Leitlinie Jungrinderaufzucht - Thüringer Landesanstalt für
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Leitlinie Jungrinderaufzucht - Thüringer Landesanstalt für
3 Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Leitlinie zur effizienten und umweltverträglichen Jungrinderaufzucht Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt Besuchen Sie uns auch im Internet: www.tll.de/ainfo Impressum Herausgeber: Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Naumburger Str. 98, 07743 Jena Tel.: (03641) 683-0, Fax: (03641) 683 390 E-Mail: [email protected] Autoren: im Juli 2002 Dr. Horst Warzecha Heinrich Kuhaupt (Fachschule für Agrarwirtschaft und Hauswirtschaft Stadtroda) Dr. habil. Gerhard Anacker Dipl.-Ing. agr. Jens-Rüdiger Hubrich 1 Marktchancen Die Grundlage einer rentablen Milchproduktion sind hohe Milchleistungen der Kuhbestände. In Thüringen konnte eine kontinuierliche Steigerung der Pro-Kuh-Leistung von 1989 mit 4 200 kg auf 2001 mit 7 559 kg erreicht werden. Dafür gibt es viele Einflussfaktoren, wie z.B. die Genetik durch die Umzüchtung des SMR in das Deutsche Holstein (DH), Verbesserung der Futtergrundlage, die Qualität der Jungrinder für die Bestandsergänzung. Infolge der Milchquotenregelung wird die für jeden Betrieb auf dem Markt absetzbare Milchmenge festgelegt. Bei einer weiteren Leistungssteigerung je Kuh kommt es zu einem fortgesetzten Abbau der Kuhbestände, verbunden mit der Freisetzung von Stallplätzen und Grobfutter (Weide). Damit sind die Anforderungen für die Jungrinderproduktion zur betrieblichen Reproduktion festgelegt. Es ist im Prinzip nur noch eine intensiv erweiterte Reproduktion des Milchkuhbestandes erforderlich, d.h. es sind weniger aber dafür qualitativ hochwertigere Färsen kostengünstiger zu erzeugen, die den Bedarf an Jungkühen abdecken. Der Markt für den Handel mit tragenden Färsen regelt sich über die Nachfrage nach Zucht- und Nutztieren. Die gestellten Qualitätsanforderungen (Mutterleistung, Erstkalbealter) können oftmals nicht erfüllt werden. Das gilt insbesondere beim internationalen Handel. Aus der Sicht einer Vollkostenrechnung ist ein Verkauf nur selten auskömmlich. 2 Produktionsziele und Anforderungen in der Jungrinderaufzucht Entsprechend des jeweiligen Rassetyps, ist es das Ziel in der Rinderaufzucht, ein frohwüchsiges, gesundes, großrahmiges und leistungsstarkes Tier für die Milcherzeugung zur Verfügung zu stellen. Erhebungen aus der Praxis in Thüringen zeigten eine erhebliche Differenzierung in der Jungrinderaufzucht mit einem Erstkalbealter (EKA) von 24 bis 36 Monaten. Das durchschnittliche Erstkalbealter liegt mit 29,3 Monaten deutlich zu hoch, woraus sich eine lange unproduktive Phase im Lebenszeitraum einer Kuh ergibt. In der Aufzucht ist jedoch bei allen Rassen zu bestimmten Altersabschnitten eine ausreichende Lebendmasseentwicklung wichtiger (Tab. 1) als das Erstkalbealter. Bei den Deutschen Holstein (DH) mit einem Lebendgewicht (LG) von 650 kg der adulten Kuh sind folgende Parameter anzustreben: Tabelle 1: Zielparameter der Jungrinderaufzucht Lebensabschnitt 9 Monate 12 Monate 1. Zuchtbenutzung Vor dem 1. Kalben nach dem 1. Kalben Gewicht (%) zur adulten Kuh ca. 40 ca. 50 ca. 63 ca. 95 ca. 85 LG (kg) bei DH 250 – 270 300 – 340 380 – 420 600 – 630 540 – 570 Je nach Intensität der Aufzucht können diese Parameter früher oder später erreicht werden und bilden bei einer gewichtsabhängigen ersten Zuchtbenutzung die Grundlage für ein frühes oder spätes EKA. Die Jungrinderaufzucht sollte durch ein kontinuierliches Wachstum gekennzeichnet sein. (Die Entwicklung bis zur 16. Lebenswoche wird in der Leitlinie „Kälberaufzucht“ behandelt.) Insbesondere im ersten Lebensjahr ist in der vorpubertären Phase bis zum Alter von neun Monaten die Wachstumskapazität maximal zu nutzen (bis 1 000 g/d). Das ist die entscheidende Phase um das EKA vorzuverlegen. Von zehn bis zwölf Monaten sollten die Zunahmen unter 800 g/d liegen, um während der Pubertät die Gewebedifferenzierung - Bildung des Milchdrüsengewebes und des Geschlechtsapparates - zu fördern. Eine zu hohe Fütterungsintensität führt verstärkt zur Ausbildung von Fettzellen in der Euteranlage, wodurch das Wachstumshormon, wel3 ches für die Bildung des Milchdrüsengewebes verantwortlich ist, gehemmt wird. Das wirkt sich später negativ auf die Milchleistung aus. Für die weitere Aufzucht sind Zunahmen von 500 bis 700 g/d anzustreben. Anhaltspunkte für die Färsenproduktion mit unterschiedlichen EKA und damit verschiedener Aufzuchtintensität werden in Tabelle 2 angeführt. Eine zielgerichtete Jungrinderaufzucht erfordert eine ständige Produktionskontrolle durch drei bis fünf Wägungen der Einzeltiere während der Aufzucht. Tabelle 2: Richtwerte für die Körpermasseentwicklung weiblicher Jungrinder bei verschiedenem Erstkalbealter Altersabschnitt Geburt 4. Monat 6. Monat 12. Monat Erstbesamung 15. Monat 18. Monat 19. Monat 7. Trächtigkeitsmonat Kalbung post partum LG adult 24 kg 40 140 190 345 g/d 830 830 700 410 535 >550 650 720 Erstkalbealter (Monate) 27 kg g/d 40 135 790 180 790 325 810 kg 40 130 170 300 g/d 750 670 720 415 530 >530 650 420 525 >525 650 450 500 600 600 500 550 30 Unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Milchproduktion erfolgt die Reproduktion in der Regel im eigenen Betrieb. Für eine ökonomische Milcherzeugung ist neben der Erhöhung der Milchleistung, die Verlängerung der Nutzungsdauer der Kühe und die Verkürzung der Aufzuchtdauer der Jungrinder erforderlich. Dabei wird das Ziel der kostengünstigen Erzeugung qualitativ hochwertiger Färsen oftmals nicht erreicht. Ziel sollte es in Thüringen sein, ein EKA von 24 bis 28 Monaten zu erreichen. Der Produktionsstandort (Ackerbau oder Grünland) hat einen entscheidenden Einfluss auf die Aufzuchtintensität und damit auf das EKA. Auf den Ackerbaustandorten sollte eine intensive Aufzucht im Stall mit einem EKA von 24 bis 26 Monaten durchgeführt werden. Auf Grünlandstandorten ist die Weidenutzung durch die Jungrinder meistens unumgänglich, um den Grünmasseaufwuchs zu nutzen und die betriebsökonomisch notwendigen Fördermittel aus KULAP sowie der Ausgleichszulage (AGZ) in den benachteiligten Gebieten zu sichern. Aufgrund der niedrigen Ertragslage auf dem extensiven Grünland (teilweise ohne N-Düngung) kommt es zu einem geringeren Lebendmassezuwachs von 150 bis 400 g/d auf der Weide, was sich negativ auf die Lebendgewichtsentwicklung der Tiere auswirkt. Das führt bei einer gewichtsabhängigen ersten Zuchtbenutzung zu einem späteren EKA. Deshalb wird auf diesen Standorten ein EKA von 26 bis maximal 28 Monaten empfohlen. In unseren mehrjährigen Untersuchungen zur Jungrinderaufzucht unter Einbeziehung einer Weideperiode auf extensiven Grünland wurden tägliche Zunahmen von unter 400 g erzielt mit einem Leistungsrückgang gegenüber 1992 von 23 % (Tab. 3). Tabelle 3: Lebendmassezuwachs der Jungrinder eines Betriebes bei Beweidung von extensiven Grünland in den Übergangslagen und im Thüringer Wald Jahr 1992 1997 1998 1999 2000 2001 Tiere 2 358 2 322 2 233 2 071 2 475 2 495 Tiere/Herde 157 155 160 122 137 139 Weidetage 153 145 137 146 158 146 4 Zuwachs (kg) 78 58 54 57 64 56 Zuwachs (g/d) 512 400 392 391 415 383 3 Züchterische Aspekte Die Färsen stellen in unseren Herden den jüngsten und damit züchterisch interessantesten Teil der Population dar. Entsprechend sollte man mit dem genetisch wertvollen Tieren im Betrieb umgehen. Von einem Einsatz von Deckbullen ist diesbezüglich generell abzuraten. Es gibt keinerlei Informationen zu den Vererbungseigenschaften der ND-Bullen bezüglich Leistung und vor allen Dingen auch zum Problemkreis Geburtsverlauf. Da die Fruchtbarkeit bei den Färsen deutlich besser ist als im Milchkuhbereich, erscheinen die Aufwendungen für die Künstliche Besamung auch ökonomisch in einem anderen Licht. Fruchtbarkeit und Kalbeverlauf mit einem h²-Wert von 0,05 stellen Merkmale mit einer geringen Heritabilität dar, die einem gravierenden Umwelt-, sprich Managementeinfluss unterliegen. Das sollte bei der züchterischen Bewertung dieses Merkmalskomplexes beachtet werden. Bei den Bullen für die Künstliche Besamung erfolgte die Ausweisung von Informationen zum Geburtsverlauf. In der Regel kommen Vererber mit unterschiedlicher Schwergeburthäufigkeit im Färsenbereich zum Einsatz. Der Kalbeverlauf und die Totgeburtenrate werden paternal (d. h. aus der Besamung des Bullen) und maternal (d. h. der Töchter eines Bullen selbst) erfasst. Hierbei besteht folgender Zusammenhang: Leichte Geburten aus der Besamung eines Bullen hängen insbesondere mit der Konstitution des Beckens (Beckenbreite, Abstand der Hüfthöcker) zusammen. Die schmaleren Becken dieser leichtgeborenen Kälber bleiben über das Wachstum und die Entwicklung tendenziell erhalten und können zu späteren Problemen bei der eigenen Abkalbung führen (Geburtswege zu schmal). Es gibt also eine negative Korrelation zwischen paternalem und maternalem Kalbeverlauf. Deshalb sind maßgeblich bei diesem Merkmalskomplex die durch die Haltung und das Management gravierend beeinflussenden Faktoren, wie z. B. optimale Aufzucht, insbesondere altersgerechte Fütterung, zu beachten. Außerdem haben Beckenbreite, Vorhandstärke und Körpertiefe Einfluss auf Futteraufnahme, Stoffwechselaktivität und damit natürlich auch auf die notwendige Leistungsbereitschaft unserer Kühe. 4 Fütterung Hohe Milchleistungen und eine gute Gesundheit sind nur von Kühen zu erzielen, die in der Lage sind, große Grobfuttermengen zu verzehren. Da diese Fähigkeit, außer von der Körpergröße und dem Lebendgewicht der Tiere, die das Volumen der Vormägen mit bestimmen, besonders vom Training der Grobfutteraufnahme während der Jugend beeinflusst wird, ist in der Jungrinderaufzucht auf einen hohen Grobfutterverzehr zu orientieren. Zu beachten ist dabei, dass die einzelnen Grobfutterarten unterschiedlich gefressen werden. So kann man beim Frischfutter von folgender Rangfolge ausgehen: Weidegras (weidereif) >Kleegras >Gras >Grünmais >Rotklee >Luzerne >Zwischenfrüchte >Rübenblatt. Von Grassilagen werden die mit höherem Trockensubstanzgehalt (>35 % TS) besser verzehrt als Nasssilagen. Das gleiche gilt für Maissilagen, wobei hier zu hohe TS-Gehalte (>35 %) ungünstiger zu bewerten sind. Um eine hohe Grobfutteraufnahme zu erreichen, sind z. B. folgende Maßnahmen zweckmäßig: Weideauftrieb bei weidereifem Futter (Wuchshöhe >15 und <25 cm, Rohfasergehalt >22 und <26 % i. d. TS) vornehmen; bei Portionsweide zweimalige tägliche Zuteilung, Besatzdichte am Weiderest orientieren (ca. 25 bis 30 %, die am nächsten Tag nachgeweidet werden; bei Umtriebsweide Besatzdichte und Weidetage aus dem Futteraufwuchs ableiten, in Trockenperioden immer beifüttern; Jungrinder etwa ab sechsten Lebensmonat an die Weide (Halbtagsweide) gewöhnen, konsequente Beifütterung ist bis zu einem Jahr unbedingt erforderlich; ausreichend Tränkwasser auf der Weide bereitstellen (mind. 5 l/kg TS-Aufnahme); 5 systematische Parasitenbekämpfung (Lungen- und Magendarmwürmer) durchführen; bei Stallhaltung mindestens zwei Grobfuttermittel anbieten; auf wiederkäuergerechte Rationsgestaltung achten (>18 % Rohfaser in der TS, davon mindestens 2/3 strukturwirksam); ausreichend Fressplätze und Fresszeit gewähren. Eine leistungs- und qualitätsorientierte Jungrinderaufzucht erfordert die gezielte Fütterung nach einer vom angestrebten EKA abhängigen Gewichtsentwicklung, um eine gute Kondition, insbesondere zum Zeitpunkt des Belegens und des Kalbens, zu gewährleisten. Für die optimale Versorgung der wachsenden Jungrinder entsprechend der Lebendmasseentwicklung; hinsichtlich umsetzbarer Energie (ME), nutzbarem Rohprotein (nXP), ruminale Stickstoffbilanz (RNB), Vitaminbedarf sowie der Versorgung mit Mengen- und Spurenelementen sind die Normwerte der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG-Information 3/1999) zu verwenden. Die Bedarfswerte an o. g. Nährstoffen wurden auszugsweise in den Tabellen 4 bis 5 aufgeführt. Empfehlungen zur täglichen Versorgung von Jungrindern mit umsetzbarer 3/1999) Lebendmassezunahme (g/Tag) Lebendmasse 500 600 700 kg Energie (MJ ME) 150 31 32 34 200 37 40 42 250 44 47 50 300 50 54 58 350 57 61 65 400 63 67 72 450 69 74 80 500 75 81 88 550 81 88 95 600 88 95 103 Tabelle 4: Energie (ME) (Quelle: DLG-Information 800 900 36 44 53 61 69 78 86 95 103 112 38 47 56 64 73 83 92 101 111 120 Ein zusätzlicher Energiebedarf ergibt sich mit 21,4 MJ ME/Tag in der 6. bis 4. Woche vor dem Kalben bzw. 30,0 MJ ME von der 3. Woche vor bis zum Kalben. Tabelle 5: Versorgung von Jungrindern mit nutzbarem Rohprotein (nXP) und Mindestversorgung mit pansenverfügbarem Stickstoff (Ruminale N-Bilanz, RNB 1) ; Quelle: DLG-Information 3/1999) Lebend500 600 700 800 900 masse nXP RNB* NXP RNB* nXP RNB* nXP RNB* nXP RNB* kg g/Tag g/Tag g/Tag g/Tag g/Tag 150 400 0 440 0 480 0 515 0 550 0 200 450 0 480 0 525 0 560 0 595 0 250 495 0 525 0 560 0 590 0 620 0 300** (555) -5 (590) -5 (630) -6 (670) -6 (700) -6 350** (625) -6 (670) -6 (710) -6 (760) -7 (810) -7 400** (690) -7 (740) -7 (795) -7 (855) -8 (910) -8 450** (760) -14 (820) -15 (880) -16 (950) -17 (1010) -18 500** (825) -15 (890) -16 (960) -17 (1040) -19 (1120) -20 550** (895) -16 (970) -18 (1050) -19 (1140) -20 (1220) -22 600** -17 (1040) -19 (1135) -20 (1220) -22 (1320) -23 * größer oder gleich ** g nXP je MJ ME 1) RNB= (Rohprotein – nXP)/6,25 Werte in Klammern: Hier ist nXP nicht limitierend, wenn ausreichend umsetzbare Energie und Stickstoff im Vormagen zur Verfügung steht. Bei der Rationsgestaltung sollte deshalb ein ausgeglichenes Protein-/Energieverhältnis möglichst schon durch die Kombination von protein- und energiereichen Grobfuttermitteln angestrebt werden, wobei ein zeitweise geringes Proteinüberangebot mitunter nicht zu verhindern ist. Bereits eine Energieüberversorgung ab 10 % führt zu einer verminderten Adaption an die Aufnahme großer Grobfuttermengen und zu einer gewissen Fetteinlagerung im Milchdrüsengewebe. Das bedingt in der ersten Laktation geringere Leistungen, verstärkte Anfälligkeit für Ketose und Konzeptionsschwierigkeiten (HENNIG, 1971). Eine Energieunterversorgung ist, ebenso wie 6 Proteinmangel, mit geringeren Zunahmen verbunden, die während der anschließenden Laktation durch erhöhten Kraftfuttereinsatz wieder ausgeglichen werden müssen und außerdem niedrigere Milchleistungen zur Folge haben. Proteinüberschuss kann ebenfalls zu verminderter Futterund damit Energieaufnahme, zu Leberschädigungen, Stoffwechselstörungen und dadurch zu Ketose führen. Zur bedarfsgerechten Mineralstoffversorgung ist besonders auf die Mengenelemente Ca, P und Mg zu achten, da für diese Elemente das Resorptionsvermögen der älter werdenden Jungrinder abnimmt. Grünfuttermittel, besonders Gräser und ihre Konservate, sind Na-arm und trocken gewachsenes Futter hat i.d.R. niedrige P-Gehalte. Die Spurenelementversorgung über das Grobfutter ist weitgehend standortabhängig. Für die Auswahl geeigneter Mineralfuttermischungen sollten deshalb die für den Standort typischen Grobfuttermittel analysiert werden. Den Jungrindern sind dann entsprechende betriebsspezifische Mineralstoffmischungen, sowohl auf der Weide als auch bei Stallhaltung zur beliebigen Aufnahme anzubieten. Da die heute im Handel befindlichen Mineralfuttermischungen fast ausschließlich eine Vitaminergänzung A, D3 und E besitzen, wird mit dem freien Angebot solcher Mischungen an die Jungrinder auch deren Bedarf an diesen Vitaminen abgesichert. Die Rationsgestaltung für Jungrinder basiert auf betrieblichen Futtermitteln wie Gras- und Maissilage, Getreide-Ganzpflanzensilage, Zwischenfrüchte, Heu, Stroh, Weidegras und Kraftfutter. Den Rationsberechnungen sind mittlere Qualitäten nach den DLG-Futterwerttabellen zugrunde zu legen – besser für die Rationsgestaltung ist es jedoch, Analysenergebnisse der vorhandenen Futtermittel, insbesondere bei den Grobfutterarten, zu nutzen. Für die Realisierung der angestrebten Aufzuchtleistung sollte eine Zufütterung von Kraftfutter zu bestimmten Altersanschnitten erfolgen. Zum Energieausgleich in vorkommenden Futtermangelsituationen wie z. B. bei der Beweidung von extensiven Grünland wird eine Ergänzungsfütterung mit Grob- oder Kraftfutter empfohlen. Wichtig ist die Einschätzung der Futteraufnahme der Jungrinder, die stark von der Konstitution des Tieres und den betrieblichen Verhältnissen abhängt. Sie wird beeinflusst von der: Rasse – milchbetonte haben eine höhere Futteraufnahme; Hohe Energiekonzentration des Grobfutters und der Gesamtration verbessern die Futteraufnahme; Silage – bei Grassilage werden bei gleichem Energiegehalt höhere Mengen aufgenommen als von Maissilage; Haltungsverfahren und Fütterungstechnologie; Weidegang – abhängig von Grasangebot und Grasqualität. Entsprechend den vorgenannten Erfordernissen wurden als Fütterungsbeispiel die Rationspläne (Tab. 6 und 7) für das Abkalbealter von 24 und 27 Monaten aus den DLG-Informationen 3/1999 hier aufgeführt. In beiden Futterplänen haben die Tiere Weidegang. Hohe Anforderungen werden bei dem verkürzten Erstkalbealter gestellt, insbesondere bei Weidegang ist eine Zufütterung erforderlich. Die drei Fütterungsvarianten unterscheiden sich durch die betriebseigene Futtergrundlage. Variante I – reiner Grünlandbetrieb: Fütterung mit Grassilage bzw. Weidegras Variante II – gemischter Anbau: 50 % Grassilage-T bzw. Maissilage-T Variante III – Ackerbaustandort; kein Weidegang: hoher Maissilageanteil Die Varianten I und II enthalten Weidegang. Bei Variante III ist ganzjährige Stallhaltung unterstellt (T = Trockenmasse). 7 Tabelle 6: Rationspläne für Jungrinderaufzucht, Erstkalbealter 27 Monate, Geburt im April Leb.-masse (kg) 45 –85 85 – 150 Futterwoche Variante I 1. – 8. lt Tränkeplan 9. –21. Grassilage, 2.Schnitt Kälber-Kraftfuitter 150 – 250 22. – 41 Grassilage, 2.Schnitt MLF(18/3) Mineralfutter 308 kg T 0,5 kg T 50 g 250 – 350 42. – 51. Grassilage, 2. Schnitt Mineralfutter 6,1 kg T 50 g 52. – 61. Weide, Frühjahr 1) Mineralfutter Weide, Frühjahr Mineralfutter Weide, Frühjahr 2) Mineralfutter Grassilage, 2. Schnitt Mineralfutter 6,2 kg T 50 g 8 kg T 50 g 8 kg T 50 g 9,4 kg T 50 g 350 – 450 62. – 66. 67. – 80. Menge Variante II 1,7 kg T 105 kg T Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Kälber-Kraftfutter Maissilage Grassilage, 2. Schnitt MLF (18/3) Mineralfutter Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Mineralfutter Weide, Frühjahr 1) Mineralfutter Weide, Frühjahr Mineralfutter Weide, Frühjahr 2) Mineralfutter Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Mineralfutter Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Mineralfutter Weide, Frühjahr 1), 3) Mineralfutter 450 – 550 81. – 101. 550 – 626 102 – 106 Grassilage 2. Schnitt Mineralfutter 10,2 kg T 50 g 106. – 116. Weide, Frühjahr 1), 3) Mineralfutter Grassilage 4) , kg T Weide 4), kg T Maissilage 4), kg T Kraftfutter, kg T Mineralfutter, kg 10,3 kg T 50 g 2920 2260 210 33 Summen: Menge 0,9 kg T 0,9 kg T 104 kg T 1,8 kg T 1,8 kg T 0,5 kg 50 g 3,1 kg T 3,1 kg T 50 g 6,2 kg T 50 g 8 kg T 50 g 8 kg T 50 g 4,7 kg T 4,7 kg T 50 g 5 kg T 5 kg T 50 g 10,3 kg T 50 g 1 440 2 260 1 440 200 33 Übergangsfütterung im Stall oder als Beifutter zur Weide Beifütterung falls Menge und Qualität nicht ausreicht 3) Mindestens 4 Wochen vor der Kalbung Beginn der Vorbereitungsfütterung 4) Ohne Futterreste 1) 2) Tabelle 7: Rationspläne zur Jungrinderaufzucht, Erstkalbealter 24 Monate, Geburt im Oktober Leb.-masse (kg) 45 - 85 Futterwoche 1.- 8. 85 – 150 9.- 20. 150 – 250 250 – 350 350 – 450 Variante I Menge Variante II Fütterung lt. Tränkeplan Grassilage, 2. Schnitt Kälberaufzuchtfutter 1,8 kg T Maissilage 1,5 kg T Grassilage, 2. Schnitt Kälberkraftfutter 21. - 32. Grassilage, 2. Schnitt 3,1 kg T Maissilage MLF (18/3) 1,5 kg Grassilage, 2. Schnitt MLF (18/3) Mineralfutter 33. - 37. Weide, Frühjahr 1) 3,3 kg T Weide, Frühjahr 1) Melasseschnitzel Melasseschnitzel 1 kg Mineralfutter Mineralfutter 50 g 38.- 49. Weide, Sommer 2) 5,2 kg T Weide, Sommer 2) Melasseschnitzel Melasseschnitzel 1 kg Mineralfutter Mineralfutter 50 g 50.- 54. Grassilage, 2.Schnitt 5 kg T Maissilage Melasseschn./Weizen 1,3 kg Grassilage, 2. Schnitt oder MLF (14/3) Mineralfutter Mineralfutter 50 g 55. - 71. Grassilage, 2.Schnitt 7,5 kg T Maissilage Melasseschn./Weizen 0,5 kg Grassilage, 2. Schnitt oder MLF (14/3) Mineralfutter Mineralfutter 50 g 8 Menge 0,9 kg T 0,9 kg T 1,5 kg 1,6 kg T 1,6 kg T 1,3 kg 50 g 3,3 kg T 1 kg 50 g 5,2 kg T 1 kg 50 g 3,1 kg T 3,1 kg T 50 g 4 kg T 4 kg T 50 g Variante III 5) Menge Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Kälber-Kraftfutter 1,2 kg T 0,6 kg T 105 kg T Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Ausgleich-KF (35/2) 2,2 kg T 1 kg T 0,6 kg Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Ausgleich-KF (35/2) 4 kg T 1,7 kg T 0,6 kg Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Ausgleich-KF (35/2) 4,5 kg T 3 kg T 0,5 kg Leb.Futter- Variante I masse (kg) woche 450 – 550 72.- 76. Grassilage, 2. Schnitt Mineralfutter Menge Variante II 9,4 kg T Maissilage 50 g Grassilage, 2. Schnitt 77.- 90. Weide, Frühjahr 1) Mineralfutter 9,4 kg T Weide, Frühjahr 1) 50 g Mineralfutter 4,7 kg T 4,7 kg T 50 g 9,4 kg T 50 g 91. – 104. 10,3 kg T Weide, Sommer 2), 3) 50 g Mineralfutter 10,3 kg T 50 g Mineralfutter 550 – 625 Summe 4) 1) 2) 3) 4) 5) 5 Menge Weide, Sommer 2), 3) Mineralfutter Grassilage, 2.Schnitt, kg T Maissilage, kg T Weide, kg T Kraftfutter, kg Mineralfutter, kg 1 910 Variante III Menge Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Ausgleich-KF (35/2) Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Ausgleich-KF (35/2) Maissilage Grassilage, 2. Schnitt Ausgleich-KF (35/2) 6 kg T 3 kg T 0,5 kg 6 kg T 3,5 kg T 0,5 kg 6 kg T 3,5 kg T 0,5 kg 1 480 2 780 1 000 1 000 2 400 370 31 2 400 490 25 530 Übergangsfütterung von ca. zwei bis drei Wochen im Stall oder als Beifutter auf der Weide Beifütterung, falls Menge und Qualität der Weide nicht ausreicht Mindestens vier Wochen vor der Kalbung Beginn der Vorbereitungsfütterung Ohne Futtereste Auf eine Mineralfuttergabe kann verzichtet werden, wenn das Ausgleichs-Kraftfutter hinreichend mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ausgestattet ist. Viehsalz anbieten. Gesundheitsprohylaxe im Kälber- und Jungrinderbereich Im Mittel liegen die Kälberverluste derzeit bei 15 bis 20 %. Diese setzen sich aus 5 bis 10 % Todgeburten und bis zu 10 % Verlusten während der Aufzucht zusammen. Angestrebt werden geringe Verluste von maximal 5 % Todgeburten und maximal 5 % Verendungen während der Aufzucht. Von den Verendungen entfallen mindestens 50 % auf Kälberdurchfälle und mindestens 20 % auf Atemwegserkrankungen. Durch Vorbeugemaßnahmen sind die Ansteckungsgefahren zu vermindern und die Abwehrkräfte des Kalbes steigern. Zu nennen wären: • Bestmögliche Geburtshygiene • Abkalbeboxen, die nicht zu Seuchenzentren verkommen dürfen • Unterbringung des neugeborenen Kalbes getrennt von der Mutter • Erstkolostrum innerhalb der ersten drei Stunden von 1,5 bis 2 Liter und nach weiteren drei Stunden nochmals 1,5 bis 2 Liter • Muttertierschutzimpfung mit einem Kombinationsimpfstoff drei bis zwölf Wochen vor dem Abkalben als Einmalimpfung. Der Vorteil besteht darin, dass eine höhere und längere Antikörperausscheidung über die Milch erfolgt. Durchfallerkrankungen älterer Kälber und Jungrinder können erregerbedingt oder auch fütterungsbedingt sein. Eine Verhinderung erregerbedingter Durchfälle ist durch ein straffes Hygienemanagement möglich. Gegen Salmonellose kann eine vorbeugende Impfung der Kälber oder der Muttertiere durchgeführt werden. Bezüglich der Bovinen Virus Diarrhoe – Mucosal Disease (BVD/MD) gibt es noch kein einheitliches Bekämpfungs- und Prophylaxeprogramm. In Deutschland besteht zwar eine Meldepflicht, eine einheitliche staatliche Bekämpfung findet nicht statt. Je flächendeckender in den Rinderbeständen geimpft wird, umso größer ist der Anteil von Kälbern mit kolostral erworbener Immunität. Um bei Weidenutzung zu verhindern, dass sich Kälber und Jungrinder mit Magen-DarmWürmern infizieren kommt der durchdachten Prophylaxe und guten Weidehygiene besondere Bedeutung zu. Grundsätzlich sollten Kälber getrennt von älteren Rindern gehalten werden. 9 Mit der Verordnung zur Änderung der BHV 1-Verordnung sind IBR Erkrankungen anzeigepflichtig. Es besteht Bekämpfungspflicht. In der 2001 erlassenen BHV 1-Verordnung sind die erforderlichen Schutzmaßnahmen festgelegt. 6 Haltung Die Haltung von Jungrindern ist in der Verordnung zum Schutz von Kälbern bei Stallhaltung (Kälberhaltungsverordnung) geregelt. Danach werden Jungrinder über einem Alter von acht Wochen nur in Gruppen gehalten, bei einem Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1. Die Gruppenhaltung wirkt sich positiv auf die Lebendgewichtsentwicklung, auf die Gesundheit und die Gliedmaßenqualität der Tiere gegenüber Einzel- oder Anbindehaltung aus. Für die Gruppen- oder Laufstallhaltung gibt es verschiedene Systeme, wie den Tieflaufstall, Tretmiststall, Vollspaltenboden oder Teilspaltenboden. Die einzelnen Varianten unterscheiden sich vor allem in den baulichen Ausführungen, den arbeitswirtschaftlichen Anforderungen sowie dem Strohbedarf. Bei Laufstallhaltung sollten Fangfressgitter oder andere Arretierungsmöglichkeiten für die Jungrinder vorhanden sein, um erforderliche Einzeltierbehandlungen bzw. die Besamung ohne größere Schwierigkeiten vornehmen zu können. Die Anbindehaltung sollte in Krankenabteilen bzw. ställen auch nur ausnahmsweise angewendet werden. Die entsprechenden Platzanforderungen für die Tiere, der erforderliche Strohbedarf sowie der Anfall an Mist, Jauche und Gülle sind in den folgenden Tabellen 8 bis 11 für konventionell oder ökologisch wirtschaftende Betriebe dargestellt. 2 Tabelle 8: Mindestflächenbedarf (m /Tier) für Jungrinder in Laufstallhaltung (konventionelle Bewirtschaftung) Alter (Monate) 4–7 8 – 15 16 – 27 1) Quelle: 2) Gewicht (kg) Tieflauf- bzw. Tretmiststall Flachlaufstall/2-Flächenlaufstall bis 300 bis 420 bis 520 2,5 3,5 4,5 2,0 2,5 3,5 1) Vollspaltenboden 2) 2,00 2,35 2,50 KTBL-Arbeitsblatt / Bauwesen und Tierhaltung Nr. 1095 (1994) ab 10 Monaten auf Vollspaltenboden möglich, aber nicht tiergerecht 2 Tabelle 9: Mindeststall- und -freiflächenbedarf (m /Tier ) für Jungrinder in Laufstallhaltung (ökologische Bewirtschaftung) Stallfläche (Tieren zur Verfügung stehende Nettofläche) Tierart Zucht- und Mastrinder Lebendgewicht (kg) bis 100 bis 200 bis 350 über 350 Zuchtbullen 1) 2) 3) 2 Mindestfläche (m /Tier ) 1,5 2,5 4,0 2) 5,0 10 Quelle: EU-VO Ökologische Tierhaltung Nr. 1804/1999 2 mind. 1m /100 kg LG 2 mind. 0,75 m /100 kg LG 10 Außenfläche (Freigelände- außer Weidefläche) 2 Mindestfläche (m /Tier ) 1,1 1,9 3,0 3) 3,7 30 1) Tabelle 10: Richtwerte für die Einstreumengen, den Festmist- und Jaucheanfall 1) Tierart Jungrinder / Aufstallung Einstreumenge kg/(GV/Tag) Festmistmenge 3 m /(GV Monat) Jauchemenge 3 m (GV/Monat) Anbindestall Liegeboxenlaufstall Tretmiststall Tiefstreustall Einraum Zweiraum 6 bis 8 5 bis 7 4 bis 6 0,9 bis 1,6 0,9 bis 1,3 1,2 bis 2,0 0,3 bis 0,6 0,3 bis 0,6 0 bis 0,2 8 bis 15 6 bis 10 2,0 bis 2,4 1,0 bis 1,3 3) 0,6 bis 0,7 1) 2) 3) 2) Quelle: VDI-Richtlinien Handbuch Reinhaltung der Luft, Band 3, März 2001, S. 12 Harn vollständig in der Einstreu gebunden als Flüssigmist Tabelle 11: Richtwerte für den Flüssigmist- und Kotanfall 1) Tierart Rinder Flüssigmist/Kot 3 m /(GV Monat) Kühe und Rinder über 2 Jahre Rinder 1 bis 2 Jahre Mast Weibliches Jungvieh 1 – 2 Jahre Jungvieh- und Kälberaufzucht unter 1 Jahr Mastkälber 1,3 bis 1,7 1,4 1,3 1,2 0,9 2) 1) Quelle: VDI-Richtlinien, Handbuch Reinhaltung der Luft, Band 3. März 2001, S. 14 Einstreumenge bei eingestreuter Liegefläche: Anbindestall 1 kg bis 3 kg /(GV Tag), Liegeboxenstall 0,5 kg bis 2 kg/(GV/Tag) 2) In Betrieben mit Grünland sollte die kombinierte Stall-Weide-Haltung mit Weidegang während der Vegetationsperiode durchgeführt werden. In der Tabelle 12 sind Untersuchungswerte des Wachstumsverlaufes von auf der Weide zu besamenden Jungrindern eines Praxisbetriebes in den Perioden Stallaufzucht bis Weideaustrieb, Weideperiode auf extensivem Grünland und Stall nach der Weide aufgezeigt. Bei einer Aufzuchtintensität der Jungrinder bis zu 13,7 Monaten mit durchschnittlich 752 g/d entspricht das einem EKA von etwa 27 Monaten. Durch die Beweidung von ertragsarmen extensiven Grünland kam es im Mittel nur zu 396 g/d Zunahmen, trotz Kraftfutterzufütterung nach dem ersten Aufwuchs. Unterstellt man 0,5 kg/Tag Lebendgewichtszuwachs auf der Weide, so wurden in 154 Weidetagen 16 kg/Tier weniger Lebendmasse erreicht. Damit erhöht sich bei einer gewichtsabhängigen Besamung (400 kg) das Alter um 40 Tage, woraus ein EKA von ca. 29 Monaten resultiert. Im Stall nach der Weideperiode kam es zu sehr hohen kompensatorischen Zunahmen, die hier den Lebendmasseverlust ausgleichen, aber keinen Einfluss auf ein niedrigeres EKA mehr hatten. Bei besamten/tragenden Jungrindern sind diese Einflüsse nicht so gravierend, so dass sie besser für die Beweidung eignen. Tabelle 12: Wachstumsverlauf von zu besamenden Jungrindern im Stall, auf der Pensionsweide und nach Weideabtrieb im Stall Anzahl Alter Wiegezeiträume Monate von bis Ort 102 13,7 Geburt 20.04.99 Im Stall vor der Weide 102 14,4 21.04. 102 Weidevorbereitung 1) 2) 12.05. 21.09.99 Pensionsweide 102 21.04. 21.09.99 Weide Durchschnitt 102 22.09. 19.10.99 102 18,7 11.05.99 Tage 21,2 102 102 21,2 Zuwachs kg g/d 416 40 352 313 752 21 352 347 -5 -238 133 347 413 66 496 154 352 413 61 396 Stall nach der Weide 3) 28 413 447 34 1214 1) 49 447 488 41 837 77 413 488 75 974 644 0 488 448 695 20.10. 07.12.99 Stall nach der Weide 22.09. 07.12.99 Geburt 07.12.99 Stall nach Weide Durchschnitt Gesamt 1) Weidevorbereitung: 3) Lebendmasse (kg) Beginn Ende 2) Silage, 1 kg Kraftfutter, Weide Kraftfutterzufütterung: 1 kg vom 11.06. bis 10.08.; danach 2 kg bis 21.09. Futtereinsatz: 10 kg Maissilage, 5 kg GPS, 0,8 kg Kraftfutter 18/3, 0,7 kg Rapskuchen, 0,5 kg Erbsenstroh 11 Das Weidemanagement ist so zugestalten, dass Verluste an Lebendgewicht so niedrig als möglich gehalten werden. Die Jungrinder sind deshalb vor Weideaustrieb rechtzeitig an die Weide und die damit verbundene Futterumstellung in Vorbereitungskoppeln zu gewöhnen, der Weidebesatz ist der geringeren Ertragslage des extensiven Grünlandes anzupassen, d. h. es ist großzügig ausreichend Weidefläche anzubieten mit niedrigem Beweidungsdruck. Bei Nachlassen des Grünmassezuwachses nach dem zweiten Umtrieb (Juli/August) sollte bei Bedarf rechtzeitig zugefüttert werden (Silage, Heu oder Kraftfutter). Der Weideabtrieb im Herbst ist in Abhängigkeit vom Futterangebot nicht unnötig hinauszuzögern und deshalb rechtzeitig vorzunehmen. Trotzdem sollte diese Haltungsform bevorzugt werden, denn die zeitweise auf der Weide gehaltenen Jungrinder weisen einen besseren Gesundheitsstatus, insbesondere bei den Gliedmaßen auf. Der Einfluss des Sonnenlichtes und das vitaminreiche Grünfutter haben eine außerordentlich positive Wirkung auf die Fruchtbarkeit der weidenden Jungrinder, die bis in den folgenden Januar anhält. Außerdem werden bei den geweideten Jungrindern günstigere Abkalbe- und Aufzuchtergebnisse beobachtet. Bei größeren Jungrinderbeständen ist es zweckmäßig, diese in drei Weidegruppen zu unterteilen, so dass sie in Herden noch nicht besamungsfähige, besamungsfähige und besamte sowie nachweislich tragende Tiere gehalten werden. 7 Wirtschaftliche Betrachtungen 7.1 Allgemeines Wirtschaftliche Zwänge gebieten es, die Produktionskosten der Färsenaufzucht so gering wie möglich zu gestalten und damit betriebliche Voraussetzungen und Kapazitäten bestmöglich zu verwerten. Ein alte, aber angesichts der sich stark wandelnden betrieblichen Rahmenbedingungen immer wieder neu gestellte Frage, bezieht sich auf das optimale Erstkalbealter. In der Literatur und Praxis liegen hierfür Angaben vor, die bereits Erstkalbealter von unter 24 Monaten realisieren, zum anderen gibt es aber auch noch Betriebe, bei denen Färsen zum Zeitpunkt ihres Abkalbens ein ganzes Jahr älter sind. Ursache dieser sehr unterschiedlichen Erstkalbealter ist maßgeblich die Intensität der Fütterung und die damit erreichten Lebendmassezunahmen pro Tag. Im Folgenden geht es darum, die wirtschaftlichen Effekte von extensiv bis intensiv aufgezogenen Färsen unter bestimmten zugrundegelegten Annahmen aufzuzeigen und zu diskutieren. Unterschiedliche Erstkalbealter mit 24, 26, 28, 30 und 32 Monaten waren die Basis dafür. Bei den EKA von 24 bis 26 Monaten erfolgt die Unterstellung einer intensiven Aufzucht auf Ackerbaustandorten, während bei den EKA von 28 bis 32 Monaten von einer extensiven Stall-Weide-Haltung ausgegangen wird. 7.2 Leistungs-Kosten-Rechnung für verschiedene Intensitätsniveaus Die Kalkulationen (Tab. 13) gehen davon aus, dass mit einem aufgestallten Kalb (DH) mit einem Gewicht von ca. 45 kg eine trächtige Färse mit einem Gewicht von 530 kg im siebenten Trächtigkeitsmonat erzeugt wird. Dies entspricht mit Schwankungen in etwa der Marktreife, also dem Zeitpunkt der Vermarktung der Färsen. Zum anderen ist dies auch der Zeitpunkt, bei dem i.d.R. eine Färse in den Milchviehbestand überführt wird, um mit einer einsetzenden Vorbereitungsfütterung die gewünschte Leistungsfähigkeit nach dem Abkalben herzustellen. Die zu betrachtende Variationsgröße ist nunmehr das Erstkalbealter, welches von 24 und 26 Monaten (intensive Aufzucht) und 28 bis 32 Monaten (extensive Aufzucht in Zweimonatsschritten kalkuliert wird. Aus dieser Betrachtung ergibt sich während Aufzucht eine durchschnittliche tägliche Zunahmeleistung von ca. 500 g bis 700 g pro Tag. 12 Die weiteren Annahmen zu den Leistungen und Kosten sind im Wesentlichen aus üblichen Normwertkatalogen (z.B. KTBL) entlehnt, wobei Angaben aus Thüringer Betrieben (Referenzunternehmen) berücksichtigt worden sind. In Abhängigkeit vom Erstkalbealter errechnen sich monetäre Leistungen in Höhe von 1 072 Euro (EKA 24 Monate) bis 1 106 Euro (EKA 32 Monate) pro Produktionseinheit. Die Ursache der Differenzierung liegt ausschließlich an den mit zunehmenden Erstkalbealter höheren Nährstoffausscheidungen. Im Bereich der variablen Direktkosten sind in den Einzelangaben geringfügige Differenzierungen angegeben. Während die Kosten für Konzentratfuttermittel um bis zu 30 Euro zurückgehen, steigen vor allem die variablen Maschinenkosten. Schließlich ist zu ergänzen, dass sich mit zunehmenden Erstkalbealter und damit längerer Kapitalbindung der Zinsansatz von Tier- und Umlaufvermögen von 39 auf 58 Euro erhöht. In der Summe liegen die Direktkosten ohne Grundfutterkosten wenig differenziert auf einem Niveau von ca. 575 bis 612 Euro pro Produktionseinheit. Nach Maßgabe von unterstellten Grundfuttereinsatzmengen und deren Bewertung entstehen Grundfuttervollkosten in Höhe von gut 324 Euro (bei EKA 24 Monate) bis ca. 388 Euro (bei EKA 32 Monate). Ursache für die Differenzierung, die nicht stetig ansteigt, sind maßgeblich die relativ günstigen (Voll-)Kosten für Maissilage bei den intensiver aufgezogenen Tieren. Für die 28-Monats-Färse wirkt das günstige Weidefutter kostenentlastend. Die Differenzierung der festen Kosten (Arbeitskosten, Abschreibungen, Zinsansätze, Gemeinkosten) gilt strenggenommen nur dann, wenn die Kapazitäten (z.B. Gebäude oder Arbeitskräfte) bei Neuaufnahme der Färsenaufzucht bereitgestellt werden müssen. In dieser Entscheidungssituation dürften sich allerdings nur selten Betriebe befinden. Für einen laufenden Betrieb ist im Einzelnen zu überprüfen, welche dieser Kostenpositionen sich z.B. bei der Verkürzung des Erstkalbealters einsparen lässt. Ausgehend von den getroffenen Unterstellungen errechnen sich Gesamtkosten einschließlich Zinsansätze in Höhe von 1 391 bei EKA 24 Monate bis 1 627 Euro bei EKA 32 Monate. Dabei sind Zinsansätze in Höhe von 83 bis 120 Euro integriert. Es verbleibt damit ein Kostenüberhang von 300 bis 500 Euro pro Produktionseinheit. Unter Vollkostenbetrachtungen ist eine 24 Monatsfärse wirtschaftlich noch am vorzüglichsten; eine Verlängerung der Aufzucht im Stall auf 26 Monate verschlechtert das Ergebnis um ca. 100 Euro. Die auch auf der Weide aufgezogene Färse (28 Monate), bei der gegebenenfalls die durchschnittlichen Zunahmen durch Zufütterung von Konservaten realisiert werden, ist wirtschaftlich der 24-Monats-Färse nur geringfügig unterlegen. Steigende Erstkalbealter über 28 Monate hinaus führen zu steigenden Fehlbeträgen. Allerdings bleibt auch zu beachten, dass für alle Abkalbealter ein wenn auch bescheidenes Betriebseinkommen entsteht. Grundsätzlich ist ein geringeres Erstkalbealter wirtschaftlicher, als spätere Abkalbungen. Dies gilt uneingeschänkt für Färsenaufzucht auf Ackerstandorten mit Futterbau, der hohe Nutzungskosten verursacht. Für Grünlandstandorte ist die Verkürzung der Erstkalbealter durch höherwertiges energiereiches Grünlandfutter ebenfalls zielführend. Wenn in Grünlandbetrieben dies allerdings durch zusätzlichen Maiseinsatz realisiert wird und dabei Grünlandpotenzial ungenutzt bleibt, dürfte kurz- und mittelfristig keine Kosteneinsparung zu realisieren sein. Fest steht aber auch, dass unter Vollkostengesichtspunkten in keinem Verfahren eine Kostendeckung durch entsprechende Leistungen zu erreichen ist. Die Färsenaufzucht dürfte auch langfristig nur als „Koppelproduktionsverfahren“ der Milchviehhaltung seine Berechtigung behalten, da in diesem Zusammenhang zusätzliche Überlegungen (z.B. gesicherter Zugang an eigenen Reproduktionstieren) und andere einzelbetriebliche Bedingungen die Aufrechterhaltung 13 des Verfahrens begründen. Viele Unternehmen haben bauliche Kapazitäten, die i.d.R. keine Nutzungskosten verursachen und damit wirtschaftlich sinnvoll verwertet werden können. Unterstützt wird dies in den benachteiligten Gebieten, in denen eine Ausgleichszulage gezahlt wird. Rein ökonomisch gesehen trägt die Ausgleichszulage je nach Standort und EKA zu einer Kostenentlastung bis 97 Euro je Färse bei. Tabelle 13: Leistungs-Kosten-Rechnung der Färsenaufzucht verschiedener Erstkalbealter (pro Tier in Euro) Erstkalbealter in Monaten (EKA) 24 26 28 30 32 Leistungen: Standort AL AL GL GL GL 998 997 997 997 997 Markterlös Schlachtfärsen (5%) 17 17 17 17 17 Dungwert 53 62 71 79 88 Schlachtprämie (Agenda 2000) 4 4 4 4 4 1 072 1 080 1 089 1 097 1 106 Bestandesergänzung 160 160 160 160 160 Kälberaufzucht-, Kraft- u. Mineralfutter 119 115 100 88 88 Tierarzt, Medikamente 55 55 55 55 55 Besamung, Bedeckung 32 32 32 32 32 Wasser, Energie 34 37 41 44 48 Zuchtverband, Tierseuchenkasse 12 12 13 13 14 variable Maschinenkosten 62 71 77 85 92 variable Gebäudekosten 5 5 6 6 7 Streustroh 34 38 25 30 35 sonstige Direktkosten 5 5 5 5 5 Verlustausgleich 18 18 18 18 18 Zinsansatz Tier- und Umlaufvermögen 39 46 43 50 58 Summe Direktkosten 575 594 575 586 612 Deckungsbeitrag 1 497 487 514 511 494 Herstellungskosten Grundfutter 324 395 277 336 388 Arbeitskosten 282 304 326 347 369 Abschreibungen 81 89 96 104 112 Verzinsung Anlagen 44 48 53 58 62 Leitung/Verwaltung, Gemeinkosten 84 84 84 85 85 Summe Grundfutter- und Festkosten 815 920 836 930 1016 Summe Gesamtkosten 1 391 1 514 1 411 1 516 1 627 Gesamtkosten ohne Zinsansätze 1 308 1 420 1 315 1 409 1 508 Saldo Leistungen und Kosten -318 -434 -322 -418 -521 Verfügbares Betriebseinkommen 89 10 148 88 22 Wertansatz Nutzfärsen (95% von 1050 ) Summe Leistungen Kosten: 14