Petra 2015

Transcription

Petra 2015
Leben
PSST, DA MUSST DU HIN!
Ziellos durchs Netz
klicken auf der Suche nach
dem perfekten Urlaubsdomizil?
Unfassbar nervig! Besser:
Jemand verrät Ihnen,
wo sich die wirklich coolen,
neuen Hotels befinden …
Et voilà – wir haben fünf
Traum-Destinationen
besucht. Fahren Sie hin,
bevor es alle tun
Marke
ALEX HOTEL MARSEILLE
Cooles Interieur und WeltklasseLage: In diesem kleinen
Designhotel im Herzen von
Marseille finden die vom Laufen
müden Füße Erholung
F
ür mich als Fotografin stand die französische Hafenstadt Marseille mit ihrem legendären Licht schon
lange auf der Places-to-go-Liste. Und endlich ist es
so weit: Ich trete aus dem Dunkel des Bahnhofs
Saint Charles ins Helle und schreite die berühmte weiße,
von Skulpturen geschmückte Freitreppe hinunter (mit ganz
schwerem Gepäck nimmt man lieber den Hinterausgang) –
dann falle ich quasi auch schon in das bezaubernde, kleine
Designhotel Alex. Dort ist alles ganz still. Hinter der strahlend weißen Stuckfassade versteckt sich, über einen liebevoll dekorierten Innenhof erreichbar, das hübsch renovierte
Hinterhaus. Drinnen wird wieder die klare Linie des Haupthauses erkennbar: Schlichtes Design mit mediterranen Elementen – kräftige Wandfarben, Mosaikkacheln in den
Bädern, puristisches Mobiliar. Ich steige in einem Grünen
Zimmer ab. Und was gibt es Schöneres, als morgens das
Fenster zu öffnen und gleich in den schnuckeligen Innenhof
zu blicken, wo das Frühstück auf einen wartet? Das reizende Personal gibt gern Insidertipps und kümmert sich
rührend um seine Gäste. Wo findet man so was schon: eine
kleine, stylishe und dabei auch noch günstige Oase mitten
in der Großstadt? Und so betrete ich glücklich und ausgeruht die Straßen der Metropole und erreiche in wenigen Minuten den Hafen mit seinem geschäftigen Treiben und den
alten Fischkuttern, die Seite an Seite mit noblen Jachten
und Jollen in der Sonne schaukeln. Einfach superb hier, bonjour, Marseille!
ÖZLEM ÖZSOY
DZ ab 69 Euro pro Nacht, alex-hotel.fr
DA S S CH Ö N E A M H A FEN
Özlem Özsoy arbeitet als freie Bildredakteurin und Fotografin. Für
uns testete sie das Alex, ein stilvolles Haus im Herzen der Stadt, das
nicht so viel kostet, wie man denkt
WO DI E SO N N E
I MME R SCH E I N T
Ressortleiterin Stefanie Lindenberger und Tochter Carla
fuhren in Europas feinstes
Family-Resort, um herauszufinden, wie Urlaub mit
Kind und Stil funktioniert
MARTINHAL BEACH
RESORT&HOTEL SAGRES
Die Besitzer dieses Resorts haben vier Kinder –
und sich an der Algarve ein ganzes Dorf
gebaut, das sie selbst nur ungern verlassen
y little California“, sagt Besitzerin Chitra Stern, als sie vor dem Martinhal
Beach Resort steht und auf die Bucht von Sagres schaut. Ein paar Surfer
versuchen sich gerade an den schnurgeraden Wellen. Alles scheint vollkommen relaxt ganz im Westen der portugiesischen Algarve. In diese Gegend
kommen sonst nur Surfer mit ihren Bullis – und Surfer wissen bekanntlich, wo die
Strände am schönsten sind. Martinhal ist das einzige Fünf-Sterne-Resort weit und
breit. Auf dem Areal zwischen Wald und Beach stehen dazu mehr als 200 Ferienvillen – mit eigenem Pool oder ohne, mit Garten, Terrasse oder beidem. Ein 37-ZimmerBoutiquehotel kuschelt sich dazu direkt ans Meer. Wir beziehen ein Ocean House und
spüren sofort: Das Designteam von Terence Conran, das sich hier austoben durfte, hat
einmal genau nachgedacht. So schauen wir aus dem Bett nicht vor die Zimmerwand,
sondern über die Füße aufs Meer. Die Mission von Martinhal: Ferien für Menschen
mit Kindern, die nicht in laute Clubs wollen und es hassen, an Buffets anzustehen. Wir
haben jeden Tag die Wahl: Essen im Restaurant oder alles ins Haus bestellen. Allein
entspannen oder gemeinsam im Sand buddeln. Überall sind Kids-Corners – spannend
für die Kinder, diskret für Eltern, die mal durchatmen wollen. Sogar im Spa kann man
ein Mama-Kind-Treatment buchen. „Alles hier ist so, wie wir uns das mit unseren Kindern auf Reisen immer gewünscht haben“, sagt Chitra Stern. Sie ist Expertin, sie hat
vier Kinder zwischen vier und 15. Die wollen hier gar nicht mehr weg. Genau wie wir!
M
STEFANIE LINDENBERGER
Beachroom ab 132 Euro pro Pers./Nacht inkl. Halbpension. Haus für bis zu
fünf Pers. ab 358 Euro/Nacht inkl. Halbpension für alle, martinhal.com
08. 2015 | petra | 123
Marke
LA COQUILLADE VILLAGE
GARGAS
C’est magique! In dieser
traumschönen Oase inmitten
provenzalischer Weinreben
trifft natürlicher Charme auf
Luxus vom Feinsten
eit meinem Toulouse-Austausch in der
9. Klasse schlägt mein Herz im Takt französischer Chansons und für das Land des Savoirvivre (ich meine jetzt nicht nur den Wein,
ach, aber den auch). Im Mietwagen geht’s entlang
des Luberon-Massivs in eine der schönsten Ecken
der Provence. Auf Höhe des Örtchens Gargas biegen wir bergauf in einen Feldweg. Von dort aus erblickt man es hoch oben
auf dem Hügel – das von Zypressen gesäumte Öko-Resort
La Coquillade. Seine in Beige und Ockertönen gemauerten
oder verputzten Häuser beherbergen 63 Zimmer und Suiten,
von denen die Hälfte gerade erst fertiggestellt wurde. Der Mix
aus französischem Landhauscharme und coolem Design verführt sofort dazu, barfuß auf dem Steinfußboden durch die
großzügigen Räume zu laufen. Na, und wenn die frei stehende Riesenbadewanne mit Ausblick keine Einladung ist!
Dazu lockt ein nagelneues Luxus-Spa auf rund 1500 Quadratmetern zum Endlos-Verwöhnen. „La vie est belle!“,
möchte man laut rufen, während man in einen der zwei beheizten Außenpools springt, durch die 40 Hektar Weinberge
streift, bei Sonnenuntergang den hauseigenen Aureto-Rosé
schlürft und anschließend in einem der drei Gourmet-Restaurants schlemmt. Und sich am nächsten Tag einfach nicht
entscheiden kann, von welcher Sonnenterrasse aus man in
die hypnotisierend schöne Landschaft ringsum starren will.
Ein echtes Luxusproblem …
FRIEDERIKE SCHÖN
DZ ab 170 Euro pro Pers./Nacht, coquillade.fr
Extra-Tipp: Ein Besuch in der Kronleuchter-Manufaktur Lustrerie Mathieu, mathieulustrerie.com
S
124 | petra | 08. 2015
L U X U S PU R
Autorin Friederike
Schön besuchte einen
Fünf-Sterne-Ferientraum in der Provence.
Die ältesten Steine der
Landhäuser sind aus
dem 11. Jahrhundert,
das Innendesign ist
topaktuell. Der Porsche
gehört zum Hotel
Leben
NORDIC STYLE
Und das mitten in
Porto. Özlem Özsoy
war schockverliebt in
das tolle Townhouse
ZUM ANBETEN …
…fand Volontärin
Sinah Hoffmann das
alte Kloster an den
steilen Hängen über
dem Mittelmeer
HOTEL ROSA ET
AL TOWNHOUSE PORTO
Porto, kunterbunte Häuser, Atlantik und
Portwein. Aber mitten im Künstlerviertel stößt
man auf ein Hotel in dänischem Style
ür eine Retrodesign-Liebhaberin
wie mich war dieses Boutiquehotel
im portugiesischen Porto eine
Offenbarung – schon als ich die
Rezeption betrete, fühle ich mich wie in
einem ganz nach meinem Geschmack
eingerichteten Wohnzimmer. Jedes einzelne Stück, Tische und Stühle, Kissen
und Vasen, würde ich sofort mit nach
Hause nehmen. Ich fühle mich daheim,
als ich meine großzügige Suite beziehe.
Eine andere Kategorie gibt es im inhabergeführten Rosa Et Al übrigens nicht. Jede
der sechs Suiten ist individuell hergerichtet. Es wimmelt von dänischen Mid-Century-Style-Möbeln und Designklassikern,
die ausgesuchten Einzelstücke fügen sich
perfekt in den Altbau-Charme (natürlich
top saniert). Wahlweise kommt die
Musik aus einem Retroradio oder dem
versteckten Soundsystem, denn Vintage
hin oder her, die Gäste sollen nicht auf
moderne Standards verzichten. Ein absoluter Knaller ist das offene Bad mit Holzschiebetür und einer frei stehenden
FOTOS: MIA TAKAHARA (5), Stefanie Lindenberger (1), Sinah Hoffmann (2), Boris Sanheim (1)
F
Badewanne. Ein Traum, den ich am liebsten in den Koffer packen würde, wenn
das ginge. Ebenfalls toll: Der wilde Garten mit Frühstücksterrasse und gemütlichen Nischen zum Chillen, in dem
regelmäßig Ausstellungen und Kunstprojekte stattfinden. Aber auch die Lounge,
die Bibliothek, der Design- und Foodshop
und die Bar machen den Charme des Hotels aus. Das wirklich köstliche Frühstück
gibt es à la carte, ist zum Großteil hausgemacht, und das nur aus besten regionalen Bioprodukten. Gleiches gilt für die
Abendküche. Wen es zum Essen und Trinken nach draußen zieht, in die vielen tollen Restaurants (ich habe selten so gut
zu so erschwinglichen Preisen gespeist!)
und im Anschluss in die Galerien, Bars
und Concept Stores – auch kein Ding,
schließlich liegt das schmucke Stadthaus
ja mitten im angesagten Künstlerviertel
Bombarda. Ja, so würde man halt auch
zu Hause gerne wohnen
…
ÖZLEM ÖZSOY
Suiten ab 118 Euro, rosaetal.pt
GRAND HOTEL
CONVENTO DI AMALFI
Ein altes Kloster, innen umgebaut zum
Luxushotel, unten das kobaltblaue Meer. Das
hört sich spektakulär an? Ist es auch!
gal wie sehr ich die coolen Rooftop-Partys in der Großstadt liebe,
nirgendwo schmeckt der Sommer süßer als in Amalfi. 80 Kilometer südlich
von Neapel, zwischen Zitronenbäumen und Oleander, will ich „Ciao, ciao!“
jauchzen, ein rotes Flatterkleidchen überwerfen und mit Antonio auf
der Vespa die Küste entlangdüsen. Schon der italienische Dichter und Nobelpreisträger Salvatore Quasimodo verfiel dem Charme der Amalfiküste und schrieb:
„Hier befindet sich der Garten, den wir immer vergebens suchen, nachdem wir
die vollkommenen Orte unserer Kindheit verlassen haben.“ Mein persönliches
Paradies finde ich im Grand Hotel Convento di Amalfi. Das ehemalige Kloster aus
dem 12. Jahrhundert thront hoch oben an den Klippen mit einem spektakulären
Blick auf den Golf von Salerno. Ein Fahrstuhl ganz unten an der Straße saust mit
mir 80 Meter durch den Granit und bringt mich zu den weiß getünchten Kreuzgängen und der riesigen Dachterrasse, auf der die Kellner schon morgens Pannacotta servieren, wenn man das möchte. Mein Zimmer mit Meerblick und
Marmorbad liegt irgendwo im vierten Stock. Den Weg dorthin vergesse ich ständig absichtlich – auf meinen planlosen Streifzügen entdecke ich nämlich muckelige Lesezimmer, eine restaurierte Kanzel aus dem Mittelalter und die hauseigene
Kapelle. Den ursprünglichen Charakter der ehemaligen Abtei spürt man in jedem
Winkel. Die Zimmer, das Spa und das Restaurant sind elegant und schlicht. Kein
pompöser Protz und Prunk lenkt von der malerischen Natur ab. Und die genießt
man am besten mit frisch gepresstem Orangensaft auf einer der weichen weißen
Liegen am Infiniti-Pool. Hier dümple ich am liebsten träge im Wasser, betrachte
das kobaltblaue Meer und warte darauf, dass Antonios Vespa wieder unten
am Hafen knattert.
SINAH HOFFMANN
DZ ab 139 € pro Pers./Nacht, inkl. Frühstücksbuffet, dertour.de
E
08. 2015 | petra | 125