AquaTektur 4
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AquaTektur 4
Impressum Herausgeber Axor – Hansgrohe AG, D-Schiltach Verlag Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH D-Leinfelden-Echterdingen Konzept Philippe Grohe, Dr. Dietmar Danner Druck AWS Drucktechnik, Ditzingen © 2007 Axor – Hansgrohe AG, D-Schiltach 002 Impressum Inhalt 008 032 128 Weshalb dieser Workshop? von Philippe Grohe Projektübersicht Erkundungen der altchinesischen Badekultur von Prof. Wang Guixiang 012 034 Das Bad im Dialog der Kulturen Statements der Teilnehmer Projekte 016 Teilnehmer 016 Jean-Philippe Nuel, Agence Nuel, Nogent sur Marne 018 Bjarne Ringstad, CODE Arkitektur as, Oslo 020 Ernst Ulrich Tillmanns, 4a Architekten, Stuttgart 022 Johannes Tovatt, Tovatt Architects & Planners AB, Drottningholm 024 Francesco Veenstra, Mecanoo architecten b.v., Delft 026 Minsuk Cho, Mass Studies, Seoul 028 Steve Leung, Steve Leung Architects Ltd., Hongkong 030 Sunny Z.H. Chen, MADA s.p.a.m., Shanghai 035 Jean-Philippe Nuel: Das Badezimmer im Hotel 045 Bjarne Ringstad: Das Bad als Treffpunkt 057 Ernst Ulrich Tillmanns: Der Wasserteppich 069 Johannes Tovatt: Bäder zum Leben 081 Francesco Veenstra: 3B: Integriertes Bett-Becken-Badezimmer 093 Minsuk Cho: Wave Matrix Building 107 Steve Leung: Past.Present.Future – das totale Badezimmer 117 Sunny Z.H. Chen: Wasser und Stein 136 Das sich verändernde Bad von Philippe Grohe 140 Rückblick auf AquaTektur 2002, 2003 und 2004 144 Fotonachweis Inhalt 003 Weshalb dieser Workshop? von Philippe Grohe 008 Weshalb dieser Workshop? Die Badetraditionen Chinas gewähren Einblick in die Jahrtausende alte, traditionell verankerte Körper- und Badekultur Asiens, in der das Baden und die Körperpflege von je her einen sehr hohen Stellenwert einnehmen. Dies gilt für alle Bereiche des täglichen Lebens: von rituellen, religiösen Waschungen über die alltägliche Körperhygiene bis hin zum Waschen vor Zeremonien des öffentlichen Lebens. Auch sind gesonderte Räumlichkeiten zum Baden sowie öffentliche Badehäuser bereits seit Jahrhunderten in der chinesischen Badekultur zu finden. Besonders interessant ist auch die Verbindung von Badekultur, Körperkultur und chinesischer Medizin. Man denke nur an die chinesische Massagekultur, an Akupressur oder Akupunktur. Vor diesem Hintergrund fiel die Wahl des Veranstaltungsortes für den vierten AquaTekturWorkshop von Axor (Hansgrohe) auf die chinesische Kulturmetropole Peking. Namhafte Architekten aus Asien und Europa folgten der Einladung nach China in die „Commune by the Great Wall“, um dort einen intensiven Dialog über die Beziehung Wasser – Mensch – Raum zu führen. Neben der Workshop-Arbeit zum Thema „Das Bad im Dialog der Kulturen“ standen auch Punkte auf dem Programm, die den Teilnehmern einen Zugang zur chinesischen Bade- und Körperkultur vermittelten. Die regionalen, technischen, materiellen und kulturellen Traditionen Chinas im Kontext des Badens kennen zu lernen und sich darüber auszutauschen, war eine wichtige Voraussetzung für die Workshop-Arbeit. Die Teilnehmer bewegten sich dabei im grundlegenden Spannungsfeld der Unterschiede zwischen den regionalen kulturellen Traditionen Asiens und Europas. Dabei standen die Zusammenhänge zwischen Architektur und Wasser sowie Kultur und Badezimmer im Vordergrund des interkulturellen Dialogs der Teilnehmer. Jeder Architekt suchte seine Antwort auf die Frage, wie diese Grundlagen zeitgemäß interpretiert werden können, um auf die Bedürfnisse des modernen urbanen Menschen angemessen und innovativ zu reagieren. Die Ergebnisse der Workshop-Arbeit sind in diesem Buch dokumentiert. Die ersten beiden AquaTektur-Workshops auf Kuba beschäftigten sich vorrangig mit dem Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource Wasser im Kontext der Architektur. Der dritte Workshop fand in Beirut statt und bildete den Auftakt zu einer neuen Serie, in der bemerkenswerte Weshalb dieser Workshop? 009 regionale Badetraditionen in unterschiedlichen Kulturräumen der Erde erkundet und mittels architektonischer und innenarchitektonischer Entwürfe reflektiert werden. Es geht darum, einen Dialog verschiedener regionaler Badekulturen oder -gewohnheiten anzustoßen, um neue Vorstellungen und Ideen vom zeitgemäßen Bad und Baden zu entwickeln, die in erste architektonische Entwürfe und Raumkonzepte münden. Nach dem Mittleren Osten ließen sich die Teilnehmer des vierten AquaTekturWorkshops nun von der Bade- und Körperkultur Asiens inspirieren. 010 Weshalb dieser Workshop? Weshalb dieser Workshop? 011 Das Bad im Dialog der Kulturen Statements der Teilnehmer 012 Das Bad im Dialog der Kulturen Unterschiedliche Kulturen beeinflussen einander. Das war schon immer so, und dies wurde auch auf dem AquaTektur-Workshop wieder deutlich. Das Faszinierende daran ist: Je mehr wir über andere Kulturen erfahren – und im Zeitalter der Globalisierung erfahren wir eine Menge über sie –, desto mehr Unbekanntes entdecken wir und desto mehr neue Fragen und Herausforderungen stellen sich uns. AquaTektur hat mir die einmalige Gelegenheit gegeben, mehr über die Badkulturen anderer Länder zu lernen. Zum Beispiel habe ich festgestellt, wie ähnlich die chinesische Bade-Tradition der koreanischen ist und welche oft ganz anderen Ideen die Europäer verfolgen. Minsuk Cho In der Regel ermöglichen es uns Unterschiede in den grundlegenden Dingen des menschlichen Lebens, fremde Kulturen zu verstehen. In diesem Sinne können uns das Leben in einem Badezimmer, die Nutzung einer Küche und das Licht in einem Schlafzimmer im weitesten Sinne „die Augen öffnen“. Der Workshop in Beijing war solch eine Begebenheit: Zeit und Raum ließen einen fruchtbaren Gedankenaustausch und die Möglichkeit entstehen, das Unbekannte zu erforschen ... Johannes Tovatt In den westlichen Ländern sind Badezimmer vor allem von funktionalen Ansprüchen geprägt. Wir können daher viel von Ländern lernen, die eine andere Herangehensweise entwickelt haben, die sich mehr am Wohlbefinden des Menschen orientiert. Das gilt insbesondere heute, wo sich auch die Bäder der westlichen Welt immer mehr zu Wohnräumen entwickeln. Für mich war der AquaTektur-Workshop vor allem eine Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit Kollegen zu einem bestimmten Thema. Er bot Gelegenheit, Überlegungen weiterzuverfolgen, mit denen ich mich bereits seit Längerem beschäftige, ohne sie je ganz zu Ende führen zu können. Dennoch brachte der Workshop Denkanstöße, die sich später in konkreten Projekten vertiefen lassen oder zum Beispiel neue Produktentwicklungen für das Badezimmer einleiten können. Jean-Philippe Nuel Das Bad im Dialog der Kulturen 013 AquaTektur ist eine der seltenen Gelegenheiten, die jeder Architekt schätzt: Der Workshop hat mich geistig erfrischt, indem er mich in die Zeit meines Studiums zurückversetzt hat, als es darum ging, Räume von Grund auf neu zu denken und in der Gruppe großartige Entwürfe entstehen zu lassen. Ich war überwältigt von der „Chemie“ innerhalb der Gruppe, die durch den interkulturellen Dialog zwischen Architekten aus der ganzen Welt entstanden ist. Der Kontrast zwischen anderen Kulturen und unserer eigenen hat auch meine eigene kulturelle Identität gefestigt und mich bestärkt, mich noch tiefer mit der Beziehung zwischen Bad-Kultur und Designtrends im chinesischen Kontext auseinanderzusetzen. Steve Leung AquaTektur hat Architekten zusammengebracht, die zum Teil völlig unterschiedliche Ansätze bei der Gestaltung von Bädern verfolgen. Diese Heterogenität hat den Austausch zwischen den Teilnehmern interessant gemacht. Den Dialog weiterzuführen, halte ich für unbedingt sinnvoll, und er sollte sich auf zwei unterschiedlichen Ebenen bewegen: Erstens ist in vielen Ländern der Welt der Trinkwassermangel zum dominierenden Thema geworden. Vor diesem Hintergrund wird die Frage interessant, auf welche Weise Wasser in Gebäuden genutzt wird. Auf einer zweiten Ebene wird es immer auch um die Gestaltung von Bädern gehen. Hier bieten gerade die AquaTektur-Workshops die Möglichkeit, auch einmal „ins Detail“ zu gehen, konkrete Vorgaben zu machen und auf Einzelheiten in der Badgestaltung zu fokussieren. Bjarne Ringstad Bedingt durch die intensive Beschäftigung mit einem Thema, weit ab von den Problemen des Alltags, in ständiger Diskussion mit den anderen Teilnehmern des Workshops war es möglich, Neues zu denken. Ich habe innovative Gedanken und Visionen mitgenommen, die in unsere Arbeit im Büro einfließen und bei einem kleinen Projekt, unserer Wasserwelten-Ausstellung bei der Galerie Aedes in Berlin, schon umgesetzt wurden. Ernst Ullrich Tillmanns 014 Das Bad im Dialog der Kulturen Das Bad im Dialog der Kulturen 015 Jean-Philippe Nuel Agence Nuel (F) 1961 geboren in Villerupt (Frankreich) 1987 Diplom an der Architekturhochschule in Paris 1994 erstes Hotelprojekt in Paris und Gründung der Agence Nuel 1999 Beginn der Zusammenarbeit mit dem „Club Méditerranée“ 2001 Realisierung des ersten Equip’Hotel Apartments 2003 Erstes Projekt in Tokio 2004 Beginn der Zusammenarbeit mit den wichtigsten internationalen Luxushotelketten wie Sofitel, Hilton etc. 2005 Entwurf einer Möbellinie für Cinna Manche Hotels sind wie Geschichten: eine Traumwelt, die den Gast aus der Realität entführt. Die Wahrnehmung eines Hotels sollte mit Ausnahme von Billigherbergen gleichbedeutend mit „Genuss“ sein – dem Genuss, sich an einem Ort vielfältiger Sinneseindrücke aufzuhalten: Komfort, Erstaunen, Sinnlichkeit, Gastfreundschaft und Privilegien ... Sie alle sind Bestandteil dieses Traums. Lange Zeit wurde behauptet, dass ein Hotel einem Wohnhaus ähneln sollte, doch in Wirklichkeit muss es viel mehr als das. Inhaber Jean-Philippe Nuel Projekte Hotel Sofitel – Défense Centre, Paris Hotel Sofitel, Budapest Hotel Hilton, Evian Haus Henri Charpentier, Ashiya Club Méditerranée, Peisey Vallandry Adresse Hotel Hilton, Evian 016 Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel Agence Nuel 9, Boulevard de la Marne F-94130 Nogent sur Marne Tel.: +33/1.45141210 Fax: +33/1.48772692 [email protected] www.jeanphilippenuel.com 2006 2006 2006 2005 2005 Bjarne Ringstad CODE Arkitektur as (NO) 1968 geboren in Bergen (Norwegen) 1993 Abschluss an der Architekturhochschule in Bergen 1993-97 Mitarbeit beim Architekturbüro 70°N in Tromsø seit 1997 CODE Arkitektur as Das in Oslo ansässige Architekturbüro CODE wurde 1997 gegründet und wird derzeit von fünf Partnern geleitet: Bjarne Ringstad, Gaute Stensrud, Ole Henrik Einejord, Julian Lynghjem und Henning Kaland. Die Mitarbeiter von CODE repräsentieren die aufstrebende Generation junger norwegischer Architekten. Seit seiner Gründung hat CODE Arkitektur mehrere nationale und internationale Preise für seine Arbeit erhalten. Ausgangspunkt für die Arbeit des Büros ist eine positive, wertfreie Haltung gegenüber der Gegenwart. In seinen Projekten ist ein Bewusstsein gegenüber Faktoren wie Landschaftsgestaltung, Textur, Kultur, Politik und Ökonomie erkennbar. Die Projekte werden in enger interdisziplinärer und interkultureller Zusammenarbeit mit einem Netzwerk von Spezialisten aus so unterschiedlichen Fachgebieten wie Baukonstruktion, Umweltschutz, Landschaftsgestaltung und Projektmanagement erarbeitet. Villa mit vermietbaren Einheiten, Oslo Inhaber Bjarne Ringstad, Gaute Stensrud, Ole Henrik Einejord, Julian Lynghjem, Henning Kaland Projekte Militärkasino, Stavanger Jugendwohnungen, Oslo Obdachlosenunterkünfte, Moss Villa mit vermietbaren Einheiten, Oslo Sozialwohnungen, Nesodden Adresse CODE Arkitektur as Økernveien 9 Postboks 2920 NO-0608 Oslo Tel.: +47/22.057680 Fax: +47/22.057681 [email protected] www.code.no 018 Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 2007 2005 2005 2005 2003 4a Architekten (D) Das Büro 4a Architekten wurde 1991 von den Partnern Matthias Burkart, Alexander von Salmuth und Ernst Ulrich Tillmanns gegründet. Im Mittelpunkt ihrer Architektur sehen 4a den Menschen. Ihre Gebäude werden hauptsächlich bestimmt durch den Ort, die Funktion und die Menschen, die am Planungs- und Bauprozess mitwirken. Die Dynamik dieses Prozesses zu moderieren, betrachten 4a als ihre Aufgabe. Sie wollen dabei zunächst den Blick öffnen, um dann eine ganzheitliche Lösung für die gestellte Aufgabe zu finden. Wichtig sind den Architekten dabei Stichworte wie Angemessenheit, Identität und Atmosphäre. Freizeit- und Thermalbad „TuWass“, Tuttlingen Inhaber Matthias Burkart, Alexander von Salmuth, Ernst Ulrich Tillmanns Projekte Ernst Ulrich Tillmanns 1956 geboren in Soest (Deutschland) 1986 Diplom an der Fachhochschule Frankfurt 1986-91 Projektarchitekt bei Behnisch & Partner, Stuttgart 1991 Gründung von Architektenbüro 4a (heute 4a Architekten) seit 2000 Mitglied der Internationalen Akademie für Bäder-, Sport- und Freizeitbauten e.V. (IAB) 020 Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten Bodensee Therme, Konstanz Else-Club, Moskau Spreewald Therme, Burg Grundschule, Kita, Sporthalle, Frankfurt/Main TuWass, Freizeit- und Thermalbad, Tuttlingen Adresse 4a Architekten GmbH Hallstraße 25 D-70376 Stuttgart Tel.: +49/711.38930000 Fax: +49/711.389300099 [email protected] www.4a-architekten.de 2007 2006 2005 2004 2001 Tovatt Architects & Planners AB (S) Greenwich Millennium Village, London Tovatt Architects & Planners AB ist ein junges Architekturbüro mit internationaler Erfahrung, das das Erbe von Ralph Erskine, dem großen Innovator der schwedischen Architektur, fortführt. Heute arbeitet das Büro in einem weit gespannten Aufgabenfeld. Tovatt Architects & Planners besitzen Erfahrung im Wohnungsbau, der Infrastruktur- und Stadtplanung sowie in der Planung von öffentlichen Gebäuden, Büros und Hotels. Zudem befassen sie sich mit Planungs- und Infrastrukturanalysen. Tovatt Architects & Planners entwerfen für den Nutzer. Eine Architektur, die sich dem Einzelnen entgegenstellt, lassen sie nicht zu; vielmehr erzeugen sie ein soziales Umfeld, in dessen Mittelpunkt der Mensch steht. In ihrer ganzheitlichen Sicht auf Umweltfragen, ihrer Konzentration auf soziale Strukturen und in ihren Kontakten mit den Menschen und der jeweils spezifischen Arbeitsumgebung sind sie der skandinavischen Tradition verpflichtet. Inhaber Johannes Tovatt Projekte Johannes Tovatt 1964 geboren in Stockholm (Schweden) 1984-1985 / 1987-1988 / 1991-1999 Mitarbeit bei Ralph Erskine Architect Planner AB 1986-1991 Studium an der Architekturfakultät der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm und der Canterbury School of Architecture 2000-2005 Managing Director bei Erskine Tovatt Architects and Planners AB seit 2005 Managing Director bei Tovatt Architects & Planners AB 022 Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB Flughafen Wien-Aspern Sånga-Säby Konferenzzentrum, Ekerö Helsinki Osthafen Masterplan Lichoceves Greenwich Millenium Village, London Adresse Tovatt Architects & Planners AB Box 156 S-17802 Drottningholm Phone: +46/8.7590050 Fax: +46/8.7590106 [email protected] www.tovatt.com 2006 2005 2005 2005 2004 Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB 023 Mecanoo architecten b.v. (NL) FiftyTwoDegrees, Nijmegen Francesco Veenstra 1973 geboren in Leeuwarden (Niederlande) seit 1995 Mitarbeit bei Mecanoo architecten b.v. 2002 Abschluss an der Architekturfakultät in Rotterdam 2002-2006 Assoziierter Architekt bei Mecanoo architecten b.v. seit 2006 Teilhaber bei Mecanoo architecten b.v. Die Projekte von Mecanoo zeichnen sich durch eine Balance zwischen pragmatischen Überlegungen und einer starken Qualität als Landmarken aus. Der Dreiklang „Komposition, Kontrast und Komplexität“ – so auch der Titel eines Buchs von Mecanoo-Direktorin Francine Houben – bildet die Grundlage der Architektur des Büros. Er sagt aber zugleich wenig über ihre Eigenschaften aus, die alles in allem das genaue Gegenteil von kühl, abstrakt und minimalistisch sind. „Maximalistisch“ wäre ein geeigneter Neologismus für diese Architektur, die warm und fühlbar ist und stets eine reiche sensorische Erfahrung bereithält. Für Francine Houben und ihr Team soll Architektur alle Sinne reizen und nie ein ausschließlich intellektuelles, konzeptionelles oder visuelles Spiel sein. Architektur handelt davon, all die unterschiedlichen Elemente in einem einzigen Konzept zusammenzubringen. Was dabei letztendlich zählt, ist die Wechselwirkung von Form und Emotion. Bei Mecanoo wird der sensorische Aspekt nicht nur durch Form und Raum definiert, sondern auch durch den verschwenderischen Gebrauch von Materialien. Die Architektur des Büros zeichnet sich durch die subtile Kombination höchst unterschiedlicher Werkstoffe wie Holz, Beton, Kupfer, Bambus, Ziegel, Kiesel, Zink, Stein, Pflanzen, Glas und gesättigte Farbflächen aus. Inhaber Adresse Mecanoo architecten b.v. Oude Delft 203 NL-2611 HD Delft Tel.: +31/15.2798100 Fax: +31/15.2798111 [email protected] www.mecanoo.com 024 Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. Francine Houben, Aart Fransen, Francesco Veenstra Projekte FiftyTwoDegrees/Philips, Nijmegen Rozen Theater, Amsterdam World Trade Center und Digital Port, Rotterdam Toneelschuur Theater, Haarlem Kapelle St Mary of the Angels, Rotterdam 2006 2005 2004 2003 2001 Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. 019 Minsuk Cho Mass Studies (ROK) 1966 geboren in Seoul (Südkorea) 1989 Abschlüsse an der Architektur- und Ingenieursfakultät der Yonsei-Universität und der Graduate School of Architecture an der Columbia University 1992 Mitarbeit bei Kolatan/MacDonald Studio, New York 1993-1995 Mitarbeit bei Polshek and Partners, New York 1996-1998 Mitarbeit bei OMA, Rotterdam 1998 Gründung von Cho Slade Architecture in New York 2003 Gründung von Mass Studies in Seoul Mass Studies wurde 2003 von Minsuk Cho in Seoul als architektonisches Forschungsprojekt im Kontext einer Kultur der Marktwirtschaft, Massenproduktion und Überbevölkerung urbaner Räume gegründet. Mass Studies erforschen Baumaterialien und -techniken, die Matrix von Räumen sowie Gebäudetypologien in allen Maßstäben und entwickeln auf dieser Basis spezifische Visionen für jedes ihrer Projekte. Inhaber Minsuk Cho Projekte Boutique Monaco, Seoul Nature Poem, Seoul Torque House, Gyeonggi-do Dalki Themenpark, Gyeonggi-do Haus Pixel, Kyonggi-do Adresse Torque House, Gyeonggi-do 026 Minsuk Cho/Mass Studies Mass Studies Fuji Building 4F 683-140 Hannam 2-dong Yongsan-gu ROK-Seoul, 140-892 Tel.: +82/2.7906528 Fax: +82/2.7906438 [email protected] www.massstudies.com 2007 2005 2005 2004 2003 Minsuk Cho/Mass Studies 025 Steve Leung Architects Ltd. (HK) Restaurant MX, Hongkong Steve Leung 1957 geboren in Hongkong 1981 Bachelor-Abschluss (Fachrichtung Architektur) an der Universität Hongkong 1981-1988 Assistenzarchitekt bei Wong & Ouyang, Hongkong 1986 Master-Abschluss (Fachrichtung Städtebau) an der Universität Hongkong 1988 Gründung eines eigenen Büros für Architektur und Stadtplanung 1997 Neustrukturierung des Büros zu Steve Leung Architects Ltd. & Steve Leung Designers Ltd. 2000 Gründung eines Zweigbüros in Shanghai 2003 Gründung der Tochtergesellschaft Leung & Morita Designers Ltd., mit Yasumichi Morita 2005 Gründung eines Zweigbüros in Guangzhou 2006 Gründung eines Zweigbüros in Beijing 028 Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. Zur Grundlage seiner Architekturentwürfe macht Steve Leung stets die konkreten Gegebenheiten und die Nutzung eines Gebäudes. Er vermittelt sorgfältig zwischen Ökonomie und Ästhetik, um die einzigartige Charakteristik des jeweiligen Bauwerks herauszuarbeiten. Steve Leung durchbricht obsolete Konventionen und macht stattdessen den sozialen und menschlichen Fortschritt zum Ausgangspunkt seiner Entwurfskonzepte, indem er seinen Gebäuden eine unverkennbar zeitgenössische Note verleiht. In der Innenarchitektur interessiert Steve Leung vor allem die Arbeit mit Raum und Licht. Als überzeugter Vertreter des minimalistischen Stils verleiht er seinen Projekten eine starke Tendenz zur Reduktion, reichert sie jedoch auf geschickte Weise mit Elementen aus der asiatischen Kunst und Kultur an. Da sein Hauptinteresse immer dem Menschen gilt, gibt Steve Leung jedem Raum durch die Strategie des „theme engineering“ Individualität und Persönlichkeit. Sein Erfolg basiert nicht zuletzt auf seiner Fähigkeit, Raum zum Leben zu erwecken und ihm Harmonie und Atmosphäre zu verleihen. Inhaber Steve Leung, Sherman Siu, Alex Yim, Alistair Leung Projekte Hotel Novotel Citygate, Hongkong Musterwohnung Mandarin Palace, Shanghai Musterwohnung Gloria Riverside, Shanghai Restaurant MX, Hongkong Musterwohnung Repulse Bay Road, Hongkong Adresse Steve Leung Architects Ltd. 9/F Block C Seaview Estate 8 Watson Road, North Point HK-Hong Kong Tel.: +852/25271600 Fax: +852/25272071 [email protected] www.steveleung.com 2006 2006 2005 2005 2004 MADA s.p.a.m. (CN) Qing Pu Thumbs Island, Shanghai Architektur ist das Lösen von Problemen. Architekten sind Problemlöser. Diese Tradition ist jedoch zu einer Position degeneriert, die von Lösungen besessen ist und Probleme unterdrückt. Die Zielsetzung von MADA s.p.a.m. ist daher, Probleme zu entdecken, zu destillieren und zu definieren. Unter dieser Prämisse erfindet das Büro gemeinsam mit seinen Bauherren Probleme oder entdeckt sie neu. Die Fähigkeit hierzu ist aus der umfangreichen Forschungsarbeit des Büros entstanden, die Strategie, Planung, Architektur und Medien umfasst. Die Wechselbeziehung zwischen diesen ist äußerst wichtig, denn dort liegt das wahre Problem. Inhaber Qing Yun Ma, Sunny Z.H. Chen Projekte Sunny Z.H. Chen 1969 geboren in Guangzhou (China) 1987-1992 Bachelorstudium (Fachrichtung Architektur), Universität Shenzhen 1990 Entwurfsassistent an der Universität Shenzhen 1991 Partner im Shenzhen HongMin Design Center 1992 Vice General Manager bei Hong Kong SIPA Design Ltd. 1993-1996 General Manager bei Shenzhen ZhongQiao Model Co. 1996-1998 Präsident der ZhongQiao Property Investment Co. 1998-2000 Präsident der Beijing Dongjiu Strategy Planning Co. 2000 Marketingdirektor bei WSP Architectural Design seit 2000 Teilhaber bei MADA s.p.a.m. 030 Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. Funkhaus, Xi'an Guang Hua Lu SOHO, Beijing Renault Truckland, Lyon Qiaoziwan Gewerbegebiet, Shanghai Qing Pu Thumbs Island, Shanghai Ningbo Y-Town, Ningbo Father's House, Shanxi Adresse MADA s.p.a.m. No. 2, Lane 134 Xinle Road, Xuhui District CN-Shanghai, 200031 Tel.: +86/21.54041166 Fax: +86/21.54046646 [email protected] www.madaspam.com 2006 2006 2005 2005 2005 2005 2004 Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. 031 Seite 35–43: Jean-Philippe Nuel Seite 57–67: Ernst Ulrich Tillmanns Seite 93–105: Minsuk Cho 032 Projektübersicht Seite 45–55: Bjarne Ringstad Seite 69–79: Johannes Tovatt Seite 81–91: Francesco Veenstra Seite 107–115: Steve Leung Seite 117–127: Sunny Z.H. Chen Projektübersicht 033 Das Badezimmer im Hotel Jean-Philippe Nuel wirft zunächst einen Blick zurück auf die Entwicklung des Badezimmers – getrennt nach Privat- und Hotelbad. Dabei stellt er fest, dass sich die Gestaltung von Wohn- und Badezimmern in den letzten Jahrzehnten stark angenähert hat. Für die Zukunft schlägt er deshalb die vollständige räumliche Auflösung des Badezimmers im Hotel vor. Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel 035 Das Badezimmer im Hotel Global betrachtet, hat sich das Badezimmer im Hotel in der gleichen Weise wie das Wohnbad entwickelt. Seit der Antike galt es als Ausdruck von Luxus, einen privaten Waschraum zu benutzen. Auch nach dem Aufkommen der Wohnpaläste im 19. Jahrhundert ist das Badezimmer ein Luxusobjekt geblieben. Sein Entwurf war jedoch fortan von einer funktionalen Analyse gekennzeichnet, die sich gleichermaßen auf die Hygiene des Körpers wie des Ortes stützte. Die so entworfenen Räume waren mit handgemalten Fliesen ausgekleidet, die dem Bad gegenüber den anderen Räumen in der Wohnung seine Identität verliehen. Ausgehend von der gleichen funktionalen Analyse wurde das Hotelbad zu einem reduzierten Raum, der alle Elemente in sich vereinte, die der Hygiene dienten. Im Gegensatz hierzu verfügten kostengünstige Hotels nur über einen einzigen Waschanschluss direkt im Zimmer. Selbst in Luxus-Suiten war der als Bad genutzte Raum extrem flächenminimiert und wurde so auch dem Bedürfnis des Gastes nach Intimität gerecht. Es dauerte bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts, bis eine Weiterentwicklung des Bades zu beobachten war. Der Begriff des „Cocooning“ verdrängte die Kunst, im Haus zu leben, als Leitidee gesellschaftlicher Wohnvorstellungen. Das Badezimmer verlangte dadurch nach mehr Komfort und Gemütlichkeit. Diese Vorstellung ist im Gastgewerbe mit seinem traditionell eingeschränkten Platzangebot schwieriger umzusetzen, 036 Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel doch auch hier wurden die Bäder mit der Zeit immer aufwändiger gestaltet. Heute hat sich diese Tendenz durch die Verwendung neuer Materialien noch verstärkt. Fliesen sehen nicht mehr wie Fliesen aus, sondern nehmen das Erscheinungsbild von Naturstein, Holz und Metall an. Das Badezimmer verliert seine speziellen, nutzungsspezifischen Codes und wird zu einem vollwertigen Wohnraum. Neben dem Begriff der Hygiene entdecken die Menschen den der Entspannung wieder, der in der Antike große Bedeutung besaß. Diese Veränderung bleibt nicht folgenlos: Sie führt dazu, dass sich das Bad im Vergleich zum übrigen Hotelzimmer vergrößert. Die Grenze zwischen Bad und Zimmer wird durchlässiger, der Raum „enthüllt“ sich und spielt mit Transparenzen. Wie wird die Zukunft dieser Entwicklung aussehen? Vorstellbar wäre eine völlige räumliche Auflösung des Badezimmers und eine Zweiteilung seiner Funktionen. Der erste Teil würde alle die Elemente in sich vereinen, für die Intimität unabdingbar wäre, wie WC und Bidet. Die zweite, stärker im Zeichen der Entspannung stehende Hälfte des Bades wäre um die Wanne herum gruppiert. Die Dusche und das Waschbecken könnten je nach Bedarf der einen oder anderen Hälfte zugeordnet werden. Auf diese Weise wäre die Zukunft möglicherweise der Vergangenheit ähnlich, in der die Badewanne in der Mitte des Zimmers aufgestellt wurde und die auf einem Möbelstück platzierte Waschschüssel gleichzeitig als Kosmetiktisch diente. Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel 037 Eine Studie zur Anordnung des Bades im Hotelzimmer steht am Anfang von Jean-Philippe Nuels Entwurfskonzept. 038 Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel Perspektivskizze des gleichen Raumes. Das Bad wird zu einem offenen, in mehrere Ebenen gegliederten WellnessBereich. Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel 039 Jean-Philippe Nuel schlägt eine Zweiteilung der Badfunktionen in eine Intimsphäre und einen Wellnessbereich vor. Diese beiden Zonen ließen sich auch an den entgegengesetzten Enden des Hotelzimmers unterbringen. 040 Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel Grundrissvariation eines Hotelzimmers. Die Grenzen zwischen Schlafzimmer und Bad sowie zwischen Arbeitsund Waschtisch sind fließend geworden. Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel 041 In allen Grundrissvarianten steht das Bett in der Mitte zwischen beiden Nassbereichen: dem intimeren „water closet“ am Eingang und der offenen Badelandschaft in Fensternähe. 042 Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel In dieser Variante schlägt Jean-Philippe Nuel frei im Raum bewegliche, „nomadische“ Objekte vor. Lediglich Toilette und Bidet sind noch in eigenen, abgeschlossenen Kleinsträumen untergebracht. Jean-Philippe Nuel/Agence Nuel 043 Das Bad als Treffpunkt Elmar Schossig guaredisch dir nedunfegdas sulschab Bjarne Ringstad will Großstadtbewohnern Element dir grogals nedunfeg sulschab grog. Wasser ursprüngliche, gemeinschaftsstiftende Kraft nahebringen. Durch den Einsatz von natürlichen Materialien, wie etwa feuchtigkeitsresistentem Holz, und die stärkere Einbeziehung von Wasser in die Wohnräume sollen Badezimmer wieder zu gesellschaftlichen Treffpunkten werden. Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 045 Das Bad als Treffpunkt Norwegen besitzt eine der längsten Küstenlinien in Europa, und etwa 90 Prozent der Bevölkerung leben an dieser Küste. Das Meer stand daher schon immer im Zentrum der norwegischen Mythologie und Kultur. Wasser als Quelle der Entspannung und des Wohlbefindens ist in Norwegen gleichbedeutend mit dem Bad im Freien. Im Zuge der Verstädterung in Norwegen seit den 1850er-Jahren verschwanden fast alle gemeinschaftlichen Badehäuser zugunsten von privaten, hygienischen Waschgelegenheiten. 1950 wurde ein Minimalstandard für Bäder festgelegt und das Bad als eigener Raum in der Wohnung allgemein üblich. Seit dieser Zeit war eine allgemeine Tendenz zu Funktionalität und Raumminimierung im Bad erkennbar. Das durchschnittliche norwegische Bad misst heute nur noch sechs Quadratmeter. Bjarne Ringstad beschreibt drei Entwicklungen, die alle darauf abzielen, das Bad zu einem Treffpunkt zu entwickeln, an dem einander nahestehende Menschen miteinander interagieren können. 1. Die Entwicklung vorfabrizierter Bäder: Bäder sind heute oft ein industrielles Produkt, das sich ausschließlich über Preis, Transport und Funktionalität definiert. Sie werden aus Kunststoff, Beton, Stahl und Keramik hergestellt. All diese Materialien sind entweder nicht wiederverwertbar oder energieintensiv in der Herstellung. Das Ziel muss es sein, funktionale Bäder aus Materialien herzustellen, die umweltfreundlich sind und gleichzeitig eine höhere funktionale und gestalterische Qualität besitzen. 046 Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 2. Wasser, Wärme und Energie werden zu einem aktiven Erlebnis in der Wohnung: In städtischen Wohnungen und größeren Hotelzimmern lässt sich die hygienische Funktion des Bades minimieren. Flache Wasserbecken im Wohnbereich würden radikal neue Wohnkonzepte möglich machen und durch ihre Funktion als Klimapuffer auch Heizkosten sparen helfen. 3. Materialverwendung und Erfahrungen mit Wasser: Holz sollte in größerem Ausmaß in der Badgestaltung verwendet werden. Als Oberfläche und organische Form besitzt Holz eine hohe haptische und ästhetische Qualität. Seine Verwendung in Feuchträumen ist eine Herausforderung, doch eine geeignete Technologie existiert bereits und wird im Bootsbau und in der Architektur angewandt. Sie basiert auf Hyperparaboloid-Formen aus laminiertem Holz. Auf diese Weise entstehen stabile, auch in feuchtem Umfeld langlebige Konstruktionen. Im Bootsbau zum Beispiel wird darauf meist eine 30-jährige Garantie gegeben. CODE Arkitektur hat ein Dachsystem in dieser Technik entwickelt, das industriell hergestellt wird. Ebenso sollte es auch möglich sein, eine Badewanne aus Holz herzustellen. Der Zugang zu Erlebnissen mit Wasser, Licht und Natur sollte auch für Stadtbewohner erleichtert werden. Wintergärten mit Wasserbecken sind ein Beispiel hierfür, aber auch die Öffnung von Orten in der Natur zum Baden und zur individuellen Entspannung. Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 047 Gemeinschaftliches Baden in der Natur hat in Norwegen eine lange Tradition. Diese sollte nach Meinung von Bjarne Ringstad auch im privaten Bereich wiederbelebt werden. 048 Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as Heutige norwegische Standardbäder mit ihrer durchschnittlichen Fläche von 6 Quadratmetern und ihrer kühlen Materialität scheinen jedoch nicht dafür geeignet zu sein, dem Baden wieder einen Bezug zur Natur zu geben. Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 049 Innen soll ein Bad nach Bjarne Ringstads Vorstellung organisch geformt und multifunktional sein. Die äußere Form sollte sich dennoch in einen herkömmlichen, rechtwinkligen Wohnungsgrundriss einfügen können. 050 Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as Die Innenflächen des Badezimmers werden mit Holz ausgekleidet, um eine natürliche Raumatmosphäre zu erzeugen. Zur Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden wird beschichtetes Leimholz verwendet. Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 051 Das für die Badezimmerauskleidung vorgesehene Leimholz hat Bjarne Ringstad mit CODE Arkitektur bereits bei der Überdachung von Marktständen in Bergen (Norwegen) eingesetzt. 052 Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as Besonderes Augenmerk legt Bjarne Ringstad auf die Energieeffizienz, denn in herkömmlichen Wohnungen verschlingt das Badezimmer pro Quadratmeter mehr als doppelt so viel Energie wie die restlichen Räume. Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 053 Flache Wasserbecken im Wohnraum dienen der Wärmegewinnung, da sie die einfallende Solarenergie aufnehmen. 054 Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as Durch gezielte Nutzung von Solarenergie und Frischluftzufuhr könnte der gesamte Wärmekreislauf der Wohnung geregelt werden. Bjarne Ringstad/CODE Arkitektur as 055 Der Wasserteppich Während die Küche seit einigen Jahren einen immer höheren Stellenwert in der Wohnung genießt, fristet das private Bad nach Meinung von Ernst Ulrich Tillmanns noch immer ein Schattendasein. Mit einem „Wasserteppich“ rückt er deshalb das Bad im wahrsten Sinne in den Mittelpunkt des Geschehens. Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten 057 Der Wasserteppich Ein Schwerpunkt der Arbeit von 4a Architekten ist die Auseinandersetzung mit der öffentlichen Badekultur in Deutschland und im westeuropäischen Ausland wie Luxemburg und Österreich, aber auch in Russland und Südkorea. In seiner Workshoparbeit geht Ernst Ulrich Tillmanns daher der Frage nach, wie sich diese Erfahrungen auf das private Bad zu Hause übertragen lassen. Die öffentlichen Bäder entwickeln sich mehr und mehr zu Oasen der Ruhe und Entspannung, zum Gegenpol zu einer immer hektischer werdenden Welt. Aber ist es nur in der Öffentlichkeit möglich, sich zu entspannen und Ruhe vor dem stressigen Alltag zu finden? Kann dies nicht auch zu Hause im Kreise der Familie oder mit Freunden geschehen? Welchen Einfluss kann diese Entwicklung auf die private Badekultur haben? Das Bad dient, historisch gesehen, der Reinigung des Körpers. Es ist der Raum der Wohnung oder des Hauses, der am wenigsten genutzt wird, aber gleichzeitig – schon durch den hohen Installationsaufwand – einer der teuersten. Dies könnte sich ändern, wenn dem Bad eine andere Bedeutung zukäme, ähnlich wie dies etwa bei der Küche bereits der Fall ist. In seiner Arbeit zeigt Ernst Ulrich Tillmanns Wege in diese Richtung auf. Als formales Element wird ein Wasserbecken wie ein Teppich durch das Haus gelegt. Vor dem Haus als Teich ausgebildet, 058 Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten bepflanzt mit Schilf oder Seerosen, führt dieser „Wasserteppich“ durch das ganze Haus und endet im Garten als Swimmingpool. All diejenigen Bereiche des Wohnens, die mit Wasser zu tun haben, sind im Haus zu Inseln gruppiert. Küche und WC sind als geschlossene Räume in das Becken gesetzt. Die sich anschließende „Insel“ ist mit allen Elementen ausgestattet, die ein privates Badeerlebnis zum Genuss werden lassen. Größe und Ausstattung können individuell auf den Wunsch und Geldbeutel des Bauherrn angepasst werden. Die Raumabschlüsse zu den angrenzenden Räumen sind als drehbare Schrankwände ausgebildet. Der Badebereich kann so mit Wohnraum und Schlafzimmer zu einer zusammenhängenden Raumfolge verbunden werden. Ein großer umlaufender Vorhang definiert den so neu entstandenen Raum und schützt vor Einblicken von außen. Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten 059 Das private Bad soll nicht mehr – wie bisher – isoliert am Rande der Wohnung, sondern im Zentrum positioniert werden und sich mit anderen Bereichen der Wohnung und dem Außenraum überschneiden. 060 Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten Quer durch das Haus wird ein lineares Wasserbecken gelegt. Auf ihm werden einzelne Funktionsinseln verankert, die – mal als geschlossene, mal als offene Einheiten – die Bewohner mit Wasser versorgen. Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten 061 In der Luxusausführung erstreckt sich der Wasserteppich von einem Teich im Eingangsbereich bis hin zu einem Pool im Garten. Flexibel positionierbare Möbelstücke verbinden den Bad- mit dem Wohnbereich, während ein umlaufender Vorhang vor Blicken von außen schützt. 062 Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten Um das private Bad in eine atmosphärische Wellness-Oase zu verwandeln, kommen statt kühler Fliesen und Farben warme und natürliche Materialien wie Holz, Naturstein, Felle und Bambus zum Einsatz. Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten 063 Für das knappere Budget und Raumangebot hat Ernst Ulrich Tillmanns ein kompaktes Badmöbel konzipiert: eine zusammenklappbare und im Raum verschiebbare Box. 064 Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten Das Prinzip bei der raumsparenden Variante ist dasselbe wie bei der Luxusausführung: Das Bad befindet sich im Zentrum der Wohnung und ist statt mit Wänden nur durch einen blickdichten Vorhang vom Wohnraum getrennt. Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten 065 Grundriss der Luxusvariante: Drehbare Schrankwände verbinden das Bad im Zentrum der Wohnung mit Schlafund Wohnzimmer. 066 Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten Längsschnitt: Der Wasserteppich lässt die Grenzen zwischen Innen und Außen, Bade- und Wohnbereich verschwinden. Nur WC und Küche sind durch Wände von den umgebenden Räumen getrennt. Ernst Ulrich Tillmanns/4a Architekten 067 Bäder zum Leben Johannes Tovatt zeigt mehrere Möglichkeiten auf, wie das Badezimmer aus seiner gegenwärtigen Eindimensionalität hin zu einem Raum mit Aufenhaltsqualität entwickelt werden kann. Dazu tragen die Position und äußere Form des Bads, aber auch sein Grad an Transparenz und Privatheit bei. Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB 069 Bäder zum Leben Wenn es so etwas wie „privates Wasser” in unserem Alltagsleben überhaupt gibt, dann ist der Raum, der es uns zur Verfügung stellt, von enormer Wichtigkeit. Räume, die eines oder mehrere der vier Elemente der Natur enthalten, veranlassen die Menschen, zu bleiben und auszuruhen. Außerdem erzeugen sie ein Gefühl der Konzentration. Wir alle kennen sie: den offenen Kamin, den Teich, die frische Brise ... In vielen Kulturen ist die Küche der Kern des häuslichen Lebens, sowohl sozial als auch räumlich. Auch das Bad besitzt in vielen Kulturen einen ähnlichen Status – sei es im Fluss, in einem See, in der Sauna oder in einem Badezimmer, wie es die meisten von uns kennen. Anders als es der Arbeitstitel „Private Water“ des Workshops ausdrückte, sind private Wasserstellen möglicherweise nicht völlig privat. Seine während des Workshops entwickelten Ideen begreift Johannes Tovatt „lediglich als Argumente, die den Nutzen und das Vergnügen, im Bad zu sein, steigern könnten. Man bleibt dann ein wenig länger dort; man spürt seine Anwesenheit in Raum und Zeit aus mehr als nur einem Grund.” Wenn ein Raum in einem Gebäude (oder in einer Stadt) nur eine Funktion erfüllt, wird er leicht verwundbar, eindimensional und letztendlich möglicherweise schädlich für seine Umwelt. 070 Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB In seiner Analyse zeigt Johannes Tovatt eine Strategie auf, wie das Bad seine „Scheuklappen“ ablegen und zu einem Teil gesellschaftlichen Lebens im privaten Umfeld werden könnte, anstatt ausschließlich intime Funktionen wie die der Körperpflege zu erfüllen. – Position im Gebäude: Sofern es sich um ein Bad nur zum Waschen handelt, kann es sich irgendwo im Gebäude befinden. Indem seine Position im privaten Wohnhaus jedoch bewusst gewählt wird, können Funktion und Nutzung sich völlig verändern. – Form und Grundriss: Wenn ein Raum mehr ist als nur die Erfüllung einer Funktion, können seine Formen den Nutzer all jene Dinge wahrnehmen lassen, die nicht messbar sind. – Raumhülle und Transparenz: Wenn ein Bad mehr als nur eine verborgene „Kiste“ in einem Restraum nahe der Installationsschächte ist, können Wände und Raumumgrenzungen Teil einer veränderlichen Szenerie werden. Diese Art der Flexibilität ist in traditionellen Bädern gewöhnlich nicht zu finden. – Sequenz der Privatheit: Wenn sich ein Bad sozial und funktional auf mehr als eine Art und Weise nutzen lässt, erhält die Sequenz von abgeschlossener Privatheit zu gemeinschaftlicher Offenheit entscheidende Bedeutung. Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB 071 Die Zeichnungen weisen darauf hin, dass die Lage des Badezimmers eine Schlüsselrolle in der Beziehung der Räume zueinander spielt – sowohl zwischen Räumen und ihren Funktionen als auch außenräumlich zwischen Gebäudeform und Landschaft. 072 Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB Leben gedeiht laut Johannes Tovatt besser in Räumen, die durch Gegensätze gekennzeichnet sind – von Ordnung und Unordnung, Licht und Dunkel, Geradlinigkeit und Rundungen. Die Form eines Raums kann ein Gefühl der Nähe zum Wasser hervorrufen, indem die Flüchtigkeit dieses besonderen Elements zelebriert wird. Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB 073 Badezimmer sind häufig von Ausschließlichkeit und Unveränderbarkeit gekennzeichnet – mögliche Veränderungen der Lebenssituation und Familiengröße werden hinsichtlich ihrer Raumgrenzen selten berücksichtigt. 074 Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB Sequentieller Übergang von intimer Abgeschiedenheit zu gemeinschaftlicher Offenheit: Die Umsetzung dieses Prinzips ist sowohl auf kleinster Fläche im häuslichen Bereich als auch im Bereich des städischen Lebens und in der Landschaft denkbar. Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB 075 Die „Kulissen”-Version zeigt die Abfolge von Privatheit und gemeinschaftlicher Offenheit, wenn sich das Bad als Hintergrund an die Küche anschließt. Je nach Lage im Gebäude, Transparenzgrad und Raumform können unterschiedliche Wirkungen erzeugt werden. 076 Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB 077 Die freie Form: Mit diesem Beispiel verdeutlicht Johannes Tovatt, dass sich seine Idee der sequentiellen Abfolge von Privatheit zu Offenheit auch in organischen Formen gut umsetzen lässt. 078 Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB Johannes Tovatt/Tovatt Architects & Planners AB 079 3B: Integriertes Bett-Becken-Badezimmer Francesco Veenstra stimmte es nachdenklich, dass chinesische Badezimmer deutlich mehr Fläche einnehmen als holländische. Durch sein multifunktionales Bademöbel könnte auch der durchschnittliche Niederländer in den Genuss eines luxuriösen Bad-Erlebnisses kommen, ohne den vorhandenen Raum dafür erweitern zu müssen. Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. 081 3B: Integriertes Bett-Becken-Badezimmer Obwohl viele Erdbewohner stark von anderen Kulturen beeinflusst werden, hängen sie noch immer an ihren regionalen kulturellen Gepflogenheiten. Deutlich wird dies, wenn sich Architekten aus unterschiedlichen Kontinenten wie bei AquaTektur zu einem Workshop über Badkultur treffen. Nicht zum ersten Mal erfuhr Francesco Veenstra bei dieser Gelegenheit, dass der Austausch über Lebensgewohnheiten und kulturelle Hintergründe viel zum Verständnis des Lebens beitragen kann. „Der Workshop hat es europäischen und asiatischen Architekten ermöglicht, sich intensiv über den Einfluss kultureller Hintergründe und Rituale auf ihre Entwurfsarbeit auszutauschen. Die Menge an Informationen war enorm!“, sagt Francesco Veenstra. So sind, seiner Meinung nach chinesische Bäder deshalb äußerst komfortabel ausgestattet, weil die Bewohner während ihres allmorgendlichen Reinigungsrituals mehr als eine Stunde auf ihrem geheizten Toilettensitz verbringen. Auch Francesco Veenstra möchte den (mit Ausnahme der Toilette) kleinsten Raum des Hauses so gestalten, dass er zu einer Nutzung einlädt, die weit länger dauern kann als nur die ersten fünf Minuten des Tages. Er nennt sein Konzept „3B – das integrierte Bett-Becken-Badezimmer“. 3B ist ein Mehrzweckmöbel, das ein Bad mit einem Bett, einer Dusche, einem Waschbecken, einem Heizungssystem, Sanitär- und Datenleitungen, Klima und Heizung sowie Elektroinstallationen kombi082 Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. niert. Grundlage für 3B war die Beobachtung, dass chinesische Bäder zwei bis vier Mal so groß sind wie holländische. Die Kombination einer Vielzahl von Funktionen ermöglicht es jedoch, auch den Standard kleiner Bäder zu erhöhen, ohne den Raum zu vergrößern. In einem weiteren Schritt lässt sich das Konzept 3B zu einem modularen System von Funktionen unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Materialien weiterentwickeln. Es kann in derzeit übliche niederländische Wohnhäuser integriert werden. Vor diesem Hintergrund entwickelte Francesco Veenstra auch eine Werbekampagne für 3B unter dem Slogan „A new culture is born“. Mit seinem Badmöbelsystem (das mit ähnlichen Küchen-Einbausystemen vergleichbar ist) können Bauherren ihr Bad für eine Vielzahl von Funktionen nutzen, ganz anders als bei der heute üblichen, monofunktionalen Nutzung. 3B verbindet Einflüsse aus der chinesischen Badkultur mit koreanischen, schwedischen, deutschen, französischen und norwegischen Elementen. Es macht das beengte holländische Badezimmer zu einem Ort, an dem man lesen, Karten spielen, fernsehen und den Partner massieren kann. Raum, dies zeigt die Workshoparbeit von Francesco Veenstra, entsteht, wenn Funktionen geschickt miteinander kombiniert werden. Dieses Ergebnis könnte die heutige niederländische Badkultur verändern und die fünfminütige Notwendigkeit zu einer Stunde der Entspannung machen. Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. 083 084 Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. Wöchentlich stehen dem durchschnittlichen Holländer über 28 Prozent der Zeit – also 47 Stunden – zur freien Verfügung. Francesco Veenstra wünscht sich, dass ein größerer Teil davon im Badezimmer verbracht wird. Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. 085 Dieses kompakte Bademöbel ist Badewanne, Waschbecken, Heizung, Leuchtkörper, Sitz- und Aufbewahrungsmöbel, Wasserhahn und Dekorationsstück in einem. 086 Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. Das multifunktionale Bademöbel kann unterschiedlichste Formen und Materialien annehmen – in ein kleines niederländisches Standardbad sollte es jedoch auf jeden Fall passen. Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. 087 Francesco Veenstra geht von einem typisch holländischen Badezimmer mit den Maßen 2 x 4 Meter aus. Diese Fläche teilt er entlang der Längsachse in zwei Streifen: Auf der einen Längsseite wird das Bademöbel positioniert, die andere Seite wird als offener Flur genutzt. Dies sorgt für eine bessere Integration des Bades in die Wohnräume. 088 Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. Bei der Anordnung der Heizkörper und Leuchten bestehen viele Variationsmöglichkeiten: Denkbar sind Heizkörper, die gleichzeitig Raum und Badewasser erwärmen, sowie Lichtakzente mit unterschiedlichster Raumwirkung. Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. 089 Schnitt und Grundriss verdeutlichen, wie Francesco Veenstras 3B-Bademöbel das Repertoire der Tätigkeiten im Badezimmer um ein Vielfaches erweitert. 090 Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. In der technische Skizze hat Francesco Veenstra festgehalten, wie Wasserleitungen, Heizkörper und Leuchten platzsparend installiert werden können. Francesco Veenstra/Mecanoo architecten b.v. 091 Wave Matrix Building Elmar guaredisch dir nedunfeg sulschab Für dieSchossig dicht besiedelten Metropolen der Welt hat Minsuk dir grog sulschab grog. und Wohnen entworfen, Cho eine nedunfeg winzige Zelle zum Baden die ihm als Ausgangspunkt für weitergehende architektonische und städtebauliche Überlegungen dient. Die Einheiten können platzsparend aneinandergereiht und gestapelt werden, sodass eine wellenförmige Gesamtstruktur entsteht. Minsuk Cho/Mass Studies 093 Wave Matrix Building Die meisten Innovationen im Bad, sagt Minsuk Cho, wurden in jüngerer Zeit für große, luxuriöse Wohnungen entwickelt. Im Gegensatz hierzu entwickelt er eine Raummatrix für Wohngebäude, die den größtmöglichen Komfort im Bad auch für Kleinstwohnungen in dicht besiedelten Metropolen bietet. Im nächsten Entwurfsschritt zeigt Minsuk Cho Wege auf, wie diese Matrizen zu einer Vielzahl urbaner Gebäudetypen kombiniert werden können. Über das Bad, einen Bestandteil des privaten Wohnraums im städtischen Umfeld, wird üblicherweise erst während der letzten Phasen des Entwurfsprozesses nachgedacht. Minsuk Cho kehrt diesen Prozess um, indem er von einer neuen Typologie des Bads ausgeht und aus dieser eine minimale, grundlegende Wohnraummatrix entwirft. Im Rahmen seiner „badzentrierten“ Vorgehensweise lotet er die Möglichkeiten aus, die aus der Kombination dieser spezifischen Form von Wohnräumen entstehen, und erforscht ihre Wirkungen auf einer größeren, städtischen Ebene. Die Wohnraummatrix ist so konzipiert, dass sie einem Einzelnen oder einem Paar den größtmöglichen Komfort in einem Raum bietet, der kleiner ist als ein durchschnittliches Hotelzimmer. Auf einem 6,3 x 2,1 Meter großen Grundriss sind drei nutzungsneutrale Ebenen treppenartig miteinander verbunden und erzeugen so eine Art Split-Level. Der Zugang führt auf der mittleren Ebene in einen 094 Minsuk Cho/Mass Studies Korridor, der jedes Modul quer erschließt. Die Fenster liegen an der gegenüberliegenden Längsseite. Die Toilette befindet sich am einen Ende der Eingangsebene, während eine Tischplatte mit Stauraum, die zum Arbeiten oder Kochen genutzt werden kann, an der Fensterseite angebracht ist. Vom Eingang aus gelangt man über zwei Stufen 80 Zentimeter hinunter auf die untere Ebene (3 x 2,1 Meter), die als Wohnbereich oder, wenn sie mit Wasser gefüllt ist, als Bad genutzt wird. Dieser Raum ist mit einer weichen, wasserfesten Silikonmembran ausgekleidet, die einen „Wasserfall-Effekt“ von der 2,1 Meter hohen Decke herab erzeugt. Mit Hilfe der allgegenwärtigen digitalen Technologie kann der Bewohner das Bad so programmieren, dass es mit Wasser der gewünschten Temperatur gefüllt ist, wenn er nach Hause kommt. Eine Fußbodenheizung hält den Raum trocken, wenn er nicht als Bad genutzt wird. Die höchste Ebene ist eine Art Alkoven (2,1 x 2,2 Meter) mit 1,1 Metern Deckenhöhe, der zum Schlafen genutzt werden kann und vom Eingang über eine Treppe erreicht wird. An den Wohnungsenden sind zwei Installationsschächte angebracht, die eine Reihung der Module erlauben. Auf diese Weise lassen sich die Wohnmatrizen horizontal und vertikal zu wellenartigen Formationen addieren. Minsuk Cho/Mass Studies 095 096 Minsuk Cho/Mass Studies Aufbau des Grundmoduls: Auf einer Grundfläche von nur 14 Quadratmetern erstrecken sich drei versetzte Ebenen, die durch eine Treppe miteinander verbunden sind. Auf der mittleren Ebene befinden sich der Eingang, die Toilette und eine Arbeitsfläche. Die obere Ebene kann als Schlafzimmer genutzt werden, während die untere Ebene mal als Wohnzimmer, mal als Badezimmer fungiert. Minsuk Cho/Mass Studies 097 098 Minsuk Cho/Mass Studies Durch stetiges Spiegeln und Drehen können die schwungvoll geformten Wohneinheiten zu einer zusammenhängenden Matrix in Wellenform zusammengefügt werden. Minsuk Cho/Mass Studies 099 Da das Wohnzimmer mit einer wasserdichten Silikonmembran ausgelegt ist, kann es leicht zu einer Badewanne umfunktioniert werden. Die Wasserzufuhr ist programmierbar, sodass sich der Bewohner – etwa nach Heimkehr von der Arbeit – von einem warmen Bad empfangen lassen kann. 100 Minsuk Cho/Mass Studies Wenn kein Badewasser eingelassen ist, lässt sich die untere Ebene als normaler Wohnraum nutzen. Wer mag, kann sich hier aber auch wortwörtlich berieseln lassen, denn an der Decke ist eine Duschvorrichtung angebracht. Minsuk Cho/Mass Studies 101 Riesenbadewanne mit Panoramablick: Minsuk Chos Entwurf ermöglicht auf denkbar knapp bemessener Wohnfläche die Einrichtung eines luxuriösen Privatbads. 102 Minsuk Cho/Mass Studies Vorschlag 1: Hier wurde die Matrix zu einem Wohngebäude für weniger dicht bebaute Vororte geformt. Im Zentrum liegt ein Innenhof; die Räume im Erdgeschoss sind als Ladenlokale oder Parkplätze nutzbar. Minsuk Cho/Mass Studies 103 Vorschlag 2: Indem er die Module an den vorhandenen Notausgängen eines Hochhauses andockt, erzeugt Minsuk Cho eine symbiotische Konstruktion mit funktionalen Vorteilen. 104 Minsuk Cho/Mass Studies Vorschlag 3: In hochverdichteten Städten wie Seoul gibt es viele hohe Gebäude mit wenigen oder keinen Fenstern, zum Beispiel Multiplex-Kinos und Kaufhäuser. Hier kann die Wellenmatrix eine neue Gebäudehülle erzeugen, die das Gebäude flexibler macht und das Tageslicht nutzt, das in dieser Art von Hochhäusern oft vernachlässigt wird. Minsuk Cho/Mass Studies 105 Past.Present.Future – das totale Badezimmer Auch wenn sich viele kulturelle Gepflogenheiten der Chinesen im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben – auf ihre Intimsphäre beim Baden wollen sie nach Überzeugung von Steve Leung auch in Zukunft nicht verzichten. Sein Vorschlag zum Bad der Zukunft nimmt trotz aller technischen Neuerungen auf diese Tradition Rücksicht. Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. 107 Past.Present.Future – das totale Badezimmer Der Ursprung der Badkultur in China liegt etwa 3000 Jahre zurück. In der Vergangenheit diente das Baden hauptsächlich drei Zwecken: rituellen, hygienischen und geistigen. Nach dem Niedergang des Feudalismus und des Imperialismus in China wird der Zweck des Badens heute nur noch in der körperlichen Hygiene und der seelischen Entspannung gesehen. Mit dem stetigen Wirtschaftswachstum und steigendem Lebensstandard erhöhen sich auch die Ansprüche der Menschen an die Badezimmergestaltung. Am hart umkämpften chinesischen Immobilienmarkt spielt die Gestaltung der Badezimmer und Küchen oftmals eine entscheidende Rolle beim Wohnungs- und Hauskauf, da diese den persönlichen Geschmack und Stil des Besitzers zum Ausdruck bringen. Bauträger investieren deshalb zunehmend in die Einrichtung der Badezimmer – wertsteigernde Einbauten wie Schminkspiegel, Whirlpools, Zeitschriftenhalter, Fernseh- und Musikgeräte sowie digitale Spielereien werden zu wichtigen Gestaltungskriterien. In Chinas Großstädten sind die Wohn- und Badezimmerflächen vergleichsweise klein. Dennoch hat eine typische, 80-100 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung einer vierköpfigen Familie stets zwei bis drei Badezimmer mit einer Fläche von jeweils 2,5 bis 6 Quadratmetern. Zum Standard gehören darüber hinaus mindestens fünf Sanitärobjekte – eine Dusche, eine Badewanne, ein WC und zwei Waschbecken –, 108 Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. egal wie klein das Badezimmer auch sein mag. Dies macht deutlich, dass Chinesen es selbst innerhalb der Familie vermeiden, das Badezimmer mit anderen zu teilen, und die Privatsphäre eine wichtige Rolle spielt. Im Vergleich dazu sind in anderen Ländern gemeinschaftlich genutzte Badezimmer stärker verbreitet. In den vergangenen 3000 Jahren hat sich die Badezimmerkultur in China nur geringfügig verändert. Zwar haben gesellschaftliche Veränderungen wie der Anstieg des Haushalteinkommens, kürzere Arbeitszeiten und die häufigere Arbeit von zu Hause aus bis zu einem gewissen Grad Einfluss auf die Erwartungen an das Badezimmer der Zukunft. Dennoch sind in den kommenden Jahrzehnten keine grundlegenden funktionalen Veränderungen zu erwarten. Neue Ideen könnte jedoch der technologische Fortschritt bringen. Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein wird das Hauptanliegen an das Badezimmer der Zukunft sein. Sanitärobjekte werden wie Möbel oder Kunstwerke statt wie funktionale Objekte behandelt werden, sodass ein spartenübergreifenderes Design zu erwarten ist. Ebenso zeichnet sich eine Entwicklung der Badezimmer zu intelligenten Räumen mit computergesteuerten Anlagen ab, die sowohl den Körper als auch die Seele ansprechen. Das Badezimmer, wie es Steve Leung vorschwebt, wird ein wahrhaft persönlicher Bereich sein, der ganz der Privatsphäre, der Entspannung und dem Vergnügen gewidmet ist und sich dabei der chinesischen Badezimmerkultur anpasst. Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. 109 Im heutigen China dient das Baden hauptsächlich der Hygiene und der Entspannung, während es in früheren Jahrtausenden auch religiös-rituellen Charakter hatte. 110 Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. Grundriss einer typischen Dreizimmerwohnung: Da die Privatsphäre auch innerhalb der Familie eine große Rolle spielt, ist es in China nicht unüblich, dass auch kleine Wohnungen mehrere separate Badezimmer haben. Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. 111 112 Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. Typologie typischer Badezimmer: Funktionalität hat in chinesischen Badezimmern – unabhängig von ihrer Größe – höchste Priorität. Badewannen werden zumeist als Duschwannen benutzt. Immer beliebter wird technischer Luxus wie Whirlpools oder Fernsehbildschirme. Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. 113 114 Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. Steve Leung sieht die Zukunft des chinesischen Badezimmers eng mit neuen technologischen Errungenschaften verbunden. Sein Entwurf eines Badezimmers steckt deshalb voller technischer Details: vom multifunktionalen WC mit integrierter Waschfunktion, Sitzheizung, Musikanlage, Zeitschriftenhalterung und Leselampe bis hin zum Whirlpool, der in eine Massageliege verwandelt werden kann. Steve Leung/Steve Leung Architects Ltd. 115 Wasser und Stein In Anlehnung an natürliche Erosionsprozesse lässt Sunny Chen Felsbrocken und große Flusskiesel zu Wannen und Waschbecken umformen. Ganz im Sinne der chinesischen Lebensphilosophie finden alle Bestandteile des Steins im Bauprozess Verwendung und kehren am Ende ihrer Lebensdauer in den Kreislauf der Natur zurück. Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. 117 Wasser und Stein Die Geschichte von Wasser und Stein ist älter als jede andere Geschichte, sogar älter als die der Menschheit. Die Verbindung dieser beiden Geschichten bringt alles Leben hervor, selbst das unsere. Man kann gar nicht anders, als diese Grundelemente zu würdigen, wenn man auf die Berge blickt, in denen der Lantian-Mensch entdeckt wurde, oder auf den Fluss, der Wang Wei, den großen chinesischen Dichter, Maler und Musiker, nach Tang Changan und wieder zurück führte. Wasser steht für äußerste Sanftheit, Stein hingegen verkörpert absolute Härte. Jahrtausendelang haben Stein und Wasser Seite an Seite existiert, ihrer jeweiligen Kraft und Gegenkraft unterworfen. Steine bestimmen den Verlauf der Gewässer, Wasser wiederum höhlt den Stein. Infolge ihrer Interaktion füllen Millionen von Kieselsteinen die Flussbetten und Ufer unserer Bäche und Ströme. Entzieht man diesem ewigen Wechselspiel eins der beiden Elemente, verliert das andere seine Existenzgrundlage, denn zusammen – und nur zusammen – bergen und enthüllen sie ihr spirituelles, physisches und ästhetisches Potenzial. Auf dieses Potenzial ist unser kreatives Handeln ausgerichtet. Die Funktion des Steins in diesem Projekt ähnelt der Situation an einem Flussufer, wo sich Wasser in einer Vertiefung im Stein sammelt, die ihrerseits vom Wasser ausgewaschen wurde. Für 118 Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. das Projekt wird dieser natürliche Prozess intensiviert und zielgerichtet angewandt. Der Stein wird behauen, gemeißelt, geschliffen und durchbohrt. Diese Art der Bearbeitung verleiht ihm allmählich eine sehr spezielle, doppelte Bedeutung: Er ist nicht nur ein Gefäß zur Aufnahme von Wasser, sondern auch eine Erinnerung an Wasser. Die vom Stein abgehauenen Reststücke werden zu Baumaterial und dienen je nach Größe und Menge als Straßenbelag oder Mörtelsand. Diese vollständige Nutzung der Materie entspricht den chinesischen Grundprinzipien von Existenz und Koexistenz. Der vom Stein durchlaufene Prozess – seine Formung in der Natur, das Auffinden und Behauen durch den Menschen – entspricht dem Prozess der Architekturproduktion. Die Harmonie in der Wechselwirkung von Wasser und Stein definiert die immerwährende Beziehung von Mensch und Natur. Stellen wir uns eine Situation in weiter Zukunft vor, in der wir alle zu Lantian-Menschen geworden sind und das, was wir heute erschaffen, von künftigen Wesen wiederentdeckt wird. Wenn alles, was wir erschaffen, so zur Natur zurückkehrt, wie die Natur es uns übergeben hat, werden künftige Generationen gar nichts vorfinden. Das wäre wahrscheinlich die harmonischste denkbare Lebensweise, die wir uns jedoch als zivilisierte Wesen in der Regel nicht vorzustellen wagen. Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. 119 Zwei Evolutionsprozesse im Vergleich: So wie sich der Mensch allmählich aus seinen affenähnlichen Vorfahren entwickelte, wurden auch die Felsbrocken in den Flüssen im Laufe von Jahrmillionen geformt. 120 Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. Das Rohmaterial für Sunny Chens Badkonzept stammt aus den Flüssen und Wildbächen Chinas, an deren Ufer die Menschen seit Jahrtausenden siedeln. Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. 121 122 Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. Die natürliche Erosion des Gesteins wird in Sunny Chens Konzept in einen handwerklichen Herstellungsprozess übertragen und damit für die Architektur nutzbar gemacht. Nach und nach entsteht aus dem rohen Stein das fertige Produkt. Die dabei abfallenden Reststücke werden nach Größen sortiert und ebenfalls zum Bauen verwendet. Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. 123 Nichts geht verloren, nichts wird verschwendet: So lautet einer der Grundsätze der chinesischen Lebensphilosophie. Die Abfälle aus der Produktion der Waschbecken gehen zum Beispiel in den Straßenbau. 124 Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. Rechts: Die Herstellung der Waschbecken geschieht teils manuell mit Hammer und Meißel, teils mit maschineller Hilfe. Ihre Innenseiten sind so glatt, als sei sie über Jahrtausende vom Wasser ausgespült worden. Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. 125 Auch auf den Entwurf eines Weinguts im chinesischen Jade Valley wandte Sunny Chen das Konzept von „Wasser und Stein“ an. Die fast komplett geschlossenen Außenwände machen die Struktur des Steins sichtbar, die Dachform folgt der Fließrichtung des Wassers. 126 Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. Sunny Chen zieht Parallelen zwischen seinen Sanitärobjekten und dem Weingut im Jade Valley. Beide bezeichnet er als „totale Produkte“, die die Qualitäten des Steins vollkommen ausnutzen. Sunny Z.H. Chen/MADA s.p.a.m. 127 Erkundungen der altchinesischen Badekultur von Prof. Wang Guixiang1 128 Erkundungen der altchinesischen Badekultur Das Waschen und das Baden sind menschliche Handlungen, die nach und nach die menschlichen Lebensweisen geformt haben. Allmählich durchdrangen sie einzelne Kulturen, um schließlich zu einem wesentlichen Teil einer jeweiligen Kultur zu werden. In der Antike haben die Römer große öffentliche Badehäuser errichtet, die das Baden nicht nur zu einem Genuss werden ließen, sondern es auch zu einem Teil des gesellschaftlichen Lebens machten. Die Inder haben schon in der Antike in ihrem heiligen Fluss Ganges gebadet, um den Schutz der Götter zu erlangen. Dies blieb bis heute lebendig. Und auch die Chinesen des Altertums hatten bereits ihre eigenen spezifischen Badesitten und formten eine für sie einzigartige Badekultur. Die Badeetikette Nach Ansicht der Chinesen galt für das Baden eine strenge Etikette. Im Lunyu, den „Gesprächen [des Konfuzius]“, sind einige Episoden aus dem Leben des Konfuzius überliefert: „Chen Chengzi hatte Herzog Jian [aus dem Lehnstaat Qi] ermordet. Konfuzius reinigte sich (d. h. wusch sich die Haare und badete seinen Körper) und ging zur Audienz. Er teilte dem Herzog Ai mit: ‚Chen Heng [alias Chen Chengzi] ermordete seinen Fürsten. Ich bitte darum, dass er zur Rechenschaft gezogen wird.’“2 Offensichtlich war es erforderlich, sich vor dem Erscheinen beim Landeskönig oder beim Kaiser, dem Himmelssohn, zu reinigen. Im Shiji , den „Aufzeichnungen des Historikers“, findet sich außerdem der folgende Hinweis: „[Tian] Heng entschuldigte sich beim Gesandten und sprach: ‚Wenn die Untertanen vor dem Himmelssohn erscheinen, dann müssen sie sich reinigen (ximu)’ […].“3 Aber auch bei religiösen Opferhandlungen war es erforderlich, sich zu reinigen. So heißt es bei Menzius [Mengzi]: „Da sich die Xizi Meng4 nicht gereinigt (jie) hatte, hielten die Menschen allesamt ihre Nasen zu und eilten davon. Selbst ein hässlicher Mensch darf, wenn er gefastet und sich gereinigt hat, dem ‚Obersten Ahn’ (shangdi) opfern.“5 Mit anderen Worten, selbst eine legendäre Schönheit wie die Xizi konnte sich zum Gespött der Leute machen, wenn sie sich nicht entsprechend gereinigt hatte. Ein überaus abstoßender Mensch durfte dagegen, sofern er die Riten der Reinigung vollzogen hatte, trotzdem an den heiligen Riten des Opfers für den obersten Ahn teilnehmen. Erkundungen der altchinesischen Badekultur 129 Die Riten der Reinigung durchzogen das Leben im Altertum in vielfältiger Weise. Dies zeigen die Riten für Frauen, Töchter, Tanten und Onkel: „Früh aufstehend reinigt die Frau ihren Körper und das Haupt, frisiert die Haare, legt das (den Riten entsprechende) xiao-Gewand an und wartet darauf, präsentiert zu werden. Am hellen Tag wird die Frau von einer Fürsprecherin bei den Schwiegereltern präsentiert.“6 Für drei Monate alte Kinder ist der Ritus der Präsentation gegenüber den Eltern erforderlich: „An diesem Tag präsentiert die Frau das Kind dem Vater, [...] alle haben sich gewaschen und gereinigt (shuhuan).“7 Auch für den Adel gibt es keine Ausnahme: „Wird ein Erbsohn geboren, dann reinigt der Fürst sein Haupt und seinen Körper und legt die Hofgewänder an. Seine Gattin verhält sich ebenso. Beide stellen sich auf die östliche Treppe und wenden den Blick nach Westen. Die Kinderfrau trägt das Kind über die westliche Treppe hoch. Der Fürst gibt ihm einen Namen. Daraufhin wird es hinuntergetragen.“8 Die Reinigung des Hauptes und des Körpers wurden zu einem integralen Bestandteil der Alltagsriten des Adels: „Der reguläre Platz eines Edlen ist gegenüber der Pforte. Er schläft mit dem Haupt nach Osten. [...] Er wäscht sich (gúan) täglich fünf Mal die Hände [...]. Beim Waschen (yu) verwendet er zwei Tücher, für oben ein feines Leinen (chi) und für unten ein grobes Leinen (xi). Wenn er aus dem Badezuber (yu) herauskommt, tritt er auf eine Strohmatte und begießt sich mit heißem Wasser. Er tritt auf eine Schilfmatte, er trocknet sich mit einem Tuch, steigt in seine Sandalen und lässt sich etwas zum Trinken bringen.“9 Bei der Reinigung von Haupt und Körper musste zudem der strenge Sittenkodex des Altertums befolgt werden. Dies galt besonders bei den Riten, die die verschiedenen Geschlechter betrafen: „Die Riten beginnen in der Sorgfalt beim Umgang von Mann und Frau. Beim Errichten der Gebäude unterscheide man in der Trennung von Innen und Außen. Die Männer bewohnen den äußeren Bereich, während die Frauen den inneren Bereich bewohnen. Die in der Tiefe liegenden Gebäudeteile [der Frauen] verfügen über solide Tore und werden von Torwächtern überwacht. Männer dringen nicht hinein und Frauen nicht heraus. Männer und Frauen verwenden nicht die gleichen Ständer und Ablagen. 130 Erkundungen der altchinesischen Badekultur [Die Frau] wagt nicht, etwas auf den Kleiderständer ihres Gatten zu hängen, etwas in den Bambuskoffern und Körben des Gatten aufzubewahren oder gemeinsam den Baderaum zu nutzen.“10 Darüber hinaus gibt es im Buddhismus den Ritus der „Wasserweihe“ (guanding) [das Besprenkeln des Hauptes mit Wasser], der möglicherweise auch einen Zusammenhang mit dem Waschen hat: „Da alle lebenden Kreaturen eine vorbestimmte Reifung haben, spricht man folglich von vier Arten von Bädern und Wasserweihen.“11 Das Waschen im Alltagsleben Die Menschen des chinesischen Altertums hatten die Gewohnheit, ihre Haare lang wachsen zu lassen. Da man den Körper, die Gestalt, Haare und Haut von den Eltern empfangen hatte, war es nicht gestattet, sie leichtfertig zu schneiden oder zu entfernen. Die Menschen des Altertums brachten mit der „Tätowierung des Körpers und der Entfernung des Haares“ oft eine Distanzierung ihrer selbst vom gewöhnlichen Leben zum Ausdruck. Nun benötigt langes Haar regelmäßige Pflege. Daher waren die Haarwäsche und das Bad eine Notwendigkeit des Lebens und wurden zu einem Teil des Alltagslebens. Aus historischen Quellen geht hervor, dass sich die Menschen im Altertum alle drei Tage einmal die Haare wuschen und alle fünf Tage badeten: „Alle fünf Tage bereiten sie parfümiertes heißes Wasser und laden zum Bad. Alle drei Tage bereiten sie die Möglichkeiten zur Haarwäsche (mit Reisschleim). Sind die Gesichter in der Zwischenzeit schmutzig geworden, reichen sie Räucherwerk oder Duftstoffe. Sind die Füße schmutzig, so reichen sie parfümiertes heißes Wasser und laden zur Waschung. Die Jungen bedienen die Älteren und die Niedrigstehenden die Höherrangigen.“12 Besonders bei den Frauen gab es überdies strikt einzuhaltende Rhythmen für regelmäßige Haarund Körperwäsche. Sie waren ein Merkmal des tugendhaften Verhaltens der Frauen: „Frauen verfügen über vier Verhaltensweisen. Die erste lautet weibliche Tugend, die zweite lautet weibliche Rede, die dritte lautet weibliche Haltung und die vierte lautet weibliche Beschäftigungen. [...] Schmutz und Staub sind abzuwaschen, Kleidung und Schmuck haben frisch und rein zu sein, Haar- und Körperwäsche haben Erkundungen der altchinesischen Badekultur 131 zur rechten Zeit zu erfolgen, damit der Leib nicht zu Schande gereicht, dies gilt als weibliche Haltung.“13 Die Gefühle, die das Baden bei den Menschen hervorbringt, sind durchaus von geistiger Natur und können über das „reine Baden” hinausgehen. In China sprachen die Menschen des Altertums häufig darüber, dass man sich körperlich und moralisch reinigen müsse. Mit anderen Worten, man müsse den Geist und seinen Charakter von dem Schmutz des eigenen Inneren reinwaschen: „Überdies stelle ich mir vor, mitten in einem Teich cremiger Milch zu liegen, und richte mein Herz auf die Reinigung, lang andauernd, um so die Haut zum Glänzen zu bringen.“14 Reinigungsstoffe Die Chinesen des Altertums verwendeten zum Shampoonieren der Haare Reisschleim oder das Reiswaschwasser. Dies zeigt, dass zur Steigerung des Reinigungseffektes der Haarwäsche Hilfsmittel gebräuchlich waren. Historischen Quellen ist zu entnehmen, dass die Chinesen des Altertums bei der Haarwäsche eine Art Paste verwendeten. Gemeinsam mit der buddhistischen Lehre haben sich vermutlich auch einige antike indische Reinigungsbräuche in China verbreitet. Von besonderer Bedeutung war dabei die Gewohnheit, den Körper nach der Beendigung des Bades mit Duftstoffen einzuhüllen.15 Aller Wahrscheinlichkeit nach verwendeten die Inder des Altertums parfümiertes Waschwasser und salbten ihren ganzen Körper nach Beendigung des Bades mit verschiedenerlei Duftstoffen. Es ist nicht bekannt, ob sich diese Sitte unter den chinesischen Mönchen verbreitete. Aber die Chinesen der Antike verwendeten auf jeden Fall Kräuterbäder: „Zheng Kangcheng [alias Zheng Xuan, 127-200] sagte: ‚Bei den saisonalen Riten zur Abwehr böser Einflüsse verhält es sich heutzutage so, dass man nach dem dritten Monat auf das Wasser ein xin-Bad (eine Art Balsam) gibt. Man nennt es aromatisches Kräuterbad.’“ Xin (eine Art Balsam) gleicht [dem Zeichen] xin „mit Blut salben“. Die Menschen des Altertums verwendeten das Blut von Tieren, um es auf irgendwelche Risse zu streichen, daher glaubte man, xin verfüge über das Vermögen, Dämonen abzuwehren: „Zheng E sagt: ‚Mit den saisonalen Riten zur Abwehr böser Einflüsse wird Unglück Verheißendes entfernt. Für das xin-Bad verwendet man eine Art 132 Erkundungen der altchinesischen Badekultur aromatisches Kräuterbad. Im fünften Monat badet man mit Orchideen. So hat jede Jahreszeit ihre Exorzismen, bei denen das xin-Bad im Zentrum steht.’“16 Räume und Gebäude, die mit dem Baden in Beziehung stehen Für die Reinigung wählten die Menschen des Altertums einen festen Ort aus. In komplexeren Wohnanlagen gab es für die tägliche Wäsche ein Waschhaus (yushi) beziehungsweise einen Baderaum (bi). Buddhistische Tempel, Behörden und staatlichen Schulen sollten allesamt über Badehäuser verfügen. Zudem finden in Geschichtswerken häufig die Badehöfe (yushiyuan) Erwähnung, die den Tempelanlagen ähnelten.17 Die Badehöfe (yushiyuan) wurden in buddhistischen Tempeln errichtet oder gingen aus Umbauten buddhistischer Tempel hervor, wobei unklar bleibt, ob sie eine öffentliche Funktion hatten oder nicht. Darüber hinaus gab es Badehäuser, die neben den Gebäuden für das rituelle Fasten errichtet wurden, wenn sich der Adel für wichtige Opfer versammelte: „Ursprünglich befanden sich die Fastengebäude im Westen des Rundhügels. Vorn war die Haupthalle, hinten befanden sich die Schlafgemächer und an der Seite gab es Waschgebäude. Alles war von einem Wall umgeben und mit einem tiefen Wassergraben umschlossen.“18 In der Geschichte gab es zudem einige wichtige kaiserliche Residenzen abseits des Palastes, die mit einer Art von Badestätten ausgestattet waren, wie die Anlage der heißen Quellen am Li-Berg zur Tang-Zeit [618-907]. Sie wurde auch als „Palast der blühenden Reinheit“ (Huaqinggong) bezeichnet und war eine ausgesprochen berühmte zeitweilige kaiserliche Residenz, deren Besonderheit die heißen Quellen und die Bäder waren. Im Jiaxing Huaqinggong fu („Prosagedicht auf den Palast der überaus glücklichen blühenden Reinheit“) des Tang-Dichters Han Xiu (fl. 733) heißt es: „Herbst, Rückkehr des baldigen Winters; der König kommt zu dieser Zeit aus dem westlichen Hao [der Hauptstadt Chang’an]; der [Palast] der glücklich blühenden Reinheit entspricht dem himmlischen Weg; prachtvolle Gebäude mit Pfeilern, luftig von Unsterblichen beschützt, Erkundungen der altchinesischen Badekultur 133 vor dem Changshengdian [„Palast des ewigen Lebens“, ein Tang-Palast] stehen uralte Bäume; süße Flüssigkeiten fließen und dienen dem kaiserlichen Wohlbefinden zum Bad; auf dass unser Herrscher unzählige Jahre leben möge!“19 Bezüglich der heißen Quellen des Huaqing-Palastes schuf der Tang-zeitliche Autor Chen Hongceng die „Aufzeichnungen zu den heißen Quellen des Huaqing-Palastes“ (Huaqing tangchi ji), in denen er vergleichsweise detailliert über einige Installationen und Materialien berichtet: „Während der Herrschaft des Kaisers Xuanzong [713-756] wurden im Xìnghuaqing-Palast die Thermalteiche erneuert und vergrößert und prächtig gestaltet. An Lushan [693-757]20 ließ in Fanyang aus edlem weißem Jadegestein Fische, Drachen und Enten und Gänse gestalten sowie Steinbrücken und Steinlotuspflanzen in aufwändiger Schnitzarbeit – kaum wie von Menschenhand. Der Erhabene [Kaiser] war äußerst erfreut und erließ den Befehl, sie in den Thermalbädern aufzustellen. Darüber hinaus ließ er Steinbrücken über die Thermalbäder spannen, während die Lotuspflanzen leicht aus dem Wasser herausragten. […] Zudem wurden einst mitten im Palast zehn lange Thermalbäder errichtet und mit Ziegeln aus gemustertem Stein umgeben. Auch ließ er Boote aus mit Silber eingelegtem Lack (yinlouyuchuan) und ‚Duftholzboote’ (baixiangmuchuan) hineinsetzen. An den Rudern waren sie allesamt geschmückt mit Perlen und Edelsteinen. Zudem häufte er in der Mitte der Thermalbäder Türkise. Aus duftenden Essenzen schuf er Berge in der Gestalt von Yingzhou [der legendären Insel der Seligen] und buddhistischen Einsiedeleien. […]“21 Außer diesen Palästen, Türmen und Thermalbädern wurde während der Tang-Dynastie unter dem Kaiser Xuanzong neben dem Huaqing-Palast für die Konkubine Yang Guifei [gest. 756] eine Thermalbade-Halle (tangmuguan) errichtet. In ihren Funktionen muss sie Badehäusern und Gästequartieren geähnelt haben. Im Hinblick auf ihren Zweck unterschied sie sich von den Reinigungsstätten (tangmuyi) der Han- und Tang-Zeit und stand den heutigen mit Badeanlagen und Unterkünften versehenen Gästehäusern näher. 134 Erkundungen der altchinesischen Badekultur Darüber hinaus legten besonders die Herrscher der mongolischen Yuan-Dynastie [1271-1368] Wert auf die Errichtung von Badehäusern in den Palästen: „Im Westen der Terrasse gab es die inneren Waschhäuser mit kleinen Hallen davor. Ging man westlich von den Waschhäusern zur inneren Mauer, kam man in die Nähe von Teichen. […] Und in den wirbelnden Wellen unter dem freien Himmel begehrte man die überraschende Reinheit der Quellen. Einige zehn Schritte links des Berges, gab es inmitten der vielen Weiden ein Badehaus. Ging man links und rechts von der Hinterseite der Hallen hinein, gab es insgesamt neun Bäder, allesamt extrem hell mit Gewölben und Traufen verbunden, sodass man kaum den Ausgang fand. Unter der Mitteltraufe gab es sich windende Drachen. Auf der rechten Bodenseite erhob er den Kopf und spie, wobei ein Ball hervorkam und klare Quellen hervorsprudelten. Die neun Bäder waren miteinander verbunden, und es trat duftender Rauch aus dem Maul des Drachen hervor – eine Konstruktion von unbeschreiblicher Kunstfertigkeit.“22 1) Wang Guixiang ist Professor für Architekturgeschichte an der Qinghua-Universität in Beijing. Die Übersetzung des Textes wurde von Mareile Flitsch (Technische Universität Berlin) und Monique Nagel-Angermann (WWU Münster/Bielefeld) erstellt. 2) Lunyu (Gespräche [des Konfuzius]), Buch 14. 3) Shiji (Aufzeichnungen des Historikers), Kapitel 94, Abschnitt Tian Dan liezhuan (Biographie des Tian Dan), 34. 4) Die Xizi Meng galt in den Texten der chinesischen Antike als Inbegriff der Schönheit. 5) Mengzi, Buch 8 Lilou, Teil B. 6) Yili (Buch der Etikette und der Riten), Kapitel Shihunli (Riten bei der Hochzeit eines Edelmannes) 2. 7) Liji (Aufzeichnungen über die Riten), Kapitel Neize (Regeln für den Inneren Bereich), Abschnitt 12. 8) s.o., 9) Liji (Aufzeichnungen über die Riten), Kapitel Yuzao (Die Jadeperlen der königlichen Kappe) 13. 10) Liji (Aufzeichnungen über die Riten), Kapitel Neize (Regeln für den Inneren Bereich), Abschnitt 12. 11) Foshuo Dabeikongzhijingang (Taisho Triptika, Vol. T18, Nr. 893), 3. 12) Liji (Aufzeichnungen über die Riten), Kapitel Neize (Regeln für den Inneren Bereich), Abschnitt 12. 13) Hou Hanshu (Geschichte der Späteren Han), Kapitel 84, Abschnitt Lienü zhuan (Biographien exemplarischer Frauen), 74. 14) Yunji qijian (Sieben Bambustafeln aus dem Büchersack der Wolken), 35 Zaxiushebu 4. 15) „Mit gerade frisch gewaschenem, parfümiertem und geöltem Körper, in weiten Reihen zur Speisung anstehen und zum Essen Platz nehmen.“ Zhongxumohedijing [Taisho Triptika, Vol. T03, Nr. 191], 7. 16) Siku quanshu – Jingbu –Lilei – Zhoulizhishu – Zhouguan jizhuan, 8. 17) „Der Chongfuyuan [ein buddhistischer Tempel] 50 Meilen nordwestlich des Kreises, wurde im dritten Jahr der Jianlong-Ära (962) von Zhu Rengan, dem Kreismagistraten (cishi) [der Stadt] Quzhou, errichtet und erhielt den Titel ‚Badehof’ (yushiyuan).“ Siku quanshu – Shibu – Dililei – Duhuj Junxianzhishu – Kuaiji zhi, 7. 18) Ebd., 58. 19) Quan Tangwen (Vollständige Sammlung der Schriften der Tang), Kapitel 295. 20) An Lushan war ein mächtiger Militärgouverneur, der durch einen Aufstand das Tang-Reich beinahe zu Fall brachte. 21) Quan Tangwen (Vollständige Sammlung der Schriften der Tang), Kapitel 612. 22) Yuan gugong yilu (Aufzeichnungen zu den Überresten des Kaiserpalastes der Yuan) von Xiao Xun [Ming, fl. 1396]. Erkundungen der altchinesischen Badekultur 135 Das sich verändernde Bad von Philippe Grohe 136 Das sich verändernde Bad AquaTektur stellt für das Bad Grundlagenforschung im besten Sinne dar. Denn die Entwicklung des Bades ist ein Prozess, der laufend neue Konzepte und Lösungen erfordert. Wir beobachten seit Langem, dass das Badezimmer grundlegenden Veränderungen unterliegt. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Bad als funktionaler Raum ausschließlich der Körperhygiene diente und entsprechend wenig im Fokus von Architektur und Innenarchitektur stand: Tatsächlich ist es nicht lange her, dass dieser Raum von einer nahezu überall identischen, banalen Anordnung technisch funktionaler Sanitärobjekte entlang der Wand geprägt wurde. Seit ein paar Jahren entwickelt sich das Bad zunehmend zu einem Wohnund Lebensraum, in dem die Menschen wieder mehr Ruhe und Frieden finden können vor und nach der Hektik ihres modernen Alltagslebens. Dies gilt vor allem, weil Wohlfühlen und Wasser in einem sehr starken Zusammenhang stehen – man erholt sich in Harmonie mit dem Element Wasser. Dieser Funktions- und Bedeutungswandel beeinflusst neben dem Produkt-Design immer mehr den Raum, seine Größe und Struktur: Das Bad will neu gestaltet werden – eine große Herausforderung für Architekten und Planer, aber auch für Designer und die Sanitärindustrie. AquaTektur ist einer der Wege, sich dieser Herausforderung zu stellen und Lösungsansätze anzubieten. Der Dialog mit Architekten und Innenarchitekten in den AquaTektur-Workshops folgt der Notwendigkeit, dem Lebenselement Wasser als kostbare und immer knapper werdende Ressource einen angemesseneren Platz in der Architektur einzuräumen und deren Nutzung im Bad immer wieder neu zu definieren. Wenn wir uns mit den Kreativen führender Architekturbüros aus aller Welt zusammensetzen, dann deshalb, weil gerade sie die Entwicklung des Bades vorantreiben können. Die sich immer weiter verändernden Bedürfnisse des modernen Menschen und deren Einfluss auf das Badezimmer machen es unabdingbar, dass wir als Hersteller nicht nur die einzelnen Produkte betrachten. Wer wirkliche Lösungen für die neuen Bedürfnisse im Bad anbieten möchte, der muss auch in Räumen denken. Es geht vor allem darum, die Lebensqualität zu steigern. Deshalb suchen wir den Dialog mit kreativen Designern und Architekten. Er hilft uns, neue Visionen entstehen zu lassen und so, rund um das Badezimmer, den Zusammenhang Wasser – Mensch – Raum besser zu erfassen. Designund Raumkonzepte jenseits rein funktionaler Aspekte und verschiedener Stilvarianten zu entwickeln, Das sich verändernde Bad 137 ist ein erklärtes Ziel von Axor, und aus diesem Grund suchen wir aktiv den Dialog mit den Architekten und Innenarchitekten. Die Marke Axor bietet mit ihren umfassenden Designer-Kollektionen die Möglichkeit, den wichtigen Lebensraum Bad individuell und mit großem Gestaltungsspielraum auszustatten. Das moderne Bad wird immer mehr durch ein ganzheitliches Raumkonzept geprägt. Wir präsentieren deshalb neben dem klassischen Armaturen- und Accessoire-Sortiment unserer Designer-Kollektionen immer ein ganzheitliches Badkonzept. Dabei korrespondieren nicht nur alle Design-Elemente miteinander, auch die räumliche Aufteilung, die Materialien und das Licht werden im Dialog mit dem jeweiligen Architekten und Designer bis ins Detail aufeinander abgestimmt. Axor profitiert dabei von der Kompetenz weltbekannter Architekten und Designer. Auch der Entwicklung des Badkonzepts einer Designer-Kollektion liegt ein Dialog zugrunde, wie er bei den AquaTektur-Workshops stattfindet. Er wird über Jahre hinweg geführt, aber natürlich von ganz anderen Maßgaben geleitet. Die AquaTektur-Workshops haben im Vergleich dazu eher einen Brainstorming-Charakter. Sie geben den Architekten und Innenarchitekten die absolute Freiheit, völlig losgelöst vom Produkt ihre Visionen vom Bad zu Papier zu bringen und kulturelle Impulse mit einfließen zu lassen. Der kreative Prozess und der Dialog während der Workshops lehren uns als Hersteller von Badprodukten wiederum, in architektonischen Maßstäben zu denken. So kommen wir im Endeffekt zu Badvorschlägen, welche die Menschen nicht nur zum Träumen bringen, sondern auch zur konkreten Umsetzung in der Realität anregen. 138 Das sich verändernde Bad Das Bad als Lebensraum 165 AquaTektur Architecture and Water – Havana 2002 Englische Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2003 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 3-87422-809-6 AquaTektur Architektur und Wasser – Havanna 2002 Deutsche Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2003 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 3-87422-808-8 AquaTektur SOM Skidmore Owings & Merrill, New York Grimshaw & Partners, London Behnisch, Behnisch & Partner, Stuttgart de Architekten Cie., Amsterdam Bothe Richter Teherani, Hamburg Yamamoto & Faessler, Zug Jourdan & Müller PAS, Frankfurt Berger + Parkkinen, Wien Nalbach + Nalbach, Berlin Bearth + Deplazes, Chur Archi-Tectonics, New York Allmann Sattler Wappner, München Riegler Riewe, Graz Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart TP Bennett Architects, London Gatermann + Schossig, Köln François Fasnacht Architekten, Basel Steidle + Partner, München Turett Collaborative Architects, New York 140 Rückblick AquaTektur Architecture and Water – Havana 2003 Englische Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2004 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 3-87422-811-8 AquaTektur Architektur und Wasser – Havanna 2003 Deutsche Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2004 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 3-87422-810-X AquaTektur Auer + Weber + Architekten, München Dietz Joppien Architekten, Frankfurt/Main gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg Hascher Jehle Architektur, Berlin RKW Rhode Kellermann Wawrowsky, Düsseldorf Gewers Kühn und Kühn Architekten, Berlin Ramseier & Associates Ltd., Zürich Atelier Werner Schmidt, Trun UdA Ufficio di Architettura, Turin Studio Novembre, Mailand ADD+ Arquitectura, Barcelona Torres & Torres, Barcelona Alison Brooks Architects, London Hopkins Architects, London Jestico + Whiles, London Hellmuth, Obata + Kassabaum, New York HLW International, New York Polshek Partnership Architects, New York Denton Corker Marshall PTY Ltd., Hong Kong Rückblick 141 AquaTektur Private Water – Beirut 2004 Englische Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2005 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. AquaTektur Private Water – Beirut 2004 Deutsche Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2005 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. AquaTektur Arkitema K/S, Århus R&Sie..., Paris mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol wrightassociates, München Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, Beirut nabil gholam architecture & planning, Beirut Sans Mimarlik, Bodrum Simone Kosremelli Architects, Beirut Maha Nasrallah Architect, Beirut 142 Rückblick Fotonachweis Fotos von Ralf Biehl, Stuttgart, außer: Titelbild: Michel Günther / Peter Arnold / images.de S. 16: Agence Nuel S. 18, 48, 52: CODE Arkitektur as S. 20: Roland Halbe S. 22: Tovatt Architects & Planners AB S. 24: Mecanoo architecten b.v. S. 26: Mass Studies S. 28: Steve Leung Architects Ltd. S. 30, 121, 125–126: MADA s.p.a.m. 144 Fotonachweis Axor – Hansgrohe AG Auestraße 5–9 D-77761 Schiltach Tel.: +49/7836 51-0 Fax: +49/7836 51-1300 www.axor-design.com