Als PDF

Transcription

Als PDF
GoMoPa® - der Finanznachrichtendienst (www.gomopa.net) - Pressemeldung vom 25.10.2010
GMAC-RFC: Aus für Schrottimmobilien-Schlaraffenland
Böses Erwachen für die rund 20.000 Käufer von
Eigentumswohnungen und Eigenheimen, die ihre Immobilie in
den Jahren 2004 bis 2008 mit einem Kredit der
amerikanischen Bank GMAC-RFC aus Wiesbaden inanziert
haben.
Die ersten Darlehensnehmer wurden dieser Tage in einem
Rundschreiben aufgefordert, als "einmalige Chance" ihre Kredite
vor Auslaufen der zehnjä hrigen Zinsfestbindung und ohne Zahlung
einer Vorfä lligkeitsentschä digung von ihrer Hausbank umschulden
zu lassen. Betroffen sind zum Beispiel Kunden der Heritus Gruppe Mannheim, A&P Vertriebs- und
Projektentwicklungsgesellschaft Hamburg, Areal-Invest Leipzig, der SIP Immobilien Gruppe aus Altena
und der Wohnen im Park Immobiliengesellschaft mbH in Berlin Spandau (Foto).
Was auf den ersten Blick wie ein Segen erscheint, die Zinsen liegen
tatsä chlich etwas niedriger, entpuppt sich in der Praxis als
Katastrophe. Die Wohnungsbesitzer bekommen nun zum ersten Mal
schwarz auf weiß, was ihre gekauften Wohnungen und Hä user tatsä chlich wert sein sollen. Die Wahrheit
ist ein Schock. Die Immobilien sind wahrscheinlich nur die Hä lfte dessen wert, was die Kä ufer einst
zahlten. Und zwar als Voll inanzierung. Sie kö nnen die Kredite ü ber andere Kreditinstitute nicht, wie
angeboten, ablö sen, weil ihre Wohnungen als Sicherheiten bei weitem nicht ausreichen.
Jü rgen Blache, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft fü r geschä digte
Kapitalanleger e.V. (SgK) aus Berlin Schö neberg, sagte dem Finanznachrichtendienst
GoMoPa.net: "Wir kennen weit ü ber 600 betroffene Fä lle. Eine Vielzahl hat
entsprechende Schreiben der GMAC-RFC erhalten, vor Ablauf der Zinsbindungsfrist
und bei Verzicht der Vorfä lligkeitsentschä digung problemlos umzu inanzieren. Bei
ersten Verhandlungen mit den Banken war die Enttä uschung groß, da der Wert der
Immobilie lediglich mit der Hä lfte eingeschä tzt wurde."
SchutzgemeinschaftsChef Jürgen
Diese Wahrheit wä re eigentlich erst zehn Jahre nach dem Kauf der Schrottimmobilie, Blache ©ZDF
so nennt man ü berteuert gekaufte Wohnungen, die keinen Cent Gewinn erwirtschaften kö nnen, ans Licht
gekommen. Also, wenn die Zinsfestschreibung auslä uft. Das wä re im Jahre 2014 fü r die ersten Kä ufer der
Fall. Warum macht die GMAC-RFC ihren deutschen Kunden dieses Aussteiger-Angebot aus dem
Hypothekendarlehen vier Jahre frü her - und verzichtet so auf zig Millionen Euro
Vorfä lligkeitsentschä digungen, wie die SgK errechnete?
Das soll zwei Grü nde haben: Zum einen soll die GMAC-RFC die Werthaltigkeit der Objekte seinerzeit nicht
geprü ft haben, weil sie die Hypotheken nach dem Netto-Einkommen der Kä ufer inanziert hä tten. Zum
zweiten soll die GMAC-RFC dringend Geld brauchen. Ihre Anleihen ihrer hollä ndischen
Zweckgesellschaften, mit denen sie die Hyotheken re inanzierte, droht eine Abwertung durch die
Ratingagentur Moodys. Das mag auch daran liegen, dass die amerikansiche GMAC Mortgage (Hypotheken)
in 23 US-Bundesstaaten bei notleidenden Hypotheken keine Zwangsvollstreckungen vornehmen darf.
Mehrere Generalstaatsanwaltschaften sollen wegen falscher Eidesstattlicher Erklä rungen von
GMAC-Mitarbeitern ermitteln. Den Mitarbeitern wird vorgeworfen, Zwangsvollstreckungsverfahren
unterschrieben zu haben, ohne die Tatsachen zu kennen, und ohne, dass bei der Unterschriftsleistung ein
Notar zugegen war.
Allein im ersten Quartal 2010 wurden in den USA insgesamt 930.000 Verfahren gegen Immobilienbesitzer
eingeleitet, die ihre Hypothek nicht mehr bedienen kö nnen. Im Vorjahr waren es eine Million Besitzer.
Damit verbunden ist eine Dokumenten lut, von der die kreditgebenden Banken offenbar schlicht
ü berfordert waren. In der Not gingen sie dazu ü ber, Zwangsvollstreckungen zu unterzeichnen, ohne die
Richtigkeit der Dokumente zu ü berprü fen. Fü r diese Praxis gibt es einen Begriff: Robo-signing –
roboterartig unterschreiben. Ein Angestellter von GMAC Mortgage erklä rte, sein aus dreizehn Personen
bestehendes Team habe 10.000 Dokumente pro Monat abgesegnet, ohne ihre Korrektheit zu veri izieren.
GMAC war das erste Hypothekeninstitut, das ö ffentlich zugegeben hat, dass etwas mit seinem
Zwangsvollstreckungsprozess nicht stimmt.
Es drohen saftige Strafen: In Ohio etwa kö nnen pro Rechtsbruch bis zu 25.000 Dollar verlangt werden.
Iowa sieht als Maximalstrafe in solchen Fä llen gar 40.000 Dollar vor. Wohlgemerkt pro Kunde.
GMAC-RFC vergab das Siebenfache eines Nettojahresgehaltes
Fü r die GMAC-RFC spielte es faktisch keine Rolle, was die Kä ufer der Immobilien mit dem ausgereichten
Kredit gemacht haben. Die einstige Tochter von General Motors kam im Jahre 2004 mit einer eigenen
Er indung auf den deutschen Immobilienmarkt. Sie nannte sie Bau illigenz. Und das bedeutete, die
Finanzierung richtete sich nicht nach dem Hä uschen, sondern nach Gehalt und Einkommen des
Kreditnehmers.
Der Berliner Anlegerschutzanwalt Jochen Resch, der zahlreiche Kä ufer von
GMAC-RFC- inanzierten Wohnungen vertritt, sagte dem Finanznachrichtendienst
GoMoPa.net: "Anfangs wurde das Fü nffache, spä ter sogar das Siebenfache des
Nettoverdienstes eines Kreditnehmers als Kredit vergeben. Wer also 40.000 Euro
netto im Jahr verdiente, bekam einen Kredit bis zu 280.000 Euro, obwohl, wie
sich nach Uberprü fung herausstellt, die Immobilie nur 140.000 Euro wert war.
Dazu genü gte eine Anmeldung beim Internet-Vermittler Creditweb, und die
Kredite wurden bei entsprechender Verdienstbescheinigung im Eiltempo
durchgewunken.
Anlegerschutzanwalt
Jochen Resch
©Kanzlei Resch
Was die Wohnung wirklich wert war, war nicht mehr das Problem von
GMAC-RFC . Denn sie verschnü rte die Wohnungen zu Paketen von 500 Millionen
Euro und verkaufte die Pakete zur Re inanzierung nach Holland.
Nutzniesser der Bau illigenz der GMAC-RFC waren aber nicht die Kä ufer, die mit dem Kredit ü ber dreißig
Jahre eine ü berteuerte Wohnung abzahlen. Nutzniesser waren die Verkä ufer und Vermittler, die 50
Prozent auf den wahren Verkehrswert der Wohnung draufgeschlagen hatten.
Für die Vermittler von Wohnungs inanzierungen begann ein wahres Schlaraffenland
Anlegerschutzanwalt Resch beschreibt den Aufstieg der Ami-Bank so: "Vertriebsorganisationen sahen die
große Chance, ihren bei anderen Banken nur schwer inanzierbaren Kunden einen Kredit zu vermitteln.
Fü r den Vertrieb der entscheidende Vorteil. Nur wenn Geld ließt, ließen auch die Provisionen. Bis zu 35
Prozent des Kaufpreises.
Dieses attraktive Angebot ließ die GMAC-RFC Bank innerhalb kurzer Zeit zu einem ernsthaften
Konkurrenten fü r die ü brigen inanzierenden Banken auf dem Schrottimmobilienmarkt aufsteigen.
Innerhalb kurzer Zeit erreichte die GMAC-RFC Bank deshalb ein Gesamtkreditvolumen von mehr als zwei
Milliarden Euro.
Der Grund fü r die großzü gige Kreditgewä hrung dü rfte gewesen sein, dass die GMAC-RFC Bank das Risiko
verkaufte. Sie wollte von vornherein die Kredite nicht behalten. Sie schnü rte große Kreditpakete und
verkaufte diese an hollä ndische Zweckgesellschaften.
Die GMAC-RFC wurde schnell zum heißen Tipp auf dem Immobilienmarkt. Denn Verkä ufer und Vermittler
bekamen sogar Antragsteller ohne Eigenkapital durch, die bei jeder anderen Bank durchgefallen wä ren."
Die GMAC-RFC Bank feierte sich in einer Pressemitteilung vom Januar 2007 wie folgt: „Mit Einfü hrung der
neuen Bau illigenz® – einer Produktinnovation, mit der erstmals in Deutschland standardisierte
Voll inanzierungen fü r Eigennutzer und Kapitalanleger bis zu 110 Prozent des Kaufpreises angeboten
werden – haben wir nicht nur innerhalb kurzer Zeit die Produktfü hrerschaft erreicht, sie zeichnet auch
als Wachstumstreiber fü r die Verdoppelung des Neugeschä ftes gegenü ber 2005 verantwortlich.“
Im September 2008 war das Innovations-Konzept der GMAC sowohl in den USA als auch in Deutschland
gescheitert. Die GMAC-RFC vergibt seitdem keine Hypothekendarlehen mehr.
Anlegerschutzanwalt Resch: "Zum 30. September 2008 gab die GMAC-RFC Bank ihre Lizenz zurü ck. Es
wurde den Kunden mitgeteilt, dass alles beim Alten bleibe. Die GMAC-RFC Servicing GmbH werde jetzt die
Kunden weiter betreuen.
Schon damals entstanden jedoch Zweifel, ob dieses Angebot ernst gemeint war. Wir hatten befü rchtet, dass
sich die Konditionen bei der Prolongation des Darlehens verschlechtern wü rden."
Die Befü rchtungen bestä tigt die GMAC-RFC indirekt in ihrem Rundbrief vom 23. September 2010. Der
Vorteil einer Umschuldung auf eine andere Bank sei die Mö glichkeit einer „besseren Zinskondition“.
Theoretisch dü rfte die GMAC-RFC damit recht haben. Praktisch wird es allerdings dazu fü hren, dass die
GMAC-RFC Darlehensnehmer bei dem Versuch einer Umschuldung bemerken werden, dass sie wohl keine
einzige Bank inden werden, die in das Risiko einsteigt.
Es wird offenbar werden, dass viele Anleger nur durch das institutionelle Zusammenwirken zwischen
Vertrieb, Verkä ufer und GMAC-RFC Bank einen Kredit bekommen hatten.
Es wird offenbar werden, dass die Hausbank des Kunden die Umschuldung nur bei Stellung weiterer
Sicherheiten vornehmen wird.
Es wird offenbar werden, dass vielfach die Wohnung sittenwidrig ü berteuert ist. Sie bringt beim
Weiterverkauf nicht einmal die Hä lfte dessen, was die GMAC-RFC Bank inanziert hat.
Das einzig Gute ist, dass viele ahnungslose Anleger beim Versuch einer Umschuldung bemerken, was
ihnen seinerzeit angetan wurde."
GoMoPa.net schickte der GMAC-RFC Servicing GmbH folgende Fragen:
1) Ist es richtig, dass dieses Angebot zur Umschuldung damit zusammenhä ngt, dass die zur
Re inanzierung an hollä ndische Zweckgesellschaften verkauften Kredite nur unzureichend bedient
werden und durch die Umschuldung die Rü ckzahlung und die Zinszahlungen fü r die Anleihen der
Zweckgesellschaften gesichert werden mü ssen?
2) Ist es richtig, dass die GMAC-RFC Bank seit ihrem Auftreten auf dem deutschen Immobilienmarkt im
Jahr 2004 ein Gesamtvolumen von ü ber zwei Milliarden Euro an Krediten ausgereicht hat, die in fü nf
„Paketen“ an hollä ndische Zweckgesellschaften verkauft wurden?
3) Ist es richtig, dass ausschließlich ü ber das Internetportal Creditweb Darlehensanträ ge bei der GMAC
eingereicht werden konnten? Wenn nein, welche weiteren Internetportale waren dazu berechtigt?
4.) Ist es richtig, dass die mit der Creditweb kooperierenden Vertriebe keine Originalunterlagen der
Kreditsuchenden, sondern lediglich Kopien eingereicht haben? Hat sich die GMAC-RFC Bank seinerzeit
Originale der Lohn- und Gehaltsunterlagen der Kreditnehmer vorlegen lassen?
5.) Ist es richtig, dass in dem Bau illigenzprogramm es lediglich auf die inanzielle Situation des
Darlehensnehmers ankam und dass Kredite bis zur Hö he des siebenfachen Jahresnettoeinkommens
inanziert wurden?
6.) Ist es richtig, dass die Gewä hrung der Kredite auf der Grundlage des Pfandbriefgesetzes erfolgte?
7.) Wie erfolgt der Nachweis der Aktivlegitimation der GMAC Servicing GmbH in Fä llen, in denen die
Vollstreckung bei notleidenden oder gekü ndigten Darlehen erforderlich wird?
GoMoPa.net ersuchte die GMAC-RFC Servicing GmbH in Wiesbaden mehrmals, zu dem Rundbrief
an die deutschen Kreditnehmer Stellung zu beziehen. Die Geschäftsführerin Jennifer Anderson
sei in den USA, eine Telefonnummer sei nicht bekannt. Die Pressesprecherin Katharina Dahms sei
in Urlaub und hätte keine Vertretung. Und der Prokurist Sven Klärner, der noch Auskunft geben
könnte, rief trotz mehrfacher Bitten von GoMoPa.net nicht zurück - er wird wissen warum.
Copyright 2000 - 2010 by Goldman, Morgenstern & Partners LLC - GoMoPa® - der
Finanznachrichtendienst (www.gomopa.net)