Vorprogramm

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Vorprogramm
Titelseite
Stand 8. Juli 2015
Inhaltsverzeichnis
Seite
Eröffnung der 3-Länderkonferenz
Sonntag, 20. September 2015
4
Hauptvorträge / Symposien / Freie Vorträge
Montag, 21. September 2015
6-9
Dienstag, 22. September 2015
10-13
Posterausstellung
Sonntag, 20. September 2015
bis Dienstag, 22. September 2015
14-16
Abstracts
17
Verzeichnis der Aussteller
48
Die Konferenz wird gemeinsam vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), dem Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV), dem Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft
(DGP), der Gesellschaft der Pflegewissenschaft im ÖGKV (GesPW) und dem Schweizerischen Verein
für Pflegewissenschaft (VFP) durchgeführt.
Medienpartner ist der Bibliomed-Verlag.
Wissenschaftlicher Beirat, Review, Moderationen
a. o. Univ.-Prof. Dr. Elfriede Fritz, GesPW
Prof. Dr. Maria Müller Staub, VfP
Elvira Nussbaumer MAS, SBK
Mag. Sabine Ruppert, ÖGKV
Prof. Dr. Renate Stemmer, DGP
Franz Wagner MSc, DBfK
Ansprechpartner zur Organisation
Peter Tackenberg, DBfK Bundesverband e.V.
Alt-Moabit 91 | D-10559 Berlin
Tel.: +49 (0)30-219157-0
E-Mail: dbfk(at)dbfk.de
Review und Moderationen
Prof. Dr. Sabine Hahn, VfP
Prof. Dr. Thomas Fischer, DGP
JProf. Dr. Erika Sirsch, DGP
Univ.-Ass. Dr. Alfred Steininger, GesPW
Nicole Zigan MNS, SBK
Ansprechpartnerin zum Konferenzprogramm
Ursula Frohner, ÖGKV
Wilhelminenstraße 91/IIe | A-1160 Wien
Tel.: +43 (0)1 478 27 10-11
E-Mail: office(at)oegkv.at
Weitere Moderationen
Yvonne Ribi MBA, SBK
Helena Zaugg MLaw, MAS, SBK
Ansprechpartnerin für AusstellerInnen
Elvira Nussbaumer, SBK
Choisystrasse 1 | Postfach 8124 | CH-3001 Bern
Tel.: + 41 (0)31 388 36 36
E-Mail: info(at)sbk-asi.ch
Das Programm gibt den Stand vom 6. Juli 2015 wieder. ÄNDERUNGEN vorbehalten.
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Eröffnungsveranstaltung am 20.9.2015
Ab 16.00 Uhr
Teilnehmerregistrierung
17.00-20.00 Uhr
Eröffnung der Konferenz
17.00 Uhr
Begrüßung und Eröffnung der Konferenz
Helena Zaugg und Franz Wagner
17.15 Uhr
Hauptvortrag: Everyday Ethics – Über das Zusammenspiel von
ethischer Sensibilität und moralischer Handlungskompetenz
PD Dr. Berta Schrems
Moderation: a.o. Univ.-Prof. Dr. Elfriede Fritz
Intermezzo (Musik)
18.05 Uhr
Verleihung Agnes-Karll Medaille an Dr. Dr. Sylvia Käppeli
Laudatio: Prof. Christel Bienstein und Franz Wagner
Intermezzo (Musik)
Pause
18.50 Uhr
Hauptvortrag: Die Berufeanerkennungsrichtlinie der EU – europäische Impulse für die Entwicklung der Pflege in Deutschland,
Österreich und Schweiz
Barbara Weiler, MdEP a. d., Fulda
Moderation: Franz Wagner
Intermezzo (Musik)
19.35 Uhr
Verleihung des 3. Pflege-Publizistikpreises an Prof. Dr. Herrmann Brandenburg
Laudatio: Jürgen Georg
Ausblick auf Konferenz und Ausklang
Prof. Dr. Maria Müller Staub und Prof. Dr. Renate Stemmer
Ab 20.00 Uhr
Get Together im Konzil Konstanz
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Eröffnungsveranstaltung am 20.9.2015
Everyday Ethics – Über das Zusammenspiel von ethischer Sensibilität und moralischer Handlungskompetenz
PD Dr. Berta Schrems
Demografische, medizin-technische und pharmakologische Entwicklungen führen vermehrt zu ethischen
Fragestellungen in der klinischen Praxis. Untersuchungen zeigen, dass es sich dabei nicht nur um große
Fragen zu Leben und Tod handelt, sondern um eine Vielfalt an ethischen Entscheidungen in alltäglichen
Routinen und in Begegnungen mit alten und kranken Menschen. Pflegende müssen sich in diesen alltäglichen Entscheidungssituationen nach den Erfordernissen des Augenblicks richten. Die Basis dazu sind ethische Sensibilität, d.h. Wissen über ethische Theorien und Grundsätze, und moralische Handlungskompetenz, die in der zwischenmenschlichen Begegnung die Wahl der Mittel bestimmt. Das Zusammenspiel von
Wissen und Handeln wird von vielen Faktoren beeinflusst, deren Kenntnis Gestaltungsmöglichkeiten bietet.
Im Vortrag werden Erkenntnisse der Forschung zum Zusammenspiel von ethischer Sensibilität und moralischer Handlungskompetenz präsentiert und mögliche Ansätze zur Gestaltung diskutiert.
Kurzbiografie
Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, Soziologiestudium, Weiterbildungen in Personal- und Organisationsentwicklung sowie Qualitäts- und
Projektmanagement. Freiberuflich tätig in Lehre, Beratung und Forschung
mit den Schwerpunkten Pflegediagnostik, Wissenschaftstheorie und Qualitätsmanagement. Privatdozentin der Universität Wien. Mitherausgeberin
der PFLEGE - Die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe.
www.berta-schrems.at
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Die Berufeanerkennungsrichtlinie der EU – europäische Impulse für die Entwicklung der Pflege in
Deutschland, Österreich und Schweiz
Barbara Weiler, MdEP a. d.
Die Berufeanerkennungsrichtlinie 2013/55/EU ist 2014 in Kraft getreten und muss binnen 2 Jahren in nationales Recht umgesetzt werden. Für Deutschland wurde ein Sonderweg eröffnet. Wie wird es weitergehen
mit der Richtlinie zur Berufsanerkennung? Kann Deutschland sich auf dem Sonderstatus ausruhen oder wie
können wir den Stillstand überwinden? Was können wir von Österreich und der Schweiz lernen? Das sind
Fragen mit denen ich mich in meinem Vortrag auseinandersetzen werde.
Kurzbiografie
Geboren am 1946 in Düsseldorf
Beruf: Kaufmännische Angestellte
Mandate:
 1971 Bürgervertreterin in Willich, Kreis Viersen
 1975-1985 Stadtverordnete in Willich, Kreis Viersen
 1987-1994 Mitglied des Deutschen Bundestages
o Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung
 1994-2014 Mitglied des Europäischen Parlamentes
o Ausschuss für Soziales
o Ausschuss für Binnenmarkt
Mitgliedschaften:
Ver.di, AWO – Arbeiterwohlfahrt, ai - Amnesty International
Montag, 21.9.2015 Oberer Konzilssaal
Ab 8:00 Uhr
Teilnehmerregistrierung
9:00-9:45 Uhr
Hauptvortrag
Moderation: Prof. Dr. Maria Müller Staub
Erfolgreich in der Pflege forschen – Qualitative Forschung zwischen Anspruch und Pragmatismus
Prof. Dr. André Fringer
10:00-11:55 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: Helena Zaugg
10:00-10:25
Die Perspektive der Geschwister von Kindern und Jugendlichen mit einer
chronischen Erkrankung. Ergebnisse einer Grounded Theory
Christiane Knecht, Prof. Claudia Hellmers, Jun.-Prof. Dr. Sabine Metzing
10:30-10:55
Das Erleben der stetigen Pflegepräsenz in der außerklinischen Kinderintensivpflege aus der Perspektive der Eltern
Sandra Falkson
11:00-11:25
Unterstützungsbedarf von Eltern hospitalisierter Kinder mit Mehrfachbehinderung: Eine qualitative Studie
Brigitte Seliner, Bea Latal, Prof. Dr. Rebecca Spirig
11:30-11:55
Unternehmensweite Umsetzung Delirmanagement
Barbara Schoop, Yvonne Schmid, Dr. Stephan Haegele, Dr. Urs Stillhard
13:00-13:45 Uhr
Hauptvortrag
Moderation: Prof. Dr. Renate Stemmer
Nur aussagekräftige Pflegeforschung informiert die Pflegepraxis!
Prof. Dr. Gabriele Meyer
13:50-14:15 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: Franz Wagner
13:50-14:15
Ethische Herausforderungen für den Technologieeinsatz zur Unterstützung älterer Menschen
Dr. Ulrike Bechtold
14:20-14:45
Sicherheitskultur und Fehlerwahrnehmung in der stationären pflegerischen Versorgung
Dr. Henning Cramer
15:30-17:25 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: Franz Wagner
15:30-15:55
Angehörigenpflege und Berufstätigkeit von Beschäftigten in Einrichtungen des Gesundheitswesens
Nicole Ruppert, Prof. Dr. Wilfried Schnepp
16:00-16.25
Didaktisches Design für multiprofessionelles Lehren und Lernen: Evaluation von Lernbausteinen
Dr. Daniela Schmitz
16:30-16:55
Pflegebezogene Kompetenzen und Gesundheitsbezogene Lebensqualität
von Dualstudierenden eines grundständigen Pflegestudienganges
Christoph Reichardt, Prof. Dr. Corinna Petersen-Ewert
17:00-17:25
Ansatzpunkte und Empfehlungen zur Stärkung ethischer Reflexion und
Ethikkompetenz in der (Pflege-)Praxis
Prof. Dr. Annette Riedel
17.30 Uhr
Schluß – ab 18:30 Uhr Stadtführungen (nur mit Buchung bei Anmeldung)
Die Diskussionszeit von 5 Minuten ist bei jedem Vortrag inklusive!
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Montag, 21.9.2015 Oberer Konzilssaal
Erfolgreich in der Pflege forschen – Qualitative Forschung zwischen Anspruch und Pragmatismus
Prof. Dr. André Fringer
Das Erreichen (selbst-)gesetzter Ziele stellt einen Gradmesser zur Beurteilung von Erfolg in der Pflegeforschung dar. Welche Ziele man dabei als qualitativer Forscher verfolgt, ist nicht nur für die Urteilsbildung von
zentraler Bedeutung, sondern führt zu dem Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit einer „guten“
qualitativen Forschung. Insbesondere im Wettstreit um Drittmittel und Forschungsgeldern zeigt sich, welchen
Stellenwert der qualitativen Forschung tatsächlich zugeschrieben wird. Um den Anspruch guter qualitativer
Forschung aufrechtzuerhalten ist neben vielen Kompromissen und einem pragmatischen Vorgehen auch die
persönliche Auseinandersetzung notwendig, so muss man sich mit neuen Verfahren in der qualitativen Forschung beschäftigen und entwickelt nebenbei das Bedürfnis, wieder zu Papier und Bleistift zu greifen.
Kurzbiografie
geb. 1973, verheiratet, zwei Kinder, lebt in Winterthur. Er ist Pflegefachmann, -wissenschaftler und Dozent in Bildungseinrichtungen im In- und
Ausland. Seit 2011 arbeitet er als Projektleiter am Institut für Angewandte
Pflegewissenschaft IPW-FHS sowie als Studienleiter des Weiterbildungslehrgangs Master of Advanced Studies in Palliative Care an der FHS
St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Themenschwerpunkte seiner Arbeit sind die Bereiche Palliative Care, Angehörigenpflege
sowie Freiwilligkeit und Ehrenamt in der Pflege.
Nur aussagekräftige Pflegeforschung informiert die Pflegepraxis!
Prof. Dr. Gabriele Meyer
Die Aussagekraft von Forschungsergebnissen ist von der internen Validität der Studie und Relevanz der
Fragestellung abhängig. Die Qualität der Forschung im Bereich Gesundheit/Medizin wird fortwährend diskutiert. Die Forderungen einer Qualitätsoffensive haben Implikationen für die Pflegeforschung mit den von ihr
benutzen (klinisch-)epidemiologischen und sozialwissenschaftlichen Methoden. Ziel ist es, den Wert der
Forschung zu steigern, nicht Patient(inn)en-orientierte und nicht aussagekräftige Forschung zu reduzieren.
Konkret diskutiert werden u.a. Verständigung auf prioritäre Forschungsthemen unter Berücksichtigung der
Bedarfe der potenziellen Nutzer; langfristig angelegte Forschungslinien; zugängliche Studienprotokolle, Registrierung; verpflichtende Literatursynthesen bei Beginn und Ende jeder Studie; transparente Berichterstattung und Zugang zu allen Informationen einer Studie; Vermeiden selektiver Berichterstattung. In dem Referat gilt es an Beispielen und empirischen Belegen, die Notwendigkeit und Möglichkeiten der Steigerung des
Wertes von Pflegeforschung auszubreiten.
Kurzbiographie:
Forschungsschwerpunkte: Klinische und epidemiologische Forschung zu
Fragestellungen des höheren Lebensalters, hier insbesondere Versorgung
und Pflege bei Demenz in der Häuslichkeit und im Pflegeheim, Mobilität und
Gelenkkontrakturen, freiheitsentziehende Maßnahmen und ruhigstellende
Medikamente in Alten- und Pflegeheimen; Methoden und Vermittlungsprozesse der Evidenz-basierten Pflege/Medizin/Gesundheitsversorgung, Evidenz-basierte Patienteninformation, Entwicklung und Evaluation komplexer
Interventionen
Seit März 2013: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Professur für
Gesundheits- und Pflegewissenschaften
2008-2013: Universität Witten/Herdecke, Professur für Klinische Pflegeforschung
2006-2008: Universität Bremen, Juniorprofessur für Pflegewissenschaft mit
dem Schwerpunkt theoretische Grundlagen und klinische Pflegeforschung
2004: Dissertation zum Dr. phil. Universität Hamburg
7
Montag, 21.9.2015 Unterer Konzilssaal
Parallelprogramm
Ab 8:00 Uhr
Teilnehmerregistrierung
9:00-9:45 Uhr
Hauptvortrag
10:00-11:55 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: Prof. Dr. Maria Müller Staub
10:00-10:25
Kultursensible Bedarfe pflegender Angehöriger
Johanna Buchcik, Katrin Kern, Prof. Dr. Uta Gaidys,
Prof. Dr. Joachim Westenhöfer, Prof. Dr. Corinna Petersen-Ewert
10:30-10:55
Entwicklung eines Messinstruments zur Erfassung kultureller Kompetenz
(KK) in der Pflege - Eine Delphi Studie
Sabine Köck-Hódi, Univ.-Prof. Dr. Hanna Mayer
11:00-11:25
Das Ausmass des Managements chronischer Krankheiten in Herztransplantationszentren in 11 Ländern - eine multizentrische Querschnittsstudie
Christine Vetter, Dr. Lut Berben, Dr. Kris Denhaerynck, Prof. Cynthia Russell,
Dr. Fabienne Dobbels, Prof. Sabina De Geest
11:30-11:55
Patientenwege in die häusliche Beatmungspflege – Entscheidungskonflikte und Steuerungsaufgaben
Dr. Yvonne Lehmann, Prof. Dr. Michael Ewers
13:00-13:45 Uhr
Hauptvortrag
13:50-14:45 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: JProf. Dr. Erika Sirsch
13:50-14:15
Eine komplexe Intervention zur komplementärmedizinischen Pflege und
Beratung von krebskranken Frauen – Die CONGO-Studie
Dr. Cornelia Mahler, Dr. Nadja Klafke, Dr. Cornelia von Hagens,
Martina Bentner, Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, Prof. Dr. Stefanie Joos
14:20-14:45
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen in stationären Langzeitpflegeeinrichtungen – Erste Ergebnisse der MADRIC Studie
Dr. Johannes Gräske, Annika Schmidt, Andreas Worch,
Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann
15:30-17:25 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: Prof. Dr. Renate Stemmer
15:30-15:55
"Um Normalität ringen" - Erfahrungen von Familien mit Palliative Care zu
Hause. Eine qualitative Längsschnittstudie
Christiane Kreyer, Univ.-Prof. Dr. Sabine Pleschberger
16:00-16.25
Erleben und Bewältigen einer oralen Tumortherapie bei Menschen mit
einer onkologischen Erkrankung. Eine Grounded Theory
Catherine Gassmann, Nina Kolbe, Prof. Dr. Andrea Brenner
16:30-16:55
Familien und Brustkrebs: Bedürfnisse und Bewältigung in der letzten
Lebensphase
Nino Chikhradze, Prof. Dr. Andreas Büscher, Prof. Dr. Wilfried Schnepp
17:00-17:25
Brustprothetische Versorgung von Frauen nach Mastektomie in Deutschland
Regina Wiedemann, Prof. Dr. Wilfried Schnepp
17:30 Uhr
Schluß – ab 18:30 Uhr Stadtführungen (nur mit Buchung bei Anmeldung)
Die Diskussionszeit von 5 Minuten ist bei jedem Vortrag inklusive!
8
Montag, 21.9.2015 Speichersaal (2. OG)
Parallelprogramm
Ab 8:00 Uhr
Teilnehmerregistrierung
9:00-9:45 Uhr
Hauptvortrag
10:00-11:55 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: a. o. Univ.-Prof. Dr. Elfriede Fritz und JProf. Dr. Erika Sirsch
10:00-10:25
Mobilitätsfördernde Pflege: Der Effekt auf Rehabilitationsergebnisse für
Menschen mit MS und Stroke (Randomisiert Kontrollierte Studie)
Susanne Suter-Riederer, Cilly Valär, Prof. Dr. Lorenz Imhof
10:30-10:55
Therapeutische Effekte von Lagerung auf passive Beweglichkeit, Komfort
und Vitalparameter - ein RCT
Heidrun Pickenbrock, Dr. Antonia Zapf, Prof. Dr. Dirk Dressler
Referentinnen: Monika Kortwinkel und Torsten Ludwig
11:00-11:25
Evaluation pflegerischer Patientenedukation bei querschnittgelähmten
Patienten nach Erstrehabilitation
Prof. Dr. Claudia Mischke, Madeleine Blatter, Adrian Wyss, Carolin Klein,
Kathrin Sommerhalder
11:30-11:55
Wachkraniotomie zur Tiefenhirnstimulation (THS) bei Menschen mit neurologischen Bewegungsstörungen – Erfahrung der Betroffenen
Sabine Molls, Prof. Dr. Claudia Mischke
13:00-13:45 Uhr
Hauptvortrag
13:50-14:45 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: a. o. Univ.-Prof. Dr. Elfriede Fritz
13:50-14:15
Pflegerische Perspektive bei ethischen Fragestellungen
Ursi Barandun Schäfer, Anja Ulrich, Dr. Barbara Meyer-Zehnder,
Dr. Irena Anna Frei
14:20-14:45
Organspende: Belastung, ethisches Dilemma oder schlicht Aufgabe der
Pflege?
Prof. Dr. Michaela Brause
15:30-16:25 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: a. o. Univ.-Prof. Dr. Elfriede Fritz
15:30-15:55
Demenzgerechte Versorgung im Krankenhaus: ein gesundheitsökonomisch evaluiertes Konzept
Anja Siegle
16:00-17:25 Uhr
Symposium
Menschen mit kognitiven Einschränkungen und dementiellen Erkrankungen im Akutkrankenhaus
Univ.-Prof. Dr. Hanna Mayer, Dr. Christiane Pinkert, Prof. Dr. Susi Saxer,
PD Dr. Berta Schrems
17:30 Uhr
Schluß – ab 18:30 Uhr Stadtführungen (nur mit Buchung bei Anmeldung)
Die Diskussionszeit von 5 Minuten ist bei jedem Vortrag inklusive!
9
Dienstag, 22.9.2015 Oberer Konzilssaal
Ab 7:30 Uhr
Teilnehmerregistrierung
8:00-8:50 Uhr
Posterbegehung mit Preisverleihung
Moderation: Prof. Dr. Maria Müller Staub
09:00-09:45 Uhr
Hauptvortrag
Moderation: Franz Wagner
Nursing Education in the UK: Building quality by design or default?
Prof. Anne Marie Rafferty
10:00-11:55 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: Yvonne Ribi
10:00-10:25
Pflegequalität und Dekubitus bei Kindern: Resultate der ersten Schweizweiten Prävalenzmessung
Anita Fumasoli, Prof. Dr. Dirk Richter, Karin Thomas,
Dr. Anna-Barbara Schlüer, Christa Vangelooven
10:30-10:55
Familien in belasteten Lebenslagen - welche subjektiven Vorstellungen
von Qualität leiten das Handeln von Familienhebammen?
Petra Wallmeyer-Andres, Prof. Dr. Katja Makowsky
11:00-11:25
Akut respiratorisch erkrankte Kinder und ihre Familien auf der Kinderintensivstation - Eine Ethnografie
Martina Gießen-Scheidel, Prof. Dr. Claudia Hellmers,
Jun.-Prof. Dr. Sabine Metzing
11:30-11:55
Der Prozess der familiären Normalisierung bei einem Cochleaimplantierten Kind in der Rehabilitation
Julia Hauprich, Dr. Martin Nagl-Cupal
13:00-13:45 Uhr
Hauptvortrag
Moderation: Prof. Dr. Maria Müller Staub
Effektivität nicht-pharmakologischer schmerzlindernder Interventionen
bei Frühgeborenen einer neonatalen Intensivstation
PD Dr. Eva Cignacco
13:50-15:25 Uhr
Symposium
Ethische Begutachtung und Beratung für pflegewissenschaftliche Forschungsprojekte
Prof. Dr. Katja Makowsky, Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik,
Prof. Dr. Stefanie Seeling, Carola Peters, Prof. Dr. Helen Kohlen
15.30 Uhr
Ausklang der Konferenz
Die Diskussionszeit von 5 Minuten ist bei jedem Vortrag inklusive!
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Dienstag, 22.9.2015 Oberer Konzilssaal
Nursing Education in the UK: Building quality by design or default?
Prof. Anne Marie Rafferty CBE
Nursing education in the UK has had a troubled history, involving a complex dance of several steps forward
and several back, often at an uneven pace across the countries of the UK. This paper will concentrate on
England and chart some of the signal developments in higher education over the past 25 years. It will argue
that such developments cannot be divorced from the broader dynamics of workforce planning (or lack of it)
and that the levelling up of entry into practice for nurses has had to contend with a culture war, like no other
in higher education. This culture war-that nurses cannot be both intelligent, well- educated and retain their
capacity for compassion, remains a strong and entrenched prejudice in the public perception and media
portrayal of nursing. But in this paper I shall argue it speaks more broadly to a highly gendered view of nursing that is rooted in the cultural attitudes towards women’s educational capacity in the nineteenth century. To
overcome this prejudice we need to concentrate on the argument for quality and the benefits that better educated nurse bring to patients and their families and the health system more generally. We also need a political strategy to amplify the nursing voice in policy making to ensure those benefits are translated into better
patient care through long term investment in nursing across the career pathway.
Short CV
Anne Marie Rafferty is Professor of Nursing Policy, former Dean, Florence Nightingale Faculty of Nursing and Midwifery. She trained as an RN,
BSc; clinical researcher MPhil (Surgery) and a historian (DPhil Modern
History). She was government adviser to Lord Ara Darzi for the Next
Stage Review of the NHS and was a member of the Prime Minister’s
Commission on the Future of Nursing and Midwifery 2009-10. She was
made Commander of the British Empire by Her Majesty the Queen for
services to healthcare in 2008. She is an expert on workforce research,
Principal Investigator of the England arm of the EU RN4Cast study and is
a Fellow of the Royal College of Nursing and American Academy of Nursing, Visiting Professor at the European Observatory for Health Systems
and Policy at the Technical University of Berlin and Brussels, National University of Singapore and International Distinguished Professor of Nursing at the Bloomberg Faculty of Nursing at the University of Toronto
2014-15.
Effektivität nicht-pharmakologischer schmerzlindernder Interventionen bei Frühgeborenen einer neonatalen Intensivstation
PD Dr. Eva Cignacco
Hintergrund: Frühgeborene einer neonatalen Intensivstation sind vielen Prozeduren ausgesetzt, die mit
einem akuten Schmerz verbunden sind. Nicht-pharmakologische, schmerzlindernde Maßnahmen sind wirksam gegen akuten Schmerz. Studienziel: Wirksamkeit von drei Interventionen bei wiederholter Schmerzexposition. Methode: Multizentrische, randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie bei insgesamt 71 Frühgeborenen unter der 32 0/7 Gestationswoche. Testung dreier nicht-medikamentöser Maßnahmen: 1) Saccharose-Lösung, 2) «Froschstellung» 3) die Kombination der beiden Maßnahmen. Ergebnisse: N=71 Frühgeborene (M=29.24 Wochen). Hohe Interrater-Reliabilität ( Alpha: 0.99%). Die orale Saccharose, sowie die
Kombination von oraler Saccharose und «Froschstellung» zeigten über alle 5 Fersenstiche eine deutlich
bessere Schmerzlinderung als die «Froschstellung» alleine. Die «Froschstellung» allein verzeichnete eine
deutlich weniger wirksame Schmerzlinderung. Schlussfolgerungen: Die Verabreichung oraler Saccharose
20% für Frühgeborene kann wirksam gegen wiederholte prozedurale Schmerzen eingesetzt werden.
Kurzbiografie
Eva Cignacco ist Hebamme und habilitierte Pflegewissenschaftlerin. Nach
mehrjähriger klinischer Tätigkeit als Hebamme und Pflegeexpertin in der
Geburtshilfe und Neonatologie hat sie ihr Studium der Pflegewissenschaft
an der Universität Maastricht (NL) absolviert, wo sie im Jahr 2007 auch
promoviert hat. Von 2007 bis 2013 war sie als Post Doc am Institut für
Pflegewissenschaft der Universität Basel tätig. Ihr Forschungsbereich ist
der Schmerz bei Früh- und Neugeborenen, wobei Fragen der Schmerzeinschätzung und der nicht-pharmakologischen Schmerzbehandlung im
Vordergrund stehen. Im Jahr 2013 hat sie ihre Habilitation an der Universität Basel erworben. Seit 2014 ist sie Forschungsleiterin der Disziplin
Geburtshilfe an der Berner Fachhochschule in der Schweiz und forscht im
Gebiet der perinatalen Versorgung von Mutter, Kind und Familien.
11
Dienstag, 22.9.2015 Unterer Konzilssaal
Parallelprogramm
Ab 7:30 Uhr
Teilnehmerregistrierung
8:00-8:50 Uhr
Posterbegehung mit Preisverleihung
09:00-09:45 Uhr
Hauptvortrag
10:00-10:25 Uhr
Freier Vortrag
Moderation: a.o. Univ.-Prof. Dr. Elfriede Fritz
Berühren in der Pflege – ein alltägliches Pflegephänomen phänomenologisch betrachtet
Doris Kamleitner, Univ.-Prof. Dr. Hanna Mayer
10:30-11:55 Uhr
Symposium
Lebens- und Pflegequalität in Alters- und Pflegeinstitutionen der Schweiz
– Resultate aus den SHURP- und RESPONS-Studien
Franziska Zúñiga, PD Dr. René Schwendimann, Prof. Dr. Michael Simon,
Dr. Dietmar Ausserhofer, Prof. Dr. Sabine Hahn, Kathrin Sommerhalder,
Prof. Eliane Gugler, Madeleine Blatter
13:00-13:45 Uhr
Hauptvortrag
13:50-15:25 Uhr
Symposium
Qualitäts- und Prozessoptimierung durch Pflegegeleitete Patientenpfade
im orthopädischen stationären Bereich
Nicole Zigan, Vera Müller, Martin Ringer, Judith Seitz, Prof. Dr. Lorenz Imhof
15.30 Uhr
Ausklang der Konferenz
Die Diskussionszeit von 5 Minuten ist bei jedem Vortrag inklusive!
12
Dienstag, 22.9.2015 Speichersaal (2. OG)
Parallelprogramm
Ab 7:30 Uhr
Teilnehmerregistrierung
8:00-8:50 Uhr
Posterbegehung mit Preisverleihung
09:00-09:45 Uhr
Hauptvortrag
10:00-11:55 Uhr
Freie Vorträge
Moderation: Sabine Ruppert
10:00-10:25
Transdisziplinäre Professionalität in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (TP/SAPV)
Dorothée Becker, Carolin Hein, Prof. Dr. Ulrike Schulze
10:30-10:55
Ambulante Pflege und Sturz: Was ist der Handlungsbedarf?
Thomas Schwarze, Anna Ziegler, Marius Muff, Prof. Dr. Sabine Hahn
11:00-11:25
Evidenzbasierte Beratung zur Unterstützung einer selbstständigen Lebensführung im Alter
Univ.-Prof. Dr. Christa Them
11:30-11:55
Ethische Perspektiven zur Würde und Demütigung des professionellen
Pflegepersonals im ambulanten Arbeitsbereich
Dr. Renate Adam-Paffrath
13:00-13:45 Uhr
Hauptvortrag
13:50-15:25 Uhr
Symposium
Lebensqualität von Menschen mit Demenz als Endpunkt in pflegewissenschaftlichen Studien
Martin N. Dichter, Dr. Johannes Gräske, Prof. Dr. Hermann Brandenburg,
Dr. Margareta Halek
15.30 Uhr
Ausklang der Konferenz
Die Diskussionszeit von 5 Minuten ist bei jedem Vortrag inklusive!
13
Posterausstellung 20.-22.9.2015
Poster 1 - “Live a life, not only survive”. Patients´ experience of integrating chronic pain
after a multimodal rehabilitation programme
Hållstam, Andrea (1); Löfgren, Monika (2); Stålnacke, Britt-Marie (3); Svensén, Christer (4)
1: Karolinska Institutet, Department of Clinical
Science and Education, Södersjukhuset, Sweden;
2: Karolinska Institutet, Department of Clinical
Sciences, Danderyd Hospital; 3: Umeå University
Department of Community Medicine and Rehabilitation; 4: Karolinska Institutet Department of Clinical Science and Education Södersjukhuset
Poster 2 - Das aktive Angehörigentelefonat auf
der Intensivstation
Maier, Jürgen
UniversitätsSpital Zürich, Schweiz
Poster 3 - Unerfüllte Unterstützungsbedürfnisse von tagesklinisch und stationär behandelten onkologischen PatientInnen
Matzka, Martin (1); Koller, Martina (1); Köck-Hódi,
Sabine (1); Schneeweiss, Sonja (2); Raphaelis,
Silvia (1); Mayer, Hanna (1)
1: Institut für Pflegewissenschaft, Universität
Wien, Österreich; 2: Allgemeines Krankenhaus
der Stadt Wien - Medizinischer Universitätscampus
Poster 4 - Einstellung zu und Verwendung von
einem Symptomtagebuch bei Patienten mit
Herzinsuffizienz
Köberich, Stefan
Universitäts-Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen, Deutschland
Poster 5 - Entwicklung komplexer Interventionen am Beispiel eines Leitlinien-basierten Interventionsprogramms
Wilfling, Denise (1); Abraham, Jens (2); Kupfer,
Ramona (3); Möhler, Ralph (4); Meyer, Gabriele
(2); Köpke, Sascha (1)
1: Universität zu Lübeck, Deutschland; 2: Institut
für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg; 3: Universität
Hamburg; 4: Universität Witten / Herdecke
Poster 6 - Pflegende Eltern von Kindern mit
Behinderungen im Spital: Eine systematische
Review
Seliner, Brigitte (1,2); Wattinger, Alexandra (1);
Spirig, Rebecca (3,4)
1: Universitäts-Kinderspital Zürich, Schweiz; 2:
Universität Witten/Herdecke; 3: Universitätsspital
Zürich; 4: Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel
Poster 7 - Die Rolle der Familie in der Bewältigung von Multimorbidität
Hildebrandt, Christiane; Schrems, Berta
Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien,
Österreich
Poster 8 - Entwicklung einer österreichischen
Forschungsagenda für Onkologische Pflege eine Delphi-Studie
Raphaelis, Silvia; Köck-Hódi, Sabine; Mayer,
Hanna
Institut für Pflegewissenschaft, Fakultät für Sozialwissenschaften, Universität Wien, Österreich
Poster 9 - Interkulturelle Öffnung in der Pflegeberatung - OPEN
Khamo Vazirabad, Sabrina (1); Terjung, Andre
(1); Schulze, Ulrike (2)
1: Hessisches Institut für Pflegeforschung,
Deutschland; 2: Frankfurt University of Applied
Sciences
Poster 10 - Bedarfsangepasste Versorgungsmodelle: Welche Strategien entwickeln Eltern
eines Kindes mit einer Lippen-, Kiefer- und /
oder Gaumenspalte?
Trautmann, Sabine (1); Bischofberger, Iren (2);
Hantikainen, Virpi (2); Bläuer, Cornelia (1)
1: Universitätsspital Basel, Schweiz; 2: Kalaidos
Fachhochschule Gesundheit
Poster 11 - Beeinflussende Faktoren auf die
Entscheidung pflegender Angehöriger für eine
palliative häusliche Versorgung - eine Literaturarbeit
Schallenburger, Manuela; Galatsch, Michael;
Schnepp, Wilfried
Universität Witten / Herdecke, Deutschland
Poster 12 - Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger (Quart-UpA)
Segmüller, Tanja; Schnepp, Wilfried; Zegelin,
Angelika
Universität Witten / Herdecke, Department für
Pflegewissenschaft, Deutschland
Poster 13 - Im Spannungsfeld ‚SicherheitRisiko-Selbstbestimmung‘ agieren. Ein PraxisWissenschaftsdialog in der Demenzversorgung.
Hauprich, Julia; Mayrhofer, Stefanie Maria; Mayer,
Hanna
Insitut für Pflegewissenschaft, Universität Wien,
Österreich
Poster 14 - Begleitete Entlassung (BegE) Brücke zwischen Krankenhaus und häuslicher
Pflege
Stopper, Katrin (1); Michaletz-Stolz, Regina (1);
Riedel, Annette (2)
1: Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus,
Deutschland; 2: Hochschule Esslingen
Poster 15 - Biografiearbeit als Intervention bei
Menschen mit Demenz
Diefenbacher, Deborah
Schweiz
14
Posterausstellung 20.-22.9.2015
Poster 16 - „Multimorbidität als vielschichtiges
Geflecht im Kontext der familiären Bewältigung. Eine qualitative Mehrfallstudie“
Hildebrandt, Christiane; Schrems, Berta
Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien,
Österreich
Poster 22 - Symptome von herausforderndem
Verhalten, Demenz, Delir (SHVDD) im Akutkrankenhaus - Eine Prävalenzerhebung
Breuer, Roman; Schneeweiss, Sonja
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien - Medizinischer Universitätscampus, Österreich
Poster 17 - Erwartungen, Wünsche und Grenzen der künftigen Aufgabenteilung von Pflege
und Medizin: Ergebnisse der Care-N Study MV
Dreier, Adina (1); Rogalski, Hagen (2); Homeyer,
Sabine (1); Oppermann, Roman F. (3); Hoffmann,
Wolfgang (1)
1: Universität Greifswald, Institut für Community
Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie
und Community Health, Deutschland; 2: Fachhochschule Neubrandenburg; 3: Fachhochschule
Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management
Poster 23 - Die Implementierung von CIRS in
ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen als präventives Risikomanagementsystem
Rößlein, Rosa (1); Lehmann, Katja (2); Vlcek,
Alexander (1)
1: MDK Bayern, Deutschland; 2: MDK
Poster 18 - Möglichkeiten und Herausforderungen für das interprofessionelle Lernen von
Pflege und Medizin - Ergebnisse der Care-N
Study M-V
Homeyer, Sabine (1); Dreier, Adina (1); Rogalski,
Hagen (2); Oppermann, Roman F. (3); Hoffmann,
Wolfgang (1)
1: Universität Greifswald, Institut für Community
Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie
und Community Health, Deutschland; 2: Fachhochschule Neubrandenburg; 3: Fachhochschule
Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management
Poster 19 - PolytraumapatientInnen verlegen:
Wie erleben dies Pflegefachpersonen?
Bretscher, Barbara (1); Schärli, Marianne (1);
Bischofberger, Iren (2)
1: UniversitätsSpital Zürich, Schweiz; 2: Kalaidos
Fachhochschule Gesundheit
Poster 20 - Repetitive periphere Muskelstimulation (RPMS) versus Beckenbodentraining Evaluation und Vergleich zweier etablierter
Methoden
Schrank, Sabine; Kinsperger, Laura; Koller, Martina; Mayer, Hanna
Institut für Pflegewissenschaft der Universität
Wien, Österreich
Poster 21 - GeriQ – Entwicklung von Qualitätsindikatoren für eine geriatrische Notfallversorgung
Schuster, Susanne (1); Willam, Carsten (2); Dormann, Harald (3)
1: Evangelische Hochschule Nürnberg, Deutschland; 2: Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg; 3: Klinikum Fürth
Poster 24 - Bedarfsanalyse für Ethikberatung
in der Altenpflege
Kuhn, Andrea
Deutschland
Poster 25 - Pflegequalität-Qualitätsniveaus der
Pflege. Eine Analyse des Instruments von Reiter und Kakosh im Werk von Fiechter und Meier
Herzog , Michaela; Barta, Merlena; Horak, Melitta;
Schulze, Joachim
IMC Fachhochschule Krems, Österreich
Poster 26 - Patienten- und organisationsseitige Einflussfaktoren auf die vom Patienten
wahrgenommene Individualität der Pflege
Stefan Köberich (1,2), Erik Farin (1)
1: Institut für Qualitätsmanagement & Sozialmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland; 2:
Stabstelle Pflegedirektion, UniversitätsHerzzentrum Freiburg-Bad Krozingen
Poster 27 - Kompetenzentwicklung und Berufsperspektiven im dualen Pflegestudium aus
Sicht der Studierenden - eine qualitative Studie
Herde, Katharina (1); Grebe, Christian (1);
Latteck, Änne-Dörte (2); Mertin, Matthias (2);
Rumpel, Andrea (2)
1:Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungsund Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG), Deutschland; 2:Fachhochschule
Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG)
Poster 28 - Familie in der ambulanten palliativen Betreuung - Überblick der Forschungsergebnisse
Galatsch, Michael (1); große Schlarmann, Jörg
(1); zu Sayn-Wittgenstein, Friederike (2);
Schnepp, Wilfried (1)
1: Universität Witten / Herdecke, Department für
Pflegewissenschaft, Forschungskolleg FamiLe,
Deutschland; 2: Hochschule Osnabrück, Pflegeund Hebammenwissenschaft, Forschungskolleg
FamiLe
15
Posterausstellung 20.-22.09.2015
Poster 29 - Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger (Quart-UpA)
Segmüller, Tanja; Zegelin, Angelika; Schnepp,
Wilfried
Universität Witten / Herdecke, Department für
Pflegewissenschaft, Deutschland
Poster 30 - Das Erleben der stetigen Pflegepräsenz in der außerklinischen Kinderintensivpflege aus der Perspektive der Pflegenden
Roling, Maren
Universität Witten / Herdecke, Department für
Pflegewissenschaft, Deutschland
Poster 31 - Verbesserung der Versorgungsqualität in Einrichtungen der stationären Altenhilfe durch organisationales Lernen (OLE)
Büker, Christa (1); Stemmer, Renate (2)
1: Hochschule München, Deutschland; 2: Katholische Hochschule Mainz
Poster 32 - Kinaesthetics-Kompetenz von
Pflegenden: Eine Konzeptentwicklung
Gattinger, Heidrun (1); Hantikainen, Virpi (1);
Köpke, Sascha (2); Senn, Beate (1); Leino-Kilpi,
Helena (3)
1: FHS St. Gallen, Institut für Angewandte Pflegewissenschsft IPW-FHS, Schweiz; 2: Universität
zu Lübeck, Deutschland; 3: Institut für Pflegewissenschaft, Universität Turku, Finnland
Poster 33 - Gewaltprävention in der Altenpflege
Siegel, Melanie (1); Mazheika, Yuliya (1); RitzTimme, Stefanie (1); Mennicken, Regina (2);
Graß, Hildegard (3); Gahr, Britta (1)
1: Institut für Rechtsmedizin, Heinrich Heine Universität, Düsseldorf, Deutschland; 2: ServiceValue, Köln; 3: Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf
16
Seite
Abstracts der Symposien
Montag, 21. - Dienstag, 22. September 2015
18-22
Abstracts der Freien Vorträge
Montag, 21. September 2015
23-31
Dienstag, 22. September 2015
32-35
Abstracts der Posterbeiträge
Sonntag, 20. - Dienstag, 22. September 2015
36-48
17
Symposien
21.-22.9.2015
21.9. Speichersaal (2. OG) 16:00-16:25 Uhr
Menschen mit kognitiven Einschränkungen und dementiellen Erkrankungen im Akutkrankenhaus
Mayer, Hanna (1); Pinkert, Christiane (2); Saxer, Susi (3); Schrems, Berta (1)
1: Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich; 2: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE),
Witten, Deutschland; 3: Fachhochschule St.Gallen, Schweiz
Für Menschen mit kognitiven Einschränkungen (KE) stellen Akutkrankenhäuser besondere Herausforderungen dar. Fremde, ständig
wechselnde Personen, fremdstrukturierte Abläufe und die ungewohnte Umgebung können Angst, Unsicherheit und Verwirrung auslösen
bzw. verstärken. Herausforderndes oder „inadäquates“ Verhalten und mangelnde Therapieeinsicht sind oft die Folge. Pflegende, die
ihrerseits in Routinen und schnelllebige Abläufe im Akutkrankenhaus gebunden sind, stehen immer wieder vor schwierigen Situationen,
für die es noch keine systematischen Lösungen gibt. In dem Symposium werden dazu zentrale Thematiken aus unterschiedlichen
Perspektiven aufgegriffen
Beitrag 1: Kognitive Beeinträchtigungen bei älteren Pat. im Akutkrankenhaus – Eine multizentrische Prävalenzstudie
H. Mayer, M. Wallner, E. Faul, M. Koller
Obwohl bekannt ist, dass es zu einer steten Zunahme stationär betreuter Älterer kommt und somit die Anzahl kognitiv beeinträchtigter
Personen in diesem Setting steigt, gibt es für AUT keine Daten, die genaue Auskunft über dieses Pat.kollektiv geben. Das Ziel der
Prävalenzerhebung besteht darin eine erste Datenbasis hinsichtlich kognitiver Beeinträchtigungen bei Pat. im Akutkrankenhaus ab dem
65. Lebensjahr zu schaffen.
In 5 Wiener Spitälern wurden in einem Zeitraum von drei Wochen sämtliche neu aufgenommenen Pat. ab dem 65. Lebensjahr (nach
Einholung ihrer mündlichen Zustimmung) mittels Mini-Cog Test auf kognitive Beeinträchtigungen gescreent. 69,4% (n=2.381) der
ausgeteilten Erhebungsbögen wurden retourniert und von zwei Ratern unabhängig voneinander beurteilt (κ=0,839; p<0,001).
Die ersten Analysen zeigen, dass basierend auf den Ergebnissen der berechneten Mini-Cog-Scores 52,5% der Befragten deutliche
Hinweise auf kognitive Beeinträchtigungenzeigen. Der Wert ist in den 5 Institutionen annähernd gleich. Frauen sind insgesamt häufiger
betroffen als Männer. Mit steigendem Alter nimmt auch der Anteil an Personen mit möglichen kognitiven Beeinträchtigungen zu. In
weiterer Folge werden die Ergebnisse im Zusammenhang mit strukturbezogenen Variablen sowie mit dem Aufnahmegrund analysiert.
Beitrag 2: Die Betreuung von Menschen mit KE im Akutkrankenhaus aus der Perspektive von Pflegenden – eine
länderübergreifende Sekundäranalyse von qualitativen Datenmaterial
C. Pinkert, E. Faul, D. Kamleitner, S. Saxer, M. Burgstaller, H.Mayer
Im Rahmen zweier qualitativer Studien, die unabhängig voneinander, jedoch mit ähnlichen Ausgangsfragen und Methoden in AUT und
D durchgeführt wurden, wurde die Situation der Betreuung von Menschen mit KE im Akutkrankenhaus angesprochen. Die
Sekundäranalyse führt die Daten aus beiden Ländern zusammen und übergeordnete Haltungs- und Handlungseben werden
herausarbeitet. Folgende Fragen sind dabei leitend:
Was bedeutet es, Menschen mit KE im Akutkrankenhaus zu betreuen? Was charakterisiert die Arbeit mit diesen? Welcher Beitrag muss
von DGKP geleistet werden, um die Versorgung der Pat. zu gewährleisten? Wodurch wird die Arbeit beeinflusst?
Da der Handlungsbezug im Vordergrund steht erfolgt die Datenauswertung nach den Prinzipien des offenen und axialen Codierens im
Sinne der Grounded Theory. Die Analyse wird im Sommer 2015 abgeschlossen. Erste Einblicke in die Daten lassen vermuten, dass ein
zentrales Thema der „Kulturbruch“ darstellt.
Beitrag 3: Verstehende Diagnostik bei herausforderndem Verhalten von Menschen mit Demenz –ein systematischer Review
C. Pinkert, D. Holle
Die Prävalenz des sogen. herausfordernden Verhaltens beträgt 75% im Akutbereich. Für den Umgang damit gelten vor allem
psychosoziale Interventionen als vielversprechend, die an den multikausalen und intra- und interindividuellen Ursachen ansetzen. In D.
hat sich dafür der Begriff der Verstehenden Diagnostik etabliert.
Das systematische Review geht der Frage nach, welche Ansätze für eine Verstehende Diagnostik existieren, welche Methoden
beschrieben werden, die Pflegende beim Verstehen des herausfordernden Verhaltens unterstützen können, welche Erfahrungen mit
diesen Ansätzen gemacht wurden und zu welchen Effekten diese Ansätze bei Menschen mit Demenz führen. Die Recherche fand in
den Datenbanken Pubmed, PsychInfo und Cinahl anhand festgelegter Suchbegriffe statt. Es wurden nur deutsch- und
englischsprachige Artikel eingeschlossen, die zwischen 1995 und 2014 erschienen sind und Interventionsbeschreibungen,
Interventions-Outcomes und Erfahrungen bei der Umsetzung der Intervention berichten. Zurzeit erfolgt die Analyse, die aus der
Bewertung der Güte der Studien sowie der Zusammenfassung und Interpretation der vorhandenen Evidenz bezüglich der
Forschungsfragen besteht.
Beitrag 4: Ethische Herausforderungen zur Pflege von Menschen mit KE im Akutkrankenhaus
B. Schrems
KE sind selten der Einweisungsgrund ins Akutkrankenhaus und rücken damit aus dem Blickfeld, das akute Geschehen steht im
Vordergrund. Die Schnelllebigkeit des akuten Settings steht der Notwendigkeit eines personen-zentrierten Zugangs diametral
gegenüber. Menschen mit KE können Ihre Bedürfnisse nicht immer deutlich kommunizieren. Zu allen Risiken, die ein
Krankenhausaufenthalt für Menschen mit KE grundsätzlich mit sich bringt, gesellt sich die Verletzung ethischer Prinzipien, wie
Autonomie, Würde und Fürsorge. Für Pflegende werden diese Situationen zu einem moralischen Dilemma, da der professionelle
Anspruch nicht mit dem Handeln in Einklang gebracht werden kann. Fehlende Zeitressourcen, Alltagsroutinen, strukturelle
Gegebenheiten spielen dabei eine ebenso große Rolle wie mangelndes Fachwissen und persönliche Einstellungen. Die geforderte
ethische Sensibilität wird zum moralischen Stress. Aus der Forschung ist bekannt, welche negativen Folgen diese Ungleichzeitigkeit für
die Qualität der Pflege und für die handelnden Personen hat. Auch wenn die aktuellen Entwicklungen im Akutbereich wenig Hoffnung
auf rasche Veränderung zulassen, gibt es einzelne Praxisbeispiele, die sich den ethischen Herausforderungen stellen. Anhand dieser
werden Möglichkeiten der Veränderung diskutiert.
eingereicht durch: Univ. Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer; Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich; E-Mail:
hanna.mayer(at)univie.ac.at
18
Symposien
21.-22.9.2015
22.9. Oberer Konzilssaal 13:50-15:25 Uhr
Ethische Begutachtung und Beratung für pflegewissenschaftliche Forschungsprojekte
Makowsky, Katja (1); Bartholomeyczik, Sabine (2); Seeling, Stefanie (3); Peters, Carola (4); Kohlen, Helen (5)
1: Fachhochschule Bielefeld, Deutschland; 2: Universität Witten / Herdecke; 3: Hochschule Onsabrück; 4: Hochschule für Gesundheit;
5: Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Einleitung: Pflegeforschung ist in vielen Fällen mit einem direkten Kontakt zu den zu pflegenden Personen, zu Kranken,
Hilfsbedürftigen, kurz: zu vulnerablen Personen verbunden. Dieser Kontakt im Rahmen der Datenerhebung und die damit verbundene
Kenntnis und möglicherweise Erfassung von persönlichen Daten erfordern unabdingbar eine ethische Betrachtung. Die an der
Forschung Teilnehmenden müssen vor missbräuchlicher Nutzung ihrer Daten, vor Belastung durch die Forschung u.ä. geschützt
werden. Aber auch wenn die Durchführung von Studien an und mit vulnerablen Personen nicht mit einem direkten Kontakt zwischen
Forschender und Studienteilnehmenden verbunden ist und z.B. mit Hilfe standardisierter Befragungen oder in Form von
Sekundäranalysen erfolgt, erfordert sie eine ethische Reflexion hinsichtlich der Unbedenklichkeit.
Derartige ethische Begutachtungen und damit verbundene Beratungen sind Aufgaben einer Ethikkommission.
Eine ethische Reflexion im Vorfeld dient nicht nur dem Schutz der Personen vor unnötigen Risiken, die an einer Studie teilnehmen, sie
schützt auch die Forschenden sowie beteiligte Institutionen vor der Durchführung ethisch bedenklicher Studien. Ethische Prüfungen im
Rahmen der Forschung am Menschen sind in anderen Disziplinen wie z.B. der Medizin und der Psychologie bereits seit Jahrzehnten
etabliert. In Deutschland wurde die ethische Begutachtung von pflegewissenschaftlichen Forschungsprojekten erst in den letzten Jahren
mehr und mehr umgesetzt. Auch wird das Vorliegen eines positiven Ethik-Votums z.B. im Zusammenhang mit der Einwerbung von
Drittmitteln oder im Rahmen von (vor allem internationalen) Publikationen im Kontext der Pflege zunehmend gefordert.
Die Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) übernimmt auf Antrag der Forschenden ethische
Begutachtungen / Beratung von geplanten Projekten im Bereich der Pflegeforschung.
Fragestellung / Zielsetzung: Im Rahmen des Symposiums zeigen Mitglieder der Ethikkommission der DGP beispielhaft an
ausgewählten Themen die Zielsetzungen und das Vorgehen von ethischen Begutachtungen in der Pflegeforschung. Angestrebt wird
zudem die Sensibilisierung für ethische Fragestellungen In einem weiteren Schritt werden Forschende für die Einschätzung von Risiken
im Vorfeld einer Studie sowie für die Planung geeigneter Maßnahmen bei identifizierten Risiken anhand ausgewählter Beispiele
Anregungen erhalten. Der Ablauf einer Begutachtung und der sich ggf. daraus ergebende Beratungsbedarf wird ebenfalls thematisieret.
Methoden: Zunächst werden übergeordnete Abläufe und Vorgehensweisen der Ethikkommission aufgezeigt. Den Schwerpunkt des
Symposiums bildet die Auseinandersetzung mit der ethischen Begutachtung von vier ausgewählten Themenfeldern :
1.) Angehörige im Kontext unterschiedlicher Settings

Rolle der Angehörigen in der Pflege (z.B. als „Besucher“ und Personen, die selbst der Unterstützung / Begleitung durch
Pflegende bedürfen)

Berücksichtigung der Situation der Angehörigen und Minimierung zusätzlicher Belastung

Umgang mit Schweigepflicht und Vertraulichkeit gegenüber dem erkrankten Familienmitglied

Beachtung ethischer Aspekte bei der Rekrutierung von Teilnehmenden
2.) Pflegende Kinder





Umgang mit der Erfassung von Unterstützungsleistungen und Pflegeaufgaben, die Kinder übernehmen und die in der Familie als
„normaler Alltag“ erlebt werden; ethische Prävention
Herausforderungen im Umgang mit der Rekrutierung einer passenden Stichprobe, um die Umsetzung der Studie zu gewährleisten
Umgang mit ggf. festgestellter Überforderung pflegender Kinder
Rolle und Situation der anderen Familienangehörigen (erkrankter und nicht-erkrankter Personen)
Einfluss der Studienteilnahme auf die Vulnerabilität
3.) Menschen mit Demenzerkrankungen:



Beachtung der Wahrung von Menschenwürde und Selbstverständnis der Betroffenen bei der Datenerhebung
Vorgehensweisen zur Erlangung eines Informed Consents (informierte Zustimmung, ongoing consent)
Beachtung der Befindlichkeit
4.) Nahrungsverweigerung bei onkologischen Pflegeempfängern bedingt durch die Nebenwirkung Übelkeit unter einer
Chemotherapie
Fokus eine sehr stark vulnerable Gruppe






Positionen zu einer hochvulnerablen Gruppe
Umgang mit dem Informed Consent vor dem Hintergrund der Prognose
Einbezug von Angehörigen
Zeitpunkt der Pflegeforschung (Klinik, Zuhause, Ambulant)
Relevanz des interdisziplinären Teams
Diskussion der Aspekte: Belastbarkeit, Lebensqualität, Relevanz der Teilnahme, Bedingungen für die Teilnahme
Die hier aufgeführten Problembereiche geben einen Einblick in die Breite der ethischen Pflegeforschungsbegutachtung Sie sollen eine
kontroverse Diskussion anregen, in der Grenzen hinsichtlich der Konsequenzen ethischer Begutachtungen ebenso diskutiert werden
wie Schwierigkeiten, Nutzen und Unklarheiten bei der tatsächlichen Einschätzung der Schutzbedürftigkeit von
Forschungsteilnehmenden.
Ergebnisse / Resultate: Im Ergebnis verfügen die Teilnehmenden des Symposiums über detaillierte Einblicke in die Arbeit der
Ethikkommission der DGP. Das Symposium soll eine Sensibilisierung für forschungsethische Problemlagen bewirken und Kenntnisse
für die Schlussfolgerungen daraus bei der Planung von Forschungsprojekten vermitteln.
eingereicht durch: Prof. Dr. Katja Makowsky; Fachhochschule Bielefeld, Deutschland; E-Mail: katja.makowsky(at)fh-bielefeld.de
19
Symposien
21.-22.9.2015
22.9. Unterer Konzilssaal 10:30-11:55 Uhr
Lebens- und Pflegequalität in Alters- und Pflegeinstitutionen der Schweiz – Resultate aus den
SHURP- und RESPONS-Studien
Zúñiga, Franziska (1); Schwendimann, René (1); Simon, Michael (1); Ausserhofer, Dietmar (2); Hahn, Sabine (3); Sommerhalder,
Kathrin (3); Gugler, Eliane (3)
1: Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel, Schweiz; 2: Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel, Schweiz; 2:
Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudia, Bozen, Italien; 3: Berner Fachhochschule, Schweiz
In den Pflegeinstitutionen der Schweiz werden täglich über 180‘000 ältere Menschen betreut, die oft in hohem Alter, mit grosser
Pflegeabhängigkeit und fortgeschrittener Demenz eintreten. Das Pflege- und Betreuungspersonal ist gefordert, mit knappen
Zeitressourcen den fragilen Bewohnern und Bewohnerinnen ein zu Hause zu bieten. Im Symposium werden Resultate aus dem Swiss
Nursing Home Human Resources Project (SHURP) des Instituts für Pflegewissenschaft, Universität Basel und der Studie Residents
Perspectives of Living in Nursing Homes in Switzerland (RESPONS) der Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, vorgestellt.
SHURP verwendet eine national repräsentative Stichprobe von 5‘323 Pflege- und Betreuungspersonen aus 163 Alters- und
Pflegeinstitutionen in einer Querschnittstudie. Teilnehmende wurden zur Arbeitsumgebung, Arbeitszufriedenheit, Pflegequalität und
anderen Themen befragt. Die Stichprobe war stratifiziert nach Landesregion (Deutschschweiz, Romandie, Tessin) und Heimgrösse
(klein: 20-49 Betten, mittel: 50-99 Betten, gross: 100 und mehr Betten). Zwei Vorträge beleuchten die Themen Pflegequalität und
Arbeitszufriedenheit.
Studien aus der Langzeitpflege zeigen, dass eine bessere Pflege- und Betreuungsqualität mit einem höheren Personalbestand
zusammenhängen. In der vorliegenden Analyse wurde neben der Personalausstattung auch der Einfluss der Arbeitsumgebungsqualität
und der impliziten Rationierung von Pflege mit der vom Pflegepersonal eingeschätzten Pflegequalität untersucht. Zur Analyse wurde ein
3-Ebenen Multilevel-Modell mit zufälligen Effekten auf Abteilungs- und Betriebsebene verwendet. Mit 93% des Pflegepersonals gab es
eine hohe Zustimmung, dass eine gute Pflegequalität geboten wird. Signifikante Prädiktoren für eine hoch eingeschätzte Pflegequalität
waren gutes Teamwork und Sicherheitsklima, weniger Stress aufgrund der Arbeitslast und weniger implizite Rationierung von CaringAktivitäten. Der Personalbestand war kein signifikanter Prädiktor. Für Pflegeeinrichtung bietet sich demnach die Möglichkeit durch die
Förderung einer guten Arbeitsumgebung fürs Pflegepersonal zu einer hohen Pflegequalität beizutragen.
Die Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitenden ist in allen Wirtschaftsbranchen mehrheitlich hoch. In der SHURP Studie haben wir
untersucht, welche Faktoren der Arbeitsumgebung mit der hohen Zufriedenheit des Pflege- und Betreuungspersonal assoziiert sind.
Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass rund 36% der Befragten mit ihrem Arbeitsplatz sehr und 50% eher zufrieden waren. Mit der
hohen Arbeitszufriedenheit am stärksten assoziierte Faktoren waren: Leadership-Verhalten von Vorgesetzten, Spass an der Arbeit, gute
Zusammenarbeit im Team sowie eine gute Pflegequalität vor Ort. Hingegen war eine hohe Arbeitsbelastung nicht mit der
Arbeitszufriedenheit verbunden. Schweizer Alters- und Pflegeinstitutionen sind mehrheitlich attraktive Arbeitsplätze, wie die hohe
Arbeitszufriedenheit des Pflege- und Betreuungspersonals zeigt. Für die Betriebe lohnt es sich, in Leadership, Personalförderung und
Organisationsentwicklung zu investieren.
RESPONS ist eine Multicenter Studie mit einem Querschnittdesign. Einbezogen wurden Bewohnerinnen und Bewohner aus
Pflegeheimen der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die teilnehmenden Pflegeheime wurden aus der Stichprobe der
SHURP Studie zufällig und geschichtet nach Sprachregion und Grösse ausgewählt. In die Studie eingeschlossen wurden
Bewohnerinnen und Bewohner mit bis zu leichten kognitiven Einschränkungen (CPS <4). Mit den Teilnehmenden wurden strukturierte
face-to-face Interviews in ihrer gewohnten Umgebung zu den Themen Lebensqualität, Zufriedenheit und emotionales Wohlbefinden
geführt. Die Pflegeabhängigkeit, kognitive Leistungsfähigkeit und demografische Daten der Bewohnerinnen und Bewohner wurden
mittels eines strukturierten Fragebogens bei den Pflegeverantwortlichen erhoben. Alle Teilnehmenden oder ihre gesetzliche Vertretung
unterzeichneten eine Einverständniserklärung.
Deskriptive Methoden zur Darstellung der Charakteristika der Bewohnerinnen und Bewohner, dem Grad der Pflegeabhängigkeit, der
Zufriedenheit mit der Pflege und der Lebensqualität wurden verwendet. Parametrische und nichtparametrische Tests sowie multivariate
Methoden (Multilevel-Analyse) werden zur Untersuchung der Beziehungen zwischen diesen Variablen und zwischen den subjektiven
und objektiven Qualitätsindikatoren, Charakteristika der Bewohnerinnen und Bewohner und der Institutionen genutzt.


In 50 Pflegeheimen der deutsch- und französischsprachigen Schweiz wurden strukturierte Interviews mit insgesamt 1058
Bewohnerinnen und Bewohner durchgeführt. Die Studie RESPONS befindet sich in laufender Datenauswertung. Studienresultate
der deskriptiven Auswertung zur Lebensqualität, zur Zufriedenheit und zum emotionalen Wohlbefinden werden im dritten Vortrag
dieses Symposiums präsentiert.
Die Sicht der Betroffenen unterstützt die Identifikation zentraler Faktoren für die Qualitätsverbesserung in Pflegeheimen.
Heimspezifische Resultate und der Benchmark mit den Gesamtdaten ermöglichen den teilnehmenden Heimen eine gezielte
Auseinandersetzung mit Aspekten der Pflege- und Lebensqualität, aus denen sich konkrete Zielsetzungen und
Verbesserungsmassnahmen ableiten lassen. Die Studie leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Pflege- und
Lebensqualität in Pflegeheimen.
Studien, welche die verletzliche Gruppe Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner einbeziehen, bedingen grosse organisatorische und
methodologische Sorgfalt. Rücksichtsvolle Zusammenarbeit mit den Heimen, standardisierte Verfahren und geschulte, praxiserfahrene
Erhebende stellen eine valide Datenerhebung sicher. Der vierte Vortrag widmet sich den fachlichen und methodologische
Herausforderungen und geht der Frage nach, wie diesen begegnet werden kann, um Erhebungen im Pflegeheimalltag erfolgreich
durchzuführen und die Qualität der Datenerhebung zu sichern.
eingereicht durch: MSN Franziska Zúñiga; Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel, Schweiz, Schweiz; E-Mail:
franziska.zuniga(at)unibas.ch
20
Symposien
21.-22.9.2015
22.9. Unterer Konzilssaal 13:50-15:25 Uhr
Qualitäts- und Prozessoptimierung durch Pflegegeleitete Patientenpfade im orthopädischen
stationären Bereich
Zigan, Nicole (1); Müller, Vera (2); Ringer, Martin (1); Judith Seitz (2); Imhof, Lorenz (1)
1: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Gesundheit, Schweiz; 2:Universitätsklinik Balgrist, Zürich
Einleitung: Durch das 2012 neu eingeführte Spital Tarifsystem SwissDRG nimmt der Druck auf eine effektive Pflegeorganisation zu.
Qualitätsveränderungen müssen frühzeitig erkannt werden. Für das interdisziplinäre Team besteht die Herausforderung darin, trotz
kürzer werdender Aufenthaltsdauer eine effektive und effiziente pflegerische Dienstleistung anzubieten, welche die besonderen
Bedürfnisse von zunehmend älteren und mehrfacherkrankten Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen berücksichtigt. Eine
Möglichkeit den Versorgungsprozess zu organisieren ist die Anwendung von Patientenpfaden. An den bisher verwendeten
Patientenpfaden wird die zu starke biomedizinische und ökonomische Perspektive kritisiert. Der Pflegedienst der Universitätsklinik
Balgrist hat in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW «Pflegegeleitete Patientenpfade
(PPP)» für Patientinnen und Patienten mit orthopädischen Eingriffen entwickelt und im klinischen Alltag getestet. Die drei Beiträge des
Symposiums vertiefen wichtige Erkenntnisse aus dem Praxisentwicklungsprojekt und stellen wichtige Erfahrungen aus verschiedenen
Perspektiven ins Zentrum.
Beitrag 1: Pflegegeleitete Patientenpfade: Erfahrungen zur Entwicklung und Umsetzung
Müller, Vera
Einleitung: Die zu Grunde liegende Idee bei der Entwicklung von neuen Pflegegeleiteten Patientenpfaden war, dass
Pflegefachpersonen die Koordination innerhalb der Patientenpfade übernehmen und die Verantwortung tragen. Anhand der
Patientenpfade kann die Qualität der Koordinationsleistung überprüft und mögliche Schwierigkeiten systematisch diskutiert werden.
Methode: Auf Basis der am häufigsten auftretenden Diagnosen wurden insgesamt sechs Patientengruppen definiert, welche für den
Einsatz von Patientenpfaden am besten geeignet waren. Basierend auf einer Literaturreview nach geeigneten Darstellungsformen und
inhaltlichen Elementen sowie evidenzbasierten Massnahmen, konnten unter Einbezug von Experten aus der Pflegepraxis die
Pflegegeleiteten Patientenpfade entwickelt werden. Die Erfahrungen im Umsetzungsprozess wurden innerhalb zwei
Fokusgruppeninterviews mit Pflegefachpersonen und Mitarbeitenden anderer Berufsgruppen erhoben und ausgewertet.
Ergebnisse: Das Konzept der Pflegegeleiteten Patientenpfade basiert auf vier zentralen Aspekten: 1) Evidenzbasierte Pflege, 2)
Patienten- und familienzentrierter Ansatz in der Pflege, 3) Austrittsmanagement über den Spitalaufenthalt hinaus und 4)
Verantwortlichkeit der Pflegefachperson in der interdisziplinären Zusammenarbeit. Die Einführung von drei Patientenpfaden erfolgte auf
den zwei grössten Pflegestationen anhand eines Schulungskonzepts. Die ersten Themen umfassten die prozessorientierte Information
von Patienten bereits bei Eintritt, die proaktive Austrittsplanung (z.B. pflegerisches Gespräch mit nachbetreuender Institution /
Organisation) sowie das telefonische Nachgespräch nach Spitalaustritt. Förderliche und hinderliche Faktoren bei der Einführung der
Patientenpfade werden in diesem Beitrag vorgestellt und unter Berücksichtigung der Interviewresultate erörtert.
Beitrag 2: Pflegegeleitete Patientenpfade: Ergebnisse aus der Begleitforschung
Zigan, Nicole; Imhof, Lorenz
Einleitung: Die Effekte der entwickelten Pflegegeleiteten Patientenpfade waren unbekannt. Die Begleitstudie verfolgte prioritär, die
Wirkung der drei Pflegegeleiteten Patientenpfade auf die Pflegequalität und Patientenzufriedenheit zu untersuchen.
Methode: Bei der Studie (2012 – 2014) handelte es sich um ein prä-post quasi-experimentales Design. Die Studie schloss insgesamt
558 Patientinnen und Patienten ein (Totalendoprothese des Hüftgelenks (n=232), Dekompression des Spinalkanals (n=207) und
Rekonstruktion der Rotatorenmanschette (n=119)). Die Qualität der Pflege wurde mit dem Pflegeprozess-Index gemessen. Die
Patientenzufriedenheit wurde mit dem Fragebogen zur Patientenzufriedenheit mit der erhaltenen Pflegequalität (PSNCQQ) erhoben.
Die Analyse erfolgte mit Student`s t-Tests für unabhängige Stichproben mit Bonferroni-Holm Korrektur für Subgruppenanalysen.
Ergebnisse: Die erste Überprüfung der Auswirkung der Pflegegeleiteten Patientenpfade auf die Pflegequalität zeigte, dass die Qualität
wie erwartet zunahm (M1=.49, SD1=.07 vs. M2=.54, SD2=.08, p< .001, r= .28). Im Vergleich der Prä- und Post-Gruppe konnte kein
Unterschied in der Patientenzufriedenheit festgestellt werden (M 3.9, SD 0.6 vs. M 3.9, SD 0.7, n.s.).
Schlussfolgerung: Aufgrund der komplexen Intervention ist eine wiederholte Messung zu einem späteren Zeitpunkt zu empfehlen.
Beitrag 3: Pflegegeleitete Patientenpfade: Telefonische Nachgespräche – eine geeignete Intervention?
Ringer, Martin; Zigan, Nicole
Einleitung: Es fehlte bislang eine Literaturübersicht in deutscher Sprache, welche die Effekte von pflegerischen telefonischen
Nachgesprächen für Patientinnen und Patienten mit orthopädischen Eingriffen aufzeigt.
Methode: Eine integrative Literaturrecherche in den Datenbanken Medline, CINAHL und Cochrane durchgeführt.
Ergebnisse: Aufgrund der fehlenden Standardisierung der Intervention sowie unterschiedlichen Ergebnisvariablen sind die
Studienergebnisse heterogen. Es wurde keine Studie gefunden, die negative Effekte für Patientinnen und Patienten aufzeigte.
Schlussfolgerung: Pflegerische telefonische Nachgesprächen für Patientinnen und Patienten mit orthopädischen Eingriffen haben
Potenzial, die Übergangsphase vom Spital nach Hause sicherer zu gestalten.
Im Anschluss an die drei Inputreferate bietet eine 30-minütige Diskussion eine Plattform, um Erfahrungen in der Entwicklung und
Integration von Patientenpfaden auszutauschen, Erkenntnisse zu geeigneten Methoden und Voraussetzungen für
Begleitforschungsprojekte zu teilen sowie die Rolle und Verantwortung der Pflegefachpersonen in der Entwicklung zukünftiger
Patientenpfade kritisch zu diskutieren.
eingereicht durch: Nicole Zigan; ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Gesundheit, Schweiz; EMail: nicole.zigan(at)zhaw.ch
21
Symposien
21.-22.9.2015
22.9. Speichersaal 13:50-15:25 Uhr
Lebensqualität von Menschen mit Demenz als Endpunkt in pflegewissenschaftlichen Studien
Dichter, Martin N. (1); Gräske, Johannes (2); Brandenburg, Hermann (3); Halek, Margareta (1)
1: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; 2: Universität Bremen; FB 11 Human- und
Gesundheitswissenschaften, Deutschland; 3: Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV)
Die Lebensqualität (LQ) von Menschen mit Demenz (MmD) ist ein häufig genutzter Endpunkt in pflegewissenschaftlichen Studien und
ein zunehmend diskutierter Qualitätsindikator für die pflegerische Versorgung von MmD. Folglich nehmen die Forschungsaktivitäten zur
theoretischen Klärung des Konzeptes LQ, zu Methoden der Erfassung von LQ sowie zu Interventionen deren Ziel die Steigerung der LQ
ist zu. Ausgehend von aktuellen Forschungsprojekten widmen sich die vier nachfolgenden Symposiums-Beiträge sowohl der
theoretischen Diskussion und Klärung des Konzepts demenzspezifische LQ als auch empirischen Befunden zu einer
Versorgungsstruktur und einer Intervention zur Steigerung der LQ.
Beitrag 1: Definition und Dimensionen von Lebensqualität aus der Sicht von Menschen mit Demenz – eine Metasynthese
Dichter, M.N., Palm, R., Halek, M., Bartholomeyczik, S., Meyer, G.
Einleitung: Die Aufrechterhaltung und Steigerung der Lebensqualität (LQ) ist zentral in der pflegerischen Versorgung von Menschen
mit Demenz. Was unter LQ verstanden wird ist aber je nach Autor sehr heterogen. Ziel dieser Studie ist die Entwicklung eines LQModels basierend auf den Selbstäußerungen von Menschen mit Demenz.
Methode: Die Metasynthese folgte vier methodischen Schritten: (1) systematische Datenbankrecherche sowie forward und backward
citation tracking (2) Datenextraktion der wichtigsten Studiencharaktristika (3) Qualitätsbewertung anhand des Critical Appraisal Skills
Programme (4) Synthese der der Primärstudienergebnisse angelehnt an die Grounded Theory.
Ergebnisse: Die Analyse ergab 14 Dimensionen der LQ: Familie, soziale Kontakte und Beziehungen, Selbstbestimmung und Freiheit,
Wohnumfeld, positive Emotionen, negative Emotionen, Privatheit, Sicherheit, Selbstwertgefühl, physische und mentale Gesundheit,
Glaube / Spiritualität, Pflegebeziehung, Freude an Aktivitäten und Zukunftsaussichten. Aktuell werden die Beziehungen zwischen den
einzelnen Dimensionen analysiert.
Schlussfolgerungen: Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur theoretischen Klärung des Konzepts LQ.
Beitrag 2: Lebensqualität bei Menschen mit Demenz - ein theoretischer Diskussionsbeitrag
Brandenburg, H.; Güther, H.
Einleitung: Demenz stellt ein komplexes bio-psycho-soziales Krankheitsgeschehen. Zur theoretischen Bestimmung der Lebensqualität
ist das „good life model“ von Lawton bedeutsam. Im Kern geht es um eine (psychologische) Einschätzung der Betroffenen im Hinblick
auf die Person-Umwelt-Passung. Dabei bleibt u.a. unklar, wie die „Fallstricke“ eines objektiven und subjektiven Zugangs vermieden
werden können.
Fragestellung: Wie kann – anknüpfend an die Tradition (Lawton, Jonker, Kruse) das Konstrukt Lebensqualität bei Menschen
theoretisch bestimmt und weiterentwickelt werden?
Vorgehen: Zunächst werden wesentliche Ansätze aus der Literatur im Hinblick auf ihre theoretischen Aussagen untersucht. Dann wird
eine kritische Einschätzung u.a. aufgrund eines Referenzkriteriums, nämlich den „Theorien des guten Lebens“, vorgenommen.
Schließlich werden die praktischen Konsequenzen für die Langzeitpflege diskutiert.
Ausblick: Im Ergebnis sind objektive und subjektive Kriterien zu berücksichtigen, allerdings mit Blick auf die sinnhafte
Lebensgestaltung in der Langzeitpflege. Dabei ist der Fokus sowohl auf die Qualität der Interaktionsprozesse wie auch der
institutionellen Rahmenbedingungen zu richten.
Beitrag 3: Dementia Care Mapping und Lebensqualität im Altenheim – Wirksamkeit und Umsetzung. Ergebnisse einer quasiexperimentellen Studie
Halek, M., Quasdorf, T., Schwab, C.G.G., Trutschel, D, Haastert, B., Dichter, M.N.
Einleitung: Dementia Care Mapping (DCM) ist eine komplexe Intervention zur Umsetzung von person-zentrierter Pflege in der
stationären Altenpflege.
Methode: In der dreiarmigen kontrollierten Studie (ISRCTN: 43916381) Leben-QD II wurden die Effektivität auf die Lebensqualität (LQ)
und das herausfordernde Verhalten (hV) sowie der Prozess der DCM Anwendung über 18 Monate untersucht. Bewohner mit Demenz
(BmD) von 9 Wohnbereichen (WB) wurden wie folgt aufgeteilt: Gruppe A: 3 WB mit mind. 2 Jahren DCM vor Projektstart, Gruppe B: 3
WB auf denen DCM neueingeführt wurde, Gruppe C: Einführung von standardisierten LQ-Einschätzungen.
Ergebnisse: Im adjustierten gemischten linearen Modell (n = 234 insgesamt) zeigte sich kein signifikanter Gruppen-Zeit-Effekt für den
primären Endpunkt LQ (Qol-AD-proxy, T0: Gruppe A: 32,54, Gruppe B: 33,62, Gruppe C: 30,50 zu T2: 31,32 (Gruppe A), 27,60
(Gruppe B), 32,54 (Gruppe C).Ähnliches gilt für das herausfordernde Verhalten.
Schlussfolgerungen: Leben-QD II konnte keine Wirksamkeit von DCM hinsichtlich der definierten Outcomes zeigen.
Beitrag 4: Lebensqualität von Nutzer / innen regionaler Demenznetzwerke in Deutschland – Ergebnisse der DemNet-D Studie
Gräske, J., Meyer, S., Schmidt, A., Schäfer-Walkmann, S., Thyrian J.R., Laporte Uribe, F., Wolf-Ostermann, K.
Einleitung: Die Versorgung von MmD durch unterschiedliche Demenznetzwerke gewinnt an Bedeutung. Bislang fehlen grundlegende
Informationen zu den Nutzern sowie die Entwicklung deren Versorgungsoutcomes.
Methode: In der bundesweiten DemNet-D-Studie (2012-2015) wurde die LQ (QoL-AD) von Nutzern von Demenznetzwerken über 12
Monate durch Angehörige eingeschätzt. Assoziierte Faktoren (IADL, herausforderndes Verhalten (CMAI), Depression (GDS),
Netzwerktypen etc.) wurden mittels Mixed-Model-Analysen bestimmt.
Ergebnisse: Für 407 MmD (58 % weiblich,  80 Jahre) in der Häuslichkeit wurde die LQ zu Studienbeginn positiv eingeschätzt (QoLAD: 29,1) und blieb über die Zeit nahezu konstant (Veränderung: -0,4). Insbesondere die GDS und das CMAI sind mit der LQ zur
Baseline assoziiert, der Verlauf ist nur von der Ausgangs-LQ abhängig (Mixed Modells p < 0,05). Die LQ ist unabhängig vom
versorgenden Netzwerktyp.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen erstmals die Entwicklung der LQ von Nutzer verschiedener Demenznetzwerke. Es zeigt
sich, dass kein bestimmter Typ einem anderen vorzuziehen ist.
eingereicht durch: Martin N. Dichter; Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; E-Mail:
Martin.Dichter(at)dzne.de
22
Freie Vorträge
21.9. Oberer Konzilssaal
Die Perspektive der Geschwister von Kindern und
Jugendlichen mit einer chronischen Erkrankung.
Ergebnisse einer Grounded Theory
Knecht, Christiane (1); Hellmers, Claudia (2); Metzing, Sabine (1)
1: Universität Witten / Herdecke, Fakultät Gesundheit, Department für
Pflegewissenschaft, Forschungskolleg "FamiLe", Deutschland; 2:
Hochschule Osnabrück, Fakultät für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften, Forschungskolleg "FamiLe"
Einleitung: Die Bedeutung der Geschwisterbeziehung für die Persönlichkeits- und
Identitätsentwicklung von Kindern und Jugendlichen ist alltagsweltlich zu
beobachten und empirisch beschrieben. Zum Erleben und Bewältigungshandeln
von Kindern und Jugendlichen, die mit einem von Krankheit betroffenen
Geschwisterkind aufwachsen, liegen hingegen bislang nur wenige Befunde vor. Der
Fokus der sich sorgenden Familie ist besonders auf das Kind mit der Erkrankung
gerichtet. Es kann aufgrund dessen angenommen werden, dass die gesunden
Geschwister selten die ungeteilte Aufmerksamkeit für sich erleben und
beanspruchen können. In den vorliegenden empirischen Arbeiten finden sich nur
wenige Publikationen, aus denen ihre Sicht auf das Alltagsleben hervorgeht.
Fragestellung / Ziel: Intention dieses Promotionsvorhabens ist es die Situation der
gesunden Geschwister, die in der beschriebenen Konstellation aufwachsen, zu
verstehen und zu erklären. Es sollen Antworten auf die Frage gefunden werden, wie
diese Kinder und Jugendlichen den familialen Alltag erleben und bewältigen.
Methodologie: Methodologisch wurde die Grounded Theory gewählt, die sich
empfiehlt, wenn das zu untersuchende Phänomen dem ständigen Wandel unterliegt
und wenige Erkenntnisse dazu existieren. Betrachtet man Kindheit als soziales
Phänomen ist diese gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen und sie wird
heute aktiver als früher durch die Kinder selbst (mit)gestaltet. Die Grounded Theory
wird der Komplexität dieses Gegenstands - der Lebenswelt von gesunden
Geschwistern - besonders gerecht.
Ethische Überlegungen: Für diese Studie wurde ein ethisches Clearing von der
Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. eingeholt.
Sample: 25 Geschwister im Alter von 4½ bis 53 Jahren aus 22 Familien wurden als
Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt befragt. Sechs von den 25
Geschwistern waren Erwachsene, die retrospektiv auf ihre Kindheit und Jugend
rückblickten.
Datenerhebung: Mit den Geschwistern wurden offene Interviews geführt, die mit
einer erzählgenerierenden Frage eingeleitet wurden, so dass sie selbst Themen
priorisieren konnten. Im Verlauf des Gesprächs wurde eine halbstrukturierte
Interviewform verwendet, um einem potentiell abnehmendem Redefluss begegnen
zu können.
Datenanalyse: Die Auswertung der Daten erfolgte nach den Analysephasen der
Grounded Theory durch offenes, axiales und selektives Kodieren. Theoretische
Überlegungen leiteten das analytische Vorgehen sowie die Auswahl des Samples.
Ergebnisse: Obwohl das Aufwachsen mit einem Geschwisterkind mit einer
chronischen Erkrankung nicht nur das Familiengeschehen bestimmt, sondern auch
in die weitere Lebenswelt der gesunden Kinder und die damit verbundenen
Anforderungen im Alltag von Schule und Freizeit hineinwirkt, ist es für die gesunden
Geschwister selbstverständlich mit dieser besonderen Situation (weiter) zu leben.
Diese Selbstverständlichkeit ist das zentrale Phänomen dieser Arbeit und bildet das
verbindende Element zwischen allen anderen Kategorien. Die Geschwister
erkennen und respektieren die Besonderheit der Situation und die damit
verbundenen familienbezogenen Anpassungsleistungen. Sie erleben Ambiguität in
den Vor- und Nachteilen, die aus der durch die Krankheit veranlassten Situation für
sie resultieren. Zur Aufrechterhaltung der Selbstverständlichkeit verfügen sie über
eine besondere Befähigung, mit dieser Ambiguität umgehen zu können.
Schlussfolgerungen: Ambiguitätstoleranz erscheint damit als bedeutende
Ressource, die sich aus dem besonderen Erfahrungshorizont des Aufwachsens mit
einem von Krankheit betroffenen Geschwisterkind entwickelt, und dazu dient den
familialen Alltag mit Selbstverständlichkeit zu bewältigen. Noch zu beantworten gilt
es in weiterführenden Analyseschritten, wie die Geschwister es schaffen diese
Kompetenz zu entwickeln und durch welche protektiven Faktoren diese weiter
unterstützt werden kann.
eingereicht durch: Christiane Knecht; Universität Witten/Herdecke, Fakultät für
Gesundheit, Department für Pflegewissenschaft, Deutschland; E-Mail:
christiane.knecht(at)uni-wh.de
Das Erleben der stetigen Pflegepräsenz in der
außerklinischen Kinderintensivpflege aus der Perspektive
der Eltern
21.-22.9.2015
Angehörigen nicht aus den Augen verloren werden. Die professionell Pflegenden
sind bis zu 24 Stunden täglich und 7 Tage in der Woche in den Familien tätig.
Durch die permanente Anwesenheit entwickelt sich zwangsläufig eine besondere
Nähe und Bindung. Die stetige Präsenz steht jedoch im Widerspruch zu einem
normalen Familienleben und verursacht sowohl Stress als auch Abweichungen von
Familienroutinen (O'Brien & Wegner 2002).
Bisher war nicht bekannt, welchen Einfluss Pflegende auf das Familienleben haben
oder wie viel Gewicht sie bei der Kindererziehung einnehmen (Köhlen 2011). Es
stellte sich daher die Frage: Wie erleben Eltern technologieabhängiger Kinder und
Jugendlicher die stetige Präsenz einer Pflegefachperson in der Häuslichkeit?
Die Zielsetzung bestand darin, Einsicht in die familiale Situation zu erlangen, um zu
verstehen, wie die Familienmitglieder die stetige Präsenz erleben und wie sie ihre
Erfahrungen interpretieren.
Die Kontextgebundenheit und Subjektivität von Erleben und Erfahrung führten zu
einem qualitativen Forschungsdesign. Es wurden 14 narrative Interviews mit Eltern
technologieabhängiger Kinder und Jugendlicher im Alter von 8 Monaten und 21
Jahren geführt, transkribiert und in Anlehnung an die Grounded Theory nach
Strauss und Corbin (1996) analysiert. Ein positives Votum der Ethikkommission der
Universität Witten- Herdecke lag vor.
In der Studie wurde das zentrale Phänomen "vertrauen können" analysiert. Ob das
Pflegearrangement von der Familie als be- oder entlastend empfunden wird, hängt
davon ab, ob Eltern lernen Pflegenden zu vertrauen. Neu eingestellte Pflegende
werden in den ersten Tagen von den Eltern genau beobachtet. Die Eltern richten
ihren Tagesablauf nach dem Dienstplan des Pflegedienstes und verlassen das
Haus nur, wenn eine Pflegeperson anwesend ist, der sie vertrauen. Gelingt es zu
vertrauen, können die Familien das Leben mit dem Pflegedienst als neue
Lebensform leichter akzeptieren.
Die außerklinische Intensivpflege ist eine gute Option für die Familien, auch wenn
die Rahmenbedingungen für eine bedarfsgerechte Versorgung verbessert werden
könnten. Neben fachlicher Kompetenz bilden Verlässlichkeit und Empathie die
wesentliche Basis für elterliches Vertrauen. Gemäß der Ergebnisse, stellen
eingeschränkt vorhandene intensivpflegerische Kenntnisse nicht das Hauptproblem
dar. Den Eltern fehlt in der Betreuung neben einer unabhängigen psychologischen
Begleitung, vielmehr ein verlässliches Management sowie das Verständnis und die
Anpassung der Pflege an ihre alltägliche Situation. Die Technologieabhängigkeit
verändert die Bedürfnisse des Einzelnen und der Familie. Hierbei handelt es sich
um existentielle und komplexe ethische Bedürfnisse, die laut Schnell (2004) als zu
befriedigen anzuerkennen sind. Dazu benötigt die Pflege eine neue Ausrichtung:
weg von der institutionalisierten Sozialisierung, hin zu einer, die die veränderten
Versorgungsbedarfe berücksichtigt.
eingereicht durch: Sandra Falkson; Universität Witten Herdecke, Deutschland; EMail: Sandra.Falkson(at)web.de
Unterstützungsbedarf von Eltern hospitalisierter Kinder
mit Mehrfachbehinderung: Eine qualitative Studie
Seliner, Brigitte (1,2); Latal, Bea (1); Spirig, Rebecca (3, 4)
1: Universitäts-Kinderspital Zürich, Schweiz; 2: Universität
Witten/Herdecke; 3: Universitätsspital Zürich; 4: Institut für
Pflegewissenschaft, Universität Basel
Hintergrund: Kinder, die aufgrund einer körperlichen, geistigen oder multiplen
Behinderung stark eingeschränkt sind, erkranken häufiger als gesunde Kinder und
werden häufiger, länger und meist mit erhöhtem Pflegeaufwand hospitalisiert. All
dies bedeutet für die Eltern eine zusätzliche Belastung zu den gewohnten täglichen
Herausforderungen. Die Eltern sorgen sich um die Sicherheit und die psychische
Stabilität des Kindes, insbesondere wenn Einschränkungen in der Kommunikation
oder der Kognition vorliegen. Obwohl die Eltern aufgrund mangelnder Ressourcen
vermehrt die Pflege und Betreuung des pflegeaufwändigen Kindes im Spital
übernehmen, fehlt systematisches Wissen – vor allem für den deutschsprachigen
Raum - über die Erfahrungen und den Unterstützungsbedarf dieser pflegenden
Eltern im Spital.
Fragestellung: Wie erleben Eltern die Hospitalisation ihres Kindes mit
Mehrfachbehinderung und welchen Unterstützungsbedarf benennen diese Eltern
während eines akut stationären Aufenthalts ihres Kindes?
Methode: An dieser qualitativen Teilstudie einer Mixed-Methods Forschung
nahmen 26 Eltern (24 Mütter; 2 Väter) von insgesamt 24 Kindern mit
Mehrfachbehinderung (15 Knaben, 9 Mädchen) teil. Halbstrukturierte Interviews
wurden zwischen dem 1. Januar 2011 und dem 1. September 2013 am Kinderspital
Zürich auf sechs Stationen geführt (Intensiv, Chirurgie, Medizin, Rehabilitation). Die
Analyse wurde anhand der qualitativen strukturierenden Inhaltsanalyse zusammen
mit vier Forschungspraktikantinnen durchgeführt und mit der Zweitautorin evaluiert.
Die Ethikkommission des Kantons Zürich (KEK) bewilligte die Studie und alle
Teilnehmenden unterschrieben die Einwilligungserklärung.
Medizinische Interventionen versprechen nicht immer nur Erfolg und Heilung. Sie
ermöglichen zwar das Überleben, führen aber auch zur Abhängigkeit von
Technologien. Jährlich werden 10.000 Kinder und Jugendliche von ambulanten
Pflegediensten gepflegt (Statistisches Bundesamt 2013). Eine spezielle
Patientengruppe sind technologieabhängige Kinder.
Ergebnisse: Das Erleben und den Unterstützungsbedarf der Eltern zeigte sich in
vier sich gegenseitig beeinflussenden Kategorien. Die erste Kategorie „Sich sorgen
um das Wohlbefinden des Kindes“, welches gesichert oder gefährdet sein konnte,
verdeutlichte das zentrale Erleben der Eltern. Erst wenn das kindliche Wohlbefinden
gesichert war, stellte sich das in der zweiten Kategorie beschriebene „Elterliches
Gefühl von Wohlbefinden und Sicherheit“ ein. Die dritte Kategorie „Leistungen der
pflegenden Eltern“ beschreibt innerhalb den Subkategorien „Dasein für das Kind
und übersetzen“, „Pflege und Betreuung übernehmen“, „Das Kind schützen“ und
„Mit Fachpersonen arbeiten und vermitteln“ die Arbeit, die die Eltern erbrachten um
das Wohlbefinden der Kinder zu sichern. Aufgrund der vielfältigen Erfahrungen
benannten die Eltern den in der vierten Kategorie beschriebenen
„Unterstützungsbedarf“, der mit den Subkategorien „Information und Schulung“,
„Bekanntsein und Kontinuität“, „Ernstnehmen und Zuwendung“, „Wissen und
Erfahrung“, und „Entlastung und Organisation“ erläutert wird.
Die außerklinische Intensivpflege hat das Ziel, technologieabhängige Kinder und
ihre Familien in häuslicher Umgebung zu pflegen und zu begleiten. Durch sie
erhalten die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit in ihrem vertrauten familiären
Umfeld aufzuwachsen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Kinder, die
in der Häuslichkeit gepflegt werden, weisen gegenüber Kindern, die in Institutionen
leben, physische, psychische, emotionale, soziale und kognitive
Entwicklungsvorteile auf (Kirk 1999). Trotz der benannten Vorteile, die die
außerklinische Pflege für die Kinder mit sich bringt, darf die Lebensqualität der
Schlussfolgerung: Es gilt zu anerkennen, dass diese Eltern massgeblich zum
Wohlbefinden und der Sicherheit des hospitalisierten Kindes beitragen. Damit Eltern
diese Verantwortung tragen können, benötigen sie vermehrte Mitsprache.
Pflegefachpersonen können massgeblich dazu betragen, dass Eltern
Verantwortung übertragen, sich zurückziehen und erholen können. Dies gelingt
jedoch nur, wenn Kontinuität und Kompetenz gewährleistet ist wie sie
beispielsweise eine Bezugspflegende mit einem Advanced Nursing Practice
Hintergrund ermöglicht. Ebenso benötigt es institutionelle Organisationsprozesse
Falkson, Sandra
Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland
23
Freie Vorträge
21.-22.9.2015
und Infrastrukturen, die den spezifischen Bedürfnissen der Kinder und Eltern
gerecht werden.
um die verschiedenen Probleme des Gesundheits- und Pflegesystems in den Griff
zu bekommen: hohe Kosten, fehlendes Personal, Vereinsamung und Isolation usw.
(Gudowsky et al. 2014)
eingereicht durch: Brigitte Seliner; Kinderspital Zürich, Schweiz; E-Mail:
brigitte.seliner(at)kispi.uzh.ch
Bechtold, Ulrike; Tingas, Alexandra (2012) Scenario Analysis Report; Deliverable
5.3 of the Marie Curie Project Value Ageing. Institut für Technikfolgen-Abschätzung
(ITA): Wien .
Bechtold, Ulrike; Sotoudeh, Mahshid (2013) Assistive technologies: Their
development from a technology assessment perspective. Gerontechnology, Bd. 11
(4), S. 521-533 .
Gudowsky, Niklas; Sotoudeh, Mahshid; Capari, Leo (2014) Leben2050 –
Bürgerbeteiligung in einer vorausschauenden Studie zu selbstbestimmtem Leben
im Alter in Wien. In: Schrenk, Manfred; Popovich, Vasily V.; Zeile, Peter; Elisei,
Pietro (Hrsg.), Proceedings REAL CORP 2014 (REAL CORP 2014); Vienna, S.
349-356
Unternehmensweite Umsetzung Delirmanagement
Schoop, Barbara; Schmid, Yvonne; Haegele, Stephan; Stillhard, Urs
Kantonsspital St.Gallen, Schweiz
Einleitung / Ausgangslage: Delirien sind eine häufige Komplikation bei
Patientinnen und Patienten im Akutspital. Für die betroffenen Patientinnen und
Patienten und deren Angehörigen sind sie sehr belastend und mit gravierenden
Folgen verbunden, wie längerer Hospitalisation, höherer Pflegebedürftigkeit und
erhöhter Mortalität. Die Ursachen eines Delirs sind multifaktoriell. Besonders
gefährdet sind jedoch ältere und / oder neurodegenerativ erkrankte Patientinnen
und Patienten, die gesundheitliche Beeinträchtigungen aufweisen und / oder
invasive medizinische Therapien erfahren. Für das medizinische und pflegerische
Fachpersonal gestaltet sich die Behandlung von deliranten Patientinnen und
Patienten anspruchsvoll. Dies vor allem deshalb, weil Delirien oft nicht als solche
erkannt werden und sowohl präventive wie auch Delir reduzierende Interventionen
zu spät eingesetzt werden. Zur Qualitätsverbesserung empfiehlt SanaCERT Suisse
dazu einen interprofessionellen Qualitätsstandard. Das Kantonspital St. Gallen - ein
Zentrumspital mit ca. 850 Betten - hat beschlossen, diesen Standard
unternehmensweit einzuführen.
Ziel: Umsetzung eines interprofessionellen Delirmanagements, mit dem Ziel, durch
die systematische Risikoeinschätzung die Entstehung eines Delirs zu verhindern,
bzw. Delirien möglichst früh zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
Beschreibung des Vorgehens: Eine interprofessionelle Projektgruppe hat die
Inhalte des Delirmanagements unter der wissenschaftlichen Begleitung von Dr.
Wolfgang Hasemann (Leiter Basler Demenz – Delir Programm) konzipiert. Für die
Erfassung werden das DOS (Delirium Observation Screening Scale) und das
Assessmentinstrument CAM (Confusion Assessment Method) verwendet.
Zusätzlich wurden weitere Hilfsmitteln wie Handlungsanleitungen zu präventiven
und delirreduzierenden Massnahmen, sowie zur medikamentösen Behandlung
deliranter Zustände entwickelt. Zusätzlich wurden Behandlungspfade erstellt. Für
die Wissensvermittlung und Kompetenzentwicklung wurde ein Schulungsprogramm
erarbeitet, bestehend aus einem E-learning Tool für das Selbststudium, kombiniert
mit Kontaktstudium zum Thema Delir. Die Implementierung auf den einzelnen
Kliniken erfolgte etappenweise, im Zeitraum 2012 bis 2014.
Beteiligte und Adressaten: Die interprofessionelle Projektgruppe setzte sich
zusammen aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Pflege, dem ärztlichem
Dienst (Psychosomatik Neurologie), und dem Qualitätsmanagement. Vor der
Implementierung auf den Kliniken wurden die Ärztinnen und Ärzte und das
Pflegepersonal geschult. Die Umsetzung wurde fachlich durch die
Pflegeexpertinnen, die Kaderärzte und durch die Projektgruppe unterstützt.
Diskussion: Die systematische Einschätzung mittels DOS und CAM erfolgt durch
die Pflege. Dadurch kommt der Pflege im Delirmanagement eine wichtige Rolle zu.
Nach anfänglicher Fokussierung auf die medikamentöse Therapie in der
Delirbehandlung, wird der Fokus zunehmend auch auf pflegerische Interventionen,
wie etwa Basale Stimulation gelegt. Damit wird der Handlungsspielraum der Pflege
gezielter genutzt und die interprofessionelle Zusammenarbeit gestärkt.
Schlussfolgerung / Empfehlungen: Die Einführung und Umsetzung eines
interprofessionellen Delirmanagements ist ein Lernprozess für alle Beteiligten. Der
interprofessionelle Ansatz hat sich bewährt. Die Umsetzung auf den
Bettenstationen erfordert grosse Unterstützung seitens der Projektgruppe und der
Führung. Das fachliche Verständnis für Delirien hat sich innerbetrieblich entwickelt
und betroffene Patientinnen und Patienten werden schneller erkannt und behandelt.
Die konsequente und systematische Anwendung der Instrumente und Hilfsmittel im
Alltag bleibt eine Herausforderung und erfordert fortlaufende Unterstützung.
Regelmässige Schulungen für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie
Wiederholungsschulungen sind notwendig. Die systematische Evaluation ist in
Erarbeitung.
eingereicht durch: MScN Barbara Schoop; Kantonsspital St.Gallen, Schweiz; EMail: Barbara.Schoop(at)kssg.ch
Ethische Herausforderungen für den Technologieeinsatz
zur Unterstützung älterer Menschen
Bechtold, Ulrike
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für
Technikfolgen-Abschätzung, Österreich
Unterstützende Technologien für ältere Menschen werden auch in der Pflege in
Zukunft eine immer bedeutendere Rolle spielen.
Basierend auf Ergebnissen des EU Projekts Value Ageing (2012-2015) und
Einsichten aus der Technikfolgenabschätzung sollen mögliche Folgen des
Einsatzes umgebungsgestützer Technologien für verschiedene Akteursgruppen
analysiert werden (Bechtold & Tingas, 2012; Bechtold & Sotoudeh, 2013). Zunächst
geht es um ältere Menschen, die die primären NutzerInnen dieser Technologien
sein werden: umgebungsgestütze Technologie soll ihnen das alltägliche Leben
erleichtern und verbessern und es erlauben, dass sie so lang wie möglich
selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Selbstverständlich sind
aber zunehmend auch Pflegende und GesundheitsdienstleisterInnen mit diesen
Technologien und deren mannigfaltigen Auswirkungen konfrontiert.
Dieser Vortrag soll zunächst einen Überblick über den Einsatz von verschiedener
Technologien geben um schließlich die ethischen Herausforderungen identifizieren,
die damit verbunden sind. Insbesondere die verschiedenen Arten der wachsenden
Technikabhängigkeit und deren Konsequenzen, sollen hier analysiert werden. Aus
einem weiteren österreichischen Forschungsprojekt , das auf
BürgerInnenbeteiligung basierte und daher als Perspektive der Betroffenen
gewertet werden kann, sollen hier auch Einsichten dargestellt werden, wie sich
BürgerInnen verschiedener Altersgruppen heute das „Alt werden“ und „Alt sein“ in
den kommenden Dekaden vorstellen und wünschen. Diese Einsichten decken sich
nur wenig mit dem politischen Wunsch nach flächendeckendem Technologieeinsatz
eingereicht durch: Dr. Ulrike Bechtold; Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, Institut für Technikfolgen-Abschätzung, Österreich; E-Mail:
ubecht(at)oeaw.ac.at
Sicherheitskultur und Fehlerwahrnehmung in der
stationären pflegerischen Versorgung
Cramer, Henning
Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld, Deutschland;
Zentrum für Pflegeforschung und Beratung, Hochschule Bremen
Ausgangslage: Die Folgen von Fehlern im Gesundheitswesen sind weitreichend –
Schätzungen und Hochrechnungen für Deutschland gehen von bundesweit 19.000
bis zu 95.000 Todesfällen im Jahr aufgrund fehlerhafter Gesundheitsversorgung
aus. Viele Experten sprechen kulturellen Faktoren einen Einfluss auf das Auftreten
von Fehlern bzw. sicherheitsrelevanten Ereignissen zu. Empirisch ist der
Zusammenhang von Sicherheitskultur und sicherheitsbezogenem Verhalten bzw.
Ergebnissen allerdings unklar.
Fragestellung / Ziel: Übergeordnetes Ziel der Untersuchung war es, die
Fehlerwahrnehmung von in Krankenhäusern und Pflegeheimen tätigen Pflegenden
zu analysieren sowie die Frage nach Unterschieden zwischen diesen Gruppen zu
beantworten. Im Interesse lagen u.a. Ursachenzuweisungen, Fehlerhäufigkeiten,
der Umgang mit Fehlermeldungen, Folgen für die Befindlichkeit der Pflegenden
sowie deren Einschätzung der Sicherheitskultur ihres Arbeitsumfelds. In diesem
Beitrag werden die auf die Sicherheitskultur bezogenen Teile der Untersuchung
präsentiert, wobei insbesondere auch die Frage beantwortet wird, wie die
Wahrnehmung der Sicherheitskultur mit den anderen untersuchten Aspekten des
Themenkomplexes "Pflegefehler" zusammenhängt.
Methodik: Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde eine Längsschnittstudie in
Form einer schriftlichen standardisierten Befragung durchgeführt. Es wurde eine
zweistufige geschichtete Zufallsstichprobe von 1.100 Pflegenden aus 30
Krankenhäusern und 46 Pflegeheimen in Deutschland gezogen. Die
Datensammlung erfolgte mittels eines Fragebogens, der die untersuchten Aspekte
des Fehlergeschehens erfasste. Die Art und Weise der Erfassung war an den
jeweiligen Themenaspekt angepasst. So beinhaltete der Fragebogen u.a. fünfzehn
aus Assessmentinstrumenten und theoretischen Texten abgeleitete Aussagen mit
sicherheitskulturellem Bezug. Die Untersuchungsteilnehmer waren hier
aufgefordert, anzugeben, inwieweit die Aussagen ihrer Einschätzung nach auf ihr
Arbeitsumfeld bzw. ihre Einrichtung zutreffen (vierstufige Likertskala). Die
Datenauswertung erfolgte durch Berechnung gemischter Regressionsmodelle, für
die die einzelnen Einrichtungen als Cluster ins Modell aufgenommen wurden.
Darüber hinaus wurden Odds Ratios berechnet und clusteradjustierte Chi-QuadratTests-Tests durchgeführt.
Ergebnisse: Die Teilnehmer sprachen ihren Einrichtungen eine in der Tendenz
eher positive, aber ausbaufähige Sicherheitskultur zu. Gemäß den Einschätzungen
herrscht im deutschen Pflegeheimsetting insgesamt eine positivere
Sicherheitskultur vor als im Krankenhausbereich. Bezogen auf Fehlerursachen
zeigten sich im Krankenhaus einige signifikante Zusammenhänge
sicherheitskultureller Aussagen mit Managementfaktoren, im Pflegeheim mit einem
hohen Arbeitsanfall. Die Einschätzung der Häufigkeit verschiedener Fehler hing in
der überwiegenden Zahl der Fälle signifikant mit der Ausprägung der
Sicherheitskultur zusammen, und auch die Überprüfung des Zusammenhangs von
Fehlerfolgen mit sicherheitskulturellen Aspekten zeigte eine Vielzahl signifikanter
Ergebnisse. Ebenso wies das Antwortverhalten bezogen auf das Melden von
Fehlern häufig Assoziationen mit dem auf die Sicherheitskultur bezogenen
Antwortverhalten auf.
Schlussfolgerungen: Die Resultate weisen sehr deutlich darauf hin, dass
sicherheitskulturelle Aspekte einen Einfluss auf das Auftreten von Fehlern, auf
Folgen von Fehlern für Pflegende sowie auf das Melden von Fehlern haben können
und die Ausprägung der Sicherheitskultur somit als Indikator für die fehlerbezogene
Performance herangezogen werden könnte. Daher ist eine Optimierung der
Sicherheitskultur in Pflegeeinrichtungen anzustreben. Allerdings müssen die
Kenntnisse über die Zusammenhänge von Sicherheitskultur, -verhalten und ergebnissen ausgeweitet und geeignete Verfahren zu deren Einschätzung
entwickelt werden. Auch ist die weitere theoretische Fundierung des Konzepts
dringend angezeigt, um reflektierte, theoriegeleitete Untersuchungen zu
ermöglichen.
eingereicht durch: Dr. Henning Cramer; Institut für Pflegewissenschaft an der
Universität Bielefeld; Zentrum für Pflegeforschung und Beratung, Hochschule
Bremen, Deutschland; E-Mail: henning.cramer(at)uni-bielefeld.de
24
Freie Vorträge
21.-22.9.2015
Angehörigenpflege und Berufstätigkeit von Beschäftigten
in Einrichtungen des Gesundheitswesens
von Menschen mit Demenz“. Die generierten und erprobten Lernbausteine können
didaktisch angepasst für andere Zielgruppen in anderen Lehr- / Lernkontexten
adaptiert werden, so dass ein breiter Adressatenkreis angesprochen werden kann.
Ruppert, Nicole; Schnepp, Wilfried
Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland
Art der Datensammlung: Mit einem flexibel handhabbaren Frageleitfaden werden
die Lernenden und Lehrenden zur Durchführung der Lernbausteine befragt. Da es
zu multiprofessionellen Lernprozessen noch keine Messinstrumente und Daten gibt,
muss ein exploratives Vorgehen gewählt werden, um derartige Lernprozesse
charakterisieren und die jeweiligen Outcomes beschreiben zu können.
Einleitung / Ausgangslage: Die Anzahl der Personen, die pflegebedürftige
Angehörige betreut und pflegt steigt stetig. In drei Viertel der Fälle übernehmen
Frauen die Pflege ihrer Angehörigen. Von diesen wiederum sind ca. 64%
berufstätig. Da im Gesundheitssektor überwiegend Frauen beschäftigt sind, ist hier
die Anzahl der Personen, die mit der Vereinbarkeitsproblematik von
Angehörigenpflege und Berufstätigkeit konfrontiert sind, vergleichsweise hoch.
Darüber hinaus besteht in diesem Feld die Besonderheit, dass ein Großteil der
erwerbstätigen, pflegenden Angehörigen auch beruflich mit der Betreuung und
Pflege von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen betraut ist.
Fragestellung / Ziel: Die Abgrenzung von beruflicher und privater Pflegeaufgabe
stellt eine Herausforderung für die betroffenen Personen dar. Das Ziel ist es
herauszufinden, ob und welche Unterstützung beruflich pflegende Personen in ihrer
Rolle als pflegende Angehörige benötigen. Dazu wurden folgende
Forschungsfragen gestellt:
1.
2.
3.
Wie erleben und bewerten Personen mit gleichzeitiger beruflicher und
privater Pflegeaufgabe ihre Situation?
Welche Unterstützung erhalten sie für die Bewältigung dieser Aufgaben und
von wem?
Welcher Unterstützungsbedarf wird nicht gedeckt?
Methoden / Design: Das Forschungsvorhaben ist Teil einer umfassenderen Studie
mit qualitativen und quantitativen Anteilen zum Thema Vereinbarkeit von
Angehörigenpflege und Berufstätigkeit, in deren Rahmen ein
Unterstützungsangebot am Arbeitsplatz Krankenhaus für privat pflegende
Beschäftigte entwickelt, erprobt und evaluiert wurde. Dieser Beitrag beinhaltet die
ersten Ergebnisse des qualitativen Teils des Projektes.
Population, Stichprobe, Teilnehmer: Bisher wurden 18 Interviews mit
Beschäftigten, die auch pflegende Angehörige sind, aus zwei Krankenhäusern und
einem ambulanten Pflegedienst geführt. Weitere Interviews sind geplant. Durch
eine Gelegenheitsstichprobe konnten bisher Interviews mit 16 Frauen und zwei
Männern geführt werden. Von diesen sind 15 Personen im Krankenhaus tätig und
drei in einem ambulanten Pflegedienst. Insgesamt 13 der befragten Personen
haben einen pflegerischen Hintergrund.
Datenerhebung: Die Datenerhebung findet mittels qualitativer, leitfadengestützter
Interviews statt. Sie wurden aufgenommen und transkribiert.
Datenanalyse: Die Datenanalyse wird nach den Prinzipien der qualitativen
Inhaltsanalyse nach Kuckartz unter Zuhilfenahme der Analysesoftware MAXQDA
11 durchgeführt.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse verdeutlichen, dass berufliche Qualifikation sowie
Berufstätigkeit im Gesundheitssektor und dort im Besonderen im Bereich der
Pflege, für pflegende Angehörige Vorteile bietet, aber auch Belastung bedeutet.
Unter anderem wird ihnen die Pflegeverantwortung von anderen
Familienmitgliedern übertragen, ohne in Betracht zu ziehen, dass diese die Aufgabe
aus verschiedenen Gründen eigentlich nicht übernehmen möchten. Auch das
fachliche Wissen kann in besonderen Fällen eher Ängste auslösen, weil bekannt ist,
welche Herausforderungen im Krankheitsverlauf auf die beteiligten Personen noch
warten.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Abschließende konkrete Aussagen sind
noch nicht möglich. Tendenziell kann jedoch festgestellt werden, dass auch
Beschäftigte im Gesundheitswesen in ihrer Rolle als pflegende Angehörige
Beratung und Unterstützung benötigen. Zum einen in ihrem Bemühen der
Vereinbarung von Angehörigenpflege und Berufstätigkeit, als auch in der direkten
Betreuung und Versorgung ihres pflegebedürftigen Angehörigen.
eingereicht durch: Nicole Ruppert; Universität Witten/Herdecke, Department für
Pflegewissenschaft, Deutschland; E-Mail: nicole.ruppert(at)uni-wh.de
Didaktisches Design für multiprofessionelles Lehren und
Lernen: Evaluation von Lernbausteinen
Schmitz, Daniela
Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland
Ausgangssituation: Bisher gibt es für multiprofessionelle Lehr- / Lernkontexte nur
Forderungen und Allgemeinformulierungen über die Bedeutsamkeit des
interprofessionellen Lernens (CAIPE, WHO u.a.). Hinweise für die Umsetzung und
Ausgestaltung didaktischer Konzepte werden dabei jedoch nicht gegeben.
Evidenzen für multiprofessionelles Lehren und Lernen sind nicht in Sicht.
Fragestellung / Ziel: Welche didaktischen Methoden fördern multiprofessionelle
Lehr- / Lernprozesse? Ziel ist es, das multiprofessionelle Lehren und Lernen
didaktisch zu beschreiben und entsprechende methodisch-didaktische
Lernbausteine zu generieren, welche das Einbringen der jeweiligen professionellen
Perspektiven ermöglichen.
Beschreibung des Vorgehens: Exemplarisch wird für den multiprofessionellen
Masterstudiengang „Versorgung von Menschen mit Demenz“ ein didaktisches
Konzept mit multiprofessionellen Lernsequenzen entwickelt und evaluiert. In der
Versorgung von Menschen mit Demenz arbeiten Pflegekräfte, mit Medizinern,
Therapeuten und auch rahmensetzenden Berufsgruppen wie Architekten,
Ökonomen und Technikern zusammen. Diese unterschiedlichen professionellen
Hintergründe und das professionsspezifische Erfahrungswissen gilt es,
auszutauschen und anzureichern. Das Kennenlernen der jeweiligen Rollen,
Aufgaben und Grenzen gehört mit dazu. Diese Anforderungen fließen in das
didaktische Design ein und bringen Implikationen für die Methodenwahl mit sich. So
können für die Lernbausteine nur gruppendynamische und multiperspektivische
Methoden gewählt werden. Die generierten Lernbausteine werden im Rahmen des
Studienganges durchgeführt und evaluiert.
Beteiligte und Adressaten: Beteiligte sind einwilligungsfähige, nicht vulnerable
Lehrende und Lernende im multiprofessionellen Masterstudiengang „Versorgung
Analysetechnik / Datenbeurteilung: Die erhobenen Daten werden mit einem
deduktiven Kategoriensystem inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Kategorien
ergeben sich aus dem Frageleitfaden. Aus den subjektiven Erzählsequenzen
können zusammenfassende Beschreibungen multiprofessioneller Lernsequenzen
abgeleitet und die Eignung der Methoden zum Einbringen der professionellen
Perspektiven und des berufsspezifischen Erfahrungswissens ermittelt werden.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Das Projekt ist research in progress. Je
nach Ergebnissen, können unterschiedliche Empfehlungen und Limitationen des
didaktischen Designs abgeleitet werden. Je nachdem welches Potenzial die
Lernbausteine für das multiprofessionelle Lehren und Lernen besitzen, können
Transfermöglichkeiten benannt werden. Zum Beispiel können diese in
grundständigen Studiengängen für die gemeinsame Ausbildung von
Pflegewissenschaftlern und Medizinern eingesetzt werden.
eingereicht durch: Dr. phil. Daniela Schmitz; Private Universität Witten/Herdecke,
Deutschland; E-Mail: daniela.schmitz(at)uni-wh.de
Pflegebezogene Kompetenzen und Gesundheitsbezogene
Lebensqualität von Dualstudierenden eines
grundständigen Pflegestudienganges
Reichardt, Christoph; Petersen-Ewert, Corinna
Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW Hamburg,
Deutschland
Einleitung: Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg
bietet in Kooperation mit zwei großen Krankenhausträgern Hamburgs einen
Dualstudiengang an, der für die grundständige Pflege qualifiziert. Im Rahmen der
wissenschaftlichen Begleitforschung dieses Studienganges wurden u.a. die
gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ) und die pflegebezogenen Kompetenzen
zu mehreren Messzeitpunkten erfasst. Es sollen mehrere Fragen beantwortet
werden:
1.
2.
3.
Wie schätzen die Studierenden ihre LQ zu Beginn des Studiums verglichen
mit einer Normstichprobe ein?
Wie entwickelt sich die LQ im Verlauf des Studiums?
Wie entwickeln sich die pflegebezogenen Kompetenzen im Verlauf des
Studiums?
Methodik: Zu Beginn des Studiums und zu Beginn des 4. Semesters konnten n =
78 (Verlaufsstichprobe) Studierende befragt werden. Die LQ wurde mit dem SF-12
erhoben. Die pflegebezogenen Kompetenzen wurden mit Hilfe eines durch die
Autoren adaptierten Instrumentes erhoben, das ursprünglich zur Erfassung von
Kompetenzen von Studierenden der Humanmedizin entwickelt wurde. Mit Hilfe von
35 Items, die in acht Skalen münden, werden verschiede Kompetenzbereiche
(bspw. Fachkompetenzen, kommunikative Kompetenzen) abgefragt. Zur
Beantwortung der ersten Fragestellung werden die erhobenen Daten des SF-12 mit
den Daten der repräsentativen deutschen altersspezifischen Normstichprobe, die im
Manual des Instruments aufgeführt wird, verglichen. Die inferenzstatistische
Prüfung erfolgt mit Hilfe des t-Tests für eine Stichprobe. Die inferenzstatistische
Prüfung zur Veränderungsmessung der LQ erfolgt mit dem t-Test für abhängige
Stichproben. Um zu überprüfen, ob sich die pflegebezogenen Kompetenzen im
Verlauf des Studiums verändert haben, wird der Wilcoxon Test verwendet. Als Maß
für die Effektstärke wird Cohen’s d (ab 0,2 ≈ schwach, ab 0,5 ≈ mittel, ab 0,8 ≈
stark) verwendet.
Ergebnisse: Die Studierenden schätzen ihre psychische LQ signifikant (p ≤ ,001; d
= 0,92) geringer ein als die Normstichprobe, wobei es sich um einen starken Effekt
handelt. Hinsichtlich der körperlichen LQ zeigen sich keine signifikanten
Unterschiede (p = ,328). Im Verlauf nehmen körperliche (p ≤ ,001; d = 60) und
psychische LQ (p ≤ ,001; d = 0,53) ab. In beiden Fällen handelt es sich um
mittelstarke Effekte. Hinsichtlich der pflegebezogenen Kompetenzen zeigten sich in
sieben (p ≤ ,001 - ,038) von acht Skalen signifikante Veränderungen. Mit Ausnahme
der Skala Teamkompetenz schätzten die Studierenden ihre Kompetenzen zu T2
höher ein als zu T1. Die Effektstärken reichen von d = 0,31 bis d = 1,57 und weisen
damit schwache bis starke Effekte auf. Bei den Skalen kommunikative Kompetenz,
Fachkompetenz, sowie Prävention zeigten sich die stärksten Effekte. Die geringsten
Effekte zeigten sich in den Skalen standesbezogene und wissenschaftliche
Kompetenzen. In der Skala Lernkompetenz zeigte sich keine signifikante
Veränderung (p = ,858).
Diskussion: Es zeigte sich, dass die Studierenden zu Beginn des Studiums ihre
psychische LQ geringer als die Normstichprobe einschätzten. Die Daten wurden zu
Beginn des Studiums erhoben, was dahingehend interpretiert werden könnte, dass
der Beginn des Studiums als Anfang eines neuen Lebensabschnittes sich u.a.
belastend auswirkt. Im Verlauf des Studiums nimmt sowohl die körperliche wie auch
die psychische LQ ab und das mehr als durch fortschreiten des Alters erklären
könnte. Dies könnte ebenfalls für eine Belastung durch das Studium interpretiert
werden. Die pflegebezogenen Kompetenzen nehmen in Verlauf des Studiums zu
und das z.T. sogar mit starken Effekten. Die Studierenden nehmen bei sich offenbar
einen Kompetenzzuwachs wahr, was für die Wirksamkeit des Dualstudiums spricht.
Das Dualstudium scheint also einerseits einen Belastungsfaktor darzustellen, wird
aber als wirksam erlebt.
eingereicht durch: Dipl.-Psych. Christoph Reichardt; HAW Hamburg, Deutschland;
E-Mail: christoph.reichardt(at)haw-hamburg.de
25
Freie Vorträge
Ansatzpunkte und Empfehlungen zur Stärkung ethischer
Reflexion und Ethikkompetenz in der (Pflege-)Praxis
Riedel, Annette
Hochschule Esslingen, Fakultät Soziale Arbeit Gesundheit und Pflege,
Deutschland
Ausgangspunkt des Beitrages ist die Evaluation der Ethik-Konsile eines
Klinikverbundes im Jahr 2014. Ziel dieser formativen Evaluation war es, ethische
Entscheidungsfindungsprozesse im klinischen Setting abzubilden, um den Akteuren
Schlüsse auf hemmende und förderliche Faktoren zu ermöglichen. Die zentrale
Forschungsfrage lautete: Wie wird das Ethik-Konsil gelebt und aus der Perspektive
der Mitarbeiter / innen erfahren? Die Datenerhebung in der Mitarbeiterschaft
erfolgte vorwiegend quantitativ mit einem standardisierten Fragebogen. Eigene
Schwerpunkte wurden qualitativ durch offene Fragen erfasst (vgl. Neitzke et al.
2013). Im Fragebogen wurden übergeordnete Aussagen zur Ethik-Kultur, zu
Erfahrungen und Berührungspunkten mit dem Ethik-Konsil sowie eine
Selbsteinschätzung zum Umgang mit Ethik aufgegriffen. Der Rücklauf lag bei 17%
(266 / 1534). In einer systematisierten Dokumentenanalyse wurden 16 Protokolle
ethischer Fallbesprechungen analysiert, um die ethischen
Entscheidungsfindungsprozesse sowie Schwerpunkte der ethischen Reflexion
retrospektiv abzubilden und kriteriengeleitet zu bewerten. Ergänzend wurden die
Ethik-Moderatoren / innen der Einrichtung mit einem standardisierten Fragebogen
zu Prozessen ethischer Entscheidungsfindung, ethischer Reflexion sowie einer
Selbsteinschätzung ihrer Ethik- und Moderationskompetenz befragt.
Die Methodentriangulation eröffnete Perspektivenvielfalt in der Ergebnisdarstellung,
so dass im Rahmen der formativen Evaluation differenzierte Rückmeldungen und
Empfehlungen zu zukünftigen Ethik-Konsilen, deren Prozesse und
Rahmenbedingungen abgeleitet werden konnten. Ansatzpunkte für die
Unterstützung ethischer Reflexion in der Pflegepraxis zeigten sich insbesondere in
Bezug auf die Schärfung und inhaltliche Ausgestaltung des Verständnisses
professioneller Werte, der Stärkung der Präsenz von Ethik-Arbeit, der Entwicklung
von ethischen Kompetenzen im Rahmen von ethischen Fallbesprechungen und im
Umgang mit Instrumenten der Ethikberatung.
Hieraus ergibt sich die erkenntnisleitende Fragestellung des Beitrages: Wie können
die Ethikkompetenzen in der (Pflege-)Praxis gestärkt und vertieft werden?
Fokus und Ziel ist es, auf der Basis der generierten Evaluationserkenntnisse und
eines pädagogischen Begründungsrahmens die Möglichkeiten der
Ethikkompetenzentwicklung in der pflegeberuflichen Praxis darzulegen.
Ausgangspunkt ist die Vorannahme, dass Ethikkompetenzen kontinuierlich weiter
entwickelt und verdichtet werden müssen, um im Praxisalltag ein qualitätsvolles,
werteorientiertes und ethisch begründetes Handeln abzusichern. Ethische Reflexion
wie auch ethisch reflektiertes und begründetes Handeln werden hierbei als zentraler
und zunehmend an Bedeutsamkeit gewinnender Gegenstand professionellen
Pflegehandelns vertreten (Rabe 2009).
Auf Basis der im Rahmen der formativen Evaluation erfassten Erkenntnisse und
theoretischen Grundlegungen werden als Ergebnis Eckpunkte aufgezeigt, wie
Ethikkompetenz in der pflegerischen Praxis bzw. am Lernort Praxis gestärkt und
entwickelt werden kann. Die Darlegung der Eckpunkte erfolgt deskriptiv und
konsequent theoriebasiert sowie unter Bezugnahme auf die Evaluationsergebnisse.
Die ausgeführten Eckpunkte sind angesichts unterschiedlicher
Qualifikationsniveaus zu reflektieren, bezüglich ihrer Übertragbarkeit auf
außerklinische Settings sowie auf andere Lernorte hin zu diskutieren. Zielgruppen
des Vortrags sind Lehrende in der Pflegeausbildung, Praxisanleiter / innen wie auch
Ethik-Moderatoren / innen.
Literatur
Rabe, M. (2009): Ethik in der Pflegeausbildung. Beiträge zur Theorie und Didaktik.
Bern: Verlag Hans Huber.
Neitzke, G.M; Riedel, A.; Dinges, S.; Fahr U.; May A.T. (2013): Empfehlungen zur
Evaluation von Ethikberatungen in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Ethik
Med 25: 149-156.
eingereicht durch: Prof. Dr. M.Sc. Annette Riedel; Hochschule Esslingen, Fakultät
Soziale Arbeit Gesundheit und Pflege, Deutschland; E-Mail: annette.riedel(at)hsesslingen.de
21.9. Unterer Konzilssaal
Kultursensible Bedarfe pflegender Angehöriger
Buchcik, Johanna; Kern, Katrin; Gaidys, Uta; Westenhöfer, Joachim;
Petersen-Ewert, Corinna
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Deutschland
Hintergrund: Die meisten in Hamburg lebenden Personen mit
Migrationshintergrund stammen aus der Türkei und aus Polen (Statistisches Amt für
Hamburg und Schleswig-Holstein, 2010). Die gesundheitlichen Belastungen dieser
Zielgruppe führen zu einer Pflegebedürftigkeit, die häufig von der Familie innerhalb
informeller Pflegearrangement bewältigt wird. Die Bedingungen der Pflege werden
sich durch den demographischen Wandel sowie die Gesundheitssituation von
MigrantInnen zukünftig verändern. Die Verfügbarkeit von Angehörigen für die
Pflegeleistungen innerhalb der Familie wird abnehmen: Neben einer wachsenden
Kinderlosigkeit spielen auch die Erwerbstätigkeit von Frauen und der Wandel in
Familienstrukturen (z.B. ein erhöhter Anteil an allein lebenden Personen) eine Rolle
(HWWI, 2010; Blinkert & Klie, 2004). Besonders bedeutsam ist somit die Frage, ob
und inwieweit eine Betreuung durch die eigene Familie gewährleistet sein wird.
Das Projekt KURVE ("Kultursensible Versorgungsbedürfnisse identifizieren und
Chancen nutzen. Qualifizierung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit
Migrationshintergrund und Pflegefachkräften") richtet sich auf der Grundlage der
Theorie der Kultursensiblen Pflege nach Leininger (1998) u.a. an pflegende
Angehörige mit einem türkischen und polnischen Migrationshintergrund. Das
Gesamtziel des Vorhabens verfolgt die Verbesserung der häuslichen
Pflegesituation sowohl für pflegende Angehörige und Pflegebedürftige als auch für
professionell Pflegende. Insgesamt sollen die Partizipations- und
Gestaltungschancen von pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund
optimiert werden. Der Beitrag zielt auf die Darstellung der Bedarfe und Ressourcen
21.-22.9.2015
pflegender Angehöriger mit einem türkischen bzw. polnischen
Migrationshintergrund.
Methodik: Zur Aufdeckung der kulturspezifischen Bedarfe und Ressourcen von
Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund wurden
im Projekt KURVE im Zeitraum Dezember 2013 bis Juli 2014 qualitative Interviews
(n=11) in der jeweiligen Muttersprache durchgeführt, auf deren Grundlage
entsprechende Schulungen für pflegende Angehörige erarbeitet und implementiert
werden. Die Auswertung der Interviews erfolgte anhand der qualitativen
Inhaltsanalyse nach Mayring (2010).
Ergebnisse: Es konnten Interviews mit 9 Frauen und zwei Männern im Alter von
32-76 Jahren geführt werden. 6 Personen hatten einen polnischen und 5 einen
türkischen Migrationshintergrund. Pflegende Angehörige mit türkischem und
polnischem Migrationshintergrund berichteten von vergleichbaren Belastungen mit
deutschen Angehörigen: Sie pflegen Familienmitglieder, die besonders häufig an
Demenz, Diabetes und Depressionen erkranken. Zusätzliche Belastungen ergeben
sich aufgrund von Sprachbarrieren, so dass pflegende Angehörige bei
Alltagssituationen, die mit Kommunikation einhergehen, unterstützen müssen. Etwa
die Hälfte der interviewten Angehörigen lebt mit dem Pflegebedürftigen im selben
Haushalt, was zu einer zeitlichen und örtlichen Bindung in der Pflege führt. Die
Befragten betonten das Fehlen der Kultursensibilität im Kontext einer individuellen
Pflege.
Die Ergebnisse der Bedarfserhebung weisen zudem auf unterschiedliche Themen
wie Lagerung, Ernährung und Bewegung, technische Hilfsmittel, rechtliche
Grundlagen, Wissen zu Demenz und Gesundheit, kulturelle Gebräuche und
Kommunikation hin, die in den Schulungen berücksichtigt werden. Zugleich liegt der
Fokus auf der Ressourcenerhaltung bzw. Gesundheitsförderung pflegender
Angehöriger, die sich meist in psychisch belastenden Situationen befinden.
Schlussfolgerung: Für die Gruppe der türkischen und polnischen pflegenden
Angehörigen fehlen Entlastungs- und Unterstützungsangebote. Im Projekt KURVE
werden kultursensible Schulungsangebote erarbeitet und implementiert, die diese
Versorgungslücke schließen. Die Inhalte der Schulungen leiten sich aus den
Interviews ab und beinhalten u.a. die Gesundheitsförderung der pflegenden
Angehörigen.
eingereicht durch: M.Sc. Johanna Buchcik; Hochschule für Angewandte
Wissenschaften Hamburg, Deutschland; E-Mail: johanna.buchcik(at)hawhamburg.de
Entwicklung eines Messinstruments zur Erfassung
kultureller Kompetenz (KK) in der Pflege - Eine Delphi
Studie
Köck-Hódi, Sabine; Mayer, Hanna
Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich
Ausgangslage: Instrumente, die es ermöglichen KK in der Pflege zu erfassen,
wurden vorrangig im angloamerikanischen Raum entwickelt. Bei der Übersetzung
eines solchen Instruments stellen vor allem der Anspruch die inhaltliche und
semantische Äquivalenz beizubehalten die größte Hürde dar. Eine Veränderung der
Bedeutung von Begrifflichkeiten durch eine Übersetzung kann kaum vermieden
werden, selbst wenn man sich an dafür entwickelte Übersetzungsrichtlinien hält.
Zudem stellt sich die Frage inwieweit die Anwendung eines Messinstruments,
dessen Entwicklung auf theoretischen Auseinandersetzungen im
angloamerikanischen Raum basiert, dem Anspruch KK in der Pflege im
deutschsprachigem Raum zu bemessen gerecht werden kann.
Ziel: Ziel des vorliegenden Forschungsprojekts ist es ein Instrument zu entwickeln
und auf seine psychometrischen Eigenschaften hin zu testen, das ermöglicht den
Grad an KK von Pflegenden in deutschsprachigen Gesundheitseinrichtungen zu
evaluieren.
Methode / Datenerhebung: Das Instrument wurde mittels Delphi-Methode
entwickelt. In einem ersten Schritt wurde, aufbauend auf einer Literaturanalyse,
eine Fokus-Gruppen-Diskussion mit ExpertInnen durchgeführt und, darauf
basierend, ein standardisierter Fragebogen erstellt dessen Items von ExpertInnen in
mehreren Befragungsrunden auf Ihre Wichtigkeit hin beurteilt wurden. Zudem
konnten Inhalte ergänzt werden, die in der Folgerunde als neues Item
aufgenommen wurden. Ein anonymisiertes Feedback wurde nach jeder Runde an
alle TeilnehmerInnen übermittelt. Bis zur Konsensfindung fand eine dreimalige
Wiederholung der Befragung statt. Die in der Delphi-Befragung als wichtig
eingestuften Items wurden für den Fragebogen als entsprechende Einstellungs- und
Wissensfragen formuliert und mit adäquaten Antwortskalen ergänzt. Nach
Begutachtung durch die ExpertInnen und Pre-Testung wurde das fertiggestellte
Instrument in einem Krankenhaus eingesetzt, um in weiterer Folge einer
Testanalyse unterzogen werden zu können.
TeilnehmerInnen: Als ExpertInnen wurden 25, in der Pflege sowie im
Gesundheitswesen tätige, Personen mit Schwerpunktsetzung im Bereich
transkultureller Pflege, interkultureller Kommunikation bzw. kultureller Kompetenz in
Österreich und Deutschland rekrutiert. Für die Testung des Instruments wurden auf
30 Stationen eines Wiener Spitals 500 diplomierte Pflegende einbezogen. Bei einer
Rücklaufquote von knapp 50% nahmen entsprechen 247 Personen teil.
Datenanalyse: Zur Bestimmung der psychometrischen Kriterien wird eine
statistische Itemanalyse durchgeführt. Dabei werden sowohl Itemschwierigkeit
(mittels Mittelwert als Schwierigkeitsindex) als auch Trennschärfe (mittels BravaisPearson Korrelationskoeffizient) bewertet. Mittels Faktoranalyse werden sowohl
Homogenität als auch Konstruktvalidität ermittelt. Dabei wird der Zusammenhang
der Items und den übergeordneten Dimensionen festgestellt und ggf. eine
Itemreduktion durchgeführt. Zudem wird die Halbierungsreliabilität (mittels
Cronbachs Alpha) ermittelt.
Ergebnisse / Schlussfolgerungen: Durch den Einsatz der Delphi-Methode konnte
als Basis des Messinstruments die Dimensionen Wissen (29 Items), mit den
Unterkategorien „Wissen über kulturspezifisches Verhalten, die Individualität der
PatientInnen sowie ethische und rechtliche Aspekte“, Sensibilität und Interesse (25
Items), mit den Unterkategorien „Einfühlsame Haltung gegenüber und
Auseinandersetzung mit den Anliegen von PatientInnen“, kulturelle Kommunikation
(18 Items), mit der Unterkategorie „Nutzung unterschiedlicher Übersetzungshilfen“
sowie Reflexion (14 Items), mit den Unterkategorien „Bewusstmachung der eigenen
Identität, persönlicher Ansichten sowie des eigenen Berufsverständnisses“
identifiziert werden. Die Testanalyse findet derzeit (März 2015) statt. Die DelphiMethode stellt ein angemessenes Verfahren zur Entwicklung eines
26
Freie Vorträge
Messinstruments dar, sofern dabei die wesentlichen Elemente einer
Fragebogenkonstruktion (Konstruktdefinition, Itemsammlung und -revision)
integriert werden.
eingereicht durch: Mag. Sabine Köck-Hódi; Institut für Pflegewissenschaft,
Universität Wien, Österreich; E-Mail: sabine.koeck(at)univie.ac.at
Das Ausmass des Managements chronischer Krankheiten
in Herztransplantationszentren in 11 Ländern - eine
multizentrische Querschnittsstudie
Vetter, Christine (1,2); Berben, Lut (2); Denhaerynck, Kris (2); Dobbels,
Fabienne (3); Russel, Cynthia L (4); de Geest, Sabina (2) für das
BRIGHT Team
1: Stadtspital Triemli Zürich, Schweiz; 2: Institut für Pflegewissenschaft
Basel; 3: KU Leuven, Belgien; 4: School of Nursing, University of
Missouri-Kansas City, USA
Hintergrund: Die Betreuung chronisch kranker Patienten (Chronic illness
management =CIM) zeigt ein vielversprechendes Outcome, sobald das
Management der betroffenen Patienten verbessert wird. Es existiert bislang wenig
Literatur in wie weit CIM in Herztransplantationszentren implementiert ist. Das Ziel
dieser Studie ist daher das Level an CIM sowohl aus Sicht des betreuenden
Personals als auch aus Sicht der Patienten zu erfassen.
Methode: Bei dieser Querschnittsstudie handelte es sich um eine sekundäre
Datenanalyse der internationalen, multi-zentrischen BRIGHT Studie. Es wurden
Daten in 28 Zentren, in 11 Ländern und 4 Kontinenten erhoben. Aus Sicht des
Personals wurde CIM mit dem 5 dimensionalen CIMI BRIGHT Instrument (55
Punkte, die Gesamtpunktzahl reicht von 28 bis 220) ermittelt und aus Patientensicht
wurde die verkürzte Version des Patient Assessment of Chronic Illness Care
(PACIC) Fragebogens (11 Punkte, die Gesamtpunktzahl reicht von 11 bis 55)
verwendet. Die Daten wurden auf der Ebene der Herztransplantationszentren
aggregiert und eine deskriptive Statistik wurde den Daten entsprechend
angewendet. Die Kongruenz in CIM zwischen Personal und Patienten wurde mit
Pearson Korrelation ermittelt.
Ergebnisse: Es nahmen 82 Fachpersonen und 1034 Patienten in 28
verschiedenen Zentren teil. Es zeigte sich Variabilität in CIM auf der Ebene der
Zentren, nicht aber auf Länderebene (Intra Class Coefficient=0). Der
Gesamtmedian des CIMI BRIGHT betrug 161 Punkte und der Gesamtmedian des
PACIC betrug 39. Sieben der 28 Zentren lagen über dem durchschnittlichen Median
(Figure 1). Die Korrelation zwischen den Fachpersonen und den Patienten variierte
je nach Dimension: (1) Promoting continuity and coordination r=0.16; (2) Supporting
self-management and prevention r=0.46; (3) Encouraging quality through leadership
and incentives r=0.37; (4) Using information systems r=0.35; (5) Organization and
equipping teams r=0.32
Schlussfolgerung: Die grösste Variabilität in CIM wurde auf der Ebene der
Transplantationszentren beobachtet, was darauf schliessen lässt, dass
Unterschiede in der Betreuung chronisch kranker Patienten existieren. Die Daten
der BRIGHT Studie bieten somit eine Basis um CIM in Herztransplantationszentren
gezielt zu optimieren und weiter zu implementieren. Des Weiteren können die
Zentren qualitativ erforscht werden, die über dem Gesamtdurchschnitt lagen, um
von diesen lernen zu können.
eingereicht durch: MScN Christine Vetter; Institut für Pflegewissenschaft Basel,
Switzerland; E-Mail: lange.christine(at)bluemail.ch
Patientenwege in die häusliche Beatmungspflege –
Entscheidungskonflikte und Steuerungsaufgaben
Lehmann, Yvonne; Ewers, Michael
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und
Pflegewissenschaft, Deutschland
Einleitung, Ausgangslage: Mit hoher Dynamik sind in den letzten Jahren
spezialisierte Versorgungsangebote für schwer chronisch kranke, invasiv beatmete
Patienten entstanden. Neben spezialisierten stationären Einrichtungen auf
unterschiedlichen Ebenen gibt es verstärkt Angebote der spezialisierten häuslichen
Pflege und der Versorgung in Wohngruppen und Pflegewohnungen. Inzwischen
sind die neu entstandenen Versorgungsstrukturen kaum noch zu durchschauen.
Beklagt werden Unübersichtlichkeit, Intransparenz, in Teilen fragwürdige
Handlungspraktiken sowie ungenügende Qualitätsstandards und
Kontrollmöglichkeiten. Als problematisch erweist sich u.a., dass es an
forschungsgestützten empirischen Erkenntnissen über dieses Versorgungssegment
hierzulande weitgehend mangelt. Unter anderem fehlen Informationen dazu, wie die
beatmeten Patienten vom stationären in den ambulanten Bereich transferiert
werden (oder vice versa), welche Erfahrungen die beteiligten Akteure dabei
sammeln und ob dabei Prinzipien der infomierten und partizipativen
Entscheidungsfindung hinreichend berücksichtigt werden.
Fragestellung, Ziel: In einem 2013 begonnenen Forschungsprogramm wird
diesem Desiderat begegnet. Ein erster Baustein dieses Programms befasste sich
mit der Frage, auf welchen Wegen dauerhaft invasiv beatmete Patienten in die
häusliche Versorgung gelangen. Ziel war es, zunächst aus Akteurssicht
Versorgungsübergänge in den Blick zu nehmen und dabei Zugangsbarrieren und
Steuerungsherausforderungen – insbesondere für die Pflege – zu identifizieren.
Methoden, Design, Datenerhebung und -analyse: In einer qualitativ-empirischen
Sondierungsstudie wurden dazu semistrukturierte Interviews geführt, transkribiert
und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Population, Stichprobe, Teilnehmer: Befragt wurden 15 leitende und für die
Pflegeüberleitung zuständige Mitarbeiter von ambulanten Intensivpflegediensten in
den Großräumen Berlin / Brandenburg und München / Oberbayern. Die
einbezogenen Pflegedienste bilden hinsichtlich Trägerstruktur, Gründungszeitpunkt,
Größe und Versorgungsangebot ein breites Spektrum ab.
Ergebnisse: Invasiv beatmete Patienten gelangen auf unterschiedlichen Wegen in
die häusliche Beatmungspflege, wobei eine große Variationsbreite an
Zuweisungsinstanzen und -gründen beobachtbar ist. Auch aktive Formen der
Patientenakquise durch ambulante Intensivpflegedienste sind nicht unüblich.
21.-22.9.2015
Hinweise aus dem Feld auf ausgeprägte Koordinations- und Kooperationsprobleme
sowie auf intransparente und ungeklärte Interessenlagen der jeweils beteiligten
Akteure und Instanzen verdichten sich. In Frage zu stellen ist, ob vorhandene
Weaning- und Rehabilitationspotenziale systematisch ausgeschöpft werden und ob
gängigen Forderungen nach informierten und partizipativen
Entscheidungsprozessen im Alltag entsprochen wird. Dies hat zur Folge, dass die
Wege der Patienten in die häusliche Beatmungspflege als hochgradig
zufallsabhängig, risikoreich und unsicher erscheinen.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Um dieser prekären Situation zu begegnen,
sind transparente Zugangskriterien und stabile Patientenpfade zu entwickeln und zu
konsentieren. Zudem bedarf es einer systematischen Fall- und
Versorgungssteuerung über Sektoren-, Organisations- und Professionsgrenzen
hinweg sowie angemessener Formen der Nutzerinformation und -partizipation. Die
Frage, welche Berufsgruppe hierbei in besonderer Verantwortung steht, wird
international üblicherweise mit Verweis auf die Pflege beantwortet. Ob und in
welcher Form die Profession Pflege auch hierzulande in dieser Schlüsselrolle in
Erscheinung treten kann, wird kritisch zu diskutieren sein.
eingereicht durch: Dr. Yvonne Lehmann; Charité - Universitätsmedizin Berlin,
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland; E-Mail:
yvonne.lehmann(at)charite.de
Eine komplexe Intervention zur
komplementärmedizinischen Pflege und Beratung von
krebskranken Frauen – Die CONGO-Studie
Mahler, Cornelia (1); Klafke, Nadja (2); von Hagens, Cornelia (3);
Bentner, Martina (1); Szecsenyi, Joachim (1); Joos, Stefanie (4)
1: Universitätsklinikum Heidelberg, Abt. Allgemeinmedizin und
Versorgungsforschung, Deutschland; 2: Universitätsklinikum
Heidelberg, Abt. Allgemeinmedizinmedizin und Versorgungsforschung;
3: Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Ambulanz für
Naturheilkunde und Integrative Medizin, Abt. Gynäkologische
Endokrinologie & Fertilitätsstörungen; 4: Universitätsklinikum Tübingen,
Institut für Allgemeinmedizin
Einleitung und Ausgangslage: Die tägliche Praxis sowie zahlreiche
Untersuchungen lassen einen hohen Bedarf von Patientinnen mit gynäkologischen
Tumoren nach einer ergänzenden naturheilkundlich-komplementärmedizinischen
Behandlung erkennen. Studien zufolge nutzen bis zu 70% aller betroffenen Frauen
Komplementärmedizin (KM). In der Pflege werden seit vielen Jahren
komplementärmedizinische Pflegemaßnamen zur Unterstützung
chemotherapiebedingter Nebenwirkungen angeboten und eingesetzt. Es gibt
positive Evidenz für einzelne komplementärpflegerische Maßnahmen allerdings ist
der Nachweis von einem Maßnahmenpaket angepasst an die Bedürfnisse der
Patientinnen in der Versorgungsrealität noch nicht systematisch evaluiert.
Basierend auf einer Pilotstudie in der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg wurde
eine komplexe pflegerische Intervention auf Grundlage der Pflegetheorie von Myra
Estra Levine, die sich an vier Erhaltungsprinzipien orientiert – Energieerhaltung,
Erhaltung der strukturellen Integrität, Erhaltung der persönlichen und der sozialen
Integrität - entwickelt.
Ziel dieser komplexen Intervention ist es, die Effekte ergänzender
komplementärmedizinischer Pflege- und Beratungsmaßnahmen auf die
Lebensqualität sowie andere patientenrelevanten Faktoren (Übelkeit, Müdigkeit,
Schmerz, Ängstlichkeit / Depression, soziale Unterstützung, Selbstvertrauen,
Patientenkompetenz, spirituelles Wohlbefinden, Zufriedenheit mit Behandlung) bei
Frauen mit gynäkologischen Tumoren unter Chemotherapie zu überprüfen.
Hauptzielparameter ist die Lebensqualität erfasst mit dem Fragebogen EORTCQLQ-C30.
Methode: Eine randomisierte kontrollierte Studie mit 240 Patientinnen wird seit Juli
2014 in zwei Kliniken (Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen Heidelberg,
Städtisches Klinikum Karlsruhe) durchgeführt. Die multimodale Intervention,
bestehend aus A) Ressourcenorientierter Beratung, B) Komplementärpflegerisches
Maßnahmenpaket, C) Evidenzbasiertem KM Infomaterial (Broschüre, DVD), wurde
von einem interprofessionellen Team zusammengestellt. Patienten erhalten die
Interventionen zu Beginn jedes Chemotherapiezyklus und beantworten zu den
Messzeitpunkten T1-T4 Fragebögen, um die patientenrelevanten Studienziele zu
erfassen. Sekundäre Zielparameter sind Übelkeit, Angst, Depression,
Medikamentenverbrauch sowie Zufriedenheit mit der Versorgung erhoben mittels
validierter Fragebögen. Begleitend werden gesundheitsökonomische Analysen
durchgeführt. Eingeschlossen werden Patientinnen mit einer gynäkologischen
Krebserkrankung ohne kognitive Einschränkung, zu Beginn einer neuen
Chemotherapie .
Ergebnisse zu den Zielparametern sind ab Mitte 2016 zu erwarten. Die
Entwicklung der komplexen Intervention wird auf dem Kongress vorgestellt.
Schlussfolgerungen: In der Congo Studie wird erstmals systematisch der Nutzen
einer komplexen komplementärmedizinischen Pflege- und Beratungsmaßnahme im
onkologischen Setting evaluiert. Durch den Einsatz von breiten Einschlusskriterien
erlaubt die Congo-Studie direkte Rückschlüsse auf die Versorgungswirklichkeit.
Eine begleitende Prozessevaluation und eine gesundheitsökonomische Analyse
werden weitere relevante Aussagen zu fördernden und hinderlichen Faktoren für
die Umsetzbarkeit in der täglichen Versorgung beschreiben.
Diese Studie wird vom BMBF gefördert. Förderkennzeichen: 01GY1334
eingereicht durch: Dr. Cornelia Mahler; Universitätsklinikum Heidelberg, Abt.
Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Deutschland; E-Mail:
cornelia.mahler(at)med.uni-heidelberg.de
27
Freie Vorträge
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen in stationären
Langzeitpflegeeinrichtungen – Erste Ergebnisse der
MADRIC Studie
Gräske, Johannes; Schmidt, Annika; Worch, Andreas; Wolf-Ostermann,
Karin
Universität Bremen; FB 11 Human- und Gesundheitswissenschaften,
Deutschland
Hintergrund und Zielsetzung: Der demografische Wandel ist mit der Zunahme
von altersspezifischen (Mehrfach-)Erkrankungen und einer steigenden Zahl
pflegebedürftiger Menschen, welche in stationären Einrichtungen versorgt werden,
verbunden. Bewohner / innen stationärer Pflegeeinrichtungen in Deutschland
nehmen täglich durchschnittlich 5,4 verschiedene Medikamente als
Dauermedikation ein. Polypharmazie und deren Folgen (bspw. unerwünschte
Arzneimittelwirkungen - UAW) sind mit einer Reduktion der Lebensqualität und der
Progression der Pflegebedürftigkeit der Bewohner / innen assoziiert. Zunehmend
werden IT-gestützte Monitoring-Systeme, z.B. zur Erfassung und Abwendung von
UAW, eingesetzt um diese Folgen abzuwenden. Ziel der MADRIC-Studie ist es, den
Einfluss eines IT-gestützten Monitoring-Systems zur Verbesserung der
Arzneimitteltherapiesicherheit auf klinische Outcomes von Bewohner / innen
stationärer Langzeitpflegeeinrichtungen zu evaluieren.
Methoden: Im Rahmen einer cluster-randomisierten Längsschnittstudie (20122015) wurden Versorgungsverläufe und -outcomes der Bewohner / innen zweier
vollstationärer Berliner Pflegeeinrichtungen mit integrierter heimärztlicher
Versorgung über ein Jahr evaluiert. Während in der Interventionsgruppe (IG) ein ITgestütztes Monitoring-System zur Erfassung von UAW etc. neu implementiert
wurde, erfolgt die Arzneitherapie in der Kontrollgruppe (KG) unverändert weiter
papierbasiert. Neben typischen soziodemografischen Merkmalen wurden als
Zielkriterien Lebensqualität (SF-36), Funktionsfähigkeit (RUG-III ADL-Index) und
kognitive Fähigkeiten (Cognitive Performance Scale) durch Routinedaten bzw.
standardisierte face-to-face Interviews erhoben.
Ergebnisse: Es wurden n=133 (41,1%) der insgesamt 324 Bewohner / innen
beider Pflegeeinrichtungen eingeschlossen. Die Teilnehmer / innen (TN) sind
überwiegend männlich (55,6%), durchschnittlich 63,4 Jahre alt und in mehr als
einem Drittel aller Fälle (36,8 %) in Pflegestufe III verortet. Zu Studienbeginn
werden von den TN durchschnittlich 7,7 Medikamente von den TN eingenommen.
TN der IG erhalten mehr Medikamente als TN der KG (8,8 vs. 6,9; t-Test; p = ,012).
Die Anzahl der verordneten Medikamente korreliert positiv mit der Anzahl der
Diagnosen (Pearson r = ,433; p < ,001). Bei nahezu allen TN zeigte sich
mindestens ein arzneimittelbezogener Warnhinweis. Anzahl und Schweregrad der
Warnhinweise sind zwischen IG und KG vergleichbar. Die häufigsten Formen der
Hinweise waren Kontraindikationen und Dosisanpassungen. Die TN zeigen eine
überwiegend hohe Lebensqualität. Besonders gute Werte weisen dabei die
Bereiche „Emotionale Rollenfunktion“, „Körperliche Schmerzen“ und „Soziale
Funktionsfähigkeit“ auf. In den Bereichen „Körperliche Funktionsfähigkeit“, „Vitalität“
und „Allgemeine Gesundheitswahrnehmung“ wurden dagegen eher niedrigere
Werte berichtet. In Bezug auf Alltagsfähigkeiten (RUG-III; ADL-Index: 6,7) und
kognitive Einschränkungen (CPS) weisen die TN insgesamt eher geringe Einbußen
bzw. Einschränkungen auf. Weiter Ergebnisse insbesondere zu den
längsschnittlichen Daten werden auf dem Kongress präsentiert.
Diskussion: Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass eine kontinuierliche
Einbindung von Hinweisen zur Arzneimitteltherapiesicherheit derzeit noch
ungenügend geschieht und eine Herausforderung in der Versorgung chronisch
kranker Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen darstellen. Das Projekt
MADRIC leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der
Versorgungssituation von Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen. Die
Ergebnisse bieten die Grundlage für eine weitergehende Diskussion um eine
bundesweite Verbesserung von Qualitätssicherungskonzepten in Bezug auf UAW –
auch und gerade in pflegerischen Settings.
21.-22.9.2015
Sicherheit. Eine zentrale Selbstmanagementstrategie in diesem Prozess ist,
Verantwortung für die gesamten Sorgeaufgaben zu übernehmen um alle Fäden in
der Hand zu halten. Es wird versucht, den familiären Alltag mit seinen täglichen
Routinen dem phasenhaften Krankheitsverlauf anzupassen, gleichzeitig gilt es, die
familiären Beziehungen in Balance zu halten. Auch berufliche Erfordernisse werden
entsprechend den Phasen reguliert. So ist das familiäre Selbstmanagement ein
fortlaufender Prozess der Aufmerksamkeit und Anpassung mit dem Ziel, Sicherheit
im Umgang mit der Palliativsituation zu erlangen. Dabei ist es für Familien wichtig,
ihre Autonomie zu bewahren.
Schlussfolgerung: Wird der wissenschaftliche und praktische Fokus auf
Selbstmanagementstrategien von Familien gelegt, kommen deren Ressourcen und
Problemlösestrategien in den Blick. Das Selbstmanagement gezielt zu unterstützen
kann ein Weg sein, um Palliative Care zu Hause noch stärker an den Bedürfnissen
der Familien auszurichten. Dazu bedarf es weiterer Forschung.
eingereicht durch: Mag. Christiane Kreyer; UMIT - Private Universität für
Gesundheitswissenschaften, medizinische Informatik und Technik, Österreich; EMail: christiane.kreyer(at)umit.at
Erleben und Bewältigen einer oralen Tumortherapie bei
Menschen mit einer onkologischen Erkrankung. Eine
Grounded Theory
Gassmann, Catherine; Kolbe, Nina; Brenner, Andrea
FHS St. Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Schweiz
Ausgangslage: Durch die zunehmende Entwicklung von Tumortherapien in oraler
Form wird die Verantwortung für die Umsetzung der Therapie von Fachpersonen zu
den betroffenen Menschen in das häusliche Umfeld verlagert. Empirische
Studienergebnisse zeigen, dass Betroffene die orale Applikationsform der
intravenösen Tumortherapie vorziehen, da sie zu Hause sein können und dadurch
eine höhere Lebensqualität haben. Wie diese Menschen eine orale Tumortherapie
erleben und bewältigen wurde bisher jedoch kaum erforscht.
Fragestellung: Ziel dieser Forschungsarbeit ist die Ergründung der Auswirkungen
einer oralen Tumortherapie auf den Alltag von Menschen, die an Krebs erkrankt
sind. Die Fragestellung lautet: Wie erleben und bewältigen Menschen mit einer
Krebserkrankung eine orale Tumortherapie?
Methode: Grounded Theory nach Strauss und Corbin wird angewendet, um
theoretische Erklärungen, die über die reine Beschreibung eines Phänomens
hinausreichen, aus den Daten abzuleiten. Der Forschungsprozess verläuft zirkulär
und entstehende Phänomene sind leitend für das weitere theoretische Sampling.
Stichprobe: Eingeschlossen werden erwachsene Menschen mit einer
onkologischen Erkrankung, die eine orale Tumortherapie einnehmen. Potentielle
Teilnehmende wurden in einem onkologischen Ambulatorium eines Schweizer
Spitals rekrutiert. Die Forschungsethikkommission Basel-Stadt bewilligte diese
Studie.
Datenerhebung: Das Vorgehen bei den Interviews lehnt sich an das
autobiographisch-narrative Interview nach Schütze (1983) an und orientiert sich an
einer Lebensgeschichte, indem die Interviewstruktur den zeitlichen Ablauf von
Ereignissen abbildet. Interviews werden einmalig erhoben. Die Daten werden
wortwörtlich transkribiert.
Datenanalyse: Die ersten Interviews werden Zeile für Zeile offen kodiert. Beim
axialen Kodieren werden Bedingungen und Kontext der Phänomene, sowie
Handlungs- und Bewältigungsstrategien und Konsequenzen spezifiziert und in
einem Kodierparadigma modellhaft dargestellt. Beim selektiven Kodieren werden
nur jene Kodes, die einen Bezug zur Kernkategorie aufweisen kodiert.
Kreyer, Christiane (1); Pleschberger, Sabine (2)
1: UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften,
medizinische Informatik und Technik, Österreich; 2: Paracelsus
Medizinische Privatuniversität
Ergebnisse: Sechs Teilnehmende und zwei Partnerinnen nahmen an der Studie
teil. Als zentrales Phänomen wurde das Gefühl der Selbstverantwortung für die
orale Tumortherapie identifiziert. Ursächlich dafür sind das Erleben der
existentiellen Bedrohung durch die Krebserkrankung und der Wille zu überleben.
Sämtliche Teilnehmende erlebten Widerwillen, indem allein der Gedanke an die
Tabletten ausreichte, um einen Würgereiz zu provozieren. Dies wurde verstärkt
durch die Assoziation der Medikamente mit „Gift“. Die Teilnehmenden erlebten
schwere lähmende Müdigkeit, veränderte Sensibilität und Schmerzen an Händen
und Füssen und eine nicht beherrschbare innerliche Kälte. Sie setzten diese
Phänomene jedoch nicht in einen Zusammenhang mit der oralen Tumortherapie
und warteten ab bei Nebenwirkungen. Weil die orale Tumortherapie gedanklich
allgegenwärtig ist und den Alltag der Teilnehmenden beherrscht, geht der Akt der
Tabletteneinnahme niemals vergessen. Sämtliche Teilnehmende glauben in hohem
Masse an die Wirksamkeit der oralen Tumortherapie. Hinderlicher Faktor ist eine
negative Einstellung gegenüber Tabletten, die Befürchtung es könne ein
Plastikdepot im Magen zurückbleiben und das Gefühl von Medikamenten abhängig
zu sein.
Hintergrund: Die Betreuung und Pflege von Menschen mit einer Krebserkrankung
am Lebensende wird zu einem großen Teil zu Hause von der Familie geleistet.
Dabei ist die Belastung der Familien sehr hoch und sie stehen vielen Problemen
gegenüber. Dennoch leisten sie die Begleitung Tag für Tag. Es liegen zu wenige
Forschungsergebnisse über Aufgaben, sowie Handlungs- und
Bewältigungsstrategien von Familien in Palliative Care zu Hause vor. In der Studie
wird daher das Konzept des Selbstmanagements als Ausgangsbasis genommen.
Schlussfolgerungen / Empfehlungen: Die Selbstverantwortung der
Teilnehmenden führt zu konstanter Zuverlässigkeit bei der Umsetzung der oralen
Tumortherapie. Dennoch zeigt sich eine Diskrepanz zwischen der Aufnahme
kognitiver Informationen und dem tatsächlichen Erleben der Betroffenen.
Pflegerischer Schwerpunkt sollte auf der Integration der Medikamententherapie in
den Alltag gelegt werden, indem der Widerwille gegen die Tabletteneinnahme
thematisiert wird und indem proaktiv und systematisch die Toxizität der oralen
Tumortherapie erhoben wird.
Ziel: Ziel der Studie ist, zu verstehen, wie Familien eine Palliativsituation zu Hause
erleben und welche Selbstmanagementstrategien sie im Zeitverlauf nutzen, um die
Situation zu bewältigen. Daraus sollen Hinweise zur Entwicklung
forschungsbasierter Pflegeinterventionen entstehen.
eingereicht durch: MScN FHO, RN Catherine Gassmann; FHS St. Gallen,
Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Schweiz; E-Mail:
catherine.gassmann(at)fhsg.ch
eingereicht durch: Dr. Johannes Gräske; Universität Bremen; FB 11 Human- und
Gesundheitswissenschaften, Deutschland; E-Mail: graeske(at)uni-bremen.de
Um Normalität ringen - Erfahrungen von Familien mit
Palliative Care zu Hause. Eine qualitative
Längsschnittstudie
Methoden: In einer qualitativen Längsschnittuntersuchung wurden serielle offene
Interviews mit Familienangehörigen im Verlauf einer Palliativbegleitung und nach
dem Versterben der betreuten Person durchgeführt. Der Feldzugang erfolgte über
zwei Mobile Palliativteams in Österreich. Der Informed Consent wurde vor dem
ersten Interview schriftlich, vor jedem weiteren Interview neuerlich mündlich
eingeholt. 25 offene Interviews sowie Feldnotizen lieferten Daten für die Analyse
von 10 Verläufen. Die Auswertung erfolgte in Anlehnung an die Methode der
fallrekonstruktiven Familienforschung nach Hildenbrand (2005).
Ergebnisse: Eine Palliativsituation zu Hause destabilisiert die unmittelbare
Lebenswelt der Familie, weil sie komplex, instabil und unvorhersehbar ist. Familien
wollen zur Lebensqualität der erkrankten Person beitragen, müssen aber
gleichzeitig mit der entstehenden Unsicherheit umgehen. Die Strategie, Normalität
zu erhalten oder wiederzuerlangen verspricht Vorhersehbarkeit, Stabilisierung und
28
Freie Vorträge
Familien und Brustkrebs: Bedürfnisse und Bewältigung in
der letzten Lebensphase
Chikhradze, Nino (1); Büscher, Andreas (2); Schnepp, Wilfried (1)
1: Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland; 2: Hochschule Osnabrück
Hintergrund: Durch eine Literaturanalyse wurde aufgezeigt, dass es international
keine Publikationen zu dem Thema Familien während einer fortgeschrittenen
Brustkrebserkrankung gibt. Zwar gibt es Erkenntnisse darüber, dass die einzelnen
Familienmitglieder von den gesundheitlichen Konsequenzen der Erkrankung von
Frauen beeinflusst werden, jedoch fehlen spezifische Daten über die Familie als
Ganzes. Dabei räumen die Familienmitglieder eine geringe Rolle in dem
Gesundheitssektor ein. Um diese Forschungslücke zu schließen, wurde das
Phänomen „Familienerleben, während einer fortgeschrittenen
Brustkrebserkrankung“ untersucht.
Zielsetzung: Das Erleben, die Bedürfnisse und Bewältigung der Familien in der
palliativen Phase einer Brustkrebserkrankung zu rekonstruieren.
Fragestellungen: a) welchen Einfluss hat eine fortgeschrittene
Brustkrebserkrankung auf das Familienleben, b) welche Bedürfnisse entstehen in
Familien in diesem Zusammenhang c) auf welche Ressourcen greifen diese
Familien zurück?
Methode: Die hier dargestellte Forschung konzentriert sich auf Fragen zum Erleben
und Verhalten von Menschen in ihrer sozialen Wirklichkeit und vermittelt damit ein
Verständnis über die wenig bekannten Phänomene während einer
Brustkrebserkrankung. Um diese Phänomene zu untersuchen, wurde mit der
Grounded Theory ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Das ethische Clearing
erfolgte vor der empirischen Datenerhebung.
Datenerhebung und –analyse: Die Datenerhebung wurde mittels Interviews mit
Hilfe eines Leitfadens durchgeführt. Die transkribierten Interviews wurden
systematisch Zeile für Zeile durchgearbeitet, offen kodiert, durch analytische
Memos beschrieben und kontinuierlich miteinander verglichen. Es wurde das
Kodierparadigma angewendet, um die Konzepte zu entwickeln. Die
Untersuchungspopulation besteht aus 14 betroffenen Familien. Es wurden
insgesamt 29 Frauen, Männer und Kinder interviewt.
Ergebnisse: Das Familienleben in der letzten Lebensphase während einer
Brustkrebserkrankung wird durch das Phänomen „sich auf Tod und Ende
vorbereiten“ bestimmt. Der bevorstehende Tod der Frau und das Ende des
Familienzusammenlebens beeinflussen sowohl das Leben der einzelnen
Familienmitglieder als auch das ganze System der Familie. Die existentielle
Bedrohung des Familienlebens, der spezifische Umgang mit der letzten Phase der
Frau in der Gegenwart und die Projektion in die Zukunft, sind wichtige Themen, mit
denen sich die Familienmitglieder während der fortgeschrittenen
Brustkrebserkrankung konfrontiert sehen. Die emotionale Belastung der einzelnen
Angehörigen ist hoch und wird von der Lebensqualität der Erkrankten beeinflusst.
Dabei ist das Bedürfnis der Familienmitglieder, Informationen über die Erkrankung,
über die komplexen Umstände der Behandlung zu erhalten und in den
Behandlungsprozess integriert zu werden, hoch. Die Bedeutung und der Umgang
der Erkrankung für den Einzelnen sind unterschiedlich und begründen dessen
soziale Interaktionen.
Schlussfolgerungen: Die andauernde Krisensituationen, die akuten Phasen der
Erkrankung und Lebensbedrohung der Frau begleiten das Leben der ganzen
Familie. Die Familienmitglieder schaffen es nicht mehr, das eigene Leben wie
gewöhnt auszuüben. Dadurch wird die Identität der einzelnen Familienmitglieder
bedroht und in etlichen Fällen beschädigt. Häufige Transitionen von ruhigen zu
akuten Phasen erfordern von den Familien eine ständige Anpassung an die neue
Situation. Manche Familien schaffen es, diese Anforderungen zu bewältigen, aber
manche auch nicht. Diese ersten Ergebnisse legen nahe, dass professionelle
Pflege diese Erkenntnisse in der Praxis berücksichtigen muss. Hier kann eine
kontinuierliche Begleitung durch speziell ausgebildete Pflegende und
Pflegeexperten eine Hilfe für den bewussten Umgang der Familienmitglieder mit
Krankheit und Sterben sein.
eingereicht durch: Nino Chikhradze; Universität Witten/Herdecke, Deutschland; EMail: nino.chikhradze(at)uni-wh.de
Brustprothetische Versorgung von Frauen nach
Mastektomie in Deutschland
Wiedemann, Regina; Schnepp, Wilfried
Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland
Einleitung: Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, die Inzidenz
liegt in Deutschland bei über 70.000 betroffen Frauen jährlich, bei ca. 30% wird die
Brust entfernt (Mastektomie). Auch wenn keine validen Daten zur Inzidenz und
Prävalenz vorliegen, werden geschätzt jährlich ca. 150.000 Frauen mit
Brustprothesen versorgt. Über Erfahrungen betroffener Frauen mit Brustprothesen
und der Anbieter liegen bislang wenige Studien vor, grundlegend sind Publikationen
aus Australien (Livingston et al. 2005; Roberts et al. 2003) und Irland (Gallagher et
al. 2009, 2010). Defizite zeigen sich vor allem hinsichtlich Informationen über den
Zugang, zur Entscheidungsteilnahme und Wahlmöglichkeit. Im deutschsprachigen
Raum liegen keine validen Studien vor.
Ziel: Die vorliegende Untersuchung nimmt Einblick in das Leben von Frauen mit
Brustkrebs in Deutschland, die nach einer Mastektomie mit einer Prothese ihr
Leben bewältigen. Ergänzend wird der Kontext brustprothetischer Versorgung
untersucht, in dem Sanitätsfachangestellte, spezialisiert Pflegende und
Prothesenhersteller befragt werden.
Methodik: Um die Erfahrungen und Perspektiven betroffener Frauen und einzelner
Akteure in der brustprothetischen Versorgung abzubilden, wurde der methodische
Ansatz der qualitativen Evaluationsforschung gewählt. Die im Februar 2013
begonnene Studie erfolgt zur Dissertation an der Universität Witten / Herdecke und
ist auf drei Jahre angelegt.
Ethik: Die vorliegende Studie wurde von der Ethik-Kommission der Universität
Witten / Herdecke geprüft, das ethische Clearing wurde am 21.08.2013 erteilt (Nr.
81 / 2013).
21.-22.9.2015
Stichprobe: Es wurden insgesamt 40 Interviews geführt. Über Kooperation mit vier
zertifizierten Brustzentren erfolgte die Auswahl 20 an Brustkrebs erkrankter Frauen
per Zufallsstichprobe und die Rekrutierung von 8 spezialisiert Pflegenden.
Ergänzend wurden insgesamt 8 Sanitätshäuser im Umkreis der Brustzentren
einbezogen, sowie die relevanten 4 Herstellerfirmen.
Datenerhebung: Die Datenerhebung erfolgte mittels leitfadengestützter Interviews,
die Interviewdauer mit den betroffenen Frauen betrug im Mittel 42 Minuten, bei
Pflegenden 48 Minuten, Sanitätsfachangestellten 1:12 Stunde und Herstellern
2:02:09 Stunden. Die qualitative Analyse erfolgte unter Nutzung der Software
MAXQDA 11.
Datenanalyse: Die Datenanalyse erfolgt entsprechend der Systematik der
qualitativen Evaluationsforschung mittels offenen und selektiven Codierens.
Ausgehend von den Ergebnissen der betroffenen Frauen werden „Stakeholder“,
d.h. die Gruppen der Professionellen bewertet und beide Perspektiven miteinander
in Beziehung gestellt.
Ergebnisse: Bisherige Analysen zeigen, dass die Erfahrungen betroffener Frauen
in der brustprothetischen Versorgung mit denen der Professionellen häufig nicht
übereinstimmen. Betroffene Frauen haben insgesamt wenig Wissen über das
Thema, erleben wenig Beratung und beschreiben vielfach keine Wahlmöglichkeit. 1
/ 3 der betroffenen Frauen nutzen die Prothese temporär als Übergangslösung zum
Wiederaufbau, diese Frauen haben ein geringes Interesse an Prothesen.
Spezialisiert Pflegende übernehmen kaum Beratungsaufgaben sondern sehen die
Überleitung an das Sanitätshaus als zentrale Aufgabe. Sanitätsfachangestellte
beschreiben eine gute Versorgung betroffenen Frauen, die Größe des
Warenbestandes ist heterogen, häufig eher gering und abhängig von der Häufigkeit
der Anpassung. Dem gegenüber zeigen die Hersteller ein hohes Bewusstsein für
die Belange betroffener Frauen und verfügen über eine große Produktvielfalt.
Schlussfolgerungen: Zum jetzigen Zeitpunkt scheinen sich die Ergebnisse der
internationalen Literatur hinsichtlich der Defizite zu den Informationen über den
Zugang, zur Entscheidungsteilnahme und Wahlmöglichkeit zu bestätigen.
Pflegende übernehmen weniger Beratungsaufgaben als im internationalen Kontext.
Weitere Analysen werden zeigen, ob sich dieses Bild verdichtet.
eingereicht durch: MScN Regina Wiedemann; Universität Witten/Herdecke,
Department für Pflegewissenschaft, Deutschland; E-Mail: regina.wiedemann(at)uniwh.de
21.9. Speichersaal (2. OG)
Mobilitätsfördernde Pflege: Der Effekt auf
Rehabilitationsergebnisse für Menschen mit MS und
Stroke (Randomisiert Kontrollierte Studie)
Suter-Riederer, Susanne (1,2); Valär, Cilly (3); Lorenz Imhof (1)
1: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, ZHAW, Institut
Pflege, Winterthur, Schweiz; 2: Universität Witten / Herdecke,
Department für Pflegewissenschaft; 3: Kliniken Valens
Referat in Deutsch: Mobilitätsfördernde Pflege: Der Effekt auf
Rehabilitationsergebnisse für Menschen mit MS und Stroke (Randomisiert
Kontrollierte Studie)
Abstract: The effects of nursing on the rehabilitation outcome of patients with MS
and stroke. (Randomised controlled trial)
BACKGROUND: Multiple sclerosis (MS) or stroke cause functional impairment
which can have a major impact on patients’ quality of life.
OBJECTIVES: This Randomised Controlled Trial (RCT) investigated the effect of a
new nursing intervention (Mobility Enhancing Nursing Intervention – MFP) designed
to improve rehabilitation outcomes and patients’ quality of life.
METHOD: 140 participants diagnosed with MS, stroke and brain injuries were
randomly assigned to control group (CG=standard care) or intervention group (IG).
The study took place in a rehabilitation clinic in Switzerland between April 2011 and
March 2013. The IG combined standard care with 30day mobility-enhancing-nursing
intervention. MFP placed patients on a mattress on the floor and used tactilekinaesthetic stimulation to increase spatial orientation and independency. Primary
outcome was functionality (Extended Barthel Index, EBI). Secondary outcomes
were quality of life (WHOQoL), fall-related self-efficacy (FES-I) and Self Care Index
(SPI). For all outcome measures (EBI, WHOQoL, FES-I, SPI) changes between
baseline and discharge were calculated.
RESULTS: There was a significant main effect of the intervention on functionality.
The daily increase of the EBI-Score was significant higher in the IG than in the CG
(M=0.30, (SD 0.3) vs M=0.16, (SD 0.2), p=0.008). There was also a significant main
effect on quality of life. During the 30 day intervention, the increase of the
WHOQoL-Score was significantly higher in the IG (M=13.8 (SD 19.6) vs M=5.4, (SD
25.0), p=0.046). The need for nursing care after discharge (SPI), was significantly
lower in the IG than in the CG, (52.9% vs 80.6%, p=0.001). No significant effect was
observed on fall-related self- efficacy.
CONCLUSIONS: The positive effect of MFP on rehabilitation outcomes and quality
of life suggest that this specialized nursing intervention could become an effective
part of rehabilitation programs. Further research is needed to investigate the effect
of MFP and how nursing interventions combined with rehabilitative therapies
contribute to the multiprofessional rehabilitation success. Patient centeredness and
empowerment to carry out everyday tasks are demanding challenges for patients
and nurses. The actual experiences of the patients during the intervention should
therefore be investigated qualitatively, as the results from such studies could
provide more insight into the basic nursing processes involved.
The study was approved by the Ethics Committee of the Canton of St. Gallen (Ref.
KEK-SG Nr. 09 / 021) and registered at ClinicalTrial.gov NCT02198599.
Keywords: Multiple sclerosis, Stroke, Nursing, Mobility, Rehabilitation
eingereicht durch: Susanne Suter-Riederer; ZHAW, Schweiz; E-Mail:
suri(at)zhaw.ch
29
Freie Vorträge
Therapeutische Effekte von Lagerung auf passive
Beweglichkeit, Komfort und Vitalparameter - ein RCT
Pickenbrock, Heidrun (1); Zapf, Antonia (2); Dressler, Dirk (1)
1: Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland; 2: Abteilung
Medizinische Statistik, Medizinisches Zentrum der Universität Göttingen
Einleitung: Pflegende spielen eine entscheidende Rolle in der Versorgung von
neurologischen Patienten, da es nur ihnen möglich ist, Lagerung und Mobilisation
24 Stunden am Tag durchzuführen, um die Gefahr von Komplikationen zu
reduzieren und die funktionelle Erholung zu unterstützen.(1) Ob Lagerung
therapeutische Effekte hervorruft, wurde bislang wenig erforscht. (2)
Fragestellung: Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob verschiedene
Lagerungskonzepte zu unterschiedlichen Effekten auf passive Beweglichkeit,
Komfort und Vitalparameter führen. Dabei wurde LiN-Lagerung in Neutralstellung,
ein relativ neues Lagerungskonzept, mit herkömmlicher Lagerung verglichen.
Methodik: In einer prospektiven, multizentrischen, Untersucher-verblindeten,
randomisierten, kontrollierten Studie wurden 218 nicht-gehfähige Patienten
eingeschlossen (Schlaganfall: 141, hypoxischer Hirnschaden: 28,
Schädelhirntrauma: 20, andere: 29). Diese wurden zufällig einer LiN- (105
Patienten) oder KON-Gruppe (113 Patienten) zugewiesen und innerhalb jedes
Konzeptes in fünf Positionen stratifiziert. Die Patienten verblieben für 2 Stunden in
der ihnen zugewiesenen Position. Der primäre Zielparameter war die Veränderung
der passiven Beweglichkeit (PROM) der Hüften; sekundäre Zielparameter waren
die Veränderung der PROM der Schultern und der Komfort des Patienten mit der
Annahme, dass es bei LiN zu größeren Effekten kommt. (3) Für die Analyse der
Effekte auf Puls, Blutdruck und Atemfrequenz wurde angenommen, dass es zu
keinen Veränderungen kommt.
Ergebnis: Nach der Lagerung zeigte die LiN Gruppe eine signifikante
Verbesserung der PROM der Hüften (Unterschied zur Baseline: ∆_[PROM Hüften])
verglichen mit der KON-Gruppe (∆_[PROM Hüften_LiN] – ∆_[PROM Hüften_KON]
= 12,84°, P<0,001; 95% Konfidenzintervall [KI] 5,72°-19,96°). Das Gleiche galt für
die passive Beweglichkeit der Flexion der Schultern (11,85°, P<0,001; 95% KI,
4,50°-19,19°) und die Außenrotation der Schultern (7,08°, P<0,001; 95% KI, 2,70°11,47°). KON führte zu keinen relevanten Veränderungen in der PROM. LiN wurde
als deutlich bequemer wahrgenommen als KON (P<0,001). 2 Die Analyse der
Vitalparameter ergab, dass alle Parameter unverändert blieben (P<0,01).(4)
Schlussfolgerung: Die Lagerung von in ihrer Mobilität eingeschränkten Patienten
für 2 Stunden im LiN-Konzept vergrößerte die passive Beweglichkeit der Hüften und
Schultern und verbesserte den Komfort der Patienten im Vergleich zu KON, ohne
Einfluss auf die Vitalparameter auszuüben. Es sollte in Zukunft untersucht werden,
ob der Einsatz von LiN über einen längeren Zeitraum einen Effekt auf das Outcome
der Rehabilitation und Lebensqualität hat, Dekubitus verhindert oder Pflege
erleichtern werden kann.
Empfehlungen: Aufgrund dieser Ergebnisse und der nicht festgestellten
Nebenwirkungen sollten nicht gehfähige Patienten mit Erkrankungen des zentralen
Nervensystems in LiN gelagert werden.(2)
Informationen zur Registrierung klinischer Studien: URL: https://drks-neu.uniklinikfreiburg.de, DRKS-ID: DRKS00004163
Interessenkonflikt: H. Pickenbrock, MSc ist Entwicklerin von LiN-Lagerung in
Neutralstellung und Vorstandsvorsitzende des LiN-Arge e.V., der das Ziel hat, LiN
weiter zu entwickeln und zu verbreiten.
(1) Keating, M., Penney, M., Russell, P., & Bailey, E. (2012). Positioning and early
mobilisation in stroke.
Nursing Times, 108(47), 16–8.
(2) Liepert, J. (2015). How Evidence Based Is the Positioning of Patients With
Neurological Illness? Deutsches Ärzteblatt International, 112(3), 33–34.
(3) Pickenbrock, H., Ludwig, V. U., Zapf, A., & Dressler, D. (2015). Conventional
Versus Neutral Positioning in Central Neurological Disease: A Multicenter
Randomized Controlled Trial. Deutsches Ärzteblatt International, 112(3), 35–42.
(4) Pickenbrock, H., Zapf, A., Dressler D. Effects of therapeutic positioning on vital
parameters in patients with central neurological disorders: a randomized controlled
trial. J clin nurs (in revision process; ID:2015-0277.R1)
eingereicht durch: Heidrun Pickenbrock, MSc; Medizinische Hochschule Hannover,
Deutschland; E-Mail: kazutolu(at)web.de
Evaluation pflegerischer Patientenedukation bei
querschnittgelähmten Patienten nach Erstrehabilitation
Mischke, Claudia (1); Blatter, Madeleine (1); Wyss, Adrian (2); Klein,
Carolin (2); Sommerhalder, Kathrin (1)
1: BFH Bern, Schweiz; 2: Schweizer Paraplegiker-Zentrum,
Pflegeentwicklung und Bildung
Einleitung: In der Schweiz erleiden etwa 350 Personen pro Jahr eine
Querschnittlähmung. Die Betroffenen leiden unter einschneidenden funktionellen
Defiziten und psychischen Belastungen. Sie müssen einen eigenständigen und
gesundheitsfördernden Umgang mit der Behinderung erlernen. Patientenedukation,
als Kernaufgabe der professionellen Pflege, soll dazu beitragen, dass Betroffene
befähigt werden ihren Alltag neu zu organisieren, in diesen zurückzufinden und
wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Unklar ist, wie effektiv
Patientenedukationsprogramme für diese Zielgruppe tatsächlich sind, dies gilt auch
für das im Jahr 2009 entwickelte und eingeführte Edukationsprogramm einer
Schweizer Rehabilitationsklinik.
Ziel: Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Nutzen der pflegerischen
Patientenedukation aus Sicht der Patientinnen und Patienten zu untersuchen.
Dabei wird der Frage nachgegangen, welchen Beitrag die pflegerische
Patientenedukation zur Entwicklung der Selbstmanagementfähigkeiten und zur
Bewältigung des Alltags querschnittgelähmter Menschen nach der Erstrehabilitation
leistet.
Methode / Design: Die Studie wurde als Pilotstudie mit qualitativem Studiendesign
konzipiert. Da das Thema Patientenedukation bei Querschnittlähmung wenig
untersucht ist, besteht kaum Wissen zu den Wirkungsweisen erfolgreicher
Patientenedukation sowie zum Edukationsbedarf. Das qualitative Design ermöglicht
21.-22.9.2015
relevante Interventionsbereiche und Merkmale erfolgreicher pflegerischer
Patientenedukation aus Sicht der Betroffenen zu identifizieren.
Teilnehmer / Datenerhebung: Um eine vertiefte Sicht auf den Beitrag der
pflegerischen Patientenedukation zu erhalten, wurden zehn querschnittgelähmte
Männer im Alter zwischen 19 bis 67 Jahren befragt. Lähmungsursache war bei allen
ein Unfall, die Aufenthaltsdauer lag zwischen 6 und 9.5 Monaten. Mit jedem
Studienteilnehmer wurden zwei semistrukturierte Interviews geführt: Kurz vor
Austritt aus der Klinik, welches auf die unmittelbaren Erfahrungen abzielt, und fünf
bis sechs Monate nach Austritt aus der Klinik mit dem Fokus auf das semantische
Wissen. Die Studie wurde sowohl von der zuständigen Ethikkommission so wie der
internen Clinical Trial Unit der Klinik bewilligt.
Datenanalyse: Die Daten wurden mit dem Verfahren der zusammenfassenden
Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Ergebnisse: Die Studie befindet sich in laufender Datenauswertung. Erste
Ergebnisse weisen darauf hin, dass praktische Anteile der pflegerischen
Patientenedukation wie beispielsweise das Üben von Transfers in verschiedenen
Situationen oder Städtetrainungs für Betroffene besonders relevant sind, um
Selbstkompetenzen zu entwickeln und zu stärken. Als wichtige Promotoren
kristallisieren sich das Vertrauen zu Pflegefachpersonen und dem interdisziplinären
Team, die Haltung der Pflegenden bezüglich Eigenverantwortung und die
Individualität im gesamten Lern- und Rehabilitationsprozess heraus. Gespräche mit
Bezugspflegenden und / oder Peers werden bei physischen oder psychischen
Anliegen als wertvolle Unterstützung wahrgenommen.
Schlussfolgerungen: Für eine nachhaltige Förderung und Entwicklung der
Selbstkompetenzen von Betroffenen sollten Pflegeedukationsprogramme Aspekte
der individuellen psychosozialen Situation und die Stärkung der
Eigenverantwortung integrieren. Hierfür benötigt es spezifische Kompetenzen auf
Seiten der Pflegenden wie auch eine kontinuierliche Weiterentwicklung der
Bezugspflege. Betreuungspersonen sollten bezüglich der Relevanz von Vertrauen
in der Beziehungsgestaltung und der Wahrnehmug und Wirkung der eigenen
Haltung sensibilisiert werden. Eine aktive Zusammenarbeit mit Peers als
wesentlicher Bestandteile einer erfolgreichen Patientenedukation sollte ggfs. auch
auf die poststationäre Zeit weiter ausgebaut werden.
eingereicht durch: Prof. Dr. Claudia Mischke; BFH Bern, Schweiz; E-Mail:
claudia.mischke(at)bfh.ch
Wachkraniotomie zur Tiefenhirnstimulation (THS) bei
Menschen mit neurologischen Bewegungsstörungen –
Erfahrung der Betroffenen
Molls, Sabine (1); Mischke, Claudia (2)
1: Inselspital, Schweiz; 2: BFH Bern, Schweiz
Die Wachkraniotomie ist ein sicheres neurochirurgisches Verfahren. Der Eingriff
ermöglicht die Überwachung der Sprachfähigkeit und Kognition bei
Hirntumorresektionen an eloquenten zur Vermeidung von Aphasien oder beim
Platzieren von Sonden zur THS bei neurologischen Bewegungsstörungen zur
Symptomreduktion. Patient(inn)en werden für die Wachkraniotomie mit einem
stereotaktischen Rahmen am Schädel fixiert und erleben den Eingriff mit. Studien
zeigen, dass Betroffene mit einem Hirntumor Angst und Schmerzen erlitten,
Komplikationen fürchteten und sich auf ihre Selbstkontrolle konzentrierten sowie die
Wachkraniotomie als wirksame Therapie sahen. Im Gegensatz existieren keine
Studien zur Wachkraniotomie aus der Perspektive von Menschen mit
neurologischen Bewegungsstörungen. Diese Patientengruppe unterscheidet sich
aber bezüglich des Krankheitsstadiums und der Vorbereitungszeit zum Eingriff von
Patient(inn)en mit einem Hirntumor.
Die vorliegende Studie exploriert die Erfahrung von Menschen mit neurologischen
Bewegungsstörungen bei einer Wachkraniotomie für die Sondenimplantation zur
THS. Die Ergebnisse sollen für die Verbesserung der Betreuung von Betroffenen
genutzt werden.
Zum Vorgehen wurde ein qualitativ-deskriptives Design gewählt. Eingeschlossen
wurden erwachsene Personen mit einer Wachkraniotomie vor 3 bis 8 Monaten auf
Grund einer neurologischen Bewegungsstörung und über ein gutes Verständnis der
deutschen Sprache verfügen. Ausschlusskriterien waren Spracheinschränkung oder
andere Indikationen zur Wachkraniotomie als eine neurologische
Bewegungsstörung. Die Datensammlung erfolgte mit semistrukturierten
Einzelinterviews. Die Transkripte wurden mittels einer Inhaltsanalyse nach Mayring
auf Basis der Ergebnisse der bestehenden qualitativen Studien von Betroffenen mit
einem Hirntumor deduktiv untersucht. Textpassagen, die nicht den vorläufigen
Kategorien zugeordnet werden konnten, wurden induktiv analysiert. Die Ergebnisse
wurden mittels Member Check validiert. Die kantonale Ethikkommission bewilligte
das Vorgehen.
4 Frauen und 5 Männer nahmen zwischen Oktober und Dezember 2014 an der
Studie teil. Sie waren durchschnittlich 64.2 Jahre alt und litten im Mittel 14 Jahren
an einer neurologischen Bewegungsstörung. Die Wachkraniotomie dauerte
durchschnittlich 7.3 Stunden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Teilnehmenden
aufgrund der eingeschränkten Lebensqualität und der Hoffnung auf
Symptomverbesserung für die Operation entschieden. Die präoperative Zeit ist
geprägt durch Ablenkung und Vorbereitung auf bzw. die Auseinandersetzung mit
den bevorstehenden Operationsabläufen. Insbesondere die Angst vor einem
möglichen intraoperativen Kontrollverlust aufgrund von Dyskinesien beschäftigte
sie. Intraoperativ konzentrierten sich die Teilnehmenden auf die Aufrechterhaltung
der Selbstkontrolle mit der Hilfe einer Bezugsperson. Die lange Operationsdauer
wurde als herausfordernd erlebt. Grundsätzlich empfanden die Betroffenen den
Eingriff sowie die Vertrauensbasis zum Behandlungsteam positiv und würden sich
wieder für den Eingriff entscheiden. Die deutliche Verbesserung der
Krankheitssymptome prägte die postoperative Phase.
Die Studie gibt erste Einblicke zur Erfahrung der Wachkraniotomie bei Menschen
mit Bewegungsstörungen. Auch wenn sich Gemeinsamkeiten zu Patient(inn)en mit
einem Hirntumor, die sich einer Wachkraniotomie unterzogen, zeigen, so wird auch
deutlich, dass operationsspezifische ebenso wie krankheits- und
symptomspezifische Aspekte zu unterschiedlichen Wahrnehmungen führen, wie die
Angst vor intraoperativen Dyskinesien, die Belastung der langen Operationsdauer
sowie die hilfreiche Unterstützung einer intraoperativ anwesenden Bezugsperson
und die Vertrauensbasis zum erweiterten Behandlungsteam. Diese Aspekte
müssen berücksichtigt werden. Es zeigt sich aber auch ein weiterer
Forschungsbedarf zur Bestätigung der Resultate sowie zu den Auswirkungen der
THS im postoperativen Alltag der Patient(inn)en.
30
Freie Vorträge
eingereicht durch: Sabine Molls; Inselspital, Schweiz; E-Mail:
sabine.molls(at)insel.ch
Pflegerische Perspektive bei ethischen Fragestellungen
Barandun Schäfer, Ursi; Ulrich, Anja; Meyer-Zehnder, Barbara; Frei,
Irena Anna
Universitätsspital Basel, Schweiz
Einleitung: Bei formalen ethischen Fallbesprechungen wie auch bei informellem
Austausch über ethische Fragen fällt auf, dass sich Pflegende engagiert an
Fragestellungen aus dem ärztlichen Verantwortungsbereich beteiligen, selten aber
Fragen oder Zweifel aus dem eigenen Verantwortungsbereich artikulieren. Um die
Gründe dafür besser verstehen zu können und Anregungen für die Förderung der
ethischen Reflexion zu Fragestellungen aus der Pflege zu erhalten, wurden ethisch
engagierte Fachpersonen aus dem Universitätsspital Basel befragt.
Die Fragestellungen lauteten: 1. Aus welchen Gründen beteiligen sich Pflegende
engagiert an ethischen Reflexionen zu Fragen des ärztlichen
Verantwortungsbereichs und bringen kaum Fragen aus dem pflegerischen
Verantwortungsbereich ein? 2. Wie lässt sich das ändern?
Methode: Qualitative Interviewstudie.
Datenerhebung, Datenanalyse: Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden
zwei Fokusgruppeninterviews mit insgesamt neun Pflegefachpersonen sowie vier
Einzelinterviews mit fünf Vertreterinnen und Vertretern anderer Berufe
(Psychologie, Seelsorge, Ethik und ärztlicher Dienst) geführt. Alle
Interviewpartnerinnen und -partner zeichnen sich durch lange Berufserfahrung
sowie besonderes Engagement, zusätzliche Weiterbildung und Erfahrung in
klinischer Ethik aus. Die Daten wurden transkribiert und nach der Methode der
Thematischen Analyse, einem flexiblen Analyseansatz nach Braun und Clarke
(2006, 2013) analysiert.
Resultate: Die Aussagen der Teilnehmenden lassen sich in zwei Themen einteilen:
a) „Relevanz ethischer Fragen im Pflegealltag“ und b) „Sensibilität für ethische
Fragen fördern“.
Zum ersten Thema gehören zahlreiche Aussagen zu Situationen, die Pflegende im
Alltag ethisch belasten. Sie lassen sich mit folgendem Zitat einer Teilnehmerin
zusammenfassen: „Wenn Pflege Leiden verschlimmert, statt lindert“. In den
Fokusgruppen wurde darüber gesprochen, dass Pflegende die eigene Arbeit
teilweise zu wenig wichtig nehmen, indem sie Fragen oder Zweifel niederschwellig
zwischen Tür und Angel und kaum an formalen Fallbesprechungen zur Diskussion
stellen. Bezüglich interprofessioneller Zusammenarbeit schilderten die
Teilnehmenden sehr unterschiedliche Erfahrungen. Manche beklagten die
Hierarchie, andere beschreiben eine Kultur guter Auseinandersetzung „auf
Augenhöhe“.
Beim zweiten Thema kommt zum Ausdruck, dass Pflegende bezüglich ethischer
Fragen sehr unterschiedlich auftreten. Ein Arzt betont:“ … bei Ärzten ist das nicht
anders“. Die Befragten sind überzeugt, dass man Pflegende befähigen kann,
ethische Fragen besser zu erkennen, zu formulieren, zu reflektieren und sicherer zu
werden in der ethischen Argumentation. Allerdings sind sie sich einig, dass es dafür
Bildung braucht und dass viel Übung die Entwicklung dieser Kompetenzen
unterstützt. Weiter machten die Teilnehmenden Anregungen, wie Führungs-,
Bildungs- und Pflegefachverantwortliche die ethische Reflexion zur Pflege fördern
können. Es gilt, das Interesse der Pflegenden daran zu wecken, die Patienten und
Patientinnen besser kennen zu lernen – auch als Grundlage dafür, bei
Therapieentscheiden partnerschaftlich mitzureden und Entscheidungen zur Pflege
professionell zu treffen.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Durch die Befragung lassen sich Themen,
Muster und Anregungen zur ethischen Reflexion erkennen. Unter anderem fällt auf,
dass sich Pflegende oft weniger daran stören, Pflegemassnahmen gegen
Widerstand durchzuführen, solange sie das Therapieziel für erreichbar halten.
Sowohl Patienten und Patientinnen wie auch Pflegende selbst profitieren davon,
wenn die ethische Dimension von Pflege mehr Beachtung gewinnt. Die wichtigste
Empfehlung lautet: machen wir die ethische Dimension von Pflege sichtbarer,
indem wir sie im Alltag thematisieren.
eingereicht durch: MNS Ursi Barandun Schäfer; Universitätsspital Basel, Schweiz;
E-Mail: ursi.barandunschaefer(at)usb.ch
Organspende: Belastung, ethisches Dilemma oder
schlicht Aufgabe der Pflege?
Brause, Michaela
Fachhochschule Bielefeld, Deutschland
Hintergrund und Fragestellung: Obwohl gespendete Organe bei den
Empfänger_innen letztendlich Leben retten, ist die eigentliche Organspende eine
schwierige und psychisch hochbelastende Situation. Für die Angehörigen geht es
eben nicht um die Rückkehr ins Leben, sondern um Sterben, Tod und Trauer.
Wenn kein Organspendeausweis vorliegt, müssen die Angehörigen in dieser
Situation entscheiden, ob die Organspende realisiert werden soll. Pflegekräfte
übernehmen bei der Organspende elementare Aufgaben in der Versorgung der
(potenziellen) Spender_innen. Manchmal sind sie die Ersten, die Anzeichen für den
Hirntod wahrnehmen, in ihren Händen liegt maßgeblich die für den Erfolg einer
Transplantation unabdingbare organprotektive Therapie und auch an der
Explantation sind Pflegekräfte beteiligt. Laut Gesetz müssen Pflegekräfte nicht an
den sog. Angehörigengesprächen nach §4 TPG beteiligt werden. Jedoch liegt auf
der Hand, dass die Kommunikation mit den Angehörigen nicht auf dieses eine
offizielle Gespräch begrenzt ist, sondern Angehörige vorher wie nachher
Gesprächsbedarf haben und Pflegekräfte hier ihre Ansprechpartner_innen sind.
Wie empfinden Pflegekräfte ihre Aufgaben bei der Organspende? Ist der
Organspendeprozess für sie mit besonderen Belastungen verbunden? Wenn ja,
was sind die Belastungsfaktoren?
Methode: Diesen Fragen wurde ausgehend von einer Literaturrecherche in
CINAHL zu Belastungen und Copingstrategien von Pflegekräften bei der
Organspende nachgegangen. Weiterhin wurde im Schneeballverfahren, in
deutschsprachigen Zeitschriften und im Internet nach relevanten Artikeln und
21.-22.9.2015
Studien recherchiert. In mehreren Ländern wurden quantitative Erhebungen zu
„Einstellung, Haltung und Wissen“ von Pflegekräften durchgeführt. Belastung und /
oder Stress wurden meist qualitativ erhoben. Die bislang analysierten empirischen
Studien (n=17) sind jedoch nicht unbedingt vergleichbar, da in verschiedenen
Ländern, Pflegekräfte unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Um auf diese
Heterogenität einzugehen wurden fünf Überblicksartikel, sechs explizit für die Praxis
geschriebene Artikel und zwei Informationsbroschüren für Gesundheitsfachberufe
zu Aufgaben und Rollen von Pflegekräften im Organspendeprozess aufgenommen.
Dieser Überblick hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und es werden sukzessive
neue Publikationen aufgenommen.
Ergebnisse: Das (teilweise angezweifelte) Hirntod-Kriterium, der Umgang mit
Angehörigen und die Situation im OP bei der Explantation werden als besonders
belastende Faktoren benannt. Der Hirntod ist für Angehörige oftmals nur schwierig
nachzuvollziehen. Pflegekräfte müssen den Angehörigen immer wieder die
Unumkehrbarkeit dieser Situation klar machen. Letzteres kann vor allem dann zu
einer hohen emotionalen Belastung führen, wenn die Pflegekraft selbst Zweifel am
Hirntod hat und sich für sich oder ihre Angehörigen gegen eine Spende
aussprechen würde. Aber selbst wenn Pflegekräfte der Organspende grundsätzlich
positiv gegenüber stehen, widersprechen die Rahmenbedingungen oft ihrem
professionellen Anspruch. So ist es auf Intensivstationen oft nicht möglich, den
Angehörigen einen angemessenen Abschied zu ermöglichen. Die eigentliche
Explantation wird zur Belastung, wenn Pflegekräfte das Gefühl bekommen, der / die
Spender_in wird nicht mit der angemessenen Würde behandelt.
Fazit und Ausblick: Es liegen Hinweise darauf vor, dass sich Wissen und
Sicherheit im Organspendeprozess nicht nur positiv auf die Belastungssituation von
Pflegekräften, sondern auch auf die Spenderzahlen auswirken. Der DBfK fordert
eine genuine Ausbildung für die Transplantationspflege und auch der Ethikrat weist
in seiner Stellungnahme zum Hirntod darauf hin, dass Pflegenden zukünftig vor
allem bei den Gesprächen mit den Angehörigen eine tragende Rolle zugesprochen
werden muss. Es ist an der Zeit, das Thema Organspende in der (akademischen)
Ausbildung von Pflegekräften curricular zu verorten und auch auf die Agenda der
deutschen Pflegeforschung zu setzen.
eingereicht durch: Prof. Dr. Michaela Brause; Fachhochschule Bielefeld,
Deutschland; E-Mail: michaela.brause(at)fh-bielefeld.de
Demenzgerechte Versorgung im Krankenhaus: ein
gesundheitsökonomisch evaluiertes Konzept
Siegle, Anja; Riedel, Annette; Wolke, Reinhold; Schmidt, Karin
Hochschule Esslingen, Fakultät Soziale Arbeit Gesundheit und Pflege,
Deutschland
Ausgangslage: Für kognitiv eingeschränkte Menschen stellt ein
Krankenhausaufenthalt oft eine Belastung dar (vgl. Kirchen-Peters 2008; KirchenPeters 2012). Sie sind sie häufiger von Wiedereinweisungen betroffen, weisen
erhöhte Mortalitäts- und Morbiditätsraten sowie durchschnittlich doppelt so lange
Liegezeiten auf, wie Patientinnen und Patienten ohne kognitive Einschränkung (vgl.
Kirchen-Peters 2008; Kleina, Wingenfeld 2007). Die demenzgerechte Versorgung
von Patientinnen und Patienten im Krankenhaus ist also ein komplexes und
anspruchsvolles Thema in der Pflegepraxis das innovative und evidenzbasierte
Pflegekonzepte braucht.
Ziel: Vor diesem Hintergrund entstand auf einer Alterstraumatologie ein Konzept
zur demenzgerechten Versorgung. Ziel dieses vorliegenden Projekts war es,
nachhaltig zu einer verbesserten Versorgung von kognitiv eingeschränkten älteren
Patientinnen und Patienten im Krankenhaus beizutragen, denn bisher stellt dieses
Patientenklientel eine besonders vulnerable Patientengruppe dar. Folgenden
Forschungsfragen standen im Mittelpunkt der Untersuchung:
•
•
Wie kann eine verbesserte Versorgung von kognitiv eingeschränkten
Patientinnen und Patienten im Krankenhaus konzeptualisiert und realisiert
werden?
Welche Folgen der Intervention lassen sich beobachten
(patientInnenbezogen, mitarbeiterInnenbezogen, ökonomisch) und
evaluieren?
Methode: Das Konzept zur demenzgerechten Versorgung wurde im bottom-up
Verfahren mit den Pflegenden der Alterstraumatologie auf der Basis der erfassten
Bedarfe entwickelt und implementiert. In einem Vorher-Nachher-Design wird dieses
auf Wirksamkeit und Kosten hin evaluiert.
Stichprobe: Zur Erhebung der Ausgangslage konnten Datensätze von 89
Patientinnen und Patienten einfließen, die in einem Screeningverfahren als kognitiv
eingeschränkte Personen auffielen oder bereits eine bestehende Demenzdiagnose
aufwiesen. In die Bestimmung der Situation nach Konzeptimplementierung fließen
Datensätze von etwa 60 Personen ein. Außerdem konnten auch organisatorische
Daten gewonnen und analysiert werden.
Datenerhebung: Auf Seiten der betroffenen Patientinnen und Patienten wurde
bzw. wird deren Grad an Selbstständigkeit (Barthel-Index), Wohlbefinden
(Wohlbefinden-Profil), gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ-5D) und
Schmerzen (NRS, BESD) bei Aufnahme und Entlassung untersucht,
organisatorisch werden beispielsweise Liegezeiten und Stellenschlüssel auf der
Alterstraumatologie ausgewertet.
Datenanalyse: Die Daten werden quantitativ mit SPSS ausgewertet und einer
Vorher-Nachher-Analyse, beispielsweise t-Test-Vergleich, unterzogen.
Ergebnisse: Die Datenerhebung zur Erfassung der Versorgungssituation nach
Konzeptimplementierung dauert noch bis 15. Februar 2015 an. Ende März ist die
Evaluation abgeschlossen und es können zur 3-Länder-Konferenz im Herbst
Aussagen zur Wirksamkeit und zu den Kosten des Konzepts getroffen und
dargestellt werden.
Schlussfolgerungen: Die Erarbeitung und Implementierung eines Konzepts zur
demenzgerechten Versorgung in der Pflegepraxis im Krankenhaus ist eine
komplexe Aufgabe, bei welcher die konkreten Bedingungen im Versorgungsalltag
eine große Rolle spielen. Es konnten hilfreiche Erkenntnisse und Ergebnisse
gewonnen werden, die auch anderen Kliniken dabei helfen, demenzgerechte
Versorgung zu realisieren und die Kosten einer Veränderung abzuschätzen.
eingereicht durch: Frau Anja Siegle; Hochschule Esslingen, Deutschland; E-Mail:
anja.siegle(at)hs-esslingen.de
31
Freie Vorträge
22.9. Oberer Konzilssaal
Pflegequalität und Dekubitus bei Kindern: Resultate der
ersten Schweizweiten Prävalenzmessung
Fumasoli, Anita (1); Richter, Dirk (1); Thomas, Karin (1); Schlüer, AnnaBarbara (2); Vangelooven, Christa (1)
1: Berner Fachhochschule, Schweiz; 2: Universitätskinderspital Zürich
Einleitung, Ausgangslage: Prävalenzmessungen ermöglichen Aussagen zur
Versorgungsqualität (Qualitätsmonitoring). Seit 2011 erheben die Schweizer
Akutspitäler, die dem nationalen Qualitätsvertrag beigetreten sind, systematisch
pflegesensitive Qualitätsindikatoren auf nationaler Ebene im Rahmen des
Messplans des „Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und
Kliniken“ (ANQ). Im Jahr 2013 wurden erstmals kinderspezifische Daten zum
Qualitätsindikator Dekubitus erhoben.
Fragestellung / Ziel: Übergeordnete Ziele der Prävalenzmessung bestanden in:
•
•
der Erhebung der nosokomialen Prävalenzraten von Dekubitus der Kategorie
1 – 4 und der Kategorie 2 – 4 bei Kindern
der Entwicklung und Durchführung einer risikoadjustierten Analyse des
Ergebnisindikators Dekubitus Kinder
Methoden, Design: Die Prävalenzmessung Dekubitus Kinder wurde anhand der
Methode “International Prevalence Measurement of Care Problems” (LPZ,
International) der Universität Maastricht, Niederlande, als Stichtagserhebung
durchgeführt.
Population, Stichprobe, Teilnehmer: Eingeschlossen waren alle Kinder und
Jugendlichen im Alter von 0 bis 16 Jahren, die am Erhebungstag in einer
spezialisierten Kinderklinik oder auf einer Kinderstation in einem Schweizer
Akutspital hospitalisiert waren. Ausgeschlossen waren gesunde Säuglinge der
Wochenbettstation sowie Kinder und Jugendliche, die im Notfallbereich, in
Tageskliniken, im ambulanten Bereich oder im Aufwachraum betreut wurden.
Datenerhebung / Suchstrategie: Im Auftrag von ANQ entwickelte die Berner
Fachhochschule in Zusammenarbeit mit Expertengruppen im Bereich Pädiatrie den
dreisprachigen Fragebogen Dekubitus Kinder. Dieser wurde gemäss gängiger
internationalen Verfahren übersetzt und kognitiv validiert. Zur Messung des
Dekubitusrisikos wurde im Fragebogen die Braden-Skala mit kinderspezifischen
Erklärungen angewendet und mit der Frage der subjektiven Risikoeinschätzung
ergänzt. Das LPZ-Erhebungsinstrument umfasste verschiedene Indikatoren, welche
auf Spital- und Abteilungsebene sowie bei den Patientinnen und Patienten selbst
erhoben wurden.
Datenanalyse: Die Daten wurden zunächst deskriptiv statistisch ausgewertet. Die
anschliessende Risikoadjustierung erfolgte mittels logistischer Regression. Für
jedes teilnehmende Spital wurde eine risikoadjustierte Prävalenzrate ermittelt und
diese Rate wurde in Funnel Plots (Trichtergrafiken) dargestellt, um die
Stichprobengrösse angemessen zu berücksichtigen. Die Funnel Plots bildeten das
95%-Konfidenzintervall sowie das 99.8%-Konfidenzintervall ab.
Ergebnisse, Resultate: Von den 872 Kindern und Jugendlichen, die in 35 Spitälern
hospitalisiert waren, haben 730 an der Messung teilgenommen (Teilnahmerate
83.7%). Das Durchschnittsalter der teilnehmenden Kinder betrug 4.3 Jahre
(Median:10.5 Monate). Die nosokomiale Prävalenzrate der Kategorie 1 – 4 betrug
15.1 %, bzw. 2.5 % für die Kategorie 2 – 4. Die häufigsten Lokalisationen waren der
Mittelfuss und die Nase, gefolgt von sonstigen Lokalisationen. Auf Intensivstationen
und neonatologischen Stationen waren die nosokomialen Prävalenzraten der
Kategorie 1 – 4 am höchsten. In der logistischen Regression erwiesen sich folgende
Variablen als signifikante Prädiktoren für nosokomialen Dekubitus der Kategorie 1 –
4: Das Alter unter einem Jahr, die Braden-Subskalen Mobilität und Reibe- und
Scherkräfte, verschiedene Krankheitsbilder, sowie die klinische subjektive
Risikoeinschätzung seitens der Pflegenden. Für die Kategorie 2 – 4 veränderte sich
die Risikostruktur insofern als die Verweildauer über 28 Tage, die klinische
Risikoeinschätzung, zerebrovaskuläre Ereignisse und operative Eingriffe als
signifikante Prädiktoren berechnet wurden. Beim Dekubitus der Kategorie 1 – 4
zeigte sich, dass zwei Spitäler hohe Prävalenzraten aufwiesen, die sich hoch
signifikant von allen anderen Spitälern unterschieden. Beim Dekubitus der
Kategorie 2 – 4 hingegen konnten keine signifikanten Abweichungen ermittelt
werden.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Die Ergebnisse der nationalen
Prävalenzmessung ermöglichen erstmals Aussagen auf nationaler Ebene zur
Pflegequalität des Indikators Dekubitus Kinder. Die erheblichen Unterschiede der
Prävalenzraten zwischen den Kategorien 1 – 4 und 2 – 4 sind vermutlich eher
methodisch als klinisch zu interpretieren. Die im Vergleich zu früheren Erhebungen
in der Deutschschweiz niedrigen nosokomialen Prävalenzraten lassen
möglicherweise auf einen Sensibilisierungseffekt schliessen. Dekubitus bei Kindern
bleibt ein wichtiges Thema in Bezug auf die Erkennung von Risikofaktoren und
bezüglich der auf Kinder angepassten Massnahmen zur Prävention und
Behandlung.
eingereicht durch: MNS Anita Fumasoli; Berner Fachhochschule, Schweiz; E-Mail:
anita.fumasoli(at)bfh.ch
Familien in belasteten Lebenslagen - welche subjektiven
Vorstellungen von Qualität leiten das Handeln von
Familienhebammen?
Wallmeyer-Andres, Petra (1); Makowsky, Katja (2)
1: Fachhochschule Bielefeld (InBVG), Deutschland; 2: Fachhochschule
Bielefeld
Ausgangslage: Familienhebammenarbeit unterstützt den Übergang zur
Elternschaft von psychosozial belasteten Familien im ersten Lebensjahr des Kindes
und stellt ein präventives, niederschwelliges Angebot dar. Die bundesweite
Evaluation von Modellprojekten in der Zeit von 2007 - 2010 u.a. hinsichtlich des
Einsatzes von Familienhebammen (BMFSFJ 2009) zeigt, dass sich der Einsatz von
Familienhebammen während der Schwangerschaft und frühen Kindheit positiv auf
die Gesundheit und Entwicklung des Kindes auswirken kann. Welche subjektiven
21.-22.9.2015
Vorstellungen von guter Qualität dabei das Handeln der Familienhebammen leiten,
ist bislang weitgehend unbekannt.
Fragestellung / Ziel: Das hier vorgestellte Forschungsvorhaben zielt darauf ab zu
erfassen, welche Strukturen (z.B. Rahmenbedingungen der eigenen Arbeit),
Prozesse (z.B. die Betreuung der Familien) und Ergebnisse (z.B. Erreichung von
Zielen mit den Familien) aus der Perspektive von Familienhebammen nützlich sind,
um die Gesundheit und Entwicklung in den Familien positiv zu beeinflussen. Auf
Basis der gewonnenen subjektiven Qualitätsvorstellungen sollen typische
Handlungsstrategien bzw. -abläufe aufgezeigt werden die Ansatzpunkte für eine
förderliche Gestaltung derartiger Unterstützungsangebote bieten können.
Methoden / Datenerhebung / Datenanalyse: Aufgrund des Erkenntnisinteresses
steht das Vorhaben in der Forschungslogik qualitativer Vorgehensweisen. Es
wurden insgesamt 12 episodische Expertinneninterviews mit Familienhebammen
geführt. Die Auswahl einzubeziehender Personen richtete sich nach theoretischen
Kriterien (Theoretical Sampling) unter Berücksichtigung regionaler Aspekte (NRW
und Nds.) sowie unterschiedlicher Strukturen der Verortung. Die Auswertung der
transkribierten Interviews erfolgt sowohl fallbezogen als auch fallübergreifend und
orientiert sich an den Empfehlungen von Witzel (2000) und Kelle und Kluge (2010).
Ergebnisse, Resultat: Insgesamt sehen Familienhebammen das System der
Jugendhilfe als eine gute (notwendige) Unterstützungsmöglichkeit für Familien und
Alleinerziehende in besonderen Lebenslagen. Die Tätigkeit der Familienhebammen
in zwei unterschiedlichen Systemen, dem der Jugendhilfe und dem
Gesundheitsbereich, lässt einen deutlichen Einfluss der Verortung der
Familienhebamme auf die Gestaltung der eigenen Handlungen beim Zugang
(Kontakt herstellen, Kontakt halten, Kontakt beenden) und beim Beziehungsaufbau
mit den Familien oder Frauen erkennen.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Die strukturelle Verortung der
Familienhebamme im System Früher Hilfen scheint ein wichtiges Kriterium für die
Tätigkeit der Familienhebammen zu sein. Perspektivisch ist näher zu analysieren,
welche Strukturkriterien darüber hinaus erfüllt sein müssen, damit
Familienhebammen ihre Prozesse hinsichtlich der erwarteten Ergebnisse qualitativ
hochwertig gestalten können. Die subjektive Perspektive ausgewählter
Familienhebammen gibt einen ersten Einblick in diesen Themenbereich. Sie kann
als Basis für weitere Forschung sowie die Ableitung erster Handlungsempfehlungen
zur Implementation von Familienhebammen in das System Früher Hilfen dienen.
eingereicht durch: Diplom Pflegewirtin Petra Wallmeyer-Andres; Fachhochschule
Bielefeld (InBVG), Deutschland; E-Mail: petra.wallmeyer-andres(at)fh-bielefeld.de
Akut respiratorisch erkrankte Kinder und ihre Familien auf
der Kinderintensivstation - Eine Ethnografie
Gießen-Scheidel, Martina (1); Hellmers, Claudia (2); Metzing, Sabine
(1)
1: Universität Witten / Herdecke, Fakultät Gesundheit, Department für
Pflegewissenschaft, Forschungskolleg "FamiLe", Deutschland; 2:
Hochschule Osnabrück, Fakultät für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften, Forschungskolleg "FamiLe"
Einleitung / Ausgangslage: Eine Literaturanalyse zeigt, dass die Intensivtherapie
von schwer erkrankten Kindern ohne die Familie kaum möglich ist. Hierbei leisten
die Familien einen großen Beitrag, um die akut kritische Situation gemeinsam mit
dem Kind zu bewältigen. Obwohl familienorientierte Angebote geschaffen werden,
müssen sich die Erkrankten und ihre Familien den Bedingungen der
Kinderintensivstation anpassen. Über diese Leistung der Kinder und ihrer Familien
und deren Erleben und Bewältigung ist nur wenig bekannt. Vor allem die
Perspektive der akut respiratorisch erkrankten Kinder und Adoleszenten ist kaum
untersucht.
Fragestellung / Ziel: Die zentrale Forschungsfrage dieser ethnografischen Studie
lautet: „Wie erleben und bewältigen akut respiratorisch erkrankte Kinder und
Adoleszenten und ihre Familien die Versorgung auf einer pädiatrischen
Intensivstation?“. Die Entwicklung eines familienorientiertes Konzeptes für diese
Intensivpatienten ist das Ziel dieser Promotionsarbeit.
Ethische Überlegungen: Für diese Untersuchung liegt das ethische Clearing der
Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. vor.
Methoden / Design / Sample: Das Projekt untersucht die sozialen Prozesse und
Handlungen innerhalb der Familie sowie deren Interaktionen mit den
professionellen Akteuren. Die Methoden orientieren sich am qualitativen
Forschungsdesign und der Methodologie der Grounded Theory. Teilnehmende
Beobachtungen auf Kinderintensivstationen und semistrukturierte Interviews
dienten der Datenerhebung. Acht Intensivpatienten und ihre Familien wurden in der
akuten Krankheitsphase auf Kinderintensivstationen beobachtet und interviewt.
Zusätzlich wurden retrospektiv zwei Familien zu ihrem Erleben während der
klinischen Intensivversorgung interviewt. Bis heute wurden 42 Personen in die
Studie eingeschlossen (Kinder n=10; Familienmitglieder n=18; Pflegende n=11;
Ärzte n=3). Es wurden 42 Interviews und 26 Beobachtungssequenzen mit einer
Zeitspanne von 36 Stunden durchgeführt.
Datenerhebung: Die Daten wurden über teilnehmende Beobachtungen während
der Interaktionen zwischen den Patientinnen / Patienten und ihren Familien sowie
den Teammitgliedern der Kinderintensivstationen erhoben und durch
semistrukturierte Interviews ergänzt. Die Datenerhebungen fanden auf drei
Kinderintensivstationen im Zeitraum von 06 / 2013 bis 01 / 2015 statt.
Datenanalyse: Die Analyse ist prozesshaft und folgt dem offenen, axialen und
selektiven Kodierverfahren. In der Forschungsgruppe werden die Daten mit der
Methode des „peer debriefing“ kontinuierlich und diskursiv analysiert und
interpretiert. Die Datenanalyse ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig
abgeschlossen, jedoch scheint die Datensättigung erreicht zu sein.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass „Angst haben“ ein spezifisches
Phänomen zu sein scheint. Die Kinder haben „Angst vor der Luftnot“. Trotz größter
Abhängigkeit sind sie selbstbestimmt und wirken persönlich bei der Umsetzung der
Therapie ein. Die Eltern haben existentielle „Angst um das Kind“. Sie stellen ihre
Bedürfnisse zurück und möchten die Gewissheit haben, dass ihr Kind die
bestmögliche Versorgung erhält. Das professionelle Team muss „mit der Angst
umgehen“, die die Kinder und ihre Familien individuell erleben. Eine
Herausforderung für die Pflegenden ist die Begleitung der Kinder, wenn diese
„Angst vor einer potentiellen Luftnot“ haben.
32
Freie Vorträge
Schlussfolgerung: Für das familienorientierte Konzept ist das Phänomen „Angst
haben“ relevant, da die Familienmitglieder ihre Ängste subjektiv erleben und diese
unterschiedlich bewältigen. Die Entwicklung des Konzeptes muss die Komplexität
des Erlebens der Betroffenen berücksichtigen, um nicht nur eine familienorientierte,
sondern auch eine individualisierte Versorgung der einzelnen Familienmitglieder auf
pädiatrischen Intensivstationen zu
eingereicht durch: Martina Gießen-Scheidel; Universität Witten/Herdecke, Fakultät
Gesundheit, Department für Pflegewissenschaft, Forschungskolleg "FamiLe",
Deutschland; E-Mail: martina(at)giessen-scheidel.de
Der Prozess der familiären Normalisierung bei einem
Cochlea-implantierten Kind in der Rehabilitation
Hauprich, Julia; Nagl-Cupal, Martin
Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Österreich
Ausgangslage: Das Cochlea-Implantat (CI) wird mittlerweile international als
Methode der Wahl zur Behandlung von Kindern mit einer Gehörlosigkeit eingesetzt.
Die daran anschließende Rehabilitation ist dabei ausschlaggebend für einen
Therapieerfolg. In Österreich erfolgt die Rehabilitation bundeslandspezifisch
ausschließlich ambulant. Damit kommt der Familie als primärer Austragungsort der
Rehabilitation eine zentrale Rolle innerhalb der Rehabilitation zu. Wie diese Rolle
von den Familien ausgelegt wird, ist bisher in der Forschung nur sehr wenig
abgebildet.
Fragestellung und Ziel: Unter der Fragestellung: Wie gestalten Familien ihren
Alltag bei einem Cochlea-implantierten Kind in der Rehabilitationsphase? besteht
das Ziel in der Schaffung eines tiefen Einblicks in den alltäglichen Umgang und
angewendeter Gestaltungsstile von Familien im Rahmen einer CI-Implantation.
Methodik: Es wurde sieben leitfadengestützte qualitative Familieninterviews in
Anlehnung an den Family Management Style Framework (FMSF) (Knafl, Deatrick,
& Havill, 2012) mit Familien mit einem Cochlea-implantierten Kind in
unterschiedlichen Bundesländern in Österreich durchgeführt. Die jeweilige
Familienzugehörigkeit wurde dabei in Anlehnung an die Ecomap bestimmt. Dadurch
konnten insgesamt 23 Personen befragt werden. Die Auswertung der Daten erfolgte
in Anlehnung an die Analysetechnik des ‚offenen Kodierens‘ der Grounded Theorie
(Strauss & Corbin, 2006).
Ergebnisse: Die Analyse des Datenmaterials zeigte einen phasenweisen Verlauf
der Alltagsgestaltung bei einem Cochlea-implantierten Kind auf. Familien
durchlaufen drei Phasen, in denen sie den Alltag der Familie immer vor dem
Hintergrund eines variierenden Normalitätsverständnisses gestalten.
Die erste Phase, die ‚konventionelle familiäre Normalisierung‘ kennzeichnet eine
angestrebte Adaptation des familiären Alltags an das gesellschaftlich
vorherrschende Verständnis von Normalität, in dessen Sichtweise
Hörschädigungen als Abweichung angesehen werden. Dementsprechend zielen
alltägliche Handlungsstrategien auf das Erreichen dieser Norm ab, und dominieren
dabei die familiäre Alltagsgestaltung. Zunehmend generieren Familien eine eigene
Sichtweise von Normalität und sehen in der zweiten Phase, der ‚unkonventionellen
familieninternen Normalisierung‘ die Situation des Kindes nicht mehr als
Abweichung von der Norm an. In dieser Phase kommt es unter anderem zu
Varietäten von Familienzugehörigkeiten und Wertvorstellungen. Im Unterschied zur
ersten Phase adaptiert hier die Familie die Umwelt an ihre Situation und das neue
Normalitätsverständnis. In der dritten Phase, der ‚gesellschaftlichen Normalisierung‘
sind Familienmitglieder bestrebt, das neu geschaffene Verständnis von Normalität
in die Gesellschaft zu tragen und das vorherrschende Bild zu modifizieren. Unter
der Perspektive „es ist wie eine Brille zu tragen“ wird das Phänomen in den
gesellschaftlichen Diskurs gebracht.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen: Mit der Schaffung eines neuen
Normalitätsverständnisses, nimmt die Therapiefokussierung des familiären Alltags
ab. Abhängig von den jeweiligen Versorgungsstrukturen finden sich innerhalb
dieser Phasen ebenfalls die in dem FMSF beschriebenen unterschiedlichen
familiären Gestaltungsstile bei Kindern mit einer chronischen Erkrankung. Je nach
Unterstützung von Seiten der Versorgungsstrukturen durchlaufen Familien die erste
Phase schneller oder langsamer. Mit dem Übergang in die zweite Phase zeigt sich
zudem ein Wechsel in den positiven Familiengestaltungsstil den ‚Thriving Family
Management Style‘ des FMSF. Schlussfolgernd bedarf es einer frühzeitigen
familienorientierten Unterstützung der Familien. Konzepte wie beispielsweise die
‚Family Health Nurse‘ könnten im Rahmen einer kontinuierlichen Betreuung,
Familien im Prozess der Normalisierung unterstützen und zu einem gelungenem
Gestaltungsstil beitragen.
eingereicht durch: Dipl. Pflegepädagogin (FH) Julia Hauprich; Insitut für
Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich; E-Mail:
julia.hauprich(at)univie.ac.at
22.9. Unterer Konzilssaal
Berühren in der Pflege – ein alltägliches Pflegephänomen
phänomenologisch betrachtet
Kamleitner, Doris; Mayer, Hanna
Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Österreich
Das Bedürfnis zu berühren und berührt zu werden ist von Geburt an gegeben. In
der Pflege erfolgt die Berührung meist im Zuge der Hilfestellungen bei den
Aktivitäten des täglichen Lebens. Für bewusste Berührung, losgelöst von
instrumentellen Handlungen scheint oftmals keine Zeit zu sein, obwohl die Literatur
zeigt, dass ein Mangel an Berührung zu Stress führen kann. Zudem scheint, dass
direkte Berührung durch hygienische Vorschriften (Tragen von Handschuhen) und
dem vermehrten Einsatz von Technologien abnimmt. In der Pflege haben
andererseits aber verschiedene Konzepte Einzug gefunden, die über bewussten,
direkten Körperkontakt arbeiten. Ein Beispiel dafür sind ätherische Streichungen,
die besonders bei Menschen, deren Gesundheitszustand palliativ und infaust ist,
eingesetzt werden. Über die Bedeutung der Berührung als körperlich-emotionales
Phänomen, gerade aus der Sichtweise dieser Menschen, aber auch aus der
Sichtweise der Pflegenden, ist wenig empirisches Material vorhanden.
21.-22.9.2015
Ziel dieser Arbeit ist es daher aufzuzeigen, was Berührung am Lebensende bei
Patientinnen und Patienten sowie Pflegepersonen auslöst und somit das häufig
vorkommende Phänomen der Berührung sowohl aus pflegerischer Sicht als auch
von der Sicht der Patientinnen und Patienten heraus verstehbar und theoretisch
beschreibbar zu machen.
Methode, TeilnehmerInnen und Datenerhebung: Zur Beantwortung der
Forschungsfragen wurden qualitative leitfadengestützte Interviews mit offenem
Charakter, einerseits mit Pflegepersonen, die palliative Patientinnen und Patienten
betreuen, andererseits mit Patientinnen und Patienten, deren Gesundheitszustand
palliativ und infaust ist, geführt. Die Interviews wurden mit Einverständnis der
Interviewteilnehmerinnen und Interviewteilnehmer auf Tonband aufgezeichnet und
anschließend transkribiert. Die Datenauswertung erfolgte nach einer Methode der
interpretativen Phänomenologie in Anlehnung an Moustakas (1994). Insgesamt
wurden zwölf Interviews mit Pflegepersonen und sieben Interviews mit Patientinnen
und Patienten an vier Institutionen in Österreich und Deutschland geführt.
Ergebnisse: Fünf Hauptthemen und fünf Unterthemen konnten identifiziert werden,
um das Phänomen der Berührung zu beschreiben. Es zeigt sich, dass das
Anfassen im Zuge pflegerischer Tätigkeiten sowohl für Patientinnen und Patienten,
als auch für Pflegepersonen als selbstverständlich gilt. Vom Anfassen zum
Berühren führt ein Weg, den sich die Patientinnen und Patienten sowie
Pflegepersonen gemeinsam erarbeiten. Dazu bedarf es bestimmter
Voraussetzungen. Die Berührung ist mehr als bloßes Anfassen und es wird
zwischen körperlichem und emotionalem berühren und berührt werden
unterschieden. Sowohl beim Anfassen, als auch beim Berühren gibt es für die
Pflegepersonen und Patientinnen sowie Patienten Grenzen, die es einzuhalten gilt.
Die Berührung kann auslösend für emotionale Gespräche sein. Sind die
Voraussetzungen für das Berühren und Berührt werden erfüllt, so kann ein
Wechselspiel zwischen berühren und berührt werden entstehen. Die Berührung
mittels ätherischen Ölen (ätherische Streichung) kann als Besonderheit angesehen
werden, wenn die Intention der Berührung jene des Vermittelns von Wohlbefinden
ist.
Schlussfolgerung: Die Anwendung der Methode der interpretativen
Phänomenologie in Anlehnung an Moustakas (1994) ermöglichte, das Phänomen
der Berührung basierend auf zwei Perspektiven zu beschreiben. Die
Unterscheidung zwischen Anfassen und Berühren und der Blick auf den Weg, der
dazu führt, ist eine zentrale Erkenntnis der Arbeit und beitragend für das vertiefte
Verstehen der Interaktion zwischen Patientinnen und Patienten sowie Pflegenden.
Auch die Unterscheidung zwischen körperlichem und emotionalem Berühren ist für
das Verständnis wesentlich. Die Vielschichtigkeit, in der sich das Phänomen gezeigt
hat, erfordert eine bewusste Auseinandersetzung und einen bewussten Umgang
der Pflegenden damit.
Schlüsselwörter: „Phänomenologie“, „Berührung“, „Anfassen“
eingereicht durch: BScN Doris Kamleitner; Universität Wien, Institut für
Pflegewissenschaft, Österreich; E-Mail: doris520(at)gmx.at
22.9. Speichersaal (2. OG)
Transdisziplinäre Professionalität in der spezialisierten
ambulanten Palliativversorgung (TP / SAPV)
Becker, Dorothée; Hein, Carolin; Schulze, Ulrike
Hessisches Institut für Pflegeforschung Hessip, Deutschland
Seit 2007 haben Menschen die an einer fortschreitenden und weit fortgeschrittenen
Erkrankung leiden, einen gesetzlichen Anspruch auf eine spezialisierte ambulante
Palliativversorgung (SAPV), auf der Grundlage des §37b SGBV. Die
Anspruchsvoraussetzungen erfordern ein komplexes Symptomgeschehen sowie
einen besonderen Bedarf an aufwändiger Versorgung. Um die hierfür benötigte
Versorgungskontinuität zu gewährleisten, sind multiprofessionelle ambulante
Palliativ Care Teams entstanden. Neben der Betreuung unheilbar kranker
Menschen kommt die Begleitung, Befähigung und Anleitung Angehöriger eine
besondere Bedeutung zu. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Transdisziplinäre
Professionalität im Bereich spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ (TP /
SAPV) sollen Bedarf sowie Bedürfnisse sterbender Menschen und ihrer
Angehörigen ermittelt werden und welche Bedarfe professionell Tätige in der SAPV
äußern, um zum einen den gesetzlichen Vorgaben und zum anderen den
Wünschen der Betroffenen gerecht zu werden.
In der ersten Feldphase wurden SAPV-Teams teilnehmend beobachtet und
begleitet. Ergänzend dazu wurden in einer zweiten Feldphase 25 ero-epische
Gespräche (Girtler, 2001) mit haupt- und ehrenamtlichen professionell Tätigen,
sterbenden Menschen sowie mit ihren An- und Zugehörigen geführt. Die
Auswertung und Analyse dieser qualitativen Erhebung erfolgte mithilfe bereits
identifizierter Codes (vgl. Schneider, Student 2004, Wasner 2009).
Sowohl die bisher ausgewerteten Daten als auch Rechercheergebnisse zu bereits
vorhandener Literatur existierender Studien, wurden als Grundlage für die
Erstellung eines quantitativen Befragungsinstrumentes genutzt. Es wurde eine
bundesweite Online-Umfrage mit professionell Tätigen aus SAPV-Teams
durchgeführt, um Daten zur Erfassung von Bedürfnissen im Rahmen der SAPV zu
erheben.
Im weiteren Verlauf wurde eine formative Evaluation anhand von ausgewählten
Fokusgruppen durchgeführt. Vertreter_innen aus unterschiedlichen
Versorgungsstrukturen palliativer Settings sowie unterschiedliche
Kooperationspartner werden hierbei vernetzt bzw. eine Plattformmöglichkeit
gegeben. Hierbei geht es bei der formativen Evaluation um den dazugehörigen
Prozess, „weil sie für Lernprozesse der Implementation, für Akzeptanzgewinnung
und die Analyse von Fehlschlägen und Widerstand wichtige Hinweise zur
Beurteilung, aber auch zu Weiterentwicklung des untersuchten Maßnahmen liefert“
(Kardoff 2013, S. 245).
In der palliativen Versorgung sind die Bedürfnisse der Kranken bestimmend für die
erforderlichen Maßnahmen. Dies erfordert mehr als die einfachen Bedürfnisse und
Wünsche von sterbenden Menschen umzusetzen. Die Befragungen mit den
sterbenden Menschen und professionell Tätigen aus den SAPV-Teams stellen eine
inhaltliche Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Gruppen und deren
Angaben dar. Welche ethischen Handlungsaspekte ergeben sich aus den Bedarfen
und Bedürfnissen sterbender Menschen im häuslichen Umfeld und welche Bedarfe
33
Freie Vorträge
äußern professionell Tätige um den ethischen Anforderungen gerecht werden zu
können.
Teilergebnisse waren zum Beispiel, dass Rückzugsorte am Arbeitsplatz und
regelmäßige Einzelsupervisionen nur im geringen Maße vorhanden zu sein
scheinen. Entwicklungsbedarf sehen professionell Handelnde daher vor allem im
Arbeitsbereich des Wohlbefindens und in der psychosozialen Betreuung.
Transdisziplinarität in der SAPV erfordert nicht nur neue Erkenntnisse palliativer
Praxis, sondern auch eine diskursive Rückbindung an alltägliches palliatives
Handeln.
eingereicht durch: MAS Dorothée Becker; Hessisches Institut für Pflegeforschung
Hessip, Deutschland; E-Mail: becker.dorothee(at)hessip.de
Ambulante Pflege und Sturz: Was ist der
Handlungsbedarf?
Schwarze, Thomas (1); Ziegler, Anna (2); Muff, Marius (3); Hahn,
Sabine (1)
1: Berner Fachhochschule, Schweiz; 2: Hirslanden Bern; 3: Spitex Bern
Ausgangslage: Stürze sind auch in der ambulanten Pflege ein nicht selten
gesehenes Phänomen, welche die Pflege- und Lebensqualität der Menschen
beeinträchtigen. Eine städtische Spitex hatte sich zum Ziel gesetzt ihre Prozesse
und Interventionen zu überprüfen und die Qualität der Pflege dieser Zielgruppe
fortlaufend zu steigern.
Ziel / Fragestellungen: Ziel des Projektes war ein vertiefter Einblick in die
Prozesse der Spitex um zu eruieren, wie die Qualität der Pflege von Personen
dieser Zielgruppe erhöht werden kann. Fragestellungen waren: Welche validen
Assessmentinstrumente und pflegerische Interventionen sind für das ambulante
Setting vorhanden und werden benützt? Welche Qualitätsmerkmale können zu
einer Reduktion von Sturzereignissen führen?
Methodik: Das Projekt bediente sich eines qualitativen Forschungsansatzes. Nach
einer umfassenden Literaturrecherche zu Assessments, Interventionen, Struktur-,
Prozess und Ergebnismerkmalen Sturz erfolgten drei Einzel- und ein
Fokusgruppeninterview mit Mitarbeitenden der Spitex. Die Ergebnisse der
Literaturrecherche und der Interviews wurden bezogen auf Struktur-, Prozess- und
Ergebnisebene synthetisiert.
Suchstrategie: Die Literaturrecherche beinhaltete die Suche nach Guidelines,
Metaanalysen, Synthesen sowie Einzelstudien in verschiedenen Datenbanken.
Datenbanken von Gesundheitsorganisationen (z.B. WHO) und
Guidelinedatenbanken (z.B. NICE) wurden ebenfalls durchsucht.
Interviewteilnehmende: Die drei Einzelinterviews wurden mit erfahrenen Personen
(zwei Frauen, ein Mann) durchgeführt, die Aufgaben in der Qualitätsentwicklung der
Spitex innehaben. Das Fokusgruppeninterview wurde mit sechs Frauen und zwei
Männern durchgeführt. Das Durchschnittsalter betrug 48 Jahre (Range 38 bis 60).
Die Teilnehmenden hatten verschiedenste Funktionen inne: Betriebsleitung, Leiter
Ausbildung, diplomierte Pflegepersonal. Die durchschnittliche Arbeitserfahrung in
der Spitex betrug 12 Jahre (Range 5-20).
Datenanalyse: Die Interviews wurden mittels einer adaptierten
zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Die einzelnen
Aussagen wurden zusammengefasst und generalisiert. Es erfolgte eine
Kategorienbildung. Die Resultate wurden den Teilnehmenden zur Überprüfung
geschickt und von ihnen als schlüssig bewertet.
Ergebnisse: Literatur: In der Schweiz beträgt die Einjahressturzrate bei zu Hause
lebenden Betagten 25%. Ein Assessment für die Sturzerfassung sollte bei schon
gestürzten Menschen oder bei Auffälligkeiten im Gang / Balance angewendet
werden. Die Assessments sollten multifaktoriell durch Fachpersonen durchgeführt
werden.
Interviews: Die Mitarbeitenden haben zum Thema Sturz ein zum Teil profundes
Erfahrungs- und Fachwissen. Die Dokumentation von Stürzen scheint sehr
heterogen, dies obwohl im RAI Home Care Instrumente zur Erfassung des Sturz
und der Sturzrisikofaktoren zur Verfügung stehen. Das Wissen um Interventionen
ist unterschiedlich ausgeprägt. Bedarf scheint bei der Klärung der
Auftragsübernahme, der Absprache der beteiligten Personen und bei der
Erkennung von Alarmzeichen vorhanden zu sein.
Empfehlungen: Die verschiedenen internen Datenerfassungssysteme inklusive der
händischen Dokumentation sollten zusammengelegt und ein Qualitätscontrollings
eingeführt werden. Die jährliche Beschreibung der Klientel unter verschiedenen
Gesichtspunkten (z.B. Häufigkeit durchgeführter Interventionen.) ist sinnvoll. Es
sollte auf ein spezifisches Screeninginstrument ausgewichen werden, da die
Überprüfung über RAI Home Care Fragen bezüglich adäquater Erkennung aufwirft.
Das Erarbeiten von Richtlinien und Standards für ein einheitliches Arbeiten wird
empfohlen. Die Analyse der Sturzprotokolle sollte systematisiert und die Medikation
der Klientel bei vermuteter Sturzgefahr vermehrt kritisch beurteilt werden. Der
Einbezug von Angehörigen ist zu intensivieren.
eingereicht durch: MNS Thomas Schwarze; Berner Fachhochschule, Schweiz; EMail: thomas.schwarze(at)bfh.ch
Evidenzbasierte Beratung zur Unterstützung einer
selbstständigen Lebensführung im Alter
Them, Christa; Institut für Pflegewissenschaft, UMIT, Hall i. Tirol,
Austria
Einleitung: In Österreich existiert aktuell keine ausreichende Datenlage zur
selbstständigen Lebensführung von zu Hause lebenden 70+ jährigen Menschen.
Diese stellt Voraussetzung dafür dar, einen entsprechenden Beratungsbedarf zur
Unterstützung eines selbstständigen Lebens ableiten zu können.
Ziel: Im Rahmen von präventiven Seniorenberatungen durch diplomierte
Pflegepersonen wurden Problembereiche und Ressourcen, die subjektive
funktionale Gesundheit von 70+ jährigen zu Hause lebenden Menschen betreffend,
erfasst und abgeleitet davon, individuelle Beratungen und Informationen zur
Förderung einer selbständigen Lebensführung durchgeführt.
21.-22.9.2015
Methode: Mittels multidimensionalem Assessment wurde die subjektive funktionale
Gesundheit bzw. Selbständigkeit von 345 70+ jährigen zu Hause lebenden
Menschen unter Einbeziehung aller gem. ICF-Klassifikation (WHO 2001) fünf
beeinflussender Gesundheitskomponeten erfasst. Im Anschluss an das pflegerische
Assessment erfolgten ausgehend von individuell erkannten Problembereichen und
Ressourcen standardisierte Beratungen zu gesundheitlich-pflegerischen, sozialinstitutionellen bzw. finanziell-rechtlichen Inhalten.
Ergebnisse: In Summe wurden bei 345 zu Hause lebenden Menschen mit einem
Durchschnittsalter von 83,5 Jahren 1426 Beratungen zu gesundheitlich
pflegerischen Themen sowie zu finanziell-rechtlichen und sozial-institutionellen
Themen durchgeführt. Es wurden fünf Risikogruppen identifiziert: 80+ Jährige, nicht
alleine Lebende, Sturzgefährdete, Personen mit hohem Unterstützungs- und
Betreuungsbedarf sowie Personen mit Einschränkungen in der
Selbstpflegekompetenz. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen
oben genannten Risikogruppen und durchgeführten Beratungen zu folgenden
Themen: Angebote sozialer Dienste der Gemeinde/Stadt, gezielte Bewegung und
Mobilitätsverbesserung, Hilfsmittelbeschaffung/-gebrauch, Medikamenteneinnahme,
ärztliche Abklärung, sicheres Wohnen, Essen und Trinken sowie
Symptomanzeichen.
Diskussion: Bei vier identifizierten Risikogruppen zu Hause lebender älterer
Menschen handelt es sich gemäß aktueller Literatur um vulnerable Gruppen, die in
ihrer selbständigen Lebensführung als gefährdet einzustufen sind. Entgegen der
aktuellen Literatur findet die Gruppe der alleine Lebenden keine Bestätigung als
vulnerable Gruppe, sondern die Gruppe der nicht alleine Lebenden. Es kann
demnach davon ausgegangen werden, dass diese in der Bewältigung ihres Alltags
von den Angehörigen große Unterstützung erfahren und die Verantwortung zur
selbständigen Lebensführung vielfach bei den Angehörigen liegt. Beratungen in
diesem Kontext könnten zu einer Entlastung der Pflegesituation aus Sicht der
Angehörigen und Betroffenen führen.
Schlüsselwörter: Präventive Seniorenberatung, pflegerisches Assessment,
Beratung, zu Hause lebende ältere Menschen, pflegende Angehörige
eingereicht durch: Univ.-Prof. Dr. Christa Them; Institut für Pflegewissenschaft der
UMIT, Austria; E-Mail: christa.them(at)umit.at
Ethische Perspektiven zur Würde und Demütigung des
professionellen Pflegepersonals im ambulanten
Arbeitsbereich
Adam-Paffrath, Renate
PTHV Pflegewissenschaftliche Fakultät, Deutschland
Einleitung: Die Achtung der Würde von vulnerablen Personen in der ambulanten
Pflege stellt einen besonderen Anspruch an die professionell Pflegenden. Eine
würdevolle Pflege zu Hause anbieten zu können ist ein wesentlicher moralischer
Orientierungsmaßstab an das berufliche Handeln der professionellen Pflege im
ambulanten Arbeitsbereich. Eine solche Pflege ereignet sich nicht von selbst,
sondern sie ist das Ergebnis einer verantwortungsvollen Tätigkeit von professionell
pflegenden Personen. In dieser qualitativen Studie wird die Würde der professionell
Pflegenden im ambulanten Arbeitsbereich in den Blick genommen. Die Frage nach
der Würde von Akteuren ist eng an die Wechselwirkungen zwischen pflegerisch
professionellen Selbstverständnis und den strukturellen Rahmenbedingungen
gebunden. (Hodson 2001, Lay 2004, Höffe 2008, Margalit 2012).
Ziele und Fragestellungen der Untersuchung: Die Erforschung der Würde von
professionell Pflegenden im ambulanten Arbeitsbereich wurde in Deutschland
bisher nicht durchgeführt. Das Ziel der Untersuchung wie sich das Empfinden von
Würde des professionellen Pflegepersonals im ambulanten Arbeitsplatz zeigt. Es
wurden hierzu zwei zentrale Fragestellungen entwickelt:
1.
2.
Wie empfinden professionell Pflegende ihre Würde in Bezug auf ihre
Tätigkeit im ambulanten Arbeitsbereich?
In welcher Hinsicht sehen die professionell Pflegenden ihre Würde
beeinflusst?
Design und Methoden: Es wurde für diese Untersuchung ein qualitatives
Forschungsdesign ausgewählt. Die Studie teilt sich in sieben Phasen, die der
Konzeption, der ersten Überblicksrecherche, einer zweiten Literaturrecherche,
Datenerhebung und Auswertung, abschließende Literaturrecherche, Schreib- und
Validationsphase.
Die Form der Literaturrecherche stützt sich auf prozesshafte Schritte, die sich im
Verlauf des Forschungsprozesses wiederholen (Bothe, 2001). In der
Überblicksrecherche wurde deutlich, dass es viele Untersuchungen und
Entwicklung von Konzepten zum Schutz der Würde von Menschen in existentiellen
Lebenskrisen gibt (Chochinov et.al, 2011, Jacelon 2009). Die Suchstrategien der
zweiten vertieften Recherche bezogen sich z.B. auf Dignity, Working Conditions,
Professionals and Home Care. In dieser datenbankgestützten Recherche (CINAHL,
Pubmed, Psyndex, WISO) wurden außerdem Studien zur Würde in der Arbeitswelt
gefunden.
Methoden: Im Rahmen der Grounded Theory Methodologie (GTM) wurde für die
Interviewdaten ein neueres Analyseverfahren angewendet. Die belgische
Forschergruppe unter der Leitung von Bernadette Dierckxs de Casterle und Chris
Gastmans von der Universität Leuven entwickelten aus ihren Erfahrungen mit
qualitativen Studien im palliativen Pflegebereich den Qualitative Analysis Guide of
Leuven (abgekürzt QUAGOL). Bei diesem zehnstufigen Verfahren werden
bewusste zeitliche Verzögerungen eingesetzt um die „Fakten“ hinter den
Geschichten zu erfassen. Ein weiterer Analyseschritt innerhalb von QUAGOL ist die
Entwicklung eines Conceptual Interview Schemes (abgekürzt CIS). Daraus entsteht
eine persönliche Visitenkarte von jedem Interviewpartner (Casterle et al. 2011).
Im Verlauf von Gruppenvalidationen des Interviewmaterials wurde auf Empfehlung
der Wissenschaftler noch eine Gruppendiskussion an die Interviews
angeschlossen. Die Auswertung der Gruppendiskussion erfolgte mittels der
formulierenden Interpretation und die Entwicklung von kollektiven
Orientierungsmustern nach Bohnsack et al. (2006, 2011). Alle Analyseergebnisse
wurden von Interviewteilnehmern kommunikativ in Anlehnung an die Vorgaben von
LoBiondo-Wood und Haber (2005) validiert.
Stichprobe: Die zwölf Interviews wurde nach den Prinzipien des Theoretical
Samplings durchgeführt. Dabei wurden 4 männliche und 8 weibliche professionelle
Pflegepersonen mit mindestens fünfzehn Jahren Berufserfahrung im ambulanten
Arbeitsbereich interviewt. Alle Interviewpartner hatten entweder die Ausbildung zur
34
Freie Vorträge
21.-22.9.2015
Kranken- oder Altenpflege absolviert. Im weiteren Verlauf der beruflichen Karriere
hatten vier Personen ein Studium im Pflegemanagement sowie zwei Personen die
Weiterbildung zur Pflegedienstleitung vorzuweisen. Alle interviewten
Pflegepersonen waren zum Zeitpunkt der Interviews noch aktiv bei den Patienten in
der ambulanten Pflege tätig. Die vier Teilnehmer der Gruppendiskussion waren
heterogen besetzt. Es waren ein Berufspolitiker, ein Soziologe sowie zwei
professionelle Pflegepersonen.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen die in Deutschland fehlende ethische
Debatte über würdevolle Rahmenbedingungen im ambulanten Arbeitsbereich. Das
Modell der Trias der Demütigung beschreibt das Wirkgefüge von strukturbedingten
Würdeverletzungen auf, die eine würdevolle Pflege behindern. Studien in anderen
Settings wären notwendig. Es sollten protektive Faktoren zum Schutz der Würde
von Akteuren entwickelt werden, z.B. der Schutz der Berufsautonomie per Gesetz."
Alle Teilnehmer in dieser Untersuchung wurden nach den ethischen Vorgaben der
Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaften aufgeklärt.
eingereicht durch: Dr. Renate Adam-Paffrath, PTHV Pflegewissenschaftliche
Fakultät, Deutschland; E-Mail: adam.paffrath(at)gmx.de
Ergebnisse: Es wurden insgesamt neun Kategorien sowie drei kollektive
Orientierungsmuster (Berufspraxis, Gesellschaft und Politik, Berufspolitik) aus den
Daten generiert. Die Frage nach dem Empfinden von Würde im Arbeitsalltag des
Pflegepersonals wurde eher in Momenten der Verletzung oder des Verlustes der
Würde deutlich. In den Kategorien Autonomiebeschränkungen,
Missmanagement/Missbrauch, Demütigung sowie mangelnde Partizipation und
Involvement werden diese Würdeverluste sichtbar. Die Entwicklung der
Kernkategorie „Am Ende der Reihe stehen“ zeigt die Position, so wie die
professionell Pflegenden ihren ambulanten Arbeitsplatz innerhalb des
Gesundheitswesens, wahrnehmen. In einer vertieften Gesamtschau auf die
Kategorien wurden pflegerelevante ethische Dimensionen sichtbar, aus denen das
Modell der Trias der Demütigung entwickelt wurde.
35
Posterbeiträge
Poster 1 - “Live a life, not only survive”. Patients´
experience of integrating chronic pain after a
multimodal rehabilitation programme
Hållstam, Andrea (1); Löfgren, Monika (2); Stålnacke, Britt-Marie
(3); Svensén, Christer (4)
1: Karolinska Institutet, Department of Clinical Science and
Education, Södersjukhuset, Sweden; 2: Karolinska Institutet,
Department of Clinical Sciences, Danderyd Hospital; 3: Umeå
University Department of Community Medicine and Rehabilitation;
4: Karolinska Institutet Department of Clinical Science and
Education Södersjukhuset
Background: Despite the fact, that chronic pain is a major problem that is
treated with diverse interventions and in different healthcare facilities,
treatment and rehabilitation of patients with chronic pain is challenging. Few
studies have investigated patients` experiences of rehabilitation at pain clinics.
Aim: To explore how patients experience quality of life, activity and
participation one year after rehabilitation at a pain clinic, and what importance
this rehabilitation program had for managing concurrent daily life.
Method: Qualitative content analysis was used to analyze the transcribed,
semi-structured interviews including 14 participants (13 female and one male,
age 23-77 years). These were patients with disabling pain that underwent one
year earlier an individually adapted rehabilitation program including
pharmacological treatments, educational and physical training for chronic pain
at a pain clinic.
Results: The participants described how their situation transformed from “A
life ruled by pain” to “Live a life, not only survive”. The change emerged with a
rehabilitation program when the participants became aware of their own
strength and responsibility labeled as “The penny has dropped”. The important
factors for the process were found in the individual self, treatments and
significant others.
Conclusions: Individuals with chronic pain could integrate their illness and
create a better life when they got aware of their own strength and
responsibility, got support of significant others and took part in a rehabilitation
program that included helpful treatments and an empowering encounter by
health care professionals. The findings correspond to the theory of integration
of chronic disease and the theory of the importance of quality in encounters by
health care professionals with patients in chronic pain.
eingereicht durch: MSN PhD-student Andrea Hållstam; Karolinska Institutet,
Department of Clinical Science and Education, Södersjukhuset, Sweden; EMail: andrea.hallstam(at)ki.se
Poster 2 - Das aktive Angehörigentelefonat auf der
Intensivstation
Maier, Jürgen
UniversititätsSpital Zürich, Schweiz
Hintergrund: Angehörige von Intensivpatienten haben ein sehr grosses
Bedürfnis nach strukturierten, verständlichen Information über den dessen
Zustand. Dies vermindert nicht nur Stress und Angst es schafft auch
Vertrauen zum Personal. Nebst Besuchen schlägt sich dieses Bedürfnis in
zahlreichen Anrufen auf der Intensivstation nieder. Da die Anrufe ungeplant
eingehen, sind die Informationen oft unzureichend. Zudem stellen Anrufe
einen enormen Störfaktor für Pflegende dar, da sie erheblich an ihren
Kernaufgaben gehindert werden. Pflegende müssen ihre Arbeit unterbrechen
und sind nicht auf das Telefonat vorbereitet. In vielen Fällen ist auch der
Anrufer nicht bekannt.
Fragestellung: Wie lässt sich die Anzahl eingehender Telefonate durch
Angehörige reduzieren und gleichzeitig die Qualität der Informationen an sie
steigern?
Beschreibung des Vorgehens: Beim Erstkontakt mit Angehörigen von
Intensivpatienten wird ihnen das „aktive Angehörigentelefonat“ erläutert.
Zusammen wird besprochen, wer von den Angehörigen zu welchem Zeitpunkt
das tägliche Telefongespräch entgegennimmt. Diese Person wird instruiert,
dass sie nach dem Anruf die Informationen an die anderen Angehörigen
weitergibt, was die Reduktion eingehender Telefonate bewirken soll.
Angehörige werden schriftlich und mündlich aufgeklärt, welche Informationen
sie täglich erhalten: neurologisches Zustandsbild, Veränderungen zum Vortag,
Schlafqualität in der Nacht, geplante Untersuchungen und davon abhängig der
günstigste Zeitpunkt für Besuche. Zusätzlich wird im Zuge dieses Telefonates
der Bedarf eines Arztgespräches ermittelt und geplant. Wichtig dabei ist eine
verständliche Sprache ohne medizinische Fachausdrücke. Dieses proaktive
und strukturierte Gespräch soll die Informationsqualität auf einem konstanten
Level sicherstellen und dadurch Vertrauen aufbauen. Die Planbarkeit der
Anrufe erhöht die Informationsqualität, da Pflegende sich gezielt darauf
vorbereiten können und nicht in ihrer Arbeit unterbrochen werden.
Beteiligte und Adressaten: Beteiligte sind Pflegende der Neurochirurgischen
Intensivstation am USZ, die zunächst die Angehörigen über die Intervention
aufklären und später das Telefonate durchführen. Der ärztliche Dienst ist
durch die elektronische Dokumentation über den Zeitpunkt des Telefonates
informiert. Adressaten sind zunächst alle anwesenden Angehörigen des
Patienten und später die Bezugsperson, die angerufen wird.
Art der Datensammlung: Die Zahl der eingehenden Telefonate pro Tag und
Patient wurden vorher und nachher erhoben. Zusätzlich fand eine Evaluation
mit Fragebogen an Angehörige und Pflegende statt.
Datenbeurteilung: Die Zahl der eingehenden Telefonate pro Tag und Patient
konnte von 4,23 auf 1,35 reduziert werden. Angehörige fühlten sich durch das
tägliche Telefonat gut bis sehr gut informiert und konnten schnell Vertrauen zu
den Pflegenden aufbauen. Diesen fällt es leicht, aktiv strukturierte
20.-22.9.2015
Informationen abzugeben. Sie fühlten sich subjektiv weniger durch
eingehende Telefonate gestört.
Diskussion: Die Intervention eignet sich hervorragend, die Qualität der
Informationen an Angehörige zu steigern und gleichzeitig Störungen durch
eingehende Telefonate auf der Intensivstation zu reduzieren. Die Intervention
wurde deshalb implementiert und auf fünf anderen Intensivstationen im USZ
eingeführt. Hierbei kam es zu wenig Widerstand in den Teams. Dies lässt sich
sicherlich auf die positiven Auswirkungen sowohl auf die Angehörigen als
auch auf die Pflegenden zurückführen und trägt mit grosser
Wahrscheinlichkeit auch zu einer nachhaltigen Wirkung bei.
Schlussfolgerungen / Empfehlungen: Im Rahmen einer ganzheitlichen
Pflege kann das aktive Angehörigentelefonat einen Beitrag zum direkten
Einbezug der Familien leisten. Es empfiehlt sich für alle Bereiche, in denen
sich Patienten nicht direkt mit ihren Angehörigen in Verbindung setzen
können. Eine Ausweitung dieser Intervention im USZ auf
Überwachungsstationen und spezifische Bettenstationen ist deshalb
vorgesehen.
eingereicht durch: Jürgen Maier; UniverstitätsSpital Zürich, Schweiz; E-Mail:
juergen.maier(at)usz.ch
Poster 3 - Unerfüllte Unterstützungsbedürfnisse von
tagesklinisch und stationär behandelten
onkologischen PatientInnen
Matzka, Martin (1); Koller, Martina (1); Köck-Hódi, Sabine (1);
Schneeweiss, Sonja (2); Raphaelis, Silvia (1); Mayer, Hanna (1)
1: Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich; 2:
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien - Medizinischer
Universitätscampus
Einleitung: Unerfüllte Unterstützungsbedürfnisse haben maßgeblichen
Einfluss auf das Wohlbefinden von PatientInnen und finden in der
onkologischen Forschung zunehmend Beachtung, wobei stark ausgeprägte
Bedürfnisse in Bereichen wie der Informationsvermittlung, der
Alltagsaktivitäten und psychosozialer Problemstellungen festgestellt werden.
Die Effektivität von bisher getesteten Interventionen zur Erfüllung dieser
Bedürfnisse ist jedoch als mangelhaft zu beurteilen [1]. Daher erscheint es
notwendig Einflussfaktoren und Prädiktoren von Unterstützungsbedürfnissen
zu identifizieren, welche in der zukünftigen Interventionsentwicklung
berücksichtigt werden können.
Fragestellung / Ziel: Ziel dieser Studie ist die Identifikation der
Unterstützungsbedürfnisse von PatientInnen während einer onkologischen
Therapie, sowie von diesbezüglichen (auch psychosozialen) Einflussfaktoren.
Die zentralen Fragestellungen lauten demnach: In welchen Bereichen
bestehen unerfüllte Unterstützungsbedürfnisse bei den PatientInnen? In
welchem Zusammenhang stehen diese mit soziodemographischen /
medizinischen Faktoren, sozialer Unterstützung, Resilienz, sowie generellem
und behandlungsspezifischem Optimismus? Können Prädiktoren identifiziert
werden?
Design / Methode: Die Daten entstammen aus einer umfangreicheren
deskriptiv-quantitativen Punktprävalenzerhebung.
Stichprobe: Die Gelegenheitsstichprobe umfasst einwilligungsfähige
Erwachsene (>18 Jahre) mit maligner Krebserkrankung, welche sich in
mehreren Abteilungen des Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien in
tagesklinischer oder stationärer chemo- bzw. strahlentherapeutischer
Behandlung befanden. Die Rekrutierung (Ziel: 400-600 PatientInnen) und
einmalige schriftliche Befragung durch Pflegepersonen erfolgte über einen
Zeitraum von 3 Wochen im Jahr 2014.
Datenerhebung / Datenanalyse: Folgende auf ihre psychometrischen
Eigenschaften hin getestete Messinstrumente wurden eingesetzt: Supportive
Care Needs Survey Screening Tool (Unterstützungsbedürfnisse in 5
Bereichen), Multidimensional Scale of Perceived Social Support (Verfügbarkeit
sozialer Unterstützung), Connor-Davidson Resilience Scale (Resilienz), Life
Orientation Test Revised (genereller Optimismus / Pessimismus) und
Treatment-Specific Optimism Scale (behandlungsspezifischer Optimismus).
Die Datenauswertung erfolgte mittels Methoden der deskriptiven und
inferenten Statistik.
Ergebnisse: Bei einer Stichprobengröße von 402 Personen (233 Frauen, 167
Männer), welche überwiegend chemotherapeutisch (73%) und
radiochemotherapeutisch (24%) behandelt wurden, erweisen sich
Informations- und psychologische Bedürfnisse als am stärksten ausgeprägt.
Frauen, Nicht-Werktätige, Personen mit niedrigerem Haushaltseinkommen
und radiochemotherapeutisch Behandelte äußern in einzelnen Bereichen
höhere Unterstützungsbedürfnisse. Durchwegs signifikante (schwache bis
moderate) Zusammenhänge zeigen sich zwischen Resilienz,
behandlungsspezifischem Optimismus und allen erfassten
Unterstützungsbedürfnisbereichen. Resilienz, behandlungsspezifischer
Optimismus und das Lebensalter wurden als signifikante Prädiktoren von
psychologischen Bedürfnissen (angepasstes R² = .210) identifiziert. Die
Vorhersagekraft der erfassten Einflussfaktoren im Hinblick auf andere
Unterstützungsbedürfnisbereiche ist bedeutend geringer.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass zukünftige
Interventionsentwicklungen hochgradig individualisiert erfolgen müssen, um
den Unterstützungsbedürfnissen von onkologischen PatientInnen während
ihrer Therapie besser entsprechen zu können. Insbesondre im Hinblick auf
psychologische Bedürfnisse stellen Resilienz und behandlungsspezifischer
Optimismus bedeutende Ressourcen dar, welche im Rahmen von
Interventionen berücksichtigt werden sollten.
1. Carey, M. et al. (2012): The unfulfilled promise: a systematic review of
interventions to reduce the unmet supportive care needs of cancer patients.
Supportive Care in Cancer 20 (2):207-219.
36
Posterbeiträge
eingereicht durch: Mag. Martin Matzka; Institut für Pflegewissenschaft,
Österreich; E-Mail: martin.matzka(at)univie.ac.at
Poster 4 - Einstellung zu und Verwendung von einem
Symptomtagebuch bei Patienten mit Herzinsuffizienz
20.-22.9.2015
einer validen Evaluation unterzogen werden, um ihre Wirksamkeit, Sicherheit
und Kostenimplikationen abschätzen zu können. Das britische Medical
Research Council (MRC) hat ein Rahmenmodell zur Entwicklung und
Evaluation komplexer Interventionen vorgeschlagen. Obwohl das Modell
bereits vor 15 Jahren publiziert wurde, finden sich in der Literatur nur wenige
Hinweise auf Beispiele, in denen eine komplexe Intervention konsequent und
vollständig anhand des MRC Rahmenmodells entwickelt, evaluiert und
implementiert wurde.
Köberich, Stefan
Universitäts-Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen, Deutschland
Ziel: Illustration des Entwicklungsprozesses eines komplexen Leitlinienbasierten Interventionsprogrammes zur Vermeidung von
freiheitseinschränkenden Maßnahmen (FEM) in Alten- und Pflegeheimen.
Ausgangslage: Tagebücher werden als hilfreich angesehen, um Patienten
mit chronischer Herzinsuffizienz (CHI) in ihrer Selbstpflegekompetenz zu
unterstützen. Tagebücher sollen helfen, dass der Patient seinen
Krankheitsverlauf im Blick hat, eine Verschlechterung anhand der
Veränderung spezifischer Symptome erkennt und darauf reagiert. Bei CHI
Patienten wird das Führen eines Tagebuches mit einer besseren
Lebensqualität, niedrigeren Hospitalisierungsraten und erhöhter
Leistungsfähigkeit assoziiert. Allerdings gibt es Hinweise, dass das Führen
eines Tagebuches mit zunehmender Dauer von den Patienten vernachlässigt
wird. Gründe hierfür und die allgemeine Einstellung zum Führen eines
Tagebuches sind bei Patienten mit CHI nur unzureichend untersucht worden.
Methode: Das gesamte Vorhaben deckt ein breites Repertoire methodischer
Zugänge und Studiendesigns ab. Die Bearbeitung erstreckt sich ausgehend
von den ersten beschreibenden Vorarbeiten bis zur Initiierung der
Implementierungsstudie über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren.
Fragestellung: Wie häufig wird ein Tagebuch nach einer Schulung zur
Förderung der Selbstpflegekompetenz bei Patienten mit CHI verwendet?
Welche Einstellung zum Führen eines Tagebuchs haben Patienten mit CHI?
Methode, Design: Explorative Querschnittsstudie mit Fragebogenerhebung.
Teilnehmer: Teilnehmer einer Schulung zur Förderung der Selbstpflege bei
CHI, in deren Rahmen ein Tagebuch ausgeteilt wurde, wurden per Post zur
Teilnahme an der Studie eingeladen. Es wurden keine Ausschlusskriterien
formuliert.
Datenerhebung: Die Datenerhebung erfolgte mit einem eigens für diese
Studie konzipierten Fragebogen. Items des Fragebogens wurden aus der
Analyse von sechs Interviews mit Patienten, welche eine
Herzinsuffizienzschulung erhielten, und aus der Literatur heraus entwickelt.
Die Items wurden durch Pflegeexperten (APN) auf Verständlichkeit geprüft
und nach Überarbeitung einem Pretest mit sechs Patienten unterzogen. Der
Fragebogen besteht aus mehreren Teilen, welche u.a. soziodemographische
und krankheitsspezifische Daten, die Nutzung des Tagebuches, Gründe für
eine Nicht-Nutzung des Tagebuches, die Einstellung des Patienten über den
Nutzen seines Tagebuches und die allgemeine Einstellung über das Führen
eines Symptomtagebuches erfasst.
Datenanalyse: Die Daten wurden mittels deskriptiver und explorativer Statistik
analysiert.
Ergebnisse: Von 84 angefragten Patienten nahmen 53 (63,1%) mit einem
Durchschnittsalter von 67 Jahren an der Befragung teil. Die Teilnehmer waren
überwiegend Männer (n=40; 75,5%), verheiratet (n=34; 64,2%) und hatten
eine Schulbildung von max. 10 Jahren (n=33; 62,2%). Selbsteingeschätzter
Schweregrad der Herzinsuffizienz nach NYHA-Klassifikation war überwiegend
NYHA II (32; 60,4%).
Das Tagebuch wurde von 28 (52,8%) Teilnehmern genutzt. Teilnehmer,
welche das Tagebuch nicht mehr nutzten, gaben als Gründe
(Mehrfachantworten möglich) an, dass: (1) sie ihre Grenzwerte kennen und
bei Abweichungen sofort handeln und hierfür keine Werte aufschreiben
müssten (n=11; 50%), (2) ihre Werte stabil seien (n=10; 45,5%) und (3) sie bei
einer Verschlechterung ihrer Herzschwäche Veränderungen ihres Körpers
wahrnehmen können und kein Tagebuch brauchen, um diese
Verschlechterung zu bemerken (n=9; 40,9%).
Teilnehmer, welche das Tagebuch nicht nutzten, stimmten den Aussagen
„Das Führen eines Tagebuchs macht keinen Sinn“ (p=0,002) und „Das
Tagebuch verhilft einem, die Erkrankung und das Auftreten von Symptomen
besser zu kontrollieren“ (p=0,001) weniger zu als Teilnehmer, welche das
Tagebuch noch nutzen.
Faktoren, welche das Führen eines Tagebuches positiv beeinflussen, sind
Alter (B=0,07; p=0,029) und Zusammenleben mit einer anderen Person
(B=1,941; p=0,033).
Schlussfolgerung: Teilnehmer, welche das Tagebuch nicht mehr führen, sind
der Überzeugung, dass sie hieraus keinen Nutzen für die Bewältigung ihrer
Erkrankung ziehen können. Schulungsprogramme, welche die Förderung der
Selbstpflege bei Patienten mit CHI zum Ziel haben und in deren Rahmen das
Führen eines Tagebuches angeboten wird, sollten den Nutzen des
Tagebuches zum Erkennen von Anzeichen einer Verschlechterung stärker in
den Vordergrund stellen.
eingereicht durch: Dipl. Pflegepäd. (FH), MScN Stefan Köberich; UniversitätsHerzzentrum Freiburg-Bad Krozingen, Deutschland; E-Mail:
stefan.koeberich(at)universitaets-herzzentrum.de
Poster 5 - Entwicklung komplexer Interventionen am
Beispiel eines Leitlinien-basierten
Interventionsprogramms
Wilfling, Denise (1); Abraham, Jens (2); Kupfer, Ramona (3);
Möhler, Ralph (4); Meyer, Gabriele (2); Köpke, Sascha (1)
1: Universität zu Lübeck, Deutschland; 2: Institut für Gesundheitsund Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität HalleWittenberg; 3: Universität Hamburg; 4: Universität Witten /
Herdecke
Hintergrund: Interventionen in der Pflege sind häufig komplexe
Interventionen, die aus mehreren, voneinander abhängigen und sich
wechselseitig beeinflussenden Maßnahmen bzw. Komponenten bestehen.
Durch theoretische Vorarbeiten und umfassende Pilotierung sorgfältig
vorbereitete komplexe Interventionen müssen vor der Praxisimplementierung
Ergebnisse: Die theoretischen Vorarbeiten umfassen eine epidemiologische
Studie (Querschnittstudie und prospektive Kohortenstudie) zur Bestimmung
der Häufigkeit, Art und der assoziierten Faktoren von FEM. Surveys mit
Pflegenden und Angehörigen zu Haltungen und Einstellungen gegenüber FEM
sowie zu Belastungen Pflegender durch die Entscheidung über und die
Anwendung von FEM wurden durchgeführt. Im Rahmen der Bestimmung und
Modellierung der Interventionskomponenten und Ergebnisparameter wurde a)
ein Cochrane Review zur Wirksamkeit von Schulungsprogrammen zur
Prävention und Reduktion von FEM angefertigt und b) eine evidenzbasierte
Leitlinie in einer multidisziplinären Expertengruppe konsentiert. Auf Basis der
Leitlinie wurden Schulungs- und Informationsmaterialien entwickelt. Das
komplexe Interventionsprogramm beinhaltete schließlich eine FEMBeauftragten-Schulung (6-stündig), ein Schulungsprogramm für alle
Pflegenden (90-minütig), schriftliches Material für Pflegende, Angehörige,
Betreuer / innen und Ärzt / innen, eine Deklaration der Einrichtungen, die
Bereitstellung von Postern, Tassen und Stiften mit dem Projektemblem sowie
beratende Besuche in den ersten 3 Monaten. Die Kontrollgruppe erhielt eine
kurze Information. Die Schulungen und alle Materialien wurden in
Probeschulungen und Fokusgruppen pilotiert. Vor Beginn der Clusterrandomisierten kontrollierten Studie (cRCT) erfolgte eine Pilotstudie mit vier
randomisiert zugeteilten Heimen. Die cRCT mit 36 Pflegeheimen und ca. 4500
Bewohnern wurde von einer Prozess- und einer Kostenevaluation flankiert.
Die erfolgreich auf Wirksamkeit und Sicherheit überprüfte Intervention wird
derzeit in vier Regionen Deutschlands in 120 Pflegeheimen implementiert.
Dazu werden zwei Interventionsarme (aktualisierte, intensive Intervention und
reduzierte, aktualisierte Intervention) mit einer Kontrollgruppe (optimierte
Standardversorgung) verglichen.
Schlussfolgerung: Das Beispiel zeigt, wie methodisch vielfältig und
aufwändig die sorgsame Entwicklung, Evaluation und Implementierung einer
komplexen Intervention gemäß MRC Rahmenmodell sich gestalten kann. Für
das Gesamtvorhaben konnten fünf Zuwendungen des BMBF eingeworben
werden. Etliche Qualifikationsarbeiten wurden im Rahmen des Vorhabens
erstellt und ein Dutzend Publikationen in peer reviewten Journals publiziert.
eingereicht durch: M.Sc. Denise Wilfling; Universität zu Lübeck, Deutschland;
E-Mail: denise_wilfling(at)hotmail.com
Poster 6 - Pflegende Eltern von Kindern mit
Behinderungen im Spital: Eine systematische Review
Seliner, Brigitte (1,2); Wattinger, Alexandra (1); Spirig, Rebecca
(3,4)
1: Universitäts-Kinderspital Zürich, Schweiz; 2: Universität
Witten/Herdecke; 3: Universitätsspital Zürich; 4: Institut für
Pflegewissenschaft, Universität Basel
Hintergrund: Die Hospitalisation eines Kindes, das aufgrund einer
körperlichen, geistigen oder multiplen Behinderung stark eingeschränkt ist,
bedeutet für seine Eltern eine zusätzliche Belastung zu den gewohnten
täglichen Herausforderungen. Sie sind um die Sicherheit und die psychische
Stabilität des Kindes besorgt, insbesondere wenn Einschränkungen in der
Kommunikation oder der Kognition vorliegen. Oft sind medizinische oder
pflegerische Probleme bei diesen Kindern wegen der meist ohnehin
komplexen Situation und der Vieldeutigkeit der Symptome schwieriger zu
erkennen, was eine weitere Belastung für die Eltern darstellt. Obwohl diese
Eltern meist die Pflege und Betreuung des Kindes im Spital übernehmen, fehlt
für den deutschsprachigen Raum systematisches Wissen über die
Erfahrungen und den Unterstützungsbedarf der pflegenden Eltern im Spital
sowie den verantwortlichen medizinischen Fachpersonen.
Fragestellung / Ziel: Welche Erfahrungen und welcher Unterstützungsbedarf
werden von Eltern hospitalisierter Kinder mit Behinderung und den in der
Betreuung verantwortlichen medizinischen Fachpersonen beschrieben und
welche Unterstützungsmassnahmen ergeben sich darauf für die Eltern?
Methode: Eine systematische Review gemäss PRISMA-Statement wurde im
Januar 2014 in den Datenbanken Pubmed / Medline, PsycINFO, CINAHL und
EMBASE durchgeführt. Die Review schliesst 14 Studien ein: Neun qualitative,
vier quantitative und eine Mixed-Methods-Studie. Nur eine Studie beschäftigte
sich alleinig mit dem Erleben von Pflegefachpersonen, zwei Studien schlossen
Pflegefachpersonen mit ein. Für die Analyse wurden die zentralen Themen
der Ergebniskapitel der Studien mithilfe von ATLAS.ti 7.2© extrahiert und
anschliessend inhaltlich strukturierend analysiert.
Ergebnisse: Es konnten vier zentrale Kategorien gebildet werden. Mit den
Kategorien „Belastungserleben der Eltern“ und „Belastungserleben des
medizinischen Fachpersonals“ bestätigte sich die emotionale und
arbeitsmässige Belastung der Eltern sowie vor allem der Pflegefachpersonen.
Die Kategorie „Anpassungsprozesse der Eltern“ stellt die von der Literatur
beschriebenen Bewältigungsprozesse der Eltern dar. Die nachfolgenden
Kategorien „Kompetenzen des medizinischen Fachpersonals und der
Organisation“, die „Familienzentrierte Dienstleistung“ und die „Information und
Kommunikation“ beschreiben den Unterstützungsbedarf der Eltern. Wobei vor
37
Posterbeiträge
allem die familienzentrierte Kommunikation und Organisation das
Wohlbefinden der Eltern sowie des Kindes positiv beeinflussen.
Schlussfolgerung: Die Unterstützung dieser pflegenden Eltern im Spital ist
angesichts deren hohen Belastung zentral für alle Fachpersonen.
Pflegefachpersonen können die Eltern unterstützen, indem sie 1) die
Belastung der Eltern anerkennen und ihre Kontrollbestrebungen unterstützen,
2) die Kompetenzentwicklung der Eltern als Chance für das Kind erkennen
und fördern und 3) die gezielte Vorbereitung und Begleitung während der
Hospitalisation basierend auf der familienzentrierten Pflege nutzen, um die
Eltern bei der Bewältigung des Spitalaufenthalts zu unterstützen. Des
Weiteren ist die Unterstützung des Managements und des
multiprofessionellen Teams unentbehrlich für die Weiterentwicklung von
familienzentrierten Kompetenzen und Abläufen. Im deutschsprachigen Raum
stehen Studien zu den unterstützenden Prozessen in der Pflege und der
Betreuung von hospitalisierten Kindern mit Behinderung und deren Eltern
noch aus. Forschungsprojekte zur Entwicklung und Evaluation von
Elterninformation und -edukation mit dem Ziel, diese pflegenden Eltern im
Spital zu stärken, werden daher dringend benötigt.
eingereicht durch: Brigitte Seliner; Kinderspital Zürich, Schweiz; E-Mail:
brigitte.seliner(at)kispi.uzh.ch
Poster 7 - Die Rolle der Familie in der Bewältigung von
Multimorbidität
Hildebrandt, Christiane; Schrems, Berta
1:Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich
Einleitung: Zur Bewältigung von chronischen Krankheiten existieren
verschiedene Theorieansätze wie das Coping, das Trajektkonzept oder das
Phasenmodell von Schaeffer und Moers. Der Fokus dieser Ansätze liegt auf
der individuellen oder familiären Bewältigung einer chronischen Erkrankung.
Dabei entstehen Erkenntnislücken zur Familienrolle in der Adaption bei
multiplen chronischen Krankheiten. Diese Erkenntnislücken bildeten den
Ausgangspunkt und die Fragestellung der hier vorgestellten Untersuchung.
Bei Multimorbidität (MM) und der damit verbundenen wechselnden
Verlaufsdynamik wird der Stressfaktor von verschiedenen und kumulierenden
Erkrankungen generiert. Für Familien kann dies als große Belastung, aber
auch als Chance wahrgenommen werden. In dem der Untersuchung zu
Grunde gelegten (T-)doppelten ABCX Modells von McCubbin und McCubbin
werden entwicklungsrelevante Stressoren im Rahmen kurzzeitiger
Anpassungs- und langfristiger Adaptionsmöglichkeiten einer Familie
berücksichtigt. Das (T-)doppelte ABCX Modell ist eine konzeptuelle Vertiefung
des einfachen ABCX Modells. Dabei steht A für das krisenhafte Ereignis /
Stressor, der mit B, den Ressourcen der Familie zur Krisenbewältigung, sowie
mit C, der Wahrnehmung und der Definition der Krise durch die Familie
korrespondiert. Je nach Ausprägung der Variablen ist das Resultat X eine
Krise oder die Überwindung des Stressereignisses ohne Krise. Mit den
Erkenntnissen zur Adaption bei MM im familiären Setting sollte das Modell auf
seine Eignung für den spezifischen Kontext Multimorbidität geprüft werden.
Methode: Zur Erfassung der familiären Adaption bei MM wurde eine
qualitative multiple Case Study aus fünf Familienfällen mittels
Familieninterviews, Einzelinterviews mit Angehörigen, Symptomtagebüchern
und Genogrammen durchgeführt. Biographische und familienstrukturelle
Daten sowie Familien- und Einzelinterviews wurden für die jeweilige
Fallrekonstruktion im Rahmen der Einzelfallanalyse ausgewertet.
Fallübergreifende Eigenschaften und Muster wurden mittels Cross-CaseAnalyse identifiziert.
Ergebnisse: In der Einzelfall- und fallübergreifenden Ergebnisanalyse
konnten auf Grundlage des doppelten ABCX Modells für die familiäre
Anpassung förderliche und hinderliche Faktoren identifiziert werden.
Förderliche familiäre Ressourcen sind unter anderem eine hohe gemeinsame
Motivation, die Krise zu überwinden, internale Kontrollüberzeugung und eine
überwiegend optimistische Lebenseinstellung. Zudem überwinden Familien
mit einer hohen Regenerationsfähigkeit, einer sehr ausgeprägten
Familienbeziehung bzw. Fürsorglichkeit oder einer hohen Wertschätzung der
gemeinsam verbrachten Zeit eine Krise leichter. Demgegenüber wirken sich
Vulnerabilität durch Scheidung, besonders belastende Krankheitsverläufe in
der Familie oder starke Symptombeschwerden in der krisenhaften Phase
negativ auf die familiäre Adaption aus. Darüber hinaus haben eine passive
Anpassungsbereitschaft, die Verdrängung der Situation, nicht-dauerhafte
Gesundheits- oder Lebensstilveränderungen oder starre Familienrollen
negative Effekte auf die Adaption.
Schlussfolgerungen: Das (T-)doppelte ABCX Modell eignet sich gut zur
Darstellung der Rolle von Familien bei chronischen, multiplen
Krankheitsverläufen. Es zeigt deutlich, dass die familiären Erfahrungen,
Wahrnehmungen und Adaptionsstrategien maßgeblich dafür verantwortlich
sind, inwiefern der / die Stressor / en - die Multimorbidität - zur Krise wird /
werden. In der Untersuchung von Multimorbidität in Familien sind demnach
nicht nur die Krankheitsphasen zu betrachten, sondern Vorerfahrungen aus
dem Lebenslauf und die im Rahmen dessen entwickelten familiären
Ressourcen. Die Ergebnisse der Untersuchung tragen so zur Vertiefung und
Weiterentwicklung von Konzepten zur Familienstresstheorie bei.
eingereicht durch: Christiane Hildebrandt, MA; Institut für Pflegewissenschaft,
Universität Wien, Österreich; E-Mail: christiane.hildebrandt(at)univie.ac.at
20.-22.9.2015
Poster 8 - Entwicklung einer österreichischen
Forschungsagenda für Onkologische Pflege - eine
Delphi-Studie
Raphaelis, Silvia; Köck-Hódi, Sabine; Mayer, Hanna
Institut für Pflegewissenschaft, Fakultät für Sozialwissenschaften,
Universität Wien, Österreich
Ausgangslage: Pflegeforschung stellt eine wesentliche Komponente bei der
Verbesserung der Versorgung krebskranker Menschen dar. Da der Bedarf an
Forschung hoch ist, jedoch die hierfür zur Verfügung stehenden Mittel
begrenzt sind, stellt sich die Frage, welche Themen vorrangig bearbeitet
werden sollen. Hierzu bietet eine Forschungsagenda eine grundlegende
Orientierung an der Forschungsaktivitäten entsprechend ausgerichtet werden
können. In Österreich steht bisher eine richtungsweisende Prioritätenliste aus.
Ziel: Ziel ist die Entwicklung einer österreichischen Agenda für onkologische
Pflegeforschung, welche an die internationale Diskussion um
Forschungsschwerpunkte sowie die spezifische klinische Praxis in Österreich
angeschlossen ist.
Methoden: Internationale Forschungsprioritäten wurden über eine
umfassende Literaturrecherche identifiziert und mit einem daraus entwickelten
Fragebogen nationale Schwerpunkte im Rahmen eine Delphi-Studie in drei
Befragungsrunden einbezogen.
Population: Die Literaturrecherche bezog sich auf Forschungsprioritäten,
welche für erwachsene KrebspatientInnen formuliert wurden. Für die DelphiStudie wurden österreichische Onkologie-Pflegende rekrutiert.
Suchstrategie und Datenerhebung: Die Recherche wurde in elektronischen
Datenbanken, Referenzlisten sowie Webseiten onkologischer
Fachgesellschaften durchgeführt und die Treffer in einem mehrstufigen
Verfahren nach pflegerelevante Forschungsagenden in englischer und
deutscher Sprache, welche für erwachsene KrebspatientInnen formuliert
wurden, selektiert. Die Fragebögen für alle drei Delphi-Runden enthielten
übergeordnete Forschungsbereiche für eine Prioritätenreihung sowie
zugehörige Forschungsschwerpunkte, welche auf einer 4-stufigen Skala nach
ihrer Wichtigkeit zu bewerten waren. Während in der ersten Runde die
Ergänzung von nationalen Schwerpunkten in einem freien Textfeld möglich
war, wurden in die beiden letzten Runden nur noch jene
Forschungsschwerpunkte erneut zur Bewertung miteinbezogen, bei denen die
Teilnehmenden keinen eindeutigen Konsens erzielen konnten. Diese erhielten
nach jeder Befragungsrunde ein schriftliches, anonymes Feedback zu den
Ergebnissen.
Datenanalyse: Alle eingeschlossenen Studien wurden nach ihrer Fähigkeit
Prioritäten für die Pflegeforschung zu identifizieren, bewertet. Für die DelphiStudie wurde als statistischer Übereinstimmungsgrad ein Konsens von
mindestens 90% hinsichtlich der Wichtigkeit jedes Forschungsschwerpunktes
festgesetzt. In die finale Forschungsagenda wurden jene
Forschungsschwerpunkte aufgenommen, die von mindestens 51% der
Befragten als »eher wichtig« eingestuft wurden.
Ergebnisse: Die Suche führte zu insgesamt 90 Treffern von denen 9 in die
Literatursynthese eingeschlossen wurden. In der ersten Befragungsrunde
haben insgesamt 18, in der zweiten 15 und in der dritten 14 ExpertInnen
teilgenommen. Die finale Forschungsagenda ist aus den übergeordneten
Forschungsbereichen »Krankheits- und Therapieerfahrungen der
PatientInnen«, »PatientInnenedukation«, »Entwicklung von
Assessmentinstrumenten«, »Entwicklung und Testung von Interventionen«,
»Gesundheitswesen und Entwicklung der Onkologischen Pflege«,
»spezifische PatientInnengruppen«, »Angehörige / Familien von Menschen
mit Krebserkrankungen«, Cancer Survivors und Survivorship« sowie »ethische
und rechtliche Aspekte« zusammengesetzt. Diesen übergeordneten
Bereichen sind insgesamt 43 Forschungsschwerpunkte zugeordnet. Dem
Forschungsbereich »Krankheits- und Therapieerfahrungen der PatientInnen«
wurde die höchste und den »ethischen und rechtlichen Aspekten« die
niedrigste Priorität eingeräumt.
Schlussfolgerungen: Die Forschungsagenda bietet eine wesentliche
Orientierung für die inhaltliche Entwicklung der onkologischen Pflegeforschung
in Österreich. In ihr sind jene Forschungsbereiche gelistet, die einen wichtigen
Beitrag zu einer verbesserten Pflegepraxis leisten können.
eingereicht durch: M.Sc. Denise Wilfling; Universität zu Lübeck, Deutschland;
E-Mail: denise_wilfling(at)hotmail.com
Poster 9 - Interkulturelle Öffnung in der
Pflegeberatung - OPEN
Khamo Vazirabad, Sabrina (1); Terjung, Andre (1); Schulze, Ulrike
(2)
1: Hessisches Institut für Pflegeforschung, Deutschland; 2:
Frankfurt Universtiy of Applied Sciences
Hintergrund: Erhebungen zufolge gab es im Jahre 2009 eine Gesamtzahl
pflegebedürftiger Personen mit Migrationshintergrund von etwa 192.000 in
Deutschland. Dies entspricht einem Anteil von 8,2% aller Pflegebedürftigen.
Die vom BMBF geförderten und geforderten Forschungsthemen „Lösung zur
Bewältigung von Belastungssituationen bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit
im Alternsprozess“ sowie „Vermeidung sozialer Isolation“ beziehen sich in der
vorgestellten Studie deutschlandweit erstmals auf diese Personengruppe.
Fragestellung, Ziel: OPEN zielt ab auf die Entwicklung, Erprobung und
wissenschaftliche Evaluation sozialraumspezifischer Ansätze einer
interkulturellen Öffnung der Pflegeberatung - in Verbindung mit einer Case
Management basierten Hilfs- und Unterstützungsplanung. Dabei geht es
sowohl um eine netzwerkanalytisch begründete Verbesserung der
Kooperation von Professionellen in der Pflegeberatung, als auch um die
(Weiter-)Entwicklung von spezifischen Beratungsansätzen. Ziel ist es, eine
38
Posterbeiträge
ökonomische, barrierearme, ethische und sektorenübergreifende
Gesundheits- und Pflegeversorgung für zugewanderte, lebenserfahrene
Menschen zu gewährleisten.
Methoden, Design: Das Forschungsprojekt gliedert sich in vier
Arbeitsschwerpunkte: Portaltechniken, Pflegeberatung, SchnittstellenManagement und Qualifizierungsmodule. 1. Die Ansätze zur interkulturellen
Öffnung werden in Zukunftswerkstätten an je vier unterschiedlichen
Untersuchungsorten in Hessen und Rheinland-Pfalz unter freiwilliger
Beteiligung von je 20 Menschen mit Migrationshintergrund (+55 Jahren)
entwickelt, um über eine komparatistische Rekonstruktion zu milieu- und
institutionenspezifischen Verallgemeinerungen zu kommen. Entsprechende
„Portaltechniken“ werden regional eingesetzt und im Rahmen einer
standardisierten Befragung evaluiert. 2. Zur Rekonstruktion werden, von
freiwillig teilnehmenden Pflegestützpunkt-Mitarbeitern ausgewählte
Beratungen im Einverständnis mit den Klient_innen aufgezeichnet. Im
Anschluss daran werden Berater_innen und Klient_innen getrennt
voneinander interviewt. Die praxisbegleitende formative Evaluation der mit den
Pflegestützpunkt-Mitarbeitern entwickelten neuen Beratungsansätze wird als
eine GroundedTheory gestützte Supervision angelegt. 3. Die
sozialraumbezogen entwickelten Care-Management-Konzepte werden
fallbezogen responsiv sowie regional-vernetzungsbezogenen
netzwerkanalytisch evaluiert. Der Fokus liegt in der Vernetzung der
Organisationen und in der Verbesserung von Schnittstellen mit vorhandenen
Netzwerkpartnern z.B. Zugewandertenorganisationen. 4. Sämtliche auf die
differenzierten Lebenslagen älterer Zugewanderter zugeschnittenen Konzepte
werden in Qualifizierungsmodule der Fort- und Weiterbildung umgesetzt und
im Projektverlauf exemplarisch erprobt und evaluiert.
Ethische Überlegungen: Das Votum der Ethikkommission der DGP wurde
eingeholt. Nur Teilnehmer_innen mit informierter Zustimmung werden in die
Studie eingeschlossen. Unterschiedliche Sprachkenntnisse werden durch die
Bereitstellung von Integrationslots_innen ausgeglichen.
Stigmatisierungspotentiale werden durch interne Reflexionen identifiziert und
aus der wissenschaftlichen Analyse separiert.
Ergebnisse, Diskussion: Eine systematische Literaturrecherche zum
Forschungsgegenstand „Pflegeberatung von Menschen mit
Migrationshintergrund“ konnte nachweisen, dass in Deutschland bis 2014
keine Studien zu diesem Thema durchgeführt wurden. Jedoch wird in der
Literatur vermehrt ein Forschungsdesiderat beschrieben. Den Bedarf an
Portaltechniken sowie kultursensiblen Beratungskonzepten bestätigten auch
die aus der Praxis kommenden Pflegeberatern innerhalb der
Auftaktveranstaltung des OPEN Projektes im November 2014. Bis zur
Konferenz im September werden Erkenntnisse bezüglich der Erwartungen der
Zielgruppe an das deutsche Gesundheitssystem und ihrer Ideen zu möglichen
Hilfestellungen vorliegen, die im Kontext einer Konzeptentwicklung diskutiert
werden können.
M.Sc. (Barrierefreie Systeme) Sabrina Khamo Vazirabad; Hessisches Institut
für Pflegeforschung, Deutschland; E-Mail: sabrinakhamo(at)hessip.de
Poster 10 - Bedarfsangepasste Versorgungsmodelle:
Welche Strategien entwickeln Eltern eines Kindes mit
einer Lippen-, Kiefer- und / oder Gaumenspalte?
Trautmann, Sabine (1); Bischofberger, Iren (2); Hantikainen, Virpi
(2); Bläuer, Cornelia (1)
1: Universitätsspital Basel, Schweiz; 2: Kalaidos Fachhochschule
Gesundheit
Ausgangslage: In der Schweiz kommt ca. jedes 500. Kind mit einer LippenKiefer-Gaumenspalte (LKG), der häufigsten kongenitalen kranofazialen
Fehlbildung, zur Welt. Das Behandlungszentrum des Universitätsspital Basels
verfolgt in der Behandlung dieser Kinder einen „all-in-on“ Ansatz. Dies
beinhaltet einen frühen kompletten chirurgischen Verschluss aller Spaltenteile
um früh anatomische Voraussetzungen für Funktionalität und Muskeltätigkeit
herzustellen. Ein betroffenes Kind kann für Familien eine grundlegende
Neuorganisation des Alltags und der Familienstruktur bedeuten. Die
Betroffenen fühlen sich in der Situation oft alleine, erschöpft und hilflos und
das familiale Gefüge gerät ins Wanken. Doch gerade die Familie spielt in der
Betreuung und Behandlung eine zentrale Rolle. Somit ist es eminent wichtig,
diese in ihrer Fähigkeit zu unterstützen, sich den immer wieder verändernden
Herausforderungen zu stellen. Familienzentrierte Pflege im Spital kann dafür
ein wirksamer Betreuungsansatz darstellen. Die Einbindung der Familien in
die Behandlung und Betreuung des Kindes zu Hause stellt dabei einen
wichtigen Faktor dar.
Fragestellung / Zielsetzung: Mit dem Ziel den effektiven Bedarf und die
Expertise betroffener Familien zu erfassen und die Erkenntnisse in einem
anschliessenden Praxisprojekt umzusetzen, wurde folgende Fragestellung
untersucht: „Wie finden sich Eltern von einem Kind mit einer LKG im Alltag in
der Zeit von der Diagnosestellung bis ins Kindergartenalter zurecht, welche
Strategien entwickeln sie und welche Unterstützung sollte von einer
Gesundheitsinstitution angeboten werden?“
Design: Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem subjektiven Erleben von
Familien in einer speziellen Lebenssituation. Um dies zu erfassen wurde ein
qualitatives Forschungsdesign gewählt.
Stichprobe: Zur Teilnahme angefragt wurden Eltern von Kindern, die im
Spaltzentrum des Universitätsspitals Basel betreut werden. Die Stichprobe
wird durch zehn Familien mit Kindern verschiedener Altersstufen gebildet. Die
Familien entschieden selber, wer von ihnen am Interview teilnehme sollte.
Eingeschlossen wurden Familien mit Kindern mit einer isolierten körperlichen
Fehlbildung ohne begleitende Entwicklungsstörungen bis zum Alter von sechs
Jahren und unabhängig von der Ausprägung der Spalte. Um am Interview
teilnehmen zu können, waren ausreichende Deutschkenntnisse erforderlich.
Den Interviewpartnern wurde freigestellt, wieviel zum Krankheitsverlauf und
der Krankengeschichte des Kindes erzählt werden sollte. Die Forscherin
entnahm den Krankengeschichten keine Daten.
20.-22.9.2015
Datenerhebung: Zur Datenerhebung wurden leitfadengestützte Interviews
geführt. Um die Teilnehmer zum Erzählen aufzufordern, wurden vorwiegend
offene Fragen verwendet. Die Interviews wurden mittels Tonband digital
aufgezeichnet, transkribiert und anonymisiert.
Datenanalyse: Die Daten wurden mittels Inhaltsanalyse nach Mayring
ausgewertet, Dabei wurden die transkribierten Interviews systematisch und
regelgeleitet bearbeitet, paraphrasiert, auf dem Abstraktionsniveau
generalisiert und in einer ersten und zweiten Reduktion Kategorien erstellt, mit
derer Hilfe die Forschungsfragen beantwortet werden sollen.
Ergebnisse: Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Datensammlung abgeschlossen
und die Daten sind im Analyseprozess. Erste Auswertungen geben Hinweise
zur Optimierung der Betreuung der Kinder und ihren Familien im Rahmen
eines Behandlungszentrums. Die detaillierten Resultate werden bis zum
Kongress vorliegen und können in diesem Rahmen vorgestellt werden.
Schlussfolgerungen: Diese Arbeit dient als Grundlage für ein
Praxisentwicklungsprojekt mit dem Ziel einer Verbesserung der Versorgung
von Kindern und Familien in einem Spaltenzentrum. Die Resultate geben
wichtige Hinweise wie eine familienzentrierte unterstützende Versorgung zu
gestalten ist.
eingereicht durch: Sabine Trautmann; Universitätsspital Basel, Schweiz; EMail: sabinetraut.st(at)gmail.com
Poster 11 - Beeinflussende Faktoren auf die
Entscheidung pflegender Angehöriger für eine
palliative häusliche Versorgung - eine Literaturarbeit
Schallenburger, Manuela; Galatsch, Michael; Schnepp, Wilfried
Universität Witten / Herdecke, Deutschland
Hintergrund: Die meisten palliativ erkrankten Patienten wünschen sich, zu
Hause versorgt zu werden, und der Großteil hegt auch den Wunsch dort zu
sterben. Jedoch erkennt man sowohl in Deutschland als auch international
einen Anstieg des Versterbens in Krankenhäusern. Ein Faktor, der für eine
häusliche palliative Versorgung ausschlaggebend ist, ist die Familie. Zudem
können z.B. Schnittstellenproblematiken die belastende Situation zusätzlich
erschweren.
Ziel: Ziel der Literaturarbeit, die im Rahmen einer Bachelorarbeit entstand,
war die Identifizierung beeinflussender Faktoren auf die Entscheidung
pflegender Angehöriger für oder gegen eine palliative häusliche Versorgung
um die Entscheidungsfindung der Familien transparent und somit
nachvollziehbar zu machen. Daraus ergab sich folgende Fragestellung:
Welche beeinflussenden Faktoren auf die Entscheidung pflegender
Angehöriger für eine palliative häusliche Versorgung eines Familienmitglieds
beschreibt die internationale Literatur?
Methodik: Um die beeinflussenden Faktoren zu identifizieren, erfolgte eine
Literaturrecherche in den Datenbanken Pubmed, Cinahl und PsycINFO mit
den Suchwörtern decision, decision-making, family caregiver, family carers,
home care, home discharge, information, palliative care, palliative patients.
Anhand von Ein- (englisch- und deutschsprachige Publikationen, Sicht der
Angehörigen, ländliche Familien) und Ausschlusskriterien (Demenz,
Entlassung von ICU, Pädiatrie, professionelle Pflegekräfte als Angehörige,
spezielle palliative Programme) wurden für die Beantwortung der
Fragestellung relevante Artikel identifiziert. Als bedeutsam stellten sich Artikel
heraus, die sich mit den Themen Transition, Entlassungsplanung, häuslicher,
familiärer Pflege und dem Sterbeort befassen. Es wurden Berichte
quantitativer Studien genutzt, die versuchen, Variablen, die den Sterbeort
beeinflussen können, herauszufiltern.
Ergebnisse: In die Analyse konnten 16 Artikel eingeschlossen werden.
Insgesamt ließen sich die Artikelinhalte in acht Faktoren kategorisieren
(Optionen, Beziehung, Ressourcen, Normalität bewahren, Verpflichtung /
Versprechen gegeben, Wunsch und Erwartung, Information und professionell
ambulante Hilfe). Die einzelnen Aspekte der Faktoren bzw. deren Auswirkung
auf die Entscheidungsfindung können jedoch sehr unterschiedlich sein. Eine
besondere Situation stellt sich auch in der Entscheidungsfindung Angehöriger
im ländlichen Bereich dar. Als wesentliche Antwort auf die Fragestellung lässt
sich die Vielfalt der möglichen Einflussfaktoren nennen. Die einzelnen
Faktoren können sich zum einen, je nach Fall, sehr individuell auswirken. Die
Arbeit mit den betroffenen Familien bedarf viel Empathie und Offenheit für den
Einzelfall. Zum anderen greifen die Kategorien ineinander über.
Schlussfolgerung: Aufgrund der Vielfalt der Kategorien und ihren
unterschiedlichen Ausprägungen, sollten bei der Entlassungsplanung
zunächst alle als möglich mit einbezogen werden. Vor allem im
deutschsprachigen Raum besteht hinsichtlich des Themas Forschungsbedarf
um mehr Sicherheit im Umgang mit Familien zu bekommen. Die professionell
stationär Pflegenden können ein hilfreicher, unterstützender Faktor für die
Vorbereitung für die neue Rolle des pflegenden Angehörigen sein.
eingereicht durch: Manuela Schallenburger; Universität Witten/ Herdecke,
Deutschland; E-Mail: Manuela.Schallenburger(at)uni-wh.de
Poster 12 - Quartiersnahe Unterstützung pflegender
Angehöriger (Quart-UpA)
Segmüller, Tanja; Schnepp, Wilfried; Zegelin, Angelika
Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland
Einleitung / Ausgangslage: Die Sicherstellung der Versorgung
pflegebedürftiger Menschen in der Häuslichkeit betrifft immer mehr Familien Ehe- und Lebenspartner, Geschwister, Kinder, Enkel etc. Dabei steht die
Situation der Pflegebedürftigen meist im Fokus der Betrachtung. Die häusliche
Pflegesituation kann aber nur durch pflegende Angehörige aufrechterhalten
39
Posterbeiträge
werden, wenn diese z.B. erkranken, kollabiert häufig das häusliche
Pflegearrangement. Pflegende Angehörige sind hoch belastet, z.B. körperlich,
finanziell, psychisch und brauchen vor Ort niedrigschwellige und verlässliche
Hilfsangebote, um die Gesundheit zu erhalten.
Fragestellung / Ziel: Im Projekt soll herausgefunden werden wie eine
Unterstützung pflegender Angehöriger vor Ort im Quartier gelingen kann. Ziel
ist eine Vernetzung der handelnden Akteure vor Ort: Professionelle,
ehrenamtliche und über das Pflegefeld hinausgehende Anbieter. Dazu wurden
folgende Forschungsfragen gestellt:
1.
2.
3.
Wie kann die Vernetzung der handelnden Akteure vor Ort gelingen?
Welche Unterstützung wünschen sich pflegende Angehörige im
Quartier?
Welche Hilfsangebote können vor Ort durch eine Vernetzung der
Anbieter entwickelt werden?
Methoden / Design: Das Entwicklungsprojekt in drei Kommunen in zwei
Kreisen in Nordrhein-Westfalen ist als Aktionsforschungsprojekt angelegt,
sämtliche Projektschritte werden gemeinsam mit den handelnden Akteuren
vor Ort durchgeführt.
Population, Stichprobe, Teilnehmer: Bisher wurden 15 Netzwerktreffen je
Projektort mit Anbietern im Pflegefeld durchgeführt mit ca. 20 Teilnehmern je
Treffen, die durch Kontaktaufnahme durch die Stadt auf das Projekt
aufmerksam gemacht wurden. Bei den Teilnehmern handelt es sich um
Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten, Pflegeberatungsstellen,
Tagespflegen, Anbietern von niedrigschwelliger Betreuung u.a. Zudem wurden
je Projektort drei Fokusgruppen mit pflegenden Angehörigen durchgeführt, die
durch eine Gelegenheitsstichprobe für das Projekt rekrutiert wurden. Bei den
pflegenden Angehörigen handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe:
Ältere, die ihren Lebens- / Ehepartner pflegen, Eltern, die ihr behindertes Kind
pflegen oder auch erwachsene Kinder, die sich um ihre z.T. hochbetagten
Eltern kümmern. Zweimal jährlich trifft sich ein Projektbeirat mit Experten aus
Wissenschaft und Praxis.
Datenerhebung: Die Datenerhebung findet mittels qualitativer,
leitfadengestützter Interviews statt. Sie wurden aufgenommen und
transkribiert. Zudem werden von den Netzwerk- und Beiratstreffen Protokolle
erstellt.
Datenanalyse: Die Datenanalyse wird nach den Prinzipien der qualitativen
Inhaltsanalyse nach Mayring (2003) sowie themenzentriert durchgeführt.
Ergebnisse: Zunächst wurde eine Analyse der bestehenden Angebote für
pflegende Angehörige in den Orten durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass
primär Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre
pflegenden Angehörigen vorgehalten werden. In den drei Projektorten konnten
dann durch die Vernetzung der professionellen Anbieter neue Angebote für
pflegende Angehörige entwickelt und erprobt werden. So wurde u.a. ein
gemeinsamer Flyer zu allen Unterstützungsangeboten für pflegende
Angehörige an den drei Orten erstellt. Zudem wurde im vergangenen Jahr ein
„Tag der pflegenden Angehörigen“ durchgeführt, auf dem
Entlastungsangebote mittels kleiner Workshops vorgestellt wurden.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen:
Es zeigt sich, dass eine örtliche Koordination, z.B. seitens der Stadt,
notwendig ist, um die Anbieter zu moderieren und passgenaue Angebote für
pflegende Angehörige am Ort etablieren zu können. Das aufgebaute Netzwerk
der Anbieter sollte sich auch nach Projektende im Sinne der Nachhaltigkeit
weiter treffen.
eingereicht durch: MScN Tanja Segmüller; Universität Witten/Herdecke,
Department für Pflegewissenschaft, Deutschland; E-Mail:
tanja.segmueller(at)uni-wh.de
Poster 13 - Im Spannungsfeld ‚Sicherheit-RisikoSelbstbestimmung‘ agieren. Ein PraxisWissenschaftsdialog in der Demenzversorgung.
Hauprich, Julia; Mayrhofer, Stefanie Maria; Mayer, Hanna
Insitut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich
Ausgangslage: Die kontinuierlich steigende Zahl an dementiell Erkrankten
stellt nicht nur Politik und Gesellschaft, sondern auch Pflegende und
Angehörige vor erhebliche Herausforderungen. Vor allem die ethischen
Leitprinzipien Sicherheit und Selbstbestimmung werfen im Rahmen der
Demenzpflege vielschichtige Spannungsfelder hinsichtlich
Wertevorstellungen, Sicherheitsansprüchen und Effizienzforderungen auf. Vor
diesem Hintergrund befinden sich Pflegefachkräfte in einem täglichen
Balanceakt zwischen dem Erspüren des mutmaßlichen Willens der Erkrankten
und dessen praktischer Umsetzung. Im Zuge der vielschichtigen
Einflussfaktoren sehen sich Pflegepersonen oftmals in ethischen
Konfliktsituationen, in denen es unmöglich erscheint, sowohl den Interessen
der Erkrankten, als auch jenen der Institution und den eigenen Vorstellungen
auf gleiche Weise gerecht zu werden.
Ziel: Entwicklung eines praxis-, erfahrungs- und wissenschaftsbasierten
Konzepts als Entscheidungsorientierung innerhalb der Prinzipien Sicherheit
und Selbstbestimmung in der Betreuung dementiell erkrankter Menschen der
Caritas Socialis Wien.
Beschreibung des Vorgehens (Datensammlung, Analysetechnik und
Datenbeurteilung): In vier Workshops und den daran jeweils angrenzenden
Praxisphasen wurden in Anlehnung an die partizipativen Grundsätze der
Aktionsforschung eine gemeinsame Grundhaltung erarbeitet sowie
Spannungsfelder identifiziert und diese unter begleitender wissenschaftlicher
Betrachtung fortlaufend spezifiziert. Nach der Analyse konkreter Ursachen,
Einflussfaktoren und Handlungsoptionen bestehender Spannungsfelder wurde
in wechselseitiger Interaktion zwischen Pflegepraxis und Pflegewissenschaft
ein übergeordneter Handlungspfad als Hilfestellung innerhalb pflegerischer
Entscheidungen entwickelt.
Beteiligte und Adressaten: TeilnehmerInnen der Workshops waren
Pflegepersonen der Caritas Socialis Wien, welche in unterschiedlichen
20.-22.9.2015
Bereichen (Tageszentrum, Wohngemeinschaft, stationäre Einrichtung) der
Betreuung Demenzkranker tätig sind. Die Ergebnisse des Projektes richten
sich in erster Linie an Pflegepersonen, als auch an Institutionen, die im
Rahmen der Betreuung Demenzkranker mit ethischen Konfliktsituationen
konfrontiert sind.
Ergebnisse, Empfehlungen: Um den Umgang mit Spannungsfeldern zu
erleichtern, konnte entsprechend dem Projektziel ein Handlungspfad zur
Entscheidungsorientierung zwischen den Prinzipien Sicherheit, Risiko und
Selbstbestimmung erarbeitet werden. Konkrete Konfliktsituationen werden
dabei im Rahmen von Fallbesprechungen je nach Ursachenschwerpunkt auf
einer von drei identifizierten Ebenen (Arbeitskultur, Arbeitsumfeld,
unterschiedliche Sichtweisen der unmittelbar beteiligten Personen) verortet.
Im Falle eines Spannungsfeldes auf Ebene der unmittelbar Beteiligten erfolgt
eine konkrete Situationsanalyse. Dazu wird ein im Zuge der Workshops
erarbeitetes Instrument heranzogen, mit welchem die unterschiedlichen
Einflussfaktoren bzw. Akteure strukturiert festgemacht und visualisiert werden
können. Auf dieser systematischen Einschätzung aufbauend wird die
Gesamttendenz aller Beteiligten bzgl. Handlungsvorgehen auf einem
Kontinuum zwischen Autonomie und Sicherheit verortet. Anschließend werden
die bestehenden Handlungsoptionen hinsichtlich der Gewährleistung von
Sicherheit bzw. Selbstbestimmung vor dem Hintergrund eines möglichen
Risikos abgewogen. Als Empfehlung gilt die weiterführende Evaluierung des
Handlungspfades im praktischen Kontext, sowie die Einrichtung eines
Austauschforums zur bereichsübergreifenden Diskussion der
Spannungsfelder.
eingereicht durch: Dipl. Pflegepädagogin (FH) Julia Hauprich; Institut für
Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich; E-Mail:
julia.hauprich(at)univie.ac.at
Poster 14 - Begleitete Entlassung (BegE) - Brücke
zwischen Krankenhaus und häuslicher Pflege
Stopper, Katrin (1); Michaletz-Stolz, Regina (1); Riedel, Annette (2)
1: Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus, Deutschland; 2:
Hochschule Esslingen
Einleitung, Ausgangslage: Vor dem Hintergrund des deutlichen Rückgangs
der Verweildauern kann die Entlassung aus dem Krankenhaus ins häusliche
Setting sowohl für die Patienten als auch für deren Angehörige eine kritische
Episode im Krankheitsverlauf darstellen. Häufig kommt es zu
Versorgungsbrüchen, die sich besonders in der Übergangszeit manifestieren
und zu Belastungen für die Beteiligten führen. Unter anderem besteht ein
erhöhtes Risiko einer ungeplanten Rehospitalisierung kurz nach dem
stationären Aufenthalt. Im Projekt BegE steht die Unterstützung der
Angehörigen im Vordergrund, da sie nach den Daten der Pflegestatistik einen
erheblichen Beitrag dazu leisten, dass pflegebedürftige Menschen möglichst
lange in ihrem häuslichen Umfeld bleiben können. In der Übergangszeit
benötigen pflegende Angehörige eine an die reale häusliche Situation
angepasste zugehende Beratung, um die Verstetigung angemessener,
bedarfsorientierter Pflegestrategien zu realisieren. Das Projekt ist im PaulLechler-Krankenhaus angesiedelt. Hier werden größtenteils geriatrische
Patienten versorgt, die eine hohe Pflege- und Behandlungsintensität
aufweisen.
Ziel, Fragestellung: Ziel des Projektes ist es, pflegende Angehörige
geriatrischer Patienten während des Übergangs vom Krankenhausaufenthalt
ins häusliche Setting im Hinblick auf den Bedarf an Pflegeberatung
kontinuierlich zu begleiten. Dadurch sollen die pflegenden Angehörigen auf die
Übernahme der Pflege vorbereitet werden. Es ergeben sich folgende
Fragestellungen:


Welchen Beratungsbedarf haben Angehörige geriatrischer Patienten
beim Übergang vom Krankenhaus ins häusliche Setting?
Welche Interventionen müssen angeboten werden, um diesen Bedarf
zu decken? Welche Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen müssen
dabei berücksichtigt werden?
Beschreibung des Vorgehens: Zu Beginn des Projektes wird der
Beratungsbedarf Angehöriger geriatrischer Patienten während der
Übergangszeit vom stationären Bereich ins häusliche Setting schriftlich
erhoben. Die Befragung findet noch während des stationären Aufenthalts des
Patienten statt. In einer zweiten Projektphase werden auf Basis der
Befragungsergebnisse, einer Literaturrecherche sowie den Erfahrungen der
Sozial- und Pflegeberatung Interventionen entwickelt und eingeführt. Die
Hochschule Esslingen evaluiert das Projekt formativ. Gesamtergebnis ist ein
Beratungs- und Interventionskonzept, das bestehende Angebote für pflegende
Angehörige ergänzt und Doppelstrukturen vermeidet.
Beteiligte und Adressaten: Bei der Bedarfserhebung werden Angehörige
geriatrischer Patienten befragt, bei denen die Entlassung ins häusliche Setting
ohne die Erbringung von Leistungen durch einen ambulanten Dienst geplant
ist. Als Angehörige werden im Projekt alle Personen eingeschlossen, die zum
primären Netzwerk des Pflegeempfängers gehören und Aufgaben in
Versorgung und Pflege übernehmen. Dementsprechend ist die Intervention
auf die Bedarfe und Bedürfnisse dieser Zielgruppe ausgerichtet. Die
Pflegeempfänger sind im Rahmen der Intervention indirekt beteiligt. Es wurde
ein ethisches Clearing bei der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft
beantragt.
Art der Datensammlung: Die Bedarfserhebung erfolgt primär quantitativ mit
einem dazu entwickelten Fragebogen. Dieser wird um eine offene
Eingangsfrage ergänzt, um die spezifischen Bedarfe Angehöriger geriatrischer
Patienten zu erheben. Um eine für das Paul-Lechler-Krankenhaus
repräsentative Stichprobe zu erreichen, wird eine schriftliche Zufallsauswahl
der Teilnehmenden getroffen.
Analysetechnik, Datenbeurteilung: Die Datenanalyse erfolgt weitgehend
deskriptiv über schließende Statistik. Die offene Frage wird durch eine
qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
40
Posterbeiträge
Diskussion, Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Projektlaufzeit ist vom 1.
Februar 2015 bis 31. Januar 2017. Folgerungen aus der Bedarfserhebung
liegen im Spätsommer 2015 vor und können präsentiert werden.
eingereicht durch: Katrin Stopper; Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus,
Deutschland; E-Mail: stopper(at)tropenklinik.de
Poster 15 - Biografiearbeit als Intervention bei
Menschen mit Demenz
Diefenbacher, Deborah
Schweiz
Ausgangslage: In der Schweiz steigt die Zahl der an Demenzerkrankten
stetig an. Häufig benötigen die Betroffenen ab einem fortgeschrittenen
Stadium der Erkrankung professionelle Pflege, was oft einen Eintritt in ein
Alters- und Pflegeheim bedeutet. Die Pflegefachpersonen stellt die Betreuung
von Menschen mit Demenz vor enorme Herausforderungen, da sie häufig
herausfordernde Verhaltensweisen zeigen. Die Erkrankung führt zu einer
Abnahme des Kurzzeitgedächtnisses, während das Langzeitgedächtnis oft
noch lange erhalten bleibt und damit auch die Erinnerungen an
zurückliegende Ereignisse und Fähigkeiten. Das Eintauchen in die Erinnerung
kann zu einem zentralen Element der Pflege der Menschen mit Demenz
werden. Um die Betroffenen besser zu verstehen, sollten biografische Bezüge
erarbeitet und in die Pflege miteinbezogen werden. Biografiearbeit ist eine
mögliche Intervention, um dieses Ziel zu erreichen.
Fragestellung / Ziel: Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Welche
Auswirkungen zeigen sich bei der Anwendung von Biografiearbeit als
Intervention bei Menschen mit Demenz in Alters- und Pflegeheimen? Das Ziel
ist, die positiven Auswirkungen sowie die Grenzen der Biografiearbeit bei
Menschen mit Demenz in Alters- und Pflegeheimen aufzuzeigen.
Methode / Design: Für die Beantwortung der Fragestellung wurde das Design
eines systematisierten Reviews gewählt. Die Recherche fand in den
elektronischen Datenbanken PubMed, CINAHL und Cochrane Library statt.
Population: Als Population wurden Menschen mit Demenz gewählt, welche in
einem Alters- und Pflegeheim wohnhaft sind. Es wurden alle Formen und
Stadien der Demenz eingeschlossen.
Ergebnisse: Die Ergebnisse dieser Arbeit basieren auf zehn Studien und drei
Projektbereichten, welche einer kritischen Bewertung unterzogen wurden. In
den eingeschlossenen Arbeiten wurden positive Auswirkungen auf den
Menschen mit Demenz, dessen Angehörigen und die Pflegenden
beschrieben. Mehrfach wurde die individualisierte Pflege, das tiefere und
wärmere Verständnis für die Menschen mit Demenz, die verbesserten
Beziehungen zwischen den Beteiligten und sinnstiftende Interaktionen als
Auswirkungen geschildert. Auch die Abnahme von Apathie und eine
Steigerung der persönlichen Identität wurde bei den Menschen mit Demenz
beobachtet. Negative Effekte der Biografiearbeit werden bisher nur selten
erwähnt.
Empfehlungen / Schlussfolgerung: In der Pflegepraxis besteht kein
Standard für die Anwendung von Biografiearbeit. Dadurch entstehen vielfältige
Daten, welche nur bedingt miteinander verglichen werden können.
Institutionen, welche Biografiearbeit anbieten, müssen den Begriff intern
definieren und sich zwangsläufig mit dem Datenschutz auseinandersetzen.
Auch auf passende Rahmenbedingungen und Infrastrukturen sollte geachtet
werden. Um Biografiearbeit professionell umzusetzen, müssen die
Mitarbeitenden in den notwendigen Kompetenzen gut geschult werden. Trotz
einiger Schwierigkeiten bei der Anwendung von Biografiearbeit, wird sie gerne
in der Pflege umgesetzt. Sie stellt eine kostengünstige und sinnvolle
Intervention bei der Behandlung von Menschen mit Demenz dar, welche die
Beziehung zu den Betroffenen stärkt und die Berufszufriedenheit der
Mitarbeitenden fördert.
eingereicht durch: Deborah Diefenbacher; Schweiz; E-Mail:
debby_lea(at)hotmail.com
Poster 16 - „Multimorbidität als vielschichtiges
Geflecht im Kontext der familiären Bewältigung. Eine
qualitative Mehrfallstudie“
Hildebrandt, Christiane; Schrems, Berta
Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich
Einleitung: Durch das veränderte Morbiditätsspektrum steigt der Anteil der
Personen, die von mehreren chronischen Erkrankungen gleichzeitig betroffen
sind. Die Folgen sind psychische Belastungen, eine verringerte Lebensqualität
sowie besondere Herausforderungen zur familiären Bewältigung dieser
Situation. Multimorbidität, ihre Bewältigung und die Wahrnehmung von
Familien sind wissenschaftlich nur wenig untersucht. Möglicherweise liegen
die Gründe dafür in der Komplexität des Phänomens, aber auch in der
Herausforderung dieses methodisch zu erfassen.
Methode: Das Ziel des Beitrags ist es, exemplarisch anhand der Erkenntnisse
zur familiären Bewältigung von Multimorbidität zu zeigen, dass die qualitative
Mehrfallstudie ein geeignetes Design zur Abbildung solch komplexer
Pflegephänomene ist. Das Fallstudiendesign wurde in Anlehnung an die vier
Schritte nach Thomas (2011) entwickelt. Dabei wurden klassische,
beispielgebende Fälle für einen multimorbiden Krankheitsverlauf mit einem
explorativen, instrumentellen Ziel gewählt. Das Vorgehen war dabei
theoriegenerierend und interpretativ, um ein tiefgehendes Verständnis des
Forschungsumfeldes zu ermöglichen. Die Erfassung der familiären
Bewältigung erfolgte mittels einer qualitativen Mehrfallstudie mit eingebetteten
Analyseeinheiten (Familien mit ihren einzelnen Familienangehörigen), die
retrospektiv untersucht wurde. Datenquellen für eine holistische,
multiperspektivische Untersuchung des Phänomens waren Familien- und
Einzelinterviews, Symptomtagebücher und piktografische Darstellungen der
20.-22.9.2015
Familienbeziehungen. Bei der Datenanalyse der Einzelfälle wurden
individuelle Besonderheiten der jeweiligen Familien unter anderem in
Anlehnung an das offene Kodieren der Grounded Theory nach Strauss und
Corbin (2010) berücksichtigt, um darauffolgend mittels einer fallübergreifenden
Analyse Eigenschaften und Muster zwischen den Familien zu beleuchten.
Ergebnisse: Fallübergreifend zeigte sich, dass die Bewältigung von
Mehrfacherkrankungen ein Prozess ist, der durch allgemeine Bedingungen,
wie die situative Vulnerabilität der Familie oder den Krankheitsverlauf und die
Prognose, beeinflusst wird. Zentrale Voraussetzung für eine familiäre
Anpassung waren die subjektive Beziehungsqualität und im
Bewältigungsverlauf die prozesshafte familiäre Auseinandersetzung mit
wiederkehrenden Krisensituationen. Abhängig von den Voraussetzungen, der
Krankheitsabfolge, den allgemeinen Bedingungen, beziehungsweise der
Bereitschaft zur gemeinsamen und aktiven Bewältigung, unter anderem durch
Rollenanpassungen, kann die Bewältigung in einer Anpassung,
Fehlanpassung oder Krise münden.
Schlussfolgerung: Die qualitative Mehrfallstudie und insbesondere deren
fallübergreifende Auswertung eignet sich gut zur Abbildung komplexer
Geschehen und praxisrelevanter Erkenntnisse zur familiären Bewältigung von
Multimorbidität. Auch die Vorgehensweise nach Thomas (2011) erwies sich
als hilfreich, um gerade im Bereich der Pflege komplexe Phänomene mit
vielen kontextsensitiven Einflussfaktoren zu untersuchen. Dabei ist vor allem
der Einbezug diverser Datenquellen für eine umfassende pflegerische
Phänomenbeschreibung wichtig und durch die qualitative Mehrfallstudie
umsetzbar.
eingereicht durch: Christiane Hildebrandt; Institut für Pflegewissenschaft,
Universität Wien, Österreich; E-Mail: christiane.hildebrandt(at)univie.ac.at
Poster 17 - Erwartungen, Wünsche und Grenzen der
künftigen Aufgabenteilung von Pflege und Medizin:
Ergebnisse der Care-N Study M-V
Dreier, Adina (1); Rogalski, Hagen (2); Homeyer, Sabine (1);
Oppermann, Roman F. (3); Hoffmann, Wolfgang (1)
1: Universität Greifswald, Institut für Community Medicine,
Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health,
Deutschland; 2: Fachhochschule Neubrandenburg; 3:
Fachhochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit,
Pflege, Management
Einleitung: Die Alterung der Bevölkerung, der Anstieg an medizinischpflegerisch Versorgungsleistungen und die Zunahme von Versorgungslücken
erfordert eine Reformierung der Gesundheitsversorgung und eine
Neuverteilung von Aufgabenfeldern einzelner Akteure. [1,2] Die konkrete,
umfassende Benennung von potentiellen Aufgaben, die für die
Aufgabenteilung von Medizin und Pflege geeignet sind, steht bislang aus.
Daher wurde die Care-N Study M-V entwickelt und durchgeführt.
Fragestellung und Ziel: Die Studie untersucht u.a. die Erwartungen,
Potentiale und Grenzen der künftigen Aufgabenteilung von Pflege und
Medizin. Ziel ist es, Ansatzpunkte für die Konkretisierung der künftigen
Aufgabenteilung zu liefern.
Design: Die Care-N Study M-V erfolgte mittels einer Delphi-Befragung, Typ
Ideenaggregation. Dieses qualitative Forschungsverfahren ist besonders
geeignet, um ein unbekanntes Feld zu erforschen. [3]
Stichprobe: In die Studie wurden Experten einbezogen, die für die
Ideenfindung und -sammlung besonders geeignet waren. Für die
Expertenrekrutierung schlägt Häder vor, pro Sachverhalt eine(n) ExpertIn
einzubeziehen. Darüber hinaus sollten die Experten in der Lage sein, zu
weiteren Fragen Aussagen zu treffen. [3] So waren insgesamt N= 25 Experten
an der Care-N Study M-V beteiligt (16,7% weiblich).
Datenerhebung: Die Datenerhebung war in zwei schriftliche
Befragungsrunden und eine Gruppendiskussion unterteilt.
Die beiden schriftlichen Befragungsrunden erfolgten mit qualitativen,
halbstrukturierten, schriftlichen Interviews. Die Ergebnisse wurden als
zusammengefasstes Feedback den Experten mitgeteilt und bildeten die
Grundlage der abschließenden Gruppendiskussion. [4]
Datenanalyse: Beide schriftlichen Befragungsrunden wurden mittels Cardiff
TeleForm (Version 10.2) digitalisiert. Die Gruppendiskussion wurde
audiotechnisch erfasst und transkribiert. Anschließend erfolgte die
Datenauswertung mittels qualitativer Evaluation nach Kuckartz et al. und der
Software MAXQDA. [5]
Ergebnisse: Potentiale der Aufgabenneuverteilung sehen die Experten im
Beitrag zur Optimierung der Patientenversorgung, der Entwicklung von
gemeinsame Werten und Haltungen sowie der innovativen Weiterentwicklung
des Gesundheitssystems. Wünsche schließen die klare gesetzliche Regelung,
die Definition und Regelung von Schnittstellen zwischen den
Verantwortlichkeiten sowie die gegenseitige Anerkennung und Unterstützung
im Versorgungsalltag ein. In Bezug auf die Eignung von ärztlichen Tätigkeiten,
welche auf die Pflege im Sinne der Substitution übertragen werden können,
sehen die Experten die Beratung, Betreuung, Aufklärung und Schulung als
geeignetsten an gefolgt von der Koordination von Behandlungsabläufen (z.B.
Überweisung, Entlassung) und der Verschreibung von Hilfsmitteln,
Medikamenten. Zur nachhaltigen Implementation ist eine (1) Novellierung des
Berufsgesetzes der Pflege und Ausbildungsverordnungen und (2) die Klärung
haftungsrechtlicher Fragen erforderlich. Dabei sind Widerstände von Seiten
der Ärzteschaft, den Trägern der Pflegeeinrichtungen sowie von Arbeitgebern
zu erwarten, welche bspw. die Finanzierung und die Umverteilung der
Verantwortung für die Aufgabenübernahme betreffen.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Care-N-Study M-V haben Aspekte
zur inhaltlichen Ausgestaltung und den Rahmenbedingungen für die
Umsetzung einer Aufgabenneuverteilung geliefert. Die nachhaltige
Implementation erfordert einen langen Zeithorizont und die frühzeitige
Einbindung aller beteiligten Akteure, unter denen jedoch noch keine Einigkeit
41
Posterbeiträge
besteht. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine weiterführende
Forschung zur Thematik Aufgabenneuverteilung von Pflege und Medizin
unerlässlich ist.
Literatur
[1] Rogalski H, Dreier A, Hoffmann W, Oppermann R. Zukunftschance Pflege von der Professionalisierung zur Restrukturierung des Aufgabenfeldes. Pflege.
2012; 25(1):11-21.
[2] Dreier A, Rogalski H, Oppermann R, Hoffmann W. Delegation und
Substitution spezifischer medizinischer Tätigkeiten als künftiger
Versorgungsansatz. ZEFQ - Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität
im Gesundheitswesen. 2012; 106(9):656-662.
[3] Häder M. Delphi-Befragungen. Ein Arbeitsbuch. 2. Auflage Wiesbaden: VS
Verlag für Sozialwissenschaften (2009).
[4] Häder M, Häder S. Neuere Entwicklungen bei der Delphi-Methode.
Literaturbericht II. Serienarbeitstitel ZUMA-Arbeitsbericht 98 / 05. (1998).
http://www.gesis.org/fileadmin/upload/forschung/publikationen/gesis_reihen/zu
ma_arbeitsberichte/98_05.pdf [22.01.2013]
[5] Kuckartz U, Dresing T, Rädiker S, Stefer C. Qualitative Evaluation. Der
Einstieg in die Praxis. 2.Auflage Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage GmbH.(2008).
eingereicht durch: Dr. Adina Dreier; Insitut für Community Medicine, Abt. VC,
Deutschland; E-Mail: adina.dreier(at)uni-greifswald.de
Poster 18 - Möglichkeiten und Herausforderungen für
das interprofessionelle Lernen von Pflege und Medizin
- Ergebnisse der Care-N Study M-V
Homeyer, Sabine (1); Dreier, Adina (1); Rogalski, Hagen (2);
Oppermann, Roman F. (3); Hoffmann, Wolfgang (1)
1: Universität Greifswald, Institut für Community Medicine,
Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health,
Deutschland; 2: Fachhochschule Neubrandenburg; 3:
Fachhochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit,
Pflege, Management
Einleitung: Die künftige bedarfsgerechte und qualitätsgesicherte medizinischpflegerische Versorgung der Bevölkerung bedarf einer Weiterentwicklung der
derzeitig bestehenden Gesundheitsversorgung. Dies schließt unter anderem
eine verstärkte Kooperation und interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen
der pflegerischen und medizinischen Profession ein. [1] Entsprechendes
Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten müssen in der Ausbildung der Pflege
und der Medizin vermittelt werden, um die Absolventen adäquat auf die
interprofessionelle Zusammenarbeit im Praxisalltag vorzubereiten. Die Care-N
Study M-V möchte einen Beitrag zur Identifikation möglicher Themen und
Lehrformen leisten, die für das interprofessionelle Lernen zwischen Pflege und
Medizin geeignet sind.
Fragestellung / Ziel: Die Studie erhebt demnach Lehrinhalte und -formen für
das gemeinsame Lernen von Pflege und Medizin und identifiziert damit
verbundene Herausforderungen und Erwartungen für die interprofessionelle
Zusammenarbeit im Praxisalltag. Ziel ist es, mögliche interprofessionelle
Lehrinhalte zu spezifizieren sowie Ansatzpunkte für die Ausgestaltung
gemeinsamer Lernsequenzen abzuleiten.
Methode: Im Rahmen der Care-N Study M-V wurde eine qualitative DelphiBefragung des Typs Ideenaggregation durchgeführt.
Teilnehmer: Zur Befragung wurden Experten rekrutiert, die für die
Ideenfindung und -sammlung hinsichtlich der Studienthematik besonders
geeignet waren. Die Befragung enthielt 25 Studienfragen, wobei die Experten
jeweils mindestens eine dieser Fragen kompetent beantworten können sollten.
Darüber hinaus sollten sie fähig sein, auch auf die weiteren Fragen
einzugehen. Insgesamt wurden 25 Experten in die Care-N Study M-V
eingeschlossen.
Datenerhebung: Die Datenerhebung erfolgte in zwei schriftlichen
Befragungsrunden und einer abschließenden Gruppendiskussion. Die
schriftlichen Befragungen wurden mittels qualitativer halbstrukturierter
Interviews durchgeführt und digitalisiert. Die Gruppendiskussion wurde
audiotechnisch erfasst und transkribiert.
Datenanalyse: Die digitalisierten Interviews und das Transkript der
Gruppendiskussion wurden mittels qualitativer Evaluation nach Kuckartz et al.
mit der Software MAXQDA ausgewertet. [2] Dabei wurden die Antworten der
befragten Experten codiert und in ein hierarchisch aufgebautes
Kategoriensystem eingeordnet.
Ergebnisse: Aus Sicht der befragten Experten sind für das gemeinsame
Lernen folgende Lehrinhalte besonders geeignet: Kommunikation, Ethik und
Erste Hilfe / Notfallmedizin. Seminare, problemorientiertes Lernen und
praktische Übungen sind dabei nach Ansicht der Experten die Lehrformen der
Wahl, um für den gemeinsamen Praxisalltag eine (a) höhere gegenseitige
Wertschätzung, (b) eine verbesserte abgestimmte Kooperation sowie (c) eine
zunehmende Patientenorientierung erreichen zu können. Herausforderungen
betreffen vor allem die Novellierung der Lehrpläne hin zu einer gemeinsamen
Lehrplangestaltung.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Care-N Study M-V haben erste
Ansatzpunkte für die Identifikation von gemeinsamen Lehrinhalten und formen von Pflege und Medizin gezeigt. Für eine nachhaltige Implementation
in die Regelcurricula beider Professionen ist es erforderlich, die jeweiligen
Bildungsinstitutionen frühzeitig in die Konkretisierung einzubinden. Auch
bedarf es weiterer Forschung, um gemeinsame Ausbildungssequenzen von
Pflege und Medizin detailliert zu entwickeln sowie deren Wirksamkeit
wissenschaftlich erproben und evaluieren zu können.
Literatur
[1] Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im
Gesundheitswesen (2014). Bedarfsgerechte Versorgung-Perspektiven für
ländliche Regionen und ausgewählte Leistungsbereiche. http://www.svr-
20.-22.9.2015
gesundheit.de/fileadmin/user_upload/Aktuelles/2014/SVR550Gutachten_2014
_Kurzfassung_01.pdf [20.01.2015]
[2] Kuckartz U, Dresing T, Rädiker S, Stefe C (2008). Qualitative Evaluation.
Der Einstieg in die Praxis.
2.Auflage Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage
GmbH.
eingereicht durch: Sabine Homeyer; Institut für Community Medicine,
Deutschland; E-Mail: sabine.homeyer(at)uni-greifswald.de
Poster 19 - PolytraumapatientInnen verlegen: Wie
erleben dies Pflegefachpersonen?
Bretscher, Barbara (1); Schärli, Marianne (1); Bischofberger, Iren
(2)
1: UniversitätsSpital Zürich, Schweiz; 2: Kalaidos Fachhochschule
Gesundheit
Einleitung: PatientInnen mit einem Polytrauma verbringen die ersten Tage
nach dem Unfall auf einer Intensivpflegestation (IPS) und werden engmaschig
mit einem Monitor überwacht. Nach der Verlegung auf die Bettenstation wird
der Überwachungsrhythmus stark reduziert und nicht mehr monitorisiert.
Dieser Wechsel ist für PatientInnen und Pflegefachpersonen auf den
Bettenstationen mit Anpassungsanforderungen verbunden. Erstere kann der
Wechsel aufgrund der geringeren Überwachungsintensität und der räumlichen
wie auch personellen Veränderung verunsichern . Letztere haben zeit- und
technikintensive Behandlungsprozesse zu meistern. Dazu fehlen ihnen aber
teilweise pflegefachliche Kenntnisse. Dies äussert sich besonders bei
kurzfristiger Ankündigung der Verlegung und je nach Personalkonstellation in
der Schicht. Wie dieser Verlegungsprozess von Pflegefachpersonen der
Bettenstationen erlebt wird, ist bislang wenig erforscht.
Ziel: Das Ziel ist, die Bedürfnisse, Schwierigkeiten und Belastungsfaktoren
von Pflegefachpersonen im Verlegungsprozess von PolytraumapatientInnen
zu identifizieren und zu beschreiben. Basierend darauf sollen Empfehlungen
für die gezielte Optimierung der Verlegungsprozesse und
Unterstützungsmassnahmen formuliert werden. Zudem dienen die
Forschungsergebnisse dazu, ein parallel dazu durchgeführtes Praxisprojekt
datengestützt voranzubringen.
Methode: Das Forschungsprojekt wurde mit einem qualitativen Design und
halbstrukturierten Einzelinterviews mit 10 Pflegefachpersonen der
unfallchirurgischen Bettenstationen eines Universitätsspitales durchgeführt. Es
wurde durch das Institutional Review Board der Hochschule beurteilt, an der
die Erstautorin studiert. Ebenfalls wurde das Einverständnis des pflegerischen
Führungsgremiums der Klinik eingeholt. Über das Forschungsvorhaben wurde
schriftlich und mündlich informiert, worauf die Pflegefachpersonen freiwillig die
Erstautorin kontaktieren konnten. Die Analyse erfolgte nach Grounded Theory,
angelehnt an Strauss und Corbin. Dabei wurde nach Schlüsselkategorien und
Kodes gesucht, die Eigenschaften und Zusammenhänge zum
Verlegungsprozess hervorbringen.
Ergebnisse: Als zentrales Phänomen wurde „emotionaler Stress“ identifiziert,
welches sich in den empirischen Daten in einer aktiven und einer passiven
Dimension ausdrückte: aktiv-gestalterisch meint „Übersicht erlangen und /
oder behalten“, passiv-erduldend meint „äusseren unbeeinflussbaren
Bedingungen ausgesetzt sein“. Der emotionale Stress entsteht einerseits
durch das ständige Bemühen, die noch labile Genesung der PatientInnen zu
überblicken und dabei den fachlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Andererseits lassen sich die betrieblichen Prozesse von den
Pflegefachpersonen kaum selber beeinflussen oder steuern. Um diesen
emotionalen Stress zu reduzieren entwickeln die Befragten individuelle
Strategien und Arbeitsorganisationsformen zur intrainstitutionellen und
interprofessionellen Zusammenarbeit. Hier sind Aushandlungs- und
Kommunikationskompetenzen zentral und besonders bei denjenigen
vorhanden, die berufserfahren sind und breite Fachkompetenzen haben.
Schlussfolgerung: Um PatientInnen mit einem Polytrauma auf der
Bettenstation zu übernehmen, braucht es spezifische Vorbereitungen sowohl
auf der IPS als auch der Bettenstation. Ebenso muss die Fachkompetenz zu
pflegetechnischen Verrichtungen regelmässig geschult werden. Für den
vollständigen und patientenorientierten Pflegeprozess ist eine enge
interprofessionelle Zusammenarbeit nötig. Dafür sind teaminterne und
betriebliche Anpassungen erforderlich. Diese werden im parallel verlaufenden
Praxisprojekt bereits erarbeitet (u.a. gegenseitiges Hospitieren, erweiterter
Aufgabenkatalog der Pflegeexpertin MScN). Zudem wird die Entwicklung
eines Behandlungspfades für PolytraumapatientInnen empfohlen. Auf der
betrieblichen Ebene sollten der Skill- und Grademix in den Pflegeteams sowie
das Bettenmanagement angepasst werden.
eingereicht durch: Barbara Bretscher; UniversitätsSpital Zürich, Schweiz; EMail: barbara.bretscher(at)usz.ch
Poster 20 - Repetitive periphere Muskelstimulation
(RPMS) versus Beckenbodentraining - Evaluation und
Vergleich zweier etablierter Methoden
Schrank, Sabine; Kinsperger, Laura; Koller, Martina; Mayer, Hanna
Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien, Österreich
Ausgangslage: Harninkontinenz ist ein international weit verbreitetes
Gesundheitsproblem und spielt gerade im LZP (Langzeitpflege)-Bereich eine
zentrale Rolle. Obwohl es verschiedene pflegerische und therapeutische
Maßnahmen gibt, finden hier vornehmlich absorbierende Hilfsmittel und kaum
kontinenzfördernde Maßnahmen Anwendung. Die RPMS wird bereits als
gängiges Verfahren zur Therapie und Prävention von Inkontinenz im
ambulanten Bereich eingesetzt und stellt im Vergleich mit der gängigen
Inkontinenzversorgung eine wirksame Behandlungsalternative dar. Für ältere
42
Posterbeiträge
Menschen in LZP-Einrichtungen fehlen bislang empirische Daten über die
Wirkungsweise der RPMS.
Ziel: Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit von RPMS bei
harninkontinenten PflegeheimbewohnerInnen mit der herkömmlichen Methode
des Bebo (Beckenboden)-Trainings zu vergleichen. Folgende
Forschungsfrage war studienleitend: Wie wirkt sich die RPMS auf den
Schweregrad der Harninkontinenz bei älteren Menschen im Vergleich zu
herkömmlichen Therapien wie dem Bebo-Training aus?
Methode: Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde ein nicht-äquivalentes
Zwei-Gruppendesign (Prä-Posttestdesign) herangezogen.
Stichprobe: Die Stichprobe setzt sich aus 112 Personen (73 RPMS, 39 Bebo)
aus 22 Institutionen zusammen.
Datenerhebung: Die Erhebung der Daten zur Messung des Effekts erfolgte
mittels standardisierter Instrumente (ICIQ-SF, I-QoL) zu festgelegten Zeiten
(vor, während und nach 12 wöchiger Interventionsdauer). Datenanalyse:
Diese erfolgte mittels deskriptiver und schließender Statistik.
Ergebnisse: Der mittlere Schweregrad der Harninkontinenz liegt sowohl bei
der RPMS- als auch der Bebo-Gruppe zu Beginn der Therapie bei 8,2
Punkten, was einem relativ geringen Wert auf der ICIQ-Skala (0-21)
entspricht. Während der mittlere Schweregrad der Harninkontinenz bei den
RPMS-ProbandInnen über alle drei Datenerhebungspunkte sinkt, ist hingegen
bei den Bebo-ProbandInnen nur mehr eine ganz leichte Veränderung im
mittleren Schweregrad der Harninkontinenz ab Mitte der Therapie erkennbar.
Beide Veränderungen sind jedoch nicht signifikant. Das subjektive
Belastungsempfinden der RPMS-Gruppe sinkt im Verlauf der Therapie
signifikant und damit steigt die durchschnittliche Lebensqualität in Bezug auf
die Harninkontinenz signifikant. Auch die Bebo-Gruppe erlebt eine subjektive
Besserung ihrer Belastung und damit eine Steigerung ihrer Lebensqualität,
wenngleich diese in dieser Gruppe bei weitem nicht so deutlich ausfallen.
RPMS-ProbandInnen zeigen sich signifikant zufriedener mit der Therapie als
die Bebo-ProbandInnen mit dem Bebo-Training. Ökonomische Auswirkungen
lassen sich nur schwer feststellen, da sich z.B. der Einlagenverbrauch nicht
proportional zum Schweregrad der Inkontinenz verhält. Eine geringe
Reduktion der Einlagen kann jedoch auch bei Sinken des Schweregrades der
Harninkontinenz festgestellt werden (durchschnittlich 3% / Monat).
Schlussfolgerungen: Mit beiden Therapieformen kann der Schweregrad der
Inkontinenz grundsätzlich gesenkt werden, auch wenn dies durch den relativ
geringen Ausgangswert nur in Tendenzen sichtbar ist. Dies ist u.a. auch dem
niedrigen Ausgangswert der Inkontinenzsymptomatik geschuldet. Da die
Ergebnisse grundsätzlich auf Verbesserungen der Inkontinenzsymptomatik
verweisen, kann man davon ausgehen, dass bei einem höheren (Schwere)Grad der Inkontinenz wesentlich mehr Veränderungen nachweisbar wären.
Bebo-Training, wenn es in einer konsequenten und gut angeleiteten Form
durchgeführt wird, zeigt ähnliche Effekte wie technikunterstützte
Therapieformen. Generell zeigt sich jedoch, dass das Bebo-Training nur für
einen geringen Teil der LZP-BewohnerInnen geeignet ist, während hingegen
das RPMS-Training generell neben bewegungseingeschränkten Personen
auch für kognitiv eingeschränkte Personen in Frage käme und angewendet
werden könnte, womit einem wesentlich größeren Teil älterer Menschen der
Zugang zu einer geeigneten und wirkungsvollen Inkontinenztherapie
ermöglicht würde.
eingereicht durch: Mag. Sabine Schrank; Institut für Pflegewissenschaft der
Universität Wien, Österreich; E-Mail: sabine.schrank(at)univie.ac.at
Poster 21 - GeriQ – Entwicklung von
Qualitätsindikatoren für eine geriatrische
Notfallversorgung
Schuster, Susanne (1); Willam, Carsten (2); Dormann, Harald (3)
1: Evangelische Hochschule Nürnberg, Deutschland; 2: FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg; 3: Klinikum Fürth
Einleitung: Die Alterung der Gesellschaft zeigt sich auch in einer steigenden
Zahl an älteren Notfallpatienten. Geriatrische Notfallpatienten zeichnen sich
durch deren komplexe Beschwerdebilder, kognitive Einschränkungen und
vielschichtige Pflegesituationen aus. In der derzeitigen medizinischpflegerischen Notfallversorgung werden geriatrische Besonderheiten und
Bedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigt. Definierte Qualitätsindikatoren
(QI) ermöglichen es die Versorgungsqualität messen, vergleichen und
verbessern zu können. QI für die medizinisch-pflegerische geriatrische
Notfallversorgung (GerNV) existieren aktuell nicht. Ziel dieses
Forschungsvorhabens ist die Entwicklung von QI für eine GerNV.
Methoden: Bei der Entwicklung der QI wird auf Wissenschaftlichkeit,
Relevanz und Praktikabilität geachtet. Um evidenzbasiert vorzugehen greift
unter Einbeziehung von Experten der Ansatz einer Methodentriangulation in
dieser Studie. Neben einer systematischen Literaturrecherche wurde ein
transdisziplinär besetztes Expertenpanel gebildet, welches in drei Treffen a)
potentiell relevante Qualitätsaspekte identifiziert, b) diese Qualitätsaspekte
hinsichtlich der Relevanz und Priorität bewertet und aufbauend auf eine
deskriptive Querschnittserhebung zur Praktikabilität der QI c) einen Konsens
zu letztendlich empfohlenen QI findet.
Teilnehmer: Das Expertenpanel besteht aus 2 Notfallpflegenden, 2
Notfallmedizinern, 1 Geriaterin, 1 gesundheitsökonomischen Experten, 1
pharmakologischen Experten und 2 Vertretern der geriatrischen
Patientengruppe. Die Querschnittsanalyse richtet sich an Notfallpflegende und
Notfallmediziner in führenden Positionen, wobei in der
Stichprobenzusammensetzungen versucht wird die Gesamtheit der deutschen
Notaufnahmen repräsentativ abzubilden.
Datenerhebung und Datenanalyse: Im Rahmen von Datenbankrecherchen
wurde nach (systematischen) Übersichtarbeiten und Metanalysen zu
beschriebenen Qualitätsaspekten der GerNV gesucht. Im ersten
Expertentreffen (a) fand eine Gruppendiskussion statt, welche nach der
qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring mit MAXQDA ausgewertet wurde.
Die Relevanzbewertung im zweiten Expertentreffen (b) erfolgt über ein
20.-22.9.2015
schriftliches Bewertungsverfahren, angelehnt an das Instrument QUALIFY.
Zur Konsensfindung im dritten Expertentreffen (c) unterstützt die RAND-UCLA
Appropriateness Methode. Die geplante Querschnittserhebung wird mittels
standardisiertem Online-Fragebogen durchgeführt und über SPSS statistisch
ausgewertet.
Ergebnisse – aktueller Stand: Aufbauend auf die Literaturrecherche konnte
das erste Expertentreffen 11 / 2014 stattfinden. Diskutierte potentiell relevante
Qualitätsaspekte sind u.a. Anforderungen an die Ausbildung von
Notfallpflegenden und Notfallmedizinern (wie geriatrische Expertise, ethische
Aspekte, Soft Skills); die Implementierung von validen Screening-Instrumenten
zur Identifikation von geriatrischen Risikopatienten, Delir und Demenz; ein
angepasstes Schmerz-, Sturz-, Inkontinenz-, Infektions-, Medikations- und
Informationsmanagement inkl. einer Pflegeüberleitung und koordinierten
Nachsorge; eine integrierte Palliativpflege und die Einbindung von
Angehörigen, Geriatern und Ehrenamtlichen in die GerNV. Das zweite
Expertentreffen ist für 03 / 2015 koordiniert. Ein Operationalisieren der
relevanten Qualitätsaspekte in Qualitätsindikatoren findet 04 / 2015 statt.
Aufbauend auf die operationalisieren Qualitätsaspekte in Qualitätsindikatoren
wird ein Fragebogen zur Praktikabilitätsbefragung entwickelt, welche im
Zeitraum 06 / 2015 - 08 / 2015 durchgeführt wird. Das dritte Expertentreffen
wird 09 / 2015 stattfinden.
Schlussfolgerungen: Dieses aufgezeigte methodische Vorgehen zur
Entwicklung von QI entspricht den methodischen Gütekriterien. Die
letztendlich empfohlenen QI können den deutschen Notaufnahmen eine
Orientierung zur GerNV geben und langfristig eine definierte
Versorgungsqualität sichern. Eine Erprobung und Testung der entwickelten QI
ist nachfolgend geplant.
eingereicht durch: MScN Susanne Schuster; Evangelische Hochschule
Nürnberg, Deutschland; E-Mail: susanne.schuster.privat(at)gmail.com
Poster 22 - Symptome von herausforderndem
Verhalten, Demenz, Delir (SHVDD) im
Akutkrankenhaus - Eine Prävalenzerhebung
Breuer, Roman; Schneeweiss, Sonja
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien - Medizinischer
Universitätscampus, Österreich
Die demographische Entwicklung und die damit verbundene steigende Zahl
hochbetagter, dementer und multimorbider PatientInnen stellen die
Dienstleister vor zunehmende Herausforderungen in der Versorgung und
Pflege. Um diesen adäquat zu begegnen und organisationale
Lösungsstrategien zu unterstützen wurde eine Prävalenzerhebung zum
Thema herausforderndes Verhalten, Demenz, Delir durchgeführt.
Fragestellung / Ziel: Die forschungsleitende Fragestellung lautete: „Wie viele
stationäre PatientInnen mit SHVDD gibt es zu einem bestimmten Zeitpunkt im
Akutspital?“ Erwartet wurden die Anzahl der PatientInnen mit SHVDD, die
Identifizierung der Abteilungen mit besonders hohem Aufkommen von SHVDD
sowie die Darstellung der Häufigkeit anamnestisch erhobener oder in der
Dokumentation erfasster Delire und Demenzen.
Vorgehen: Zur Detektion Delir-assoziierter Symptome kam die Nursing
Delirium Screening Scale (Nu-Desc) zum Einsatz. Dieses valide Instrument
erfasst Symptomkomplexe des Delirs. Durch die Punktprävalenzerhebung
wurde erwartet, nicht nur Personen mit Delir sondern auch jene mit
herausforderndem Verhalten, Demenz und anderen psychomotorischen
Symptomen zu identifizieren. Da die Nu-Desc als Screening Instrument im
Rahmen der Routinepflege eingesetzt wird, wurde von einer informierten
Einwilligung abgesehen. Die erhobenen personenbezogenen Daten
beschränkten sich ausschließlich auf das Geburtsjahr. Zur Erhebung der
Prävalenzzahl wurde das behandelnde Personal nach „auffälligen Personen“
im Zeitraum der letzten 24 Stunden gefragt. Die Einschlusskriterien waren ein
Alter von über 65 Jahren, ein besonders agitiertes oder ausgeprägt
zurückgezogenes Verhalten, oder anamnestisch erfasste beziehungsweise
dokumentierte Delire oder Demenzen. Wenn mindestens eines der
Einschlusskriterien zutraf, kam das Screening-Instrument zur Anwendung. Im
intensivmedizinischen Bereich wurde als Einschlusskriterium ein RASS-Score
(Richmond Agitation Sedation Scale) zwischen -3 und +4 festgelegt. Als
Untersuchungsdesign wurde eine monozentrische, deskriptive, quantitative
Querschnittstudie gewählt. Die Fragebögen wurden elektronisch generiert und
eigelesen und mit XLSTAT® statistisch ausgewertet.
Ergebnisse: Die Gelegenheitsstichprobe bildeten 1475 Patientinnen über 6
Jahre, 281 PatientInnen (19,05% der Stichprobe) hatten >= 2 Punkte auf der
Nu-Desc und wiesen damit zum Erhebungszeitpunkt Anzeichen für ein
wahrscheinliches Delir auf. Die Altersverteilung der PatientInnen mit >= 2
Punkten auf der Nu-Desc zeigt, dass 75% aller im Screening positiven
PatienInnen 54 Jahre oder älter waren. Die Detailauswertung im
psychiatrischen Pflegebereich zeigt, dass 75% aller Personen mit positivem
Screeningergebnis (Prävalenz 17,18%; n=163) 53 Jahre oder jünger waren.
Sehr hoch ist die Prävalenzrate (52,27%; n=71) der SHVDD im
Intensivpflegebereich. Insgesamt wurden nur 25 Delire in der Dokumentation
erfasst.
Diskussion: Die erhobenen Daten nähern sich jenen der Guideline des
National Institute for Health and Care Excellence (2010), wonach die DelirPrävalenz in Akutkrankenhäusern zwischen 20% und 30% liegt, an. Auch die
unzureichende Dokumentation des Delirs wird im Rahmen dieser Guideline
angesprochen und bekräftigt damit die Erkenntnisse der vorliegenden
Erhebung.
Schlussfolgerungen: Es sind Überlegungen anzustellen, wie alte und
hochbetagte Menschen im Akutkrankenhaus optimal betreut werden können.
Lösungen könnten eine Aufnahmestation, eine akutgeriatrische Abteilung
sowie optimierte geriatrische und intensivpflegerische Versorgungskonzepte
sein. Grundlegend sind gezielte Schulungsmaßnahmen zur Thematik Delir,
Demenz, kognitive Einschränkung. Neueste Forschungserkenntnisse belegen
die Wirkung nichtpharmakologischer Delirprävention.
43
Posterbeiträge
eingereicht durch: MSc Roman Breuer; Allgemeines Krankenhaus der Stadt
Wien - Medizinischer Universitätscampus, Österreich; E-Mail:
roman.breuer(at)akhwien.at
Poster 23 - Die Implementierung von CIRS in
ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen als
präventives Risikomanagementsystem
Rößlein, Rosa (1); Lehmann, Katja (2); Vlcek, Alexander (1)
1: MDK Bayern, Deutschland; 2: MDK
Einleitung: Critical Incident Reporting Systeme (CIRS) sind im
Krankenhausbereich seit 2014 gemäß § 137 Abs. 1d SGB V Bestandteil des
Risikomanagements zur Verbesserung der Patientensicherheit. Im Vergleich
dazu sind Fehlermeldesysteme in der ambulanten und stationären Altenhilfe
noch nicht etabliert. Die Erfahrungen des MDK Bayern aus der Begutachtung
von vermeintlichen oder tatsächlichen Pflegefehlern und den
Qualitätsprüfungen zeigen, dass es in der Pflege wiederkehrende
Risikokonstellationen gibt, die zu vermeidbaren Fehlern und / oder Schäden
führen können. Der MDK Bayern möchte, Pflegeeinrichtungen unterstützen,
CIRS als Baustein des Risikomanagements zu etablieren.
Ziel: Ziel des Projektes ist die Implementierung von CIRS in ambulanten und
stationären Pflegeeinrichtungen. Durch die systematische Analyse der CIRSMeldungen werden die Ursachen für Risiken und Fehlerquellen identifiziert.
Daraus resultieren praxisnahe Strategien zur Erhöhung der Sicherheit der
Pflegebedürftigen in den spezifischen Settings.
Vorgehen: Zur Projekteinführung ab Herbst 2014 wurden für die leitenden
Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen Informationsveranstaltungen durchgeführt.
Im Anschluss folgten Schulungen für alle anderen Mitarbeiter in der
Anwendung eines Fehlermeldesystems. Diese Schulungen sind für die
unterschiedlichen Settings in Anlehnung an die Empfehlungen des
Aktionsbündnisses Patientensicherheit konzipiert worden. Die Einrichtungen
wurden bei der Bildung des Analyseteams, der Auswahl der CIRSBeauftragten und der Festlegung des Meldekreises unterstützt. Die
Schulungsunterlagen, das Manual und weitere erforderliche Dokumente
wurden vom Projektteam des MDK Bayern zur Verfügung gestellt. Innerhalb
der 12-monatigen Implementierungsphase werden die Einrichtungen durch
das Projektteam regelmäßig fachlich unterstützt. Konkret werden z. B. die
CIRS-Beauftragten für Ihre Aufgaben intensiv begleitend qualifiziert,
Analysesitzungen moderiert sowie Fallanalysen durchgeführt. Das Projekt
endet am 31.03.2016.
Beteiligte und Adressaten: Projektteilnehmer sind je drei ambulante und
stationäre Pflegeeinrichtungen gemeinnütziger und privater Träger in Bayern.
Art der Datensammlung / Datenbeurteilung: Die Datenerhebung erfolgt mit
dem CIRS-Meldebogen und einer Erfassung der Risikofelder und
Maßnahmen. Der Meldebogen beinhaltet die Bereiche A (Wer, Wo, Was wird
gemeldet?), B (Lösungsvorschläge) und C (freiwillige Angaben).
Die Meldungen werden hinsichtlich der Häufigkeit ihres Auftretens und ihrer
Schwere untersucht. Zudem werden die Ursachen für (Beinahe-) Fehler mit
Vertretern der Einrichtungen analysiert und Verbesserungsmaßnahmen
eingeleitet.
Ethische Überlegungen: Zwischen dem MDK Bayern und den
Projektteilnehmern wurden schriftliche Vereinbarungen abgeschlossen,
welche den Datenschutz, die Sanktionsfreiheit der CIRS-Meldungen und die
Schweigepflicht des CIRS-Beauftragten festlegen.
Diskussion: Bislang liegen 54 CIRS-Meldungen vor. Erste Ergebnisse weisen
auf eine höhere Meldefrequenz im ambulanten Bereich hin. Aufgrund der
unmittelbaren Gefährdung von Pflegebedürftigen mussten teilweise
Sofortmaßnahmen eingeleitet werden. Die CIRS-Meldungen betrafen
insbesondere die Risikofelder Medikamentenmanagement, unklare ärztliche
Anordnungen, Mängel im Pflegeprozess sowie im Umgang mit
Medizinprodukten.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Die bisherigen Erfahrungen im Projekt
zeigen, dass das Vertrauen in das Projektteam und die Anonymität des
Meldesystems förderlich sind, um über kritische Ereignisse zu berichten.
Insgesamt lassen die bisherigen Meldungen die Sinnhaftigkeit eines
Fehlermanagementsystems für Pflegeeinrichtungen erkennen.
eingereicht durch: M. Sc. Gerontologie Rosa Rößlein; MDK Bayern,
Deutschland; E-Mail: rosa.roesslein(at)mdk-bayern.de
Poster 24 - Bedarfsanalyse für Ethikberatung in der
Altenpflege
Kuhn, Andrea
Deutschland
Einleitung: Der Beitrag verbindet zwei Konferenzschwerpunkte. Er stellt eine
pflegewissenschaftliche Forschung vor, deren Ergebnisse Grundlagen für
ethisches Handeln in der pflegerischen Versorgung schaffen. Literaturbasiert
ist bekannt, dass der Alltag der stationären Altenpflege großes ethisches
Konfliktpotential birgt. Es handelt sich um vielschichtige Alltagsprobleme. Der
ethische Unterstützungsbedarf im pflegerischen Kernbereich ist aus der
Außenperspektive klar erkennbar. Unklar ist, ob der Bedarf aus der
Innenperspektive wahrgenommen wird?
Fragestellung: Eine Bedarfsanalyse für Ethikberatung diente zur Klärung. Ziel
war die Gewinnung eine wissenschaftsbasierte Datengrundlage für ein
zielgruppenadaptiertes Konzept. Wegen der begrenzten Vortragszeit wird der
Schwerpunkt auf der Vorstellung der Studie liegen. Die Forschungsfragen
lauteten: Nehmen Pflegende ethische Konflikte wahr, belasten sie sie und wie
gehen sie bisher damit um? Erscheinen ihnen die Instrumente der
Ethikberatung hilfreich?
20.-22.9.2015
Design & Methode: In den Überlegungen zur Studiengestaltung fanden
verschiedene pflegeethische Aspekte Eingang. Das bisherige Ziel von Ethik in
der Pflege war der Schutz von Bewohnern, ethische Anliegen von
Pflegekräften standen kaum im Fokus. Zur wirkungsvollen Umsetzung scheint
es aber nötig, auch Pflegenden ethische Unterstützung anzubieten und Orte
der Ermöglichung in der Einrichtung zu schaffen, um die pflegerische
Beziehung zu stützen. Wie fragt man den Bedarf für ethische Unterstützung
ab? Eine Schwierigkeit bestand im tradierten Ethikverständnis der Pflege, das
schier unerfüllbare Ansprüche an die Berufsausübung generierte. Der Studie
lag ein modernes pflegerisches Ethikverständnis zugrunde, das diese
Vorurteile vermeidet. Die geringe Inanspruchnahme von Ethikberatung durch
Pflegende als dritte Hürde schloss daran an. Ethik ist nicht von oben zu
verordnen, sondern Pflegekräfte sind zur Beteiligung zu motivieren. Um all
den Ansprüchen zu genügen, fand ein quantitatives, deskriptives
Querschnittdesign als monozentrische Vollerhebung Anwendung.
Datenerhebung & Analyse: Die Darstellung ethischer Inhalte erforderte das
Transferieren von ethisch-theoretischen Begriffen und Prinzipien in den
Praxiskontext der Pflegenden. Da kein passendes Instrument existierte, wurde
ein auf die Zielgruppe zugeschnittenes entwickelt. Es bestand aus fünf
Vignetten, die ethisch problematische Bereiche der Altenpflege aufzeigten, die
Fragen kategorisierten ethische Prinzipien. Dann fragte das Instrument
Belastungsempfinden und Ressourcen ab. Danach stellte es Angebote der
Ethikberatung vor und erhob deren Akzeptanz. Den Abschluss bildeten
berufsbiographische Daten. Pretests mit Altenpflegekräften unterschiedlicher
Kompetenzniveaus testeten Verständlichkeit und Vollständigkeit. Die
Inhaltsvalidität bescheinigten pflegeethische Experten. Jede Pflegekraft erhielt
persönlich einen Bogen, ein verschließbarer Rückumschlag gewährleistete die
Anonymität. Gespräch und Einführungstext betonten die Freiwilligkeit der
Teilnahme und den anonymisierten Umgang mit den Daten. Die Laufzeit
betrug 14 Tage. Die deskriptive statistische Analyse wertete die codierten
Daten mit Hilfe von Excel bzgl. Häufigkeiten, zentraler Tendenz, Streuungen
und Korrelationen aus.
Ergebnisse & Schlussfolgerungen: Der Rücklauf lag bei 80%. Ethische
Entscheidungskonflikte wurden aufgedeckt, die Bekanntheit lag bei 90%. Der
Belastungsgrad von 75% bescheinigte große ethische Not, die Analyse des
Umgangs mit ethischen Problemen zeigte erheblichen Nachbesserungsbedarf
auf. Es gelang, das Unterstützungspotential der Elemente der Ethikberatung
aufzuzeigen, sie wurden hilfreich zur Bewältigung der Konflikte bewertet, eine
deutliche Mehrheit votierte für die Implementierung. Darüber hinaus
interessierten sich mehr als 50% für die aktive Mitarbeit. Die Studie
untermauert die Notwendigkeit von Ethikberatung in der Altenpflege. Das
datenbasierte Konzept wurde passend zur Zielgruppe gestaltet.
eingereicht durch: MA Pflegewissenschaft Andrea Kuhn; Deutschland; E-Mail:
andrea.kuhn-steinbach(at)t-online.de
Poster 25 - Pflegequalität-Qualitätsniveaus der Pflege.
Eine Analyse des Instruments von Reiter und Kakosh
im Werk von Fiechter und Meier
Herzog , Michaela; Barta, Merlena; Horak, Melitta; Schulze,
Joachim
IMC Fachhochschule Krems, Österreich
Ausgangslage: Laut Österreichischem Normungsinstitut ist unter
Pflegequalität der „Grad der Übereinstimmung zwischen den dafür
festgelegten Qualitätsindikatoren und der tatsächlich geleisteten Pflege“ (ASI
[ON], 2006, S. 5) zu verstehen. In den Formulierungen wurden als
theoretische Grundlagen für die Entwicklung der Österreichischen
Normungsinstituts Regeln (ONRs) Ergebnisse der Studie Quality of Nursing
Care von Reiter & Kakosh herangezogen. Aus dieser Studie wurden definierte
Qualitätsniveaus in einer Publikation von Fiechter & Meier zitiert und als Grad
der Pflegequalität in 4 Stufen, die in Österreich gelehrt werden und die
Grundlage von Überprüfungen sowie Einschätzungen der Pflegequalität
darstellen, eingeteilt. Pflege und deren Outcome stellen komplexe Phänomene
dar. In der Wissenschaft werden solche als schwer erfassbar dargestellt.
Komplexe Pflegeinterventionen bestehen zudem aus mehreren
interdependenten Komponenten, die immer voneinander abhängen. (Kriegl,
2013)
Zielsetzung: Das Ziel des Projekts war zu überprüfen, ob das Stufensystem
zur Abbildung und Beurteilung der Pflegequalität gemäß der Qualitätsniveaus
von Reiter und Kakosh noch zeitgemäß ist und die Suche nach Instrumenten
und empirischen Wirksamkeitsnachweisen zur Messung der Pflegequalität im
internationalen Raum.
Forschungsfragen:
1.
2.
3.
4.
5.
Wie haben Reiter und Kakosh das Instrument für die Definition von
allgemeinen abstrakten Qualitätsniveaus konstruiert und für welchen
Einsatzzweck war dies vorgesehen?
Ist die Rezeption des Instruments von Reiter und Kakosh im Werk von
Fiechter und Meier absichtskonform?
Wie wurde das Rollen- und Pflegeverständnis von Pflege in den USA in
den 1950er und -60er Jahren wie in der Schweiz in den 1980er Jahren
und wie in Österreich zur gegenwärtigen Zeit beschrieben?
Ist das Instrument der Qualitätsniveaus für die heutige Zeit im
deutschsprachigen Raum auch in internationalen Vergleich noch
evident?
Gibt es im deutschsprachigen und / oder englischsprachigen Bereich
andere Instrumente für die Definition von allgemeinen abstrakten
Qualitätsniveaus, die in gleicher / ähnlicher Weise eingesetzt werden
können und können diese als evidence based bezeichnet werden?
Methodik: Es wurde eine systematische Literaturrecherche und eine
hermeneutisch, interpretative Literaturanalyse durchgeführt. U.a. wurde die
Originalliteratur von Reiter & Kakosh, welche die Qualitätsniveaus
entwickelten und von Fiechter & Meier, welche diese im deutschsprachigen
Raum populär machten, analysiert. Die Literatursuche wurde mittels
Suchbegriffen in wissenschaftlichen Datenbanken durchgeführt. Per
44
Posterbeiträge
Handsuche wurde auch nach grauer Literatur recherchiert. Zusätzlich wurden
leitfadengestützte Experteninterviews von Zeitzeugen in den USA und der
Schweiz durchgeführt. Die Interviews wurden im Sinne des hermeneutischen
Zirkels angewendet, um die Beweggründe, sowie die Entwicklung der
Qualitätsniveaus zu eruieren und die hermeneutische Differenz zu verringern.
Die Daten wurden strukturierend inhaltsanalytisch in Anlehnung nach Mayring
ausgewertet.
Ergebnis: Die Qualitätsniveaus erfüllen nicht die wissenschaftlichen
Gütekriterien und sind daher zur Beurteilung der erbrachten Pflege nicht
einsetzbar. Andere Instrumente zur Einschätzung gibt es, jedoch sind keine
Entsprechung und Bezug zu den in Österreich verwendeten Qualitätsstufen in
direktem Vergleich möglich. Nach Recherche und Bewertung exemplarischer
Studien finden sich starke Unterschiede hinsichtlich der Qualität der
Studiendesigns und der Methoden.
Schlussfolgerungen: Nach Abschluss dieses Projekts kann festgehalten
werden, dass der Fokus bei der Einschätzung der Pflegequalität hin zum
Pflegeprozessdenken gerichtet werden sollte.
Es liegen keine Interessenskonflikte vor.
eingereicht durch: BSc Michaela Herzog; IMC FH - Krems,Österreich; E-Mail:
MIchaela.dietmayer(at)aaanp.at
Poster 26 - Patienten- und organisationsseitige
Einflussfaktoren auf die vom Patienten
wahrgenommene Individualität der Pflege
Stefan Köberich (1,2), Erik Farin (1)
(1) Institut für Qualitätsmanagement & Sozialmedizin,
Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland; (2) Stabstelle
Pflegedirektion, Universitäts-Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen
Ausgangslage: Eine individualisierte, patientenorientierte Pflege wird mit
einer verbesserten Lebensqualität und Selbstpflege des Patienten, einer
gesteigerten Kontrollüberzeugung und einer höheren Zufriedenheit mit der
Pflege assoziiert. Nur wenig ist über die Faktoren bekannt, die auf Patientenund Organisationsebene die durch den Patienten wahrgenommene
Individualität seiner Pflege beeinflussen.
Fragestellung: Welche patienten- und organisationsseitgen Faktoren
beeinflussen die von Patienten wahrgenommene Individualität seiner Pflege?
Methode, Design: Explorative Querschnittsstudie.
Teilnehmer: 606 Patienten von 20 Stationen unterschiedlicher medizinischer
Disziplinen aus 5 Krankenhäusern in Deutschland.
Datenerhebung: Die vom Patienten wahrgenommene Individualität seiner
Pflege wurde mit der deutschen Version der Individualized Care Scale (ICS-A
und ICS-B) erfasst. Die ICS-A erfasst die Wahrnehmung des Patienten, was
Gesundheits- und Krankenpfleger unternommen haben, um eine individuelle
Pflege zu ermöglichen. Die ICS-B erfasst die patientenseitig wahrgenommene
Umsetzung individualisierter Pflege. Patientenseitige Faktoren (Geschlecht,
Alter, Nationalität, Familienstand, Schulbildung, Art der
Krankenhauseinweisung, Aufenthaltsdauer, selbsteingeschätzte Gesundheit
und wahrgenommene Art der Entscheidungsfindung bzgl. pflegerischer
Maßnahmen (mittlere Skala von Smoliner et al.)) wurden durch den Patienten
angegeben. Angaben zu organisationsseitigen Faktoren (Pflegesystem,
erfasst mittels IzEP©-Instrument), Übergabeart, Anzahl Betten pro Station,
Anzahl Stellen examinierter Krankenpflegekräfte, Verhältnis Pflegekraft-zu
betreuende Betten) wurden durch die Organisation bereitgestellt.
Datenanalyse: Es wurden bivariate Korrelationen zwischen den potentiellen
Einflussfaktoren und der ICS-A / ICS-B berechnet. Variablen, die mit der ICSA / ICS-B auf einem Signifikanzniveau von p<0,2 korrelierten, wurden in eine
Mehrebenenanalyse auf ihren Einfluss auf die wahrgenommene Individualität
der Pflege hin untersucht. Es wurden vier Modelle berechnet: Einflussfaktoren
auf die ICS-A bzw. ICS-B, jeweils mit und ohne Einbeziehung des
Pflegesystems. Die vier Modelle waren notwendig, da nur 12 von 20 Stationen
Daten über ihr Pflegesystem zur Verfügung stellten.
Ergebnisse: Einflussfaktoren auf die ICS-A (mit Daten zum Pflegesystem)
sind: selbsteingeschätzte Gesundheit (γ=-0,15; p=0,027), Schulbildung ? 9
Jahre (γ=0,29; p=0,042) und die als gemeinsam erlebte Entscheidungsfindung
über pflegerische Maßnahme (γ=0,48; p<0,001).
Einflussfaktoren auf die ICS-A (ohne Daten zum Pflegesystem) sind:
Aufenthaltsdauer (γ=0,01; p=0,002), die selbsteingeschätzte Gesundheit (γ=0,17; p<0,001) und die als gemeinsam erlebte Entscheidungsfindung über
pflegerische Maßnahme (γ=0,40; p<0,001).
Einflussfaktoren auf die ICS-B (mit Daten zum Pflegesystem) sind:
selbsteingeschätzte Gesundheit (γ=-0,15; p=0,018) und die als gemeinsam
erlebte Entscheidungsfindung über pflegerische Maßnahme (γ=0,48;
p<0,001).
Einflussfaktoren auf die ICS-B (ohne Daten zum Pflegesystem) sind:
Aufenthaltsdauer (γ=0,01; p=0,011), selbsteingeschätzte Gesundheit (γ=-0,15;
p<0,001) und die als gemeinsam erlebte Entscheidungsfindung über
pflegerische Maßnahme (γ=0,39; p=<0,001) und
Schlussfolgerung: Längere Aufenthaltsdauer, bessere selbsteingeschätzte
Gesundheit, niedrigere Schulbildung und die gemeinsam erlebte
Entscheidungsfindung beeinflussen die durch den Patienten wahrgenommene
Individualität seiner Pflege positiv. Da lediglich die Art der
Entscheidungsfindung durch Pflegekräfte aktiv beeinflusst werden kann, sollte
zur Förderung der Individualität der Pflege, Entscheidungen über pflegerische
Maßnahmen mit dem Patienten getroffen werden. Maßnahmen zur
Förderungen der gemeinsamen Entscheidungsfindung müssen vor dem
Hintergrund der Patientensituation und Organisationsbedingungen entwickelt
werden.
20.-22.9.2015
eingereicht durch: Dipl. Pflegepäd. (FH), MScN Stefan Köberich; Institut für
Qualitätsmanagement & Sozialmedizin, Uniklinik Freiburg, Deutschland; EMail: stefan.koeberich(at)universitaets-herzzentrum.de
Poster 27 - Kompetenzentwicklung und
Berufsperspektiven im dualen Pflegestudium aus
Sicht der Studierenden - eine qualitative Studie
Herde, Katharina (1); Grebe, Christian (1); Latteck, Änne-Dörte (2);
Mertin, Matthias (2); Rumpel, Andrea (2)
1:Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und
Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG),
Deutschland; 2:Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und
Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG)
Einleitung: Im Jahr 2010 startete der duale Modellstudiengang „Gesundheitsund Krankenpflege B.Sc.“ an der Fachhochschule Bielefeld. Studierende
erlangen nach 8 Semestern den Abschluss Bachelor of Science und bereits
nach 3,5 Jahren das staatliche Examen in der Gesundheits- und
Krankenpflege. Das Projekt zikzak entwickelt, begleitet und evaluiert den
dualen Studiengang.
Die 2. Studierendenkohorte absolvierte zu Beginn des Jahres 2015 ihre
berufszulassenden Prüfungen. Studierende dieser Kohorte wurden im 7.
Semester mittels problemzentrierter Interviews eingehend, zum einen
rückblickend zu ihrem bisherigen Studium, zum anderen ausblickend,
bezogen auf ihre beruflichen Ziele und Perspektiven, befragt.
Fragestellungen: Schwerpunkte der geführten Interviews waren neben der
allgemeinen Einschätzung ihres Studiums der Aspekt des Kompetenzerwerbs
und der Kompetenzentwicklung im Studium sowie die Vernetzung von Theorie
und Praxis im Studium. Weiterhin wurden die Studierenden zu ihren
beruflichen Zielen und ihrer beruflichen Verortung befragt. Ziel der Studie ist
es, die aufgeführten Aspekte aus Studierendensicht zu beleuchten und
Ansatzpunkte für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Studiengangs und
der Akademisierung der Pflege zu erhalten.
Population und Stichprobe: Aus der 2. Studierendenkohorte erklärten 19
Studierende ihre Bereitschaft zur Teilnahme an Interviews und zur temporären
Deanonymisierung ihrer Daten aus der den Studiengang begleitenden
Längsschnittstudie, zu Zwecken der Stichprobenziehung. Ziel des Samplings
war eine Kontrastierung der Fälle hinsichtlich verschiedener Charakteristika,
welche aus den Längsschnittdaten heraus identifiziert wurden (positive /
negative Freitextäußerungen bezogen auf Studium und Berufsperspektiven,
interne und externe Kontrollüberzeugung, allgemeine
Selbstwirksamkeitserwartung, erwartete Einschränkung persönlicher
Beziehungen durch das Studium, psychische Überforderung). Eine Stichprobe
von 10 Studierenden wurde randomisiert, die Fallcharakteristika sind unter
diesen Fällen in voller Breite ihrer Ausprägungen repräsentiert und beide
Geschlechter abgedeckt.
Methoden: Die Daten wurden mittels leitfadengestützter, problemzentrierter
Interviews erhoben. Die Datenanalyse und Auswertung erfolgte Software
gestützt (MaxQDA) mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring und
Kuckartz.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Datenanalyse ist zum Zeitpunkt
der Einreichung des Abstracts noch nicht abgeschlossen, die Ergebnisse
werden zum Zeitpunkt der Konferenz vorliegen. Sie werden Aufschluss
darüber geben, wie die Studienenden die Entwicklung ihrer Kompetenzen im
Verlauf des dualen Studiums einschätzen und wo sie ihre Stärken, auch im
Vergleich zu Auszubildenden, sehen. Zudem werden die Daten Einblicke in
die berufliche Verortung der studierten Pflegekräfte geben. Sie werden
Antworten auf die Fragen liefern, wo die Studierenden ihren Platz in der Pflege
sehen, welche Aufgabenbereiche sie für akademisierte Pflegekräfte als
sinnvoll erachten, auch vor dem Hintergrund der Verbesserung der
Pflegesituation allgemein, und welche beruflichen Ziele sie mit dem Abschluss
des dualen Studiengangs verfolgen. Hieraus lassen sich nicht nur
Rückschlüsse für die Verbesserung des dualen Studiengangs „Gesundheitsund Krankenpflege“ an der FH Bielefeld ziehen, sondern auch bezüglich der
Akademisierung der Pflege im Allgemeinen.
eingereicht durch: Katharina Herde; Fachhochschule Bielefeld, Institut für
Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG),
Deutschland; E-Mail: katharina.herde(at)fh-bielefeld.de
Poster 28 - Familie in der ambulanten palliativen
Betreuung - Überblick der Forschungsergebnisse
Galatsch, Michael (1); große Schlarmann, Jörg (1); zu SaynWittgenstein, Friederike (2); Schnepp, Wilfried (1)
1: Universität Witten / Herdecke, Department für
Pflegewissenschaft, Forschungskolleg FamiLe, Deutschland; 2:
Hochschule Osnabrück, Pflege- und Hebammenwissenschaft,
Forschungskolleg FamiLe
Hintergrund: Im Zentrum dieser Forschungsarbeit stehen Familien in der
ambulanten palliativen Betreuung. Die Berücksichtigung von Bedürfnissen und
Erwartungen der Familien ist ein relevanter Qualitätsmarker und sollte deshalb
ein Eckpunkt in der in der palliativen Betreuung darstellen. Aufgrund der
häuslichen Versorgungssituation, trifft dies besonders auf die ambulante
palliative Versorgung zu. Um den Familien gerecht zu werden und
Belastungen sowie Bedarfe festzustellen, ist es von Bedeutung,
Themenbereiche zu identifizieren, die bei der Betreuung dieser Familien eine
Rolle spielen. In Deutschland ist dies bislang jedoch nur unzureichend
erforscht.
45
Posterbeiträge
Fragestellung: Welche Belastungen und Bedürfnisse haben Familien in der
ambulanten palliativen Betreuung in Deutschland?
Methode: Basierend auf einer integrativen Literaturrecherche wurden
Bedürfnisse und Belastungen von Familien systematisch identifiziert, inhaltlich
analysiert und zu acht Kategorien ("Betreuungssitutation", "psychosoziale
Faktoren", "soziale Unterstützung", "Lebensqualität", "allgemeine Gesundheit",
"Familiensystem / -funktion", "Pflege- und Betreuungskompetenz" und "Verlust
und Trauer") zusammengefasst. Auf dieser Grundlange wurden bereits im
palliativen Kontext verwendete valide und reliable Instrumente recherchiert,
welche diese Kategorien adressieren. Die ausgewählten Instrumente wurden
zu einem Screeninginstrument mit 71 Items zusammengefasst, mit dem eine
Befragung von Familien in der ambulanten palliativen Versorgung
durchgeführt wurde. In die Befragung konnten von April bis November 2014,
n=106 Familienmitglieder eingeschlossen werden. Zur Auswertung der Daten
wurden deskriptive sowie multivariate Analysen durchgeführt.
Ergebnisse: Das mittlere Alter der pflegenden Familienmitglieder lag bei 58,3
(SD= 12,5) Jahren und der Anteil von Frauen bei 68%. Hauptsächlich sind
enge Familienmitglieder 83% (Partner, 48,%, Kinder 35%) in die Pflege
eingebunden, wobei überwiegend (77,3%) mindestens 2 Personen
verantwortlich sind. Bei der Erkrankung der Familienmitglieder handelt es sich
vornehmlich um Krebserkrankungen (83%) und Neurologische Erkrankungen
wie Multiple Sklerose oder Demenz (14%). In Bezug auf die professionelle
Betreuung zeigten sich die Familien sehr zufrieden (x- = 62,96, SD= 8,92,
range 17-85), lediglich in der Subskala "Bereitstellung von Informationen" ist
die Zufriedenheit der Familien eher niedrig (x- = 14,40, SD= 2,99, range 4-20).
Besonders unzufrieden sind die Familienmitglieder bei der Weitergabe von
Informationen über Nebenwirkungen der Behandlung. Die emotionale
Belastung wird als sehr hoch angegeben (x- = 4,15, SD= 0,76, range 0-5).
Dabei empfinden die Familienmitglieder die folgenden Situationen als
besonders kritisch: Schmerzen (n=101, 95%), Schlafstörungen (n=56, 52,8%)
Verwirrtheit / Delirium (n=55, 51,8%) und das Gefühl, dass der Angehörige
"genug" hatte (n=57, 53,7%).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse geben einen ersten empirischen Überblick
zu Bedarfen und Belastungen von Familien im Kontext der ambulanten
palliativen Betreuung. Insgesamt zeigt sich eine hohe Zufriedenheit mit der
professionellen Betreuung. Jedoch berichten die Familienmitglieder auch eine
hohe emotionale Belastung und geben an, welche kritischen Situationen sie
besonders verängstigen oder hilflos machen. Die systematische Anwendung
des Screeninginstrumentes kann frühzeitig Ansatzmöglichkeiten liefern, um
die Bedürfnisse und Belastungen der Familien zu erfassen und / oder
vertiefende Assessments gezielt einzusetzen.
eingereicht durch: Michael Galatsch; Universität Witten/Herdecke, Department
für Pflegewissenschaft, Forschungskolleg FamiLe, Deutschland; E-Mail:
michael.galatsch(at)uni-wh.de
Poster 29 - Quartiersnahe Unterstützung pflegender
Angehöriger (Quart-UpA)
Segmüller, Tanja; Zegelin, Angelika; Schnepp, Wilfried
Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland
Einleitung / Ausgangslage: Die Sicherstellung der Versorgung
pflegebedürftiger Menschen in der Häuslichkeit betrifft immer mehr Familien-,
Ehe- und Lebenspartner, Geschwister, Kinder, Enkel etc. Dabei steht die
Situation der Pflegebedürftigen meist im Fokus der Betrachtung. Die häusliche
Pflegesituation kann aber nur durch pflegende Angehörige aufrechterhalten
werden, wenn diese z.B. erkranken, kollabiert häufig das häusliche
Pflegearrangement. Pflegende Angehörige sind hoch belastet, z.B. körperlich,
finanziell, psychisch und brauchen vor Ort niedrigschwellige und verlässliche
Hilfsangebote, um die Gesundheit zu erhalten.
Fragestellung / Ziel: Im Projekt soll herausgefunden werden wie eine
Unterstützung pflegender Angehöriger vor Ort im Quartier gelingen kann. Ziel
ist eine Vernetzung der handelnden Akteure vor Ort: Professionelle,
ehrenamtliche und über das Pflegefeld hinausgehende Anbieter. Dazu wurden
folgende Forschungsfragen gestellt:
1.
2.
3.
Wie kann die Vernetzung der handelnden Akteure vor Ort gelingen?
Welche Unterstützung wünschen sich pflegende Angehörige im
Quartier?
Welche Hilfsangebote können vor Ort durch eine Vernetzung der
Anbieter entwickelt werden?
Methoden / Design: Das Entwicklungsprojekt in drei Kommunen in zwei
Kreisen in Nordrhein-Westfalen ist als Aktionsforschungsprojekt angelegt,
sämtliche Projektschritte werden gemeinsam mit den handelnden Akteuren
vor Ort durchgeführt.
Population, Stichprobe, Teilnehmer: Bisher wurden 15 Netzwerktreffen je
Projektort mit Anbietern im Pflegefeld durchgeführt mit ca. 20 Teilnehmern je
Treffen, die durch Kontaktaufnahme durch die Stadt auf das Projekt
aufmerksam gemacht wurden. Bei den Teilnehmern handelt es sich um
Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten, Pflegeberatungsstellen,
Tagespflegen, Anbietern von niedrigschwelliger Betreuung u.a. Zudem wurden
je Projektort drei Fokusgruppen mit pflegenden Angehörigen durchgeführt, die
durch eine Gelegenheitsstichprobe für das Projekt rekrutiert wurden. Bei den
pflegenden Angehörigen handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe:
Ältere, die ihren Lebens- / Ehepartner pflegen, Eltern, die ihr behindertes Kind
pflegen oder auch erwachsene Kinder, die sich um ihre z.T. hochbetagten
Eltern kümmern. Zweimal jährlich trifft sich ein Projektbeirat mit Experten aus
Wissenschaft und Praxis.
Datenerhebung: Die Datenerhebung findet mittels qualitativer,
leitfadengestützter Interviews statt. Sie wurden aufgenommen und
transkribiert. Zudem werden von den Netzwerk- und Beiratstreffen Protokolle
erstellt.
Datenanalyse: Die Datenanalyse wird nach den Prinzipien der qualitativen
Inhaltsanalyse nach Mayring (2003) sowie themenzentriert durchgeführt.
20.-22.9.2015
Ergebnisse: Zunächst wurde eine Analyse der bestehenden Angebote für
pflegende Angehörige in den Orten durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass
primär Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre
pflegenden Angehörigen vorgehalten werden. In den drei Projektorten konnten
dann durch die Vernetzung der professionellen Anbieter neue Angebote für
pflegende Angehörige entwickelt und erprobt werden. So wurde u.a. ein
gemeinsamer Flyer zu allen Unterstützungsangeboten für pflegende
Angehörige an den drei Orten erstellt. Zudem wurde im vergangenen Jahr ein
„Tag der pflegenden Angehörigen“ durchgeführt, auf dem
Entlastungsangebote mittels kleiner Workshops vorgestellt wurden.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Es zeigt sich, dass eine örtliche
Koordination, z.B. seitens der Stadt, notwendig ist, um die Anbieter zu
moderieren und passgenaue Angebote für pflegende Angehörige am Ort
etablieren zu können. Das aufgebaute Netzwerk der Anbieter sollte sich auch
nach Projektende im Sinne der Nachhaltigkeit weiter treffen.
eingereicht durch: MScN Tanja Segmüller; Universität Witten/Herdecke,
Department für Pflegewissenschaft, Deutschland; E-Mail:
tanja.segmueller(at)uni-wh.de
Poster 30 - Das Erleben der stetigen Pflegepräsenz in
der außerklinischen Kinderintensivpflege aus der
Perspektive der Pflegenden
Roling, Maren
Universität Witten / Herdecke, Department für Pflegewissenschaft,
Deutschland
Die Zahl technologieabhängiger Kinder und Jugendlicher steigt in den letzten
Jahren kontinuierlich an, so dass die außerklinische Kinderintensivpflege zu
einer spezialisierten Dienstleitung wird, die das Ziel hat, Kinder in ihrer
häuslichen Umgebung zu pflegen und sie gemeinsam mit ihren Eltern zu
begleiten. Dieses hat zur Konsequenz, dass dauerhaft eine professionelle
Pflegekraft in der Familie bei dem Kind präsent ist. Allerdings geht dieses
Versorgungsmodell von intensivpflichtigen Kindern durch die professionell
Pflegenden nicht immer mit einer Stabilisierung der häuslichen Situation
einher, da das Verhältnis von informell und formell Pflegenden nicht immer
spannungsfrei ist. Mögliche Gründe für Spannungen bestehen darin, dass die
Pflegenden während der Arbeit über viele Stunden in der Privatheit der
Familie und ihren, teils beengten Räumlichkeiten, zugegen sind. Dabei werden
die professionell Pflegenden nicht selten mit Intimitäten konfrontiert, die sie
ihrerseits als sehr kompromittierend und grenzüberschreitend empfinden. Ein
permanentes Ausloten einer angemessenen Nähe und Distanz mit dem Kind
und seinen Eltern stellt eine große und immer wiederkehrende
Herausforderung für das Pflegepersonal dar.
Daraus resultiert folgende Fragestellung: Wie erleben Pflegende die stete
Präsenz bei technologieabhängigen Kindern in der Häuslichkeit?
Die Zielsetzung der Untersuchung bestand darin, Einblicke in die Situation
und die Perspektive der professionell Pflegenden in Bezug auf ihre Tätigkeit in
der ambulanten Kinderintensivpflege zu erhalten.
Dazu wurde eine qualitative Vorgehensweise gewählt, welche sich in der
Kontextgebundenheit und Subjektivität von Erlebtem begründet. Vor Beginn
der Untersuchung lag ein positives Votum der Ethikkommission der Universität
Witten- Herdecke vor. Für die Masterarbeit wurden 14 narrative Interviews mit
Pflegefachpersonen geführt, die alle gegenwärtig in der ambulanten
Kinderintensivpflege für mindestens 12 Stunden pro Schicht in der Familie
arbeiten. Alle Interviews wurden nach Transkriptionsregeln transkribiert und
anschließend in Anlehnung an die Grounded Theory nach Strauss und Corbin
(1996) analysiert.
In der Studie wurde das zentrale Phänomen "sich einlassen können"
herausgearbeitet. Sind die Pflegenden in der Lage sich unvoreingenommen
auf die häusliche Situation einzulassen und gelingt es ihnen eine
vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern und ihrem Kind aufzubauen, führt
dieses zu einem stabileren Pflegearrangement. Ein selbstbewusstes Auftreten
und gute Fachkenntnisse werden ebenfalls als geeignete Strategien
aufgeführt, der Pflegebeziehung Stabilität zu verleihen. Das Aufzeigen von
Grenzen und die Einhaltung einer professionellen Distanz dient aus Sicht der
Pflegenden als Schutz. Dieses ist in Anbetracht der Wohnsituation einiger
Familien erschwert, da die Räumlichkeiten sehr beengt sind und Einfluss auf
die tägliche Arbeit nehmen. Weiter wird das Aushandeln mit den Eltern über
die Nützlichkeit pflegerischer Interventionen als anstrengend empfunden.
Pflegerische Expertisen und elterliche Erwartungen stehen nicht selten im
Konflikt zueinander.
Die Tatsache, dass das Pflegepersonal stets alleine in den Familien arbeitet,
hat zur Folge, dass Entscheidungen und die daran gekoppelten
Verantwortungen zumeist alleine bei den Pflegenden liegen. In diesem
besonderen Arbeitsbereich sehen sie für sich die Möglichkeit, fernab der
klinisch- institutionalisierten Routinen professionell und individuell arbeiten zu
können. Allerdings fehlen den Pflegenden Fortbildungsmaßnahmen, welche
auf die speziellen Anforderungen in der ambulanten Kinderintensivpflege
eingehen. Eine engere Vernetzung zwischen den ambulanten Diensten und
den Kliniken, insbesondere vor der Entlassung eines Kindes sowie eine
kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Kinderärzten, wäre ebenfalls
wünschenswert. Bessere personelle und räumliche Ressourcen erachten die
Pflegenden ebenfalls als relevante Einflussfaktoren.
eingereicht durch: Maren Roling; Universität Witten- Herdecke, Deutschland;
E-Mail: maren.roling(at)osnanet.de
46
Posterbeiträge
20.-22.9.2015
Poster 31 - Verbesserung der Versorgungsqualität in
Einrichtungen der stationären Altenhilfe durch
organisationales Lernen (OLE)
In dieser Studie wurde in einem ersten Schritt ein Konzept der KinaestheticsKompetenz von Pflegenden erarbeitet, um in einem zweiten Schritt ein
Kinaesthetics Performance Assessment Instrument (KPA) zur Einschätzung
der pflegerischen Kompetenz bei der Unterstützung einer körperlich
beeinträchtigten erwachsenen Person zu entwickeln.
Büker, Christa (1); Stemmer, Renate (2)
1: Hochschule München, Deutschland; 2: Katholische Hochschule
Mainz
Das Konzept der Kinaesthetics-Kompetenz von Pflegenden wurde in
Anlehnung an das Hybrid Modell nach Schwartz-Barcott und Kim (2000)
entwickelt. Das Hybrid Modell beinhaltet eine theoretische (1), eine empirische
(2) und eine analytische Phase (3). In der theoretischen Phase wurde ein
Literaturreview in Lexika, Lehrbüchern sowie den Datenbanken Pubmed und
CINAHL mit den Begriffen „kinaesthetic*“ und „nursing competence*“
durchgeführt (Juli 2013), mit dem Ziel eine Arbeitsdefinition zu entwickeln (1a).
Zudem wurde im Januar 2015 eine weitere Literaturrecherche in den gleichen
Datenbanken mit dem Begriff „kinaesthetic*“ durchgeführt, um die empirischen
Resultate zu validieren (1b). In der empirischen Phase wurde ein Workshop
mit Kinaesthetics ExpertInnen durchgeführt (2). Die mit der Methode des
Concept Mappings erhobenen Daten wurden mittels induktiv offenem
Codieren nach Saldaña (2009) analysiert. In der analytischen Phase wurden
die Daten aus der Literatur und die empirischen Ergebnisse miteinander
verglichen und ergänzt, um daraus die Voraussetzungen, Attribute und Folgen
des Konzeptes zu entwickeln (3).
Einleitung, Ausgangslage: Derzeit leben in Deutschland ca. 743.000
Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen. Zu den vielfach beklagten
Mängeln bei der Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf gehören die
Bereiche ‚Soziale Teilhabe‘ und ‚Autonomie‘. Dabei ist von einem engen
Zusammenhang dieser Defizite mit der Organisationskultur einer Einrichtung
sowie den Partizipations- und Mitsprachemöglichkeiten der dort Tätigen
auszugehen. Diese Wechselbeziehung und ihre Auswirkungen auf die Pflegeund Versorgungsqualität stehen im Mittelpunkt eines Projektvorhabens,
welches im Rahmen der Förderrunde 2015 der BMBF-Förderrichtlinie
SILQUA-FH („Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“) gefördert wird.
Fragestellung / Ziel: Das Projekt zielt im Kern auf die Stärkung von
Autonomie und Selbstständigkeit von Bewohnerinnen und Bewohnern in
stationären Pflegeeinrichtungen und damit auf eine Verbesserung ihrer
Lebensqualität. Erreicht werden soll dies durch einen organisationalen
Lernprozess, in dessen Mittelpunkt die Stärkung von Autonomie und
Selbstständigkeit der beruflich Tätigen im Pflegeheim steht.
Die Studie wurde von der zuständigen kantonalen Ethikkommission genehmigt
(EKSG 14 / 009L).
Beschreibung des Vorgehens: Inhaltlich werden zwei aufeinander bezogene
Interventionsstrategien verfolgt: a) die Implementierung der Methode der
kollegialen Beratung zwecks Lösung von fachlichen und organisationalen
Fragestellungen durch die beruflich Tätigen selbst, b) die Schulung der
professionell Pflegenden zum Themenbereich Autonomieförderung, Teilhabe
und Selbstständigkeit von BewohnerInnen.
Das entwickelte Konzept „Kinaesthetics Kompetenz von Pflegenden“ besteht
aus zwei Voraussetzungen: dem Kinaesthetics Training der Pflegepersonen
und einer pflegebedürftigen Person mit dem Bedarf nach
Mobilitätsunterstützung bei alltäglichen Aktivitäten. Insgesamt wurden elf
Attribute von Kinaesthetics-Kompetenz entwickelt. Diese werden in die
Bereiche Wissen (1), Skills (6), Haltung (3) und Weiterentwicklung der
Bewegungskompetenz (1) unterteilt. Die Folgen einer hohen KinaestheticsKompetenz sind Bewegungskompetenz sowie physisches und psychisches
Wohlbefinden für die / den Pflegebedürftige(n) und die Pflegeperson.
Beteiligte und Adressaten: Jeweils zwei Pflegeeinrichtungen in der Nähe
von Mainz und München haben sich zur Umsetzung des Projektes bereit
erklärt. In den beteiligten Einrichtungen, die sich im Hinblick auf Trägerschaft
und Größe unterscheiden, leben insgesamt etwa 350 HeimbewohnerInnen. In
das Projekt einbezogen werden ca. 190 MitarbeiterInnen.
Für die Pflegepraxis kann die Beschreibung des Konzeptes einerseits hilfreich
sein das Phänomen besser zu verstehen und andererseits eine
Mobilitätsunterstützung im Sinne der Kinaesthetics zu überprüfen und
evaluieren. Für die Pflegeforschung ist damit eine Basis gelegt um ein
Instrument zur Überprüfung der Kinaesthetics-Kompetenz zu entwickeln.
Art der Datensammlung: Zur Anwendung kommen unterschiedliche, sich
gegenseitig ergänzende Verfahren der quantitativen und qualitativen
Sozialforschung (Dokumentenanalysen, Beobachtung,
Fragebogenerhebungen mit standardisierten Messinstrumenten,
Gruppendiskussionen, Experteninterviews, episodische Interviews).
eingereicht durch: Mag. Heidrun Gattinger; FHS St. Gallen, Institut für
Angewandte Pflegewissenschaft IPW-FHS, Schweiz; E-Mail:
heidrun.gattinger(at)fhsg.ch
Analysetechnik, Datenbeurteilung: Um die Wirkungen der beiden
Interventionsstrategien zu untersuchen, wird zur summativen Evaluation ein
Vorher-Nachher-Design eingesetzt. Zur Kontrolle des Projektverlaufs werden
Verfahren der formativen Evaluation genutzt (Formblatt mit administrativen
Eckpunkten zur Dokumentation der kollegialen Beratung, vierteljährliche
wohnbereichsbezogene Reflexionsgespräche). Ein ethisches Clearing durch
eine Ethikkommission ist beantragt.
Diskussion: Die in dem Projekt verfolgten gezielten Bestrebungen zur
Änderung der organisationalen Kultur einer Altenpflegeeinrichtung als
Bedingung der Förderung von Selbstbestimmung und Selbstständigkeit
sowohl der BewohnerInnen als auch der MitarbeiterInnen stellen ein Novum in
der stationären Pflege in Deutschland dar und dürften die Diskussion um
Teilhabe und Autonomie von HeimbewohnerInnen sowie der Bedeutung der
Organisationskultur einer Einrichtung nachhaltig beeinflussen.
Schlussfolgerungen, Empfehlungen: Die Projektergebnisse können genutzt
werden, um Empfehlungen über geeignete Interventionsstrategien zur
Erhöhung von Lebensqualität sowie zur Stärkung von Selbstständigkeit,
Teilhabe und Autonomie von HeimbewohnerInnen auszusprechen. Speziell für
die Leitungsebene können Handlungsempfehlungen zur Kulturveränderung in
stationären Pflegeeinrichtungen durch Verbesserung der Partizipations- und
Mitsprachemöglichkeiten der MitarbeiterInnen formuliert werden. Von
besonderem Interesse dürften dabei die Erkenntnisse zu den Wirkungen der
kollegialen Beratung als niedrigschwelliges Instrument zur Initiierung
kultureller Veränderungen sein. Ferner sind Erkenntnisse zur konkreten
Gestaltung von organisationalem Lernen in Einrichtungen der Altenpflege zu
erwarten.
eingereicht durch: Prof. Dr. Christa Büker; Hochschule München,
Deutschland; E-Mail: christa.bueker(at)hm.edu
Poster 32 - Kinaesthetics-Kompetenz von Pflegenden:
Eine Konzeptentwicklung
Gattinger, Heidrun (1); Hantikainen, Virpi (1); Köpke, Sascha (2);
Senn, Beate (1); Leino-Kilpi, Helena (3)
1: FHS St. Gallen, Institut für Angewandte Pflegewissenschsft IPWFHS, Schweiz; 2: Universität zu Lübeck, Deutschland; 3: Institut für
Pflegewissenschaft, Universität Turku, Finnland
Die Unterstützung der Mobilität ist ein wichtiger Aspekt der professionellen
Pflege und der Mobilitätserhalt ist eine zentrale Strategie zur Vermeidung
verstärkter Pflegebedürftigkeit und weiterer Komplikationen wie z.B.
Dekubitus, funktionale Inkontinenz oder Sturz. Kinaesthetics, ein Konzept,
welches häufig zur Bewegungsförderung von Pflegebedürftigen zum Einsatz
kommt, bietet einen Ansatz, dass körperlich eingeschränkte Menschen wieder
mehr Selbstwirksamkeit und Kontrolle über die eigene Bewegung erlangen.
Trotz der jahrelangen Anwendung in vielen Einrichtungen des
Gesundheitswesens ist die wissenschaftliche Evidenz für Kinaesthetics
begrenzt. Eine fehlende Definition der Kinaesthetics-Kompetenz von
Pflegenden sowie das Fehlen von zuverlässigen und validen Instrumenten
sind Gründe, die aktuell eine Wirksamkeitsbelegung von Kinaesthetics
erschweren.
Poster 33 - Gewaltprävention in der Altenpflege
Siegel, Melanie (1); Mazheika, Yuliya (1); Ritz-Timme, Stefanie (1);
Mennicken, Regina (2); Graß, Hildegard (3); Gahr, Britta (1)
1: Institut für Rechtsmedizin, Heinrich Heine Universität,
Düsseldorf, Deutschland; 2: ServiceValue, Köln; 3: Akademie für
öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf
Einleitung: Gewaltprävention in der Pflege ist in den letzten Jahren verstärkt
in den Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Interesses gerückt.
Ältere, pflegebedürftige Menschen haben laut der WHO ein erhöhtes Risiko,
Gewalt zu erfahren. Die gesundheitliche Versorgung von alten und
pflegebedürftigen Menschen stellt bereits heute eine große Herausforderung
dar und wird sich aufgrund des demografischen Wandels sowie der
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt für Pflegeberufe weiter verschärfen. Der
Anspruch, Gewaltprävention nachhaltig zu gestalten, erfordert es, die
vielfältigen Fürsorgeleistungen und mangelhaften Rahmenbedingungen in den
Blick zu nehmen. Eine nachhaltige Gewaltprävention eröffnet
Handlungsoptionen für Akteure im Pflegesektor. In der Gewaltprävention spielt
die Qualifikation von Pflegekräften eine Rolle, aber auch die Institutionen, die
das Erkennen und Verhindern von Gewalt, durch gezielte Dokumentation und
einen offenen Umgang mit Thema fördern können. Von dem beschriebenen
Projekt „Intervention zur Prävention von Gewalt in der Pflege“ sollen nun
Impulse für eine systematische Gewaltprävention ausgehen.
Fragestellung und Ziele: Das Projekt „Intervention zur Prävention von Gewalt
in der Pflege“ untersucht die Barrieren, die den Transfer wissenschaftlicher
Erkenntnisse zur Prävention von Gewalt in der Pflege in die Praxis behindern
und weiter die Frage, wie ein Interventionskonzept aussehen muss, um diese
Barrieren effizient zu adressieren.
Material und Methoden: Aufgrund der explorierenden Forschungsfragen
wurde ein qualitativer Ansatz gewählt. Aufbauend auf der Literatur und nach
theoretischen Vorüberlegungen wurden separate Interviewleitfäden für
Pflegekräfte und Leitungskräfte erstellt. Die Interviewleitfäden fokussierten
sich u.a. auf folgende Themenschwerpunkte: 1. Individuelle Überlegungen
zum Thema Gewalt in der Pflege, 2. Erfahrung und Umgang mit Gewalt, 3.
Gewaltauslösende Faktoren von Gewalt, 4. Maßnahmen zur Gewaltprävention
in den Einrichtungen, 5. Gender und Diversity, 6. Wünsche, die bei der
Entwicklung von praxistauglichen Interventionsinstrumenten im Vordergrund
stehen.
Stichprobe: Basis für die Analysen im Rahmen der qualitativen Studie bilden
20 Interviews mit in der Altenpflege tätigen Pflegekräften und Leitungskräften.
Datenerhebung: Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen von
Leitfadeninterviews. Um die Leitfäden zu entlasten und die Interviewzeit zu
verkürzen, wurde vorab ein standardisierter Fragebogen versandt, mit dem
strukturelle Merkmale der Einrichtungen und soziodemographische
Informationen zu den Interviewpartner / innen (Leitungsebene und
unmittelbare Pflege) erhoben wurden.
Datenanalyse: Die qualitativ gewonnenen Interviewdaten wurden mittels
Qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass eine klare
Gewaltdefinition, konkrete und transparente Handlungsalgorithmen,
qualifiziertes Personal, adäquate Arbeitsbedingungen, geschulte
47
Posterbeiträge
Ansprechpartner / innen, Transparenz, Vertrauen und eine gelebte Kultur der
Gewaltfreiheit wichtige Vorrausetzungen für eine gewaltfreie Pflege darstellen.
Schlussfolgerungen: Dass sich in Zukunft im Bereich der Altenpflege und
der Gewaltprävention viel bewegen muss, ist unbestritten. Erheblichen Bedarf
sieht das Projektteam u.a. in folgenden Handlungsfeldern: Sensibilisierung für
das Thema Gewalt, Vermittlung von Handlungskompetenzen zum Umgang mit
gewaltbehafteten Situation und gerichtsfeste Dokumentation von
20.-22.9.2015
Gewaltfolgen, Optimierung der Arbeitsbedingungen und der Qualifikation des
Personals, Schaffung einer Atmosphäre des Vertrauens und der Transparenz,
Aufnahme einschlägiger Maßnahmen in das Qualitätsmanagement.
eingereicht durch: Melanie Siegel; Universitaetsklinikum Duesseldorf,
Deutschland; E-Mail: Melanie.Siegel(at)med.uni-duesseldorf.de
48
Verzeichnis der Aussteller
Die Veranstalter danken den Ausstellern für die Unterstützung der
3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft 20.-22.09.2015
Die Veranstalter danken den
freiwilligen Helfern
in der Durchführung der Konferenz:
(in alphabetischer Reihenfolge)
Für die Registrierung der Teilnehmer:
den Schweizer Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern der
SBK Sektion St. Gallen - Thurgau – Appenzell
Oberstrasse 42, 9000 St. Gallen
Web: www.sbk-sg.ch
Berner Fachhochschule
Murtenstrasse 10, 3008 Bern
Web: www.gesundheit.bfh.ch
Deutsches Herzzentrum München
Lazarettstrasse 26, 80636 München
Web: www.dhm.mhn.de
Ecolab Deutschland GMBH
Ecolab-Allee 1, 40789 Monheim am Rhein
Web: www.de.ecolab.eu
Fachbuch Richter GmbH
Nienkamp 74, 48147 Münster
Web: www.fachbuch-richter.de
FHS St. Gallen, Hochschule für Angewandte
Wissenschaften
Rosenbergstrasse 59, 9001 St. Gallen
Web: www.fhsg.ch/gesundheit
Kalaidos Fachhochschule Schweiz
Pestalozzistrasse 5, 8032 Zürich
Web: www.kalaidos-gesundheit.ch
Universität Witten/Herdecke, Departement
Pflegewissenschaft
Stockumer Straße 12, 58453 Witten
Web: www.uni-wh.de/gesundheit
Verlag Hans Huber, Hogrefe AG
Länggassstr. 76, 3000 Bern 9
Web: www.verlag-hanshuber.com
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften
Technikumstrasse 71, 8400 Winterthur
Web: www.gesundheit.zhaw.ch/pflege
Die Veranstalter danken für die
professionelle
Durchführung der Konferenz vor Ort:
Konzil - Gaststätten Hölzl - Gastronomie
GmbH,
Restaurant, See-Terrassen, Tagungs- und Veranstaltungshaus
Hafenstraße 2, 78462 Konstanz
E-Mail: mail(at)konzil-konstanz.de
Web: www.konzil-konstanz.de
Tourist-Information Konstanz GmbH
Bahnhofplatz 43, 78462 Konstanz am Bodensee
E-Mail: info(at)konstanz-tourismus.de
Web: www.konzil-konstanz.de
Die Veranstalter danken für die
Bereitstellung der Datenbank Logo
Conference im Reviewverfahren:
Strigal UG
Am Wiembusch 8, 58135 Hagen
E-Mail: info(at)strigal.de
Web: www.strigal.de
49
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91 | D-10559 Berlin
Tel.: +49 (0)30-219157-0 | E-Mail: dbfk(at)dbfk.de
Web: www.dbfk.de
Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband
(ÖGKV)
Wilhelminenstraße 91/IIe | A-1160 Wien
Tel.: +43 (0)1 478 27 10-11 | E-Mail: office(at)oegkv.at
Web: www.oegkv.at
Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK-ASI)
Choisystrasse 1 | Postfach 8124 | CH-3001 Bern
Tel.: + 41 (0)31 388 36 36 | E-Mail: info(at)sbk-asi.ch
Web: www.sbk-asi.ch
Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP)
Bürgerstrasse 47 | 47057 Duisburg
E-Mail: info(at)dg-pflegewissenschaft.de
Web: www.dg-pflegewissenschaft.de
Gesellschaft der Pflegewissenschaft im ÖGKV
Wilhelminenstraße 91/IIe | A-1160 Wien
Tel.: +43 (0)1 478 27 10-11 | E-Mail: office(at)oegkv.at
Web: www.oegkv.at
Schweizerischer Verein für Pflegewissenschaft (VFP)
Zentrum Schönberg | Salvisbergstrasse 6 | 3006 Bern
Tel.: + 41 (0)61 831 34 50 (Telefonbeantworter)
E-Mail: info(at)pflegeforschung-vfp.ch
Web: www.pflegeforschung-vfp.ch
Bibliomed Medizinische Verlagsgesellschaft mbH
Bibliomed-Verlag | Postfach 11 50 | 34201 Melsungen
Tel: +49 5661 71-1583 | E-Mail: silvia.scherf(at)bibliomed.de
Web: www.bibliomed.de