Windblatt 01/2007 Portugal

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Windblatt 01/2007 Portugal
WINDBLATT
PORTUGAL
1.200 MW Windenergie:
Portugal entscheidet sich für
ENERCON
Seite 6
PRAXIS
Repowering von Windparks:
Das Modell Fehmarn
Seite 8
TECHNOLOGIE
E-44 in Manastir/Türkei:
Starke Turbine im Wind der
Ägäis
Seite 12
ZULIEFERER
IMO Momentenlager:
Zuverlässige Kugellager aus
Mittelfranken
Seite 14
ENERCON Ma gazin
für Windenergie
Ausgabe 01 | 2007
www.enercon.de
ENERCON ANSCHRIFTEN
ENERCON Vertriebsbüros Inland
Seite 3
Editorial
AURICH
Dornumer Straße 20
ENERCON News
26607 Aurich
Seite 4
Telefon 04941 976-0
Fax 04941 976-299
Kurznachrichten aus der ENERCON Welt
Titel
Seite 6
MARNE
Industriestraße 2
1.200 MW Windenergie: Portugal
entscheidet sich für ENERCON
25709 Marne
Praxis
Telefon 04851 9537-0
Seite 8
Fax 04851 9537-19
Repowering von Windparks: Das Modell
Fehmarn
GÜSTROW
Technologie
Rövertannen 13
18273 Güstrow
Seite 10
Telefon 03843 6958 -0
E-44 in Manastir/Türkei: Starke Turbine
im Wind der Ägäis
Fax 03843 6958 -39
International
MAGDEBURG
August-Bebel-Damm 24-30
Seite 12
Eolica Expo 2006 in Rom:
Wind verspricht Wachstum auch für
Süditalien
Seite 13
“Green Power” in Kanada
39126 Magdeburg
Telefon 0391 24460230
Fax 0391 24460231
ENSE
Oesterweg 9
Zulieferer
59469 Ense
Seite 14
Telefon 02938 9720 -0
Fax 02938 9720 -49
IMO Momentenlager GmbH: Zuverlässige
Kugellager aus Mittelfranken
Klimaforschung
OBERKOTZAU
Seite 16
Hauptstraße 12
95145 Oberkotzau
Prof. Dr. Mojib Latif: Klimapolitik muss
Chefsache werden
Telefon 09286 9655-0
Fax 09286 9655-19
Rubriken
Seite 2
Seite 5
Internationaler Vertrieb
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28199 Bremen
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Titelfoto: Windpark Pinhal Interior, Portugal
EDITORIAL
WINDBLATT 01 | 2007
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Liebe Leserinnen
und Leser,
im vergangenen Jahr hat unsere Energieversorgung so viel Aufmerksamkeit erfahren wie seit
der Ölkrise der 70er Jahre nicht. Das ist teils dem hohen Ölpreis geschuldet, teils aber auch
der Tatsache, dass der Klimawandel und seine furchtbaren Auswirkungen auf Flora, Fauna
und Mensch bereits deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Namhaften Forschern zufolge
würde schon der bisherige Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre dafür ausreichen, die nächste Eiszeit zu verhindern, die in 50.000 Jahren zu erwarten gewesen wäre.
Einzig die Erneuerbaren können langfristig eine klimafreundliche CO2-freie Energieversorgung gewährleisten. Auch die vormals konventionelle Energiewirtschaft bemerkt dies:
Die großen Versorger investieren zunehmend in erneuerbare Kapazitäten. Das ist gut so,
denn es wird für die Menschheit zur Überlebensfrage, dass alle an einem Strang ziehen. Die
gegenwärtige Realität der Forschung sieht anders aus. Das einzige große internationale
Energieforschungsprojekt ist derzeit der Bau des Fusionsreaktors ITER, der 2006 beschlossen worden ist. Fünf Milliarden Euro fließen in eine Technologie, die vielleicht erst in 40
Jahren nützliche Energie liefern wird. Und auch die konkreten Maßnahmen in Deutschland
scheinen eher in eine Renaissance von Kohle und Atomenergie zu münden, denn in eine klimafreundliche regenerative Energieversorgung. Priorität genießen neben der Kernfusion
Technologien zur Effizienzsteigerung von Kohle- und Gaskraftwerken sowie die Einlagerung
von Kohlendioxid aus fossiler Stromerzeugung in Hohlräumen unter der Erdoberfläche.
Für ENERCON ist das ein Ansporn, selbst große Anstrengungen in Forschung und Entwicklung
zu unternehmen. 2006 konnten wir mit der E-20, der E-53 und der E-82 drei neue Modelle
vorstellen, die auch an mittleren Standorten im Binnenland gute Windernten erzielen. Nur
durch solche kontinuierliche Weiterentwicklungen kann die Windenergie schon in wenigen
Jahren zu einem niedrigeren Preis als die konventionellen Energieträger Strom liefern. 2007
wird es deshalb weitere Entwicklungsarbeit geben: Im Herbst wollen wir den Prototyp der
E-126 errichten. Die Großwindanlage soll mindestens 6 MW installierte Leistung haben und
den Trend fortsetzen, mit weniger Anlagen mehr sauberen Strom zu erzeugen.
Klimawandel und schwindende Energiereserven bieten Anlass genug, rasch den Umstieg auf
eine erneuerbare Energieversorgung zu vollziehen. Lassen Sie uns das vor uns liegende Jahr
dazu nutzen, die existenziellen Probleme der Menschheit ins Visier zu nehmen und uns auf
nachhaltige Wege zu ihrer Lösung zu besinnen.
Ihnen allen einen guten Start in das Jahr 2007!
Ihr
Aloys Wobben
Geschäftsführer ENERCON GmbH
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WINDBLATT 01 | 2007
NEWS
Die 10.000ste ENERCON dreht sich im
Windpark Kisselbach/Rheinland-Pfalz
Turmbau im Windpark Kisselbach.
Im pfälzischen Kisselbach hat ENERCON am
5. Dezember seine 10.000ste Windenergieanlage eingeweiht: Die Jubiläums-Anlage ist
eine E-82, die sich im Rhein-Hunsrück-Kreis
nahe Koblenz zusammen mit einer weiteren
E-82 und acht E-70 dreht. Insgesamt wird der
Windpark eine Kapazität von 22,4 MW haben.
Betreiber der Anlage ist die JUWI GmbH Mainz,
die zusammen mit ENERCON zur Einweihung
geladen hatte. Rund 100 Gäste aus der Region,
Vertreter der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sowie viele Zulieferer kamen. Der
Staatssekretär im Bundesumweltministerium
Michael Müller würdigte in seiner Laudatio die
Bedeutung ENERCONs und der Windbranche
insgesamt für eine nachhaltige Energieversorgung. „Selbst Saudi-Arabien, die größte
Erdölfördernation, hat im Jahr 2005 bereits
ihre Förderhöchstmenge erreicht. Dies führt die
Dringlichkeit des Umbaus der Energieversorgung besonders drastisch vor Augen.“
Jacqueline Kraege, Staatssekretärin im Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, wies
auf das große Potenzial für die Erzeugung von
Strom aus regenerativen Quellen hin. Die Hälfte
des Stromverbrauchs sei einer Studie zufolge
problemlos aus erneuerbaren Quellen verfügbar. Die Windenergie hätte daran einen Anteil
von 27 %.
Kisselbachs Bürgermeister Heinz-Ludwig Kub
freute sich in seinem Grußwort über 83 %
Zustimmung für den Windpark in einem
Bürgerentscheid. Dies zählte neben der guten
Zusammenarbeit mit der Verwaltung des
Rhein-Hunsrück-Kreises zu den entscheidenden Gründen dafür, dass das Projekt zügig umgesetzt werden konnte.
Eine Besonderheit des neuen Windparks ist der
Standort im kommunalen Wald. ENERCON
hofft, künftig in größerem Umfang Waldflächen
für die Windenergie nutzen zu können. Dies
würde nicht nur das Flächenangebot im
Binnenland verbessern, sondern auch den
klammen öffentlichen Kassen neue Einnahmen
ermöglichen: Pro Anlage in Kisselbach kann die
Gemeinde ab dem achten Betriebsjahr mit
25.000 Euro Gewerbesteuer rechnen. Bei einer
ausreichenden Nabenhöhe lassen sich zudem
auch an Standorten mit engem Baumbestand
gute Windernten erzielen. Turbulente Strömungen, die den Ertrag im Wald schmälern
könnten, treten nämlich nur dicht über den
Wipfeln auf. Rund 40 Windenergieanlagen befinden sich derzeit in Rheinland-Pfalz an
Waldstandorten.
Ostfriesische Obstbäume als
Geschenk für langjährige Mitarbeit
ENERCON Mitarbeiter bringen Stützpfähle für ihre
jungen Obstbäume an.
90 Obstbäume haben ENERCON Jubilare im
November auf einer Obstwiese im Auricher
Gewerbegebiet Schirum gepflanzt. „Jeder
Baum ist ein Geschenk, das unsere Anerkennung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zum Ausdruck bringen soll, die schon länger
als zehn Jahre in unserem Unternehmen tätig
sind“, sagte ENERCON Geschäftsführer Aloys
Wobben zur Eröffnung der Pflanzaktion.
Die Mitarbeiter haben ihre Bäume selbst gepflanzt, und vielfach mithilfe von Familienangehörigen Löcher gebuddelt und Pfähle eingestemmt. Eine Einführung dazu, wie man das
richtig macht, hatten sie zuvor von den Mitgliedern der regionalen Gruppe des Bundes
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
erhalten, der die Aktion fachlich begleitet hat.
ENERCON GmbH Geschäftsführer Aloys Wobben beim
Pflanzen seines Baums.
„Wir haben für die Aktion neben den allgemein
bekannten auch einige spezielle ostfriesische
Apfelsorten ausgewählt“, berichtet Rolf Runge
vom BUND. Die Gruppe möchte mit der Anlage
von Obstwiesen den Fortbestand des regionalen genetischen Pools für Obst sichern. Für die
Wiese in Schirum wurden u.a. „Käske Apfel“,
„Stina Lohmann“, „Roter Eisenapfel“ und
„Mahrenholzer Winterapfel“ ausgewählt. „Das
sind typisch ostfriesische Sorten. Ihre Früchte
sind bei geeigneter Lagerung bis zu zwei Jahre
haltbar“, so Runge.
Die Baumbesitzer dürfen in zwei bis drei
Jahren auf eine erste nennenswerte Ernte hoffen. Was sie nicht selbst benötigen, können sie
dem BUND überlassen: Der presst aus dem
reichhaltigen Apfelmix der von ihm betreuten
Obstwiesen den Saft „Appeltuun“, was auf
Ostfriesisch „Apfelgarten“ bedeutet. ENERCON
versteht die Obstwiese in Schirum auch als
wertvollen Ausgleich für die von ihm als
Betreiber von Windenergieanlagen in Anspruch
genommenen Flächen.
Alte Windzoneneinteilung bleibt für
Windturbinen doch bestehen
Die neue Windlastnorm DIN 1055-4:2005 wird
zwar wie angekündigt ab 2007 eingeführt, ist
aber nicht auf Windenergieanlagen, Schornsteine und Masten anzuwenden. Für diese gilt
weiterhin der Anhang B der Windenergieanlagenrichtlinie. Anders lautende Berichte (s.
WINDBLATT 04/06) müssten auf einem
Missverständnis beruhen, berichtet Vera
Häusler, Mitarbeiterin es Deutschen Instituts für
Bautechnik in Berlin. Die Mast- und
Turmnormen behalten ihre bisherigen
Windregeln bis zur Überarbeitung dieser
Normen, die im Jahre 2007 erfolgen soll.
„Sobald die Bearbeitung dieser DIN-Normen
abgeschlossen ist, wird auch die Windenergieanlagenrichtlinie auf DIN 1055-4:2005
umgestellt.“ Derzeit, so Häusler, würden auch
die Mast- und Turmnormen auf die neue
Windnorm umgestellt. „Sobald das geschehen
ist, wird in einem Zug der Übergang von alter
Windlastregelung auf die neue DIN 1055-4
stattfinden.“
Erster ENERCON E-70 Windpark
in Südfrankreich
Die französische Umweltministerin Nelly Olin bei
der Einweihung des E-70 Parks von Lou Paou.
Umweltministerin Nelly Olin hat im Oktober mit
Lou Paou (Département Lozère) den ersten
E-70-Windpark in Südfrankreich eingeweiht.
Die sieben Anlagen sollen den Prognosen zufolge zusammen 35 Millionen Kilowattstunden
Strom im Jahr erzeugen und könnten damit
rund 14.000 Haushalte mit Strom versorgen.
„Wir haben in diesem Projekt erstmals in
Frankreich mit EDF Energies Nouvelles/SIIF
Energies, Paris, zusammengearbeitet“, berichtet Peter Schuster, der Leiter des ENERCON
Vertriebsbüros für Frankreich in Compiègne.
„Weitere gemeinsame Projekte mit EDF
Energies Nouvelles befinden sich in Planung
oder im Bau.“
Um auch auf dem wachsenden Markt
Südfrankreich künftig den gewohnten
ENERCON Service sicherstellen zu können,
richtet das Unternehmen derzeit einen ServiceStützpunkt in der Nähe von Millau, Region
Midi-Pyrénées, ein.
Zuletzt war im Sommer 2006 eine neue Filiale
des Servicebüros Bretagne in der Nähe von
Brest eröffnet worden, von wo aus außer der
Bretagne auch ein Projekt in der Basse
Normandie betreut wird. Auch das Servicebüro
in Compiègne/Lacroix St. Ouen, dessen
Mitarbeiter die ENERCON Anlagen in der
Picardie sowie in den Regionen Nord Pas de
Calais und Haute Normandie betreuen, wird
weiter ausgebaut: Seit 2004 ist die Zahl der
Mitarbeiter von vier auf 30 gestiegen.
WINDBLATT 01 | 2007
2007 European Renewable
Energy Policy Conference
(Brüssel/Belgien)
29.01. – 31.01.2007
Konferenz zur Politik der erneuerbaren Energien: Versorgungssicherheit,
Umweltschutz und
Wettbewerbsfähigkeit
www.erec-renewables.org
5. Salon der Erneuerbaren
Energien
(Lyon/Frankreich)
14.02. – 17.02.2007
Ausstellung und Konferenz zu
erneuerbaren Energien
www.energie-ren.com
Energy Med 2007
Britischer Ökonom Stern:
Folgen des Klimawandels sind teurer
als Maßnahmen zur Abwehr
Auf 5,5 Billionen Euro beziffert der britische
Ökonom Nikolas Stern in einem Report für die
britische Regierung die Kosten des gegenwärtigen Klimawandels. Das wären 20 Prozent der
Weltwirtschaftskraft. Stern hat die Schadenssummen zusammengerechnet, die die wichtigsten Ereignisse des Klimawandels verursachen: Wassermangel, Dürren, Überflutungen
von Landstrichen, Aussterben von Pflanzenarten etc. Als Gegenmittel empfiehlt der ehemalige Weltbank-Chef einen Klimaschutz der
nach genauen Kosten-Nutzen-Erwägungen
vorgeht.
Den Berechnungen Sterns zufolge würden
Klimaschutz-Investitionen von einem Prozent
der Weltwirtschaftskraft ausreichen, um den
Kohlendioxid-Gehalt von heute 380 parts per
million (ppm) nicht auf über 550 ppm ansteigen
zu lassen. Das werde reichen, um einen
Temperatursprung um 5 Grad bis 2100 abzuwenden, statt dessen würde es bis dahin nur
zwei bis drei Grad wärmer, so Stern.
Voraussetzung für dieses Szenario: Die aktuellen Treibhausgas-Emissionen müssten bis
2050 um 25 Prozent reduziert werden und der
Energieverbrauch müsse ebenfalls auf ein
Viertel sinken.
(Neapel/Italien)
8.03. – 10.03.2007
Konferenz und Ausstellung zu
erneuerbaren Energien und
Energieeffizienz im Mittelmeerraum
www.energymed.it
Erneuerbare Energien 2007
(Böblingen)
02.03. – 04.03.2007
Messe und Kongress zu
erneuerbaren Energien und
energieeffizientem
Bauen & Renovieren
ENERCON am selben Standort
wie im Vorjahr
www.erneuerbareenergien.com
Energie
Hannover Messe
(Hannover)
16.04. – 20.04.2007
Internationale Messe der
erneuerbaren und konventionellen
Energieerzeugung,
Energieversorgung und -verteilung
ENERCON in Halle 13
www.hannovermesse.de
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INFO-SERVICE
NEWS
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WINDBLATT 01 | 2007
TITEL
Portugals Wirtschaftsminister Manuel Pinho und ENERCON Geschäftsführer Aloys Wobben bei der Grundsteinlegung für das Industrievorhaben in Viana do Castelo.
1.200 MW WINDENERGIE
Portugal entscheidet sich
für ENERCON
ENERCON wird als Teil eines Konsortiums in den nächsten Jahren
1.200 MW Windenergie in Portugal errichten. Die Lizenz für den
Anschluss der Anlagen ans Netz hat das Konsortium in einer
Ausschreibung der Regierung in Lissabon erworben. ENERCON wird
nun im nordportugiesischen Viana do Castelo entsprechende
Produktionsstätten realisieren.
Als „Energie der Zukunft“ bezeichnete Portugals Wirtschaftsminister Manuel Pinho die
Windenergie Ende Oktober bei der Grundsteinlegung für die neuen Produktionswerke, die ENERCON in Viana do Castelo in den
nächsten Jahren errichten wird. Die Wind-
energie werde es Portugal ermöglichen,
saubere Energie zu produzieren und sich
aus seiner momentanen Abhängigkeit von
importierten fossilen Brennstoffen zu
befreien. ENERCON investiert in der nordportugiesischen Hafenstadt, weil es als Teil
des Konsortiums „Eólicas de Portugal“ den
Auftrag für die Errichtung von insgesamt 48
Windparks in verschiedenen Teilen Portugals erhalten hat. Das Konsortium wird
maßgeblich geführt vom größten Energieversorger des Landes, Energias de Portugal
(EDP). Weitere Beteiligte sind Termoélectrica Portuguesa und Finerge, beides Töchter
des spanischen Energiekonzerns Endesa,
sowie der portugiesische Windparkentwickler Grupo Generg. In der ersten Runde einer
staatlichen Ausschreibung zur Windenergie
hatte das Konsortium Ende Oktober den Zu-
TITEL
Die Fabriken, die rund um Viana do Castelo
entstehen, sollen bis Mitte 2008 fertig sein.
1.100 direkte Arbeitsplätze sollen in der Region entstehen. Insgesamt erwartet das
portugiesische Wirtschaftsministerium einen Investitionsschub von 1,7 Milliarden
Euro.
Darin
eingeschlossen sind die
Aufwendungen der Betreiber für die neuen Windparks sowie die Investitionen in den Aufbau und die
Erweiterung von Produktionsstätten durch Zulieferer.
So wird beispielsweise Siemens sein Transformatorenwerk in Portugal dem
Bedarf
für
die
ENERCON E-82-Windparks
anpassen und auch Kohlefaserhersteller Saartex wird
eine eigene portugiesische
Fabrik im Raum Viana do
Castelo errichten.
ENERCON ist schon seit
über einem Jahrzehnt in
Minho
Viana do Castelo
Lima
Porto
Douro
Norte
Mondego
Coimbra
Centro
Zézere
Portugal
Lisboa e
Vale do Tejo
jo
Te
Lisboa
Évora
Mérida
Alentejo
Guad
iana
Den industriellen Kern in Viana do Castelo
werden fünf neue Produktionsstätten bilden: eine Betonturmfabrik, eine Rotorblattfertigung, ein Generatorenwerk, eine Anlagen-Endmontage und ein Werk für den Bau
von E-Modulen. „Parallel bauen wir eine
Verwaltung auf, die den Ausbau der portugiesischen Tochterunternehmen koordiniert“, berichtet Heiko Frerichs, der die Ausschreibung bei ENERCON in Aurich begleitet
hat. Die neue Holding für das Portugal-Engagement trägt den Namen ENEOP 3, was
sich herleitet aus dem Namen des Konsortiums „Eólicas de Portugal“ (ENEOP).
Portugal aktiv: 1997 wurde nahe Villa Real
an der Algarve der erste Windpark errichtet.
Inzwischen gibt es eingespielte Strukturen,
auf die sich ENERCON bei seinem aktuellen
Expansions-Projekt verlassen kann. Die
ENERCON Servicegesellschaft EWG Ltd. in
Amarante im Nordosten Portugals hat schon
über 360 Windenergieanlagen ans Netz gebracht. Die rund 100 Mitarbeiter leisten den
ENERCON üblichen Service. Die EWG wird
diese Aufgaben auch für die 48 neuen
Windparks übernehmen. Die Lage in Amarante erweist sich dabei als vorteilhaft,
denn die meisten neuen Projekte aus der
Ausschreibung werden ihren Standort in
den Mittelgebirgsketten des Nordens haben.
7
Sad
o
schlag für den Bau von Windenergieanlagen
mit einer Gesamtkapazität von 1.200 MW
erhalten. Eine Voraussetzung für den Erhalt
des Zuschlags war die Sicherstellung eines
hohen lokalen Fertigungsanteils. ENERCON
hat die nordportugiesische Hafenstadt Viana
do Castelo als neuen Produktionsstandort
gewählt.
WINDBLATT 01 | 2007
ça
an
Ch
Algarve
Faro
Sevilla
0
„Lissabon hat in der Ausschreibung konsequent den Ansatz verfolgt, ein Kontingent
von 1.200 MW Netzkapazität für Windenergie-Investoren zur Verfügung zu stellen, die
im Gegenzug eine Steigerung der lokalen
Wertschöpfung und die Schaffung von Arbeitsplätzen zusichern“, erläutert Frerichs.
Dabei handelten die Verantwortlichen sehr
vorausschauend: Da in dem Land am Südwestzipfel Europas in absehbarer Zeit die
Das Modell für die neuen Produktionsstätten in Viana do Castelo.
50
100 km
ENERCON Standort in Viana do Castelo.
guten bis sehr guten Windstandorte aufgebraucht sein werden, setzte die Regierung
konsequent auf eine starke Exportausrichtung des neuen Windenergie-„Clusters“. 60
Prozent der Windenergieanlagen, die
ENEOP 3 in Portugal produziert, sollen deshalb mittelfristig in den Export gehen. Die
ausschreibende Behörde, das Generaldirektoriat für Geologie und Energie (DGGE), eine
Unterabteilung des Wirtschaftsministeriums, wird regelmäßig über die Fortentwicklung der Projekte und die Einhaltung von
Zeitplänen berichten.
Am Tag der Grundsteinlegung in Viana do
Castelo wurden zugleich die ersten Stellenausschreibungen für die neuen Produktionswerke publiziert. Viana do Castelo erweist sich auch in dieser Hinsicht als ein
äußerst günstig gewählter Standort. „In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich eine große Schiffswerft mit großen Kontingenten von sehr gut ausgebildeten
Mitarbeitern“, berichtet Heiko Frerichs. „Mit
den neuen Projekten erhöhen wir nicht nur
die Zahl unserer Anlagen an attraktiven
Windstandorten in Südeuropa, wir sichern
uns zugleich mit Viana do Castelo einen
strategisch günstigen Ausgangspunkt für
den Export auf die iberische Halbinsel wie
nach Übersee.“
8
WINDBLATT 01 | 2007
PRAXIS
REPOWERING VON WINDPARKS
Das Modell Fehmarn
Auf Fehmarn läuft derzeit das
weltweit größte RepoweringProjekt. Die Windmüller der
Ostseeinsel ersetzen ihre
Windenergieanlagen der ersten
Generation – mit 225 bis 500 kW
Nennleistung – komplett durch
neue leistungsstarke
ENERCON E-70. Nach dem für
Ende 2007 geplanten
Projektabschluss werden sich
auf Fehmarn insgesamt 68
Anlagen der 2,3-MW-Klasse
drehen. Positiver Nebeneffekt:
Die fünf Einzelparks der Insel
funktionieren künftig wie ein
großes regeneratives Kraftwerk.
„Wir halbieren die Zahl der Windenergiean-
lagen auf Fehmarn und steigern die Gesamtleistung von 45 auf 160 Megawatt“,
sagt Karl Detlef, Landwirt aus Dänschendorf
und Vorstand der Betreibergesellschaft des
Windparks Fehmarn-Mitte. Der Westen der
Insel gilt als eine der Wiegen der Windenergie in Deutschland: Hier wurden bereits
1983 die ersten Einzelanlagen errichtet,
vermehrt wurde von 1987 bis 1993 gebaut.
In den 90er Jahren entwickelte die Kommune Fehmarn dann einen Flächennutzungsund Bebauungsplan, der den Rahmen für
den weiteren Ausbau der Windenergie absteckt. „Mit der neuen Anlagengeneration
wollen wir die begrenzte Windvorrangfläche
optimal nutzen“, erläutert Detlef.
Vier bis fünf Jahre Planung
Die fünf Betreibergesellschaften auf
Fehmarn planen die Erneuerung ihrer Parks
seit 2001. „Als erstes haben wir die Kommanditisten der Windparkgesellschaft von
der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens über-
Schritt für Schritt werden die älteren Windenergieanlagen Fehmarns durch neue der 2,3 MW-Klasse ersetzt.
zeugt“, berichtet Matthias Witt, Landwirt
und Geschäftsführer des Windparks
Fehmarn-Presen. Grundlage für die Diskussion seien die Vorschläge des Herstellers
ENERCON zum technisch Machbaren ebenso gewesen wie die Gutachten von Steuerexperten und die Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Windenergieplanern. „Ziel dabei
war, die Finanzierung so zu gestalten, dass
jeder Altbetreiber in die Lage versetzt wird,
auch bei den neuen Projekten mitzumachen.“ Als die Beschlüsse dann im Grundsatz einstimmig gefällt waren, habe man
sich mit der sehr zukunftsorientierten Gemeinde Fehmarn über die Voraussetzungen
für die nötigen Genehmigungen verständigt.
teresse daran, dass die verstreuten Einzelanlagen außerhalb der Parks auf unserer Insel nach und nach verschwinden“, berichtet
Witt. Um diese Bedingung erfüllen zu können, entwickelten die Insulaner ein Beteiligungsmodell, mit dem sie Eigentümern von
Außenanlagen – für die ja alte Bestandsgarantien existieren – den Rückbau schmackhaft machen konnten. „Das ging nur über
eine Einstiegsmöglichkeit bei den erneuerten Parks“, berichtet Matthias Witt. Die Eigner separater Anlagen erhielten ein Beteiligungsangebot, das ihrer bisherigen
Kapazität entspricht – multipliziert mit einem Faktor für den Leistungszuwachs
durch das Repowering.
Betreiber rücken zusammen
Begradigung der
Windparklandschaft
Bis dahin agierten die Betreiber unabhängig
voneinander. Spätestens an diesem Punkt
aber mussten die fünf Gesellschaften, an
denen insgesamt rund 150 einheimische
Landwirte beteiligt sind, enger zusammenrücken. „Die Gemeinde hatte ein großes In-
Kein Betreiber von Außenanlagen habe das
Angebot ausgeschlagen, berichtet Witt. Infolge der Einigung werden die ersten alten
Hofanlagen auf Fehmarn nun also nach Inbetriebnahme der erneuerten Parks ver-
PRAXIS
schwinden, die letzten gehen in fünf Jahren
vom Netz.
Windturbinen rücken weiter
auseinander
„Wir arbeiten seit 1992 partnerschaftlich
mit der ENERCON Geschäftsleitung und dem
Service zusammen. Da war unser erster Gedanke: Wir machen auch das Repowering
mit ENERCON“, sagt Witts Nachbar Martin
Störtenbecker, der dem Windpark Klingenberg an der Ostküste vorsitzt. Man habe die
Fläche komplett neu planen müssen. Das
war schon aufgrund der größeren Abstände
nötig: Die Distanz zwischen den Turbinen
soll mindestens das Dreifache ihres Rotordurchmessers betragen. Die Anlagenzahl
reduziert sich in Klingenberg so von 21 E-40
auf 11 E-70. „Teils können wir die alten Wege noch nutzen, den Großteil aber mussten
wir neu anlegen“, sagt Störtenbecker. Auch
die bisherige Verkabelung entsprach dem
Bedarf nach dem Repowering nicht mehr.
Die alte Kapazität war schon mit vier E-70
ausgelastet. Die Kabel für die übrigen Anlagen werden nun zum gemeinsamen Umspannwerk Fehmarn-Mitte geführt.
Ein positiver Effekt des insgesamt 140 Millionen Euro teuren Repowerings ist der Zusammenschluss der Fehmarner Windenergieanlagen zu einer Kraftwerks-Einheit.
„Wichtigste Säule des Projekts ist ein Umspannwerk, das die Mittelspannung aus den
Parks auf das Hochspannungsniveau
110 kV transformiert“, berichtet Karl Detlef.
Kostenanalysen und Betrachtungen möglicher Wirkungsgrade haben ein Repowering
nahe gelegt, das die bisherigen Leistungskapazität der Anlagen vervierfacht. Dafür
fehlte bislang aber die Netzkapazität.
Matthias Witt (WP Presen), Arnt von Drathen (Vertrieb
ENERCON), Martin Störtenbecker (WP Klingenberg).
Übertragungsnetzbetreiber E.on bot den
Windmüllern das auf dem Festland gelegene Umspannwerk Göhl bei Oldenburg/Holstein als Anschlusspunkt an. Das bedeutete
für die Insulaner, dass sie eine 32 Kilometer
lange neue 110 kV-Kabeltrasse teils durch
die Ostsee verlegen und zwei Umspannwerke errichten mussten: eines auf der Insel
und eines nach der Sundquerung zur Vorbereitung der Einspeisung ins Hochspannungsnetz.
Größtes privates 110 kV-Netz
„Das war die Kröte, die wir schlucken mussten“, meint Karl Detlef. Presen-Betreiber
Witt bestätigt: „Die Auflage bedeutete für
Das neue Umspannwerk Fehmarn-Mitte.
uns eine vorher nicht für möglich gehaltene
Belastung, die unser Projekt an den Rand
der Wirtschaftlichkeit gebracht hat.“
Doch vor die Alternative gestellt, auf ein
Entgegenkommen des Übertragungsnetzbetreibers bei der Fehmarnsund-Querung
zu warten, entschlossen sich die Windmüller die rund zwei Meter breit und 1,5 Meter
tief auszuhebende Trasse selbst in Angriff
zu nehmen. Sie schafften es in sagenhaften
zehn Monaten, die Hochspannungserdkabel
zu verlegen und die Umspannwerke zu bauen, einschließlich Planung der Trasse, Erwerb von Rechten für Grundstücksquerungen und die eigentlichen Bauarbeiten. „Mit
37 Landwirten waren Übereinkünfte zu erzielen, fünf Gemeinden, Wasser- und Bo-
WINDBLATT 01 | 2007
9
Karl Detlef, Windpark-Betreiber aus Dänschendorf
und Sprecher von Fehmarn-Netz.
denverbände, das Landesamt für Verkehr
und Technik, die Deutsche Bundesbahn und
das Wasserschifffahrtsamt zu gewinnen“,
berichtet Detlef. Darüber hinaus waren biologische Gutachten u.a. zur „Flora und Fauna Habitat“, ein aufwendiges fischereibiologisches Gutachten, sowie ein Gutachten zu
den Auswirkungen auf den Vogelzug und
die Vogelrast sowie die Bodenbeschaffenheit vorzulegen. Eine Mammutaufgabe.
Fehmarns Windmüller sind so unverhofft zu
den größten privaten 110 kV-Netzbetreibern
in Deutschland aufgestiegen. „Wir haben
die Entscheidung bis heute nicht bereut“,
bekennt Matthias Witt. Für das Umspannwerk haben die Parkgesellschaften eine gemeinsame Betreibergesellschaft gegründet,
an der sie mit jeweils einem Sprecher beteiligt sind. Das ohnehin positive Verhältnis
zum Übertragungsnetzbetreiber habe sich
seit der Entscheidung für die neue Sundquerung partnerschaftlicher gestaltet,
merkt Karl Detlef an. Außerdem verfügen
die Insulaner nun über Anschluss-Kapazitäten, mit denen sie für künftige erneuerbare
Energieprojekte gerüstet sind.
Vision für neues Repowering
Detlef hebt die ungeheure Professionalisierung hervor, die das Projekt mit sich gebracht hat. Er entwickelt bereits Visionen für
das nächste Repowering, das er in 12 bis 15
Jahren erwartet. Eine Ergänzung um andere
Energieprojekte wie Bioenergie- oder Solarkraftwerke steht für ihn bis dahin ebenso
auf der Agenda wie eine Verständigung mit
Naturschutzverbänden über den Sinn bestehender Höhenbegrenzungen. „Wenn wir da
etwas bewegen könnten, ließe sich die Kapazität 2016 nochmals verdreifachen.“
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WINDBLATT 01 | 2007
TECHNOLOGIE
E-44 IN MANASTIR/TÜRKEI
Starke Turbinen im
Wind der Ägäis
Auf einer bei Urlaubern beliebten Halbinsel in der Westtürkei
kommt die ENERCON E-44 erstmals als Serienprodukt zum
Einsatz. Manastir heißt der Ort,
an dem sich vom neuen Jahr an
32 Anlagen dieses Typs sowie
weitere 17 E-48/800 kW drehen
werden. Der gut 10 Kilometer
südöstlich der Kleinstadt Çesme
gelegene Standort bietet äußerst attraktive Bedingungen:
Für das ENERCON Projekt ist eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 8,8 m/s in
Nabenhöhe prognostiziert.
Betreiber der Anlagen wird Mare Manastir
sein, ein Joint Venture ENERCONs mit seinem türkischen Partner Demirer Holding,
Istanbul. „Das Projekt ist bereits seit dem
Jahr 2000 in Vorbereitung“, berichtet Christof Büttner aus der Abteilung ENERCON
Invest in Aurich. Aber wegen der Unsicherheiten, die die durch die türkische Regierung veranlasste Aufhebung des bis Ende
2000 verfolgten BOT-Ausschreibungsmodells (Build-Operate-Transfer) für erneuerbare Energieprojekte ohne eine ausreichende Folgeregelung mit sich brachte, waren
die Pläne in der Schublade geblieben.
Aufbau der Starkwindanlage E-44 in Manastir, im Hintergrund E-48.
Türkisches EEG
Mit dem türkischen Erneuerbare-EnergienGesetz vom Mai 2005 aber hat sich die
Situation geändert. Die Einspeiseregelung
verpflichtet die zum Handel mit elektrischer
Energie zugelassenen Unternehmen, min-
destens acht Prozent ihres jährlichen
Stromabsatzes aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen, sofern am Markt ein
ausreichendes Angebot vorliegt. Darüber
hinaus gilt bis Ende 2011, mindestens je-
doch bis zum siebten Betriebsjahr, eine
Mindestvergütung in Höhe des inflationsbereinigten Durchschnittspreises des Vorjahres für Elektrizität, wobei der türkische Ministerrat zum jeweiligen Jahresbeginn
TECHNOLOGIE
einen Aufschlag um bis zu maximal 20 Prozent verordnen darf.
Starkwindanlage gefragt
Als sich das neue Erneuerbare-EnergienGesetz abzeichnete, machten sich
ENERCON und Demirer an die Realisierung
ihrer Pläne. Ursprünglich war das Projekt
als reiner E-48-Standort geplant. „Unser Site Assessment hat jedoch in detaillierten
Standortstudien ermittelt, dass das Gelände
zu einem erheblichen Teil der Windklasse I
zuzurechnen ist“, berichtet Büttner. Das bedeutete, dass Starkwindanlagen zum Einsatz kommen mussten. Hier bot sich das
soeben ausgereifte E-44-Modell als optimale Alternative an.
Die E-44 ist die kleinere Schwester der
E-48. Ausgehend von der größeren Anlage
wurde nachgerechnet, mit welchem Rotordurchmesser das Lastenniveau an Starkwindstandorten identisch bleibt. Resultat ist
ein auf 44 Meter verkleinerter Rotordurchmesser. Für dieses Modell wurden zudem
Blätter im bewährten Rotorblatt-Design
entwickelt, mit denen die Anlage Extremböen von 70 Metern pro Sekunde standhalten kann. Wie bei anderen Starkwindmodellen auch bleibt der Turm mit 55 Metern
unter der Höhe der vergleichbaren Windklasse II-Anlagen. Da an Starkwindstandorten die Nennleistung einen entscheidenden
Einfluss auf den Ertrag hat, wurde sie für
die E-44 auf 900 kW angehoben.
Rotorblätter aus Izmir
Produziert wurden alle Anlagenkomponenten bislang in Deutschland und in die Türkei
verschifft. Inzwischen aber haben die ersten E-44 Rotorblätter die Produktionshallen der AERO Rüzgar Endüstrisi Anonim Sirketi im gut 50 Kilometer von Manastir
entfernten Izmir verlassen. Die E-44 eignet
sich ideal für die türkischen Windklasse IStandorte, und so ist es nur folgerichtig, Anlagen-Komponenten möglichst unweit des
Einsatzortes herzustellen.
Vergütung acht Jahre sicher
Der Windpark in Manastir ist für ENERCON
das erste Projekt unter der neuen Einspei-
seregelung. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Projekt habe man konservativ mit einer Einspeisevergütung von
umgerechnet ca. fünf Eurocent je Kilowattstunde kalkuliert, berichtet Büttner.
Doch das neue Gesetz enthält auch Unwägbarkeiten. So garantiert es zwar eine
Abnahme und Einspeisevergütung für Regenerativstrom in Höhe des DurchschnittsStrompreises. Die Abnahmepflicht besteht
jedoch nur, solange die Leistung aller regenerativen Quellen zusammen nicht acht
Prozent des türkischen Gesamtverbrauchs
überschreitet. „Ich gehe davon aus, dass
die Achtprozent-Begrenzung in den nächsten sieben bis acht Jahren nicht erreicht
wird“, sagt Büttner. Dafür spreche insbesondere die bisher geringe Nutzung erneuerbarer Energien und die Erwartung, dass
der Stromverbrauch in der Türkei weiterhin
jährlich mit fast zweistelligen Prozent-Werten wachse.
WINDBLATT 01 | 2007
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möglichst groß ist“, berichtet Frank Wübben
vom ENERCON Service Center. Ein kleiner
bereits bestehender ENERCON Windpark
mit drei E-40 Turbinen, Alize Rez, werde
auch zum Einsatzbereich des Teams
zählen. Der zweite türkische Service-Stützpunkt wird Wübben zufolge das am Ausgang des Marmarameeres zur Ägäis gelegene Çanakkale sein: In Intepe, nicht weit
der 75.000-Einwohner-Stadt, errichten
ENERCON Aufbauteams gerade einen Park
mit 38 E-48.
Ein weiteres Projekt in der Region soll 2007
folgen. Von Çanakkale aus ist es zudem
nicht weit bis zur Ägäis-Insel Bozçaada, auf
der ENERCON im Jahr 2000 zusammen mit
Demirer Holding den bis dato größten Windpark des Landes gebaut hat: 17 E-40
Maschinen ernten dort einen Wind, der mit
einer stattlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,5 Metern pro Sekunde in 30
Metern Höhe weht.
Dreifache Absicherung
Starker Wind
Doch Mare Manastir ist gegen solche Risiken abgesichert: Alternativ ist ein Verkauf
des produzierten Stroms auf dem „freien“
Strommarkt möglich. Die Stromhandelspreise sind in der Türkei derzeit so hoch,
dass sich dieser Weg bereits jetzt lohnt.
Sollte dieses aufgrund von Strompreisoder Währungsschwankungen unlukrativ
werden, käme eine weitere Alternative zum
Zuge: Ein privates Industrie-Unternehmen
würde dann den Strom von Mare Manastir
zu einem Mindestpreis auf Euro-Basis abnehmen.
„Wir ziehen Investitionen in weitere eigene
Windparks im Land am Bosperus in Erwägung“, berichtet Christof Büttner. Er sieht
langfristig ein großes Entwicklungspotenzial für die Erneuerbaren in der Türkei. Schätzungen besagen, dass ein jährlicher Investitionsbedarf von 2,5 Milliarden Euro besteht,
um den wachsenden Energiebedarf zu
decken. Dafür sorgt die aufstrebende Entwicklung in früher wenig erschlossenen Regionen, wie z.B. der Osttürkei, aber auch die
wachsende Stromnachfrage der Industrie:
Ihr Bedarf von 63.700 GWh (2005) wird sich
Prognosen zufolge bis 2020 annähernd vervierfachen.
Mit der Wartung und dem Service für die
Anlagen hat ENERCON eine türkische Tochtergesellschaft betraut. Die stellt aus den
Aufbauteams für den Windpark Manastir
gerade ein fünfköpfiges Service-Team mit
Technikern und einem Ingenieur zusammen. Der Service-Stützpunkt wird sich im
Windpark befinden. Damit wird eine sehr
kurze Reaktionszeit möglich.
„Wir setzen die Mitarbeiter schon beim Aufbau ein, damit die Identifikation mit den
Maschinen in den Service-Teams später
„Die Türkei ist ein sehr interessantes Land
für die Windenergie, da sie eine 8.000 Kilometer lange Küste mit sehr guten Windstandorten hat. Weil es keine nennenswerten fossilen Energieträger gibt, hat der Staat
zudem ein großes Interesse an der Verringerung der Abhängigkeit von Energieimporten. In der oft kargen Landschaft eröffnet
die Windenergie den Menschen darüber
hinaus gute Perspektiven für eine wirtschaftliche Nutzung.“
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I N T E R N AT I O N A L
EOLICA EXPO 2006 IN ROM
Wind verspricht Wachstum
auch für Italiens Süden
Auf der Eolica Expo Mediterranean in Rom hat sich im September
2006 die aufstrebende italienische Windbranche selbstbewusst präsentiert. ENERCON hat die Kontaktbörse genutzt, um gemeinsame
Projekte u.a. mit Tozzi Sud und Fortore Energia, beides aufstrebende
private Energieversorger im Bereich erneuerbare Energien, zu vereinbaren. Aufgrund der guten Zusammenarbeit wird ENERCON ab
2007 in Foggia, Apulien, Fertigteilbetontürme herstellen lassen.
acht Jahre laufen zu lassen. „Italien hat diese Möglichkeit geschaffen, weil es der
große Marktplatz für Emissionszertifikate in
Europa werden will“, sagt Barkmann. Betreiber erhalten so eine Kombination aus
fester Vergütung und Einnahmen aus den
Zertifikaten: Im Idealfall, wenn Zertifikate
mit kurzer Laufzeit gehandelt werden, erge-
„Die italienische Windenergieszene hat sich
enorm professionalisiert“, fasst Thomas
Barkmann seinen Eindruck von der Eolica
Expo 2006 in Rom zusammen. Barkmann
ist der für Italien verantwortliche Vertriebsmitarbeiter bei ENERCON in Bremen. „Die
Gespräche werden zusehends ergebnisorientierter, die Projektvorschläge der Besucher am ENERCON Stand waren in der Regel schon sehr weit ausgearbeitet.“
Nicht nur die Qualität stimmte, mit 98 Ausstellern in acht Hallen hat die Eolica Expo
auch bei der Quantität ihre Ziele übertroffen. ENERCON hat die Messe vor allem für
die Festlegung von Zeitkorridoren für im
Vorfeld angebahnte Projekte genutzt. Neben
die langjährigen festen Beziehungen zu den
genannten Großkunden, Tozzi Sud, Ravenna, und Fortore Energia, Lucera, treten dadurch nun Verbindungen zu weiteren starken Partnern: Zu nennen wäre vor allem
ENEL, der größte italienische Energieversorger, als potenzieller Neukunde für die
E-48/800 kW.
„Für ENERCON kristallisieren sich einige
Schwerpunktregionen heraus“, berichtet
Benedetto Gallina, Leiter des Vertriebsbüros
Italien in Frascati. Dazu zählt er neben Apulien, Kampagnien, Basilikata und Kalabrien
im Süden auch Ligurien im Norden. Man hat
die Partner bewusst so gewählt, dass sie in
beiden kulturell verschiedenen Landestei-
Windpark in San Chirico, Region Apulien.
len, im Norden und Süden, fest verankert
sind. Denn bei den Windressourcen ist der
Süden zwar eindeutig im Vorteil. Für die Finanzierung von Projekten sorgen aber nach
wie vor meist Institute aus dem Norden, vor
allem in Gestalt der Mailänder Banken.
Ganz in der Nähe der windstarken Standorte im Süden wird ENERCON von 2007 an
Türme fertigen lassen – vom Betonfertigteilhersteller IANUS in Bari, Apulien.
Italien versucht, über lange Preisbindungen
bei Grünstromzertifikaten attraktive Bedingungen für den Ausbau der Windenergie zu
schaffen. Emissionsgutschriften für Windenergieanlagen können über lange Zeiträume veräußert werden. So ist es seit kurzem
möglich, Zertifikate über zwölf statt bisher
ben sich bis zu 16 € Ct/kWh. Im Schnitt liegt
die Vergütung jedoch bei 10 € Ct. Denn
langfristige Verträge für die Zertifikate werden bevorzugt, um die Finanzierung der
Projekte auf sichere Beine zu stellen.
„ENERCON hat durch die Erweiterung des
Vertriebs in Italien um das Site Assessment
Büro im Frascati sowie durch die Vergabe
der Turmproduktion die Vorausetzungen
dafür geschaffen, sowohl bei Ausschreibungen der großen Energieversorger und Projektentwickler wie Edison, Enel, Endesa
oder Iberdrola erfolgreich sein zu können
als auch neue, sehr agile Projektentwickler
professionell zu bedienen“, sagt Thomas
Barkmann. Bis 2010 seien Projekte im Umfang von ca. 150 MW p.a. anvisiert.
INTERNATIONAL
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In Kanada ist die Provinz Ontario
Schrittmacher der Windenergie:
Seit November gibt es dort die
erste gesetzlich geregelte
Einspeisevergütung des amerikanischen Kontinents. 11 kanadische Cent erhalten
Windmühlenbetreiber je eingespeister Kilowattstunde. Zu den
ersten Projekten, die unter diese
Vergütung fallen, zählen zwei
ENERCON Windparks für den
Betreiber Schneider Power Inc.
sowie ein Windpark für den
Betreiber Green Breeze Inc., beide mit Sitz in Toronto.
Schätzungen des Windenergieverbands
CanWEA zufolge werden in Kanada in der
nächsten Dekade Windenergieanlagen mit
einer Gesamtkapazität von über 9.000 MW
errichtet. 3.000 MW sind bereits im Bau
oder stecken in Genehmigungsverfahren.
Hintergrund ist, dass Provinzen wie Alberta,
Ontario oder Quebec ihren veralteten Kraftwerkspark erneuern müssen, um den enormen Energie-Bedarf des Landes auch künftig zu decken. Dabei setzen sie zunehmend
auf eine „grüne“ Komponente.
„ENERCON möchte so viel wie möglich zum
Aufbau einer regenerativen Energieversorgung im Land beitragen“, sagt Michael Weidemann, für Kanada verantwortlicher Mitarbeiter im internationalen ENERCON Vertrieb.
Das Unternehmen hat langfristige Partnerschaften mit professionellen Entwicklern
und Betreibern aufgebaut: Darunter finden
sich große Energiekonzerne wie ENMAX,
der städtische Versorger in Calgary, Alberta,
ebenso wie auf regenerative Energien spezialisierte mittelständische Entwickler. Ein
ENERCON Kunde ist Schneider Power Inc. in
Toronto. Das Unternehmen gehört einer
Auswandererfamilie, die schon im 19. Jahr-
Source: Schneider Power Inc.
“Green Power” in Kanada
Transport einer E-48 zu einem Standort in Providence Bay, Manitoulin Island, Ontario.
hundert in Deutschland Wasserkraftwerke
betrieben hat und 1985 nach Kanada übergesiedelt ist. Größtes aktuelles Projekt ist
der Windpark Providence Bay mit acht Anlagen auf den Manitoulin-Inseln im Huronensee. Auf dem über 100 Hektar großen Areal
haben ENERCON Aufbauteams bereits zwei
E-48/800 kW errichtet. Sechs E-82/2 MW
werden 2007 folgen. Schneider Power will
in den nächsten Jahren zehn weitere Projekte realisieren, eines davon in Barrie am
Simcodesee, wo ebenfalls ENERCON Anlagen zum Einsatz kommen.
Bei einem anderen Vorhaben kooperiert
ENERCON mit dem Projektentwickler und
-betreiber Acciona, Madrid, sowie mit
SUNCOR, Calgary (Alberta), einem Spezialisten aus dem Öl- und Gasgeschäft.
SUNCOR hat eine Ausschreibung über einen
75 MW-Windpark in Ontario gewonnen.
„ENERCON liefert dafür E-82-Anlagen, die
am windreichen Ufer des Huronensee errichtet werden“, sagt Weidemann.
Zweiter Schwerpunkt ist Alberta in West-Kanada. Die Region erlebt einen Erdöl-Boom,
seit der Ölpreis so hoch ist, dass sich der
Abbau von Ölsand lohnt. Obwohl es keine
Förderprogramme gibt, errichtet der regionale Energieversorger ENMAX derzeit 300
Kilometer südlich von Calgary einen Windpark mit 37 E-70. „ENMAX will sein Grünstromangebot GREENMAX absichern“, erläutert Weidemann. Der „grüne“ Strom ist
gegen einen monatlichen Aufpreis auf die
Stromrechnung von 6 oder 12 Dollar zu beziehen. Calgary plant, alle öffentlichen Gebäude zu drei Vierteln mit dem regenerativen Strom zu versorgen.
Die ENERCON Anlagen legen die Reise nach
Alberta per Schiff und LKW zurück. Im
Hochseefrachter geht es von Emden bis in
die Großen Seen, wo die Anlagen in Thunderbay auf LKW umgeladen werden, auf denen sie die restlichen 2.500 Kilometer
zurücklegen. Gesamtdauer der Reise: ca.
drei Wochen. Die Weite des Landes ist eine
Herausforderung. ENERCON hat deshalb
drei Büros eröffnet, von denen aus der Service für die Anlagen gesichert wird. Hauptsitz der kanadischen Service-Tochter ist
Halifax auf der Atlantikhalbinsel Nova Scotia, weitere Stationen befinden sich nahe
Toronto sowie in Lethbridge, Alberta.
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WINDBLATT 01 | 2007
ZULIEFERER
IMO MOMENTENLAGER GMBH
Zuverlässige Kugellager
aus Mittelfranken
Die IMO Momentenlager GmbH aus Gremsdorf nahe Nürnberg liefert für ENERCON Großwälzlager. Die
präzisen Kugeldrehverbindungen aus Mittelfranken kommen als Blatt- und Azimutlager zurzeit vor allem
in E-70 und E-82 Generatoren zum Einsatz.
Die IMO Momentenlager GmbH, Gremsdorf,
stellt Kugeldrehverbindungen für die Azimut- und Blattlager von ENERCON Generatoren her. Die Komponenten werden teils
beim exklusiven ENERCON Zulieferer SKET
in Magdeburg, teils in der Anlagen-Endmontage der Mechanik Anlagenbau GmbH
in Aurich verwendet.
Jede ENERCON Windenergieanlage verwendet drei Blattlager und ein Azimutlager,
das sich am Kopf des Turmes befindet und
die Gondel trägt. Die Blattlager bilden eine
sturmfeste Verbindung von Rotorblättern
und Nabe, zugleich erlauben sie eine flexible windgeschwindigkeitsabhängige Anstellung der Rotorblätter, um damit die
Drehzahl des Rotors und somit die Leistung
der Windenergieanlage zu steuern. Als Azimutlager tragen die IMO Kugeldrehverbindungen dazu bei, die Gondel optimal in die
vorherrschende Windrichtung zu stellen.
„Hoch beanspruchte Großwälzlager für Windenergieanlagen müssen aus besonders
zähhartem Vergütungsstahl bestehen“, sagt
Werner Schröppel, Geschäftsführer des
Gremsdorfer Unternehmens. „An den fast
40 Meter langen Rotorblättern greifen hohe
aerodynamische Kräfte an. Sie wirken mit
großem Hebelarm auf die Nabe und müssen
von einem Blattlager von nur etwa zwei Metern Durchmesser aufgefangen werden“,
beschreibt Schröppel die Herausforderung
der Windenergie für Kugel-Drehverbindungen. Entsprechend hoch muß die Zugfestigkeit und Kerbschlagzähigkeit des verwendeten Vergütungsstahls der Lagerringe sein,
Blattlager für die E-70 werden auf die Lackierung vorbereitet.
über die die Rotorblätter mit der Anlage verbunden sind. IMO verwendet legierten Stahl,
der nach Wärmebehandlung im vergüteten
Zustand etwa die 2,5-fache Festigkeit von
herkömmlichem Baustahl aufweist.
ENERCON bezieht von IMO zweireihige
Kugeldrehverbindungen. Zwischen den
massiven Stahlringen drehen sich in zwei
übereinander liegenden Laufbahnen Stahlkugeln, so dass sich die Ringe gegeneinander drehen können, etwa, um ein Rotorblatt
in Position schwenken zu können. Um eine
lange Lebensdauer zu gewährleisten, ist es
nötig, den vergüteten Stahl der Kugellaufbahnen, der Zahnflanken und des Zahngrunds zu härten. Hierzu werden die Ringe
mit einem elektromagnetischen Induktor
aufgeglüht und gleich danach mit einer
speziellen Emulsion abgeschreckt. Dadurch
entsteht eine Veränderung im Gefüge des
Stahls, die die Härte ausmacht.
Aufgrund der Kugeln im Wälzlager können
sich die Ringe so reibungsarm wie möglich
gegeneinander bewegen, der Drehwiderstand wird also möglichst gering. Die Stahlkugeln werden von Hand durch eine Füllöffnung in die beiden Laufbahnen der
Lagerringe eingefügt, wobei die Kugeln etwas größer sind als der eigentlich zur Verfügung stehende Platz. Damit erreicht man die
vorgeschriebene Spielfreiheit des Lagers.
In der Anlagenmontage bei ENERCON wird
dieser „Doppelring“ später fest an der Nabe
ZULIEFERER
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montiert. Die Drehverbindungen, die IMO
für ENERCONs Windenergieanlagen herstellt, sind außen verzahnt, damit dort ein
elektrischer Antrieb mit Ritzel eingreifen
kann, bei einem Turmlager z.B. mehrere
Azimutantriebsmotoren.
Die IMO Momentenlager beliefert bereits
seit 1988 die Windenergieindustrie. Die Zusammenarbeit mit ENERCON begann 1994,
als IMO besonders als Komponentenlieferant für das E-40/500 kW Modell gefragt
war. „In dieser weltweit bisher am häufigsten errichteten Windenergieanlage bewähren sich heute mehr als tausend IMO
Blattlager, nicht wenige davon bereits seit
über zehn Jahren“, sagt Schröppel, der sich
die Geschäftsführung mit GesellschafterGeschäftsführer Erich Russ teilt.
Die IMO Gruppe vollzieht seit rund zehn
Jahren das stetige Wachstum der Windenergiebranche mit. Das Geschäftsfeld
Drehverbindungen für Windenergieanlagen
sei für das Unternehmen dominant, berichtet Schröppel und stellt heraus, dass man in
der Frühphase der Branche mit ENERCON
groß geworden sei.
Automaten setzen die Bohrungen für die Befestigung des Blattlagers.
Medizintechnik und Stahlwerken. Der größte Teil der Produktion geht in den Export.
Die IMO Gruppe beschäftigt in Gremsdorf
aktuell mehr als 720 Mitarbeiter, darunter
eine Abteilung für Entwicklung & Konstruktion mit etwa 20 Ingenieuren und Technikern.
In dieser werden die ENERCON Spezifikationen in ein langlebiges und seriengerechtes
Produkt umgesetzt, das den strengen Richtlinien des Germanischen Lloyds genügt. Die
Produktion verteilt sich auf ein gutes Dut-
Das mittelständische Unternehmen weist
seit Jahren bei Umsätzen und Mitarbeiterzahlen ein zweistelliges Wachstum auf, wodurch IMO mittlerweile in die
Liste der 500 wachstumsstärksten Unternehmen Europas aufgestiegen ist. 90 Millionen Euro wird 2006 der
Jahresumsatz der Gruppe
betragen, der neben dem
Drehverbindungshersteller
auch die IMO Antriebseinheit
GmbH angehört. Die Momentenlager GmbH stellt dabei
mit jährlich über 30.000 hergestellten Kugel- und Rollendrehverbindungen
den
Löwenanteil des Umsatzes.
Die Drehverbindungen aus
Mittelfranken finden sich
außer in Windenergieanlagen
auch in Kranen, Getränkeab- Rissprüfung der induktiv gehärteten Laufbahn mit einem
füllanlagen, Baumaschinen, Magnetjoch.
zend Hallen. Die nahtlos gewalzten Rohlinge
kommen aus dem Walzwerk und werden in
Gremsdorf gedreht, gebohrt, verzahnt,
gehärtet, montiert, lackiert und einzeln auf
Qualität geprüft, bevor sie als fertige Blattund Azimutlager per LKW nach Magdeburg
oder Aurich versandt werden.
IMO geht nach dem Prinzip der Losfertigung
vor. „Wenn ENERCON eine bestimmte Anzahl von Blattlagern zu einem Termin bestellt, werden Maschinen und Abläufe
gemäß den Vorgaben fest eingeplant, um
die nachgefragte Stückzahl am Stück herzustellen“, so Schröppel.
„Die Zusammenarbeit mit IMO ist sehr gut“,
kommentiert Oliver Smidt aus dem Bereich
Materialwirtschaft der Mechanik Anlagenbau GmbH, das Verhältnis zum Zulieferer.
Der Auricher Windenergieanlagenhersteller
habe die Mittelfranken vor über einem
Jahrzehnt dazu angeregt, den Sektor Windenergie ins Geschäftsfeld aufzunehmen.
„Inzwischen gehört IMO zu den vier großen
Herstellern von Kugeldrehverbindungen
weltweit.“ Smidt hebt besonders den guten
technischen Support, eine zuverlässige Belieferung und die gute Abwicklung hervor.
IMO zählt ab 2007 zur Gruppe der A-Lieferanten und wird damit in strategische Entscheidungen mit einbezogen.
WINDBLATT
Mojib Latif: Klimapolitik
muss Chefsache werden
Mojib Latif, 52, ist Professor am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel. Er entwickelt Klimamodelle und untersucht
den Einfluss des Menschen auf das Klima. Für seine Arbeiten ist er
mit der „Sverdrup Gold Medal“ der Amerikanischen
Meteorologischen Gesellschaft ausgezeichnet worden. Er ist zudem
Autor populärwissenschaftlicher Bücher zum Klimawandel.
WINDBLATT: Ihr neues, Anfang 2007 erscheinendes Buch trägt den Titel „Bringen
wir das Klima aus dem Takt?“ Folgt denn
das Klima überhaupt einem Takt?
Mojib Latif: Es gibt zumindest Phänomene,
die in regelmäßigen Abständen wiederkehren: Dazu zählen kurzfristige wie die Abfolge der Jahreszeiten und langfristige wie
Eis- und Warmzeiten. Wir sind derzeit nur
leider dabei, die natürliche Schwankung zu
verlassen aufgrund eines in der Geschichte
der Menschheit einmaligen Ausstoßes von
Spurengasen in die Atmosphäre.
WINDBLATT: Ist die aktuelle Erwärmung
auch über längere Zeit betrachtet etwas
Besonderes?
Latif: Ja. Natürlich gab es früher auch
schon Schwankungen, aber sie bewegten
sich z.B. nach der letzten Eiszeit in einer
Größenordnung von fünf Grad Temperaturanstieg (Jahresmittel) in 20.000 Jahren.
Derzeit sieht es so aus, als könnten wir fünf
Grad in 100 Jahren schaffen. Das wäre eine
bisher einmalige Geschwindigkeit. Es gäbe
auch einen absoluten Temperatur-Rekord:
Seriöse Szenarien gehen von 20 Grad
Durchschnittstemperatur im Jahr 2100 aus.
WINDBLATT: Wann erwarten Sie das Maximum der derzeitigen Erwärmung?
Latif: Das hängt davon ab, wie wir uns verhalten. Wenn wir immer mehr Treibhausgase ausstoßen, wird die Temperatur auch
weiter ansteigen. Irgendwann werden wir
aber kein Öl und keine Kohle mehr haben,
dann steuern wir auf den Höhepunkt zu, der
in 200 bis 300 Jahren erreicht sein dürfte.
Bis sich eine “Normalisierung” einstellt,
werden weitere 1.000 Jahre vergehen.
WINDBLATT: Ihr Spezialgebiet ist der Einfluss von Meeresströmungen auf das Klima. Wie passen die Ergebnisse ins Bild
von der globalen Erwärmung?
Latif: Meeresströmungen sind ein entscheidender Faktor für regionale Klimaänderungen. Es gab das Szenarium, das Versiegen
des Golfstroms könne die Erwärmung in Europa kompensieren. Für Mitteleuropa trifft
das aber nicht zu: Selbst wenn der Golfstrom
2100 versiegt, wird es hier eine massive Erwärmung geben. Einem Gesamttemperaturanstieg von fünf Grad stünde eine Abkühlung aufgrund des fehlenden Golfstroms von
maximal ein bis zwei Grad gegenüber.
WINDBLATT: Wie begegnen Sie Kritikern,
die sagen, ein so vielschichtiges Phänomen wie das Klima erlaube keine Prognosen bis in Zehntelgrade hinein?
Latif: Hier liegt ein Missverständnis vor. Es
geht den Klimatologen nicht um konkrete
Vorhersagen, es geht um typisches Wetter.
Wir untersuchen nicht, ob an Weihnachten
2100 Schnee liegt. Wir berechnen die Wahrscheinlichkeit, mit der es dann Schnee geben wird. Als Gegenargument taugt auch
die Komplexität nicht: Wäre das so, könnte
ich z.B. Jahreszeiten nicht vorhersagen.
WINDBLATT: Die deutschen Energieversorger beantragen derzeit verlängerte
Laufzeiten für ihre Atomkraftwerke und
begründen das u.a. mit Klimaschutz...
Latif: Deutschland will doch Vorbild sein.
Wenn wir
nun sagen,
wir bekommen
die
CO2-Reduktion nur Prof. Dr. Mojib Latif
mit Atomkraft in den Griff, wäre das ein verheerendes Signal für die Welt. Viele Tausend neue
Atomkraftwerke weltweit wären die Folge.
Daran kann niemand ein Interesse haben.
Man muss nicht auf Beispiele wie Iran oder
Nordkorea schauen, um zu erkennen, wie
blauäugig es ist zu glauben, zivile und militärische Nutzung von Atomenergie ließen
sich trennen.
WINDBLATT: Wie können wir dann den Klimawandel bremsen?
Latif: Wir können das Aufheizen der Atmosphäre nicht aufhalten, es aber abmildern.
Wenn man das Ziel einer maximalen Erwärmung um zwei Grad bis 2100 gegenüber
der vorindustriellen Zeit unterstellt, und dies
ist das Ziel der EU, muss man den gegenwärtigen Ausstoß von Treibhausgasen bis
2050 halbieren und bis 2100 um 90 Prozent
absenken. Das sind verdammt schwere
Hausaufgaben für die Politik. Doch gibt es
zum Einen noch ein riesiges Potenzial beim
Energiesparen, das aktiviert werden kann.
Zum Zweiten müssen wir die erneuerbaren
Energien weiter entwickeln, damit wir sie in
20-30 Jahren massiv nutzen können.
WINDBLATT: Hat uns der Klimagipfel im
Herbst in Nairobi da vorangebracht?
Latif: Das war nicht viel mehr als heiße
Luft. Mit solchen Veranstaltungen kommt
man nicht weiter. Das Klimaproblem muss
zum G8-Gipfelthema gemacht werden. Die
Regierungschefs der großen Industrienationen müssen sich einigen auf Emissionsminderungen, Energiesparen und erneuerbare
Energien, und dies von oben nach unten
verordnen, und zwar gleichzeitig.