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Embedded Technologies Wireless Die Qual der Wahl Hält Wireless-Technologie was sie versprochen hat? Wireless-Embedded-Control-Techniken ermöglichen einfache Punktzu-Punkt-Topologien und lassen sich sternförmig organisieren. Seit nunmehr dreieinhalb Jahren gibt es die ZigBee-Spezifikation – Anlass genug, nicht nur den Status von ZigBee, sondern den aller Wireless-Embedded-ControlTechniken im allgemeinen zu analysieren. Interessant für Designingenieure und Technologiemanager ist insbesondere, inwieweit sich die vielen Versprechen im Zusammenhang mit der drahtlosen Übertragung bewahrheitet haben. Was macht eigentlich eine Wireless-Embedded-Technologie aus? Senderseitig sind eine geringe Funkleistung mit Übertragungsdistanzen zwischen zehn und 50 Metern, Datenraten unter vier Megabit pro Sekunde und die Eignung für verschiedene industrielle, wissenschaftliche und medizinische Frequenzbänder anzuführen. Die Protokollpalette reicht von einfachen Punkt-zuPunkt-Topologien für die Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) über Stern-Topologien für einfache drahtlose Sensornetzwerke bis hin zu selbstheilenden Maschennetzwerken, in denen jeder Knoten mit jedem anderen kommunizieren kann. Wer hinreichend lange im Embedded-Geschäft tätig war, dürfte die Versprechungen der Befürworter von Wireless EmbeddedControl-Techniken zur Genüge kennen: Geringer Stromverbrauch, niedrige Kosten, hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit, einfaches Design-in und unkomplizierte Anwendung. Der Beitrag nimmt die einzelnen Ansätze genauer unter die Lupe. Nicht nur den Technikern wurde die drahtlose Übertragung schmackhaft gemacht, auch Kaufleuten wurde hohe Rentabilität versprochen. „In wenigen Jahren sollten einige Hundertmillionen Bauelemente verkauft werden können, Kunden würden von mehr Effizienz und niedrigeren Kosten profitieren und die ganze Welt wäre schließlich voller kleiner Transceiver niedriger Leistung, die alles mit allem verbinden“, erinnert sich Sherif Hanna, Strategic Marketing Manager for Wireless Solutions bei Cypress Semiconductor in San Jose, Kalifornien. ungeregelte Modulation anstelle einer geregelten verwendet wird, die zwar höhere Zuverlässigkeit bietet, aber auch mehr Chipfläche erfordert. Als nächstes gilt es den Netzwerk-Stack abzuspecken, um den Umfang des Prozessorcodes zu verringern. Unter Umständen müssen dafür intelligente Funktionen wie das komplette Node-to-Node-Routing und die Selbstheilungsfähigkeit des Netzwerks dran glauben. „All diese Kompromisse sind nicht grundsätzlich falsch, denn schließlich sind die Begriffe kostengünstig und zuverlässig relativ Klassenziel nicht erreicht 40 elektronikJOURNAL 05/2008 40_Zigbee_ Cypress (mou).indd 1 Bild: Fotolia, Lotfi M. Ein paar Jahre später folgte die Ernüchterung, denn keine Funktechnologie kann alle Versprechen gleichzeitig erfüllen; stattdessen sind Kompromisse notwendig. Hat man wirklich geglaubt, eine einzige Technologie könne sowohl für die Beleuchtungssteuerung im Haus als auch für die Steuerung eines Sicherheitsventils in einer Fabrik geeignet sein? Denn genau das war dem höchst optimistischen Markt von einigen Seiten versprochen worden inzwischen überwiegt jedoch die Skepsis. Dass nur einige, aber eben keineswegs alle Prognosen erfüllt wurden, hat mehrere Gründe. Als erstes ist anzuführen, dass einige Leistungsvorgaben konträr sind und erhebliche technische Herausforderungen bergen. Wie etwa sollen niedriger Preis und hohe Zuverlässigkeit miteinander vereinbar sein? Voraussetzung für das Design einer günstigen Lösung ist, dass auf ganzer Linie Kostensenkungsmöglichkeiten gesucht und ausgeschöpft werden. Das Streben nach kleinerer Chipfläche erfordert Abstriche an der Transceiver-Architektur, indem eine www.elektronikjournal.com 07.05.2008 13:21:02 Embedded Technologies Wireless - was kostengünstig ist, hängt letztendlich vom Kunden ab“, meint Hanna. Hundert Dollar pro Knoten sind zuviel für eine Lichtschalter-Einheit in einer Konsumeranwendung, während dieser Preis für einen Kunden, der eine industrielle Prozesssteuerung entwickeln will, akzeptabel oder sogar attraktiv sein kann. Das Abwägen zwischen niedrigen Kosten und hoher Zuverlässigkeit ist nur eine der zahlreichen Konzessionen, die beim Design eines drahtlosen Systems zu machen sind. Eine bedauerliche Konsequenz dieser Situation war, dass viele unterschiedliche Technologien für Wireless Embedded Control (WiEC) entstanden, denen jeweils bestimmte Vorzüge gegenüber den anderen angedichtet wurden. ZigBee, ANT, Z-Wave, Insteon, Wavenis, ISA SP-100, WirelessHart und eine Unmenge weiterer proprietärer Hochfrequenztechnologien von Firmen wie Cypress, Nordic, Texas Instruments und Freescale könnte man hier aufzählen. Obwohl alle diese Technologien durchaus nicht auf die gleichen Märkte zielen, gibt es gewisse Überschneidungen. Die Schlechten ins Kröpfchen Die Folge ist ein sehr zersplitterter Markt. Zwar können die Kunden unter zahlreichen WiEC-Technologien wählen, aber ein klarer Sieger ist nicht auszumachen. Dies veranlasst viele Kunden zum Abwarten, denn niemand möchte in eine Technologie investieren, die wieder vom Markt verschwindet. „Die Folge ist eine geradezu klassische Form der selbsterfüllenden Prophezeiung: mangelnde Akzeptanz erzeugt Unsicherheit, die ihrerseits wiederum die Akzeptanz bremst“, erklärt Hanna, „Zahlreiche Anbieter konnten keine Gewinne mit dieser Technik erwirtschaften, denn zu viele Akteure müssen sich das wenige Geld teilen, das die Kunden für den Wegfall der Kabelverbindungen auszugeben bereit sind.“ Allerdings hat genau dieser Druck auch Vorteile und bewirkt eine Art natürlicher Auslese, die mittlerweile voll im Gange ist. Anstelle der bisherigen Euphorie treten zunehmend rationale Überlegungen. Die Situation um ZigBee ist symptomatisch: Anfangs noch als Lösung für alle Probleme propagiert, empfiehlt die ZigBee Alliance diese Technik zunehmend für spezielle Anwendungen wie Verbrauchsmesser und Gebäudeautomatisierung, in denen sie ihre Stärken ausspielen kann. Für den Konsumereinsatz ist ZigBee zu teuer, und die Prozessautomatisierung fordert mehr Zuverlässigkeit und Sicherheit. Die ZigBee-Spezifikation berücksichtigt zunehmend die Erkenntnisse von zwei Jahren Praxiseinsatz, unter anderem mit dem ZigBee PRO Feature Set. „Die Herausforderung für Lieferanten und Kunden ist dabei die Wahrung der Kompatibilität zwischen den Spezifikationsversionen“, weiß Hanna. Man erkannte, dass sich die als IEEE 802.15.4 definierte Funktechnologie von ZigBee auch für die Prozessautomatisierung eignen kann, wenn sie mit einem besser für diese Aufgabe ge- Wartet ab, bis sich die besten Wireless-Techniken durchgesetzt haben und sich das Preisniveau akzeptabel einpendelt: Sherif Hanna von Cypress Semiconductor in San Jose, Kalifornien. www.elektronikjournal.com 40_Zigbee_ Cypress (mou).indd 2 Zeit ist Geld: Drahtlos-Technik soll alles mit allem im Nu verbinden, aber der versprochene Profit lässt wegen der Vielzahl unterschiedlicher Ansätze und Vorgaben bislang auf sich warten. rüsteten Netzwerkprotokoll kombiniert ist. Diesen Weg hat beispielsweise die WirelessHart-Technik beschritten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sie vom großen installierten Bestand der leitungsgebundenen Hart-Technologie profitieren kann. Interessant ist die Koalition von Anbietern und Kunden auf Basis der IEEE 802.15.4-Spezifikation, die sich für die verschiedensten Anwendungen eignet, sofern sie mit einem gezielt auf die jeweilige Applikation abgestimmten Netzwerkprotokoll kombiniert ist. Glücklicherweise haben viele Halbleiteranbieter IEEE 802.15.4-konforme Lösungen im Programm, was durch den wachsenden Wettbewerbsdruck zu sinkenden Preisen und mehr Leistung führen wird. Für Halbleiterhersteller wiederum ist es von Vorteil, dass der Transceiver unabhängig ist von dem auf ihm laufenden Protokoll. „Die Chancen, die getätigten Investitionen wieder hereinzuholen, wachsen deshalb - ein echter Lichtblick auf dem höchst fragmentierten Wireless-Markt“, meint Hanna. Funkknoten sind zu teuer Von Zensys stammt die Z-Wave-Technologie, die gestützt von der Z-Wave Alliance speziell auf Home-Automation-Anwendungen zielt und sich als kostengünstige Alternative zu ZigBee positioniert, ohne die Vorteile der Maschen-Topologie aufzugeben. Zensys konnte dank dieser Fokussierung den Forderungen nach günstigem Preis, einfacher Anwendung und Kompatibilität Rechnung tragen. Es gibt jedoch anspruchsvollere Technologien, und durch die äußerst einfache Architektur und die niedrigen Datenraten wird Z-Wave vielleicht kaum für mehr genutzt werden als für das simple Ein und Ausschalten von Beleuchtungen. Auf den gleichen Markt zielt die Insteon-Technologie, die sich auf ein ähnlich großes Anbieter-Ökosystem stützen kann. Auch WiEC-Technologien wie Z-Wave oder Insteon sind nicht akzeptit. Für Hanna ist denn auch klar: „Erst wenn der Konsument Funkknoten für weniger als fünf Dollar bekommt und selbst einbauen kann, ist eine nennenswerte Verbreitung zu erwarten. Bis dahin ist es noch weit, doch utopisch ist dieses Ziel keineswegs.“ (mou) ■ infoDIREKT www.elektronikjournal.de 409ejl0508 Link zur Homepage von Cypress Semiconductor VORTEIL Vorausgesetzt die richtige Technik kommt zum Einsatz, sparen Wireless-Anwendungen Strom und sind zudem günstig, zuverlässig und sicher. Auf einen Blick Hinter den Kulissen Wireless-Technik ist in aller Munde und verspricht hohe Rentabilität. Der Beitrag diskutiert, inwieweit die unterschiedlichen Ansätze dieses Versprechen halten beziehungsweise behindern und welche Techniken die unterschiedlichen Applikationen am Besten bedienen. elektronikJOURNAL 05/2008 41 07.05.2008 13:21:32