Terroristische Einzeltäter am Beispiel der USA
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Terroristische Einzeltäter am Beispiel der USA
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universtiät Bonn Seminar für politische Wissenschaft Hauptseminar 5710, Der Terrorismus als globale Herausforderung Dozent: Prof. Dr. Gerd Langguth Sommersemester 2003 Terroristische Einzeltäter am Beispiel der USA: Das Täterprofil des „Unabombers“, des Attentäters von Oklahoma und des „Mr. Anthrax“ vorgelegt von: Kathrin Bachem 6. Semester HF: Mittelalterliche und Neuere Geschichte NF: Politische Wissenschaft, Osteuropäische Geschic hte Endenicherstr. 58 53115 Bonn Tel.: 0228/4225928 e-mail: [email protected] 1 Gliederung Einleitung Seite 3 Der Unabomber Theodor Kaczynski – Sein Leben Seite 3-8 Das Manifest des Unabomber Seite 8-11 Fazit Seite 11-12 Timothy McVeigh und das „Oklahoma City Bombing“ Seite 12-14 Timothy McVeighs Biographie und die Motive für seine Tat Seite 14-17 Konsequenzen Seite 17-19 Mr. Anthrax und Steven Hatfill Seite 18-22 Schlußbetrachtung Seite 23-24 Bibliographie Seite 25-28 2 Einleitung: Immer wieder kommt es in den westlichen Industriestaaten zu terroristischen Anschlägen, die von Einzelpersonen begangen werden. Fast immer scheinen diese Anschläge „aus dem Nichts“ zu kommen, die Täter stammen meist aus dem Land selbst und waren bis dahin meist unauffä llig oder gesellschaftlich anerkannt. Dennoch werden sie im Laufe ihres Lebens um ihre Ziele durchzusetzen und Aufmerksamkeit zu erregen zu Terroristen und Mördern. Anhand der Beispiele des „Unabombers“ Ted Kaczynski, des Attentäters auf das Regierungsgebäude von Oklahoma City, Timothy McVeigh, und des „Mr. Anthrax“, der Briefe mit dem Milzbranderreger verschickte, soll versucht werden durch Darstellung von Tathergang, Biographie und Konsequenzen, die Motive der Täter zu erkennen, um so möglicherweise Ansätze zu ihrer Bekämpfung zu entwickeln. Kurz nach den jeweiligen Anschlägen erfuhren diese eine große Medienpräsenz, was zur Publikation einiger Bücher und zur Anhäufung großer Mengen Materials im Internet führte. Mit dem Ende der jeweiligen Prozesse, vor allem aber durch die Anschläge fundamentalistischer Terroristen auf das World Trade Center im September 2001 ist das Medieninteresse an innerstaatlichen Einzeltätern jedoch wieder gesunken. Der Unabomber Theodore Kaczynski – Sein Leben Die 17 Jahre dauernde „Karriere des UNAbomber“, benannt nach seinen ersten Zielen, UNiversitäten und Airlines, wurde am 3. April 1996 mit seiner Festnahme durch das FBI beendet. Seine insgesamt 16 Bomben verletzten vier Personen leicht, weitere sechs Personen schwer, 18 Flugzeugpassagiere erlitten leichte Rauchvergiftungen. Hugh Scrutton, Besitzer eines Computerladens, Thomas Mosser, ehemaliger Mitarbeiter von Burson-Martseller, einer nationalen Werbefirma und Gilbert Murray, Chef der California Forestry Association, fanden durch seine Bomben den Tod. Die zur Ermittlung gebildete Unabomber Task Force (UTF) setzte sich aus Mitarbeitern des Federal Bureau of Investigation (FBI), des Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms (ATF), des Postal Inspection Service und des Forest Service zusammen. Zeitweise versuchten 200 Agenten den Fall zu lösen, und eine Belohung von einer Millionen Dollar wurde ausgesetzt. Die UTF legte 3.600 Akten an, schrieb 12.000 Berichte und machte 9.000 Beweisfotos. 50.000 Verdächtige wurden in den 3 Akten vermerkt. 1 Man suchte einen weißen, männlichen Einzeltäter, 35-45 Jahre alt mit wenigstens einem High School Abschluss. Im Profil wurde der Unabomber als Mann beschrieben, der unter einem geringen Selbstbewusstsein und Problemen mit Frauen leide, seine Kleidung wurde als sorgfältig ausgesucht beschrieben, sein Leben zeichne sich durch Organisation und Sorgfalt aus, und er gelte als idealer Nachbar. 2 Noch sechs Wochen vor seiner Verhaftung stand Theodor Kaczynski, Single, Harvardstipendiat, Doktor der Mathematik und Einsiedler in der Einsamkeit Montanas, nicht auf der Liste der Verdächtigen des FBI. Sein eigener Bruder hatte ihn dem FBI gemeldet, als er in dem vom Unabomber nach 16 Jahren des Stillschweigens veröffentlichten Manifest die Thesen und den Schreibstil Theodors erkannte. Kaczynski hatte das Manifest, wie er sagt, aus zwei Gründen veröffentlicht: Weil er glaubte, endlich genügend Aufmerksamkeit erregt zu haben, damit die großen Zeitungen des Landes es veröffentlichen würden und weil er des Bombenbauens müde war. 3 Wer aber ist Theodore Kaczynski und was waren seine Motive? Our Freud had been the first to reveal the appalling dangers of family life. The world was full of fathers – was therefore full of misery; full of mothers - therefore of every kind of perversion from sadism to chastity; full of brothers, sisters, uncles, aunts – full of madness and suicide. 4 Am 22. Mai 1942 wurde Theodore Kaczynski als älterer Sohn von Wanda und Theodore Kaczynski geboren und in einem Vorort Chicagos aufgezogen. Mit sechs Monaten musste Kaczynski mehrmals ins Krankenhaus, wo er von seiner Familie getrennt wurde, sein Mutter berichtet später, dies habe ihr Kind misstrauisch und zurückgezogen gemacht. 5 Die erst1955 fertiggestellte Highschool vermittelte der zusammengewürfelten Schülerschaft nur wenig Gemeinschaftsgefühl. Stattdessen bildeten sich 1 Brother and Hero http://www.crimelibrary.com/terrorists_spies/terrorists/kaczynski/15.html?sect=22 2 Robertson, Phillip, The Unabomber, Terrorism, and Performance. A Short Essay on the Transmission of Ideas http://www.pform.org/archive/40unabomb.html 3 Unabomber’s Letter to the New York Times 4/24/95 Homepage http://www.pd.org/topos/perforations/perf7/unabomber/una.letter.html 4 Huxley, Aldous, “Brave new world”, hg. Von R. Nissen (Klassiker des Gebrauchs an Schule und Universität 10) Hamburg 8 1997, S. 52. 5 A loner from youth http://www.cnn.com/SPECIALS/1997/unabomb/accused/early/ 4 rivalisierende Cliquen, von denen Kaczynski ausgeschlossen blieb. 6 Theodor, mit einem IQ von 167, übersprang die sechste und elfte Klasse, seine überragenden akademische Leistungen und der Altersunterschied von zwei Jahren bedeuteten für ihn „das soziale Abseits“7 . Obwohl seine Mutter sich erinnert, ihren Kindern ein normales und glückliches Zuhause geboten zu haben, fühlte Ted sich von seinen Eltern missverstanden und von ihrem Ehrgeiz weiter in die Isolation getrieben. Weil Ted sich weder zu Hause noch in der Schule akzeptiert fühlte, trat er verschiedenen Clubs bei und komponierte in seiner Freizeit klassische Musik. Für die meisten seiner Mitschüler war er ein „Freak“. 8 Seine Lehrer hingegen beeindruckte er mit seiner Intelligenz, Selbstdisziplin, und Verantwortungs-bewusstsein. Sie lobten seine Höflichkeit und Respekt gegenüber anderen, sowie sein Fähigkeit zur Selbstreflexion. Seine reservierte Haltung anderen Schülern gegenüber legte er bei Erwachsenen schnell ab und erwies sich als interessanter und angenehmerer Gesprächspartner. 9 Obwohl nicht einmal sechzehn Jahre alt wurde Ted Kaczynski 1958 an der Universität von Harvard zum Studium zugelassen. In Harvard bemühte man sich, den jungen und begabte Studenten wie Kaczynski ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln, indem man ihnen ein eigenes Haus zuwies und sie so ungewollt von den anderen Studenten absonderte. Die meisten von Kaczynskis Hausgenossen waren wie er Einzelgänger und es entwickelten sich nur langsam Freundschaften zwischen den Studenten. 10 Lehrer, Berater und der Heimleiter beschreiben Ted als ausgeglichen, selbstsicher, effizient bei seiner Arbeit, als Pragmatiker und Realisten. Sie sahen keine Anzeichen einer Geisteskrankheit oder von emotionalem Stress. 11 Alston Chase stellt in seinem Text Harvard and the making of the Unabomber die These auf, dass der vor den Studenten im Fach General Education ausgefochtene Streit der Positivismusverfechter, die den technologischen Fortschritt begrüßen, mit 6 Johnson, Sally Background information:Psychological Evaluation of Theodore Kaczynski 2000 http://www.courttv.com/trials/unabomber/documents/psychological.html 7 Chase, Alston, Harvard and the making of the Unabomber. The Roots of the Unabomber The Atlantic online Juni 2000 http://www.theatlantic.com/issues/2000/06/chase.htm 8 Jackson, David, He’s not crazy he’s our Neighbor. In Montana, Ted Kaczynski’s Acquaintances insist he was normal Time American scene, 3. Nov. 2003 http://www.time.com/time/reports/unabomber/971103_jackson.html und Chase, Alston, Harvard and the making of the Unabomber. The Roots of the Unabomber The Atlantic online Juni 2000 http://www.theatlantic.com/issues/2000/06/chase2.htm 9 Chase, Alston, Harvard and the making of the Unabomber. The Roots of the Unabomber The Atlantic online Juni 2000 http://www.theatlantic.com/issues/2000/06/chase2.htm 10 Johnson, Sally Background information:Psychological Evaluation of Theodore Kaczynski 2000 http://www.courttv.com/trials/unabomber/documents/psychological.html 11 Chase, Alston, Harvard and the making of the Unabomber. The Roots of the Unabomber The Atlantic online Juni 2000 http://www.theatlantic.com/issues/2000/06/chase.htm 5 den Humanisten, die diesen und den damit einhergehenden Verfall aller Werte fürchten, zu einem „Klima der Verzweiflung“ geführt habe. Aus diesem Streit entwickelten die meisten Studenten eine eigene Philosophie, die beide Strömungen vereint. Andere entscheiden sich für eine These, die sie dann umso vehementer verfochten. 12 Auf der Universität wurde Kaczynski mit Werken von Friedrich Nietzsche, Lewis Mumford, Oswald Spengler, Joseph Conrad und Jaques Ellul vertraut gema cht, die eine technikfeindliche und verzweifelte Haltung ausdrücken. Ihre Werke könnten die Grundlage für Kaczynskis spätere Haltung gelegt haben, wenn sie auch auf viele andere Studenten keinen Einfluss hatten. Nach dem Abschluss an Harvard 1962 promovierte Ted an der Universität von Michigan und begann gleichzeitig von einem Leben in der unberührten Wildnis Kanadas zu träumen. 1967, mit 25 Jahren, nahm er eine Lehrstelle an der Universität von Kalifornien-Berkeley an, um seinen Traum zu finanzieren, kündigte jedoch zwei Jahre später ohne Erklärung. Danach nahm er verschiedene Aushilfsjobs an und wohnte bei seinen Eltern. 13 1971, als sein Antrag auf Immigration nach Kanada endgültig abgelehnt wurde, kaufte er mit seinem Bruder ein Stück Land in Montana und baute dort die Hütte, in der er die nächsten 25 Jahre lebte. Zeitgleich begann er auch anti-technologische Schriften zu verfassen, die einige Thesen seines später veröffentlichten Manifestes bereits vorwegnahmen. 14 Wie er selbst feststellt, hatte er bis dahin noch nie eine tiefergehende Beziehung zu einer Frau gehabt und konnte auch in seiner Zeit als Einsiedler keine solche Beziehung entwickeln. 15 Einziger Fixpunkt in seinem Leben blieb seine Familie, vor allem sein jüngerer Bruder David. Kaczynskis Leben in der Hütte war sehr einfach, er lebte hauptsächlich von der Jagd auf kleineres Wild und dem eigenen Gemüseanbau. Im Jahr kam er mit 200-300$ Zuschuss von seiner Familie aus, von denen er auch das Material für seine Bomben bezahlte. 16 Die Hütte besaß weder fließendes Wasser noch elektrisches Licht, die nächste Ortschaft war vier Meilen entfernt. Seine Familie behauptet, die Einsamkeit habe ihn noch schwieriger und exzentrischer werden lassen, so dass jeder Besuch 12 Chase, Alston, Harvard and the making of the Unabomber. The Roots of the Unabomber The Atlantic online Juni 2000 http://www.theatlantic.com/issues/2000/06/chase2.htm 13 Johnson, Sally Background information:Psychological Evaluation of Theodore Kaczynski 2000 http://www.courttv.com/trials/unabomber/documents/psychological.html 14 Chase, Alston, Harvard and the making of the Unabomber. The Unabomber The Atlantic online Juni 2000 http://www.theatlantic.com/issues/2000/06/chase4.htm 15 Bright Beginnings http://www.crimelibrary.com/terrorists_spies/terrorists/kaczynski/12.html?sect=22 16 Welcome to the Cabin Battling technology and rabbits from a hermit's cabin http://www.cnn.com/SPECIALS/1997/unabomb/investigation/cabin/ 6 zur Qual wurde. 17 Die Bewohner der Stadt Lincoln, von denen manche sogar zu Theodors Freunden geworden waren und die er sogar in seine Hütte einlud, 18 beschreiben ihn als freundlich, zuvorkommend und schüchtern. 19 Niemand konnte sich vorstellen, dass ihr Nachbar für 16 Bomben und drei Tote verantwortlich sein sollte. Am 3. April 1996 wurde er vom FBI verhaftet und bekannte sich nach Streitigkeiten mit seinen Anwälten am 22. Januar 1998 für schuldig. 20 Kaczynski hatte seine Verteidigung auf den Thesen seines Manifests aufbauen wollen, das ihn zum Retter der Menschheit stilisierte, ihn aber möglicherweise das Leben gekostet hätte. 21 Deswegen plädierten seine Anwälte gegen seinen Willen auf verminderte Schuldfähigkeit wegen Geisteskrankheit. 22 Die Presse unterstützte diese Argumentation, Kaczynski wurde als „zynischer und offensichtlich sexuell verwirrter Killer dargestellt, der sich an den tödlichen Explosionen erfreute und sich ansonsten wenig für den Rest der Welt interessierte“ 23 . Der Journalist Derek Cockram vermutet, dass die Medien, indem sie Kaczynski zum geisteskranken Mörder stempeln, seine Glaubwürdigkeit und das Interesse an den Thesen seines Manifests unterbinden wollten. 24 Das psychologische Gutachten, dem Kaczynski sich unterzog, bestätigt ihm paranoide Schizophrenie 25 - unter anderem mit den Begründungen, er lehne psychologische Behandlungen ab, gebe anderen Menschen die Schuld für seine Probleme und erkenne seine Krankheit nicht an26 - erklärt ihn jedoch für fähig, sich im Prozess selbst zu verteidigen. Der Richter lehnte Theodors Gesuch, sich selbst zu verteidigen, ab, so dass Kaczynski sich schuldig bekannte, um einen Prozess, der nur darauf angelegt sein würde, Beweise, für eine Geisteskrankheit zu finden zu verhindern. 17 Ferguson, Paul, Descent into anguish http://www.cnn.com/SPECIALS/1997/unabomb /accused/woods/ 18 A loner from youth http://www.cnn.com/SPECIALS/1997/unabomb/accused/early/ Lincoln resident Irene Preston, 84, was one of the few people Kaczynski had invited into his home. They played pinochle. 19 Jackson, David, He’s not crazy he’s our Naighbor. In Montana, Ted Kaczynski’s Acquaintances insist he was normal Time American scene, 3. Nov. 2000 http://www.time.com/time/reports/unabomber/971103_jackson.html 20 Back to Court http://www.crimelibrary.com/terrorists_spies/terrorists/kaczynski/14.html?sect=22 21 Welcome to the Cabin Battling technology and rabbits from a hermit's cabin http://www.cnn.com/SPECIALS/1997/unabomb/investigation/cabin/ 22 Jackson, David, Man behind the Mask. The accused Unabomber's lawyers says he's schizophrenic, but can they use that as a defense? http://www.time.com/time/reports/unabomber/971117_jackson.html Time Nation, 17 Nov. 97 23 Kaczynski gets life, says government lied. Government made 'false statements' 4. Mai 1998 http://www.cnn.com/US/9805/04/kaczynski.sentencing/index.html 24 Cockram, Derek, Technological terror or terrorizing technology? The Peak 16. Juni 1997 http://www.peak.sfu.ca/the-peak/97-2/issue7/unabomb.html 25 Bericht von Sally Jahnson CoertTV 26 Jackson, David, Man behind the Mask. The accused Unabomber's lawyers says he's schizophrenic, but can they use that as a defense? http://www.time.com/time/reports/unabomber/971117_jackson.html Time Nation 17 Nov. 97 7 Für Kaczynski war der Prozess weniger eine Entscheidung über sein zukünftiges Leben, als über seinen geistigen Zustand. Er wurde zu vier mal lebenslanger Haft und plus weiteren 30 Jahren verurteilt. Das Manifest des Unabombers Die Auswirkungen der Industriellen Revolution, Zukunftsvisionen und Gründe für die Revolution Das Manifest des Unabombers beschäftigt sich mit den gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Auswirkungen der Industriellen Revolution auf das Individuum. Neben den sozialen Problemen27 und der Zerstörung der Natur sieht Kaczynski das grundsätzliche Problem der modernen Gesellschaft in der Unterbrechung des „Power Process“ 28 . Da die meisten Menschen in ihrem Beruf nur wenig Autonomie erleben und die Befriedigung der „biologischen Bedürfnisse“29 nur minimalen Aufwand erfordert, kann der Power Process, welcher Selbständigkeit und ein gewisses Maß an Anstrengung erfordert, nicht durchlaufen werden, es kommt zu Minderwertigkeitsgefühlen. 30 Die Unfähigkeit in der Modernen Gesellschaft die „Umstände seines eigenen Lebens zu kontrollieren“, führt zusätzlich zu Gefühlen der Machtlosigkeit und Frustration. 31 Um dennoch Erfolg und Macht zu verspüren, identifizieren sich die Menschen mit großen, mächtigen Organisationen, 32 oder versuchen, die durch Werbung und Gesellschaft suggerierte Ziele, wie Markenartikel und Statussymbole, durch harte Arbeit zu erlangen, 33 oder suchen sich Ersatztätigkeiten wie Sport oder geistige Fortbildung. 34 Diese 27 Aggression und Gefühle des Eingesperrtseins, durch Bevölkerungsdichte und fehlenden Kontakts zur Natur Kaczynski, Theodor, Industrial Society and ist’s future, http://www.panix.com/~clays/Una/index.html 02.05.03 28 Der Power Process besteht aus der selbständigen, erfolgreichen Ereichung eines selbstgesteckten Zieles mit einigem Aufwand. 29 Dazu zählt Kaczynski die Bedürfnisse nach Nahrung, Wasser, Obdach, Kleidung und Schutz. Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una1.html §35 30 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una1.html §33-37 31 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una1.html §33 und Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una2.html §67-69. Beispielsweise ist er abhängig von der Situation der Weltwirtschaft, oder der Sicherheit des Atomkraftwerkes, die er nicht beeinflussen kann. 32 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una3.html §83. Als Beispiele nennt er die Armee, Parteien, Humanitäre Organisationen, religiöse und ideologische Bewegungen, Beispiele für das Phänomen der Identifizierung mit einer größeren Gruppe sind seiner Meinung nach die Regierungen der Faschisten, Nationalsozialisten und der Kommunisten. 33 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una2.html §63 34 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una3.html §77-86 8 Tätigkeiten sind jedoch laut Kaczynski weniger befriedigend als „echte“ Arbeit, da sie nicht zur Erfüllung der „biologischen Bedürfnisse“ dienen. 35 Die industrieelle-technologische Gesellschaft kann seiner Meinung nach dem Individuum keine „echte“ Freiheit, das heißt Kontrolle über das eigene Leben, ermöglichen, da die Gesellschaft damit ihr eigenes Fortbestehen gefährden würde. 36 Die Aufrechterhaltung der ökonomischen technologischen Struktur genießt eine höhere Priorität als die Bedürfnisse der Menschen. 37 Kaczynski stellt fest, dass jede technische Errungenschaft für sich gesehen erstrebenswert und harmlos scheint, und deswegen von der Mehrheit der Bevölkerung befürwortet statt gefürchtet wird, so dass Technologie eine mächtigere soziale Kraft geworden ist als das Streben nach Freiheit. 38 Bis kurz vor dem Zusammenbruch des „Systems“ ist keine Unterstützung der Revolution durch die Bevölkerung zu erwarten. 39 ‚And that [] is the secret of happiness and virtue – liking, what you’ve got to do. All conditioning aims at that: making people like their unescapable social destiny.’40 Das „System“ fordert immer mehr Rücksichtnahme und Verlässlichkeit, immer weniger freien Wille und eigene Gedanken und hält das Individuum in einem Netzwerk von Regeln und Erwartungen gefangen - eine Entwicklung, die laut Kaczynski unweigerlich zu allgemeiner Unzufriedenheit führen muss und eine Rebellion auslösen könnte. 41 Um die Menschen gefügig zu machen, werden, so sagt Kaczynski, Propaganda, Erziehung und Psychotherapien genutzt. Den Menschen wird suggeriert, sie wären mit ihrem Leben zufrieden, indem man ganztägig Unterhaltungsprogramme ausstrahlt, Antidepressiva einsetzt und so eine Rebellion verhindert. 42 35 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una1.html §38-39, 44 Müsste man seine ganze körperliche und intellektuelle Energie auf die Befriedigung der biologischen Bedürfnisse verwenden, würde das Interesse an diese Ersatztätigkeiten wie etwa Briefmarkensammeln schlagartig erlahmen, ohne das man der Tätigkeit nachtrauern würde 36 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una3.html §97 Daß Demokratien der Bevölkerung viel Freiheit gewähren ist dabei irrelevant, da die Kontrolle über das eigenen Leben seiner Meinung weniger durch die Regierungsform, als durch die ökonomische Struktur bestimmt wird. Vgl dazu auch: §95 37 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una4.html §119 38 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una4.html §127-128 39 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una6.html §189 40 Huxley, Brave new world, S. 31. 41 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una4.html §114-115, 134 42 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una4.html §114, 145, 147 9 Gegen diese Form der Beeinflussung wird sich seiner Meinung nach kein Widerstand bilden, da es positiv erscheint, die Menschen glücklich zu machen, 43 so dass das „System“ die Möglichkeit erhält, totale Kontrolle über jedes Individuum auszuüben. 44 Sollte es andererseits dem „System“ nicht gelingen, die Unzufriedenheit der Menschen zu besänftigen, sagt Ted dessen Untergang voraus. 45 Revolution statt Reformen Nach einer Beschreibung der grundsätzlichen psychologischen Probleme, vor die die industrieelle-technologische Gesellschaft das Individuum heute stellt, und einer erschreckenden Zukunftsvision, in der die Menschen jeden freien Willen eingebüßt haben, erklärt Kaczynski im zweiten Teil des Manifestes, wieso Reformen nicht reiche n werden und er eine Revolution anstrebt. Gleichzeitig gibt er eine Handlungsanweisung, wie zukünftige Revolutionäre sich auf ihren Einsatz vorbereiten sollen und welche Strategie er für erfolgversprechend hält. Laut Kaczynski zeigen die „Prinzipien der Geschichte“, dass Reformen nur möglich sind, wenn sie keine völlige Wende bringen46 . Kaczynski fordert die Abschaffung des industriellen-technologischen Systems und glaubt, dass dies zu einer tiefgreifenden, nicht voraussehbaren Veränderung der Gesellschaft als solche, und zu Millionen von Opfern47 führen wird. 48 Dieses durch Reformen zu erreichen, erscheint ihm höchst unwahrscheinlich, zumal schon so leicht identifizierbare und von der Mehrheit der Bevölkerung als solche anerkannte Probleme wie Korruption, Drogenkonsum, oder Umweltschäden sich als fast unlösbar erwiesen haben. 49 Eine Revolution scheint ihm möglich, da sie die Menschen inspiriert und ihnen die Hoffnung gibt, alle Probleme zu lösen, so dass sie vom „revolutionären Fieber“ angesteckt werden „vor allem, wenn ihnen Freiheit und Würde wichtiger sind als ein langes Leben, oder das vermeiden physischer Schmerzen. Außerdem müssen [] alle irgendwann sterben und es könnte besser sein, für das Überleben kämpfend zu sterben, als ein langes, jedoch leeres und nutzloses Leben zu führen.“ 50 43 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una5.html §152 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una5.html §157, 163-164 45 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una5.html §165 46 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una3.html §100-102 47 Die Ernährung der gesamten Bevölkerung beispielsweise lässt sich mit „traditionellen“ Methoden, ohne Kunstdünger und landwirtschaftlichen Maschinen nicht bewerkstelligen. 48 Er zieht hier einen Vergleich zu den Entwicklungen der französischen Revolution und der russischen Revolution. Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una3.html §103-106 49 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una4.html §136-139 50 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una5.html §168 44 10 Da die Revolution sich nur durchsetzten kann, wenn die Mängel des Systems offensichtlich geworden sind, versteht er sein Manifest nicht als Aufruf zur Gewalt die Beschleunigung des Zusammenbruchs soll den Menschen Leid ersparen. 51 Neben der Förderung von „sozialem Stress“52 und der totalen Zerstörung aller Anlagen und wissenschaftlicher Bücher während der Revolution, soll es die vorrangige Aufgabe der Revolutionäre sein, eine technikfeindliche und naturfördernde Ideologie aufzubauen, die den „Dienern des ‚Systems’“ jegliche Grundlage für einen Wiederaufbau entzieht. 53 Da jede technologische Errungenschaft 54 zu negativen Ergebnissen führen kann, muss auf alle Technologie zugunsten der Freiheit verzichtet werden. 55 Kaczynski glaub t, dass die Revolution zeitgleich weltweit stattfinden muss, um die demokratischen Systeme zu schützen, und spricht sich für die weltweite Globalisierung aus, da eine stetige Vernetzung den weltweiten Zusammenbruch beschleunigen könnte. 56 Eine politische Mitwirkung soll auf jeden Fall vermieden werden, da sie die Ideale verwässert. 57 Die Revolutionäre dürfen kein anderes Ziel haben als den Zusammenbruch der Technologie, weil sie sonst Gefahr laufen, den Verlockungen derselben zu erliegen. Technologie darf nur in Maßen genutzt werden und nur zum Zweck der Zerstörung des „Systems“. 58 Fazit: Bei der Analyse des Lebens von Theodore Kaczynski wurde von allen Seiten eine besondere Betonung seines geistigen Zustands vorgenommen. Seine Familie und Anwälte erklärten ihn für krank, um ihn vor der Todesstrafe zu schützen, die Medien stimmten dem zu, damit er keine Nachahmer fände, während er selbst alles versuchte, um der Etikettierung als krank und den psychologischen Tests zu entgehen. 51 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una5.html §167-169 Dabei handelt es sich wohl auch um Attentate, die das Vertrauen des Bürgers in die Fähigkeiten des „Systems“ schwächen und zu dessen Instabilität beitragen. 53 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una5.html §166 54 Er nennt hier als Beispiel die fortgeschrittene Medizin, deren Genetikforschung entweder Anwendung bei den Menschen findet, oder ihn durch Regulationen und Kontrollen in seiner Freiheit beeinflusst. 55 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una4.html §121-124 56 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una6.html §195-196 57 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una6.html §194 58 Kaczynski, http://www.panix.com/~clays/Una/una6.html §200-202 52 11 Die Frage, ob aus einem einsamen Kind ein exzentrischer Erwachsener mit einer fraglichen Moral oder ein paranoid Schizophrener geworden ist, lässt sich nur schwer beantworten. Dass sein Leben abnormal verlief ist jedoch offensichtlich. Die Frage lautet, ob Kaczynski ein gewissenloser Killer ist, getrieben von Trugbildern seines kranken Geistes, oder ob er als mündiger Bürger entsprechend der Verfassung der Vereinigten Staaten gehandelt hat, die jedem Bürger die Verantwortung überträgt, die Sicherheit des freien Staates mit Waffengewalt zu verteidigen. 59 Dabei meint er den Feind der Freiheit in der zunehmenden Technisierung erkannt zu haben. 60 Dann bleibt die Frage, ob das Manifest Kaczynskis Ängste verdeutlichen kann, oder bloß voller verrückter Thesen steckt. Die Thesen, die Kaczynski aufstellt sind nicht neu oder originell, die Versklavung des Menschen durch die Technik und seine Entmenschlichung sind Gegenstand vieler Abhandlungen und Romane seit Beginn der Industrialisierung und auch der Kampf der NGOs, die den Einfluss der Industrie zurückdrängen wollen, ist nicht neu. 61 Kaczynski hat, wie er sagt, Menschenleben geopfert, um Aufmerksamkeit zu erringen und den Zusammenbruch des Systems zu beschleunigen, um so vielen Menschen großes Leid zu ersparen. Wenn auch nicht seine Taten, so finden doch seine Ideen immer mehr Anklang. Ob Visionär, oder Terrorist - Geisteskrankheit nicht ausgeschlossen – er hat seine Anhänger gefunden. Timothy McVeigh und das „Oklahoma City Bombing“ Am Morgen des 19. April 1995 stellte Timothy McVeigh einen gelben Miettruck mit 4 Tonnen Sprengstoff vor dem Alfred P. Murrah Federal Building in Oklahoma City ab. Um 9.02 Uhr explodierte der Wagen und zerstörte die Front des achtstöckigen Gebäudes. 168 Menschen, darunter 19 Kleinkinder, wurden getötet, mehr als 500 Menschen wurden verletzt. Zwei Tage nach der Explosion erfuhr die Nation, dass der Hauptverdächtige kein islamischer Fundamentalist, sondern „einer von ihnen“ war. Der „Junge von Nebenan“, der für seinen Einsatz im Golfkrieg mit mehreren Medaillen ausgezeichnet worden war, war verantwortlich für die bis dahin schlimmste 59 Zusatzartikel II der amerikanischen Verfassung: Da eine gut ausgebildete Miliz für die Sicherheit eines freien Staates erforderlich ist, darf das Recht des Volkes Waffen zu besitzen und zu tragen nicht beeinträchtigt werden. http://www.usembassy.de/usa/etexts/gov/gov-constitutiond.pdf 60 In der amerikanischen Verfassung ist also der Gedanke, dass für die Sicherung der Freiheit Gewalt unter Umständen gerechtfertigt ist verankert. Dabei haben die Gründungsväter allerdings wahrscheinlich weniger abstrakt gedacht, als Kaczynski. 61 Die Bedeutung von Umweltorganisationen steigt immer weiter an und konnte bereits große Erfolge verzeichnen, während die sozialen und psychischen Konflikte, die Kaczynski beschreibt keine breite Lobby gefunden haben. 12 terroristische Aktion in Amerika. 62 Anhand der Fahrgestellnummer konnte das FBI die Mietwagenfirma ermitteln, bei der McVeigh den Truck unter falschem Namen gemietet hatte. Dort wurde eine Phantombild angefertigt, anhand dessen eine Hotelbesitzerin meinte, einen Gast erkannt zu haben, der sich unter dem Namen Timothy McVeigh eingetragen hatte. Bei einer Routineabfrage des Strafregisters stellte man fest, dass McVeigh nur anderthalb Stunden nach dem Attentat wegen eines fehlenden Nummernschilds und illegalen Waffenbesitzes bei einer Routinekontrolle festgenommen worden war, und sich immer noch im Gefängnis befand. 63 Das FBI konnte anhand der Aufzeichnung einer Überwachungskamera beweisen, dass McVeigh selbst den Mietwagen vor dem Gebäude geparkt hatte. Außerdem fand man Pulverrückstände an seiner Kleidung und Fingerabdrücke auf Kaufbelegen für explosives Material. Weiterhin konnte man ihn anhand seiner Telefonrechnungen mit Verkäufern explosiven Materials in Verbindung bringen. 64 Michael Fortier, einer von McVeighs engsten Freunden, wurde sein Hauptbelastungszeuge. Timothy hatte ihm mehrmals von seinen Plänen, ein Regierungsgebäude zu zerstören, erzählt und ihn sogar aufgeklärt, dass er sich für das Murrah Gebäude in Oklahoma City entschieden habe. Er hatte ihn sogar gebeten, ihm zu helfen, was Fortier jedoch abgelehnt hatte. 65 Die Aussage wurde von Lori Fortier, seiner Frau, sowie von McVeighs Schwester Jennifer gestützt, die unabhängig voneinander berichteten, McVeigh habe ihnen die Wirkungsweise selbstgebastelter Bomben erklärt und davon gesprochen zur „Aktion“ überzugehen. 66 Michael Fortier wurde wegen Nicht-Meldung eines Verbrechens zu 12 Jahren Haft verurteilt. Angeklagt wegen Mordes und Verschwörung war auch Terry Lynn Nichols, ein ehemaliger Armeefreund McVeighs, dem die Staatsanwaltschaft nachweisen konnte, dass er Wertgegenstände im Wert von etwa 60.000 $ zur Finanzierung des Attentats, sowie Zündkapseln und flüssiges Nitromethan67 gestohle n hatte. 68 62 Clark, Tony, The worst terrorist attack on U.S. soil: April 19, 1995 30. Dezember 1995 http://www.cnn.com/US/OKC/daily/9512/12-30/index.html 63 License Tag Snag http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/snag_2.html?sect=22 und Innocence Lost http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/lost_3.html?sect=22 64 Terrorist on Trial http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/trial_8.html?sect=22 65 Fortier gets 12 years in Oklahoma City bombing 27. Mai 1998 http://www.cnn.com/US/9805/27/fortier.update/index.html 66 Imitating Turner http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/turner_7.html?sect=22 67 Ein besonders hochwertiger Brennstoff. 68 Tim in Transit http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/transit_6.html?sect=22 13 Gemeinsam stellten McVeigh und Nichols aus Düngemittel und Brennstoff die tödliche Bombe her. Terry Nichols wurde im Dezember 1997 des Totschlags und der Verschwörung mit McVeigh für schuldig befunden und wird den Rest seines Lebens im Hochsicherheitsgefängnis verbringen. 69 Im Juni 1997, zwei Jahre nach Beginn der Vorvehandlungen, wurde Timothy McVeigh zum Tod durch die Giftspritze verurteilt. Im Dezember 2000 verzichtete McVeigh auf weitere Appellationsgesuche und wurde am Morgen des 11. Juni 2001, sechs Jahre nach seinem Attentat, hingerichtet. 70 Erst kurz vor seinem Tod, hatte McVeigh Journalisten gegenüber seine Beteiligung an der Tat zugegeben. 71 Timothy McVeighs Biographie und die Motive für seine Tat Timothy James McVeigh wurde am 23. April 1968 in Pendleton, New York geboren. Er war das mittlere von drei Kindern und der einzige Junge. Nachbarn und Lehrer beschrieben ihn als freundlich und lustig, 72 in der Schule war er jedoch eher schüchtern und nicht völlig integriert. 73 Sein Großvater, dem er sehr nah stand, lehrte ich schon früh den Umgang mit Waffen. 1986, nach fast zehn Jahren dauernder Ehestreitigkeiten, ließ Tims Mutter sich von ihrem Mann scheiden. Tim blieb bei seinem Vater, die Mädchen zogen zur Mutter. 74 Im selben Jahr beendete Tim die Highschool mit Auszeichnung. 75 Tim besuchte für kurze Zeit ein Business College, arbeitete dann für einen Sicherheitsdienst und entschloss sich 1988, der Armee beizutreten. Dort konnte er mit Ordnung und Disziplin sowie seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten im Umgang mit Waffen bis zum Platoon Leader 76 aufsteigen. Seine Kameraden respektierten ihn zwar als Führer, wegen seines fehlenden Interesses an Unterhaltung, seines Misstrauen gegenüber der amerikanischen Regierung und 69 Different trials, different verdicts. http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/nation/ specials/aroundthenation/okbomb/ 70 McVeigh Silent To The End 11. Juni 2001 http://www.cbsnews.com/stories/2001/05/30/deathpenalty/main293879.shtml 71 vgl. Supermax Superstars http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/superstars_9.html?sect=22 72 Trip to Terrorism http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/terror_4.html?sect=22 73 Timothy McVeigh. Convicted Oklahoma city bomber 29. March 2001 http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/nation/ specials/aroundthenation/okbomb/ 74 Bowman, John, Timothy McVeigh. His History CBC News online Mai 2000 http://www.cbc.ca/news/indepth/mcveigh/history.html 75 Trip to Terrorism http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/terror_4.html?sect=22 76 Entspricht einem Zugführer bei der Bundeswehr und führt 40 Soldaten. 14 seiner Bewunderung für Adolf Hitler war er jedoch nie völlig integriert. 77 Viele dieser Ansichten stammten aus den Turner Diaries 78 , die McVeigh bereits vor seiner Armeekarriere gelesen hatte. 79 Obwohl er sich den rassistischen Gedanken nicht anschloss, stimmte er zunächst vor allem der Überlebensphilosophie des Buches und dem Misstrauen gegen eine Waffenregulation zu, aus der sich bald ein Misstrauen gegenüber der gesamten Regierung entwickelte. 80 Diese Gefühle wurden durch den Film Red Dawn81 noch verstärkt. 1990 wurde er für das Auswahllager der Green Berets 82 zugelassen, wo er IQ-, Persönlichkeits- und Eignungstests absolvierte und bestand. Noch vor Abschluss der Tests wurde seine Einheit zum persischen Golf berufen, wo McVeigh sich als Gunnery Seargeant besonders hervortat und mehrere Auszeichnungen erhielt. 83 McVeigh erklärte später, dass sich seine Ressentiments gegen die Regierung im Krieg noch verstärkt hätten. Der Golfkrieg desillusionierte ihn bezüglich der Beweggründe der Regierung. Er stellte sich die Frage, welches Recht die Regierung hatte, in Nahost Menschen zu töten und bekam den Eindruck, die Regierung interveniere nur aus vorgeschobenen Gründen für selbstsüchtige Interessen. 84 Da er sich physisch nicht auf die weiteren Tests hatte vorbereiten können, wurde er bei seiner Rückkehr nicht bei den Green Berets akzeptiert und verließ daraufhin 1991 enttäuscht die Armee. Im August 1992 wurde seine Entrüstung noch verstärkt, als in Ruby Ridge die Familie des weißen Rassisten Randy Weaver bei dem Versuch 77 Timothy McVeigh. Convicted Oklahoma city bomber 29. March 2001 http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/nation/ specials/aroundthenation/okbomb/ 78 The Turner Diaries (1978) – Geschrieben von William L. Pierce (pseudonym Andrew Macdonald), der lange Zeit einflussreiches Mitglied der neonazis tischen Vereinigung “National Alliance” war. Die Geschichte handelt von einer zukünftigen Revolution der Arier, die systematisch alle Nicht –Arier ermorden. An einer Stelle wird beschrieben, wie die Hauptperson das Hauptquartier des FBI mit einer aus Düngemitteln und Brennstoff gebauten Bombe, die er in einem Truck vor dem Gebäude platziert, zerstört. 79 Trip to Terrorism http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/terror_4.html?sect=22 80 Bowman, John, Timothy McVeigh. His History CBC News online Mai 2000 http://www.cbc.ca/news/indepth/mcveigh/history.html 81 Bowman, John, Timothy McVeigh. His Bookshelf CBC News online Mai 2000 http://www.cbc.ca/news/indepth/mcveigh/books.html Red Dawn (1984) – Ein Kultfilm der Extremen Rechten. Sowjetische Paramilitärs erobern eine Kleinstadt, und ein lokales Footballteam wird zu einer Guerillaeinheit, um sie zu bekämpfen. Der Film ist voller Themen der politischen Rechten. Die Politiker der Stadt verraten das Team an die Kommunisten und die Invasoren benutzen die Waffenregistrierungsliste des lokalen Sportwarengeschäfts, um Waffenbesitzer aufzuspüren und zu entwaffnen. 82 Es handelt sich um eine Spezialeinheit der Streitkräfte. 83 Soldiers of Misfortune http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/misfortune_5.html?sect=22 84 McVeigh.Gulf war killings led him on path to disillusionment 13. März 2000 http://www.cnn.com/2000/US/03/13/mcveigh/ 15 seiner Verhaftung wegen Waffenha ndels getötet wurde, ohne dass es zur Anklage gegen die Fahnder kam. 85 Seit seiner Entlassung aus der Armee arbeitete McVeigh eine Zeitlang als Wachmann, bis er sich entschloss, seine beiden Armeefreunde Terry Nichols in Michigan und Michel Fortier in Arizona zu besuchen. Auf dem Weg dorthin besuchte er eine große Anzahl an Waffenläden und verkaufte Waffen bei Waffenshows. Außerdem fuhr er nach Waco, 86 wo er Zeuge der Belagerung der Davidianersekte durch Agenten des Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms (ATF) wegen unerlaubten Waffenbesitzes wurde, die im Feuertod von 80 Sektenmitgliedern, darunter auch Kinder, resultierte. 87 Diese Vorfälle in Ruby Ridge und Waco bedeuteten für ihn einen Missbrauch staatlicher Gewalt, der von der Justiz zu Unrecht nicht geahndet wurde. 88 Seiner Meinung nach schützte der Staat seine Agenten bei Morden an Männern, Frauen und Kindern. Mit den Gesetzen zur Waffenkontrolle von 1993 und 1994 89 verschärfte sich seine Paranoia. Er befürchtete, die Waffenregulierungsgesetze sollten dazu dienen, den Schutz der Bürger gegen die Regierung außer Kraft zu setzen. Das Recht, Waffen zu tragen, sollte seiner Meinung nach dazu dienen, sich vor der immer stärker werdenden Kontrolle des Staates zu schützen. 90 Als er bei Nichols in Michigan eintraf, hatte er bereits den Entschluss gefasst, sich gegen die Willkür der Regierung zur Wehr zu setzen. Dieser Entschluss wurde womöglich durch Kontakte zu einer der in Michigan ansässigen Milizen91 noch verstärkt. Am 19. April 1995, zwei Jahre nach dem Desaster in Waco, sah er die Zeit gekommen, dem Beispiel der Regierung bezüglich der Anwendung von Gewalt zu folgen. Wenn die Regierung ein Vorbild sein soll für das Verhalten der Bevölkerung, dann hatte McVeigh von den Vorfällen in Waco und Ruby Ridge und im Irak gelernt, dass man sein Recht auch mit Gewalt durchsetzen kann. 92 85 McVeigh. I had anger welling in me http://www.cnn.com/2000/US/03/13/mcveigh/#1 und 85 Bandow, Doug, Terror against or by government? August 1995 http://www.libertyhaven.com/politicsandcurrentevents/crimeandterrorism/terror.html 86 Timothy McVeigh. Convicted Oklahoma city bomber 29. March 2001 http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/nation/ specials/aroundthenation/okbomb/ 87 PBS/Frontline 1998 http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/waco/timeline.html http://www.crimelibrary.com/gangsters_outlaws/cops_others/randy_weaver/22.html?sect=18 88 McVeigh. I had anger welling in me http://www.cnn.com/2000/US/03/13/mcveigh/#1 89 Bowman, John, Timothy McVeigh. His History CBC News online Mai 2000 http://www.cbc.ca/news/indepth/mcveigh/history.html 90 Tim in Transit http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/mcveigh/transit_6.html?sect=22 91 Die Milizen gehören zu den rechtsextremistischen Gruppen in Amerika. 92 "There are many options" citizens can use to keep government in check […]"If government is the teacher, violence would be an acceptable option." McVeigh: I had anger welling in me http://www.cnn.com/2000/US/03/13/mcveigh/#1 16 Er sah sich als Held und Patriot, auch wenn seine Opfer nicht für das ATF gearbeitet hatten und 19 Kinder sterben mussten. Konsequenzen: Da man die ersten zwei Tage lang annahm, die Tat sei von ausländischen, wahrscheinlich islamistischen Terroristen begangen worden, konnte sich das Land gegen den gemeinsamen äußeren Feind vereinen. 93 Als Konsequenz wurden viele arabische Amerikaner bedroht, beschimpft und bespuckt. Sie wurden beschuldigt, ihr Volk sei für das Attentat verantwortlich und es wurde ihnen geraten „nach Hause“ zu gehen, für kurze Zeit blühte der Fremdenhass in Amerika. 94 Als man erkannte, dass die Tat im geistigen Zusammenhang mit den rechtsextremistischen Gruppen in Amerika 95 geschehen war, wenn auch eine Beziehung dieser Gruppen zur tasächlichen Tat nicht nachgewiesen werden konnte, wurden diese Gruppen weiter in den Fokus der Terrorismusforscher und der nationalen Behörden gerückt. Da sie jedoch nach dem Prinzip der autonomen Zellen96 agieren, sind Maßnahmen zur Verteidigung gegen diese Gruppen äußerst schwierig. 97 Das Attentat war außerdem Anlass für die Bestätigung eines neuen Gesetzes zur Terrorismusabwehr, dass viele Menschen eine Verletzung der Menschen und 93 Der ehemalige Kongressabgeordnete Dave McCurdy, behauptete es gäbe “Sehr klare Beweise” für eine Beteiligung “fundamentalistischer islamischer Terroristengruppen.” Johnston, David, Intensive International Hunt Is On, But for Whom The New York Times 20.April 1995 zitiert nach: Deflem, Mathieu, The globalization of heartland terror: International dimensions of the Oklahoma City bombing. A world of suspects Homepage Juni 1995 http://www.cla.sc.edu/socy/faculty/deflem/zokla.htm 94 Bis heute bemühen sich einige Journalisten, den Anschlag auf das Murrah Gebäude mit Terrororganisationen des mittleren Ostens, oder bin Laden in Verbindung zu bringen, vgl.: http://www.thenewamerican.com/focus/okc/#mideast 95 „Aryan Nation“, „Ku Klux Klan“, „Die Patrioten“, lokale „Milizen“ u.a. Diesen Gruppen ist neben einer allgemeinen rassistischen, Frauen- und Politikerfeindlichen Tendenz vor allem eine Ablehnung der Zentralregierung und deren Steuerhoheit, sowie der Bürokratie gemeinsam, sowie ein großer Zuspruch für die Waffenlobby. Besonders die „Patrioten“ nähren Haß und Furcht vor der Regierung, sowie z.T. paranoide Wahnvorstellungen, dass Amerika von fremden Mächten besetzt sei. Vgl.: Laquer, Walter, „Die globale Bedrohung. Neue Gefahren des Terrorismus“, München 2001, S. 139155. 96 „Alle Individuen und Gruppen operieren unabhängig voneinander, ohne einem zentralen Hauptquartier, oder einem einzelnen Führer zu berichten, oder um Anweisungen zu bitten.“ Louis Beam, Leaderless Resistance ,o.O.o.J. zitiert nach: Burghardt, Tom, Leaderless resistance and the Oklahoma City bombing Homepage 1995 http://nwcitizen.com/publicgood/reports/leadless.htm 97 Burghardt, Tom, Leaderless resistance and the Oklahoma City bombing Homepage 1995 http://nwcitizen.com/publicgood/reports/leadless.htm 17 Bürgerrechte befürchten lässt - einen neuen McCarthyismus, 98 der jeden Oppositionellen zum Terroristen erklärt. 99 Als letzte Konsequenz zeigte der Anschlag in Oklahoma City den Amerikanern, dass sie alle jederzeit und überall Opfer eines terroristischen Verbrechens werden konnten. Der Terror war nicht mehr begrenzt auf Politiker, Wirtschaftsbosse und Großstädte, er konnte sogar im „Herzen Amerikas“ zuschlagen. 100 Gleichzeitig läutete der Anschlag das Ende der „einfachen Lösungen“ ein. 101 Gegen den Jungen von Nebenan kann man mit Ausweisung oder Überwachung von Ausländern, der Kontrolle der Flughäfen oder einem Einreisestopp nichts ausrichten. Nur zwei Männer waren nötig, um 168 Menschen zu töten, und das Gesicht Oklahoma City’s und vielleicht ganz Amerikas für immer zu verändern. Mr. Anthrax und Steven Hatfill Vom 18.September bis zum 12. Oktober wurden in Washington, DC an mehrere Nachrichtenredaktionen102 und zwei konservative Senatoren, sowie an die St. Petersburg Time in Russland Briefe mit dem Milzbranderreger Anthrax geschickt, in denen die Opfer gleichzeitig aufgefordert wurden, sich mit Antibiotika behandeln zu lassen. Durch die Anthraxbriefe wurden 5 Menschen getötet und 22 Personen infiziert. 103 Das FBI vermutet, dass die Briefe von einem Amerikaner verschickt wurden, da der Milzbranderreger aus einem nur an amerikanischen Instituten vorhandenen Bakterienstamm entwickelt worden war, der nicht älter als zwei Jahre war. Zusätzlich war der Erreger durch ein in amerikanischen Labors entwickeltes Verfahren waffenfähig104 gemacht worden, das nur Amerikanern bekannt sein 98 Bandow, Doug, Terror against or by government? August 1995 http://www.libertyhaven.com/politicsandcurrentevents/crimeandterrorism/terror.html 99 Deflem, Mathieu, The globalization of heartland terror: International dimensions of the Oklahoma City bombing. Nations united in terror Homepage Juni 1995 http://www.cla.sc.edu/socy/faculty/deflem/zokla.htm 100 Deflem, Mathieu, The globalization of heartland terror: International dimensions of the Oklahoma City bombing. The geography of terror Homepage Juni 1995 http://www.cla.sc.edu/socy/faculty/deflem/zokla.htm 101 Johnson, J., Fighting Terrorism: Common Sense Soultions Sierra Times 26. Oktober2001 http://www.sierratimes.com/archive/files/oct/26/jjjohnson.htm 102 New York Post, NBC, National Enquire 103 Die meisten Opfer waren Postangestellte, oder Personen, die sich durch in der Poststelle kontaminierte Briefe angesteckt hatten 104 Als relevant für die Herstellung von biologischen Waffen gelten vier Kategorien der Manipulation oder Modifikation von Mikroorganismen: - die Übertragung von AntibiotikaResistenzen, - die Modifikation der vom Immunsystem erkannten Antigen-Domänen von Mikroben, - die Modifikation der Stabilität der Organismen gegenüber ihrer Umwelt sowie - die Übertragung pathogener Eigenschaften. 18 dürfte. Da es schwierig wäre, so große Mengen waffenfähiges Anthrax aus Regierungslaboratorien zu stehlen, geht man davon aus, dass der Täter zwar die Zugangsberechtigung zum Bakterienstamm hatte, gleichzeitig jedoch die Kenntnisse und Möglichkeit besitzt, waffenfähiges Anthrax selbst herzustellen. 105 Dazu wäre es notwendig, dass der Täter sich kürzlich hat impfen lassen. 106 Der Kreis von Personen, der demnach diese Anschläge hätte verüben können liegt bei 30-40 Wissenschaftlern, sie alle wurden vom FBI befragt, viele mussten sich einem Lügendetektortest unterziehen und mehrere Wohnungen wurden durchsucht. Es wurde eine Belohnung von 2,5 Millionen Dollar ausgesetzt. 107 Die Presse stellte verschiedene Vermutungen über die Motive des Täters an: Der Täter musste bereits vor den Anschlägen des elften Septembers seine Vorbereitungen abgeschlossen haben, was bedeuten könnte, dass er von den Anschlägen auf das World Trade Center wusste, 108 oder dass er die Anschläge ausnutzte, um den Verdacht auf die El Qaida Terroristen zu lenken. 109 Da die Briefe Warnungen oder den Rat, Antibiotika zu nehmen, enthielten, kann man davon ausgehen, dass es nicht das vorrangige Ziel des Täters war, viele Menschen zu töten, sondern die Bevölkerung zu erschrecken. 110 Deswegen vermutet Hatch Rosenberg, dass der Täter auf diese Weise den Kongress dazu bewegen wollte, ein höheres Budget für die Forschung zur Verteidigung gegen Biowaffen zu bewilligen, 111 während der Journalist J.J. Johnson112 vermutet, dass es sich dabei nur um die Demonstration eines Attentäters handelt, der auf der Suche nach potentiellen Käufern die Tödlichkeit seiner Waffe demonstriert, sowie Informationen über das Für einen effizienten Einsatz müssten die Viren getrocknet und die dabei entstehenden Klumpen mit Zusatzstoffen versetzt und klein gemahlen werden. Nixdorff, Kathryn, Schilling, Dagmar, Hotz, Mark, Milzbrand: Nur der Anfang? Militärisches Potenzial der Biotechnologie Spektrum der Wissenschaft Ausgabe 12/2001, S. 86. 105 vgl.: Hatch Rosenberg, Barbara, Analysis of the Anthrax Attacks Federation of American Scientists Homepage http://www.fas.org/bwc/news/anthraxreport.htm 106 Die Impfung wirkt nur für ein Jahr. 107 Locy, Toni, Proof of 'person of interest' sought USA TODAY 19. September2002 USA TODAY http://www.usatoday.com/news/nation/2002-09-18-anthrax_x.htm 108 Johnson, J., Anthrax: Profile of a Bio-Warrior. And What the FBI May Have Missed 12. Nov. 2001 6. Juni 2003 http://www.sierratimes.com/archive/files/nov/12/jjjohnson.htm 109 Brennan, Phil, Possible Motive To Attract Attention The FBI and Dr. Hatfill – A New Richard Jewell Case? NewsMax 19. Aug. 2002 http://www.newsmax.com/archives/articles/2002/8/18/94733.shtml Dr. Rosenberg vermutet, dass der Täter möglicherweise versucht die USA zu einem Vergeltungsschlag gegen die arabische Welt zu veranlassen, dazu war jedoch der Anschlag auf die World Trade Center weit wirkungsvoller als fünf Tote durch Anthrax. 110 Sobald die ersten Symptome auftreten, ist eine Antibiotikatherapie meist nicht mehr wirksam. 111 Hatch Rosenberg, Barbara, LA Times Op-Ed Anthrax Attacks Pushed Open an Ominous Door Analysis of the Anthrax Attacks Federation of American Scientists Homepage 22. Sept 2002 http://www.fas.org/bwc/news/anthraxreport.htm 112 Johnson, J., Anthrax: Profile of a Bio-Warrior. And What the FBI May Have Missed 12. Nov. 2001 6. Juni 2003 http://www.sierratimes.com/archive/files/nov/12/jjjohnson.htm 19 Verhalten der lokalen Behörden, die Erreichbarkeit und Wirkung von Antibiotika liefert. 113 Die Auswahl der Ziele des Attentäters, nämlich die Informationsbranche und zwei konservative Senatoren, legt nahe, dass er weniger an Toten, als an einer öffentlicher Beachtung interessiert war. Auch das aus zahlreichen Romanen und Comics bekannte Motiv des unterschätzten Wissenschaftlers, der seiner Meinung nach zu Unrecht übergangen oder entlassen wurde und sich auf diese Art rächen und beweisen will, wie gut er in seiner Arbeit tatsächlich ist, wird aufgegriffen. 114 Die Drohungen gegen Israel, den Sears Tower und Präsident Bush, die die Briefe enthielten werden als irrelevant abgetan. 115 Das Schweigen des FBI bezüglich des Täters wurde von den Medien entweder als das Eingeständnis interpretiert, dass der Täter mit dem FBI zusammen gearbeitet habe und „zuviel wisse“, oder als Ermittlungstaktik, um den Täter in Sicherheit zu wiegen. Tatsächlich stellt sich die Frage, wieso der Terrorist nicht erneut zuschlägt. Hat er sein Ziel, die Einschüchterung Amerikas und der Welt, oder den Beweis der eigenen Genialität, bereits erreicht, bereitet er sich auf eine viel größere Operation vor, oder fühlt er sich vom FBI bedroht? Die Konsequenzen diese Anschlags waren nicht nur die Verbreitung von Furcht auf der ganzen Welt, sondern auch Vorschläge zur Rückkehr zum Neoisolationismus der Vereinigten Staaten. 116 Die strikte Geheimhaltung der USA über ihr Biowaffenprogramm, sowie die Weigerung, Maßnahmen gegen Biowaffen auf internationaler Eben einzuleiten, erwecken das Misstrauen anderer Staaten. Sie könnten vermuten, dass die USA weiterhin biologische Waffen testen und deswegen eigene Waffen herstellen, was zu einer Gefährdung aller Amerikaner führen würde. 117 113 Auch wenn die These möglicherweise falsch ist, so hat der Täter doch ein Vorbild für weitere Biowaffenanschläge geliefert. 114 Rozen, Laura, Who is Steven Hatfill? 27. Jun. 2002 http://www.prospect.org/webfeatures/2002/06/rozen-l-06-27.html 115 Hatch Rosenberg, Barbara, Notes on the Letters Analysis of the Anthrax Attacks Federation of American Scientists Homepage 31. Jan 2002 http://www.fas.org/bwc/news/anthraxreport.htm 116 Johnson, J., Fighting Terrorism: Common Sense Solutions Sierra Times 26. Okt. 2001 http://www.sierratimes.com/archive/files/oct/26/jjjohnson.htm 117 Nixdorff, Kathryn, Schilling, Dagmar, Hotz, Mark, Milzbrand: Nur der Anfang? Die Bio-WaffenKonvention Spektrum der Wissenschaft Ausgabe 12/2001, S. 86. 20 Eine weitere Konsequenz war die Zerstörung des Lebens von Steven J. Hatfill. Als Doktor der Medizin und diplomierter Biologe, tätig auf dem Feld der Biowaffenverteidigung in Ft. Detrick bei Washington war Stephen Hatfill der perfekte Verdächtige. Als das FBI nach wochenlangen Untersuchungen immer noch keinen Täter präsentieren konnte, beschrieb Dr. Barbara Hatch-Rosenberg im Internet das mögliche Profil des Täters. Dr. Rosenberg, die zwar ausgebildete Biologin ist und sich als linke Aktivistin der Federation of American Scientists mit der Thematik der Biowaffen auseinandersetzt, hatte nach Meinung des Journalisten Nicholas Stix wenig Kenntnisse über die tatsächliche Arbeit mit Anthrax und den damit verbundenen Verteidigungsprojekten weltweit. 118 Allerdings glaubte sie zu wissen, dass der Täter für ein Vertragslabor des CIA in Washington arbeitete, er einen Streit mit dieser Organisation hatte und bereits vom FBI befragt wurde. 119 Die Sammlung der Hinweise wies überdeutlich auf Steven J. Hatfill hin, obwohl sie seinen Namen nicht nannte. 120 Wenige Tage später wurde mit Hatfills Einwilligung sein Apartment untersucht, die Durchsuchung wurde von einem Hubschrauber aus gefilmt. Auf die Frage, ob Hatfill ein Verdächtiger sei, antwortete Generalstaatsanwalt Ashcroft, er sei eine „person of interest“121 , woraufhin die Presse des gesamten Landes Vermutungen über seine Motive, den Tathergang, seine Vergangenheit und den Grund für die Verzögerung seiner Verhaftung anstellte. Es wurde spekuliert, so wie es immer wieder Feuerwehrleute gibt, die Brände legen, um ihre Arbeit zu rechtfertigen, so habe auch Hatfill seine seit Jahren ausgesprochenen Warnungen vor der Gefahr eines Angriffs mit biologischen Waffen durch diese Tat untermauern wollen. 122 Sein Medizinstudium im heutigen Zimbabwe und seine Arbeit im militärischen Medizinkorps in Süd Afrika wurden mit dem Dienst in einer Paramilitärischen Einheit weißer Soldaten im Bürgerkrieg Zimbabwes gleichgesetzt und wird unausgesprochen mit dem weltweit größten Ausbruch von Milzbrand in 118 Stix, Nicholas, Media Manufacture Cloud of Suspicion Over Hatfill 22. Juli 2002 http://www.insightmag.com/main.cfm/include/detail/storyid/258774.html 119 vgl.: Hatch Rodenberg, Barbara, Anthrax Analysis, 5. Feb. 2002 http://www.fas.org/bwc/news/anthraxreport.htm für die volls tändige Auflistung des Profils 120 vgl.: Brennen Phil, Enter Dr. Rosenberg The FBI and Dr. Hatfill – A New Richard Jewell Case? NewsMax 19. Aug. 2002 http://www.newsmax.com/archives/articles/2002/8/18/94733.shtml 121 Der Begriff ist kein offizieller Ausdruck der Justiz, oder der Polizei und hat keine legalen Auswirkungen, im Gegensatz zu z.B. Verdächtiger. 122 Kulke, Ulli, Ist Mr. Anthrax enttarnt? http://morgenpost.berlin1.de/archiv2002/020702/politik/story531743.html 21 Zusammenhang gebracht. Dies führt dazu, dass verschiedene Gruppen Dr. Hatfill als Nazi Schwein und Dr. Mengele 123 titulierten und Hassseiten ins Internet stellten. 124 Ob ein Mann mit solcher Vergangenheit bei einer Regierungsstelle eine so hohe Position bekommen hätte, ist fraglich, also wurde die These aufstellt, er sei möglicherweise von der Regierung beauftragt worden, in Rhodesien und Süd Afrika zu arbeiten. 125 Man sollte auf jeden Fall davon ausgehen, dass seine Tätigkeit für die Apartheidregime von der Presse weit übertrieben wurde. Hatfill hat sich nie mit dem Milzbranderreger beschäftigt, sondern als Virolo ge den Marburg- und Ebola Virus studiert. Seine letzte Impfung gegen Anthrax war Ende 1998, so dass er zum Zeitpunkt der Verbrechen nicht weniger anfällig war als der Rest der Bevölkerung. 126 In seinem Apartment und in seinem Wagen, sowie in der Wohnung seiner Freundin wurden keine Spuren von Anthrax gefunden127 , dennoch wird er seit Monaten in unregelmäßigen Abständen vom FBI überwacht, ohne der Öffentlichkeit neue Beweise zu präsentieren. Stattdessen bewirkte das FBI von der Louisiana State University Hatfills Entlassung, da sonst die staatlichen Forschungszuschüsse gekürzt würden. 128 Durch gewolltes Durchsickern von ausgewählten Informationen an die Presse, durch die Erpressung seines Arbeitgebers und durch öffentliche Brandmarkung hat das FBI einen Mann verurteilt, ohne ihm den Prozess gemacht zu haben. Die Verfolgung Steven Hatfills ist ein Beispiel dafür, wie leicht die Presse von Regierungsinstitutionen manipuliert werden kann. 129 Steven Hatfill verlor im Laufe der Untersuchungen seine Arbeit und seinen guten Ruf, er wird wahrscheinlich nie wieder auf dem Feld der Biowaffenabwehr arbeiten können, eine offizielle Entschuldigung hat es bisher nicht gegeben. Derzeit steht auf Informationen, die zur Ergreifung und Verhaftung von „Mr. Anthrax“ führen, eine Belohnung von 2 Millionen US Dollar aus. 130 123 Als Chefarzt des Vernichtungslagers Auschwitz (1943-45) wird Mengele wegen seiner Zuständigkeit für die Selektionen sowie wegen seiner menschenverachtenden medizinischen Experimente an Häftlingen für den Tod von etwa 400 000 Juden verantwortlich gemacht („Todesengel von Auschwitz“). 124 The Bioevangelist 6. Juni 2003 http://jdo.org/hatfill.htm 125 Rozen, Laura, Who is Steven Hatfill? 27. Juni 2002 http://www.prospect.org/webfeatures/2002/06/rozen-l-06-27.html 126 Steven Hatfill: 'I Am a Loyal American' NewsMax.com 12. Aug. 2002 http://www.newsmax.com/archives/articles/2002/8/12/180059.shtml 127 Bei einem Biowaffenexperten mit zwei Putzfrauen, einer Freundin und anderen Sozialkontakten war es wohl auch unwahrscheinlich Spuren einer tödlichen Inhalationskrankheit zu finden. 128 Brennan, Phil, Feds Want to Destroy Him Ashcroft May Target Hatfill With RFK Tactics NewsMax http://www.newsmax.com/archives/articles/2002/10/10/172944.shtml 129 The Hatfill questions Albion Monitor http://www.monitor.net/monitor/0208a/0208a-404.html 130 http://www.fbi.gov/anthrax/amerithraxlinks.htm 22 Schlussbetrachtung: Wie kommt es, dass die Industriestaaten des Westens, mit demokratischen Verfassungen und einem hohen Maß an Legitimationseinverständnis von Seiten ihrer Bürger, dennoch immer wieder von innerstaatlichen terroristischen Anschlägen betroffen sind? Der Historiker Wolfgang J. Mommsen unterteilt den innerstaatlichen Terrorismus in zwei Formen: Die historisch ältere Form zielt auf die Wiederherstellung des „guten alten Rechts“ und fordert eine systemimmanente Veränderung. 131 Beispiel hierfür ist McVeigh, der die immer stärker werdende Kontrolle des Staates zurückdrängen will. Die jüngere Form sucht die Etablierung eines utopischen Weltbildes durch die Zerstörung der bestehenden Ordnung mittels beständiger, sich steigernder Gewalt. Sie strebt den Zusammenbruch des Systems an, der durch die Signalwirkung ihrer Taten und die dadurch ausgelösten Unterminierung der Legitimität der bestehenden Ordnung erreicht werden soll. Typisch für sie ist eine starke Ideologisierung, die auf die Verdammung des Gegenwärtigen ausgerichtet ist und sich meist nur vage und nebulös über die zukünftige Gesellschaft auslässt. Wegen der geringen Erfolgsaussichten ihrer Revolutionsidee und der tiefen Verdorbenheit des Systems sind, in den Augen der Terroristen, auch der Terror eines einzelnen „Erleuchteten“ und unspezifischer Terror gerechtfertigt. 132 Zu dieser Form sind die Anschläge Kaczynskis zu rechnen. Beiden ist gemeinsam, dass sie sich von der Gesellschaft ausgeschlossen sahen. Kaczynski suchte die Einsamkeit, um Zurückweisungen zuvorzukommen, während McVeigh nur noch die Gesellschaft Gleichgesinnter suchte, als er sich nach seinen Erfolgen in der Armee im zivilen Leben nicht mehr zurechtfand. Beide griffen auf ein ihnen da bereits bekanntes und akzeptiertes Ideenkonzept zurück, um ihre Orientierungslosigkeit zu verarbeiten. Bei beiden bewirkte die relative Isolation, dass sie sich von der Welt und ihren Werten entfremdeten und die Menschen außerhalb nur noch als Feinde und Mittel zum Zweck ansahen. 133 Dazu kommt 131 Mommsen, Wolfgang J., Nichtlegale Gewalt und Terrorismus in den westlichen Industriegesellschaften. Eine historische Analyse, in: Sozialprotest, Gewalt Terror. Gewaltanwendung durch politische und gesellschaftliche Randgruppen im 19. und 20. Jahrhundert hrsg. von Wolfgang J. Mommsen und Gerhard Hirschfeld, (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London, Bd.10), Stuttgart 1982, S. 446. 132 Mommsen, Nichtlegale Gewalt, S. 447. 133 Schmidtchen, Gerhard, Bewaffnete Heilslehre. Gesellschaftliche Organisation und die Entstehung destruktiver Verständigungsmuster, in: Der Weg in die Gewalt. Geistige und gesellschaftliche Ursachen des Terrorismus und seine Folgen, hrsg. von Heiner Geißler (Geschichte und Staat Bd. 214), München 1978, S. 41-45. 23 noch, dass McVeigh bei seinem Einsatz im Golfkrieg gelernt hatte, dass das Töten anderer für eine ‚gerechte Sache’ legitim und anerkannt war. Gerhard Schmidtchen weist weiter darauf hin, dass Terroristen sich durch „bürgerliche Tugenden“ wie Intelligenz, Beobachtungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, technische Begabung und organisatorische Disziplin sowie soziales Engagement auszeichnen. 134 Diese Fähigkeiten treffen auf alle drei Beispiele zu. Da über Motive und Biographie des „Mr. Anthrax“ nichts bekannt ist, muss hier auf das Profil des FBI zurückgegriffen werden. Es lässt vermuten, dass auch er ein Amerikaner ist, der aus Geltungssucht, oder aber zum Wohle der Menschheit gehandelt hat und nur unzulänglich sozialisiert ist. Damit würden auch auf ihn die Erklärung Gerhard Schmidtchens zutreffen. Die Frage, wie man diese terroristischen Anschläge verhindern kann lässt sich nicht beantworten. Die Motive der Terroristen sind zu komplex, familiär und soziokulturell begründet, als dass man hoffen könnte, sie zu verstehen und den Grund für den Hass auf die Welt zu beseitigen. Die Überwachung von gegen Regierung und Gesellschaft gewandte Gruppen kann Hinweise geben über mögliche Täter und Ziele, aber die Überwachung der eigenen Nation, zumal die bürgerlichen Freiheiten in Amerika eine besondere Priorität genießen ist unmöglich. Abgaberegulationen für Düngemittel, wie sie nach dem Anschlag von Oklahoma City eingeführt wurden, können vielleicht Teenager abhalten, die nur „zum Spaß“ eine Bombe basteln wollen, einen ernstgemeinten Anschlag können sie nicht verhindern. Selbst strenge öffentlich und private Schutzmaßnahmen können einen zielbewussten Terroristen nicht aufhalten, wie die zahlreichen gelungenen Anschläge auf Politiker in aller Welt und zahlreiche Attentate auf Privatpersonen beweisen. Vor allem Unerfahrenheit und Größenwahn der Täter und Hinweise rechtschaffener Bürger haben in zwei der drei Beispiele zur Verhaftung der Täter geführt, dennoch liegt in gegenseitiger Bespitzelung und staatlicher Überwachung auch ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential, wie das Beispiel Steven Hatfill zeigt. 134 Schmidtchen, Bewaffnete Heilslehren, S. 46. 24 Bibliographie135 Zu McVeigh: Bandow, Doug, Terror against or by government? August 1995 http://www.libertyhaven.com/politicsandcurrentevents/crimeandterrorism/terror.htm l Bowman, John, Timothy McVeigh. His History CBC News online Mai 2000 http://www.cbc.ca/news/indepth/mcveigh/history.html Bowman, John, Timothy McVeigh. 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