Positionspapier "Einsatz von Fisch und Fischprodukten"

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Positionspapier "Einsatz von Fisch und Fischprodukten"
Positionspapier
Februar 2012
Einsatz von Fisch und Fischprodukten
„ÖkoKauf Wien“
Arbeitsgruppe Lebensmittel
Arbeitsgruppenleiter:
Dr. Bernhard Kromp
1220 Wien, Esslinger Hauptstr. 132-134
Tel.: +43 1 4000 49150, Fax: +43 1 4000 49180
E-mail: [email protected]
www.oekokauf.wien.at
Unter Mitwirkung von: Magistratsabteilung 10, Magistratsabteilung 22, Magistratsabteilung 38,
Magistratsabteilung 56, Bio Austria, Bio Forschung Austria, die umweltberatung, Kuratorium
Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, Lebensministerium, Tierschutzombudsstelle Wien, Universität
Wien, Wiener Krankenanstaltenverbund
Impressum:
Herausgeber: Magistrat der Stadt Wien, Programm für umweltgerechte Leistungen
„ÖkoKauf Wien“, 1082 Wien, Rathaus, www.oekokauf.wien.at
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Positionspapier Einsatz von Fisch und Fischprodukten
(Februar 2012)
In der österreichischen Ernährungspyramide wird vom Bundesministerium für Gesundheit
empfohlen, mindestens 1- bis 2-mal pro Woche Fisch auf den Speiseplan zu bringen. Die
ökologischen Auswirkungen dieser Empfehlung sind jedoch beim Verzehr von nicht aus
nachhaltiger Fischerei stammenden Fischen enorm. Denn 32 % der Fischbestände sind
nahezu irreversibel überfischt, weitere 53 % der Fischbestände werden zu stark befischt und
zeigen abnehmende Fangmengen. Daher ist es besonders wichtig, Fischarten zu
bevorzugen, deren Bestand nicht bedroht ist bzw. deren Fang oder Zucht für die Umwelt
nicht belastend ist. Aus ökologischer Sicht kann der Verzehr von Fisch in Folge nur
eingeschränkt empfohlen werden.
Um die Fische beim Einkauf dementsprechend auswählen zu können, müssen laut EUVerordnung 2065/2001 sowohl bei Frischfisch, als auch bei abgepacktem Tiefkühlfisch
folgende Informationen am Preisschild bzw. auf der Verpackung gekennzeichnet sein:
Angabe der Fischart (Handelsbezeichnung), die Produktionsmethode (Aquakultur oder
Wildfang) und das Fanggebiet (bzw. wo er gezüchtet wurde). Convenience-Produkte, wie
zubereitete
Fische,
Konserven
und
Salate
sind
allerdings
von
dieser
Kennzeichnungsverordnung ausgenommen.
Position zum Einsatz von Fisch und Fischprodukten:
Es müssen empfohlene Fische der grünen Liste gewählt werden. Auch die Fischarten
der gelben Liste werden von ÖkoKauf in Ausnahmefällen akzeptiert. Fische der roten
Liste gelten als gefährdet und dürfen nicht zum Einsatz kommen.
Empfehlung: Die Fische der grünen Liste stammen aus nachhaltiger Fischerei bzw.
biologischer Fischzucht, denn diese Fischbestände gelten als stabil. ÖkoKauf empfiehlt den
Einsatz von Fischen der grünen Liste, wie zum Beispiel Fischen aus Biozucht, Fischen aus
heimischer Produktion und Meeresfisch aus zertifizierten Fischereien. Die Fischarten der
gelben Liste sind nur eingeschränkt empfehlenswert, können bei dringendem Bedarf aber
auch zum Einsatz kommen. Die Fischarten der roten Liste werden entweder mit negativen
Auswirkungen auf die Umwelt in Aquakultur gezüchtet oder sind in der Natur sehr stark
gefährdet. Deren Fischfang verursacht große Mengen an unerwünschtem Beifang und
gefährdet damit auch andere Tierarten. Daher ist der Einsatz der Fische der roten Liste
untersagt.
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Bei Convenience-Produkten gilt ebenfalls die Empfehlung, Fisch und Fischprodukten aus der
grünen bzw. der gelben Liste den Vorzug zu geben, soweit es aus der Kennzeichnung
ersichtlich ist,. Falls derartige Fertigprodukte keine Angaben zur Fischart oder Herkunft
aufweisen und die Kriterien des Positionspapiers daher nicht angewendet werden können,
können die Produkte bei dringendem Bedarf eingesetzt werden.
Um den ernährungsphysiologischen Bedarf an den gesundheitlich wertvollen Omega-3Fettsäuren, die vor allem in Meeresfisch enthalten sind, alternativ und umweltschonend
abzudecken, werden pflanzliche Öle, Leinsamen, Raps, Walnüsse und heimisches Soja als
eine zusätzliche Quelle für Omega-3-Fettsäuren empfohlen.
Die Umweltorganisationen Greenpeace und WWF haben die Bedrohung der verschiedenen
Fischarten untersucht und in die Kategorien akzeptabel, kritisch und katastrophal eingeteilt.
Folgende Fischarten sind aus den unten genannten Herkunftsregionen grundsätzlich
vertretbar und können in der Küche zum Einsatz kommen. Mehr Infos zu den vertretbaren
Fischarten, deren Fanggebiete und Fangmethoden finden Sie in den unten angegebenen
Quellen.
FANG-
EMPFOHLENE FISCHARTEN
HERKUNFT
ALLE
Fische
aus
kontrolliert
biologischer Fischzucht
Weltweit
Biozucht
WWF
ALLE Fische mit MSC Gütesiegel
Weltweit
MSC
Wildfang
WWF
Alaska Seelachs/Polardorsch - MSC
Weltweit
MSC
Wildfang
WWF
Forelle
Österreich
Greenpeace
Forelle - Bio
Goldbrasse/Dorade - Bio
Heilbutt
Österreich, Europa
Mittelmeer
Europa
Weltweit
Neuseeland
Zucht,
Wildfang
Biozucht
Biozucht
Zucht
MSC
Wildfang
MSC
Wildfang
Wildfang
Östliche Ostsee
Wildfang
WWF
Weltweit
MSC
Wildfang
Zucht
WWF
Heilbutt - MSC
Weltweit
Hering - MSC
Hoki – MSC
Kabeljau (=Dorsch)
Kabeljau - MSC
Karpfen
Europa, Österreich
METHODE
QUELLE
Greenpeace, WWF
WWF
Greenpeace, WWF
WWF
WWF
WWF
Greenpeace, WWF
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Karpfen - Bio
Österreich
Biozucht
Greenpeace
Lachs
pazifischer Lachs
Ostpazifik (USA)
Wildfang
Greenpeace, WWF
Lachs - Bio
Weltweit
Biozucht
WWF
Lachs, Alaska Wildlachs - MSC
Weltweit
MSC
Wildfang
WWF
Makrele
Nordatlantik
Weltweit
Wildfang
MSC
Wildfang
Greenpeace, WWF
WWF
Pangasius - Bio
Polardorsch/Alaska Seelachs – MSC
Vietnam
Weltweit
Biozucht
MSC
Wildfang
Greenpeace, WWF
WWF
Saibling/ Bachsaibling
Saibling/ Bachsaibling - Bio
Sardelle
Europa, Österreich
Europa, Österreich
Frankreich Golf von
Biscaya
Weltweit
Zucht
Zucht
Wildfang
Greenpeace
Greenpeace
WWF
MSC
Wildfang
Wildfang
MSC
Wildfang
MSC
Wildfang
Wildfang
MSC
Wildfang
WWF
Makrele - MSC
Sardine – MSC
Schellfisch
Nordost-Arktis
Weltweit
Schellfisch – MSC
Weltweit
Scholle – MSC
Seelachs/Köhler
Nordostarktis
Weltweit
Seelachs/Köhler – MSC
WWF
WWF
WWF
WWF
WWF
Shrimps und Garnelen - Bio
Shrimps und Garnelen - MSC
Weltweit
Weltweit
Biozucht
MSC
Wildfang
WWF
WWF
Sprotten
Tilapia
Nord- & Ostsee
Honduras,
Indonesien, Europa
und USA
Weltweit
Weltweit
Wildfang
Zucht
WWF
Greenpeace, WWF
Biozucht
MSC
Wildfang
WWF
WWF
Weltweit
MSC
Wildfang
Wildfang
Biozucht
Biozucht
Biozucht
WWF
Tilapia – Bio
Tunfisch
Bonito/Skipjack
Tunfisch, Weißer – MSC
Tunfisch, Bonito/Skipjack
Viktoriabarsch – Bio
Wolfsbarsch – Bio
Zander – Bio
Malediven
Tansania
Mittelmeer
Europa
WWF
WWF
WWF
Greenpeace
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FANG-
AKZEPTIERTE FISCHARTEN
HERKUNFT
Alaska Seelachs/Polardorsch
Forelle
Nordwestpazifik
Nordeuropa
Garnelen, Krabben
Heilbutt
Miesmuschel
Nordsee
Nordostarktis,
Norwegische See
keltische
Meere,
westliche
Ostsee,
Nordostatlantik
Island, Nordostarktis,
Norwegische
See,
westliche Ostsee
Nordostatlantik
Irland,
Norwegen,
Schottland
Nordsee
Pangasius - GAP
Vietnam
Polardorsch/Alaska Seelachs
Sardellen/ Anchovis
Nordwestpazifik
Iberische Gewässer,
östlicher Mittelatlantik
Mittelmeer,
Nordostatlantik,
östlicher Mittelatlantik
Nordsee,
Island,
Norwegische
See,
Nordostatlantik
Ostsee
Nordostatlantik
Pazifik
Hering
Kabeljau
Kliesche/ Eisflunder/ Rauhe Scholle
Lachs
Sardine
Schellfisch
Scholle
Seelachs/Köhler
Tunfisch
Echter Bonito = Skipjack
Zander
NICHT AKZEPTIERTE
FISCHARTEN
Aal
Alaska Seelachs/ Polardorsch
Blauer Marlin
Forelle
Goldbrasse/ Dorade
Granatbarsch
Haie und Rochen
Heilbutt
Hoki, Blauer-Seehecht
Westeuropa
METHODE
QUELLE
Wildfang
Zucht,
Wildfang
Wildfang
Wildfang
WWF
WWF
Wildfang
WWF, Greenpeace
Wildfang
WWF
Wildfang
Wildfang/
Zucht
Wildfang/
Zucht
Zucht,
Global
Gap
zertifiziert
Wildfang
Wildfang
WWF
WWF
Wildfang
WWF
Wildfang
WWF
Wildfang
Wildfang
Wildfang
WWF
WWF
WWF
Wildfang
Greenpeace, WWF
WWF
WWF
WWF
WWF Deutschland
WWF
WWF, Greenpeace
HERKUNFT
FANGMETHODE QUELLE
Europa
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit
Türkei, Chile
Mittelmeer,
ausgenommen
Biozucht
Weltweit
Weltweit
Nordostatlantik,
Nordwestatlantik
Pazifik
Wildfang/Zucht
Wildfang
WWF
Greenpeace
Wildfang
Zucht
Zucht
WWF
WWF
WWF
Wildfang
Wildfang
Wildfang
WWF
Greenpeace, WWF
Greenpeace, WWF
Wildfang
Greenpeace
6 von 8
Jakobsmuscheln
Kabeljau (=Dorsch)
Lachs
Leng
Makrele
Polardorsch/Alaska Seelachs
Pangasius
Red Snapper/ Roter Schnapper
Rotbarsch
St. Petersfisch
Sardellen/Anchovis
Sardine
Schellfisch
Schillerlocken/Seeaal (Dornhai)
Scholle
Schwertfisch
Seehecht
Seelachs/Köhler
Seeteufel
Seezunge
Steinbeißer/Katfisch/Seewolf
Shrimps und Garnelen
Sprotte
Tintenfisch/Oktopus
Tilapia
Tunfisch
(im Handel als Heller Tun,
Großaugentun, Blauflossentun,
Roter Tun bzw.
Yellowfin,
Albacore, Bonito del Norte)
Tunfisch
Echter Bonito = Skipjack
Viktoriabarsch
Wittling
Wolfsbarsch/Branzino
Zander
Nordostatlantik,
Mittelmeer
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Chile,
Nordostatlantik,
Westpazifik
Nordostatlantik
östlicher Mittelatlantik
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Vietnam, Thailand
Weltweit
Nordatlantik
Weltweit
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit
Weltweit
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Nordatlantik
Nordostatlantik,
Mittelmeer
Nordatlantik
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Weltweit, bis auf die
Ausnahmen
siehe
oben
Wildfang
WWF
Wildfang
Greenpeace, WWF
Wildfang/ Zucht
Greenpeace, WWF
Wildfang
Wildfang
Wildfang
WWF
Greenpeace, WWF
Greenpeace
Zucht
Wildfang
Wildfang
Wildfang
Wildfang
Greenpeace, WWF
WWF
WWF
Greenpeace
WWF, Greenpeace
Wildfang
Greenpeace
Wildfang
Greenpeace, WWF
Wildfang
Wildfang
Greenpeace, WWF
Greenpeace, WWF
Wildfang
Wildfang
Wildfang
WWF
Greenpeace, WWF
Greenpeace
Wildfang
Wildfang
Greenpeace, WWF
Greenpeace, WWF
Wildfang
Wildfang/Zucht
Greenpeace, WWF
Greenpeace, WWF
Wildfang
Greenpeace
Wildfang
Zucht
Greenpeace
Greenpeace, WWF
Wildfang
Greenpeace, WWF
Indischer Ozean
Wildfang
WWF
Tansania
Weltweit
Mittelmeer
Osteuropa
Wildfang
Wildfang
Zucht
Zucht
WWF
Greenpeace
Greenpeace, WWF
Greenpeace, WWF
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Quellen:
WWF-Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte 11/2011 www.wwf.at/de/fischfuehrer
Greenpeace Fisch-Ratgeber 2011, http://marktcheck.greenpeace.at/fischratgeber.html
Weiterführende Informationen wurden von "die umweltberatung" Wien erarbeitet und finden
sich in den nachfolgenden „Erläuterungen zum Positionspapier - Einsatz von Fisch und
Fischprodukten“.
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Erläuterungen zum Positionspapier Einsatz von Fisch und
Fischprodukten
Im Auftrag des „ÖkoKauf Wien“
Arbeitsgruppe „Lebensmittel“
Mag.a Gabriele Wittner, Ernährungswissenschafterin
"die umweltberatung" Wien
Wien, Februar 2012
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Inhaltsverzeichnis
1. Ernährungsphysiologische Vorteile von Fisch
4
2. Ökologische Auswirkungen des Fischkonsums
5
2.1. Problematik „Überfischung“ ....................................................................................................... 5
2.2. Problematik „Fischindustrie“ ...................................................................................................... 6
2.3. Problematik „Aquakultur“ ........................................................................................................... 6
2.4. Problematik „Fangmethoden“ .................................................................................................... 8
2.5. Problematik „Tiefseefischerei“ ................................................................................................... 9
3. Alternativen aus nachhaltigen Fischereien
10
3.1. Heimische Fische.....................................................................................................................10
3.2. Bio-Fisch ..................................................................................................................................11
3.3. Marine Stewardship Council ....................................................................................................12
3.4. Aquaculture Stewardship Council ............................................................................................13
3.5. Pflanzliche Alternativen für Omega-3- Fettsäuren...................................................................13
4. Literaturverzeichnis
15
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der weltweiten Aquakultur Produktion
6
Abbildung 2: Baumkurre
8
Abbildung 3: Grundschernetz mit zwei Seiten
8
Abbildung 4: Zustand der Tiefseebestände
9
Abbildung 5: Entwicklung der gesamten österreichischen Fischproduktion
10
Abbildung 6: Markenzeichen von ARGE Biofisch
12
Abbildung 7: Gütesiegel von Marine Stewardship Council
12
Abbildung 8: Fettsäurespektrum von Pflanzenölen und Fischölkonzentraten
14
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1. Ernährungsphysiologische Vorteile von Fisch
Ernährungsgesellschaften, wie die deutsche Gesellschaft für Ernährung, empfehlen der
Bevölkerung ein- bis zweimal pro Woche Fisch zu essen [DGE, 2007]. Auch das
Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt über die österreichische Ernährungspyramide ein bis
zwei Portionen fettreichen Meeres- oder heimischen Kaltwasserfisch pro Woche [BMfG, 2011].
Unbestritten
sind
die
ernährungsphysiologischen
Vorteile
die
uns
diese
gesunde
Lebensmittelgruppe für unseren Körper liefert.
Hervorzuheben sind unter anderem die natürlichen Versorgungsquellen von Jod und Vitaminen (A,
D, E, K, Niacin, Pyridoxin und Cobalamin), das leicht verdauliche Eiweiß und vor allem das
einzigartige Fettsäurespektrum.
So gibt es neben jodiertem Speisesalz kein Lebensmittel, das soviel Jod enthält wie Meeresfisch.
Derzeit wird 12 % des täglichen Jodbedarfes durch Fischspeisen abgedeckt [KARL und
MÜNKNER, 1999]. Die Jod-Versorgung in Österreich ist zwar verbesserungswürdig, durch die
Anreicherung von Jod im Speisesalz hat sie sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Ein
schwerer Jodmangel kommt heute nur mehr ganz selten vor.
Besonders erwähnenswert bei den Vorzügen des Fischkonsumes, sind die Omega-3-Fettsäuren,
wie α-Linolensäure, Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure. Sie werden im Körper für eine
Vielzahl von Stoffwechselfunktionen und den Aufbau von Zellmembranen benötigt. Darüber hinaus
sind sie die Ausgangssubstanzen für die Synthese von Eicosanoiden, die sowohl bei der
Blutgerinnung, als auch im Immunsystem eine wichtige Rolle spielen [ELMADFA, 2000].
Weiteres führen Omega-3-Fettsäuren durch den regelmäßigen Verzehr von fettem Seefisch in der
Primärprävention von koronaren Herzkrankheiten zu einer signifikanten Reduktion von tödlichen
Herzinfarkten [DAVIGLUS et al., 1997] und in der Sekundärprävention unter anderem zu einer
signifikanten Reduktion von plötzlichem Herztod [LEAF, 2002].
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2. Ökologische Auswirkungen des Fischkonsums
Trotz der positiven Eigenschaften von Fisch, müssen bei Empfehlungen für KonsumentInnen
neben den gesundheitlichen Vorteilen auch wichtige, ökologische Aspekte berücksichtigt werden:
2.1. Problematik „Überfischung“
145,1 Millionen Tonnen Fisch, inklusive Aquakultur, wurden 2009 offiziell gefangen und gezüchtet.
Davon stammten 90 Millionen Tonnen aus Wildfang und 55,1 Millionen Tonnen aus Zuchtfarmen
[FAO, 2010]. In einer Einschätzung der Entwicklung des Befischungszustandes der 200 weltweit
wichtigsten genutzten Fischbestände schätzt die Food and Agriculture Organization of the United
Nations (FAO), dass 32 % der Fischbestände nahezu irreversibel überfischt sind, weitere 53 % der
Fischbestände zu stark befischt werden und abnehmende Fangmengen zeigen und nur noch 15 %
mehr Potenzial beinhalten [FAO, 2010].
Unerwünschter Beifang ist eines der größten ungelösten Probleme in der Fischerei. Unter Beifang
versteht man jenen Teil des Fangs, der entweder ins Meer zurück geworfen oder nicht
wissenschaftlich gemanagt wird. Betroffen sind die verschiedensten Arten an Fischen,
Bodentieren, Meeressäugern, Schildkröten und Meeresvögel. Nach vorsichtigen Schätzungen
werden rund 40 Prozent des weltweiten Fischfangs als unerwünschter Beifang, meist tot, wieder
zurück ins Meer geworfen [DAVIES, 2009].
Kurzfristig kann man die Überfischung der Meere durch die Einführung von höchstzulässigen
Fangmengen (Total Allowable Catch - TAC) und Jahresquoten auf die Beschränkungen der
Fangmengen minimieren. Langfristig müssen für nachhaltige Fischerei konsequente Schutzzonen
für Jungtiere geschaffen werden. Auch die Anhebung der Mindestmaschenöffnungen der Netze
soll eine Wiederauffüllung der Bestände garantieren, in dem noch nicht geschlechtsreife
Jungfische heranwachsen können. Weiters wird versucht durch den Einsatz von selektiven
Fanggeräten unerwünschte Fänge zu vermeiden [Fischerei in Europa, 2004].
Die Europäische Union hat deswegen 2002 bei der europäischen Reform der gemeinsamen
Fischereipolitik (GFP) Pläne zur Wiederauffüllung der am stärksten bedrohten Fischarten im
Grundsatz beschlossen. Allerdings sind diese Pläne inkonsequent und werden in der Ausführung
zu wenig kontrolliert. So sind die aktuellen Fisch-Fangquoten, wie auch in den Jahren zuvor,
eindeutig
über
den
wissenschaftlichen
Empfehlungen
des
internationalen
Rates
für
Meeresforschung. Dies hat zur Folge, dass zu viele Fische dem Meer entnommen werden und
eine nachhaltige Fischerei kaum möglich ist [GREENPEACE, 2007].
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2.2. Problematik „Fischindustrie“
Die sozialen Folgen der Fischindustrie sind unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit der Fischer,
verursacht durch die „industriellen“ Schiffe. Nur 1 % der Flotte, ca. 35 000 Einheiten, sind große,
industrielle Trawler über 24 m Länge. Auf diesen Schiffen arbeiten 10 % der Fischer und erzielen
etwa 50 % der Anlandungen [NEWTON und FITZPATRICK, 1998]. Ihre Fangmethoden sind
grundsätzlich auf maximalen Ertrag ausgerichtet und lassen ökologische Folgen, wie Zerstörung
der Korallenriffe und der Meeresböden, unerwünschter Beifang an Seevögeln, Bodentieren,
Meeressäugern und Fischen, außer Acht. Unterstützt wird dies durch eine fehlende gesetzliche
Regelung und Kontrolle.
Extrem unterschiedlich ist auch die Fangleistung der Fischer verteilt: So fängt ein EU- Fischer in
Dänemark 293 t, ein Fischer in Deutschland 60 t und einer in Griechenland 4 t Fisch/Jahr [SALZ,
1991]. In Indien werden im Mittel pro Fischer 0,8 t Fisch /Jahr angelandet [ANON, 1998d].
2.3. Problematik „Aquakultur“
Seit 1970 wuchs die weltweite Fischproduktion aus der Aquakultur ständig an. 2009 wurden
bereits 55,1 Millionen Tonnen Fische in Aquakulturen gezüchtet. Das entspricht cirka mehr als
einem Drittel der gesamten Fangmenge von 145,1 Millionen Tonnen. Die Aquakultur - oftmals als
Lösung gegen die Überfischung im Meer gepriesen - ist mittlerweile einer der am stärksten
wachsenden wirtschaftlichen Sektoren. In China war der Zuwachs an Aquakulturanlagen in den
letzen Jahren besonders hoch.
Abbildung 1: Entwicklung der weltweiten Aquakultur Produktion [FAO, 2010]
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Je nachdem ob die Tiere im Süß- oder Salzwasser leben, werden Limnokulturen (Süßwasser) und
Marikulturen (Meereswasser) unterschieden. Etwas mehr als die Hälfte der weltweiten AquakulturProduktion findet im Süßwasser statt.
Bei der Haltung im Meereswasser werden die Tiere meist in Küstennähe in Käfigen oder
Verschläge aus Netzen, Metall oder Holz gezüchtet. Dabei dringt durchgehend frisches
Salzwasser ein. Die Abwässer, Exkremente und Rückstände von Medikamenten treten in das
umgebende Wasser unkontrolliert aus. Entflohene Zuchtfische vermehren sich und sind eine
unnatürliche Konkurrenz zu Wildfischen.
Zusätzlich können Zuchtfische Krankheiten und Parasiten auf Wildfische übertragen. So sind z.B.
die Bestände der Wildlachse in Kanada durch den Befall von Parasiten stark gefährdet [Krkosek et
al., 2007]. Auch die Lachsfarmen in Chile haben zum Teil verheerende Auswirkungen auf das
gesamte Ökosystem - auch weil der atlantische Lachs in Chile ein Fremdling ist, Krankheiten
einschleppt und so die bedrohten einheimischen Arten zusätzlich unter Druck setzt. Zudem
belasten der Einsatz von Medikamenten und der anfallende Müll das Ökosystem.
Die Aquakultur - oftmals als Lösung gegen die Überfischung im Meer gepriesen - ist mittlerweile
einer der am stärksten wachsenden wirtschaftlichen Sektoren. Konventionelle Aquakultur bringt
ökologische Probleme mit sich, die der Massentierhaltung an Land sehr ähnlich sind: Die Tiere
haben zu wenig Platz und sind daher anfällig für Krankheiten. Deswegen werden Arzneimittel in
großen Mengen vielfach vorbeugend eingesetzt. Energiefutter und Masthilfsmittel ersetzen die
natürliche Nahrung. Gegen Algenwuchs und unerwünschte Lebewesen werden Chemikalien
eingesetzt [aid Infodienst, 2005].
Ein besonderes Problem in der Aquakultur sind die karnivoren Fische, die nur mit Hilfe von
Fischen als Futter, meist in Form von Fischmehl oder –öl, überleben können. Da diese
Industriefische ebenfalls dem Meer entnommen werden und in Folge den Meeresbewohnern als
Futter fehlen, ist das ökologische Gleichgewicht erheblich gestört.
Teichanlagen, wie z.B. für Garnelen, benötigen enorme Mengen an sauerstoffreichem
Frischwasser. Daher muss ständig frisches Wasser durch die Becken geleitet werden. Cirka 25
Millionen Liter Wasser sind nötig, um eine Tonne Garnelen heranziehen zu können. Durch den
enormen Süßwasserbedarf werden die Grundwasserreserven der Umgebung stark beansprucht.
Dies schadet sowohl der Landwirtschaft, als auch der Bevölkerung [ÖKO-FAIR, 2006].
Durch den ständigen Bau neuer Aquakulturanlagen an den sensiblen Küstenregionen, werden
Mangrovenwälder abgeholzt, was zu unkontrollierten Überschwemmungen der Küstengebiete
führt. Mangroven, tropische Küstenwälder, nehmen zwar weniger als 0,1% der globalen
Landfläche ein, sie zählen aber zu den produktivsten Ökosystemen und effizientesten CO2-
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Speichern unserer Erde. In den letzten Jahrzehnten wurden über ein Drittel der Mangrovenflächen
zerstört, hauptsächlich durch Städtebau, Landwirtschaft und Garnelenzucht [DITTMAR et al,
2006].
2.4. Problematik „Fangmethoden“
Bei den Fangmethoden der Fische gibt es enorme Unterschiede! Schollen und Seezungen werden
z.B. mit Baumkurren gefangen. Dabei durchwühlen schwere Eisenketten den Meeresboden, um
die in Bodennähe lebenden Fische zu fangen. Mit dieser Fangmethode werden sowohl Pflanzen
als auch Tiere des Meeresbodens zerstört. Bei Baumkurren ist der Beifang besonders hoch: Pro
Kilogramm Seezunge werden cirka 10 kg Beifang mitgefischt!
Abbildung 2: Baumkurre [GREENPEACE, 2004]
Eine andere Fangmethode sind Schleppnetze, deren Netzöffnungen mit 23.000 Quadratmetern so
groß wie fünf Fußballfelder sein können und von einem oder zwei Trawler- Schiffen gezogen
werden. Der Einfluss einer solchen Flotte auf Fischbestände, vor allem auf Arten, die sich in
Schwärmen konzentrieren, ist erheblich.
Abbildung 3: Grundschernetz mit zwei Seiten [Fischerei in Europa 2004]
Für den Fang von Grundfischarten (Kabeljau,
Seehecht usw.) und am Meeresboden lebende
Tiere
werden
(Garnelen,
Tiefseehummer,
Grundschleppnetze
bzw.
Plattfische)
–schernetze
verwendet. Das Netz, das eine Länge bis zu 200
Meter hat, kann in tieferen Gewässern (80 bis 1500
Meter) eingesetzt werden. Die aus Holz oder Stahl
gefertigten
Scherbretter
durchpflügen
den
Meeresboden um die Fische in das Netz zu scheuchen. Der Meeresgrund wird aufgewühlt, die im
Sediment lebende Pflanzen- und Tierarten werden freigelegt und andere verschüttet, sodass
ganze Ökosysteme zerstört werden. Die Scherbretter hinterlassen Furchen, die je nach
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Bodenbeschaffenheit bis zu 30 cm tief sind und Lebensräume, wie z.B. Tiefsee- Korallenriffe
zerstören [GREENPEACE, 2010].
Bei nachhaltiger Fischerei müssen Fangmethoden verwendet werden, die die Selektivität erhöhen,
den Beifang gering halten und das ökologische Gleichgewicht des Meeres stabil halten. Große
Netzmaschen, Fluchtöffnungen für unerwünschte Tiere oder spezielle Haken bei Langleinen sind
positive Beispiele für nachhaltige und vor allem selektive Fangmethoden.
2.5. Problematik „Tiefseefischerei“
Durch den Rückgang der klassischen, küstennahen Fischerei und dem wachsenden Druck auf die
Bestände im Meer suchten die Fischer Alternativen. Die ideale Lösung schien die Erschließung der
bislang unbefischten Gründe der Meerestiefen bis zu 2000 Metern Tiefe zu sein. Die bekanntesten
Tiefseearten sind der Granatbarsch, Blauer Leng, Rotbarsch und Heilbutt. Auch Tiefseehaie
werden gefangen.
Aufgrund der Kälte in der Tiefsee und dem relativ geringen Nahrungsangebot, haben Tiefseetiere
einen eindeutig langsameren Lebensrhythmus und vermehren sich nur sporadisch. Dafür werden
nachweislich viele Arten sehr alt - der Granatbarsch als extremes Beispiel bis zu 150 Jahre- und
das bei einer Geschlechtsreife ab erst ca. 30 Jahren. Wenn nun große Flotten die erwachsenen
Tiere aus dem Meer fischen, kann es Jahrzehnte dauern, bis sich der Bestand, wenn überhaupt,
wieder erholt.
Hinzu kommt die vorwiegende Verwendung von Grundschleppnetzen, die den Meeresboden
aufwühlen und so viele sesshafte Organismen wie Korallen und Schwämme zerstören.
Im Jahr 2000 konstatierte ein Bericht des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), dass
die meisten Tiefseearten derzeit über ihre sichere biologische Grenze hinaus gefangen werden.
Der ICES empfahl die sofortige Reduktion der Fänge bis hin zum sofortigen Stopp der
Tiefseefischerei. Doch auch auf österreichischen Tellern sind Tiefseefische immer noch sehr
beliebt.
Abbildung 4: Zustand der Tiefseebestände [FAO, 2006]
= überfischte Bestände
der Tiefsee
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3. Alternativen aus nachhaltigen Fischereien
Welche Fische können nun auch unter Berücksichtigung des ökologischen Aspektes empfohlen
werden? Die Alternativen findet man bei den heimischen Fischen wie z.B. Karpfen und Forellen.
Weiters sind zertifizierte Fische wie Bio-Fisch, Alpenlachs und MSC-Fisch empfehlenswert.
3.1. Heimische Fische
In Österreich gibt es drei verschieden Arten der Fischereimethoden. Früher hatte die Seenfischerei
eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung, heute ist sie aber nur noch für wenige rentabel.
Vollerwerb-Berufsfischer gibt es nur am Bodensee. Der größte Abnehmer der in Seen gefangenen
Fische ist die Gastronomie. Bei der Angelfischerei werden vorwiegend Fließgewässer
bewirtschaftet. Die dabei gefangenen Fische gelangen größtenteils nicht auf dem Markt zum
Verkauf, sondern werden im Verwandten- und Bekanntenkreis der Fischer verzehrt [STAUDIGL,
2005]. Die dritte Methode, die Teichwirtschaft, hat in Österreich bereits eine lange Tradition. Zu
den häufigsten gezüchteten Arten zählen Karpfen, Forellen, Saiblinge, Barsche, Welse etc.
Abbildung 5: Entwicklung der gesamten österreichischen Fischproduktion [FAO, 2010]
Vor allem Karpfen und Forellen sind mengenmäßig die bedeutendsten Süßwasserfische.
Karpfenteiche sind gekennzeichnet durch große Flächen mit geringem Wasserzulauf. In der
naturnahen Haltung besteht das Futterangebot aus Plankton und Insekten. Zusätzlich kann auch
Getreide (z.B. Gerste, Roggen) oder Ölkuchen zugefüttert werden [REIMOSER, 2005]. Mit diesen
Bedingungen kommen auch andere Fische wie Schleien, Zander, Hechte oder Welse gut zurecht,
weshalb diese auch oft gemischt in den extensiven Karpfenteichen gehalten werden [STAUDIGL,
2005].
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Forellen gehören zu der Familie der Salmoniden (Lachsartige), die nur im Kaltwasser (rund 14°C)
gehalten werden können. Sie benötigen im Gegensatz zum Karpfen viel Sauerstoff, der über den
Wasserzufluss in den Teich gelangt [REIMOSER, 2005]. Die Forelle ist ein Raubfisch und ernährt
sich vorwiegend von Wasserinsekten, Krebsen und kleinen Fischen. In der Fischzucht ist man
deswegen auf die Fütterung von Fischmehl angewiesen.
Die Nachfrage an Salmoniden, wie Forellen und Saiblingen, nimmt stark zu, sodass nur 25 % des
Bedarfs in Österreich produziert werden kann.
Bezugsquellen: zum Beispiel: www.alpenlachs.at, www.biofisch.at, www.wildfang-naturfisch.at,
www.genuss-region.at/article/archive/25801 (Neusiedlersee Fische)
3.2. Bio-Fisch
Das Ziel von Öko-Aquakulturen ist eine umweltfreundliche und artgerechte Fischzucht. Seit 2009
ist in Europa die Zucht von Biofischen in der EU-Bio-Verordung erstmalig einheitlich geregelt. Die
neuen Bio-Aquakulturrichtlinien umfassen die Erzeugung von Fischen, Krebstieren und
Seegras/Algen in Süß- wie in Salzwasser. Biofische, die nach den Kriterien der Bioverbände, wie
Arge Biofisch, Naturland oder Demeter gehalten und ausgezeichnet werden, unterliegen noch
strengeren Kriterien, als der EU Verordnung.
Grundsätzlich sind die Besatzdichten in der Öko-Aquakultur wesentlich geringer als in der
konventionellen Aquakultur. Es werden möglichst heimische Arten gehalten. In Österreich wird als
Umgebung während der Aufzucht nur naturnahe Erdteiche akzeptiert, wogegen im Ausland auch
Plastikteiche oder Plastikbecken eingesetzt werden.
Durch Prävention, wie z.B. mehr Platz für die Fische und sauberes Wasser, wird im Vorfeld der
Ausbruch von Krankheiten vermieden. Das Futter der pflanzenfressenden Fische muss aus
kontrolliert ökologischem Anbau stammen. Bei den carnivoren Fischen, wie Forellen und
Saiblingen, ist es komplizierter: Der Anteil tierischer Futterbestandteile ist soweit wie möglich zu
reduzieren bzw. durch pflanzliche Produkte zu ersetzen. Die Futtermittel dürfen nicht aus
konventionell erzeugten Landtieren (Säugetiere, Vögel) gewonnen werden. Zulässig sind
biologische Fischprodukte aus zertifizierten Betrieben, aus Resten der Speisefischverarbeitung
und aus Beifängen für die Speisefischerzeugung [NATURLAND, 2007].
In Österreich ist die „ARGE Biofisch“ eine Initiative österreichischer Teichwirte, die Fische nach
den Richtlinien von Bio-Austria züchtet. Erhältlich sind Karpfen, Forelle, Saibling, Rotauge und
Schleie. Derzeit gibt es in Österreich 16 Bio-Karpfenzucht- und 10 Bio-Forellenbetriebe, die in 550
ha Teichfläche - das ist über 20 % der gesamten Teichfläche - gedeihen. Bio-Fisch-Produkte aus
Österreich kann man am Markenzeichen erkennen. [www.biofisch.at] Weiters ist in Österreich
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auch Bio-Fisch erhältlich, der nach den Richtlinien anderer europäischer Verbände (Naturland,
Soil-Association, AB–Frankreich, etc.) gezüchtet wurde, z.B. Lachs und Dorade (Wolfsbarsch).
Abbildung 6: Markenzeichen von ARGE Biofisch
Bezugsquellen für Biofische: www.biofisch.at, www.naturland.de
3.3. Marine Stewardship Council
Für Konsumenten ist die Entscheidung im Supermarkt, welches Fischfilet aus einer gut geregelten,
umweltverträglichen und nachhaltigen Fischerei stammt, sehr schwierig. Deswegen gründeten
1997 die Umweltschutzorganisation WWF und der Lebensmittelhersteller Unilever die globale
Organisation „Marine Stewardship Council“ (MSC), die bereits 1999 von beiden Gründern gänzlich
unabhängig wurde. Zu Beginn entwarfen Interessensvertreter von Fischern, Händlern,
Fischverarbeitern, Nichtregierungsorganisationen, Verbrauchern und Wissenschaftlern gemeinsam
ein Regelwerk, nach dem man eine umweltverträgliche Fischerei beurteilen kann [HUBOLD, 2004].
Etwa 12 % der weltweiten Fangmengen und 64 Fischarten werden bereits MSC zertifiziert.
Weltweit tragen knapp 5.000 verschiedene Produkte das blaue MSC Gütesiegel. In Österreich sind
mittlerweile 15 verschiedene und zertifizierte Fischarten in Supermärkten und im GastronomieGroßhandel erhältlich [MSC Annual Report, 2010].
Abbildung 7: Gütesiegel von Marine Stewardship Council
Jede Fischerei kann, unabhängig von Größe und Fanggebiet, eine Bewertung nach den MSCStandards bzw. in weiterer Folge das Gütesiegel beantragen. Dazu muss sie sich einem strengen
Prüfverfahren und laufenden Kontrollen unterwerfen. Es werden nicht einzelne Fischer oder
Schiffe zertifiziert, sondern nur alle Fischereibetriebe einer Meeresregion, die eine bestimmte
Fischart fischen.
MSC selbst führt keine Zertifizierungen durch, sondern tritt als „Akkreditierer“ auf, der die
Zertifizierungsunternehmen prüft und zulässt. Dabei stellen die „Prinzipien“ die Ziele dar, nach
denen die Fischerei erfolgen soll, während die „Kriterien“ den Weg markieren, auf dem diese
erreicht werden sollen.
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Die 3 Prinzipien des Marine Stewardship Council
Prinzip 1: Schutz der Bestände.
Die Fischerei darf zu keiner Überfischung oder Erschöpfung der befischten Population führen. Für
Populationen die erschöpft sind, muss die Fischerei so gestaltet werden, dass sich die Bestände
nachweislich erholen.
Prinzip 2: Minimale Auswirkungen auf das Ökosystem
Die Ausübung der Fischerei darf die Struktur, Vielfalt und Produktivität des betreffenden
Ökosystems und aller mitbeteiligten Arten (auch Seevögel und Meeressäugetiere) nicht negativ
beeinträchtigen.
Prinzip 3: Effektives und verantwortungsvolles Management der Fischerei
Die Fischerei muss einem effektiven Management-System unterworfen sein, welches die lokalen,
nationalen und internationalen Gesetze und Standards respektiert und dessen institutionellen und
operationellen Vorgaben verlangen, dass die Ressourcen nachhaltig und verantwortlich genutzt
werden [HUBOLD, 2004].
Bezugsquellen für MSC zertifizierte Fische - hier finden Sie die aktuellen Marken und Händler:
www.msc.org/where-to-buy/msc-labelled-seafood-in-shops-and-restaurants/austria
3.4. Aquaculture Stewardship Council
In Zukunft wird es, ähnlich wie das MSC Gütesiegel für Wildfische, noch ein neues Zeichen für
gezüchtete Fische geben: Das ASC Gütesiegel (Aquaculture Stewardship Council). Das
Zertifizierungsprogramm wurde vom WWF initiiert und kennzeichnet ausschließliche Fische die
aus nachhaltigern Aquakulturen, also aus Zuchtanlagen, stammen. Das Programm ist derzeit noch
in Entwicklung – die ersten Fische sollen es laut WWF ab 2012 in den Handel kommen.
12 Arten sind für die ASC Zertifizierung derzeit in Planung: darunter verschiedene Muschel-Arten,
Lachs, Pangasius, Forelle, Makrelen, Tilapia und Shrimps [ASC, 2011].
3.5. Pflanzliche Alternativen für Omega-3- Fettsäuren
Neben dem Verzehr von ökologisch vertretbaren Fischen, kann man den Bedarf an den, für den
menschlichen
Körper
wichtigen
Omega-3-Fettsäuren,
teilweise
auch
aus
pflanzlichen
Lebensmitteln abdecken. Leinsamen, Raps, Walnüsse und Soja enthalten höhere Anteile an
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Omega-3-Fettsäuren. Geringere Konzentrationen sind auch im grünen Gemüse wie Wirsingkohl,
Spinat
und
Kohlsprossen
enthalten
[DITTRICH,
2000].
Die
ernährungsphysiologisch
bedeutendsten Quellen für die Omega-3-Fettsäure α -Linolensäure (ALA) sind Pflanzenöle, vor
allem Leinöl, Nuß- und Rapsöl oder auch Milchrpodukte aus biologischer Landwirtschaft.
Abbildung 8: Fettsäurespektrum von Pflanzenölen und Fischölkonzentraten in g/100g [SINGER und WIRTH,
2003]
Ernährungsphysiologisch besonders wertvoll sind die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure
und Docosahexaensäure. Diese kommen in natürlicher Form nur in Fisch und Fischprodukten vor.
Allerdings kann der menschliche Körper diese auch über
α
-Linolensäure selbst umwandeln und
produzieren.
Allgemein wird angenommen, dass nur 10 % der α-Linolensäure in Eicosapentaensäure
umgewandelt werden kann. Dieser Faktor 10 variiert und wird von einem Enzym bestimmt, das
von verschiedenen Variablen, wie gleichzeitiger Anteil von Kohlenhydraten, gesättigten Fetten,
Linolsäure, Alter, Hunger oder Diabetes mellitus abhängig ist [SINGER und WIRTH, 2003]. Dieser
Umwandlungsfaktor lässt sich bis auf 40 % erhöhen, wenn gleichzeitig nur wenige Omega-6Fettsäuren (z.B. im Sonnenblumen – oder Distelöl) aufgenommen werden. Das liegt daran, dass
beide Fettsäuregruppen für die Umwandlung im Körper dieselben Enzyme benötigen.
Zusammenfassend steht fest, dass es gute, pflanzliche Alternativen zu Fisch gibt. Besonders
Leinöl und Rapsöl sind hervorragende Ergänzungen zu nachhaltigem Fischkonsum.
14 von 17
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