Unterricht am Puls der Zeit
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Unterricht am Puls der Zeit
U N A B H Ä N G I G E Montag, 18. 6. 2007 0 T A G E S Z E I T U N G diepresse.com 0 F Ü R Ö S T E R R E I C H Mo 25 / Nr. 17.805 / 1,30 Euro SONDERAUSGABE Thema 1: Schulnoten Thema 2: Alkoholismus Thema 3: Koedukation Orientierungshilfe, Unrecht oder Notwendigkeit? S. 2–3 Jugendsport Kampftrinken – o.k. oder k.o.? S. 4–8 Gemeinsamer Unterricht, getrennte Welten? S. 9–11 Unterricht am Puls der Zeit I WETTBEWERB. Hunderte Mittelschüler rangen als Zeitungsgestalter um einen Platz in der „Presse“. I ZEITUNGSMACHER. Die besten zehn Klassenarbeiten zu gesellschaftlich brisanten Themen in diesem Heft. WIEN (red.). „Kampftrinken“ war ein Glückstreffer. Als die „Presse“ und das Unterrichtsministerium im vergangenen Herbst 800 Höhere Schulen in ganz Österreich einlud, an einem Zeitungsgestaltungs-Wettbewerb zu aktuellen Themen teilzunehmen, war nicht abzusehen, dass das Thema „Kampftrinken“ so brandaktuell werden würde. Appeal hatte es aber schon damals: Von den rund 60 Klassen, die Projekte zum Wettbewerb einreichten, wählten zwei Drittel das Thema „Jugendsport Kampftrinken – o. k. oder k. o.?“ Die Alternativen „Mädchen und Burschen – gemeinsamer Unterricht, getrennte Welten?“ sowie „Noten – Orientierungshilfe, Unrecht oder Notwendigkeit?“ wurden zwar exklusiver genützt, doch kamen ebenso qualifizierte Einreichungen zustande. Ein Tag als „Presse“-Redakteur Die zehn Siegerprojekte sind in dieser „Presse“-Sonderbeilage zusammengestellt. Sie sind ein Zeugnis für ebenso zeitnahen wie praxisnahen Unterricht – denn die jungen Redakteure lernten nicht nur, sich mit aktuellen, gesellschaftlich brisanten Themen in Gespräch, Recherche und journalistischer Bearbeitung zu befassen, sondern auch, wie Tageszeitung gemacht wird. Denn ein Teil der „Siegesprämie“ war der Besuch in der „Presse“-Redaktion, wo die Jugendlichen ihre Seiten selbst zusammenstellen und redigieren konnten. „Es freut mich, dass das Projekt ,Die Presse macht Schule‘ so viele engagierte junge Menschen an den Schulen erreicht hat“, erklärt Projektpartnerin und Unterrichtsministerin Claudia Schmied. „Information und Bildung sind untrennbar miteinander verbunden.“ Weil für eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragestellungen die Information über das nationale und internationale Geschehen unerlässlich sei, sei es so wichtig, junge Menschen an die Medien heranzuführen. Schmied: „Medien tragen als Informationsvermittler Mitverantwortung für gesellschaftliche und persönliche Entwicklungen.“ Schlussredaktion der Nachwuchs-Journalisten – hier im Bild Projektmitarbeiter aus Schulen in Wiener Neustadt und Graz. ···························································································································································································· „SONDERKLASSE“ „Presse macht Schule“ – auch in Bulgarien: Zufällig hat Maria Tschokel, Professorin im Finanzwirtschaftsgymnasium in Sofia (Bild, mit einer Schülerin), von unserem Projekt erfahren. Trotz der großen Entfernung hat ihre Klasse sofort mitgemacht – außer Konkurrenz, aber mit profunden Texten. Bravo! Der schwere Weg zum Ziel Wie aus 60 Projektklassen zehn Finalisten wurden. 800 Schulen waren eingeladen, 60 Klassen haben mitgemacht und jeweils eine „Presse“-Seite zusammengestellt. Für die Jury – Sektionschefin Heidrun Strohmeyer vom Bildungsministerium, die Soziologin Edith Schlaffer, der Psychiater und Suchtexperte Michael Musalek, Ex-Stadtschulratspräsident Kurt Scholz sowie Thomas Kreuzer und Michael Prüller seitens der „Presse“ – war es keine leichte Aufgabe, aus den hochwer- tigen Einsendungen zehn Finalisten auszuwählen. „Presse“-Redakteure besuchten die Teams in den Schulen, danach durften die Schüler in der „Presse“-Redaktion selbst ihre Seiten fertigstellen. Auch eine Bestenauslese je Thema hat die Jury gekürt: das Wiener Bernoulligymnasium („Kampftrinken“), die BHAK Eisenerz („Koedukation“) und das BG/BRG Mössingerstraße Klagenfurt („Schulnoten“). Ein Tag „Presse“-Redakteur: Besichtigung der Redaktion in Wien (1.), dann konzentrierte, aber unterhaltsame Arbeit an den eigenen Seiten mit „Presse“-Profis (2.) im News-Room der Zeitung (3.) [ Bruckberger/Hofmeister ] HERAUSGEBER: „Die Presse“ Verlagsgesellschaft m.b.H. & Co. KG. GESCHÄFTSFÜHRUNG: Reinhold Gmeinbauer, Michael Fleischhacker, MMag. Rainer Präsoll REDAKTION: Dr.Michael Prüller LAYOUT: Stefan Förstel ANZEIGEN: Friedrich Mühlbeck ALLE: 1030 Wien, Hainburger Straße 33 ABO: 01 514 14 DW 70 PRESSE MACHT SCHULE 2 MEINUNG I. PÖCHEIM & V. RAINER Es gibt keine objektive Note Noten: Unfair, aber nicht sinnlos UMFRAGE. Erstaunlich wenige Schüler lehnen die herkömmliche Notengebung ab. Viele glauben, dass sie sich ohne Noten nicht genügend anstrengen würden. sich bejahend zu dieser Frage. Will man ihnen Glauben schenken, so fruchtete die Einführung der so genannten Verhaltensnote, die ein jeder Schüler auf seinem Zeugnis als erste Beurteilung finden kann, bis jetzt wenig. VON MORITZ ZIMMERMANN S chon wieder ein „Fleck“ auf die Schularbeit. „Das ist ja so unfair, dass ich einen Fünfer bekommen habe und die Kollegin nicht, nur weil sie beim Lehrer schleimt.“ Diese und ähnliche Sätze hört man fast täglich von Schülern. Ja gibt es denn eigentlich keine objektive Beurteilung? Nun, Beurteilungen sind immer Prozesse, weil Fragen gestellt werden, die beantwortet werden sollen. Diese Antworten, welche letztendlich beurteilt werden, hängen immer von der Fragestellung ab. In allen Beurteilungsprozessen sind Menschen (Subjekte) involviert. Deshalb kann es keine objektive (subjektfreie) Beurteilung geben. Man versucht dieses Problem durch MultipleChoice-Tests zu lösen, bei denen Beurteiler nicht direkt mit den Geprüften in Kontakt treten. Aber auch diese Prüfung ist nicht subjektfrei, denn sowohl die Fragen als auch die Beurteilungskriterien werden von Subjekten festgelegt. Dennoch handelt es sich hierbei um eine weitaus objektivere Beurteilung. Nun stellt sich die Frage, ob man dieses objektivere System oder die althergebrachte Beurteilung bevorzugt, da es bei beiden Varianten sowohl negative als auch positive Aspekte gibt. Ein direkter Kontakt mit dem Prüfer hätte den großen Vorteil, dass man die Chance zur Rechtfertigung hat. Man kann den Lehrer fragen, worauf es ankommt und auch sein Wissen aus anderen Gebieten mit einbringen. Die Nachteile wären jedoch folgende: Die Lehrer beurteilen oft (tatsächlich) sehr nach Sympathie, jeder bekommt andere Fragen gestellt und die Chancen auf eine gute Note sind nicht immer gleich. Dies kann mit der Multiple-ChoiceMethode nicht passieren. Als Nachteil wäre jedoch das eingeschränkte Lernen zu erwähnen: Viele Schüler fixieren sich bei diesem System zu sehr auf das Ankreuzen von Antworten. So verlernen sie das eigenständige Formulieren. Es ist also schwer, sich klar für bzw. gegen eine Methode auszusprechen, denn alles hat seine Kehrseite. Wenn man sich nun die Frage stellt, welche Beurteilung man bevorzugen würde, hängt die Antwort davon ab, mit welcher Beurteilung man entweder selber oder Personen im Umfeld gute bzw. schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sicher ist jedoch, dass sich die Beurteiler der hohen Verantwortung bewusst sein müssen und ihre subjektiven Einflüsse besser kontrollieren sollten. [email protected] ························································· „Ob gut oder schlecht – Schulnoten haben kaum Einfluss auf mein zukünftiges Leben.“ Michaela Laubichler Montag, 18. Juni 2007 KLAGENFURT. Brauchen wir Noten? Zu diesem Thema hat die 6A des BG Mössingerstraße eine Umfrage unter 435 Schülern durchgeführt. Das Ergebnis ist verblüffend: Die Befragten waren sich nicht, wie zunächst angenommen, darüber einig, dass Noten sinnlos seien. Nur rund ein Drittel war dieser Ansicht. 68 Prozent der Schüler meinten sogar, Noten seien für sie ein Leistungsansporn. Über die Behauptung, Noten förderten den Konkurrenzkampf unter Klassenkollegen, waren sich die Befragten uneins. Die Hälfte der Angesprochenen äußerte die Ansicht, Benotung sei nicht relevant für die Entstehung von Rivalitäten, ebensoviele konnten sich dies sehr wohl vorstellen. Auch die weit verbreitete Auffassung, Schüler mit schlechten Zensuren seien dumm, wurde bei der Weinen nach Kritik Wer heute noch sagt, ihm sei egal, welche Note er bekomme, der bildet eher die Ausnahme als die Regel. Mehr als die Hälfte der an der Umfrage Teilnehmenden gaben nämlich an, dass die Note sehr wohl Einfluss auf ihr Gefühlsleben habe, im positiven wie im negativen Sinne. Aus Erfahrung wissen die Schüler der 6A dieses Faktum auf das Beispiel ihrer Klasse anzuwenden; oft wird nur wegen verbaler Kritik geweint und bei einem „Sehr gut“ gibt’s schon manchmal ein Klatschkonzert. Was kann man nun aus diesen Ergebnissen schließen? Noten Danke, Herr Professor. Mit der Notengebung sind viele Schüler nicht immer einverstanden. Aber trotzdem: Kein Grund, sich gleich aufzuhängen. [ Sarah Los ] Umfrage eindeutig widerlegt; 86 Prozent der Befragten sprachen sich gegen diese Behauptung aus. Viel mehr waren die meisten, nämlich drei Viertel, der Meinung, Noten sagten wenig über den tatsächlichen Wissensstand aus. Dieser spiele sogar eine eher untergeordnete Rolle bei der Notengebung. Wichtiger seien, so die befragten Schüler, andere Kriterien. So stellte sich heraus, dass die Launen der Lehrenden unbewussten Einfluss auf die Benotung nähmen, was laut Unterrichtsgesetz (und sicherlich auch laut den aus diesem Grund benachteiligten Lernenden) nicht wünschenswert ist. Bei dieser Frage gaben beachtliche 58 Prozent der Beteiligten den Optionen „ja“ oder „eher ja“ ihre Stimme. Fast neun von zehn Schülern behaupteten außerdem, die Sympathie des Lehrers für den Schüler sei ausschlaggebend für die Bewertung der Leistung. Sitzplatz als Notenkriterium Dass etwaige Zuneigungen von Seiten eines Lehrers keine Rolle für die Notengebung spielen sollten, versteht sich von selbst. Der Annahme, der Sitzplatz des Schülers sei ein Kriterium bei der No- tengebung, schlossen sich erstaunlich wenige Befragte an: Nur rund ein Drittel glaubt an den weit verbreiteten Mythos der Sonderbehandlung der „Streber“ in der ersten und der Benachteiligung der „Obezahra“ in der letzten Reihe. Auch die Behauptung, Lehrer orientierten sich bei der Benotung nach dem Durchschnitt der Klasse, stieß auf wenig Widerhall: Hier mutmaßten nur 36%, „ja“ oder „eher ja“ sei die „richtige“ Antwort. Dem Verhalten des Schülers wird jedoch mehr Einfluss auf die Note zugeschrieben, denn knapp acht von neun Befragten äußerten sind und bleiben wahrscheinlich Bestandteil der Schule in den meisten Ländern, sei es verbal oder schriftlich. Nicht immer fallen sie gut aus, aber man muss mit ihnen leben. Wer sich dem harten Berufsalltag noch einige Zeit entziehen will, der muss deshalb ab und an eine (ungerechte) Note einstecken können. Denn das Leben ist und bleibt hart. „Fünfer“ und „Einser“ kommen und gehen, und für den späteren Job sind diese Ziffern ohnehin „Blunz’n“ – das glaubt zumindest die Mehrheit der befragten Schüler. ····························································································································································································································································· „Noten leider unvermeidbar“ So steht es im Gesetz Direktor Ludescher und Professor Holub im Interview. Wie Schulnoten in Österreich definiert sind. VON SARAH LOS, SARANDA SHALA, MICHAELA LAUBICHLER & LISA ZESAR Schüler: Viele Schüler glauben, dass Lehrer ihre persönlichen Befindlichkeiten in die Schulnote miteinbeziehen. Was halten Sie davon? Peter Holub: Ein Beispiel hierzu: Situation 1: Ich gehe in eine Klasse und erzähle, dass ein bestimmter Lehrer sie gelobt hat. Die nächste Stunde mit diesem Lehrer läuft dann viel entspannter ab. Situation 2: Gehe ich in dieselbe Klasse und erzähle, dass der Lehrer über sie geschimpft hat, ist die nächste Stunde mit besagtem Lehrer unangenehmer. Walter Ludescher: Mehrere Schüler haben dieses Gefühl, aber die Notengebung ist seit Jahrzehnten so und ich bin selbst ein Anhänger dieses Notensystems. Es ist leider unvermeidbar, dass manche Lehrer so urteilen. Ist der Eindruck der Schüler, dass Noten wenig über das tatsächliche Können aussagen? a) richtig und b) nicht alarmierend? Holub: Das sieht man bei Schulabsolventen: rund 10% der Maturanten haben danach keine Ahnung mehr von den Fächern, in denen sie maturiert haben, obwohl sie in allen ein Sehr gut gehabt haben. Ludescher: Ich finde es nicht unbe- dingt alarmierend, da die Note nur einen gewissen Teil des Stoffes umfasst. Dass sie „nichts“ aussagen ist übertrieben, sie sagen aus, dass der Teilbereich, auf den man eine schlechte Note hat, zu diesem Zeitpunkt nicht gekonnt wurde. Das hat aber nichts mit der Intelligenz des Schülers zu tun, das ist ein anderes Kapitel. Wo sehen Sie persönlich einen Reform-Bedarf im Notensystem? Holub: Überall. Das Notensystem ist bequem, leicht administrierbar, sonst aber falsch. Noten sind individuell. Scheitern heißt, ein Jahr zu verlieren, das ist negativ. Bei Prüfungen gibt es kein Erbarmen, das hat auch Vor- und Nachteile. Ludescher: Das momentane System hat viele Stärken und Schwächen, wie die Reifeprüfung. Es sollte einen standardisierten Test geben. Der Vergleich mit anderen Schulen in Österreich wäre gegeben, was er jetzt nicht ist. Es wäre gut, die Note verbal schildern zu können, wie sie zu Stande kommt und dass man über den Prüfling selbst auch etwas sagen kann. Das wäre bei Vorstellungsgesprächen ein Vorteil, da man sieht, ob der Bewerber für die Stelle geeignet ist. Das wäre leichter als jetzt, da es jetzt nur die so genannte „nackte“ Note gibt. VON SABRINA HUBOUNIG UND ANNA KANDUTH KLAGENFURT. Was bedeuten „Sehr gut“ oder „Nicht genügend“? Siehe §18 des Schulunterrichtsgesetzes: 1) Mit „Sehr gut“ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen der Schüler die nach Maßgabe des Lehrplans gestellten Anforderungen in der Erfassung und in der Anwendung des Lehrstoffes sowie in der Durchführung der Aufgaben in weit über das Wesentliche hinausgehendem Ausmaß erfüllt und, wo dies möglich ist, deutliche Eigenständigkeit beziehungsweise die Fähigkeit zur selbstständigen Anwendung seines Wissens und Könnens auf für ihn neuartige Aufgaben zeigt. 2) Mit „Gut“ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen der Schüler die nach Maßgabe des Lehrplans gestellten Anforderungen in der Erfassung und in der Anwendung des Lehrstoffes sowie in der Durchführung der Aufgaben in über das Wesentliche hinausgehendem Ausmaß erfüllt und, wo dies möglich ist, merkliche Ansätze zur Eigenständigkeit bzw. bei entsprechender Anleitung die Fähigkeit zur Anwendung seines Wissens und Könnens auf für ihn neuartige Aufgaben zeigt. 3) Mit „Befriedigend“ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen der Schüler die nach Maßgabe des Lehrplans gestellten Anforderungen in der Erfassung und in der Anwendung des Lehrstoffes sowie in der Durchführung der Aufgaben in den wesentlichen Bereichen zur Gänze erfüllt; dabei werden Mängel in der Durchführung durch merkliche Ansätze zur Eigenständigkeit ausgeglichen. 4) Mit „Genügend“ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen der Schüler die nach Maßgabe des Lehrplans gestellten Anforderungen in der Erfassung und in der Anwendung des Lehrstoffes sowie in der Durchführung der Aufgaben in den wesentlichen Bereichen überwiegend erfüllt. 5) Mit „Nicht genügend“ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen der Schüler nicht einmal alle Erfordernisse für die Beurteilung mit „Genügend“ erfüllt. Diese Seite wurde gestaltet von der 6a des Bundesgymnasiums Mössingerstraße 25 in 9020 Klagenfurt. Montag, 18. Juni 2007 PRESSE MACHT SCHULE 3 G’frett um Noten oder Verbalbeurteilung LEISTUNGSBEWERTUNG. Experten für Ergänzung, aber keine radikale Änderung des jetzigen Systems. PRO ALEXANDER FLOR Bleiben wir dabei! O Schulalltag. Nach dem herkömmlichen Notensystem erfolgt am BORG Mistelbach die Beurteilung. ··························································· Andere Länder, andere Sitten Ein internationaler Vergleich zur Benotung. „F“ FOR YOU. Die Buchstaben AF ersetzen in den USA die Noten. Zusätzlich können die Noten auch mit „+“ und „-“ feiner bestimmt werden. Mit der Beurteilung F werden dabei die besonders unterdurchschnittlichen Leistungen bewertet. PERFEKTIONISTEN. Mittels eines 100-Punkte-Systems werden die Leistungen der Japaner beurteilt. Ab 60 Punkten gilt eine Prüfung als bestanden. Starker Leistungsdruck und ihre zielstrebige Mentalität führen zu hohen Selbstmordraten. KLEINE UNTERSCHIEDE ZÄHLEN. Die israelische Notenskala beinhaltet die Zahlen vier bis zehn. Parallel dazu gibt es ein 100-Punkte-System, das auch die Unterschiede zwischen mittelwertigen Leistungen stark hervorhebt. VERGLEICHE. In Frankreich sind grundsätzlich 20 Punkte erreichbar. Als nicht genügend gelten alle Noten kleiner als neun. Zusätzlich erscheint im Zeugnis der Vergleich zur besten Leistung. EINE 10 FÜR DIE BESTEN. Ein einheitliches Notensystem gibt es in Griechenland nicht. Eines dieser Notensysteme ist dem israelischen sehr ähnlich, wobei auch Noten kleiner als vier vergeben werden können. VERKEHRTE WELT. Das Notensystem ist komplett anders: 5 ist die beste, 2 die schlechteste Note. Die Note 1 darf nicht vergeben werden. Dieses Notensystem in Russland ist sehr alt und existiert schon seit dem 17. Jahrhundert. VON CARINA SCHWARZMANN, SANDRA SCHOBER, ISABELLA DOMINKOVICS, CARMEN FUHRMANN, MELANIE POLASEK UND ALEXANDER FLOR MISTELBACH. „Die Relativität der Schulnoten ist nach wie vor sehr stark, wobei die verbale Beurteilung zwar die individuellen Fähigkeiten der Schüler fördert, in der heutigen Gesellschaft aber schwer durchsetzbar ist.“ Für Elisabeth Penz-Feil, Schulpsychologin im Bezirk Mistelbach, haben beide Beurteilungssysteme aus psychologischer Sicht sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Verbalbeurteilung passe sich mehr dem persönlichen Leistungsniveau an und gehe auf die einzelnen Schwächen und Stärken der Schüler ein. Diese Art der Leistungsfeststellung wirke sich positiv auf die Entwicklung der Persönlichkeit aus. Enormer Zeitaufwand In der heutigen Zeit sei es jedoch nicht realistisch, die verbale Beurteilung verstärkt einzuführen. Penz-Feil: Die leistungsorientierte Gesellschaft verlange Vergleichsmöglichkeiten. Ein negativer Aspekt sei der enorme Zeitaufwand der Lehrer, um Schülern ein Feedback zu geben. Noten lieferten einen genauen Grad der Leistung. Dieser könne zu Vergleichszwecken herangezogen werden, das sei für diverse Aufnahmen an weiterführenden Schulen förderlich oder sogar nötig. Nach Auffassung von Penz-Feil ist allerdings fraglich, ob eine völlig gerechte Beurteilung möglich ist, weil auch bei der Vergabe von Noten das Lehrer-Schüler-Verhält- nis stark in die Benotung einfließe. Auch die Anforderungen der Pädagogen an die Jugendlichen seien oft sehr unterschiedlich. Als ehemaliger Direktor der Hauptschule Hohenau an der March weiß der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Herbert Nowohradsky (VP) sehr gut über die Problematik der Schulnoten Be- Diese Seite wurde gestaltet von der 7a des BORG Mistelbach scheid. Er ist der Meinung, Noten seien sowohl für Eltern als auch für Schüler eine Orientierungshilfe, die sich bis heute bewährt hat. Dennoch fände er eine verbale Beurteilung als Zusatz in allen Schulstufen sinnvoll. Besonders in der Grundstufe wäre es von Vorteil, ein sol- DEFINITION LAUT GESETZ Sehr gut: Anforderungen überdurchschnittlich erfüllt, deutliche Eigenständigkeit Gut: Anforderungen mehr als erfüllt, merkliche Eigenständigkeit Befriedigend: merkliche Ansätze von Eigenständigkeit Genügend: Anforderungen in den wesentlichen Bereichen [ § 15 LBVO ] überwiegend erfüllt. [ BORG Mistelbach ] ches System einzuführen. Einerseits würde eine zusätzliche Verbalbeurteilung mehr Auskunft über Fleiß, soziale Kompetenzen und persönliches Engagement geben. Andererseits würde sie aber auch eine Zusatzbelastung für Lehrer bedeuten. Ein eher negativer Aspekt sei laut Meinung Nowohradsky, dass bei der verbalen Dokumentation gewisse Phrasen erst recht mit den derzeitigen Noten verglichen würden. Das konterkariere die Absicht. Deshalb schlägt er eine Beurteilung in Worten nur als Zusatz zu der eigentlichen Note vor. Für die Kommunikationswissenschaftlerin Hilde Fanta-Scheiner, die selbst Pädagogen ausbildet, ist der Hauptkritikpunkt am derzeitigen System, dass soziale Kompetenz in Zahlen nicht auszudrücken und daher aus den Noten nicht ablesbar sei: „Zahlen sind unfair!“ Trotzdem unterstreicht sie die Wichtigkeit der Vergleichsmöglichkeiten in unserer Gesellschaft, die eben nur mit Zahlen möglich sei. „Faszination der Zahlen“ Fanta-Scheiner kennt viele Schulversuche zur Benotung, verweist aber auf die „Faszination der Zahlen“: Schüler würden daher immer wieder nach Noten fragen. Als Verbesserung schlägt sie Definitionen für Noten vor, aus denen der Unterschied des „Wertes“ von einem „Sehr gut“ in Geografie oder Mathematik ablesbar sei. Insgesamt steht sie dem jetzigen Benotungssystem aber nicht ablehnend gegenüber: „Bleiben wir dabei, bis wir etwas Besseres finden!“ ···························································································································································································· Höheres Selbstwertgefühl der Schüler Erfahrungsbericht aus einer Montessori-Schule: Arbeitstempo wird selbst bestimmt – Probleme bei Vergleichbarkeit mit dem Notensystem. VON LUCIA BECK MISTELBACH. Von der zweiten Klasse der Unterstufe bis zur Oberstufe habe ich in Wien eine MontessoriSchule besucht, in der die Schüler nicht mit den uns vertrauten Noten von 1 bis 5 beurteilt werden. Jeder Schüler/jede Schülerin hatte ein so genanntes Pensenbuch, in dem alle Lernziele, die er/sie zu erreichen hat, aufgelistet sind. Jeder hatte das ganze Schuljahr Zeit, sich die Lernziele zu erarbeiten. Trotzdem kam aber niemand darum herum, alle Lernziele des Pensenbuches abzuhaken. Sonst konnte man nicht mit „Genügend“ in einem Fach abschließen. Es musste der Lehrplan erfüllt werden. Das klingt zwar im ersten Moment hart, ist es aber im Prinzip nicht. Denn jeder kann den Lehr- stoff in seinem Tempo erarbeiten und selbst entscheiden, was er wann lernt. Die Schüler sind dadurch stärker motiviert, weil sie nicht zwangsbeglückt werden. Sie haben ihre Fortschritte aufgrund des Pensenbuches immer „Der Wechsel von einer Montessori- in eine Regelschule kann Probleme bereiten.“ Isabella Zins, Direktorin BORG Mistelbach genau im Blick und müssen sich nicht dem direkten Vergleich mit anderen stellen. Dadurch bekommt niemand das Gefühl, er sei in einem bestimmten Fach schlechter als andere. Der Betroffene weiß jedoch, dass er gegebenenfalls länger braucht, um sich die Lernziele in verschiedenen Fächern zu erarbeiten. Das ist aber in Ordnung. In dieser Hinsicht ist ein Pensenbuch eine bessere Art der Beurteilung als ein herkömmliches Notensystem. „Umrechnung“ schwierig Schwierig ist allerdings dann die „Umrechnung“ in übliche Schulnoten im Falle eines Wechsels in eine Regelschule. Das Problem dabei ist, dass bei Erfüllung des Lernziels in einer MontessoriSchule nämlich de facto jeder Schüler in jedem Fach mit einem Einser zu beurteilen wäre. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das System mit Pensenbüchern für das Selbstwertgefühl und die Selbstständigkeit jedes Schülers weitaus besser ist. Ein direkter Vergleich mit anderen Schülern ist aber nicht möglich. ftmals wird dem jetzigen Benotungssystem vorgeworfen, dass es zu wenig über die eigentlich erbrachten Leistungen aussage. Aber wäre man mit einer verbalen Bewertung wirklich besser dran? Auf jeden Fall kann nicht abgestritten werden, dass wir heutzutage in einer leistungsorientierten Gesellschaft leben, in der es vorrangig um Vergleichsmöglichkeiten geht. So schön sich die Idee einer maßgeschneiderten Beurteilung auch anhört, bezweifle ich, dass es sich dabei um eine zielführende Methode handelt – in der Schule sollen wir nämlich auf das Leben vorbereitet werden, und zwar auf das Leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Außerdem braucht ein zukünftiger Arbeitgeber eigentlich gar keinen zusätzlichen Kommentar über die Lernwilligkeit und den Fleiß eines Schülers, da er sehr wohl anhand der Noten der so genannten „Lernfächer“ einiges über die Bereitschaft erfahren kann, mit Fleiß und Selbstständigkeit neue Dinge zu erlernen. Ich glaube, unser jetziges System ist gut durchdacht und hat sich schon oft bewährt – bleiben wir also dabei. [email protected] KONTRA ANNA-KATHARINA SCHNEIDER Nicht genügend für Schulnoten D as Schuljahresende kommt mit riesigen Schritten und vielen ist schon flau im Magen, wenn der „Tag der Abrechnung“, der Tag der Zeugnisverteilung, naht. Großes Engagement bei schulischen Projekten fließt nicht in die Zeugnisnote mit ein, da im österreichischen Benotungssystem kein Platz für soziale Kompetenzen ist. Wenn man in einem Fach nur den Stoff auswendig lernt und dafür mit einer guten Note belohnt wird, sagt das nichts über den tatsächlichen Wissensstand aus. Deswegen setzen sich viele Leute für die Verbalbenotung ein, bei der auch zwischenmenschliche Fähigkeiten berücksichtigt werden und verstärkt das Verstehen des Lerninhaltes im Mittelpunkt steht. Das Einteilen der Schüler nur nach Noten, etwa Einser-Schüler, Mittelfisch oder Fetzenkind, würde auch endlich ein Ende finden. Vermutlich würde auch der psychische Druck auf die Schüler sinken! Ich kann nur hoffen, dass ich eine Reform der Beurteilung noch in meiner schulischen Karriere erleben werde, um endlich meine sozialen Qualitäten zeigen zu können. [email protected] PRESSE MACHT SCHULE 4 INTERVIEW „Ich habe auf einmal nichts mehr gesehen“ Der 15jährige Jugendliche Christian G. berichtet uns über seine Trinkgewohnheiten. VON NIKOLA KOMLENAC, FABIAN LENGHEIM UND DOMINIK SCHUBERT 6B: Hast du jemals Alkohol zu dir genommen? Christian G.: „Ja, vor einem Jahr zum ersten Mal. Ich war mit Freunden unterwegs und da haben sie mir welchen angeboten. Eigentlich kann ich nicht behaupten, dass es mir in irgendeiner Form geschmeckt hätte, aber ich wollte nur eine Grenzerfahrung machen und es einfach einmal probieren, wie sich ein Rausch wohl so anfühlt.“ 6B: Und was waren das für Erfahrungen? Christian G.: „Ich habe auf einmal nichts mehr sehen können und bin dann irgendwann in meinem Rausch eingeschlafen. Wir haben vorwiegend Mixgetränke getrunken und da man bei diesen den Alkohol nicht so stark herausschmeckt, habe ich meinen Konsum nicht unter Kontrolle gehabt.“ „Bei meinem 16. Geburtstag lasse ich noch einmal so richtig die Sau raus.“ 6B: Hast du nun genug Erfahrung gesammelt? Christian G.: „Nein, noch nicht ganz. Bei meinem sechzehnten Geburtstag lass ich noch einmal so richtig die Sau raus.“ 6B: Gehört es deiner Meinung nach zum guten Ton am Wochenende Alkohol zu konsumieren? Christian G.: „Man sollte seine Grenzen kennen. Regelmäßigen Alkoholkonsum halte ich jedoch für sehr bedenklich.“ 6B: Wissen deine Eltern über deinen Alkoholkonsum Bescheid? Christian G: Sie wissen nicht über meine Alkoholerfahrungen Bescheid, denn sie würden es nicht schätzen oder gut heißen, dass ein unter 16-Jähriger Alkohol konsumiert. Wer zuerst liegt, hat verloren! Kampftrinken ist kein Mythos UMFRAGE. Mädchen sind noch Alkohol-neugieriger als Burschen. VON JULIA LIST UND BETTINA TITZ WIEN. „Alkohol gehört einfach zu unserer Kultur“, so begründen viele Jugendliche ihren Alkoholkonsum. Dies hört sich vielleicht wie eine Ausrede an, doch wenn man unsere Lebensform näher betrachtet, ist es tatsächlich so, dass Alkohol sehr stark im Leben der Jugend vertreten ist. Eine von uns an unserer Schule durchgeführte Umfrage zu diesem brisanten Thema brachte teilweise sehr überraschende Ergebnisse. Wir haben dabei rund 330 Schüler, von der 7. bis zur 12. Schulstufe, befragt. Obwohl sich die meisten Teenager im Klaren sind, welche Folgen der Alkoholkonsum mit sich bringt, sinkt das Durchschnittsalter von Jugendlichen, die anfangen, Alkohol zu konsumieren, immer weiter. Wenige Kampftrinker Doch unser eigentliches Interesse lag, nicht zuletzt aufgrund des vorgegebenen Themas, bei dem Phänomen des „Kampftrinkens“ und so haben wir in unserer Umfrage natürlich auch nach den diesbezüglichen Erfahrungen der Jugendlichen gefragt. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass Vorstellungen, die Teenager im Zusammenhang mit diesem „Jugendsport“ haben, sehr nahe an der Wirklichkeit sind. Das Prinzip vom Kampftrinken ist, sich, so schnell man kann, zu betrinken und dabei so viel wie MEDZINISCHES. Sofort auftretende Folgen von Alkohol sind Tunnelblick, Verlust des Gleichgewichtssinnes und gesteigerte Aggressivität. Starker und vor allem regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu Leberzirrhose und eventuell zum Tod führen. Auch wenn die Krankheit nicht so weit fortschreitet, schwächt die verringerte Entgiftungsfunktion der Leber die Leistungsfähigkeit des Körpers. Außerdem erhöht Alkohol auch das Krebsrisiko und kann dauerhafte Nervenschädigungen verursachen. Da das Gehirn angegriffen wird, kommt es zu Gedächtnisschwund und allgemein zu einer Verschlechterung der schulischen Leistungen. Bei Heranwachsenden sind die durch Alkohol verursachten Schädigungen schwerwiegender als bei Erwachsenen. BEFRAGUNG „Unsere Eltern haben uns Alkohol angeboten“ Um herauszufinden, ob es große Unterschiede zwischen früher und heute gab, haben wir ältere Mitmenschen befragt. VON AJAN FEICK UND NICOLE BUGOVSKY Mädchen beginnen früher War es vor ein paar Jahren noch zwischen 14 und 16, so liegt es jetzt bei 11 bis 13 Jahren. Die Neugierde, Alkohol zu kosten, ist laut unserer Umfrage bei Mädchen wesentlich größer als bei Burschen. Folglich liegt beim Alkoholkonsum das Anfangsalter bei der weiblichen Jugend niedriger als bei der männlichen. Die Gründe des Alkoholkonsums bei Teenagern sind sehr verschieden. Für die meisten ist der Alkohol ein Genussmittel. Doch viele Jugendliche verwenden ihn zum Austesten ihrer Grenzen oder auch ganz einfach, um „locker“ zu werden. Weniger oft wurden Langeweile und Gruppenzwang genannt. Montag, 18. Juni 2007 Jugendliche und Alkohol: Konkrete Erfahrung mit Kampftrinken bis zum Umfal[ Mina Karas ] len haben nur wenige, bekannt ist das Thema aber vielen. möglich auszuhalten. Derjenige, der am meisten verträgt, ist der Sieger. Wenn man erbricht, nicht mehr fähig ist zu stehen oder in Ohnmacht fällt, hat man verloren. Das Ziel ist, sich dadurch Respekt zu verschaffen. Jedoch entgegen der Annahme, dass der Jugendsport Kampftrinken sehr verbreitet ist, fanden wir bei unserer Umfrage heraus, dass nur ein geringer Prozentsatz schon diesbezügliche Erfahrungen gemacht hat. k.o. statt o.k. Das erschreckendste Ergebnis unserer Umfrage ist, dass das Anfangsalter beim Alkoholkonsum schon so weit gesunken ist, etwa auf 11 bis 13 Jahre. Jugendliche lassen sich nicht mehr Zeit, um erwachsen zu werden. Sie wollen alles so früh wie möglich ausprobieren. Gerade an den Trinkgewohnheiten der Jugend zeigt sich, dass sich unsere Gesellschaft in vielen Dingen ständig verändert. Natürlich reagieren Teenager auf diese Änderungen in ihrem Umfeld und das hat in manchen Fällen zur Folge, dass Teenager im Alkohol einen Ausweg suchen. Das kann so weit gehen, dass diese Versuche bei manchen zum Jugendsport Kampftrinken ausarten. Doch für uns, und für die meisten Jugendlichen, ist diese Art von Problembekämpfung ganz sicher „k.o.“ statt „o.k.“. WIEN. Im Frühjahr 2007 hat die 6B des Bernoulli-Gymnasiums 16 Erwachsene zum Thema befragt. Am überraschendsten war, dass viele von ihnen als Jugendliche Alkohol von ihren Eltern angeboten bekommen haben – aber dass sie heute als Eltern ihre Kinder bestrafen, wenn diese Alkohol konsumieren. Was aber heute und früher gleich war, ist, dass die jungen Menschen schon mit weniger als 16 Jahren zum Alkohol greifen. Der Grund war meistens auch derselbe wie heutzutage, nämlich Neugierde. Wir fragten auch, ob der Alkohol auf das weitere Leben Auswirkungen hatte. Bemerkenswert war, dass die Mehrheit der Befragten, die Auswirkungen auf ihr Leben feststellten, heute arbeitslos ist. Die Befragten antworteten nicht nur auf unsere Fragen, sondern erzählten uns auch schockierende Geschichten über Verwandte oder Bekannte, die durch Alkoholmissbrauch starben. Einige verloren ihre Arbeit bzw. den Kontakt zur Außenwelt. Außerdem blieben bei manchen starke psychische Schäden. „Diese Seite wurde gestaltet von der 6B des Bernoulligymnasiums in Wien XXII. Außer den genannten Autoren haben noch mitgearbeitet: Scharo Amin, Radoslaw Grabowiecki, Tim Denks, Ming Gao, Paul Klinger, Florian Traxler, Christian Eliasch, Mario Wohlgemuth, David Dürnwirth, Philip Kubicka, Mina Karas, Patrizia Spannring. Leitung: Mag. Gerald Wolfauer EINBLICK IN DIE PRAXIS Chancenlose Alkoholabhängigkeit? Der lange und schwierige Weg vom Aufgriff eines Alkoholisierten zurück zum normalen Leben WIEN. Immer wieder wird die Frage gestellt, ob nicht die Polizei durch strengere Kontrollen den Jugend-Alkoholkonsum verringern könnte. Deshalb wird auch die Polizei mit dafür verantwortlich gemacht, dass Jugendliche trinken. Doch ist vielen oft nicht klar, dass die Polizei nur eingreifen kann, wenn es ein entsprechendes Gesetz gibt, denn Alkoholkontrollen auf Partys, öffentlichen Festen und in Bars ist z.B. in Wien Aufgabe des Magistrats und nicht der Polizei. Die Polizei darf zwar Kontrollen durchführen, dies kommt in der Praxis aber nicht wirklich vor. Falls Kontrollen durchgeführt werden, kooperiert die Polizei mit dem Magistrat und die Kontrollen sind dann punktuell. Bei privaten Partys darf die Polizei nicht eingreifen, solange sie nicht gerufen wurde, und außerdem kommt bei privaten Partys das Jugendschutzgesetz nicht zur Anwendung. In dem Fall aber, dass es zu einem Unfall kommt und der Jugendliche mit zu viel Alkohol im Blut ins Spital eingeliefert wird, können die Erziehungsberechtigten jedoch angezeigt werden. Auf den Jugendlichen kommt, vom Gesetz her, keine Strafe zu. Zwischenstation Krankenhaus Durchschnittlich werden pro Nacht in Krankenhäusern 2-3 alkoholisierte (größtenteils männliche) Personen eingeliefert. Der höchste erreichte Promillegehalt im SMZ-Ost beträgt 4,1‰. Nach der Einlieferung folgt eine langsame Ausnüchterung, gelegentlich muss auch der Magen ausgepumpt werden, falls dies nicht schon vom Patienten selbst erledigt wurde. Durchschnittlich müssen Patienten ein bis drei Tage im Krankenhaus bleiben. Viele Patienten lernen nicht aus ihren Fehlern und kommen deshalb öfters im Monat ins Krankenhaus. Die meisten werden aber gar nicht wegen der Alkoholisierung ins Krankenhaus gebracht, sondern aufgrund anderer Verletzungen wie z. B. Stürze. Todesfälle in Spitälern gibt es hingegen selten. Aber besonders zu Silvester, Ostern und anderen Feiertagen werden viele Betrunkene eingeliefert. Entzug – die letzte Möglichkeit Für Alkoholabhängige ist die Entzugsklinik meist die letzte Station eines langen Leidensweges. Was Betroffene aber bei einem Entzug durchmachen, ist für Außenstehende unvorstellbar. Der Entzug beträgt im Schnitt 9 Tage („körperlicher Entzug“). Dabei erhalten Betroffene eine starke medikamentöse Therapie; oft 3 Tabletten pro Stunde oder auch viele Infusionen um „Zittern“, „Schwitzen“, etc? zu vermeiden. Anschließend folgen 38 Tage „psychischer Entzug“. Die Patienten besuchen hierbei eine medizinische und ungefähr ab dem 10 Tag eine psychotherapeutische Therapie, welche täglich mehrere Stunden dauert. Ein „richtiger“ Alkoholentzug beträgt um die 47 Tage, danach werden die Patienten entlassen, jedoch wird eine Zusammenkunft einmal wöchentlich empfohlen. Trotz erfolgreichen Entzugs ist die Rückfallsquote ziemlich hoch, gelegentlich kommt es auch vor, dass Patienten auf Grund von Spätfolgen, wie Leberzirrhose, oder Delirium, plötzlich versterben. Mitgearbeitet haben: Anna Chernukhina, Robert Göttlicher, Christina Hoffmann, Isabella Holzer, Julia Schnabel, Miriam Wagenhofer, Felix Wallner PRESSE MACHT SCHULE Montag, 18. Juni 2007 Back to the Roots MEINUNG MICHAEL ALTMANN INTERVIEW. Rot-Kreuz-Mitarbeiter Josef Schiller - Das Problem des Alkoholmissbrauchs sollte nicht länger tot geschwiegen werden. Frage: Wie viele Jugendliche greifen regelmäßig zur Flasche? Meiner Meinung nach steigt die Zahl der Jugendlichen, die Alkohol trinken, stetig an. Laut einer Statistik des Jahres 2001 konsumieren 5 Prozent der bis zu 16-jährigen (!) regelmäßig zu viel Alkohol. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für den übertriebenen Alkoholkonsum der Jugendlichen? Gründe gibt es wohl viele? Jedoch sind familiäre, schulische und partnerschaftliche Probleme wohl ausschlaggebend. Viele Jugendliche sehen im Alkohol eine Art „Überwindungsdroge“. Was können Politiker und vor allem Eltern dagegen unternehmen? Josef Schiller: Ich finde, dass es Jugendlichen an Freizeitaktivitäten und Möglichkeiten mangelt. Eltern nehmen sich leider zu wenig Zeit für ihre Kinder, sei es für Gespräche oder Ausflüge. Eine Lösung wäre sicher, Jugendlichen die Chance zu geben, sich frei zu entfalten. Sport, Kultur oder jugendgerechte Treffpunkte würden die Langeweile und das Interesse an Alkohol sicher senken und den Jugendlichen andere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten. Wie beurteilen Sie die bisherige Vorgangsweise der Politiker gegenüber jugendlichen Kampftrinkern? Schiller: Leider ist es bereits „fünf nach zwölf“. Damit meine ich, dass die Situation bereits eskaliert ist und man nur mehr versuchen kann sie einzudämmen. Die Politiker sollten sich also rasch überlegen, was sie zur Bekämpfung des Kampftrinkens unternehmen werden. Ein Vorschlag meinerseits wäre, dass die Präventionsmaßnahmen verstärkt werden müssen und vor allem sollte die Droge Nummer 1 nicht weiter in den Medien verharmlost werden. wird häufiger der Magen ausgepumpt als Burschen. Welche Einstellung hat die Gesellschaft gegenüber dem Alkohol? Schiller: In der heutigen Gesellschaft spielt Alkohol eine große Rolle. Auf Bällen, Festen und Partys rückt der Alkohol immer mehr in den Vordergrund, wobei immer häufiger der wahre „Feieranlass“ vergessen wird. Der gesellschaftliche Kontakt sollte nicht nur auf den ge- meinsamen Alkoholkonsum reduziert werden, sondern man sollte versuchen „zurück zu den Wurzeln“ zu gelangen, das heißt die Nähe und die Gespräche mit den Menschen wieder neu zu entdecken. Was halten Sie persönlich vom Kampftrinken? Schiller: Kurz gesagt: Jugend und Sport bedeuten Lebensfreude und sind o.k. –Kampftrinken macht kaputt und k.o. ZUR PERSON. Josef Schiller (45), zweifacher Vater, ist seit 25 Jahren beim Roten Kreuz in Zwettl. Er hat im Zuge seiner Einsätze viele Erfahrungen mit den Folgen von Alkoholmissbrauch gesammelt. Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit Alkohol? Schiller: Ja, die gibt es. . . Frauen bzw. Mädchen unterschätzen öfter die Auswirkungen des Alkohols als Männer. Brutal gesagt, Mädchen ···························································································································································································· Eine Autofahrt mit bösen Folgen Ein Film über die verheerenden Auswirkungen von Alkohol am Steuer – gedreht von Handelsakademie-Schülern. D ie 3ak-Klasse der Handelsakademie Zwettl hat einen Film gedreht, der zeigen soll, wie schnell jemand durch Unvorsichtigkeit sein Leben – und auch andere – zerstören kann. Felix ist zu Simones Party eingeladen. Da er nur mit dem Auto zu ihr kommen kann, trinkt er keinen Alkohol. Zunächst. Um zwölf Uhr erreicht die Party ihren Höhe- Politiker trinken auf die Jugend. . . M ittlerweile wird auch den Politikern klar, dass nicht nur den Jugendlichen die Schuld an deren übermäßigen Alkoholkonsum angelastete werden sollte. Wer versorgt denn in all den Bars, Wirtshäusern und Diskotheken die Jugendlichen, teilweise Minderjährigen, mit Alkohol – Wirte und Barkeeper. Doch wenn man darüber nachdenkt, wäre es für Lokalbetreiber ein Schuss ins eigene Knie, an Jugendliche unter 16 keinen Alkohol auszuschenken, zumal gerade die Jugendlichen diejenigen sind, die das meiste Geld in den Lokalen zurücklassen. Eigentlich wäre es ja selbstverständlich, sich an das bestehende Jugendschutzgesetz zu halten. Man sieht zwar in den meisten Lokalen oft einen kleinen Zettel an der Wand hängen, wo man liest, dass hier kein Alkohol an unter 16-jährige ausgeschenkt würde. Doch Gesetz hin oder her – machen wir uns nichts vor: Es wird Alkohol ausgeschenkt. Und wer würde auch nur für einen Mo- Gerade Politiker sind nicht wirklich als alkoholscheue Engel zu bezeichnen. Und plötzlich wurde es ernst. . . Eine Aufsehen erregende Kampagne der Stadt Hamburg setzt nicht auf den Zeigefinger. [ Büro für Suchtprävention Hamburg ] VON CHRISTA SCHEIDL 5 punkt, und Felix denkt sich, dass ein Bier auch nicht schaden könne. Fünf Bier und drei Gläser Wein später macht er sich – trotz Warnungen seiner Freunde – auf den Heimweg. Der wird für ihn und die 17jährige Viktoria zum Verhängnis. Felix kann das Auto nicht rechtzeitig zum Stillstand bringen und er überfährt das Mädchen, das gerade auf dem Heimweg ist. Nun sollen Engel und Teufel über das Schicksal der beiden entscheiden. Nach langen Streitereien werden sie sich einig, dass das unschuldige Mädchen zurück auf die Erde geschickt wird und Felix den Teufel begleiten muss. Der Film soll auf der SchulHomepage und bei Vorführungen in der Aula das Problembewusstsein der Schüler stärken. ment daran denken, einen Ausweis vorzulegen, wenn er sich – sagen wir – ein Bier bestellt? Doch zurück zu den Leuten, die etwas zu sagen haben – die bestimmen, ob man Kinder mit Alkohol und Nikotin aufziehen darf, oder ob man sich erst an der Uni oder zur Hochzeit einen hinter die Binde kippt. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky sagt, dass, wenn Erwachsene im Durchschnitt ein Glas Wein oder eine Flasche Bier am Tag trinken, dies in Ordnung wäre. Jedes weitere Glas wäre zu viel. Doch der Alkoholkonsum auch vieler Jugendlicher beträgt im Wochendurchschnitt nicht mehr. Wenn man in den diversen Klatschblättern nachliest, oder sich die ORF Seitenblicke zu Gemüte führt, sieht man, dass gerade Politiker nicht wirklich als alkoholscheue Engel zu bezeichnen sind und den Jugendlichen nicht wirklich als gutes Beispiel vorangehen. Gerade die Prominenten wissen zu feiern. Sie sind aber – oder sollten es zumindest sein – unsere Vorbilder in der Gesellschaft. Belassen wir das Gesetz so, wie es ist, und alle Jugendlichen nehmen sich zusammen und saufen sich nicht ins Koma. Aber vielleicht würden beim derzeitigen Trend die Ärzte wieder mehr Arbeit bekommen, die Wirtschaft und die Gastronomie angekurbelt und Arbeitsplätze geschaffen. . . [email protected] PROJEKT KAMPFTRINKEN Das Projekt der 3AK der BHAK Zwettl umfasste 3 Aufgabenbereiche: I Eine Umfrage mit 250 befragten Jugendlichen. I Die Gestaltung einer Sondernummer der Schülerzeitung. I Die Erstellung eines Kurzfilms. Gedreht von Schülern für Schüler: Felix bleibt bei der Party seiner Schulkollegin nicht lange abstinent: „Ein Bier kann nicht schaden.“ Das tut es aber doch, denn bi [ 3ak/HAK/HAS Zwettl ] einem bleibt es nicht. Eine alkoholisierte Heimfahrt später gibt es zwei Opfer – um deren Schicksal sich Engel und Teufel streiten. Wir widmen unsere Arbeit den 350.000 Alkoholkranken in Österreich und deren Angehörigen. Infos: www.bhak-bhas-zwettl.ac.at PRESSE MACHT SCHULE 6 „Eine Runde geht schon noch“ PRO Symptom, nicht Problem VON KORNEL OZVOLDIK Montag, 18. Juni 2007 KAMPFTRINKEN. Viele Jugendliche trinken sich in die Bewusstlosigkeit. Ebenso zahlreich sind die Gründe für dieses Phänomen, das als „Komatrinken“ die Schlagzeilen erobert hat. K ampftrinken hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Damals wie heute sind die Ziele dieselben, nämlich sein Gegenüber „unter den Tisch“ zu trinken. Die Regeln sind einfach: Jeder trinkt dieselbe Menge Alkohol. Als Gewinnregel gilt dabei meist „Last Man Standing“. Wurde das Kampftrinken früher oft dazu genutzt, um Streitereien aus der Welt zu schaffen, ist es heute zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden, in dem der Spaß im Vordergrund steht. Vor einem Wettstreit wird ordentlich „aufgewärmt“, dann wird mit dem Kampftrinken begonnen. Dabei wollen die Antretenden einander ihre „Härte“ beweisen. Die Teilnehmer verlieren immer mehr die Kontrolle über sich selbst, sehr zur Belustigung des Publikums. Am Ende sind Gewinner und Verlierer so „fett“, dass sie nicht mehr unterschieden werden können. All dies möglich gemacht haben die niedrigen Getränkepreise sowie die kaum vorhandenen Kontrollen, über die wir uns in Österreich glücklich schätzen können. Wichtig ist auch die Vorbildwirkung – vor allem der Eltern. Schon von klein auf regelmäßig ins Wirtshaus mitgenommen zu werden, ist ein gutes Training für künftige Kampftrinker. Besonders, wenn die Erwachsenen den Kindern dauernd sagen, dass sie sich um ihre Probleme selber kümmern sollen. In einer solchen Welt ist Kampftrinken ein Symptom, nicht das Problem. KONTRA Kind sein, erwachsen werden VON GLORY SEBASTIAN A lleine letztes Wochenende landeten 14 Jugendliche in Oberösterreich im Spital. Grund: Alkoholvergiftung. Laut Ärzten war dies ein relativ ruhiges Wochenende. Immer mehr Jugendliche greifen zur Flasche. Ursprünglich war das Kampftrinken eine Art „unsinnige Streitigkeiten zu schlichten“. Zwar ein sinnloser Kampf, aber dennoch geregelt, schließlich war es ein Kampf, und jede Schlacht hat schließlich ein Ende und kommt nicht jeden Tag vor. Aber heutzutage werden die „Kämpfer“ immer jünger und es is auch kein Kampf mehr, sondern ein Hobby. Liegt es daran, dass die jüngste Generation nicht mit Suchtmitteln umzugehen weiß? Kann es sein, dass die Eltern immer mehr ihr Pflicht vernachlässigen und ihren Kindern nicht mehr das Wichtigste beibringen? Und dass Eltern nicht mehr die Zeit haben, solche Pflichten zu erledigen? Ich weiß es nicht. Doch eines ist klar: Die jetzige Situation muss sich ändern. Denn viele Kinder haben einfach nicht mehr die Zeit, Kind zu sein. Jugendliche versuchen immer so zu sein wie ihre Eltern oder andere Erwachsene, mit denen sie sich identifizieren. Am Anfang darf man nur zuschauen, wenn die Verwandten Sekt oder Bier trinken. Irgendwann bekommt man zum Geburtstag das erste Glas Sekt. Alkohol öffnet ein Tor in die Welt der Erwachsenen. Doch bringt er die Jugendlichen nicht schneller durch dieses Tor. Dazu brauchen sie Zeit: von sich selber – und von den Erwachsenen. Bierernst. Während die Jugend pauschal für Alkoholexzesse Einzelner kritisiert wird, bleibt das schlechte Vorbild der Erwachsenen meist unerwähnt. VON JENNIFER WEISS WIEN. Wenn man trinken will bis zum Umfallen, ist man im ersten Wiener Gemeindebezirk richtig. „Pakerl“, „Cage“ oder „Soho“ heißen die Lokale rund um den Schwedenplatz, die zehn Tequilas um sieben Euro verkaufen und mit „All you can drink“-Partys eine Menge Geld an jungen Leuten verdienen, die sich in die Besinnungslosigkeit trinken wollen. Eng, dunkel und heruntergekommen sieht es im „Pakerl“ aus. Im Hintergrund spielt kaum hörbare Musik, aber das macht nichts: Hauptsache, es gibt billigen Alkohol. Die Kellner kommen kaum nach, den jungen Leuten einzuschenken. Ein Stamperl nach dem anderen wird hinunter gezwängt, bis um halb elf die Ersten „eingehen“. Ein Meter Tequila Ich stehe an der Bar, um mir etwas zu Trinken zu bestellen. Neben mir ein volltrunkenes Mädchen, das sich kaum noch halten kann. Ihre Freunde motivieren sie mit „eine Runde geht schon noch“ weiter zu trinken, die Kellnerin überreicht ihr mit einem Lächeln den nächsten „Meter Tequila“. Der Gruppenzwang, den die Freunde des Mädchens auf sie ausüben, ist kaum zu übersehen. Jeder möchte von seinen Freunden anerkannt werden und in diesem Falle versucht das Mädchen, eine Bestätigung ihres Selbstwertgefühls durch Kampftrinken zu erlangen. Flucht vor der Realität Als ich 14 Jahre alt war und mit älteren Jugendlichen fortging, habe ich auch versucht „Reife“ zu beweisen, indem ich so viele „Shots“ wie möglich in mich hinein geschüttet habe. Natürlich empfinde ich es als angenehm, wenn ich in meinem Rausch alles um mich herum vergesse und mein Gehirn mal abschalten kann. Für viele Jugendliche ist jedoch der erhöhte Alkoholkonsum auch „KAMPFTRINKEN“ Gruppenzwang ist ein häufiges Motiv, das Jugendliche zum Trinken führt, um sich als besonders „cool“ zu erweisen. Genauso schlimm ist das Gewohnheitstrinken, das zum Wochenende dazugehört. Dabei wird immer wieder mal zu viel erwischt – ganz egal, ob Jugendlicher oder Erwachsener. eine Flucht vor der Realität, die unsinnig ist, da der Zustand des Betrunkenseins nur einige Stunden anhält und man sich danach erst recht wieder mit den Problemen des Alltags herumschlagen muss – und mit einem heftigen Kater. Zudem schafft der Alkohol manch neues Problem: Eine Befragung von 84 Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren durch die „Presse“ ergab, dass mit zunehmendem Alkoholkonsum die Aggressionsbereitschaft deutlich steigt, während die Hemmschwelle sinkt. (siehe Grafik). Ich beobachte ich die Kellnerin, die ihre Genervtheit mühselig überspielt und denke mir, dass ihr Beruf sehr hart sein muss. Ich selber würde mich in einem Konflikt befinden zwischen dem Willen, mit Erfolg möglichst viel Geld zu kassieren, und dem Bedenken, viel hochprozentigen Alkohol an Minderjährige zu verteilen. Für mich ist es unübersehbar, dass die heutige Gesellschaft zu der Steigerung der Anzahl von minderjährigen „Kampftrinkern“ geführt hat. Ist der Wohlstand der Gastronomie wichtiger als Gesundheit der Jugendlichen? Die Wirte sind verantwortlich Das Ausschlaggebende beim Komatrinken ist die Menge des Alkoholkonsums. Klar, dass die jungen [ Clemens Fabry ] Trinker es mit der Menge oft deutlich übertreiben. Doch für dieses Problem sollte die Gastronomie zur Verantwortung gezogen werden, da sie ja am Meisten von jugendlichen Trinkern profitiert. Strenge Regeln, weniger Profit Wenn sich die „Sauflokale“ an strengere Altersvorschriften halten müssen, werden sie nicht so große Gewinne machen. Denn solche „Kampftrinker“-Angebote sprechen im Großteil nur Minderjährigen an. Doch ist es nicht moralisch verwerflich, wenn man Geld mit der Schädigung junger Menschen verdient? Der Einsatz der Politiker für härtere Maßnah- Diese Seite wurde gestaltet von der 7b des Realgymnasiums des Schulzentrums Friesgasse 4, 1150 Wien. men gegen die Gastronomie hat in letzter Zeit enorm zugenommen, doch trotzdem läuft das Geschäft erfolgreich weiter. Mal sehen, wie viele junge Trinker noch eine Alkoholvergiftung bekommen müssen, bis etwas unternommen wird. ····························································································································································································································································· Die hässliche Fratze des „normalen“ Fortgehens Jeder kennt es, jeder macht es: Trinken ist Teil der Freizeitgestaltung der Österreicher. VON PATRICK SEISER UND ULRICH WEIßENBERGER K omatrinken wird in den Medien ausgeschlachtet, doch kaum beleuchtet wird die „normale“ Seite des Trinkens. Das regelmäßige Fortgehen am Wochenende kann genauso schlimm sein und wird dennoch von der Gesellschaft akzeptiert! Freitagabend, eine Gruppe von sechs Jugendlichen, knapp vor Beginn ihrer Lokaltour. Das erste Ziel ist schon bestimmt, Abendessen im „Centimeter V“. Neun Liter Bier und ein Schwert (Schnitzel am Spieß) werden in den ersten zwei Stunden konsumiert. Gut gestärkt geht es weiter in Richtung Innenstadt. Im Museumsquartier, angesagter Treffpunkt für Schüler und Studenten. Die vor kurzem erneuer- ten und jetzt wieder benutzbaren roten Bänke sind schon alle voll und auch die Lokale sind zum Bersten gefüllt. Glücklicherweise gibt es einige weniger bekannte Plätze, die sogar Sitzgelegenheit bieten. Leider sitzt man aufgrund von mangelnder Bestellmöglichkeiten auf dem „Trockenen“. Also geht ein Teil zu einem der nahe gelegenen Würstelstände und kauft für alle Bier. Für manchen geht der Abend schon zu Ende, da die letzte U-Bahn die beste Möglichkeit bietet nach Hause zu kommen. Außerdem gelten im Nachtverkehr der Wiener Linien die Schüler Freifahrtskarten nicht, also ist es auch billiger und gespartes Geld kann wieder in Alkohol investiert werden. Bis jetzt sind pro Person zwischen 15 und 20 Euro umgesetzt worden. Und das innerhalb von nicht ganz 3 Stunden. Nicht für alle ist die Tour vorbei, denn wer am Samstag keine Verpflichtungen hat, kann noch länger bleiben. „„Wir sollten heimgehen, besser wird’s nimmer.“ Jugendlicher am (frühen) Samstagmorgen Ein paar hundert Meter weiter ist der nächste „McDonalds“, erstaunlich wie viele Leute dort noch anzutreffen sind um diese Zeit. Nur mehr wenige sind noch in der Lage gerade zu gehen. Die Einkaufsstraße ist beinahe so voll wie an einem Freitagnachmittag, doch kauft jetzt keiner ein, nur die Lokale werden angesteuert. Das letzte Bier des Abends konsumiert die, schon ziemlich geschrumpfte, Gruppe im BigTime, einem kleinen Pub in einer Seitengasse. Schließlich bemerkt einer der Übriggebliebenen:“ Wir sollten heimfahren, besser wird es nicht mehr“. Also beginnt der lange Fußweg über die Mariahilferstraße, um die Nightlines beim Westbahnhof zu erreichen. Fazit des Abends ist eine um 25€ leichtere Geldbörse, ein Alkoholspiegel um die 2,3 Promille (laut „Promille-Rechner“, siehe Internet-Hinweis) und gehörige Kopfschmerzen am nächsten Tag. Einen Abend wie diesen kann man nicht als Komatrinken bezeichnen, dennoch war es für jeden genug! www.bartime.de/promille-rechner.html PRESSE MACHT SCHULE Montag, 18. Juni 2007 7 – MEINUNG FLORIAN NIKOLAI Dossier Alkohol: So trinkt die Jugend Alle an die Krügerl VON FLORIAN NIKOLAI, SEBASTIAN KNÖBL, ANDREAS PLANK UND CHRISTOPH BUCHINGER E in Krügerl, bitte“, ein Satz, bei dem man an einen alten Mann mit Bierbauch denkt. Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass sich der alte Mann mit Bierbauch immer mehr zu einem jungen Pubertierenden transformiert. Das kann doch nicht sein, wie kommen unsere unschuldigen Kinder an Alkohol? Es ist doch nicht möglich, dass sie, nur weil sie es in Fernsehen, Nachrichten und Zeitungen vorgemacht bekommen, es gleich nachmachen? Oder etwa doch? Nein, das würden doch die wackeren Lokalbesitzer, denen die Sicherheit vor Profit geht, nicht zulassen. Mal abgesehen davon, profitiert die Gemeinde schließlich auch von den Steuern des Lokals. Wer weiß, viel- Vielleicht wurde das Heim Ihrer Mutter von der Sucht Ihres Partners bezahlt. leicht wurde das Altersheim Ihrer Mutter von der Alkoholsucht Ihres Ehepartners bezahlt? Die Tatsache, dass Alkohol bereits billiger als ein unter einer Schulbank hervorgekratzter Kaugummi ist, den man nebenbei auch schwerer los wird, ist sicherlich auch kein Grund für den steigenden Alkoholkonsum Jugendlicher. Unnötig zu erwähnen, dass die Gesetzeslage völlig anders aussieht. Bereits der Verkauf wäre illegal, aber wen stört das? Die Konsumenten nicht, die Verkäufer noch weniger und nach einer langen Reihe gibt es zum Schluss nur Personen, die davon profitieren. Der perfekte Kreislauf. Und um all ihre Zweifel zu zerschlagen, hier noch ein Pro zum Thema Gleichberechtigung: Denn die weiblichen Jugendlichen sind zumindest in Sachen Trinken ihren männlichen Altersgenossen gleichgestellt. Wenn schon nicht in der Arbeitswelt, dann wenigstens im Nachtleben. Hier noch ein Trost für all jene, denen die Evolution am Herzen liegt: Die weibliche Vorliebe, zu dritt aufs Klo zu gehen, bleibt selbst im Stadium größter Trunkenheit erhalten. Was sie dort so treiben, bleibt ihnen überlassen, nur wenn sie nicht mehr zurückkommen, wird es zum Problem. A lkoholkonsum unter Jugendlichen ist weit verbreitet. In der Gruppe der 12- bis 25-Jährigen hat er sich bis zum Jahr 2004 sogar verdoppelt. Das anziehende Tabu Alkohol wird immer mehr zum Alltag. Allem Anschein nach ist dem Einstiegsalter nach unten keine Grenze gesetzt. Auch die konsumierten Mengen sind oftmals schockierend. Die 5b des Gymnasiums Mattersburg analysiert die zentralen Fragen. 1 ANALYSE. Das Thema „Komatrinken“ beherrscht derzeit Experten und Medien. Die 5b des Gymnasiums Mattersburg analysiert die zentralen Fragen. 4 Welche Getränke werden von den Jugendlichen bevorzugt getrunken? ginnt der Countdown für den nächsten Anlauf. Die Jugend freut sich, die Lokalbesitzer stört es nicht und die Eltern tappen im Dunkeln. Welche Trinkrituale sind bei der Jugend besonders beliebt? Hier ist die hohe Bereitschaft zum Risiko besonders alarmierend. Oft werden wahre Wochenendrituale zelebriert. Durchschnittlich nimmt mehr als ein Drittel aller Jugendlichen regelmäßig Alkohol zu sich. Etwa fünf Prozent praktizieren mehrmals im Monat das so genannte „binge drinking“, eine regelrechte Sauforgie. Ein von uns durchgeführtes Experiment hat ergeben, dass es überhaupt kein Problem für einen 15-jährigen Jugendlichen ist, in Mattersburg an Alkohol zu kommen. Unsere Shoppingtour durch Supermärkte brachte ein ernüchterndes Ergebnis. Selbst hochprozentigen Alkohol konnte man ohne Probleme bei Adeg, Hofer und Zielpunkt erwerben. Bei Billa wurde es eng, doch schuf eine einfache Ausrede Abhilfe. Nur in einem von fünf Geschäften, nämlich bei Penny Markt, bekam man gar keinen Alkohol. Dass sich die Verkäuferinnen dabei strafbar machen, wissen sie anscheinend nicht. Denn laut burgenländischem Jugendschutzgesetz ist der Verkauf von Alkohol an Personen unter 16 Jahren nicht erlaubt. Wie hat sich das Alkohol-Einstiegsalter zuletzt entwickelt? Die Konsumenten werden immer jünger. Schon mit elf Jahren greifen sie das erste Mal zur Flasche. Mit 13 gibt es den ersten Vollrausch, ab dann wird es zur Routine. Jedes Wochenende die gleiche Prozedur: Dem häuslichen „Vorglühen“ folgt der anschließende Besuch mit Clique in der Lieblingsdisco. Ist dieses Abendprogramm geschafft, be- Getrunken wird so ziemlich alles. Vom einfachen Mixgetränk und Alkopop bis hin zu Whiskey und Wodka. Generell gilt: je härter der Alkohol, desto besser. Dass viele Jugendliche auch unter 15 Jahren schon trinken, ist ohnehin weitgehend bekannt. Die Gesetzeslage spricht gegen sie, dessen sind sie sich auch bewusst. Denn laut Jugendschutz ist es weder gestattet, Alkohol in diesem Alter zu konsumieren, noch darf man Kindern überhaupt welchen verkaufen. Trotzdem werden regelmäßig alkoholische Getränke konsumiert, besonders beliebt sind die gefährlichen Alkopops. 2 schaft zu bestehen. Der Leistungsdruck in der Schule und der permanente Wettbewerb ist unweigerlich mit großem Stress verbunden. Das Verlangen, so zu agieren, wie es die Gruppe vorgibt, ist ebenfalls von nicht zu unterschätzender Bedeutung. 5 Flucht aus dem Alltag: Jungendlicher Alkoholmissbrauch ist oftmals der letzte Weg [ APA ] aus dem täglichen Leistungsdruck. 3 Wer trinkt überhaupt Alkohol und was sind die Gründe dafür? Nicht nur Jugendliche, sondern auch 40 Prozent der erwachsenen Österreicher trinken mehr Alkohol, als dies gesundheitlich unbedenklich wäre. Die Erwachsenen geben dabei ein schlechtes Vorbild ab: keine Feier, kein Jubiläum ohne Alkohol. Warum? 1.) Der Alkohol dient als Tröster nach einem langen Arbeitstag. 2.) Bier gehört eigentlich schon zum „guten Ton“. 3.) Derjenige muss sich rechtfertigen, der keinen Alkohol trinkt. Diese Seite wurde gestaltet von der 5b des Gymnasiums Mattersburg, Hochstraße 1 So schlagen also die Erwachsenen in ihrer Vorbildrolle fehl und sowohl Kinder, als auch Jugendliche lernen von klein auf, dass ein Bier oder ein Spritzer einfach dazugehören und suchen in Krisenzeiten im Alkohol Trost. Vor allem die Pubertät ist eine schwierige Zeit für die Jugendlichen. Auch ist es nicht einfach, in unserer Leistungsgesell- Wohin fließt das Geld und wer profitiert davon? Die Jugendlichen sind sicherlich nicht die Gewinner in diesem Geschäft. Es sind die Gemeinden, die dieses Problem zwar aus politischen Gründen nicht totschweigen, jedoch durch die Einnahmen aus den Getränkesteuern massig Geld einnehmen. Die Zeche bezahlen die Jugendlichen. Dass es die Jugendlichen selbst sind, die trinken, bleibt unbestritten. Es ist jedoch fraglich, ob es deren Schuld allein ist. Wenn man es ihnen einfach macht, Alkohol zu bekommen und der Konsum von der Gesellschaft heruntergespielt wird, darf man sich nicht wundern, wenn sie das Alltägliche zum Alltag machen. Verschiedene Schuldzuweisungen werden auch keine Lösung bieten. Viel mehr kommt die Frage auf, wie Eltern ihre Kinder erziehen, welche moralischen Werte sie ihnen vermitteln und wie groß der Einfluss von Medien auf sie ist. Eine Initiative seitens der Erwachsenen wünschenswert. ······························································································································································································································································································································ Jugendsport Kampftrinken: O.k. oder K.o? Gehört Trunkenheit bei Kindern schon zum Alltag? Bereits 11jährige sind erprobte Trinker, ergab ein Lokalaugenschein im Burgenland. M an ist einfach besser drauf, hat mehr Spaß, nicht so viele Hemmungen und kann so auf andere Menschen besser eingehen,“ so ist die Einstellung vieler Jugendlicher. Jedes Wochenende werden die Abende in der Diskothek verbracht: laute Musik, Zigarettenqualm und der stechende Geruch von Erbrochenem liegt in der Luft. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Todesfälle durch Alkoholmissbrauch steigt, gleichzeitig sank das Einstiegsalter (siehe Artikel oben) in den letzten Jahren beharrlich. Die Droge Alkohol ist überall und jederzeit verfügbar und Kampftrinken ist der neue Trendsport unter Jugendlichen. Die meisten wissen zu wenig über die Konsequenzen von Alkoholmissbrauch und trinken einfach weiter. Eine schockierende Tatsache ist die Anzahl der 11- bis 13-Jährigen, die schon regelmäßig zum Alkohol greifen. Nur 25 Prozent der Österreicher bleiben abstinent. Schrecklich sind auch die Ergebnisse einer Studie der österreichischen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die bestätigen, dass Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren, im Durchschnitt pro Woche 68,8 Gramm reinen Alkohols zu sich nehmen. Das entspricht etwa zehn Schnäpsen. Erwachsene zeigen, wie es geht Eltern, die als Vorbild gelten sollten, greifen selbst zum Alkohol, sodass die Kinder denken, dass es nichts Schlimmes ist. Heimliche „Sauftouren” sind das Ergebnis. Die zentrale Frage, die sich bei diesem Thema stellt, ist: Warum Von M. Forstik, T. Pinter, J. Lotter, J. Sauerwein, S. Müllner, S. Haiden greifen Kinder und Jugendliche überhaupt zum Alkohol? Ein Faktor ist der Gruppenzwang: „Die andern machen es auch!“ Einfach nur daneben sitzen, wenn die anderen trinken, wollen die wenigsten. Der Wettkampf, wer mehr verträgt oder schneller umkippt, gibt den Kick und hat sich zu einer „Sportart“ entwickelt. Jugendliche, die zu wenig Anerkennung bekommen, versuchen sich auf diese Art selbst zu beweisen. Die psychischen und physischen Schäden werden dabei vergessen oder in Kauf genommen. Was viele Erwachsene nicht verstehen und erkennen ist, dass junge Leute oft Probleme haben und unter starkem Druck stehen. Natürlich sehen sie durch den Alkohol einen Ausweg, um dem Stress und den Problemen zu entkommen. Am Wochenende mit den Freunden Alkohol zu konsumieren, ist im Leben eines Jugendlichen schon normal und wird als alltäglich angesehen. Niedrige Preise für das Genussmittel und die Alkopops, bei denen man den Alkohol wegen des hohen Zuckergehalts oft nicht wahrnimmt, führen zu Missbrauch, der letztlich in die Abhängigkeit führt. „Mir ist schlecht .. ich kann nicht mehr .. alles steigt in mir hoch .. die Welt dreht sich .. nichts ist mehr eindeutig erkennbar .. alles ist verschwommen .. ich muss mich übergeben.“ So geht es vielen Jugendlichen und trotzdem hören sie nicht auf zu trinken. Sollte ihnen das nicht zu denken geben? Illegal – total egal? Kindern und Jugendlichen kann man den Akoholkonsum zwar per Gesetz verbieten, aber eine lückenlose Kontrolle ist kaum durchführbar. Durch geschickte Notlügen entgeht man sogar der Polizei. Die Selbstbestätigung, auf diese Weise das Gesetz kreativ umgehen zu können, ist ein Grund, die nächste Runde zu bezahlen. Egal ob man ihnen alkoholische Getränke verkauft oder nicht, sie finden immer einen Weg, um an Spirituosen zu kommen. Doch schlussendlich ist jeder Einzelne selbst für seinen Körper verantwortlich. PRESSE MACHT SCHULE 8 Montag, 18. Juni 2007 Fast alle haben schon getrunken INTERVIEW Prävention schon im Kindergarten UMFRAGE. Lassen sich immer mehr Jugendliche bis zum Vollrausch zulaufen? Seit 2001 werden pro Jahr ca. 150 Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in die Kinderklinik des Landeskrankenhauses Graz eingeliefert, wo sie durch Zuckerinfusionen behandelt und später psychologisch betreut werden. VON MICHAEL KALCHER, MANUEL LAGGER UND ALEXANDER ROST Die Zahl der jugendlichen Alkoholkonsumenten steigt von Jahr zu Jahr. Experten rätseln über die Ursachen – Orientierungslosigkeit, Leistungsgesellschaft, fehlende familiäre Strukturen, Reizüberflutung, SMS-Kultur statt Gespräch, Langeweile und Frust, steigende Gewalttätigkeit –, man müsse erst konkrete Einzelfälle prüfen. Eine Umfrage zum Thema Alkohol unter 57 Schülerinnen und 145 Schülern zwischen 14 und 18 Jahren an einer Grazer AHS im April 2007 liefert interessante Ergebnisse. Demnach liegt das Einstiegsalter für den Alkoholkonsum bei 12 bis 13 Jahren (exakt bei 12,2 Jahren) und 75,2 Prozent der Befragten konsumieren einmal, selten oder öfter pro Woche Alkohol. Über zwei Drittel trinken wegen des Geschmacks, knapp die Hälfte auch wegen der Wirkung. Bier und Wein werden etwa doppelt so häufig wie Sekt, Spritzer, Alkopops, Mischgetränke konsumiert, ein Drittel der Befragten nimmt auch Hochprozentiges zu sich. Exzessives Trinken findet meist mit Freunden in Lokalen und auf Partys am Wochenende (67,8 Prozent) statt und muss „billig“ sein; ca. drei Viertel der Befragten geben nichts oder weniger als 20 Euro pro Monat für alkoholische Getränke aus. Laut Jugendschutzgesetz ist der Erwerb von Alkohol in Österreich ab 16 Jahren erlaubt, „harte“ Getränke (mit mehr als 14 Prozent Alkohol) dürfen erst an Jugendliche über 18 Jahren verkauft werden. 64,8 Prozent der befragten Jugendlichen gaben jedoch an, beim Kauf von alkoholischen Getränken selten bzw. nie nach dem Ausweis gefragt worden zu sein. Die Einführung einheitlicher fälschungssicherer, gut lesbarer Personalausweise für Jugendliche in Österreich, wird nur im Zusammenspiel mit Ausweispflicht und verstärkten Kontrollen zu einer Veränderung führen. Ein innovati- Die Presse: Woran liegt es, dass sich bereits 12- bis 13-jährige Jugendliche für Alkohol interessieren? Dr. Müller: 30 Prozent der Jugend trinkt Alkohol, um Probleme zu bewältigen, aber auch die Vorbildwirkung der Eltern ist extrem wichtig. Eine ganze Jugendgeneration wird als alkoholgefährdet abgestempelt ves Kontrollsystem wird in einigen Filialen des Lebensmittelkonzerns Spar bereits erprobt, bei Rewe ist Ähnliches geplant. Vollrausch endet im Spitalsbett Experten vermuten, dass der regelmäßige Konsum alkoholischer Getränke dazu führt, dass Jugendliche die Grenze zum Vollrausch nicht erkennen und nicht wissen, wann Schluss ist. „Viele Jugendliche unterschätzen auch die Wirkung von Mixgetränken“, so Elisabeth Fandler, Psychologin an der Universitätsklinik Graz. „Auch ist es vielen jungen Menschen peinlich, wenn sie nach einem Vollrausch im Spitalsbett aufwachen.“ Von den 202 befragten AHS-Schülerinnen und -Schülern waren vier wegen Volltrunkenheit im Krankenhaus. Zwischen 2000 und 2006 wurden durchschnittlich pro Jahr 143 Kinder und Jugendliche mit Alkoholintoxikation auf der Grazer Uni- versitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde medizinisch versorgt. Weiters rät Fandler, dass Eltern nicht überreagieren sollten, wenn sie ihr Kind mit Alkohol erwischen. Ein aufklärendes Gespräch sei viel sinnvoller als ein Streit. Laut Umfrage an der Grazer AHS wurden 85 Prozent der Jugendlichen von ihren Eltern, Lehrerinnen und Lehrern über die Folgen von regelmäßigem Alkoholkonsum aufgeklärt. „Wir können auch ohne!“ „Die Meinung, dass Jugendliche nicht ohne Alkohol sein können, ist frei erfunden“, so einer der Befragten. Wie die Umfrage beweist, denken 80 Prozent aller Befragten wie er. Obwohl ein Großteil (64,9 Prozent) angab, schon einmal betrunken gewesen zu sein oder wegen Alkoholkonsums erbrochen zu haben (47,5 Prozent), sind sich 67,3 Prozent der befragten Schüle- [ Klaus Lafer ] rinnen und Schüler einig, dass „Kampftrinken“ kein Jugendsport ist. Hilfe statt Strafe Zusammenfassend kann man sagen, dass im Umgang mit Alkohol eine Bewusstseinsveränderung stattfindet, da eine Anfang 2007 im Fachjournal Lancet veröffentlichte Studie des britischen Pharmakologen David Nutt (Universität von Bristol) Alkohol zu den fünf gefährlichsten Drogen zählt. Experten begrüßen jede Maßnahme und jedes Projekt, das das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stärkt und das Nein-Sagen-Können unterstützt – am Finanziellen dürfe es dabei nicht scheitern. Begleitend seien alle Erwachsenen aufgefordert, Vorbild zu sein und beim Problem Jugend und Alkohol zwar nicht überzureagieren, aber auch nicht wegzuschauen. Generell soll die Devise sein: helfen vor strafen. Diese Seite wurde gestaltet von der 6.A Klasse des BRG Petersgasse Graz. zitiert „Ich kenne keinen Jugendlichen, der sagt: Heute saufe ich mich ins Koma, um im Krankenhaus zu landen! In Gesprächen habe ich überrascht festgestellt, dass dies die Auffassung vieler Erwachsener ist.“ In der Umfrage wurden 202 Jugendliche der 8. bis 12. Schulstufe (37 Prozent aller Schülerinnen und Schüler) des BRG Petersgasse Graz im April 2007 befragt. Die Umfragedaten sind auf der Homepage im Menü Fächer/Deutsch abrufbar. Benedikt Weger, 16 www. petersgasse.at ····························································································································································································································································· Kontrollen sind selten „Niemand ist da, der hilft“ Personalmangel beeinträchtigt Polizeiarbeit Was eine Mutter über Kampftrinken denkt GRAZ. „Durchschnittlich finden wir zwei bis drei schwer alkoholisierte Jugendliche jedes Wochenende“, heißt es in der Polizeiinspektion Schmiedgasse 26 in Graz, die für die Innenstadt zuständig ist. Sicherlich sei die tatsächliche Anzahl viel höher, sagen die Beamten, doch aufgrund des Personalmangels würden nur einmal pro Monat gezielte Kontrollen in Großdiskotheken, auf Haupt- und Jakominiplatz sowie im Stadtpark durchgeführt. Wird ein Jugendlicher beim illegalen Alkoholkonsum ertappt, so werde er von der Polizei zur Dienststelle mitgenommen und angezeigt. Das Strafmaß bestimmt danach die zuständige Behörde. Was macht eine akute Alkoholvergiftung so gefährlich? Müller: Es besteht das Risiko der Bewusstlosigkeit. Dadurch entsteht die Gefahr eines Unfalls, einer Erfrierung etc. Bei 12- bis 13-Jährigen kann sich ein Alkoholspiegel von 1 bis 1,5 Promille bereits komatös auswirken, da das Zentrale Nervensystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Von welchen Faktoren hängt es ab, ob der Alkohol zur Ver- Wilhelm Müller giftung führt? (63), Leiter der GraMüller: Unter zer Kinderklinik [ – ] anderem ob und was man vorher gegessen hat. Eine fetthaltige Mahlzeit vor dem Alkoholkonsum senkt den Alkoholspiegel um 50 Prozent. Wie reagieren Eltern darauf, dass ihr Kind mit einer Alkoholvergiftung in der Klinik liegt? Müller: Sie sind meist überrascht und machen ihren Kindern oft Vorwürfe. Glauben Sie, dass es hilft, in bestimmten Stadtteilen oder Straßen ein Alkoholverbot einzuführen? Müller: Gebote und Verbote regulieren nicht, auch die Wirte sind nicht schuld. Der Jugendliche muss durch Suchtprävention, die bereits im Kindergartenalter beginnen sollte, so stark gefestigt sein, Alkohol nicht haben zu wollen. Wenn er will, bekommt er ihn sowieso. „Einen großen Problempunkt stellen so genannte 1-€-Partys dar.“ – Die Betreiber bieten dabei alkoholische Getränke billiger als alkoholfreie Getränke an. Die Polizisten sind der Meinung, dass es Gesetze geben sollte, die dies verhindern. Ein weiteres großes Problem stelle das Image des Alkohols bei der Jugend dar. Laut Polizei halten Verbote und Strafen die Jugendlichen nicht vom Alkoholkonsum ab. Vielmehr sollte man dafür sorgen, dass sie ihn gar nicht erst trinken wollen. Dazu müssten Eltern, Lehrerinnen und Lehrer früh genug mit der Suchtprävention beginnen und selbst gute Vorbilder sein. „Begrüßenswert ist die aktuelle öffentliche Diskussion – hoffentlich über Parteigrenzen hinweg“ – sagt Ingrid R., Mutter eines 16jährigen. Alkoholismus dürfe daher nicht weiter als Kavaliersdelikt gesehen werden. Es könne nicht genug Aufklärung über gesundheitliche Folgeschäden und Abhängigkeiten geben. Expertinnen und Experten (Drogenberatung, medizinische Fachleute etc.) müssten in die Schulen eingeladen werden. „Erwachsene haben eine wichtige Vorbildwirkung und sind Anlaufstelle bei Problemen, aber die Orientierung bei Gleichaltrigen ist für Jugendliche äußerst wichtig“. Hier müsste, meint Ingrid R., die Peerfunktion ausgebaut werden – nach dem Motto: Wir lassen niemanden ertrinken! „Das Horrorszenario für mich als Elternteil ist, dass mein Kind irgendwo liegt und Hilfe braucht, aber niemand, der sie geben kann und will, da ist.“ Auch sollten alkoholische Getränke teurer und daher schwerer erschwinglich sein. Rigorose Verbote könnten eventuell eine gegenteilige Wirkung haben. „Begeistert bin ich von dem Vorschlag der SPÖ, einen Jugenddrink kreieren zu wollen, der billig ist und dem Alkohol Konkurrenz machen kann.“ Neben besseren Freizeitangeboten (gratis!) sollte die Werbebotschaft lauten: „Nein zu sagen ist cool und mutig!“ „Kampftrinken hat in den letzten Jahren nicht zugenommen, sondern die Medien sehen darin ein großes Aufmerksamkeitspotenzial. Dass sich Jugendliche absichtlich bewusstlos saufen, wäre, logisch überlegt, sinnlos, da im Rauschzustand mehr Spaß erzielt werden kann. Es liegt eher daran, dass bereits Betrunkene ihren Alkoholkonsum nicht mehr kontrollieren können, und daher weiter trinken.“ Sigurd Seitz, 16 „Das Thema Kampftrinken wird von den Medien sehr hochgespielt. Eine ganze Jugendgeneration wird als alkoholgefährdet abgestempelt. Doch jene, die tatsächlich im Krankenhaus landen, sind meist Jugendliche, die zum ersten Mal in Kontakt mit Alkohol kommen. Niemand geht bewusst „Komatrinken“ – oder geht jemand ins Casino und verspielt vorsätzlich sein Haus?“ Juraj Raič, 16 „Die Frage nach der Mitschuld am „Komatrinken“ richtet sich vor allem an die Erziehungsberechtigten, denn es ist deren Aufgabe, für ihre Kinder zu sorgen und ihnen ein gutes Vorbild zu sein.“ Gregor Mayer, 16 Montag, 18. Juni 2007 PRESSE MACHT SCHULE 9 S C H U LV E R S U C H Besseres Klima im getrennten Unterricht In Frankfurt läuft ein ungewöhnlicher Schulversuch: In den Abschlussklassen werden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet. VON KATHARINA SCHWAIGER Gemeinsam in den Schulalltag: Koedukation ist heute in Österreich die Norm – in Schulversuchen erlebt die Geschlechtertrennung aber eine kleine Renaissance. [ bigshot ] Geschlechtertrennung längst überholt KOEDUKATION. Schüler wünschen sich laut Umfrage gemischte Klassen, aber geschlechterspezifische Lernförderung. Die Lehrer haben damit aber so ihre Probleme. VON RUTH EGGER, DANIELA MEIDL, ANNA-MARIA KNAPP, ANNA OBERDORFER UND ULRIKE SCHETT W ir wollen mehr Burschen“, sagen 88 Prozent der Schülerinnen in Mädchenklassen. Sie wollen lieber gemeinsam mit jungen Männern die Schulbank drücken. Dies ist Ergebnis einer Umfrage, die die Schülerinnen der Höheren Lehranstalt für Mode- und Bekleidungstechnik der Schulschwestern Hallein zum Thema Koedukation unter ihren Mitschülerinnen und Mitschülern durchgeführt haben. Als Gründe für den Wunsch nach einem höheren Männer-Anteil in den Klassen wurden unter anderem „angenehmeres Klima“, „besseres Verständnis“ und Sammeln von Erfahrungen genannt. Immerhin 92,5 Prozent der Befragten glauben übrigens, dass sich Burschen und Mädchen im Verhalten grundsätzlich unterscheiden. LEXIKON Unter Koedukation versteht man den gemeinsamen Unterricht von Mädchen und Burschen. Ursprünglich bezeichnete man damit das gemeinsame Lernen von Farbigen und Weißen im Süden der USA. Das Gegenteil der Koedukation heißt Seedukation. Immer wieder formuliertes Urteil: Rollenverteilungen nach Geschlecht sind auch noch ein wesentlicher Faktor der Erziehung. Dabei fördert die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht in der Schule indes die soziale Kompetenz der Schüler und Schülerinnen, zumindest wenn man der einschlägigen Literatur glauben darf. Allan und Barbara Pease, die Autoren des Bestsellers „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ behaupten übrigens, dass Gründe für verschiedene Denkweisen die unterschiedlichen Fähigkeiten von Männern und Frauen seien: Hormone würden das Leben und Verhalten beider Geschlechter bestimmen. Männer verfügten im Allgemeinen über ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen, während Frauen größeres Kommunikationstalent besitzen sollen, sind die beiden Autoren überzeugt. Diese Unterschiede sind allerdings auch der Grund dafür, dass manche Bildungsexperten getrennten Unterricht für sinnvoller halten. Beide Modelle, Ko- wie auch Seedukation, haben jedenfalls sowohl Vor- als auch Nachteile: „Ich bin grundsätzlich für gemischte Klassen. Vorteil getrennter Klassen wäre, dass Mädchen in technischen Fächern mehr Selbstbewusstsein erlangen und somit bessere Ergebnisse erzielen“, sagt der Halleiner Informatiklehrer Gernot Hammer im Gespräch mit der „Presse“. Das Vorurteil, dass das andere Geschlecht im Unterricht ablenkt, will Hammer nicht bestätigen. Burschen lägen in ihrer Entwicklung in den meisten Fällen hinter der der Mädchen, und somit für diese ohnehin weniger interessant. Um angemessen auf die individuellen Lernfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler eingehen zu können, werden am Pädagogischen Institut (PI) des Bundes in Salzburg Fortbildungsseminare für Lehrer angeboten. In etwa einem Drittel dieser Seminare ist die Koedukation Thema. Dabei wird spezifisch auf die jeweiligen Erziehungstypen – Mädchenklassen, Burschenklassen und koedukative Klassen – eingegangen. Für Günther Marisch aus dem PI Salzburg ist die Sensibilisierung der Lehrer auf diesem Gebiet eine Selbstverständlichkeit. In der Praxis, sagen viele Lehrer, würde im Unterricht nicht zwischen Mädchen und Bur- schen unterschieden. Zwar erhielten sie im Rahmen des Lehramtstudiums dafür Schulungen, in der Praxis seien die Lehren daraus jedoch nur schwer anzuwenden. In gemischten Klassen sollen Lehrer auf die jeweilig ansprechende Lehr- und Lernmethode des Geschlechtes eingehen. Das ist heikel, da die unterschiedliche Behandlung von Mädchen und Burschen als unfair gewertet wird. Auch mit Fingerspitzengefühl ist es schwierig die Forderung nach Gleichberechtigung und gleichzeitiger geschlechtsbedingter Förderung zu erfüllen. Daher schrecken viele Lehrer davor zurück Unterschiede offen zu behandeln. Die Entwicklung im Schulwesen drängt jedenfalls in verschiedene Richtungen. Geschlechtsgetrennte Schulen werden zwar fast überall geöffnet, hingegen erleben der getrennte Unterricht eine kleine Renaissance – etwa in Schulversuchen. HALLEIN. Schlechtere Lernerfolge bei den Mädchen und dominante Burschen gaben den Ausschlag für ein Experiment: In der Kerschensteinerschule in Frankfurt am Main setzt man auf getrennten Unterricht. Die Lehrer erhoffen sich dadurch bessere Leistungen bei beiden Geschlechtern. Die ersten Erfahrungen sind durchwegs positiv. Die Mädchen vermissten zwar das Herumalbern mit den Jungen, das Lernklima habe sich jedoch um einiges verbessert, berichtet die Direktorin der Schule, Sabine Bartsch-Kappauf. Denn die Schüler müssten nun keine Kraft mehr für die Abgrenzung vom anderen Geschlecht aufbringen. Während die jungen Männer sich nun auf schulische Erfolge konzentrierten, bestünden die Mädchen auf mehr Eigenverantwortung – eine Entwicklung die beiden Geschlechtern gut tue. Auch außerhalb des Klassenzimmers gebe es Erfolge zu vermelden: Das Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen am Schulhof habe sich auch deutlich gebessert. „Sinnvoll in einigen Fächern“ Die Vorsitzende des Landeselternbeirates, Kerstin Greis, vertritt allerdings eine andere Ansicht. Sie hält getrennten Unterricht in einigen Fächern, wie etwa Mathematik, zwar für sinnvoll, weil der Zugang zum Stoff zu unterschiedlich sei. Eine Trennung der Klassen während des ganzen Schuljahres befürwortet sie aber nicht, da unterschiedliche Lernzugänge in manchen Fächern zur Erziehung dazugehören. Im Allgemeinen wird der Versuch aber als sehr positiv beurteilt und deshalb weitergeführt. Diese Seite wurde gestaltet von der 4a der Modeschule Hallein. Chefredaktion: Ulrike Schett, Anna-Maria Knapp, Ruth Egger, Anna Oberdorfer, Katharina Schwaiger, Eva Pfisterer, Anna Teresa Golser und Daniela Meidl. ····························································································································································································································································· Gemeinsam in den (Schul-)Nachmittag Auch bei der Nachmittagsbetreuung und in der Jungschar geht der Trend klar zur Koedukation. VON ANNA TERESA GOLSER UND EVA PFISTERER HALLEIN. „Gemeinsam, statt einsam“ lautet das Motto für viele Kinder und Jugendliche auch in der Freizeit. Besonders die Katholische Jungschar Österreich setzt sich für eine gemeinsame Erziehung der Geschlechter ein. Viele Kinder und Jugendliche verbringen ihre Freizeit in Gruppen, zu denen Mädchen ebenso wie Burschen gehören. Ob in Chören, bei der Musikkapelle, im Sportverein oder auch bei den Pfadfindern. Vorreiter für diese Koedukation auch in der Freizeit ist die Katholische Jungschar Österreich. Sie will damit ein Aufbrechen der Rollenfixierung erreichen. Der Verein stelle sich der Problematik, unter der Jugendliche in der aktuellen gesellschaftlichen Situation aufgrund ihres Geschlechtes leiden, heißt es im Leitbild. Die Mädchen und Burschen sollen sich frei entwickeln und ihre individuellen Interressen ausleben können. Die KJSÖ ist stark bemüht, stets einen männlichen und eine weibliche Gruppenleiter/in als Bezugsperson einzusetzen. Die KJSÖ ist auch der Meinung, dass Burschen und Mädchen sich mit sich selbst auseinander setzen und besonders ihr Selbstbewusstsein stärken sollen. Nicht nur Vereine, sondern auch Schulen bemühen sich, die Freizeit der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen mit Hilfe ausgebildeter Aufsichtspersonen auszufüllen. Das Thema Nachmittagsbetreuung wird in der Schule sowie in der Politik immer aktueller, da beide Elternteile zunehmend berufstätig sind. Die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl gab vor Kurzem bekannt, dass immer- hin 26,6 Prozent der Pflichtschüler in Wien Anspruch auf Nachmittagsbetreuung haben. Ab einer Anzahl von fünfzehn Schülern besteht das Recht darauf, am Nachmittag in der Schule beaufsichtigt zu werden. Dieses Recht, das seit diesem Schuljahr gilt, ist allerdings nicht an allen Schulgebäuden möglich, weil sie an Platzmangel leiden, oder keine Grünanlagen zur Verfügung haben. Diese Schulen versuchen, die Schüler in anderen öffentlichen Betreuungseinrichtungen unterzubringen und so die Aufsicht zu garantieren. STUDIE Es mangelt an männlichen Lehrern WIEN (APA). Eine Grundlagenstudie des Sozialministeriums zum Thema „Buben- und Burschenarbeit in Österreich“ regt unter anderem eine Quotenregelung zu Gunsten männlicher Lehrer an. Das Ministerium hat erforschen lassen, was Buben brauchen, worunter sie leiden und worauf sie stolz sind. Probleme in der Identitätsentwicklung entstehen vor allem durch Abwesenheit der Väter – männliche Lehrer seien da häufig ein Ersatz. Zudem bräuchten Buben mehr Pausen und mehr Bewegung und klarere Instruktionen als Mädchen, so die Studie. PRESSE MACHT SCHULE 10 Burschen faul – Mädchen fleißig? PRO CHRISTIAN PLATZER WAHRHEIT ODER LEGENDE. Die 2B der BHAK Eisenerz wollte es wissen! Das Bild bleibt! S eit einigen Monaten wütet ein Kleinkrieg in unserer Klasse. Einige Poster von leicht bekleideten Frauen hängen an der Pinnwand und sorgen für Gesprächsstoff. Was ist denn dabei, wenn man in der Schule seine Neigung zum anderen Geschlecht zeigt. Wir hätten auch nichts dagegen, wenn die Mädchen auf ihrer Seite leicht bekleidete Männer präsentieren würden. Wir Burschen finden, dass ein solcher Anblick den schulischen Alltag „versüßt“. Natürlich wissen wir, dass diese Bilder oft nicht der Realität entsprechen. Das Argument, dass die Schule eine öffentliche Institution ist und deswegen solche Poster nicht zu dulden sind, verstehen wir nicht. Was ist mit Werbeplakaten? Es sind auch einige Lehrer erfreut über diese Verschönerung. Aber es gibt kritische Blicke seitens der Lehrerinnen. Abschließend möchten wir den Mädchen zu denken geben, dass die Jugend eine der schönsten Zeiten im Leben ist, welche man genießen und ausleben muss. Wir sind nur einmal jung. [email protected] Stein des Anstoßes. Montag, 18. Juni 2007 [ privat ] EISENERZ. Trennen Burschen und Mädchen „notenmäßig“ wirklich Welten? Wir, die Burschen der 2b, wollten es genauer wissen: Ist es ein Märchen, dass unsere Mitschülerinnen gewissenhafter, aufmerksamer und fleißiger sind? Schlägt es sich in den Noten nieder, dass wir lieber am PC rumbasteln, das Moped „tunen“, den Sportteil einer Zeitung studieren, als zu lernen oder gewissenhaft die Hausübung zu machen? Sind die „girls“ wirklich die besseren Schüler? Die Zeugnisnoten des ersten Jahrganges zeigen: Die Mädchen hängen die Burschen ab! Nur in den Verhaltensnoten beweisen die Burschen, dass ihre Kraft in der Ruhe liegt. Mädchen schwätzen ein bisschen mehr und stören damit den Unterricht, das war’s aber schon an Positivem für das „starke Geschlecht“. „Multi-tasking“ nennen die Mädchen stolz ihre Fähigkeit, mit ihrer Nachbarin den neuesten Tratsch auszutauschen und trotzdem dem Unterricht folgen zu können. Wenn Burschen in Wirtschaftsinformatik plötzlich eine coole Seite im Internet finden, ist ihnen der Lernstoff komplett egal – „single-tasking“ eben! Noten-Auswertungen Die Noten folgender Fachbereiche wurden ausgewertet: technische Fächer (EDV-Gegenstände), sprachliche Fächer (Deutsch, Englisch, Französisch) betriebswirtschaftliche Fächer (Rechnungswesen, Betriebswirtschaft) und allgemeinbildende Fächer. Auffallend ist die Schwäche der Burschen in den sprachlichen und betriebswirtschaftlichen Fächern, wo die Mädchen ihr Können unter Beweis stellen. Die sprachlichen Fächer sind von Natur aus nicht die Paradefächer der Burschen. Ist da die Erziehung schuld? Die Die 2B der BHAK Eisenerz zieht an einem Strang. Mädchen sind die Kreativeren unter uns – die Autoren kennen einige schreibbegabte Schülerinnen, selten ist ein Bursche dabei (Ausnahme: die Autoren des vorliegenden Textes!) In der EDV machen die Burschen einiges, aber nicht alles wett. Sie haben da ein gewisses Grundwissen, während Mädchen ihren PC meist für Hausübungen und Chatten verwenden, basteln die Burschen ständig an ihm herum. Trotzdem haben auch hier die Mädchen die besseren Noten. In keinem ausgewerteten Bereich haben die Burschen die Nase vorn. Sind die Burschen wirklich schlechter? Worin liegen die Gründe? Fördert die Schule eher die Mädchen? „Genügend“ ist auch genügend Ist es für die Burschen nicht „cool“, gewissenhaft zu sein, schöne Mitschriften zu führen? Leben wir wirklich, was die Schule anbelangt, in getrennten Welten – fast möchte man es meinen. Die Burschen sind eben anders, sehen das Leben nicht nur aus der schulischen Perspektive, und die Schule sollte berücksichtigen, dass es ein Leben außerhalb der Schule gibt. Den Burschen reicht ein „Befriedigend“ oder „Genügend“, [ BHAK Eisenerz ] während die meisten Mädchen ehrgeiziger sind. Die Burschen wollen auf ihr wöchentliches Fußballtraining nicht verzichten, ihren PC zum x-ten mal zerlegen, nächtelang im Web surfen. Da wird auch der tollste Lehrer nichts daran ändern. Trotzdem wäre das Leben ohne das andere Geschlecht langweilig. Hoffentlich geben uns die Mädchen manchmal weiterhin ihre perfekten Mitschriften zum Abschreiben und wir reparieren am Wochenende ihr Moped. Wie der Leser sicherlich bemerkt, sind die Autoren dieses Artikels Burschen. NOTENAUSWERTUNG Ausgewertet wurden die Noten der ersten Klassen des Jahrganges 05/06, mit 28 weiblichen und 33 männlichen Schülern. Diese Seite wurde gestaltet von der 2B der BHAK Eisenerz. www.bhak-eisenerz.at ····························································································································································································································································· KONTRA DANIELA SCHWARZBÖCK Weg mit dem Bild! E s gibt immer noch Frauen, die mit Nacktbildern ihr Studium finanzieren oder Aufmerksamkeit erregen wollen. Es ist die Sache jedes Einzelnen dieses leichte Mädchen in seinem Zimmer aufzuhängen und dabei seine nächtlichen Träume auszuleben. Erbärmlich ist es aber, es in einer Institution aufzuhängen, die Bildung und nicht Sexismus vermitteln soll. Haben die Burschen irgendwelche Komplexe, oder sind sie frustriert? Soll es uns Mädchen demütigen? Frauen, die sich wegen ihrer sexuellen Fähigkeiten abschleppen lassen, haben es wohl sehr nötig. Seine Sexualität sollte man für sich selbst ausleben und es nicht auf einen Fetzen Papier pappen. Da sitzt ein Mädchen mit High-Heels und Unterwäsche, das nur darauf wartet, flach gelegt zu werden. Schöne Vorstellung für jene, die nie körperlichen Kontakt zu Frauen hatten. Welches intelligente Mädchen präsentiert sich so? Wer mit diesem Poster meint, den Höhepunkt seiner jugendlichen Reife erreicht zu haben, sollte erst einmal lernen, wie man Kondome benutzt, um für den Ernstfall erprobt zu sein. [email protected] Leben für den Augenblick Mädchen schminken oder doch für die Zukunft während Buben trinken Wollen Mädchen und Buben dasselbe? VON SARA SADIKU, DANIELA SCHWARZBÖCK UND KRISTINA PREIN Mädchen planen für die Zukunft während Burschen äußerst gegenwartsbetont leben. Das ergab unsere Umfrage: 52 Schüler und Schülerinnen der BHAK Eisenerz, 24 weibliche und 28 männliche im Alter von 15-17, wurden von uns befragt und haben so ihre Wünsche und Vorstellungen offenbart. Die Ergebnisse zeigen auch hier, dass Burschen und Mädchen einiges trennt. Im Hinblick auf den Berufswunsch haben Mädchen ausgeprägtere Zukunftspläne. Burschen nehmen sich keine Zeit für derartige Überlegungen und orientieren sich mehr am Hier und Jetzt. Während die Mädchen sich Pläne über ihre berufliche Zukunft, aber auch über Familie, Partnerschaft und Karriere machen, warten die Burschen eher zu, was die Zukunft wohl bringen mag. Für Mädchen ist Liebe ein wichtiger Faktor in einer Partnerschaft, für Burschen sind es eher die sexuellen Seiten einer Beziehung. Beide finden jedoch, dass Vertrauen und Treue wesentliche Bestandteile einer funktionierenden Verbindung sind. Seitensprünge und fehlende Emotionen sind für beide Seiten die häufigsten Beweggründe für eine Trennung. Die durchschnittliche Beziehungsdauer beträgt bei Mädchen acht Mo- Reportage. Der gewisse Unterschied beim Ausgehen. nate und bei Jungs fünf Monate. VON LISA ZINNEBNER, Sexualität ist für Jungs etwas, SANDRA WEBER UND JANINE LÖDL womit man prahlen kann, für Mädchen hingegen gehört sie zur 18.00 Uhr: Die Vorbereitungen bePrivatsphäre. Mädchen haben ginnen. Die Burschen sitzen noch einen anderen Lernstil als Bur- vor dem Fernseher und schauen schen: Für sie gehört Lernen zum sich ein Fußballmatch an, die fixen Bestandteil ihres Lebens, Mädchen stehen schon vor dem während elf Prozent der Jungs zu- Spiegel und stylen sich. Durch das geben, wenig bis nichts zu lernen. Make up und die Lockenwickler Verbindendes hingegen ist in benötigen sie viel mehr Zeit als die folgenden BeBurschen, die reichen zu beeinfach in Allobachten: tagskleidung Emotionale bleiben und Höhepunkte sich ein bisserreichen sochen Gel in die wohl Burschen Haare schmieals auch Mädren. chen durch Kurze Zeit Treffen mit ihspäter sind beirem Partner bede Geschlechziehungsweise ter startbereit. ihrer Partnerin Partystimmung unter Mädchen. [ Sadiku ] Gegen 19.00 und mit ihren Uhr beginnt Familien. die Party. Die Für beide Seiten sind also eine Mädchen, die sich natürlich ausfunktionierende Partnerschaft und gemacht haben, mit wem sie sich ein glückliches Familienleben treffen, begrüßen schon ihre wichtig, das gibt Kraft, den schuli- Freunde, während die Burschen schen Alltag zu meistern. Wichti- noch zu einem Freund nach Hauger als die Schule ist für beide Sei- se gehen und „Vorfeiern“, was für ten die Freizeit, trotzdem ist die sie Pflicht vor dem Ausgehen ist. Quote an „Schulschwänzern“ bei Eine Stunde später ziehen die beiden Geschlechtern äußerst Burschen los, ohne fixe Verabreniedrig. Zufrieden sind sowohl dungen, und holen sich an der Bar Burschen als auch Mädchen mit das erste Getränk, um sich dann den Freiheiten, die ihnen die El- umzusehen, wer aller hier ist. Die tern bezüglich Ausgehen einräu- Mädchen tauschen den neuesten men. Klatsch und Tratsch aus. Nach kurzer Zeit verschwinden die Mädchen auf der Toilette, um zu sehen, ob alles noch sitzt und passt. Da die Burschen ja meist keine Schminke tragen, rauchen sie gemütlich eine Zigarette und prosten sich mit dem nächsten Getränk zu. Etwas lockerer, was das Flirten betrifft, werden beide Geschlechter erst gegen 21 Uhr. Die ersten Mädchen begeben sich auf die Tanzfläche und genießen dabei die gefälligen Blicke der Burschen, die lieber sitzen bleiben anstatt zu tanzen. Leider – für die Burschen – interessieren sich die Mädchen nicht für die Gleichaltrigen. Spät am Abend sind die unter 16 -Jährigen bereits gegangen, während die Party jetzt auf Hochtouren läuft. Freundschaften werden vertieft oder neu geschlossen; die Mädchen sind wieder mal verliebt oder enttäuscht – alles dreht sich für sie um die Liebe, während die Burschen die Fahrt zum nächsten Sturm-Match organisieren oder darüber „debattieren“, wie sie ihr Moped „aufmotzen“. Um 2.00 Uhr ist die Partystimmung vorüber, dann beginnt der große Aufbruch. Die Mädchen werden von den Eltern oder Freunden abgeholt, da sie Wert darauf legen, sicher nach Hause zu kommen. Jungs setzen sich ins nächste Taxi und verschwenden dadurch ihr letztes Geld. Montag, 18. Juni 2007 MEINUNG NAIDA DZAKA Burschen in der Krise? E igenartig, dass es in unserem Gender-Projekt um die Benachteiligung von Burschen geht, wird sich so mancher denken. In den Medien ist doch immer von schlecht behandelten Frauen die Rede. Aus gegebenem Anlass hören wir täglich: Frauen erhalten im Durchschnitt weniger Gehalt, keine Frauen in Führungspositionen erwünscht,. . . Doch wir haben uns, angesichts der deutlichen Minderheit der Burschen an unserer Schule, im Speziellen auf diese konzentriert. Leider halten auch heutzutage viele Männer, darunter auch Lehrer, an der veralteten Vorstellung fest, Frauen seien das „schwächere Geschlecht“. Neuerdings sollen aber Männer, als konkretes Beispiel nenne ich die Schüler an unserer Schule, benachteiligt werden? Woran kann das liegen? An Lehrern, die nicht individuell auf Schüler eingehen? Ist die Ursache bei den Mädchen zu suchen? Oder entspringt diese Benachteiligung der Fantasie der missverstandenen Burschen als Versuch, ihre Fehler zu rechtfertigen? [email protected] MEINUNG SEBASTIAN FELLNER Jungmann im Spielzeugladen S ie sehen sich mit Vorurteilen konfrontiert und finden, dass Mädchen bevorzugt werden – trotzdem kommt für unsere Burschen nach Geschlechtern getrennter Unterricht nicht in Frage. Was erträgt ein hormongetränkter Junge nicht alles, um sich an der textilarmen Sommerkleidung des anderen Geschlechts zu ergötzen? Was für den Sechsjährigen der Spielzeugladen ist, ist für den Jungmann der Unterricht mit Mädchen: eine riesige Auswahl an tollen Dingen, die man wohl immer nur anschauen kann. Danke Koedukation! [email protected] PRESSE MACHT SCHULE Singlebörse BG Babenbergerring UMFRAGE. Überraschende Ergebnisse bringt eine Befragung der männlichen Schüler am BG. VON FRITZ HAUKE WIENER NEUSTADT. Die Burschen am BG Babenbergering fühlen sich immer mehr benachteiligt bei Leistungsbeurteilungen und bei Disziplinarmaßnahmen von Seiten der Professoren. Hinzu kommt die Tatsache, dass an unserem Gymnasium die Anzahl der Schüler weit unter jener der Schülerinnen liegt. Trotzdem spricht sich eine deutliche Mehrheit der Buben gegen die Abschaffung der Koedukation aus und somit für eine Beibehaltung der momentanen Situation. Singlebörse Schule Der Grund dafür liegt auf der Hand: „Der Reiz des anderen Geschlechts ist Grund genug die Benachteiligung zu ertragen“, meint ein Schüler aus der Oberstufe. „Die Möglichkeit zu haben, eine Freundin innerhalb der Klasse oder zumindest innerhalb der Schule zu finden, stellt die Tatsache einer möglichen Benachteiligung völlig in den Schatten“. Die Auswahl ist riesig, ob blond, braun oder schwarz, sämtliche Vorlieben bezüglich des Äußeren werden erfüllt. Wenn dann das eine oder andere Mädchen auf eine solche Kurzbeziehung einsteigt, macht das den Schulalltag wesentlich aufregender und amüsanter. Kussverbot an Schulen? Die Sporthauptschule Scheibbs hat es bereits vorgemacht und ein offizielles Kussverbot verhängt. Ob weitere Schulen diesem Trend folgen werden, bleibt offen. Feuchtfröhlicher Klogang Vor drei Wochen fragte an unserer Schule ein Fünftklässler während des Unterrichts, ob er auf die Toilette gehen dürfe. Er verließ die Klasse und kam längere Zeit nicht. Als der Lehrer die Tür öffnete, wurde er Zeuge von einem so genannten „Intensivkuss“, der zwischen dem Schüler, der eigentlich auf der Toilette sein sollte, und einer Schülerin einer anderen Klasse stattgefunden hatte. Solange man sich nicht in flagranti erwischen lässt, sollte dies jedoch kein Problem sein, oder? Marija Filipovic Speed-Dating. Beziehungen in der Schule sind meist nur von kurzer Dauer. Speed-Dating-Mentalität mit einiges an Erfahrungen zu sammeln. Allerdings sind längerfristige Beziehungen innerhalb der Klasse der absolute Ausnahmefall und sind, wenn überhaupt, nur in den obersten Schulstufen zu finden. Sie sehen sich täglich und verlieren bald das Interesse aneinander, was dazu führt, dass sie an der Singlebörse Schule wieder aktiv werden und erneut zu suchen beginnen. Außerdem lernt man den anderen bei einer so engen Partnerschaft auf eine Art und Weise kennen, mit der man zu keinem Zeitpunkt in der Entwicklungsstufe der Jugend umgehen kann. So herrscht besonders in den untersten Jahrgängen eine SpeedDating-Mentalität, bei der jeder versucht, in möglichst kurzer Zeit mit möglichst vielen Mädchen zusammen gewesen zu sein und so- Es kann allerdings auch vorkommen, dass es in den oberen Schulstufen durchaus zu längerfristigen Beziehungen kommt, die auch die Genderproblematik Chance haben über die Schulzeit hinaus zu bestehen. Der Maturajahrgang von 1997 brachte es auf zwei Eheschließungen innerhalb der Klasse. Dies hat sowohl eine motivierende als auch eine tröstende Wirkung auf viele Unterstufenschülerinnen und Schüler. Das wirft wiederum die Frage auf, wer mehr mit der Gender-Problematik zu kämpfen hat - Burschen oder Mädchen? GENDER-PROBLEMATIK Gender bezeichnet die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Diese sind erlernt und damit auch veränderbar. [ privat ] ··························································· Wie man mit Burschen spricht VON MARITA BITTNER WIENER NEUSTADT. Wieso machen Burschen nie ihre Hausübung, obwohl sie behaupten, diese zu machen? Die Antwort findet man in dem Buch „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ von Allan und Barbara Peas. Wenn man einen Jungen fragt: „Kannst du deine Hausübung machen?“, bejaht er sofort. Es bedeutet für ihn, ob er im Stande sei, diese zu machen. Um von Burschen eine klare Antwort zu bekommen, muss man sie fragen, ob sie die Hausübung machen werden beziehungsweise würden. ····························································································································································································································································· Burschen fühlen sich benachteiligt Am BG Babenbergerring gibt es insgesamt 720 SchülerInnen, davon nur 260 männliche. Auf der Suche nach Gründen dafür wurde eine Umfrage gestartet. VON MAGDALENA GIFFINGER WIENER NEUSTADT. Zwar gibt die Mehrheit der befragten Schüler des BG Babenbergerring - in der Unterstufe sind es 75 Prozent, in der Oberstufe 92 Prozent - an, kein Problem damit zu haben, dass es deutlich mehr Mädchen als Jungen an unserer Schule gibt. Auch die Tatsache, dass sie von mehr weiblichen als männlichen Professoren unterrichtet werden, scheint sie nicht zu stören. Trotzdem geben viele Schüler an, sich in einigen Punkten benachteiligt zu fühlen. Mädchen werden bevorzugt inkürze 11 Schüler jedes Jahrganges sind der Meinung, dass Mädchen generell bevorzugt werden. Glaubt man den Befragten, so haben ihre weiblichen Mitschülerinnen, sei es im Unterricht oder bei der Notengebung, große Vorteile. Besonders fühlen sich die Schüler in den siebenten Klassen benachteiligt. Hier geben 77,8 Prozent der Schüler an, nicht die gleichen Grundvoraussetzungen wie ihre weiblichen Kolleginnen zu haben, in den achten sind es 75 Prozent. Sie klagen über unterschiedliche Behandlung im Unterricht und über Benachteiligungen auf Grund ihres Geschlechts. Die geringe Anzahl an Burschen an unserer Schule hat weiters zur Folge, dass sie bei einer Abstimmung immer in der Minderheit sind. 58 Prozent der Schüler fühlen sich durch diese Tatsache benachteiligt. In der Detailansicht ist jedoch zu bemerken, dass dieser Sachverhalt unterschiedlich betrachtet wird. Hauptsächlich Schüler der Unterstufe, besonders die der 3. Klassen, beschweren sich über diesen Umstand. In den 5. Klassen hingegen wird diese Tatsache nicht beklagt. Denn hier fühlen sich 72 Prozent bei Abstimmungen nicht benachteiligt. So geht es auch der Mehrheit der Burschen der 7. Klassen: 57,9 Prozent sehen darin keine Nachteile. Burschen klagen über Vorurteile Weiters finden deutliche 70 Prozent der Schüler die Vorurteile, die Burschen oft entgegengebracht werden, nicht nachvollziehbar. Vier Fünftel der Jungen der 5. Klassen sehen sich mit ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert und auch in den übrigen Jahrgän- gen teilen die Schüler eindeutig diese Meinung. Auch was die Verteilung der Betragensnoten betrifft, fühlen sich die Burschen unfair behandelt. 57 Prozent der Schüler finden es nicht gerechtfertigt, dass sie im Schnitt schlechtere Betragensnoten bekommen als Mädchen, auch wenn ein Großteil die Aussage „Burschen sind körperlich oft aggressiv“ „ein bisschen“ zutreffend befand. Buben, die in unserer Schule eindeutig in der Minderheit sind, fühlen sich in einigen Punkten und vor allem ihren weiblichen Kolleginnen gegenüber durchaus benachteiligt. Die alarmierenden Zahlen sprechen für sich. Buffetkraft Elfi [ privat ] INTERVIEW Liebesg’schicht’n und Gärtnerstangerl Sie weiß, was zwischen den Burschen und Mädels am BG Babenbergerring so alles läuft – unsere „Elfi“. VON SOPHIE PÖSSL UND LAURA SCHINDLER Wie lange arbeitest du schon am Buffet in unserer Schule? Elfi: Seit 17 Jahren. Was sind beliebte Themen, über die Schüler mit dir sprechen? Elfi: Am allerliebsten erzählen sie mir natürlich viele, viele Liebesgeschichten, vor allem die Mädchen. Am zweithäufigsten sagen sie mir, was sie kaufen wollen. Haben sich die „G’schicht’n“ mit der Zeit verändert? Elfi: Nein, die sind schon immer dieselben. Sind eher Unterstufen- oder Oberstufenschülerinnen verliebt? Elfi: Mehr Verliebte gibt es in der Unterstufe, mehr Liebespärchen jedoch in der Oberstufe. Diese Seite wurde gestaltet von Schülerinnen und Schülern des Freifachs Medienpraktisches Arbeiten des BG Babenbergerring in Wiener Neustadt.