Vergiftung! Was tun? Vergiftung! Was tun?
Transcription
Vergiftung! Was tun? Vergiftung! Was tun?
Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr MASSNAHMEN UND HINWEISE BEI VERGIFTUNGEN Vergiftung! Was tun? A L I U D ® P H A R M A | S E RV I C E Seite U2 A L I U D ® P H A R M A | S E RV I C E Mit freundlicher Empfehlung überreicht von: 2. Auflage 2010 Vergiftung! Was tun? www.aliud.de MASSNAHMEN UND HINWEISE BEI VERGIFTUNGEN ALIUD® PHARMA GmbH Gottlieb-Daimler-Str. 19 · D-89150 Laichingen Tel.: 07333/9651-0 · Fax: 07333/9651-6004 [email protected] Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 2 Impressum HERAUSGEBER ALIUD® PHARMA GmbH Gottlieb-Daimler-Straße 19 89150 Laichingen VERANTWORTLICH V.i.S.d.P.: Dr. Ralf Siebein ALIUD® PHARMA GmbH AUTOREN Dr. med. Norbert Felgenhauer Gabrijela Gerber-Zupan, doktor medicine (Univ. Ljubljana) Dr. rer. nat. Dr. med. Rudolf Pfab Prof. Dr. med. Thomas Zilker Toxikologische Abteilung der II. Med. Klinik der TU München REDAKTION Tina Rampf, Katrin Zivkovic ALIUD® PHARMA GmbH TEXT/GESTALTUNG duke Werbeagentur GmbH Efficient HealthCare Communication Konrad-Zuse-Straße 15 66115 Saarbrücken PRODUKTION UND DRUCK Druckerei Raisch GmbH & Co. KG Auchtertstraße 14 72770 Reutlingen © Alle Rechte vorbehalten, urheberrechtlich geschützt, Copyright 2010 2 Der Benutzer wird ausdrücklich darauf hingewiesen, die Angaben zu den Präparaten zu prüfen sowie Fach- und Gebrauchsinformationen in jedem Fall zu beachten, um in eigener Verantwortung die Empfehlungen betreffend Anwendungsgebieten, Gegenanzeigen, Dosierungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Warnhinweisen zu befolgen. Alle Ansprüche des Benutzers auf Ersatz unmittelbaren oder mittelbaren Schadens sind ausgeschlossen. Alle Rechte vorbehalten! Diese Broschüre oder Teile daraus dürfen ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers weder in andere Sprachen übersetzt werden noch mittels Fotokopie, Fotografie oder Mikrofilm reproduziert werden. Ebenso unterliegen die Verbreitung in Funk, Film und Fernsehen, die Speicherung auf elektronische Datenträger sowie die Rückgewinnung von Informationsmaterial der Genehmigungspflicht. Die Verantwortung für alle Angaben zu den Fertigarzneimitteln liegt ausschließlich bei den jeweiligen pharmazeutischen Firmen. Das Antidotarium „Vergiftung! Was tun?“ dient Ärzten und Apothekern als Orientierungs- und Arbeitshilfe und wurde von Wissenschaftlern der Toxikologischen Abteilung der II. Med. Klinik der TU München nach bestem Wissen und Gewissen gemäß dem neuesten Stand der Wissenschaft erstellt. Die verwendeten Informationen basieren auf Literaturarbeiten, Herstellerangaben und veröffentlichten Fachinformationen. Dennoch wird für die Richtigkeit keine Gewähr übernommen. 3 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 4 Inhalt Editorial EDITORIAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, ERSTE HILFE Erste Fragen noch vor dem Notruf . . . . . . . . . . . . . . .6 VERGIFTUNGSZENTRALE VERSTÄNDIGEN Informationszentralen für Vergiftungsfälle in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 LEBENSRETTENDE SOFORTMASSNAHMEN Richtige Sofortmaßnahmen durch den Laien . . . . . . . Ärztliche Behandlung von akuten Vergiftungen . . . . . Elementarhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · Maßnahmen der Elementarhilfe in Abhängigkeit vom Schweregrad der Vergiftung . . . . . . . . . . Giftentfernung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · Maßnahmen bei oraler Giftaufnahme . . . . . . . · Maßnahmen bei inhalatorischer Giftaufnahme . · Maßnahmen bei kutaner Giftaufnahme . . . . . . · Maßnahme bei Augenverätzungen . . . . . . . . . Antidottherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · Definition Antidote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · Einteilung der Antidote . . . . . . . . . . . . . . . . . · Bevorratung der Antidote . . . . . . . . . . . . . . . · Toxikologische Notfallausrüstung (NAW; TOX-BOX) . . Transport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Asservierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 .10 .10 .10 .11 .11 .13 .13 .13 .13 .13 .13 .14 .16 .17 .17 ALIUD® PHARMA – das Synonym für Verantwortung und Kompetenz im Gesundheitswesen, das Synonym für Gesundheitsförderung und -erhaltung. Prävention hat für das Unternehmen Vorrang, Rehabilitation ist ihm ein wichtiges Anliegen. Dazu sind wir bisher mit verschiedenen Projekten hervorgetreten. „Vergiftung! Was tun?”, das vorliegende Antidotarium für Ärzte im Notfalleinsatz in Klinik und Praxis, setzt diese Reihe konsequent fort. Das Kompendium belegt einmal mehr unser Engagement im Hinblick auf Verbesserung des therapeutischen Umfelds für Patienten und die Servicequalität eines innovativen Unternehmens. Wir danken den Autoren, Herrn Prof. Dr. med. Thomas Zilker und seinen Mitarbeitern Frau Gabrijela Gerber-Zupan, Herrn Dr. rer. nat. Dr. med. Rudolf Pfab und Herrn Dr. med. Norbert Felgenhauer sehr herzlich für ihre freundliche Unterstützung. Ihr ALIUD® PHARMA Gesundheitsteam VERGIFTUNGEN Symptome und spezielle Therapiemaßnahmen von A bis Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 INDEX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72 NACHGESCHLAGEN Das AL-Broschürenangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . .78 4 5 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 6 Erste Hilfe Vergiftungszentrale verständigen ERSTE FRAGEN NOCH VOR DEM NOTRUF: INFORMATIONSZENTRALEN FÜR VERGIFTUNGSFÄLLE IN DEUTSCHLAND WOMIT? • Definition des Giftstoffs? • Produktname? • Bestandteile? • Firma? • Verpackung? WANN? • Möglichst genaue Zeitangabe der Einnahme und der ersten Symptome! WIE VIEL? • Möglichst genaue Mengenangabe (Anzahl der Tabletten, Flüssigkeitsmenge)! WER? • Alter • Geschlecht • Gewicht • Gesundheitliche Verfassung des Vergifteten! WIE? • Wurde das Gift oral, durch Inhalation oder über Hautkontakt aufgenommen? WESHALB? • Bestand Selbstmordabsicht? • Sucht? • Irrtümliche Einnahme? BERLIN Giftnotruf Berlin · Institut für Toxikologie Oranienburger Straße 285 · 13437 Berlin Notruf: 0 30/1 92 40 E-Mail: [email protected] · www.giftnotruf.de BONN Informationszentrale gegen Vergiftungen des Landes Nordrhein-Westfalen Adenauerallee 119 · 53113 Bonn Notruf: 02 28/1 92 40 E-Mail: [email protected] www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale ERFURT Giftinformationszentrum der Länder MecklenburgVorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt & Thüringen Nordhäuser Straße 74 · 99089 Erfurt Notruf: 03 61/7 30 - 7 30 E-Mail: [email protected] · www.ggiz-erfurt.de FREIBURG Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg Mathildenstraße 1 · 79106 Freiburg Notruf: 07 61/1 92 40 E-Mail:[email protected] · www.giftberatung.de GÖTTINGEN KLINISCHES BILD DES BETROFFENEN? • In welchem Zustand befindet sich der Vergiftete? • Ist er ansprechbar? • Komatös? 6 Giftinformationszentrum Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen & Schleswig-Holstein Robert-Koch-Straße 40 · 37075 Göttingen Notruf: 05 51/1 92 40 E-Mail: [email protected] · www.giz-nord.de 7 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 8 Vergiftungszentrale verständigen HOMBURG/SAAR Universitätsklinikum des Saarlandes Kirrberger Straße · 66424 Homburg/Saar Notruf: 0 68 41/1 92 40 E-Mail: [email protected] www.uniklinikum-saarland.de Lebensrettende Sofortmaßnahmen RICHTIGE SOFORTMASSNAHMEN DURCH DEN LAIEN B is zum Eintreffen des Rettungsdienstes sind die vom Laien durchzuführenden Maßnahmen für das weitere Schicksal des Vergifteten oft von entscheidender Bedeutung. MAINZ Giftinformationszentrum der Länder Rheinland-Pfalz & Hessen Langenbeckstraße 1 · 55131 Mainz Notruf: 0 61 31/1 92 40 E-Mail: [email protected] www.giftinfo.uni-mainz.de MÜNCHEN Giftnotruf München · Toxikologische Abteilung der II. Med. Klinik der Technischen Universität München Ismaninger Straße 22 · 81675 München Notruf: 0 89/1 92 40 E-Mail: [email protected] · www.toxinfo.org NÜRNBERG Giftinformationszentrale der Medizinischen Klinik 2 Klinikum Nürnberg Nord Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1 · 90340 Nürnberg Notruf: 09 11/3 98 24 17 E-Mail: [email protected] www.klinikum-nuernberg.de 8 Zu den wichtigsten Maßnahmen der sog. Laienhilfe gehört die richtige Lagerung des Vergifteten. Der bewusstlose Patient ist in stabile Seitenlage oder in Bauchlage mit seitlicher Kopflagerung zu bringen. Eine mechanische Verlegung der Atemwege durch ein Zurückfallen des Zungengrunds, durch Erbrochenes oder durch eine Zahnprothese ist zu beseitigen. Dabei wird der Kopf zunächst in Seitenlage gebracht und die Mundhöhle gesäubert. Nach Zurückdrehen des Kopfs in die Mittelstellung wird durch Vorwärtsziehen des Unterkiefers und Überstrecken des Kopfs der Verschluss der Atemwege durch ein Zurückfallen der Zunge verhindert. Bei oraler Giftaufnahme sollte das Auslösen von Erbrechen durch den Laien unbedingt vermieden werden, da der Vergiftete durch eine unsachgemäße Vorgehensweise nur noch zusätzlich gefährdet wird. Bei Kontamination der Haut durch Gifte ist eine Reinigung mit Wasser und Seife angezeigt. Bei Augenspritzern muss eine sofortige Spülung des Auges unter laufendem Wasser oder, wenn dies nicht möglich ist, durch das Ausdrücken eines mit Wasser getränkten Taschentuchs in den Lidspalt hinein erfolgen. 9 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 10 Lebensrettende Sofortmaßnahmen ÄRZTLICHE BEHANDLUNG VON AKUTEN VERGIFTUNGEN GIFTENTFERNUNG B ei der Behandlung einer akuten Vergiftung sind folgende Punkte zu beachten: Elementarhilfe Giftentfernung Antidottherapie Transport Asservierung Unter primärer Giftelimination versteht man die Entfernung des Gifts vor seiner Aufnahme in die Zirkulation und somit vor seiner Verteilung in das Körpergewebe. Die Maßnahmen sind abhängig von der Art der Giftaufnahme: Auslösen von Erbrechen und Magenspülung bei oraler Giftaufnahme; Entfernen aus dem Gefahrenbereich bei inhalatorischer Giftaufnahme; Abwaschen der Haut bei kutaner Giftaufnahme und Augenspülung bei Giftaufnahme über die Augen. Am Anfang jeder Primärversorgung steht die sog. Elementarhilfe, d. h. das Stabilisieren der Vitalparameter. Die hierbei erforderlichen Maßnahmen orientieren sich am Schweregrad der Vergiftung, wobei eine am Ausmaß der Bewusstseinsstörung orientierte Einteilung zugrunde gelegt wird. Unter sekundärer Giftelimination versteht man die Entfernung des bereits resorbierten Gifts. Zu den Maßnahmen gehören: alkalische Diurese, Hämodialyse, Hämoperfusion und Plasmapherese. Diese Eliminationsverfahren sind nur noch bei sehr wenigen Vergiftungen indiziert, so dass vor Durchführung einer solchen Behandlungsmaßnahme immer eine Giftnotrufzentrale konsultiert werden sollte. 5-FINGER-REGEL: • • • • • ELEMENTARHILFE Stufe 0: Stufe 1: Stufe 2: Stufe 3: Stufe 4: Stufe 5: Vergiftung ohne Bewusstseinsstörung Vergiftung mit somnolenter Bewusstseinsstörung Vergiftung mit soporöser Bewusstseinsstörung Vergiftung mit motorisch reaktivem Koma Vergiftung mit areaktivem Koma und respiratorischer Insuffizienz Vergiftung mit areaktivem Koma und respiratorischer Insuffizienz und instabilen Kreislaufverhältnissen Maßnahmen der Elementarhilfe in Abhängigkeit vom Schweregrad der Vergiftung Überwachung Lagerung venöser Zugang Sicherung der Atemwege Beatmung Kreislaufstabilisierung 10 Bei der Giftentfernung unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Giftelimination. Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Maßnahmen bei oraler Giftaufnahme Bei oraler Giftaufnahme gilt heute die sog. „1-Stunden-Regel“, d. h., eine Giftentfernung wird nur noch dann durchgeführt, wenn erstens eine toxisch relevante Giftmenge aufgenommen wurde und zweitens die Giftaufnahme nicht länger als 1 Stunde zurückliegt. Bei den relativ kurzen Transportzeiten im modernen Rettungswesen ist von einer Magenspülung oder vom Auslösen des Erbrechens vor der Klinikaufnahme abzuraten. Bei Medikamentenvergiftungen ist eine Magenspülung vor Ort nie indiziert. Ausnahmen von dieser Regel betreffen nur Vergiftungen mit Chemikalien wie Arsenik, Paraquat und Alkylphosphate. • Auslösen von Erbrechen Kontraindikationen: Bewusstseinstrübung, Verätzungen, Vergiftungen durch organische Lösungsmittel, Tenside und Antiemetika. Relative Kontraindikation: Giftaufnahme mehr als 1 Stunde zurückliegend. Methode: Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen sollte Erbrechen nur noch mit Sirup Ipecacuanhae ausgelöst werden. x 11 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 12 Lebensrettende Sofortmaßnahmen Alle anderen Methoden sind heutzutage obsolet bzw. sogar lebensgefährlich. Das Auslösen von Erbrechen mittels „Salzwasser“ ist insbesondere für Kinder absolut kontraindiziert, da hierdurch eine lebensbedrohliche Kochsalzvergiftung hervorgerufen werden kann. Nebenwirkung: Wird bei bewusstlosen, nicht intubierten Patienten Aktivkohle über die Magensonde appliziert, so muss mit einem erhöhten Aspirationsrisiko gerechnet werden. Die Dosierung von Sirup Ipecacuanhae ist abhängig vom Alter des Patienten und beträgt für Kinder im Alter von 1 Jahr 10 ml, im Alter von 2 Jahren 20 ml und ab dem 3. Lebensjahr 30 ml, auch Erwachsene erhalten 30 ml. Im Anschluss an den Sirup Ipecacuanhae sollten die Patienten reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen. Sofortige Entfernung des Patienten aus der giftgashaltigen Atmosphäre und Zufuhr von O2 bzw. frischer Luft. Besonders zu beachten sind hierbei Schutzmaßnahmen für das Rettungspersonal (Atemschutz, Anseilen etc.) sowie Vorsichtsmaßnahmen im Hinblick auf eine mögliche Explosionsgefahr. Maßnahmen bei inhalatorischer Giftaufnahme Maßnahmen bei kutaner Giftaufnahme • Magenspülung Kontraindikationen: Fehlende technische Ausrüstungen, unzureichende Stabilisierung der Vitalparameter und Perforationsgefahr. Relative Kontraindikation: Giftaufnahme mehr als 1 Stunde zurückliegend. Durchführung: Zur Prophylaxe einer überschießenden Vagusreaktion erhält der Patient zunächst 1 mg Atropin i. v. Der wache oder lediglich bewusstseinsgetrübte Patient mit noch erhaltenem Schluckreflex kann ohne Intubation in stabiler Seitenlage oder in Bauchlage gespült werden. Der bewusstlose Patient wird intubiert und kann dann auch in Rückenlage gespült werden. Zur Magenspülung wird dem erwachsenen Patienten ein ca.18 mm dicker, Kleinkindern ein 11 mm dicker weicher Magenschlauch eingeführt. Nach Kontrolle der richtigen Lage erfolgt eine Spülung mit 10 - 20 Liter lauwarmem Wasser in Portionen von 10 ml x kg KG des Patienten. Abschließend werden 50 g Carbo medicinalis in etwas Wasser aufgelöst und in den Magenspülschlauch instilliert. Danach wird der Schlauch abgeklemmt und wieder entfernt. • Gabe von Aktivkohle (Carbo medicinalis) Die Kohle dient gleichermaßen der primären und sekundären Giftentfernung, indem sie im GI-Trakt befindliches Gift, aber auch biliär und transmukös diffundiertes Gift bindet. Dosierung: Es wird gegenüber dem Gift ein ca. 10-facher Überschuss an Kohle angestrebt. Da die eingenommene Giftmenge jedoch häufig nicht genau bekannt ist, empfiehlt sich im Allgemeinen eine Dosis von 1g/kg KG (bis zu insgesamt 50 g). 12 Kleidung entfernen, kontaminierte Hautstellen reichlich mit Wasser (Brause im Bad) abspülen und waschen. Maßnahme bei Augenverätzungen Das betroffene Auge 10 Minuten unter fließendem Wasser spülen, danach sofort zum Augenarzt! ANTIDOTTHERAPIE Definition Antidote • Antidote in strengem Sinne sind Stoffe, die spezifisch in den Wirkungmechanismus eines Gifts eingreifen und dadurch die Giftwirkung mildern oder aufheben. • Antidote in weiterem Sinne sind Stoffe, die bei Vergiftungen zur beschleunigten Giftelimination beitragen oder die eine Aufnahme des Gifts in den Körper vermindern bzw. reduzieren. Einteilung der Antidote • Lebensrettende Antidote sind Antidote, ohne deren Einsatz bei schweren Vergiftungen kein Überleben möglich ist (z. B. 4-DMAP bei der Cyanidvergiftung oder N-Acetylcystein bei der Paracetamolvergiftung). • Supportive Antidote sind Antidote, die den Vergiftungsverlauf zwar günstig beeinflussen, ohne deren Anwendung der Patient jedoch auch allein mit symptomatischen oder intensivmedizinischen Maßnahmen gut behandelt werden kann (Beatmung statt Naloxon bei der Opiatvergiftung). 13 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 14 Lebensrettende Sofortmaßnahmen Bevorratung der Antidote Supportive Antidote • „Toxikologische Notfallausrüstung“ Antidote, die am Unfallort sofort zur Verfügung stehen müssen und deshalb in jedem Notarztwagen vorhanden sein sollten. • Antidotdepot im Krankenhaus Antidote, mit deren Einsatz bis zum Eintreffen im Krankenhaus gewartet werden kann. • Antidotdepot für evtl. Massenvergiftungen Regional unterschiedlich, z. B. für Bayern, sind in München und Nürnberg Antidotdepots angelegt worden, die bei Massenvergiftungen über die Giftinformationszentrale München bzw. Nürnberg rasch angefordert werden können. Lebensrettende Antidote Gift Antidot Chloroquin Cyanide Digitalis Eisenverbindungen Ethylenglykol Insulin Kohlenmonoxid Kupfer Methämoglobinbildner Methanol Organophosphate Paracetamol Paraquat Schwermetalle Sulfonylharnstoffe Trizykl. Antidepressiva Diazepam 4-Dimethylaminophenol (4-DMAP) Digitalis-Antitoxin Deferoxamin Ethanol, Fomepizol Glucose Sauerstoff Penicillamin Toloniumchlorid Ethanol, Fomepizol Atropin Acetylcystein Kohle DMPS Glucose Natriumhydrogencarbonat Gift Antidot Antihistaminika Atropin Benzodiazepine Betarezeptorenblocker Botulismus Cumarine Cyanide Flusssäure (lokal) Heparin Isoniazid Knollenblätterpilz Methotrexat Neuroleptika Opiate Organophosphate Reizgase Physostigmin Physostigmin Flumazenil Glucagon Botulismus-Antitoxin Phytomenadion (Vit. K) Natriumthiosulfat Calciumgluconat Protamin Pyridoxin (Vit. B6) Silibinin Folinsäure Biperiden Naloxon Obidoxim Glucocorticoide, inhalative (Beclometasondipropionat) Simeticon Eisen(III)-Hexacyanoferrat (II) (Berliner Blau) Tenside (orale Ingestion) Thallium Antidotdepot für Massenvergiftungen (ADM) Atropinsulfat 0,2 % Diazepam 4-Dimethylaminophenol Epinephrin (inhalativ) Glucocorticoide, inhalative (Beclometasondipropionat) Hydroxocobalamin Natriumthiosulfat 10% Obidoximchlorid Toloniumchlorid Tosylchloramid-Natrium 14 50 Fl. à 100 ml (200 mg/100 ml) 100 Amp. (10 mg/2 ml) 400 Amp. (250 mg/5 ml) 200 Stück 200 Pck. (Autohaler oder Dosieraerosol) 4 x 1 Inj.-Fl. à 2,5 g + 4 x 100 ml 0,9% NaCl-Lsg. 50 x 500 ml Inf.-Fl. (50 g/500 ml) 500 Amp. (250 mg/ml) 200 Amp. (300 mg/10 ml) 10 Fl. à 10 g 15 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 16 Lebensrettende Sofortmaßnahmen Toxikologische Notfallausrüstung (NAW; TOX-BOX) TRANSPORT Alkylphosphate-Notfallpäckchen Antidot Menge Atropinsulfat 1% Obidoximchlorid 10 Amp. à 10 ml (100 mg/10 ml) 4 Amp. (250 mg/ml) Blausäure-Notfallpäckchen Antidot Menge 4-Dimethylaminophenol Hydroxocobalamin 5 Amp. (250 mg/5 ml) 2 x 1 Inj.-Fl. à 2,5 g + 200 ml 0,9% NaCl-Lsg. 3 x 100 ml Inf.-Fl. (50 mg/500 ml) Natriumthiosulfat 10% Ampullen-Antidote Antidot Menge Atropinsulfat 1 mg Biperiden Diazepam Ethanol Flumazenil Naloxon Physostigminsalicylat Prednisolon Theophyllin Toloniumchlorid 5 Amp. à 1 ml (0,1%ige Lsg.) 2 Amp. (5 mg/ml) 10 Amp. (10 mg/2 ml) 10 Amp. à 20 ml (95%ig) 2 Amp. (0,5 mg/5 ml bzw. 1 mg/10 ml) 6 Amp. (0,4 mg/ml) 2 Amp. (2 mg/5 ml) 3 Inf.-Fl. à 250 mg 4 Amp. à 200 mg 2 Amp. (300 mg/10 ml) Sonstige Antidote Antidot Menge Glucocorticoide, inhalative (Beclometasondipropionat) Kohle 5 Pck. (Autohaler od. Dosieraerosol) 10 Schraubdosen à 10 g oder 2 Fl. à 50 g 1 Fl. à 100 ml 50 g Macrogol 400 Natriumsulfat-10-hydrat krist. (Glaubersalz) Simeticon 16 Der Transport von Vergifteten hat grundsätzlich in das nächstgelegene Krankenhaus zu erfolgen. Dort können, wenn spezielle Entgiftungsmaßnahmen notwendig sind, nach der Erstversorgung Sekundärverlegungen vorgenommen werden. Der Transport hat wegen der großen Aspirationsgefahr bei Vergiftungen immer durch den Notarzt oder ein Rettungsmittel mit Rettungsassistenz zu erfolgen. Der Transport in einem Privatwagen ist zu gefährlich. Es ist ratsam, dass bei schweren und unklaren Vergiftungen der Notarzt bzw. das Rettungspersonal vor Ort über die Leitstelle mit einer Giftnotrufzentrale Kontakt aufnimmt. ASSERVIERUNG Die Asservierung dient der Sicherung der Diagnose bei Vergiftungen, wobei in dem asservierten Material ein quantitativer bzw. qualitativer Giftnachweis erbracht werden kann. Folgende Asservate sind immer zu gewinnen: Urin, Blut in EDTA-Röhrchen, Blut nativ zur Gewinnung von Serum. Unter Umständen muss bei Lebensmittel- oder Pilzvergiftungen Stuhl, bei Vergiftungen durch Gase Ausatemluft in einem Atemballon gewonnen werden. Bei der Abnahme sind Kontaminationen zu vermeiden, die entnommene Probe muss durch genaue Beschriftung mit der Angabe der Zeit der Entnahme, der Angabe des Materials sowie der Personalien des Patienten identifizierbar bleiben. Die Probe ist bei 4 °C im Kühlschrank aufzubewahren. Besonders bei Vergiftungen mit Gasen (z. B. Kohlenmonoxid, Lösemitteldämpfen) ist auf eine frühzeitige Asservierung zu achten, da diese Gifte rasch aus der Zirkulation verschwinden. Vor jeder Antidotgabe sollte eine Asservierung von Blut und Urin erfolgen, da durch die Verabreichung des Gegengifts, z. B. durch Bindung des Gifts, die Bestimmungsmethode gestört werden kann. 1 Fl. à 30 ml 17 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 18 A Vergiftungen SYMPTOME UND SPEZIELLE THERAPIEMASSNAHMEN VON A - Z ABFLUSSREINIGER Gefährliche Haushaltsprodukte, enthalten starke Laugen (Kaliumhydroxid, Natriumhydroxid). ( Laugen) ACE-HEMMER (Captopril, Enalapril, Lisinopril, Ramipril) Toxisch ab 10-facher Tagesmaximaldosis. • Symptome: Bei Therapiebeginn unabhängig von der Dosis bedrohliche Hypotonie möglich. Hypotonie nach 1- 2 Stunden, Hypotoniedauer bis 24 Stunden. Hyperkaliämie, bei Kombinationsvergiftung mit Diuretika auch Hypokaliämie. Übelkeit, Erbrechen. • Therapie: Kohle innerhalb der ersten Stunde, intensivmedizinische Überwachung, symptomatische Therapie, ggf. Katecholamine. ACETALDEHYD-SYNDROM Disulfiram (Antabus®), Kalkstickstoffdünger und einige Pilze (Coprinus-Syndrom) hemmen den Alkoholabbau im Organismus auf der Stufe des Acetaldehyds. Letale Dosis: 400 - 500 mg/kg KG, bei Erwachsenen 30 - 40 g. • Symptome: Kopfschmerzen, Rötung von Gesicht und Thorax, thorakales Engegefühl, Dyspnoe, Übelkeit, Erbrechen, Tachykardie. • Therapie: Alkoholabstinenz, symptomatische Maßnahmen. A ACETON • Symptome: Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit, Erbrechen; bei Einnahme größerer Mengen: Koma und respiratorische Insuffizienz. • Therapie: Symptomatische Therapie. ACETYLSALICYLSÄURE Letale Dosis: 400 - 500 mg/kg KG, bei Erwachsenen 30 - 40 g. • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Schwindel, Ohrensausen. Bei hohen Dosen: Verwirrtheit, Erregungszustände, Hyperventilation, Schweißausbrüche, 18 Hyperthermie, Azidose, Nierenversagen, cerebrale Krampfanfälle, Koma, respiratorische Insuffizienz, Kreislaufversagen. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Aktivkohle. Wegen eines häufig zu beobachtenden Pylorospasmus auch dann, wenn die Giftaufnahme (> 30 g) schon längere Zeit zurückliegt (Ausnahme von der 1-Stunden-Regel); bei Azidose Natriumhydrogencarbonat i. v., intensivmedizinische Überwachung. Bei Erregungszuständen und Krämpfen Diazepam. Sekundäre Giftelimination: Bei mittelschwerer Vergiftung alkalische Diurese, bei schwerer Vergiftung Hämodialyse. ACONITIN (Aconitum napellus, Blauer Eisenhut) Letale Dosis: 1- 2 mg. • Symptome: Übelkeit, Erbrechen; Parästhesien, Anästhesie von Zunge und Mundhöhle; Atmung zuerst beschleunigt, später verlangsamt, Erregungszustände, Herzrhythmusstörungen, insbesondere Verlängerung der QT-Zeit mit Kammertachykardien; cerebrale Krampfanfälle, Schock. • Therapie: Giftentfernung, Aktivkohle, intensivmedizinische Überwachung, bei Krämpfen Diazepam; bei QT-Zeitverlängerung mit Kammertachykardien Magnesium als Bolus 8 -16 mval Mg in 1- 2 Minuten i. v., dann 24 - 40 mval Mg in 24 Stunden als Dauerinfusion und evtl. Schrittmacherstimulation. ALKOHOL (Ethanol, Ethylalkohol) • Symptome: Akute Vergiftungen: Euphorie, Enthemmung, Rauschzustände, Koordinationsstörungen, in schweren Fällen Bewusstlosigkeit und respiratorische Insuffizienz. Chronische Vergiftung: Entzugssyndrom mit vegetativen Beschwerden, cerebralen Krampfanfällen und Delirium tremens; Leberzirrhose, Pankreatitis, Kardiomyopathie, Persönlichkeitsveränderung. • Therapie: Akute Vergiftungen: Symptomatische Therapie; Hämodialyse bei areaktivem Koma mit beatmungspflichtiger respiratorischer Insuffizienz und instabilen Kreislaufverhältnissen. Chronischer Alkoholismus: Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung. ALKYLPHOSPHATE ( Pflanzenschutzmittel) A 19 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 20 A Vergiftungen AMMONIAK (NH3) Farbloses, leicht kondensierbares Gas mit stechendem Geruch. • Symptome: Hustenreiz, Dyspnoe mit den Zeichen einer Atemwegsobstruktion, Glottisödem, Lungenödem. • Therapie: Entfernen aus dem Gefahrenbereich, Gabe von Sauerstoff; bei Zeichen einer Atemwegsobstruktion inhalative 2-Sympathomimetika, bei starkem Hustenreiz Antitussiva; nur in Ausnahmefällen sind Glucocorticoide i. v., Intubation und Beatmung erforderlich. AMPHETAMINE ( Designerdrogen) AMYLNITRIT ( Methämoglobinbildner) ANILIN ( Methämoglobinbildner) ANTIDEPRESSIVA (Trizykl. und Tetrazykl. Antidepressiva: Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin, Maprotilin, Imipramin, Mianserin, Trimipramin u. a.) Letale Dosis: Bei Erwachsenen ab 1 g. • Symptome: Zentralnervöse Symptome: Bewusstseinstrübung und Atemdepression bis hin zum areaktiven Koma mit Atemstillstand. Kardiale Symptome: Blutdruckabfall und QRS-Verbreiterung mit Herzrhythmusstörungen verschiedenster Art wie z. B. Kammertachykardien, Kammerflimmern und Asystolie. Auch AVBlockierungen und Bradykardien sind möglich. Anticholinerge Symptome: Mundtrockenheit, Mydriasis, Blasensperre, Fieber, Tachykardie, Agitation, cerebrale Krampfanfälle. • Therapie: Magenspülung, repetitive Gabe von Aktivkohle; intensivmedizinische Überwachung. Bei Herzrhythmusstörungen, vor allem bei QRS-Verbreiterung, Antidottherapie mit Natriumhydrogencarbonat in einer Dosierung von 1- 2 mmol/kg KG i. v.; als Antiarrhythmikum allenfalls Lidocain (Xylocain®) initial 1 mg/kg KG langsam i. v.; evtl. Defibrillation. A 20 Antiarrhythmika der Klasse IA und IC sind absolut kontraindiziert. Bei ausgeprägtem anticholinergem Syndrom Physostigminsalicylat (Anticholium® Amp.), nicht bei Bradykardie: Erwachsene initial 2 mg, ggf. Wiederholung nach 30 - 40 Minuten; Kinder 0,02 - 0,06 mg/kg KG. Sekundäre Giftentfernungsmaßnahmen wie forcierte Diurese, Hämodialyse, Hämoperfusion sind nicht wirksam. ANTIHISTAMINIKA (Astemizol, Dimenhydrinat, Diphenhydramin, Doxylaminsuccinat, Loratadin u. a.) • Symptome: Somnolenz, verwaschene Sprache, Agitiertheit, Halluzinationen, delirante Bewusstseinsstörung, Krampfanfall, Koma, anticholinerge Wirkung mit Mundtrockenheit, Mydriasis, Harnverhalt, Tachykardie, Rhabdomyolyse. Kinder sind durch frühzeitige cerebrale Krampfanfälle gefährdet. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohle. Wegen antiemetischer Wirkung kein induziertes Erbrechen. Bei anticholinerger Symptomatik Physostigminsalicylat (Anticholium®) nicht bei Bradykardie; Erwachsene initial 2 mg i. v., ggf. Wiederholung nach 30 - 40 Minuten; Kinder 0,02 - 0,06 mg/kg KG. Bei Krämpfen Diazepam. Intensivmedizinische Überwachung. ANTIRHEUMATIKA (NSAR: Mefenaminsäure, Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen, Naproxen, Piroxicam) • Symptome: Gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen, Durchfall und GIT-Blutung. Zentralnervöse Wirkung mit Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Nystagmus, Somnolenz, Halluzinationen, Muskelzuckungen, Bewusstlosigkeit, Atemdepression und cerebralen Krampfanfällen. Selten Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen und allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock. Tubuläre Nephropathien nach einer Latenz von 1- 3 Tagen. • Therapie: Primäre Giftentfernung bei hohen Dosen, Aktivkohle, Kontrolle und Ausgleich des Wasser-ElektrolytHaushalts. A 21 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 22 A|B Vergiftungen ARSEN Letale Dosis: 100 - 300 mg Arsenik (Arsentrioxid, As2O3). • Symptome: Lokale Reizwirkung. Nach kurzer Latenz Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Bauchkrämpfe, wässrige Durchfälle, fahlgraue Hautfarbe, Zyanose, Muskelzuckungen, Störungen der Nierenfunktion, schwere Kollapserscheinungen als Zeichen einer Kapillarlähmung, Enzephalopathie mit Verwirrtheit und Psychose, Polyneuropathie mit Lähmungserscheinungen. • Therapie: Ausgiebige Magenspülung auch dann, wenn die Giftaufnahme länger als 1 Stunde zurückliegt; gastroskopische Giftentfernung, bis in der Abdomenleeraufnahme kein Röntgenkontrast mehr sichtbar ist. Antidottherapie mit DMPS (Dimercaptopropansulfonat). Dosierung: 3 - 5 mg/kg KG i. v. alle 4 Stunden am 1. Tag, alle 6 Stunden am 2. Tag und alle 8 Stunden ab dem 3. Tag. Nach Abklingen der gastrointestinalen Symptomatik Fortführung der Antidottherapie mit 3 x 100 mg DMPS per os. Symptomatische Therapie mit Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution sowie mit Katecholaminen. ARSENWASSERSTOFF (Arsin, AsH3) Die Inhalation von 1-10 ppm über 1 Stunde ist bereits gefährlich; 250 ppm über eine halbe Stunde inhaliert sowie die akute Inhalation von 1.150 ppm gelten als potenziell letale Dosis. • Symptome: Reizwirkung auf die Schleimhäute von Augen, Nase, Rachen und Bronchialsystem. Nach Latenz von mehreren Stunden Hämolyse, Koliken, Übelkeit, Erbrechen, Ikterus, akutes Nierenversagen. • Therapie: Gabe von Sauerstoff, Behandlung der Niereninsuffizienz, ggf. Hämodialyse und Austauschtransfusion. A ATROPIN Enthalten in einigen Medikamenten, Bestandteil verschiedener Pflanzen, z. B. Datura species, Stechapfel (Datura suaveolens) Engelstrompete (Datura stramonium, Solanum species). Erwachsene: ab 50 -100 mg lebensbedrohliche Intoxikation. Kinder: ab 5 mg schwere Intoxikation möglich. Cave: atropinhaltige 0,5%ige Augentropfen, ab 4 Tropfen toxische Dosis. • Symptome: Mydriasis, trockene warme gerötete Haut, Tachykardie, später Arrhythmie möglich, motorische Unruhe, Somnolenz. Halluzinationen, bei Kindern Angstzustände; 22 Krampfanfälle, Bewusstseinsstörung, Harnverhalt. Dauer der Symptome ca. 1 Tag, Mydriasis bis zu 4 Tage anhaltend. • Therapie: Primäre Giftentfernung, danach Aktivkohle, bei Darmatonie und Miktionsstörung evtl. Neostigmin (Prostigmin®). Bei zentralnervöser Symptomatik Physostigmin (Anticholium®). Erwachsene: 1- 2 mg langsam i. v. unter EKG-Kontrolle; bei Kindern: 0,02 - 0,04 mg/kg KG. Bei Krampfanfall Diazepam. ÄTHERISCHE ÖLE ( Etherische Öle) BARBITURATE (Schlafmittel) Letale Dosis: 4 - 6 g Phenobarbital. • Symptome: Bewusstlosigkeit, Untertemperatur, Blutdruckabfall, Atemlähmung, Decubitus, evtl. Kompartment-Syndrom. • Therapie: Primäre Giftentfernung, repetitive Gabe von Aktivkohle, Beatmung, Therapie mit Katecholaminen. Bei schwerer Intoxikation kann zur sekundären Giftelimination die Hämoperfusion eingesetzt werden. BARIUMSALZE (löslich) Letale Dosis: 2 - 4 g. • Symptome: Speichelfluss, Erbrechen und Durchfälle mit schmerzhaften Koliken, Bradykardie, Lähmungen der quer gestreiften Muskulatur, cerebrale Krampfanfälle, Hypokaliämie. • Therapie: Zur Überführung in das unlösliche Bariumsulfat rasche orale Gabe von Natriumsulfat. Primäre Giftentfernung; gegen Koliken Butylscopolaminbromid (Buscopan®), ggf. Morphin, Ausgleich der Hypokaliämie, Beatmung. B BENZIN (Kohlenwasserstoffe, aliphatische: Petroleum, Terpentinersatz, Dieselöl) • Symptome: Haut- und Schleimhautreizung mit Erythem und Blasenbildung, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Rauschzustand, Koma, cerebrale Krampfanfälle. Benzin, s. c. oder i. m. gespritzt, verursacht Gewebsnekrosen und ausgedehnte Phlegmonen. • Therapie: Nach Inhalation: Gabe von Sauerstoff. 23 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 24 B Vergiftungen Nach oraler Aufnahme: Kein Erbrechen auslösen, da es hierbei mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zur Aspiration mit nachfolgender, oft lebensbedrohlicher „Benzin-Pneumonie“ kommt. Bei s. c. -Injektion: Frühzeitige chirurgische Behandlung mit Exzision und Lavage des Giftdepots. BENZODIAZEPINE • Symptome: Benommenheit, Koma, Hypotension, Atemdepression. Selten paradoxe Wirkung mit Erregungszustand. • Therapie: Behandlung der Hypotonie mit Volumensubstitution, ggf. Katecholamine, Beatmung. Antidottherapie mit Flumazenil (Anexate®). Dosierung: Erwachsene 0,2 mg i. v., Wiederholung dieser Dosis bis zu einer Gesamtmenge von 1 mg. VORSICHT bei Mischintoxikationen mit prokonvulsiven Substanzen. BETAREZEPTORENBLOCKER Lipophile Betablocker (Alprenolol, Bupranolol, Oxprenolol, Propranolol, Metoprolol, Bisoprolol, Pindolol, Timolol) sind toxischer als hydrophile Betablocker (z. B. Atenolol, Nadolol). Kardiodepressive Wirkung (kompetitive Hemmung der Adrenalin- und Noradrenalinwirkung auf 1- und 2-Rezeptoren) mit Hemmung der Herzfrequenz, der Erregungsleitung und der Kontraktionskraft. Beginn der Symptomatik bei akuter Intoxikation oft schon nach 20 Minuten. Möglich ist aber auch eine Latenz von mehreren Stunden. Maximum der Symptomatik erst nach 12 Stunden. • Symptome: Bradykardie, AV-Block I.° – III.°, Blutdruckabfall, periphere Zyanose, Oligurie, Azidose. Bei guter Passage der Blut-Hirn-Schranke (lipophile Betablocker) auch zentrale Wirkungen: Schwindel, Benommenheit, Bewusstlosigkeit oder Erregung mit Erbrechen, cerebrale Krampfanfälle, halluzinatorische Psychose und Dyspnoe durch Bronchospastik. Hypoglykämie vor allem bei Kindern. • Therapie: Primäre Giftentfernung (1-Stunden-Regel), repetitive Gabe von Aktivkohle. Antidottherapie mit Atropin, Dobutamin, Adrenalin (Suprarenin®), Glucagon (10 mg i. v. als Bolus mit einer anschließenden Dauerinfusion von 10 mg/h) und Phosphodiesterasehemmern (Amrinon®). Schrittmacherbehandlung. Cave beim Einsatz von α-Sympathomimetika. Bei Therapieversagen Versuch mit hoch dosierter Insulintherapie (i. v. Bolus von 20 IE Altinsulin mit B 24 anschließender Dauerinfusion von 35 IE Altinsulin/h) zusammen mit einer Glucoseinfusion. Cave ␣-Sympathomimetika wegen Lungenödemgefahr. BIGUANIDE (z. B. Metformin) • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, abdominelle Krämpfe, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Agitation, Lethargie, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Kreislaufversagen. Hyperund Tachypnoe wegen Azidose (Laktatazidose). Symptome können auch noch 1- 5 Tage nach Überdosierungen auftreten. Gleichzeitige Ethanolintoxikation kann Laktatazidose verstärken. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Gabe von Kohle, bei Hypoglykämie Glucoseinfusion, bei Azidose Infusion von Natriumbicarbonatlösung und ggf. Hämodialyse, Sauerstoffzufuhr, Schocktherapie; Überwachung insbesondere des BlutpH- und des Blutzuckerwerts. BLAUSÄURE Salze der Blausäure: Kaliumzyanid (Zyankali), Natriumzyanid. Kann bei Bränden als Rauchgas entstehen. Letale Dosis: 1-4 mg/kg KG per os. • Symptome: Inhalation oder orale Aufnahme subletaler Dosen: Bittermandelgeruch der Ausatemluft, Reizerscheinungen der Schleimhäute, rosige Hautfarbe, quälende Atemnot, pektanginöse Beschwerden, Bewusstseinstrübung, Blutdruckabfall, Koma, tonischklonische Krämpfe, Laktatazidose. Einnahme einer tödlichen Dosis: Apoplektiforme Vergiftung mit bewusstlosem Zusammenbrechen, tödlich binnen einiger Minuten. • Therapie: In schweren Fällen (Bewusstseinstrübung) sofortige Antidottherapie mit 4-DMAP in einer Dosierung von 3 - 4 mg/kg KG; d. h. Erwachsene erhalten 1 Amp. à 250 mg 4-DMAP, anschließend Infusion von Natriumthiosulfat in einer Dosierung von 1 ml/kg KG Natriumthiosulfat 10 %. Magenspülung erst nach Antidottherapie und Stabilisierung der Vitalparameter; ggf. Intubation und Beatmung mit 100 % Sauerstoff. In leichten Fällen Gabe von Natriumthiosulfat 10 % in einer Dosierung von 1 ml/kg KG. Bei brandrauchbedingter Zyanidvergiftung mit Koma und Kreislaufinstabilität oder Laktatazidose (Laktat > 10 mmol/l) erfolgt B 25 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 26 B|C Vergiftungen die Antidottherapie mit Hydroxocobalamin in einer Dosierung von 70 mg/kg KG bzw. 5 g Hydroxocobalamin für den Erwachsenen; 4-DMAP darf in diesen Fällen nicht eingesetzt werden. Tremor, cerebrale Krampfanfälle, Verwirrtheit, Delir, Koma und Hypotonie. • Therapie: Primäre Giftentfernung; symptomatische Therapie; kein Antidot bekannt. BLEI Vergiftungen mit anorganischen Bleiverbindungen • Symptome: Akute Vergiftung: Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Obstipation, Proteinurie, Leberschädigung, Kreislaufkollaps. Chronische Vergiftung: Entwicklungsstörungen im Kindesalter, tubuläre Nephropathie, periphere Neuropathie, Anämie mit basophiler Tüpfelung der Erythrozyten, abdominelle Schmerzen mit Obstipation (Bleikoliken), graue Hautfarbe im Gesicht (Bleikolorit), dunkle Verfärbung der Gingiva (Bleisaum), Paresen an Beinen und Armen (N. radialis), Enzephalopathie mit Kopfschmerzen, psychischer Erschöpfungszustand, Affektlabilität, Ataxie, Tremor, cerebrale Krampfanfälle, Verwirrtheit, Delir und Koma (Encephalopathia saturnina). • Therapie: Primäre Giftentfernung, Antidottherapie mit DMSA (Dimercaptosuccinic acid). Dosierungsschema: ein Behandlungszyklus mit DMSA dauert 19 Tage. Die Einzeldosis beträgt 10 mg/kg KG per os. Diese Dosis wird die ersten 5 Tage 8-stündlich und die darauffolgenden 14 Tage 12-stündlich verabreicht. Zwischen 2 Behandlungszyklen sollte ein zeitlicher Abstand von 2 Wochen liegen. DMSA ist in Deutschland nicht im Handel, aber über internationale Apotheken erhältlich. Antidot der 2. Wahl ist DMPS in einer Dosierung von 3 - 5 mg/kg KG i. v. alle 4 Stunden am 1. Tag, alle 6 Stunden am 2. Tag und alle 8 Stunden ab dem 3. Tag. Nach Abklingen der gastrointestinalen Symptomatik Fortführung der Antidottherapie mit 3 x 100 mg DMPS per os. BROM • Symptome: An der Haut: Lokale Verätzung. Nach Inhalation: Hustenreiz, Dyspnoe mit den Zeichen einer Atemwegsobstruktion, Lungenödem mit Latenz. • Therapie: Nach Inhalation: Bettruhe, Gabe von Sauerstoff, bei starker Bronchospastik inhalative 2 -Sympathomimetika, bei starkem Hustenreiz Antitussiva; nur in Ausnahmefällen (toxisches Lungenödem) ist eine Behandlung mit Glucocorticoiden i. v., Intubation und Beatmung erforderlich. Vergiftung mit organischen Bleiverbindungen (Tetraethylblei, Tetramethylblei) Verwendung als Antiklopfmittel in Motorenbenzin. Letale Dosis: ab 100 mg. • Symptome: Im Vordergrund stehen ZNS-Symptome, die mit einer Latenz von mehreren Stunden auftreten: Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, Ataxie, Nystagmus, CADMIUM, CADMIUMOXID Letale Dosis: Bei Inhalation 4 mg, bei Ingestion ab 100 mg. • Symptome: Bei oraler Aufnahme: Erbrechen, Durchfall, abdominelle Schmerzen, Nieren- und Kreislaufversagen. Bei Inhalation: Hustenreiz, Dyspnoe mit den Zeichen einer Atemwegsobstruktion, Lungenödem mit Latenz. Chronische Vergiftung: Chronischer Husten, Schnupfen, Emphysem, Anosmie, Anämie, Neuralgien, Nierenschädigung, Osteoporose. B 26 BROMIDE, BROMCARBAMIDE Carbromal, Acetylcarbromal und Bromisoval gehören zu den ältesten synthetischen Schlafmitteln. Wegen schwerer Nebenwirkungen mittlerweile obsolet. Letale Dosis: 10 - 40 g. • Symptome: Akute Vergiftung: Somnolenz bis Koma, respiratorische Insuffizienz, Störung der Pupillenmotorik, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen, Ileus, Leberschädigung, Gerinnungsstörungen und Schock. Chronische Vergiftung: Hautakne, Schwächegefühl, Delir, paranoide Psychose, Ataxie. • Therapie: Bei akuter Vergiftung: Magenspülung oder ggf. gastroskopische Entfernung von verklumpten Medikamenten (Röntgenkontrast in der Abdomenleeraufnahme), Gabe von Aktivkohle. Intensivmedizinische Maßnahmen bei Atem- und Kreislaufinsuffizienz. Bei chronischer Vergiftung: Gabe von Natriumchlorid, um die Bromausscheidung zu fördern. C 27 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 28 C Vergiftungen • Therapie: Primäre Giftentfernung. Als Antidot kann versuchsweise DMSA (Dimercaptosuccinic acid) eingesetzt werden. Ein Behandlungszyklus mit DMSA dauert 19 Tage. Die Einzeldosis beträgt 10 mg/kg KG per os. Diese Dosis wird die ersten 5 Tage 8-stündlich und die darauffolgenden 14 Tage 12-stündlich verabreicht. Zwischen 2 Behandlungszyklen sollte ein zeitlicher Abstand von 2 Wochen liegen. DMSA ist in Deutschland nicht im Handel, aber über internationale Apotheken erhältlich. Nach Inhalation: Inhalative Glucocorticoide zur Prophylaxe eines toxischen Lungenödems (Effizienz umstritten), Bettruhe, Sauerstoffgabe, inhalative 2 -Sympathomimetika, Antitussiva, nur in Ausnahmefällen Glucocorticoide i. v., Intubation und Beatmung. CALCIUMANTAGONISTEN Hemmung des Calciumeinstroms an der Zellmembran. Bei den Calciumantagonisten vom Nifedipin-Typ (Nifedipin, Felodipin, Nisoldipin u. a.) steht die gefäßerweiternde Wirkung im Vordergrund. Calciumantagonisten vom Verapamil-Typ (Verapamil, Diltiazem, Gallopamil) führen zusätzlich zu einer Abnahme der myokardialen Kontraktilität sowie zu einer reduzierten elektrischen Aktivität im Erregungs- und Reizleitungssystem. • Symptome: Hypotonie, Bradykardie, atrioventrikuläre und intraventrikuläre Blockbildung, kardiogener Schock, Herzstillstand. Darmnekrosen sind v. a. bei Retardpräparaten vom Verapamil-Typ möglich. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Aktivkohle, kontrollierte Gabe von Flüssigkeit, Katecholamine (Dopamin, Dobutamin, Noradrenalin, Adrenalin), Elektrostimulation mit einem passageren Schrittmacher. Hoch dosierte Insulintherapie (i. v. Bolus von 20 IE Altinsulin mit anschließender Dauerinfusion von 35 IE Altinsulin/h) zusammen mit einer Glucoseinfusion. Versuchsweise können auch 20 - 40 ml Calciumgluconat 10 % oder Glucagon mit zunächst einem Bolus von 10 mg und einer anschließenden Dauerinfusion von 10 mg/h gegeben werden. C CANNABIS (Haschisch, Marihuana) • Symptome (insbesondere nach oraler Aufnahme): Euphorische Stimmung, Tachykardie, Blutdruckanstieg, Störung des Zeitund Raumgefühls. Hohe Dosen oder erhöhte Empfindlichkeit 28 können Angst- und Panikzustände, Halluzinationen und ein delirantes Syndrom verursachen. • Therapie: Bei Erregungszuständen Diazepam. CARBAMAZEPIN Schwere Vergiftung ab 10 g. • Symptome: Bewusstseinsstörungen, dystone Bewegungen, Verwirrtheit, Koma, Störung der Pupillenmotorik, initial Hyper- später Hyporeflexie, cerebrale Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie. • Therapie: Giftentfernung, wegen möglicher Bezoarbildung evtl. Gastroskopie mit gastroskopischer Magenspülung. Kohlegabe alle 4 - 6 Stunden (Verkürzung der Halbwertszeit um 50 %). Bei Krämpfen Diazepam. Sekundäre Giftentfernung mit Hämoperfusion bei Serumkonzentrationen über 45 mg/l und tiefem Koma zu erwägen. CHLOR Reizgas vom „Sofort-Typ”. • Symptome: Brennen der Augen, quälender Hustenreiz, retrosternale Schmerzen, Dyspnoe mit Bronchospastik, z. T. blutiger Auswurf, Lungenödem, plötzlicher Erstickungstod durch Laryngospasmus möglich. • Therapie: Frischluft, strenge Bettruhe für einige Stunden, inhalative 2 -Sympathomimetika, Antitussiva, nur in Ausnahmefällen Glucocorticoide i. v., Intubation und Beatmung. C CHLORALHYDRAT Letale Dosis: 5 - 10 g. • Symptome: Reizung der Magenschleimhaut mit Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Somnolenz bis Koma, Atemdepression, Herzrhythmusstörungen. Ethanol steigert die kardiotoxische Wirkung; als Komplikation Leber- und Nierenschädigung möglich. Bei chronischer Einnahme Toleranzentwicklung mit Dosissteigerung möglich. Entzug: Halluzinationen, Delir, cerebrale Krampfanfälle. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Aktivkohle, intensivmedizinische Überwachung, Behandlung der Herzrhythmusstörungen mit Betablocker; Hämodialyse ist effektiv und bei großer Giftmenge und tiefem Koma indiziert. 29 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 30 C Vergiftungen CHLOROQUIN Letale Dosis: Ca. 3 g. • Symptome: Rasche Entwicklung eines kardiogenen Schocks mit Hypotonie, Herzrhythmusstörungen, Bewusstseinsstörungen und cerebralen Krampfanfällen. Charakteristisch ist eine frühzeitige Hypokaliämie. • Therapie: In schweren Fällen (Herzrhythmusstörungen) sofortige Antidottherapie mit Diazepam als Bolus in einer Dosierung von 1- 2,5 mg/kg KG; ggf. Intubation, Beatmung, Katecholamine und vorsichtige Kaliumsubstitution. Magenspülung innerhalb der ersten Stunde nach Einnahme, jedoch erst nach Antidottherapie und Stabilisierung der Vitalparameter. Fortführung der Antidottherapie mit Diazepam in einer Dosierung von 0,1- 0,4 mg/kg KG pro Stunde, evtl. über Tage. Sekundäre Gifteliminationsverfahren sind nicht wirksam. CHROM (Chromate, Chromsäure) 6-wertige Chromverbindungen sind ca. 100-mal toxischer als 3-wertige Chromverbindungen. • Symptome: Nach oraler Giftaufnahme: Erbrechen gelblich-grünen Mageninhalts, hämorrhagische Gastroenteritis, Nierenversagen, Gerinnungsstörungen, Leberversagen, respiratorische Insuffizienz, Herz-Kreislauf-Insuffizienz. Nach Hautkontakt: Verätzungen mit resorptiver Giftwirkung. • Therapie: Verdünnungstherapie mit Wasser oder alkoholischen Getränken, orale Gabe von Ascorbinsäure. Intravenöse Antidottherapie mit Ascorbinsäure (nur in den ersten 2 Stunden) und N-Acetylcystein. Die Dosierung für N-Acetylcystein beträgt 150 mg/kg KG i. v. in 200 ml 5 %iger Glucoselösung in 15 Minuten, anschließend 50 mg/kg KG i. v. in 500 ml 5 %iger Glucoselösung über 4 Stunden, dann 100 mg/kg KG in 1.000 ml 5 %iger Glucoselösung über 16 Stunden. Gesamtdosis: 300 mg/kg KG in 20 Stunden. Symptomatische Therapie mit Flüssigkeits- und Elektrolytersatz sowie mit Substitution von Gerinnungsfaktoren. Bei Leberversagen evtl. Lebertransplantation. Sekundäre Giftelimination mittels gesteigerter Diurese, Hämodialyse und Hämofiltration, evtl. in Kombination mit einem Blutaustausch. C 30 CODEIN ( Opiate) COLCHICIN (Colchicum autumnale, Herbstzeitlose) Alkaloid mit zytotoxischer Wirkung; enthalten in der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), wird auch therapeutisch eingesetzt (z. B. Behandlung des akuten Gichtanfalls). Letale Dosis: 20 - 40 mg. • Symptome: Die Beschwerden zeigen einen phasenhaften Verlauf. 1. Phase der gastrointestinalen Beschwerden (nach 1- 12 Stunden): Brennen und Kratzen in Mund und Rachen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, abdominelle Schmerzen, Exsikkose. 2. Phase der systemischen Giftwirkung (nach 24 - 72 Stunden): Somnolenz, Verwirrtheit, Koma, cerebrale Krampfanfälle, Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Dyspnoe, Zyanose, Lungenödem, Hämaturie, akutes Nierenversagen, Verbrauchskoagulopathie. Bei Überleben Haarausfall nach 1 Woche und Polyneuropathie möglich. • Therapie: Primäre Giftentfernung, repetitive Gabe von Aktivkohle. Stabilisieren der Vitalparameter mit Flüssigkeitssubstitution, Katecholaminen sowie ggf. Intubation und Beatmung. Sekundäre Gifteliminationsverfahren sind ineffektiv, Hämodialyse nur bei akutem Nierenversagen. CONIIN (Conium maculatum, Gefleckter Schierling) Hauptalkaloid des Gefleckten Schierlings, höchste Konzentration (bis 3,5 %) in der Fruchtinnenwand. Letale Dosis: 0,5 - 1 g. • Symptome: Bei Hautkontakt: Haut- und Schleimhautreizung. Bei Ingestion: Brennen und Kratzen in Mund und Rachen, starker Speichelfluss, Gastroenteritis, Schwindel, Mydriasis, Tachykardie, Bewusstseinstrübung, aufsteigende Lähmung, cerebrale Krampfanfälle, Tod. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Aktivkohle, ggf. intensivmedizinische Maßnahmen. CS-GAS ( Tränengas) C 31 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 32 C|D|E Vergiftungen C D CUMARINE, CUMARINDERIVATE Z. B. enthalten in Rattengiften, Antikoagulanzien wie Marcumar. • Symptome: Durch kompetitiven Vit.-K1-Antagonismus wird die Synthese der Vit.-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X gehemmt. Wenn die im Plasma zirkulierenden Faktoren abgebaut sind (zuerst Faktor VII mit einer Halbwertszeit von 6 Stunden), kommt es zu einer allgemeinen Blutungsneigung. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohle. Antidottherapie mit Phytomenadion (Konakion®), Dosierung: Erwachsene 10 mg i. v. oder 25 mg p. o., Kinder 0,3 mg/kg KG i. v. oder 5 mg p. o. Bei schweren Vergiftungen Antidottherapie mit einem Prothrombinkomplex-Präparat, z. B. PPSBKomplex. • Therapie: Sicherung der Vitalfunktionen, primäre Giftentfernung, repetitive Gabe von Kohle alle 4 Stunden (enterohepatischer Kreislauf). Antidottherapie mit Digitalis-Antitoxin (Digitalis-Antidot®). Dosierung: Nach Allergietestung 160 mg als Kurzinfusion. Danach Dauerinfusion mit 30 mg Digitalisantidot/h über einen Zeitraum von 7 - 8 Stunden. Vor Antidotgabe Blutabnahme zur Serumspiegelbestimmung! Bis zur Antidotwirkung (0,5 -1 h) symptomatische Therapie: bei Bradykardie und AV-Block Atropin oder passagerer Schrittmacher; bei Kammerflattern und Kammerflimmern CPR mit Defibrillation, Adrenalin und Lidocain. Azidoseausgleich, Ausgleich der Elektrolyte (K + Mg im oberen, Ca im unteren Normbereich). DATURA STRAMONIUM, DATURA SUAVEOLENS ( Atropin und Hyoscyamin) E 605 (Parathion) ( Pflanzenschutzmittel) DESIGNERDROGEN Halluzinogen wirkende Amphetamine wie Ecstasy (MDMA, Phenylpiperazin, MCPP etc.) • Symptome: Unruhe, Angstgefühl, Tremor, Tachykardie, Extrasystolie, Hypertonie, Mydriasis, Schwitzen, Schlaflosigkeit, Exzitation, Fieber, Exsikkose, Halluzinationen, Delir, cerebrale Krampfanfälle, Hypotonie, Schock, serotonerge Symptomatik. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution, externe Kühlung, symptomatische Therapie mit Diazepam, Haloperidol und Betarezeptorenblockern. ECSTASY ( Designerdrogen) DIGITALIS (Digoxin, Digitoxin, Digitalis purpurea, Digitalis lanata, Acetyldigoxin, Convallaria majalis, Herzglykoside, Lanatosid, Nerium oleander) • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Halluzinationen, Delir. Große Vielfalt kardialer Rhythmusstörungen: Bradykardie, AV-Block I.° – III.°, Vorhoftachykardie mit intermittierender AV-Blockierung, ventrikuläre Arrhythmien, Asystolie, Hyperkaliämie. Bei vordigitalisierten Patienten sind bereits geringere Dosen gefährlich. Digoxin-/Digitoxinspiegel im Serum bestimmen! 32 EIBE (Taxus baccata) Giftig ist die ganze Pflanze, ausgenommen das Fruchtfleisch der roten Beeren. • Symptome: Mundtrockenheit, Mydriasis, Blässe, Schwindel, Übelkeit, abdominelle Schmerzen, Durchfall, QRS-Verbreiterung und Herzrhythmusstörungen, Leber- und Nierenschädigung. • Therapie: Nach oraler Aufnahme von Nadeln oder von mehr als 3 zerkauten Samen: Giftentfernung, Aktivkohle, Überwachen am Monitor. Bei QRS-Verbreiterung und Herzrhythmusstörungen Antidottherapie mit Natriumhydrogencarbonat in einer Dosierung von 1 - 2 mmol/kg KG i. v.; als Antiarrhythmikum allenfalls Lidocain (Xylocain®) initial 1 mg/kg KG langsam i. v.; evtl. Defibrillation. Antiarrhythmika der Klasse IA und IC sind absolut kontraindiziert. EISENHUT, BLAUER (Aconitum napellus) ( Aconitin) E 33 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 34 E Vergiftungen EISENSALZE Bei Kindern besonders gefährlich. • Symptome: Hämorrhagische Gastroenteritis, Gerinnungsstörungen, Dyspnoe, Zyanose, metabolische Azidose, Hypotonie, Schock, Koma, Nierenversagen, Leberschädigung. Spätfolge: narbige Pylorusstenose. • Therapie bei Ingestion: Im Rahmen der Laienhilfe: Reichlich Milch trinken lassen (Eisenproteinkomplex). Keine orale Gabe von Deferoxamin. Eine intravenöse Antidottherapie mit Deferoxamin ist indiziert bei Aufnahme von > 100 mg Fe2+/kg KG, bei symptomatischen Patienten mit einer Serumkonzentration von > 300 µg/dl, bei allen Patienten mit einer Serumkonzentration von > 500 µg/dl, bei allen Patienten mit einem Bicarbonat im Serum < 15 mval/l sowie beim Auftreten einer Schocksymptomatik. Dosierung: initial maximal 15 mg/kg KG pro Stunde über 4 - 5 Stunden, danach bis zu 5 mg/kg KG pro Stunde, wobei eine Tagesmaximalmenge von 80 mg/kg KG allerdings nicht überschritten werden darf. Wiederholte Bestimmungen der Eisen- und Transferrinkonzentration. ENGELSTROMPETE (Datura suaveolens) ( Atropin und Hyoscyamin) ERGOTAMIN Alkaloid des Mutterkorns (Secale cornutum). • Symptome: Arterielle Spasmen, Schmerzen, Parästhesien, Gangrän, Angina pectoris, Claudicatio, Erbrechen, abdominelle Krämpfe, Angstgefühl, Kopfschmerzen, Schwindel, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Zyanose, Blutdruckschwankungen, Bradykardie oder Tachykardie. Zeichen der Ischämie häufig erst nach 12 - 24 Stunden. • Therapie: Giftentfernung, Aktivkohle, Gabe von gefäßerweiternden Mitteln (Nitroglycerin, Nifedipin), bei Krämpfen Diazepam, Thromboseprophylaxe mit Heparin, Sauerstoffgabe. E ETHERISCHE ÖLE, ÄTHERISCHE ÖLE, DUFTÖLE (Eukalyptusöl, Menthol, Pfefferminzöl, Campher, Terpentinöl) • Symptome: Typischer Foetor ex ore, Schleimhautreizung, Schmerzen in Mund, Speiseröhre und Magen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe. Bei Säuglingen Laryngospasmus mit 34 Apnoe möglich. Bei schweren Intoxikationen zentralnervöse Symptome wie Unruhe, Tremor, Nystagmus, Rauschzustände, Halluzinationen, cerebrale Krampfanfälle, Koma, respiratorische Insuffizienz, Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen. Allergische Reaktionen von Urtikaria bis Asthma und Anaphylaxie sind möglich. • Therapie bei oraler Aufnahme: Säuglinge ≤ 0,5 ml/kg KG und Kleinkinder ≤ 5 ml: Flüssigkeitsgabe, stationäre Überwachung nur beim Auftreten von Symptomen. Säuglinge > 0,5 ml/kg KG und Kleinkinder > 5 ml: Primäre Giftentfernung, symptomatische Therapie, bei Krämpfen Diazepam. ETHYLENGLYKOL In Verwendung als Lösemittel, in Bremsflüssigkeiten, als Frostschutzmittel. Letale Dosis: 1,5 g/kg KG. • Symptome: Initial durch direkte Glykolwirkung osmotische Reizung des Magen-Darm-Trakts mit abdominellen Schmerzen, Erbrechen und Durchfall. Resorptive Symptome nach 30 Minuten-12 Stunden: Kopfschmerzen, Schwindel, Somnolenz, Rausch ohne Foetor alcoholicus, bei großen Mengen Bewusstlosigkeit. Später, durch Metaboliten bedingte schwere metabolische Azidose mit erhöhter Anion- und Osmollücke, tubuläre Nierenschädigung mit Oxalatkristallen im Urin, Hämaturie, Albuminurie und Anurie. • Therapie: Bei oraler Giftaufnahme: Schnelle primäre Giftentfernung; Azidoseausgleich mit Natriumhydrogencarbonat. Bei Hautkontakt: Sofort mit Wasser abwaschen, bei größeren Kontaktflächen Kliniküberwachung, da eine Resorption toxischer Mengen möglich ist. Antidottherapie mit Ethanol: Intravenöse Gabe von 0,6 g Ethanol/kg KG (entspr. 6,3 ml/kg KG einer Infusionslösung aus 450 ml 5 %ige Glucose und 50 ml 95 %iger Ethanol). Erhaltungsdosis: 0,1 g Ethanol/kg KG/h (entspr. 1 ml/kg KG/h der oben genannten Lösung). Die Ethanolkonzentration im Serum sollte zwischen 0,5 und1,0 g/l liegen. Bei bewusstseinsklaren Patienten kann die Initialdosis auch oral verabreicht werden, sie beträgt 1,5 ml/kg KG eines 40 %igen Schnapses. Eine bessere, aber teurere Alternative zum Ethanol ist die Therapie mit dem Antidot 4-Methylpyrazol (Fomepizol OPi®). Dosierung im 12-Stunden-Intervall: 1. Dosis 15 mg/kg KG, 2.-4. Dosis 10 mg/kg KG, 5. - 6. Dosis wieder 15 mg/kg KG. E 35 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 36 E|F|G Vergiftung E F Die weitere Dosierung ist dann sowohl von der Ethylenglykolkonzentration im Serum als auch von der Nierenfunktion abhängig. Bei schweren Intoxikationen ist eine sekundäre Giftelimination mittels Hämodialyse (HD) möglich. Die HD ist indiziert: · bei Ethylenglykolkonzentration im Serum > 500 mg/l, · bei der Entwicklung einer schweren therapierefraktären metabolischen Azidose, · bei den ersten Anzeichen einer beginnenden Nierenfunktionsstörung. Bei einer schweren metabolischen Azidose darf mit dem Beginn der HD-Behandlung nicht auf das Ergebnis der Ethylenglykolbestimmung gewartet werden. FLUORIDE Die orale Aufnahme von Natriumfluoridtabletten zur Kariesprophylaxe führt in der Regel wegen der relativ geringen Fluoridmenge nicht zu Vergiftungserscheinungen. • Therapie: Bei weniger als 10 mg Fluorid/kg KG: Gabe von Milch oder orale Gabe von Calcium. Bei mehr als 10 mg Fluorid/kg KG: Primäre Giftentfernung, orale oder auch parenterale Gabe von Calcium unter Kontrolle des Serumcalciums. FLUPIRTIN (Katadolon) Nichtopioidanalgetikum mit zentralem Angriffspunkt, keine atemdepressive Wirkung, keine Abhängigkeit bei chronischer Einnahme. • Symptome: Zittrigkeit, Schwindel, Ataxie, Verwirrtheit, Somnolenz bis Koma, Krampfanfall, Arrhythmie, Asystolie bei Dosen > 2 g. • Therapie: Primäre Giftentfernung bis 1 Stunde nach Intoxikation, Kohlegabe, intensivmedizinische Überwachung, symptomatische Therapie, kein Antidot bekannt. FLUSSSÄURE (HF), FLUORWASSERSTOFF • Symptome: Nach Inhalation von Fluorwasserstoff: Schwere Reizerscheinungen der Schleimhäute, Lungenödembildung. Bei Flusssäureverätzung: Anfangs keine Hautveränderung sichtbar. Leitsymptom ist der Schmerz. • Therapie: Bei inhalativer Vergiftung: Bettruhe, inhalative 2-Sympathomimetika, Antitussiva, nur in Ausnahmefällen Glucocorticoide i. v., Intubation und Beatmung. 36 Bei Verätzung der Haut: Sofortige Spülung mit Wasser. Wenn periphere Extremitäten betroffen: 10 - 20 ml 10 %iges Calciumgluconat intraarteriell, bis die Schmerzen nachlassen. An anderen Körperpartien Unterspritzung mit einer Mischung aus 10 ml 10 % Calciumgluconat und 5 ml 2 %igen Xylocain®. Wiederholung dieser Behandlung, falls erneut Schmerzen auftreten. Leichte Verätzung oder prophylaktisch: Calciumgluconat (HF-Antidotgel) lokal auf die Haut. Nach oraler Aufnahme: Hoch dosierte Calciumsubstitution. Weiteres Vorgehen wie bei Verätzungen mit Säuren und Laugen. FORMALDEHYD • Symptome: Als Reizgas ohne Latenzwirkung verursacht Formaldehyd bei inhalatorischer Aufnahme Schleimhautreizungen im Bereich der Augen, der Nase sowie der oberen und tieferen Luftwege: Augenbrennen, Hustenreiz, Dyspnoe mit Zeichen der Atemwegsobstruktion. Bei massiver Exposition evtl. Laryngospasmus oder Lungenödem. Bei oraler Aufnahme: Lokale Schleimhautreizung bis Verätzung wie bei Säuren, Azidose, akutes Nierenversagen. In schweren Fällen rasche Bewusstlosigkeit und Exitus. • Therapie: Nach Inhalation: Frischluft, Bettruhe, inhalative 2-Sympathomimetika, Antitussiva, nur in Ausnahmefällen Glucocorticoide i. v., Intubation und Beatmung. Nach Ingestion: Verdünnungstherapie mit Wasser, diagnostische Notfallendoskopie, Giftreste absaugen. Vorgehen wie bei Säureverätzung. Glucocorticoide nur bei Schwellung im Larynxbereich. Sekundäre Giftelimination: Die Hämodialyse ist ein effektives Verfahren; sie ist indiziert bei schwerer metabolischer Azidose und eingeschränkter Nierenfunktion. G GAMMAHYDROXYBUTTERSÄURE (GHB, Liquid Ecstasy; Pro-Drugs: 1,4-Butandiol, Gammabutyrolacton [GBL]) • Symptome: Euphorie, Sedierung, bei höheren Dosen narkotisierende Wirkung mit Myoklonien, die als Krampfanfälle imponieren. Pupillenmotorikstörung, tiefes Koma von 4 - 6 Stunden Dauer, typischerweise abruptes Aufwachen mit retrograder Amnesie. • Therapie: Symptomatische Therapie, Überwachung. Symptome bei chronischer Einnahme: Entwicklung einer Abhängigkeit: 37 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 38 G|H|I Vergiftungen G H Entzugssyndrom ähnlich dem Alkoholentzug ohne Krampfanfälle, aber häufig mit Delir bereits 2 - 6 Stunden nach der letzten GHB-Einnahme; Dauer der Entzugssymptome 5 -15 Tage. • Therapie: Benzodiazepine, Chlomethiazol, Haloperidol. GESCHIRRSPÜLMITTEL (Handgeschirrspülmittel) • Symptome: Schleimhautreizende Wirkung mit Erbrechen, Schaumbildung mit Aspirationsgefahr, Husten, Blähungen, abdominelle Krämpfe. • Therapie: Gabe von Entschäumer: Dimeticon (Sab simplex®) 2 TL p. o. GESCHIRRSPÜLMITTEL (Gewerbliche Geschirrspülmittel, Maschinengeschirrspülmittel) Können ätzende Wirkstoffe enthalten. ( Laugen und Tenside) HERBSTZEITLOSE (Colchicum autumnale) Im Frühjahr Gefahr der Verwechslung mit dem essbaren Bärlauch (Allium ursinum). ( Colchicin) HEROIN ( Opiate) HERZGLYKOSIDE ( Digitalis) HYOSCYAMIN Belladonnaalkaloid, Bestandteil verschiedener Pflanzen, z. B. Datura species (Stechapfel, Engelstrompete) und Hyoscyamus niger (Bilsenkraut). • Symptome: Anticholinerge Symptome wie gerötete trockene Haut, Hyperthermie, Mydriasis, Tachykardie, motorische Unruhe, optische und akustische Halluzinationen, Angst, Erregungszustände, cerebrale Krampfanfälle, Somnolenz bis Koma, Atemdepression. • Therapie: Primäre Giftentfernung wegen Vergiftungsbild oft erschwert. Aktivkohle. Antidottherapie mit Physostigminsalicylat (Anticholium®), Dosierung: Erwachsene erhalten initial 2 mg i. v.; Kinder 0,02 - 0,06 mg/ kg KG; ggf. Nachinjektion nach 30 - 40 Minuten, bei 38 länger dauernder Symptomatik Dauerinfusion 1- 4 mg/h für Erwachsene. Mydriasis kann mehrere Tage bestehen bleiben, ist aber keine Indikation für Physostigminsalicylat. HYPOCHLORITLÖSUNG (Natriumhypochlorit und Kaliumhypochlorit als Bleichlauge) Meist 3 - 5%ig. • Symptome: Verursacht nur Schleimhautreizungen; bei Mischungen mit Säuren und Peroxiden kann Chlorgas frei werden und eine entsprechende Reizgassymptomatik auslösen. • Therapie: Nach Verschlucken ausreichend Flüssigkeit nachtrinken lassen. INSEKTENGIFTE (Bienen, Hornissen, Hummeln, Wespen) • Symptome: Insektenstiche verursachen meistens lokale Reaktionen mit Schmerzen, Schwellung und Rötung an der Einstichstelle. Gefahr eines allergisch-anaphylaktischen Schocks mit Kreislaufkollaps nach wiederholten Stichen. Bei Massenstichen zentrale Atemlähmung möglich. • Therapie: Bei lokaler Reaktion: Kühlende Umschläge, antihistaminikahaltige Salben oder Gels. Für Patienten mit bekannter Insektenstichallergie empfiehlt sich für die Erste Hilfe das Mitführen eines sog. „Bienenpäckchens“. Entsprechend den Empfehlungen der toxikologischen Abteilung der II. Med. Klinik der Technischen Universität München enthält dieses Päckchen: 30 Tbl. DECORTIN H 5 mg und 1 AdrenalinDosieraerosol (PRIMATENE MIST®). Im Falle eines Insektenstiches soll der Allergiker sofort alle 30 Tbl. Decortin H sowie 2 Hübe von dem Adrenalin-Dosieraerosol einnehmen. Bei allergischem Schock: Adrenalin i. v. und allgemeine intensivmedizinische Maßnahmen. Bei Larynx- oder Glottisödem Intubation oder ggf. Tracheotomie. I INSULIN 1 ml Insulin enthält 40 oder 100 I.E. • Symptome: Bei oraler Einnahme untoxisch, wird enzymatisch abgebaut. Symptome der Hypoglykämie bei Blutzucker unter 45 mg/dl: Schwitzen, Zittern, Heißhunger, Nervosität, Verwirrtheit, cerebrale Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit. Bei lang wirkenden Insulinen kann Hypoglykämie verzögert (nach 24 Stunden) auftreten. 39 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 40 I|J|K Vergiftungen • Therapie: Bei Koma durch Hypoglykämie, nach venöser Blutentnahme, Gabe von 20-50 ml Glucose 40-50%ig i. v.; Blutzuckerbestimmung anfangs stündlich, später alle 4 Stunden. Kontinuierliche Infusion von Glucose 10 % bis Blutzucker konstant über 100 mg/dl. Bei insulinpflichtigen Diabetikern sind wegen einer Insulinresistenz meist 50 ml 50%ige Glucose i. v. ausreichend. Wenn Glucosegabe nicht möglich, dann Antidottherapie mit Glucagon 1- 2 mg i. m. (wirkt nach 20 - 30 Minuten). I J ISONIAZID (INH) Tuberkulostatikum. Toxisch > 2 - 3 g. • Symptome nach 30 Minuten - 3 Stunden: Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Tinnitus, Sehstörungen, Nystagmus, Desorientierung, Krampfanfall, Koma, Atemdepression, Hirnödem, Laktatazidose, Elektrolytstörungen, Tachykardie, Kollaps. Krampfanfälle oft benzodiazepinrefraktär. • Therapie: Giftentfernung, Kohle, Intensivüberwachung, symptomatische Therapie. Antidot: Pyridoxinhydrochlorid (Vit. B6) 1 g i. v. als Bolus/1 g Isoniazid. Bei unbekannter INH-Dosis 5 g initial. Hämodialyse bei sehr schwerer Intoxikation (Serumspiegel > 45 mg/l) und nicht kompensierbarer Laktatazidose. JAUCHEGASE ( Schwefelwasserstoff) KALIUMPERMANGANAT (KMnO4) • Symptome: Beim Verschlucken einer 1 %igen Lösung Braunfärbung der Mundschleimhaut; konzentrierte Lösungen > 6 % und Kristalle führen zu Verätzungen. • Therapie: Bei oraler Aufnahme: Verdünnungstherapie mit Wasser. Therapie der Verätzungen wie bei Säuren und Laugen. Bei Haut- und Augenkontakt: Gründliche Spülung mit Wasser, chirurgische bzw. augenärztliche Nachbehandlung. KAMPFSTOFFE (z. B. Lost, Sarin, Soman, Tabun u. a.) • Symptome: Je nach Art des Kampfstoffs lokale Verätzungen oder Symptome einer Reizgas-, Alkylphospat-, Cyanid- oder Arsenvergiftung. • Therapie: Je nach Art des Kampfstoffs. 40 KNOPFZELLBATTERIEN • Symptome: Schluckstörungen bei Lokalisation der Batterie in der Speiseröhre. Magen-Darm-Beschwerden, wenn sich die Batterie öffnet; dabei kann es sowohl zu Verätzungen (natrium- und kaliumhydroxidhaltig) als auch zu resorptiven Vergiftungen kommen (Quecksilber, Nickel, Cadmium). • Therapie: Röntgenaufnahme des Thorax und des Abdomens zur Lokalisationsdiagnostik. Im Ösophagus festsitzende Batterien sofort endoskopisch entfernen. In allen anderen Fällen beschränkt sich die Therapie auf ballaststoffreiche Kost und die Gabe von Antazida. Nach 24 Stunden wird eine 2. Röntgenaufnahme des Abdomens angefertigt. Befindet sich dann die Knopfzellbatterie noch immer im Magen, so ist ebenfalls eine rasche endoskopische Entfernung anzustreben. Regelmäßige Stuhlkontrollen. KOHLENDIOXID Entsteht bei Bränden oder Explosionen als Rauchgas, in Abwasserkanälen, Gärkellern sowie in Getreide- und Heusilos. • Symptome: CO2-Konzentration 4-6%: Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen, Herzklopfen, erhöhter Blutdruck, Erregung, Benommenheit. CO2 -Konzentration 8-10%: Atemnot, Tachykardie, Hypertonie, cerebrale Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand. CO2-Konzentration > 12%: Sofortige tödliche Wirkung. • Therapie: Entfernung aus der CO2-Atmosphäre (Atemschutz und Eigenschutz); Gabe von Sauerstoff, ggf. Intubation und Beatmung mit FIO2 von 1,0. K KOHLENMONOXID • Symptome: Die Beschwerden sind abhängig von der Konzentration des Kohlenmonoxid-Hämoglobins (COHb): COHb < 30%: Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit. COHb 30-40%: Müdigkeit, Verwirrtheit. COHb 40-60%: Bewusstlosigkeit, Hypotonie. COHb > 60%: Rascher Tod. Bei der Pulsoxymetrie wird fälschlicherweise eine zu hohe Sauerstoffsättigung angezeigt, da der COHb-Anteil mit in die HbO2-Messung eingeht. • Therapie: Entfernen aus dem toxischen Gefahrenbereich (Atemschutz). Antidottherapie mit Sauerstoff: Bei leichten Vergiftungen 41 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 42 K|L Vergiftungen Applikation von Sauerstoff über eine Nasensonde, bei schweren Vergiftungen Intubation und Beatmung mit FIO2 von 1,0, evtl. hyperbare Sauerstofftherapie (Druckkammer). Spätsyndrom mit neuropsychologischer Symptomatik 2 - 6 Wochen nach schwerer Intoxikation möglich. KOHLENWASSERSTOFFE, ALIPHATISCHE (z. B. Benzin, Terpentinersatz, Petroleum, Dieselöl) ( Benzin) KOHLENWASSERSTOFFE, AROMATISCHE (z. B. Benzol, Toluol, Xylol, Naphthalin, Styrol) • Symptome: Nach längerem Hautkontakt: Schmerzhafte Rötung, evtl. mit Blasenbildung. Nach Inhalation: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Tachykardie, Arrhythmie, Hypotonie, Erregungszustände, cerebrale Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit. Nach oraler Aufnahme: Abdominelle Schmerzen, Erbrechen mit Aspirationsgefahr, Diarrhoe, resorptive Giftwirkung wie bei Inhalation. • Therapie: Kontaminierte Haut: Mit Wasser, Seife und ggf. mit Polyethylenglycol (z. B. Macrogol 400) abwaschen. Bei Inhalation: Entfernung aus dem toxischen Gefahrenbereich (Atemschutz), Gabe von Sauerstoff, ggf. Beatmung. Nach oraler Giftaufnahme: Kein Erbrechen auslösen (Aspirationsgefahr), ggf. Magenspülung unter Intubationsschutz; intensivmedizinische Maßnahmen. K KOHLENWASSERSTOFFE, HALOGENIERTE (Tetrachlorkohlenstoff, Trichlorethylen, Tetrachlorethylen, Chloroform etc.) • Symptome: Bei längerem Hautkontakt: Schmerzhafte Rötung und Blasenbildung. Bei Inhalation: Schwindel, Kopfschmerzen, Reizung von Augen und Atemwegen, Übelkeit, Rauschzustand, Koma, Atemdepression, Herz-Kreislaufversagen. Wenn das Akutstadium überlebt wird, kann es nach einem 1- bis 3-tägigen Intervall der relativen Besserung zu einer Nieren- und Leberschädigung kommen (insbesondere nach Tetrachlorkohlenstoff). Bei oraler Aufnahme: Abdominelle Schmerzen, hämorrhagische Gastroenteritis, Bewusstseinsstörung mit Somnolenz bis Koma, Hypotonie, Niereninsuffizienz, Leberschädigung (insbesondere nach Tetrachlorkohlenstoff) und Herz-Kreislauf-Versagen. 42 • Therapie: Wie bei aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen.Bei Nierenversagen Hämodialyse; bei Leberversagen N-Acetylcystein und evtl. Lebertransplantation. KOKAIN • Symptome: ZNS: Euphorie, Unruhe, Angst, Verwirrtheit, cerebrale Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand. HKS: Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Hypertonie, Angina pectoris, Myokardinfarkt, kardiogener Schock. • Therapie: Stabilisieren der Vitalparameter. Antidottherapie mit Diazepam. Symptomatische Therapie mit Nitraten, Urapidil, Carvedilol. Keine Betablocker, da hierdurch die kokaininduzierte Koronarkonstriktion verstärkt werden soll. Bei Bodypackern sicherheitshalber Nachweis per CT; so lange stationär überwachen, bis keine Päckchen mehr nachweisbar sind. KUPFER Metallisches Kupfer, z. B. als Münze verschluckt, ist ungiftig. • Symptome: Inhalation von Kupferstaub: Metalldampffieber. Orale Aufnahme von Kupfersalzen, z. B. Kupfersulfat: Anfangs metallischer Geschmack und Trockenheitsgefühl im Rachen, dann Übelkeit, Speichelfluss, schmerzhafte Gastroenteritis, Kreislaufschock mit Blutdruckabfall und Tachykardie. Bei höherer Konzentration sind Verätzungen möglich. Seltener kommt es zu Hämolyse, Ikterus und cerebralen Krampfanfällen. Häufig ist eine blaugrüne Verfärbung des Magen- und Darminhalts zu beobachten. Kupferacetat (Grünspan) ist weniger giftig und weniger ätzend als Kupfersulfat. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Stabilisieren der Kreislaufparameter. Antidottherapie mit Penicillamin (Metalcaptase® Tbl.), Dosierung: 25 mg/kg KG pro Tag auf 3 - 4 Einzeldosen verteilt. Alternativ kann auch DMPS i. v. gegeben werden, Dosierung: 3 - 5 mg/kg KG alle 4 Stunden am 1. Tag, alle 6 Stunden am 2. Tag und alle 8 Stunden ab dem 3. Tag. Nach Abklingen der gastrointestinalen Symptomatik Fortführung der Antidottherapie mit 3 x100 mg DMPS per os. L LAMPENÖLE (Duftlampenöl, Duftpetroleum) Zusammensetzung: Aliphatische Kohlenwasserstoffe (Isoparaffine der Kettenlänge C10 bis C16), niedere Alkohole, z. B. Isopropanol, Duft- und Farbstoffe. 43 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 44 L Vergiftungen Geringe Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt, aber großes Aspirationsrisiko! Durch eine direkte Kapillarschädigung kann es zu einer hämorrhagischen Bronchopneumonie und zum Lungenödem kommen. • Symptome: Bei akzidenteller Ingestion sind vor allem Kinder gefährdet. Initial: Husten, Übelkeit, Erbrechen. Bei Aspiration: Husten, Dyspnoe und Zyanose; in schweren Fällen Lungenödem mit Hämoptoe sowie als Hypoxiefolge Somnolenz, Erregungszustände, cerebrale Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen. Bei Hautkontakt: Rötung und evtl. Blasenbildung. Röntgenologisch zeigen sich frühzeitig pneumonische Infiltrate, die bei massiver Aspiration bereits schon nach einer Stunde auftreten können. • Therapie: Bei Ingestion von weniger als 1 ml/kg KG und fehlenden initialen Symptomen Überwachung zu Hause. Bei Auftreten von Symptomen zum Kinderarzt oder in die Kinderklinik. Bei Ingestion von größeren Mengen immer Vorstellung in der Kinderklinik zum Ausschluss einer chemischen Pneumonie. Die Pneumoniebehandlung ist symptomatisch. Bei Hautkontakt: Mit Wasser abspülen, benetzte Kleider entfernen. LAUGEN Z. B. enthalten in Abflussreinigern, gewerblichen/maschinellen Geschirrspülmitteln. • Symptome: Bei oraler Aufnahme verursachen Laugen Kolliquationsnekrosen vor allem in der Speiseröhre. Massive Schluckbeschwerden, Hypersalivation, Erbrechen, Schmerzen in Mund und Rachen sowie hinter dem Brustbein, Glottisödem, Gefahr der Ösophagus- und Magenperforation, Schock. Als Spätkomplikation sind häufig Ösophagusstrikturen zu beobachten. • Therapie: Die Verdünnungstherapie mit Wasser, schluckweise bis zu 500 ml, ist umstritten, kein Erbrechen auslösen, keine Magenspülung wegen Perforationsgefahr, keine Kohlegabe, da diese die endoskopische Beurteilung erschwert. Bei Schwellung im Rachenbereich evtl. rasche Intubation. Glucocorticoide bei Auftreten eines Glottisödems. Ösophagogastroduodenoskopie. Röntgenaufnahme von Thorax und L 44 Abdomen; zur Schmerz- und Infektionsbehandlung Gabe von Analgetika und Antibiotika, parenterale Ernährung. Bei beginnenden Strikturen Bougierung. Strikturprophylaxe mit Glucocorticoiden wird in ihrem Wert kontrovers beurteilt. LEBENSMITTELVERGIFTUNG Im Gegensatz zu den infektiösen Durchfallerkrankungen, die z.T. auch über Lebensmittel übertragen werden, handelt es sich bei der klassischen Lebensmittelvergiftung um die Ingestion von Enterotoxinen, die von bestimmten Bakterien in verdorbenen Lebensmitteln und damit bereits außerhalb des Körpers gebildet werden. Diese enterotoxinbildenden Bakterien sind: Staphylococcus aureus, Bacillus cereus, Clostridium perfringens und Clostridium botulinum. Staphylokokken-Enterotoxin Häufigste Nahrungsmittelvergiftung; meldepflichtig! • Symptome: Typisch sind Durchfälle mit gleichzeitigem Erbrechen ohne Fieber, meist 2 - 4 Stunden nach der Mahlzeit. • Therapie: Gabe von Kohle, Elektrolyt- und Flüssigkeitssubstitution, Antiemetika. Antibiotika sind nicht erforderlich. Botulinus-Toxin Exotoxin von Clostridium botulinum; letale Dosis ab 1 µg/kg KG; meldepflichtig! Vorkommen: in geräuchertem Fleisch aus Hausschlachtungen, in hausgemachten Konserven. Die Toxinwirkung beruht auf einer Blockierung der Acetylcholinfreisetzung an bestimmten Synapsen und im Bereich der motorischen Endplatte. • Symptome: Der Botulismus zeigt einen typischen phasenhaften Verlauf: 1. Phase der beschwerdefreien Latenz (12 - 36 Stunden). 2. Phase der gastrointestinalen Symptomatik mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. 3. Phase der neurologischen Symptomatik mit primärem Befall der Hirnnerven (frühestens 24 Stunden nach der Giftaufnahme): · N. oculomotorius (N. III): Ptosis, Mydriasis, Akkommodationsstörungen. · N. abducens (N. VI): Strabismus convergens mit Doppelbildern. · N. glossopharyngeus (N. IX): Schluckstörungen, Mundtrockenheit. L 45 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 46 L Vergiftungen · N. vagus (N. X): Heiserkeit, Regurgitation von Flüssigkeit aus der Nase. · N. hypoglossus (N. XII): Artikulationsstörungen. Außerdem: Obstipation, Hypotonie, Tachykardie und generaliserte Muskelschwäche mit Areflexie und Lähmung der Atemmuskulatur. Das Bewusstsein bleibt ungetrübt. • Therapie: Botulismus-Antitoxin, wegen hoher Nebenwirkungsrate nur bei rasch fortschreitender neurologischer Symptomatik und nach Allergietestung. Für Kinder und Erwachsene gilt die gleiche Dosierung: Initialdosis 500 ml i. v., nach 6 Stunden weitere 250 ml. Intensivmedizinische Überwachung, symptomatische Therapie mit Neostigmin (Prostigmin®). 2. Phase der gastrointestinalen Symptomatik (8 -10 Stunden): Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, abdominelle Schmerzen; zusätzlich Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit, starkes Schwitzen, Pruritus, Sehstörungen, Mydriasis und Schlaflosigkeit. 3. Phase der neurologischen Symptomatik (12 - 24 Stunden nach der Giftaufnahme): Parästhesien zunächst perioral, später auch auf die Extremitäten übergreifend; als besonders charakteristisches Symptom gilt eine sensorische Störung mit einer paradoxen Temperaturwahrnehmung im Bereich der Hände und der Füße. • Therapie: Aktivkohle, Elektrolyt- und Flüssigkeitssubstitution, versuchsweise Gabapentin, Calcium, Vit. B6, Vit. C und 20 %ige Mannitlösung (1 g/kg KG). SONDERFORMEN DER LEBENSMITTELVERGIFTUNG Scombrotoxismus Scombrotoxin entsteht bei unsachgemäßer Lagerung von Thunfisch, Makrelen und Sardinen. • Symptome: Flush, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, abdominelle Schmerzen, Durchfall, generalisierte Urtikaria. • Therapie: Antihistaminika. LINDAN (Gamma-Hexachlorcyclohexan) Halogenierter Kohlenwasserstoff, wird in der Schädlingsbekämpfung und extern als antiparasitäres Mittel angewendet. • Symptome: Inhalation und orale Aufnahme von größeren Mengen führen zu Schwindel, Kopfschmerzen, Somnolenz bis Koma, Myoklonien, cerebralen Krampfanfällen, Erbrechen, Durchfall, abdominellen Krämpfen, Tachykardie, Kammerflimmern, Schock, Atemdepression, Azidose, Leberschädigung. • Therapie: Bei Hautkontakt: Gründliches Waschen mit warmem Wasser und 5 %iger NaHCO3-Lösung. Nach oraler Aufnahme Gabe von Kohle. Bei Kreislauf- oder Atemstörungen symptomatische Therapie. Saxitoxinvergiftung Neurotoxische Muschelvergiftung. Saxitoxin wird von Dinoflagellaten produziert und vom Menschen durch den Verzehr von Muscheln aufgenommen. • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Parästhesien zunächst nur perioral und später sich auch auf den gesamten Körper ausbreitend, Ataxie, Muskelschwäche, Schluckstörungen, Lähmung der Atemmuskulatur. • Therapie: Gabe von Kohle, Elektrolyt- und Flüssigkeitssubstitution, intensivmedizinische Überwachung. L Ciguateravergiftung Neurotoxische Fischvergiftung. Ciguatoxin wird von Dinoflagellaten produziert und vom Menschen durch den Verzehr von Rifffischen (Barrakuda, Muräne etc.) aufgenommen. • Symptome: Die Ciguateravergiftung zeigt einen phasenhaften Verlauf: 1. Phase der beschwerdefreien Latenz (3 - 5 Stunden). 46 L LITHIUMSALZE • Ab einer Lithiumkonzentration im Serum von mehr als 2,0 mmol/l sind folgende Symptome zu erwarten: Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen, Diarrhoe, Durst, Mundtrockenheit, Dysarthrie, Tremor, Schwindel, Somnolenz, Koma, Hyperreflexie, Muskelfaszikulieren, cerebrale Krampfanfälle, Niereninsuffizienz, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen, Asystolie. • Therapie: Primäre Giftentfernung. Aktivkohle ist nicht wirksam. Bei leichter Lithiumintoxikation (Lithiumkonzentration im Serum 1,5 - 2 mmol/l): Natriumsubstitution zur Steigerung der renalen Lithiumclearance; Thiaziddiuretika sind kontraindiziert. Bei schweren Intoxikationen ist eine sekundäre Giftelimination mittels Hämodialyse möglich. Die HD ist indiziert: · bei akuter Intoxikation mit Lithiumkonzentration im Serum > 3 mmol/l, 47 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 48 L|M Vergiftungen L · bei chronischer Intoxikation und Lithiumkonzentration im Serum > 2,0 mmol/l, · bei jeder symptomatischen Lithiumintoxikation mit eingeschränkter Nierenfunktion. Bei schwerer Lithiumintoxikation: evtl. wiederholte HD-Behandlungen, die im Intervall noch durch eine kontinuierliche Hämofiltration ergänzt werden können. LSD (LYSERGSÄUREDIETHYLAMID) • Symptome: Halluzinogene Droge, die schon nach Minuten Halluzinationen, Panikattacken und psychomotorische Unruhezustände sowie Übelkeit, Mydriasis, Hypertonie, Tachykardie, Tremor auslösen kann. • Therapie: Sedierung mit Diazepam und Überwachung. MAGNESIUMSALZE Vergiftungen nach Überdosierung von Magnesiumsulfat (Bittersalz) als Abführmittel möglich. • Symptome: Mg-Konzentration im Serum 3-5 mmol/l: Übelkeit, Erbrechen, faziale Parästhesien, Somnolenz, Muskelschwäche, Reflexabschwächung, EKG-Veränderungen mit AV-Blockierungen und QRS-Verbreiterungen. Mg-Konzentration im Serum 5-7 mmol/l: Koma, Atemdepression, Hypotonie, Bradykardien. Mg-Konzentration im Serum > 7 mmol/l: Koma, Atemstillstand, Areflexie, Gefahr der Asystolie. Die Toxizität wird durch eine Hypokalzämie und eine Hyperkaliämie noch erhöht. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohle ist wenig effektiv. Zur Antidottherapie kann Calcium, z. B. in Form von 10 %igem Calciumgluconat verabreicht werden. Bei schwerer Intoxikation ist eine sekundäre Giftelimination mittels Hämodialyse möglich. M METALDEHYD (Schneckenkorn) Im Handel als Schneckenbekämpfungsmittel oder als sog. „MetaBrennstofftabletten“ (Ersatz für Brennspiritus). Letale Dosis: 2 - 4 g. • Symptome nach einer Latenzzeit von 20 Minuten bis zu mehreren Stunden: Hämorrhagische Gastritis; danach Verwirrtheit, Somnolenz bis Koma, Muskelrigidität, cerebrale Krampfanfälle, Hyperthermie, Nieren- und Leberschädigung, Atemdepression. • Therapie: Stabilisieren der Vitalparameter, primäre Giftentfernung (Metaldehyd kann im Magen verklumpen), Aktivkohle. 48 METALLDAMPFFIEBER Bei Inhalation von Metalldämpfen (z. B. Zink, Kupfer), z.B. während des Schweißens, Gießens. • Symptome: Nach mehreren Stunden kommt es zu Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieberanstieg bis 40 °C, Kopf-, Gelenkund Muskelschmerzen. Erholung nach 1- 2 Tagen. • Therapie: Bettruhe, Analgetika (Paracetamol). METASYSTOX R (Oxydemeton-Methyl) ( Pflanzenschutzmittel) METHADON ( Opiate) METHÄMOGLOBINBILDNER (Amylnitrit, Anilin) • Symptome: Methämoglobinämie, Zyanose, Euphorie, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Bewusstseinstrübung, Delir, Konvulsionen, Koma, Hämolyse, Anurie. • Therapie: Primäre Giftentfernung, bei Methämoglobinämie Antidottherapie mit Toloniumchlorid (Toluidinblau®) in einer Dosierung von 2 - 4 mg/kg KG i. v. innerhalb von 5 Minuten. METHANOL Letale Dosis für den Erwachsenen ab 1 g/kg KG. • Symptome: Anfangs leichter Rausch, Übelkeit, Erbrechen, abdominelle Krämpfe. Nach einem Intervall von bis zu 30 Stunden metabolische Azidose mit erhöhter Anion- und Osmollücke bei nur leicht erhöhtem Lactat. Kopfschmerzen, Tachypnoe, Unruhe, Koma, Amaurosis mit weiten lichtstarren Pupillen, Hypotonie und Schock. • Therapie: Bei oraler Giftaufnahme: Schnelle primäre Giftentfernung; Azidoseausgleich mit Natriumhydrogencarbonat. Bei Hautkontakt: Sofort mit Wasser abwaschen, bei größeren Kontaktflächen Kliniküberwachung, da eine Resorption toxischer Mengen möglich ist. Antidottherapie mit Ethanol: Intravenöse Gabe von 0,6 g Ethanol/kg KG (entspr. 6,3 ml/kg KG einer Infusionslösung aus 450 ml 5 %ige Glucose und 50 ml 95 %iger Ethanol). Erhaltungsdosis: 0,1 g Ethanol/kg KG/h (entspr. 1 ml/kg KG/h der oben genannten Lösung). Die Ethanolkonzentration im Serum sollte zwischen 0,5 und 1,0 g/l liegen. Bei bewusstseins- M 49 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 50 M|N Vergiftungen klaren Patienten kann die Initialdosis auch oral verabreicht werden, sie beträgt 1,5 ml/kg KG eines 40 %igen Schnapses. Eine bessere, aber teurere Alternative zum Ethanol ist die Therapie mit dem Antidot 4-Methylpyrazol (Fomepizol OPi®). Dosierung im 12-Stunden-Intervall: 1. Dosis 15 mg/kg KG, 2. - 4. Dosis 10 mg/kg KG, 5. - 6. Dosis wieder 15 mg/kg KG. Die weitere Dosierung ist dann sowohl von der Methanolkonzentration im Serum als auch von der Nierenfunktion abhängig. Zur besseren Ameisensäureelimination wird zusätzlich Folsäure in einer Dosierung von 2,5 mg/kg KG i. v. empfohlen. Bei schweren Intoxikationen ist eine sekundäre Giftelimination mittels Hämodialyse möglich. Die HD ist indiziert: · bei Methanolkonzentration im Serum > 500 mg/l, · bei der Entwicklung einer schweren therapierefraktären metabolischen Azidose, · bei den ersten Anzeichen einer beginnenden Nierenfunktionsstörung. Bei einer schweren metabolischen Azidose darf mit dem Beginn der HD-Behandlung nicht auf das Ergebnis der Methanolbestimmung gewartet werden. M N MORPHIN ( Opiate) MUSKATNUSS (Myristica fragrans) Toxische Dosis: 1- 2 Nüsse (5 -10 g Muskatnussmehl). • Symptome 1- 7 Stunden nach Ingestion: Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Ruhelosigkeit, Zittern, Flush, Mundtrockenheit, Tachykardie, Schwindel, Hypertonie, Halluzinationen, Delir, cerebrale Krampfanfälle. Bei schwerer Intoxikation Leberschädigung möglich. • Therapie: Primäre Giftentfernung, evtl. Sedierung mit Diazepam. Bei anticholinerger Symptomatik Versuch mit Physostigmin. NACHTSCHATTENGEWÄCHSE ( Atropin und Hyoscyamin) NAGELLACKENTFERNER Enthalten Ethylacetat, seltener Aceton. Toxische Dosis: ab 1 ml/kg KG. 50 • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, bei Aspiration: Hustenreiz, Heiserkeit, Bronchopneumonie. Bei schweren Vergiftungen Somnolenz bis Koma, cerebrale Krampfanfälle, Hypotonie. • Therapie: Giftentfernung (Cave Aspiration), Überwachung von Atmung und Kreislauf. NEUROLEPTIKA (Chlorprothixen, Clozapin, Flupentixol, Haloperidol, Quetiapin, Sulpirid) Toxizität unterschiedlich je nach Substanz. Erwachsene ab 1 g evtl. lebensbedrohlich, Kind ab 2 -10 mg/kg KG schwere Intoxikation möglich. • Symptome: Sedierung bis Koma, Atemdepression, extrapyramidale motorische Störungen (EPMS); anticholinerge Symptome wie Mydriasis, Tachykardie, Unruhe, Halluzinationen, Krampfanfälle, kardiale Symptome wie bei trizyklischen Antidepressiva: Blutdruckabfall und QRS-Verbreiterung mit Herzrhythmusstörungen verschiedenster Art wie z. B. Kammertachykardien, Kammerflimmern und Asystolie. Auch AVBlockierungen und Bradykardien sind möglich. • Therapie: Magenspülung innerhalb der 1. Stunde, repetitive Gabe von Aktivkohle, intensivmedizinische Überwachung. Bei Herzrhythmusstörungen, vor allem bei QRS-Verbreiterung, Antidottherapie mit Natriumhydrogencarbonat in einer Dosierung von 1-2 mmol/kg KG i. v.; als Antiarrhythmikum allenfalls Lidocain (Xylocain®) initial 1 mg/kg KG langsam i. v.; evtl. Defibrillation. Antiarrhythmika der Klasse IA und IC sind absolut kontraindiziert. Bei ausgeprägtem anticholinergem Syndrom Physostigminsalicylat (Anticholium® Amp.) Erwachsene initial 2 mg, ggf. Wiederholung nach 30 - 40 Minuten. Kinder 0,02 - 0,06 mg/kg KG. Sekundäre Giftentfernungsmaßnahmen wie forcierte Diurese, Hämodialyse, Hämoperfusion sind nicht wirksam. Bei EPMS Biperiden (Akineton) Erwachsene 1 Amp (5 mg) i. v., Kinder 0,04 mg/kg KG i. v. N Malignes Neuroleptika-Syndrom • Symptome: Die Symptome entwickeln sich nach 24 - 72 Stunden und können 5 -10 Tage anhalten. Vegetative Störungen: Fieber bis 42 °C, Hypertonie, Tachykardie, Schwitzen. 51 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 52 N|O|P Vergiftungen Neuromuskuläre Störungen: Muskelrigidität, Akinesie, Dyskinesie, Dysarthrie, Tremor, Opisthotonus, Trismus, Bewusstseinsstörungen: Verwirrtheit, psychomotorische Unruhe, Mutismus, Stupor, Koma. Labor: Leukozytose, Erhöhung der CK und des pCO2, Myoglobinurie. Komplikationen: Dehydratation, hypovolämischer Schock, akutes Nierenversagen, Aspirationspneumonie, Herzrhythmusstörungen, Verbrauchskoagulopathie. Hauptunterschied zum Serotonin-Syndrom: Keine Myoklonien, keine Hyperkinesie, Symptombeginn mit Latenz. • Therapie: Sofortiges Absetzen der neuroleptischen Medikation. Symptomatische Therapie: Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution, externe Kühlung. Spezifische Therapie: Dantrolen 2 mg/kg KG i. v. alle 10 Minuten bis zu einer Gesamtdosis von 10 mg/kg KG, Bromocriptin 2,5 -10 mg 3 x täglich. Ultima Ratio: Elektrokrampftherapie. NIKOTIN, TABAK, ZIGARETTE Letale Dosis des Nikotins: 40 - 60 mg. Eine Zigarette enthält 10 - 25 mg Nikotin. • Symptome: Leichte Vergiftung: Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Speichelfluss, Erbrechen, Tremor. Mittelschwere Vergiftung: Hypotonie, Tachykardie, kalter Schweiß, Muskelzuckungen, Leibschmerzen, Durchfälle. Schwere Vergiftung: Bewusstlosigkeit, cerebrale Krampfanfälle, Atemstillstand, Asystolie. • Therapie: Bei Ingestionsunfällen induziertes Erbrechen oder bei größeren Mengen Magenspülung, Kohle. Bei Krampfanfällen Diazepam. Intensivmedizinische Überwachung. N NITROBENZOL (C 6 H 5 NO 2 ) Starker Methämoglobinbildner. Letale Dosis: 1- 5 g. • Symptome: Kleine Mengen führen nach mehrstündiger Latenz zu Zyanose, Übelkeit, Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung. Nach großen Mengen kommt es rasch zu Übelkeit, Erbrechen, Dyspnoe, cerebralen Krampfanfällen, motorischer Unruhe, Bewusstlosigkeit. Charakteristisch sind eine ausgeprägte Zyanose mit Methämoglobinämie sowie ein Bittermandelgeruch der Ausatemluft. 52 • Therapie: Bei Hautkontakt: Dekontamination. Bei Ingestion: Primäre Giftentfernung, Kohle. Bei Methämoglobinämie Antidottherapie mit Toluidinblau® i. v. 2 - 4 mg/kg KG. Intensivmedizinische Überwachung. NITROSEGASE Reizgase vom Latenz-Typ. • Symptome: Unmittelbar nach Inhalation nur leichte Symptome wie Konjunktivitis, Bronchitis, Hustenreiz, evtl. Erbrechen, Schwächegefühl und Schwindel. Nach einer Latenz von 3 - 24 Stunden Entwicklung eines toxischen Lungenödems. • Therapie: Sofortige strenge Bettruhe für einige Stunden. Lungenödemprophylaxe mit inhalativen Glucocorticoiden (Effizienz umstritten), Gabe von Sauerstoff, bei Zeichen einer Atemwegsobstruktion inhalative 2-Sympathomimetika, bei starkem Hustenreiz Antitussiva; nur in Ausnahmefällen sind Glucocorticoide i. v., Intubation und Beatmung erforderlich. O P OPIATE (Codein, Heroin, Methadon, Morphin, Opium) • Symptome: Bewusstseinstrübung bis Koma, Atemdepression, Miosis; bei Kindern gelegentlich auch cerebrale Krampfanfälle. • Therapie: Intubation, Beatmung. Antidottherapie mit Naloxon (Narcanti®) i. v., Dosierung bei Erwachsenen: 0,4 mg (1 Amp.) bis max. 2 mg i. v; bei Kindern: 0,03 mg/kg KG, intensivmedizinische Überwachung. OXYDEMETON-METHYL ( Pflanzenschutzmittel) PARACETAMOL Toxische Wirkung für Kinder ab 150 mg/kg KG, letale Dosis für Erwachsene ab 15 - 25 g als Einzeldosis. Wenn bei hohen Dosen der toxische Metabolit N-Acetyl-pbenzochinonimin (NAPQI) nicht mehr durch Glutathion entgiftet werden kann, kommt es zur Leberzellschädigung. • Symptome: Für schwere Paracetamolvergiftungen ist ein 3-Phasen-Verlauf typisch. 1. Phase (innerhalb der 1. Stunde): Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen. 53 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 54 P Vergiftungen 2. Phase (24 - 48 Stunden nach Giftaufnahme): Nach kurzfristiger Besserung des Allgemeinbefindens Beginn der Leberund evtl. auch der Nierenschädigung. 3. Phase (2 - 5 Tage nach Giftaufnahme): Manifeste toxische Leberschädigung mit Transaminasenanstieg zwischen 1.000 und 10.000 U/L, Bilirubinanstieg, Abfall des Quickwerts und Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohle. Bei hohen Dosen (ab 150 mg/kg KG) Antidottherapie mit N-Acetylcystein (Fluimucil®) i. v. Dosierung: 150 mg/kg KG i. v. in 200 ml 5 %iger Glucoselösung in 15 Minuten, anschließend 50 mg/kg KG i. v. in 500 ml 5 %iger Glucoselösung über 4 Stunden, dann 100 mg/kg KG in 1.000 ml 5 %iger Glucoselösung über 16 Stunden. Gesamtdosis: 300 mg/kg KG in 20 Stunden. Verlängerte N-Acetylcysteingabe: bei verspätetem Therapiebeginn (> 12 Stunden nach Giftaufnahme), bei initial sehr hoher Paracetamolkonzentration im Serum (> 500 mg/l) oder wenn nach 20-stündiger N-Acetylcysteintherapie die Paracetamolkonzentration im Serum > 30 mg/l ist. Dosierung: 150 mg/kg KG N-Acetylcystein i. v. in 5 %iger Glucose über weitere 24 Stunden. Symptomatische Therapie des Leberversagens, evtl. Lebertransplantation. PARAQUAT Bipyridiniumderivat mit basischen Eigenschaften, das als Herbizid Anwendung findet. • Symptome bei oraler Giftaufnahme: Ätzwirkung, Übelkeit, Erbrechen (der 10 %igen Lösung von Paraquat ist ein Emetikum zugesetzt); Darmkoliken, hämorrhagische Durchfälle, Leberund Nierenschädigung. Nach 4 - 7 Tagen Entwicklung einer in der Regel letal verlaufenden Lungenfibrose. • Therapie: Sofort reichlich Kohle (40 -100 g) oder auch Erde (Gartenerde) per os. Primäre Giftentfernung vor Ort, dann repetitive Gabe von Kohle. Sekundäre Giftentfernung: Gesteigerte Diurese (3 - 6 l/die), Hämoperfusion ist nur in den ersten 4 - 6 Stunden nach Giftaufnahme effektiv; Hämodialyse ist unwirksam. Behandlung der respiratorischen Insuffizienz mit Intubation und Beatmung. P PARATHION (E 605) ( Pflanzenschutzmittel) 54 PFLANZENSCHUTZMITTEL, SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNGSMITTEL Organo- oder Alkylphosphate: E 605 (Parathion), Metasystox R (Oxydemeton-Methyl), Dimethoat, Phosphorsäureester etc. Toxische Wirkung: Hemmung der enzymatischen Aktivität von Cholinesterasen (CHE) durch Phosphorylierung. Die Folge ist eine „endogene Acetylcholinvergiftung“, da das Acetylcholin nicht mehr in seine inaktiven Komponenten Cholin und Essigsäure gespalten werden kann. • Symptome: Muskarinartige Wirkung: Miosis, Tränenfluss, vermehrte Bronchialsekretion, Nausea, Erbrechen, Diarrhoe, Bradykardie. Nikotinartige Wirkung: Initiale passagere Tachykardie, Muskelschwäche, Muskelfaszikulieren, Muskelkrämpfe. Zentralnervöse Wirkung: Kopfschmerzen, Angstgefühl, Ataxie, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Atemdepression. Bei schwerer Vergiftung typische Trias: Schnell auftretendes „krampfendes Koma“, Miosis und Bradykardie. • Therapie (richtet sich nach dem Schweregrad der Vergiftung): Bei respiratorischer Insuffizienz Intubation, Beatmung, Antidottherapie mit Atropin: Der Erwachsene erhält initial 5 mg i. v., danach Wiederholung dieser Dosis alle 2 - 5 Minuten, bis sich die Vitalparameter wieder stabilisiert haben. Dann Fortführung der Antidottherapie mit einer Dauerinfusion von 1- 2 mg Atropin/h, entsprechend Symptomatik, Kinder: Initial max. 2 mg. Bei Krampfanfällen Diazepam. Primäre Giftentfernung, repetitive Gabe von Kohle. Nur bei der Parathionvergiftung zusätzliche Antidottherapie mit dem Cholinesterasereaktivator Obidoxim (Toxogonin®) in einer Dosierung von 4 mg/kg KG als Bolus und anschließender Dauerinfusion von 12 mg/kg KG über 24 Stunden. P PHENOL (HYDROXYBENZOL, C 6 H 5 OH) • Symptome: Bei Hautkontakt: Verätzungen der Haut. Bei Inhalation: Reizung der oberen Atemwege. Bei oraler Giftaufnahme: Verätzungen mit Erbrechen und Durchfall. Resorptive Giftwirkung: Schwindel, Tinnitus, Azidose, Nierenschädigung mit dunklem braungrünem Urin, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Atemdepression, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen, Schock. • Therapie: Bei oraler Giftaufnahme: Im Rahmen der Ersten Hilfe Gabe von pflanzlichen Haushaltsölen oder Gabe von Aktivkohle; Behandlung der Verätzungen wie bei Säuren und Laugen, Schock- und Schmerzbehandlung. 55 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 56 P Vergiftungen Bei Hautkontakt: Kontaminierte Haut mit trockenem Tuch säubern und anschließend ein pflanzliches Haushaltsöl auftragen, sobald verfügbar Reinigung mit Polyethylenglykol (Macrogol 400). Nicht mit Wasser behandeln, da hierdurch die Resorption verstärkt wird. PHENYTOIN Toxische Dosis: ab 1,4 g. • Symptome: Nystagmus, Doppelsehen, Tremor, Schwindel, Übelkeit, Ataxie, Erregungszustand, Halluzinationen, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, Schock. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Gabe von Aktivkohle, intensivmedizinische Überwachung. Hämoperfusion (Kohleperfusion) bei Serumspiegel > 40 mg/l. PHOSGEN (COCl2) Reizgas vom Latenz-Typ; reagiert mit Wasser unter Bildung von Salzsäure und Kohlendioxid. • Symptome: Bei Inhalation niedriger Konzentrationen: Reizung der Atemwege, Bildung eines toxischen Lungenödems nach einer Latenz von 3 - 24 Stunden. Bei Inhalation hoher Konzentrationen (> 200 ppm) kommt es innerhalb weniger Minuten zu einem tödlich verlaufenden Lungenversagen. • Therapie: Entfernung aus dem Gefahrenbereich (Atemschutz), Gabe von Sauerstoff, Inhalation topischer Glucocorticoide (Effizienz umstritten), bei Zeichen der Bronchialobstruktion inhalative 2-Sympathomimetika, bei Husten Antitussiva, Bettruhe. Bei toxischem Lungenödem Glucocorticoide i. v. sowie ggf. Intubation und Beatmung. P PHOSPHORSÄUREESTER ( Pflanzenschutzmittel) PHOSPHORWASSERSTOFF (Phosphin [PH3]) Entsteht aus Calciumcarbid durch Wassereinwirkung oder aus Zinkphosphid oder Aluminiumphospid (Mäusegift) unter Einwirkung von feuchter Luft. Geruch nach Knoblauch oder faulem Fisch. 56 • Symptome bei Einatmung des Gases oder nach oraler Aufnahme phosphinbildender Präparate: Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfälle, Somnolenz bis Koma, cerebrale Krampfanfälle, Lungenödem. Nach hohen Dosen auch Methämoglobinämie. • Therapie: Bei Inhalation: Frischluft, Bettruhe, inhalative Glucocorticoide (Effizienz umstritten). Bei oraler Einnahme phosphinbildender Phosphide: Magenspülung, Aktivkohle, Sauerstoff, Atem- und Kreislaufhilfe. Bei Methämoglobinämie Toluidinblau® 2 - 4 mg/kg KG i. v. PILZE Pilzanamnese: Pilze beschreiben lassen bezüglich Pilzgröße, Hutform, Hutfarbe, Lamellen, Lamellenfarbe, Röhren, Stiel, Knolle, Ring am Stiel, Fundort etc. Coprinus-Syndrom Latenzzeit: 7 Stunden - 2 Tage. Verursacht durch: · Faltentintling (Coprinus atramentarius) · Grünling (Tricholoma flavovirens) · Keulenfüßiger Trichterling (Clitocybe clavipes) • Symptome: Symptome treten nur dann auf, wenn zu der Pilzmahlzeit Alkohol getrunken wird. Durch eine Hemmung der Aldehyddehydrogenase wird der Alkohol nur bis zum Acetaldehyd abgebaut. Es entsteht das sog. AcetaldehydSyndrom mit folgenden Beschwerden: Hitzegefühl, Gesichtsröte, gerötete Konjunktiven, Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Tachykardie, retrosternale Schmerzen, Hypotonie mit Kollaps. • Therapie: Versuch mit 500 mg Vit. C; symptomatische Maßnahmen. P Fliegenpilz-Syndrom Latenzzeit: 15 Minuten - 2 Stunden. Verursacht durch Fliegenpilz (Amanita muscaria). • Symptome: Unruhe, Angst, Ataxie, agitierter Verwirrtheitszustand, Halluzinationen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Myoklonien, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Hypotension, äußerst selten cholinerge oder anticholinerge Symptome. • Therapie: Primäre Giftentfernung; Kohle, Diazepam (Cave Atemdepression), symptomatische Maßnahmen. 57 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 58 P Vergiftungen Gastrointestinales Pilz-Syndrom Latenzzeit: Kann variieren, in der Regel unter 4 Stunden. Verursacht durch verschiedene Pilzarten: · Karbolegerling (Agaricus xanthoderma) · Satansröhrling (Boletus satanas) · Bauchwehkoralle (Ramaria pallida) · Birkenreizker (Lactarius torminosus) · Tigerritterling (Tricholoma pardinum) · Riesenrötling (Entoloma sinuatum) · Täublinge, z. B. Speitäubling (Russala emetica) • Symptome: Abdominelle Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, wässrige Durchfälle, Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust. • Therapie: Gabe von Kohle, Elektrolyt- und Flüssigkeitssubstitution, ggf. Gabe von Antiemetika. Gyromitrin-Syndrom Latenzzeit: 6 - 24 Stunden. Verursacht durch die Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta); in Deutschland sehr selten. • Symptome: Zuerst Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, abdominelle Krämpfe, starkes Erbrechen und gelegentlich Diarrhoe. Typisch sind auch zentralnervöse Störungen mit deliranten Zuständen, cerebralen Krampfanfällen und Bewusstseinsverlust. Im weiteren Verlauf ist eine Leberschädigung bis hin zum Leberversagen möglich. • Therapie: Primäre Giftentfernung; Kohle. Bei Krampfanfällen oder Koma Antidottherapie mit Pyridoxinhydrochlorid (Vit. B6). Dosierung: 25 mg/kg KG i. v. als Kurzinfusion (15 - 30 Minuten), bei Bedarf Wiederholung dieser Dosis bis zu einer Tagesmaximaldosis von 20 g Vit. B6. Kontrolle der Leberund Nierenfunktion. P Muscarin-Syndrom Latenzzeit: 30 Minuten - 2 Stunden. Verursacht durch: · Risspilze, z. B. Ziegelroter Risspilz (Inocybe patouillardi) · Trichterlinge (Clitocybe-Arten) • Symptome: Miosis, Schweißausbruch, Speichelfluss, Erbrechen, Durchfall, Bradykardie. • Therapie: Atropin 1- 2 mg i. v.; Kinder: 0,02 mg/kg KG; danach meist schlagartige Besserung. 58 Orellanus-Syndrom Latenzzeit: 3 -14 Tage. Verursacht durch: · Spitzbuckeligen Raukopf (Cortinarius rubellus) · Orangefuchsigen Raukopf (Cortinarius orellanus) • Symptome: Es kann bald nach dem Essen zu kurzzeitigen Brechdurchfällen kommen. Das eigentliche Krankheitsbild entwickelt sich erst später und zeigt sich in Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Oligurie und Anurie. • Therapie: Behandlung der Niereninsuffizienz; Hämodialyse; eine Behandlung mit Glucocorticoiden wird in ihrem Wert kontrovers diskutiert. Pantherpilz-Syndrom Latenzzeit: 1- 2 Stunden. Verursacht durch den Pantherpilz (Amanita pantherina). • Symptome ähnlich wie bei Fliegenpilzvergiftung: Übelkeit, Kopfschmerzen, Rauschzustände, Gangunsicherheit, agitierte Verwirrtheitszustände, Halluzinationen. Bei großer Giftmenge: cerebrale Krampfanfälle, Koma, Atemdepression, Hypotonie und Schock. • Therapie: Fliegenpilz-Syndrom Paxillus-Syndrom Latenzzeit: Wie beim gastrointestinalen Pilz-Syndrom. Verursacht durch den Kahlen Krempling (Paxillus involutus). • Symptome: Erbrechen und Durchfall, wenn der Pilz roh oder ungenügend gekocht gegessen wird; bei wiederholtem Genuss kann es zu einer akut einsetzenden Hämolyse kommen. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohle, Blutaustausch, Hämodialyse. P Phalloides-Syndrom Typische Latenzzeit: 7 - 24 Stunden. Verursacht durch verschiedene amatoxinhaltige Giftpilze: · Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) · Spitzkegeliger, Weißer Knollenblätterpilz (Amanita virosa) · Nadelholzhäubling (Galerina marginata) · Fleischbräunlicher Giftschirmling (Lepiota brunneoincarnata) Bei Mischpilzgerichten kann die Latenzzeit auch kürzer sein. Pilzanamnese! 59 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 60 P|Q Vergiftungen • Symptome: Das Beschwerdebild zeigt einen phasenhaften Verlauf. 1. Phase: Beschwerdefreie Latenzzeit von 6 -18 Stunden. 2. Phase: Gastrointestinale Phase (1. und 2. Tag): Heftiges Erbrechen, anhaltende wässrige Diarrhoen, abdominelle Krämpfe, massiver Wasser- und Elektrolytverlust. 3. Phase: Phase der Leberschädigung (ab 2. Tag): Anstieg der Transaminasen und des Bilirubins, Abfall des Quickwerts, hepatische Enzephalopathie, hepatorenales Syndrom, Leberversagen und Kreislaufversagen. • Therapie: 1. Phase: Magenspülung, repetitive Gabe von Aktivkohle. Antidottherapie mit Silibinin in einer Dosierung von 5 mg/kg KG in der ersten Stunde, dann 20 mg/kg KG über 24 Stunden. Wenn die gastrointestinale Phase ausbleibt, kann diese Therapie nach 30 Stunden beendet werden. 2. Phase: Repetitive Gabe von Kohle, Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution. Antidottherapie mit Silibinin in einer Dosierung von 5 mg/kg KG in der 1. Stunde, dann 20 mg/kg KG über 24 Stunden. Diese Therapie kann beendet werden, wenn die Transaminasen nach 72 Stunden weiterhin im Normalbereich sind. 3. Phase: Repetitive Gabe von Kohle, Silibinininfusionen, Lactulose, Humatin, Substitution von Gerinnungsfaktoren und Lebertransplantation. Psilocybin-Syndrom Latenzzeit: 10 - 20 Minuten. Verursacht durch: · Kahlköpfe (Psilocybe-Arten) · Samthäubchen (Conocybe-Arten) · Düngerlinge (Panaeolus-Arten) · Träuschlinge (Stropharia-Arten) • Symptome: Nach dem Verzehr von rohen oder getrockneten Pilzen (enthalten halluzinogene Substanzen Psilocybin und Psilocin) kommt es zu optischen Halluzinationen, die bis zu 5 Stunden anhalten können. Danach kann sich in seltenen Fällen eine Psychose entwickeln. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohle, Diazepam. P 60 Rhabdomyolyse-Syndrom Latzenzzeit: 1- 3 Tage. Verursacht durch Grünling (Tricholoma equestre). • Symptome: Nach mehrmaliger Pilzmahlzeit (mindestens 3-mal aufeinanderfolgend) Muskelschmerzen, Schwäche, schwere Rhabdomyolyse.1 Woche nach der Pilzmahlzeit akute Myokarditis, Herzrhythmusstörungen. Bei letalen Verläufen Hyperthermie, Kreislaufversagen. • Therapie: Frühzeitig nach Pilzgenuss Giftentfernung. Bei Rhabdomyolyse Urin alkalisieren mit Natriumbicarbonat, evtl. Hämodialyse. QUECKSILBER (HG), QUECKSILBERSALZE Prinzipiell ist zu unterscheiden zwischen Vergiftungen mit elementarem Quecksilber, anorganischen und organischen Quecksilberverbindungen. Elementares Quecksilber stammt meist aus zerbrochenen Thermometern. Anorganische Quecksilberverbindungen: HgCl2 (Sublimat) deutlich toxischer als Hg2Cl2 (Kalomel). Organische Quecksilberverbindungen werden u. a. als Beizmittel für Saatgut verwendet. • Symptome: Nach oraler Aufnahme von elementarem Hg: Keine Vergiftungssymptome. Nach intravenöser Applikation von elementarem Hg: Disseminierte Lungenembolien mit Zeichen der akuten Rechtsherzbelastung und entsprechendem Röntgenkontrast in der Röntgenthoraxaufnahme, aber ohne systemische Vergiftungserscheinungen. Nach Inhalation von elementarem Hg-Dampf stehen pulmonale und zentralnervöse Beschwerden im Vordergrund: Husten, Dyspnoe mit Zeichen der Atemwegsobstruktion, Lungenödem sowie Kopfschmerzen, Schwindel, Tremor, Delir und Koma. Nach oraler Aufnahme von anorganischen Hg-Verbindungen stehen gastrointestinale und renale Beschwerden im Vordergrund. Stomatitis mit Metallgeschmack, Verätzungen des oberen Gastrointestinaltrakts mit Erbrechen, abdominellen Schmerzen und blutigen Durchfällen, Nierenversagen, Hypotonie und Schock. Nach oraler Aufnahme von organischen Hg-Verbindungen stehen zentralnervöse Beschwerden im Vordergrund. Kopfschmerzen, Schwindel, Ataxie, Tremor, Artikulationsstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Affektlabilität, depressive Q 61 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 62 Q|R|S Vergiftungen Q Verstimmungen, Delir und Koma. • Therapie: Nach oraler Aufnahme von elementarem Hg: Keine Therapie erforderlich. Nach intravenöser Applikation von elementarem Hg: Symptomatische Behandlung der respiratorischen Insuffizienz sowie der Rechtsherzbelastung. Nach Inhalation von elementarem Hg-Dampf: Entfernen aus dem Gefahrenbereich, Gabe von Sauerstoff, Inhalation topischer Glucocorticoide (Effizienz umstritten), bei Zeichen einer Atemwegsobstruktion inhalative 2 -Sympathomimetika, bei starkem Hustenreiz Antitussiva; bei toxischem Lungenödem Glucocorticoide i. v., Intubation und Beatmung. Antidottherapie mit DMPS (Dimercaptopropansulfonat). Nach oraler Aufnahme von anorganischen Hg-Verbindungen: Primäre Giftentfernung, Verdünnungstherapie mit Wasser, frühzeitige Gastroskopie, Aktivkohle, intensivmedizinische Maßnahmen. Antidottherapie mit DMPS in einer Dosierung von 3 - 5 mg/kg KG i. v. alle 4 Stunden am 1. Tag, alle 6 Stunden am 2. Tag und alle 8 Stunden ab dem 3. Tag. Nach Abklingen der gastrointestinalen Symptomatik Fortführung der Antidottherapie mit 3 x100 mg DMPS per os. Nach oraler Aufnahme von organischen Hg-Verbindungen: Primäre Giftentfernung, Aktivkohle. Antidottherapie mit DMSA (Dimercaptosuccinic acid), Dosierungsschema: Ein Behandlungszyklus mit DMSA dauert 19 Tage. Die Einzeldosis beträgt 10 mg/kg KG per os. Diese Dosis wird die ersten 5 Tage 8-stündlich und die darauffolgenden 14 Tage 12-stündlich verabreicht. Zwischen 2 Behandlungszyklen sollte ein zeitlicher Abstand von 2 Wochen liegen. DMSA ist in Deutschland nicht im Handel, aber über internationale Apotheken erhältlich. R RATTENGIFTE ( Thallium und Cumarine) RAUCHGAS ( Kohlenmonoxid und Blausäure) 62 SÄUREN Bei oraler Aufnahme verursachen Säuren Koagulationsnekrosen vor allem im Magen. • Symptome: Erbrechen blutig-schwärzlichen Mageninhalts, brennende retrosternale und abdominelle Schmerzen, Glottisödem, Hypotonie und Schock. Als Spätfolgen Strikturen. Bei organischen Säuren oft auch resorptive Vergiftungserscheinungen mit Hämolyse und Nierenversagen. • Therapie: Verdünnungstherapie mit Wasser, schluckweise bis zu 500 ml (umstritten), kein Erbrechen auslösen, keine Magenspülung wegen Perforationsgefahr, keine Kohlegabe, da diese die endoskopische Beurteilung erschwert. Bei Schwellung im Rachenbereich evtl. Intubation. Glucocorticoide bei Auftreten eines Glottisödems. Frühzeitige Ösophagogastroduodenoskopie. Röntgenaufnahme von Thorax und Abdomen; zur Schmerz- und Infektionsbehandlung Gabe von Analgetika und Antibiotika. Parenterale Ernährung. Bei beginnenden Strikturen Bougierung. Eine Strikturprophylaxe mit Glucocorticoiden wird in ihrem Wert kontrovers beurteilt. SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNGSMITTEL ( Pflanzenschutzmittel) SCHIERLING, GEFLECKTER (Conium maculatum) ( Coniin) S SCHILDDRÜSENHORMONE (Tyroxin [T4], Triiodthyronin [T3]) Toxische Dosis: Kinder > 1 mg T4; Erwachsene > 4 mg T4. • Symptome: Beginn der Symptome nach 8 - 24 Stunden, maximale Wirkung innerhalb der ersten 72 Stunden: Tachykardie, Durchfälle, Schwitzen, Temperaturerhöhung, Hypertonie, Exzitation, Exsikkose, organisches Psycho-Syndrom. Eine thyreotoxische Krise bei Überdosierung von Schilddrüsenhormonpräparaten ist eher selten. • Therapie: Erwachsene: Bei weniger als 40 Tbl. à 100 µg T4 ist die Gabe von Kohle ausreichend. Bei mehr als 40 Tbl. primäre Giftentfernung, Kohle, die weitere Behandlung richtet sich nach der Symptomatik. Kinder: Bis 1 mg T4 (bis 10 Tbl. à 100 µg) keine Giftentfernung, Beobachtung durch den Hausarzt für 1 Woche. Bei 63 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 64 S Vergiftungen einer Dosis von 1- 4 mg primäre Giftentfernung, kurzfristige Hospitalisierung und weitere ambulante Überwachung. Bei einer Dosis über 4 mg primäre Giftentfernung, Hospitalisierung, bis sich die Schilddrüsenhormone im Serum wieder normalisiert haben. Schweißausbrüche, dann Benommenheit, Parästhesien im Mundbereich, Schwindel und Lähmungen, beginnend mit Ptosis und Schluckstörungen. Später zunehmende Lähmung der Atemmuskulatur sowie generalisierte schlaffe Parese bei erhaltenem Bewusstsein. SCHLAFMITTEL (Barbiturate, Diphenhydramin, Chloralhydrat u. a.) ( Chloralhydrat) • Symptome: Somnolenz bis Koma, Atemdepression, Hypotonie und Schock. Weitere giftspezifische Symptome: Bei Diphenhydramin: Anticholinerges Syndrom. Bei Chloralhydrat: Herzrhythmusstörungen. • Therapie: Stabilisieren der Vitalparameter, primäre Giftentfernung, Aktivkohle, intensivmedizinische Maßnahmen je nach Schweregrad. Sekundäre Giftelimination: Alkalische Diurese für Barbiturate; Hämoperfusion für Phenobarbital. Antidottherapie mit Physostigminsalicylat (Anticholium®) bei einer Diphenhydraminvergiftung mit anticholinergem Syndrom. Crotalidae (Klapperschlangen, Grubenottern) Crotalus sp., Bothrops sp., Agkistrodon sp., Trimeresurus sp. etc. • Lokale Symptome: Schwellung, Schmerzen, hämorrhagische Blasen, Nekrosen, schmerzhafte lokale Lymphknotenvergrößerung. Allgemeinsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Hämatemesis, Durchfall, Hypotonie bis Schock, Tachykardie, Hämaturie, akutes Nierenversagen, Blutgerinnungsstörungen wegen Fibrinogenabfall und Thrombozytopenie. Einige Arten (Crotalus durissus) haben auch eine neurotoxische Wirkung. SCHLANGEN Viperidae (Vipern, z. B. Kreuzotter) • Lokale Symptome: 2 symmetrische, 1 cm entfernte Bissstellen; Schmerzen, Schwellung mit Zunahme über 3 Tage, blaulivide Verfärbung, Lymphangitis, Lymphadenitis, Hämatom, Nekrose an der Bissstelle. Allgemeinsymptome: Übelkeit, Erbrechen, abdominelle Schmerzen, Schweißausbruch, Hypotonie, Tachykardie, Schock; angioneurotisches Ödem mit ödematöser Schwellung im Bereich der Augen, der Oberlippe, der Zunge und des Larynx; selten Blutgerinnungsstörung. S Elapidae (Giftnattern) Kobras (Naja sp.), Mambas (Dendroaspis sp.), Kraits (Bungarus sp.), Taipan (Oxyuranus sp.) etc. • Lokale Symptome: Schmerzen und Gewebsnekrose nur bei wenigen Arten. Allgemeinsymptome: Neurotoxische Wirkung mit Lähmungen stehen im Vordergrund. Zuerst Übelkeit, Erbrechen und 64 • Therapie: Ruhigstellen der betroffenen Extremität mit Schiene. Keine Manipulationen an der Bissstelle wie Ausschneiden, Aussaugen oder Inzidieren! Wunde steril abdecken. Nicht abbinden! Nur beim Elapidenbiss großflächigen Kompressionsverband im Bereich der Bissstelle. Analgetika, ggf. Sedierung, Transport in die Klinik, intensivmedizinsche Überwachung (Kreislauf, Blutgerinnung), Tetanusprophylaxe. Abschwellende Maßnahmen: Hochlagerung und kühlende Umschläge. Bei Entwicklung eines Kompartment-Syndroms: Fasziotomie. Bei Lähmung der Atemmuskulatur: Intubation und Beatmung. Bei allergischer Reaktion: Gabe von Glucocorticoiden und Antihistaminika. Antidote: Schlangengift-Antisera sind bei schwereren lokalen Symptomen und systemischen Vergiftungserscheinungen indiziert. Mitunter sind hohe Dosen erforderlich. Eine Datenbank (MAVIN) im Giftnotruf München (Tel. 0 89/1 92 40) informiert über die in Europa verfügbaren Schlangengift-Antisera. S SCHWEFELWASSERSTOFF (H2S) Farbloses Gas mit typischem Geruch nach faulen Eiern, entsteht bei der Verwesung organischen Materials, z. B. in Jauchegruben (Jauchegase, Gülle), in der Kanalisation oder in Biogasanlagen. H2S wird rasch über die Atemwege resorbiert 65 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 66 S Vergiftungen und führt zu einer Inhibierung der Cytochromoxidase. • Symptome: Haut- und Schleimhautreizung mit Konjunktivitis, Hustenreiz, Dyspnoe und evtl. toxischem Lungenödem. Kopfschmerzen, Schwindel, Ataxie, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Atemdepression, Hypotonie und Schock. • Therapie: Entfernen aus dem Gefahrenbereich (Atemschutz erforderlich); Stabilisieren der Vitalparameter, ggf. Intubation und Beatmung mit 100 % Sauerstoff. Lungenödemprophylaxe mit inhalativen Glucocorticoiden (Effizienz umstritten). Bei toxischem Lungenödem Glucocorticoide i. v. SEIDELBAST (Daphne mezereum) Nicht die Beeren, sondern nur zerbissene Samenkörner führen zu einer Vergiftung. • Symptome: Bei Hautkontakt: Rötung, Juckreiz, Schwellung, Blasenbildung. Bei Ingestion: Brennen im Mund, Schluckbeschwerden, abdominelle Schmerzen, Erbrechen, Diarrhoe, Krampfanfall. • Therapie: Nach Ingestion von Beeren ist bei ausbleibender Symptomatik keine Therapie erforderlich. Bei Ingestion von mehr als einem zerbissenen Samenkorn: Primäre Giftentfernung, Aktivkohle. SEIFEN ( Tenside) S SEROTONIN-REUPTAKE-HEMMER (SSRI) NICHT SELEKTIVE SSRI (Bupropion, Mirtazapin, Venlafaxin) SELEKTIVE SSRI (Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin) • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Schwindel, extrapyramidale motorische Störung (EPMS), Koma, Krampfanfälle, Hypotension, Tachykardie, QRS-Verbreiterung und QT-Verlängerungen sowie Herzrhythmusstörungen. • Therapie: Giftentfernung innerhalb der 1. Stunde, Kohlegabe über nasogastrale Sonde, symptomatische Therapie. Bei Mischintoxikation mit anderen Antidepressiva, vor allem mit 66 MAO-Hemmern, kann es zu einem Serotonin-Syndrom kommen. • Die Symptome des Serotonin-Syndroms entwickeln sich rasch. Vegetative Störungen: Hyperthermie, Schwitzen, Schüttelfrost, Diarrhoe, Mydriasis, Tachykardie. Neuromuskuläre Störungen: Myoklonien, Verwirrtheit, Hyperreflexie, Ruhelosigkeit, Tremor, Nystagmus. Bewusstseinsstörungen: Benommenheit, Agitiertheit, Verwirrtheit, Koma. Hauptunterschied zu Malignem Neuroleptika-Syndrom: Keine Muskelrigidität, keine Akinesie, rascher Symptombeginn. • Therapie: Symptomatisch: Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution, externe Kühlung, Sedierung mit Benzodiazepinen, Muskelrelaxierung, Intubation und Beatmung. Spezifisch: Therapie mit dem Serotonin-Antagonisten Cyproheptadin (Peritol®) 8 mg alle 8 Stunden per os bzw. über die Magensonde. SKORPIONSTICH (Buthus sp., Leiurus quinquestriatus, Tityus sp.) Gefährliche Arten sind in Nordafrika und Südamerika beheimatet. • Symptome: Starke Schmerzen an der Stichstelle, Unruhe, Verwirrtheit, Erbrechen, abdominelle Schmerzen, Herzrhythmusstörungen, Dyspnoe, Lungenödem, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Hypotonie und Schock. • Therapie: Wie bei Schlangenbissen. Antidottherapie mit Skorpiongift-Antiserum. SPINNENBISSE Einheimische Spinnen ( Insektengifte) S Exotische Spinnen (z. B. Schwarze Witwe, Braune Spinne) • Symptome: Starke Schmerzen, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Tachykardie, Erbrechen, Hämolyse. • Therapie: Wie bei Schlangenbissen. Antidottherapie mit Spinnengift-Antiserum. STECHAPFEL (Datura stramonium) ( Atropin und Hyoscyamin) 67 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 68 S|T Vergiftungen S STRYCHNIN Letale Dosis: Erwachsene 15 - 30 mg, Kinder unter 5 mg. Strychnin hemmt u. a. die Erregungsübertragung an inhibitorisch wirkenden Synapsen im Bereich der motorischen Vorderhornzellen des Rückenmarks. Daraus resultiert eine überschießende Stimulation der Motoneurone bereits bei minimaler sensorischer Stimulation. • Symptome: Erbrechen, Muskelkrämpfe, generalisierte Krampfanfälle bereits bei geringsten akustischen, taktilen oder visuellen Reizen, Trismus, Opisthotonus, Spasmus der Atemmuskulatur, Koma, Rhabdomyolyse, Laktatazidose, Schock. • Therapie: Sichern der Vitalfunktionen, Behandlung der Krampfanfälle mit Diazepam oder Barbituraten; nach Sistieren der Krampfanfälle Giftentfernung durch Magenspülung, Gabe von Kohle. In schweren Fällen kann eine Muskelrelaxation erforderlich werden. SUBLIMAT (HgCl2) ( Quecksilber) TABAK ( Nikotin) TENSIDE Vor allem in Spül- und Waschmitteln, maschinellen Geschirrspülmitteln, Geschirrspülmaschinenreinigern, Seifen. • Symptome: Übelkeit, Blähungen, abdominelle Krämpfe, Schaumbildung mit Aspirationsgefahr. • Therapie: Nicht erbrechen lassen, Gabe eines Entschäumers: Dimeticon (Sab simplex®) 1- 2 TL. T TETRACHLORKOHLENSTOFF ( Kohlenwasserstoffe, halogenierte) THALLIUM Z. B. enthalten in Rattengiften. Letale Dosis: ca. 1 g. • Symptome: Initial Übelkeit und Erbrechen, danach symptomfreies Intervall für 2 - 4 Tage, anschließend schmerzhafte Obstipation, Schlaflosigkeit, schmerzhafte Polyneuropathie 68 mit Hyperästhesien der Fußsohlen, Tachykardie, Hypertonie, Ophthalmoplegie, Nystagmus, Schädigung des N. opticus, trockene Haut, Widysches Haarwurzelphänomen, Haarausfall (3. Woche), Meessches Nagelband. In schweren Fällen Delir, aufsteigende motorische Lähmung, Koma. • Therapie: Primäre Giftentfernung; Gabe von Laxanzien. Antidottherapie mit Antidotum Thallii Heyl® [Eisen(III)-hexacyanoferrat(II) = Berliner Blau], Dosierung p. o.: Initial Erwachsene 3,0 g, Kinder 1,5 g und Säuglinge 1,0 g, danach 200 - 250 mg/kg KG pro Tag. Dauer der Antidottherapie: bis die im 24Stunden-Urin ausgeschiedene Thaliummenge < 0,5 mg ist. THEOPHYLLIN • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Unruhe, Tremor, Tachykardie, Arrhythmien, cerebrale Krampfanfälle, Delir, Koma und Schock. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Aktivkohle. Bei cerebralen Krampfanfällen Diazepam. Bei Herzrhythmusstörungen Betablocker. Eine sekundäre Giftelimination mittels Hämoperfusion ist möglich und sollte ab einer Theophyllinkonzentration im Serum > 50 mg/l erwogen werden. TOLLKIRSCHE (Atropa belladonna) Enthält Belladonnaalkaloide (Atropin, Scopolamin, Hyoscyamin). • Periphere anticholinerge Symptome: Warme trockene rote Haut, Mundtrockenheit, Mydriasis, Tachykardie, Harnverhalt. • Zentrale anticholinerge Symptome: Motorische Unruhe, Angst, Verwirrtheit, Exzitation, Halluzinationen, cerebrale Krampfanfälle, Somnolenz bis Koma, Atemdepression. • Therapie: Primäre Giftentfernung; Antidottherapie mit Physostigminsalicylat (Anticholium ® Amp.). Erwachsene: initial 2 mg; ggf. Wiederholung nach 30 - 40 Minuten. Kinder: 0,02 - 0,06 mg/kg KG. Bei Krämpfen Diazepam. Intensivmedizinische Überwachung, symptomatische Therapie. T TRÄNENGAS (z. B. CS-Gas: 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril) • Symptome: Augenbrennen, Tränenfluss, Konjunktivitis, Blepharospasmus, Hautrötung; Reizung der oberen Atemwege, bei hoher Konzentration können sich ein Laryngospasmus und 69 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 70 T- Z Vergiftungen ein toxisches Lungenödem vom Latenz-Typ entwickeln. • Therapie: Frischluft, betroffene Hautpartien und Augen mit Wasser spülen. Bei pulmonalen Symptomen und bei Asthmatikern ist eine stationäre Überwachung erforderlich, zusätzlich werden 2 -Sympathomimetika und inhalative Glucocorticoide empfohlen. V TRICHLORETHYLEN ( Kohlenwasserstoffe, halogenierte) VALPROINSÄURE Letale Dosis ab 14 g. • Symptome: Somnolenz, Verwirrtheit, Übelkeit, Erbrechen, Krampfanfälle, Koma, Atemdepression, Hypotonie, evtl. lebensbedrohliche Ammoniakerhöhung. • Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohlegabe, Elektrolytsubstitution. Bei größerer Giftmenge, toxischen Valproinsäureserumspiegeln und Ammoniakwerten > 400 µg/dl Hämodialyse. WASCHMITTEL ( Tenside) WASSERSTOFFPEROXID (H 2 O 2 ) • Symptome: Konzentration > 5%: Haut- und Schleimhautreizung. Konzentration > 30%: Starke Ätzwirkung. Nach Ingestion konzentrierter Lösungen kann das freigesetzte Gasvolumen zu einer Darmperforation führen. • Therapie: Ingestion einer 3-6%igen Lösung: Keine Therapie erforderlich. Ingestion höher konzentrierter Lösungen: Behandlung gemäß dem Vorgehen bei Laugen- und Säureningestionen. X XYLOL ( Kohlenwasserstoffe, aromatische) 70 ZIGARETTE ( Nikotin) ZOLPIDEM Hypnotikum aus der Gruppe der Imidazopyridine, unterscheidet sich strukturell von den Benzodiazepinen und Barbituraten, bindet aber an den zentralen Benzodiazepin-GABAA-Chloridkanal-Rezeptorenkomplex. • Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Erregung, Halluzinationen, Benommenheit bis Koma, evtl. Atemdepression, Hypertonie. • Therapie: Bei Dosen >100 mg primäre Giftentfernung, sonst Gabe von Aktivkohle, intensivmedizinische Überwachung, ggf. Beatmung. Antidot: Flumazenil (Anexate®). ZOPICLON Hypnotikum der Gruppe der Cyclopyrrolone, unterscheidet sich strukturell von den Benzodiazepinen und Barbituraten, bindet aber an den zentralen Benzodiazepin-GABAA-ChloridkanalRezeptorenkomplex. • Symptome: Somnolenz, Verwirrtheit, selten Koma, Krampfanfall, Sinusbradykardie und -tachykardie, Reizleitungsstörungen. • Therapie: Beim Kleinkind immer in einer Kinderklinik überwachen. Bei Erwachsenen ab 50 mg mit Monitor überwachen, Kohlegabe, evtl. Antidot: Flumazenil (Anexate®). ZYANIDE ( Blausäure) Z 71 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 72 Index A Abflussreiniger . . . . . . . . . . . . . ACE-Hemmer . . . . . . . . . . . . . . Acetaldehyd-Syndrom . . . . . . . . . Aceton . . . . . . . . . . . . . . . . . . Acetylsalicylsäure . . . . . . . . . . . Aconitin . . . . . . . . . . . . . . . . . Aconitum napellus ( Aconitin) . . Alkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . Alkylphosphate . . . . . . . . . . . . . Ammoniak (NH3) . . . . . . . . . . . . Amphetamine ( Designerdrogen) Amylnitrit ( Methämoglobinbildner) Anilin ( Methämoglobinbildner) . . Antidepressiva . . . . . . . . . . . . . Antihistaminika . . . . . . . . . . . . Antikoagulanzien ( Cumarine) . Antirheumatika . . . . . . . . . . . . . Arsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arsenwasserstoff (Arsin, AsH3) . . . Atropa belladonna ( Tollkirsche) Atropin . . . . . . . . . . . . . . . . . Ätherische Öle . . . . . . . . . . . . . 72 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 .18 .18 .18 .18 .19 .19 .19 .19 .20 .32 .49 .49 .20 .21 .32 .21 .22 .22 .69 .22 .23 B Bacillus cereus ( Lebensmittelvergiftung) . . Barbiturate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bariumsalze (löslich) . . . . . . . . . . . . . . . . . Benzin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Benzodiazepine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Benzol ( Kohlenwasserstoffe, aromatische) . Betarezeptorenblocker . . . . . . . . . . . . . . . Biguanide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Blauer Eisenhut ( Aconitin) . . . . . . . . . . . Blausäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Blei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bleichlauge ( Hypochloritlösung) . . . . . . . Botulinus-Toxin ( Lebensmittelvergiftung) . . . Brom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bromide, Bromcarbamide . . . . . . . . . . . . . . 1,4-Butandiol ( Gammahydroxybuttersäure) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45 .23 .23 .23 .24 .42 .24 .25 .19 .25 .26 .39 .45 .27 .27 .37 C Cadmium, Cadmiumoxid . . . . . . . . . . . . . . . . . . Calciumantagonisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cannabis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carbamazepin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chlor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chloralhydrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chloroquin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chrom (Chromate, Chromsäure) . . . . . . . . . . . . . Ciguateravergiftung ( Lebensmittelvergiftung) . . Clostridium botulinum ( Lebensmittelvergiftung) . Clostridium perfringens ( Lebensmittelvergiftung) Codein ( Opiate) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Colchicin (Colchicum autumnale) . . . . . . . . . . . . . Coniin (Conium maculatum) . . . . . . . . . . . . . . . . Coprinus-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . . . . . Crotalidae (Klapperschlangen, Grubenottern) . CS-Gas ( Tränengas) . . . . . . . . . . . . . . . . . Cumarine, Cumarinderivate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27 .28 .28 .29 .29 .29 .30 .30 .46 .45 .45 .53 .31 .31 .57 .65 .69 .32 D Daphne mezereum ( Seidelbast) . . . . . . . . . . . . . . . . .66 Datura stramonium, Datura suaveolens ( Atropin + Hyoscyamin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22/38 Designerdrogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 Digitalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 Duftöle ( Etherische Öle) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34 E E 605 ( Pflanzenschutzmittel) . . . Ecstasy . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eisenhut, Blauer . . . . . . . . . . . . . Eisensalze . . . . . . . . . . . . . . . . . Engelstrompete . . . . . . . . . . . . . . Elapidae (Giftnattern) ( Schlangen) Ergotamin . . . . . . . . . . . . . . . . . Ethanol, Ethylalkohol ( Alkohol) . Etherische Öle . . . . . . . . . . . . . . Ethylacetat ( Nagellackentferner) . Ethylenglykol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55 .33 .33 .33 .34 .34 .64 .34 .19 .34 .50 .35 73 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 74 Index F Fliegenpilz-Syndrom ( Pilze) Fluoride . . . . . . . . . . . . . . . Flupirtin . . . . . . . . . . . . . . . Flusssäure (HF), Fluorwasserstoff Formaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .57 .36 .36 .36 .37 G Gamma-Hexachlorcyclohexan ( Lindan) . . . . . . . . Gammahydroxybuttersäure (GHB), Gammabutyrolacton (GBL) Gastrointestinales Pilz-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . Geschirrspülmittel (diverse) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gyromitrin-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47 .37 .58 .38 .58 H Haschisch ( Cannabis) . . Herbstzeitlose . . . . . . . . . Heroin ( Opiate) . . . . . . Herzglykoside ( Digitalis) Hyoscyamin . . . . . . . . . . . Hypochloritlösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28 .38 .53 .32 .38 .39 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I Insektengifte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39 Insulin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39 Isoniazid (INR) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40 J Jauchegase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40 K Kaliumhypochlorit ( Hypochloritlösung) Kaliumpermanganat (KMnO4) . . . . . . . . Kaliumzyanid ( Blausäure) . . . . . . . . Kampfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katadolon ( Flupiritin) . . . . . . . . . . Knopfzellbatterien . . . . . . . . . . . . . . . Kohlendioxid . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kohlenmonoxid . . . . . . . . . . . . . . . . . Kohlenwasserstoffe (diverse) . . . . . . . . Kokain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39 .40 .25 .40 .36 .41 .41 .41 .42 .43 .43 L Lampenöle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebensmittelvergiftung (diverse) . . . . . . . . . Lindan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Liquid Ecstasy ( Gammahydroxybuttersäure) Lithiumsalze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LSD (Lysergsäurediethylamid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43 .44 .45 .47 .37 .47 .48 M Magnesiumsalze . . . . . . . . . . . . . . Malignes Neuroleptika-Syndrom . . . . . Marihuana ( Cannabis) . . . . . . . . Mäusegift ( Phosphorwasserstoff) . Metaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . Metalldampffieber . . . . . . . . . . . . . Metasystox R ( Pflanzenschutzmittel) Methadon ( Opiate) . . . . . . . . . . Methämoglobinbildner . . . . . . . . . . . Methanol . . . . . . . . . . . . . . . . . . Morphin ( Opiate) . . . . . . . . . . . Muscarin-Syndrom ( Pilze) . . . . . Muskatnuss . . . . . . . . . . . . . . . . Myristica fragrans ( Muskatnuss) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48 .51 .28 .56 .48 .49 .55 .53 .49 .49 .53 .58 .50 .50 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N Nachtschattengewächse ( Atropin + Hyoscyamin) . . .22/38 Nagellackentferner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50 Natriumhypochlorit ( Hypochloritlösung) . . . . . . . . . . . .39 Natriumzyanid ( Blausäure) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25 Neuroleptika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51 Nikotin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52 Nitrobenzol (C6H5NO2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52 Nitrosegase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53 NSAR ( Antirheumatika) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21 O Opiate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Opium ( Opiate) . . . . . . . . . . . . . . . . . Orellanus-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . . Oxydemeton-Methyl ( Pflanzenschutzmittel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53 .53 .59 .55 75 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:47 Uhr Seite 76 Index P Phalloides-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . Pantherpilz-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . Paracetamol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paraquat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parathion ( Pflanzenschutzmittel) . . . . . . Paxillus-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . . . Pflanzenschutzmittel . . . . . . . . . . . . . . . Phenobarbital ( Barbiturate) . . . . . . . . . Phenol (Hydroxybenzol, C6H5OH) . . . . . . . . Phenytoin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phosgen (COCl2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phosphorsäureester ( Pflanzenschutzmittel) Phosphorwasserstoff (Phosphin, PH3) . . . . . Pilze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pro-Drugs ( Gammahydroxybuttersäure) . . Psilocybin-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .59 .59 .53 .54 .55 .59 .55 .23 .55 .56 .56 .55 .56 .57 .37 .60 Q Quecksilber (Hg), Quecksilbersalze . . . . . . . . . . . . . . . . . .61 R Rattengifte ( Thallium + Cumarine) . . . . . . . . . . . . . .32/68 Rauchgas ( Kohlenmonoxid + Blausäure) . . . . . . . . . .25/41 Rhabdomyolyse-Syndrom ( Pilze) . . . . . . . . . . . . . . . .61 S Säuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Saxitoxinvergiftung ( Lebensmittelvergiftung) Schädlingsbekämpfungsmittel . . . . . . . . . . . Schierling, Gefleckter ( Coniin) . . . . . . . . Schilddrüsenhormone . . . . . . . . . . . . . . . . Schlafmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlangen (diverse) . . . . . . . . . . . . . . . . . Schneckenkorn ( Metaldehyd) . . . . . . . . Schwefelwasserstoff (H2S) . . . . . . . . . . . . . Scombrotoxismus ( Lebensmittelvergiftung) . Secale cornutum ( Ergotamin) . . . . . . . . . Seidelbast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Serotonin-Reuptake-Hemmer (SSRI) . . . . . . . . 76 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63 .46 .63 .31 .63 .64 .64 .48 .65 .46 .34 .66 .66 .66 Skorpionstich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67 Spinnenbisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67 Staphylococcus aureus ( Lebensmittelvergiftung) . . . . . . .45 Staphylokokken-Enterotoxin ( Lebensmittelvergiftung) . . . .45 Stechapfel ( Atropin + Hyoscyamin) . . . . . . . . . . . . .22/38 Strychnin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68 Sublimat (HgCl2) ( Quecksilber) . . . . . . . . . . . . . . . . .61 T Tabak ( Nikotin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Taxus baccata ( Eibe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tenside . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tetrachlorkohlenstoff ( Kohlenwasserstoffe, halogenierte) Thallium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Theophyllin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thyroxin, Triiodthyronin ( Schilddrüsenhormone) . . . . . Tollkirsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tränengas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trichlorethylen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52 .33 .68 .42 .68 .69 .63 .69 .69 .70 V Valproinsäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .70 Viperidae (Vipern) ( Schlangen) . . . . . . . . . . . . . . . . . .64 W Waschmittel ( Tenside) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68 Wasserstoffperoxid (H2O2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .70 X Xylol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .70 Z Zigarette ( Nikotin) . Zolpidem . . . . . . . . . Zopiclon . . . . . . . . . . Zyanide . . . . . . . . . . Zyankali ( Blausäure) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52 .71 .71 .71 .25 77 Vergiftungsbroschuere.qxp 28.09.2010 13:48 Uhr Seite 78 Nachgeschlagen DAS AL -BROSCHÜRENANGEBOT ALIUD® PHARMA bietet eine große Auswahl an praktischen Patientenratgebern zu vielen Erkrankungen mit verständlichen Informationen und vielen wertvollen Tipps für den Alltag. 78 „Frauensache” Ein Ratgeber zu Frauenkrankheiten und ihrer Behandlung „Prostataerkrankungen” Rechtzeitig erkennen und erfolgreich behandeln „Allergien“ Ein Ratgeber für Betroffene „Depressionen“ Ein Ratgeber für Betroffene und ihre Angehörigen „Gicht“ Ein Ratgeber zur Stoffwechselkrankheit Gicht und ihrer Behandlung „Rheuma – Bleiben Sie in Bewegung” „Bluthochdruck“ Ein Ratgeber für Betroffene „Diabetes“ Ein Ratgeber für Betroffene „Uns gehts gut mit ALIUD®“ Wissenswertes zum richtigen Umgang mit Medikamenten „Schmerz” Ein Ratgeber zu akuten und chronischen Schmerzen „BluthochdruckTagebuch” „Diabetes-Tagebuch” „Unser Gesundheitswesen” Kleine Fibel mit großem Nutzen „Schmerz-Tagebuch” „Das kranke Herz” Ein Ratgeber für Betroffene und ihre Angehörigen „Erhöhtes Cholesterin – was tun?” Ein Ratgeber für Patienten mit erhöhten Blutfettwerten „Herpes – Küssen verboten?!” Patienteninformationen zu Lippenherpes, Genitalherpes und Gürtelrose „Verdauung gut – AL-les gut” Ein Ratgeber zu Magen-DarmErkrankungen „Erkältungskrankheiten“ Praktische Tipps zum Umgang mit Erkältungen „Pilzinfektionen” Wie man sie erkennt und los wird „Wechseljahre” Ein Ratgeber für den neuen Lebensabschnitt 79