Mein Praktikum bei GPCCI in Manila Mein freiwilliges Praktikum bei

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Mein Praktikum bei GPCCI in Manila Mein freiwilliges Praktikum bei
Mein Praktikum bei GPCCI in Manila
Mein freiwilliges Praktikum bei der German-Philippine Chamber of Commerce and Industry Inc.
(GPCCI) in Manila hat sich über einen Zeitraum von drei Monaten (Mai bis Juli 2014) erstreckt.
Da ich unbedingt ein Praktikum in einem ostasiatischen Land absolvieren wollte und unser Lehrstuhl
mit der IHK kooperiert, habe ich im März 2013 eine Initiativbewerbung an die philippinische AHK
verschickt. Nach einigen Kommunikationsschwierigkeiten kam es dann im September 2013 endlich zu
einem Telefoninterview. Anschließend wurden mir die Vertragsunterlagen für das Praktikum ab Mai
2014 per Email zugeschickt.
Zum Visum. Es gibt kein Visum für einen Zeitraum länger als zwei Monate. Als EU Bürger darf man
allerdings 30 Tage ohne Visum auf den Philippinen verbringen. Problem bei einer Einreise ohne
Visum KANN allerdings sein, dass beim Abflughafen in Deutschland nach einem Rückflugticket
verlangt wird welches bescheinigt, dass man nach 30 Tagen die Philippinen wieder verlässt. Kann
man dies nicht vorweisen KANN einem die Ausreise aus Deutschland verweigert werden. Um dies zu
vermeiden habe ich beim philippinischen Konsulat in der Nussbaumstraße in München ein Multible
Entry Touristenvisa beantragt. Dies kostet 54 Euro und erlaubt einem 59 Tage im Land zu bleiben.
Danach muss man ausreisen. Bei der anschließenden Wiedereinreise darf man erneut 59 Tage im
Land verbringen. Diesen Prozess kann man auf eine Periode von bis zu einem Jahr ausweiten. Nach
59 Tagen bin ich deshalb für ein verlängertes Wochenende nach Singapur geflogen. Solange man
beim Rückflug von Singapur bescheinigen kann das man die Philippinen nach 59 Tage wieder verlässt
hat man auch keine Probleme bei der Wiedereinreise. Die Beantragung des Visas ging relativ
unkompliziert und hat trotz der Osterfeiertage nur zwei Wochen gedauert. Am Besten bucht man
gleich einen Hin- und Rueckflug von Muenchen-Manila weil mein bei der Visastelle das
Rueckflugticket (egal wann der Rueckflug ist) vorweisen muss. In Sachen Visa ist das Multible Entry
Visa natürlich nur eine von verschiedenen Möglichkeiten. Ich habe damit aber sehr gute Erfahrungen
gemacht und mir somit komplizierte Behördengänge in Manila erspart.
Mein Hinlflug war am Donnerstag, 24. April 2014 von München über Doha nach Manila. Am
Flughafen in Manila darf man nicht vergessen seine Arrivalcard auszufüllen. Diese liegen links und
rechts am Ausgang wenn man Richtung Immigrationsschalter geht. Vergisst man dies, muss man sich
nämlich nochmal anstellen was bei der Masse an Menschen und den langen Schlangen vor dem
Flughafenschalter kein Spaß ist.
Den meisten Bammel hatte ich vor dem Moment in dem ich das kühle Flughafengebäude verlasse
und raus auf die Straße in das Verkehrschaos trete und keine Ahnung hab wohin. Alle Befürchtungen
blieben aber unbegründet. Durch fragen konnte recht schnell die Haltestelle der günstigeren weißen
Taxis im Firstfloor des Flughafengebäudes finden. Die gelben Taxis im Groundfloor sind spezielle
Flughafentaxis und deshalb etwas teurer (Grundpreis 70 PHP). Die Taxis im ersten Stock hingegen
sind günstiger da sie am Abflugterminal halten um andere Personen am Flughafen abzusetzen. Ich
kann also jedem nur empfehlen rauf in den ersten Stock zu fahren und dort ein weißes Standarttaxi
zu nehmen. Startpreis ist 40 PHP. Übrigens gibt es am Flughafen zahlreiche Geldautomaten. Man
muss also nicht extra PHP von Deutschland mitbringen um z. B. Das Flufhafentaxi bezahlen zu
können.
Der Taxifahrer hat mich dann durch den Freitagabendberufsverkehr zu meiner Wohnung in der
Leveriza Street gebracht. Diese habe ich auf AirBnB.com gefunden. Diese Seite kann ich jedem
weiterempfehlen da sie die Überweisung der monatlichen Miete und alle weiteren
Vertragsformalitäten übernimmt und als Sprachrohr zwischen Vermieter und Mieter fungiert. Hab in
einer circa 60 qm großen Wohnung ein Zimmer in einer Zweizimmer WG gemietet. Meine
Mitbewohnerin ist eine 30-jährige total liebe Philippinerin die aus Davao kommt und in Manila wohnt
da sie am Goethe-Institut Deutsch lernt. Im August geht sie nämlich nach Berlin um dort ihren
deutschen Freund zu heiraten. Zurück zur Wohnung. 10ter Stock, Küche, Bad , Balkon,
Waschmaschine alles soweit in Ordnung. Natürlich nicht mit dem deutschen Sauberkeitsstandart zu
vergleichen aber gut, damit muss man rechnen wenn man in eine asiatische Großstadt kommt. Für
das Zimmer habe ich im Monat circa 210 Euro bezahlt (invcl. AirBnB Vermittlungsgebühren). Für eine
Wohnung in Makati City zahlt man um einiges mehr. Am Anfang war ich allerdings etwas
eingeschüchtert von meinem Wohnviertel. Ist halt nicht das schickte Makati City sondern Pasay City.
Meine Praktikumsstelle bei GPCCI ist im Döhle Haus welches circa 20 Gehminuten von meiner
Wohnung entfernt liegt. Da meine Straße zu eng für Taxis ist und der morgendliche Berufsverkehr
ziemlich stark ist, hab ich mich dazu entschieden meine täglichen Arbeitswege zu Fuß zu erledigen.
Meine Praktikumszeiten konnte ich auf 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr vorverlegen damit ich nicht im
Dunkeln nach Hause gehen muss.
Die erste Zeit in Pasay City, Manila hab ich mich noch ziemlich unsicher gefühlt und war deshalb sehr
froh wenn ich in Begleitung meiner philippinischen Mitbewohnerin war. In meiner Straße wohnen
nur Einheimische und ich habe bis zum Schluss meines Aufenthaltes keinen europäisch aussehenden
Menschen getroffen. Mit der Zeit hab ich mich aber an die Situation gewohnt und die Menschen dort
wohl auch an mich. Insgesamt fühle ich mich dort, tortz kleiner Anfangsschwierigkeiten richtig wohl.
Wobei ich sagen muss, ohne meine Mitbewohnerin hätte ich wahrscheinlich nie verstanden wie das
mit dem Jeepneyfahren (Fixpreis 8,50 PHP / 12 PHP) funktioniert oder welche Preise für Gemüse und
Obst an den Straßenständen angemessen sind.
Außer exotisches Obst und Gemüse hat die philippinische Küche leider für einen Vegetarier wie mich
nicht viel zu bieten. Getrockneter Fisch, Chicken als Standartzutat und geröstete Schweinehaut sowie
Reis zum Frühstück, Mittag- und Abendessen ist leider nichts für mich. Das Essen in der Kantine wird
von GPCCI übernommen wobei Praktikanten nur das philippinische Menü wählen dürfen da das
europäische Essen teurer ist. Deshalb bleibt einem nichts anderes übrig als sich an die tägliche
Gemüse mit Reis Ration zu gewöhnen. Aber wie heißts in Bayern so schön, einem geschenkten Gaul
schaut ma ned ins Maul.
Ein paar Reisetipps. Ich hab versucht aus meinem kurzen Aufenthalt von drei Monaten auf den
Philippinen so viel wie möglich mitzunehmen. Manila selbst hat außer dem Rizal Park, Intramuros,
den SalcedoSaturday Market, Shopping und dem Ayala Park nicht viel zu bieten. Die Manila Bay ist
ganz nett aber natürlich nicht mit einer italienischen Strandpromenade zu vergleichen. Die ganze
Stadt ist ziemlich dreckig und überfüllt. Mit dreckig mein ich übrigens nicht, das viel Müll herum liegt,
aber es ist einfach alles grau in grau und ungepflegt. Umso schöner ist es also die Wochenenden
sowie die zwei Urlaubstage pro Monat für tolle Ausflüge zu nutzen.Ich selbst war einige Male in
Batangas zum Wandern und Tauchen, auf der Touristenhochburginsel Boracay, auf Puerto Galera, in
Davao (Mindanaue), Banaue und Batad (Reistrassen, Weltkulturerbe) auf Cebu und Bohol sowie
Coron (Palawan). Jeder dieser Orte ist atemberaubend und ganz speziell. Ein Besuch lohnt sich
also!Viele Orte in Luzon (z. B. Batangas) sind von Manila aus problemlos mit dem Bus zu erreichen.
Ansonsten wird das Archipel eben mit dem Flieger erkundet. Mit Philippine Arilines (kurz PAL,
umgangsprachlich auch Plain Always Late) hab ich leider weniger gute Erfahrungen gemacht. Viele
Verspätungen und hohe Gebühren. Deshalb empfehle ich persönlich Cebu Airways und Tiger
Airlines. Diese Fluggesellschaften bieten zudem auf ihren Webseiten regelmäßig super Sparangebote.
An was man sich erst gewöhnen muss ist, dass die Philippinos darauf brennen Fotos mit
weißhäutigen Personen zu machen. Also seit darauf vorbereitet. Wenn jemand mit den Worten
Ma’am, Picture Picture auf euch zukommt heißt diies nicht, dass ihr ein Foto machen sollt, sondern
sie möchten ein Bild mit euch zusammen machen. Außerdem wird man gerade als Frau überall
angeredet. „Hello my friend“, „how are you Barbie“, „I love you“ usw. Aber auch an das gewöhnt
man sich. Einfach immer nett zurück grüßen.
Auch neu war die förmliche Anrede. Ältere Frauen werden mit Ate angesprochen was soviel wie
Tante bedeutet und den Respekt gegenüber der Person ausdrückt. Männer werden mit Kuya, also
Bruder angesprochen. Ansonsten verwendet man für Frauen die Anrede Ma’am oder Miss. Darüber
hinaus sind Cucaracha, kleine Salamander und Ratten keine Seltenheit. Da ich in der Regenzeit in
Manila war sollte man sich auf alle Fälle angewöhnen nie ohne Regenschirm und Flipflops aus dem
Haus zu gehen. Platzregen, Überflutungen und Stromausfälle sind dann leider keine Seltenheit.
Leider hab ich auch den ein oder anderen Taifun miterlebt. Aber das ist eben Teil der philippinischen
Regenmonate.
Ansonsten hab ich fast durchgehend positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen sind sehr
freundlich, hilgsbereit und offen. Sie lieben das Feiern, Singen und Tanzen. Ein Besuch in einer
Karaokebar ist daher Pflicht.
Zum Praktikum. Das 10-köpfige GPCCI Team ist ein Mix aus deutschen und philippinischen
Mitarbeitern. Darüber hinaus sind im Schnitt zwei deutsche und ein bis zwei philippinische
Praktikanten beschäftigt. Das Team ist relativ jung und so wird auch in der Freizeit viel miteinander
unternommen. Die Praktikanten werden hier wie ein vollwertige Mitarbeiter behandelt, heißt, jeder
bekommt eigenverantwortliche Projekte zugeteilt. Gearbeitet hab ich meistens von viertel nach
sieben bis fünf, aber bis auf den kleinen Fahrtkostenzuschlag und das Mitagessen bekommt man kein
Gehalt. Manchmal wird der Kammer sogar nachgesagt sie sei ein Ferrari auf Praktikantenrädern ;)
Einerseits ist es schön Verantwortung übertragen zu bekommen, zum anderen finde ich es nicht fair
wie alle anderen zu arbeiten, dafür aber kein Gehalt zu zu bekommen. Also ich letztens mit einem
Praktikanten von der Österreichisch-Philippinischen Handelskammer geredet habe, war ich schon
etwas neidisch als ich erfahren habe wie viel er verdient. Ansonsten macht das Arbeiten aber sehr
viel Spaß. Mein Projekt war die Neugestaltung des Internetauftritts. Hab also die ersten beiden
Wochen damit verbracht das Handbuch zum Programm Typo3 zu durchwälzen und mich dann die
kommenden 2,5 Praktikumsmonate daran gemacht die neue Website zu gestalten und den HTML
Newsletter zu erstellen. Viel Unterstützung gab es dabei nicht. Mir persönlich ist es lieber wenn ich
eigenständig an einer Sache arbeiten kann ohne ständig Rückmeldung geben zu müssen. Wer lieber
typische Praktikantenarbeiten erledigt, sollte sich also nicht bei GPCCI bewerben. Neben der Website
gab es darüber hinaus noch einige Abendveranstaltungen , Messen und Firmenbesuchebei denen die
Praktikanten aktiv mitgestalten. Man sollte sich also darauf einstellen circa einmal im Monat bis spät
in die Nacht zu arbeiten. Das hört sich jetzt aber schlimmer an als es ist. Bei den diversen
Networkingveranstaltungen gibt es immer viel Unterhaltung und gutes Essen und das Arbeiten fühlt
sich gar nicht an wie Arbeit. Außerdem hat man die Möglichkeit Kontakte zu anderen Firmen zu
knüpfen und das ist schließlich nie schlecht. Die Kleidung im Buero ist mittelschick wobei sich die
Philippinischen Frauen teilweise ganz schoen aufbrezeln. Freitags sind dann auch Turnschuhe und
Jeans erlaubt. Fuer besondere Events sollte man dann aber auch etwas schickeres dabei haben.
Große Vorbereitungen habe ich für das Praktikum ansich nicht getroffen. Englisch sollte man fließend
beherrschen und Grundkenntnisse im Small-Talk schaden mit sicherheit auch nicht. Gerade bei den
Veranstaltungen und Messeauftritten muss man die Kammer gut verkaufen können und das eben
auch auf Englisch. Außerdem sind Basics in Officeanwendungen von Vorteil. Flexibel sollte man
außerdem sein da die Filipinos nicht gerade berühmt für ihr Organisationstalent sind und deshlab
viele Dinge ganz dringend auf den letzten Drücker erledigt werden müssen. Für alles Weitere gilt,
learning by doing.
Zur Freizeit. Durch die Kollegen und Networkingveranstasltungen der Kammer findet man schnell
Anschluss. Darüber hinaus hab ich zusammen mit meiner Mitbewohnerin viele Veranstaltungen am
Goetheinstitut besucht. Diese sind kostenlos und über die Facebookseite immer angekündigt. An
Einsamkeit muss während dem Praktikum also keiner leiden. Für alle die sich für sportliche
Aktivitäten interessieren. Wenn man kein Langschläfer ist, kann man entlang der Manila Bay sehr gut
von fünf bis sechs am Morgen laufen gehen ohne das einen die schweistreibende Hitze erdrückt.
Jedes Wochenende werden zahlreiche Funruns ausgetragen. Darüber hinaus haben viele
Wohnblöcke eigene Fitnessstudios und einen Swimmingpool. Ansonsten gibt es an jeder Ecke einen
Golfclub. Mein einziger männlicher Kollege ist außerdem Mitglied in der Fußballmanschaft des
German Clubs in Manila. Die Filipinos selber sind dagegen mehr an Basketball als am Fußball
interessiert, was gerade in Zeiten der Fußballweltmeisterschaft 2014 sehr schade war. Ansonsten
steht natürlich Schnorcheln und Tauchen hoch im Kurs.
Insgesamt kann ich sagen, Manila ist meine große Liebe, auch wenn erst auf den zweiten Blick. Man
braucht ein paar Tage, vlt sogar ein paar Wochen um mit der Stadt “warm“ zu werden, aber hat man
sich erst einmal an die neue Umgebung gewont hat man eine tolle Zeit vor sich. Die philippinische
Kultur ist anders als die europäische, da aber die meisten Filipinos katholisch sind ist der
Kulturschock lang nicht so groß wie in anderen asiatischen Ländern. Darüber hinaus bestehen sogut
wie keine Sprachbarrieren da Englisch neben Tagalog die zweite offizielle Landessprache ist.
GPCCI kann ich als Praktikumsstelle sehr weiterempfehlen da man viel Neues lernt und von Anfang
an sehr herzlich in der „GPCCI Familie“ aufgenommen wird. Die Kammer wurde erst 2008 gegründet,
ist also noch relativ jung, heißt, alles befindet sich noch im Veränderungsprozess und
Arbeitsvorgänge sind nocht nicht so starr und eingefahren wie das bei andern Großkonzernen der
Fall sein mag. Man hat also die Möglichkeit wirklich was zu Bewegen und man sieht am Ende des
Praktikums was man alles geschafft hat. Abschließend kann ich nur sagen, die Philippinen haben
weitaus mehr zu bieten als weiße Sandstrände und Kokosnusssaft und auch wenn es am Anfang
etwas Anpassung bedarf gilt, bahala-na, es wird schon alles gut werden .