Färsenmast - eine Nische mit Zukunft

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Färsenmast - eine Nische mit Zukunft
Färsenmast - eine Nische mit Zukunft
Dr. Renate Lindner, Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW), Rinderhaltung Aulendorf
Einleitung
Rindfleisch wird in D vorwiegend durch Jungbullen und Kühe erzeugt. Färsen haben daran nur einen geringeren Anteil, schließlich werden rund 70 % der weiblichen Kälber als
Zuchtfärsen zur Bestandsergänzung der Milchvieh- und Mutterkuhherden benötigt. Hinzu
kommt, dass die Mast von Jungbullen und Ochsen in der Regel wirtschaftlicher ist: Es
werden höhere täglichen Zunahmen, höhere Mastendgewichte bei gleichzeitig höherem
Muskelfleischanteil und einem geringerem Fettgewebeanteil erreicht, der Futterbedarf je
kg Zuwachs ist geringer.
Diese Nachteile werden aber zum Großteil durch die niedrigeren Ansprüche der Mastfärsen an die Energiedichte im Futter ausgeglichen. Deswegen kann auch extensiv erzeugtes Grundfutter auf Grünlandbasis verwertet werden. Dem frühen und höheren Fetta nsatz der Färsen muss durch gezielte Rassenauswahl, Reinzucht oder Kreuzungstiere,
einem systematischen Fütterungsregime und einer zeitgerechten Schlachtung entsprechend der Körperkondition entgegen gewirkt werden. Jedoch sind bei keiner anderen
Kategorie die Voraussetzungen zur Produktion von hochwertigem Qualitätsfleisch so
günstig wie bei Färsen.
Auch hat die Mast weiblicher Rinder mit dem Wegfall der produktionsgebundenen Prämien für männliche Rinder, Silomais und Ganzpflanzensilage im Rahmen der Agrarreform an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Bullen- und Ochsenmast gewonnen.
Was ist das Besondere an der Fleischqualität von Färsen?
Färsenfleisch ist zart, saftig und aromatisch und erfüllt damit die Forderung des Verbrauchers nach Genuss und Geschmack, den wichtigsten Qualitätskriterien bei Fleisch.
Färsenfleisch schmeckt, weil es gut marmoriert ist. Marmorierung ist das mit bloßem A uge erkennbare fein verteilte Fett in der Muskulatur zwischen den Muskelfasern, das i ntramuskuläre Fett (IMF). Da Fett zugleich auch Träger von fettlöslichen Aromastoffen ist,
verbessert sich der Geschmack von Fleisch mit zunehmender Marmorierung. Steigt die
Fettabdeckung, dann nimmt auch die Marmorierung im Muskelfleisch zu.
Ein weiteren Einfluss hat das Alter der Rinder bei der Schlachtung. Mit dem Alter nehmen Gehalt und Vernetzungsgrad des Bindegewebes und die Größe der Muskelfasern
zu, was zu einem Rückgang der Zartheit führt. Diese negativen Zusammenhänge sind
bei Färsen schwächer ausgeprägt als bei Jungbullen.
Qualitätsanforderungen an das Produkt Färsenfleisch
L:\_AU\Zentrale_Ablage\Öffentlich\Veröffentlichungen\InternetBeiträge\Beraterforum\LVVG-Infos\LAZBW21_Färsenmast.doc
2
Produktionsziel in der Färsenmast sind gut bemuskelte, nicht zu stark verfettete Ri nder
die bei täglichen Zunahmen von 800 g bis 1000 g bereits mit 16 - 19 Monaten und einem
Lebendgewicht von mind. 450 kg (450 kg - 550 kg) die Schlachtreife erreichen.
Die Qualität der Schlachtkörper spiegelt sich in der Ausschlachtung und in den Ergebnissen der Klassifizierung nach dem EUROP-System wieder. Anzustreben sind:
-
Ausschlachtungsgrad: > 54 %
-
Schlachtgewicht: 280 kg - 330 kg
-
überwiegend Fleischigkeitsklasse U und E, wenig O, kein P
-
überwiegend Fettklasse 2, 3, wenig 4
-
geringe Mastverluste
Wirtschaftliche Färsenmast
Grundlagen einer wirtschaftlichen Färsenmast sind:
1. standortangepasste Auswahl der Genetik bzgl. Weide und Futtergrundlage,
2. zielgerichtete Mast im Hinblick auf Fütterungsregime und Fütterungsintensität.
Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, dass die Höhe der Zunahmen
zum größten Teil durch den Fleischansatz bedingt ist und der Fettansatz klein
gehalten wird, was letztendlich auch Futterkosten spart.
Zuchtkalbinnen, die wegen schlechter Fruchtbarkeit, Leistung, oder aus anderen
Gründen zuchtuntauglich sind, erfüllen diese Anforderungen an die Erzeugung
von Qualitätsfleisch nicht.
3. gute, die Qualität honorierende Erlöse in Anlehnung an Jungbullenpreise sowie
ein gesicherter Absatz.
In Übersicht 1 sind Deckungsbeiträge pro erzeugte Mastfärse für die Mastverfahren i ntensiv (Stall) und extensiv (Stall, Weide) auf Vollkostenbasis kalkuliert. Bei den Festkosten wurde Neubau unterstellt.
Die DB-Rechnung macht deutlich, dass Färsen sich dann wirtschaftlich mästen lassen,
wenn mit kostengünstigem Grund- und Kraftfutter guter Qualität, geringen Stallplatzkosten in abgeschriebenen Stallungen, optimalen Haltungsbedingungen (Licht, Luft, Sonne
und Bewegung) und arbeitszeitsparender Technik Qualitätsfleisch erzeugt wird.
Übersicht 1: Deckungsbeitrag Färsenmast (Fleckvieh)
-3-
intensiv
extensiv
900 g tägl. Zunahmen,
Mastdauer: 17 Monate,
55 % Grassilage, 35 %
Weide, 10 % Maissilage
700 g tägl. Zunahmen, Mastdauer: 22
Monate, 1/3 Grassilage, 2/3 Weide
3
3
550 kg x 56 % = 308 kg Schlachtgewicht x 3,00 €/kg Schlachtgewicht
924
924
Nebenleistung (Düngerwert)
in €
143
202
Summe Leistungen
in €
1067
1126
Kalb 1)
in €
255
255
151
191
159
174
Summe variable Kosten
gesamt
in €
565
620
Deckungsbeitrag (vor Grundfutter)
in €
502
506
Grundfuttervollkosten2)
386
462
+ 116
+ 44
VERFAHREN
Mast von 75 kg - 500/550 kg
Einheit: 1 erzeugte Färse,
ohne Mwst
Leistungen
Preis Hauptprodukt 1)
€/kg SG
Hauptleistung
in €
Deckungsbeitrag
variable Kosten
75 kg x 3,40 €/kg Lebendgewicht
Kraft- und Mineralfutter
in €
Sonstige variable Kosten
in €
(Energie, Wasser, Maschinen, Tierarzt, Medikamente, Vermarktung)
in €
Deckungsbeitrag (nach Grundfutter, mit Zinsansatz )
in €
Stall- und Gemeinkosten
in €
273
386
Kalk. Arbeitsentlohnung
in €
162
200
in €
1386
1668
Kalkulatorisches Betriebszweigergebnis
in €
- 319
- 542
13 Akh/16 Akh x 12,5 €/Akh
Summe Kosten
Anteil
Kosten an
Summe
Kosten
40 %
30 %
20 %
1)
aktuelle Marktpreise KW 42 / 2009 (Baden-Württemberg)
Grundfuttervollkosten in €/10 MJ ME: Grünland, Grassilage = 0,20€, Weide = 0,07 €, Maissilage 0,14 € jeweils mit Ausgleichsleistungen (MEKA, Ausgleichszulage), entkoppelte EU-Flächenprämien
(Quelle: Kalkulationsdaten Rindermast 2009, LEL Schwäbisch Gmünd, geändert)
2)
Ohne Berücksichtigung der Festkosten für Stall, Technik, Grundfuttererzeugung und
Gemeinkosten ergibt sich bei einem Arbeitszeitbedarf von 13 Akh (intensiv) bzw. 16 Akh
(extensiv) pro erzeugte Färse eine Stundenverwertung in Höhe von 9 € bis 3 €(DB nach
Grundfutter/Arbeitszeitbedarf). Werden die gesamten kalkulatorischen Festkosten in An-4-
satz gebracht, ergibt sich ein negatives Betriebszweigergebnis in einer Größenordnung
von 320,- € bis 540,- € pro erzeugte Färse.
Genetik und Fütterungsregime
Zwischen Wachstumsverlauf, Futterverwertung und Verfettungsgrad bestehen nicht nur
zwischen den Geschlechtern Unterschiede, sondern auch zwischen Rinderrassen und
Linien (Übersicht 2). Diese Wechselwirkungen zwischen Mastverfahren und dem rassebzw. linienspezifischem Muskelansatzvermögen erlaubt, optimal an Standort und Verfa hren angepasste Rassen einzusetzen. So kann einer zu frühen Verfettung der Mastfärsen
durch Auswahl geeigneter Rassen für Reinzucht oder Kreuzung in Verbindung mit einem
optimalen Fütterungsregime vorgebeugt werden.
Zur Erstellung von leistungsstarken Masttieren einheitlicher Genetik sollten in den Mutterkuhherden geprüfte Fleischvererber eingesetzt werden.
Übersicht 2: Eigenschaften von Fleischrassen
Rassen
erforderliche
Mastintensität
sehr hoch
Mastleistung
++
sehr hoch
++
+
+
+
sehr hoch
+
++
++
+
sehr hoch
+
++
++
+
sehr hoch
+
++
+
+/-
hoch
+
+
+
+
Limousin
hoch
+
++
+
+-
Dt. Angus
hoch - gering
+/-
+
+
+
Highland
gering
-
+/-
+/-
+/-
Charolais
Charolais x
Fleckvieh
Blonde
d´Aquitaine
Blonde
d´Aquitaine x
Fleckvieh
Weißblaue
Belgier
Fleckvieh
SchlachtMarmoFaserigausbeute rierung, IMF
keit
++
+
+/-
Erklärung: ++ sehr gut, + gut, +/- durchschnittlich, - gering
Großrahmige, spätreife Fleischrinderrassen wie Charolais, Blo nde d´Aquitaine, Weißblaue Belgier und Fleckvieh, lassen sich auf für Färsen hohe Endgewichte um 600 kg
und darüber ausmästen. Masttiere dieser Rassegruppen zeichnen sich durch hohe
Schlachtausbeuten, niedrigen Fettgehalt und hohen Anteil an Magerfleisch a us. Diese
-5-
Veranlagung zu hoher Wachstumskapazität gegenüber weniger fleischwüchsigen Rassen kann jedoch nur über intensive Mastverfahren genutzt werden.
In der Anpaarung an milchbetonte Kühe profitieren die Kreuzungskälber von der höheren
Milchleistung der Mütter, in den Zunahmen und Schlachtkörperausprägung vom Leistungsniveau der Väter.
Kleinrahmige, frühreife Rassen wie Angus, Limousin und Highland erlauben dagegen nur
mittlere Endgewichte, haben aber den Vorteil leichtkalbig zu sein. Limousin eignen sich
sowohl für die Reinzucht in Mutterkuhherden als auch zur Erstellung von Kreuzungsfärsen in A npaarung an Milch- und Mutterkühe. Sowohl bei intensiver als auch extensiver
Fütterung (Weide) können mit Limousin-Mastfärsen hohe Mastendgewichte im Bereich
550 kg bis 600 kg Lebendgewicht ohne zu starke Verfettung angestrebt werden. Dagegen erreichen Angusmastfärsen bei extensiven Verfahren (extensive Bedingungen, e xtensive Standorte) bereits bei einem Lebendgewicht von 450 kg die Schlachtreife.
Produktionsverfahren der Färsenmast
Färsenmast findet überwiegend in Grünlandregionen statt. Aber auch auf Ackerbaustandorten werden Mastfärsen durch Flächenverwertungen - Verfütterung leguminosenreicher Zwischenfrüchte - als wertvolles Fruchtfo lgeglied gesehen.
Weidemast hat durch die steigenden Produktionskosten (Energie, Maschinen / Technik),
einer Höherbewertung des Düngerwertes und durch den zunehmenden Bedarf an ackerfähiger Fläche zur Erzeugung von Energierohstoffen an Vorzüglichkeit gewonnen. Beim
Verbraucher genießt die Mast auf der Weide als „natürliche Haltung“ eine hohe Akzeptanz, und auch der Gesundheitswert des auf Grünland erzeugten Fleisches wird wegen
der erhöhten Gehalte an Omega-3-Fettsäuren sehr hoch eingestuft.
Weidemast setzt arrondierte, hofnahe Flächen voraus, und die Bereitschaft des Landwirts über Besatzdichte, Weidemanagement und ggf. Ergänzungsfütterung das Futterangebot und damit die Fütterungsintensität zu steuern. Ideal sind mittlere Jahresniederschlagsmengen von 800 mm.
Im folgenden werden die Verfahren der intensiven und extensiven Färsenmast mit Absetzern aus der Mutterkuhhaltung skizziert (Übersicht 3).
-6-
Übersicht 3: Verfahren der Färsenmast
Mastverfahren
intensiv (Endmast)
Herkunft der Färsen
Fütterung
mittelintensiv
extensiv
Absetzer aus Mut-
Kalb aus Milc hvieh- Kalb aus Milc hvieh-
terkuhha ltung
bzw. Mutterkuhha l-
bzw. Mutterkuhha l-
(ca. 250 / 300 kg
tung
tung
Lebendgewicht)
Absetzer aus Mut-
Absetzer aus Mut-
terkuhha ltung
terkuhha ltung
bestes Grundfutter
gutes Grundfutter +
bestes Grundfutter
+ 2 - 4 kg Kraftfutter + 1,5 - 3 kg Kraftfut- ggf. 1 - 3 kg Kraftter
futter
Weide
nein
begrenzt
ja
Stall-Ausmast nötig ?
nein
wenn Weide, ja
ja
1000 - 1100 g
900 g
700 g - 800 g
unter 17 Monate
17 - 19 Monate
19 - 22 Monate
450 - 580 kg
500 - 550 kg
550 - 600 kg
tägliche Zunahmen
Schlachtalter
Mastendgewicht
frühreife Rassen wie
Angus ca. 450 kg
Quelle: abgeändert nach Steinwidder, 2003
Mast mit Absetzern aus der Mutterkuhhaltung
Intensive Mast
Die weiblichen enthornten bzw. genetisch hornlosen Kälber werden in den Monaten September / Oktober mit ca. 250 bis 300 kg und einem Alter von 6 bis 10 Monaten abgesetzt
und für die Mast aufgestallt.
Je nach Qualität des Futters (10 bis 11 MJ ME pro kg TM), Rasse und Zunahmeleistung
beträgt die Endmast im Stall 3 bis maximal 6 Monate. Das Schlachtgewicht der 13 bis 17
Monate alten Mastfärsen liegt bei 450 bis 520 kg. Masttiere aus fleischbetonten Nutzungsrassen (Fleckvieh) oder Kreuzungstiere aus der Anpaarung milchbetonter Rassen
mit großrahmigen Fleischrassen können bei Intensivmast auch bis 550 kg Lebendmasse
und darüber gemästet werden.
Das Verfahren eignet sich für Ackerbaubetriebe mit Grundfutter hoher Energiekonzentration (Maissilage, Gras, eiweißreichen Zwischenfrüchten). Anhaltswerte zur Gewichtsent-7-
wicklung, Aufnahme an Trockenmasse (TM), Energie- und Eiweißbedarf sind in der Übersicht 4 zusammen gestellt.
Übersicht 4:
Alter
Richtwerte zur Futteraufnahme und Nährstoffbedarf in der intensiven
Färsenmast (Steinwidder, 2003)
Zunah-
Lebend-
TM- Auf-
Energiebedarf
Eiweiss-
men
gewicht
nahme
Monate
g
g
kg TM / Tag
MJ ME / Tag
MJ ME / kg TM
g / kg TM
6-11
1.100
260 - 360
5,5 - 7,4
60 - 80
11,0 - 10,8
150 - 130
12 - 15
1.100
360 - 460
7,5 - 8,4
81 - 89
10,8 - 10,6
130 - 140
16
1.000
460 - 500
8,4 - 9,0
89 - 95
10,8 - 10,6
115 - 125
bedarf
Rationsbeispiele mit unterschiedlichen Anteilen Mais- und Grassilage im Grundfutter
(GF) und eiweiß- bzw. energiebetonten Kraftfutterergänzungen zeigt Übersicht 5.
Übersicht 5: Rationsbeispiel für die intensive Färsenmast mit Mais- und Grassilage
(Steinwidder, 2003)
kg
300
450
Lebendgewicht
900 - 1.100
900 - 1.050
Tageszunahmen
g
Grassilage, Heu
% vom GF
100
0
100
0
Maissilage
% vom GF
0
100
0
100
2,7
1,9
3,4
2,4
11,3
11,7
11,2
11,7
14
28
11
20
Kraftfutter
Energie
Eiweiß
kg FM
MJ ME / kg FM
% je kg FM
Futteraufnahme
kg TM
Energie
MJ ME / kg TM
Eiweiss
% je kg TM
6,6 - 7,2
8,0 - 8,5
11,1 - 10,8
11,0 - 10,7
13 - 14
12 - 13
Energiedichte je kg TM: Grassilage 9,8 MJ ME, Heu 9,3 MJ ME, Maissilage 10,6 MJ ME;
Mineralstoffergänzung/Tag: 50 - 70 g calciumreiches Mineralfutter + 10 g Viehsalz + 10 20 g Futterkalk
FM = Frischmasse, TM = Trockenmasse
Besonderes Augenmerk ist auf die Umstellungsphase von muttergebundener Aufzucht
auf der Weide und Mast im Stall zu legen, um Leistungseinbußen durch den Umste llungsstress zu vermeiden.
Um die Futterumstellung gleitend zu gestalten, kann der selbst ausmästende Betrieb seinen Kälbern schon während der Milchperiode Kraft- und Mastfutter verabreichen. Bei
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alters- und gewichtsgleichen Zukaufstieren sollte zumindest in den ersten 4 Wochen
nach Zukauf zum Grundfutter bester Qualität 1 bis 2 kg Kraftfutter (Getreide) gegeben
werden.
Die Haltung der freiheitsgewohnten Absetzer in Gruppen und zusätzlich auf Stroh lässt
Bewegung und soziale Kontakte zu und ist zudem weniger belastend für die nicht an ha rten Boden angepassten Klauen. Die Einsteller sollten gesund, parasitenfrei (Kotprobe)
und nicht tragend sein. Impfungen sind ggf. beim Einstallen vorzunehmen, Räudebehandlung ab Frühjahr.
Ein ruhiger Umgang mit den Tieren, regelmäßige Tierkontrolle und Kontakt fördert die
Mensch-Tier-Beziehung, eine unabdingbare Voraussetzung für notwendig werdende
Pflege- und Behandlungsmaßnahmen am Tier. Abrupte Futterumstellungen und schwa nkende Rationszusammensetzungen sind zu vermeiden. Mineralstoff- und Wirkstoffergänzung sollten in Abhängigkeit vom Grundfutter vorgenommen werden.
Extensive Mast
Bei den Färsen nimmt mit zunehmenden Schlachtalter die Fleischqualität nicht in dem
Maß ab wie bei den männlichen Rindern. Daher sind gute Qualitäten über Weide bzw.
Silagefütterung auch auf extensiven Grünlandstandorten oder in Betrieben, die über
Restgrünland verfügen, möglich. Der extensiven Fütterungsphase muss jedoch immer
eine gezielte Ausmast (Gesamtration: 10,5 MJ ME/kg TM; 2,5 kg Kraftfutter pro Tier und
Tag) im Stall folgen. Erfolgt die Mast auf der Weide, sind Verfahren mit einer bzw. zwei
Weideperioden möglich.
Eine extensive Mast mit hohem Schlachtalter rentiert sich aufgrund der Zunahme an Erhaltungsfutter und der damit verschlechterten Futterverwertung nur dann, wenn preiswertes Futter zur Verfügung steht bzw. wenn über die Bewirtschaftung zusätzliche Prämien
erzielt werden können.
Verfahren mit einer Weideperiode
Herbstkälber kommen nach der Aufzucht mit 250 bis 400 kg auf die Weide, daran
schließt sich ggf. die Ausmast im Stall an. Schlachtreif sind die Färsen im Alter von ca.
22 Monaten mit etwa 550 kg. Dies entspricht täglichen Zunahmen von 800 g.
Bei Kälbern aus der Frühjahrskalbung empfiehlt es sich, im Herbst (ca. 250 kg Lebendgewicht) noch eine kurze Weideperiode zur Immunisierung gegen Darmparasiten (Vorbeuge vor Durchfall) einzuschieben. Im 2. Lebensjahr mit ca. 325 kg Lebendgewicht erfolgt dann die eigentliche Weideperiode. Mit 22 Monaten, durchschnittlichen Zunahmen
von 700 g, sollte nach erfolgter Stallausmast mit 500 kg Lebendgewicht die Schlachtreife
-9-
erreicht sein. Für die Umstellungsphase gelten die bereits beim Verfahren intensive Mast
dargestellten Punkte.
Welche Leistungen auf Mähstandweide möglich sind zeigen die Ergebnisse eines Färsenmastversuchs am LAZBW Aulendorf mit Absetzern aus der eigenen Mutterkuhherde
(Übersicht 6). Während der Stallperiode erhielten die Absetzer Grassilage ad lib, in der
Stall-Ausmast zusätzlich 1 kg Kraftfutter
Übersicht 6: Mast- und Schlachtleistung Blonde d´Aquitaine x Fleckvieh und Fleckvieh
(eigene Versuche)
Blonde d´Aquitaine x
Fleckvieh (n= 5)
Fleckvieh (n = 4)
Absetzalter
Tage
137
129
kg
231
208
Zunahmen bis Absetzen
g
1405
1317
Zunahmen Weide
g
765
770
g
882
878
Tage
578
564
Schlachthofgewicht
kg
521
506
Ausschlachtung
%
57
54
EUROP
4 x „U“
1 x U, 4 x R
1-5
4 x „2“
1 x „2“, 4 x „3“
154
151
Absetzgewicht
Lebenstagszunahmen
(Schlachthofgewicht-Geburtsgewicht)/
Schlachtalter
Schlachtalter
Fleischigkeitsklassen
Fettgewebsklassen
Schlachtkörperlänge
cm
Verfahren mit 2 Weideperioden
In Anschluss an die Aufzucht der Herbstkälber mit Anwelksilage ad lib. und täglich 2 kg
Kraftfutter wird bei einem Lebendgewicht von 160 kg bis175 kg eine 1. Weideperiode
eingeschoben. Die Weide sollte Zunahmen von ca. 500 g ermöglichen. Daran schließt
sich eine Stallperiode auf Grundlage von Anwelksilage und Heu an. Es folgt eine 2. Weideperiode. Um sicher zu stellen, dass die beim Austrieb 350 kg bis 400 kg schweren Tiere im Herbst die Schlachtreife im Alter von 24 Monaten mit ca. 550 kg erreichen, ist ggf.
Kraftfutter zu zufüttern.
- 10 -
Fettfarbe
Für die Beurteilung der Schlachtkörper spielt auch die Fettfarbe eine Rolle. Einkäufer,
Metzger und Verbraucher wollen ein weißes, helles Fett.
Hohe Carotingehalte im Futter führen zur unerwünschten Gelbfärbung des Fettes. In ä lterer Literatur wird daher empfohlen, vor allem Grünfutter mit einem hohen Carotingehalt
spätestens 2 bis 3 Wochen vor der Schlachtung aus der Ration zu nehmen und gegen
andere carotinarme Grundfuttermittel wie Maissilage, Heu und Kraftfutter auszutauschen.
In den eigenen Versuchen wurde in der Stall-Ausmast ausschließlich Grassilage verfüttert, eine nennenswerte Gelbfärbung des Fettes am Schlachtkörper wurde nicht festgestellt.
Körperkondition der Mastfärsen
Um sich Überblick über den Ernährungszustand und Grad der Schlachtreife der Färsen
zu verschaffen sollte regelmäßig die Körperkondition über die Fett- und Fleischauflage
abgeschätzt werden. Dazu werden Schwanzansatz, Sitzbeinhöcker, Behosung, Lenden
und Rippen optisch und wenn möglich auch durch Betasten (gute Mensch-TierBeziehung, Fixiermöglichkeiten) beurteilt. Fettauflage sollte gut ertastbar sein.
Färsenmast - geeignet für welche Betriebe ?
Färsenmast eignet sich für:
-
Betriebe, die aus der Milcherzeugung aussteigen, aber nicht „viehlos“ sein wollen
und die über die Mast ihre vorhandenen Faktorkapazitäten (Stall, Futter, Arbeit,
Wissen) im Nebenerwerb oder als weiteren Betriebszweig nutzen
-
Mutterkuhbetriebe, die ihre weiblichen, nicht zur Nachzucht benötigten Absetzer
selbst gezielt mästen
-
Betriebe auf absoluten Grünlandstandorten oder auf Ackerstandorten mit viel
Restgrünland, das über die Rindfleischerzeugung mit Färsen veredelt werden soll
-
Betriebe in flächenknappen Gebieten mit guten Absatzmöglichkeiten für Qualitätsfleisch (Direktvermarktung, Metzgerabsatz)
Fazit
Die Erzeugung von Rindfleisch mit Färsen wird wirtschaftlich, wenn mit großteils vorha ndenen und abgeschriebenen Gebäuden, Maschinen und kostengünstigem Grundfutter
durch ein abgestimmtes Management von Genetik, Fütterung und Haltung zielgerichtet
Qualitätsfleisch erzeugt wird und die Fleischqualität am Markt auch durch entsprechende
Erlöse honoriert wird.
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Bilder:
Bild 1: Vitale und frohwüchsige Weidemastfärsen Blonde d´Aquitaine x Fleckvieh und
Fleckvieh
Bild 2: An den wertvollen Teilen Keule und Rücken sehr gut bemuskelte Kreuzungsfärsen
Blonde d´Aquitaine x Fleckvieh
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Bild 3 und 4: Einfache Umbaulösung eines Milchviehstalls zur 2-Fächenbucht: Anbau
eines Liegebereichs auf Stroh an beiden Längsseiten, innen Fress- und Kotbereich auf
Vollspalten
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Bild 5: Einsatz geprüfter Fleischvererber lohnt sich !