Schafe-aktuell

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Schafe-aktuell
Schafe-aktuell
in Mecklenburg-Vorpommern
Das Informationsblatt von LMS und LSZV • 18. Jahrgang
Heft 1/2013
Große Körrunde dokumentiert züchterischen Fortschritt
Betriebszweigauswertung Herdenschafhaltung 2012
Ackerbohnen – Proteinquelle für die Lämmermast?
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
die betriebswirtschaftlichen Auswertungen
von schafhaltenden Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern durch die LMS zeigen
auch im Jahr 2012, dass die Schafhaltung
im Vergleich zwischen den verschiedenen
landwirtschaftlichen Produktionsrichtungen
die geringste Flächenproduktivität aufweist.
Dies führt bei den meisten Betrieben zu
einer schwachen Position im Wettbewerb
um Flächen und zu hoher Abhängigkeit von
Förderprogrammen. Stabil zeigt sich die Schafhaltung in besonderen Nischen, in
denen z. B. keine Flächenkonkurrenz besteht oder eine besondere Vermarktungsstrategie gefunden wurde und in den Fällen, in denen ein starkes landwirtschaftliches Unternehmen im Hintergrund steht. Die Varianz zwischen den Betrieben ist
außerordentlich groß – von deutlich negativen Ergebnissen bis zu leicht positiven
Erfolgen.
Gerade bei engen wirtschaftlichen Spielräumen kommt der genauen Kenntnis
der eigenen Produktionskosten als Basis einer betrieblichen Analyse und darauf
aufbauenden unternehmerischen Entscheidungen eine hohe Bedeutung zu. Es gilt,
im horizontalen Vergleich von den erfolgreichen Betrieben zu lernen. Das Land
Mecklenburg-Vorpommern unterstützt die Erfassung und Auswertung von ökonomischen Daten in der Schafhaltung.
Neben den produktionstechnischen Grundlagen ist das genetische Leistungsvermögen zur Erzeugung marktkonformer Mastlämmer eine wichtige Voraussetzung
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Vorwort
für eine erfolgreiche Vermarktung. Die Schafhalter sollten die Angebote des Zuchtverbandes zur Verbesserung des genetischen Potenzials nutzen.
Es ist immer wieder und bei den verschiedensten Veranstaltungen, aber auch im
freien Feld, mit hoher Anerkennung zu beobachten, mit welchem Engagement die
Schäfer und Schafhalter ihre Tiere halten, pflegen und züchten. Dieses Engagement
wird auch im laufenden Jahr wieder zu beeindruckenden Präsentationen der Schafhaltung und zu nachhaltiger, öffentlichkeitswirksamer Werbung der Schafhaltung
führen – freuen wir uns darauf.
Berthold Majerus
Geschäftsführer der LMS Agrarberatung
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Schafe-aktuell • 1/2013
Aus dem Inhalt
Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Seite
von Klaus Herrmann, Dr. Sven Grumbach, Dorit Hager und Jürgen Lückhoff
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Veranstaltungen/Termine .............................................................................................................. 4
MeLa 2013 / Schwarzköpfiges Fleischschaf ist das „Tier der MeLa“................................................. 5
Große Bockauktion in Laage rückt näher / 60 Fleischschafe im Angebot ......................................... 7
Körungen 2013 dokumentieren züchterischen Fortschritt ................................................................ 8
Kurz notiert: TSE-resistente Bestände............................................................................................ 10
Theorie und Praxis kamen gut an – Bericht vom Schaftag in Brüel und Groß Görnow ..................... 11
Kamerunschafe aus Mecklenburg-Vorpommern nach Spanien exportiert ........................................ 14
Thomas Seemann
• Jubiläen – wir gratulieren / Nachruf............................................................................................ 17
• Kurz notiert: Kleinanzeigen, Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde ........................................... 18
„Schafbestand positiv entwickelt“
Aus dem LALLF
• Jutta Simon in den Ruhestand verabschiedet / Interview .............................................................. 22
Aus der Forschung
• Ackerbohnen – Rohproteinquelle für die Lämmermast .................................................................. 27
Dr. Jörg Martin – LFA MV, Institut für Tierproduktion, Dummerstorf
Aus der Beratung
• Betriebsauswertung Herdenschafhaltung 2012 ............................................................................. 36
Teil 1: Ergebnisse und Vergleich mit dem Vorjahr
Friedhelm Blücher – LMS Agrarberatung
Verschiedenes
• Neue Erkenntnisse zur Wirkung des Schmallenberg-Virus .............................................................. 20
• Publikationen vorgestellt ............................................................................................................. 47
Impressum
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
VERANSTALTUNGEN / TERMINE
... in Mecklenburg-Vorpommern 2013
13. April
20./21. April
27. April
Mai
Mitgliederversammlung, Karow
Border Collie Seminar, Rechlin*)
Bockauktion, Karow
Seminar Grünland
17. August
Landesleistungshüten, Damereez
31. August
Landschaftag
12.–15. September
21. September
28./29. September
November
MeLa – 23. Fachausstellung für Landwirtschaft und Ernährung,
Fischwirtschaft, Forst, Jagd und Gartenbau, Mühlengeez
Tier der MeLa: Schwarzköpfiges Fleischschaf
Kamerunschaf-Züchtertreffen, Zornow
Europäisches Burenziegen-Züchtertreffen
Schaf- und Ziegentage
... in anderen Bundesländern 2013
07./08. September
Bundesleistungshüten der VDL, Storkow/Brandenburg
... in Mecklenburg-Vorpommern 2014
SKF-/SUF-Elite, Karow
Bundeshüten der Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher
Hütehunde (AAH), Lohmen
*) siehe dazu Schafe-aktuell 4/2012, S. 5/6
4
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Schwarzköpfiges Fleischschaf ist das „Tier der MeLa“
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MeLa 2013
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
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Vom 12. bis 15. September findet die 23. MeLa in Mühlengeez statt. Für
unseren Verband ein besonderer Höhepunkt, da wir in diesem Jahr als „Tier
der MeLa“ das Schwarzköpfige Fleischschaf (SKF) präsentieren. Geplant
sind einige Attraktionen um diese Rasse, aber auch um die Schafhaltung in
unserem Bundesland.
Beim Leistungswettbewerb der Fleischrassen, insbesondere bei den SKF,
werden Züchter aus Brandenburg und Schleswig-Holstein erwartet. Für die
weiteren Rassen findet ein landesweiter Wettbewerb statt.
Zum Wettbewerb am
Donnerstag, dem ersten Tag
der MeLa, sind folgende Rassen zugelassen:
• Schwarzköpfiges Fleischschaf, Suffolk, Ile de
France, Weißköpfiges
Fleischschaf, Dorper,
Texel, Shropshire
• Burenziege, AngloNubier-Ziege
(bitte den Status beachten, Tiere aus CAE-/
Maedi-Visna-verdächtigen Beständen können
nicht wieder zurück in
Schon bei der MeLa 2012 ganz vorne dabei:
den Bestand verbracht
Schwarzköpfige Fleischschafe mit ihren erfolgwerden).
reichen Züchtern Harald und Brigitte Hesse
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Die Teilnahme am Wettbewerb ist auf Tiere beschränkt, die im Zuchtbuch des
LSZV MV e.V. geführt werden. Bei den SKF sind zusätzlich Herdbuchtiere
aus Berlin-Brandenburg sowie Schleswig-Holstein zugelassen.
Wettbewerbs-Bedingungen
• Eine Kollektion für den Wettbewerb besteht aus 2 Mutterschafen und
einem Bock der jeweiligen Rasse, bei Ziegen aus 3 weiblichen Tieren.
• Die Nachzuchtsammlungen für den Wettbewerb bestehen jeweils aus
3 weiblichen bzw. 3 männlichen Nachkommen eines Zuchtbockes.
• Kollektionen für die Demonstrationsschau bestehen ebenfalls aus
2 Mutterschafen und einem Bock.
Für die Demonstrationsschau sind alle weiteren Rassen zugelassen.
Schurtermin: Januar bis April 2013
Mutterschafe müssen mindestens einmal gelammt haben.
Ermittelt werden das beste Einzeltier (bei mehreren Kollektionen der
beste Bock und das beste Mutterschaf) und die beste Kollektion jeder Rasse
sowie die beste Nachzuchtsammlung.
Wettbewerb „Fruchtbarstes Muttertier“
• Zugelassen sind alle im Herdbuch geführten Tiere – rasseunabhängig
• Mindestalter: fünf Zuchtjahre
• gewertet werden die durchschnittlich aufgezogenen Lämmer
• Vorstellung des Muttertieres
• Meldung der Teilnahme:
Züchter bis 31. Mai, auszustellende Tiere bis 9. August 2013
Rechtzeitige Anmeldung sichert Boxen!
Wir planen, in unserem Zelt einen kleinen Ring aufzubauen, in dem sich die
Züchter vorstellen und ihre Tiere präsentieren können. So ist direkter Kontakt
mit den Mela-Besuchern möglich. Interessierte melden sich bitte in unserer
Geschäftsstelle.
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Große Bockauktion in Karow rückt näher
60 Fleischschafe im Angebot
A
m 27. April 2013 findet unsere Bockauktion der Fleischschafe im Vermarktungszentrum der Rinderzucht MV GmbH in Karow statt. Aufgetrieben werden etwa 60 Jährlinge der Rassen Schwarzköpfiges Fleischschaf,
Suffolk, Ile de France sowie Dorper. Zum Auftrieb werden die Tiere wieder
gewogen und mit tatkräftiger Unterstützung von der Landesforschungsanstalt
per Ultraschall Muskeldicke und Fettauflage gemessen. Diese Werte werden
zur Ermittlung des Fleischsiegers herangezogen.
Zeitplan: 08.00–10.00 Uhr: Auftrieb
ab 10.00 Uhr:
Eröffnung und Prämierungsveranstaltung
ab 13.00 Uhr:
Auktion
Alle Züchter, Halter und Schäfer sind herzlich eingeladen, sich auf unserer
Auktion mit stations- bzw. feldgeprüften Böcken für die kommende Saison
einzudecken.
Als Auktionator steht uns wieder Berthold Majerus, Geschäftsführer der LMS Agrarberatung GmbH, zur Verfügung.
Liebe Züchter,
wenn Sie noch Böcke für die
Auktion zu kören haben, melden Sie sich bitte in der Geschäftsstelle. Anmeldeschluss
für die Tiere ist der 5. April.
Denken Sie bitte auch an die
Scrapie-Untersuchung.
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Körungen 2013 dokumentieren
züchterischen Fortschritt
I
n der zweiten Januarwoche fand die große Körrunde der feld- und stationsgeprüften Jährlingsböcke statt. Die Körkommission, bestehend in bewährter Weise aus Zuchtleiter Dr. Sven Grumbach sowie Klaus Herrmann
und Dr. Wolfgang Zupp, hatte in diesem Jahr 59 Böcke zu bewerten.
Ergebnisse Prüfungen auf Station
12 Tiere von der Prüfstation in Laage konnten den zweiten Prüfabschnittbeenden. 10 Tiere wurden in die Wertklasse I eingestuft, 2 Tiere in die
Wertklasse II.
Die Suffolkböcke von Arne Meyn und Gunnar Egermeier wurden
zwischen Ende November 2010 und Anfang Februar 2012 geboren und
brachten durchschnittlich ein Gewicht von 99 kg (89–105 kg) auf die
Waage. Die Ile de France der Schäferei Isdebski, geboren zwischen dem
24. Januar und dem 5. Februar 2012, wogen im Schnitt ebenfalls 99 kg
(89–106 kg). Ein 4. Ile-de-France-Bock ist leider vor Prüfabschluss verendet.
Tab. 1:
Körergebnisse in der MPA Laage
Böcke
Rasse
Gekörte Böcke
vorgestellt
gekört
LTZ
in g
Wolle
Bemuskelung
Exterieur
Ile de France
3
3
416
8,0
7,0
7,3
Suffolk
7
7
352
7,0
7,6
7,6
Schwarzk.
Fleischschaf
2
2
510
8,0
7,5
7,0
Summe/
Durchschnitt
12
12
394
7,4
7,4
7,4
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Walter Telschow beschickte mit 2 noch relativ jungen Böcken
(25.05./15.06.2012) die Station. Mit 101 kg bzw. 89 kg Lebendmasse
standen Sie den älteren Böcken in nichts nach. Insgesamt waren die Böcke
relativ ausgeglichen und präsentierten sich in gutem Entwicklungszustand.
Ergebnisse der Prüfungen im Feld
Weiter ging es nach Dalberg zu Pierre Römpage, wo 3 Dorperböcke (DOS)
gekört wurden, und zu Rüdiger Schröder nach Brüsewitz. Die drei aufgetriebenen SKF-Böcke dieses Züchters hatten den 1. Prüfabschnitt in der MPA
Laage absolviert und präsentierten sich mit ausgeglichener Wolle und einer
guten Bemuskelung (Tab. 2). Auch der SKF-Bock von Thomas Kessin stand
in Brüsewitz. Dieses Tier, ebenfalls stationsgeprüft, erreichte in Laage eine
Prüftagszunahme von 784 g bei einer ausgezeichneten Futterverwertung
von 15 MJ ME/kg. Zur Körung wog er 109 kg und zeichnete sich durch
eine gute Wolle aus.
Bernd u. Kirsten Heinsohn aus Deibow kamen mit 4 Böcken nach Brüsewitz. Die Tiere waren sehr gut bemuskelt und brachten durchschnittlich 130 kg
Tab. 2:
Körergebnisse im Feld
Rasse
Züchter/
Besitzer
DOS
Böcke
Gekörte Böcke
vorgestellt
gekört
Bemuskelung
Exterieur
P. Römpage
3
3
6,67
7,00
SKF
AG Lübstorf
30
29
117
7,52
8,07
7,69
SKF
H. Hesse
6
6
112
8,50
8,17
7,83
SKF
K. Heinsohn
4
4
129
7,75
8,00
7,75
SKF
R. Schröder
3
3
111
8,00
8,33
7,33
SKF
T. Kessin
1
1
109
8,00
7,00
7,00
Summe/
Durchschnitt
47
46
117
7,72
7,98
7,63
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Gewicht,
kg
Wolle
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
auf die Waage. Hervorzuheben ist „Bubi“ ein tiefer Bock, der mit W-8, B-9,
E-8 bewertet wurde. Zur Körung wog er mit 353 Lebenstagen 153 kg und
bestach durch breite Brust, breites Becken und ein gutes Fundament.
In Alt Meteln, der letzten Station, wurden 30 Böcke der AG Lübstorf
und 6 Böcke des Züchters Harald Hesse vorgestellt. Diese Tiere haben
beim Züchter die Feldprüfung absolviert und wiesen überdurchschnittliche
Lebenstagszunahmen nicht selten über 500 g auf. Von den vorgestellten
Böcken wurde lediglich ein Tier wegen Zahnproblemen nicht gekört. Alle
anderen Tiere wurden mit sehr guten Noten in die Wertklasse I eingestuft.
Die Lübstorfer Böcke, geboren im Dezember 2010, wogen durchschnittlich
117 kg. Die Ende März/Anfang April geborenen Böcke von Harald Hesse
brachten durchschnittlich 112 kg auf die Waage und zeichneten sich nicht
nur durch die gute Wolle aus.
Die zur Körrunde vorgestellten Böcke waren insgesamt sehr ausgeglichen
und sind ein gutes Beispiel für den züchterischen Fortschritt in unserem Bundesland. Bei unserer Auktion der Fleischschafe am 27. April können Sie sich
davon überzeugen und den passenden Bock für Ihre Herde bzw. Zucht finden.
Kurz notiert
TSE-resistente Bestände
I
m vergangenen Jahr haben die Züchter Andreas Hagemann und Walter
Telschow die Anerkennung als TSE-resistenter Schafbestand nach Stufe I
der Resistenzzuchtvereinbarung erhalten. Alle Tiere weisen den Prion-ProteinGenotyp ARR/ARR–G1 auf. Somit sind Untersuchungen der Nachkommen
auf TSE nur noch stichprobenhaft durchzuführen. Bei nicht untersuchten
Tieren anerkannt resistenter Bestände wird auf Zuchtbescheinigungen bzw.
in Katalogen der TSE-Genotyp ARR* ausgewiesen.
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Theorie und Praxis kamen gut an –
Bericht vom Schaftag in Brüel und Groß Görnow
A
m 14. November fand der Schaf- und Ziegentag in Brüel und Groß
Görnow statt. Unter den über 50 Teilnehmern waren vor allem die Schäfer aus unserem Bundesland präsent. Für die Fachvorträge stellte der Agrarhof Brüel e.G. dankenswerter Weise seine Räumlichkeiten zur Verfügung.
Beginnend mit der Auswertung des Feldversuchs „Vorkommen von
Endoparasitosen beim Schaf in MV“ gab Dr. Regina Dibbert interessante
Auskünfte zum Befall mit Leberegeln, Bandwürmern und Co. So waren z.B.
Kokzidien in allen und Fadenwürmer in fast allen Schafbeständen zu finden.
An dem gemeinsamen Versuch der Uni Rostock, des LALLF MV und des LSZV
hatten 31 Betriebe mit unterschiedlichen Bestandsgrößen teilgenommen.
Anschließend informierte Dr. Dibbert für den erkrankten Dr. Klim Hüttner über
den Maedi-Visna-Modellversuch.
Andreas Titze von der LFA MV referierte über „Hochwertige Pflanzenbestände – Voraussetzung für gute Zunahmen“. Er ging in seinem Vortrag u. a.
auf verschiedene Standorte und deren Bewuchs ein, wann sich welche Einsaaten lohnen und welche Düngung erforderlich ist. Er zählte spezielle Giftpflanzen auf und welche Auswirkungen diese auf die Futterqualität haben.
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Anschließend informierte Friedhelm Blücher von der LMS Agrarberatung
über die wirtschaftliche Situation in der Schafhaltung im vergangenen Jahr.
Siehe dazu auch die Seiten 36-46 dieser Ausgabe.
Zum Abschluss der Vorträge gab der Vorstandsvorsitzende des Agrarhofs Brüel, Dietmar Schulz, noch einige Informationen zum Betrieb. So
werden neben einigen Jakobschafen hauptsächlich Rinder gehalten. Nach
dem Mittagessen ging es zu den Stallungen der LWG Groß Raden mbH &
Co. KG nach Groß Görnow. Die beiden Betriebe Groß Raden und Brüel
gehören zu W. N. Pon-Kuhpon in Kaarz.
In Groß Görnow empfing uns der schottische Schäfer David Patterson
und stellte den sehr interessierten Schäfern den Betrieb vor. So werden dort
aktuell 2.700 Mutterschafe – hauptsächlich Schwarzköpfige Fleischschafe,
sowie einige Texel gehalten. Zur Mastlammproduktion werden 60 Böcke
der britischen Rassen Cheviot und Lleyn eingesetzt, aber auch Texel und
Schwarzköpfige Fleischschafe. Um sich ein Bild von den Kreuzungstieren
machen zu können, waren einige Lämmer und deren Väter neben den reinrassigen Texeln aufgestallt.
Auf der Weide demonstrierte der Schäfer, wie er mit seinen Border und
Bearded Collies in der Herde agiert. Die Schafe wurden von der Weide in
den Pferch getrieben und dort mit Hilfe einer funktionellen Sortieranlage in
verschiedene Gruppen geteilt. Die Schafe werden ganzjährig auf fest eingezäunten Weiden gehalten, nur die Zutreter verbringen den Winter im Stall.
Zukünftig soll die Herde sogar auf 3.200 Muttern anwachsen.
Nach der beeindruckenden Betriebsvorstellung konnten noch die Flächen des Betriebes besichtigt werden. Im Vorfeld des Schaftages waren
diese durch Herrn Tietze bonitiert worden. Er ging auf die verschiedenen
Bestandsbildner und Bewirtschaftungsweisen in Ergänzung zu seinem Vortrag ein. Für das Frühjahr ist ein weiterführendes Grünlandseminar geplant.
An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei allen an der Organisation
Beteiligten für den gelungenen Schaftag bedanken. Das Programm ist bei
allen Gästen auf positive Resonanz gestoßen.
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Kamerunschafe aus MecklenburgVorpommern nach Spanien exportiert
A
m 23. Oktober 2012 nahm Andreas Rohregger von der Ganaderia
Tierra Celta S.L. Kontakt mit dem Vorsitzenden des bundesweiten Vereins Kamerunschafzüchter- und halter e.V. Rüdiger Gaus aus Münden auf. Er
hatte eine Anfrage nach 40 tragenden Kamerunschafen und 2 Böcken aus
Maedi-Visna-unverdächtigen Beständen. Diese sollten im Februar 2013 in
die Provinz Galizien im Nordwesten von Spanien gebracht werden, wo sich
der gebürtige Österreicher eine nachhaltig wirtschaftende Farm im Einklang
mit den natürlichen Gegebenheiten aufbaut.
Zunächst musste Herr Gaus leider absagen, da es nicht so viele große
Züchter gibt, die den Status Maedi-unverdächtig haben. Man hätte durch
ganz Deutschland fahren müssen, um diese Anzahl zusammen zu bekommen. Das ist natürlich mit einem sehr großen Aufwand verbunden.
Herr Gaus kontaktierte einige Züchter um nachzufragen, wer Tiere abgeben könnten. Es fand sich jedoch niemand, der Tiere verkaufen konnte.
Anschließend rief er mich an und fragte, ob ich so viele Tiere hätte. Ich
antwortete ihm, „da muss ich erst einmal im Stall schauen“. Eigentlich wollte
ich meine gesamte Nachzucht behalten, um den Bestand zu erhöhen. Doch
nach einigen Überlegungen entschloss ich mich meine Nachzucht zu verkaufen und setzte mich mit Herrn Gaus in Verbindung.
Am 11. November schrieb ich Herrn Rohregger eine Mail, dass ich ihm
aus meinen Maedi-Visna-unverdächtigen Herdbuchbestand 27 tragende
Muttertiere, 13 Lämmer und 2 Böcke anbieten kann. Dazu kam dann noch
ein Alttier als Leitschaf. Schnell wurden die Preise ausgehandelt und am
16. November die Kaufabwicklung abgeschlossen. Jetzt war es nur noch
Herrn Rohreggers Aufgabe ein Transportunternehmen zu finden, das die
Kamerunschafe nach Spanien bringt.
Die nächste Anfrage von Herrn Rohregger war, ob in meiner Nähe ein
Transportunternehmen wäre. Transportunternehmen haben wir einige, aber
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Schafe-aktuell • 1/2013
Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
nicht viele mit einer EU-Zulassung
und mit dem entsprechenden Fahrzeug. So übermittelte ich alles Dr.
Sven Grumbach, der neben seiner
Zuchtleitertätigkeit hauptsächlich
in der Vermarktungsabteilung der
Rinderzucht MV GmbH beschäftigt
ist. Herr Dr. Grumbach nahm dann
mit Herrn Rohregger Kontakt auf.
Schnell wurden sich beide einig
und der Transport organisiert.
Im Januar 2013 wurden dann
alle entsprechenden Untersuchungen bei den Tieren gemacht
und die Gesundheitszeugnisse
erstellt. Am 04. Februar brachte
ich dann alle Kamerunschafe nach
Karow in die EU-Sammelstelle, damit sie sich noch etwas vor dieser
langen Reise erholen können. Einen Tag später begannen wir um
11.30 mit Zustimmung der Amtstierärztin Frau Dr. Brüggemann mit
der Verladung.
Ich verabschiedete mich von
jedem einzelnem Tier, indem ich
sie alle noch einmal in der Hand
oben: Thomas Seemann verabschiedet sich
von seinen Kamerunschafen. Diese haben
es in Spanien anscheinend gut getroffen.
Schafe - aktuell • 1/2013
15
Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
bzw. im Arm hatte. Bevor Sie auf den LKW gebracht wurden, bekamen alle
Schafe noch eine Insektizid-Behandlung. Gegen 14.00 Uhr, nachdem alle
Papiere geschrieben und gedruckt waren, machte sich der Transporteur auf
den langen Weg nach Spanien.
Nach drei Tagen Fahrt kamen alle Tiere wohlbehalten in ihrer neuen Heimat an. Inzwischen haben sie sich gut eingelebt und mit dem Herdenschutzhund angefreundet. In nächsten Wochen werden sie noch von 400 Hühnern,
20 Cachena-Rindern sowie 60 Schweinen Gesellschaft bekommen.
In dieser Region gibt es bisher noch keine Kamerunschafe und ich hoffe,
dass diese Rasse dort bekannt und es noch einige Exporte dorthin geben
wird.
Foto: Hager
Thomas Seemann
„Auf nach Spanien“ – das scheint auch die Devise dieser Kamerunschafe zu sein.
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Schafe-aktuell • 1/2013
Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
Jubiläen –
wir gratulieren nachträglich!
70. Geburtstag
• Wilfried Baldermann aus Dobbin
am 4. März
Allen Jubilaren – auch den nicht genannten Geburtstagskindern – unseren herzlichen Glückwunsch!
Wir wünschen Gesundheit und alles erdenklich Gute!
Nachruf Hans Kleinhans
Unser Mitglied Hans Kleinhans ist
am 8. Februar 2013 nach längerer Krankheit
im Alter von 78 Jahren verstorben.
Er war lange Jahre, insbesondere vor der Wende,
als Schafscherer in unserer Region aktiv.
Alle, die ihn kannten, werden Hans Kleinhans
als einen angenehmen und freundlichen Menschen
in Erinnerung behalten.
Schafe - aktuell • 1/2013
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Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband
KLEINANZEIGEN • KLEINANZEIGEN
Rauhwolliges Pommersches Landschaf
• Gekörter Altbock (geb. 2009) – WK I, G2, Linie 07
Kontakt: Veit Vielhaber • Boldekow • Tel.: 039722 22786
Beweidungsangebot
• Die ALBA Nord GmbH bietet in der Deponie Tessin bei
Sanitz eine Beweidungsmöglichkeit für Schafe. Es handelt
sich um eine geschlossene und rekultivierte Deponie, die
auf dem südlichen Teil mit einer Photovoltaikanlage bebaut
ist. Der gesamte Deponiekörper verfügt über einen Grasbewuchs und ist mit dem beweidungsfähigen Teil ca. 4 ha
groß. Dazu kommen etwa 3 ha Nebenflächen mit Wildbewuchs. Die gesamte Deponie ist eingezäunt. Die Beweidung
sollte für beide Seiten kostenneutral erfolgen, eine Besichtigung der Örtlichkeit ist möglich.
Kontakt:
Friedrich-Wilhelm Wilcken
E-Mail: [email protected]
oder
ALBA Nord GmbH
Geschäftsführer Rüdiger Hochgräfe
Ziegeleiweg 12 • 19057 Schwerin
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Schafe-aktuell • 1/2013
Aus dem Landesschaf- und Ziegenzuchtverband / Kurz notiert
Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde –
Mitstreiter für Mecklenburg Vorpommern gesucht
A
m 19. November 2012 traf sich in Brandenburg die bundesweit agierende Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde (AG HSH) zu einer
Präsentationsveranstaltung. Die AG hat es sich zum Ziel gemacht, das Herdenschutzhund-Wesen und somit den Einsatz von solchen Hunden in einer
Schafherde zu fördern. Auch das Zusammenleben von Herdenschutzhunden
mit anderen Tierarten soll gestärkt werden. Eine Schulung der Mitglieder ist
geplant und auch der Erfahrungsaustausch soll nicht zu kurz kommen. Für
Mecklenburg-Vorpommern wird auch die Gründung eines Landesverbandes
AG HSH geplant.
Interessierte wenden sich bitte an:
Detlef Kracht • Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern • Tel.: 0174 1624156
„Schafbestand positiv entwickelt“
Diese Aussage ist einer Meldung des Statistisches Amtes Mecklenburg-Vorpommern vom 29. Januar 2013 zu entnehmen.
68.800 Schafe hielten demnach die Landwirtschaftsbetriebe in MV am
3. November 2012 (vorläufiges Ergebnis). Laut Statistischem Amt sind das
2,0 Prozent mehr Schafe als im November 2011.Damit hat der Nordosten
am Gesamtbestand bei Schafen in Deutschland einen Anteil von 4,2 %.
Der größte Anteil der gehaltenen Schafe entfiel mit 70,4 % auf 48.400
weibliche Schafe zur Zucht einschließlich gedeckter Jung- und Milchschafe.
Im Land gibt es rund 310 Betriebe, die jeweils 20 und mehr Schafe halten.
Schafhaltungen mit weniger Tieren, vor allem im Hobby- und Freizeitbereich,
werden durch diese Erfassungsgrenze nicht in die Erhebung einbezogen.
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Verschiedenes
Neue Erkenntnisse zur Wirkung des
Schmallenberg-Virus
Untersuchungsergebnisse könnten als Grundlage
für die Impfstoffentwicklung genutzt werden
V
or etwa zwei Jahren trat erstmals das Schmallenberg-Virus in Deutschland auf. Bei neugeborenen Rindern, Schafen und Ziegen kann es im
Nervensystem und im Bewegungsapparat schwere Missbildungen hervorrufen. Wissenschaftler des Instituts für Pathologie der Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover (TiHo), der Universität Glasgow, der Universität
Sassari in Italien und des Friedrich-Loeffler-Instituts haben in einer Studie die
Pathogenese und das biologische Verhalten des Schmallenberg-Virus untersucht. Ihre Ergebnisse, die sie im Fachmagazin PLOS Pathogens veröffentlicht
haben, könnten als Grundlage genutzt werden, um einen Impfstoff gegen
das Virus herzustellen.
Die Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sie das Schmallenberg-Virus synthetisieren können. So konnten sie das natürlich vorkommende
Virus mit Varianten vergleichen, die sie an ausgewählten Stellen im Erbgut
minimal verändert hatten. In ihren Untersuchungen haben die Wissenschaftler in den Nervenzellen der grauen Substanz des Gehirns sowie des Rückenmarks hohe Konzentrationen des Virusantigens nachgewiesen. Professor
Dr. Wolfgang Baumgärtner, Leiter des Instituts für Pathologie, sagte: „Wir
gehen deshalb davon aus, dass sich das Virus in Nervenzellen vermehrt
und der Vorgang bei im Labor infizierten Mäusen genauso abläuft wie bei
Lämmern und Kälbern, die sich während der Trächtigkeit über das Muttertier
angesteckt haben.“ Diese Erkenntnisse legen den Grundstein, die Ergebnisse
aus dem Labor auf die in der Umwelt vorkommende Infektion zu übertragen,
um die viralen Krankheitsmechanismen besser verstehen zu können. In den
befallenen Nervenzellen löst sich die Struktur auf, die Zellen werden geschädigt und sterben ab. Je mehr Nervenzellen befallen sind, desto stärker
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Verschiedenes
Großhirn eines mit dem
Schmallenberg-Virus
infizierten Schaflammes.
Deutlich zu erkennen sind
die Hohlräume in beiden
Hemisphären
(Foto: V. Herder)
wird das Gewebe beschädigt. Im Gehirn der betroffenen Tiere entstehen
zystische Hohlräume, die auch Poren genannt werden. Die Gehirnfunktion
ist stark eingeschränkt. Neben diesen typischen Gehirnmissbildungen weisen
infizierte Jungtiere auch eine unterentwickelte Muskulatur der Gliedmaßen
auf, die sich wahrscheinlich erst infolge der Gehirnläsionen entwickelt.
Über die Virulenz, also das Maß der krankmachenden Eigenschaften,
des relativ neuartigen Virus ist bislang nur wenig bekannt. Die Forscher haben nun herausgefunden, welche Faktoren des Schmallenberg-Virus für die
Virulenz zuständig sind, indem sie höher und niedriger virulente Mutanten
des Virus entwickelt haben.
Beim Schmallenberg-Virus handelt es sich um einen relativ neuartigen, zu
den Orthobunyaviren gehörenden Erreger, der erstmals im November 2011
in Deutschland identifiziert wurde. Seitdem fand eine rasche Ausbreitung in
andere europäische Länder, wie die Niederlande, Belgien, Frankreich und
Großbritannien, statt. Das Virus kann Rinder, Schafe und Ziegen befallen,
wobei die Übertragung hauptsächlich über blutsaugende Insekten, beispielsweise Gnitzen, erfolgt. Die Infektion adulter Tiere verläuft in der Regel mit
milden Symptomen. Bei der Infektion von trächtigen Tieren kann es jedoch
zeitlich verzögert zu Fruchtbarkeitsstörungen, Frühgeburten und teilweise
erheblichen Missbildungen der Neugeborenen kommen.
(Quelle: Meldung der Tierärztlichen Hochschule Hannover vom 19.01.2013)
Schafe - aktuell • 1/2013
21
Foto: Hoffmeister
Jutta Simon in den Ruhestand verabschiedet
Sehr geehrte Frau Simon, am 1. März 2013 gehen Sie in den Ruhestand, korrekt in die „passive Phase der Altersteilzeit“. Dies möchten
wir zum Anlass nehmen, Ihnen einige Fragen zu Ihren langjährigen
Erfahrungen und Ihrem Engagement für die Tierzucht des Landes
Mecklenburg-Vorpommern sowie zu Ihrer Mitarbeit bei „Schafe-aktuell
in MV“ zu stellen.
Schafe-aktuell*)
Wie kamen Sie zu Landwirtschaft und Tierzucht?
Jutta Simon: 1950 wurde ich im Land Brandenburg, im Kreis Neuruppin
auf einem Bauernhof geboren. Meine Eltern und Großeltern haben in der
*) Das Gespräch mit Jutta Simon führte die Redakteurin von Schafe-aktuell, Dr. Ulrike Hoffmeister.
22
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus dem LALLF
Landwirtschaft gearbeitet und es war für mich selbstverständlich, dass ich es
ebenso halten würde.
Von klein auf habe ich die schönen, aber auch schwierigen Seiten des
Landlebens kennen gelernt. Als ich die Möglichkeit erhielt, das Abitur in
Verbindung mit dem „Facharbeiter Rinderzucht“ abzulegen, fiel mir die
Entscheidung nicht leicht.
Meine Eltern und Lehrer unterstützten mich in dem Vorhaben und ich
konnte nach der erfolgreich bestandenen Hochschulreife das Studium der
Agrarwissenschaften, Fachrichtung Tierproduktion, in Berlin an der Humboldt
Universität absolvieren.
Über die Absolventenlenkung wurde ich 1973 in den VEB Tierzucht
nach Neubrandenburg vermittelt. Hier habe ich bis 1989 in verschiedenen
Bereichen gearbeitet: als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Direktor, als
Abteilungsleiterin in der Datenerfassung – damals noch über Lochstreifen –
und als Leiterin der Personalabteilung („Kaderleiter“).
Seit wann sind Sie in der bzw. für die Tierzucht des Landes MV tätig?
Jutta Simon: Ab 1989 war ich 2 Jahre nicht im Arbeitsprozess, ich befand
mich im Erziehungsjahr. Ich freute mich sehr, dass ich nach längerem Bemühen am 15. Mai 1991 einen Arbeitsvertrag mit dem Tierzuchtamt MV in
Neubrandenburg erhielt. Das Amt wurde auf Erlass der Landesregierung
vom 21. März 1991 mit dem Ziel der Umsetzung des Tierzuchtgesetzes
im Land errichtet. Meine Aufgabe war es, für die technische Sicherstellung
der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter sowie der Geschäftsabläufe zu sorgen.
Ab 1991 wurden durch die Landesregierung Fördermittel zur Verfügung
gestellt. Damit war es möglich den Aufbau der tierzüchterischen Leistungsprüfung in den Tierzuchtverbänden zu unterstützen. Die Planung, Bewilligung und Kontrolle der Verwendung gehörte zu meinem Arbeitsgebiet. In
dieser Aufbauphase wurden Grundlagen für die spätere Entwicklung in den
Verbänden gelegt. Es war eine spannende Zeit, die geprägt war von einer
engen Zusammenarbeit mit den Tierzuchtverbänden.
Schafe - aktuell • 1/2013
23
Aus dem LALLF
Foto: Hager
Was waren Ihre wichtigsten Stationen und Hauptaufgaben?
Jutta Simon: Am 1. Januar 1995 wurde das Landestierzuchtamt von Neubrandenburg nach Gülzow verlegt und dort als selbstständige Abteilung
„Landestierzucht und Tierzuchtanerkennung“ an die Landesforschungsanstalt
angegliedert. Die Aufgabenstellung veränderte sich für mich. Neben der
Verwaltung der Tierzuchtförderung führte ich jetzt die tierzuchtrechtlichen
Kontrollen im Rahmen der Milchleistungsprüfung Rind in MV durch.
Für meine Familie und mich bedeutete der Umzug der Dienststelle auch
einen Wechsel des Wohnortes von Neubrandenburg nach Wilhelminenhof,
bei Güstrow.
2002 folgte eine weitere Veränderung der Strukturen im Verantwortungsbereich – die Tierzucht wurde von Gülzow nach Dummerstorf verlegt,
um u.a. eine Konzentration der tierzüchterischen Kompetenzen am Standort
Dummerstorf mit dem Institut für Tierproduktion zu erreichen.
Im Jahr 2005 entstand das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei
MV in Rostock (siehe dazu
das Foto zur Vorgeschichte
des LALLF auf S. 25).
Die Tierzucht, die hoheitliche Aufgaben auf der
Grundlage des Tierzuchtgesetzes erfüllt, wurde
dem LALLF MV angegliedert. Für mich bedeutete
das ab 2006, dass ich
für die tierzüchterischen
Kontrollaufgaben auf dem
Gebiet der Schaf- und Ziegenzucht und für die MeLa Jutta Simon überreicht dem erfolgreichen Züchter
Harald Hesse einen Preis (Bockaution Karow 2012)
verantwortlich war.
24
Schafe-aktuell • 1/2013
Foto: Hoffmeister
Aus dem LALLF
Mit der Geschäftsstelle, dem Vorstand und nicht zuletzt den Schäfern war
es eine Zusammenarbeit, die von gegenseitigem Bemühen geprägt war,
Lösungen für die Schafzucht in MV zu finden.
Welche Rolle spielte „die Wende“ für Ihre Arbeit?
Jutta Simon: Die Wende bedeutete für mich, wie sicher für viele Andere
eine inhaltliche und auch territoriale Veränderung des Aufgabengebietes. Ich
hatte das große Glück, dass ich in meinen erlernten Beruf arbeiten konnte.
Obwohl die unterschiedlichen Einsatzorte und Aufgabengebiete mit den
familiären Verpflichtungen vereinbart werden mussten, hatte ich auch die
Möglichkeit auf dem Gebiet der Landwirtschaft, speziell der Tierzucht Neues
kennenzulernen und teilweise mitzugestalten.
Welche Perspektiven und neuen Tendenzen sehen Sie für Landwirtschaft und Tierzucht
in Mecklenburg-Vorpommern?
Schafe - aktuell • 1/2013
25
Aus dem LALLF
Jutta Simon: Das ist sehr schwierig. Viele erwarten von der Förderperiode
2014 bis 2020 spezielle Maßnahmen für ihren Betriebszweig. Die in Aussicht gestellten Subventionen werden jedoch geringer. Die gestellten Ziele
„rentable Erzeugung von Lebensmitteln, nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung und Klimaschutz sowie die ausgewogene Entwicklung der ländlichen
Räume“ lassen viele Fragen offen.
Ich wünsche mir, dass die Bemühungen der Interessenvertretungen der
Schafhalter gehört werden und auch die Leistungen der Schaf- und Ziegenhalter, die entscheidende Umweltfunktionen in der Landschaftspflege und für
die Erhaltung empfindlicher Ökosysteme erbringen, berücksichtigt werden.
Unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist eine
wettbewerbsfähige Schafhaltung schwer zu erreichen.
Seit 2007 sind Sie Mitglied des Redaktionskollegiums von „Schafe-aktuell“.Was
gefällt Ihnen an unserer Fachzeitschrift, was können wir in Zukunft besser machen?
Jutta Simon: Die Zeitschrift ist für die Mitglieder des Verbandes ein aktuelles und informatives, speziell auf ihre Situation zugeschnittenes Medium.
Den Redaktionsmitgliedern ist es bisher gelungen, vierteljährlich ein Heft zu
erstellen, das vom Schäfer erwartet wird.
Für das Redaktionskollegium wäre es eine Hilfe und für die Leser eine
Bereicherung, wenn mehr Anregungen zum Inhalt aus den Reihen der Mitglieder kämen. Das könnten kurze Informationen oder auch Anfragen sein,
die für alle von Interesse sind.
Was sind Ihre persönlichen Pläne für den Ruhestand?
Jutta Simon: Viele! Ich habe schon eine lange Liste, die im Ruhestand abgearbeitet werden soll: Garten und Haus sind mir ganz wichtig. Ich will mir
auch mehr Zeit für meine Familie nehmen und ich möchte öfter mal mit dem
Fahrrad verreisen.
Liebe Frau Simon, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für Ihren
neuen Lebensabschnitt das Allerbeste, insbesondere natürlich Gesundheit.
26
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Forschung
Ackerbohnen –
Rohproteinquelle für die Lämmermast
Dr. Jörg Martin –
Landesforschungsanstalt MV, Institut für Tierproduktion in Dummerstorf
I
n letzter Zeit haben sich die seit längerem anhaltenden Diskussionen
zur Nutzung heimischer pflanzlicher Proteinträger als Ersatz für Sojaextraktionsschrot wieder verstärkt, deren Ursachen vor allem in folgenden
Faktoren zu sehen sind:
• zunehmende Verteuerung von Sojaextraktionsschrot
• wachsende Ablehnung von gentechnisch verändertem Soja als Futterkomponente durch die Verbraucher sowie
• Ressourcenschonung im Interesse des Klima- und Umweltschutzes.
Die wichtigsten einheimischen Proteinquellen sind Produkte der Rapsverarbeitung sowie Getreideschlempen. Zunehmend wurde das öffentliche Interesse
in den letzten Wochen jedoch auch wieder auf die Körnerleguminosen
gerichtet, für die nicht nur der Rohproteingehalt spricht, sondern auch der
Vorfruchtwert, da sie wesentlich zur Bodenverbesserung (P-Mobilisierung,
N-Bindung, Verbesserung Bodenstruktur und Humusbilanz) beitragen.
Diesen langjährigen Diskussionen Rechnung tragend, und um den
Schäfern Empfehlungen für einen möglichst wirtschaftlichen Einsatz dieser
Futterressourcen zu geben, werden bereits seit 1998 am Institut für Tierproduktion der Landesforschungsanstalt vielfältige Untersuchungen zur Nutzung
einheimischer Proteinquellen in der Lämmermast durchgeführt.
Heimische Eiweißträger – eine Alternative zur Proteinversorgung in der Fütterung?
Ein wesentlicher Vorteil des Einsatzes heimischer pflanzlicher Eiweißträger
ist, dass sie unter der Voraussetzung der Nutzung heimischer Rohstoffe
der Erfüllung der Forderungen nach enger Flächenbindung der Produktion
sowie der Ablösung von Futterimporten entgegenkommen. Allerdings muss
Schafe - aktuell • 1/2013
27
Aus der Forschung
bei ihrem Einsatz als Mischfutterkomponente beachtet werden, dass sie
gegenüber Sojaextraktionsschrot zwar einen günstigeren Preis, aber auch
ein ungünstigeres Rohprotein-Energie-Verhältnis, eine etwas ungünstigere
Proteinbewertung sowie teilweise deutlich erhöhte Rohfett- und -fasergehalte
aufweisen (Tab.1).
Aus Sicht der Tierernährung sind infolge ihres Rohproteingehaltes neben
den Produkten aus der Rapsverarbeitung (Rapsextraktionsschrot bzw. -kuchen) und Getreideschlempen aus der Bioethanol-Erzeugung, auch Körnerleguminosen von hoher Bedeutung. Die proteinreichsten Körnerleguminosen
sind Blaue Lupinen, deren Eiweiß zudem aus ernährungsphysiologischer
Sicht günstiger zu bewerten ist als das der Ackerbohnen und Futtererbsen.
Demgegenüber erzielen die Ackerbohnen, trotz ihres um etwa 10 % geringeren Rohproteingehaltes gegenüber Blauen Lupinen, infolge ihrer Ertragsstärke die höchsten Rohproteinerträge pro Flächeneinheit. Dies macht sie aufgrund ihrer damit besseren Verfügbarkeit auch für die Fütterung interessant.
Trotzdem muss bei der Einsatzplanung in der Tierernährung berücksichtigt
Tab. 1:
Vergleich des Futterwertes verschiedener pflanzlicher Eiweißträger1)
Futtermittel
Sojaextraktionsschrot
1)
4)
Gehalte je kg Frischmasse (standardisiert auf 88 % T)
XP 2)
g
RNB 3)
g
XL 4)
g
XF 5)
g
ME 6)
MJ
Ca7
g
P7
g
455
31,2
12
58
12,1
3,5
6,8
Rapskuchen
344
21,7
101
111
12,1
6,6
9,3
Rapsextraktionsschrot
351
22,0
23
121
10,6
7,2
10,0
Trockenschlempe
318
16,4
52
77
10,6
1,0
8,2
Ackerbohnen
262
14,9
14
78
12,0
1,2
4,6
Blaue Lupinen
295
16,2
51
145
12,6
2,6
5,2
Futtererbsen
225
9,9
12
62
11,8
0,9
3,9
Analysenergebnisse der LFA MV; 2) Rohprotein; 3) RNB = ruminale N-Bilanz – kennzeichnet N-Versorgungsgrad im Pansen;
Rohfett; 5) Rohfaser; 6) Umsetzbare Energie; 7) Mineralstoffe Calcium und Phosphor
28
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Forschung
werden, dass der Anbau von Körnerleguminosen mit dem Getreide- und
Rapsanbau sowie den Kosten für importierte Eiweißfuttermittel konkurriert
und ohne öffentliche Förderung nicht ökonomisch ist. Dies ist auch ein Grund
für die gegenwärtig geringe Verfügbarkeit von Körnerleguminosen, die durch
erhebliche Ertragsschwankungen insbesondere bei Futtererbsen und Lupinen
zusätzlich beeinträchtigt wird.
Einsatz von Ackerbohnen in der intensiven Lämmermast
Das Ausschöpfen des genetischen Leistungsvermögens der Mastlämmer wird
von der Energieversorgung und der Proteinzufuhr bestimmt. Dabei kommt der
optimalen Rohproteinversorgung aus der Sicht der Menge und der Qualität
eine hohe Bedeutung zu.
Da sich die in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückten heimischen
Körnerleguminosen erheblich hinsichtlich ihres Energie- und Rohnährstoffgehaltes unterscheiden, erfolgten unter den standardisierten Bedingungen der
Mastprüfanstalt Laage auch Untersuchungen zum Einsatz von Ackerbohnen
als Eiweißkomponente im Lämmermischfutter. Tabelle 2 enthält einen Überblick über die Zusammensetzung der eingesetzten Futtermischungen, die
mittels einer fahrbaren Mischstation hergestellt wurden. Sie wurden anhand
der Ergebnisse der Rohnährstoffanalyse der Einzelkomponenten so aufeinander abgestimmt, dass nahezu gleiche Energie- und Rohproteingehalte
gesichert werden konnten.
Fleischleistung von Lämmern bei Einsatz von Ackerbohnen im Mischfutter
Die Erzeugung der vom Markt geforderten Lämmer mit gut ausgeprägter
Bemuskelung der wertvollen Teilstücke (Kotelett, Lende, Keule) erfordert die
optimale Nutzung der hohen Wachstumsintensität bei günstiger Futterverwertung junger Masttiere. Voraussetzung ist dabei eine leistungsgerechte
Ernährung über energie- und proteinreiche Futterrationen.
In Tabelle 3 sind Untersuchungsergebnisse zum Einsatz von Ackerbohnen im Lämmermischfutter zusammengefasst. Die Ergebnisse machen
Schafe - aktuell • 1/2013
29
Aus der Forschung
Tab. 2:
Zusammensetzung und Futterwert der eingesetzten Futtermischungen
(Angaben je kg Originalsubstanz)
SES
%
%
%
%
%
%
%
%
%
20
•
•
25
18
30
3
2
2
ABO
SES
15
•
12
20
16
30
3
2
2
MJ ME
g
g
g
g
g
11,2
180
3,7
157
48
44
11,3
181
4,2
155
46
47
Eiweißträger im Mischfutter
Sojaextraktionsschrot (SES)
Rapsextraktionsschrot (RES)
Ackerbohnen (ABO)
Gerste
Hafer
Triticale
Mineralstoffe (Ca-reich)
Futterkalk
Öl (zur Staubbindung)
Futterwert
Energiekonzentration
Rohprotein
Ruminale N-Bilanz RNB
nutzbares Rohprotein nXP
Rohfett
Rohfaser
ABO
RES
•
15
22
12
20
16
3
2
2
11,2
181
4,8
151
43
59
deutlich, dass nur durch ein hohes Niveau der Mast das individuelle Wachstumsvermögen der Tiere weitgehend ausgeschöpft werden kann.
Die Tiere aller Gruppen erreichten, als Voraussetzung für hohe tägliche
Zunahmen, einen hohen Futterverzehr und damit eine hohe Energie- und
Nährstoffaufnahme. Tendenziell war allerdings eine leichte Verringerung
der Mischfutteraufnahme bei der Nutzung von Ackerbohnen im Vergleich
zur SES-Gruppe zu beobachten. Dies wurde jedoch durch eine höhere Heuaufnahme weitgehend kompensiert.
Trotz der nahezu ausgeglichenen Trockenmasseaufnahme zeigte sich
in der Wachstumsintensität und der Futterverwertung dagegen eine diffe30
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Forschung
Tab. 3:
Ergebnisse zur Gewichtsentwicklung und Futterverwertung sowie
zu Schlachtertrag und -körperqualität der Mastlämmer
Eiweißträger im Mischfutter
Anzahl Lämmer
Alter Mastbeginn
Tage
Alter Mastende
Tage
Gewichtsentwicklung und Futterverwertung
Mischfutter
kg
Futteraufnahme je
Heu
kg
Masttag
Energie
MJ ME
Rohprotein
g
LebendMastbeginn
kg
gewicht
28. Masttag
kg
Mastende
kg
Zunahmen
Einstallung–Mastbeginn1)
g/d
Mastbeginn–28. Masttag
g/d
29. Masttag–Mastende
g/d
Mastbeginn–Mastende
g/d
Mischfutter
kg
Futteraufwand je
Energie
MJ ME
kg Zuwachs Rohprotein
g
Schlachtertrag und -körperqualität
Schlachtausbeute
%
Schlachtgewicht (warm)
kg
Nettozunahme
g
Nierenfett
g
%
Bemuskelung
Note
Fleischigkeitsklasse (E = 1 bis P = 5)
Note
Muskeldicke (Ultraschall)
mm
Fettdicke (Ultraschall)
Note
1)
SES
10
62,3
104,4
ABO/SES
10
62,4
114,8
ABO/RES
10
62,4
119,8
1,26
0,17
15,5
247
23,7
36,5
43,0
229
455
465
462
2,74
33,5
535
1,21
0,22
15,4
244
22,8
33,7
43,0
101
392
419
406
2,99
37,9
601
1,20
0,24
15,3
245
22,5
32,6
43,0
57
362
393
382
3,14
40,0
640
49,5
20,3
195
201
0,99
7,3
2,6
28,4
6,5
49,2
20,2
178
231
1,15
6,9
2,9
27,8
7,4
48,8
20,0
171
248
1,24
6,8
3,0
27,7
7,6
7-tägige Umstellungsphase
Schafe - aktuell • 1/2013
31
Foto: Hager
Aus der Forschung
Beispiel für eine ausgeglichene Partie Schlachtlämmer am Haken
renzierte Wirkung des angebotenen Mischfutters. Das höchste Leistungsniveau (Zunahme, Futteraufwand je kg Zuwachs) wurde für die Tiere der
SES-Gruppe ermittelt. Dagegen führte die Nutzung von Ackerbohnen als
Mischfutterkomponente zu einer verminderten Wachstumsintensität und
Futterverwertung.
Bei der Wertung der Ergebnisse zum Schlachtertrag und zur Schlachtkörperqualität ist zu berücksichtigen, dass eine gewichtsabhängige Schlachtung
mit einer anschließenden Korrektur auf ein einheitliches Mastendgewicht
(von 43,0 kg) erfolgte. Obwohl die Schlachtkörper unabhängig von der verabreichten Ration die für junge Lämmer bekannte gute Qualität aufwiesen,
muss auf folgende Faktoren besonders geachtet werden:
• In den Nettozunahmen spiegeln sich das Schlachtalter und der damit
erreichte Reifegrad sowie die differenzierten Schlachtausbeuten zwischen den Gruppen wider.
32
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Forschung
Tab. 4:
Wirtschaftliche Aspekte des Ackerbohnen-Einsatzes in der Lämmermast
Eiweißträger im Mischfutter
1)
2)
SES
ABO/SES
ABO/RES
Mastdauer
Mischfutterverbrauch
Mischfutterpreis
· darunter Kosten Eiweißträger
Marktleistung
Kosten (ohne Tiereinsatz), davon
· Mischfutter
· Heu
· Lohn
· sonstige
Tage
kg
€/dt
%
€/Tier
€/Tier
€/Tier
€/Tier
€/Tier
€/Tier
42
53,2
27,18
34
91,42
38,67
14,45
0,77
8,72
14,73
52
63,6
27,56
41
90,73
47,22
17,52
1,20
10,16
18,34
57
68,9
26,47
46
90,20
50,59
18,24
1,45
10,84
20,06
Marge
€/Tier
52,75
43,51
39,61
u.a. Einstreu, Tierarzt, Wasser und Energie, Gebühren, Abschreibungen
Erlösbeitrag zur Kostendeckung Mutterschafhaltung, entspricht Marktleistung abzüglich Kosten
• Im Verfettungsgrad zeigt sich die bei Lämmern ausgeprägte Altersabhängigkeit dieses Merkmals, die durch die differenzierte Energie- und
Nährstoffverwertung deutlich verstärkt wurde.
Dabei zeigen die Ergebnisse, dass bei der Nutzung von Ackerbohnen als
Eiweißquelle im Mischfutter infolge der ungünstigeren Konformation (Bemuskelung → Fleischigkeitsklasse, Muskeldicke) und Verfettung (Nierentalg,
Fettdicke) mit einer verringerten Schlachtkörperqualität zu rechnen ist.
Ökonomische Bewertung des Einsatzes von Ackerbohnen
Das vorrangige Ziel einer wirtschaftlichen Schafhaltung muss darauf ausgerichtet sein, die vom Markt geforderten fettarmen Lämmer mit gut entwickelter
Bemuskelung der wertbestimmenden Teilstücke (Rücken und Keule) zu erzeugen, da über 90 % der Markterlöse in der Schafhaltung auf den Verkauf der
Mastlämmer entfallen.
Schafe - aktuell • 1/2013
33
Aus der Forschung
Allerdings weist die Kalkulation zu wirtschaftlichen Aspekten der Lämmermast bei Einsatz von Ackerbohnen selbst unter der Voraussetzung
eines nahezu gleichen Energie- und Nährstoffgehaltes auf wirtschaftliche
Nachteile gegenüber der Nutzung von Sojaextraktionsschrot als alleiniger
Proteinquelle im Mischfutter hin (Tabelle 4). Insbesondere die um 10 bzw.
15 Tage verlängerte Mastdauer der beiden Ackerbohnen-Gruppen zum
Erreichen eines marktüblichen Endgewichtes führt zu einer um 21 bzw. 33%
verringerten Marge.
Daher muss nachdrücklich darauf hingewiesen werden, dass auch bei
der Nutzung heimischer pflanzlicher Proteinträger hohe Zunahmen in Verbindung mit einer guten Schlachtkörperqualität Voraussetzung für ein wirtschaftlich tragbares Ergebnis der Mast sind. Notwendig für die Sicherung
des wirtschaftlichen Erfolges ist deshalb u.a. eine sorgfältige Rationsplanung
und -bilanzierung.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Ein wichtiger Faktor für eine wirtschaftliche Lammfleischerzeugung ist die
Fütterung. Nur durch eine leistungs- und bedarfsgerechte Versorgung mit
hochwertigen, energie- und eiweißreichen Futtermitteln (Misch- und Grobfutter) ist die optimale Nutzung der hohen Wachstumsintensität bei günstiger
Futterverwertung junger Tiere und die Sicherung der vom Handel geforderten guten Konformation der Schlachtkörper als Voraussetzung für die
Wirtschaftlichkeit der Fleischerzeugung zu gewährleisten.
Aus den Untersuchungsergebnissen zum Einsatz von Ackerbohnen in
der Mastlammerzeugung können folgende Schlussfolgerungen abgeleitet
werden:
• Die Nutzung heimischer Proteinpflanzen als Eiweißquelle in der Tierernährung kommt unter der Voraussetzung, dass Ware aus inländischer
Erzeugung eingesetzt wird, der Erfüllung der Forderungen nach enger
Flächenbindung der Produktion und Ablösung von Futterimporten entgegen. Zu beachten sind dabei der relativ günstige Preis im Vergleich zu
34
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Forschung
Sojaextraktionsschrot, aber auch die teilweise deutlich erhöhten Rohfettund -fasergehalte.
• Von den heimischen Körnerleguminosen sind auch Ackerbohnen bei
entsprechender Verfügbarkeit eine für die Lämmermast interessante Rohproteinquelle. Berücksichtigt werden muss bei ihrem Einsatz, dass sie mit
etwa 22 g RP/MJ ME ein ungünstigeres Rohprotein-Energie-Verhältnis im
Vergleich zu Extraktionsschroten (>33 g RP/MJ ME) aufweisen. Daher
ist eine besondere Sorgfalt bei der Rationsplanung und -bilanzierung
notwendig.
• Folgende Empfehlungen sollten beim Einsatz in hofeigenen Futtermischungen für Mastlämmer beachtet werden:
– Ackerbohnen sind vor allem als hochwertige Ergänzung zu anderen Eiweißträgern einzusetzen, um eine ausgewogene Nährstoffzusammensetzung des Mischfutters bei einer hohen Verwertbarkeit der
Energie und Nährstoffe zu sichern sowie
– eine mögliche Wirkung verzehrsmindernder Futterbestandteile zu
minimieren. Dabei sind sie gut mit Sojaextraktionsschrot kombinierbar.
– Da sowohl die Eiweißträger als auch Getreide ein ungünstiges CaP-Verhältnis aufweisen, ist auf die Mineralstoffversorgung der Lämmer
besonders zu achten: Ein weites Calcium-Phosphor-Verhältnis (etwa
3:1) im Mischfutter ist durch Einsatz eines calciumreichen, phosphorarmen Mineralfutters und Futterkalks zu sichern, um die Bildung von
Harn- bzw. Blasensteinen (Urolithiasis) zu vermeiden.
• Bei Einsatz von Ackerbohnen ist mit keiner Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Lammfleischerzeugung zu rechnen. Verursacht wird dies
durch eine ungünstigere Futterverwertung bei verringerter Wachstumsintensität, eine verlängerte Mastdauer zum Erreichen marktüblicher
Endgewichte und eine ungünstigere Schlachtkörperqualität.
Schafe - aktuell • 1/2013
35
Aus der Beratung
Betriebsauswertung Herdenschafhaltung 2012
Teil 1: Ergebnisse und Vergleich mit dem Vorjahr
Friedhelm Blücher – LMS Agrarberatung*)
Im Jahr 2012 nahm die LMS Agrarberatung GmbH wieder eine Betriebsauswertung der Herdenschafhaltung in Mecklenburg-Vorpommern vor. Diese knüpft an die Auswertung des Jahres 2011 an.
Im ersten Teil werden die Ergebnisse vorgestellt und mit den Daten des
Vorjahres verglichen.
1
Datenerfassung
Bei der Erfassung der betriebswirtschaftlichen Daten ist die unterschiedliche
Bildung des Jahresabschlusses im Wirtschaftsjahr zu berücksichtigen. Die
Mehrheit der untersuchten Betriebe erstellt die Jahresabschlüsse nach dem
Wirtschaftsjahr vom 01.07. bis zum 30.06. des Folgejahres. Andere rechnen nach dem Kalenderjahr ab. In seltenen Fällen bildet sogar das Weidejahr (Stichtag 01.04.) die Grundlage des Jahresabschlusses.
Die Qualität der Daten ist unterschiedlich, da nicht alle Betriebe über
einen Buchabschluss im üblichen Sinne verfügen, sondern lediglich über eine
Einnahmen-Ausgaben-Überschussrechnung. Die erfassten Betriebe weisen
starke individuelle Eigenheiten auf, die in der Streubreite der bereitgestellten
Daten zum Ausdruck kommen. Genauere Daten über die Lämmermast konnten daher nur vereinzelt erfasst werden. Die Datenerfassung lehnt sich an die
bei der LMS Agrarberatung GmbH (bis Ende 2012 Landwirtschaftsberatung
MV/SH GmbH) übliche Betriebszweigauswertung an, die nach den DLGRichtlinien durchgeführt wird.
*) bis Ende 2012 – LMS Landwirtschaftsberatung MV/SH GmbH
36
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Beratung
2
Interpretationshintergrund der Daten
Die erfassten Daten sind vor dem Hintergrund zu betrachten, dass sowohl
die Anzahl der Schafbetriebe als auch die der Schafbestände in MV deutlich
rückläufig sind.
Entsprechende Daten liegen beim Statistischen Bundesamt bis zum Jahr
2010 vor. Aktuellere Daten dieses Amtes sind Bestandszahlen aus dem
November 2011 in stark verkürzter Fassung, die nur eine geringe Vergleichbarkeit mit den Vorjahreszahlen aufweisen.
Der Schafbestand in Mecklenburg-Vorpommern ist im Zeitraum von
2007 bis 2010 auf 79,2 % rückläufig, die Anzahl der Betriebe sogar auf
76,6 %. Ein ähnlicher Trend ist auch in Deutschland insgesamt zu verzeichnen, wenn auch in etwas geringerem Maße. Für das Jahr 2011 sind beim
Statistischen Bundesamt nur Zahlen aus dem November vorhanden, die
Zahlen der Vorjahre sind jeweils Zählungen aus dem Frühjahr, wodurch die
Vergleichbarkeit verringert ist.
Einen weiteren Aufschluss liefert die Größenverteilung der Betriebe in
MV. Neuere Zahlen lagen beim Statistischen Bundesamt dazu nicht vor. In
die Betrachtung wurden vor allem Betriebe mit einem Bestand ab 100 Schafe einbezogen, da von dieser Größe an von einer wesentlichen Bedeutung
für die Erwerbstätigkeit ausgegangen werden kann.
Die Anzahl der Betriebe mit über 100 gehaltenen Schafen ging insgesamt auf 78 % zurück. Ein besonders deutlicher Rückgang auf 69 % trat bei
den Betrieben mit über 1.000 gehaltenen Schafen auf. Der Schafbestand
in den dargestellten Betriebskategorien ist in diesem Zeitraum auf 79 % zurückgegangen, besonders deutlich ist der Rückgang bei den Betrieben mit
über 1.000 gehaltenen Schafen auf 74 %.
Anzumerken ist außerdem, dass die Betriebe ab 100 Schafe lediglich
22 % der Schafbetriebe in MV ausmachen, jedoch von diesen 87 % des
Schafbestandes gehalten wird. Entsprechend groß ist deren wirtschaftliche
Bedeutung und die Bedeutung für mögliche Maßnahmen der Landschaftspflege.
Schafe - aktuell • 1/2013
37
Aus der Beratung
Abb. 1: Schafe und Schafhalter – Zahlen der Tierseuchenkasse MV vom 23.10.2012
Quelle: Dr. Sven Grumbach, LSZV MV
Von der Tierseuchenkasse erhobene Bestandszahlen wurden von Dr.
Sven Grumbach in seinem Vortrag auf dem Schaftag am 3.11.2012 in
Marihn vorgestellt (Abb. 1).
Diese Darstellung zeigt ein ähnliches Bild wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Abweichend zu dessen Erhebungen, die nur Schafbestände ab einer bestimmten Größenordnung erfassen, sind in der Abbildung
Halter ab einem Schaf enthalten.
Man kann daraus ableiten, dass bei den Schafbetrieben nicht der in
anderen Bereichen übliche Strukturwandel stattfindet, wo über Betriebsvergrößerungen Wachstum erfolgt und sich die Produktionskapazitäten wegen
der möglichen Kostendegression in die größeren Betriebe verlagern. In der
Schafhaltung kann bei größeren Betrieben im Durchschnitt offensichtlich
keine bessere Wirtschaftlichkeit und Stabilität erreicht werden.
38
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Beratung
3
3.1
Methodik und Ergebnisse
Erfasste Kapazitäten
Insgesamt wurden im Jahr 2012 von 12 Schafbetrieben auswertbare Daten
bereitgestellt. Diese Betriebe unterscheiden sich untereinander deutlich hinsichtlich ihrer Eigenschaften und somit ihrer Daten. Wesentliche Unterschiede
gibt es zum Beispiel bei der Betriebsgröße (ha LF, Schafbestand), der Rechtsform, der konventionellen oder ökologischen Ausrichtung, der Intensität oder
der verfügbaren entkoppelten bzw. gekoppelten Beihilfen (Tab. 1).
Trotz der relativ geringen Anzahl der Betriebe ist ein vielgestaltiges
Spektrum in die Auswertung eingeflossen.
Die folgenden Übersichten geben einen Einblick in den Umfang der erfassten Kapazitäten hinsichtlich des Schafbestandes, des Flächenumfanges
und der vorhandenen Arbeitskräfte sowie den Vergleich mit dem Vorjahr.
Tab. 1:
Struktur der ausgewerteten Betriebe
Betriebe insgesamt
· Einzelunternehmen
· GbR
· Juristische Personen
· Bio-Betriebe
· Betriebe mit (teilweiser) Direktvermarktung
Tab. 2:
2011
2012
14
8
1
5
5
2
12
7
1
4
4
3
Anzahl der erfassten Schafe
Bestand MV
2010
Auswertung 2011
Auswertung 2012
Anzahl Schafe
83.670
16.343
19,5 %
11.770
14,1 %
Anzahl Mutterschafe
50.309
9.225
18,3 %
6.585
13,1 %
Schafe - aktuell • 1/2013
39
Aus der Beratung
Tab. 3:
Anzahl der ausgewerteten Betriebe nach Größenklassen
100 bis 199
200 bis 499
500 bis 999
über 1000
Summe
gesamt MV
2010
Auswertung
2011
Auswertung
2012
Anteil
2012
38
34
21
22
115
1
3
1
9
14
0
3
2
7
12
0%
9%
10 %
32 %
10 %
Insgesamt wurden in der Auswertung 2012 Anteile von 14,1 % des
Schaf- bzw. 13,1 % des Mutterschafbestandes erfasst – bezogen auf den
Bestand von 2010 (Tab. 2).
Die einzelnen Größenklassen der Betriebe sind in unterschiedlichem
Maße an der Auswertung beteiligt. Es sind vor allem die größeren Betriebe
vertreten (Tab. 3).
Besonders groß ist der Anteil der Betriebe aus der Größenklasse über
1.000 gehaltene Schafe. 32 % wurden von diesen wurden im Jahr 2012
erfasst, entsprechend insgesamt 10 % aller Betriebe ab 100 Schafe, bezogen auf die Zählung des Statistischen Bundesamtes von 2010.
Von den Beständen über 1.000 Schafe sind 24 % in die Auswertung
eingeflossen. Insgesamt wurden 16 % der Schafbestände über 100 Tiere
erfasst – bezogen auf die Zählung des Statistischen Bundesamtes von 2010.
Damit kann bei den erhobenen Daten von einer entsprechenden Aussagekraft und Allgemeingültigkeit ausgegangen werden.
3.2
Methodik der Datenauswertung
Die Auswertung der Daten erfolgt in Anlehnung an die von der LMS
Agrarberatung GmbH genutzten Betriebszweigauswertungen. Um Einzelunternehmen und juristische Personen vergleichbar zu machen, werden die
von den Einzelunternehmen angegebenen Familienarbeitskräfte mit einem
40
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Beratung
Lohnansatz belegt (30.000 € je Voll-AK). Ein Zinsansatz für das im Betrieb
genutzte Kapital wurde nicht berücksichtigt, da diese Angaben nicht aus
allen Betrieben verfügbar waren.
Bei Betrieben mit weiteren Produktionszweigen wurden diese abgegrenzt
und nur die Kapazitäten, Erträge und Aufwendungen für die Schafhaltung
berücksichtigt. Einzelne reine Schafbetriebe verfügen im geringen Umfang
über Ackerland, auf dem Marktfrüchte angebaut werden. Die Produkte werden jedoch zum großen Teil als Kraftfutter in der Schafhaltung verwendet,
so dass in diesem Falle keine Abgrenzung vorgenommen wurde.
Da die Schafhaltung ohne Beihilfen nicht vorstellbar ist, wurden abweichend von der üblichen Auswertungen der anderen Betriebszweige die entund gekoppelten Beihilfen bei den Erträgen von Anfang an mit eingerechnet.
Diese fielen von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich aus, so dass die
Beihilfen das Ergebnis der einzelnen Betriebe in unterschiedlichem Maße
beeinflussen.
3.3
Ergebnisse
Im Durchschnitt wurden bei den Ertrags- und Aufwandspositionen die Daten
laut Tabelle 4 ermittelt.
Die Erträge aus Wirtschaftstätigkeit enthalten die Erträge aus der Schafhaltung selbst (Mastlämmer, Schlachtschafe, Wolle) und weitere Erträge, wie
Verkäufe von Futtermitteln, Dienstleistungen u. a., die mit den Produktionskapazitäten des Betriebes im Zusammenhang stehen. Nicht enthalten sind
zeitraumfremde Erträge oder Aufwendungen.
Obwohl sich die beiden dargestellten Jahre sowohl hinsichtlich des Zeitraumes und der Anzahl der erfassten Betriebe unterscheiden, sind in den
beiden Jahren starke Ähnlichkeiten in den Tendenzen der Daten vorhanden.
In beiden Jahren sind unter Berücksichtigung des Lohnansatzes die Salden
negativ.
Bei den ermittelten Durchschnitten je Hektar, Mutterschaf oder Voll-AK
aller Betriebe wurde jeder Betrieb unabhängig von seiner Größe gleichbeSchafe - aktuell • 1/2013
41
Aus der Beratung
Tab. 4:
Ertrags- und Aufwandspositionen aller Betriebe in EUR
Erträge gesamt
· aus Wirtschaftstätigkeit
· aus Beihilfen
Aufwand gesamt
· Direktkosten Tierproduktion
· Direktkosten Pflanzenproduktion
· Arbeitserledigungskosten
· Gebäudekosten
· Flächenkosten
· sonstige Kosten
Saldo
Durchschnitt 2011
Durchschnitt 2012
119.720
128.603
50.463
69.258
133.593
58.417
70.187
141.398
28.494
867
72.723
5.893
16.040
9.576
-13.873
28.909
2.019
82.880
3.724
15.154
8.712
-12.795
rechtigt bewertet, d. h. aus den 14 Betrieben im Jahr 2011 bzw. 12 Betrieben im Jahr 2012 wurde jeweils das arithmetische Mittel gebildet (Tab. 5).
Der durchschnittliche Anteil der Beihilfen an den Erträgen in EUR/ha liegt
in der Auswertung des Jahres 2011 bei 53,3 % und in 2012 bei 49,1%.
Trotz der Einberechnung dieser Beihilfen ist im Durchschnitt das Ergebnis
deutlich negativ, d. h. es werden nicht alle eingesetzten Faktoren entlohnt.
Insbesondere trifft das auf die Arbeitskraft in den Einzelunternehmen zu.
Abbildung 2 verdeutlicht die durchschnittlichen Proportionen der einzelnen Erträge und Aufwendungen zueinander. Auffällig ist die starke Abhängigkeit des Ertrages von den Beihilfen. Auf der Aufwandsseite nehmen die
Arbeitserledigungskosten den größten Teil ein. Neben den Direktkosten für
die Tierproduktion sind außerdem die Flächenkosten wesentlich.
Aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften der einzelnen Betriebe
und deren Anpassung an die konkreten vorhandenen Bedingungen schwanken die einzelnen Positionen von Betrieb zu Betrieb erheblich.
42
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Beratung
Tab. 5:
Ertrags- und Aufwandspositionen aller Betriebe in EUR je Mutterschaf
bzw. je Hektar
je Mutterschaf
je Hektar
2011
2012
2011
2012
Erträge gesamt
197
240
565
670
· aus Wirtschaftstätigkeit
94
120
259
341
· aus Beihilfen
103
121
301
329
Aufwand gesamt
265
291
704
845
· Direktkosten Tierproduktion
39
48
115
147
· Direktkosten Pflanzenproduktion
4
4
7
12
· Arbeitserledigungskosten
153
179
410
522
· Gebäudekosten
11
7
28
21
· Flächenkosten
30
36
81
82
· Sonstige Kosten
29
18
63
60
Saldo
-67
-51
-139
-175
Der größte Teil der Erträge wird über den Verkauf von Mastlämmern erzielt, jedoch spielen vereinzelt auch sonstige Erträge, wie Futterverkäufe,
Dienstleistungen u. a. eine Rolle. Die größten Aufwandspositionen sind die
Direktkosten der Tierhaltung (Tabelle 6) und die Arbeitserledigungskosten.
Die größten Positionen der Auswertung 2011 waren der Zukauf von
Kraftfutter, Getreide und Grobfutter, die Tierarztkosten und die Kosten für
sonstige Bedarfsartikel, Dienstleistungen u. a. In der Auswertung 2012
kamen umfangreichere Tierzukaufskosten hinzu. Begründet sind diese durch
Bestandsaufstockungen bzw. Sanierung aus Zukauf in einzelnen Betrieben.
Schafhalter mit wesentlichen Kosten beim Zukauf von Grundfutter haben
andererseits häufig niedrigere Arbeitserledigungskosten, da die Kosten für
die eigene Erzeugung des Winterfutters eingespart wurden.
Schafe - aktuell • 1/2013
43
Aus der Beratung
Bei der Betrachtung der Arbeitserledigungskosten ist zu berücksichtigen,
dass diese nicht nur die Lohnkosten, sondern auch den Lohnansatz für die
nicht entlohnten Familienarbeitskräfte mit 30.000 € je Voll-AK enthalten. Die
durchschnittlichen Personalkosten aller angestellten Voll-Arbeitskräfte waren
in der Auswertung 2011 24.708 €, mit einer Spannbreite zwischen den
einzelnen Schafbetrieben von 11.904 bis 31.217 € je Voll-AK.
SonstigeKosten
Saldo
Flächenkosten
dav.ausBeihilfen
800
dav.ausWirtschaftstätigkeit
Gebäudekosten
Arbeitserledigungskosten
600
DirektkostenPflanzenproduktion
400
DirektkostenTierproduktion
200
2011
2012
0
Ͳ200
ERTRAG
Ͳ400
2011
2012
Ͳ600
Ͳ800
Ͳ1000
Abb. 2:
44
A UF WAND
Ertrags- und Aufwandspositionen in EUR je ha 2011 und 2012
Schafe-aktuell • 1/2013
Aus der Beratung
Tab. 6:
Direktkosten in EUR je Mutterschaf
2011
2012
Durchschnitt
Durchschnitt
von
bis
38,72
48,50
13,79
85,73
· Tierzukauf
1,05
14,05
–*)
56,64
· Zukauf Grobfutter
6,21
5,42
–
23,43
· Zukauf Kraftfutter, Nebenprodukte
· Mineralstoffe
14,31
15,04
–
42,48
· Tierarzt, Medikamente
4,95
4,25
–
14,70
· Wasser, Abwasser, Heizung
1,75
3,09
–
10,76
· Versicherung, TSK
1,16
0,96
–
2,32
· Zuchtverband, etc.
0,96
0,24
–
0,97
· Einstreu, Bedarfsartikel (Stroh, etc.)
4,39
0,00
–
0,00
· sonst. Direktkosten, Schafschur
3,93
5,46
–
16,16
Gesamt
*) – steht für Null oder keine Angabe
In der Auswertung 2012 betrugen die durchschnittlichen Personalkosten
aller angestellten und bezahlten Arbeitskräfte 23.669 €, mit einer Spannbreite zwischen den einzelnen Schafbetrieben von 15.674 bis 29.100 € je
Voll-AK.
Den größten Anteil nehmen die Personalkosten und der Lohnansatz ein
(Tabelle 7), gefolgt von den Treib- und Schmierstoffen sowie den Abschreibungen für Maschinen.
Die Schafproduktion ist im Vergleich zu anderen Produktionszweigen
durch einen hohen Personaleinsatz, aber vergleichsweise geringen Technikund Gebäudeeinsatz gekennzeichnet. Entsprechend geringe Spielräume
bestehen für eine Kosteneinsparung bei Technik und Gebäude.
Schafe - aktuell • 1/2013
45
Aus der Beratung
Tab. 7:
Arbeitserledigungskosten in EUR je Mutterschaf
2011
2012
Durchschnitt
Durchschnitt
von
bis
152,74
178,58
87,82
372,42
· Personalkosten
28,73
28,80
–*)
91,58
· Lohnansatz
54,25
64,66
–
160,00
· Berufsgenossenschaft
0,98
3,06
–
13,24
· Lohanarbeit, Miete, Leasing
15,43
19,74
–
73,40
· Unt. Maschinen/Betriebsv.
13,16
14,81
–
53,12
· Treib- und Schmierstoffe
16,69
16,84
–
46,74
· AfA Masch./Betriebsvorrichtungen
19,14
26,60
–
88,87
· Strom
2,48
2,06
–
12,00
· Maschinenversicherung
1,87
2,00
–
7,54
Gesamt
*) – steht für Null oder keine Angabe
In der nächsten Ausgabe werden die Daten aus der Schafhaltung mit denjenigen
anderer Betriebszweige verglichen.
Kontakt:
Friedhelm Blücher, LMS Agrarberatung
(siehe Impressum)
46
Schafe-aktuell • 1/2013
Publikationen vorgestellt
Meldepflichtige
Tierkrankheiten –
neues aid-Heft
erschienen
Das Tierseuchenrecht sieht für
diverse Krankheiten eine Meldepflicht für Tierärzte und Leiter von
Veterinäruntersuchungsämtern vor.
Behörden können die Verbreitung
dieser Krankheiten auf diese Weise
verfolgen.
Nach einleitenden allgemeinen Erläuterungen zum Tierseuchenrecht
und zur Meldepflicht stellt das
neue aid-Heft alle 23 meldepflichtigen Tierkrankheiten vor (Anm. der Redaktion: davon 14 mit Bedeutung
für Schafe und/oder Ziegen), einschließlich ihrer Ursachen, Symptome,
Infektionswege und Möglichkeiten der Bekämpfung. Zahlreiche Fotos veranschaulichen charakteristische Krankheitssymptome und erlauben eine erste
Diagnose bei Verdacht auf Erkrankung. Die alphabetische Gliederung des
Heftes bei der Suche nach bestimmten Krankheiten, aber auch die Icons
der Tiere, die von den jeweiligen Krankheiten betroffen sein können, helfen
bei der schnellen Orientierung. Eine Übersicht der anzeigepflichtigen Tierseuchen (siehe dazu auch das entsprechende aid-Heft von 2011, Best.-Nr.
5-1046) und ein Literaturverzeichnis runden das Heft ab (Quelle: aid).
• aid-Heft: Meldepflichtige Tierkrankheiten
Bestell-Nr.1564 · ISBN/EAN 978-3-8308-1038-4
EUR 3,50 · 80 S. · 2. Auflage 2012
Bestellung im Medienshop unter www.aid.de
Schafe - aktuell • 1/2013
47
Impressum
Schafe-aktuell in Mecklenburg-Vorpommern
Das Informationsblatt von LMS und LSZV
Herausgeberin:
LMS Agrarberatung GmbH · Graf-Lippe-Str. 1 · 18059 Rostock · Internet: www.lms-beratung.de
Redaktionskollegium:
• Dr. Ulrike Hoffmeister (Vorsitz, Layout und Anzeigen) · LMS Agrarberatung
Tel.: 0381 877133-36 · Fax: 0381 877133-70 · E-Mail: uhoff[email protected]
und
Friedhelm Blücher · LMS Agrarberatung · Büro Schwerin · Waldschulweg 2
19061 Schwerin · Tel.: 0385 39532-32 · Fax: 39532-44 · E-Mail: [email protected]
• Klaus Herrmann, Dr. Sven Grumbach, Dorit Hager und Jürgen Lückhoff
Landesschaf- und Ziegenzuchtverband MV e. V. · Karow · Zarchliner Str. 7 · 19395 Plau am See
Tel.: 038738 73071 · Fax: 73050 · Handy (Dr. Grumbach): 0170 8566327
E-Mail: [email protected] · Internet: www.schafzucht-mv.de
• Dr. Jörg Martin · Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV (LFA)
Institut für Tierproduktion · Wilhelm-Stahl-Allee 2 · 18196 Dummerstorf
Tel.: 038208 630329 · Fax: 630311 · E-Mail: [email protected]
Erscheinungsweise: viermal jährlich
Preis:
Jahresabonnement: 25,00 EUR inkl. MwSt. und Versand
Titelfoto:
„Massentierhaltung“? Nein, Blick in eine ganz „normale“ Schafherde
(Foto: Dorit Hager)
Redaktionsschluss: Schafe-aktuell, Heft 1/2013: 7. Februar · Heft 2/2013: 30. April
Schafe - aktuell • 1/2013 • März
48
Schafe-aktuell • 1/2013