Reisebericht
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Reisebericht
Menschen.Kulturen.Abenteuer. www.bettykeunen.de Dem Himmel so nah. Lama Trekking in der Rhön. 26. – 27. August 2006. Ein unvergessliches Erlebnis: Mit dem Lama an der Leine durch die Rhön – Natur hautnah erleben. Das versprach die Wochenend-Einladung meiner Trekking Freunde. Die Rhön, die 1991 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt wurde, ein Mittelgebirge im Herzen Deutschlands, am Dreiländereck Hessen-Bayern-Thüringen gelegen. Die Region besitzt einen ganz besonderen Reiz, der Seinesgleichen sucht .Ein ideales Wandergebiet mit viel "Natur pur". Wir sind ja eigentlich alte Hasen im Trekking mit Lamas, denn bereits bei unserer Tour in Peru auf dem Inka Trail, benutzten wir sie als Tragetiere. Allerdings hatten wir dort einen eigens dafür eingestellten Lamaführer, der sich um die Tiere kümmerte. Und diese Südamerikanische Spezies sah darüber hinaus nicht so aus, als würden sie besonders großen Wert auf unsere Gesellschaft legen. Allmorgendlich ließen sie sich nur sehr widerwillig das Gepäck auf den Rücken laden und sahen aus, als wüssten sie ganz genau, dass es sich bei der Last, die sie tragen sollten um unser Gepäck handelt und uns jedes einzelne Gramm davon übel nehmen. Der Tag des Lama-Trekkings in der Rhön versprach zunächst nichts Gutes: es regnete in Strömen. Als wir jedoch vor Ort ankamen, hatte sich das Ganze schon etwas beruhigt. Einige Mitstreiter waren schon da und jeder war gespannt, welches Tier er/sie wohl aussuchen dürfe. Ich war mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt ein Lama führen wollte. Ich hatte einmal in Peru gesehen, wie ein Mann zum „Spuckopfer“ wurde – auch wenn immer behauptet wird, dass Menschen nicht Opfer solcher Attacken werden. Gespuckt wird immer dann, so erfuhren wir von unserem Lama-Flüsterer Johannes, wenn Lamas sich belästigt fühlen, d.h. um aufdringliche Artgenossen auf Distanz zu halten oder um die Rangordnung zu verdeutlichen. Und Vorsicht: Sie beweisen dabei eine erstaunliche Treffsicherheit. Wenn ein Mensch rein zufällig dazwischen gerät – Pech gehabt. Unsere Lamas hatten so klangvolle Namen wie Caruso, Pablo, Pepe, Fuego, Macho, Ninjo oder Amigo. Alle äußerlich als auch in ihrer Persönlichkeit ganz unterschiedlich, was sich im Laufe des Tages noch herausstellen sollte. Ich konnte mich zunächst mit Pepe noch nicht so richtig anfreunden. Pepe war kein „Streichel-Lama“ auch wenn sein Fell wunderschön weich aussah und dazu einlud. Meist hatte er die Ohren angelegt und hatte einen sehr misstrauischen Gesichtsausdruck – zumindest hatte ich das so gedeutet. Lama Trekking in der Rhön Seite 1 Menschen.Kulturen.Abenteuer. www.bettykeunen.de Ausgangspunkt unserer Tour war Gersfeld. Von dort ging es auf den Kreuzberg. Eigentlich keine besonders weite Strecke, doch mit Lamas unterwegs zu sein bedeutet auch immer wieder anzuhalten wenn ein Lama mal pinkeln muss – und das kann immerhin bis zu 6 Minuten dauern, wie wir schnell lernen sollten. Mit 928 m ü. NN ist der Kreuzberg der zweithöchste Gipfel der Rhön. Seit 1731 brauen die Franziskaner im Kloster Kreuzberg das berühmte Kreuzbergbier. Zum Kloster gehört auch die 1681 – 1692 errichtete Wallfahrtskirche. Natürlich legten wir erst einmal im Kloster einen kleinen Zwischenstopp ein. Ich könnte jetzt behaupten, dass wir nur wegen des schlechten Wetters Schutz suchten, aber der gute Ruf des Klosterbiers hatte es uns angetan. Und außerdem waren wir waren ja zu Fuß unterwegs und mussten uns über die Promillewerte keine Sorgen machen. Nach dem kleinen Einkehrschwung – mit dem wir auch die Schlechtwetterfront umgingen – war es nur noch ein kurzer Weg zu unserem Gasthaus, das wunderschön im Wald gelegen schon auf uns wartete. Nach einem leckeren Essen, Wein und dem einen oder anderen einheimischen Getränk fielen wir in die Betten. Unser Lamaführer Johannes schlief natürlich direkt bei seinen Tieren. Am nächsten Tag liefen wir schon auf unsere Lamas zu, als wären sie unsere besten Freunde und jeder rühmte sich, wie viel Vertrauen das Tier schon zum Halter gefasst habe. Die heutige Tagesetappe führte uns über das Jagdschloss Holzberg wieder zurück nach Gersfeld. Jetzt am zweiten Tag mit dem Lama an der Leine, waren wir schon wesentlich schneller unterwegs. Jede einzelne ist „seinem“ Lama auf der Strecke schon etwas näher gekommen. Und ich bin mir nicht sicher, wer sich an wen angepasst hat: das Lama an den Mensch oder der Mensch an das Lama. Auf jeden Fall bildeten wir zusammen mit den uns anvertrauten Lamas jetzt fast eine Einheit. Unsere Mittagsrast legten wir auf dem Jagdschloss Holzberg ein, etwas außerhalb des Ortes Bischofsheim. Das Jagdschloss Holzberg liegt auf 800 m ü. NN idyllisch und ruhig am Rande des Naturschutzgebiets „Lange Rhön“. Es ist nicht an das Stromnetz angeschlossen, und abends speisen die Gäste im Scheine von Petroleumlampen und gehen mit Kerzenlicht zu Bett. Eigentlich ein toller Treffpunkt z.B. für Silvester. Na ja, schaun’ wir mal. Nach einer umfangreichen Mittagsrast fiel es schwer weiter zu laufen, aber die erste Hälfte der Strecke war zurückgelegt und Gersfeld rückte näher. Auch das Wetter spielte mit und wir konnten den Tag in vollen Zügen genießen und die „Seele baumeln lassen“. Auf uns wirkten die "Südamerikaner" sehr entspannend. Lama Trekking in der Rhön Seite 2 Menschen.Kulturen.Abenteuer. www.bettykeunen.de Nach unserer Tour las ich in einem Artikel, dass im Umgang mit Lamas die Qualitäten im Menschen für Teamarbeit, Toleranz und Durchsetzungsvermögen geweckt würden. Lama Trekking gäbe die Möglichkeit, sich von festgefahrenen Strukturen zu lösen und verdeutliche die eigenen Stärken, Grenzen und Schwächen. Vielleicht ein wenig übertrieben. Was ich feststellen konnte war, dass alle in den zwei Tagen, in denen wir mit den Lamas unterwegs waren, jeder für sich eine besondere Beziehung zu dem jeweiligen Tier aufgebaut hat und wir alle viel Spaß dabei hatten. Und das ist doch das Wichtigste. Lama Trekking in der Rhön Seite 3