Windblatt 01/2007 Portugal
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Windblatt 01/2007 Portugal
WINDBLATT PORTUGAL 1.200 MW Windenergie: Portugal entscheidet sich für ENERCON Seite 6 PRAXIS Repowering von Windparks: Das Modell Fehmarn Seite 8 TECHNOLOGIE E-44 in Manastir/Türkei: Starke Turbine im Wind der Ägäis Seite 12 ZULIEFERER IMO Momentenlager: Zuverlässige Kugellager aus Mittelfranken Seite 14 ENERCON Ma gazin für Windenergie Ausgabe 01 | 2007 www.enercon.de ENERCON ANSCHRIFTEN ENERCON Vertriebsbüros Inland Seite 3 Editorial AURICH Dornumer Straße 20 ENERCON News 26607 Aurich Seite 4 Telefon 04941 976-0 Fax 04941 976-299 Kurznachrichten aus der ENERCON Welt Titel Seite 6 MARNE Industriestraße 2 1.200 MW Windenergie: Portugal entscheidet sich für ENERCON 25709 Marne Praxis Telefon 04851 9537-0 Seite 8 Fax 04851 9537-19 Repowering von Windparks: Das Modell Fehmarn GÜSTROW Technologie Rövertannen 13 18273 Güstrow Seite 10 Telefon 03843 6958 -0 E-44 in Manastir/Türkei: Starke Turbine im Wind der Ägäis Fax 03843 6958 -39 International MAGDEBURG August-Bebel-Damm 24-30 Seite 12 Eolica Expo 2006 in Rom: Wind verspricht Wachstum auch für Süditalien Seite 13 “Green Power” in Kanada 39126 Magdeburg Telefon 0391 24460230 Fax 0391 24460231 ENSE Oesterweg 9 Zulieferer 59469 Ense Seite 14 Telefon 02938 9720 -0 Fax 02938 9720 -49 IMO Momentenlager GmbH: Zuverlässige Kugellager aus Mittelfranken Klimaforschung OBERKOTZAU Seite 16 Hauptstraße 12 95145 Oberkotzau Prof. Dr. Mojib Latif: Klimapolitik muss Chefsache werden Telefon 09286 9655-0 Fax 09286 9655-19 Rubriken Seite 2 Seite 5 Internationaler Vertrieb ENERCON Anschriften Info-Service BREMEN Otto-Lilienthal-Straße 25 28199 Bremen Telefon 0421 24415-20 Fax 0421 24415-39 IMPRESSUM Herausgeber: ENERCON GmbH · Dreekamp 5 · 26605 Aurich Telefon (04941) 927-0 · Fax 04941 927-109 · www.enercon.de ENERCON AUSTRIA GESMBH Redaktion: Volker Uphoff, Ruth Brand Hauptstraße 19 Druck: Steinbacher Druck GmbH, Osnabrück A-2120 Wolkersdorf (bei Wien) Telefon + 43 2245 828-28 Fax + 43 2245 828-38 Copyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos, Tabellen) sind urheberrechtlich geschützt. 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Das ist teils dem hohen Ölpreis geschuldet, teils aber auch der Tatsache, dass der Klimawandel und seine furchtbaren Auswirkungen auf Flora, Fauna und Mensch bereits deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Namhaften Forschern zufolge würde schon der bisherige Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre dafür ausreichen, die nächste Eiszeit zu verhindern, die in 50.000 Jahren zu erwarten gewesen wäre. Einzig die Erneuerbaren können langfristig eine klimafreundliche CO2-freie Energieversorgung gewährleisten. Auch die vormals konventionelle Energiewirtschaft bemerkt dies: Die großen Versorger investieren zunehmend in erneuerbare Kapazitäten. Das ist gut so, denn es wird für die Menschheit zur Überlebensfrage, dass alle an einem Strang ziehen. Die gegenwärtige Realität der Forschung sieht anders aus. Das einzige große internationale Energieforschungsprojekt ist derzeit der Bau des Fusionsreaktors ITER, der 2006 beschlossen worden ist. Fünf Milliarden Euro fließen in eine Technologie, die vielleicht erst in 40 Jahren nützliche Energie liefern wird. Und auch die konkreten Maßnahmen in Deutschland scheinen eher in eine Renaissance von Kohle und Atomenergie zu münden, denn in eine klimafreundliche regenerative Energieversorgung. Priorität genießen neben der Kernfusion Technologien zur Effizienzsteigerung von Kohle- und Gaskraftwerken sowie die Einlagerung von Kohlendioxid aus fossiler Stromerzeugung in Hohlräumen unter der Erdoberfläche. Für ENERCON ist das ein Ansporn, selbst große Anstrengungen in Forschung und Entwicklung zu unternehmen. 2006 konnten wir mit der E-20, der E-53 und der E-82 drei neue Modelle vorstellen, die auch an mittleren Standorten im Binnenland gute Windernten erzielen. Nur durch solche kontinuierliche Weiterentwicklungen kann die Windenergie schon in wenigen Jahren zu einem niedrigeren Preis als die konventionellen Energieträger Strom liefern. 2007 wird es deshalb weitere Entwicklungsarbeit geben: Im Herbst wollen wir den Prototyp der E-126 errichten. Die Großwindanlage soll mindestens 6 MW installierte Leistung haben und den Trend fortsetzen, mit weniger Anlagen mehr sauberen Strom zu erzeugen. Klimawandel und schwindende Energiereserven bieten Anlass genug, rasch den Umstieg auf eine erneuerbare Energieversorgung zu vollziehen. Lassen Sie uns das vor uns liegende Jahr dazu nutzen, die existenziellen Probleme der Menschheit ins Visier zu nehmen und uns auf nachhaltige Wege zu ihrer Lösung zu besinnen. Ihnen allen einen guten Start in das Jahr 2007! Ihr Aloys Wobben Geschäftsführer ENERCON GmbH 4 WINDBLATT 01 | 2007 NEWS Die 10.000ste ENERCON dreht sich im Windpark Kisselbach/Rheinland-Pfalz Turmbau im Windpark Kisselbach. Im pfälzischen Kisselbach hat ENERCON am 5. Dezember seine 10.000ste Windenergieanlage eingeweiht: Die Jubiläums-Anlage ist eine E-82, die sich im Rhein-Hunsrück-Kreis nahe Koblenz zusammen mit einer weiteren E-82 und acht E-70 dreht. Insgesamt wird der Windpark eine Kapazität von 22,4 MW haben. Betreiber der Anlage ist die JUWI GmbH Mainz, die zusammen mit ENERCON zur Einweihung geladen hatte. Rund 100 Gäste aus der Region, Vertreter der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sowie viele Zulieferer kamen. Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium Michael Müller würdigte in seiner Laudatio die Bedeutung ENERCONs und der Windbranche insgesamt für eine nachhaltige Energieversorgung. „Selbst Saudi-Arabien, die größte Erdölfördernation, hat im Jahr 2005 bereits ihre Förderhöchstmenge erreicht. Dies führt die Dringlichkeit des Umbaus der Energieversorgung besonders drastisch vor Augen.“ Jacqueline Kraege, Staatssekretärin im Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, wies auf das große Potenzial für die Erzeugung von Strom aus regenerativen Quellen hin. Die Hälfte des Stromverbrauchs sei einer Studie zufolge problemlos aus erneuerbaren Quellen verfügbar. Die Windenergie hätte daran einen Anteil von 27 %. Kisselbachs Bürgermeister Heinz-Ludwig Kub freute sich in seinem Grußwort über 83 % Zustimmung für den Windpark in einem Bürgerentscheid. Dies zählte neben der guten Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises zu den entscheidenden Gründen dafür, dass das Projekt zügig umgesetzt werden konnte. Eine Besonderheit des neuen Windparks ist der Standort im kommunalen Wald. ENERCON hofft, künftig in größerem Umfang Waldflächen für die Windenergie nutzen zu können. Dies würde nicht nur das Flächenangebot im Binnenland verbessern, sondern auch den klammen öffentlichen Kassen neue Einnahmen ermöglichen: Pro Anlage in Kisselbach kann die Gemeinde ab dem achten Betriebsjahr mit 25.000 Euro Gewerbesteuer rechnen. Bei einer ausreichenden Nabenhöhe lassen sich zudem auch an Standorten mit engem Baumbestand gute Windernten erzielen. Turbulente Strömungen, die den Ertrag im Wald schmälern könnten, treten nämlich nur dicht über den Wipfeln auf. Rund 40 Windenergieanlagen befinden sich derzeit in Rheinland-Pfalz an Waldstandorten. Ostfriesische Obstbäume als Geschenk für langjährige Mitarbeit ENERCON Mitarbeiter bringen Stützpfähle für ihre jungen Obstbäume an. 90 Obstbäume haben ENERCON Jubilare im November auf einer Obstwiese im Auricher Gewerbegebiet Schirum gepflanzt. „Jeder Baum ist ein Geschenk, das unsere Anerkennung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Ausdruck bringen soll, die schon länger als zehn Jahre in unserem Unternehmen tätig sind“, sagte ENERCON Geschäftsführer Aloys Wobben zur Eröffnung der Pflanzaktion. Die Mitarbeiter haben ihre Bäume selbst gepflanzt, und vielfach mithilfe von Familienangehörigen Löcher gebuddelt und Pfähle eingestemmt. Eine Einführung dazu, wie man das richtig macht, hatten sie zuvor von den Mitgliedern der regionalen Gruppe des Bundes Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erhalten, der die Aktion fachlich begleitet hat. ENERCON GmbH Geschäftsführer Aloys Wobben beim Pflanzen seines Baums. „Wir haben für die Aktion neben den allgemein bekannten auch einige spezielle ostfriesische Apfelsorten ausgewählt“, berichtet Rolf Runge vom BUND. Die Gruppe möchte mit der Anlage von Obstwiesen den Fortbestand des regionalen genetischen Pools für Obst sichern. Für die Wiese in Schirum wurden u.a. „Käske Apfel“, „Stina Lohmann“, „Roter Eisenapfel“ und „Mahrenholzer Winterapfel“ ausgewählt. „Das sind typisch ostfriesische Sorten. Ihre Früchte sind bei geeigneter Lagerung bis zu zwei Jahre haltbar“, so Runge. Die Baumbesitzer dürfen in zwei bis drei Jahren auf eine erste nennenswerte Ernte hoffen. Was sie nicht selbst benötigen, können sie dem BUND überlassen: Der presst aus dem reichhaltigen Apfelmix der von ihm betreuten Obstwiesen den Saft „Appeltuun“, was auf Ostfriesisch „Apfelgarten“ bedeutet. ENERCON versteht die Obstwiese in Schirum auch als wertvollen Ausgleich für die von ihm als Betreiber von Windenergieanlagen in Anspruch genommenen Flächen. Alte Windzoneneinteilung bleibt für Windturbinen doch bestehen Die neue Windlastnorm DIN 1055-4:2005 wird zwar wie angekündigt ab 2007 eingeführt, ist aber nicht auf Windenergieanlagen, Schornsteine und Masten anzuwenden. Für diese gilt weiterhin der Anhang B der Windenergieanlagenrichtlinie. Anders lautende Berichte (s. WINDBLATT 04/06) müssten auf einem Missverständnis beruhen, berichtet Vera Häusler, Mitarbeiterin es Deutschen Instituts für Bautechnik in Berlin. Die Mast- und Turmnormen behalten ihre bisherigen Windregeln bis zur Überarbeitung dieser Normen, die im Jahre 2007 erfolgen soll. „Sobald die Bearbeitung dieser DIN-Normen abgeschlossen ist, wird auch die Windenergieanlagenrichtlinie auf DIN 1055-4:2005 umgestellt.“ Derzeit, so Häusler, würden auch die Mast- und Turmnormen auf die neue Windnorm umgestellt. „Sobald das geschehen ist, wird in einem Zug der Übergang von alter Windlastregelung auf die neue DIN 1055-4 stattfinden.“ Erster ENERCON E-70 Windpark in Südfrankreich Die französische Umweltministerin Nelly Olin bei der Einweihung des E-70 Parks von Lou Paou. Umweltministerin Nelly Olin hat im Oktober mit Lou Paou (Département Lozère) den ersten E-70-Windpark in Südfrankreich eingeweiht. Die sieben Anlagen sollen den Prognosen zufolge zusammen 35 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen und könnten damit rund 14.000 Haushalte mit Strom versorgen. „Wir haben in diesem Projekt erstmals in Frankreich mit EDF Energies Nouvelles/SIIF Energies, Paris, zusammengearbeitet“, berichtet Peter Schuster, der Leiter des ENERCON Vertriebsbüros für Frankreich in Compiègne. „Weitere gemeinsame Projekte mit EDF Energies Nouvelles befinden sich in Planung oder im Bau.“ Um auch auf dem wachsenden Markt Südfrankreich künftig den gewohnten ENERCON Service sicherstellen zu können, richtet das Unternehmen derzeit einen ServiceStützpunkt in der Nähe von Millau, Region Midi-Pyrénées, ein. Zuletzt war im Sommer 2006 eine neue Filiale des Servicebüros Bretagne in der Nähe von Brest eröffnet worden, von wo aus außer der Bretagne auch ein Projekt in der Basse Normandie betreut wird. Auch das Servicebüro in Compiègne/Lacroix St. Ouen, dessen Mitarbeiter die ENERCON Anlagen in der Picardie sowie in den Regionen Nord Pas de Calais und Haute Normandie betreuen, wird weiter ausgebaut: Seit 2004 ist die Zahl der Mitarbeiter von vier auf 30 gestiegen. WINDBLATT 01 | 2007 2007 European Renewable Energy Policy Conference (Brüssel/Belgien) 29.01. – 31.01.2007 Konferenz zur Politik der erneuerbaren Energien: Versorgungssicherheit, Umweltschutz und Wettbewerbsfähigkeit www.erec-renewables.org 5. Salon der Erneuerbaren Energien (Lyon/Frankreich) 14.02. – 17.02.2007 Ausstellung und Konferenz zu erneuerbaren Energien www.energie-ren.com Energy Med 2007 Britischer Ökonom Stern: Folgen des Klimawandels sind teurer als Maßnahmen zur Abwehr Auf 5,5 Billionen Euro beziffert der britische Ökonom Nikolas Stern in einem Report für die britische Regierung die Kosten des gegenwärtigen Klimawandels. Das wären 20 Prozent der Weltwirtschaftskraft. Stern hat die Schadenssummen zusammengerechnet, die die wichtigsten Ereignisse des Klimawandels verursachen: Wassermangel, Dürren, Überflutungen von Landstrichen, Aussterben von Pflanzenarten etc. Als Gegenmittel empfiehlt der ehemalige Weltbank-Chef einen Klimaschutz der nach genauen Kosten-Nutzen-Erwägungen vorgeht. Den Berechnungen Sterns zufolge würden Klimaschutz-Investitionen von einem Prozent der Weltwirtschaftskraft ausreichen, um den Kohlendioxid-Gehalt von heute 380 parts per million (ppm) nicht auf über 550 ppm ansteigen zu lassen. Das werde reichen, um einen Temperatursprung um 5 Grad bis 2100 abzuwenden, statt dessen würde es bis dahin nur zwei bis drei Grad wärmer, so Stern. Voraussetzung für dieses Szenario: Die aktuellen Treibhausgas-Emissionen müssten bis 2050 um 25 Prozent reduziert werden und der Energieverbrauch müsse ebenfalls auf ein Viertel sinken. (Neapel/Italien) 8.03. – 10.03.2007 Konferenz und Ausstellung zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz im Mittelmeerraum www.energymed.it Erneuerbare Energien 2007 (Böblingen) 02.03. – 04.03.2007 Messe und Kongress zu erneuerbaren Energien und energieeffizientem Bauen & Renovieren ENERCON am selben Standort wie im Vorjahr www.erneuerbareenergien.com Energie Hannover Messe (Hannover) 16.04. – 20.04.2007 Internationale Messe der erneuerbaren und konventionellen Energieerzeugung, Energieversorgung und -verteilung ENERCON in Halle 13 www.hannovermesse.de 5 INFO-SERVICE NEWS 6 WINDBLATT 01 | 2007 TITEL Portugals Wirtschaftsminister Manuel Pinho und ENERCON Geschäftsführer Aloys Wobben bei der Grundsteinlegung für das Industrievorhaben in Viana do Castelo. 1.200 MW WINDENERGIE Portugal entscheidet sich für ENERCON ENERCON wird als Teil eines Konsortiums in den nächsten Jahren 1.200 MW Windenergie in Portugal errichten. Die Lizenz für den Anschluss der Anlagen ans Netz hat das Konsortium in einer Ausschreibung der Regierung in Lissabon erworben. ENERCON wird nun im nordportugiesischen Viana do Castelo entsprechende Produktionsstätten realisieren. Als „Energie der Zukunft“ bezeichnete Portugals Wirtschaftsminister Manuel Pinho die Windenergie Ende Oktober bei der Grundsteinlegung für die neuen Produktionswerke, die ENERCON in Viana do Castelo in den nächsten Jahren errichten wird. Die Wind- energie werde es Portugal ermöglichen, saubere Energie zu produzieren und sich aus seiner momentanen Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu befreien. ENERCON investiert in der nordportugiesischen Hafenstadt, weil es als Teil des Konsortiums „Eólicas de Portugal“ den Auftrag für die Errichtung von insgesamt 48 Windparks in verschiedenen Teilen Portugals erhalten hat. Das Konsortium wird maßgeblich geführt vom größten Energieversorger des Landes, Energias de Portugal (EDP). Weitere Beteiligte sind Termoélectrica Portuguesa und Finerge, beides Töchter des spanischen Energiekonzerns Endesa, sowie der portugiesische Windparkentwickler Grupo Generg. In der ersten Runde einer staatlichen Ausschreibung zur Windenergie hatte das Konsortium Ende Oktober den Zu- TITEL Die Fabriken, die rund um Viana do Castelo entstehen, sollen bis Mitte 2008 fertig sein. 1.100 direkte Arbeitsplätze sollen in der Region entstehen. Insgesamt erwartet das portugiesische Wirtschaftsministerium einen Investitionsschub von 1,7 Milliarden Euro. Darin eingeschlossen sind die Aufwendungen der Betreiber für die neuen Windparks sowie die Investitionen in den Aufbau und die Erweiterung von Produktionsstätten durch Zulieferer. So wird beispielsweise Siemens sein Transformatorenwerk in Portugal dem Bedarf für die ENERCON E-82-Windparks anpassen und auch Kohlefaserhersteller Saartex wird eine eigene portugiesische Fabrik im Raum Viana do Castelo errichten. ENERCON ist schon seit über einem Jahrzehnt in Minho Viana do Castelo Lima Porto Douro Norte Mondego Coimbra Centro Zézere Portugal Lisboa e Vale do Tejo jo Te Lisboa Évora Mérida Alentejo Guad iana Den industriellen Kern in Viana do Castelo werden fünf neue Produktionsstätten bilden: eine Betonturmfabrik, eine Rotorblattfertigung, ein Generatorenwerk, eine Anlagen-Endmontage und ein Werk für den Bau von E-Modulen. „Parallel bauen wir eine Verwaltung auf, die den Ausbau der portugiesischen Tochterunternehmen koordiniert“, berichtet Heiko Frerichs, der die Ausschreibung bei ENERCON in Aurich begleitet hat. Die neue Holding für das Portugal-Engagement trägt den Namen ENEOP 3, was sich herleitet aus dem Namen des Konsortiums „Eólicas de Portugal“ (ENEOP). Portugal aktiv: 1997 wurde nahe Villa Real an der Algarve der erste Windpark errichtet. Inzwischen gibt es eingespielte Strukturen, auf die sich ENERCON bei seinem aktuellen Expansions-Projekt verlassen kann. Die ENERCON Servicegesellschaft EWG Ltd. in Amarante im Nordosten Portugals hat schon über 360 Windenergieanlagen ans Netz gebracht. Die rund 100 Mitarbeiter leisten den ENERCON üblichen Service. Die EWG wird diese Aufgaben auch für die 48 neuen Windparks übernehmen. Die Lage in Amarante erweist sich dabei als vorteilhaft, denn die meisten neuen Projekte aus der Ausschreibung werden ihren Standort in den Mittelgebirgsketten des Nordens haben. 7 Sad o schlag für den Bau von Windenergieanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1.200 MW erhalten. Eine Voraussetzung für den Erhalt des Zuschlags war die Sicherstellung eines hohen lokalen Fertigungsanteils. ENERCON hat die nordportugiesische Hafenstadt Viana do Castelo als neuen Produktionsstandort gewählt. WINDBLATT 01 | 2007 ça an Ch Algarve Faro Sevilla 0 „Lissabon hat in der Ausschreibung konsequent den Ansatz verfolgt, ein Kontingent von 1.200 MW Netzkapazität für Windenergie-Investoren zur Verfügung zu stellen, die im Gegenzug eine Steigerung der lokalen Wertschöpfung und die Schaffung von Arbeitsplätzen zusichern“, erläutert Frerichs. Dabei handelten die Verantwortlichen sehr vorausschauend: Da in dem Land am Südwestzipfel Europas in absehbarer Zeit die Das Modell für die neuen Produktionsstätten in Viana do Castelo. 50 100 km ENERCON Standort in Viana do Castelo. guten bis sehr guten Windstandorte aufgebraucht sein werden, setzte die Regierung konsequent auf eine starke Exportausrichtung des neuen Windenergie-„Clusters“. 60 Prozent der Windenergieanlagen, die ENEOP 3 in Portugal produziert, sollen deshalb mittelfristig in den Export gehen. Die ausschreibende Behörde, das Generaldirektoriat für Geologie und Energie (DGGE), eine Unterabteilung des Wirtschaftsministeriums, wird regelmäßig über die Fortentwicklung der Projekte und die Einhaltung von Zeitplänen berichten. Am Tag der Grundsteinlegung in Viana do Castelo wurden zugleich die ersten Stellenausschreibungen für die neuen Produktionswerke publiziert. Viana do Castelo erweist sich auch in dieser Hinsicht als ein äußerst günstig gewählter Standort. „In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich eine große Schiffswerft mit großen Kontingenten von sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern“, berichtet Heiko Frerichs. „Mit den neuen Projekten erhöhen wir nicht nur die Zahl unserer Anlagen an attraktiven Windstandorten in Südeuropa, wir sichern uns zugleich mit Viana do Castelo einen strategisch günstigen Ausgangspunkt für den Export auf die iberische Halbinsel wie nach Übersee.“ 8 WINDBLATT 01 | 2007 PRAXIS REPOWERING VON WINDPARKS Das Modell Fehmarn Auf Fehmarn läuft derzeit das weltweit größte RepoweringProjekt. Die Windmüller der Ostseeinsel ersetzen ihre Windenergieanlagen der ersten Generation – mit 225 bis 500 kW Nennleistung – komplett durch neue leistungsstarke ENERCON E-70. Nach dem für Ende 2007 geplanten Projektabschluss werden sich auf Fehmarn insgesamt 68 Anlagen der 2,3-MW-Klasse drehen. Positiver Nebeneffekt: Die fünf Einzelparks der Insel funktionieren künftig wie ein großes regeneratives Kraftwerk. „Wir halbieren die Zahl der Windenergiean- lagen auf Fehmarn und steigern die Gesamtleistung von 45 auf 160 Megawatt“, sagt Karl Detlef, Landwirt aus Dänschendorf und Vorstand der Betreibergesellschaft des Windparks Fehmarn-Mitte. Der Westen der Insel gilt als eine der Wiegen der Windenergie in Deutschland: Hier wurden bereits 1983 die ersten Einzelanlagen errichtet, vermehrt wurde von 1987 bis 1993 gebaut. In den 90er Jahren entwickelte die Kommune Fehmarn dann einen Flächennutzungsund Bebauungsplan, der den Rahmen für den weiteren Ausbau der Windenergie absteckt. „Mit der neuen Anlagengeneration wollen wir die begrenzte Windvorrangfläche optimal nutzen“, erläutert Detlef. Vier bis fünf Jahre Planung Die fünf Betreibergesellschaften auf Fehmarn planen die Erneuerung ihrer Parks seit 2001. „Als erstes haben wir die Kommanditisten der Windparkgesellschaft von der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens über- Schritt für Schritt werden die älteren Windenergieanlagen Fehmarns durch neue der 2,3 MW-Klasse ersetzt. zeugt“, berichtet Matthias Witt, Landwirt und Geschäftsführer des Windparks Fehmarn-Presen. Grundlage für die Diskussion seien die Vorschläge des Herstellers ENERCON zum technisch Machbaren ebenso gewesen wie die Gutachten von Steuerexperten und die Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Windenergieplanern. „Ziel dabei war, die Finanzierung so zu gestalten, dass jeder Altbetreiber in die Lage versetzt wird, auch bei den neuen Projekten mitzumachen.“ Als die Beschlüsse dann im Grundsatz einstimmig gefällt waren, habe man sich mit der sehr zukunftsorientierten Gemeinde Fehmarn über die Voraussetzungen für die nötigen Genehmigungen verständigt. teresse daran, dass die verstreuten Einzelanlagen außerhalb der Parks auf unserer Insel nach und nach verschwinden“, berichtet Witt. Um diese Bedingung erfüllen zu können, entwickelten die Insulaner ein Beteiligungsmodell, mit dem sie Eigentümern von Außenanlagen – für die ja alte Bestandsgarantien existieren – den Rückbau schmackhaft machen konnten. „Das ging nur über eine Einstiegsmöglichkeit bei den erneuerten Parks“, berichtet Matthias Witt. Die Eigner separater Anlagen erhielten ein Beteiligungsangebot, das ihrer bisherigen Kapazität entspricht – multipliziert mit einem Faktor für den Leistungszuwachs durch das Repowering. Betreiber rücken zusammen Begradigung der Windparklandschaft Bis dahin agierten die Betreiber unabhängig voneinander. Spätestens an diesem Punkt aber mussten die fünf Gesellschaften, an denen insgesamt rund 150 einheimische Landwirte beteiligt sind, enger zusammenrücken. „Die Gemeinde hatte ein großes In- Kein Betreiber von Außenanlagen habe das Angebot ausgeschlagen, berichtet Witt. Infolge der Einigung werden die ersten alten Hofanlagen auf Fehmarn nun also nach Inbetriebnahme der erneuerten Parks ver- PRAXIS schwinden, die letzten gehen in fünf Jahren vom Netz. Windturbinen rücken weiter auseinander „Wir arbeiten seit 1992 partnerschaftlich mit der ENERCON Geschäftsleitung und dem Service zusammen. Da war unser erster Gedanke: Wir machen auch das Repowering mit ENERCON“, sagt Witts Nachbar Martin Störtenbecker, der dem Windpark Klingenberg an der Ostküste vorsitzt. Man habe die Fläche komplett neu planen müssen. Das war schon aufgrund der größeren Abstände nötig: Die Distanz zwischen den Turbinen soll mindestens das Dreifache ihres Rotordurchmessers betragen. Die Anlagenzahl reduziert sich in Klingenberg so von 21 E-40 auf 11 E-70. „Teils können wir die alten Wege noch nutzen, den Großteil aber mussten wir neu anlegen“, sagt Störtenbecker. Auch die bisherige Verkabelung entsprach dem Bedarf nach dem Repowering nicht mehr. Die alte Kapazität war schon mit vier E-70 ausgelastet. Die Kabel für die übrigen Anlagen werden nun zum gemeinsamen Umspannwerk Fehmarn-Mitte geführt. Ein positiver Effekt des insgesamt 140 Millionen Euro teuren Repowerings ist der Zusammenschluss der Fehmarner Windenergieanlagen zu einer Kraftwerks-Einheit. „Wichtigste Säule des Projekts ist ein Umspannwerk, das die Mittelspannung aus den Parks auf das Hochspannungsniveau 110 kV transformiert“, berichtet Karl Detlef. Kostenanalysen und Betrachtungen möglicher Wirkungsgrade haben ein Repowering nahe gelegt, das die bisherigen Leistungskapazität der Anlagen vervierfacht. Dafür fehlte bislang aber die Netzkapazität. Matthias Witt (WP Presen), Arnt von Drathen (Vertrieb ENERCON), Martin Störtenbecker (WP Klingenberg). Übertragungsnetzbetreiber E.on bot den Windmüllern das auf dem Festland gelegene Umspannwerk Göhl bei Oldenburg/Holstein als Anschlusspunkt an. Das bedeutete für die Insulaner, dass sie eine 32 Kilometer lange neue 110 kV-Kabeltrasse teils durch die Ostsee verlegen und zwei Umspannwerke errichten mussten: eines auf der Insel und eines nach der Sundquerung zur Vorbereitung der Einspeisung ins Hochspannungsnetz. Größtes privates 110 kV-Netz „Das war die Kröte, die wir schlucken mussten“, meint Karl Detlef. Presen-Betreiber Witt bestätigt: „Die Auflage bedeutete für Das neue Umspannwerk Fehmarn-Mitte. uns eine vorher nicht für möglich gehaltene Belastung, die unser Projekt an den Rand der Wirtschaftlichkeit gebracht hat.“ Doch vor die Alternative gestellt, auf ein Entgegenkommen des Übertragungsnetzbetreibers bei der Fehmarnsund-Querung zu warten, entschlossen sich die Windmüller die rund zwei Meter breit und 1,5 Meter tief auszuhebende Trasse selbst in Angriff zu nehmen. Sie schafften es in sagenhaften zehn Monaten, die Hochspannungserdkabel zu verlegen und die Umspannwerke zu bauen, einschließlich Planung der Trasse, Erwerb von Rechten für Grundstücksquerungen und die eigentlichen Bauarbeiten. „Mit 37 Landwirten waren Übereinkünfte zu erzielen, fünf Gemeinden, Wasser- und Bo- WINDBLATT 01 | 2007 9 Karl Detlef, Windpark-Betreiber aus Dänschendorf und Sprecher von Fehmarn-Netz. denverbände, das Landesamt für Verkehr und Technik, die Deutsche Bundesbahn und das Wasserschifffahrtsamt zu gewinnen“, berichtet Detlef. Darüber hinaus waren biologische Gutachten u.a. zur „Flora und Fauna Habitat“, ein aufwendiges fischereibiologisches Gutachten, sowie ein Gutachten zu den Auswirkungen auf den Vogelzug und die Vogelrast sowie die Bodenbeschaffenheit vorzulegen. Eine Mammutaufgabe. Fehmarns Windmüller sind so unverhofft zu den größten privaten 110 kV-Netzbetreibern in Deutschland aufgestiegen. „Wir haben die Entscheidung bis heute nicht bereut“, bekennt Matthias Witt. Für das Umspannwerk haben die Parkgesellschaften eine gemeinsame Betreibergesellschaft gegründet, an der sie mit jeweils einem Sprecher beteiligt sind. Das ohnehin positive Verhältnis zum Übertragungsnetzbetreiber habe sich seit der Entscheidung für die neue Sundquerung partnerschaftlicher gestaltet, merkt Karl Detlef an. Außerdem verfügen die Insulaner nun über Anschluss-Kapazitäten, mit denen sie für künftige erneuerbare Energieprojekte gerüstet sind. Vision für neues Repowering Detlef hebt die ungeheure Professionalisierung hervor, die das Projekt mit sich gebracht hat. Er entwickelt bereits Visionen für das nächste Repowering, das er in 12 bis 15 Jahren erwartet. Eine Ergänzung um andere Energieprojekte wie Bioenergie- oder Solarkraftwerke steht für ihn bis dahin ebenso auf der Agenda wie eine Verständigung mit Naturschutzverbänden über den Sinn bestehender Höhenbegrenzungen. „Wenn wir da etwas bewegen könnten, ließe sich die Kapazität 2016 nochmals verdreifachen.“ 10 WINDBLATT 01 | 2007 TECHNOLOGIE E-44 IN MANASTIR/TÜRKEI Starke Turbinen im Wind der Ägäis Auf einer bei Urlaubern beliebten Halbinsel in der Westtürkei kommt die ENERCON E-44 erstmals als Serienprodukt zum Einsatz. Manastir heißt der Ort, an dem sich vom neuen Jahr an 32 Anlagen dieses Typs sowie weitere 17 E-48/800 kW drehen werden. Der gut 10 Kilometer südöstlich der Kleinstadt Çesme gelegene Standort bietet äußerst attraktive Bedingungen: Für das ENERCON Projekt ist eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 8,8 m/s in Nabenhöhe prognostiziert. Betreiber der Anlagen wird Mare Manastir sein, ein Joint Venture ENERCONs mit seinem türkischen Partner Demirer Holding, Istanbul. „Das Projekt ist bereits seit dem Jahr 2000 in Vorbereitung“, berichtet Christof Büttner aus der Abteilung ENERCON Invest in Aurich. Aber wegen der Unsicherheiten, die die durch die türkische Regierung veranlasste Aufhebung des bis Ende 2000 verfolgten BOT-Ausschreibungsmodells (Build-Operate-Transfer) für erneuerbare Energieprojekte ohne eine ausreichende Folgeregelung mit sich brachte, waren die Pläne in der Schublade geblieben. Aufbau der Starkwindanlage E-44 in Manastir, im Hintergrund E-48. Türkisches EEG Mit dem türkischen Erneuerbare-EnergienGesetz vom Mai 2005 aber hat sich die Situation geändert. Die Einspeiseregelung verpflichtet die zum Handel mit elektrischer Energie zugelassenen Unternehmen, min- destens acht Prozent ihres jährlichen Stromabsatzes aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen, sofern am Markt ein ausreichendes Angebot vorliegt. Darüber hinaus gilt bis Ende 2011, mindestens je- doch bis zum siebten Betriebsjahr, eine Mindestvergütung in Höhe des inflationsbereinigten Durchschnittspreises des Vorjahres für Elektrizität, wobei der türkische Ministerrat zum jeweiligen Jahresbeginn TECHNOLOGIE einen Aufschlag um bis zu maximal 20 Prozent verordnen darf. Starkwindanlage gefragt Als sich das neue Erneuerbare-EnergienGesetz abzeichnete, machten sich ENERCON und Demirer an die Realisierung ihrer Pläne. Ursprünglich war das Projekt als reiner E-48-Standort geplant. „Unser Site Assessment hat jedoch in detaillierten Standortstudien ermittelt, dass das Gelände zu einem erheblichen Teil der Windklasse I zuzurechnen ist“, berichtet Büttner. Das bedeutete, dass Starkwindanlagen zum Einsatz kommen mussten. Hier bot sich das soeben ausgereifte E-44-Modell als optimale Alternative an. Die E-44 ist die kleinere Schwester der E-48. Ausgehend von der größeren Anlage wurde nachgerechnet, mit welchem Rotordurchmesser das Lastenniveau an Starkwindstandorten identisch bleibt. Resultat ist ein auf 44 Meter verkleinerter Rotordurchmesser. Für dieses Modell wurden zudem Blätter im bewährten Rotorblatt-Design entwickelt, mit denen die Anlage Extremböen von 70 Metern pro Sekunde standhalten kann. Wie bei anderen Starkwindmodellen auch bleibt der Turm mit 55 Metern unter der Höhe der vergleichbaren Windklasse II-Anlagen. Da an Starkwindstandorten die Nennleistung einen entscheidenden Einfluss auf den Ertrag hat, wurde sie für die E-44 auf 900 kW angehoben. Rotorblätter aus Izmir Produziert wurden alle Anlagenkomponenten bislang in Deutschland und in die Türkei verschifft. Inzwischen aber haben die ersten E-44 Rotorblätter die Produktionshallen der AERO Rüzgar Endüstrisi Anonim Sirketi im gut 50 Kilometer von Manastir entfernten Izmir verlassen. Die E-44 eignet sich ideal für die türkischen Windklasse IStandorte, und so ist es nur folgerichtig, Anlagen-Komponenten möglichst unweit des Einsatzortes herzustellen. Vergütung acht Jahre sicher Der Windpark in Manastir ist für ENERCON das erste Projekt unter der neuen Einspei- seregelung. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Projekt habe man konservativ mit einer Einspeisevergütung von umgerechnet ca. fünf Eurocent je Kilowattstunde kalkuliert, berichtet Büttner. Doch das neue Gesetz enthält auch Unwägbarkeiten. So garantiert es zwar eine Abnahme und Einspeisevergütung für Regenerativstrom in Höhe des DurchschnittsStrompreises. Die Abnahmepflicht besteht jedoch nur, solange die Leistung aller regenerativen Quellen zusammen nicht acht Prozent des türkischen Gesamtverbrauchs überschreitet. „Ich gehe davon aus, dass die Achtprozent-Begrenzung in den nächsten sieben bis acht Jahren nicht erreicht wird“, sagt Büttner. Dafür spreche insbesondere die bisher geringe Nutzung erneuerbarer Energien und die Erwartung, dass der Stromverbrauch in der Türkei weiterhin jährlich mit fast zweistelligen Prozent-Werten wachse. WINDBLATT 01 | 2007 11 möglichst groß ist“, berichtet Frank Wübben vom ENERCON Service Center. Ein kleiner bereits bestehender ENERCON Windpark mit drei E-40 Turbinen, Alize Rez, werde auch zum Einsatzbereich des Teams zählen. Der zweite türkische Service-Stützpunkt wird Wübben zufolge das am Ausgang des Marmarameeres zur Ägäis gelegene Çanakkale sein: In Intepe, nicht weit der 75.000-Einwohner-Stadt, errichten ENERCON Aufbauteams gerade einen Park mit 38 E-48. Ein weiteres Projekt in der Region soll 2007 folgen. Von Çanakkale aus ist es zudem nicht weit bis zur Ägäis-Insel Bozçaada, auf der ENERCON im Jahr 2000 zusammen mit Demirer Holding den bis dato größten Windpark des Landes gebaut hat: 17 E-40 Maschinen ernten dort einen Wind, der mit einer stattlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,5 Metern pro Sekunde in 30 Metern Höhe weht. Dreifache Absicherung Starker Wind Doch Mare Manastir ist gegen solche Risiken abgesichert: Alternativ ist ein Verkauf des produzierten Stroms auf dem „freien“ Strommarkt möglich. Die Stromhandelspreise sind in der Türkei derzeit so hoch, dass sich dieser Weg bereits jetzt lohnt. Sollte dieses aufgrund von Strompreisoder Währungsschwankungen unlukrativ werden, käme eine weitere Alternative zum Zuge: Ein privates Industrie-Unternehmen würde dann den Strom von Mare Manastir zu einem Mindestpreis auf Euro-Basis abnehmen. „Wir ziehen Investitionen in weitere eigene Windparks im Land am Bosperus in Erwägung“, berichtet Christof Büttner. Er sieht langfristig ein großes Entwicklungspotenzial für die Erneuerbaren in der Türkei. Schätzungen besagen, dass ein jährlicher Investitionsbedarf von 2,5 Milliarden Euro besteht, um den wachsenden Energiebedarf zu decken. Dafür sorgt die aufstrebende Entwicklung in früher wenig erschlossenen Regionen, wie z.B. der Osttürkei, aber auch die wachsende Stromnachfrage der Industrie: Ihr Bedarf von 63.700 GWh (2005) wird sich Prognosen zufolge bis 2020 annähernd vervierfachen. Mit der Wartung und dem Service für die Anlagen hat ENERCON eine türkische Tochtergesellschaft betraut. Die stellt aus den Aufbauteams für den Windpark Manastir gerade ein fünfköpfiges Service-Team mit Technikern und einem Ingenieur zusammen. Der Service-Stützpunkt wird sich im Windpark befinden. Damit wird eine sehr kurze Reaktionszeit möglich. „Wir setzen die Mitarbeiter schon beim Aufbau ein, damit die Identifikation mit den Maschinen in den Service-Teams später „Die Türkei ist ein sehr interessantes Land für die Windenergie, da sie eine 8.000 Kilometer lange Küste mit sehr guten Windstandorten hat. Weil es keine nennenswerten fossilen Energieträger gibt, hat der Staat zudem ein großes Interesse an der Verringerung der Abhängigkeit von Energieimporten. In der oft kargen Landschaft eröffnet die Windenergie den Menschen darüber hinaus gute Perspektiven für eine wirtschaftliche Nutzung.“ 12 WINDBLATT 01 | 2007 I N T E R N AT I O N A L EOLICA EXPO 2006 IN ROM Wind verspricht Wachstum auch für Italiens Süden Auf der Eolica Expo Mediterranean in Rom hat sich im September 2006 die aufstrebende italienische Windbranche selbstbewusst präsentiert. ENERCON hat die Kontaktbörse genutzt, um gemeinsame Projekte u.a. mit Tozzi Sud und Fortore Energia, beides aufstrebende private Energieversorger im Bereich erneuerbare Energien, zu vereinbaren. Aufgrund der guten Zusammenarbeit wird ENERCON ab 2007 in Foggia, Apulien, Fertigteilbetontürme herstellen lassen. acht Jahre laufen zu lassen. „Italien hat diese Möglichkeit geschaffen, weil es der große Marktplatz für Emissionszertifikate in Europa werden will“, sagt Barkmann. Betreiber erhalten so eine Kombination aus fester Vergütung und Einnahmen aus den Zertifikaten: Im Idealfall, wenn Zertifikate mit kurzer Laufzeit gehandelt werden, erge- „Die italienische Windenergieszene hat sich enorm professionalisiert“, fasst Thomas Barkmann seinen Eindruck von der Eolica Expo 2006 in Rom zusammen. Barkmann ist der für Italien verantwortliche Vertriebsmitarbeiter bei ENERCON in Bremen. „Die Gespräche werden zusehends ergebnisorientierter, die Projektvorschläge der Besucher am ENERCON Stand waren in der Regel schon sehr weit ausgearbeitet.“ Nicht nur die Qualität stimmte, mit 98 Ausstellern in acht Hallen hat die Eolica Expo auch bei der Quantität ihre Ziele übertroffen. ENERCON hat die Messe vor allem für die Festlegung von Zeitkorridoren für im Vorfeld angebahnte Projekte genutzt. Neben die langjährigen festen Beziehungen zu den genannten Großkunden, Tozzi Sud, Ravenna, und Fortore Energia, Lucera, treten dadurch nun Verbindungen zu weiteren starken Partnern: Zu nennen wäre vor allem ENEL, der größte italienische Energieversorger, als potenzieller Neukunde für die E-48/800 kW. „Für ENERCON kristallisieren sich einige Schwerpunktregionen heraus“, berichtet Benedetto Gallina, Leiter des Vertriebsbüros Italien in Frascati. Dazu zählt er neben Apulien, Kampagnien, Basilikata und Kalabrien im Süden auch Ligurien im Norden. Man hat die Partner bewusst so gewählt, dass sie in beiden kulturell verschiedenen Landestei- Windpark in San Chirico, Region Apulien. len, im Norden und Süden, fest verankert sind. Denn bei den Windressourcen ist der Süden zwar eindeutig im Vorteil. Für die Finanzierung von Projekten sorgen aber nach wie vor meist Institute aus dem Norden, vor allem in Gestalt der Mailänder Banken. Ganz in der Nähe der windstarken Standorte im Süden wird ENERCON von 2007 an Türme fertigen lassen – vom Betonfertigteilhersteller IANUS in Bari, Apulien. Italien versucht, über lange Preisbindungen bei Grünstromzertifikaten attraktive Bedingungen für den Ausbau der Windenergie zu schaffen. Emissionsgutschriften für Windenergieanlagen können über lange Zeiträume veräußert werden. So ist es seit kurzem möglich, Zertifikate über zwölf statt bisher ben sich bis zu 16 € Ct/kWh. Im Schnitt liegt die Vergütung jedoch bei 10 € Ct. Denn langfristige Verträge für die Zertifikate werden bevorzugt, um die Finanzierung der Projekte auf sichere Beine zu stellen. „ENERCON hat durch die Erweiterung des Vertriebs in Italien um das Site Assessment Büro im Frascati sowie durch die Vergabe der Turmproduktion die Vorausetzungen dafür geschaffen, sowohl bei Ausschreibungen der großen Energieversorger und Projektentwickler wie Edison, Enel, Endesa oder Iberdrola erfolgreich sein zu können als auch neue, sehr agile Projektentwickler professionell zu bedienen“, sagt Thomas Barkmann. Bis 2010 seien Projekte im Umfang von ca. 150 MW p.a. anvisiert. INTERNATIONAL WINDBLATT 01 | 2007 13 In Kanada ist die Provinz Ontario Schrittmacher der Windenergie: Seit November gibt es dort die erste gesetzlich geregelte Einspeisevergütung des amerikanischen Kontinents. 11 kanadische Cent erhalten Windmühlenbetreiber je eingespeister Kilowattstunde. Zu den ersten Projekten, die unter diese Vergütung fallen, zählen zwei ENERCON Windparks für den Betreiber Schneider Power Inc. sowie ein Windpark für den Betreiber Green Breeze Inc., beide mit Sitz in Toronto. Schätzungen des Windenergieverbands CanWEA zufolge werden in Kanada in der nächsten Dekade Windenergieanlagen mit einer Gesamtkapazität von über 9.000 MW errichtet. 3.000 MW sind bereits im Bau oder stecken in Genehmigungsverfahren. Hintergrund ist, dass Provinzen wie Alberta, Ontario oder Quebec ihren veralteten Kraftwerkspark erneuern müssen, um den enormen Energie-Bedarf des Landes auch künftig zu decken. Dabei setzen sie zunehmend auf eine „grüne“ Komponente. „ENERCON möchte so viel wie möglich zum Aufbau einer regenerativen Energieversorgung im Land beitragen“, sagt Michael Weidemann, für Kanada verantwortlicher Mitarbeiter im internationalen ENERCON Vertrieb. Das Unternehmen hat langfristige Partnerschaften mit professionellen Entwicklern und Betreibern aufgebaut: Darunter finden sich große Energiekonzerne wie ENMAX, der städtische Versorger in Calgary, Alberta, ebenso wie auf regenerative Energien spezialisierte mittelständische Entwickler. Ein ENERCON Kunde ist Schneider Power Inc. in Toronto. Das Unternehmen gehört einer Auswandererfamilie, die schon im 19. Jahr- Source: Schneider Power Inc. “Green Power” in Kanada Transport einer E-48 zu einem Standort in Providence Bay, Manitoulin Island, Ontario. hundert in Deutschland Wasserkraftwerke betrieben hat und 1985 nach Kanada übergesiedelt ist. Größtes aktuelles Projekt ist der Windpark Providence Bay mit acht Anlagen auf den Manitoulin-Inseln im Huronensee. Auf dem über 100 Hektar großen Areal haben ENERCON Aufbauteams bereits zwei E-48/800 kW errichtet. Sechs E-82/2 MW werden 2007 folgen. Schneider Power will in den nächsten Jahren zehn weitere Projekte realisieren, eines davon in Barrie am Simcodesee, wo ebenfalls ENERCON Anlagen zum Einsatz kommen. Bei einem anderen Vorhaben kooperiert ENERCON mit dem Projektentwickler und -betreiber Acciona, Madrid, sowie mit SUNCOR, Calgary (Alberta), einem Spezialisten aus dem Öl- und Gasgeschäft. SUNCOR hat eine Ausschreibung über einen 75 MW-Windpark in Ontario gewonnen. „ENERCON liefert dafür E-82-Anlagen, die am windreichen Ufer des Huronensee errichtet werden“, sagt Weidemann. Zweiter Schwerpunkt ist Alberta in West-Kanada. Die Region erlebt einen Erdöl-Boom, seit der Ölpreis so hoch ist, dass sich der Abbau von Ölsand lohnt. Obwohl es keine Förderprogramme gibt, errichtet der regionale Energieversorger ENMAX derzeit 300 Kilometer südlich von Calgary einen Windpark mit 37 E-70. „ENMAX will sein Grünstromangebot GREENMAX absichern“, erläutert Weidemann. Der „grüne“ Strom ist gegen einen monatlichen Aufpreis auf die Stromrechnung von 6 oder 12 Dollar zu beziehen. Calgary plant, alle öffentlichen Gebäude zu drei Vierteln mit dem regenerativen Strom zu versorgen. Die ENERCON Anlagen legen die Reise nach Alberta per Schiff und LKW zurück. Im Hochseefrachter geht es von Emden bis in die Großen Seen, wo die Anlagen in Thunderbay auf LKW umgeladen werden, auf denen sie die restlichen 2.500 Kilometer zurücklegen. Gesamtdauer der Reise: ca. drei Wochen. Die Weite des Landes ist eine Herausforderung. ENERCON hat deshalb drei Büros eröffnet, von denen aus der Service für die Anlagen gesichert wird. Hauptsitz der kanadischen Service-Tochter ist Halifax auf der Atlantikhalbinsel Nova Scotia, weitere Stationen befinden sich nahe Toronto sowie in Lethbridge, Alberta. 14 WINDBLATT 01 | 2007 ZULIEFERER IMO MOMENTENLAGER GMBH Zuverlässige Kugellager aus Mittelfranken Die IMO Momentenlager GmbH aus Gremsdorf nahe Nürnberg liefert für ENERCON Großwälzlager. Die präzisen Kugeldrehverbindungen aus Mittelfranken kommen als Blatt- und Azimutlager zurzeit vor allem in E-70 und E-82 Generatoren zum Einsatz. Die IMO Momentenlager GmbH, Gremsdorf, stellt Kugeldrehverbindungen für die Azimut- und Blattlager von ENERCON Generatoren her. Die Komponenten werden teils beim exklusiven ENERCON Zulieferer SKET in Magdeburg, teils in der Anlagen-Endmontage der Mechanik Anlagenbau GmbH in Aurich verwendet. Jede ENERCON Windenergieanlage verwendet drei Blattlager und ein Azimutlager, das sich am Kopf des Turmes befindet und die Gondel trägt. Die Blattlager bilden eine sturmfeste Verbindung von Rotorblättern und Nabe, zugleich erlauben sie eine flexible windgeschwindigkeitsabhängige Anstellung der Rotorblätter, um damit die Drehzahl des Rotors und somit die Leistung der Windenergieanlage zu steuern. Als Azimutlager tragen die IMO Kugeldrehverbindungen dazu bei, die Gondel optimal in die vorherrschende Windrichtung zu stellen. „Hoch beanspruchte Großwälzlager für Windenergieanlagen müssen aus besonders zähhartem Vergütungsstahl bestehen“, sagt Werner Schröppel, Geschäftsführer des Gremsdorfer Unternehmens. „An den fast 40 Meter langen Rotorblättern greifen hohe aerodynamische Kräfte an. Sie wirken mit großem Hebelarm auf die Nabe und müssen von einem Blattlager von nur etwa zwei Metern Durchmesser aufgefangen werden“, beschreibt Schröppel die Herausforderung der Windenergie für Kugel-Drehverbindungen. Entsprechend hoch muß die Zugfestigkeit und Kerbschlagzähigkeit des verwendeten Vergütungsstahls der Lagerringe sein, Blattlager für die E-70 werden auf die Lackierung vorbereitet. über die die Rotorblätter mit der Anlage verbunden sind. IMO verwendet legierten Stahl, der nach Wärmebehandlung im vergüteten Zustand etwa die 2,5-fache Festigkeit von herkömmlichem Baustahl aufweist. ENERCON bezieht von IMO zweireihige Kugeldrehverbindungen. Zwischen den massiven Stahlringen drehen sich in zwei übereinander liegenden Laufbahnen Stahlkugeln, so dass sich die Ringe gegeneinander drehen können, etwa, um ein Rotorblatt in Position schwenken zu können. Um eine lange Lebensdauer zu gewährleisten, ist es nötig, den vergüteten Stahl der Kugellaufbahnen, der Zahnflanken und des Zahngrunds zu härten. Hierzu werden die Ringe mit einem elektromagnetischen Induktor aufgeglüht und gleich danach mit einer speziellen Emulsion abgeschreckt. Dadurch entsteht eine Veränderung im Gefüge des Stahls, die die Härte ausmacht. Aufgrund der Kugeln im Wälzlager können sich die Ringe so reibungsarm wie möglich gegeneinander bewegen, der Drehwiderstand wird also möglichst gering. Die Stahlkugeln werden von Hand durch eine Füllöffnung in die beiden Laufbahnen der Lagerringe eingefügt, wobei die Kugeln etwas größer sind als der eigentlich zur Verfügung stehende Platz. Damit erreicht man die vorgeschriebene Spielfreiheit des Lagers. In der Anlagenmontage bei ENERCON wird dieser „Doppelring“ später fest an der Nabe ZULIEFERER WINDBLATT 01 | 2007 15 montiert. Die Drehverbindungen, die IMO für ENERCONs Windenergieanlagen herstellt, sind außen verzahnt, damit dort ein elektrischer Antrieb mit Ritzel eingreifen kann, bei einem Turmlager z.B. mehrere Azimutantriebsmotoren. Die IMO Momentenlager beliefert bereits seit 1988 die Windenergieindustrie. Die Zusammenarbeit mit ENERCON begann 1994, als IMO besonders als Komponentenlieferant für das E-40/500 kW Modell gefragt war. „In dieser weltweit bisher am häufigsten errichteten Windenergieanlage bewähren sich heute mehr als tausend IMO Blattlager, nicht wenige davon bereits seit über zehn Jahren“, sagt Schröppel, der sich die Geschäftsführung mit GesellschafterGeschäftsführer Erich Russ teilt. Die IMO Gruppe vollzieht seit rund zehn Jahren das stetige Wachstum der Windenergiebranche mit. Das Geschäftsfeld Drehverbindungen für Windenergieanlagen sei für das Unternehmen dominant, berichtet Schröppel und stellt heraus, dass man in der Frühphase der Branche mit ENERCON groß geworden sei. Automaten setzen die Bohrungen für die Befestigung des Blattlagers. Medizintechnik und Stahlwerken. Der größte Teil der Produktion geht in den Export. Die IMO Gruppe beschäftigt in Gremsdorf aktuell mehr als 720 Mitarbeiter, darunter eine Abteilung für Entwicklung & Konstruktion mit etwa 20 Ingenieuren und Technikern. In dieser werden die ENERCON Spezifikationen in ein langlebiges und seriengerechtes Produkt umgesetzt, das den strengen Richtlinien des Germanischen Lloyds genügt. Die Produktion verteilt sich auf ein gutes Dut- Das mittelständische Unternehmen weist seit Jahren bei Umsätzen und Mitarbeiterzahlen ein zweistelliges Wachstum auf, wodurch IMO mittlerweile in die Liste der 500 wachstumsstärksten Unternehmen Europas aufgestiegen ist. 90 Millionen Euro wird 2006 der Jahresumsatz der Gruppe betragen, der neben dem Drehverbindungshersteller auch die IMO Antriebseinheit GmbH angehört. Die Momentenlager GmbH stellt dabei mit jährlich über 30.000 hergestellten Kugel- und Rollendrehverbindungen den Löwenanteil des Umsatzes. Die Drehverbindungen aus Mittelfranken finden sich außer in Windenergieanlagen auch in Kranen, Getränkeab- Rissprüfung der induktiv gehärteten Laufbahn mit einem füllanlagen, Baumaschinen, Magnetjoch. zend Hallen. Die nahtlos gewalzten Rohlinge kommen aus dem Walzwerk und werden in Gremsdorf gedreht, gebohrt, verzahnt, gehärtet, montiert, lackiert und einzeln auf Qualität geprüft, bevor sie als fertige Blattund Azimutlager per LKW nach Magdeburg oder Aurich versandt werden. IMO geht nach dem Prinzip der Losfertigung vor. „Wenn ENERCON eine bestimmte Anzahl von Blattlagern zu einem Termin bestellt, werden Maschinen und Abläufe gemäß den Vorgaben fest eingeplant, um die nachgefragte Stückzahl am Stück herzustellen“, so Schröppel. „Die Zusammenarbeit mit IMO ist sehr gut“, kommentiert Oliver Smidt aus dem Bereich Materialwirtschaft der Mechanik Anlagenbau GmbH, das Verhältnis zum Zulieferer. Der Auricher Windenergieanlagenhersteller habe die Mittelfranken vor über einem Jahrzehnt dazu angeregt, den Sektor Windenergie ins Geschäftsfeld aufzunehmen. „Inzwischen gehört IMO zu den vier großen Herstellern von Kugeldrehverbindungen weltweit.“ Smidt hebt besonders den guten technischen Support, eine zuverlässige Belieferung und die gute Abwicklung hervor. IMO zählt ab 2007 zur Gruppe der A-Lieferanten und wird damit in strategische Entscheidungen mit einbezogen. WINDBLATT Mojib Latif: Klimapolitik muss Chefsache werden Mojib Latif, 52, ist Professor am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel. Er entwickelt Klimamodelle und untersucht den Einfluss des Menschen auf das Klima. Für seine Arbeiten ist er mit der „Sverdrup Gold Medal“ der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft ausgezeichnet worden. Er ist zudem Autor populärwissenschaftlicher Bücher zum Klimawandel. WINDBLATT: Ihr neues, Anfang 2007 erscheinendes Buch trägt den Titel „Bringen wir das Klima aus dem Takt?“ Folgt denn das Klima überhaupt einem Takt? Mojib Latif: Es gibt zumindest Phänomene, die in regelmäßigen Abständen wiederkehren: Dazu zählen kurzfristige wie die Abfolge der Jahreszeiten und langfristige wie Eis- und Warmzeiten. Wir sind derzeit nur leider dabei, die natürliche Schwankung zu verlassen aufgrund eines in der Geschichte der Menschheit einmaligen Ausstoßes von Spurengasen in die Atmosphäre. WINDBLATT: Ist die aktuelle Erwärmung auch über längere Zeit betrachtet etwas Besonderes? Latif: Ja. Natürlich gab es früher auch schon Schwankungen, aber sie bewegten sich z.B. nach der letzten Eiszeit in einer Größenordnung von fünf Grad Temperaturanstieg (Jahresmittel) in 20.000 Jahren. Derzeit sieht es so aus, als könnten wir fünf Grad in 100 Jahren schaffen. Das wäre eine bisher einmalige Geschwindigkeit. Es gäbe auch einen absoluten Temperatur-Rekord: Seriöse Szenarien gehen von 20 Grad Durchschnittstemperatur im Jahr 2100 aus. WINDBLATT: Wann erwarten Sie das Maximum der derzeitigen Erwärmung? Latif: Das hängt davon ab, wie wir uns verhalten. Wenn wir immer mehr Treibhausgase ausstoßen, wird die Temperatur auch weiter ansteigen. Irgendwann werden wir aber kein Öl und keine Kohle mehr haben, dann steuern wir auf den Höhepunkt zu, der in 200 bis 300 Jahren erreicht sein dürfte. Bis sich eine “Normalisierung” einstellt, werden weitere 1.000 Jahre vergehen. WINDBLATT: Ihr Spezialgebiet ist der Einfluss von Meeresströmungen auf das Klima. Wie passen die Ergebnisse ins Bild von der globalen Erwärmung? Latif: Meeresströmungen sind ein entscheidender Faktor für regionale Klimaänderungen. Es gab das Szenarium, das Versiegen des Golfstroms könne die Erwärmung in Europa kompensieren. Für Mitteleuropa trifft das aber nicht zu: Selbst wenn der Golfstrom 2100 versiegt, wird es hier eine massive Erwärmung geben. Einem Gesamttemperaturanstieg von fünf Grad stünde eine Abkühlung aufgrund des fehlenden Golfstroms von maximal ein bis zwei Grad gegenüber. WINDBLATT: Wie begegnen Sie Kritikern, die sagen, ein so vielschichtiges Phänomen wie das Klima erlaube keine Prognosen bis in Zehntelgrade hinein? Latif: Hier liegt ein Missverständnis vor. Es geht den Klimatologen nicht um konkrete Vorhersagen, es geht um typisches Wetter. Wir untersuchen nicht, ob an Weihnachten 2100 Schnee liegt. Wir berechnen die Wahrscheinlichkeit, mit der es dann Schnee geben wird. Als Gegenargument taugt auch die Komplexität nicht: Wäre das so, könnte ich z.B. Jahreszeiten nicht vorhersagen. WINDBLATT: Die deutschen Energieversorger beantragen derzeit verlängerte Laufzeiten für ihre Atomkraftwerke und begründen das u.a. mit Klimaschutz... Latif: Deutschland will doch Vorbild sein. Wenn wir nun sagen, wir bekommen die CO2-Reduktion nur Prof. Dr. Mojib Latif mit Atomkraft in den Griff, wäre das ein verheerendes Signal für die Welt. Viele Tausend neue Atomkraftwerke weltweit wären die Folge. Daran kann niemand ein Interesse haben. Man muss nicht auf Beispiele wie Iran oder Nordkorea schauen, um zu erkennen, wie blauäugig es ist zu glauben, zivile und militärische Nutzung von Atomenergie ließen sich trennen. WINDBLATT: Wie können wir dann den Klimawandel bremsen? Latif: Wir können das Aufheizen der Atmosphäre nicht aufhalten, es aber abmildern. Wenn man das Ziel einer maximalen Erwärmung um zwei Grad bis 2100 gegenüber der vorindustriellen Zeit unterstellt, und dies ist das Ziel der EU, muss man den gegenwärtigen Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 halbieren und bis 2100 um 90 Prozent absenken. Das sind verdammt schwere Hausaufgaben für die Politik. Doch gibt es zum Einen noch ein riesiges Potenzial beim Energiesparen, das aktiviert werden kann. Zum Zweiten müssen wir die erneuerbaren Energien weiter entwickeln, damit wir sie in 20-30 Jahren massiv nutzen können. WINDBLATT: Hat uns der Klimagipfel im Herbst in Nairobi da vorangebracht? Latif: Das war nicht viel mehr als heiße Luft. Mit solchen Veranstaltungen kommt man nicht weiter. Das Klimaproblem muss zum G8-Gipfelthema gemacht werden. Die Regierungschefs der großen Industrienationen müssen sich einigen auf Emissionsminderungen, Energiesparen und erneuerbare Energien, und dies von oben nach unten verordnen, und zwar gleichzeitig.