No Future? - IG Metall

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No Future? - IG Metall
Vertrauensleute der IG Metall
bei Avaya Tenovis
Zukunftskonzept notwendig
No Future?
Unsere Techniker haben sich nachdrücklich gegen Kürzungen ihrer Einkommen ausgesprochen, weil sie dadurch keine erhöhte Sicherheit ihrer Arbeitsplätze er­
warten. Betriebsrat und IG Metall wollen ein Zukunftskonzept für Avaya, das die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt.
Anfang November führte der Be­
triebsrat Frankfurt Bereichsversamm­
lungen für die Kollegen im Tech­
nischen Service durch. Die Stimmung war bestimmt von Frustration und Existenzängsten. Viele würden dem Unternehmen lieber heute als morgen den Rücken kehren, wenn sie die Möglichkeit hätten.
Hermann Weber, Vorsitzender des Betriebsrats, berichtete: Geplant sei Arbeitsplatzvernichtung. Alternativ bie­
te der Arbeitgeber an, den Stellen­
abbau zu reduzieren durch Ver­
zichtsleistungen im Rahmen eines Er­
gänzungstarifvertrags. Die Antwort der Techniker war eindeutig: solange die Geschäftsleitung keine Zukunfts­
perspektive für das Gesamtun­
ternehmen und für den Technischen Service aufzeigen kann, sind Ver­
zichtsleistungen nicht drin.
gesetzt. Informationen über die wirt­
schaftliche Entwicklung des Unter­
nehmens werden ihm vorenthalten. Genauso ergeht es dem Euro­
päischen Betriebsrat (s. Rückseite).
Auf die Vorstellung eines Dreijahres­
plans für das Gesamtunternehmen warten die Arbeitnehmervertreter schon seit Monaten.
Betriebsräte und Gewerkschafter sind sich einig: Es macht wenig Sinn, mit dem deutschen Management über Einsparmassnahmen zu verhandeln.
Avaya braucht ein Konzept für die Zukunft in Deutschland, das mit der Interessenvertretung – Betriebsrat und IG Metall – ausgehandelt wird.
Wir wollen
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Unternehmensziele, die im In­
teresse der Beschäftigten liegen
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ein einheitliches Unternehmen mit einheitlichen tariflichen Arbeits­
bedingungen
30.11. 2006
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sichere Arbeitsplätze: dazu ge­
hören der Ausschluss betriebs­
bedingter Kündigungen, Standort­
sicherungen sowie zukunfts­
orientierte Qualifizierung und der Erhalt und der Ausbau der beruflichen Erstausbildung
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die Weiterführung der betrieb­
lichen Altersversorgung auf dem bisherigen Niveau
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eine gemeinsame Interessen­
vertretung
Es geht uns darum, dass wir im Dialog mit Technikern, Entwicklern, Kauf­
leuten und Vertriebsmitarbeitern Ziele definieren, für die es sich aus unserer Sicht einzusetzen lohnt, um Avaya mit den Beschäftigten in Deutschland zukunftsfähig zu machen.
Wenn der Personalabbau weiter als Allheilmittel zur Verbesserung der Ergebnisse gesehen wird, verspielt Avaya seine Zukunftschancen auf dem deutschen Markt. Das deckt sich mit der Einschätzung der Mitglieder der betrieblichen Tarif­
kommission an anderen Avaya­Stand­
orten.
Auch für die Arbeitnehmervertretung ist eine Zukunftsstrategie nicht erkennbar. Der Wirtschaftsausschuss wird häppchenweise von anstehenden Personalabbaurunden in Kenntnis Avaya­ Management auf Wachstumskurs
ViSdP: Martin Weiss, IG Metall Verwaltungsstelle Frankfurt/Main, Wilhelm­Leuschner­Str. 69­77
Europäischer Betriebsrat Personalabbau in Vertrieb und Service
gemeinsam
Wahnsinn
Vorsicht Aufhebung
Gabi rück die Kohle raus
Am vergangenen Freitag, den 24. Oktober 2006, wurde vor dem Arbeitsgericht Frankfurt die Klage des Europäischen Betriebsrats (EBR) gegen Avaya verhandelt.
Auf der Gesamtbetriebsratssitzung am 14. November wurde der geplante Personalabbau präzisiert.
Avaya hat die letzte Tariferhöhung mit den außertariflichen Zulagen ver­
rechnet. Die Arbeitsrechtlerin Regina Steiner hat den Vorgang im Auftrag des Frankfurter Betriebsrats analysiert und festgestellt, dass das Unter­
nehmen einen entscheidenden Fehler gemacht hat: Das Mitbestimmungs­
recht des Betriebsrats wurde miss­
achtet.
Der EBR hatte das Gericht angerufen, da Avaya ihm seit langer Zeit kaum Informationen zur Verfügung gestellt hatte. Nach der geltenden Betriebs­
vereinbarung hat der EBR viertel­
jährlich einen Anspruch auf eine schriftliche Information u.a. zu
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wirtschftliche Lage in Europa
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Entwicklung der Beschäfti­
gungssituation
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Investitionen
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Verlagerung von Betrieben
Die Missachtung des EBR drückt sich auch darin aus, dass die jährliche Sitzung für 2006 immer wieder hinausgezögert wurde. Insgesamt wird dem EBR jede Chance verwehrt, seine gesetzliche Rolle als gemeinsames Sprachrohr der Arbeitnehmervertretungen in allen europäischen Ländern gegenüber Avaya wahrzunehmen.
Die Arbeitsrichterin hat ihre Ver­
wunderung darüber ausgedrückt, dass das Gericht bemüht werden muss, um einen Termin für die ausstehende Sitzung des EBR für 2006 zu finden.
Das Gerichtsverfahren endete mit einem Vergleich, mit dem der EBR seine wesentlichen Ziele erreichte. Die ausstehende Sitzung für 2006 hat bis 31. Januar 2007 stattzufinden.
Außerdem ist Avaya verpflichtet worden, bis zum 15. Dezember 2006 dem EBR die ihm rechtlich zustehenden Informationen zukom­
men zu lassen. Die Anwältin des EBR wollte darüber hinaus festgestellt haben, dass die Sitzung im Januar 2007 nicht die Sitzung für das Jahr 2007 ist. Herr Pinkow als Vertreter von Avaya wollte eine solche Zusage nicht geben. Darauf die Arbeitsrichterin: „Herr Pinkow, sie treiben mich gerade zum Wahnsinn.“
Stefan Lang, noch Leiter des Technischen Service, verkündete, dass in seinem Bereich 256 Arbeitsplätze vernichtet werden sollen.
Im Vertrieb will Geschäftsführer Hans­
Jürgen Bahde, mehr als 90 Mitarbeiter loswerden.
Nach Aussage von Herrn Bahde will der Arbeitgeber sofort anfangen, die ersten Aufhebungsgespräche zu führen. Die ersten Freistellungen sollen bereits zum Ende des Jahres erfolgen. Damit würden die Mög­
lichkeiten des Betriebsrates eingeschänkt, einen Interessenaus­
gleich und einen Sozialplan abzuschließen.
Alle Kolleginnen und Kollegen, die zu einem Aufhebungsgespräch aufgefordert werden, sollten fol­
gendes wissen: 1. Es zählt nicht zu den arbeits­
vertraglichen Pflichten, sich auf ein solches Gespräch einzulassen. Wer kein Aufhebungsgespräch führen möchte, kann dies ablehnen, ohne dass ihm hieraus arbeitsrechtliche Konsequenzen entstehen dürfen.
2. Wer dennoch bereit ist, ein solches Gespräch zu führen, sollte nicht alleine hingehen. Er sollte einen Be­
triebsrat seines Vertrauens oder seinen Rechtsanwalt mitnehmen.
3. Deshalb: Wer in diesen Tagen zu einem Gespräch bei seinem Vor­
gesetzten eingeladen wird, sollte vor­
her nach dem Anlass und den wei­
teren Teilnehmern fragen.
4. Bevor Sie die Entscheidung für einen Aufhebungsvertrag treffen, informieren Sie sich weiterhin über die Konsequenzen in Bezug auf Arbeitsamt, Krankenkasse, Steuer und Renten. Die Betriebsräte beraten Sie gerne im Rahmen ihrer Möglichkeiten und nennen Ihnen auch weiterführende Informationsquellen.
Deshalb gibt es gute Chancen, dass man zu seiner Tariferhöhung kommt. Man muss allerdings sein Geld einfordern.
Viele KollegInnen haben bereits die Initiative ergriffen. Inzwischen haben mehr als 300 KollegInnen der Anrechnung der letzten Tariferhöhung auf übertarifliche Zulagen widersprochen. Die meisten der „Geltendmachungsschreiben“ wurden von Betriebsrat und Vertrauensleuten der Personal­
abteilung übergeben.
Wenn das Unternehmen dann trotzdem nicht zahlt, wird vor dem Arbeitsgericht geklagt. Je mehr Leute sich beteiligen, umso mehr wird sich der Arbeitgeber überlegen müssen, das Risiko von vielfachen Klagen zu vermeiden. Wer bisher noch nichts von der Möglichkeit wusste, an sein wohl­
verdientes Geld zu kommen, kann immer noch einsteigen.
Wer seine Tariferhöhung haben will, sollte sich an seinen Betriebsrat oder die zuständige IG Metall­Vertretung im Betrieb wenden, um mit einem Schreiben seine Forderungen geltend zu machen.
Nanterre
Letzte Meldung
Der französiche Betriebsrat hat gestern vor Gericht den vorläufigen Stop der Schließung des Entwick­
lungsstandorts Nanterre erwirkt.
Das ausführliche Urteil liegt noch nicht vor. Wir gehen aber davon aus, dass damit auch die Arbeitsverlagerung nach Deutschland zunächst ausge­
setzt werden muss. Wir im Internet: http://www2.igmetall.de/homepages/metaller-bei-avaya/home.html