Pflegefonds bis 2016 - SPÖ Gemeindevertreterverband NÖ
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Pflegefonds bis 2016 - SPÖ Gemeindevertreterverband NÖ
Pflegefonds bis 2016 Erfreuliches Ergebnis für Gemeinden: Seite 11 Die Kommunale Information ist eine Zeitschrift des Verbandes sozialdemokratischer GemeindevertreterInnen in Niederösterreich Ausgabe 3/2013 Juli Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Verein Information fur sozialdemokratische Gemeinden in NÖ, Hans Czettel Platz 1, 2630 Ternitz Präsident: LAbg. Bgm. Rupert Dworak Geschäftsführer: StR Mag. Ewald Buschenreiter Redaktion: Tel.: 02742 3130 540-16, Bahnhofplatz 10, 4. Stock, Postfach 73, 3100 St. Pölten Chefredaktion: Hellfried Mayer ([email protected]) Fachbeiträge dieser Ausgabe: Mag.a Sabine Blecha, Mag.a Sabine Studera Anzeigenannahme: FM-Werbung 0664 308 69 17, [email protected] Produktion: Das Werbebüro Druck: Mangold & Kovac ORTS-REPORTAGE „MAILBERG“ - Diesmal steht die kleine, aber sehr feine Weinviertelgemeinde (Bezirk Hollabrunn) im KI-Scheinwerfer. Bild: das Mailberger Schloss, Stammsitz des Malteser Ritterordens. - Seiten 22 bis 25 1 Vier neue Bürgermeister Die Gemeinden Groß Siegharts, Klein Pöchlarn, Hollenstein und Trumau haben neue Bürgermeister Seiten 4, 5, 6 1 Starke Frau im Cockpit GGR Renate Längauer aus Sankt Georgen/Reith hat fünf Berufe gelernt und brachte in jedem Spitzenleistungen - Seiten 8, 9 1 Starkes Doppelinterview Die neuen LandesregierungsMitglieder LH-Stv. Karin Renner und LR Maurice Androsch im großen Interview - ab Seite 18 INHALT LAbg. Bgm. Rupert Dworak, Präsident des GVV 4 5 Werte Gemeindevertreterin! Werter Gemeindevertreter! Neue BGM in Gr. Siegharts und Kl. Pöchlarn Auf Ing. Maurice Androsch folgt Gerald Matzinger, auf Gerhard Wagner folgt Ing. Johannes Weiß. Trumau: Otto Pendl geht als Bürgermeister SPNÖ-Legende NR Otto Pendl übergibt das Trumauer Bürgermeisteramt an Andreas Kollross. 6 Tragischer Tod: Bgm. LAbg.a.D. Franz Gratzer Zum neuen Bürgermeister von Hollenstein wurde am 16. Mai Ing. Manfred Gruber gewählt. 8 Starke Frau: Andrea Längauer (60) Die gf. Gemeinderätin aus St. Georgen/Reith hat fünf Berufe gelernt und erfolgreich ausgeübt. 11 Pflegefonds bis 2016 verlängert Gute Nachricht für die Gemeinden: Der Pflegefonds wurde nun bis zum Jahr 2016 verlängert. 14 Starke Minderheit: Leopoldsdorf Rückbesinnung auf Altbewährtes: Hausbesuche - und nicht nur vor einem Wahltermin. 18ff Stark: Renner & Androsch im Doppelinterview Die beiden neuen SPNÖ-Landesregierungsmitglieder über ihre neuen Ämter und Aufgaben. 22ff Orts-Reportage: Mailberg, Bez. Hollabrunn Mailberg - ein kommunales Kleinod mit alter und heute noch lebendiger Historie. 32ff Die letzten Wochen vor der politischen Sommerpause waren dominiert vom dramatischen Hochwasserereignis in Niederösterreich. Wir Gemeindevertreter fordern immer wieder, dass die Finanzierungen möglichst schnell und unbürokratisch über die Bühne gehen müssen. Deshalb werde ich diese Forderung auch in den nächsten Monaten und Jahren weiter vertreten, denn nur eine effiziente Förderung die rasche Verwirklichung von Hochwasserschutz-Projekten ermöglicht. Ich erwarte mir von unseren Partnern auf Bundes- und Landesseite, dass angesichts der jüngsten Katastrophe die Geldflüsse künftig schnell und unbürokratisch laufen. Die letzten Tage waren aber auch geprägt von sehr intensiven Verhandlungen im Rahmen der Kommunalgipfel-Gespräche. Dieser Gipfel war ja im Arbeitsübereinkommen von SPÖ und ÖVP vereinbart worden. Die Themenschwerpunkte: Reduzierung der Transferleistungen bei NÖKAS, bei Jugendwohlfahrt und bei der Pflege. Ich glaube, wir sind dabei auf einem sehr guten Weg. Denn wir arbeiten sehr intensiv und hervorragend mit den Landesstellen zusammen, um die Gemeinden, die mit 2014 und 2015 sehr schwierige Jahre vor sich haben, in Sachen Transferzahlungen zu entlasten. Ich hoffe, dass bei Erscheinen dieser KI-Ausgabe die Erfolgsmeldungen zum Kommunalgipfel schon auf unserer GVV-Homepage nachzulesen sind. Für die bevorstehenden Sommermonate wünsche ich Euch alles Gute und dass Ihr viel Kraft und Entspannung findet. Schließlich stehen wir ja schon mitten in den Vorbereitungen für die Gemeinderatswahl 2015 und müssen uns im August und im September auch darum kümmern, dass wir auch die Nationalratswahl am 29. September erfolgreich schlagen. Herzlichst, Der Gemeinde-Rat GVV-Juristin Mag.a Sabine Blecha und andere ExpertInnen informieren in Rechtsfragen. Rupert Dworak 3 Aktuell Großartige Bilanz Die Amtsübergabe im Trumauer Rathaus ist zugleich auch ein Generations-Wechsel. NR Otto Pendl (61) zieht sich als Bürgermeister zurück und übergibt an den 42jährigen Andreas Kollross (re.), seines Zeichens Bezirksgeschäftsführer in Baden. Wieder Polizist als Stadtchef Mit 20 von 21 Stimmen wurde am 24. April Gerald Matzinger zum neuen Bürgermeister von Groß Siegharts gewählt. Der 48-Jährige ist, wie sein Vorgänger Maurice Androsch, Polizist. te vom damaligen neuen Bgm. Androsch als Gemeinderat angelobt. Im November avancierte Matzinger zum Stadtrat, nach der Gemeinderatswahl 2010 wurde er zum Vizebürgermeister gewählt. Am 24. April 2013 wurde Matzinger mit 20 von 21 Stimmen (eine Enthaltung) zum neuen Stadtchef von GroßSiegharts, Bez. WT, berufen. Von Amtswechsel aus Altersgründen in Klein-Pöchlarn Die Mandatsrücklegung von Bgm. Gerhard Wagner aus Altersgründen erforderte eine größere Umbildung im Gemeinderat von Klein-Pöchlarn, Bezirk Melk. Anfang Mai wurde der bisherige VizeBgm. Ing. Johannes Weiß einstimmig zum Bürgermeister und gf.Gemeinderat Anton Steininger zum Vizebürgermeister gewählt. Maria Steinegger rückte als geschäftsführende Gemeinderätin nach und Petra Haslinger wurde als neue Gemeinderätin angelobt. In der Antrittsrede versprach Bgm. Weiß, sich für alle Bewohner der Gemeinde einzusetzen und 4 dass er gleichzeitig versuchen werde, mit allen politischen Parteien gemeinsam, einen zukunftsorientierten Weg für ein lebenswertes Klein-Pöchlarn zu gehen. GVV-Präsident LAbg. Bgm. Rupert Dworak: „Ich bedanke mich im Namen des GVV von ganzem Herzen bei Alt-Bürgermeister Gerhard Wagner für sein fruchtbares Wirken für Gemeinde und Bevölkerung. Seinem Nachfolger Ing. Johannes Weiß, der ja auch schon auf langjährige Erfahrungen in der Kommunalpolitik zurückblicken kann, wünsche ich in der neuen Verantwortung nur das Beste!“ Pendl geht, Kollross kommt Die SPNÖ-Legende NR Otto Pendl (61) legt nach 15 Jahren das Bürgermeisteramt in Trumau zurück. Sein Nachfolger ist BGF Andreas Kollross (42). Androsch übernahm er nun auch den GVV-Vorsitz im Bezirk Waidhofen an der Thaya. GVV-Präs. LAbg. Bgm. Rupert Dworak: „Ich wünsche Gerald Matzinger von ganzem Herzen alles Gute und viel Erfolg bei den neuen und vielfältigen Aufgaben, die auf ihn mit dieser großen Verantwortung zukommen werden.“ Otto Pendl war 32 Jahre im Gemeinderat aktiv. 15 Jahre als Bürgermeister, zuvor zehn Jahre lang als Vizebürgermeister. Pendl will aber weiterhin politisch aktiv sein. Er bleibt Nationalratsabgeordneter und Bezirksparteivorsitzender der SPÖ Baden. Otto Pendl ist Träger des „Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“, des „Goldenen Ehrenrings der Marktgemeinde Trumau“. Am 6. Juni wurde Andreas Kollross zum neuen Bürgermeister gewählt. Er ist seit 2003 Bezirksgeschäftsführer von Baden und wurde vom Landesparteivorsitzenden Matthias Stadler als Schnittstelle Bezirksgeschäftsführer/Landesorganisation ins neue SPNÖ-Führungsteam Der neue Bürgermeister von Klein-Pöchlarn, Ing. Johannes Weiß (39), arbeitet schon seit 13 Jahren im Gemeinderat. Gerhard Wagner (55) wirkte 28 Jahre im Gemeinderat, die letzten zehn als Bürgermeister von KleinPöchlarn. geholt. Kollross ist auch Landesvorsitzender der Kinderfreunde NÖ. Bgm. Kollross: „Trumau wurde vor allem durch Otto Pendl zu einem Schmuckkästchen entwickelt, auf das die Bevölkerung stolz sein kann. Von der Kinderbetreuung, über die Schaffung von Wohnraum, die Möglichkeit des Älterwerdens in Würde und Geborgenheit, bis zum regen Vereinsleben bietet unsere Gemeinde alles. Das gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln. Eine der großen Herausforderungen ist die Beteiligung der Gemeinde an Maßnahmen zur Errichtung von erneuerbaren Energiequellen. Dieser Beitrag wird einer meiner großen Schwerpunkte sein, weil jede Generation, jede Zeit, eigene gesell- schaftspolitische Anforderungen hat.“ GVV-Präsident LAbg. Bgm. Rupert Dworak: „Mit Otto Pendl geht ein Gigant der Kommunalpolitik. Trumau hat seinem Wirken enorm viel zu verdanken. Glücklicherweise ist sein Rückzug kein totaler – so bleibt der legendäre blaugelbe Sozialdemokrat der Parlamentsfraktion noch erhalten. Für seine Arbeit im kommunalen Bereich möchte ich mich bei ihm im Namen des GVV herzlichst bedanken. Neo-Bürgermeister Andreas Kollross wünsche ich für seine neue Aufgabe und Verantwortung das Allerbeste. Er ist ein erfahrener und kompetenter Nachfolger und wird seine Sache zum Wohle der Trumauer BürgerInnen sicherlich gut machen.“ Fotos: GVV, z.V.g Der bisherige Vizebürgermeister folgt Ing. Maurice Androsch, der als Landesrat nach St. Pölten ging, im Bürgermeisteramt nach. Matzinger ist Vater eines Sohnes (14) und einer Tochter (25), geschieden und lebt heute in einer Partnerschaft. 2005 wurde der Exekutivbeam- Zwei gelernte Polizisten bei der Amtsübergabe: Maurice Androsch (li.) und sein Nachfolger im Rathaus Groß Siegharts, Neo-Bürgermeister Gerald Matzinger. In der Ära von Otto Pendl wurden in Trumau folgende Projekte umgesetzt: Neubau von Rathaus, Bauhof, FF-Haus, Hort und Kleinkindbetreuung, Polizeiinspektion, Sportzentrum, ASKÖ Bewegungszentrum; Sanierung des Volksheimes; Neubau des Kindergarten Kirchengasse mit 2 Gruppen – danach weiter Zubau von 2 Gruppen, Sanierung der Dreifaltigkeitssäule, Sanierung der Pfarrkirche, Errichtung eines Heizwerks, Errichtung des Gewerbeparks, Neubau und Sanierung der Stege über die Triesting, Errichtung Naturspielwiese sowie Hundewiese, Errichtung einer neuen Kleingartenanlage, Beginn des Zubaues von 2 Gruppen im KG Gmoserweg. 5 Editorial GVV zu Wirtschaft & Zweitwohnsitzern StR Mag. Ewald Buschenreiter, Direktor des GVV GVV-Präs. LAbg. Bgm. Rupert Dworak antwortet auf einschlägige Presse-Anfragen. Dworak: „Zur Forderung der Wirtschaftskammer, dass künftig der Gemeinderat als entscheidende Instanz in Bausachen ausgeschaltet wird, kann ich nur sagen, dass man ein demokratisch gewähltes Organ wie den Gemeinderat nicht einfach abdrehen kann. Zweitens denke ich nicht, dass es die Aufgabe der Wirtschaftskammer ist, hier für die Bürger Verschlechterungen zu fordern. Tatsache ist: Die Verwaltungsgerichtshöfe werden als Bauinstanz sicher nicht so schnell und unbürokratisch reagieren wie Bürgermeister und Gemeinderat.“ Und Dworak zu den Zweitwohnsitzern: „Es gibt natürlich sehr viele Gemeinden, die die Problema- Badefreuden bei den Kinderfreunden in Blumau-Neurißhof Die Kinderfreunde Blumau-Neurißhof (Bez. Baden) bieten den Kids im Sommer ein besonderes Vergnügen: Badespaß im vereinseigenen Schwimmbad! Das Kinderfreundebad wurde bereits 1929 errichtet und seither mehrmals saniert und modernisiert. Die Badesaison beginnt in Blumau-Neurißhof im Juni und dauert bis zum Ende der Sommerferien. Das Bad ist von Montag bis Freitag von 14 – 17 Uhr (manchmal sogar bis 18 Uhr und auch am Wochenende) geöffnet und steht den Kindern kostenlos zur Verfügung! Die Vereinsmitglieder organisieren die Badeaufsicht sowie den laufenden Betrieb dieser im südlichen NÖ einzigartigen Kinderfreundeattraktion. Für den Blumau-Neurißhofer-SPÖ-Vorsitzenden Mag. (FH) Werner Besenbäck ist dieses Bad auch „ein Symbol für gelebte Solidarität“. Tragisch: Bgm. Franz Gratzer (61) verstarb nach Unfall am 1. Mai Der Gemeindechef von Hollenstein (Bez. AM) und ehemalige Landtagsabgeordnete stürzte am Heimweg von der Feier zum 1. Mai so unglücklich, dass er wenige Tage später seinen schweren Kopfverletzungen erlag. Am 16. Mai wurde Ing. Manfred Gruber (48) zum neuen Bürgermeister gewählt. 6 Gemeinderats, ab Mai 2000 war er im Gemeindevorstand und von 2003 bis zu seiner Bürgermeisterwahl Klubsprecher. In der Zeit von 1996 bis 2010 stand er als Obmann der Hauptschulgemeinde Hollenstein vor. GVV-Präsident Dworak: Bgm. LAbg.a.D. Ing. Franz Gratzer war immer überaus beliebt. Sein tragischer und so plötzlicher Tod schockte Familie, Freunde und Partei. „Ich wünsche Manfred Gruber für seine neue, verantwortungsvolle Herausforderung alles Gute. Er zeichnet sich durch langjährige Erfahrung im Gemeinderat aus und ich bin überzeugt, dass er seine neue Aufgabe gut meistern wird.“ Der neue Hollensteiner Bürgermeister Ing. Manfred Gruber war unter Gratzer Klubsprecher. Seit 1993 sitzt er im Gemeinderat. Fotos: z.V.g. GVV- Präsident LAbg. Bgm. Rupert Dworak: „Der überraschende Tod von Franz Gratzer hat uns alle schwer erschüttert. Die niederösterreichische Sozialdemokratie und seine Heimatgemeinde Hollenstein an der Ybbs verlieren einen großartigen Bürgermeister, der 35 Jahre als Kommunalpolitiker, davon auch zehn Jahre lang als Abgeordneter des nö. Landtages, sehr erfolgreich zum Wohle der Menschen und des Landes gewirkt hat.“ Manfred Gruber wurde am 16. Mai 2013 mit 15 von 19 Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt. Er ist seit 1993 Mitglied des tik der Zweitwohnsitzer, die den Kommunen keine Bundesertragsanteile bringen, immer wieder zur Diskussion stellen. Wir vertreten hier, übrigens ebenso wie der ÖVP-GVV-NÖ, die Meinung, dass dieses Problem bei den Finanzausgleichsverhandlungen thematisiert werden muss. Die beiden GVVs werden dafür sogar eine Arbeitsgruppe einrichten, um Vorschläge aufzuarbeiten, die dann bei den Finanzausgleichsverhandlungen eingebracht werden sollen. Gefordert ist eine, für die Kommunen gerechte Bewertung der Zweitwohnsitzer, die ja schließlich auch alle Infrastrukturen in einer Gemeinde nutzen.“ Werte Gemeindevertreterin! Werter Gemeindevertreter! Mit der konstituierenden Sitzung des Landtages hat die Legislaturperiode begonnen und es gibt gleich neue große Herausforderungen für die Gemeinden zu meistern. Ein neuer Kommunalgipfel zwischen den Gemeindevertreterverbänden und der NÖ Landesregierung wurde einberufen, um für die nächsten Jahre die finanziellen Verflechtungen des Landes und der Gemeinden neu zu regeln. Ganz besonders liegt unser Augenmerk auf einer Reduzierung der NÖKAS-Umlage sowie einer Neubemessung des Standortvorteils der ehemaligen KrankenanstaltenStandortgemeinden. Weiters wird die Entwicklung in der Sozialhilfe sowie in der Jugendwohlfahrt Thema sein. Darüber hinaus werden die Umlagen generell diskutiert werden und auch die beiden Fonds, nämlich Schul- und Kindergartenfonds und Wasserwirtschaftsfonds auf der Tagesordnung stehen. Das ganze Paket soll im Herbst ausverhandelt sein. Wir hoffen, Euch in den nächsten Wochen erste positive Ergebnisse die NÖKASUmlage betreffend mitteilen zu können, und versprechen im Sinne unserer Gemeinden hart aber fair die Verhandlungen zu führen. Herzlichst, Ewald Buschenreiter 7 Starke Frau Renate Längauer, 60 Selfmadewoman und Multi-Talent Hotelfachfrau, Fluglehrerin, Linien-Pilotin, Marketing-Consulter, Dipl. Wohncoach sage und schreibe fünf Berufe hat Renate Längauer in ihrem umtriebigen Leben gelernt und sehr erfolgreich ausgeübt. Dass sie jahrelang mit nur vier Stunden Schlaf ausgekommen ist, ist wohl nur ein kleiner Teil des Geheimnisses ihres Erfolges. Seit 2010 ist die Power-Frau auch geschäftsführende Gemeinderätin im kleinen St. Georgen/Reith, Bez. Amstetten. 99 Eine Zeit lang ging die Jet-Pilotin kellnern - um zu überleben Fotos: GVV/Hellm, privat GGR Renate Längauer vor ihrem Bahnhof in Sankt Georgen (ganz oben) und im Cockpit eines Linien-Jets. Bis zum ihrem 14. Lebensjahr lebte Renate Längauer in Göstling an der Ybbs, Bezirk Scheibbs. Dort wuchs sie in einer tiefschwarzen Familie auf - ihr Großvater war 25 Jahre lang Bürgermeister von Göstling. „Die Prägung, die ich durch mein Elternhaus erfahren habe, war sehr konservativ. Ich habe rasch gelernt auf eigenen Beinen zu stehen. Für mich heißt Sozialdemokratie nicht, dass ich andere ständig füttere, ohne dass ich sie weiter entwickle. Für mich ist Wirtschafttreiben etwas sehr Wichtiges, das nicht im Widerspruch zur Sozialdemokratie steht.“ Mit taufrischen 18 ging die frischgebackene Hotelfachfrau nach Deutschland, schlug dort ihren Wohnsitz für die nächsten 23 Jahre auf - und erobert von dort aus die Welt. „Überall, wo ich hingekommen bin, habe ich vorher kein Umfeld gekannt und gehabt. Ich bin so wie der Hans im Glück, voller Lebensneugierde in die Welt gezogen. So haben sich für mich immer viele Perspektiven ergeben.“ Anfangs machte sie Marketing und PR in der Musikbranche, mit 27 gründete sie ihr erstes eigenes Unternehmen. Sie eröffnete eine Diskothek in Flensburg an der Grenze zu Dänemark. Drei Jahre später kam ein hochklassiges Hauben-Restaurant dazu. Ach ja, und eine eigene Radiosendung hatte sie damals auch noch... Längauer: „Aber auch als Arbeitgeber haben sich die sozialen Kompetenzen im- mer durch mein Leben gezogen. In Disko und Restaurant hatte ich 30 Mitarbeiter beschäftigt. Für Gäste und Mitarbeiter war ich immer so eine Art Mutti. Ich habe die höchsten Gehälter bezahlt und für meine Mitarbeiter Sportplätze gemietet.“ In Flensburg entdeckte sie für sich das Fallschirmspringen als Freizeitsport. Daraus entwickelte sich ihre große Liebe - zum Fliegen. War die Frau schon am Fallschirm so etwas wie ein Minderheitenprogramm, um so mehr am Steuer eines Flugzeuges. Längauer machte privat den Schein für einmotorige Flugzeu- ge, kaufte sich einen kleinen Piper-Oldtimer. „Das Fliegen hat mich so fasziniert, dass ich es zu meinem Beruf machen wollte. Also ließ ich mich zum Fluglehrer für Kleinmaschinen ausbilden.“ Danach hat Längauer immer wieder kleine Flugzeuge von Amerika nach Europa überstellt. Route: Chicago-Kanada-Grönland-Hamburg. Die erforderlichen Zusatztanks hat die taffe Pilotin selber eingeschweißt. Längauer: „Auf diesen Überstellungsflügen ist man 15 Stunden allein im Flieger, alles manuell, ohne Autopilot. Das waren sehr intensive Erfahrungen.“ 1989 absolvierte Längauer noch die Ausbildung zur Linien-Pilotin: „Der Markt hatte sich geändert und es gab plötzlich einen hohen Bedarf an Piloten. Bei der deutsch-schweizerischen Delta Air flogen wir oft am Tag 6 Flughäfen in Europa an. Leider nur drei Jahre lang, dann kamen Probleme mit den Augen und der 3-D-Visualisierung.“ Von heute auf morgen war ihr das Fliegen unmöglich geworden. „Der 12. Februar 1992 war deshalb so etwas wie ein kleiner Todestag für mich. Weil ich meinen Beruf, den ich über alles liebte, verloren habe. Fliegen war meine Passion, dann fiel ich in die Arbeitslosigkeit.“ Eine Zeit lang ging die Airline-Pilotin kellnern, um zu überleben. Längauer: „Ich habe Psychologen aufgesucht, weil ich in ein totales Loch gefallen bin. Damals war mir einfach nicht bewusst, dass ich noch viele andere Talente besitze. Aber im Prinzip bin ich ein Stehaufmanderl.“ Über das deutsche AMS absolvierte Renate Längauer dann die Ausbildung zum Marketing-Consulter. PR-Erfahrung hatte sie ja schon in jungen Jahren gesammelt. Ende 1993 (mit 40) kehrte Renate Längauer zurück nach Österreich, sprich Wien. „In meinem Alter und ohne Studium war es trotz hoher Qualifikation für mich als Frau gelinde gesagt sehr schwierig, einen Job zu finden.“ Schließlich hat Längauer auf eine Anzeige im Standard reagiert und 95 MitbewerberInnen ausgestochen. Ihr neuer Job: Aufbau der Öffentlichkeitsarbeit für die Kunststoffsammlung im ARA-System. Nach fünf Jahren machte sie sich mit ihrer eigenen Agentur „RLA Konzepte“ und einigen Mitarbeitern in Wien selbstständig. „Aus nichts etwas machen, Phantasie zu haben, aber auch eine sehr große Bodenständigkeit zeichnen mich aus. Obwohl ich den Kopf gerne in den Wolken habe, bin ich aber auch die Frau mit den Gummistiefeln.“ Die Agentur „RLA-Konzepte“ betreibt sie für ein paar Kunden, wie Wirtschaftskammer und Wiener Versicherungsmakler, noch bis heute. Die nächste große berufliche Erweiterung erfolgte im Jahr 2000. Da startete sie als Dipl. Wohncoach durch, gründete ein etwas außergewöhnliches Einzelunternehmen. Mehr als 1.000 Privat- und Firmenkunden hat sie bis heute zur deren Zufriedenheit beraten. Ihre Methode Wohncoaching ist eine geschützte Marke (www.wohncoaching.at). „Wohnen ist leben und nicht einrichten“ - gehört zu ihren Standardsätzen. Kein Wunder, dass sie auch ein Buch zu diesem Thema verfasst hat. Seit 2001 hinterlässt ihr Wirken kräftige Spuren: „Seither bin ich mindestens alle 2 Monate in irgendeinem österr. Medium vertreten.“ 1996 war sie in ihre engere Heimat zurückgekehrt. Ließ sich unweit von Göstling, in Sankt Georgen/Reith nieder, richtete einen alten Bahnhof als Büro und Atelier ein. Holte ihren Vater, der heute 89 und ein voller Pflegefall ist, zu sich ins Haus. Auf Ehe und Kinder hat Renate Längauer verzichtet. „Als ich nach St. Georgen gezogen bin, wollte ich mich auch der Gemeinde widmen. Ich dachte mir: Appell einer erfolgreichen Lebenskünstlerin an die Frauen: „Traut Euch was!“ Wenn ich hier lebe und meine Steuern abliefere, dann will ich auch mitreden können. Mich als selbstbewusste Frau mit vielen Erfahrungen einbringen. Die Kommunalpolitik war und ist da für mich genau das Richtige. Ich habe das dann auch so im Ort gestreut - und bin darauf tatsächlich von den Sozialdemokraten angesprochen worden. Das war vor der Gemeinderatswahl 2010.“ Seit dem sitzt Renate Längauer als geschäftsführende Gemeinderätin im Ortsparlament. Auch die allererste Frauenakademie der SPNÖ hat sie mit Begeisterung absolviert. Und was hält die Selfemadewoman von der Frauenquote? „Ist schon wichtig. Aber meine Parole an die Frauen: Traut Euch was! Mir hat meinen Erfolg auch niemand in die Wiege gelegt. Ich bin ein Scheidungskind und wir haben kein Geld gehabt. Es ist nicht so, dass einem die guten Dinge in die Hand fallen. Man muss schon hart und mit Herz daran arbeiten.“ 9 80 Jahre Aktuell Erfreulich: Pflegefonds jetzt bis 2016 verlängert! Zehn Jahre (1985-1995) war Alfred Haufek Präsident des SPÖ-GVVNÖ. Heuer feiert der mit mehr als 20 Auszeichnungen (darunter das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik und der Goldene Ehrenring des GVV-NÖ) hoch geehrte Waldviertler seinen 80. Geburtstag. Er lebt mit seiner Frau in völliger geistiger Frische in seiner Heimatstadt Heidenreichstein, die er in den Jahren 1966 bis 1991 als Bürgermeister federführend mitgeprägt hat. Weiters brachte es der gelernte Werkzeugmacher, der schon 1947 Obmann der „Roten Falken“ und ab 1949 Jugendbetriebsrat in der Firma Eisert war, 1979 zum Abgeordneten des nö. Landtages, dem er von 1987 bis 1994 sogar als 2. Präsident vorstand. Auch im Alter von 80 ist Alfred Haufek noch sehr politisch interessiert und auch immer bestens informiert. Im Namen des GVV gratuliert Präs. LAbg. Bgm. Rupert Dworak: „Wir und auch ich persönlich wünschen unserem geschätzten Ehrenpräsidenten noch viele schöne Jahre in Gesundheit und Frische. Ich hoffe, ihn noch bei vielen unserer Veranstaltungen als Ehrengast begrüßen zu dürfen.“ 10 Am Bild (v.l.): Bc. Martin Klouda, Vizeprimator von Chomutov; Mgr. Petr Schlesinger; GVV- Dir. StR Mag. Ewald Buschenreiter; Mgr. Pavel Mráček, Bürgermeister von Suchdol nad Lužnicí; Vize-Bgm. Franz Gunacker; Ing. Jaromír Novák, Bürgermeister von Veselí nad Lužnicí; Ing. Jan Babor, Mitglied der Abgeordnetenkammer und Gemeinderat von Tabor; PhDr. Lenka Mazuchová, Bürgermeisterin von Unhošť; Dr. Petr Vaněk, Bürgermeister von Ledeč nad Sázavou. Tschechen holen sich Hilfe beim GVV-NÖ Eine Delegation sozialdemokratischer BürgermeisterInnen aus Tschechien kam zu einem Arbeitsbesuch nach St. Pölten. Die Tschechen wollen einen eigenen Gemeindevertreterverband gründen und informierten sich beim SPÖGVV-NÖ u.a. über Gemeinden-Finanzierung, Wasser-Ver- und Abwasser-Entsorgung, öffentlichen Verkehr etc. SP-GVV-NÖ-Direktor StR Mag. Ewald Buschenreiter begrüßte die Delegation im GVV-Büro, wo er zusammen mit seinem Stellvertreter GR Karl Zimmerl den tschechischen Genossen Rede und Antwort stand. Danach gab es einen Besuch im St. Pöltener Rathaus, wo Vizebürgermeister Ing. Franz Gunacker zu einem kleinen Empfang geladen hatte. NÖ-Partnergemeinde gesucht! Bc. Lucie Danihelová, Bürgermeisterin der 800-Einwohner-Gemeinde Strachotin, sucht dringend eine Partnergemeinde in Niederösterreich, idealerweise eine Kommune mit eigener Feuerwehr und Fußballmannschaft. Interessenten schreiben eine E-Mail an Die tschechischen Gäste in den Sankt die Gemeindechefin unter [email protected] Pöltener GVV-Räumlichkeiten. Fotos: GVV Alfred Haufek feiert Runden Der Pflegefonds, der die Mehrkosten im Bereich der Pflege abfedert, wird bis 2016 verlängert. Die Gemeinden werden über 2014 hinaus mit den Kostensteigerungen im Bereich der Pflege nicht im Regen stehen gelassen. Für die Jahre 2011 bis 2014 sind im Pflegefonds bisher 685 Mio. Euro vorgesehen, für die Jahre 2015 und 2016 hat der Ministerrat nun die weitere Bereitstellung von 650 Mio. beschlossen, die zu 2/3 vom Bund und zu einem Drittel von Ländern und Gemeinden finanziert werden. GVV-Präs. LAbg. Bgm. Rupert Dworak „Pflege und Betreuung im Alter und auch für alle Menschen, die Betreuung und Fürsorge brauchen, ist eine gesellschaftspolitische Verpflichtung, die in den nächsten Jahren viel Engagement und Einsatz brauchen wird. Derzeit gibt es in Niederösterreich 87.100 PflegegeldbezieherInnen, österreichweit sind es aktuell 435.500. Durch das neue Pflegefondsgesetz werden zahlreiche Verbesserungen für sie in der Pflege umgesetzt bzw. beschleunigt. Darüber hinaus wird es neben bestehenden Angeboten künftig auch möglich sein, die Finanzierung von innovativen Modellen und Projekten zu fördern", so der neue SPÖ-Landesrat Maurice Androsch. Auch Rupert Dworak, GVV-NÖPräsident und Vizepräsident des Österr. Gemeindebunds ist zufrieden: „Die Verlängerung des Pflegefonds war die Vorraussetzung zur Zustimmung der Gemeinden zum Stabilitätspakt und zur Schuldenbremse. Nur dadurch können die enormen Kostensteigerungen bei drucks eine eher zurückhaltende Ausbaupolitik betrieben haben. Das soll sich im neuen Gesetz nun ändern: Länder können nicht verbrauchte Mittel eines Landestopfs bis zur maximalen Höhe von 40 Prozent in das nächste Jahr mitnehmen. Zudem wird das Regime des Nachweises der Ausgaben geändert. Die Mittelauszahlung soll nämlich nicht nur bei nachgewiesenen Mehrausgaben erfolgen, sondern künftig auch für die gesamten Nettoausgaben der förderbaren Bereiche der Langzeitpflege, wenn ein Bundesland den Richtversorgungsgrad bereits erreicht hat. Durch die Anreizsetzung zur Ausweitung von Leistungen und die flexiblere Auszahlung der Fondsmittel werden die jeweiligen Ländertöpfe, die dem Land und den Gemeinden gemeinsam zustehen, künftig schneller als bisher ausgeschöpft werden. Damit wird es für die Gemeinden wichtiger, sich möglichst rasch mit den Ländern über die neuen Spielregeln der Aufteilung zu einigen. den Sozialausgaben der Gemeinden abgefedert werden. Mit diesem Beschluss wurde den Gemeinden Planungssicherheit gegeben.“ Neue Richtschnur für Pflegefondsgelder. Mit der Verlängerung sind auch einige Korrekturen des Pflegefondsgesetzes verbunden. Präs. Dworak: „Gemeinden haben Planungssicherheit!“ Zentral wird der sogenannte Richtversorgungsgrad. Dieser dokumentiert grob gesagt den Anteil betreuter Personen eines Bundeslandes an den pflegebedürftigen Menschen (Pflegegeldbezieher/innen). Dieser Zielwert wurde mit 55 festgelegt und ist für alle Bundesländer gleich. Länder sollen leichter an Mittel kommen. Das größte Problem seit Beginn: In den letzten Jahren konnten einige Bundesländer nicht den vollen Betrag, der ihnen zusteht, ausschöpfen, weil die Kriterien für die Förderung der Pflegesachleistungen zu detailliert waren und die Länder aufgrund des Spar- 11 Aktuell GVV und Volkshilfe NÖ starten eine Pflegegeld-Kampagne! Foto: Volkshilfe NÖ Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, aber die Zahl der Pflegegeld-BezieherInnen stagniert. Eine gemeinsame Kampagne von GVV und Volkshilfe will hier gegensteuern. 12 Bei den Pflegegeld-BezieherInnen gab es von 2000 bis 2010 einen jährlichen Anstieg um 2,7% . Das entspricht auch dem Ergebnis des NÖ Altersalmanachs, der einen ähnlichen Anstieg bei der Zahl der Pflegebedürftigen in der mobilen Betreuung prognostiziert. Seit Sommer 2012 stagniert jedoch die Zahl der Pflegegeld-BezieherInnen, obwohl die Zahl der Pflegebedürftigen weiterhin steigt. „Das lässt bei uns die Alarmglocken läuten“, warnt GVVNÖ-Präsident LAbg. Bgm. Rupert Dworak, „denn das heißt, dass viele kein Pflegegeld erhalten, obwohl ihnen eines zusteht. Zum Teil lässt sich die Differenz natürlich auf die relativ eingeführten erschwerten Einstufungsbedingungen beim Pflegegeld zurückführen, doch der verbleibende Teil? Der GVV hat sich nun die Volkshilfe NÖ ins Boot geholt und startet unter dem Motto ‚Mut zur Hilfe: Wegschauen ist feig!’ gemeinsam eine Info-Kampagne zum Thema Pflegegeld.“ In PflegegeldEnqueten, welche die Volkshilfe NÖ unlängst in St. Pölten, Wieselburg, Wiener Neustadt, Krems und Stockerau abhielt und an denen über 500 GemeindevertreterInnen teilnah- Die MitarbeiterInnen der Volkshilfe helfen pflegebedürftigen Menschen ihren Alltag zu bewältigen. men, wurde das Thema Pflegegeld bereits grundsätzlich aufgearbeitet. Und: „In den nächsten Wochen wollen wir gemeinsam mit den Gemeinden direkt vor Ort Informations-Vorträge für die ältere Generati- „Mut zur Hilfe: Wegschauen ist feig“ on zum Thema Pflegegeld abhalten um so dem Informationsmangel der Bevölkerung entgegen zu wirken“, erklärt Volkshilfe NÖ-Präsident Abg.z.NR Ewald Sacher die weiteren Schritte, „Vortragende sind Pflegegeld-ExpertInnen der Volkshilfe NÖ, die aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz berichten und Fragen kompetent beantworten können. Die Gemeinden sorgen für die Räumlichkeiten und für die Einladung der älteren Generation. GewinnerInnen sind die älteren Menschen in der Gemeinde.“ Mittlerweile verfügt die Volkshilfe über ein Team von über 30 Pflegegeld-ExpertInnen. „Sie helfen bei Ungewissheiten rund um das Pflegegeld und beraten bereits im Vorfeld, d.h. noch vor dem Ansuchen um Pflegegeld“, erläutert Pflegedienstleiterin Silvia Gramang-Haring, „so kann schon frühzeitig auf etwaige Fragestellungen und Voraussetzungen eingegangen werden, denn wir wissen, worauf es ankommt.“ Die Pflegegeld-ExpertInnen sind auf Wunsch auch als Vertrauensperson dabei, wenn der begutachtende Arzt nachhause kommt und die Pflegegeld-Einstufung vornimmt. Das betrifft sowohl neue als auch Ansuchen um Erhöhung des Pflegegeldes, weil sich der Umfang des Pflegebedarfs wesentlich erhöht hat. Sollte es notwendig sein, Einspruch gegen einen Einstufungsbescheid erheben zu müssen, stehen die PflegegeldExpertInnen ebenfalls beratend zur Seite und sind auf Wunsch auch bei Gericht mit dabei. *** Machen Sie mit! Wenden Sie sich an das Gemeindeservice der Volkshilfe NÖ. E-Mail/Telefon/Internet: [email protected] Telefon: 0676 / 8700 26500 www.pflegegeld.at 13 Starke Minderheit Offensive mit Events und Hausbesuchen Leopoldsdorf, Bezirk WU Wie ist die politische Situation in der Gemeindestube? Cihlar: „Es regiert die ÖVP mit der Bürgerliste, zum Teil auch mit Unterstützung der FPÖ. Wobei man sagen muss, dass immer wieder Aussendungen und Veröffentlichungen der Bürgerliste gibt, in denen auf die ÖVP hin gehackt wird. Wir haben kein Arbeitsübereinkommen mit der ÖVP und wir werden nur dann eingebunden, wenn es den Herrschaften passt. Erst wenn es gröbere Probleme gibt, werden wir aufgefordert, Lösungen zu bringen. Führt das dann zum Erfolg, heftet sich das die ÖVP in der Öffentlichkeit auf die eignen Fahnen. Außerdem ist es für uns überaus schwierig an Informationen heran zu kommen. Das meiste passiert ohne uns im stillen Kämmerlein.“ Ist es manchmal möglich, mit den anderen Fraktionen eine Achse zu bilden? Cihlar: „Ja, mit der Liste von Dr. Abou-Harb und den Grünen. Es kommt auch vor, dass wir mit den 14 Stimmen der ÖVP unsere Dringlichkeitsanträge auf die Tagesordnung bringen. Leider wird das Thema dann oft an einen Ausschuss weitergereicht. Aber: Da der Bürgermeister die Möglichkeit hat, den Ausschuss zu bestimmen, kann es schon pas- „Es ist für uns sehr schwierig, an Infos zu kommen.“ sieren, dass wir zu einem Umweltthema einen Antrag machen und der Bürgermeister die Sache an den öffentlichen Ausschuss gibt, weil dort ein ÖVP-Mann den Vorsitz hat - im Gegensatz zum Umweltausschuss, wo wir den Vorsitz haben...“ Werden den SP-MandatarInnen Repräsentationsaufgaben übertragen? Cihlar: „Durchaus. Ich habe z. B. die neue Schule eröffnet und auch das Programm dafür zusammengestellt. Jetzt werden verdiente SPÖ-Kommunalpolitiker mit dem Ehrenring der Gemeinde ausgezeichnet und ich bin eingeladen, eine Laudatio zu halten. Oder die Muttertags- fahrt der Gemeinde, die leite ich und wir kommen im Amtsblatt vor.“ Wie schaut es mit der Öffentlichkeitsarbeit aus? Cihlar: „Wir haben unsere Zeitung „Treffpunkt“, die viermal im Jahr erscheint. Ich koordiniere die Redaktion, Beiträge kommen von allen Fraktionsmitgliedern. Zum Teil schaffen wir die Finanzierung mit Inseraten, zu deren Beschaffung alle beitragen. Dann haben wir noch unsere Homepage, auch bei Facebook sind wir vertreten. Wir setzten viel auf Plakate, sind regelmäßig mit unseren Ständern draußen. Um den Kontakt mit den lokalen Wochenzeitungen kümmere ich mich. Auch unser Parteivorsitzender GR Herbert Porstendörfer verschickt immer wieder Aussendungen, Pressekonferenzen machen wir eher nicht. Unsere große Stärke in Sachen Öffentlichkeitsarbeit sind unsere vielen und gut besuchten Veranstaltungen.“ Als da wären? Cihlar: „Apré SkiParty im Jänner, Kindermaskenball Die SPÖ-Fraktion Leopoldsdorf - vorne (v.l.): GGR für Umwelt & Energie Ernst Graf; Klubsprecher und stv. Parteivorsitzender GR Reinhard Kosa; Fraktionsobfrau, stv. Parteivorsitzende GGRin für Soziales Andrea Cihlar; GR Mag. Werner Scharf. Hinten (v.l.): Vorsitzende der Kinderfreunde GRin Karin Zboril; GRin Margit Breznik, Parteivorsitzender GR Herbert Porstendörfer. Fotos: GVV/Hellm, SPÖ-Hohe Wand Die Kindergarten- und Hortpädagogin GGRin Andrea Cihlar (44) ist in der SPÖ-Leopoldsdorf Fraktionvorsitzende und stv. Parteivorsitzende. ÖVP: 8 Mandate, SPÖ: 7, Bürgerliste Leopoldsdorf Aktiv: 4, Liste Dr. Abou-Harb: 2, Grüne: 1, FPÖ: 1 - im Ortsparlament von Leopoldsdorf geht es knapp her. Nach dem Verlust des Bürgermeisters bei der GRW 2010 hat sich die SPÖ-Fraktion Leopoldsdorf auf den harten Weg zurück an die Spitze begeben. Und setzt dabei vor allem auf intensiven Kontakt mit den BürgerInnen: viele Events und flächendeckend Hausbesuche. der Kinderfreunde, Valentinsaktion, Anfang März veranstalten wir immer gemeinsam mit der Ortsgruppe Hennersdorf unseren Ball, Osteraktion der Kinderfreunde, Maifeier-Fackelzug, unsere „Weißes Fest“ im Juli, die Kinderfreunde beteiligen sich am Ferienspiel der Gemeinde, Oktoberfest, Teilnahme am Adventmarkt, letztes Jahr haben wir erstmals auch eine Krampus-Party initiiert. Das sind recht viele Veranstaltungen und der Aufwand, den die vielen freiwilligen Helfer betreiben müssen, ist recht groß. Aber irgendwie sind es die Leopoldsdorfer gewohnt, dass so viel gefeiert wird (lacht).“ Wie schwierig ist es, neue Mitarbeiter/Mitstreiter zu finden? Cihlar: „Sehr, das muss ich wirklich sagen. Man spürt die allgemeine Politikverdrossenheit immer mehr. Und wir haben mit der Aura-Siedlung in den vergangenen Jahren einen neuen Ortsteil bekommen, in dem sich vor allem Wiener ansiedeln, die auf die Wiener SPÖ-Politik sauer sind. Das müssen wir ausbaden, ein echtes Problem für uns. Auch ist die Jugend nicht leicht für Politik zu interessieren, in der Fraktion versu- Viele Feste, um bei der Jugend zu punkten chen wir gerade, auch den eigenen Kindern die Kommunalpolitik näher zu bringen. Meine Tochter hat beispielsweise kürzlich eine Gemeinderatssitzung besucht und war danach ganz stolz auf mich und meine Arbeit. Ansonsten nutzen wir natürlich auch unsere viele Feste, um bei den Jungen zu punkten.“ Aktuelle Themen in der Gemeinde? Cihlar: „Ganz heiß im Augenblick: Seit März ist bekannt, dass die U1 2017 bis nach Oberlaa geführt wird. Das wird erwiesener Maßen in Leopoldsdorf zum Verkehrsinfarkt führen, wenn in Sachen Zubringerstraßen nichts unternommen wird. Und genau das passiert im Augenblick bei uns in der Gemeinde – nämlich gar nix. Richtung Oberlaa stockt der Verkehr jetzt schon täglich. Hier müssen dringend neue Straßen, Nebenfahrbahnen gebaut werden und die Gemeinde hat sich dazu noch in keinster Weise geäußert. Im Gemeinderat war das auch noch nicht Thema. Wir haben jetzt den Bürgermeister mal per Mail aufgefordert, endlich tätig zu werden.“ Ziele? Cihlar: „Bis zur GRW 2015 dem Bürgermeister und seiner ÖVP genau auf die Finger schauen. Und dann auf jeden Fall Mandate zurück gewinnen und den Bürgermeister stellen. Außerdem haben wir jetzt schon mit Hausbesuchen begonnen. Dafür haben wir eigens Postkarten mit den Fotos und Kontaktdaten aller unserer Fraktionsmitglieder drucken lassen. Bis 2015 werden wir jedem Haushalt in der Gemeinde einen Besuch abgestattet haben. Diese Hausbesuche werden künftig ein Fixpunkt unserer Arbeit sein. Wenn wir durch sind, fangen wir wieder von vorne an, egal ob gerade Wahlen sind, oder nicht.“ 15 KOPAK KOPAK Online-tool erfreut sich großer Beliebtheit Die oberösterreichische Landeshauptstadt ist Schauplatz des 60. Gemeindetags. Hier ein Blick auf den Linzer Dom. Das neue Online-tool der Kommunalpolitischen Akademie (KOPAK) kommt bei den GemeindemandatarInnen offensichtlich sehr gut an. Immer mehr nutzen das breite Angebot, das außerdem ständig erweitert wird. In der Ideen-Tausch-Börse finden sich bereits mehr als 60 Vorschläge für Veranstaltungen, Projekte, Aktionen und Events. GVV-Präs. LAbg. Bgm. Rupert Dworak: „Das von uns entwickelte Online-tool ist wirklich eine tolle Sache. Eine ideale Plattform für die Arbeit vor Ort und natürlich auch bestens geeignet, um sich auf die Gemeinderatswahlen 2015 gut www.kopak-online.gvvnoe.at vorzubreiten.“ 60. Österr. Gemeindetag in Linz 17 neue Kommunal-Experten Kann man Erfolg planen? Gemeindeentwicklung und die Gesundheit von BürgermeisterInnen - das sind u.a. die Themen beim Gemeindetag im September. Am 19./20. April ging in der schmucken Gemeinde Seefeld-Kadolz, Bezirk Hollabrunn, das letzte Modul des 2. KOPAK-Lehrganges „Kommunal-Coach“ über die Bühne. Hervorragende ReferentInnen ver- Der 60. Österreichische Gemein- Haupttagung zum 60. ÖsterreichiAlle Infos und elektronische Andetag geht von 11. bis 13. Septem- schen Gemeindetag in der TipsAre- meldung unter der Hompage ber in Linz über die Bühne. Es na. Hauptreferat: BM Maria Fekter. www.gemeindetag.at handelt sich dabei um den größten kommunalpolitischen Event des Jahres. Die GVVs von SPÖ und ÖVP laden ein: Das Programm (auszugsweise): Mi, 11. September: ab 9 Uhr: Kommunalmesse Tag 1 (bis 17.00 Uhr); 13.30 Uhr: Eröffnung FLGÖ-Bundesfachtagung (bis 16.30 Uhr). Do, 12. September: Der Verband sozialdemokrati- Uhr eine Werksführung, um 12 ab 9 Uhr: Kommunalmesse Tag2 scher GemeindevertreterInnen Uhr ein Mittagessen im Werk (bis 17 Uhr); 9 Uhr: Bundesfachtain Niederösterreich und der Ge- und ab 13 Uhr eine „Ride & gung des FLGÖ (bis 12.30 Uhr), 11 meindevertreterverband der Drive-Session“. Uhr: Eröffnung des ÖsterreichiVolkspartei Niederösterreich schen Gemeindetages, 11.15 Uhr: planen einen gemeinsamen *** Diskussionsrunde; 13 Uhr: FachtaBürgermeisterausflug für: Bei Interesse bitte um Angung „Auswirkungen der GesundDonnerstag, 22. August meldung bis spätestes 12. Auheitsreform“; 15 Uhr: Workshop 2013, von 10 bis 15 Uhr, nach gust 2013 bei Frau Mag.a SotiFonds Gesundes Österreich (bis 17 St. Valentin ins Steyr-Werk. ria Taucher unter der Nummer: Uhr); ab 19 Uhr: Galaabend in der Nach einem Empfang mit Kaf- 0664/8586706 oder per Mail an ILL-Halle. fee und Kuchen gibt es um 10 [email protected]. Fr, 13. September: 9.30 Uhr: Screen-shot von KOPAK Online mittelten den TeilnehmerInnen in insgesamt vier Unterrichtsmodulen die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit, das 1x1 der modernen Gemeindearbeit, Zeit- und Selbstmanagement, Planung & Strategie praxisnah und nachhaltig. GVV-Präs. Rupert Dworak und GVV-Dir. Ewald Buschenreiter gratulierten im JUFA-Weinviertel den 17 frischgebackenen Kommunal-Coaches und überreichte ihnen ihre wohlverdienten Urkunden. 16 Fotos: GVV Foto: wikipedia Bürgermeisterausflug mit Steyr-Werksbesichtigung Die AbsolventInnen des 2. KOPAK-Lehrgangs „Kommunal-Coach" mit den GVV-Spitzen Präs. Dworak und Dir. Buschenreiter (beide im Vordergrund) im JUFA-Weinviertel. Links und rechts außen: die GVV-Verantwortlichen für die Kommunalpolitische Akademie (KOPAK), Marianne Fügl und Karl Zimmerl. 17 Starkes Interview Renner & Androsch: „Haben Politik von der Pike auf in der Kommune gelernt.“ Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Karin Renner (47) aus Markgrafneusiedl und Landesrat Ing. Maurice Androsch aus Groß-Siegharts bilden das neue SPÖ-Regierungsteam im niederösterreichischen Landtag. Im großen KI-Doppelinterview sprechen die beiden über ihre Ressorts, ihre Arbeitsschwerpunkte und das neue politische Klima im Landhaus. Wie und wann erfolgte die Berufung in die Landesregierung? Haben Sie damit gerechnet? Renner: Nun, ich habe tatsächlich überhaupt nicht damit gerechnet. Der Telefonanruf von Matthias Stadler kam am 5. März, am Dienstag nach der Wahl. Am Abend trafen wir beide uns dann bei einem Termin im Parlament, den wir dazu nutzten, um ein Vier-Augen-Gespräch zu führen. Und als ich dort dann die Antwort auf meine Frage, für welche Position er mich vorgesehen habe, hörte, war ich erst mal so richtig sprachlos. Androsch: Auch für mich kam meine Berufung ins Regierungsteam nicht weniger überraschend. Am Mittwoch nach der Wahl er- Fotos: www.fotoplutsch.at „Berufung in die Regierung kam völlig überraschend“ 18 hielt ich spät abends den Anruf von Matthias Stadler. Ich war gerade in der Asia-Therme Linsberg, denn ich hatte mir eine kleine Auszeit genommen, um nach dem Wahlkampftrubel wieder gut durchstarten zu können. Als mich der neue Landesparteichef zum Gespräch ins Sankt Pöltener Rathaus einlud, habe ich meinen Urlaub natürlich sofort unterbrochen. Eigentlich dachte ich, dass es dabei um mein erst kürzlich übernommenes Mandat im Bundesrat gehen werde. Erst Donnerstag früh habe ich dann erfahren, dass ich Landesrat werden sollte. Wie haben denn Ihre Familien diesen Karrieresprung aufgenommen? Renner: Ich habe mir die Ent- scheidung wirklich nicht leicht gemacht – und mich mit meinem Mann, meinem Sohn und meinen Eltern beraten. Schließlich bin ich lange genug in der Politik, um zu wissen, was das heißt, diese Position zu übernehmen. Wie schwierig das – allein schon vom Zeitauf- wand her – in der Praxis ist. Niederösterreich ist ein großes, weites Land. Weiters: Wieder eine neue Mannschaft und es ist auch nicht so einfach, bei den eigenen Funktionären einigermaßen bekannt und angenommen zu werden. Aber nach längerer Beratung mit meiner Familie habe ich dem Matthias zugesagt. Androsch: Meine Entscheidungsfindung war insofern spannend, als dass ich in das Gespräch mit Matthias Stadler mit dem Ansinnen gegangen bin, mein Bundesratsmandat für das Waldviertel zu erhalten. Und raus gekommen bin ich als mögliches Mitglied der Landesregierung. Meine Frau war davon gleich einmal überhaupt nicht begeistert, ist in Tränen ausgebrochen und hat gesagt: „Wie wird das werden?“. Wir haben das dann gründlich durchdiskutiert, dass das jetzt eine ganz andere Ebene ist – sowohl von der Verantwortung und auch vom Zeitaufwand her. Schließlich ist dann auch von meiner Familie grünes Licht gekommen. Das ist mir natürlich sehr wichtig, denn an erster Stelle soll immer die Familie stehen. Als nächstes habe ich dann meinen Vizebürgermeister und Fraktionsobmann Gerald Matzinger (und jetzigen neuen Bürgermeister von GroßSiegharts – Anm. d. Red.) angerufen. Der lag damals mit hohem Fieber vergrippt im Bett. Als ich sagte: „Bitte gib mir den Weg frei, ich kann Landesregierer werden“ hat er zunächst gleich wieder aufgelegt. Weil er dachte, ich sekkiere ihn im Krankenbett mit einem Schmäh (lacht). Erst als ich ihn gleich wieder angerufen habe, hat er mir geglaubt und mir quasi den Weg frei gegeben. Wie war das dann atmosphärisch bei der konstituierenden Sitzung im Landhaus und wie schaut die Praxis bei den Regierungssitzungen aus? Renner: Bei der Konstituierenden war ich, zugegebener Maßen, recht aufgeregt. Weil wir im Vorfeld ja auch nicht gewusst haben, ob der vereinbarte Pakt, dass man einander wählt, auch wirklich hält. Denn das war ja auch nicht immer so. Aber der Pakt hat gehal- Der Pakt hat gehalten, die Stimmung war gut. ten und mit dem Wahlergebnis, das wir dann alle bekommen haben, kann man sehr zufrieden sein. Dementsprechend war auch die Stimmung eine gute. Und auch die ersten Regierungssitzungen waren in Ordnung, sowohl atmosphärisch als auch vom Sachlichen her. Androsch: Ich kann das nur vollinhaltlich bestätigen. Wenn man bei der konstituierenden Landtagssitzung die Wahlergebnisse der einzelnen Regierungsmitglieder miterlebt hat, dann war das schon ein großer Schritt voran in eine neue Zusammenarbeit zwischen SPÖ und ÖVP und ein gutes 19 Starkes Interview Zeichen dafür, dass dieser Pakt auch halten wird. Die Regierungssitzungen waren dann von einstimmigen Beschlüssen geprägt. Uneinigkeiten werden schon im Neu: Asylwesen ist weg, Tierschutz dazu gekommen Bereich des Sozialen wird es darum gehen, sich in nächster Zeit über die Evaluierung der Mindestsicherung und dergleichen Gedanken zu machen. In Sachen Jugendwohlfahrt sind die Landesheime Thema. Die Kinder, die hier betreut werden, sollen nicht den Kriterien wie vor 20 Jahren unterliegen, weil sich da ja einiges geändert hat, weil heute die Anforderungen ja wieder anders sind. Auch der Bedarf an Plätzen in Frauenhäusern steigt stetig und leider ist das Angebot noch lange nicht flächendeckend. Hier muss man sich ernste Gedanken machen. Und beim Tierschutz ist es so, dass zurzeit zwar in Mistelbach ein Tierschutzhaus fertig gebaut wird. Aber wir wollen für den Tierschutz Renner: Sicher einiges, schon allein von meinem Ressort her. Außerdem bin ich auf dieser Ebene hervorragend vernetzt und habe zu vielen Bürgermeistern ausgezeichnete Kontakte. Ich muss jetzt natürlich schauen, dass mich auch die Bürgermeister außerhalb des Weinviertels noch besser kennen lernen. Tatsächlich bin ich da schon voll dran, habe bereits zehn, elf Bezirke besucht (Stand 7.5.2012 – Anm. d. Redaktion). Und über diese Kontakte werde ich den Kommunen selbstverständlich „Frauenhäuser noch immer nicht flächendeckend!“ in Niederösterreich etwas mehr Geld aushandeln, im Augenblick ist das Budget sehr eng bemessen. Was können Sie in Ihrem Bereich konkret für die Gemeinden tun? Sie kommen ja beide aus der Kommunalpolitik und sind beide VizepräsidentInnen des GVV. meine Unterstützung angedeihen lassen, wo es nur geht. Androsch: Ja, bezüglich Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist das wirklich eine wichtige Kern- „Netzwerkarbeit für die Gemeinden betreiben“ aussage. Tatsächlich gibt es auch bei meinen Ressorts viele Berührungspunkte mit den Gemeinden. Sei es im Gesundheitsbereich, bei der Jugendwohlfahrt etc. Das Wesentliche ist zum einen, dass man für die Kommunen Kontaktträger ist. Und wir sind da auch Sprachrohr der Gemeinden in Richtung des Landes. Um Problemfälle und Anliegen aufzunehmen, in die richtigen Ressorts zu leiten. Sprich: auch echte Netzwerkarbeit betreiben. Dieser Part ist sehr wichtig und den werden wir sehr ernst nehmen. Renner: Letztendlich können wir beide da sehr auf unsere eigenen Erfahrungen in der Kommune zurückgreifen. Dass wir dort die Politik von der Pike auf gelernt haben, kommt uns jetzt sehr zugute. Fotos: www.fotoplutsch.at Vorfeld ausgeräumt. Die Büros von Karin Renner und mir stimmen sich bereits ausgezeichnet ab und arbeiten hervorragend zusammen. Ihre wichtigsten Ressort-Kompetenzen? Was ist neu? Renner: Bei mir sind die Kompetenzen gegenüber meinem Vorgänger Sepp Leitner gleich geblieben. Kurz gesagt: Konsumentenschutz, Nahrungsmittelkontrolle und Gemeindegeschäfte, was die sozialdemokratischen Gemeinden anbelangt. Androsch: Bei mir sind es der Gesundheitsbereich, außer den Belangen der Krankenanstalten, der Sozialbereich in geteilter Kompetenz mit Landesrätin Schwarz. Im Prinzip sind es auch die Kompetenzen, die meine Vorgängerin Karin Scheele hatte, nur etwas aufgeräumter. Auch Jugendwohlfahrt in geteilter Kompetenz mit Landesrat Wilfing. Ganz neu dazu gekommen ist allerdings der Tierschutz. Weggefallen ist das Asylwesen. Renner: Das ging an die neue Landesrätin vom Team Stronach. Worauf werden Sie besonderes Augenmerk in Ihrer neuen Verantwortung legen? In welchen Bereich werden Sie Schwerpunkte setzen? Renner: Ich werde mich intensiv dem breiten Gebiet des Konsumentenschutzes widmen. Weil das in Wirklichkeit vieles abdeckt - von der nicht gelungenen Urlaubsreise bis zum unseriös angebotenen Telefongeschäft. So gut wie alle praktischen Lebensbereiche. Das Aufgabengebiet ist also gewaltig und ich will mich den vielen berechtigen Anliegen der Konsumentinnen und Konsumenten mit Elan und Herzblut widmen. Androsch: Bei mir ist das aufgrund der Ressorts ein wenig breiter gefächert. Im Gesundheitsbereich will ich mich schwerpunktmäßig mit der Gesundheitsprävention befassen. Der aktuelle Jugendgesundheitsbericht ist fertig, da wird es einige Fazits geben, die wir in Bälde bearbeiten werden. Im 20 21 1 1 Beliebt: Traktor-Ausfahrt Eine hübsches Dorf-Idyll wie aus dem Bilderbuch: Mailberg ist umgeben von den sanften Hügeln des Weinviertels. Ein Kleinod mit Geschichte Der Weinbau, auf hohem Niveau betrieben, prägt das kleine Mailberg bis heute ebenso, wie der Malteser Ritterorden, der dort seit 1146 sein Stammschloss hat. Eine intakte Infrastruktur beschert den BürgerInnen hohe Lebensqualität. halten einen hervorragenden Standard. Speziell in den vergangen Jahren haben wir uns auch touristisch sehr weiter entwickelt. Mit dem Malteser Schloss beherbergen wir Li.: das renovierte Gemeindeamt in rosa - hinten der neue Sitzungssaal.Oben: Der Spielplatz bietet den Kids viele Attraktionen. Re.: Wanderziel „Gipfelkreuz“. 23 Fotos: Gemeinde Mailberg, Wolfgang Hagn zigartig, die günstigen Bedingungen für die Reben ließen einen erstklassigen Weinbau entstehen“, bringt es Bürgermeister Herbert Goldinger (59) auf den Punkt. „Unsere Winzer 4 2 Das Schloss Mailberg ein echtes kulturelles Juwel als Anziehungspunkt.“ Das Schloss hat es wirklich in sich: Stammsitz des Malteser Ordens seit 900 Jahren, heute auch noch 50 ha Weinbau (verpachtet an Lenz Moser), eine 250 ha große Landwirtschaft, dazu 400 ha Wald und ein 4Sterne-Hotel mit Haubenrestaurant und exquisiter Vinothek. „Als Gemeinde pflegen wir mit den Maltesern vor Ort und in Wien ein sehr gutes Verhältnis“, berichtet Goldinger, „beide Seiten haben begriffen, dass wir kulturell, touristisch und wirtschaftlich gegenseitig vonein- Orts-Reportage Mailberg, Bezirk Hollabrunn „Mailberg ist die kleinste Gemeinde des Bezirks Hollabrunn. Aber tatsächlich eine Perle, ein Kleinod mit auch historischer Bedeutung. Seine Kessellage ist ebenfalls ziemlich ein- 3 2 3 Geschichte: Schlacht bei Mailberg ander profitieren, eine Zusammenarbeit für beide Seiten von Vorteil ist. Das war nicht immer so. Vor meiner Zeit haben Gemeinde und Orden nicht so gut harmoniert.“ Seit 18 Jahren ist der ehemalige ÖBB-Bahnhofvorstand und eingefleischte Sozialdemokrat Gemeindechef in Mailberg. Keine Selbstverständlichkeit, denn der kleine Ort war und ist von seiner Bevölkerungsstruktur her ländlich konservativ. Doch 1995 gelang es Goldinger, die Gemeinde zu „drehen“. Seit dem fährt er satte Mehrheiten ein, denn das Angebot für die Mailberge- 4 Wildromatische Ortseinfahrt rInnen stimmt. Der 575-Seelen Ort hat neben jeder Menge Heurigenbetrieben auch noch vier Gasthäuser, einen Nahversorger (in einem Gemeindehaus erst Anfang Juni neu eröffnet) mit kleinem Café, einen Gemeindearzt (in einem Gemeindehaus) mit Hausapotheke, eine Bankfiliale, eine Privat-Volksschule des Malteser-Ritterordens (deren Besuch den Mailberger Kindern keinen Cent kostet, weil das die Gemeinde übernimmt), einen zweigruppigen Landeskindergarten, ein Jugendheim. Mailberg wurde schon als „seniorenfreundlich“ ausgezeichnet und prä- Li.o.: Liebevoll restaurierte alte Architektur prägt das Ortsbild. Re.o.: Großer Rummel beim beliebten Kellergassenfest. 23 1 sentiert sich auch in so schwierigen Zeiten als finanziell gefestigt. Die Mini-Gemeinde verfügt über 1,3 Mio. Euro im ord. Haushalt, Kommunalsteuereinnahmen von € 35.000 und produzierte zuletzt einen Überschuss von satten € 276.000. Schulden hat Mailberg so gut wie keine. Dabei herrschte in der jüngeren Vergangenheit der reine BauBoom. Die Liste, der in der Ära Goldinger verwirklichten Projekte ist beeindruckend: Flächendeckende Schmutzwasserentsorgung und Erdgasversorgung; Neugestaltung des gesamten Ortsbilds (u.a. alle Freileitungen unter die Erde gebracht, für den neuen Hauptplatz gab`s die „Goldene Kelle“); alle Gemeindege- 1 2 bäude renoviert und auf Hackschnitzelheizung umgestellt. Ein altes Kühlhaus in der Kellergasse wurde zum Jugendheim umgebaut, das FFHaus neu gebaut, ein Musikerheim im Dachausbau eingerichtet, die denkmalgeschützte Kellergasse generalsaniert. Da Mailberg durch seine Kessellage immer wieder Opfer von Überflutungen war, wurde rund um den Ort Rückhaltebecken errichtet. Ein Mega-Projekt, das seit 2000 läuft und nun so gut wie fertig ist. Und im Augenblick werden auf allen Gemeindehäusern Photovoltaik-Anlagen montiert. Ganz aktuell ist der Kauf einer Immobilie gegenüber des Gemeindeamts. Im Erdgeschoß sitzt der neu gestaltete Nahversogerladen mit kleinem Cafe, verpachtet an eine privaten Betreiber. Die Neueröffnung erfolgte Anfang Juni. Im Stock entstehen drei Wohnungen, die vermietet werden. Trotz dieser hohen Lebensqualität leidet Mailberg unter Abwanderung. Goldinger: „Unser Problem ist, dass wir abseits der Verkehrswege liegen. Zur nächsten Schnellstraße sind es 10 km nach Wullersdorf, von dort kann man dann weiter Richtung Hollabrunn fahren. Oder auch mit der Bahn nach Wien pendeln. Der Großteil unserer unselbständig Erwerbstätigen pendelt dorthin aus. In der Bundeshauptstadt ist man dann mit dem Zug in 45 Minuten. Die Gemeinden, die entlang dieser Bahnli- nie liegen, haben enorme Zuwächse, aber wir kämpfen gegen die Abwanderung. Sogar der Wieselbus fährt erst von Hollabrunn weg.“ So versucht man in Mailberg die Jungen mit günstigen Bauplätzen zu halten. Der Quadratmeter kostet wohlfeile 10-12 Euro - voll aufgeschlossen! Von Gemeindefusionen hält Goldinger nichts: „„Natürlich sind wir sehr klein und das hat in einigen Bereichen seinen Preis. Wenn ich die ganze Verwaltung, EDV, Computerprogramme und Wartungsverträge hernehme – das kostet uns so viel wie einer 2000-, 3000-EinwohnerGemeinde. Aber Kleinheit hat auch den Vorteil, dass man viel effektiver, 1 Blick auf die Schloss-Anlage. 2 Auch Top-Winzer Hagen bietet Zimmer auf 1 Bgm. Hebert Goldinger im schönen Sitzungssaal des Gemeinderats. 2 Blick in die gut sortierte Schloss-Vinothek 3 25 4****-Niveau an. 3 Die Katze ist das Symbol der „Mailberg Valley“-Winzer. Neo-LR Androsch bei der Neueröffnung des Nahversorgers. 4 In Mailberg fühlen sich alle Generationen wohl. 4 Fotos: Gemeinde Mailberg, GVV/Hellm 3 effizienter ist. Wo man als Bürgermeister alles überschaut. Von Gemeindezusammenlegungen halte ich deshalb nichts. So wie wir finanziell dastehen, ist das Beweis genug, dass wir eigenständig hervorragend funktionieren. Sollten wir wirklich mit Zwang fusioniert werden, dann (lacht) müssten wir vorher noch ordentlich Schulden machen, denn sonst sind wir für die anderen nur die reiche, schöne Braut! Aber Kooperationen mit anderen Gemeinden pflegen wird selbstverständlich schon länger. In Sachen Bauhof-Maschinenpark, Kläranlage, Abwasserund Müllentsorgung.“ 3 2 FACT-SHEET Mailberg Marktgemeinde im Bezirk Hollabrunn, Weinviertel. *** Einwohner: 575 Fläche: 15,73 km2 Seehöhe: 217m *** Gemeinderat: 10 SPÖ, 5 ÖVP *** Besonderheiten: Weinbaugemeinde, Schloss Mailberg (Stammsitz des Souveränen Malteser Ordens mit großer Weinund Forstwirschaft so wie 4-SterneHotel mit Hauben-Restaurant, Vinothek), private Volksschule, Fußballplatz, Tennisplatz, BeachVolleyball-Platz, Spielplatz, Jugendheim, Rad- und Wanderwege, Tal am Rad (Aktion von sechs Pulkautalgemeinden), TopWinzer Hagen mit 4-SterneGästebetten, drei Kellergassen, jährliches großes Kellergassenfest *** Aus der Geschichte: 1055 erste urkundliche Erwähnung, am 12. Mai 1082 Schlacht bei Mailberg, in der böhmische und mährische Truppen Markgraf Leopold II. eine schwere Niederlage zufügten. 25 Info Weninger: EU-SozialdemokratInnen fordern EU-Wohnbauinitiative Der KI Buch-Tipp Ein geschärfter Blick auf die Nachhaltigkeit Leistbares Wohnen fördert sozialen Zusammenhalt und schafft Arbeitsplätze In der aktuellen Diskussion um den sozialen Wohnbau in Europa fordert die sozialdemokratische Fraktion im Ausschuss der Regionen (AdR) eine Garantie für faire Mieten, die Festlegung von Mindestquoten für soziale Mietwohnungen und eine europäische Wohnbauoffensive. „Leistbares Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis und ein Grundrecht“, betonte Abg.z.NR GGR Hannes Weninger beim AdRFraktionstreffen in Brüssel. „Angemessener Wohnraum für alle ist nicht nur ein Beitrag zur Beseitigung von Armut und sozialer Ausgrenzung, sondern auch ein geeignetes Instrument zur nachhaltigen Schaffung regionaler Arbeitsplätze. Nachhaltigkeit muss aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, diskutiert und umgesetzt werden: Die klassische Triade Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bildet den Rahmen, der dabei helfen soll, sich an die komplexe Struktur von globalen Problemen heranzuwagen Das vorliegende Buch enthält zahlreiche hochkarätige Beiträge von ReferentInnen und UnterstützerInnen der Sustainable Future Campaign, einer Initiative der Hochschulliga für die Vereinten Nationen (Akademisches Forum für Außenpolitik). Das Ziel ist es, Nachhaltigkeit zu kommunizieren, die vielfältigen Bemühungen der vergangenen Jahre zusammenzufassen und zu weiteren Diskussionen anzuregen. Die Herausgeber: Dr. Josef Mantl ist Kommunikationsunternehmer im Bereich Kampagnen, Events und Digital Media. Alexander Ochs ist Direktor für Klima und Energie beim Worldwatch Institute in Washington, DC, Chefredakteur des renommierten Re ' Volt Blog und Mitherausgeber des transatlantischen Newsletter Connected. Senator Marc R. Pacheco ist State Senator und Vorsitzender des Massachusetts Se- nate Committee on Global Warming and Climate Change. *** „Communicating Sustainability - Perspektiven der Nachhaltigkeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, herausgegeben von: Josef Mantl, Alexander Ochs und Marc R. Pacheco, erschien im Herbst 2012 im Böhlau Verlag Wien Köln Weimar. ISBN 978-3-205-78817-1. 248 Seiten, Preis: 39 €. 26 Fotos.: Franz Irschik, z.V.g. Bei der Korneuburger GVV-Generalversammlung (v.l.): Vizebgm. Susanne Hermanek, gf.GR Martin Kernreiter, BGF GRin Brigitte Buchta,Vizebgm. Thomas Seifert, Vizebgm. Robert Zodl, Bgm. Helmut Laab, gf.GR Johann Orth. Am 21. Mai 2013, fand im Volksheim in Stockerau die GVV-Generalversammlung für den Bezirk Korneuburg statt. Hier der neu gewählte Vorstand: Vorsitzender: Vizebgm. Thomas Seifert (Stetten), Vorsitzender‐Stv.: Vizebgm. Robert Zodl (Korneuburg) und Vizebgm. Thomas Celig (Leitzersdorf), Kassier: Bgm. Helmut Laab (Stockerau), Kassier‐Stv.: BGF GRin Brigitte Buchta, Schriftführerin: Vizebgm. Christine Wessely (Spillern), Schriftführer‐Stv.: gf.GR Martin Kernreiter (Bisamberg), Kontrolle: gf.GR Johann Orth (Hausleiten), StRin Bernadette Wittmann (Korneuburg), Vizebgm. Susanne Hermanek (Stockerau). Zusätzlich: je ein Beisitzer aus den 19 Bezirksgemeinden im erweiterten GVV‐Vorstand. Fotos.: Böhlauverlag, z.V.g. Korneuburg: 100% für Thomas Seifert als neuer GVV-Bezirks-Vorsitzender SPÖ-Umweltsprecher NR GGR Hannes Weninger aus Hinterbrühl sitzt für die nö. Gemeinden im Ausschuss der Regionen (AdR) Wir sind der Auffassung, dass Investitionen in den sozialen Wohnungsbau nicht als Ausgabe sondern als produktive Investition verstanden werden sollten, und daher von den Berechnungen des 3% Haushaltsde- fizit-Zieles ausgenommen werden sollten“, so Weninger. Das Österreich ähnlich wie bei der Lehrlingsausbildung auch bei der Reform der Wohnungspolitik zum europäischen Vorbild werden kann, zeigt das rege Interesse am aktuellen „7-Punkte-Programm für leistbares Wohnen“ der SPÖ. Die geplante Wohnbauoffensive mit bis zu 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr, das Modell der zweckgebundenen Wohnbauförderung, eine eigene Widmungskategorie „sozialer Wohnbau“, sowie Mietzins- und Maklerkostenbegrenzungen sind konkrete Maßnahmen, die zur Grundlage einer europaweiten Strategie werden können“, berichtet Weninger. ANSICHTEN der Waldviertel-Metropole Groß-Siegharts von einst & heute präsentiert ein liebevoll gestalteter und hochwertig produzierter Bildband von Hans Widlroither. Für die aktuellen Bilder sorgte der passionierte Hobbyfotograf und ehem. GVV-Chauffeur Franz Irschik. Bestellungen (20 €) beim Autor unter [email protected] 27 Die Landeshauptstadt St. Pölten baut auf das A1 Handyparken. Im Bild (v.l.): Landesgschäftsführer StR Robert Laimer, Mag. Gerhard Oberauer (Leitung A1 mCommerce Sales), Landesparteivorsitzender Bgm Mag. Matthias Stadler und GVV-NÖ-Direktor StR Mag. Ewald Buschenreiter. Bringt Leben in die Stadt Mödling, Stockerau und Perchtoldsdorf haben es schon. Ebenso die Landeshauptstadt Sankt Pölten - sogar schon seit 2004. Und ab diesem Sommer wird auch in Korneuburg das sogenannte HANDY Parken angeboten. A1 HANDY Parken ist das erfolgreichste mobile Parksystem Österreichs und wird seit 2003 in nun insgesamt fünfzehn Städten angeboten. Durch den Einsatz von HANDY Parken ist eine Vitalisierung innerstädtischer Lagen und deren Parkraumbewirtschaftung für Bürger und Besucher der Stadt komfortabel möglich. Durch die Erinnerungsfunktion per kostenloser SMS erleben Kunden ein entspannteres Shoppingerlebnis wodurch sich die Umsätze von Handel und Gastronomie positiver entwickeln. Da HANDY Parken sehr flexibel ist, können auch neue Ansätze in der Parkraumbewirtschaftung verfolgt und umgesetzt werden. 28 Das Angebot des Handyparkens gibt es in St. Pölten bereits seit dem Jahr 2004 und wird seither immer besser angenommen. So wurden im Vorjahr bereits rund 70.000 Parktikkets für die rund 1.500 gebührenpflichtigen Stellplätze via Handy gelöst. „Handyparken hat sich in Sankt Pölten sehr gut bewährt und sich zu einem Aushängeschild mobiler eGovernment-Lösungen entwickelt. Durch den Einsatz von Handyparken ist die Parkraumbewirtschaftung innerstädtischer Lagen für Bürger und Besucher der Stadt komfortabel möglich. Da Handyparken sehr flexibel ist, können auch neue Ansätze in der Parkraumbewirt- schaftung verfolgt und umgesetzt werden“, zeigt sich Bürgermeister Mag. Matthias Stadler mit der bisherigen Entwicklung zufrieden. Mit HANDY Parken ist es auch für Unternehmen und Gewerbetreibende noch einfacher, die Parkgebühren ihre Mitarbeiter auf Dienstfahrten zu bezahlen. Und Missbrauch ist ganz einfach von vornhinein auszuschließen. Infos & Kontakte http://www.HANDYParken.at Für technische Auskünfte: Hotline von A1 Telekom Austria AG / mcommerce Tel.: 0664 660 6000 e-Mail: [email protected] 29 Aktuell GIP kontrolliert und ergänzt alle Verkehrsinfrastrukturdaten GIP.no ̈ – die Graphenint e g ra t i o n s - P l a t t f o r m führt alle 573 nö. Gemeinden zum besten digitalen Verkehrsnetz. Ragweed alias Traubenkraut alias Fetzenkraut wurde bei uns eingeschleppt und wirkt auf Allergiker sehr aggressiv. Ausreißen, je früher desto besser Ragweed ist bei uns nicht heimisch, sondern aus den USA eingeschleppt. Seine Pollen zählen zum Aggressivsten, was Allergikern passieren kann. Mitarbeiter der Gemeindebauhöfe und des nö. Straßendienstes können zur Eindämmung dieser gefährlichen Pflanze einen wichtigen Beitrag leisten. Die Pflanze wird bis zu eineinhalb Meter hoch, das Kraut wirkt äußerlich eher unscheinbar. Doch seine grüngelben Blüten produzieren von Juli bis Oktober bis zu einer Milliarde Pollen. Bereits ab sechs Pollen pro Kubikmeter Luft reagieren die Augen und Atemwege von empfindlichen Personen allergisch. Deshalb sind alle Bauhofmitarbeiter und Gärtner der Gemeinden angehalten, dem Ragweed schon bei seiner Entdeckung den Garaus zu machen. Was tun bei Ragweed-Befall? + Die Samen (eine Pflanze kann bis zu 10.000 Samen produzieren) haben Widerhaken und können daher insbesondere von Fahrzeugen mitgeschleift werden. Daher ist es wichtig, Mähgeräte und Erntemaschinen zu reinigen. + Schnitt am Straßenrand hat 30 jedenfalls tunlichst zur richtigen Zeit zu erfolgen (vor der Blüte) am besten mehrmals pro Saison (Neuaustriebe!). + Beobachtung offener und „gestörter“ Standorte (Industriebrachen, Deponien, „Gstettn“). Ragweed - besonders aggressiv für Allergiker + Konkurrenzbegrünung, wo immer möglich, Ragweed verträgt keine Konkurrenz und Beschattung. + Ausreißen – je früher, desto besser, unbedingt mit Handschuhen – lange Ärmel, um Hautreizungen zu vermeiden! In der Blütephase Staubmaske verwenden! + Besondere Bedachtsamkeit ist auf die Ausbreitungswege zu legen (auch Wasserwege). + Die Ausbreitung kann sowohl von landwirt. Kulturen auf Stra- ßenbankette als auch umgekehrt erfolgen. Die in den 1950er Jahren aus Nordamerika eingeschleppte Pflanze breitet sich im letzten Jahrzehnt in Österreich besonders rasch aus und verursacht starke allergische Reaktionen des menschlichen Immunsystems mit hohen Folgekosten für das Gesundheitswesen. Um aktiv an der Kartierung der Ragweedausbreitung mitzuwirken, kann man Befallstellen an das Institut für Botanik an der BOKU Wien unter [email protected] melden. Ein Folder kann auf der Homepage des Landes Niederösterreich unter www.noe.gv.at/ragweed heruntergeladen werden. Im Jahr 2009 wurde durch den Landesamtsdirektor-Stellvertreter das gruppenü bergreifende Projekt „Niederö sterreichischer Verkehrsdatenverbund“ initiiert. Ein Ergebnis ist eine zentrale Plattform mit allen Daten der nö. Verkehrsnetze – in bester Datenqualität, laufend aktualisiert und einem bisher nicht verfü gbaren Umfang. Die neue „GIP .nö “ wird als amtliches Verkehrsbezugssystem nicht nur allen Dienststellen auf Landes-, Bezirksund Gemeindeebene die Arbeit erleichtern, sondern auch die Entwicklung vieler Services im Verkehrs-, Umwelt- und Sicherheitsbereich ermö glichen. Es werden alle Verkehrsinfrastrukturdaten in allen GIP-Vorstellung im Bezirk Scheibbs (v.l.): Bgm. DI Stefan Schuster, LAbg. Karl Moser, LAbg. Bgm.in Renate Gruber, DI Christoph Westhauser, Mag. Monika Kladnik, BH Mag. Johann Seper. 573 Gemeinden kontrolliert und korrigiert. Noch nicht erfasste Daten werden ergänzt und gemeinsam mit dem bestehenden Datenbestand in der Plattform „GIP .nö “ zusammengefü hrt. Da auch die Abbiegerelationen erfasst werden, ist damit ein optimales Routing mö glich – unabhängig von Start-Adresse, ZielAdresse oder Verkehrsmittel. Diese Daten werden auch die verschiedenen Navi-Anbieter nutzen kö nnen. Die gewonnenen Daten werden allen Gemeinden zu ihrer Verwendung kostenlos zur Verfü gung gestellt, wenn diese sich bereit erklären die Daten aktuell zu halten. *** Kontakt Verkehrsverbund Ost-Region VOR / ITS Vienna Region: Andreas Unterluggauer, Projektleitung Tel.: 01 5813060 6214 [email protected] Im Auftrag des Amtes der NÖ Landesregierung Abt. Gesamtverkehrsangelegenheiten: Mag. Roman Dangl Tel.: 02742 9005 14955 Mail: [email protected] Bildungsreise nach Dublin: Sozialstaat am Minimum Der „keltische Tiger“ Irland hat an Biss verloren. Nicht nur wirtschaftlich hat das Land Federn lassen müssen, auch der Sozialstaat wurde auf ein Minimum heruntergefahren. „Gerade unser Besuch in Irland hat uns sehr deutlich gezeigt, auf welch hohem Niveau wir in Österreich teilweise jammern", resümierte Gemeindebund-Präs. Helmut Mödlhammer, „Unser sozialstaatliches Niveau steht in den meisten Bereichen weit über den Standards aller anderen europäischen Länder.“ Von GVV-Dir. StR Mag. Ewald Buschenreiter (l.) und sein 22.-24. Mai standen vor allem politische Termine auf der Stellvertreter GR Karl Zimmerl (r.) zu Gast beim Dubliner Agenda. Rund 50 Bürgermeister aus ganz Österreich Lord Mayor (Oberbürgermeister) Andrew Montague. nahmen an der Bildungsreise auf die grüne Insel teil. 31 § Der Gemeinde-Rat Änderung des NÖ Raumordnungsgesetzes: Windräder in Diskussion Wichtig ist: Es gibt keinen Baustopp, alle Projekte, die bis zum 23. Mai 2013 beschlossen auf den Tisch lagen, können auch umgesetzt werden. Alle Anlagen auf der langen Liste fertiger Projekte und in Verfahren befindlicher Projekte sollen ebenfalls planmäßig in den nächsten Jahren gebaut werden können. Hauptziel der Änderung ist, einen Rahmen für die künftige Errichtung von Windkraftanlagen zu schaffen, der insbesondere den Schutz des Orts- und Landschaftsbildes gewährleisten kann. Bekenntnis zu den Energie- und Klimazielen besteht weiterhin Auch wird durch diesen Widmungsstopp nicht am Bekenntnis zur Energiewende in Niederösterreich gerüttelt, an den Energie- und Klimazielen wird festgehalten. Durch die Änderung des Raumordnungsgesetzes werden auch die Ziele des NÖ Energiefahrplans nicht gefährdet, das Bekenntnis zur Windkraft steht, immerhin ist sie eine tragenden Säule der Energie- und Klimaziele (rund 14 Prozent des niederösterreichischen Strombedarfes werden derzeit durch Windkraft abdeckt). Der Gesetzgeber will nur raschest möglich Zonen für Windpark-Standorte in der Raumordnung festschreiben, damit der rasche Windkraftausbau nicht zum Rück33 schritt im Landschaftsbild wird. Das Burgenland, das den Ausbau im Vorjahr österreichweit am kräftigsten vorangetrieben hat, hat schon vor über zehn Jahren solche Eignungszonen festgelegt. In Niederösterreich benötigen Windprojekte bisher eine Flächenwidmung im Grünland, welche durch Beschluss der Gemeinde erfolgt. Nunmehr ist beschlossen, dass vom Land Zonen festgelegt werden, welche für die Windkraftentwicklung vorgesehen sind. Nur in diesen Zonen können die Gemeinden in Zukunft Windkraftanlagen widmen. Während der Erarbeitung dieser Zonen wird ein Widmungsstopp für neue Windkraftprojekte gelten. Auch die Windbranche steht einer landesweiten Zonierung nicht prinzipiell negativ gegenüber, gibt es dieses Instrument neben dem Burgenland auch in diversen anderen Staaten der EU bereits seit Jahren. Wichtiger wird sein, dass die Zonen so rasch wie möglich festgelegt werden, und die Möglichkeit zur Entwicklung und Umsetzung neuer Windkraftprojekte geschaffen wird, damit die langfristigen Zielsetzungen des im NÖ Landtag beschlossenen "Energiefahrplan 2030" auch tatsächlich umgesetzt werden können. Grund der Änderung Beweggrund für die Gesetzesänderung war die Tatsache, dass im Sinne der Einhaltung des vom NÖ Landtag beschlossenen Energiefahrplans zur Erreichung eines mindestens 50 prozentigen Anteils der erneuerbaren Energie an der Gesamtenergieproduktion in Niederösterreich bis 2030 in den letzten Jahren sehr viele Windkraft- aber auch Photovoltaikanlagen errichtet wurden. Bei der Anzahl der Windkraftanlagen ist Niederösterreich Spitzenreiter, der Fortschritt bei der Alternativenergie darf aber nicht zum Rückschritt im Landschaftsbild führen. Ziel ist daher, den Ausbau der erneuerbaren Energie und den Schutz der Landschaft unter einen Hut zu bringen. Ein ungehemmter und ungebremster Ausbau der Windkraft kann nicht zielführend sein, die Novellierung im Bereich der Raumordnung soll für eine geordnete Vorgangsweise sorgen. Um nun alle Interessen – Einhaltung der Ziele des Energiefahrplans aber auch mehr Verantwortung im Bereich Umwelt und Natur und für einen sinnvollen Landschaftsschutz – gerecht zu werden, wurde eine Änderung des Raumordnungsprogrammes für erforderlich erachtet. Zum Schutz des Orts- und Landschaftsbildes wird der weitere Ausbau derartiger Anlagen zukünftig Fotos: GVV,© wajan - Fotolia.com von Mag.a Sabine Blecha Juristin des Verbandes Der NÖ Landtag hat am 23. Mai einen einjährigen Widmungsstopp bei Windkraft beschlossen. In dieser Zeit soll ein neues Raumordnungsprogramm erarbeitet werden, das künftig ausweisen wird, wo noch Windräder errichtet werden können. Die Änderung bedeutet aber keinen Stopp und keine zusätzliche Wartezeit bei genehmigten Windkraftanlagen. nur unter Einhaltung diesbezügli- mit Windkraftbetreibern aber ohne cher Kriterien zugelassen werden. Bewilligung gilt: Alle Projekte, die einen gültigen GemeinderatsbeInhalt der Novelle schluss für die Widmung der WindFür die künftige Errichtung von kraftanlagen vor dem 23. Mai 2013 Windkraftanlagen (Windparks) soll haben, können wie gehabt – ohne daher ein Raumordnungsprogramm Verzögerung – in die Verfahren geerarbeitet werden, welches - unter hen. Auch für andere Projekte beBeibehaltung der bereits bisher gel- deutet der Widmungsstopp nicht tenden Abstandsreglungen - ent- das Ende. Bei guter Zusammenarbeit sprechende Zonen für deren Errich- aller Interessensgruppen können tung ausweist, wobei insbesondere binnen der Jahresfrist die Zonen für auch auf deren regionale Ausgewo- die künftigen Errichtungsstandorte genheit Bedacht zu nehmen ist. Nur festgelegt werden. Projekte, sofern solche Zonen dürfen ausgewiesen sie in den neu ausgewiesenen Zonen werden, die außerhalb von Flächen liegen, können dann weitergeführt liegen, für die nach fachlichen Kri- werden. terien eine Windkraftnutzung nicht in Betracht kommt. Diese Aus§ 19 Abs. 3b neu NÖ Raumordschlussflächen sind jedenfalls zu er- nungsgesetz heben. Konkret steht im § 19 Abs.3 NÖ Allen Regionen soll dabei die Raumordnungsgesetz, dass die LanMöglichkeit der Windkraftnutzung desregierung durch die Erlassung eierhalten bleiben, der Schwerpunkt nes Raumordnungsprogrammes Zowird auf der Verdichtung bestehen- nen festzulegen hat, auf denen die der Windparks und auf einer mög- Widmung „Grünland –Windkraftanlichst ausgewogene Verteilung über lage“ zulässig ist. Dabei ist insbedas Land liegen. Die Details werden sondere auf die festgelegten Abunabhängige Sachverständige in standsregelungen, die Interessen den kommenden Monaten und in des Naturschutzes, der ökologischen Abstimmung mit den Regionen er- Wertigkeit des Gebietes, des Ortsarbeiten. und Landschaftsbildes, des TourisUnd für die Zukunft der Gemein- mus, des Schutzes des Alpenraumes, den mit abgeschlossenen Verträgen auf die vorhandenen und geplanten Transportkapazitäten der elektrischen Energie (Netzinfrastruktur) und auf Erweiterungsmöglichkeiten bestehender Windkraftanlagen (Windparks) Bedacht zu nehmen. Nach Möglichkeit ist eine regionale Ausgewogenheit anzustreben. Im Raumordnungsprogramm können weitere Festlegungen getroffen werden (z.B. Anzahl der Windkraftanlagen in einer Zone). § 30 Abs. 9a konkretisiert, dass die Widmung „Grünland –Windkraftanlage“ erst nach dem Inkrafttreten eines binnen einem Jahr zu erlassenden Raumordnungsprogrammes über die Windkraftnutzung in NÖ in dort festgelegten Zonen zulässig ist. Dies gilt nicht für solche Verfahren, für die der Gemeinderat vor dem 23. Mai 2013 eine Verordnung beschlossen hat. Die entsprechenden Unterlagen zum Gesetzesbeschluss zur Änderung des NÖ Raumordnungsgesetz 1976 (NÖ ROG 1976), Ltg.-22/A1/4-2013 finden sich auf der Homepage der NÖ Landesregierung unter http://www.landtag-noe.at/service/politik/landtag/LVXVIII/00/2 2/022.htm 33 Der Gemeinde-Rat Die bilanzielle Auswirkung von Fremdwährungskrediten und Sicherungsgeschäften im Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften von Mag. Sabine Studera Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Merkur Treuhand Steuerberatung GmbH www.merkurtreuhand.at Sicherungsgeschäfte haben in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Bei der finanziellen Ausstattung von Kapitalgesellschaften mit Bankkrediten werden vielfach Sicherungsgeschäfte abgeschlossen, um die Auswirkungen von möglichen Zinsschwankungen einzudämmen und das Zinsänderungsrisiko abzusichern. Bei Fremdwährungskrediten können Sicherungsinstrumente auch zur Absicherung des Währungsrisikos eingesetzt werden. Ob und zu welchen Konditionen ein Sicherungsinstrument für ein bestimmtes Risiko abgeschlossen wird, hängt von den Erwartungen der Vertragspartner in die wirtschaftliche Entwicklung ab. Treffen diese Erwartungen nicht ein, und drohen Verluste, muss unter bestimmten Voraussetzungen im Jahresabschluss eine Rückstellung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften gebildet werden. Fremdwährungskredite Verbindlichkeiten sind im Jahresabschluss mit ihrem Rückzahlungsbetrag anzusetzen. wobei gemäß dem Vorsichtsprinzip der Höchstwert zum Bilanzstichtag heranzuziehen ist. Bei Fremdwährungsverbindlichkeiten ist der Wechselkurs bei Zuzählung mit dem Tageskurs am Bilanzstichtag zu vergleichen. Ergibt 35 Bei Ausgliederungen von Gemeinden in Kapitalgesellschaften wurden in der Vergangenheit vielfach Fremdwährungskredite in Schweizer Franken zur langfristigen Finanzierung aufgenommen. Diese müssen jährlich im Jahreasbschluss bewertet und aus der Kursentwicklung resultierende Wertverluste bilanziell erfasst werden. eine Bewertung zum Kurs am Bilanzstichtag einen niedrigeren Wert der Verbindlichkeit, darf dieser nicht angesetzt werden. Ist der Kurs dagegen gestiegen, so muss aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht die Verbindlichkeit zum höheren Wert in der Bilanz ausgewiesen werden. Dies bedeutet, dass die bei den Schweizer-Franken Krediten entstandenen Kursverluste jährlich in der Gewinn- und Verlust-Rechnung der Gesellschaft ausgewiesen werden müssen. Bis zur tatsächlichen Rückzahlung können weitere Verluste anfallen, es ist aber ebenso denkbar, dass Kursgewinne aus der Bewertung der Verbindlichkeit entstehen. Untergrenze für die Bewertung der Verbindlichkeit im Jahresabschluss ist immer der Kurs im Zeitpunkt der Zuzählung der Kredits. In welcher Höhe bisher entstandene Verluste bei Fällig des Kredits tatsächlich realisiert werden, wird allerdings erst die Zukunft zeigen. Sicherungsinstrumente Sicherungsinstrumente werden oftmals zur Absicherung des Zinsänderungsrisikos herangezogen. Dies kommt beispielsweise in Form von Zinsswaps vor. Beim Zinsswap wird ein variabler Zinssatz gegen einen fixen Zinssatz getauscht. Damit kann sich der Kreditnehmer eines Bankkredits mit variablem Zinssatz gegen steigende Zinsen absichern und verpflichtet sich einen bestimmten fixen Zinssatz zu zahlen. Beim Zinssatz zahlt je nach Zinsentwicklung einer der beiden Vertragspartner Differenz zwischen den beiden Zinssätzen (Netting). Steigt variable Zinssatz über den im Swap vereinbarten Fixzinssatz erhält der Kreditnehmer die Differenz, umgekehrt muss er bei einem unter den Fixzinssatz sinkenden variablen Zinssatz die Differenz an den Vertragspartner des Swaps zahlen. Der Swap wird in der Regel über einen kürzeren Zeitraum als die Kreditlaufzeit abgeschlossen. Zinsswaps betreffen beidseitig noch nicht erfüllte Zinsverpflichtungen und müssen als schwebende Geschäfte grundsätzlich nicht bilanziert werden. Zinsen und Zahlungen aus dem Netting sind Aufwendungen bzw Erträge, die in der Gewinnund Verlustrechnung des Jahres, das sie betreffen ausgewiesen werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es jedoch dazu kommen, dass eine Rückstellung für drohende Verluste im Jahresabschluss der Gesellschaft gebildet werden muss. Für drohende Verlust aus schwebenden Geschäften, die am Abschlussstichtag wahrscheinlich oder sicher, aber hinsichtlich ihrer Höhe oder des Zeitpunkts ihres Eintritts Fotos: z.V.g. € unbestimmt sind, muss gem. § 198 Abs 2 UGB eine Rückstellung gebildet werden. Durch die Bildung einer Rückstellung soll bei einem an sich noch nicht bilanzwirksamen schwebenden Geschäft der Verlust erfasst werden, sobald er aufgrund der Markentwicklung wahrscheinlich und erkennbar ist. Weist ein Zinsswap einen negativen Marktwert auf, droht ein Verlust und es ist folglich eine Rückstellung für drohende Verluste in Höhe des negativen Markwerts zu bilden. Der Marktwert eines Zinsswaps ist dann negativ, wenn für die Auflösung (Glattstellung) des Swaps ein bestimmter Betrag an den Geschäftspartner bezahlt werden müsste. Die Rückstellung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften ist unter dem Gesichtspunkt der Glattstellungsfiktion zu ermitteln. Bei der Bilanzierung von Sicherungsgeschäften stellt sich die Frage, ob das Grundgeschäft und das Sicherungsgeschäft jeweils für sich zu bilanzieren ist, oder ob die Bildung einer Bewertungseinheit zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft denkbar wäre. Generell gilt im UGB der Grundsatz der Einzelbewertung, wonach Vermögensgegenstände und Schulden am Bilanzstichtag einzeln zu bewerten sind. Dadurch soll verhindert werden, dass durch Zusammenfassung mehrerer Vermögensgegenstände und Schulden deren Wertsteigerungen und Wertminderungen saldiert werden. Zudem muss bei Bilanzierung das sogenannte imparitätische Realisationsprinzip beachtet werden. Danach dürfen Gewinn erst dann ausgewiesen werden, wenn sie realisiert worden sind, erkennbare Risken und Verluste müssen hingegen auch dann im Jahresabschluss ausgewiesen werden, wenn sie noch nicht realisiert worden sind. Bei der Bilanzierung von Siche- rungsgeschäften muss der Grundsatz der Einzelbewertung beachtet werden und somit werden Grund- und Sicherungsgeschäft getrennt betrachtet. Unter bestimmten Bedingungen ist allerdings die Bildung einer Bewertungseinheit des Sicherungsgeschäftes mit einem abgesicherten Grundgeschäft zulässig. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass beide Sachverhalte wirtschaftlich eng miteinander verknüpft sind, sie faktisch eine Einheit bilden. Durch die Bildung von Bewertungseinheiten soll der Ausweis nicht real entstandener Verluste verhindert werden. Das Austrian Financial Reporting and Audting Comitee (AFRAC) hat eine Stellungnahme zur unternehmensrechtliche Bilanzierung von Derivaten und Sicherungsinstrumenten herausgegeben, die sich unter anderem ausführlich mit der Frage auseinandersetzt, wann eine Bewertungseinheit zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft gebildet werden kann. In materieller Hinsicht ist zu prüfen, ob es sich überhaupt um ein geeignetes Sicherungsinstrument handelt. Dazu nennt die AFRAC-Stellungnahme mehrere Kriterien. Voraussetzung ist einerseits die qualitative Eignung des abgesicherten Grundgeschäfts. Es muss ein Absicherungsbedarf gegeben sein, dh beim Grundgeschäft muss ein objektives Risiko wie beispielweise in Zinsänderungsrisiko bestehen. Weiters muss eine Absicherungsstrategie bestehen, die auch dokumentiert werden muss. Schließlich muss das Sicherungsgeschäft qualitativ als Siche- rungsinstrument geeignet sein, was durch prospektive und retrospektive Effizienztest nachzuweisen ist. Wie aus dieser Aufzählung ersichtlich ist, können Bewertungseinheiten nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen gebildet werden und stellen somit die Ausnahme vom Grundsatz der Einzelbewertung dar. Kann eine Bewertungseinheit gebildet werden und gleichen die Wertsteigerungen des Grundgeschäfts die Wertverluste des Absicherungsgeschäfts aus, muss insoweit keine Rückstellung für drohende Verlust aus schwebenden Geschäften gebildet werden. Darüber hinaus verbleibende drohen Verluste müssen weiterhin rückgestellt werden. Bei einer Einzelbewertung muss der drohende Verlust in voller Höhe rückgestellt werden. Sicherungsgeschäfte müssen somit bei der Bilanzierung dahingegehend überprüft werden, ob aufgrund der Konditionen eine Rückstellung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften zu bilden ist. Liegen die Voraussetzungen für eine Bewertungseinheit vor, können Grundgeschäft und Sicherungsgeschäft gemeinsam betrachtet werden und drohende Verluste aus dem Sicherungsgeschäft müssen nur rückgestellt werden, insoweit sie nicht durch Wersteigerungen des Grundgeschäfts ausgeglichen werden. 35 37 Foto: SPÖ-NÖ Foto: SPÖ-NÖ Fließtext 38