringen konnten. Sie wertet dies als Beleg für die Qualität des Bachelor-Studiums: »Die Fachcommunity darf sich freuen: Die künftigen Absolventen können dank des Bachelors früher in den Beruf einsteigen und sind dafür durch den neuen Studiengang gut gerüstet.« Ihr Kollege Prof. Sebastian Mundt, der den 1. Preisträger Benjamin Stasch betreut hatte, hebt hervor, dass dieser sich mit seinem Thema der Musik- und Film-Downloads einem innovativen und kontrovers diskutierten Thema gestellt habe. e Kontrovers diskutierte Themen beim Innovationspreis 2008 w 282 Studiums – die Lehrveranstaltungen finden von Mittwoch bis Freitag statt – sowie die Vielfalt der Lehr- und Lernformen empfunden. Lohnenswerte Herausforderungen sind unter anderem auch die eigenen praktischen Lehrerfahrungen mit Studierenden in den Bachelor-Studiengängen im Pflichtfach »Fachdidaktische Kompetenz«. Mindestvoraussetzung für die Bewerbung ist eine Abschlussnote von 2,5. Da uns erfolgreiche berufliche Praxis im Bereich Bibliothek und Information jedoch auch viel Wert ist, können damit weniger gute Noten kompensiert werden. Wer keine Möglichkeit hat, den Master-Infotag zu besuchen, findet alles Wissenswerte über die Masterstudiengänge der HdM unter: www. hdm-stuttgart.de/master. Die Studiendekanin steht außerdem jederzeit persönlich, telefonisch und per E-Mail ([email protected]) für Informationen und Beratung zur Verfügung. Ingeborg Simon, Studiendekanin Alle Preisträger werden ihre Arbeiten im Rahmen des Innovationsforums 2008 auf dem 97. Bibliothekartag in Mannheim vorstellen. Digitalen darstellten, die vor allem auch Jugendliche erreichten. Second Life sei also mitnichten ein simples Computerspiel, sondern eine wichtige Möglichkeit, bestimmte Personen auf eine zielgruppengerechte Art und Weise anzusprechen und wird deshalb zunehmend für die Bildungs- und Informationsarbeit der Bibliotheken interessant. Jin Tan setzt die Erfolgsserie der Potsdamer Bibliothekswissenschaftler fort, die seit 2003 fast jedes Jahr einen der Preisträger stellen. Alle Preisträger werden ihre Arbeiten auf Einladung der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder des BIB im Rahmen des Innovationsforums 2008 auf dem 97. Bibliothekartag in Mannheim vom 3. bis zum 6. Juni 2008 vorstellen. BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Bibliothekartag 2008 283 Bibliothekartag 2008 Die ganze Vielfalt des Tagungsprogramms Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Ändert Bologna die bibliothekarische Ausbildung? Zukünftige Wege zum wissenschaftlichen Bibliotheksdienst Veranstalter: VDB-Kommission für berufliche Qualifikation Moderation: H. Schiffer, Köln Teilnehmer der Podiumsdiskussion: M. Seadle, Berlin; Johlen-Budnik, Düsseldorf; K. Südekum, Würzburg; U. Steigerwald, Dieburg; B. Meier, Dieburg; A. Oßwald, Köln; P. Hätscher, Konstanz .d »Wissen bewegen. Bibliotheken in der Informationsgesellschaft« lautet das Motto des 97. Deutschen Bibliothekartages, der vom 3. bis zum 6. Juni in Mannheim stattfinden wird. –B Veranstalter: IFLA-Nationalkomitee bei DBV/KNB Internationale Kooperationen Moderation: H. Klauser, Berlin zerdialog: Auskunft, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit Themenkreis 9: Kulturelles Erbe Moderation: T. Wolf, Heidelberg Neue Entwicklungen im Bereich Digitalisierung Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung –u Dienstag, 3. Juni, Vormittag erfolgreiche Lobbyarbeit für Bibliotheken .B »Wissen bewegen. Bibliotheken in der Informationsgesellschaft« – unter diesem Motto findet die größte Fachtagung der Bibliothekare und Informationsspezialisten in Deutschland vom 3. bis zum 6. Juni 2008 in Mannheim statt. Die 97. Ausgabe des Deutschen Bibliothekartages bietet eine Fülle von Fortbildungsmöglichkeiten. Im Folgenden präsentiert BuB einen Überblick über die wichtigsten Fachveranstaltungen. Das komplette Programm und weiterführende Informationen sind im Internet unter www. bibliothekartag2008.de/de/ Programm.htm zu finden. e Diskussionen, Vorträge, Workshops: Mannheim bietet Fortbildung für jeden Geschmack 10 Jahre FaMI. Ein Beruf emanzipiert sich Veranstalter: BIB-Kommission für Ausbildung und Berufsbilder Moderation: W. Zick, Berlin, S. Taege, Potsdam Themenkreis 6: Wissensmarkt Moderation: D. Lülfing, Berlin Themenkreis 9: Kulturelles Erbe Wissen erschließen und vermitteln – historische Sammlungen im digitalen Zeitalter Veranstalter: AG Handschriften und Alte Drucke der Sektion 4 des DBV Moderation: M. Riethmüller, Bonn Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Bibliotheken und Politik Regionale Konsortien als Säulen der Informationsversorgung Fachreferat und Projekte – Fachreferat als Projekt? Konturen eines sich wandelnden Berufsfeldes Moderation: B. Lison, Bremen Veranstalter: HBZ Mittwoch, 4. Juni, Vormittag Themenkreis 9: Kulturelles Erbe Themenkreis 7: Technik und Technologie Schwerpunktthema 2: Veranstalter: VDB-Kommission für Fachreferatsarbeit Moderation: K. Oberdieck, Braunschweig Wissen bewahren – Bestandserhaltung heute Aktuelle Bibliotheksneu- und -umbauten Wer bewegt das Wissen: Wo stehen wir in 10 Jahren? Veranstalter: AG Bestandserhaltung beim DBV/Sekt. IV Moderation: A. Mälck, Berlin Veranstalter: UB Mannheim Moderation: C. Benz, Mannheim Veranstalter: ManagementKommission des DBV Moderation: W. Neubauer Themenkreis 7: Technik und Technologie Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Metadaten: Präsentation, Retrieval und Verwaltung Bibliotheken als Bildungspartner der Schulen – Schulbibliotheken als Basis der neuen Lernkultur w w Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Themenkreis 7: Technik und Technologie Dienstag, 3. Juni, Nachmittag Moderation: A. Ruppert, Freiburg Wer bewegt das Wissen: Wo stehen die Bibliotheken heute? w Einsatzmöglichkeiten und Beispiele des Single Sign-On Verfahrens Shibboleth im Rahmen einer föderativen Umgebung. Praxisberichte Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Schwerpunktthema 1: Moderation: U. Schwens, Frankfurt/M. Bibliothekare auf die Tagesord- Themenkreis 4: Wissensorganinung – Personalentwicklung sation und Wissensvermittlung und Profilbildung für eine Wissensvermittlung im BenutBuB | 60 (2008) 04 Moderation: M. Pfeffer, Mannheim Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Management und betriebliche Steuerung von wissenschaftlichen Bibliotheken Moderation: A. Schüller-Zwierlein, München Veranstalter: DBV-Expertengruppe Bibliothek und Schule Moderation: R. Schneider, Oberhausen Themenkreis 6: Wissensmarkt E-Book – das ewig neue Medium BuB | Foyer Bibliothekartag 2008 Veranstalter: Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten (KIM-Workshop) Moderation: H. Neuroth, Göttingen Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Management und betriebliche Steuerung von Öffentlichen Bibliotheken Moderation: H. Albrecht, Bochum Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Best Practice bei der Vermittlung von Informationskompetenz für Studierende: Modelle und ihre Bewertung Mittwoch, 4. Juni, Nachmittag Öffentliche Bibliotheken im Spannungsfeld von demographischem Wandel und Migration Moderation: U. Moeske, Dortmund Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Bildungspartnerschaften stärken Veranstalter: Expertengruppe Kinder- und Jugendbibliotheken des DBV Moderation: K. Keller-Loibl, Leipzig Veranstalter: Dienstleistungs- rigen Bibliothekartages »Wissen bewegen« – am 24. Mai in Mannheim beim sogenannten »Dämmer-Marathon« starten wird und dafür noch Mitläufer/innen begeistern will. Denn nicht jede/r muss die komplette Distanz über 42 Kilometer laufen, der Marathon kann auch geteilt (Duo-Marathon: 2 x 21 Kilometer) oder geviertelt (Team-Marathon: 4 x 10,5 Kilometer) werden. Speziell für den Duo-Marathon und die Bildung von Vierer-Teams werden noch Läufer/innen gesucht. Ein spezielles Funktionslaufshirt mit einheitlichem Design wird gestellt. Interessiert? Infos zum Dämmer-Marathon (Startzeit: 18.15 Uhr!) finden Sie im Netz unter www.marathonmannheim.de. Interessierte melden sich bitte bei der BIB-Geschäftsstelle ([email protected]; Telefon 0 71 21/34 91-13). Bitte geben Sie an, welche Distanz für Sie infrage kommt, über welche Lauferfahrungen Sie verfügen beziehungsweise welche Zeiten Sie schon gelaufen sind. Bitte beachten: Walker sind beim Mannheim-Marathon nicht zugelassen. Michael Reisser, BIB-Geschäftsführer –u w Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bibliothekartage klagen darüber, dass ihnen während der Tagungswoche kaum Zeit bleibt, um die Stadt am Veranstaltungsort einmal intensiver zu erkunden. Sofern Sie regelmäßig laufen und körperlich fit sind, haben Sie in diesem Jahr die Möglichkeit, die Bibliothekartagsstadt Mannheim und das angrenzende Ludwigshafen schon zwei Wochen vor der Tagung kennenzulernen – und das auf dem Fußweg. Speziell dafür werden für Sie ganze Straßenzüge durch die beiden Innenstädte und einige Vororte gesperrt. Und alle paar Kilometer reichen Ihnen freundliche Menschen Erfrischungsgetränke und kohlehydratreiche Snacks. Sie haben sogar die Wahl, ob Sie auf große Tour gehen wollen oder sich auf eine der beiden Städte beschränken. Alternativ besteht noch die Möglichkeit, einen kürzeren Lauf durch ausgewählte Stadtteile zu machen. Und damit nicht genug: Sie müssen nicht einmal alleine laufen (es sei denn, Sie wollen das unbedingt). Im Berufsverband Information Bibliothek gibt es eine Gruppe laufbegeisterter Kolleginnen und Kollegen, die – passend zum Motto des diesjäh- .B Veranstalter: Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) / SLUB Göttingen Moderation: R. Stockmann, Göttingen Zurück in die Steinzeit des Leihverkehrs? Auswirkungen des novellierten Urheberrechts auf die Fernleihe Erst den Körper, dann das Wissen bewegen w Nachhaltige Massendigitalisierung: Kooperative Produktion und Präsentation von digitalen Medien mit Open Source Software Themenkreis 7: Technik und Technologie Europaweite Infrastruktur zur Authentifizierung und Autorisierung in einem föderativen Umfeld. Ein Statusbericht Moderation: A. Ruppert, Freiburg Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Zum Thema Geld: Fachhochschulbibliotheken und ihre Finanzierung Moderation: H. Vogt, Würzburg Themenkreis 9: Kulturelles Erbe Themenkreis 5: Recht kommission des DBV Moderation: R. Schmolling, Bremen e Sind Metadaten teamfähig oder was macht Metadatenformate interoperabel? Softwarelösungen für wissenschaftliche Bibliotheken mit Produkten von Ex Libris Veranstalter: Arbeitsgemeinschaften zur Informationskompetenz Baden Württemberg, Bayern, GBV und NordrheinWestfalen Moderation: S. Rockenbach, Kassel .d Themenkreis 7: Technik und Technologie Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung –B Veranstalter: Bayerische Staatsbibliothek / Expertengruppe Erwerbung und Bestandsentwicklung des DBV Moderation: K. Kempf, München w 284 Veranstalter: AG der Fachhochschulbibliotheken im DBV Moderation: S. Peters, Wernigerode Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Treffpunkt Standardisierung Veranstalter: Standardisierungsausschuss Moderation: B. Dugall, Frankfurt Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung »In einem Boot? – Bibliotheken und Volkshochschulen«: Erwartungen an Zusammenarbeit und Erfahrungen aus bereits vorhandenen Kooperationen Veranstalter: Sektionen 3A, 3B und 6 im DBV Moderation: U. Flammersheimer, Lohr a. Main Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Management von Forschungsund Primärdaten Veranstalter: Technische Informationsbibliothek Hannover (TIB) / GeoForschungszentrum Potsdam Moderation: M. Lautenschlager, Hamburg Themenkreis 6: Wissensmarkt Die »Onleihe« als digitaler Mehrwertdienst öffentlicher Bibliotheken Moderation: C. Hasiewicz, Wiesbaden Themenkreis 7: Technik und Technologie BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Bibliothekartag 2008 Öffentliche Bibliotheken: Problemlöser im gesellschaftlichen Wandel. Bibliothekskonzepte als Mittel zur Profilierung und Verankerung Öffentlicher Bibliotheken vor Ort Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Informationslösungen im Unternehmen Moderation: P. Knudsen, Mannheim Veranstalter: Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland Moderation: G. Bassen, Lüneburg Themenkreis 9: Kulturelles Erbe Donnerstag, 5. Juni, Vormittag Forum Langzeitarchivierung – aktuelle Entwicklungen und praktische Anwendungsfelder »Shakers and movers of information – where do we stand internationally?« (Wer bewegt das Wissen: Wo stehen wir international?) Veranstalter: Kompetenznetzwerk nestor Moderation: M. Jehn, A. Oßwald, Köln (Veranstaltung wird am Nachmittag fortgesetzt) Moderation: J. Peters, CEO Emerald, Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme Moderation: W. Hamedinger, Wien (Veranstaltung wird am Nachmittag fortgesetzt) Open Access – Bewegung durch Vernetzung Themenkreis 5: Recht Aktuelles aus dem Arbeits- und Dienstrecht Veranstalter: VDB-Kommission für Rechtsfragen Moderation: C. Hall, Wiesbaden Themenkreis 7: Technik und Technologie Semantisches Information Retrieval: Aufbruch vom Catalog Enrichment bis zum Knowledge Dienstleister des Landes w Themenkreis 6: Wissensmarkt .B Web 2.0, Bibliothek 2.0, Verbund 2.0. Zukunftsweisende Aktivitäten und Kooperationen Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme Donnerstag, 5. Juni, Nachmittag w Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung w Veranstalter: DINI Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren Moderation: P. Schirmbacher, Berlin (Veranstaltung wird am Nachmittag fortgesetzt) Moderation: H. Weigel, Bregenz Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Neue Entwicklungen in Studium und Ausbildung Themenkreis 7: Technik und Technologie Moderation: I. Simon, Stuttgart Das Ende der bibliothekarischen Sacherschließung. Alternative Formen der Inhaltserschließung Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung BuB | 60 (2008) 04 Fortbildung kostet Zeit und Geld, keine Fortbildung kostet die Zukunft! Liebe Kolleginnen und Kollegen, Bibliotheken sind Bildungseinrichtungen – darüber sind wir uns nicht erst seit Pisa und »Bibliothek 2007« einig! Viele Bibliotheken, ob wissenschaftliche oder öffentliche, leisten einen aktiven Beitrag als Bildungspartner, der immer deutlicher von Politik und Gesellschaft wahrgenommen und geschätzt wird. Mit dem Themenschwerpunkt »Lebenslanges Lernen« profilieren sich Bibliotheken als unverzichtbare Einrichtungen der Bildungslandschaft. Aber wie sieht es mit dem lebenslangen Lernen in unseren Bibliotheken aus? Mit dem lebenslangen Lernen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder gar der Entwicklung der Bibliothek zu einer lernenden Organisation? Wir wissen alle: Kontinuierliche Fortbildung im Rahmen einer professionellen Personalentwicklung ist entscheidend für die Existenzsicherung von Bibliotheken in der Zukunft. Die technologische und gesellschaftliche Entwicklung erzwingt die konsequente Weiterqualifizierung der Beschäftigten in Bibliotheken. Der demografische Wandel wird diese Herausforderung noch verstärken, denn wir werden mit längerer Lebensarbeitszeit, höherem Durchschnittsalter in den Belegschaften und schwer zu gewinnendem Nachwuchs konfrontiert sein. Die bibliothekarischen Berufsverbände BIB und VDB bieten kontinuierlich ein breites Spektrum an Fortbildungsangeboten zu den aktuellen Themen des Berufsstandes an. Die Professionalität dieses Angebots hat in den letzten Jahren merklich zugenommen. Dazu tragen die vielen ehrenamtlich –u Schwerpunktthema 3: Offener Brief an die bibliothekarische Fachöffentlichkeit: e Veranstalter: Dienstleistungskommission des DBV Moderation: W. Tiedtke, Hamburg Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung .d Veranstalter: UB Mannheim Moderation: H. Stuckenschmidt, Mannheim –B Selbstverbuchung per RFID: Können wissenschaftliche Bibliotheken von öffentlichen Bibliotheken lernen? Technische Standards und praktische Erfahrungen »Wissensvermittlung braucht Professionalität«: Möglich- Engagierten in den Berufsverbänden bei, die sich gerade die Entwicklung und Organisation von Fortbildungsangeboten auf die Fahnen geschrieben haben. Dieses Angebot wird den hohen Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerecht, aber auch den Anforderungen der Führungskräfte in den Bibliotheken, die wissen, dass nur gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Beitrag zum Erfolg der Einrichtung leisten können. Die Qualität der Vorträge und Workshops auf dem diesjährigen Deutschen Bibliothekartag in Mannheim ist ein beredtes Zeugnis dieser Entwicklung. Wir laden Sie ein, nach Mannheim zu kommen und für Ihre persönliche und berufliche Entwicklung davon zu profitieren! Eine besondere Bitte haben wir an die Führungskräfte auf allen Ebenen der Bibliotheken: Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den Bibliothekartag zu besuchen! Hochkarätige Fortbildungsangebote, die Möglichkeit zum kollegialen Erfahrungsaustausch und zum Knüpfen professioneller Netzwerke sind Chancen, die sie nutzen sollten! Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bitte den Besuch des Bibliothekartags! Freistellungen und finanzielle Unterstützung sind Signale dafür, dass Personalentwicklung und lebenslanges Lernen nicht nur ein Thema für Sonntagsreden der Politiker sind, sondern eine praktische Notwendigkeit! Susanne Riedel, Vorsitzende des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. (BIB), Dr. Ulrich Hohoff, Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V. (VDB) 285 BuB | Foyer Bibliothekartag 2008 Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung Netzwerke bewegen das Wissen – aber wie bewegt man ein Netzwerk? Erfahrungen aus dem Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (KNB) Veranstalter: Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (KNB) Moderation: U. Wimmer, Berlin Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung »Normdaten als Bausteine der Wissensorganisation und Wissensvermittlung« – Normdaten-Anwendertreffen Bibliothekartag 2008 Veranstalter: Arbeitsstelle Normdateien Moderation: C. Hengel, Frankfurt/M. Fortbildungsforum: Best Practice in der Veranstaltungsarbeit Veranstalter: BIB-Kommission für Fortbildung Moderation: U. Kraß, Freiburg Wissensorganisation mit Instrumenten des Web 2.0 Bestandsentwicklung im Spannungsfeld von Medienvielfalt und Integration w Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung e .d Veranstalter: BIB-Kommission für Ausbildung und Berufsbilder Moderation: K. Holste-Flinspach, Frankfurt/M. Themenkreis 6: Wissensmarkt Veranstalter: Managementkommission des DBV Moderation: P. Hätscher, Konstanz Moderation: A. Bonte, Dresden Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung 2. Korb Urheberrecht im Bibliotheksalltag Qualitätsentwicklung durch kollegiale Beratung Veranstalter: Allianz für Bestandserhaltung Moderation: T. Bürger, Dresden, U. Schwens, Frankfurt Bilder für die Wissenschaft. Innovative Dienstleistungen aus Bildarchiven und Fototheken BIB-Innovationsforum: Verleihung des »Innovationspreises 2008« mit Vorträgen der Preisträger/innen Moderation: P. Danowski, Berlin, W. Stephan, Stuttgart Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Langzeitverfügbarkeit kultureller und wissenschaftlicher Überlieferung. Ziele der Allianz für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Deutschland Themenkreis 7: Technik und Technologie Freitag, 6. Juni, Vormittag Themenkreis 5: Recht Veranstalter: Rechtskommission des DBV Moderation: U. Moeske, Dortmund Themenkreis 9: Kulturelles Erbe –B Veranstalter: BIB-Kommission für One-Person Librarians Moderation: F. Merken, Wipperfürth gen. Die Öffentlichen Bibliotheken haben in der Vergangenheit bemängelt, dass ÖB-Themen zu wenig berücksichtigt worden seien. An Themen für die wissenschaftlichen Bibliotheken fehlt es weniger. Natürlich ist es trotzdem möglich, interessante Themen für wissenschaftliche oder andere Bibliotheken vorzuschlagen. Deshalb möchte ich Sie bitten, machen Sie sich Gedanken über Themen oder Themenkreise, die Ihnen wichtig sind und die für die Praxis nützlich sind – und lassen Sie uns das wissen. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Barbara Jokisch, Erfurt; Kontakt: erwerbung. [email protected] –u Das Robinson Crusoe Syndrom und was man dagegen tun kann Der Bibliothekartag in Mannheim hat noch nicht einmal begonnen, und schon laufen die Vorbereitungen für die nächste Veranstaltung 2009 in Erfurt. Der 98. Bibliothekartag wird vom 2. bis zum 5. Juni 2009 stattfinden, das Motto wird voraussichtlich »Ein neuer Blick auf Bibliotheken« lauten. Folgende Bitte richtet das Ortskomitee an alle Fachkollegen: Gesucht werden nun Themenvorschläge für die Programmgestaltung – besonders solche, die Öffentliche Bibliotheken betreffen – gern auch gleich mit Referentenvorschlä- .B Veranstalter: BIB-Kommission für Bibliothekspolitik Moderation: M. Reisser, Reutlingen Teilnehmer: Lutz Jahre, Mannheim; Harald Pilzer, Bielefeld; Johannes Ziegler, Berlin; Ruth Zeddies, Münster Themen für Erfurt 2009 gesucht w keiten und Grenzen des Ehrenamts in Bibliotheken (Podiumsdiskussion) w 286 Veranstalter: Expertengruppe Erwerbung und Bestandsentwicklung des DBV Moderation: F. Wein, Erfurt, M. Moravetz-Kuhlmann, München Themenkreis 6: Wissensmarkt Digitale Ressourcen überregional: Lizenzmodelle, Strukturbildung, Perspektiven Moderation: W. Reinhardt, Siegen Themenkreis 7: Technik und Technologie Neue Portale und Software für die Wissensorganisation und den direkten Zugang zum Wissen Moderation: A. Osterode, Berlin Themenkreis 8: Management und betriebliche Steuerung Bixomanie – Evaluationen auf dem Prüfstand Veranstalter: BIB/VDB-Kommission für Management und betriebliche Steuerung Moderation: D. Klages, Bremen BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Indexierung Indexierung Verbünde Register generell in schlechtem Zustand Bibliotheken in Berlin, Brandenburg und Bayern kooperieren w BuB | 60 (2008) 04 e .d einer langfristigen Entwicklungspartnerschaft und zur InDie Kooperation dient der tegration ihrer Verbundkataloge Weiterentwicklung des unterzeichnet. Die VereinbaBibliotheks- und Informatirung sieht die gemeinschaftliche onswesens im deutschspraEntwicklung innovativer Dienschigen Raum und ist offen te, zum Beispiel in den Bereifür weitere Partner. chen Semantic Web und Social Software für die insgesamt 360 Verbundteilnehmer vor. integrierter Dienstleistungs- –u .B w Die Qualität der Register und das Fachwissen zur Registererstellung befindet sich hierzulande nach DNI-Einschätzung generell in einem schlechten Zustand – auch im wissenschaftlichen Verlagswesen. Grundlegende Fehler kommen immer wieder vor, sowohl was die Erstellung der Index-Einträge als auch typografische Aspekte angeht. Oft wird auch bei der Vorgehensweise der Registererstellung das Rad neu erfunden, obwohl es bewährte Techniken, Methoden und Software gibt. Das DNI möchte helfen, diesen Zustand zu verbessern und derartige Defizite und verbreitete Fehleinschätzungen zum Indexing abzubauen. Ein Schwerpunkt der bisherigen Info-Veranstaltungen auf der Buchmesse waren Präsentationen moderner Software für die Indexerstellung. Dabei handelt es sich um Programme, die die intellektuelle Arbeit des Indexers auf effektive Weise unterstützen. Diese spezielle Indexing-Software ist in der weltweit führenden Indexing-Szene in angloamerikanischen Ländern weit verbreitet. Das DNI unterhält sehr gute Beziehungen zu den Partnerverbänden in anderen Ländern, so zum Beispiel zum Nederlands Indexers Netwerk (NIN), aber auch zu den großen Fachverbänden, der Society of Indexers (SI) in Großbritannien und der American Society of Indexers (ASI). Die SI feierte letztes Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und gibt seit 1958 die Fachzeitschrift »The Indexer – The International Journal of Indexing« heraus. Auf der DNI-Website (www. d-indexer.org) werden im Bereich »Fragen« Aspekte der Registererstellung erläutert. Der Bereich »Ressourcen« beinhaltet unter anderem eine Bibliografie mit deutschsprachigem Kontext, Index-Rezensionen und Links zu Indexer-Fachverbänden. Im Bereich »Mitglieder« finden sich auch diejenigen Indexer, die Registererstellung für Verlage und andere Auftraggeber anbieten. Für eine spezielle Suche innerhalb der Website steht ein ständig aktualisierter Site Index zur Verfügung. Das DNI ist stets daran interessiert, neue Kontakte zu knüpfen, insbesondere auch zu fachlich verwandten Organisationen und Personen, die ein Interesse daran haben, Registererstellung als eigenständiges Fachgebiet hierzulande voranzubringen. Kontakt: Jochen Fassbender (DNI-Koordinator), E-Mail: [email protected] Jochen Fassbender, Bremen w Das Deutsche Netzwerk der Indexer (DNI) wurde von einigen Indexing-Spezialisten im Sommer 2004 gegründet. Es fungiert als fachliche Plattform von Indexern im deutschsprachigen Raum, um das Bewusstsein für professionelle Registererstellung (= Indexing) in der Allgemeinheit und in der Fachwelt zu fördern, um Kontakte von Indexern und Fachverbänden auszubauen, um die Qualität der Registererstellung zu verbessern und das fachliche Verständnis zu verbreiten. Dazu veröffentlichen Mitglieder des DNI Fachbeiträge in Zeitschriften und Büchern, halten Kurse und Seminare ab, organisieren eine jährliche Info-Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse, bieten Verlagsberatung und – last but not least – bieten selbst Registererstellung als Serviceleistung an. –B DNI mahnt mehr Qualität an / Kontakt zu verwandten Organisationen gesucht künftig kooperativ in der gemeinsamen Verbunddatenbank. Hierdurch entstehen bedeutende Synergiegewinne vor allem bei der Datenübernahme und Kataloganreicherung. BVB und KOBV verfolgen als gemeinsame Ziele den Aufund Ausbau kontinuierlich optimierter Services für die Benutzerinnen und Benutzer bei gleichzeitiger EffizienzsteigeZweitgrößter Verbundrung für die Bibliotheken. Auf der Grundlage dieser Ziele wird katalog in Deutschland die strategische Allianz von BVB und KOBV im Rahmen Der Bibliotheksverbund Bayern gemeinsamer Entwicklungs(BVB) und der Kooperative projekte Zukunftsfelder geBibliotheksverbund Berlin-Bran- stalten und gemeinsame Dienstdenburg (KOBV) haben bereits leistungen anbieten. Mit dem Ende Dezember 2007 eine innovativen Konzept der »EntVereinbarung zur Begründung wicklungspartnerschaft mit Beide Verbünde bringen signifikante finanzielle und personelle Kapazitäten in die Entwicklungspartnerschaft ein. Der Entwicklungsbereich wird dem KOBV angegliedert, der durch seine Einbindung in das renommierte Konrad-Zuse-Zentrum Die beteiligten Bibliotheken beider Verbünde katalogisieren ihre Bestände künftig kooperativ in der gemeinsamen Verbunddatenbank. für Informationstechnik Berlin (ZIB) ideale Voraussetzungen dafür bietet. Darüber hinaus werden die Datenbestände beider Verbünde in einer gemeinsamen Verbunddatenbank zusammengeführt, die vom BVB betrieben wird. Mit rund 20 Millionen Titeldatensätzen entsteht so der zweitgrößte Verbundkatalog in Deutschland. Die beteiligten Bibliotheken beider Verbünde katalogisieren ihre Bestände komponente« wird bibliothekspolitisch ein Zeichen gesetzt für eine intensive und arbeitsteilige Zusammenarbeit der Verbünde nicht nur auf dem Feld klassischer, katalogorientierter Aufgaben, sondern gerade auch im Bereich der institutionalisierten Innovationspartnerschaft. Diese Kooperation dient der Weiterentwicklung des Bibliothekswesens im deutschsprachigen Raum und ist offen für weitere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Für Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, ist die Kooperationsvereinbarung ein »entscheidender Beitrag zur Sicherung der Zukunfts- und Innovationsfähigkeit von BVB und KOBV«. Wolfgang Zick, Vorsitzender des KOBV-Kuratoriums, betont: »Mit der Integration von Entwicklungspartnerschaft und Katalogkooperation verfügen KOBV und BVB über ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Verbundlandschaft.« 287 BuB | Foyer Ausland –u .B w Drei Tage lang bot die Hafenstadt Zadar die Kulisse, um über das Thema »Providing Access to Information for Everyone« zu diskutieren. Knapp 350 Teilnehmende aus 26 Ländern trafen sich vom 28. bis 30. Januar in Kroatien, um mit den Organisatoren – die LIS-Fachbereiche der Humboldt-Universität Berlin, der Fachhochschule Potsdam sowie die Universitäten Osijek und Zadar – Projekte vorzustellen und Perspektiven zu entwickeln. Zahlreiche Vorträge, acht Workshops, fünf Panels und drei Posterpräsentationen, bei denen das Poster »It’s time to change – Hamburg is ready for it!« aus Deutschland den dritten Platz belegte, fesselten das Publikum. Diverse Veranstaltungen und Exkursionen luden die Teilnehmenden ein, die Stadt zu erkunden, sich abends in entspannter Atmosphäre weiteren Fachgesprächen zu widmen und Kontakte zu knüpfen. Mit Unterstützung des Hochschulchors von Zadar und der Opernsängerin Barbara Othman führten zwei kroatische und zwei deutsche Organisationsmitglieder durch die Eröffnungsfeier und boten einen gelungen Einstieg in die dreitägige Konferenz. Die Hauptreden hielten Ana Marušic, Herausgeberin des Croatian Medical Journal, und Claudia Lux, Präsidentin des Weltbibliotheksverbandes (IFLA). Mit »How long libraries will exist as we have the internet?« warf Lux den Fokus auf das Image und die Rolle der Bibliotheken und motivierte den Nachwuchs, sich aktiv an einer positiven Veränderung zu beteiligen. Sie appellierte vor allem an die Studierenden und jungen Professionellen, sich zu engagieren. Mehrere Workshops und Vorträge informierten ausführlich über gelungene Praxisbeispiele und über bedenkliche Umfrageergebnisse in Bezug auf den Zugang zu Informationen in unterschiedlichen Ländern. w Der Zugang zu Informationen ist entscheidend für die persönliche und soziale Entwicklung eines jeden Einzelnen. Trotzdem bleiben vielen Menschen wichtige Informationen verschlossen. Ziel des diesjährigen BOBCATSSS-Symposiums war, den Zugang zu Informationen für jedermann aus technischer, politischer, gesetzlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Perspektive zu betrachten. Unter der Schirmherrschaft des kroatischen Ministerpräsidenten wollte der Kongress die bestehenden Barrieren im Informationszugang aufzeigen. Neue Konzepte, Ideen und Beispiele aus der Praxis wurden vorgestellt, um den Zuhörern die Problematik ins Bewusstsein zu rufen und neue Lösungsansätze zu finden. e Studenten diskutieren beim BOBCATSSS-Symposium in Zadar Chancen und Risiken des Web 3.0 »Beiträge zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft« erscheinen. Außerdem wurde dem Thema gemäß zur Vorbereitung der Konferenz auf Open Source Software zurückgegriffen. Dank der in die E-LearningPlattform Moodle integrierten Kommunikationsfunktionen wie Wikis und Foren gelang es den Organisatoren, die außerordentliche Herausforderung der Kommunikation zwischen den neun kroatisch und deutsch besetzten Arbeitsgruppen zu bewältigen. Die Teilnehmer konnten über Moodle Dateien und Arbeitsergebnisse austauschen. Wichtig war, dass alle Teilnehmer die Plattform regelmäßig nutzten und sich an Diskussionen beteiligten, um eine demokratische Organisation zu ermöglichen. Zur Konferenz-ProgrammOrganisation wurde das Open Source Programm Pentabarf genutzt, das mit »Ruby on Rails« – einem in Ruby geschriebenen und quelloffenen Web-Framework – und speziell für die Konferenzorganisation programmiert ist. Um das Tagungsprogramm zu gestalten, wurden die eingereichten Kurzreferate in Pentabarf eingepflegt. Dort konnten sie eingesehen und nach Relevanz zum Tagungsthema bewertet werden. Das Thema des nächsten BOBCATSSS-Symposiums lautet »Challenges for the New Information Professional«, das einige Vertreter aus Portugal und Finnland während der drei Tage mit einem eigenen Stand und einem Powerpoint-Vortrag während der Schlussfeier präsentierten. Vom 28. bis 30. Januar 2009 werden sich dann in Porto wieder Studierende, Lehrende der Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie Vertreter der Bibliothekspraxis treffen, um anregende Diskussionen zu führen, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Mehr Informationen hierzu unter: http://bobcatsss2009.org/. Jessica Euler und Anastasia Schadt, Studierende der HU Berlin und FH Potsdam .d Information für jedermann In Foren wurde unter anderem über die Existenz und Definition des Web 3.0 und über den Wandel der Rolle des Bibliothekars diskutiert. Genauso angeregt debattiert wurde die wichtige Frage, ob Bibliotheken ihre Informationen zensieren sollten und ob dabei zum Beispiel Öffentliche Bibliotheken und Schulbibliotheken unterschiedlich betrachtet werden müssten. Mit einer Firmenausstellung sowie Firmenvorträgen wagten sich die jungen Informationswissenschaftler auf dünnes Eis, jedoch ohne dies bereuen zu müssen. Viele der Firmen bemühten sich, ihre Programme und Produkte dem Publikum interessant zu präsentieren, ohne eine Atmosphäre der Werbepräsentation aufkommen zu lassen. Vorträge wie Ausstellung wurden durchweg positiv aufgenommen und gut besucht. Erstmals in der BOBCATSSS-Geschichte haben sich die Organisatoren dazu entschlossen – entsprechend dem Symposiumsthema – den Tagungsband in hybrider Form zu veröffentlichen. Die Vorträge der Konferenz sind nun sämtlich als Open Access-Fassung auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität verfügbar: edoc.hu-berlin.de/conferences/ bobcatsss2008. Sie werden zudem im Verlag Bock + Herrchen als Band drei der Reihe –B Ausland w 288 Das deutsch-kroatische Organisationsteam des BOBCATSSS-Symposiums bei Vorbereitungen zum Kongress. Foto:Bobcatsss BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Ausland Ausland Linz macht Leipzig und Frankfurt Konkurrenz w 1 Eigentlich hätte die Internationale Buchmesse in Linz im Jahr 2007 das erste Mal stattfinden sollen. Auf Bitten der Stadt Linz wurde der Start der LITERA jedoch um ein Jahr verschoben. 2 Die »Lange Nacht der LITERAtur« am Freitag soll zusätzlicher Publikumsmagnet sein, die Messe ist zwischen 19 und 23 Uhr für alle kostenlos zugänglich. 3 Berthold Greif im Gespräch mit Conrad Lienhardt, www.linz09. info – business&culture BuB | 60 (2008) 04 .d –B Im Design Center Linz wird die erste internationale Buchmesse Österreichs, die LITERA, stattfinden. Foto: Design Center Linz ratur, Lyrik, Hörbuch-Gestaltung, Wirtschaftsliteratur und ein »Preis für Demokratie und Freiheit« in der Presse. Bleibt nun nur noch die Frage offen, wie sich die LITERA am Markt etablieren kann. Die Linzer Buchmesse weist starke Parallelen zum Konzept der Leipziger Buchmesse auf. Diese beiden deutschsprachigen Messen haben einen starken Fokus auf kleinere Verlage und möchten die Kontakte nach Osteuropa fördern. Während Leipzig in diesem Jahr verstärkt auf die kroatische Literatur setzt, –u .B w Die LITERA wird als gemeinnütziges Projekt angekündigt, das sich die Literatur- und Leseförderung sowie den Erhalt der Medienvielfalt auf die Fahnen geschrieben hat. Erwirtschaftete Überschüsse sollen in verschiedene Kultur- und Bildungsprojekte fließen. Die internationale Buchmesse Linz sieht sich als Buchmesse der Vielfalt, möchte sie doch für alle Genres und Informationsträger offen stehen. Laut Andrea Zöbl von der Linzer Kongressgesellschaft ist die LITERA vor allem eine Publikumsmesse und soll ein Lesefest für alle Beteiligten werden. Die Schwerpunkte im Jahr 2008 liegen auf Autoren, Jugend und Osteuropa. Diese Themen sollen rund 25 000 Besucher, hauptsächlich aus dem Ballungsraum Linz, aber auch aus dem übrigen Österreich und dem süddeutschen Raum anlocken. Es werden voraussichtlich rund 230 Aussteller auf der LITERA vertreten sein. Die Autorenförderung ist ein besonderes Anliegen der Messebetreiber, sie möchten bisher unbekannten Schriftstellern die Chance bieten, mit Verlagen in Kontakt zu treten und ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Aber auch schon bekannte Größen wie Peter Turrini und Petri Tamminen werden sich und ihre Werke präsentieren. Für den Schwerpunkt Kinder- und Jugend sind spezielle Lesungen und MangaWorkshops geplant. Die LITERA will sich als Literaturportal von und nach Osteuropa etablieren und hat zu diesem Zweck eine Vielzahl osteuropäischer Staaten dazu ermuntert, ihre Länder und deren Literatur und Kultur zu präsentieren. So entsendet zum Beispiel die Slowakei die Lyrikerin Mila Haugová (ins Deutsche übersetzt: »Sandatlas«, Edition Korrespondenzen). Zeitgleich mit der LITERA findet auch das erste Linzer LITERAturFestival statt. Das Programm verspricht eine große Anzahl verschiedener Lesungen, Vorträge, Diskussionen und Aktionen rund um das Thema Literatur auf dem Messegelände und an verschiedenen Orten in der Stadt. Als weiteres Projekt der Literaturförderung werden auf der LITERA im Rahmen der »Langen Nacht der LITERAtur«2 Literaturpreise in sieben Kategorien verliehen: Belletristik, Kinder- sowie Jugendlite- w Wer auf der Frankfurter oder Leipziger Buchmesse war, dem ist der neongrüne Stand der LITERA vielleicht aufgefallen. Dort rührten die Österreicher nämlich schon kräftig die Werbetrommel, denn neben Leipzig und Frankfurt soll nun auch in der Stadt Linz ein großer internationaler Literaturevent etabliert werden. Vom 23. bis 27. April öffnet die LITERA zum ersten Mal1 ihre Pforten im Design Center Linz. Hauptveranstalter ist die Linzer Kongressgesellschaft. e Die internationale Buchmesse LITERA lädt nach Österreich ein Die LITERA in Kürze Die LITERA wird vom 23. bis 27. April im Design Center Linz abgehalten. Die Eintrittspreise zur LITERA betragen für das Tagesticket 6 Euro (ermäßigt 4), für Fachbesucher ist auch eine über zwei Tage gültige Eintrittskarte zum Preis von 10 Euro erhältlich. Öffnungszeiten Mittwoch 9 – 19 Uhr Donnerstag 9 – 19 Uhr Freitag 9 – 24 Uhr (ab 18 Uhr »Lange Nacht der LITERAtur«) Samstag 9 – 19 Uhr Sonntag 9 – 16 Uhr Weitere Informationen unter www.litera-linz.at ric haben die Linzer ein breiteres Spektrum, es werden Autoren aus Bulgarien, Ungarn, Lettland, der Slowakei und anderen osteuropäischen Staaten erwartet. Auch das Rahmenprogramm in Linz und Leipzig ist recht ähnlich. Zudem finden die Buchmessen in den beiden Städten sehr zeitnah statt. Die Linzer Kongressgesellschaft wählte diesen Termin für die LITERA unter anderem darum, weil der April ein veranstaltungsarmer Monat in Linz sei. Berthold Greif, Präsident der Linzer Kongressgesellschaft, meint zum Konkurrenzproblem: »Einen direkten Vergleich zu Frankfurt oder Leipzig soll man nicht herstellen. Das sind einfach verschiedene Dimensionen. LITERA ist überschaubar konzipiert, ist kleinräumiger als Frankfurt und Leipzig.«3 Die Linzer wollen ihre Buchmesse von nun an jedes Jahr veranstalten, jeweils in der Woche, in die der Welttag des Buches fällt. Spannend wird es dann noch mal im Herbst, da steigt auch Wien in den Messereigen ein. Die Wiener Buchwoche des österreichischen Buchhandels zieht vom Rathaus in die Messe Wien um und wird unter dem Label »BuchWien« fortan jährlich als Publikumsmesse mit internationalem Fachbesucherbereich veranstaltet werden. Susanne Richt 289 BuB | Foyer Ausland Ausland Regionale Seminare fördern Selbstständigkeit türkischer Bibliothekare Positive Evaluation –B .d Am Ende der Seminare wurde eine Evaluation durchgeführt. 92 Prozent der Teilnehmer bestätigten, dass die behandelten Themen für sie von großem Nutzen gewesen seien. Die Teilnehmer brachten zum Ausdruck, dass die Seminare ihren Horizont erweitert, ihr Selbstvertrauen gestärkt, ihre Kenntnisse vergrößert, ihnen neue Perspektiven verschaff t, ihre Motivation und ihre Stimmung verbessert, eine Atmosphäre von Kommunikation und Interaktion geschaffen, sie ermutigt und den Wunsch, Projekte durchzuführen, geweckt haben. Als Kritik wurde vorgebracht, dass die Seminare zu kurz, zu intensiv und zu anstrengend und das Rahmenprogramm zu gering seien. Die Teilnehmer forderten Seminare zu den Themen Informations- und Kommunikationstechniken, Digitalisierung, Kommunikation, Mediennutzung, Beschaff ung von Sponsoren, Gedankenfreiheit und Zensur. Bei den Seminaren entwickelten die Bibliothekare einige Beispiele für künftige kreative Dienstleistungen, wie zum Beispiel das Sammeln von Erinne- 1 In der Türkei, die circa 71 Millionen Einwohner hat, gibt es ein rungen älterer Menschen der zentrales öffentliches BibliotheksRegion, die Umwandlung des system, das dem Ministerium für Bibliotheksgartens in einen LeKultur und Tourismus untersegarten oder die Veranstaltung steht. In den 81 Provinzen gibt es 1 179 Öffentliche Bibliotheken, von Fahrrad-Rallyes, bei denen in denen 2 628 Personen arbeidie Gewinner Bücher geschenkt ten. Davon sind wiederum 326 bekommen. ausgebildete Bibliothekare. Die Infolge der Seminare hat unBibliotheken verfügen über einen ter den Bibliothekaren, die an Bestand von knapp 13 Millionen den Seminaren teilnahmen, ein Medien. Die Öffentlichen Bibliotheken wurden im Jahre 2006 von Kommunikationsprozess bemehr als 21 Millionen Personen gonnen. Bei Gesprächen und benutzt, die rund 4,5 Millionen Beobachtungen waren erste, Medien ausliehen; außerdem sind wenn auch noch schwache An60 mobile Bibliotheken im Einzeichen für eine Verschiebung satz. der »Erwartungshaltung gegen- 2 Übersetzung von Kathrin Neuüber der Zentralverwaltung« zumann, Istanbul –u .B Besonders für junge Bibliothekare, die erst neu ins Berufsleben eingetreten sind, hatte die Teilnahme an den Seminaren einen positiven Einfluss auf ihre Motivation. tungen in Öffentlichen Bibliotheken«, »Projektentwicklung« und »Öffentlichkeitsarbeit«. Die Seminare setzten sich aus PPTPräsentationen, Vorführungen von Fotos und Filmen, Workshops, Besuchen von Öffentlichen Bibliotheken, Gesprächen mit Provinz-Gouverneuren und den Direktoren der Kultur- und Tourismus-Ämter und Evaluationsgesprächen der Teilnehmer zusammen. Insgesamt haben 300 Bibliothekare teilgenommen. Das bedeutet, dass circa 25 Prozent der an Öffentlichen Bibliotheken arbeitenden Bibliothekare w Die Bewusstseinsveränderung, die durch die genannten Entwicklungen an Wichtigkeit gewonnen hat und bei den Bibliothekaren vollzogen werden muss, können wir als Wandel »weg von einer Erwartungshaltung gegenüber der Zentralverwaltung« und »hin zu einer Problemlösung auf der Basis lokaler kreativer Projekte in Kooperation mit den NGO’s« beschreiben. Vor diesem Hintergrund wurden in den Jahren 2006 und 2007 in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultur und Tourismus, dem Goethe-Institut und dem Verein türkischer Bibliothekare regionale Fortbildungsseminare veranstaltet. Es wurde geplant, mit diesen neun regionalen Seminaren die Öffentlichen Bibliotheken in allen Provinzen zu erreichen. Bei der Planung ging man von einer Teilnehmerzahl von circa 30 Bibliothekaren pro Seminar aus. An den Seminaren nahmen das Leitungspersonal der Bibliotheken und ausgebildete Bibliothekare teil. Außerdem wurde zu den Seminaren von den Kultur- und Tourismus-Ämtern und den Stadtverwaltungen der gastgebenden Provinzen je eine Person eingeladen. Darüber hinaus nahm ein Beobachter der dem Ministerium für Kultur und Tourismus unterstehenden Generaldirektion für Bibliotheken und Veröffentlichungen teil. Den Inhalt des Seminars vertraten der Lehrbeauftragte des Fachbereichs für Information und Dokumentation (Bilgi ve Belge Yönetimi Bölümü) an der Hacettepe-Universität, Prof. Bülent Yılmaz, und der Direktor der öffentlichen Atatürk-Bibliothek in Izmir, Talat Aydilek. Die Seminare wurden in den Städten Manisa, Gaziantep, Bartın, Antalya, Ankara, Trabzon, Erzurum, Van und Istanbul durchgeführt. Behandelt wurden die Themen »Innovative Dienstleis- w In den vergangenen Jahren waren zwei Entwicklungen zu beobachten, die zu grundlegenden Veränderungen im türkischen öffentlichen Bibliothekssystem1 führen werden. Diese sind der Prozess der Eingliederung der Türkei in die Europäische Union sowie die Übertragung der Öffentlichen Bibliotheken aus der Zuständigkeit des Ministeriums an die regionalen Verwaltungen. Für die türkischen Bibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken ist es wichtig, auf diese Veränderungen vorbereitet zu sein.2 gunsten einer »Problemlösung auf Basis lokaler kreativer Projekte« festzustellen. Besonders für junge Bibliothekare, die erst neu ins Berufsleben eingetreten sind, hatte die Teilnahme an den Seminaren einen sehr positiven Einfluss auf ihre Motivation. Die Vorgeschichte der regionalen Seminare: Im Jahr 2005 fand mit Unterstützung des Goethe-Instituts eine Reise nach Deutschland statt, an der 15 Bibliothekare türkischer Öffentlicher Bibliotheken teilnahmen. Ziel dieser Reise war, das deutsche öffentliche Bibliothekssystem und seine Dienstleitungen kennenzulernen. Bei den im Anschluss stattfindenden Evaluationsgesprächen wurde beschlossen, die neu erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen auf regionalen Seminaren an die Bibliothekare der Öffentlichen Bibliotheken in der Türkei weiterzugeben. Außerdem kam man überein, auch die Erfahrungen der Bibliothekare, die in den Jahren 2002 bis 2003 im Rahmen des PULMAN-XTProjektes nach Finnland gereist waren, in diesen Seminaren weiterzugeben. Prof. Dr. Bülent Yılmaz, Ankara (Türkei) – Kontakt: [email protected] e und Verwaltungskräfte erreicht wurden. Das heißt, bei den dezentralen Seminaren handelt es sich um die größte innerberufliche Fortbildungsveranstaltung, die in der Türkei für den öffentlichen Bibliotheksbereich bisher organisiert worden ist. Problemlösung vor Ort statt Warten auf die Zentrale w 290 BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Nachrichten Nachrichten 400 000 Euro-Spende für neue Bücherei .d Günter Röttcher verstorben w Erläuterungen zum Urheberrecht w Berlin. Die Rechtskommission des Deutschen Bibliotheksverbands (DBV) will in den nächsten Monaten bibliotheksrechtliche Erläuterungen zum neuen Urheberrecht veröffentlichen. Dabei werden die einzelnen neuen Vorschriften des 2. Korbes von verschiedenen Experten behandelt. Bereits frei abrufbar ist eine Auslegung der Vorschrift zum Kopienversand von Armin Talke unter: www.bibliotheksverband.de/ko-recht/dokumente/Aufsatz_53a_gekuerzt.pdf. BuB | 60 (2008) 04 –B Für die Pilotphase wurden von beiden beteiligten Einrichtungen urherberrechtsfreie Werke verschiedener Publikationsformen und mit unterschiedlichen Schrifttypen ausgewählt: historische Zeitschriften, Adressbücher, landeskundliche Monografien, illustrierte Werke wie zum Beispiel Rheinalben des 19. Jahrhunderts, Schulschriften et cetera. Während der Pilotphase sollte ein Workflow für bereits vorliegende beziehungsweise selbst erstellte Scans entwickelt und Erfahrungen in der Nutzung der Software gesammelt werden. Die Erarbeitung eines Webauftritts mit gemeinsamer Oberfläche für alle Teilnehmer war –u Berlin. Der Ansturm auf die neue Philologische Bibliothek der Freien Universität ist nach wie vor groß. Wegen nicht ausreichender Arbeitsplatzkapazität musste der Zugang zur Bibliothek Mitte Februar sogar eingeschränkt werden. Vorrang beim Zutritt haben Mitglieder des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften sowie des zentralen Lateinamerika-Instituts. Dilibri (www.dilibri.de) ist die digitalisierte Sammlung von landeskundlichen Werken zu Rheinland-Pfalz sowie von Beständen aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken. In einer von September bis Dezember 2007 dauernden Pilotphase wurde dilibri von der Universitätsbibliothek Trier und dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der semantics GmbH und der Walter Nagel GmbH & Co KG aufgebaut. Weitere rheinland-pfälzische Bibliotheken und Einrichtungen werden sich an dem Projekt beteiligen und ihre digitalisierten Bestände gemeinsam in diesem Portal präsentieren. .B Großer Ansturm auf Philologische Bibliothek Dilibri: Digitalisierungsportal Rheinland-Pfalz w hat für den Neubau der Stadtbücherei am Ernst-Reuter-Platz 400 000 Euro gespendet. Mit dem Geld soll eine Medienbibliothek mit CDs, DVDs und Hörbüchern aufgebaut werden, die vor allem junge Leute anspricht. Von der Spende sollen gerade auch Schüler profitieren: Für sie ist ein Bereich »Schule & Lernen« vorgesehen, mit Literatur aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen. Gleichzeitig ist geplant, das Angebot für Migranten zu erweitern. Der Neubau soll Ende des Jahres fertiggestellt werden. ebenso Ziel wie die Nutzung von diversen Schnittstellen. Nicht zuletzt sollten Erfahrungen in Bezug auf Personaleinsatz und Kosten (Hosting, Speicherung) gesammelt werden. Die eingesetzte Software Visual Library bietet im Backend eine automatisierte Qualitätskontrolle der Digitalisate, die automatisierte Generierung von Metadaten (OAI, METS, RSS), die automatisierte Einspielung der Digitalisate in die Webpräsentation und die Generierung von URN für eine persistente Identifikation. Auch der Einsatz von OCR-Erkennung wurde in der Pilotphase getestet. Die Webpräsentation ermöglicht die intuitive Navigation innerhalb eines Objektes und die Betrachtung der Digitalisate in verschiedenen Vergrößerungsstufen. Die Nutzer haben die Möglichkeit der Volltext- und Metadatensuche im gesamten Bestand. Die Dateien stehen im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Damit ist der Startschuss für ein gemeinsames Digitalisierungsportal Rheinland-Pfalz und für die kontinuierliche Bereitstellung von Digitalisaten rheinland-pfälzischer Provenienz gefallen. Barbara Koelges, Elmar Schackmann; Landesbibliothekszentrum Koblenz e Augsburg. Die Stadtsparkasse 291 Bonn. Der langjährige Direktor der Stadtbibliothek (1963 bis 1984), Dr. Günter Röttcher, ist am 19. Februar verstorben. Röttcher war in Fachkreisen durch zahlreiche Veröffentlichungen und als Mitautor am noch heute in Überarbeitung benutzten grundlegenden Lehrbuch für die Assistentenausbildung »Basiskenntnis Bibliothek« bekannt. Außerdem hat er maßgeblich an der Institutionalisierung des damaligen Berufs »Assistent an Bibliotheken« in Nordrhein- Westfalen mitgewirkt. Darüber hinaus war Röttcher nebenamtlicher Dozent und Mitglied der Prüfungskommission sowohl am damaligen BibliothekarLehrinstitut NRW als auch an der damaligen Bibliotheksschule des Borromäusvereins in Bonn. Größtes Wörterbuch Bremen. Das wohl größte Wörterbuch der Welt steht seit Februar in der Universitätsbibliothek. Es umfasst 25 Bände à 2 000 Seiten, nachzuschlagen sind 50 400 Begriffe in 225 Sprachen. Zusammengetragen wurde das Ganze in 25 Jahren von dem bei Bremen lebenden Gregg Cox. Der US-Amerikaner hat seine Unterlagen – darunter auch über 100 Jahre alte Bücher über Indianersprachen – nach Abschluss seiner Freizeittätigkeit komplett der UB gestiftet. Die Direktorin, Maria Elisabeth Müller, versichert: »Die Wissenschaftler haben signalisiert, dass die Cox’sche Bibliothek wissenschaftlich interessante Anteile enthält.« Zuvor hatte die Stadtbibliothek, laut »Weser Kurier«, die Annahme der Sammlung abgelehnt. BuB | Foyer Nachrichten RAK-NBM im Netz Frankfurt am Main. Auf der Weihnachten im April Gerlingen. Die Stadtbücherei feiert ihren zehnten Geburtstag im neuen Gebäude. Die Feierlichkeiten beginnen Anfang April mit den Marketingkampagnen »www.ich-bin-dein.de« und »www.weihnachten-im- –B .d e Inhalte von »Spiegel Online«, Einträge von Wikipedia sowie der Lexika und Wörterbücher Hamburg. Der »Spiegel« hat von Bertelsmann, eine Videonach eigenen Angaben die größ- und Bildermediathek. te kostenfreie Recherche-Datenbank im deutschsprachigen Internet gestartet. Unter www. »Lesestart« geht wissen.spiegel.de gibt man wie in die zweite Runde bei Google ein Suchwort ein und erhält dann Informationen Heidelberg. Die Initiative »Heiaus folgenden Quellen: Archiv delberg schenkt Kindern Zudes »Spiegel« bis zur Gründung kunft« ist bereits im Februar 1947 zurück (mit Ausnahme der in die zweite Runde gegangen. beiden aktuellen Ausgaben), alle Nachdem im vergangenen Jahr 1 500 Familien, deren Kinder in der Heidelberger UniversitätsFrauenklinik geboren wurden, ein erstes Lesestart-Set erhalten hatten, können diese sich nun das Fortsetzungs-Set in der Stadtbücherei abholen. Darin finden sie weiterführende Anregungen. Zu den Sets gehören ein zweiter Vorleseratgeber mit neuen Tipps, ein Ravensburger Bilderbuch, eine Aufkleberserie und eine »Leselatte«, in der neben der Größe des Kindes auch seine »Bilderbuch-Vorlieben« eingetragen werden können. Stadtbibliothek Verden erhält Preis der VGH-Stiftung Die Stadtbibliothek Verden (Foto) erhält den Bibliothekspreis 2008 der VGH-Stiftung. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre von der VGH-Stiftung und dem Landesverband Niedersachsen im Deutschen Bibliotheksverband e.V. gemeinsam ausgelobt. Der Bibliothekspreis der VGH-Stiftung würdigt Einrichtungen, die vorbildliche und innovative Arbeit leisten, in diesem Jahr wird er zum fünften Mal vergeben. Die Jury ehrt mit der Verleihung des Bibliothekspreises das überzeugende Gesamtkonzept der Stadtbibliothek Verden, das sich durch ausgeprägte Kundenorientierung, zukunftsorientierte Partnerschaften sowie zielgerichtete Medien- und Öffentlichkeitsarbeit auszeichne. Mit w Webseite der Deutschen Nationalbibliothek steht ab sofort eine elektronische Ausgabe der RAKNBM RAK-NBM. Stand: Printausg. 1996 u. Präzisierungen 2001 sowie Aktualis. 2004 u. 2006 kostenfrei zur Verfügung (http://nbn-resolving.de/urn: nbn:de:101-2007072733). Kostenfreie Recherche-Datenbank –u site »Europeana« soll künftig den direkten Zugang zu mehreren Millionen digitaler Objekte aus Europas Bibliotheken, Museen, Archiven und audiovisuellen Sammlungen über ein einziges Portal bieten. Eine DemoWebsite ist inzwischen in der Deutschen Nationalbibliothek vorgestellt worden. Dort wurde gezeigt, wie Benutzer anspruchsvolle Such- und BrowsingWerkzeuge nutzen können, um Gemälde, Fotografien, Objekte, Bücher, Zeitungen, Archivalien, Filme und Tonaufnahmen zu finden, die von europäischen Kulturinstitutionen digitalisiert wurden. Das Projekt European digital library network begann im Herbst 2007 mithilfe finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission mit der Entwicklung der Europeana. Das Nutzerverhalten in der Demo-Version der Europeana wird online beobachtet. Dadurch soll sichergestellt werden, dass der Prototyp, der im November 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt werden wird, alle Funktionalitäten bietet, die die Nutzer benötigen. Die DemoWebsite ist unter www.euro peana.eu zu finden. .B Frankfurt am Main. Die Web- april.de«, die auf den Beginn der Festwoche am 19. April hinweisen. Am 20. April wird unter anderem der Gerlinger Stadtbücherei-Imagefilm der Öffentlichkeit präsentiert. Dieser Imagefilm ist genauso wie das Veranstaltungskonzept ein Produkt aus der Zusammenarbeit mit einer Projektgruppe des Bachelor-Studiengangs Bibliotheksund Informationsmanagement der Hochschule der Medien in Stuttgart unter der Leitung von Prof. Wolfgang Ratzek. w Online-Portal Europeana w 292 ihrem Engagement habe sich die Stadtbibliothek Verden zu einem wichtigen Lern-, Begegnungs- und Veranstaltungsort in der Stadt entwickelt. Mit dem »Preis für Kleine Bibliotheken« wird die Bücherei Elbmarsch in Marschacht ausgezeichnet. Gewürdigt wird damit das große Engagement in allen bibliothekarischen Arbeitsfeldern, die stete Leistungsentwicklung und die positive Verbindung von Schul- und Gemeindebücherei. Der Preis ist mit 5 000 Euro dotiert. Die Katholisch-Öffentliche Bücherei Haselünne erhält einen mit 3 000 Euro dotierten Sonderpreis. Diese Auszeichnung gilt dem besonderen ehrenamtlichen Engagement der Bücherei. Foto:Helge Krückeberg Zwist an UB Heidelberg Heidelberg. Anfang April wech- selt der Fachmann für frühe Handschriften und alte Drucke Armin Schlechter an die Pfälzische Landesbibliothek nach Speyer. Schlechter war zuvor zehn Jahre lang Leiter der berühmten Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Heidelberg. In der Fachwelt und in der Stadt selbst hat Schlechters Kündigung Überraschung und Verwunderung ausgelöst. Laut einem Bericht der »Stuttgarter Zeitung« vom 23. Februar ist ein seit Längerem andauernder Zwist zwischen dem Leiter der Heidelberger UB, Veit Probst, und Armin Schlechter der Grund für den Stellenwechsel. Die Zeitung schreibt: »Beide, so hört man im Umfeld der UB, hätten sich noch nie besonders gemocht. Mit der wachsenden Bekanntheit des Handschriftenexperten Schlechter sei es nicht besser geworden.« Ein anonymer Kenner wird zitiert: »Probst BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Nachrichten w SLA-Award 2007 Karlsruhe. Der Geschäftsführer der Online Consultants International GmbH, Michael Fanning, hat den SLA-Award 2007 der Special Libraries Association (SLA) erhalten. Der Preis wurde dem deutschen Informationsexperten für sein herausragendes Konzept für eine MitgliederBuB | 60 (2008) 04 tet sich das Betreuungsangebot an die Kinder von Mitarbeitern. Freibleibende Plätze werden gerne an ›befreundete Institutionen‹ sowie Münchener Familien vergeben«, so Griebel. Mailingliste für Spezialbibliotheken Marburg. Ab sofort gibt es auch eine Mailingliste für Spezialbibliotheken. Der fachliche Austausch umfasst Fragen und Antworten, Stellenangebote, Fundstücke und Ähnliches. Die Subskribierung der Liste »ASpB-Spezialbibliotheken« ist möglich unter www.listserv.dfn. de/cgi-bin/wa?SUBED1=aspbspezialbibliotheken-l&A=1. Propädeutik in der Schulbibliothek München. Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) hat eine Broschüre herausgegeben, in der ein Kapitel dem »Lernort Bibliothek« (Seite 117 ff.) gewidmet ist. Darin werden Bedeutung, Funktion und Aufgaben der Schulbibliothek im Rahmen der e Kinderkrippe in der Staatsbibliothek Bachelor-Studiengänge erfolgreich gestartet Potsdam. Die drei Bachelor- .d München. Nach einem knappen Jahr Vorbereitungszeit ist die hauseigene Kinderkrippe der Bayerischen Staatsbibliothek offiziell eröffnet worden. Nach und nach wurden bereits seit Ende 2007 Kinder im Alter von acht Wochen bis zu drei Jahren in der Krippe aufgenommen, um ihre Betreuer kennenzulernen. Seit März teilen sich in den 120 Quadratmeter großen Räumlichkeiten mit angrenzendem Gärtchen insgesamt 22 Kinder 18 Betreuungsplätze. Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, Rolf Griebel, unterstützt das Vorhaben nachdrücklich. »In erster Linie rich- –u ter 2009 wird vom Institut fuer Informationswissenschaft der Fachhochschule ein neuer berufsbegleitender Weiterbildungs-Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft angeboten. Der viersemestrige, bologna-konforme MA-Studiengang wird folgende Charakteristika haben: berufsbegleitend mit 14 Präsenztagen in Köln im 1. und 2. Semester; komplementär E-Learningbasierte Fernstudieneinheiten; projektorientiertes Studium im 3. und 4. Studiensemester; 50 Prozent der Lehrenden werden aus der einschlägigen beruflichen Praxis kommen. Bewerbungsschluss für den ersten Studienjahrgang ist der 30. Juni 2008. Weitere Informationen unter: www.fbi.fh-koeln.de/ studium/wbma/wbma.htm. –B Köln. Ab dem Sommersemes- w Heidelberg. Am 22. Januar ist Monika Münnich verstorben. Münnich war bis zu ihrem Ruhestand vor einigen Jahren und auch darüber hinaus eine engagierte Bibliothekarin. Bis Juni 2004 war sie ein aktives Mitglied der Expertengruppe Formalerschließung des Standardisierungsausschusses und zuvor Vorsitzende des Vorgängergremiums, der Expertengruppe RAK der Kommission des DBI für Erschließung und Katalogmanagement. Schon früh erkannte sie die Vorteile einer Internationalisierung deutscher Regelwerke. Münnich war eine der Personen, die die Übersetzung der AACR2 ins Deutsche initiierten und durchführten. Auch nach ihrer Pensionierung arbeitete sie aktiv für das Bibliothekswesen, insbesondere auf internationaler Ebene, bei der IFLA Cataloguing Section. Darüber hinaus war Münnich langjähriges Mitglied der damaligen Kommission Neue Technologien des VdDB (Verein der Diplom-Bibliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken). wissenschaftspropädeutischen Seminare in der gymnasialen Oberstufe beschrieben. Download unter www.gymnasialeoberstufe-bayern.de/index. php?Seite=2547&. Weiterbildungs-Master .B Monika Münnich verstorben werbekampagne für die internationale Einrichtung in Deutschland (»Impulse for Growth!«) zuerkannt. w kann es eben nicht gut ertragen, dass Schlechter öfter in den Medien vorkommt als er selbst.« In einem offenen Brief an den Rektor der Heidelberger Universität hatten zuvor 30 Fachleute und Mitarbeiter großer Bibliotheken zwischen Stuttgart, Wolfenbüttel und Princeton (USA) gegen die bereits Ende 2007 erfolgte Abberufung Schlechters als Leiter der Handschriftenabteilung protestiert. Studiengänge am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule – Archival Studies, Bibliotheksmanagement, Information Studies – haben ihre Probezeit bestanden. Die 95 Studierenden gaben den Studiengängen nach dem ersten Semester gute Noten. Als äußerst positiv am Studium in Potsdam wurden der persönliche Kontakt zu den Lehrenden sowie der Einsatz von begleitendem E-Learning empfunden, während der bauliche Zustand des Gebäudekomplexes am Alten Markt deutlich in der Kritik stand. Zum Anfang des Studiums im 293 BuB | Foyer Nachrichten Gutes Geschäft mit Schulbibliotheken Reutlingen. In Baden-Württem- w berg entstehen – wie in anderen Bundesländern auch – weitere neue Schulbibliotheken. Mehrere davon hat die ekz. bibliotheksservice GmbH mit Mobiliar und Grundbestand ausgestattet, so zum Beispiel die Bibliothek der Grund-, Hauptund Werkrealschule in Balingen-Frommern, die Bibliothek des Bildungszentrums Nord in Reutlingen-Rommelsbach, die Freie Evangelische Schule Reutlingen, die Grundschule Mittelberg in Biberach und die Mediothek im Pestalozzi-Gymnasium Biberach. Aber nicht nur im Inland, auch im Ausland herrscht Interesse an deutscher Bibliothekstechnik und deutschem Know-how. Zuletzt besuchten Vertreter der Deutschen Schule Shanghai die ekz und wählten dort den Grundbestand für die hauseigene Bibliothek aus. Unterdessen hat die ekz auch die Rundumerneuerung ihrer Website abgeschlossen: Unter der bisherigen Adresse www.ekz.de präsentiert das Unternehmen seine Informationen nun in neuem Design. Bibliotheksfilm Salzgitter. Flickr und Youtube gehören im Internet zu den am meisten aufgerufenen Seiten weltweit. Die Stadtbibliothek Salzgitter greift verstärkt auf diese Möglichkeiten zu, die das World Wide Web bietet, um ihre Serviceleistungen publik zu machen. Nachdem über die Ho- e ziert wurde. Das Team ist auch für seine Filmbeiträge für TV 38 (Pauls Kunstsplitter) bekannt. Dieser in Niedersachsen bisher einzige Film über eine Stadtbibliothek bietet einen sehenswerten Eindruck über Architektur, Angebote, Veranstaltungen und Arbeit in den drei Bibliotheken Salzgitters. Die Homepage der Stadtbibliothek Salzgitter: www. salzgitter.de/rathaus/fachdienst uebersicht/stadtbibliothek/ index.php. .d Das Beste aber sei das Quiz, bei dem es regelmäßig Süßigkeiten zu gewinnen gibt und bei dem kein Kind leer ausgeht, wissen Lilo Almstadt und Heinz Meyer. Abgerundet wird die Bremer Show durch ein Gespräch mit den Kindern. Heinz Meyer: »Sie dürfen sich mit einbringen.« In diesem Jahr sind unter anderem eine Lesereise auf Einladung mit der niedersächsischen Bibliothekszentrale, Lesungen im Rahmen der schleswig-holsteinischen Jugendbuchwoche und erstmals ein Einsatz im Raum Stuttgart geplant. – Kontakt: Telefon 04 21/3 96 57 39; E-Mail [email protected]. Ulf Buschmann –B Fachbereichs Informationswissenschaften der Fachhochschule gibt es zum Sommersemester einen Wechsel: Neuer Dekan wird Professor Dr. Hans-Christoph Hobohm, neuer Prodekan Professor Dr. Hartwig Walberg. Vor eineinhalb Jahren brachte der Bremer Schünemann-Verlag das Buch »So leben und glauben wir in Deutschland« auf den Markt. Nachdem die Autoren Lilo Almstadt und Heinz Meyer damit in heimischen Gefilden für Furore sorgten, sind sie seit dem vergangenen Jahr hauptsächlich in Niedersachsen, SchleswigHolstein und Nordrhein-Westfalen mit ihrer Multimediashow zum Buch unterwegs. Ihre Zielgruppe: Kinder. Im Gegensatz zu anderen Autoren benötigen die Bremer kein Hotel, sondern verbringen die Nächte in ihrem Wohnmobil. Es sei zwar ein wenig eng, doch das stört die beiden überhaupt nicht. »Ich schlafe neben der Leinwand«, meint Lilo Almstadt mit einem Lachen: »Denn wir bringen das gesamte Equipment mit.« Die überaus positiven Reaktionen der Mädchen und Jungen zeigen dem dynamischen Autorenduo, dass das auf die junge Zielgruppe abgestimmte Konzept richtig ist. In ihren Veranstaltungen gehen sie zunächst gemeinsam der Frage nach, was Menschen benötigen, um ihre Geschichten überhaupt aufschreiben zu können. Danach folgt die Vorstellung der Familien, die im Buch »So leben und glauben wir in Deutschland« vorkommen. –u Potsdam. An der Spitze des Mit dem Wohnmobil von Bibliothek zu Bibliothek .B Wechsel an der Spitze Lesereise w Oktober 2007 hatte es noch Unklarheiten über die Berufsbilder gegeben, die sich hinter den Studienangeboten im Fachbereich Informationswissenschaften verbergen. Jetzt wurde bestätigt, dass das interdisziplinäre Konzept der gemeinsamen Studien für Archivare, Bibliothekare und Dokumentare eine gute Wahl sei. Manche Studenten wünschten sich sogar noch mehr Flexibilisierung. w 294 Auf Achse in Sachen Völkerverständigung: das Bremer Autorenpaar Lilo Almstadt und Heinz Meyer in ihrem Wohnmobil Foto: mk vegesack mepage der Bibliothek via flickr. com auf fast 200 Fotos zugegriffen werden kann, die die Aktivitäten und Veranstaltungen dokumentieren, steht ab sofort über youtube.com beziehungsweise über die Homepage der Bibliothek der neu entstandene offizielle Bibliotheksfilm zur Verfügung, der von Paul Heinrichs und Marco Gudat produ- Absolventenumfrage Stuttgart. Die Hochschule der Medien startet eine Umfrage unter Ehemaligen. Zur Beteiligung aufgerufen sind sämtliche Ehemaligen-Jahrgänge bis einschließlich 2007. Dazu zählen auch die Absolventen der HdM-Vorgängereinrichtungen: die Fachhochschule für Druck (FHD), die Fachhochschule für Bibliothekswesen (FHB), die Hochschule für Druck und Medien (HDM) und die Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI). Die Ergebnisse werden voraussichtlich im April 2008 auf der Webseite der Hochschule veröffentlicht. Die Studie wird über das Alumni-Portal der HdM (www. hdm-stuttgart.de/alumni) abgewickelt. Die Teilnahme erfolgt anonym, ohne Verbindung zum Teilnehmenden oder seinem Nutzerkonto im Portal. Alles übers Symposium Zadar (Kroatien). Die Procee- dings des 16. BOBCATSSS Symposiums, das vom 28. bis zum 30. Januar unter dem Motto »Providing Access to Information for Everyone« im kroatischen Zadar stattfand, sind auf dem edoc-Server der HumboldtUniversität Berlin unter http:// edoc.hu-berlin.de/conferences/ bobcatsss2008 frei zugänglich. Die gedruckte Ausgabe ist als Band 3 der Reihe »Beiträge zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft« im Verlag Bock + Herchen erschienen. BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Termine Wie sag’ ich es meinen Kunden?: Das Auskunftsinterview 23. – 24. April – Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt (Main) · BuB 2/2008 Einführung der kommunalen Doppik in Öffentlichen Bibliotheken 28. April – Büchereizentrale Niedersachsen, Lüneburg · BuB 2/2008 Mai w Braunschweig-Exkursion mit Besuch des Georg-EckertInstitut für Internationale Schulbuchforschung und der Stadtbibliothek 6. Mai – Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung · BuB 3/2008 Steuerrechtliche Fragen in der Medienbearbeitung 7. Mai – Universitätsbibliothek Johann Christian SenBuB | 60 (2008) 04 Das Projekt »Vorlesen in Familien« des Zentrums für Literatur, Wetzlar 22. Mai – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover · BuB 3/2008 Google I Effiziente Suche im Internet 22. Mai – Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008 Herausragende medienpädagogische Projekte gesucht Mit dem Dieter Baacke-Preis zeichnet die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bundesweit beispielhafte Projekte aus, die in der Bildungs-, Sozial- und Kulturarbeit entstanden sind. Bewerben können sich Institutionen, Initiativen oder Einzelpersonen, die innovative, originelle oder mutige Projekte zur Förderung einer pädagogisch orientierten Medienkompetenz durchführen. Das kann beispielsweise ein kreatives Internetprojekt in der Jugendarbeit sein, ein Kinderradioprojekt, ein Film- und Fernsehworkshop für Familien oder ein außergewöhnliches multimediales Fotoprojekt. Im Zentrum der Preis- w Besichtigung Leibniz-Institut für Katalyse e.V. und der Bibliothek, anschließend Stammtisch im »Klock 8«, Rostock 4. Mai – Leibnitz-Institut für Katalyse e.V., A.-Einstein-Str. 29a, Rostock · BuB 3/2008 Vorlesen und Erzählen! Oder »Wie fessle ich meine Zuhörer« – Workshop 7. Mai – Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Hildesheim · BuB 3/2008 Freie Informationsquellen im Internet 21. Mai – Büchereizentrale Niedersachsen in Lüneburg · BuB 3/2008 –u Alles Online – oder was? 24. April – Stadtbücherei Würzburg · BuB 2/2008 »2. Runder Tisch« zum Thema Kooperationsvereinbarungen Bibliothek und Schule als Bildungspartner 7. Mai – Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008 .B Studienfahrt nach Flensburg 23. April – Abfahrt ab S-Bahnhof Bahrenfeld · BuB 2/2008 Workshop für die EDV-MitarbeiterInnen der wissenschaftlichen Bibliotheken in Thüringen 7. Mai – Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena · BuB 3/2008 w Was für ein Service! Der Weg zu Auskunftsstandards in Ihrer Bibliothek 21. April – Münchner Stadtbibliothek, Rosenheimer Str. 5, · BuB 2/2008 Hier gibt’s was auf die Ohren: Hörbücher für Erwachsene 14. Mai – Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008 Fortbildungsexkursion 2008 – Thüringen-Rundfahrt Jena/ Erfurt/Weimar 22. – 25. Mai – Magdeburg / Halle · BuB 3/2008 Arbeitskreis Fahrbibliotheken 23. Mai – Stadt- und Landesbibliothek Potsdam · BuB 3/2008 e April HABIT: Ein Bibliotheks-Trainingsprogramm für Klasse 10 7. Mai – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover · BuB 3/2008 Vorlesen und Erzählen! Oder »Wie fessle ich meine Zuhörer« – Workshop 8. Mai – Büchereizentrale Niedersachsen in Lüneburg · BuB 3/2008 Wer nicht lesen will – darf hören!: Hörbücher für Erwachsene 26. Mai – Bibliothek am Meer Bad Zwischenahn · BuB 3/2008 .d ckenberg, Frankfurt (Main) · BuB 3/2008 –B Fortbildung vergabe steht nicht allein das Produkt, sondern auch der medienpädagogische Prozess. Die Ausschreibung richtet sich an Projekte außerschulischer Träger (zum Beispiel Jugendzentren, Kindergärten, Medienzentren und Medieninitiativen) und Kooperationsprojekte zwischen schulischen und außerschulischen Trägern. Das Projekt sollte entweder im Jahr 2007 oder bis zum 31. August 2008 abgeschlossen sein. Die Preisträger erhalten eine Zuwendung für ihre medienpädagogische Arbeit in Höhe von: 3 000 Euro (1. Preis); 1 500 Euro (2. Preis); 500 Euro (3. Preis). Bewerbungsschluss ist der 31. August. Information und Anmeldung unter: www.gmk-net.de/ wettbewerb/dieter_baacke_ preis.php. Podcast, Wiki, Blog & Co: Wie Bibliotheken neue Trends im Internet für sich nutzen können 26. Mai – Landesfachstelle München · BuB 3/2008 Mit allen Sinnen. Konzepte und Erfahrungen zur LiteracyErziehung zwischen 0 und 4 Jahren (Vortrag) 27. Mai – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover · BuB 3/2008 Wer nicht lesen will – darf hören: Hörbücher für Erwachsene 27. Mai – Büchereizentrale Niedersachsen · BuB 3/2008 Der Weg ist das Ziel: Wie man Ziele formuliert, Kennzahlen entwickelt und diese auch kontrolliert 28. Mai – Landesbibliothek Wiesbaden · BuB 3/2008 BIBLIOTHECA2000Anwendertreffen 28. Mai – Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken, Erfurt · BuB 3/2008 Was ist eine Klassenführung?: Workshop zu Qualitätsstandards von Klassenführungen 28. Mai – Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008 Wer nicht lesen will – darf hören!: Hörbücher für Erwachsene 295 BuB | Foyer Termine Leselust durch neuen Lesestoff (Klassen 10–13) Zielgruppe: Lehrkräfte der Klassen 10 bis 13 3. Juni – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover Veranstalter: Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen, Hannover w Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von Bibliotheken für Kindergärten 2. Juni – Landesfachstelle, Außenstelle Würzburg Veranstalter: Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen, Außenstelle Würzburg Referentin: Sita Freihold, Bremen Gebühr: 20 Euro Anmeldung: Stephan Niemeyer, Landesfachstelle, Außenstelle Würzburg, Telefon: 09 31/30 46 91-4, stephan. [email protected] Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von Bibliotheken für Kindergärten 3. Juni – Landesfachstelle München Veranstalter: Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen, München Referentin: Sita Freihold, Bremen Gebühr: 20 Euro Anmeldung: Ulrich Gäßlein, Landesfachstelle München, Der Deutsche Jugendliteraturpreis prämiert jährlich herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur. Seit über 50 Jahren ist der einzige deutsche Staatspreis für Literatur ein verlässliches Gütesiegel für hohe literarische Qualität, aber auch Orientierungshilfe auf dem mittlerweile fast unüberschaubaren Kinder- und Jugendbuchmarkt. In eintägigen Praxisseminaren unter dem Titel »Ausgezeichnet!« können Teilnehmer kreative Vermittlungsmethoden zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2008 für ihren Berufsalltag kennenlernen und erproben. Die Seminare bieten morgens und nachmittags Workshops zu den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch und Jugendbuch an. Die Idee des neuen Seminarangebotes ist es, praxisorientierte Konzepte zu den ausgezeichneten Büchern auf kompakte Art und Weise in verschiedene Regionen Deutschlands zu bringen. So finden Tagesseminare am 6. Juni in Berlin, am 11. Juni in Dortmund und am 25. Juni in Stuttgart statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 68 Euro (inklusive Verpflegung). Programm und Anmeldung jeweils unter: www.jugendlite ratur.org. –u Juni Der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. (AKJ) bietet zwei Seminare an, die auch für Bibliothekare von Interesse sind: 1. Wohin sich die Kinderliteratur in der Medienlandschaft verändert Die Medienlandschaft und damit das Umfeld der Kinder- und Jugendliteratur wandelt sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Die Rolle des Buchs muss neu definiert werden. Kinder erwerben Medienkompetenz auf moderne Weise, und es stellt sich die Frage: Zählt Lesekompetenz als grundlegende Kulturtechnik überhaupt noch? Wie werden Bücher inhaltlich dem neuen Anspruch gerecht? Wen wollen und sollen sie erreichen? Und wie? – Unter dem Titel »Alles ist möglich?« möchte die Tagung vom 30 Mai bis zum 1. Juni in Freising die vielfältigen medialen und kinderliterarischen Veränderungen skizzieren und aus ihnen konkrete Folgen für die Arbeit in der Praxis ableiten. Die Teilnahmegebühr beträgt 200 Euro (inklusive Unterbringung im Doppelzimmer und Verpflegung) beziehungsweise 210 Euro (im Einzelzimmer). 2. Eintägige Praxisseminare zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2008 .B Leseförderung von Anfang an – Spielerischer Lesespaß für Kinder zwischen 0 und 4 Jahren 30. Mai – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover · BuB 3/2008 Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von Bibliotheken für Kindergärten 4. Juni – Landesfachstelle, Außenstelle Regensburg Veranstalter: Landesfachstelle Seminare zur Kinder- und Jugendliteratur w Weblogs, Wikis und RSS: Überblick, Nutzung und Erstellung 29. – 30. Mai – Landesbibliothekszentrum RheinlandPfalz/Pfälzische Landesbibliothek Speyer · BuB 3/2008 für das öffentliche Bibliothekswesen, Außenstelle Regensburg Referentin: Sita Freihold, Bremen Gebühr: 20 Euro Anmeldung: Ingrid Schneider, Landesfachstelle, Außenstelle Regensburg, Telefon: 09 41/5 95 63-67, ingrid. [email protected] e Leseförderung von Anfang an – Spielerischer Lesespaß für Kinder zwischen 0 und 4 Jahren 29. Mai – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover · BuB 3/2008 Referent: Dr. Andreas Müller, Akademie für Leseförderung Anmeldung: (bis 19. Mai) Dr. Andreas Müller, www.akade miefuerlesefoerderung.de, [email protected], Telefon: 05 11/12 6 7-215 .d Telefon: 089/286 38-28 73, [email protected] –B 28. Mai – Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Hildesheim · BuB 3/2008 w 296 Allegro-C (ÖB)-Anwendertreffen – Workshop 4. Juni – Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken, Erfurt Veranstalter: Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen, Erfurt Referent: Herr Hartmann, Büchereizentrale Lüneburg Anmeldung: (bis 5. Mai) Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen, Schillerstr. 40, 99096 Erfurt, Christina Kummer-Bolz, Telefon: 03 61/26 28 93 73, E-Mail: kummerbolz@lf erfurt.de Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von Bibliotheken für Kindergärten 5. Juni – Landesfachstelle, Außenstelle Nürnberg Veranstalter: Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen, Außenstelle Nürnberg Referentin: Sita Freihold, Bremen Gebühr: 20 Euro Anmeldung: Norbert Hellinger, Landesfachstelle, Außenstelle Nürnberg, Telefon: 09 11/9 28 92-13, [email protected] Web 2.0 Jeder spricht von Web 2.0. Was ist das? Welche Bedeutung hat das Web 2.0 für Bibliotheken? 9. Juni – Münchner Stadtbibliothek Veranstalter: BIB Landesgruppe Bayern Referent: Karl Dietz, Dipl.-Dokumentar, Schwäbisch Gmünd Gebühr: BIB-Mitglieder 40 Euro, Nichtmitglieder 90 Euro Anmeldung: (bis 26. Mai) Anette Hagenau, StadtBuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Termine Informationstag zum Master-Studiengang »Informations- und Wissensmanagement« in Hannover .d stelle für Öffentliche Bibliotheken Referent: Rainer Rudloff, Institut für lebendige Sprache, Lübeck Anmeldung: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55-57, 65185 Wiesbaden, Telefon 06 11/334-269 0 –u .B w w w Lese-Rezepte II Zielgruppe: Mitarbeiter/innen BuB | 60 (2008) 04 Telefax: 0 64 41/40 01-49, EMail: [email protected]. Plaza ein. Vorträge zum Wissensmanagement und Workshops zu den Studieninhalten vermitteln einen Eindruck von Inhalt, Konzeption und Ausrichtung des Studienprogramms. Des Weiteren können sich Studieninteressierte zu Studienvoraussetzungen, Studienablauf und -inhalten von Dozenten und den Master-Studierenden des ersten Jahrgangs beraten lassen. Weitere Informationen gibt es unter www.fakultaet3. fh-hannover.de/de/studium/ master/MIWM. e Im Wintersemester 2008/2009 werden erneut Studierende zum Master-Studiengang »Informations- und Wissensmanagement« mit dem Abschluss Master of Arts zugelassen. Der Weiterbildungsstudiengang umfasst fünf Semester und ist berufsbegleitend als Teilzeitprogramm mit Präsenzphasen und E-Learning organisiert. Am 19. April lädt die Fakultät III – Medien, Information und Design zu einem Informationstag von 10 bis 15 Uhr an die Fachhochschule Hannover auf der Expo –B an Öffentlichen Bibliotheken und Schulbibliotheken 12. Juni – Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg Veranstalter: Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg Referentin: Dr. Gudrun Neue Leserezepte – Aktivierende Methoden für die Praxis Sulzenbacher, Autorin und 9. Juni – Büchereizentrale Nie- freie Mitarbeiterin des dersachsen in Lüneburg Pädagogischen Instituts Veranstalter: Büchereizentrale Bozen (Südtirol) Niedersachsen in Lüneburg Gebühr: 35 Euro Referentin: Dr. Gudrun SulAnmeldung: (bis 22. Mai) Büchereizentrale Schleswig-Holzenbacher Anmeldung: (bis 19. Mai) Bü- stein, Margret Much, Wranchereizentrale Niedersachsen, gelstr. 1, 247 68 Rendsburg, Telefon: 0 43 31/12 54 53, Lüner Weg 20, E-Mail: [email protected] 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0, E-Mail: info@bz-niedersachsen. Lesescouts – Schüler motiviede, www.bz-niedersachsen.de ren andere Schüler zum Lesen Zielgruppe: Beschäftigte in weiterführenden Schulen und Neue Leserezepte – Aktivierende Methoden für die Praxis Öffentlichen Bibliotheken 12. Juni – Gottfried Wilhelm 10. Juni – Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Süd- Leibniz Bibliothek, Hannover Veranstalter: Akademie für niedersachsen, Hildesheim Leseförderung der Stiftung Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Lesen, Hannover Südniedersachsen, Hildesheim Referentin: Sarah Rickers, Referentin: Dr. Gudrun SulMitarbeiterin der Stiftung zenbacher Lesen Anmeldung: (bis 19. Mai) Be- Anmeldung: (bis 28. Mai) ratungsstelle für Öffentliche www.akademiefuerlesefoer Bibliotheken Südniedersachderung.de, Anke Märk-Bürsen, Richthofenstr. 29, mann, [email protected], 311 37 Hildesheim, Telefon: Telefon: 05 11/12 67-215 0 51 21/708-313, E-Mail: bst-hildesheim@bz-nieder Vorleseseminar: Lebendig sachsen.de, www.bz-nieder und nachhaltig vorlesen sachsen.de 16. Juni – Stadtbücherei GroßGerau Neue Leserezepte – AktivieVeranstalter: Hessische Fachrende Methoden für die Praxis 11. Juni – Stadtbibliothek Leer Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems Zentrum für Literatur Referentin: Dr. Gudrun Sulzenbacher Das Zentrum für Literatur in Anmeldung: (bis 19. Mai) Wetzlar bietet unterschiedliBeratungsstelle für Öffentliche Fortbildungen an. Die Lische Bibliotheken Weser-Ems, te der Angebote kann auf der Esenser Str. 26, 26603 Aurich, Internetseite www.phantastik. Telefon: 0 49 41/9 73 79-30, eu eingesehen werden. KonE-Mail: bst-weser-ems@bztakt: Zentrum für Literatur, niedersachsen.de, www.bzTurmstraße 20, 35578 Wetzniedersachsen.de lar, Telefon 0 64 41/40 01-40, bücherei Traunstein, Haywards-Heath-Weg 1, 83278 Traunstein, anette. [email protected] Weitere Information: www. bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm 297 5. Wetzlarer Bibliothekstag 16. Juni – Zentrum für Literatur, Wetzlar Information: Zentrum für Literatur, Turmstraße 20, 35578 Wetzlar, Telefon: 0 64 41/400 1-40, [email protected] Lese-Rezepte – Workshop 2 18. Juni – Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken, Erfurt Veranstalter: Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen, Erfurt Referentin: Gudrun Sulzenbacher, Autorin Gebühr: 15 Euro Anmeldung: (bis 9. Mai) Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen, Schillerstr. 40, 99096 Erfurt, Christina Kummer-Bolz, Telefon: 03 61/26 28 93 73, E-Mail: kummerbolz@lf er furt.de Leistungsbezogene Vergütung im TVöD – Leistungsanreize für Beschäftigte in Öffentlichen Bibliotheken 18. Juni – Stadt- und Landesbibliothek Potsdam Veranstalter: Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Referentin: Kristina Lippold, Vorsitzende der BIB-Kommission Eingruppierung und Besoldung Anmeldung: Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, Susanne Taege, An der Orangerie 3, 14469 Potsdam, Telefon: 03 31/6 20 32-14, E-Mail: Susanne.Taege@blha. brandenburg.de Google II Effiziente Literaturrecherche mit Google Zielgruppe: Mitarbeiter/innen aus Bibliotheken mit Auskunftstätigkeit Vorkenntnisse: Teilnahme an einem früheren Google-Kurs (oder Google I) bzw. sicherer Umgang mit Suchmaschinen 19. Juni – Büchereizentrale Schleswig-Holstein Veranstalter: Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg BuB | Foyer Markt Erfahrungsaustausch und anderes – BIB-Stammtisch Hannover Zielgruppe: BIB-Mitglieder (und andere Kolleginnen und Kollegen) im Raum Hannover 25. Juni – Restaurant »Maestro«, Hannover, Künstlerhaus, Sophienstr. 2 Veranstalter: BIB-Landesgruppe Niedersachsen/Bremen Anmeldung: (bis 11. Juni) Elke König-Gerdau c/o Stadt- e derbuch« durch Klaus Willberg (avj). Am zweiten Tag werden neben Referaten auch sieben verschiedene Workshops angeboten, unter anderem »Jugendbücher des Deutschen Jugendliteraturpreises 2007«. Renate Paßmann-Lange möchte Einblicke in die Tätigkeit des Arbeitskreises für Kinder- und Jugendliteratur gewähren und die neuen Preisträger vorstellen. Es wird ein Tagungsbeitrag von 85 Euro erhoben (ermäßigt 45 Euro). Das Gesamtprogramm, die genaue Adresse sowie das Anmeldeformular stehen unter www.akademie-kjl. de. Dort können auch Hotelzimmer reserviert werden. ric bibliothek Neustadt a. Rbge., Telefon: 0 50 32/93 97 19, [email protected] Weitere Information: www. bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm Referentin: Renate Schiffers, Kinderbibliothek, Hamburger Öffentliche Bücherhallen Gebühr: 15 Euro Anmeldung: (bis 16. Juni) Büchereizentrale SchleswigHolstein, Margret Much, Wrangelstr. 1, 24768 Rendsburg, Telefon: 0 43 31/12 54 53, E-Mail: [email protected] –B –u Büchereiforum Kinder und Jugend 2008 – Programmarbeit für Minis Zielgruppe: Mitarbeiter/innen in Kinderbibliotheken 25. Juni – Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg Veranstalter: Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg Veranstaltungen, die vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) angeboten werden, finden sich ab sofort ebenfalls in dieser Rubrik. Eine Sammlung von Links zu bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltungen bietet die Website www.bib-info.de/ event.htm. Zeutschel GmbH: Bedienungsfreundliches Scannen auch im Großformat pr. – Mit dem OS 12000 A1 präsentiert Zeutschel einen neuen Farbscanner für die Digitalisierung von großformatigen Dokumenten, Zeitungen und Büchern. Der Aufsichtsscanner erfasst Vorlagen bis zu einem Format von A1 und zeichnet sich durch innovative Lichttechnologien, ein intuitives Bedienkonzept und ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis aus. .d »Bücherwege – vom Verlag zum Leser« – so lautet das Motto der ersten Kinder- und Jugendbuchmesse in Unterfranken. Vom 29. bis 31. Mai stellen verschiedene Kinder- und Jugendbuchverlage im »Divino« Nordheim ihr Programm vor. Begleitend werden verschiedene Kinderbuchautoren, wie Manfred Mai und Jutta Richter, aus ihren Werken lesen. Zusätzlich besteht für Fachpublikum am 29. und 30. Mai die Möglichkeit, an der alljährlichen Frühjahrstagung mitzuwirken. Am ersten Tag des Kongresses liegt der Schwerpunkt auf Vorträgen wie zum Beispiel »Qualität und Kommerz im Kin- w Web. 2.0, Weblogs, Wikis & Co.: Grundlagen und Einsatz von Social Software in Öffentlichen Bibliotheken 25. Juni – Büchereizentrale Niedersachsen in Lüneburg Veranstalter: Büchereizentrale Niedersachsen in Lüneburg Referent: Dipl.-Bibl. Stephan Kieck Anmeldung: (bis 4. Juni) Büchereizentrale Niedersachsen, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0, E-Mail: [email protected], www.bz-niedersachsen.de 1. Jugendbuchmesse der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendliteratur e.V. .B Web 2.0, Weblogs, Wikis & Co.: Grundlagen und Einsatz von Social Software in Öffentlichen Bibliotheken 23. Juni – Volkshochschule Hildesheim Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Hildesheim Referent: Dipl.-Bibl. Stephan Kieck Anmeldung: (bis 4. Juni) Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Richthofenstr. 29, 31137 Hildesheim, Telefon: 0 51 21/708-313, E-Mail: bst-hildesheim@bz-nieder sachsen.de, www.bz-nieder sachsen.de Markt Zum Lesen verlocken w Referent: Oke Simons, Lektor in der Büchereizentrale Schleswig-Holstein Gebühr: 10 Euro Anmeldung: (bis 5. Juni) Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Margret Much, Wrangelstr. 1, 24768 Rendsburg, Telefon: 0 43 31/12 54 53, E-Mail: [email protected] w 298 Bilderbuchkino als Mittel zur Leseförderung in Kindergarten und Schule Zielgruppe: Beschäftigte in Kindergärten, Grundschulen (1./2. Klasse) und Öffentlichen Bibliotheken 26. Juni – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover Veranstalter: Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen, Hannover Referentin: Anke Märk-Bürmann, Akademie für Leseförderung Anmeldung: (bis 11. Juni) www.akademiefuerlesefoer derung.de, Anke MärkBürmann, anke.maerk@gwlb. de, Telefon: 05 11/12 67-215 Ein patentiertes LED-Beleuchtungssystem führt zu einer optimalen Lichtfokussierung. Das Resultat ist eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit von drei Sekunden in Graustufe und fünf Sekunden in Farbe sowie eine Minimierung der Lichtbelastung. Durch die geringe Lichtemission werden die wertvollen Dokumente geschont und ein ergonomisches Arbeiten ermöglicht. Die rückwärtige, blendfreie Beleuchtung verhindert SchlagDer integrierte Monitor erlaubt eine Voransicht des Scans. Fehlkopien gehören somit der Vergangenheit an. schatten und störende Reflexe und stellt somit auch bei problematischen Dokumenten eine bestmögliche Ausleuchtung des Buchfalzes sicher. Eine perfekte Entzerrung des Buchfalzes bietet die optional erhältliche 3D-Scantechnologie »Perfect Book«. Das zusammen mit der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg entwickelte Verfahren erfasst während des Scanvorgangs die 3DOberflächenform der Buchseite. Darauf aufbauend korrigiert »Perfect Book« die Verzerrung der Zeichen zur Buchmitte hin; BuB | 60 (2008) 04 Foyer | BuB Markt w BuB | 60 (2008) 04 .B e die vierte Großstadtbibliothek der DBV-Sektion 1, die auf Software von BOND setzt. Köln ist die erste Bibliothek dieser Größenordnung, die sich für die zukunftsweisende webbasierte Software BIBLIOTHECA.net entschieden hat. Im Rahmen des Auswahlverfahrens und anhand eines anspruchsvollen Pflichtenheftes wurden das Unternehmen BOND und das Potenzial der Software intensiv geprüft. Mit der Software ausgestattet werden neben der Zentralbibliothek Köln auch elf Stadtteilbibliotheken, der Bücherbus, die Blindenbibliothek, das Literaturin-Köln-Archiv und das Heinrich-Böll-Archiv. Im gesamten Bibliothekssystem stehen nahezu eine Million Medien zur Verfügung. Diese werden in einem mehrstufigen Prozess in die neue Software migriert. Die webbasierte Technologie von BIBLIOTHECA.net ermöglicht den Bibliotheksmitarbeitern den flexiblen Zugriff auf die Software per Web-Browser. Die Software wird über einen zentralen Server bereitgestellt. So ist die EDV-Abteilung der Stadtbibliothek Köln in der Lage, das System zentral, schlank und zeitsparend zu administrieren. Nach der Software-Umstellung können die Bibliotheksbenutzer im Web-OPAC.net im Medienbestand online recher- .d Zur Ausleihe von DVDs/CDs in Bibliotheken ist die neue »DVD Media-Box« eine vielfältig nutzbare »Universalbox«. ne Vollsicherung erfolgt, kann entweder der Einleger oder die Box mit einem RFID-Etikett gesichert werden. Die weiteren DVDs/CDs beziehungsweise Booklets werden mit DummyEtiketten gesichert. So können bis zu fünf CDs in CD-Taschen in der DVD Media- Box ausgeliehen werden. Kostenlose Muster können angefordert werden unter Telefon 09 11/44 44 54. www.noris-transport verpackung.de –u Durch die CD-Taschen können keine CDs durch unsachgemäße Entnahme beschädigt werden. Ob für Hörbücher oder Konzerte mit mehreren CDs, ob mit einem dicken Textheft oder nur für mehrere CDs – die NORIS Media-Boxen 8, 14 und 24 bieten für viele Anforderungen die ideale Lösung. Mit nur drei Boxen, die gleiche Außenmaße haben und sich nur durch die Rückenbreite unterschieden, kann eine Vielzahl von Anforderungen für den Verleih abgedeckt werden. Alle drei Boxen haben eine Klarsichtfolie für Einleger, die eigenhändig sehr variabel gestaltet werden können. Hilfsmittel dazu wie doppelseitig selbstklebende Pads gibt es auch im Katalog von NORIS. Zur Ausleihe von DVDs/ CDs in Bibliotheken ist die neue »DVD Media-Box« eine vielfältig nutzbare »Universalbox«. Die Außenmaße entsprechen der Standard-DVD-Box. Innen befindet sich kein Knopf zur Disc-Aufnahme. Die Disc wird in einer CD-Tasche in die Box eingelegt. Dadurch entstehen keine Beschädigungen mehr durch unsachgemäße Entnahme. Die Original-Einleger können verwendet werden. Auch wenn die CDs zum Beispiel in Jewelboxen aufbewahrt werden, kann diese w die Zeichen werden exakt gerade ausgerichtet, die Seiten automatisch getrennt und im passenden Format gescannt. »Simplify it« lautet das Motto der OS 12000-Bedienerführung. So lassen sich am Bedienfeld der Zeutschel Scanner die wichtigsten Funktionen in wenigen Schritten aktivieren. Besonders praktisch: Der integrierte Monitor erlaubt eine Voransicht des Scans. Fehlkopien gehören somit der Vergangenheit an. Der OS 12000 A1 ist ab der Jahresmitte 2008 erhältlich. Neben dem A1-Modell gibt es den OS 12000 auch im A2-Format als Graustufen- (OS 12000 G) und Farbscanner (OS 12000 C) sowie als Buchkopierer (OS 12000 Bookcopy in Grau oder Farbe) mit angeschlossenen Drucksystemen. »Der OS 12000 macht das Buchscannen einfacher, schneller und preisgünstiger. Dadurch wird aus einer Nischenanwendung eine interessante Option für Bibliotheken und Archiven in den Bereichen Kopierlösungen und elektronische Lieferdienste, aber auch für neue Zielgruppen wie Behörden, DMS-Dienstleister und Versicherungen«, charakterisiert Hans-Peter Heim, Geschäftsführer der Zeutschel GmbH, das neue Scanner-Konzept. w Mit dem OS 12000 A1 präsentiert Zeutschel einen neuen Farbscanner für die Digitalisierung von großformatigen Dokumenten, Zeitungen und Büchern. Foto: Zeutschel Bereits im März ist der neue Katalog von NORIS für Medienverpackungen erschienen. Die Produktauswahl gerade für den Bedarf in Bibliotheken wurde um einige Artikel erweitert. Eine Produktgruppe hat sich in den letzten Monaten für Bibliotheken zum absoluten Favoriten entwickelt: Die NORIS Media-Boxen 8, 14 und 24 mit den dazu passenden CD-Taschen doppelseitig mit Vlies und Abheftrand gehören zur Grundausstattung jeder Bibliothek mit der Ausleihe von neuen Medien. zum Transport in die DVD Media-Box gepackt werden. Die zerbrechlichen Jewelboxen werden geschützt. Auch bei der Selbstverbuchung mit RFID kann mit der DVD Media-Box gearbeitet werden. Wenn kei- –B NORIS: Neue Ideen für Medienverpackungen BOND: Stadtbibliothek Köln entscheidet sich für BIBLOTHECA.net pr. – Die Stadtbibliothek Köln, Nach der Software-Umsteleine der größten Öffentlichen lung können die BibliotheksBibliotheken Deutschlands, benutzer im Web-OPAC.net wechselt zur Bibliothekssoftim Medienbestand online ware BIBLIOTHECA.net. Das recherchieren. webbasierte Bibliotheksmanagement-System von BOND wird die bisher eingesetzte Soft- chieren. Neben den klassischen ware ablösen. Selbstbedienungsfunktionen »Wir freuen uns sehr und sind stolz, mit der Stadtbibliothek Köln eine der renommiertesten und größten Bibliotheken Deutschlands im Kreis unserer Kunden begrüßen zu dürfen«, so die BOND-Geschäftsführer Michael König und Wolfgang Nathusius. Nach Frankfurt, Stuttgart und Bielefeld ist Köln (suchen, vormerken, verlängern) bietet der Web-OPAC.net zahlreiche zukunftsweisende neue Möglichkeiten: RSS-Feeds, automatisierte Medienempfehlungen und Medienlisten (zum Beispiel Top10-Ausleihen), Bewertungs-Möglichkeiten durch die Leser, Feedback-Funktionen »Tell us« und »Tell a friend« sowie Social-Bookmarking. 299 BuB | Foyer Markt pr. – Die Schwabmünchner Stadtbücherei ist nach dem Abschluss von umfangreichen Sanierungsarbeiten wieder in ihr angestammtes Domizil in der Grundschule zurückgekehrt. Seither nutzt sie auch modernste Informationstechnik: Als erste Bibliothek setzt sie ein Internet- Bibliothekssystem in Verbindung mit RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) von EasyCheck ein. –u .B w w Matthias Joos, Bibliothecas CEO, bringt das Ziel des Relaunches auf den Punkt: »Mit zwei Klicks gelangt der Bibliothekar zu allen wichtigen Fakten über uns und unser modulares, offenes RFID-System. Der dritte Klick offenbart weiterführende Details. Interessenten und Kunden können auf dieser neuen Plattform einen professionellen Überblick über unsere große Bandbreite moderner, kundenspezifischer BiblioKomponenten erhalten.« Produktseiten vermitteln auf einen Blick die Vielzahl der Produktund Softwarefeatures. BiblioChip-systemeigene, technische Benefits und diverse Modellvarianten werden in anschaulichen Videos offensichtlich. Referenzberichte internationaler Installationen und eine umfangreiche News-Section mit aktuellen Meldungen, Medienberichten und NewsletterAngebot gestalten den Auftritt besonders praxisnah. Mit einem Klick ist das Support-Team erreichbar. Und der persönliche Ansprechpartner für eine weiterführende Beratung vor Ort ist über ein differenziert gestaltetes, globales Kontaktmenü einfach zu finden. Ein umfassender Downloadbereich bietet zudem vielfältige Zusatzinformationen zur Technologie und aus der Praxis, wie White Papers, Bilder und Filme einzelner Installationen. Zu diesem Zweck wurde die RFID-Lösung von EasyCheck, Göppingen, in das InternetBibliothekssystem WinBIAP. net von datronic, Augsburg, integriert. Die lokal angeschlossenen RFID-Geräte wurden von EasyCheck netzwerkfähig gemacht, damit der HostingServer sie über das Internet ansprechen kann. »Durch Outsourcing konnte die gesamte IT-Verantwortung auf das datronic-Rechenzentrum übertragen werden«, so die Büchereileiterin Erika Jakob. »Wir starten aus dem normalen Browser heraus die komplette WinBIAP.net-Applikation und ob Sie sich in der Bibliothek selbst oder an Ihrem Heimarbeitsplatz befinden, spielt dabei keine Rolle.« Herzstück der RFID-Technologie ist ein winziger Transponder (Mikrochip und Antenne), Wiley InterScience: Zusammenarbeit mit Swets bei E-Books pr. – Wiley, ein weltweit führender Verlag hochwertiger naturwissenschaftlicher, technischer, medizinischer und professioneller Inhalte, gibt bekannt, mit Swets eines der weltweit führenden Unternehmen für Abonnementmanagement als globalen Vertriebspartner für seine E-Book-Sparte gewonnen zu haben. Dieses Geschäft umfasst den gesamten Bereich des elektronischen Buchmaterials auf der Webplattform Wiley InterScience, das nun direkt über Swets bezogen werden kann. e pr. – Seit Februar ist die neue dynamische Website von Bibliotheca RFID Library Systems online. Aktuelle, bibliotheksspezifische Informationen rund um das BiblioChip RFID-System werden klar und übersichtlich präsentiert. Ein frisches und modernes Layout, das dem neuen Corporate Design ent-spricht, sowie ein stabiles, seitliches Hauptmenü erleichtern die Navigation durch alle Rubriken wie News, Unternehmen, Technologie, Produkte und Referenzen. der auf Medien (Büchern, CDs, DVDs, Kassetten, Hörbüchern, Spielen) angebracht wird und auf dem die Medien-Informationen gespeichert werden. Diese können mithilfe von RFIDLesegeräten automatisch, kabel- und berührungslos bis auf einige Meter Entfernung gelesen werden. Die RFID-Technologie erlaubt es, von einer Vielzahl von Transpondern ganzer Medienstapel Informationen gleichzeitig auszulesen. Dies erspart das manuelle Scannen von Barcodes auf einzelnen Medien bei der Ausleihe oder Rückgabe und kann künftig von den Lesern selbstständig an der Selbstverbuchungstheke ausgeführt werden. Neu ist auch die elektronische Sicherung der Medien gegen Diebstahl. Am Ausgang der Bibliothek ist der Durchgangsleser EasyGate installiert, der sofort Alarm auslöst, wenn ein Medium nicht ordnungsgemäß ausgeliehen und verbucht wurde. Die Stadtbücherei Schwabmünchen hat bei der Ausleihe eine Zentralfunktion als Stadtund Schulbibliothek. Mit über 21 000 Medien werden jährlich rund 70 000 Ausleihen getätigt. Den Bibliotheksmitarbeitern stehen zwei PC-Arbeitsplätze zur Verfügung, die über das Internet an das datronic-Rechenzentrum angeschlossen sind. Zwei PCs stehen den Besuchern für die Recherche im WEB-Katalog und zwei weitere für die Internet-Recherche zur Verfügung. .d Datronic: RFID für OutsourcingBibliothekssystem –B Bibliotheca RFID: Mit zwei Klicks zu den zentralen Informationen w 300 Die RFID-Technologie erlaubt es, von einer Vielzahl von Transpondern ganzer Medienstapel Informationen gleichzeitig auszulesen. Foto: Datronic Wiley InterScience OnlineBooks sind vom Kunden in frei wählbaren Titel-Paketen beziehbar, wodurch die E-BooksKollektion des Kunden flexibler Derzeit sind mehr als 2 900 Titel verfügbar – und ihre Zahl steigt weiter an. ausgebaut werden kann. Derzeit sind mehr als 2 900 Titel verfügbar. Wiley InterScience ermöglicht Bibliotheken Zugriff auf hochwertige Inhalte aus Naturwissenschaft, Technik und Medizin, Wirtschaft, Geisteswissenschaften, Finanzen und weiteren Bereichen. Mit COUNTER-kompatiblen Benutzungsstatistiken können die Bibliotheken die Nutzung ihrer Wiley InterScience OnlineBooks Titel für Titel bewerten und jedes Jahr die wenig genutzten Titel austauschen. »Wir verstehen es als unsere Aufgabe, unseren Kunden zu helfen, Zugriff auf die benötigten Informationen im von ihnen gewünschten Format zu erhalten«, sagte Arie Jongejan, Chief Executive Officer von Swets. »Indem unsere Kunden OnlineBooks direkt bei Swets ordern, erhalten sie auf effiziente und wirtschaftliche Art Zugang zu der von Wiley angebotenen Fülle von Informationen.« BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser 301 I Wissensturm Linz Eine Idee wurde zum Turm – und wie spiegelt der Turm die Idee? Ausgangspunkt war der Gedanke, Öffentliche Bibliothek und Volkshochschule möglichst eng und systematisch miteinander zu verknüpfen. Vorangetrieben wurde dieses Konzept von Hubert Hummer, dem heutigen Direktor des Wissensturms. »Auf der Basis eines integrativen Konzepts sollen die Volkshochschule, die Stadtbibliothek und die Medienwerkstatt ein Stück weit zusammenwachsen und ihre Leistungen aufeinander abstimmen. Dazu wurden sieben Sachbereiche gebildet, in denen gemischt besetzte Teams die Programmierung vornehmen. Gibt es in der Volkshochschule einen Schwerpunkt Entspannung, so soll das Thema auch im Medienbereich entsprechend vertreten sein und umgekehrt. Aus dem Konzept darf dabei kein Korsett werden, das die Entwicklung behindert. Der Nutzen für die BesucherInnen des Wissensturms und die Effizienz von Lernprozessen kann dadurch aber gesteigert werden.«1 Die sieben Sachbereiche heißen: Gesellschaft und Politik, Natur und Technik, Der Linzer Wissensturm ist im Herbst 2007 eröffnet worden und ein Beitrag zum Linzer Kulturhauptstadtjahr 2009. Foto: Herzenberger, Magistrat Linz Gesundheit und Wohlbefinden, Haushalt und Wohnen, Grundbildung und Beruf, Kultur und Kreativität, Sprachen. Die Stadt Linz beschloss einen gemeinsamen Neubau für die beiden sehr unzulänglich untergebrachten Bildungseinrichtungen Bibliothek und Volkshochschule. Linz, mit reicher Bautradition, aber auch mit aktuellen Kulturbauten gesegnet – ars electronica, neues Kunstmuseum, ein neues Musiktheater ist im Bau – beschloss ein Projekt in einem Viertel zwischen Bahnhof und historischem Zentrum, das sich zurzeit im Umbruch befindet. w w w .B –u Spannende neue Bibliotheksgebäude verkörpern aktuelle Architekturtendenzen: Zum Beispiel der Wissensturm im österreichischen Linz, ein über die Dächer der Stadt ragendes bildungspolitisches Symbol mit Aussicht, oder auch die neue Öffentliche Bibliothek Amsterdams, die mit 28 000 Quadratmeter Fläche wahrscheinlich die größte in ganz Europa ist. Wolfram Henning hat für BuB fünf interessante neue Bibliotheksgebäude in Linz, Amsterdam, Delft und in Weimar besucht. e Architektonische Highlights aus Linz, Amsterdam, Delft und Weimar .d Fünf Häuser, fünf Botschaften m Januar und Februar 2008 besuchte ich in Deutschland, Österreich und den Niederlanden einige neue Bibliotheken, auf deren Konzepte und Häuser ich neugierig war. Die folgenden Berichte sind nicht komplett. Sie wollen Wesentliches pointieren und die abstrakte Darstellung von Tendenzen (siehe dazu den Bericht auf Seite 309 bis 312) mit Leben erfüllen. Mein Dank gilt den auskunftsbereiten Kolleginnen und Kollegen in Linz, Delft, Amsterdam und Weimar. –B Wolfram Henning Im Wissensturm im österreichischen Linz sind Öffentliche Bibliothek und Volkshochschule unter einem Dach untergebracht. Als bildungspolitisches Symbol und städtebaulicher Akzent macht sich der Turm vorzüglich. Foto: Herzenberger, Magistrat Linz BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser w .B –u w Kreatives Design im Wissensturm Linz, dem 63 Meter hohen, elliptischen Turmbauwerk, das international Beachtung findet. Foto: Herzenberger, Magistrat Linz w Der Bau ist ein Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr 2009. Das architektonische Grundkonzept der Architekten Kneidinger und Stögmüller wurde vom Gebäudemanagement der Stadt Linz weitergeführt. Die Bezeichnung »Wissensturm« charakterisiert die Sache und zugleich das Hauptmerkmal des Bauwerks. Es entstand ein 63 Meter hohes, elliptisches Turmbauwerk mit 15 Obergeschossen sowie einem dreigeschossigen Sockelbauwerk und einem Untergeschoss. Die Bibliothek nimmt das Erdgeschoss, ein Zwischengeschoss und zwei Obergeschosse ein. e Website: www.wissensturm.at Bibliothekstyp: Öffentliche Bibliothek Einwohner Linz: 190 000 Bestand: 100 000 Medieneinheiten Eröffnung: 2007 Öffnungsstunden pro Woche: 41 Art der Baumaßnahme: Gemeinsamer Neubau für Bibliothek und Volkshochschule Architekten: Franz Kneidinger und Heinz Stögmüller (Grundkonzept), Egon Wurzinger und Manfred Diessl (Weiterführung) Fläche: Nettofläche Volkshochschule 4 560 Quadratmeter, Nettofläche Bibliothek 3 350 Quadratmeter, Synergieflächen 1 570 Quadratmeter Kosten: circa 32 Millionen Euro nutzt. In den Kursräumen sorgen Wandfelder in sanften Farben für gelöste Atmosphäre. Sehr praktisch: Tische, die unter zwei Beinen kleine Räder haben, sodass ein unangestrengtes Umgruppieren möglich ist. Zum Haus gehört eine Medienwerkstatt, die Radio- und Fernsehsendungen produziert. Der Gedanke der Synergie zwischen Volkshochschule und Bibliothek verdichtet sich im sogenannten Lernzentrum. Es liegt an der Schnittstelle zwischen beiden Einrichtungen, enthält einmal einen offenen Lernbereich mit Computerarbeitsplätzen und Multimediaplätzen, daneben einen Raum, in dem professionelle Lernberatung stattfindet. Speziell geschulte Bibliotheks- und Volkshochschul-Mitarbeiter fungieren als »Lerncoaches«. Räumliche Synergien werden außerdem, wie schon erwähnt, im Eingangsgeschoss und bei der Kinderbetreuung wirksam; diese ist neben der Kinderbibliothek angesiedelt, wird aber per Outsourcing betrieben. Die inhaltliche Verknüpfung von Bibliothek und Volkshochschule, die Arbeit in gemeinsamen Teams, wird von Hubert Hummer und der Bibliotheksleiterin Heike Merschitzka als »work in progress« betrachtet. Durch die Gebäudeform sind fließende Übergänge zwischen beiden Einrichtungen beschränkt. Im Turm muss gestapelt werden. Als bildungspolitisches Symbol und eindrucksvolles städtebaulicher Akzent macht er sich allerdings vorzüglich. .d Wissensturm Linz Das Sockelbauwerk kann grob als rechteckig bezeichnet werden. Im elliptischen Turm befinden sich Verwaltungsräume (drittes bis fünftes Obergeschoss), die Räume der Volkshochschule und zuoberst ein Seminarzentrum. Der Turm gestattet schöne Rundblicke auf Stadt und Umgebung. Die von außen ablesbare Panoramaliftgruppe hat spezielle Brandschutzmaßnahmen erfordert. Besonderer Wert wurde auf behindertengerechte Ausstattung gelegt. Leitsysteme für Gehörlose und Sehbehinderte wurden entwickelt sowie spezielle optische und akustische Alarmsysteme. Die Möglichkeiten der großen Eingangshalle sind noch nicht voll ausgereizt. Sie fungiert als Verteiler und bietet direkte Zugänge zu Bibliothek, Tapas-Bar und Veranstaltungssaal. An einem Infopoint erhält man Orientierungsauskünfte, ein Servicecenter bietet Volkshochschulanmeldungen und Bürgerservice sowie –B 302 Buchrückgabe. Es fehlt einstweilen Animation, Wecken von Neugier auf das große Wissensvergnügen... Die Bibliothek konnte einen Entwicklungssprung vollziehen. Sie präsentiert sich ruhig und klar gegliedert. Verbucht wird mit RFID-Technik. Designermöbel sorgen für Form- und Farbakzente. Die Volkshochschule kommt in ihren 39 sachlich-modern möblierten und technisch ausgezeichnet ausgestatteten Seminarräumen mit den ellipsenförmigen Geschossgrundrissen gut zurecht. Kleine Restflächen, die sich ergeben, werden als Gruppenräume oder Pausenbereiche ge- Openbare Bibliotheek Amsterdam (OBA) Zehn Minuten Fußweg vom Amsterdamer Hauptbahnhof – und man erreicht auf einer Insel die größte Öffentliche Bibliothek der Niederlande, wenn nicht Europas. Ihre Fläche beträgt 28 000 Quadratmeter. (Zum Vergleich: die geplante »Bibliothek 21« in Stuttgart wird 11 200 Quadratmeter haben). Auf Oosterdokseiland befindet sich nicht nur die neue Bibliothek, weitere große Bauten wie das Konservatorium oder ein Interimsgebäude für das Stedelijk Museum sind schon hochgezogen oder werden noch geplant. Der Abstand dieser Hochbauten voneinander ist sehr gering. Der Architekt der Bibliothek Jo Coenen (bekannt durch seinen Bibliotheksbau in Maastricht) fand das treffende Bild von einem aufgeschnit- 1 Wissensturm. Einladung zur Entdeckungsreise. Magistrat Linz, 2007, S. 12 BuB | 60 (2008) 04 Lesesaal | BuB .d –B –u Magazin sitzt unter der Kinderbibliothek. Eine Rolltreppenanlage, deren Verkleidung auch Teilfunktionen des Leitsystems übernimmt, verbindet die Geschosse; die Aufzüge sind mit künstlerischen Installationen verbunden; zum Restaurant führt eine breite Treppe. Für die geforderte Bibliotheksgröße orientierte man sich an San Francisco, das bei etwa gleicher Einwohnerzahl 30 000 Quadratmeter hat. Die Stadt Amsterdam brauchte eine starke Zentralbibliothek, damit Oosterdokseiland als vielbesuchter Ort funktioniert. Schlüsselwort für die Bibliotheksphilosophie ist nach Direktor Hans van Velzen »belevenis« – das meint das Erlebnis Bibliothek im Ganzen, aber auch die Wahrnehmung einzelner Bereiche und Aktivitäten. Ausgangspunkt ist, dass man jeden Tag etwas in der Bibliothek erleben kann. Technisch ist man auf dem neuesten Stand: Sonnenkollektoren auf dem Dach, Glasfaserkabel in den Fußböden, eine Mediensortiermaschine in Verbindung mit RFID, Selbstverbuchung in mehreren Geschossen, professionelle Beleuchtungstechnik im Bibliothekstheater. Die PCs mit Sprachprogrammen – Niederländisch als Fremdsprache – sind mit Kopfhörern und Mikrofon gekoppelt. Es gibt Sessel in der Form liegender Eier, aus denen ein Segment entfernt wurde, um die Sitzfläche zu gewinnen; derart platziert hat man vor sich eine Säule mit Tastatur und iMac – Computerplätze fantasievoller Art. Teile der Bibliothek sind virtuell »nachgebaut« und können im Second Life bespielt werden. Um die guten alten Bücherrücken attraktiver zu gestalten, hat man Leuchtdioden in die Regale integriert, nun glitzert das Gutenbergmedium verheißungsvoll … w Schwerpunkt Openbaare Bibliotheek Amsterdam: Von der geräumigen Eingangshalle führen flache, kindgerechte Stufen hinunter in die Kinderbibliothek, in die ebenfalls Tageslicht hineinscheint. Foto: OBA .B tenen Brotlaib, so dicht sind die Häuser beieinander. Durch eine Ausnahmegenehmigung gelang es, dass die Bibliothek trotzdem ein wenig aus der Baufluchtlinie hervorspringt und gleichzeitig einen Vorplatz erhielt. Jo Coenen musste sich dem Zwang fügen, dass die Bibliothek nicht mit Terrassen nach außen ausgestattet werden konnte. So entwarf er Terrassen nach innen, entwarf gegeneinander versetzte Lufträume, die Tageslicht von oben hereinholen und um die herum sich ein großer Teil der 600 Internetplätze gruppiert. Von der geräumigen Eingangshalle führen flache, kindgerechte Stufen hinunter in die Kinderbibliothek, die ebenfalls Tageslicht erhält. Halbgeschossig über der Eingangshalle finden sich Café und Zeitschriften, das erste Obergeschoss ist der Multimediaabteilung vorbehalten, die zweite Etage bietet Belletristik und Comics, die Etagen drei bis sechs enthalten die nach der Dewey-Klassifikation geordneten Sachgebiete; Restaurant und literarisches Theater verbinden sich im siebten Obergeschoss mit einer Aussichtsterrasse. Kleine Museumsbereiche und Plätze sind in einige Geschosse integriert. Es gibt Seminarräume, die auch vermietet werden. Den großartigen Ausblick nach Westen über glänzendes Wasser in die Stadt Amsterdam hinein kann man von besonderen Sitz- und Liegelandschaften aus genießen. Pro Geschoss beträgt die Fläche in der Regel 2 500 Quadratmeter, ein geräumiges Themenschwerpunkte in BuB w w Heft 11-12/2007: Teaching Library Heft 1/2008: Die Bibliothek der Zukunft Heft 2/2008: Trend zum Ehrenamt Heft 3/2008: Streitfall Bildschirmmedien Heft 4/2008: Die Botschaft der Häuser Heft 5/2008: Fremdbild – Wie sehen uns andere? Heft 6/2008: Bibliothekarische Berufsbilder BuB | 60 (2008) 04 303 e Die Botschaft der Häuser Openbare Bibliotheek Amsterdam (OBA) Website: www.oba.nl Bibliothekstyp: Öffentliche Bibliothek Einwohner: 743 000 Bestand: 1,7 Millionen Bücher (übrige Medien nicht beziffert) Eröffnung: 2007 Öffnungsstunden pro Woche: 84 (an 7 Tagen von 10 Uhr bis 22 Uhr) Art der Baumaßnahme: Selbstständiger Neubau Architekt: Jo Coenen Fläche: 28 000 Quadratmeter Kosten: 73,5 Millionen Euro Die Kinderbibliothek hat eine besondere Raumkonzeption. Die weißen Regale bilden Kreissegmente, sodass Binnenräume entstehen. Auch bei den farbigen Sesseln und Liegelandschaften setzt man auf Rund und dimensionierte sie so, dass Platz für mehrere Personen entsteht. Kegelförmige weiße Leuchten schweben über dem Ganzen. Sehr funktional sind Computertische in unterschiedlicher Höhe ausgeführt. Zur Kinderbibliothek gehören ein »Laboratorium« und ein »story telling room«. Es gibt einige kritische Stimmen. Der Bau sei zu groß, das Interieur überrasche aber positiv. Ein Fachkollege vermisst lebhaftere Farbgestaltung – die Farbe Weiß dominiert. Ein Mediathecarius der Amsterdamer Akademie für Baukunst wird im Internet grundsätzlich: Eine Bibliothek als Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Über dem verglasten Eingang prangt ein Schriftzug: »dok Library Concept Center«. Das Kürzel DOK steht für DiscOtake, Openbare Bibliotheek und Kunstcentrum – drei Einrichtungen, die im Vorgängerbau getrennt arbeiteten und nun auf städtischen Wunsch zu einer Einrichtung verschmolzen sind. mitunter spektakulärer Veranstaltungen, die in Delft nicht als Anhängsel, sondern als wichtiger Teil des Leistungsangebots und der Ausstrahlung der Bibliothek in die Stadt angesehen werden. Um die Halle gruppieren sich Belletristik und Kinderbibliothek sowie die Musikund Filmabteilung. An dem Platz mit dem besten seitlichen Tageslicht findet sich der Bilderverleih, reichlich Fläche für die Präsentation des Bildangebots ist vorhanden, ein Ausstellungsbereich schließt sich an. Zum Farbkonzept gehören orangene Wandflächen, kräftig gelbe Theken und die leuchtenden Orange- und Rottöne der fantasievollen Sitzmöbel. Die mattschwarzen Regale stehen auf hellem Boden. Zahlreiche Details fallen auf: die großzügigen Regalkojen mit innen situierten Arbeitsplätzen; die klare Binnengliederung der Kinderbibliothek, die auch ohne Teddybärenkitsch Geborgenheit signalisiert; ein rosarotes Kabinett mit Liebesromanen, das die seriöse Romanabteilung ergänzt – und natürlich die poppigen Präsentations-, Hör- und Sehinseln im Musik- und Filmbereich. Es gibt iPod-Sessel mit integrierten Lautsprechern; Macs, die vom Personal mit neuester Musik und neuesten Filmen gefüttert werden; Spielkonsolen und den sogenannten »Tank U«, von dem man sich von der Bibliothek bereitgestellte Inhalte aufs Handy laden kann. Auch Delft demonstriert RFID-Verbuchung und moderne Transporttechnik. Wie wird der selbstbewusste Anspruch des »library concept centers« eingelöst? Die Medienwelt ändert sich dramatisch, aber es bleibt das Interesse der Menschen an »stories« im weitesten Sinn des Wortes. So das Credo des Bibliotheksdirektors Eppo van Nispen tot Sevenaer, der vom Fernsehen zu DOK Delft gekommen ist. Was tut es zur Sache, ob die Story als Buch existiert, als CD, als DVD, als MP3-Player-Botschaft oder als Kunstwerk? Man studiert die besten Bibliothekskonzepte Amerikas, denkt nach über die Rolle von Spielen für Bildung und den Erwerb bestimmter Fähigkeiten, die man in Zukunft brauchen wird. Wenn die Menschen, das heißt der wichtigste »Bestand« der Bibliothek, glücklich sind, dann hat die Bibliothek eine Zukunft.3 .B –u –B .d kultureller Supermarkt sei da entstanden, die echte Bibliothek befinde sich im Magazin. Ins Positive gewendet: die Öffentliche Bibliothek als ein akustisch sogar recht annehmbares Kulturkaufhaus für 6 000 Besucher täglich. Es ist ähnlich wie bei einem Bienenkorb, aus dem ja e 304 Computerarbeitsplätze der fantasievollen Art gibt es in Amsterdams Öffentlicher Bibliothek: Die Sessel vor den Bildschirmen haben die Form liegender Eier. Foto: OBA Die Publikumsbereiche erstrecken sich über zwei Hauptgeschosse, das vorhandene Stützenskelett wurde beibehalten, metallene Technikkanäle werden offen unter der Decke geführt. Diese quasi industrielle Ausstrahlung kontrastiert absichtsvoll mit der losen Möblierung und dem Farbkonzept der Bibliothek. Die Raumfolge erschließt sich für das Publikum so: Aus dem eher niedrigen Erdgeschoss mit den Sachbuchbeständen führt eine breite Holztreppe hinauf in eine großzügige, schön proportionierte zentrale Halle, die durch ein Podium mit einigen witzig-voluminösen Sesseln komplettiert wird. Ein schräges Glasdach, das hoch über der gesamten Halle liegt, führt Tageslicht von oben ins Haus. Die Halle wird seitlich vom Zeitschriftenangebot und dem Bibliothekscafé flankiert. Große Tische für jeweils acht Personen sind so weit auseinandergerückt, dass plaudernde Gruppen einander nicht stören. Die Halle ist zugleich ein Ort großer, w auch kein Einzelgeräusch heraussticht – und »De Bijenkorf« sieht sich als das inspirierendste Warenhaus der Niederlande.2 DOK Delft w w Von der Kanalseite kommend, sieht man einen langgestreckten, ochsenblutfarbenen Backsteinbau. In diesen hat, im Zuge einer partiellen Umnutzung, die Stadt Delft ihre Öffentliche Bibliothek einpassen lassen. Den Bau umrundend, begreift man die Logik des Standorts: ein neu geschaffener zentraler Platz öffnet sich, mit Theater, Kino, Geschäften und Wohnbebauung. Die Bibliothek zeigt zur Platzseite viel Glas, schwungvolle weiße Linien auf den Glasflächen deuten Buchrücken an. Der Frequenzbringer Bibliothek stärkt diesen neuen zentralen Ort der kleinen, mit eindrucksvollen historischen Bauten gesegneten niederländischen Stadt. 2 Informationen und Abbildungen in »Bibliotheekspecial«, Juni 2007 3 Dazu DOK Delft, internes Arbeitspapier 4 Olaf Eigenbrodt: Living Rooms and Meeting Places – aktuelle Annäherungen an den Raum der Bibliothek. In: Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin: Bib Spider, 2006, S. 47–61, zit. S. 54 BuB | 60 (2008) 04 Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser e Das ist sehr weit weg von der altbackenen Versicherung: Wir haben Bücher »und mehr«. Konzept und Erscheinungsbild von DOK Delft entsprechen einander. Öffentliche Bibliotheken in Deutschland, konstatiert ein fachkundiger Kollege, bemühten sich zwar sehr darum, Treff punkt zu sein. Es fehle ihnen aber an »Hippness«.4 Delft ist hipp! DOK Delft –B w w Website: www.dok.info Bibliothekstyp: Öffentliche Bibliothek Einwohner: 97 000 Bestand: Bücher 120 000, Non-Books 47 000, Kunstwerke 4 000 Eröffnung: 2007 Öffnungsstunden pro Woche: 48 Art der Baumaßnahme: Umnutzung Architekten: Dok architecten (Liesbeth van der Pol) Innenausstattung: Aequo. (Aat Vos) Fläche: Gesamtfläche 4 300 Quadratmeter Kosten: Gebäude: keine Angabe (Teil eines größeren Projekts), Einrichtung: 2,35 Millionen Euro führt, wird durch eine leicht hervorspringende Betonnase unterbrochen – Signal für einen weiteren Eingang. Ganz intim wirkt das kleine historische Tor, das direkt vom Frauenplan zur UB führt. Von Goethe zum Bauhaus – ein Katzensprung! Die Architekten Andreas Meck und Stephan Köppel haben die zweiflügelige Bibliothek – die Flügel bilden ein Y – so organisiert, dass ein Platz im Innern des Quartiers entsteht, das Hochschulfo- w gerückt. Sie liegt nun in geringer Entfernung zu den Hauptstandorten der Hochschule. Es kam der Universität zupass, dass ein vorheriges Nutzungskonzept für das Grundstück – die Errichtung einer »Kulturfabrik« – gescheitert war. Das neue Gebäude, das Bibliothek und Audimax enthält, wurde in seine Umgebung im Brauereiquartier eingepasst. Der Neubau ist von vier Seiten erreichbar. So gibt es den großen Hauptaufgang von Westen, der von ehemaligen Brauereigebäuden flankiert wird, im »Limona«-Gebäude befinden sich zwei Zweigstellen der Bibliothek. Die Baufluchtlinie der Steubenstraße, die vom Frauenplan in die Innenstadt –u Schlüsselwort für die Bibliotheksphilosophie ist nach Direktor Hans van Velzen »belevenis« – das meint das Erlebnis Bibliothek im Ganzen, aber auch die Wahrnehmung einzelner Bereiche und Aktivitäten. Die helle Lese- und Veranstaltungshalle im DOK Delft wird seitlich vom Zeitschriftenangebot flankiert. Große Tische sind so weit auseinandergerückt, dass plaudernde Gruppen einander nicht stören. Foto: Arjen Schmitz .B Die Bauhaus-Universität hat ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert. Seit 1996 trägt sie den verpflichtenden Namen der berühmten Gestaltungs- und Ausbildungsinstitution, die 1925 aus der Stadt vertrieben wurde und ihre Arbeit dann in Dessau fortsetzte. Sie hat heute die Fakultäten Architektur, Bauingenieurwesen, Gestaltung und Medien. Der Bibliotheksneubau hat die Bibliothek stärker ins Zentrum der Universität .d Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar BuB | 60 (2008) 04 Den Bau des DOK Delft umrundend, begreift man die Logik des Standorts: Ein neu geschaffener Platz öffnet sich, mit Theater, Kino, Geschäften und Wohnbebauung. Die Bibliothek zeigt zur Platzseite viel Glas. Foto: Arjen Schmitz 305 Schwerpunkt BuB | Lesesaal .d Studienzentrum der Anna Amalia Bibliothek Weimar Der furchtbare Brand vom 2. September 2004 und die glanzvolle Wiedereröffnung Prof. Wolfram Henning hat nach dem Studium von Germanistik, Zeitungswissenschaft und Theaterwissenschaft und der bibliothekarischen Ausbildung in Stuttgart seine berufliche Laufbahn 1968 als Direktionsassistent bei der Stadtbibliothek Bremen begonnen. Bis 2005 lehrte er an der Hochschule der Medien Stuttgart (und ihren Vorläuferinstituten) Bibliothekskonzepte, Bibliotheksbau und Kulturmanagement. Vorträge und Publikationen, besonders zu Bibliotheksbau und -einrichtung, einschlägige Beratungstätigkeit im In-und Ausland, Mitwirkung in Wettbewerbsjurys zum Bibliotheksbau. Henning gehört der 2006 einberufenen Arbeitsgruppe zur Überarbeitung des DIN-Fachberichts 13 »Bau und Nutzungsplanung von Bibliotheken« an. – Kontakt: Wolfram Henning, Pfarrstr. 86, 70734 Fellbach, [email protected] w w w rum. Der schmalere Flügel mit dem Verwaltungsbereich wendet sich einem ruhigen Innenhof in Richtung Frauenplan zu. Das Gebäude fällt von Nord nach Süd, sodass zwei Zugangsebenen entstanden. Das führt zu interessanten Blickbeziehungen. Der verglaste Baukörper wirkt ruhig und stark horizontal betont. Für die Architekten ist das Haus »wie ein großer Rahmen, einem Regal vergleichbar, in dem über die Geschosse die Regalreihen eingestellt sind wie Bücher in die Regalböden«.5 Die Verwaltungsräume haben roten Estrich und gestrichenen Beton. Das Farbkonzept beschränkt sich auf RotBraun-Orange-Töne, die an die Bauhausarchitektur erinnern sollen. Die Bibliothek weist Decken und Treppen aus Eichenholz auf. In ruhiger Reihung stehen die schwarzen Regale auf eichenen Holzpodesten. Wie studiert es sich in dieser Weimarer UB? Die Ausleihe auf der Haupteingangebene ist verglast, sodass kein Lärm nach außen dringt. Im Übrigen findet sich hier die (sehr nüchterne) Bibliothekslounge mit zentraler Information, Normen und Presse. Die Ebene »minus Eins« enthält die Lehrbuchsammlung, darunter liegt das Magazin. Alle zwei Stunden werden Magazinbestände bereitgestellt. Auf den Ebenen »plus Eins« und »plus Zwei« finden sich die diversen Sachgebiete, Semesterapparate und Zeitschriften. 400 Benutzerarbeitsplätze, 100 öffentliche PC-Plätze und flächendeckend W-LAN sind verfügbar. Ein PC-Pool mit 15 Plät- –B Website: www.uni-weimar.de/ub Bibliothekstyp: Universitätsbibliothek Einwohner: 64 000 Studenten: 4 500 Bestand: 435 000 Bände, zahlreiche weitere Medien Eröffnung: 2006 Art der Baumaßnahme: Neubau Architekten: Andreas Meck (meck architekten) und Stephan Köppel Fläche: Hauptnutzungsfläche 4 431 Quadratmeter Kosten: 18 Millionen Euro, 1,2 Millionen Euro Einrichtungskosten –u Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar zen für Datenbank-Schulungen wird angeboten. Besondere Beachtung verdienen die großzügigen Carrels, Gruppenarbeitsplätze und Gruppenräume. Die heute häufig geforderte störungsarme, aber auch stimulierende Lernumgebung wird dort ganz unspektakulär realisiert. Die großzügigen Tischflächen fallen auf, geschaffen für die umfänglichen Planmaterialien von Architekturstudenten. Eine entsprechende technische Ausstattung mit PC, Leinwand und Multimediatechnik gehört dazu. Das Problem vom störanfälligen, aber ach so repräsentativen Lesesaal löst man mit Understatement: Es gibt ein »Lesesaalzitat«, wie sich Direktor Frank Simon-Ritz ausdrückt. Eine Anbindung der neuen Bibliothek an das Limonagebäude auf der Ebene »minus Eins« soll demnächst realisiert werden.6 Im Jahr 2006 erhielten die Architekten den Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau. Weimar hat etwas gewonnen, was dem von einzigartiger Bauhistorie, aber auch von ästhetischem Konservativismus geprägten Städtchen gut tut: ein öffentliches Gebäude von sachlich-entschiedener Modernität. e Die Botschaft der Häuser .B 306 Mit dem Neubau der Universitätsbibliothek hat Weimar etwas gewonnen, was der von einzigartiger Bauhistorie, aber auch von ästhetischem Konservativismus geprägten Stadt gut tut: ein öffentliches Gebäude von sachlich-entschiedener Modernität. Foto: A. Burzik/ Bauhausuniversität der restaurierten Anna Amalia Bibliothek Weimar am 24. Oktober 2007 hatten merkwürdige Effekte: Untergang, Verluste und Auferstehung der Bibliothek mit dem berühmten Rokokosaal, deren Leitung Goethe 35 Jahre lang innehatte, gerieten zu nationalen Ereignissen. In ihrem Schatten reiste die Nachricht von der Entstehung eines wohl einzigartigen Studienzentrums, das am 4. Februar 2005 eingeweiht werden konnte. Wenige Wochen nach dem Brand hätten die gesamten Bestände des Stammbaus hierhin umsiedeln sollen. Platzmangel und offenbar auch konzeptionelle Unschlüssigkeit waren im Grünen Schloss, das Herzogin Anna Amalia 1766 5 Andreas Meck und Stephan Köppel: Bibliotheks- und Hörsaalgebäude in Weimar. In: Architektur + Wettbewerbe 2005, Nr. 209 Bibliotheken und Archive, S. 20–23 6 Frank Simon-Ritz: Im Herzen der Universität – der Bibliotheksneubau der Bauhaus-Universität Weimar. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 2003(1/2), S. 122–124 7 Hilde Barz-Malfatti und Karl-Heinz Schmitz: Zur Architektur. In: Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Das Studienzentrum. Hrsg. v . Michael Knoche. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 2006, S. 31f. BuB | 60 (2008) 04 Lesesaal | BuB .d Das neue Gebäude, das die Bibliothek und das Audimax der Universität Weimar enthält, wurde in seine Umgebung in einem Brauereiquartier eingepasst. Foto: A. Burzik/ Bauhausuniversität reiche haben eine Kapazität von 200 000 Bänden. Man denkt ans Prinzip der barocken Saalbibliothek: Bücherwände bilden den Raum. Über der Eingangshalle liegt zwischen Stammhaus und Kubus ein repräsentativer Lesesaal mit 32 Plätzen. Studiencarrels finden sich an der Fensterfront zum Park. Die Tiefgeschosse bergen unter anderem eine zur ausgleichenden Unterhaltung der Forschenden gedachte Romanbibliothek, die von der Suhrkamp-Verlegerin Ulla Berkéwicz zum Andenken an Siegfried Unseld geschenkt worden ist. Bis zu neun Metern unter der Erde finden sich die historischen Bestände der .B –u –B te mit Recht gefordert, erwies sich trotz aller heterogenen Bauteile als machbar. Man betritt das Studienzentrum durch ein neues Torhaus und erreicht im Erdgeschoss Servicetheke, eine Mediathek mit Sehbehindertenarbeitsplatz, die Fotothek mit 100 000 Motiven zur Kulturgeschichte Weimars, einen kleinen Hörsaal und eine für Veranstaltungen nutzbare Freifläche im Zentrum des Kubus. Ein Lesecafé ist ebenfalls im Erdgeschoss angesiedelt. Das Erdgeschoss des Studienzentrums ist ein Informationsbereich, über dem sich in zwei Geschossen Freihandbestände und Arbeitsplätze ausbreiten. Die Freihandbe- w w w zur Bibliothek umbauen ließ, schon länger zu Hause. Michael Knoche, der im Jahr 1991 Direktor der Bibliothek wurde, stellte sich die Aufgabe, beiden Missständen ein Ende zu bereiten. Eine Denkschrift brachte 1994 das Thema in den politischen Raum. Mindestens so wirkungsvoll war zwei Jahre später die Meldung, dass die wertvollen Bestände vom Schimmel bedroht wurden. Später rückte eine Spendenkampagne der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Nöte der Bibliothek ins helle Licht. Wie wäre zu bauen? Ein funktionaler Neubau an anderem Platz schien sich anzubieten. Dann wäre eine Zweiteilung entstanden: hier die Forschungsbibliothek, dort das Stammhaus als musealer Ort. Dagegen hielt Knoche mit einer riskanten, aber dem genius loci entsprechenden Idee – nämlich durch Umnutzung einiger weiterer historischer Gebäude ein Ensemble zu errichten, dessen sämtliche Teile baulich miteinander verbunden sein sollten. Heute besteht dieses Gebäudeensemble aus Bestandsbauten: Rotes Schloss, Gelbes Schloss, Gleichenscher Hof, ein Bau von 1910, Neue Wache, zwei Torhäuser. Dazu kamen oberirdisch ein Eingangsneubau mit Lesesaal und Konferenzraum sowie ein Bücherkubus. Dieser Kubus ist das Kernstück der neuen Anlage. Er ermöglicht oberirdische Leseplätze, dient als Bücherhort und Veranstaltungsort, verknüpft Wege und kann als modernes Pendant zum Rokokosaal des Grünen Schlosses angesehen werden. Unterirdisch entstand ein zweigeschossiges Tiefmagazin unter dem Platz der Demokratie und ein etwas düsterer weiterer Lesebereich. Für die Architekten ging es um Verbindung von Gebäuden aus fünf Jahrhunderten. Die Grundrisse wurden von den historischen Gebäuden beeinflusst. Zu den baulichen Eingriffen gehörten Veränderungen des Bodenniveaus und die Anlage von drei neuen Treppenhäusern. Die technische Ausstattung ist umfassend: klimatisierte Freihand- und Magazinräume, nachrüstbare Elektro- und Datenverkabelung im gesamten Komplex, Rauchmelder in allen Gebäudeteilen, eine Sprühnebelanlage für das Tresormagazin. Die Gesamtwirkung der Räume ist ruhig. Die Tischlerregale sind aus Kirschholz und kanadischem Ahorn. »Behagliche Eleganz« wurde von den Architekten angestrebt und erreicht. Für ihre Leistung erhielten sie den Thüringer Staatspreis 2006 für Architektur und Städtebau.7 Barrierefreiheit, bei Neubauten heuBuB | 60 (2008) 04 307 e Die Botschaft der Häuser Neues Eingangsportal des Studienzentrums der Anna Amalia Bibliothek Weimar. Foto: Ulrich Schwarz 308 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser e Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar –B –u .B Bücherkubus des Studienzentrums der Anna Amalia Bibliothek. »Behagliche Eleganz« wurde von den Architekten angestrebt und erreicht. Foto: Ulrich Schwarz muss. Enormer Publikumsmagnet in der Metropole Amsterdam. Vertrauen auf »stories«, in welchem Medium auch immer, in Delft. Systematische Erkundung des Miteinanders von Bibliothek und Volkshochschule im hochsymbolischen Wissensturm zu Linz. Komfortable neue Studien- und Forschungswelten im klassischen Weimar. Faulkner-Browns »zehn Gebote« des funktionalen Bibliotheksbaus haben eine Nachfolge gefunden. Die »Top Ten«-Qualitäten guter Bibliotheksräume, die der Londoner Bibliothekswissenschaftler Andrew McDonald fordert, decken sich nur zum Teil mit den bekannten Forderungen nach Wirtschaftlichkeit, Veränderbarkeit, Sicherheit und so weiter. Interessant ist, worin McDonald abweicht: Funktionalität bedeutet, die Menschen ins Zentrum der Planung zu stellen. Zugänglichkeit ist ein soziales Thema, w w w Bibliothek im Tiefmagazin. Eine große Vielfalt von Leseplätzen ist im Gebäudekomplex vorhanden. Das Studienzentrum hat 130 komfortabel ausgestattete Plätze (vorher 30). Die Anna Amalia Bibliothek ist nicht nur beträchtlich erweitert, sie hat ein geschärftes, klares Profil bekommen. Auch das Grüne Schloss ist kein von der modernen Entwicklung abgeschnittener Museumsbau geworden. Das ist eine Teilfunktion, zur Freude von Besuchern und lebhafter Schulklassen. Aber zugleich ist das Gebäude nun ein Lern- und Forschungszentrum für das alte Buch. Michael Knoche bilanziert das Gesamtprojekt: »Aus der Fürstenbibliothek wird eine Forschungsbibliothek.«8 Man fühlt sich in diesem Gebäudekomplex ganz eigen. Goethe könnte da oder dort um die Ecke schreiten, in den weitläufigen Tiefen mag man schon an Faustens Gang zu den Müttern denken, im Kubus oben genießt man das helle Licht moderner Erkenntnis. .d Website: [email protected] Bibliothekstyp: Forschungsbibliothek Einwohner: 64 000 Bestand: 1 Million Bände, zahlreiche weitere Medien Eröffnung: Studienzentrum 2005, restauriertes Stammgebäude 2007 Öffnungsstunden pro Woche: 67 Stunden (Information), 52 Stunden (Ausleihe) Art der Baumaßnahmen: Restaurierung/ Umbau/Neubau Architekten: Walther Grunwald (Restaurierung: Grünes Schloss), Karl-Heinz Schmitz und Hilde Barz-Malfatti (Studienzentrum) Flächen: Hauptnutzungsfläche 6 218 Quadratmeter (nur Studienzentrum) Kosten: 21,1 Millionen Euro mit Inventar Das elfte Gebot Die Botschaft der Häuser ist stark – auch wenn das nicht für alle Zeiten so bleiben nicht einfach ein Aspekt der Wegeführung. Die Bibliotheksräume müssen ganz unterschiedliche Aktivitäten zulassen. Die Räume müssen inspirierend wirken. Und – das ist McDonalds elftes Gebot! – neue Bibliotheksräume müssen etwas schwer zu Fassendes, aber Notwendiges aufweisen: »the oomph- or wow-factor«.9 8 Michael Knoche: Das neue Studienzentrum – Vorgeschichte und Nutzungskonzept. In: Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Das Studienzentrum. Hrsg. v. Michael Knoche. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 2006, S. 9 – 17 9 Andrew McDonald: The Top Ten Qualities of Good Library Space. In: IFLA Library Building Guidelines: Developments & Reflections. München: Saur 2007, S. 14–29 BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser w w w .B –u Bibliotheksgebäude sind nicht nur eine »Rahmenbedingung«, um darin Menschen und Medien zu beherbergen: Sie entscheiden mit über Substanz, Profil und Qualität der gesamten Einrichtung. Die Bibliotheksarchitektur erregt inzwischen wieder Aufsehen, Stars der Szene wie Rem Koolhaas, Norman Foster, Gottfried Böhm, Herzog und de Meuron bauen Bibliotheken. Die wichtigsten Tendenzen im modernen Bibliotheksbau erläutert Wolfram Henning in folgendem Beitrag. .d Trends und Tendenzen im modernen Bibliotheksbau Die Zeiten sind vorbei, in denen Designermöbel reflexartig abgelehnt wurden und Farbkonzepte als unnötig galten. Modern sind Ideen von Atmosphäre, Aufenthaltsqualität und öffentlichem »living room«, wie hier im DOK Delft. Foto: DOK Delft BuB | 60 (2008) 04 den sehen sich einer nach wie vor starken Buchproduktion und zugleich den neuartigen Angeboten gegenüber. »Diese Gemengelage im Übergang von Büchern zu Bytes ist das Hauptmerkmal der hybriden Bibliothek.«4 Versucht man einen Überblick über aktuelle Tendenzen, stößt man teils auf Themen, die von raschem Wandel zeugen – Kommunikationstechnik, Gebäudetechnik, Selbstverbuchung – andernteils auf die angesagten Interpretationen klassischer Fragen wie etwa Grundriss und Flexibilität. Tendenzen im Bibliotheksbau Öff entliches Wohnzimmer –B Die Botschaft der Häuser ier Pfeiler tragen die Bibliothek: als Hauptkapital ihr qualifiziertes Personal, sodann die Bestände und die Einbindung in Netzwerke im Zeichen der Digitalisierung. Und schließlich das Gebäude. Studienzentrum und Treffpunkt soll es sein, Teil der zentralen Funktionen der Gemeinde. Vom Zustand aller vier Pfeiler hängt es ab, wie die Bibliothek ihre Aufgaben wahrnimmt in den Feldern Information, Bildung, Kultur, als Inspirationsquelle für das Lesen und als Podium für Diskussionen, als öffentlicher Platz. So sieht es die Vereinigung öffentlicher Bibliotheken in den Niederlanden.1 Das Bibliotheksgebäude ist also nicht eine Rahmenbedingung, um Menschen und Medien trocken zu halten, es entscheidet unverzichtbar mit über die Substanz der Bibliothek. Misstrauenserklärungen angesichts des Trends, »das Bibliothekswesen sozusagen über die Architektur zu modernisieren«, greifen zu kurz.2 Welche Tendenzen spiegeln sich gegenwärtig in dem, was ich die »Botschaft der Häuser« nennen möchte? Vorweg sei an eine verstorbene Lieblingsidee der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts erinnert: »Die Fassade wird nicht mehr aus Steinen erbaut […], sondern sie besteht aus Pixeln auf Tausenden über die ganze Welt verstreuten Bildschirmen […] alles Feste löst sich in Luft auf.«3 Kopfschüttelnd oder erfreut betrachten die Auguren die anhaltend lebhafte Bautätigkeit. Die Planer von Bibliotheksgebäu- e V Wolfram Henning 309 Die ursprüngliche Idee, aus dem häuslichprivaten Raum in den öffentlichen Raum der Bibliothek zu wechseln, hat sich differenziert: Via Internet wird das private Refugium zum Empfangs- und Sendeplatz weltweiter Kommunikation. Der von Tausenden aufgesuchte öffentliche Bibliotheksraum wird seit einigen Jahren von Architekten wie Bibliothekaren gern als Wohnzimmer bezeichnet. Olaf Eigenbrodt: »Öffentliche Orte, die Kommunikation ermöglichen und gleichzeitig eine private Atmosphäre inszenieren, werden also nicht gemieden, sondern im Gegenteil gesucht.«5 Das hat Konsequenzen für Raumangebot, Bereichsbildung, Gestaltung und Möblierung. Standort und Stadtentwicklung Die klassische Forderung »Next to Woolworth!« – die Öffentliche Bibliothek gehört neben die großen Kaufhäuser – wird von den Politikern aus Gründen der Stadtentwicklung gern variiert. »Im Spannungsfeld zwischen ›Verslumung‹ und Belebung wurde der Gürtel zum besonderen Objekt der Stadtplanung und Stadtsanierung«, erläutert Alfred Pfoser die Standortwahl für die neue Zentralbibliothek in Wien.6 Friedrichshafen am Bodensee überlegte, mit welcher Idee man das Geschäftsviertel stärker beleben könnte. Lösung: die Verpflanzung der Öffentlichen Bibliothek, die nun als »Medienhaus am See« nachhaltig Besucherströme erzeugen wird. Nicht im Zentrum der Stadt wird sich die kurz vor der Eröffnung stehende Bibliothek in Luckenwalde finden. Als dritter Punkt eines »Kräftedreiecks« mit Rathaus und Kreishaus soll sie das tote Bahnhofsviertel revitalisieren. Der Bahnhof wird zur Bibliothek. Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Bibliotheksbau als Symbol Grundriss Bibliotheksbauten können symbolhafte Wirkung haben. Die vier (funktional höchst fragwürdigen) Türme der Bibliothèque de France werden als aufgeschlagene Bücher gedeutet und gemahnen an die »grands projets« französischer Präsidenten. Die großen Gebärden der Nationalbibliotheken von Tallin und Zagreb zeugen von frisch errungener nationaler Unabhängigkeit, der eher unauffällige Neubau der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main dagegen von Verlegenheit. Ein architektonisches Zeugnis bildungspolitischen Willens ist der Wissensturm in Linz. In Seattle »wird das Gebäude selbst zu einem ikonischen Symbol gegenüber der Stadt«. Die eigenwillige Form lässt sich als logische Konsequenz aus dem Bibliotheksprogramm begreifen.11 Inmitten kleinmaßstäblicher Wohnbebauung symbolisiert das Oval der Stadtteilbibliothek Bremen-West den außergewöhnlichen Ort, der für alle da ist. »Das Haus soll als kompakte Einheit auf dem einem Quadrat mindestens angenäherten Grundriss zusammengefasst sein«, lautete die strikte Forderung vergangener Jahrzehnte. Nur so ergäben sich die benötigten raumorganisatorischen »Spielflächen«.12 Heute bemerken wir raumorganisatorisch durchaus befriedigende fächerförmige Grundrisse; die UB Magdeburg ist um ein glasgedecktes Atrium herum organisiert; durch elegante Brücken sind die Gebäudearme der Stadtbibliothek Gütersloh verbunden; die Öffentliche Bibliothek in Münster bildet ein Häuserduo, das durch eine zentrale Brücke und ein durchgehendes Untergeschoss geschickt miteinander verbunden ist; organische Formen begegnen im finnischen Tampere oder bei der amöbenförmigen Grundrisslösung der UB Cottbus. Grenzen werden sicherlich dort überschritten, wo bei knappen Flächen Spitzwinkligkeit mit schmalen Podesten und häufigen Niveausprüngen korrespondiert. Räume Flexibilität Der Begriff der »modernen Einraumbibliothek« fasst nicht alle praktischen Be- Ist Flexibilität ein übergeordnetes Planungsziel oder ein Instrument, um wichti- w w .d e Die Kombination der Bibliothek mit einer anderen Einrichtung in einem Gebäude oder Gebäudekomplex ist nach der Kulturzentrumswelle vor dreißig Jahren erneut zum Thema geworden. Als Frequenz- und Imagebringer findet sich die Bibliothek in Einkaufszentren. Programmatisch ist die räumliche Verbindung mit Volkshochschulen, sei es additiv wie in Chemnitz oder im Rahmen eines gemeinsamen Bildungskonzepts und gemeinsamer Organisation wie in Unna oder seit Kurzem in Linz. Die Londoner Idea Stores demonstrieren in sozial schwierigen Vierteln einen unbekümmerten Mix von Bibliotheks-, Lern- und Freizeitangeboten.10 Kombinationen w Eine typische Bibliotheksarchitektur – historisch lässt sie sich sehr schön an der wissenschaftlichen Großbibliothek mit Hochmagazin festmachen – existiert nicht. Etwas vage konstatiert man also Modern Freestyle, weist auf typische Materialien wie Beton, Stahl und Glas hin, empfindet Gebäude als offen, einladend und transparent oder freut sich am nostalgischen Charme umgenutzter Altbauten. Feststellen lässt sich, dass nach einer Periode aufsehenerregender Museumsbauten in den letzten Jahren auch Bibliotheken von Öffentlichkeit und Architekturkritik als Attraktionen empfunden werden. Stars der Architekturszene wie Rem Koolhaas, Norman Foster, Gottfried Böhm, Herzog und de Meuron bauen Bibliotheken. Die Bilder der Public Library Seattle, der gläsernen Pyramide von Ulms neuer Zentralbibliothek und des Informations-, Kommunikations- und Medienzentrums der Universität Cottbus gehören zum »Zeichenvorrat«, ebenso wie der Rokokosaal der 2004 durch Feuer zerstörten und nun restaurierten Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Eine britische Bibliothekarin hat nach einer Deutschlandreise bilanziert, dass die neuen deutschen Universitätsbibliotheken »at the fore front of modern library design« stehen.7 Der Architekt Rolf Ramcke weist darauf hin, dass durch den stürmischen Wandel der Informationstechnologien »sich Arbeitsweisen und Arbeitsabläufe und damit auch die Arbeitsorte entscheidend ändern«. Das meint Verwaltungsabläufe, Zugriff zu den Beständen und die Berücksichtigung heutiger Benutzungsformen. »Orientierung und Stimulanz« sind für Ramcke übergeordnete Leitbegriffe für die Entwicklung adäquater architektonischer Lösungen.8 (Siehe hierzu auch das Interview auf Seite 313.) Eine Verallgemeinerung wagt die Redaktion der Zeitschrift »Architektur + Wettbewerbe« in einem Themenheft zum Bibliotheksbau: »Bibliotheksbauten boomen. Architektonisch äußert sich dies in fließenden, spannungsvollen und dennoch hochgradig funktionierenden Räumen, frischen Farben, geschmackvollen Möblierungen dürfnisse. Er ist gerechtfertigt, sofern er meint, dass man die Hauptpublikumsbereiche in einem Raum oder doch in fließender Raumfolge organisieren kann. Auch Café- und Ausstellungsflächen werden gern in diese offene Struktur eingebunden. Anders ist es mit Gruppenräumen, Computerschulungsräumen, Lerntreffs, Kinderwerkstätten, story telling rooms. Attraktive Seminar- und Konferenzräume lassen sich vermieten. Die Überlegung, Veranstaltungsflächen offen zu halten, ist plausibel, damit sie auch im Alltag nutzbar sind. Während der Öffnungszeiten sind Veranstaltungen dann freilich gar nicht oder nur in begrenztem Rahmen möglich. Es begegnen ergänzende Nutzungen wie Buchhandlung oder Restaurant. Die Interessenabwägung kann schwierig sein: zusätzliche Stell- und Arbeitsflächen gewinnen oder doch ein attraktives Bistro einplanen? Gestalterisch triff t man auf attraktive Bibliothekslandschaften mit vielfältigen horizontalen und vertikalen Durchblicken. Akustische Probleme können der Preis sein. Barrierefreiheit wird mit Recht als verpflichtend angesehen und am unbürokratischsten in Absprache mit den Vertretern entsprechender Verbände erreicht. –B Architektur und Einbauten sowie interessanten Fassadenkonzepten.«9 Unverändert häufig ist auch die Umnutzung historischer Bauten für Bibliothekszwecke. Das geht von der Zehntscheuer (siehe Beitrag auf Seite 338) bis zum Polizeipräsidium. Die Kombination historischer Räume mit moderner Erweiterung kann zu besonders reizvollen und funktional durchaus befriedigenden Lösungen führen. –u Nur von Fall zu Fall lässt sich klären, ob solche zunächst bibliotheksfremden Erwägungen der Bibliothek schaden oder ihr möglicherweise eine Schubkraft bescheren, die sie mit allen inhaltlichen Argumenten nicht erreichen könnte. .B 310 BuB | 60 (2008) 04 .B –u –B .d Café- und Ausstellungsflächen werden gern in die offene Struktur der Räume eingebunden, wie hier im Wissensturm Linz. Foto: Herzenberger, Magistrat Linz Die bibliothekspädagogische Vorstellung von in die Buchbestände integrierten neuen Medien wird in der Praxis manchmal konterkariert: Scharen junger Leute bevölkern die geballten Medienbereiche, die Bücher stehen anderswo. Foto: DOK Delft w ge Teilforderungen zu realisieren? Die Idee unbegrenzter Flexibilität war lange mit der Idee vom idealen Grundriss verknüpft. Der britische Architekt Harry FaulknerBrown reüssierte auch in der deutschen Fachdiskussion mit seiner Vorstellung vom voll flexiblen, kompakten, beliebig veränderbaren Bau. Die von ihm entworfene UB Nottingham mit der Grundrissform eines dem Quadrat angenäherten Rechtecks bot das Beispiel: fi x sind hier nur Treppen, Lift und Toiletten.13 Auch bei Neubauten – von der Bibliotheksnutzung historischer Gebäude ganz zu schweigen – regte sich Widerspruch gegen diese rigide Position. Der Wissenschaftsrat fordert für Hochschulbibliotheken Flexibilität in der Errichtung, um Änderungswünsche während der langen Planungszeiten auffangen zu können und Flexibilität im Betrieb, das heißt hohe Tragfähigkeit der Decken, leicht versetzbare Trennwände und zukunftsorientierte Verkabelung.14 Elmar Mittler plädierte schon 1980 für »gegliederte, nicht mehr voll flexible Gebäude«.15 In jüngster Zeit unterschied das Büro Rem Koolhaas am Beispiel Seattle zwischen uniformer Flexibilität – ein Bereich wächst, ein anderer wird zusammengedrängt – und der Flexibilität innerhalb einzelner Bibliotheksbereiche – ohne Bedrohung von Nachbarbereichen.16 Die neue Philologische Bibliothek der FU Berlin ist aufgrund des Architektenentwurfs und des sie umgebenden Gebäudebestandes im Innern schwerlich veränderbar und schon gar nicht im Sinne der äußeren Flexibilität zu erweitern. Dennoch zählt »the Brain« zu den spannendsten Bibliothekserlebnissen der jüngsten Zeit. e Die Botschaft der Häuser Gebäudetechnik w w Auf den ersten Blick sind die klassischen Themen geblieben: die Position von Wänden und Stützen, natürliche Belichtung, künstliche Beleuchtung, Klima, Akustik, Elektroinstallationen, Sicherheit. Sie erfahren jedoch neue Interpretationen. Ökologisches Bauen, Wärmerückgewinnung, Bauteilkühlung mit Nachtluft, Energieeinsparung, horizontale und vertikale Ausdehnung von Kabelnetzen. Natürliches Licht wird immer virtuoser auch in die Tiefen vielgeschossiger Gebäude geholt. Die künstliche Beleuchtung hat die Aufgabe erhalten, der Bibliothek ein eindrucksvolles »Nachtgesicht« zu geben. Bildschirme mit elektronischen Anzeigen von Bibliotheksdiensten und -veranstaltungen oder Hinweisen zur Orientierung im Gebäude sind übers ganze BuB | 60 (2008) 04 Die Kinderbibliothek im DOK Delft ist ein Ort zum Wohlfühlen – und das ganz ohne Teddybärenkitsch. Foto: DOK Delft Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Ausstattung Wer sich der Zeiten erinnert, da Parkett als zu edel für Öffentliche Bibliotheken galt, Designermöbel reflexmäßig für unfunktional erklärt und Farbkonzepte abgelehnt wurden, weil doch dank Buchrücken und Benutzergewandung ohnehin Farbe ins Haus käme – der wird dankbar registrieren, dass der Trend zu anspruchsvoller Raumgestaltung und hochwertiger Möblierung sich auf Dauer nicht aufhalten ließ. Er korrespondiert mit den Ideen von Atmosphäre, Aufenthaltsqualitäten und öffentlichem »living room«, von der Bibliothek als Erlebnis. Balance Bibliotheksbereiche .B Everything goes? Bei der Fülle möglicher Interpretationen der Bibliothek durch Bibliothekare, Architekten und natürlich auch erfolgssüchtige Bauherren sind klare Grundideen gefragt, um sich nicht heillos zu verirren. Zwei Hauptpositionen lassen sich ausmachen. Walter Umstätter spricht vom Spannungsverhältnis zwischen dem Erwerb von Macht durch Wissen, das aber von den Lesern in harter Arbeit erst erworben werden muss, und dem Kampf um die Nutzerzahlen beziehungsweise »Kunden«, durch attraktive Freizeitangebote. Strebt zum Beispiel die Öffentliche Bibliothek Wissensvermittlung oder Unterhaltung an?« Muss man sich gar »an Rom vor dem Untergang« erinnert fühlen?19 Dagegen setzt Olaf Eigenbrodt auf unterscheidbare Bereiche innerhalb der Bibliothek. Schon in der Gebäudestruktur sollte sich ablesen lassen, welche Zonen eher für konzentriertes Arbeiten und welche für Begegnung und Kommunikation gedacht sind. Sein Leitgedanke ist die soziale Funktion der Bibliothek, nicht der Primat von Technologie, Ökonomie und voller Flexibilität.20 w w w Beobachtungen einzelner Bibliotheksbereiche zeigen: Es gibt (und es entstehen) immer noch Eingangsbereiche, die man als »no action areas« bezeichnen könnte: Abfertigungstheken oder Garderoben, sonst nichts. Dagegen hat die UB Frankfurt am Main ihren »abgelebten« Eingangsbereich in einen Kommunikationsbasar verwandelt: zentraler Anlaufpunkt für Benutzer, Bistro, Zeitungen, Gruppensitzplätze, Gespräche, Computerrecherchen, eigenwilliges Mobiliar, Boxen in Schwarz, Rot und Petrol. Eine vergleichbare Tendenz zeigt die Verwandlung eines Zeitungslesesaals in eine Library Lounge an des Universitätsbibliothek Passau.18 Die RFID-Selbstverbuchung gestattet und erfordert Veränderungen der Raumorganisation, Dezentralisation statt Bündelung sämtlicher Vorgänge in einem Verbuchungsbereich ist möglich. Die bibliothekspädagogische Vorstellung von in die Buchbestände integrierten neuen Medien wird zum Teil von einer Praxis konterkariert, die auf Unterhaltungswert und technische Attraktivität neuer und allerneuester Medien setzt. Scharen junger Leute bevölkern diese geballten Medienbereiche, Bücher stehen anderswo. Dem einen großen und störanfälligen Lesesaal der wissenschaftlichen Bibliothek wird heute vielfach eine Absage erteilt; 1 Vereniging van Openbare Bibliotheeken. Den Haag, December 2005 2 Walther Umstätter: Die Rolle des Bibliotheksbaus für die moderne Bildungs- und Wissensproduktion in der optimal verteilten Bibliothek. In: Libreas 2005(1) 3 William J. Mitchell: City of Bits – Leben in der Stadt des 21. Jahrhunderts. Basel u.a.: Birkhäuser, 1996 4 Glen E. Holt, Jens Ingemann Larsen und Ton van Vlimmeren: Selbstbedienung in der hybriden Bibliothek. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 9 5 Olaf Eigenbrodt: Living Rooms and Meeting Places – aktuelle Annäherungen an den Raum der Bibliothek. In: Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin: Bib Spider, 2006, S. 47–61, zit. S. 51 6 Alfred Pfoser: Der Gürtel wird Bibliothek. Bibliotheksbau und Stadtplanung. In: Büchereiperspektiven 2004, 1, S. 20 f. 7 Alison Wilson: Germany – leading library design. In: Cilip Update 2004, 9, S. 25–29 8 Rolf Ramcke: Bibliotheken – Gebäude, Betrieb, Nutzung. In: Detail 2005, 3, S. 164 – 71, zit. S. 164 und 166 9 Architektur + Wettbewerbe 2005, Nr. 209 Bibliotheken und Archive, Editorial 10 Dazu Hannelore Jouly: Königswege durch Experimentierfelder? In: BuB 58(2006)11/12, S. 764–767. Der Idea Store Whitechapel in London wird vorgestellt in Architektur + Wettbewerbe 2005, Nr. 209 Bibliotheken und Archive, S. 50–53 11 Anna Klingmann: Datascapes als Informationslandschaften. In: Susanne Bieri und Walther Fuchs (Hrsg.): Bibliotheken bauen – Tradition und Vision. Basel u.a.: Birkhäuser 2006, S. 377–405, zit. S. 394 12 Werner Mevissen: Tendenzen im Bibliotheksbau – öffentliche Bibliotheken. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt 1969, Sonderdruck 13 Harry Faulkner-Brown: Der offene Plan und die Flexibilität. In: Bibliotheken wissenschaftlich planen und bauen. München 1981, S. 9–25 14 Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung von Hochschulbibliotheken. Köln: Wissenschaftsrat 2001, S. 38 15 Elmar Mittler: Bibliotheksbau in Deutschland um die Jahrtausendwende. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 2003, 1/2, S. 8 16 Rem Koolhaas: Content. AMOMA 2003. Taschen-Verlag, S. 140ff. 17 Ingo Kolasa: Bibliotheksbau. In: Die moderne Bibliothek. Ein Kompendium der Bibliotheksverwaltung. München: Saur, 2004, S. 61–92 18 Zu Frankfurt: Wolfram Henning: Bibliotheken – Häuser des Lesens, In: Hessen, Kultur und Politik. Die Bibliotheken. Stuttgart: Kohlhammer, 2005, S. 115–130. Zu Passau: Anita Kellermann und Steffen Wawra: Die Library@Lounge an der Universitätsbibliothek Passau. In: BuB 2006, S. 359–362 19 Umstätter, s. Anm. 2 20 Eigenbrodt, s. Anm.5, zit. S. 57 e Schon vor einigen Jahren hat zum Beispiel Ingo Kolasa darauf hingewiesen, dass man das Thema nicht auf die Ergonomie von Bildschirmarbeitsplätzen reduzieren kann. Netze und Hardware stellen erhöhte Anforderungen an Klimatisierung und stabile Stromversorgung, Kabelkanäle und Hohlraumböden müssen Reserven für künftigen Ausbau enthalten, Wireless Local Areas Network (W-LAN) ist zu ermöglichen, Hybridlösungen mit drahtlosen und drahtgebundenen Bereichen sind bei größeren Neubauvorhaben einzuplanen.17 Eine Herausforderung: Wie kann der Besucher die verschiedensten neuen Medien und Programme nutzen, ohne aus »technischen Gründen« mehrfach den Platz wechseln zu müssen? Quellen: .d IT-Technik statt seiner begegnen kleinere »Lesesaalzitate«, ein immer differenzierteres Angebot an Einzelarbeitsplätzen und mehr Arbeitsmöglichkeiten für Gruppen. Bei Öffentlichen Bibliotheken wird die Auswahl an »informellen« Sitz- oder auch Liegeplätzen, ohne und mit Bildschirmen, immer reichhaltiger. –B Haus verteilt; wer die neue Amsterdamer Zentralbibliothek betritt, bekommt so im Eingangsbereich die neuesten Tagesnachrichten serviert. –u 312 BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser w w BuB | 60 (2008) 04 e zu wissen, eine ästhetische Entscheidung gefällt. Und zwar eine sehr negative. Da kann keiner entwischen – auch Bibliothekare nicht. Wenn man das versucht, dann entsteht häufig diese muffige, unerträgliche Ausstrahlung, die dem ganzen Berufsstand nicht zur Ehre gereicht. .d Kämpfen mit diesem Problem auch andere Berufsgruppen? Meiner Ansicht nach handelt es sich hier um ein typisches, sehr bibliothekarisches Problem. Und was erschwerend hinzukommt: Die Bibliothekare selbst bemerken es gar nicht. Ich habe in meinem Berufsleben viele Gebäude entworfen, für viele Berufsbereiche, diesen Mangel an ästhetischem Bewusstsein habe ich bei keinem anderen Berufsstand in dieser Ausprägung gefunden. Gepaart ist dieser Mangel übrigens mit einer geradezu kritiklosen Begeisterung an ästhetischen Fragen, was wiederum zeigt, dass man sich über Ästhetik keine großen Gedanken macht. Eine ästhetische Entscheidung ist ein Wagnis, dabei kann man sich auch bloßstellen. Bibliothekare sind offensichtlich dazu wenig bereit. Sie sind zu vorsichtig, zu zurückhaltend. –B Könnte die Aktualität auch daher rühren, dass Bibliotheken inzwischen mit das letzte Bollwerk gegen die graduelle Erosion des öff entlichen Raums aufgrund zunehmender Kommerzialisierung sind? Das sehe ich nicht so. Man versucht da mit dem verschwommen Begriff »Kommunikationszentrum« Bibliotheken als öffentliche Räume darzustellen, das ist aber eher ein Wunschdenken der Bibliothekare. Im Strategiekonzept »Bibliothek 2007« wird behauptet, dass mehr als 60 Prozent der Deutschen die Bibliothek benutzen. Die Zahl sagt aber nur, dass so viele Deutsche irgendwann mal in einer Bibliothek waren. Aktive Benutzer sind aber rund 10 Prozent der Bevölkerung. Zieht man hiervon noch mal die Hälfte ab, die gezwungenermaßen eine Bibliothek benutzen, zum Beispiel Studierende, dann ist der Rest, der freiwillig in eine Bibliothek geht, eine marginale Größe, bei der man nicht von Bollwerk sprechen kann. Was machen die Bibliothekare falsch? Bibliothekare denken im Wesentlichen an ihre Arbeit, an die Bücher, an die Medien, an eine effiziente Betriebsweise – aber sie denken sehr wenig daran, wie sie auf ihre Kunden wirken. Das ist ein grundsätzlicher Fehler. Die Darstellung, die Wirkung auf den Menschen ist entscheidend für die Herstellung und Strukturierung eines öffentlichen Raumes. w Im Zeitalter der digitalen Speichermedien ist das Buch schon vielfach totgesagt worden. Dennoch erlebt der Bibliotheksbau derzeit geradezu eine Renaissance. Das ist nicht nur Anlass zur Freude, wie Architekt Rolf Ramcke im Interview mit BuB-Redakteur Bernd Schleh feststellt. Statt auf die drei wesentlichen Elemente einer gelungenen Bibliotheksarchitektur – Verhaltenssicherheit, Stimulation und Identifikation für die Nutzer – zu setzen, würden sich allzu viele Neubauten in der Beliebigkeit verlieren. Der Bauexperte und Dozent am Institut für Informations- und Bibliothekswissenschaft der HumboldtUniversität zu Berlin fordert eine Neuorientierung, nicht zuletzt deshalb, weil er den Bibliothekaren einen ausgeprägten Mangel an ästhetischem Bewusstsein attestiert: »Wenn sich ein ganzer Berufsstand darauf kapriziert, nur die Funktion zu erfüllen, hat er, ohne es zu wissen, eine ästhetische Entscheidung gefällt. Und zwar eine sehr negative.« –u Architekt Rolf Ramcke fordert mehr Mut bei der Gestaltung: Bibliotheken sollen stimulieren und Orte der Identifikation sein BuB: Herr Ramcke, der Bibliotheksbau erlebt derzeit eine Renaissance. Handelt es sich dabei um ein letztes Aufbegehren oder sind Bibliotheken tatsächlich so aktuell wie selten zuvor? Rolf Ramcke: Die aktuelle Blüte der Bibliotheken hat meines Erachtens keinen tieferen Grund. So eine Entwicklung entsteht ganz unvorhersehbar: Im Bauwesen stehen immer irgendwelche Themen im Vordergrund. Vor den Bibliotheken waren es die Museen. Beide Themen sind vielleicht durch die Vergangenheitsorientierung der Menschen in den Vordergrund gerückt. .B »Keine Angst vor der Ästhetik!« 313 Das heißt, Bibliothekaren ist die Funktion ihrer Einrichtung wichtiger als die Ästhetik? Schon in Ihrer Formulierung ist das Grundproblem erkennbar: Es gibt keine Trennung zwischen Funktion und Ästhetik. Funktionen sind immer eine ästhetische Kategorie. Das heißt, es gibt keine funktionale Anordnung, zum Beispiel innerhalb einer Bibliothek, ohne ihre ästhetische Auswirkung. Wenn sich ein ganzer Berufsstand darauf kapriziert, nur die Funktion zu erfüllen, hat er, ohne es Sind denn dann alle Bibliotheken hässlich? Nein, natürlich nicht. Es gibt sehr attraktive Bibliotheksgebäude. Aber oft steckt dahinter kein eigentlich ästhetischer Ansatz, sondern so eine Art Markendenken: Man erstrebt nicht die Schönheit des Gebäudes, sondern den Namen des Stararchitekten. Das geht am Kern des Problems vorbei. Auf diesen vordergründigen Effekt setzen übrigens nicht nur Bibliotheken, sondern in jüngster Zeit beispielsweise auch Automobilkonzerne, die sich Stararchitekten holen, um ihre Kundenzentren als Kommunikationsräume zu erschaffen. Norman Foster in Berlin, Santiago Calatrava in Zürich, Rem Koolhaas in Seattle – warum bauen Star-Architekten gerne Bibliotheken? Die kriegen die Angebote hinterhergeworfen. Die Auftraggeber wollen ja, dass sich die Attraktivität der Bibliothek durch den prominenten Erbauer erhöht. Sie wollen die Marke. In der Regel sind das ja auch ästhetisch schöne Gebäude. Das muss man differenzierter sehen. Calatrava schaff t beiläufig auf gerade 800 Quadratmetern in der Fakultät der Rechtswissenschaften in Zürich einen bezaubernden Bibliotheksraum. Die Koolhaas-Bibliothek in Seattle ist auf zigtau- BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser übereinander, das ist wie eine Bühne, wie ein Bühnenbild als Bild der Bibliothek. Man kann die Bücher benutzen, man muss aber nicht – und dennoch: Durch diese Inszenierung weiß der Besucher immer wo er ist, dort wo es Bücher gibt, in der Bibliothek. Das Ganze ist derartig inszeniert, dass man einerseits die grandiose Pracht des Buchbestandes sieht, gleichzeitig aber auch an den Abschied vom Buch erinnert wird. In der Mitte der Bibliothek befindet sich eine Art Kegel, der die bogenförmige Decke durchstößt, gewissermaßen als Paraphrase auf den klassischen Lesesaal. In diesem Kegel sind auf verschiedenen Ebenen Arbeits- und Leseplätze vorhanden, ganz locker angeordnet und durch schmale Stege mit der Bücher-»Bühnenwand« verbunden. Der gesamte Raum wird durch eine parallel zum Eintretenden verlaufende hohe Glaswand getrennt, hinter der sich ein riesiger Arbeitssaal befindet, in dem kein Buch steht, sondern nur Tische und Datensichtgeräte. In der Halle sind locker aufgebaut ein Informationstresen, ein Café, Zeitschriftenregale und im Eingangsbereich ein langer Doppeltisch mit den Rechercheplätzen und in blockhaften Regalen die zugehörige Literatur. Das ist .d e 314 .B –u –B In der Mitte der Bibliothek der TU Delft befindet sich eine Art Kegel, der die bogenförmige Decke durchstößt, gewissermaßen als Paraphrase auf den klassischen Lesesaal. In diesem Kegel sind auf verschiedenen Ebenen Arbeits- und Leseplätze vorhanden, ganz locker angeordnet und durch schmale Stege mit der Bücher-»Bühnenwand« verbunden. Foto: Christian Richters w Der spektakuläre Neubau der Bibliothek der Technischen Universität im niederländischen Delft: Für Architekt Rolf Ramcke sind dort alle Probleme ansprechend gelöst, die heute in der Fachwelt diskutiert werden: »Das ist ein Bibliothek, in der man sich gerne aufhält, ein Ort mit einem inspirierenden Konzept.« Foto: Christian Richters w send Quadratmetern mit viel aufgepfropfter Theorie von einer Beliebigkeit, die im Kern eigentlich mit einer Bibliothek nicht viel zu tun hat. w …was bei den Besuchern aber gut ankommt. Ja, aber damit wird nicht das vorgenannte Problem gelöst. Es ist mehr dem Komplex kritikloser populärer Begeisterung zuzuordnen. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Bibliothek in Seattle in ihrer Beliebigkeit eigentlich noch eine Bibliothek ist. Wie sieht denn eine rundum gelungene Bibliothek aus? Da möchte ich den Neubau der Technischen Universität im niederländischen Delft nennen. In dieser Bibliothek sind eigentlich alle Probleme ansprechend gelöst, die heute in der Fachwelt diskutiert werden. Das ist ein Bibliothek, in der man sich gerne aufhält, ein Ort mit einem inspirierenden Konzept. Können Sie das näher beschreiben? Der Weg des Nutzers in das Gebäude führt trichterförmig in den Untergrund, aus dem gleichzeitig die Bibliothek mit einem bogenförmigen Dach herauswächst, ein Bild der in sich widersprüchlichen Grundgegebenheit einer Bibliothek. Das Dach, das übrigens außen begrünt und begehbar ist, steigt auf eine Höhe von 14 Metern an. Vor dem Eintretenden erscheint am Ende des Raumes, herrlich beleuchtet, eine riesige Bücherwand, vier Geschosse »Die Vorzeige-Bibliothek in Deutschland ist für mich die Universitätsbibliothek in Rostock.« ein Bild der Bibliothek der Zukunft. Ein Bild dessen, was uns bevorsteht: Das Buch, als leuchtende, theaterhafte Inszenierung immer vor Augen, das wird nie verloren gehen, die elektronischen Arbeitsplätze existieren daneben, durch die Glaswand bleiben die Bücher sichtbar – und benutzbar. Gibt es in Deutschland Vergleichbares? Nein, so brillant nicht. Die VorzeigeBibliothek in Deutschland ist für mich die Universitätsbibliothek in Rostock. Sie ist wunderbar geordnet, mit Fenstern zum Campus hin weit geöffnet. Ein winkelförmiges Gebäude, ganz simpel, mit einem Lichtgraben, der die Leseplätze auf der einen Seite vom Freihandbestand auf der anderen Seite trennt. Das ist Übersichtlichkeit, verbunden mit einer klaren Abgrenzung. Die Leseplätze sind beim Buch und nicht im fernen Lesesaal. Dazwischen liegen die entsprechenden Informationszonen, die logisch und einfach gegliedert sind. Der Buchbestand ist direkt als Freihand-Kompaktus erreichbar. Das ist heutzutage die beste Aufstellungsform. Diese Charakteristik ist auch auf den ÖBBuB | 60 (2008) 04 Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser .d –B –u .B Architekt Rolf Ramcke redet Klartext im BuB-Interview: »Bibliothekare denken im Wesentlichen an ihre Arbeit, an die Bücher, an die Medien, an eine effiziente Betriebsweise – aber sie denken sehr wenig daran, wie sie auf ihre Kunden wirken. Das ist ein grundsätzlicher Fehler.« Foto: Karin Blüher Praxis und Lehre fruchtbar verbunden w Was sollten Bibliothekare über die Architektur ihrer Einrichtung dem Benutzer vermitteln? Das sind drei Dinge. Erstens: Verhaltenssicherheit. Derjenige, der in eine Bibliothek hineingeht, muss das Gefühl haben, in einen Raum zu kommen, in dem er sich aufhalten kann, ohne auf alles mögliche achten zu müssen. Er muss sich dort gut orientieren und deshalb wohlfühlen können. Zweitens: Stimulation. Der Benutzer muss von seiner Umgebung angeregt werden. Das kann durch Farbe, Licht, Atmosphäre, durch vielfältige innenarchitektonische Mittel geschehen. Man muss den Raum so gestalten, dass die Leute geweckt, ermuntert werden, sich zu informieren, keine graue schläfrige Ruhe. Drittens: Identifikation. Man kann einen öffentlichen Raum nicht »machen«, obwohl man ihn plant. Er entsteht, und zwar dadurch, dass Menschen, die dort hinkommen, sich selbst wiederfinden – was Identifikation im Wortsinne ja bedeutet: zu Hause sein, das Gefühl haben, persönlich angesprochen zu werden. Öffentliche Räume, die Erfolg haben, haben Identifikationsmöglichkeiten. Denken Sie an den öffentlichen Raum einer Diskothek, damit identifiziert sich eine ganze Altersgruppe. Vor allem mit den Themen Identifikation und Stimulation hat sich der bibliothekarische Berufsstand wenig beschäftigt. Für die Bibliothekare gilt: Die Angst vor der Ästhetik muss verschwinden! e Bereich übertragbar. Die Bibliothek ist überzeugend in ihrer Einfachheit, ohne Firlefanz und ohne eitles Getue der Architekten, wie zum Beispiel beim IKMZCottbus. w w Wie kann das geschehen? Dazu muss man sich, wie immer in Krisen, über Grundsätzliches klar werden: Was ist Sprache? Was ist Wortklang? Was ist Schrift? Es braucht eine Auseinandersetzung mit Schrift, Buchstaben, Wort, Satz, Buch – und daraus entwickelt sich schließlich eine Auseinandersetzung darüber, was eine Bibliothek eigentlich ist. Die ganzen Widersprüche, die im bibliothekarischen Bereich von Anfang an vorhanden waren, müssen ins Bewusstsein zurückkommen. Beispiel: das Thema Lesen. Die Bibliothekare haben einen viel zu engen Begriff des Lesens. Es geht ja nicht nur ums Buchaufschlagen und Reinschauen. In der Bibliothek wird die Kommunikation mit dem Buch in Ruhe und Abgeschiedenheit zu eng in den Mittelpunkt gestellt. Der weitergehende menschliche Begriff des Lesens wird gar nicht beachtet. BuB | 60 (2008) 04 Rolf Ramcke, 74 Jahre alt, verheiratet, vier Kinder, acht Enkelkinder; Abitur 1954 in Neumünster; Architekt: Studium an der Technischen Hochschule (heute Universität) Hannover, Diplom 1962; sofort danach bei der Landeshauptstadt Hannover als Mitglied des persönlichen Entwurfsstabs von Professor Hillebrecht eingestellt, dort bis 1995 als Planungsleiter tätig; Planung, Entwurf und Ausführung vieler Projekte für die Stadt Hannover und andere Bauherren, Wettbewerbserfolge, Preisgerichts-Tätigkeiten, viele Projekt- und Textveröffentlichungen, Architekturpreise, Träger der Walter-Gieseking-Medaille. Von 1974 bis 1979 Gastdozent an der FU Berlin, seit 1979 dort Honorarprofessor für Grundlagen und Methoden der Planung sowie Bau und Einrichtung von Bibliotheken; von 1976 bis 1983 als Nachfolger von Werner Mevissen Mitglied der Baukommission des DBV (später des DBI); seit 1994 Berufung an die Humboldt-Universität zu Berlin mit dem gleichen Lehrgebiet, dort bis heute tätig. Herausgeber und Verfasser von mehreren architektonischen und bibliothekarischen Fachbüchern, unter anderen einem Standardwerk über Mauerwerksbau sowie von ungezählten Beiträgen in den entsprechenden Fachzeitschriften. (Eine Bibliografie hierüber gibt es noch nicht.) Seit 2002 Beirat des Goethe-Instituts im Bereich Information und Bibliothek. Hier tätig als Gutachter und Entwerfer bei Planungs- und Baufragen, (zum Beispiel 2007: Neukonzeption der Informationszentren der Goethe-Institute in Rom und Paris) sowie vielen Vortrags- und Seminartätigkeiten in verschiedenen Erdteilen. Schwerpunkt BuB | Lesesaal .d –B Auslaufmodell Lesesaal: »Von einer Lächerlichkeit, die kaum zu überbieten ist«, meint Rolf Ramcke zum Lesesaal der neuen SLUB Dresden, der auf diesem Foto noch im Urzustand des Probebetriebs aus dem Jahr 2002 zu sehen ist. Foto: Ahlers –u Besinnung ist im Augenblick am Notwendigsten – damit muss sich der Berufsstand jetzt unbedingt auseinandersetzen, um die Zukunft meistern zu können. Wie viel Einfluss sollten die Mitarbeiter einer Bibliothek bei der Planung eines Neubaus haben? Der Einfluss der Mitarbeiter ist nach meiner Erfahrung außerordentlich wichtig. Meist wird Planung viel zu wenig beachtet. Das liegt auch daran, dass man seine tägliche Arbeit macht, sich mit Planung aber wenig beschäftigen muss. Der Neubau der Bibliothek wird meist erst richtig wahrgenommen, wenn die Baugrube ausgehoben ist. Entscheidend ist aber die Zeit davor. Man muss keine großen Versammlungen von Mitarbeitern und Architekten initiieren, dabei kommt meist nichts heraus. Mitarbeiterversammlungen sollten intern stattfinden. Danach sollten sich Beauftragte mit den Architekten unterhalten, und zwar mit regelmäßiger Rückkoppelung. Bei einem Neubau gibt es unendlich viele Einzelprobleme, die man lösen muss, die Arbeitsabläufe, der Weg des Buches durch das Haus, die Anordnung der Informationsplätze und so weiter. Hier sind die Bibliothekare die Experten, das wissen Architekten in der Regel nicht. w Apropos Lesen. Das Urbild der Bibliotheken aus dem 19. Jahrhundert, ein großer Lesesaal unter weitem Kuppelhimmel ist im modernen Bibliotheksbau weitgehend verschwunden. Heute setzen Architekten auf dezentral über die Bibliothek verteilte Arbeitsplätze. Warum? Da herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit zwischen Bibliothekaren und Architekten, dass die Frage der Arbeitsplätze nicht mehr über einen großen Lesesaal gelöst werden kann. Es gibt ein lehrreiches Gegenbeispiel, die SLUB Dresden, mit einem zentralen Lesesaal, der unter die Erde gebaut ist, von einer Lächerlichkeit, die kaum zu überbieten ist. Die SLUB hat insgesamt fast 1 000 Arbeitsplätze, davon sind gerade mal 180 im Lesesaal vereint. Das heißt, das ist nur so eine Art Schauraum. Die zweite Lächerlichkeit besteht darin, dass alles, was zu einem klassischen Lesesaal gehört, nämlich Lexika, Rechercheliteratur, Bibliografien und so weiter, im Lesesaal nicht enthalten ist. Die Bücher dort stammen aus dem pädagogischen Fachbereich, damit ist der Lesesaal nichts anderes als ein Fachbereich der pädagogischen Abteilung. Die dritte Lächerlichkeit: Auf der Galerie, die zum Schema des klassischen Lesesaals gehört, steht in Dresden kein Buch – weil sie nicht richtig zugänglich ist. Ein weiteres Beispiel für so einen unsinnigen Lesesaal wird es wohl bald auch in meiner direkten Nähe geben: Der Leiter der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität hat gefordert, dass die neue Zentralbibliothek einen Lesesaal bekommt. Begründet hat er dies mit dem angeblichen Bedürfnis der Rückbesinnung auf die Werte einer Bibliothek, eine Auffassung aus dem 19. Jahrhundert, die komplett an den Problemen der Bibliothek vorbeigeht. e Die Botschaft der Häuser .B 316 w w Das heißt, das Informationsbedürfnis heutiger Benutzer kann nicht sinnvoll in einem Lesesaal befriedigt werden? Genau, die Nutzer informieren sich heute zu einem großen Teil elektronisch. Und wenn sie Bücher brauchen, dann sind die heute nicht zentral gesammelt, sondern verteilt auf Fachbereiche. Die fachlichen Dinge haben Bibliothekare immer perfekt im Griff, die sind hervorragend geregelt. Bibliothekare regeln aber ohne Einbeziehung der prägenden Wirkung der Architektur das, was ihnen für eine Bibliothek wichtig erscheint. Von der fachlichen Seite ist das ausgesprochen gut organisiert, nur im Bereich der Planung und des Bauens fehlt eine Neuorientierung. Diese Der Weltverband der Bibliothekare IFLA hat nach langjähriger Bearbeitungszeit ein Standardwerk zum Thema Bibliotheksbau mit dem Titel »IFLA Library Building Gui- delines« veröff entlicht. Spielt diese Publikation unter Architekten eine Rolle? Eher nicht. Das wird wenig gelesen. Es ist Aufgabe der Bibliothekare, die Architekten im Vorfeld einer Planung auf diese Standards hinzuweisen und fachlich zu erläutern, denn jedes Haus hat über die Standards hinaus seine individuelle Arbeitsweise, etwa durch Zielgruppenbezug. Wie sieht es bei den HIS-Standards der Hochschul-Informations-System GmbH aus? Von denen halte ich nicht viel. Diese Standards ärgern mich sogar. Sie wurden von Leuten entworfen, die von Sinn und Wesen einer Bibliothek offenbar wenig Ahnung haben. Das ist so ein richtiges Verwaltungswerk. Wird dem Thema Bibliotheksbau bei der Ausbildung deutscher Bibliothekare genügend Aufmerksamkeit gewidmet? Diesem Bereich wird schon Aufmerksamkeit gewidmet. Grundsätzlich sehe ich jedoch darin ein Problem, dass Methoden der Planung und planerisches Denken im Berufsalltag eher wenig bekannt sind. Wenn man darin gebildet ist, kann man bei einem Neubau viel Schlechtes verhindern und viel Gutes erreichen. Das Thema Planung ist im Lehrplan nicht sehr zentral verankert – spielt aber weit über die Bauplanung hinaus eine ganz wesentliche Rolle, eigentlich in allen Arbeitsbereichen, vor allem in krisenhaften Zeiten der Veränderung. BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser .d –B w w w In Berlin Mitte entsteht die prächtige neue Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität – das Jacob und Wilhelm-Grimm-Zentrum. Milan Bulaty, Direktor der Universitätsbibliothek, und Olaf Eigenbrodt, Bibliothekswissenschaftler und Baureferent, beschreiben das moderne Konzept dieser neuen Einrichtung. Neben Funktionalität kommen darin auch soziologische Gesichtspunkte nicht zu kurz. Die Bibliothek soll öffentlicher, urbaner Wissenschaftsort und ein Klassiker des »Open Acess« sein, ein Ort, an dem auch in Zukunft still und konzentriert Bücher und Texte studiert werden, ein Raum mit spezialisierten Auskunftsbereichen, rund 500 Computerarbeitsplätzen und einem großen Lesesaal als Herzstück. Nicht zuletzt soll das Haus hohen ästhetischen Ansprüchen genügen und die großen Freihandbereiche mit rund zwei Millionen Büchern sollen auch zum Stöbern und Entdecken anregen. Sogar ein Kinderbereich ist von vorneherein eingeplant, damit Eltern ihre Kinder problemlos mitbringen können. –u Im Herzen Berlins entsteht mit dem Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum der HumboldtUniversität eine imposante neue Bibliothek mit dem Computer- und Medienservice (CMS) erstmals ein gemeinsames Gebäude geplant und realisiert: das Erwin Schrödinger-Zentrum, in dem die Zweigbibliothek Naturwissenschaften und der Hauptsitz des CMS untergebracht sind.* Die produktive Zusammenarbeit zwischen der UB und dem CMS bezog sich nicht nur auf die Bauplanung, sondern umfasst bis heute auch die gemeinsame Entwicklung und Präsentation von Dienstleistungen mit dem Schwerpunkt Elektronisches Publizieren. Unsere Dienstleistungsangebote werden im Erwin Schrödinger-Zentrum zwar in benachbarten Räumlichkeiten erbracht, aber unsere Nutzerinnen und Nutzer nehmen sie als Einheit wahr. Diese enge und bewährte Zusammenarbeit zwischen der Bibliothek und dem Rechenzentrum wird auch im neuen Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum fortgeführt, das zurzeit in Berlin-Mitte zwischen der Planck- und der Geschwister-SchollStraße direkt neben den Hochbahnschienen zwischen den S-Bahnhöfen Friedrichstraße und Hackescher Markt entsteht. Hier werden die Zentralbibliothek, die geistes-, sozial-, kultur- und wirtschaftswissenschaftlichen Zweigbibliotheken des .B Zwischen Ästhetik und Funktionalität as Bibliothekssystem der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) wird seit den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in jeder Hinsicht umgestaltet: bibliothekarisch, personell, technisch, räumlich. An allen Veränderungsprozessen hat sich die Universitätsbibliothek von Anfang an aktiv beteiligt und nicht nur Vorgaben und Planungen für die drei großen Standorte der Humboldt-Universität – Campus Adlershof, Campus Mitte, Campus Nord – übernommen und umgesetzt. So haben wir keine bösen Überraschungen und keine Enttäuschungen erlebt. Vielmehr konnten wir unsere Vorstellungen bei der Zusammenlegung von Zweigbibliotheken einbringen und realisieren. Die umfassenden Veränderungen fanden und finden statt, damit Studierende, Dozenten und alle anderen wissenschaftlich Interessierten professionell mit Literatur und Informationen versorgt werden können. Eine breite Öffentlichkeit nahm diese Veränderungsprozesse zum ersten Mal deutlich wahr durch die Einweihung des Campus für naturwissenschaftliche Fächer in Berlin-Adlershof. Dort hat die Universitätsbibliothek (UB) zusammen e D Milan Bulaty, Olaf Eigenbrodt Der Lesesaal wird nicht nur symbolisch das Herz des Hauses sein. Wenn wir uns ältere Bibliotheken anschauen, ist dort der Lesesaal stets das Zentrum. Grafik: Max Dudler BuB | 60 (2008) 04 317 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser gesucht haben, was aber neue Gedanken hervorruft. Selbstverständlich werden wertvolle Bücher (circa 500 000 Bände) nicht in Freihand angeboten, aber circa zwei Millionen Bände werden frei zugänglich sein. Dieser freie Zugang zu den Regalen soll durch restriktive Öffnungszeiten nicht ad absurdum geführt werden. Vielmehr wollen wir die Bibliothek jeden Tag, auch Samstag und Sonntag, durchgehend oder bis spät in die Nacht öffnen. Es ist nicht nur Bedürfnis und Wunsch der Nutzer, zu jeder Zeit die Bibliothek betreten zu können, sondern auch eine wirtschaftliche Überlegung. Durch die umfassende Nutzung der Bibliothek sind die Investitionen in Bau, Erwerb und Erschließung der Medien effektiv eingesetzt. Deswegen ist das Betreiben der Bibliothek mit nur drei Personen von vornherein eingeplant. Ob wir unsere Absicht in vollem Umfang verwirklichen können, hängt von Betriebs- und Personalkosten ab. Momentan allerdings unterstützt der Präsident der Universität unsere Position und macht sie sich zu eigen. .d e 318 Freier Zugang rund um die Uhr Wir haben uns zunächst grundsätzlich für die Freihandaufstellung unserer Bestände entschieden, da sie Eigenschaften besitzt, die durch Ansammlungen von Informationen in anderer Form (zum Beispiel Magazinbibliothek oder digitales Archiv) nicht ersetzt werden können. Die Bibliothek ist nicht nur ein Container für Informationen oder Wissen, sondern auch ein Ort der in Schrift, Bildern, Formen und Tönen festgehaltenen Gedanken und Gefühle von Menschen. Eine Freihandbibliothek erlaubt uns, nicht nur ein konkretes Buch zu suchen und zu finden, sondern auch an den Regalen entlang zu schauen, zufällig oder systematisch in uns unbekannte Bücher hineinzulesen, sich Anregungen zu holen, die wir sonst nicht bekommen hätten, die wir durch eigenes Nachdenken nicht produzieren könnten. Denn in diesem Sammelsurium von unterschiedlichen Gedanken und Gefühlen werden wir auch mit Erfahrungen – und deren Verarbeitung – aus zweitausend Jahren Menschheitsgeschichte konfrontiert, die wir selbst nicht machen können. Wir finden in einer so gestalteten Bibliothek vielleicht etwas, was wir nicht Lesesaalatmosphäre Eine zweite wichtige konzeptionelle Festlegung ist unsere Entscheidung für einen zentralen Lesesaal mit circa 520 Arbeitsplätzen, den wir bereits in der Ausschrei- w w w Der Bau einer Bibliothek wirft immer wieder die Frage nach einer »guten« Bibliothek auf. Eine gute Bibliothek muss nicht immer eine große Bibliothek sein. Aber eine große Menge Medien, gepaart mit bibliothekarischen und elektronischen Dienstleistungen, ist in einem ansprechenden Gebäude leichter in eine gute Bibliothek zu verwandeln als in einem ungeeigneten Gebäude. Und eine große Bibliothek ist in der Regel besser als eine kleine Bibliothek, weil sie ganz einfach mehr Bücher und Informationsmittel anbieten kann und damit eine umfangreichere Auswahl für den Nutzer. Dass Qualität eine entscheidende Rolle spielt, ist offensichtlich. Nur bei hoher Qualität ist mehr Auswahl auch besser. Kritik an der vereinfachten Behauptung, eine große Bibliothek sei eine gute, wird stets mit den Argumenten der Unübersichtlichkeit und der Unauffindbarkeit geäußert. Nun ist es aber gerade eine der Hauptaufgaben von Bibliothekaren, Informationen und Daten so aufzubereiten, dass sie handhabbar und durch Anleitung und Hilfe nutzbar sind. Daher ist es unser Ziel, möglichst viele Bücher aus möglichst vielen Bibliotheken in das neue Bibliotheksgebäude zu integrieren. Die Grenzen dieses Vorhabens sind durch das uns zur Verfügung stehende Grundstück in Berlin-Mitte festgelegt. Eine weitere Einschränkung ergibt sich –u Höher, weiter, besser? aus dem Wunsch, die Fachliteratur der Zweigbibliotheken auch in Zukunft in räumlicher Nähe zu den entsprechenden Instituten anzubieten. Ein Fußweg von 10 bis 15 Minuten ist aus unserer Sicht die obere Grenze für die Entfernung zwischen Bibliothek und Institut. Unter anderem an diesem Kriterium orientierte sich die Zusammenführung von Zentralbibliothek, Zweigbibliotheken und CMS. .B Campus Berlin-Mitte sowie die öffentlichen Bereiche des CMS, zum Beispiel PCPool sowie Multimedia Lehr- und Lernzentrum, einziehen. –B Erster Entwurf von K.F. Schinkel für einen Bibliotheksbau im Garten der Universität an der Universitätsstraße, Gebäudeansicht 1833. Copyright: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett Ins Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum werden unter anderem die Zentralbibliothek und die geistes-, sozial-, kultur- und wirtschaftswissenschaftlichen Zweigbibliotheken des Campus Berlin-Mitte einziehen. Grafik: Max Dudler BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser w Ästhetik und Funktionalität w Neben der Freihandaufstellung und einem großen zentralen Lesesaal spielen Fragen der Funktionalität im Verhältnis zur Ästhetik eine wichtige Rolle in unserem Konzept. Wenn ich als Leser vor der * Milan Bulaty: Konzentration und Kooperation – Das Erwin Schrödinger-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin. In: ABITechnik 23(2003), S. 315 ff. BuB | 60 (2008) 04 Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum e Bauherr Humboldt-Universität zu Berlin, vertreten durch ihre Technische Abteilung Baudienststelle Senatsverwaltung für Stadtentwicklung / Abteilung V – Hochbau Architekt Max Dudler (Berlin, Zürich, Frankfurt am Main) .B –u –B .d Entscheidung zwischen einem schönen Arbeitsplatz in einer nichtfunktionalen Bibliothek und einem hässlichen Arbeitsplatz in einer funktionalen Bibliothek stünde, würde ich mich für die erste Alternative entscheiden. Meiner Erfahrung nach triff t eine sehr große Anzahl von Nutzern diese Entscheidung ganz ähnlich. Als Bibliothekare, die für den Arbeitsablauf und die Organisation der Bibliothek verantwortlich sind, so vermute ich, entscheiden sich die meisten von uns für die zweite Alternative. Funktionalität wird oft vor Fragen der Ästhetik verhandelt und so einer anregenden Atmosphäre vorgezogen. Können und sollen Bibliothekare sich von ästhetischen Kriterien bei der Planung, Auswahl und Realisierung eines Bibliotheksneubaus leiten lassen? Oder sollen sie nur die funktionalen Aspekte verfolgen und die ästhetischen den Architekten überlassen? Sind nicht die Architekten die Fachleute für die ästhetische Raumgestaltung und die Bibliothekare für die funktionale? Die Antwort auf diese Fragen fiel uns leicht, nachdem wir uns mit der häufig geforderten Flexibilität von Bibliotheksbauten auseinandergesetzt hatten. Sie ist entstanden, als Bibliothekare merkten, wie schnell neue Technologien die Bedürfnisse der Nutzer ändern. Wir wissen aber auch, dass wir derartige technische Veränderungen für die Zukunft nicht vorhersagen können. Wir wissen nicht, welche Geräte in 10, 20, geschweige denn 50 Jahren in einer Bibliothek üblich sein werden. Deswegen aber eine umfassende Flexibilität zu fordern ist übertrieben, unvernünftig und letztlich auch unwirtschaftlich. Auch die Erfahrung mit Bibliotheksbauten, die »praktisch, quadratisch, gut« gestaltet wurden, um Flexibilität zu garantieren, hat gezeigt, wie wenig diese überhaupt in Anspruch genommen wurde. Wir sind deswegen davon ausgegangen, dass es auch in 50 Jahren noch Bücher in Freihand geben wird, dass wir Menschen diese Bücher auf Tischen studieren und dazu auf Stühlen sitzen werden. Flexibilität dagegen haben wir gefordert am Rande der Freihandbereiche, um Regalflächen zu Arbeitsplätzen umzuwandeln. Wir bauen mit öffentlichen Mitteln ein neues Haus, in dem unsere Nutzer jetzt und auch in vielen Jahren räumlich und ästhetisch einzigartig anregende Bedingungen vorfinden sollen. Selbstverständlich sollen auch die Arbeitsräume und -bedingungen für die Mitarbeiter gut sein; denn sie verbringen w bung für den Neubau forderten. Er wird durch dezentrale Arbeitsplätze, Computerarbeitsplätze, 180 betreute Arbeitsplätze im PC-Pool, 55 Studienkabinen, 10 Gruppenarbeitsräume und Arbeitsplätze für Eltern mit Kindern vielfältig ergänzt. Der Lesesaal soll nicht nur symbolisch das Herz des Jacob und Wilhelm GrimmZentrums sein. Wenn wir uns ältere Bibliotheken anschauen, ist dort der Lesesaal stets das Zentrum der Bibliothek. Einige Kollegen kritisieren unsere Entscheidung für einen zentralen Lesesaal, weil sie mit Recht darauf hinweisen, dass ein zentraler Lesesaal nur in einer Magazinbibliothek eine sinnvolle und eindeutige Funktion erfüllt. In unserem als Freihandbibliothek konzipierten Neubau sei diese Funktionalität nicht mehr gegeben, sodass ein zentraler Lesesaal nun nicht zeitgemäß, sondern rückschrittlich sei. Die Beschreibung der Funktion des Lesesaals in früheren Magazinbibliotheken ist zutreffend, dennoch ist die Schlussfolgerung falsch. Die Funktion des zentralen Lesesaals bewerten wir anders. Es gibt viele Leserinnen und Leser, die einen großen zentralen Lesesaal gegenüber dezentralen Arbeitstischen – die wir auch in großer Zahl anbieten werden – bevorzugen. Das heißt, heute müssen wir uns fragen, warum so viele Studierende und andere Leser den zentralen Lesesaal besuchen, obwohl er seine ursprüngliche Funktion in einer Freihandbibliothek verloren hat. Die Antwort ist einfach: wegen der Atmosphäre. Wir können weiter gehen und fragen, warum sie diese Atmosphäre bevorzugen und nicht eine andere. In diesem Sinne können wir auch fragen, warum wir Kleidung tragen, die nach dem jetzigen Stand der Technik mehr oder weniger unfunktional ist, die sich aber durch Tradition, Kultur und damit Sozialisation und Gewöhnung durchgesetzt hat. Die Kleidung – wie der zentrale Lesesaal – hat nicht nur eine bestimmte Funktion, sondern viele, und die ästhetische Funktion ist für uns Menschen nicht die unwichtigste. Nutzer ZE Universitätsbibliothek und ZE Computer- und Medienservice Kosten 75,5 Millionen Euro Fertigstellung Sommer 2009 Hauptnutzfläche 20 296 Quadratmeter Öffentliche Arbeitsplätze circa 1 250 davon circa 500 Computerarbeitsplätze – davon im betreuten PC-Pool circa 180 Plätze, Multimediaarbeitsplätze 44, Plätze in Computer-Schulungsräumen: 55, Gruppenarbeitsräume (6 bis 10 Personen): 10, Einzelarbeitskabinen: 55 Inhaltliche Ausrichtung Integration der Zentralbibliothek und von 11 Zweig- und Teilbibliotheken der Geistes-, Kultur-, Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften Medienbestand bis zu 2,5 Millionen Einheiten im Haus, davon 2 Millionen in Freihandaufstellung circa 2 400 laufende Zeitschriften Dienstleistungen zentrale bibliothekarische Fachauskunft; bibliografische Auskunft / Datenbankrecherche; dezentrale fachbezogene Auskünfte und Beratung; umfassender Kopier-, Druck- und Scanservice; breites Schulungsangebot zur Informationskompetenz; Ausleihe und Rückgabe von Medien in Selbstbedienung; drahtloser Netzzugang im ganzen Haus; Videoschnittplätze; Grafikbearbeitung; Hardwareservice; Elektronisches Publizieren; Videokonferenzen Sonderbereiche Multimedia Lehr- und Lernzentrum; Videokonferenzräume; Forschungslesesaal mit 57 Plätzen; Diathek & Mediathek; Zeitschriftenleselounge; Eltern-Kind-Arbeitsbereich; Ausstellungsraum; Auditorium mit circa 180 Plätzen; Cafeteria 319 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Bibliothek im Stadtraum Das Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum ist in einer für Wissenschaft, Bildung und Kultur nahezu idealen stadträumlichen Umgebung verortet. Die Dorotheenstadt in der Mitte Berlins ist, wenn nicht für diese Aufgaben geschaffen, doch von Beginn ihrer Entwicklung im 17. Jahrhundert an Grimm-Zentrum an einem gemeinsamen städtischen Platz liegen. Von dort aus öffnet sich entlang des Kompetenzzentrums der Staatlichen Museen eine Passage zur Museumsinsel und darüber hinaus ein Weg bis in die Spandauer Vorstadt. Am Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum vorbei verlängert sich diese neue Wegführung bis zum Bahnhof Friedrichstraße. Das Foyer des Hauses nimmt diesen Weg der Kultur buchstäblich auf und eröffnet einen einfachen Zugang für Jedermann. Ausstellungsbereich, Cafeteria, aber auch das Auditorium werden so zu einem Teil des explizit öffentlichen Raums, der sich mit dem Raum der Bibliothek durchdringt. Hier kommt nicht nur das Selbstverständnis der Universitätsbibliothek als der Öffentlichkeit zugängliche wissenschaftliche Bibliothek zum Tragen – der Klassiker des Open Access – sondern auch ein Bewusstsein für die Bedeutung der Universität als gestaltender Teil eines Stadtraums. .B –u –B .d vermutlich viel mehr Zeit in dem Haus als die Nutzer. Das heißt, wir haben bei der Auswahl des Entwurfes darauf geachtet, dass das neue Gebäude schön ist, beständig schön, auch nach Jahrzehnten. Wir sollten den Anspruch auf Schönheit, Qualität und Beständigkeit vorrangig vor allen anderen Anforderungen an einen Bibliotheksneubau stellen, obwohl e 320 Großbaustelle Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum: Das Bibliothekssystem der Humboldt-Universität wird in jeder Hinsicht umgestaltet – bibliothekarisch, personell, technisch, räumlich. Foto: Ernst Fesseler von zentralen kulturellen Einrichtungen des preußischen und später deutschen Staates geprägt. Gerade im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte man in Preußen die Museen, die Staatsbibliothek, die Akademie der Wissenschaften und die Universität mit der Bibliothek immer auch als ein aufeinander bezogenes und sich ergänzendes wissenschaftliches System gesehen. Heutzutage ist allein die Konzentration der Bibliotheken und ihrer Bestände in der unmittelbaren Umgebung beinahe einzigartig. Dies spiegelt sich auch in der eher profanen Tatsache wieder, dass die beiden aktuell größten Bibliotheksbaustellen des Landes nur einen Block voneinander entfernt liegen. Der Entwurf ist auf diese stadträumliche Umgebung nicht nur bezogen, er sieht das Gebäude auch als einen vitalen Teil des Ganzen. Mit den geplanten Museumshöfen wird das Jacob und Wilhelm w w w sie so schwer und dauerhaft zu charakterisieren sind. Ihre Merkmale aus der Vergangenheit abzuleiten, heißt nicht, sie zu kopieren oder nachzuahmen. Die Anforderungen der Bibliothekare waren in der Vergangenheit oft rein funktional und technisch interpretiert beziehungsweise gesellschaftlich untermauert. Unsere Herangehensweise hat diese Aspekte aufgenommen, aber in einen anderen Zusammenhang gestellt. Wir wissen zugleich, dass dies im besten Fall nur die notwendigen Bedingungen sind, die eine gute Bibliothek in der Zukunft charakterisieren. Die hinreichenden Bedingungen können wir nie vollständig aufzählen. Dadurch wird auch deutlich, warum die Architektur nicht nur ein Handwerk, sondern eine Kunst ist. Unsere Vorgehensweise ist keine Garantie für das Gelingen. Wissen, Handwerk und Gespür, letztlich aber auch Glück sind dafür nötig. Vielfalt der Funktionen – Vielfalt der Räume Dem Gebäude liegt das Achsmaß der Regale als Raster zugrunde, eine deutliche Reminiszenz an die von Milan Bulaty betonte Bedeutung des Freihandbestandes. Die besondere Beachtung der Symmetrie hat es in der Planungsphase nicht immer einfach gemacht, die Vielfalt der Funktionen auch räumlich darzustellen. Im Endeffekt werden aber ästhetisch anspruchsvolle und funktional klare Räume entstehen, die bei aller Wiedererkennbarkeit doch nicht auf Identität verzichten. Dabei entwickelt sich der Raum insgesamt von einer verkehrsreichen, kommunikativen und quirligen Atmosphäre im Erdgeschoss über die technisch dominierten Computer- und Multimediabereiche des ersten Obergeschosses hin zu den eher ruhigen, konzentrierten Arbeitsbereichen des zweiten bis fünften Obergeschosses, die auch den Großteil des Freihandbestandes in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz aufnehmen. Besonderen Wert wurde immer auf die Trennung der Etagen gelegt, nachdem »offene« Entwürfe in Bibliotheksbauten der Neunzigerjahre immer wieder zu größeren akustischen und klimatischen Problemen geführt hatten. Lediglich der große, durch ein Glasdach beleuchtete Saal mit den Leseterrassen verbindet alle Freihandbereiche optisch miteinander und ist über die einzelnen Terrassen von fünf Etagen her zugänglich, ohne dass im Raum selbst Verkehr entstehen BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser w w BuB | 60 (2008) 04 e Dr. Milan Bulaty studierte Philosophie, Linguistik und Psychologie in Prag, Freiburg im Breisgau und Heidelberg. Nach der Promotion 1979 war er Bibliotheksreferendar an der Universitätsbibliothek der Freien Universität. Er arbeitete an der AmerikaGedenkbibliothek in Berlin und ist seit 1992 der Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. –u –B .d enfreundlichen Bibliothek soll Eltern die Gelegenheit gegeben werden, ihre Kinder mitzubringen und in der Nähe ihres Arbeitsplatzes zu beschäftigen, ohne sie aus den Augen zu verlieren oder andere Nutzer zu stören. Schon diese kursorische Darstellung macht deutlich, wie viel Wert auf eine größtmögliche Vielfalt von Räumen und damit auch Identifikationsangeboten gelegt wurde. Die Nutzer sind eingeladen, die Flächen für sich zu entdecken und teilweise können sie diese sogar in ihrem Sinne umgestalten. Es entsteht ein offenes und kommunikatives Raumensemble, das erst durch seine Nutzung wirkliche Bewährung erfahren wird. Flexibilität ist hier weder Selbstzweck, noch diktierendes Gestaltungselement, sondern die Architektur lädt zur flexiblen Nutzung der unterschiedlichen Bereiche ein. Computertechnik, vom anspruchsvollen Multimedia-Arbeitsplatz bis zum omnipräsenten W-LAN, fügt sich selbstverständlich in diese Struktur ein, ohne unterzugehen oder dominant zu sein. Automatisierung und persönliche Kommunikation .B Insgesamt setzen wir mit dem Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum nicht nur die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen CMS und UB in einer anspruchsvollen technischen Infrastruktur fort, sondern wir verwirklichen auch konsequent die Automatisierung bestimmter Dienstleistungen, um mehr Zeit für direkte Kontakte mit den Nutzern in den Auskunftsbereichen zu haben. w kann. Durch Glasscheiben getrennt und mithilfe einer Holzverkleidung akustisch gedämpft, bildet er das ruhige Herz der Bibliothek. Auch die Einzelarbeitskabinen und Gruppenräume, die sich über die Etagen verteilen, sind auf den Saal bezogen – wenn auch hinter Glas. Die Raumfolgen, die hier entstehen, laden zum konzentrierten Arbeiten ein und werden durch die Zonen der formellen und informellen Kommunikation ergänzt, die Schulungsräume, Gruppenarbeitsbereiche und frei nutzbare Räume innerhalb der Bibliothek bieten. Spezielle Bereiche finden sich im sechsten und siebten Obergeschoss. Ein Forschungslesesaal bietet nicht nur genug Platz für die intensive Auseinandersetzung mit dem historischen Altbestand und den Spezialsammlungen der Bibliothek, er öffnet sich zudem in einen Freihandbereich, der auch schützenswerte und sonst nicht in Freihand zugängliche Bände anbietet. Hier soll sich die Wissenschafts-, Kulturund Geistesgeschichte des weiteren 19. Jahrhunderts erschließen und zudem eine intensive Betreuung wissenschaftlicher Projekte auf diesem Gebiet stattfinden. In der siebten Etage befindet sich mit der Diathek und Mediathek eine Einrichtung, die von Universitätsbibliothek und kunstgeschichtlichem Seminar gemeinsam betrieben wird. Bildmedien, aber auch Mikrofilme, Videos und ähnliches Material können hier angesehen und bearbeitet werden. Auf diesem Obergeschoss sind außerdem noch weitere offene Gruppenarbeitsbereiche und ein Eltern-Kind-Arbeitsbereich angesiedelt. Im Sinne einer famili- Olaf Eigenbrodt studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Bochum und Münster und absolvierte sein Referendariat an der Humboldt-Universität zu Berlin. Heute ist er Baureferent der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität und Lehrbeauftragter am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Seit 2007 ist er Mitglied im Standing Committee der IFLA »Library Buildings and Equipment Section« und stellvertretender Vorsitzender (Berlin) des VDBRegionalverbandes Berlin-Brandenburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Bibliothekssoziologie, Bibliotheksbau und psychologische Aspekte der Bibliotheksbenutzung. Er ist Autor mehrerer Veröffentlichungen zum Bibliotheksbau und zur Bibliothekssoziologie. – Kontakt: [email protected] 321 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Architekten – Bibliothekare e Dudlers. Gleichzeitig sind bei Letzterem aber Anleihen an die des Bauhaus und an Max Dudlers Lehrer Oswald Matthias Ungers zu erkennen; vor allem auch in der Gestaltung großer, proportionierter Räume. So unterschiedlich die Konstellationen und Aufgaben im Bibliotheksbau sind, so verschieden sind die Erfahrungen, die Bibliothekare mit Architekten machen – und umgekehrt, darüber ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Die HumboldtUniversität hat hier in zweifacher Hinsicht Glück gehabt. Der Architekt teilt die grundsätzlichen Überlegungen und Überzeugungen sowie die Philosophie, die hinter dem Projekt steht, und die HU ist selber Bauherr des Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrums. Dies macht Abstimmungen und Diskussionen wesentlich einfacher und hat im bisherigen Planungsverlauf immer dazu geführt, dass für beide Seiten akzeptable Kompromisse entstanden, wo keine Übereinstimmung hergestellt werden konnte. Dabei waren sicher auch gemeinsame Besuche anderer Bibliotheken hilfreich. An dieser Stelle sollte einmal die Kollegialität erwähnt werden, die in den meisten Bibliotheken herrscht. Wir wurden nicht nur freundlich willkommen geheißen, sondern es wurden auch manch heiße Eisen angefasst und viele Fehler offen diskutiert. Natürlich ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein gegenseitiges Verständnis auch in anderen Bereichen wie der Technikplanung essenziell, der ständige Diskussionsprozess zwischen Bibliothekaren und Architekten bildet aber den Kern der Gesamtplanung. Das Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum wird das Gesicht der Dorotheenstadt, der Universität und der Bibliothek selbst nachhaltig verändern. 175 Jahre musste die Zentrale Universitätsbibliothek ohne eigenes, adäquates Haus auskommen. Zum 200. Jahrestag ihrer Gründung wird die Humboldt-Universität nun um ein Informations- und Kommunikationszentrum bereichert, das nicht nur eine Infrastruktur für CMS und UB auf höchstem Niveau bietet, sondern als Treffpunkt und Schaufenster der Universität das Hauptgebäude im Palais des Prinzen Heinrich ergänzt und erweitert. Im Mittelpunkt unserer Planungen stehen die Nutzer mit ihren sich verändernden Bedürfnissen. Dem versuchen wir entgegenzukommen, indem wir Ästhetik und Funktionalität als sich ergänzende, unverzichtbare Eigenschaften des neuen Hauses begreifen. .d Entwurfs ist es aber nicht möglich, sie als Backoffice-Bereich in die Bibliothek direkt zu integrieren. So entsteht wie in vielen anderen Fällen eine Bibliothek mit einem eigenen Verwaltungsbereich im achten und neunten Obergeschoss. Trotzdem wurde versucht, einen Teil der Büros für die Nutzer einfacher zugänglich zu machen. So liegen im ersten Obergeschoss unmittelbar am Benutzungsbereich wichtige Anlaufstellen der Benutzungsabteilung und auch im Erdgeschoss sowie im sechsten und siebten Obergeschoss ist das Personal für die Nutzer leicht erreichbar. –u –B Mit Entwurf und Planung des Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrums wurde das Architekturbüro Max Dudler beauftragt. Die Architektur zeichnet sich durch eine formale Strenge aus, die sich an die geometrische Formensprache der klassischen Moderne anschließt, ohne sie zu kopieren. Gerade das lässt den Entwurf, der sich in einem Wettbewerb gegen ein breites Teilnehmerfeld durchgesetzt hat, in einer Hinsicht klassisch-zeitlos erscheinen. Besonders lohnend ist hier ein Vergleich etwa mit Friedrich Schinkels Skizze einer Bibliothek im Garten der Universität von 1833. Die regelmäßige Gliederung der Fassade und die klare, rechteckige Grundform des Gebäudes vermitteln die gleiche Strenge wie der Entwurf Max w w w Als eine der ersten Bibliotheken Deutschlands wird das Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum über eine kombinierte Buchrückgabe-, -sortier- und -transportanlage verfügen. Die Kapazität ist so geplant, dass auf eine manuelle Rücknahme von Medien (außer Fernleihen) in der Regel verzichtet werden kann. Der Neubau macht es hier einfach, eine leistungsfähige Kastenförderanlage an die Buchsortierung anzuschließen. Auch die Ausleihe soll durch eine ausreichende Anzahl an Selbstverbuchern weitestgehend automatisiert werden. Die Interaktion zwischen Nutzern und Bibliothekaren verlagert sich damit in andere Bereiche. Nicht ein uniformierter Wachmann wird die Besucher des Gebäudes empfangen, sondern Mitarbeiter der Bibliothek, bei denen sie schon im Foyer generelle Informationen einholen können. Innerhalb der Bibliothek befindet sich im Erdgeschoss eine Auskunfts- und Beratungszone. Anstelle einer großen dominanten Theke sollen hier vor allem auch spezielle, für intensive Beratung nutzbare Tische stehen. Lediglich für die quantitativ sehr wichtigen Schnellauskünfte stehen auch Thekenplätze zur Verfügung. Hier wird konsequent auf Doppelmonitore gesetzt. Auch auf den einzelnen Etagen finden sich Informationsbereiche, die je nach Nachfrage und Personalstärke mit Mitarbeitern besetzt werden können. Damit sie allerdings nicht verlassen wirken, wenn kein Mitarbeiter vor Ort sein kann, sind sie so gestaltet, dass sie dann auch als Opac-Inseln dienen können. Alle Informations- und Auskunftsplätze werden durch Lichtstelen und eine besondere Beleuchtung hervorgehoben und damit auch ohne Blick auf das Leitsystem leicht auffindbar. Obwohl das Konzept des gemeinsamen Dienstleistungsangebots von UB und CMS weiter ausgebaut werden soll, hat sich ein gemeinsamer Beratungsbereich inzwischen als schwierig erwiesen. Zu differenziert sind die Anfragen der Nutzer und zu unterschiedlich ist die Qualifikation des Personals, um einen solchen Bereich befriedigend organisieren zu können. Daher wird es im ersten Obergeschoss unmittelbar am PC-Pool eine Informationstheke des CMS mit entsprechender Besetzung geben. Der Multimediaservice des CMS bietet im Haus Videokonferenztechnik an. Face-to-Face-Kommunikation wird hier auch ortsunabhängig möglich. Die Lage der Mitarbeiterbüros im Haus wurde im Vorfeld lange diskutiert. Aufgrund der Gebäudegeometrie des .B 322 Leseplätze an der Fassade. Es sollen ästhetische und funktional klare Räume entstehen, die bei aller Wiedererkennbarkeit nicht auf Identität verzichten. Grafik: Max Dudler BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser 323 Jeanette Lamble, Barbara Schneider-Kempf e Richtfest für die große Unbekannte –B Das Haus Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin heute, im Vordergrund das Reiterdenkmal Friedrich des Großen. Die Baustelle ist von außen kaum sichtbar, da sich alle Bauarbeiten hinter den Mauern vollziehen. Foto: Staatsbibliothek – PK A w w BuB | 60 (2008) 04 .B –u m 5. Februar 2008 feierten die ausführenden Baufirmen zusammen mit Vertretern der Bundesregierung, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Staatsbibliothek zu Berlin und mit den Architekten und Planern das Richtfest. Parallel wird bis zum Jahr 2011/12 das dann knapp einhundert Jahre alte Gebäude generalsaniert und für einen modernen Bibliotheksbetrieb instand gesetzt. Die Baukosten trägt der Bund und unterstreicht damit die Bedeutung der größten wissenschaftlichen Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum. »Größte unsichtbare Baustelle«, »Großbaustelle im Verborgenen«, »Die große Unbekannte« betitelten Anfang Februar große deutsche Zeitungen ihre Beiträge über die größte Kulturbaustelle des Bundes, auf der am Tag zuvor Richtfest gefeiert wurde. Erstaunen, immer wieder Erstaunen ruft diese Baustelle inmitten der Staatsbibliothek zu Berlin hervor: über die bauliche Dimension dieses Projekts, das nicht nur für die nationale und internationale Wissenschaftslandschaft, sondern auch für die städtebauliche Entwicklung Berlins bedeutend ist; und darüber, dass es möglich ist, direkt am prächtigsten Boulevard der Hauptstadt, an der Straße Unter den Linden, ein in jeder Hinsicht gigantisches Bauwerk derart geräuschlos, unsichtbar und von der Außenwelt unbemerkt wachsen zu lassen. Täglich verharren Hunderte Menschen vor dem Gebäude, gehen in den Brun- w Nicht nur die Humboldt-Universität zu Berlin bekommt einen neuen, eindrucksvollen Bibliotheksbau im Herzen der Hauptstadt. In unmittelbarer Nachbarschaft wird an einem weiteren Neubau der Superlative gewerkelt, und zwar für die Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum bekommt damit am Standort Unter den Linden ihr funktionales und architektonisches Herz zurück, das im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer verloren ging. Die Pressesprecherin Jeanette Lamble und die Bibliotheksdirektorin Barbara Schneider-Kempf stellen den imposanten Neubau vor, der zunächst so unauffällig vor sich ging, dass die Baustelle in den Tageszeitungen der Hauptstadt schon als die »größte unsichtbare Baustelle« und »große Unbekannte« von sich reden gemacht hat. .d Baustelle der Superlative: In Berlins Zentrum entsteht die neue Staatsbibliothek nenhof, zögernd erst, dann voller Bewunderung für die mit Wein bewachsenen Gemäuer und die über dem Eingang eingelassenen Statuen, lassen ihre Blicke der majestätischen Fontäne in die Höhe und weiter die Fassade 13 Etagen hoch folgen – und ahnen doch meist nicht, was da im Innern dieses Gebäudekomplexes, der 107 mal 170 Meter misst, entsteht. Erst der Zugang zum Richtfest eröffnete Journalisten, Politikern, Bibliothekaren, Bibliotheksbenutzern und vielen anderen geladenen Gästen den ersten räumlichen Eindruck vom künftigen Allgemeinen Lesesaal, dem Rara-Lesesaal, den Tresormagazinen und dem Freihandmagazin – den Neubauten. Und führte endlich vor Augen, wie sich ab 2009 der außen geschlossen stehende Altbau funktional und architektonisch mit den im Zentrum stehenden Neubauten verbinden wird. Bestände, Sammlungen, Benutzungskomfort Das, wofür gebaut wird, ist ebenso außerordentlich wie der Bau selbst. Umsichtige Erwerbungspolitik, königliche Zuwendung, einzigartiges Expertenwissen und manches glückliche Händchen beim Ankauf heute unschätzbarer Objekte, der Aufschwung der Wissenschaften seit dem 18. Jahrhundert, die Explosion der Buchproduktion seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Ausweitung des Erwerbungsspektrums hin zu den heutigen Sammelschwerpunkten in den Geistes- Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser zugleich die Stabilität des umliegenden Gebäudes sowie der Baustelle während der Bauarbeiten sichert. Dazu wurde im HochdruckinjektionsVerfahren waagerecht Spezialbeton verspritzt, welcher zuvor durch rund 3 000 senkrechte Bohrungen in die Tiefe gelangte. Der zentrifugal verspritzte Beton musste unterirdisch so überlappen, dass er sich zu einer festen Schicht verbinden konnte. Doch auch diese Düsenstrahlsohle selbst musste vor dem Aufschwemmen gesichert werden, wofür sie in der darunterliegenden Erdschicht mit rund 500 Kleinbohrverpresspfählen in einem gerasterten Abstand von drei mal drei Metern rückverankert wurde. Nach mehreren Tests bestand Gewissheit, dass die Düsenstrahlsohle dicht und fest ist. Möge niemals jemand diese zu Gesicht bekommen! Über der Sohle befinden sich fünf Meter hoch verdichteter Boden sowie eine Drainage und Sauberkeitsschicht, wel- e sich die Bestände und Dienstleistungen der Bibliothek heute verteilen. Nach der Vereinigung der beiden Standorte im Jahr 1992 wurde das Konzept der »einen Bibliothek in zwei Häusern« entwickelt und im Jahr 1998 vom Stiftungsrat Preußischer Kulturbesitz beschlossen. Um im Rahmen dieses Zwei-HäuserModells die Möglichkeiten der Bibliothek voll entfalten zu können, sind sowohl die Instandsetzung und Modernisierung des 1914 in Betrieb genommenen Altbaus Unter den Linden als auch seine Ergänzung um Neubauten erforderlich. In einem internationalen Wettbewerb zur Lösung .B –u –B und Sozialwissenschaften, die universale Ausrichtung der Sammlungen (alle Zeiten, alle Länder, alle Sprachen) bei gleichzeitiger Betonung des wissenschaftlichen Wertes der Sammlungsobjekte – all dies formte im Laufe von 350 Jahren einen Bestand an Sammlungen, der sich mit denen der großen Bibliotheken in London, Paris, Moskau und anderen Städten misst. Zu den unikalen Werken gehören zum Beispiel die Matthäuspassion von Bach, die Zauberflöte von Mozart, Beethovens 9. Sinfonie, Schriftstücke von Lessing, Goethe, Kleist, die Nachlässe von Herder und Hauptmann, das älteste Druck- .d 324 w Trümmer im Lesesaal: Am 14./15. Februar 1944 traf eine Luftmine den Kuppellesesaal; bis zum Jahr 1975 blieb die Ruine des Raumes im Zentrum des Gebäudes stehen. Foto: Staatsbibliothek – PK w w werk der Welt aus Japan 764/770. Hinzu kommen über 10,5 Millionen Bände seit 1501 gedruckter Literatur aus allen Wissenschaftsgebieten, Hunderttausende Frühdrucke und Musikdrucke, über eine Million Karten, des Weiteren Atlanten, historische Zeitungen, umfangreiche Parlamentaria, Archive und Nachlässe, elektronische Zeitschriften, Datenbanken, CD-ROMs, Mikrorollfilme, Mikrofiche und vieles mehr. Insgesamt über 22 Millionen Objekte aller Art werden hier gesammelt, sorgsam gepflegt und für die Benutzung bereitgestellt. Die Bestände der Bibliothek sind groß und großartig. Groß sind auch die beiden Standorte Unter den Linden und Potsdamer Straße, rund 1,5 Kilometer im Zentrum Berlins voneinander entfernt, auf die dieser anspruchsvollen Aufgabe setzte sich im Jahr 2000 der renommierte Stuttgarter Architekt HG Merz durch, nach dessen Plänen nun gebaut wird. Umfangreiche Planungen sowie logistische und technische Meisterleistungen waren stets zu vollbringen, bevor wieder ein Meilenstein erreicht wurde: erster Spatenstich im Mai 2005, Grundsteinlegung für die Neubauten im April 2006, Aufsetzen der Richtkrone im Februar 2008. So vollzog sich zwischen Spatenstich und Grundsteinlegung unterirdisch eine der zahlreichen ingenieurtechnischen Spitzenleistungen an diesem Bau: Ein halbes Jahr lang wurde in 13,5 Metern Tiefe zunächst ein Betontrog errichtet, welcher das Berliner Grundwasser fernhält und »Größte unsichtbare Baustelle«, »Großbaustelle im Verborgenen«, »Die große Unbekannte« betitelten Anfang Februar große deutsche Zeitungen ihre Beiträge über die größte Kulturbaustelle des Bundes. che in 8,5 Metern Tiefe unterhalb der Erdkante abschließt. Bis auf diese Ebene wurde nun das darüberliegende Erdreich ausgebaggert, 26 000 Kubikmeter Erde, in denen sich so mancher Rest des früheren Kuppellesesaals und der alten Holzpfahlgründung fand. In gut 20 Monaten nach der Grundsteinlegung im April 2006 wuchsen die Fundamente und die zwei Geschosse Tresormagazin, das angrenzende Freihandmagazin und der separate Rara-Lesesaal, schließlich die Stahlbetonkonstruktion für den neuen zentralen Lesesaal, die bald in einen 35 Meter in die Höhe ragenden Lichtkubus gehüllt wird, empor. Ein Zusammenschnitt von Fotos, die seit Mai 2005 täglich um 11 Uhr aufgenommen werden, zeigt im Zeitraffer beeindruckend, wie die Baustelle vorbereitet, riesige Versteifungen für den Halt des umliegenden Gebäudes angebracht, die Baugrube ausgehoben und schließlich die Neubauten in die Höhe getrieben wurden, zu betrachten unter http://bauen.staatsbibliothek-berlin.de. Zwischen der Grundsteinlegung und dem Richtfest wurden 17 500 Kubikmeter Beton vor Ort gegossen, dabei 3 600 BuB | 60 (2008) 04 Lesesaal | BuB –u –B .d e Die Botschaft der Häuser der Baumasse als auch vom Finanzvolumen her ist dies die größte Einzelbaustelle des Bundes für kulturell-wissenschaftliche Zwecke, 333 Millionen Euro kosten allein die Neubauten und die Generalsanierung. Auch die architektonischen, städtebaulichen und denkmalpflegerischen Anforderungen bewegen sich auf höchstem Niveau: Architekt HG Merz – übrigens einem breiten Publikum durch die w w w Tonnen Stahlbewehrung verbaut, 4 000 Stahlbeton-Fertigteile als Gerüst für den transluzenten Glaskubus verschweißt. Die Schweißarbeiten wurden von 40 extra für diese Aufgabe qualifizierten Facharbeitern ausgeführt; jetzt sind die Fertigteile mit 2,8 Kilometern Schweißnaht verbunden, für deren Herstellung ein Schweißer allein sieben Jahre gebraucht hätte. Für den Aufbau der Dachkonstruktion aus den Stahlbeton-Fertigteilen sowie für den späteren Innenausbau des zentralen Lesesaals wurde ein Gerüst eingerichtet, welches nicht zuletzt ob seiner Einzigartigkeit als Fotomotiv überrascht. Es war ein erhebender Moment, als sich am 5. Februar 2008 der Richtkranz emporhob. Denn jetzt wurden endlich die Konturen des Lesesaals sichtbar; nicht länger beugt man sich über Modelle, sondern hat gebaute Materie vor sich und über sich – und es nähert sich die Zeit, in der es mehr denn je eine Freude sein wird, in den Lesesälen der Staatsbibliothek zu Berlin historische Forschungen zu betreiben. Dieses Bauvorhaben ist in jeder Hinsicht mit Superlativen zu beschreiben. Aus Sicht des Bundes ist zu vermerken: Sowohl von .B Arbeiten auf der größten Kulturbaustelle des Bundes. Hier werden die Stahlbau-Fertigteile für die Deckenkonstruktion verschweißt. Foto: hg merz architekten BuB | 60 (2008) 04 Grundsteinlegung für den Neubau der Superlative mit dem Stuttgarter Architekten Hans-Günter Merz und seinen Mitarbeitern aus dem Berliner Büro. Foto: Staatsbibliothek – PK 325 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Freihandbestand – Magazinbestand Die Staatsbibliothek zu Berlin ist eine Magazinbibliothek. In den Magazinen wird das Gros der zehn Millionen Bände und der vielen anderen Materialien der bedeutenden Sammlungen aufbewahrt. Der Anteil der in den Lesesälen frei zugänglichen Literatur (überwiegend Referenzliteratur wie Nachschlagewerke, Handbücher, große Quelleneditionen) wird in den nächsten Jahren auf über fünf Prozent erhöht. Die maximalen Kapazitäten aller Freihandbestände wachsen im Haus Unter den Linden auf 460 000 Bände, im Haus Potsdamer Straße auf 210 000 Bände. Tresore für herausragende Sammlungen Tresore sind gelegen im ersten und zweiten Untergeschoss unterhalb des neuen Lesesaals, 18 Grad Celsius temperiert, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit, UV-freie Beleuchtung, einsturzsicher, 3 000 Quadratmeter Nutzfläche, ausgestattet mit Kompaktregalanlagen. Künftiger Allgemeiner Lesesaal im Zentrum des Gebäudes (ab 2008) e .d Internet an allen Benutzerarbeitsplätzen, WLAN in allen öffentlichen Benutzungsbereichen, Buchtransportanlage mit 17 Linear- und 4 Umlaufzügen, Gesamtlänge 1 500 Meter Handschriften-Lesesaal: 48 Standardarbeitsplätze, 10 Rechercheplätze; Karten-Lesesaal: 40 Standardarbeitsplätze, 10 Rechercheplätze; Musik-Lesesaal: 70 Standardarbeitsplätze, 10 Abspiel-, 10 Rechercheplätze; ZeitungsLesesaal: 50 Standardarbeitsplätze, 15 Rechercheplätze; Kinder- und Jugendbuch: 12 Standardarbeitsplätze, 6 Rechercheplätze; Freihandbestand in diesen Lesesälen insgesamt 120 000 Bände 250 Arbeitsplätze, davon 90 Standardarbeitsplätze, 140 Forscherarbeitsplätze, 19 Carrels, 1 Blindenarbeitsplatz, 10 Rechercheplätze, 125 000 Bände Freihandbestand, 9 000 Quadratmeter Nutzfläche Neue Öffentlichkeitsbereiche (ab 2011/2012 im Neubau) Auf der Ebene des Erdgeschosses entstehen Bereiche, welche für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sein werden. Interessierte können sich – auch ohne Benutzer der Bibliothek zu sein – über die Staatsbibliothek, die moderne Informationsdienstleistungen erbringt sowie nationales und Weltkulturerbe sicher verwahrt, auf vielfältige Weise informieren. 308 Quadratmeter großes Bibliotheksmuseum mit Dauerausstellung zur Entwicklung der Staatsbibliothek als wissenschaftliches und kulturelles Zentrum Berlins, Preußens und Deutschlands auf 66 Quadratmetern entsteht die »Schatzkammer«, welche baulich in den Bereich der Tresormagazine integriert wird; Raum für wechselnde Ausstellungen, 248 Quadratmeter 3 Veranstaltungssäle Cafeteria, Buchshop –B Technische Ausstattung Qualität der Arbeitsplätze: Standardarbeitsplatz mit Tisch, Stuhl, IT-Anschluss; Forscherarbeitsplatz wie Standard und abschließbarer Roll-Container, reservierbar; Carrel wie Forscherarbeitsplatz, jedoch abgeschlossener Raum, längere Zeit mietbar; Rechercheplatz mit PC für Internet- und Katalog-Recherche oder Mikrofiche-Lesegerät oder Readerprinter; Blindenarbeitsplatz wie Standardarbeitsplatz und besondere technische Ausstattung wie PC mit Scanner, Braille-Zeile, Sprachausgabe, Vergrößerungssoftware für Monitor; Abspiel-Platz mit Audio-Anlage Freihandmagazin, angrenzend an den Allgemeinen Lesesaal (in Betrieb ab 2011/2012) 175 000 Bände Literatur mit Erscheinungsjahr bis 1945 –u Daten zum Neubau Informationszentrum für das Historische Buch (ab 2008) 65 Rechercheplätze, 50 000 Bände Freihandbestand Arbeitsplätze und Freihandbestände für hohen Benutzungskomfort Sonderlesesaal für Seltene Drucke (ab 2008) Insgesamt entstehen im gesamten Gebäude 656 internetfähige Benutzerarbeitsplätze verschiedener Ausstattung. Der Zugang zum Internet über W-LAN ist aus allen Benutzerbereichen möglich. 50 Standardarbeitsplätze, 30 000 Bände Frei- Die Werkstätten der Staatsbibliothek – Rehandbestand, 700 Quadratmeter Nutzfläche staurierung, Buchbinderei, Digitalisierung, Druckerei, Mikroverfilmung, Reprografie – Weitere Sonderlesesäle (ab 2011/2012) beziehen im Nordteil des Gebäudes im sanier281 Benutzerarbeitsplätze insgesamt, davon ten Altbau 1 500 Quadratmeter Fläche. w .B 326 w w Sanierung der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel, den mehrfach preisgekrönten, neuen zentralen Gedenkort der Gedenkstätte Sachsenhausen oder die Konzeption des neuen Daimler-Museums in Stuttgart bekannt – plante für diese bedeutende Bibliothek einen funktionalen und zugleich repräsentativen Bau. Ein besonderer Aspekt war dabei sicher auch die räumliche Situierung des Gebäudes – im Zentrum der deutschen Hauptstadt gelegen, wo in nie da gewesenem Umfang historische Gebäude mit moderner Architektur ergänzt werden können, nein müssen; zugleich am weltberühmten Forum Fridericianum mit seinen Kulturund Bildungsstätten angrenzend. Planern und Bauherren gab und gibt dies zusätzlich einzigartige Chancen, aber eben auch immense Verantwortung mit auf ihren langen Weg: Neues muss mit Altem auf höchstem Niveau klug und positiv nachhaltig verbunden werden. Zu den unikalen Werken gehören zum Beispiel die Matthäuspassion von Bach, die Zauberflöte von Mozart, Beethovens 9. Sinfonie und Schriftstücke von Lessing, Goethe und Kleist. Beispiele aus dem nun bereits Jahre dauernden Baualltag in der Staatsbibliothek können die gigantischen Aufgaben rund um diesen Bau und den Bauablauf nur schlaglichtartig illustrieren: Vom 7. Werkstätten der Staatsbibliothek bis zum 13. Obergeschoss, damit bis unter das Dach, ist das Gebäude vom LipmanRegalsystem durchzogen, dessen Auf- und Einbau zu Beginn des letzten Jahrhunderts sowohl planerisch als auch technisch eine Meisterleistung war. Diese zusammenhängende Stahlkonstruktion bildet den statischen Kern der oberen Gebäudehälfte und kann weder entfernt noch verändert werden, ist vielmehr im Gebäudebestand zu sanieren. Oder die Fenster: Mehr als 1 200 Fenster sind denkmalgerecht aufzuarbeiten, darunter die von der Charlottenstraße aus besonders auffallenden 6,50 Meter hohen Rundbogenfenster. Von diesen bringt allein der Mittelflügel mit 700 Kilogramm das Gewicht eines Kleinwagens auf die Waage. BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser .d e Jeanette Lamble ist Pressesprecherin der Staatsbibliothek zu Berlin. Sie studierte Englisch und Swahili mit sprachwissenschaftlichem Schwerpunkt. Seit Oktober 2000 arbeitet sie in der Staatsbibliothek zu Berlin, im Jahr 2004 erwarb sie den Abschluss Master of Library and Information Sciences. – Kontakt: Jeanette.Lamble@sbb. spk-berlin.de –u –B Orte für das Patrimonium der Deutschen Deutschland – ohne »eigentliche« Nationalbibliothek – benötigt in der Hauptstadt Berlin einen Kristallisationspunkt zur Dokumentation des nationalen gedruckten und handschriftlichen Kulturerbes. Zur Identifikation mit der eigenen Nationalgeschichte ist es unabdingbar, das Entstehen Deutschlands als Kulturstaat in breiten Sammlungen zu dokumentieren. Die Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin verkörpern in ganz herausragender Weise das Patrimonium der Deutschen – und wir sind stolz und glücklich, dass diesen Schätzen der Menschheit eine neue, würdige und sichere Heimstatt erwächst. w w w Oder die fortlaufenden Maßnahmen zur »Herstellung der Baufreiheit«, in deren Zuge immer wieder nicht nur Bücher, Sondermaterialien und Regale umziehen müssen, sondern auch die Konsequenzen daraus zu bedenken sind: So wurden 70 Kilometer dicht an dicht gestellte Bücher aus den Magazinen in das Interimsdepot Westhafen gebracht, welches seinerseits zunächst aufwendig herzurichten war. Zugleich mussten die Bibliothekare dafür sorgen, dass die umgezogenen Bücher trotz ihres neuen Standorts weiterhin recherchierbar und ausleihbar sind, sie fügten für jeden bewegten Band einen entsprechenden Vermerk im elektronischen Katalog der Bibliothek ein, eine Arbeit, die absolut fehlerfrei zu erledigen ist. Groß sind aber auch die Belastungen für die Mitarbeiter, welche zum Nutzen der Leser den Bibliotheksbetrieb mit großen Anstrengungen und Geduld aufrechterhalten: Baubedingt wird niemand daran vorbeikommen, in den Jahren bis zum Abschluss der Generalsanierung mindestens einmal mit Arbeitsplatz oder Büro umzuziehen, und viele werden dann vorübergehend in einem Ausweichcontainer neben dem Bibliotheksgebäude sitzen. Und die Leser? Sie rechnen es hoch an, dass sie trotz umfassender Bauarbeiten und daraus erwachsender Belastungen, wie sich ständig ändernder Wege, weiterhin die Sammlungen der Bibliothek nutzen können. sind dies montags bis samstags rund 4 000 am Tag – den unendlichen Kosmos der Wissenschaften vorfinden. Während der Bestand an Freihandliteratur im Allgemeinen Lesesaal der Potsdamer Straße auf 280 000 Bände ausgebaut wird, ist die Kapazität des Allgemeinen Lesesaals inklusive Freihandmagazin Unter den Linden für 300 000 Bände ausgelegt, bei Letzterem ein enormer Zuwachs gegenüber dem jetzigen Bestand. Als Groborientierung für den zu erwartenden Inhalt der in den beiden Lesesälen aufgestellten Freihandliteratur dient das Einsetzen der »Moderne zum Beginn des 20. Jahrhunderts«, wobei dies von Fachgebiet zu Fachgebiet noch genauer zu bestimmen sein wird. Der Allgemeine Lesesaal und das Informationszentrum im historischen Haus Unter den Linden widmen sich dann der Literatur sämtlicher Epochen der Vormoderne, der Allgemeine Lesesaal der Potsdamer Straße wird die Moderne bis zur Gegenwart besetzen. Bei der Verteilung der Sonderabteilungen auf die beiden Häuser gilt künftig folgende Faustregel: Die materialbezogenen Abteilungen – Handschriften, Musik, Karten, Zeitungen, Kinder- und Jugendbuch – sind im Haus Unter den Linden, die auf Regionen bezogene Abteilungen – Orient, Ostasien, Osteuropa – im Haus Potsdamer Straße zu finden. .B Barbara SchneiderKempf ist seit 2004 Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, von 2002 bis 2003 war sie Ständige Vertreterin des Generaldirektors. Von 1992 bis 2002 leitete sie die neu gegründete Universitätsbibliothek Potsdam. Nach dem Erwerb des Diploms in Architektur und einem bibliothekswissenschaftlichen Referendariat war sie von 1984 bis zu ihrem Wechsel nach Potsdam an den Universitätsbibliotheken in Hannover und Duisburg als Fachreferentin, später als Leiterin mehrerer Dezernate tätig. 327 Profilierung der Standorte Schon bald werden in kurzer Distanz zueinander an den Standorten Potsdamer Straße und Unter den Linden zwei große allgemeine Lesesäle betrieben. In beiden werden die Benutzer und Leser – derzeit BuB | 60 (2008) 04 Grundsteinlegung mit Politik-Prominenz im April 2006 (von links): Polier der Firma SchälerBau, Engelbert Lütke-Daldrup (Staatssekretär im Bundesbauministerium), Florian Mausbach (Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung), Klaus-Dieter Lehmann (Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Barbara Schneider-Kempf (Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin), Bernd Neumann (Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien) Foto: Staatsbibliothek – PK Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser ICT, Elektronische Ressourcen, virtuelle Präsenzen Künftig wird es, wegen des Bedeutungszuwachses, eine noch bedeutendere Aufgabe sein, Online-Ressourcen deutlich sichtbar hervorzuheben, transparent und dadurch auffindbar und leicht verständlich benutzbar zu machen. Dafür braucht es eindeutige und ausdrucksstarke Leit- und Hinweissysteme. Jetzt dominieren Bücher immer noch das Innere von Bibliotheken, sie bilden eine Art Festung. Der Weg geht sicher in Richtung Lern- und Bildungszentrum, weniger Bedeutung hat die Bibliothek als Ausleihstätte, viel Präsenznutzung, aber auch steigende virtuelle Nutzung3 (vom eigenen Schreibtisch aus) charakterisieren ihren Gebrauch. Bestand an und Zugang zu elektronischen Medien müssen ebenso wie Dienstleistungen ausgebaut werden. Insgesamt gilt noch für viele Jahre: Weiterhin müssen reale Räume vorgehalten werden; virtuelle Präsenzen kommen dazu. Das kann und wird gehen bis zu virtuellen 3-D-Filialen zum Beispiel in Second Life4. Und: Die Gesamtentwicklung führt dazu, dass für die gesamte IT-Ausstattung die erforderliche architektonische Umgebung geschaffen und einhergehend damit mehr Fläche eingeplant werden muss.5 Auch sogenannte Helpdesks sollen für die Hilfe beim Umgang mit Informationstechnologie eingeplant und bereitgehalten werden. Das ist ein zusätzlicher Raumfaktor. Darüber hinaus werden Geräte und Räume benötigt, um die vorhandenen Bestände zu digitalisieren. IT-Trends sind (bereits schon): RFID, Selbstverbuchung, w w w .B Es bewegt sich was in den Bibliotheksräumen. Nach wie vor besteht zum Beispiel die Herausforderung, neue Medien noch geschickter und attraktiver zu integrieren, aber auch mehr Platz zum Lernen und Arbeiten zu schaffen. Und bei der Gestaltung ist Mut zu Farben, Kreativität und Gefühl gefragt. Diese und andere Trends und Tendenzen bei der Innengestaltung von Öffentlichen wie wissenschaftlichen Bibliotheken schildert Martin Götz in folgendem Beitrag. Er wirft dabei auch einen Blick auf neueste Entwicklungen in Technik und Gestaltung, auf die Bibliotheken sich heute schon einstellen sollten, um zeitgemäß planen zu können.1 Lernen Lern- und Bildungszentren bieten in Zukunft unterschiedliche Lernarrangements: Gruppenarbeitsräume (also flexible Räume unterschiedlicher Größe) für selbst organisierte Lernkooperationen, in denen Kleingruppen diskutieren können und sich Stoff gemeinsam erarbeiten und Ergebnisse erörtern können, ohne andere zu stören, aber auch Schulungsräume, Vortrags- und Seminarräume werden gebraucht – mit der nötigen EDV ausgestattet, zum Beispiel für Informationskompetenz-Schulungen. Nach wie vor haben Einzelarbeitsplätze und Doppelarbeitsplätze für Zweier-Grup- .d Rahmenbedingungen und Optionen für die Gestaltung zeitgemäßer Bibliotheksräume Rückgabeautomaten, die rund um die Uhr benützt werden können, Rücksortierautomaten, Funknetze, Online-Leitsysteme. Neu hinzu kommt die LED-Technik.6 Auch Room-Ware7 wird mehr Verbreitung finden (siehe dazu Abbildung 1 auf der folgenden Seite). –B Trends in der Inneneinrichtung s verbietet sich, pauschal über die Ausstattung der »Bibliothek der Zukunft« zu sprechen. Klar ist: die Inneneinrichtung wird immer von Art und Konzept der jeweiligen Bibliothek abhängen: ist sie eine Öffentliche oder wissenschaftliche Bibliothek, will sie Informations- und Lernzentrum sein, Ideengenerator, Wissenstauschbörse, Wissensbegegnungsstätte2, kulturelle Drehscheibe und Treffpunkt einer Kommune oder legt sie ihren Schwerpunkt auf Information Literacy und/oder traditionelle Leseförderung? Trotzdem können Teilaspekte beleuchtet werden. Ihre Entwicklung und ihre Bedeutung für die Bibliothek der Zukunft muss man, um »modern« bauen und einrichten zu können, möglichst weitgehend antizipieren. e E Martin Götz –u 328 Der Begriff »intelligente Gebäude« wird im Zusammenhang mit der Gebäudeleittechnik und der elektronischen Gebäudeausrüstung der Heimautomatisierung verwendet. pen und Carrels, in denen man alleine und ungestört arbeiten kann, hohe Bedeutung. Von den Studierenden geht ein steigender Druck aus, weil sie, nach Bezahlung von Studiengebühren, auch eine entsprechende Leistung dafür bekommen wollen. Nötig ist, dass Zeitbudgetanalysen8 angestellt werden, um zu ermitteln, ob und wie sich das Lernverhalten der Studierenden im Zuge des Bologna-Prozesses verändert hat und um daraus gegebenenfalls Konsequenzen für die Anzahl und Ausstattung der Arbeitsplätze ziehen zu können. Es ist davon auszugehen, dass durch den Bologna-Prozess das Studium komprimiert wurde, eine stärkere Verschulung eingesetzt hat und dass Studierende zu häufigeren Bibliotheksbesuchen gezwungen sind. Eine Umstellung der Lehre in Richtung Gruppen- und Projektarbeit führt zudem zu einem erhöhten Bedarf an Gruppenarbeitsplätzen. Insgesamt bedeutet dies, dass eine Zunahme des Bedarfs an Arbeitsplätzen in Bibliotheken sehr wahrscheinlich ist.9 Bibliotheken bieten den Kunden in Zukunft eine Vielfalt von ArbeitsmögBuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB .d –B Dr. Martin Götz, geboren 1961, studierte von 1987 bis 1990 an der FHB Stuttgart (ÖB) und war danach zwei Jahre lang als Assistent am Fachbereich Information und Dokumentation tätig. Von 1992 bis 1995 absolvierte er das Magisteraufbaustudium Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und war von 1995 bis 2001 als Berater an der Staatlichen Fachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen Freiburg tätig. Im Jahr 2000 promovierte Martin Götz an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, nahm Lehraufträge für die HdM Stuttgart wahr und arbeitete als Berater bei der Hessischen Fachstelle Wiesbaden. Von September 2004 bis März 2006 war er Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes BIB der Landesgruppe Hessen. Seit 2005 ist er Mitglied des Standing Committee »Library Buildings and Equipment« der IFLA. Seit März 2006 lehrt Martin Götz als Professor an der HdM Stuttgart mit den Lehrgebieten Bibliotheksbau, Kulturmanagement, Bibliothekspolitik und Bibliothekskonzepte. – Kontakt: [email protected] Intelligente Gebäude w w Für die Mehrzahl der deutschen Bibliotheken ist die Ausweitung der Öffnungszeiten (für die physisch zugänglichen Räume) ein Hauptwunsch. Dies triff t vor allem auf die zahlreichen kleinen und mittleren Öffentlichen Bibliotheken zu; sie sind öffentliche Einrichtungen, die immer noch überwiegend geschlossen sind! Zahlreiche, vor allem wissenschaftliche Bibliotheken sind erheblich kundenfreundlicher. Die nötigen Sicherheitsvorkehrungen, die für den immer häufiger angebotenen 24-Stunden-Betrieb nötig sind10, müssen getroffen werden. Es wird Gebäude geben, die sich selbst steuern, selbsttägig Tageslicht und Temperaturen regulieren, energiesparend sind, intelligent »wirtschaften«, und damit die Kosten deutlich reduzieren. Das Hauptziel ist: Wohnen und Arbeiten angenehm gestalten, das Nebenziel ist: –u Öff nungszeiten, Sicherheit Abbildung 1: Verschiedene RoomWare-Komponenten. Quelle: Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI), Fraunhofer-Gesellschaft Darmstadt und www.foresee.biz .B lichkeiten, im Stehen und im Sitzen. Flexibles Lern-Mobiliar (Trennwände, FlipChart-Ständer, White-Boards, virtuelle Tische und so weiter) ermöglicht schnelle Veränderung und damit ein passgenaues Angebot. Hiervon existieren zurzeit nur Skizzen und Entwürfe, die »perfekten« Lernumgebungen müssen noch realisiert werden. Leichtbauweise ist angesagt. Funktionen von einzelnen Bereichen ändern sich häufig, ja müssen sich manchmal schon im Laufe eines Tages ändern. Dafür ist, wenigstens teilweise, große Flexibilität erforderlich – aber wirklich nur für Teile der Bibliothek, eine Vollflexibilität soll hier nicht gemeint sein. Allgemein gesprochen: Den hohen Ansprüchen der Kunden (genauer: einzelnen Zielgruppen als Untermenge davon) muss man gerecht werden und Umgebungen schaffen, die den Bedürfnissen von Studieren, Forschen, Weiterbilden und zum Beispiel Lehren entsprechen. Dazu gehören ein zufriedenstellend großes Raumangebot, viel Tageslicht, wenig Lärm (beziehungsweise ausgesprochen ruhige Zonen), angenehme Temperaturen und eine interessante, farblich ansprechende Gestaltung – wozu auch der Mut gehört, kräftige Farben einzusetzen. w Der Begriff »intelligente Gebäude« wird im Zusammenhang mit der Gebäudeleittechnik und der elektronischen Gebäudeausrüstung der Heimautomatisierung verwendet. Das passende Stichwort ist hier der intelligente Kühlschrank, der meldet, wenn die Milch ausgeht und sie gleich beim Lebensmittelhändler bestellt, der sie sozusagen »just in time« liefert. BuB | 60 (2008) 04 329 e Die Botschaft der Häuser ökologisch und ökonomisch sinnvoller Umgang mit den Ressourcen. Personalarbeitsplätze Arbeiten die BibliothekarInnen in der Zukunft mehr mit Desk-Sharing? Es gibt heute schon Bibliotheken (zum Beispiel in Maastricht), in denen die Mitarbeiter keine individuellen Arbeitsplätze mehr haben.11 Planung Computeranimierte 3-D-Modelle, mit denen die geplanten Räume visualisiert werden können, perfektionieren den Planungsprozess – mit allen Vorteilen, die Simulationen haben.12 Vielleicht wird es in Zukunft noch mehr geschlechtsspezifische Angebote und Dienstleistungen geben, und demzufolge dann geeignete physische und virtuelle Räume, in denen diese bereitgehalten und genutzt werden können. Konzeption Bibliotheken werden zukünftig eher Bildungseinrichtung sein und auf individuelle Lebensstile und Lernstile eingehen. Also müssen wir unterschiedliche Lernbedürfnisse eruieren und befriedigen. Hier herrscht zurzeit noch ein Mangel: Wir wissen aus der Forschung wenig über die konkreten Lernbedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen. Wir benötigen aber systematische und tiefer gehende Informationen über diese Lernbedürfnisse, um unsere Kundenorientierung weiter voran zu treiben. Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Wohlfühlen Die Bibliothek bietet immer mehr Flächen zum Chillen, Reden, Dösen, Telefonieren und zum Musik hören. Diese Bereiche können sogenannte Lounge Areas oder Talking Floors mit Wohnzimmeratmosphäre sein, die Sofas oder Entspannungsmöbel beherbergen et cetera. Innen und außen werden Cafés eingerichtet, Leseterrassen, Innenhöfe oder Dachgärten bieten die Möglichkeit, frische Luft zu schnappen. Power-Napping-Möbel bieten intime Räume in der Öffentlichkeit.13 Roboter Es wird noch eine Zeit lang dauern, bis Roboter in Bibliotheken die physischen Medien rücksortieren. Ein Vorgeschmack darauf sind »Automated Storage and Retrieval-Systeme (ARS)«. Die funktionale Optimierung von Bibliotheken ist, auch in Deutschland, schon weit vorangeschritten16, die ästhetische Komponente darf ruhig noch viel stärker betont werden. Bibliotheken können großartig und begeisternd sein, und sie sollen es auch! w w w Design hat nach Meinung von Kennern seine ästhetische Komponente in der Vergangenheit überbetont: Minimalismus in Schwarz, Weiß und Chrom, das war einmal. Der Grundsatz: »Gute Gestaltung schaff t mehr Lebensqualität«, gilt jedoch weiterhin. Innenarchitekten sind mehr und mehr nicht nur »für die oberen Zehntausend« tätig, sondern auch in Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen. Innenarchitektur hat viel mit Emotionen zu tun, zu fordern sind Mut zu Farbe, Kreativität und Gefühl14! Besonders interessant sind elektrolumineszierende Tapeten, die Räumen innerhalb kurzer Zeit unterschiedlichstes Aussehen verleihen können. .B Funktionalität und Ästhetik Design Kundenorientierte Bestandspräsentation Interessante Forschungsergebnisse15 zur Platzierung und Präsentation warten darauf, berücksichtigt zu werden. Beide Aspekte wurden sorgfältig unterschieden, definiert und erstmals als genuine e 4 Wie etwa Wolfgang Tiedtke von den Hamburger Bücherhallen erwägt (siehe Wolfgang Tiedtke: Per Mausklick durch die Bücherhalle. In BuB 60(2008)1, S. 54–60 5 Vgl. die Ausführungen von Elmar Mittler in seinem Referat (unveröffentlicht): »Moderne Bibliotheksbauten weltweit 1« auf der Fortbildung »Bibliotheken bauen und ausstatten« am 6.11.2007 in Berlin. 6 Leuchtdioden LED (Licht emittierende Dioden) sind Halbleiterverbindungen, die den Strom direkt in Licht umwandeln können. Die Leuchtdioden verhalten sich, bezogen auf Effizienz, Größe und Lebensdauer zu konventionellen Glühlampen wie Halbleiterdioden zu Röhrendioden, das heißt sie werden die Beleuchtungstechnik in ähnlicher Weise verändern, wie die Halbleitertechnologie bereits die Elektronik verändert hat – revolutionär. Künstliches Licht kann mit LEDs höchst differenziert gestaltet werden (Leuchtdichte, Beleuchtungsstärke, Lichtfarbe, Farbwiedergabe, Blendung usw.). 7 Wände, Türen, Möbel etwa, in die Informations- und Kommunikationstechnik integriert ist. 8 Vgl. Ausführungen von Ulrich Naumann und Olaf Eigenbrodt auf der Fortbildung »Bibliotheken bauen und ausstatten« am 6.2.2008 in Berlin. 9 Vgl. Ute Drechsler: Lern(w)ort Bibliotheken: Antworten aus Fachhochschulbibliotheken. In: Information und Ethik – Dritter Leipziger Kongress für Information und Bibliothek. Herausgegeben von Barbara Lison. Wiesbaden: Verlag Dinges & Frick, S. 316–321 10 Hier ist beispielhaft die Universität in Karlsruhe zu nennen, die im Erdgeschoss der UB Karlsruhe ihren Sicherheitsdienst für das gesamte Gelände stationiert hat. An vielen Regalen in den oberen Stockwerken sind Notknöpfe angebracht, die Überwachungskameras aktivieren und das Sicherheitspersonal alarmieren. 11 Vgl. die Ausführungen von Klaus Werner in seinem Referat (unveröffentlicht): »Stand der Neufassung des DIN Fachberichts 13« auf der Fortbildung »Bibliotheken bauen und ausstatten« am 6.2.2008 in Berlin. 12 Vgl. Erik Friedling, Martin Götz und Claudio Schmidt: Spaziergang durch die gedachte Bibliothek. In: BuB 60(2008)1, S. 65–68. 13 Einfache Liegen werden in einem der obersten Geschosse der Stadtbibliothek Ulm in der Mittagspause zum Beispiel von Angestellten häufig zur Entspannung in der Mittagspause aufgesucht, so berichtete Jürgen Lange, Leiter der Stadtbibliothek Ulm, dem Verfasser. 14 Vgl.: Wenn das Wohnen zum Leben wird. Rudolf Schricker aus Ditzingen ist neuer Präsident des Bundes Deutscher Innenarchitekten. In: Stuttgarter Zeitung vom 01.12.07. 15 Vgl. Natalie Fischer: Kundenorientierte Platzierung der Medien in Öffentlichen Bibliotheken, Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin 2007 (Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 18). 16 Vgl. Konrad Heyde: Bibliotheksplanung im Spannungsfeld ästhetischer und funktionaler Konzeption. In: Bibliotheks(t)räume. Hrsg. von Magdalena Pisarik. Wien, 1997 .d Es gibt einen Trend, verschiedene Einrichtungen unter einem Dach zu vereinen. In gemeinsam genutzten Häusern werden mehr und mehr gemischte Funktionen angeboten: Volkshochschulen, Bürgerservicecenter, Museen, Archive, Cafés, Buchhandlungen, Ticketcenter für Kulturangebote, Karriere- oder Berufsberatungscenter (etwa durch das Studentenwerk oder die Agentur für Arbeit) et cetera. Flexibilität und gegenseitige Offenheit sind von elementarer Bedeutung. In Universitäten werden mehr und mehr Bibliotheken, Rechenzentren, Universitätsverlage eng kooperieren beziehungsweise ineinander integriert werden (obwohl das vielerorts nicht reibungslos klappt). Marketinginstrumente von Bibliotheken identifiziert, und auch Kenntnisse der Produktpräsentation werden in die Bibliothekswissenschaft übernommen. Ein erhellendes Beispielergebnis sei stellvertretend genannt: Platzierungsgruppenbildung (also eine Gruppenbildung der zusammen zu platzierenden Medien): ein Sortierexperiment ergab, dass die Gruppen Literatur, Belletristik, Sprache, fremdsprachige Belletristik und bibliografische Literatur von Kunden in einem »Cluster« gesehen werden und daher im Zusammenhang präsentiert werden sollten, und: dass ihnen vor allem die Farben Gelb und Rot zugeordnet wurden. Der räumliche Bereich, in dem diese Medien stehen, sollte zur besseren Orientierung der Kunden auch mit diesen Farben versehen sein. Diese Farbassoziationen (jeweils die beiden meistgenannten Farben) hat die Autorin für Medien zu allen Bereichen ermittelt und damit eine Grundlage für eine kundenorientiertere Bestandspräsentation geschaffen. –B Kooperation –u 330 Quellen und Anmerkungen: 1 Der Text ist die Kurzfassung eines Referats »Aktuelle Trends in der räumlichen Gestaltung von Bibliotheken«, gehalten am 12.12. 2007 auf dem ekz-Workshop »Räume und Inneneinrichtung für die Bibliothek 2030 – Zukunftsorientierte Gestaltungskonzepte«. 2 Vgl. Joscha Remus: Die Bibliothek neu erfinden! In: BuB 60(2008)1, S. 40 3 Durch sämtliche klassischen Funktionalitäten wie Recherche in Opacs, Kontoeinsicht, Vorbestellung und Verlängerung, aber auch Informationsbeschaff ung in Datenbanken, Auskunft per E-Mail, Chat oder Internet-Telefonie, Lieferung elektronischer Dokumente, Hördownloads, Filmdownloads, Downloads von E-Books, »Besuchen« von E-LearningSprachkursen et cetera. BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser Roman Rabe DIN-Fachbericht 13 soll auch Öffentliche Bibliotheken einbeziehen K –u –B .d ernstück des Fachberichtes bildet das Kapitel 5 »Nutzflächen« und in diesem besonders das Kapitel 5.2, das sich mit den »Grundflächen für Bestände« beschäftigt. Das Kapitel bietet eine Formel, mit deren Hilfe der Flächenbedarf für Bestände einschließlich Bewegungsflächen (also Haupt- und Nebengängen) nach einer vorgegebenen Medienzahl einfach ermittelt werden kann. Voraussetzung sind Aussagen beziehungsweise Festlegungen zu Faktoren wie: Achsabstand (Summe aus Regaltiefe eines Doppelregals und Bediengangbreite), Zahl der Medien pro Regalboden, Regalböden übereinander und – in Zukunft – auch durchschnittliche Länge der Regalreihen. Damit der Nutzer des Fachberichtes nicht selbst rechnen muss, bietet das Kapitel Tabellen an, aus denen der Flächenbedarf pro 1 000 Medien und die Medienzahl pro Quadratmeter für verschiedene Werte der oben genannten Faktoren abgelesen werden kann. Bisher enthalten die Tabellen nur Werte für Bücher und Zeitschriften in wissenschaftlichen Bibliotheken. Für Nonbookmedien existieren nur Beispielrechnungen ohne Varianten. Zur Integration der Belange Öffentlicher Bibliotheken müssen im neuen DINFachbericht zusätzliche Werte für Buchregale (zum Beispiel niedrigere Regalhöhen und größere Achsabstände) und erstmals auch Werte für Nonbookmedien ergänzt werden. Nonbooks spielen in Öffentlichen Bibliotheken eine größere Rolle. Ihr Flächenbedarf muss ähnlich differenziert betrachtet werden wie bei Büchern (abhängig von der Funktion der Bibliothek und der Aufstellungsart). Da hier zum Teil Neuland betreten wird, lohnt es sich, Erfahrungen aus der bibliothekarischen Praxis zu bündeln, und dem Arbeitskreis, der den DIN-Fachbericht überarbeitet, an die Hand zu geben. Konkret geht es um die Frage: Welche Werte können oder dürfen die einzelnen Faktoren bei verschiedenen Bibliothekstypen, Aufstellungsformen und Medienarten annehmen? .B Der DIN-Fachbericht 13 »Bau- und Nutzungsplanung von wissenschaftlichen Bibliotheken«1 zählt seit 1988 zu den wichtigsten Planungsgrundlagen für den Bibliotheksbau. Nachdem er sich bisher auf wissenschaftliche Bibliotheken beschränkte, hat das Deutsche Institut für Normung 2007 eine Überarbeitung auf den Weg gebracht, deren Ziel diesmal nicht nur eine Aktualisierung, sondern zusätzlich die Integration von Öffentlichen Bibliotheken und von Archiven ist. Roman Rabe stellt die Überlegungen für BuB vor – und möchte einen Erfahrungsaustausch damit anregen. Erfahrungen und Feedback sind ausdrücklich erwünscht und sollen bei der Ausarbeitung der Normen berücksichtigt werden. w w Messen und zählen Sie die in den Tabellen aufgeführten Werte in Ihrer Bibliothek nach und teilen Sie mir Ihre Ergebnisse mit. Sie helfen damit, den DIN-Fachbericht 13 auch in seiner neuen Form praxisgerecht zu gestalten. w Kontakt: Roman Rabe Städtische Bibliotheken Dresden Freiberger Straße 33 01067 Dresden Tel. 03 51/8 64 81 20 [email protected] BuB | 60 (2008) 04 e Planungsgrundlage wird überarbeitet und hiermit der Fachöffentlichkeit zur Diskussion gestellt Der Autor schlägt in Tabellen Spielräume für Werte und Maße vor, die er hiermit der Fachöffentlichkeit zur Diskussion stellt, bevor er sie im Arbeitskreis als Grundlage für die Erstellung neuer Berechnungstabellen vorschlägt. Berufskollegen, die mit Bibliotheksbau und -einrichtung beschäftigt sind, haben dadurch die Möglichkeit, ihre Erfahrungen direkt in die Gestaltung des neuen DIN-Fachberichtes 13 einfließen zu lassen. Noch eine Anmerkung zu Nonbooks: Auch wenn für Nichtbuchmaterialien (so heißen Nonbooks im Fachbericht bisher) ähnlich differenzierte Flächenberechnungen angestrebt werden wie für Bücher, ist es doch unmöglich, die ganze Vielfalt an Möbeln zu berücksichtigen, die der Markt dafür bereithält. Der Autor ist deshalb stets von Regalen ausgegangen. Testrechnungen haben ergeben, dass mit verbreiteten auf Flächenoptimierung getrimmten Sondermöbeln ungefähr die gleichen Kapazitäten pro Quadratmeter Fläche erreicht werden wie mit Regalen, sodass dieses Verfahren zu brauchbaren Ergebnissen führt. Die bisherige Trennung der Medienarten in verschiedene Unterkapitel soll möglichst aufgegeben werden. Die folgenden Tabellen gelten folgerichtig weitgehend für alle Medienarten und, wo sinnvoll, auch für unterschiedliche Aufstellungsformen. 1. Regalbodentiefen Die Regalbodentiefen beeinflussen den Achsabstand (Faktor in der Flächenberechnungsformel). Eine zu starke Differenzierung kann problematisch sein, wenn sich die Anteile der Medienarten innerhalb eines Bestandes immer wieder wandeln. Relativ einheitliche Regalbodentiefen sichern auf Kosten des Flächenbedarfs einen flexibleren Einsatz der Regale. Auf Regalbodentiefen unter 200 mm wurde deshalb verzichtet. Siehe zu Regalbodentiefen Tabelle 1 auf Seite 332. 2. Bediengangbreiten Die Bediengangbreiten beeinflussen ebenfalls den Achsabstand. Da hier rechtliche und ergonomische Anforderungen ins Spiel kommen (Gefährdung und Belastung von Personal und Nutzern), haben 1 DIN-Fachbericht 13: Bau- und Nutzungsplanung von wissenschaftlichen Bibliotheken (1998). 2., aktualisierter Nachdruck, 2002. Berlin: Beuth 331 BuB | Lesesaal Bücher (Oktav und Quart) Bücher (Folio) Bücher (Großfolio) Zeitschriften/Zeitungen Karten/Pläne gefaltet Schallplatten stehend, Rückenansicht stehend, Rückenansicht liegend liegend stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht CD, CD-ROM MC DVD Video Tabelle 1: Empfohlene Regalbodentiefen für verschiedene Medienformate und Lagerungsarten 3. Regallängen Bereich 4. Regalhöhe und Anzahl der Regalböden übereinander Freihandmagazin Bediengangbreite in m 0,80 bis 0,90 –B Freihand-, Lesesaal- und Informationsbereich, auch Freihandbereich Kinder 0,90 bis 1,10 1,10 bis 1,50 Tabelle 2: Empfohlene Bediengangbreiten in den einzelnen Bibliotheksbereichen Bereich geschlossenes Magazin durchschnittliche Länge der Regalreihen in m 5 – 8 5 – 7 Freihandbereich 3 – 7 –u Freihandmagazin Tabelle 3: Regallänge Öffentlichen Bibliotheken variieren die Regalhöhen nach Zielgruppe, Wand- oder Raumaufstellung und Raumgestaltung stark. Wegen der Fülle an unterschiedlichen Maßen werden die Anzahl der Regalböden übereinander für Bücher und für Nonbooks in zwei Tabellen angegeben. Die empfohlenen Pfostenhöhen für Nonbooks sind mit denen für Bücher identisch. Siehe dazu Tabelle 4 und 5 auf dieser und der folgenden Seite. w Die Pfostenhöhe ist kein Faktor in der Berechnungsformel, aber sie wirkt sich auf den Faktor »Anzahl der Regalböden übereinander« aus. In wissenschaftlichen Bibliotheken wird fast ausschließlich mit 2,25 Meter hohen Regalen gearbeitet. In Geschlossenes Magazin .B Dieses Maß spielte für die Flächenbedarfsberechnung im alten DIN-Fachbericht keine Rolle. Eine gegenüber dem DINFachbericht abweichende durchgehende Praxis in den Bibliotheken, Hauptgänge im 90 Grad-Winkel zu den Regalreihen anzuordnen (im DIN-Fachbericht bisher parallel zu den Regalen betrachtet), macht den Anteil der Bewegungsflächen an den Gesamtflächen für Regalbereiche stark von der Regallänge abhängig. Hier macht sich eine Änderung in der Formel notwendig. Der Faktor für Bewegungsflächen (bisher als »Zuschlag« für Bewegungsflächen in Prozent) ergibt sich direkt aus der Regallänge. Die Regallänge wird selbst ein Faktor in der Formel. Siehe dazu Tabelle 3 auf dieser Seite. Regalbodentiefe Einfachregal in mm Die Botschaft der Häuser 250 bis 300 300 bis 400 400 bis 500 300 bis 400 250 bis 300 300 bis 400 300 bis 400 200 bis 250 250 bis 400 200 bis 250 250 bis 400 200 bis 250 250 bis 400 200 bis 250 e Gudrun Faller und Petra Janssen, Landesunfallkasse NRW, das Thema in ihrer Stellungnahme 1 zur HIS-Studie »Bibliotheken an Universitäten und Fachhochschulen«2 aufgegriffen. Weil die Pfosten meist einige Zentimeter über das Regalbrett hinausstehen (nicht selten auch Medien), sind die Bediengangbreiten in der Wirklichkeit oft circa 5 Zentimeter schmaler als in der Tabelle dargestellt. Siehe dazu Tabelle 2 auf dieser Seite. Art der Lagerung .d 332 Schwerpunkt Medienart w Bereich 5. Kapazität der Regalböden Das seit Jahren kontrovers diskutierte Thema bietet nicht zuletzt wegen der HISStudie, die höhere Werte ansetzt als der DIN-Fachbericht, Sprengstoff. Die in der Tabelle 6 angegebenen Werte integrieren die Ergebnisse der HIS-Studie.3 Bei Kleinschrifttum sind eher die oberen, bei Altbeständen eher die unteren Werte zu veranschlagen. Siehe dazu Tabelle 6 auf der folgenden Seite. Pfostenhöhe in m Regalböden übereinander 2,25 6 bis 7 Freihandmagazin – Aufstellung nach numerus currens 2,25 6 bis 7 Freihandmagazin – systematische Aufstellung 2,25 5,5 bis 6 Freihhand- und Informationsbereich – Wandregale 2,05 (öffentliche Bibliotheken) 2,25 (wissenschaftliche Bibliotheken) 5 bis 6 5,5 bis 6,5 Freihand-, Lesesaal- und Informationsbereich – freistehende Regale 1,80 (öffentliche Bibliotheken) 2,05 (öffentliche Bibliotheken) 2,25 (wissenschaftliche Bibliotheken) 4,5 bis 5 5 bis 6 5,5 bis 6,5 Freihandbereich Kinder –Wandregale 1,50 1,80 3 bis 4 4 bis 5 Freihandbereich Kinder – freistehende Regale 1,50 w Magazin und Kompaktmagazin – Aufstellung nach numerus currens 3 bis 4 Tabelle 4: Pfostenhöhe und Anzahl der Regalböden übereinander bei Büchern BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser Regalböden übereinander Art der Lagerung ohne oder mit Safer Pfostenhöhe 2,25 m Pfostenhöhe 2,05 m Pfostenhöhe 1,80 m Pfostenhöhe 1,50 m Zeitschriften Schrägablage, dahinter liegend – 6 5 5 4 stehend, Frontalansicht – 3 stehend, Rückenansicht – 5 – 2 ohne Safer 10 mit Safer 9 e Medienformat 3 MC stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht 3 2 2 1 9 8 7 7 6 4 4 3 12 11 10 8 10 9 8 7 4 4 4 3 ohne Safer 7 7 6 5 mit Safer 6 6 5 4 ohne Safer, mit Safer 3 3 3 2 ohne Safer 7 7 6 5 mit Safer 7 6 5 4 ohne Safer, mit Safer ohne Safer ohne Safer, mit Safer –u Video 4 .B DVD 5 8 mit Safer stehend, Frontalansicht stehend, Rückenansicht 2 4 –B CD, CD-ROM 3 .d Karten Schallplatten Tabelle 5: Pfostenhöhe und Anzahl der Regalböden übereinander bei Nichtbuchmedien 6. Flächenbedarf zur Erschließung der Regalblöcke Bereich 25 bis 35 Freihandmagazin (Aufstellung nach numerus currens) 25 bis 35 Freihandmagazin (systematische Aufstellung) 20 bis 30 Freihandbereich, Informationsbereich und Lesesaal 20 bis 30 Kinderbuchbereich 25 bis 35 w w w Um unnötigen Befürchtungen vorzubeugen, sei hier noch eine Tabelle angefügt. Der Schritt in Richtung eines insgesamt geringeren Platzbedarfs durch höher angesetzte Regalbodenkapazitäten bei Büchern wird mindestens ausgeglichen durch einen höheren Bedarf für Bewegungsflächen, siehe Punkt 3 und Tabelle 7 auf dieser Seite. In beiden Anpassungen sieht der Autor Schritte in Richtung einer die Praxis genauer abbildenden Berechnung. Er plädiert deshalb für eine breite Akzeptanz. Bände je 1 m Regalboden Magazin und Kompaktmagazin (Aufstellung nach numerus currens) 2 Gudrun Faller, Petra Janssen: Berechnung des Flächenbedarfs für Bestandsaufstellungen in Hochschulbibliotheken – Stellungnahme der Landesunfallkasse NRW. In: ABI-Technik 27(2007)1, S. 43–46 3 Silke Cordes, Bernd Vogel: Bibliotheken an Universitäten und Fachhochschulen. Hannover: HIS-Hochschulplanung 179, 2005 BuB | 60 (2008) 04 Tabelle 6: Kapazität von Regalböden bei Büchern (Rückenpräsentation) durchschnittliche Länge der Regalreihen in m 8 Faktor Flächenbedarf für Regalerschließung, circa 1,30 Kompaktmagazin, Magazin, Freihandmagazin, Freihandbereich 7 6 1,35 1,40 Kompaktmagazin, Magazin, Freihandmagazin, Freihandbereich, Kinderbereich 5 1,50 Freihandbereich, Kinderbereich 4 1,60 3 1,75 Kinderbereich 2 2,10 Bereich Kompaktmagazin, Magazin Tabelle 7: Flächenbedarf zur Erschließung der Regalblöcke 333 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Farbe wirkt! Farbberater gibt Tipps für Raumgestaltung in Bibliotheken e wird auch nachgesagt, appetitanregend zu sein. Grün ist die Farbe der Natur und der Schöpfung. Grün ist deshalb auch ein Stabilisierungselement. Ein Raum mit Grüntönen wirkt ausgleichend, wohltuend und entspannend. Blau strahlt Zufriedenheit und Ruhe aus. Stress, Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen werden durch die Farbe Blau erfahrungsgemäß positiv beeinflusst. Violett gilt als Farbe des Geistes und der Spiritualität. Sie fördert seelisches Gleichgewicht und Entschlusskraft und wirkt durch .B –u –B .d Die Farbe bestimmt, neben der Architektur, das Erscheinungsbild einer Bibliothek und gehört zur »Corporate Identity«. Wenn ein Gebäude außen oder innen farblich neu gestaltet wird, verhilft ihm dies unweigerlich zu einer neuen Identität. Farbe ist nicht nur zufälliger Bestandteil der Architektur, sondern wirkt noch bevor Formen wahrgenommen werden. Durch Farben werden Emotionen und Stimmungen im Raum erzeugt. Farbgestaltung ist nicht nur eine Sache des Geschmacks, sondern ergibt sich aus vielen objektiven Kriterien. In einer Zeit, die geprägt ist durch technologische Veränderungen und sich stets verändernde Rahmenbedingungen, ist es auch für die Bibliotheken angesagt, an ihrem Image zu arbeiten. Will eine Bibliothek ihren Service verbessern, sollte auch das Erscheinungsbild einbezogen werden. Farbe ist nicht das einzige Mittel, aber es ist immer das schnellste und kostengünstigste. Zeitgemäßes Bibliotheksdesign bedeutet jedoch nicht, dass optisch alles auf moderne Technik ausgerichtet ist, die gefühlskalt und seelenlos wirkt. Das Erscheinungsbild eines Unternehmens oder eines Raumes wird geprägt durch seine Farbigkeit. Diese muss jedoch nicht bunt sein, das Geheimnis ist die Kombination. Eintönigkeit sollte vermieden werden, denn sie ist ermüdend. Eine gewisse Vielfalt ergibt sich durch eine leichte Reizung der Augen und Augenadaption, sie lässt der Fantasie mehr Spielraum. Die Bibliothek soll großzügig und übersichtlich sein, wobei die Farben ordnend wirken können, ruhig und friedlich. Insgesamt ist eine dezente Farbigkeit empfehlenswert, die jetzt modern und zeitlos ist, aber dies auch in zehn bis zwanzig Jahren noch sein wird. Psychologisch wirken Farben direkt auf uns – wir empfinden sie sofort als warm oder kalt, leicht oder schwer, hell oder dunkel. Farbe wirkt auf Empfindungen und Sinne, aber ebenso auf das Unterbewusstsein. w w w 334 Wirkungen ausgewählter Farben Gelb ist eine warme Farbe und steht für die strahlende Sonne, für Kreativität, Kommunikation und einen schnellen Verstand. Es wirkt vordergründig und kommt auf uns zu. Orange steht für Wärme, Geborgenheit und Gemütlichkeit und für Feuer. Orange Blau strahlt Zufriedenheit und Ruhe aus. Stress, Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen werden durch die Farbe Blau erfahrungsgemäß positiv beeinflusst. die Mischung von Rot und Blau zweideutig, mystisch und magisch. Rot hat eine belebende und positiv verstärkende Wirkung auf emotionaler Ebene, ist Vitalkraft und Willensstärke. Rot ist eine sehr starke Farbe und gilt als Symbol für das Leben und steht für Blut, Energie und körperliche Aktivität. Das anregende Rot kann jedoch leicht in Aggressivität umschlagen. Dies soll und kann nur ein kleiner Auszug der Wirkungen und Assoziationen von Farben sein. Farben wirken aber im Raum nicht für sich alleine, sondern immer im Konzert . Der Farbakkord ergibt die Gesamtfarbstimmung und damit auch die Wirkung und Identität einer Einrichtung – dieses Gestaltungselement sollte bewusst eingesetzt werden. Alfred Schleicher Alfred Schleicher ist Diplom Farbberater und -designer. Seinen Titel erwarb er bei der International Association of Colour-Consultants in Salzburg. 1980 gründete er das »Farbatelier Schleicher« mit den Arbeitsschwerpunkten öffentliche Gebäude, Siedlungsbau, Arbeitsplatz und Industriegestaltung. – Webseite: www.farbatelier.de, Kontakt: [email protected] BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser e (www.b-u-b.de) w w w .B –u –B .d (Bis 2000: »Buch und Bibliothek«) Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband Information Bibliothek e.V. (www.bib-info.de) 60. Jahrgang, Nr. 04, April 2008 ISSN 0340-0301 Das Erscheinungsbild eines Raumes wird geprägt durch seine Farbigkeit. Das Geheimnis dabei ist die Kombination. Das obere Foto zeigt den Blick in den Freihandbereich einer deutschen Bibliothek. Die beiden anderen Fotos demonstrieren, wie Atmosphäre und Raumwirkung durch den gezielten Einsatz unterschiedlicher Farben verändert werden können. Fotos: Alfred Schleicher BuB | 60 (2008) 04 Herausgeber: Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart Redaktionsbeirat: Dale S. Askey, Kansas State University Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal . Prof. Dr. Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Otte, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover . Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz Redaktion: BuB Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen Telefon (0 71 21) 34 91-0 Telefax (0 71 21) 30 04 33 E-Mail: [email protected] Redaktion: Julia Hellmich (hel) Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter Mitarbeit von Michael Reisser (rei) Verlag und Anzeigenverwaltung: BOCK + HERCHEN Verlag Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef Reichenbergerstraße 11 e . 53604 Bad Honnef Telefon (0 22 24) 57 75 Telefax (0 22 24) 7 83 10 E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Gabi Bott Herstellung: Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef Druck: Strube OHG, Gudensberg Erscheinungsweise: zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/August und November/Dezember) Preis: je Heft € 12,50, jährlich € 88,– Studierende sowie Mitglieder des VDB jährlich € 44,– Preise einschließlich Mehrwertsteuer und zuzüglich Versandgebühr. Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis jeweils 15. November. Bezug durch den Verlag Redaktionsschluss für Heft 6/2008: 15. April Anzeigenschluss für Heft 6/2008: 5. Mai 335 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Die Pracht der Bücherhäuser –B –u einzelnen Bibliotheken bieten nur die allerwichtigsten Sachinformationen und die erforderlichen Kontaktdaten, dazu in den meisten Fällen nur einen einzigen Literatur-Hinweis. Nach Möglichkeit ist hierfür ein neuer oder wenigstens neuerer Titel ausgewählt worden, der die betreffende Bibliothek monografisch behandelt und weiterführende Literaturangaben enthält. Die knappe Information über die Gelegenheit, bei der die AufHistorismus: UB Leipzig (Haupt-Album 07, nahmen der jeweiligen Bibliothek gemacht Foto Nr. 10) Foto: Christoph Seelbach worden sind, soll die Erinnerung daran wach halten, dass die gesamte Präsentation »Das Buch und sein Haus« aus der akademischen Lehre erwachsen ist und nicht aus einem vorher festgelegten, theoretisch bestimmten Konzept. w w Im digitalen Zeitalter werden eigene Gebäude zur dauerhaften Aufbewahrung, öffentlichen Präsentation und freien Nutzung der Informationsmedien von manchen als nicht mehr notwendig, ja als überholt angesehen; der heimische Bildschirm genüge, so heißt es. Angesichts der durch solche Auffassungen entstandenen Spannung auf dem Felde der Informationskultur soll die Sammlung einen originären Beitrag zur Entspannung leisten. Die umfangreiche private Diasammlung, die über Jahre auf Exkursionen entstanden ist, zeigt Bilder von dem ArchitekturFotografen Christoph Seelbach. .B Bibliotheksbau gehört seit der vorchristlichen Antike zu den spannendsten Herausforderungen der Baukunst. Viele der im Lauf der Jahrhunderte gebauten Bücherhäuser stellen bedeutende Zeugnisse der Kulturgeschichte dar und bereichern das Verständnis für die großen Linien der europäischen Wissenstradition. Auf der frei zugänglichen Website www. bibliotheksbauten.de1 mit dem Titel »Das Buch und sein Haus« wird eine Reihe solcher Zeugnisse präsentiert; der geografische Rahmen ist durch Deutschland und seine Nachbarländer bestimmt, der zeitliche durch die letzten sechs Jahrhunderte. .d e www.bibliotheksbauten.de gibt einen Überblick über die wichtigen Epochen des Bibliotheksbaus in Mitteleuropa »Alte« und »Neue Medien« gehören zusammen, am besten unter einem Dach. Dem aufmerksamen und geduldigen Betrachter zeigt die Sammlung nicht nur, welchen Rang man in früheren Zeiten den Bücherhäusern zuerkannt hat, sondern auch, welcher Rang ihnen an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert nach wie vor zukommt. Die umfangreiche private Diasammlung, die über Jahre auf Exkursionen entstanden ist, zeigt Bilder von dem Architektur-Fotografen Christoph Seelbach2. Die Texte zu den Gliederung nach kunsthistorischen Epochen Die 15 Haupt-Alben repräsentieren in erster Linie die für den Bibliotheksbau wichtigen (kunst-)historischen Epochen seit dem späten Mittelalter, berücksichtigen aber auch andere Der gegenwärtige Umfang der Präsentation wird demnächst noch erheblich erweitert. w 336 Gesichtspunkte. Sie enthalten insgesamt 128 Unteralben (die einzelnen Bibliotheken), die ganze Präsentation bietet zurzeit 1 432 einzelne Bilder. Der gegenwärtige Umfang der PräsentatiBarock und Rokoko: der Prunksaal der Nationalbibliothek Wien (Haupt-Album 04, Foto Nr. 14) Foto: Christoph Seelbach on wird demnächst noch erheblich erweitert. BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB –B .d e Die Botschaft der Häuser .B Die dritte Ebene stellen die Detailansichten der einzelnen Fotografien dar. Jedes Bild auf den Übersichtsseiten existiert in größeren Auflösungen, die durch Klick auf die Thumbnail-Ansicht geladen werden. Der Benutzer kann zwischen einer mittleren Bildgröße und einer Vollansicht der Bilder wählen. Philipp Mayr, Engelbert Plassmann 1 Zu Entstehungsgeschichte und Grundgedanken des Projekts: Engelbert Plassmann, Philipp Mayr (2005): Das Buch und sein Haus – ein Digitalisierungsprojekt am Institut für Bibliothekswissenschaft. In: B.I.T.online 8, Nr. 3, Seite 233–240; www.ib.hu-berlin.de/~mayr/arbeiten/plassmann-mayr_bitonline05.pdf 2 www.seelbachfotografie.de 3 http://gallery.sourceforge.net 4 http://bibliotheksbauten.de/albums.php 5 h t t p : / / b i b l i o t h e k s b a u t e n . d e / v i e w _ a l b u m. php?set_albumName=Gegenwart w Zum einen müssen vorhandene Aufnahmen aus etlichen Bibliotheken noch eingescannt und dann in das jeweils zuständige Album eingereiht werden; zum andern bestehen konkrete Pläne, in einzelnen besonders signifikanten in- und ausländischen Bibliotheken erstmals Aufnahmen zu machen, um das Gesamtbild des mitteleuropäischen Bibliotheksbaus in Geschichte und Gegenwart weiter abzurunden. Ende 2004 wurde damit begonnen auf Basis der Open Source Software Gallery3 (Version 1) die Präsentation aufzubauen. Die Albenstruktur der Sammlung ist vergleichsweise flach (drei Hierarchie-Ebenen). Die Samm- –u Abbildung 1. In der frei zugänglichen Präsentation werden die wichtigen Epochen des Bibliotheksbaus in Mitteleuropa in den letzten Jahrhunderten, das heißt vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, in anschaulichen Bildern dokumentiert. Hier sind verschiedene Ansichten der SLUB Dresden zu sehen. w Ende 2004 wurde damit begonnen auf Basis der Open Source Software Gallery (Version 1) die Präsentation aufzubauen. w lung besteht zunächst aus einer Übersichtsseite4 mit aktuell 15 Haupt-Alben, die den Epochen sowie anderen Gruppeneinteilungen entsprechen. Die zweite Ebene stellen bereits die einzelnen Bibliotheks-Alben dar, die in die Haupt-Alben eingruppiert sind. Zum Beispiel befinden sich im Album »13 Bibliotheksbau der Gegenwart«5 19 Bibliotheken als UnterAlben, die alphabetisch in drei Spalten ange- Bibliotheksbau der Gegenwart: UB Cottbus (Haupt-Album 13, Foto Nr. 10) Foto: Christoph Seelbach ordnet sind (siehe Abbildung 1). BuB | 60 (2008) 04 337 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Stadtbücherei Schweinfurt residiert im umgebauten Ebracher Hof .B –u Seit dem Jahr 1979 hauste die Stadtbücherei Schweinfurt in einem Wohn- und Geschäftshochhaus in der sechsten Etage. Inzwischen ist sie in eines der ältesten öffentlichen Gebäude der Stadt aus dem Jahre 1431 in zentraler Lage umgezogen, in den Ebracher Hof. Dort residiert sie in der ehemaligen »Zehntscheune« des früheren Zisterzienserklosters. Die stilvolle neue Heimat kommt an – und sorgt für Besucherrekorde. D Für die Stadtbücherei wurden SynergieEffekte geschaffen, denn die Mitarbeiter der Firmen und Behörden in der Innenstadt und die Gäste des Hotels besuchen jetzt die neue Bücherei. Die Hackeschen Höfe in Berlin Mitte inspirierten für die Gestaltung. Die Resonanz kann sich sehen lassen: Von Mai bis Dezember 2007 verzeichnete das neue Haus 105 000 Besucher. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres besuchten 55 000 Menschen die Zentrale der Stadt- e Die Bibliothek in der schmucken Scheune ie Stadtverwaltung hatte 1999 einen internationalen Architektenwettbewerb für die Gestaltung des Gebäude-Ensembles ausgelobt. Das italienisch-argentinische Architekturbüro von Bruno Fioretti Marquez aus Berlin setzte sich durch mit der Idee eines unterirdischen, mit Tageslicht erhellten Erweiterungsbaues, der die Silhouette des ursprünglichen Bauwerkes kaum beeinträchtigt und einen Platzgewinn versprach. Der erste Spatenstich wurde 2004 .d Anita Kaltenbach –B 338 w w w Früher wurde in der Zehntscheune ein Zehntel der Ernte in Naturalien aufbewahrt. Heute wird dort Wissen in Form von Medien gelagert – eine würdige Umnutzung. Foto: Stadt Schweinfurt gestochen, und im Mai 2007 wurde das neue Haus eingeweiht. Die Stadtbücherei ist in der ehemaligen »Zehntscheune« untergebracht. Früher wurde dort ein Zehntel der Ernte der Steuerpflichtigen in Naturalien aufbewahrt. Heute wird dort Wissen in Form von Medien gelagert; eine würdige Umnutzung im Informationszeitalter. Die Industriestadt Schweinfurt befindet sich in einem Strukturwandel zur Dienstleistungs- und Kulturstadt. Neben der Stadtbücherei wurden in einem neuen Gebäude die Zollverwaltungen von Oberund Unterfranken zusammengefasst, in das Hinterhaus des Ebracher Hofes zog ein Hotel mit Feinschmeckerküche und Business-Menü. bücherei. Dies entspricht einer Steigerung von über 90 Prozent. Auch die Zahl der Neuanmeldungen ist deutlich gestiegen von 600 auf 1 300 Neuanmeldungen von Mai bis Dezember, also Die Industriestadt Schweinfurt befindet sich in einem Strukturwandel zur Dienstleistungs- und Kulturstadt. um 114 Prozent. Die Besucher verweilen länger, denn sie halten sich gerne hier auf. Das Gebäude wurde beim Umbau in seinen Umrissen nicht verändert und die ursprüngliche großräumige Aufteilung wegen des Denkmalschutzes beibehalten. BuB | 60 (2008) 04 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Die Botschaft der Häuser Das weitläufige Untergeschoss in vier Metern Tiefe setzt sich aus zwei trapezför- –B Von der Romanabteilung aus kann der Besucher einen schönen Ausblick auf den Main, den Stadteingang und in den Innenhof genießen. –u migen Flächen zusammen. Diese Formgebung ist durch die Grundstücksgrenze bedingt und wird geschickt als Studienzone mit acht Internetplätzen und die Sachbuchabteilung genutzt. Auch die JugendSachbücher sind dort integriert. w w w BuB | 60 (2008) 04 .d Studienzone mit Internetplätzen Anita Kaltenbach, geboren 1959 in Nürnberg, ist seit 1996 Leiterin der Stadtbücherei Schweinfurt. Nach dem Abitur 1978 absolvierte sie eine Buchhändlerausbildung. Von 1980 bis 1982 Tätigkeit im Benutzungsdienst und in der EDV der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Nürnberg. Von 1982 bis 1985 bibliothekarisches Studium in Stuttgart, Praktikum an der Avon County-Library in Bristol. Von 1985 bis 1986 als Bibliothekarin im Benutzungsdienst der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Nürnberg tätig. Von 1986 bis 1996 Leiterin der Stadtbücherei Einbeck. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind Marketing und Management mit Schwerpunkt Kostenmanagement und Kosten- und Betriebsoptimierung. – Kontakt: Anita. [email protected] e Im Sommer lässt sich ein kleiner, südländisch anmutender Innenhof zur Lektüre nutzen. Dort wird sichtbar, dass der Architekt durch seine hispanische Herkunft inspiriert wurde. Vom Markt aus gelangt man in die oberen Etagen zur Romanabteilung, zu Literaturwissenschaft und in die Kinderbücherei und nach unten in die Sachbuchabteilung und die Videothek. .B Es galt, die gestalterischen Zwänge kreativ zu nutzen. Vom Vorplatz am Stadteingang gelangt man in das Gebäude: Blickfang dabei sind die 33 Meter lange Glaslaterne, die das Untergeschoss beleuchtet und das neu entstandene Hauptzollamt, in dessen Fenstern sich das historische Gebäude der Zehntscheune spiegelt. Man betritt das Erdgeschoss und steht in der Verbuchungszone und im »Markt«. Dort befinden sich wechselnde Medienausstellungen zu Jubiläen und Gedenktagen sowie viel genutzte Bestände wie DVDs, die Elternbibliothek, CDs und CD-ROMs. Ein schwarzer, polierter Teerboden, schwarze Magic Boxes, dreidimensionale Präsentationsmöbel, inspiriert vom Bildhauer Richard Serra, sowie Decken, Fachwerk und Wände in Weiß dominieren das Erscheinungsbild. In Erdgeschoss befindet sich auch das Lesecafé mit historischem Tonnengewölbe. Dort kann man ungestört Zeitungen und Zeitschriften lesen und leckere Kaffeesorten genießen. Einmal im Monat lädt die Bücherei zum Erzählcafé ein. Im Untergeschoss entstand ein tagheller, ruhiger Raum durch die oberirdische Glaslaterne, die den ehemaligen 339 340 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Die Botschaft der Häuser Stadtbücherei Schweinfurt Einwohnerzahl Schweinfurt: rund 54 000 e Anschrift .d Stadtbücherei Schweinfurt Ebracher Hof Brückenstraße 29 97421 Schweinfurt Träger/Bauherr Stadt Schweinfurt Leitung Dipl.-Bibl. Anita Kaltenbach Fläche –B 1 281 Quadratmeter Ausstattung Eigenentwurf des Architekten Datenverarbeitung Bibliotheca Auf den Etagen herrscht eine wunderbare Stille, da das Gebäude bis zu 120 Zentimeter dicke Mauern hat, die jeden Straßenlärm abhalten. Foto: Kaltenbach Kosten Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez Bestand 92 000 Medien, davon 56 700 im Ebracher Hof Etat 2008: 1,38 Millionen Euro, davon 87340 000 Euro Buchetat Personal 12 Stellen, davon 8,56 im Ebracher Hof Öffnungszeiten Das Haus war schon als Sanierungsobjekt am Tag des Offenen Denkmals zu besichtigen. Die Stadt ist stolz auf ihr jüngstes Architekturjuwel. w Montag 10 bis 19 Uhr, Dienstag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 13 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 18 Uhr und Freitag 10 bis 19 Uhr an den historischen Fenstern stehen. Von hier aus kann der Besucher einen schönen Ausblick auf den Main, den Stadteingang und in den Innenhof genießen. Da in den oberen Etagen nur historische, kleinere Fenster zu finden sind, entschied sich der Architekt dafür, die Regale, .B Planung/Architekt/Gestaltung –u 9 Millionen Euro w w Verlauf der Stadtmauer (virtuell) andeutet. Sichtbeton und Eichenstützen, eine Reminiszenz an die alten Fachwerkstützen in den oberen Etagen, Eichenholz-Regale und eine Natursteinwand erzeugen eine einmalige Atmosphäre. Im ersten Stock befindet sich die Belletristik und die Sekundärliteratur dazu. Das »Literarische Kabinett« ist die ehemalige Kapelle des Klosters. Hier sind Hörbücher, allgemeine Biografien, fremdsprachige Belletristik und literaturwissenschaftliche Sekundär-Literatur untergebracht sowie eine ruhige Studienzone. Die Romanabteilung wird von Lesetischen und Leseplätzen umrahmt, die das Fachwerks und die Wände in Weiß zu halten, um mehr Helligkeit in den Raum zu bringen. In der zweiten Etage befindet sich die Kinderbücherei. Sie wurde bewusst in der Nähe der Romanabteilung angesiedelt, damit Eltern und Kinder zueinander kurze Wege haben – und dennoch über ein eigenes Reich verfügen. Die weißen, kindgerechten Regale kontrastieren mit bunten Sitzmöglichkeiten aus Schaumgummi, die auch zum Bauen genutzt werden können und die kindliche Fantasie anregen. Wir entdecken täglich neue Gebilde, von kleinen Künstlern geschaffen. Die zum Teil mobilen Regale in der Kinderbücherei bilden kleine Innenräume, in denen es sich die Kinder gemüt- lich machen zum Spielen und Lesen. Die bunten Kinderbücher sind Farbkleckse in dieser hellen Umgebung, beleuchtet durch die vielen Dachgaubenfenster der ehemaligen Scheunenböden. Wunderbare Stille Auf den Etagen herrscht eine wunderbare Stille, da das Gebäude bis zu 120 Zentimeter dicke Mauern hat, die jeden Straßenlärm der Innenstadt abhalten. Das Haus war schon als Sanierungsobjekt am Tag des Offenen Denkmals zu besichtigen. Die Stadt ist stolz auf ihr jüngstes Architekturjuwel, das bereits auf neue Technologien vorbereitet ist. Die Stadtführungen gehen zu den Öffnungszeiten der Bücherei durchs Haus. Aktionen wie »Senioren ans Netz« und »Frauen ans Netz« geben Gelegenheit, sich mit dem Internet, unserer Homepage und dem Internetkatalog, mit der 24-StundenRecherche und der Verlängerungsfunktion bekannt zu machen. Die Stadtbücherei versteht sich als Portal zur Welt der (neuen) Medien. Die beiden ehemaligen großen Scheunentore, die heute durch große Glasfenster ersetzt sind, gewähren ebenerdigen Einblick in das Geschehen, die neu ausgestellten Medien und die Internetplätze für Jugendliche. Sie ziehen Laufkundschaft an. Das Programm des Hauses wurde so in Architektur und Leben umgesetzt. BuB | 60 (2008) 04 Magazin Lesesaal || BuB BuB 341 341 341 Internet Zeitungsartikel – eine oft ignorierte Kategorie der Volltexte w .d –B –u w Volltexte – also Texte, welche nicht zuerst bibliografisch recherchiert und deren Standort und Verfügbarkeit dann in einem zweiten Rechercheschritt gesucht werden muss – sind eine der attraktiven Inhalte des Internet. Suchen und gleich nutzen können, was könnte besser sein? Von bibliothekarischer Seite (beispielsweise bei Schulungen) wird dabei meist an elektronische Zeitschriften und Bücher gedacht und eine Kategorie der Volltexte oft übersehen, welche für unsere Benutzer von hohem Wert ist – die Zeitungsartikel, welche neudeutsch meist »news« genannt werden. Zeitungen sind geschichtlich gesehen das Rückgrat der Öffentlichkeit, bilden also einen Baustein der Demokratie (und der Bildung), sodass sie schon immer einen wichtigen Teil im Bestand von Bibliotheken bildeten. Auch wenn die Presse in der Nutzung durch andere Massenmedien wie Radio oder TV überholt wurde, auch wenn behauptet wird, dass Zeitungen durch Weblogs ersetzt werden könnten (was nicht der Fall ist), auch wenn die Qualität von Presseartikeln tendenziell sinkt: Die Funktion und Bedeutung der Presse wird bleiben. Folglich sollten Bibliotheken weiterhin für ihre Verbreitung sorgen, auch wenn steigende Abonnementspreise und sinkende Bibliotheksetats oft dazu führten, das Angebot an Titeln einzuschmelzen oder gar ganz einzustellen. Um so mehr sollte man dann dafür Sorge tragen, dass die Nutzung der frei zugänglichen Zeitungen im Internet steigt. Wie man gezielt darauf zugreifen kann, stelle ich hier vor. Prinzipiell muss man im Voraus bemerken, dass der Markt unübersichtlich ist und sich stets in Bewegung befindet. Es ist nur ein Teil der Inhalte kostenlos verfügbar und, um dies auch zu erwähnen, extensiv mit Werbung versehen. Von diesen wandert ein großer Teil nach einer Periode von 5 bis 24 Tagen ins kostenpflichtige Archiv. – Der erste Zugang zu – zumindest bei den aktuellen Ausgaben – kostenfrei zu nutzenden Zeitungen sind Linksammlungen. Es gibt einige, welche die Zeitungen international aufführen, sodass man nicht nur die deutschen Titel im Blick hat. Das macht Sinn, denn man sollte auch an Mitbürger mit Migrationshintergrund denken! Wenn Sie einmal miterlebt haben, was für einen in Deutschland lebenden Spanier die Zeitung »El País« für eine Bedeutung hat, dann wüssten Sie, was es bedeutet, dass diese Zeitung nicht nur frei im Netz zugänglich ist, sondern unlängst auch ihr Archiv seit 1976 für die kostenlose Nutzung geöffnet hat (www.elpais.com). Aber nach diesem Exkurs zurück zu den Linksammlungen: Metagrid www.meta grid.de und Newspaperindex www.news paperindex.com decken eigentlich so ziemlich alles ab, was benötigt wird. Manche der in diesen Sammlungen aufgeführten Titel sind erst nach einer Registrierung kostenlos zu nutzen. Wer hier seine Daten nicht eingeben mag, die/der kann den Dienst BugMeNot www.bugmenot.com verwenden, bei dem man sich für viele Registrierungsseiten einfach Registrierungsdaten borgen kann. .B Volltexte sind neben allgemeinen Informationen der Mehrwert, den das WWW bietet. Eine oft vergessene Kategorie der Volltexte sind Neuigkeiten und Artikel aus Zeitungen. w @ Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als Informationsanbieter und Rechercheur aktiv. Näheres zur Person unter http://homepages. uni-tuebingen.de/juergen.plieninger BuB | 60 (2008) 04 Wenn Sie jetzt Zugriff auf einen Titel und vielleicht auch auf dessen Archiv haben, so denken Sie bitte nicht, dass Ihnen jetzt alles, was auf Papier erschienen ist, elektronisch zur Verfügung steht! Wie alle Online-Medien bieten Zeitungen und Zeitungsarchive keinerlei Informationen darüber, welche Lücken bestehen. In den Online-Ausgaben fehlt oft der Inhalt ganzer Rubriken, ebenso verschwanden vor einiger Zeit in US-amerikanischen Zeitungsarchiven kommentarlos alle Artikel, die von freien Mitarbeitern verfasst worden waren. Der US Supreme Court hatte befunden, dass diese für eine OnlineVeröffentlichung erneut zu entlohnen seien, was dazu führte, dass deren Beiträge einfach aus den Online-Zeitungsarchiven verschwanden. Merke: Sie haben also bei der elektronischen Ausgabe einer Zeitung stets etwas, aber selten alles! Einen netten Dienst möchte ich Ihnen noch nennen, »Today’s Front Pages« des Newseums www.newseum.org/todays frontpages. Er bietet weltweit von ausgesuchten Titeln tagesaktuell jeweils die Ansicht der Frontseite in Original-Layout. Zugegebenermaßen ist das Angebot nur für die USA sehr breit, gleichwohl bietet dieser Dienst einen speziellen Mehrwert, welchen Ihre Nutzer vielleicht schätzen. Wenn nun nicht der Zugriff über einzelne Zeitungen gewünscht wird, sondern die Suche nach Beiträgen zu bestimmten Themen im Vordergrund steht, dann sind Spezialsuchmaschinen das Mittel der Wahl. Meist sind diese Zeitungssuchmaschinen bereits in die bekannten Suchmaschinen als Option eingegliedert worden, aber es gibt daneben auch Einzel- und Metasuchmaschinen, welche die Presse erschließen. Alle unterscheiden sich – wie könnte es auch anders sein? – in Datenbestand und Performanz der Suche, sodass man wie immer bei Online-Suchdiensten nur empfehlen kann, stets mehrere zu verwenden! Freilich ist es auch hier wieder so, dass Google der Marktführer nach Breite der erschlossenen Titel, Suchmöglichkeiten und Darstellung der Ergebnisse ist, aber ich hoffe, dass ich Ihnen einige andere Angebote schmackhaft machen kann, die als zusätzliche Suchmöglichkeit infrage kommen. Fangen wir mit Googles Newssuche an: Wenn man die deutschsprachige Newssuche von Google news.google.de aufruft – e Aktuelles aus der ganzen Welt 342 BuB BuB || Magazin Lesesaal Internet Blickpunkt Internet w e gefenster) in die Homepage einbinden, jedoch sollte man vorher die urheberrechtlichen Fragen abklären, beispielsweise bei der Lokalpresse die Einwilligung einholen, Titelzeilen auf der Bibliothekshomepage anzuzeigen. Wissenschaftliche Bibliotheken können ihre Nutzer auf diesen Volltexttyp aufmerksam machen, sei es in Schulungen oder auf Fachinformationsseiten. Hier sollte auch die Möglichkeit des Abonnements von Suchanfragen per RSS mit kommuniziert werden, da die Benutzer so eine genau konfigurierte und stets aktualisierte Anzeige von interessanten Artikeln zu gewünschten Themen bekommen. Zwei Dinge fallen mir noch ein: Zum einen gibt es spezialisierte Zeitungen, auf die man in bestimmten Fächern hinweisen sollte. Man findet sie meist unter den Ergebnissen von Zeitungssuchmaschinen, wenn man nach speziellen Themen gesucht hat. Beispielsweise ist die »Neue Musikzeitung« www.nmz.de ein frei zugänglicher Titel, der im Bereich Musik interessante Beiträge bringt. Solche Titel sollten bei einschlägigen Linksammlungen und Fachinformationsseiten mit aufgeführt werden. Zum anderen gibt es thematisch spezialisierte Pressedienste, welche die Zeitungsartikel für bestimmte Themengebiete dokumentieren. Ein Beispiel habe ich Ihnen in einem zurückliegenden »Fundstück« bereits genannt, den »Perlentaucher« www.per lentaucher.de, der die Feuilletonbeiträge großer deutscher Tageszeitungen inhaltlich referiert. Und für den Bereich der Europäischen Union bietet seit einiger Zeit die Bundeszentrale für politische Bildung den Pressedienst Eurotopics an www.eurotopics. net/de. Solche Dienste – falls bekannt und frei zugänglich – sollten unbedingt beim Thema »Zeitungsartikel« mit bedacht werden. .B –u –B .d Für den internationalen Bereich gibt es den Suchdienst Wordnews www.world news.com, welcher auch die Suche in bestimmten Weltregionen ermöglicht. Darüber hinaus bekommt man hier bei den Ergebnissen zum Teil auch passende Pressefotos angezeigt, was sonst nur das internationale Yahoo! (und dies auch sehr versteckt) bietet. Etliche Metasuchmaschinen wie zum Beispiel clusty.com und www.metacrawler. com bieten die Möglichkeit, mehrere Zeitungssuchmaschinen auf einmal abzufragen. Meiner Erfahrung nach sind die Ergebnisse aber nicht so gut, als dass sich die Verwendung wirklich lohnt. Im Vergleich dazu kann die Verwendung von Suchinterfaces reizvoll sein, da diese mehrere Zeitungssuchmaschinen nebeneinander auflisten und die sukzessive Abfrage mit denselben Stichwörtern erlauben. So kann man gut vergleichen! Probieren Sie doch mal www.trovando.it oder www.intelways.com aus. Blicken wir zum Schluss noch auf die Suche nach Zeitungsartikeln, deren Erscheinungsdatum bereits länger zurückliegt und die nicht mehr frei zugänglich sind. Romso habe ich in dieser Hinsicht bereits erwähnt, Google bietet seit neuestem auch eine erweiterte News-Suche und eine Suche nach weiter zurückliegenden Artikeln; news. google.com/archivesearch. Eine Metasuche über viele deutschsprachige Titel (einzuschränken auf überregionale oder regionale Titel) ermöglicht German Business Information (GBI) www.geni os.de. Man kann hier sogar mit Boole’schen Operatoren und Klammerungen arbeiten und somit sehr genau abfragen. So wäre beispielsweise die Recherche von »(bibliothek* and pankow) and etatkürzungen« möglich, um Artikel zu Etatkürzungen in Berlin-Pankow zu recherchieren. Was ist die Nutzanwendung des bisher Geschilderten? Was haben unsere Benutzer davon? Öffentliche Bibliotheken können diese Kategorie der Volltextsuche in ihre Schulungen übernehmen und Links in ihre Homepage integrieren, welche die Zeitschriftensuchmaschinen allgemein betreffen oder auch bestimmte Suchabfragen (beispielsweise zur Lokalgeschichte oder Kommunalpolitik). Man könnte sogar die betreffenden Pressemeldungen selbst per Widget (Anzei- w es gibt weitere für andere geografische beziehungsweise Sprachbereiche –, so sehen Sie links Rubriken wie in Zeitungen (Politik, Wirtschaft, Sport, …) und in der Mitte die wichtigsten neuen Meldungen, unter anderem mit Bildern aus den Artikeln garniert. Es wird dem Nutzer also ein Index der wichtigsten Beiträge angeboten, durch die man sich je nach Interesse durchklicken kann. Oben über den einzelnen Kurztiteln gibt es ein Suchfeld, in dem man Stichworte eingeben kann. Die oft gebündelt dargestellten Ergebnisse kann man sich entweder nach Relevanz in einem Ranking oder chronologisch geordnet darstellen lassen. Die erweiterte Suche erlaubt einem genauer konfigurierte Suchanfragen. Bemerkenswert ist noch die Option »Alert Service« links unter den Rubriken. Dort kann man die aktuell durchgeführte Suchanfrage »abonnieren«, das heißt sicherstellen, dass neue Artikel zu dieser Abfrage einem per E-Mail oder RSS zugesendet werden. So ist man nicht mehr gezwungen, bei langfristigem thematischem Interesse immer wieder die Suchmaschine zu laden, die bewährten Stichworte einzugeben und zu checken, ob neue Artikel angezeigt werden. Man bekommt nun aktuelle Ergebnisse stets aufs Neue zugesandt, ohne dass man daran denken und aktiv werden muss. Das ist Zeitmanagement pur! Zwei weitere Suchmaschinen für deutschsprachige Zeitungen sollten Sie bei der Suche berücksichtigen: Romso www.romso.de und die Newssuche von web.de suche.web. de/search/newshp. Romso verarbeitet einzelne oder mehrere Suchbegriffe und ordnet die Ergebnisse chronologisch. Dabei sind die Kurztitelangaben oft nicht so aussagekräftig wie bei Googles Newssuche, dafür aber mit Schlagwörtern versehen, die Orientierung geben. Romso kümmert sich nicht darum, ob die betreffenden Artikel zugänglich sind oder nicht, das heißt, man kann die Spezialsuchmaschine auch für die Suche nach weiter zurückliegenden Zeitungsartikeln verwenden. Web.de bietet mit seiner Newssuche die Möglichkeit, nach einer Suche mithilfe einer auf der Ergebnisseite links eingeblendeten Leiste mit »geclusterten« Begriffen (Begriffe, welche in den Ergebnissen öfter vorkommen) die Suche weiter einzuschränken, sich also relevanten Artikeln schneller nähern zu können. w 342 342 Fundstück In einem der ersten Internet-Blickpunkte wurde auf den Biblioblog-Planeten von Lambert Heller hingewiesen. Er wurde durch einen noch benutzerfreundlicheren Aggregator unter rss.netbib.de ersetzt. Hier können Sie die Neuigkeiten aus den verschiedensten Bibliotheks- und Bibliothekars-Weblogs in einem zur Kenntnis nehmen. BuB | 60 (2008) 04 Magazin Lesesaal || BuB BuB 343 343 343 Fachliteratur .d –u Buchfieber. Zur Geschichte des Buches im 3. Reich. Gerd Simon und unzählige Mitarbeiter [Walter Back, Steffen Bender, Peter Michael Berger…]. Tübingen: Gesellschaft für Interdisziplinäre Forschung, 2007. X, 328 Seiten: Illustrationen. – broschiert 30,– Euro »Tödlicher Bücherwahn« .B Gewöhnungsbedürftig ist die Verfasserangabe auf Umschlag und Titelblatt (»Gerd Simon und unzählige Mitarbeiter«). Auf dem Gegentitel werden wie auf einem Besetzungszettel 52 »Mitwirkende« namentlich aufgeführt und auf »viele andere mehr« hingewiesen. Vermutlich handelt es sich zum großen Teil um Studierende aus den Lehrveranstaltungen des Autors. Das ist ehrenwert, aber in den Texten selbst ist diese Mitwirkung nicht erkennbar, zumal ein »Ich« häufig hervortritt. Simon hat an der Universität Hamburg Germanistik, Evangelische Theologie, Philosophie und Pädagogik studiert, an Interdisziplinarität orientiert. Von 1970 bis 2002 wirkte er als Akademischer Rat beziehungsweise Oberrat am Deutschen Seminar der Universität Tübingen. Er ist Mitbegründer und Vorsitzender einer Gesellschaft für interdisziplinäre Forschung Tübingen (GIFT) – das Buch ist dieser Vereinigung als »Geschenk« zum zehnjährigen Bestehen gewidmet – sowie Gründer und Leiter eines Philologiehistorischen Forschungsauftragsdienstes (PFAD). Dieses und vieles andere mehr, darunter ein umfängliches Publikationsverzeichnis und von ihm verfasste Texte, sind seiner Homepage zu entnehmen. Der Band enthält zwischen Einleitung und Nachwort fünf Kapitel, die jedes ein w w w Privatanschrift des Rezensenten: Prof. em. Dr. Peter Vodosek, Seestraße 89, 70174 Stuttgart; [email protected] BuB | 60 (2008) 04 eigenes Inhalts- und Literaturverzeichnis haben. Ein Anhang bietet eine Reihe von Kurzbiografien. »Buch und Schwert«, Kapitel eins, gibt einen ersten Überblick über das deutsche Buchwesen im Dritten Reich. »Himmlers Bibel« handelt von der bereits erwähnten »Ura-Linda-Chronik«, eines der vielen literarischen Machwerke dieser Zeit. »Zwangsbücherverbrennung und KZ« beschäftigt sich mit der nationalsozialistischen Sprachpolitik im Elsass. In »Tödlicher Bücherwahn« geht es um das relativ bekannte, tragische Schicksal des jüdischen Albanologen und Bibliothekars an der Wiener Nationalbibliothek Norbert Jokl. »Der Kampf gegen die Bücherflut« meint die der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation bei ihrer Gründung zugedachte Aufgabe. Die bewusst reißerisch formulierten Überschriften verführen aber weniger zur Lektüre, als dass sie falsche Erwartungen wecken. »Tödlicher Bücherwahn« ist eben kein Krimi aus der Feder von Agatha Christie. –B Buchhistorischer Sammelband zum Dritten Reich mit interdisziplinärem Anspruch üsste man dieses Buch mit einem Wort charakterisieren, böte sich »apart« mit seiner Bedeutungsbreite an: von »ungewöhnlich« bis »abseitig«. Die Schwierigkeiten für den Rezensenten beginnen bereits mit dem Titel. Der Begriff »Buchfieber« fasst, gemäß der Einleitung, »Phänomene wie Bücherfälschung, Buchverfolgung, Bücherwahn, aber auch Bücherflut« zusammen. Wie weit ein solcher Metabegriff trägt, soll hier nicht erörtert werden. Er suggeriert aber eine gewisse inhaltliche Einheit, zumindest aber einen roten Faden, der jedoch nur schwer auszumachen ist. Zwischen der ominösen Ura-LindaChronik und der Gründungsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD) 1941 liegen jedoch Welten. Der Zusatz zum Titel (»Zur Geschichte des Buches im 3. Reich«) begrenzt das Spektrum zwar zeitlich, macht aber aus den disiecta membra noch kein Ganzes. Diese einleitenden Bemerkungen sollen keine Fundamentalkritik a priori sein, denn eine Aufsatzsammlung zum Buch in Nazi-Deutschland hat ihre grundsätzliche Berechtigung. e M Vom Tod durch Ertrinken in Information bis zur Beihilfe zum Mord… Hehrer Anspruch Nach der Selbstaussage des Verfassers greifen einige Kapitel auf ältere Fassungen oder Vorfassungen zurück, die er im Internet zur Verfügung stellt. Aus seinen Bemerkungen zum Wissenschaftsbetrieb lässt sich herauslesen, dass er sich als alternativer oder besser kritischer Wissenschaftler betrachtet. Seiner Meinung nach neige Wissenschaft zum Marginalismus, zum »Nebensachenwahn«; eine Fehlentwicklung; die durch eine Umstellung der verbreiteten wissenschaftlichen Methodik auf das Bedeutende korrigiert werden müsse. Sein Buch soll am Beispiel der Geschichte des Informationsträgers Buch zeigen, wie die Wiedergabe interdisziplinärer Forschung praktiziert werden kann. Es bringe Übersichten, »wie man sie in dieser Stringenz nirgendwo findet, mit Detailstudien auf Grund von autoptional gewonnenen Primärinformationen und faktennahen Interpretationen«. Diesem hehren Anspruch gegenüber sieht die Realität etwas anders aus. Es soll nicht bestritten werden, das in dem Buch bisher nicht oder nicht ausreichend bekannte »Primärinformationen« zu finden sind. Sehr vieles aber ist ergänzungs- oder korrekturbedürftig. 250 Bücher täglich? Um mit etwas Grundsätzlichem zu beginnen: Simon spricht immer wieder von 344 BuB BuB || Magazin Lesesaal Neue Fachliteratur w Brown, David J.; Richard Boulderstone: The impact of electronic publishing. The e future for publishers and librarians: München: Saur, 2008. ca. 304 Seiten. – gebunden 88,– Euro .d liotheksarbeit. Grundlagen – Konzepte – Erfahrungen. Einführung von Claudia Lux. Herausgeber: Petra Hauke und Rolf Busch. 1. Auflage. Bad Honnef: Bock + Herchen, 2008. 320 Seiten. – broschiert 39,90 Euro –B Aus der Kurzbiografie von Alfred Petrau (Seite 241 f.) erfährt man im Grunde nicht, welches »Kleinunternehmen« er geleitet und was er tatsächlich »zentral mit der Geschichte des Buches« als »Privatforscher« im Sinn gehabt hat. Bei etlichen Biografien sind die Lebensdaten unvollständig, obwohl sie in den meisten Fällen unschwer zu ermitteln gewesen wären. Unwillkürlich drängt sich die Frage auf, wie bei solcher Sorglosigkeit im Detail die Statik den methodologischen Oberbau trägt. In formaler Hinsicht befremdet die Angabe des Datums im Abschnitt »Einige Daten zur Geschichte der Buch- und Dokumentationswissenschaft« nach »amerikanischem Muster« (Seite 258 ff.). Zahlenungetüme wie »14500000« (soll schlicht 1450 bedeuten) sind alles eher als benutzerfreundlich. Allzuviele Leser in den USA wird die Veröffentlichung wohl nicht finden, um ihnen dergestalt entgegenkommen zu müssen. Um sich nicht in Quisquilien zu verlieren, soll hier abgebrochen werden. Nicht ohne Enttäuschung legt man ein Buch aus der Hand, das zumindest von seiner Intention her die Forschungsliteratur zum Thema hätte bereichern können.4 Peter Vodosek w Bertha von Suttner (Seite 172) hieß nicht Barbara und verstand sich in erster Linie als Pazifistin und Schriftstellerin, nicht als Frauenrechtlerin. Zur Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation sei zusätzlich auf die in Deutschland viel zu wenig bekannte verdienstvolle Untersuchung von Pamela Spence Richards hingewiesen.2 Nicht recht glücklich wird man auch mit den »Kurzbiographien« zu einigen Buch-, Dokumentations- und Informationswissenschaftlern im 3. Reich«. Warum im Fall der Würdigung von Hanns Wilhelm Eppelsheimer (Seite 216) die »Buchwissenschaftshistoriker« (wer immer die sein mögen) nur »ausnahmsweise« einmal lobend zu erwähnen sind, bleibt Geheimnis des Autors. Adolf von Harnack war nicht Inhaber des Lehrstuhls für Bibliothekswissenschaft an der Universität Berlin (Seite 266). 1921 wurde vielmehr Fritz Milkau als sein Nachfolger Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek und erhielt danach 1928 die neu geschaffene Professur für Bibliothekswissenschaft. Wessen »Hauszeitschrift« (Seite 268) das 1884 von Otto Hartwig (Halle) gegründete »Zentralblatt für Bibliothekswesen« sein soll, wird nicht ersichtlich. Nachfolger von Josef Bick als Generaldirektor Neue Fachliteratur Brücken für Babylon. Interkulturelle Bib- Lebensdaten unvollständig –u Verwechslungen der Wiener Nationalbibliothek war nicht Robert Teichl (Seite 288), sondern Paul Heigl. Teichl wurde sein Stellvertreter. Die Aussage, die Deutsche Bücherei habe den Umfang des (Deutschen) Gesamtkatalogs auf 330 Bände und die Erscheinungsdauer auf 200 Jahre geschätzt, wird nicht belegt (Seite 283).3 Gustav Abb war nicht Leiter der UB Krakau (Seite 284), sondern Direktor der neu gegründeten Staatsbibliothek Krakau. .B Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaften, ohne diesen Plural irgendwo theoretisch zu begründen. Zumindest im Fall der Buchwissenschaft(en) sei an die Überlegungen von Ludwig Delp erinnert, die schon vor Jahrzehnten die Fachdiskussion belebt haben. Zum ersten Kapitel wäre zu sagen, dass das Motto »Das Buch, ein Schwert des Geistes« (Seite 1) nicht erst 1937, sondern bereits für die erste »Woche des Deutschen Buches« vom 27. Oktober bis 3. November 1935 in Münster geprägt wurde. Werner Schochow (Seite 6) hat für seine angeführten Zitate sehr wohl auf eine exakte Quellenangabe hingewiesen.1 Dietrich Strothmanns Monografie »Das System der nationalsozialistischen Schrifttumspolitik« sollte doch besser nach der 4. Auflage 1985 zitiert werden, zumal sie mit der 2. Auflage beträchtlich erweitert wurde. Die Zahlenangabe von fünf Millionen durch den Verfasser eingesehener Schriftstücke aus dem 3. Reich (Seite 127, Fußnote 2) erscheint doch sehr zweifelhaft, wenn er bei einer angenommenen 50-jährigen wissenschaftlichen Tätigkeit nicht tagtäglich über 250 Stücke in die Hand genommen hat. w 344 344 1 Und zwar in Peter Vodosek/Manfred Komorowski [Hrsg.]: Bibliotheken während des Nationalsozialismus. Teil 1. Wiesbaden: Harrassowitz, 1989, Seite 25 2 Pamela Spence Richards: Scientific Information in Wartime. The Allied-German Rivalry 1939–1945. Westport (Connecticut), London: Greenwood Press, 1994 3 Vgl. dazu die maßgebliche Untersuchung von Bernd Hagenau: Der deutsche Gesamtkatalog. Wiesbaden: Harrassowitz, 1988. 4 Christina Koch: Das Bibliothekswesen im Nationalsozialismus. Eine Forschungsstandanalyse anhand der Fachliteratur. Marburg: Tectum-Verlag, 2003 Fuchs, Thomas: Bibliothek und Militär. Militärische Büchersammlung in Hannover vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Mit einem Katalog der Handschriften der ehemaligen Wehrreichsbibliothek II in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. 1. Auflage. Frankfurt (Main): Klostermann, 2008. 205 Seiten: Illustrationen (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderbände; 93). – gebunden 64,– Euro (im ZfBB-Abonnement 57,60 Euro) Providing access to information for everyone. 16 BOBCATSSS Symposi- um 2008 (Zadar, Croatia, 28.01.2008 – 30.01.2008). Hrsg. Petra Hauke … 1. Auflage. Bad Honnef: Bock + Herchen, 2008 (Beiträge zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 3). XIV, 379 Seiten: Illustrationen. – broschiert 25,– Euro [Online-Version unter http://edoc.hu-ber lin.de/conferences/bobcatsss2008] Tan, Jin: Bibliotheken in Second Life. 1. Auflage. Wiesbaden: Dinges & Frick, 2008 (B.I.T.online innovativ; 17). 100 Seiten: Illustrationen. – broschiert 24,50 Euro Wissen, Dirk: Zukunft der Bibliographie – Bibliographie der Zukunft. Eine Expertenbefragung mittels DelphiTechnik in Archiven und Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Berlin: Logos-Verlag, 2008 (Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft ; 20). 456 Seiten: grafische Darstellungen. – broschiert 56,– Euro BuB | 60 (2008) 04 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 345 345 345 Wie in der Vergangenheit wird auch der nächste Bundesvorstand für die Wahlperiode 2008 bis 2011 von den eingeschriebenen BIB-Mitgliedern auf einer Mitgliederversammlung in geheimer Abstimmung gewählt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Briefwahl. Die Präsenzwahl findet im Rahmen des diesjährigen Deutschen Bibliothekartages in Mannheim auf der BIB-Mitgliederversammlung statt, und zwar am Donnerstag, 5. Juni 2008, im Congress Center Rosengarten Mannheim, Saal Ludwig van Beethoven I (Dorint Hotel). Die Versammlung beginnt um 9 Uhr, Ende gegen 13 Uhr. BIB-Mitglieder, die keine offiziellen Teilnehmer des Bibliothekartags sind, erhalten für die Zeit der Mitgliederversammlung auch ohne Teilnehmerkarte Zutritt zum Gebäude. Die offizielle Einladung mit detaillierter Tagesordnung wird in der nächsten BuB-Ausgabe veröffentlicht. Briefwahl Kandidatinnen und Kandidaten für den BIB-Bundesvorstand 2008/2011 Anforderung w w w Für BIB-Mitglieder, die die Mitgliederversammlung nicht besuchen können oder wollen, besteht die Möglichkeit der Briefwahl. Dabei ist Folgendes zu beachten: Die Wahlunterlagen für die Briefwahl werden an die Mitglieder von der BIBGeschäftsstelle nur auf Anforderung verschickt. Die Materialien können seit Anfang März dieses Jahres (Hinweis in BuB Heft 3/2008, Seite 257) bei der BIB-Geschäftsstelle bestellt werden (Adresse siehe im Folgenden). Der Versand der Wahlunterlagen an die anfordernden Mitglieder beginnt mit Erscheinen dieses Heftes. Die Zustellung der Materialien erfolgt bis Freitag, 25. April 2008. Letzter Rücksendetermin (Poststempel) für die Wahlbriefe ist dann Freitag, 23. Mai 2008 (Vierwochenfrist). .d Präsenzwahl Die Briefwahlunterlagen werden ausschließlich von der BIB-Geschäftsstelle in Reutlingen verschickt. – Kontakt: BuB | 60 (2008) 04 zweiten Bildungsweg erworbenes Abitur mit anschließendem Fernstudium der Informatik (Abschluss 2007). Seit einigen Jahren nebenberuflich tätig im Bereich Webdesign/Logoentwicklung. Neben meinem Beruf bin ich in örtlichen Vereinen und im Katastrophenschutz aktiv, lese gern, treibe ein wenig Sport und verbringe meinen Urlaub zumeist jenseits des Atlantiks (natürlich immer Pflicht: Besuch der lokalen Bibliothek). Auch bin ich sehr kommunikationsfreudig und kann daher keiner guten Diskussion widerstehen – und das nicht nur zu bibliotheksbezogenen Themen. Seit vielen Jahren bin ich im BIB aktiv (unter anderem Mitarbeit in der Kommission für Neue Technologien, im Vorstand der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen und, derzeit, der Webredaktion des BIB). Ein Berufsverband, der mich immer wieder inspiriert hat. Durch meine Mitgliedschaft sind viele Kontakte entstanden, die ich heute nicht mehr missen möchte. Nun möchte ich mich neuen, berufspolitischen Herausforderungen stellen und kandidiere daher für einen Sitz im Bundesvorstand. Woran möchte ich künftig mitwirken? Den BIB als Dienstleister für seine Mitglieder stärken: umfangreiche Fortbildungsangebote, anregende Diskussionen, Erhalt und Ausbau von »Buch und Bibliothek« (BuB) als hochqualifizierte Fachzeitschrift Ausbau der Mitgliederwerbung und -bindung, professionelle Öffentlichkeitsarbeit Positionierung des BIB als kompetenten Ansprechpartner in Fragen des beruflichen Alltags Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Verbänden, Organisationen und Institutionen (bibliothekarischen und nichtbibliothekarischen) um unsere Ziele zu erreichen Verknüpfung von Berufs- und Hochschulen mit Stätten der beruflichen Praxis zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch Etablierung des BIB als Partner der Politik, besonders auch im kommunalen Bereich und auf Landesebene Standpunkte zum Thema Aus- und Weiterbildung konkretisieren und umsetzen Strategien zur Entwicklung der Bibliothekslandschaft auch in Zeiten hart umkämpfter finanzieller Mittel. Wer sich in diesen Punkten, die nur einem kleinen Teil meiner Vorstellungen entsprechen, wiederfindet – den bitte ich um seine Stimme! –B Hinweise zum Wahlverfahren (Präsenz- und Briefwahl) –u Information des Wahlausschusses: Berufsverband Information Bibliothek e.V. Stichwort »Briefwahl 2008« Postfach 13 24, 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] Bitte nennen Sie in der Anforderung Ihren vollständigen Namen sowie die aktuelle Anschrift. Die Unterlagen gehen Ihnen dann umgehend zu. Die Materialien enthalten neben Stimmzettel, Wahlbriefumschlag und Postbriefumschlag eine detaillierte Erläuterung des Wahlverfahrens. Die aktuelle Wahlordnung kann über die BIB-Website unter www.bib-info.de/ vorstand/neue_wahlordnung_buvo.pdf eingesehen werden. Fragen zur Briefwahl beantwortet Ihnen BIB-Geschäftsführer Michael Reisser (Telefon 0 71 21/34 91-13 oder [email protected]). Für den Wahlausschuss: Edgar Fixl (UB Konstanz), Vorsitzender .B Vorstandswahl 2008 e BIB-Vorstandswahlen Tibor Maxam Tibor Maxam (Jahrgang 1975), aufgewachsen und verwurzelt in Springe am Deister (liegt zwischen Hannover und Hameln). Seit der Ausbildung zum Assistenten an Bibliotheken (1992 bis 1995) in der Stadtbibliothek Springe dort beschäftigt. In der Stadtbibliothek in nahezu allen Bereichen tätig, ein Schwerpunkt bildet hier unter anderem die EDV. Auf dem Berufsverband BIB-Vorstandswahlen e entwickeln. Dies bedeutet andererseits, die vielfältigen Angebote der Landesgruppen und Kommissionen zu unterstützen und eigene Angebote zu verwirklichen. Voraussetzung dafür ist ein Bundesvorstand, der koordinierend und moderierend, aber auch handelnd und führend die vielfältigen Aktivitäten und die Aktiven des BIB bündelt. Mein Diplom-Examen habe ich 1996 in München abgelegt. Seit 1997 leite ich die Bibliothek der Fachhochschule Ansbach. Für 1 800 Studierende (und 3 000 externe Kunden) leisten wir mit 4,5 Personalstellen den vollen Service einer Hochschulbibliothek. Kleine FHBs sind die ÖBs unter den WBs: moderner Kundenservice auch ohne die angemessene Personal- und Etatausstattung ist die tägliche Herausforderung. In Bibliotheken schlägt der Puls der Informationsgesellschaft. Diese besondere Bedeutung der Bibliotheken und aller Menschen, die in diesen Einrichtungen arbeiten (und einen sehr beträchtlichen Teil ihres Lebens verbringen) muss zuallererst uns selbst bewusst sein, um dann als positiv verstandene Lobbyarbeit zu den Entscheidungsträgern transportiert zu werden. Dazu trägt mein Engagement im BIB bei. Ich gehöre dem Bundesvorstand als stellvertretender Vorsitzender seit 2002 an. In den vergangenen Jahren habe ich mich vor allem um die Verbandsfinanzen gekümmert. Solide Finanzen sind die Basis einer guten Verbandsarbeit. Darauf vertrauen unsere hauptamtlich Beschäftigten, daraus leben die mannigfaltigen Unternehmungen im Bund, in den Ländern, in den Fachkommissionen. Trotz der schwierigen Lage der Vorjahre konnten wir im Vorstand gemeinsam die Verbandsfinanzen sanieren und bei ausgeweitetem Leistungsspektrum positive Ergebnisse erzielen. Leider machen Kostensteigerungen und neue Forderungen zum Beispiel des Finanzamtes eine Anpassung der Beiträge ab 2009 unumgänglich. Weitere Tätigkeitsfelder, um nur noch ein paar Beispiele zu nennen, waren die Organisation der Sommerkurse 2005 in Potsdam und 2006 in Kempten, auch für die Tagung »Die lernende Bibliothek« 2007 in Innsbruck konnte ich mich einbringen. Der Bundesvorstand 2005 bis 2008 hat als gemeinsame Anstrengung den Verband ein gutes Stück nach vorne gebracht. Die umfassenden Reorganisationen in Geschäftsstelle und der Kommissionsarbeit waren nur möglich, weil dieser Vorstand inhaltlich wie persönlich vertrauensvoll und fruchtbar zusammenarbeitete. Dies w w Drei Jahre BIB-Vorstandsarbeit – eine bereichernde und spannende Zeit, in der wir als Bundesvorstand gemeinsam als Team eine Menge erreicht haben. Erfolgreich waren wir, zusammen mit vielen Kollegen, bei der weiteren Konsolidierung des Verbandes. Der Personalverband BIB steht auf festen Beinen: Der finanzielle Schwund konnte gestoppt werden, und die Mitgliederentwicklung zeigt nicht mehr steil nach unten. Und das Angebot, das der BIB seinen Mitgliedern macht, war nie so reichhaltig wie derzeit – ob das die Fortbildungsangebote oder die Ergebnisse der Kommissionsarbeit anbelangt. Der BIB ist stärker geworden und wahrnehmbarer – im Interesse aller Mitarbeiter/innen im Informationsbereich. Aber es gibt keinen Grund sich auszuruhen, und rückblickend müssen wir auch feststellen, dass noch lange nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, auch verwirklicht wurde. Ganz oben auf der Agenda wird weiterhin die Gewinnung neuer Mitglieder stehen – wir sind beispielsweise dabei, ein Konzept zu entwickeln, dass es dem Verband erlaubt, auch nicht persönliche Mitglieder als fördernde Mitglieder aufzunehmen. Das wird dem Verband neue Impulse und Unterstützung bringen. Der Arbeitsalltag in den Bibliotheken hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert; diese Veränderung aufzunehmen und umzusetzen in neue Angebote für die Mitglieder, auch das bleibt eine wichtige Aufgabe. Die Umstrukturierungen der Kommissionen ist dafür wichtige Voraussetzung – und wurde vertrauensvoll mit den Aktiven in den Kommissionen und Landesgruppen realisiert. Ich möchte gerne mit meinen Kollegen im Bundesvorstand auch zukünftig an diesen Aufgaben arbeiten – weil es dafür keine Einzelkämpfer, sondern ein Team braucht. Daneben werde ich mich gerne weiterhin, –u Prof. Dr. Haike Meinhardt –B .d wie die letzten drei Jahre, dafür einsetzen, dass die Lektoratskooperation in Zusammenarbeit von BIB, ekz und DBV, ihre Stärken ausbauen kann. Sie ist unverzichtbares Instrument für die Öffentlichen Bibliotheken, und ihre Existenzsicherung wie Weiterentwicklung ist mir ein wichtiges Anliegen. Auch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der ekz, zum Beispiel im Rahmen des bundesweit angebotenen ekz-BIB-Seminars, gilt es weiter zu entwickeln und zu intensivieren. In meinem beruflichen Leben bin ich seit rund fünf Jahren Professorin an der Fachhochschule Köln mit dem Lehrgebiet »Strukturen des Bibliothekswesens und des Informationsbereichs«. Diese Arbeit macht mir nicht nur viel Freude, sondern erfüllt mich auch immer wieder mit Optimismus, denn das Interesse am Beruf Bibliothekarin/Bibliothekar ist ungebrochen, wie wir jedes Jahr erneut beobachten können! Vorherige berufliche Stationen waren die Reaktion BuB (Redakteurin) und die Stadtbibliothek Apolda (Thüringen), in der ich als stellvertretende Leiterin gearbeitet habe. .B 346 BuB BuB || Aus Lesesaal dem w 346 346 Jens Renner Wozu brauchen wir einen Berufsverband Information Bibliothek? Meine Antwort: Den Berufsstand nach außen profilieren, unsere Berufspraxis nach innen professionalisieren, das ist unser Auftrag. Nur wenn wir unserem immer anspruchsvoller werdenden Job gewachsen sind, und nur wenn unsere Unterhaltsträger unsere Unverzichtbarkeit tatsächlich erkennen, werden Bibliotheken auch in Zukunft bestehen können. Dafür arbeitet der Bundesvorstand des BIB. Dies bedeutet einerseits eine wahrnehmbare Stimme für den Gesamtverband zu BuB | 60 (2008) 04 .d und miteinander zu lernen – eine wichtige Aufgabe eines Personalverbands ist es, den beruflichen Alltag zu erleichtern und persönliches Fortkommen zu unterstützen. Gründe genug, um die Arbeit der Landesgruppen zu fördern und zu stärken! Das wird ein nächster Schritt sein; da möchte ich dabei sein. Als relativ kleine Berufsgruppe haben es Bibliothekarinnen und Bibliothekare schwer, gehört beziehungsweise gesehen zu werden. Zudem ist es in Deutschland leider notwendig, die Bedeutung und Kompetenz von Bibliotheken immer wieder herauszustellen und so das Image bibliothekarischer Arbeit zu verbessern. Neben dem Beitrag, den jeder von uns täglich in seiner Bibliothek vor Ort dazu leistet, müssen Allianzen gebildet werden, um möglichst großes Gewicht auf politischer Ebene zu erlangen. An die Erfolge bei der spartenübergreifenden Lobbyarbeit für Bibliotheken, die im Zusammenspiel mit den anderen Verbänden im Dachverband BID erzielt wurden, muss angeknüpft werden. Die positive Wahrnehmung des Bundespräsidenten, die in seiner »Weimarer Rede« zum Ausdruck kam, die Initiativen für Bibliotheksgesetze und die geplante Kampagne »Deutschland liest« sind vielversprechende Ansätze. Aber auch unsere Kooperationen auf anderer Ebene mit in- und ausländischen Partnern möchte ich weiter festigen. Als ich vor drei Jahren den Vorsitz im BIB-Bundesvorstand übernahm, wusste ich nur, dass meine neuen VorstandskollegInnen ähnliche Prioritäten setzen wollten wie ich. Dass wir uns aber inhaltlich ausgezeichnet ergänzen, dass wir auf persönlich-menschlicher Ebene harmonieren und kompatible Ansprüche an die Verbandsarbeit haben, ist ein Glücksfall und hat uns zu einem belastbaren, konstruktiv arbeitenden Team gemacht. Drei Jahre sind eine lange Zeit – wenn man sie vor sich hat. Im Rückblick reichte die Zeit gerade, um Ideen zu entwickeln, die Umsetzung zu beginnen und erste Ergebnisse zu sehen. Ich möchte mir die Zeit nehmen, um zusammen mit den BIB-Gremien aus vielversprechenden Anfängen verlässliche Strukturen und erfolgreiche Dienstleistungen für Sie zu machen. Ich bitte Sie deshalb für weitere drei Jahre um Ihr Mandat. Zur Person: Susanne Riedel, Jahrgang 1963. Buchhändlerin, Dipl.-Bibl. (WB), Abschluss FH Hamburg 1988. 1988 bis 2002 UB Osnabrück, Bereichsbibliothek Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Seit 2002 UB Bielefeld, Abteilung Elektronische Dienstleistungen. Sabine Stummeyer Susanne Riedel w w w Warum noch mal? – Der aktuelle Vorstand ist mit einer Bestandsaufnahme in seine Amtszeit gestartet. Seinerzeit haben wir eine Ziel- und Strategiediskussion angeregt, um die Arbeitsschwerpunkte für die nächsten Jahre festzulegen. Es stellte sich heraus, dass der BIB ein schärferes Profil braucht und attraktiver, reaktionsschneller, kompetenter sein sollte, um zukunftssicher zu werden. Ein erster Schritt dahin ist gemacht: Gemeinsam mit dem Vereinsausschuss haben wir die Kommissionsstruktur überarbeitet. Es hat viel Zeit und Energie gekostet, aber es hat sich gelohnt. Das Kommissionsspektrum ist gestärkt aus dem Veränderungsprozess hervorgegangen und bildet nach wie vor das Rückgrat für unsere Arbeitsschwerpunkte Mitgliederberatung, Netzwerk, Information, Aus- und Fortbildung, Politik, Kommunikation und Marketing. Ich möchte verfolgen, wie es weitergeht. In den Landesgruppen spielt sich ein wichtiger Teil des Verbandslebens ab, dort treffen sich Interessierte, Mitglieder und BIB-Aktive, um Informationen auszutauschen, Koalitionen zu bilden, voneinander .B –u –B geschah in einem Umfang, der nicht selten die Grenzen des Ehrenamtes auslotete. Denn Vorstandsarbeit findet auch im Hintergrund als umfassende Detailarbeit in einer Vielzahl von Fragen und Problemen statt. Stets wurden dabei alle anstehenden Fragen und Entscheidungen im aktuellen Vorstand und mit dem Geschäftsführer gemeinsam besprochen und einvernehmlich gelöst. Um die begonnenen Projekte vorantreiben und abschließen zu können, würde ich in diesem Rahmen gerne weiterarbeiten wollen und bin bereit, im Falle einer Wahl wiederum die Finanzverantwortung zu übernehmen. e Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 347 347 347 BuB | 60 (2008) 04 Wohin geht die bibliothekarische Reise? Die Bibliotheken in Deutschland und mit ihnen ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen befinden sich auf einer Reise der Herausforderungen, deren Ziel noch nicht in Sicht ist, an deren »Haltepunkten« aber zum Beispiel die Veränderungen im Urheberrecht, Digitale Medien, Lebenslanges Lernen – um nur einige zu nennen – stehen. Eines ist nur schon jetzt klar: Die Veränderungsprozesse, auf die hier reagiert werden muss, laufen immer schneller ab. Um bei diesen Prozessen »mithalten« zu können, brauchen Bibliothekare und Bibliothekarinnen einen starken, professionell organisierten Berufsverband, der ihre Interessen sowohl im Gesamtverband, als auch auf Landesebene wirkungsvoll vertritt. Und der für seine Mitglieder attraktive Angebote zur persönlichen Fort- und Weiterbildung bereithält. Der BIB tut dies zum Beispiel mit der Organisation des Sommerkurses und des Bibliothekartages sowie den zahlreichen Veranstaltungen auf regionaler Ebene. Berufsverbände leben von ehrenamtlich Aktiven. Nach dem ich meine Ausbildung in Hannover 1987 abgeschlossen hatte, führten mich meine beruflichen Stationen 1988 zum Deutschen Wetterdienst nach Offenbach und 2000 wieder an die TIB/ UB nach Hannover. Seit 1992 engagiere ich mich in BBA und vba, den beiden Vorläuferorganisationen des BIB, jeweils im Vorstand. Seit Gründung des BIB, im Jahr 2000, bin ich im Bundesvorstand. Dort bin ich derzeit die einzige Vertreterin der mittleren Qualifikationsebene und vertrete besonders die Interessen der Bibliotheksassistentinnen und der FaMIs. In der vergangenen Amtsperiode war ich für den »Bau« des Standes und die Organisation der Veranstaltungen am Berufsverband e Herzen. Der Berufsverband und der ganze Berufsstand brauchen qualifizierten und engagierten Nachwuchs. Für die kommende Wahlperiode würde ich deshalb gerne meinen Erfahrungen mit Mentoring-Projekten für den BIB nutzbar machen und hier eine Initiative starten. Es gibt aber auch ein Leben neben dem BIB! Der berufliche Teil davon spielt sich für mich an der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM) ab. Als Professorin für Public Management und Studiendekanin des Bachelor-Studiengangs Bibliotheksund Informationsmanagement stehen die Entwicklung von Bibliotheken und die Qualifizierung des Nachwuchses Tag für Tag im Mittelpunkt. 15 Jahre Leitungstätigkeit in Öffentlichen Bibliotheken, ein betriebswirtschaftliches Studium, einige Jahre als Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt »Öffentlicher Sektor« gehören ebenfalls zu meinem beruflichen Hintergrund. –u –B .d die vielen Aktiven im BIB) viel erreicht haben, drei Jahre, in denen ich viel über Bibliotheken und von Kolleginnen und Kollegen gelernt und erfahren habe, drei Jahre, die viel Spaß gemacht haben! Aus all diesen Gründen bewerbe ich mich für weitere drei Jahre für den Bundesvorstand des BIB. Mein Verständnis von den Aufgaben des Bundesvorstands eines Berufsverbandes mit über 6 400 Mitgliedern, mit aktiven Landesgruppen, die den direkten Kontakt zu den Mitgliedern halten, und engagierten Kommissionen, die die fachliche Arbeit des Verbandes voranbringen, hat sich in den letzten drei Jahren für mich erweitert und präzisiert. Neues zu initiieren, den BIB als Ganzes im Blick zu haben, seine Schlagkraft für die Zukunft zu sichern und ihm eine Stimme im Zusammenspiel mit Partnern, anderen Verbänden im In- und Ausland zu geben, sind wichtige Aspekte dieser Arbeit. Dafür haben wir einiges getan: Ausgehend von einer Diskussion der Ziele des BIB, haben wir begonnen, die Struktur des Verbandes neu zu gestalten. Neue Kommissionen mit neuen Aufgabenbeschreibungen sind das erste sichtbare Ergebnis eines nicht immer einfachen Veränderungsprozesses, in dem der BIB steht. Wir haben den Verband auf finanziell stabile Füße gestellt – auch wenn dies nicht einfach und keineswegs konfliktfrei verlief. Die anstehende Anpassung der Mitgliedsbeiträge ist ein Element in diesem Konzept, das der aktuelle Vorstand initiiert hat, um die Zukunftsfähigkeit des BIB zu sichern. Wir halten dies für unabdingbar – wissen aber auch, dass dies von unseren Mitgliedern durchaus kritisch gesehen wird. Diesen begonnen Weg möchte ich mit meinen VorstandskollegInnen weiter gehen, und ich möchte mich auch in der nächsten Wahlperiode dafür einsetzen, dass der BIB für seine Mitglieder die bestmöglichen Dienstleistungen erbringt. Meine Arbeit als delegierte Herausgeberin für BuB möchte ich gerne ebenso fortsetzen wie die bibliothekspolitische und konzeptionelle Arbeit am Strategiepapier »Bibliothek 2012«. Hier habe ich im letzten Jahr den BIB als Mitgliedsorganisation im Dachverband BID vertreten. Den BIB attraktiv zu machen für den Berufsnachwuchs ist ein weiteres Thema, das ich verfolge. Der Newcomer-Treff auf unseren Jahrestagungen, der Studierenden und Auszubildenden ein Forum bietet und Kontakte zwischen Praktikern und Newcomern herstellt, liegt mir deshalb am Mitglieder Neueintritte w w Stand während des Bibliothekartages und des Bibliothekskongresses verantwortlich. Weitere Aufgaben waren Aktivitäten zur Mitgliederwerbung sowie die Betreuung der Landesgruppen Niedersachsen/Bremen und Schleswig-Holstein. Ein besonderes Augenmerk galt meiner Arbeit in der »Management of Library Associations Section – MLAS« der IFLA. Durch diesen Blick über den »nationalen Tellerrand« konnte ich an den IFLA-Tagungen 2005 und 2007 teilnehmen und dort die Interessen des BIB vertreten. Das Netzwerk von Kontakten, die ich dort knüpfen konnte, ermöglicht es dem BIB, künftig Mitgliedern bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen in den USA, Großbritannien, Dänemark, Holland, Schweden und Finnland zu helfen. Außerdem versuche ich Know-how aus anderen Verbänden und Ländern auch hierzulande bekannt zu machen. In der Zukunft möchte ich weiter an der Stärkung des Verbandes nach außen mitarbeiten, indem Positionen vertreten und Lobbyarbeit geleistet wird. Aber auch eine Professionalisierung des Verbandes nach innen ist notwendig, zum Beispiel durch die Erarbeitung eines Konzepts zur Mitgliedschaft für fördernde Mitglieder. Der gegenwärtige Vorstand vereint unterschiedlichste Interessen und Fähigkeiten, die die grundlegenden Veränderungen in dieser Amtszeit ermöglicht haben. Ich möchte in diesem Team meinen Beitrag dazu leisten und meine bisherigen Aufgaben zum Nutzen des BIB und seiner Mitglieder fortführen. Mitglieder .B 348 BuB BuB || Aus Lesesaal dem w 348 348 Prof. Cornelia Vonhof Seit 2005 arbeite ich im Bundesvorstand des BIB: Drei arbeitsreiche Jahre, drei Jahre, in denen wir (der Bundesvorstand und BuB | 60 (2008) 04 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 349 349 349 Mitglieder Mitglieder des BIB .d e werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen: .B –u –B BIB-Geschäftsstelle Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] w w w Änderungen Verstorben Impressum »Aus dem Berufsverband« Herausgeber: BIB . Berufsverband Information Bibliothek e.V., Postfach 13 24, 72703 Reutlingen Redaktion: Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig, Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig Telefon 0 68 61/85-393/-394 Telefax 0 68 61/85-158 [email protected] Redaktionsschluss für Verbandsmitteilungen BuB Heft 6/2008: 15. April BuB | 60 (2008) 04 BuB BuB || Summary/Résumé Lesesaal Summary/Résumé | BuB Summary of the Main Articles se, but only a kind of brand-name approach: »One ter. Milan Bulaty, library director, and Olaf Eigen- Ramcke Calls for More Courage in Library Design: aspires not to the beauty of a building, but rather brodt, librarian and building specialist, describe here Libraries Should Be Stimulating and Create a Sense the name of a famous architect.« This happened, the plans for this new and modern building. of Identification for example, in the case of the new library in Seatt- Along with functionality, the design draws abo- le, USA, which was designed by the Dutch architect ve all on a sociological point of view. The library is In the age of digital storage media the book has re- Rem Koolhaas. »With its thousands of square feet, to be a public, urban and scholarly site and a clas- peatedly been given up for dead. Nevertheless libra- Koolhaas’s library is designed with arbitrary bits of sic case of »open access«. It will be a place in which, ry construction is currently enjoying a renaissance. theory which basically have very little to do with a even in the future, books and written matter can be This is not entirely a cause for rejoicing, as architect library,« he criticizes. studied in peace and quiet, and also a place with .d (pp. 313–316) e »No Need to Fear Aesthetics!« / Architect Rolf Rolf Ramcke made clear in an interview with BuB’s Completely obsolete, in Ramcke’s opinion, is a specialized reference areas, 500 computer stations editor Bernd Schleh. Instead of concentrating on central reading room: »For the most part users today and a large reading room at its core. Last but not the three essential elements of successful library ar- gather information electronically. When they need least the building needs to satisfy a high standard of chitecture – behaviour security, stimulation and user books, these are not collected on a central location, aesthetics. The large open shelving with approxima- identification – too many new projects are losing but divided up by subject.« tely two million volumes is intended to encourage browsing and discovery. There is even a children’s –B their focus through arbitrariness. As building expert area included in the original plans, thus allowing and instructor at the Institute for Information and Library Science at the Humboldt University in Ber- Between Aesthetics and Functionality / An Impres- parents to bring along their children without any lin, Ramcke calls for a new orientation, among other sive New Library Building for the Jacob and Wil- problems. things, because he finds a serious lack of aesthetic helm Grimm Center at Humboldt University in the awareness among librarians: »If an entire professio- Heart of Berlin (Milan Bulaty, Olaf Eigenbrodt) (pp. 317–322) nal body sets its heart on nothing more than fulfilling At the center of all planning for the Jacob and Wilhelm Grimm Center are the users and their changing needs. The planers have attempted to accommodate this by conceiving of aesthetics and func- function, it is unconsciously making an aesthetic de- tionality as complementary and indispensable ele- Even in supposedly attractive new library buil- the heart of Berlin is a magnificent new university li- ments of this new library domicile. dings Ramcke can often detect no aesthetic impul- brary building – the Jacob and Wilhelm Grimm Cen- –u Under construction at the Humboldt University in cision – and a very negative one at that.« Translated by Martha Baker .B Résumé des principaux articles »N‘ayons pas peur de l‘esthétique«! L‘architecte pas de fondement esthétique, mais plutôt une sorte spécialiste des bibliothèques et professeur pour la Rolf Ramcke demande plus de courage lors de la de référence à une marque: »On ne recherche pas construction décrivent la conception moderne de ce construction: Les bibliothèques doivent stimuler et la beauté du bâtiment, mais le nom de l‘architecte- nouvel établissement. être des lieux d‘identification. star.« C‘est selon notre architecte, le cas de la nou- Outre la fonctionnalité, la conception s‘appuie velle bibliothèque de Seattle. »La bibliothèque de avant tout sur des points de vue sociologiques. La A l‘heure des supports électroniques de conser- Koolhaas est, avec ses milliers de kilomètres carrés bibliothèque se doit d‘être un lieu scientifique pu- vation, la mort du livre a été annoncée souvent. et sa greffe pléthorique de théorie, d‘une banalité, blic, ouvert sur la ville et un classique de »l‘open ac- Et pourtant on assiste actuellement à une véritab- qui dans le fond a très peu de choses à voir avec une cess«. Un lieu où, dans le futur aussi, on pourra étu- le renaissance de la construction de bibliothèques. bibliothèque«, critique-t-il. dier en silence et dans la concentration des livres et w (pp. 313–316) Une salle de lecture centrale lui semble désormais des textes, mais aussi un espace offrant des lieux de l‘architecte Rolf Ramcke dans une interview avec le complètement obsolète. »Aujourd‘hui, les usagers renseignement spécialisé, et quelques 500 places de rédacteur de BuB, Bernd Schleh. Au lieu de parier s‘informent essentiellement de façon électronique. travail informatisées, ainsi qu‘une grande salle de sur les trois éléments importants d‘une architectu- S‘ils ont besoin de livres, ceux-ci ne doivent pas être lecture en sa partie centrale. re de bibliothèque réussie, à savoir la pérennité, la rassemblés de façon centralisée, mais répartis en do- stimulation et l‘identification des usagers, trop de maines thématiques.« w Cela n‘est pas seulement un sujet de joie, affirme Le bâtiment doit aussi répondre à des exigences esthétiques importantes. Les grands espaces en constructions nouvelles se perdent dans la banalité. libre-accès avec leurs deux millions de livres doi- L‘expert en construction et professseur à l‘institut vent aussi inciter à la flânerie et à la découver- de l‘information et des sciences des bibliothèques Entre esthétique et fonctionnalité / Au coeur de te. Il est même prévu un espace pour enfants, afin de l‘université Humboldt de Berlin, demande une Berlin une nouvelle bibliothèque imposante est en que les parents puissent amener leurs enfants sans nouvelle orientation, notamment parce-qu‘il repro- train de naître au centre Jacob et Wilhelm Grimm de problème. che aux bibliothécaires un défaut généralisé de sens l‘Université Humboldt (Milan Bulaty, Olaf Eigen- esthétique. »Quand le caprice de toute une profes- brodt) w 350 350 (pp. 317–322) sion est de ne vouloir que l‘exigence de fonctionnali- Les usagers du Centre Jacob et Wilhelm Grimm et leurs besoins changeants sont au centre de la planification. Les réalisateurs essaient de les satisfaire té, cette profession a pris, sans le savoir, une décision Au centre de Berlin se construit actuellement la su- en considérant que l‘esthétique et la fonctionnalité d‘ordre esthétique. Et une décision très négative.« perbe bibliothèque de l‘Université Humboldt, le cen- sont les qualités complémentaires et indispensables Même dans de nouveaux bâtiments de bibliothè- tre Jacob et Wilhelm Grimm. Milan Bulaty, directeur du nouveau bâtiment. ques prétendument attractifs, Ramcke ne discerne de la bibliothèque universitaire et Olaf Eigenbrodt, Traduit par Suzanne Rousselot BuB | 60 (2008) 04