Vortrag Ute Bader
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Vortrag Ute Bader
Schmukbild (abteilungsspezifisch) einbinden Dichtung und Wahrheit: Betonei mobbt Edelstahltank ein Praxisbericht über aktuelle Trends in der Weinbereitung © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 23.Februar 2013 Vita aus Heilbronn, dort Abitur Winzerlehre im Weingut Fürst zu Hohenlohe-Öhringen Studium Weinbau und Oenologie in Geisenheim, Abschluss als Dipl. Ing. (FH) diverse Stationen als Kellermeisterin, zuletzt in der WZG zuständig für den Bereich Großgebinde seit 2010 kellerwirtschaftliche Beraterin des BWGV Ute Bader © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 2 1) Prozessschritte in der Weinbereitung 2) Wie entstehen Trends in der Oenologie 3) Trends in der Vergärung 4) Trends in der Weinbehandlung 5) Trends im Bereich Gebinde 6) Trends in der Philosophie des Weinmachens © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 3 1) Prozessschritte in der Weinbereitung 2) Wie entstehen Trends in der Oenologie 3) Trends in der Vergärung 4) Trends in der Weinbehandlung 5) Trends im Bereich Gebinde 6) Trends in der Philosophie des Weinmachens © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 4 Prozessschritte in der Weinbereitung (der letzten beiden Jahrhunderte) Lese Traubenverarbeitung Pressen Mostbehandlung Vergärung Weinbehandlung Die Prozessschritte sind heute noch gleich. Aber: » Weiterentwicklung der Technologien » Änderung von gesetzlichen Rahmenbedingungen © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 5 1) Prozessschritte in der Weinbereitung 2) Wie entstehen Trends in der Oenologie 3) Trends in der Vergärung 4) Trends in der Weinbehandlung 5) Trends im Bereich Gebinde 6) Trends in der Philosophie des Weinmachens © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 6 Wie entstehen Trends in der Oenologie: Internationalisierung der Weinbereitung mehr Produktentwicklung teilweise durch Verbraucherevaluierung Bewahrung oder Wiederentdeckung von Traditionen Herausarbeiten von Alleinstellungsmerkmalen, Profilierung Weiterentwicklung eingeschlagener Wege, Philosophien neue oenologische Verfahren, Forschung und Entwicklung äußere Einflüsse z. B. Klimawandel, Verbraucherschutz © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 7 1) Prozessschritte in der Weinbereitung 2) Wie entstehen Trends in der Oenologie 3) Trends in der Vergärung 4) Trends in der Weinbehandlung 5) Trends im Bereich Gebinde 6) Trends in der Philosophie des Weinmachens © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 8 Trends in der Vergärung Spontangärung Reinzuchthefe war bis vor 4 Jahrzehnten die gängige Form der Vergärung Reinzuchtstämme stehen seit den 70er zur Verfügung Most gärt durch MO, die die Trauben mitbringen und die während der Verarbeitung aufgenommen werden. selektionierte Reinzuchthefe wird zugesetzt, es stehen weit über 150 versch. Hefestämme zur Verfügung. in der Angärphase sind unterschiedlichste Hefearten aktiv, danach setzen sich i. d. R. Saccharomyceten durch Reinzuchthefen sind zumeist Saccharomyces-Reinkulturen die Vergärung läuft deutlich langsamer Gärdynamik ist je nach gewählter Kultur einschätzbar © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 9 Trends in der Vergärung Spontangärung Reinzuchthefe kann Weine mit komplexem Aromaspektrum liefern liefert gesichertes Aromaprofil, große Auswahl an Produkten bietet viel Spielmöglichkeit Risiko von Fehlgärungen, Fehltönen ist relativ hoch garantiert eine hohe Prozesssicherheit Endvergärungsgrad oft im restsüßen Bereich u. U. entstehen hohe Gehalte an SO2-Bindungspartnern Vergärung zumeist zu trockenen Weinen geringes Risiko bezüglich der Bildung von SO2Bindungspartnern » Gesetzliche Grenzwerte, Verkehrsfähigkeit, Allergenes Potential © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 10 Spontangärung – wie geht´s? Das Traubenmaterial muss gesund und reif sein. pH-Wert sollte unter 3,2 liegen. Je höher der pH-Wert, desto höher das Risiko von Fehlgärungen nicht zu scharf vorklären, nicht zu kalt vergären Most spundvoll einlagern, nach der Angärung Gärraum schaffen tägliche Gärkontrolle, ggf. sofort reagieren Mischformen und Adaptionen der Spontangärung: » Palette der Möglichkeiten ist groß: – spontanes Angären und Überimpfen mit einer „Sicherheitshefe“ – Angärung mit einer selektionierten Wildkultur und Überimpfen mit einer „Sicherheitshefe“ -> zweistufiges Handelspräparat – eigener „spontaner“ Gäransatz zum Überimpfen © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 11 Spontangärung – Bedeutung die Profilierung durch Spontangärung ist heute kein „Quotenbringer“ mehr viele Betriebe arbeiten mit Spontangärung oder mit Mischformen die Spontangärung ist für individuelle Weine geeignet. teilweise ist Spontangärung ein Baustein der Betriebsphilosophie Wie viele der spontan vergorenen Weine kommen so auf den Markt? Wie viele „Spontis“ sind in der Tat spontan vergoren? © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 12 Maischegärung bei Weißwein Spielart in der Weißweinbereitung bringt dichte, hochfarbige, individuelle Weißweine Weine haben mehr Lagerpotential Weinbereitung: » ausschließlich aus gesundem, hochreifem Lesegut » nicht stoßen, nur gelegentlich überschwallen » vor dem Pressen schwefeln » mit wenig Druck pressen, Oxidation in der Presswanne vermeiden © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 13 Maischegärung bei Weißwein © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 14 Quelle: Daniel Sauer, Escherndorf Maischegärung bei Weißwein - Bedeutung noch ein sehr junger Trend eignet sich daher zur Profilierung kommt teilweise in Kombination mit weiteren Ausbaumethoden zum Einsatz © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 15 1) Prozessschritte in der Weinbereitung 2) Wie entstehen Trends in der Oenologie 3) Trends in der Vergärung 4) Trends in der Weinbehandlung 5) Trends im Bereich Gebinde 6) Trends in der Philosophie des Weinmachens © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 16 Trends in der Weinbehandlung zur Sicherung der Weinqualität, Vertiefung des Weinstils und Stabilisierung stehen versch. Verfahren und Behandlungsmittel zur Verfügung Klimawandel und damit einhergehend steigende Alkoholgehalte fordern neue Strategien in der Weinbereitung Verbraucherschutz gewinnt an Gewicht » Deklaration von Allergenen: Auswirkungen auf die Weinbereitung » Verringerung der gesetzlichen SO2-Grenzwerte v. a. bei Biowein – oenologische Strategien zu SO2-Einsparpotentialen » Rückverfolgbarkeit, Rückstandsanalytik – physikalische Verfahren gewinnen an Bedeutung, „neue oenologische Verfahren“ © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 17 Trends in der Weinbehandlung Welche Verfahren sind z. Zt. im Trend: » Oxigenierung: – Makrooxygenierung: Zugabe von 2 – 5 mg Sauerstoff pro Tag, üblicherweise im Verlaufe der Gärung zur Versorgung der Hefen während der Zellteilungsphase – Mikrooxygenierung: Zugabe von 2 – 5 mg Sauerstoff pro Monat, Einsatzzeitpunkt während des Weinausbaus zur Stabilisierung der Farbe, Harmonisierung der Gerbstoffe und Verhinderung von reduktiven Noten » Arbeit mit Hefeschönung, Feinhefelagerung, Hefepräparaten » sehr reduktive Weinbereitung bei speziellen Weißweintypen und –sorten v. a. Sauvignon blanc » Kaltmazeration © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 18 Trends in der Weinbehandlung Welche Verfahren werden in Zukunft evtl. im Trend sein: » physikalische Verfahren z. B. Membrantechnologie, Ionenaustauscher zur Säuerung/ Entsäuerung © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 19 Trends in der Weinbehandlung - Bedeutung in der Branche von enormer Bedeutung » „Prozess der ständigen Verbesserung“ Öffentlichkeitswirksamkeit eventuell im Bezug auf Verbraucherschutz, hier eher technisches Interesse Themen wie Feinhefelagerung, Mikrooxygenierung usw. eignen sich wenig zur Profilierung © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 20 1) Prozessschritte in der Weinbereitung 2) Wie entstehen Trends in der Oenologie 3) Trends in der Vergärung 4) Trends in der Weinbehandlung 5) Trends im Bereich Gebinde 6) Trends in der Philosophie des Weinmachens © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 21 alternative Gebinde: Betonei Form folgt dem goldenen Schnitt Beton ist kein „inerter“ Werkstoff, Gasaustausch ist möglich Der Wein entwickelt sich durch Mikrooxygenierung ohne Holzeinfluss wird hauptsächlich für Rotweine eingesetzt, in Franken begann der Ausbau von Silvaner im Betonei © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. Quelle: Mengler 22 alternative Gebinde: Betonei soll die Klärung positiv beeinflussen, die Form ermöglicht eine optimale Zirkulation im Ei ob Inhaltsstoffe aus dem Beton ausgelöst werden ist strittig; sicher ist, dass die Säure den Beton angreift (Problematik Weißweine) erbringt mineralische, klare, strukturierte und (vom Holz) unbeeinflusste Weine. © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 23 alternative Behälter: Betonei 2008er Escherndorfer Lump Silvaner QbA trocken würzig/flint 8 "Kühle"/Trigeminus rauchig 7 6 5 Körper fruchtig/heimisch 4 3 2 1 mineralischer G. fruchtig/exotisch 0 bitterer G. vegetabil/grasig belebender G. saftiger G. fruchtiger G. Edelstahl © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. BetonEi Quelle: Mengler 24 alternative Gebinde: Betonei - Bedeutung Der Wein hat eine Geschichte Beton-Ei ist kein gängiger Behälter, daher interessant Gebinde hat Vermarktungspotential: Ab Ovum, Konkret, Ovum usw. Anwender suchen individuelle, charaktervolle Weine, die durch natürliche Reifung ohne Holzeinfluss entstehen. © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 25 alternative Gebinde: Holzei Das Holzei ist eine Weiterentwicklung durch die Tonnellerie Taransaud Kosten: 30.000 € Kritik des Genfer Biopionier Schlaeper: Das Holzei ist durch die Metallreifen ein „Faraday´scher Käfig ohne genügend Porosität“ Quelle: planetluxus.com © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 26 alternative Gebinde: Amphoren; georgische Tradition Aufleben einer uralten Tradition des antiken Weinbaus in Georgien wird heute noch in Georgien in kleinbäuerlichen Betrieben und zum Privatgebrauch verwendet, aber auch für einen Teil der Weinvermarktung Georgien gilt als Wiege des Weinbaus. Vor rund 8.000 Jahren wurden hier bereits Trauben vergoren. 27 © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. Quelle: LWG Veitshöchheim alternative Gebinde: Amphoren; georgische Tradition Weinausbau: » Die traditionellen Amphoren (Kvevris), Fassungsvermögen bis 3000 l, werden in der Erde eingegraben. Die Georgier nennen diesen Platz Marani. 28 © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. Quelle: gute-weine.de alternative Gebinde: Amphoren; georgische Tradition Weinausbau: » Die Amphoren sind sehr dünn. Sie würden ohne den Halt des Erdreichs zerbrechen. » eingefüllt werden zumeist Weißweintrauben, die traditionell mit den Füßen getreten werden » Vergärung erfolgt als Spontangärung der Maische mit Rappen » nach der Gärung werden die Amphoren fest verschlossen » Die Maische bleibt bis zum Frühjahr in der Amphore, danach erfolgt eine weitere Reifung im Fass oder Tank. © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 29 alternative Gebinde: Amphoren – spanische Tradition Die Amphoren sind dickwandiger und werden nicht in die Erde eingegraben. Sie stehen in Holzgestellen oft werden die Amphoren mit Maische gefüllt (s. georgische Tradition) oder die Weine reifen lediglich in den Amphoren © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. Quelle: 30 www.originalverkorkt.de alternative Gebinde: Amphoren gravierendste Unterschiede zum Weinausbau in Tanks oder Fässern » lange, spontane Maischegärung mit (Weiß)weintrauben incl. Rappen » keine Schwefelung » Mikrooxygenierung durch die Gefäßwand © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 31 alternative Gebinde: Amphoren – Bedeutung absolut trendy Weiterentwicklung für neugierige Winzer, auch Wiederbesinnung auf ursprüngliche, traditionelle Verfahren: » oftmals von biologisch-dynamisch wirtschaftenden Betrieben genutzt » georgische Tradition: „Kommunikation des Weines mit der Erde“ (Amphorenwinzer Bernhard Ott, Schuchmann) » spanische Tradition: „dynamisch Evolution des Weines, reiner Ausdruck von Boden und Mikroklima“ (Elisabette Foradori) Weinqualität ist u. U. fragwürdig » Wie viele Frösche muss man küssen, um den Prinzen zu bekommen © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 32 Einsatz von Holz in der Weinbereitung Möglichkeiten: » Maischegärung in Holzcuves – Effekt der Mikrooxygenierung während der Gärung – intensive Mazeration, Temperaturdynamik durch isolierende Wirkung des Holzes – Bildung stabiler Farb-Tannin-Verbindungen » Holzalternativprodukte: Chips, Sticks, Staves – Alternative für kostenorientierte Weinproduktion © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 33 Einsatz von Holz in der Weinbereitung Möglichkeiten: » große Holzfässer – wenig Auslaugung von Röstaromen – Mikrooxygenierung: Reifung, Bildung stabiler Farb-TanninKomplexe, sensorische Entwicklung » Barriques – gewollte Auslaugung von Röstaromen, Vanille usw. – intensivere Reifung durch höheren Gasaustausch als bei großen Holzfässern © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 34 Einsatz von Holz in der Weinbereitung - Bedeutung Einsatz von Holz zum Weinausbau ist ein Dauerbrenner: wo sind die aktuellen Trends (in D): » Barriqueausbau wird teilweise als Aromatisierung gesehen » deutliche Reduzierung des Holzeinflusses zu Gunsten der Komplexität und Finesse » Herausarbeitung von Mineralität bei Rotweinen gewinnt an Bedeutung gegenüber ausgeprägten Holznoten » Arbeit mit Holzcuves während der Vergärung komplettiert die Premiumweinproduktion © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 35 1) Prozessschritte in der Weinbereitung 2) Wie entstehen Trends in der Oenologie 3) Trends in der Vergärung 4) Trends in der Weinbehandlung 5) Trends im Bereich Gebinde 6) Trends in der Philosophie des Weinmachens © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 36 Terroir Definition: » im Wein sensorisch erfassbarer Einfluss der Wechselwirkungen von Boden, Rebe, Lage und Klima. » Der Einfluss des Menschen ist als weitere Dimension zu sehen Zusammenhänge zwischen Bodenformation und Sensorik sind belegbar sensorische Einflüsse durch das Terroir sind gewichtiger als Jahrgangsschwankungen Terroir ist bei der Reifung nachhaltig erkennbar Terroir ist ein „zarter sensorischer Fussabdruck aus dem Weinberg“ (U. Fischer) und kann durch Maßnahmen wie Spontangärung usw. überdeckt werden. © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 37 Terroir Terroir Rotliegendes zu Lehm verwitterter Sandstein © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 38 Mineralität sensorischer Eindruck von Noten nach Kreide, nassem Stein oder Erde, Jod, Graphit, Feuerstein u. ä. » aber: Mineralien und Salze sind i. d. R. geruchslos, weil sie keinen Dampfdruck haben » dennoch: Sand und Kreide riechen in feuchtem Zustand, Gips riecht beim Anrühren, Zement ebenso, daher der Vergleich Begriff ist wenig greifbar und nicht zwangsläufig in direkten Zusammenhang zu bringen mit dem Mineralgehalt des Bodens Mineralität ist beeinflusst vom Boden, aber auch von Klima, Topographie und weinbaulicher Praxis, also vom Terroir Mineralität ist eher ein geruchlicher Eindruck, der häufig (aber nicht immer) mit dem geschmacklichen Eindruck der Salzigkeit gepaart ist. © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 39 Salzigkeit ist gezielt spürbar: Zunge erfasst die Hauptgeschmacksmerkmale süß, sauer, salzig, bitter, umami (Würze) » der Salzigkeit kann man am besten auf die Spur kommen, wenn man bei der Verkostung der Weine mit Nasenklammer arbeitet » Salzigkeit wird über den Trigeminus erfasst: Der Drillingsnerv löst im Mund Empfindungen aus: Er erkennt alles was prickelnd, ätzend, beißend oder heiß ist. häufig tritt Salzigkeit bei Riesling und Chardonnay auf, die auf kalkhaltigen Böden oder auf Schiefer wachsen Salzigkeit wird häufig in Zusammenhang mit Manzanilla Sherry genannt, hier stammt der Eindruck aus dem Hefestoffwechsel der Florhefe © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 40 Salzigkeit mögliche Ursachen für salzigen Eindruck können sein: » kalkreiche Böden » höhere Magnesium- / Calciumgehalte im Wein durch Entsäuerung (dies gibt eher einen seifigen Eindruck) » Chlorideintrag in meeresnahen Gebieten » sonstige Bodenversalzungen » Hefestoffwechsel aber: In Wein werden üblicherweise keine erhöhten Gehalte an Mineralien nachgewiesen, die den sensorischen Eindruck rechtfertigen © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 41 Terroir – Mineralität – Salzigkeit - Bedeutung Terroirbegriff ist etwas strapaziert, dennoch im direkten Kundenkontakt gut vermittelbar Terroirgedanke kann im Marketing gut umgesetzt werden: » Rebsortenwein - Gutswein – Lagenwein - Terroirwein Mineralität und Salzigkeit sind Trendbegriffe » Mineralität löst in der Weinbeschreibung tendenziell den Terroirbegriff ab » Salzigkeit impliziert tiefes Weinverständnis und Exklusivität © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 42 Musik und Weinausbau Beispiele: » Aurelio Montes, Colchagua Valley, Chile: Gregorianische Gesänge » Meßmer, Pfalz; Zind-Humbrecht, Elsass: Einsatz von Musik z. B. Mozart » Sonor-Wines-Methode: – Beschallung des Weines mittels eines Unterwasserlautsprechers im Tank – Einsatz während der Gärung oder bei Altwein – Beschallung löst Schwingungen im Wein aus, die positiv auf die Hefen und andere bioaktive Stoffe wirken. Biochemischer Prozess! – Ergebnis lt. Erfinder Markus Bachmann: weniger Zucker, mehr Geschmack, bekömmlicher © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 43 Naturwein Definition: nicht mit Zucker angereicherter Wein; historische Bezeichnung, die in Deutschland bis zur Verabschiedung des Weingesetzes von 1971 zulässig war, danach wurde sie durch die Bezeichnung Prädikatswein ersetzt. historische Bedeutung: 1910 wurde der Verband deutscher Naturweinversteigerer gegründet, heute: VDP wird heute eher verstanden als Weiterentwicklung von biologischem (biologisch-dynamischem) Anbau, Spontangärung, Terroir Weinbereitung unter weitgehendem Verzicht auf Behandlungsmittel, höchstens Einsatz von minimalen Schwefelmengen © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 44 Naturwein Zitate aus einem Winzerblog: » Die logische Fortsetzung des Terroirgedankens. Wie schmeckt mein Wein wirklich » Wein zu machen nicht mit Hilfe von Behandlungsmitteln, sondern mit Handwerk und know how, will sagen mit Hirn und nicht nach Beipackzettel » Marketing, Naturwein ist ein sagenhafter und bisher völlig unverdorbener Begriff » Neugier, Mut und Risiko » Spieltrieb, die Weinbereitung bekommt wieder die Komponente des Unerwarteten, das Produkt ist wirklich nicht mehr vorhersehbar oder planbar » Die Winzer Midlifecrisis “nochmal was Neues anfangen” zu müssen © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 45 orange Wines gehören zum internationalen Trend der „natural wines“ Name leitet sich von der orangen bis ins Bernstein gehenden Farbe ab Weinausbau: » entstehen durch Maischegärung von weißen Trauben = Rotweinverfahren » Weinausbau mit möglichst wenig Eingriff: Spontangärung, biologischer Säureabbau, lange Gärung und Standzeit auf der Maische » minimaler Schwefeleinsatz » Weine sind deutlich hochfarbig, dunkel und haben einen höheren Gerbstoffgehalt © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 46 • Welche Entwicklungen sind erkennbar? © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 47 Trends in der Weinbereitung handwerkliche Weinbereitung und professionalisierte Oenologie scheinen immer weiter auseinander zu driften. © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 48 professionelle Oenologie setzt auf: Management in allen Bereichen: » Hefemanagement » Tanninmanagement » Säuremanagement » Gasmanagement » Nährstoffmanagement » Schwefelmanagement » Alkoholmanagement » …….. Zur Profilierung der Produkte und Befriedigung von Kundenerwartungen. © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 49 professionelle Oenologie Den Kunden wird auch ohne direkte Ansprache ein Wein mit zuverlässiger, konstanter und erwarteter Qualität geboten, der den Kundenwünschen Rechnung trägt. Produktsicherheit spielt eine zentrale Rolle Instrumente: Qualitätssicherungsmaßnahmen: » Produkt- und Prozessüberwachung z. B. Weinbergsbonitur » Analytik: regelmäßige Überprüfung aller gängigen Parameter wie Alkohol, Säuren, Schwefel usw. » Sensorik: Regelmäßige Verkostung der Weine » Vorversuche: Überprüfung der Wirksamkeit von angedachten Behandlungen und der Dosierung von Behandlungsmitteln © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 50 handwerkliche Oenologie Der stärkste Trend ist die Rückbesinnung auf Traditionen. natürliche Weinbereitung, die das Potential der Reben, des Bodens und des Klimas herausarbeitet. Bezug zum Produzenten spielt in der Vermarktung eine zentrale Rolle Instrumente: Winzer als „Freund“, direkter Ansprechpartner . Kunden haben direkten Anteil an neuen Ideen und Weiterentwicklung und damit auch Insiderwissen Wein spiegelt die Lage, Rebsorte und Philosophie wider Wein erzählt Geschichten, Exklusivität © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 51 Fazit Trends in der Weinbereitung sind oft getrieben von: » dem Willen im Gespräch zu bleiben » Druck, beim allgemeinen Qualitätsstreben dabei zu sein » Ehrgeiz, eingeschlagene Wege weiter zu entwickeln » äußeren Anforderungen (gesetzlich, gesellschaftlich usw.) gerecht zu werden Die Weinmacherei wird, wie Vieles andere auch, kurzlebiger © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 52 Fazit seither ungewohnte oenologische Maßnahmen führen zu weitreichenden Veränderungen in der Weinstilistik und -matrix » Weine erschließen sich nur einem exklusiven Kundenkreis » evtl. wird die Toleranz gegenüber Weinfehlern größer, wenn die Story des Weines stimmt. Bzw. Reizschwelle gegenüber Fehltönen wird zu Gunsten der Gewinnung neuer Aromaspektren höher © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 53 Fazit: Und wie steht es mit der Qualität? Definition Qualität: » Lat.: qualitas = Beschaffenheit, Merkmal, Eigenschaft, Zustand » Die Qualität ist der Grad der Übereinstimmung zwischen Ansprüchen bzw. Erwartungen an ein Produkt und dessen Eigenschaften © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 54 Fazit: Und wie steht es mit der Qualität? „Qualität ist ein intellektuelles Phänomen, das auftritt zwischen dem Wein und den Verkostern; es steht in unabhängiger Beziehung zu keinem.“ Richard Nelson, PhD, Canada Quelle: toonpool.com © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. 55 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! © Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V.