VERBINDUNGSKANAL.MANNHEIM
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VERBINDUNGSKANAL.MANNHEIM
mkv vkm V E R B I N D U N G S K A NA L .M A N N H E I M Frankfurt Weinheim_Darmstadt »vkm Verbindungskanal Mannheim« Grundlagen Herausgeber Stadt Mannheim Dezernat IV / Fachbereich Städtebau Rahmenplanung Rahmenplanung Verbindungskanal bueroschneidermeyer (Stuttgart) Kontakt Stadt Mannheim Fachbereich Städtebau / PG 2007 Frank Gwildis Collinistraße 1 68161 Mannheim Tel.: 0621 - 293-5556 [email protected] Rahmenplanung Verkehr / Nördlicher Jungbusch Stete Planung (Darmstadt) Stadt Mannheim Fachbereich Wohnen und Stadterneuerung Jörg Ackermann E 2, 15 68159 Mannheim Tel.: 0621 – 293-7904 [email protected] Stadt Mannheim Dezernat V Christian Hübel Rathaus E 5 68159 Mannheim Tel.: 0621 – 293-9352 [email protected] Ludwigshafen Heidelberg Konzept, Redaktion, Gestaltung bueroschneidermeyer gbr Leuschnerstraße 58/1 70176 Stuttgart Tel.: 0711 – 489838-0 [email protected] Speyer Schwetzingen_Karlsruhe in Zusammenarbeit mit: Frank Gwildis (Stadt Mannheim) Grafik Silke Nalbach, nalbach typografik (Stuttgart) Druck Gebrüder Knöller GmbH & Co KG (Stuttgart) Es ist den Herausgebern ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass sie sich weitgehend um geschlechtsneutrale Formulierungen bemüht haben. In den Fällen, in denen dieses nicht möglich war, wurde zu Gunsten der Lesbarkeit und des Textumfanges nur die maskuline Form genutzt. Hiermit soll allerdings in keiner Weise eine Diskriminierung der mit den Inhalten der Broschüre angesprochenen Frauen erfolgen. Bebauungsstudien & Freiraumentwicklung bueroschneidermeyer (Stuttgart) Projektplanung Musikpark Mannheim & Popakademie Baden-Württemberg motorplan (Mannheim) Promenade am Verbindungskanal bueroschneidermeyer (Stuttgart) Kauffmannmühle Suhl Handels- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH / Suhl Holding GmbH (Mannheim) Turnhalle plus X Scholl Architekten (Stuttgart) Abbildungsnachweis Fotos Thomas Wolf (Gotha) bueroschneidermeyer (Stuttgart) Frank Gwildis (Stadt Mannheim) Thomas Ott (Mühltal) / Musikpark & Popakademie (12/14) Pläne Geschichte (2): Fachbereich Geoinformation und Vermessung / Stadt Mannheim Rahmenplanung (6/7): bueroschneidermeyer / Stete Planung © Stadt Mannheim und Autoren, Mannheim 2006 Das Projekt »Quartiersentwicklung Jungbusch/Verbindungskanal« ist für ganz Mannheim von zentraler Bedeutung. Die Schnittstelle zwischen Hafen und Innenstadt bietet ein großes Potenzial für die innerstädtische Entwicklung der Stadt – in zweifacher Hinsicht: Durch eine öffentliche Wegeverbindung können die Freiräume entlang von Rhein und Neckar in Zukunft großräumig vernetzt werden, gleichzeitig tragen neue Impulse am Kanal zur Stabilisierung und Aufwertung des traditionsreichen Wohnquartiers Jungbusch bei. Veränderte Rahmenbedingungen – eine zurückgehende hafenspezifische Nutzung des Kanals und ein seit Anfang der Neunziger Jahre einsetzender Strukturwandel im Jungbusch – eröffnen Perspektiven für eine sukzessive Neuordnung. Mit einem Mix aus städtischen Investitionen, Projektmitteln des Landes und privatem Engagement ist hier in den letzten Jahren eine signifikante städtebauliche Entwicklung eingeleitet worden. Die Ansiedlung der bundesweit einzigartigen Popakademie Baden-Württemberg wurde von Anbeginn durch die Einrichtung eines Existenzgründerzentrums (»Musikpark«) flankiert. In der denkmalgeschützten historischen Hülle der Kauffmannmühle soll unmittelbar daneben ein neuer Mix für Handel, Dienstleistung und Wohnen entstehen; weitere Bausteine werden folgen. Neue Freizeiteinrichtungen und Erweiterungspotenziale für die nahe gelegenen Hochschulen ergänzen unter dem Stichwort »Campus am Kanal« das Programm im südlichen Bereich. Unmittelbar am Rheinufer soll künftig ein Dienstleistungsschwerpunkt Logistik am südlichen Ende der Entwicklungsachse entstehen. Entlang des Verbindungskanals wird so ein interessantes Investitions- und Arbeitsumfeld für Unternehmen aus dem Dienstleistungs- und Kreativbereich geschaffen; diese Entwicklung wird mit einer Stabilisierung und Aufwertung des unmittelbaren Wohnumfeldes gekoppelt. Dabei wird das Vorhaben in exponierter Lage realisiert: Der Verbindungskanal ist die optische Visitenkarte der Stadt für die aus Norden ankommenden Bahnreisenden und westlicher Stadteingang. Die gesamte Entwicklung ist in ein durchgängiges Freiraumgefüge eingebunden – eine öffentliche Promenade zwischen Rhein und Neckar schafft ein neues Erlebnisumfeld für die »Stadt an zwei Flüssen«. Die Stadt Mannheim setzt mit Blick auf das Stadtjubiläum 2007 am Verbindungskanal einen wichtigen städtebaulichen Schwerpunkt. Schon vor 100 Jahren ging es um den Hafen – 1907 wurde der Industriehafen eröffnet. Auch heute liegt hier, im Blick auf den Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Freizeitgesellschaft, wieder eine der großen Zukunftsaufgaben für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. Am Verbindungskanal und im Stadtteil Jungbusch stellen sich Fragen zur Regenerations- und Entwicklungsfähigkeit der Stadt in prototypischer Weise. Der Kanal ist dabei symptomatisch für die Veränderungen im Gefüge vieler Städte: innerstädtische Produktions- und Lagerflächen werden verfügbar und in der Gemengelage von Wohnen und Arbeiten, von Produktion und Freizeit ergeben sich neue Optionen für eine »Innenentwicklung«. Um die Voraussetzungen für künftige öffentliche und private Investitionen zu schaffen, wurde für den Kanal und das Quartier im Jahr 2001 eine Rahmenplanung verabschiedet. Sie entstand unter breiter Beteiligung vieler Akteure. So konnte erreicht werden, dass die vorliegende Planung bis heute von allen getragen wird. Ein flexibler Rahmen wurde erstellt, der sich bewusst nicht an einem finalen Endzustand orientiert, sondern eine schrittweise Entwicklung möglich macht. Die aktuellen Bauprojekte und Freiraumplanungen entwickeln und verfeinern diesen Rahmen konsequent immer weiter. Durch einen integrierten Planungsprozess können Risiken in erheblichem Maße reduziert werden. Die neu entstandene Promenade am Verbindungskanal schafft zusammen mit der sanierten Hafenstraße ein stabiles Gerüst für die Hochbauprojekte am Kanal. Mit den Bausteinen Popakademie und Musikpark sind wichtige öffentliche Meilensteine umgesetzt worden und haben den Boden bereitet für weitere private Investitionen. vkm G ESCH ICHTE U N D G EG ENWART Mannheim, um 1875 Luftbild Mannheim, 1998 Der Verbindungskanal entstand zwischen 1875 und 1879 unmittelbar jenseits der alten Stadtmauern. Schon damals formulierte er die Grenze zwischen Stadt und Hafen und tut dies bis heute. Aufgrund seiner räumlich klar begrenzten Situation zwischen Jungbusch und ICE-Trasse nimmt er eine Sonderstellung im Hafen ein: Die Bahnlinie separiert kleinteilige Nutzungsstrukturen auf der einen Seite von großen Lagereinheiten und Containerverladestellen auf der anderen. An der Nahtstelle zwischen Innenstadt und Hafen fungiert der Kanal somit als Pufferzone – ist weder »echter« Hafen, noch »richtig« Stadt. So gewährleistet er ein verträgliches Miteinander von Gewerbe und Wohnen. Der Kanal kann nicht betrachtet werden, ohne den Blick auf den unmittelbar angrenzenden traditionsreichen Stadtteil Jungbusch zu richten. Das Quartier gehört zur Innenstadt Mannheims – und auch wieder nicht. Durch den viel befahrenen Stadtring ist es von den »Quadraten« der City abgeschottet, und auch an den anderen Rändern bot das unmittelbar angrenzende Hafengebiet bislang keine Entwicklungsmöglichkeiten. Obwohl das Viertel in den 1980er Jahren erfolgreich saniert wurde, bleibt die Situation instabil. In den letzten Jahren hat sich ein grundlegender Strukturwandel vollzogen, das alte Rotlichtviertel gibt es nicht mehr. Doch es ist nicht das schlechte Image, was viele veranlasst, das Quartier zu verlassen, sobald sie es sich leisten können. Viele würden gerne bleiben, aber es fehlt an grundlegender Infrastruktur und die Lebensqualität im Viertel wird durch den Verkehr enorm beeinträchtigt. Neben der Einschnürung an den Rändern führt mitten durch den Stadtteil eine hochbelastete Bundesstraße; sie teilt das Quartier in zwei Teile. Durch die Umwandlung untergenutzter Flächen am Kanal und gezielten Investitionsmaßnahmen im Viertel wird gegenwärtig eine grundsätzliche Stabilisierung und Aufwertung des Stadtbezirks betrieben. Dem Projekt »Turnhalle plus X« kommt hierbei eine besondere Signalwirkung zu. Durch die Ausweisung als Sanierungsgebiet können zur Stärkung des Wohn- und Arbeitsstandorts aber auch vielfältige kleinteilige Maßnahmen gestützt werden. Unter dem Motto »Stadtpromenade und Quartiersterrasse« sind jetzt am Kanal dringend benötigte, zusätzliche Freiflächen geschaffen worden. Dabei ist der Kanal nicht als bloße Erweiterung des Viertels zu betrachten – er soll auch künftig seine besondere Identität behalten. Die Promenade – Spange zwischen den Flüssen Etwas Eigenes soll in Ergänzung zum Vorhandenen entstehen. Aus der Mélange von Industrie, Hafen und Wohnort, aus der Parallelität von »Fenster zur Welt« und »heimischem Kiez« bildet sich die besondere Charakteristik des Ortes. Er ist exponiert und zurückgezogen zugleich, er ist prominent und unentdeckt, er ist ganz alltäglich und dennoch einzigartig. Die Entwicklung am Kanal ist so von doppelter Bedeutung für das Quartier und die gesamte Stadt. Denn wenn eine öffentliche Promenade am Wasser entlang führt, dann gewinnt ganz Mannheim. Und wenn sich neue Nutzungen am Kanal etablieren, dann stabilisiert und verbessert dies auch die Lebensbedingungen im Viertel. Stadtfelder – Hafengebiet, Verbindungskanal, Jungbusch und Innenstadt vkm 1,5 KM STADTAN S ICHT Von Norden, aus Frankfurt kommend ... über den Neckar ... an der Neckarvorlandbrücke vorbei ... dort die Studentenwohnheime aus den 1980er Jahren ... und die denkmalgeschützte ___ MEINE DAMEN UND HERREN, IN WENIGEN MINUTEN ERREICHEN WIR MANNHEIM-HAUPTBAHNHOF, LADIES AND GENTLEMEN IN A FEW MINUTES WE WILL ARRIVE AT MANNHEIM ARRIVE AT MANNHEIM CENTRAL STATION ___ MEINE DAMEN UND HERREN, IN WENIGEN MINUTEN ERREICHEN WIR MANNHEIM-HAUPTBAHNHOF, LADIES AND GENTLEMEN IN A FEW .... der Stadteingang West wartet auf eine neue räumliche Fassung ... unter der Kurt-Schumacher-Brücke durch ... dort der Bereich, wo der Strand entstehen soll .... bis zum südlichen Kauffmannmühle ... dort die jetzt für den Verkehr gesperrte Teufelsbrücke und der neue Quartiersplatz ... das markante Islinger-Hochhaus, wo der Spielplatz noch fehlt ... M CENTRAL STATION ___ MEINE DAMEN UND HERREN, IN WENIGEN MINUTEN ERREICHEN WIR MANNHEIM-HAUPTBAHNHOF, LADIES AND GENTLEMEN IN A FEW MINUTES WE WILL W MINUTES WE WILL ARRIVE AT MANNHEIM CENTRAL STATION ___ MEINE DAMEN UND HERREN, IN WENIGEN MINUTEN ERREICHEN WIR MANNHEIM-HAUPTBAHNHOF, LADIES AND Hafenbecken … die Rhenania-Lagerhäuser rücken heran ... dahinter die Universität, die sich künftig zum Kanal hin erweitern kann ... der Durchgang am Schleusenweg vkm R AH M EN PLAN U NG Der Verbindungskanal muss einerseits in der gesamten räumlichen Dimension von Rhein bis Neckar betrachtet werden, gleichzeitig kann eine nachhaltige Entwicklung nur in enger Anbindung mit dem Stadtteil Jungbusch geschehen. Deshalb wurde 2001 für den Gesamtbereich eine »Rahmenplanung Jungbusch/Verbindungskanal« erarbeitet, die zwischen Quartier und Kanal eine wechselseitige Beziehung aufbaut und den Rahmen für die weitere Entwicklung festgelegt. 1. Durch die Ansiedlung der Popakademie Baden-Württemberg und des Gründerzentrums »Musikpark Mannheim« wurde am nördlichen Ende des Kanals ein nicht nur räumlich, sondern auch strukturell weitreichender Impuls gesetzt. Die neuen Bausteine bilden einen weithin wahrnehmbaren Auftakt für die gesamte Entwicklungsmaßnahme am Kanal. 2. Die Investitionen am Kanal werden begleitet durch Aufwertungen im Viertel. In unmittelbarer räumlicher Nähe zur vorhandenen Ganztagsschule wird ab 2007 die »Turnhalle plus X« gebaut, in der auch quar tiersbezogene Nutzungsangebote geschaffen werden. Gleichzeitig soll das angrenzende Freizeitgelände neu strukturiert werden. Rahmenplan Nutzungen (2001) Die Qualifizierung des Bestandes steht im Mittelpunkt der Entwicklungsüberlegungen im Quartier. Seit 2003 als Sanierungsgebiet ausgewiesen und aufgenommen in das Programm »Soziale Stadt« werden in kleinen Schritten einzelne Bausteine umgesetzt – hier ein saniertes Wohngebäude, dort ein neu gestalteter Innenhof, daneben das zur Werkstatt oder Atelier umgenutzte Hinterhaus. Die Mischung von Wohnen und Arbeiten bleibt bestehen, auch wenn sich Wohn- und Arbeitsformen verändern. 3. Hierauf reagiert auch das Rechte Ufer des Verbindungskanals. Dort soll die Nachfrage nach weiteren Räumlichkeiten für Wohnen und Arbeiten befriedigt werden. Diese Nutzungen werden ergänzt durch neue Infrastruktureinrichtungen und Freiflächen, die das Viertel dringend benötigt. Die Umnutzung der denkmalgeschützten Kauffmannmühle wird als Startsignal für weitere private Investitionen erachtet. 4. Der Brückenkopf der Kurt-SchumacherBrücke ist verkehrstechnisch optimal erschlossen und formuliert den westlichen Stadteingang. Entsprechende Funktionen sollen hier in Zukunft konzentriert werden: Handel, Dienstleistung und Parkierung. 5. Die Flächen am südlichen Kanalbecken sind zur Ansiedlung neuer Forschungs- und Bildungseinrichtungen geeignet; perspektivisch soll hier ein neuer »Campus am Kanal« in unmittelbarer Nähe zur vorhandenen Universität etabliert werden. 6. Am neu renovierten Haus Oberrhein formiert sich ein neuer Dienstleistungsstandort mit Schwerpunkt Logistik unmittelbar am Rhein, der auch die Freiräume an Kanal und Fluss miteinander verbindet. 7. Die einzelnen Entwicklungsschwerpunkte werden von einer durchgängigen Freiraumkonzeption in Form einer öffentlichen Promenade entlang des Wassers zusammengehalten, die sich immer wieder zu größeren Plätzen aufweitet. Die vorhandenen Gleisanlagen wurden in die Neugestaltung eingebunden. • Durch die großräumige Maßnahme Westumfahrung/Westtangente kann der gesamte Stadtbezirk langfristig nennenswert entlastet werden. • Durch Umbaumaßnahmen und eine veränderte Verkehrsführung am Brückenkopf Jungbuschbrücke kann der Verkehr auf Quartiersebene mittelfristig neu geordnet werden – bis hin zur Etablierung einer »Neuen Mitte Jungbusch« beim Eis-BenderGelände. • Durch die Umgestaltung der Hafenstraße unmittelbar an der Schnittstelle zwischen Quartier und Kanal wurde der Entwicklungsbereich am Wasser mit dem Viertel bereits nachhaltig verzahnt – erste neue Nutzungen haben sich etabliert. Die bis zum Stadtjubiläum umgesetzten Bausteine aus der Rahmenplanung zeigen eine klare Entwicklungsperspektive, die weit über das Jahr 2007 hinausweist. Künftig werden weitere Flächen verfügbar. Entwicklungspotenziale im Quartier werden allerdings erst voll nutzbar werden, wenn die heutige Verkehrssituation deutlich verbessert wird. Verkehrlich sind drei zeitliche Ebenen zu unterschieden: Rahmenplan Verkehr (2001) Musikpark vkm R AH M EN PLAN U NG Der Verbindungskanal wird künftig eine eigene Identität aufweisen; er ist weder bloßer Teil des Hafens noch eine einfache Erweiterung des Jungbuschs. Der Bereich ist geprägt durch seine industrielle Geschichte – zentrale Elemente des Bestandes sind Ausgangspunkt für die künftige Bebauungsstruktur und dienen als Merkzeichen. In der Rahmenplanung werden für den nördlichen Teil quer gestellte Baukörper vorgeschlagen, die eine Verzahnung mit dem Viertel ermöglichen; die Gebäude im südlichen Teil (»Campus am Kanal«) sind durch eine Längsorientierung gekennzeichnet, die eine Abschottung vom verkehrlich belasteten Innenstadtring ermöglicht. Entlang des gesamten Kanals bilden die öffentlichen Freiräume ein Gerüst für die bauliche Entwicklung. Insbesondere im nördlichen Abschnitt kommt ihnen mit ergänzenden Nutzungsangeboten für das Quartier zentrale Bedeutung zu. Nördlicher Verbindungskanal (Modellausschnitt Rahmenplanung 2001) In der Zusammenschau der einzelnen Teilbereiche des Entwicklungskonzeptes ergibt sich ein »Gesamtplan«, der sowohl als Fernziel im Sinne eines Leitbildes Anwendung findet, aber gleichzeitig in der Lage ist, flexibel auf wandelnde Ansprüche und BedürfSüdlicher Verbindungskanal (Modellausschnitt Rahmenplanung 2001) nisse zu reagieren; er macht unterschiedliche Übergangsstufen möglich. Der Rahmenplan hat sich bereits heute als tragfähige Entwicklungsgrundlage bewährt. Für alle Parzellen wurden mögliche Baustrukturen über Testentwürfe geprüft. Obwohl weite Teilbereiche des Entwicklungsbereiches heute aufgrund längerfristiger Pachtverträge noch nicht für eine Neunutzung verfügbar sind, konnten zentrale Grundstücke gesichert und mit Schlüsselinvestitionen belegt werden. Gegenwärtig können so über 50 % der Flächen des nördlichen Verbindungskanals neu entwickelt werden. Künftig soll eine öffentliche Promenade entlang des Kanals Rhein und Neckar verbinden – ein erstes Teilstück ist bereits weitgehend fertig gestellt und wird zum Jubiläumsjahr 2007 eingeweiht werden, bestückt mit einer neuen Pergola an der Teufelsbrücke und vielfältigen Sitzmöbeln. Sie ist Schauansicht und visueller Blickfang am Stadtentree und formuliert schon heute den baulichen Abschluss der Innenstadt zum Wasser hin. Zu ihrer Errichtung wurde die Bahntrasse an der Wasserkante umgenutzt. Sie ist über 1.300 Meter lang und zwischen acht und zehn Meter breit. In regelmäßigen Abständen – immer dort, wo Straßen und Verbindungen aus der Innenstadt ankommen – weitet sich die Promenade zu städtischen Plätzen, die die Zugänglichkeit zum Wasser für die Bewohner aus dem Stadtteil Jungbusch und der Innenstadt gewährleisten. Hafenstraße und Promenade bilden eine strukturelle Einheit. Die Quartiersstraße vermittelt zwischen Stadtteil und Verbindungskanal und ist im Zuge der Gesamtmaßnahme ebenfalls erneuert worden. Drei »Teppiche« in rotem Asphalt mit eingeprägten Mustern, die im Zuge eines Kunst-am-Bau-Projektes mit Kindern aus dem Viertel entwickelt wurden, schaffen räumliche Zäsuren und bremsen den Verkehr. Im Erdgeschossbereich verändern sich die Nutzungen und Baulücken werden geschlossen; die Straße soll künftig weiter aufgewertet werden, so dass die alte »Quartiersgrenze« fast zur neuen »Hauptstraße« wird. Die Struktur der Promenade im Bild einer Leiter: Holmen, Sprossen und Füllung. Qualifizierung des Ortes durch einfache Maßnahmen – der »Strand« Gesamtplanung – das Ganze als Summe seiner Teile vkm PROM ENADE > Gesamter Verbindungskanal Der öffentliche Freiraum fungiert als Bindeglied für alle bestehenden und neuen Nutzungsbausteine am Kanal. Über ihn werden Parzellengröße und das Maß an Durchlässigkeit zum Wasser hin frühzeitig und klar festgeschrieben. Alle Gebäude grenzen unmittelbar an den öffentlichen Raum, halböffentliche Übergangszonen sind erst auf den Grundstücken selbst anzutreffen. Das Wechselspiel zwischen Promenade und Plätzen erzeugt ein Raumgefühl, das beständig zwischen Enge und Weite wechselt. Das lineare Element der Promenade wird durch die rhythmische Folge der Platzaufweitungen kontrastiert, an denen sich je nach Lage neue Nutzungsprogramme ansiedeln. Durch diese »funktionale Anreicherung« ist die Stadtpromenade nicht nur einfache Flanier- meile für die Innenstadt, sondern für die Bewohner Quartiersterrasse und Stadtbalkon unmittelbar vor der Haustür. Die einzelnen »Freiraumtaschen« haben eine Größe bis zu 1.500 Quadratmetern. Durch die unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Plätze wird die Orientierung im Gesamtkontext sichergestellt: Die Freizeitwiese schafft einen leicht topografisch gestalteten Grünraum. Der Platz an der Popakademie ist Durchgang und Entree in einem. Der lange Holzsteg vereint Sitzbank, Geländer und Liegesteg, er formuliert einen klaren räumlichen Abschluss zum Wasser hin. Die Promenade senkt sich zum Bereich hinter der Kauffmannmühle, wo sie erstmals nur den Bereich der Gleise umfasst. Hier werden künftig moderne Sitzmöbel das Ensemble der alten ... Freizeitwiese ... Industrierudimente ergänzen. Der Quartiersplatz an der Teufelsbrücke mit seinen über 1200 Quadratmetern Fläche bildet einen wichtigen »Anker« in der Verlängerung der Innenstadtachse bis hin zum Marktplatz – durch die Sperrung der Teufelsbrücke für den Verkehr ist ein großer Platz am Wasser entstanden, der alt und jung zum Verweilen einlädt. Ein großes bewegliches Dach markiert diesen Punkt schon von Weitem. Das Spiel zwischen Enge und Weite wiederholt sich hinter der Tankstelle und dem Islinger-Areal. Es ist vorgesehen, eine bislang als Parkplatz genutzte Freifläche zum Kinderspielplatz umzubauen und auch hier eine Verbindung zwischen Hafenstraße und Promenade zu schaffen. ... Platz an der Popakademie ... ... Kauffmannmühle ... ... Quartiersplatz ... Nutzung Freiflächen, Aufenthaltsangebote, Sport- und Freizeitangebote Fläche ca. 2,8 ha Investitionsvolumen ca. 3,8 Mio. € Realisierungszeitraum 2004–2006 Träger Stadt Mannheim Freiraumplanung bueroschneidermeyer, Stuttgart Grundstück Eigentümer HGM; Option für lang fristigen Mietvertrag durch Stadt Mannheim Das neue Dach (Baustelle, Dez. 2006) +4.46 + 2.9 2.92 + 2.7 2.72 + 0.7 0.72 + 94,6 94,62 0.00 + 94.18 = 0.0 + 94,3 94,34 + 94 94,18 -0,42 -0,4 Der Quartiersplatz als neues Zentrum am Wasser (Baustelle, Aug. 2006) ... Kinderspielplatz... ... Platz am Brückenkopf ... ... Strand ... ... alter Kran ... ... Campus-Promenade ... ... Hügel am Schleusenweg ... vkm PROM ENADE > Gesamter Verbindungskanal Für die Promenade wurden durchgängige Gestaltungsprinzipien formuliert. Sie suchen ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Anpassung und Unterschiedlichkeit, zwischen Homogenität und Heterogenität zu formulieren. Alle Orte haben etwas Besonderes und sind dennoch als Teil eines Gesamtgefüges erlebbar. Die generelle Begehbarkeit war eine zentrale Anforderung für die Neugestaltung – worin sich auch eine historische Kontinuität ausdrückt, auch wenn heute keine Waren mehr bewegt werden. Zwischen Aufbruch und Bewahrung wurden Maßnahmen durchgeführt, die die Eigenart des Ortes unterstreichen und doch den Wandel zeigen – mit einfachen Materialien wurden besondere Qualitäten erzeugt. Exemplarisch hierfür steht der Umgang mit den alten Schienen der Hafenbahn, die erhalten und als historisches Ornament in den Bodenbelag eingebunden werden. Dieser besteht aus maschinell hergestellten harten Böden, in die immer wieder Sonderzonen wie Intarsien eingebettet werden: Pflasterbeläge, Möbelgruppen und Pflanzbereiche. Im Spannungs- Freizeitwiese und Promenade am nördlichen Abschluss feld von »roh« und »fein« beschreibt der Begriff des »veredelten Halbzeugs« trefflich die Zielsetzung einer angemessenen Gestaltung. Für die Nacht wird auf eine durchgängige und abgestimmte Lichtgestaltung Wert gelegt. Eine gleichmäßige Grundbeleuchtung wird durch szenisches Licht ergänzt, das besondere räumliche Situationen und Gestaltungselemente akzentuiert. Neue, markante Lichtmasten fassen auch tagsüber die Uferkante räumlich, an den Plätzen werden die Masten immer verdoppelt. In den Übergängen zwischen Quartier und Promenade erhält jede »Freiraumtasche« eine unverwechselbare Gestaltung. Ein Beispiel hierfür ist der neue Quartiersplatz, an dem ein großes Dach Wege- und Blickbeziehungen aus der zentralen Jungbuschstraße ordnet und einen großen wettergeschützten Freiraum bietet. Der Platz ist durch flache Stufen terrassiert, die die unterschiedlichen Beläge – Sand, Beton und Kieselsteinmosaik – gliedern und vom Straßenraum abheben. Ganz anders wirkt der offene Platz an der Popakademie, dessen schräge Flächen durchgängig in Beton gestaltet sind und durch große Holzflächen gegliedert werden. Der Kinderspielplatz auf dem Islinger-Areal (Realisierung 2007) wurde mit den Kindern aus dem Viertel entwickelt und wird dominiert von einer großen, begehbaren Holzwand, die durch besondere Spielgeräte ergänzt wird – vom »Wackelschaf« über die Seilhängebrücke bis hin zur »ScienceFiction-Gondel«. Der »Strand« im südlichen Uferbereich ist entworfen als eine schlichte Sandfläche mit Sitzstufen und improvisierten Sonnensegeln; die grünen Hügel, die an den beiden Enden der Promenade Übergänge zu den Flussufern bilden, sind die einzigen topografischen Elemente entlang des gesamten Freiraums am Kanal. Rampe und Holzsteg an der Popakademie Die Promenade an der Kauffmannmühle – Überlagerung von alt und neu Möbel an der Promenade vkm M U S I KPAR K > Nutzung Musikpark Mannheim/Existenzgründerzentrum für die Musikwirtschaft, Parken Fläche ca. 0,3 ha; ca. 5.400 qm BGF, ca. 16.760 qm BRI Investitionsvolumen ca. 6 Mio. € Realisierungszeitraum 2003–2004 Träger Musikpark Mannheim GmbH Architekten motorplan, Mannheim Grundstück Eigentümer HGM; lang fristiger Mietvertrag durch Stadt Mannheim Entwicklungsbereich Verbindungskanal_Rechtes Ufer Nord In der Musikszene hat sich Mannheim in den letzten Jahren ein nationales Renommee erworben. Das hohe wirtschaftliche Potenzial der Musikbranche in einer Gesellschaft, die sich zunehmend an Kultur und Freizeit orientiert, wird in Mannheim erkannt. Es werden entsprechende Anreize geschaffen und Projekte gefördert, die diese Entwicklung vorantreiben. Einen ersten Schritt stellte der Bau des Existenzgründerzentrums »Musikpark Mannheim« am Verbindungskanal dar. Baubeginn war im Frühjahr 2003 und ein Jahr später, bereits im April 2004, wurde der Musikpark von seinen neuen Mietern bezogen. Im Oktober 2004 folgte die offizielle Eröffnung. Der Musikpark ist ein Existenzgründerzentrum für die Musikwirtschaft, in dem sich Musiker, Produzenten, aber auch BookerAgenturen, DJs oder Modell-Agenturen ansiedeln. Die Arbeitsräume und Büros sind preisgünstig und technisch optimal ausgestattet. Die Existenzgründer finden nicht nur Räumlichkeiten vor, sondern erhalten auch eine betriebswirtschaftliche Beratung und können teilhaben an Kontaktforen. Kooperationspartner des Musikparks sind die IHK, Gründerverbünde und die Wirtschaftsförde- rung. Darüber hinaus bietet das Existenzgründerzentrum eine gemeinsame Infrastruktur. Der Musikpark verfügt derzeit über ein Aufnahmestudio, acht Proberäume, drei Projektstudios, 28 Büroeinheiten unterschiedlicher Größe, einen Tanz- und Performance-Raum, ein Live-Bistro mit Außenterrasse sowie diverse Seminar- und Projekträume. Bisher haben sich Labels, Musikverlage, Event-, Booking- und Coaching-Agenturen, Musikproduzenten, Fotografen, Creative-Services und Rechtsanwälte dort eingemietet – fast alles, was die Musikwirtschaft braucht, hat sich im Musikpark angesiedelt und miteinander vernetzt. Das Gebäude mit seiner markanten Form ist als veredelter Rohbau konzipiert, und der Rückgriff auf das industrielle Massenprodukt Gussglas unterstreicht den Werkstattcharakter der Einrichtung. Der Jungbusch im Aufbruch, als Ort von Innovationen, Experimenten, neuen Formen des Arbeitens und Lernens – das zeigt sich auch am Beispiel des Musikparks. Gegenwärtig werden aufgrund der großen Nachfrage weitere Räumlichkeiten im gegenüberliegenden Gewerbegebiet hergerichtet und in die Gesamtkonzeption eingebunden. Im Jahr 2006 war der Musikpark bereits zum zweiten Mal Ausgangspunkt für ein herausragendes Musik-Event – für »Pop im Hafen« wurde eine schwimmende Bühne aufgebaut und weit über 8.000 Menschen fanden sich erneut an den Ufern des Verbindungskanals ein, um aktuelle Pop-Musik und den für viele (noch) unbekannten Ort zu genießen. Ansicht vom Neckar Eingang Hafenstrasse Südfassade Westfassade vkm POPAKADEM I E > Nutzung Popakademie Baden-Württemberg Fläche ca. 0,15 ha Investitionsvolumen 3,8 Mio. € Realisierungszeitraum 2003–2004 Träger Popakademie Baden-Württemberg GmbH Architekten motorplan, Mannheim Grundstück Eigentümer HGM, langfristiger Mietvertrag durch Stadt Mannheim Entwicklungsbereich Verbindungskanal_Rechtes Ufer Nord Der Musikpark war von Anbeginn als Teil eines Gesamtkonzeptes entstanden, das nicht nur auf Produktion setzte, sondern auch Ausbildung beinhaltet. Mit der Entscheidung für Mannheim als Standort der Popakademie des Landes Baden-Württemberg im Jahr 2002 konnte diese Überlegung in die Tat umgesetzt werden. Der Neubau der Popakademie am Standort Verbindungskanal mit einer Nutzfläche von 2.200 Quadratmetern wurde bereits im Sommer 2004 fertig gestellt, im Herbst nahm sie ihren Betrieb am Verbindungskanal auf. Sie bietet rund 150 jungen MusikerInnen staatlich anerkannte Bachelor-Studiengänge in Popmusikdesign und Musikbusiness an. Der Studiengang Popmusikdesign richtet sich an Sänger, Instrumentalisten, Songwriter, Producer und DJs. Zielgruppe des Musikbusiness’ hingegen sind zukünftige Bandund Labelmanager, Marketingexperten sowie Community-Manager. Der erste Absolventenjahrgang wurde im Sommer 2006 verabschiedet. Das Gebäude der Popakademie »schwebt« als zweigeschossige, flache Box über einem Sockelgeschoss. Das Haus reagiert in Typologie und Materialität auf das industriell geprägte Umfeld. Die vorgehängte, hinter- lüftete Fassadenverkleidung besteht aus eloxiertem Aluminium-Streckmetall. Reflexionsgrad und Lochanteil variieren je nach Standpunkt des Betrachters, der verwendete Farbraum zitiert die umgebenden ortstypischen Speicherbauten der Hafenstraße. Das schillernde Erscheinungsbild setzt sich im Inneren fort: Hier kommen neben Sichtbeton hochglänzende Materialien wie polierter Edelstahl oder Lacke zum Einsatz. Die Eingangsebene ist als weitgehend stützenfreier Raum zu der davor liegenden Platzfläche geöffnet. Das Erdgeschoss wird als flexibel schaltbare Gemeinschaftszone zusammen mit dem Außenraum inszeniert und bietet vielseitige Möglichkeiten des Übergangs zwischen innen und außen. Über der offenen Eingangsebene entwickelt sich ein zweigeschossiger »Festkörper« mit introvertiertem Charakter; in den oberen Geschossen sind neben Büroräumen, auch Probeund weitere Seminarräume untergebracht. Der vorgelagerte Platz ist sowohl öffentlicher Stadtraum als auch Entree für die Akademie. Er verbindet das Quartier mit der Promenade und ist »Pausenhof« für die Studierenden. Die Popakademie schafft einen wichtigen Impuls für die Entwicklung des Standorts und die Stabilisierung des Quartiers. Ansicht vom Kanal Ansicht Linkes Ufer Anischt Werftfstraße Treppenhaus vkm U M BAU HAFEN STR AS S E > Nutzung Quartierserschließungsstraße (Tempo 30) Fläche ca. 0,8 ha Investitionsvolumen 1,45 Mio. € Realisierungszeitraum 2004-2005 Bauherr Stadt Mannheim Planung Fachbereich Städtebau / Stadt Mannheim Kunst im öffentlichen Raum Die Teppichmacher (Wiebke Höljes, Bernhard Glöckner, Mirko Ganz) / beraten von bueroschneidermeyer, Stuttgart Entwicklungsbereich Verbindungskanal_Rechtes Ufer Nord / Quartiersentwicklung Jungbusch Mit der Aktivierung des Ufers am Verbindungskanal geht eine wichtige Verschiebung im Gesamtquartier einher: Die Hafenstraße rutscht vom Rand weiter in das Quartier. Das »Außen« der ehemaligen Grenze wird zum »Innen«. Die bisherige Nahtstelle zwischen Verbindungskanal und Wohngebiet soll künftig den Charakter einer lebendigen Geschäftsstraße mit Tempo-30-Zone erhalten. Mit dieser Zielsetzung wurde die Straße im Jahr 2005 komplett erneuert: Fahrbahnen, Gehwege und Parkplätze wurden genauso wie die Beleuchtung neu gestaltet. Aufgrund der massiven unterirdischen Leitungsführung konnten zwar weniger Bäume als ursprünglich geplant gepflanzt werden, dennoch gehen von der umgebauten Straße heute wichtige Impulse aus – ein erster Bäckerladen hat sich neu angesiedelt, Baulücken werden geschlossen. Das veränderte Erscheinungsbild zeigt sich vor allem an drei markanten Stellen: Im Verlauf der Straße wurden mit so genannten »Teppichen« besondere (Farb-)Akzente gesetzt. Die Übergänge verknüpfen das Wohnquartier mit dem Bereich am Wasser auf besondere Weise: über ein spezielles Verfahren wurden künstlerische Motive, die von den »Teppichmachern« – Künstlern der Initi- ative laboratorio17 und Kindern und Jugendlichen des Jungbuschs – entworfen wurden, in roten Asphalt eingeprägt. Heute laden die Übergänge wie ausgerollte »Quartiersläufer« zu den neuen Freiräumen und Plätzen am Kanal ein. [ ] »Teppiche« für die Hafenstraße Entwicklungsbereich Quartiersentwicklung Jungbusch Die Stadt Mannheim beabsichtigt, das Sportund Freizeitangebot für die Schüler der Jungbuschschule und den gesamten Stadtteil Jungbusch zu verbessern. Unmittelbar im Anschluss an das bestehende Schulgelände wird im Quartier ab 2007 eine neue Turnhalle mit zusätzlichen Räumlichkeiten errichtet, die neben den schulischen Erfordernissen auch dem Breitensport und insbesondere quartiersbezogenen Gemeinschaftsaktivitäten dient. Mit dem Bau der Turnhalle ist auch eine neue Freiraumgestaltung des Bereiches verbunden. Die »Turnhalle plus X« mit einem Investitionsvolumen von etwa 3,7 Millionen Euro ist als ein wichtiges Signal für die Erneuerung im Quartier zu verstehen. Entsprechend ihrer Bedeutung hatte die Stadt Mannheim für die Planung der Turnhalle im Herbst 2003 einen Architekturwettbewerb ausgelobt. Der erste Preisträger schlägt ein Gebäude vor, das die Freiflächen auf dem Freizeitgelände einbindet und sich in die Böschung der Jungbuschbrücke hineinschiebt. Das Dach des Gebäudes ist begehbar. Dort sind neue Aufenthaltsräume für Jugendliche geplant: ein Bolzplatz und Streetballcourt mit Ballfangnetz, ein Skatepark, Tischtennis und andere Aktionsflächen. Im Innern des Gebäudes befinden sich neben der Turnhalle auch ein Bewirtungsbereich sowie Gymnastik- und Krafträume. Die Räume sind schaltbar und können so unterschiedlichen Anforderungen und Aktivitäten des Quartierslebens angepasst werden. Durch den Neubau der »Turnhalle plus X« wird die im Quartier bereits vorhandene Infrastruktur ergänzt. Es werden nicht nur < TU R N HALLE PLU S X vkm bessere Voraussetzungen für den Schulund Breitensport geschaffen, sondern auch neue Räume für die Bewohnerschaft entstehen. Dadurch kann sich der Sport neben der Gemeinwesenarbeit und der sozialen Infrastruktur als weitere wesentliche sozialintegrative Kraft entwickeln. Die Platzierung des Bauwerks, die Architektur, der mit der Bewohnerschaft abgestimmte Planungsprozess und die Konzeption als »Multifunktionshalle« machen das Vorhaben zu einem weiteren Leitprojekt für die Quartierserneuerung. Die Realisierung soll in den Jahren 2007–2008 erfolgen. Nutzung Schulturnhalle plus Raumangebote für bürgerschaftliche Nutzungen Fläche ca. 0,4 ha [ ] Investitionsvolumen ca. 3,7 Mio. € Realisierungszeitraum 2003–2004 Träger Stadt Mannheim Projektentwickler MWS Bauconsult, Mannheim Architekten Scholl Architekten, Stuttgart Realisierungszeitraum 2007–2008 Lageplan Eingangsbereich der Turnhalle und Bolzplatz auf dem Dach vkm QUARTIERMANAGEMENT > Entwicklungsbereich Quartiersentwicklung Jungbusch J U NG B U SCH Nutzung Quartiermanagement Jungbusch Fläche ca. 30 ha (Gesamtquartier) Investitionsvolumen 100.000,- Euro, davon 5.000,- Euro für Aktionsfonds Jungbusch Realisierungszeitraum 2002–2007 Träger Stadt Mannheim Auftragnehmer Trägerverein Gemeinschaftszentrum Jungbusch (Michael Scheuermann) Das Projekt Quartiersentwicklung Jungbusch/Verbindungskanal verfolgt zwei Ziele: Aufbruch und neue wirtschaftliche Entwicklung einerseits sowie Stabilisierung und Verbesserung der Infrastruktur im Stadtteil andererseits. Die Verzahnung der beiden Entwicklungshorizonte – die Neustrukturierung der Flächen am Verbindungskanal und die nachhaltige Aufwertung des Wohngebietes – ist die zentrale Herausforderung der Stadtentwicklung für die nächsten Jahre. Viele Bereiche im und am Rande des Quartiers werden gegenwärtig für die Bewohnerschaft reaktiviert. Neben neuen Impulsen am Kanal geht es auch darum, die heute im Jungbusch lebenden und verwurzelten Menschen an den Chancen der Quartiersentwicklung teilhaben zu lassen. Die intensive Abstimmung zwischen Akteuren aus der Verwaltung, dem Quartier und unabhängigen Fachleuten ist deshalb unabdingbar. Von großer Bedeutung für einen erfolgreichen Entwicklungsprozess war die Einrichtung eines Quartiermanagements im Jahr 2002, mit dem das Gemeinschaftszentrum Jungbusch beauftragt wurde. Das Quartiermanagement setzt sich für eine sozialverträgliche Stadtteilerneuerung ein und sorgt für eine Bündelung der Kräfte von lokalen Akteuren (wie Gewerbetreibende, Hauseigentümer, Künstler, Kirchen, Schulen, soziale Einrichtungen) und Vertretern der Verwaltung, Kommunalpolitik und Wirtschaft. Zu verschiedenen Themen existieren im Viertel Arbeitskreise – für Wohnen, Freiflächen, Einzelhandel sowie Kunst und Kultur. Diese Art der Planungs- und Beteiligungskultur kann als Voraussetzung für eine ausgeglichene städtebauliche, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung gewertet werden. Ziel der Quartiersentwicklung ist es, die unterschiedlichen Projekte aufeinander abzustimmen und Entscheidungen für die Bewohnerschaft transparent zu machen. Wichtige Instrumente sind dabei Vor-OrtPlanungen, Runde Tische und offene, kreative Planungsprozesse. Von besonderer Bedeutung war und ist in dem gesamten Prozess, dass die Quartiersentwicklung im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II Mannheim/ Ludwigshafen am Rhein (bis 2008) und im Zuge des Bund-Länder-Programms »Soziale Stadt« gefördert werden kann. Der beschrittene Weg, das Quartier von innen heraus zu stärken und die Bewohnerschaft dafür zu gewinnen, einen eigenen Beitrag zu einem lebenswerten und lebendigen Jungbusch zu leisten, ist bislang erfolgreich. Durch eine Vielzahl kleiner Initiativen übernehmen Menschen Verantwortung und Eigeninitiative für ihren Lebensraum. Der eigens dafür geschaffene »Aktionsfonds Jungbusch« konnte bisher 30 durch Bewohner getragene Projekte unterstützen. Das Spektrum reicht von einer Kunstdruckwerkstatt für Kinder über eine Begrünungsaktion der Hauseigentümerinitiative, eine Sammlung von »Geschichten aus dem Busch« der Geschichtswerkstatt Jungbusch, das OnlineMagazin »buschgirls.de« für Mädchen bis hin zum temporären Künstlerprojekt »Der Bindfadenladen« im ehem. Kurzwarenladen Cakir Textil. Die im Quartier initiierten Mikroprojekte, die auf bewohnerschaftliches Engagement gründen, ergänzen die seit 1986 geleistete Gemeinwesenarbeit des Gemeinschaftszentrums Jungbusch. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Verbesserung von Zukunftschancen junger Migranten gelegt. Neben der Förderung von sozialen Kompetenzen finden die Jugendlichen zudem Unterstützung bei der persönlichen und beruflichen Orientierung. In einem multikulturellen Stadtteil stellen Kunst und Kultur bewegende Kräfte für die weitere Entwicklung dar. Das im Sommer 2003 gegründete Künstlernetzwerk laboratorio17 setzt sich durch Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und vieles mehr dafür ein, den kreativen Reichtum des Stadtteils zu fördern und öffentlich zu machen. Junge Migranten zeigen in der Creative Factory ihre Fähigkeiten und erfahren im Theaterspiel, in Musik-, Video- und Fotoprojekten Anerkennung. Im neu initiierten Internationalen Frauentreff finden Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft Begegnungsmöglichkeiten. Die bislang einzigartige Stadtteilaktion »Nachtwandel« ist das Paradebeispiel für eine gelungene Zusammenarbeit von Künstlerinnen und Künstlern im Kiez, dem Quartiermanagement und Akteuren der Verwaltung – und sie verbindet unter dem Motto »Leerstand als Chance« sozialkulturelle Aktivitäten und planerische Fragestellungen. Initiiert wurde der »Nachtwandel« von laboratorio17 und dem Quartiermanagement Jungbusch. Im Oktober 2004 öffneten erstmals 26 »Locations« im Jungbusch an zwei Abenden ihre Pforten – von der Autowaschanlage bis zur Striptease-Bar – und boten Lesungen, Konzerte, Theateraufführungen, Performances, Film- und Fotoprojektionen, Ausstellungen und vieles mehr. Das EventProjekt wurde im Herbst 2005 und 2006 mit erweitertem Programm und großem Erfolg fortgeführt. Kultur, Soziokultur und Kunst sind bewegende Kräfte für einen lebendigen und vielfältigen Jungbusch und stimulieren die Wandlung des Quartiers zu einem Stadtteil mit eigenem Profil. Neben den positiven integrativen Wirkungen, die das Zusammenleben der Generationen, Ethnien und Kulturen fördern, wird das Quartier in Stadt und Metropolregion nicht mehr (negativ) als sozialer Brennpunkt, sondern zunehmend (positiv) als »kultureller Brennpunkt« wahrgenommen. Zum Stadtjubiläum 2007 wird auf dem neuen Quartiersplatz am Verbindungskanal die »KulturContainerStadt« errichtet. Gemeinsam mit dem Quartiermanagement wird die Künstlerinitiative laboratorio17 am Verbindungskanal »Übergangs«-Räume öffnen, kreatives Handeln ermöglichen und Orte der Begegnung für den Jungbusch und ganz Mannheim schaffen. Durch das Projekt wird eine Brücke zwischen dem gewachsenen Quartier und dem Verbindungskanal geschlagen. Die temporäre KulturContainerStadt stellt sich damit in die Reihe der bisherigen Impulsgeber Musikpark und Popakademie. Teils auf verschiedenen Ebenen und in zahlreichen Transportbehältern werden auch diejenigen einziehen, die sich schon all die Jahre um die Beteiligungskultur vor Ort gekümmert haben – zum Beispiel die Theaterleute der Creative Factory, der Internationale Frauentreff, die Internationale Malschule oder die »buschgirls«, deren Container bereits seit langem an Ort und Stelle steht. Für Veranstaltungen und Aufführungen aller Art wird unter Einbeziehung des neuen Quartiersdachs auf dem Quartiersplatz ein zentraler Raum geschaffen, der sich zwischen den Kultur-Containern aufspannt und eine Bühne am Wasser bietet. Zu den geplanten Veranstaltungen zählen ein Kinderzirkusfestival, Theateraufführungen zu den Schillertagen 2007, ein europäisches Theaterfestival, ein Musical für Kinder und Familien und einzelne Präsentationen zum Stadtjubiläum 2007. weitere Informationen: www.jungbuschzentrum.de www.laboratorio17.de www.sacktraeger.com www.verbindungskanal.de www.creativefactoryjungbusch.de www.mannheim.de >>> Quartiermanagement, Stadtjubiläum Programme: diverse Projekte im sozialen, soziokulturellen und kulturellen Bereich auf Initiative des Quartiermanagements Jungbusch in Kooperation mit Stadt Mannheim (Förderung durch EU-Programm URBAN II Mannheim-Ludwigshafen sowie LOSProgramm/ Lokales Kapital für soziale Projekte): Aktionsfonds Jungbusch (Förderung von Mikroprojekten) vkm WOH N EN > Entwicklungsbereich Quartiersentwicklung Jungbusch IM QUARTIER Nutzung Wohnen im Quartier Fläche ca. 30 ha (Gesamtquartier) Investitionsvolumen 3,5 Mio. Euro Gesamtkostenrahmen für Maßnahmen im SSP-Gebiet Jungbusch/Verbindungskanal (davon 2,1 Mio. Euro Städtebau förderungsmittel) Realisierungszeitraum 2004-2008 Träger Stadt Mannheim Für die Stabilisierung des Quartiers spielt das Wohnen eine große Rolle. Bereits in der ersten Sanierungswelle in den 1980er Jahren wurde dies deutlich, doch im Wohnungsbestand im Jungbusch findet sich bis heute eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Einoder Zweiraum-Wohnungen, während familiengerechte 3- oder Mehrraumwohnungen nur unterdurchschnittlich vorhanden sind. Der Stadtteil ist nicht zuletzt deshalb ein »Ankunfts-« oder auch »Durchgangsquartier«. Neu hinzugekommene Bewohner verlassen das Wohnviertel oftmals bei steigendem Wohnraumbedarf (z. B. nach Familiengründung) oder auf Grund von gestiegenen Qualitätsansprüchen. Die Fluktuation im Viertel ist etwa viermal so hoch wie in anderen Stadtteilen. Auch die Eigentumsquote spricht eine deutliche Sprache: Mit 2 % ist sie verschwindend klein im Vergleich von bis zu 30 oder 40% in anderen Stadtteilen. Gleichwohl lässt sich feststellen – in jüngster Zeit hat sich etwas verschoben in der Wahrnehmung des Quartiers und neue Leute ziehen vermehrt wieder hier hin, weil sie das lebendige Umfeld schätzen. Diese jüngere Entwicklung lässt sich auch als Folge unterschiedlicher Förderpro- gramme lesen, mit denen Verwaltung und Politik versuchen, Abwanderungstendenzen entgegen zu wirken, neue Bewohner anzusiedeln und die vorhandenen »Jungbuschler« zu stützen. Im Zuge der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II Mannheim/Ludwigshafen am Rhein 2002-2006 bzw. 2008 mit einem Finanzvolumen von 21 Millionen Euro konnte in den Handlungsschwerpunkten »Wirtschaft und Beschäftigung«, »Städtebauliche Entwicklung« und »Soziokulturelle Aktivitäten« ein Bündel sich ergänzender Maßnahmen zur Aufwertung der Quartiere entwickelt und umgesetzt werden. Viele der URBAN II-Projekte kommen dabei dem Jungbusch zugute. Das Projekt »Quartiersentwicklung Jungbusch/Verbindungskanal« wurde im Jahr 2003 in das Bund-Länder-Programm »Stadtund Ortsteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt« aufgenommen (Fördermittel 2,1 Millionen Euro). Darüber hinaus wurde das Entwicklungsgebiet am Kanal im Jahr 2004 formell als Sanierungsgebiet ausgewiesen, das ein Jahr später auf das gesamte Stadtviertel erweitert wurde. Nicht zuletzt mit Hilfe dieser Fördermaßnahmen konnte seit Januar 2006 als zentraler Baustein eine Modernisierungsberatung eingerichtet werden. Ziel ist es Haus- und Wohnungseigentümer für die Durchführung von Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen zu gewinnen und sie zu unterstützen. Interessierten steht ein erfahrener Berater zur Seite, steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten bieten Anreize für private Investitionen. Ziel ist es dabei, vorhandene große Wohnungen in ihrem Zuschnitt zu erhalten und z.B. durch Familien oder studentische WGs neu zu nutzen. Auch die Mischung von Arbeiten und Wohnen, die traditionell in der Gründerzeit zwischen Vorder- und Hinterhaus existierte, spielt bei der Sanierung eine Rolle. Gerade für eine junge und kreative Bewohnerschaft ist der Jungbusch attraktiv, ohne dass sich bislang Anzeichen für eine Verdrängung oder Gentrifizierung zeigen. Wohnqualität definiert sich in hohem Maße über das Wohnumfeld. Angesichts kontinuierlicher Klagen über die Verschmutzung der öffentlichen Räume hat sich eine Eigentümerinitiative gegründet, die u. a. Patenschaften für Bäume organisiert und Begrünungsaktionen im Quartier durchführt. Entwicklungsbereich Quartiersentwicklung Jungbusch Im Zuge der künftigen Quartiersentwicklung spielt die Stabilisierung der lokalen Ökonomie eine besondere Rolle. Mit der Etablierung des Musikparks Mannheim als Gründerzentrum für die Musikbranche ist in den letzten Jahren ein neuer wichtiger Baustein etabliert worden, der sich als stabil und tragfähig erweist. In seinem Umfeld hat sich bereits ein Netzwerk herausgebildet, das in das Quartier hineinwirkt – neue Räumlichkeiten im angrenzenden Gewerbegebiet zählen genauso dazu wie Fotostudios im Hinterhof, Radiostationen und Unternehmen zur digitalen Datenverarbeitung in der alten Mühle. Insbesondere in der Kauffmannmühle liegen große räumliche Potenziale für die Ansiedlung produktionsnaher und kreativer Dienstleistungen. Die Nachfrage von Existenzgründern für Räumlichkeiten im Viertel hat in jüngster Zeit deutlich zugenommen, und mit Projekten wie etwa dem Atelierhaus in der Jungbuschstraße sind auch Reaktionen im Immobilienbereich ablesbar. Insbesondere über die Mittelstandsförderung der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II konnte hier ein Angebot an ansiedlungswillige Betriebe gemacht werden. Die Kombination einer umfangreichen Beratung mit der Möglichkeit von Investitionszuschüssen an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) hat dazu geführt, dass bei einem Zuschussvolumen von rund 160.000 Euro auch 19 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Positiver Nebeneffekt ist, dass mit diesen Zuschüssen im Jungbusch ein privates Investitionsvolumen von 520.000 Euro ausgelöst worden ist. Vorrangiges Ziel der Wirtschaftsförderung ist es auch, die Versorgungssituation im Quartier zu verbessern. Mit einer Bäckerei in der Hafenstraße und einem neuen Lebensmittelgeschäft in der Jungbuschstraße haben sich erste punktuelle, aber in ihrer Versorgungsfunktion bedeutsame neue Läden etabliert. Gegenwärtig ist für das EisBender-Gelände die Ansiedlung eines größeren Lebensmittelmarktes im Gespräch. Und auch der Gastronomiebereich verändert sich – neue Restaurants eröffnen und tragen mit einem interessanten Kulturprogramm zur Lebensqualität im Stadtteil unmittelbar bei. Überlegungen einer Bewirtschaftung an der Promenade gewinnen nicht zuletzt aufgrund sehr positiver Erfahrungen mit der »Jungbusch-Arena« während der Fußball WM 2006 an Kontur. Im Zuge dieser Aktivitäten sind in den letzten Jahren etwa 15 Millionen Euro an Fördermitteln aus europäischen und nationalen Programmen, aber auch durch die ganz wesentliche Unterstützung des Landes in den Bereich Jungbusch/Verbindungskanal geflossen. Hierbei wurde sowohl im einzelbetrieblichen Bereich unmittelbar unterstützt, aber vor allem auch in Infrastruktur – in Musikpark, Popakademie und öffentliche Freiräume – investiert. Künftig soll vor allem der Bereich Beschäftigungsförderung intensiviert werden. Dabei ist an einen »Stadtteilservice«, der Versorgungsaufgaben vom Catering bis zum Ordnungsdienst übernehmen kann, genauso gedacht wie die Idee einer Produktionsgesellschaft für ein Theaterstück zirkuliert, die von der Inszenierung über die Schauspielleistung, den Bühnenbau, die Kostümherstellung bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit eine Leistung »all inclusive« anbieten könnte. < LOKALE ÖKONOM I E vkm Nutzung Lokale Ökonomie Programme EU Ziel-2 Programm (2002–2006 / 2007–2 2007–2013) URBAN II (bis 2006) 2007 Maßnahmen Förderung von 16 Betriebsgründungen mit 534.000 EUR Gesamtinvestitionen (davon ca. 33 % Investitionszuschuss) (bis 2006) Sicherung neuer Arbeitsplätze 20 Sicherung bestehender Arbeitsplätze 42 vkm KAU FFMAN N M Ü H LE > Nutzung Einzelhandelsflächen, Ausstellungsund Gewerbefläche, Gastronomie, Wohnen/Lofts, Büros und Dienstleistungen, Parken Fläche ca. 1,2 ha Investitionsvolumen ca. 15–20 Mio. € Realisierungszeitraum 2003–2005 Träger Suhl Handels- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH / Mannheim Grundstück Eigentümer Reinhard Suhl Entwicklungsbereich Verbindungskanal_Rechtes Ufer Nord Unmittelbar am Verbindungskanal steht heute die alte Ed. Kauffmann’sche Mühle. Ihr denkmalgeschütztes Ensemble ist identitätsstiftend für den Kanal, das alte Getreidesilo dominiert die Stadtsilhouette. Die vorhandenen Gebäudeteile sollen künftig umgenutzt werden, die Suhl Handelsund Projektentwicklungsgesellschaft mbH hat Pläne für eine Nutzungsmischung mit Einzelhandel, Wohnen und Arbeiten entwickelt. Eine gesamtheitliche Betrachtung von Silo und Halle am Verbindungskanal und den Mühlengebäuden in der gründerzeitlichen Blockbebauung ist grundlegend, sie unterstreicht die räumliche und funktionale Verklammerung zwischen altem Viertel und neuen Einrichtungen am Kanal. Das Ensemble soll entsprechend durch eine gute Freiraumgestaltung zusätzlich aufgewertet werden – durch die unmittelbare Anbindung an das Viertel und die Promenade wird es zu einer Drehscheibe der Wegebeziehungen. Die derzeitige Nutzungskonzeption sieht für die Gebäudeteile östlich der Hafenstraße (Blockrand- und Hofbebauung) im Erdgeschoss Dienstleistungs- und Ausstellungsflächen sowie Büros vor, in den Obergeschossen Wohnungen und Lofts, Ateliers und Studios – Radio sunshine und ein IT- Unternehmen sind inzwischen im Bestand eingezogen. Am Kanal sind in den Hallen und im Erdgeschoss des Silogebäudes Einzelhandelsflächen sowie manufakturelle und gastronomische Nutzungen vorgesehen, die Obergeschosse des Speichers sollen ebenfalls zu Büros und Lofts mit flexiblen Grundrissen umgebaut werden. Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde die große Halle erstmals wieder genutzt – temporär war hier die »JungbuschArena« mit »public viewing« untergebracht. Dabei wurden die großen Potenziale der Gebäude im Bestand und der neu gestalteten Freiflächen am Wasser unmittelbar sichtbar. Der Speicher der Kauffmannmühle – für Gastronomie, Handel, Büro und Wohnen Entwicklungsbereich Verbindungskanal_Rechtes Ufer Nord Auch auf weiteren Grundstücken am Kanal sollen künftig kombinierte Angebote neue Impulse schaffen. Nutzungsoffene Räume bieten Möglichkeiten für Wohnen und Arbeiten und nehmen gleichzeitig die Tradition von Gewerbebauten auf: Vom komplett eingerichteten Studio bis zum ausbaufähigen Loft, das nur mit dem Nötigsten versehen ist, ist vieles denkbar. Für die künftige Bebauung wird in der Rahmenplanung vorgeschlagen, die Kubatur des Speichers der Kauffmannmühle als Grundmodul aufzunehmen und in unterschiedlichen Variationen und mit reduzierter Höhe hieraus eine besondere Gebäudestruktur am Verbindungskanal zu entwickeln. Er bietet mit seinen Maßen (15 x 30 m) Raum für vielfältige Nutzungsvarianten. Angesichts der aktuellen Miet- und Pachtlaufzeiten sind diese Überlegungen noch »Zukunftsmusik«. Sowohl Betriebe als auch Einrichtungen wie die Tankstelle und die städtischen Dienststellen des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung auf dem alten Islinger-Areal werden noch einige Jahre an ihrem Standort bleiben. Mit Rahmenplanung und Bebauungsstudie liegen gleichwohl bereits heute konkrete Modelle für eine künftige Bebauung vor, sollten sich diese Einrichtungen einmal vom Kanal zurückziehen. < WOHNEN + ARB EITEN vkm Der Speicher als Grundelement einer neuen Bebauungsstruktur am Kanal… übertragen in neue Bausteine zum Wohnen und Arbeiten Nutzung Dienstleistungs- und Gewerbeflächen, Sonder- Wohnen, Kultur und Gastronomie, infrastrukturelle Einrichtungen Fläche ca. 1,5 ha Investitionsvolumen ca. 40–45 Mio. € Realisierungszeitraum ab 2004 Träger Private Investoren Grundstück Eigentümer HGM; Kauf-, Miet- oder Erbpachtoptionen durch private Investoren Rechtes Ufer Jungbusch (Modellausschnitt Rahmenplanung 2001) vkm B Ü RO U N D HAN DEL > Entwicklungsbereich Brückenkopf Kurt-Schumacher-Brücke Mit der Neuordnung des Areals »Hafenstraße 7–11« (ehem. Yaman-Areal) besteht die Möglichkeit, einen neuen baulichen Auftakt unmittelbar am Stadteingang nördlich der Kurt-Schumacher-Brücke zu schaffen. Das Grundstück wird gegenwärtig temporär zwischengenutzt. Der westliche Stadteingang Mannheims soll durch ein signifikantes Gebäude mit Nutzungen im Bereich Büro und Handel markiert werden. Auch Versorgungsfunktionen kommen immer wieder ins Spiel. Der Standort verfügt über eine optimale Verkehrsanbindung, eine Aufsiedelung erfordert aber eine integrierte Lösung für die Parkierung. Der Rahmenplan schlägt vor, mit der Bebauung am Kanal die Raumkante der Akademiestraße aufzunehmen, um die Zugänglichkeit zum Wasser zu gewährleisten. Durch einen davor liegenden »Park-Platz« kann der gesamte Bereich unter der Brücke aufgewertet werden. Je nach Intensität der Nutzung ist eine Bebauung der Brückenauffahrt mit einem Parkhaus denkbar. Südlich der Kurt-Schumacher-Brücke ist ein höheres Gebäude zur Akzentuierung des Stadteingangs vorgesehen. Nutzung Büros/ Dienstleistungen, Gewerbe, Handel, Parken Fläche ca. 0,5 ha Investitionsvolumen ca. 10–15 Mio. € Realisierungszeitraum ab 2004 Träger Privater Investor Grundstück Eigentümer HGM; Kauf-, Miet- Bebauungsstudie: Varianten zum Nutzungsmix oder Erbpachtoptionen durch private Investoren [ ] Brückenkopf (Modellausschnitt Rahmenplanung) Entwicklungsbereich Verbindungskanal_Rechtes Ufer Süd Am südlichen Verbindungskanal soll mittelfristig ein neuer innerstädtischer Standort für Bildungs- und Forschungseinrichtungen geschaffen werden. Gegenwärtig werden die Gebäude noch für Handel und Lagerzwecke genutzt. Ein »Campus am Kanal« soll hier künftig einen wichtigen und sichtbaren Beitrag zur Profilierung der Universitätsstadt und »Bildungshochburg« Mannheim leisten. Die signifikante Lage und unmittelbare Nähe zur vorhandenen Universität prädestinieren den Ort für die Ansiedlung von Unterrichtsund Forschungseinrichtungen – optional ergänzt durch angegliederte Büro- und Dienstleistungsflächen. Für die Bebauung wird, anders als im nördlichen Bereich, eine zweigliedrige Gebäudestruktur parallel zum Kanal vorgeschlagen, die den Bereich zum Ring hin abschirmt. Die vorhandenen Lagergebäude könnten so < CAM PU S AM KANAL vkm (bei entsprechender Eignung) eingebunden werden. Parallel zur öffentlichen Promenade am Ufer, die mittelfristig auch an das Rheinufer im Umfeld des Hauses Oberrhein im Hafen angebunden werden soll, ergibt sich ein interner Erschließungsweg; ein öffentlicher Übergang bindet darüber hinaus den Bereich an die Quadrate (B7/A5) und die dortigen Hochschulinstitute an. Nutzung Bildungs- und Forschungs einrichtungen Fläche ca. 2,4 ha Investitionsvolumen ca. 40–50 Mio. € Realisierungszeitraum mittelfristig Träger Land Baden-Württemberg/Private Investoren Grundstück Eigentümer HGM Südlicher Verbindungskanal (Modellausschnitt Rahmenplanung) vkm AU S B LICK Die vorliegende Broschüre in neu bearbeiteter 3. Auflage unterstreicht die Bedeutung des Projektes »Quartiersentwicklung Jungbusch/Verbindungskanal« für Mannheim und begleitet seine Entwicklung. Auch sie zeigt keinen Endzustand – und selbst das Jahr 2007 wird im Rückblick »nur« als Zwischenschritt zu verstehen sein. Mit der Konversion und Umnutzung einer zentralen industriellen Brache an der Nahtstelle zwischen Hafen und City stellt Mannheim seine Zukunftsfähigkeit nach außen und auch innen selbstbewusst und zugleich maßvoll unter Beweis. Es wäre vermessen, für eine solch bedeutende Maßnahme kurzfristig eine Lösung anbieten zu wollen, die allen Erfordernissen genügt. Gleichwohl lässt sich festhalten: In den letzten fünf Jahren konnten wesentliche Teile der Rahmenplanung umgesetzt werden, und die öffentliche Hand hat hervorragende Rahmenbedingungen für weitere private Investitionen geschaffen. Die Erfahrungen zeigen, dass ein flexibles und schrittweißes »Auffüllen« möglich ist. Bei einem Areal von 15 ha, das keine »Terra Incognita«, kein freies Bauland, sondern ein innerstädtischer Ort mit Geschichte, Identität und einer aktiven Bewohnerschaft ist ist, geht es in erster Linie um einen stabilen städtebaulichen Entwicklungsrahmen, der schrittweise und maßvoll mit qualitätsvollen Projektbausteinen aufgefüllt werden kann. Durch die Übereinkunft aller beteiligten Akteure – Verwaltung, Bürger, Investoren und Planer – auf gemeinsame Ziele bildet der Rahmenplan Jungbusch/Verbindungskanal auch für die Zukunft und über 2007 hinaus eine tragfähige Ausgangsbasis für eine weitere kontinuierliche Fortschreibung: • Zwischen allen Beteiligten, zwischen Stadt und Hafen, besteht ein weitgehender Konsens über die weiteren Entwicklungsziele im Jungbusch und am Verbindungskanal. • Für neue, frei werdende Flächen und Gebäude liegen differenzierte Nutzungsprogramme vor. • Die Planung setzt einen räumlichen Rahmen, in dem Gebäude und öffentlicher Raum in einem intelligenten Wechselverhältnis stehen. • Konkrete Projektbausteine wurden identifiziert und umgesetzt. Neue, private Projektbausteine kommen jetzt verstärkt ins Spiel. Neue öffentliche Freiräume und die Nutzungsbausteine Musikpark und Popakademie schaffen neue Impulse und zeigen Möglichkeiten der Quartiersentwicklung. Diese muss auf vielen Ebenen verhandelt und auch ausgehandelt werden. Mit den bisherigen Maßnahmen konnten wichtige Qualitätsstandards gesichert und eine weitgehende Akzeptanz bei den Anwohnern erreicht werden. Das Gerüst öffentlicher Räume, insbesondere die Promenade am Verbindungskanal mit ihren platzartigen Aufweitungen, fungiert bereits vor ihrer Fertigstellung als Bindeglied für eine heterogene neue Baustruktur; sie schafft aneignungsfähige Räume für unterschiedliche Nutzergruppen. Mit dem ersten Bauabschnitt ist man dem Gesamtziel, Mannheim nach Westen ein neues Gesicht zu geben und als »Stadt an zwei Flüssen« erlebbar zu machen – für Bürger und Bewohner der gesamten Stadt, für den Hafen und den Jungbusch, für Verwaltung und Politik, für öffentliche und private Investoren – ein ganzes Stück näher gekommen. Die Zukunftsaufgabe der nächsten Jahre wird darin liegen, dieses Fundament weiter auszubauen und zu stabilisieren. Für das langfristige Ziel einer direkten Verknüpfung der öffentlichen Freiräume an den Flüssen spielen daher weitere, auch private Investitionen im nördlichen Teil eine genauso wichtige Rolle wie die Konkretisierung der Umnutzungsüberlegungen am südlichen Verbindungskanals. Vom Bau der »Turnhalle plus X« wird für das Wohnquartier Jungbusch ein wesentlicher Impuls ausgehen. Die Aktivitäten der KulturContainerStadt weisen in eine klare Richtung und zeigen mit Fantasie die Aneignung der neuen Räume am Wasser. Für die Gesamtentwicklung des Wohn- und Arbeitsstandortes Jungbusch wird langfristig die Verbesserung der Verkehrslage eine zentrale Rolle spielen müssen. »Das Mögliche machbar zu machen« und dennoch im Pragmatismus des täglichen Handelns die übergeordnete Leitidee nicht zu verlieren – darin liegt die Herausforderung und Gemeinschaftsaufgabe der nächsten Jahre. Frankfurt Weinheim_Darmstadt »vkm Verbindungskanal Mannheim« Grundlagen Herausgeber Stadt Mannheim Dezernat IV / Fachbereich Städtebau Rahmenplanung Rahmenplanung Verbindungskanal bueroschneidermeyer (Stuttgart) Kontakt Stadt Mannheim Fachbereich Städtebau / PG 2007 Frank Gwildis Collinistraße 1 68161 Mannheim Tel.: 0621 - 293-5556 [email protected] Rahmenplanung Verkehr / Nördlicher Jungbusch Stete Planung (Darmstadt) Stadt Mannheim Fachbereich Wohnen und Stadterneuerung Jörg Ackermann E 2, 15 68159 Mannheim Tel.: 0621 – 293-7904 [email protected] Stadt Mannheim Dezernat V Christian Hübel Rathaus E 5 68159 Mannheim Tel.: 0621 – 293-9352 [email protected] Ludwigshafen Heidelberg Konzept, Redaktion, Gestaltung bueroschneidermeyer gbr Leuschnerstraße 58/1 70176 Stuttgart Tel.: 0711 – 489838-0 [email protected] Speyer Schwetzingen_Karlsruhe in Zusammenarbeit mit: Frank Gwildis (Stadt Mannheim) Grafik Silke Nalbach, nalbach typografik (Stuttgart) Druck Gebrüder Knöller GmbH & Co KG (Stuttgart) Es ist den Herausgebern ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass sie sich weitgehend um geschlechtsneutrale Formulierungen bemüht haben. In den Fällen, in denen dieses nicht möglich war, wurde zu Gunsten der Lesbarkeit und des Textumfanges nur die maskuline Form genutzt. Hiermit soll allerdings in keiner Weise eine Diskriminierung der mit den Inhalten der Broschüre angesprochenen Frauen erfolgen. Bebauungsstudien & Freiraumentwicklung bueroschneidermeyer (Stuttgart) Projektplanung Musikpark Mannheim & Popakademie Baden-Württemberg motorplan (Mannheim) Promenade am Verbindungskanal bueroschneidermeyer (Stuttgart) Kauffmannmühle Suhl Handels- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH / Suhl Holding GmbH (Mannheim) Turnhalle plus X Scholl Architekten (Stuttgart) Abbildungsnachweis Fotos Thomas Wolf (Gotha) bueroschneidermeyer (Stuttgart) Frank Gwildis (Stadt Mannheim) Thomas Ott (Mühltal) / Musikpark & Popakademie (12/14) Pläne Geschichte (2): Fachbereich Geoinformation und Vermessung / Stadt Mannheim Rahmenplanung (6/7): bueroschneidermeyer / Stete Planung © Stadt Mannheim und Autoren, Mannheim 2006 mkv vkm V E R B I N D U N G S K ANAL .MAN N H E I M