ESTRICHE ESTRICHARTEN
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ESTRICHE ESTRICHARTEN
ESTRICHE Estriche dienen für die Herstellung einer der Nutzung des Raumes entsprechenden Bodenoberfläche und gehören somit zu den am stärksten beanspruchten Bauteilen innerhalb eines Gebäudes. ESTRICHARTEN Die verschiedenen Estricharten können in folgende Gruppen unterteilt werden: a) b) c) d) Nach Verbindung zum Untergrund: Verbundestrich Estrich auf Trennlage schwimmender Estrich Nach Ausführung der Oberfläche: Nutzestrich Estrich unter Belag Gefälleestrich Nach Material: Zementestrich Anhydritestrich Magnesidestrich Asphaltestrich Trockenestrich Nach besonderen Funktionen bzw. Ausführung: Heizestrich Hartstoffestrich a) Verbindung zum Untergrund Verbundestrich Wird der Estrichmörtel direkt auf die Betondecke aufgebracht, so ergibt dies einen Verbundestrich. Der Estrich bildet lediglich eine geglättete Oberfläche der ansonsten nur grob herzustellenden Betondecke und muss alle auftretenden Kräfte an jeder Stelle auf diese übertragen können. Um ein Ablösen des Estrichs zu verhindern, ist sorgfältig darauf zu achten, dass der frisch aufgebrachte Mörtel, in der Regel Zementestrich, mit der meist schon vor längerer Zeit fertiggestellten Betondecke einen festen Verbund eingeht. Wichtig ist auch, dass die beim Abbindevorgang des Zements unvermeidlichen Schwindprozesse nicht zu größeren Rissen führen. Bei einer festen und gleichmäßigen, evtl. über eine Haftbrücke hergestellten Verbindung zwischen Estrich und Untergrund, kommt es zu einer gleichmäßigen, unsichtbaren Verteilung der unvermeidlichen Schwundrisse. Voraussetzung ist immer ein ausreichend verankerungsfähiger, aufgerauter Untergrund. Verbundestriche werden nur in untergeordneten Räumen, also Lagerräumen und Garagen eingebaut, in denen an den Boden keine weitere Anforderung gestellt wird, als eine glatte Oberfläche bei mechanischer Belastbarkeit. Estrich auf Trennlagen Wurde vor dem Einbringen des Estrichs auf der Betondecke eine Trennlage aus Bitumenbahnen oder Kunststofffolien verlegt, können Abbinde- und Temperaturbewegungen im Estrich unabhängig vom Untergrund stattfinden. Durch entsprechende Wahl der Trennlage, z.B. einer Lage lose verlegter Bitumen-Bahnen, kann der Boden gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit geschützt werden. Estriche auf Trennlagen werden in der Regel dort verwendet, wo zwar Anforderungen an den Feuchte- , aber keine an den Wärme- bzw. Schallschutz gestellt werden. Dicke und Festigkeit von Estrichen auf Trennlagen müssen so bemessen werden, dass auftretende Punktlasten bei evtl. unter der Trennlage vorhandenen kleinen Hohlräumen übertragen werden können. Zur Aufnahme von Stein- oder Keramikbelägen liegt die Mindestdicke bei 45 mm. Zur Verteilung der beim Abbindevorgang von Zementestrichen auftretenden Spannungen können diese mit Fasern oder Estrichgewebe bewehrt sein. Glas- oder Kunststofffasern werden dem Mörtel beim Mischen beigegeben und verteilen sich beim Einbau gleichmäßig über den Estrichquerschnitt. Das Estrichgewebe wird in der Mitte des Estrichs verlegt und dient nicht zur Übertragung von Druckkräften, sondern wie die Fasern nur zur Verteilung der Schwindspannungen. Auf einer Trennlage können unabhängig vom Untergrund alle Estricharten verlegt werden. schwimmender Estrich Wird der Estrich auf einer den Trittschall und/oder dem Wärmeschutz dienenden wannenförmig ausgebildeten Dämmschicht aufgebracht, wird er als schwimmender Estrich bezeichnet. Der Estrich ist für alle auf dem Boden aufgebrachten Lasten eine druckverteilende Platte, die in entsprechender Festigkeit und Dicke ausgeführt werden muss. Soll der Estrich Trittschallschutzanforderungen erfüllen, darf er an keiner Stelle mit anderen Bauteilen, wie z.B. Türschwellen, Wandanschlüssen, Rohrdurchdringungen usw. in Berührung kommen. Um dies zu gewährleisten, sind an allen den Estrich durch-dringenden Bauteilen stehende Dämmstreifen anzubringen. Damit der plastische oder weiche Estrichmörtel nicht in die Dämmschicht eindringt, muss diese mit einer Trennlage abgedeckt werden. Diese Trennlage ist auch an den Rändern hochzuziehen. Bei sehr flüssigen Estrichen, z.B. bei Fließestrich, sind auch die Stöße der Trennlagen abzudichten. Die Dicke der Dämmschicht ist nach den Richtlinien der Wärmeschutzverordnung zu bemessen. Werden an den Estrich gleichzeitig Anforderungen aus dem Wärme- und aus dem Trittschallschutz gestellt, ist die Dämmung zweilagig auszuführen. Dabei wird zur besseren Anpassung an die Rohdecke die für die Trittschalldämmung erforderliche weichere Platte mit einer Stärke von ca. 2 - 2,5 cm unten, und die restliche Wärmedämmung in Form einer härteren Platte darüber verlegt. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Trittschalldämmung nicht von spitzen Erhebungen des Untergrunds durchstoßen wird. Der schwimmende Estrich bildet zusammen mit den darunter liegenden Dämmstoffen und Trennlagen ein einheitliches, konstruktives System. Daher soll, wenn irgendwie möglich, der gesamte Bodenaufbau von einem Handwerksbetrieb ausgeführt werden. b) Oberflächen Nutzestrich Estriche, auf die kein weiterer Belag aufgebracht wird, werden als Nutzestrich bezeichnet. Die Oberfläche ist dann entsprechend DIN 18 202 „Maßtoleranzen im Hochbau“ mit einer fertigen Fußböden entsprechenden Ebenheit herzustellen. Die Abriebfestigkeit der Oberfläche kann durch Anstriche oder Hartstoffe der Nutzung entsprechend eingestellt werden. Estrich unter Belag In Räumen mit höheren ästhetischen Ansprüchen (also z.B. keine Lagerräume) werden in der Regel Beläge aufgebracht. Belag und Estrich bilden zwar ein Verbundsystem, werden aber meistens von verschiedenen Firmen hergestellt. Die Eigenschaften des Estrichs, insbesondere die Ebenheit, der Feuchtigkeitsgehalt und die Eignung der Oberfläche für den folgenden Belag, sind deshalb vor Beginn der Belagsarbeiten besonders zu überprüfen. Ob ein Estrich als Nutzestrich oder als Estrich unter einem Belag hergestellt wird, kann einen Einfluß auf die Preisgestaltung haben und muß deshalb bei der Einholung von Angeboten mitgeteilt werden. Zementestriche Wegen des günstigen Preises ist der Zementestrich die am meisten verwendete Estrichart. Zur Herstellung wird ein Zuschlagsgemisch (nach der Sieblinie im günstigen Bereich), mit einem auf die Estrichdicke abgestimmten Größkorn (bis 4 cm ≤ 8 mm, darüber ≤ 16 mm), mit einer der Festigkeit entsprechenden Zementmenge und meist mit einem den Wasserverbrauch einschränkenden Zusatzmittel (Betonverflüssiger) vermischt. Um das Schwinden des Estrichs beim Abbindevorgang zu ermöglichen, müssen im Abstand von 5 bis 6 m durchgehende Fugen angeordnet werden. Das Schwinden der Felder darf durch Vor- und Rücksprünge (Tür- oder Heizkörpernischen, Stützen etc.) nicht behindert werden. In solchen Bereichen sind Scheinfugen (Kellenschnitt) anzuordnen. Die Feldgröße des Estrichs sollte dabei 30 m², besser 25m² nicht überschreiten. Bei Fußbodenheizungen können die Estrichfelder bis 40 m² groß sein, die Seitenlänge einzelner Felder sollte 8 m nicht überschreiten. Das Verhältnis der Seiten darf nicht größer als 1 : 2 sein. Damit sich die im Verhältnis zur Fläche relativ dünne Estrichplatte während des Abbindens durch Verdunstung des Anmachwassers nicht verwölbt und damit für das Abbinden des Zements lange genug Wasser zur Verfügung steht, muß nach dem Einbringen des Estrichs dafür gesorgt werden, daß über längere Zeit in dem Raum eine hohe Luftfeuchtigkeit vorhanden bleibt. Dies kann im Wohnungsbau bei normalem Raumvolumen durch Schließen der Fenster und Türen, bei größerem Raumvolumen durch Abdecken mit Polyäthylenfolien erreicht werden. Diese Maßnahmen sind mindestens 3, besser 7 Tage aufrechtzuerhalten. Der Estrich kann frühestens nach 3 Tagen begangen werden. Schwerere Lasten (Baustellenverkehr) sind bei schwimmenden Estrichen erst nach 7 Tagen möglich. Vor der Belegung des Estrichs mit Materialien mit niedriger Dampfdurchlässigkeit muß der Estrich, um Verwölbungen zu vermeiden, eine Ausgleichsfeuchte von zwei Massenprozent erreicht haben. Das gilt auch für Heizestriche. Hierfür sind je nach Estrichdicke Lufttemperatur und Luftfeuchte in der Regel mindestens 14 bis 30 Tage erforderlich. Heizestriche sind vor dem Verlegen von keramischen Fliesen oder Natursteinplatten nach einer Abbindezeit von 21 Tagen auf eine Temperatur der vollen Heizleistung aufzuheizen, um festzustellen, ob sich der Estrich bei maximalen Temperaturänderungen schadensfrei ausdehnen bzw. verkürzen kann. Das Aufheizen muß stufenweise mit täglichen Steigerungen der Vorlauftemperatur um ca. 5 °C erfolgen. Die maximale Temperatur ist mindestens 4 Tage ohne Nachtabsenkung aufrechtzuerhalten. Anschließend ist in Temperaturstufen von täglich max. 10 °C der Estrich wieder abzuheizen. Erst nach Abkühlung des Estrichs auf Raumtemperatur kann mit der Verlegung der Fliesen begonnen werden. (Siehe hierzu: Merkblatt - Keramische Fliesen und Platten, Naturwerkstein und Betonwerkstein auf beheizten Fußbodenkonstruktionen. Verlagsges. Rudolf Müller GmbH, Stolberger Straße 84, 50933 Köln). Die Mindestdicke des Zementestrichs darf an keiner Stelle kleiner als 35 mm sein, wenn die Zusammendrückbarkeit der darunterliegenden Dämmstoffe ≤ 5 mm ist. Bei Verwendung weicherer Dämmstoffe ist die Mindestdicke zu erhöhen. Wird der Estrich mit Keramik- oder Steinbelägen belegt, muß die Mindestdicke des Estrichs 45 mm betragen. Bei Fußbodenheizungen richtet sich die Mindestdicke nach dem verlegten Heizsystem, muß aber in der Regel 45 mm über den Heizrohren betragen. Liegen die Heizrohre etwa in der Mitte des Estrichs, muß die Gesamtstärke des Estrichs ≥ 65 mm sein. Anhydritestrich Für Anhydritestriche wird als Bindemittel Anhydrit (wasserfreier Gips CaSO4) verwendet und in einem Mischungsverhältnis von einem Teil Anhydrit und max. 2,5 Raumteile Sand nach Sieblinie vermischt. Durch Zusatzmittel (z.B. Fließmittel) kann die Konsistenz ohne Erhöhung des Wassergehalts bis zum Fließ-estrich herabgesetzt werden. Die Vorteile des um ca. 20 % teureren Anhydritestrichs gegenüber dem Zementestrich liegen in seiner kürzeren Abbindezeit. Der Anhydritestrich kann bereits nach 1 bis 2 Tagen begangen und nach 3 bis 5 Tagen wieder dem normalen Baustellenverkehr zugänglich gemacht werden. In Abhängigkeit der Estrichdicke ist er in etwa 10 Tagen bereits so weit ausgetrocknet, daß der Belag aufgebracht werden kann. Da Anhydrit wie Gips beim Abbinden nicht schwindet, können beliebig große Flächen (1000 m²) ohne Fugen hergestellt werden. Bewegungsfugen auf dem Untergrund sind allerdings durchzuführen. Bei Heizestrichen sind wegen der Temperaturausdehnung des Estrichs beim Aufheizen Dehnungsfugen in Abständen von 6 bis 7 m erforderlich. Eine Nachbehandlung des Anhydritestrichs durch Feuchthalten ist nicht erforderlich. Der Nachteil des Anhydritestrichs gegenüber dem Zement-estrich liegt in seiner Unbeständigkeit gegen Feuchtigkeit. Er darf also nicht ständiger Feuchtigkeitseinwirkung ausgesetzt werden; insbesondere ist zu untersuchen, ob Feuchtigkeit auch durch Dampfdiffusion entstehen kann (Glaserdiagramm). Bezüglich der Festigkeit verhält sich der Anhydritestrich wie der Zementestrich, er kann wie dieser, mit allen üblichen Bodenbelägen versehen werden. Magnesiaestrich Magnesit ist ein Sedimentgestein aus Magnesium und Kohlenstoff: MgCO 3 – Magnesiumcarbonat (magnesiumreiches Kalkgestein ist Dolomit). Durch Brennen von Magnesiumcarbonat entsteht Magnesia - MgO, das zusammen mit Salzlösungen eine bildsame Masse ergibt, die anschließend steinartig erhärtet. Die Abbindereaktion erfolgt also nicht mit Wasser wie bei Zement oder Gips. Dadurch ist es möglich, Magnesiamörtel nicht nur mit mineralischen, sondern auch mit organischen Zuschlägen herzustellen. Magnesiaestriche wurden deshalb, bevor die heute uns zur Verfügung stehenden Dämmstoffe (Kunststoffschäume, Mineralfasern) verwendet werden konnten, mit Zuschlägen aus Sägemehl und anderen organischen Stoffen gerne für wärmedämmende Estriche, z.B. unter Linoleum, verwendet. Im Wohnungsbau findet der gegenüber dem Zementestrich um ca. 60 % teurere Magnesiaestrich heute kaum mehr Anwendung, sondern wird nur bei Sanierungsvorhaben gelegentlich noch verwendet. Magnesiaestriche sind sehr feuchtigkeitsempfindlich und greifen Metalle an. Durchdringende Heizungsrohre müssen entsprechend isoliert, auf Spannbeton darf er nicht angewendet werden. Seine Herstellung erfordert detaillierte Fachkenntnisse und Erfahrung. Ein Vorteil des Magnesiaestriches liegt darin, daß er, da er kein Wasser enthält, auch auf Unterböden aus Holz verlegt werden kann. Gußasphaltestrich Asphalt ist ein Gemisch aus Bitumen und mineralischen Zuschlägen. Bitumen ist die bei der Destillation von Erdöl verbleibende Restmasse, die je nach Art des Destillationsverfahrens (z.B. Hochvakuumverfahren) in verschiedenen Härtegraden hergestellt werden kann. Für die Herstellung von Gußasphaltestrichen wird das sehr harte Hochvakuumbitumen in stationären Asphaltmischanlagen mit Steinmehl, Sand und Splitt gemischt und mit beheizbaren Fahrzeugen mit Rührwerk zur Baustelle transportiert, dort per Hand vertragen und eingebaut. Die Einbaudicke beträgt ca. 2 bis 3 cm. Damit die Gußasphaltmasse gleichmäßig verteilt werden kann, muß diese 200 bis 240 °C heiß sein. Aus diesem Grund können nur entsprechend hitzebeständige Trittschall- und Wärmedämmstoffe als Unterlage verwendet werden. Durch die beim Einbau des Asphalts entstehende große Hitzeentwicklung ist für ausreichende Entlüftung zu sorgen und darauf zu achten, daß keine Schäden an eventuell temperaturempfindlichen Oberflächen im Decken- und Wandbereich (z.B. Polystyrol-Hartschäume) entstehen. Die Vorteile des ansonsten um ca. 60 % gegenüber dem Zementestrich teureren Asphaltestrichs liegen in seiner guten Schalldämmung, guten Wärmedämmung und insbesondere in der kurzen Erhärtungszeit und schnellen Belegbarkeit. Gußasphalt ist nach ca. 2 bis 3 Stunden begehbar und kann bereits am nächsten Tag mit einem beliebigen Belag versehen werden. Grundsätzlich ist es aber auch möglich, die Oberfläche einzufärben und Gußasphalt als Nutzestrich zu verwenden (Industriebau). Gußasphalt ist außerdem wasserdicht, so daß er im Industriebau für Räume mit hohem Wasseranfall besonders geeignet ist. Trockenestrich Für die Herstellung von Unterböden auf Holzkonstruktionen eignen sich „Trockenestrichelemente“ aus Gipskarton- und Holzspanplatten. Deren Ränder sind meist mit Nut und Feder hergestellt, so daß eine ebene Oberfläche an den im Verband zu verlegenden Plattenstößen gewährleistet ist. Bei der Anwendung von Gipskartonplatten in Feuchträumen ist zusätzlich eine entsprechende Abdichtung nach DIN 18 195 Teil 5 erforderlich. ESTRICHE MIT BESONDEREN FUNKTIONEN Hartstoffestrich Als Hartstoffestrich werden solche Estriche bezeichnet, denen zur höheren Abriebfestigkeit an der Oberfläche sogenannte Hartstoffe aus Metall, Natursteinen, dichten Schlacken, Korund- oder Siliciumkarbid beigemischt werden. Die Dicke der Hartstoffschicht beträgt dabei je nach Beanspruchungsgruppe (I = schwer, II = mittel, III = leicht) und verwendetem Hartstoff zwischen 4 und 15 mm. Heizestrich Heizestriche schließen Heizsysteme für Warmwasser oder Elektroheizung ein. Es ist eine Reihe verschiedener Heizsysteme auf dem Markt. Die Ausführung des Estrichs ist genau auf das Heizsystem abzustimmen. Beim Einbau von Heizestrichen ist eine enge Abstimmung der Gewerbe Heizungsbau, Estrichleger und Fliesenleger erforderlich.