Frankreich - Max-Planck-Institut für ausländisches und
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Frankreich - Max-Planck-Institut für ausländisches und
--------------------------------------------------- Frankreich --------------------------------------------------- Dr. Margret Spaniol Richterin in Waldshut-Tiengen, ehemalige Referentin am Max-PlanckInstitut für ausländisches und internationales Strafrecht, Freiburg i.Br. Übersicht 1. Vorbemerkung Das Thema Sterbehilfe ist in der französischen Öffentlichkeit durchaus kein Tabu.1 Die Gesellschaft für humanes Sterben (Association pour le droit de mourir dans la dignité - ADMD) hält die Diskussion in Gang. Ärzte bekennen, Sterbehilfe geleistet zu haben.2 Die Presse berichtet mitunter über Fälle von aktiver Sterbehilfe.3 Die Strafen fallen dabei zum Teil eklatant niedrig aus.4 Die Diskussion hat sich allerdings bisher kaum in rechtlichen Bestimmungen niedergeschlagen. Weder ärztliches Standesrecht noch Verwaltungsvorschriften öffentlicher Krankenhäuser geben den Ärzten detaillierte Richtlinien, wie sie mit sterbewilligen Patienten und/oder hoffnungslosen Fällen umgehen sollen, in denen das Leben des Patienten nur künstlich zu verlängern ist. Vor allem wurde, trotz einiger Ansätze, eine Regelung der Sterbehilfe nicht in das Strafgesetzbuch, den Code pénal, aufgenommen. Reformbestrebungen flackern hin und wieder auf, konnten aber bisher nicht verwirklicht werden. Eine ernst zu nehmende Tendenz, die Problematik der 1 2 3 4 Vgl. schon die Diskussionen und Tagungen, von denen in Le Monde 15.3.1979, S. 16 und 24./25.10.1976 berichtet wird. Ein solches Bekenntnis, das allerdings schon drei Jahre zurückliegt, hat jüngst im Sommer 1990 die Sterbehilfediskussion erneut belebt: Prof. Schwartzenberg, bekannt für sein Engagement zum Thema Sterbehilfe, wurde wegen eines Artikels in "Le journal du dimanche" vom 16.8.1987, in dem er über Sterbehilfe berichtet hatte, vom "Conseil régional de l'Ordre des médecins de l'Ile de France" ein einjähriges Berufsverbot erteilt (Le Monde 19.7.1990, S. 28 und 20.7.1990, S. 3). Die Debatte schlug hohe Wellen über die Ärzteschaft hinaus: Gesundheitsminister Evin forderte nicht nur Demokratisierung des "Ordre des médecins", sondern bekannte sich auch zur Gewissensentscheidung des Arztes (Le Monde 19.7.1990, S. 28; 20.7.1990, S. 3; 22./23.7.1990, S. 2, 7). Prof. Schwartzenberg hat Rechtsmittel eingelegt, über das noch nicht entschieden wurde. So wurde im Mai 1984 von einem Fall berichtet, in dem ein Krankenpfleger aus Mitleid eine 87jährige Patientin getötet hatte - Badische Zeitung 19.5.1984 und 7.10.1985. Ähnlich der Fall in Le Monde 18.4.1987, S. 22; vgl. auch die Fälle des Dreißigjährigen, der - angeblich auf dessen Wunsch hin - seinen unheilbar erkrankten Vater erschossen hat - Badische Zeitung 13.12.1984 - bzw. der beiden Schwestern, die ihre leidende Mutter töteten. Sie wurden festgenommen (Le Monde 19.7.1990, S. 28). Le Monde 7.1.1983, S. 12 berichtet von einem Mann, der seine krebskranke Frau getötet hatte, um diese von ihrem Leiden zu erlösen und dafür zu zwei Jahren Gefängnis mit Bewährung verurteilt wurde. 284 Frankreich Sterbehilfe zu verrechtlichen, besteht also nicht. Man scheint der Gewissensentscheidung des Arztes im Einzelfall den Vorrang zu geben.5 In der Literatur spielt das Thema Sterbehilfe eine relativ große Rolle. Deshalb soll im folgenden nach Abklärung des Begriffes der "euthanasie" (2.) zuerst zusammenfassend über die in der Literatur diskutierten Ansätze berichtet werden. Bei dieser Darstellung der strafrechtlichen Grundlagen sind auch einige Urteile zu erwähnen (3.), die sich zwar nur zu einem geringen Teil mit dem Thema Sterbehilfe direkt beschäftigen, die aber, wenn auch in anderem Zusammenhang ergangen, für die dogmatische Erfassung des Bereichs wichtig sind. Der Darstellung strafrechtlicher Grundlagen soll dann die der arztrechtlichen folgen (4.). Abschließend ist auf Reformvorschläge (5.) und private Initiativen (6.) einzugehen. 2. Begriff der Sterbehilfe Obgleich immer wieder - vor allem auch unter Hinweis auf die Euthanasieprogramme des Dritten Reichs - Vorbehalte gegen seine Verwendung laut werden,6 kennt die französische Literatur für den Problemkreis Sterbehilfe nur den Begriff der "euthanasie". Doch trägt man diesem Unbehagen damit Rechnung, daß man sich um seine Präzisierung durch die Bildung von Fallgruppen bemüht. So sollen denn folgende Sachverhaltskonstellationen, die allesamt mit dem Begriff "euthanasie" erfaßt sind, aber verschiedene rechtliche Konsequenzen haben, unterschieden werden: - 5 6 7 Euthanasie in ihrem ursprünglichen Sinne als Unterstützung und Hilfe für Sterbende ("bonne mort"), Sterbehilfe als Abbruch der Behandlung bei unheilbaren Patienten, die nur noch künstlich am Leben erhalten werden, Beihilfe zum Suizid eines unheilbar Kranken, Sterbehilfe als aktive Tötung auf Bitten des unheilbar kranken Patienten, um dessen Leiden ein Ende zu setzen, Sterbehilfe aus Mitleid an einem ahnungslosen Patienten, Euthanasie im Sinne nationalsozialistischer Vernichtungsprogramme aus eugenischen und ökonomischen Gründen.7 Vgl. die jüngste Äußerung von Gesundheitsminister Evin in Le Monde 20.7.1990, S. 3. Rateau, D. 1964, Chron., S. 39, 41. Rateau, D. 1964, Chron., S. 39; Pradel, in: Problèmes juridiques, médicaux et sociaux de la mort, S. 47 f.; Charles, Peut-on admettre l'euthanasie?, S. 86 ff. Zum Begriff der Übersicht 3. 285 Die strafrechtlichen Grundlagen Während letztere Fallgruppe mit dem Problembereich der Sterbehilfe nichts zu tun hat und deshalb bei den folgenden Überlegungen außer Betracht bleiben kann, sind die anderen Fallkonstellationen im Hinblick auf ärztliches Verhalten gegenüber todkranken Patienten zu untersuchen. 3.1. Aktive Sterbehilfe Die aktive Tötung eines unheilbar kranken Patienten, sei es auf dessen Bitten hin, sei es aufgrund vermuteten Einverständnisses oder aus Mitleid, erfüllt wie jede Tötung die Tatbestände des Totschlags (meurtre - Art. 295 C.p.) oder gar Mordes (assassinat - Art. 296 C.p.),8 die nach Abschaffung der Todesstrafe unterschiedslos mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht sind (siehe Art. 302, 304 C.p., vgl. Dokument 1.1). Denn weder die Motive des Täters noch das Einverständnis oder gar Verlangen des Opfers ändern nach Auffassung des französischen Gesetzgebers etwas am Unrechtsgehalt der Tat, so daß sie weder in einen besonderen (Milderungs-)Tatbestand eingeflossen sind noch als Rechtfertigungsgründe betrachtet werden. Der "consentement" des Patienten, an sich Voraussetzung jeden ärztlichen Eingriffs, ist unbeachtlich, wo der Eingriff Leben beendet: Das Leben stellt kein disponibles Rechtsgut dar, auf seinen Schutz kann der einzelne nicht verzichten.9 Wo schon ausdrückliches Bitten des Patienten weder rechtfertigt noch entschuldigt, können auch sogenannte Sterbetestamente ("testaments biologiques" oder "testaments de vie"), wie sie die Mitglieder der Gesellschaft für humanes Sterben bei sich tragen,10 die Strafbarkeit des Arztes nicht hindern. Und erst recht läßt das Gesetz keine Straflosigkeit für den zu, der zwar ohne Einwilligung des Opfers, aber aus Mitleid oder anderen altruistischen Motiven tötet. Selbst eine Strafmilderung ist für diese Fälle nicht explizit vorgesehen. 8 9 10 "euthanasie" siehe auch Pouletty/Tardieu/Leger, Dictionnaire pratique de droit médical, Stichwort "euthanasie"; Cerruti, L'Euthanasie, S. 61 ff. Zur Unterscheidung siehe die Definition in den Art. 295-297 C.p. Charles, Peut-on admettre l'euthanasie?, S. 101 f.; Vouin/Rassat, Droit pénal spécial, Rn. 145; Memeteau, in: Cinquième Congrès de droit médical, S. 215, 216; Cass. crim. 21.8.1851, D. 1851, 5, 237; Cour d'app. Toulouse, ch. d'acc., 9.8.1973, J.C.P. 1974, IV, 252. Allerdings wird kritisiert, daß damit rein quantitativer, nicht qualitativer Lebensschutz betrieben werde: Gegen die angebliche "Heiligkeit" des Lebens, die es in dieser Absolutheit gar nicht gebe, könnten sich Überlegungen zur Qualität dieses Lebens nicht durchsetzen - Cerruti, L'Euthanasie, S. 57 ff., 201 ff., 227 f. Le Monde 25.9.1984, S. 14. 286 Frankreich Diese Rigorosität der Gesetzeslage findet zwar in der Rechtsprechung der Cour de cassation,11 nicht aber in der Gerichtspraxis der Instanzgerichte eine Entsprechung. Die Eigenart der französischen Geschworenengerichte scheint - worauf in der Literatur durchgängig hingewiesen wird - wiederholt dazu geführt zu haben, daß die Geschworenen, ohne daß es von seiten der Berufsrichter beeinflußbar gewesen wäre, auf "nicht schuldig" erkannten, wenn die Tat mit Einverständnis des Patienten12 oder aus altruistischen Gründen erfolgte.13 Dies führte zu eigenartigen Wertungswidersprüchen: Waren nur Fälle unterlassener Hilfeleistung angeklagt, die von den mit Berufsrichtern besetzten Instanzgerichten verhandelt werden, wurden Strafen ausgesprochen, während bei aktiver Tötung Freispruch erfolgte.14 Seit 1960, als mit Art. 463 C.p. (Dokument 1.1) die Möglichkeit, auch bei Verbrechen, die mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht sind, bei mildernden Umständen die Strafe bis auf zwei Jahre herabzusetzen, ins Gesetz eingefügt wurde, scheint sich die Gerichtspraxis allerdings darauf verlegt zu haben, zwar einen Schuldspruch zu fällen, doch Motivation des Täters und Bitten des Patienten bei Festsetzung des Strafmaßes mildernd zu berücksichtigen und sogar unter Umständen die Vollstreckung der Strafe zur Bewährung auszusetzen. Obgleich diese Urteile, soweit ersichtlich, nicht veröffentlicht sind, scheint doch den Hinweisen der einschlägigen Literatur zufolge diese Strafmilderung und auch die Aussetzung zur Bewährung gängige Praxis zu sein.15 3.2 Passive Sterbehilfe Anders als die aktive Sterbehilfe stellt das Sterbenlassen eines Patienten, selbst wenn die Nichtbehandlung von dem Willen getragen wird, seinem Leben ein Ende zu setzen, kein Tötungsdelikt dar.16 Denn Tötung ist nach ein- 11 12 13 14 15 16 Cerruti, L'Euthanasie, S. 269. Zur besonderen Problematik des Einverständnisses bei Kindern und Geisteskranken: Cerruti, L'Euthanasie, S. 269 f. Fälle sind dokumentiert in FAZ 17.10.1986, S. 7; Badische Zeitung 7.10.1985; vgl. auch Cerruti, L'Euthanasie, S. 241. Cerruti, L'Euthanasie, S. 268. Charles, Peut-on admettre l'euthanasie?, S. 98; Rateau, D. 1964, Chron., S. 43, 46; Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 608 f.; Cerruti, Aspects juridiques et médicaux de l'euthanasie et de l'acharnement thérapeutique, S. 233, 266 ff.; ders., L'Euthanasie, S. 237 ff., 267. Zur Abgrenzung von Tun und Unterlassen bei der Sterbehilfe Cerruti, L'Euthanasie, S. 229 ff. Übersicht 287 helliger Meinung in Literatur und Rechtsprechung ein Delikt, das nur durch positives Tun begangen werden kann: "Le meurtre est une infraction de commission. Son élément matériel consiste en une action, un acte positif. Un comportement simplement négatif, tel que le défaut de soins, d'aliments ou de secours, même s'il s'accompagne d'une intention de provoquer la mort, ne réalise pas l'élément matériel du meurtre."17 Doch kommt, wenn der Arzt es unterläßt, einen Patienten zu versorgen, Art. 63 Abs. 2 C.p. (Dokument 1.1) in Betracht, der die unterlassene Hilfeleistung gegenüber einem sich in Gefahr Befindenden (non-assistance à une personne en péril) mit Gefängnis von drei Monaten bis zu fünf Jahren und/oder Geldstrafe bestraft.18 Diese Vorschrift trifft nach einhelliger Meinung auch und vor allem Ärzte, da diese zur Hilfe für Kranke und Sterbende berufen sind: "Il apparaissait alors que le diplôme du médecin ne constituait pas seulement une 'permission de la loi', mais encore une obligation d'intervenir en certains cas déterminés sous peine de poursuites pour abstention de porter secours à personne en danger."19 Voraussetzung einer Strafbarkeit wegen unterlassener Hilfeleistung ist das Vorhandensein einer Gefahr (péril). Ob eine solche Gefahr überhaupt vorliegt, wenn der Patient unabwendbar vom nahen Tod bedroht ist, wenn also bereits ein "processus naturel de la mort"20 eingeleitet ist, ist umstritten. Das Korrektionalgericht21 von Poitiers hat in einem soweit ersichtlich einmaligen Urteil entschieden, daß bei einem Kranken, der im Koma liegt und mit dessen Rettung nicht mehr gerechnet werden kann, keine Gefahr und damit auch keine Handlungspflicht vorliege22 (Dokument 2.1). In ähnlicher Weise argumentiert ein Teil der Literatur aus Sinn und Zweck der Vorschrift: Art. 63 Abs. 2 C.p. bestrafe das egoistische Verhalten dessen, der in Kenntnis einer bestehenden Gefahr und fähig zur Hilfe die erforderliche Unterstützung ver17 18 19 20 21 22 Encyclopédie Dalloz, Droit pénal, Stand 1986, Homicide, Bem. 7; ähnlich Fahmy Abdou, Le consentement de la victime, S. 328. Cerruti, L'Euthanasie, S. 251 ff. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 549; siehe auch Cour d'app. Bordeaux 25.10.1955, J.C.P. 1956, IV, 17. Dabei sind die Anforderungen an einen Arzt in der Regel strenger als die an einen "Laien": Der Arzt muß auch eingreifen, wenn er sich selbst einer Gefahr aussetzt: Trib. corr. Saint-Claude 11.2.1949, J.C.P. 1949, II, 4945 mit Anm. Magnol. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 549. Das französische Recht kennt als Straftatkategorien Verbrechen, Vergehen und Übertretungen. Davon werden die Vergehen bei den sog. Korrektionalgerichten angeklagt. Trib. corr. Poitiers 25.10.1951, J.C.P. 1952, II, 6932 mit Anm. Pageaud. 288 Frankreich sage. Hilfe sei nur verlangt, wo noch Hilfe gebraucht werde. Deshalb könne auch nur der Arzt nach Art. 63 Abs. 2 C.p. bestraft werden, der dort nicht eingreift, wo eine Rettung noch möglich sei, nicht dagegen der Arzt, der von "unnützen" ("inutiles") Behandlungen absehe.23 Die Hauptströmung der Literatur24 hingegen verweist auf die - allerdings nicht in Fällen der Sterbehilfe entwickelte - Rechtsprechung, daß das Handlungsgebot nicht an die Erfolgsaussicht der Maßnahme geknüpft sei und bis zum Tod bestehe (siehe dazu die als Dokumente 2.2 bis 2.4 mitgeteilten Urteile).25 Es sei nicht nur strafbar, wer mit seinem Handeln den Tod des Gefährdeten verhindern könne, sondern jeder, der ihm mögliche Hilfe versage, ohne daß es darauf ankomme, ob damit der Erfolg verhindert werden könne.26 Andernfalls liefere man den Patienten der Entscheidung der Ärzte über etwaige Erfolgsaussichten einer Behandlung aus. Doch beginnt auch diese Lehre in Fällen, in denen der alsbaldige Tod unabwendbar droht, dem Arzt einen gewissen Spielraum zuzugestehen. Auch wenn die "Gefahr" bis zum Tod bestehe, so habe doch der Helfende eine gewisse Definitionsmacht über das Ausmaß seiner Hilfe: Es sei Sache des Arztes, entsprechend dem konkreten Krankheitsverlauf nach den Regeln ärztlicher Kunst und seinem Gewissen zu entscheiden, ob und inwieweit eine ärztliche Intervention noch angebracht sei.27 Dabei müßten bei dieser Entscheidung, die immer nur eine Einzelfallentscheidung sein könne, die beiden ethischen Grundsätze, das biologische Leben zu erhalten und die menschliche Würde zu schützen, beachtet werden: "(...) le problème posé est celui du but des soins médicaux et, disons-le, de la conception que l'on se fait de l'homme: le praticien doit-il, à l'aide des techniques les plus sophistiquées, prolonger artificiellement une vie biologique, ou au contraire aider le mourant dans ses derniers moments? Il existe deux aspects 23 24 25 26 27 Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 553 f. Juris-Classeur pénal, Stand 5, 1973, Art. 62-63, Bem. 138 m.w.N. Cass. crim. 23.3.1953, D. 1953, Jur., S. 371 mit Anm. = J.C.P. 1953, II, 7584 mit Anm.; Trib. corr. Nice 2.11.1945, D. 1950, Jur., S. 53 mit Anm.; Cour d'app. Aix-enProvence 23.12.1952, J.C.P. 1953, II, 7429 mit Anm. Pageaud; Cour d'app. Montpellier 17.2.1953, J.C.P. 1953, II, 7499; Trib. corr. Nancy 2.6.1965, J.C.P. 1965, II, 14371 mit Anm. Savatier; Cour d'app. Nancy 27.10.1965, D. 1966, Jur., S. 30 mit Anm. Lorentz; zustimmend Juris-Classeur pénal, Stand 5, 1973, Art. 62-63, Bem. 135 m.w.N. auch hinsichtlich der Rechtsprechung; Memeteau, in: Cinquième Congrès de droit médical, S. 218. Fahmy Abdou, Le consentement de la victime, S. 328. Juris-Classeur pénal, Stand 5, 1973, Art. 62-63, Bem. 144 m.w.N. Übersicht 289 du respect: celui de la vie biologique et celui de l'homme. Selon nous, le médecin qui arrêterait les mécanismes de service et qui les remplacerait par une assistance personnalisée, technique (perfusion par ex.) ou non, ne saurait tomber sous le coup de l'article 63 du Code pénal."28 Praktisch soll auch nach dieser Meinung im Einzelfall die Entscheidung, ein Gerät abzuschalten statt Leben "künstlich" zu verlängern, keine Strafbarkeit nach sich ziehen. Die Praxis scheint noch nie jemanden gerichtlich verfolgt zu haben, der eine Behandlung unterließ, deren Erfolglosigkeit feststand.29 Weniger kompliziert stellt sich die Rechtslage in den Fällen passiver Sterbehilfe allerdings dar, wenn der Patient Sterbewillen geäußert hat.30 Verweigert der Patient hartnäckig oder gar aggressiv eine weitere Behandlung, soll nach Meinung des französischen Kassationshofes31 der Arzt, der die Behandlung nicht fortführt, nicht wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar sein (Dokument 2.5). Auch wenn in dem dort entschiedenen Fall die Weigerung des Patienten, sich weiter behandeln zu lassen, hartnäckig gewesen zu sein scheint, nimmt die Literatur diese Entscheidung doch als Beleg für die generelle Aussage, daß bei Äußerung eines Sterbewillens die Behandlung straflos abgebrochen werden könne. Eine Art Pflichtenkollision zwischen allgemein bestehender Hilfspflicht und Selbstbestimmungsrecht des Patienten rechtfertige hier den Arzt, der sich dem Wunsch seines Patienten nicht verweigere.32 Andere verweisen rechtfertigend auf die fehlende Einwilligung, die in allen Fällen eine Heilbehandlung erst rechtmäßig mache und nicht durch die Hilfspflicht des Arztes ersetzt werden könne.33 Ein Behandlungsabbruch könne allerdings immer nur vom Patienten selbst verlangt werden. Der höchstpersönliche Charakter der Erklärung verbiete eine Vertretung beispielsweise durch Verwandte.34 Auch ist man sich weitgehend einig, daß eine 28 29 30 31 32 33 34 Pradel, in: Problèmes juridiques, médicaux et sociaux de la mort, S. 48. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 550. Ausführlich zum "consentement" Cerruti, L'Euthanasie, S. 243 ff. Cass. crim. 3.1.1973, Bull. crim. 1973 n° 2; Anm. Levasseur, R.S.C. 1973, S. 693. Pradel, in: Problèmes juridiques, médicaux et sociaux de la mort, S. 48. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 559; Memeteau, in: Cinquième Congrès de droit médical, S. 217. Der Einwilligung kommt allerdings nach der französischen Rechtsprechung zum Heileingriff keine alleinentscheidende Bedeutung zu: Gerade wenn unmittelbare Gefahr für Leben und Gesundheit besteht, soll der Arzt auch gegen den Willen des Patienten handeln dürfen: Cons. d'Etat 27.1.1982, D. 1982, I.R., S. 276; T.G.I. Tours 17.7.1980, D. 1982, I.R., S. 275. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 569; Fahmy Abdou, Le consentement de la victime, S. 327; dies scheint aber nicht durchgängige Meinung zu sein - unklar insofern Memeteau, in: Cinquième Congrès de droit médical, S. 219 ff. 290 Frankreich solche Rechtfertigung des Behandlungsabbruchs nur bei ausdrücklichem Sterbeverlangen angenommen werden könne. Sogenannte Sterbetestamente werden auch von der Literatur zumeist nicht als Einwilligung in den Behandlungsabbruch angesehen, da sie nur Auskunft über den Patientenwillen zum Zeitpunkt der "Testamentsverfassung" gäben, nicht aber darüber, wie der Patient in der konkreten Situation entscheiden würde. Auch eröffne die dort als Bedingung des Behandlungsabbruchs genannte drohende "Unheilbarkeit" ("pas de rétablissement normal des facultés mentales ou physiques") den Ärzten einen zu großen Definitionsspielraum.35 Erst recht bleibt die ärztliche Behandlungspflicht bestehen, wenn ein Wille des Patienten nicht feststellbar ist.36 3.3 Suizidteilnahme Aktive Beihilfe zum Suizid sowie Sterbenlassen des Suizidenten erfahren andere rechtliche Wertungen als aktive und passive Sterbehilfe. a) Beihilfe zum Suizid Voraussetzung der Strafbarkeit aktiver Suizidbeihilfe wäre nach den allgemeinen Regeln der Teilnahmelehre im französischen Strafrecht die Strafbarkeit des Suizidenten (Art. 59 C.p.). Doch ist dieser, obgleich die herrschende Meinung das Leben nicht als disponibles Rechtsgut ansieht,37 generell straflos. Straflos ist deshalb nach gefestigter Rechtsprechung und herrschender Meinung jede aktive Handlung, die sich in einer Beihilfe zur Selbsttötung erschöpft.38 Vereinzelten Stimmen, die die Bestrafung der Tötung auf Verlangen mit der Straflosigkeit der Suizidbeihilfe für unvereinbar halten,39 wurde entgegengehalten, daß die Straflosigkeit der Selbsttötung und damit auch der Suizidbeihilfe auf besonderen Gründen beruhe und deshalb als Ausnahmeregelung nicht auf die Tötungsdelikte übertragbar sei.40 Eine Ausnahme gilt allerdings, wenn die Beihilfehandlung einen selbständigen 35 36 37 38 39 40 Pradel, in: Problèmes juridiques, médicaux et sociaux de la mort, S. 48. Pradel, in: Problèmes juridiques, médicaux et sociaux de la mort, S. 48. Fahmy Abdou, Le consentement de la victime, S. 119. Rateau, D. 1964, Chron., S. 43. Nachweise bei Juris-Classeur, Stand 8, 1976, Art. 295-304, Bem. 86; Bouzat, Traité théorique et pratique de droit pénal, Bem. 287. Bouzat Traité théorique et pratique de droit pénal, Bem. 287; Charles, Peut-on admettre l'euthanasie?, S. 101 ff. Übersicht 291 Tatbestand wie beispielsweise Vergiftung (Art. 301 C.p.) oder Beibringung gesundheitsschädlicher Substanzen (Art. 318 C.p.) erfüllt, die beide durch das Einverständnis des Opfers nicht gerechtfertigt werden können.41 Hierzu wie zur Tötung auf Verlangen ist die Abgrenzung der bloßen Suizidbeihilfe oft schwierig.42 Ohne Zweifel wird man eine - als Mord oder Totschlag strafbare - Tötung immer dort annehmen, wo der Täter die Tötungshandlung als solche vornimmt. Dies wird in der Regel dann angenommen, wenn der "Suizident" ohne die Handlung des Täters sich den Tod nicht hätte selbst geben können: "Ils consistent à commettre un acte positif, sans lequel le suicidé n'aurait pu se donner la mort. C'est le cas de l'euthanasie pratiquée à la demande de la victime qui, ne pouvant se donner elle-même la mort du fait de son état de santé, a recours à un tiers pour accomplir l'acte décisif."43 Das kann allerdings nicht so verstanden werden, daß immer, wenn die Handlung des Dritten conditio sine qua non für den Tod ist, von einer Tötung auszugehen wäre. Denn auch bloße Teilnahmehandlungen müssen kausal zur Erfolgsverwirklichung beigetragen haben. Vielmehr scheint damit gemeint zu sein, daß die Tötungshandlung vom Suizidwilligen nicht selbst physisch geleistet werden kann und deshalb von einem Dritten vorgenommen werden muß. Die Rechtsprechung zu dieser Abgrenzung hat sich vorwiegend an Fällen des "fehlgeschlagenen Doppelselbstmordes" entwickelt,44 wobei folgendermaßen unterschieden wird: Führt jeder der beiden "Suizidenten" gleichwertig die Tötungshandlungen aus, sind beide bei einem Fehlschlagen straflos. Hat dagegen der eine zuerst den anderen getötet und will sich dann selbst töten, liegt Tötung vor. Dies gilt ebenso in den Fällen, in denen der Überlebende beim Tod des anderen die aktive Rolle übernommen hat.45 Eine weitere dogmatische Auseinandersetzung, die zusätzliche Abgrenzungskriterien ergeben könnte, findet, soweit ersichtlich, nicht statt.46 Problematisch wird die Abgrenzung auch zwischen strafloser Suizidbeihilfe und fahrlässiger 41 42 43 44 45 46 Rateau, R.I.C.P.T. 1962, S. 273. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 605 f. m.w.N.; Rateau, R.I.C.P.T. 1962, S. 273; Juris-Classeur, Stand 8, 1976, Art. 295-304, Bem. 88. Rateau, R.I.C.P.T. 1962, S. 273. Ch. d'acc. Toulouse 9.8.1973, J.C.P. 1974, IV, 292. Juris-Classeur, Stand 8, 1976, Art. 295-304, Bem. 87, 88. Es werden lediglich zur Illustration einige - im Grunde unproblematische - Beispiele genannt, wie z.B. das Verabreichen eines Medikaments oder einer Spritze - Rateau, R.I.C.P.T. 1962, S. 273. 292 Frankreich Tötung. Ein Teil der Lehre nimmt, unterstützt durch eine Entscheidung des Tribunal correctionnel von Montélimar47 aus dem Jahre 1891, fahrlässige Tötung an, wenn ein Dritter durch eine Nachlässigkeit den Suizid eines anderen ermöglicht hat.48 Allerdings wird man auch hier danach fragen müssen, ob die Nachlässigkeit des Dritten die Tat überhaupt erst ermöglicht hat oder nur die Gelegenheit zum Suizid, der letztendlich alleinige Tat des Suizidenten selbst war, geschaffen hat.49 b) Sterbenlassen des Suizidenten Von den Fällen aktiver Suizidbeihilfe werden die Fälle unterschieden, in denen ein Dritter den Suizidgefährdeten nicht von der Tat abhält oder dem nach einem Suizidversuch Aufgefundenen nicht Hilfe leistet. Weitgehende Einigkeit besteht dabei in der Literatur, daß denjenigen die Handlungspflicht des Art. 63 Abs. 2 C.p. trifft, der zum Suizid Beihilfe geleistet hat: "La seule abstention de porter secours étant punissable, il faut raisonner à fortiori pour la participation: non seulement le tiers n'a rien fait pour porter secours à la personne en péril, mais il l'a encore assistée dans son suicide."50 Der Widerspruch, daß zwar die Beihilfe straflos, dagegen die unterlassene Hilfe bei oder nach dem Suizidversuch strafbar ist, wird zwar vereinzelt gesehen,51 von der herrschenden Meinung bisher aber nicht thematisiert.52 Voraussetzung der Strafbarkeit ist allerdings das Vorliegen einer Gefahr. Diese wird hier erst ab dem Augenblick angenommen, in dem der Suizident physisch oder psychisch die Kontrolle über das Geschehen verloren hat, also nicht mehr in der Lage ist, von dem in Gang gesetzten Geschehen Abstand zu nehmen.53 47 48 49 50 51 52 53 Trib. corr. Montélimar 31.1.1891, Gaz. Pal. 1891, I suppl., S. 22 mit Anm. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 596 f. m.w.N. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 597. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 599. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 601. Vgl. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 599, Fn. 19; Trib. corr. Paris 27.6.1968, Gaz. Pal. 1968, II, Jur., 228 mit Anm. Léauté, in: Besson/Ancel, La prévention des infractions contre la vie humaine et l'intégrité de la personne, S. 277, 285, sieht allerdings eine Hilfeleistung nach Suizidbeihilfe als mit dem Grundgedanken des Art. 63 Abs. 2 C.p. unvereinbar an: Der Suizidhelfer schaffe die Gefahr. Dies sei von Art. 63 Abs. 2 C.p. nicht erfaßt. Ihn träfen deshalb auch nicht die Handlungspflichten des Art. 63 Abs. 2 C.p. Übersicht 293 Aber auch nicht unmittelbar an der Tat Beteiligte setzen sich vor allem angesichts der neueren Rechtsprechung und Gesetzeslage54 zunehmend der Gefahr einer Bestrafung aus. Voraussetzung ist allerdings, daß - - eine Gefahr - auch einer drohenden Suizidhandlung - vorliegt (quelque chose de "grave, d'imminent et constant, nécessitant une intervention immédiate"),55 eine Gefahr dem Unterlassenden bekannt war und Hilfsmöglichkeit bestanden hätte.56 Das Tribunal de grande instance Paris (Dokument 2.7)57 hat diese Voraussetzungen, von der Cour de cassation (Dokument 2.8)58 bestätigt, in dem berühmt gewordenen Fall gegen einen der Autoren des Buches "Suicide - mode d'emploi" angenommen: Ein unter schweren Depressionen Leidender hatte sich an diesen in zwei Briefen gewandt, um Auskunft über eine bestimmte Suizidmöglichkeit zu erhalten, mit der er sich schließlich auch das Leben nahm: "Attendu qu'en refusant son assistance à un être qui lui avait confié, dès sa première lettre, son désespoir (...) et qui se trouvait dans un état évident de détresse, (...) s'est abstenu d'assumer le devoir d'humanité qui caractérise l'infraction reprochée. (...)" c) Verleiten zur Selbsttötung Seit dem Gesetz vom 31.12.1987 (Nr. 87-1133) (Dokument 1.3)59 ist das "Verleiten zur Selbsttötung" strafbar. Nach diesem Gesetz, das die Art. 318-1 und 318-2 in den Code pénal eingeführt hat, wird mit Freiheitsstrafe von zwei Monaten bis zu drei Jahren und Geldstrafe bedroht, wer den - versuchten oder vollendeten - Suizid eines anderen provoziert hat. Ist der Suizident ein Kind unter 15 Jahren, so droht gar Freiheitsstrafe von fünf Jahren. Die Strafe trifft auch den, der in Werbung und Veröffentlichung Mittel und Methoden zum Suizid bekannt gemacht hat (Art. 318-1 C.p.). Besondere Verantwort54 55 56 57 58 59 Siehe unten c). Cass. crim. 31.5.1949, J.C.P. 1949, II, 4945. Calais, Anm. zu T.G.I. Paris 20.11.1985, D. 1986, I, Jur., S. 371 f. T.G.I. Paris 20.11.1985, D. 1986, I, Jur., S. 369 ff. Cass. crim. 26.4.1988, Bull. crim. 1988 n° 178. J.O. 1.1.1988, 13; ausführlich zu diesem Gesetzentwurf Borricand, J.C.P. 1988, I, 3359; Jacquinot, Gaz. Pal. 1988, I 2, S. 79; Bouloc, R.S.C. 1988, S. 554. Das Gesetz soll schon zur Anwendung gekommen sein - siehe den Hinweis von Borricand auf eine Entscheidung des T.G.I. Nevers vom 21.4.1988. 294 Frankreich lichkeiten sind vorgesehen, wenn die Tat durch Presse, Funk oder Fernsehen begangen wird (Art. 318-2 C.p.). Die Regelung ist eine Antwort auf die Diskussion60 und einige divergierende Entscheidungen,61 die das 1982 erschienene Buch "Suicide, mode d'emploi" provoziert hat. Obgleich - wie erwähnt - die Cour de cassation eine Entscheidung des Pariser Tribunal de grande instance, das einen der Autoren dieses Buches wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt hatte, bestätigt hat,62 wurde das Gesetz aus Gründen der Rechtsklarheit erlassen.63 Es geht allerdings nicht so weit wie eine am 9.6.1983 in den Senat eingebrachte und von diesem sogar angenommene Gesetzesinitiative, die Suizidbeihilfe selbständig unter Strafe stellen und die öffentliche Darstellung von Suizidmöglichkeiten bestrafen wollte (Dokument 4.3).64 Das Problem Sterbehilfe sollte mit dem Gesetz bewußt nicht angegangen werden.65 d) Ergebnis Die Gesetzeslage und die herrschende Meinung und Rechtsprechung in Frankreich machen also durchaus einen Unterschied zwischen Suizidenten und "Normalpatienten". Während dem Wunsch des sterbenden "Normal-patienten" nach einem Behandlungsabbruch straflos entsprochen werden kann, wird der Wille des Suizidenten, der den Wunsch zu sterben durch seinen Suizidversuch ebenfalls bekundet hat, rechtlich nicht berücksichtigt. Ob dies von 60 61 62 63 64 65 Hierzu Borricand, J.C.P. 1988, I, 3359; Jacquinot, Gaz. Pal. 1988, I 2, S. 79; ders., Gaz. Pal. 1987, I 2, S. 319. Bis 1988 sollen bereits 70 Fälle bekannt geworden sein, in denen Selbstmorde aufgrund des Buches stattfanden (Jacquinot, Gaz. Pal. 1988, I 2, S. 79). T.G.I. Paris 23.1.1985, D. 1985, Jur., S. 413 mit Anm. Calais (Dokument 2.6); T.G.I. Paris 20.11.1985, D. 1986, Jur., S. 369; Cass. crim. 26.4.1988, Bull. crim. 1988 n° 178; ausführlich zur Rechtsprechung Borricand, J.C.P. 1988, I, 3359; Jacquinot, Gaz. Pal. 1988, I 2, S. 79; Levasseur, R.S.C. 1989, S. 111 und S. 321; ders., R.S.C. 1987, S. 202 ff. Cass. crim. 26.4.1988, Bull. crim. 1988 n° 178. Dazu Calais, Anm. zu T.G.I. Paris 20.11.1985, D. 1986, I, Jur., S. 371 f. Auch Anlaß dieses Gesetzentwurfs war bereits das Buch von Guillon/Le Bonniec, Suicide, mode d'emploi, gewesen (vgl. Badische Zeitung 27.10.1983, FAZ 27.10.1983 und 15.12.1983). Diesem Gesetzentwurf - zu seiner Geschichte Borricand, J.C.P. 1988, I, 3359 - wurde damals seine Zielrichtung auf die Arbeit der Gesellschaft für humanes Sterben unterstellt (Moreau, in: Fédération Mondiale des Associations pour le Droit de Mourir dans la Dignité, S. 23 f.). Bereits 1930 hatte ein avant-projet zur Änderung des Code pénal die Suizidbeihilfe als selbständige Straftat einführen wollen - Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 995. Borricand, J.C.P. 1988, I, 3359. Übersicht 295 der herrschenden Meinung deshalb nicht als widersprüchlich angesehen wird, weil der Suizident oft nicht als eigenverantwortlich Handelnder gilt,66 konnte nicht geklärt werden. Doch wird auch dieses Argument nicht zutreffen, wenn der Sterbende, statt den Arzt um einen Behandlungsabbruch zu bitten, sich selbst zu töten versucht. Denn in der Motivationslage zu diesem Entschluß dürften keine allzu großen Unterschiede liegen. Insofern kann sich die neuere Rechtsprechung und geänderte Gesetzeslage auch durchaus auf einen Aspekt der Sterbehilfe auswirken. 3.4 Linderung von Schmerzen Todkranker Euthanasie, Sterbehilfe im wörtlichsten Sinne, umfaßt die Begleitung des Sterbenden, die Hinführung zu einer "bonne mort". Diese Fallgruppe der "euthanasie" scheint auf den ersten Blick strafrechtlich irrelevant zu sein. Doch können sich auch hier Fragen rechtlicher Natur ergeben, wenn z.B., um dem Sterbenden zu große Schmerzen zu ersparen, zu Mitteln gegriffen wird, die letztendlich lebensverkürzend wirken (indirekte Sterbehilfe). Der Arzt, der ein solches Risiko eingeht, kann nach Meinung der Literatur durch Notstand gerechtfertigt sein, wenn er zwischen den beiden Aufgaben, Leiden zu lindern und Leben möglichst lange zu erhalten, die Leidenslinderung wählt und diese mit einem anderen, weniger gefährlichen Mittel nicht erreicht werden kann.67 Die gerichtliche Praxis scheint sich mit solchen Fragen gar nicht erst befassen zu müssen. Auch die umgekehrte Frage, ob ein Arzt wegen des Unterlassens schmerzlindernder Maßnahmen bei sterbenden Patienten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, hat die Gerichte offenbar noch nicht beschäftigt. 3.5 Sterbenlassen von Neugeborenen Zum Sterbenlassen von Neugeborenen gibt es in Frankreich weder besondere ärztliche Richtlinien, noch - soweit ersichtlich - einschlägige Urteile. Die Problematik schwerstgeschädigter Neugeborener wird in der Literatur in der Regel im Rahmen des "infanticide", der Kindestötung (Art. 300 C.p., vgl. Dokument 1.1), diskutiert. Diese stellt eine besondere Form der Tötung dar und wirkt im Verhältnis zur allgemeinen Tötung nur unter Hinzutritt weiterer 66 67 Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 584 m.w.N. Ein Teil der Autoren leitet die Straflosigkeit der Selbsttötung aus dieser Nichtverantwortlichkeit des Suizidenten ab. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 537 f. 296 Frankreich Umstände - Tötung durch die Mutter - privilegierend (Art. 302 Abs. 2 C.p., vgl. Dokument 1.1). Nach Auffassung der Literatur ist die Tötung schwerstbehinderter Neugeborener, selbst wenn sie nicht lebensfähig sind, immer Kindestötung.68 Wie die Tötung erfaßt aber auch Art. 300 C.p. nicht das Sterbenlassen, die Tötung durch Unterlassen. Diese soll vielmehr wie in anderen Fällen des Sterbenlassens als unterlassene Hilfeleistung strafbar sein.69 Da das Sterbenlassen Neugeborener ebenfalls als Euthanasie angesehen wird, gelten - so ein einziger Hinweis in der Literatur70 - für die "Neugeboreneneuthanasie" die gleichen Richtlinien wie für die "euthanasie" überhaupt. Eine Gesetzesinitiative der "Association pour la prévention de l'enfance handicapée" (APEH), die eine Straflosigkeit des Sterbenlassens behinderter Säuglinge durch Nichtversorgung in den ersten drei Tagen nach der Geburt vorsah,71 stieß in der Öffentlichkeit auf heftigste Ablehnung und führte zum Rücktritt ihres Vorsitzenden Le Cavaillet.72 3.6 Resümee Zusammenfassend läßt sich zur strafrechtlichen Erfassung der Sterbehilfe sagen, daß dies mehr ein Problem der Literatur als der Rechtsprechung zu sein scheint. Die Lehre kann allerdings beim Versuch, eine Lösung zu finden, auf einen reichen Fundus an Rechtsprechung zurückgreifen, die zwar nicht zur Sterbehilfe selbst entwickelt wurde, mit deren Hilfe aber die dogmatischen Fragen, die sich beim Problemkreis Sterbehilfe stellen, jedenfalls ansatzweise beantwortet werden können. Danach ist aktive Sterbehilfe unabhängig von den Motiven des Arztes oder dem Verlangen des Patienten immer strafbar, während passive Sterbehilfe jedenfalls bei Sterbewunsch des Patienten straflos ist. Am meisten umstritten ist dagegen passive Sterbehilfe bei einem Patienten, dessen Wille nicht feststellbar ist. Einen gewissen Widerspruch zu diesen Lösungsansätzen stellen Rechtsprechung und Lehre zur Suizidteilnahme dar, die durchaus auch im Rahmen des Problemkreises Ster68 69 70 71 72 Merle/Vitu, Traité de droit criminel, Droit pénal spécial, Bd. 2, 1982, Rn. 2090; Garraud, Traité théorique et pratique du droit pénal français, Bd. V, 3. Aufl. 1924, Rn. 1882; Garçon, Code pénal annoté, Bd. 2, 2. Aufl. 1956; Juris-Classeur Pénal, Stand 8, 1976, Art. 295-304, Bem. 284 f.; Encyclopédie Dalloz, Droit pénal, Infanticide, 1968, Rn. 7. Melennec, Traité de droit médical, S. 16. Melennec, Traité de droit médical, S. 16. Le Monde 7.12.1987. Le Monde 10.11.1987. Übersicht 297 behilfe gesehen wird, soweit man die Beihilfe zum Suizid eines unheilbar Kranken miteinbezieht: Diese Beihilfe ist zwar, im Unterschied zur Tötung auf Verlangen, straflos, da der Suizid selbst straflos ist. Doch soll es gerade strafrechtlich sanktionierte Pflicht des Gehilfen sein, den Suizidenten dann, wenn er die Kontrolle über das Geschehen verloren hat, zu retten. Auch am Suizid als solchem nicht Beteiligte können sich zudem wegen unterlassener Hilfeleistung oder Verleiten zum Suizid strafbar machen. Soweit Sterbehilfe im Einzelfall doch gerichtliches Thema wurde, liegen nur wenige veröffentlichte Urteile vor. Hinsichtlich aktiver Sterbehilfe berichtet die Literatur zwar nahezu einmütig über Fälle, in denen aus altruistischen Motiven und auf Verlangen des Patienten handelnden Ärzten, sei es über mildernde Umstände, sei es durch ein "nicht schuldig" der Geschworenen, Verständnis entgegengebracht wurde. Hinweise auf Fundstellen für solche Urteile werden jedoch nicht gegeben. Ein klares Wort in diesem Komplex hat der Kassationshof bisher nur für einen Teilbereich der passiven Sterbehilfe gesprochen: Kein Arzt könne rechtlich gezwungen werden, einen beharrlich die Behandlungsannahme verweigernden Patienten am Leben zu erhalten (vgl. Dokument 2.5). 4. Arzt- und krankenhausrechtliche Grundlagen In den ethisch-rechtlichen Grundsätzen für Ärzte, dem Code de déontologie médicale, wird das Problem der Sterbehilfe nur am Rande behandelt. Der Code de déontologie médicale ist kein standesrechtliches Gesetzeswerk der Ärztekammer, des "Conseil de l'Ordre des médecins", sondern staatliche Verordnung. Ermächtigungsgrundlage für ihren Erlaß ist Art. L. 366 Code de la santé publique (vgl. Dokument 1.2). Aufgrund dieser Bestimmung sind die Standesregeln durch Verordnung des Staatsrates (Conseil d'Etat) nach Vorbereitung durch die Ärztekammer, der gemäß Art. L. 381 Code de la santé publique alle Ärzte angehören müssen, festzulegen. Auch Disziplinarmaßnahmen bei arztrechtlichen Verstößen erfolgen nach staatlichen Gesetzen. Gemäß Art. L. 417 Code de la santé publique wird die Disziplinargewalt von den regionalen Ärztekammern ausgeübt. Als mögliche Disziplinarstrafen sieht Art. L. 423 Code de la santé publique Verwarnung (avertissement), Tadel (blâme), das zeitweise oder ständige Verbot, öffentliche medizinische Funktionen auszuüben, oder ein bis zu dreijähriges Berufsverbot vor (Dokument 1.2). Der Code de déontologie médicale wird durch einen von der Ärz- 298 Frankreich tekammer erstmals 1981 verabschiedeten und 1987 zuletzt geänderten Kommentar ergänzt.73 Im Zusammenhang mit Sterbehilfe74 wird immer auf einige Regelungen des Code de déontologie médicale hingewiesen: Art. 7, der aufgibt, den Willen des Patienten bei allen medizinischen Maßnahmen zu berücksichtigen, und Art. 20, der den Arzt verpflichtet, alles zu unternehmen, um Leiden zu lindern, und ihm verbietet, von sich aus den Tod des Patienten herbeizuführen. Gewisse Bedeutung kann auch Art. 42 zukommen, der das Ausmaß der Informationspflichten gegenüber dem Patienten regelt (siehe Dokument 3). Damit wird - so jedenfalls die herrschende Meinung75 - der aktiven Sterbehilfe auf standesethischer Ebene eine klare Absage erteilt. Dagegen will nach Meinung der standesrechtlichen Literatur Art. 20 den Arzt nicht dazu zwingen, sinnlose Maßnahmen, die allein den Zustand der Agonie verlängern, vorzunehmen. Das als "acharnement thérapeutique" diskutierte Phänomen,76 den sterbenden Patienten jedenfalls in bestimmten Körperfunktionen künstlich noch am Leben zu erhalten, wird vielmehr standesethisch mit Blick auf den "Respekt vor dem Leben" eher abgelehnt.77 Doch sind die Grenzen, wann eine Behandlung abgebrochen werden soll bzw. kann, fließend.78 Während der Gehirntod eine klare Grenze zu sein scheint,79 bestehen erhebliche 73 74 75 76 77 78 79 Diese Kommentierung wird im Bulletin de l'ordre des médecins unter der Überschrift "En lisant le Code de déontologie médicale" in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht. Vgl. auch v. Lutterotti, Handlungsanleitungen, S. 47 ff. und Anhang S. 18 ff. (französischer Text) sowie S. 31 ff. (deutsche Übersetzung). Cerruti, L'Euthanasie, S. 111 ff., nimmt eine Klassifikation der medizinischen Fälle vor, in denen Sterbehilfe relevant werden kann. En lisant le Code de déontologie médicale, Bulletin de l'Ordre des médecins 1983, S. 259, 1984, S. 4 f. Andererseits verbietet der Code de déontologie nicht explizit den "archarnement thérapeutique": Jacquinot, Gaz. Pal. 1980, I, Doctr., S. 253 f. Zum Begriff eingehend Cerruti, L'Euthanasie, S. 55. En lisant le Code de déontologie médicale, Bulletin de l'Ordre des médecins 1983, S. 260. Der Todeszeitpunkt scheint allerdings bewußt nicht im Code de déontologie festgeschrieben und für neue wissenschaftliche Erkenntnisse offen zu sein: Jacquinot, Gaz. Pal. 1980, I, Doctr., S. 253; Cayla, R.T.D.S.S. 1979, S. 476, 478. Ausführlich zur Entscheidungsfindung Cerruti, L'Euthanasie, S. 143 ff., der auf die Vielzahl der Kriterien hinweist, die hierbei eine Rolle spielen können; zu möglichen Entscheidungsträgern S. 148 ff.; auch auf die "euthanasie par budget" wird hingewiesen, S. 219 ff. En lisant le Code de déontologie médicale, Bulletin de l'Ordre des médecins 1983, S. 260. Übersicht 299 Unsicherheiten im Rahmen des sogenannten coma prolongé, dessen Ausgang ungewiß ist.80 Krankenhausärzte können sich bei ihrer Entscheidungsfindung darüber hinaus auch auf die durch Verordnung des Gesundheitsministeriums festgeschriebene "Charte sur les droits et devoirs des malades" vom 14.1.1974 stützen.81 Diese enthält für den Krankenhauspatienten insbesondere folgende Rechte: - das Recht auf Freiheit, über eine Behandlung zu entscheiden und das Krankenhaus jederzeit zu verlassen; das Recht auf Würde und Integrität der Person, das auch ein "Recht auf Wahrheit" beinhalten soll;82 das Recht, informiert zu werden; das Recht, nicht zu leiden. Diese "Charte" soll sich auf die Entscheidungsfindung über Sterbehilfe auswirken können.83 Unmittelbar die Sterbehilfe betreffende krankenhausverwaltungsinterne Regelungen konnten sich jedoch nicht finden lassen. Standesrechtlich wie auf der Ebene der Krankenhausverwaltung scheint man von positivrechtlichen Regelungen absehen zu wollen und Grenzfragen dem Gewissen des einzelnen Arztes zu überantworten. 5. Reformvorhaben In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Gesetzesvorschlägen eingebracht und zum Teil auch gebilligt, die sich auf den verschiedenen Ebenen mit dem Problem der Sterbehilfe befaßten. So sah der "avant-projet" der Regierung zur Neufassung des Code pénal zwischenzeitlich eine Regelung der Sterbehilfeproblematik vor. Hierzu bleibt zu vermerken, daß seit Jahren in Frankreich versucht wird, das noch auf dem Code Napoléon von 1810 beruhende 80 81 82 83 En lisant le Code de déontologie médicale Bulletin de l'Ordre des médecins 1983, S. 260; 1984, S. 4. So genannt von Cerruti, L'Euthanasie, S. 171 ff.: Décret n° 74-27 du 14 janvier 1974 relatif aux règles de fonctionnement des centres hospitaliers et des hôpitaux locaux, J.O. 16.1.1974, S. 603 ff. Cerruti, L'Euthanasie, S. 172. Cerruti, L'Euthanasie, S. 174 ff. 300 Frankreich Strafgesetzbuch gänzlich zu revidieren.84 Die 1974 eingesetzte Reformkommission hatte einen "avant-projet" und einen "avant-projet définitif" hervorgebracht, in denen auch eine Regelung der Sterbehilfeproblematik vorgesehen war. Die Reformbemühungen der bis 1986 amtierenden sozialistischen Regierung befaßten sich nicht mit dieser Sache. Ihr avant-projet von 1986 sah keine Regelung der Sterbehilfe mehr vor. Der Regelungsvorschlag des avant-projet von 1976, aktive Sterbehilfe gesetzlich zu definieren und mit gegenüber den allgemeinen Tötungsdelikten milderen Strafdrohungen zu sanktionieren, war sehr umstritten. Was sich als Versuch darstellte, die aktive Sterbehilfe nicht mit egoistischen und grausamen Tötungsdelikten gleichzustellen,85 wurde von den Anhängern der Sterbehilfe als deren Beschränkung angesehen: Wo heute in Euthanasiefällen oft Gnade vor Recht ergehe, da allgemein die Anwendung der Vorschriften über allgemeine Tötungsdelikte nicht als gerecht empfunden werde, sähen sich bei Wegfall dieser Bedenken - wegen der Sonderregelung - die Staatsanwaltschaften zur Anklage und die Gerichte zur Verurteilung veranlaßt.86 Eine Reihe von Autoren geht deshalb auch davon aus, daß die Aufnahme eines solchen Vorschlages ins Gesetz weniger von einem Entgegenkommen gegenüber den Tätern, denen aktive Sterbehilfe angelastet wird, als vom Willen, diese zu bestrafen, getragen sei.87 Andere sehen eine solche Regelung als technisch schwierig, inopportun bzw. gefährlich an.88 Die Kritik scheint bewirkt zu haben, daß eine selbständige Bestrafung aktiver Sterbehilfe von Regierungsseite nicht mehr geplant ist.89 Im September 1984 wurde eine Äußerung des damaligen Staatssekretärs im Gesundheitswesen, Edmond Hervé, wiedergegeben, daß an eine Gesetzesänderung von seiten der Regierung nicht gedacht sei.90 Der avant-projet von 1986 sah - wie erwähnt - keine Regelung mehr vor. 84 85 86 87 88 89 90 Zu den allgemeinen Reformbemühungen siehe Spaniol, Landesbericht Frankreich, in: A. Eser/B. Huber (Hrsg.), Strafrechtsentwicklung in Europa 1982/84, Freiburg i.Br. 1985, S. 278 f. Begründung des avant-projet. Moreau, in: Fédération mondiale des Associations pour le droit de mourir dans la dignité, S. 25. Rateau, L'euthanasie et sa réglementation pénale, S. 46 f. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 610. Moreau, in: Fédération mondiale des Associations pour le droit de mourir dans la dignité, S. 25. Le Monde 22.9.1984, S. 12. Übersicht 301 Im Februar 1985 setzte das Gesundheitsministerium allerdings eine Untersuchungskommission zum Thema "Begleitung von Sterbenden" ein. Der umfassende Schlußbericht dieser Kommission sollte eine Grundlage für Verwaltungsvorschriften und Richtlinien abgeben. Dokumentiert ist bisher nur eine "Circulaire" an die Direktionen von Krankenhäusern betreffend besondere Einrichtungen für Sterbende, Schmerzbekämpfung etc.91 Gesetzentwürfe zur Regelung dieser Problematik wurden auch im Senat eingebracht. Der Senat ist in Frankreich neben der Nationalversammlung, der Assemblée nationale, gleichberechtigtes Gesetzgebungsorgan. Gesetzentwürfe passieren hintereinander Nationalversammlung und Senat. Doch verbleibt in der Regel - nach diversen Versuchen, eine Übereinstimmung zwischen den beiden Kammern herzustellen - der Assemblée nationale das letzte Wort (Art. 45 der Verfassung von 1958). Die vom Senat behandelten Gesetzentwürfe sind jeweils individuelle Vorschläge einzelner Senatoren, also keine Regierungsentwürfe, was die Chance ihrer Durchsetzbarkeit erheblich vermindert. Sie setzen an den verschiedenen gesetzlichen Möglichkeiten an, die Problematik der Sterbehilfe strafrechtlich zu erfassen: Der Vorschlag der Senatoren Caillavet und Mézard vom 13.10.1978 (Dokument 4.2) zielte ausdrücklich auf eine Entkriminalisierung passiver Sterbehilfe. Vorgesehen war, der unterlassenen Hilfeleistung eine Regelung beizugeben, die diese Vorschrift als unanwendbar für den Arzt ansieht, der es unterläßt, im Einverständnis mit dem Patienten oder aus eigener Initiative eine Behandlung fortzuführen, die erfolglos erscheint und nur noch dazu dient, das Leben künstlich zu verlängern. Dieser Regelung wurde in der Literatur zum Teil die Notwendigkeit abgesprochen: Der Behandlungsabbruch bei Sterbewillen des Patienten sei nach ganz herrschender Meinung nicht strafbar. Und auch wenn der Wille des Patienten nicht feststellbar sei, dürfe der Arzt bei völliger Heilungsunmöglichkeit die Behandlung abbrechen.92 Noch weiter als dieser Gesetzesvorschlag ging ein früherer Vorschlag von Senator Caillavet vom 6.4.1978 (Dokument 4.1), der - in begrenztem Umfang - die Möglichkeit von Sterbetestamenten gesetzlich vorsehen wollte. Unter bestimmten Voraussetzungen sollte eine Erklärung abgegeben werden können, daß bei Unheilbarkeit medizinische Eingriffe außer denen, die 91 92 Cerruti, L'Euthanasie, S. 279 f. Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 550 ff. 302 Frankreich Schmerzen lindern, unterbleiben sollen, wenn sie nur künstlich das Leben erhalten. Ob Unheilbarkeit vorliegt, muß von drei Ärzten attestiert werden. Bemerkenswert ist die Ausnahmeregelung von Art. 4: Die Vorschriften über die Sterbetestamente finden keine Anwendung, wenn die Erklärende schwanger ist. Beide Vorschläge wurden vom Senat abgelehnt, da sie angesichts der Rechtsprechung zur unterlassenen Hilfeleistung überflüssig seien und der Begriff der Unheilbarkeit zu unbestimmt sei.93 6. Private Initiativen/Empirisches Material Wie in der Bundesrepublik Deutschland hat auch in Frankreich die Internationale Gesellschaft für Humanes Sterben, die Association pour le droit de mourir dans la dignité (ADMD), verbreitet Fuß fassen können. Mehr als 10 000 Mitglieder dieser Gesellschaft haben inzwischen ein sogenanntes Sterbetestament erstellt.94 Die Vereinigung hat einen ständigen Mitgliederzuwachs und wird inzwischen auch in der gerichtlichen Praxis relevant: Die Abweisung einer Klage der Hinterbliebenen eines Mitgliedes der Gesellschaft, das Selbstmord begangen hatte, gegen die ADMD wurde von dieser als großer Erfolg gewertet.95 Die ADMD ist ständig bemüht, gesellschaftliche Anerkennung und Einfluß zu finden. Ein internationaler Kongreß der Gesellschaft im September 1984 in Nizza konnte so hochkarätige Persönlichkeiten wie den Herzchirurgen Professor Barnard aufweisen. Anläßlich dieses Kongresses gaben Ärzte ein Manifest heraus, in dem sie sich dazu bekannten, Sterbehilfe geleistet zu haben (Dokument 5).96 Eine Umfrage der Fachzeitschrift "Tonus" im Jahr 1983 bei 200 Ärzten hat in diesem Zusammenhang ergeben, daß vier von fünf Ärzten bereit wären, einem nicht mehr zu rettenden Patienten "zum Sterben zu verhelfen".97 Auch das angesehene französische Meinungsforschungsinstitut SOFRES hat im Auftrag der 93 94 95 96 97 Conseil de l'Europe, Bulletin d'information sur les activités juridiques (8), Juni 1981, S. 69/7; zur Problematik, beim Begriff der "incurabilité" anzusetzen, siehe auch Memeteau, in: Cinquième Congrès de droit médical, S. 219. Le Monde 25.9.1984, S. 14. Moreau, in: Fédération Mondiale des Associations pour le Droit de Mourir dans la Dignité, S. 24. Le Monde 20.9.1984, S. 1; zur nachfolgenden Diskussion siehe Le Monde 21.9.1984, S. 1, 14; 22.9.1984, S. 12; 25.9.1984, S. 14; Frankfurter Rundschau 25.9.1984, S. 20; FAZ 25.9.1984; Medical Tribune, 12.10.1984, S. 5. Dabei waren von den unter 35jährigen Ärzten 34,2 %, von den über 50jährigen dagegen nur 16,7 % zu aktiver Sterbehilfe bereit. Übersicht 303 ADMD 1983 eine Umfrage durchgeführt,98 in der die Einstellung von Ärzten zur Sterbehilfe sowie einige ergänzende Daten erfragt wurden. Befragt wurden je 100 Allgemeinärzte und Kliniker. Von diesen erklärten sich 82 % bereit, auf einen in einem Sterbetestament geäußerten Wunsch des Patienten hin eine sinnlos gewordene Behandlung (acharnement thérapeutique) abzubrechen, 90 %, schmerzlindernde Mittel auch auf die Gefahr hin zu verabreichen, daß damit der Sterbeprozeß beschleunigt wird, und 26 %, eine aktive Tötung durchzuführen. Unterschiedlich fiel dabei die Begründung der Ärzte aus, die zu solchen Maßnahmen nicht bereit waren. Von denen, die eine passive Sterbehilfe auf Wunsch des Patienten ablehnten, gaben 11 % an, es sei allein Sache des Arztes, über einen eventuellen Abbruch zu entscheiden. 7 % sahen juristische Schwierigkeiten und 6 % meinten, daß in jedem Fall noch Hoffnung bestehe. Bei den Gegnern aktiver Sterbehilfe waren im wesentlichen zwei Gruppen zu unterscheiden: 22 %, die aktive Sterbehilfe aus moralischen Gründen prinzipiell ablehnten, 21 %, die zwar nicht zu einer grundsätzlichen Ablehnung gelangten, diese Maßnahme aber für sich ausschlossen. Schon darin spiegelt sich die Toleranz der Gegner aktiver Sterbehilfe gegenüber andersdenkenden und -handelnden Kollegen: Insgesamt 88 % lehnten zwar für sich ein aktives Eingreifen ab, waren aber bereit, die gegenteilige Entscheidung eines Kollegen zu tolerieren. Wie sehr die Ärzteschaft Entscheidungen in diesem Bereich als individuelle ansieht, zeigt sich auch in ihrer Haltung zu einer möglichen gesetzlichen Regelung dieses Komplexes: Selbst wenn sie keinerlei straf- und standesrechtlichen Regelungen unterworfen wären, würden nur 28 % aktive Sterbehilfe leisten. Und gäbe das Gesetz dem Arzt die Möglichkeit zum Behandlungsabbruch, so wären nur noch 74 % dazu bereit, während in einem solchen Fall nur mehr 75 % schmerzlindernde, den Todeseintritt beschleunigende Mittel verabreichen würden. Nicht die gesetzliche Grundlage, sondern der Respekt vor dem Willen des Patienten scheint also ärztliches Handeln in diesem Bereich zu leiten. Die Bitte des Patienten setzt allerdings dessen rückhaltlose Aufklärung voraus. Auf entsprechende Anfrage zeigte sich allerdings, daß nur 44 % der befragten Ärzte ein Recht des Patienten anerkannten, wahrheitsgemäß über seinen Zustand informiert zu werden, während 43 % die Frage der Aufklärung 98 Das Ergebnis der Umfrage ist abgedruckt in der Zeitschrift Le Généraliste - Périodique de formation et d'information médicale Nr. 522 1983, S. 12. 304 Frankreich allein ins Ermessen der Ärzte stellten. Und nur 27 % zeigten sich überhaupt bereit, dem Patienten die Wahrheit zu sagen, während 55 % dies ablehnten. Mit einer von der ADMD bei SOFRES 1987 in Auftrag gegebenen Umfrage wurde dagegen die Einstellung der Bevölkerung erfragt.99 Hierbei sprachen sich 85 % der Befragten für ein Recht des unheilbar Kranken aus, "daß ihm auf seine Bitte hin geholfen wird zu sterben", was für 63 % nicht nur Absehen von weiterem "acharnement thérapeutique", sondern aktive Sterbehilfe bedeuten soll. 76 % der befragten Personen traten für eine Änderung des Code pénal dahingehend ein, daß Sterbehilfe beim unheilbar Kranken auf dessen Bitte hin nicht mehr strafbar sein solle.100 99 Die Umfrage vom 7.-12.11.1987 erfaßte eine Stichprobe von 1 000 Personen. 100 Le Monde 19.11.1987 und 20.11.1987. Dokumentation 305 Dokumentation Seite 1. 2. 3. 4. Gesetzliche Bestimmungen 306 1.1 Code pénal (Auszug) 306 1.2 Code de la santé publique (Auszug) 307 1.3 Loi n° 87-1133 du 31 décembre 1987 308 Gerichtsentscheidungen (Auszüge) 309 2.1 Tribunal correctionnel de Poitiers, 25.10.1951 309 2.2 Cour d'appel de Montpellier, 17.2.1953 309 2.3 Cour de cassation, Chambre criminelle, 23.3.1953 309 2.4 Cour d'appel d'Aix-en-Provence, 23.12.1952 310 2.5 Cour de cassation, Chambre criminelle, 3.1.1973 310 2.6 Tribunal de grande instance de Paris, 23.1.1985 311 2.7 Tribunal de grande instance de Paris, 20.11.1985 311 2.8 Cour de cassation, Chambre criminelle, 26.4.1988 312 Ärztliches Berufsrecht 313 Code de déontologie médicale (Auszug) 313 Reformvorhaben 313 4.1 Entwurf Caillavet vom 6.4.1978 313 4.2 Entwurf Caillavet/Mézard vom 13.10.1978 314 4.3 Entwurf Dailly vom 9.6.1983 314 5. Déclaration en vue d'un manifeste 315 6. Literatur 316 Abkürzungsverzeichnis 319 306 Frankreich 1. Gesetzliche Regelungen 1.1 Code pénal, Stand Ende 1989 (Auszug) Art. 295. L'homicide commis volontairement est qualifié meurtre. Art. 296. Tout meurtre commis avec préméditation ou guetapens, est qualifié assassinat. Art. 300. L'infanticide est le meurtre ou l'assassinat d'un enfant nouveau-né. Art. 302. Tout coupable d'assassinat, de parricide et d'empoisonnement, sera puni de la réclusion criminelle à perpétuité. Toutefois, la mère, auteur principal ou complice de l'assassinat ou du meurtre de son enfant nouveau-né, sera punie de la réclusion criminelle à temps de dix à vingt ans, mais sans que cette disposition puisse s'appliquer à ses coauteurs ou complices. Art. 304. Le meurtre emportera la réclusion criminelle à perpétuité, lorsqu'il aura précédé, accompagné ou suivi un autre crime. Le meurtre emportera également la peine de mort, lorsqu'il aura eu pour objet, soit de préparer, faciliter ou exécuter un délit, soit de favoriser la fuite ou d'assurer l'impunité des auteurs ou complices de ce délit. En tout autre cas, le coupable de meurtre sera puni de la réclusion criminelle à perpétuité. Art. 463. Les peines prévues par la loi contre l'accusé reconnu coupable, en faveur de qui les circonstances atténuantes auront été déclarées, pourront être réduites, d'après l'échelle des peines fixées aux articles 7, 8, 18 et 19, jusqu'à deux ans d'emprisonnement si le crime est passible d'une peine perpétuelle, jusqu'à un an d'emprisonnement dans les autres cas. S'il est fait application de la peine d'emprisonnement, une amende pourra être prononcée, le maximum de cette amende étant de 100 000 F; les coupables pourront de plus être frappés de la dégradation civique pour cinq ans au moins et dix ans au plus à compter du jour où ils auront subi leur peine; ils pourront en outre être frappés de l'interdiction de séjour dans les conditions prévues en matière criminelle par l'article 44. Sauf disposition contraire expresse dans tous les cas où la peine prévue par la loi est celle de l'emprisonnement ou de l'amende, si les circonstances paraissent atténuantes, les tribunaux correctionnels sont autorisés, même en cas de récidive, à réduire l'emprisonnement et l'amende même à deux mois et 10 000 F ou à une peine moindre. Ils pourront aussi prononcer séparément l'une ou l'autre de ces peines, et même substituer l'amende à l'emprisonnement, sans qu'en aucun cas elle puisse être au-dessous des peines de police. Dokumentation/Gesetzliche Regelungen 307 Dans le cas où l'amende est substituée à l'emprisonnement, si la peine de l'emprisonnement est seule prononcée par l'article dont il est fait application, le maximum de cette amende sera de 30 000 F. Art. 63. Sans préjudice de l'application, le cas échéant, des peines plus fortes prévues par le présent code et les lois spéciales, sera puni d'un emprisonnement de trois mois à cinq ans et d'une amende de 360 F à 20 000 F, ou de l'une de ces deux peines seulement, quiconque, pouvant empêcher par son action immédiate, sans risque pour lui ou pour les tiers, soit un fait qualifié crime, soit un délit contre l'intégrité corporelle de la personne, s'abstient volontairement de le faire. Sera puni des mêmes peines quiconque s'abstient volontairement de porter à une personne en péril l'assistance que, sans risque pour lui ni pour les tiers, il pouvait lui prêter, soit par son action personnelle, soit en provoquant un secours. (...) 1.2 Code de la santé publique, i.d.F. vom 28.6.1979 Art. L. 366. Un code de déontologie, propre à chacune des professions de médecin, chirurgien dentiste et sage-femme, préparé par le conseil national de l'Ordre intéressé et soumis au Conseil d'Etat, est édicté sous la forme d'un règlement d'administration publique. Art. L. 417. Le conseil régional exerce, au sein de l'Ordre des médecins, la compétence disciplinaire en première instance. Le conseil régional peut être saisi par le Conseil national ou par les conseils départementaux de l'Ordre ou les syndicats de médecins de son ressort, qu'ils agissent de leur propre initiative ou à la suite de plaintes. Il peut également être saisi par le ministre de la Santé publique et de la Population, par le directeur départemental de la Santé, par le préfet, par le procureur de la République ou par un médecin inscrit au tableau de l'Ordre. Le conseil régional doit statuer dans les six mois du dépôt de la plainte. A défaut, le conseil national peut transmettre la plainte à un autre conseil régional qu'il désigne. Art. L. 423. Les peines disciplinaires que le conseil régional peut appliquer sont les suivantes: L'avertissement. Le blâme. L'interdiction temporaire ou permanente d'exercer une, plusieurs ou la totalité des fonctions médicales, conférées ou rétribuées par l'Etat, les départements, les communes, les établissements publics, les établissements reconnus d'utilité publique ou des fonctions médicales accomplies en application des lois sociales. L'interdiction temporaire d'exercer la médecine, cette interdiction ne pouvant excéder trois années. 308 Frankreich La radiation du tableau de l'Ordre. Les deux premières de ces peines comportent, en outre, la privation du droit de faire partie du conseil départemental, du conseil régional ou du Conseil national de l'Ordre pendant une durée de trois ans; les suivantes la privation de ce droit à titre définitif. Le médecin radié ne peut se faire inscrire à un autre tableau de l'Ordre. La décision qui l'a frappé est portée à la connaissance des autres conseils départementaux et du Conseil national dès qu'elle est devenue définitive. 1.3 Loi n° 87-1133 du 31 décembre 1987 tendant à réprimer la provocation au suicide101 Article unique. Il est inséré, après l'article 318 du code pénal, les articles 318-1 et 318-2 ainsi rédigés: Art. 318-1. La provocation au suicide tenté ou consommé par autrui sera punie d'un emprisonnement de deux mois à trois ans et d'une amende de 6 000 F à 200 000 F ou de l'une de ces deux peines seulement. La peine d'emprisonnement sera portée à cinq ans si le délit a été commis à l'égard d'un mineur de quinze ans. Les peines prévues au premier alinéa seront applicables à ceux qui auront fait de la propagande ou de la publicité, quel qu'en soit le mode, en faveur de produits, d'objets ou de méthodes préconisés comme moyens de se donner la mort. Art. 318-2. Les dispositions de l'article 285 seront applicables aux délits prévus par l'article 318-1. Quand l'un de ces délits aura été commis par un moyen de communication audiovisuelle, le directeur ou, le cas échéant, le codirecteur de la publication sera poursuivi comme auteur principal si le message incriminé a fait l'objet d'une fixation préalable à la communication au public. A défaut, l'auteur, et à défaut de l'auteur, le producteur sera poursuivi comme auteur principal. Lorsque le directeur ou le codirecteur de la publication sera mis en cause, l'auteur sera poursuivi comme complice. Les dispositions du présent alinéa ne feront pas obstacle à l'application de l'article 60. Dans tous les cas, les documents écrits, visuels ou sonores ayant servi à réaliser l'infraction pourront être saisis et confisqués; la juridiction pourra, en outre, ordonner la destruction, en tout ou en partie, de ces documents. 101 J.O. 1.1.1988, S. 13. Dokumentation/Gerichtsentscheidungen 2. Gerichtsentscheidungen (Auszüge) 2.1 Tribunal correctionnel de Poitiers, 25.10.1951102 309 Dem Urteil lag der Sachverhalt zugrunde, daß ein Arzt es unterlassen hatte, ein Unfallopfer, das im Koma lag, zu behandeln. Das Gericht sprach ihn vom Vorwurf unterlassener Hilfeleistung frei, da eine "Gefahr" i.S.d. Art. 63 Abs. 2 C.p. nicht bestanden habe: B. était, selon le mot du langage courant, "perdu" et n'était plus "en péril", mais audelà du stade de danger de mort, et de façon inéluctable mortellement atteint; qu'on ne peut, dans de telles conditions, retenir un médecin comme coupable. 2.2 Cour d'appel de Montpellier, 17.2.1953103 In diesem Fall hatte ein Krankenhausarzt die Aufnahme eines sterbenden Patienten verweigert. Das Gericht warf dem Arzt nicht nur vor, nicht selbst den Patienten untersucht und sich von dessen Unheilbarkeit überzeugt zu haben, sondern statuierte, unabhängig von der Möglichkeit der Rettung des Patienten, eine Hilfspflicht bis zum Tode: Attendu qu'au point de vue de l'article 63 du Code pénal, il importe peu que le malade, auprès duquel le médecin était appelé, ait été dans un état tel qu'aucune intervention humaine n'ait pu le sauver; que, même menacé d'une mort certaine, et prochaine, il doit être considéré comme en péril; - Attendu que les dispositions de l'article 63 du Code pénal n'apportent aucune restriction à l'obligation de secourir une personne en péril et sanctionnent tout manquement volontaire à cette obligation, quel qu'en puisse être le résultat; qu'elles n'imposent pas un secours efficace, mais seulement une assistance, qui, jusqu'au décès, est toujours possible. 2.3 Cour de cassation, Chambre criminelle, 23.3.1953104 Auch in diesem Fall war ein im Koma liegendes Unfallopfer nicht behandelt worden: Attendu que l'arrêt constate que Triay a volontairement laissé sans soins, à la nuit tombante, et dans un lieu écarté, l'individu qu'il venait de heurter avec sa voiture automobile, et qui était atteint de blessures si graves que la mort a suivi en quelques heures; que, cependant, le prévenu aurait pu, sans risque pour lui-même, ou pour les tiers, prêter assistance ou provoquer du secours; Qu'ainsi a été caractérisé, à la charge du demandeur, le délit prévu par l'article 63 du Code pénal, fût-il même démontré que le secours que le devoir d'humanité lui commandait de prêter dût être en définitive inefficace. 102 J.C.P. 1952, II, 6932. 103 J.C.P. 1953, II, 7499. 104 J.C.P. 1953, II, 7584. 310 2.4 Frankreich Cour d'appel d'Aix-en-Provence, 23.12.1952105 In diesem Fall hatte der Angeklagte, der kein Arzt war, eine durch Schüsse verletzte Frau liegengelassen und weder die Gendarmerie noch einen Arzt verständigt, da die Frau nicht mehr zu retten gewesen sei. Das Gericht erkannte diese Argumentation nicht an: Que les nouvelles dispositions de l'article 63 du Code pénal n'apportent aucune restriction à l'obligation de secourir un être en situation dangereuse, quelles que puissent être les conséquences du défaut de secours. Daraus zieht Pageaud in seiner Anmerkung folgende Schlüsse: Le texte de l'article 63 n'impose pas un secours efficace, mais simplement une assistance, encore possible dans cette situation. Le résultat importe moins que l'attitude devant la situation apparente. Le scandale, c'est de passer son chemin, indifférent, devant un blessé qui agonise. Le scandale, c'est l'abstention. L'article 63 prévoit une obligation de moyens et non pas une obligation de résultat, et cette considération nous amène à rechercher quelle doit être la qualité du secours, autre point délicat. (...) Il faut intervenir, prendre part, "assister", même si la situation est désespérée. S'il est impossible de secourir un mort et si donc le décès instantané justifie l'absence d'intervention, en revanche, il n'est pas du tout impossible de prêter assistance à un mourant, ne serait-ce que, par exemple, pour soulager ses souffrances physiques. 2.5 Cour de cassation, Chambre criminelle, 3.1.1973106 Dieser Entscheidung lag in erster Linie die Frage nach der Zulässigkeit einer Einstellungsentscheidung der Chambre d'accusation zugrunde. Dennoch äußerte sich die Cour de cassation quasi in einem obiter dictum zu der Frage, ob ein Arzt wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar sei, der eine beharrlich die Behandlungsannahme verweigernde Patientin nicht behandelt: Qu'elle précise à cet égard que "l'information n'a révélé à l'encontre de l'inculpé aucune faute professionnelle caractérisée qui puisse être un élément constitutif du délit d'homicide involontaire ou du délit de non-assistance à personne en péril, la thérapeutique adéquate prescrite par lui n'ayant pas été appliquée en raison du refus obstiné et même aggressif de la dame Gatineau"; celle-ci "ayant d'ailleurs signé un certificat constatant le refus de sa part des soins prescrits". 105 J.C.P. 1953, II, 7429. 106 Bull. crim. 1973 n° 2. Dokumentation/Gerichtsentscheidungen 2.6 311 Tribunal de grande instance de Paris, 23.1.1985107 Attendu, d'autre part, que le suicide, expression tragique d'une volonté individuelle et libre, par principe, quant au moment où intervient la décision fatale et aux moyens matériels de la réaliser, ne fait l'objet d'aucune incrimination légale; - Attendu qu'en cet état et alors qu'à aucun moment ne s'est établi, entre les auteurs et l'éditeur, d'une part, et Dominique M., d'autre part, le moindre dialogue ou commencement de dialogue direct, qui eut pu attirer l'attention sur un risque de mort et donc sur un état de péril imposant assistance, il ne saurait être retenu à l'encontre des défendeurs, une obligation de réparer qui ne découlerait que du seul exercice indépendant de deux libertés; - Attendu qu'étant relevé que Dominique M., âgée de 27 ans, avait, suivant les conclusions mêmes de ses parents, tenté de se suicider "à trois reprises", dès l'âge de 17 ans et avait, de ce fait, effectué deux séjours dans un centre hospitalier spécialisé et que, peu avant de passer à l'acte fatal, elle avait, dans des lettres adressées à ses proches, pris toutes dispositions de dernière volonté de caractère patrimonial ou personnel, il ne peut être retenu, à l'encontre de l'éditeur de "Suicide - Mode d'emploi" le grief d'avoir incité directement et immédiatement un lecteur - resté inconnu à prendre une décision née du tréfonds intime et secret de sa seule personnalité. 2.7 Tribunal de grande instance de Paris, 20.11.1985108 Attendu que doit être considérée en péril toute personne qui risque de perdre la vie ou de souffrir d'une grave lésion corporelle, quelle que soit l'origine dudit péril; - Or attendu que l'examen des lettres adressées par Y. à X. et Z. fait apparaître à l'évidence l'intention suicidaire de leur auteur qui manifeste, dès le premier paragraphe de la lettre du 11 nov. 1982, l'intention de disparaître "en douceur", pose ensuite des questions très précises sur deux méthodes de suicide avant de réitérer son intention de se "faire disparaître " et qui, dans la lettre du 8 jan. 1983, pose à nouveau une question non moins précise sur l'utilisation du lroxyl aux mêmes fins; que la détermination que Y. manifesta à deux reprises révélait au prévenu que le péril dans lequel se trouvait son correspondant était constant; que, de même, les termes de ces lettres étaient suffisamment explicites pour que leur destinataire ait pu prendre conscience que Y. n'attendait qu'une réponse pour passer à l'acte, rendant ainsi le péril imminent; qu'enfin, en recevant la deuxième lettre, qui établissait une intention suicidaire persistante dont l'accomplissement n'était retardé que par la nécessité de recueillir toutes assurances sur un mode de disparition efficace et indolore, X. ne pouvait ignorer qu'un tel péril nécessitait une intervention immédiate de sa part. (...) Attendu qu'en refusant son assistance à un être qui lui avait confié, dès sa première lettre, son désespoir et son sentiment de culpabilité à l'égard d'autrui puis, dans sa seconde lettre, la nature du traitement médical dont il faisait l'objet, et qui se trouvait dans un état évident de détresse, X. s'est abstenu d'assumer le devoir d'humanité qui caractérise l'infraction reprochée. 107 D. 1985, I, Jur., S. 418. Die unter 2.6-2.8 wiedergegebenen Entscheidungen betreffen alle die Strafbarkeit eines der Autoren des Buches "Suicide, mode d'emploi" (vgl. Übersicht, Ziff. 3.3.b und c). 108 D. 1986, I, Jur., S. 369. 312 2.8 Frankreich Cour de cassation, Chambre criminelle, 26.4.1988109 Attendu que l'arrêt attaqué et le jugement auquel il se réfère constatent que souffrant d'une grave dépression nerveuse, Bonnal s'est par deux fois adressé aux auteurs du livre "Suicide - mode d'emploi" pour leur demander d'abord des précisions sur certaines des méthodes décrites dans l'ouvrage, ensuite sur la dose mortelle d'un médicament cité dans le livre et qu'on venait de lui prescrire; que Le Bonniec, l'un des auteurs, a répondu en indiquant la première fois qu'il préconisait l'intoxication médicamenteuse comme étant la plus susceptibe de procurer une mort douce, la seconde fois en précisant la quantité de comprimés à absorber; que quelque temps plus tard Bonnal se donnait la mort par absorption massive dudit médicament; que la Cour d'appel relève ensuite que dès réception de la première lettre dans laquelle Bonnal faisait part de son désespoir et de sa pensée profonde de disparaître, Le Bonniec était avisé du risque de mort encouru par son correspondant, qu'au reçu de la seconde lettre traduisant la volonté persistante de celui-ci et son attente de renseignements sur les moyens d'aboutir au suicide à l'aide du médicament à lui prescrit, le prévenu ne pouvait douter de la détermination du signataire des lettres dont la lecture était suffisante pour lui faire prendre conscience de l'imminence du danger; qu'à l'évidence une intervention immédiate était nécessaire pour prévenir le péril mortel constant et imminent couru par Bonnal dont l'état de détresse et la fragilité psychique lui étaient connus; que les juges énoncent enfin qu'il était possible à Le Bonniec soit d'user de l'influence qu'il pouvait avoir sur cet être faible pour le dissuader soit d'alerter une association de prévention; que non seulement il s'est abstenu de provoquer toute aide et de tenter de conjurer le péril mais encore en fournissant au désespéré les renseignements demandés, il lui a permis de mettre son projet à exécution; qu'un tel comportement témoigne de sa volonté de ne pas porter assistance à une personne qu'il savait en danger; - Attendu qu'en statuant ainsi la Cour d'appel a caractérisé les éléments matériels et intentionnels du délit prévu à l'article 63 alinéa 2 du Code pénal sans encourir les griefs du moyen, qui ne tendent qu'à remettre en cause les constatations souveraines des juges; que ceux-ci ont acquis la conviction qu'en fournissant des renseignements à son correspondant, le demandeur n'avait jamais eu l'intention de lui porter secours; D'où il suit que le moyen n'est pas fondé. 109 Bull. crim. 1988 n° 178. Dokumentation/Reformvorhaben 3. 313 Code de déontologie médicale (Auszug) Décret n° 79-506 du 28 juin 1979 portant code de déontologie médicale110 Art. 7. La volonté du malade doit toujours être respectée dans toute la mesure du possible. Lorsque le malade est hors d'état d'exprimer sa volonté ses proches doivent, sauf urgence ou impossibilité, être prévenus et informés. Art. 20. Le médecin doit s'efforcer d'apaiser les souffrances de son malade. Il n'a pas le droit d'en provoquer délibérément la mort. Art. 42. Pour des raison légitimes que le médecin apprécie en conscience, un malade peut être laissé dans l'ignorance d'un diagnostic ou d'un pronostic grave. Un pronostic fatal ne doit être révélé qu'avec la plus grande circonspection, mais la famille doit généralement en être prévenue, à moins que le malade n'ait préalablement interdit cette révélation, ou désigné les tiers auxquels elle doit être faite. 4. Reformvorhaben 4.1 Proposition de loi relative au droit de vivre sa mort, présentée par M. Henri Caillavet, Sénateur, 6.4.1978111 Art. 1er. Tout majeur ou mineur émancipé, sain d'esprit, a la faculté de déclarer sa volonté qu'aucun moyen médical ou chirurgical autre que ceux destinés à calmer la souffrance ne soit utilisé pour prolonger artificiellement sa vie s'il est atteint d'une affection accidentelle ou pathologique incurable. Art. 2. La déclaration, faite en vue de l'exercice de la faculté prévue à l'article qui précède, peut être effectuée à tout moment. Elle doit, à peine de nullité, être constatée par acte authentique, dressé en présence de deux témoins majeurs, sans parenté jusqu'au quatrième degré inclus. Elle cesse de plein droit d'avoir effet à l'expiration d'un délai de cinq ans, sauf renouvellement dans les mêmes formes. Elle peut être révoquée à tout moment. Ne peuvent être témoins pour l'application de l'alinéa qui précède ni le médecin traitant, ni le conjoint, ni les successibles du déclarant, ni les personnes pouvant avoir intérêt à son décès, ni les personnes à son service ou à celui de l'établissement où le déclarant serait hospitalisé. Art. 3. La mise en oeuvre de la volonté exprimée conformément aux articles qui précèdent est subordonnée à la constatation, par trois médecins, du caractère incurable en l'état des connaissances de l'affection dont est atteint le déclarant et du fait qu'elle est de nature à entraîner inéluctablement son décès. 110 J.O. 30.6.1979, S. 1568; D. et B.L.D. 1979, S. 233; Rect. J.O. 24.7.1979, S. 1933. 111 J.O., Doc. Sénat, 6.4.1978, N° 301. 314 Frankreich Art. 4. L'application des présentes dispositions est suspendue de plein droit lorsque la déclarante est en état de grossesse. Art. 5. Nonobstant toutes dispositions contraires, tout médecin détenant des informations sur l'état de santé d'une personne est tenu de les lui donner, sur sa demande écrite, dès lors que cette demande est formulée en vue de la déclaration prévue à l'article 2 ci-dessus, ou que l'intéressé a déjà effectué une telle déclaration. Ladite déclaration est sans effet sur le droit pour l'intéressé d'accepter ou de refuser par ailleurs des traitements médicaux et sur l'obligation pour tout médecin ou pour tout établissement hospitalier de les lui dispenser. Art. 6. Nonobstant toutes dispositions contraires, ni la déclaration prévue à l'article 2 ci-dessus ni le fait de s'en être abstenu ou de l'avoir révoquée, ne sont susceptibles d'avoir des conséquences sur le plan juridique, en particulier en matière d'assurances, et aucune sanction ne peut être encourue par les personnes qui s'y sont conformées. Toutefois, est nul de plein droit tout legs, toute donation avec réserve d'usufruit ou toute vente à rente viagère consenti par le déclarant aux témoins visés à l'article premier ainsi que toute assurance sur la vie consentie à leur profit. Art. 7. Des décrets en Conseil d'Etat détermineront, en tant que de besoin, les modalités d'application de la présente loi. 4.2 Proposition de loi tendant à compléter le deuxième alinéa de l'article 63 du Code pénal, présentée par MM. Henri Caillavet et Jean Mézard, Sénateurs, 13.10.1978112 Article unique. Le deuxième alinéa de l'article 63 du Code pénal est complété par la phrase suivante: "Cette disposition n'est pas applicable au médecin qui, à la demande du malade conscient, ou au cas contraire de sa propre initiative, s'abstient d'entreprendre ou de poursuivre un traitement ou une réanimation susceptible seulement de prolonger artificiellement sa vie lorsqu'il est atteint d'une affection accidentelle ou pathologique incurable." 4.3 Proposition de loi relative à l'incitation ou l'aide assistée au suicide tenté ou consommé, présentée par M. Etienne Dailly, Sénateur, 9.6.1983113 Art. 1er. L'incitation ou l'aide apportée au suicide tenté ou consommé par autrui sera punie d'un emprisonnement de deux mois à trois ans et d'une amende de 6 000 F à 200 000 F ou de l'une de ces deux peines seulement. 112 Dijon, Le sujet de droit en son corps, S. 550. 113 J.O., Doc. Sénat, 9.6.1983, N° 1517. Dokumentation/Reformvorhaben 315 Le maximum de l'emprisonnement sera porté à cinq ans si le délit a été commis à l'égard d'un mineur de quinze ans ou de toute personne incapable de mesurer la portée de ses actes en raison d'une déficience mentale. Les mêmes peines seront applicables à ceux qui, par un moyen quelconque, auront fait de la propagande ou de la publicité directe ou indirecte en faveur des produits, objets ou méthodes destinés ou présentés comme de nature à permettre de se donner la mort. Art. 2. En cas d'incitation ou d'aide au suicide et de propagande ou de publicité en faveur des moyens présentés comme de nature à le permettre, par l'écrit, même introduit de l'étranger, la parole ou l'image, même si celles-ci ont été émises de l'étranger, pourvu qu'elles aient été perçues en France, les poursuites seront exercées contre les personnes énumérées à l'article 285 du code pénal, dans les conditions fixées par cet article, si le délit a été commis par la voie de la presse, et contre les personnes reconnues responsables de l'émission ou, à leur défaut, les chefs d'établissements, directeurs ou gérants, des entreprises ayant procédé à la diffusion ou en ayant tiré profit, si le délit a été commis par toute autre voie. La saisie, la confiscation et la destruction des documents écrits, sonores ou visuels pourront être ordonnées conformément aux articles 51 et 61 de la loi du 29 juillet 1881 sur la liberté de la presse. 5. Déclaration en vue d'un manifeste114 Le soussigné, docteur en médecine ...................... Convaincu que l'éthique médicale implique avant tout le respect de la personne humaine et le respect de la vie; Convaincu que la demande d'un être vivant qui souffre ne peut être ignorée et que respecter sa vie c'est aussi respecter les conditions de sa mort; Affirme que le moment est venu, par la formation médicale et l'institution de moyens adaptés, de répondre à la demande d'une meilleure qualité de la dernière période de vie et d'une mort dans la prévention de la souffrance et la préservation de la dignité; Opposé à toute pratique systématique, acharnement thérapeutique ou "cocktail lytique", qui ne tiendrait pas compte de la personnalité et de la demande du patient; Déclare avoir été amené au cours de sa carrière à aider des malades en phase terminale à achever leur vie dans les conditions les moins mauvaises possibles, et ce, avec la conscience d'avoir accompli sa mission; Se déclare prêt à aborder, avec ses malades et à leur demande, la question de leur mort et de réfléchir avec eux au moyen de leur assurer une fin aussi dépourvue de souffrance et d'angoisse que possible. Fait à ................. le .................... Signature .................. 114 Fédération Mondiale des Associations pour le Droit de Mourir dans la Dignité, Actes du Cinquième Congrès International, Nizza, 20.-23.9.1984. 316 6. Frankreich Literatur Besson, A./Ancel, Marc, La prévention des infractions contre la vie humaine et l'intégrité de la personne. Paris 1956. Borricand, Jacques, La répression de la provocation au suicide: de la jurisprudence à la loi. La Semaine Juridique (J.C.P.) 1988, I, 3359. Bouloc, Bernard, Chronique législative. Revue de science criminelle et de droit pénal comparé 1988, S. 554. Bouzat, Pierre, Traité théorique et pratique de droit pénal. Paris 1951. Broussouloux, Claude, De l'acharnement thérapeutique à l'euthanasie. Paris 1983. Calais, Bertrand, Anm. zu Tribunal de grande instance de Paris, 23.1.1985. Recueil Dalloz Sirey 1985, I, S. 419 f. - Anm. zu Tribunal de grande instance de Paris, 20.11.1985. Recueil Dalloz Sirey 1986, I, S. 371 f. 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