Unterricht am Puls der Zeit

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Unterricht am Puls der Zeit
U N A B H Ä N G I G E
Montag, 18. 6. 2007
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T A G E S Z E I T U N G
diepresse.com
0
F Ü R
Ö S T E R R E I C H
Mo 25 / Nr. 17.805 / 1,30 Euro
SONDERAUSGABE
Thema 1: Schulnoten
Thema 2: Alkoholismus
Thema 3: Koedukation
Orientierungshilfe, Unrecht
oder Notwendigkeit? S. 2–3
Jugendsport Kampftrinken –
o.k. oder k.o.?
S. 4–8
Gemeinsamer Unterricht,
getrennte Welten?
S. 9–11
Unterricht am Puls der Zeit
I WETTBEWERB. Hunderte Mittelschüler rangen als
Zeitungsgestalter um einen Platz in der „Presse“.
I ZEITUNGSMACHER. Die besten zehn Klassenarbeiten zu
gesellschaftlich brisanten Themen in diesem Heft.
WIEN (red.). „Kampftrinken“ war
ein Glückstreffer. Als die „Presse“
und das Unterrichtsministerium
im vergangenen Herbst 800 Höhere Schulen in ganz Österreich
einlud, an einem Zeitungsgestaltungs-Wettbewerb zu aktuellen
Themen teilzunehmen, war nicht
abzusehen, dass das Thema
„Kampftrinken“ so brandaktuell
werden würde. Appeal hatte es
aber schon damals: Von den rund
60 Klassen, die Projekte zum Wettbewerb einreichten, wählten zwei
Drittel das Thema „Jugendsport
Kampftrinken – o. k. oder k. o.?“
Die Alternativen „Mädchen und
Burschen – gemeinsamer Unterricht, getrennte Welten?“ sowie
„Noten – Orientierungshilfe, Unrecht oder Notwendigkeit?“ wurden zwar exklusiver genützt, doch
kamen ebenso qualifizierte Einreichungen zustande.
Ein Tag als „Presse“-Redakteur
Die zehn Siegerprojekte sind in
dieser „Presse“-Sonderbeilage zusammengestellt. Sie sind ein Zeugnis für ebenso zeitnahen wie praxisnahen Unterricht – denn die
jungen Redakteure lernten nicht
nur, sich mit aktuellen, gesellschaftlich brisanten Themen in
Gespräch, Recherche und journalistischer Bearbeitung zu befassen,
sondern auch, wie Tageszeitung
gemacht wird. Denn ein Teil der
„Siegesprämie“ war der Besuch in
der „Presse“-Redaktion, wo die Jugendlichen ihre Seiten selbst zusammenstellen und redigieren
konnten.
„Es freut mich, dass das Projekt
,Die Presse macht Schule‘ so viele
engagierte junge Menschen an
den Schulen erreicht hat“, erklärt
Projektpartnerin und Unterrichtsministerin Claudia Schmied. „Information und Bildung sind untrennbar miteinander verbunden.“ Weil für eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragestellungen die Information über das nationale und internationale Geschehen unerlässlich
sei, sei es so wichtig, junge Menschen an die Medien heranzuführen. Schmied: „Medien tragen als
Informationsvermittler Mitverantwortung für gesellschaftliche und
persönliche Entwicklungen.“
Schlussredaktion der Nachwuchs-Journalisten – hier im Bild Projektmitarbeiter aus Schulen in Wiener Neustadt und Graz.
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„SONDERKLASSE“
„Presse macht
Schule“ – auch
in Bulgarien:
Zufällig hat
Maria Tschokel,
Professorin im
Finanzwirtschaftsgymnasium in Sofia (Bild,
mit einer Schülerin), von unserem
Projekt erfahren. Trotz der großen
Entfernung hat ihre Klasse sofort
mitgemacht – außer Konkurrenz,
aber mit profunden Texten. Bravo!
Der schwere Weg zum Ziel
Wie aus 60 Projektklassen zehn Finalisten wurden.
800 Schulen waren eingeladen, 60
Klassen haben mitgemacht und
jeweils eine „Presse“-Seite zusammengestellt. Für die Jury – Sektionschefin Heidrun Strohmeyer
vom Bildungsministerium, die Soziologin Edith Schlaffer, der Psychiater und Suchtexperte Michael
Musalek, Ex-Stadtschulratspräsident Kurt Scholz sowie Thomas
Kreuzer und Michael Prüller seitens der „Presse“ – war es keine
leichte Aufgabe, aus den hochwer-
tigen Einsendungen zehn Finalisten auszuwählen.
„Presse“-Redakteure besuchten
die Teams in den Schulen, danach
durften die Schüler in der „Presse“-Redaktion selbst ihre Seiten
fertigstellen. Auch eine Bestenauslese je Thema hat die Jury gekürt:
das Wiener Bernoulligymnasium
(„Kampftrinken“), die BHAK Eisenerz („Koedukation“) und das
BG/BRG Mössingerstraße Klagenfurt („Schulnoten“).
Ein Tag „Presse“-Redakteur: Besichtigung der Redaktion in Wien (1.), dann konzentrierte, aber unterhaltsame Arbeit an den eigenen Seiten mit „Presse“-Profis (2.) im News-Room der Zeitung (3.)
[ Bruckberger/Hofmeister ]
HERAUSGEBER: „Die Presse“ Verlagsgesellschaft m.b.H. & Co. KG. GESCHÄFTSFÜHRUNG: Reinhold Gmeinbauer, Michael Fleischhacker, MMag. Rainer Präsoll REDAKTION: Dr.Michael Prüller LAYOUT: Stefan Förstel ANZEIGEN: Friedrich Mühlbeck ALLE: 1030 Wien, Hainburger Straße 33 ABO: 01 514 14 DW 70
PRESSE MACHT SCHULE
2
MEINUNG
I. PÖCHEIM &
V. RAINER
Es gibt keine
objektive Note
Noten: Unfair, aber nicht sinnlos
UMFRAGE. Erstaunlich wenige Schüler lehnen die herkömmliche Notengebung ab.
Viele glauben, dass sie sich ohne Noten nicht genügend anstrengen würden.
sich bejahend zu dieser Frage. Will
man ihnen Glauben schenken, so
fruchtete die Einführung der so
genannten Verhaltensnote, die ein
jeder Schüler auf seinem Zeugnis
als erste Beurteilung finden kann,
bis jetzt wenig.
VON MORITZ ZIMMERMANN
S
chon wieder ein „Fleck“ auf
die Schularbeit. „Das ist ja
so unfair, dass ich einen Fünfer
bekommen habe und die Kollegin nicht, nur weil sie beim
Lehrer schleimt.“ Diese und
ähnliche Sätze hört man fast
täglich von Schülern. Ja gibt es
denn eigentlich keine objektive
Beurteilung? Nun, Beurteilungen sind immer Prozesse, weil
Fragen gestellt werden, die beantwortet werden sollen. Diese
Antworten, welche letztendlich
beurteilt werden, hängen immer von der Fragestellung ab.
In allen Beurteilungsprozessen
sind Menschen (Subjekte) involviert. Deshalb kann es keine
objektive (subjektfreie) Beurteilung geben. Man versucht
dieses Problem durch MultipleChoice-Tests zu lösen, bei denen Beurteiler nicht direkt mit
den Geprüften in Kontakt treten. Aber auch diese Prüfung
ist nicht subjektfrei, denn sowohl die Fragen als auch die
Beurteilungskriterien werden
von Subjekten festgelegt. Dennoch handelt es sich hierbei
um eine weitaus objektivere
Beurteilung.
Nun stellt sich die Frage, ob
man dieses objektivere System
oder die althergebrachte Beurteilung bevorzugt, da es bei
beiden Varianten sowohl negative als auch positive Aspekte
gibt. Ein direkter Kontakt mit
dem Prüfer hätte den großen
Vorteil, dass man die Chance
zur Rechtfertigung hat. Man
kann den Lehrer fragen, worauf
es ankommt und auch sein
Wissen aus anderen Gebieten
mit einbringen.
Die Nachteile wären jedoch
folgende: Die Lehrer beurteilen
oft (tatsächlich) sehr nach
Sympathie, jeder bekommt andere Fragen gestellt und die
Chancen auf eine gute Note
sind nicht immer gleich. Dies
kann mit der Multiple-ChoiceMethode nicht passieren. Als
Nachteil wäre jedoch das eingeschränkte Lernen zu erwähnen: Viele Schüler fixieren sich
bei diesem System zu sehr auf
das Ankreuzen von Antworten.
So verlernen sie das eigenständige Formulieren.
Es ist also schwer, sich klar
für bzw. gegen eine Methode
auszusprechen, denn alles hat
seine Kehrseite. Wenn man
sich nun die Frage stellt, welche Beurteilung man bevorzugen würde, hängt die Antwort
davon ab, mit welcher Beurteilung man entweder selber oder
Personen im Umfeld gute bzw.
schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sicher ist jedoch,
dass sich die Beurteiler der hohen Verantwortung bewusst
sein müssen und ihre subjektiven Einflüsse besser kontrollieren sollten.
[email protected]
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„Ob gut oder schlecht –
Schulnoten haben kaum
Einfluss auf mein
zukünftiges Leben.“
Michaela Laubichler
Montag, 18. Juni 2007
KLAGENFURT. Brauchen wir Noten?
Zu diesem Thema hat die 6A des
BG Mössingerstraße eine Umfrage
unter 435 Schülern durchgeführt.
Das Ergebnis ist verblüffend: Die
Befragten waren sich nicht, wie
zunächst angenommen, darüber
einig, dass Noten sinnlos seien.
Nur rund ein Drittel war dieser
Ansicht. 68 Prozent der Schüler
meinten sogar, Noten seien für sie
ein Leistungsansporn. Über die
Behauptung, Noten förderten den
Konkurrenzkampf unter Klassenkollegen, waren sich die Befragten
uneins. Die Hälfte der Angesprochenen äußerte die Ansicht, Benotung sei nicht relevant für die Entstehung von Rivalitäten, ebensoviele konnten sich dies sehr wohl
vorstellen.
Auch die weit verbreitete Auffassung, Schüler mit schlechten Zensuren seien dumm, wurde bei der
Weinen nach Kritik
Wer heute noch sagt, ihm sei egal,
welche Note er bekomme, der bildet eher die Ausnahme als die Regel. Mehr als die Hälfte der an der
Umfrage Teilnehmenden gaben
nämlich an, dass die Note sehr
wohl Einfluss auf ihr Gefühlsleben
habe, im positiven wie im negativen Sinne. Aus Erfahrung wissen
die Schüler der 6A dieses Faktum
auf das Beispiel ihrer Klasse anzuwenden; oft wird nur wegen verbaler Kritik geweint und bei einem
„Sehr gut“ gibt’s schon manchmal
ein Klatschkonzert.
Was kann man nun aus diesen
Ergebnissen schließen? Noten
Danke, Herr Professor. Mit der Notengebung sind viele Schüler nicht immer einverstanden. Aber trotzdem: Kein Grund, sich gleich aufzuhängen.
[ Sarah Los ]
Umfrage eindeutig widerlegt; 86
Prozent der Befragten sprachen
sich gegen diese Behauptung aus.
Viel mehr waren die meisten,
nämlich drei Viertel, der Meinung,
Noten sagten wenig über den tatsächlichen Wissensstand aus. Dieser spiele sogar eine eher untergeordnete Rolle bei der Notengebung. Wichtiger seien, so die befragten Schüler, andere Kriterien.
So stellte sich heraus, dass die
Launen der Lehrenden unbewussten Einfluss auf die Benotung nähmen, was laut Unterrichtsgesetz
(und sicherlich auch laut den aus
diesem Grund benachteiligten
Lernenden) nicht wünschenswert
ist. Bei dieser Frage gaben beachtliche 58 Prozent der Beteiligten
den Optionen „ja“ oder „eher ja“
ihre Stimme. Fast neun von zehn
Schülern behaupteten außerdem,
die Sympathie des Lehrers für den
Schüler sei ausschlaggebend für
die Bewertung der Leistung.
Sitzplatz als Notenkriterium
Dass etwaige Zuneigungen von
Seiten eines Lehrers keine Rolle
für die Notengebung spielen sollten, versteht sich von selbst. Der
Annahme, der Sitzplatz des Schülers sei ein Kriterium bei der No-
tengebung, schlossen sich erstaunlich wenige Befragte an: Nur
rund ein Drittel glaubt an den weit
verbreiteten Mythos der Sonderbehandlung der „Streber“ in der
ersten und der Benachteiligung
der „Obezahra“ in der letzten Reihe. Auch die Behauptung, Lehrer
orientierten sich bei der Benotung
nach dem Durchschnitt der Klasse, stieß auf wenig Widerhall: Hier
mutmaßten nur 36%, „ja“ oder
„eher ja“ sei die „richtige“ Antwort. Dem Verhalten des Schülers
wird jedoch mehr Einfluss auf die
Note zugeschrieben, denn knapp
acht von neun Befragten äußerten
sind und bleiben wahrscheinlich
Bestandteil der Schule in den
meisten Ländern, sei es verbal
oder schriftlich. Nicht immer fallen sie gut aus, aber man muss mit
ihnen leben. Wer sich dem harten
Berufsalltag noch einige Zeit entziehen will, der muss deshalb ab
und an eine (ungerechte) Note
einstecken können.
Denn das Leben ist und bleibt
hart. „Fünfer“ und „Einser“ kommen und gehen, und für den späteren Job sind diese Ziffern ohnehin „Blunz’n“ – das glaubt zumindest die Mehrheit der befragten
Schüler.
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„Noten leider unvermeidbar“
So steht es im Gesetz
Direktor Ludescher und Professor Holub im Interview.
Wie Schulnoten in Österreich definiert sind.
VON SARAH LOS, SARANDA SHALA,
MICHAELA LAUBICHLER & LISA ZESAR
Schüler: Viele Schüler glauben, dass
Lehrer ihre persönlichen Befindlichkeiten in die Schulnote miteinbeziehen. Was halten Sie davon?
Peter Holub: Ein Beispiel hierzu: Situation 1: Ich gehe in eine Klasse
und erzähle, dass ein bestimmter
Lehrer sie gelobt hat. Die nächste
Stunde mit diesem Lehrer läuft
dann viel entspannter ab. Situation 2: Gehe ich in dieselbe Klasse
und erzähle, dass der Lehrer über
sie geschimpft hat, ist die nächste
Stunde mit besagtem Lehrer unangenehmer.
Walter Ludescher: Mehrere Schüler
haben dieses Gefühl, aber die Notengebung ist seit Jahrzehnten so
und ich bin selbst ein Anhänger
dieses Notensystems. Es ist leider
unvermeidbar, dass manche Lehrer so urteilen.
Ist der Eindruck der Schüler, dass
Noten wenig über das tatsächliche
Können aussagen? a) richtig und
b) nicht alarmierend?
Holub: Das sieht man bei Schulabsolventen: rund 10% der Maturanten haben danach keine Ahnung
mehr von den Fächern, in denen
sie maturiert haben, obwohl sie in
allen ein Sehr gut gehabt haben.
Ludescher: Ich finde es nicht unbe-
dingt alarmierend, da die Note nur
einen gewissen Teil des Stoffes
umfasst. Dass sie „nichts“ aussagen ist übertrieben, sie sagen aus,
dass der Teilbereich, auf den man
eine schlechte Note hat, zu diesem
Zeitpunkt nicht gekonnt wurde.
Das hat aber nichts mit der Intelligenz des Schülers zu tun, das ist
ein anderes Kapitel.
Wo sehen Sie persönlich einen Reform-Bedarf im Notensystem?
Holub: Überall. Das Notensystem
ist bequem, leicht administrierbar,
sonst aber falsch. Noten sind individuell. Scheitern heißt, ein Jahr
zu verlieren, das ist negativ. Bei
Prüfungen gibt es kein Erbarmen,
das hat auch Vor- und Nachteile.
Ludescher: Das momentane System
hat viele Stärken und Schwächen,
wie die Reifeprüfung. Es sollte
einen standardisierten Test geben.
Der Vergleich mit anderen Schulen in Österreich wäre gegeben,
was er jetzt nicht ist. Es wäre gut,
die Note verbal schildern zu können, wie sie zu Stande kommt und
dass man über den Prüfling selbst
auch etwas sagen kann. Das wäre
bei Vorstellungsgesprächen ein
Vorteil, da man sieht, ob der Bewerber für die Stelle geeignet ist.
Das wäre leichter als jetzt, da es
jetzt nur die so genannte „nackte“
Note gibt.
VON SABRINA HUBOUNIG
UND ANNA KANDUTH
KLAGENFURT. Was bedeuten „Sehr
gut“ oder „Nicht genügend“? Siehe
§18 des Schulunterrichtsgesetzes:
1) Mit „Sehr gut“ sind Leistungen zu
beurteilen, mit denen der Schüler
die nach Maßgabe des Lehrplans
gestellten Anforderungen in der
Erfassung und in der Anwendung
des Lehrstoffes sowie in der Durchführung der Aufgaben in weit über
das Wesentliche hinausgehendem
Ausmaß erfüllt und, wo dies möglich ist, deutliche Eigenständigkeit
beziehungsweise die Fähigkeit zur
selbstständigen Anwendung seines
Wissens und Könnens auf für ihn
neuartige Aufgaben zeigt.
2) Mit „Gut“ sind Leistungen zu
beurteilen, mit denen der Schüler
die nach Maßgabe des Lehrplans
gestellten Anforderungen in der
Erfassung und in der Anwendung
des Lehrstoffes sowie in der
Durchführung der Aufgaben in
über das Wesentliche hinausgehendem Ausmaß erfüllt und, wo
dies möglich ist, merkliche Ansätze zur Eigenständigkeit bzw. bei
entsprechender Anleitung die Fähigkeit zur Anwendung seines
Wissens und Könnens auf für ihn
neuartige Aufgaben zeigt.
3) Mit „Befriedigend“ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen der
Schüler die nach Maßgabe des
Lehrplans gestellten Anforderungen in der Erfassung und in der
Anwendung des Lehrstoffes sowie
in der Durchführung der Aufgaben in den wesentlichen Bereichen zur Gänze erfüllt; dabei
werden Mängel in der Durchführung durch merkliche Ansätze
zur Eigenständigkeit ausgeglichen.
4) Mit „Genügend“ sind Leistungen
zu beurteilen, mit denen der
Schüler die nach Maßgabe des
Lehrplans gestellten Anforderungen in der Erfassung und in der
Anwendung des Lehrstoffes sowie
in der Durchführung der Aufgaben
in den wesentlichen Bereichen
überwiegend erfüllt.
5) Mit „Nicht genügend“ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen
der Schüler nicht einmal alle Erfordernisse für die Beurteilung mit
„Genügend“ erfüllt.
Diese Seite wurde gestaltet von
der 6a des Bundesgymnasiums
Mössingerstraße 25 in 9020
Klagenfurt.
Montag, 18. Juni 2007
PRESSE MACHT SCHULE
3
G’frett um Noten oder Verbalbeurteilung
LEISTUNGSBEWERTUNG. Experten für Ergänzung, aber keine radikale Änderung des jetzigen Systems.
PRO
ALEXANDER
FLOR
Bleiben wir
dabei!
O
Schulalltag. Nach dem herkömmlichen Notensystem erfolgt am BORG Mistelbach die Beurteilung.
···························································
Andere Länder,
andere Sitten
Ein internationaler
Vergleich zur Benotung.
„F“ FOR YOU.
Die Buchstaben AF ersetzen in den
USA die Noten. Zusätzlich können die Noten auch
mit „+“ und „-“ feiner bestimmt
werden. Mit der Beurteilung F
werden dabei die besonders unterdurchschnittlichen Leistungen
bewertet.
PERFEKTIONISTEN.
Mittels
eines
100-Punkte-Systems werden die
Leistungen der Japaner beurteilt. Ab 60 Punkten gilt
eine Prüfung als bestanden. Starker Leistungsdruck und ihre zielstrebige Mentalität führen zu hohen Selbstmordraten.
KLEINE UNTERSCHIEDE ZÄHLEN. Die israelische
Notenskala beinhaltet die
Zahlen vier bis
zehn. Parallel dazu gibt es ein
100-Punkte-System, das auch die
Unterschiede zwischen mittelwertigen Leistungen stark hervorhebt.
VERGLEICHE.
In
Frankreich
sind
grundsätzlich
20
Punkte erreichbar.
Als nicht genügend
gelten alle Noten kleiner als neun.
Zusätzlich erscheint im Zeugnis
der Vergleich zur besten Leistung.
EINE 10 FÜR DIE BESTEN. Ein einheitliches Notensystem
gibt es in Griechenland nicht. Eines
dieser Notensysteme ist dem israelischen sehr ähnlich, wobei
auch Noten kleiner als vier vergeben werden können.
VERKEHRTE
WELT.
Das Notensystem
ist komplett anders: 5 ist die beste, 2 die schlechteste Note. Die Note 1 darf nicht
vergeben werden. Dieses Notensystem in Russland ist sehr alt
und existiert schon seit dem 17.
Jahrhundert.
VON CARINA SCHWARZMANN, SANDRA
SCHOBER, ISABELLA DOMINKOVICS,
CARMEN FUHRMANN, MELANIE POLASEK UND ALEXANDER FLOR
MISTELBACH. „Die Relativität der
Schulnoten ist nach wie vor sehr
stark, wobei die verbale Beurteilung zwar die individuellen Fähigkeiten der Schüler fördert, in der
heutigen Gesellschaft aber schwer
durchsetzbar ist.“ Für Elisabeth
Penz-Feil, Schulpsychologin im
Bezirk Mistelbach, haben beide
Beurteilungssysteme aus psychologischer Sicht sowohl Vor- als
auch Nachteile.
Die Verbalbeurteilung passe sich
mehr dem persönlichen Leistungsniveau an und gehe auf die einzelnen Schwächen und Stärken der
Schüler ein. Diese Art der Leistungsfeststellung wirke sich positiv auf die
Entwicklung der Persönlichkeit aus.
Enormer Zeitaufwand
In der heutigen Zeit sei es jedoch
nicht realistisch, die verbale Beurteilung
verstärkt
einzuführen.
Penz-Feil: Die leistungsorientierte
Gesellschaft verlange Vergleichsmöglichkeiten. Ein negativer Aspekt
sei der enorme Zeitaufwand der
Lehrer, um Schülern ein Feedback
zu geben. Noten lieferten einen genauen Grad der Leistung. Dieser
könne zu Vergleichszwecken herangezogen werden, das sei für diverse
Aufnahmen an weiterführenden
Schulen förderlich oder sogar nötig.
Nach Auffassung von Penz-Feil
ist allerdings fraglich, ob eine völlig gerechte Beurteilung möglich
ist, weil auch bei der Vergabe von
Noten das Lehrer-Schüler-Verhält-
nis stark in die Benotung einfließe.
Auch die Anforderungen der Pädagogen an die Jugendlichen seien
oft sehr unterschiedlich.
Als ehemaliger Direktor der
Hauptschule Hohenau an der
March weiß der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Herbert
Nowohradsky (VP) sehr gut über
die Problematik der Schulnoten Be-
Diese Seite wurde gestaltet von
der 7a des BORG Mistelbach
scheid. Er ist der Meinung, Noten
seien sowohl für Eltern als auch für
Schüler eine Orientierungshilfe, die
sich bis heute bewährt hat. Dennoch fände er eine verbale Beurteilung als Zusatz in allen Schulstufen
sinnvoll. Besonders in der Grundstufe wäre es von Vorteil, ein sol-
DEFINITION LAUT GESETZ
Sehr gut: Anforderungen überdurchschnittlich erfüllt, deutliche
Eigenständigkeit
Gut: Anforderungen mehr als
erfüllt, merkliche Eigenständigkeit
Befriedigend: merkliche Ansätze
von Eigenständigkeit
Genügend: Anforderungen in den
wesentlichen Bereichen
[ § 15 LBVO ]
überwiegend erfüllt.
[ BORG Mistelbach ]
ches System einzuführen. Einerseits
würde eine zusätzliche Verbalbeurteilung mehr Auskunft über Fleiß,
soziale Kompetenzen und persönliches Engagement geben. Andererseits würde sie aber auch eine Zusatzbelastung für Lehrer bedeuten.
Ein eher negativer Aspekt sei
laut Meinung Nowohradsky, dass
bei der verbalen Dokumentation
gewisse Phrasen erst recht mit den
derzeitigen Noten verglichen würden. Das konterkariere die Absicht. Deshalb schlägt er eine Beurteilung in Worten nur als Zusatz
zu der eigentlichen Note vor.
Für die Kommunikationswissenschaftlerin Hilde Fanta-Scheiner, die selbst Pädagogen ausbildet, ist der Hauptkritikpunkt am
derzeitigen System, dass soziale
Kompetenz in Zahlen nicht auszudrücken und daher aus den Noten
nicht ablesbar sei: „Zahlen sind
unfair!“ Trotzdem unterstreicht sie
die Wichtigkeit der Vergleichsmöglichkeiten in unserer Gesellschaft, die eben nur mit Zahlen
möglich sei.
„Faszination der Zahlen“
Fanta-Scheiner kennt viele Schulversuche zur Benotung, verweist
aber auf die „Faszination der Zahlen“: Schüler würden daher immer
wieder nach Noten fragen. Als Verbesserung schlägt sie Definitionen
für Noten vor, aus denen der Unterschied des „Wertes“ von einem
„Sehr gut“ in Geografie oder Mathematik ablesbar sei. Insgesamt
steht sie dem jetzigen Benotungssystem aber nicht ablehnend gegenüber: „Bleiben wir dabei, bis
wir etwas Besseres finden!“
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Höheres Selbstwertgefühl der Schüler
Erfahrungsbericht aus einer Montessori-Schule: Arbeitstempo wird selbst
bestimmt – Probleme bei Vergleichbarkeit mit dem Notensystem.
VON LUCIA BECK
MISTELBACH. Von der zweiten Klasse der Unterstufe bis zur Oberstufe
habe ich in Wien eine MontessoriSchule besucht, in der die Schüler
nicht mit den uns vertrauten Noten von 1 bis 5 beurteilt werden.
Jeder Schüler/jede Schülerin hatte
ein so genanntes Pensenbuch, in
dem alle Lernziele, die er/sie zu
erreichen hat, aufgelistet sind. Jeder hatte das ganze Schuljahr Zeit,
sich die Lernziele zu erarbeiten.
Trotzdem kam aber niemand darum herum, alle Lernziele des
Pensenbuches abzuhaken. Sonst
konnte man nicht mit „Genügend“ in einem Fach abschließen.
Es musste der Lehrplan erfüllt
werden.
Das klingt zwar im ersten Moment hart, ist es aber im Prinzip
nicht. Denn jeder kann den Lehr-
stoff in seinem Tempo erarbeiten
und selbst entscheiden, was er
wann lernt. Die Schüler sind dadurch stärker motiviert, weil sie
nicht zwangsbeglückt werden.
Sie haben ihre Fortschritte aufgrund des Pensenbuches immer
„Der Wechsel von einer Montessori- in eine Regelschule
kann Probleme bereiten.“
Isabella Zins, Direktorin BORG Mistelbach
genau im Blick und müssen sich
nicht dem direkten Vergleich mit
anderen stellen. Dadurch bekommt niemand das Gefühl, er sei
in einem bestimmten Fach
schlechter als andere. Der Betroffene weiß jedoch, dass er gegebenenfalls länger braucht, um sich
die Lernziele in verschiedenen Fächern zu erarbeiten. Das ist aber
in Ordnung. In dieser Hinsicht ist
ein Pensenbuch eine bessere Art
der Beurteilung als ein herkömmliches Notensystem.
„Umrechnung“ schwierig
Schwierig ist allerdings dann die
„Umrechnung“ in übliche Schulnoten im Falle eines Wechsels in
eine Regelschule. Das Problem
dabei ist, dass bei Erfüllung des
Lernziels in einer MontessoriSchule nämlich de facto jeder
Schüler in jedem Fach mit einem
Einser zu beurteilen wäre.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das System mit Pensenbüchern für das Selbstwertgefühl
und die Selbstständigkeit jedes
Schülers weitaus besser ist. Ein direkter Vergleich mit anderen Schülern ist aber nicht möglich.
ftmals wird dem jetzigen
Benotungssystem vorgeworfen, dass es zu wenig über
die eigentlich erbrachten Leistungen aussage.
Aber wäre man mit einer verbalen Bewertung wirklich besser
dran? Auf jeden Fall kann nicht
abgestritten werden, dass wir
heutzutage in einer leistungsorientierten Gesellschaft leben, in
der es vorrangig um Vergleichsmöglichkeiten geht. So schön
sich die Idee einer maßgeschneiderten Beurteilung auch
anhört, bezweifle ich, dass es
sich dabei um eine zielführende
Methode handelt – in der Schule
sollen wir nämlich auf das Leben vorbereitet werden, und
zwar auf das Leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft.
Außerdem braucht ein zukünftiger Arbeitgeber eigentlich gar keinen zusätzlichen
Kommentar über die Lernwilligkeit und den Fleiß eines
Schülers, da er sehr wohl anhand der Noten der so genannten „Lernfächer“ einiges über
die Bereitschaft erfahren kann,
mit Fleiß und Selbstständigkeit
neue Dinge zu erlernen.
Ich glaube, unser jetziges
System ist gut durchdacht und
hat sich schon oft bewährt –
bleiben wir also dabei.
[email protected]
KONTRA
ANNA-KATHARINA
SCHNEIDER
Nicht genügend
für Schulnoten
D
as
Schuljahresende
kommt
mit
riesigen
Schritten und vielen ist schon
flau im Magen, wenn der „Tag
der Abrechnung“, der Tag der
Zeugnisverteilung, naht.
Großes Engagement bei schulischen Projekten fließt nicht in
die Zeugnisnote mit ein, da im
österreichischen Benotungssystem kein Platz für soziale Kompetenzen ist. Wenn man in
einem Fach nur den Stoff auswendig lernt und dafür mit
einer guten Note belohnt wird,
sagt das nichts über den tatsächlichen Wissensstand aus.
Deswegen setzen sich viele
Leute für die Verbalbenotung
ein, bei der auch zwischenmenschliche Fähigkeiten berücksichtigt werden und verstärkt das Verstehen des Lerninhaltes im Mittelpunkt steht.
Das Einteilen der Schüler nur
nach Noten, etwa Einser-Schüler, Mittelfisch oder Fetzenkind, würde auch endlich ein
Ende finden. Vermutlich würde
auch der psychische Druck auf
die Schüler sinken!
Ich kann nur hoffen, dass ich
eine Reform der Beurteilung
noch in meiner schulischen
Karriere erleben werde, um
endlich meine sozialen Qualitäten zeigen zu können.
[email protected]
PRESSE MACHT SCHULE
4
INTERVIEW
„Ich habe auf
einmal nichts
mehr gesehen“
Der 15jährige Jugendliche
Christian G. berichtet uns
über seine Trinkgewohnheiten.
VON NIKOLA KOMLENAC,
FABIAN LENGHEIM UND
DOMINIK SCHUBERT
6B: Hast du jemals Alkohol zu dir
genommen?
Christian G.: „Ja, vor einem Jahr
zum ersten Mal. Ich war mit
Freunden unterwegs und da haben sie mir welchen angeboten.
Eigentlich kann ich nicht behaupten, dass es mir in irgendeiner Form geschmeckt hätte, aber
ich wollte nur eine Grenzerfahrung machen und es einfach einmal probieren, wie sich ein
Rausch wohl so anfühlt.“
6B: Und was waren das für Erfahrungen?
Christian G.: „Ich habe auf einmal nichts mehr sehen können
und bin dann irgendwann in
meinem Rausch eingeschlafen.
Wir haben vorwiegend Mixgetränke getrunken und da man bei
diesen den Alkohol nicht so stark
herausschmeckt, habe ich meinen Konsum nicht unter Kontrolle gehabt.“
„Bei meinem 16. Geburtstag lasse ich noch einmal
so richtig die Sau raus.“
6B: Hast du nun genug Erfahrung
gesammelt?
Christian G.: „Nein, noch nicht
ganz. Bei meinem sechzehnten
Geburtstag lass ich noch einmal
so richtig die Sau raus.“
6B: Gehört es deiner Meinung
nach zum guten Ton am Wochenende Alkohol zu konsumieren?
Christian G.: „Man sollte seine
Grenzen kennen. Regelmäßigen
Alkoholkonsum halte ich jedoch
für sehr bedenklich.“
6B: Wissen deine Eltern über deinen Alkoholkonsum Bescheid?
Christian G: Sie wissen nicht über
meine Alkoholerfahrungen Bescheid, denn sie würden es nicht
schätzen oder gut heißen, dass
ein unter 16-Jähriger Alkohol
konsumiert.
Wer zuerst liegt, hat verloren!
Kampftrinken ist kein Mythos
UMFRAGE. Mädchen sind noch Alkohol-neugieriger als Burschen.
VON JULIA LIST UND BETTINA TITZ
WIEN. „Alkohol gehört einfach zu
unserer Kultur“, so begründen viele Jugendliche ihren Alkoholkonsum. Dies hört sich vielleicht wie
eine Ausrede an, doch wenn man
unsere Lebensform näher betrachtet, ist es tatsächlich so, dass
Alkohol sehr stark im Leben der
Jugend vertreten ist. Eine von uns
an unserer Schule durchgeführte
Umfrage zu diesem brisanten Thema brachte teilweise sehr überraschende Ergebnisse. Wir haben
dabei rund 330 Schüler, von der 7.
bis zur 12. Schulstufe, befragt.
Obwohl sich die meisten Teenager im Klaren sind, welche Folgen
der Alkoholkonsum mit sich
bringt, sinkt das Durchschnittsalter von Jugendlichen, die anfangen, Alkohol zu konsumieren, immer weiter.
Wenige Kampftrinker
Doch unser eigentliches Interesse
lag, nicht zuletzt aufgrund des
vorgegebenen Themas, bei dem
Phänomen des „Kampftrinkens“
und so haben wir in unserer Umfrage natürlich auch nach den
diesbezüglichen Erfahrungen der
Jugendlichen gefragt. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass Vorstellungen, die Teenager im Zusammenhang mit diesem „Jugendsport“ haben, sehr nahe an
der Wirklichkeit sind.
Das Prinzip vom Kampftrinken
ist, sich, so schnell man kann, zu
betrinken und dabei so viel wie
MEDZINISCHES.
Sofort auftretende Folgen von
Alkohol sind Tunnelblick, Verlust
des Gleichgewichtssinnes und
gesteigerte Aggressivität.
Starker und vor allem regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu
Leberzirrhose und eventuell zum
Tod führen. Auch wenn die
Krankheit nicht so weit fortschreitet, schwächt die
verringerte Entgiftungsfunktion
der Leber die Leistungsfähigkeit
des Körpers.
Außerdem erhöht Alkohol auch
das Krebsrisiko und kann
dauerhafte Nervenschädigungen
verursachen. Da das Gehirn
angegriffen wird, kommt es zu
Gedächtnisschwund und
allgemein zu einer
Verschlechterung der
schulischen Leistungen.
Bei Heranwachsenden sind die
durch Alkohol verursachten
Schädigungen schwerwiegender
als bei Erwachsenen.
BEFRAGUNG
„Unsere Eltern
haben uns Alkohol
angeboten“
Um herauszufinden, ob es
große Unterschiede
zwischen früher und heute
gab, haben wir ältere Mitmenschen befragt.
VON AJAN FEICK UND
NICOLE BUGOVSKY
Mädchen beginnen früher
War es vor ein paar Jahren noch
zwischen 14 und 16, so liegt es
jetzt bei 11 bis 13 Jahren. Die Neugierde, Alkohol zu kosten, ist laut
unserer Umfrage bei Mädchen wesentlich größer als bei Burschen.
Folglich liegt beim Alkoholkonsum das Anfangsalter bei der
weiblichen Jugend niedriger als
bei der männlichen.
Die Gründe des Alkoholkonsums bei Teenagern sind sehr verschieden. Für die meisten ist der
Alkohol ein Genussmittel. Doch
viele Jugendliche verwenden ihn
zum Austesten ihrer Grenzen oder
auch ganz einfach, um „locker“ zu
werden. Weniger oft wurden Langeweile und Gruppenzwang genannt.
Montag, 18. Juni 2007
Jugendliche und Alkohol: Konkrete Erfahrung mit Kampftrinken bis zum Umfal[ Mina Karas ]
len haben nur wenige, bekannt ist das Thema aber vielen.
möglich auszuhalten. Derjenige,
der am meisten verträgt, ist der
Sieger. Wenn man erbricht, nicht
mehr fähig ist zu stehen oder in
Ohnmacht fällt, hat man verloren.
Das Ziel ist, sich dadurch Respekt
zu verschaffen. Jedoch entgegen
der Annahme, dass der Jugendsport Kampftrinken sehr verbreitet
ist, fanden wir bei unserer Umfrage heraus, dass nur ein geringer
Prozentsatz schon diesbezügliche
Erfahrungen gemacht hat.
k.o. statt o.k.
Das erschreckendste Ergebnis unserer Umfrage ist, dass das Anfangsalter beim Alkoholkonsum
schon so weit gesunken ist, etwa
auf 11 bis 13 Jahre. Jugendliche
lassen sich nicht mehr Zeit, um erwachsen zu werden. Sie wollen alles so früh wie möglich ausprobieren.
Gerade an den Trinkgewohnheiten der Jugend zeigt sich, dass sich
unsere Gesellschaft in vielen Dingen ständig verändert. Natürlich
reagieren Teenager auf diese Änderungen in ihrem Umfeld und
das hat in manchen Fällen zur Folge, dass Teenager im Alkohol
einen Ausweg suchen. Das kann
so weit gehen, dass diese Versuche
bei manchen zum Jugendsport
Kampftrinken ausarten.
Doch für uns, und für die meisten Jugendlichen, ist diese Art von
Problembekämpfung ganz sicher
„k.o.“ statt „o.k.“.
WIEN. Im Frühjahr 2007 hat die 6B
des Bernoulli-Gymnasiums 16
Erwachsene zum Thema befragt.
Am überraschendsten war, dass
viele von ihnen als Jugendliche
Alkohol von ihren Eltern angeboten bekommen haben – aber
dass sie heute als Eltern ihre Kinder bestrafen, wenn diese Alkohol konsumieren.
Was aber heute und früher
gleich war, ist, dass die jungen
Menschen schon mit weniger als
16 Jahren zum Alkohol greifen.
Der Grund war meistens auch
derselbe wie heutzutage, nämlich
Neugierde.
Wir fragten auch, ob der Alkohol auf das weitere Leben Auswirkungen hatte. Bemerkenswert
war, dass die Mehrheit der Befragten, die Auswirkungen auf ihr
Leben feststellten, heute arbeitslos ist.
Die Befragten antworteten
nicht nur auf unsere Fragen, sondern erzählten uns auch schockierende Geschichten über Verwandte oder Bekannte, die durch
Alkoholmissbrauch starben. Einige verloren ihre Arbeit bzw. den
Kontakt zur Außenwelt. Außerdem blieben bei manchen starke
psychische Schäden.
„Diese Seite wurde gestaltet
von der 6B des Bernoulligymnasiums in Wien XXII.
Außer den genannten Autoren
haben noch mitgearbeitet:
Scharo Amin,
Radoslaw Grabowiecki,
Tim Denks, Ming Gao,
Paul Klinger, Florian Traxler,
Christian Eliasch,
Mario Wohlgemuth,
David Dürnwirth,
Philip Kubicka, Mina Karas,
Patrizia Spannring.
Leitung: Mag. Gerald Wolfauer
EINBLICK IN DIE PRAXIS
Chancenlose Alkoholabhängigkeit?
Der lange und schwierige Weg vom Aufgriff eines Alkoholisierten zurück zum normalen Leben
WIEN. Immer wieder wird die Frage gestellt, ob nicht die Polizei
durch strengere Kontrollen den Jugend-Alkoholkonsum verringern
könnte. Deshalb wird auch die Polizei mit dafür verantwortlich gemacht, dass Jugendliche trinken.
Doch ist vielen oft nicht klar, dass
die Polizei nur eingreifen kann,
wenn es ein entsprechendes Gesetz gibt, denn Alkoholkontrollen
auf Partys, öffentlichen Festen und
in Bars ist z.B. in Wien Aufgabe des
Magistrats und nicht der Polizei.
Die Polizei darf zwar Kontrollen
durchführen, dies kommt in der
Praxis aber nicht wirklich vor. Falls
Kontrollen durchgeführt werden,
kooperiert die Polizei mit dem
Magistrat und die Kontrollen sind
dann punktuell.
Bei privaten Partys darf die Polizei nicht eingreifen, solange sie
nicht gerufen wurde, und außerdem kommt bei privaten Partys
das Jugendschutzgesetz nicht zur
Anwendung. In dem Fall aber,
dass es zu einem Unfall kommt
und der Jugendliche mit zu viel Alkohol im Blut ins Spital eingeliefert wird, können die Erziehungsberechtigten jedoch angezeigt
werden. Auf den Jugendlichen
kommt, vom Gesetz her, keine
Strafe zu.
Zwischenstation Krankenhaus
Durchschnittlich werden pro
Nacht in Krankenhäusern 2-3 alkoholisierte (größtenteils männliche) Personen eingeliefert. Der
höchste erreichte Promillegehalt
im SMZ-Ost beträgt 4,1‰. Nach
der Einlieferung folgt eine langsame Ausnüchterung, gelegentlich
muss auch der Magen ausgepumpt werden, falls dies nicht
schon vom Patienten selbst erledigt wurde.
Durchschnittlich müssen Patienten ein bis drei Tage im Krankenhaus bleiben. Viele Patienten
lernen nicht aus ihren Fehlern und
kommen deshalb öfters im Monat
ins Krankenhaus. Die meisten
werden aber gar nicht wegen der
Alkoholisierung ins Krankenhaus
gebracht, sondern aufgrund anderer Verletzungen wie z. B. Stürze.
Todesfälle in Spitälern gibt es hingegen selten. Aber besonders zu
Silvester, Ostern und anderen Feiertagen werden viele Betrunkene
eingeliefert.
Entzug – die letzte Möglichkeit
Für Alkoholabhängige ist die Entzugsklinik meist die letzte Station
eines langen Leidensweges. Was
Betroffene aber bei einem Entzug
durchmachen, ist für Außenstehende unvorstellbar.
Der Entzug beträgt im Schnitt 9
Tage („körperlicher Entzug“). Dabei erhalten Betroffene eine starke
medikamentöse Therapie; oft 3
Tabletten pro Stunde oder auch
viele Infusionen um „Zittern“,
„Schwitzen“, etc? zu vermeiden.
Anschließend folgen 38 Tage „psychischer Entzug“. Die Patienten
besuchen hierbei eine medizinische und ungefähr ab dem 10 Tag
eine psychotherapeutische Therapie, welche täglich mehrere Stunden dauert.
Ein „richtiger“ Alkoholentzug
beträgt um die 47 Tage, danach
werden die Patienten entlassen,
jedoch wird eine Zusammenkunft
einmal wöchentlich empfohlen.
Trotz erfolgreichen Entzugs ist
die Rückfallsquote ziemlich hoch,
gelegentlich kommt es auch vor,
dass Patienten auf Grund von
Spätfolgen, wie Leberzirrhose,
oder Delirium, plötzlich versterben.
Mitgearbeitet haben: Anna Chernukhina, Robert Göttlicher, Christina Hoffmann, Isabella Holzer, Julia Schnabel, Miriam Wagenhofer,
Felix Wallner
PRESSE MACHT SCHULE
Montag, 18. Juni 2007
Back to the Roots
MEINUNG
MICHAEL
ALTMANN
INTERVIEW. Rot-Kreuz-Mitarbeiter Josef Schiller - Das Problem des Alkoholmissbrauchs sollte
nicht länger tot geschwiegen werden.
Frage: Wie viele Jugendliche greifen
regelmäßig zur Flasche?
Meiner Meinung nach steigt die
Zahl der Jugendlichen, die Alkohol
trinken, stetig an. Laut einer Statistik des Jahres 2001 konsumieren
5 Prozent der bis zu 16-jährigen (!)
regelmäßig zu viel Alkohol.
Was ist Ihrer Meinung nach der
Grund für den übertriebenen Alkoholkonsum der Jugendlichen?
Gründe gibt es wohl viele? Jedoch
sind familiäre, schulische und
partnerschaftliche Probleme wohl
ausschlaggebend. Viele Jugendliche sehen im Alkohol eine Art
„Überwindungsdroge“.
Was können Politiker und vor allem
Eltern dagegen unternehmen?
Josef Schiller: Ich finde, dass es
Jugendlichen an Freizeitaktivitäten und Möglichkeiten mangelt.
Eltern nehmen sich leider zu wenig Zeit für ihre Kinder, sei es
für Gespräche oder Ausflüge.
Eine Lösung wäre sicher, Jugendlichen die Chance zu geben, sich
frei zu entfalten. Sport, Kultur
oder jugendgerechte Treffpunkte
würden die Langeweile und das
Interesse an Alkohol sicher senken und den Jugendlichen andere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten.
Wie beurteilen Sie die bisherige Vorgangsweise der Politiker gegenüber
jugendlichen Kampftrinkern?
Schiller: Leider ist es bereits „fünf
nach zwölf“. Damit meine ich,
dass die Situation bereits eskaliert
ist und man nur mehr versuchen
kann sie einzudämmen. Die Politiker sollten sich also rasch überlegen, was sie zur Bekämpfung des
Kampftrinkens unternehmen werden. Ein Vorschlag meinerseits
wäre, dass die Präventionsmaßnahmen verstärkt werden müssen
und vor allem sollte die Droge
Nummer 1 nicht weiter in den Medien verharmlost werden.
wird häufiger der Magen ausgepumpt als Burschen.
Welche Einstellung hat die Gesellschaft gegenüber dem Alkohol?
Schiller: In der heutigen Gesellschaft spielt Alkohol eine große
Rolle. Auf Bällen, Festen und
Partys rückt der Alkohol immer
mehr in den Vordergrund, wobei immer häufiger der wahre
„Feieranlass“ vergessen wird.
Der gesellschaftliche Kontakt
sollte nicht nur auf den ge-
meinsamen Alkoholkonsum reduziert werden, sondern man
sollte versuchen „zurück zu den
Wurzeln“ zu gelangen, das heißt
die Nähe und die Gespräche
mit den Menschen wieder neu
zu entdecken.
Was halten Sie persönlich vom
Kampftrinken?
Schiller: Kurz gesagt: Jugend und
Sport bedeuten Lebensfreude und
sind o.k. –Kampftrinken macht kaputt und k.o.
ZUR PERSON.
Josef Schiller
(45), zweifacher
Vater, ist seit 25
Jahren beim
Roten Kreuz in
Zwettl. Er hat im
Zuge seiner Einsätze viele
Erfahrungen mit den Folgen von
Alkoholmissbrauch gesammelt.
Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit Alkohol?
Schiller: Ja, die gibt es. . . Frauen
bzw. Mädchen unterschätzen öfter
die Auswirkungen des Alkohols als
Männer. Brutal gesagt, Mädchen
····························································································································································································
Eine Autofahrt mit bösen Folgen
Ein Film über die verheerenden Auswirkungen
von Alkohol am Steuer – gedreht von Handelsakademie-Schülern.
D
ie 3ak-Klasse der Handelsakademie Zwettl hat einen
Film gedreht, der zeigen
soll, wie schnell jemand durch Unvorsichtigkeit sein Leben – und
auch andere – zerstören kann.
Felix ist zu Simones Party eingeladen. Da er nur mit dem Auto zu
ihr kommen kann, trinkt er keinen
Alkohol. Zunächst. Um zwölf Uhr
erreicht die Party ihren Höhe-
Politiker trinken
auf die Jugend. . .
M
ittlerweile wird auch den
Politikern klar, dass nicht
nur den Jugendlichen die
Schuld an deren übermäßigen
Alkoholkonsum
angelastete
werden sollte.
Wer versorgt denn in all den
Bars, Wirtshäusern und Diskotheken die Jugendlichen, teilweise Minderjährigen, mit Alkohol – Wirte und Barkeeper.
Doch wenn man darüber nachdenkt, wäre es für Lokalbetreiber ein Schuss ins eigene Knie,
an Jugendliche unter 16 keinen
Alkohol auszuschenken, zumal
gerade die Jugendlichen diejenigen sind, die das meiste Geld
in den Lokalen zurücklassen.
Eigentlich wäre es ja selbstverständlich, sich an das bestehende Jugendschutzgesetz zu
halten. Man sieht zwar in den
meisten Lokalen oft einen kleinen Zettel an der Wand hängen, wo man liest, dass hier
kein Alkohol an unter 16-jährige ausgeschenkt würde. Doch
Gesetz hin oder her – machen
wir uns nichts vor: Es wird Alkohol ausgeschenkt. Und wer
würde auch nur für einen Mo-
Gerade Politiker sind nicht
wirklich als alkoholscheue
Engel zu bezeichnen.
Und plötzlich
wurde es
ernst. . .
Eine Aufsehen
erregende
Kampagne der
Stadt Hamburg
setzt nicht
auf den
Zeigefinger.
[ Büro für Suchtprävention Hamburg ]
VON CHRISTA SCHEIDL
5
punkt, und Felix denkt sich, dass
ein Bier auch nicht schaden könne. Fünf Bier und drei Gläser Wein
später macht er sich – trotz Warnungen seiner Freunde – auf den
Heimweg. Der wird für ihn und die
17jährige Viktoria zum Verhängnis. Felix kann das Auto nicht
rechtzeitig zum Stillstand bringen
und er überfährt das Mädchen,
das gerade auf dem Heimweg ist.
Nun sollen Engel und Teufel
über das Schicksal der beiden entscheiden. Nach langen Streitereien
werden sie sich einig, dass das unschuldige Mädchen zurück auf die
Erde geschickt wird und Felix den
Teufel begleiten muss.
Der Film soll auf der SchulHomepage und bei Vorführungen
in der Aula das Problembewusstsein der Schüler stärken.
ment daran denken, einen Ausweis vorzulegen, wenn er sich –
sagen wir – ein Bier bestellt?
Doch zurück zu den Leuten,
die etwas zu sagen haben – die
bestimmen, ob man Kinder mit
Alkohol und Nikotin aufziehen
darf, oder ob man sich erst an
der Uni oder zur Hochzeit
einen hinter die Binde kippt.
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky sagt, dass, wenn
Erwachsene im Durchschnitt
ein Glas Wein oder eine Flasche
Bier am Tag trinken, dies in
Ordnung wäre. Jedes weitere
Glas wäre zu viel. Doch der Alkoholkonsum auch vieler Jugendlicher beträgt im Wochendurchschnitt nicht mehr.
Wenn man in den diversen
Klatschblättern nachliest, oder
sich die ORF Seitenblicke zu
Gemüte führt, sieht man, dass
gerade Politiker nicht wirklich
als alkoholscheue Engel zu bezeichnen sind und den Jugendlichen nicht wirklich als gutes
Beispiel vorangehen. Gerade
die Prominenten wissen zu feiern. Sie sind aber – oder sollten
es zumindest sein – unsere Vorbilder in der Gesellschaft.
Belassen wir das Gesetz so,
wie es ist, und alle Jugendlichen nehmen sich zusammen
und saufen sich nicht ins
Koma. Aber vielleicht würden
beim derzeitigen Trend die Ärzte wieder mehr Arbeit bekommen, die Wirtschaft und die
Gastronomie angekurbelt und
Arbeitsplätze geschaffen. . .
[email protected]
PROJEKT KAMPFTRINKEN
Das Projekt der 3AK der BHAK
Zwettl umfasste 3 Aufgabenbereiche:
I Eine Umfrage mit 250
befragten Jugendlichen.
I Die Gestaltung einer Sondernummer der Schülerzeitung.
I Die Erstellung eines Kurzfilms.
Gedreht von Schülern für Schüler: Felix bleibt bei der Party seiner Schulkollegin nicht lange abstinent: „Ein Bier kann nicht schaden.“ Das tut es aber doch, denn bi
[ 3ak/HAK/HAS Zwettl ]
einem bleibt es nicht. Eine alkoholisierte Heimfahrt später gibt es zwei Opfer – um deren Schicksal sich Engel und Teufel streiten.
Wir widmen unsere Arbeit den
350.000 Alkoholkranken in
Österreich und deren Angehörigen.
Infos: www.bhak-bhas-zwettl.ac.at
PRESSE MACHT SCHULE
6
„Eine Runde geht schon noch“
PRO
Symptom, nicht
Problem
VON KORNEL OZVOLDIK
Montag, 18. Juni 2007
KAMPFTRINKEN. Viele Jugendliche trinken sich in die Bewusstlosigkeit. Ebenso zahlreich sind
die Gründe für dieses Phänomen, das als „Komatrinken“ die Schlagzeilen erobert hat.
K
ampftrinken hat eine Jahrhunderte alte Tradition.
Damals wie heute sind die
Ziele dieselben, nämlich sein Gegenüber „unter den Tisch“ zu
trinken. Die Regeln sind einfach:
Jeder trinkt dieselbe Menge Alkohol. Als Gewinnregel gilt dabei
meist „Last Man Standing“.
Wurde das Kampftrinken früher oft dazu genutzt, um Streitereien aus der Welt zu schaffen, ist
es heute zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden, in dem
der Spaß im Vordergrund steht.
Vor einem Wettstreit wird ordentlich „aufgewärmt“, dann wird mit
dem Kampftrinken begonnen.
Dabei wollen die Antretenden einander ihre „Härte“ beweisen.
Die Teilnehmer verlieren immer
mehr die Kontrolle über sich
selbst, sehr zur Belustigung des
Publikums. Am Ende sind Gewinner und Verlierer so „fett“, dass
sie nicht mehr unterschieden
werden können.
All dies möglich gemacht haben die niedrigen Getränkepreise sowie die kaum vorhandenen
Kontrollen, über die wir uns in
Österreich glücklich schätzen
können. Wichtig ist auch die
Vorbildwirkung – vor allem der
Eltern. Schon von klein auf regelmäßig ins Wirtshaus mitgenommen zu werden, ist ein gutes Training für künftige Kampftrinker. Besonders, wenn die Erwachsenen den Kindern dauernd sagen, dass sie sich um ihre
Probleme selber kümmern sollen. In einer solchen Welt ist
Kampftrinken ein Symptom,
nicht das Problem.
KONTRA
Kind sein,
erwachsen werden
VON GLORY SEBASTIAN
A
lleine letztes Wochenende
landeten 14 Jugendliche in
Oberösterreich im Spital.
Grund: Alkoholvergiftung. Laut
Ärzten war dies ein relativ ruhiges Wochenende. Immer mehr
Jugendliche greifen zur Flasche.
Ursprünglich war das Kampftrinken eine Art „unsinnige Streitigkeiten zu schlichten“. Zwar ein
sinnloser Kampf, aber dennoch
geregelt, schließlich war es ein
Kampf, und jede Schlacht hat
schließlich ein Ende und kommt
nicht jeden Tag vor. Aber heutzutage werden die „Kämpfer“
immer jünger und es is auch
kein Kampf mehr, sondern ein
Hobby. Liegt es daran, dass die
jüngste Generation nicht mit
Suchtmitteln umzugehen weiß?
Kann es sein, dass die Eltern immer mehr ihr Pflicht vernachlässigen und ihren Kindern nicht
mehr das Wichtigste beibringen?
Und dass Eltern nicht mehr die
Zeit haben, solche Pflichten zu
erledigen? Ich weiß es nicht.
Doch eines ist klar: Die jetzige
Situation muss sich ändern.
Denn viele Kinder haben einfach
nicht mehr die Zeit, Kind zu
sein. Jugendliche versuchen immer so zu sein wie ihre Eltern
oder andere Erwachsene, mit denen sie sich identifizieren. Am
Anfang darf man nur zuschauen,
wenn die Verwandten Sekt oder
Bier trinken. Irgendwann bekommt man zum Geburtstag das
erste Glas Sekt.
Alkohol öffnet ein Tor in die
Welt der Erwachsenen. Doch
bringt er die Jugendlichen nicht
schneller durch dieses Tor. Dazu
brauchen sie Zeit: von sich selber
– und von den Erwachsenen.
Bierernst. Während die Jugend pauschal für Alkoholexzesse Einzelner kritisiert wird, bleibt das schlechte Vorbild der Erwachsenen meist unerwähnt.
VON JENNIFER WEISS
WIEN. Wenn man trinken will bis
zum Umfallen, ist man im ersten
Wiener Gemeindebezirk richtig.
„Pakerl“, „Cage“ oder „Soho“ heißen die Lokale rund um den
Schwedenplatz, die zehn Tequilas
um sieben Euro verkaufen und mit
„All you can drink“-Partys eine
Menge Geld an jungen Leuten verdienen, die sich in die Besinnungslosigkeit trinken wollen.
Eng, dunkel und heruntergekommen sieht es im „Pakerl“ aus.
Im Hintergrund spielt kaum hörbare Musik, aber das macht nichts:
Hauptsache, es gibt billigen Alkohol. Die Kellner kommen kaum
nach, den jungen Leuten einzuschenken. Ein Stamperl nach dem
anderen wird hinunter gezwängt,
bis um halb elf die Ersten „eingehen“.
Ein Meter Tequila
Ich stehe an der Bar, um mir etwas
zu Trinken zu bestellen. Neben
mir ein volltrunkenes Mädchen,
das sich kaum noch halten kann.
Ihre Freunde motivieren sie mit
„eine Runde geht schon noch“
weiter zu trinken, die Kellnerin
überreicht ihr mit einem Lächeln
den nächsten „Meter Tequila“.
Der Gruppenzwang, den die
Freunde des Mädchens auf sie
ausüben, ist kaum zu übersehen.
Jeder möchte von seinen Freunden anerkannt werden und in diesem Falle versucht das Mädchen,
eine Bestätigung ihres Selbstwertgefühls durch Kampftrinken zu erlangen.
Flucht vor der Realität
Als ich 14 Jahre alt war und mit älteren Jugendlichen fortging, habe
ich auch versucht „Reife“ zu beweisen, indem ich so viele „Shots“
wie möglich in mich hinein geschüttet habe. Natürlich empfinde
ich es als angenehm, wenn ich in
meinem Rausch alles um mich herum vergesse und mein Gehirn
mal abschalten kann.
Für viele Jugendliche ist jedoch
der erhöhte Alkoholkonsum auch
„KAMPFTRINKEN“
Gruppenzwang ist ein häufiges
Motiv, das Jugendliche zum
Trinken führt, um sich als
besonders „cool“ zu erweisen.
Genauso schlimm ist das
Gewohnheitstrinken, das zum
Wochenende dazugehört.
Dabei wird immer wieder mal zu
viel erwischt – ganz egal, ob
Jugendlicher oder Erwachsener.
eine Flucht vor der Realität, die
unsinnig ist, da der Zustand des
Betrunkenseins nur einige Stunden anhält und man sich danach
erst recht wieder mit den Problemen des Alltags herumschlagen
muss – und mit einem heftigen
Kater. Zudem schafft der Alkohol
manch neues Problem: Eine Befragung von 84 Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren durch die
„Presse“ ergab, dass mit zunehmendem Alkoholkonsum die Aggressionsbereitschaft
deutlich
steigt, während die Hemmschwelle sinkt. (siehe Grafik).
Ich beobachte ich die Kellnerin,
die ihre Genervtheit mühselig
überspielt und denke mir, dass ihr
Beruf sehr hart sein muss. Ich selber würde mich in einem Konflikt
befinden zwischen dem Willen,
mit Erfolg möglichst viel Geld zu
kassieren, und dem Bedenken, viel
hochprozentigen Alkohol an Minderjährige zu verteilen.
Für mich ist es unübersehbar,
dass die heutige Gesellschaft zu
der Steigerung der Anzahl von
minderjährigen „Kampftrinkern“
geführt hat. Ist der Wohlstand der
Gastronomie wichtiger als Gesundheit der Jugendlichen?
Die Wirte sind verantwortlich
Das Ausschlaggebende beim Komatrinken ist die Menge des Alkoholkonsums. Klar, dass die jungen
[ Clemens Fabry ]
Trinker es mit der Menge oft
deutlich übertreiben. Doch für
dieses Problem sollte die Gastronomie zur Verantwortung gezogen werden, da sie ja am Meisten
von jugendlichen Trinkern profitiert.
Strenge Regeln, weniger Profit
Wenn sich die „Sauflokale“ an
strengere Altersvorschriften halten müssen, werden sie nicht so
große Gewinne machen. Denn
solche „Kampftrinker“-Angebote
sprechen im Großteil nur Minderjährigen an. Doch ist es nicht moralisch verwerflich, wenn man
Geld mit der Schädigung junger
Menschen verdient? Der Einsatz
der Politiker für härtere Maßnah-
Diese Seite wurde gestaltet von
der 7b des Realgymnasiums des
Schulzentrums Friesgasse 4,
1150 Wien.
men gegen die Gastronomie hat
in letzter Zeit enorm zugenommen, doch trotzdem läuft das Geschäft erfolgreich weiter. Mal sehen, wie viele junge Trinker noch
eine Alkoholvergiftung bekommen müssen, bis etwas unternommen wird.
·····························································································································································································································································
Die hässliche Fratze des „normalen“ Fortgehens
Jeder kennt es, jeder macht es: Trinken ist Teil der Freizeitgestaltung der Österreicher.
VON PATRICK SEISER UND
ULRICH WEIßENBERGER
K
omatrinken wird in den Medien ausgeschlachtet, doch
kaum beleuchtet wird die
„normale“ Seite des Trinkens. Das
regelmäßige Fortgehen am Wochenende kann genauso schlimm
sein und wird dennoch von der
Gesellschaft akzeptiert!
Freitagabend, eine Gruppe von
sechs Jugendlichen, knapp vor Beginn ihrer Lokaltour. Das erste Ziel
ist schon bestimmt, Abendessen im
„Centimeter V“. Neun Liter Bier und
ein Schwert (Schnitzel am Spieß)
werden in den ersten zwei Stunden
konsumiert. Gut gestärkt geht es
weiter in Richtung Innenstadt.
Im Museumsquartier, angesagter Treffpunkt für Schüler und Studenten. Die vor kurzem erneuer-
ten und jetzt wieder benutzbaren
roten Bänke sind schon alle voll
und auch die Lokale sind zum
Bersten gefüllt. Glücklicherweise
gibt es einige weniger bekannte
Plätze, die sogar Sitzgelegenheit
bieten. Leider sitzt man aufgrund
von mangelnder Bestellmöglichkeiten auf dem „Trockenen“.
Also geht ein Teil zu einem der
nahe gelegenen Würstelstände
und kauft für alle Bier. Für manchen geht der Abend schon zu
Ende, da die letzte U-Bahn die
beste Möglichkeit bietet nach
Hause zu kommen. Außerdem gelten im Nachtverkehr der Wiener
Linien die Schüler Freifahrtskarten nicht, also ist es auch billiger
und gespartes Geld kann wieder in
Alkohol investiert werden.
Bis jetzt sind pro Person zwischen 15 und 20 Euro umgesetzt
worden. Und das innerhalb von
nicht ganz 3 Stunden. Nicht für
alle ist die Tour vorbei, denn wer
am Samstag keine Verpflichtungen hat, kann noch länger bleiben.
„„Wir sollten heimgehen,
besser wird’s nimmer.“
Jugendlicher am (frühen) Samstagmorgen
Ein paar hundert Meter weiter ist
der nächste „McDonalds“, erstaunlich wie viele Leute dort
noch anzutreffen sind um diese
Zeit. Nur mehr wenige sind noch
in der Lage gerade zu gehen. Die
Einkaufsstraße ist beinahe so voll
wie an einem Freitagnachmittag,
doch kauft jetzt keiner ein, nur die
Lokale werden angesteuert.
Das letzte Bier des Abends konsumiert die, schon ziemlich geschrumpfte, Gruppe im BigTime,
einem kleinen Pub in einer Seitengasse. Schließlich bemerkt einer
der Übriggebliebenen:“ Wir sollten heimfahren, besser wird es
nicht mehr“. Also beginnt der lange Fußweg über die Mariahilferstraße, um die Nightlines beim
Westbahnhof zu erreichen.
Fazit des Abends ist eine um
25€ leichtere Geldbörse, ein Alkoholspiegel um die 2,3 Promille
(laut „Promille-Rechner“, siehe Internet-Hinweis) und gehörige
Kopfschmerzen am nächsten Tag.
Einen Abend wie diesen kann man
nicht als Komatrinken bezeichnen, dennoch war es für jeden genug!
www.bartime.de/promille-rechner.html
PRESSE MACHT SCHULE
Montag, 18. Juni 2007
7
–
MEINUNG
FLORIAN
NIKOLAI
Dossier Alkohol: So trinkt die Jugend
Alle an die
Krügerl
VON FLORIAN NIKOLAI,
SEBASTIAN KNÖBL, ANDREAS PLANK
UND CHRISTOPH BUCHINGER
E
in Krügerl, bitte“, ein Satz,
bei dem man an einen alten Mann mit Bierbauch denkt.
Die jüngsten Ereignisse zeigen,
dass sich der alte Mann mit
Bierbauch immer mehr zu
einem jungen Pubertierenden
transformiert.
Das kann doch nicht sein,
wie kommen unsere unschuldigen Kinder an Alkohol? Es ist
doch nicht möglich, dass sie,
nur weil sie es in Fernsehen,
Nachrichten und Zeitungen
vorgemacht bekommen, es
gleich nachmachen? Oder etwa
doch?
Nein, das würden doch die
wackeren Lokalbesitzer, denen
die Sicherheit vor Profit geht,
nicht zulassen. Mal abgesehen
davon, profitiert die Gemeinde
schließlich auch von den Steuern des Lokals. Wer weiß, viel-
Vielleicht wurde das Heim
Ihrer Mutter von der Sucht
Ihres Partners bezahlt.
leicht wurde das Altersheim Ihrer Mutter von der Alkoholsucht Ihres Ehepartners bezahlt?
Die Tatsache, dass Alkohol
bereits billiger als ein unter
einer Schulbank hervorgekratzter Kaugummi ist, den man nebenbei auch schwerer los wird,
ist sicherlich auch kein Grund
für den steigenden Alkoholkonsum Jugendlicher. Unnötig
zu erwähnen, dass die Gesetzeslage völlig anders aussieht.
Bereits der Verkauf wäre illegal,
aber wen stört das?
Die Konsumenten nicht, die
Verkäufer noch weniger und
nach einer langen Reihe gibt es
zum Schluss nur Personen, die
davon profitieren. Der perfekte
Kreislauf. Und um all ihre
Zweifel zu zerschlagen, hier
noch ein Pro zum Thema
Gleichberechtigung: Denn die
weiblichen Jugendlichen sind
zumindest in Sachen Trinken
ihren männlichen Altersgenossen gleichgestellt. Wenn schon
nicht in der Arbeitswelt, dann
wenigstens im Nachtleben.
Hier noch ein Trost für all
jene, denen die Evolution am
Herzen liegt: Die weibliche Vorliebe, zu dritt aufs Klo zu gehen, bleibt selbst im Stadium
größter Trunkenheit erhalten.
Was sie dort so treiben, bleibt
ihnen überlassen, nur wenn sie
nicht mehr zurückkommen,
wird es zum Problem.
A
lkoholkonsum unter Jugendlichen ist weit verbreitet. In
der Gruppe der 12- bis
25-Jährigen hat er sich bis zum
Jahr 2004 sogar verdoppelt. Das
anziehende Tabu Alkohol wird immer mehr zum Alltag. Allem Anschein nach ist dem Einstiegsalter
nach unten keine Grenze gesetzt.
Auch die konsumierten Mengen
sind oftmals schockierend. Die 5b
des Gymnasiums Mattersburg
analysiert die zentralen Fragen.
1
ANALYSE. Das Thema „Komatrinken“
beherrscht derzeit Experten und Medien.
Die 5b des Gymnasiums Mattersburg
analysiert die zentralen Fragen.
4
Welche Getränke werden von den
Jugendlichen bevorzugt getrunken?
ginnt
der
Countdown
für
den
nächsten
Anlauf. Die Jugend freut sich, die
Lokalbesitzer stört es
nicht und die Eltern tappen im Dunkeln.
Welche Trinkrituale sind bei der
Jugend besonders beliebt?
Hier ist die hohe Bereitschaft
zum Risiko besonders alarmierend. Oft werden wahre Wochenendrituale zelebriert. Durchschnittlich nimmt mehr als ein
Drittel aller Jugendlichen regelmäßig Alkohol zu sich. Etwa fünf
Prozent praktizieren mehrmals
im Monat das so genannte „binge drinking“, eine regelrechte
Sauforgie.
Ein von uns durchgeführtes
Experiment hat ergeben, dass es
überhaupt kein Problem für
einen 15-jährigen Jugendlichen
ist, in Mattersburg an Alkohol zu
kommen. Unsere Shoppingtour
durch Supermärkte brachte ein
ernüchterndes Ergebnis. Selbst
hochprozentigen Alkohol konnte
man ohne Probleme bei Adeg,
Hofer und Zielpunkt erwerben.
Bei Billa wurde es eng, doch
schuf eine einfache Ausrede Abhilfe. Nur in einem von fünf Geschäften, nämlich bei Penny
Markt, bekam man gar keinen Alkohol.
Dass sich die Verkäuferinnen dabei strafbar machen, wissen sie anscheinend nicht. Denn laut burgenländischem Jugendschutzgesetz ist
der Verkauf von Alkohol an Personen unter 16 Jahren nicht erlaubt.
Wie hat sich das Alkohol-Einstiegsalter zuletzt entwickelt?
Die Konsumenten werden immer
jünger. Schon mit elf Jahren greifen sie das erste Mal zur Flasche.
Mit 13 gibt es den ersten Vollrausch, ab dann wird es zur
Routine. Jedes Wochenende die
gleiche Prozedur: Dem häuslichen „Vorglühen“ folgt der anschließende Besuch mit Clique
in der Lieblingsdisco. Ist dieses
Abendprogramm geschafft, be-
Getrunken wird so ziemlich alles.
Vom einfachen Mixgetränk und
Alkopop bis hin zu Whiskey und
Wodka. Generell gilt: je härter der
Alkohol, desto besser. Dass viele
Jugendliche auch unter 15 Jahren
schon trinken, ist ohnehin weitgehend bekannt. Die Gesetzeslage
spricht gegen sie, dessen sind sie
sich auch bewusst. Denn laut Jugendschutz ist es weder gestattet,
Alkohol in diesem Alter zu konsumieren, noch darf man Kindern
überhaupt welchen verkaufen.
Trotzdem werden regelmäßig alkoholische Getränke konsumiert,
besonders beliebt sind die gefährlichen Alkopops.
2
schaft zu bestehen. Der Leistungsdruck in der Schule und der permanente Wettbewerb ist unweigerlich
mit großem Stress verbunden. Das
Verlangen, so zu agieren, wie es die
Gruppe vorgibt, ist ebenfalls von
nicht zu unterschätzender Bedeutung.
5
Flucht aus dem Alltag: Jungendlicher Alkoholmissbrauch ist oftmals der letzte Weg
[ APA ]
aus dem täglichen Leistungsdruck.
3
Wer trinkt überhaupt Alkohol und
was sind die Gründe dafür?
Nicht nur Jugendliche, sondern
auch 40 Prozent der erwachsenen
Österreicher trinken mehr Alkohol, als dies gesundheitlich unbedenklich wäre. Die Erwachsenen
geben dabei ein schlechtes Vorbild
ab: keine Feier, kein Jubiläum
ohne Alkohol. Warum?
1.) Der Alkohol dient als Tröster
nach einem langen Arbeitstag.
2.) Bier gehört eigentlich schon
zum „guten Ton“.
3.) Derjenige muss sich rechtfertigen, der keinen Alkohol trinkt.
Diese Seite wurde gestaltet von
der 5b des Gymnasiums
Mattersburg, Hochstraße 1
So schlagen also die Erwachsenen in ihrer Vorbildrolle fehl und
sowohl Kinder, als auch Jugendliche
lernen von klein auf, dass ein Bier
oder ein Spritzer einfach dazugehören und suchen in Krisenzeiten im
Alkohol Trost. Vor allem die Pubertät ist eine schwierige Zeit für die
Jugendlichen. Auch ist es nicht einfach, in unserer Leistungsgesell-
Wohin fließt das Geld und wer
profitiert davon?
Die Jugendlichen sind sicherlich
nicht die Gewinner in diesem Geschäft. Es sind die Gemeinden, die
dieses Problem zwar aus politischen Gründen nicht totschweigen, jedoch durch die Einnahmen
aus den Getränkesteuern massig
Geld einnehmen. Die Zeche bezahlen die Jugendlichen.
Dass es die Jugendlichen selbst
sind, die trinken, bleibt unbestritten. Es ist jedoch fraglich, ob es
deren Schuld allein ist. Wenn man
es ihnen einfach macht, Alkohol
zu bekommen und der Konsum
von der Gesellschaft heruntergespielt wird, darf man sich nicht
wundern, wenn sie das Alltägliche
zum Alltag machen. Verschiedene
Schuldzuweisungen werden auch
keine Lösung bieten. Viel mehr
kommt die Frage auf, wie Eltern
ihre Kinder erziehen, welche moralischen Werte sie ihnen vermitteln und wie groß der Einfluss von
Medien auf sie ist. Eine Initiative
seitens der Erwachsenen wünschenswert.
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Jugendsport Kampftrinken: O.k. oder K.o?
Gehört Trunkenheit bei Kindern schon zum Alltag? Bereits 11jährige sind erprobte Trinker, ergab ein Lokalaugenschein im Burgenland.
M
an ist einfach besser drauf,
hat mehr Spaß, nicht so
viele Hemmungen und
kann so auf andere Menschen besser eingehen,“ so ist die Einstellung vieler Jugendlicher. Jedes Wochenende werden die Abende in
der Diskothek verbracht: laute Musik, Zigarettenqualm und der stechende Geruch von Erbrochenem
liegt in der Luft. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Todesfälle durch Alkoholmissbrauch
steigt, gleichzeitig sank das Einstiegsalter (siehe Artikel oben) in
den letzten Jahren beharrlich.
Die Droge Alkohol ist überall
und jederzeit verfügbar und
Kampftrinken ist der neue Trendsport unter Jugendlichen. Die
meisten wissen zu wenig über die
Konsequenzen von Alkoholmissbrauch und trinken einfach weiter.
Eine schockierende Tatsache ist
die Anzahl der 11- bis 13-Jährigen,
die schon regelmäßig zum Alkohol
greifen. Nur 25 Prozent der Österreicher
bleiben
abstinent.
Schrecklich sind auch die Ergebnisse einer Studie der österreichischen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die bestätigen, dass Jugendliche im Alter von
12 bis 25 Jahren, im Durchschnitt
pro Woche 68,8 Gramm reinen Alkohols zu sich nehmen. Das entspricht etwa zehn Schnäpsen.
Erwachsene zeigen, wie es geht
Eltern, die als Vorbild gelten sollten, greifen selbst zum Alkohol,
sodass die Kinder denken, dass es
nichts Schlimmes ist. Heimliche
„Sauftouren” sind das Ergebnis.
Die zentrale Frage, die sich bei
diesem Thema stellt, ist: Warum
Von M. Forstik, T. Pinter,
J. Lotter, J. Sauerwein,
S. Müllner, S. Haiden
greifen Kinder und Jugendliche
überhaupt zum Alkohol? Ein Faktor ist der Gruppenzwang: „Die
andern machen es auch!“ Einfach
nur daneben sitzen, wenn die anderen trinken, wollen die wenigsten. Der Wettkampf, wer mehr verträgt oder schneller umkippt, gibt
den Kick und hat sich zu einer
„Sportart“ entwickelt. Jugendliche,
die zu wenig Anerkennung bekommen, versuchen sich auf diese
Art selbst zu beweisen. Die psychischen und physischen Schäden
werden dabei vergessen oder in
Kauf genommen.
Was viele Erwachsene nicht verstehen und erkennen ist, dass junge
Leute oft Probleme haben und unter starkem Druck stehen. Natürlich
sehen sie durch den Alkohol einen
Ausweg, um dem Stress und den
Problemen zu entkommen. Am
Wochenende mit den Freunden Alkohol zu konsumieren, ist im Leben
eines Jugendlichen schon normal
und wird als alltäglich angesehen.
Niedrige Preise für das Genussmittel und die Alkopops, bei denen
man den Alkohol wegen des hohen
Zuckergehalts oft nicht wahrnimmt, führen zu Missbrauch, der
letztlich in die Abhängigkeit führt.
„Mir ist schlecht .. ich kann
nicht mehr .. alles steigt in mir
hoch .. die Welt dreht sich ..
nichts ist mehr eindeutig erkennbar .. alles ist verschwommen .. ich
muss mich übergeben.“ So geht es
vielen Jugendlichen und trotzdem
hören sie nicht auf zu trinken.
Sollte ihnen das nicht zu denken
geben?
Illegal – total egal?
Kindern und Jugendlichen kann
man den Akoholkonsum zwar per
Gesetz verbieten, aber eine lückenlose Kontrolle ist kaum
durchführbar. Durch geschickte
Notlügen entgeht man sogar der
Polizei. Die Selbstbestätigung, auf
diese Weise das Gesetz kreativ umgehen zu können, ist ein Grund,
die nächste Runde zu bezahlen.
Egal ob man ihnen alkoholische
Getränke verkauft oder nicht, sie
finden immer einen Weg, um an
Spirituosen zu kommen. Doch
schlussendlich ist jeder Einzelne
selbst für seinen Körper verantwortlich.
PRESSE MACHT SCHULE
8
Montag, 18. Juni 2007
Fast alle haben schon getrunken
INTERVIEW
Prävention schon
im Kindergarten
UMFRAGE. Lassen sich immer mehr Jugendliche bis zum Vollrausch zulaufen?
Seit 2001 werden pro Jahr ca. 150
Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in die Kinderklinik des Landeskrankenhauses Graz eingeliefert, wo sie durch Zuckerinfusionen behandelt und später psychologisch betreut werden.
VON MICHAEL KALCHER, MANUEL
LAGGER UND ALEXANDER ROST
Die Zahl der jugendlichen Alkoholkonsumenten steigt von Jahr
zu Jahr. Experten rätseln über die
Ursachen – Orientierungslosigkeit,
Leistungsgesellschaft, fehlende familiäre Strukturen, Reizüberflutung, SMS-Kultur statt Gespräch,
Langeweile und Frust, steigende
Gewalttätigkeit –, man müsse erst
konkrete Einzelfälle prüfen. Eine
Umfrage zum Thema Alkohol unter 57 Schülerinnen und 145 Schülern zwischen 14 und 18 Jahren an
einer Grazer AHS im April 2007 liefert interessante Ergebnisse.
Demnach liegt das Einstiegsalter für den Alkoholkonsum bei 12
bis 13 Jahren (exakt bei 12,2 Jahren) und 75,2 Prozent der Befragten konsumieren einmal, selten
oder öfter pro Woche Alkohol.
Über zwei Drittel trinken wegen
des Geschmacks, knapp die Hälfte
auch wegen der Wirkung. Bier und
Wein werden etwa doppelt so häufig wie Sekt, Spritzer, Alkopops,
Mischgetränke konsumiert, ein
Drittel der Befragten nimmt auch
Hochprozentiges zu sich. Exzessives Trinken findet meist mit
Freunden in Lokalen und auf Partys am Wochenende (67,8 Prozent)
statt und muss „billig“ sein; ca.
drei Viertel der Befragten geben
nichts oder weniger als 20 Euro
pro Monat für alkoholische Getränke aus.
Laut Jugendschutzgesetz ist der
Erwerb von Alkohol in Österreich
ab 16 Jahren erlaubt, „harte“ Getränke (mit mehr als 14 Prozent
Alkohol) dürfen erst an Jugendliche über 18 Jahren verkauft werden. 64,8 Prozent der befragten Jugendlichen gaben jedoch an, beim
Kauf von alkoholischen Getränken
selten bzw. nie nach dem Ausweis
gefragt worden zu sein.
Die Einführung einheitlicher
fälschungssicherer, gut lesbarer
Personalausweise für Jugendliche
in Österreich, wird nur im Zusammenspiel mit Ausweispflicht und
verstärkten Kontrollen zu einer
Veränderung führen. Ein innovati-
Die Presse: Woran liegt es, dass sich
bereits 12- bis 13-jährige Jugendliche
für Alkohol interessieren?
Dr. Müller: 30 Prozent der Jugend
trinkt Alkohol, um Probleme zu bewältigen, aber auch die Vorbildwirkung der Eltern ist extrem wichtig.
Eine ganze Jugendgeneration wird als alkoholgefährdet abgestempelt
ves Kontrollsystem wird in einigen
Filialen des Lebensmittelkonzerns
Spar bereits erprobt, bei Rewe ist
Ähnliches geplant.
Vollrausch endet im Spitalsbett
Experten vermuten, dass der regelmäßige Konsum alkoholischer
Getränke dazu führt, dass Jugendliche die Grenze zum Vollrausch
nicht erkennen und nicht wissen,
wann Schluss ist.
„Viele Jugendliche unterschätzen auch die Wirkung von Mixgetränken“, so Elisabeth Fandler,
Psychologin an der Universitätsklinik Graz. „Auch ist es vielen jungen Menschen peinlich, wenn sie
nach einem Vollrausch im Spitalsbett aufwachen.“ Von den 202 befragten AHS-Schülerinnen und
-Schülern waren vier wegen Volltrunkenheit im Krankenhaus. Zwischen 2000 und 2006 wurden
durchschnittlich pro Jahr 143 Kinder und Jugendliche mit Alkoholintoxikation auf der Grazer Uni-
versitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde medizinisch versorgt.
Weiters rät Fandler, dass Eltern
nicht überreagieren sollten, wenn
sie ihr Kind mit Alkohol erwischen. Ein aufklärendes Gespräch
sei viel sinnvoller als ein Streit.
Laut Umfrage an der Grazer AHS
wurden 85 Prozent der Jugendlichen von ihren Eltern, Lehrerinnen und Lehrern über die Folgen
von regelmäßigem Alkoholkonsum aufgeklärt.
„Wir können auch ohne!“
„Die Meinung, dass Jugendliche
nicht ohne Alkohol sein können,
ist frei erfunden“, so einer der Befragten. Wie die Umfrage beweist,
denken 80 Prozent aller Befragten
wie er. Obwohl ein Großteil (64,9
Prozent) angab, schon einmal betrunken gewesen zu sein oder wegen Alkoholkonsums erbrochen
zu haben (47,5 Prozent), sind sich
67,3 Prozent der befragten Schüle-
[ Klaus Lafer ]
rinnen und Schüler einig, dass
„Kampftrinken“ kein Jugendsport
ist.
Hilfe statt Strafe
Zusammenfassend kann man sagen, dass im Umgang mit Alkohol
eine
Bewusstseinsveränderung
stattfindet, da eine Anfang 2007 im
Fachjournal Lancet veröffentlichte
Studie des britischen Pharmakologen David Nutt (Universität von
Bristol) Alkohol zu den fünf gefährlichsten Drogen zählt.
Experten begrüßen jede Maßnahme und jedes Projekt, das das
Selbstwertgefühl der Jugendlichen
stärkt und das Nein-Sagen-Können unterstützt – am Finanziellen
dürfe es dabei nicht scheitern. Begleitend seien alle Erwachsenen
aufgefordert, Vorbild zu sein und
beim Problem Jugend und Alkohol
zwar nicht überzureagieren, aber
auch nicht wegzuschauen. Generell soll die Devise sein: helfen vor
strafen.
Diese Seite wurde gestaltet
von der 6.A Klasse des
BRG Petersgasse Graz.
zitiert
„Ich kenne keinen Jugendlichen, der
sagt: Heute saufe ich mich ins Koma,
um im Krankenhaus zu landen! In
Gesprächen habe ich überrascht
festgestellt, dass dies die Auffassung
vieler Erwachsener ist.“
In der Umfrage wurden 202
Jugendliche der 8. bis 12.
Schulstufe (37 Prozent aller
Schülerinnen und Schüler) des
BRG Petersgasse Graz im April
2007 befragt. Die Umfragedaten
sind auf der Homepage im Menü
Fächer/Deutsch abrufbar.
Benedikt Weger, 16
www. petersgasse.at
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Kontrollen sind selten
„Niemand ist da, der hilft“
Personalmangel beeinträchtigt Polizeiarbeit
Was eine Mutter über Kampftrinken denkt
GRAZ. „Durchschnittlich finden wir
zwei bis drei schwer alkoholisierte
Jugendliche jedes Wochenende“,
heißt es in der Polizeiinspektion
Schmiedgasse 26 in Graz, die für
die Innenstadt zuständig ist. Sicherlich sei die tatsächliche Anzahl viel höher, sagen die Beamten, doch aufgrund des Personalmangels würden nur einmal pro
Monat gezielte Kontrollen in
Großdiskotheken, auf Haupt- und
Jakominiplatz sowie im Stadtpark
durchgeführt.
Wird ein Jugendlicher beim illegalen Alkoholkonsum ertappt, so
werde er von der Polizei zur
Dienststelle mitgenommen und
angezeigt. Das Strafmaß bestimmt
danach die zuständige Behörde.
Was macht eine akute Alkoholvergiftung so gefährlich?
Müller: Es besteht das Risiko der
Bewusstlosigkeit. Dadurch entsteht
die Gefahr eines Unfalls, einer Erfrierung etc. Bei 12- bis 13-Jährigen
kann sich ein Alkoholspiegel von 1
bis 1,5 Promille bereits komatös
auswirken, da das Zentrale Nervensystem noch
nicht
vollständig ausgebildet ist.
Von welchen
Faktoren
hängt es ab,
ob der Alkohol zur Ver- Wilhelm
Müller
giftung führt? (63), Leiter der GraMüller: Unter zer Kinderklinik [ – ]
anderem ob
und
was
man vorher gegessen hat. Eine
fetthaltige Mahlzeit vor dem Alkoholkonsum senkt den Alkoholspiegel um 50 Prozent.
Wie reagieren Eltern darauf, dass ihr
Kind mit einer Alkoholvergiftung in
der Klinik liegt?
Müller: Sie sind meist überrascht
und machen ihren Kindern oft
Vorwürfe.
Glauben Sie, dass es hilft, in bestimmten Stadtteilen oder Straßen
ein Alkoholverbot einzuführen?
Müller: Gebote und Verbote regulieren nicht, auch die Wirte sind nicht
schuld. Der Jugendliche muss
durch Suchtprävention, die bereits
im Kindergartenalter beginnen
sollte, so stark gefestigt sein, Alkohol nicht haben zu wollen. Wenn
er will, bekommt er ihn sowieso.
„Einen großen Problempunkt
stellen so genannte 1-€-Partys
dar.“ – Die Betreiber bieten dabei
alkoholische Getränke billiger als
alkoholfreie Getränke an. Die Polizisten sind der Meinung, dass es
Gesetze geben sollte, die dies verhindern.
Ein weiteres großes Problem
stelle das Image des Alkohols bei
der Jugend dar. Laut Polizei halten
Verbote und Strafen die Jugendlichen nicht vom Alkoholkonsum
ab. Vielmehr sollte man dafür sorgen, dass sie ihn gar nicht erst
trinken wollen. Dazu müssten Eltern, Lehrerinnen und Lehrer früh
genug mit der Suchtprävention
beginnen und selbst gute Vorbilder sein.
„Begrüßenswert ist die aktuelle öffentliche Diskussion – hoffentlich
über Parteigrenzen hinweg“ – sagt
Ingrid R., Mutter eines 16jährigen.
Alkoholismus dürfe daher nicht
weiter als Kavaliersdelikt gesehen
werden. Es könne nicht genug
Aufklärung über gesundheitliche
Folgeschäden und Abhängigkeiten
geben. Expertinnen und Experten
(Drogenberatung, medizinische
Fachleute etc.) müssten in die
Schulen eingeladen werden.
„Erwachsene haben eine wichtige Vorbildwirkung und sind Anlaufstelle bei Problemen, aber die
Orientierung bei Gleichaltrigen ist
für Jugendliche äußerst wichtig“.
Hier müsste, meint Ingrid R., die
Peerfunktion ausgebaut werden –
nach dem Motto: Wir lassen niemanden ertrinken! „Das Horrorszenario für mich als Elternteil ist,
dass mein Kind irgendwo liegt und
Hilfe braucht, aber niemand, der
sie geben kann und will, da ist.“
Auch sollten alkoholische Getränke teurer und daher schwerer
erschwinglich sein. Rigorose Verbote könnten eventuell eine gegenteilige Wirkung haben. „Begeistert bin ich von dem Vorschlag
der SPÖ, einen Jugenddrink kreieren zu wollen, der billig ist und
dem Alkohol Konkurrenz machen
kann.“
Neben besseren Freizeitangeboten (gratis!) sollte die Werbebotschaft lauten: „Nein zu sagen ist
cool und mutig!“
„Kampftrinken hat in den letzten Jahren
nicht zugenommen, sondern die Medien
sehen darin ein großes Aufmerksamkeitspotenzial. Dass sich Jugendliche
absichtlich bewusstlos saufen, wäre,
logisch überlegt, sinnlos, da im Rauschzustand mehr Spaß erzielt werden kann.
Es liegt eher daran, dass bereits
Betrunkene ihren Alkoholkonsum nicht
mehr kontrollieren können, und daher
weiter trinken.“
Sigurd Seitz, 16
„Das Thema Kampftrinken wird von den
Medien sehr hochgespielt. Eine ganze
Jugendgeneration wird als alkoholgefährdet abgestempelt. Doch jene, die
tatsächlich im Krankenhaus landen, sind
meist Jugendliche, die zum ersten Mal in
Kontakt mit Alkohol kommen. Niemand
geht bewusst „Komatrinken“ – oder geht
jemand ins Casino und verspielt
vorsätzlich sein Haus?“
Juraj Raič, 16
„Die Frage nach der Mitschuld am
„Komatrinken“ richtet sich vor allem an die
Erziehungsberechtigten, denn es ist deren
Aufgabe, für ihre Kinder zu sorgen und
ihnen ein gutes Vorbild zu sein.“
Gregor Mayer, 16
Montag, 18. Juni 2007
PRESSE MACHT SCHULE
9
S C H U LV E R S U C H
Besseres Klima
im getrennten
Unterricht
In Frankfurt läuft ein
ungewöhnlicher Schulversuch: In den Abschlussklassen werden Mädchen
und Jungen getrennt
unterrichtet.
VON KATHARINA SCHWAIGER
Gemeinsam in den Schulalltag: Koedukation ist heute in Österreich die Norm – in Schulversuchen erlebt die Geschlechtertrennung aber eine kleine Renaissance.
[ bigshot ]
Geschlechtertrennung längst überholt
KOEDUKATION. Schüler wünschen sich laut Umfrage gemischte Klassen, aber geschlechterspezifische Lernförderung. Die Lehrer haben damit aber so ihre Probleme.
VON RUTH EGGER, DANIELA MEIDL,
ANNA-MARIA KNAPP, ANNA
OBERDORFER UND ULRIKE SCHETT
W
ir wollen mehr Burschen“,
sagen 88 Prozent der
Schülerinnen in Mädchenklassen. Sie wollen lieber gemeinsam mit jungen Männern die
Schulbank drücken. Dies ist Ergebnis einer Umfrage, die die
Schülerinnen der Höheren Lehranstalt für Mode- und Bekleidungstechnik der Schulschwestern Hallein zum Thema Koedukation unter ihren Mitschülerinnen
und Mitschülern durchgeführt haben. Als Gründe für den Wunsch
nach einem höheren Männer-Anteil in den Klassen wurden unter
anderem „angenehmeres Klima“,
„besseres Verständnis“ und Sammeln von Erfahrungen genannt.
Immerhin 92,5 Prozent der Befragten glauben übrigens, dass sich
Burschen und Mädchen im Verhalten grundsätzlich unterscheiden.
LEXIKON
Unter Koedukation versteht man
den gemeinsamen Unterricht von
Mädchen und Burschen.
Ursprünglich bezeichnete man
damit das gemeinsame Lernen
von Farbigen und Weißen im
Süden der USA.
Das Gegenteil der Koedukation
heißt Seedukation.
Immer wieder formuliertes Urteil:
Rollenverteilungen
nach
Geschlecht sind auch noch ein wesentlicher Faktor der Erziehung.
Dabei fördert die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht in der Schule indes die
soziale Kompetenz der Schüler
und Schülerinnen, zumindest
wenn man der einschlägigen Literatur glauben darf. Allan und Barbara Pease, die Autoren des Bestsellers „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ behaupten übrigens, dass
Gründe für verschiedene Denkweisen die unterschiedlichen Fähigkeiten von Männern und Frauen seien: Hormone würden das
Leben und Verhalten beider Geschlechter bestimmen. Männer
verfügten im Allgemeinen über ein
ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen, während Frauen
größeres Kommunikationstalent
besitzen sollen, sind die beiden
Autoren überzeugt.
Diese Unterschiede sind allerdings auch der Grund dafür, dass
manche Bildungsexperten getrennten Unterricht für sinnvoller
halten. Beide Modelle, Ko- wie
auch Seedukation, haben jedenfalls sowohl Vor- als auch Nachteile: „Ich bin grundsätzlich für gemischte Klassen. Vorteil getrennter Klassen wäre, dass Mädchen in
technischen Fächern mehr Selbstbewusstsein erlangen und somit
bessere Ergebnisse erzielen“, sagt
der Halleiner Informatiklehrer
Gernot Hammer im Gespräch mit
der „Presse“. Das Vorurteil, dass
das andere Geschlecht im Unterricht ablenkt, will Hammer nicht
bestätigen. Burschen lägen in ihrer Entwicklung in den meisten
Fällen hinter der der Mädchen,
und somit für diese ohnehin weniger interessant.
Um angemessen auf die individuellen Lernfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler eingehen zu
können, werden am Pädagogischen Institut (PI) des Bundes in
Salzburg Fortbildungsseminare für
Lehrer angeboten. In etwa einem
Drittel dieser Seminare ist die Koedukation Thema. Dabei wird spezifisch auf die jeweiligen Erziehungstypen – Mädchenklassen,
Burschenklassen und koedukative
Klassen – eingegangen. Für Günther Marisch aus dem PI Salzburg
ist die Sensibilisierung der Lehrer
auf diesem Gebiet eine Selbstverständlichkeit. In der Praxis, sagen
viele Lehrer, würde im Unterricht
nicht zwischen Mädchen und Bur-
schen unterschieden. Zwar erhielten sie im Rahmen des Lehramtstudiums dafür Schulungen, in der
Praxis seien die Lehren daraus jedoch nur schwer anzuwenden. In
gemischten Klassen sollen Lehrer
auf die jeweilig ansprechende
Lehr- und Lernmethode des Geschlechtes eingehen. Das ist heikel, da die unterschiedliche Behandlung von Mädchen und Burschen als unfair gewertet wird.
Auch mit Fingerspitzengefühl ist
es schwierig die Forderung nach
Gleichberechtigung und gleichzeitiger geschlechtsbedingter Förderung zu erfüllen. Daher schrecken
viele Lehrer davor zurück Unterschiede offen zu behandeln.
Die Entwicklung im Schulwesen drängt jedenfalls in verschiedene Richtungen. Geschlechtsgetrennte Schulen werden zwar fast
überall geöffnet, hingegen erleben
der getrennte Unterricht eine kleine Renaissance – etwa in Schulversuchen.
HALLEIN. Schlechtere Lernerfolge
bei den Mädchen und dominante Burschen gaben den Ausschlag für ein Experiment: In der
Kerschensteinerschule in Frankfurt am Main setzt man auf getrennten Unterricht. Die Lehrer
erhoffen sich dadurch bessere
Leistungen bei beiden Geschlechtern. Die ersten Erfahrungen sind durchwegs positiv.
Die Mädchen vermissten zwar
das Herumalbern mit den Jungen, das Lernklima habe sich jedoch um einiges verbessert, berichtet die Direktorin der Schule,
Sabine Bartsch-Kappauf. Denn
die Schüler müssten nun keine
Kraft mehr für die Abgrenzung
vom anderen Geschlecht aufbringen.
Während die jungen Männer
sich nun auf schulische Erfolge
konzentrierten, bestünden die
Mädchen auf mehr Eigenverantwortung – eine Entwicklung die
beiden Geschlechtern gut tue.
Auch außerhalb des Klassenzimmers gebe es Erfolge zu vermelden: Das Verhältnis zwischen
Mädchen und Jungen am Schulhof habe sich auch deutlich gebessert.
„Sinnvoll in einigen Fächern“
Die Vorsitzende des Landeselternbeirates, Kerstin Greis, vertritt allerdings eine andere Ansicht. Sie hält getrennten Unterricht in einigen Fächern, wie
etwa Mathematik, zwar für sinnvoll, weil der Zugang zum Stoff zu
unterschiedlich sei.
Eine Trennung der Klassen
während des ganzen Schuljahres
befürwortet sie aber nicht, da unterschiedliche Lernzugänge in
manchen Fächern zur Erziehung
dazugehören. Im Allgemeinen
wird der Versuch aber als sehr
positiv beurteilt und deshalb
weitergeführt.
Diese Seite wurde gestaltet
von der 4a der Modeschule
Hallein.
Chefredaktion: Ulrike Schett,
Anna-Maria Knapp, Ruth Egger,
Anna Oberdorfer, Katharina
Schwaiger, Eva Pfisterer, Anna
Teresa Golser und
Daniela Meidl.
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Gemeinsam in den (Schul-)Nachmittag
Auch bei der Nachmittagsbetreuung und in der Jungschar geht der Trend klar zur Koedukation.
VON ANNA TERESA GOLSER
UND EVA PFISTERER
HALLEIN. „Gemeinsam, statt einsam“ lautet das Motto für viele
Kinder und Jugendliche auch in
der Freizeit. Besonders die Katholische Jungschar Österreich setzt
sich für eine gemeinsame Erziehung der Geschlechter ein.
Viele Kinder und Jugendliche
verbringen ihre Freizeit in Gruppen, zu denen Mädchen ebenso
wie Burschen gehören. Ob in Chören, bei der Musikkapelle, im
Sportverein oder auch bei den
Pfadfindern. Vorreiter für diese
Koedukation auch in der Freizeit
ist die Katholische Jungschar Österreich. Sie will damit ein Aufbrechen der Rollenfixierung erreichen. Der Verein stelle sich der
Problematik, unter der Jugendliche in der aktuellen gesellschaftlichen Situation aufgrund ihres Geschlechtes leiden, heißt es im Leitbild.
Die Mädchen und Burschen sollen sich frei entwickeln und ihre
individuellen Interressen ausleben
können. Die KJSÖ ist stark bemüht, stets einen männlichen und
eine weibliche Gruppenleiter/in
als Bezugsperson einzusetzen. Die
KJSÖ ist auch der Meinung, dass
Burschen und Mädchen sich mit
sich selbst auseinander setzen und
besonders ihr Selbstbewusstsein
stärken sollen. Nicht nur Vereine,
sondern auch Schulen bemühen
sich, die Freizeit der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen
mit Hilfe ausgebildeter Aufsichtspersonen auszufüllen. Das Thema
Nachmittagsbetreuung wird in der
Schule sowie in der Politik immer
aktueller, da beide Elternteile zunehmend berufstätig sind.
Die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl gab
vor Kurzem bekannt, dass immer-
hin 26,6 Prozent der Pflichtschüler in Wien Anspruch auf Nachmittagsbetreuung haben. Ab einer
Anzahl von fünfzehn Schülern besteht das Recht darauf, am Nachmittag in der Schule beaufsichtigt
zu werden. Dieses Recht, das seit
diesem Schuljahr gilt, ist allerdings nicht an allen Schulgebäuden möglich, weil sie an Platzmangel leiden, oder keine Grünanlagen zur Verfügung haben.
Diese Schulen versuchen, die
Schüler in anderen öffentlichen
Betreuungseinrichtungen unterzubringen und so die Aufsicht zu
garantieren.
STUDIE
Es mangelt an
männlichen Lehrern
WIEN (APA). Eine Grundlagenstudie des Sozialministeriums zum
Thema „Buben- und Burschenarbeit in Österreich“ regt unter anderem eine Quotenregelung zu
Gunsten männlicher Lehrer an.
Das Ministerium hat erforschen
lassen, was Buben brauchen, worunter sie leiden und worauf sie
stolz sind. Probleme in der Identitätsentwicklung entstehen vor allem durch Abwesenheit der Väter
– männliche Lehrer seien da häufig ein Ersatz. Zudem bräuchten
Buben mehr Pausen und mehr
Bewegung und klarere Instruktionen als Mädchen, so die Studie.
PRESSE MACHT SCHULE
10
Burschen faul – Mädchen fleißig?
PRO
CHRISTIAN
PLATZER
WAHRHEIT ODER LEGENDE. Die 2B der BHAK Eisenerz wollte es wissen!
Das Bild
bleibt!
S
eit einigen Monaten wütet
ein Kleinkrieg in unserer
Klasse. Einige Poster von leicht
bekleideten Frauen hängen an
der Pinnwand und sorgen für
Gesprächsstoff.
Was ist denn dabei, wenn
man in der Schule seine Neigung zum anderen Geschlecht
zeigt. Wir hätten auch nichts
dagegen, wenn die Mädchen
auf ihrer Seite leicht bekleidete
Männer präsentieren würden.
Wir Burschen finden, dass ein
solcher Anblick den schulischen Alltag „versüßt“. Natürlich wissen wir, dass diese Bilder oft nicht der Realität entsprechen. Das Argument, dass
die Schule eine öffentliche Institution ist und deswegen solche Poster nicht zu dulden
sind, verstehen wir nicht. Was
ist mit Werbeplakaten?
Es sind auch einige Lehrer
erfreut über diese Verschönerung. Aber es gibt kritische Blicke seitens der Lehrerinnen.
Abschließend möchten wir
den Mädchen zu denken geben, dass die Jugend eine der
schönsten Zeiten im Leben ist,
welche man genießen und ausleben muss. Wir sind nur einmal jung.
[email protected]
Stein des Anstoßes.
Montag, 18. Juni 2007
[ privat ]
EISENERZ. Trennen Burschen und
Mädchen „notenmäßig“ wirklich
Welten? Wir, die Burschen der 2b,
wollten es genauer wissen: Ist es
ein Märchen, dass unsere Mitschülerinnen gewissenhafter, aufmerksamer und fleißiger sind?
Schlägt es sich in den Noten nieder, dass wir lieber am PC rumbasteln, das Moped „tunen“, den
Sportteil einer Zeitung studieren,
als zu lernen oder gewissenhaft
die Hausübung zu machen? Sind
die „girls“ wirklich die besseren
Schüler?
Die Zeugnisnoten des ersten
Jahrganges zeigen: Die Mädchen
hängen die Burschen ab! Nur in
den Verhaltensnoten beweisen die
Burschen, dass ihre Kraft in der
Ruhe liegt. Mädchen schwätzen
ein bisschen mehr und stören damit den Unterricht, das war’s aber
schon an Positivem für das „starke
Geschlecht“. „Multi-tasking“ nennen die Mädchen stolz ihre Fähigkeit, mit ihrer Nachbarin den
neuesten Tratsch auszutauschen
und trotzdem dem Unterricht folgen zu können. Wenn Burschen in
Wirtschaftsinformatik
plötzlich
eine coole Seite im Internet finden, ist ihnen der Lernstoff komplett egal – „single-tasking“ eben!
Noten-Auswertungen
Die Noten folgender Fachbereiche
wurden ausgewertet: technische
Fächer
(EDV-Gegenstände),
sprachliche Fächer
(Deutsch,
Englisch, Französisch) betriebswirtschaftliche Fächer (Rechnungswesen, Betriebswirtschaft)
und allgemeinbildende Fächer.
Auffallend ist die Schwäche der
Burschen in den sprachlichen und
betriebswirtschaftlichen Fächern,
wo die Mädchen ihr Können unter
Beweis stellen. Die sprachlichen
Fächer sind von Natur aus nicht
die Paradefächer der Burschen. Ist
da die Erziehung schuld? Die
Die 2B der BHAK Eisenerz zieht an einem Strang.
Mädchen sind die Kreativeren unter uns – die Autoren kennen einige schreibbegabte Schülerinnen,
selten ist ein Bursche dabei (Ausnahme: die Autoren des vorliegenden Textes!)
In der EDV machen die Burschen einiges, aber nicht alles
wett. Sie haben da ein gewisses
Grundwissen, während Mädchen
ihren PC meist für Hausübungen
und Chatten verwenden, basteln
die Burschen ständig an ihm herum. Trotzdem haben auch hier
die Mädchen die besseren Noten.
In keinem ausgewerteten Bereich haben die Burschen die Nase
vorn. Sind die Burschen wirklich
schlechter? Worin liegen die Gründe? Fördert die Schule eher die
Mädchen?
„Genügend“ ist auch genügend
Ist es für die Burschen nicht
„cool“, gewissenhaft zu sein, schöne Mitschriften zu führen? Leben
wir wirklich, was die Schule anbelangt, in getrennten Welten – fast
möchte man es meinen.
Die Burschen sind eben anders,
sehen das Leben nicht nur aus der
schulischen Perspektive, und die
Schule sollte berücksichtigen, dass
es ein Leben außerhalb der Schule
gibt. Den Burschen reicht ein „Befriedigend“ oder „Genügend“,
[ BHAK Eisenerz ]
während die meisten Mädchen
ehrgeiziger sind. Die Burschen
wollen auf ihr wöchentliches Fußballtraining nicht verzichten, ihren PC zum x-ten mal zerlegen,
nächtelang im Web surfen. Da
wird auch der tollste Lehrer nichts
daran ändern.
Trotzdem wäre das Leben ohne
das andere Geschlecht langweilig.
Hoffentlich geben uns die Mädchen manchmal weiterhin ihre
perfekten Mitschriften zum Abschreiben und wir reparieren am
Wochenende ihr Moped.
Wie der Leser sicherlich bemerkt, sind die Autoren dieses Artikels Burschen.
NOTENAUSWERTUNG
Ausgewertet wurden die Noten
der ersten Klassen des Jahrganges 05/06, mit 28 weiblichen
und 33 männlichen Schülern.
Diese Seite wurde gestaltet von
der 2B der BHAK Eisenerz.
www.bhak-eisenerz.at
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KONTRA
DANIELA
SCHWARZBÖCK
Weg mit dem
Bild!
E
s gibt immer noch Frauen,
die mit Nacktbildern ihr
Studium finanzieren oder Aufmerksamkeit erregen wollen.
Es ist die Sache jedes Einzelnen
dieses leichte Mädchen in seinem Zimmer aufzuhängen und
dabei seine nächtlichen Träume auszuleben. Erbärmlich ist
es aber, es in einer Institution
aufzuhängen, die Bildung und
nicht Sexismus vermitteln soll.
Haben die Burschen irgendwelche Komplexe, oder sind
sie frustriert? Soll es uns Mädchen demütigen? Frauen, die
sich wegen ihrer sexuellen Fähigkeiten abschleppen lassen,
haben es wohl sehr nötig. Seine
Sexualität sollte man für sich
selbst ausleben und es nicht
auf einen Fetzen Papier pappen. Da sitzt ein Mädchen mit
High-Heels und Unterwäsche,
das nur darauf wartet, flach gelegt zu werden. Schöne Vorstellung für jene, die nie körperlichen Kontakt zu Frauen hatten.
Welches intelligente Mädchen
präsentiert sich so? Wer mit
diesem Poster meint, den Höhepunkt seiner jugendlichen
Reife erreicht zu haben, sollte
erst einmal lernen, wie man
Kondome benutzt, um für den
Ernstfall erprobt zu sein.
[email protected]
Leben für den Augenblick Mädchen schminken
oder doch für die Zukunft während Buben trinken
Wollen Mädchen und Buben dasselbe?
VON SARA SADIKU, DANIELA
SCHWARZBÖCK UND KRISTINA PREIN
Mädchen planen für die Zukunft
während Burschen äußerst gegenwartsbetont leben. Das ergab unsere Umfrage: 52 Schüler und
Schülerinnen der BHAK Eisenerz,
24 weibliche und 28 männliche im
Alter von 15-17, wurden von uns
befragt und haben so ihre Wünsche und Vorstellungen offenbart.
Die Ergebnisse zeigen auch hier,
dass Burschen und Mädchen einiges trennt.
Im Hinblick auf den Berufswunsch haben Mädchen ausgeprägtere Zukunftspläne. Burschen
nehmen sich keine Zeit für derartige Überlegungen und orientieren sich mehr am Hier und Jetzt.
Während die Mädchen sich Pläne
über ihre berufliche Zukunft, aber
auch über Familie, Partnerschaft
und Karriere machen, warten die
Burschen eher zu, was die Zukunft
wohl bringen mag.
Für Mädchen ist Liebe ein wichtiger Faktor in einer Partnerschaft,
für Burschen sind es eher die sexuellen Seiten einer Beziehung.
Beide finden jedoch, dass Vertrauen und Treue wesentliche Bestandteile einer funktionierenden
Verbindung sind. Seitensprünge
und fehlende Emotionen sind für
beide Seiten die häufigsten Beweggründe für eine Trennung. Die
durchschnittliche Beziehungsdauer beträgt bei Mädchen acht Mo-
Reportage. Der gewisse Unterschied beim Ausgehen.
nate und bei Jungs fünf Monate.
VON LISA ZINNEBNER,
Sexualität ist für Jungs etwas,
SANDRA WEBER UND JANINE LÖDL
womit man prahlen kann, für
Mädchen hingegen gehört sie zur 18.00 Uhr: Die Vorbereitungen bePrivatsphäre. Mädchen haben ginnen. Die Burschen sitzen noch
einen anderen Lernstil als Bur- vor dem Fernseher und schauen
schen: Für sie gehört Lernen zum sich ein Fußballmatch an, die
fixen Bestandteil ihres Lebens, Mädchen stehen schon vor dem
während elf Prozent der Jungs zu- Spiegel und stylen sich. Durch das
geben, wenig bis nichts zu lernen.
Make up und die Lockenwickler
Verbindendes hingegen ist in benötigen sie viel mehr Zeit als die
folgenden BeBurschen, die
reichen zu beeinfach in Allobachten:
tagskleidung
Emotionale
bleiben
und
Höhepunkte
sich ein bisserreichen sochen Gel in die
wohl Burschen
Haare schmieals auch Mädren.
chen
durch
Kurze
Zeit
Treffen mit ihspäter sind beirem Partner bede Geschlechziehungsweise
ter startbereit.
ihrer Partnerin Partystimmung unter Mädchen. [ Sadiku ]
Gegen 19.00
und mit ihren
Uhr
beginnt
Familien.
die Party. Die
Für beide Seiten sind also eine Mädchen, die sich natürlich ausfunktionierende Partnerschaft und gemacht haben, mit wem sie sich
ein glückliches Familienleben treffen, begrüßen schon ihre
wichtig, das gibt Kraft, den schuli- Freunde, während die Burschen
schen Alltag zu meistern. Wichti- noch zu einem Freund nach Hauger als die Schule ist für beide Sei- se gehen und „Vorfeiern“, was für
ten die Freizeit, trotzdem ist die sie Pflicht vor dem Ausgehen ist.
Quote an „Schulschwänzern“ bei
Eine Stunde später ziehen die
beiden Geschlechtern äußerst Burschen los, ohne fixe Verabreniedrig. Zufrieden sind sowohl dungen, und holen sich an der Bar
Burschen als auch Mädchen mit das erste Getränk, um sich dann
den Freiheiten, die ihnen die El- umzusehen, wer aller hier ist. Die
tern bezüglich Ausgehen einräu- Mädchen tauschen den neuesten
men.
Klatsch und Tratsch aus.
Nach kurzer Zeit verschwinden die
Mädchen auf der Toilette, um zu
sehen, ob alles noch sitzt und
passt. Da die Burschen ja meist
keine Schminke tragen, rauchen
sie gemütlich eine Zigarette und
prosten sich mit dem nächsten
Getränk zu.
Etwas lockerer, was das Flirten
betrifft, werden beide Geschlechter erst gegen 21 Uhr. Die ersten
Mädchen begeben sich auf die
Tanzfläche und genießen dabei
die gefälligen Blicke der Burschen,
die lieber sitzen bleiben anstatt zu
tanzen. Leider – für die Burschen –
interessieren sich die Mädchen
nicht für die Gleichaltrigen.
Spät am Abend sind die unter 16
-Jährigen bereits gegangen, während die Party jetzt auf Hochtouren läuft.
Freundschaften werden vertieft
oder neu geschlossen; die Mädchen sind wieder mal verliebt oder
enttäuscht – alles dreht sich für sie
um die Liebe, während die Burschen die Fahrt zum nächsten
Sturm-Match organisieren oder
darüber „debattieren“, wie sie ihr
Moped „aufmotzen“.
Um 2.00 Uhr ist die Partystimmung vorüber, dann beginnt der
große Aufbruch. Die Mädchen
werden von den Eltern oder
Freunden abgeholt, da sie Wert
darauf legen, sicher nach Hause
zu kommen. Jungs setzen sich ins
nächste Taxi und verschwenden
dadurch ihr letztes Geld.
Montag, 18. Juni 2007
MEINUNG
NAIDA
DZAKA
Burschen in der
Krise?
E
igenartig, dass es in unserem Gender-Projekt um
die Benachteiligung von
Burschen geht, wird sich so
mancher denken. In den Medien ist doch immer von
schlecht behandelten Frauen
die Rede. Aus gegebenem
Anlass hören wir täglich: Frauen erhalten im Durchschnitt
weniger Gehalt, keine Frauen
in Führungspositionen erwünscht,. . .
Doch wir haben uns, angesichts der deutlichen Minderheit der Burschen an unserer
Schule, im Speziellen auf diese
konzentriert. Leider halten
auch heutzutage viele Männer,
darunter auch Lehrer, an der
veralteten Vorstellung fest,
Frauen seien das „schwächere
Geschlecht“.
Neuerdings sollen aber Männer, als konkretes Beispiel nenne ich die Schüler an unserer
Schule, benachteiligt werden?
Woran kann das liegen? An
Lehrern, die nicht individuell
auf Schüler eingehen? Ist die
Ursache bei den Mädchen zu
suchen? Oder entspringt diese
Benachteiligung der Fantasie
der missverstandenen Burschen als Versuch, ihre Fehler
zu rechtfertigen?
[email protected]
MEINUNG
SEBASTIAN
FELLNER
Jungmann im
Spielzeugladen
S
ie sehen sich mit Vorurteilen konfrontiert und finden, dass Mädchen bevorzugt werden – trotzdem kommt
für unsere Burschen nach Geschlechtern getrennter Unterricht nicht in Frage. Was erträgt
ein hormongetränkter Junge
nicht alles, um sich an der textilarmen Sommerkleidung des
anderen Geschlechts zu ergötzen? Was für den Sechsjährigen
der Spielzeugladen ist, ist für
den Jungmann der Unterricht
mit Mädchen: eine riesige Auswahl an tollen Dingen, die man
wohl immer nur anschauen
kann. Danke Koedukation!
[email protected]
PRESSE MACHT SCHULE
Singlebörse BG Babenbergerring
UMFRAGE. Überraschende Ergebnisse bringt eine Befragung der männlichen Schüler am BG.
VON FRITZ HAUKE
WIENER NEUSTADT. Die Burschen
am BG Babenbergering fühlen
sich immer mehr benachteiligt bei
Leistungsbeurteilungen und bei
Disziplinarmaßnahmen von Seiten der Professoren. Hinzu kommt
die Tatsache, dass an unserem
Gymnasium die Anzahl der Schüler weit unter jener der Schülerinnen liegt. Trotzdem spricht sich
eine deutliche Mehrheit der Buben gegen die Abschaffung der
Koedukation aus und somit für
eine Beibehaltung der momentanen Situation.
Singlebörse Schule
Der Grund dafür liegt auf der
Hand: „Der Reiz des anderen Geschlechts ist Grund genug die Benachteiligung zu ertragen“, meint
ein Schüler aus der Oberstufe.
„Die Möglichkeit zu haben, eine
Freundin innerhalb der Klasse
oder zumindest innerhalb der
Schule zu finden, stellt die Tatsache einer möglichen Benachteiligung völlig in den Schatten“. Die
Auswahl ist riesig, ob blond, braun
oder schwarz, sämtliche Vorlieben
bezüglich des Äußeren werden erfüllt. Wenn dann das eine oder andere Mädchen auf eine solche
Kurzbeziehung einsteigt, macht
das den Schulalltag wesentlich
aufregender und amüsanter.
Kussverbot an Schulen?
Die Sporthauptschule Scheibbs
hat es bereits vorgemacht und
ein offizielles Kussverbot verhängt. Ob weitere Schulen diesem Trend folgen werden, bleibt
offen.
Feuchtfröhlicher Klogang
Vor drei Wochen fragte an unserer Schule ein Fünftklässler während des Unterrichts, ob er auf
die Toilette gehen dürfe. Er verließ die Klasse und kam längere
Zeit nicht. Als der Lehrer die Tür
öffnete, wurde er Zeuge von
einem so genannten „Intensivkuss“, der zwischen dem Schüler,
der eigentlich auf der Toilette
sein sollte, und einer Schülerin
einer anderen Klasse stattgefunden hatte. Solange man sich
nicht in flagranti erwischen lässt,
sollte dies jedoch kein Problem
sein, oder?
Marija Filipovic
Speed-Dating. Beziehungen in der Schule sind meist nur von kurzer Dauer.
Speed-Dating-Mentalität
mit einiges an Erfahrungen zu
sammeln. Allerdings sind längerfristige Beziehungen innerhalb der
Klasse der absolute Ausnahmefall
und sind, wenn überhaupt, nur in
den obersten Schulstufen zu finden. Sie sehen sich täglich und
verlieren bald das Interesse aneinander, was dazu führt, dass sie an
der Singlebörse Schule wieder aktiv werden und erneut zu suchen
beginnen. Außerdem lernt man
den anderen bei einer so engen
Partnerschaft auf eine Art und
Weise kennen, mit der man zu keinem Zeitpunkt in der Entwicklungsstufe der Jugend umgehen
kann.
So herrscht besonders in den untersten Jahrgängen eine SpeedDating-Mentalität, bei der jeder
versucht, in möglichst kurzer Zeit
mit möglichst vielen Mädchen zusammen gewesen zu sein und so-
Es kann allerdings auch vorkommen, dass es in den oberen Schulstufen durchaus zu längerfristigen
Beziehungen kommt, die auch die
Genderproblematik
Chance haben über die Schulzeit
hinaus zu bestehen. Der Maturajahrgang von 1997 brachte es auf
zwei Eheschließungen innerhalb
der Klasse. Dies hat sowohl eine
motivierende als auch eine tröstende Wirkung auf viele Unterstufenschülerinnen und Schüler.
Das wirft wiederum die Frage
auf, wer mehr mit der Gender-Problematik zu kämpfen hat - Burschen oder Mädchen?
GENDER-PROBLEMATIK
Gender bezeichnet die
gesellschaftlich, sozial und
kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern.
Diese sind erlernt und damit auch
veränderbar.
[ privat ]
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Wie man mit
Burschen spricht
VON MARITA BITTNER
WIENER NEUSTADT. Wieso machen
Burschen nie ihre Hausübung, obwohl sie behaupten, diese zu machen? Die Antwort findet man in
dem Buch „Warum Männer nicht
zuhören und Frauen schlecht einparken“ von Allan und Barbara Peas. Wenn man einen Jungen fragt:
„Kannst du deine Hausübung machen?“, bejaht er sofort. Es bedeutet für ihn, ob er im Stande sei,
diese zu machen. Um von Burschen eine klare Antwort zu bekommen, muss man sie fragen, ob
sie die Hausübung machen werden beziehungsweise würden.
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Burschen fühlen sich benachteiligt
Am BG Babenbergerring gibt es insgesamt 720 SchülerInnen, davon nur 260
männliche. Auf der Suche nach Gründen dafür wurde eine Umfrage gestartet.
VON MAGDALENA GIFFINGER
WIENER NEUSTADT. Zwar gibt die
Mehrheit der befragten Schüler
des BG Babenbergerring - in der
Unterstufe sind es 75 Prozent, in
der Oberstufe 92 Prozent - an, kein
Problem damit zu haben, dass es
deutlich mehr Mädchen als Jungen an unserer Schule gibt. Auch
die Tatsache, dass sie von mehr
weiblichen als männlichen Professoren unterrichtet werden, scheint
sie nicht zu stören. Trotzdem geben viele Schüler an, sich in einigen Punkten benachteiligt zu fühlen.
Mädchen werden bevorzugt
inkürze
11
Schüler jedes Jahrganges sind der
Meinung, dass Mädchen generell
bevorzugt werden. Glaubt man
den Befragten, so haben ihre
weiblichen Mitschülerinnen, sei es
im Unterricht oder bei der Notengebung, große Vorteile. Besonders
fühlen sich die Schüler in den siebenten Klassen benachteiligt. Hier
geben 77,8 Prozent der Schüler an,
nicht die gleichen Grundvoraussetzungen wie ihre weiblichen
Kolleginnen zu haben, in den achten sind es 75 Prozent. Sie klagen
über unterschiedliche Behandlung
im Unterricht und über Benachteiligungen auf Grund ihres Geschlechts. Die geringe Anzahl an
Burschen an unserer Schule hat
weiters zur Folge, dass sie bei
einer Abstimmung immer in der
Minderheit sind. 58 Prozent der
Schüler fühlen sich durch diese
Tatsache benachteiligt. In der Detailansicht ist jedoch zu bemerken, dass dieser Sachverhalt unterschiedlich betrachtet wird.
Hauptsächlich Schüler der Unterstufe, besonders die der 3. Klassen,
beschweren sich über diesen Umstand. In den 5. Klassen hingegen
wird diese Tatsache nicht beklagt.
Denn hier fühlen sich 72 Prozent
bei Abstimmungen nicht benachteiligt. So geht es auch der Mehrheit der Burschen der 7. Klassen:
57,9 Prozent sehen darin keine
Nachteile.
Burschen klagen über Vorurteile
Weiters finden deutliche 70 Prozent der Schüler die Vorurteile, die
Burschen oft entgegengebracht
werden, nicht nachvollziehbar.
Vier Fünftel der Jungen der 5.
Klassen sehen sich mit ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert
und auch in den übrigen Jahrgän-
gen teilen die Schüler eindeutig
diese Meinung. Auch was die Verteilung der Betragensnoten betrifft, fühlen sich die Burschen unfair behandelt. 57 Prozent der
Schüler finden es nicht gerechtfertigt, dass sie im Schnitt schlechtere Betragensnoten bekommen
als Mädchen, auch wenn ein
Großteil die Aussage „Burschen
sind körperlich oft aggressiv“ „ein
bisschen“ zutreffend befand.
Buben, die in unserer Schule
eindeutig in der Minderheit sind,
fühlen sich in einigen Punkten
und vor allem ihren weiblichen
Kolleginnen gegenüber durchaus
benachteiligt. Die alarmierenden
Zahlen sprechen für sich.
Buffetkraft Elfi
[ privat ]
INTERVIEW
Liebesg’schicht’n und
Gärtnerstangerl
Sie weiß, was zwischen den
Burschen und Mädels am
BG Babenbergerring so alles
läuft – unsere „Elfi“.
VON SOPHIE PÖSSL
UND LAURA SCHINDLER
Wie lange arbeitest du schon am
Buffet in unserer Schule?
Elfi: Seit 17 Jahren.
Was sind beliebte Themen, über
die Schüler mit dir sprechen?
Elfi: Am allerliebsten erzählen sie
mir natürlich viele, viele Liebesgeschichten, vor allem die Mädchen. Am zweithäufigsten sagen
sie mir, was sie kaufen wollen.
Haben sich die „G’schicht’n“ mit
der Zeit verändert?
Elfi: Nein, die sind schon immer
dieselben.
Sind eher Unterstufen- oder Oberstufenschülerinnen verliebt?
Elfi: Mehr Verliebte gibt es in der
Unterstufe, mehr Liebespärchen
jedoch in der Oberstufe.
Diese Seite wurde gestaltet von
Schülerinnen und Schülern des
Freifachs Medienpraktisches
Arbeiten des BG Babenbergerring in Wiener Neustadt.