Sport-Toto-Gesellschaft: 75 Jahre Schweizer Sportförderung
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Sport-Toto-Gesellschaft: 75 Jahre Schweizer Sportförderung
«Wage und spiele für sportliche Ziele» Als am 18. August 1938 in Basel die Sport-Toto-Gesellschaft gegründet wurde, war dies der Auftakt zu einer Erfolgsgeschichte. Ein simples Spiel mit Vorhersagen von Fussballspielen führte rasch zu grossen Umsätzen und damit zu einer neuen Finanzierungsquelle für den Schweizer Sport, der von Anfang an von den Gewinnen der Gesellschaft profitieren durfte. Markante sportliche Schweizer Bauwerke wie die Eidgenössische Sportschule in Magglingen, die Fussballstadien für die Weltmeisterschaft 1954, das Haus des Sports in Bern, das Ruderzentrum Rotsee oder das Nordische Skizentrum in Kandersteg wurden massgeblich durch Beiträge aus dem Sport-Toto mitfinanziert. 75 Jahre später hat sich die Sport-TotoGesellschaft als wichtige Verteilorganisation gegenüber Swiss Olympic, dem Schweizer Fussball, dem Schweizer Eishockey und der Sporthilfe, sowie als Bindeglied zwischen den Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande, den Kantonen, dem nationalen Sport und der nationalen Politik etabliert. Das Sport-Toto in der Schweiz hat eine bewegte und aufregende Geschichte – sie soll in dieser Broschüre zum 75-Jahr-Jubiläum auf unterhaltsame Weise noch einmal nachgezeichnet werden. www.sport-toto.ch Sport-TotoGesellschaft 75 Jahre Schweizer Sportförderung Vorwort Seit ihrer Gründung am 18. August 1938 sind über die Sport-Toto-Gesellschaft (STG) nahezu zwei Milliarden Franken in den Schweizer Sport geflossen. Eine Zahl, die so nur schwer vorstellbar ist. Zwei Milliarden Franken – das sind 500 Millionen Badminton-Shuttles, 16 Millionen Fussbälle, 13 Millionen Eishockeystöcke, 1000 Tennis-Hallen, 40 Fussballstadien. Die STG wurde von ihrem Gründervater Ernst B. Thommen nach schwedischem Vorbild aufgebaut. Die Organisation hat sich in den Folgejahren stetig weiterentwickelt und den wandelnden Rahmenbedingungen angepasst. Auch wenn sich die Aufgaben verändert haben, das Ziel unserer Organisation ist nach wie vor dasselbe, nämlich die Beschaffung und Verteilung von finanziellen Mitteln für den Schweizer Sport. Seit der Trennung der Mittelgenerierung und der Mittelverteilung im Jahre 2003 sind es die beiden Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande, die mittels Lotteriespielen, Losen und Sportwetten Gelder für Soziales, Kultur und Sport erwirtschaften. Die STG bildet dabei das Bindeglied zwischen Sport, Lotteriegesellschaften und Politik. In dieser Rolle konzentriert sie sich auf die Mittelverteilung an den Schweizer Sport, die Überwachung der Mittelverwendung sowie die Information über die Mittelherkunft. Es ist nicht primäres Ziel der STG, den Spitzensport bzw. den kommerziellen Sport zu unterstützen. Vielmehr werden die Lotteriegelder beispielsweise im Schweizer Fussball schwergewichtig für die Nachwuchsteams, die Schiedsrichterausbildung und den Frauenfussball eingesetzt. Im Eishockey fliessen die Mittel vor allem in die Nachwuchsförderung und die U-Nationalteams. Swiss Olympic sodann verteilt den grössten Teil der ihr zufliessenden Lotteriegelder an die einzelnen na- tionalen Sportverbände, und die Stiftung Schweizer Sporthilfe unterstützt in erster Linie Nachwuchssportler auf ihrem Weg an die Spitze. Die kantonalen LotterieFonds auf der anderen Seite ermöglichen es unzähligen Jugend- und Breitensportlern, in der Freizeit ihrem Hobby nachzugehen. Die Sport-Toto-Gesellschaft freut sich sehr, zusammen mit den Lotteriegesellschaften seit nunmehr 75 Jahren Teil dieser Schweizer Sportfamilie zu sein! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spass bei der Lektüre dieser Jubiläumsbroschüre und hoffe, dass wir Ihnen auf den folgenden Seiten das eine oder andere Lächeln entlocken oder die eine oder andere Erinnerung an vergangene Sportzeiten auffrischen können. Peter Schönenberger Präsident Sport-Toto-Gesellschaft Inhalt 4 6 34 38 Die eigene Informationshoheit: Von der Auskunft bis zum «Tip» 52 14 42 Von den Marken bis zum Online-Terminal: Die technische Entwicklung 56 20 Anekdoten aus der Toto-Geschichte: Ein Treffen mit Raymond Simonet und Max Pusterla 46 58 60 Meilensteine der Sport-Toto-Geschichte Das «Tipstjänst» als Grundlage für das Sport-Toto: Ein historischer Abriss Der Pionier – Ernst B. Thommen: Der Sport-Toto-Gründer und andere Figuren der Geschichte 26 Gemeinnützig vom ersten Tag an: «Wage und spiele für sportliche Ziele» Sportliche Baudenkmäler der Schweiz: Magglingen, Rotsee, Fussballstadien Die begünstigten Organisationen: Swiss Olympic, Sporthilfe, Schweizerischer Fussballverband und Swiss Football League, Swiss Ice Hockey Federation Toto, Lotto, Joker – was ist was? Ein Überblick über die Spielangebote gestern und heute Die Geschichte der Gesellschaften: ILG, Swisslos, SEVA, Loterie Romande, Intertoto Mit viel Spirit am Werk: Plattformen für Sport und Politik Verteilorganisation und Bindeglied: Direktor Roger Hegi im Interview «Im Einsatz für das Gemeinwohl» Über die vielfältige positive Wirkung des Sports brauchen wir uns hier nicht zu streiten: Wird er gut inszeniert, dann fördert er die Gesundheit, er bildet und integriert und er stärkt den Leistungswillen. Ausserdem fördert der Sport den Zusammenhalt und ist zunehmend ein wirtschaftlicher Faktor. Damit der Sport leisten kann, was die Sportlerinnen und Sportler, die Bevölkerung, die Schweiz von ihm erwarten, benötigt er die Hilfe der Sport-Toto-Gesellschaft. Sie lässt dem Sport einen wichtigen Teil jener Mittel zukommen, die für seine Gestaltung und seine Entwicklung notwendig sind. Die STG kann allerdings nur verteilen, was zuvor in den Lotteriegesellschaften erwirtschaftet worden ist. Deshalb kann nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, dass die STG sich wie bisher in Politik und Gesellschaft für die breite Akzeptanz von Lotteriespielen und Sportwetten einsetzt. Ich danke der STG für ihre Arbeit zugunsten des Schweizer Sports und gratuliere ihr sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Jubiläum. Ueli Maurer, Bundespräsident Meilensteine 1938–2013 30. November 1943 Eintrag der Sport-Toto-Gesellschaft als Verein im Handelsregister Basel 1953 Gründung der Internationalen Interessengemeinschaft der europäischen Sport-TotoGesellschaften (Intertoto) mit Sitz in Basel auf Initiative von Ernst B. Thommen Juli 1958 Bezug des neuen Geschäftssitzes an der Lange Gasse 20, Basel 29. Mai 1963 Einweihung des «Haus des Sports» in Bern, das durch eine Sport-Toto-Stiftung finanziert wurde 1. Juli 1963 Tod des Gründungspräsidenten der STG, Fritz Brechbühl 14. Mai 1967 Tod des Initianten der STG, Ernst B. Thommen 25. Oktober 1968 Beschluss Umstellung Geschäftsjahr auf Kalenderjahr 25. Juni 1969 Gründung der «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» (Mitglieder: Sport-TotoGesellschaft, Interkantonale Landeslotterie (ILL), SEVA Bern, Loterie Romande) 12. Dezember 1933 Gründung der Berner Lotteriegenossenschaft für Seeschutz, Verkehrswerbung und Arbeitsbeschaffung (SEVA) 26. Juni 1937 Gründung der Interkantonalen Landeslotterie (ILL; später ILG) 21. August 1937 Gründung der Loterie Romande (LoRo) 3. Oktober 1937 Erster Basler Fussball-Totalisator (Resultattipp) auf dem Basler Sportplatz Rankhof durch Ernst B. Thommen 5. Oktober 1937 Gründung des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) und der «Sportselbsthilfe» mit Preisausschreiben für Mitglieder über Fussballwetten 24. Oktober 1937 Erstes «Preisausschreiben» der VFLS mit zwölf zu tippenden Fussballspielen 18. August 1938 Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft im Rathaus Basel 4. September 1938 Erster Sport-Toto-Wettbewerb unter dem Dach der STG 17. Juni 1942 Wahl von Ernst B. Thommen zum ersten vollamtlichen Direktor der STG 4 Einer der ersten offiziellen Spielscheine eines Sport-Toto-Wettbewerbs vom 2. Oktober 1938. 7. Oktober 2003 Mai 2004 1. Mai 2004 10. Januar 1970 Erste Ziehung Schweizer Zahlenlotto (später «Swiss Lotto») 13. September 1975 Einführung «Toto-X» 18. Juni 1988 Einführung «Joker» auf allen Spielscheinen Lotto und Toto Herbst 1989 Einführung «Super-Toto» mit der Schweizer Sporthilfe 8. Januar 1997 Erste Ziehung Mittwochs-Lotto Januar 1997 Lancierung Oddset-Sportwette am CS Hallenmasters Basel als Vorläuferin des späteren «Sporttip» 7. Juli 1997 Tag der offenen Tür und Einweihungsfeier sanierter Hauptsitz Lange Gasse 20, Basel 4. August 1997 Inbetriebnahme Kundenverwaltungssystem (KVS) mit 770 000 Kundendaten 10. Juli 2001 Abschluss Projekt «Avanti» mit neuen Terminals und Haupt-Rechenzentrum in Basel Oktober 2001 Einführung «Extra-Joker» 1. Januar 2003 Übergabe des operativen Lotteriegeschäfts durch die STG an Swisslos und Loterie Romande 8. Oktober 2004 April 2006 1. Juli 2006 1. Juli 2007 11. März 2012 18. August 2013 5 Einführung der Sportwette «Sporttip» Einführung «Sporttip one» Amtsübernahme des aktuellen STG-Direktors Roger Hegi Einführung «Euro Millions» in der Schweiz Definitive Einführung Onlinewetten Neues Lotterie- und Wettkonkordat der Schweizer Kantone Abgabe der Bewilligung zur Durchführung von Sportwetten an die Swisslos und die Loterie Romande (Entkopplung von Mittelgenerierung und Mittelverteilung) Volksabstimmung mit 87 Prozent Zustimmung zum bundesrätlichen Gegenentwurf «Für Geldspiele im Dienste des Gemeinwohls» Jubiläum «75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft» Das «Tipstjänst» als Grundlage für das Sport-Toto 6 Körbe, Scheine, Karteien: Das Sport-Toto wusste schnell zu begeistern. In seiner Pionierzeit war die Abwicklung mit viel Handarbeit verbunden. Ein Grossteil davon wurde von den Schreibstuben für Stellenlose in den Schweizer Städten erledigt. A m 21. Juni 1936 spielt die FussballNationalmannschaft der Schweiz im Olympiastadion von Stockholm gegen Schweden. Auf der Tribüne sitzt Ernst B. Thommen, der als Delegationsmitglied des Schweizerischen Fussballverbandes verwundert zur Kenntnis nimmt, dass das Publikum selbst dann in Unruhe gerät, wenn auf dem Feld gar nichts Nennenswertes passiert. Erst später, beim Bankett, erfährt er, dass dieser «verrückte Lärm», wie er ihn selbst nannte, daher rührte, dass am unteren Tribünenrand jeweils Tafeln hochgehalten wurden, auf denen die Resultate des «Tipstjänst» bekannt gegeben wurden. Mit diesem Fussball-Toto seien in Schweden seit der Gründung der «Aktiebolaget Tipstjänst» 1934 viele Millionen Kronen Alles begann an einem Bankett nach dem Fussball-Länderspiel Schweden – Schweiz am 21. Juni 1936. Ernst B. Thommen liess sich von der Idee des «Tipstjänst» sofort begeistern und setzte alle Hebel in Bewegung, um der Idee eines gemeinnützigen SportTotos auch in der Schweiz zum Durchbruch zu verhelfen. Es war ein hürdenreicher, aber letztlich rundum erfolgreicher Weg des Pioniers. für die Unterstützung von Sportverbänden und -anlagen bereitgestellt worden. Von dieser Idee war Thommen sofort begeistert und er sah das Potenzial, sie auch in der Schweiz umsetzen zu können. Trotz der 2:5-Niederlage der Schweizer Fussballer in Schweden reiste Thommen voller Tatendrang zurück in die Schweiz. 7 Die gesetzlichen Hürden Die gesetzlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen in der Schweiz waren im Zusammenhang mit Glücksspielen nicht die besten. In England gab es seit 1921 den kommerziellen «Football-Pool», doch gewerbsmässige Wetten und Glücksspiele in der Schweiz waren gemäss Lotteriegesetz von 1923 nicht zulässig. Thommen, damals Beamter im Basler Baudepartement, blieb gemeinsam mit seinem Mitstreiter Fred Jent, dem Sportredaktor der «National-Zeitung», hartnäckig und fand im basel-städtischen Regierungsrat Fritz Brechbühl bald einen Fürsprecher. Thommen hatte, im Gegensatz zu ausländischen privaten Wettanbietern in Luzern («Football Expert» ab August 1937), Zürich («Sport-General» ab Januar 1938), Bern («Toto-National») oder Neuenburg («Association de Soutien du Football Romand») den festen Willen, sein Modell unter staatliche Aufsicht zu stellen und die Gewinne zweckgebunden dem Sport zurückzuführen. Da die behördlichen Mittel für Sportförderung in jenen schwierigen Zeiten ohnehin knapp waren, fand er schliesslich mit einer offiziellen Eingabe an die Regierung Basel-Stadt am 11. August 1937 und während diversen folgenden Sitzungen Gehör. Das Polizeidepartement fand einen Weg, über kantonale Bestimmungen solchen Fussballwetten die Bewilligung zu erteilen. Das Basler Toto – oder wie man mit 50 Rappen 97.50 Franken gewinnt Um wertvolle Erfahrungen mit dem Fussballwettbetrieb zu sammeln, richtete Ernst Thommen mit dem behördlichen Segen Fritz Brechbühls am 3. Oktober 1937 auf dem Basler Rankhof einen sogenannten Fussball-Totalisator für die beiden Spiele FC Nordstern – FC Concordia und FC Basel – FC Breite im Schweizer Cup ein. Getippt werden musste auf das Halbzeit- und das Schlussresultat der Partien. Die Coupons wurden an Ständen vor dem Stadion verkauft – Thommens Sohn Harry war hier ebenso involviert wie später bei der Auswertung der Coupons in der Mansarde von Thommens Privatwohnung. Nur einer der rund 1200 Wettenden sagte beim ersten Spiel beide Resultate richtig voraus und strich für seinen Einsatz von 50 Rappen eine Gewinnsumme von 97.50 Franken ein. Schon vom ersten Wettbewerb konnten 300 Franken an die Juniorenbewegung des Basler Fussballs überwiesen werden. Beim zweiten Basler Toto, am 17. Oktober 1937, tippten 3000 Leute auf den Ausgang der Meisterschaftspartie FC Basel gegen den FC Bern (auf dem Landhof) und sorgten für Einnahmen von 1500 Franken. Die Gewinnsumme des ersten Wettbewerbs betrug 2000 Franken. Den ersten Rang bei der Premiere mussten sich 14 Tipper teilen, so dass «nur» 71.40 Franken pro Kopf verblieben. Auch die zweiten und dritten Ränge wurden aufgesplittet. Die Verein zur Förderung der Gewinner wurden damals noch fein säuLeibesübungen in der Schweiz (VFLS) Schon zwei Tage nach dem ersten Basler berlich und mit vollem Namen und AdresToto wurde in Bern der schon länger ge- se publiziert. Die Gewinnsumme stieg plante Verein zur Förderung der Leibes- schnell an, zunächst auf 2500 Franken, übungen in der Schweiz (VFLS) gegrün- dann bis zu 10 000 Franken ab dem 20. det. Unter dem Titel «Sportselbsthilfe» Wettbewerb. hatten Ernst B. Thommen und Fred Jent schon zu Beginn der Fussballmeisterschaft 1937/38 mit Wetten beginnen wol- Der «Putzfrauentipp» len, verschiedene Hürden führten jedoch Beim fünften Wettbewerb des VFLS hatzur Verzögerung. Spätestens die Versuche te eine Frau Bühler das Maximum von 48 Punkten (pro richtigen Tipp gabs vier Punkte) erreicht und die Gewinnsumme von 1000 Franken alleine abgeräumt. Der Geschäftsausschuss um Ernst B. Das 1937 Thommen und Emil Alder, Verwalter der begründete Motto Schreibstube für Stellenlose in Basel, die bei der Auswertung der Coupons von An«Wage und spiele fang an wertvolle Dienste leistete, besuchfür sportliche Ziele» te deshalb die Gewinnerin persönlich in sollte über viele ihrem Mietshaus im Kleinbasel. Sie trafen sie im Treppenhaus und erfuhren, dass sie Jahrzehnte Bestand als alleinstehende Frau ihren Lebensunhaben. terhalt mit Waschen und Putzen verdiente, vom Fussball allerdings nicht viel verstehe. Doch in einer Kaffeehalle hatten Tischnachbarn die Coupons ausgefüllt, sie ermit dem Basler Toto legten offen, welches warb sich auch einen und «spickte» links Potenzial hier verborgen lag. Kantonal, in und rechts, was die Experten so getippt Basel-Stadt, hatte man für eine Anpassung haben, veränderte ab und zu einen Tipp, des Polizeigesetzes gesorgt, national je- weil sie ja nicht die selben Voraussagen doch hatte nach wie vor das Lotteriegesetz machen wollte und traf so mehr durch ZuBestand. Der erste Wettbewerb des VFLS fall ins Schwarze. Das war natürlich auch am 24. Oktober 1937 (das dabei begründe- an der folgenden Fasnacht ein beliebtes te Motto «Wage und spiele für sportliche Sujet: Ziele» sollte viele Jahrzehnte Bestand haben) war somit als Preisausschreiben für ‘s het alles nyt gnutzt, Vereinsmitglieder «getarnt». Mit dem d’Putzfrau het butzt! mindestens 50 Rappen teuren Vereinsbeitritt zahlten die Teilnehmer also formell Noch viele Jahre später wurden Zufallsnicht ihren Wetteinsatz, sondern ihre tipps ohne grosse Beachtung der Partien Mitgliedschaft. Die Teilnahmecoupons und ohne Fussballsachverstand als «Putzfür die Wetten auf zwölf Fussballspiele frauen-» oder «Hausfrauen-Tipps» bewurden den Mitgliedern dann gratis abge- zeichnet. geben – sie konnten ihre Tipps am Vortag der Spiele bis 16 Uhr an diversen Ablagestellen in Bern, Zürich und Basel abgeben. Das war der eigentliche Anfang des SportDas berühmte Sport-Toto-Plakat Toto-Wesens in der Schweiz. des Künstlers Herbert Leupin. 8 Die ersten Beiträge an den Sport Rund 815 000 Franken wurden im ersten Jahr des VFLS an Couponverkäufen eingenommen. Die Hälfte wurde als Gewinn ausbezahlt, dazu wurden die Ablagehalter und Rayonvertreter entschädigt. Erstmals gingen Subventionen an die Sportverbände, die zweckorientiert eingesetzt wurden: • Teilnahme der Eishockeynationalmannschaft an der WM in Prag • Expedition des Skiverbandes nach Lahti • Teilnahme des Athletikverbandes an der EM in Paris • Teilnahme des Ruderverbandes an der EM in Mailand Dazu wurden etliche Beiträge an Kurse der Verbände abgegeben. Doch nicht überall fiel das Wirken des VFLS auf positives Echo. Am 17. Januar 1938 mussten Ernst B. Thommen und der Genfer Vertreter der VFLS vor dem Genfer Polizeigericht antreten, um sich wegen Übertretung des Lotteriegesetzes zu verantworten. Die Verhandlung endete jedoch mit einem vollständigen Freispruch. Auch bei der Interkantonalen Lotterie-Genossenschaft (ILG) stiess der VFLS vorerst auf Skepsis, auch deshalb, weil nach wie vor rechtliche Unsicherheit darüber bestand, ob das Wirken des VFLS und die Form ihrer Preis- ausschreiben gemäss Lotteriegesetz nicht doch als verbotenes Glücksspiel zu taxieren seien. Schliesslich setzte der Bundesrat am 10. Mai 1938 mit einem Beschluss den Spekulationen ein Ende. Er unterstellte alle lotterieähnlichen Veranstaltungen, also auch Preisausschreiben und Wettbewerbe über den Ausgang sportlicher Wettkämpfe, dem Lotteriegesetz und verbot diese grundsätzlich ab dem 1. Juli 1938. Er liess aber ein Schlupfloch offen, indem er den Kantonen ein Bewilligungsrecht für Wettbewerbe einräumte, die für gemeinnützige und wohltätige Zwecke veranstaltet würden. Die Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft (STG) Von allen Anbietern im Lande konnte die Sportselbsthilfe den neuen gesetzlichen Bedingungen ab Mitte 1938 am gelassensten entgegensehen. Von Anfang waren ihre Wettbewerbe staatlicher Kontrolle unterworfen und der Reingewinn gemeinnützig eingesetzt worden. Die ILG wusste, Vom ersten Basler Toto am 3. Oktober 1937 über die Vorgängerorganisation des Vereines zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) bis hin zur Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938 im Basler Rathaus (Bild rechts oben). 10 dass sich künftig nur eine gesamtschweizerische Institution um die Toto-Angelegenheit kümmern konnte. Sie selbst wollte in einer neu zu gründenden Organisation mit eigenen Vertretern mitentscheiden können. Als Bewilligungs- und Aufsichtsinstanz sollte die Mehrheit in der neuen Gesellschaft jedoch bei den Kantonen liegen. Am 18. August 1938, um 14.30 Uhr, versammelten sich Kantonsvertreter, Vertreter der ILG, der SEVA, des Schweizerischen Landesverbandes für Leibesübungen (SLL), der Eidgenössischen Turn- und Sportkommission, des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes (SFAV) sowie Ernst B. Thommen als bisheriger Chef des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz im Vorzimmer des Basler Rathauses zur Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft. Die Westschweizer Kantone blieben – mit Ausnahme des Genfer Vertreters Pierre Pittard – fern. Zum ersten Präsidenten der STG wurde Regierungsrat Fritz Brechbühl gewählt, zum Vizepräsidenten Dr. Jakob Brugger, der Chef der ILG. Ernst Thommen übernahm als Delegierter des Vorstandes die (noch nebenamtliche) Geschäftsleitung. Zu Beginn waren 19 Deutschschweizer Kantone und das Tessin in die STG eingebunden, erst 1941/42 folgten Genf, Fri- bourg, Neuchâtel und Waadt sowie das Fürstentum Liechtenstein. Komplett war die STG mit dem Beitritt des Kantons Wallis am 30. September 1943. Im ersten Jahr ihres Bestehens konnten zehn Sportverbände für ihre Olympiavorbereitungen von Toto-Beiträgen von über einer halben 1, X, 2 Mit der Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft gingen einige Verbesserungen im Spielmodus einher. Die Tipper konnten nun in acht Varianten wetten, weiterhin standen zwölf Spiele zur Auswahl, die erstmals mit dem System 1, X, 2 vorausgesagt werden mussten (1 für einen Heimsieg, X für ein Remis und 2 für einen Auswärtssieg). Ausbezahlt wurden zwölf, elf Am 4. September oder zehn Richtige, die Gewinnsumme 1938 fand der erste betrug 50 Prozent der geleisteten Einsätze. Wettbewerb unter dem Am 4. September 1938 fand der erste Wettbewerb unter dem Titel «Sport-Toto» statt. Titel Sport-Toto statt. 60 000 Marken wurden verkauft, schnell 60 000 Marken stiegen die Verkaufszahlen auf rund wurden verkauft. 200 000 Coupons pro Woche. Beim 15. Wettbewerb, am 18. Dezember 1938, gewann erstmals ein Einzelgewinner mit Million Franken profitieren. Doch schon zwölf Richtigen über 10 000 Franken. Ausim zweiten Betriebsjahr geriet die STG bezahlt wurden exakt 13 435.25 Franken. aufgrund des Kriegsausbruchs im Herbst Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 in grosse Nöte. liess die Umsatzzahlen im zweiten BetriebsMehrere Monate lang stand der Betrieb jahr 1939/40 erheblich sinken. Die Mobilider Gesellschaft still, die Einsätze bei den sations-Fussballmeisterschaft strahlte nicht erst ab Mitte November durchgeführten genügend Attraktivität aus, dazu konnten Sport-Toto-Wettbewerben waren schwach. wegen zahlreicher Spielverschiebungen Eine weitere Saison dieser Art hätte das nur sechs der 23 durchgeführten WettbeEnde der Sport-Toto-Gesellschaft bedeu- werbe vollständig abgewickelt werden. ten können. Doch so weit kam es nicht – Viele potenzielle Tipper befanden sich im im Gegenteil. Ab 1940 begann eine grosse Aktivdienst. Doch das hinderte die massgeErfolgsgeschichte. benden Personen nicht, die Entwicklung 11 weiter voranzutreiben. Am 17. Juni 1942 wurde «Gründervater» Ernst B. Thommen zum vollamtlichen Direktor der SportToto-Gesellschaft gewählt, eineinhalb Jahre später wurde die STG ins Handelsregister des Kantons Basel-Stadt eingetragen. Die Sport-Toto-Gesellschaft war längst zur umsatzstarken Institution geworden. Zum zehnjährigen Jubiläum 1948 wurde die anfänglich auf 10 000 Franken limitierte Maximalgewinnsumme in einer Tippkolonne auf 30 000 Franken erhöht. Die TotoGemeinde war auf 285 000 Tipper angewachsen. Schweiz führte im Frühjahr 1938 Wettbewerbe bei den Gerätemeisterschaften der Turner durch. 1946 wurde einmalig ein Lotto im Zusammenhang mit der Radrundfahrt «Tour de Suisse» durchgeführt. In den Jahren 1951 und 1952 gab es zwei Versuchsperioden mit einem «SchützenToto». Getippt werden mussten Resultate der Schweizer Gruppenmeisterschaft. Die fünf durchgeführten Wettbewerbe blieben finanziell hinter den Erwartungen zurück. Immerhin wurde im Zuge der Zusammenarbeit mit den Schützen eine Statutenänderung umgesetzt, die es ermöglichte, aus Sport-Toto-Geldern künftig auch Schiessanlagen zu subventionieren. 1978/79 wurde erstmals ein Ski-Toto Versuche in anderen Sportarten Fussball war beim Sport-Toto von allem durchgeführt. Aus 15 vorgegebenen NaAnfang an die zentrale Sportart – und sie men mussten die ersten sechs Ranglistenist es bis heute geblieben. Immer wieder positionen vorausgesagt werden. Zu Zeiten jedoch wurden Versuche in anderen Sport- von Bernhard Russi, Franz Klammer, Roarten unternommen. Schon der Verein land Collombin und Ken Read wurden zur Förderung der Leibesübungen in der sechs Wettbewerbe bei den Abfahrten von Val d’Isère, Val Gardena, Morzine, Wengen, Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen angeboten. Die Umsätze aus den Versuchswettbewerben blieben aber weit hinter den Erwartungen zurück (sie lagen knapp über 100 000 Franken Einsatz pro Rennen), offenbar war der Modus zu kompliziert. Nach nur einem Winter wurde das Ski-Toto wieder abgeschafft. Im Jahr 1983 wurden erstmals Spiele der Schweizer Eishockeymeisterschaft in die TotoWettbewerbe integriert. Der SEHV wurde dafür fortan mit einem statutarischen Beitrag unterstützt. Das 1958 eröffnete Sport-Toto-Gebäude an der Lange Gasse 20 in Basel (oben links), eine Toto-Auslosung im TV-Studio Leutschenbach (oben rechts) und ein Kiosk alter Prägung (unten). Fussballpausen führen zu Internationalisierung Ein Problem, das sich der Sport-TotoGesellschaft von allem Anfang an stellte, waren die Spielpausen der Fussballmeisterschaften im Sommer und im Winter. Nicht selten mussten Wettbewerbe annulliert werden, weil zu viele Spiele witterungsbedingt verschoben werden mussten. Anfänglich versuchte man, die dadurch verpassten Einnahmen mit sogenannten Goal-Wettbewerben aufzufangen, doch die kamen beim Publikum nur durchschnittlich an. Am 4. Februar 1945 wurde erstmals ein Wettbewerb mit Spielen aus der englischen Liga durchgeführt. Der Versuch gelang, fortan wurde der Winter mit Spielen von der Insel überbrückt – und später auch mit Spielen aus anderen europäischen Ligen, die keine oder eine kürzere Winterpause hatten. Auch im Sommer gab es ein «fussballerisches Loch». Dieses wurde ab Ende der 1950er-Jahre mit der Lancierung verschiedener internationaler Wettbewerbe geschlossen, die in den bis dahin meist spielfreien Sommerwochen angesetzt wurden. Ernst B. Thommen, der Sport-Toto-Direktor, war bei der Umsetzung verschiedener dieser Wettbewerbe an vorderster Front beteiligt, in führender Position beim Messestädte-Cup, dem späteren UEFACup. Die Partie zwischen zwei Städteauswahlen von Basel und London am 4. Juni 1955 gilt als erste Partie eines europäischen Vereinswettbewerbs überhaupt. Thommen persönlich übergab fast drei Jahre später, am 1. Mai 1958, im Camp Nou die «Trophée Noel-Beard» an den Captain des siegreichen FC Barcelona, Joan Segarra. 1961 verhalf Thommen einer Idee des legendären Schweizer Fussballnationaltrainers Karl Rappan zum Durchbruch, der mit dem «International Football Cup», nach seinem Schöpfer auch «Rappan-Cup» In früheren Jahren gab es ein Schützen-Toto, ein Skitoto und auch einen Wettbewerb rund um die Tour de Suisse. Doch diese Formen hatten ein kurzes Leben. genannt, jenen Teams eine sommerliche Spielgelegenheit verschaffen wollte, die weder im Europacup der Meister noch im Messestädte-Cup ein Team stellen konnten. Sechs Saisons lang wurde der «International Football Cup» ausgespielt, um dann 1967 vom Intertoto-Cup abgelöst zu werden. Gespielt wurde in verschiedenen Gruppen in der Sommerpause, der FC Lugano gehörte in der Erstauflage 1967 zu den Gruppensiegern. 1995 wurde das Format geändert zum UEFA Intertoto Cup, der als eine Art Vorqualifikation zum UEFA-Cup an sportlicher Bedeutung gewann. 2008 wurde auch dieses Format eingestellt. Die Schweizer 13 Sport-Toto-Gesellschaft hat über die Intertoto-Organisation die Schweizer Teilnehmer an diesem Wettbewerb regelmässig direkt unterstützt. Die Geschäftssitze Die Anfänge des Sport-Totos in der Schweiz spielten sich im Mansardenzimmer von Gründer Ernst B. Thommen in dessen Privatwohnung ab. Doch spätestens mit der formellen Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938 wuchs der Platzbedarf. In verschiedenen Liegenschaften war die STG in den folgenden Jahren eingemietet, mit dem Umsatz wuchsen auch die Quadratmeter, die die Administration in Anspruch nahm. In kurzen Takten wechselte man von der Eisengasse 10 in Basel in die «Safranzunft» an der Gerbergasse 11, an den Barfüsserplatz, an den Aeschengraben 24 und in die Doppelliegenschaft St. Alban-Graben 5 und 7, an der auch Ernst B. Thommen residierte und in der heute das Antikenmuseum untergebracht ist. Im Juli 1958 schliesslich wurde an der Lange Gasse 20 in Basel ein grosszügiger Neubau in Betrieb genommen, der alle Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen vermochte. Nach einer umfassenden, 13,6 Millionen Franken teuren, Sanierung wurden die Arbeitsplätze am 7. Juli 1997 am neuen, alten Ort wieder eingenommen. Ende August fanden eine Einweihungsfeier und ein Tag der offenen Tür statt. Noch heute sind die «Swisslos» und die Sport-Toto-Gesellschaft an dieser Adresse beheimatet. Der Pionier – Ernst B. Thommen S chon in jungen Jahren präsentierte sich der am 23. Januar 1899 in Basel geborene Ernst B. Thommen als zielstrebiger Macher. Über den FC Breite und den basel-städtischen Fussballverband fand er den Weg in die Gremien des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes (SFAV) und war dort massgeblich an vielen Modernisierungs- und Restrukturierungsmassnahmen beteiligt. Er wusste um die finanziellen Engpässe, die vor dem Zweiten Weltkrieg im Schweizer Sport herrschten und liess sich in Schweden von der Idee des «Tipstjänst» überzeugen. Mit viel Energie und Überzeugungskraft setzte er das Modell einer Sportwette, deren Erlöse gemeinnützig und zweckgebunden für den Schweizer Sport eingesetzt werden, in die Tat um. 1936 schnappte der Basler Baubeamte Ernst B. Thommen bei einem Fussball-Länderspiel der Schweizer Nationalmannschaft in Stockholm die Idee des gemeinnützigen Sport-Toto auf. Gemeinsam mit Fred Jent, Sportredaktor der «National-Zeitung», verhalf er dem Toto in der Schweiz gegen viele Widerstände zum Durchbruch. Thommen war aber auch in vielerlei anderer Hinsicht ein grosser Schweizer Sportpionier. Thommen hatte viele Widerstände zu schaft (STG) gegründet wurde, da hatte überwinden, gesetzliche, behördliche und Thommen die ganze Vorarbeit geleistet, auch gesellschaftliche. Doch er war tief im über den von ihm rund ein Jahr zuvor geInnern vom Erfolgsmodell «Sport-Toto» gründeten «Verein zur Förderung der Leiüberzeugt und kämpfte trotz vieler Rück- besübungen in der Schweiz» (VFLS) bis schläge immer weiter. Als am 18. August hin zum pfannenfertigen Statutenentwurf 1938 in einem Vorzimmer des Basler Rat- und der Spielanleitung für den ersten hauses die Schweizer Sport-Toto-Gesell- Toto-Wettbewerb. 14 15 Thommen wurde 1942, nachdem er bis dahin die Geschäftsführung im Nebenamt besorgt hatte, zum ersten vollamtlichen Direktor der STG und verhalf der jungen Pflanze zu prächtigem Wachstum. Bis zu seinem Tod bei einem Autounfall 1967 in der Birsfelder Hard lenkte er die Geschicke der Gesellschaft und verhalf so dem Schweizer Sport zu nie erwarteten Millionenzuschüssen. Von 1938 bis zu seinem Tod bei einem Autounfall 1967 lenkte Ernst B. Thommen die Geschicke der SportToto-Gesellschaft und verhalf dem Schweizer Sport zu nie erwarteten Millionenzuschüssen. Die Schaffenskraft von Thommen reichte jedoch weit über sein Wirken bei der Sport-Toto-Gesellschaft hinaus. Als Fussballfunktionär übernahm er zwischen 1947 und 1954 das Präsidium des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes und fand schon bald den Weg in die Entscheidungsinstanzen der FIFA. Dort setzte er sich massgeblich für die Reintegration des deutschen Fussballs in den internationalen Spielbetrieb ein und sorgte dafür, dass Deutschland am 22. September 1950 in Stuttgart wieder zu einem offiziellen Länderspiel antreten durfte – selbstredend gegen die Schweiz. Sein grosses Verdienst auf FIFA-Ebene war auch die Vergabe der Fussball-Weltmeis- Präsidenten und Direktoren der Sport-Toto-Gesellschaft Präsidenten 1938–1962 1963–1971 1971–1979 1980–1987 1988–1994 1995–2000 2001–2005 2006–heute Fritz Brechbühl Dr. Emil Steiner Dr. Walter König Dr. Robert Bauder Emil Fischli Jean-François Leuba Jörg Schild Peter Schönenberger terschaft 1954 an die Schweiz. Für diesen Grossanlass übernahm er nicht nur das Präsidium des Organisationskomitees, er sorgte als Sport-Toto-Direktor auch dafür, dass Stadien mit der entsprechenden Kapazität in der ganzen Schweiz entstanden. Am direktesten griff er dabei in Basel ein, wo er nach der Ablehnung des Projektes «Fussballstadion St. Jakob» durch das Stimmvolk massgeblich an der Gründung einer Stadiongenossenschaft und als Präsident der Baukommission auch bei der Umsetzung beteiligt war. Die Fussball-WM 1954 wurde sportlich und wirtschaftlich zur erfolgreichsten Endrunde bis zu jenem Zeitpunkt – und Thommen selbst hatte mit seinen Bemühungen für den Deutschen Fussball-Bund die Basis gelegt, die das «Wunder von Bern», der 3:2-Finalsieg Deutschlands gegen die damals als übermächtig eingestuften Ungarn, überhaupt möglich machte. So ganz nebenbei war Thommen zum Start der WM auch als Gastgeber der Gründungsversammlung der europäischen Fuss- 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Der Lebensnerv des Schweizer Sports» A ls ehemaliger Präsident freut es mich besonders, dass die Sport-Toto-Gesellschaft in diesem Jahr bereits ihr 75-jähriges Bestehen feiern darf. Ohne die STG ginge im Schweizer Sport kaum etwas. Vielmehr noch: Die Lotteriegelder sind der Lebensnerv des Schweizer Sports! Denn davon profitieren allein in unseren 84 Mitgliedsverbänden rund 1,6 Millionen Menschen in mehr als 20 000 Vereinen. Jörg Schild, Präsident Swiss Olympic 16 Direktoren 1938–1967 1967–1971 1972–1988 1988–2004 2004–heute Ernst B. Thommen Ernst Fischer Dr. Ulrich Höch Georg Kennel Roger Hegi ball-Union (UEFA) aufgetreten – und wurde am Jubiläumskongress «50 Jahre FIFA» zum Vizepräsidenten gewählt. Thommen stand auch an der Wiege europäischer Clubwettbewerbe im Fussball. Am 4. Juni 1955 fand zwischen zwei Städteauswahlen von Basel und London das erste Spiel des Messestädte-Cups, dem Vorläufer des UEFA-Cups (heute Europa League), statt. Die Partie galt als erstes Spiel im modernen Europacup. Gemeinsam mit dem legendären Schweizer Nationaltrainer Karl Rappan rief er 1961 auch den Internationalen Fussball-Cup ins Leben, eine internationale Sommermeisterschaft, die dem Sport-Toto in den mageren Sommermonaten zum Aufschwung verhalf. Ernst B. Thommen, den man in der Sportwelt nur «Aetti» nannte, galt zu seinen Zeiten zweifellos als einflussreicher Mann – mit hervorragenden internationalen Kontakten und mit der finanziellen Kraft der Sport-Toto-Gesellschaft im Rücken, deren Gründung 1938 noch heute als fundamentales Ereignis für den Schweizer Sport gilt. Heute profitieren nicht nur der Sport, sondern über die Swisslos-Fonds der Kantone auch kulturelle und soziale Projekte finanziell massgeblich von Thommens damaliger Hartnäckigkeit. Thommen war über drei Jahrzehnte bis zu seinem unverhofften Unfalltod am 14. Mai 1967 der wohl grösste Sportförderer in der Schweiz. Ernst B. Thommen (Bild oben links, hinten sitzend) mit Präsident Fritz Brechbühl (stehend) bei einer STG-Sitzung 1941 im Casino Basel, mit seiner geliebten Jagdhündin «Susi» (rechts oben) und bei einer Intertoto-Sitzung im Rahmen des 25-Jahr-Jubiläums der STG 1963 (unten). 17 Figuren der Toto-Geschichte: Von Brechbühl bis Kennel Fritz Brechbühl D er am 9. April 1897 in Basel geborene Fritz Brechbühl war in seiner Jugend Verdingbub in Schüpfen und absolvierte später in Hölstein eine Uhrmacherlehre. Er engagierte sich als SP- und VPOD-Mitglied auch gewerkschaftlich. Zwischen 1923 und 1935 sass er im Grossen Rat und wurde 1935 in den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt gewählt. Als Polizeidirektor liess er sich von Ernst B. Thommen 1937 von der Idee des Totos begeistern, dessen Erlöse mehrheitlich direkt in den Sport zurückfliessen sollten. Brechbühl war Thommens Fürsprecher in der Basler Regierung, als es galt, Sportwetten auch gegen öffentliche Widerstände durchzusetzen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen zu schaffen. Brechbühl leitete die Gründungsversammlung der Schweizer Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938, wurde zum ersten Präsidenten gewählt und stand der Gesellschaft bis 1962 vor. Er verbrachte 28 Jahre in der Basler Regierung, war ab 1953 zusätzlich Nationalrat und präsidierte zwischen 1950 und 1960 die SP Basel-Stadt. Fritz Brechbühl verstarb am 1. Juli 1963, im Jahr des 25. Geburtstages der Sport-Toto-Gesellschaft. Emil Fischli D er Glarner alt Regierungsrat Emil Fischli stiess 1976 zur Sport-Toto-Gesellschaft, wurde 1978 in den Vorstand und 1980 zum Vizepräsidenten gewählt. 1988 übernahm er das Präsidium der STG für sechs Jahre. In seiner Funktion nahm er auch Einsitz im Vorstand der «Intertoto», deren Europasektion er mitbegründete und präsidierte. Bei seinem Rücktritt als Präsident wurde er zum Ehrenmitglied der STG ernannt. Georg Kennel G eorg Kennel hatte schon viel erlebt im Schweizer Sport, als er 1988 als neuer Direktor zur Sport-Toto-Gesellschaft kam. Als ausgezeichneter Zehnkämpfer trat er Mitte der 1970er-Jahre in den Zentralvorstand des Schweizerischen Leichtathletik-Verbandes ein, den er zwischen 1981 und 1995 während 14 Jahren präsidierte. Nach seiner Amtszeit wurde er, der die grossen Zeiten von Markus Ryffel und Werner Günthör begleitet hatte, zum Ehrenpräsidenten von «Swiss Athletics» ernannt und sass im Zentralvorstand des Schweizerischen Landesverbandes für Sport (SLS). Bei der Sport-Toto-Gesellschaft prägte er einerseits die Einführung des Online-Systems zu Beginn der 1990er-Jahre, später aber auch die grosse Umstrukturierung, die per 1. Januar 2003 zur Übernahme des gesamten operativen Geschäfts durch die Swisslos und die Loterie Romande führte. Kennel war vorübergehend gleichzeitig Chef der neuen Swisslos und der altehrwürdigen Sport-Toto-Gesellschaft. Das machte durchaus Sinn, um den Spagat zwischen den verschiedenen Interessen besser bewältigen zu können. Kennel war am gestaffelten Ende seiner Amtszeiten Mitte 2004 (Sport-Toto-Gesellschaft) und Ende 2005 (Swisslos) froh, dass sich die neue Struktur als eine Lösung erwies, die für alle 20 Kantone der Deutschschweiz und des Tessins den besten Nutzen in Sachen Gemeinnützigkeit innerhalb des Swisslos-Gebietes erbrachte und auch mit den Interessen der Loterie Romande abgeglichen war. Kennel hatte die Geschicke der STG und von Swisslos während insgesamt 16 Jahren massgeblich mitgeprägt. Am 10. Februar 2012 verstarb er 70-jährig an den Folgen einer Krankheit. Fred Jent W ie Ernst B. Thommen gehört auch der Basler Sportjournalist Fred Jent zu den Pionieren des Sport-Totos in der Schweiz. Der Mitarbeiter der «National-Zeitung» sass bei der Gründungsversammlung der STG 1938 mit im Saal, übernahm später jedoch keine Funktion. Stattdessen engagierte er sich vielfältig im Sport, als Präsident des Schwimmverbandes, als Fussballschiedsrichter, als Punktrichter im Boxen und ab 1944 auch im Zentralvorstand des Landesverbandes für Leibesübungen (SLL). Fritz Wagner S eit der Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft 1938 war Fritz Wagner während 42 Jahren ihr Vorstandssekretär. Schon bei der Gründungsversammlung führte er Protokoll und wurde in den Kontrollausschuss gewählt. Über Jahre arbeitete er an der Entwicklung der Sport-Toto-Gesellschaft mit. 1979 wurde er von Walter Baumann abgelöst. Dr. Emil Steiner Ü ber 30 Jahre diente der Zuger Landammann Dr. Emil Steiner der Sport-Toto-Gesellschaft. 1939 als Kantonsvertreter dazugestossen, wurde er ein Jahr später schon in den Vorstand und 1942 zum Vizepräsidenten gewählt. 1963 wurde er als Nachfolger Fritz Brechbühls zum Präsidenten bestimmt. Am 30. Juli 1971 verstarb Emil Steiner. Menschen, die die Sport-Toto-Gesellschaft mitgeprägt haben: Fritz Brechbühl, der erste Sport-Toto-Präsident, Fred Jent, Sportredaktor und Mitinitiant der Toto-Idee in der Schweiz, Jörg Schild, langjähriger STG-Präsident und heutiger Präsident von Swiss Olympic, Georg Kennel, STG-Direktor von 1988 bis 2004, Roger Hegi, der heutige Direktor, und Peter Schönenberger, der heutige STG-Präsident (von oben links nach unten rechts). 18 19 Gemeinnützig vom ersten Tag an D as Sport-Toto war in seiner ersten Saison mit nahezu zwei Millionen Franken Umsatz ein schneller Erfolg. Nach zwei schwierigen Jahren im Umfeld des Zweiten Weltkriegs – bei Kriegsausbruch im Herbst 1939 musste der TotoBetrieb vorübergehend sogar eingestellt werden – begannen die Umsätze jedoch erst in der Spielzeit 1941/42 rasant zu wachsen, 1945/46 wurde erstmals die 10-Millionen-Grenze an Wetteinsätzen übertroffen, 1949/50 waren es bereits über 25 Millionen. Ausbezahlt wurden den Gewinnern von Anfang an 50 Prozent der Einsatzsumme. Der Gewinn der Sport-Toto-Gesellschaft wurde von der ersten Austragung an nach einem vorbestimmten Schlüssel verteilt. 10 Prozent des Reingewinns ging (mit ei- Das früh gefundene Motto «Wage und spiele für sportliche Ziele» war nicht bloss ein Lippenbekenntnis. Die zweckgebundene Verwendung der Sport-Toto-Gewinne für den Sport und die dazu gehörende Infrastruktur war tragendes Element der Idee einer Sportselbsthilfe – auch für die Anerkennung des Sport-Totos bei den Behörden. ner festgesetzten Obergrenze) direkt an band für Leibesübungen (SLL), ab 1977 die Sportverbände, deren Wettkämpfe den Landesverband für Sport (SLS), der Rest zu tippenden Resultaten zugrunde lagen. ging zur zweckgebundenen Verwendung Das war in erster Linie der Schweizerische an die Kantone. Fussball- und Athletik-Verband (SFAV). Das Verhältnis war anfänglich variabel, im Ein fester Anteil der Restgewinnsumme ersten Betriebsjahr gingen 34 Prozent an ging an den Schweizerischen Landesver- den SLL, danach 40, 38 und 28 Prozent, 20 Eröffnungsspiel am 25. April 1954 zwischen der Schweiz und Deutschland im Basler Stadion St. Jakob, das im Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft nur dank eines Darlehens der Sport-Toto-Gesellschaft errichtet werden konnte. der Rest jeweils an die Kantone. Im fünften Betriebsjahr (1942/43) ging man zu jenem festen Schlüssel über, der sich danach über Jahrzehnte bewähren sollte. Nach Abzug der Betriebskosten und den statutarischen Zuwendungen an den Fussballverband sowie in die Reserven wurden 25 Prozent des Reingewinns an den SLL und 75 Prozent an die Kantone verteilt. Für die einzelnen Kantone wurden die Beiträge hälftig nach ihrer Wohnbevölkerung und der in ihrem Gebiet getätigten Totoeinsätze aufgeschlüsselt. Im SportToto-Ausschuss des Schweizerischen Landesverbandes für Sport sassen paritätisch Vertreter der Sport-Toto-Gesellschaft, die damit direkten Einfluss auf die Verteilung der zugesprochenen Gelder nehmen konnten. 95 Millionen nach 20 Jahren Zusätzlich unterstützte die STG markante sportliche Bauvorhaben auch direkt in Form von Darlehen oder Krediten, die danach über die ordentlichen Kantonsbeiträge der folgenden Jahre amortisiert werden konnten. Beim 20-Jahr-Jubiläum 1958 hatte die STG bereits 95 Millionen Franken an Gewinn ausgeschüttet, 64 Millionen an die Kantone, 19 Millionen an den SLL, sechs Millionen direkt an diverse Stadionbauten und noch einmal fünf Millionen an die Sport- und Kurszentren Magglingen und Mürren. Der Fussballverband profitierte mit statutarischen Beiträgen von 1,3 Millionen Franken. Beim 50-Jahr-Jubiläum der STG 1988 war beinahe die Milliardengrenze erreicht. 653 Millionen Franken waren bis dahin an 21 die Kantone geflossen, über 200 Millionen an den SLS (vormals SLL), über 60 Millionen an die Verbände, zu denen sich neben dem Fussballverband ab 1983 auch der Schweizerische Eishockeyverband (SEHV) und ab 1985 die Schweizerische Sporthilfe gesellten. Dazu flossen rund 30 Millionen an Abgaben, Gebühren und Steuern an die Behörden. Verschiebung mit dem Zahlenlotto Mit Einführung des Schweizer Zahlenlottos am 10. Januar 1970 verschoben sich die Spielvorlieben der Schweizer auf einen Schlag. Es war abzusehen, dass der aufwendiger auszufüllende Totozettel gegenüber dem einfachen Glücksspiel Lotto an Beliebtheit einbüssen würde. Gustav Wiederkehr, der damalige Schweizer Präsident der Europäischen Fussball-Union UEFA, hatte grossen Anteil am positiven Ausgang der Verhandlungen der verschiedenen Involvierten, der Interkantonalen Lotterie-Gesellschaft (ILG), der Loterie Romande, der SEVA Bern und der SportToto-Gesellschaft (STG), um eine Besitzstandsgarantie für die bisher an die Kantone und die Sportverbände ausgeschütteten Toto-Gelder. Ein Vertrag mit der «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» beinhaltete eine Garantie, dass allfällig entstehende Gewinneinbussen im Toto gedeckt werden sollten. Die Sport-Toto-Gesellschaft ihrerseits wurde mit der technischen Abwicklung des Lottos beauftragt und partizipierte fortan mit einem fixen Anteil von 25 Prozent am Gewinn des Zahlenlottos. Wie sehr das Zahlenlotto die Beteiligung am bisher exklusiven Sport-Toto beeinträchtigte, zeigt eine Zusammenstellung aus dem Geschäftsbericht 1971. Im Jahr 1969 wurden im noch konkurrenzlosen Sport-Toto über 70 Millionen Franken umgesetzt. Im ersten Lottojahr 1970 ging der Umsatz um beinahe die Hälfte auf 38 Millionen Franken zurück. Und wiederum ein Jahr später kam das Sport-Toto noch auf 29 Millionen Franken und verlor weitere 27 Prozent an Umsatz. So dramatisch dieser Einbruch war, der Mehrumsatz im Lotto kompensierte die Ausfälle im Toto um ein Vielfaches. Schon im ers- Im ersten Lottojahr 1970 ging der Umsatz im Sport-Toto von 70 Millionen Franken um beinahe die Hälfte zurück. Doch der Mehrumsatz im Lotto kompensierte die Ausfälle. ten Lottojahr wurden 140 Millionen Franken umgesetzt, gemeinsam mit SportToto brachte man es auf Erlöse von nahezu 180 Millionen, mehr als doppelt so viel wie im letzten reinen Totojahr 1969. Neue Spielformen Diese Entwicklung sollte sich in diesem Stil fortsetzen, zusätzlich begünstigt durch die Einführung des Toto-X im Jahr 1975, dem Jackpot-System in Toto und Lotto und weiteren attraktiven Neuerungen. Bis ins Jahr 2000 hatte sich der Gewinnanteil gegenüber 1970, dem ersten Lottojahr, für die Kantone, den SLS und die Sportverbände mehr als verdreifacht. Dann, ab dem 1. Januar 2003, wurde der Spiel- und Wettbetrieb in der Schweiz komplett neu organisiert, die Sport-TotoGesellschaft gab ihre operative Tätigkeit zugunsten der neuen Gesellschaft «Swisslos» auf, für die Romandie übernahm die «Loterie Romande» die operative Führung. Doch die Sport-Toto-Gesellschaft behielt ihren Status als Instanz zur Gewinnzuteilung an die Sportverbände, die seit 2003 nach einem neuen, noch klareren Schlüssel geregelt ist. Die folgenden Tabellen zeigen Einsatzsummen und Gewinnverteilung in den Jahren zwischen 1938 und 2002, als die Sport-Toto-Gesellschaft operativ verantwortlich war. Einsatzsummen im Sport-Toto, Toto-X und Super-Toto 1938–2002 Toto-X Super-Toto 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1938/39 1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1945/46 1946/47 1947/48 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52 1952/53 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65 1965/66 1966/67 1967/68 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Millionen Sport-Toto 22 23 2002 SLL/SLS/SO 2001 Joker 2000 1999 1998 Lotto 1997 1996 1938/39 1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1945/46 1946/47 1947/48 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52 1952/53 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65 1965/66 1966/67 1967/68 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Millionen Kantone 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1976 1975 1974 1973 1972 1971 1970 Millionen Gewinnanteile Kantone, SLL/SLS/SO* und Verbände 1938–2002 Verbände 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 * SLL = Schweizerischer Landesverband für Leibesübungen; SLS = Schweizerischer Landesverband für Sport; SO = Swiss Olympic Einsatzsummen im Schweizer Zahlenlotto, Joker und Extrajoker 1970–2002 Extra-Joker 700 600 500 400 300 200 100 0 Einsatzsummen in den verschiedenen Wettbewerben 1938–2002 Jahr 1938/39 1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1945/46 1946/47 1947/48 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52 1952/53 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65 1965/66 1966/67 1967/68 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Sport-Toto 1 972 000 595 000 1 394 000 3 461 000 6 012 000 7 243 000 8 126 000 10 416 000 11 689 000 13 383 000 18 347 000 25 810 000 26 878 000 30 309 000 30 411 000 32 332 000 33 043 000 38 514 000 83 356 000 37 401 000 36 066 000 39 343 000 48 146 000 49 031 000 50 829 000 52 591 000 60 916 000 68 699 000 64 157 000 63 038 000 32 056 000 70 724 000 38 622 000 29 842 000 26 583 000 25 251 000 26 701 000 25 752 000 21 074 000 19 970 000 17 392 000 17 729 000 16 407 000 15 139 000 13 830 000 16 084 000 17 232 000 17 032 000 18 096 000 21 318 000 20 881 000 24 569 000 25 056 000 26 236 000 23 351 000 26 224 000 27 409 000 29 832 000 31 367 000 26 404 000 29 607 000 28 570 000 27 775 000 25 710 000 26 390 000 1 839 723 000 Toto-X 6 281 000 13 696 000 20 303 000 22 819 000 17 614 000 15 501 000 14 843 000 22 289 000 23 846 000 27 087 000 31 150 000 27 763 000 27 022 000 23 324 000 26 607 000 23 894 000 21 682 000 18 749 000 22 025 000 22 296 000 19 447 000 18 583 000 13 002 000 24 427 000 10 564 000 11 020 000 15 190 000 8 708 000 549 732 000 Super-Toto 4 175 000 3 769 000 4 002 000 3 988 000 5 386 000 5 223 000 5 502 000 5 509 000 5 365 000 6 132 000 5 772 000 6 562 000 5 861 000 67 246 000 24 Lotto 140 325 000 155 367 000 157 092 000 192 405 000 197 737 000 198 212 000 190 820 000 192 314 000 182 854 970 229 756 000 245 280 000 278 670 000 290 009 000 315 069 000 302 128 000 312 884 000 334 889 000 393 461 000 400 000 000 363 209 000 502 389 000 426 755 000 459 977 000 426 755 000 427 580 000 453 067 000 463 020 000 693 866 000 620 088 000 679 867 000 620 010 000 592 104 000 554 685 000 11 992 644 970 Joker 28 937 000 45 798 000 58 586 000 49 947 000 52 005 000 52 759 000 55 301 000 60 800 000 67 275 000 105 542 000 98 044 000 105 602 000 99 819 000 97 768 000 86 527 000 1 064 710 000 Extra-Joker 7 723 000 42 120 000 49 843 000 Gewinnanteile Kantone, SLL/SLS/SO und Sportverbände 1938–2002 Jahr 1938/39 1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1945/46 1946/47 1947/48 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52 1952/53 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65 1965/66 1966/67 1967/68 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Kantone SLL/SLS/SOV/SO 265 000 144 000 15 600 8 400 106 533 50 133 558 720 217 280 1 050 000 300 000 1 275 000 425 000 1 275 000 425 000 1 500 000 500 000 1 800 000 600 000 2 025 000 675 000 2 700 000 900 000 5 350 000 1 250 000 4 050 000 1 350 000 4 672 125 1 557 375 5 041 650 1 680 550 4 800 000 1 600 000 5 100 000 1 700 000 9 550 000 1 850 000 5 700 000 1 900 000 7 700 000 1 900 000 9 700 000 1 900 000 5 700 000 1 900 000 6 000 000 2 000 000 10 385 000 2 100 000 6 300 000 2 100 000 11 500 000 2 500 000 9 000 000 3 000 000 10 500 000 3 500 000 10 500 000 3 500 000 11 026 000 3 704 000 5 400 000 1 800 000 11 250 000 3 750 000 22 500 000 6 000 000 18 000 000 6 000 000 18 000 000 6 000 000 19 500 000 6 500 000 26 250 000 6 500 000 19 500 000 6 500 000 26 250 000 6 500 000 19 500 000 6 500 000 25 125 000 8 140 000 24 000 000 8 000 000 24 000 000 8 000 000 31 125 000 10 375 000 29 250 000 9 750 000 30 750 000 10 250 000 34 500 000 11 500 000 35 250 000 11 750 000 36 000 000 12 000 000 39 000 000 13 000 000 36 780 000 12 260 000 40 598 000 13 533 000 42 848 000 14 283 000 42 848 000 14 283 000 43 598 000 14 533 000 42 098 000 14 033 000 42 098 000 14 033 000 42 741 000 14 247 000 44 601 000 14 867 000 53 582 700 17 861 000 52 854 000 17 618 000 57 663 000 19 221 000 59 122 000 19 707 000 61 210 000 20 403 000 54 185 000 18 620 000 1 367 122 328 443 553 738 Sportverbände 40 409 4 584 29 505 40 000 40 000 60 000 60 000 64 000 60 000 66 600 90 000 93 200 90 000 115 500 125 800 90 000 90 000 570 000 570 000 570 000 570 000 580 000 882 587 933 042 944 508 1 486 675 1 665 811 1 806 941 1 854 230 1 671 000 734 029 1 650 657 1 800 000 1 800 000 1 800 000 1 800 000 1 800 000 1 800 000 2 000 000 2 000 000 2 000 000 2 000 000 2 000 000 2 000 000 2 100 000 2 611 000 2 808 000 4 586 000 4 277 000 4 276 000 3 574 000 4 618 000 4 127 000 3 844 000 4 730 000 4 408 000 4 380 000 4 808 000 4 448 000 4 392 000 4 509 000 4 557 000 4 566 000 4 312 000 4 992 000 127 372 078 25 Hinweise zu den Tabellen Einsatzsummen Das Geschäftsjahr der Sport-Toto-Gesellschaft entsprach anfänglich der Fussballsaison (1. Juli bis 30. Juni). Erst 1968 wurde auf das Kalenderjahr umgestellt. Die Zahlen für das Jahr 1968 entsprechen deshalb nur einer Halbjahresperiode (zweite Jahreshälfte). Gewinnverteilung SLL = Schweizerischer Landesverband für Sport (ab 1938) SLS = Schweizerischer Landesverband für Sport (ab 1977) SOV = Schweizerischer Olympischer Verband (ab 1997) SO = Swiss Olympic (ab 2001) Verbände Bis 1982 wurde statutarisch nur der Schweizerische Fussball- und Athletikverband (SFAV, ab 1958 nurmehr SFV) direkt begünstigt (als «Lieferant» der Toto-Spiele), ab 1983 zusätzlich der Eishockeyverband, ab 1985 zusätzlich die Schweizer Sporthilfe (teilweise über Gewinnanteile aus dem Super-Toto). Sportliche Baudenkmäler der Schweiz 26 Zwei Grossprojekte für das Sport-Toto Mitte des 20. Jahrhunderts: Die Eidgenössische Sportschule in Magglingen mit der Statue am Lärchenplatz, dem Brasil-Haus, dem Schwimmbad und der Boxhalle sowie das Fussballstadion St. Jakob mit dem Haupttribünengebäude in der Innen- und Aussenansicht (von links nach rechts). D ie Idee zur Errichtung einer zentralen Anlage für die Sportlehrer- und Leiterausbildung und einer sportlichen Hochschule bestand schon im späten 19. Jahrhundert, doch erst zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie konkretisiert. Am 3. März 1944 ermächtigte der Bundesrat das Eidgenössische Militärdepartment (EMD) zum Bau der ersten Etappe einer Eidgenössischen Turn- und Sportschule. Die 1947 eröffnete Anlage in Magglingen hoch über dem Bielersee sorgte erstmals für eine umfassende Sportlehrer- und Trainerausbildung in der Schweiz. Sie war, hervorgegangen aus der 1942 eingerichteten Eidg. Zentralstelle für militärischen Vorunterricht, Turn-, Sportund Schiesswesen, anfänglich stark militärisch orientiert. Zur gemeinsamen Trä- Gelder aus dem Sport-Toto halfen mit, einige markante Sportbauten in der Schweiz zu realiseren. Zu den historischen Stätten gehören die Sportschulen und Kurszentren in Magglingen, Mürren, Tenero und Kandersteg, aber natürlich auch fast alle Fussballstadien, die im Hinblick auf die WM 1954 errichtet oder ausgebaut worden waren. gerschaft von Bund, Stadt Biel und dem Landesverband für Sport trug auch die Sport-Toto-Gesellschaft mit Unterstützungsbeiträgen in der Höhe von 2,75 Millionen Franken bei. Der Erfolg der Eidgenössischen Turnund Sportschule (ETS) war überwältigend und schon drei Jahre nach der Eröffnung ergaben sich erste Engpässe. Dazu 27 kam, dass neben Kursen für die Leiterausbildung auch vermehrt Sportler die Anlagen nutzen wollten, zum Teil aber nicht international konforme Bedingungen vorfanden. Zudem benötigte der Schweizerische Fussballverband (SFV) als Organisator der Fussball-WM 1954 zusätzliche Unterkunftsmöglichkeiten für die Gastmannschaften. So boten die Sport-Toto- 28 genössischen Turnverbandes (ETV) trug der Sport-Toto-Ausschuss wiederum einen Betrag von 2,1 Millionen Franken bei. Seit 1999 ist die ehemalige ETS als Fachhochschule für Sport reorganisiert und umfasst auch das Bundesamt für Sport (BASPO). Seit 2005 ist das sportwissenschaftliche Institut angegliedert. Der ganze Magglinger Komplex firmiert heute als «Eidgenössische Hochschule für Sport Gesellschaft und der Schweizerische Lan- Magglingen». desverband für Leibesübungen (SLL) Hand für die Ausbauphase ab 1950. Diese beinhaltete eine 400-Meter-Leichtathle- SLL-Kurszentrum Mürren tikanlage am «End der Welt» sowie ein Magglingen war eine Erfolgsgeschichte, konformes Fussballfeld und zusätzliche doch diese Stätte war primär auf die BeUnterkünfte, das sogenannte «Dörfli». dürfnisse der Sommersportarten ausgeNoch einmal flossen 2,72 Millionen Fran- richtet. 1952 ergab sich die Gelegenheit, in ken an Sport-Toto-Geldern. Die ersten Mürren ein Kurszentrum für den WinterGäste in den neuen Unterkünften waren sport zu erstellen. Das Zentrum in Mürwährend der WM 1954 die brasilianische ren wurde im Gegensatz zu Magglingen, und die schweizerische Fussball-National- das unter «militärischer» Obhut des EMD mannschaft. Mehr und mehr wurde stand, vom Schweizerischen Landesver«Magglingen» auch zur Forschungsstätte band für Leibesübungen verwaltet und der Sportwissenschaftler; ein entspre- ausschliesslich aus Sport-Toto-Geldern fichendes, am 31. Mai 1967 eröffnetes Insti- nanziert. 2,1 Millionen Franken reichten tut wurde vom Sport-Toto-Ausschuss mit damals, um das an schönster Lage vor 2,7 Millionen Franken finanziert. Dazu Gspaltenhorn und Bütlassen errichtete kamen später ein neues Schulungsgebäude Kurszentrum aufzubauen, das im Winter sowie 1976 die Grosssporthalle «End der den Schnee- und Eissportarten diente und Welt». Zur Jubiläumssporthalle des Eid- im Sommer zusätzlich dem Tennis. Unterstützung im Grossen und im Kleinen: die Kletterwand am Sportzentrum Schauenburg in Liestal, das Haus des Sports in Bern, das «Stade olympique de la Pontaise» in Lausanne, das SLL-Kurszentrum in Mürren (oben von links nach rechts) und die Eisbahn Dolder in Zürich (unten links). 29 Die Fussballstadien für die WM 1954 Die Fussball-Weltmeisterschaft 1954 sollte in der Schweiz stattfinden. Ernst B. Thommen, der Sport-Toto-Direktor, hatte dank seinen engen Beziehungen innerhalb der FIFA keinen geringen Anteil daran. Die Sport-Toto-Gesellschaft war massgeblich daran beteiligt, dass die verschiedenen Stadionprojekte in der Schweiz realisiert werden konnten. In Basel war eine öffentlich-rechtliche Finanzierung des geplanten Fussballstadions St. Jakob an der Urne gescheitert, Thommen gründete danach eine Genossenschaft, die dank einem Darlehen über 1,5 Millionen Franken aus dem Sport-Toto sowie einem Baurechtsvertrag mit dem Kanton Basel-Stadt das redimensionierte Stadionprojekt innerhalb nur eines Jahres doch noch auf privater Basis finanzieren und realisieren konnte. Auch zum Neubau des Stadions Wankdorf, der späteren Stätte des «Wunders von Bern» mit dem Weltmeistertitel Deutschlands, trug die Sport-Toto-Gesellschaft 1,22 Millionen Franken bei. Weitere 1,5 Millionen Franken flossen nach Lausanne zum Ausbau der bisherigen Pontaise zum neuen «Stade olympique» und 260 000 Franken wurden für die Kapazitätserweiterung und Modernisierung der Genfer «Charmilles» aufge- bracht. Schon 1951 wurde auch das sechste WM-Stadion, das «Cornaredo» in Lugano, mitfinanziert, das jedoch bei der Endrunde nur ein einziges Vorrundenspiel beherbergte. In all diesen Stadien erlebte die Fussballwelt 1954 die bis dahin wirtschaftlich erfolgreichste WM – mit legendären Spielen auch der Schweizer Auswahl, die im Achtelfinal Italien zu bezwingen vermochte und im Viertelfinal in der Hitzeschlacht von Lausanne Österreich mit 5:7 unterlag. Bis heute ist das die trefferreichste Partie, die eine WM-Endrunde je erlebt hat. Aus dem Sport-Toto mitfinanziert wurden jedoch nicht bloss die WM-Stadien – auch andere traditionsreiche Sportanlagen wie etwa die Gurzelen in Biel, das Neufeld in Bern oder das Kleinholz in Olten profitierten massgeblich von der Unterstützung. Eisbahn Dolder, Zürich Die 1930 erbaute Kunsteisbahn Dolder ist Weltmeister wurde Kanada. Von 1930 bis durchgeführt. Der erste Anlass war eine mit rund 6000 Quadratmetern Eisfläche 1950 war die Dolder-Eisbahn Heimspiel- Schweizer Meisterschaft, schon ein Jahr bis heute die grösste ihrer Art in Europa. stätte des ZSC, der danach ins Hallenstadi- später fand die erste Europameisterschaft Im Hinblick auf die Eishockey-Weltmeis- on wechselte. Auch die Eishockeysektion statt. Viermal wurden auf diesem Gewästerschaften 1939 wurde die Eisbahn mit der Grasshoppers war hier ab 1932 behei- ser die Ruderweltmeister ermittelt, 1962 Sport-Toto-Geldern den Anforderungen matet. Bekannt ist die Dolder-Eisbahn war die Premiere der Welttitelkämpfe mit des Turniers angepasst. Am Turnier, das aber vor allem auch als Breitensport- und 45 000 Zuschauern am Finaltag. 1973, 1982 und 2001 folgten weitere Weltmeiszur Hälfte auf der Kunsteisbahn Margare- Vergnügungsanlage für die Bevölkerung. terschaften. Aus Sport-Toto-Geldern then in Basel ausgetragen wurde, setzte wurden die notwendigen Ruderanlagen sich die Schweiz im Entscheidungsspiel und Gebäude mitfinanziert, die Betreuung um Platz 3 gegen die Tschechoslowakei Ruderzentrum Rotsee durch und wurde so Sieger der in diese Seit 1933 werden in der natürlichen Arena der Anlage wurde dem Regattaverein LuWM integrierten Europameisterschaft. des Rotsees bei Luzern Ruderregatten zern übertragen. Nach der Nichtberücksichtigung bei der Vergabe der WM 2011 sind derzeit Pläne in Bearbeitung, den 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! Rotsee als internationalen, traditionellen Rudersportgastgeber zu erhalten und die Infrastruktur, insbesondere mit einem Neubau des Rudersportzentrums, den moch möchte im Rahmen dieses Jubiläums der Sport-Totodernen Bedürfnissen anzupassen. Gesellschaft und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein grosses Dankeschön aussprechen. Mit ihrem unerHaus des Sports müdlichen und grosszügigen Einsatz für die Schweizer Zwischen 1961 und 1963 entstand an der Sportlandschaft öffnet die STG für viele Sporttreibende Laubeggstrasse 70 in Bern nach den Pläin der Schweiz Türen, die sonst verschlossen geblieben nen des Architekten Vincenzo Somazzi wären. Auch dank dieser tatkräftigen Unterstützung könein Verwaltungszentrum für den Sport. nen unsere Eishockey-Junioren zu Vizeweltmeistern herAm 29. Mai 1963 wurde die Schaltzentraanreifen! Ich danke für die Partnerschaft – gemeinsam sind wir stark, in der le eröffnet, die von Anfang an Sitz des Gegenwart und in der Zukunft. Schweizerischen Landesverbandes für Leibesübungen (SLL) war, der 1977 zum Marc Furrer, Präsident Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) Schweizerischen Landesverband für Sport «Türöffner für viele Sporttreibende» I 30 (SLS) wurde und sich 1997 mit dem früheren, 1912 gegründeten Schweizerischen Olympischen Comité (SOC) und dem 1966 gegründeten Nationalen Komitee für Elitesport (NKES) zum Schweizerischen Olympischen Verband (SOV) zusammentat. Seit 2001 firmiert die Organisation als Swiss Olympic und hat ihren Sitz seit 2007 im neuen Haus des Sports in Ittigen. In den 1960er-Jahren hatte auch der europäische Fussballverband UEFA seinen offiziellen Sitz im Haus des Sports. Sie zog 1974 in ein eigenes Gebäude an der Jupiterstrasse 33 in Bern und 1999 an ihr neues, feudales Domizil in Nyon am Genfersee. Finanziert wurde der Bau des Haus des Sports damals massgeblich durch Beiträge aus dem Sport-Toto, zum Teil auch aus einer 1946 geschaffenen Gewinnausgleichsreserve. Unter dem Präsidium des Berner Regierungsrates Walter Siegenthaler wurde zur Durchführung des Bauvorhabens eine Stiftung der Sport-Toto-Gesellschaft gegründet, die anfänglich mit 6,87 Millionen Franken Sport-Toto-Geldern geäufnet wurde. Zu den Nutzern des Haus des Sports gehörten zunächst auch der Schweizerische Fussballverband (SFV) und seine Nationalliga (heute Swiss Football League), die mittlerweile im eigenen 31 Das Ruderzentrum auf dem Rotsee geniesst seit vielen Jahren Weltruf. Es wurde dank Sport-Toto-Geldern auf internationale Standards ausgebaut. 1962 fand hier die erste Ruder-WM statt, bald soll es modernisiert werden (oben das geplante neue Zielhaus). «Haus des Fussballs» in Muri domiziliert sind. Der Schweizerische Tennisverband (heute Swiss Tennis) als Nutzer der ersten Jahre im Haus des Sports hat seine Geschäftsstelle und sein nationales Leistungszentrum heute in Biel. Seit 2007 ist Swiss Olympic mit derzeit 15 Mitgliedsverbänden in einem zweckmässigen Neubau des Haus des Sports untergebracht. Noch immer wird das Haus von einer Stiftung geführt, in der Sport-TotoPräsident Peter Schönenberger den Vorsitz hat und auch Direktor Roger Hegi sowie Jean-Pierre Beuret, Präsident der Loterie Romande, als weitere Vertreter der SportToto-Gesellschaft Einsitz haben. Bundesrat Adolf Ogi und Willy Sahli den Bau einer neuen Skisprunganlage – konzipiert als Nationales Nordisches Skizentrum. Bereits am 1. September 1979 erleb- für Sport aufgebracht. Der Skiverband sicherte sich mit seinem finanziellen Beitrag das Recht, dass seine Kaderathleten kostenfrei auf der Anlage trainieren konnten. Die Grossschanze erhielt den Namen «Lötschberg», die kleinere hiess «Blüemlisalp». Dazu gab es eine kleine EinsteigerWie vor 36 Jahren ist schanze. Es war eine luxuriöse Anlage für auch diesmal Adolf Ogi jene Zeit, ausgestattet mit Eisspuren im eine der treibenden Anlauf, ferngesteuerten Sprinkleranlagen, Kräfte hinter dem Flutlicht und einem Betriebsgebäude. Alle Erneuerungsbau des 1979 Schanzen waren auch sommertauglich, angegliedert war das Langlaufzentrum Nationales Nordisches Skizentrum eröffneten Nationalen Kandersteg mit 55 km Loipen. Kandersteg Nordischen Skizentrums 2007 wurden die Schanzen durch die FIS Wer früher in Kandersteg von der Skiaus Sicherheitsgründen nicht mehr lizensprungschanze abhob, der segelte in Richin Kandersteg. ziert. Nun steht die Finanzierung für den tung Bahnhof – und der Auslauf führte Um- und Ausbau über 5,6 Millionen sogar durch eine Bahnunterführung. Ziemlich abenteuerliche Verhältnisse, die ten die neuen Sprungschanzen mit einem Franken. Wie vor 36 Jahren ist auch diesmit dem Ausbau der Verladestation am Eröffnungsspringen ihre Bewährungspro- mal Adolf Ogi eine der treibenden Kräfte Nordportal des Lötschbergtunnels zu be. 70 Prozent der 2,8 Millionen Franken hinter dem Erneuerungsprojekt. Schon Ende waren. 1977 initiierten der damalige Investitionskosten wurden von Sport-Toto 2014 soll im neuen NNSK gesprungen Direktor des Skiverbandes und spätere und vom Schweizerischen Landesverband werden. 32 33 Die eigene Informationshoheit A uf einem der ersten Mitteilungsblätter des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) namens «Sportselbsthilfe» werden die Teilnehmer im Winter 1937/38 aufgefordert, sich die richtige Tippreihe bei der Telefonauskunft Nr. 11 zu besorgen. So übernahm die Sportinformation die Resultatübermittlung an die Telefonhauptzentrale in Zürich, dort wurden sie an die regional organisierten Auskunftsstellen verteilt und den Anrufern im persönlichen Gespräch mitgeteilt. Erst später erfolgte die Umleitung auf ein Tonband. Nach einiger Zeit wurde der mechanisierte Dienst über die 160er-Nummern eingeführt, die Nummer 164 vermittelte Sport- und eben Toto-Resultate. Kommunikation war von der ersten Stunde an ein zentraler Punkt für die erfolgrei- Schon mit den ersten Toto-Wettbewerben erfolgte die Kommunikation über eine eigene Zeitschrift. Später wurde der «Tip» unter Max Ehinger und Max Pusterla zu einer wichtigen Sportstimme in der Schweiz – die Publikation stand der Sport-Toto-Gesellschaft strukturell und inhaltlich sehr nahe. che Entwicklung des Sport-Totos. Das Mitteilungsblatt der VFLS erschien nach der Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft am 26. August 1938 erstmals offiziell unter dem neuen Titel «Sport-Toto – Wochenzeitung für Sport, Gesundheit und Körperpflege». Das Blatt wurde noch von Geschäftsführer Ernst B. Thommen und Alfred Kaltenbach (Kürzel: -ch.) 34 in Eigenregie herausgegeben und mit einem simplen «Adressographen» von Hand mit den Empfangsadressen versehen. Mit der Zeit erfolgte der Beizug von Fachleuten wie Arnold Wehrle von der Sportinformation oder Dr. Hans Rudolf Schmid. Jubiläumsausgabe der Zeitschrift «Tip» vom November 1969. 35 1943/44 wurde die «Sport-Toto-Zeitung» in ein selbstständiges Unternehmen ausgegliedert (Verlag Sport-Illustrierte AG) und stark professionalisiert. Als Glücksgriff erwies sich die Anstellung von Max Ehinger als hauptamtlicher Redaktor. Er entwickelte sich, anfänglich noch an der Seite des ehemaligen Schweizer Nationalspielers Dr. Ernst Kaltenbach, zu einer gewichtigen Stimme in der Schweizer Fussballlandschaft. Ehinger pflegte eine enge Beziehung zu Sport-Toto-Direktor Ernst B. Thommen und begleitete diesen auf vielen Auslandsreisen im Auftrag der nationalen und internationalen Fussballverbände. Kaltenbach, genannt «Pfupf», schrieb ausserdem für das renommierte deutsche Fachblatt «Kicker» über den Schweizer Fussball. Am 31. Oktober 1944 erschien die «SportToto-Zeitung» erstmals unter dem neuen Titel «Tip». Nachdem die frühere «SportIllustrierte» eingegangen war, verblieb der «Tip» als einzige reich bebilderte Sportzeitung der Schweiz, die jede Woche herausgegeben wurde und wie ihre Vorgängerin einen umfassenden Statistikteil rund um die aktuellen Sport-Toto-Wettbewerbe beinhaltete. Um das Toto-Fieber auch in der Westschweiz und im Tessin hochzuhalten, wurden von der Sport-Toto-Gesellschaft auch die «Semaine sportive» (Redaktion: H.L. Bonardelly) und der «Eco dello Sport» (Redaktion: Elvezio Andreoli) übernommen. Die STG verfügte mit der 1952 eröffneten und von Dr. Harry Thommen geführten Kirschgarten-Druckerei über eine hauseigene Printfirma, genoss so durchaus eine 36 Die Auskunft «11» gab anfänglich telefonisch Auskunft über die Toto-Gewinnkolonne (Plakat linke Seite unten). Die bald lancierte Sport-Toto-Zeitung (diese Seite unten) wurde in der Pionierzeit noch mit einer simplen Adressiermaschine verschickt (linke Seite, links). Der «Tip», beliebte Lektüre auch im Coiffeursalon (links) wurde wie die Sport-Toto-Spielscheine (linke Seite, oben) über lange Jahre in der Kirschgartendruckerei produziert. gewisse Publikations- und Informationshoheit über ihr Wirken und sorgte indirekt dafür, dass Konkurrenzprodukte wie die am 24. August 1946 erstmals erschienene Zeitschrift «System» nur ein kurzes Leben hatten. Nach Max Ehingers Tod 1974 übernahm Max Pusterla die Leitung des «Tip». Der Basler hatte 1964 in nebenamtlicher Tätigkeit als Sonntagsdienstleistender auf der Redaktion begonnen und wurde 1966 fest angestellt. Mit der letzten Ausgabe Nummer 31 am 29. Juli 1992 war das Schicksal des «Tip» im Zuge einer starken Bereinigung auf dem nationalen Medien- markt besiegelt. 1999 wurde mit dem «Sport» die letzte reine Sportzeitung der Schweiz, die schon Jahre zuvor ausgedünnt worden war, definitiv eingestellt. Ein starkes Kommunikationsmittel war auch der sogenannte «Totomat» in den Fussballstadien. Meist mit von Hand auf Leitern eingeschobenen Ziffertafeln, in seltenen Fällen (wie im Basler St. JakobStadion) auch in elektronischer Form, wurden den Zuschauern im Stadion die Resultate der übrigen Fussballpartien, die auf dem Toto-Zettel standen, live übermittelt. Später kam die Kommunikation über den Teletext dazu, die heute – ge- 37 meinsam mit allen anderen Wettbewerben – auf den Seiten 161 bis 171 platziert ist. Heute arbeitet Swisslos mit festen Medienpartnern zusammen. Die hauptsächliche Kommunikation verläuft aber über das Internet, wo längst auch online an den verschiedenen Wettbewerben teilgenommen werden kann. Eines ist über all die Jahre gleich geblieben: Die Informationen werden immer «ohne Gewähr» vermittelt. Von den Marken bis zum Online-Terminal S port-Toto, das war in den Pionierjahren in erster Linie viel, viel Handarbeit. Die Coupons wurden von den verschiedenen Ablagestellen angenommen und mit Klebemarken versehen, die für 50 Rappen erworben werden konnten. In geflochtenen Körben und mit Fahrrädern wurden sie danach von Mitarbeitenden der SportToto-Gesellschaft in die Zentrale chauffiert. Die Auswertung erfolgte manuell durch die «Schreibstuben für Stellenlose» in Basel, Bern, Zürich, St. Gallen, Lausanne, Neuenburg und Genf, die so zu einer willkommenen Zusatzbeschäftigung kamen. Um die Sicherheit in jenen Startjahren zu gewährleisten, liess man sich verschiedene «Tricks» einfallen. So wurden die Coupons mit einer Spezialfarbe getränkt, die die In den Anfängen der Sport-Toto-Gesellschaft war die Abwicklung der Wettbewerbe eine aufwendige Sache mit enormen personellen und administrativen Ressourcen. Die technische Entwicklung führt von den anfänglichen Sport-Toto-Marken über den «Kassen-Meyer» bis hin zu den modernen Online-Terminals. Sport-Toto-Spielscheine unverwechselbar machte. Zum Einsatz kam auch ein Coupontrennsystem. Nach der Eingangskontrolle wurde der Coupon 3 dem Basler Polizeidepartement in einer Holzkiste zur Verwahrung übergeben und erst nach dem Wettbewerb mit dem Coupon 2 abgeglichen. So konnten nachträgliche «Korrekturen» am Schein verhindert werden. 38 Tabakläden, Kioske, Coiffeursalons Die Entwicklung des Sport-Totos verlief rasant. Schon im vierten Betriebsjahr gab es in der ganzen Schweiz über 1000 Ablagestellen. Vor allem Tabakläden, später auch Coiffeursalons und Kioske, holten sich durch das Toto-Geschäft viel Laufkundschaft in ihre Betriebe. Die Toto-Ablagen entwickelten sich gleichsam zu beliebten Treffpunkten, an Ernst B. Thommen mit der legendären Holzkiste, in der jeweils ein Coupon der Toto-Spielscheine beim Polizeidepartement verwahrt wurde (links). Die Spieleinsätze wurden in den ersten Jahren mit dem Aufkleben von Sport-Toto-Marken (50 Rappen das Stück) auf dem Spielschein geleistet. denen eifrig über die vergangenen und bevorstehenden Spiele diskutiert wurde. Nach zehn Jahren wurden die Sport-TotoMarken durch einen Gummistempel ersetzt, 1950/51 wurden die Ablagestellen erstmals mit einer Kontrollkasse ausgerüstet. 30 Jahre lang sollten diese Geräte, die mit Hilfe einer mechanischen Stempelvorrichtung die Teilnahmecoupons mit einer fortlaufenden Nummer, dem Einsatzbetrag und der Ablagenummer versehen konnten, im Einsatz bleiben. Die Kassen erforderten mit der Zeit erheblichen Serviceaufwand. Immer wieder mussten Bremszylinder und Schubladen ausgetauscht werden. Das Basler Atelier für Feinmechanik Eugen Meyer (nach dessen Tod 1969 durch Sohn Thomas Meyer weitergeführt), war der Hauslieferant und be- sorgte auch die jährlich notwendigen Reinigungs- und Wartungsarbeiten – da kam in Sachen Umsatz ganz schön was zusammen. Der Übername «Kassen-Meyer» war nicht nur deshalb ziemlich naheliegend. 1980 wurden die alten Geräte nach und nach durch die neuen Registriergeräte «LottoPrint L3000» ersetzt, die mit einer Codierzeile erstmals das maschinelle Einlesen und Auswerten der Spielscheine ermöglichte. Es war ein erster, kleiner Schritt in die elektronische Datenverarbeitung, auch wenn man der Sache offenbar noch nicht so ganz traute. Für den Fall eines Stromausfalls war das Gerät nach wie vor mit der guten alten Handkurbel ausgestattet. 1989 beschloss die Sport-Toto-Gesellschaft die zwingend gewordene Einführung eines Online-Verarbeitungssystems. 39 63,8 Millionen Franken wurden dafür investiert, rund 1,6 Millionen weniger als ursprünglich budgetiert. 3612 Terminals wurden eingerichtet, die über die Kommunikationsnetze der damaligen PTT mit zwei Rechenzentren in Basel und Lausanne verbunden waren. Nach einer Testphase mit 50 Online-Terminals wurden alle Schweizer Ablagestellen nach und nach an das System angeschlossen, der Wettbewerb 50/1993 war der letzte, für den noch herkömmliche Offline-Teilnahmescheine verarbeitet werden mussten. Gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan hatte man die Umrüstung auf Online ein Jahr früher abschliessen können. In sechs Schulungszentren wurden rund 10 000 Personen auf die Anforderungen im Online-Zeitalter vorbereitet. Späterer Annahmeschluss Das Online-System ermöglichte eine weitere Verschiebung des Annahmeschlusses von bis dahin 12 Uhr mittags auf 15 Uhr für das Toto und 16 Uhr (später 17 Uhr) für das Lotto. Dadurch wurde der Samstag schon 1993 zum umsatzstärksten Tag der Woche (28 Prozent). Die Umstellung liess technisch und organisatorisch ein neues Zeitalter anbrechen. Die Anforderungen an die Mitarbeitenden zwischen 1989 und 1993 waren enorm. Vorbei waren nun aber auch die Zeiten, in denen grosse Aufregung herrschte und veritable Suchaktionen gestartet werden mussten, wenn Spielscheine auf dem Postweg verloren gegangen waren oder der Ablagehalter im letzten Moment zur Post rennen musste, um seine Scheine noch rechtzeitig aufgeben zu können. Und die aufwendige Verarbeitung der OfflineSpielscheine am Sitz in Basel gehörte definitiv der Vergangenheit an. Die Online-Spielmöglichkeiten sorgten für einen markanten Teilnehmerschub bei allen Wettbewerben. Toto-R und Toto-X erzielten im Jahr nach der Umstellung ihr bestes Ergebnis seit der Einführung des Zahlenlottos 24 Jahre zuvor. 1997 begann die Sport-Toto-Gesellschaft unter dem Arbeitstitel «Mini-Oddset», an ausgewählten Veranstaltungen Direktwetten auf Resultate und Ausgang anzu- bieten. Dem Pilotversuch im Januar 1997 im Rahmen der CS Hallenmasters, einem Indoor-Fussballturnier in der Sporthalle St. Jakob in Basel, folgten laufend neue Angebote mit dem mobilen Wettsystem. den die ersten 50 XION-Terminals an ausgesuchten Verkaufsstellen probeweise in Betrieb genommen, am 10. Juli 2001 waren die 2650 Terminals in der ganzen Schweiz ausgeliefert und an das neue Rechenzentrum in Basel angeschlossen. Zum Lieferumfang gehörte auch ein neues 2650 Terminals Nach rund zehn Jahren war die technische Online-Spielsystem der Firma AWI. Es Infrastruktur bereits wieder überholt. Un- war die letzte grosse technische Änderung ter dem Projektnamen «Avanti» wurde ab unter dem Dach der Sport-Toto-GesellEnde 1998 die nächste Infrastrukturgene- schaft, die per 1. Januar 2003 ihr operatiration vorbereitet. 86 Millionen Franken ves Geschäft definitiv an die Swisslos und sollten in ein neues Online-System mit an die Loterie Romande übergeben sollte. Terminals und einem Backoffice-System investiert werden. Am 9. April 2001 wur- 40 Auf den Bildern der linken Seite die erste Kontrollkasse, die ab 1950/51 an den Ablagestellen zum Einsatz kam und 1980 von der moderneren «Lotto Print» abgelöst wurde (oben rechts), ersten Mikrofilmlesegeräten (unten) und schliesslich den Computern (oben) Platz machen musste. 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Davor kann ich nur den Hut ziehen» I ch beglückwünsche die Sport-Toto-Gesellschaft nicht nur zu ihrem Jubiläum und ihrem grossen Geburtstag, sondern auch zu ihrer Leistung für den Schweizer Sport. Und ich wünsche ihr und den beiden Lotteriegesellschaften weiterhin viel Energie, um den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen und faire Wetten ohne Manipulationsgefahr anzubieten. 75 Jahre an der Spitze des Sports und im Einsatz für den Sport, davor kann ich nur den Hut ziehen. Ottmar Hitzfeld, Trainer des Schweizer Fussball-Nationalteams 41 Anekdoten aus der Toto-Geschichte D er Treffpunkt ist nicht ganz zufällig gewählt. Das Restaurant Aeschenplatz in Basel liegt unweit des Hauptsitzes der Sport-Toto-Gesellschaft an der Lange Gasse. Als Raymond Simonet am 1. Januar 1965 bei der STG angestellt worden war, bildete sich schnell ein «Stamm», der sich jeweils montags nach dem Feierabend im Lokal traf. Dieser Stammtisch hat sich bis heute gehalten, doch der mittlerweile 73-jährige Simonet ist der letzte verbliebene Vertreter aus dem Sport-Toto. Mit den Jahren gesellten sich Kollegen des ehemaligen Bankvereins oder der Patria-Versicherung dazu. Für die Gesprächsrunde über alte TotoZeiten setzt sich Max Pusterla an den Tisch. Der 71-Jährige hatte in seiner beruflichen Lauf bahn ebenfalls einen engen Raymond Simonet und Max Pusterla erlebten Ende der 1960er-Jahre als junge Mitarbeitende die Blütezeit des Sport-Totos. Simonet, der später Vizedirektor der STG wurde, und Pusterla, der Chefredaktor des «Tip», erinnern sich bei einem gemeinsamen Treffen an einige wunderbare Geschichten. Bezug zur Sport-Toto-Gesellschaft. Schon sein Vater Arthur Pusterla arbeitete bei der Kirschgarten-Druckerei, die 1952 gegründet wurde, und im Hauptauftrag die Toto- und später auch Lottozettel sowie den «Tip», die Hauszeitschrift der STG, druckte. Max Pusterla fand 1963 im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes in England zum Sportjournalismus, als er für 42 den Korrespondenten Richard Snow einspringen und für den «Tip» das Wochenende im englischen Fussball zusammenfassen sollte. Gleich bei seiner Rückkehr nach Basel begann er mit Sonntagsdiensten und wurde 1966 fest angestellt. Nach dem Tod von Max Ehinger übernahm er 1974 die Chefredaktion des «Tip», der im Besitz des Sport-Toto-Gründers Ernst B. Noch heute im Toto-Fieber: Raymond Simonet (rechts), ehemaliger Vizedirektor der Sport-Toto-Gesellschaft, und Max Pusterla, Chefredaktor der früheren Totozeitschrift «Tip». Thommens, war gleichzeitig Spiko-Präsident in Thommens Stammverein vom Rankhof. Der Fahrer öffnete die beruflichen Türen vor allem auch deshalb, weil er Simonet, der in der Saison 1957/58 an der Seite von «Seppe» und Hans Hügi auch vier Partien für den FC Basel bestritten hatte, als Spieler verpflichten wollte. Da Simonet zuvor auch in der Westschweiz Von Thommen eingestellt Beiden gemein ist, dass sie von Ernst B. für Lausanne-Sports und Cantonal Thommen persönlich eingestellt worden Neuchâtel gespielt und einen Sprachaufsind. «Der Direktor fragte mich, ob ich enthalt in England absolviert hatte, wurde das ebenso gut könne wie mein Vater», er- er von Thommen ohne formelle Bewerinnert sich Max Pusterla. Der Sohn bejah- bung und Zeugnisse vom Fleck weg eingete die Frage und war eingestellt. Simonet stellt. Simonet wurde später Marketingleiwar Anfang 1965 dank seiner Beziehungen ter und Vizedirektor der Sportzum FC Breite zu seiner Anstellung bei der Toto-Gesellschaft. 1997 liess er sich vorSport-Toto-Gesellschaft gekommen. Mau- zeitig pensionieren und wohnt heute in rice Baechler, der persönliche Chauffeur Biel-Benken. Thommen stand. «Wir waren damals die einzige Zeitschrift mit Bildern – und wir zeichneten uns auch über den sehr breiten und detaillierten Sport-Toto-Block mit allen Informationen über Tendenzen, Quoten und Spielpaarungen aus.» 43 Prägende Erlebnisse in seiner Zeit bei der Sport-Toto-Gesellschaft hatte er genügend. Schon im ersten Jahr, im Oktober 1965, half er mit, eine Reise nach Amsterdam zum WM-Qualifikationspiel der Schweiz gegen Holland zu organisieren. 500 Personen, die sich den Trip in Zusatzgewinnspielen im Rahmen der Sport-TotoWettbewerbe sichern konnten, machten sich mit einem Extrazug auf in die holländische Metropole. Am Bahnhof wurde man mit Polizeimusik empfangen, bei der Rückkehr am Badischen Bahnhof erhielten die Teilnehmer eine Extraausgabe der «National-Zeitung». Ein Jahr später war Simonet auch mit der Organisation von Reisen an die Fussball-WM 1966 beauftragt. Drei Charterflüge nach London mit jeweils 80 Gewinnern aus den Sport-Toto- Zusatzwettbewerben wurden organisiert. Im Zusammenhang mit der «Nacht von Sheffield», als die drei Spieler Köbi Kuhn, Werner Leimgruber und Leo Eichmann ausbüchsten, erhielt Simonet von Delegationsleiter Ernst B. Thommen den Auftrag, die drei Frauen nach London einzufliegen. Simonet brachte sie in den Sport-Toto-Fliegern unter, Frau Mühlberger, die Sekretärin und enge Vertraute Thommens, stellte vor Ort ein Frauenprogramm auf die Beine. «Das ging alles auf Kosten des Sport-Totos», erinnert sich Simonet. Die Tage in Sheffield waren hektisch, die Schweizer verloren alle drei WM-Spiele, aber unvergessen bleiben sie Simonet trotzdem. Der Cupfinal von 1967 Erinnerungen hat er auch an die Pfingsttage 1967. Sport-Toto-Direktor Ernst B. Thommen war am Sonntag bei einem schweren Autounfall in der Birsfelder Hard tödlich verunglückt. Tags darauf stand der Schweizer Cupfinal im Berner Wankdorf-Stadion zwischen dem FC Basel und Lausanne-Sports an, der im bekannten Sitzstreik der Westschweizer enden sollte. Just als die Mannschaften einliefen und grosser Lärm im Stadion war, informierte der Speaker die Zuschauer über den Tod Thommens. Doch mitbekommen habe diese Durchsage kaum jemand. «Ich hatte das zuvor nicht gewusst, und fand es sehr schade, dass das so unter- 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Langfristig gute Basis für Erfolge» D ie Lotteriegelder, die jedes Jahr über die SportToto-Gesellschaft in den Sport fliessen, sind enorm wichtig für das Schweizer Eishockey. Ihr Einsatz im Nachwuchsbereich ermöglicht es, langfristig eine gute Basis für sportliche Erfolge zu erarbeiten. Happy Birthday STG, wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit! Sean Simpson, Trainer des Schweizer Eishockey-Nationalteams 44 gegangen ist.» Pusterla kann sich ebenfalls noch an jenen legendären Cupfinal erinnern, als er als Journalist nach der Partie in die Kabinengänge ging und ein kleines Mädchen weinend antraf. Er kümmerte Der «Tip» erreichte in seiner Blütezeit Auflagen bis zu 75 000 Exemplare. Später, als die Bedeutung der Zeitschrift zurückging, wurde bei den Zahlen manchmal auch etwas geschummelt. sich um die Kleine und fragte sie, was denn los sei. «Der Schiedsrichter ist mein Papi», sagte sie. Dessen umstrittener Penaltyentscheid, der kurz vor Schluss zum 2:1 für den FC Basel führte, stand am Ursprung des Lausanner Sitzstreiks. Drei Tage Auswertung Geblieben ist Simonet die Erinnerung an einen Lottowettbewerb im Jahr 1990. Das ganze Land befand sich im Lottofieber, 3,7 Millionen Scheine mit 45 Millionen Franken Einsatz wurden eingereicht. Ausgewertet wurde noch immer in einem ge- mischten System zwischen elektronischer Vorselektion und manueller Nachkontrolle. Lastwagenweise seien die Scheine an die Lange Gasse angeliefert worden, drei Tage hätten rund 200 Personen gebraucht, Raymond Simonet leistete mit einer Reise nach Skandinavien, wo er das damalige OddsetSystem studierte, einen nicht unwichtigen Beitrag zur Einführung der Sportwetten. um alle Zettel zu sichten. Am Ende gewann ein einziger Teilnehmer die Rekordsumme von 17,5 Millionen Franken. Simonet hat heute noch Bezugspunkte zu Swisslos. Er spielt täglich «Sporttip» und am Wochenende «Totogoal». Die Tippzettel gibt er persönlich an der Lange Gasse in Basel oder am Kiosk seines Vertrauens ab. Zur Einführung der Sportwetten hatte er damals, 1993, einen ersten, nicht unwichtigen Beitrag geleistet, als er in Skandinavien das damalige Oddset-System studierte und zurück in der Schweiz die Vorbereitungen für die Einführung mittrug. «Vom Polizeidepartement Basel- schen Auswertung der Tippscheine schon Stadt erhielten wir zwar die Bewilligung, bereitstanden. doch das eidgenössische Departement von Um das Jahr 1990 beschloss die Sport-ToBundesrat Kaspar Villiger lehnte das Ge- to-Gesellschaft, sich auf das Kerngeschäft such mit der Begründung ab, die im Lot- zu konzentrieren und alle Nebengesellteriegesetz verlangte Planmässigkeit sei schaften abzustossen. Das bedeutete auch nicht gegeben.» So dauerte es noch einige das Ende für das 1969 eröffnete FerienJahre bis zur Einführung, die Simonet und Sportzentrum der Sport-Toto-Gesellschon in Rente aus der Distanz miterlebte. schaft in Klosters, in dem auch immer wieder Vorstandssitzungen der STG abgehalten worden waren. Die Idee von einem Der «Tip» in seiner Blütezeit Pusterla freute sich noch über die blühen- Höhentrainingszentrum verfing indes den Zeiten des «Tip», der in seinen Spit- nicht so richtig, das Hotel wurde später an zenzeiten bis zu 75 000 Exemplare wö- Private verkauft. chentlich auflegte. Doch mit den Es sind viele Erinnerungen, die Raymond wachsenden Sportteilen in den Tageszei- Simonet und Max Pusterla mit der Sporttungen und dem Handicap, wegen der ab- Toto-Gesellschaft und ihrer damaligen zuwartenden Gewinnquoten oft erst am Zeitschrift «Tip» verbinden. Am JubiläMittwoch in den Haushaltungen anzu- umsfest der Sport-Toto-Gesellschaft, am kommen, ging die Bedeutung der Zeit- 18. August 2013, werden sie wohl noch schrift nach und nach zurück. «Wir haben viele weitere Anekdoten und Geschichten dann manchmal mit der Auflage auch et- austauschen. was geschummelt, das kann ich heute ja zugeben», lacht Pusterla, der später als FDP-Grossrat auch eine politische Karriere einschlug. Ende der 1970er-Jahre musste die Kirschgarten-Druckerei, geführt von Ernst B. Thommens Sohn Dr. Harry Thommen, einen herben Rückschlag einstecken. Der Hauptauftrag, der Druck der Toto- und Lottozettel, wanderte in die Blockfabrik in Lichtensteig, weil dort die nötigen Maschinen für ein spezielles Druckverfahren im Zusammenhang mit der elektroni- 45 Die begünstigten Organisationen S eit die Schweizerische Sport-Toto-Gesellschaft am 1. Januar 2003 ihr operatives Geschäft an die neu gegründete «Swisslos Interkantonale Landeslotterie» sowie an die Loterie Romande abgetreten hat, ist auch die Mittelverwendung aus den Gewinnen von Lottos und Sportwetten neu geregelt worden. Swisslos und Loterie Romande sorgen einerseits direkt für die Überweisung der Gewinnanteile an die Kantone, die mit ihren Fonds soziale, kulturelle, historische und gesellschaftliche Projekte fördern, einen gewissen Prozentsatz aber über spezielle Sportfonds auch für den Breitensport und die sportliche Infrastruktur bereitstellen. Als Besonderheit der Westschweiz überlässt die Loterie Romande zusätzlich einen festgesetzten Anteil dem Pferderennsport. Seit 2003 ist die Sport-Toto-Gesellschaft nicht mehr operativ tätig. Die Gewinnanteile aus Sportwetten und Lotto werden den Kantonen direkt von Swisslos und der Loterie Romande überwiesen. Nach wie vor verantwortlich ist die STG indessen für die Weiterleitung der Mittel an Swiss Olympic, die Sporthilfe, den Schweizer Fussball und das Schweizer Eishockey. Verantwortlich bleibt die Sport-TotoGesellschaft für die Weiterleitung der Gewinnanteile an die begünstigten Verbände. Von Swisslos und Loterie Romande erhält sie einem bestimmten Gewinnanteil, der seit einigen Jahren nach einem festen Verteilschlüssel aufgesplittet wird. Ein fixer Anteil von 1 Million Franken pro Jahr geht 46 an die Stiftung Schweizer Sporthilfe, den restlichen Betrag teilen sich Swiss Olympic (79 Prozent), der Schweizer Fussball (SFV und SFL: 14 Prozent) sowie das Schweizer Eishockey (7 Prozent). Am Beispiel des Jahres 2013 (Grafik Seite 49) werden die Mittelflüsse ersichtlich, die alle drei Jahre von der Generalversamm- Checkübergaben: Sport-Toto-Präsident Peter Schönenberger überbringt einmal im Jahr freudige Botschaften und grosse Mittel an Swiss Olympic, die Schweizer Sporthilfe, SFV und SFL sowie die Swiss Ice Hockey Federation (von oben links nach unten rechts). lung der Sport-Toto-Gesellschaft festgelegt werden. Die aktuelle Vertragsperiode umfasst den Zeitraum bis 2015. Die Organisationen, die von Mitteln der SportToto-Gesellschaft profitieren, sind im Folgenden kurz porträtiert. Swiss Olympic Gegründet: 1912 Präsident: Jörg Schild Sitz: Haus des Sports, Ittigen BE Im Anschluss an die Olympischen Spiele 1912 in Stockholm wurde das Komitee, das für die Auswahl, Leitung und Organisation der Schweizer Olympia-Delegation zuständig war, in eine permanent wirkende Institution umgewandelt: Das «Schweizerische Olympische Comité» (SOC) war geboren. Zehn Jahre später, 1922, wurde der Schweizerische Landesverband für Leibesübungen (SLL) gegründet und vereinte neun Sportverbände in der Schweiz. Als die Sport-Toto-Idee hierzulande in den Jahren 1937 und 1938 konkrete Form annahm, waren auch die Vertreter der SLL an vorderster Front dabei. Von Anfang an partizipierte der SLL an den Gewinnen des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) und war später in das ausgeklügelte Ver- 47 teilsystem der Sport-Toto-Gesellschaft integriert. 1977 wurde die Institution in Schweizerischer Landesverband für Sport (SLS) umbenannt. 1997 erfolgte die Fusion mit dem SOC und dem 1966 ins Leben gerufenen Nationalen Komitee für Elitesport (NKES) zum neuen Schweizerischen Olympischen Verband, der ab nun zum Empfänger der Toto- und Lottogelder wurde. Seit 2001 firmiert die Organisation als Swiss Olympic. Aktueller Präsident von Swiss Olympic ist Jörg Schild. Der ehemalige Basler Regierungsrat war zwischen 2001 und 2005 auch Präsident der SportToto-Gesellschaft. Mittelverwendung heute Swiss Olympic hat seit dem 1. Januar 2008 eine vertragliche Vereinbarung mit der Sport-Toto-Gesellschaft. Der Dachverband des Schweizer Sports mit seinen 84 Mitgliedsverbänden, mehr als 20 000 Vereinen und rund 1,6 Millionen Sporttreibenden erhält jährlich rund 25 Millionen Franken von der STG. Konkret wird das Geld zur Förderung des nationalen Spitzen- und Nachwuchsleistungssports sowie zur Aus- und Weiterbildung der Sportler und Trainer verwendet. Weiter wird damit auch die Beschickung von olympischen Anlässen (Olympische Spiele, Youth Olympic Games, European Youth Olympic Festivals) mitfinanziert. Im Dezember 2012 wurde der Vertrag zwischen der STG und Swiss Olympic um weitere drei Jahre bis 2015 verlängert. Das Geld aus diesem Bereich macht über die Hälfte der Swiss Olympic zur Verfügung stehenden Gesamtmittel aus. 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Solidarität mit Sportförderer Nr. 1» D er neue Artikel 106 der Bundesverfassung, entstanden nach der Volksinitiative «Für Geldspiele im Dienste des Gemeinwohls», ist eine klare Bestätigung der Mission der beiden grossen schweizerischen Lotteriegesellschaften, die jährlich rund 560 Millionen Schweizer Franken für gemeinnützige Zwecke verteilen. Über 130 Millionen Franken kommen dem Amateur- und Elitesport zugute. Seit ihrer Gründung 1938 ist die Sport-Toto-Gesellschaft ein Partner dieses bewährten Modells, das auf dem edlen Prinzip beruht, dass die Gewinne der Lotterie- und Wettspiele der Gemeinschaft, die sie generiert hat, zurückerstattet werden. Wir wünschen unserem Sportförderer Nr. 1 zum 75. Jahrestag alles Gute, viel Solidarität und erfolgreiche Perspektiven! Jean-Pierre Beuret, Präsident Loterie Romande hochwertige Geld-, Wert- und Naturalpreise gewonnen werden konnten. Die Sporthilfe wird seit 2003 mit einem fi xen jährlichen Beitrag von 1 Million Franken durch die Sport-Toto-Gesellschaft unterSechs Jahre, nachdem die Schweizer Dele- stützt. gation ohne eine einzige Medaille von den Olympischen Winterspielen in Innsbruck Mittelverwendung heute zurückgekehrt war, gründeten 1970 der Seit 2012 konzentriert sich die Sporthilfe Schweizerische Landesverband für Lei- auf die individuelle Förderung von Schweibesübungen (SLS) und das Schweizeri- zer Sporttalenten. So leistete die Stiftung sche Olympische Comité (SOC) die Stif- im Jahr 2012 Unterstützungsbeiträge im tung Schweizer Sporthilfe. Die anfänglich Rahmen von insgesamt 2,4 Millionen mit 250 000 Franken dotierte Sammelstif- Franken. Etwas mehr als ein Drittel davon tung bezweckte die Unterstützung von entstammt den Zuschüssen der Sport-ToAmateursportlern an internationalen An- to-Gesellschaft. Rund 500 Talente aus lässen. mehr als 50 Sportarten profitieren jedes Bis heute unterstützte die Sporthilfe mehr Jahr von direkten Förderbeiträgen zwials 14 000 leistungsorientierte Athletin- schen 7000 und 12 000 Franken oder von nen und Athleten mit über 100 Millionen einer Sporthilfe-Patenschaft in der Höhe Schweizer Franken. Die Stiftung profitiert von 2000 Franken. Bedingung für einen seit 1985 von Geldern aus dem Toto und individuellen Förderbeitrag ist der Besitz Lotto. Gemeinsam mit der Sport-Toto- einer Swiss Olympic Card und mit ihr verGesellschaft wurde 1989 die Aktion «Su- bunden das Potenzial für eine Topplatzieper-Toto» (vormals Millionenspiel) lan- rung an Olympischen Spielen, Welt- und ciert, bei der mit den Totoscheinen Europameisterschaften. Stiftung Schweizer Sporthilfe Gründung: 1970 Präsident: Max Peter Sitz: Haus des Sports, Ittigen BE 48 Schweizerischer Fussballverband Gründung: 1895 Präsident: Peter Gilliéron Sitz: Haus des Fussballs, Muri bei Bern 1895 wurde die Schweizer Football Association (SFA) gegründet, die später nach mehreren Namensänderungen zum heutigen Schweizerischen Fussballverband (SFV) wurde. Ernst B. Thommen war als ehemaliger Torhüter des FC Breite Basel bereits in nationalen Fussballgremien vertreten, als er zwischen 1937 und 1938 dem Sport-Toto in der Schweiz zum Durchbruch verhalf. Der Fussball als Wettgrundlage spielte naturgemäss von Beginn an eine zentrale Rolle in der Sport-TotoBewegung. Statutarisch wurde eine separate finanzielle Entschädigung aus dem Gewinn verankert, die bis zum heutigen Tag anhält. Bis 1982 war der Fussball alleiniger privilegierter Geldempfänger der Sport-Toto-Gesellschaft, später wurden auch der Schweizerische Eishockey-Verband (SEHV; ab 1983) und die Schweizerische Sporthilfe (ab 1985) beteiligt. Ohne 352.6 204.8 Gewinn in CHF Mio. 326.0 Mio. 26.6 Mio. Gewinn in CHF Mio. 198.4 Mio. 6.4 Mio. 326.0 Mio. Lotterieund Sportfonds der Kantone 171.0 Mio. Verteilorgane der Kantone 24.3 Mio. Kantonale Sportkommissionen für Breitensport und Sportinfrastruktur davon 76 Mio. für Breitensport und Sportinfrastruktur Swiss Olympic 25.3 Mio. Die Mittelflüsse im Jahr 2013: Swisslos und Loterie Romande überweisen ihre Gewinnanteile direkt an die Kantone und überlassen der Sport-Toto-Gesellschaft 33 Millionen zur Weiterleitung an die Sportverbände. die tatkräftige Unterstützung der SportToto-Gesellschaft wäre der Bau der für die WM 1954 benötigten Fussballstadien in der Schweiz unmöglich gewesen. Nach dem Turnier stieg der Unterstützungsbeitrag an den SFV erstmals auf über eine halbe Million Franken an, 1963/64 wurde die Millionenschwelle überschritten. Mittelverwendung heute Heute fliessen dem Schweizer Fussball (SFV und SFL) jährlich über 4 Millionen Franken an Geldern der Sport-Toto-Gesellschaft zu. Das Geld wird primär in den Nachwuchssektor investiert, der im gesamten Gebiet des SFV rund 150 000 Jugendliche umfasst. 2012 wurde das neue Projekt «Footeco» lanciert, das gesamtschweizerisch an rund 90 Stützpunkten die besten Talente in den Altersstufen U12 1.0 4.5 Mio. Mio. 2.2 3.1 Mio. Pferderennsport Mio. 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Lebensader für den Schweizer Sport» W er seit längerem das Sportgeschehen verfolgt, dem dürfte etwas nicht entgangen sein: Der Sport gewinnt auch in der Schweiz immer mehr an Bedeutung. Das trifft sowohl für den Breitensport wie auch für den Spitzensport zu. Was einerseits natürlich erfreulich ist, zieht andererseits Konsequenzen nach sich. Zum Beispiel benötigt der Sport mehr Mittel – damit er den wachsenden Bedürfnissen der vielen Sport treibenden Menschen Rechnung tragen kann, damit der Leistungssport im internationalen Vergleich nicht Terrain verliert. Die Sport-Toto-Gesellschaft hat in den 75 Jahren ihres Bestehens viel für den Schweizer Sport getan – in ihrer Funktion ist sie sogar zu einer Art Lebensader des Sports geworden. Ich danke der STG herzlich für alles bisher Geleistete. Die Zukunft wird die Ökonomisierung und die Professionalisierung im Sport weiter vorantreiben. Damit werden die Ansprüche an alle Mitspieler in der Sportförderung erneut wachsen. Ich wünsche der STG viel Erfolg beim Anpacken der künftigen Herausforderungen. Matthias Remund, Direktor Bundesamt für Sport BASPO 49 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Den Schweizer Sport jung erhalten» D ie STG hält auch noch im Alter von 75 Jahren den Schweizer Sport jung und ist mehr denn je das grundsolide Fundament, auf dem in der Schweiz zig Tausende der schönsten Nebensache der Welt frönen. Aus diesem Grund möchte ich der STG nicht nur gratulieren, sondern im Namen des Schweizerischen Fussballverbands herzlich danken. Beim SFV achten wir seit Jahren darauf, dass die grosszügig gesprochenen Unterstützungsgelder der beiden Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande gezielt in die Förderung von Nachwuchs auf möglichst breiter Basis fliessen, denn es braucht neben unzähligen Freiwilligen nicht bloss Fussballerinnen und Fussballer, sondern auch Trainerinnen und Trainer sowie Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, damit über 300 000 Menschen Wochenende für Wochenende bis zu 10 000 Spiele absolvieren können. Swiss Football League Gründung: 1933 Präsident: Heinrich Schifferle Sitz: Haus des Fussballs, Muri bei Bern Peter Gilliéron, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) Gewinnverteilung STG in den Jahren 2008–2012* Millionen Total 35 30 25 20 15 10 5 0 Jahr 2008 2009 2010 2011 2012 2008 Total 31 704 435 32 166 995 32 616 125 32 144 345 33 145 152 Swiss Olympic 2009 Swiss Olympic 24 256 504 24 621 926 24 976 739 24 604 033 25 394 670 Sporthilfe 2010 Sporthilfe 1 000 000 1 000 000 1 000 000 1 000 000 1 000 000 SFV/SFL 2011 SFV/SFL 4 298 621 4 363 379 4 426 257 4 360 208 4 500 321 SIHF 2012 SIHF 2 149 310 2 181 690 2 213 129 2 180 104 2 250 161 * In den Übergangsjahren 2003–2007 gab es im Zuge der Gründung der Swisslos eine Neuorientierung in der Mittelverteilung. Aus diesem Grund sind hier ausschliesslich die Zahlen 2008–2012 nach dem aktuell gültigen Verteilschlüssel der Sport-Toto-Gesellschaft aufgeführt. 50 und U13 nach komplett überarbeiteten Richtlinien sichtet und ausbildet. Das Millionenprojekt wird massgeblich mit den Geldern der Sport-Toto-Gesellschaft mitfinanziert. Investiert wird auch in die Trainer- und Schiedsrichterausbildung sowie in die in den vergangenen Jahren forcierte Förderung des Frauenfussballs. Als 1933 im Schweizer Fussball die National-Liga (NL) als eigenständige Abteilung des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) gegründet wurde, hatte man konfl iktreiche Jahre hinter sich. Die Klubs der oberen Serien bildeten eine Art geschlossenen Zirkel und versuchten, ihre Pfründe gegen die zahlenmässig aufkommenden neuen Vereine der unteren Serien zu verteidigen. Nach langen Diskussionen bildete die NL die Grundlage für die Organisation des Spitzenfussballs in der Schweiz und das noch heute bestehende Dreikammersystem im Schweizer Fussball. Nach 70 Austragungen der Meisterschaft in der National-Liga A und ab 1944 in der National-Liga B beschlossen die Klubvertreter im Juni 2003 die Umwandlung in die Swiss Football League (SFL). Als dritte Kraft neben der Ersten Liga und der Amateurliga ist die SFL verantwortlich für die Organisation und die Durchführung der Profi fussball-Meisterschaften in den beiden höchsten Spielklassen der Schweiz mit jeweils zehn Klubs, der Raiffeisen Super League und der Brack.ch Challenge League. Mittelverwendung heute Die Swiss Football League investiert die Gelder der Sport-Toto-Gesellschaft ziel- gerichtet in die Ausbildungsabteilungen ihrer Klubs in der Raiffeisen Super League und in der Challenge League und unterstützt die Anstellung von über 60 professionellen Trainern im Nachwuchsbereich. Die Anforderungen an Ausbildung, Struktur, Trainingsinhalte, Infrastruktur und Trainingsgestaltung haben sich in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Die Sport-Toto-Gesellschaft leistet mit ihren Zuschüssen einen äusserst wertvollen Beitrag zur professionellen Ausbildung und zur weiteren Verbesserung der ohnehin schon eindrücklichen Ausbildungsqualität, die im europäischen Vergleich sehr weit oben anzusiedeln ist. Neben den zahlreichen Talenten, die den Sprung in die Profimannschaften der SFL-Klubs und später sogar in ausländische Top-Ligen geschaff t haben, sorgten auch die Schweizer Nachwuchsnationalteams mit dem EM-Titel 2002 (U17), dem WM-Titel 2009 (U17), der EM-Finalteilnahme 2011 (U21) und der Olympia-Qualifi kation 2012 international für Furore. Erfolgreiche Schweizer Sportler: Die Nationalteams im Fussball und Eishockey sowie Schwimmhoffnung Patrik Schwarzenbach (von oben nach unten). Swiss Ice Hockey Gründung: 1908 Präsident: Marc Furrer Sitz: Hagenholzstrasse 81, Zürich 1908 wurde der Schweizerische Eishockeyverband (SEHV) gegründet, doch erst 1983 durfte er erstmals Spiele für einen Sport-Toto-Wettbewerb liefern. 2001 wurde der SEHV in «Swiss Ice Hockey Association» umbenannt und beherbergte zehn Jahre lang die «National League» und die «Regio League» als eigenständige Unterorganisationen. Seit September 2011 stehen alle Abteilungen unter dem Titel «Swiss Ice Hockey Federation». Nach anfänglich bescheidenen statutarischen Zuschüssen sind die Beiträge seit dem neuen Verteilsystem jährlich angestiegen und erreichen heute weit über 2 Millionen Franken. Mittelverwendung heute Die Swiss Ice Hockey Federation setzt die Sport-Toto-Beiträge gezielt für die Nachwuchsförderung ein. Primär gelang es in den vergangenen Jahren, über die Etablierung der Junioren Labels «Elite A» und «Elite B» wichtige Schritte in der Qualitätssicherung bei der Ausbildung möglicher künftiger Nationalspieler zu machen. Ueli Schwarz, Direktor Leistungssport und anerkannter Eishockeyausbildner, ist als Labelverantwortlicher zuständig für die Betreuung, Unterstützung und Entwicklung der 14 Teams in der «Elite A» und der 13 Teams in der «Elite B». Rund 5 Prozent der Mittel werden für Breitensportprojekte eingesetzt, wenige Prozente auch für die Unterstützung der Aktivitäten der Nachwuchsnationalmannschaften. 51 Toto, Lotto, Joker – was ist was? Am Anfang gab es die einfache Fussball-Resultatwette, das Sport-Toto. Bis 1969 stand dieser Wettbewerb ohne Konkurrenz da. Dann kam das Zahlenlotto und mit ihm in den folgenden Jahren immer weitere Spielformen. Ein Überblick über die Welt von Sportwetten und Lotto in der Schweiz seit 1938. den, die 2 für einen Auswärtssieg. In Sport-Toto, Toto-R, Totogoal den 1960er-Jahren wurden «schwächere» (1938–heute) Bei der Gründung der Sport-Toto-Gesell- Wettbewerbe mit weniger attraktiven schaft 1938 musste auf einer Liste von Spielpaarungen mit Zusatzgewinnen wie zwölf Fussballspielen, ab 1959/60 nach ei- Flugreisen zu den Olympischen Spielen ner Abstimmung unter den Teilnehmern nach Tokio oder zur Fussball-WM 1966 neu bei 13 Partien der richtige Ausgang in England aufgewertet. 1968 wurde erstvorausgesagt werden. Die 1 stand für ei- mals das ganze Jahr über durchgehend genen Heimsieg, das X für ein Unentschie- tippt, dazu gab es neu Blanko- und Dauer- 52 Im Polarbärkostüm wurde Europas höchstgelegene Toto-/LottoAnnahmestelle eröffnet. Auf 3454 m ü.M. konnten die Scheine fortan auch auf dem Jungfraujoch eingelöst werden. 53 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Auch für die nächsten 75 Jahre» D ie grosse Unterstützung des Schweizer Sports mit Lotteriegeldern hat eine lange Tradition. Mit unserem Reingewinn aus Lottos, Losen und Sportwetten leisten wir diese Unterstützung gerne – auch die nächsten 75 Jahre. Damit dies gelingt, benötigen wir eine enge Verbindung zum Sport. Ich danke der Sport-Toto-Gesellschaft herzlich für ihr grosses Engagement als Bindeglied zwischen den Lotteriegesellschaften und dem nationalen Sport. Kurt Wernli, Präsident von Swisslos Teilnahmecoupons, mit denen man ohne das Wissen der zu tippenden Partien einfach ins Schwarze zielen konnte. Ab August 1973 wurde wieder auf zwölf zu tippende Spiele umgestellt – die STG glaubte, den Teilnehmerrückgang damit aufzufangen. Das selbe Argument führte jedoch ab Oktober 1978 zur Wiedereinführung der 13er-Resultatwette. Ab 1979 wurden erstmals Eishockeyspiele in die Toto-Resultatwette integriert. Seit dem 2. März 2009 wird diese ursprünglichste Toto-Wettform als «Totogoal» angeboten, bei der neben den 13 richtigen Tipps auch noch ein einzelnes Resultat korrekt vorausgesagt werden muss. sechs richtigen Zahlen getippt (7, 8, 12, 17, 32, 40; Zusatzzahl: 24) und einen grossen Teil der Gesamtgewinnsumme von 809 970 Franken abgeschöpft. Ab April 1979 wurde der Jackpot eingeführt, es mussten neu 6 aus 42 Zahlen getippt werden. Je grösser der Jackpot, desto grösser das Lottofieber und die Spannung, ob bei der Ziehung die angekreuzten Zahlen auch tatsächlich gezogen werden. Gewinne werden ab drei Richtigen ausbezahlt, der erste Schweizer Lottomillionär am 28. April 1979 gekürt. Ab dem 4. Januar 1986 müssen 6 aus 45 Zahlen getippt werden, seit dem 8. Januar 1997 gibt es zusätzlich eine Mittwochsziehung. Der Rekordgewinn resultierte aus der Ziehung vom 10. März 2010, als ein einzelner Spieler den Jackpot leerte und 35 Millionen Franken gewann. Insgesamt hat Swiss Lotto bis heute 607 Lotto- und 172 (Extra-)JokerMillionäre küren dürfen. Seit dem 12. Januar 2013 wird Swiss Lotto nach einer Schweizer Zahlenlotto/Swiss Lotto neuen Formel gespielt, neben 6 aus 42 (1970–heute) Die erste Ziehung des Schweizer Zahlen- muss zusätzlich eine Glückszahl zwischen lottos fand am 10. Januar 1970 statt. Der 1 und 6 gewählt werden. Dafür entfällt die Erfolg war von Beginn weg durchschla- Zusatzzahl. gend. Schon im ersten Jahr wurden von www.swisslotto.ch den Teilnehmenden 140 Millionen Franken eingesetzt, doppelt so viel wie im letz- Toto-X (1975–2009) ten reinen Sport-Toto-Jahr 1969. Die Im September 1975 wurden im neu angeSpielformel war denkbar einfach, es muss- botenen Toto-X zunächst 32 (ab dem Jahr ten sechs aus 40 Zahlen angekreuzt wer- 1977 dann 36) Fussballspiele gelistet, aus den, dazu gabs eine Zusatzzahl. Bei der denen man sechs Unentschieden herausPremiere hat ein einziger Teilnehmer die tippen sollte. Da sechs Unentschieden 54 auch mit viel Fussballsachverstand nur schwer vorauszusagen sind, war der Glücksfaktor hier noch etwas höher als bei der Toto-Resultatwette (Toto-R). Es war so eine Verbindung zwischen reiner Glückswette (wie dem Zahlenlotto) und Geschicklichkeitsspiel, in dem man einfach 6 aus 32 (ab 1977 dann 6 aus 36, ab 1989 6 aus 38) wählen durfte. Wer trotzdem seinen Fussballsachverstand einbringen wollte, konnte dies anhand der aktuellen Paarungen tun, die nicht mehr auf dem Schein, sondern auf einem separaten Begleitblatt gedruckt wurden. Das «Toto-X» lehnte sich an die englische «Treble Chance» oder an die in Deutschland verbreitete «Auswahlwette» an. Von Anfang an wurde «Toto-X» auch als Systemwette angeboten. Der Rekordeinsatz wurde im April 1985 erreicht, als für 2,6 Millionen gespielt wurde. Im März 2009 wurde der Wettbewerb definitiv eingestellt. Jackpot (1979–heute) Mit dieser Neuerung wurde Mitte der 1970er-Jahre die Gewinnsumme des ersten Rangs im Sport-Toto erhöht, falls keiner die maximal mögliche Anzahl richtiger Tipps erreicht hatte. Die nicht bezogene Gewinnsumme wurde dann in Form eines Jackpots auf den nächsten Wettbewerb übertragen. Nach den erfolgreichen Einsätzen im Sport-Toto wurde der Jackpot ab April 1979 auch mit überragenden Auswirkungen auf das Zahlenlot- to übertragen – und existiert noch heute für fünf. Wer gar alle sechs gezogenen mit dem selben Effekt, dass bei mehrmali- Ziffern auf seinem Schein findet, räumt gen Wettbewerben ohne Hauptgewinner den Jackpot. Ab Oktober 2001 wurde zuder Jackpot in schwindelerregende Höhen sätzlich ein Extra-Joker angeboten, der ansteigen kann. aber im April 2009 wieder abgeschafft wurde. Toto-Hit (1983) Im November 1983 einmalig durchge- Super-Toto (1989–2008) führt, war diese Aktion eine Massnahme, Dieses Angebot wurde im Herbst 1989 die den Umsatz bei einem Sport-Toto- lanciert und entsprang dem bis dahin von Wettbewerb wieder über eine Million an- der Schweizer Sporthilfe gepflegten «Milsteigen liess und so für das beste Einzeler- lionenspiel». Das «Super-Toto» war ein gebnis seit Einführung des Zahlenlottos Ergänzungsspiel zum «Toto-R» während 1970 sorgte. Grund dafür waren die ange- sechs Wettbewerben, bei denen Geld-, botenen Spezialgewinne, wie etwa ein Wert- und Naturalpreise in hohem UmGoldbarren im Spiel «Hans im Glück». fang gewonnen werden konnten. Das SuMit dem gleichzeitig eingeführten Ra- per-Toto verlieh dem weiterhin rückläufibattsystem (ab sechs gespielten Kolonnen) gen Toto einen neuen Schub, beim konnte der zwischenzeitliche Rückgang Wettbewerb am 4. November 1989 wurim Sport-Toto im Geschäftsjahr 1983 in den allein 4,2 Millionen Franken umgeeine Zunahme von 16,3 Prozent verwan- setzt. Die Sporthilfe partizipierte am Erdelt werden. folg mit Zuschüssen von anfänglich 800 000 Franken, die später eine ganze Million erreichten. 2008 wurde das SuperToto-Fortuna (1986 –2009) 1986 eingeführt, war «Toto-Fortuna» eine Toto abgeschafft, die Sporthilfe profitiert Dienstleistung, die das Toto-Spielen ver- seither jährlich von einem festen Zuschuss einfachte. Jene, die nicht selbst auf die Re- der Sport-Toto-Gesellschaft von einer sultate tippen wollten, konnten einen Million Franken. durch ein Computersystem vorausgefüllten und einer gewissen Logik folgenden Tippzettel erwerben und bis zu zehn Wochen am Stück damit spielen. In speziellen Promotionen konnten an vier aufeinanderfolgenden Wettbewerben unter dem Titel «Toto-Fortuna Hit» zusätzliche Goldprei- Sporttip (2003–heute) se gewonnen werden. Seit dem 7. Oktober 2003 wird in der Schweiz «Sporttip» angeboten, eine Quotenwette, bei der täglich auf ausgewählte Spiele gewettet werden kann. Den Einsatz zwischen drei und 500 Franken bestimmen die Teilnehmer, der Gewinn errechnet sich aus den vorgegebenen Quoten. Bei Favoritensiegen gibt es weniger, bei Aussenseitertipps mehr zu gewinnen, wobei Joker (1988–heute) Am 18. Juni 1988, zum 50-Jahr-Jubiläum dort das Risiko entsprechend höher ist. der Sport-Toto-Gesellschaft, wurde der Bei «Sporttip set» kann in der Einzelwette sogenannte «Joker» eingeführt, mit dem auf drei bis zehn ausgewählte Paarungen durch ein Kreuzchen auf Toto- und Lotto- des angebotenen Wettprogramms gewetscheinen für 2 Franken eine zusätzliche tet werden. Es muss Sieg, Unentschieden Gewinnchance ermöglicht wurde. Ausbe- oder Niederlage richtig vorausgesagt werzahlt werden Gewinne für die Voraussage den, alle gemachten Tipps eines Sets müsder richtigen Endziffern einer sechsstelli- sen richtig sein. Seit einiger Zeit kann gen Zahl. 10 Franken gibt es für zwei rich- auch nur auf eine (Single) oder zwei Paatige Endziffern, 100 Franken für drei, rungen (Double) getippt werden. Mit der 1000 Franken für vier und 10 000 Franken Systemwette kann man sich einige wenige 55 Fehltipps erlauben. Bei «Sporttip one», eingeführt im Mai 2004, wird auf spezielle Ereignisse gewettet, zum Beispiel auf den ersten Torschützen eines Spiels, auf die Anzahl Tore einer Partie, auf das Halbzeitresultat, auf den Sieger eines Formel-1-Rennens oder der Champions League u.v.m. Sporttip ist seit den ersten Versuchen 2001 inzwischen auch mobil unterwegs, ist Partner der Raiffeisen Super League, von SwissTopSport und dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. An diesen Topanlässen kann regelmässig bei Wettbüros vor Ort gewettet werden. www.sporttip.ch Euro Millions (2004–heute) Gemeinsam mit acht anderen europäischen Ländern (England, Irland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Österreich, Spanien und Portugal) verbreiten Swisslos und die Loterie Romande seit dem 8. Oktober 2004 mit «Euro Millions» grenzenlose Lottospannung. Jeden Freitag (und seit Mai 2011 auch jeden Dienstag) werden die Glückszahlen und Sterne in Paris gezogen. Wer 5 aus 50 Zahlen und 2 aus 11 Sternen richtig vorausgesagt hat, wird mit Sicherheit Multimillionär. Die Gewinnwahrscheinlichkeit in den Spitzenrängen ist natürlich geringer als beim Swiss Lotto, die Gewinnsumme aber entsprechend höher. Der Jackpot startet in der Regel bei rund 20 Millionen Franken und überschreitet regelmässig die Grenze von 100 Millionen Franken. Am 12. August 2012 gewann ein Ehepaar in England rund 230 Millionen Franken, der Höchstgewinn in der Schweiz waren 99 Millionen Franken (2005). Schon ab zwei richtigen Zahlen werden Gewinne realisiert. Seit dem 20. November 2010 gibt es bei Euro Millions in der Schweiz dank «Super-Star» zusätzliche Gewinnchancen. www.euromillions.ch Die Geschichte der Gesellschaften Als am 18. August 1938 die Sport-Toto-Gesellschaft gegründet wurde, gab es neben ihr schon die Interkantonale Lotteriegesellschaft, die Loterie Romande und die Berner SEVA. Sie alle bewegten sich in einem Umfeld aus Konkurrenz und Kooperation. sin die Interkantonale Lotteriegesellschaft (ILG) mit Sitz in Zürich gegründet. Es ging damals primär um die Mitfinanzierung der Landesausstellung in Zürich. Die ILG generierte ihre Erlöse vorab mit Interkantonale Lotteriegesellschaft Grosslotterien und Losverkäufen. Ab 1953 (ILG)/Interkantonale Landeslotterie firmierte die Gesellschaft neu unter dem (ILL)/ Swisslos Interkantonale Titel «Interkantonale Landeslotterie» Landeslotterie (ILL). Am 25. Juni 1969 schloss sich die Am 26. Juni 1937 wurde von 18 Deutsch- ILL mit der Loterie Romande, der SEVA schweizer Kantonen und dem Kanton Tes- und der Sport-Toto-Gesellschaft (STG) 56 zur «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» zusammen. Die STG übernahm anfänglich die technische Abwicklung des Lottospiels in der ganzen Schweiz und führte die Gewinne über eine abgeschlossene Besitzstandsgarantie und einen 25-prozentigen Gewinnanteil an die Kantone und die Sportverbände weiter. Am 1. Januar 2003 fusionierten die Interkantonale Landeslotterie, die Berner SEVA sowie der operative Teil der Sport-Toto-Gesellschaft zu «Swisslos Interkantonale Landeslotterie». Diese führt heute alle Wettbewerbe durch. Der Gewinn von «Swisslos Interkantonale Landeslotterie» fliesst einerseits an die Deutschschweizer Kantone und den Kanton Tessin für gemeinnützige Zwecke inkl. Breitensport und andererseits an die SportToto-Gesellschaft, die damit den nationalen Sport unterstützt. 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Vielversprechende Zukunft des Fussballs» D ie Swiss Football League gratuliert der Sport-TotoGesellschaft herzlich zum 75-jährigen Bestehen. Die STG und der Schweizer Fussball sind seit der Gründung vor 75 Jahren eng miteinander verbunden. Die auch mit Fussballpartien erwirtschafteten Gelder der Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande fliessen zweckgebunden zurück in die Nachwuchsabteilungen der Clubs der Swiss Football League und garantieren damit die Ausbildung der Talente für eine vielversprechende Zukunft des Schweizer Fussballs. Vielen Dank für diese jahrelange, nachhaltige Zusammenarbeit! Heinrich Schifferle, Präsident Swiss Football League (SFL) bekannteste von ihnen, das «Tribolo», gab es bereits in über 400 verschiedenen Designs. Die Loterie Romande verfolgt eine Politik der sozialen Verantwortung, die auf vier Säulen auf baut: Gemeinschaft, verantwortungsvolles Spiel, menschliche Ressourcen und Umwelt. Seit 2009 hält die Loterie Romande das ISO-Zertifikat 27001, das die Sicherheit und Qualität der angebotenen Spiele bestätigt. Intertoto/World Lottery Association Loterie Romande (LoRo) Berner Lotteriegesellschaft SEVA Die «Société de la Loterie de la Suisse Romande» – die Loterie Romande – wurde am 21. August 1937 durch die Kantone Waadt, Freiburg, Wallis, Neuenburg und Genf gegründet. Der Kanton Jura folgte nach seiner Gründung im Jahr 1979. Die Loterie Romande führt ihre Gewinne, mehr als 200 Millionen Franken pro Jahr, zur gemeinnützigen Verwendung seinen kantonalen Verteilorganen zu. Ein Teil davon, rund ein Sechstel, wird für den Sport aufgewendet. Die Loterie Romande bietet insgesamt sechs Lottos (Euro Millions, Swiss Lotto, LotoExpress, Trio Magic, Banco und Banco Jass), drei Sportwetten (Sporttip, Totogoal und PMU) sowie 40 verschiedene Rubellose an. Die Loterie Romande war 1978 die erste Lotteriegesellschaft, die derartige Rubellose in Europa einführte. Seither unterliegen diese Lose einer ständigen Verjüngungskur. Das Die «Berner Lotteriegenossenschaft für Seeschutz, Verkehrswerbung und Arbeitsbeschaffung» (SEVA) wurde am 12. Dezember 1933 gegründet und brachte zunächst das SEVA-Los auf den Markt. Später wurden grosse Lotterien im Kursaal und im Casino durchgeführt. Die SEVA trat 1937 der ILG, 1938 der SportToto-Gesellschaft und 1969 auch der «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» bei, behielt aber stets ihre Selbstständigkeit und damit einen Sonderstatus in der Schweiz. Noch im Jahr 2000 meldete die SEVA mit einem Reingewinn von 30,8 Millionen Franken einen Rekordgewinn. Die letzte rein kantonale und eigenständige Lotteriegesellschaft wurde Anfang 2003 in die «Swisslos Interkantonale Landeslotterie» eingebunden und im Herbst 2004 auch formell aufgelöst. 57 Die Schweiz war 1938 das zweite Land, das nach Schweden 1934 eine staatlich getragene Toto-Gesellschaft auf gemeinnütziger Basis gründete. Es folgten 1940 Finnland, 1946 Italien, Norwegen und Spanien, 1947 Ungarn, 1948 Deutschland, Österreich und Dänemark. Auf Initiative von Ernst B. Thommen, dem langjährigen Direktor der Schweizer Sport-Toto-Gesellschaft, schlossen sich 1953 verschiedene Institutionen zur Internationalen Interessengemeinschaft europäischer Sport-TotoGesellschaften (Intertoto) zusammen. Der Sitz befand sich in Basel, der erste Kongress fand vom 2. bis 7. September 1953 in Basel und Sion statt. Später wurden auch aussereuropäische Organisationen aufgenommen, der Name wurde auf «Internationale Vereinigung der Toto- und Lottogesellschaften» abgeändert. 1999 wurde sie mit der AILE (Association Internationale des Loteries d’Etat) zur «World Lottery Association» (WLA) zusammengeführt. Mit viel Spirit am Werk S eit 2007 organisiert die Sport-TotoGesellschaft in Zusammenarbeit mit der Parlamentarischen Gruppe Sport eine Diskussionsplattform mit Persönlichkeiten aus Sport und Politik. Neben interessanten Referaten zu aktuellen sportpolitischen Themen steht bei diesem jährlichen Treffen von rund 180 Keyplayern auch der gegenseitige Gedankenaustausch im Mittelpunkt. Der Event findet jeweils am ersten Dienstag der Wintersession statt und erfreut sich auch bei den Bundesräten grosser Beliebtheit. So war 2007 und 2008 Bundesrat Samuel Schmid mit von der Partie, 2009 bis 2011 Bundesrat Ueli Maurer und 2012 Didier Burkhalter. Peter Schönenberger als Präsident und Roger Hegi als Direktor der Sport-Toto- Die Sport-Toto-Gesellschaft versteht sich heute als Bindeglied zwischen Sport, Politik und Lotteriebereich. Sie organisiert jährlich die viel beachtete Plattform «Team Spirit», sie bringt sportinteressierte Parlamentarier in einer Informationsgruppe regelmässig zusammen und kümmert sich um die sportliche und organisatorische Betreuung des FC Nationalrat. Gesellschaft sind neben Jürg Stahl, dem tik und Wirtschaft am Anlass und lassen Präsidenten der Parlamentarischen Grup- hinter ihre Fassade und hinter die Kulissen pe Sport, Gastgeber des «Team Spirit». blicken. Der «Team Spirit» ist längst zum Immer wieder präsentieren sich aber auch fixen Termin im parlamentarischen und bekannte Persönlichkeiten aus Sport, Poli- sportpolitischen Kalender geworden. 58 Die Sport-Toto-Gesellschaft organisiert seit 2007 jedes Jahr den «Team Spirit» (unten links). Und Direktor Roger Hegi amtet gleichzeitig als Coach des FC Nationalrat, bei dem auch Maya Graf, Ratspräsidentin 2013, und Eric Nussbaumer mitwirken. nen Spielern nach Dresden zum internati- ternationalen Parlamentarierturnier, stehSport-Toto-Zirkel Unter der Leitung von Ständerat und onalen Parlamentarierturnier und brachte weitere Partien auf dem Jahresprogramm, so etwa im Rahmen des PluSport-Tages STG-Vorstandsmitglied Paul Niederber- mit ihnen den Siegespokal nach Hause. ger trifft sich seit 2011 eine Gruppe von Die Betreuung der Fussball spielenden der Behindertensportler ein Match gegen rund 25 lotterie- und sportinteressierten Parlamentarier gehört heute zu den ange- ein Team Laureus/PluSport. Gespielt Parlamentarierinnen und Parlamentariern nehmen Nebenaufgaben der Sport-Toto- wird regelmässig auch gegen Firmen-, Mezwei Mal pro Jahr während den Sessionen Gesellschaft. Der FC Nationalrat ermög- dien- oder kantonale Parlamentarierteams. zu einem informellen Austausch. Es wer- licht Begegnungen ausserhalb der Im Rahmen der 75-Jahr-Jubiläumsfeierden jeweils Persönlichkeiten aus Sport und politischen Strukturen und verbindet da- lichkeiten der Sport-Toto-Gesellschaft Lotterien als Referenten zu aktuellen The- bei über allfällige sachpolitische Differen- steht auf dem altehrwürdigen Basler zen hinaus die Mitglieder der Eidgenössi- Landhof ein Duell zwischen dem FC Natimen eingeladen. onalrat und einem Allstar-Team aus dem schen Räte zu einem Team. Der FC Nationalrat ist ein Goodwill-Trä- Schweizer Sport auf dem Programm. FC Nationalrat Roger Hegi ist nicht nur der Direktor der ger der Schweiz und des Schweizer ParlaSport-Toto-Gesellschaft, sondern als In- ments im In- und Ausland. Sportbegeistehaber der UEFA-Pro-Trainerlizenz auch rung, Fairness und Respekt gegenüber Coach des FC Nationalrat, der Schweizer allen Gegnern werden auf und neben dem Fussballauswahl für Parlamentarier. So Fussballplatz grossgeschrieben. reiste er vom 9. bis 13. Mai 2013 mit sei- Neben dem jeweiligen Highlight, dem in- 59 Verteilorganisation und Bindeglied Die Gründung der Sport-TotoSeit dem 1. Mai 2004 ist der 57-jährige Roger Hegi, früherer Gesellschaft war 1938 ein grosser Nationalliga-Fussballer, Trainer und vor seinem Amtsantritt CEO Willensakt. Was beeindruckt Sie heute des FC Basel, Direktor der Sport-Toto-Gesellschaft. Im Interview noch an den Pionieren von damals? Roger Hegi: Sie haben über ein einfaches spricht der promovierte Rechtsanwalt über die historischen LeistunSpiel, an dem die Leute schnell Gefallen gen, die Positionierung im aktuellen Umfeld und die Perspektiven. und Spass fanden, eine Idee entwickelt, von der nicht nur die Teilnehmenden, sondern von Anfang an der Fussball und später auch andere Sportkreise profitieren konnten. Die Idee war zwar nicht ganz ein Dreivierteljahrhundert bis in die Die politische Vernetzung war den neu, doch sie wurde mit viel Pioniergeist heutige Zeit erhalten? Gründern der Sport-Toto-Gesellschaft gegen Widerstände und Neider in der Der Grundsatz, den natürlichen Spieltrieb schon damals, 1938, sehr wichtig – Schweiz durchgezogen. Und das Sport- des Menschen mit einer klar definierten und sie ist es heute noch. Welchen Toto konnte sich regional sehr schnell weit Unterstützung für sportliche Projekte zu Stellenwert hatte dieses Netzwerk verbreiten. verbinden, hat bis heute überlebt. Und die früher und heute? Form der staatlichen Kontrolle und der Wenn wir von der heutigen Situation spreMonopolisierung erwies sich über all die chen, gehören immer auch die OrganisatiWelche Leistungen und Ideen von onen Swisslos und Loterie Romande dazu. damals haben sich aus Ihrer Sicht über Jahre wohl als die richtige. 60 Roger Hegi, Rechtsanwalt und ehemaliger Spitzenfussballer, später Trainer und CEO bei verschiedenen Schweizer Clubs, ist seit Mai 2004 Direktor der Sport-Toto-Gesellschaft und im Nebenamt Trainer des Erstligisten BSC Old Boys Basel. Das 1970 eingeführte Schweizer Zahlenlotto, das bedeutend breitere Kreise ansprach als das bis dahin allein dastehende Toto, führte zu einer neuen Gewichtung der verschiedenen Gesellschaften. Ohne die entsprechende politische Unterstützung durch Bund und Kantone hätte sich das Modell, das so enorme Mittel für den Sport und später auch für die Kultur und Soziales generierte, nicht so lange unbeschadet halten können. Es gab in dieser Hinsicht – trotz aller Veränderungen – nie grössere Einbrüche; eine politische Mehrheit stand immer hinter dem Lotteriewesen. Und letztlich arbeiten wir auch heute mit viel Engagement daran, das bestehende Verteilsystem zugunsten der Gemeinnützigkeit zu bewahren und zu optimieren. Das Geld aus dem Sport-Toto hat dem Zwischen 1938 und 2002 hat die Schweizer Sport über manche JahrSport-Toto-Gesellschaft aus ihren zehnte vieles ermöglicht – gerade auch Gewinnen fast zwei Milliarden Franken in Sachen Infrastruktur. Wie ordnen an die Kantone, an Swiss Olympic und Sie die damalige Schaffung sportihre historischen Vorgänger sowie an historischer Bauwerke, die oft mit stark die Sportverbände ausbezahlt. Seither idealistischem Hintergrund entstanden kommen jährlich über 550 Millionen sind, aus heutiger Sicht ein? von Swisslos und Loterie Romande für Für die damalige Zeit waren das riesige gemeinnützige Zwecke dazu, davon Leistungen. Es ging dabei ja nicht bloss jeweils rund 130 Millionen für den um Anschub- oder Teilfinanzierungen, Sport. Was bedeuten diese enormen sondern um massgebliche Beiträge, ohne Zuschüsse in der Entwicklung des die die Realisierung dieser Projekte erst Schweizer Sports? gar nicht möglich gewesen wäre. So gese- Für den Breiten- und Nachwuchssport hahen kann man die Erschaffung wichtiger ben die Beiträge, die über die kantonalen Sportbauten, vor allem für die Fussball- Sportfonds an die Vereine und die VerbänWeltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, de fliessen, enorme Bedeutung. In den aus heutiger Perspektive gar nicht hoch Kantonen wird eine grosse Fülle von Progenug einschätzen. jekten, Anlässen, Materialanschaffungen 61 und Aktivitäten an der Basis des Sports finanziell unterstützt. Dort ist das Geld höchst willkommen, weil man auf dieser Stufe oft Mühe bekundet, es auf anderen Wegen zu besorgen. Die Beiträge sind eine Art «Anschubhilfe» für viele Projekte und spielen deshalb nach wie vor eine grosse Rolle. Dazu profitiert der Breiten- und Nachwuchssport von Unterstützungsbeiträgen durch Bund und Gemeinden. Der Spitzensport lebt einerseits vom Sponsoring der Privatwirtschaft. Andererseits fliesst aber auch ein grosser Teil der mehr als 25 Millionen Franken, die Swiss Olympic jährlich aus den Reingewinnen von Swisslos und der Loterie Romande erhält, über die einzelnen Sportverbände in den Spitzensport. Wie sicher sind diese Gelder in der Zukunft – kommerzielle ausländische Wettanbieter bedrängen auch den Schweizer Markt? In den neun Jahren, in denen ich nun für die Sport-Toto-Gesellschaft arbeite, hat sich der Markt enorm verändert. Er ist hart umkämpft, es geht um ein riesiges Business mit weltweiten Milliardenumsätzen und entsprechend vielen Anbietern, die teilweise auch sehr aggressiv auftreten. Es ist so viel Geld im Spiel, dass auch negative Aspekte wie Geldwäscherei und Spielmanipulationen damit verbunden werden. Es ist ausserdem im grenzenlosen Internet nicht zu verhindern, dass illegale Wettanbieter auch in der Schweiz auftreten. Als gemeinnützig orientierte Organisation ist es in diesem Umfeld der ungleich langen Spiesse nicht einfach, sich zu behaupten. Unter den gegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen kann etwa «Sporttip» bezüglich Attraktivität der Wetten nicht mit internationalen Online-Anbietern mithalten. Es ist entsprechend schwierig, hier massgebende Umsätze zu erzielen. Ich bin aber trotz dieser Umstände davon überzeugt, dass Swisslos und die Loterie Direktor Roger Hegi vor dem Sitz der Sport-Toto-Gesellschaft an der Lange Gasse 10 in Basel. 62 Verbund mit Swisslos und der Loterie Romande? Nach der Aufgabe der operativen Tätigkeiten im Jahr 2003 hatte sich die Frage nach der künftigen Rolle der STG gestellt. ie Sport-Toto-Gesellschaft ist einer der wichtigsten Es war in der Folge der klare politische Pfeiler in der Schweizer Sportförderung und es ist Wunsch der Kantone, die STG als verantschön, dass die STG an die Sporthilfe glaubt. Nicht zuletzt wortliche Institution für die Verteilung dank der Million, die wir jedes Jahr von der STG erhalder Gelder an den nationalen Sport und ten, können wir vielen Hundert Talenten ermöglichen, ihre somit an Swiss Olympic, die Sporthilfe, hoch gesteckten Ziele konsequent zu verfolgen. Jedes SFV und SFL sowie die Swiss Ice Hockey Jahr kommen einige von ihnen wieder an der Weltspitze Federation zu erhalten. Die Weiterleitung an und sorgen in der ganzen Schweiz für die schönsten der Lotteriegelder an den nationalen Sport Emotionen. Sie sind vom Talent zum Vorbild geworden – und die Sporthilfe ist somit heute die Hauptaufgabe der STG. durfte sie während dieser Entwicklung begleiten. Herzlichen Dank der STG Sie beinhaltet u.a. auch die Kontrolle der für die wertvolle und treue Unterstützung! zweckgemässen Verwendung der Beiträge der STG während der jeweiligen VertragsMax Peter, Präsident Stiftung Schweizer Sporthilfe dauer von drei Jahren. Eine wichtige Rolle nimmt die STG auch als Bindeglied zwischen dem nationalen Sport, den beiden Lotteriegesellschaften und der nationalen Politik ein. In diesem Zusammenhang versucht die STG, sportaffine Politiker Romande bei entsprechenden Rahmenbe- und Wetten. Dabei sollen die Kantone in über die Vorteile der aktuellen Regelundingungen den Platz im Markt weiter be- der Umsetzung weiterhin ihre ange- gen im Lotteriebereich zu informieren, bei haupten können und auch in Zukunft Gel- stammte Rolle behalten. Die Regulatoren den Lotteriegesellschaften zugunsten des der im ähnlichen Rahmen wie heute für sehen, dass der Glücksspielbereich weiter- Sports einen grösseren Anteil an den Sport, Kultur und Soziales generiert wer- hin einem gewissen Schutz unterstellt sein Reingewinnen zu erhalten und den natiomuss, denn an Auswüchsen hat niemand nalen Sportorganisationen aufzuzeigen, den. ein Interesse. Alle diese Faktoren erhöhen dass die Unterstützung durch namhafte letztlich die Chancen, die Geldflüsse auch Lotteriegelder keine SelbstverständlichSeit über zehn Jahren wird über keit ist. künftig so zu erhalten. die Revision des Lotteriegesetzes diskutiert, das vom 8. Juni 1923 Die Abstimmung hat gezeigt, dass Die STG leitet somit einen Teil der von stammt. Wo steht man 2013, im das Schweizer Stimmvolk der gemeinden beiden Lotteriegesellschaften Jubiläumsjahr der Sport-Totonützigen Verwendung von Geldspiel-, erwirtschafteten Gewinne an die Gesellschaft? Wir sind sehr froh, dass der Gegenentwurf Lotterie- und Sportwettengewinnen Benifiziare weiter. Eine sehr wichtige zur Volksinitiative «Für Geldspiele im klar den Rücken stärkt. Ist diese Aufgabe … Dienste des Gemeinwohls» im März 2012 Solidarität typisch schweizerisch? … die wir durchaus mit einer etwas offensibeim Stimmvolk 87 Prozent Zustimmung Sie hat nun 75 Jahre funktioniert, woraus veren Kommunikation verbinden. Es gab fand. Derzeit ist eine breit abgestützte Ar- zweifellos der Schluss gezogen werden Zeiten, da sind die Beiträge der STG in beitsgruppe daran, für das Frühjahr 2014 kann, dass dieses System von einem gros- den Jahresrechnungen der Verbände gar einen ersten Entwurf für ein neues Lotte- sen Teil der Bevölkerung getragen wird, nicht mehr als solche deklariert worden – riegesetz zu erarbeiten. Die Mitwirkung auch unter dem Aspekt, dass hierzulande niemand wusste mehr richtig, woher das in diesem Prozess ist sehr spannend, auch sehr gerne mitgespielt wird. Auch die nor- Geld kam, und es handelt sich doch um wenn dieser auf der politischen Ebene dischen Länder, aus denen die Idee der ge- namhafte Beträge. Hier haben wir viel langwierig ist und man heute davon aus- meinnützigen Verwendung der Gewinne Aufklärungsarbeit geleistet und so die geht, dass ein neues Gesetz erst 2018 in letztlich stammt, generieren in dieser Wahrnehmung im nationalen Sport verKraft treten wird. Eckpfeiler sind jedoch Hinsicht noch heute sehr viel Geld. Somit bessert. Mit einer symbolischen Checkschon bestimmt worden, etwa eine teilwei- kann in der Tat von einer sehr grossen So- übergabe an die Benefiziare treten wir einse Öffnung des Onlinemarktes und die In- lidarität gesprochen werden. mal im Jahr auch öffentlich etwas ins tegration von Spielsuchtaspekten. Einig ist Rampenlicht. man sich auch darüber, dass es ein Gesetz Die Sport-Toto-Gesellschaft ist für alle Geldspiele geben soll, sowohl seit 2003 nicht mehr operativ tätig – Das Engagement auf politischer für Casinospiele als auch für Lotterien welche Rolle spielt sie heute im Ebene beinhaltet auch Ihre Tätigkeit 75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation! «Einer der wichtigsten Pfeiler» D 63 als Coach des FC Nationalrat. Wie wichtig ist dieses teambildende Element für Ihre Arbeit mit der STG? Aufgrund meiner fussballerischen Vergangenheit ist ein solches Engagement naheliegend. Es macht grossen Spass, mit wenig Aufwand den politischen Alltag der Parlamentarier etwas aufzulockern. Wir treffen uns während den Sessionen jeden Dienstagabend zum Fussballspiel. Das ist sehr ungezwungen – und es wird dabei praktisch nie über Politik gesprochen. Höhepunkt des Jahres ist jeweils das internationale Parlamentarierturnier mit Deutschland, Österreich und Finnland. Und unser Ziel ist es natürlich stets, die deutsche Auswahl zu bezwingen. Am 18. August 1938 wurde die STG gegründet – auf den Tag exakt 75 Jahre später begeht sie auf dem Landhof ihr 75-Jahr-Jubiläum. Wohin soll der Weg in den nächsten Jahren gehen? Das Ziel der Sport-Toto-Gesellschaft wird es sein, sich weiter für ein gemeinnütziges Lotteriewesen einzusetzen und damit die finanzielle Unterstützung für den Sport auch in Zukunft zu erhalten oder sogar noch auszubauen. Sobald die angestossene neue Lotteriegesetzgebung politisch unter Dach und Fach ist, werden die Rahmenbedingungen für die nächsten zehn bis 15 Jahre wieder klar sein. In längeren Zyklen sollte man angesichts des sehr dynamischen Marktes wohl nicht denken. Das Team der Sport-Toto-Gesellschaft im Jubiläumsjahr 2013 (von rechts nach links): Roger Hegi (Direktor), Sabina Völlmy (Direktionsassistentin), Kathrin Jakob (Leiterin Kommunikation) und Daniel Näf (Kommunikation). 64 Impressum Sport-Toto-Gesellschaft 75 Jahre Sportförderung Herausgeber: Sport-Toto-Gesellschaft, Lange Gasse 10, 4002 Basel www.sport-toto.ch Konzept, Redaktion, Prepress: rotweiss Verlag GmbH, Steinenring 60, 4054 Basel www.rotweiss.ch Texte: Daniel Schaub Gestaltung: Fabienne Steiger Druck: Reinhardt Druck, Basel Quellenverzeichnis Archiv Sport-Toto-Gesellschaft, Basel Archiv Schweizerischer Fussballverband, Muri bei Bern Broschüre 20 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft Basel (1958) Broschüre 25 Jahre Jahre Sport-Toto (1938–1963), Walter Schäublin, Max Ehinger und diverse Autoren Broschüre 50 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft (1938-1988), Max Pusterla und diverse Autoren Bildverzeichnis Archiv Sport-Toto-Gesellschaft (Historische Bilder u.a.: Foto Dierks, Basel; Hans Bertolf, Basel) PMS Dialog AG, www.pms-dialog.com (Jubiläumslogo) Sport-Toto-Gesellschaft Basel (Logo, Team Spirit, Checkübergaben, FC Nationalrat) Staatsarchiv Basel-Stadt (Bild Seite 17, oben links, Hans Bertolf, BSL 1013 1-2202_0001_b) ARGE Naturarena Rotsee (Bild Seite 31) PPR Media Relations AG, Zürich (Bilder Seite 51 oben, Mitte, mit Genehmigung SFV und SIHF) Swiss Olympic (Bild Seite 51, unten) Dominic Plüss (Interview Roger Hegi, Gespräch mit Max Pusterla und Raymond Simonet) www.photopluess.ch «Wage und spiele für sportliche Ziele» Als am 18. August 1938 in Basel die Sport-Toto-Gesellschaft gegründet wurde, war dies der Auftakt zu einer Erfolgsgeschichte. Ein simples Spiel mit Vorhersagen von Fussballspielen führte rasch zu grossen Umsätzen und damit zu einer neuen Finanzierungsquelle für den Schweizer Sport, der von Anfang an von den Gewinnen der Gesellschaft profitieren durfte. Markante sportliche Schweizer Bauwerke wie die Eidgenössische Sportschule in Magglingen, die Fussballstadien für die Weltmeisterschaft 1954, das Haus des Sports in Bern, das Ruderzentrum Rotsee oder das Nordische Skizentrum in Kandersteg wurden massgeblich durch Beiträge aus dem Sport-Toto mitfinanziert. 75 Jahre später hat sich die Sport-TotoGesellschaft als wichtige Verteilorganisation gegenüber Swiss Olympic, dem Schweizer Fussball, dem Schweizer Eishockey und der Sporthilfe, sowie als Bindeglied zwischen den Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande, den Kantonen, dem nationalen Sport und der nationalen Politik etabliert. Das Sport-Toto in der Schweiz hat eine bewegte und aufregende Geschichte – sie soll in dieser Broschüre zum 75-Jahr-Jubiläum auf unterhaltsame Weise noch einmal nachgezeichnet werden. www.sport-toto.ch Sport-TotoGesellschaft 75 Jahre Schweizer Sportförderung