U-35 versenkt den britischen Dampfer Maplewood im

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U-35 versenkt den britischen Dampfer Maplewood im
U-35 versenkt den britischen Dampfer Maplewood im Mittelmeer
• U-Boote als Waffe
• Seekriegsordnung
• Strategie zur See
• Der Kriegsverlauf
• Tauchboote (geringe Tauchzeit), Tauchtiefe max. 50m
• Waffen:
Torpedos, Geschütze, Minen, Handwaffen
• günstige Angriffsposition notwendig (langsame Fahrt)
• Überraschungsmoment ist gefährlichste Waffe
• keine Nation verfügte über Einsatzdoktrin,
Einsatz der U-Boote war (auch völkerrechtlich) Neuland
U-Boote im Kieler Marinehafen
• U-Boot-Krieg = hauptsächlich Handelskrieg
• Prisenordnung regelte Maßnahmen gegen nicht militärische See-Einheiten
feindliche Schiffe und neutrale
Art und Ziel der Ladung entscheidend
Banngut durfte beschlagnahmt, Schiff dann versenkt werden
Sicherheit der Besatzung garantieren
• genaue Definition in Londoner Seerechtskonferenz 1908/09
• Mittelmächte akzeptierten Prisenordnung, GB nur unter starken Vorbehalten
• Seekriegsordnung und Prisenordnung unzureichend für U-Boot-Einsatz
U-54 kontrolliert das britische Lazarettschiff Essequibo
• optimale geostrategische Lage
• schlechte geostrategische Lage
• totale Seeblockade Deutschlands
•Kräfteverhältnis ungünstig
• defensive Haltung
• Sieg in Seeschlacht fragwürdig
• Seeherrschaft
• Zurückhalten der Flotte
• Hauptlast des Krieges trugen
kleine Einheiten (U-Boote u.a.)
Durchführung zweifelhaft bis
völkerrechtswidrig, entwickelt
sich zu Hungerblockade
unbekanntes völkerrechtliches
Terrain, risikoreich
kaiserliche Kriegsschiffe im Kieler Hafen
• U-Boote beunruhigen brit. Admiralität
• große Erfolge durch Versenkung großer
Kriegsschiffe
• neue, unbekannte Bedrohungsart für Briten
• noch kein ausgeprägter Handelskrieg
U-Boote erweisen sich als ernst zu nehmende Bedrohung
Postkarte mit der Versenkung der drei brit. Panzerkreuzer als Motiv
• U-Boot Einsatz um GB und im Mittelmeer
• Entscheidung für Handelskrieg sehr zögernd
völkerrechtliche Bedenken
relativ geringe Zahl einsatzfähiger Boote
unterschiedliche Lagebewertungen
Angst vor Kriegseintritt neutraler Staaten
• ab Februar voller Handelskrieg, Einhalt Prisenordnung
• Zwischenfall (März): U-20 versenkt Lusitania
• Einschränkung des Handelskrieges
die Lusitania
• erneute Verschärfung des Handelskrieges
• Großbritannien:
„tarnt“ Handelsschiffe mit neutralen Flaggen
befiehlt Rammstoß wenn möglich
setzt U-Boot-Fallen ein
• erneuter Zwischenfall, tote US-Bürger
• erneute Einschränkung des Handelskrieges
• uneingeschränkter Handelskrieg soll GB in 6 Monaten
niederringen
• Risiko des Kriegseintrittes der USA wird in Kauf genommen
OHL verspricht Versenkung US-Truppentransporter
• Reaktion USA: Kriegseintritt
• U-Boote in ersten 6 Monaten sehr erfolgreich
• in zweiter Jahreshälfte jedoch steigende Verluste an
Booten (Konvoisystem) und sinkende Versenkungszahlen
das Konvoisystem
• weiterer Rückgang versenkter Tonnage
• Konvoisystem übergreifend eingesetzt
• massive Verluste von Booten bis Waffenstillstand (120)
Kriegsende:
insg. 178 U-Boote verloren
verbleibende Boote unter Siegern aufgeteilt
„[…] die einzige ernste Gefahr für den U-Krieg droht nicht von Amerika, sondern liegt
hinsichtlich seiner siegverbürgenden Wirkung in seiner weiteren Verzögerung.“
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Historisches Seminar
Hauptseminar: Der Erste Weltkrieg – Von den Ereignissen zur Repräsentation
Wintersemester 2009/2010
Dozent: Prof. Dr. C. Cornelißen
Referent: Nils Burghardt
15. Dez. 2009
DER U-BOOT-KRIEG UND DER KRIEGSEINTRITT DER USA
GESCHICHTE (AUSWAHL)
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1620: Cornelis J. Drebbel baut in England das erste Tauchboot, Tauchtiefe ca. 3,6m
1776: David Bushnell baut die Turtle, militärisches Einsatz im Unabhängigkeitskrieg erfolglos
1801: Robert Fulton baut die Nautilus, Tauchtiefe ca. 7m, erste erfolgreiche Schiffsversenkung
1860: erster propellerbetriebener Torpedo
1864: CSS H. L. Hunley versenkt im amerikanischen Bürgerkrieg die USS Housatonis, geht dabei
jedoch samt 9 Mann Besatzung selbst verloren – erster erfolgreicher Kriegseinsatz eines U-Bootes
1864: erste maschinell angetriebene U-Boote mit der spanischen Ictíneo II und der französischen
Plongeur
Ende 19. Jhd.: U-Boote für den militärischen Einsatz vollends tauglich, ausgestattet mit
Elektroantrieb zum Tauchen und einer Maschine für die Überwasserfahrt, welche gleichzeitig die
Batterien des Elektroantriebes wieder aufladen konnte
1906: SM U 1 (Seiner Majestät Unterseeboot 1) wird von der Kaiserlichen Deutschen Marine in
Dienst gestellt
TECHNIK (GRUNDLEGENDES; ZUR ZEIT DES ERSTEN WELTKRIEGES)
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Dampf-/Petroleum-/Dieselantrieb für die Überwasserfahrt, Elektroantrieb für die Tauchfahrt
stark begrenzte Tauchzeiten, daher eigentlich Tauchboote, nicht Unterseeboote
maximale Tauchtiefe ca. 50m, maximale Tauchzeit ca. 1 ½ h
Besatzung ca. 30 bis 40 Mann
Bewaffnung: Deckgeschütze, Torpedos, Minen, Handfeuerwaffen
Bekämpfung der U-Boote durch Rammstoß, Handfeuerwaffen, Geschütze, Wasserbomben – primär
abhängig von Sichtung des U-Bootes
EINGESETZTE U-BOOTE IM ERSTEN WELTKRIEG
Kriegsbeginn
Gesamtprod.
Verluste
Frankreich
55
75
12
Großbritannien
73
203
54
Italien
24
64
10
Russland
24
83
5
USA
38
58
0
Ö.-Ungarn
7
27
14
Dt. Reich
35
407
178
Der U-Boot-Krieg und der Kriegseintritt der USA, Seite 1 von 4
DATEN & EREIGNISSE
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20. Okt. 1914
das erste britische Handelsschiff wird durch ein deutsches U-Boot versenkt
04. Feb. 1915
Deutsche Erklärung des Seegebiets um die britischen Inseln als Kriegszone
22. Feb. 1915
Beginn des Handelskrieges deutscher U-Boote
07. Mai 1915
Versenkung der Lusitania durch U 20
Juni 1915
Einschränkung des Handelskrieges
11. Feb. 1916
Deutsche Erklärung einer erneuten Verschärfung des U-Boot-Krieges
24. März 1916
Torpedierung der Passagierfähre Sussex und infolge dessen steigende Spannungen zwischen den
USA und dem Deutschen Kaiserreich
04. Mai 1916
aus Furcht vor einem Kriegseintritt der USA erneute Einschränkung des U-Boot-Krieges
01. Feb. 1917
Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges
06. April 1917
Kriegserklärung der USA an das Deutsche Reich als Reaktion auf die Wiederaufnahme des
uneingeschränkten U-Boot-Krieges
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Der U-Boot-Krieg und der Kriegseintritt der USA, Seite 2 von 4
Der U-Boot-Krieg im Ersten Weltkrieg und der Kriegseintritt der USA
U-Boote als Waffe
U-Boote befanden sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges bereits seit mehreren Jahrhunderten
in Entwicklung, wenn auch nicht in dem Maße, wie andere Technologien. Um 1914 verfügten
bereits viele Staaten über Unterseeboote zur militärischen Verwendung. Ältere Modelle
wurden dabei über Wasser noch mit einer Dampfmaschine oder einem Petroleummotor
angetrieben. Nachteil beider war eine weithin sichtbare Rauchfahne, anhand derer die Boote
ausgemacht werden konnten. Um diesen Nachteil zu umgehen, wurden bald U-Boote mit
Dieselmotoren für die Überwasserfahrt ausgerüstet. Unterwasser setzte sich schnell der
Elektroantrieb
durch,
welcher
durch
Batterien
gespeist
wurde,
die
durch
den
außenluftabhängigen Motor bei der Überwasserfahrt aufgeladen wurde. Die Kapazität der
Batterien war jedoch sehr begrenzt, so dass die Tauchzeiten eineinhalb Stunden kaum
überstiegen. Aufgrund dieser Tatsache spricht man überwiegend von Tauchbooten, denn erst
gegen Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelten die Deutschen U-Boote, die tatsächlich für
die längere Unterwasserfahrt konzipiert waren. Bis dahin legten U-Boote den Großteil ihres
Weges aufgetaucht zurück.
Gerade die Deutsche Kaiserliche Marine trug dieser Tatsache Rechnung, in dem sie
überwiegend Zweihüllenboote einsetzte. Dabei war die Außenhülle für die Überwasserfahrt
optimiert und diente zusätzlich als Stauraum für Treibstoff, Munition etc. Unter dieser ersten
Hülle lag der Druckkörper. Dieses Design machte die deutschen Boote überaus seetauglich
verglichen mit Booten anderer Nationen.
Der Druckkörper schütze die Besatzung, meist um die 30 bis 40 Mann, unter Wasser vor dem
mit zunehmender Tiefe steigenden Wasserdruck. Er hielt in der Regel einer Wassertiefe von
ungefähr 50 Metern stand, was damit die maximale Tauchtiefe der U-Boote im Ersten
Weltkrieg darstellte.
Die Hauptwaffe der U-Boote waren Torpedos (ca. 6-10 Stück). Im Laufe des Krieges wurden
die Boote jedoch auch vermehrt mit Deckgeschützen ausgestattet. Einige Boote waren auch in
der Lage, Minen zu legen. Nicht zuletzt verfügte die Besatzung natürlich auch über
Handfeuerwaffen.
U-Boote waren langsam. Überwasser konnten sie kaum mit den Schiffen mithalten, unter
Wasser war ihre Geschwindigkeit noch stärker begrenzt. Diese Tatsache bedingte, dass ein UBoot, wollte es ein Schiff angreifen, besonders wenn es torpediert werden sollte, sich zu erst
in eine gute Schussposition bringen musste. Zu einfach gelänge es dem Ziel, dem U-Boot
einfach davon zu fahren. War ein Ziel ausgemacht, so wurde tagsüber in der Regel getaucht
und mit Torpedos angegriffen (max. Kampfentfernung bis zu mehreren tausend Metern),
nachts aufgetaucht und primär mit dem Deckgeschütz. Die sehr niedrige Silhouette des
Bootes erschwerte dem Gegner nachts zusätzlich die Sichtung eines sich nähernden U-Bootes.
Das Überraschungsmoment war somit die stärkste Waffe eines U-Bootes.
Dieses Überraschungsmoment, Ursache für die Gefährlichkeit eines U-Bootes, kam während
des Ersten Weltkrieges jedoch nur bedingt und nur phasenweise zur Geltung. Wie genau es
sich damit verhielt, wird im Abschnitt „Seekriegsordnung“ näher geschildert. Kurz erwähnt
sei, dass U-Boote zuvor noch in keinem Krieg ausgeprägt zum Einsatz gekommen waren. Die
Völkergemeinschaft hatte somit keinerlei Erfahrung mit Kriegsgeräten dieser Art und ihren
Besonderheiten für die Kriegsführung. Überhaupt verfügte keine Marine zu Beginn des Ersten
Weltkrieges über eine klare Einsatzdoktrin für ihre U-Boot-Waffe. Mit dem Einsatz von UBooten im Krieg wurde völliges Neuland betreten. Das Potential dieser Waffe wurde daher
generell unterschätz und die U-Boote eher als Unterstützungs- und Aufklärungseinheiten
betrachtet denn als Offensivwaffen. Erst die kaiserliche Marine brachte das wahre Potential
der Boote zur Geltung. Im Gegensatz zu Marineschiffen über Wasser konnten U-Boote allein
operieren und dabei dennoch immensen Schaden beim Feind verursachen. Diese Tatsache,
von den Deutschen genutzt, erklärt, warum Großbritannien zu Beginn des Krieges zwar mehr
als doppelt so viele U-Boote im Dienst hatte wie die Kaiserliche Marine, letztere jedoch ihre
Boote wesentlich erfolgreicher einsetzte.
Frankreich
Kriegsbeginn
Gesamtprod.
Verluste
55
75
12
U-Boote der verschiedenen Nationen
Großbritannien
Italien
Russland
USA
73
203
54
24
64
10
24
83
5
38
58
0
Ö.Ungarn
7
27
14
Dt. Reich
35
407
178
Selbst der Einsatz weniger U-Boote setzte den Gegner unter starken Druck und zwang ihn
kostspielige und aufwendige Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. U-Boote konnten so den
feindlichen Handel stören und die gegnerische Marine schwächen – sie konnten jedoch nicht
auf sich allein gestellt die Seeherrschaft erringen, dazu bedurfte es einer traditionellen Flotte.
Seekriegsordnung
Der U-Boot-Krieg war primär ein Handelskrieg, das heißt, Ziel der Boote war es, den
alliierten Handel und damit ihre Versorgung mit kriegswichtigen Materialien zu stören. Da es
bereits in der Vergangenheit üblich war, den Handel zur See in Kriegszeiten zu stören, hatte
sich dazu bereits ein gewisser rechtlicher Rahmen ausgebildet, die Prisenordnung. Sie regelt
Maßnahmen von Kriegsschiffen gegenüber feindlichen und neutralen Handels- und
Passagierschiffen. Umgangssprachlich könnte man die Prisenordnung auch als Beuteordnung
bezeichnen, denn es wurde festgelegt, was als Beute beschlagnahmt werden durfte und unter
welchen Bedingungen, einschließlich Privatbesitz.
Feindliches Staatseigentum durfte bedenkenlos beschlagnahmt oder zerstört werden.
Schwieriger verhielt es sich jedoch mit dem Privatbesitz, besonders neutraler Schiffe. Dieses
bedurfte einer gesonderten Regelung. So galt, dass ein entsprechendes ziviles Schiff zuerst
gestoppt und dann durchsucht werden musste. Handelte es sich bei der Ladung um Banngut,
also kriegswichtiges Material, welches für den Feind bestimmt war, so durfte dieses
beschlagnahmt und das Schiff versenkt werden – allerdings musste zuvor die Sicherheit der
Besatzung garantiert sein.
In der Londoner Seerechtskonferenz von 1908/09 wurde die Prisenordnung nochmals genauer
definiert. Unmittelbares Kriegsgerät, welches für den Feind bestimmt war, durfte ohne
Weiteres beschlagnahmt werden. Ladung, die nicht aus direktem Kriegsgerät bestand, welche
dennoch der feindlichen Regierung oder deren Truppen zu Gute kommen sollte, durften
ebenfalls beschlagnahmt werden. War eine entsprechende Ladung jedoch für die
Zivilbevölkerung bestimmt, selbst die des Gegners, durfte sie nicht angerührt werden.
Weiterhin galt, dass wenn ein neutraler Hafen das Ziel des Schiffes war, die Ladung von dort
jedoch bestimmt den feindlichen Kriegsanstrengungen zu Gute kommen sollte, diese ebenfalls
nicht aufgebracht werden durfte. Überhaupt musste der Zugang zu den neutralen Häfen
gewährleistet sein.
Zwar wurde die Londoner Deklaration von allen beteiligten Staaten unterschrieben, nicht
jedoch ratifiziert. Dennoch übernahmen die meisten Staaten die Bestimmungen in ihr
Prisenrecht, selbst das deutsche Kaiserreich übernahm praktisch alle Beschlüsse. Bei
Kriegsbeginn forderten die USA alle beteiligten Parteien auf, sich zu den Londoner
Beschlüssen zu bekennen. Während die Mittelmächte diese Aufforderung positiv
beantworteten, erklärte Großbritannien, es werde diese nur nach Modifikationen und Zusätzen
anerkennen. So erlaubte sich Großbritannien, auch Nahrungsmittel, die für die
Zivilbevölkerung gedacht waren, zu beschlagnahmen, selbst wenn der Zielhafen ein neutraler
war. Überhaupt sollte allein die Annahme ausreichen, dass die Ladung für den Feind sei – die
Beweislast lag bei den neutralen Schiffen. Selbst die Liste der Waren, die auf keinen Fall
beschlagnahmt werden durften, wurde von den Briten gekürzt. Proteste der USA und
Deutschlands blieben unberücksichtigt.
Wie bereits angedeutet, war der Einsatz von U-Booten so neu, dass es für sie noch keine
Regelungen gab. Problematisch war dies, da U-Boote sich nicht einfach mit den
Überwasserkräften gleichsetzen ließen. Für ein Schlachtschiff war es nahezu gefahrlos, ein
Schiff auf zu bringen. Ein U-Boot dagegen musste dazu nicht nur auftauchen, es war in
diesem Moment auch äußerst verwundbar. Ein Handelsschiff wird kaum auf die Idee
kommen, sich mit einem Linienschiff anzulegen;
ein U-Boot dagegen lässt sich aber
verhältnismäßig leicht versenken, zum Beispiel durch Rammstoß. War das Handelsschiff
sogar bewaffnet, so reichte ein Treffer aus, um ein U-Boot zu versenken. Die Befolgung der
Prisenordnung stellte daher für ein U-Boot ein unverhältnismäßig großes Risiko dar.
Tatsächlich gingen die Alliierten bald dazu über, Handelsschiffe zu bewaffnen. Sie gingen
sogar so weit, den U-Booten Fallen zu stellen, in dem sie vermeintliche harmlos aussehende
Handelsschiffe mit versteckten, teilweise versenkbaren Geschützen ausrüsteten. Trafen UBoot und vermeintlich harmloser Frachter aufeinander, und hielt sich der U-BootKommandant an die Prisenordnung und tauchte auf, um das andere Schiff zu durchsuchen,
dann konnten die Waffen desselben schnell zum Einsatz gebracht werden. Das Boot fiel damit
nahezu wehrlos der feindlichen Falle zum Opfer. Wollten die U-Boot-Kommandanten sich an
das Seekriegsrecht halten, liefen sie also Gefahr, ihren eigenen Untergang zu besiegeln.
Strategie zur See
Die großen Industriestaaten waren abhängig von überseeischen Importen. So wurde neben
dem eigentlichen Kriegsgerät auch die Niederringung der gegnerischen Wirtschaft zum
Gegenstand der Kriegsführung. Wer auch immer also über die Seeherrschaft verfügte, konnte
seine Handelsschiffe schützen, die Handelswege des Gegners jedoch unterbrechen und ihn so
von wichtigen Rohstoffen abschneiden.
Britische Seite
Großbritannien hatte zu Beginn des Ersten Weltkrieges aufgrund der günstigen
geostrategischen Lage und der großen Flotte die unumstrittene Seeherrschaft. Die britische
Flotte beschränkte sich daher darauf, diese aufrecht zu erhalten und verhielt sich eher
defensiv. Großbritannien suchte also nicht die Schlacht um, seine Flotte nicht zu gefährden,
und dies war auch gar nicht nötig. Tatsächlich erklärten die Briten eine Seeblockade für das
Deutsche Kaiserreich und konnten diese auch sehr erfolgreich durchsetzen. So beschnitten sie
die Deutschen von nahezu allen überseeischen Rohstofflieferungen jeder Art. Die
Handelsblockade sollte im Laufe des Krieges zu einer Hungerblockade werden.
Deutsche Seite
Das Kräfteverhältnis von kaiserlicher zu britischer Flotte war trotz Flottenrüstung immer noch
sehr ungünstig. Ein Sieg in einer großen Seeschlacht war mehr als fragwürdig. Die Flotte
blieb daher praktisch über die gesamte Kriegszeit in ihren Häfen. Hinzu kam die ungünstige
geostrategische
Lage
der
deutschen
Kriegshäfen
im
Nordseeraum,
welche
die
Operationsfähigkeit der deutschen Flotte massiv einschränkte. Aus Angst um die Flotte
beschränkten sich die Deutschen daher auf den Einsatz kleinerer Seeeinheiten, um den Gegner
zu schaden und dessen Seehandel zu stören. U-Boote sollten sich als ideal für diesen Zweck
herausstellen, und so trugen sie die Hauptlast des Seekrieges auf deutscher Seite. Auch die
Deutschen sollten so versuchen, die Nachschubwege der Briten so elementar zu stören, dass
diese zu einer Weiterführung des Krieges nicht mehr in der Lage gewesen wären.
Das Deutsche Kaiserreich befand sich jedoch in einer schweren Lage: Der Einsatz von UBooten für einen Handelskrieg war zuvor noch nie praktiziert worden, es gab also keine
Erfahrungswerte, auf die man zurückgreifen konnte. Außerdem waren die Boote für den
Einsatz unter dem traditionellen Seekriegsrecht nicht geeignet. Sollten sie erfolgreich sein,
musste dieses zwangsläufig verletzt werden. Das wiederum hätte und hat jedoch neutrale
Staaten, wie die USA, auf den Plan gerufen und den Kriegseintritt dieser auf Seiten der
Alliierten provoziert. Dieses Dilemma spiegelt sich in der häufig wechselnden
Seekriegsstrategie der Deutschen wider.
Der Kriegsverlauf
1914
Die ersten Einsätze deutscher U-Boote alarmierte die britische Admiralität. Aus Furcht im
ihre Flotte gingen die Briten fortan äußert vorsichtig vor und zogen zeitweise sogar ihre
großen Schlachtschiffe von Scapa Flow an die Nordwestküste Schottlands zurück. Dennoch
hielten sie die Seeblockade ohne große Mühen aufrecht. Ende September erzielten deutsche
U-Boote zum ersten Mal im Krieg große Erfolge. So versenkte U 9 im September drei
britische Panzerkreuzer auf Patrouille innerhalb von 75 Minuten. Es folgten weitere
Versenkungen
feindlicher
Kriegsschiffe.
Die
Briten
waren
fortan
gezwungen,
Abwehrmaßnahmen gegen die U-Boote zu ergreifen, die jedoch vorerst nur defensiver Natur
waren (Zerstörergeleit für größere Kriegsschiffe), zumal sie noch keinerlei Erfahrung im
Umgang mit einer solchen Bedrohung hatten. Im Oktober schließlich wurde dann auch das
erste Handelsschiff durch ein deutsches U-Boot versenkt. Die deutschen U-Boote stellten sich
als ernst zu nehmende Bedrohung heraus.
1915
Anfang 1915 erklärte das Deutsche Kaiserreich die Gewässer um Großbritannien zum
Kriegsgebiet. Doch nicht nur dort, auch im Mittelmeer kamen nun deutsche U-Boote zum
Einsatz und konnten wichtige Erfolge erringen. Da die deutsche Marine auch die Ostsee
beherrschte, musste Russland praktisch ohne Hilfslieferungen der Alliierten auskommen.
Weniger erfolgreich war jedoch die Bekämpfung der Kanaltransporte, da ein groß angelegter
Einsatz der U-Boote dort aus Angst um diese vermieden wurde.
Schon im Vorjahr waren Diskussionen um die Ausdehnung der U-Boot-Einsätze auf einen
Handelskrieg aufgekommen. Völkerrechtliche Bedenken, die relativ geringe Zahl
einsatzfähiger Boote, unterschiedliche Lagebewertungen zwischen den Entscheidungsträgern
und die Angst vor dem Kriegseintritt neutraler Staaten zögerte eine Entscheidung jedoch
hinaus. Im Februar wurde jedoch schließlich der Handelskrieg begonnen. Die Seeblockade
war in Deutschland bereits spürbar, zusätzlich sah man das britische Vorgehen als
völkerrechtswidrig an. Die logische Konsequenz war also, den britischen Seehandel ebenfalls
zu blockieren. Zuvor waren die neutralen Staaten informiert worden. Man ging davon aus,
dass die Ankündigung eine abschreckende Wirkung zeigen würde und neutrale Transporte aus
dem Kriegsgebiet fernhalten würde, so dass ein versehentliches Versenken dieses
unwahrscheinlich würde. Die neutralen Staaten waren jedoch nicht gewillt, sich dem zu
fügen. Dennoch begann man den Handelskrieg mit U-Booten, hielt sich jedoch zu Beginn an
die Prisenordnung. Am 7. Mai es jedoch zu einem Zwischenfall als U 20 südlich von Irland
den aus den USA kommenden britischen Passagierdampfer Lusitania ohne Warnung durch
einen Torpedo versenkte. Unter den etwa 1200 Toten befanden sich auch 130 amerikanische
Staatsbürger. Nach scharfen Protesten der USA wurde der Handelskrieg im Juni
eingeschränkt und gegen Ende des Jahres praktisch ganz eingestellt, nachdem es erneut zu
ähnlichen Zwischenfällen gekommen war.
1916
Im Februar kündigte das Deutsche Kaiserreich eine erneute Verschärfung des Handelskrieges.
Während die Briten versuchten, den deutschen U-Booten zu entgehen, indem sie ihre eigenen
Schiffe mit neutralen Flaggen ausstatten oder den Booten mit U-Boot-Fallen beizukommen
versuchten, weiteten die Deutschen ihren U-Boot-Krieg erneut aus. Bereits im März kam es
jedoch zu einem erneuten Zwischenfall, als der französische Kanaldampfer Sussex ohne
Vorwarnung torpediert wurde. Erneut kamen amerikanische Staatsbürger ums Leben. Die
Reaktion der USA fiel entsprechend scharf aus und Präsident Wilson drohte mit dem Abbruch
der diplomatischen Beziehung zu Deutschland, sollte sich ein weiterer Zwischenfall ereignen.
So wurde im Mai erneut der Handelskrieg um die britischen Inseln eingeschränkt, ging im
Mittelmeer jedoch weiter, da man dort kaum Gefahr lief, versehentlich ein US-Schiff zu
treffen.
1917
Der eingeschränkte U-Boot-Krieg erwies sich bald als zum Scheitern verurteilt. Ein
uneingeschränkter Handelskrieg, so die Rechnung, würde England in sechs Monaten zu
Friedensverhandlungen zwingen. Das Risiko, dass die USA als Folge in den Krieg eintreten
würden, war wohl bedacht worden. Jedoch ging die OHL davon aus, den Großteil der
amerikanischen Truppentransporte versenken zu können, bevor sie anlanden konnten. Das
sollte sich als Fehleinschätzung heraus stellen.
Am ersten Februar wurde der uneingeschränkte U-Boot-Krieg wieder aufgenommen. Als
Reaktion darauf traten die USA tatsächlich auf Seiten der Alliierten am 6. April in den Krieg
ein. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres konnten die deutschen U-Boote den Alliierten
schwere Verluste an Tonnage zufügen. In den letzten sechs Monaten jedoch setzte sich mehr
und mehr das Konvoi-System durch, die Zahl der versenkten Tonnage ging rapide zurück, die
der verlorenen U-Boote dagegen stieg stark an.
1918
Die versenkte Tonnage ging im gleichen Zuge weiter zurück, in dem das Konvoisystem
ausgedehnt wurde. Über 120 U-Boote gingen dagegen bis zum Waffenstillstand verloren.
Im gesamten Krieg wurden insgesamt 178 deutsche U-Boote versenkt. Die verbleibenden
Boote wurden unter den Siegermächten aufgeteilt.