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Hessisches Ministerium
für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
TOURISMUSPOLITISCHER
HANDLUNGSRAHMEN HESSEN 2007
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15.06.2007
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VORWORT
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Hessen. Schätzungsweise 200.000
Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt
von dieser Branche ab, die zudem viele Ausbildungsplätze für junge Menschen bietet.
Hessen ist ein attraktives Reiseland – sei es
für Urlaubsaufenthalte oder für Geschäftsreisen. Ablesbar ist dies an 25 Millionen
Übernachtungen und 280 Millionen Tagesreisen im Jahr 2006 bei weiterhin positivem
Trend.
Ein wichtiges Ziel der Landesregierung ist
es daher, das wirtschaftliche Potenzial des
Tourismus optimal zu erschließen. Dabei
gehört die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusgewerbes zu den
zentralen Strategielinien. Wichtige Voraussetzungen sind neben einer attraktiven
öffentlichen touristischen Infrastruktur als
Rahmenbedingung eine hohe Qualität des
Angebots und die Konzentration auf Erfolg
versprechende Themen und Zielgruppen.
Dabei gilt es die finanziellen und organisatorischen Kräfte zu bündeln.
Der tourismuspolitische Handlungsrahmen
bietet die strategische Orientierung für die
Tourismuspolitik des Landes. In diesem
Grundsatzpapier werden auf Basis einer
Situationsanalyse die bestehenden Strategielinien und Fördergrundsätze zusammengeführt und Akzente gesetzt. Gleichzeitig ist
der begonnene Prozess der Organisationsentwicklung im touristischen Marketing
fortzuführen.
Für die hessische Tourismuspolitik ist die
Partnerschaft mit den touristischen Akteuren im Land ein wichtiges Arbeitsprinzip.
Bei der Erarbeitung des Handlungsrahmens
wurden daher Vertreterinnen und Vertreter
der Destinationen, des Hessischen Tourismusverbands, der Fachverbände und der
Hessen Agentur eingebunden. Dies erfolgte mit fachkundiger Unterstützung der
dwif Consulting GmbH durch zahlreiche
Einzelgespräche und zwei Workshops, in
denen Ziele, Strategien und Förderpolitik
beraten wurden. Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren gilt besonderer Dank
für ihr Engagement und ihre vielfältigen
Anregungen.
Dr. Alois Rhiel
Hessischer Minister
für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
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INHALTSVERZEICHNIS
2
1.
TOURISMUS IN HESSEN
4
1.1
TOURISMUS IM WANDEL
4
1.2
TOURISTISCHES PROFIL
7
1.3
ENTWICKLUNG DER WICHTIGSTEN TOURISTISCHEN KENNGRÖSSEN
8
1.3.1
Gästeankünfte und Übernachtungen
8
1.3.2
Intensität des Übernachtungstourismus
12
1.3.3
Übernachtungsentwicklung in den Reisegebieten
15
1.3.4
Beherbergungsangebot und Auslastung
18
1.3.5
Qualität des Beherbergungsangebots
22
1.3.6
Tagestourismus
25
1.3.7
Heilbäder
26
1.3.8
Städte
28
1.4
WIRTSCHAFTSFAKTOR TOURISMUS
29
1.4.1
Ökonomische Effekte des Übernachtungstourismus
29
1.4.2
Ökonomische Effekte des Tagestourismus
31
1.4.3
Ökonomische Effekte des Tourismus insgesamt
32
1.5
ORGANISATIONSSTRUKTUR
35
1.6
TOURISMUSFÖRDERUNG 2000 BIS 2006
37
1.7
STÄRKEN, SCHWÄCHEN, CHANCEN UND RISIKEN
40
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2.
TOURISMUSPOLITISCHE STRATEGIE
42
2.1
TOURISMUSPOLITIK ALS TEIL DER STRUKTURPOLITIK
42
2.2
ZEHN TOURISMUSPOLITISCHE STRATEGIELINIEN FÜR HESSEN
43
2.2.1
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusgewerbes
43
2.2.2
Aufbau einer wirtschaftlich tragfähigen touristischen Infrastruktur
44
2.2.3
Qualitätssicherung und -ausbau
45
2.2.4
Unterstützung von Netzwerken und Kooperationen
46
2.2.5
Konzentration auf Themen
46
2.2.6
Konzentration auf Zielgruppen
48
2.2.7
Konzentration auf relevante in- und ausländische Quellmärkte
48
2.2.8
Leistungsfähige Destinationen
49
2.2.9
Klare Aufgabenteilung und Organisationsoptimierung
49
2.2.10 Arbeitsprinzip Partnerschaft
51
3.
TOURISMUSFÖRDERUNG
52
3.1
Ausbau der öffentlichen touristischen Infrastruktur
52
3.2
Unternehmensförderung
53
3.3
Marketingförderung
54
3.4
Prozess- und Innovationsförderung
54
4.
AUSBLICK
55
ANHANG
56
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1. TOURISMUS IN HESSEN
1.1 Tourismus im Wandel
Tourismus ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Freizeit, Arbeitswelt, Politik, Kommunikation, Verkehr und viele weitere Faktoren
bilden den Rahmen für seine Entwicklung.
Genau wie diese Rahmenbedingungen
befinden sich auch Nachfrage und Angebot im Tourismus im ständigen Wandel.
Die Zukunftsfähigkeit der Tourismuswirtschaft hängt daher entscheidend davon
ab, ob rechtzeitig relevante Trends und
Entwicklungen erkannt und berücksichtigt
werden.
Die Differenzierung von Ansprüchen wird
in Zukunft weiter zunehmen. Ein Einheitsangebot für jeden Gast kann es daher nicht
geben. Eine klare Profilierung und maßgeschneiderte Angebote für eindeutig umgrenzte Zielgruppen bzw. Marktsegmente
sind Basis des Erfolgs.
Die Kenntnis und Berücksichtigung der
wichtigsten touristischen Trends und der
vorhandenen Ausgangsbedingungen ist
hierfür unabdingbar. Die im Folgenden
skizzierten Trends der touristischen Nachfrage sind eine Auswahl. Sie zeigen die
Richtung an, in die sich der Tourismus wahrscheinlich entwickeln wird. Zu berücksichtigen ist dabei, dass der geschäftlich motivierte Tourismus anderen Einflussfaktoren
unterliegt als der Freizeittourismus.
Inwieweit Hessen für diese Entwicklung
gerüstet ist, zeigen die Ausgangs- und
Rahmendaten, die in den folgenden
Kapiteln beschrieben werden.
4
1
Trends:
Individualität und Servicequalität
auf allen Ebenen
Je mehr Service und Dienstleistungsqualität der Gast erfährt, desto zufriedener ist er.
Der Gast möchte individuelle und auf seine
Bedürfnisse abgestimmte Leistungen, verbunden mit einer hohen Servicequalität,
erfahren. Der Wunsch nach Individualität
und hohem Service bezieht sich dabei auf
die gesamte Dienstleistungskette. Touristische Einzelangebote, die flexibel und ohne
viel Aufwand nach dem Baukastenprinzip
zu einem maßgeschneiderten Gesamtpaket zusammengestellt werden können,
sind erfolgversprechend.
Häufiger und kürzer
Der Anteil der Urlaubsreisenden an der
Gesamtbevölkerung wird relativ konstant
bleiben. Steigende Mobilität, flexiblere
Arbeitszeiten und die Veränderungen in
der Struktur der Bevölkerung (Anstieg
der aktiven Älteren, tendenziell geringere
Haushaltsgröße, steigende Bildung) führen
jedoch dazu, dass häufiger und kürzer gereist wird. Den traditionellen Drei-WochenUrlaub gibt es seit längerem kaum noch.
In den letzten 25 Jahren hat sich die Dauer
der Haupturlaubsreise um 21 % oder fast
vier Tage von 18 auf 14 Tage verkürzt.
Die bisherige Entwicklung spricht dafür,
dass die durchschnittliche Reisedauer in
den nächsten Jahren weiter abnehmen
und die Zahl der Tagesausflüge weiter
zunehmen wird.1
F.U.R. 2004 – Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (2004):
„Urlaubsreisetrends 2015: Die Reiseanalyse-Trendstudie – Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen“
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Generation 50 plus im Kommen
Der demografische Wandel gilt als einer
der wichtigsten Einflussfaktoren für ein
sich änderndes Konsumverhalten. Die
Über-50-Jährigen werden den Reisemarkt
der Zukunft entscheidend prägen, denn
bereits ab 2026 wird nahezu die Hälfte der
Konsumentinnen und Konsumenten über
50 Jahre alt sein (Statistisches Bundesamt
2006). Die Hälfte des Vermögens in
Deutschland wird dann in den Händen der
„Silver Generation“ liegen; ihre Kaufkraft
wird auf 180 Mrd. € jährlich geschätzt.
Die reisenden Seniorinnen und Senioren
von heute sind nicht nur zahlenmäßig früheren Generationen überlegen, sie zeigen
auch ein anderes Verhalten. Die kommende
Generation wird nicht nur noch reisefreudiger als die heutige sein, sondern auch
vielfältige, differenzierte Ansprüche an den
Urlaub haben. Die „neuen Seniorinnen und
Senioren“ haben im Laufe ihres Lebens
eine sehr große Reiseerfahrung erworben
und wissen, was sie erwarten können und
was sie wollen. Bei wachsenden Ansprüchen an Service und Qualität besitzen sie
gleichzeitig ein ausgeprägtes Preisbewusstsein und können überdurchschnittlich viel
Zeit in Produktsuche und Preisvergleiche
investieren.
2
Gesundheit im Aufwind
Wohlfühlen und Gesundheit wird immer
mehr zum Konsumgut und zur Lebenseinstellung. In Zukunft interessieren sich 69 %
der Deutschen für einen Erholungs- und
Wellnessurlaub in seiner entspannten Form
und fast jeder zweite (45 %) nennt aber
auch den „Medical-Wellness-Urlaub“ mit
gesundheitsorientiertem und präventivmedizinischem Charakter.2
Low - Fare
Insbesondere im europäischen Flugverkehr
sind gegenwärtig nahezu alle Destinationen in kurzer Zeit und mit vergleichsweise
geringem finanziellen Aufwand erreichbar.
Das Wachstum der Low-Fare-Carrier hat
hierzu in erheblichem Maße beigetragen.
Besonders für den Städte- und Kurzreisemarkt ergeben sich daraus erhebliche
Wachstumschancen.
B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut (2007): Pressetext zur Neuveröffentlichung Opaschowski, Horst:
„23. Tourismusanalyse des BAT Freizeit-Forschungsinstituts“
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Städte und Kultur
Regional und authentisch
Die Städte sind mit ihrer hohen Erlebnisdichte und dem vielfältigen Kulturangebot
ein bedeutender Anziehungspunkt. Der
Städtetourismus gehört zu den eindeutigen
Wachstumsmotoren und birgt noch Wachstumschancen. Kultur in ihrer ganzen Bandbreite ist einer der wichtigsten Attraktivitätsfaktoren für den Besuch von Städten.
Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich
Angebote im Zusammenhang mit Wissen
und Bildung wie z. B. „EdutainmentEinrichtungen.“
Die Globalisierung führt zu einem immer
stärker wachsenden Interesse an regionalen und charakteristischen Besonderheiten.
Authentizität steht dabei im Vordergrund.
Angebote, die das Entdecken von Kultur,
regionaler Küche, Traditionen und Natur
ermöglichen, sind gefragt.
Shopping und Konsum
Einkaufen ist inzwischen für viele Menschen
auch zu einer Freizeitaktivität geworden.
Bei vielen Urlaubs- und Geschäftsreisen,
aber auch Tagesausflügen ist Shopping ein
wichtiges Motiv. Der Shoppingtourismus
weist gerade in Deutschland noch Wachstumspotenziale auf, die vom Einzelhandel
und Tourismus gemeinsam erschlossen
werden müssen.
Aktiv statt passiv
Die Reisenden wollen in ihrem Urlaub
möglichst viel erleben und genießen. Mit
der Gesundheitsorientierung im Urlaub
unmittelbar verbunden ist das steigende
Interesse am Berg- und Wandertourismus
(38%) sowie Fahrradtourismus (30 %). Der
Wunsch nach Erlebnisvielfalt wächst weiter.
6
Umweltgerecht
Ohne intakte Umwelt kann es keine erfolgreiche Zukunftsentwicklung im Tourismus
geben. Das Umweltbewusstsein der Reisenden wird weiter an Schärfe gewinnen.
Nur Destinationen, Orte und Leistungsanbieter, die auch auf ökologische Nachhaltigkeit achten, werden ökonomischen
Erfolg haben können. Die Natur zu erleben,
bleibt eines der wichtigsten Reisemotive.
Asien
In globaler Betrachtung wird in den nächsten Jahrzehnten das größte Potenzial für
Wirtschaftswachstum im asiatischen Raum
gesehen. Dies wird sich auf die touristischen
Destinationen in Europa auf zweifache
Weise auswirken: Zum einen werden asiatische Destinationen auf dem touristischen
Weltmarkt Anteile gewinnen, Prognosen
der Welttourismusorganisation gehen von
einer Vervierfachung der Touristenankünfte
bis zum Jahr 2020 aus. Zum anderen entstehen umgekehrt durch die Einkommensentwicklung in Asien aber auch zusätzliche,
wachsende Gästepotenziale für die europäischen Zielregionen.
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Informieren und buchen
Perfekte und umfassende Informationen
vor der Urlaubsreise gewinnen angesichts
der zunehmenden Zahl von Reiseangeboten sowie immer kurzfristigerer Reiseentscheidungen weiter an Bedeutung. Der
Gast wünscht sich dabei einen einfachen
und schnellen Zugang zu den Informationen. Besonders schnell wächst die Nutzung
elektronischer Medien, vor allem des Internets. Dieses wird auch als Buchungsweg
immer wichtiger.
Tourismus im Wandel – Trends:
• Noch mehr Individualität und
Service werden verlangt
• Noch häufiger und kürzer reisen
• Generation 50plus wächst
• Das Boomthema heißt Gesundheit
• Low-Fare-Carrier als Chance
für den Städte-(Kurz)reisemarkt
• Städte- und Kulturtourismus
haben große Wachstumschancen
1.2 Touristisches Profil
• Shopping als
beliebte Freizeitaktivität
Das Reiseland Hessen bietet eine große
Angebotspalette, die vor allem auf vier
touristische Segmente ausgerichtet ist:
• Im Urlaub lieber aktiv sein
• Geschäftsreisen und Tagungstourismus
• Bedürfnis nach Regionalem
und Authentischem steigt
• Städte- und Kulturtourismus
• Umweltgerechte Tourismusentwicklung wird bedeutender
• Nachfrage aus dem asiatischen
Raum wird in Europa weiter
zunehmen
• Künftig mehr online informieren
und buchen
• Kur- und Rehabilitationsaufenthalte sowie
Gesundheitstourismus
• (Kurz-)Urlaub, insbesondere Aktiv- und
Familienurlaub.
Dieses Angebot besteht sowohl für den
Übernachtungstourismus als auch für den
stark ausgeprägten Tagestourismus, der
ebenfalls geschäftlich oder privat motiviert
sein kann.
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Grundlage für den Geschäftsreise- und
Tagungstourismus in Hessen ist die wirtschaftliche Bedeutung und die verkehrsräumliche Zentralität des Landes. An erster
Stelle sind hier das Rhein-Main-Gebiet mit
dem Flughafen Frankfurt als internationalem Verkehrsdrehkreuz, mit Frankfurt als
bedeutendem Messeplatz und deutschem
Bankenzentrum, mit Darmstadt als Wissenschaftsstadt sowie mit Wiesbaden als Stadt
internationaler Kongresse zu nennen. Aber
auch Kassel und Fulda profitieren durch
ihre zentrale Lage beim Tagungstourismus.
Eine Grundlage für den Urlaubstourismus
in Hessen sind Natur und Landschaft der
Regionen – in erster Linie die abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft und
die attraktiven Flusstäler. Hessen ist das
waldreichste Bundesland – 41 % der Landesfläche sind von Wald bedeckt. Rund
ein Viertel der Landesfläche sind ausgewiesene Naturparke. Herausragend sind
wegen ihres Naturraumcharakters der
Nationalpark Kellerwald-Edersee und das
Biosphärenreservat Rhön. Weitere bedeutende Reiseziele in Nord-, Ost- und Mittelhessen sind z. B. der Edersee, das Upland,
der Hohe Meißner und der Vogelsberg.
Hinzu kommen wegen der kulturellen Angebote die Stadt Kassel, die insbesondere
in den documenta-Jahren internationale
Anziehungskraft entfaltet, sowie zur Festspielzeit die Stadt Bad Hersfeld. In Südhessen sind neben den Großstädten Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt der Rheingau mit dem Rheingau-Musik-Festival
sowie die Bergstraße, der Taunus und der
Odenwald wichtige touristische Ziele.
Weitere touristische Schwerpunkte sind
die 32 hessischen Heilbäder und Kurorte.
Hessen verfügt damit über die höchste
Bäderdichte (bezogen auf die Einwohnerzahl) in Deutschland.
8
Das Reiseland Hessen bietet eine große
Angebotspalette. Ob im Rahmen eines
Tagesausflugs, ob urlaubsmotiviert für
eine Kulturreise, einen Aktiv- oder Wellnessurlaub oder geschäftlich motiviert
für den Besuch einer Tagung, eines
Kongresses oder von Geschäftspartnern
– Hessen hat viel zu bieten .
1.3 Entwicklung der wichtigsten
touristischen Kenngrößen
1.3.1 Gästeankünfte und Übernachtungen
Seit 1980 hat die Zahl der Gästeankünfte
trotz geringfügiger Schwankung kontinuierlich zugenommen, und zwar insgesamt um
rund 66 %. Dagegen wiesen die Übernachtungszahlen in diesem Zeitraum erhebliche
Schwankungen auf und lagen 2006 mit
knapp über 25 Mio. rund 9 % unter dem
Wert des Jahres 1980.
Dass mit der zunehmenden Zahl von Übernachtungsgästen nicht auch die Zahl der
Übernachtungen gestiegen ist, liegt darin
begründet, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Übernachtungsgäste seit
1980 kontinuierlich zurückgegangen ist,
und zwar von 4,3 Tagen im Jahr 1980 auf
nur noch 2,4 Tage im Jahr 2006. Der bundesweit zu beobachtende Trend zu immer
kürzeren Reisen gilt also auch in Hessen.
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Abb. 1: Ankünfte und Übernachtungen von 1980 bis 2006 in Hessen
30.000.000
25.000.000
Übernachtungen
20.000.000
15.000.000
Ankünfte
10.000.000
19
80
19
81
19
82
19
83
19
84
19
85
19
86
19
87
19
88
19
89
19
90
19
91
19
92
19
93
19
94
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
20
00
20
01
20
02
20
03
20
04
20
05
20
06
5.000.000
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze
Abb. 2: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Übernachtungsgästen
von 1980 bis 2006 in Hessen in Tagen
4,5
4,0
3,5
Aufenthaltsdauer
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
19
80
19
81
19
82
19
83
19
84
19
85
19
86
19
87
19
88
19
89
19
90
19
91
19
92
19
93
19
94
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
20
00
20
01
20
02
20
03
20
04
20
05
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0,0
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Tab. 1: Übernachtungen nach Bundesländern 1997 bis 2006
1997
Anzahl (in Mio.)
2006
Anzahl (in Mio.)
Veränderung (in %)
2006/1997
287,2
329,7
14,8
Bayern
66,8
70,7
5,8
Baden-Württemberg
35,0
38,3
9,4
Nordrhein-Westfalen
34,3
38,3
11,7
Niedersachsen
32,0
31,9
-0,3
Hessen
22,8
25,0
9,6
Schleswig-Holstein
20,8
20,4
-1,9
Rheinland-Pfalz
16,4
18,1
10,1
Sachsen
12,6
15,9
26,6
Mecklenburg-Vorpommern
11,6
21,4
85,0
Berlin
8,0
15,8
98,1
Brandenburg
7,3
8,8
20,8
Thüringen
7,3
8,3
13,3
Sachsen-Anhalt
5,1
6,2
22,0
Hamburg
4,3
7,2
65,1
Saarland
1,9
2,1
7,9
Bremen
1,1
1,5
34,3
Land
Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze
Im Bundesländervergleich der Übernachtungszahlen liegt Hessen an fünfter Stelle.
Zwar hatte Hessen mit plus 9,6 % im Vergleich zum Bundesdurchschnitt insgesamt
nur unterdurchschnittliche Zuwächse bei
den Übernachtungszahlen zu verzeichnen,
hat sich aber im Vergleich zu den west-
10
deutschen Flächenbundesländern überdurchschnittlich entwickelt.
In der nachfolgenden Abbildung sieht man,
dass Hessen ebenso wie die anderen westdeutschen Flächenländer in der Zeit seit
1997 zwar bei weitem nicht die Zuwachsraten von Mecklenburg-Vorpommern,
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Berlin und Hamburg erreichen konnte,
dass es sich aber im Vergleich zu den Reiseländern Bayern, Schleswig-Holstein und
Niedersachsen gut behaupten konnte.
Übernachtungstourismus in Hessen
seit 1997:
Im Diagramm ist die relative Veränderung
der Übernachtungsentwicklung in den letzten zehn Jahren auf der Horizontalen abgetragen, während auf der Vertikalen die
Veränderung der Marktanteile je Bundesland in Prozentpunkten dargestellt ist.
Die Größe der Kugeln stellt die Anzahl der
Übernachtungen im Bundesland dar. Die
Bundesländer im rechten oberen Quadranten sind folglich durch steigende Übernachtungszahlen und Marktanteilsgewinne
gekennzeichnet.
• Deutlich mehr Übernachtungsgäste
• Kürzere Aufenthaltsdauer
• Nur leicht steigende
Übernachtungszahlen
• Marktposition in Deutschland
von 7,4 % an allen gewerblichen
Übernachtungen in Deutschland
weitestgehend gehalten
Marktanteilsverlust/ -gewinn in Prozentpunkten 1997-2006
Abb. 3: Marktanteilsverlust und -gewinn in Prozentpunkten sowie
Übernachtungsentwicklung der Bundesländer 1997 bis 2006
2,5
MecklenburgVorpommern
Saarland
Rheinland-Pfalz
Thüringen
2,0
1,5
Berlin
Hessen
Sachsen
1,0
Hamburg
0,5
Bremen
0,0
-100,0
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
90,0
100,0
Sachsen-Anhalt
Brandenburg
Nordrhein-Westfalen
Baden-Württemberg
Schleswig-Holstein
Niedersachsen
Bayern
-2,5
Übernachtungsentwicklung 1997-2006
Quelle: Statistisches Bundesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze
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1. TOURISMUS IN HESSEN
1.3.2 Intensität des Übernachtungstourismus
Die unterschiedliche Bedeutung des Übernachtungstourismus für die
einzelnen Bundesländer und für die verschiedenen Reisegebiete lässt
sich am besten beurteilen, wenn man die Übernachtungszahlen zur Einwohnerzahl ins Verhältnis setzt. Die so gemessene Intensität des Übernachtungstourismus wird meist in Übernachtungen je 1.000 Einwohner
angegeben. Im Jahr 2006 betrug die Intensität des Übernachtungstourismus in Hessen 4.107 Übernachtungen je 1.000 Einwohner. Dieser Wert
liegt nahe am Bundesdurchschnitt von 3.999 Übernachtungen je 1.000
Einwohner. Hessen liegt damit an sechster Stelle unter den Bundesländern. Zu berücksichtigen ist dabei, dass Hessen weder über eine Meeresküste, noch über Hochgebirge oder eine größere Zahl von Seen verfügt
und dass es eine hohe Einwohnerdichte hat.
Abb. 4: Intensität des Übernachtungstourismus 2006
12.548
Mecklenburg-Vorpommern
7.191
Schleswig-Holstein
5.669
Bayern
4.662
Berlin
4.450
Rheinland-Pfalz
Hessen
4.107
Hamburg
4.082
3.985
Niedersachsen
3.720
Sachsen
Baden-Württemberg
3.564
Thüringen
3.556
3.452
Brandenburg
2.500
Sachsen-Anhalt
Bremen
2.193
Nordrhein-Westfalen
2.120
Saarland
2.002
0
2.000
4.000
6.000
8.000
Quelle: Statistisches Bundesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten
12
10.000
12.000
14.000
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Die Intensität des Übernachtungstourismus unterscheidet sich allerdings
in den Regionen3 innerhalb des Landes Hessen erheblich. Der Landkreis
Waldeck-Frankenberg weist mit fast 18.000 Übernachtungen je 1.000
Einwohner die höchste Intensität auf.
Abb. 5: Übernachtungsintensität in den Reisegebieten 2006
2.881
Kassel-Land
5.510
WerraMeißner-Land
17.909
Waldecker-Land
3.164
Kurhessisches
Bergland
7.346
1.945
Waldhessen
Marburg-Biedenkopf
1.363
Lahn-Dill
5.606
2.920
Vogelsberg und Wetterau
2.597
WesterwaldLahn-Taunus
5.244
4.385
Main und Taunus
Rheingau-Taunus
Rhön
3.053
Spessart-KinzigtalVogelsberg
Tourismusintensität 2006
(Übernachtungen je 1000 Einwohner)
1000 bis 3000
2.823
OdenwaldBergstraße-Neckar
3000 bis 5000
5000 bis 7000
7000 bis 9000
über 9000
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt,
Reisegebiete gemäß amtlicher Statistik
3
In der amtlichen Statistik wird bislang noch eine Abgrenzung der Reisegebiete in Hessen entsprechend den
früheren Organisationsstrukturen der regionalen Tourismusverbände verwendet. Eine Umstellung auf die
heute bestehenden oder angestrebten Destinationen ist noch nicht erfolgt.
13
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Auch wenn man die absolute Zahl von rund
3 Mio. Übernachtungen im Jahr betrachtet,
ist zu erkennen, dass im Landkreis WaldeckFrankenberg der Tourismus eine außergewöhnlich hohe Bedeutung hat: Dieser
absolute Wert wird nur vom Reisegebiet
Main und Taunus mit Frankfurt mit rund
8,2 Mio. Übernachtungen übertroffen.
Während im Waldecker Land der Urlaubstourismus wichtig ist – die Gäste bleiben
im Durchschnitt 4,4 Tage – ist in der RheinMain-Region vor allem der Geschäftsreiseund Städtetourismus bedeutsam, hier halten sich die Gäste durchschnittlich 1,8 Tage
auf.
Im Regierungsbezirk Kassel verweilten die
Gäste 2004 im Durchschnitt 3,2 Tage und
damit deutlich länger als im Landesdurchschnitt von 2,4 Tagen. Die höhere Aufenthaltsdauer der Gäste in Nordhessen deutet
darauf hin, dass Erholungstourismus hier
von größerer Bedeutung ist.
Die Gästebefragung, die 2002/2003 im
Auftrag des Hessen Touristik Service durchgeführt wurde, weist zudem auf die hohe
Bedeutung von Kuren und Rehabilitation
für den Tourismus in Nordhessen hin, da
ein relativ großer Teil der Befragten angab,
dass der Aufenthalt gesundheitlich motiviert sei.4
In Südhessen (Regierungsbezirk Darmstadt)
ist die kurze Aufenthaltsdauer dagegen ein
Indiz für überwiegende Geschäftsreisemotive. Dies bestätigte auch die Gästebefragung von 2002/2003, die für die Destinationen Frankfurt und Wiesbaden einen
Anteil von rund 48 % geschäftlich begründeter Aufenthalte ermittelt hat. In der Stadt
Frankfurt sind schätzungsweise 70% der
Gäste Geschäftsreisende.
Im Jahr 2006 beträgt die Intensität des Übernachtungstourismus in
Hessen 4.107 Übernachtungen je 1.000 Einwohner. Der Wert liegt nahe
am Bundesdurchschnitt von 3.999 Übernachtungen je 1.000 Einwohner.
Die Intensität des Übernachtungstourismus unterscheidet sich jedoch
erheblich in den einzelnen Regionen.
14
4
Es handelt sich um eine Befragung von Übernachtungsgästen in den hessischen Fremdenverkehrgebieten.
Schwerpunkte sind der Urlaubstourismus und die Urlaubszufriedenheit. Aufgrund des entsprechenden Untersuchungsdesigns (mündliche Befragung, Befragungen an touristischen Sehenswürdigkeiten) ist davon
auszugehen, dass der Anteil der geschäftlich motivierten Reisen hier unterschätzt ist.
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1.3.3 Übernachtungsentwicklung
in den Reisegebieten
Die Entwicklung in den einzelnen Reisegebieten gemäß Abgrenzung der amtlichen
Statistik ist allerdings unterschiedlich
verlaufen. Während in den Reisegebieten
Werra-Meißner-Land, Spessart-KinzigtalVogelsberg und Kurhessisches Bergland
ein deutlicher Rückgang der Übernachtungszahlen festzustellen ist, sind die Werte
in acht Reisegebieten angestiegen, im
Reisegebiet Lahn Dill – auf allerdings niedrigem Niveau – deutlich um 14 % und im
Reisegebiet Main und Taunus einschließlich
Frankfurt – auf höchstem Niveau – sogar
um rund 34 %.
In nachfolgender Abbildung ist ebenfalls
die relative Veränderung der Übernach-
Seite 15
tungsentwicklung in den letzten zehn Jahren auf der Horizontalen abgetragen, während auf der Vertikalen die Veränderung
der Marktanteile in Hessen je Reisegebiet
in Prozentpunkten dargestellt ist. Die Größe
der Kugeln stellt die Anzahl der Übernachtungen in einem Reisegebiet im Jahr 2006
dar.
Alle Reisegebiete im rechten oberen Quadranten sind folglich durch steigende
Übernachtungszahlen und Marktanteilsgewinne gekennzeichnet. Entsprechend kann
das Reisegebiet Main und Taunus mit
Frankfurt in diesem Sinne als eindeutige
touristische Wachstumsregion bezeichnet
werden. Größere Marktanteilsverluste
musste das Reisegebiet Spessart-KinzigtalVogelsberg hinnehmen.
Abb. 6: Marktanteilsverlust und -gewinn in Prozentpunkten sowie
Übernachtungsentwicklung der Reisegebiete 1997 bis 2006
Marktanteilsverlust/-gewinn in Prozentpunkten 1997-2006
8,0
7,0
Main und Taunus
(mit Frankfurt)
6,0
5,0
4,0
Kurhessisches
Bergland
WerraMeißnerLand
-20,0
3,0
2,0
SpessartKinzigtalVogelsberg
Kassel-Land
Rheingau-Taunus
Rhön
Lahn-Dill
Waldhessen
WesterwaldLahn-Taunus
-15,0
MarburgBiedenkopf
-10,0
-5,0
1,0
0
0,0
-1,0
Vogelsberg
-2,0
und Wetterau
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
35,0
Odenwald-Bergstraße-Neckartal
Waldecker Land
-3,0
Übernachtungsentwicklung 1997-2006
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze.
Reisegebiete gemäß amtlicher Statistik
15
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Die beschriebene Entwicklung spiegelt sich auch in den gegenwärtigen
Marktanteilen wider. Rund jede dritte Übernachtung in Hessen entfällt auf
das Reisegebiet Main und Taunus (mit dem Zentrum Frankfurt).
Tab. 2: Übernachtungen nach Reisegebieten 2006
Reisegebiete nach amtlicher Statistik
Anteil an Übernachtungen in
Hessen 2006 in %
Übernachtungen
2006
Main und Taunus
(Stadt Frankfurt, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis,
Stadt Offenbach, Landkreis Offenbach)
32,6
8.151.008
Waldecker Land
(Landkreis Waldeck-Frankenberg)
12,0
3.004.628
Odenwald-Bergstraße-Neckartal
(Stadt Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg,
Odenwaldkreis, Landkreis Bergstraße,
Landkreis Groß-Gerau)
11,8
2.957.816
Rheingau-Taunus
(Stadt Wiesbaden, Rheingau-Taunus-Kreis)
8,1
2.015.079
Vogelsberg und Wetterau (Vogelsbergkreis,
Wetteraukreis und östlicher Teil Landkreis Gießen)
6,1
1.522.407
Kassel-Land (Stadt Kassel, Landkreis Kassel)
5,0
1.258.250
Spessart-Kinzigtal-Vogelsberg (Main-Kinzig-Kreis)
5,0
1.250.389
Rhön (Landkreis Fulda mit Stadt Fulda)
4,9
1.230.836
Waldhessen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg)
3,7
930.628
Kurhessisches Bergland (Schwalm-Eder-Kreis)
2,4
598.816
Werra-Meißner-Land (Werra-Meißner-Kreis)
2,4
599.932
Lahn-Dill (Lahn-Dill-Kreis mit Stadt Wetzlar und
westlicher Kreis Gießen mit Stadt Gießen)
2,2
556.315
Marburg-Biedenkopf (Landkreis Marburg-Biedenkopf)
2,0
491.431
Westerwald-Lahn-Taunus (Landkreis Limburg-Weilburg)
1,8
455.072
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze.
Reisegebiete gemäß amtlicher Statistik
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Touristische Quellmärkte
Campingtourismus
Nach wie vor machen die inländischen
Gäste in Deutschland und auch in Hessen
den weit überwiegenden Anteil aller Ankünfte und Übernachtungen aus. Dennoch
nehmen die ausländischen Quellmärkte
in Zeiten eines im Wesentlichen stagnierenden Inlandsmarktes immer mehr an Bedeutung zu. So verzeichneten die Übernachtungen ausländischer Gäste in Deutschland
im Zeitraum von 1997 bis 2006 ein Plus von
45,6%, während die Zahl der Übernachtungen der Inländer lediglich um 9,7% zunahm.
Damit stieg der Anteil der ausländischen
Gäste am gesamten Übernachtungsaufkommen in Deutschland um 3,3 Prozentpunkte von 11,8 % auf 15,1 %. In Hessen
wird sogar etwas mehr als jede fünfte Übernachtung (21,2 %) von einem Gast aus dem
Ausland getätigt (5,3 Mio. Übernachtungen). Davon entfallen über 60 % auf das
Reisegebiet Main und Taunus (mit der
Stadt Frankfurt).
Neben den Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben weist
Hessen auch ein bedeutendes Angebot im
Campingbereich auf. In der amtlichen Statistik werden 206 Campingplätze mit rund
13.300 Touristikstellplätzen (Urlaubscamping) erfasst, auf denen 2006 rund 946.000
Übernachtungen gezählt wurden (4,4 %
aller Übernachtungen auf Touristikstellplätzen in Deutschland). Hinzu gezählt
werden müssen die Dauerstellplätze, die
jedoch nicht von der amtlichen Statistik
erfasst werden, deren Bestand jedoch in
der Grundlagenstudie „Campingtourismus
in Deutschland“5 bundesweit erhoben wurden. Demnach existieren in Hessen rund
27.500 Dauerstellplätze mit jährlich rund
5,35 Mio. Übernachtungen. Dies sind rund
7,3 % aller Dauerstellplatzübernachtungen
in Deutschland. Es wird deutlich, dass der
Marktanteil Hessens im Campingtourismus
im Vergleich zum Übernachtungstourismus
in gewerblichen Betrieben (7,6 %) etwas
unterdurchschnittlich ist. Auf örtlicher oder
auch regionaler Ebene stellt der Campingtourismus jedoch durchaus eine wichtige
touristische Angebotskomponente dar, die
es auch weiterhin zu erhalten gilt.
Die regionalen Schwerpunkte des Campingtourismus in Hessen liegen in Nordhessen.
So entfallen allein über 50 % der Touristikstellplätze auf den Regierungsbezirk Kassel.
Die bedeutendsten Herkunftsländer sind:
• Deutschland 19.700.000 Übernachtungen
• USA
752.000 Übernachtungen
• Niederlande
529.000 Übernachtungen
• Vereinigtes
Königreich
508.000 Übernachtungen
• Japan
246.000 Übernachtungen
• Italien
225.000 Übernachtungen
• Schweiz
200.000 Übernachtungen
Innerhalb Deutschlands sind die angrenzenden Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen,
Baden-Württemberg und Bayern sowie
Hessen selbst die wichtigsten Quellgebiete
in Deutschland für den Übernachtungstourismus in Hessen.
5
Innerhalb Hessens ist das Reisegebiet
Main und Taunus mit Frankfurt die
stärkste touristische Wachstumsregion.
Inländer sind für Hessen wichtigster
Quellmarkt. Jedoch nehmen die ausländischen Quellmärkte an Bedeutung zu.
Campingtourismus ist eine wichtige
touristische Angebotskomponente.
DTV (Hrsg.) (2004): „Campingtourismus in Deutschland“. Bonn. Durchgeführt durch das Deutsche
Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München (dwif)
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1. TOURISMUS IN HESSEN
1.3.4 Beherbergungsangebot und Auslastung
In Hessen hat sich die Bettenanzahl in den letzten zehn Jahren sehr unterschiedlich entwickelt. In der Summe waren im Jahr 2006 mit rund 195.000
Betten in gewerblichen Betrieben etwa 1.200 Betten (entspricht 0,6 %)
mehr auf dem Markt als noch vor zehn Jahren. Die Bettenauslastung lag
im Jahr 2006 bei 35,1 % und damit geringfügig über dem Bundesdurchschnitt (34,6 %).
Rund 60 % aller Betten befinden sich in Hotels und Hotels garnis. Mit
durchschnittlich rund 58 Betten pro Betrieb weist Hessen eine überdurchschnittliche Betriebsgröße auf, die jedoch stark durch die Betriebsgrößenstruktur im Reisegebiet Main und Taunus mit Frankfurt geprägt ist
(101 Betten pro Betrieb). Ohne dieses Reisegebiet liegt Hessen im
Bundesdurchschnitt (49 Betten pro Betrieb).
Abb. 7: Entwicklung der Anzahl der Betten und Auslastung der Betten
1997 bis 2006
Anzahl der Betten
Auslastung
aller Betten
in %
36
205.000
34
Bettenauslastung
200.000
32
30
195.000
Anzahl der Betten
28
190.000
26
24
185.000
22
06
20
05
20
04
20
03
20
02
20
01
20
00
20
99
19
98
20
19
19
97
180.000
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten
18
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Bei der Bettenauslastung ist zu berücksichtigen, dass heute in modernen Hotels die
klassische Unterscheidung in Einzel- und
Doppelzimmer meist nicht mehr vorgenommen wird, sondern oft alle Zimmer
so ausgestattet sind, dass sie sowohl als
Einzel- als auch als Doppelzimmer vermietet werden können. Insofern wird mit dem
Indikator der Bettenauslastung die betriebswirtschaftlich interessantere, statistisch aber nicht erfasste Kenngröße der
Zimmerauslastung tendenziell unterschätzt.
Tab. 3: Betriebe, Betten und Bettenauslastung nach Betriebsarten 2006
Anzahl
Betriebe
Hotels
Anzahl
Betten
Anteil an
Gesamtbetten in %
Durchschnitt- Durchschnittliche Beliche Auslastung
triebsgröße
aller Betten in %
1.062
90.519
46,3
85,2
35,3
Hotels garnis
586
26.434
13,6
45,1
35,5
Gasthöfe
674
14.085
7,2
20,9
19,3
Pensionen
363
8.177
4,2
22,5
22,2
Jugendherbergen
und Hütten
128
10.710
5,5
83,7
30,7
Erholungs-, Ferienund Schulungsheime, etc.
192
13.616
7,0
70,9
30,4
Ferienzentren,
Ferienwohnungen
276
13.214
6,8
47,9
23,5
97
18.252
9,4
188,2
66,5
3.378
195.007
100,0
57,7
35,1
Vorsorge- und
Rehakliniken
Insgesamt
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten
19
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Im Zeitraum von 1997 bis 2006 ist die
Anzahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben (inkl. Touristikcamping) in
Hessen um 9,0 % und deutschlandweit um
13,9 % angestiegen. Überdurchschnittliches
Wachstum gab es vor allem bei Hotels
garnis sowie beim Betriebstyp „Erholungs-,
Schulungs- und Ferienheime“. Alle anderen
Betriebstypen in Hessen verzeichneten entweder ein unterdurchschnittliches Wachstum oder überdurchschnittliche Rückgänge.
Im Jahr 2006 entfiel etwas mehr als jede
siebente Übernachtung in gewerblichen
Betrieben in Deutschland auf Hessen. Die
Differenzierung nach Betriebstypen weist
für Hessen eine leicht überdurchschnittliche Bedeutung zum einen der Betriebstypen Hotel / Hotel garni und noch stärker
der Vorsorge- und Reha-Kliniken auf. Hingegen ist der Betriebstyp „Ferienzentren
und Ferienwohnungen“ in Hessen unterdurchschnittlich vertreten. Die Bedeutung
der anderen Quartierformen entspricht in
etwa dem bundesweiten Durchschnitt.
Um Aussagen über die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebsstrukturen in Hessen
treffen zu können, muss auch die Entwicklung der Übernachtungen je Betriebstyp
über einen längeren Zeitraum berücksichtigt werden.
20
Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die
Hotels garnis und die Gruppe der Erholungs-, Schulungs- und Ferienheime ihren
Marktanteil in Deutschland ausbauen konnten, während die anderen Betriebstypen
mehr oder weniger starke Anteilsverluste
hinzunehmen hatten. In der Summe konnten die Betriebe in Hessen weitestgehend
ihren Marktanteil behaupten: Im Jahr 1997
hatten sie einen Marktanteil von 7,7% an
allen gewerblichen Übernachtungen in
Deutschland, im Jahr 2006 immer noch
7,4 %.
Im Jahr 2006 waren mit rund 195.000
Betten in gewerblichen Betrieben in
Hessen etwa 1.200 Betten mehr auf
dem Markt als noch vor 10 Jahren.
Die Bettenauslastung lag im Jahr 2006
bei 35,1 % und damit etwas über dem
Bundesdurchschnitt. Hotels und Hotels
garnis dominieren das Beherbergungsangebot.
Vorsorge- und Rehakliniken sind in
Hessen überdurchschnittlich vertreten.
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Abb. 8: Übernachtungen in Deutschland und Hessen nach Betriebstypen – Anteile in %
Deutschland
3,6%
Hessen
6,1%
17,1%
12,2%
38,8%
44,8%
4,3%
10,9%
6,1%
7,1 %
4,4%
3,6%
4,6%
2,6%
3,8%
11,7%
13,1%
5,2%
Hotels
Pensionen
Hotels gamis
Jugendherbergen und Hütten
Gasthöfe
Erholungs-, Ferien-, Schulungsheime und Boardinghouses
Ferienzentren, -häuser,
-wohnungen
Vorsorge- und Rehakliniken
Camping
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten
Veränderung in %
Abb. 9: Übernachtungsentwicklung je Betriebstyp in Hessen und Deutschland
1997 bis 2006
100
86,0
Hessen
Deutschland
80
60
Erholungs-, Ferien-,
Schulungsheime
und Boardinghouses
40
29,0
20
26,2
13,2
10,3
Gasthöfe Pensionen
4,2
Vorsorgeund Rehakliniken
11,2
8,8
7,4
1,9
0
Hotels
Hotels
garnis
-6,7
-20
-18,2
Jugendherbergen
und Hütten
-1,6
-1,2
-5,3
Ferienzentren,
Ferienhäuser,
-wohnungen
-4,5
Camping
-28,2
-40
-38,5
-60
21
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten
inkl. Touristikcamping
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1. TOURISMUS IN HESSEN
1.3.5 Qualität des Beherbergungsangebots
Für eine Einschätzung des Qualitätsniveaus der Hotelbetriebe in Hessen
kann man als Indikator den Anteil der Betriebe heranziehen, der die Möglichkeiten der Klassifizierung als Instrument der Qualitätsentwicklung und
-kontrolle nutzt. Nur gut drei von zehn Hotel- und Hotel-garni-Betrieben
beteiligen sich in Hessen an der DEHOGA-Klassifizierung. Der Anteil von
31,4% liegt unter dem Bundesdurchschnitt von 37,2% und fällt im Vergleich
zu einigen anderen Flächenländern deutlich ab (z.B. gegenüber Thüringen
mit 50,7%). Auch der Anteil der 4- und 5-Sterne-Hotels an allen klassifizierten Beherbergungsbetrieben Hessens liegt unter dem Bundesdurchschnitt. Insbesondere außerhalb der Region Frankfurt Rhein-Main ist das
Angebot an 4- und 5-Sterne-Betrieben noch ausbaufähig.
Tab. 4: Nach DEHOGA klassifizierte Betriebe
Bundesland
Anteil der 4- und 5-SterneHotels an allen klassifizierten
in %
Bremen
71,3
28,1
Berlin
50,9
42,5
Thüringen
50,7
30,4
Hamburg
47,3
35,2
Sachsen
44,3
31,5
Baden-Württemberg
42,7
22,9
Bayern
39,1
24,9
Niedersachsen
39,4
25,3
Sachsen-Anhalt
39,1
34,0
Rheinland-Pfalz
34,0
20,7
Mecklenburg-Vorpommern
32,9
49,6
Schleswig-Holstein
31,9
26,2
Hessen
31,4
26,8
Nordrhein-Westfalen
29,6
30,7
Brandenburg
29,4
33,3
Saarland
28,6
30,4
Deutschland
37,2
27,6
Quelle: DEHOGA, Stand 1.1.2007
22
Anteil klassifizierter Betriebe
an allen Hotels/Hotels
garnis in %
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Tab. 5: Nach DTV klassifizierte Privatquartiere und Ferienwohnungen
Bundesland
Anteil der klassifizierten Betten an allen Betten in
Privatquartieren und Ferienwohnungen in %
– Schätzung –
Rheinland-Pfalz
45,3
Saarland
41,6
Mecklenburg-Vorpommern
38,6
Baden-Württemberg
26,8
Berlin
25,2
Bayern
23,8
Schleswig-Holstein
23,4
Bremen
21,6
Niedersachsen
18,6
Sachsen
15,5
Nordrhein-Westfalen
14,9
Brandenburg
12,9
Thüringen
12,8
Hessen
12,0
Sachsen-Anhalt
11,6
Hamburg
0,0
Deutschland
23,0
Quelle: Deutscher Tourismusverband e.V. Stand: 20.2.2007, www.deutschertourismusverband.de, Schätzung der Anteile: dwif
Da das Bettenangebot in Privatquartieren in
der amtlichen Statistik nicht erfasst wird, ist
eine Quantifizierung sehr schwierig. Nach
Schätzung des dwif6 aus dem Jahr 2001
entfallen in Hessen neben den Übernachtungen in gewerblichen Betrieben zusätzlich rund 4 Mio. Übernachtungen auf Privatquartiere und Ferienwohnungen in
Betrieben mit unter neun Betten.
6
Auch in diesem Segment spielen Qualitätsaspekte und eine zunehmende Orientierung des Gastes an Klassifizierungskriterien
bei der Quartierswahl eine immer wichtigere Rolle. Deutschlandweit führend in
diesem Segment ist die DTV-Klassifizierung
für Privatquartiere und Ferienwohnungen,
so dass man diese als Indikator für das
Qualitätsniveau heranziehen kann.
Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München (dwif)
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Zwar ist das Angebot in diesem Segment
der kleineren, von der amtlichen Statistik
nicht erfassten Betrieben z. B. in den Küstenbundesländern oder in Bayern erheblich größer, so dass ein Vergleich schwierig
ist. Dennoch gilt auch hier: Angesichts der
wachsenden Bedeutung von Qualität
kann die Tatsache nicht befriedigen, dass
deutschlandweit nur 2,4 % aller klassifizier-
ten Objekte in Hessen liegen, was nach
einer Schätzung bedeutet, dass erst rund
12 % aller Privatquartiere und Ferienwohnungen in Hessen klassifiziert sind. Hinzu
kommt: Ähnlich wie bei der DEHOGAKlassifizierung sind auch in der DTVKlassifizierung die höher klassifizierten
Objekte (3 bis 5 Sterne) in Hessen unterrepräsentiert.
Tab. 6: Nach DTV klassifizierte Privatquartiere und Ferienwohnungen in Hessen
Hessen
1 Stern
Häuser/
Wohnungen
Zimmer
Insgesamt
In %
Anteil an allen klassifizierten Objekten in
dieser Kategorie in
Deutschland in %
6
8
14
1,2
5,7
2 Sterne
216
57
273
22,8
3,9
3 Sterne
579
44
623
52,0
2,2
4 Sterne
273
5
278
23,2
2,0
5 Sterne
9
0
9
0,8
1,0
1.083
114
1.197
100
2,4
Insgesamt
Quelle: Deutscher Tourismusverband e.V., Stand: 20.2.2007, www.deutschertourismusverband.de, Rundungsdifferenzen
Als Fazit lässt sich festhalten, dass Hessen
sowohl bei den klassifizierten Hotels als
auch bei den klassifizierten Privatquartieren
und Ferienwohnungen unterdurchschnittlich und zudem in der Spitze unterproportional vertreten ist. Dies bedeutet einen
klaren Appell an alle touristischen Akteure,
qualitätsverbessernde Maßnahmen auf
allen Ebenen zu unterstützen.
Qualitätsniveau des
Beherbergungsangebotes:
Gut drei von zehn Hotel- und Hotel
garni-Betrieben beteiligen sich in
Hessen an der DEHOGA-Klassifizierung.
Das Land schneidet mit einem Anteil
von 31,4 % im Vergleich zu den anderen
Flächenländern unterdurchschnittlich ab.
Nur rund 12 % aller Privatquartiere und
Ferienwohnungen in Hessen sind nach
den DTV-Kriterien klassifiziert.
Qualitätsverbesserungen sind auf allen
Ebenen erforderlich.
24
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1.3.6 Tagestourismus
Außer den rund 10 Mio. Übernachtungsgästen in Hessen besuchten im Jahr 2006
rund 281 Mio. Tagesgäste das Land7. Rund
vier Fünftel davon sind Ausflügler (79 %,
222 Mio. Personen), während rund ein
Fünftel aus geschäftlichen Gründen kommt
(21%, 59 Mio. Personen).
Das wichtigste Ziel für Tagesgäste ist Frankfurt und der Main-Taunus-Raum. Hier wurden 2006 rund 37 % aller hessischen Tagesgäste verzeichnet (105 Mio. Gäste). Kassel
und die nordhessischen Landkreise (außer
Fulda) hatten 15 % der Tagesreisen zum
Ziel.
Tab. 7: Zahl der Tagesreisen und Übernachtungen in den Reisegebieten in Hessen 2006
Bundesland/Reisegebiet
Hessen
Zahl der Gästeübernachtungen8
– in Mio. –
Zahl der
Tagesreisen9
– in Mio. –
Zahl der Tagesreisen
in Relation zur Zahl
der Übernachtungen
26,0
281
10,8
1,5
26
17,3
Waldecker Land, WerraMeißner-Land, Kurhessisches
Bergland und Waldhessen
5,4
17
3,1
Marburg-Biedenkopf, Lahn-Dill
und Westerwald-Lahn-Taunus
(mit Gießen und Wetzlar)
1,6
31
19,4
Vogelsberg und Wetterau
1,6
14
8,8
Spessart-Kinzigtal-Vogelsberg
(mit Hanau)
1,3
13
10,0
Rhön
(mit Fulda)
1,3
11
8,5
Main und Taunus (mit Frankfurt)
8,2
105
12,8
Rheingau-Taunus
(mit Wiesbaden)
2,1
18
8,6
Odenwald-BergstraßeNeckartal (mit Darmstadt)
3,0
46
15,3
darunter:
Kassel Land (mit Kassel)
Quelle: dwif 2007, Tagesreisen der Deutschen; Reisegebiete gemäß amtlicher Statistik
7
Tagesreisen werden nicht in der amtlichen Statistik erfasst. Zur Erfassung dieses Tourismussektors haben die
Wirtschaftsministerien des Bundes und der Länder eine Grundlagenuntersuchung (Repräsentative Haushaltsbefragung, n = 36.000) beim Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr e.V. an der
Universität München (dwif) in Auftrag gegeben.
8
Übernachtungen der Gäste in Beherbergungsbetrieben (einschl. Campingplätze) in: Statistisches Bundesamt,
Fachserie 6, Reihe 7.1, Tourismus, Ergebnisse der monatlichen Beherbergungsstatistik,
Dezember und Jahr 2006
9
Tagesausflüge und Tagesgeschäftsreisen zusammen
25
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1. TOURISMUS IN HESSEN
In Hessen standen im Jahr 2006 insgesamt
rund 26 Mio. statistisch erfasste Übernachtungen rund 281 Mio. Tagesreisen gegenüber. Das bedeutet: Zahlenmäßig war der
Tagestourismus fast elfmal bedeutender als
der Übernachtungstourismus. Diese Relation variiert zwischen den Landesteilen sehr
stark. Die Bandbreite reicht von fast 20 mal
soviel Tagesreisen im Vergleich zu Übernachtungen in den Reisegebieten des
Lahntals bis zu rund dreimal soviel Tagesreisen wie Übernachtungen in Teilen
Nordhessens.
Außer den rund 10 Mio. Übernachtungsgästen besuchten im Jahr 2006
rund 281 Mio. Tagesgäste das Land.
Der Tagestourismus ist somit für Hessen
ein sehr bedeutendes Nachfragesegment.
1.3.7 Heilbäder
Die Heilbäder sind ein wichtiges Standbein
des hessischen Tourismus. Mehr als ein
Viertel der statistisch erfassten Übernachtungen wird in den Heilbäder-Orten gezählt. Grundlage für die Verleihung des
Prädikats „Heilbad“ sind die vom Deutschen
Heilbäderverband e. V. und Deutschen
Tourismusverband e. V. herausgegebenen
„Begriffsbestimmungen – Qualitätsstandards für die Prädikatisierung von Kurorten,
Erholungsorten und Heilbrunnen, April
2005“. Dieses Instrument leistet einen
Beitrag zur Qualitätssicherung im touristischen Angebot.
Kuren und Rehabilitation sind ein bedeutender touristischer Faktor. In Vorsorgeund Reha-Kliniken fanden im Jahr 2006
rund 17 % der statistisch erfassten Übernachtungen statt, ein Wert, der über dem
deutschlandweiten Anteil von rund 12 %
liegt.
26
Der Anteil dieser Betriebe am Gesamtbettenangebot Hessens beträgt 9,4%. Fast
90 % dieser Einrichtungen liegen in den als
Heilbäder eingestuften Orten. Die Heilbäder sind insgesamt betrachtet infrastrukturell gut ausgestattet und verfügen über ein
positives Image.
Die Heilbäder-Orte orientieren sich inzwischen verstärkt auf Produkte, die von der
Nachfrage des Käufermarktes her definiert
werden und nicht mehr nur auf die eng
gefassten Leistungskataloge der Kostenträger. Der anhaltende Trend zum Gesundheitsurlaub bietet Chancen, selbstzahlende
Gesundheitstouristinnen und -touristen als
zunehmend wichtige Zielgruppe zu gewinnen. Die Gesundheitswirtschaft gilt als
Wachstumsbranche der Zukunft.
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Abb. 10: Übernachtungen in Hessen 2006 nach Gemeindetypen
Heilbäder
28%
Luftkurorte
5%
nichtprädikatisierte
Städte und Gemeinden
63%
Erholungsorte
4%
Quelle: Statistisches Landesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze
Viele Heilbäderkommunen und -einrichtungen sind dabei, sich stärker zu vernetzen
und sich als „Gesundheitsregionen“ zu
profilieren. Ansätze bestehen z. B. im Gesundheitsnetzwerk rund um Bad SoodenAllendorf, im Heilklima-Park Hochtaunus
und im regionalen Cluster Gesundheitswirtschaft des Regionalmanagements Nordhessen.
In den letzten zehn Jahren konnten die
hessischen Heilbäder trotz zwischenzeitlicher Schwankungen das Übernachtungsniveau annähernd halten. Die weniger hoch
prädikatisierten Gemeindetypen Erholungsund Luftkurorte mussten allerdings deutliche Verluste hinnehmen.
Rund 28 % aller Übernachtungen in
gewerblichen Betrieben entfallen auf
die als Heilbäder kategorisierten Orte.
Sie sind ein wichtiges Standbein des
hessischen Tourismus.
Die Heilbäder orientieren sich verstärkt
an der Nachfrage selbstzahlender Gesundheitstouristinnen und -touristen.
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Abb. 11: Übernachtungen in Hessen nach Gemeindegruppen
1997 bis 2006 (Index 1997=100)
Heilbäder
Luftkurorte
Erholungsorte
nicht-prädikatisierte Städte und Gemeinden
130
120
110
100
90
80
06
20
05
20
04
20
03
20
02
20
01
20
00
20
99
19
98
19
19
97
70
Quelle: Statistisches Landesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze
Zuwächse verzeichneten die nicht-prädikatisierten Städte und Gemeinden, die in den
letzten zehn Jahren ihr Übernachtungsvolumen um über 23 % steigern konnten.
Treiber dieser Entwicklung waren die größeren Städte in Hessen. Diese Entwicklung
deckt sich mit dem sehr starken Trend zu
Städtereisen in den letzten Jahren.
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Abb. 12: Veränderung der Anzahl der Übernachtungen und der Ankünfte 1997 bis 2006
in ausgewählten Städten im Vergleich zu den übrigen Orten in Hessen
45
40,8
40
Veränderungen in %
35
größere Städte
34,2
übrige Orte
30
25
20
15
11,9
10
5
-1,0
0
-5
Übernachtungen
Ankünfte
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, statistisch erfasste Betriebe mit neun und mehr Betten, ohne Campingplätze
1.3.8 Städte
Die Städte Frankfurt, Kassel, Wiesbaden,
Darmstadt, Offenbach, Rüsselsheim,
Bad Homburg, Hanau, Gießen, Wetzlar,
Marburg und Fulda haben sich in einem
touristischen Arbeitskreis zusammengeschlossen. Sie weisen jeweils über 50.000
Einwohner und über 100.000 Übernachtungen auf. Eine Unterscheidung der Übernachtungsentwicklung zwischen diesen
Städten und den übrigen Orten in Hessen
verdeutlicht die Bedeutung der Städte als
eindeutigem Wachstumsmotor im Tourismus der letzten Jahre.
1.4 Wirtschaftsfaktor Tourismus
1.4.1 Ökonomische Effekte des
Übernachtungstourismus
In der Grundlagenstudie „Ausgaben der
Übernachtungsgäste in Deutschland“ aus
dem Jahr 2002 ermittelte das Deutsche
Wirtschaftswissenschaftliche Institut für
Fremdenverkehr e. V. an der Universität
München (dwif) für Hessen auf der Basis
von Stichprobenbefragungen durchschnittliche Tagesausgaben pro Gast und Tag in
Höhe von 104,50 € (in Betrieben mit neun
und mehr Betten). Dieser Betrag teilt sich
wie folgt auf:
Wachstumsmotor der Übernachtungsentwicklung in den letzten Jahren waren
die größeren Städte in Hessen.
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Abb. 13: Struktur der Tagesausgaben von Übernachtungsgästen in Hessen
Sonstige
Dienstleistungen
17,3%
Einkäufe
7,0%
Freizeit/
Unterhaltung
5,2%
Lokaler Transport
2,8%
Verpflegung
im Gastgewerbe
30,7%
Unterkunft
37,0%
Quelle: dwif 2002
Die Ausgaben für die An- und Abreise sind darin nicht enthalten.
Für Deutschland insgesamt beträgt der Durchschnittswert 93,30 € pro
Gast und Tag (in Betrieben mit neun und mehr Betten).
Die ökonomischen Effekte des Übernachtungstourismus werden in der
dwif-Studie „Tagesreisen der Deutschen“ mit untersucht und zusammengefasst dargelegt. Demnach beläuft sich der Bruttoumsatz aus Tourismus
mit Übernachtungen in Hessen auf 2,749 Mrd. €. Einbezogen sind neben
den statistisch erfassten Übernachtungen in Betrieben mit neun und mehr
Betten (23,9 Mio.) auch die geschätzten Übernachtungen in Betrieben mit
weniger als neun Betten („Privatvermietung“) und auf Campingplätzen
(ohne Dauercamping, nur „Touristikcamping“), die nicht vollständig in der
amtlichen Statistik erfasst werden. Die Ausgaben pro Gast und Übernachtung wurden aus der Grundlagenstudie von 2002 übernommen, da keine
aktuelleren Daten vorliegen.
Die Einkommenseffekte werden mit Hilfe branchenspezifischer Wertschöpfungsquoten aus den Nettoumsätzen (Bruttoumsatz minus Mehrwertsteuer) abgeleitet. Aus Nettoumsätzen in Höhe von 2,480 Mrd. € in
Hessen resultieren insgesamt 1,118 Mrd. € Einkommen (Löhne, Gehälter
und Gewinne).
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Neben diesen Einkommen aus direkten
Umsätzen der 1. Umsatzstufe werden in
einer 2. Umsatzstufe Umsätze und Einkommen aus Vorleistungsverflechtungen erzielt.
Weitere Vorleistungsstufen werden aus Ver- 1.4.2 Ökonomische Effekte
des Tagestourismus
einfachungsgründen außer Acht gelassen.
Für Hessen wurden bei indirekten Umsätzen
in Höhe von 1,362 Mrd. € indirekte Einkommen in Höhe von 409 Mio. € errechnet.
Die Werte der 1. und 2. Umsatzstufe ergeben zusammen 1,527 Mrd. € direkte und
indirekte Einkommen aus dem Übernachtungstourismus. Dies entspricht 1,2 % des
in Hessen erwirtschafteten Volkseinkommens (Deutschland insgesamt ebenfalls
1,2%).
In der Grundlagenstudie des Deutschen
Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für
Fremdenverkehr e. V. an der Universität
München (dwif) aus dem Jahr 2005 wurden
auf der Basis einer repräsentativen Einwohnerbefragung die ökonomischen Effekte
des Tagestourismus für das Erhebungsjahr
2004 untersucht.
In Hessen betragen die durchschnittlichen
Ausgaben im Rahmen von Tagesreisen pro
Person 28,30 €. Der Wert liegt über dem
Bundesdurchschnitt von 27,50 €. Ausgabekategorien und deren Anteil in Hessen sind:
Abb. 14: Struktur der Ausgaben von Tagesgästen in Hessen
Pauschale/Sonstige
Dienstleistungen
1,20 €
Lebensmitteleinkäufe
Lokaler Transport
1,70 €
0,30 €
Unterhaltung/Sport/Spiel
2,00 €
Restaurant/Café usw.
10,00 €
Einkäufe
(ohne Lebensmittel)
13,10 €
Quelle: dwif 2005
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Die Fahrtkosten zum Tagesreiseziel sind in den angegebenen Ausgaben
nicht enthalten. Bei einem Volumen von rund 250 Mio. Tagesreisen im Jahr
2004 wurden Bruttoumsätze in Höhe von schätzungsweise 7,149 Mrd. €
erzielt. Die Einkommenseffekte werden auch hier über den Nettoumsatz
(Bruttoumsatz minus Mehrwertsteuer) und branchenspezifische Wertschöpfungsquoten abgeleitet. In dieser 1. Umsatzstufe werden aus
direkten Umsätzen Einkommen in Höhe von 2,044 Mrd. € erzielt, in
der 2. Umsatzstufe aus den indirekten Umsätzen weitere 1,283 Mrd. €
Einkommen.
Insgesamt betragen die Einkommen aus direkten und indirekten Umsätzen 3,327 Mrd. €. Pro Kopf der Bevölkerung werden in Hessen im
Untersuchungsjahr 546 € Einkommen aus dem Tagestourismus und ein
Anteil von 2,6 % am Volkseinkommen errechnet. Die bundesweiten Werte
betragen 491 € pro Kopf der Bevölkerung und ebenfalls 2,6 % Beitrag zum
Volkseinkommen.
In der Folgeuntersuchung des dwif für das Jahr 2006 wurden die Ausgaben der Tagesreisenden nicht erneut ermittelt. Für das Bundesgebiet
wurde jedoch eine Umsatzsteigerung im Tagestourismus gegenüber 2004
um 7,1% errechnet (Bruttoumsatz 2004: 87,5 Mrd. € und 2006: 93,7 Mrd. €).
Diese Werte können nicht direkt auf Hessen heruntergebrochen werden,
da hierfür eine erneute Ermittlung der Ausgaben für die jeweiligen Hauptanlässe erforderlich wäre. Da in Hessen die Zahl der Tagesreisen im Vergleich zum Bundesgebiet mit 12,5 % überdurchschnittlich gestiegen ist,
kann allerdings von einem positiven Trend bei den ökonomischen Effekten
ausgegangen werden.
1.4.3 Ökonomische Effekte des Tourismus insgesamt
Es wird deutlich, dass im Tagestourismus die meisten Aufenthaltstage
(89,4 %) gezählt und über 70 % der gesamten touristischen Bruttoumsätze
in Hessen erwirtschaftet werden. Nachfolgende Darstellung drückt die
Bedeutung der einzelnen Marktsegmente in relativen Anteilen am Gesamtmarkt aus.
Übernachtungs- und Tagestourismus erzielen in Hessen zusammen in der
1. Umsatzstufe schätzungsweise Einkommen in Höhe von 3,162 Mrd. €
und in der 2. Umsatzstufe in Höhe von 1,692 Mrd. €. Insgesamt resultieren
schätzungsweise 4,854 Mrd. €. Einkommen aus direkten und indirekten
Umsätzen. Der Anteil am Volkseinkommen beträgt damit 3,77 %. Dieser
Wert liegt nahe am Bundesdurchschnitt von 3,81 %. Berücksichtigt man
das relativ hohe Pro-Kopf-Einkommen in Hessen, kann der Beitrag des
Tourismus zum Volkseinkommen als beachtlich hoch bewertet werden.
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Abb. 15: Touristische Aufenthaltstage und Umsätze
Insgesamt 282 Mio.
Insgesamt 9.898 Mio. €
Touristikcamping
0,7%
1,4%
Gäste in
Privatquartieren
8,5%
0,5%
25,3%
2,0%
Gäste in
gewerblichen
Betrieben
89,4%
72,2%
Tagesreisen
Aufenthaltstage
Umsätze
Quelle: dwif 2002, 2005, 2007
Abb. 16: Einkommenseffekte des Tourismus in Hessen
250 Mio. Tagesreisen
24 Mio. Übernachtungen
7,1 Mrd. € Bruttoumsatz
2,7 Mrd. € Bruttoumsatz
3,3 Mrd. € Einkommen
1,5 Mrd. € Einkommen
4,8 Mrd. €
Einkommen insgesamt
200.000 Arbeitsplätze (Vollzeitäquivalente)
Quelle: dwif 2002, 2005
33
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Die Berechnung von Beschäftigtenzahlen im Tourismus oder der Vergleich von Umsatzzahlen im Tourismus mit anderen Branchen sind seit
jeher ein großes Problem: Im Tourismus arbeiten überproportional viele
Teilzeit-, Saison- und Nebenerwerbskräfte. Zudem können selbst für
vermeintlich klar touristisch abgrenzbare Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsunterabschnitte keine Beschäftigtenzahlen „gezählt“ werden,
da es auch dort (fast) keine vollständig dem Tourismus zuordenbaren
Beschäftigten gibt.
Nicht einmal im Gastgewerbe können alle Beschäftigten dem Tourismus
zugerechnet werden, da ein von Ort zu Ort und erst recht von Betrieb zu
Betrieb unterschiedlicher Anteil des Umsatzes und demzufolge auch der
Beschäftigten vom Einheimischenkonsum abhängt und damit nicht dem
Tourismus in der herkömmlichen Definition zuzurechnen ist. Das Gleiche
gilt für viele Branchen.
Man versucht deshalb den Beschäftigungseffekt des Tourismus auf andere Weise abzuschätzen. Geht man von den genannten Einkommenseffekten des Tourismus aus und legt das durchschnittliche Einkommen der
Vollbeschäftigten in den touristisch relevanten Bereichen zu Grunde, kann
man für Hessen einen Beschäftigungseffekt von etwa 200.000 Arbeitsplätzen (gerechnet in Vollzeitäquivalente) annehmen. Nicht berücksichtigt
sind die dritte und weitere Vorleistungsstufen, einkommensinduzierte
Multiplikatoreffekte und die Beschäftigungseffekte aus den Transportleistungen.
Wirtschaftsfaktor Tourismus:
• Aus der touristischen Nachfrage resultieren Bruttoumsätze in Höhe
von 9,9 Mrd. €.
• Im Tagestourismus werden die meisten Aufenthaltstage (89,4 %)
gezählt und über 70 % der gesamten touristischen Bruttoumsätze in
Hessen erwirtschaftet.
• Für die 1. und 2. Umsatzstufe zusammen ergeben sich für Hessen
Einkommenseffekte durch die Tourismuswirtschaft in einer
Größenordnung von insgesamt 4,8 Mrd. €.
• Als Beschäftigungseffekt werden 200.000 Arbeitsplätze (Vollzeitäquivalente) geschätzt.
34
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1.5 Organisationsstruktur
Seit Januar 2005 besteht analog zur Organisationsstruktur auf Bundesebene auch
in Hessen eine organisatorische Trennung
zwischen dem Marketing und der Interessenvertretung der Tourismusorganisationen. Das zentrale touristische Marketing
wird von der HA Hessen Agentur GmbH
wahrgenommen. Zur Erzielung von Synergieeffekten wurden dort Tourismus- und
Standortmarketing in einer Abteilung zusammengelegt. Die HA Hessen Agentur
GmbH ist eine Gesellschaft des Landes und
arbeitet überwiegend im Auftrag der Hessischen Landesregierung. Der Bereich „Tourismus- und Kongressmarketing“ vermarktet die Tourismusangebote der hessischen
Destinationen auf den nationalen und internationalen Märkten. Hierbei arbeitet die HA
Hessen Agentur GmbH eng mit den hessischen Destinationen zusammen und vermarktet diese vor allem über Themenmarketing unter Beachtung der unterschiedlichen Zielgruppen. In einem Tourismusbeirat werden die Marketingstrategien
und -maßnahmen zwischen HA Hessen
Agentur GmbH und Destinationen partnerschaftlich beraten und abgestimmt.
Speziell bei der Bearbeitung internationaler Märkte arbeitet die HA Hessen Agentur
GmbH eng mit der Deutschen Zentrale für
Tourismus e.V. (DZT) und den Marketingorganisationen der anderen Bundesländer
zusammen.
Die Interessenvertretung der Tourismuswirtschaft und der Tourismusregionen
wurde 2005 auf den neu gegründeten
Hessischen Tourismusverband e.V. (HTV)
übertragen. Zu den Aufgaben des HTV
gehören neben der Interessensvertretung
die Begleitung von touristischen Entwicklungs- und Organisationsprozessen auf
Landesebene, die Beratung und Betreu-
ung der Mitglieder und die Zusammenarbeit mit Partnerverbänden der Tourismuswirtschaft. Der HTV ist Mitglied im
Deutschen Tourismusverband (DTV).
Darüber hinaus nimmt der Hessische
Tourismusverband e. V. Aufgaben im Rahmen von Qualitätssicherung und -verbesserung wahr (Hotelklassifizierung, Klassifizierung von Ferienwohnungen, Ferienhäusern und Privatzimmern, Klassifizierung
von Touristinformationen, Kooperation
„Hessen à la carte“).
Weitere landesweit tätige Tourismusorganisationen sind der Hessische Heilbäderverband e. V., der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Hessen e. V., Bauernhofund Landurlaub in Hessen e. V., der Landesverband Hessen der Deutschen Gebirgsund Wandervereine e. V. und der Landesverband der Campingplatzunternehmer in
Hessen e. V.
Auf der regionalen Ebene haben sich die
touristischen Organisationsstrukturen seit
2001 mehr und mehr von der nicht mehr
zeitgemäßen Orientierung an Verwaltungsgrenzen hin zu Destinationen – den Zielgebieten aus Sicht der Gäste – entwickelt.
Grundlagen für diesen Prozess bilden die
2001/2002 mit den regionalen Tourismusorganisationen gemeinsam erarbeiteten
„Ansätze einer Neukonzeption des Tourismus in Hessen“ sowie darauf aufbauende
Marketing- und Kommunikationsanalysen
im Jahr 2005.
Auf der Ebene von Destinationen gebildete Organisationsstrukturen verstehen
sich als strategisch geführte Geschäftseinheiten, die eine deutlich höhere organisatorische und finanzielle Leistungsfähigkeit
haben als die bisherigen kleinteiligen an
Verwaltungsgrenzen orientierten Organisa35
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1. TOURISMUS IN HESSEN
• Auf Landesebene nimmt neben dem Hessischen Tourismusverband, der in erster Linie
die Interessenvertretung der Tourismuswirtschaft und der Tourismusregionen wahrnimmt, die Hessen Agentur eine zentrale Rolle ein. Sie vermarktet die Tourismusangebote der hessischen Destinationen auf den nationalen und internationalen Märkten.
• Auf der regionalen Ebene haben sich die touristischen Organisationsstrukturen in den
letzten Jahren von der Orientierung an Verwaltungsgrenzen hin zu touristischen Destinationen entwickelt.
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tionen. Gerade für das aktivierende Marketing, das für die Gewinnung von Neukunden entscheidend ist, bedarf es der Ebene
der Destinationen. Diese wichtige und zu
verstärkende Aufgabe ist kostenintensiv
und bedarf der Bündelung von Ressourcen.
Dies ist umso bedeutender, da seit einigen
Jahren gerade Gäste aus dem Ausland zum
Wachstum beitragen und im Inlandsmarkt
seit dem Beitritt der neuen Bundesländer
sehr starke Konkurrenz besteht.
Konstituiert haben sich – teilweise landesgrenzenüberschreitend – die elf Destinationen Nordhessen, Lahntal, Odenwald,
Bergstraße, Rheingau, Rhön, Spessart,
Taunus, Westerwald, Vogelsberg und Frankfurt Rhein Main. Die Organisationsentwicklung ist ein mittel- bis langfristiger Prozess,
der in den einzelnen Destinationen unterschiedlich weit fortgeschritten ist.
1.6 Tourismusförderung
2000 bis 2006
Neben der Tourismusförderung durch das
Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung unterstützen
auch andere Ressorts die Tourismusentwicklung. Das Hessische Ministerium für
Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert die Entwicklung des Landtourismus direkt durch ein eigenes Programm. Daneben kommen dem Tourismus
als typischer Querschnittsbranche zahlreiche Förderprojekte zu Gute, die nicht originär auf diesen Bereich ausgerichtet sind.
Als Beispiele seien genannt: der Ausbau
des Radwegenetzes und dessen Beschilderung, die Entwicklung der Museumslandschaft z. B. in Kassel, kulturelle Veranstaltungen, Stadterneuerungsmaßnahmen,
Dorferneuerung, Denkmalschutz und die
Seite 37
Einrichtung von großflächigen Schutzgebieten (Nationalpark, Naturparke, Biosphärenreservat).
Förderung des Wirtschaftsministeriums
Zur Förderung des Tourismus wurden
Mittel des Landes, des Bundes und der
Europäischen Union eingesetzt. So wurden
investive Projekte der öffentlichen Tourismusinfrastruktur in den jeweiligen Regionalfördergebieten in Nord- und Mittelhessen durch die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ und durch das
Ziel-2-Programm 2000 bis 2006 des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
unterstützt. Das Landesprogramm Tourismus finanziert insbesondere Marketingaktionen landesweit operierender Tourismusorganisationen wie z.B. der HA Hessen
Agentur GmbH oder des Hessischen Heilbäderverbandes sowie in kleinerem Umfang auch öffentliche touristische Infrastrukturen außerhalb der Regionalfördergebiete.
Von den Zuschüssen in Höhe von 71,5 Mio. €
wurden rund 60 Mio. € für Projekte der öffentlichen touristischen Infrastruktur eingesetzt. Damit wurden Investitionen in Höhe
von mindestens 145 Mio. € angestoßen.
Rund 30 % der Fördermittel sind dem Bereich „Kur und Gesundheit“ zu Gute gekommen. Für das Marketing wurden rund
10,8 Mio. € Fördermittel eingesetzt. Unterstützt wurden hauptsächlich Marketingprojekte der landesweit agierenden Tourismusorganisationen sowie deren institutionelle
Förderung.
Die Investitionsbank Hessen unterstützt im
Auftrag des Landes touristische Unternehmen durch zinsgünstige Darlehen und in
den Regionalfördergebieten unter bestimm-
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1. TOURISMUS IN HESSEN
Tab. 8: Tourismusförderung 2000 bis 2006
Finanzierungsquelle
Zuschussvolumen
2000 bis 2006 in Mio. Euro
Anteil am gesamtem
Zuschussvolumen in %
Europäischer Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE)
Ziel-2-Programm
2000 bis 2006
36,2
51
Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung
der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (50% Landesmittel
und 50% Bundesmittel)
21,9
31
Landesmittel
13,4
18
Gesamtsumme
71,5
100
Abb. 17: Fördermittel 2000 bis 2006 nach Themen
Gutachten und Studien
Camping
0,3 Mio. € (0,4%)
2,0 Mio. € (2,8%)
Sonstiges
0,5 Mio. € (0,6%)
Edutainment-Infrastruktur
2,9 Mio. € (4,0%)
Natur & aktiv
4,3 Mio. € (6,1%)
Kur, Gesundheit, Thermen
21,4 Mio. € (30,0 %)
Info- und Gästezentren
3,5 Mio. € (5,0%)
Wassertourismus/
Wassersport
3,6 Mio. € (5,1%)
Frei-, Hallen-, Spaßbad
8,9 Mio. € (12,5%)
Marketing
10,8 Mio. € (15,1%)
Quelle: HMWVL 2007
38
Veranstaltungs- und
Tagungsinfrastruktur
13,2 Mio. € (18,4%)
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ten Voraussetzungen auch durch Zuschüsse. Dabei gelten für die Betriebe der Tourismuswirtschaft die gleichen Voraussetzungen und Förderkriterien wie für die
gewerbliche Wirtschaft insgesamt.
Förderung des Landtourismus
Die Tourismusförderung des Wirtschaftsministeriums wird zusätzlich verstärkt durch
die Programme zur ländlichen Entwicklung,
die im Ressort des Hessischen Ministeriums
für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz umgesetzt werden. Diese Programme unterstützen ebenfalls Projekte
der touristischen Infrastruktur (kleinere
Maßnahmen bis zu 150.000 € Zuschuss),
des Marketings in den Destinationen und
von touristischen Unternehmen. Eingesetzt
werden Mittel des Landes, des Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für
die Landwirtschaft (Abteilung Garantie),
der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+
und der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur
und des Küstenschutzes.
Im Zeitraum 2003 bis 2006 wurden auf der
Grundlage des Programms zur Förderung
der ländlichen Entwicklung, Unterprogramm „Landtourismus“, das aus Mitteln
des Landes, des Bundes und der Europäischen Union (EAGFL, LEADER+) gespeist
wird, folgende Ergebnisse erreicht:
• Anzahl der Projekte:
238
• Gesamtinvestitionen: 20,1 Mio. €
• förderfähige Kosten:
• Zuschuss:
18,7 Mio. €
7,5 Mio. €
Zusätzlich wird die Organisation Bauernhof
und Landurlaub e.V. mit jährlich 95.000 €
unterstützt.
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• Zur Förderung des Tourismus werden
Mittel des Landes, des Bundes und
der Europäischen Union eingesetzt.
• Von den Zuschüssen in Höhe von
71,5 Mio. € in den letzten sechs Jahren wurden rund 60 Mio. € für Projekte
der öffentlichen touristischen Infrastruktur eingesetzt. Damit wurden
Investitionen in Höhe von mindestens
145 Mio. € angestoßen.
• Zusätzlich unterstützten die Programme zur ländlichen Entwicklung, die im
Ressort des Hessischen Ministeriums
für Umwelt, ländlichen Raum und
Verbraucherschutz umgesetzt werden,
den Landtourismus mit 7,5 Mio. €.
• Das hessische Finanzministerium unterstützt die Heilbäder mit 11,5 Mio. €
jährlich aus dem Kommunalen Finanzausgleich.
Förderung von Heilbädern und Kurorten
Das Hessische Ministerium der Finanzen
unterstützt die Heilbäder zusätzlich mit
11,5 Mio. € jährlich aus dem Kommunalen
Finanzausgleich zum Ausbau der Stadtbilder und Bädereinrichtungen (Grundlage für die Berechnung des Betrags sind
kurtaxpflichtige Betten).
Das Hessische Ministerium für Wirtschaft,
Verkehr und Landesentwicklung (HMWVL)
fördert den Ausbau der kommunalen touristischen Infrastruktur in den Heilbädern.
Im Zeitraum 2000 bis 2006 wurden rund
40 unterschiedliche Projekte mit einem
Zuschussvolumen von gut 30 Mio. € unterstützt, dies entspricht der Hälfte der oben
genannten Fördermittel des HMWVL für die
touristische Infrastruktur.
Weiterhin stellt das HMWVL aus Landesmitteln 160.000 € Zuschuss zum Marketing des
Hessischen Heilbäderverbandes zur Verfügung sowie jährliche Zuschüsse zur Erschließung neuer Märkte, z. B. Arabian Travel Mart.
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Seite 40
1. TOURISMUS IN HESSEN
1.7 Stärken, Schwächen,
Chancen und Risiken
Bilanziert man die eingangs aufgezeigten
touristischen Trends und die beschriebene
Ausgangssituation des hessischen Tourismus, lässt sich zusammenfassend sagen,
dass Hessen mit einigen zentralen Stärken
ausgestattet ist, um den Chancen und Risiken, die der Tourismusmarkt bietet, zu begegnen. Diese Stärken resultieren aus der
zentralen Lage des Landes in Europa und
Deutschland, der Attraktivität seiner Städte
und Landschaften sowie aus dem kulturellen Erbe und der kulturellen Vielfalt. Hinzu
kommen die guten Wertschöpfungsmöglichkeiten dieser Faktoren besonders im
Geschäfts- und Gesundheitstourismus.
Diese und andere in der nachfolgenden
Tabelle aufgeführten Stärken weiter zu
stärken und durch eine effizientere Ver-
marktung besser auszuschöpfen, ist von
vordringlichster Bedeutung. Die Profilierung Hessens und seiner Destinationen
muss auf diesen Stärken aufbauen. Durch
starke Kooperationen, ein optimiertes Marketing sowie eine bessere Vernetzung des
Angebots und des Wissens muss versucht
werden, die Wettbewerbsfähigkeit der
Tourismusstandorte in Hessen zu steigern.
Gleichzeitig gilt es, die identifizierten
Schwächen abzubauen. Dieser Prozess
braucht sicherlich neben der notwendigen
Konsequenz auch Zeit. Um dem harten
Verdrängungswettbewerb in der Zukunft
offensiv entgegen treten zu können, gilt es
vor allem die Schwächen im gestaltbaren
touristischen Angebot sowie im Bereich
der Qualität, Innovationsfähigkeit, Zusammenarbeit und Vermarktung abzubauen.
Tab. 9: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken
Stärken und Chancen
Schwächen und Risiken
Natur und Landschaft
Abwechslungsreiche, vielfältige Mittelgebirgslandschaft, hoher Waldanteil
Attraktive Qualitätswanderwege
Keine Alleinstellungsmerkmale, da keine
„besonderen“ Landschaften wie Meeresküste
oder Hochgebirge
Einige größere Wasserflächen und für
Sportboote befahrbare Flussläufe
Potenzielle Nutzungskonflikte (z.B. Freizeit
und Forst, Naturschutz und Wassersport)
Touristisch nutzbare Schutzgebiete (Nationalpark, Biosphärenreservat, zehn Naturparke)
Städte und Kultur
Zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten
Attraktive Ziele für Städtereisen
(Spektrum von der Metropole Frankfurt
bis zu Fachwerkstädten)
Herausragende kulturelle
(periodische) Veranstaltungen
Vier UNESCO-Welterbestätten
Attraktive Museumslandschaft, insbesondere
in Kassel, Frankfurt und Darmstadt
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Zu wenig vermarktete Angebote
und Produkte
Schwache Auslastung an den Wochenenden
Zu geringer Bekanntheitsgrad
der Welterbestätten
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Stärken und Chancen
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Schwächen und Risiken
Gesundheitstourismus
Mit 32 Heilbädern und Kurorten
flächendeckend gut aufgestellt
Gutes Image der Heilbäder und Kurorte
Attraktivität der Unterkünfte teilweise gering
Zum Teil Modernisierung der öffentlichen
Infrastruktur notwendig
Zu wenig gute vermarktbare Angebote im
Bereich des privat finanzierten Gesundheitstourismus
Tagungen
Sehr gute Infrastruktur (insbesondere in
Frankfurt, Darmstadt, Kassel, Fulda)
Zum Teil Qualitätsmängel in der
Bewirtschaftung
Messe Frankfurt
Gute Erreichbarkeit
Sonstige touristische Infrastruktur
(z.B. Freizeiteinrichtungen,
Sehenswürdigkeiten, etc.)
Insgesamt gute Infrastrukturausstattung
An einigen Standorten nicht mehr zeitgemäß
Erreichbarkeit, Verkehrserschließung
Sehr gute Erreichbarkeit durch zentrale Lage
und gute Erschließung durch Straße, Schiene
und Flughafen Frankfurt am Main
Transitland
Außerhalb der Städte zum Teil
schlechte Anbindung an den ÖPNV
Gut ausgebautes Radwegeangebot
Gastgewerbe
Vielfältiges Angebot
Modernisierungsrückstand
Gutes Spitzensegment
Betriebsnachfolgeproblematik
Regionaltypische Initiativen
Betriebsschließungen in kleinen Orten
Servicequalitätsverbesserungen nötig
Bekanntheitsgrad/Image
National bekannte Destinationsnamen
(Taunus, Rhön, Spessart)
Verkehr, Wirtschaft und Industrie
sind imageprägend
Name Frankfurt Rhein Main besitzt
große Bekanntheit
Hessen ist keine touristische Marke
und besitzt kein Image als Reiseland
Organisations-/Vermarktungsstruktur
Destinationsbildung (z.T. Ländergrenzen
übergreifend) kommt voran
Abstimmung und Kooperationen zwischen
den Verantwortlichen z.T. noch nicht optimal
Landkreis- und Kirchturmdenken
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2. TOURISMUSPOLITISCHE STRATEGIE
2.1 Tourismuspolitik als Teil der Strukturpolitik
Wirtschaftspolitik auf Länderebene ist in erster Linie Strukturpolitik mit
ihren drei klassischen Feldern Regionalpolitik, Mittelstandspolitik und
Innovationspolitik. Andere wirtschaftpolitische Bereiche wie z.B. Steuerund Konjunkturpolitik liegen in der Kompetenz des Bundes und sind
somit nur mittelbar durch die Länder beeinflussbar.
Abb. 18: Wirtschaftspolitik auf Länderebene: in erster Linie Strukturpolitik
Regionalpolitik
Standortpolitik
Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur
Mittelstandspolitik
Innovationspolitik
Förderung von
Unternehmensgründungen
Wissenschaftsund Forschungsförderung
Förderung von
KMU
Technologieund Innovationsförderung
Tourismuspolitik ist Teil der Strukturpolitik
in allen drei Feldern
Auch die Tourismuspolitik ist Strukturpolitik. Im Kern geht es darum, die
im Tourismus vorhandenen Stärken und Wachstumspotenziale des Landes
als Grundlage für Beschäftigung und Einkommen in den Regionen zu
entwickeln. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Tourismuspolitik sind
dabei die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sowie der tourismusrelevanten Infrastrukturen.
Die hessische Tourismuspolitik zielt darauf ab, die bereits heute erheblichen positiven ökonomischen Effekte des Tourismus für das Land zu
sichern und weiter auszubauen. Die Förderung des Tourismus trägt somit
zur Steigerung der Wirtschaftskraft Hessens bei.
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Im Mittelpunkt stehen die zwei Hauptziele:
• Schaffung und Sicherung zukunftsfähiger
Arbeitsplätze durch eine Steigerung der
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Dieses Ziel dient auch der Stärkung der
strukturschwächeren Regionen.
• Entwicklung eines positiven Standortimages durch ein qualitativ hochwertiges
Tourismus- und Freizeitangebot.
Die staatlichen Wachstumsinitiativen sollen
die Voraussetzungen für Unternehmensinvestitionen schaffen, welche wiederum
zur Sicherung von bestehenden sowie zu
neuen Arbeitsplätzen führen. Das Land
unterstützt daher den Ausbau der touristischen Infrastruktur zur Verbesserung der
Rahmenbedingungen für das private Tourismusgewerbe. Vorrangig in den strukturschwächeren Landesteilen werden hierfür
Fördermittel des Landes, des Bundes und
der EU eingesetzt. Auch in diesen Gebieten
gilt das Prinzip: Stärkung der Stärken und
Nutzung marktfähiger Potenziale, um zusätzliches Wachstum für die Regionen
sowie für die gesamte Volkswirtschaft zu
generieren.
Für die Tourismusentwicklung in Hessen gilt
das Prinzip der Nachhaltigkeit in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht.
Dabei ist der schonende Umgang mit den
natürlichen Ressourcen eine wichtige Voraussetzung, da eine intakte Umwelt ein
zentrales Element der touristischen Nachfrage ist.
Die nachhaltige Tourismusentwicklung wird
durch die hessische Landesplanung unterstützt. Im Landesentwicklungsplan und vor
allem in den Regionalplänen für Nord-,
Mittel- und Südhessen wird der Tourismus
als wichtiger Wirtschaftsfaktor eingeschätzt
und – entsprechend seinem Charakter als
Querschnittsaufgabe – in verschiedenen
Bereichen berücksichtigt.
Seite 43
So ist die Sicherung und schonende Erschließung der vielfältigen Kulturlandschaft
für den Freizeittourismus ein wesentlicher
Grundsatz der Freiraumplanung. In den
Planungsgrundsätzen finden sich weiterhin die Aspekte Tourismus als Beitrag zur
Entwicklung des ländlichen Raums sowie
Stärkung der Heilbäder und des Städtetourismus. Von Bedeutung sind weiterhin
attraktive Radwegeverbindungen und die
Erreichbarkeit touristischer Ziele mit öffentlichem Personenverkehr.
Der Erreichung der beschriebenen Ziele
dienen zehn tourismuspolitische Strategielinien, die nachfolgend vorgestellt werden.
2.2 Zehn tourismuspolitische
Strategielinien für Hessen
2.2.1 Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusgewerbes
Angestrebt wird, den Marktanteil von
Hessen bezogen auf den Übernachtungsund Tagestourismus in Deutschland
auszubauen.
Dafür ist die zentrale geografische Lage
von Hessen für eine erfolgreiche Tourismusentwicklung systematisch zu nutzen
und die Einbindung in die transeuropäischen Verkehrsnetze zu gewährleisten.
Möglichst viele Betriebe sind für Maßnahmen der Qualitätsentwicklung zu sensibilisieren.
Die Vergabe von Fördermitteln an Betriebe ist mit Maßnahmen der Qualitätsentwicklung sowie der Integration in das
Destinationsmarketing zu verknüpfen.
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2. TOURISMUSPOLITISCHE STRATEGIE
Die touristische Entwicklung wird in hohem Maße durch die privaten
Unternehmen der Tourismuswirtschaft geprägt. Die Verbesserung der
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dient u.a. dem zentralen Ziel
der Schaffung und Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätze.
Entscheidende Voraussetzungen für die erfolgreiche Entwicklung des
Tourismusgewerbes in Hessen sind neben einer attraktiven öffentlichen
touristischen Infrastruktur, eine permanente Innovationsfähigkeit der
Unternehmen, eine hohe Qualität der von ihnen angebotenen Produkte
sowie deren konsequente Ausrichtung auf Erfolg versprechende Themen
und Zielgruppen. Nur so sind in einem Land mit hohem Lohnniveau und
anspruchsvollen Gästen Wettbewerbsvorteile zu schaffen – eine alleinige
Strategie über Preisvorteile ist nicht Erfolg versprechend.
2.2.2 Aufbau einer wirtschaftlich tragfähigen touristischen
Infrastruktur
Die öffentliche touristische Infrastruktur in Hessen ist zu modernisieren und weiter auszubauen, um die Attraktivität der touristischen Destinationen und die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusgewerbes zu steigern.
Umfassende Wirtschaftlichkeitsberechnung inklusive fundierter
Wettbewerbsanalysen unter Einbeziehung der Einnahmenerwartungen und Folgekosten sind Voraussetzung für eine Förderung.
Die Infrastrukturförderung orientiert sich an den Schwerpunktsetzungen der Destinationen und dem Themen- und Zielgruppenmarketing.
Eine attraktive und an den Bedürfnissen der Gäste ausgerichtete
touristische Infrastruktur (Prinzip der Nachfrageorientierung) ist
Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Tourismusentwicklung.
Vor dem Hintergrund begrenzter öffentlicher Mittel ist neben einer
soliden Planung der einmaligen Investitionskosten auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der modernisierten oder neu geschaffenen Infrastruktur zu berücksichtigen. Die Investitionsplanung für
eine wirtschaftlich tragfähige Infrastruktur muss daher auch explizit
die zu erwartenden Einnahmen und Folgekosten sowie Verpflichtungen zu Unterhalt und Pflege berücksichtigen. Beispielsweise
müssen der Unterhaltungs- und Pflegebedarf von Rad- und Wanderwegen oder der Sanierungs- und Modernisierungsbedarf von
(Erlebnis-)Bädern sowie die damit verbundenen Folgekosten
berücksichtigt werden. Nur so kann die wirtschaftliche Tragfähig-
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keit der touristischen Infrastruktur auf
Dauer sichergestellt und damit die Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten werden.
Infrastrukturprojekte können auch in öffentlich-privater Partnerschaft realisiert werden.
Bei der Entwicklung von Projekten der
touristischen Infrastruktur ist auf eine umweltgerechte Umsetzung zu achten.
2.2.3 Qualitätssicherung und -ausbau
Angestrebt wird,
• durch geeignete Maßnahmen möglichst
viele Akteure, insbesondere auch kleine
Unternehmen, im Tourismus für das
Thema Qualität zu sensibilisieren,
• das Gütesiegel „Service Q“ in Hessen
einzuführen,
• die Anzahl der klassifizierten Beherbergungsbetriebe (nach DEHOGA und DTV)
kontinuierlich zu erhöhen,
• Qualitätslabels und -standards für die
Infrastruktur und Unternehmen der
zentralen Themenangebote des Hessentourismus einzuführen (z. B. Bett & Bike,
Wandertourismus, Gesundheits- und
Wellnesstourismus etc.),
• möglichst viele Verantwortliche im Tourismus an Maßnahmen der Aus- und
Weiterbildung im Rahmen eines systematischen und kontinuierlichen Qualitätsmanagements einzubeziehen.
Die Entscheidung für ein Reiseziel hängt
gerade im Deutschlandtourismus in steigendem Maße von der Qualität des Angebots und der Dienstleistungen am Zielort
ab. Dies gilt sowohl für die Neukundengewinnung als auch für eine längerfristige
Kundenbindung. Eine konsequente
Sicherstellung und Weiterentwicklung der
Qualität im Tourismusangebot ist daher
eine grundlegende Voraussetzung, um im
Wettbewerb mit anderen in- und ausländischen Destinationen bestehen zu können.
In Hessen wird im Gastgewerbe bereits
intensiv an der Verbesserung des Qualitätsstandards gearbeitet, es besteht aber nach
wie vor Handlungsbedarf. So ist Hessen z.B.
im Bundesvergleich sowohl in Bezug auf
die Klassifizierung von Hotels (DEHOGA)
als auch von Privatzimmern und Ferienwohnungen (DTV) noch unterdurchschnittlich
vertreten.
Die Verbesserung der (Service-)Qualität betrifft jedoch nicht nur das Beherbergungsgewerbe, sondern auch die Gastronomie
und alle weiteren für den Tourismus wichtigen Leistungsträger, z.B. aus den Bereichen
Gesundheit, Unterhaltung, Kultur, Freizeit,
Verkehr, Einzelhandel etc. Das „Multiprodukt“ Tourismus besteht aus einer Vielzahl
von Angebotsbausteinen und ist immer
nur so gut wie das schwächste Glied in der
touristischen Dienstleistungskette. Folglich
gilt es, alle daran beteiligten Akteure in
qualitätsverbessernde Maßnahmen
einzubinden.
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2. TOURISMUSPOLITISCHE STRATEGIE
2.2.4 Unterstützung von Netzwerken und Kooperationen
Angestrebt wird, die Zahl der Netzwerke und Kooperationen innerhalb
des Tourismus und zwischen dem Tourismus und anderen Branchen zu
erhöhen. Die Bildung von Netzwerken und Kooperationen ist deshalb
zu unterstützen. Dies gilt auch für Aktivitäten in Ländergrenzen überschreitenden Destinationen.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Tourismus als Querschnittsbranche
wird durch das Zusammenwirken zahlreicher privater und öffentlicher
Akteure beeinflusst. Netzwerke und Kooperationen können zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismuswirtschaft beitragen, z.B.
durch die Bündelung von Ressourcen im Tourismusmarketing. Hierzu
zählen neben dem Kooperationsmarketing von Betrieben und Orten insbesondere auch regionale Cluster entlang der gesamten, nicht nur touristischen Wertschöpfungskette. Ein Beispiel dafür ist das Clusterthema
„Gesundheit und Tourismus“ in Nordhessen, ein anderes sind Kooperationen zwischen Tourismus und Einzelhandel, die durch Wechselwirkungen stark voneinander profitieren.
Die zentrale geografische Lage Hessens in Deutschland führt zum Vorhandensein länderübergreifender Destinationen. Das Land Hessen unterstützt die Aktivitäten des länderübergreifenden Destinationsmarketings.
2.2.5 Konzentration auf Themen
Das touristische Marketing muss sich auf ausgewählte Themen konzentrieren, die im Konsens der Destinationen und Akteure festgelegt werden. Alle Tourismusakteure im Land müssen die Schwerpunktsetzung
unterstützen.
Ausgehend vom touristischen Profil Hessens konzentrieren sich sowohl
das Tourismusmarketing als auch die Tourismuspolitik auf eine Strategie,
die sich als zielgruppen- und quellmarktorientiertes Themenmarketing
beschreiben lässt.
Von zentraler Bedeutung sind die Erfolg versprechenden vier Themen
und Produktlinien für Hessen, die auf der Grundlage von Marktforschungsergebnissen ermittelt und verbindlich vereinbart wurden:
• Tagungen und Kongresse
• Städte und Kultur
• Gesundheit und Wellness
• Aktiv und Natur
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Abb. 19: Zielgruppen- und quellmarktorientiertes Themenmarketing
Gast
Kommunikations- und Vertriebskanäle
Produkte
Zielgruppen
Quellmärkte
Themen
Tagungen und
Kongresse
Städte und Kultur
Gesundheit und
Wellness
Aktiv und Natur
Tourismusangebot
Die Themenauswahl muss in regelmäßigen
Abständen einer Überprüfung unterzogen
werden, um den aktuellen Angebots- und
Nachfrageentwicklungen gerecht werden
zu können. Neben den genannten thematischen Schwerpunkten können Nischenthemen in einzelnen Destinationen oder für
einzelne Anbietergruppen durchaus ihre
Berechtigung haben. Auf die Verzahnung
mit Themenschwerpunkten der Deutschen
Zentrale für Tourismus ist zu achten.
Themen- und Destinationsmarketing bedeutet auch, Vorgaben im Hinblick auf
Qualitätsstandards für Produkte, Infrastruktur und Services zu machen und für die
Machbarkeit und Durchsetzbarkeit auf den
nachgeordneten Ebenen zu sorgen. Auf
der Betriebs- und TAG-/Ortsebene10 erfolgen der Aufbau von Infrastruktur und die
Zulieferung von entsprechenden Produkten
und Services. Das Land unterstützt die verstärkte thematische Ausrichtung auf allen
Ebenen.
10
TAG = Touristische Arbeitsgemeinschaften aus Ortsebene
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2. TOURISMUSPOLITISCHE STRATEGIE
2.2.6 Konzentration auf Zielgruppen
Im Rahmen des Themenmarketings soll
eine zielgruppenspezifische Konzentration
erfolgen. Grundlage dafür ist eine umfassende und stringente Marktforschung
als ein wesentliches Controllinginstrument.
Die Transparenz für die Tourismusakteure
hinsichtlich der thematischen Ausrichtung
und Zielgruppenansprache ist zu erhöhen.
Wie in vorheriger Strategielinie beschrieben erfolgt die Vermarktung primär über
die genannten Themen und Produktlinien.
Da die Zielgruppen jedoch differenzierte
Erwartungen haben, muss innerhalb der
Themen in der Regel eine weitere zielgruppenorientierte Spezifizierung erfolgen, um
am Markt die potenziellen Gäste erfolgreich ansprechen zu können. Einige Zielgruppen erfordern eine gesonderte Ansprache mit spezifischen Produkten. Beispielsweise hat eine Familienradwandergruppe andere Ansprüche an ein radtouristisches Produkt als eine Gruppe von Rennradfahrern oder Mountainbikern.
Bei der Auswahl der Zielgruppen muss themenspezifisch differenziert werden. Hierbei
ist grundsätzlich die demografische Entwicklung in Deutschland und den anderen
Quellmärkten zu berücksichtigen. Neben
Übernachtungsgästen müssen auch Tagestouristen einbezogen werden. Da in Hessen eine Strategie über Preisvorteile nicht
erfolgreich sein kann, müssen vor allem
durch anspruchsvolle und qualitativ hochwertige Produkte einkommensstarke und
ökonomisch interessante Zielgruppen angesprochen werden. Entsprechend differenzierte Verkaufs- und Vertriebsstrategien
sind zu entwickeln.
48
Grundsätzlich erhält das Kriterium
„Themen- und Zielgruppenorientierung“
eine noch stärkere Bedeutung im Marketing und in der Tourismusförderung des
Landes.
2.2.7 Konzentration auf relevante
in- und ausländische Quellmärkte
Angestrebt wird die kontinuierliche Erhöhung der Anzahl sowohl in- als auch ausländischer Gäste. Im Rahmen des Themenmarketings bedarf es dazu auch einer
quellmarktorientierten Spezifizierung.
Deutschland bleibt wichtigster Quellmarkt
für den Tages- und Übernachtungstourismus in Hessen.
Im Auslandsmarketing sind die Aktivitäten
auf die bezüglich Volumen und Wachstum
relevantesten Märkte zu konzentrieren.
Durch geeignete Marktforschung ist die
Bedeutung relevanter Quellmärkte permanent zu überprüfen.
Durch die zentrale Lage von Hessen in
Deutschland und Europa sowie die Rolle
des Flughafens Frankfurt als internationalem Luftverkehrsdrehkreuz waren und sind
ausländische Gäste eine wichtige Zielgruppe (rund 26 % der Übernachtungsgäste im Jahr 2006). Im Umkehrschluss
bedeutet dies jedoch, dass das Inland
nach wie vor mit Abstand das quantitativ
bedeutendste Quellgebiet darstellt.
Vor dem Hintergrund begrenzter Marketingbudgets müssen sich alle Tourismusverantwortlichen auf ökonomisch interessante
Quellmärkte konzentrieren. Gleichzeitig gilt
es, innerhalb des Themenmarketings die
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verschiedenen Quellmärkte individuell anzusprechen, da die Bedeutung einzelner
Themen, die Zielgruppenbedürfnisse und
Kommunikationsstrukturen in den Quellmärkten variieren.
Eine leistungsfähige Marktforschung muss
die wichtigsten Quellmärkte identifizieren
und laufend aktualisieren, um Streuverluste
zu vermeiden und eine ausgewogene
Quellmarktansprache zu gewährleisten.
Insbesondere im Auslandsmarketing ist die
Deutsche Zentrale für Tourismus, die als
nationale Marketingorganisation für die
Pflege des positiven Images des Reiselandes Deutschland im In- und Ausland
sowie die Förderung des Incoming-Tourismus verantwortlich ist, wichtigster Partner.
2.2.8 Leistungsfähige Destinationen
Notwendig ist die konsequente Fortführung des begonnenen Prozesses zur Bildung leistungsfähiger Organisationsstrukturen auf der Ebene von Destinationen.
Das zielgruppenorientierte Themenmarketing Hessens unterstützt die elf – teilweise
länderübergreifenden – Destinationen.
Die Förderung des Landes berücksichtigt –
auch interministeriell abgestimmt – die
Schwerpunktsetzung der Destinationen.
Eine Anpassung der amtlichen Tourismusstatistik an die Destinationen wird angestrebt.
Die regionalen touristischen Organisationsstrukturen in Hessen haben sich seit 2001/
2002 von der Orientierung an Verwaltungsgrenzen hin zu touristisch relevanten Destinationen entwickelt.
Auf der Ebene von Destinationen gebildete
Organisationsstrukturen verstehen sich als
strategisch geführte Geschäftseinheiten,
die eine deutlich höhere organisatorische
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und finanzielle Leistungsfähigkeit haben als
die früheren kleinteiligen und an administrativen Grenzen orientierten Organisationen.
Konstituiert haben sich – teilweise länderübergreifend – die elf Destinationen
• Nordhessen
• Lahntal
• Rhön
• Spessart
• Vogelsberg
• Westerwald
• Taunus
• Rheingau
• Frankfurt Rhein Main
• Odenwald und
• Bergstraße
Die Organisationsentwicklung in den Destinationen ist ein Prozess, der unterschiedlich weit fortgeschritten ist. Die Weiterentwicklung des Destinationsmanagements
hat aus Landessicht hohe Priorität und wird
ausdrücklich unterstützt.
2.2.9 Klare Aufgabenteilung und
Organisationsoptimierung
Notwendig ist eine klare, im Konsens zwischen Land und Destinationen festgelegte
Aufgabenteilung zwischen den verschiedenen Handlungsebenen.
Widersprüche zwischen Destinationskonzepten einerseits und regionalen Entwicklungskonzepten und -plänen für LEADERKulissen andererseits sind zu vermeiden.
Die auf der Ebene von Destinationen festgelegten Schwerpunkte werden bei der
Förderung beachtet.
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2. TOURISMUSPOLITISCHE STRATEGIE
Seit mehreren Jahren befindet sich der
Tourismus in Hessen in einem Reorganisationsprozess, der bereits erste Erfolge zu
verzeichnen hat. Ziel der Organisationsoptimierung war und ist es,
• Ineffizienzen und Doppelarbeit zu
vermeiden,
• eine Konzentration auf attraktive Themen,
Zielgruppen und Quellmärkte für den
Hessentourismus herbeizuführen und
• Reibungsverluste zwischen den Ebenen
zu minimieren.
Auf Landesebene nimmt dabei neben dem
Hessischen Tourismusverband, der in erster
Linie eine Interessenvertretung der Tourismuswirtschaft und der Destinationen darstellt, die HA Hessen Agentur GmbH eine
zentrale Rolle ein.
Die Hessen Agentur arbeitet eng mit den
hessischen Destinationen zusammen. Im
Tourismusbeirat der Hessen Agentur werden die Marketingstrategien und -maßnahmen mit den Destinationen beraten und
abgestimmt.
Die Aufbauorganisation im Tourismus in
Hessen wird als Drei-Ebenen-Modell beschrieben, in dem die Ebenen Land, Destinationen, Touristische Arbeitsgemeinschaften/Orte mit funktionalen Partnern und
Leistungsanbietern zusammenarbeiten.
Eine gute Abstimmung der Marketingaktivitäten und -ressourcen über alle Ebenen ist
zwingend notwendig, um einen wirkungsvollen Mitteleinsatz zu gewährleisten.
Vor diesem Hintergrund benötigt die Umsetzung des Drei-Ebenen-Modells, neben
klaren inhaltlichen Zielstellungen für das
Funktionale Partner
Landesebene
Destination
Touristische Arbeitsgemeinschaften/Orte
Quelle: PROJECT M
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Dienstleistungsanbieter /Marketingpartner
Abb. 20: Drei-Ebenen-Modell des regionalen Tourismus in Hessen
Neukundengewinnung
Kundenbindung
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Marketing, institutionalisierte und verbindliche Beteiligungs- und Abstimmungsstrukturen. Grundsätzlich lassen sich die Aufgaben der einzelnen Ebenen im Marketing
wie folgt beschreiben (Quelle: PROJECT M).
Funktionalpartner-Organisationen: Unterstützung der anderen Organisationen im
Marketing (Angebotsgestaltung, Vermarktung, Vertrieb) nach deren Anforderungen.
Landesebene: aktivierende Marketingkommunikation zur Neukundengewinnung auf
nationalen und internationalen Märkten
durch zielgruppenorientiertes Destinationsund Themenmarketing-Kampagnen;
Impulsgebung für qualitätsfördernde sowie
themenbezogene und -übergreifende Maßnahmen.
2.2.10 Arbeitsprinzip Partnerschaft
Destinationsebene: aktivierende Marketingkommunikation zur Neukundengewinnung auf nationalen Märkten durch zielgruppenorientiertes Destinations- und
Themenmarketing; Impulsgebung für
qualitätsfördernde themenbezogene und
-übergreifende Maßnahmen.
Die Vielzahl handelnder Akteure und Organisationen erfordert ein hohes Maß an
Kooperation und Kooperationsbereitschaft
Ortsebene/touristische Arbeitsgemeinschaften (TAG): Maßnahmen der Kundenbindung und Kundenbetreuung; Umsetzung von qualitätsfördernden Maßnahmen;
Entwicklung themenbezogener und -übergreifender Infrastruktur; informierende
Marketingkommunikation; Beteiligung an
Maßnahmen zur Neukundengewinnung
auf Landes- und Destinationsebene.
Für diese drei grundlegenden Organisationsebenen können sogenannte funktionale
Unterstützungspartner geschäftsbesorgend
tätig werden.
Leistungsanbieter: Maßnahmen der Kundenbindung und Kundenbetreuung,
informierende Marketingkommunikation;
Beteiligung an Aktivitäten der Neukundengewinnung auf Landes- und Destinationsebene.
Partnerschaft ist ein zentrales Handlungsprinzip in der Tourismuspolitik des Landes.
Tourismuspolitik wird in Hessen als partnerschaftlicher Dialog zwischen dem Land und
seinen Regionen ebenso wie zwischen
Staat und privater Wirtschaft verstanden.
• zwischen Unternehmen innerhalb der
touristischen Destinationen,
• zwischen den touristischen Destinationen
sowie
• zwischen den verschiedenen Ebenen.
Das Land unterstützt deshalb kooperative
und konzeptionelle Ansätze der Tourismusdestinationen und versteht sich dabei als
aktiver Partner.
Der im Zuge der Erarbeitung des tourismuspolitischen Handlungsrahmens vertiefte Dialog wird fortgesetzt.
Da Tourismus eine Querschnittsaufgabe ist,
gilt auch auf Ebene der Landespolitik die
ressortübergreifende Kommunikation und
Zusammenarbeit als Arbeitsprinzip.
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3. TOURISMUSFÖRDERUNG
3. Tourismusförderung
Aus den tourismuspolitischen Zielsetzungen und den Strategielinien leitet sich eine
Förderstrategie ab, die sich auf die folgenden vier Säulen stützt:
• Ausbau der öffentlichen touristischen
Infrastruktur
• Unternehmensförderung
• Marketingförderung
• Prozess- und Innovationsförderung
3.1 Ausbau der öffentlichen
touristischen Infrastruktur
Der Ausbau der öffentlichen touristischen
Infrastruktur verbessert die Rahmenbedingungen für das Tourismusgewerbe und
trägt zur Wettbewerbsfähigkeit der touristischen Standorte bei. Gefördert werden
Infrastruktureinrichtungen, die eine regionale (nicht nur lokale) Wirkung für die
touristische Entwicklung leisten und Synergien zwischen öffentlichen und privaten
Investitionen herstellen. Sie dienen dem
Übernachtungs- und Tagestourismus
gleichermaßen.
Die Durchführung in öffentlich-privater
Partnerschaft wird ausdrücklich unterstützt,
sofern sie im konkreten Fördervorhaben
Erfolg versprechend ist.
Förderbereiche
• Themenorientierte Besucher- und Erlebniseinrichtungen (z. B. Edutainmenteinrichtungen). Wichtiger Aspekt ist die
Bereitstellung von Indoorangeboten
zur größeren Unabhängigkeit von
Witterungsbedingungen.
• Touristisch ausgerichtete Kultureinrichtungen
• Touristisch ausgerichtete Naturerlebniseinrichtungen
• Einrichtungen für Gesundheits- und
Wellnesstourismus, vorrangig in
Heilbädern und Kurorten
• Touristische Informations- und
Serviceeinrichtungen
• Beratungs- und Planungsdienstleistungen
zur konkreten Projektvorbereitung
Die Projekte müssen sich in die touristischen Konzepte der jeweiligen Destination
einpassen.
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Die wirtschaftliche Tragfähigkeit ist eine
grundsätzliche Anforderung. Die Finanzierbarkeit der Folgekosten muss von Anfang
an sichergestellt sein. Eine Konkurrenz zu
ähnlichen öffentlichen oder privaten Infrastruktureinrichtungen im Einzugsbereich ist
auszuschließen. Die Projekte müssen eine
hohe Qualität gewährleisten und – sofern
für die Art des Vorhabens Klassifizierungsoder Zertifizierungssysteme bestehen –
entsprechend anerkannt sein. Die Projektträger haben sich an destinations- oder
landesweiten Vermarktungsaktivitäten zu
beteiligen. Die geförderten Infrastruktureinrichtungen sind umgekehrt besonders im
Themen- und Destinationsmarketing zu
berücksichtigen.
Angaben zu Förderrichtlinien und Programmen sind im Anhang dargestellt.
3.2 Unternehmensförderung
Die Investitionsbank Hessen unterstützt
touristische Unternehmen durch zinsgünstige Darlehen und in den Regionalfördergebieten der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen
Wirtschaftstruktur“ unter bestimmten
Voraussetzungen auch durch Zuschüsse.
Dabei gelten für die Betriebe der Tourismuswirtschaft die gleichen Voraussetzungen und Förderkriterien wie für die gewerbliche Wirtschaft insgesamt. Weiterhin
werden Bürgschaften und Beteiligungen
angeboten.
Den Tourismusunternehmen stehen grundsätzlich alle Fördermöglichkeiten für kleine
und mittlere Unternehmen zur Verfügung.
Branchenspezifische Förderprogramme
werden in Hessen nicht geführt.
Grundsätzlich gilt, dass mit den geförderten Investitionen Qualitätsverbesserungen
realisiert werden sollen.
Unterstützt werden vorrangig kleine und
mittlere Unternehmen bei:
• Betriebsberatungen und Unternehmensschulungen
• Unternehmensgründungen
• Betriebserweiterungen
• grundlegender Modernisierung
Angaben zu Förderrichtlinien und Programmen sind im Anhang dargestellt.
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3. TOURISMUSFÖRDERUNG
3.3 Marketingförderung
Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des
touristischen Angebots sind Marketingmaßnahmen eine wichtige Voraussetzung.
Unterstützt werden Marketingaktivitäten
auf Landes- und Destinationsebene, z. B.
• Marketingprojekte der landesweit agierenden Tourismusorganisationen (Hessen
Agentur, Hessischer Heilbäderverband,
Bauernhof- und Landurlaub e. V., Gebirgsund Wanderverein, Hessen à la carte)
• Entwicklung von innovativen Marketingund Vertriebsstrategien
• Ausbau des aktivierenden Marketings
• Erschließung neuer Marktsegmente
• Besondere Marketingaktionen zur
Einführung neuer Angebote
• Marktanalysen
• Aufbau von Informations- und Kommunikationstechnologien für anwenderorientierte Professionalisierung (z. B. Informations- und Buchungssysteme,
Onlineticketing)
Angaben zu Förderrichtlinien und Programmen sind im Anhang dargestellt.
3.4 Prozess- und
Innovationsförderung
Wesentliches Element der Tourismusförderung ist es, Aktivitäten zu unterstützen, mit
denen Entwicklungspotenziale der Destinationen identifiziert und aktiviert werden.
Hierzu gehören:
• Aufbau von Kooperationen und Netzwerken, von Verbundprojekten und regionalen Clustern
Zur Bündelung von Ressourcen, zur Entwicklung von Innovationen und zur Ausrichtung auf sich ständig ändernde Marktbedingungen werden Aktivitäten unterstützt, die regionale Potenziale ermitteln
und mobilisieren. Hierzu gehören Kommunikationsplattformen für Leistungsträger
und öffentliche sowie private Institutionen.
• Initiativen zur Qualitätssicherung
und -entwicklung
Unterstützt werden Maßnahmen auf Destinations- oder destinationsübergreifender
Ebene, die eine hohe Qualität der touristischen Produkte und Angebote gewährleisten.
• Tourismuskonzepte auf Ebene der
Destinationen
Unterstützung bei der strategischen Ausrichtung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Destinationen können
Tourismuskonzepte bieten. Sie dienen der
Strategieentwicklung, der Verständigung
über Handlungsfelder und -schwerpunkte,
Vereinbarung von Prioritäten und die
Initiierung von konkreten Projekten. Eine
enge Verbindung zu regionalen Entwicklungskonzepten und die Einbindung in die
Arbeit von Regionalmanagementorganisationen – sofern vorhanden – ist erforderlich.
Angaben zu Förderrichtlinien und Programmen sind im Anhang dargestellt.
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4. AUSBLICK
Der tourismuspolitische Handlungsrahmen formuliert die grundlegenden
strategischen Ansätze, durch die die Tourismusentwicklung seitens des
Landes unterstützt wird. Er thematisiert die Bereiche, in denen besonderer
Handlungsbedarf gesehen wird. Der Handlungsrahmen hat den Charakter
eines Grundsatzpapiers. Es gilt nun, die formulierten Ziele und Strategien
in die Arbeit der Akteure des hessischen Tourismus einfließen zu lassen
und sie im Rahmen einer kontinuierlichen Umsetzungsplanung zu konkretisieren. Besonderes Augenmerk wird dabei in nächster Zeit auf die
Sicherung und Verbesserung der Qualität aller touristischen Angebote in
Hessen gelegt.
Das Land Hessen wird den strukturierten Dialog fortsetzen und damit die
stetige Rückkopplung der Tourismuspolitik mit der Tourismuswirtschaft
sowie mit der regionalen und kommunalen Ebene auch in Zukunft
sicherstellen.
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ANHANG
Richtlinien und Programme
der Tourismusförderung
1. Ausbau der öffentlichen
touristischen Infrastruktur
Richtlinien des Landes Hessen zur
Förderung der regionalen Entwicklung
Finanzierung aus folgenden Programmen:
» Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007 bis 2013“
des Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung
» Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“
2. Unternehmensförderung
Im Folgenden werden die Richtlinien der
am häufigsten nachgefragten Programme
aufgeführt. Das Beratungszentrum für Wirtschaftsförderung der Hessen Agentur stellt
gebündelte Informationen zu allen Fördermöglichkeiten zur Verfügung.
Für Betriebsberatung und
Unternehmensschulung
Richtlinien des Landes Hessen zur
Gründungs- und Mittelstandsförderung
Finanzierung aus folgendem Programm:
» Landesprogramm Tourismus
» Landesprogramm Betriebsberatung
Programm und Richtlinien zur Förderung
der ländlichen Entwicklung in Hessen –
Landtourismus (kleinere Infrastrukturen
bis 150.000 € Zuschuss)
Für Investitionen im Zusammenhang mit
Unternehmensgründungen, Betriebserweiterungen und grundlegender
Modernisierung
Finanzierung aus folgenden Programmen:
Richtlinie Gründungs- und Wachstumsfinanzierung Hessen – Gemeinschaftsprogramm des Landes Hessen und der
Investitionsbank Hessen
» Entwicklungsplan für den ländlichen
Raum des Landes Hessen 2007 bis 2013
des Europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums
» Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur
Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes
» Landesprogramm ländliche Regionalentwicklung
Richtlinien des Landes Hessen zur
Förderung der regionalen Entwicklung
Finanzierung aus folgenden Programmen:
» Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007 bis 2013“
des Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung
» Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ und Hessisches Strukturförderprogramm in den Regionalfördergebieten
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15:08 Uhr
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Programm und Richtlinien zur Förderung
der ländlichen Entwicklung in Hessen –
Landtourismus
Finanzierung aus folgenden Programmen:
» Entwicklungsplan für den ländlichen
Raum des Landes Hessen 2007 bis 2013
des Europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums
» Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur
Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes
» Landesprogramm ländliche Regionalentwicklung
3. Marketingförderung
Richtlinien des Landes Hessen zur
Förderung der regionalen Entwicklung
Finanzierung aus folgenden Programmen:
» Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007 bis 2013“
des Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung
4. Prozess- und Innovationsförderung
Richtlinien des Landes Hessen zur
Förderung der regionalen Entwicklung
Finanzierung aus folgenden Programmen:
» Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007 bis 2013“
des Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung
» Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“
» Landesprogramm Tourismus
» Landesprogramm Tourismus
Programm und Richtlinien zur Förderung
der ländlichen Entwicklung in Hessen –
Landtourismus
Programm und Richtlinien zur Förderung
der ländlichen Entwicklung in Hessen –
Landtourismus
Finanzierung aus folgenden Programmen:
Finanzierung aus folgenden Programmen:
» Entwicklungsplan für den ländlichen
Raum des Landes Hessen 2007 bis 2013
des Europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums
» Entwicklungsplan für den ländlichen
Raum des Landes Hessen 2007 bis 2013
des Europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums
» Landesprogramm ländliche
Regionalentwicklung
» Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur
Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes
» Landesprogramm ländliche Regionalentwicklung
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15:08 Uhr
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ANHANG
Tourismusorganisationen auf Landesebene
HA Hessen Agentur GmbH
Hessischer Tourismusverband e. V.
Tourismus- und Kongressmarketing
Abraham-Lincoln-Straße 38 - 42
65189 Wiesbaden
Im Lichtenholz 60
35043 Marburg
Tel.: 0611 774-8091
Fax: 0611 774-8040
Tel.: 06421 405-0
Fax: 06421 5051509
[email protected]
[email protected]
www.hessen-tourismus.de
Arbeitsgemeinschaft hessischer
Industrie- und Handelskammern
Börsenplatz 4
60313 Frankfurt am Main
Tel.: 069 2197-0
Fax: 069 2197-1497
[email protected]
www.frankfurt-main.ihk.de
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Hessischer Heilbäderverband e. V.
Ludwig-Erhard-Anlage 1-5
61352 Bad Homburg v. d. Höhe
Tel.: 06172 999-4130
Fax: 06172 999-9807
[email protected]
www.hessische-heilbaeder.de
Hotel- und Gaststättenverband
Hessen e. V.
Landesverband der Campingplatzunternehmer in Hessen e. V.
Auguste-Viktoria-Straße 6
65185 Wiesbaden
Hauptstraße 34
34593 Knüllwald
Tel.: 0611 99201-0
Fax: 0611 99201-22
Tel.: 05681 608888
Fax: 05681 930807
[email protected]
www.hoga-hessen.de
[email protected]
www.hessencamping.de
Deutsche Gebirgs- und Wandervereine
Landesverband Hessen e. V.
Bauernhof- und Landurlaub
in Hessen e. V.
Am Siebenborn 6a
34292 Ahnatal
An der Hessenhalle 6
36767 Alsfeld
Tel.: 05609 6434
Fax: 05609 6050
Tel.: 06631 71743
Fax: 06631 960915
[email protected]
www.wanderverband-hessen.de
[email protected]
www.landurlaub-hessen.de
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Hinweis zur Verwendung der Broschüre
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der
Hessischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von
Parteien noch von Wahlbewerberinnen und Wahlbewerbern, Wahlhelferinnen und Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum
Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-,
Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen.
Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen,
Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder
Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum
Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.
Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann,
auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Druckschrift dem
Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist jedoch gestattet,
die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu
verwenden.
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15.06.2007
15:08 Uhr
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Impressum
Herausgeber
Hessisches Ministerium
für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Kaiser-Friedrich-Ring 75
65185 Wiesbaden
[email protected]
www.wirtschaft.hessen.de
Redaktion
Referat „Regionale Strukturpolitik,
Programmentwicklung, Tourismus,
wirtschaftsnahe Infrastruktur“
Ute Hellberg, Dr. Reinhard Cuny
Fachliche Beratung
dwif Consulting GmbH München und Berlin
Lars Bengsch (Projektleitung)
Prof. Dr. Mathias Feige
Susanne Grasegger
Gestaltung
ansicht kommunikationsagentur,
www.ansicht.com
Fotos
Bauernhof- und Landurlaub in Hessen e. V.:
Photographie Wolfgang Detemple, Arnsberg;
Das Städel Museum Frankfurt;
documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH;
fotolia;
HA Hessen Agentur GmbH;
Hessischer Heilbäderverband e. V.;
Jörg Hempel Photodesign;
kassel tourist GmbH
Druck
A. Bernecker GmbH & Co. Druckerei KG, Melsungen
Juni 2007
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Hessisches Ministerium
für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
Referat „Regionale Strukturpolitik, Programmentwicklung,
Tourismus, wirtschaftsnahe Infrastruktur“
Kaiser-Friedrich-Ring 75
65185 Wiesbaden
[email protected]
www.wirtschaft.hessen.de