Mitteilungen - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland
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Mitteilungen - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland
Sommer 2015 Mitteilungen Geld 1 Die Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland wurde 1976 als politisch und konfessionell unabhängige Schule begründet und steht als solche allen Bevölkerungskreisen offen. Das Lehrerkollegium, als im pädagogischen Bereich autonomes Gremium, orientiert sich in seinen erzieherischen Zielsetzungen an der geisteswissenschaftlichen Welt- und Menschenerkenntnis Rudolf Steiners – an der Anthroposophie. Die Aufnahme von Kindern erfolgt nach pädagogischen Gesichtspunkten und liegt in der Verantwortung des Lehrerkollegiums. Die Freie Schulvereinigung Zürcher Oberland ist der rechtliche und wirtschaftliche Träger der Schule. Mitglied kann werden, wer den Bestand und weiteren Ausbau einer Rudolf Steiner Schule im Zürcher Oberland in freier Trägerschaft mitunterstützen will. Die Statuten der Vereinigung sowie eine Beitrittserklärung sendet Ihnen gerne der Vorstand der Freien Schulvereinigung Usterstrasse 141, 8620 Wetzikon Die Mitteilungen erscheinen viermal im Jahr und wollen der Bildung eines gemeinsamen Bewusstseins aller an der Schule Beteiligten sowie dem für das Leben unserer Schule unerlässlichen Informationsfluss dienen. Sie werden auch an Interessenten abgegeben. Beiträge zur Deckung der Druck- und Versandkosten erbitten wir auf das Postcheckkonto 87-3246-9. Nr. 164 / 38. Jahrgang Erscheint 4x jährlich Inhalt Redaktionelles – «Money makes the world go round» Jan-Christoph Jäger 2 Geld ist des Teufels Rudolf Steiner 4 Wirtschaft als Gemeinschaftsaufgabe Jonathan Keller 10 Zutrauen veredelt den Menschen Andrei Birtolonu 16 ein Gespräch mit Dr. Benediktus Hardorp Vollgeld-Initiative als ein Schritt zur assoziativen Thomas Mayer 20 Wirtschaft Blick über den Gartenhag Im Koran ist Geld nur ein Tauschmittel 27 Initiative, Liebe und Gelassenheit Olga Kandzorra 31 Aus dem Kollegium Verschiedene 34 Wie geht es eigentlich? David Pesenti37 Buchbesprechung «Montecristo» Jan-Christoph Jäger 39 Pläne der 12. Klasse 40 Ehemaliger 12 Klasse – 2008 Dominique Würmli42 Mitteilungen der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland Herausgeber: Lehrerkollegium der Rudolf Steiner Schule, Vorstand der Freien Schulvereinigung Zürcher Oberland und Eltern Usterstrasse 141, CH–8620 Wetzikon Tel. 044 933 06 20, Fax 044 933 06 24 E-Mail: [email protected], www.rsszo.ch Redaktion: Lektorat: Jan-Christoph Jäger, Vera Hoffmann, Markus Tamson Peter Urbscheit Layout: Alinéa AG, Wetzikon, David Pesenti Druck: DT Druck Team AG, Wetzikon Redaktionsschluss: Herbst 2015: 18. Sept 2015 Inhaltliche Verantwortung für die Beiträge und alle Rechte bei den Autoren 1 Redaktionelles Money makes the world go round Liebe Leserinnen und Leser Was wäre die Welt ohne Geld? Nicht für jeden ist das eine rhetorische Frage. Während die Redaktion an der Zusammenstellung der vorigen Ausgabe zum Thema Soziale Dreigliederung bastelte, kam die Idee auf, in der folgenden Sommerausgabe das Thema Geld anzuschliessen. So wie beim Thema der Frühjahrsausgabe geht es hier um ein verändertes Denken, das zu einer veränderten Gesellschaft führt. Die alten Methoden, die ewig gleichen Ausreden, mit denen man auf die Ungerechtigkeiten dieser Welt verweist, sie vermögen schon lang nicht mehr darüber hinweg zu täuschen, dass diese Menschheit so nicht weiter wursteln kann. Zu deutlich ist geworden, dass wir ökonomisch, ökologisch und vor allem menschlich so keine Zukunft haben werden. Das Geld statt des Menschen ist in den Mittelpunkt gerückt… nach Gelde drängt, am Gelde hängt doch alles. Ach, wir Armen! Doch es gibt Menschen, die den Mut haben, nicht nur in anderen Bahnen zu denken, sondern auch handelnd die Konsequenzen zu ziehen. Wir lassen ein paar von ihnen in dieser Ausgabe zu Wort kommen: Dr. Benediktus Hardorp, der zusammen mit Götz Werner den Begriff vom bedingungslosen Grundeinkommen auf die politische Bühne stellte, Thomas Mayer, der erklärt, weshalb er zurzeit zusammen mit einer ganzen Schar von Helfern auf Schweizer Strassen Unterschriften sammelt für die Vollgeld-Volksinitiative, und Jonathan Keller, der einen alternativen Weg aufzeigt, wie man mit Boden umgehen kann. Die Überschrift zu dieser kleinen redaktionellen Begrüssung stammt – die meisten von Ihnen werden es erkannt haben – aus dem Song «Money» aus dem Musical Cabaret. Ein paar Zeilen weiter wird deutlich gesagt, was passiert, wenn sich alles nur noch ums Geld dreht: «See how love flies out the door...» Jan-Christoph Jäger 2 Jonas 12. Klasse 3 Geld ist des Teufels Rudolf Steiner Als die Redaktion der Mitteilungen beschloss, dass das Sommerheft sich dem Thema Geld widmen wird, kam mir sofort ein entsprechender Abschnitt aus Rudolf Steiners Aus der Akasha-Forschung, Das fünfte Evangelium in den Sinn: Da wird berichtet, was Christus erlebt, als er von den Widersacherkräften in der Wüste versucht wird. Den Verführungskünsten Luzifers kann er widerstehen. Als dann Ahriman übernimmt und das Thema Geld zur Sprache bringt, wird es schwierig für Christus. Doch lesen Sie selbst. Jan-Christoph Jäger Und beide drangen auf ihn ein. Aber da sie beide auf ihn einstürmten und sich gleichsam in ihrem Drängen die Waage hielten, konnte er sich vor ihnen retten. Und er fand die Kraft, die der Mensch finden muss auf Erden, um sich über Luzifer und Ahriman zu erheben. Da sagte Ahriman: Luzifer, ich kann dich nicht brauchen, du hemmst mich nur, du hast meine Kräfte nicht vermehrt, sondern vermindert, ich werde ihn allein versuchen. Du hast verhindert, dass diese Seele uns verfällt. — Da schickte Ahriman den Luzifer weg und machte die letzte Attacke, als er allein war, und er sagte dasjenige, was ja nachklingt im Matthäus-Evangelium: Wenn du dich göttlicher Kräfte rühmen willst, dann mache das Mineralische zu Brot, oder wie es im Evangelium steht: Mache die Steine zu Brot! — Da sagte die Christus-Wesenheit zu Ahriman: Die Menschen leben nicht von Brot allein, sondern von dem, was als Geistiges aus den geistigen Welten kommt. — Das wusste die Christus-Wesenheit am besten, denn sie war ja eben erst herabgestiegen aus den geistigen Welten. Da antwortete Ahriman: Wohl magst du recht haben. Aber dass du recht hast und inwiefern du recht hast, das kann mich eigentlich nicht hindern, dich doch in einer gewissen Weise zu halten. Du weisst nur, was der Geist tut, der aus den Höhen heruntersteigt. Du warst aber noch nicht in der menschlichen Welt. Da unten in der menschlichen Welt gibt es noch ganz andere Menschen, die haben wahrhaftig nötig, Steine zu Brot zu machen, die können unmöglich sich bloss vom Geiste nähren. Das war der Moment, wo Ahriman zu Christus etwas sprach, was man zwar auf der Erde wissen konnte, was aber der Gott, der eben erst die Erde betreten hatte, noch nicht wissen konnte. Er wusste nicht, dass es unten auf der Erde notwendig ist, das Mineralische, das Metall zu Geld zu machen, damit die Menschen Brot haben. Da sagte Ahriman, dass die armen Menschen da unten auf der Erde gezwungen sind, 4 Olivia 12. Klasse mit dem Gelde sich zu ernähren. Das war der Punkt, an dem Ahriman noch eine Gewalt hatte. Und ich werde — sagte Ahriman — diese Gewalt gebrauchen! Dies ist die wirkliche Darstellung der Versuchungsgeschichte. Es war also ein Rest geblieben bei der Versuchung. Nicht endgültig waren die Fragen gelöst; wohl die Fragen Luzifers, aber nicht die Fragen Ahrimans. Um diese zu lösen, war noch etwas anderes notwendig. Als der Christus Jesus die Einsamkeit verliess, da fühlte er sich hinausgerückt über all das, was er durchlebt und gelernt hatte von seinem zwölften Jahre ab; er fühlte den Christus-Geist verbunden mit dem, was in ihm gelebt hatte vor seinem zwölften Jahre. Er fühlte sich eigentlich mit all dem, was alt und dürr geworden war im Menschheitswerden, nicht mehr verbunden. Selbst die Sprache, die in seiner Umgebung gesprochen wurde, war ihm gleichgültig geworden, und zunächst schwieg 5 er auch. Er wanderte um Nazareth herum und noch weiter hinaus, immer weiter und weiter. Er besuchte viele derjenigen Orte, die er schon als Jesus von Nazareth berührt hatte, und da zeigte sich etwas höchst Eigentümliches. Ich bitte wohl zu beachten, ich erzähle die Geschichte des Fünften Evangeliums, und es würde nichts taugen, wenn irgend jemand sogleich Widersprüche aufsuchen wollte zwischen diesem und den vier anderen Evangelien. Ich erzähle so, wie die Dinge im Fünften Evangelium stehen. In rechter Schweigsamkeit, wie nichts gemein habend mit der Umgebung, wanderte zunächst der Christus Jesus von Herberge zu Herberge, überall bei den Leuten und mit den Leuten arbeitend. Und tiefen Eindruck hatte zurückgelassen auf ihn, was er durchlebt hatte mit dem Spruche des Ahriman vom Brote. Überall fand er die Menschen, die ihn schon kannten, bei denen er früher schon gearbeitet hatte. Die Menschen erkannten ihn wieder, und er fand unter diesen Menschen wirklich das Volk, diejenigen, bei denen Ahriman Zutritt haben muss, weil sie nötig haben, Steine, Mineralisches zu Brot zu machen, oder was dasselbe ist, Geld, Metall zu Brot zu machen. Bei denjenigen, die Hillels oder anderer Sittensprüche beachteten, brauchte er ja nicht einzukehren. Aber bei denen, welche die anderen Evangelien die Zöllner und Sünder nennen, kehrte er ein, denn das waren diejenigen, die darauf angewiesen waren, Steine zu Brot zu machen. Besonders bei diesen ging er viel herum. Aber jetzt war das Eigentümliche eingetreten: Viele von diesen Menschen kannten ihn schon aus der Zeit vor seinem dreissigsten Jahre, da er schon ein-, zwei- oder dreimal als Jesus von Nazareth bei ihnen gewesen war. Dazumal lernten sie kennen sein mildes, liebes, weises Wesen. Denn solch grosse Schmerzen, solch tiefes Leid, die er durchlebte seit seinem zwölften Jahre, wandelt sich zuletzt um in die Zauberkraft der Liebe, die in jedem Worte so ausströmt, wie wenn in seinen Worten noch eine geheimnisvolle Kraft waltete, die sich ausgoss über die Umstehenden. Wohin er kam, überall, in jedem Hause, in jeder Herberge, war er tief geliebt. Und diese Liebe blieb zurück, wenn er wiederum die Häuser verlassen hatte und weitergezogen war. Viel sprach man in diesen Häusern von dem lieben Menschen, dem Jesus von Nazareth, der durchwandert hatte diese Häuser, diese Orte. Und wie durch das Hineinwirken kosmischer Gesetzmässigkeit geschah das Folgende. Ich erzähle hier Szenen, die sich zahlreich wiederholten und die uns die hellsichtige Forschung oft 6 Lavinia 12. Klasse und oft zeigen kann. Da war er in den Familien, bei denen Jesus von Nazareth gearbeitet hatte, die nach der Arbeit zusammensassen und gerne redeten, wenn die Sonne untergegangen war, noch wie gegenwärtig! Da redeten sie von dem lieben Menschen, der als Jesus von Nazareth bei ihnen gewesen war. Vieles erzählten sie von seiner Liebe und Milde, vieles von ihren schönen, warmen Empfindungen, die durch ihre Seelen gezogen waren, wenn dieser Mensch unter ihrem Dache gelebt hatte. Und da geschah es — es war eine Nachwirkung jener Liebe, die da ausströmte — , in manchen dieser Häuser, wenn sie so stundenlang von diesem Gast gesprochen hatten, dass in die Stube hereintrat wie in einer gemeinsamen Vision für alle Familienmitglieder, das Bild dieses Jesus von Nazareth. Ja, er besuchte sie im Geiste, oder auch, sie schufen sich sein geistiges Bild. Nun können Sie sich denken, wie es in solchen Familien empfunden wurde, wenn er ihnen in der gemeinsamen Vision erschienen war, und was es für sie bedeutete, 7 wenn er jetzt wiederkam, nach der Johannestaufe im Jordan, und sie sein Äusseres wiedererkannten, nur war sein Auge leuchtender geworden. Sie sahen das verklärte Antlitz, das einstmals sie so lieb angeschaut hatte, diesen ganzen Menschen, den sie im Geiste bei sich sitzend gesehen hatten. Was da Ausserordentliches geschah in solchen Familien, was da geschah bei den Sündern und Zöllnern, die wegen ihres Karma von all den dämonischen Wesen jener Zeit umgeben, geplagt waren, die da krank und beladen und besessen waren, wie diese Leute diese Wiederkehr empfunden haben, das können wir uns wohl denken! Jetzt zeigte sich die umgewandelte Natur des Jesus; es zeigte sich besonders an solchen Menschen, was durch die Einwohnung des Christus aus Jesus von Nazareth geworden war. Früher hatten sie nur seine Liebe, Güte und Milde empfunden, so dass sie nachher die Vision von ihm hatten; jetzt aber ging etwas von ihm aus wie eine Zauberkraft! Hatten sie sich früher nur getröstet gefühlt durch seine Gegenwart, so fühlten sie sich jetzt geheilt durch ihn. Und sie gingen zu ihren Nachbarn, holten sie herbei, wenn sie ebenso bedrückt und von dämonischen Gewalten geplagt waren, und brachten sie dem Jesus Christus. Und so geschah es, dass der Christus Jesus, nachdem er Luzifer besiegt und nur einen Stachel zurückbehalten hatte von Ahriman, bei den Menschen, die unter Ahrimans Herrschaft waren, dasjenige bewirken konnte, was immer geschildert wird in der Bibel als die Austreibung der Dämonen und Heilung der Kranken. Viele von jenen Dämonen, die er gesehen hatte, als er wie tot auf dem heidnischen Opferaltar gelegen hatte, wichen jetzt von den Leuten, wenn er als Christus Jesus den Menschen gegenübertrat. Denn so wie Luzifer und Ahriman in ihm ihren Gegner sahen, so sahen auch die Dämonen in ihm ihren Gegner. Und als er so durch das Land zog, da musste er durch das Verhalten der Dämonen in den Menschenseelen oft und oft an dazumal denken, wie er dort am alten Opferaltar gelegen hatte, wo statt der Götter die Dämonen waren, und wo er nicht den Dienst verrichten konnte. Er musste gedenken der Bath-Kol, die ihm das alte Mysteriengebet verkündet hatte, von dem ich Ihnen gesprochen habe. Und insbesondere kam ihm immer wieder und wieder in den Sinn die mittlere Zeile dieses Gebetes: «Erlebet im täglichen Brote.» — Jetzt sah er es: Diese Menschen, bei denen er eingekehrt war, mussten Steine zu Brot machen. Er sah: Unter diesen Menschen, bei denen er so gelebt hatte, sind viele, die nur vom Brot allein leben müssen. Und das Wort aus jenem urheidnischen Gebete: «Erlebet im täglichen Brote», senkte sich tief in seine Seele. Er fühlte die ganze Einkörperung des Menschen in die physische Welt. Er fühlte, dass es in der Menschheitsevolu- 8 Alexandra 12. Klasse tion wegen dieser Notwendigkeit so weit gekommen war, dass durch diese physische Einkörperung die Menschen vergessen konnten die Namen der Väter in den Himmeln, die Namen der Geister der höheren Hierarchien. Und er fühlte, wie jetzt keine Menschen mehr da waren, die hören konnten die Stimmen der alten Propheten und die Botschaft der Zarathustra-Weisheit. Jetzt wusste er, dass das Leben im täglichen Brote es ist, das die Menschen von den Himmeln getrennt hat, das die Menschen in den Egoismus treiben und Ahriman zuführen muss. Rudolf Steiner: Aus der Akasha-Forschung, Das fünfte Evangelium, Kristiania (Oslo), 6. Oktober 1913, Fünfter Vortrag, Dornach, 1985, S. 87-91 9 Wirtschaft als Gemeinschaftsaufgabe Die menschheitliche Entwicklung Die äussere Forschung zeigt, dass religiöse Inhalte in allen alten Kulturen das gesamte familiäre und gesellschaftliche Leben prägten und bestimmten. Dies bestätigend ergibt sich aus der geisteswissenschaftlichen Forschung Rudolf Steiners, wie der Mensch in alten, vorgeschichtlichen Kulturen noch begabt war mit einem natürlich-traumhaften Hellsehen. Seine ursprüngliche Heimat, die Welt der göttlichen Weisheit, das Paradies, war ihm noch Realität. Um jedoch auf sich selbst gestellt, aus Einsicht, frei entscheiden und handeln zu lernen, musste der Mensch von Inkarnation zu Inkarnation unabhängiger werden von seinen Schöpfermächten. Dieser Weg, mit dem Ziel sich die Weisheit als eigenes Gut wieder erringen zu können, führt notwendigerweise durch den Irrtum, durch die Auseinandersetzung mit dem Bösen. Würde aber dieser Prozess «Der-auf-sich-selbst-stellung» alleine wirksam sein, wäre eine sich laufend verstärkende Egoisierung der Individuen die Folge, der «Krieg aller gegen alle», unvermeidlich. Dem entgegenwirkend ist, aus anthroposophischer Sicht, durch das Leben des Christuswesens im Leib des Jesus von Nazareth und das Mysterium von Golgatha ein real und nachhaltig wirksamer Impuls auf die Menschheit ausgeübt worden. Durch diesen wurden einerseits menschenverbindende Kräfte wirksam, die ergriffen, zur Überwindung der egoistischen Vereinzelung und zur Bildung neuer, aus Freiheit gestalteter, blutsunabhängiger Menschengemeinschaften führen werden. Und andererseits wirkt der Impuls dahingehend, dass der einzelne Mensch sich durch innere Übungen erneut und bewusst zur geistigen Welt, zur göttlichen Weisheit erheben kann. Die zukünftige Entwicklung der Menschheit erfordert aus dieser Sicht, dass die seelisch-geistigen Anlagen des Menschen genährt und gekräftigt werden. Wo erhalten wir heute solche erfüllenden, stärkenden Impulse? Aus dem was uns die naturwissenschaftliche Forschung über Mensch und Welt lehrt? In dem was uns in der zeitgenössischen Architektur entgegentritt? Was uns aus dem Kunstund Kulturbetrieb geboten, in der Kirche erzählt oder in der Schule und im Studium gelehrt wird? Ja teilweise, aber längst nicht in dem Umfang, wie es menschenmöglich und notwendig wäre. 10 Jonas 12. Klasse Befreiung des Geisteslebens als Gründungsimpuls für die Waldorfschule Der Staat und die Wirtschaft haben die Tendenz die Erziehung, den Unterricht, das Studium, die Grundlagenforschung, … (im weiteren «Geistesleben» genannt) so zu beeinflussen, wie es aus ihrer Sicht notwendig ist; entweder um geeignete Arbeitskräfte oder staatstaugliche Bürger zu erhalten. Damit sich jedoch wirklich das im Menschen entwickeln und entfalten kann, was in ihm an geistig-seelischen Kräften veranlagt ist, muss alles was den denkenden, also geistigen Menschen in Anspruch nimmt oder von diesem ausgeht, absolut frei entwickelbar sein. Wenn die obigen Ausführungen ernst genommen werden, muss das Geistesleben aus der staatlichen Bevormundung befreit und von der wirtschaftlichen Einflussnahme geschützt werden. Diese Absicht wurde auch mit der Gründung der Waldorfschulen verfolgt. «Also es kommt ja das gar nicht heraus, was herauskommen müsste, wenn Waldorfschulen errichtet werden sollen – was davon ausgehen müsste, dass man zunächst eine vollständig freie Wahl der Lehrer hat, die ja nicht ausschliesst, dass 11 auch einmal ein staatlich abgestempelter Lehrer gebraucht werden kann. Aber es dürfte nicht die Notwendigkeit vorliegen, dass nur solche verwendet werden dürfen, denn sonst stehen wir nicht in der Dreigliederung1 drinnen. Denn nicht darauf kann es ankommen, innerhalb des gegenwärtigen Systems Schulen zu gründen, in denen man Surrogate des Unterrichts schafft, indem man einfach glaubt, den Kurs befolgen zu können, den ich gegeben habe2, sondern darauf kommt es an, dass man das Prinzip verfolgt auf diesem Gebiet: Freiheit im Geistesleben. Dann ist mit einer solchen Schule ein Anfang der Dreigliederung gemacht. Rufen Sie daher nicht in den Leuten falsche Vorstellungen hervor, indem Sie ihnen den Glauben beibringen, man könne brav in den alten Verhältnissen bleiben und trotzdem Waldorfschulen gründen, sondern rufen Sie die Vorstellung hervor, dass in Stuttgart wirklich in der Schule freies Geistesleben ist. Denn da gibt es kein Programm und keinen Lehrplan, sondern da gibt es den Lehrer mit seinem realen Können, nicht die Verordnung, wie viel er können soll.» Aus: Rudolf Steiner, Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus? GA 338 Gemeinschaftsbildung im Wirtschaftsleben Wie sich für die denkende Auseinandersetzung nach der Gestaltung der sozialen Zusammenhänge herausstellt, dass innerhalb des Geisteslebens die absolute Freiheit aller auf diesem Gebiet tätigen Menschen und ihrer Ansichten gelten muss, so ergibt sich für die Gestaltung des Wirtschaftslebens etwas anderes. Als Konsumenten sind wir Wirtschaftsteilnehmer einer weltumspannenden Wirtschaft. Am Zustandekommen jeder Ware, jedes Produktes sind unzählige Menschen in verschiedenster Funktion beteiligt. Alle Menschen sind hier aufeinander angewiesen, voneinander abhängig. Diese Abhängigkeiten und die wirtschaftlichen Zusammenhänge sind heute jedoch oft nur schwer zu durchschauen. Gemeint ist damit die Selbstorganisation von Geistes-, Rechts- und Wirtschaftsleben nach dem Prinzip: Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben und Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben. 2 Gemeint ist der Kurs «Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik» GA 293 welchen Rudolf Steiner vor den ersten Waldorfpädagogen gehalten hat. 1 12 Elena 12. Klasse Warum sind Pensionskassen mitverantwortlich, dass unsere Lebenskosten laufend teurer werden? Wie ist es möglich, dass die weltweite Vermögensverteilung immer ungleicher wird? Aus welchen Überlegungen sind die Zinsen so tief und was bewirkt das längerfristig? Die Empörung über die durch das Wirtschaftsleben verursachten sozialen Ungerechtigkeiten ist jeweils gross und der Ruf nach dem regulierenden Staat laut. Ausgeblendet wird jedoch, dass die sozialen Verhältnisse so sind, wie wir sie denken und einrichten. Wenn die Gestaltung in einem Bereich, wo alle Menschen aufeinander angewiesen sind, sich ausschliesslich danach richtet, dass die egoistischen Interessen sich möglichst ungehindert ausleben können, dann sollte es doch nicht verwundern, wenn sich die einen bereichern auf Kosten der anderen?! Oder anders ausgedrückt: Eine arbeitsteilige Wirtschaft, in der nach dem Prinzip der Selbstversorgung gehandelt wird, muss Gewinner und Verlierer hervorbringen. Die Produzenten, die Händler und die Konsumenten sollten zwar das Wirtschaftsleben unabhängig vom Staat gestalten können, aber als Leitmotiv für diese Ge- 13 staltung ist die «Freiheit» (freie Marktwirtschaft) unpassend, denn alle Entscheide, die gefällt werden, haben Auswirkungen für die anderen. Deshalb kann das Wirtschaftsleben seiner Aufgabe – für alle Menschen eine angemessene Lebensgrundlage zu ermöglichen – nur gerecht werden, wenn es nach dem Prinzip der Brüderlichkeit (oder Geschwisterlichkeit) gestaltet wird. Damit ist nicht gemeint, dass zuerst alle Menschen «heilig» werden müssen, sondern dass Gremien ins Leben gerufen werden3, wo sich die am Wirtschaftsprozess Beteiligten (Produzenten, Händler und Konsumenten) auf Augenhöhe begegnen, um gemeinsam, bewusst, die notwendigen Entscheide zu fällen, welche sich aus der Gesamtschau der verschiedenen Blickwinkel ergeben4. Gremien, in denen die Brüderlichkeit erübt werden kann, weil sie eine in diesem Gebiet aus der Sache sich ergebende Forderung ist. Eine wichtige Voraussetzung für das sich selbst organisierende Wirtschaftsleben ist die Tatsache, dass die Produktionsfaktoren Boden und Arbeit5 nicht unter die Hoheit der Wirtschaftsorganisation gehören. Das Wirtschaftsleben hat es ausschliesslich mit Warenproduktion, Handel und Konsumtion zu tun. Es gehört zu seinem Wesen, alles zur Ware zu machen und also solche zu behandeln. Die Missachtung der Menschenwürde und -rechte und die ungleiche Verteilung des Bodens und seiner Ressourcen sind der Ausdruck davon. Beim Arbeitsverhältnis handelt es sich um ein Vertragsverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, also um ein Rechtsverhältnis. Der Boden ist keine Ware, die beliebig produziert werden kann, sondern eine allen Menschen zur Verfügung gestellte Grundlage seiner Entwicklung; wem welcher Anteil des Bodens zur Nutzung zugesprochen wird, ist ebenfalls eine Rechtsfrage. Die Arbeit wie der Boden sind Bedingungen, damit Wirtschaft überhaupt geschehen kann. Alle damit zusammenhängenden Fragen (auch die Einkommensfrage) gehören jedoch im Rechtsleben geregelt, wo jeder Mensch die gleichen Rechte hat wie der andere. Die Wirtschaft hat sich nach diesen Vereinbarungen zu richten, wie sie sich nach den geografischen und klimatischen Bedingungen der Natur richten muss. Nicht der Staat, sondern die im Wirtschaftsleben Aktiven sollen diese Gremien organisieren. Rudolf Steiner hat sie Assoziationen genannt. 4 Fairtrade Organisationen und ähnliche haben schon Schritte in diese Richtung unternommen. 5 Auf den Produktionsfaktor «Kapital» näher einzugehen, lässt der beschränkte Rahmen dieser Ausführungen nicht zu. 3 14 So ergibt sich aus der Betrachtung der sozialen Verhältnisse die Notwendigkeit diese in verschiedene Bereiche zu gliedern, welche sich zwar unabhängig voneinander gestalten und verwalten, die sich in ihren Auswirkungen aber gegenseitig durchdringen und die voneinander abhängig sind. Die Anthroposophie versteht sich als Erkenntnisweg, «der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte» für Menschen, die von sich aus das Bedürfnis danach entwickeln. Sie ist die Quelle der oben gemachten Andeutungen, so wie auch der Tagung «Ökonomie der Brüderlichkeit aus einem wesensgemässen Umgang mit Boden, Haus und Einkommen», deren Einladung diesen Schulmitteilungen beiliegt. Würden sich Menschen finden, die bereit wären, den in der Tagungseinladung erwähnten Umgang mit dem Boden schrittweise zu realisieren, könnte dadurch die Möglichkeit entstehen, den Steiner Schulen neue Gelder zu erschliessen. Denn es ist von der Sache her nicht richtig, dass die Finanzierung des freien Geisteslebens alleine auf die Schuleltern übertragen wird. Interessierten empfehle ich den Besuch der Tagung vom 20. bis 22. November 2015 am Goetheanum in Dornach. Die Tagungseinladung mit genaueren Informationen finden Sie auch unter: www.initiative-finanzkreislauf.ch Wer jetzt schon einen anderen Umgang mit seinem Grundstück in Erwägung zieht, kann sich melden unter: [email protected] Jonathan Keller «Das befreite Geistesleben wird soziales Verständnis ganz notwendig aus sich selbst entwickeln; und aus diesem Verständnis werden Anreize ganz anderer Art sich ergeben als derjenige ist, der in der Hoffnung auf wirtschaftlichen Vorteil liegt.» Aus: Rudolf Steiner, Die Kernpunkte der Sozialen Frage, GA 23, 15 Zutrauen veredelt den Menschen Als ich vor nun fast sechzehn Jahren in Mannheim an der dortigen Steinerschule mit dem Unterrichten anfing, machte ich die Bekanntschaft mit dem Schulmitbegründer Dr. Benediktus Hardorp. Ich lernte im Lauf der Jahre einen mit Haut und Haaren für die Schule engagiert auftretenden Menschen kennen, der in der Lage war, weit in die Zukunft zu blicken und die gewohnten Denkpfade zu verlassen. Die letzten Jahre seines Lebens setzte er sich zusammen mit seinem Freund Götz Werner (Gründer der Drogeriemarktkette DM) für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein. 2012 gab er ein Interview, das die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens verdeutlicht. Die im Interview erwähnte Schweizer Volksabstimmung wird im Herbst 2016 erfolgen (nähere Infos: bedingunslos.ch). Dr. Benediktus Hardorp verstarb am 07. März 2014. Jan-Christoph Jäger Ein Gespräch mit Dr. Benediktus Hardorp zum bedingungslosen Grundeinkommen Im September hat die Stiftung Marktwirtschaft eine Broschüre mit dem Titel «Das bedingungslose Grundeinkommen − ein unhaltbares Versprechen» herausgegeben. Wie erklären Sie es sich, dass die Verfasser der Broschüre das bedingungslose Grundeinkommen für ein «unhaltbares Versprechen» halten? Dr. Benediktus Hardorp: Die Verfasser lehnen das bedingungslose Grundeinkommen ab, weil sie mit den gegebenen sozialen Verhältnissen im Wesentlichen einverstanden – und von deren Problemen sicher nicht persönlich betroffen sind. Das ist eine konservativ-politische Intention. So würde ich die Haltung, die dieser Broschüre zugrunde liegt, einordnen. Sie sind ein Befürworter dieses «Versprechens» … Hardorp: Zunächst: das bedingungslose Grundeinkommen ist kein «Versprechen», sondern ein Altes beiseite schiebender neuer Denkansatz angesichts der sozialen Lage vieler von Arbeitslosigkeit oder Armut betroffener Menschen in unserer Gesellschaft wie überhaupt in der zunehmend globalisierten Welt. Niemand hat es versprochen, weil das auch niemand kann. Seine Umsetzung bedarf eines breiten Konsenses in der Bevölkerung. Aber das Nachdenken darüber ist in unerwarteter Weise in Gang gekommen. 16 Raphael 12. Klasse Trotzdem lehnen einige, wie die Verfasser dieser Broschüre, die Grundeinkommensidee ab. Hardorp: Die Tatsache des Widerstands dagegen zeigt aber gerade, dass an der Sache etwas dran ist! Warum sollte ihr auch sonst mit solchem Aufwand – die Broschüre ist ja ein deutliches Beispiel dafür – widersprochen werden? Wieso kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass das bedingungslose Grundeinkommen «unhaltbar» sei? Hardorp: Mit dem Attribut «unhaltbar» meinen die Verfasser offensichtlich ihre Überlegungen zur – ihnen nicht richtig oder möglich erscheinenden – Finanzierung: Diese sind jedoch keineswegs so zwingend, wie sie manchem erscheinen mögen, weil sie vom status quo ausgehen und mögliche Entwicklungen sich verändernder Verhältnisse nicht grundlegend ins Auge fassen. Warum sollen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen realwirtschaftlich nicht leisten können? Wir versorgen doch jetzt schon – nicht immer zureichend – alle Menschen unsers Landes. Oswald von Nell-Breuning hat lapidar einmal gesagt «Alles, was leistbar ist, ist auch finanzierbar.» Dieser Satz lässt sich wohl kaum bestreiten – auch wenn 17 Anderes gewollt wird. Die Äusserungen der Verfasser zur Finanzierungsfrage sind hinterfragbare Willensäusserungen politischer Art. Die Frage, wie ein bedingungsloses Grundeinkommen finanziert werden soll, ist für Sie also nachrangig? Hardorp: Natürlich. Unsere Leistungsfähigkeit ist entscheidend – und die ist da. Die Finanzierung folgt dem Willen zur Leistung. Unser Einkommen ist letztlich immer Realeinkommen – und besteht in dem, was Andere für uns tun. Geld ist lediglich ein sinnvoller Zwischenwert als Zuteilungsmittel für diese realen Leistungen Anderer. Geld kann man «zaubern», Brot muss gebacken werden! Das müssen Sie genauer erklären. Hardorp: Mit Geld wird die Zuteilung von Einkommen oder der Anteil des Einzelnen an der gesellschaftlichen Wertschöpfung ermöglicht und gemessen. Wer kaufen will, muss zahlen können. Die Geldmittel dazu kann er auf sehr unterschiedlicher Weise – auch als bedingungsloses Grundeinkommen – erhalten. Wir leben aber von unserem Realeinkommen. Jede real zustande gekommene Wertschöpfung trägt dazu bei, unsere Versorgung sicherzustellen. Die Wertschöpfung wird gesamtwirtschaftlich am Absatz gemessen. Was nicht am Ende der unternehmerischen Wertschöpfungskette von einem Verbraucher «honoriert» wird, war im wirtschaftlichen Sinne keine Wertschöpfung. Auf eine Beteiligung an ihr, auf einen Beitrag zu ihr und einen Anteil an ihr läuft daher alles wirtschaftliche Geschehen hinaus. Der Beitrag jedes Einzelnen zur gesellschaftlichen Wertschöpfung wird durch ein Geldeinkommen «honoriert». Warum sollen wir diese gewohnte Form – wie bei der Grundeinkommensdiskussion – in Frage stellen? Hardorp: Beiträge zur gesellschaftlichen Wertschöpfung werden in vielfältigen Formen – auch in der Familie und im Ehrenamt – geleistet. Die Erwerbsarbeit in unserer Gesellschaft wird durch sie erst ermöglicht. Die Erwerbsarbeitsvergütung kann daher nicht alleiniger Teilungsgrundsatz der gesellschaftlichen Wertschöpfung – unser An-Teil daran ist unser Einkommen! – und einzig anerkannter Massstab für unser persönliches Einkommen sein. – Erst eine Grundversorgung macht gesellschaftliche wie kulturelle Teilhabe möglich und ist Basis des sozialen Friedens. 18 Zurück zur Finanzierungsfrage: Wieso stehen Sie ihr anders gegenüber als die Verfasser der Broschüre? Hardorp: Sehr einfach. Weil ich anders darüber zu denken gelernt habe. Seit den Tagen des Freiherrn von Stein wissen wir: «Zutrauen veredelt den Menschen». Wer anderen etwas zutraut – beispielsweise mit einem bedingungslosen Grundeinkommen –, nimmt sie mit «ins Boot» und gibt ihnen Entwicklungschancen; er fördert sie. Daraus entsteht letztlich bei den Geförderten Interesse am Gelingen des Ganzen, an Wertschöpfungsbereitschaft und gesellschaftlichem Wohlstand. Mehrzuteilungskosten eines bedingungslosen Grundeinkommens stehen dann zu erwartenden Wertschöpfungs- und Wohlstandsgewinnen gegenüber. Der Saldo kann nicht vorausberechnet – aber vorausgedacht – werden; man darf ihn jedenfalls nicht von vornherein negativ einschätzen – er wird voraussichtlich sogar positiv, das heisst erfreulicher als von manchem vermutet, sein. Sie sind also kein Befürworter der heutigen bedingten Grundsicherung? Hardorp: Sie ist eine Behelfslösung für ein durch sie anerkanntes Problem! Die heutige Form der Bedürftigkeitsprüfung ist im Wesentlichen Ausfluss des Herrschaftsanspruches bestimmter Leistungsträger. Sie ist von Misstrauen in die zu Versorgenden getragen – und wird, weil dieses Misstrauen nicht zuletzt die Probleme erst hervorruft, die man zunächst erwartet, dann beklagt, immer misstrauischer. Wie beurteilen Sie die Chancen für ein bedingungsloses Grundeinkommen? Hardorp: Die aktuelle Schweizer Volksabstimmungsinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen zeigt gerade jetzt, dass sich überraschend viele Menschen auf diesen Ansatz einlassen und ihn zu verfolgen lohnend finden. Das wird sich ausbreiten – auch wenn es in der Schweiz vielleicht nicht gleich auf Anhieb glücken wird – aber warten wir ab. Quelle: http://www.unternimm-die-zukunft.de/de/zum-grundeinkommen/interview_hardorp/ Redaktion: Andrei Birtolonu 19 Vollgeld-Initiative als ein Schritt zur assoziativen Wirtschaft Bis November 2015 läuft die Unterschriftensammlung für die Vollgeld-Initiative. Über 70‘000 der nötigen 100‘000 Unterschriften sind schon beisammen. Was will die Vollgeld-Initiative? Und wie verhält sie sich zur Sozialen Dreigliederung? Würden Sie einem Gesetz zustimmen, welches privaten Firmen erlaubt, selber Geld zu machen und in Umlauf zu bringen? Vermutlich ist Ihre Antwort «nein», und wahrscheinlich wundern Sie sich über die eigenartige Frage. Die eben beschriebene Geldschöpfung ist jedoch Tatsache und gängige Praxis. Die privaten Firmen heissen «Banken» und das Geld, das sie schöpfen, ist das Buch- oder Giralgeld auf den Privat- und Transaktionskonten. Geld also, das nur elektronisch vorhanden ist und lediglich durch einen Buchungssatz entstand. Das Pikante dabei ist, dass heutzutage 90% der umlaufenden Geldmenge genau solches Buchgeld ist und nur 10% als Bargeld von der Nationalbank kommt. Wo unser elektronisches Geld tatsächlich herkommt, war bisher nur wenigen bewusst. Schliesslich leben wir im Glauben, dass Geld, das nicht vom Staat hergestellt wurde, Falschgeld ist. Die Schweizer Stimmbürger haben im Jahre 1891 dem Bund das alleinige Recht übertragen, Münzen in Umlauf zu bringen und Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel (Vollgeld) herzustellen. Jedoch wurde dieses Vorrecht der Geldherstellung von der technischen Entwicklung im Zahlungsverkehr ausser Kraft gesetzt. Die Vollgeld-Initiative will nun erreichen, wovon viele denken, dass es schon so sei: • Allein die Nationalbank soll künftig elektronisches Geld erzeugen. • Das Geld auf Privatkonten soll wirklich krisensicher sein, direkt garantiert von der Schweizerischen Nationalbank. • Dann können Banken kein eigenes Geld mehr schaffen, sondern nur noch Geld verleihen, das sie von Sparern, Investoren oder der Nationalbank zur Verfügung gestellt bekommen haben. Mit der Vollgeld-Initiative soll die Finanzbranche wieder in den Dienst der Realwirtschaft und der Gesellschaft gestellt werden. Die Initiative wurde von einem überparteilichen Komitee gestartet. Es ist kein Anliegen, das man im parteipolitischen Links-Rechts-Schema einordnen kann. Man könnte es mit der Einführung des Frauenstimmrechts oder der AHV vergleichen. 20 Manuel 12. Klasse Geld ist Rechtsregulator der Wirtschaft Rudolf Steiner beschrieb, dass die Gesellschaft immer in drei Bereiche gegliedert ist: Rechts-, Wirtschafts- und Geistesleben. Er sprach von Drei-Gliederung, nicht von Drei-Teilung, das heisst, die Glieder gehören und wirken immer zusammen. Diese Dreigliederung gibt es gesamtgesellschaftlich, genauso wie in jeder Gruppierung, Unternehmen oder Institution. Zum Recht gehören alle Absprachen, Verträge und Gesetze. Die Wirtschaft benötigt klare Gesetze und funktionierende Gerichte. Eine ineffiziente oder korrupte Justiz ist ein grosses Wirtschaftshemmniss. Erst Rechtssicherheit schafft das Vertrauen, das für Investitionen und unternehmerisches Handeln unabdingbar ist. Dasselbe gilt auch im Kleinen. Unklare Verträge mit Lieferanten und Mitarbeitern oder verschwommene Zuständigkeiten können Unternehmen in den Abgrund stürzen. Manche meinen, Geld gehöre zur Wirtschaft und sei eine Ware. Aus dieser Anschauung wird dann abgeleitet, Unternehmen sollen selbst Geld herstellen 21 können, genauso wie sie Würste, Fahrräder oder Tische produzieren. Diese Anschauung gehört zur Basis eines ungezügelten Finanzkapitalismus mit einer «Finanzindustrie», die laufend neue «Finanzprodukte» erfand – was dann 2008 zur weltweiten Finanzkrise führte. Diese Ansicht ist ein grosser Irrtum. Denn Geld selbst ist keine Ware, das irgendeinem Konsumenten dient. Geld kann man nicht essen oder irgendetwas anderes damit machen. Für einen Konsumenten ist nicht das Geld selbst wichtig, sondern die Produkte, die er damit erwerben kann. Geld ist ein Bezugsrecht auf Wirtschaftsgüter, aber selbst kein Wirtschaftsgut. Je nachdem wieviel Geld man zur Verfügung hat, um so höher ist der Anteil der Bruttosozialproduktes, über den man individuell verfügen kann. Geld ist also ein Recht. Die Geldflüsse in der Gesellschaft steuern die Verteilung der volkswirtschaftlichen Erzeugnisse sowie die Ausrichtung der Produktion und der Investitionen. Es ist aber keine zentrale Steuerung, jede und jeder wirkt durch Kaufentscheidungen mit. Da das Geld in den Rechtsbereich gehört, wurde es in der Geschichte fast immer durch Gesetze und staatliche Institutionen geschaffen. Das empfindet die grosse Mehrheit der Bevölkerung auch als richtig. Die Vollgeld-Initiative verankert nun das Buchgeld im Rechtsbereich und stärkt damit die Dreigliederung des sozialen Organismus. Nationalbank ist Teil der assoziativen Wirtschaft Es gibt den Einwand, dass im Sinne der Dreigliederung das Geldwesen Sache der Wirtschaft sei und nicht vom Staat kontrolliert werden solle. Es ist natürlich sehr wichtig, dass die Nationalbank unabhängig von der Regierung und den Parteien ist, um nicht Spielball der Interessen zu werden. Rudolf Steiner sprach deshalb vor hundert Jahren davon, dass es eigentlich ein Parlament für die Gesetzgebung, sowie davon separate Parlamente zur Organisation des Wirtschafts- und des Geisteslebens geben sollte. Die Dreigliederung des sozialen Organismus müsse sich auch in einer Gliederung des Rechtslebens, also einer Gewaltenteilung, widerspiegeln. Das politische Parlament dürfe nicht alles alleine entscheiden, sondern es müsse eigenständige Organe des Wirtschafts- und Geisteslebens geben, die Regelungen in diesen Bereichen beschliessen können. Hier muss man berücksichtigen, dass es zu Steiner´s Zeiten in Europa fast nur Monarchien, also Einheitsstaaten gab und keine gegliederten Demokratien. Die Schweiz war eine Ausnahme. Die Zentralbanken waren damals noch Teil der königlichen Bürokratie und weisungsgebunden. Die Idee von unabhängigen Zentralbanken setzte sich erst nach den bitteren Erfahrungen mit der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren durch. Was Rudolf Steiner mit Wirtschaftsparlamenten meinte, 22 Jonas 12. Klasse wird heute teilweise von den unabhängigen Zentralbanken erfüllt. Diese sind ein Teil der eigenständigen Wirtschaftsorganisation. Die Nationalbank ist verantwortlich, dass der Wert des Geldes stabil bleibt, der Zahlungsverkehr funktioniert und ausreichend Kredite für die Wirtschaft zur Verfügung stehen. Da wir heute hauptsächlich Buchgeld verwenden, das von Banken erzeugt wird, hat die Nationalbank die Kontrolle über die Geldmenge verloren. In der Schweiz wuchs von 1990 bis 2012 die Geldmenge durchschnittlich jährlich um 7,8%! Es gab aber nur 1,4% Wirtschaftswachstum und 1,5% Inflation. Selbst ein Blinder sieht, dass ein solches Auseinanderklaffen der Geldmenge von der Realwirtschaft auf die Dauer nicht gut gehen kann. Die überschiessende Geldmenge bläht die spekulativen Finanzmärkte auf (Immobilien, Aktien, Unternehmensübernahmen, etc.). Das ist verständlich, denn die Banken haben keine volkswirtschaftliche Verantwortung, sondern verfolgen meist privatwirtschaftliche Interessen. Solange man damit Geld verdienen kann, wird Buchgeld produziert. Der blinde Marktmechanismus, der von manchen hochgelobt wird, funktioniert nur bei idealen Marktbedingungen. Doch diese findet man nur selten. In der Geld- 23 schöpfung gibt es zum Beispiel keine Begrenztheit des Angebots, denn Buchgeld könnte theoretisch fast unbegrenzt erzeugt werden. Das blinde Agieren von Egoisten wird in der assoziativen Wirtschaft durch die gegenseitige Wahrnehmung, das Gespräch und die bewusste Suche nach dem Besten ersetzt. Ein neues Wort dafür ist «Gemeinwohlökonomie». Die assoziative Wirtschaft beginnt im Denken jedes einzelnen. Wenn ich daran denke, wie es den Lieferanten, den Konsumenten, der Umwelt, den Nachkommen, usw. geht und dies berücksichtige, agiere ich im Sinne der assoziativen Wirtschaft. Wenn die Gremien der Nationalbank etwas entscheiden, so sind das keine blinden Marktmechanismen, sondern bewusste Entscheidungen. Die Nationalbank ist per Gesetz dem «Gesamtinteresse des Landes» verpflichtet und hat das Ganze im Bewusstsein und einen grossen Mitarbeiterstab, um diese Aufgabe auch erfüllen zu können. Wichtig dabei ist: Die Nationalbank hat keine Eigeninteressen, sie muss kein Geld verdienen und die SNB-Direktoren bekommen keinen Gehaltsbonus. Insoweit die Vollgeld-Initiative bei der Geldschöpfung blinde Marktmechanismen durch bewusste Entscheidungen, die sich natürlich gegenüber der Öffentlichkeit rechtfertigen müssen, ersetzt, ist sie ein Beitrag zur assoziativen Wirtschaft. Damit die Vollgeld-Initiative zur Abstimmung kommt, müssen bis November die notwendigen 100.000 Unterschriften zusammen kommen. Es fehlt noch ein gutes Stück. Listen zum Download gibt es hier: www.vollgeld-initiative.ch/unterschreiben-siejetzt/ Einfach ausdrucken, ausfüllen und ab die Post! In der Schule liegen ebenfalls Listen aus. Wer mehr wissen will: www.vollgeld-initiative.ch Thomas Mayer 24 Die Vollgeld-Initiative: fünf Fragen, fünf Antworten 1) Was bedeutet der Name Vollgeld? Vollgeld ist das Geld, das die Nationalbank in Umlauf bringt. Das sind heute nur Münzen und Banknoten. Diese gesetzlichen Zahlungsmittel machen aber lediglich 10 Prozent der umlaufenden Geldmenge aus. 90 Prozent sind elektronisches Geld (Buchgeld), das die Banken per Knopfdruck selber schaffen, um damit ihre Geschäfte (u.a. Kredite) zu finanzieren. Die meisten Leute glauben, Guthaben auf einem Bankkonto seien echte Franken. Ein Trugschluss! Ein Konto ist bloss eine Forderung des Kunden, bzw. ein Versprechen der Bank auf Geld, aber selbst kein gesetzliches Zahlungsmittel. 2) Was will die Vollgeld-Initiative? Die heutige Realität entspricht nicht der Intention der Bundesverfassung (Art. 99: «Das Geld- und Währungswesen ist Sache des Bundes»). Die Vollgeld-Initiative will das korrigieren. Allein die Nationalbank soll elektronisches Geld erzeugen können. Dann dürfen Banken kein eigenes Geld mehr kreieren, sondern nur noch Geld verleihen, das sie von Sparern, Investoren und der Nationalbank zur Verfügung gestellt bekommen. Hinter der Initiative steht der überparteiliche Verein Monetäre Modernisierung (MoMo). 3) Was sind die wesentlichen Vorteile des Vollgeldes? Das Geld auf Zahlungskonten ist vollumfänglich sicher, da es Geld der Nationalbank ist. Bankenpleiten können ihm nichts anhaben. Finanzblasen werden verhindert, weil die Banken kein eigenes Geld mehr schaffen können. Der Staat wird aus der Geiselhaft befreit, weil er Banken nicht mehr mit Steuermilliarden retten muss (too big to fail), um den Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten. Die Finanzbranche steht wieder im Dienst von Realwirtschaft und Gesellschaft. Das Geldsystem ist kein Buch mit sieben Siegeln mehr, es wird wieder transparent und verständlich. 4) Was geschieht beim Vollgeld mit den Banken? Die Banken bieten weiterhin alle Finanzdienstleistungen an (u.a. Kreditvergabe, Zahlungsverkehr, Vermögensverwaltung). Nach der Vollgeld-Umstellung gibt es nur noch Nationalbank-Geld auf unseren Privatkonten. Das elektronische Geld ist damit genauso vollwertiges Geld wie heute Münzen und Banknoten. Die Banken können also nur noch mit Geld arbeiten, das ihnen von Sparern, Investoren und Nationalbank zufliesst oder das sie selber besitzen. Banken haben keinen unfai- 25 ren Vorteil mehr, da sie Geld nicht mehr selber aus dem Nichts erzeugen und verleihen können. 5) Welche Auswirkungen hat das Vollgeld für Bankkunden? Auf allen Konten, die dem Zahlungsverkehr dienen, befindet sich ab dem Zeitpunkt der Umstellung Vollgeld, also durch die Nationalbank geschütztes Geld. Die Bank muss diese Konten wie Wertschriften-Depots verwalten. Das Geld gehört den Kontobesitzern und geht nicht verloren, falls eine Bank Pleite geht, es wird aber nicht verzinst. Wer lieber Zins statt krisensicheres Geld möchte, kann der Bank aber nach wie vor sein Geld über ein Sparkonto oder andere Investitionen gegen Zins leihen. Zum Autor: Thomas Mayer ist Bürgerrechtler, Autor und Meditationslehrer. Er hat das Buch «Vollgeld – Das Geldsystem der Zukunft» geschrieben, in dem umfassend und allgemeinverständlich die Hintergründe der Vollgeld-Initiative in der Schweiz dargestellt werden. (www.vollgeld.info) 26 Im Koran ist Geld nur ein Tauschmittel Blick über den Gartenhag Auch Banken können anders als nur gewinnmaximierend und das eigene statt das Gemeinwohl im Auge habend wirtschaften, wie der folgende, dem Internet entnommene Beitrag zeigt. Im Koran ist Geld nur ein Tauschmittel Osnabrück. Wenn Erhat Toka seine Kunden ermahnt, ihre Rechnungen zu bezahlen, verzichtet er stets auf Verzugszinsen. Bei der Sparkasse hat er ein Sparkonto, für das er selbst keine Zinsen bekommt. «Und die Zinsen meines Bausparvertrages verschenke ich.» Das Zinsverbot ist eines der wichtigsten Elemente der islamischen Ökonomie. Doch für Muslime in Deutschland ist es nicht leicht, nach den Vorgaben des Islam zu wirtschaften. Den meisten sind die Details fremd. Sie haben sich mit dem westlichen Wirtschaftssystem arrangiert. Toka ist nicht nur Inhaber einer Kampfsportschule, sondern auch Gründer der Muslimisch Demokratischen Union in Osnabrück. 2011 war er damit erstmals zur Kommunalwahl angetreten und knapp am Einzug in den Stadtrat gescheitert. Im Namen der Partei hatte er nun zu einem Vortrag der «Finanzberatung für Muslime und Freunde» über «Islamic Banking» eingeladen. Rund 30 Muslime wollten sich informieren. Auch Münever Stucke aus Bohmte ist interessiert. Sie hat ihren Hausbau nach herkömmlichem Muster bei einer ortsansässigen Bank finanziert. Doch grundsätzlich hält sie das Wirtschaftssystem für ausbeuterisch: «Es darf doch nicht sein, dass ein Finanzmarkt so zusammenbricht, wie wir das gerade erleben.» Willi Eichmann ist Regionalmanager der 2008 gegründeten ersten Finanzberatungsfirma «für Muslime und Freunde» in Deutschland. Mittlerweile gibt es eine weitere. Auch Eichmann, 2006 zum Islam konvertiert, ist überzeugt, dass die auf dem Koran gründenden ethischen Maximen des «Islamic Banking» die Krise abgemildert oder gar verhindert hätten. Tatsächlich sind weltweit die nach islamischen Grundsätzen wirtschaftenden Banken nicht so stark von der Krise betroffen, sagt Zaid el Mogaddedi, Direktor des in Frankfurt ansässigen «Institute for Islamic Banking and Finance». Denn Islamische Ökonomie verbietet ausser dem Geldzins auch die Spekulation und das Glücksspiel. Sie schreibt vor, nur in Firmen zu investieren, die der Gesellschaft Nutzen bringen. Das schliesst etwa den Aktienbesitz bei Tabakfirmen, Alkohol- oder Waf- 27 fenproduzenten ebenso aus wie Geschäfte mit Firmen, die hohe Verluste machen. Eine Ethikkommission muss jedes Produkt prüfen, in das investiert werden soll. Hintergrund ist die auf dem Koran beruhende Ethik der Verantwortung für die Welt. Auch im Christentum habe es aus diesen Gründen noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Zinsverbot gegeben. Die zunehmende Säkularisierung habe Wirtschaft und Religion im Westen deutlich getrennt. Geld ist nach islamischer Massgabe jedoch nach wie vor nur ein Tauschmittel und hat keinen Wert an sich. «Deshalb soll man es nicht horten, sondern gewinnbringend für die Gesellschaft einsetzen», sagt der Experte. Zinsen hingegen seien nur für die wenigen von Vorteil, die schon viel hätten. Deshalb ist die Alternative etwa zum Sparkonto der Aktienbesitz und die Alternative zum kreditfinanzierten Haus eine islamkonforme Finanzierung ohne Zinsen, erläutert Eichmann seinen Zuhörern in Osnabrück: «Die Bank kauft das Haus für 100000 Euro und verkauft es mir für 120000 Euro. Ich zahle der Bank dafür neben einem mindestens 20-prozentigen Eigenanteil eine Miete.» Im Ergebnis sei das doch ähnlich wie ein Kredit, wendet eine Zuhörerin ein. Eichmann kontert: Das Risiko liege jedoch nicht allein beim Hausbesitzer, sondern zu gleichem Anteil bei der Bank. Verliere etwa der Käufer seine Arbeit und könne die Miete nicht mehr bezahlen, bleibe das Haus bei der Bank, und der Käufer bekomme seinen Eigenanteil zurückgezahlt. Eine solche Immobilienfinanzie- 28 Alia 12. Klasse rung sei bislang in Deutschland jedoch nicht möglich, schränkt der Berater ein. Seine Firma arbeite aber mit Hochdruck daran, noch in diesem Jahr ein entsprechendes Angebot vermitteln zu können. Denn diese Produkte würden am meisten nachgefragt – und das nicht nur von Muslimen. Möglicherweise werde sogar die Deutsche Bank ein solches Angebot unterbreiten. Angesichts der Finanzmarktkrise signalisierten immer mehr Nicht-Muslime Interesse am «Islamic Banking». http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/185973/im-koran-ist-geld-nur-eintauschmittel Soziales Hauptgesetzt Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist umso grösser, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heisst, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden. Alle Einrichtungen innerhalb einer Gesamtheit von Menschen, welche diesem Gesetz widersprechen, müssen bei längerer Dauer irgendwo Elend und Not erzeugen. (Rudolf Steiner, aus GA 34) 29 Malina 12. Klasse 30 Initiative, Liebe und Gelassenheit Bericht einer Practikantin Welche Imaginationen bewegen Heranwachsende, was inspiriert sie heute, wie folgen sie welchen Medien? Das ist mein Frageninhalt auf der Heimfahrt mit der Deutschen Bahn. Ich steige in Mannheim ein, die Bahn fährt und die Bahn ist pünktlich. Ich habe 20 Minuten Zeit und lese in Fokusreport Bewegtbild – Bundesverband Digitale Wirtschaft: «Auf Du und Du – Youtuber sind begehrt bei Werbungtreibenden [...] Früher waren es Boybands, die grosse Arenen füllten und Teeniemädchen der Ohnmacht nah brachten. Heute sind es Youtuber wie Y-Titty, Sarazar oder Sami Slimani, die Tausende kreischen lassen.«− Kein Wunder also, dass Veranstaltungen wie die Videodays, die in Berlin und Köln Youtuber und Tausende Fans zusammenbringen, auch Unternehmen anziehen. Telekom, Canon und Adidas Neo sind Sponsoren. Ihnen geht es ums Geschäft.» Rückblick: Vor gut zwei Monaten stand ich während meines Schulpraktikums als angehende Waldorflehrerin vor einer neunten Klasse hier in Wetzikon. Während der Goethe-Schiller-Epoche bei Jan-Christoph Jäger konfrontierte ich die Klasse mit dem Prometheus-Mythos mit Hilfe von Johann Wolfgang von Goethes gleichnamiger Hymne, dem Klassiker zum Thema. Das Prometheus-Bild wird nicht erst in der Neuzeit uneinheitlich. Von Beginn an scheint es jeder für seine (politischen) Interessen einsetzen zu können. Bereits die antike Überlieferung bei Hesiod und Aischylos ist widersprüchlich, was auch mit den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen zur Entstehungszeit der Texte – Adelsherrschaft zur Zeit Hesiods, Demokratisierung der Polis bei Aischylos – zu tun haben dürfte. Bei einem Thema, das sich so weit durch die Literatur- und Kunstgeschichte zieht, muss man, unabhängig von der Beurteilung des Prometheus als Feuerbringer oder Brandstifter, nach seiner Aktualität fragen – zum Beispiel nach Verantwortung, Fortschritt, Leiden. Dabei geht es insbesondere darum, Möglichkeiten, Grenzen und Verantwortlichkeiten von und für Fortschritt und menschliche Entwicklungen zu problematisieren. Zurück zur Videolog-Technologie: während Youtube einst ein Kanal war, um Videos von Katzen oder Elefanten anzuschauen, das allererste Youtube-Video wurde 2005 ins Netz gestellt und trug den Titel «Me at the Zoo». Ein junger Mann, einer der Begründer Jawed Karim, steht vor dem Elefantengehege und erklärt, dass Elefanten sehr lange Rüssel hätten, was «really cool» sei. Knapp eine Minute Nullinformation – das ist alles. Youtube ist mittlerweile zur Arena für junge, kreative Videomacher geworden. Schnelle Schnitte, hippe Sätze – für viele Über-30-Jährige ist die Kraft, 31 Yannick 12. Klasse mit der diese neuen Stars Jugendliche anziehen, nur schwer nachvollziehbar. Doch die Zahlen sprechen für sich: 27 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen täglich Videoportale im Internet, so eine ARD-ZDF-Online-Studie von 2014, 70 Prozent mindestens einmal pro Woche. Von den Nutzern ab 30 Jahren sehen nur 4 Prozent täglich bei Youtube vorbei («Hat einer dreissig Jahr vorüber, so ist er schon so gut wie tot», erklingt es 1831 bei Goethe in Faust II). «Der Youtube-Hype wird bleiben», glaubt Strategin Xi Chen. Menschliche Eigenart und Verbindungsdichte seien zwei grosse Faktoren, die im digitalen Marketing spannend seien. Die Abiturienten in Bayern hingegen leisten einen Beitrag zur Debatte mit dem Thema Grenzen der Sichtbarkeit im Internet. Sie sollen Ereignisse der Entgrenzung des Sichtbaren vor dem Hintergrund eigener Medienerfahrungen beurteilen: Du siehst einer Steinigung im Iran zu; Programmlosigkeit des Formates: Seelenstriptease von Millionen von Teenagern; der guten, revolutionären Seite von Youtube als einer neuen Form des Do-it-yourself-Geistes: du lernst Gitarre spielen, einen Frankfurter Kranz backen oder höhere Mathematik. Die FAZ fragt ihre Leser: «Wie denkt wohl später einmal der Mensch, dessen Hausgeburt rund um den Globus 63 Millionen Voyeure 32 verfolgten?» Das ist eine beachtliche Verbindungsdichte! Die Neuntklässlerin aus meinem Praktikumskurs möchte den Elefanten retten. PS: Meine Praktikumszeit in Wetzikon war für mich deshalb eine echte Bereicherung, weil die Schulgemeinschaft insgesamt und insbesondere jeder einzelne Mensch dem Menschsein an sich mit echter Offenheit und ernsthaftem Interesse in der täglichen Begegnung entgegengetreten ist. Die Schule ist deshalb ein Ort mit Raum und Zeit für das ganz Eigene. In den Gesichtern spiegeln sich Initiative, Liebe und Gelassenheit. Hier kann im Dialog und in Dialektik der Mensch seine Potenziale ganz entfalten. – Das ist Qualität. Olga Kandzorra Lea 11. Klasse 33 Aus der Kollegium Bericht aus der Mitarbeitergruppe Die Mitarbeitergruppe (im Folgenden MAG genannt) kümmert sich um die Belange aller Mitarbeitenden: Lehrpersonen, Mitarbeitende im Hort, in der Geschäftsstelle, in der Hauswartung, in der Reinigung und auf der Bühne. Die Hauptaufgabe der MAG ist es, alle Stellen optimal zu besetzen. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Mitarbeiterpflege. Damit dies gelingen kann, ist es wichtig, einen Überblick über die Tätigkeitsfelder unseres Schulorganismus zu erlangen; also mit Blick auf das Schulganze zu entscheiden und zu handeln. Eine weitere Aufgabe der MAG ist die Mitarbeiteradministration, wozu auch die gesamte Gehalts- und Honoraradministration gehört. Diese Administrationsaufgaben gehören in die Geschäftsstelle und werden seit viereinhalb Jahren von Astrid Furger Naef ausgeführt. Sie ist festes Mitglied der MAG und der Kollegiumsfinanzgruppe (kurz KFG). Im Rahmen dieser Aufgaben entlastet sie das Kollegium beziehungsweise die MAG und die KFG in diversen administrativen Belangen (Stelleninserate, Entgegennehmen und Weiterleiten der Bewerbungen, Korrespondenz mit Bewerbern und Mitarbeitenden, monatliche Auszahlung der Honorare und Gehälter, Koordination mit den Sozialversicherungen, Lohnausweise, Traktanden und Protokoll der wöchentlichen Sitzungen, Bericht im wöchentlichen Konvent mit dem Vorstand, interne und externe Kommunikation, Prüfen und Einholen der Lehrbewilligungen und so weiter). Eine grosse Herausforderung für die MAG ist es, immer wieder ein gesundes Verhältnis herzustellen zwischen den individuellen Bedürfnissen der an der Schule tätigen Menschen und den Erfordernissen, welche ein Schulorganismus ohne Zweifel aufweist. − Wichtige Kompetenzen für die in der MAG und die in der KFG Tätigen sind ein gutes Einfühlungsvermögen in die individuelle Persönlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, gute Menschenkenntnis, Ehrlichkeit, Gradlinigkeit und Offenheit. − Im Sinne der dynamischen Delegation trifft die MAG nach der Beratung durch das Kollegium und nach Einbezug der Fachlehrpersonen ihre Entscheide zu den Stellenbesetzungen und zu den Pensen. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass der Nachwuchs an Lehrkräften an unserer Schule sehr häufig (oder immer häufiger) aus Deutschland kommt. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass es in der Schweiz an Lehrpersonen mit waldorfpädagogischer Ausbildung mangelt. Ein Grund ist wohl die Ausbildungssituation in der Schweiz, auf welche wir hier nicht näher eingehen können. Es handelt sich aber um ein brennendes Thema für alle Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz;auch im Hinblick darauf, dass die Kollegien der Steinerschulen in der Schweiz ähnliche Altersstrukturen aufweisen. Konkret heisst das für unsere Schule, dass in den nächsten sieben Jahren etwa zwölf Lehrpersonen in Pension gehen werden/möchten. Wir sind immer wieder froh, dass Lehrpersonen, die ihren Ruhestand geniessen möchten, einspringen und wertvolle Unterstützung leisten. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) an Ursula Heinzer, Ueli Hepp, Karlheinz Lauer, Ursula Locher, Peter Lüthi, Hasi Schmutz, Erika und Peter Urbscheit, Felix Zimmermann und noch viele mehr. Zum andern kann die KFG die finanziellen Forderungen einiger Bewerber nicht erfüllen. Immer wieder müssen MAG und KFG in Bewerbungsprozessen und nach teilweise intensivem personellem und zeitlichem Aufwand die Erfahrung machen, dass qualifizierte, erfahrene Lehrkräfte aus finanziellen Gründen absagen. − Oft überwiegen die positiven Erlebnisse – bekommt man doch immer wieder Einblicke in ganz persönliche Lebens- und Schicksalswege. Die MAG hatte in den letzten Monaten und hat immer noch grosse Arbeit zu leisten, haben doch einige KollegInnen auf Ende des Schuljahres gekündigt. Glücklicherweise hat die MAG Unterstützung von Sabina Schmutz bekommen. Sie ist Mitglied im Mandat Aufnahme, hat in letzter Zeit als Ad-hoc-Mitglied die MAG mit ihrer Erfahrung als ehemalige Klassenlehrerin und jetzige Förderlehrerin tatkräftig unterstützt. Vielen Dank, Sabina. Für die Mitarbeitergruppe Astrid Furger Naef, Thomas Gmelin, Zdenek Koula, Sabina Schmutz 35 Bericht aus der Konferenzleitung Wie der letzten Ausgabe der Mitteilungen zu entnehmen war, arbeiten wir als Kollegium intensiv am Thema der Sozialen Dreigliederung. Diese Arbeit geht weiter und wurde an der letzten Quartalskonferenz wesentlich vertieft. Da wir uns als Bildungsinstitution vor allem im Gebiet des Geisteslebens bewegen, haben wir uns den Bereich der Kreativität und des pädagogischen Dialogs vorgenommen und unsere pädagogische Arbeit in einem regen Austausch beleuchtet. Damit wir ungestört arbeiten konnten, folgten wir der Einladung unseres Gastdozenten Karlheinz Lauer und fuhren an den Stadtrand von Kreuzlingen, wo uns verschiedene Gebäude, die früher der Heilpädagogik dienten, und ein wundersamer Garten mit Wald und verschlungenen Wegen aufnahmen. In der Folge soll die Schule auch die zwei Bereiche des Rechts- und des Wirtschaftslebens angehen. Zur Grundlage dient uns weiterhin der Text von Jon McAlice, auf dessen Basis mögliche Vorgehensweisen für eine gesunde, kreative und nachhaltige Schule herausgearbeitet werden können. Überprüfung der vorhandenen Strukturen, Einrichtungen, Aufgaben und so weiter stehen nun an. Es ergab sich zudem die Gelegenheit, dass der Autor selbst in diese Arbeit mit einbezogen werden konnte. So steht uns Jon McAlice für die drei Weiterbildungsnachmittage, die wir in der letzten Schulwoche dieses Schuljahres einrichten konnten, zur Verfügung. Jon McAlice lebt jetzt in den USA, war langjähriger Mitarbeiter in der pädagogischen Sektion, ist in der Lehrerausbildung in Amerika tätig und berät und begleitet erfolgreich seit über einem Jahrzehnt die verschiedensten Steineschulen in Amerika. Vor zwei Jahren konnten wir als Kollegium schon einmal mit ihm arbeiten; er hatte uns damals mit wertvollen Beiträgen unterstützt. Deshalb freuen sich der Vorstand und das Kollegium sehr auf die gemeinsame Arbeit mit ihm! Franziska Zuppiger 36 Sander 12. Klasse 37 How’z it goin’? Wie geht es eigentlich? David Pesenti Vor fast vier Jahren wanderte ich in der Schweiz ein. Vorher hatte ich in London gelebt und den Traum von vielen australischen jungen Leute wollte ich realisieren; Arbeitsferien. Leider misslang es mir. Dann kam die Einladung meiner Tante in die Schweiz zu kommen und bei ihr zu leben. Ich hatte vor, Deutsch zu lernen und vielleicht, wenn es mir gelingen würde, eine Stelle hier zu finden. Zum Glück fand ich eine, hier an der Steiner Schule. In der Zwischenzeit arbeite ich seit drei Jahren hier. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, in meinem Beruf zu arbeiten. Als ein Berufsanfänger war es nicht immer einfach. Ich hatte Auseinandersetzungen mit Schülern und Schülerinnen – unglaublich, oder? – und mit einem neuen Umfeld, auf das ich auch nicht ganz vorbereitet war. Als ein Aussenseiter der Anthroposophie gibt diese Stelle mir die Möglichkeit, Begegnungen mit einem anderen Weltblick zu haben. Ich würde mich nicht als einen Konvertit bezeichnen lassen, aber ich finde das Schulmodel in der Oberstufe einfach spitze. Ich beneide die Schüler und Schülerinnen. Ein paar der Fähigkeiten für das Leben, die sie lernen können, fehlen mir. Man muss nur in meiner Wohngemeinschaft rumschauen und sofort merkt man, dass ich nicht genug Werkenunterricht und Gartenbau hatte, weil das Regalbrett krumm ist und meine Pflanzen gesünder sein könnte. Meine Tafelbilder zeigen meine fehlende künstlerische Begabung und ich glaube, dass die Ohren den armen Schüler, die vor mir im Chor sangen, noch eine meiner fehlenden Fähigkeiten bestätigen können. Die glücklichen Schüler und Schülerinnen haben die Ehre ein breites Fähigkeitspektrum aufzubauen und ich beneide sie dafür. Sonst bin ich zufrieden mit meinem Leben in der Schweiz trotz meines Heimwehs und des Abstands von meiner Familie. Ich bin auch nicht sicher, ob der Tausch Berge für Meer, ein guter war, aber ich wandere gerne und Velofahren in den Bergen macht Spass. Ich habe ein paar Freunde gefunden und fühle mich etwas verwurzelt. Klar ist Heim für mich immer noch Australien. Ich war im Frühling wieder da, und durch die Gerüche, Geräusche, Aussichten, Tiere und Pflanzen fühlte ich mich dort heimisch. Ich geniesse meine Zeit hier an der Schule, aber wer weiss, was nachher kommt? In der kommenden zwei Jahren werde ich meinen Master machen und ich glaube, es wird hart sein, aber jetzt, geht es mir noch gut. Ich freue mich auf das kommende Jahr und meine 8. und 10. Klasse; vor der 11 und 12 Klasse habe ich etwas Respekt, was alles auf mich mir kommen zu wird, trotzdem freue ich mich darauf. 38 Montecristo Ein Buchtipp von Jan-Christoph Jäger Wenn Martin Suter einen neuen Roman auf den Markt wirft, kann man davon ausgehen, dass er binnen kürzester Zeit auf Platz eins der Bestsellerliste rangiert. So geschah es auch diesmal. Also ein Geheimtipp ist das hier beileibe nicht. Sicher, Suter schreibt inzwischen allzu routiniert, ein aussergewöhnlich literarisches Leseerlebnis darf man nicht erwarten. Und doch: Wer mal wieder ein Buch in einem Rutsch, vielleicht sogar in einer Nacht, was ja auch ein Leseerlebnis für sich darstellt, verschlingen möchte, der greift hier zum richtigen Exemplar. Ein Personenschaden bei einer Fahrt im Intercity und zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer: Auf den ersten Blick hat beides nichts miteinander zu tun. Auf den zweiten Blick schon. Als sein Intercity gewaltsam zum Stehen kommt, ahnt Jonas Brand noch nicht, in welches Abenteuer er gerade gerät. Die Weiterfahrt ist blockiert, draussen liegt ein Toter. Brand schultert die Kamera, hält die beklemmende Situation fest und befragt die Mitreisenden. Er ist freischaffender Videojournalist, der allerdings von Höherem träumt: Er möchte Filme machen, und sein Projekt »Montecristo«, eine Geschichte über Verrat, Betrug und späte Rache, hat Blockbuster-Potenzial – wenn ihm nur jemand eine Chance geben würde. Als er sich in Marina Ruiz verliebt und sie ihm seine Träume entlockt, rücken diese erneut in den Vordergrund. Knapp drei Monate später spielt ihm der Zufall wieder etwas Seltsames in die Hände: zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer – beide, wie man ihm bei der Bank verblüfft bestätigt, eindeutig echt. Und dann wird Brands Wohnung durchwühlt und er selbst auf offener Strasse zusammengeschlagen und beraubt. Jemand soll offenbar eine Ungereimtheit aus der Welt schaffen – und damit zugleich Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger staatstragender Persönlichkeiten. Es geht also auch hier um das Thema Geld. Suter macht deutlich, wie ein Teil der Finanzmärkte heute funktioniert und in welche Bredouille man kommen kann, wenn man oder gerade weil man rechtschaffen handeln will. Letztendlich ist das Thema Geld immer auch ein moralisches, so wie Suter immer auch ein Moralist ist. Jan-Christoph Jäger 39 Pläne der 12. Klasse Wir gratulieren den Schülern der zwölften Klasse zu ihrem erfolgreichen Schulabschluss. Das sind ihre Pläne: Fernziel Elena Bosshard Matura am Gymnasium Unterstrass Sander Donker Schaer Architekturpraktikum Raphael Eggenschwiler Künstlerischer Vorkurs an der Graphik Design Kommunikation Gestaltungsschule Zürich Seraina Egli Bäcker/Konditor Lehre in St. Stephan (Berner Oberland) Tabea Henschel Praktikum im Spital, 2016 Lehre als Medizinische Praxisassistentin Jonas Hertig Informatiklehre am Zürcher Lehrbetriebsver- band Olivia Hirt Matura an der Kantonsschule Wetzikon Alia Iglesias Matura an der Kantonsschule Wetzikon Manuel Iglesias Architekturpraktikum in Australien Isabel Koula Praktikum in der Kinderkrippe Purzelhof in Fällanden Alexandra Kurtz Matura an der Kantonsschule Wetzikon Alina von Deschwanden Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin bei der Liechti AG, Garten- und Tiefbau in Esslingen Yannick Wachter Matura an der Kantonsschule Wetzikon Selina Walder Matura an der Atelierschule Zürich 40 Ehemalige 12. Klasse – 2008 Damaliges Fernziel Olivia AbrachKonditorin und Confiseurin Nathan MoretAbitur in Deutschland Manuel Tiefenbacher Abitur in Deutschland Elisabeth RüeggKV-Lehre Gina VernocchiSoialpädagogik/Physiotherapeutin Dominique WürmliLandschaftsarchitektin Solveig BethkeAtelierschule Zürich Marea HildebrandAtelierschule Zürich Was macht Dominique Würmli aus der 12. Klasse 2008? Die Redaktion der «Mitteilungen» hatte die Idee bei den ehemaligen Zwölftklässlern nach einem Jahrsiebt nachzufragen, was aus ihren Plänen geworden ist, die man damals in den Mitteilungen vom Sommer 2008 nachlesen konnte. Leider hat uns bisher nur eine Antwort erreicht, aber vielleicht ist diese ja Ansporn für die anderen ehemaligen Schüler, so dass wir in der Herbstausgabe mehr berichten können. Nach dem Verlassen der Schule verbrachte ich ein Zwischenjahr beim Veloplus mit diversen Arbeiten. Im Sommer 2009 zog ich nach Neuenburg, wo ich bei der Stadt Neuenburg meine Lehre als Landschaftsbauzeichnerin begann. Der praktische Teil in Französisch, die Schule in Deutsch. Nach erfolgreichem Abschluss im Sommer 2013 fand ich gleich meine aktuelle Stelle bei w+s Landschaftsarchitekten AG, einem Landschaftsarchitekturbüro in Solothurn. Unterdessen wohne ich nicht mehr in Neuenburg; dem Kanton blieb ich treu, doch den See wechselte ich. Dominique Würmli 41 Hygienische Eurythmie – Gruppenkurs Mit Bewegungs-Übungen werden die Lebenskräfte im Körper aktiviert. Durch die Stärkung der Lebensenergie wirken die Übungen aufbauend, verjüngend und Einseitigkeiten ausgleichend. Nebst dem, dass der Körper durchbewegt wird, arbeiten wir unter anderem auch am Körpergefühl, Gleichgewicht, Haltung, Stärkung des Immunsystems. Daten 2015 Dienstag: 18.8. / 25.8. / 1.9. / 8.9. / 15.9. / 22.9. / 29.9. Kosten: 7 x 15.– Total Fr. 105.– Leitung: Sabine Schaer, Eurythmielehrerin / Heileurythmistin www.heileurythmie-schaer.ch Anmeldung: 42 Tel. 043 488 00 43, oder [email protected] 43 I nsertions - B estimmungen Insertions-Bestimmungen 1/1 Seite 118x 173 mm Fr. 220.– 1/2 Seite 118 x 84 mm Fr. 120.– 1/4 Seite 57 x 84 mm Fr. 60.– 1/4 Seite 118 x 40 mm Fr. 60.– 1/3 Seite 118 x 53 mm Fr. 80.– Preise exkl. 8% MWSt, Platzierung auf der Umschlagseite + 25 % Anzeigenschluss Herbst: 18. September 2015 Inseratvorlagen: Daten nach Möglichkeit in Erscheinungsgrösse, können als PDF direkt an [email protected] gesendet werden. Bearbeitungen wie Neusatz, Gestaltung oder PDF-Erstellung werden separat nach Aufwand verrechnet. Inseratenverwaltung: Alinéa AG, Schönaustrasse 13, 8620 Wetzikon Telefon 044 932 75 79, Fax 044 932 75 80 [email protected] CRANIOSACRAL–THERAPIE Craniosacral-Therapie ist eine sanfte, ganzheitliche Körperarbeit. Durch feinste Zug- und Druckbehandlung an Kopf und Wirbelsäule wird Einfluss auf das craniosacrale System genommen, das wie Blutkreislauf oder Atem lebenslang pulsiert. Dadurch wird die SELBSTHEILUNG eingeleitet und das individuelle GLEICHGEWICHT wieder hergestellt. HILFREICH BEI: Kindern HYPERAKTIVITÄT • KONZENTRATIONSSCHWÄCHE • VERDAUUNGSPROBLEMEN • ALLERGIEN • KIEFERPROBLEMEN • BABYS MIT SAUGGLOCKENGEBURT • Erwachsenen KOPFSCHMERZEN, MIGRÄNE • STRESSBED. BESCHWERDEN • ERSCHÖPFUNGSZUSTÄNDEN • DEPRESSION • SCHLEUDER- OD. STURZTRAUMA • RÜCKENSCHMERZEN • Franziska Studer dipl. Craniosacral Therapeutin Cranio Suisse Rücken-und Wirbelsäulen Therapie Dorfstrasse 23 • 8620 Wetzikon • Tel. 079 353 01 73 • Krankenkassenanerkannt Mehr Infos unter: www.cranio-wetzikon.ch • Mutter von vier Kindern an der RSS 44 NEUE WEGE MÖGLICHKEITEN LÖSUNGEN UND LEBENSFREUDE FINDEN Psychotherapeutische Praxis und Maltherapie für Einzelne, Paare und Familien Marianne Speissegger Dipl. Psychologin FH Maltherapeutin IAC Kastellstrasse 6 8620 Wetzikon-Kempten Mobile 078 827 47 71 [email protected] www.beziehungstherapeuten.ch Krankenkassenbeitrag mit Zusatzversicherung möglich Praxis Praxis Praxis Bewegungspraxis Praxis Praxis Praxis Praxis für Heileurythmie Praxis Für Heileurythmie Praxis für Heileurythmie / für Heileurythmie Für Heileurythmie für FürHeileurythmie Heileurythmie Praxis Praxis Um dem Besonderen eine für Heileurythmie Für Heileurythmie Eurythmietherapie Um dem Besonderen eine Enten schnatternd Um dem Besonderen eine Enten schnatternd am am Weiher. Weiher. für Heileurythmie Fürplätscherndes Heileurythmie Enten schnatternd amWasser. Weiher. Still Chance zu geben, UmEnten dem Besonderen eine Still plätscherndes Wasser. Chance zu geben, Um dem Besonderen Still plätscherndes Wasser. Chance zu geben, schnatternd am Weiher. Um dem Besonderen eine Ein strahlender Blick. Enten schnatternd am Weiher. Ein strahlender Blick. Ein strahlender Blick. Still plätscherndes Wasser. Chance zu geben, eine Chance zu geben Still plätscherndes Wasser. Chance zu geben, die Nachreifung der Kinder die der Kinder Ein Blick. die Nachreifung Nachreifung Kinder Um „dem Besonderen“ eine Chance zu Einstrahlender strahlenderder Blick. Um „dem Besonderen“ eine Chance zu zu und Jugendlichen zuder unterstützen. Um „dem Besonderen“ eine Chance Kinder und Jugendlichen unterstützen. unddie Jugendlichen zu unterstützen. geben. dieNachreifung Nachreifung der Kinder geben. UmDie „dem Besonderen“ eineChance Chance Um „dem Besonderen“ eine zu zu besondere Bewegungskunst Die Nachreifung der Kinder und Jugendlichen zu und Jugendlichen zu unterstützen. und Jugendlichen zu unterstützen. Die besondere Bewegungskunst Die besondere Bewegungskunst Die der geben. Kinder und Jugendlichen Jugendlichenzu zu geben. und DieNachreifung Nachreifung Individuelle Förderung durch Die besondere Bewegungskunst gewährleisten. Die besondere Bewegungskunst Individuelle Förderung durch zu zu Individuelle Förderung durch Nachreifung derKinder Kinder und Jugendlichen gewährleisten. Die Die Nachreifung der und Jugendlichen Die besondere Bewegungskunstkünstlerische Therapie Individuelle Förderung durch gewährleisten. Die besondere BewegungskunstDie besondere BewegungskunstIndividuelle Förderung durch künstlerische Therapie künstlerische Therapie gewährleisten. Förderung Die Individuelle besondere BewegungskunstIndividuelle Förderung Individuelle Förderung künstlerische Therapie Die besondere BewegungskunstDurch künstlerische Therapie. künstlerische Therapie Förderung DurchIndividuelle künstlerische Therapie. Durch künstlerische Therapie. Individuelle Förderung Durch künstlerische Therapie. Herbert Langmair Herbert Langmair Herbert Langmair Durch künstlerische Therapie. 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