Rede von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters
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Rede von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters
Rede von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters anlässlich des 1. Logistikforums Köln am 5. Juni 2012, 18 Uhr, Spanischer Bau, Theodor-Burauen-Saal Es gilt das gesprochene Wort! Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich, Sie zur konstituierenden Sitzung des Logistikforums Köln begrüßen zu können. Ihre Anwesenheit ist für mich ein Zeichen, dass Ihnen an der Stärkung des Logistikstandortes Köln gemeinsam mit der Stadt Köln sehr gelegen ist. Für dieses Interesse möchte ich Ihnen bereits jetzt herzlich danken. Meine Damen und Herren, die Wichtigkeit der Mobilität von Gütern wird von vielen unterschätzt. Häufig wird es als selbstverständlich gesehen, Waren im Supermarktregal, High-Tech-Waren et cetera – am Besten in voller Sortimentsbreite – vorzufinden. Erst wenn es plötzlich zu Problemen in der Lieferkette kommt, wie beispielsweise in Folge des Vulkanausbruchs in Island oder der mehrwöchigen Sperrung des Rheins nach dem Schiffsunglück der MS Waldorf, wird uns wieder bewusst, wie sehr wir auf einen reibungslosen Güterverkehr angewiesen sind. Doch auch weniger dramatische Ereignisse, wie etwa die Staus auf dem Kölner Autobahnring, kosten die einzelnen Unternehmen Geld. Denn Zeit ist häufig Geld. Güterverkehre sind für die Wirtschaft das, was der Blutkreislauf für den Körper ist, meine Damen und Herren. Ohne sie kann eine Wirtschaft nicht funktionieren. Und wie eine Störung des Blutkreislaufes kann auch eine Störung der Verkehrsströme erheblich Folgen nach sich ziehen – insbesondere für die beteiligte Wirtschaft. Aber auch direkte Auswirkungen auf den Menschen und seine Umwelt lassen sich ausmachen. Lärm, CO2- und Stickstoffbelastungen erschweren das Leben in einer Großstadt wie Köln. 1 Daher ist es ein weiteres wichtiges Ziel des Logistikforums, zu ermöglichen, dass Güterverkehre reibungslos abgewickelt werden können. Wir wollen sie nicht einschränken, sondern optimieren und effektiver machen. Dafür benötigen wir • eine Logistik, welche die Stärken des jeweiligen Verkehrsträgers optimal nutzt, • eine durchdachte Verkehrsführung zur optimalen Ausnutzung der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur sowie • den Erhalt und auch den gezielten Ausbau der logistik-relevanten Infrastruktur. Die Faktoren „umweltfreundlich“ und „lärmarm“ spielen natürlich auch jenseits der Problematik überlasteter Verkehrswege eine große Rolle, meine Damen und Herren. Die Menschen sind sensibler geworden, was den Lärm und den Schadstoffausstoß von Güterverkehren angeht. Als Erstes fallen mir in diesem Zusammenhang der nächtliche Fluglärm sowie der Lärm durch die Güterzüge an der Rheinschiene ein. Aus diesem Grunde ist es gleichsam absolut notwendig, den Verkehr insgesamt leiser und umweltfreundlicher zu gestalten. Es gilt, alternative Antriebsformen voranzutreiben, Verkehre stärker zu bündeln und, da wo es möglich ist, auf emissionsärmere Transportmittel zu verlagern. Dass es wichtig und richtig ist, dass sich die Stadt Köln stärker dem Thema Güterverkehr und Logistik annimmt, wird auch anhand aktueller Prognosen zur Entwicklung der Güterverkehrsströme deutlich, meine Damen und Herren. Bereits heute ist es eng auf den Straßen und Schienen im Rheinland. Und die Prognosen sagen keine Besserung voraus. Folgt man der Statistik, wird der Güterverkehr im Rheinland bis zum Jahr 2025 durchschnittlich um 2,3 Prozent pro Jahr zunehmen – was über dem Wachstum der Wirtschaft liegen wird. Das Güterverkehrsaufkommen wird insgesamt um gut zwei Drittel zunehmen. 2 Die Straße wird dabei die Hauptlast tragen. Im Rheinland wird der Zuwachs im Straßengüterverkehr mit rund 90 Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt liegen. Für den Schienengüterverkehr sind Zuwachsraten von 55 Prozent sowie für die Binnenschifffahrt von rund 30 Prozent prognostiziert. Im Jahr 2025 werden fast zwei Drittel aller Lkw im Transit durch das Rheinland rollen. Dabei ist auch darauf zu achten, wie die Wertschöpfung in der Region gesteigert werden kann. Transitverkehre generieren diese nicht, sondern belasten vornehmlich die Verkehrsinfrastruktur und die Umwelt. Um die Güterströme effizienter abwickeln zu können, ist es für Köln und die Region wichtig, überregional bedeutsame Projekte zu unterstützen. Als Beispiele möchte ich in diesem Zusammenhang den Ausbau der Betuwe-Linie sowie des Eisernen Rheins, also der Verbindung zu den großen Westhäfen Rotterdam und Antwerpen über die Schiene, nennen. Gleichfalls sollten die vorhandenen Kapazitäten auf dem Rhein ausgeschöpft werden. Ich begrüße deshalb die Initiative Rheincargo der Kölner und der NeussDüsseldorfer Häfen, um Synergien und Potenziale zu nutzen. In einer Stadt wie Köln treffen jedoch zahlreiche berechtigte Interessen aufeinander, meine Damen und Herren. Diese müssen miteinander abgewogen werden. Zu nennen ist zum Beispiel die Fluglärmproblematik am Flughafen Köln/Bonn. Hier müssen Wege gefunden werden, die für alle Beteiligten, also den Flughafen wie auch die Bürgerinnen und Bürger, akzeptabel sind. Zurzeit sehe ich ein einseitig auf den Flughafen Köln/Bonn ausgerichtetes Nachtflugflugverbot im Passagierbereich kritisch, meine Damen und Herren. Denn hierdurch kann ein Wettbewerbsnachteil entstehen, der wiederum zum Verlust von Arbeitsplätzen führt. Da der Flughafen Köln/Bonn ein wirtschaftlich äußerst relevanter Verkehrs- und Logistikstandort für Köln und die Region ist, darf dessen Weiterentwicklung nicht gefährdet werden. Ein weiteres Problem sind die wenigen verfügbaren Flächen im Kölner Stadtgebiet. Auch hier gibt es große Konkurrenzen in der Nutzung aufgrund des Ausbaus von 3 Wohngebieten, Gewerbestandorten und des Erhalts von Grün- und Erholungsflächen. Die Stadt hat hierbei die anspruchsvolle Aufgabe, verschiedene Interessen abzuwägen und die richtige Entscheidung für das Wohl der Gesamtstadt zu treffen. Da abzusehen ist, dass der Stadt Köln kein großer Flächenspielraum mehr zur Verfügung stehen wird, liegt mir eine regionale Zusammenarbeit besonders am Herzen. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns nun zu Themen kommen, die uns in nächster Zeit im Logistikforum konkret beschäftigen werden. Vor dem Hintergrund der aufgezeigten Entwicklungstrends und Handlungsbedarfe hat uns der Rat der Stadt Köln am 2. Februar 2010 beauftragt, ein Regionales Logistikkonzept erstellen zu lassen. Wichtige Voraussetzung hierbei ist, dass auch die lokale Logistikwirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger und weitere Interessenvertreter mit einbezogen werden. So kann eine höhere Akzeptanz für die Ideen und Planungen in der Bevölkerung geschaffen werden. Es ist insbesondere das hier versammelte, anzutreffende Fachwissen, welches wir aktiv bei der Entwicklung des Logistikkonzepts nutzen wollen, meine Damen und Herren. Das Forum bietet dabei Gelegenheit sowie Raum und Chance zum übergreifenden, zielführenden Fachdialog. Ich freue in diesem Zusammenhang sehr, dass der Teilnehmerkreis des Logistikforums verschiedene Akteursgruppen umfasst; so ist es möglich, wichtige Themen frühzeitig intensiv und konstruktiv zu bearbeiten und gewichtige Interessenkonflikte angemessen zu erörtern. Bereits zum heutigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass es im Rahmen der Erstellung des Regionalen Logistikkonzepts zwei Bürgerveranstaltungen geben wird, meine Damen und Herren. Es ist Ziel, die Bürgerinnen und Bürger früh in die Planung großer Projekte einzubinden. Nicht zuletzt „Stuttgart 21“ hat gezeigt, dass es keiner Seite nützt, wenn am Ende eines langwierigen Prozesses ein Projekt in Frage gestellt wird, weil die betroffenen Bürgerinnen und Bürger nicht aktiv in den Prozess einbezogen und ernst genommen wurden. Das ist gleichfalls ihr gutes Recht. 4 Lassen Sie mich nun, meine Damen und Herren, noch ein paar Worte zur Vergangenheit und Zukunft der Güterverkehrsrunde sagen. Das Logistikforum Köln hat eine Vorgängerin. Vor genau 20 Jahren, also 1992, wurde die Güterverkehrsrunde gegründet. Schon damals sind gute Projekte wie das GVZ Eifeltor mithilfe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Güterverkehrsrunde gelungen. Lassen Sie uns an diese Erfolge anschließen! Meine Damen und Herren, ich hoffe und wünsche mir sehr, dass das Logistikforum zu einer festen Veranstaltung für den Logistikstandort Köln wird und wir in einen produktiven Prozess eintreten. Ich übergebe nun an das Wort an Frau Ute Berg, Beigeordnete für Wirtschaft und Liegenschaften. 5