IT_Turin_2014_1 - Rechts- und Wirtschaftswissenschaften

Studienaufenthalt im Ausland
Erfahrungsbericht
Name der Universität:
Politecnico di Torino
Land:
Italien
Zeitraum/Jahr des Auslandaufenthaltes:
01.09.2012 – 26.07.2013
Partneruniversität:
Ja
1. Allgemeines: Informationen zum Land, zur Stadt und zur Universität
Über Italien braucht man denke ich nicht große Worte zu verlieren, da das Land den meisten
Menschen bekannt sein sollte. Man sollte nur bedenken, dass man unbedingt Italienisch sprechen
sollte. Man kann zwar mit guten Pantomimefähigkeiten überleben, an sehr vielen Gelegenheiten wird
man aber nicht daran vorbeikommen wenigstens etwas Italienisch zu können, denn sehr viele Leute,
auch sehr viele Studenten und Professoren können kein oder nur sehr gebrochenes Englisch. Zu Turin
und der Politecnico di Torino finden sich in den folgenden Punkten nähere Informationen.
2. Vorbereitungsempfehlung: Visum, Flug, Versicherung, Arztbesuche, Wohnung, Unterhaltskosten
Die Reise nach Turin gestaltet sich von Frankfurt aus sehr einfach. Je nach Buchungstermin sind
Lufthansa-Direktflüge von Frankfurt International nach Torino Caselle zwischen 130-190€ zu haben.
Wer mehr Zeit hat und nicht ganz so bequemlich ist kann auch die Tagesreise nach Frankfurt Hahn
antreten und mit Ryan Air nach Bergamo fliegen. Von dort fährt seit neuestem auch ein Bus der Firma
Sadem, welche zumindest rund um Turin, die Buslinien für längere Busreisen anbieten, direkt vom
Flughafen ins Zentrum von Turin. Alternativ kann man einen Bus nach Mailand nehmen und von dort
aus den Regionalzug (11,20€) oder den Schnellzug, Freccia Rossa (9€ - ca.25€) je nachdem wie früh
man bucht), nach Turin.
Wenn man mehr Gepäck hat bietet sich selbstverständlich auch die Anreise komplett mit dem Zug an,
welche über die Schweiz nach Mailand fahren. Ich persönlich habe die bequeme Variante über Torino
Caselle gewählt. Von Caselle fährt ein Sadem-Bus (6,50€) direkt ins Zentrum von Turin zu einem der
Fernbahnhöfe Porta Nuova oder Porta Susa.
Die Suche nach einem Zimmer hängt ganz von den eigenen Ansprüchen ab. Generell sollte man diese in
Turin jedoch sehr senken und bereit sein dafür auch noch mehr zu bezahlen. Von außen sehen 90% der
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Häuser sehr gepflegt aus, wie auch der Eingangsbereich. In fast allen Wohnungen, die ich angeschaut
habe, erstreckte sich hinter der Wohnungstür dann allerdings das reinste Chaos. Ein einzelnes Zimmer
zu bekommen ist allerdings nicht all zu schwer.
Empfehlenswert ist es schon frühzeitig auf der Erasmusseite von Turin des Vorjahres auf Facebook zu
suchen. Dort bieten viele Erasmusstudenten ihre Zimmer an. Das Pendant zu „wg-gesucht“ ist
www.bakeca.it. Desweiteren kann man sich an die Fondazione Falciola (www.fondazionefalciola.it)
wenden. Diese befindet sich in der via Sant‘ Ottavio. Diese Stiftung hat einige Wohnungen bzw. Häuser
im Angebot welche sie jedes Jahr mit größtenteils Erasmus-Studenten füllt, daher sollte man sich
auch relativ frühzeitig dort melden.
Bei der Wohnungssuche stößt man auch auf eine große Anzahl an Anzeigen, welche als Anzeigenbild
nur sinnlose Panoramabilder von Turin zeigen. Dabei handelt es sich in fast allen Fällen um die Agentur
Casa Veloce. Dies verlangt dann eine Gebühr von 200€ um sich all ihre schönen Wohnungen anschauen
zu können. Ich selbst habe das natürlich nicht gemacht und auch die Kritiken im Internet über diese
Agentur gehen sehr stark ins Negative.
Ich habe zusammen mit einem Italiener der von einem Vorort von Turin in die Stadt ziehen wollte eine
Wohnung gesucht. Von dieser Variante würde ich allerdings abraten, sollte man kein perfektes
Italienisch sprechen. Die Preise für ein Zimmer liegen generell auf einem leicht höheren Niveau als
Darmstadt, zwischen 350-400€. Sehr beliebt bei Südamerikanern und Italienern sind Doppelzimmer
welche man schon ab 250€ bekommt.
Gute Wohngegenden sind meiner Meinung nach Centro, San Salvario und Lingotto. Je nachdem wie viel
man für das Zimmer ausgeben möchte. Solange man an der einzigen Metro-Linie der Stadt wohnt ist
auch eine größere Entfernung zur Politecnico nicht so schlimm. Ich brauchte von Lingotto aus eine halbe
Stunde zur Uni.
3. Studienorganisation an der Universität: Kurswahl, anerkannte Prüfungen, sonstiges
Das Kursangebot der Politecnico bietet sich meiner Meinung nach eher dazu an noch im BachelorStudium dort hinzugehen. Zudem ist es sinnvoll sich eher auf die Kurse des reinen
Maschinenbaustudiengangs (Ingegneria Meccanica) zu konzentrieren, da diese vom Niveau der TU
Darmstadt sehr ähnlich sind. Das Pendant zum Wirtschaftsingenieur ist der Studiengang Ingegneria
Gestionale. Dieser ist aber bei weitem nicht so technisch ausgelegt wie an der TU und enthält praktisch
nur Wirtschaftskurse. Generell ist es hilfreich sich noch vor Kursbeginn das Skript von den
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Professoren zu holen, um sich ein Bild davon zu machen, ob es Sinn macht den Kurs zu besuchen.
Für mich war es sehr schwer italienische Kurse zu besuchen, da diese zum Teil kein Skript hatten und
ich somit überhaupt nicht folgen konnte. Bei den auf Englisch gehalten Vorlesungen war es für mich das
Gegenteil, da man davon ausgehen kann flüssiger Englisch zu reden als die meisten Professoren. Ein
großer Unterschied zu Darmstadt ist die Vorlesungsdauer, diese ist im Normalfall 3 Stunden. Im
Folgenden werde ich die Vorlesungen welche ich gehört habe kurz beschreiben:
Project Management:
Ist sehr zu empfehlen. Der Professor, Alberto de Marco, spricht gutes Englisch und ist der motivierteste
Professor der mir in Turin begegnet ist. Die Vorlesung enthält ein Projekt welches in Gruppen über das
komplette Semester gemacht werden muss. Die Gruppen bestehen dabei aus Studenten verschiedener
Nationalität, was ausdrücklich vom Professor verlangt wird. Sobald man über die Ungereimtheiten des
Projekts hinweggesehen hat macht dieses auch Spaß. Diese Vorlesung wird auch in Darmstadt
anerkannt.
Quality Engineering:
Von dieser Vorlesung kann ich nur abraten. Die Vorlesungsdauer wird durch das schlechte Englisch und
die grenzenlos langweilige Art den Stoff vorzutragen ins scheinbar unendliche gezogen.
Mechanical System Dynamics:
Diese Vorlesung ist dem Strukturdynamik an der TU sehr ähnlich. Allerdings ist die Vorlesung in keiner
Weise damit zu Vergleichen. Das Englisch des Professors ist ok. Entscheidende Nachteile sind allerdings,
dass es sehr wenige Übungsaufgaben gibt, kein Skript (man muss jede Folie in der Vorlesung
abschreiben) und keine alten Klausuren. Daher kann ich diese Vorlesung auch nicht empfehlen.
Innovation Management and Product Development:
Die Professorin spricht gutes Englisch, das Thema ist interessant aber man hat den Eindruck, dass sich
die Professorin selbst furchtbar langweilt. Die Klausur besteht aus einem einfachen Rechenteil und
einem theoretischen Teil in denen man das komplette Skript, von 500 Seiten können muss. Die
Vorlesung war aber eine der besseren die ich besucht habe.
Automatic Control:
Wird in Darmstadt für Regelungstechnik anerkannt. Professor ist sehr hilfsbereit und bietet eine
Übungsstunde pro Woche an zu der kaum einer erscheint und man somit Privatunterricht hat.
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Integrated Manufacturing Systems:
Behandelt CNC-Maschinen und Roboter. Vom Thema her sehr interessant und auch gut mit vielen
Videos in der Vorlesung präsentiert. Einzig das sehr schlechte Englisch des Dozenten macht es sehr
schwer zuzuhören. Die Klausur ist ein Multiple-Choice Test.
Sprachkenntnis Nachweis:
Nein
Uniformpflicht:
Nein
Unterrichtssprache:
Italienisch/Englisch
Anwesenheitspflicht: Nein
Semesterbeginn:
01.10 bzw. 01.03
Semesterende:
30.09 bzw. 28.02
4. Leben und Freizeit: Studentenleben, Nachtleben, Land, Leute, Klima, Essen, Sport, Reisen
Turin ist Grundsätzlich eine Industriestadt und man sollte keine typische italienische Stadt wie man sie
aus dem Urlaub aus der Toskana kennt erwarten. Im Zentrum rund um Piazza Vittorio und im Viertel
Quadrilatero findet man jedoch dieses Flair. Sehr zu empfehlen, in den Sommermonaten, ist der Parco
Valentino direkt am Po mit einigen Bars wie dem Fluido oder Imbarchini direkt am Wasser. Dort ist auch
abends jede Menge los, wie auch auf dem Piazza Vittorio der vor allem im Sommer am Wochenende
komplett mit Menschen gefüllt ist. Im Viertel San Salvario, welches neben dem Praco Valentino zu finden
ist, reiht sich eine Bar an die nächste und auch viele gute Restaurants sind dort zu finden. Größere Discos
gibt es einige über die Stadt verteilt, im Parco Valentino gleich vier (Life, Chalet, Cacao (Open-Air Disco,
nur im Sommer), Rotonda). Man sollte sich aber an die jeweiligen Erasmus-Party, welche nahezu jeden
Tag in einer anderen Disco stattfinden halten, wenn man nicht 20€ Eintritt und überteuerte Getränke
bezahlen will. Die Erasmus-Partys sind in der Regel
ohne Eintritt.
Generell ist das Leben, neben der Miete, teurer als in Deutschland, was ich vor allem an der
Supermarktkasse gemerkt hab. Was hingegen bei weitem billiger ist sind die Züge. Daher bietet es sich
auch an die Umgebung von Turin zu besuchen, wie Monaco, Nizza, Cinque Terre, Milano, Venezia,
Firenze etc. Neben Trenitalia (www.trenitalia.it) gibt es noch einen weiteren Anbieter, Italo Treno
(www.italotreno.it), welcher aber nur die größten Städte in Italien verbindet.
5. Warum man dort studieren sollte (Fazit):
Turin ist eine völlig unterschätzte Stadt in die es sich auf jeden Fall lohnt zu gehen. Sowohl im Winter,
wenn die Stadt mit unglaublich viel Weihnachtsbeleuchtung (nicht nur im Zentrum) geschmückt ist, als
auch im Sommer, wenn man abends am Fluss ein Bier trinken kann. Man lernt sehr viele neue Leute
kennen, vor allem aus Südamerika, Frankreich und Spanien und bekommt etwas Abstand vom tristen
Studienalltag in Darmstadt. Daher kann ich es jedem nur empfehlen ein Jahr oder auch nur ein halbes
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in Turin zu studieren.
6. Weitere Anmerkungen und wichtige Links:
Die Links welche für mich am wichtigsten waren finden sich schon im oberen Text. Der essentiellste ist
wohl noch www.polito.it, wobei dieser hoffentlich schon bekannt ist. Um übere alle „Freizeitangebote“
außerhalb der Universität informiert ist, empfiehlt es sich sehr in die entsprechenden Facebook-Gruppen
zu gehen.
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