BOLetin 1/2015 - Embajada de la República Federal
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BOLetin 1/2015 - Embajada de la República Federal
Erste Ausgabe 2015 / April Martin-Luther-Kirche La Paz Schwarz Rot Gold Grün – Unsere Farben Politische Stiftungen und ihre Arbeit "Nachfahren deutscher Einwanderer in Bolivien erinnern sich“ Spectrolab – Ein Prüf- und Umweltlabor 60. Jubiläum der Deutsch– Bolivianischen Industrie– und Handelskammer Auf den hinteren Seiten finden Sie weitere interessante Artikel. www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / www.la-paz.diplo.de April Editorial Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich, dass ich Ihnen heute die neueste Ausgabe des Botschaftsbriefs BOLetin zusenden kann. Wir haben wieder eine Vielzahl von Nachrichten und Berichten zusammentragen können, die ein sonst nicht so bekanntes Licht auf die vielfältigen Aktivitäten im Gesamtfeld der bilateralen Beziehungen werfen. Ich möchte mich bei allen Autorinnen und Autoren herzlich für die Beiträge bedanken. Diese schildern nicht nur eindrucksvolle und ideenreiche Vorhaben, sondern eröffnen auch die Kontaktaufnahme untereinander. Das BOLetin gibt es nur als pdf-Datei, die als E-Mail versandt wird oder auf der Webseite der Botschaft abgerufen werden kann. Bitte leiten Sie es an Freunde weiter, von denen Sie annehmen, sie könnten sich dafür interessieren. Wir bitten dann, dass sich neue Interessenten, Leser oder sozusagen Abonnenten unter der E-Mail [email protected] bei uns melden. Sie kommen dann auf den Routineverteiler. Wer kein Interesse am BOLetin hat, kann sich über die gleiche E-Mail-Adresse abmelden. Wir sind stolz darauf, dass wir ungefähr 400 Abonnenten haben Herzlichst, Ihr Peter Linder, Botschafter Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] Seite 27 Seite 24 Seite 5 boletin - Seite 1 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Schwarz Rot Gold Grün – Unsere Farben Plakate Bolivien, Deutschland und umgekehrt Die mehr als 100jährige Anwesenheit von Deutschen in Bolivien hat zu einem sehr intensiven kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern geführt. Da ein großer Teil von der angekommenen Deutschen Kaufleute war, begann ein wirtschaftlicher und kommerzieller Austausch, der sich zu einer kulturellen Beziehung entwickelte. Bolivianer und Deutsche haben diese Beziehungen durch die Zeiten beibehalten. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Deutschen Kulturzentrums, des 60-jährigen Bestehens des GoetheInstituts in La Paz und des 50-jährigen Geburtstags des Colegio Ave Maria haben die Deutsche Botschaft und die Fakultät für Grafik-Design der Katholischen Universität San Pablo (UCB) die Studenten dazu eingeladen, ihre Vorstellungen von Deutschland und Bolivien kreativ darzustellen. Jeder Student hat zwei Plakate entworfen. Ein Plakat zeigt die Vorstellung eines jungen Bolivianers, wie er die Deutschen sieht, seine Kultur und seine Geschichte. Das andere Plakat stellt seine Sichtweise dar, wie er als Bolivianer von Deutschen gesehen wird. Die jungen Künstler drücken durch ihre Arbeit eine sehr kreative und originelle künstlerische Botschaft aus, die ihr enormes professionelles Potenzial bestätigt. Die nationalen Farben Deutschlands und Boliviens kommen dabei sehr stark zur Geltung. In dieser der Ausgabe del BOLetins möchten wir unseren Lesern die erfolgreiche Teilnahme der zukünftigen Designer zeigen. Auf dem Deckblatt haben wir die mit dem ersten Preis prämierte Arbeit von Adriana Monasterios abgebildet. Auf dieser Seite sehen Sie die Arbeiten von Cecilia Bedregal und Daniel Bustillos, Gewinner des zweiten (links) und dritten (unten) Platzes. Alle 23 Arbeiten wurden dem Publikum in einer Ausstellung in der Universität gezeigt. Während der Eröffnung hat Botschafter Peter Linder zusammen mit dem Rektor Dr. Marcelo Villafani und der Leiterin des Faches Cecilia Mariaca die Relevanz der deutsch-bolivianischen Beziehungen betont. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 2 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Spectrolab – Ein Prüf- und Umweltlabor Mit der ersten Ausstattung aus Europa wurde am 16. August 1906 das Fundament für Spectrolab gelegt. Der Ingenieur Augusto F. Umlauff war für den Bau des ersten Schmelzofens zur Unterstützung des Bergbaus in Oruro zuständig. Das Labor ist bis heute in der Fakultät für Metallurgie an der Technischen Universität von Oruro UTO angesiedelt. Duch das Abkommen zwischen der UTO und der TU Berlin konnte das Labor für chemische Analysen in den Jahren 1977 bis 1986 ausgestattet werden. Mit der finanziellen Unterstützung der (damaligen) GTZ konnte das Labor ab 1986 Mineralienanalysen für Forscher, Studenten und Dozenten anbieten. 1992 hat Dr. H. Dipl.-Ing. Frank Rachor die Gründung des Spectrolabs als unabhängige und selbständige dezentrale Einheit der UTO vorangetrieben. 1998 setzte sich der deutsche Spezialist Dr. Oswald Eppers, der zur Verbesserung der Analysequalität aus Deutschland anreiste, für die Gründung eines Umweltlabors parallel zum Prüflabor ein. Diese entscheidende Erweiterung führte dazu, dass das Spectrolab heutzutage landesweite Analysen im Bereich Wasser (Trinkwasser, Wasser aus Flüssen und Seen, Industrieabwässer etc.), Böden, Sedimente, Pflanzen, Luftqualität und ebenfalls Probenahmen durchführt – stets im Hinblick auf den Umweltschutz. Dank der ausgezeichneten Arbeit der Labormitarbeiter erhielt das Labor von der technischen Zulassungsbehörde Boliviens am 16. Juni 2008 die Akkreditierung für das Untersuchungsspektrum der chemischen Parameter Zinn und Zink und als Umweltlabor und am 16. November 2009 für die Untersuchung von Trinkwasser und Abwasser auf Cadmium, Kupfer, Nickel, Blei und Zink gemäß EN ISO/IEC 17025:2005. Diese Auszeichnung wurde von der Dirección Técnica de Acreditación (DTA - Technische Zulassungsdirektion) verliehen. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 3 Erste Ausgabe 2015 / www.la-paz.diplo.de April Heute zählt das Spectrolab zum qualitativ besten Labor landesweit, was die Technische Universität von Oruro mit Stolz erfüllt. Zugleich ist es ein Vorbild für alle Universitäten in Bolivien. Das Projekt, das mit der Unterstützung der damaligen GTZ entstanden ist, kann heute selbständig fortgeführt werden. Das Labor wurde mit folgenden Preisen ausgezeichnet: 2010 Gewinner des „Ave Fénix“-Preises der Wirtschaftsfakultät der UTO 2013 Gewinner des “Goldenen Entwicklungsministeriums Boliviens Siegels” (“Sello de Oro“) des Wirtschafts- und 2014 Gewinner des Preises in der Kategorie “Beste Unternehmen in Bolivien” des Latin American Quality Institute Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 4 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Unterstützung für ein besseres Leben der Kinder in Bolivien World Vision Deutschland e.V. (WVD) engagiert sich seit 35 Jahren in den Bereichen nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit in 48 Ländern weltweit. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wohlergehen und der gesunden Entwicklung von Kindern. Seit 17 Jahren unterstützt WVD Entwicklungsprojekte in Bolivien, die von unserem lokalen Partner World Vision Bolivien durchgeführt werden. Ermöglicht werden diese Projekte vor allem durch Kinderpatenschaften. Damit werden jedoch nicht Kinder individuell unterstützt, sondern sogenannte Regional-Entwicklungsprojekte, von denen alle Kinder und ihre Familien in der Projektregion profitieren können. Für Bolivien hat WVD derzeit ca. 10.000 Paten, die Kinder in sechs Regional-Entwicklungsprojekten im Departement Santa Cruz finanziell mit ca. 2,8 Mio. Euro jährlich unterstützen und auch über Briefe und Besuche vor Ort am Leben der Kinder Anteil nehmen. Sie sind auf 15 Jahre angelegt und ihr Ziel ist, die Lebensbedingungen für die Kinder und ihre Familien nachhaltig zu verbessern. Die Projektarbeit möchte ich nun näher anhand des Regional-Entwicklungsprojekts Arakavi vorstellen. Dieses findet seit 2006 in 42 Dörfern der Provinz Cordillera statt. In dem weit abgelegenen Gebiet, wo hauptsächlich Familien der Guaraní leben, mangelt es an verschiedenen Stellen, wie beispielsweise an einer ausreichenden medizinischen, Trinkwasser- und Sanitärversorgung, an guten Bildungschancen und an einer sicheren Ernährungslage. World Vision arbeitet partizipativ mit den lokalen Behörden, den Capitanías der Guaraní sowie mit der Zielbevölkerung zusammen. Seit Projektbeginn hat sich schon einiges verändert, aber es bleibt noch viel zu tun. Kinder führen bei einem Projektbesuch von World Vision Deutschland einen traditionellen Tanz der Guaraní vor. Außerdem im Hintergrund die Bauern, mit denen eine Rinderzucht aufgebaut wurde und die Milch, die dadurch gewonnen werden konnte. Bildung: Ziel ist, dass die Kleinkinder ihre motorischen, kognitiven und psychosozialen Fähigkeiten entwickeln, dass die Kinder lesen, schreiben und rechnen können und Lebensfertigkeiten erwerben. Aufbau von Frühförderzentren für Kinder unter 6 Jahren mit den Gemeinden sowie Ausbildung von Müttern als Erzieherinnen Schulung von Eltern von Kindern 0-3 Jahren für die spielerische Förderung zuhause Ausstattung von Schulen mit Lehrmaterial und Büchern sowie Schulung von LehrerInnen in Lehrmethoden für Sprachen und Mathematik Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 5 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Kinderschutz und Kinderbeteiligung: Ziel ist, dass die Kinder in einem geschützten Umfeld aufwachsen, ihre Rechte kennen und diese wahrnehmen können sowie an Entscheidungen beteiligt werden, die sie selbst betreffen. Ausstellung von Geburtsurkunden in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden Schulung von Eltern und GemeindevertreterInnen in Kinderschutz und Gewaltprävention Stärkung der lokalen Stellen für Kinderschutz zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben Aufbau eines Kinder- und Jugendnetzwerks für die Kinderbeteiligung, Schulung der Mitglieder in Kinderrechten und Lebensfertigkeiten Gesundheit: Ziel ist, dass die Kinder Zugang zu medizinischer Versorgung und vorbeugenden Gesundheitsmaßnahmen haben. Schulung von ehrenamtlichen GesundheitshelferInnen für Hausbesuche zur Verbesserung der Mutter-Kind-Gesundheit Ausstattung von Gesundheitszentren; Unterstützung von Impfkampagnen Bau von Latrinen und Ausbau der Trinkwasserversorgung in Dörfern; Schulung der AnwohnerInnen zur Instandhaltung der Anlagen Ernährungssicherung: Ziel ist, dass die Kinder gesund ernährt und versorgt sind. Schulung der Familien in angepassten Agrartechniken im Maisanbau und zum Anbau von Gemüse und Obst Familien mit Schafen und Rindern ausgestattet und sie in Zucht und Haltung geschult. Die Familien haben damit Fleisch und Milch zur Verfügung. Kontakt World Vision Deutschland e.V. Naemi Heimerdinger Referentin für Entwicklungszusammenarbeit (Bolivien, Peru) [email protected] www.worldvision.de World Vision Bolivien: Jenny Escobar Gerente de Comunicaciones [email protected] Stipendien für SchülerInnen der Sekundarstufe des Internats im Dorf Itananbikua. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 6 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Industrieunternehmen im Kampf gegen den Klimawandel Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks der Industrie Boliviens Nachhaltiges Arbeiten, Recycling, Erneuerbare Energien, Energieeffizienz. All das sind bekannte Beispiele für Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel. Wie aber können diese Maßnahmen im konkreten Fall von der bolivianischen Industrie umgesetzt werden? Auf diese Frage eine praxisorientierte Antwort zu liefern, ersuchte die Nationale Industrie- und Handelskammer Bolivien (CNI) im Rahmen des aus Mitteln der deutschen Bundesregierung finanzierten Projekts zur Messung der Klimabilanz der bolivianischen Industrie. Ausgewählte Unternehmen aus La Paz, El Alto und Viacha wurden 2014 mit der Thematik des Klimawandels vertraut gemacht und grundsätzlich für die Notwendigkeit vom ökonomischen Wandel sensibilisiert. Im Kontext der Analysephase wurde mit diesen Unternehmen zunächst der Status Quo ihrer Treibhausgasemissionen ermittelt. Insgesamt konnte für das Jahr 2013 ein Ausstoß an Treibhausgasen von ca. 1,34 Mio. Tonnen CO2 gemessen werden (Zum Vergleich: Hamburgs Industrie verzeichnete einen CO2-Ausstoß von 5,14 Mio. Tonnen im Jahr 2012*). Den größten Anteil steuerte Viacha mit 74 % bei, gefolgt von El Alto (20 %) und La Paz (6 %). In Viacha ist der größte Teil der Industrie, hauptsächlich der Zement- und Ziegelbrennerei, angesiedelt. Die Daten der Analysephase dienten der Bewusstseinsbildung für den Klimawandel in den Unternehmen. So wurde vermittelt, welche Praktiken und Prozesse besonders ineffizient bzw. klimaschädlich ablaufen und in welchen Bereichen bereits Best-Practice Beispiele vorliegen. In einem nächsten Schritt wurde in Workshops mit der Zielsetzung zur Emissionsreduzierung gearbeitet. Trotz der individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Unternehmen konnte ein gemeinsamer Nenner in Form einer breit anwendbaren Strategie zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks entwickelt werden. Es zeigte sich, dass v. a. in den Bereichen Abfallentsorgung und Treibstoffverbrauch großes Einsparpotenzial in den Unternehmen besteht. Auch wurde deutlich, dass Informationssysteme für den Austausch implementiert werden müssten, da in vielen Fällen der CO2-Ausstoß durch Nicht-Wissen unnötig erhöht wird. Die Fortschritte des Projekts wurden u. a. vom bolivianischen Ministerium für Umwelt und Wasser unter der Federführung des ehemaligen Ministers José Antonio Zamora belgeitet, um erarbeitetes Wissen und Best-Practice Beispiele über möglichst kurze Strecken schnell und effizient in ganz Bolivien weitervermitteln zu können. In einem Folgeprojekt wird die CNI in diesem Jahr weitere Ziele der Strategie zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der Industrie in La Paz, El Alto und Viacha umzusetzen. Informationen zum Klimafonds des Auswärtigen Amtes finden sich im Internet unter: http://www.la-paz.diplo.de/Vertretung/la__paz/de/05-entwicklungspolzusammenarbeit/04__Botschaftsma_C3_9Fnahmen/02__Klimafonds.html *Hamburger Abendblatt, 2013. (Im Internet unter: http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article113167744/Hamburgsgroesste-Schadstoffquellen.html) Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 7 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Die Friedrich-Ebert-Stiftung in Bolivien Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist seit 30 Jahren in Bolivien tätig. Doch bereits seit Ende der 1970er Jahre unterstützte die FES von ihrem Büro in Quito aus die Rückkehr der Demokratie in Bolivien. 1985 wurde das Büro in La Paz unter dem Namen ILDIS (Instituto Latinoamericano de Investigaciones Sociales) in La Paz eröffnet. Seitdem ist das Ziel der FES, Demokratie und Entwicklung mit einer sozialen und nachhaltigen Perspektive zu fördern. Dazu unterstützt sie pluralen Dialog und bietet Plattformen für das Zusammenkommen verschiedener politischer und zivilgesellschaftlicher Akteure aus dem links-progressiven Spektrum an. Dabei arbeitet FES mit Ministerien, Senat und Parlament, Gewerkschaften, politischen Parteien, Journalistinnen, Wissenschaftlerinnen, zivilgesellschaftlichen Vertreterinnen und weiteren relevanten politischen Akteurinnen zusammen. Die FES organisiert dazu Konferenzen, Gesprächskreise, Workshops und Bildungsreisen. Zudem bereichert sie gesellschaftliche Debatten mit Analysen und Beiträgen in den Medien. Seit 2005 besteht eine Arbeitsgruppe zu Themen der regionalen Sicherheit, die sich schwerpunktmäßig mit alternativer Drogenpolitik auseinandersetzt. Foren zur Wirtschaftspolitik sind von Anfang an ein wichtiger Pfeiler der Arbeit der FES gewesen und diskutieren auch heute in progressiver Weise Entwicklungskonzepte wie Politiken zur Ernährungssicherheit, Entwicklung jenseits des Extraktivismus oder die in der Verfassung festgeschriebene Plurale Wirtschaft. Als sozialdemokratische Stiftung sind Parteien und Gewerkschaften die Eckpfeiler des Partnerspektrums. In Bolivien arbeitet derzeit die FES mit Sektorgewerkschaften und den departamentalen Dachverbänden zusammen, sowie mit jungen Mitgliedern progressiver Parteien. Besonders erfolgreich ist ein von der FES aufgebautes Netzwerk von Gewerkschafterinnen zur Stärkung Ermächtigung von Frauen in den machistischen Strukturen vieler Arbeiterinnenvertretungen. Den Dezentralisierungsprozess des Landes begleitet die FES seit seinem Beginn. FES war mit Inputs und Dialogplattformen maßgeblich an der Entstehung des Gesetzes der Volksbeteiligung vor 20 Jahren beteiligt, wofür sie 2014 auch von der Stadt La Paz ausgezeichnet wurde. Mit dem Amtsantritt von Evo Morales 2006 wurden demokratischer Pluralismus und Interkulturalität als aktuelle Themen aufgenommen. In Zeiten gesellschaftlicher und politischer Spannungen, wie der Krise zwischen Regierung und Tieflandprovinzen im Jahr 2007, nahm die FES durch Dialogplattformen eine wichtige Mittlerrolle ein. Auch den polarisierten Prozess der Verfassungsgebenden Versammlung begleite die Stiftung mit Austauschforen. Aktuell wird eine kritische Debatte um die Folgen des Klimawandels und die extraktivistische Ressourcennutzung durch Expertengespräche und Publikationen angeregt und das Thema menschenwürdiger Arbeit behandelt. Depatriarchalisierung, dem in der Verfassung festgeschriebenen Anspruch einer hierarchie- und patriarchatfreien Gesellschaft, bearbeitet die FES seit 2014 systematisch mit ausgesuchten Zielgruppen und dem Ziel, diesem Anspruch mit konkreten Politikvorschlägen gerecht(er) zu werden. Über die nationale Arbeit in Bolivien hinaus hat die FES elf weitere Büros in Lateinamerika und ist Herausgeberin der spanischsprachigen politischen Zeitschrift Nueva Sociedad. Derzeit arbeiten in dem Büro der FES in La Paz neun Mitarbeiterinnen und eine entsandte Stiftungsvertreterin. Kontakt: Av. Hernando Siles esquina calle 14 No 5998, Tel. 00591 2 2750060 [email protected] www.fes-bolivia.org Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 8 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Die Hanns-Seidel-Stiftung und ihr Engagement in Bolivien „Im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung“ – unter dieses Motto stellt die HannsSeidel-Stiftung (HSS) ihre Arbeit und ihren Auftrag. Der Leitspruch gilt sowohl für ihr Engagement im Inland - hier insbesondere natürlich im Freistaat Bayern - wie auch im Ausland. Seit ihrer Gründung betreibt die Hanns-Seidel-Stiftung – benannt nach dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Hanns Seidel - politische Bildungsarbeit mit dem Ziel die „demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage“ zu fördern. Der frühere Bundespräsident Roman Herzog bezeichnete einmal die „Erziehung zur Demokratie“ als „permanente und eigentliche Aufgabe der politischen Stiftungen“. Sie trage dazu bei, „dass die Bürger der offenen Gesellschaft sich so kenntnisreich wie möglich am Entwicklungsprozess der Demokratie beteiligen können“. Seit über 35 Jahren ist das Institut für Internationale Zusammenarbeit der HSS im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Heute engagiert sich die Stiftung mit ihren lokalen Partnern in rund 60 Ländern in circa 100 verschiedenen Projekten. So möchte die HSS mit ihren christlichsozialen Idealen eine nachhaltige Entwicklung initiieren, auf der Basis von Demokratie, Frieden und sozialer Marktwirtschaft. Das Verständnis für Demokratie muss sich jedoch in jeder Generation neu bilden. Deswegen ist es wichtig gerade jungen Menschen die politischen Zusammenhänge und ihre Wichtigkeit zu verdeutlichen. Nur so werden sie motiviert, sich selber zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Daher setzt die Hanns-Seidel-Stiftung einen ihrer Schwerpunkte bei ihrer Arbeit in Bolivien auf dem Feld der Jugend- und Nachwuchsförderung. Einen zentralen Teil nimmt hierbei die „Escuela de Formacion para la Democracia y el Desarrollo“ kurz ESFORDD ein, welche die HSS gemeinsam mit ihrem Partner Fundación Jubileo realisiert. Dabei werden politische und wirtschaftliche Nachwuchsführungskräfte in demokratischen sowie gesellschaftspolitischen Themen geschult und mit einem Diplom der Universidad Salesiana ausgezeichnet. Des Weiteren unterstützt die HSS jährlich sowohl in Bolivien als auch regional Parlamentssimulationen für interessierte Jugendliche, Besuchs- und Austauschprogramme zur regionalen Integration sowie ein nationales Stipendiatenprogramm für finanziell benachteiligte Studenten mit herausragenden Leistungen. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 9 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Auf dem Gebiet der Institutionenförderung arbeitet die Hanns-Seidel-Stiftung seit dem Jahr 2013 mit der Senatskammer Boliviens sowie verschiedenen Munizipien über deren Verbände zusammen. Ziel des Projektes ist es eine Effizienzsteigerung der legislativen und administrativen Arbeit der Institutionen durch Weiterbildung von Abgeordneten, Bürgermeistern, Stadträten und Verwaltungsmitarbeitern zu bewirken. Gemeinsam mit der Universität „Universidad Católica“ werden seit dem Jahr 2013 Policy Briefs und Publikationen zur aktuellen Wirtschaftspolitik erarbeitet und interessierten Regierungsinstitutionen zur Verfügung gestellt. Ein weiterer Partner ist die Univeridad Mayor de San Andres mit der die HSS eine sehr erfolgreiche sozialpolitische Zeitschrift namens „Analisis e Investigaciones“ veröffentlicht. Im tropischen Tiefland der Departements La Paz, Santa Cruz, Beni und Cochabamba unterstützt die Stiftung mit dem regionalen Partner Sicirec das Projekt ArBolivia. In 13 Gemeinden werden dazu über tausend Bauern zu Klimawandel, nachhaltiger ökologischer Landwirtschaft, Schutz von Bäumen und Wäldern sowie zu nachhaltiger Produktion und Vermarktung von Nahrungsmitteln und Agrofrostprodukten geschult, um ihre Lebensqualität zu verbessern und einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten. Bei der Zielerreichung spielen die Organisationsstärkung von Bauernverbänden und deren Dialogförderung mit staatlichen Institutionen eine entscheidende Rolle. Mit ihren Projekten in Bolivien versucht die Hanns-Seidel-Stiftung nachhaltig die Demokratie, den Frieden und die Lebenssituation der Menschen verbessern. Das Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist hierbei das Leitmotiv des weltweiten Engagements der Stiftung. Philipp Fleischhauer [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 10 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Die Konrad Adenauer Stiftung (KAS) ist eine deutsche politische Stiftung, die der Christlich Demokratischen Union (CDU) nahesteht. Die KAS ist seit mittlerweile mehr als 40 Jahren in Bolivien vertreten. Partnerschaftlich arbeiten wir mit staatlichen Institutionen, Parteien, Organisationen der Zivilgesellschaft sowie ausgewählten Eliten zusammen. Durch unsere Ziele und Wertvorstellungen wollen wir insbesondere in der Entwicklungspolitik auch in Zukunft politische Zusammenarbeit regional und global vertiefen. Im Zentrum steht für uns der Mensch in seiner unverwechselbaren Würde, seinen Rechten und Pflichten. Er bildet für uns den Ausgangspunkt für soziale Gerechtigkeit, freiheitliche Demokratie und nachhaltiges Wirtschaften. Indem wir Menschen zusammenbringen, die ihre gesellschaftliche Verantwortung annehmen, entwickeln wir aktive Netzwerke in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Unser politisches Wissensmanagement verbessert die Chancen, die Globalisierung sozial gerecht, ökologisch nachhaltig und wirtschaftlich effizient zu gestalten. Derzeit werden folgende Schwerpunktthemen behandelt: Förderung des Rechtsstaats und der Demokratie; die zivilpolitische Ausbildung politischer Amtsträger, von Nachwuchsführungskräften und anderen politisch Interessierten; Aus- und Fortbildung indigener Führungskräfte; Förderung des interkulturellen und pluralistischen Dialogs über zukunftsrelevante Themen; Diskussionen über die öffentliche Politik, im Speziellen die Wirtschaftspolitik und die Einführung einer sozialen Marktwirtschaft; eine sozialverträgliche Unternehmenskultur; Förderung einer demokratischen Politikkultur; die Ausbildung von Journalisten, um die freie Meinungsäußerung und die Menschenrechte zu stärken; politische Reformen, im Sinne der Unterstützung von Dezentralisierungs- und Autonomieprozessen und die Behandlung von Umweltthemen. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 11 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Neben den zahlreichen Niederlassungen auf der ganzen Welt, leitet die KAS auch verschiedene regionale Programme. Dabei handelt es sich in Lateinamerika um die folgenden fünf Programme: - Das Regionalprogramm „Sozialpolitik in Lateinamerika“ (SOPLA) mit Sitz in Santiago de Chile. - Das Regionalprogramm „Rechtstaat in Lateinamerika“ in Bogotá, Kolumbien. - Das Regionalprogramm „Politische Parteien und Demokratie in Lateinamerika” mit Sitz in Montevideo, Uruguay. - Das Regionalprogramm „Umwelt” mit Sitz in Lima, Perú. - Das Regionalprogramm „Politische Partizipation Indigener (PPI) in Lateinamerika” mit Sitz in La Paz, Bolivien. Das Regionalprogramm PPI dient zur Unterstützung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Partizipation der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas innerhalb demokratischer Strukturen. Die zwei Hauptziele des PPI sind: Erstens, traditionelle politische Akteure zu sensibilisieren, damit sie die Themen die, die indigene Bevölkerung betreffen innerhalb ihrer Strukturen integrieren und zweitens, einen Dialog zwischen Indigenen und nicht-Indigenen zu ermöglichen, um Themen zu diskutieren, die von besonderer Wichtigkeit für die indigenen Völker sind. Um dieses Ziele zu erreichen, arbeitet die KAS mit indigenen Führungspersonen und Institutionen zusammen. Diese Führungspersonen und Institutionen fördern demokratische Werte, Dialog, friedliche Konfliktlösungen und die Zusammenarbeit mit nicht- indigenen Gruppen, um öffentliche Politik im Interesse der Gesamtgesellschaft zu gestalten. Innerhalb dieses Bereichs führt die KAS seit 2014 gemeinsam mit der europäischen Union ein regionales Projekt „PARTICIPA“ in den fünf lateinamerikanischen Staaten Bolivien, Chile, Guatemala, Mexico und Peru durch. In jedem dieser Länder arbeiten wir mit einem lokalen Partnern und zwei indigene Gemeinden, sowie mit unterschiedlichen Institutionen, wie Universitäten und den Medien zusammen, um in der Zukunft eine bessere Partizipation und Repräsentation indigener Bevölkerungsgruppen innerhalb der politischen Prozesse Lateinamerikas sicherzustellen. Maximilian Hedrich [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 12 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April „Nachfahren deutscher Einwanderer in Bolivien erinnern sich“ Wussten Sie, dass vor 100 Jahren Esel für „das Feine“ gezüchtet wurden, nämlich den Transport von Porzellan aus deutschen Manufakturen und dieselben Artgenossen auch für „das Grobe“, nämlich den Klaviertransport, trainiert wurden, um diese Luxusgüter in entlegenen Gebieten zu verkaufen? Oder, um beim Transportwesen zu bleiben, dass man auf Eisenbahnschienen Auto fahren kann? Dies und vieles mehr erfahren Sie aus mehr als zwanzig Interviews, die mit Nachfahren deutscher Einwanderer nach Bolivien geführt wurden. Diese erzählen über das Leben ihrer Vorfahren. Sie berichten von den Gründen, die deutsche Heimat zu verlassen, die abenteuerliche Reise in das ferne, unbekannte Bolivien, von entbehrungsreichen Anfangsjahren, harter Arbeit, Familiengründung und Sesshaftwerdung. Der Boom des Kautschuks und die Blütezeiten des Bergbaus zogen viele deutsche Einwanderer an. Dies traf sich mit den Jahren, in denen die wirtschaftliche Lage in Deutschland nicht gut bis miserabel war: Die Jahre vor dem ersten Weltkrieg, die Kriegs- und die Nachkriegszeit. Sie kamen und versuchten ihr Glück. Sie betätigten sich als Buchhalter oder Verwalter der großen Kautschuk-„Barone“ wie Nicolás Suárez sie handelten mit allem, was nachgefragt wurde, besonders aber auch mit deutschen Produkten, sie waren Ärzte oder Ingenieure für Bergbau und Infrastruktur. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 13 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Durch Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und ein geregeltes Sozial- und Familienleben – die „typischen deutschen Tugenden“ - gelang es ihnen, sich wirtschaftlich und sozial zu integrieren. Ihr hohes Bildungsniveau half ihnen dabei. Sie waren gut ausgebildete Ärzte, Ingenieure, Geologen und Buchhalter, aber sie waren auch flexibel genug, um sich als exzellente Händler zu verdingen. Sie führten neue Handelssysteme ein, zogen von Ort zu Ort mit Musterkoffern, erlernten erstaunlich schnell die spanische Sprache und heirateten schöne Bolivianerinnen. Verständlich: Wir haben nur diejenigen im heutigen Bolivien angetroffen, die hier heimisch geworden sind, denen das Land gefiel. Meistens waren es deutsche Männer, die nach Bolivien auswanderten, aber es gibt auch Berichte über starke Frauen, die ihren Männern nachreisten. Lassen sie mich an dieser Stelle etwas über die angewandte Arbeitsmethode der „Oral history“ und der Stichprobe sagen: Mir lagen keine Namenslisten deutscher Familien vor, die vor 100 Jahren einwanderten, die ich ansprechen konnte. So ist es dem Zufallsprinzip zu verdanken und der Unterstützung vieler, aber besonders der Konsulin und dem Konsul in Cochabamba, Santa Cruz und Tarija sowie der Deutschen Botschaft in La Paz, welche Familien interviewt wurden und deren Geschichten niedergeschrieben wurden. An den vier genannten Orten wurden Interviews durchgeführt, was aber nicht bedeutet, dass die Einwanderfamilien dort immer gelebt haben. Alle Interviewten berichten von vielen Umzügen, man folgte dem wirtschaftlichen Aufschwung und Niedergang und im Alter den Anweisungen der Ärzte, die rieten sich ein gesünderes Klima auszusuchen und die Höhe zu meiden. Wer Zeit und Lust hatte, erzählte. So erfahren wir Interessantes über den Arbeitsalltag der damaligen Zeit, das Familien- und Freizeitleben, ihre Gewohnheiten und Gebräuche, ihr Engagement in den Klubs und Vereinigungen. Wir bedanken uns schon hier bei allen, die uns unterstützt haben, und wünschen Ihnen eine unterhaltsame Lektüre! Dr. Claudia Maennling [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 14 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Deutsch–Bolivianische Industrie– und Handelskammer Die Deutsch-Bolivianische Industrie– und Handelskammer (AHK Bolivien) ist Teil des weltweiten Netzes der Industrie– und Handelskammern, welche mit 120 Büros in 80 Ländern und mehr als 80 Kammern in Deutschland vertreten sind; alle vereint unter der Leitung des DIHK mit Sitz in Berlin. Unser Hauptziel ist es, die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Bolivien zu fördern und Dienstleistungen anzubieten, die den wirtschaftlichen Austausch beider Länder unterstützen. Dank ihres Dienstleistungsangebotes hat es die AHK Bolivien geschafft, dass sich Tausende von Firmen, die neue Märkte erschließen wollen, an uns wenden, um sich zu beraten, zu schulen, und beim Markteinstieg begleiten zu lassen. Aus Anlass unseres baldigen 60jährigen Jubiläums im Oktober dieses Jahres sind wir sehr glücklich, uns als größte und aktivste binationale Kammer Boliviens positioniert zu haben und freuen uns über diesen Erfolg. In Zusammenhang mit der baldigen Feier unseres 60-jährigen Jubiläums wollen wir entsprechend unserer wichtigen Rolle das Thema Corporate Social Responsabliity (CSR) auch innerhalb der Kammer weiter ausbauen. Unsere Vorträge, Weiterbildungen und Dienstleistungen im Allgemeinen sollen auch in Zukunft höchste Qualitätsstandards erreichen. Auch werden wir unsere Kommunikationskanäle intensiver nutzen, um den Dialog mit Mitgliedern und anderen Interessierten zu vertiefen und unsere Qualitätsansprüche regelmäßig zu überprüfen. Aktuell befindet sich unsere Institution in einem Übergangsprozess, indem wir uns neue Herausforderungen und Ziele setzen. Durch die gemeinsamen Bemühungen aller, die tagtäglich in der AHK Bolivien für die Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und die Interessen und Bedürfnisse ihrer Mitgliedsfirmen arbeiten, werden wir diese Ideen umsetzen. Kurze geschichtliche Zusammenfassung Im Jahre 1916 wurde die erste “Kammer des deutschen Handels in Bolivien“ unter dem Namen “Deutsche Handelskammer in Bolivien“ gegründet, welche ihre Aktivitäten durch den ersten Weltkrieg unterbrechen musste. Nach dem zweiten Weltkrieg und nur drei Jahre nach der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Bolivien und Deutschland im Jahre 1952 wurde am 17. Oktober 1955 erneut die “Deutsch–Bolivianische Industrie– und Handelskammer“ gegründet mit der Beteiligung einer Gruppe von deutschen und bolivianischen Unternehmern. So wurde, unter der Führung von Herrn Julio Zuazo Cuenca als erster Präsident, der Vorstand mit zwölf eigenen Mitgliedern und vier Vertretungen gegründet, um schnell die Anerkennung in Bolivien und in der Bundesrepublik Deutschland zu erreichen. Unsere “Silberhochzeit“ wurde 1980 gefeiert, wo dem damaligen Präsidenten der Kammer Herrn Fernando Knaudt durch den Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland Dr. Karl Carstens das Verdienstkreuz erster Klasse verliehen wurde. Im Jahr 1985 wurde das 30-jährige Bestehen der Kammer gefeiert, bei der ihr die Auszeichnung mit dem Andenkondor durch den Präsidenten der Republik Dr. Víctor Paz Estenssoro verliehen wurde. Seit dem Jahre 1968 bis heute nehmen wir zudem fast ununterbrochen an der Expocruz teil. Seit dem Jahr 2010 organisiert die Kammer EU-Pavillons auf den drei größten bolivianischen Messen (FEICOBOL, EXPOCRUZ, EXPOSUR). Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 15 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April In den Jahren 1955 bis 1970 wurden Verträge mit den wichtigsten deutschen Messegesellschaften “Deutsche Messe“,“Koelnmesse”,“Messe Frankfurt”,“MesseMünchen GmbH”,“Messe Düsseldorf GmbH” und“Messe Berlin” unterzeichnet, wonach die AHK Bolivien als offizieller Repräsentant in Bolivien fungiert. Seit 1992 bietet die Deutsch–Bolivianische Industrie– und Handelskammer zusammen mit dem Colegio Alemán “Mariscal Braun“ in La Paz die duale Berufsausbildung zum Groß- und Ausßenhandelskaufmann sowie zum Industriekaufmnann an. Seit dem Jahr 2001 intensivierte die Kammer ihre Beziehungen mit der heutigen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), vor allem im Bereich von Projekten zwischen europäischen Firmen und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Bolivien. Im Jahr 2004 wurde eine neue Vermarktungsstrategie für die Dienstleistungsangebote und für ein neues Bild der AHKs geschaffen, welche eine höchst effektive Plattform für Dienstleistungen, Kontaktaufnahme und Geschäftsbeziehungen bereitstellt. Im gleichen Jahr eröffnete die AHK Bolivien zudem eine Zweigstelle in Santa Cruz, um auch dort ansässige Unternehmen besser unterstützen zu können. Im Jahr 2012 erhielt die AHK Bolivien die Vertretung des deutschen Förderprogrammes “Senior Experten Service –SES“ für La Paz und Santa Cruz. Seitdem gibt es ein konstantes Wachstum sowohl in der Mitgliederzahl als auch bei den angebotenen Events und Dienstleistungen für die Unternehmern. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 16 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April DAAD-Stipendiaten „Deutschland – Land der Ideen“ Seitdem ich ein kleiner Junge war habe ich Deutschland für seine Kultur und seine Bewohner bewundert. Während meiner Schulzeit an der deutschen Schule, wo ich die Sprache lernen konnte und die Möglichkeit hatte an dem Schüleraustausch 2011 teilzunehmen, hat sich diese Bewunderung noch verstärkt. Fortwährend dachte ich über eine Rückkehr nach Deutschland nach. Doch aufgrund des Berufslebens und des Alltags vor Ort habe ich meine Pläne zurückstellen. Wie in den meisten Fällen, ergibt ich sich die Gelegenheit von selbst. Ein sehr guter Freund José Ugalde, ehemaliger DAAD-Stipendiat, kam für den Urlaub aus Deutschland zurück. Er hat mir ganz genau von seiner Erfahrung erzählt, wie er einen MBA machte und später in Deutschland arbeitete. Weil ich sehr großes Interesse zeigte, erklärte er mir auch, welche Schritte für ihn dazu nötig waren. Es kam der “Stipendientag”, eine vom Goethe-Institut zusammen mit der Deutschen Botschaft jährliche organisierten Messe, die ein zunehmendes Interesse unter Studierenden und jungen Berufstätigen Bolivianern erweckt. Das Angebot der Programme ist so groß wie mein Interesse. Bildungseinrichtungen wie der DAAD präsentieren Studienangebote und ehemalige Programmteilnehmer berichten von ihren Erfahrungen und alle hören ihnen aufmerksam zu. Im Innenhof gibt es Musik und deutsches traditionelles Essen. Meine Entscheidung fiel auf das MBA International Management Programm an der ESB Business School der Universität Reutlingen mit dem Schwerpunkt der Steuerung von Geschäftsprozessen internationaler Unternehmen. Die internationale Unternehmensführung setzt Wissen und Fertigkeiten voraus, die über das normale Management hinausgehen, dazu gehören Kenntnisse über länderspezifische Handelsbestimmungen, Bräuche, Gesetzgebung und das Vermögen Geschäfte in verschiedenen Währungen durchzuführen. Ich bewarb mich für das Stipendium, wurde angenommen und begann mich auf die Reise vorzubereiten. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 17 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Reutlingen ist eine Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern in Baden-Württemberg. Die Universität mit seiner Vielzahl an ausländischen Studenten verleiht der Stadt ein multikulturelles Ambiente. Der Elan, der von den vielen jungen Studenten ausgeht, lässt sich in der ganzen Stadt spüren. Dank der tollen Koordination des International Office der Universität Reutlingen hatte ich schon Monate im Voraus, die Möglichkeit meine Ankunft zu planen und Freunde kennenzulernen. Mit Vorlesungsbeginn hat sich die Anzahl an Freunden vervielfacht und ich habe begonnen Deutsch flüssiger zu sprechen. In den Vorlesungen bin ich auch auf Landsleute getroffen, die das gleiche Programm wie ich absolvierten. Selbstverständlich haben wir uns über unsere Sorgen und Erfahrungen ausgetauscht. Das Studium ist anspruchsvoll und der Leistungswettbewerb ist stark. Das Programm verlangt den Studenten einen hohen Arbeitseinsatz ab. (Die ESB Businees School befindet sich im Ranking unter den besten Business Schools Deutschlands). Die Fokussierung und Leistungsbereitschaft meiner Kommilitonen ist immens. Jetzt wundert mich nicht mehr, dass das Leistungsvermögen und die Disziplin der Deutschen weltweit bekannt sind. Diese zählten zu den Schlüsselfaktoren für ihre Industrielle und wirtschaftliche Entwicklung. Ich bin mir sicher, dass dies der geeignete Ort für mich ist, um meine Kenntnisse auszubauen und negative bolivianische Verhaltenseigenschaften (“viveza criolla”) abzulegen. Jetzt sind schon sechs Monate nach meiner Ankunft in Reutlingen vorüber und ich bin zufrieden mit dem, was ich bis jetzt erreicht habe. Ich habe mich an die deutsche Pünktlichkeit und an die Art und Wiese, wie Aufgaben erledigt werden (mit Exzellenz), gewöhnt. Ich würde liebend gerne meinen Aufenthalt verlängern, weiß jedoch, dass sich neue Chancen ganz von alleine ergeben. Aufgrund der tollen Erfahrung, die ich bisher gemacht habe, bin ich mir sicher, dass ich nicht zwei Mal darüber nachdenken werde, wenn sich mir wieder eine solche Gelegenheit präsentiert. Pablo Prado, DAAD-Stipendiat [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 18 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April DAAD-Stipendiaten Doktorandenprogramm am ZEF ein Name ist Pablo Ernesto Evia und ich habe einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre an der „Universidad Católica Boliviana“ gemacht. Gerade lebe ich in Bonn, wo ich an dem Doktorandenprogramm des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF), ein auf Entwicklungspolitik ausgerichtetes Forschungsinstitut mit interdisziplinären Forschungsansatz. Das ZEF gehört zu den renommiertesten Think-tanks weltweit und wird von der prestigeträchtigen Universität Bonn unterstützt. Der interdisziplinäre Fokus auf entwicklungspolitische Fragestellungen hat mich schon immer beruflich wie auch akademisch interessiert. Ich bin schon immer der Meinung gewesen, dass sich die Volkswirtschaftslehre mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen auseinandersetzen muss, um schließlich gemeinsam den Menschen einen größeren Nutzen zu verschaffen. Die Forschungsaktivitäten des ZFS zeichnen sich besonders durch die Themenschwerpunkte Umwelt und Nachhaltigkeit aus. Dies ist kein Zufall, weil Deutschland sich durch seine Bemühungen und Fortschritte in der Umsetzung der Energiewende auszeichnet, um die Zukunft künftiger Generationen nicht zu gefährden. Um meinen Forschungsaufenthalt zu finanzieren habe ich das privilegierte DAAD-Stipendium erhalten. Dieses Stipendium beinhaltet auch eine finanzielle Unterstützung meiner Familie, also meiner Frau und meiner 8-jährigen Tochter, die mit mir zusammen seit Oktober 2014 in Bonn leben, was zu einer besseren Integration in die deutsche Gesellschaft führt. Davon profitiere nicht nur ich als Student sondern auch meine Familie. Dies ist eine außergewöhnliche Gelegenheit für einen Paradigmenwechsel, den man ab und an braucht, um seinen Horizont zu erweitern und andere Lebenswirklichkeiten kennenzulernen mit dem Ziel, seine eigene Erfahrungsschatz nicht nur bezüglich der akademischen Arbeitswelt, sondern auch des täglichen Lebens, zu bereichern. Für mich persönlich stellen die hier in Deutschland gesammelten und mit meiner Familie geteilten Erfahrungen einen unschätzbaren Wert dar. Dafür sind wir dem DAAD äußerst dankbar. Meine Forschung im Rahmen des Doktorandenprogrammes besteht darin, die Verbindungen zwischen der Ausgestaltung bestimmter Sozialpolitiken in Bolivien und den unterschiedlichen Verhaltensreaktionen der begünstigten Privathaushalte - die sowohl positiv als auch negativ sein können - zu untersuchen. Die traditionalen ökonomischen Modelle stellen uneingeschränktes rationelles Handeln, perfekte Zukunftsprognosen oder vollkomme Informationsverfügbarkeit der Akteure nicht in Frage. Diesen Annahmen fehlt jedoch der Bezug zur Realität, denn die Lebenswirklichkeit zeigt uns doch, dass sich Menschen täuschen, die Zukunft nicht vorhersehen und genauso wenig über alle ökonomisch relevanten Informationen (wie z.B. Preise) verfügen können. In diesem Sinne müssen diese Aspekte in der Formulierung von public policies mitberücksichtig werden, um sicherzustellen, dass deren Umsetzung zur Erfüllung der Zielvorgaben führt. Mit einem erfolgreichen Abschluss meines Doktorandenprogramms im Jahr 2017, erhoffe ich mir nach meiner Rückkehr nach Bolivien meine in Deutschland erlangten Kenntnisse in meine Arbeit an einem Universität einbringen zu können. Ich halte die deutschen Erfahrungen in Bereichen der Energiewende, der nachhaltigen Entwicklung und der Umsetzung von public policies für wertvolle Lektionen aus, denen auch unser Land Bolivien vieles lernt kann. Pablo Evia, Doktorand am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 19 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Katastrophenvorsorge im Norden von La Paz Ein Klimafondsprojekt unterstützt bei der Anpassung an den Klimawandel Während der verheerenden Überschwemmungen im Norden des Landes im Februar letzten Jahres unterstützte die Deutsche Botschaft La Paz insbesondere an abgelegene indigene Gemeinschaften in die Krisenregion mit Lieferungen medizinischer Hilfsgüter im Wert von ca. 50.000 €, um Linderung in der betroffenen Region zu erzielen. Aus den Erfahrungen dieser Hilfsaktion wurde deutlich, dass eine strukturelle Anpassung an den Klimawandel notwendig ist, um im Falle des Falles besser auf Naturereignisse dieses Ausmaßes reagieren zu können. Mit der Fundación Comunidad Sustentable, die sich grundsätzlich der Behandlung sozioökologischer Problematiken in Bolivien widmet, fand die Botschaft La Paz einen erfahrenen Partner, der die Dimension des Klimawandels mit seinen Risiken aus der Perspektive indigener Völker beleuchtete. So wurde zusammen mit den im Norden von La Paz ansässigen indigenen Gemeinden der Tierra Comunitaria de Origen (TCO) Tacana über den Zeitraum von Mai bis Dezember 2014 ein Leitfaden zu Risikomanagement und Katastrophenvorsorge im Bereich Überschwemmungen und Hangrutschungen erarbeitet. Das Projekt, das über den Klimafonds aus Mitteln der Bundesregierung finanziert wurde, umfasste die technische Unterstützung der indigenen Gemeinden bei der Entwicklung von Instrumenten, Mechanismen und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel sowie die Bewusstseinsbildung zum Thema. Unter Teilnahme von Fachkräften der jeweils zuständigen Regierungseinrichtungen wie des Vizeministeriums der Defensa Civil und des Umweltministeriums wurden in Form von Workshops die Ergebnisse für einen Leitfaden erarbeitet. Die Erfahrungen haben verdeutlicht, dass eine lokale Mitverantwortung von hoher Bedeutung ist, damit im Vorfeld, aber auch im Notfall, direkt entsprechend schnell reagiert werden kann. Die enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Vizeministerium sowie anderen Umweltorganisationen (FUNDESNAP, Soluciones Prácticas und Zondra) stellte einen Mehrwert für das Projekt und dessen Ergebnis dar. Denn mit den verschiedenen Beiträgen ist der erarbeitete Leitfaden ein nachhaltig nutzbares Produkt, das nicht nur der TCO Tacana dient, sondern auch für andere indigene Gemeinden im Land und der Zentralregierung selbst von Nutzen ist, um entsprechend reagieren zu können. Neben der lokalen Ebene strahlt das Projekt somit auch eine öffentliche Wirkung auf nationaler Ebene aus. Die Ergebnisse werden über zahlreiche Medien verbreitet und sollen so dem Thema „Risiko im Hinblick auf den Klimawandel“ in der Politik und der breiten Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Da Bolivien eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder ist und die Risiken des Klimawandels - in Form von extremen Wetterereignissen - eine potenzielle Bedrohung auch für die Zukunft der indigenen Völker darstellt, hat dieser Beitrag der Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel auf lokaler Ebene eine hohe Bedeutung für diese Region. Deshalb stellt der Klimawandel auch das wichtigste Querschnittsthema der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Bolivien dar. Informationen zum Klimafonds des Auswärtigen Amtes finden sich im Internet unter: http://www.la-paz.diplo.de/Vertretung/la__paz/de/05-entwicklungspolzusammenarbeit/04__Botschaftsma_C3_9Fnahmen/02__Klimafonds.html Kontakt: [email protected] Tel.: 2-2440066 und 2447509 Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 20 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Biologische Forschungsstation Centro de Investigaciones Ecológicas Chiquitos Die Forschungsstation Chiquitos ist auf der Hacienda (span. Landgut) San Sebastián in der Landschaft Chiquitos im tropischen Tiefland von Bolivien im Dept. Santa Cruz gelegen. San Sebastián liegt etwa 25 km südlich von Concepción, der Hauptstadt der Provinz Ñuflo de Chavez. Es liegt auf einer Höhe zwischen ca. 450 und 580 m ü. NN. Biogeographisch ist es ein äußerst interessantes Schnittpunkt-gebiet im Herzen des südamerikanischen Kontinents. Die Hacienda wurde 1998 von den jetzigen Eignern Lutz Werding und Kindern erworben. Sie umfasst knapp 3.500 ha, von denen derzeit 700 ha für Viehzucht und 200 ha für nachhaltige Forstwirtschaft genutzt werden. Das Klima ist tropisch mit einer ausgeprägten Trockenzeit im Winter (von Mai bis Oktober). Die Temperaturen variieren zwischen 10 und 38 ºC. Die Hacienda lag vor dem Kauf mehrere Jahre brach. Auch vorher war nur ein geringer Teil für die Viehzucht genutzt worden. Der Rest war relativ unzugänglich. Dadurch sind viele Tierarten erhalten geblieben. Bei den Großsäugern sind außer fünf Primatenarten, Flachlandtapir, Jaguar und Puma, Ozelot und diverse kleine Katzenarten, Nasenbären und Marderarten, zwei Hirscharten, zwei Nabelschweinarten und verschiedene andere Tiere beobachtet worden. In den letzten beiden Jahren haben sich ohne menschliches Zutun Capiguaras (Wasserschweine) angesiedelt, ein Beweis, dass die inzwischen eingeleiteten Schutzmaßnahmen greifen. Schnell entstand die Idee, die Fauna zu schützen und möglicherweise ein Schutzgebiet zu schaffen. Zunächst wurde für das ganze Gebiet der Hacienda die Jagd untersagt. Die umliegenden indigenen Gemeinden wurden per Anweisung durch den Subpräfekten der Provinz davon unterrichtet. Das bolivianische Bodenreformgesetz sieht die Möglichkeit vor, auf Privatbesitz zum Schutz des Waldes Naturschutzgebiete zu erklären. Eine so genannte Reserva Privada del Patrimonio Natural (RPPN) wurde im Januar 2002 genehmigt. Das Schutzgebiet umfasst etwa 1.600 ha. Gemäß der gesetzlichen Vorschriften muss für eine RPPN ein Nutzungsplan vorgelegt werden. Im Falle der RPPN San Sebastián wurden der Erhalt der Fauna und Flora und deren wissenschaftliche Erforschung als Nutzung deklariert. Der Durchführungsplan wurde als weitgehende Durchsetzung des Schutzes definiert, u. a. durch die Verhinderung der Jagd und der meist durch Jäger verursachten Waldbrände. Die ganze Hacienda ist eingezäunt (etwa 30 km Außenzaun). Mit den Entomologen des an die Universität Gabriel René Moreno in Santa Cruz angeschlossenes Museums Noel Kempff Mercado führen wir seit mehreren Jahren eine Bestandsaufnahme der Tagfalter durch und konnten bisher über 250 Arten nachweisen. Im Sommer 2003 wurden das Schutzgebiet und die Hacienda San Sebastián einem Kreis von Wissenschaftlern bei der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt vorgefuehrt und für Felduntersuchungen angeboten. Daraufhin schickte Senckenberg 2004 den Doktoranden M. Jansen nach San Sebastián, der eine Aufnahme der Amphibien- und Reptilienfauna durchführen sollte. Dazu war ein Abkommen mit dem Museo Noel Kempff Mercado notwendig, das die Ausfuhr und Bearbeitung der Belegexemplare im Ausland ermöglicht. Dieses wurde 2005 unterzeichnet. Durch die Arbeit des Doktoranden konnten bisher zwei für die Wissenschaft neue Schlangenarten beschrieben und über 50 Reptilienarten und weit über 40 Amphibienarten gefunden werden, wobei die Aufsammlung noch keinesfalls als abgeschlossen gelten kann. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 21 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April 2005/06 arbeitete A. Schulze, ein Diplomand und inzwischen promovierter Biologe der Universität Göttingen in San Sebastián, der die ökologische Interdependenz der verschiedenen Amphibienarten untersuchte. Anschließend begann Julia Betz eine Dissertation über die Fledermäuse des Gebietes zu erstellen. Im Jahre 2007 besuchte eine von Senckenberg geschickte Delegation von Naturwissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen San Sebastián. Als Ergebnis langer Diskussionen wurde dann 2008 zwischen dem Museum Noel Kempff Mercado, Senckenberg und den Eignern von San Sebastián ein formeller Kooperationsvertrag für die Einrichtung einer biologischen Forschungsstation unterzeichnet und vom bolivianischen Vizeministerium für Biodiversität genehmigt. Die Station wurde im April 2009 offiziell unter dem Namen Centro de Investigaciones Ecológicas Chiquitos unter Beteiligung der Präfektur Santa Cruz, der Subpräfektur Ñuflo de Chávez, der Stadtverwaltung Concepción, der Deutschen Botschaft und verschiedener Naturschutzverbände eingeweiht. Die Finanzierung des Baus der Station samt deren Infrastruktur erfolgte aus privaten Mitteln der Eigner der Hacienda San Sebastián und der Erika-und-Walter-Datz-Stiftung. Dr. J. Knaack aus Stechlin stiftete Mikroskope und eine Reihe wissenschaftlicher Geräte. In der Forschungsstation stehen ein Labor mit entsprechenden Geräten, Bad, Küche, Schlaf- und Aufenthaltsräume mit elektrischem Licht und fließendem Wasser zur Verfügung. Dazu gibt es ausreichend Zeltausrüstung. Der Aufenthalt für Wissenschaftler der angeschlossenen Institutionen ist frei. Lediglich Nahrungsmittel müssen mitgebracht werden. Für bolivianische Studenten gibt es Mittel für Reisekosten und den Unterhalt. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 22 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Bisher haben etwa 50 Wissenschaftler aus über zehn Ländern die Einrichtungen der Station genutzt. Die wissenschaftliche Ausbeute ist in über 40 Veröffentlichungen dokumentiert worden. Außer den erwähnten zwei neuen Schlangenarten harren noch etwa 20 neue Amphibienarten bei Senckenberg ihrer endgültigen Bearbeitung und dazu noch viele neue Insektenarten. Wir halten eine Beobachtung für den Artenschutz sehr wichtig. Als es sich herumgesprochen hatte, dass wir direkt neben einem Naturschutzreservat Rinder zuechten wollten, wurden wir als unrealistische Ökomanen belächelt. In beinahe 20 Jahren haben wir weniger als 20 Rinder, ein Fohlen und weniger als 10 Schafe verloren. Zum Teil waren Jaguare und ein Puma die Übeltäter. Diese Verluste sind bei einer Rinderherde von 500 bis 600 Tieren und um die 200 Schafe absolut unerheblich. Wie kommt es zu der so abweichenden Einschätzung des Schadens durch Raubtiere? Ein Grund ist die Tatsache, dass die meisten Hacendados in der weit entfernten Stadt leben und ihre Hacienda nur in größeren Zeitabständen besuchen. Brauchen ihre Angestellten Fleisch, fällt schnell ein Rind dem Messer anheim. Der Schuldige war dann immer der boese *Tigre*. Das wiederum dient dann dem kühnen Jaegersmann als Begruendung das gefähriche Untier umzubringen, trotz Jagdverbots und Artenschutzes. Bei uns kommt ein zweiter Faktor dazu, der die Schadensfaelle niedrig haelt. Wegen des Schutzgebiets und des Wildschutzes haben die großen Räuber genügend Nahrung. Und ein 80 kg schwerer Jaguar wird im Zweifelsfalle immer vorziehen ein 20 kg schweres Peccari zu schlagen, anstatt sich mit einem 400 kg schweren Rind anzulegen, das sein Kalb verteidigt. Lutz Werding [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 23 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Martin–Luther–Kirche La Paz Seit dem 1. Adventssonntag des Jahres 1962 lädt die Martin–Luther–Kirche in Sopocachi regelmäßig zu Gottesdiensten ein und ist Zentrum des Gemeindelebens der Iglesia Evangélica Luterana de Habla Alemana en Bolivia (IELHA). Gegen Ende des vergangenen Jahres wurde das mittlerweile 52 Jahre alte Gebäude unter Denkmalschutz (Patrimonio) gestellt. Die offizielle Überreichung der entsprechenden Urkunden wird im Laufe dieses Jahres erfolgen. Geht man die Rosendo Gutierrez im Stadtteil Sopocachi hinauf, fällt der Blick unweigerlich auf das Kirchengebäude an der Straßenkreuzung mit der Sánchez Lima. Der dreieckige Turm ist deutlich und von weitem zu sehen. Ein bisschen wie ein Fremdkörper im heutigen Stadtbild liegt die Kirche erhöht an der Straße, gegenüber der japanischen Botschaft, umgeben vom Hupkonzert der vorbeifahrenden Autos. Wie schön, dass die Kirche nicht wirklich hineinpasst in diese Stadt, in diese Welt. Es geht im Leben um mehr als das, was wir selbst in der Hand haben, als wir bestimmen können. Der Turm mit seinem typich deutschen Wetterhahn weist die Richtung gen Himmel. Es war und ist die Aufgabe religiöser Gebäude – Kirchen, Tempel, Moscheen – verstörend und zugleich richtungsweisend zu wirken. Protestantische deutschsprachige Gottesdienste gibt es in La Paz seit ca. 1923. Damals war Pastor Hugo Schneider erster Direktor der Deutschen Schule. Nach seinem Weggang wurden die Gottesdienste in regelmäßigen Abständen von deutschsprachigen Pastoren aus Chile und Argentinien gefeiert. Im September 1949 tritt zum ersten Mal ein Gemeindekirchenrat als Leitungsgremium der deutschsprachigen protestantischen Kirchengemeinde zusammen. Gottesdienste werden in der Aula der Deutschen Schule und später in der methodistischen Kirche gefeiert. Im September 1957 wird die Pfarrstelle in La Paz zum ersten Mal hauptamtlich durch einen aus Deutschland entsandten Pfarrer besetzt, im Juni 1958 wird die Gemeinde juristische Person (persona jurídica). In jenen Jahren denkt die sich konsolidierende Gemeinde auch über den Bau einer eigenen Kirche nach. Mit viel Engagement der damaligen Gemeindeglieder und mit Unterstützung von ausländischen Geldgebern – u. a. Landeskirchen in Deutschland oder der Lutherische Weltbund – kann zum 1. Advent 1962 die Martin–Luther–Kirche in Sopocachi eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden. Seit August 1965 begleitet dann eine kleine Orgel der Firma Kleuker mit 11 Registern die Gottesdienste. Der Innenraum im Stil der 1960er–Jahre ist multifunktional gehalten. In Richtung Turm befindet sich der Gottesdienstraum, der vom Altarbereich mit seinen drei Mosaiken dominiert wird. Szenen aus der Offenbarung des Johannes (Apokalypse) erinnern die GottesdienstbesucherInnen an die Verantwortung, die wir Menschen vor Gott haben. In der Mitte, beleuchtet vom Lichtschacht des Turmes, thront Christus als Weltenrichter. Die beiden anderen Mosaike stellen das neue Jerusalem und das 'Jüngste Gericht' dar. Durch eine öffenbare Wand abgetrennt schließt sich der Gemeindesaal an, in dem sich Gruppen und Kreise treffen können. Aber auch für verschiedenste Konzerte, Podiumsdiskussionen, Buchpräsentationen und Feste – vor allem ist an den traditionellen Weihnachtsmarkt und das Kirchweihfest im Mai / Juni zu denken – wird das Gebäude inzwischen genutzt. Die Einstufung der Martin–Luther–Kirche als Baudenkmal sichert den Bestand dieser für La Paz außergewöhnlichen Kirche in der Zukunft. Als Ort der Begegnung, der Feier, der Rückbesinnung auf die wichtigen Dinge im Leben. Als Ort der Nähe zu Gott. Als Heimat in der Hektik des Alltags. Für die schrumpfende deutschsprachige evangelische Gemeinde wird es eine Herausforderung sein, diesen Ort zu unterhalten. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 24 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Der Freiwilligendienst der Partnerschaft zwischen den Diözesen Hildesheim und Trier und der Bolivianischen Kirche Marco Antonio Recacoechea Ich bin 25 Jahre alt und studiere Kommunikationswissenschaften. Seitdem ich kürzlich aus Deutschland zurückgekehrt bin, wohne ich in La Paz. Ein Jahr lang habe ich in Deutschland meinen Freiwilligendienst zusammen mit anderen acht Freiwilligen aus verschiedenen Regionen Boliviens verrichtet. In Rahmen der Partnerschaft zwischen der Diözese Trier und Hildesheim mit Bolivien hatten wir uns für dieses Freiwilligenprogramm beworben. Diese Beziehung zwischen unseren Ländern, die schon über 50 Jahre besteht, ermöglicht uns, durch gemeinsame Projekte und vielfältige Aktivitäten voneinander zu lernen. Ein Aspekt davon ist der Freiwilligenaustausch: Junge Leute aus Bolivien und aus Deutschland bieten ihren Dienst in dem jeweiligen anderen Land an. Für mich war diese Arbeit eine wirklich einzigartige und unvergessliche Erfahrung. Ich war im Don-Bosco-Haus in Jünkerath, einem Dorf in der Nähe von Trier, untergebracht. Dort arbeitete ich mit Kindern und Jugendlichen und hatte die Möglichkeit, Personen kennen zu lernen, die mir besonders mit der deutschen Sprache geholfen haben und mit denen ich über die Zeit eine Freundschaft entwickelt habe. Eine meiner schönsten Erfahrungen war das Zusammenleben mit meiner Gastfamilie in Trier, mit der ich viele tolle Momente geteilt habe. Obwohl ich am Anfang sprachliche Schwierigkeiten hatte, konnte ich mich mit der Zeit besser mit den Leuten in meiner Umgebung verständigen. Ich konnte viel über die deutsche Kultur, ihre Bräuche, ihren Lebensstil und ihre Geschichte lernen. Während meines Freiwilligenaufenthaltes nahmen wir an Seminaren zu Themen wie Migration, Armut, interkultureller Dialog und vielen anderen teil. Dank dieser Erfahrung konnte ich mich von vielen Stereotypen über Europa befreien, die jedoch leider immer noch in der bolivianischen Gesellschaft anzutreffen sind. Deswegen bin ich all den Personen, die mir auf dieser wunderbaren Etappe meines Lebens geholfen haben, zutiefst dankbar. [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 25 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Der Freiwilligendienst der Partnerschaft zwischen den Diözesen Hildesheim und Trier und der Bolivianischen Kirche Mein Name ist Lisa Nguyen. Ich bin 20 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf namens Geisfeld in der Nähe von Trier. Seit ca. 8 Monaten bin ich aber nun schon in Bolivien. Hier arbeite und lebe ich für 13 Monate als "Freiwillige". Den ersten Monat habe ich in Sucre, der Hauptstadt Boliviens, verbracht. Dort hatte ich jeden Tag Spanischunterricht für Anfänger, da ich ohne Vorwissen ankam. Ich hatte das Glück, in einer tollen Familie leben zu dürfen, die mir in meiner ersten Zeit sehr geholfen hat und noch heute immer für mich da ist. So lebte ich mich schnell ein und war jeden Tag aufs Neue gespannt was ich heute erleben werde. Ich war begeistert von den großen Märkten, den Tiendas, die es an jeder Ecke gibt, dem lebendigen Treiben auf der Straße, aber vor allem von den Menschen. Von Beginn an lernte ich viele Leute kennen, die so offen, herzlich und hilfsbereit waren, dass ich mich gleich willkommen und wohlfühlen konnte. Der Abschied nach einem Monat in Sucre fiel mir nicht leicht, aber die Freude, nun endlich mein Projekt in der Stadt Potosí kennen zu lernen, überwog. Zurecht. Von Anfang an gefiel es mir, trotz der Kälte, in der höchsten Stadt Boliviens. Von der Verschlossenheit der Potosinos, von der mir vorher so oft erzählt wurde, merke ich bis heute nichts. Manche sind offener, andere zurückhaltender, wie auch überall sonst. Ich mag Potosí, weil es eine ruhige, gemütliche Stadt mit viel Charakter ist. Mein Projekt liegt sehr zentral und gleich dahinter erhebt sich der berühmte Silberberg, der Cerro Rico. Ich arbeite in einer Schule, das Colegio Virgen de Copacabana. Hier habe ich mehrere Aufgaben. Morgens arbeite ich drei Tage in der Woche in der Vorschule, wo wir viel singen und spielen. Die anderen beiden Tage bin ich in der ersten Klasse, wo ich der Lehrerin assistiere und den Kindern bei ihren Aufgaben helfe. Momentan lernen wir die Vokale. Nachtmittags arbeite ich in der Schulbibliothek oder im Englischkurs und sonntags zusammen mit Schwester Damiana mit den kleinen "Infancias Misioneras". Ich lebe zwar in einer Wohnung auf dem Schulgelände und nicht zusammen mit den vier Josefschwestern, trotzdem bekomme ich einen Einblick in ihr Leben und ihr Wirken, was ich sehr interessant finde und bewundere. Anfangs wusste ich nicht, wie das sein wird, da ich in Deutschland nie mit Ordensschwestern in Kontakt war. Aber jetzt genieße ich die Zeit und lerne viel von ihnen. Vor allem Schwester Damiana ist eine gute Freundin geworden. Freunde zu finden ist hier allerdings trotz der Herzlichkeit der Bolivianer gar nicht so leicht. Mittlerweile habe ich sehr viele Bekannte, aber es stellt sich oft als schwierig, tiefere Beziehungen zu knüpfen. Deswegen ist es umso schöner, dass ich in Litzy, einer Potosina, eine tolle Freundin gefunden habe, mit der ich sowohl Spaß haben als auch tiefsinnige Gespräche führen kann. An den Wochenende treffe ich mich oft mit ihr, oder werde auch von Bekannten eingeladen zum Essen, zu einem Spaziergang oder zu einer Feier. Es gibt immer einen Grund zum Feiern und Beisammensein, wodurch es nie langweilig wird. Es ist einfach spannend zu erleben, wie z.B. Weihnachten oder Ostern gefeiert werden. Dadurch lerne ich viel über die Kultur. Aber gerade an solchen Tagen vermisse ich meine Familie sehr. Und somit merke ich, dass ich nicht nur etwas über Bolivien, sondern auch mich selbst und Deutschland kennenlerne, indem ich vergleiche und reflektiere. Aber vor allem lerne ich in diesem Jahr eins: schätzen! Die anderen Menschen, die Natur, mich, das ganze Leben, mit allem, was es uns gibt. Viele Grüße aus dem wunderschönen Potosí! [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 26 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Echinacea-Anbau in den Yungas und am Ufer des Titicacasees Herstellung und Vertrieb von „Echinacea Médica“ Seit 19 Jahren findet man in bolivianischen Apotheken das auffallend blau verpackte Grippe- und Erkältungsmittel Echinacea Médica, das die bolivianische Bevölkerung sowohl präventiv als auch bei beginnenden Erkältungen einnimmt. Am Anfang der Firmengeschichte von Laboratorios Planta Médica waren die Verkäufe noch sehr bescheiden, da Echinacea in Bolivien weitgehend unbekannt war. Es waren damals vor allem die kleinen Ausländerkolonien in La Paz, Cochabamba und Santa Cruz, die den immunstimulierenden Effekt von Echinacea bereits von Europa oder von den USA und Kanada her kannten und froh waren, eine in Bolivien hergestellte Echinacea-Tinktur kaufen zu können. Dann setzte ein steter Mund-zu-Mund-Propagandaeffekt ein, der die Verkaufskurve steigen ließ. Überdurchschnittlich steil stieg die Verkaufskurve im Schweinegrippejahr 2009 an. In Bolivien hat sich Echinacea Médica in den letzten Jahren zu einem Verkaufsschlager entwickelt, das vor allem in Zeiten von Erkältungs- und Grippewellen, also während der hiesigen Herbst- und Wintermonate März bis August konsumiert wird. Die Gründer von Lab. Planta Médica, Beatrice und Kurt Pauli, fingen 1984 mit der Schweizer Entwicklungshilfe in einem integrierten ländlichen Projekt im Kolonisationsprojekt im Alto Beni an zu arbeiten. Als ihre Kinder zur Welt kamen und sich im Subtropischen auffallend wohl fühlten, fällten sie den Entschluss, sich selbständig zu machen. In den ersten Jahren begannen sie, an den steilen Hanglagen oberhalb Coroicos neue Anbauflächen zu schaffen. Mit Hilfe von Kleinbauern aus der Nachbarschaft wurden aus den vorhandenen Natursteinen unzählige Trockenmauern* errichtet, welche die neu entstandenen Heilpflanzen-Terrassen abstützen und vor Erosion schützen. Direkt neben den Gärten wurde ein Heilpflanzen-Labor gebaut. *Die Bedeutung von Trockenmauern für den Umwelt- und Landschaftsschutz wird in dem 2014 von der ‘Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz‘ herausgegebenen Buch „Trockenmauern – Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung“ beschrieben. Neben den Versuchspflanzungen auf 2000 m ü.M. in Coroico wurden Echinacea und andere Heilpflanzen auch auf 4000 m ü.M. am Ufer des Titicacasees jahrelang getestet. Auch hier ist die Qualität außergewöhnlich gut, vermutlich auch wegen der starken UV-Strahlung, gegen die sich die Pflanzen wehren müssen und daher in vielen Fällen vermehrt Wirkstoffe bilden Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 27 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Wie stellt man Tinkturen optimaler Qualität her? Die abwehrsteigernden Wirkstoffe, die präventiv wie kurativ gegen Erkältungen und Grippe helfen, liefert die über 1 m hoch wachsende Echinacea purpurea (Sonnenhut) mit ihren auffallenden purpurroten Blüten. Wenn sie in voller Blüte steht, ungefähr an Weihnachten, wird sie geerntet. Man erntet und verarbeitet alles: Blüten, Blätter und Wurzeln. Der gesamte Verarbeitungsprozess läuft unter dem Prinzip der ’langsamen Handverarbeitung’, das maximale Tinktur-Qualität garantiert. Die Frischpflanzen werden sofort nach der Ernte mit Wiegemessern vorsichtig zerschnitten, bis sie ganz fein zerkleinert sind. Bei der Ernte einer bestimmten Gartenfläche werden immer mehrere Tage einberechnet, weil von Hand nur die Pflanzen, die in voller Blüte stehen, geschnitten werden. Große Heilpflanzenfirmen Europas hingegen arbeiten mit grossen Mähdreschern, die innerhalb kurzer Zeit ein Feld komplett abernten mit dem Nachteil, dass reife und unreife Pflanzen zusammengemischt werden. Da in Industrieländern alles schnell und maschinell gehen muss, wird dann bei der Zerkleinerung mit schnell rotierenden Schneidemaschinen gearbeitet, was zu Erwärmung und verstärkter Oxidation der Wirkstoffe führt und somit die Qualität vermindert. Das zerschnittene Pflanzenmaterial wird schließlich mit einer Alkohol-Wasser-Mischung versetzt und mehrere Monate stehen gelassen zum Mazerieren. Dann wird der Frischpflanzen-Extrakt mit einer Obstpresse ausgepresst und zum Schluss filtriert. Die Flüssigkeit reift dann in Fässern, um schließlich nach über 12 Monaten Reifezeit in braune 50-ml-Glasfläschchen abgefüllt zu werden, was den Produktions-Zyklus abschließt. Die Firma beschäftigt 20 feste Mitarbeiter, alle kommen aus der Umgebung von Coroico. Einige von ihnen haben einen täglichen Fußweg von 1 Stunde zur Arbeit. Die Arbeiter machen alles vom Säen, Pikieren, über Jäten, Ernten, Schneiden bis zum Verpacken. Natürlich gibt es immer welche, die eine Sache besser und lieber machen als die anderen. Es haben sich mit der Zeit richtige Experten entwickelt. Beispielsweise das Bauen von Trockenmauern, das zwei Personen aus dem Team schon seit Jahren ausgesprochen gerne machen. Nachdem Echinacea Médica gut auf dem bolivianischen Markt eingeführt war, begann die Vermarktung von Manzanilla Médica, das entspricht in etwa dem Kamillosan. Eindrucksvoll ist die Kamillenernte, wenn Frauen, die ihr Leben lang Cocablätter geerntet haben, ebenso flink jede einzelne Kamillenblüte abernten. Große Firmen hingegen ernten wiederum mit Mähdreschern an einem Tag alles ab, wobei sich zu den medizinal wertvollen reifen Kamillenblüten auch unreife Blüten und die wirkstoffarmen Stengel beimischen, was natürlich die Endqualität senkt. Dank ihrer entzündungshemmenden, krampflösenden und beruhigenden Wirkung hat Manzanilla Médica sowohl für die innere wie äußere Anwendung in ganz Bolivien ihre Anhänger gefunden. Das dritte und jüngste Präparat heißt Carqueja Médica, ein Magenbitter, der verdauungsfördernd wirkt. Auf der Höhe von La Paz ist ja die Verdauung weniger effizient als in tieferen Lagen, also greifen viele Kunden besonders nach schweren Mahlzeiten zur Carqueja Médica. Überraschend stark gefragt ist das Produkt aber auch im tropischen Santa Cruz, wo die einheimische Küche besonders fettreich und üppig ist. Dank der starken Bitterstoffe von Carqueja und Wermut und den gallenflussfördernden Wirkstoffen der Pfefferminze lassen sich so die Grillpartys problemloser überstehen... Exklusiv-Verteiler der Planta-Médica-Medikamente in ganz Bolivien ist Droguería INTI, der größte Pharmabetrieb, und die Zusammenarbeit ist zu beider Nutzen. Planta Médica kann sich darauf verlassen, nach Ausliefern seiner Produkte von INTI pünktlich bezahlt zu werden und INTI deckt mit diesen pflanzlichen Arzneimitteln eine interessante Marktnische mit Wachstumspotenzial ab. Während in Deutschland und der Schweiz das Interesse für die so genannten Phytotherapeutika schon seit den 50er-Jahren stetig zugenommen hat, ist inzwischen auch in Bolivien die Nachfrage laufend gestiegen. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] Kurt Pauli [email protected] boletin – Seite 28 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Die Wandmalereien des Klosters Santa Clara in Sucre Am 17.03.2015 wurde die Restaurierung der Wandmalereien des Klosters Santa Clara in Sucre, die mit Mitteln des Kulturerhalts in mehreren Phasen seit 2012 restauriert wurden, von Botschafter Peter Linder feierlich eingeweiht. Die Veranstaltung, die aus einer Einweihungszeremonie, einem Orgelkonzert und einem Empfang im Garten des Klosters bestand, stieß bei den eingeladenen Gästen sowie lokalen und nationalen Medien auf große Resonanz. Bei der feierlichen Übergabe der restaurierten Wandmalereien waren u. a. die Senatorin von Sucre, Patricia Gómez, der Oberbürgermeister von Sucre, Moisés Torres, hohe kirchliche Würdenträger, Amtsträger des Departements, Mitglieder des konsularischen Corps, Journalisten und Einwohner von Sucre anwesend. Der Erzbischof von Sucre, Monseñor Jesús Juárez, ließ es sich dabei nicht nehmen, die Anwesenden und das renovierte Kloster zu segnen. Aus Spanien war zudem die Oberin des Ordens der Clarissinnen, María Teresa Pandelet, angereist. Im Anschluss an die offizielle Einweihung fand in der Kirche des Konvents ein etwa dreißigminütiges Orgelkonzert statt, in dessen Rahmen u.a. eine Schwester des Ordens mit bolivianischen Chorälen, aber auch Botschafter Linder die Anwesenden mit einer Interpretation von „Großer Gott, wir loben dich“ begeisterte. Das durchgeführte und nun abgeschlossene Projekt ist ein großer Erfolg für den Kulturerhalt in Bolivien. Die mit der Restaurierung betrauten Spezialisten schätzen, dass sich das Kloster Santa Clara aufgrund der Einzigartigkeit der Wandmalereien und Fresken in eines der herausragenden touristischen Ziele der bolivianischen Hauptstadt Sucre verwandeln wird. Während der Restaurierungsarbeiten wurden zudem junge Menschen ausgebildet, die nun als zukünftige Restauratoren arbeiten können. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 29 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Das historisch bedeutsame Kloster Santa Clara in Sucre selbst datiert aus dem frühen 17. Jahrhundert und war bisher in erster Linie für die Backkünste seiner Bewohnerinnen bekannt. Die sog. „empanadas“ der Ordensschwestern werden sogar in Reiseführern gerühmt. Bereits vor einigen Jahren wurde der Innenhof des Klosters, der sich in einem schlechten Zustand befand, dank des Kulturerhalt-Programms restauriert und beherbergt heute einen der schönsten Gärten in ganz Sucre. Im Rahmen des gegenwärtigen Projekts wurden nun die 2002 bei Renovierungsarbeiten entdeckten Wandmalereien freigelegt und restauriert. Es handelt sich dabei um Fresken aus dem frühen 18. Jahrhundert, die auf zwei Stockwerke verteilt über eine Fläche von etwa 500 m² farbenfroh Szenen aus dem Leben Jesu, der Jungfrau Maria und der Heiligen Clara darstellen. Bei den Werken handelt es sich um Barockgemälde mit regionaltypischen künstlerischen Einflüssen, deren Mischstil sich als Mestizen-Barock (spanisch: barroco-mestizo) beschreiben lassen könnte. Während der vergangenen Jahrhunderte wurden diese Kunstwerke aus heute ungeklärten Gründen mehrmals übermalt. Schicht für Schicht wurden sie nun von Spezialisten wieder freigelegt. Die Restaurierungsarbeiten wurden von einem in Bolivien renommierten Restauratorenteam geleitet, das es stets verstand, die ursprünglichen Fresken in jahrelanger Kleinarbeit, soweit wie möglich, zu bewahren und zu erneuern. Das Kloster Santa Clara ist darüber hinaus ein gutes Beispiel für nachhaltige Projektarbeit. Während die Clarissinnen noch bis zur Jahrtausendwende sehr zurückgezogen in ihrem Konvent lebten, fand mit dem Fortschreiten der verschiedenen Restaurierungsarbeiten im Innenhof und bei den Wandmalereien eine zunehmende Öffnung des Klosters statt. Die Türen des Klosters stehen interessierten Besuchern mittlerweile täglich zu bestimmten Uhrzeiten offen, bei denen im Rahmen von kommentierten Führungen die Barockgemälde bewundert werden können. Die restaurierten Wandmalereien sind einzigartig in Bolivien und werden das Kloster nach Einschätzung der Restauratoren in eines der herausragenden Ziele für Touristen in Sucre verwandeln. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 30 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Premiere für duale Journalistenausbildung in Bolivien Seit 2014 bietet das Programm "Pro Periodismo" engagierten Nachwuchsjournalisten eine qualitativ hochwertige, praxisnahe Ausbildung und trägt so zur Professionalisierung von Medienschaffenden bei. Mirjam Gehrke (DW Akademie) hat die Auszubildenden im Bereich Kulturberichterstattung trainiert. "Der Journalismus in Bolivien hat massive Defizite: Informationen werden ohne Quellenangaben verbreitet, Meinungen und Fakten werden vermischt. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Medien." Mit diesen Worten stimmt mich Renán Estenssoro auf die vor mir liegende Woche als Trainerin bei der dualen Journalistenausbildung ein. Estenssoro ist der Vorsitzende der Journalismus-Stiftung Fundación para el Periodismo (FPP) in La Paz. "Nur über eine bessere Ausbildung können wir den Journalismus in Bolivien dauerhaft professionalisieren." Was Renán genau gemeint hat, soll ich in den nächsten Tagen noch besser verstehen. Im Auftrag der DW Akademie werde ich zusammen mit der bolivianischen Journalistin Mary Carmen Molina 15 Nachwuchsjournalisten in multimedialer Kulturberichterstattung trainieren. Die Auszubildenden sind Teilnehmer des Programms "Pro Periodismo". In insgesamt neun Modulen trainieren bolivianische und deutsche Dozenten die Berufseinsteiger zu Themen wie Datenjournalismus, Wahlberichterstattung oder politischem Journalismus. Die praktischen Einheiten dauern jeweils eine Woche. In den vier Wochen zwischen den Modulen arbeiten die Auszubildenden in ihren Redaktionen und können ihr neues Wissen anwenden und vertiefen. Dieses Redaktionsvolontariat "à la boliviana" ist ein Gemeinschaftsprojekt von GIZ, DW Akademie und FPP. Knapp einhundert Journalistinnen und Journalisten hatten sich für "Pro Periodismo" beworben, sechzehn sind für den ersten Jahrgang angenommen worden. Eine von ihnen ist die 24-jährige Isabel Vega. Seit einem Jahr arbeitet sie bei einer Nachrichtenagentur. "Aber erst jetzt lerne ich das journalistische Handwerk systematisch. In der Uni wird die Praxis nicht vermittelt. Als Berufseinsteiger muss man dann ins kalte Wasser springen", schildert sie ihre Erfahrung. "Über Themen wie das Recht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit wird nicht diskutiert. Aber nur wenn wir diese Werte kennen und verstehen, können wir unseren Job verantwortungsvoll machen." So wie Isabel bringen sich viele ihr Handwerk selbst bei. "Eine kritische Reflexion über die Rolle von Journalisten und Medien für eine funktionierende Demokratie findet dabei selten statt", beschreibt die für Bolivien zuständige Ländermanagerin der DW Akademie, Elena Ern, die Ausgangslage. Im Interviewtraining wird dann auch die Debatte über die Rolle des Journalisten zur Herausforderung. Darf man Vertreter von Behörden oder der Regierung mit kritischen Nachfragen löchern? Stellt man sich damit nicht direkt auf die Seite der Opposition? Die Polarisierung der bolivianischen Gesellschaft zwischen Anhängern und Gegnern der MoralesRegierung teilt auch die Journalisten in zwei Lager. Private und staatliche Medien bezichtigen sich gegenseitig des politischen Kampagnenjournalismus. Anders bei "Pro Periodismo": Die Teilnehmer kommen sowohl von staatlichen wie auch privaten Medien. "Wir lernen viel voneinander. Und die Zusammenarbeit trägt dazu bei, Vorurteile abzubauen", so das Fazit von Isabel. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] Das Ergebnis des einwöchigen Workshops ist ein 45-minütiges Radioprogramm mit Interviews, Straßenumfragen und einem Kommentar. Information und Meinung sind klar voneinander abgegrenzt; dank teilweise beharrlicher Nachfragen sind informative Interviews zustande gekommen. Mary Carmen und ich sind uns einig: Diese Form der praktischen Ausbildung legt die Grundlage für ein neues Verständnis von Journalismus im Sinne der "vierten Gewalt". Autorin: Mirjam Gehrke / DW Akademie [email protected] boletin – Seite 31 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Eine vielseitige Jounalistenausbildung Umgang mit dem digitalen Journalismus, Tipps zum Schreiben von Kulturreportagen, Hilfsmittel für die Recherche von Wirtschaftsthemen, gründliche Fotoanalysen oder Gestaltungstechniken für eine audiovisuelle Berichterstattung sind einige Lehrinhalte aus dem Journalismusbereich, die die Duale Journalistenausbildung den 16 Teilnehmern anbietet. Das Duale Ausbildungsprogramm zur Professionalisierung der journalistischen Tätigkeiten nimmt eine Vorreiterstellung im bolivianischen Ausbildungssystem ein aufgrund der Ausbildungsdauer von mehr als einem Jahr, der internationalen Zertifizierung und der Kombination aus deutschen und bolivianischen Dozenten. Die Umsetzung dieses Programms wurde durch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die DW Akademie zusammen mit ihrem bolivianischen Kooperationspartner „Fundación para el Periodismo“ (FPP), der „Asociación Boliviana de Carreras de Comunicación Social (ABOCCS), dem „Centro de Producción Radiofónica (CEPRA) und der „Escuela de Gestión Pública Plurinacional“ (EGPP) ermöglicht. “E-Dual”, wie die Teilnehmer das Programm auch nennen, umfasst Journalisten mit unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten: Fernsehreporter mit 15-jähriger Berufserfahrung, Verleger von digitalen Medien, Zeitungs-und Nachrichtenredakteure bereichern den Erfahrungsaustausch. Ganz gleich, ob es sich um Digitaljournalismus, Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Fotografie oder Fernsehen handelt; immer sind die Debatten im Hörsaal „E-Dual“ für die Teilnehmer sehr lehrreich. Eines der Erfolgsgeheimnisse des Dualen Ausbildungsprogramms in Bolivien sind die von gegenseitigem Verständnis und Freundschaft geprägten Beziehungen, die sich im Laufe der Ausbildung zwischen den teilnehmenden Journalisten entwickelt haben. Die 16 Teilnehmer bezeichnen sich als “E-Dualisten” und haben gelernt, sich gegenseitig zu ergänzen und voneinander zu lernen. Diese guten Beziehungen zwischen den Studenten spiegeln sich in einer lebendigen Lernatmosphäre und erfolgreichen Gruppenarbeiten wider. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 32 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Einer der Höhepunkte war das so genannte “RadioEdual“. Diese von den teilnehmenden Journalisten entworfene und produzierte kulturelle Radiosendung hatte als zentrales Thema die Diskussion über einen von den Nachbarländern nachgeahmten traditionell-bolivianischen Tanz zum Inhalt. Daneben wurde auch andere Reportagen über Skaters (Rollerskatefahrer), Yatiris (Einheimische, die mit Hilfe von Rauch und Kokablättern hellsehen) und Friseure, erstellt. Außerdem verfügte „Radio Edual“ über seinen eigenen Blog, der auch von den „E-Dualisten“ betrieben wurde. Das Bemerkenswerteste des “E-Dual”-Programms ist das hohe Niveau der Dozenten. In jedem Kurs lehren gleich zwei ausgezeichnete Dozenten – ein deutscher und ein bolivianischer. Die ”E-Dualisten” hatten zum Beispiel im Modul Digitaljournalismus den deutschen Journalisten Steffen Leidel und die bolivianische Journalistin Adriana Gutiérrez als Dozenten. Beide Dozenten zeigten uns „E-Dualisten“, wie sich soziale Netzwerke auch journalistisch nutzen lassen und gaben uns dafür neue technische Werkzeuge zur Hand. Eines der interessantesten Module war meiner Meinung nach das über Fernsehberichterstattung, welches die deutschen Journalisten Johannes Metzler und Benedikt Borchers leiteten. “Die Welt ist voller natürlicher Stative” war einer der besten Sätze, die Metzler den Teilnehmern mit auf den Weg gab. Zweifellos lag sein größter Verdienst darin, uns “E-Dualisten“ die Leidenschaft, das Vergnügen und die Liebe für die Erstellung von Fernsehberichten nahezubringen; vor allem denjenigen, die niemals zuvor Erfahrungen in diesem Bereich gemacht hatten. „Früher hat mir das audiovisuelle Format nicht gefallen, weil ich dachte, dass ich dazu nicht in der Lage sei. Aber nach diesem Kurs habe ich Lust bekommen, Reportagen und Drehaufnahmen zu machen, um mich auf diesem Gebiet zu verbessern“, sagte ein Teilnehmer in der Abschlusspräsentation des Moduls Fernsehberichterstattung. César Fabricio Sánchez Carranza, Stipendiat [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 33 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Learning-by-doing – eine wertvolle Erfahrung aus der dualen Ausbildung Vier oder fünf Jahre Universitätsstudium machen aus einem noch keinen Journalisten. Ich möchte damit nicht die Vorzüge einer universitären Ausbildung in Abrede stellen, sondern nur eins klarstellen: Diese akademische Bildung bildet nur das Fundament, auf dem das Wissen und die Fähigkeiten eines multimedialen Journalisten aufbauen. Pflichtlektüren, Vorlesungen und Klausuren sind kaum Bestandteil der Kenntnisse, die für die journalistische Ausbildung nötig sind. Am Wichtigsten sind die Berufung für den Journalismus und die Anwendung der Lehrinhalte in der Praxis. Dank der Dualen Ausbildung, die sich durch die Beratung im Rahmen der technischen Zusammenarbeit mit der DW Akademie und der GIZ gemeinsam mit der „Fundación para el Periodismo de Bolivia“ entstanden ist, ist eine solche Erfahrung nun auch für bolivianische Journalisten möglich. Seit August letzten Jahres erhalten 16 Stipendiaten aus La Paz und Oruro eine spezielle Ausbildung, die aus neun Kursen mit jeweils einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht. Das Gelernte wird in Medien praxisbezogen mit Unterstützung von Journalisten/Tutoren angewendet. In den theoretischen Modulen bringen gleichzeitig ein deutscher und ein bolivianischer Dozent den Stipendiaten im Laufe einer Woche zwei Themen näher. Im darauffolgenden Monat setzen die Stipendiaten den Lernstoff in die Praxis um und erhalten ein umgehendes Feedback des Tutors. Learning-by-doing ist hier das Motto! Der Praxisbezug besteht darin, dass die Studenten journalistische Artikel erstellen und dabei all das multimediale Handwerkszeug einsetzen, das ihnen in den Kursen vermittelt wurde. Die dabei in den Printmedien oder im Fernsehen veröffentlichten Beiträge müssen den Standardbedingungen entsprechen. Im Medien-Alltag zu arbeiten, hat viele Vorteile für die Stipendiaten. Sie passen sich an die Arbeitsprozesse in Verlagen an, nehmen an Redaktionsbesprechungen teil, interagieren mit anderen Journalisten, verinnerlichen die tägliche Routine des Journalistenalltags, lernen die Unannehmlichkeiten dieses Berufstands und die Schwierigkeiten mit Quellen kennen genauso wie die moralische Bedenken bezüglich des Quellenschutzes. Dementsprechend gewinnen sie wertvolle Praxiserfahrung. Auch die Medien und die Tutoren gewinnen an Erfahrung. Denn die Stipendiaten zeichnen sich in der Regel durch Eigeninitiative, gutes Benehmen, Kreativität und den Drang nach der Umsetzung ihrer Ideen und ihres Könnens, aus. Die Duale Ausbildung wird zur Qualifizierung und Spezialisierung bolivianischer Journalisten beitragen und zu einer notwendigen Neubewertung des Berufstandes einen Anstoß geben. Der Journalismus trägt eine enorme Verantwortung für die Einhaltung demokratischer Werte, die Verteidigung der Menschenrechte und das Gemeinwohl. In Theorie und Praxis gut ausgebildete Journalisten werden nicht nur tiefer recherchieren, sondern insgesamt eine bessere Berichterstattung in den Medien fördern. Thania Sandoval [email protected] Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 34 www.la-paz.diplo.de Erste Ausgabe 2015 / April Lamas nehmen ein Bad In den Gemeinden Laramcota, Caracollo, Ch’allahuinto und Nazacara gibt es neuerdings einen Zaun und ein Desinfektionsbad für Lamas und Alpakas. In Nazacara wurden außerdem drei Gehege für Alpakas errichtet. „Jetzt können wir uns ein bisschen ausruhen, wir müssen den Lamas und Alpakas nicht mehr über die Weideflächen folgen. Der Zaun trennt unsere Weideflächen und die Lamas von verschiedenen Gemeinden können sich nicht mehr vermischen“, sagt Berna, eine der Begünstigten des Projekts zwischen Nazacara, Ch’allahuinto, Caracollo y Laramcota. Im Februar konnte Botschafter Linder gemeinsam mit seiner Ehefrau Abeba Bekele Mamo den Ayllu Copacati besuchen, der im Grenzgebiet zu Peru und Chile liegt und zum Departement La Paz gehört. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Kleinstprojekt der Deutschen Botschaft eingeweiht: Dieses umfasst einen Zaun von drei Kilometern Länge, ein Desinfektionsbad und drei Gehege für Lamas und Alpakas. Das Projekt wurde mit einer Investition von ca. 85.000 Bolivianos umgesetzt. Der Zaun unterteilt die Flächen der vier umliegenden Gemeinden. Dafür mussten etwa 500 Weidepfähle gesetzt und Stacheldraht installiert werden. Die Finanzierung des Materials wurde dabei durch die Botschaft übernommen, der Arbeitsaufwand von den Begünstigten als Eigenbeitrag geleistet. Bisher mussten die Hirten der Lamas und Alpakas stets gemeinsam mit den Tieren ziehen, um zu verhindern, dass sie sich mit den Tieren anderer Gemeinden vermischen: eine ermüdende, anstrengende Arbeit. Mit dem Zaun gibt es nun mehr Ruhe, auch von Weitem ist es nun möglich, die Herde im Auge zu behalten. Desinfektionsbad „Tiere, die Parasiten haben, können wir nun baden!“ sagt Fermín Apaza, ein Einwohner aus Caracollo während der Einweihungsfeier. Das Desinfektionsbad besteht aus zwei Gehegen, eines, um die Tiere zu sammeln und zur Vorbereitung auf das Bad, das zweite, damit das Wasser wieder ablaufen kann. Das Bad selbst ist aus Zement errichtet und hat eine Länge von neun Metern, mit einer Vertiefung in der Mitte von zwei Metern Höhe und 80 Zentimetern Breite. Das Wasser mit den Chemikalien zur Behandlung der Tiere wird eingefüllt und die Tiere werden durch den Kanal geführt. Das Desinfektionsbad ist für die Lamas und Alpakas der Einwohner aller vier Gemeinden und ersetzt zum Teil die Behandlung mit Medikamenten zum Schutz vor verschiedenen Parasiten, was die Qualität des Fleisches negativ beeinflusst hat. Die Arbeiten für das Desinfektionsbad wurden mit Unterstützung der Einwohner der Gemeinden von einem Facharbeiter ausgeführt. Schutzgehege In der Gemeinde Nazacara wurden zusätzlich drei Gehege gebaut. Sie sind mit einem Maschendrahtzaun versehen und haben Tore. Die Gehege sind besonders nützlich, damit die Tiere nachts geschützt sind und nicht von Wildtieren, z. B. Füchsen, gerissen werden können. Das Problem bestand insbesondere für die kleinen und schwachen Jungtiere. Ein anderer Vorteil ist, dass es jetzt nicht mehr zu Grenzüberschreitungen der Lamas und Alpakas kommt. Die Tiere kennen keine Grenzen, ihre Hirten müssen sich aber schon daran halten. Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 34 Erste Ausgabe April 2015 www.la-paz.diplo.de/ Kontakte Politik Página web de la Embajada de Bolivia en Berlín Fundación Friedrich Ebert Fundación Hanns Seidel Fundación Konrad Adenauer WZ Ministerio Federal de Cooperación Económica y Desarrollo (BMZ) GIZ KfW Bankengruppe Plataforma OVAL Blog Cambio Climático Bolivia Public Private Partnerships PTB SES Wirtschaft Cámara de Comercio e Industria Boliviano-Alemana Asociación alemana del sector de ferias y exposiciones Germany Trade and Invest Kultur und Bildung Goethe-Institut La Paz Goethe-Zentrum Santa Cruz Instituto Cultural Boliviano-Alemán Cochabamba Instituto Cultural Boliviano-Alemán Sucre Servicio Alemán de Intercambio Académico - DAAD Colegio Alemán La Paz "Mariscal Braun" Colegio Alemán Santa Cruz Más informaciones sobre la Formación Dual Alte Ausgaben Dirección: Av. Arce 2395 esq. Belisario Salinas La Paz - Bolivia Tel: (+591-2) 2440066, 2447500 y 2440512 Fax: (+591-2) 2441441 Fax sección consular: (+591-2) 2440507 Correo: [email protected] boletin – Seite 35