- Ein Gottesdienst für Busan
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Ökumenischer Rat der Kirchen 10. Vollversammlung 30. Oktober bis 8. November 2013 Busan, Republik Korea Gottesdiensthilfe für Gottesdienste aus Anlass der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen Evangelische Kirche in Deutschland Gottesdienste feiern – weltweit Impressum Herausgegeben vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Hauptabteilung IV Ökumene und Auslandsarbeit Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover Redaktion, Autorinnen und Autoren siehe Seite 70 Bezug: Diese Arbeitshilfe kann bestellt werden bei Gudrun Marhenke, [email protected], Telefon: (05 11) 27 96-132 Download: Die Gottesdiensthilfe kann heruntergeladen werden unter www.busan2013.de Aus rechtlichen Gründen ist der Liedteil in der Downloadversion nicht vollständig. Grafische Gestaltung: Perfect Page, Karlsruhe Logo der Vollversammlung: © Ökumenischer Rat der Kirchen Druck: Druckhaus Mainfranken GmbH, Marktheidenfeld Klimaneutraler Druck Weitere Informationen finden Sie unter: www.firstclimate.com 2 GEISTLICHES GELEITWORT Erzählen, was auf dem Weg geschieht Die beiden Jünger sind ratlos auf dem Weg zurück aus Jerusalem. Das war kein Pilgerweg. Es ist ein Weg in die Leere der Hoffnungslosigkeit zum Ort „Nirgendwo“. Eine neue, umwerfende Sicht des Glaubens auf die Welt scheint mit dem Tod des Jesus von Nazareth zerbrochen zu sein. Das leere Grab verstehen sie nicht. Ein Deutungsmuster finden sie nicht, um die Ereignisse um den Tod Jesu, das leere Grab und den verschwundenen Jesus zu verstehen und Folgerungen daraus zu ziehen. Diese Geschichte, unsere menschliche Geschichte als Ganze erschließt sich nicht aus sich selbst und aus unserer Einsicht in sie. Erst der Weg und das Gespräch mit dem Unbekannten eröffnet den beiden Jüngern eine neue – oder vielleicht auch eine alte, aber nicht mehr für sinnvoll gehaltene – Möglichkeit der Auseinandersetzung mit dem Geschehen. Der Unbekannte begleitet sie in ihrer Trauer. Er orientiert sie an der Schrift und deutet das Geschehene aus dem Zeugnis der Propheten als notwendig und folgerichtig. Das Überraschende ist aber, dass diese Orientierung an der Schrift allein nicht die verstörende Tatsache des leeren Grabes zu deuten vermag und nicht zur Glaubenserkenntnis führt. Es ist also offenkundig nicht allein die Anstrengung des theologischen Bemühens um die Schrift, die zum Erkennen und zum Bekennen führt. Die Weggemeinschaft des gemeinsamen Bemühens um die Schrift ist aber trotzdem nicht etwa folgenlos und unnötig. Sie führt zu einem weitergehenden verbindlichen Miteinander. Diese Weggemeinschaft mit dem Unbekannten führt in eine tiefere Beziehung, die über das Gespräch und die intellektuelle Anstrengung weit hinausgeht: „Herr, bleibe bei uns …!“ Sie erleben den tieferen Sinn und das Provokante christlicher Gemeinschaft und Gastfreund- schaft, in der sie über das Zweckrationale, das Gemeinsame und Kongruente hinauskommen und eben mit jenem Fremden und Unverstandenen, ja mit dem Gegensätzlichen das Leben teilen. „Unter dem Evangelium beieinander bleiben“, „Unter dem Evangelium auf dem Weg bleiben“, dieser Grundsatz, der gerade in Glaubenskonflikten so bedeutsam ist, hat in sich jene Potentialität der gemeinsamen Erkenntnis des Glaubens. Aber er ist beileibe nicht der Garant der gemeinsamen Erkenntnis dessen, was wir von Gott zu bezeugen haben. In der Emmaus-Geschichte kommt es zur Erkenntnis des Glaubens an den Auferstandenen erst durch die Selbstmitteilung Gottes. In der liebenden Zuwendung des Brotbrechens, also in einer Handlung jenseits der theologischen Erkenntnis, aber nicht ohne sie, kommt es zur Erkenntnis und Einsicht. „Da wurden ihnen die Augen geöffnet und sie erkannten ihn.“ Jetzt erst erkennen die Jünger, dass sie auf einem Pilgerweg waren. Jetzt erst begeben sie sich wirklich auf einen Pilgerweg des Glaubens. Die Jünger brachen auf der Stelle auf nach Jerusalem und erzählten den anderen Jüngern, „was auf dem Weg geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.“ Gott gebe sich auch uns zu erkennen auf unserem Pilgerweg für Gerechtigkeit und Frieden. Bischof Martin Schindehütte Martin Schindehütte ist Auslandsbischof der EKD und leitet die Abteilung Ökumene und Auslandsarbeit. 3 INHALT Impressum 2 Geistliches Geleitwort 3 Inhaltsverzeichnis 4 Zum Gebrauch 7 I. AUF DEM WEG NACH BUSAN 1.1 Der Ökumenische Rat der Kirchen und seine 10. Vollversammlung 8 1.2 Korea – Informationen zum Gastgeberland 10 4 1.3 Koreanische evangelische Gemeinden in Deutschland 12 1.4 Besondere Gottesdienste in Korea a) Koreanisches Morgengebet b) Politische Gebete in Korea 14 14 14 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS 2.1 ENTWURF FÜR EINEN GOTTESDIENST IM UMFELD DER VOLLVERSAMMLUNG 3.1 Anregungen für Gemeindeveranstaltungen a) Gemeindematerial: Pilgerreise nach Busan b) Jugendprojekt c) Lebendige Briefe 16 2.2 Varianten für die Liturgie a) Eröffnungsgebet b) Sündenbekenntnis mit koreanischen Elementen c) Alternative Bekenntnistexte d) Fürbitten mit dem Logo gestalten e) Gebet für die Wiedervereinigung f) Abkündigungstext und Einschub ins Fürbittengebet für andere Gottesdienste g) Brot und Hoffnungsgeschichten teilen 24 24 2.3 Predigt und Predigtanregungen a) Ausgeführte Predigt zum 3.11.2013: „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden.“ b) Reflexionen zum Vollversammlungsthema aus verschiedenen Kontexten c) „Noch in derselben Stunde brachen sie auf.“ Reflexion zu Lukas 24, 13–35 für Gottesdienstgestaltung und Predigt 29 2.4 Lieder a) Erfahrungsbericht aus dem Liturgieund Liederworkshop des ÖRK b) Lieder 38 38 39 2.5 Impulstexte für Andachten in Gruppen aus Anlass der Vollversammlung a) Andacht zu Motto und Motiv b) Andacht zur neuen Missionserklärung c) Andacht zur Geschichte des ÖRK 49 49 50 51 2.6 Weitere Gottesdienstanlässe a) Schöpfungszeit b) Ökumenische FriedensDekade c) Buß- und Bettag ökumenisch feiern 53 53 53 54 2.7 Ökumenische Hoffnungsgeschichten 55 24 25 26 27 28 28 29 32 3.2 Einheit – Mission – Gerechter Frieden – Wirtschaft für das Leben: Wichtige Themen der Vollversammlung zum Nachlesen in vier Dokumenten a) Die Kirche: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision b) Gemeinsam für das Leben. Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten c) Wirtschaft im Dienst des Lebens d) Ökumenischer Aufruf zum Gerechten Frieden 3.3 Ausgewählte Initiativen und Projekte zu den Themen der Vollversammlung a) Peace Train b) Kampagne für einen Friedensvertrag c) Ökumenischer Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“ d) MEET – Junge Ökumene 58 58 59 60 61 61 62 63 63 64 64 65 66 66 35 3.4 Materialhinweise 67 3.5 Weitergehen – an vielen Orten. Eine Auswahl von Veranstaltungen zur Vollversammlung 68 3.6 Kontakte rund um die Vollversammlung 69 Redaktionsgruppe, Autorinnen und Autoren 70 5 Living God: Lied zum Vollversammlungsthema © World Council of Churches 2012, http://creativecommons.org/about/licences; Melodie und englischer Text: Caleb Manwa, Lydia Ester Munoz, Peter Arendt, Unsu Kang, Vasile Sorin Dobre, Louis Marcelo Illenser; deutscher Text: Eugen Eckert 6 ZUM GEBRAUCH „Sie fahren im Herbst nach Korea? Spannend.“ Äußerungen wie diese waren Anlass, diese Gottesdiensthilfe zu erstellen. Sie richtet sich an alle, die hier in Deutschland ein Stück auf dem „Weg nach Busan“ zur 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) mitgehen wollen und an alle, die sich über Anregungen freuen, nach der Vollversammlung weitere ökumenische Schritte zu gehen. Der erste Teil informiert in aller Kürze über die anstehende Vollversammlung und das Gastgeberland. Das Herzstück dieser Gottesdiensthilfe bildet der Gottesdienstvorschlag im zweiten Teil. Er nimmt Lieder und Gebete auf, die im Rahmen der Vorbereitung auf die Vollversammlung im Raum des ÖRK entstanden sind. Im Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung wird die Geschichte der Emmausjünger gelesen werden, eine Weggeschichte, die wir auch in unserem Gottesdienstentwurf aufgenommen haben. Für einen Gottesdienst zur Vollversammlung bietet sich Sonntag, der 3. November an, der Sonntag der Vollversammlung, an dem die koreanischen Christinnen und Christen aus allen Konfessionen mit ihren Gästen aus aller Welt in ihren Gemeinden in Busan und Seoul Gottesdienst feiern werden. Eine andere Möglichkeit ist, an den Sonntagen vorher einen Gottesdienst im Blick auf die Vollversammlung zu feiern und für das Gelingen zu beten. Nach der Vollversammlung können z. B. in die Predigt erste Berichte einfließen und Ergebnisse vorgestellt werden. Die Schwerpunkte, die das Thema „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ setzt, lassen sich auch in der Friedensdekade im November aufnehmen. Angeregt durch die Emmausgeschichte schlagen wir einen Gottesdienst mit Abendmahl vor. Dabei haben wir zunächst Gottesdienste in evangelischen Kirchen im Blick, da es uns ein großes Anliegen ist, die ökumenische Bewegung in unseren evangelischen Gemeinden bewusst zu halten. Vielleicht ist es auch möglich, aus diesem Anlass einen Gottesdienst in Kontakt mit einer Partnergemeinde in Übersee zu feiern. Ausdrücklich möchten wir aber auch dazu ermutigen, „Vollversammlungsgottesdienste“ ökumenisch zu feiern – etwa im Rahmen der örtlichen ACK oder gemeinsam mit ökumenischen Initiativgruppen. Für solche Anlässe schlagen wir anstelle des Abendmahls z. B. eine erweiterte Fürbittenaktion vor. Im Anschluss an den Gottesdienst können Brot und Hoffnungsgeschichten geteilt werden. Außerdem ist die Vollversammlung ein schöner Anlass, Kontakt mit koreanischen Gemeinden in der Nähe oder zu einer anderen „Gemeinde anderer Sprache und Herkunft“ aufzunehmen und gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern. Damit die Vollversammlung nicht ein isoliertes Ereignis bleibt, stellen wir im dritten Teil Material und Ideen für die Gemeindearbeit und Initiativen zu den Themen der Vollversammlung vor. Alle, die an den theologischen Fragen der Vollversammlung interessiert sind, finden hier außerdem eine kurze Vorstellung wichtiger Dokumente. Wer sich intensiver damit beschäftigen will, dem sei die aktuelle Ökumenische Rundschau (2/13) ans Herz gelegt (s. S. 67). Wir freuen uns, wenn Sie sich mit uns gemeinsam auf den Weg nach Busan machen. Für das Redaktionsteam: Anne Heitmann und Ulrike Schmidt-Hesse Ein Gebet auf dem Weg nach Busan Auf dem Weg nach Busan lass uns besonnen mit Dir gehen, Gott des Lebens. Auf dem Weg nach Busan leite uns, wenn wir uns versammeln, beten und beraten in der Nachfolge Christi. Auf dem Weg nach Busan weise uns in Richtung Gerechtigkeit und Frieden, voller Freude im Heiligen Geist. Amen © ÖRK 7 I. AUF DEM WEG NACH BUSAN 1.1 Der Ökumenische Rat der Kirchen und seine 10. Vollversammlung: feiern und beraten in einem geteilten Land Vom 30. Oktober bis zum 8. November 2013 findet in der fast vier Millionen Einwohner zählenden, größten südkoreanischen Hafenstadt Busan die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) statt. 4 000 Menschen aus 349 Mitgliedskirchen werden an der Vollversammlung teilnehmen. Eingeladen ist auch Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aus Myanmar, die sich jahrelang auch unter Hausarrest gegen die Militärdiktatur in ihrem Land einsetzte. „Gott des Lebens, weise und den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“; so das Thema der Vollversammlung. Christen in Korea sprachen sich für dieses Leitwort aus. Sie wollen mit der Vollversammlung die Friedensfrage im geteilten Land aufgreifen. „Die Wahl dieses Ortes ist Symbol“, so Konrad Raiser, ehemaliger Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, auf dem Kirchentag in Hamburg. Erstmalig wird damit eine Vollversammlung des Weltkirchenrates in Nordostasien stattfinden. Die Anzahl der Christen in Südkorea wächst stetig und liegt derzeit bei circa 30 Prozent – in der Mehrheit Protestanten – die in einer Vielzahl von Kirchen unterschiedlichster Prägung ihren Weg suchen. Das Neben- und Miteinander von Christen, Buddhisten, Schamanisten, Konfuzianisten prägt den Alltag. Noch stärker ist das Land bestimmt von dem angespannten Gegenüber zwischen Nord- und Südkorea. Die Drohungen nehmen zu. Die Sprache der Diplomatie setzt derzeit auf Machtdemonstration. „Können Sie sich vorstellen, dass diese Mauer zwischen Nord- und Südkorea jemals fallen wird?“, wurde Nataly Han beim Kirchentag in Hamburg gefragt. Die Koreanerin kam in den 80er-Jahren als Kind mit ihrer Familie nach Stuttgart und arbeitet heute in Berlin für den Koreaverband. „Eines Tages wird es passieren. Auch in Deutschland konnte sich das niemand vorstellen“, so die Menschenrechtlerin. Die Vollversammlung wird all jenen in Korea den Rücken stärken, die sich seit Jahrzehnten für die Annäherung und den Dialog zwischen Nord- und Südkorea einsetzen. Interessant ist, dass der Kreis der koreanischen 8 Kirchen, die die Vollversammlung nach Busan einladen, weit größer ist als der Kreis der ÖRK-Mitgliedskirchen in Korea. 120 Mitglieder hat der einladende Gastgeberkreis aus koreanischen Kirchenvertretern; unter ihnen auch Vertreter der Pfingstkirchen. Der Dialog mit ihnen wird intensiver. Auch im Planungsausschuss der Vollversammlung waren Pfingstkirchen vertreten. Das Global Christian Forum, ein vom ÖRK im Jahr 2000 initiiertes offenes Treffen von Christen, hat dazu in den zurückliegenden Jahren einen wichtigen Beitrag geleistet. Die Plenardebatten der Vollversammlung sind unter anderem dem Thema und dem Kontext Korea und Asien gewidmet. In vier weiteren Plena stehen folgende Themen auf der Tagesordnung: 1. Mission in sich wandelnden Kontexten: Was heißt Mission, die aus der Peripherie ins Zentrum drängt und eine transformative Spiritualität hervorbringt? Grundlage ist das neue Missionsdokument des ÖRK: „Together towards Life: Mission and Evangelism in Changing Landscapes“/„Gemeinsam für das Leben: Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten“. 2. Einheit in Christus – „Unity in Christ, gift and calling“/ „Die Einheit in Christus, Geschenk und Ruf“: Welche Einheit suchen wir als Gemeinschaft von Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen? Wie verbindlich ist unsere Einheit in Vielfalt? In welchem Verhältnis stehen Ethik und Einheit? (Hintergrunddokument: „The Church: Towards a Common Vision“/„Die Kirche: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision“) 3. Gerechtigkeit – „God of Life, call us to do justice in today’s world”/„Gott des Lebens, rufe uns Gerechtigkeit zu üben in der Welt heute”: Diese Plenardebatte greift die Fortsetzung des AGAPE-Prozesses auf und fragt nach einem Wirtschaften im Dienst des Lebens. Busan – Hafenstadt in Südkorea Abstimmung in Konsensverfahren bei der Vollversammlung 2006 © Heike Bosien © ÖRK, Igor Sperotto Wie muss sich unser Zusammenleben und unser Wirtschaften verändern angesichts von Klimawandel und endlichen Ressourcen? Wie sehen die Folgen der Finanzkrise aus in den 120 Ländern der ÖRK-Mitgliedskirchen? Wer trägt die Last? (Hintergrunddokument: „Economy of Life, Justice and Peace for All. A Call to Action“/„Wirtschaft im Dienst des Lebens, Gerechtigkeit und Frieden für alle. Ein Aufruf zum Handeln“) 4. Frieden – „God of life, call us to build peace in today’s world“/„Gott des Lebens, rufe uns zum Frieden in der Welt heute“: Zwischen der 9. Vollversammlung in Porto Alegre und der 10. Vollversammlung in Busan bildete die Ökumenische Dekade „Gewalt überwinden“ einen der Arbeitsschwerpunkte des Ökumenischen Rates der Kirchen. Sie fand ihren Höhepunkt in der Internationalen Friedenskonvokation von Jamaica 2011. Busan stellt die Frage nach der Weiterarbeit an einem Gerechten Frieden und dem Potential sowie dem Beitrag der Kirchen weltweit. (Hintergrunddokument: „Call to Just Peace“/„Aufruf zum Gerechten Frieden“) 850 Delegierte werden in Busan erwartet. Sie sind es, die nach der Satzung des Ökumenischen Rates der Kirchen die Arbeit der zurückliegenden Legislaturperiode auswerten, die Programmschwerpunkte bis zur nächsten Vollversammlung definieren und den neuen Zentralausschuss als Leitungsgremium wählen. Neben den Delegierten und deren satzungsgemäßen Aufgaben lebt die Vollversammlung vom Austausch unter den Vollversammlungsteilnehmenden in den unterschiedlichen Veranstaltungssegmenten der Versammlung. Das Prinzip, das der Planung zugrunde lag, lässt sich in den Stichworten „more inclusive and welcoming for a wider ecumenical movement“ zusammenfassen. Eine Vollversammlung als internationaler ökumenischer Kirchentag, der Menschen aus allen Teilen der Welt und aus Kirchen unterschiedlichster Konfessionen und Denominationen zusammenbringen will. Eine Plattform für die Stimme der Christenheit zu den drängendsten Fragen der heutigen Welt. Ein Gremium, das die Anliegen seiner Mitgliedskirchen bündelt und sie herausfordert zu neuen Horizonten und Visionen von Kirchesein im 21. Jahrhundert. Mithilfe des Weltkirchenrates als einem privilegierten Instrument der internationalen Ökumene „können wir Diskussionen über Probleme beeinflussen, die nicht in lokalem und nationalem Rahmen gelöst werden können“, so der Norweger Olaf Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. Dazu gehören für ihn die Umweltfrage und der interreligiöse Dialog. Die Evangelische Kirche in Deutschland wird mit einer 20köpfigen Delegation auf der Vollversammlung vertreten sein. Etwa 60 Teilnehmende aus Deutschland werden nach Korea reisen, um bei Workshops, Gesprächen und Veranstaltungen im Rahmen des Vollversammlungsgeschehens mitzuwirken oder die Vollversammlung als Gäste mitzuerleben. Weitere zehn Theologiestudierende aus Deutschland werden an einem parallel stattfindenden internationalen universitären Forum teilnehmen. Dieses „Global Ecumenical Theological Institute“ bringt 120 Theologiestudierende aus aller Welt zusammen. Denn jede Vollversammlung hat auch eine Bildungsaufgabe für zukünftige Generationen und will den ökumenischen Gedanken neu und aktuell in seine Mitgliedskirchen hineintragen. Es geht letztlich um den „Welthorizont, den Kirchen brauchen, wollen sie nicht in die provinzielle Selbstgenügsamkeit von Landeskirchen und Nationalkirchen zurückfallen“(Karl-Heinz Dejung). Heike Bosien 9 I. AUF DEM WEG NACH BUSAN 1.2 Korea – Informationen zum Gastgeberland Einsiedlerkönigreich und Tigerstaat – Nord- und Südkorea Als Einsiedlerkönigreich, als ein Land, das beschlossen hatte, möglichst wenig fremden Einfluss zuzulassen, war Korea bis in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts bekannt. Erst in den 1880er-Jahren öffnete sich Korea – auch mit dem Ergebnis, dass westliche Lehren, nämlich das Christentum und damit verbundene Bildungseinrichtungen, ins Land kamen. Als „Tigerstaat“ wurde Südkorea im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts bezeichnet. Angespielt wurde damit auf das rasant ansteigende Wachstum der südkoreanischen Wirtschaft. Inzwischen hat Südkorea den Sprung in die Welt der entwickelten Volkswirtschaften geschafft und gehört zu den zwanzig OECD-Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Ganz anders sieht es in Nordkorea aus, das sich weiterhin in sowohl selbst gewählter wie auch auferlegter Isolation befindet. Die Gegensätze zwischen Süd- und Nordkorea könnten größer nicht sein: 17 Mal so hoch wie im Norden ist das Pro-Kopf-Einkommen im Süden, 12 Jahre länger leben die Menschen dort und 12 cm größer als ihre Altersgenossen sind die 12-Jährigen im Süden. Unverschuldete Teilung Anders als dies in Deutschland der Fall war, tragen die Menschen in Korea an ihrer Teilung keine Schuld. Das koreanische Volk war von 1910 – 1945 eine Kolonie Japans, und als Japan nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki kapitulierte, waren es russische Truppen, die die japanische Armee nördlich des 38. Breitengrades entwaffneten, und dasselbe taten amerikanische Truppen im Süden. Bald danach brach der Kalte Krieg aus, der auf der koreanischen Halbinsel von 1950 – 1953 erstmals zu einem „heißen Krieg“ wurde. Seither ist das koreanische Volk getrennt. Nordkorea ist in gewisser Weise immer noch „Einsiedlerkönigreich“, schottet sich ab und wird zugleich auch isoliert. Nordkorea aus seiner (Selbst-) Isolation zu befreien, dies wird ein Meilenstein sein auf dem Weg zu Kooperation, friedlicher Koexistenz und eines Tages auch der Wiedervereinigung. 10 Zwischen Wachstum und Widerstand – Kirchen in Südkorea Jung ist die Geschichte des Christentums in Korea und bemerkenswert. Es waren jeweils Koreaner selbst, Katholiken vor 1784 und Protestanten vor 1884, die begannen, ihre Landsleute für Lehren zu interessieren, denen sie in China begegnet waren. Missionare kamen später. Und es waren dann wiederum Koreaner und vor allem Koreanerinnen selbst, die für die weitere Ausbreitung des Evangeliums in Korea gesorgt haben. Ein historischer Glücksfall sei nicht verschwiegen: Christen waren nicht zugleich auch die Kolonialherren, es gab hier keine unheilige Allianz von Kreuz und Schwert. Ganz im Gegenteil: Christinnen und Christen, die etwas von der befreienden Kraft des Evangeliums verstanden hatten, spielten eine wichtige Rolle bei Versuchen, das koreanische Volk von der Vorherrschaft der japanischen Kolonialherren zu befreien. Diese Tradition wurde dann später im Widerstand gegen die Diktatur wieder lebendig. Es waren auf alle Fälle die „dunklen Zeiten“ – Kolonialherrschaft, Koreakrieg, Diktaturen –, in denen die Kirche am stärksten wuchs. Es war wohl die Botschaft, dass Gott in Christus mit den Menschen leidet und ihnen zur Seite steht, die die Menschen angesprochen hat. Heute gehören knapp 20 % der Bevölkerung einer der vielen protestantischen Kirchen an und fast 10 % der rasch wachsenden katholischen Kirche. Die protestantischen Kirchen sind in sich tief gespalten. Etwa die Hälfte der Gläubigen gehört einer der Kirchen an, die fälschlicherweise den ÖRK für synkretistisch, prokommunistisch und nicht bibeltreu halten. Die folgenden Kirchen gehören dem Nationalen Kirchenrat (NCCK) an: Presbyterian Church in Korea (PCK), Methodisten, Presbyterian Church in the Republic of Korea (PROK), die Full Gospel Church (Pfingstkirche), Orthodoxe, Pokum Kyo Hoe (kleine indigene „Evangelische“ Kirche), Lutheraner und die Heilsarmee. Alle Mitgliedskirchen des NCCK freuen sich darauf, gemeinsam mit Geschwistern aus der ganzen Welt die Vollversammlung des ÖRK zu feiern. Bedrängte Minderheit – Christen in Nordkorea Etwa 120 000 Christen gab es in Nordkorea 1945. Die meisten von ihnen sind in den darauffolgenden Jahren nach Südkorea geflohen oder dorthin vertrieben worden. Tradition und Moderne in Seoul © Benjamin Simon In den Jahren nach dem Koreakrieg gab es, soweit wir wissen, kein öffentliches christliches Leben in Nordkorea. Erst in den 70er-Jahren tauchte der bereits 1946 gegründete Nordkoreanische Christenbund wieder nach und nach in der Öffentlichkeit auf. Nach dessen Angaben gibt es in Nordkorea 13 000 protestantische Christinnen und Christen, die sich in zwei Kirchen in Pjöngjang und in 500 Hauskirchen zum Gottesdienst versammeln. Da die Geschichte des Protestantismus zur Zeit der Teilung des Landes ab 1945 gerade einmal 60 Jahre alt war und die meisten Christen in den Süden flohen, ist kaum mit einer nennenswerten Zahl von Christen aus dieser Zeit im Untergrund zu rechnen. Jenseits der Grenze leben in China allerdings etwa zwei Millionen koreanischstämmige Chinesen, unter denen es viele Christen gibt. Sowohl für den Handel wie für den Schmuggel spielt diese Region eine wichtige Rolle und auch die Botschaft des Evangeliums wird von dort aus, z.B. auf USB-Sticks, in Nordkorea verbreitet. Das nordkoreanische System duldet keinen Dissens und verfolgt Menschen, die auf diese Weise mit dem Evangelium in Kontakt kommen. Lutz Drescher, Kwon Ho Rhee Uri Sowonun Tongil – Unser Wunsch ist Wiedervereinigung Es war ein berührender Augenblick, als im Jahr 1986 über 30 Jahre nach dem verheerenden Krieg auf der koreanischen Halbinsel Vertreter des nordkoreanischen Christenbundes und des südkoreanischen Kirchenrates gemeinsam in Glion in der Schweiz das Lied „Uri Sowonun Tongil – Unser Wunsch ist Wiedervereinigung“ sangen und Abendmahl feierten. Eingeladen zu dieser Begegnung hatte der ÖRK, der zwei Jahre zuvor in Tozanso in Japan eine „Internationale Konferenz zu Frieden und Gerechtigkeit in Nordostasien“ durchgeführt hatte und die Kirchen der Welt gebeten, sich für einen Prozess der Versöhnung, des Friedens und der Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel einzusetzen. Evangelische Kirchen in Deutschland haben sich aktiv an diesem Prozess der Vertrauensbildung und Annäherung beteiligt. Als ein gutes Forum, um Begegnungen zwischen Christen aus dem Norden und dem Süden auch hier zu organisieren, hat sich der Kirchentag erwiesen. Die Begegnung in Leipzig 1997 rief in Südkorea ein großes Medieninteresse hervor, denn es war die erste offizielle Begegnung von Vertretern aus beiden Landesteilen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Damals fand auch ein Treffen mit den kirchlichen Hilfswerken statt, denn nach dem Beginn der Hungersnot 1995 in Nordkorea hatte die Katastrophenhilfe des Diakonischen Werkes Hilfe in erheblichem Umfang geleistet. Im Jahr 2001 gab es im Rahmen des Kirchentages eine Begegnung mit dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. Im Mai 2002 wurde zum ersten Mal eine Delegation von EKD/EMW eingeladen, Nordkorea zu besuchen. Bei diesem Besuch wurde die Einladung zu einer internationalen Konsultation in Deutschland ausgesprochen, die dann im März 2004 in der Ev. Akademie Arnoldshain stattfand. Thema war: „Die Rolle der Kirchen im friedlichen Wiedervereinigungsprozess auf der koreanischen Halbinsel“. Daran nahmen Delegierte aus Deutschland und Korea, von ÖRK, Reformiertem Weltbund, der Christian Conference in Asia, aus Japan, Kanada, den USA und der Schweiz teil. 2005 gab es eine zweite Besuchsgruppe aus Deutschland in Nordkorea sowie eine Begegnung auf Einladung der EKHN im Rahmen der Buchmesse in Frankfurt am Main. Im Jahr 2008 fand in Arnoldshain eine Konsultation statt zum Thema: „Frieden, Wiedervereinigung und Entwicklungszusammenarbeit auf der koreanischen Halbinsel“. Im Anschluss daran wurde das „Ecumenical Forum for Peace, Reunification and Development Cooperation on the Korean Peninsula“ endgültig aus der Taufe gehoben. Dass Kirchen in Deutschland, einem Land, das selbst Teilung und Wiedervereinigung erlebt hat, eine besondere Verantwortung dem noch immer geteilten koreanischen Volk gegenüber empfinden, hat der Rat der EKD im Jahr 2009, zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer, zum Ausdruck gebracht. Unter Leitung des damaligen Ratsvorsitzenden Bischof Huber reiste eine Delegation nach Nord- und anschließend über Peking nach Südkorea. Von beiden Seiten wurde die undurchdringlichste Grenze der Welt am 38. Breitengrad besucht und beiden Seiten gesagt: „Wir stimmen ein in euren Wunsch nach Wiedervereinigung“. Lutz Drescher 11 I. AUF DEM WEG NACH BUSAN 1.3 Koreanische evangelische Gemeinden in Deutschland In den 1960er- und 1970er-Jahren wurden Krankenschwestern und Bergarbeiter aus Südkorea durch die Bundesrepublik Deutschland angeworben. Es entstanden in der Folge vor allem in den großen deutschen Städten Selbstorganisationen in Form von koreanischen Heimatund Kulturvereinen, Berufsverbänden sowie Sprachschulen. Diese dienten der Beheimatung der Koreaner und dem Austausch sowie der Förderung und Pflege der koreanischen Kultur und Sprache. Mittlerweile bereichern Angestellte von südkoreanischen Firmen, Banken und anderen Institutionen sowie vor allem Studenten, die für einige Zeit nach Deutschland kommen, die „koreanische Community“ hierzulande. Auch eine Vielzahl von koreanischen evangelischen Gemeinden wurde seit den 1960er-Jahren in Deutschland gegründet. Je nach Zusammensetzung und Organisationsgrad können die Anzahl und die Größe der Gemeinden variieren. Derzeit gibt es schätzungsweise 100 koreanische Personalgemeinden in der Bundesrepublik Deutschland mit jeweils zwischen 30 und 100, in einigen Fällen sogar 150 bis 800 Gemeindegliedern.1 Die meisten Gemeinden sind unterschiedlichen Denominationen zugeordnet, wobei sich hier ein weites Spektrum von presbyterianisch über baptistisch, methodistisch bis evangelikal und pfingstlerisch-charismatisch findet. Dies spiegelt in weiten Teilen die zersplitterte Kirchenlandschaft in Südkorea wider, die im Wesentlichen durch Missionare, vornehmlich aus den USA und Kanada, seit Öffnung des Landes Ende des 19. Jahrhunderts geprägt ist. Manche Gemeinden sind selbstständig, andere wiederum haben sich zu Verbänden und Konventen zusammengeschlossen. Je nach Denomination kooperieren manche stark mit den Kirchen in Südkorea oder sind sogar Teil derselben. Ein unabhängiger überkonfessioneller Konvent ist der Koreanische Evangelische Gemeindekonvent in Deutschland (KEGD), in dem derzeit zehn koreanische evangelische Gemeinden zusammengeschlossen sind, die regelmäßige eigene Kirchentage sowie gemeinsame Se- 12 minare für Senioren, Frauen und Jugendliche veranstalten. Kennzeichnend für den KEGD ist die langjährige Kooperation der Mitgliedsgemeinden mit den jeweiligen evangelischen Landeskirchen und der EKD. Das Interesse gilt u. a. auch Veranstaltungen und Projekten für Frieden und Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel. So fanden in Kooperation mit der EKD Konsultationen mit nord- und südkoreanischen Kirchenvertretern in Deutschland statt, und es gab umgekehrt auch Reisen deutscher und deutschkoreanischer Kirchenvertreter nach Nord- und Südkorea. Die koreanischen evangelischen Gemeinden nehmen diverse Aufgaben wahr. So steht die Gemeinschaft in Jesus Christus im Vordergrund. Das Gemeindeleben kann sehr intensiv und vielfältig sein mit zusätzlichen (auch morgendlichen) Gottesdiensten unter der Woche, Bibelkreisen, Glaubenskursen, Seminaren, Frauen- und Seniorenarbeit, Gruppen für junge Erwachsene/Familien, Sonntagsschule, Chören, Lobpreis-Teams, missionarischen und diakonischen Projekten. Neben den religiösen Bedürfnissen werden die Gemeinden aber auch sozialen und kulturellen Bedürfnissen gerecht. Es werden in manchen Gemeinden Kalligraphie-, Mal-, Bastel-, Tanz- und Tai-Chi-Kurse sowie Konzerte, Vorträge und Symposien angeboten. Manche Gemeinden wie die Koreanische Evangelische Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet setzen sich unermüdlich für Demokratie und Menschenrechte, für soziale Gerechtigkeit, für die Wiedervereinigung Koreas und für Frieden auf der koreanischen Halbinsel ein. Die Kooperation mit den deutschen evangelischen Gemeinden ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Meist beschränkt sich diese auf gelegentliche „ökumenische“ Gottesdienste, Feste und Konzerte mit den gastgebenden deutschen Gemeinden. Manchmal werden gemeinsame Bibelkreise, Missionsprojekte, Pilgerfahrten und Partnerschaftsgruppen organisiert. Im landeskirchlichen Bereich finden sich noch weitreichendere Kooperationsformen. So trat die evangelische koreanische Nambugemeinde 2010 der Friedenskirchenge- meinde Stuttgart bei als eigenständige Gruppe mit Vertretung auch im Kirchengemeinderat. Die Koreanische Evangelische Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet in Frankfurt am Main mit weiteren Predigtstätten in Mainz-Kastel und Worms ist 2001 sogar als eigenständige Gemeinde in die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) aufgenommen worden. Beide Gemeinden sind auch Mitglieder im KEGD. Die Herausforderungen, denen sich derzeit die koreanischen evangelischen Gemeinden zu stellen haben, sind die zunehmende Überalterung mit der Notwendigkeit der Staffelübergabe an die nächste Generation, die Notwendigkeit von Fusionen, die stärkere Öffnung auch für nicht koreanisch-sprachige Menschen und die Ausweitung der ökumenischen Kontakte und Kooperationen. Hier böten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte mit den deutschen Gemeinden, die wiederum Mut zur verstärkten ökumenischen Zusammenarbeit haben sollten, da sich diese als fruchtbar erweisen kann und Teil unseres Glaubens sein sollte, denn „also sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied“ (Römer 12, 5). Dr. Jun-Suk Kang, Kirchenvorstandsmitglied der Koreanischen Evangelischen Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet der EKHN 1 eigene Schätzungen Gemeinsam Kirche sein Internationaler Konvent christlicher Gemeinden in Baden © Benjamin Simon Internationaler Gottesdienst in der Evangelischen Mission in Solidarität © EMS, Corinna Waltz 13 I. AUF DEM WEG NACH BUSAN 1.4 Besondere Gottesdienste in Korea – einige Eindrücke a) Koreanisches Morgengebet Ein Koreaner in Deutschland Mein koreanischer Kollege Kwon Ho Rhee erzählte mir davon, dass er als Pfarrer der koreanischen Gemeinde in Münster jeden Morgen einen Gottesdienst per Skype halten musste. Ich war erstaunt, konnte das kaum glauben und fragte nach. Er erzählte mir, dass für Christen in Korea die Bibel und das Morgengebet unheimlich wichtig sind. Viele besuchen es ganz regelmäßig. Noch bevor die Menschen zur Arbeit oder zur Schule gehen, gibt es die ersten Gottesdienste, und zwar zwischen 4.30 Uhr und 8 Uhr. Die Kirchen sind dann ganz voll. Danach wird oft noch gemeinsam gefrühstückt. Hier in Deutschland, erzählte er dann weiter, ist das natürlich anders. Die Gemeindemitglieder wohnen viel zu weit auseinander, und es ist auch nicht leicht, morgens um halb fünf einen geeigneten Raum zu finden. Allerdings wollten manche seiner Gemeindeglieder auch in Münster nicht darauf verzichten. Dann schlug jemand vor: „Wir können doch per Skype beten.“ So kam es zu den morgendlichen Skype-Gottesdiensten als ein Stück Korea in Deutschland. Ravinder Salooja Eine Deutsche in Korea Corinna Waltz, Redakteurin bei der EMS, schreibt in ihrem Artikel „Mit Disziplin zum Erfolg“ (darum 1/2013) auch über die Morgengebete koreanischer Christen: „Disziplin scheint mir auch das Zauberwort für die Morgengebete, eine Besonderheit des koreanischen Christentums. Anders kann ich mir nicht erklären, dass an einem Freitagmorgen um 6 Uhr die Kirche der Sarang-Church im Süden Seouls so voll ist. 14 Jeden Morgen treffen sich hier rund 2 000 Gemeindeglieder – an Samstagen noch weit mehr – zum gemeinsamen Gebet. ‚Wir ermutigen unsere Gemeindemitglieder, mindestens einmal pro Woche zu kommen, möglichst als ganze Familie, um gemeinsam zu beten und sich auf den sonntäglichen Gottesdienst vorzubereiten‘, erklärt mir einer der 150 Pastoren der Gemeinde. Die Sarang-Church gehört mit rund 40 000 Mitgliedern zu den Mega-Kirchen in Korea. Als ich ankomme, sind fast alle Bänke bereits besetzt. Auch wenn manche noch sehr verschlafen in ihre Gesangbücher schauen: Sie singen doch lautstark mit, angeleitet von einem stimmgewaltigen Chor und dem Pastor am Rednerpult. Neben Liedern und Gebeten gibt es auch eine Predigt. Heute geht es um eine Stelle aus dem Römerbrief. Nach gut einer Stunde ist der Gottesdienst vorüber, doch die Menschen bleiben noch sitzen, das Licht wird gedimmt und sie beten weiter. Beten für ihre Familie, für ihre Gemeinde und für ihr Land.“ Corinna Waltz b) Liturgie und Widerstand: Politische Gebete in Korea In Korea hat der christliche Widerstand Tradition. Schon während der japanischen Besatzungszeit zu Anfang des 20. Jahrhunderts war die erst kurz vorher ins Koreanische übersetzte Bibel ein Zeichen des Widerstandes gegen die Unterdrückung der koreanischen Sprache und Kultur. Christinnen und Christen waren maßgeblich an der Entstehung und Verbreitung der Unabhängigkeitserklärung vom 1. März 1919 beteiligt. So hatte das koreanische Christentum von Anfang an etwas Politisches, sich Widersetzendes. In den Jahren der Diktatur wurde die Demokratiebewegung maßgeblich von Christinnen und Christen mitgetragen. Aus dem Widerstand gegen politische Unterdrückung durch gewalttätige Militärregime entstand die sogenannte Minjung-Theologie (Minjung: kor. für das einfache Volk, die leidende Unterschicht), die koreanische Befreiungstheologie. Bis heute herrscht unter vielen koreanischen Christinnen und Christen ein starkes Bewusstsein für Ungerechtigkeit in der Gesellschaft; christlicher Protest wird als Solidarität mit dem Minjung als Ebenbild Christi verstanden. In der Presbyterianischen Kirche in der Republik Korea (PROK) gibt es ein Komitee für „Gerechtigkeit, Frieden und Erhalt der Schöpfung“. Die Übergänge sind fließend. Mittwochs wird beispielsweise während einer seit 20 Jahren wöchentlich stattfindenden Demo für die sog. Trostfrauen für ihre Heilung, Entschädigung und gegen das Vergessen von Kriegsverbrechen gebetet. Ähnlich verbinden sich Gottesdienste mit Demonstrationen donnerstags bei der Kerzenschein-Nachtwache oder im Rahmen der Passionsgebete etwa gegen das Vier-Flüsse-Projekt, den Bau der Militärbasis im Dorf Kangjoeng auf der Insel Jeju, gegen den Landfraß durch Golfplätze, für Entschädigung der entlassenen 3 500 Mitarbeiter des Autoherstellers Ssangyong Motors, für die ehemaligen Bewohner des Stadtteils Yongsan, die dem Apartmentbau weichen mussten, oder für Versöhnung, Frieden und Wiedervereinigung. Ein Erfahrungsbericht (März 2012): „Langsam neigt sich der Abend über Seoul. Wir knien auf dünnen Sitzkissen mitten im Feierabendverkehr auf einem Mittelstreifen im Zentrum Seouls. Um mich herum etwa 100 Menschen. Über uns wehen die Protestbanner im eisigen Wind, zwei Sterne leuchten tapfer zwischen den Leuchtreklamen der Hochhäuser am klaren Abendhimmel. Auf einer kleinen Bühne wechseln sich die Pfarrer im lauten Gebet ab, zwischendurch singt ein Studentenchor. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich immer mehr Polizisten um uns sammeln. Ihre Zahl übersteigt die unsere nach kurzer Zeit. Ich schließe die Augen ... und bete. Ein Schal legt sich auf meine von der Kälte gefühllosen Hände. Die Frau neben mir rutscht ein bisschen näher, auch sie friert sehr. Sie heißt Frau Lee und spricht sehr gut deutsch. Ich verstehe von den Reden nur Bruchteile. Geschichte. Kampf. Frieden. Leben. Immer wieder fällt der Name des Präsidenten. ‚Er ist kein guter Präsident‘, sagt Frau Lee neben mir, ‚er tut viele schlechte Dinge, das schmerzt mich sehr.‘ Die Chor der methodistischen Bupyeong Gemeinde, Incheon © Benjamin Simon Militärbasis auf Jeju, die harte Linie gegen Nordkorea, ein Freihandelsabkommen, Öldeals mit Saudi-Arabien, ein Atomgipfel. ‚Es sind ja bald Wahlen‘, sage ich. ‚Hoffen wir, dass dort alles mit rechten Dingen zugeht‘ antwortet sie. Ich bin erstaunt über ihr mangelndes Vertrauen in die Demokratie. Immerhin dürfen wir hier, mitten in Seoul, uns treffen, öffentlich beten und die Regierung kritisieren. Nach etwa einer Stunde wollen wir zu einem kleinen Demozug aufbrechen, doch wir kommen nicht weit. Ein Heer von Polizisten steht uns gegenüber, ohne Grund und Erklärung verweigern sie uns den Weg. Die Demonstranten sind frustriert, die Stimmung ist angespannt. Es wird geschubst und gedrängelt, aber es bleibt ruhig. Nach einer Weile verläuft sich die Gruppe der Demonstranten enttäuscht.“ Karina Schumacher Korea-Blog von Karina Schumacher: www.ems-online.org/programme/oekumenischemitarbeitende/erfahrungsbericht/blog-korea/ 15 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 2.1 Gottesdienstentwurf für den 3.11.2013 oder einen anderen Gottesdienst im Umfeld der Vollversammlung Weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden – Gottesdienst feiern mit dem Gott des Lebens Ankommen Musik zum Eingang Eröffnung Vorbemerkung Der Gottesdienst bietet viele Möglichkeiten auszuwählen und die Liturgie den örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Dieses Zeichen weist auf Varianten hin. Sie finden sie ab Seite 24. Hier stehen die Liedvorschläge. Für jedes Lied wird alternativ ein ökumenisches Lied (ÖL) und ein Gesangbuchlied (EG) vorgeschlagen. Die ökumenischen Lieder sind ab Seite 38 abgedruckt. Auf www.wcc2013.info finden sich noch weitere Lieder – wenn Chöre oder eine Band den Gottesdienst mitgestalten. Während der folgenden Eingangsworte werden die angegebenen Symbole von Mitwirkenden zum Altar getragen. L: G: Am Anfang, als noch kein Leben war, ließ Gott einen Nebel aufsteigen von der Erde um das ganze Land zu befeuchten und da war Leben. Eine Pflanze wird hereingetragen. L: G: Als der Tod die Erde bedeckt hielt und die Verzweiflung stärker als das Leben war, brachte Jesus Hoffnung durch den Tod am Kreuz und da war Leben. Ein Kreuz wird hereingetragen. Der Gottesdienst nimmt das Wegmotiv immer wieder auf. Dies wird auch an den drei Stellen deutlich, an denen zunächst Pflanze, Kreuz und Kerze, dann die Bibel und schließlich die Abendmahlsgaben nach vorne gebracht werden. Überlegen Sie doch, was in Ihrer Gemeinde passend ist und wie das Motiv des Weges erlebt werden kann. L: Liturg, Liturgin G: Gemeinde Spr.: Sprecher, Sprecherin für überleitende Texte 16 L: G: Wenn die Menschen ihrer eigenen Macht vertrauen und Unrecht die ganze Schöpfung verdirbt, führt uns Gottes Geist auf den rechten Weg und da war Leben. Eine Kerze wird hereingetragen, mit der die Altarkerzen entzündet werden. Text: Internationaler Liturgie-Workshop des ÖRK, Seoul 2012 © ÖRK Alternatives Eröffnungsgebet: Seite 24 Votum Psalm 36, 6–10 L: Im Wechsel gesprochen: G: Wir feiern Gottesdienst im Namen Gottes, der uns alle ins Leben gerufen hat. Im Namen Jesu Christi, der unser Leben heilt und erneuert. Im Namen des Heiligen Geistes, der uns zu neuem Leben erweckt. Amen Einführung Spr.: „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden.“ Diese Worte sollen uns durch den heutigen Gottesdienst begleiten. Wir feiern verbunden mit Christinnen und Christen aus aller Welt, die sich unter diesem Leitwort zur 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan in Südkorea zusammengefunden haben. Viele Gebete und Lieder dieses Gottesdienstes sind in Vorbereitung auf diese Vollversammlung entstanden und nehmen uns mit nach Südkorea und hinein in die Gemeinschaft von Christinnen und Christen weltweit. Und so ist dieser Gottesdienst selber ein Stück Weg: ein Stück auf dem Weg zu Gemeinschaft und Einheit der Christenheit, ein Schritt auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden. Möge der Gott des Lebens uns auf dem Weg durch diesen Gottesdienst begleiten: im gemeinsamen Erinnern, Klagen und Bitten, in der Ermutigung durch sein Wort. Und möge er uns stärken durch sein Mahl zum gemeinsamen Zeugnis. HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. oder Psalmwort: L: Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit, erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. (Psalm 86, 11) Gloria Patria G: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Lied: Ich mach Station am Weg, ÖL 1 Nun singe Lob, du Christenheit, EG 265 Ich lobe dich von ganzer Seele, EG 293 17 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Klage – Umkehr – Neuanfang Bußgebet Dieses Sündenbekenntnis wurde von Teilnehmern eines internationalen ökumenischen Workshops in Seoul formuliert. Die Sprachen, in denen die Bitte „Gott, vergib uns“ gesprochen wird, können natürlich entsprechend den örtlichen Möglichkeiten variiert werden. Wenn Sie mögen ergänzen Sie vor jeder Bitte: „In der Sprache unseren Geschwistern in Korea / Indien / im Nahen Osten usw. bitten wir: Vergib uns, Gott.“ Spr.: Lasst uns einstimmen in das Gebet von Christen und Christinnen aus aller Welt und in vielen Sprachen antworten: Vergib uns, Gott. Weise uns den Weg … Woher kommen wir, wohin sollen wir gehen? Um Schritte auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden zu finden, müssen wir innehalten und das vor Gott bringen, was uns belastet. Vor Gott bringen, worunter Menschen weltweit leiden, bei Gott einen Neuanfang suchen. G: L: G: L: G: L: L: G: L: G: L: 18 Gott des Lebens, du gabst uns den Auftrag, deine Schöpfung zu bewahren, wir aber haben nur an uns selbst gedacht und haben deine Schöpfung ausgebeutet und zerstört. Ju Yeon, yong seo ha so seo (koreanisch) Gott der Gerechtigkeit, du gabst uns den Auftrag, für das Leben deiner Geschöpfe Sorge zu tragen. Wir aber in unserer Gier häufen die Schätze der Natur zu unserem Eigennutz an und lassen die ökologischen Schulden in der Welt weiterbestehen. Parameshwar, hame ksama karo (hindi) Gott, Brot des Lebens, du gabst uns den Auftrag, die Hungrigen zu speisen und gabst uns genügend Nahrung für jedes Lebewesen. G: L: Wir aber, weil wir nicht genug bekommen können und die Bedürfnisse anderer vergessen, nehmen uns mehr, als wir brauchen, und vernichten Lebensmittel. Ya Rab, ighfer lana (arabisch) Gott des Mitgefühls, du gabst uns den Auftrag, einander zu lieben wie du uns liebst. Wir aber lieben oft nur unseren eigenen Vorteil und Profit. Wir fördern einen Konsumstil, der nicht nachhaltig ist und verweigern anderen die Mittel zu erfülltem Leben. Kami yo, yurushite kudasai (japanisch) Gott der Freiheit, du gabst uns den Auftrag, zu vergeben. Wir aber sind anderen gegenüber oft gleichgültig und abweisend. Wir vergeben unseren Feinden nicht und geben unseren Schuldnern keinen Erlass. Herre, tilgiv os (dänisch) Gott des Friedens, du gabst uns den Auftrag, in Frieden zu leben. Wir aber lieben die Macht, herrschen über andere, verbreiten Hass und wählen den Krieg. Mwari, tiregereiwo (shona) Gnädiger Gott, höre unser Bekenntnis, vergib uns und erbarme dich unser. Amen Sündenbekenntnis mit koreanischen Elementen: Seite 24 Lied: je nach örtlicher Tradition: zusätzlich Kyrie-Gesang orthodoxes Kyrie eleision: EG 178.9 (Ukraine) koreanisches Bittlied: Komm nun, Fürst des Friedens (Ososô), ÖL 2 Zuspruch Spr.: Wenn wir umkehren und neue Wege gehen, lasst uns auf das vertrauen, was Gott uns zusagt durch den Trost des Evangeliums und in den Worten der Propheten: L: Wort hören und deinen Weisungen folgen. Amen Biblische Lesung(en) Spr.: Gottes Wort, wie es uns in der Bibel überliefert wird, ist der Wegweiser für unsere Pilgerreise. So hört der Prophet Hesekiel die Worte Gottes: Die Bibel wird hereingetragen. Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Weisungen wandeln und meine Rechte halten und danach tun. (Hesekiel 36, 26 f.) Aus der hebräischen Bibel hören wir Worte des Propheten Jesaja. Sie haben Edwin Haaink angeregt, das Logo zu gestalten. Die Basis des Logos sind Worte, die Bitte an den Gott des Lebens: „Weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden.“ Darüber ein Zweig, der hoffnungsvoll aus Felsen zum Himmel wächst. Ein Zeichen der Hoffnung auf Leben, Gerechtigkeit und Frieden. Drei Vögel verbreiten die Nachricht in alle Welt. Gloriagesang im Wechsel (nach örtlicher Tradition) oder/und L: Lied: Gloria en los altos a Dios/Ehre in der Höh‘ sei Gott (Kehrvers), ÖL 3 Allein Gott in der Höh’ sei Ehr, EG 179 Gottes Botschaft hören und darauf antworten Tagesgebet L: Du, Gott aller Völker und aller Nationen, in deinem Namen sind wir zusammengekommen mit allem, was uns erfreut und bedrückt, mit unseren Sehnsüchten und Hoffnungen. Wir danken dir für die Fülle des Lebens, die du uns geschenkt hast. Wir danken dir für die wunderbare Schöpfung und die Vielfalt der Traditionen. Wir kommen zu dir auch mit unseren Sorgen um deine Schöpfung, um gerechte Strukturen und um ein Leben in Frieden. Bleibe bei uns, wenn unsere Hoffnungen zerbrechen. Öffne unsere Augen für deine Nähe, mache uns Mut und stärke unseren schwachen Glauben. Öffne unsere Ohren und Herzen, damit wir dein Beim Propheten Jesaja im 42. Kapitel, in den Versen 1–4 heißt es: Siehe, das ist mein Knecht – ich halte ihn – und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung. Lied: Halleluja aus Syrien, ÖL 4 Halleluja, z. B. EG 181 Spr.: Wegweisung erfahren auch die Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Die Begegnung mit einem Fremden bringt sie dazu, ihre eigene Geschichte und die Bibel neu zu verstehen und einen neuen Weg einzuschlagen: 19 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Lesung aus dem Evangelium nach Lukas 24, 13–35 Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, sodass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen – er hieß Kleopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er 20 unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. (Einheitsübersetzung) Spr.: Wir antworten auf diese Lesung und stimmen ein in die Freude, die die Jünger auf dem Weg erfahren haben, indem wir das koreanische Lied singen: Auf diese Erde kam Jesus, zu uns! Lied: Auf diese Erde kam Jesus (Korea), ÖL 5 Vertraut den neuen Wegen, EG 395 Glaubensbekenntnis Apostolisches Glaubensbekenntnis oder Spr.: Lasst uns miteinander in die „ökumenische Vision“ einstimmen, mit der sich die Vollversammlung in Harare, bei der der ÖRK 1998 sein 50-jähriges Bestehen feierte, zum ökumenischen Weg bekannt hat. G: Wir bekräftigen erneut unseren Auftrag, hier und heute erkennbar werden zu lassen, wozu Gottes Volk berufen ist. Spr.: Darum sagen wir: Wir sind unterwegs als Volk, das durch Gottes Vergebung befreit ist. Inmitten unserer zerrissenen Welt verkündigen wir die frohe Botschaft von Versöhnung, Heilung und Gerechtigkeit in Christus. Wir sind unterwegs als Volk, das aus dem Auferstehungsglauben lebt. Inmitten von Ausgrenzung und Verzweiflung vertrauen wir in Freude und Hoffnung auf die Verheißung des Lebens in Fülle. Wir sind unterwegs als Volk, das aus dem Gebet lebt. Inmitten von Verwirrung und Identitätsverlust erkennen wir Zeichen der Verwirklichung von Gottes Plan und erwarten sein kommendes Reich. G: Fürbitten Gesungener Liedruf zu den Fürbitten: God of life, lead us to justice and peace, ÖL 7 Höre, höre uns Gott (Korea), EG 565 (Hessen) Dies ist daher unsere Vision für die ökumenische Bewegung: L: Spr.: Wir sehnen uns nach dem sichtbaren Einssein des Leibes Christi, wenn die Gaben aller anerkannt werden, der Jungen und Alten, Frauen und Männer, Laien und Ordinierten. Wir erwarten die Heilung menschlicher Gemeinschaft und das Wohlergehen von Gottes ganzer Schöpfung. Wir vertrauen auf die befreiende Kraft der Vergebung, die Feindschaft in Freundschaft verwandelt und den Teufelskreis der Gewalt durchbricht. Wir öffnen uns für eine Kultur des Dialogs und der Solidarität im Zusammenleben mit Fremden und der bewussten Begegnung mit Menschen anderen Glaubens. G: Dies ist unsere Verpflichtung: Wir haben den festen Willen, beieinander zu bleiben, und wollen nicht ablassen, zusammenzuwachsen in der Einheit. © ÖRK Den vollständigen Text finden Sie u.a. auf www.busan2013.de Weitere ökumenische Bekenntnistexte s. Seite 25 Lasst uns miteinander und füreinander beten: Spr.: Gott, du Quelle allen Lebens, wir danken dir für die Schönheit und den Reichtum deiner Schöpfung. Verwandle uns und erhelle uns und unser Leben. Hilf uns, dass wir das werden, wofür du uns geschaffen hast. Wir rufen zu dir: G: Liedruf Spr.: Hilf uns, dass wir mit Ehrfurcht und Respekt mit deiner Schöpfung umgehen und sie lieben. Mach uns sensibel für die Wunden der Erde und bereit, uns für die Heilung der ganzen Schöpfung einzusetzen. Befähige uns, dass wir über unseren Tellerrand hinausblicken und uns über die weitreichende Konsequenz unseres Handelns bewusst sind. Gib uns den Mut zur Umkehr, dass wir unseren Lebensstil im Interesse deiner Schöpfung gestalten und neue Wege einschlagen. Wir rufen zu dir: G: Liedruf Predigt Eine ausgeführte Predigt zum Thema der Vollversammlung finden Sie auf Seite 29. Lied: God of life (auch als Kanon!), ÖL 6 Gott gab uns Atem, EG 432 Spr.: Du Gott der Gerechtigkeit, wir bringen heute vor dich die Menschen in den verschiedenen Teilen der Welt, denen die Grundlagen des Lebens weggenommen wurden. Wir bitten für die Menschen, die von Naturkatastrophen betroffen sind, dass ihnen geholfen wird. Hilf uns und gib uns den Mut, dass wir für gerechte Strukturen und für gerechte Verteilung der Ressourcen eintreten und Besitz als Verpflichtung verstehen. G: Liedruf 21 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Spr.: Du Gott des Friedens, schenke uns deinen Frieden für die ganze Welt. Lass uns nicht kraftlos vor der Gewalt resignieren. Segne uns mit Phantasie und Visionen für Versöhnung und Friedensstiftung. Insbesondere bitten wir dich für einen dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel und für die Menschen, die unter der Teilung leiden. Weise den Verantwortlichen den Weg zu Frieden und Versöhnung. G: Gebet vor dem Abendmahl L: Liedruf Spr.: Hilf uns, dass deine Weisungen uns befähigen, die trennenden Mauern und Schranken zwischen uns Christen und den Menschen in aller Welt zu überwinden und als Menschen in der einen Welt zusammenzuwachsen. Gib deiner Kirche eine Vision von Einheit, zu der du sie gerufen hast. Schenke uns Mut und Demut, Geduld und deine Gnade, nach dieser Einheit zu trachten. G: Liedruf Vorschlag für gestaltete Fürbitten: Seite 26 Abendmahl feiern Einleitung zum Abendmahl Spr.: In der Geschichte der Emmausjünger im Lukasevangelium heißt es: „Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach‘s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn.“ Lasst uns miteinander Abendmahl feiern. Lied: Deus da vida, Gott des Lebens, ÖL 8 Kommt mit Gaben und Lobgesang, EG 229 Während des Liedes werden Brot und Wein zum Altar getragen. 22 Lebendiger Gott, wenn wir unterwegs sind auf unseren Wegen durch einen oft grauen Alltag, ohne große Erwartungen und Hoffnungen, dann lass uns die Menschen, die uns begegnen, aufmerksam wahrnehmen. Öffne unsere Ohren, dass wir ihre Geschichten hören und unsere Geschichten mit ihnen teilen. Begegne uns auf unseren Wegen, Gott, tritt uns in den Weg, begleite uns. Lass uns hören auf die Worte der Frau, die uns anspricht in einer anderen Sprache, mit einer anderen Kultur, auf die Worte des Mannes, dessen Herkunft oder Lebensweise uns fremd sind. Lass uns in der Weggemeinschaft mit den Anderen neu entdecken, dass du in Christus uns und die ganze Schöpfung erlöst und befreist. Lass uns neu verstehen, dass Christus gelitten hat und gestorben ist, damit wir neues Leben erfahren, Heil, Gerechtigkeit, Frieden. Gott des Lebens, lass unsere Herzen brennen, sodass die frohe Botschaft vom Leben in Fülle uns anrührt und verwandelt und unsere Schritte beflügelt. Bleibe bei uns, Jesus. Wenn wir das Brot brechen und über dem Kelch Dank sagen, dann lass unsere Augen aufgehen, dass wir gewiss werden, dass du unter uns gegenwärtig bist. Stärke uns für den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens. Hilf uns, dir nachzufolgen und mit den Menschen und unserer Mitwelt in ihrem Leben und Leiden solidarisch zu sein. Mache uns zu leidenschaftlichen Zeuginnen und Zeugen des Lebens. Das bitten wir im Namen Jesu Christi und singen G: Heilig, heilig … gemäß örtlicher Tradition oder: Hagios o theos, EG 185.4 Einsetzungsworte und Vaterunser L: So feiern wir, Gott, verbunden mit der weltweiten Kirche, das Gedächtnis, das dein Sohn uns gestiftet hat. In seinem Namen bitten wir: Sende deinen Geist, der lebendig macht. Auszug nach dem Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung 2006 © ÖRK, Paulino Menezes Erlöse uns zu der Freiheit, die wir an deinem Sohn erkennen. Mach uns eins in der geschwisterlichen Liebe, die er schenkt und unter uns hervorruft. Mit seinen Worten beten wir zu Dir: Vater unser im Himmel … Gesendet und gesegnet weitergehen G: Christe, Du Lamm Gottes oder: Lamm Gottes, ÖL 9 Friedensgruß L: Christus tritt mitten unter uns und spricht: „Friede sei mit euch!“ Gebt einander ein Zeichen des Friedens. Einladung und Austeilung Gebet nach dem Abendmahl L: Gott, wir danken dir, dass du uns in Brot und Wein Leben zu schmecken gibst. Mit lauschenden Ohren und Herzen, mit offenen Sinnen und mutigen Schritten gehen wir gemeinsam weiter auf dem Weg mit Christus. Vertrauend auf die Verheißung, die wir empfangen haben, brechen wir auf zu einer Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens – in der Feier des Glaubens, im gemeinsamen Zeugnis der Hoffnung und in einem Leben leidenschaftlicher Liebe. Gib uns die Kraft deines Geistes, Gott, und lass sie uns in die Füße gehen, dass wir uns in deinem Frieden miteinander auf den Weg machen und das Leben verkündigen, das du uns zu schmecken gabst. Amen. ggf. Lied: Gib mir deine Hand, ÖL 10 Christ is our peace, ÖL 11 Wenn wir jetzt weitergehen, EG 168, 4 ff. Abkündigungen Lied: My peace, ÖL 12 Bewahre uns, Gott, EG 171 Sendung und Segen Auf unserem Weg lass uns besonnen mit dir gehen, Gott des Lebens. Auf unserem Weg leite uns, wenn wir uns versammeln, beten und beraten in der Nachfolge Christi. Auf unserem Weg weise uns in Richtung Gerechtigkeit und Frieden, voller Freude im Heiligen Geist. Amen Segen Musik zum Ausgang Wir schlagen vor, einen Auszug der Mitwirkenden, dem sich die Gemeinde anschließt, zu gestalten. Ein Lied aus dem Gottesdienst kann dabei wieder angestimmt werden. Der Auszug kann zum Kirchkaffee mit Gesprächen über Hoffnungsgeschichten überleiten (Seite 28, 55 ff.). Susanne Gölz, Anne Heitmann, Stefan Küchler, Kwon Ho Rhee, Ravinder Salooja, Ulrike Schmidt-Hesse, Johny Thonipara 23 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 2.2 Varianten für die Liturgie a) Eröffnungsgebet Gott, du Quelle allen Lebens, die Schönheit und der Reichtum deiner Schöpfung und die Vielfalt des Lebens rühmen deinen Namen. Dein Name ist in jedes Blatt geschrieben, ist in jedem Menschen, jedem Vogel, jedem Fluss, jedem Stein und in jedem Lebewesen. Alle: Wir danken dir für das Geschenk des Lebens. Du Gott der Gerechtigkeit, du hältst dich an deine Verheißungen. Du bist treu und gerecht. Du hast uns gute und richtige Ordnungen und Weisungen gegeben. Alle: Gott des Lebens, weise uns den Weg zur Gerechtigkeit. Du Gott des Friedens, dein Friede bedeutet Vollkommenheit, Stabilität, Fülle des Lebens und Freiheit. Du hast uns den Geist des Friedens geschenkt, um Feindschaft und Uneinigkeit zu überwinden. Alle: Gott des Lebens, weise uns den Weg zu deinem Frieden. Gott des Lebens, öffne unsere Ohren und Herzen, damit wir dein Wort hören und deinen Weisungen folgen. Alle: Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden. Johny Thonipara 24 b) Sündenbekenntnis mit koreanischen Elementen – Variante zum Kyrie-Teil Sambo Ilbae Im Gottesdienst kann das Gebet folgendermaßen eingeleitet werden: Spr.: Das folgende Sündenbekenntnis nimmt Elemente eines Rituals aus der koreanischen Kultur auf. Es heißt Sambo Ilbae, zu deutsch: drei Schritte, eine Verbeugung. Dabei geht es um Verehrung, Reue und Hingabe. Dieses Ritual kommt ursprünglich aus dem Buddhismus. Es wird aber, z. B. bei gemeinsamen politischen Gebeten, auch von koreanischen Christen und Menschen anderen Glaubens praktiziert. Für uns heute bedeuten diese drei Schritte: Reue, Umkehr und Verpflichtung. Ich lade Sie ein, diese Schritte mitzumachen. Nach jedem Schritt bleiben wir stehen und hören den entsprechenden Text und halten für einen Moment Stille. Als ein Zeichen der Reue, Umkehr und Verpflichtung wollen wir am Ende eine tiefe Verneigung machen. L: Wir machen einen ersten Schritt. (Stille) Gott, es leiden so unendlich viele Menschen auf unserer Erde. Wir bereuen, Gott, dass wir als Kirchen so zerrissen sind. Unsere Stimme ist schwach und wir sind so sehr verwoben mit den Strukturen von Macht in unseren Ländern und mit den Geldströmen unserer Wirtschaftszentren. Gott des Lebens, erbarme dich; weise uns den Weg. Wir machen einen zweiten Schritt. (Stille) Gott, dein Wort ruft uns zur Umkehr, jeden Tag neu. Stärke in uns die Bereitschaft, genau hinzusehen und nicht wegzuschauen. Lass uns erkennen, wo unsere Umkehr gefordert ist: in unserem eigenen Leben, im Leben und Handeln unserer Kirchen, in den Entscheidungen und Wirkungen im politischen Raum. Gott des Lebens, erbarme dich; weise uns den Weg zur Gerechtigkeit. Nagelkreuz in der Kapelle des ökumenischen Zentrums in Genf © Anne Heitmann Wir machen einen dritten Schritt. (Stille) Gott, wenn wir uns auf unseren Weg nach Busan begeben, dann wollen wir unsere Herzen und Sinne öffnen für unsere Schwestern und Brüder aus all den Ländern unserer Erde. Wir wollen uns verpflichten, auf ihre Stimmen zu hören, auf ihre Erfahrungen, auf ihr Leiden, auf ihren Kampf – und auf alle geglückten Schritte zu einem besseren Leben. Gott des Lebens, erbarme dich; weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden. Wir machen eine Verbeugung. (Stille) Johny Thonipara, Friedhelm Pieper c) Alternative Bekenntnistexte aus Korea und der Ökumene Glaubensbekenntnis nach dem 1. Abschnitt der Missionserklärung „Gemeinsam für das Leben“ (ÖRK u. a. 2012): Wir glauben an den dreieinigen Gott, den Schöpfer, Erlöser und Bewahrer allen Lebens. Gott hat den ganzen Erdkreis nach seinem Bild geschaffen und ist in der Welt unablässig am Werk, um sich für das Leben einzusetzen und es zu schützen. Wir glauben an Jesus Christus, das Leben der Welt und die Menschwerdung von Gottes Liebe für die Welt. Für das Leben in seiner ganzen Fülle einzutreten, ist Jesu Christi höchste Aufgabe und Sendung. Wir glauben an Gott, den Heiligen Geist, den Lebensspender, der das Leben erhält und stärkt und die ganze Schöpfung erneuert. Der dreieinige Gott lädt uns zur Teilnahme an seiner Leben spendenden Mission ein und schenkt uns die Kraft, Zeugnis von der Vision eines Lebens in Fülle für alle in der Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde abzulegen. Glaubensbekenntnis aus Korea Wir glauben an Gott, den Vater, den Schöpfer der Welt, der uns geschaffen hat als Mann und Frau, der uns in die Freiheit stellt, Leben zu erhalten, Frieden zu fördern, Sorge zu tragen für den Bestand der Erde, dass die Menschen dieser Welt zusammengehören, in Gleichheit und Gerechtigkeit. Wir glauben an Jesus Christus, unseren Herrn, geboren als Mensch in Israel von Maria, erwählt, mit seinem Leben Gottes Nähe zu bezeugen, er verkündete den Armen die Parteinahme Gottes, den Gefangenen Freiheit, den Blinden, dass sie sehen, den Unterdrückten Befreiung; er litt, wurde gefoltert und getötet am Kreuz von den Mächtigen unter Pontius Pilatus, auferweckt zu Leben und Hoffnung für alle, er befreit und eint uns weltweit ohne Rücksicht auf Entfernung, inmitten kultureller politischer Verschiedenheit und entgegen aller Trennung miteinander und füreinander zu leben, und ruft uns zum dienenden Zeugnis. Wir glauben an den Heiligen Geist, die Kraft des neuen Lebens in Christus, der auch uns und die Verhältnisse ändert, der uns reich macht mit Vielfalt in Einheit, der uns sendet mit dem Ziel, die Menschen in neue Gemeinschaft zusammenzubringen, durch ihn selbst, den in Vielfalt einen Gott, Vater, Sohn und Heiligen Geist. Dieses Glaubensbekenntnis ist in der Zeit der Militärdiktatur in Südkorea in den 8oer-Jahren entstanden. Quelle: www.ems-online.org 25 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Bekenntnis von der Weltversammlung der Christen in Seoul 1990 Wir glauben an Gott, der die Liebe ist, und der die Erde allen Menschen geschenkt hat. Wir glauben nicht an das Recht des Stärkeren, an die Stärke der Waffen, an die Macht der Unterdrückung. Wir glauben an Jesus Christus, der gekommen ist, uns zu heilen, und der uns aus allen tödlichen Abhängigkeiten befreit. Wir glauben nicht, dass Kriege unvermeidlich sind, dass Friede unerreichbar ist. Wir glauben an die Gemeinschaft der Heiligen, die berufen ist, im Dienst aller Menschen zu stehen. Wir glauben nicht, dass Leiden umsonst sein muss, dass der Tod das Ende ist, dass Gott die Zerstörung der Erde gewollt hat. Wir glauben, dass Gott für die Welt eine Ordnung will, die auf Gerechtigkeit und Liebe gründet, und dass alle Männer und Frauen gleichberechtigte Menschen sind. Wir glauben an Gottes Verheißung, Gerechtigkeit und Frieden für die ganze Menschheit zu errichten. Wir glauben an Gottes Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen. Wir glauben an die Schönheit des Einfachen, an die Liebe mit offenen Händen, an den Frieden auf Erden. Amen © ÖRK d) Fürbitten mit dem Logo gestalten Die folgende Variante bietet sich besonders dann an, wenn im Gottesdienst kein Abendmahl gefeiert wird. Material: Blätter in Flügel- bzw. Blattform in Blau- und Grüntönen (siehe Foto) Doppelseitiges Klebeband oder Heftzwecken Plakat mit dem Logo der Vollversammlung auf einer Pinnwand http://wcc2013.info/de/resources Am Eingang oder beim Lied nach der Predigt werden die Blätter an die Gemeinde verteilt. Einleitung Spr.: „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden.“ Diese Bitte hat uns durch den Gottesdienst, durch Lieder, Gebete und die Predigt begleitet. Die Tauben, die auf dem Logo der Vollversammlung zu sehen sind, tragen sie in alle Welt. Welche Hoffnungen für die Vollversammlung und die Ökumene bewegen Sie jetzt? Welche Bitten möchten Sie vor Gott bringen? Wenn Sie mögen, schreiben Sie Ihre Anliegen (während der folgenden Musik) auf Ihr Blatt. Anschließend können Sie nach vorne kommen und Ihr Blatt hier vorne an der Wand um das Plakat zur Vollversammlung anbringen. Der Hoffnungszweig wird mit Ihren Blättern weiter wachsen. Danach wird das Fürbittengebet gesprochen. Einzelne der aufgeschriebenen Anliegen können von den Liturgen im Fürbittengebet aufgenommen werden. © Ravinder Salooja 26 Je nach Kreativität und der Größe der Gruppe kann mit den Blättern das Logo weitergestaltet werden oder es entsteht – wie in unserem Beispiel – einfach ein bunter Haufen. Die Fragestellung für die Anliegen auf den Blättern kann je nach Schwerpunkt und Zeitpunkt des Gottesdienstes verändert werden. Nach einer Idee von Christina Biere für eine Vorbereitungstagung zur Vollversammlung An der Grenze zwischen Nord- und Südkorea: Symbol für die Hoffnung auf Wiedervereinigung © Benjamin Simon e) Gebet für die Wiedervereinigung Seit einigen Jahren beten Christen in Nord- und Südkorea am 15. August gemeinsam für die friedliche Wiedervereinigung. Für diesen Anlass verfassen der Nationale Kirchenrat in Korea (NCCK/Südkorea) und der Koreanische Christenbund (KCF/Nordkorea) ein gemeinsames Gebet. Das folgende Gebet stammt von 2010. In diesem Jahr kamen besondere Jahrestage mehrerer Ereignisse zusammen, die für die neuere Geschichte Koreas von wesentlicher Bedeutung sind. Der im Gebet genannte 15. Juni bezieht sich auf das erste innerkoreanische Gipfeltreffen, das am 15. Juni 2000 zwischen dem damaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il stattfand. Dabei wurde eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die die Grundlage bildete für Schritte der Annäherung und Zusammenarbeit. Gebet O Gott, du Lenker des Lebens unserer Nation! Dieses Jahr ist ein Jahr des Gedenkens an die Eroberung Koreas durch Japan vor 100 Jahren, die Befreiung und Teilung unseres Landes vor 65 Jahren, den Beginn des KoreaKrieges vor 60 Jahren und das Nord-Süd-Gipfeltreffen am 15. Juni vor 10 Jahren: Wir danken dir, dass du uns in der Geschichte unserer Nation immer wieder Hoffnung gegeben hast, dass du mit uns warst in unserem Leiden, bei der Befreiung von Japan am 15. August 1945 und dass du uns neue Einsichten geschenkt hast. O Gott der Vergebung, obwohl dieses Jahr ein Wendepunkt werden sollte bei unsern Bemühungen, die Reste des japanischen Kolonialismus abzulegen, obwohl wir einen neuen, kritischen Blick auf den Frieden auf unserer Halbinsel gewinnen wollten und obwohl wir die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea erreichen wollten, haben wir leider den Willen für Versöhnung und Zusammenarbeit nicht so weiterentwickelt, wie wir das im Norden wie im Süden gemeinsam vorbereitet hatten; wir haben im Gegenteil gegenseitige Schuldzuweisungen, Misstrauen, Feindschaft und Konfrontation gefördert. Wir bitten um deine Vergebung, da wir als deine Kinder nicht nach Frieden gestrebt haben. Gott, der du uns führen willst zu Frieden und Wiedervereinigung! Wir beten darum, dass diese Halbinsel eine Zone des Friedens sei mit einem Friedenssystem ohne Kriegsdrohung und dass die koreanische Halbinsel wie auch alle Welt atomwaffenfrei werden. Wir beten darum, dass Misstrauen und Konfrontation zwischen Nord und Süd aussterben, gegenseitiges Vertrauen durch Versöhnung, Zusammenarbeit und Austausch wachsen und erfüllt mit Freude wie am 15. Juni der Vereinigungswille zu voller Blüte gelangen möge und so eine hoffnungsvolle Atmosphäre für Vereinigung durch die ganz Halbinsel weht. O Gott, der du die Kirche zur Mitarbeit an deinem Werk berufst! Führe uns Kirchen in Nord und Süd beständig ins Gebet für nationale Versöhnung, für Frieden und Wiedervereinigung. Bringe uns Kirchen in Nord und Süd dazu, voranzuschreiten, um den Geist der Feindschaft und Konfrontation zu überwinden. Um Gottes Gerechtigkeit zu einem Strom, der die ganze Welt durchfließt, zu machen und um den Geist des Friedens über die Erde auszubreiten, lass uns vorangehen, um die Mauern zwischen Nord und Süd abzubrechen. Führe uns, damit wir uns selbst verpflichten, unsere Aufgabe zu erfüllen im Gebet für Frieden und Wiedervereinigung für Korea, und wir dich als unseren Herrn loben, der als Licht der Welt zu uns gekommen ist. Amen Übersetzung aus dem Englischen/Koreanischen: Hartmut Albruschat/Lutz Drescher © 15. August 2010, Nationaler Kirchenrat in Korea, Versöhnungs- und Wiedervereinigungskomitee, Koreanische Christliche Föderation, Zentralkomitee 27 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Fürbitte Gottesdienst bei der Vollversammlung 2006 © ÖRK, Igor Sperotto f) Abkündigungstext und Einschub ins Fürbittengebet für Gottesdienste am 3.11. mit anderen Schwerpunkten Spr.: In Südkorea treffen sich heute viele Christinnen und Christen, um gemeinsam neue Wege zu mehr Gemeinschaft unter den christlichen Konfessionen und zu einem Leben in Würde für alle Menschen zu suchen. Gib ihnen Geduld und Verständnis füreinander und Weisheit und deinen Segen in den Entscheidungen, die sie treffen. Lass sie nicht aus dem Blick verlieren, dass du es bist, der uns eint. Begleite auch uns in unseren Kirchen und Gemeinden vor Ort, wenn wir Wege zu mehr Einheit, zu Gerechtigkeit und Frieden suchen. Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden! Kollekte Auch wenn Sie keinen speziellen Gottesdienst zur Vollversammlung feiern, ist es schön, wenn Sie im Gottesdienst am 3.11. an die Vollversammlung erinnern und für das Gelingen beten. Wenn Sie an einem Sonntag ohne festgelegte Kollekte einen Vollversammlungsgottesdienst feiern und einen Kollektenzweck suchen, gibt Pfarrerin Sabine Udodesku (ÖRK) gerne Auskunft: [email protected] Abkündigung www.oikoumene.org Spr.: In diesen Tagen findet die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan, Südkorea, statt. Rund 4 000 Menschen aus den 349 verschiedenen Mitgliedskirchen und vielen weiteren Kirchen treffen sich unter dem Motto „Gott des Lebens – weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“. Der als Gebet und Glaubensaussage formulierte Aufruf soll Christinnen und Christen weltweit dazu ermutigen, sich Gottes Vision von Gerechtigkeit und Frieden zu eigen zu machen und sie zu leben, damit alle Menschen Leben in Fülle haben. Wie so ein Weg konkret aussehen kann, ist das große Thema der Vollversammlung. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung im Gebet. Das Thema der Vollversammlung „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden!“ ist ein Gebetsruf, in den in der folgenden Fürbitte alle einstimmen können. g) Brot und Hoffnungsgeschichten teilen Schön ist es, am Ende des Gottesdienstes noch eine kleine Stärkung anzubieten oder zum Kirchkaffee zusammenzubleiben. Laden Sie ein, in den Gesprächsgruppen, die entstehen, oder am Kaffeetisch Hoffnungsgeschichten miteinander zu teilen, so wie sie die Emmausjünger bei ihrer Rückkehr nach Jerusalem erzählt haben. Ab Seite 55 finden Sie vier kleine Geschichten rund um die Ökumene, zum Durchlesen und Ins-Gespräch-Kommen, zum Sich-Anstecken-Lassen und Weitererzählen. Die Geschichten können kopiert und jeweils eine auf einem Kaffeetisch ausgelegt oder an eine Gesprächsgruppe gegeben werden. Ökumene-Hoffnungsgeschichten ab Seite 55 28 2.3 Predigt und Predigtanregungen a) Ausgeführte Predigt über das Motto der ÖRK-Vollversammlung Busan 2013 zum 3.11.2013 „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ „Die fetten Jahre sind vorbei.“ – Kennen Sie, liebe Gemeinde, diesen Film aus dem Jahr 2004? Jan, Jule und Peter, drei junge Erwachsene, engagieren sich gegen soziale Ungerechtigkeiten. Wenn sie nachts in Villen einbrechen, stellen sie die Möbel und Gegenstände der Einrichtung kreativ-chaotisch um, stehlen aber nichts. Ihr Ziel ist die Verunsicherung der reichen Villenbesitzer in deren privaten Hochsicherheitszonen. An ihren Tatorten hinterlassen sie ein Bekennerschreiben mit dem Satz „Die fetten Jahre sind vorbei.“1 „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ – in diesen Tagen treffen sich Christinnen und Christen aus der ganzen Welt in der südkoreanischen Hafenstadt Busan. Seit Mittwoch und noch bis zum kommenden Freitag tagt dort die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen. Auch aus Deutschland sind viele Teilnehmende dabei, die von ihren Kirchen entsandt wurden, damit wir aus erster Hand Impulse aus Busan erhalten. Einer der biblischen Bezüge des Mottos, der auch das Logo inspiriert hat, ist ein Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja. Wir haben den Text vorhin gehört: „Siehe, das ist mein Knecht – ich halte ihn – und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.“ 2 Der Gottesknecht hat eine Mission, die bis an die Enden der Erde reicht: Er trägt Recht hinaus, wird wahrhaftig Gottes Gerechtigkeit aufrichten. Es ist dieser Weg zu Gerechtigkeit und Frieden, um dessen Aufweis die in Korea versammelten Christinnen und Christen bitten. In Korea wird das Thema Frieden ganz augenscheinlich: Die sogenannte entmilitarisierte Zone, die Nordkorea von Südkorea trennt, ist in Wirklichkeit die am stärksten militarisierte Grenze der Welt. Hier stehen sich zwei Millionen Soldaten aus Nordkorea, Südkorea und den USA gegenüber. „Der kalte Krieg ist so lange nicht vorbei“, sagen uns unsere koreanischen Partner, „so lange, wie Korea nicht wiedervereinigt ist.“ Wie Deutschland wurde Korea nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt; anders als Deutschland aber war Korea im Zweiten Weltkrieg Opfer auf dem asiatischen Kriegsschauplatz und nicht Aggressor. Im März und April konnten wir ja in unseren Medien wahrnehmen, wie fragil die Situation in Korea ist. Die Sehnsucht nach Frieden ist in Korea groß. Sie findet ihren Ausdruck im gemeinsamen jährlichen Gebet für die Wiedervereinigung des Nationalen Kirchenrats in Südkorea und des Koreanischen Christenbundes in Nordkorea. Beim anderen Stichwort des Mottos – Gerechtigkeit – klingt bei mir die internationale kirchliche Diskussion zu „Armut, Reichtum und Ökologie“3 an. Es geht dabei um die Wechselwirkungen und die Verknüpfungen der Fragen, Dimensionen und Ursachen von Armut und Reichtum sowie der Umweltfrage, wobei das Thema Ökologie mit dem Stichwort „Klimagerechtigkeit“ mittlerweile an erster Stelle steht: Bereits 2008 hat der Ökumenische Rat der Kirchen eine Erklärung zu „ökologischer Gerechtigkeit und ökologischer Schuld“ verabschiedet.4 Ohne Klimagerechtigkeit wird es keinen Frieden und keine gerechten Lebensverhältnisse geben. 1 2 3 4 Ein Filmheft ist bei der Bundeszentrale für Politische Bildung erhältlich: www.bpb.de/system/files/pdf/907Z9W.pdf Jes. 42, 1–4 in der Fassung der Lutherbibel 1984 http://www.oikoumene.org/de/press-centre/news/kirchen-erwarten-voneuropa-wegweisendes-engagement-fuer-klimagerechtigkeit http://www.oikoumene.org/de/press-centre/news/erklaerung-zu-oekogerechtigkeit-und-oekologischer-schuld 29 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Welcher Weg führt zu Gerechtigkeit und Frieden? Das ist wohl die entscheidende Frage, vor der wir stehen. Wenn wir das Motto der Vollversammlung aussprechen – „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ –, dann wenden wir uns im Gebet an Gott und bitten ihn um Wegweisung. Gott des Lebens? Das ist der Vater, der die Welt und uns in ihr geschaffen hat. Gott des Lebens – das ist auch der Sohn, der in den Tod gegangen ist: für mich, für uns! Und der uns so das Leben schenkte. Gott des Lebens – das ist die Geistkraft, die mich im Licht von Ostern den Karfreitag als Tag des Lebens erkennen lässt. So ist der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, der Gott des Lebens, den wir um Wegweisung hin zu Gerechtigkeit und Frieden bitten. Dieser Gott aber trägt die Zeichen des Leides an sich, die Wundmale des Kreuzes. Der Gott des Lebens hat selber Leid erfahren – und geht deshalb nicht an unserem Leid vorüber. Deshalb führt der Weg, um dessen Weisung wir Gott bitten, uns auch nicht nur auf grüne Auen, sondern – um es mit den Bildern des 23. Psalm auszudrücken – auch durch finstere Täler. – Wenn Gott selbst gelitten hat, dann sehen wir Gott in den Menschen, die leiden. In Südkorea ist in den 70er-Jahren während der Militärdiktatur die sogenannte Minjung-Theologie entstanden. Sie erwuchs aus dem Leid des Volkes und dem Leid der Gefängnisse, in die die Streiter für ein demokratisches Südkorea geworfen wurden. Gott ist in denen, die leiden, in Jesus ebenso wie in den leidenden Menschen der Gegenwart – das ist eine zentrale Erkenntnis der MinjungTheologie. „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen 30 und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen ... Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern [und Schwestern], das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 34 ff.) Heute, im demokratischen Südkorea hat sich die MinjungTheologie weiterentwickelt zur sogenannten „Mission der Solidarität für das Leben“. Die soziale Arbeit nimmt hier einen breiten Raum ein. So leitet z. B. ein Pfarrer ein Unternehmen, durch das arbeitslose Menschen eine Beschäftigung bekommen – und er übt diese Tätigkeit aus als Ausdruck seines Glaubens, dass Gottes Herz für die Armen schlägt. „Die fetten Jahre sind vorbei.“ – Jan, Jule und Peter aus dem eingangs erwähnten Film sind auf der Suche danach, wie sie nicht nur im Reden verbleiben, sondern ganz konkret gegen Ungerechtigkeit aktiv werden können. Motiviert sind sie durch die urdemokratischen Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Allerdings endet der Film offen, und damit bleibt auch die Frage unbeantwortet, ob ihre Aktionen überhaupt etwas bewirken. Aber der Film macht Mut und Lust, überhaupt etwas zu tun. Wie und was, das müssen wir selber herausfinden. Uns selber auf den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden begeben – auch deshalb, weil es sich dabei um eine zentrale Frage unseres Glaubens handelt: Der Gott des Lebens – Vater, Sohn und Heiliger Geist – ist der Gott der Gerechtigkeit und des Friedens. Eigentlich könnte man verzagen, angesichts der Vielfalt und Komplexität der Themen und Herausforderungen. Und überhaupt: Was können wir, was kann ich schon ausrichten? Würde mein Engagement überhaupt einen Unterschied ausmachen? Andererseits muss ich an den Spruch des Schweizer Theologen Kurt Marti denken: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin – und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“ – Wenn niemand anfängt, wenn niemand aufbricht, dann wird sich auch nichts verändern. Also will ich wenigstens aufbrechen! Lassen Sie uns die ungerechten Dinge in der Welt kreativ umstellen; lassen Sie sie uns ändern im Wissen darum, dass die fetten Jahre vorbei sind, dass Not herrscht in der Welt, dass Menschen leiden in sehr mageren Situationen, in Korea und vor unserer Haustür. Lassen Sie uns für Verunsicherung sorgen bei denen, die Ungerechtigkeit und Unfrieden säen. Damit Gerechtigkeit und Frieden wachsen. Weise uns doch, weise mir doch, Gott des Lebens, den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden. Auf dass ich dich im Geringsten meiner Geschwister erkenne und dir Gutes tue, indem ich ihnen Nächste/-r werde. Amen. Ravinder Salooja, verfasst als württembergische PrädikantInnen-Predigt für den 3.11.2013 Eine ungewöhnliche Darstellung des Kreuzes von Kim Yong Nim. Die christliche Künstlerin lebt auf der südkoreanischen Insel Kangwhado. Eine Andacht zum Bild findet sich auf www.ems-online.org/service/gemeindeservice/materialien-zu-korea Grafik: EMS 31 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS b) Reflexionen zum Vollversammlungsthema aus verschiedenen Kontexten „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ Die folgenden Texte stellen Auszüge aus Ansprachen bei der Tagung des Zentralausschusses des ÖRK im September 2012 in Kolympari/Kreta dar. Die vollständigen Fassungen und weitere Reflexionen finden Sie unter: http://wcc2013.info/en/resources/reflections Der Text von Hyun Sun Oh aus Korea wurde speziell für diese Publikation verfasst. Zusammenstellung: Ulrike Schmidt-Hesse Prof. Dr. Hyun Sun Oh, Presbyterianische Kirche in Korea (PCK) Gott des Lebens In Korea besteht traditionell zwischen den Begriffen „Leben“ und „Gemeinschaft“ ein enger Zusammenhang. Im Lauf der Geschichte Koreas sind wir immer wieder von fremden imperialistischen Staaten im Umfeld der koreanischen Halbinsel angegriffen worden. Unter diesen gefahrvollen und unsicheren Umständen haben die Koreaner das „Wir“- Lebenskonzept stärker als das des „Ich“ entwickelt, sodass wir gern „Gohng Saeng Gohng Sah“ sagen. Das heißt: „Wir werden gemeinsam leben und auch gemeinsam sterben“. Es drückt das Streben der koreanischen Menschen aus, im Miteinander zu leben, wie tragisch ihr Leben auch sein mag. Nach unserer Vorstellung ist das Leben auf Gemeinschaft hin entworfen. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass wir lieber sagen „unser Gott“ als „mein Gott“. Jedoch hat sich in vieler Hinsicht die Lage der modernen, kapitalistisch gewordenen koreanischen Gesellschaft verändert, die von entmenschlichtem Individualismus und Materialismus auf der Grundlage des Neoliberalismus und Finanzkapitalismus beherrscht ist. Ironischerweise begehen täglich über 30 Menschen Selbstmord im derzeitigen Kampf ums wirtschaftliche Überleben. Viele Arten von Gewalt, Akte namenlosen Has- 32 ses und zerbrochene Familien nehmen gewaltig zu in diesen Tagen. Die Wiederherstellung des Gemeinschaftsgedankens als Lebensentwurf, des Wertes der gemeinschaftlichen Fürsorge für die Schwachen, der emotionalen Stabilität der Menschen und die Einbindung des Lebensvollzugs in eine Gemeinschaft sind sehr dringlich. Die Kirchen müssen im Namen Gottes, des „Gottes des Lebens“, auf diese schwierigen Probleme Koreas reagieren. Auch wenn die Kirche Gott als persönlichen Erlöser bekennt, müssen wir eine auf Gemeinschaft gründende Lehre von der Kirche entwickeln. Gott will nicht nur die Errettung der einzelnen Person, sondern auch die Wiederherstellung des Lebens in Gemeinschaft. Gerechtigkeit und Frieden Gerechtigkeit bedeutet Zusammenstehen an der Seite der Schwachen, vorrangige Fürsorge für die Menschen am äußersten Rand der Gesellschaft in jeder Gruppe und jeder Gesellschaft und allgemeine Akzeptanz dieser Ansätze als Prinzipien der Gerechtigkeit unter den Angehörigen der Gemeinschaft. In Matthäus 25, 45 lesen wir: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan.“ Dies bringt es klar zum Ausdruck. Friede könnte erbaut werden auf dieser Gerechtigkeit. Die PCK hat als Titel ihrer Kampagne für das Jahr 2013 gewählt: „Christen: Freunde der Schwachen.“ Die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen und die Kampagne der PCK werden hoffentlich Möglichkeiten dafür schaffen, den Wert gemeinschaftlichen Lebens sowie Gerechtigkeit und Frieden wiederherzustellen und mit dem Gott des Lebens zusammenzuarbeiten. Übersetzung aus dem Englischen: Doris Fiess Ökumenischer Patriarch Bartholomäus I., Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel (…) Betrachten wir Paulus’ Brief an Titus, stellen wir fest, dass die erste Überlegung den Rat des Paulus „Du aber rede, wie sich’s ziemt nach der heilsamen Lehre“ (2, 1) betrifft. „Glauben gemeinsam leben: Einheit und Mission“ ist das erste Unterthema der Vollversammlung in Korea. Dies ist eine deutliche Erinnerung an die Grundlegung unserer Einheit und Mission als eine ökumenische Organisation. Denn wir müssen uns daran erinnern – uns selbst erinnern und andere respektvoll daran erinnern –, dass wir eine Gemeinschaft von Kirchen bilden, die Jesus Christus als Gott und Heiland bekennen, und die auf der Suche sind – und diese Berufung unter keinen Umständen vernachlässigen – nach der sichtbaren Einheit in einem Glauben, „damit die Welt glaube“ (Johannes 17, 21). Wir müssen darauf achten, dass wir – mit den inspirierenden Worten von Paulus an Titus gesprochen – „der Lehre Gottes, unseres Heilands, Ehre machen in allen Stücken” (2, 10), und dass „nicht das Wort Gottes verlästert werde“ (2, 5). Die zweite Überlegung bezieht sich auf Paulus’ Erkenntnis, dass „ Wahrheit dem Glauben gemäß ist” (1, 1), dass wahrer Friede von Gott kommt (1, 4) und dass „die heilsame Gnade Gottes allen Menschen“ zum Heil erschienen ist (2, 11). „Hoffnung gemeinsam leben: für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in der Welt“ ist das zweite Unterthema der bevorstehenden Vollversammlung. „Gottesfürchtigkeit“ bedeutet das richtige Tun aller Menschen und aller Schöpfung; es beinhaltet, die Rechte jeder Person wie auch jedes anderen Lebewesens zu ehren und zu achten. Unsere Glaubenslehre und Tradition sollten unser Leben und unsere Spiritualität prägen, unser Glaubensbekenntnis sollte im Einklang sein mit unserem Gottesdienst oder, um mit den Worten der Programme des Ökumenischen Rats der Kirchen zu sprechen: Unser Glaube und unsere Kirchenverfassung sollten einander ergänzen. Abschließend das dritte Unterthema der 2013 stattfindenden Vollversammlung: „Liebe gemeinsam leben: für eine gemeinsame Zukunft“. Es gibt einen zentralen Begriff, den wir in Kapitel 1, Vers 8 von Paulus‘ Brief an Titus finden: das Wort ist „philoxenos“, was „gastfreundlich“ bedeutet. Der Bischof – und wir können das ausweiten auf alle gläubigen Christen und natürlich jeden „Freund des Gu- ten“ (1, 8) als Gottes Diener – ist aufgerufen, gnädig und großzügig, gütig und entgegenkommend zu sein. Die Bezeichnung „philoxenos“ bedeutet wortgetreu „jemand, der Fremde liebt“. Das meint jemanden, der nicht intolerant und ausgrenzend ist gegenüber denen, die anders oder fremdartig erscheinen. Es bedeutet das Willkommenheißen und Umarmen des Anderen – jedes Anderen, ungeachtet seiner Religion, Rasse, Volkszugehörigkeit, Hautfarbe, seines Glaubens und Geschlechts –, in dem wir das einzigartige und lebendige Ebenbild Gottes sehen können. Es ist das Gegenteil von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Wir müssen bemüht sein, die Kluft zwischen den östlichen und westlichen Riten und Kulturen zu überwinden, und wir müssen dafür kämpfen, die Nord-Süd-Trennungen zu heilen, die Völker und Länder trennen. (…) Übersetzung: Angelika Jung / Ulrike Schmidt-Hesse Bischöfin Sofie Petersen, Evangelisch-Lutherische Kirche in Dänemark (…) Indigene Völker haben von ihren Vorfahren gelernt, die Natur und alles, was in ihr ist, mit Respekt zu behandeln. Jedes kleine Einzelwesen gehört dazu und hat seinen eigenen Platz. (…) Leider wird die Weisheit, anhand derer unsere Vorfahren überlebt und die sie uns überliefert haben, oft als etwas Schlechtes angesehen. (…) Infolge der globalen Erwärmung schmilzt die Eiskappe in meinem Land (Grönland) zusehends und legt damit neue Gebiete frei, die angeblich viele Bodenschätze enthalten. (…) Niemand macht sich Gedanken über die Konsequenzen, die eine eventuelle Erforschung der Ölvorkommen in einem so empfindlichen und gefährdeten Lebensraum mit sich bringen kann. Wegen der durch Bohrungen verursachten Vibrationen und wegen der Infrastruktur wird es dazu kommen, dass die Tiere, die wir jagen, ihre Gebiete verlassen werden. Eine Dorfgesellschaft von etwa 1 000 Menschen, die von der Jagd und vom Fischfang leben, spielt in der globalen Gesellschaft und Wirtschaft keine große Rolle. Sie ist aber wichtig für diejenigen, deren Lebensgrundlage zerstört wird und die sich an eine andere Lebensweise gewöhnen müssen. Natürlich könnten sie glücklich sein, da all diese 33 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Aktivitäten sich positiv auf die Wirtschaft auswirken. Sie werden in der Industrie, die die Forschungsaktivitäten beliefert, Arbeit finden und ihr Lebensstandard könnte im Vergleich zu vorher sogar steigen. Ja, vielleicht wird es so kommen. Aber überall auf der Welt hat die Erfahrung gezeigt, dass fremde Arbeitskräfte ins Land gebracht werden und dass die Firmen ihren Profit mit nach Hause nehmen, ohne auch nur einen Gedanken an die einheimische Bevölkerung zu verschwenden, und dabei einen unaufgeräumten „Tatort“ sowie eine Spur von Schadstoffen zurücklassen. (…) Unser Herr Jesus Christus hat Gerechtigkeit und Frieden mit sich gebracht; er ist es, von dem wir das tägliche Brot erhalten, von dem wir und unsere vielen Brüder und Schwestern auf dem gesamten Globus leben. Wir hoffen jeden Tag auf Gerechtigkeit in unserem Leben und beten darum, nicht nur für unsere Familien, unsere Landsleute und diejenigen, die unsere Meinung teilen, sondern für alle unsere Mitmenschen, sei es nun der reiche Ölmagnat oder ein einfacher Fischer in Grönland. Jeder von uns hat Bedarf an und das Recht auf Gerechtigkeit, auch in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Wenn die Reichtümer unseres Schöpfers allen offenstehen, wird der Friede folgen, denn Habgier und egoistisches Verhalten haben dann verloren. Wir beten täglich dafür, dass das eintritt und dass wir niemals den Glauben an ein faires und friedliches Leben für jeden in Gottes wunderbarer Schöpfung verlieren, sei es nun im kalten Grönland oder hier auf Kreta, im warmen Griechenland. „So macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr ‚eines‘ Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst.“ (Phil 2, 2–3) 34 Pfarrer Dr. Simon Kossi Dossou, Protestantisch-Methodistische Kirche in Benin (…) Weise uns den Weg zu ... Die Hauptbitte, die in diesem Wortlaut zum Ausdruck kommt, ist die Bitte an Gott, uns den Weg zu weisen, zu ... Ihn uns führen zu lassen, anstatt uns selbst zu etwas hin zu begeben. In der Tat hat Gott uns mit Fähigkeiten ausgestattet, um zu handeln und Positives zu erreichen. Wenn wir uns aber führen lassen, werden wir in die richtige Richtung gewiesen, hin zu dem, was seinem Willen entspricht. (…) Frieden Schalom ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch und vor allem der innere Frieden. Frieden umfasst zudem die Sicherheit für alle zum Erhalt der Integrität des Menschen, unabhängig davon, wo dieser sich befindet. Doch ohne Menschenwürde kann es keinen Frieden geben. Gerechter Frieden ist, wenn man den Menschen als ein ernst zu nehmendes Gegenüber betrachtet, aufhört, den Anderen als Sache zu sehen, die man gegen ihren Willen benutzen und wie ein nichtswürdiges Wesen wieder fallen lassen kann, wenn man sie nicht mehr benötigt. Unsere Welt war und ist leider voll von Personen, die der Menschlichkeit keinerlei Wert beimessen. Deshalb glauben wir in Afrika, dass wir Gott darum bitten sollten, uns den Weg zu Frieden und Gerechtigkeit, aber auch zu Würde zu weisen. Mögen wir damit aufhören, andere Menschen als Sache zu sehen, die man einzig und allein für seine egoistischen Bedürfnisse benutzen kann. Auf diese Weise können wir damit beginnen, den Frauen- und Kinderhandel zu wirtschaftlichen und/oder sexuellen Zwecken, der in unseren Ländern, vor allem in Afrika, so häufig ist, nach und nach auszurotten. Ohne Gerechtigkeit ist kein echter Frieden möglich, genauso wenig wie eine glücklichere Welt ohne Würde für alle. (…) c) Noch in derselben Stunde brachen sie auf – Reflexion zu Lukas 24, 13–35 für Gottesdienstgestaltung oder Predigt Ein Ostertext im November? Die vertraute Erzählung von den Emmausjüngern ist für den Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung vorgesehen. Ein Ostertext im November? Nach dem ersten Befremden wird deutlich: Diese Ostergeschichte ist eine „Wegbegleitungsgeschichte“, aber auch eine Mut- und Hoffnungsgeschichte angesichts der großen Herausforderungen, denen sich die Vollversammlung mit ihrem Thema „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ stellen will. Eine „Wegbegleitungsgeschichte“ nicht nur für die, die in Busan zusammenkommen. Sie kann auch Gemeinden vor Ort begleiten, die als Teil der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft unterwegs sind und bitten: „Weise uns den Weg, Gott des Lebens …“ Seit der Zentralausschuss des ÖRK im September vergangenen Jahres empfohlen hat, die Vollversammlung möge einen „Pilgerweg“ der Gerechtigkeit und des Friedens ausrufen, hat dieses Motiv in die vielfältigen Vorbereitungen Eingang gefunden. Für diese ökumenische Reise vor, während und nach der Vollversammlung, in Busan und in den Ortsgemeinden, lassen sich in der Emmausgeschichte Wegweiser und Stärkung entdecken. Und vielleicht spricht sie – gerade außerhalb der Osterfestzeit – noch einmal in besonderer Weise in den „grauen Alltag“ nicht nur des Novembers hinein. Richtungswechsel In der Erzählung von den Emmausjüngern – wie auch in den beiden anderen Osterszenen, die Lukas im letzten Kapitel erzählt – spielt die Deutung des Ostergeschehens im Horizont von Thora und Propheten, aber auch im Horizont des Lebens Jesu eine entscheidende Rolle. Jesus selbst öffnet den Jüngern ein neues Verständnis der 1 2 3 Damit treten die explizit christologischen Aspekte und das Auferstehungsgeschehen selbst in den Hintergrund, die vielleicht bei einer Osterpredigt im Mittelpunkt stehen würden. Foitzik, Karl: Durchkreuzte Hoffnung – neues Leben, in: Predigtstudien I, 1, Stuttgart 1997, S. 240. Vgl. ebd. S. 242: Die rahmenden Verse, die den Kern der Erzählung (die Begegnung und das Gespräch mit dem Fremden (V. 17–24) und das gemeinsame Mahl (V. 25–30) umschließen, „spiegeln“ diese Umkehr: Die Jünger verlassen Jerusalem (V. 13) – und kehren zurück (V. 33). Sie sprechen entmutigt (V. 14) – dann von dem, was ihnen Mut gab ( V. 32). Jesus schließt sich Schrift und eine neue Sicht auf ihre eigene Situation. Dies bringt sie dazu, die Richtung zu wechseln und in der Gemeinschaft mit den anderen Jüngerinnen und Jüngern als „Osterzeugen“ in die Welt zu gehen (Lukas 24, 47–49). In ganz besonderer Weise beschreiben die Verse 13–35 dabei diesen Perspektivwechsel von Trauer, Enttäuschung und Resignation hin zu neuem Glauben und neuer Hoffnung als einen Weg. Auf diesem Motiv liegt im Folgenden der Schwerpunkt.1 Denn Lukas erzählt „modellartig (…) von der Erfahrungen zweier Menschen, die zu den Erfahrungen seiner Gemeinde werden sollen.“2 Die kunstvolle Gestaltung der Erzählung wird in vielen Kommentaren beschrieben. Dabei lässt sich insbesondere der Richtungswechsel im Gehen, Denken und Fühlen der beiden Jünger fast Vers für Vers nachvollziehen.3 Dieser neue österliche Blick wird den Jüngern geschenkt und bleibt auch uns „unverfügbar“. Gleichzeitig ist er aber dennoch der Grund der Hoffnung, die jeden Sonntag des Kirchenjahrs (als kleines Osterfest) trägt und uns mit Christinnen und Christen weltweit verbindet. Anknüpfungspunkte für Gottesdienst und Ökumene Welche Anknüpfungspunkte an ökumenische Themen und für die Gottesdienstgestaltung lassen sich finden? Sich aussprechen und hören, schmecken und sehen, das eigene Herz spüren und ganz am Ende beten und Gott preisen: Die Erzählung lädt ein, mit allen Sinnen zu erzählen, zu erleben, zu erfahren – mit allen Sinnen Gottesdienst zu feiern. All das geschieht „unterwegs“. Ohne dass man sich auf den Weg macht, gibt es diese Hoffnung machende Erfahrung nicht. Ohne Ortswechsel ist ein Perspektivwechsel schwierig. Und so ist es sicher kein Zufall, dass die Geschichte vom Zentrum an den Rand führt und dann erst wieder zur Mitte, nach Jerusalem zurück.4 Ortswechsel spielen in der weltweiten Ökumene eine wichtige Rolle. Eine Vollversammlung tagt nie im internationalen Zentrum in Genf. Ortswechsel sind aber auch in jeder Gemeinde vor Ort möglich, zum Beispiel indem Menschen vom Rande der Gemeinde zu Wort kommen. Unter Umständen sind Ortswechsel sogar im Gottesdienstraum möglich (s. S. 16). 4 an (V. 15) – und entzieht sich ihnen wieder (V. 31 b). Ihre Augen sind gehalten – und werden geöffnet (V. 31a). „Auf dem Weg nach Emmaus, einem Dorf am Rande, lokalisiert Lukas die erste, von ihm eigens berichtete Begegnung mit dem Auferstandenen, als wolle er damit sagen: Zuerst und vor allem hat er denen am Rande sich zugewendet und sie wieder der Mitte zugeführt.“ Tabea Frey, in: Calwer Predigthilfen I, 1 Stuttgart 1997, S. 197. Hier ließe sich an den Gedanken der „Mission von den Rändern aus“ der Missionserklärung gemeinsam für das Leben anknüpfen. (s. S. 62) 35 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS Der Spannungsbogen der Geschichte lässt sich in vier „Wegabschnitten“ beschreiben, die sich in den vier Teilen jeder Gottesdienstliturgie wiederfinden. Klage und Begegnung: Der Enttäuschung Raum geben, Leiden mit-teilen, einander Seelsorger sein. Leid- und Ohnmachtserfahrungen brauchen Raum, auch in der Gemeinschaft. In der Gottesdienstliturgie haben sie ihren festen Ort im Eingangsteil im Bußgebet. Wie seelsorgerlich Jesus hier mit den beiden Jüngern umgeht, ist für pastorales, aber auch missionarisches Handeln grundlegend geworden: Zunächst geht es darum, zuzuhören, die Situation der Menschen kennenzulernen und zu verstehen. Erst dann, im „Mitgehen“ und „Mitleben“ (Konvivenz), teilt sich auch das Evangelium mit. Das Erstaunliche auf diesem Weg ist: Die beiden Jünger schütten ihr Herz nicht einer vertrauten Person, sondern einem scheinbar Fremden aus. Einem, der von außen auf sie zukommt, mitgeht und zuhört. In ökumenischen Partnerschaften kommt es vor, dass Partner sagen: „Das, was uns am meisten gestärkt hat, war zu wissen, dass Menschen, die so weit weg sind, sich für unsere Situation interessieren.“ Das kann auch ermutigen, Klagen von Menschen, die einer Gottesdienstgemeinde zunächst „weit weg sind“, hörbar zu machen. Deutung: Die Bibel mit den Augen der anderen lesen. Erst im zweiten Schritt legt „der Fremde“ den Jüngern die Schrift aus und eröffnet ihnen damit eine neue Deutungsmöglichkeit für ihre Situation. Sicher geht es Lukas hier um die christologische Perspektive. Aber wenn wir die Rolle der „wissenden Leser und Leserinnen“ des Lukasevangeliums ablegen und die Perspektive der Emmausjünger einnehmen, ist es immer noch „der Fremde“, der ihnen die Schrift auslegt. Das ist auch eine Ermutigung, die Bibel mit den „Augen der anderen“ zu lesen und fremde Perspektiven zuzulassen. Bei den gemeinsamen Bibelarbeiten an jedem Vollversammlungsmorgen geschieht das. Gemeinsame „ökumenische“ Schriftauslegung ist aber na5 6 36 Vgl. Frey S. 199 Das Lied: „Mein Frieden“ (s. S. 47) nimmt Verheißung und Auftrag Jesu in eingängiger und entlastender Weise auf und eignet sich gut für den Sendungsteil des Gottesdienstes. türlich auch mit Partnern auf Gemeindeebene möglich. Dabei hat sich die südafrikanische Methode des „Biblesharings“ bewährt, die viel Wert darauf legt, dass alle Perspektiven zu Wort kommen, bevor über unterschiedliche Deutungen diskutiert wird. Gastfreundschaft und gemeinsames Mahl Erst im Rückblick entdecken die Jünger, wie bereits mit der Schriftauslegung des „Fremden“ ihre Perspektive begonnen hat, sich zu verändern. Sie hatten dem Fremden Gastfreundschaft angeboten, er selbst aber wurde für sie zum Gastgeber. Dass er mit ihnen das Brot teilt, diese greifbare und spürbare Erfahrung, verändert ihren Blick. Dabei knüpft die Erzählung an das „Brotbrechen“ beim letzten Abendmahl an, hat aber auch Anleihen an die Speisung der 5 000. Jesus wird als der erfahren, der Fülle bringt: 5 nicht nur mit Worten, sondern auch im Tun. So liegt es nahe, im Gottesdienst Abendmahl zu feiern oder (im Anschluss) gemeinsam zu essen. Dieser Schritt in der Geschichte erinnert aber auch an die „Kultur der Gastfreundschaft“, die bis heute in vielen Ländern ein hohes Gut ist. So lautet in Korea die erste Frage, die man einem Gast stellt: „Haben Sie schon gegessen?“ Oft wird diese Gastfreundschaft besonders da erfahren, wo die Menschen aus unserer Perspektive besonders wenig zu teilen haben: beim Besuch in einem indonesischen Dorf oder bei Flüchtlingen in deutschen Asylbewerberheimen. Andere einzuladen, gibt Würde zurück. Sendung: Aufstehen, umkehren und gemeinsam weitergehen. Beim gemeinsamen Mahl begreifen die Jünger: „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Aber ihr Weg ist damit nicht zu Ende. All das, was sie erlebt haben, wird erst dadurch relevant, dass auch sie „aufstehen“ (anhistemi! V. 33), umkehren und die Botschaft weitergeben. Sie sagen sie weiter, gemeinsam mit denen, die in der Zwischenzeit ihre ganz eigenen „Ostererlebnisse“ gehabt haben und ihnen bei ihrer Rückkehr die Botschaft schon entgegenrufen (V. 34). Die Jünger werten diese anderen Erfahrungen nun Küste bei Busan © Heike Bosien nicht mehr ab, sie sehen es nicht als Konkurrenz, sondern als Bestätigung. Und so ist das neue Zusammentreffen in Jerusalem ein schönes Bild für die „versöhnte Verschiedenheit“ im Zeugnis von dem einen Evangelium. Die drei Osterszenen in Lukas 24 enden mit einem gemeinsamen Doppelpunkt: mit dem Auftrag, Zeugen und Zeuginnen der Auferstehung zu sein und zur Umkehr zu rufen. An dieser Stelle müssen wir die ökumenischen und weltweiten Herausforderungen einzeichnen: die Frage nach dem glaubwürdigen gemeinsamen Zeugnis der Christenheit, nach dem Gott des Lebens, nach Gerechtigkeit und Frieden. Wenn wir sie nicht im Hoffnungshorizont von Ostern sehen, der uns weltweit verbindet, werden wir sie nicht bewältigen.6 Zusammenfassung Die Emmausjünger haben uns die Begegnung mit Jesus voraus. Wir müssen immer wieder neu entdecken, wo und wie Jesus mit uns auf dem Weg ist – wie Gott uns den Weg weist zu Gerechtigkeit und Frieden. Dazu braucht es genaues Hinsehen auf die Situation und das Hören auf die Klagen der Menschen, die vielleicht niemand hört. Dazu braucht es die Orientierung an der Bibel, gelesen mit den Augen der anderen und den „Augen der Hoffnung“, und die Gemeinschaft des „Brotteilens“ – im Abendmahl und im ökumenischen Teilen weltweit. Dies alles kann uns neue Wege eröffnen: einen Weg, der aus der Resignation zum Handeln führt; einen gemeinsamen Weg mit anderen, die aus einer anderen Richtung kommen, die die Botschaft in anderer Weise für sich „erfahren“ haben und sie uns vielleicht schon von Ferne entgegenrufen. Im Sinne des Pilgerwegs – aber auch des Doppelpunkts, den das Lukasevangelium setzt – sind alle Gottesdienste, die wir vor, während und nach der Vollversammlung feiern, Wegstationen, an denen wir Stärkung und Orientierung empfangen für unser Tun. Und – so Gott will – Orte, an denen etwas von der „verwandelnde Spiritualität“ erfahrbar wird, die von so vielen Menschen quer durch die Konfessionen erbeten wird. Anne Heitmann 37 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 2.4 Lieder a) Erfahrungsbericht aus dem Liturgie- und Liederworkshop des ÖRK „No longer stranger, no longer far off, now we are members of the household of God ...“, „Nicht länger einander fremd, nicht länger weit weg voneinander …”, diese Worte sind Teil eines Liedes, das auf einem Workshop in Seoul, Südkorea, komponiert wurde. 18 Menschen aus 13 verschiedenen Ländern und Kirchen arbeiteten zusammen, um Gottesdienstmaterialien für die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), die 2013 in Busan stattfinden wird, auszuarbeiten. Neben den erfahrenen Kirchenmusikern und -musikerinnen sollten auch junge Menschen beteiligt sein. So bekamen wir, Frederic Anilkumar (Assistant Professor am Karnataka Theological College in Mangalore, Südindien) und Susanne Gölz (Theologiestudentin aus Deutschland), durch die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) die Chance, daran teilzunehmen. Brasilianische Rhythmen mit den Tönen rumänisch-orthodoxer Melodien zum Klingen zu bringen, ist nur ein Beispiel dafür, was der Ideenreichtum einer solch bunt gemischten Gruppe hervorbringen kann. Gottesdienstmaterialien waren aber nicht das einzige Ergebnis dieses Workshops. Mindestens ebenso wichtig waren die Erfahrungen, die sich beim Arbeiten mit so unterschiedlichen Personen in einem solchen ökumenischen Umfeld gewinnen ließen. Die Bibel aus so vielen verschiedenen Perspektiven zu lesen und zu bearbeiten war nicht nur spannend, sondern oft herausfordernd, weil unsere Ansichten oft verschieden oder gar gegensätzlich waren. Dies waren jedoch die Situationen, die uns am meisten voneinander lernen ließen. Wir haben es beide sehr genossen, eine Woche in dieser Gruppe zusammen zu arbeiten, zu essen, zu singen und den ganzen Tag miteinander zu verbringen. Neue Freund- 38 schaften wurden geschlossen, neue Gedanken ausgetauscht und vor allem die Erfahrung gemacht, dass wir alle Bewohner des Hauses Gottes sind, nicht länger einander fremd, nicht länger weit weg voneinander. „No longer stranger, no longer far off, now we are members of the household of God ...“ (siehe Lied S. 46) Frederic Anilkumar, Susanne Gölz b) Lieder 1 Ich mach Station am Weg Musik und Text: Hans-Kurt Ebert © Mundorgel-Verlag, Köln Das Lied „Ich mach Station am Weg“ finden Sie abgedruckt u. a. in: Durch Hohes und Tiefes. Gesangbuch der ESG, Strube Verlag München 2008, Lied Nr. 351 Liederbuch: Sein Ruhm, unsere Freude (1989), Geistliches Rüstzentrum Krelingen, Lied Nr. 308 2 Komm nun, Fürst des Friedens / Ososô ososô / 오소서 오소서 Melodie und Text: Geonyang Lee, Rechte beim Autor. Deutscher Text: Dietrich Werner, Dieter Trautwein © Strube-Verlag, München Das Lied „Komm nun, Fürst des Friedens“ finden Sie abgedruckt u. a. in: Thuma Mina. Internationales Ökumenisches Liederbuch, Strube Verlag München 1995, Lied Nr. 214 Teilnehmende am Liturgie-Workshop in Seoul 2012 © Ester Pudjo Widiansi 39 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 3 Gloria en lo alto a Dios / Ehre in der Höh’ sei Gott © World Council of Churches 2008, http://creativecommons.org/about/licences, gemeinschaftlich erarbeitet. Matanzas, Cuba Als Gloria kann auch nur der Kehrvers gesungen werden. 4 Halleluja aus Syrien As taught by Metropolian Mar Gregorius Yohanna Ibrahim © PO Box 4194, Aleppo, Syria Anmerkung: Bischof Yohanna Ibrahim wurde im April 2013 in Syrien verschleppt. 40 5 Auf diese Erde kam Jesus, zu uns! / Je Su Ga I Ddang E O-Shod Gu Na © Melodie und englischer Text: Ryu Hyungsun, Rechte beim Autor; deutscher Text: Eugen Eckert, Lutz Drescher © EMS 41 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 6 God of life, lead us (Kanon) © World Council of Churches 2012, http://creativecommons.org/about/licences; Melodie und englischer Text: J. Boullata, S. Kim, M. Takesako, B. Arendt und Y. Kang; deutscher Text: Eugen Eckert 7 God of life (Liedruf) Text und Musik: Tércio B. Junker © ÖRK, koreanischer Text: Junchel Hong 42 8 Deus da vida © World Council of Churches 2012, http://creativecommons.org/about/licences, WCC/RedCrearte 43 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 9 Lamm Gottes Text (nach Joh. 1, 29) und Musik: Albert Frey © Hänssler-Verlag, Holzgerlingen Das Lied „Lamm Gottes, du nimmst hinweg“ finden Sie abgedruckt u. a. in: Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder. Ein Angebot für die Gemeinden, Evangelische Landeskirchen in Baden und Württemberg, Evangelische Kirche der Pfalz u.a. (Hg.), Strube Verlag München 2005, Lied Nr. 65 Vollversammlungschor © ÖRK, Paulino Menezes 44 10 Gib mir deine Hand, Wanderer durch die Zeiten Text: Uwe Seidel, Musik: Fritz Baltruweit © tvd-Verlag Düsseldorf 45 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 11 Christ is our peace © World Council of Churches 2012, http://creativecommons.org/about/licences; Melodie/engl. Text: J. Boullata, S. Kim, M.Takesako, B. Arendt, M. Ghattas, Y. Kang; deutscher Text: Eugen Eckert 2. Christ Jesus came, broke down the wall, The wall of hostility and hate. Our peace is Christ himself. No longer stranger ... 46 2. Du, Jesus kamst, brachst ab die Wand, die Wand aus Feindseligkeit und Hass; Dein Weg bringt Frieden der Welt. Wir werden Freunde ... 12.1 My peace I give unto you (Partitur) © World Council of Churches 2012, http://creativecommons.org/about/licences; Melodie/engl. Text: J. Boullata, S. Kim, M.Takesako, B. Arendt, M. Ghattas, Y. Kang; deutscher Text: Eugen Eckert 47 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS 12.2 My peace I give unto you (Liedblattversion) © World Council of Churches 2012, http://creativecommons.org/about/licences; deutscher Text: Eugen Eckert 2. Look upon the birds in the air, never fear or have a care. Soaring high above on wings of peace, Spreading justice everywhere. 2. So, wie Vögel ziehn über uns, unbesorgt, getrost und frei, tragen Flügel uns zum Frieden hin, säen Gerechtigkeit dabei. Zu vielen Liedern finden Sie MP3-Versionen und Playback-Versionen auf www.wcc2013.info Eine Liedblattversion (ohne Satz) zu „Christ is our peace“ und weitere übersetzte Lieder vom Liederworkshop des ÖRK in Seoul finden Sie auf www.Busan2013.de 48 2.5 Impulstexte für Andachten in Gruppen aus Anlass der Vollversammlung a) Andacht zu Motto und Motiv der 10. Vollversammlung Ein grüner Zweig wächst aus steiniger Erde dem offenen Himmel entgegen. Seine Lebenskraft lässt sich nicht fesseln und an die Kette legen, sondern strebt unaufhaltsam empor und gibt den Vögeln Aufwind für ihren freien Flug. Ein Bild der Dynamik und Lebensfreude, ein Zeichen der Hoffnung und Zuversicht ist für mich das Logo der 10. Vollversammlung des Weltkirchenrates. Mit sparsamen stilistischen Mitteln zeichnet es einen schwungvollen Bogen von unten nach oben und verwandelt aus der elliptischen Grundform die Steine und Kettenglieder am trockenen Boden zu frischen Blättern voll Saft und Kraft am Lebensbaum und schließlich zu luftigen Flügeln und starken Schwingen der drei in den Himmel aufsteigenden Vögel. Dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht müde werden: dieses Wort aus Jesaja 40 kommt mir bei dieser Zeichnung in den Sinn, aber auch die Rede vom frischen Trieb aus altem Holz, die Weissagung des neuen und ewigen Friedenskönigs in Jesaja 11. Auch Psalm 1 fällt mir ein, das Bild eines Menschen, der wie ein starker Baum gegründet ist und fest verwurzelt im Lebenswort Gottes – und nicht zuletzt die Gleichnisreden Jesu vom winzigen Senfkorn zum riesigen Lebensbaum, vom Weinstock oder Feigenbaum, die gute Früchte tragen zu ihrer Zeit und Menschen wie Vögeln Nahrung und Schatten, Schutz und Lebensraum bieten. Dieses Bild der Hoffnung und Ermutigung passt gut zum Motto der Vollversammlung im koreanischen Busan: God of life, lead us to justice and peace! Einmal mehr zeigt sich die englische Sprache von ihrer besten Seite: klar und deutlich, knapp und bündig bringt sie auf den Punkt, woran es allzu oft mangelt, wofür Christen in aller Welt arbeiten: Leben, Gerechtigkeit, Frieden! Als „Gott des Lebens“ wird der Schöpfer und Erhalter dieser Erde angerufen, als Quelle der Lebendigkeit und Liebhaber des Lebens. Gott will Leben, nicht den Tod, das Leben der Menschen Ökumenischer Rat der Kirchen 10. Vollversammlung 30. Oktober bis 8. November 2013 Busan, Republik Korea wie das der Tiere und Pflanzen, das Leben der Alten und Jungen, der Starken und Schwachen. Alles Leben verdankt sich seinem unbedingten Willen zum Leben, seiner Vitalität und Kreativität. Damit aber Leben gelingt und bewahrt bleibt, braucht es Gerechtigkeit. Nur wo das Recht des Menschen geachtet wird, wo dem Volk wie den Völkern Gerechtigkeit widerfährt und des Menschen Wert und Würde nicht mit Füßen getreten, sondern mit Wort und Tat geschützt wird, ist das Leben zuhause. Im Verteilungsgefälle von Arm und Reich wie in den lokalen Folgen des globalen Klimawandels treten Unrecht und Ungleichheit offen zutage. Die Nahrungsunwucht von Nord nach Süd wie die weltweite Dominanz der Wirtschaft von West nach Ost offenbaren Strukturen der Macht und Unterdrückung. „Gott des Lebens, führe 49 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS uns den Weg zu mehr Gerechtigkeit und gib uns Mut, dem Weg deines göttlichen Rechtes zu folgen!“ Das ist die beherzte Bitte aller Kirchen und Christen zu Gott und der Beginn eines neuen, eines gerechten Lebensstiles! Denn nur wo es gerecht zugeht unter Menschen und Völkern, hat der Frieden eine Chance, der Schalom Gottes, der aller Welt versprochen ist: das Wohl des Leibes und das Heil der Seele, innerer und äußerer Frieden, politischer und sozialer Ausgleich. Weit mehr als die bloße Abwesenheit von Krieg ist dieser Friede, doch selbst das gelingt uns nur bruchstückhaft und scheitert immer wieder an Eigensinn und Machtstreben, an Rachegelüsten und schierer Unvernunft. „Gott des Lebens, der in Christus Mensch geworden ist, führe uns den Weg zu deinem umfassenden Frieden. Lass uns in deinem Namen Frieden wagen und eindeutige Schritte auf dem Weg des Friedens gehen!“ So beten wir zu Gott und bitten mit der Vollversammlung aller christlichen Kirchen und Gemeinden zu dem Gott, der Leben, Gerechtigkeit und Frieden schenkt – und von uns erwartet. Martin Ahlhaus b) Gemeinsam für das Leben – Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten. Eine Andacht zur neuen Missionserklärung des ÖRK Eine neue Missionserklärung? Wen interessiert das denn? Was gibt es zum Thema Mission Neues zu sagen? Und haben wir nicht vielmehr eine sehr leidvolle Geschichte mit dem Begriff Mission – sollen wir uns da wirklich erneut dranwagen? Es gibt Vorbehalte gegen die neue Erklärung zu Mission und Evangelisation, und es gibt Vorbehalte gegen das Wort Mission an sich: Allzu oft ging christliche Mission einher mit kriegerischen Auseinandersetzungen, mit Übergriffen in fremde Kulturen und Traditionen, mit viel autoritärer Meinungsmache und wenig Dialog. Selbst in der Bibel gibt es das Wort Mission nicht! Auch im sogenannten „Missionsbefehl“ nicht! Wir hören ihn im Rahmen einer jeden Taufhandlung: „Gehet hin in alle Welt 50 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“, (Apg. 1, 8) sagt Jesus Christus seinen Jüngern. Und Sie merken schon: Mission wird in der Bibel immer mit vielen Tätigkeitsworten beschrieben, vor allem mit dem Wort „geht hin, geht los, zieht los“ – bleibt nicht in euren eigenen Grenzen, überschreitet Grenzen und sucht die auf, die die Botschaft von der Gnade Gottes am dringendsten benötigen. „Gehet los“, die erste Beschreibung des Wortes „Mission“ in der Bibel. Die zweite ist: „Empfangt den Heiligen Geist – so sende ich euch“, so steht es im Johannes-Evangelium, Kapitel 20. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein“, an keiner anderen Stelle der Bibel ist unser Missionsauftrag so selbstverständlich dargestellt. Tatsächlich: Es geht um einen Auftrag und es geht um eine Mission, wenn Jesus Christus uns in dieser besonderen Art und Weise auf den Weg bringt. Die, die da losgeschickt und auf den Weg gesandt werden, gehen nicht ohne Hilfestellung. Sie werden ausgestattet mit der Kraft des Heiligen Geistes, die wiederum andere, ganz ungeahnte Kräfte in sich birgt. Im Johannes-Evangelium heißt es zum Beispiel weiter: „Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dann sind sie vergeben.“ Und im Matthäus-Evangelium im 10. Kapitel heißt es: „Und Jesus gab seinen Jüngern die Macht, unreine Geister auszutreiben und Krankheiten zu heilen.“ Bitte beachten Sie: All das wird ganz normalen Menschen gesagt, nicht etwa besonderen Amts- oder Würdenträgern. Sie werden losgeschickt, um Dinge in Bewegung zu bringen, um Menschen in Bewegung zu bringen, um in einer Welt voller Brüche und Ängste von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu reden. Tatsächlich: in erster Linie: zu reden! Dabei die richtigen Worte zu finden, ist nicht einfach, aber: Ihr werdet den Heiligen Geist empfangen – und werdet die richtigen Worte finden! Denn Mission in der Bibel meint immer, vom Reich Gottes zu reden, von Gott zu reden, zu predigen, nicht nur auf der Kanzel, sondern im Alltag der Welt. „Das Evangelium der Gnade auszurichten allem Volke“, so heißt es in der Barmer Theologischen Erklärung. „Hands together“, Aktion für ein starkes UN-Waffenhandelsabkommen bei der Friedenskonvokation des ÖRK, Kingston 2011 © Anne Heitmann Vielleicht spüren Sie es: Eine große Erwartung wird da an uns gerichtet – und gleichzeitig viel Kraft zugesagt. An diese biblischen Ermutigungen knüpft die neue Erklärung des ÖRK zu Mission und Evangelisation an. Dabei geht sie davon aus, dass „Mission von den Rändern her“ geschieht: Die Armen und Schwachen stehen im Mittelpunkt des Interesses Gottes, mit ihnen ist er in erster Linie unterwegs, um Zeichen seines Reiches zu setzen. Welch ein neuer Blick auf die Welt, welch ein mutiger Impuls: Die, die am Rand der Gesellschaft stehen, wissen am meisten von Gottes Güte zu berichten; die, die sonst nichts zu sagen haben, erzählen von Gottes Wundern. Am Ende sollen alle die Fülle des Lebens erfahren. Die ÖRK-Erklärung spricht hier von den „Marginalisierten“, von denen, denen die Fülle des Lebens vorenthalten bleibt. Einige Sätze sollen hier zitiert werden: „Die Menschen am Rande der Gesellschaft sind die Hauptpartner in Gottes Mission. Marginalisierte, unterdrückte und leidende Menschen haben die besondere Gabe zu unterscheiden, was für sie in ihrem bedrohten Leben eine gute Nachricht oder aber eine schlechte Nachricht ist. In unserer Verpflichtung auf Gottes Leben spendende Mission müssen wir auf die Stimmen der Menschen an den Rändern der Gesellschaft hören, um zu erfahren, was dem Leben dient und was es zerstört. Wir müssen unsere Mission neu auf die Wege ausrichten, die die Marginalisierten heute selbst gehen. Gerechtigkeit, Solidarität und Inklusion sind zentrale Ausdrucksformen der Mission, die von den Rändern der Gesellschaft ausgeht.“ Und an anderer Stelle heißt es: „Daher sind wir aufgerufen, den Geist Gottes überall dort zu erkennen, wo Leben in Fülle ist, insbesondere in der Befreiung unterdrückter Völker, der Heilung und Versöhnung zerbrochener Gemeinschaften und der Wiederherstellung der Schöpfung. Wir sind herausgefordert, die Leben stiftenden Formen des Geistes Gottes, die wir in verschiedenen Kulturen spüren, anzuerkennen und Solidarität mit all jenen zu üben, die sich für die Stärkung und Bewahrung des Lebens einsetzen. Wir erkennen auch Geister des Bösen, wo immer die Mächte des Todes und der Zerstörung des Lebens erfahren werden, und widersetzen uns ihnen.“ Es gibt viel zu tun für die, die in Gottes Auftrag unterwegs sind. Das spürt man, wenn man die neue Erklärung des ÖRK zu Mission und Evangelisation liest. Das soll uns aber nicht entmutigen, sondern im Gegenteil stark machen. Denn: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein“! So lasst uns – beflügelt von Gottes gutem Geist – mit all unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten gute Zeuginnen und Zeugen Gottes sein. Amen. Beate Heßler c) 65 Jahre Ökumenischer Rat der Kirchen: Gemeinsam Veränderung bewirken. Andacht zur Geschichte des ÖRK Was am 23. August 1948 noch klein begann, hat sich nach 65 Jahren zu einer weltweiten Gemeinschaft von 349 Kirchen in über 100 Ländern entwickelt. Es beteiligen sich neben protestantischen Kirchen die orthodoxen, altkatholischen und anglikanischen Kirchen ebenso wie einige Pfingstkirchen am Ökumenischen Rat der Kirchen. Mit der römisch-katholischen Kirche gibt es eine enge Zusammenarbeit. In diesem Jahr, vom 30. Oktober bis zum 8. November 2013, findet in Busan in Südkorea die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen statt. Wie ein roter Faden zieht sich der Einsatz für den weltweiten Frieden durch die Geschichte des ÖRK: Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand bereits die Gründungsversammlung 1948 in Amsterdam unter dem Motto „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“. Für die Jahre 2001 – 2010 hatte der ÖRK die „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ ausgerufen. Diese gipfelte 2011 in einer interna- 51 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS tionalen Friedenskonvokation in Kingston/Jamaica, und auch bei der kommenden Vollversammlung wird die Frage des Gerechten Friedens zentral sein. Die Erfahrung zweier Weltkriege hat zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen entscheidend beigetragen. Dass sich die Kirchen – trotz aller konfessionellen Unterschiede – gemeinsam für den Frieden auf der ganzen Welt einsetzen sollten, gehörte zum Grundanliegen der Gründer. „Was wir zuerst und am dringendsten brauchen, ist nicht eine neue Organisation, sondern die Erneuerung oder vielmehr die Wiedergeburt der gegenwärtigen Kirchen.“ Dieser Satz aus dem „Aufruf an die Kirchen“ (1947) zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen beschreibt die Stimmung und die Erwartungen, die mit dem Neubeginn der Ökumenischen Bewegung nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden waren. Nicht um die Gründung einer „Superkirche“ ging es, sondern um ein gemeinsames weltweites Forum der Kirchen, das diesen eine bessere Zusammenarbeit ermöglichen sollte. Die drei Wurzeln, aus denen der Ökumenische Rat hervorging, bestimmen bis heute seine Arbeit: die Weltmissionsbewegung, die Konfessionsökumene und die Weltfriedensarbeit. 1. Die Missionsbewegung, die vor allem im 19. Jahrhundert dazu beitrug, das Christentum weltweit zu verbreiten, ging mit der Kolonialpolitik der Weltmächte einher, hatte aber einen durchaus eigenständigen Ursprung in der Erweckungsbewegung. In den Missionsgebieten sahen sich die zahlreichen Missionsgesellschaften mit dem Nebeneinander und der Konkurrenz der Kirchen und Konfessionen konfrontiert – eine Belastung für die Glaubwürdigkeit der christlichen Mission. Die neue Mission wurde sofort mit den alten Spaltungen der Kirchen belastet. Um diesem Missstand zu begegnen, fanden seit Mitte des 19. Jahrhunderts Missionskonferenzen in England, den USA und Asien statt. Als Geburtsstunde der modernen ökumenischen Bewegung wird die Weltmissionskonferenz von Edinburgh 1910 angesehen, an der mehr als 1 200 Delegierte aus 150 Missionsgesellschaften teilnahmen. 52 2. Das Anliegen, die Kirchentrennungen zu überwinden und zur Einheit des Leibes Christi zusammenzuwachsen, war ein weiterer Motor der ökumenischen Bewegung. Immer wieder wurde das Gebet Christi für das Einssein aller seiner Jünger zitiert (Johannes 17, 21): „… auf dass sie alle eins seien, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns seien, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ Die gemeinsame Arbeit an den theologischen Grundfragen nach der Taufe, dem Abendmahl, dem Kirchen- und Amtsverständnis prägen den ÖRK noch immer. Das Wissen voneinander und das gegenseitige Verständnis sind in 65 Jahren Zusammenarbeit gewachsen – die kirchliche Einheit noch nicht. Der ÖRK hat aber dazu beigetragen, dass in vielen Ländern Kirchenräte und andere ökumenische Einrichtungen entstanden sind, ein weltumspannendes ökumenisches Netzwerk, das einen lebendigen und vielfältigen Austausch der Kirchen untereinander ermöglicht. 3. Seit seiner Gründung hat der ÖRK die Kirchen in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung bestärkt und inspiriert. Das bekannteste Beispiel ist das Programm zur Bekämpfung des Rassismus, durch das sich der ÖRK für die Überwindung der Apartheid in Südafrika engagierte. Heute sind die Fragen nach der wirtschaftlichen Globalisierung und Klimagerechtigkeit die drängendsten, der sich die Kirchen stellen. Der Ökumenische Rat der Kirchen verändert sich: Junge Menschen entdecken neue Formen ökumenischen Engagements, andere Möglichkeiten der Begegnung und des Austauschs. Die Arbeit für die sichtbare Einheit der Kirchen und der gemeinsame Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit machen den Ökumenischen Rat der Kirchen auch 65 Jahre nach seiner Gründung notwendig. Beten wir für die Arbeit der 10. Vollversammlung, dass sie die Christenheit auf ihrem gemeinsamen Weg sichtbare Schritte weiterbringen möge. Heike Koch 2.6 Weitere Gottesdienstanlässe a) Schöpfungszeit – ein Beitrag zu einem Pilgerweg für Klimagerechtigkeit Die Teilnehmenden der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu 2007 haben den Kirchen Europas empfohlen, in der Zeit zwischen dem 1. September und 4. Oktober die „Schöpfungszeit“ zu feiern und damit dem Gebet für die Schöpfung im Kirchenjahr Raum zu geben. Gemeinden und Kirchen sind eingeladen, gemeinsam und ökumenisch Andachten und Gottesdienste zur Schöpfungszeit zu feiern. Hierzu stehen verschiedene Materialien zur Verfügung: Gottesdienstmaterialien der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland zum Tag der Schöpfung 2013 Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen lädt ein, an möglichst vielen Orten in Deutschland den Tag der Schöpfung unter dem Motto „Gottes Schöpfung – Lebenshaus für alle“ ökumenisch zu feiern (am 1. Freitag im September oder an einem anderen Termin im Zeitraum vom 1. September bis 4. Oktober). Das Heft enthält den Gottesdienst der zentralen Feier der ACK am 6. September 2013 in Hamburg: eine orthodoxe Vesper in ökumenischer Gemeinschaft. Weitere Vorbereitungsmaterialien und Hinweise auf Gottesdienstmodelle zum Motto im Internet können dazu inspirieren, einen eigenen Gottesdienst zu gestalten. Wichtig ist dies in diesem Jahr vor allem an Orten, an denen eine orthodoxe Vesper nicht realisierbar ist. Das Heft ist kostenlos im Online-Shop der ACK Deutschland www.oekumene-ack.de/Shop.150.0.html erhältlich. Unter www.schoepfungstag.info finden sich weitere Materialien, unter anderem ein Jugendgottesdienst und ein Kinderbibeltag zum Thema „Wir bauen uns ein Welthaus“. Andachten zur Schöpfungszeit Das Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland bietet für die Schöpfungszeit ein Andachtsheft unter dem Thema „Gottes Schöpfung – Lebenshaus für alle“ an. Es ist im Rahmen des europäischen Gemeindeklimaschutzprojektes entstanden, an dem sieben Kirchen aus fünf Ländern beteiligt sind. Es kann ab 12.07.2013 abgerufen werden. www.oekumenezentrum-ekm.de b) Ökumenische FriedensDekade Unmittelbar im Anschluss an die Vollversammlung des ÖRK wird in Deutschland die Ökumenische FriedensDekade begangen. Gottesdienste in diesem Rahmen können Anliegen der Vollversammlung aufnehmen: „Solidarisch?“ ist das Motto der diesjährigen Ökumenischen FriedensDekade vom 10. bis 20. November 2013. Mit über 2 000 bundesweit gemeldeten Veranstaltungen ist die FriedensDekade die beständigste ökumenische Friedensaktion von Kirchen und christlicher Friedensbewe- 53 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS gung. Das Motto rückt die Frage nach der Gerechtigkeit in den Fokus: Was bedeutet solidarisch sein bzw. solidarisch leben in der heutigen Zeit? Wer braucht unsere Solidarität? Was wünscht sich jemand von Blockupy von den Kirchen? Die biblische Orientierung lenkt den Blick auf die Speisungsgeschichte aus Lk 9, 10–17 und Ps 82, 2–4. Beide Texte fordern zum solidarischen Handeln heraus. Ps 82, 3 formuliert das so: „Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht.“ Auch im Rahmen der FriedensDekade gibt es zahlreiche Möglichkeiten, aktiv zu werden: Die FriedensDekade sammelt Unterschriften im Rahmen der Kampagne „Steuer gegen Armut“ für eine Einführung der Finanztransaktionssteuer in Deutschland. Einnahmen daraus sollen zu einem Drittel für internationale Armutsbekämpfung verwendet werden, zu einem Drittel für nationale Armutsbekämpfung und zu einem Drittel für Klimaschutz. Mit dem 70-seitigen Materialheft stellt die FriedensDekade Bausteine für die Praxis, Ideen für Aktionen vor Ort und Hintergrundtexte für die zehn Tage im November zur Verfügung. Es geht u.a. um alternative Wirtschaftstheorien und um alternative Wirtschaftsmodelle, die bereits praktiziert werden, aber auch um die Frage nach dem grenzüberschreitenden Einsatz für gerechtere Wirtschaftsstrukturen in Europa. Außerdem wird der solidarische Einsatz für Kriegsopfer im Irak, für Flüchtlinge und für von Rechtsradikalen bedrohte Menschen thematisiert. Wiltrud Rösch-Metzler, Redaktion Ökumenische FriedensDekade [email protected] Tel. 0 67 62/22 61, www.friedensdekade.de Auch die EKD bietet zur Friedensdekade wieder ein Heft mit einer Gottesdienstordnung für einen „Bittgottesdienst für den Frieden in der Welt“ an. Es kann auch auf www.friedensgottesdienste.de heruntergeladen werden. 54 © Ökumenische FriedensDekade c) Ökumenischer Gottesdienst am Buß- und Bettag: Gottesdienst feiern in versöhnter Verschiedenheit Als Beitrag zum ökumenischen Reformationsgedenken wird die ACK in Baden-Württemberg für 2013 einen liturgischen Vorschlag für die ökumenische Feier des Buß- und Bettags erarbeiten. Sie sieht darin die Chance, bereits vorhandene Ansätze einer ökumenischen Feier des Buß- und Bettags aufzugreifen und zu stärken, ebenso wie die geistlichen und liturgischen „Früchte“, die die ökumenische Bewegung hervorgebracht hat. Es geht darum, „Reformation als geistliche Erneuerung der Kirchen“ ökumenisch zu öffnen. Die Handreichung mit einem Gottesdienstformular und weiteren Anregungen wird als PDF-Datei auf der Homepage der ACK Baden-Württemberg abrufbar sein. www.ack-bw.de 2.7 Ökumenische Hoffnungsgeschichten Vier kleine Geschichten rund um die Ökumene, zum Durchlesen und Ins-Gespräch-Kommen, zum Sich-Anstecken-Lassen und Weitererzählen, zum Teilen in Kleingruppen und Kirchenkaffee Heiliger Abend Mein Vater kam Anfang der 60er-Jahre als Student aus Indien nach Deutschland. Er wollte Schiffsbauingenieur werden, weil Indien und Deutschland damals Werften bauten und er sich nach seiner Rückkehr nach Indien eine gute Arbeitsstelle erhoffte. Das Schicksal aber verschlug ihn nach Saarbrücken in einen anderen Studiengang. Am 23. Dezember seines zweiten Jahres in Deutschland lief er durch die Stadt. Plötzlich sprach ihn ein fremder Mann an: „Wollen Sie nicht morgen zu uns kommen?“ Mein Vater war überrascht; eine solche Offenheit hatte er bis dahin nicht in Deutschland erlebt. Er zögerte, aber am nächsten Tag folgte er der Einladung. Es war ein wahrhaft Heiliger Abend. Meine Eltern blieben immer mit dieser Familie verbunden. Viele Jahre später, ich muss 13 oder 14 Jahre alt gewesen sein, es war wieder ein 23. Dezember, lasen meine Eltern in der Lokalzeitung von Spätaussiedlern, die in einem Übergangsheim angekommen waren. Als sie vorschlugen, doch eine Familie für Heiligabend einzuladen, war ich innerlich entsetzt: Ich konnte mir gar nicht vorstellen, den Heiligabend mit fremden Menschen zu teilen. Doch meine Eltern ließen sich nicht abhalten. Und es wurde ein wahrhaft Heiliger Abend! Ravinder Salooja Miteinander ein Hühnchen rupfen – ökumenisches Abendmahl in Soweto Nach einem mehrstündigen Sonntagsgottesdienst und einigen anderen Unternehmungen in Soweto knurrte am frühen Abend unser Magen. Einer der südafrikanischen Brüder schlug vor, einige gebratene Hühnchen zu kaufen und dann eine HIV-Aids-infizierte Frau zu besuchen, die er gerne zu der Selbsthilfegruppe der Gemeinde einladen wollte. Ich war im ersten Augenblick etwas skeptisch, ob der „spontane Besuch“ von etwa zehn südafrikanischen und deutschen Kirchenleuten in der Blechhütte der erst wenige Tage vorher aus dem Krankenhaus entlassenen Frau wirklich eine gute Idee war. Aber es gab keine große Diskussion, an einer Hähnchenstation wurden mehrere Tüten mit gebratenen Hähnchen gekauft und flugs das Haus der Frau angesteuert. Als sie uns auf unser Pochen auf der Wellblechtür die Tür öffnete, stand ihr die Überraschung und die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben. Mit leisen Worten bat sie uns herein und entschuldigte sich zugleich für die leere Hütte, in der kaum Mobiliar vorhanden war. Schnell wurde jedoch aus einer Kiste und einem Brett ein Tisch gebildet, auf den die Hähnchentüten und zwei Teller für die Knochen gelegt wurden. Auf Kissen und anderen Textilien setzten wir uns auf dem Boden rund um den improvisierten Tisch. Nach einer kurzen Vorstellung der Anwesenden und einem Lied wurden die Tüten aufgerissen und alle rupften hungrig mit den Händen Stücke von den gebratenen Hähnchen herunter. Als nur noch die Knochen auf den Tellern lagen, trug ich mit der Hausbewohnerin und ihrer dreijährigen Tochter, die sich die ganze Zeit eng an sie schmiegte, die Teller in den Hof zu der dortigen Wasserstelle. Ich fragte sie, ob sie schon lange in Soweto lebte und ob sie gute Nachbarn hätte, weil ich merkte, dass sie und auch ihre kleine Tochter vorsichtig-ängstliche Blicke zu der Hütte rechts von ihnen warfen. Da brach es aus der Frau heraus: Sie war erst vor wenigen Monaten vom Land nach Soweto gezogen, weil sie hoffte, dort Arbeit zu finden, um sich und 55 II. GOTTESDIENST FEIERN MIT DEM GOTT DES LEBENS ihre Tochter zu ernähren. Bereits nach wenigen Tagen in dem neuen Zuhause drang jedoch der Nachbar nachts in ihre Hütte ein und vergewaltigte sie und ihre kleine Tochter – entsprechend dem Mythos, dass der Geschlechtsverkehr mit einer „Jungfrau“ von der Aidsinfektion heile. Als sie in der Klinik die traurige Bestätigung ihrer Aidsinfektion erhielt, erklärte ihre Schwester sie für nahezu tot und räumte die Möbel aus der Hütte, die wir deshalb in diesem fast leeren Zustand angetroffen hatten. Noch schlimmer war für die Frau allerdings, dass niemand mehr in ihr Haus kommen und mit ihr an einem Tisch essen wollte, um sich nicht selbst anzustecken. So saß sie nun viele Stunden am Tag und besonders in der Nacht voller Angst vor einem neuen Überfall mit ihrer traumatisierten Tochter in der kahlen Hütte. Unser spontaner Besuch und das gemeinsame Hähnchenrupfen hatten sie zwar ziemlich überrascht, aber es war das erste Mal nach dem Überfall, dass sie wieder für andere Gastgeberin und Tischgenossin sein konnte. Es war für sie der erste Schritt zur Rückkehr in die Gemeinschaft der Lebenden. Bevor wir gingen, lud sie der lokale HIVAids-Koordinator zum Treffen der Selbsthilfegruppe in das Day-Care-Center ein und bot ihr für ihre Tochter einen Platz in dem gerade eingerichteten Kindergarten an, damit sie in Ruhe über Perspektiven in der neuen Lage nachdenken könne. So wurde aus dem zunächst mit einiger Skepsis angegangenen „Abendmahl“ vielleicht eine ökumenische Begegnung, wie sie in Mt 25 als zunächst uneindeutige Christusbegegnung geschildert wird. Gerdi Nützel, Gründonnerstag 2013 (zehn Jahre nach dem Besuch 2003) Sinn des Lebens Der US-amerikanische Autor Robert Fulghum erzählt eine Geschichte vom Sinn des Lebens, die ihren Ursprung in einer Tagungsstätte der orthodoxen Kirche auf Kreta hat; einem Ort, der entstand, um die tiefen Gräben zwischen Griechen und Deutschen zu überwinden. Denn der Hass gegen die deutschen Besatzer war in der Bevölkerung von Kreta seit dem Zweiten Weltkrieg tief verwurzelt. Viele 56 hatten in Erinnerung, wie die deutschen Soldaten ganze Dörfer ausrotteten und Tausende Kreter gefangen nahmen und ermordeten. Aber auch Tausende von Deutschen, vor allem junge Soldaten, starben auf Kreta. Noch heute werden die Friedhöfe mit den Gräbern deutscher Söhne von alten kretischen Müttern gepflegt. Alexander Papaderos, der in Kreta aufwuchs und in Athen lebte, träumte lange Jahre von einem Ort der Versöhnung und der Begegnung auf dieser Insel. Sein Traum wurde 1968 wahr, als eine Akademie und internationales Tagungszentrum an einem der schönsten Orte dieser Insel entstand. Er selbst ist eine lebende Legende der Völkerverständigung, voller Weitsicht, Humor, Energie, Menschenliebe. Dieser Alexander Papaderos leitete vor vielen, vielen Jahren das Philosophie-Seminar, an dem Robert Fulghum teilnahm. Zwei Wochen tauschten sie sich aus. In der Schlussrunde des Seminars fragte Papaderos: „Gibt es noch Fragen?“ Es ist so eine Frage, mit der man eigentlich Schluss macht, weil alle gehen wollen. Es ist eine rhetorische Frage am Ende von Seminaren, Vorträgen, Workshops. Gibt’s noch was? Und in diesem Abschlussmoment fragte Robert Fulghum: „Was ist der Sinn des Lebens?“ Alle lachten. Als ob man das mal kurz beantworten könnte. Doch Papaderos hob die Hand. Es wurde still im Raum. Er schaute Robert Fulghum an, um zu prüfen, ob er es ernst meinte mit seiner Frage. „Ich will Ihnen antworten“, sagte Papaderos. Er zog eine alte Brieftasche aus seiner Jacke. Machte das Etui auf und fischte einen rundlichen, uralten Spiegel aus dem Etui. Und begann zu erzählen: „Als ich ein kleines Kind war, während des Krieges, waren wir sehr arm. Wir lebten in einem kleinen Dorf auf Kreta. Eines Tages fand ich auf der Straße die zerbrochenen Teile eines Motorradspiegels. Ein deutscher Soldat hatte einen kleinen Motorradunfall an dem Ort gehabt.“ Der kleine Papaderos versuchte alle Teile des Spiegels, die er fand, zusammenzusammeln. Aber es war nicht möglich, alle zu finden. Er behielt das Größte von ihnen. Und durch Schleifen an einem Stein wurde es schließlich rund. Er begann mit dem Spiegel zu spielen. Er war fasziniert davon, dass er Licht reflektieren lassen konnte und dorthin leiten konnte, wo es dunkel war und wo niemals die Sonne hinkam. Es wurde ein Spiel für ihn, dorthin Licht zu bringen, wo die allerdunkelsten Flecken waren, die er fand. Ökumene im Spiegel, Erkundungen in Korea für die 10. Vollversammlung © Heike Bosien Ihr seid damit nicht allein Erfahrungen einer Spiritualität der Empathie Wie bekommen die Fragen nach Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung einen Platz in unseren Kirchen, den Gemeinden, in uns selbst – in einer Welt, in der es uns an Informationen nicht mangelt, in einer Zeit, in der wir weit mehr wissen, als wir verarbeiten können? Er hob diesen kleinen Spiegel auf, auch als er größer wurde. Ab und an spielte er manchmal das Spiel vom Lichteinfangen und Umleiten. „Als ich erwachsen wurde“, so Papaderos, „begriff ich, dass dies nicht nur ein Kinderspiel war, sondern eine Metapher dafür, was ich mit meinem Leben tun könnte. Ich verstand, dass ich selbst nicht das Licht bin oder die Quelle des Lichts. Aber Licht – also Wahrheit, Verstehen, Erkenntnis – ist vorhanden und es wird nur an viele dunkle Plätze gelangen, wenn ich es reflektiere und hineinstrahlen lasse. Ich bin ein Fragment eines Spiegels, dessen ganze Gestalt und ganze Größe ich nicht kenne. Und dennoch: Mit dem, was ich habe, kann ich Licht an die dunkelsten Orte dieser Welt bringen und in die dunkelsten Ecken der menschlichen Herzen. Vielleicht werden es andere sehen und mir gleich tun. Das ist es, warum ich bin. Das ist der Sinn des Lebens.“ Und dann nahm er seinen kleinen Spiegel, vorsichtig, fing die Sonnenstrahlen ein, die durchs Fenster fielen, und leuchtete Robert Fulghum ins Gesicht und auf seine Hände. Und Robert Fulghum schreibt in seinem Buch: „Vieles, was ich auf Kreta kennenlernte über die Geschichte der Insel und die griechische Kultur habe ich vergessen, aber im Etui meines Gedächtnisses trage ich bis heute einen kleinen runden Spiegel mit mir.“ Aufgeschrieben von Heike Bosien Eine Erfahrung aus der KonfirmandInnenarbeit (Sommer 2012) ermutigt mich: Die Konfirmandinnen und Konfirmanden haben sich mit dem UNO-Waffenhandelsabkommen beschäftigt. Sie waren stark berührt von den Folgen dieses scheinbar so fernen Vertrags für einzelne Menschen an verschiedenen Enden der Erde. Sie haben im Gottesdienst geklagt, gebetet und gesungen und haben dann Briefe an Betroffene in Mosambik und Palästina geschrieben, an ihre eigene Kirchenleitung, ihre Regierung. In dem Brief nach Palästina heißt es: „Wir möchten Euch wissen lassen, dass wir an Euch denken und dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, das Übel zu stoppen. Wir hoffen aus tiefstem Herzen, dass Eure Probleme schnell ein Ende haben werden! Ihr seid damit nicht allein!” Diese Jugendlichen haben sich dem fernen Anderen zugewendet und dies hat sie selbst verändert. Diese Erfahrung nenne ich „Spiritualität der Empathie“. Verletzbare Gesichter hinter abstrakten Nachrichten zu erkennen, Brücken zu fernen Geschwistern zu schlagen und dabei nicht ohnmächtig zu werden, sondern sich im tiefen Vertrauen in gesellschaftliche Prozesse zu mischen, zählt für mich zu den Kernaufgaben unserer Kirchen. Almut Bretschneider-Felzmann Weitere Hoffnungsgeschichten unter www.plaedoyer-ecu.de/busan%202013.html 57 III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS 3.1 Anregungen für Gemeindeveranstaltungen a) Pilgerreise nach Busan: Eine ökumenische Reise durch das Christentum weltweit Bei jeder Station soll dann aber die Bedeutung des Themas im eigenen Kontext im Mittelpunkt des Gespräches stehen. Auf der Website der Vollversammlung findet sich ein ungewöhnlicher „Reiseführer“ für die Gemeinden vor Ort: Eine Arbeitshilfe lädt Menschen in den Ortsgemeinden ein, ein umfassenderes Verständnis dafür zu bekommen, was es heißt, Teil der weltweiten Kirche zu sein und an der Mission Gottes in dieser Welt teilzuhaben. Sie will die Gemeinden ermutigen, sich mit den spirituellen Impulsen und aktuellen Schwerpunkten der ökumenischen Bewegung zu beschäftigen und so „die Kirchen“ auf ihrem Weg nach Busan zu begleiten. Die sechs Stationen sind Etappen auf einem Weg. Sie sollen helfen, das Gebet „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ praktisch zu leben. „Auf dem Weg zu unserer Vollversammlung 2013 in Busan können wir darüber nachdenken, wer wir sind und zu welchen Handlungen wir als Christen berufen sind“ ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit Die Arbeitshilfe hat die Form einer Pilgerreise mit sechs Stationen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Einheit der Christen Zum Zeugnis berufen Mit Menschen anderen Glaubens leben Engagement für Gottes Gerechtigkeit Beten für den Frieden Gottes Transformative Spiritualität für die Nachfolge Jede Station hat einen Schwerpunkt der Ökumene zum Thema: Einheit, Mission, Frieden, Gerechtigkeit, Gebet, Nachfolge. Jede Station stellt den Teilnehmenden die Situation an einem anderen Ort vor: Osteuropa, Lateinamerika, Nigeria, Indien, Arabische Länder und „die ganze bewohnte Erde“. 58 An jeder Station werden drei Aspekte miteinander verwoben: Erinnerung: Erinnerung an unsere biblischen, spirituellen und theologischen Wurzeln hilft uns, heute in unserem jeweiligen Kontext nach Gerechtigkeit und Frieden in der Welt zu streben. Sehen: Weil wir uns erinnern, können wir sehen, was wir sonst nicht sehen würden. Wir öffnen unsere Augen und erkennen, was uns von Gott und anderen trennt. Wir sehen, was in unserem Kontext passiert und in welchem Verhältnis es zu den Ereignissen in anderen Teilen der Welt steht. Wir fragen: Was verhindert oder schadet dem Zeugnis und dem Auftrag der Kirche? In Beziehung treten: Als lokale Glaubensgemeinschaft sind wir mit anderen Gläubigen in der globalen Kirche verbunden. Wir tragen gemeinsam die Probleme und erkennen gemeinsam, welche Auswirkungen sie auf uns haben. Die Kirche wird zu einem Ort des „Erinnerns“, des „Sehens“ und des „In-Beziehung-Tretens“. Die Arbeitshilfe besteht aus einem „Handbuch für Teilnehmende“ und einem „Handbuch für Gruppenleitende.“ Das Handbuch für Gruppenleitende enthält umfassende Hintergrundinformationen über die Orte, Themen und Anliegen jeder Station und Hinweise auf weitere Materialien. Ökumenisches Gespräch Madang: Traditioneller Innenhof in Korea: ein Ort für Begegnung © ÖRK, Igor Sperotto © Heike Bosien Das Handbuch für Teilnehmende bietet eine Einleitung, Fragen, die das Gespräch strukturieren können, und schlägt Möglichkeiten zum praktischen Handeln vor, die im Zentrum der „Pilgerreise“ stehen. Zielgruppen der Arbeitshilfe: Erwachsenengruppen, Jugendgruppen, gemischte Gruppen (andere Kirchen, Glaubensgemeinschaften) Die Handbücher stehen zum Download bereit auf: http://wcc2013.info/de/resources Johny Thonipara „Durch Erzählungen, Reflexion, Gebet und das Entdecken weiterer ähnlicher Materialien können die Menschen ihre Wahrnehmung von anderen Christen und ihre eigene Nachfolge vertiefen.“ Pastorin Dr. Karen L. Bloomquist b) Jugendprojekt: Einladung zu einer Pilgerreise Zur „Pilgerreise nach Busan“ sollen sich auch Menschen aufmachen, für die Ökumene eigentlich „weit weg“ ist. Besonders junge Menschen werden in der Ökumene gebraucht! Sie können auf diesem Pilgerweg „Neuland“ erkunden, die Themen des ÖRK kennenlernen, die weltweite Gemeinschaft von Christen erleben und selbst erste Schritte in Richtung Gerechtigkeit und Frieden gehen. Der „Pilgerreiseführer für Jugendliche“ soll helfen, mit jungen Menschen diesen Pilgerweg zu gehen. Er bereitet die ÖRK-Materialien methodisch abwechslungsreich und ansprechend auf. Zur Zielgruppe gehören z. B. Konfirmandengruppen, SchülerInnen im Religionsunterricht (v. a. Kursstufe), Jugendkreise, Pfadfindergruppen, angehende weltwärts-Freiwillige, aber auch Erwachsene. Der „Pilgerreiseführer für Jugendliche“ ist ab August 2013 abrufbar unter: www.Busan2013.de (vollständig ab November). Das Projekt „Pilgerreiseführer für Jugendliche“ wird gestaltet von zwei Mitgliedern der Multiplikatorenreisegruppe der Ev. Landeskirche in Württemberg. Susanne Gölz und Christoph Wiest studieren Theologie in Tübingen und haben als Freiwillige in Indonesien und Südafrika ökumenische Erfahrungen gemacht. 59 III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS Der Vorbereitungsausschuss der Vollversammlung erkundet eine buddhistische Tempelanlage in Südkorea © Heike Bosien c) Lebendige Briefe – Teambesuche als Instrumente wechselseitiger ökumenischer Begleitung und Supervision Unsere Gemeinden, Kirchen und Gesellschaften brauchen Re-Formationen und Trans-Formationen, um vom „Leben in Fülle“ Zeugnis zu geben. Dabei ist wechselseitige ökumenische Begleitung und Supervision hilfreich. Ökumenische Teambesuche unterstützen Menschen in ihrem Engagement, sie qualifizieren, ermutigen und fordern heraus. Sie können als Solidaritätsbesuche in Krisen eingesetzt werden, aber auch in den Perspektivdiskussionen unserer Kirchen. So hat die lippische Landeskirche 2006 ein ökumenisches Team – fünf Personen aus verschiedenen Partnerkirchen – eingeladen zum Thema „Wie missionarisch ist unser kirchliches Handeln?“ Der Bericht gibt sehr interessante Denkanstöße und Impulse. Und ich schlage vor, auch im regelmäßigen kirchlichen Besuchsdienst verstärkt VertreterInnen aus der lokalen und weltweiten Ökumene zur Beteiligung einzuladen. Dazu einige Anregungen: „Lebendige Briefe“ hieß – in Anknüpfung an 2. Korinther 3, 3 – das große Teamvisit-Programm, das der ÖRK zur Zwischenauswertung der Ökumenischen Dekade „Kirchen in Solidarität mit Frauen“ Mitte der 90er-Jahre durchführte. Ein kleines internationales Team besuchte 1995 auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Zum Ende der Dekade 1998 hielten wir dazu fest: „Die BesucherInnen haben uns in unserem Engagement sehr ermutigt. Die Begegnung mit ihnen war eine gute Er- 60 fahrung ökumenischer Gemeinschaft. Durch den Besuch ist in der EKHN eine stärkere Kooperation entstanden zwischen Frauen und einzelnen Männern, die sich mit der wirtschaftlichen und sozialen Lage von Frauen, mit Rassismus, mit ökumenischen und interkulturellen Beziehungen, mit Gleichstellung oder feministischer Theologie auseinandersetzen. ... Darüber hinaus stellt das Konzept der Teambesuche eine zukunftsweisende Methodik der Zusammenarbeit von Ökumenischem Rat und Mitgliedskirchen dar, die auch in anderen Themenbereichen praktiziert werden sollte.“ Auch im Rahmen der „Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt“ gab es ein Living-Letters-Programm des ÖRK. Beim Teambesuch in Deutschland 2008 erlebten die GastgeberInnen Anteilnahme und Solidarität und sie hörten Geschichten von Gewalt und ihrer Überwindung aus anderen Ländern. Neue Beziehungen zwischen Gruppen aus verschiedenen Kirchen und darüber hinaus entstanden, Erfahrungen und Erkenntnisse in Prävention und Konflikttransformation wurden ausgetauscht. Auch gemeinsames Bibellesen und Beten stärkte unsere Hoffnung, Gewalt gewaltfrei zu widerstehen und sie zu überwinden. Die sechs Frauen und Männer aus Brasilien, USA, Griechenland, der Schweiz und Burundi würdigten das große Engagement zur Dekade in Deutschland, stellten aber auch kritische Fragen zur hohen Zahl der Rüstungsexporte und danach, ob das Friedensengagement ins Zentrum kirchlicher Arbeit gerückt sei oder doch noch eher am Rand stehe. Sie nahmen Anliegen und Anregungen für die geplante Friedenskonvokation mit. Ulrike Schmidt-Hesse 3.2 Einheit – Mission – Gerechter Frieden – Wirtschaft für das Leben Wichtige Themen der Vollversammlung zum Nachlesen in vier Dokumenten: Ökumene lebt von der Begegnung, ökumenische Theologie entsteht „im Angesicht des und der Anderen“. Was dabei entsteht, ist nachzulesen in den vielen Dokumenten, die für eine Vollversammlung vorbereitet werden. Sie legen Rechenschaft ab über das, was gemeinsam gesagt werden kann, und bereiten Entscheidungen der Vollversammlung vor. Natürlich sind nicht alle Dokumente einfach zu lesen, so wie die meiste theologische Fachliteratur auch. Das Besondere – und manchmal für uns auch Ungewohnte – sind die vielen konfessionellen Traditionen und Kontexte, die sich in den Texten widerspiegeln. In so vielfältiger Weise finden sie sich in wenigen anderen theologischen Texten wieder. Für die, die sich näher mit einem der Themen der Vollversammlung auseinandersetzen wollen, eine lohnende Lektüre. Wir haben hier vier Dokumente zusammengestellt, die vier Themenbereiche der Vollversammlung aufnehmen. Michael Biehl, Fernando Enns und Klaus Heidel, die drei der Texte kurz vorstellen, waren am Entstehungsprozess der Dokumente beteiligt. Matthias Meyer vom Konfessionskundlichen Institut Bensheim stellt vorweg das Dokument zur Frage nach der Einheit der Kirche vor. Sie finden diese und weitere Dokumente für die Vollversammlung als Download auf: http://wcc2013.info/en/resources/documents oder auf www.busan2013.de Einheit a) „Die Kirche: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision“ Die Vision „sichtbarer Einheit“ bewegte Vollversammlungen in den letzten 50 Jahren seit Neu-Delhi (1961). Ein weichenstellendes Dokument nach mehr als 20-jähriger Arbeit liegt nun vor: „The Church: Towards a Common Vision“/„Die Kirche: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision“. Die Studie Nr. 214, erarbeitet von der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, besticht. An ihr wird zukünftig Theologie und Kirche in der weltweiten Ökumene gemessen werden. „Taufe, Eucharistie und Amt. Gemeinsam den einen Glauben bekennen“ und „Kirche und Welt“ verkörpern bereits wegweisende Meilensteine. Doch jetzt geht es um eine Vision von Kirche, wie sie 1993 auf der fünften Weltkonferenz von Glaube und Kirchenverfassung gebahnt wurde: „Auf dem Weg zur Koinonia in Glauben, Leben und Zeugnis.“ Die Vision verdankt sich dem dreieinigen Gott (Kap. 1 f.): Es gibt Fortschritte auf dem Wege zur sichtbaren Einheit. „Koinonia“, Schlüsselbegriff der Einheit, führt weiter: „Versöhnte Verschiedenheit“ wird zum anvisierten Programm. (Kap. 2). Hoffnungspotentiale gilt es verstärkt zu erkennen: „Die Kirche: Wachsen in Gemeinschaft“ (Kap. 3). „Glauben, Sakramente und Amt“ sollten verbinden! Krisen und Aufgabenstellungen fordern heraus, um „die Gabe der Autorität im Dienst der Kirche“ zu benennen. Autorität – nicht Macht oder weltliche Herrschaft – verkörpert der gekreuzigte und auferstandene Christus. Er beruft, er beauftragt nationale und internationale Ökumene: „Die Kirche: In und für die Welt“ (Kap. 4). Denn Kirche gründet im Heilswirken Jesu: „Das Reich Gottes, das Jesus verkündete, indem er Gottes Wort in Gleichnissen offenbarte, und das er durch seine großen Taten, besonders durch das Ostergeheimnis seines Todes und seiner Auferstehung, eingeleitet hat, ist die letzte Bestim- 61 III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS mung des gesamten Universums. Denn die Kirche existiert nach dem Willen Gottes nicht für sich selbst, sondern soll dem göttlichen Plan zur Verwandlung der Welt dienen.“ (§ 58). Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des ÖRK, beurteilt den auf Konvergenz ausgerichteten Text richtungsweisend (Geleitwort IV): „Das Dokument spiegelt die konstitutionellen Ziele und die Identität des ÖRK als Gemeinschaft von Kirchen wider, die einander zum Ziel der sichtbaren Einheit aufrufen. Die Einheit ist eine Gabe des Lebens und eine Gabe der Liebe und nicht ein Prinzip der Einstimmigkeit oder Einseitigkeit. Als Gemeinschaft von Kirchen sind wir dazu aufgerufen, die Einheit des Lebens, die uns in Jesus Christus – durch sein Leben, sein Kreuz und seine Auferstehung – geschenkt wurde, zum Ausdruck zu bringen, damit Gebrochenheit, Sünde und Böses überwunden werden können.“ Matthias Meyer Mission b) Gemeinsam für das Leben. Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten „Wir glauben an den dreieinigen Gott, den Schöpfer, Erlöser und Bewahrer allen Lebens. Gott hat die ganze oikoumene nach seinem Bild geschaffen und ist in der Welt unablässig am Werk, um sich für das Leben einzusetzen und es zu schützen. Wir glauben an Jesus Christus, das Leben der Welt und die Inkarnation von Gottes Liebe für die Welt (Johannes 3, 16). Für das Leben in seiner ganzen Fülle einzutreten, ist Jesu Christi höchste Aufgabe und Sendung (Johannes 10, 10).“ Hier klingen die Motive der neuen Missionserklärung des ÖRK an. Sie fasst zusammen, was unterschiedlichste Konfessionen über Mission in einer globalisierten und zerris- 62 senen Welt gemeinsam sagen können. Es war eine beeindruckende, über den ÖRK hinausreichende Vielfalt von Kirchen und Konfessionen – von orthodox über römisch-katholisch und evangelikal bis zu pfingstlerisch –, die gemeinsam dieses Dokument erarbeitet hat. Für sie ist Mission „das Überfließen der unendlichen Liebe des dreieinigen Gottes“. Menschen lassen sich durch Gottes Geist berufen und wirken durch eine missionarische Spiritualität, die die Menschen und die Welt verwandelt. Als „Energie für ein Leben in Fülle“ stärkt sie den Widerstand gegen alle Kräfte, die Leben „verweigern, zerstören und einschränken“, und bevollmächtigt die am Rand: Marginalisierte und Unterdrückte. In Demut und Respekt soll die Frohe Botschaft auch mit denen geteilt werden, die anderen religiösen Traditionen angehören. Evangelisation ist die ausdrückliche und absichtsvolle Bezeugung des Evangeliums, zu der die Einladung zur persönlichen Umkehr zu einem neuen Leben in Christus und zur Nachfolge gehört. In einer pluralistischen Welt führt diese Haltung zum Dialog, da nach der Erklärung Gottes Geist auch in anderen Kulturen und sogar in anderen Religionen erfahrbar ist. Dialog ermöglicht ein Sich-Einlassen auf die Verwurzelungen des Evangeliums in den verschiedenen Kulturen. „Die Pluralität von Kulturen ist eine Gabe des Geistes zur Vertiefung unseres Glaubens und gegenseitigen Verständnisses.“ Unter den vielen Motiven können wir in Deutschland vor allem an das der verwandelnden Spiritualität und der Einladung zum Fest des Lebens, an die Verknüpfung von Mission und Schöpfung und an die missionarische Dimension der Ortsgemeinde anknüpfen. Michael Biehl Kein Frieden ohne Gerechtigkeit, Friedenskonvokation 2011 © Anne Heitmann Wirtschaft im Dienst des Lebens c) Wirtschaft im Dienst des Lebens, Gerechtigkeit und Friede für alle. Ein Aufruf zum Handeln „Der Klimawandel und Bedrohungen der Unversehrtheit der Schöpfung sind die herausragenden Herausforderungen der vielschichtigen Krisen geworden, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen […]. Aufgrund des Klimawandels kann das Leben in seinen vielfältigen Formen, wie wir es kennen, innerhalb einer Spanne von wenigen Jahrzehnten unumkehrbar verändert werden […]. Die globale Erwärmung und die ökologische Zerstörung werden mehr und mehr zu einer Frage von Leben und Tod.“ Mit diesen Worten skizziert das ökumenische Dokument „Wirtschaft im Dienst des Lebens, Gerechtigkeit und Friede für alle. Ein Aufruf zum Handeln“ vom Juni 2012 die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Dieser bei der Abschlusskonsultation des Programmes des Ökumenischen Rates der Kirchen „Armut, Reichtum und Ökologie“ in Bogor (Indonesien) erarbeitete „Aufruf zum Handeln“ unterstreicht, dass gerade in Zeiten des Klimawandels das Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung untrennbar zusammengehören. In diesem Sinne kann das Dokument auch als eine Neuakzentuierung des schon älteren ökumenischen Leitbegriffes einer „Wirtschaft im Dienst des Lebens“ gelesen werden, indem es unmissverständlich den Zusammenhang der drei Zentralbegriffe des Konziliaren Prozesses betont. Eine solche Wirtschaft im Dienst des Lebens gründet sich auf eine Ethik des Genug, die sich gegen die herrschende Kultur der Maßlosigkeit wendet: Produktions- und Konsumweisen, die hemmungslos natürliche Ressourcen ausbeuten, die planetarischen Grenzen missachten, auf unbegrenztes Wirtschaftswachstum setzen und die ihren sinnfälligsten Ausdruck in einer Kultur der Gier finden, sind nicht nachhaltig. Sie verhindern soziale Gerechtigkeit. Und sie fallen Gottes Angebot eines umfassenden Schalom für die ganze Schöpfung in den Rücken. Deshalb setzen sich Christinnen und Christen sowie Kirchen in aller Welt für eine Wirtschaft im Dienst des Lebens ein. Sie werden hierzu durch eine transformative Spiritualität ermutigt, die weiß: „Die Kirche ist eine Gabe Gottes an die Welt, um die Welt zu verwandeln und dem Reich Gottes näherzubringen“ (Ökumenischer Rat der Kirchen [2012]: Gemeinsam für das Leben: Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten). Klaus Heidel Gerechter Frieden d) Ein ökumenischer Aufruf zum Gerechten Frieden „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!“ (Lk 1, 79) Dieser Gebetsruf steht am Anfang des „Ökumenischen Aufrufs zum Gerechten Frieden“. Damit ist angezeigt: Die Kirchen des ÖRK bewegen sich von überkommenen, enggeführten und polarisierenden „Lehren“ (des gerechten Krieges) hin zu einer neuen, umfassenden ökumenischen Sozialethik: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind seit Beginn des Konziliaren Prozesses (Vancouver 1983) nicht mehr getrennt voneinander zu denken. Der gemeinsame Weg setzte sich in der „Dekade zur Überwindung von Gewalt. 2001–2010“ fort. Die verschiedenen Dimensionen von Gewalt wurden beleuchtet, die unterschiedlichen Kontexte der Gewalt gemeinsam aufgesucht, um nach umfassenden Möglichkeiten der Heilung und Versöhnung zu suchen. Ein vorläufiger Höhepunkt des Wegs war die Internationale Ökumenische Friedenskonvokation in Jamaika 2011. Von dort empfangen wir nun – als Wegmarke der Bildung eines ökumenischen Konsenses – diesen Aufruf. Viele Stimmen aus ganz unter- 63 III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS schiedlichen Regionen und Erfahrungskontexten haben ihre Weisheit hier eingetragen. Auf dem Weg zur 10. ÖRK-Vollversammlung in Busan ist dieser Text eine entscheidende Wegzehrung, denn das Motto „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ wurde hiervon inspiriert. Wenn wir uns während der Vollversammlung auf einen gemeinsamen, siebenjährigen „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ verständigen, wie es der ÖRK-Zentralausschuss empfiehlt, dann setzen wir den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Wir wollen noch tiefer begreifen, inwiefern uns eine ökumenische, transformative Spiritualität mit jedem Schritt gewisser werden lässt, dass wir als Kirchen berufen sind, die großartigen biblischen Visionen von Gerechtigkeit und Frieden – in und mit der gesamten Schöpfung – glaubwürdig zu leben. Wir glauben nicht, dass die Teufelskreise von Unrecht und Gewalt allmächtig sind oder ewig andauern werden. Wir glauben den Gott des Friedens. So ist dieser „Aufruf“ Aufforderung und Wegbegleiter zugleich, ein solches Bekenntnis zum Leben zu bringen. Er will die Füße des ganzen bewohnten Erdkreises – der oikoumene – auf den Weg des Gerechten Friedens richten ... Fernando Enns Das umfangreiche und erklärende Begleitdokument bildet den theologisch-ethischen Hintergrund und enthält Konkretisierungen, die in Jamaika zusammengetragen wurden. Das Begleitdokument kann in englischer Sprache heruntergeladen werden. In Deutsch ist es als Buch erhältlich: Konrad Raiser, Ulrich Schmitthenner (Hg.), Gerechter Friede. Ein ökumenischer Aufruf zum Gerechten Frieden. Begleitdokument des Ökumenischen Rates der Kirchen, Münster 2012. 3.3 Ausgewählte Initiativen und Projekte zu den Themen der Vollversammlung a) Peace Train „Berlin – Beijing – Busan“ – von der Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands ins noch immer getrennte Korea Eine Pilgerreise der besonderen Art verspricht sie zu werden, die Fahrt mit dem „Friedenszug“ von Berlin nach Busan: eine Fahrt aus der ehemals geteilten Stadt in die Stadt, in der die Kirchen der Welt sich treffen, um u. a. für den Frieden und die Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel zu beten. Für den nationalen Kirchenrat in Korea, der den „Peace Train“ organisiert, ist dies ein sehr wichtiges Projekt. Beginnen wird alles in Berlin am Montag, den 7.10.2013 mit einem „Peace Madang“ in Berlin: einem Symposion in der Heilandsgemeinde und einem Fürbittgottesdienst für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel am Brandenburger Tor – wo sonst. Damit bekunden wir als Kirchen, als Menschen im friedlich wiedervereinigten Deutschland unsere Solidarität mit dem noch immer geteilten koreanischen Volk. Und dann geht es los, zuerst nach Moskau und weiter mit der transsibirischen Eisenbahn über Irkutsk nach Beijing; Begegnungen mit Christen dort und Informationen über die wachsende Zahl von Mitgliedern der christlichen Gemeinden stehen dort auf dem Programm. Und dann geht es weiter – hoffentlich bis Pyongyang, dafür beten viele und setzen sich ein. Und wenn nicht, dann ist Zwischenstation an der Grenze, und auch das wäre ein Zeichen, macht deutlich, wie schmerzhaft Teilung und Isolation bis heute sind. Enden wird – so oder so – die Reise am 29.10. in Busan, wo vom 30.10. bis 8.11. die Vollversammlung des Weltrates der Kirchen stattfinden wird. Lutz Drescher www.peacetrain2013.org oder EMS – Ostasienreferat, [email protected] 64 Peace Madang zum Start des Peace Train in Berlin Montag, 7. Oktober 2013 10.00 bis 16.30 Uhr Heilandsgemeinde Berlin-Tiergarten Das Symposion in der Heilandsgemeinde „Für Frieden und Einigkeit auf der koreanischen Halbinsel“ fragt nach dem Beitrag der Kirchen in Deutschland und Europa für den Frieden und die Einheit in Korea. Referenten sind u. a. Prof. Dr. You-Jae Lee (Tübingen) und Prof. Dr. Konrad Raiser (Berlin). 18.00 Uhr Brandenburger Tor Fürbittgottesdienst für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel Predigt: Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein Veranstalter: Berliner Missionswerk, Koreaverband e.V., Evangelische Koreanische Han-In-Gemeinde, Evangelische Kirchengemeinde Moabit-West (unterstützt von der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie von Evangelische Mission in Solidarität, Stuttgart). www.berliner-missionswerk.de/aktuelles/ Kontakt: [email protected] b) Den Krieg beenden – Kampagne für einen Friedensvertrag Der nationale Kirchenrat in Korea bittet um Unterstützung seiner Kampagne für einen Friedensvertrag für die koreanische Halbinsel. Nach über drei Jahren schrecklichen Blutvergießens, dem 3,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen, wurden am 27. Juli 1953 die Waffen zum Schweigen gebracht. Allerdings wurde nur ein Waffenstillstand vereinbart und unterzeichnet von den USA und Nordkorea. Dies bedeutet, dass im Grund genommen der Krieg auf der koreanischen Halbin- © National Council of Churches in Korea sel während der letzten 60 Jahre nicht wirklich beendet wurde. Dass die Konflikte immer wieder aufflammen, ist eigentlich kein Wunder. Durch gemeinsame Militärübungen der USA und des Südens fühlt sich das Regime in Nordkorea bedroht und sucht seine Zuflucht in atomarer Bewaffnung. Nun sind 60 Jahre vergangen und die Zeit ist reif, dass endlich ein Friedensvertrag ausgehandelt wird. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass sich dann auch die Menschenrechtslage in Nordkorea verbessern wird. Sie können sich an der Unterschriftenkampagne beteiligen und bei Gottesdiensten oder Gemeindeveranstaltungen Unterschriften sammeln. Mehr dazu finden Sie unter: www.peacetogether.or.kr/?lang=en 65 III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS c) Ökumenischer Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“ Immer deutlicher wird, dass ein Wirtschaftssystem, das auf eine schrankenlose Ausbeutung von Rohstoffen, auf die Missachtung planetarischer Grenzen und auf unbegrenztes Wirtschaftswachstum setzt, nicht dem Leben dient. Ein solches Wirtschaftssystem muss umgebaut werden. Wir brauchen eine Wirtschaft im Dienst des Lebens. Eine solche Umgestaltung unserer Produktions- und Konsumweisen hat tiefgreifende und umfassende soziale, ökonomische, ökologische, politische und kulturelle Dimensionen. Die notwendigen Veränderungen bezeichnet der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) daher als „Große Transformation“. Sie mitzugestalten ermutigten 30 Kirchen, kirchliche Werke, Dienste und Organisationen, die im März 2012 das fünfte ökumenische Jahrbuch Gerechtigkeit „Menschen, Klima, Zukunft. Wege zu einer gerechten Welt“ vorgelegt haben. In einem gemeinsamen Diskussionsbeitrag hatten die Herausgeber dieses Jahrbuches einen ökumenischen Konsultationsprozess angeregt: „Kirchen müssen in all ihren Sozialgestalten und auf allen Ebenen lernen, wie sie zum Gelingen der Großen Transformation beitragen können“. Daher „sollten Kirchen und ihre Gemeinden, Organisationen, Werke, Dienste und Gruppen einen praxisbezogenen Konsultationsprozess über kirchliche Gestaltungsoptionen der anstehenden Suchprozesse starten“. Aus dieser Anregung wurde inzwischen der ökumenische Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“, der von 31 Kirchen sowie kirchlichen Werken, Diensten und Organisationen getragen wird. Er findet seine konkrete Gestalt vor Ort. Dort fragt Kirche, was sie zur Gestaltung der Großen Transformation beitragen kann. Gerade weil es kein Einheitskonzept für alle gibt, eröffnet der ökumenische Prozess Orte für das gemeinsame Lernen und Erarbeiten eigener Perspektiven und Handlungsstrategien – und nicht zuletzt für das Entdecken und Leben einer Spiritualität, die Mut zur Veränderung macht. Klaus Heidel www.umkehr-zum-leben.de 66 d) MEET: Netzwerk für die Junge Ökumene 2005 bereiteten sich sechs junge Delegierte aus Deutschland für die neunte Vollversammlung des ÖRK in Brasilien vor. Ermutigt von der Vollversammlung gründeten einige von ihnen das ökumenische Netzwerk MEET: More Ecumenical Empowerment Together. In diesem Netzwerk entstehen Kontakte und Freundschaften, es werden ökumenische Erfahrungen und Informationen geteilt sowie Tagungen und informelle Treffen geplant. Im Juni 2013 treffen sich nun 30 junge Menschen zu einer gemeinsamen Vorbereitungstagung für die 10. Vollversammlung des ÖRK in Südkorea. Es sind junge Delegierte,TheologInnen, Stewards oder Workshopmitarbeitende. Ökumene lebt und wächst! Christina Biere www.meet-junge-oekumene.de „Stewards“ bei der Friedenskonvokation © Anne Heitmann Markt in Busan © Heike Bosien 3.4 Materialhinweise Diese Gottesdiensthilfe als PDF und weitere Materialien finden Sie auf: www.busan2013.de Die deutsche Website des ÖRK für die Vollversammlung bietet Hintergrundinformationen und Material. Auf der englischen Seite finden Sie auch Lieder (auch zum Anhören), Dokumente und Informationen zum Programm (Stand: 25.5.2013). www.wcc2013.info/de www.wcc2013.info/en Eine reiche Materialsammlung zu Korea und zur Vollversammlung mit Bildmeditationen, Liturgien und Liedern, einem Unterrichtsentwurf, Kochrezepten u. a aus und zu Korea sowie den Liedern und Texten des ÖRK-Workshops in Seoul 2012, die durch die EMS ins Deutsche übersetzt wurden, und weitere Materialien zur ÖRK-Vollversammlung finden sich auf der Homepage der EMS. www.ems-online.org/service/gemeindeservice/materialien-zu-korea Das Schwerpunktheft „Korea“ des darum-Magazins, darum 1/2013, können Sie hier bestellen: www.ems-online.org/shop/darum-113/ Ökumenische Rundschau 2/2013 Autoren und Autorinnen aus verschiedenen Kirchen und Ländern stellen die aktuellen ökumenischen Herausforderungen für die Vollversammlung dar. Es schreiben u. a. Kim Dong-Sung, Daniel Buda, Mary Tanner, Duleep Kamild Chickera. ISBN 978-3-374-03203-7 Bezug: Evangelische Verlagsanstalt Leipzig www.eva-leipzig.de Arbeitshilfe für die Gemeindearbeit: Den Kurs wechseln – neue Wege gehen – Zukunft fair teilen Die von Brot für die Welt zusammengestellte Arbeitshilfe zur Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ enthält vielfältige Materialien und Anregungen für die Gemeindearbeit. Sie gibt Anstöße, wie ein gesellschaftlicher Wandel in Politik, Wirtschaft, Kirchengemeinde und durch jede/-n Einzelne/-n befördert werden kann. Neben zwei Gottesdienstvorschlägen umfasst sie Module zu den Themen Klimawandel, Agrotreibstoffe, Fischereiwirtschaft, Welthandel, Tourismus und Maß halten. http://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/bewahrungder-schoepfung/zukunftsfaehiges-deutschland/zukunftsfaehiges-deutschland.html 67 III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS 3.5 Weitergehen – an vielen Orten Eine Auswahl von Veranstaltungen zur Begleitung der Vollversammlung August 2013 bis März 2014 (Stand: Mai 2013) 23.8.2013 15.00 – 19.00 Uhr, Zentrum Ökumene, Frankfurt/M. Ideen-Workshop für Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen zur 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan Kontakt: [email protected] 13.9.2013 10.00 – 15.00 Uhr, Hoffmanns Höfe, Frankfurt/M. Missionstheologischer Fachtag der EMS zur neuen Missionserklärung des ÖRK Kontakt: [email protected] 29.9. – 3.10.2013 Evangelische Akademie Hofgeismar 10. Ökumenische Sommeruniversität Klimagerecht leben – weltweit und vor Ort. Transformative Spiritualität zur Bewahrung der Schöpfung Kontakt: [email protected] 30.9. – 2.10.2013 Evangelische Akademie Meißen „Undong“ heißt Bewegung. Tagung der Deutschen Ostasienmission. Zivilgesellschaftliche Gruppen als Motoren von Reformprozessen – Beispiele aus China, Japan, Korea und Deutschland Kontakt: [email protected] 7.10.2013 Berlin, Brandenburger Tor u. a. „Peace Madang“ zum Start des „Peace Train“ von Berlin nach Busan (s. S. 65) Kontakt: [email protected] 2.11. – 3.11.2013 Gotha, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Pilgerweg und Gottesdienst zur 10. Vollversammlung Kontakt: [email protected] 3.11.2013 15.00 Uhr, Heilig-Geist-Kirche Frankfurt/M. ÖKUMENISCHER GOTTESDIENST zur 10. Vollversammlung des ÖRK Predigt: Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, EKHN 68 16.11.2013 9.30 – 16.15 Uhr, Kloster Frenswegen, Nordhorn Impulse aus Busan – niedersächsische Delegierte berichten. Ökumenisches Forum des Arbeitskreises Konziliarer Prozess der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen Kontakt: [email protected] 29.11.2013 15.00 – 19.00 Uhr, Zentrum Ökumene, Frankfurt/M. Busan und der ökumenische Weg danach Bericht der Multiplikatoren aus Hessen-Nassau Kontakt: [email protected] 13.12. – 14.12.2013 Roncalli-Haus, Magdeburg Wegzeichen auf der Suche nach Gerechtigkeit und Frieden: ökumenische Impulse für die Arbeit in Kirchen und Initiativen. Werkstatttagung der ökumenischen Konsultation für Gerechtigkeit und Frieden Kontakt: [email protected] 16.1. – 18.1.2014 Evangelische Akademie Loccum Gerechter Friede und Klimagerechtigkeit – die deutschen Kirchen als Akteure auf dem internationalen Pilgerweg. Auswertungstagung der EKD Kontakt: [email protected] 13.2. – 14.2.2014 Dortmund Ergebnisse der ÖRK Vollversammlung Amt für Mission, Ökumene, Weltverantwortung, Westfälische Missionskonferenz Kontakt: [email protected] 15.2.2014 9.30 – 17.00 Uhr, Ev. Akademie Bad Boll Auf dem Weg – Von Busan nach Württemberg Eine Werkstatttagung zu den Impulsen aus Busan für Württemberg Kontakt: [email protected] 22.3.2014 Karlsruhe, Paul-Gerhardt-Gemeinde Die Reise geht weiter. Berichte und Begegnungen nach der 10. Vollversammlung des ÖRK. Regionaler Begegnungstag von EMS, Ev. Landeskirche in Baden, Ev. Kirche der Pfalz Kontakt: [email protected] 3.6 Kontakte rund um die Vollversammlung Viele Menschen machen sich auf den Weg nach Busan, in Partnerschafts- und Multiplikatorengruppen, als Veranstaltende von Workshops im Programm der Vollversammlung, als Delegierte, Beobachter und Beraterinnen. Viele stehen Ihnen für Berichte und für die Gestaltung von Gottesdiensten im Umfeld der Vollversammlung zur Verfügung. Das Ökumenereferat bzw. die Arbeitsstellen für Ökumene Ihrer Landeskirche oder das zuständige Missionswerk nennen Ihnen gerne Ansprechpersonen in Ihrer Nähe und stehen für Auskünfte zur Verfügung. Hier eine (unvollständige!) Liste weiterer interessanter Kontakte: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK) Kommunikationsabteilung, Postfach 2100 CH – 1211 Genf 2, [email protected] www.oikoumene.org, www.wcc2013.info Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) Ökumenische Centrale, Ludolfusstraße 2–4 60487 Frankfurt am Main [email protected], www.oekumene-ack.de Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Ökumene und Auslandsarbeit (Hauptabteilung IV) Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover · Auslandsbischof Martin Schindehütte · Referent für Weltbünde OKR Martin Pühn · für den Kontakt zu Migrationsgemeinden: OKR Thorsten Leiser [email protected], www.ekd.de/international Kontakte anderer ACK-Kirchen für die Vollversammlung, z. B. Arbeitsgemeinschaft der Mennonitengemeinden in Deutschland Stellv. Vorsitzender der AMG, Prof. Dr. Fernando Enns [email protected] Evangelisch-methodistische Kirche · Beauftragter für Ökumenische Beziehungen Pastor Jürgen Stolze, [email protected] · Beauftragter für die Kontakte zur Koreanischmethodistischen Kirche Pastor Jürgen Blum, [email protected] Regionale ökumenische Zusammenschlüsse von Gemeinden anderer Sprache und Herkunft, z. B. Internationaler Konvent Christlicher Gemeinden in Berlin und Brandenburg e. V. www.internationaler-konvent.net Internationaler Konvent Christlicher Gemeinden in Baden www.ikcg.de Internationaler Konvent Christlicher Gemeinden in Rhein-Main e. V. www.internationaler-konvent-frankfurt.de Internationaler Konvent Christlicher Gemeinden in Württemberg [email protected] Missionswerke mit Beziehungen zu Partnerkirchen in Korea (Auswahl) Evangelische Mission in Solidarität (EMS) und Deutsche Ostasien Mission (DOAM) Vogelsangstraße 62, 70197 Stuttgart www.ems-online.org, [email protected] www.doam.org Berliner Missionswerk Georgenkirchstraße 69/70, 10249 Berlin [email protected] www.berliner-missionswerk.de Evangelisch-methodistische Kirche Weltmission Holländische Heide 13, 42113 Wuppertal [email protected], www.emkweltmission.de Ökumenische Initiativen, z. B. MEET – More Ecumenical Empowerment Together – Netzwerk junger ökumenisch engagierter Menschen www.meet-junge-oekumene.de Plädoyer für eine ökumenische Zukunft www.plaedoyer-ecu.de Kontakt: Geschäftsführer Pfr. i. R. Werner Gebert E-Mail: [email protected] Ökumenisches Netz in Deutschland www.oenid.net [email protected] 69 III. WEITERGEHEN MIT DEM GOTT DES LEBENS Redaktionsgruppe Susanne Gölz Stud. Theol., Tübingen, Teilnehmerin am Liturgieworkshop des ÖRK in Seoul 2012, [email protected] Ravinder Salooja, M. A. Prälaturpfarrer im Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung (DiMOE), Heilbronn, [email protected] Anne Heitmann (Koordination) Pfarrerin, Landeskirchliche Beauftragte für Mission und Ökumene, Karlsruhe, [email protected] Ulrike Schmidt-Hesse Pfarrerin, Leiterin der Abteilung Mission und Partnerschaft der Evangelischen Mission in Solidarität, Stuttgart, [email protected] Stefan Küchler Kirchenmusiker im Evangelischen Dekanat Groß-Gerau, Mörfelden-Walldorf Dr. Johny Thonipara Pfarrer, Beauftragter für Entwicklung und Partnerschaft Asien im Zentrum Ökumene, Frankfurt, [email protected] Kwon Ho Rhee Pfarrer der Presbyterianischen Kirche in Korea, Ökumenischer Mitarbeiter im Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung (DiMOE), Ludwigsburg, [email protected] Wir danken Pfarrerin Sabine Udodesku und Herrn Andrew Donaldson vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf herzlich für die Zusammenarbeit und Unterstützung. Weitere Autoren und Autorinnen Martin Ahlhaus Regionalpfarrer im Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der EKvW, Kierspe Beate Heßler Regionalpfarrerin im Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der EKvW, Unna Dr. Michael Biehl Pfarrer, Referat Theologische Ausbildung und Grundsatzfragen des Evangelischen Missionswerks in Deutschland (EMW), Hamburg Dr. Jun-Suk Kang Kirchenvorstandsmitglied der Koreanischen Evangelischen Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet der EKHN, Frankfurt Christina Biere Hochschulvikarin, Mitglied im Zentralausschuss des ÖRK, Hamburg Heike Bosien Pfarrerin, Mitglied im Zentralausschuss und im Planungsausschuss für die Vollversammlung des ÖRK, Ostfildern Almut Bretschneider-Felzmann Pfarrerin in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Gotha Prof. Dr. Fernando Enns Professor für Friedenstheologie und Ethik, Mitglied im Zentralausschuss des ÖRK, Amsterdam/Hamburg Lutz Drescher Verbindungsreferent Indien und Ostasien, Evangelische Mission in Solidarität, Stuttgart Klaus Heidel Werkstatt Ökonomie Heidelberg, Mitglied in der Steuerungsgruppe des ÖRK-Programms „Armut, Reichtum, Umwelt“ 70 Heike Koch Pfarrerin und Leiterin des Amts für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der EKvW, Dortmund Dr. Gerdi Nützel Pfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-BrandenburgSchlesische Oberlausitz, Berlin Prof. Dr. Hyun Sun Oh Pfarrerin der Presbyterianischen Kirche in Korea, Professorin an der theologischen Universität Honam, Mitglied im Missionsrat der EMS Karina Schumacher Ökologin, seit 2012 Ökumenische Mitarbeiterin von EMS und mission 21 im Ökologiezentrum der Presbyterianischen Kirche der Republik Korea in Seoul Corinna Waltz Redakteurin bei der Evangelischen Mission in Solidarität, Stuttgart Nachklang - Holy Presence of the Lord Das Lied entstand im Liturgie-Workshop des ÖRK für die Vollversammlung 2012 in Seoul. © World Council of Churches 2012, http://creativecommons.org/about/licences; Melodie und englischer Text: Caleb Manwa, Lydia Ester Munoz, Peter Arendt, Unsu Kang, Vasile Sorin Dobre, Louis Marcelo Illenser; deutscher Text: Eugen Eckert 71 Ökumenischer Rat der Kirchen 10. Vollversammlung 30. Oktober bis 8. November 2013 Busan, Republik Korea www.wcc2013.info/de