Positionspapier "Einsatz von Fisch und Fischprodukten"
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Positionspapier "Einsatz von Fisch und Fischprodukten"
Positionspapier Februar 2012 Einsatz von Fisch und Fischprodukten „ÖkoKauf Wien“ Arbeitsgruppe Lebensmittel Arbeitsgruppenleiter: Dr. Bernhard Kromp 1220 Wien, Esslinger Hauptstr. 132-134 Tel.: +43 1 4000 49150, Fax: +43 1 4000 49180 E-mail: [email protected] www.oekokauf.wien.at Unter Mitwirkung von: Magistratsabteilung 10, Magistratsabteilung 22, Magistratsabteilung 38, Magistratsabteilung 56, Bio Austria, Bio Forschung Austria, die umweltberatung, Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, Lebensministerium, Tierschutzombudsstelle Wien, Universität Wien, Wiener Krankenanstaltenverbund Impressum: Herausgeber: Magistrat der Stadt Wien, Programm für umweltgerechte Leistungen „ÖkoKauf Wien“, 1082 Wien, Rathaus, www.oekokauf.wien.at 2 von 8 Positionspapier Einsatz von Fisch und Fischprodukten (Februar 2012) In der österreichischen Ernährungspyramide wird vom Bundesministerium für Gesundheit empfohlen, mindestens 1- bis 2-mal pro Woche Fisch auf den Speiseplan zu bringen. Die ökologischen Auswirkungen dieser Empfehlung sind jedoch beim Verzehr von nicht aus nachhaltiger Fischerei stammenden Fischen enorm. Denn 32 % der Fischbestände sind nahezu irreversibel überfischt, weitere 53 % der Fischbestände werden zu stark befischt und zeigen abnehmende Fangmengen. Daher ist es besonders wichtig, Fischarten zu bevorzugen, deren Bestand nicht bedroht ist bzw. deren Fang oder Zucht für die Umwelt nicht belastend ist. Aus ökologischer Sicht kann der Verzehr von Fisch in Folge nur eingeschränkt empfohlen werden. Um die Fische beim Einkauf dementsprechend auswählen zu können, müssen laut EUVerordnung 2065/2001 sowohl bei Frischfisch, als auch bei abgepacktem Tiefkühlfisch folgende Informationen am Preisschild bzw. auf der Verpackung gekennzeichnet sein: Angabe der Fischart (Handelsbezeichnung), die Produktionsmethode (Aquakultur oder Wildfang) und das Fanggebiet (bzw. wo er gezüchtet wurde). Convenience-Produkte, wie zubereitete Fische, Konserven und Salate sind allerdings von dieser Kennzeichnungsverordnung ausgenommen. Position zum Einsatz von Fisch und Fischprodukten: Es müssen empfohlene Fische der grünen Liste gewählt werden. Auch die Fischarten der gelben Liste werden von ÖkoKauf in Ausnahmefällen akzeptiert. Fische der roten Liste gelten als gefährdet und dürfen nicht zum Einsatz kommen. Empfehlung: Die Fische der grünen Liste stammen aus nachhaltiger Fischerei bzw. biologischer Fischzucht, denn diese Fischbestände gelten als stabil. ÖkoKauf empfiehlt den Einsatz von Fischen der grünen Liste, wie zum Beispiel Fischen aus Biozucht, Fischen aus heimischer Produktion und Meeresfisch aus zertifizierten Fischereien. Die Fischarten der gelben Liste sind nur eingeschränkt empfehlenswert, können bei dringendem Bedarf aber auch zum Einsatz kommen. Die Fischarten der roten Liste werden entweder mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt in Aquakultur gezüchtet oder sind in der Natur sehr stark gefährdet. Deren Fischfang verursacht große Mengen an unerwünschtem Beifang und gefährdet damit auch andere Tierarten. Daher ist der Einsatz der Fische der roten Liste untersagt. 3 von 8 Bei Convenience-Produkten gilt ebenfalls die Empfehlung, Fisch und Fischprodukten aus der grünen bzw. der gelben Liste den Vorzug zu geben, soweit es aus der Kennzeichnung ersichtlich ist,. Falls derartige Fertigprodukte keine Angaben zur Fischart oder Herkunft aufweisen und die Kriterien des Positionspapiers daher nicht angewendet werden können, können die Produkte bei dringendem Bedarf eingesetzt werden. Um den ernährungsphysiologischen Bedarf an den gesundheitlich wertvollen Omega-3Fettsäuren, die vor allem in Meeresfisch enthalten sind, alternativ und umweltschonend abzudecken, werden pflanzliche Öle, Leinsamen, Raps, Walnüsse und heimisches Soja als eine zusätzliche Quelle für Omega-3-Fettsäuren empfohlen. Die Umweltorganisationen Greenpeace und WWF haben die Bedrohung der verschiedenen Fischarten untersucht und in die Kategorien akzeptabel, kritisch und katastrophal eingeteilt. Folgende Fischarten sind aus den unten genannten Herkunftsregionen grundsätzlich vertretbar und können in der Küche zum Einsatz kommen. Mehr Infos zu den vertretbaren Fischarten, deren Fanggebiete und Fangmethoden finden Sie in den unten angegebenen Quellen. FANG- EMPFOHLENE FISCHARTEN HERKUNFT ALLE Fische aus kontrolliert biologischer Fischzucht Weltweit Biozucht WWF ALLE Fische mit MSC Gütesiegel Weltweit MSC Wildfang WWF Alaska Seelachs/Polardorsch - MSC Weltweit MSC Wildfang WWF Forelle Österreich Greenpeace Forelle - Bio Goldbrasse/Dorade - Bio Heilbutt Österreich, Europa Mittelmeer Europa Weltweit Neuseeland Zucht, Wildfang Biozucht Biozucht Zucht MSC Wildfang MSC Wildfang Wildfang Östliche Ostsee Wildfang WWF Weltweit MSC Wildfang Zucht WWF Heilbutt - MSC Weltweit Hering - MSC Hoki – MSC Kabeljau (=Dorsch) Kabeljau - MSC Karpfen Europa, Österreich METHODE QUELLE Greenpeace, WWF WWF Greenpeace, WWF WWF WWF WWF Greenpeace, WWF 4 von 8 Karpfen - Bio Österreich Biozucht Greenpeace Lachs pazifischer Lachs Ostpazifik (USA) Wildfang Greenpeace, WWF Lachs - Bio Weltweit Biozucht WWF Lachs, Alaska Wildlachs - MSC Weltweit MSC Wildfang WWF Makrele Nordatlantik Weltweit Wildfang MSC Wildfang Greenpeace, WWF WWF Pangasius - Bio Polardorsch/Alaska Seelachs – MSC Vietnam Weltweit Biozucht MSC Wildfang Greenpeace, WWF WWF Saibling/ Bachsaibling Saibling/ Bachsaibling - Bio Sardelle Europa, Österreich Europa, Österreich Frankreich Golf von Biscaya Weltweit Zucht Zucht Wildfang Greenpeace Greenpeace WWF MSC Wildfang Wildfang MSC Wildfang MSC Wildfang Wildfang MSC Wildfang WWF Makrele - MSC Sardine – MSC Schellfisch Nordost-Arktis Weltweit Schellfisch – MSC Weltweit Scholle – MSC Seelachs/Köhler Nordostarktis Weltweit Seelachs/Köhler – MSC WWF WWF WWF WWF WWF Shrimps und Garnelen - Bio Shrimps und Garnelen - MSC Weltweit Weltweit Biozucht MSC Wildfang WWF WWF Sprotten Tilapia Nord- & Ostsee Honduras, Indonesien, Europa und USA Weltweit Weltweit Wildfang Zucht WWF Greenpeace, WWF Biozucht MSC Wildfang WWF WWF Weltweit MSC Wildfang Wildfang Biozucht Biozucht Biozucht WWF Tilapia – Bio Tunfisch Bonito/Skipjack Tunfisch, Weißer – MSC Tunfisch, Bonito/Skipjack Viktoriabarsch – Bio Wolfsbarsch – Bio Zander – Bio Malediven Tansania Mittelmeer Europa WWF WWF WWF Greenpeace 5 von 8 FANG- AKZEPTIERTE FISCHARTEN HERKUNFT Alaska Seelachs/Polardorsch Forelle Nordwestpazifik Nordeuropa Garnelen, Krabben Heilbutt Miesmuschel Nordsee Nordostarktis, Norwegische See keltische Meere, westliche Ostsee, Nordostatlantik Island, Nordostarktis, Norwegische See, westliche Ostsee Nordostatlantik Irland, Norwegen, Schottland Nordsee Pangasius - GAP Vietnam Polardorsch/Alaska Seelachs Sardellen/ Anchovis Nordwestpazifik Iberische Gewässer, östlicher Mittelatlantik Mittelmeer, Nordostatlantik, östlicher Mittelatlantik Nordsee, Island, Norwegische See, Nordostatlantik Ostsee Nordostatlantik Pazifik Hering Kabeljau Kliesche/ Eisflunder/ Rauhe Scholle Lachs Sardine Schellfisch Scholle Seelachs/Köhler Tunfisch Echter Bonito = Skipjack Zander NICHT AKZEPTIERTE FISCHARTEN Aal Alaska Seelachs/ Polardorsch Blauer Marlin Forelle Goldbrasse/ Dorade Granatbarsch Haie und Rochen Heilbutt Hoki, Blauer-Seehecht Westeuropa METHODE QUELLE Wildfang Zucht, Wildfang Wildfang Wildfang WWF WWF Wildfang WWF, Greenpeace Wildfang WWF Wildfang Wildfang/ Zucht Wildfang/ Zucht Zucht, Global Gap zertifiziert Wildfang Wildfang WWF WWF Wildfang WWF Wildfang WWF Wildfang Wildfang Wildfang WWF WWF WWF Wildfang Greenpeace, WWF WWF WWF WWF WWF Deutschland WWF WWF, Greenpeace HERKUNFT FANGMETHODE QUELLE Europa Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit Türkei, Chile Mittelmeer, ausgenommen Biozucht Weltweit Weltweit Nordostatlantik, Nordwestatlantik Pazifik Wildfang/Zucht Wildfang WWF Greenpeace Wildfang Zucht Zucht WWF WWF WWF Wildfang Wildfang Wildfang WWF Greenpeace, WWF Greenpeace, WWF Wildfang Greenpeace 6 von 8 Jakobsmuscheln Kabeljau (=Dorsch) Lachs Leng Makrele Polardorsch/Alaska Seelachs Pangasius Red Snapper/ Roter Schnapper Rotbarsch St. Petersfisch Sardellen/Anchovis Sardine Schellfisch Schillerlocken/Seeaal (Dornhai) Scholle Schwertfisch Seehecht Seelachs/Köhler Seeteufel Seezunge Steinbeißer/Katfisch/Seewolf Shrimps und Garnelen Sprotte Tintenfisch/Oktopus Tilapia Tunfisch (im Handel als Heller Tun, Großaugentun, Blauflossentun, Roter Tun bzw. Yellowfin, Albacore, Bonito del Norte) Tunfisch Echter Bonito = Skipjack Viktoriabarsch Wittling Wolfsbarsch/Branzino Zander Nordostatlantik, Mittelmeer Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Chile, Nordostatlantik, Westpazifik Nordostatlantik östlicher Mittelatlantik Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Vietnam, Thailand Weltweit Nordatlantik Weltweit Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit Weltweit Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Nordatlantik Nordostatlantik, Mittelmeer Nordatlantik Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Weltweit, bis auf die Ausnahmen siehe oben Wildfang WWF Wildfang Greenpeace, WWF Wildfang/ Zucht Greenpeace, WWF Wildfang Wildfang Wildfang WWF Greenpeace, WWF Greenpeace Zucht Wildfang Wildfang Wildfang Wildfang Greenpeace, WWF WWF WWF Greenpeace WWF, Greenpeace Wildfang Greenpeace Wildfang Greenpeace, WWF Wildfang Wildfang Greenpeace, WWF Greenpeace, WWF Wildfang Wildfang Wildfang WWF Greenpeace, WWF Greenpeace Wildfang Wildfang Greenpeace, WWF Greenpeace, WWF Wildfang Wildfang/Zucht Greenpeace, WWF Greenpeace, WWF Wildfang Greenpeace Wildfang Zucht Greenpeace Greenpeace, WWF Wildfang Greenpeace, WWF Indischer Ozean Wildfang WWF Tansania Weltweit Mittelmeer Osteuropa Wildfang Wildfang Zucht Zucht WWF Greenpeace Greenpeace, WWF Greenpeace, WWF 7 von 8 Quellen: WWF-Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte 11/2011 www.wwf.at/de/fischfuehrer Greenpeace Fisch-Ratgeber 2011, http://marktcheck.greenpeace.at/fischratgeber.html Weiterführende Informationen wurden von "die umweltberatung" Wien erarbeitet und finden sich in den nachfolgenden „Erläuterungen zum Positionspapier - Einsatz von Fisch und Fischprodukten“. 8 von 8 Erläuterungen zum Positionspapier Einsatz von Fisch und Fischprodukten Im Auftrag des „ÖkoKauf Wien“ Arbeitsgruppe „Lebensmittel“ Mag.a Gabriele Wittner, Ernährungswissenschafterin "die umweltberatung" Wien Wien, Februar 2012 1 von 17 Inhaltsverzeichnis 1. Ernährungsphysiologische Vorteile von Fisch 4 2. Ökologische Auswirkungen des Fischkonsums 5 2.1. Problematik „Überfischung“ ....................................................................................................... 5 2.2. Problematik „Fischindustrie“ ...................................................................................................... 6 2.3. Problematik „Aquakultur“ ........................................................................................................... 6 2.4. Problematik „Fangmethoden“ .................................................................................................... 8 2.5. Problematik „Tiefseefischerei“ ................................................................................................... 9 3. Alternativen aus nachhaltigen Fischereien 10 3.1. Heimische Fische.....................................................................................................................10 3.2. Bio-Fisch ..................................................................................................................................11 3.3. Marine Stewardship Council ....................................................................................................12 3.4. Aquaculture Stewardship Council ............................................................................................13 3.5. Pflanzliche Alternativen für Omega-3- Fettsäuren...................................................................13 4. Literaturverzeichnis 15 2 von 17 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Entwicklung der weltweiten Aquakultur Produktion 6 Abbildung 2: Baumkurre 8 Abbildung 3: Grundschernetz mit zwei Seiten 8 Abbildung 4: Zustand der Tiefseebestände 9 Abbildung 5: Entwicklung der gesamten österreichischen Fischproduktion 10 Abbildung 6: Markenzeichen von ARGE Biofisch 12 Abbildung 7: Gütesiegel von Marine Stewardship Council 12 Abbildung 8: Fettsäurespektrum von Pflanzenölen und Fischölkonzentraten 14 3 von 17 1. Ernährungsphysiologische Vorteile von Fisch Ernährungsgesellschaften, wie die deutsche Gesellschaft für Ernährung, empfehlen der Bevölkerung ein- bis zweimal pro Woche Fisch zu essen [DGE, 2007]. Auch das Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt über die österreichische Ernährungspyramide ein bis zwei Portionen fettreichen Meeres- oder heimischen Kaltwasserfisch pro Woche [BMfG, 2011]. Unbestritten sind die ernährungsphysiologischen Vorteile die uns diese gesunde Lebensmittelgruppe für unseren Körper liefert. Hervorzuheben sind unter anderem die natürlichen Versorgungsquellen von Jod und Vitaminen (A, D, E, K, Niacin, Pyridoxin und Cobalamin), das leicht verdauliche Eiweiß und vor allem das einzigartige Fettsäurespektrum. So gibt es neben jodiertem Speisesalz kein Lebensmittel, das soviel Jod enthält wie Meeresfisch. Derzeit wird 12 % des täglichen Jodbedarfes durch Fischspeisen abgedeckt [KARL und MÜNKNER, 1999]. Die Jod-Versorgung in Österreich ist zwar verbesserungswürdig, durch die Anreicherung von Jod im Speisesalz hat sie sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Ein schwerer Jodmangel kommt heute nur mehr ganz selten vor. Besonders erwähnenswert bei den Vorzügen des Fischkonsumes, sind die Omega-3-Fettsäuren, wie α-Linolensäure, Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure. Sie werden im Körper für eine Vielzahl von Stoffwechselfunktionen und den Aufbau von Zellmembranen benötigt. Darüber hinaus sind sie die Ausgangssubstanzen für die Synthese von Eicosanoiden, die sowohl bei der Blutgerinnung, als auch im Immunsystem eine wichtige Rolle spielen [ELMADFA, 2000]. Weiteres führen Omega-3-Fettsäuren durch den regelmäßigen Verzehr von fettem Seefisch in der Primärprävention von koronaren Herzkrankheiten zu einer signifikanten Reduktion von tödlichen Herzinfarkten [DAVIGLUS et al., 1997] und in der Sekundärprävention unter anderem zu einer signifikanten Reduktion von plötzlichem Herztod [LEAF, 2002]. 4 von 17 2. Ökologische Auswirkungen des Fischkonsums Trotz der positiven Eigenschaften von Fisch, müssen bei Empfehlungen für KonsumentInnen neben den gesundheitlichen Vorteilen auch wichtige, ökologische Aspekte berücksichtigt werden: 2.1. Problematik „Überfischung“ 145,1 Millionen Tonnen Fisch, inklusive Aquakultur, wurden 2009 offiziell gefangen und gezüchtet. Davon stammten 90 Millionen Tonnen aus Wildfang und 55,1 Millionen Tonnen aus Zuchtfarmen [FAO, 2010]. In einer Einschätzung der Entwicklung des Befischungszustandes der 200 weltweit wichtigsten genutzten Fischbestände schätzt die Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), dass 32 % der Fischbestände nahezu irreversibel überfischt sind, weitere 53 % der Fischbestände zu stark befischt werden und abnehmende Fangmengen zeigen und nur noch 15 % mehr Potenzial beinhalten [FAO, 2010]. Unerwünschter Beifang ist eines der größten ungelösten Probleme in der Fischerei. Unter Beifang versteht man jenen Teil des Fangs, der entweder ins Meer zurück geworfen oder nicht wissenschaftlich gemanagt wird. Betroffen sind die verschiedensten Arten an Fischen, Bodentieren, Meeressäugern, Schildkröten und Meeresvögel. Nach vorsichtigen Schätzungen werden rund 40 Prozent des weltweiten Fischfangs als unerwünschter Beifang, meist tot, wieder zurück ins Meer geworfen [DAVIES, 2009]. Kurzfristig kann man die Überfischung der Meere durch die Einführung von höchstzulässigen Fangmengen (Total Allowable Catch - TAC) und Jahresquoten auf die Beschränkungen der Fangmengen minimieren. Langfristig müssen für nachhaltige Fischerei konsequente Schutzzonen für Jungtiere geschaffen werden. Auch die Anhebung der Mindestmaschenöffnungen der Netze soll eine Wiederauffüllung der Bestände garantieren, in dem noch nicht geschlechtsreife Jungfische heranwachsen können. Weiters wird versucht durch den Einsatz von selektiven Fanggeräten unerwünschte Fänge zu vermeiden [Fischerei in Europa, 2004]. Die Europäische Union hat deswegen 2002 bei der europäischen Reform der gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) Pläne zur Wiederauffüllung der am stärksten bedrohten Fischarten im Grundsatz beschlossen. Allerdings sind diese Pläne inkonsequent und werden in der Ausführung zu wenig kontrolliert. So sind die aktuellen Fisch-Fangquoten, wie auch in den Jahren zuvor, eindeutig über den wissenschaftlichen Empfehlungen des internationalen Rates für Meeresforschung. Dies hat zur Folge, dass zu viele Fische dem Meer entnommen werden und eine nachhaltige Fischerei kaum möglich ist [GREENPEACE, 2007]. 5 von 17 2.2. Problematik „Fischindustrie“ Die sozialen Folgen der Fischindustrie sind unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit der Fischer, verursacht durch die „industriellen“ Schiffe. Nur 1 % der Flotte, ca. 35 000 Einheiten, sind große, industrielle Trawler über 24 m Länge. Auf diesen Schiffen arbeiten 10 % der Fischer und erzielen etwa 50 % der Anlandungen [NEWTON und FITZPATRICK, 1998]. Ihre Fangmethoden sind grundsätzlich auf maximalen Ertrag ausgerichtet und lassen ökologische Folgen, wie Zerstörung der Korallenriffe und der Meeresböden, unerwünschter Beifang an Seevögeln, Bodentieren, Meeressäugern und Fischen, außer Acht. Unterstützt wird dies durch eine fehlende gesetzliche Regelung und Kontrolle. Extrem unterschiedlich ist auch die Fangleistung der Fischer verteilt: So fängt ein EU- Fischer in Dänemark 293 t, ein Fischer in Deutschland 60 t und einer in Griechenland 4 t Fisch/Jahr [SALZ, 1991]. In Indien werden im Mittel pro Fischer 0,8 t Fisch /Jahr angelandet [ANON, 1998d]. 2.3. Problematik „Aquakultur“ Seit 1970 wuchs die weltweite Fischproduktion aus der Aquakultur ständig an. 2009 wurden bereits 55,1 Millionen Tonnen Fische in Aquakulturen gezüchtet. Das entspricht cirka mehr als einem Drittel der gesamten Fangmenge von 145,1 Millionen Tonnen. Die Aquakultur - oftmals als Lösung gegen die Überfischung im Meer gepriesen - ist mittlerweile einer der am stärksten wachsenden wirtschaftlichen Sektoren. In China war der Zuwachs an Aquakulturanlagen in den letzen Jahren besonders hoch. Abbildung 1: Entwicklung der weltweiten Aquakultur Produktion [FAO, 2010] 6 von 17 Je nachdem ob die Tiere im Süß- oder Salzwasser leben, werden Limnokulturen (Süßwasser) und Marikulturen (Meereswasser) unterschieden. Etwas mehr als die Hälfte der weltweiten AquakulturProduktion findet im Süßwasser statt. Bei der Haltung im Meereswasser werden die Tiere meist in Küstennähe in Käfigen oder Verschläge aus Netzen, Metall oder Holz gezüchtet. Dabei dringt durchgehend frisches Salzwasser ein. Die Abwässer, Exkremente und Rückstände von Medikamenten treten in das umgebende Wasser unkontrolliert aus. Entflohene Zuchtfische vermehren sich und sind eine unnatürliche Konkurrenz zu Wildfischen. Zusätzlich können Zuchtfische Krankheiten und Parasiten auf Wildfische übertragen. So sind z.B. die Bestände der Wildlachse in Kanada durch den Befall von Parasiten stark gefährdet [Krkosek et al., 2007]. Auch die Lachsfarmen in Chile haben zum Teil verheerende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem - auch weil der atlantische Lachs in Chile ein Fremdling ist, Krankheiten einschleppt und so die bedrohten einheimischen Arten zusätzlich unter Druck setzt. Zudem belasten der Einsatz von Medikamenten und der anfallende Müll das Ökosystem. Die Aquakultur - oftmals als Lösung gegen die Überfischung im Meer gepriesen - ist mittlerweile einer der am stärksten wachsenden wirtschaftlichen Sektoren. Konventionelle Aquakultur bringt ökologische Probleme mit sich, die der Massentierhaltung an Land sehr ähnlich sind: Die Tiere haben zu wenig Platz und sind daher anfällig für Krankheiten. Deswegen werden Arzneimittel in großen Mengen vielfach vorbeugend eingesetzt. Energiefutter und Masthilfsmittel ersetzen die natürliche Nahrung. Gegen Algenwuchs und unerwünschte Lebewesen werden Chemikalien eingesetzt [aid Infodienst, 2005]. Ein besonderes Problem in der Aquakultur sind die karnivoren Fische, die nur mit Hilfe von Fischen als Futter, meist in Form von Fischmehl oder –öl, überleben können. Da diese Industriefische ebenfalls dem Meer entnommen werden und in Folge den Meeresbewohnern als Futter fehlen, ist das ökologische Gleichgewicht erheblich gestört. Teichanlagen, wie z.B. für Garnelen, benötigen enorme Mengen an sauerstoffreichem Frischwasser. Daher muss ständig frisches Wasser durch die Becken geleitet werden. Cirka 25 Millionen Liter Wasser sind nötig, um eine Tonne Garnelen heranziehen zu können. Durch den enormen Süßwasserbedarf werden die Grundwasserreserven der Umgebung stark beansprucht. Dies schadet sowohl der Landwirtschaft, als auch der Bevölkerung [ÖKO-FAIR, 2006]. Durch den ständigen Bau neuer Aquakulturanlagen an den sensiblen Küstenregionen, werden Mangrovenwälder abgeholzt, was zu unkontrollierten Überschwemmungen der Küstengebiete führt. Mangroven, tropische Küstenwälder, nehmen zwar weniger als 0,1% der globalen Landfläche ein, sie zählen aber zu den produktivsten Ökosystemen und effizientesten CO2- 7 von 17 Speichern unserer Erde. In den letzten Jahrzehnten wurden über ein Drittel der Mangrovenflächen zerstört, hauptsächlich durch Städtebau, Landwirtschaft und Garnelenzucht [DITTMAR et al, 2006]. 2.4. Problematik „Fangmethoden“ Bei den Fangmethoden der Fische gibt es enorme Unterschiede! Schollen und Seezungen werden z.B. mit Baumkurren gefangen. Dabei durchwühlen schwere Eisenketten den Meeresboden, um die in Bodennähe lebenden Fische zu fangen. Mit dieser Fangmethode werden sowohl Pflanzen als auch Tiere des Meeresbodens zerstört. Bei Baumkurren ist der Beifang besonders hoch: Pro Kilogramm Seezunge werden cirka 10 kg Beifang mitgefischt! Abbildung 2: Baumkurre [GREENPEACE, 2004] Eine andere Fangmethode sind Schleppnetze, deren Netzöffnungen mit 23.000 Quadratmetern so groß wie fünf Fußballfelder sein können und von einem oder zwei Trawler- Schiffen gezogen werden. Der Einfluss einer solchen Flotte auf Fischbestände, vor allem auf Arten, die sich in Schwärmen konzentrieren, ist erheblich. Abbildung 3: Grundschernetz mit zwei Seiten [Fischerei in Europa 2004] Für den Fang von Grundfischarten (Kabeljau, Seehecht usw.) und am Meeresboden lebende Tiere werden (Garnelen, Tiefseehummer, Grundschleppnetze bzw. Plattfische) –schernetze verwendet. Das Netz, das eine Länge bis zu 200 Meter hat, kann in tieferen Gewässern (80 bis 1500 Meter) eingesetzt werden. Die aus Holz oder Stahl gefertigten Scherbretter durchpflügen den Meeresboden um die Fische in das Netz zu scheuchen. Der Meeresgrund wird aufgewühlt, die im Sediment lebende Pflanzen- und Tierarten werden freigelegt und andere verschüttet, sodass ganze Ökosysteme zerstört werden. Die Scherbretter hinterlassen Furchen, die je nach 8 von 17 Bodenbeschaffenheit bis zu 30 cm tief sind und Lebensräume, wie z.B. Tiefsee- Korallenriffe zerstören [GREENPEACE, 2010]. Bei nachhaltiger Fischerei müssen Fangmethoden verwendet werden, die die Selektivität erhöhen, den Beifang gering halten und das ökologische Gleichgewicht des Meeres stabil halten. Große Netzmaschen, Fluchtöffnungen für unerwünschte Tiere oder spezielle Haken bei Langleinen sind positive Beispiele für nachhaltige und vor allem selektive Fangmethoden. 2.5. Problematik „Tiefseefischerei“ Durch den Rückgang der klassischen, küstennahen Fischerei und dem wachsenden Druck auf die Bestände im Meer suchten die Fischer Alternativen. Die ideale Lösung schien die Erschließung der bislang unbefischten Gründe der Meerestiefen bis zu 2000 Metern Tiefe zu sein. Die bekanntesten Tiefseearten sind der Granatbarsch, Blauer Leng, Rotbarsch und Heilbutt. Auch Tiefseehaie werden gefangen. Aufgrund der Kälte in der Tiefsee und dem relativ geringen Nahrungsangebot, haben Tiefseetiere einen eindeutig langsameren Lebensrhythmus und vermehren sich nur sporadisch. Dafür werden nachweislich viele Arten sehr alt - der Granatbarsch als extremes Beispiel bis zu 150 Jahre- und das bei einer Geschlechtsreife ab erst ca. 30 Jahren. Wenn nun große Flotten die erwachsenen Tiere aus dem Meer fischen, kann es Jahrzehnte dauern, bis sich der Bestand, wenn überhaupt, wieder erholt. Hinzu kommt die vorwiegende Verwendung von Grundschleppnetzen, die den Meeresboden aufwühlen und so viele sesshafte Organismen wie Korallen und Schwämme zerstören. Im Jahr 2000 konstatierte ein Bericht des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), dass die meisten Tiefseearten derzeit über ihre sichere biologische Grenze hinaus gefangen werden. Der ICES empfahl die sofortige Reduktion der Fänge bis hin zum sofortigen Stopp der Tiefseefischerei. Doch auch auf österreichischen Tellern sind Tiefseefische immer noch sehr beliebt. Abbildung 4: Zustand der Tiefseebestände [FAO, 2006] = überfischte Bestände der Tiefsee 9 von 17 3. Alternativen aus nachhaltigen Fischereien Welche Fische können nun auch unter Berücksichtigung des ökologischen Aspektes empfohlen werden? Die Alternativen findet man bei den heimischen Fischen wie z.B. Karpfen und Forellen. Weiters sind zertifizierte Fische wie Bio-Fisch, Alpenlachs und MSC-Fisch empfehlenswert. 3.1. Heimische Fische In Österreich gibt es drei verschieden Arten der Fischereimethoden. Früher hatte die Seenfischerei eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung, heute ist sie aber nur noch für wenige rentabel. Vollerwerb-Berufsfischer gibt es nur am Bodensee. Der größte Abnehmer der in Seen gefangenen Fische ist die Gastronomie. Bei der Angelfischerei werden vorwiegend Fließgewässer bewirtschaftet. Die dabei gefangenen Fische gelangen größtenteils nicht auf dem Markt zum Verkauf, sondern werden im Verwandten- und Bekanntenkreis der Fischer verzehrt [STAUDIGL, 2005]. Die dritte Methode, die Teichwirtschaft, hat in Österreich bereits eine lange Tradition. Zu den häufigsten gezüchteten Arten zählen Karpfen, Forellen, Saiblinge, Barsche, Welse etc. Abbildung 5: Entwicklung der gesamten österreichischen Fischproduktion [FAO, 2010] Vor allem Karpfen und Forellen sind mengenmäßig die bedeutendsten Süßwasserfische. Karpfenteiche sind gekennzeichnet durch große Flächen mit geringem Wasserzulauf. In der naturnahen Haltung besteht das Futterangebot aus Plankton und Insekten. Zusätzlich kann auch Getreide (z.B. Gerste, Roggen) oder Ölkuchen zugefüttert werden [REIMOSER, 2005]. Mit diesen Bedingungen kommen auch andere Fische wie Schleien, Zander, Hechte oder Welse gut zurecht, weshalb diese auch oft gemischt in den extensiven Karpfenteichen gehalten werden [STAUDIGL, 2005]. 10 von 17 Forellen gehören zu der Familie der Salmoniden (Lachsartige), die nur im Kaltwasser (rund 14°C) gehalten werden können. Sie benötigen im Gegensatz zum Karpfen viel Sauerstoff, der über den Wasserzufluss in den Teich gelangt [REIMOSER, 2005]. Die Forelle ist ein Raubfisch und ernährt sich vorwiegend von Wasserinsekten, Krebsen und kleinen Fischen. In der Fischzucht ist man deswegen auf die Fütterung von Fischmehl angewiesen. Die Nachfrage an Salmoniden, wie Forellen und Saiblingen, nimmt stark zu, sodass nur 25 % des Bedarfs in Österreich produziert werden kann. Bezugsquellen: zum Beispiel: www.alpenlachs.at, www.biofisch.at, www.wildfang-naturfisch.at, www.genuss-region.at/article/archive/25801 (Neusiedlersee Fische) 3.2. Bio-Fisch Das Ziel von Öko-Aquakulturen ist eine umweltfreundliche und artgerechte Fischzucht. Seit 2009 ist in Europa die Zucht von Biofischen in der EU-Bio-Verordung erstmalig einheitlich geregelt. Die neuen Bio-Aquakulturrichtlinien umfassen die Erzeugung von Fischen, Krebstieren und Seegras/Algen in Süß- wie in Salzwasser. Biofische, die nach den Kriterien der Bioverbände, wie Arge Biofisch, Naturland oder Demeter gehalten und ausgezeichnet werden, unterliegen noch strengeren Kriterien, als der EU Verordnung. Grundsätzlich sind die Besatzdichten in der Öko-Aquakultur wesentlich geringer als in der konventionellen Aquakultur. Es werden möglichst heimische Arten gehalten. In Österreich wird als Umgebung während der Aufzucht nur naturnahe Erdteiche akzeptiert, wogegen im Ausland auch Plastikteiche oder Plastikbecken eingesetzt werden. Durch Prävention, wie z.B. mehr Platz für die Fische und sauberes Wasser, wird im Vorfeld der Ausbruch von Krankheiten vermieden. Das Futter der pflanzenfressenden Fische muss aus kontrolliert ökologischem Anbau stammen. Bei den carnivoren Fischen, wie Forellen und Saiblingen, ist es komplizierter: Der Anteil tierischer Futterbestandteile ist soweit wie möglich zu reduzieren bzw. durch pflanzliche Produkte zu ersetzen. Die Futtermittel dürfen nicht aus konventionell erzeugten Landtieren (Säugetiere, Vögel) gewonnen werden. Zulässig sind biologische Fischprodukte aus zertifizierten Betrieben, aus Resten der Speisefischverarbeitung und aus Beifängen für die Speisefischerzeugung [NATURLAND, 2007]. In Österreich ist die „ARGE Biofisch“ eine Initiative österreichischer Teichwirte, die Fische nach den Richtlinien von Bio-Austria züchtet. Erhältlich sind Karpfen, Forelle, Saibling, Rotauge und Schleie. Derzeit gibt es in Österreich 16 Bio-Karpfenzucht- und 10 Bio-Forellenbetriebe, die in 550 ha Teichfläche - das ist über 20 % der gesamten Teichfläche - gedeihen. Bio-Fisch-Produkte aus Österreich kann man am Markenzeichen erkennen. [www.biofisch.at] Weiters ist in Österreich 11 von 17 auch Bio-Fisch erhältlich, der nach den Richtlinien anderer europäischer Verbände (Naturland, Soil-Association, AB–Frankreich, etc.) gezüchtet wurde, z.B. Lachs und Dorade (Wolfsbarsch). Abbildung 6: Markenzeichen von ARGE Biofisch Bezugsquellen für Biofische: www.biofisch.at, www.naturland.de 3.3. Marine Stewardship Council Für Konsumenten ist die Entscheidung im Supermarkt, welches Fischfilet aus einer gut geregelten, umweltverträglichen und nachhaltigen Fischerei stammt, sehr schwierig. Deswegen gründeten 1997 die Umweltschutzorganisation WWF und der Lebensmittelhersteller Unilever die globale Organisation „Marine Stewardship Council“ (MSC), die bereits 1999 von beiden Gründern gänzlich unabhängig wurde. Zu Beginn entwarfen Interessensvertreter von Fischern, Händlern, Fischverarbeitern, Nichtregierungsorganisationen, Verbrauchern und Wissenschaftlern gemeinsam ein Regelwerk, nach dem man eine umweltverträgliche Fischerei beurteilen kann [HUBOLD, 2004]. Etwa 12 % der weltweiten Fangmengen und 64 Fischarten werden bereits MSC zertifiziert. Weltweit tragen knapp 5.000 verschiedene Produkte das blaue MSC Gütesiegel. In Österreich sind mittlerweile 15 verschiedene und zertifizierte Fischarten in Supermärkten und im GastronomieGroßhandel erhältlich [MSC Annual Report, 2010]. Abbildung 7: Gütesiegel von Marine Stewardship Council Jede Fischerei kann, unabhängig von Größe und Fanggebiet, eine Bewertung nach den MSCStandards bzw. in weiterer Folge das Gütesiegel beantragen. Dazu muss sie sich einem strengen Prüfverfahren und laufenden Kontrollen unterwerfen. Es werden nicht einzelne Fischer oder Schiffe zertifiziert, sondern nur alle Fischereibetriebe einer Meeresregion, die eine bestimmte Fischart fischen. MSC selbst führt keine Zertifizierungen durch, sondern tritt als „Akkreditierer“ auf, der die Zertifizierungsunternehmen prüft und zulässt. Dabei stellen die „Prinzipien“ die Ziele dar, nach denen die Fischerei erfolgen soll, während die „Kriterien“ den Weg markieren, auf dem diese erreicht werden sollen. 12 von 17 Die 3 Prinzipien des Marine Stewardship Council Prinzip 1: Schutz der Bestände. Die Fischerei darf zu keiner Überfischung oder Erschöpfung der befischten Population führen. Für Populationen die erschöpft sind, muss die Fischerei so gestaltet werden, dass sich die Bestände nachweislich erholen. Prinzip 2: Minimale Auswirkungen auf das Ökosystem Die Ausübung der Fischerei darf die Struktur, Vielfalt und Produktivität des betreffenden Ökosystems und aller mitbeteiligten Arten (auch Seevögel und Meeressäugetiere) nicht negativ beeinträchtigen. Prinzip 3: Effektives und verantwortungsvolles Management der Fischerei Die Fischerei muss einem effektiven Management-System unterworfen sein, welches die lokalen, nationalen und internationalen Gesetze und Standards respektiert und dessen institutionellen und operationellen Vorgaben verlangen, dass die Ressourcen nachhaltig und verantwortlich genutzt werden [HUBOLD, 2004]. Bezugsquellen für MSC zertifizierte Fische - hier finden Sie die aktuellen Marken und Händler: www.msc.org/where-to-buy/msc-labelled-seafood-in-shops-and-restaurants/austria 3.4. Aquaculture Stewardship Council In Zukunft wird es, ähnlich wie das MSC Gütesiegel für Wildfische, noch ein neues Zeichen für gezüchtete Fische geben: Das ASC Gütesiegel (Aquaculture Stewardship Council). Das Zertifizierungsprogramm wurde vom WWF initiiert und kennzeichnet ausschließliche Fische die aus nachhaltigern Aquakulturen, also aus Zuchtanlagen, stammen. Das Programm ist derzeit noch in Entwicklung – die ersten Fische sollen es laut WWF ab 2012 in den Handel kommen. 12 Arten sind für die ASC Zertifizierung derzeit in Planung: darunter verschiedene Muschel-Arten, Lachs, Pangasius, Forelle, Makrelen, Tilapia und Shrimps [ASC, 2011]. 3.5. Pflanzliche Alternativen für Omega-3- Fettsäuren Neben dem Verzehr von ökologisch vertretbaren Fischen, kann man den Bedarf an den, für den menschlichen Körper wichtigen Omega-3-Fettsäuren, teilweise auch aus pflanzlichen Lebensmitteln abdecken. Leinsamen, Raps, Walnüsse und Soja enthalten höhere Anteile an 13 von 17 Omega-3-Fettsäuren. Geringere Konzentrationen sind auch im grünen Gemüse wie Wirsingkohl, Spinat und Kohlsprossen enthalten [DITTRICH, 2000]. Die ernährungsphysiologisch bedeutendsten Quellen für die Omega-3-Fettsäure α -Linolensäure (ALA) sind Pflanzenöle, vor allem Leinöl, Nuß- und Rapsöl oder auch Milchrpodukte aus biologischer Landwirtschaft. Abbildung 8: Fettsäurespektrum von Pflanzenölen und Fischölkonzentraten in g/100g [SINGER und WIRTH, 2003] Ernährungsphysiologisch besonders wertvoll sind die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure. Diese kommen in natürlicher Form nur in Fisch und Fischprodukten vor. Allerdings kann der menschliche Körper diese auch über α -Linolensäure selbst umwandeln und produzieren. Allgemein wird angenommen, dass nur 10 % der α-Linolensäure in Eicosapentaensäure umgewandelt werden kann. Dieser Faktor 10 variiert und wird von einem Enzym bestimmt, das von verschiedenen Variablen, wie gleichzeitiger Anteil von Kohlenhydraten, gesättigten Fetten, Linolsäure, Alter, Hunger oder Diabetes mellitus abhängig ist [SINGER und WIRTH, 2003]. Dieser Umwandlungsfaktor lässt sich bis auf 40 % erhöhen, wenn gleichzeitig nur wenige Omega-6Fettsäuren (z.B. im Sonnenblumen – oder Distelöl) aufgenommen werden. Das liegt daran, dass beide Fettsäuregruppen für die Umwandlung im Körper dieselben Enzyme benötigen. Zusammenfassend steht fest, dass es gute, pflanzliche Alternativen zu Fisch gibt. Besonders Leinöl und Rapsöl sind hervorragende Ergänzungen zu nachhaltigem Fischkonsum. 14 von 17 4. Literaturverzeichnis AID Infodienst. Was wir essen. Lebensmittel von A - Z: Fisch. Quelle: www.was-wir- essen.de/abisz/fisch_erzeugung.php (aufgerufen am 10.1.2012) ANON. Fisheries employment still growing worldwide. World Fish Rep. (60) FS/4-5, 1998d ASC. Aquaculture Stewardship Council. 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