Hauptvorlesung Chirurgie Unfallchirurgischer Abschnitt
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Hauptvorlesung Chirurgie Unfallchirurgischer Abschnitt
Hauptvorlesung Chirurgie Unfallchirurgischer Abschnitt Klinik für Unfallchirurgie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Hüftgelenk und Oberschenkel Anatomie Das Hüftgelenk, Articulatio coxae, ist ein sehr stabiles Kugelgelenk, welches sich zusammensetzt aus: • Acetabulum • Femurkopf • Labrum des Acetabulums • kräftige Gelenkkapsel • örtliche Muskulatur Die Gelenkkapsel wir durch die Ligamenta ilio femorale (stärkstes Band des Menschen: 350 kp Zugfestigkeit), ischio femorale und pubo femorale stabilisiert. Hüftgelenk und Oberschenkel Anatomie • Die Gefäßversorgung des Hüftkopfes erfolgt zu mehr als 50% aus der A. circumflexa femoris lateralis und zu jeweils 25% aus der A. ligamenti capiti femoris und der A. circumflexa femoris medialis. • Das Femur ist der größte Röhrenknochen des Menschen. Am proximalen Ende unterscheidet man den Kopf, Caput femoris; den Hals, Collum femoris; die pertrochantäre und dann die subtrochantäre Region. Es schließt sich der Schaft bzw. Diaphyse an und endet mit den Condylen. Hüftgelenk und Oberschenkel Anatomie • Der Collum-Diaphysenwinkel beträgt bei Erwachsenen 125-135°, bei Neugeborenen ca. 145°. • Mit einer geraden, durch den Oberschenkelhals bzw. durch die Condylen ergibt sich ein Antetorsionswinkel des Hüftkopfes von ca. 15°. Hüftgelenk und Oberschenkel Diagnostik •Röntgen Hüftgelenk: A.p.-Aufnahme sowie axiale Aufnahme (seitlich). •Röntgen Femurschaft (mit Hüftgelenk): A.p.- und seitliche Aufnahme (der Zentralstrahl ist auf die Mitte des proximalen Femurdrittels gerichtet). •Röntgen Femurschaft (mit Kniegelenk): A.p.- und seitliche Aufnahme (der Zentralstrahl ist auf die Mitte des distalen Femurdrittels gerichtet). Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Hüftgelenksluxation Ätiologie: • durch direkte, sehr starke Gewalteinwirkung • und durch indirekte Gewalteinwirkung (dash-board injury) Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Hüftgelenksluxation Einteilung: • hintere Luxation (L. iliaca, L. ischiadica) 75% aller Luxationen Bein adduziert und inntenrotiert •vordere Luxation (L. suprapubica, L. obduratoria) Bein adduziert, außenrotiert zentrale Luxation (Hüftkopf ins kleine Becken eingedrungen) Bein verkürzt • Luxationsfraktur: Acetabulum, Caput und Collum femoris beteiligt Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Hüftgelenksluxation Symptomatik: • Patient schmerzgeplagt • federnd fixierte Fehlstellung • gelegentlich Nervus ischiadicus Parese •„Kettenverletzung“ Diagnostik: • traumatisch orientierte Anamnese • klinisch Fehlstellung s.o. • Röntgen: Beckenübersicht, axiale Aufnahmen, ggf. Ala-, Obdurator-Aufnahmen, ggf. CT Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Hüftgelenksluxation Therapie: • sofortige Reposition (Kurznarkose) • wenn nicht geschlossen möglich, dann offen reponieren Nachbehandlung: • 3 Wochen Entlastung • 3 Wochen Teilbelastung Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurkopffraktur Ätiologie: • Sie kann durch Stauchung bei einem Knieanpralltrauma (dash-board injury) aber auch als Begleitverletzung einer Hüftgelenksluxation entstehen. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurkopffraktur Klassifikation nach Pipkin: Typ I: Kalottenfraktur unterhalb der Fovea capitis femoris (außerhalb derBelastungszone). Typ II: Wie Typ I mit Beteiligung der Fovea capitis femoris. Typ III:Typ I oder Typ II mit Schenkelhalsfraktur. Typ IV:Typ I oder Typ II mit Acetabulumfraktur. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurkopffraktur Symptomatik: • Schmerzen in Hüft und Leiste • Bewegungseinschränkung • Typ III und IV Beinverkürzung und Außenrotationsfehlstellung Diagnostik: • traumatologisch orientierte Anamnese • klinisch ggf. Fehlstellung • Röntgen: Beckenübersicht, axiale Aufnahme, Ala- und Obturator-Aufnahme, CT (OP-Planung) Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurkopffraktur Therapie: • Pipkin I: bei exakter Fragmentadaptation konservativ, alternativ Refixation ggf. Entfernung • Pipkin II: Schraubenosteosynthese • Pipkin III: i.d.R. Hüftgelenksersatz • Pipkin IV: Acetabulumrekonstruktion ggf. wie Pip. I oder Pip. II, HEP oder TEP Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Anatomie: • Als Schenkelhals bezeichnet man die Verbindung zwischen dem Hüftkopf und der Trochanterregion Ätiologie: • Ursache ist meist ein direktes Trauma oder Sturz auf die Hüfte bzw. den Oberschenkel. • Der Knochen ist vorgeschädigt durch • Osteoporose • Tumoren • Metastasen • Hochenergetisches Trauma bei normaler Knochenfestigkeit: • Sturz aus großer Höhe • Verkehrsunfall • Die Schenkelhalsfraktur ist die typische Fraktur des alten Menschen: Frauen sind häufiger betroffen (Osteoporose). Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Einteilung: nach der Lokalisation: • mediale Schenkelhalsfraktur innerhalb der Gelenkkapsel) (86%, • intermediäre Schenkelhalsfraktur (10%) • laterale, extracapsuläre Schenkelhalsfraktur (4%) Mediale intracapsuläre Schenkelhalsfrakturen haben ein größeres Femurkopfnekroserisiko! Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Einteilung: nach dem Unfallmechanismus: • Adduktionsfraktur: Frakturlinie verläuft von cranial-lateral nach medial-caudal mit Dislokation des Femurkopfes (Durchtrennung der vom Schenkelhals kommenden Gefäße) • Abduktionsfraktur: Durch Sturz auf das abduzierte Bein kommt es zur Einstauchung des Kopffragmentes in den Schenkelhals, wobei die Kopfdurchblutung erhalten bleibt. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Einteilung der medialen Schenkelhalsfraktur nach Pauwels: teilt sie nach Neigung der Frakturebene zur Horizontalen ein: • Pauwels I: <30° (auf die Frakturfläche wirken Druckkräfte) • Pauwels II: 30-50° • Pauwels III: 50-70° (auf die Frakturfläche wirken Scherkräfte) Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Einteilung nach Garden beurteilt den Dislokationsgrad in der Axialebene: • Garden I: eingestauchte, nicht dislozierte (Abduktions-) Fraktur • Garden II: nicht dislozierte Fraktur • Garden III: dislozierte Fraktur ohne Zertrümmerung der dorsalen Corticalis • Garden IV: vollständige Dislokation mit Unterbrechung der Gefäßversorgung Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Symptomatik: • Spontan- und Zugschmerz • Stauchungs- und Trochanterdruckschmerz • Adduktionsfraktur: verkürzt, außenrotiert, Trochanterhochstand, Funktionsausfall •Abduktionsfraktur: oftmals wenig Klinik, keine Fehlstellung, passiv frei beweglich, aktiv belastbar, lediglich oft schmerzhaft Bewegungseinschränkung • Typ III und IV Beinverkürzung und Außenrotationsfehlstellung Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • klinische Untersuchung s.o. • Röntgen: Beckenübersicht und betroffene Hüfte axial bei patholog. Fraktur gesamter Oberschenkel in 2 Ebenen Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Therapie: • Eingestauchte Abduktionsfrakturen (Pauwels I, Garden I) können konservativ behandelt werden: schmerzadaptierte Vollbelastung. • Alle Schenkelhalsfrakturen, die nicht Pauwels I, Garden I sind, werden operativ therapiert. • Man unterscheidet hierbei kopferhaltende von kopfresezierenden Verfahren: • Für kopferhaltende Verfahren liegt die Altersgrenze bei 65 Jahren. • Kopferhaltend: Schraubenosteosynthese als Notfall-OP innerhalb von 6 Stunden. • Alternativ: DHS, Gamma-Nagel, Winkelplatte. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Schenkelhalsfrakturen Therapie: • Kopfresezierend: Bipolare Hemiendoprothese (HEP) oder Totalendoprothese (TEP) • bei inaktiven, chronisch kranken Patienten über 65 Jahren. • Nachbehandlung: Thromboseprophylaxe bis zur vollständigen Mobilisation und Vollbelastung. • Entlastung nur bei kopferhaltender, nicht dislozierter Schenkelhalsfraktur. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: per- und subtrochantäreFemurfraktur Anatomie: • Es handelt sich dabei um extrakapsuläre Frakturen, weshalb die Hüftkopfdurchblutung meist nicht gefährdet ist. • Das Alter liegt meist über 75 Jahren. Ätiologie: • Sie kann durch Stauchung bei einem Knieanpralltrauma (dash-board injury) aber auch als Begleitverletzung einer Hüftgelenksluxation entstehen. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: per- und subtrochantäreFemurfraktur Einteilung: • Klinische Unterscheidung als stabil oder instabil, wobei das Entscheidungskriterium der Abriß bzw. Dislokation des Trochanter minor (=Abstützung) darstellt. AO-Klassifikation: •A1 einfache pertrochantäre Fraktur •A2 pertrochantäre Mehrfragmentfraktur •A3 intertrochantäre Fraktur mit Beteiligung der lateralen Corticalis Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: per- und subtrochantäreFemurfraktur Symptomatik: • Wie mediale Schenkelhalsfraktur •Subtrochantäre Frakturen haben eine typische Fehlstellung mit Varusstellung, Flexion und Abduktion des proximalen Fragment; Adduktion und Außenrotation des distalen Fragmentes. Diagnostik: • Wie mediale Schenkelhalsfraktur Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: per- und subtrochantäreFemurfraktur Therapie: Die Therapie ist immer operativ: • DHS (extramedullär) • Gamma Therapie: • Die -Nagel (intramedullär) • PFN (intramedullär) • Winkelplatte (intramedullär) Nachbehandlung: • Thromboseprophylaxe bis zur Vollbelastung. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurschaftfrakturen Anatomie: • Das Femur hat eine große exzentrische axiale Belastung zu tragen. • Die Traglinie verläuft von der Femurkopfmitte über die Kniemitte bis zum Sprunggelenk. • Wegen des schützenden Weichteilmantels bedarf es einer erheblichen Gewalteinwirkung, um den Femurschaft zu frakturieren. • Die gute Muskeldeckung verhindert Muskeldurchspießung. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurschaftfrakturen Ätiologie: • Femurschaftfrakturen entstehen meist bei Hochenergietraumen (Sturz, Verkehrsunfall, breitflächige Gewalteinwirkung) Klassifikation: nach AO • A-Frakturen:einfache Frakturen • B-Frakturen: Keilfraktruen • C-Frakturen: komplexe Frakturen Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurschaftfrakturen Symptomatik: • Starke Schmerzen • Verkürzung und Verformung des Oberschenkels (starker Muskelzug) • Rotationsfehlstellung und Instabilität • Funktionsausfall • Crepitatio • Schwellung, Hämatom Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurschaftfrakturen Diagnostik: • trauamtologisch-orientierte Anamnese • klinische Untersuchung • gelegentlich Schocksymptomatik – hoher Blutverlust möglich • Röntgen: Femur einschl. Knie und Hüftgelenk in 2 Ebenen • Beckenübersicht Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurschaftfrakturen Therapie: • Bei allen Femurschaftfrakturen besteht eine dringliche OP-Indikation • Methode der Wahl ist die Marknagelung: • gebohrt bei geschlossenen Frakturen • ungebohrt bei erstgradig offenen Frakturen und Zweietagen- bzw. Trümmerfrakturen (auffädeln!) Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Femurschaftfrakturen Therapie: • Plattenosteosynthese bei lokaler oder allgemeiner Kontraindikation einer Marknagelung wie z.B. • drittgradig offene Fraktur • Thoraxtrauma bei Polytrauma • Gefäßverletzung • Fixateur externe als temporäre Stabilisierung bei offenen und/oder infizierten Frakturen Nachbehandlung: • Thromboseprophylaxe bis Vollbelastung, letztere • nach Nagel 3-6 Wochen • bei Plattenosteosynthese bis 12 Wochen Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Distale Femurfrakturen Ätiologie: • Als Verletzungsmechanismus kommen hauptsächlich Dashboard injury und Sturz mit gestrecktem Knie in Frage. Klassifikation: nach AO • A-Frakturen: extraartikuläre Frakturen • B-Frakturen: partielle Gelenkfrakturen • C-Frakturen: vollständige Gelenkfrakturen Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Distale Femurfrakturen Symptomatik: • massive Schmerzen • Gehunfähigkeit • Beinverkürzung • Verformung der Kniekontur, Schwellung, Hämarthros • typische Dislokation des distalen Fragmentes nach dorsal Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Distale Femurfrakturen Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • Klinische Untersuchung • Röntgen: Femur in 2 Ebenen und Beckenübersicht Therapie: • Ziel ist eine übungsstabile Osteosynthese mit stufenloser Wiederherstellung der Gelenkfläche. • Meistens erfolgt eine Plattenosteosynthese (winkelstabil). • Typ A kann auch retrograd genagelt werden. • Typ B können gelegentlich auch mit Spongiosaschrauben versorgt werden. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellafraktur Anatomie: •Die Patella ist das größte Sesambein des Körpers und ist zu 75% von Knorpel bedeckt. Ätiologie: • Sturz auf das Knie (Anpralltrauma) • oder extreme Kontraktion des M. quadriceps femoris Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellafraktur Klassifikation: • Querfraktur • Längsfraktur • Schrägfraktur • Mehrfragmentfraktur • Stern- und Trümmerfraktur • untere und obere Polabrißfrakturen • Fissuren oder osteochondrale Abprengungen (bei Luxation) Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellafraktur Symptomatik: • Jede komplette Patellafraktur führt zu einer Zerreissung und damit Insuffizienz des Streckapparates. • Verlust der Streckung. • Weichteilschwellung. • Hämarthros. Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • klinische Untersuchung • Röntgen: Kniegelenk in 2 Ebenen • axiale Patellaaufnahme Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellafraktur Therapie: • Frakturen mit Stufenbildung, Diastase bzw. Dislokation sowie Trümmer- und offene Frakturen werden operativ versorgt. • I.d.R. erfolgt eine Zuggurtungsoteosynthese, gelegentlich auch eine Zugschraubenosteosynthese. • oder kombinierte Verfahren. • Konservativ behandelt werden nicht dislozierte Längs- und Sternfrakturen, Fissuren und subaponeurotische Frakturen Nachbehandlung: • Bei Zuggurtung ist Vollbelastung sofort möglich Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellaluxation Ätiologie: Entweder • direkt durch eine grobe Gewalteinwirkung im Bereich der Patella oder • indirekt, wenn bei forcierter Innenrotation des Oberschenkels bei in Außenrotation fixiertem Unterschenkel und gebeugtem Kniegelenk der M. quadriceps Zug der Patella nach lateral ausübt. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellaluxation Klassifikation: • Eine traumatische Luxation weist ein adäquates Trauma (s.Ätiologie) auf. • Rezidivierende und akute dispositionelle Luxationen resultieren aus prädisponierenden Faktoren und insuffizienter Erstbehandlung. • Habituelle Luxation liegt vor, wenn die Patella in leichter Beugung luxiert mit spontaner Reposition und wenig Beschwerden. • Kongenitale Luxation liegt meist bds. vor mit Patellahypoplasie und Genu valgum Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellaluxation Symptomatik: • Knieschmerzen • Hämarthros • Fehlstellung der Patella nach lateral • Streckdefizit • Druckschmerz am medialen Retinaculum und lateralen Condylus Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • klinische Untersuchung • Röntgen: Kniegelenk in 2 Ebenen und Patella axial • ggf. CT: Nachweis von osteochondralen Flakes Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Patellaluxation Therapie: • Sofortige Reposition • Punktion des Hämarthros • Nur Erstluxationen ohne Begleitverletzung können konservativ mit einer Orthese mit Bewegungslimitierung für 6 Wochen behandelt werden • Retinaculumnaht und Raffung medialseitig und laterales Release (ggf. auch arthroskopisch); ist die Methode der Wahl • Alternativ Transposition des Lig. patellae-Ansatzes • oder Zügelungsoperation nach Grogius Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Quadrizepssehnenruptur Anatomie: • Entspricht einer Ruptur der Sehne des M. rectus femoris von der Basis der Patella bis 2 cm proximal davon (meist Männer über 50) Ätiologie: • Die Sehne reißt durch massive Anspannung gegen Widerstand oder plötzlicher passiver Beugung (z.B. Sturz nach rückwärts) • Häufig ist die Sehne degenerativ vorgeschädigt Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Quadrizepssehnenruptur Symptomatik: • Aktiver Streckausfall des Kniegelenkes • Tastbarer Defekt und Dehiszenz (Delle) • Patellatiefstand • Weichteilschwellung und Hämatom Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • klinische Untersuchung • Röntgen: Kniegelenk in 2 Ebenen • Sonographie: Sehnendiskontinuität Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Quadrizepssehnenruptur Therapie: • End-zu-End-Naht mit zusätzlicher Augmentation mittels resorbierbarer Sicherheitsnaht. • Inkomplette Rupturen können konservativ mittels Orthese für 6 Wochen in Streckstellung 0-0-20 behandelt werden. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Kreuzbandruptur Anatomie: • Das vordere und hintere Kreuzband sichern das Kniegelenk gegen Translation und führen die Rotation. • In 90% ist das vordere Kreuzband bei Rupturen betroffen. Ätiologie: • Typisch ist ein Knieverdrehtrauma mit Valgusflexion und Außenrotation oder Varusflexion mit Innenrotation. • Typische Kombinationsverletzung ist „unhappy triad“: vorderes Kreuzband, Innenband und Innenmeniscus. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Kreuzbandruptur Symptomatik: • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung • Hämarthros • Vordere Schublade (in 90° Beugung) • Lachmann-Test positiv (in 20° Flexion) • Instabilitätsgefühl bis hin zum „Weggehen“ des Kniegelenkes („Giving-Way“) • Begleitsymptomatik bei komplexen Knieverletzungen Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • klinische untersuchung (oftmals ist die klinische Untersuchung wegen starker Schmerzen eingeschränkt) • klinische Tests: Schublade, Lachmann, Pivot-shift • MRT: gute Beurteilbarkeit der Band- und Meniscusläsion . Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Kreuzbandruptur Therapie: • Muskelaufbautraining als konservative Therapie ist bei älteren, inaktiven und unsportlichen Menschen indiziert. • Bei jüngeren, aktiven, insbesondere sportlichen Menschen ist die Indikation für eine Kreuzbandplastik gegeben, bei Instabilitätsgefühl und rezidivierendem Erguß ist sie dringlich. • Der Kreuzbandersatz erfolgt mittels autologem Lig. patellae oder Semitendinosus-Sehnenplastik. • Die Nachbehandlung beginnt mit sofortiger Mobilisation unter Entlastung und Belastung nach 4-6 Wochen und voller Sporttauglichkeit nach ca. einem Jahr. Hüftgelenk und Oberschenkel mediale und laterale Kapselbandverletzungen Anatomie: • Das mediale Seitenband stabilisiert gegen Valgus – und das laterale gegen Varusstress. Ätiologie: • Direkte Gewalteinwirkung in Form von Valgus(Innenband) und Varuskräften (Außenband). • Seltener sind indirekte Gewalteinwirkungen durch Rotationskräfte möglich. Hüftgelenk und Oberschenkel mediale und laterale Kapselbandverletzungen Klassifikation: nach Hughston: • Grad I: minimale Zerrung, keine Instabilität, leichter Druckschmerz • Grad II: mäßig schwere Bandverletzung, keine Instabilität, deutlicher Druckschmerz • Grad III: vollständige Ruptur mit Aufklappbarkeit von: + (bis 5mm) ++ (bis 10mm) +++ (über 10mm) Hüftgelenk und Oberschenkel mediale und laterale Kapselbandverletzungen Symptomatik: • (Druck-) Schmerzen im Bereich des Bandverlaufes: • gelegentlich Instabilitätsgefühl • lokale Schwellung (Hämatom) • Kniegelenkserguß • Begleitverletzungen Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • klinische Untersuchung • Valgus- und Varusstress-Test in voller und 20°-Beugung • ggf. MRT • ggf. ASK Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Meniscusverletzungen Anatomie: • Die Meniscen bilden eine Gleitfläche für die Femurcondylen und vergrößern die Gelenkfläche zwischen Femur und Tibia. • Der Innenmeniscus ist dreimal häufiger von Verletzungen betroffen als der Außenmeniscus. Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Meniscusverletzungen Klassifikation: folgt der Topographie bzw. der Rissform • längs • horizontal • quer • Korbhenkelriß • Lappenriß • Vorder- und/oder Hinterhornriß Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Meniscusverletzungen Symptomatik: • Schmerzen im Gelenkspalt • Schonhaltung in Flexion • Kniegelenkserguß • gelegentlich Blockierung des Kniegelenkes • Instabilitätsgefühl Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Meniscusverletzungen Diagnostik: • traumatologisch-orientierte Anamnese • klinischeUntersuchung • Meniscuszeichen: • Steinmann I + II • Payr Zeichen • Apley-Zeichen • Röntgen: Knie in 2 Ebenen • MRT: Nachweis in ca. 90% Hüftgelenk und Oberschenkel Verletzungen: Meniscusverletzungen Therapie: • Eine konservative Therapie erfolgt bei asymptomatischen und symptomarmen Meniscusläsionen, stabilen Rissen im vaskularisierten Anteil, partielle, zentrale oder radiäre Einrisse: frühfunktionelle Krankengymnastik, Muskelaufbau, Sportverbot. • Operative Intervention erfolgt wenn die inneren avasculären 2/3 Meniscus betroffen sind. • Meniscusteilresektion ist die Regel. • Meniscusrefixation erfolgt bei frischen kapselnahen Longitudinal-Vertikal-Rupturen mit 1,5 cm Länge und ohne Sekundärveränderungen. • Nachbehandlung wie unter konservativer Therapie