das magazin über das grossartigste skifahren der
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DAS MAGAZIN ÜBER DAS GROSSARTIGSTE SKIFAHREN DER WELT WINTER 2012/13 IN RASANTER GESELLSCHAFT | PURE UNGESTÖRTHEIT | GENERATIONEN | HIMMLISCHES KLASSENZIMMER 04 EINE VERBINDUNG ZUR PERFEKTION ES IST DER WELT SCHÖNSTES SKIERLEBNIS. Ohne Zweifel! Das ist es, was die Leute zum ersten Mal und auf Jahre hinaus zu CMH bringt. Aber mit jedem Besuch entdecken sie, dass es mehr als nur das ist. Es geht darum, eine Verbindung herzustellen, Teil zu sein von etwas ganz Besonderem, das dann zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens wird. Es geht darum, eine Verbindung mit dem Erlebnis herzustellen – dem unbeschreiblichen Rausch, der einen packt, wenn man durch die Bäume einer perfekt ausgelegten Lichtung oder mühelos den Hang eines alpinen Gipfels hinunter gleitet. Das zu meistern war einst ein Traum. Es geht darum, eine Verbindung zu diesen zauberhaften Orten herzustellen – auf dem Gipfel einen Moment innehalten und auf die fjordähnlichen, mit morgendlichen Wolken gefüllten Täler blicken und dabei die Spuren entdecken, die man gestern hinterlassen hat. Sich unter einer riesigen Zeder, die älter ist als dein Urgroßvater, wie ein Zwerg vorkommen, oder entlang der schieren Wand einer Granitspitze fahren, die älter ist als die Zeit. Es geht darum, eine Verbindung mit dem allerbesten Team von professionellen Bergführern und Ski-Guides herzustellen, die schon ihr ganzes Leben diesen Weg gehen. Voller Leidenschaft eröffnen sie gespannten Newcomern ihre Welt, führen sie sicher zu den Orten, von denen sie früher nur geträumt haben, und beobachten, wie sich der Zauber entfaltet. Und es geht um ein gleichermaßen engagiertes Team in der Lodge, das dafür sorgt, dass jeder Aspekt Ihres Erlebnisses bei uns in jeder Hinsicht Ihren Vorstellungen entspricht. Unsere einzigartige Art von Gastfreundschaft im Gebirge ist ungezwungen und doch individuell abgestimmt, professionell und authentisch. Bei CMH gibt es keine weißen Handschuhe! Sie kommen als unser Gast an, aber wir hoffen, dass Sie als unser Freund zurückkehren werden. Es geht darum, eine Verbindung mit den anderen Heliskiern herzustellen, die dieselbe Leidenschaft und Lebensfreude teilen. Es entwickelt sich eine einzigartige Kameradschaft, wenn man nach einem erlebnisreichen Tag in den Bergen die Abenteuer und Missgeschicke im angenehmen Komfort der Lodge am Ende eines wirklich lukullischen Abendessens im Kreise seiner neuen besten Freunde wieder aufleben lässt. Wann waren Sie das letzte Mal so entspannt? Und letztlich geht es darum, eine Verbindung zu seinem eigenen Inneren herzustellen. Wir beschäftigen uns in unserem Leben mit allerlei Zeug. Aber wie viel davon ist wirklich, wirklich von Bedeutung? Wir alle haben jene allzu seltenen und einzigartigen Momente, in denen wir mit Familie und Freunden Dinge zu tun, von denen wir wirklich begeistert sind und die uns wirklich als Person definieren. So viele unserer Gäste gehen getreu ihrem Beruf oder ihren Geschäften nach, aber im Innersten sind sie auch Heliskiers. So sind sie einfach. Und so sind wir einfach. Willkommen in unserer CMH Heli-Skiing Welt! Wir freuen uns darauf, sie mit Ihnen zu teilen. Rob Rohn General Manager und Director of Mountain Operations WELLENLÄNGEN Zu unserer technischen Ausrüstung gehören Lawinensuchgeräte, Mikro-Hydro-Einheiten und Funkgeräte. 08 FLASHBACK Wie Big-Mountain-Snowboarding zufällig bei CMH ins Leben gerufen wurde. 10 PURE UNGESTÖRTHEIT Am Anfang schweiften Guides und Skifahrer nach Belieben umher. Und das tun sie auch heute noch. 14 RAUCH UND ZAUBER Chef Richard ‘Smokie’ Benson zeigt stolz seine liebsten Küchengeräte hervor. 16 IN RASANTER GESELLSCHAFT Luc Alphand, ehemaliger World-Cup-Speedster, zeigt seinen französischen Kumpels, wie man’s macht. 24 GENERATIONEN CMH Das Magazin über das großartigste Skifahren der Welt Winter 2012/13 PO Box 1660, 217 Bear Street Banff, Alberta T1L 1J6 Canada +001 (403) 762.7100 (800) 661.0252 www.cmhski.com [email protected] Projektmanagement: Mark Piquette, Marty von Neudegg Redakteur: Kevin Brooker ([email protected]) Produktionsmanager: Patty Zinck Korrespondenten: Shelley Arnusch, Topher Donahue, Aaron Teasdale Fotografen: Dick Barrymore, Kevin Boekholt, Topher Donahue, John Entwistle, Dan Griffith, Roger Laurilla, Thomas Leufen, Craig McGee, Russ Peardon, Michael Welch Designer: Pryor Design Company – Scott Pryor, Laura Vernon | www.prydesign.com Die Arbeit der erfahrenen Mitarbeiter von CMH, junge Neuankömmlinge unter ihre Fittiche zu nehmen, ist niemals abgeschlossen. 30 HIMMLISCHES KLASSENZIMMER Eine neue Schar von Skifahrern, die den ‘Bounce’ fest im Griff haben, absolvieren Powder U. 36 CMH-JAHRBUCH Eine Handvoll von Mitarbeitern und Gästen, die uns immer zum Lächeln bringen. 42 EIN SKI FINDET EIN ZUHAUSE Willkommen in der nagelneuen CMH K2 Lodge. Kümmern Sie sich nicht um den Yeti. WELLENLÄNGEN Nicht einmal diese krassen Berge können den Marsch der Hochtechnologie aufhalten. ÜBERPRÜFUNG DER SIGNALE DER LAWINENSUCHGERÄTE Mit nicht weniger als 652 Geräten ist CMH der weltweit größte Nutzer von Lawinensuchgeräten. Von daher ist jedes Feedback über die Gerätenutzung unter realen Bedingungen von unschätzbarem Wert für den Hersteller des Lawinensuchgeräts unserer Wahl – das Barryvox Pulse. Rob Whelan, Assistant Manager von CMH K2, ist für die Zusammenarbeit mit dem Barryvox-Entwicklungsteam verantwortlich. „Diese Suchgeräte sind eigentlich Mini-Computer“, hebt Whelan hervor, „und weil wir so strenge Sicherheitsregeln befolgen, sind wir in der Lage, Software einzusetzen, die die benötigten Performance-Daten sammelt, die das Barryvox zur Überwachung und ständigen Verbesserung benötigt. So baten wir zum Beispiel um eine Umstellung von den giftigen Alkalibatterien auf umweltfreundliche Lithiumbatterien – und in der letzten Saison waren wir die ersten, die diese nutzten.“ ELEKTRONEN HABEN ES DA DRAUSSEN NICHT LEICHT Das nächste Mal, wenn Sie in einer CMH Lodge über ein Internet-Download frustriert sind, überlegen Sie einmal, wie dieses Wunder überhaupt zustande kommt. „Es ist definitiv eine komplexe Aufgabe, allen unseren Standorten gute Internetverbindungen bereitzustellen“, sagt Russ Peardon, der Leiter der Abteilung Informationssysteme von CMH, der nach einer sechsjährigen Pause jetzt wieder dabei ist. „Früher habe ich mich auf die von den Mitarbeitern verwendeten Funksysteme konzentriert, aber aufgrund der Erwartungen der heutigen Gäste dreht sich hier nun alles um den Aufbau besserer InternetVerbindungen.“ Zu diesem Zweck hat die Crew von Russ vor kurzem den Mikrowellenservice zu den notorisch schwierigen Gebirgen Bugaboos und Bobbie Burns aufgerüstet und einen vielversprechenden neuen Satelliten auf den Monashees getestet. Unterdessen müssen die auf den Bergkämmen aufgestellten Verstärker wirklich einiges aushalten. Sagt Peardon: „Manchmal müssen wir buchstäblich zu ihnen hinaus fliegen und das Eis abschlagen.“ 04 WELLENLÄNGEN GRÜNE ENERGIE FÜR EINE WEISSE WELT CMH operierte schon längst „netzunabhängig“, bevor dieser Begriff in Ökokreisen in Mode kam, so dass wir immer nach cleveren neuen Energielösungen suchen. In dieser Saison gibt es positiv zu berichten, dass betriebliche Einsparungen durch den Mikro-Hydro-Stromerzeuger in der Galena Lodge die $ 450.000 schon wieder hereingeholt haben, die die Installation im Jahr 2005 kostete. So erklärt der Wartungstechniker der Galena Lodge, Luke Crawford: „Er deckt mehr als 80 Prozent unseres elektrischen Bedarfs. Wir würden es gerne noch besser machen, aber Mitte Februar verlangsamt sich der Stromfluss zu einem Getröpfel. Dennoch sparen wir 50.000 Liter Dieselkraftstoff pro Saison.“ Hmm... wenn wir doch nur die unbegrenzte Potenz der Skifahrer an der Bar anzapfen könnten, die prahlen, wie toll sie heute waren. ICH JODELE – HAST DU VERSTANDEN? Es ist amtlich: Alle Gäste werden mit Funksprechgeräten ausgerüstet. Letzte Saison war das erste Mal, dass diese Regel durchgängig angewendet wurde. In der Vergangenheit waren die Guides besorgt darüber gewesen, dass zu viel Geplapper die Einzelfrequenz überfordern würde, über die sie ständig kritische Informationen austauschen. Sie hatten auch Sorge, dass Skifahrer, die sich in falscher Sicherheit wiegen, möglicherweise bewährte partnerschaftliche Kooperationsfertigkeiten wie ständiger Dialog und Blickkontakt überschauen könnten. „Aber bei unserem Treffen am Ende der Saison war das Feedback über die Funkgeräte 100 Prozent positiv“, sagt CMH Mountain Safety Manager Todd Guyn. Während das neue System einwandfrei für verlorene Skier, voneinander getrennte Partner und Baumlöcher funktionierte, gab es keine Berichte über unbeabsichtigte Auswirkungen. 06 WELLENLÄNGEN Wie Big-Mountain-Snowboarding praktisch schon vor der Erfindung des Snowboards von CMH erfunden wurde. flashback 1981 SURFTE BLAKE BARRYMORE MIT SEINEM VATER IN DER Nähe des Ferienhauses der Familie auf der Halbinsel Baja California in Mexiko. Die Rede ist natürlich von Dick Barrymore, dem verstorbenen amerikanischen Skifilmemacher, dessen alljährliche Filme es mit denen von Warren Miller aufnehmen konnten. Blake war damals ein junger Ripper, der häufig für Dad vor der Kamera fuhr. Zwischen den Wogen tauschten sie Ideen für die kommende Saison aus, in der Dick einen längeren Aufenthalt in CMH Monashees gebucht hatte. Eine derart dramatische Kulisse würde einen der ebenso dramatischen Gimmicks erfordern, für die Barrymore berühmt war. 1979 schoss er zum Beispiel Filmmaterial von Surfer Mike Doyles bahnbrechendem Monoskiing und machte als Erster Aufnahmen von einem Skifahrer, der im Schuss ein Pulverschneefeld hinunterfährt. Aber das Surfen auf den türkisfarbenen Wasserwänden des Pazifik gab Blake Barrymore eine andere Idee. „Was wäre, wenn wir ein Surfbrett auf einen dieser Gletscher brächten und es dort so wie auf einer großen Welle in Waimea fahren würden?“, fragte er. „Mein Sohn“, antwortete Dick, „das ist eine fantastische Idee“. Blake, der jetzt in den Fünfzigern ist und noch immer in Sun Valley die Hänge hinunter brettert, erinnert sich lebhaft an die Ausarbeitung dieses Segments. „Ich kam mit dem Namen „Ted Shred“ heraus“, erinnert er sich. „Damals bezeichneten wir dumme Leute als „Teds“ und „shred“ war SurfSlang, der gerade immer beliebter wurde. Anfangs dachte ich, dass man auf Pulverschnee mit einem großen alten Surfbrett mit einer Flosse fahren könne“, sagt Blake. „Dann fanden wir heraus, dass manche bereits mit Schneesurfen experimentierten, aber mit völlig anderen Boards.“ Was sich schließlich zum Snowboarding entwickelte, nahm tatsächlich mit einer Art paralleler Evolution seinen Anfang – mit unabhängigen Tüftlern wie Winterstick in Salt Lake City, Sims in Kalifornien und Jake Burton in Vermont. Blake, der null Erfahrung mit solchen Boards hatte, sammelte einige Prototypen ein und machte sich auf den Weg zu CMH. „Tja, sie waren alle ätzend“, sagt Blake über seine ersten Surfversuche auf Schnee in der Nähe von Invermere, unweit der Bugaboos. „Sie hatten diese verrückten Gummibänder und lausige Kanten. Sie waren unheimlich schwer 08 FLASHBACK zu steuern.“ Und als Ted Shred gerade aufgeben wollte, zeigte Dick auf das letzte Board in der Sammlung und fragte: „Was ist mit dem kleinen da? Hast du es schon ausprobiert?“ Es war der Prototyp des Boards, das man später das Burton Backhill nannte, kaum 100 cm lang, mit zwei Stahllamellen und einem Seil, das von der Spitze nach vorn reichte und der Steuerung diente. Obwohl es weit von dem Hochkaräter entfernt war, den er sich vorgestellt hatte, startete Blake widerwillig einen Versuch. „Ich trat auf das Board mit einem Paar alten Sorel Schneeschuhen an den Füßen und zog einfach ab. Es ließ sich tatsächlich steuern.“ So begann der weltweit erste Big-Mountain Snowboard-Film. Wie Barrymore Senior sich später erinnerte, „hatte Blake keinen einzigen schlechten Turn auf dem Ding“. Davon kann sich jeder selbst ein Bild machen, da der vierminütige Film, der in die Auswahl der Canadian Mountain Odyssey 1983 kam (und immer noch unzählige Male auf YouTube aufgerufen wird) praktisch jede Abfahrt enthält, die Ted Shred auf seinem 40-Dollar-Burton gemacht hatte. Nicht, dass Schwünge das Gebot der Stunde waren. Es dauerte nicht lange, und Ted fuhr die weiten Hänge der Monashee Gletscher im Schuss hinunter. Es gibt mehrere Aufnahmen von ihm, wie er durch Gruppen von Skifahrern prescht, wodurch sie laut kitschigem Filmkommentar vom „Shred-Baron gestreift wurden“. (Somit war CMH Monashees nicht nur die Wiege des Big-MountainSnowboarding, sondern hier wird auch zum ersten Mal die bis heute andauernde Rivalität zwischen Skifahrern und Snowboardern dargestellt.) Blake erinnert sich an eine schreckenerregende Abfahrt: „Ich machte einen Überschlag und begann, eine enorme Geschwindigkeit zu entwickeln. Später stellten wir einige Berechnungen an und kamen zu dem Schluss, dass ich fast 150 km/h gefahren war. Das ist in dem Film zu sehen – es ist kein Rooster Tail sondern ein verdammter Kondensstreifen.“ Paradoxerweise ist Blake Barrymore nie wieder Snowboard gefahren. Das Skifahren ist einfach zu tief in den Genen der Familie verankert; sein Sohn Wing Tai gehört zu den aussichtsreichsten, amerikanischen Olympia-Talenten für Ski-Halfpipe. „Aber wenn mir jemand eine Nachbildung dieses Boards und einen Heli-Flug in die Hand drücken würde, dann würde ich es im Nu wieder tun. Es wäre wie ein Traum, der in Erfüllung ginge.“ Links: Blake Barrymore erschreckt sich selbst, als er annähernd 150 km/h auf einem primitiven Burton Snowboard erreicht. Diese Seite: Skifahrer, die kurz davor stehen, „vom Shred Baron gestreift zu werden“. Die SkiSnowboard-Rivalität begann genau hier. PURE Ungestörtheit Jeder weiß, dass CMH-Skifahrer gesellige Leute sind. Aber wie TOPHER DONAHUE feststellt, spricht vieles dafür, die Erlebnisse mit nur ein paar engen, persönlichen Freunde zu teilen. 10 PURE UNGESTÖRTHEIT DAS SKIFAHREN WIE EIN CMH-NOMADE IST, SO STELLE ICH MIT FREUDE FEST, WIE EINE REISE IN DIE VERGANGENHEIT. Wenn ich die modernen Sicherheitssysteme, Internet-Wetterberichte, breite Bretter und natürlich die luxuriöse Unterkunft mal außer acht lassen kann, dann ist es für mich leicht vorstellbar, eben dieses Abenteuer ein halbes Jahrhundert vorher zu erleben, als das Heli-Skiing erfunden wurde. Auch wir machen uns mit einer vertrauten Gruppe von Skifahrern, unserem eigenen Helikopter und Piloten, zwei Guides und einer einfachen Mission auf den Weg: Frei und weitläufig umherzuschweifen und dort zu fahren, wo es am verlockendsten ist. Das private „Nomads Skiing Program“ wurde vor etwa 20 Jahren etabliert, oder – wenn Sie so wollen – wiederentdeckt, als die Guides Dave Cochrane und George Field mit einer abenteuerlustigen Gruppe während einer Skitour im Frühjahr in McBride, als die anderen CMH-Lodges schon geschlossen hatten, aus einer Laune heraus einen Umweg in Richtung Süden machten. Sie sausten von einer CMH-Lodge zur anderen und entdeckten – und hinterließen dann selbst – Skispuren inmitten des riesigen Ski-Paradieses zwischen McBride und den Bugaboos, dass 375 lineare Kilometer umfasst. Heutige Freibeuter haben nun zwei Auswahlmöglichkeiten: die „Nomads North“, wo die Gebiete der Monashees, Gothics und Adamants durchstreift werden, und „Nomads South“, zu deren Gelände Revelstoke, CMH K2, Galena und Bugaboos gehören. In beiden Fällen ist der Drill derselbe: die Guides besprechen die vorläufige Route mit den anderen CMH-Gebieten, tauschen Meinungen über die Wetter-und Schneeverhältnisse aus, und lassen die Gäste dann im Rahmen sicherheitsbedingter Grenzen entscheiden, wie und wo sie heute Skifahren möchten. Wohin sie dies führt, ist immer ein laufendes Projekt. Der Zauber von Nomads Heli-Skiing liegt darin, dass es erklärtermaßen eine einmalige Chance im Leben ist. Jeder Trip ist einmalig, und es besteht auch kein Druck, mit anderen mitzuhalten oder bestimmte Wege einzuschlagen. Ausnahme: das rechtzeitige Eintreffen zur „Happy Hour“ in der für den jeweiligen Tag bestimmten Lodge. Für uns bedeutet dies scheinbar endlose Waldabfahrten wie Glade Runner in CMH K2; danach geht’s hinüber zu den kolossalen alpinen Hängen in der Nähe der spektakulären, aber selten gesehenen Spitzen der Pinnacles in den südlichen Monashees. Wie Nomaden-Manager Jeff Bodnarchuck es erklärt: „Wir fahren in drei Bergketten und vier ausgeprägten Gebieten, manchmal alle am gleichen Tag. Bei jedem Stopp tut sich uns in jeder Richtung ein neues Panorama auf, und es sind keine Spuren in Sicht. Das ist es, was Heli-Skiing für mich bedeutet.“ Selbst das Sightseeing macht mehr Spaß, wenn der Flug eher eine Reise als eine Pendelstrecke ist. Es ist nichts Ungewöhnliches für Heliskier, ein paar Elche zu sehen, aber wenn man wie wir eines Nachmittags ein seltenes Nördliches Gleithörnchen sichtet, das von einer Baumkrone hinuntergleitet, als wir an einem riesigen heuhaufenförmigen Berg an der abgelegenen Südgrenze von CMH Revelstoke entlang carven – das fühlt sich nun schon an wie ein Geschenk für uns und nur uns allein. Monumentale Schneefälle machen das Ganze nur noch angenehmer. Eines Morgens hören wir die Stimme des Technikers über das Funkgerät knistern: „Ich habe den Hubschrauber noch nicht gefunden!“ Mein Tagebucheintrag für diesen Tag lautet: „Ich habe gerade ein noch höheres Maß an Respekt für den Schnee in British Columbia entwickelt. Entspannung in den Halcyon Hot Springs bei vier Zentimetern Schneefall pro Stunde; jede Flocke ist groß genug, dass sie, wenn sie auf das Wasser fällt, ihre Form beibehält, bevor sie schmilzt. Und für heute war nicht einmal Schnee vorhergesagt!“ Vielleicht ist etwas dran an dem angeblichen Lithiumgehalt der heißen Quelle, denn ich schwöre, dass ich am letzten Tag dort drei Schneeflocken gesehen habe, die genau gleich waren. Unser letztes Abendessen ist, ohne Zweifel, die göttlichste Mahlzeit, die ich je in meinem Leben zu mir genommen habe. Tyler Leeson, der Küchenchef von Halcyon, ist gerade damit beschäftigt, sich auf einen kanadaweiten Wettbewerb für Chefköche vorzubereiten, und das Menü, das er für uns zubereitet – eine Vorspeise bestehend aus mit Honig und Chipotle glacierten Rippchen mit Brunnenkressesalat, gefolgt von Kalbsfilet im Teigmantel in Rotwein- und Kirschsauce, und danach zum Dessert MandelKokos-Pavlova mit Ananaspudding und Himbeersauce – ist der krönende Abschluss eines langen, von steilen Waldabfahrten durch die legendären Wälder von Galena geprägten Tages. Dieses Stadium kann man nur als transzendente Glückseligkeit beschreiben. Der Schriftsteller und leidenschaftliche Skifahrer Ernest Hemingway hat vielleicht Ein Fest fürs Leben geschrieben, aber soweit ich das beurteilen kann, haben nur CMH-Nomaden es perfektioniert. 12 PURE UNGESTÖRTHEIT “Der Zauber von Nomads Heli-Skiing liegt darin, dass es erklärtermaßen eine einmalige Chance im Leben ist.” ALS EINE GRUPPE GEHÖREN DIE CHEFKÖCHE VON CMH ZU DEN BESTEN KANADAS. Sie könnten problemlos in jedem Top City Hotel oder Restaurant ihrer Wahl Arbeit finden. Warum entscheiden sie sich also, abgesehen vom Skifahren, für eine Anstellung im entlegenen Backcountry von B.C.? „Das ist leicht zu beantworten“, sagt Rick Carswell, der Lebensmittel- und Getränke-Manager von CMH. „Es ist, weil sie völlig eigenständig sind. Im Gegensatz zu den meisten Küchen bestellen unsere Köche die Lebensmittel, die sie möchten, und bereiten die Speisen genau so zu, wie sie möchten. Jedes Jahr im Herbst begeben sie sich sogar auf eigene Shopping-Trips in die Stadt, um sicherzustellen, dass sie alle exotischen Gewürze und sonstigen Zutaten vorrätig haben, die sie für die Saison benötigen.“ Dies erstreckt sich auch auf spezielle Küchengerätschaften. So kam es, dass Richard „Smokie“ Benson im vergangenen Oktober zu Beginn seiner zweiten Saison bei CMH Adamants Carswell bat, für ihn ein Gerät zu beschaffen, das der Küchenchef mit dem treffenden Namen als ein wesentliches Hilfsmittel für die Zubereitung seiner kulinarischen Genüsse erachtete: einen elektrischen Räucherofen der Marke Bradley. „Ich gehöre zu den Köchen, die sich selbst jeden Tag dazu antreiben, etwas Verwegenes zu tun“, erklärt Smokie. „Also, ich sehe das so: die Gäste sind da draußen und haben das beste Skierlebnis der Welt, und deshalb mache ich mich am besten daran, Speisen zu kreieren, die mit diesem Standard mithalten können.“ Und deshalb steigt einem beim Kommen und Gehen in der Adamant Lodge gelegentlich der Duft von schwelendem Apfel- oder Hickoryholz in die Nase, das von Nüssen über Fische bis hin zu Rinderfilet alles subtil beräuchert. „In den letzten fünf oder sechs Jahren habe ich mich wirklich mit der Kreation erstaunlicher Räucherwaren und mit Wurstwaren im Allgemeinen beschäftigt“, sagt Benson, 33, und Absolvent des Culinary Arts Program am Camosun College in Victoria, B.C. “Es gibt so viele Variablen, mit denen man herumspielen kann, wie z.B., ob man erst einpökelt oder nicht und ob man kalten oder heißen Rauch verwendet.“ Bensons Kästchen, das unbestreitbar Low-Tech ist, ist selten ohne den einen oder anderen Leckerbissen: „Mal sehen, ich habe Mandeln, Knoblauch, Tomaten, Puter, Thunfisch und natürlich kandierten Lachs geräuchert.“ Es überrascht nicht, dass Skifahrer es lieben. „Doch alles hat seinen Preis“, sagt Smokie. „Seit ich mit der Hickory-Räucherung begonnen habe, muss ich für die „Rib and Wing Night“ am Dienstagabend, mit deren Zubereitung ich drei Tage zuvor beginne, meine Fleischbestellung verdoppeln. Die Leute sind verrückt nach diesen Rippchen.“ 14 GERÄUCHERTES RINDERFILET A LA SMOKIE Das Kalträuchern eines erstklassigen Stücks Rindfleisch erzeugt einen feinen, aber herrlich aromatischen Geschmack. Smokie erklärt, wie Sie es zu Hause tun: „Filet reinigen, mit einer Schnur umbinden und zwei Stunden lang kalträuchern. Die ideale Temperatur liegt bei 3°C, daher macht man dies im Winter offensichtlich im Freien. Für Rindfleisch mag ich Hackschnitzel vom Mesquitebaum. Sobald es aus dem Räucherofen kommt, mit gestoßenem schwarzem Pfeffer, Rosmarin, Thymian und einem Hauch von Olivenöl einreiben, dann im Kühlschrank bis zu sechs Stunden kühl stellen. Schließlich das Filet in Ihrer heißesten Pfanne scharf anbraten, gut salzen und bei 200°C braten, bis die Innentemperatur 50C° beträgt. 30 Minuten ruhen lassen, dann servieren.“ Dazu reicht Smokie gerne Kartoffel-Gnocchi, ein Püree von süßen Walla-Walla-Zwiebeln sowie Bâtonnet-Regenbogenkarotten. Was den Wein betrifft, so empfiehlt Smokie Mission Hill Oculus, einen robusten Cabernet Sauvignon. „Dies ist die kanadische Version eines Bordeaux – sehr fruchtig. Meiner Meinung nach ist er einer der besten Weine aus dem Okanagan Valley in B.C.“ Der Multi-Sport-Speedster Luc Alphand gab das Tempo an, aber, wie KEVIN BROOKER berichtet, konnte seine fröhliche Bande französischer Sportifs problemlos mithalten. Der berühmte World Cup Champion Luc Alphand geht den Pulverschnee auf die gleiche Art an, wie er schon die härtesten Abfahrten angegangen war: mit vollem Einsatz und einem Lächeln, das nie vergeht. 16 IN RASANTER GESELLSCHAFT Mais oui, dort drüben fahren wir auch. „KENNT JEMAND DEN FRANZÖSISCHEN BOTSCHAFTER IN KANADA?“ In seinen zwei Jahrzehnten in den Gothics hat Lodgemanager Claude Duchesne bei seiner Rede nach dem Abendessen schon einige seltsame Themen angeschnitten, aber keines war so sonderbar wie an diesem Dienstag. „Es ist eine Verzögerung an der Grenze eingetreten“, so Duchesne weiter. „Einige von unserer Truppe hier“ – er zeigt auf einen Tisch voller stämmiger, johlender Franzosen, deren Abendgarderobe aus irgendeinem Grund aus nichts anderem als ihren weißen Bademänteln besteht – „haben ein paar Kisten mit speziellen Nahrungsmitteln aus ihrer Heimat in Toulouse verschifft – die feinsten Cassoulets wurde mir gesagt – und sie sollten längst angekommen sein. Aber die Leute vom Zoll denken anscheinend, dass Pakete, die aus dem Süden Frankreichs kommen, verdächtig sind. Wir benötigen Intervention durch eine höhere Macht.“ Höhere Macht? Was ist denn mit dem Typ, der da drüben sitzt, Sushi isst und ein breites Lächeln auf dem Gesicht hat? Richtig, es ist Luc Alphand, einer der großartigsten Skirennfahrer aller Zeiten und der dann zu einem der großartigsten Rallye-Fahrer aller Zeiten wurde. Er ist der besondere Gast, der uns lehrt, wie man gewaltige Berge meistert, wann man ohne Hemd auf dem Tisch tanzt, kurzum: wie man mehr Spaß hat, als jeder Mann in seinen 40ern wohl jemals gehabt hat. Muss Luc auch diese Kindsköpfe einrenken? Es ist fast wie am Hahnenkamm. Nur, dass es viel mehr Spaß macht. MITTEILUNG AN ALLE, DIE VERSUCHEN, IHREN KUMPELS EINEN CMH-TRIP SCHMACKHAFT ZU MACHEN: Lade lediglich eine lebende Legende ein, die in mindestens zwei der weltweit sexiest Sportarten die Spitze erreicht hat. Vorzugsweise jemanden, dessen sportliche Karriere jetzt, wo er eine dritte Karriere beginnt, noch immer auf dem Vormarsch ist. Mehr brauchte Thomas Leufen von Destination Poudreuse gar nicht zu wissen. Diese Agentur von CMH in Paris klärt seit mehr als 20 Jahren französische Skifahrer darüber auf, wo man weltweit am besten Skifahren kann. „Sobald wir Lucs Besuch angekündigt hatten“, sagt Leufen, „da füllte sich die Gästeliste“. Und so kam es, dass 32 von Lucs neuen besten Freunden (der 33. war gezwungen auszusteigen – lasst ihn bitte nicht diesen Artikel lesen) sich jetzt genau in der Mitte der letzten und vielleicht sogar besten Woche der Saison 2011/12 wiederfinden. Das konnte man gleich vom ersten Tag an sehen, als Duchesne der Gruppe sagt: „Ich glaube, dies ist der schnellste Samstag, an dem wir jemals eine Gruppe in Empfang genommen haben, sie Mittagessen gefüttert haben und sie zum Skifahren bereit waren.“ Und warum auch nicht? Duchesne weist darauf hin, dass dies der erste strahlend blaue Tag ist, nachdem es einen Monat lang durchgehend geschneit hatte. „Es ist April, es sind 5 Grad unter null, und überall gibt es Pulverschnee. Besser kann es gar nicht werden.“ Eine halbe Stunde später ist der Truppe klar, was er damit gemeint hatte. Sie Kann sich bitte jeder beim Einsteigen in den Helikopter ein wenig beeilen? haben sich eingeklickt und sind bereit, in einen perfekten, spärlich bewaldeten Abhang in den Monashees einzufallen, als der Ehrengast eine schockierende Beichte ablegt. „Um ehrlich zu sein – dies ist das erste Mal, dass ich Heli-Skiing mache“, bemerkt Luc beiläufig, was wirklich das letzte ist, was man von einem Mann erwartet, der mit Sponsorenlogos übersät ist und auf superbreiten Dynastar-Skiern steht, die erst nächstes Jahr auf den Markt kommen. Aber jeder Gedanke, dass er kein Wahnsinns-Skifahrer ist, ist sofort verflogen, als Luc wie der Blitz Duchesne folgt und kolossale Turns in knietiefem Pulverschnee hinlegt, bevor er spontan zum Sprung ansetzt und sich kunstvoll von einem riesigen Schneepilz abhebt. Es scheint, als hätte jemand eine Startpistole abgeschossen. Der Rest der Gruppe stürmt nach vorn, außer sich vor Freude, als auch sie sich im Flechtmuster wie Rockstars ihren Weg durch dieses atemberaubende Gelände suchen. Das sorgt für einen fröhlichen Ton, der die ganze Woche anhält: Nie sind weniger Skifahrer gefallen, haben unbeholfen herum gerudert oder über schmerzende Beine geklagt. „Ich fahre Ski mit einem World Cup Champion“ ist auf dem besten Weg, „Ich fahre wie ein World Cup Champion“ zu werden. Ein paar Stunden später steht die Sonne noch hoch am Himmel, und auf der warmen Terrasse lernen sich alle bei einem frostigen Bier besser kennen. Nicht wenige sagen bereits: „Beste Abfahrten meines Lebens.“ Luc genießt in Ich bin mit Luc Alphand Ski gefahren, und ich kann das anhand der Aufnahmen in meiner Helmkamera beweisen. 18 IN RASANTER GESELLSCHAFT der Zwischenzeit den Whirlpool. Irgendwann steigt er aus dem Pool, um sich im Schnee zu rollen. Nur ist der Schnee unter der matschigen Oberfläche zu hart dafür, weshalb er nun eine Embryonalstellung einnimmt und sich wie ein Kätzchen mit den Pfoten sanft über das Gesicht reibt. Dann schlendert er zurück zum Whirlpool. „Wenn es ein Paradies gibt“, verkündet er sachlich, „dann ist es das hier“. WAS GLANZVOLLE ALPINE TRADITIONEN ANBELANGT, so ist es schwer, die Nation zu übertreffen, die den schneidigen Jean-Claude Killy, das „ski extrême“ von Patrick Vallençant sowie eine Vielzahl weiterer Draufgänger hervorgebracht hat. In der Tat können die französischen Alpen mit allem aufwarten, das man sich von einer Gebirgskette wünschen könnte, mit einer bemerkenswerten Ausnahme: es gibt dort kein Heli-Skiing. Kein Wunder, dass die Mitglieder der Gruppe, die schon Heli-Skiing gemacht haben – etwa ein Drittel – derart unterschiedliche Reisevergangenheiten vorweisen können. So z.B. Didier Caillol und Lucile Brugede, die in der Nähe von Marseille leben. Sie waren schon mehr als ein Dutzend Mal Heli-Skiing, und zwar an weit entfernten Orten wie Kasachstan, Utah und Grönland, dazu mehrere Besuche bei CMH. „Es ist schön, zur Abwechslung mal in einer Gruppe zu sein, in der alle Französisch sprechen, insbesondere eine, die so sympathique ist“, sagt Caillol, der zugibt, dass man in Frankreich nicht so intensiv wie in Alles startklar! anderen europäischen Ländern Kindern Englisch beigebracht hat. Was die überwiegend englischsprachigen Mitarbeiter der Lodge anbelangt, so tun sie ihr bestes als Bürger einer zweisprachigen Nation. Beim ersten Abendessen stellen sich alle in unterschiedlichstem Französisch vor, wenn auch nicht ganz so gut wie, sagen wir, Guide Pierre Hungr, der dank dessen, dass er in Vancouver eine Schule mit der Unterrichtssprache Französisch besucht und in Chamonix als Guide gearbeitet hat, die Sprache fließend spricht. Selbst Chefkoch Yoshi Chubachi taucht aus der Küche auf, um die Gäste mit einem Bienvenue in elegantem, wenn auch mit einem japanischen Akzent behafteten Französisch zu begrüßen. Und die Bewirtung einer vollkommen gallischen Gruppe hat einen weiteren Vorteil, denn wie viele andere Gäste bei CMH bringen sie gerne die verschiedensten Köstlichkeiten von zu Hause mit und teilen sie mit den anderen. In dieser Hinsicht sind die Erfinder des Wortes Gourmet – quelle surprise – in einer Klasse für sich. Diese Woche ist niemand beliebter als Rodolphe Peters und Stephane Billiot, die zwei rivalisierende Champagnerhersteller repräsentieren. Sie sind hervorragend mit zahlreichen Magnums ihrer erlesenen Schaumweine ausgestattet. Irgendwann schaut Peters mit zusammengekniffenen Augen auf Billiot, als er ein Glas nach dem anderen für seine dankbaren Landsleute füllt. „Sie machen ihren mit Pinot Noir-Trauben“, knurrt er, „während wir nur Chardonnay verwenden. Wir sollten Todfeinde sein.“ Aber dann leuchtet sein Reden wir doch mal über ihr joie de vivre: Ob im Schnee, wenn sie elegant darüber fliegen, oder beim Entspannen in der Nähe: diese Franzosen erwiesen sich als formidable in allem, was das Heli-Skiing betrifft. 20 IN RASANTER GESELLSCHAFT COOL HAND LUC Gesicht auf, und die beiden geben sich ein überschwängliches „High-Five“. „Stattdessen sind wir die besten Skikameraden!“ Und was wäre Wein ohne Käse – alle sind sich einig, dass acht große Laibe von hervorragendem Saint-Nectaire, einem klassischen, weich-cremigen Käse aus der Vulkanregion Auvergne in Zentralfrankreich, die Mahlzeit perfekt abrunden. Der Wohltäter ist Francis Charbonnel, der mehrere Sportgeschäfte besitzt, durch die er Luc privat kennengelernt hat. Für einen Mann wie ihn, der diese Saison bereits 60 Tage auf Skiern gestanden hat, war diese Reise zusammen mit einigen Kumpels gar keine Frage. Frankreich, so bestätigt er, ist eine sportbegeisterte Nation, und er sei nicht überrascht, dass diese Truppe starker Skifahrer auch eine Vielzahl von Leistungssportlern aus dem Tennis-, Rad-, Motorrad-, Kletter- und Segelsport enthält – kurzum: Leute, die wie Luc Alphand sind. Was Charbonnel angeht, so steht sein Status als ehemaliger Leistungssportler im Abfahrtslauf in den Bergen voll zur Schau. Und als Teilhaber an einem Hubschrauber-Reiseunternehmen kam ihm gerade eine neue Idee: „Ich glaube, ich mache den Hubschrauberpilotenschein, wenn ich nach Hause komme.“ Und dann sind da noch die männlichen Muskelprotze vom Team Cassoulet, die so genannt werden, obwohl ihre höchst begehrten Dosen mit grünen Bohnen, Schweinefleisch und Wurst noch immer nicht aufgetaucht sind. Diese etwa ein Dutzend zählenden copains sind alterfahrene aber immer noch sehr fitte Rugby-Spieler aus Toulouse, bzw. genauer gesagt, aus Saint-Girons, einer nahe gelegenen Stadt, über die sie mit fröhlicher Ehrerbietung singen. In der Tat beginnen die Cassoulets von jetzt auf gleich aus voller Kehle zu singen und werden dabei vom kleinsten Mitglied ihrer Gruppe angeführt, einem hervorragenden Tenor namens Hubert de Thoisy, der errötet, wenn man ihn fragt, ob er ein professioneller Opernsänger ist. „Nein“, lacht der, „ich manage eine Schuhfabrik“. Er lebte zweitweise in Neuseeland, weshalb er den Cassoulets eine französische Version des Haka beibrachte, dem Kriegsgesang der Maori, der durch die ‘All Blacks Rugby-Mannschaft’ berühmt wurde. Und auch, wenn eine Baskenmütze vom Kopf fällt, beginnen sie zu singen. Glücklicherweise besitzt de Thoisy eine. IM LAUFE DER WOCHE wird es zunehmend klar, dass es nur ein Problem gibt, wenn man mit Luc Alphand herumhängt: Für Sterbliche ist es schwierig, mitzuhalten. Dies ist eine sehr starke Gruppe, sowohl am Tresen als auch auf dem Schnee, aber wenn der letzte Mann auf der provisorischen Tanzfläche auch am nächsten Morgen der erste Mann im Fitnessraum ist (nach einer 22 IN RASANTER GESELLSCHAFT Abfahrt im Morgengrauen, bien sur), dann hast du definitiv alle Hände voll zu tun. Wie wäre es mit einem Jägermeister? Luc ist mit dabei. Wenn sich die Videofreaks nach jedem Skitag um die GoPro-Aufnahmen scharen, dann rate mal, wer in vorderster Reihe sitzt. Billard? Tischtennis? Ihm gehört der Sieg. Und bilde dir nicht ein, du könntest ihn bis zu diesem supersteilen Couloir da drüben schlagen. Auf der anderen Seite ist er mit seinen funkelnden Augen, seinem Dauerlächeln und seiner stürmischen Begeisterung alles, was man sich von einem Ski-Kumpel nur wünschen könnte. Wenn also später in der Woche eine Warmfront durchzieht, die das Skifahren weniger verlockend macht, dann nimmt Luc dies fröhlich in Kauf. Und so tut dies natürlich auch jeder andere. Da hilft es, dass Claude Duchesne die geniale Idee hat, die gesamte Chose für ein festliches Mittagessen vom Grill mit dem Hubschrauber auf einen nahe gelegenen Berg zu bringen. „Das ist nicht gerade das übliche Prozedere“, erläutert er der Gruppe, „aber wir können nicht nur in der Lodge herumsitzen. Wir müssen raus und Spaß haben.“ Auch Hubschrauberpilot Roger Hoogendoorn macht mit. Während alle anderen Burgers und Bier verschlingen, packt er sich eine Schaufel und baut eine große Sprungschanze an einem steilen Hang. Es stellt sich heraus, dass er diese Kunststoffgleiter für Kinder mitgebracht hat, und bevor wir uns umgesehen haben, saust er auf dem Bauch die Piste hinunter und demonstriert, dass seine hervorragenden Flugkünste keine schweren Maschinen benötigen. Vier oder fünf menschlichen Raketen folgen, bevor Luc (kaputter Rücken usw.) den Streckenrekord aufstellt. Die anschließende Flut von fliegenden Franzosen dauert über eine Stunde, aber es bedarf der Aerodynamik eines massigen, nur in Unterwäsche gekleideten Rugby-Stürmers, um die Markierung von Luc zu übertreffen. Just in dem Augenblick nimmt Duchesne über Funk einen Anruf von der Lodge entgegen. „Hey Jungs“, ruft er, „das Cassoulet ist gerade angekommen!“ Dies ist das Stichwort für Hubert, denn nun sind drei oder vier festliche Lieder der Toulousains gefordert. Und tatsächlich bekommt die gesamte Lodge am letzten Abend der Saison endlich das zu essen, was mehrere Kanadier als „das Beste“ beschreiben, „das ich jemals aus der Dose gegessen habe“. Es sind sogar noch einige Magnums Champagner übrig, um auf eine Woche anzustoßen, die für lange Zeit unvergesslich bleiben wird. Jemand fragt Luc: „Glaubst du, du würdest nächstes Jahr gerne wiederkommen?“ Dumme Frage. „Absolument“, antwortet er. Ohne zu zögern. Luc Alphand, der weltweit zu den großartigsten Sportlern gehört, ist ein Held in seinem Heimatland Frankreich. Der als Sohn eines Bergführers in Briançon geborene Luc verdiente sich durch sein leistungsstarkes Skifahren 1984 einen Platz im französischen World Cup-Kader. Schon Mitte der 90er Jahre dominierte er die SpeedDisziplinen, war 12 Mal siegreich und stand 23 Mal auf dem Podium. 1997 gewann er als erster Speed-Spezialist den Gesamtweltcup ausschließlich mit Ergebnissen aus Abfahrt und Super-G. Anschließend übertrug Luc seine Fähigkeiten auf den Autorennsport und trat 10 Mal in Le Mans und 11 Mal in der härtesten Ralleye der Welt an – der Rallye Paris-Dakar. Natürlich ging er auch dort als Sieger hervor (2006). Leider nahm seine Motorsportkarriere 2009 ein beinahe tragisches Ende, als er bei einem Motorradunfall eine schwere Verletzung der Wirbelsäule davontrug. Entgegen allen Erwartungen kämpfte er sich jedoch durch und ist wieder bei bester Gesundheit. Heute lebt er mit seiner Familie in HautesAlpes, wo er mit seinem Bruder Lionel eine kleine Brauerei betreibt. Lucs 17-jährige Tochter Estelle führt die Familientradition im Skisport weiter und gewann in der letzten Saison bei den ersten Olympischen Jugend-Winterspielen vier Medaillen. Währenddessen ist Lucs professionelle Sportkarriere auch im Alter von 47 Jahren noch lange nicht vorbei. „Ich habe gerade einen Dreijahresvertrag unterschrieben, um die schnellste Yacht der Welt l’Hydroptère DCNS zu lotsen“, erzählt er den anderen Skifahrern beim Abendessen in der Gothics Lodge. „Es ist ein Trimaran, der offiziell fast 53 Knoten erreichte, aber er ist schon schneller gefahren. Das große Risiko ist jedoch, dass er bei dieser Geschwindigkeit auseinanderfliegen kann.“ Luc trainiert derzeit, um bei der Rekordsuche auf Hochseerouten das Steuer in die Hand zu nehmen. „Es ist sehr schwierig, am Steuer zu sein, in der Nacht, bei drei Meter hohen Wellen, wenn man so schnell wie möglich fährt.“ Gleichwohl ist von Alphand zu erwarten, dass er sich, wie bei allen anderen Dingen, die er anpackt, ziemlich schnell vom Lehrling zum Experten entwickeln wird. „Diese Sportarten sind technisch sehr unterschiedlich“, sagt er, „aber sie haben eines gemeinsam: du verlässt dich auf deine Augen und die Fähigkeit, das, was auf dich zukommt, zu analysieren. Und nichts bereitet dich besser darauf vor als das Skifahren.“ Selbst Alpinisten ohne erkennbares Alter müssen eines Tages Abschied nehmen. Wie AARON TEASDALE berichtet, erstreckt sich die Aufgabe, die Verantwortung abzugeben, auf alle Bereiche. . Generationen Wie viele können behaupten, dass sie im Alter von 4 Jahren mit dem Heli-Skiing begonnen haben? Nur Luke. WENN MAN IHN KENNENLERNT, IST ES SCHWER ZU GLAUBEN, DASS CMH-GUIDE DAN GRIFFITH 61 JAHRE ALT IST. Ein großer, silberhaariger Bär von einem Mann, dessen jungenhaftes Lächeln und sonnenverwöhnte Vitalität über seine Reife hinwegtäuschen. Kein Wunder. Es ist erst sechs Jahre her, dass er in der Zeit zwischen den Ski-Saisonen den Guinness-Weltrekord für die schnellste Besteigung (189 Tage) der ‘Seven Summits’ aufstellte, der höchsten Berge auf jedem Kontinent. Griffith ist der unermüdliche Archetyp von dem, was ein Guide sein sollte. Angetrieben von der unverminderten Leidenschaft, Menschen in die Berge zu führen, war Griffith 33 Jahre lang Guide (14 Jahre bei CMH). An dem Abend, an dem er für diese Geschichte interviewt wird, ist er mehr daran interessiert, von einem spanischen Ehepaar zu erzählen, mit dem er gerade den Tag verbracht hat, anstatt über das Bergführen zu sprechen. Es war für sie das erste Mal in den wilden Bergen Kanadas. „Sie hätten die Frau strahlen sehen sollen“, sagt er von der Reaktion, derer er nie überdrüssig wird. Auf die Frage nach seiner Zukunft antwortet Griffith ohne Zögern: „Ich bin noch nicht an dem Punkt, an dem ich aufhören möchte.“ Obwohl er weiß, dass er nicht in der Lage sein wird, für immer weiterzumachen, weist er darauf hin, dass der älteste CMH-Guide bis zu seinem 75. Lebensjahr gearbeitet hat. Und obwohl der letztendliche Abschied von Griffith ein unbestreitbarer Verlust für CMH sein wird, hat er das Unternehmen bereits insofern vorbereitet, als dass er ihm die nächste beste Sache hinterlässt – seinen Sohn. Rückblickend scheint es unvermeidlich, dass Luke Griffith Skiführer werden würde. Im zarten Alter von 18 Monaten machte er bereits Schussfahrten auf Schneerampen im Garten. Im Alter von vier Jahren war er zum ersten Mal beim Heli-Skiing dabei, was schon an sich als ein Rekord zu verzeichnen wäre. „Wir sagen immer gerne, dass er zwar 31 ist, aber schon seit 27 Jahren Heli-Skiing macht“, sagt Dan mit seinem charakteristischen Lächeln, das das ganze Gesicht überzieht. 24 GENERATIONEN Wie der Vater, so der Sohn: Die Griffiths in ihrem natürlichen Lebensraum. Während er seine Winter als Skirennfahrer verbrachte, begann der jüngere Griffith, seinen Dad auf immer weiter verstreuten Bergabenteuern zu begleiten. Seinen dreizehnten Sommer verbrachte er im Mount Cook Village in Neuseeland, während sein Vater Bergführungen machte, und mit 19 half er bei 17-Tage-Trecks durch die indischen Himalayas mit. „Mein Vater hat mich an so viele verschiedene Orte geschleppt, dass ich mich nicht immer an alle erinnern kann“, sagt Luke. „Dann kommt es irgendwie zur Sprache, und ich sage: Ach ja, da bin ich schon gewesen.“ In seinem 19. Sommer begann Luke, der ein jüngeres, eher zu Scherzen aufgelegtes Abbild seines Vaters ist, bei CMH als Wanderführer zu arbeiten. Es war 1999, und er kam gerade rechtzeitig an, um den letzten Abschnitt des goldenen Zeitalters des Heli-Skiing zu erwischen. „Ich hatte super Glück, Zeit mit Hans und Leo zu verbringen und die Menschen zu treffen, die die Guiding-Legenden unserer Zeit sind“, sagt Luke von den Herren Gmoser und Grillmair, den Gründern von CMH und ursprünglichen Schöpfern des joie de vivre , der das Unternehmen bis heute durchdringt. „Die Griffiths sind das erste und bisher einzige Vater-SohnGuide-Gespann der kanadischen Geschichte.“ Sommerurlaub à la Griffith: die Jungs posieren auf dem Gipfel des Aconcagua, 6969 m. Komplizierter als nur die Übergabe der Schlüssel: die Piloten Jim Barker und Doug Dykeman. Ein Arbeitstag wie jeder andere für Todd Guyn. 26 GENERATIONEN Nach 37 Jahren tritt Colani Bezzola voller Zuversicht zurück. Einige Jahre später, im Jahr 2005, trat Luke als Heli-Skiing-Guide bei CMH ein. Als er 2009 sein ACMG-Bergführerzertifikat erhielt, war er erst 29, im gleichen Alter, in dem bereits sein Vater diese Auszeichnung erlangte. Dies ist das höchste Zertifikat, das ein Guide erreichen kann im Rahmen eines strengen Verfahrens, das mindestens fünf Jahre in Anspruch nimmt. Und so wurden die Griffiths zu dem ersten Vater-Sohn-Bergführer-Gespann in der kanadischen Geschichte. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so erpicht darauf ist, in den Bergen zu sein, wie mein Vater“, sagt Lukas mit offensichtlicher Bewunderung. „Ich liebe die Berge, aber nie im Leben liebe ich sie so sehr wie er. Diese Leidenschaft – so viel Liebe für etwas zu empfinden – hat nicht nur mit den Bergen sondern mit dem eigenen Leben zu tun.“ Es ist jedoch klar, dass ein beträchtlicher Teil der Leidenschaft des Vaters genetisch auf Luke übertragen wurde, der zugibt, schon seit seiner Kindheit „skisüchtig“ zu sein. Dan erzählt gerne die Geschichte vom siebenjährigen Luke, der mit seiner Klasse einen Skiausflug nach Lake Louise machte. Ein Skilehrer führte die Kinder zu der für Fortgeschrittene vorgesehenen, hinteren Bergseite, blieb stehen und fragte: „Was muss man immer tun, wenn man im Pulverschnee fährt?“ Der kleine Luke hob sofort die Hand und platzte heraus: „Der Erste sein!“, woraufhin er sich herumdrehte und den Berg hinunter sauste. Obwohl er schon als Kind diese ungewöhnliche Weisheit zeigte und, wie Dan betont, „wenn man etwas schon seit Kinderzeiten tut, dann hat man einfach diese intuitiven, instinktmäßigen Kenntnisse darüber, wie man sich da draußen verhalten muss und von denen man vielleicht nicht einmal weiß, dass man sie hat“, sind Vater und Sohn bescheiden genug zu erkennen, dass sie niemals alles wissen werden. „Jeden Augenblick eines jeden Tages lernt man dazu – je mehr man lernt, desto besser wird man“, sagt Luke. „Viele Guides sind seit weit über 10, 15 Jahren hier in den Monashees. Das ist fantastisch. Man kann hier von so vielen Leuten lernen.“ CMH ist bekannt für die jahrzehntelange Bindung seiner Guides, Piloten und anderen Mitarbeiter. Es ist eine Unternehmenskultur, in der es guten Leuten leicht fällt, zu bleiben. Aber wenn man wie CMH schon seit fast fünf Jahrzehnten besteht, dann muss selbst der Dienstälteste eines Tages ausscheiden, um der nächsten Generation Platz zu machen. Dieser Übergabeprozess des Generationswechsels trat in der vergangenen Saison in einigen entscheidenden Bereichen der CMH-Operationen ein. Fast 30 Jahre lang war Jim Barker Chefpilot bei Alpine Helicopters, der Partnerfirma von CMH, und er hat in der Zeit jeden Aspekt der Arbeit mit den Helikoptern überwacht, die die Skifahrer in die Berge bringen. Als er zu Beginn der Wintersaison 2011/2012 ausschied, fiel die Aufgabe offensichtlich Doug Dykeman zu. Dykeman, ein erfahrener Pilot und Flugzeugwartungstechniker, fliegt seit 1988 für Alpine und CMH. Von seiner neuen Rolle sagt er, „Jetzt muss ich mich um 45 Piloten kümmern“. Das bedeutet, dass man sie im Herbst alle zusammenbringt, nachdem sie den Sommer in der Regel in der Wald- oder Freilandbrandbekämpfung verbracht haben, Fortbildungsmaßnahmen besucht haben und, wie Dykeman es ausdrückt, „um sich wieder auf den Winter einzustellen“. Das Steuern eines Helikopters im Gebirge im Winter gehört weltweit zu den größten Herausforderungen für jeden Piloten. Dazu braucht man präzise Kenntnisse und einen eisernen Willen, und nur die besten werden bei CMH angestellt. Selbst dann kann es sein, dass Piloten bis zu Das einzige, was Todd Guyn wichtiger nimmt als das Skifahren, ist die Sicherheit im Skisport. fünf Jahre als Hilfspiloten fungieren, bevor es ihnen erlaubt wird, eine Gruppe von Gästen in einem Bell 212, dem zuverlässigen, mit einem Zweiblattrotor ausgestatteten Hubschrauber, zu befördern, der die Stütze der CMH-Flotte ist. „Wir haben Piloten, die wir ohne Bedenken in fast jeder Situation entsenden können“, sagt Dykeman. Er fügt hinzu, dass er sowohl bei der Beurteilung der Fähigkeiten eines Piloten als auch bei der Festlegung des Einsatzplans für die Saison nur einen einzigen Fokus hat. „Hier steht Sicherheit an erster Stelle“, sagt er, bevor er, ohne mit Worten spielen zu wollen, hinzufügt: „darum dreht sich hier alles.“ Der zweite wichtige Übergang in der letzten Saison bei CMH war eine weitere, hinter den Kulissen tätige Schlüsselfigur. Jon ‘Colani’ Bezzola war 21 Jahre lang als der erste und einzige dedizierte Bergsicherheitsmanager tätig. Bezzola, ein schweizerischer Führer, der erstmals 1975 für CMH zu arbeiten begann, hat die letzten zwei Jahrzehnte damit verbracht, von einer Lodge zur anderen zu reisen und sich die Schneedecke anzusehen. Er untersuchte die Kristalle und Schichten, vereinheitlichte die von den Guides angewendeten Verfahren zur Beurteilung der Stabilität und leistete einen Beitrag zur Gestaltung eines innovativen High-Tech-Systems zur Erfassung der Schneeund Wetterdaten, die von den Guides berücksichtigt werden, wenn sie die besten Entscheidungen darüber treffen, wohin die Skifahrer jeden Tag gebracht werden. In Anerkennung seiner zukunftsweisenden Bemühungen erhielt Bezzola 2010 eine Auszeichnung vom kanadischen Lawinenverband. 28 GENERATIONEN Bergführer Todd Guyn hatte im Laufe seiner 17-jährigen Tätigkeit als CMH-Guide und später als Assistant Manager der Revelstoke Lodge oft Gelegenheit, mit Bezzola zusammenzuarbeiten. Aber in den letzten paar Wintern hat sich ihre Beziehung verändert. Mit Blick auf seinen Ruhestand nahm Bezzola Guyn, der damals sowohl Vorsitzender des Beratergremiums für Bergsicherheit von CMH als auch der Technische Direktor des Verbandes der kanadischen Bergführer war, unter seine Fittiche und begann, ihm die Feinheiten seiner Tätigkeit beizubringen. Im Winter 2011/12 wurde Guyn neuer Manager für Bergsicherheit. „Er war sehr gut in seinem Job – er brachte 25 Jahre Erfahrung mit ein. Ganz klar, dass ich ihn bewundere“, sagt Guyn über die Herausforderung, in Bezzolas Fußstapfen zu treten. „Er blieb bis Ende Dezember, um mir zu helfen. Er war ein guter Mentor.“ Jetzt, wo er die Verantwortung trägt, konzentriert sich Guyn darauf, die Sicherheitssysteme von CMH auf den nächsten Level zu bringen, ob es nun darum geht, den Gästen eigene Funkgeräte zu geben oder die neuesten Technologien in der Lawinenprognose einzusetzen. „Wir müssen uns permanent der Herausforderung stellen, Heli-Skiing sicherer zu machen. Ich bin dankbar dafür, dass es nie eine Finanzfrage ist. Jedes Jahr geben wir so viel Geld aus wie nötig, damit es so sicher wie möglich ist. Das ist der Kern unseres Unternehmens, und ich setze mich voll dafür ein, dass das auch so bleibt.“ Gleichwohl ist Guyn der Erste, der einräumt, dass es keine Möglichkeit Allerdings werden diese Icons zwangsläufig eines Tages jemand anderem Platz machen. Wenn das geschieht, dann wird CMH das tun, was es am besten kann: Menschen mit langjähriger, hart verdienter Expertise durch Menschen mit langjähriger, hart verdienter Expertise ersetzen. Für CMH, ein auf einem gewachsenen Fundament von erfahrenen Guides, Piloten und Sicherheitsexperten begründetes Unternehmen, bedeutet dies in der Regel Beförderung von eigenem Nachwuchs. Es war schon immer ein von Guides gesteuertes Unternehmen, was sich darin zeigt, dass mehrere Guides, die schon lange mit dabei sind, jetzt wichtige Führungspositionen belegen. Doch nicht jeder hat Ambitionen, ins Management zu kommen. „Ich bin ziemlich glücklich, Guide zu sein, für gute Zeiten zu sorgen und jeden sicher nach Hause zu bringen“, sagt Luke, wenn er nach seinen Plänen für die Zukunft gefragt wird. „Manchmal werde ich gefragt, was ich denn tun werde, wenn ich erwachsen bin, und ich sage: ‘Dieses hier’. Dies ist es, was mein Vater und ich tun. Wir sind Guides.“ Er hätte genauso gut über CMH selbst sprechen können. Seit seiner verwegenen Gründung wird CMH von der Leidenschaft getrieben, Menschen in die Berge zu bringen und ihnen das Abenteuer ihres Lebens zu bieten. „Wir alle sind hier, weil wir das Skifahren lieben“, sagt Luke, der mal wieder unabsichtlich den Zeitgeist von CMH zusammenfasst. „Menschen zu Orten zu bringen, von denen sie nie gedacht hätten, dass sie dort einmal hinkommen könnten, das Pulverschneegestöber über ihren Köpfen, das Lachen hören, das Klirren der Skistöcke. Das ist es, worum es geht.“ Es könnte sogar reichen, dass man bis 75 oder vielleicht noch länger HeliSkiing macht. Geschichte ist eine lange, lange Zeit. GRÜN VOR NEID „Es ist ganz einfach. Wir sind alle hier, weil wir das Skifahren lieben.“ EINE TRUPPE BERÜHMTER SURFENDER AUSSIES ZEIGT, DASS SIE AUCH WAHRE AUSTRALIER SIND, WENN ES UM DAS TOBEN AUF DEM SCHNEE GEHT gibt, alle Gefahren vom Skifahren in der Wildnis zu eliminieren. Skifahren mit CMH ist kein Zuckerschlecken. „Wir müssen das Risiko suchen wollen“, sagt er, „sonst wäre Heli-Skiing nichts für uns“. In der Wirtschaft wird oft von institutionellem Gedächtnis gesprochen, aber bei CMH ist das mehr als nur ein abstrakter Begriff. Es sagt etwas aus über die Tiefe ihrer Verpflichtung, dass jeder dieser Mitarbeiter, der die Verantwortung weitergegeben hat, sich nicht tatsächlich im Ruhestand befindet. Barker ist bis auf weiteres stellvertretender Chefpilot und arbeitet täglich mit Dykeman zusammen um sicherzustellen, dass der Flugbetrieb weiterhin so reibungslos wie eh und je abläuft. Bezzola ist vielleicht nicht mehr Manager für Bergsicherheit, aber er ist in seiner neuen Beraterfunktion immer noch regelmäßig im Banffer Büro von CMH präsent, damit wir uns bei Bedarf seine 33-jährige Erfahrung zu Nutze machen können. Und dann ist da noch Dan Griffith, der in nächster Zukunft keine Verantwortung abgeben wird, das steht gar nicht zur Debatte. Viele eng zusammengewachsene Gruppen haben einen festen Platz im Kalender von CMH, aber nur wenige kommen so regelmäßig oder sind so enthusiastisch wie die australische Surfer-Crew, die seit 1994 CMH Galena für einen Zeitraum von zwei Wochen beherrscht, der als Woche 0 bekannt ist. Die Grüne Gruppe, wie die Mitarbeiter sie nennen, ist eine Truppe von Freunden mit mehr als ein paar Experten aus der globalen Surfszene, darunter Quiksilver-Mitbegründer Alan Green und John Law sowie Brian Singer und Doug Warbrick, die Rip Curl aufgebaut haben. „Galena ist das Ausrufezeichen, um das sich der Rest des Jahres dreht“, sagt Singer von der wechselnden Besetzung – Freunde und Familie gleichermaßen – die die 33 Plätze Jahr um Jahr füllen. „Die ursprüngliche Kerngruppe bestand überwiegend aus Skifahrern, die jetzt in den Sechzigern sind, während die Jüngeren mehr zum Snowboarden neigen.“ „Sie sind jedoch alle Ripper und super lustig“, bestätigt Mike Welch von CMH, der sie jedes Jahr führt. „Sie veranstalten viele Kostümabende, australische Barbecues, Spanferkel – was immer sie auch tun, sie kommen einfach immer voll auf Touren.“ Er bemerkt, dass im Dezember letzten Jahres, ohne ersichtlichen Grund, „ein Haufen von ihnen plötzlich beschließt, sie bräuchten eine MohawkFrisur“. Und was das Risiko angeht, wenn man super-früh in der Saison bucht... Keine Bange. „In einem Jahr hieß es, ‘Bemüht euch nicht, es lohnt sich nicht’“, erinnert sich Singer. „Aber wir haben gesagt, „Scheiß drauf, wir kommen“. Und wir hatten trotzdem eine tolle Zeit.“ l ah elz i V t. ine unk e et gsp et bi sgan rU u de te A w k Po rfe pe 30 ie rw e Ab e. n te rit ch s e tg or F ür nf e s ur nK vo HIMMLISCHES KLASSENZIMMER EY LL E SH CH US N AR ist t, e nd sfi au r he s rl’ Gi : 1 10 er d w Po r de ol o h Sc WENN ICH ZURÜCKDENKE AN ALLES, WAS ICH GELERNT HABE BEI POWDER U – und es war eine ganze Menge – woran ich mich am meisten erinnere, ist der ‘Bounce’. Der ‘Bounce’, verstehst du, definiert den Erfolg im Pulverschnee. Erfahrene Pistenfahrer benötigen Techniken zum Kanten, Kurven und Karven auf harten, präparierten Abfahrten. Aber das lässt sich schlecht auf Hängen umsetzen, wo die weiße Pracht knie-, oberschenkeloder hüfthoch ist. Dort musst du fast alles vergessen, was du auf den Pisten gelernt hast; halte deine Ski gleichmäßig belastet und „bounze“ von einem Turn zum anderen wie ein sorgloses Kaninchen. Sobald du die geheimnisumwitterte Hochtiefbewegung mit gleichzeitiger Drehung – also den ‘Bounce’ – begriffen hast, geschieht allerhand Positives. Was für eine Dreistigkeit: überhaupt daran zu denken, meine Skier in einen Hubschrauber-Korb zu werfen, ohne irgendeine Ahnung vom ‘Bounce’ zu haben. Aber das ist das Ziel von Powder U, der Serie von Trips bei CMH, die auf Coaching und Kompetenzentwicklung ausgelegt ist statt darauf, vertikale Meter zu zählen. Wie bei einem akademischen Studienplan starten die Powder U Kurse mit dem Anfängerniveau Powder 101 und Powder 101: Girl’s School und schreiten von dort dann weiter nach oben (äh, nach unten) fort. In den Kursen für fortgeschrittenere Skifahrer werden alle möglichen Themen abgedeckt – von Sicherheit im Backcountry über Filmen bis hin zu Geländemerkmalen wie Bäume, Steilhänge und Schneelöcher. Es gibt sogar einen „Abschlusskurs“ – Powder 707: The Masters – für gestandene Fahrer und Fahrerinnen, die sich mal wieder ordentlich ins Zeug legen möchten. Im vergangenen März meldete ich mich (blauäugige Studentin und Heliski-Anfängerin) bei Powder 101: Girl’s School bei CMH Revelstoke an. Ich hatte definitiv Bammel. Für viele Frauen, selbst an präparierte Skipisten gewöhnte Ski-Superstars, zu denen ich eindeutig nicht gehörte, hat Heli-Skiing einen unbestreitbaren Einschüchterungsfaktor. Wie viele Rookies fürchtete ich, einer Bewährungsprobe unterzogen zu werden, in eine Gruppe knallharter, vertikale Meter abhakender ‘Hotshots’ zu kommen und dass man von mir erwarten würde, Schritt zu halten oder die Schande erleiden zu müssen, der Gruppe ein Klotz am Bein zu sein. Glücklicherweise hat sich jedoch das genaue Gegenteil bewahrheitet. Wir waren eine von vier in jener Woche in Revelstoke gleichzeitig bei CMH untergebrachten Gruppen. Obwohl wir beim Skifahren unter uns blieben, kamen wir bei allen anderen Gelegenheiten wie Mahlzeiten, AprèsSki, Statusbesprechungen und dergleichen mit den Teilnehmern der anderen Gruppen zusammen. Unsere aus elf Personen bestehende Truppe war eine Mischung aus Frauen, die wie ich solo waren, und anderen, die mit ihrem Partner unterwegs waren. Da war z.B. Lucie, eine elegante, in der Pharmaindustrie tätige Führungskraft aus Québec (und angehende Großmutter), die mit ihrem Partner Louis gekommen war. Obwohl Lucie mit der Anmut eines ExModels fuhr, war sie Louis, einem Skilehrer, der bereits eine beeindruckende Anzahl von CMH-Trips vorweisen konnte, in keiner Hinsicht gewachsen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich mit dem Gedanken abgefunden, dass HeliSkiing ein Herrenabend war. Aber angesichts der Möglichkeit, dass Lucie im Frauenkurs mitfahren konnte, nahm er begeistert das Beste aus beiden Welten mit – sein Heli-Skiing und sein Cherie Amour. Ebenso war Barbara, ein Professorin für Psychologie aus New Jersey, auf einer westlichen Tour-de-poudre mit Ehemann Mike, der mit einer anderen Gruppe fuhr. In ihrem Fall hatte Barbara ebenso viel Erfahrung wie Mike, denn beide besitzen nicht nur eine sondern zwei Ehrenauszeichnungen (sprich: Skianzüge von Arc’teryx), mit denen CMH diejenigen belohnt, die Schwindel erregende eine Million vertikale Fuß gefahren sind. Doch Barbara, die jetzt in den Siebzigern ist und an beiden Knien eine Bandage trägt, fuhr naturgemäß langsamer. Trotz ihrer ausgedehnten Erfahrung fuhr sie eher auf der gleichen Höhe wie meine Gruppe, in der die meisten genau wie ich mit Fuß Nr. 1 begannen. Abgerundet wurde unser Aufgebot von den Schwestern Nara und Larissa, kecken Müttern aus Kalifornien, die ihre erste Kostprobe vom Heli-Skiing dank ihres Vaters Norm bekamen, einem rüstigen Siebziger und routinierten Pulverschnee-Experten. Unter den anderen Alleingängern befanden sich Carrie, eine Mutter aus Colorado und Mountainbike-Enthusiastin, Kate, eine redselige Trainerin für Führungskräfte aus Pennsylvania, und Kim, eine leistungsstarke Rechtsanwältin aus dem Osten Kanadas, die das zusätzliche Glück hatte, während ihres Aufenthalts ihren in Revelstoke als Skilehrer tätigen Sohn besuchen zu können. Ebenfalls auf der Liste: CMH-Mitarbeiterinnen Sarah und Ellen, plus zwei Frauen aus Calgary, zu denen auch ich gehörte. Obwohl die Girl’s School Guides/Skilehrer nicht immer Frauen sind, standen die Sterne auf diesem Trip günstig, da wir von zwei sachbetonten, alpinen Amazonen betreut wurden: Alison Andrews und Lili Lambert. Für die beiden, die daran gewöhnt waren, mit den ‘Big Boys’ herumzuziehen und chauvinistischen Bemerkungen in starker, seidenweicher Fasson zu begegnen, 32 HIMMLISCHES KLASSENZIMMER hatte dieser Trip natürlich eine sanftere Note. Das sollte aber nicht heißen, dass sie es dieser Klasse leicht machen würden. Während das Skifahren die raison d’être jeder CMH-Reise ist, war und immer sein wird, besteht ein wesentlicher Teil von Powder 101 darin, dass man erst einmal die Grundlagen lernt. Der erste Tag brachte die erforderliche Lawinenkunde und Sicherheit im Schnee, gefolgt von einem Briefing über das Wie, Was und Warum beim Ein- und Aussteigen von Helikoptern wie z.B. der ‘Helihuddle’, eine Art Gruppenumarmung, damit alle beim Abheben und Landen des Hubschraubers im Blickfeld des Piloten sind. Während man instinktiv eine Straußenhaltung einnehmen will, wenn sich der Helikopter nähert, erinnerte uns Alison daran, dass man besser die Augen auf den Himmel gerichtet hält und bereit ist, zur Seite zu springen, falls plötzlich ein Windstoß auftreten sollte. Es gibt noch mehr zu lernen, wenn man auf der Spitze des ersten verschneiten Hangs abgesetzt wird, was damit beginnt, wie man die Ausrüstung anlegt. Hast du schon einmal versucht, dich einzuklicken, wenn du in knietiefem Schnee stehst? Es ist viel einfacher, wenn man die Endstücke der Skis in den Schnee pfropft, um sie zu stabilisieren, bevor du in die Bindungen trittst. Und dann ist da noch die Sache mit dem Skifahren mit einem Guide und einer Gruppe in ungewohnter, gnadenloser Bergwildnis. Du lernst, den leitenden Guide im Auge zu behalten und freudigen Lärm zu machen, damit die Gruppe weiß, wo du bist, ob es nun ein Jauchzen, ein Jodeln, oder deine liebste Girl-PowerHymne im Ich-singe-in-der-Dusche-Stil ist (in meinem Fall war es der Refrain von ‘What’s Up?’ von 4 Non Blondes). Dann, wenn die ganze Ausrüstung angelegt ist und man die Sache mit dem Guide begriffen hat, beginnt der Feldstudienteil von Powder U. ‘VirginPowder’-Jungfrauen haben bei diesen ersten Turns eher das Gefühl, Rehkitze zu sein, die ihre ersten Schritte machen. Es ist ein neues Gefühl, fremd und aufregend, so dass man aufmerksam und wach, ein wenig atemlos, etwas verwirrt und, so war es jedenfalls bei mir, in völliger Hochstimmung ist. Von da an ging es nur noch bergab, auf einfach herrliche Art. Angeführt von dem unerschrockenen Zweiergespann Lili und Alison holten die Teilnehmerinnen der Girl’s School das meiste aus ihrer Zeit in diesem alpinen Skigelände heraus und kurvten durch die Bäume und über offene Wiesen mit knie- und oberschenkeltiefem Schnee. Federleichte Flocken fielen jeden Abend pflichtgemäß vom Himmel und fegten die vorherigen Skispuren wie beim Schütteln einer Magischen Tafel fort. Mit jedem Run war unserer kollektiver Fortschritt spürbar. Wir lernten es, unsere Hände nach vorne und unsere Hüften zentriert zu halten, eine Position, die einprägsam wenn auch etwas derb als (ähm) ‘sich lieben’ statt (ähm, ähm) Kannst du lachen? Kräftig essen? Die Schwerkraft zu deinem Vorteil nutzen? Wenn ja, dann hast du vielleicht das Zeug für Powder U. „Für viele Frauen, selbst an präparierte Skipisten gewöhnte Superstars, zu denen ich eindeutig nicht gehörte, hat Heli-Skiing einen unbestreitbaren Einschüchterungsfaktor.“ 34 HIMMLISCHES KLASSENZIMMER ‘zur Toilette gehen’ beschrieben wurde. Mit jeder Abfahrt wurden wir stärker, unsere Kurven wurden immer runder und natürlicher. Wir gewannen an Selbstvertrauen und waren weniger geneigt, dem Drang nachzugeben, das Tempo zu verlangsamen, und eher in der Lage, mit dem Strom zu schwimmen. Es entsteht eine wunderschöne Unbekümmertheit beim Tiefschneefahren, die nicht mit Waghalsigkeit verwechselt werden sollte. Tiefschnee bringt eine natürliche Geschwindigkeitskontrolle mit sich, und sobald man das akzeptiert hat und erkennt, dass man seine Stöcke bergab richten kann, ohne dass man die gleichen Gefahren eingeht, denen man auf einer mit hartem Schnee und Buckelpisten bedeckten Piste begegnen würde, wird der Berg endlich zu einer weichen, einladenden Spielwiese. Und wenn es dir wie in unserer Truppe ergeht, dann wirst du jedes Mal, wenn du rutschend zum Halten kommst, laut lachen. In der Girl’s School gab es mehr Gelächter als nur das, was durch den puren Rausch beim Meistern des ‘Bounce Turn’ verursacht wird. Die Alle-für-einenMentalität der Gruppe förderte eine angenehme, den Rücken stärkende Atmosphäre. Am Ende des ersten Tages hatte jede einen Spitznamen: Lucie in the Sky with Diamonds, Two-Million Foot Barbara, Killer Kim, Gnarly Narla. Larissa gaben wir den Namen „The Torso“, da ihre Beine aufgrund ihrer dunklen Jacke und weißen Hose im Schnee unsichtbar waren. Wir zogen uns gegenseitig an unserer kollektiven Energie hoch, freuten uns an den Erfolgen und Fortschritten der anderen und halfen uns gegenseitig, wenn wir fielen, was im Laufe der Woche immer seltener vorkam. Auch nach dem Skifahren hielt die gute Stimmung weiter an. Wir setzten uns zusammen und schauten uns ein ausgelassenes Video über unsere Skikünste an, angefacht von Wein und Holunderblütenlikör. Die Girl’s School saß jeden Abend zum Abendessen am selben Tisch, und Partner und Familienmitglieder waren gerne willkommen. Hier erfuhren wir von der früheren Karriere von ‘Kate the Great’ als Leiterin eines Kreuzfahrtschiffs und von ‘Killers’ Alter Ego als Richterin. Wir hörten Geschichten über Kinder, Ehemänner und Freunde, empfingen und gaben Ratschläge, und gerieten vor Aufregung ganz aus dem Häuschen, als wir uns bei der zweiten (und, okay, dritten) Flasche Wein in Erinnerungen über die Höhepunkte des Tages ergingen. Am letzten Abend hielt die Girl’s School in Sarahs Zimmer eine Art Abschlussfeier ab, während wir uns aus Ellens umfangreichem Kostümsortiment mit DiskoAccessoires schmückten. Im Anschluss an unsere private Tanzparty hielten wir einen extravaganten Einzug in den Bankettsaal, während die größten Hits von Donna Summer aus einem Ghettoblaster dröhnten und einen geräuschvollen Ton für den Rest der Festlichkeiten des Abends anschlugen. Am abschließenden halben Tag fuhren Lili und Alison mit ihrer knallpinkfarbenen Federboa und ihrer blendenden Elton-John-Brille aus dem Discountladen (überraschend gut bei flachen Lichtverhältnissen, bemerkte Lili). Wir waren nun Profis beim Ein-und Aussteigen des Helikopters und carvten voll selbstsicher unsere eigenen Spuren durch den Pulverschnee. Wir machten ein paar unvergessliche Abfahrten, bevor wir zurück zur Lodge geshuttelt wurden, wo wir uns schließlich von den Absolventen der Girl’s School und von Freunden verabschiedeten. Wehmütig denke ich nun zurück an meine Zeit in diesem Klassenzimmer in den Wolken, wo ich lernte, zu hüpfen und unbekümmert zu fahren. Am wichtigsten aber ist, dass ich auch gelernt habe, dass Heli-Skiing nicht nur für Hardcore-Fahrer ist, was ich befürchtet hatte. Sicher, du kannst kein blutiger Anfänger vom Idiotenhügel sein, und ja, es hilft, wenn du dich fit hälst. Aber die Girl’s School ist die Art von unterstützender, offener Umgebung, in der sich jeder Pulver-Neuling glücklich schätzen kann, Heli-Skiing zum ersten Mal zu probieren. Für mich persönlich kennzeichnet sie den Beginn einer Herausforderung, die, wie ich hoffe, eines Tages zu meinem eigenen Einmillionen-Fuß-Anzug führen wird (dickes Lob an dich, Barbara, dass du mich dazu gebracht hast, diese Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen). Und neben all dem hat die Girl’s School bewiesen, dass Discomusik doch nicht tot ist. Um ehrlich zu sein – das einzige, das fehlt, sind Doktorhüte, die man alle gleichzeitig in die Luft wirft, und ein kräftiges Salut an unsere Alma Mater – das gute alte Powder U! CMH-JAHRBUCH 36 CMH-JAHRBUCH Bruce Howatt Manager für das Gebiet Bobbie Burns Skifahren und Bergsteigen standen für Bruce schon immer an erster Stelle, obwohl er ein Präriejunge aus Edmonton/Alberta ist. Er gehörte zu der frühen Welle von akkreditierten, in Kanada geborenen Guides, machte seine erste Prüfung im Alter von 18 Jahren und ist seit mehr als einem Viertel Jahrhundert sommers wie winters bei CMH tätig. Bruce war in den 1980er Jahren einer der besten technischen Bergsteiger Kanadas, doch jetzt gibt er seine Expertise zur Entwicklung von Features wie Klettersteigen und Ziplines weiter, damit es der adrenalinhungrigen neuen Generation von Heliwanderern nicht an Herausforderungen fehlt. Was das Skifahren anbetrifft, so sagt der Breakdancetanzende Vater von zwei Kindern: „Ich habe mehr Verletzungen gehabt, als ich zählen kann, aber ich glaube, ich hab’s immer noch drauf.“ Maria Hawkins Reisekauffrau, Banff Sie sind in guten Händen, wenn Ihre Buchung von der im Hauptbüro von CMH tätigen Supersportlerin bearbeitet wird. Maria, die in England geboren und in Banff aufgewachsen ist, ist so etwas wie ein Spätzünder, hat sie doch erst im Alter von 25 Jahren mit dem Rennradfahren begonnen. Aber kaum fünf Jahre später startete sie bereits für Kanada bei der Olympiade in Barcelona. Seitdem hat sie ihrem Repertoire Mountainbiking und Skilanglauf hinzugefügt, und immer noch gelingt es ihr, die Welt zu bereisen und in ihrer Altersklasse an Wettkämpfen von hohem Niveau teilzunehmen. „Ich liebe lange Rennen wie Schwedens Vasaloppet“, sagt sie. „Klar, 90 km sind eine lange Strecke, aber ich habe das Glück, an einem Ort zu leben, an dem ich perfekt trainieren kann.“ Guy Clarkson Guide, McBride Obwohl Guy behauptet, seine Tage hätten nur 24 Stunden, deutet sein Lebenslauf auf etwas ganz anderes hin. Zu seinen vielen professionellen Nebenbeschäftigungen gehören u.a. Pilot (Starrflügler und Hubschrauber), Seemann, Rancher, Filmemacher, militärischer Ausbilder und Fernsehproduzent. Doch das Skifahren übertrumpft alles. „Insbesondere jetzt, wo ich älter werde, fühle ich mich unglaublich privilegiert“, sagt der Vater von vier Kindern, der kurz vor seiner 33. Guiding-Saison steht. „Und jeden Winter liebe ich es mehr.“ Guys Zwischensaison (als ob er eine hat) bestand darin, nach Norwegen zu reisen, um sich auf eine bevorstehende, in Kanadas Arktis spielende Reality-TV-Serie vorzubereiten. Mit klassischer Untertreibung gibt er zu, dass seine Partnerin Judy die „verständnisvollste Frau der Welt“ ist. 38 CMH-JAHRBUCH Solve Sundsbo Gast, London, GB Wie viele Top-Modefotografen können sagen, dass ihre ursprüngliche Inspiration von einem Ski-Magazin kam? Nur dieser eine. „Ich habe das Skifahren immer geliebt“, sagt der in Norwegen geborene Sundsbo. „Ich erinnere mich daran, mit 13 ein Praktikum in einem Sportgeschäft gemacht zu haben, wo ich alle Zeitschriften gelesen und mir die Videos angeschaut habe. Ich sagte mir, ‘Eines Tages werde ich in den Cariboos Ski fahren’.“ Das tat er auch, aber zunächst erstürmte er seine Branche mit einem einfachen, kunstvollen Stil, der in allen Medien publiziert wurde, von der Top-Werbung über die Modezeitschrift Vogue bis hin zu einem Coldplay-Album – und sogar ein 2011 mit einem Emmy ausgezeichneter Dokumentarfilm war dabei. Sein nächster Traum? „Meine vier Kinder nach CMH zu bringen.“ Gary Tarna Gast, Tokio, Japan Die Familie von Gary, einem gebürtigen New Yorker, zog, als er 14 war, nach Tokio, wo er, abgesehen von einem Studium an der University of Southern California, schließlich in den im Perlenhandel tätigen Familienbetrieb eintrat. Gary Tarna, der einst als Ski-Patroller in den japanischen Alpen arbeitete – er ist vollkommen zweisprachig – war 32, als er seine erste Reise nach CMH machte. Vierzig Besuche und rund sechs Millionen vertikale Meter später sind seine zweimal jährlichen Abenteuer in den Monashees zu einem in Ehren gehaltenen Ritual geworden. Und obwohl seine Geschäftstätigkeit nun auch gebräuchliche Luxusgüter umfasst, kann er immer noch eine perfekte Perle erkennen: „Es gibt absolut nichts Besseres im Skisport als die Waldabfahrten in den Monashees.“ 40 CMH-JAHRBUCH EIN SKI ause h u Z n i e t nde Die Leute bei K2 Sports geben sich mit einem kurzen Aufenthalt nicht zufrieden und gehen aufs Ganze. Sieh da, die CMH K2 Lodge wird bald aus der Taufe gehoben. fi IN DEN LETZTEN VIER SAISONS hatten Ski-Designer und professionelle Freerider von K2 Sports einen regulären Termin auf dem CMH-Kalender reserviert. Sie dürfen das sogar Arbeit nennen angesichts dessen, dass sie sich vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung mit der Erprobung neuer Ski-Designs beschäftigen und für Unternehmen wie Warren Miller Films große Spuren im Schnee hinterlassen. Nun stellt sich heraus, dass ein riesiger Konzern wie K2 eine ähnliche Einstellung hat wie jeder gewöhnliche Heliskier, denn etwa am 5. Tag kommt grundsätzlich die Frage auf: „Warum mache ich das nicht die ganze Saison lang?“ Und somit geschah es, dass letztes Frühjahr, als CMH fragte, ob K2 an einer mehr dauerhaften Residenz interessiert wäre, das Unternehmen genau so antwortete, wie jeder Skifahrer geantwortet hätte, wenn er könnte: „Ja klar! Wann fangen wir an?“ In dieser Saison entsteht daher im malerischen, am Seeufer gelegenen Ort Nakusp (dem ehemaligen CMH Kootenay) die CMH K2 Lodge. „Das bedurfte keiner Überredungskünste“, sagt Mike Gutt, Global Marketing Manager von K2. „Wir hatten so viele positive Erfahrungen gemacht – zuerst in den Monashees, und insbesondere in den letzten beiden Saisons in CMH Kootenay. Es ist ein cooler Ort, wo alles auf der gleichen Wellenlänge mit K2 funkt – die Stadt, die Mentalität, das Gelände. Das Personal war sehr aufgeschlossen, aber gleiches gilt auch für die anderen Gäste, deren Besuch mit unserem zusammenfiel. Im vergangenen Jahr haben uns mehr als die Hälfte von ihnen gefragt, wann wir in der nächsten Saison wiederkommen würden, damit sie die selbe Woche buchen könnten.“ Das wird laut Marty von Neudegg, dem Leiter der Abteilung Markenstrategie bei CMH, jetzt viel einfacher werden. „Wir arbeiten gerade noch die genauen Details aus“, sagte er im Juli, „aber wir rechnen damit, in allen 14 Wochen je drei-, vier- und fünftägige Aufenthalte anzubieten, in denen ganz normale CMH-Skifahrer mit K2-Profis wie Seth Morrison, Sean Pettit und Andy Mahre zusammenkommen können. Wir werden eine Reihe von Themen zur Auswahl stellen, darunter Filmaufnahmen, Angebote für Frauen und Ausrüstungstests.“ Er meint, dies sei für alle ein neues Konzept und sicherlich ein laufendes Projekt. „Aber stellen Sie sich vor – ein Skiunternehmen mit eigener Heliski-Lodge! Da werden eine 42 EIN SKI FINDET EIN ZUHAUSE Menge Leute in der Skibranche sehr neidisch werden.“ Von Neudegg weist darauf hin, dass diese beiden Unternehmen vieles gemeinsam haben. „Wir sind beide etwa im gleichen Alter. K2 feiert 2013 sein 50. Jubiläum, und CMH wird das gleiche 2015 tun. Und beide Unternehmen waren Jahrzehnte, bevor dieser Begriff erfunden wurde, stark im Freeriding engagiert.“ Offensichtlich bildet Freeriding das Kernstück des Ski- und Snowboardgeschäfts von K2. Das Unternehmen stelle nicht einmal Rennskis her, sagt Gutt. „Die ganze Welt bewegt sich auf die FreerideEthik zu, selbst in Europa, wo der Rennsport traditionsgemäß die Branche beherrscht hat. Aber in der letzten Saison haben unsere Stückzahlen dort drüben zum ersten Mal sogar die in Nordamerika übertroffen.“ Einer der wichtigsten Vorteile für CMH wird in der noch konzentrierteren Forschung und Entwicklung künftiger Pulverschnee-Tools liegen. „Unser Bestand von K2-Skis ist bei unseren Kunden bereits beliebt“, sagt von Neudegg. „Das liegt zum Teil daran, dass ihnen ein großartiges Gebiet zur Verfügung stand, in dem sie alle Arten von Flexmustern, Rockern und Sidecuts ausprobieren konnten, und sie die Energie hatten, sich in puncto Design richtig hineinzuknien. Wenn sich dieser Prozess nun auf die ganze Saison erstreckt, dann können dabei nur bessere Skis herauskommen.“ Die anderen Erneuerungsarbeiten betreffen die Lodge selbst, und Gutt verspricht grundlegende Veränderungen im verrückten K2-Stil, mit dem die Leser von Skimagazinen sehr gut vertraut sind. „Wir reden hier nicht von ein paar Postern hier und da“, sagt er. „Jeder Raum wird sein eigenes Dekor haben. Es wird super funky sein.“ Rechnen Sie auch mit einem Besuch des K2 Sasquatch, der Kneipentouren und spontane Sprünge in den kristallklaren Upper Arrow Lake anführen wird. Nicht, dass dieser Deal noch versüßt werden müsste, aber Gutt verrät einen konkreten Bonus für jeden einzelnen Fahrer, der ein Angebot in der CMH K2 Lodge bucht. „Sie erhalten kostenlos ein Paar K2-Skier Ihrer Wahl, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen, und zwar im folgenden Herbst.“ Wie man in der Co-Branding-Branche sagt: Ist das nicht ein Wertangebot? Das könnten Sie sein. Und um das Ganze abzurunden, bekommt jeder Besucher der CMH K2 Lodge kostenlos ein Paar K2-Skier seiner Wahl, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen, Normalerweise geben riesige, behaarte Hominiden keine Befehle. Aber bei K2 laufen die Dinge ein wenig anders ab.