Lösungsbeispiele zur Klausur `Der gestiefelte Kater` von Ludwig Tieck

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Lösungsbeispiele zur Klausur `Der gestiefelte Kater` von Ludwig Tieck
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LÖSUNGSBEISPIEL ZUR KLAUSUR
"DER GESTIEFELTE KATER"
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Zu 1.: Inhaltsangabe
Der erste Akt in L. TIECKS "Der gestiefelte Kater" beginnt mit dem Auftritt von Lorenz, der im
Rahmen eines Spiels im Spiel seinen zwei Brüdern die Aufteilung der Hinterlassenschaft des
verstorbenen Vaters erklärt, wovon der älteste das Pferd, der mittlere den Ochsen und der
jüngste, Gottlieb, den Kater erhält. Darauf unterbrechen zwei Zuschauer, Leutner und Müller, mit
einer Diskussion über die Exposition das Stück. Währenddessen ist Gottlieb ziemlich ratlos, weil
er kein Geld hat, und der Kater ihm dabei auch nicht weiterhilft. Doch es stellt sich heraus, dass
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Hinze
sprechen kann, was sowohl
die Zuschauer
als auch Gottlieb Copyright
sehr erstaunt.
Hinze will
Gottlieb helfen, da er ihn recht gern hat, weil dieser ihn nie quälte. Er hat bereits einen Plan und
bittet dazu Gottlieb, den Schuhmacher zu holen, da er ein Paar Stiefel braucht, um höheres
Ansehen zu gewinnen. Nachdem der Schuhmacher gekommen ist und Maß genommen hat, geht
der Kater auf den Dächern spazieren und lässt einen zunächst noch misstrauischen Gottlieb, der
dann doch noch Vertrauen zu Hinze fasst, zurück. Die Zuschauer im Publikum sind über diesen
Handlungsfortgang unterschiedlicher Meinung.
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Zu 2.: Die Fiktionsebenen
Die sekundäre Fiktionsebene kommt durch das Vorspielen von "Der gestiefelte Kater" als
Theaterstück in Tiecks Spiel zustande. Die sekundäre Fiktionsebene wird vollständig realisiert,
da die Schauspieler nicht unterbrochen werden; die Bemerkungen der Zuschauer stellen nur
Einschübe dar, behindern nicht den Ablauf des Stücks und beeinflussen ihn nicht. Es kommt
auch zu keinem direkten KontaktCopyright
zwischen
Schauspielern und Zuschauern,
das Rollenverhalten
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beider bleibt gewahrt.
Bei der quantitativen Relation der Fiktionsebenen überwiegt die sekundäre im Verhältnis fünf zu
eins. Während der ersten Hälfte des Textes sind zwar primäre und sekundäre Fiktionsebene fast
ausgeglichen, da häufig Unterbrechungen stattfinden. Dies wird aber im weiteren Text
aufgehoben, da hier fast nur die sekundäre Fiktionsebene zum Tragen kommt.
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Zu 3.: Die Exposition
3 a:
Unter Exposition versteht man die Vergabe von Informationen über die in der Vergangenheit
liegenden und die Gegenwart bestimmenden Voraussetzungen und Gegebenheiten der
unmittelbar dramatisch repräsentierten Situation.
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2
3 b:
Leutner versteht unter der Exposition eine sukzessiv-integrierte Exposition, die dem Leser im
Verlauf der Handlung die Geschehnisse vor dem Point of Attack so nach und nach darbringt ("...
man muss es dem Zuschauer so verstohlenerweise unter den Fuß geben, aber nicht so gradezu in
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Bart werfen.", S. 1, Z. 15-17).
Leutnerwww.park-koerner.de
ist unzufrieden, dass ihm die
Exposition
gleich in den
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ersten Repliken ganz offen dargelegt wird, für ihn ist es wichtiger, "dass man so nach und nach
hineinkömmt", denn das "ist ja eben der beste Spaß" (S. 1, Z. 20-21).
Müller hingegen ist für eine initial-isolierte Exposition, die blockhaft am Anfang des Dramas für
sich allein steht, z.B. durch einen Prolog oder Monolog einer spielenden Person. Seiner Meinung
nach weiß man "... doch nun, woran man ist" (S. 1, Z. 18).
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3 c:
Eine Art der Typologisierung von Exposition ist zu untersuchen, ob die Exposition durch
monologische oder dialogische Vermittlung präsentiert wird. Dabei gilt es zu unterscheiden, ob
die monologische Vermittlung durch eine spielfremde oder eine spielinterne Person gegeben
wird und ob die dialogische Vermittlung durch ein Gespräch untergeordneter oder
gleichberechtigter Partner wiedergegeben wird. Der untergeordnete Partner kann durch seine
soziale
Stellung oder durch die quantitative
Relation der Repliken bestimmt
werden.
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Im ersten Absatz erfährt man, dass der Vater dreier Brüder gestorben ("... nach dem Ableben
unseres Vaters ...", S. 1, Z. 1/2) und dass diese Familie ziemlich arm ist ("... unser kleines
Vermögen ...", S. 1, Z. 2 und "Ihr wisst, dass der selige Mann nur drei Stücke von Belang
zurückgelassen hat, ein Pferd, einen Ochsen und jenen Kater dort.", S. 1, Z. 5-7). Dieses
geschieht durch dialogische Vermittlung untergeordneter Partner. Untergeordnet sind diese
deshalb, da früher die Brüder einer Familie nicht alle dieselben Rechte hatten, sondern die
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Rechte
nach dem Alter dieser Brüder
gingen
("Ich, als der Älteste, nehme
das Pferd
... für unsern
jüngsten Bruder (bleibt) der Kater übrig.", S. 1, Z. 7-10 und "Du bist leider der Jüngste, und da
musst du uns einige Vorrechte lassen.", S. 1, Z. 23/24).
In den Zeilen 42 bis 47 berichtet Gottlieb in einem Monolog, dass er den Kater aufgezogen habe
und er ihm dadurch ziemlich ans Herz gewachsen sei ("Es tut mir Leid, ich habe ihn auferzogen,
ich kenn ihn, wie mich selber ..." und "... es fehlt wenig, so fang' ich an zu weinen"). Gottlieb ist
überrascht, dass der Kater Hinze plötzlich zu sprechen anfängt, denn "(er) habe zeitlebens noch
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keine
Katze sprechen hören" (S.Copyright
2, Z. 23/24).
Der Grund für das plötzliche
Sprechen gibt der
Kater in den Zeilen 22 bis 25 auf der Seite 3 an: "Ihr habt mich nie gegen den Strich gestreichelt,
Ihr habt mich schlafen lassen, wenn es mir recht war, Ihr habt Euch widersetzt, wenn Eure
Brüder mich manchmal aufnehmen wollten ...". Diese Expositionsteile werden alle durch ein
Gespräch von über- und untergeordnetem Partner vermittelt, denn Gottfried ist der Herr des
Katers und wird dementsprechend mit "Sie" angeredet. Auf dieselbe Weise, durch ein Gespräch
Gottfrieds mit dem Schuhmacher, erfährt man, dass Gottfried "schon lange keine Arbeit bei Ihm
bestellt" (S. 5, Z. 24) habe, was ebenfalls
auf seine Armut hindeutet. Dass
die Dialogpartner hier
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gleichberechtigt sind, kann man aus der gegenseitigen Anrede "Gevatter" ersehen.
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3
Zu 4.: Figurencharakterisierung
4 a:
Gottlieb, der jüngste der drei Brüder, wird von Kater Hinze als ein "edler Mann" (S. 3, Z. 5)
charakterisiert,
der "keinen Gefallen
an Dienstbarkeit
und Sklaverei" (S.3,
Z. 6 www.park-koerner.de
f.) findet, als ein
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"braver Mann" (S. 3, Z. 38), der "etwas eingeschränkt, borniert, keiner der besten Köpfe" (S. 3,
Z. 1) ist.
Kater Hinze charakterisiert sich selbst als "das freieste Geschlecht" (S. 3, Z. 1), weil er sich
"keine Verantwortung ... zuziehn" lässt (S. 2, Z. 34). Gottlieb sieht in ihm einen "braven Freund"
(S. 3, Z. 9), und obwohl er ihm zu misstrauen beginnt (S. 6, Z. 26-36), verwirft er diesen
Gedanken wieder (S. 6, Z. 40 f.), da Hinze so edel sprach und so gerührt war (S. 6, Z. 38 f.).
Durch die Stiefel will Hinze "einCopyright
imponierendes
Wesen, kurz eine gewisse
Männlichkeit"
(S. 5,
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Z. 5/6) erreichen.
Der Schuhmacher wird als tüchtiger, dienstbarer Mensch (S. 5, Z. 36: "Wie beliebt Er denn,
Musje?") dargestellt, der den Auftrag sofort und ohne Fragen annimmt, obwohl er einem Kater
Stiefel machen soll.
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4 b:
Quantitative = Anzahl der Zeilen, die eine Figur sagt
Relation = Anzahl der Repliken dieser Figur
Gottlieb: 88 Zeilen = 2,5 (Zeilen pro Replik); 32 Repliken
Kater Hinze: 88 Zeilen = 3,3 (Zeilen pro Replik), 26 Repliken
Schuhmacher: 11 Zeilen = 1,3 (Zeilen pro Replik), 8 Repliken
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Hieraus erkennt man, dass Kater Hinze die Hauptfigur ist. Auch Gottlieb ist eine Hauptfigur,
aber er ist dem Kater etwas untergeordnet. Wenn man die quantitative Relation von dem Punkt
aus betrachtet, an welchem der Kater anfängt zu sprechen, beträgt die von Gottlieb nur noch 2,0
Zeilen pro Replik. Daran erkennt man wiederum, dass der Kater über Gottlieb steht. Der
Schumacher hat eine untergeordnete Rolle gegenüber dem Kater und Gottlieb, da seine
quantitative Relation nur 1,3 beträgt.
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Man erkennt auch aus dem Charakter von Hinze (selbstsicher, edelmütig, selbstbewusst in seinen
Zielen, ungeduldig) und dem Charakter von Gottlieb (ordnet sich leicht unter, gutes Herz, nicht
sehr schlau, vertrauensvoll), dass Hinze Gottlieb auf allen Gebieten überlegen ist. Dagegen stellt
sich der Schuhmacher selbst auf eine tiefere Stufe gegenüber Hinze und Gottlieb. All dies findet
seine Entsprechung in der quantitativen Relation der Repliken.
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4
Zu 5.: Synthese und Vergleich
Es bietet sich ein Vergleich mit Shakespeares "Sommernachtstraum" an, da sich auch dieses
Drama auf zwei Fiktionsebenen abspielt.
Inhaltlich
lassen sich kaum
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Vergleiche
da in "Der gestiefelteCopyright
Kater" www.park-koerner.de
die Freundschaft
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zwischen einem Kater und einem Menschen beschrieben wird, die durch die Schlauheit des
ersteren reich werden wollen, wohingegen in "Der Sommernachtstraum" eine Liebesbeziehung
dargestellt wird. Beide Dramen enthalten jedoch Phänomene, die dem "gesunden
Menschenverstand" unmöglich erscheinen, nämlich einerseits einen sprechenden Kater und
andererseits die Welt der Elfen. Beide Phänomene beeinflussen die bekannte menschliche Welt
und leiten sie.
Die sekundäre Fiktionsebene, die
in beiden
Stücken realisiert ist, hat
jedoch
gegensätzliche
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Funktion. Während in "Der Sommernachtstraum" das Spiel im Spiel eine untergeordnete
inhaltliche Bedeutung hat, läuft das Hauptgeschehen in "Der gestiefelte Kater" auf der zweiten
Fiktionsebene ab. Auf der ersten Fiktionsebene werden hier nur Äußerungen über das Spiel im
Spiel abgegeben, welches unbeeinflusst weiterläuft. In "Der Sommernachtstraum" dagegen
werden die Schauspieler des Spiels im Spiel mit in die erste Fiktionsebene überführt und stellen
nur einen Anlass zur Kritik und eine Unterhaltung für die Hauptdarsteller dar. Bei Shakespeare
wird also das Spiel im Spiel bloß kritisiert, bei Tieck dagegen wird das Pro und Contra (also die
verschiedenen
Meinungen) verglichen.
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Auch die Exposition der beiden Dramen ist unterschiedlich,da in "Der Sommernachtstraum" eine
sukzessiv-integrierte, dagegen in "Der gestiefelte Kater" eine initial-isolierte Exposition vorliegt,
d.h. Shakespeare bringt dem Leser die Informationen über die Vorgeschichte im Verlauf des
Dramas nahe, also in Teilstücke aufgelöst, dagegen wird bei Tieck die Exposition blockhaft
isoliert mit Initialposition realisiert.
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in "DerCopyright
gestiefelte
Kater" spielinterne Personen
und im
ersten Akt auf
zwei Schauspieler beschränkt. In "Der Sommernachtstraum" dagegen stellen die spielexternen
Schauspieler die Hauptpersonen dar, d.h. die beiden Liebespaare.
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Hauptpersonen sind
Bei Tieck haben die Hauptpersonen gegensätzliche Charaktere, wohingegen in "Der
Sommernachtstraum" nur die beiden jungen Frauen gegensätzlich sind.
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