Tosca stürzt nicht in den Tod – sie entschwebt Bregenzer Festspiele

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Tosca stürzt nicht in den Tod – sie entschwebt Bregenzer Festspiele
Kultur
12
NUMMER 166
Kultur kompakt
SAMSTAG, 21. JULI 2007
Zur Person
Intendant auf
zwei Inseln
„VALKYRIE“ MIT TOM CRUISE
Stauffenberg-Enkel
spielt einen Adjutanten
Ein Enkel des Widerstandskämpfers
Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielt in dem HollywoodThriller über das gescheiterte Hitler-Attentat neben Tom Cruise.
Philipp von Schulthess übernehme
die Rolle des Adjutanten des Mitverschwörers Henning von
Tresckow (Kenneth Branagh), bestätigten die Produzenten am Freitag. Wie sie weiter bekannt gaben,
werde Hitler von dem britischen
Schauspieler David Bamber verkörpert. Cruise spielt in dem Streifen,
für den am Donnerstag die erste
Klappe gefallen war, Graf von
Stauffenberg. (dpa)
Enoch zu Guttenberg füllt als Dirigent der Chorgemeinschaft Neubeuern alljährlich den Spiegelsaal von
Schloss Herrenchiemsee mit Leben
und Musik.
HANNS-JOSEF ORTHEIL
Ein Preis für
Praxis und Theorie
Der mit 15 000 Euro dotierte Nicolas-Born-Preis für Literatur geht
an Hanns-Josef Ortheil. Die Vergabe findet am 27. September in
Hannover statt. Ortheil („Faustinas
Küsse“, „Die weißen Inseln der
Zeit“) wird gewürdigt, weil sein
„breites literarisches Werk ebenso
beeindruckend ist wie seine literatur- und kunstkritischen Arbeiten
sowie sein Wirken als Professor für
kreatives Schreiben an der Universität Hildesheim“. (dpa)
Noch ist Tosca (Nadja Michael in der Iris des Auges) fern, doch Polizeichef Scarpia entwickelt bereits mit seinen Schergen im Palazzo Farnese eine verhängnisvolle Intrige gegen die Diva und ihren Geliebten Cavaradossi. Die Bregenzer Seebühnen-Inszenierung der „Tosca“ setzt auf trickreiche Bühnen- und Videotechnik.
Foto: Ralf Lienert
Tosca stürzt nicht in den Tod –
sie entschwebt
Bregenzer Festspiele Puccinis Oper als optisches und akustisches Erlebnis auf der Seebühne
ULRICH MÜHE
Ehrenbürger seiner
Geburtsstadt Grimma
VON MICHAEL DUMLER
Der Schauspieler Ulrich Mühe (54),
der als Stasi-Offizier im Oscar-gekrönten Film „Das Leben der Anderen“ mitspielt, wird Ehrenbürger seiner sächsischen Geburtsstadt
Grimma. Ungeachtet aller Erfolge
wisse Mühe, wo sein Elternhaus stehe, sagte Bürgermeister Matthias
Berger (parteilos) zum entsprechenden Stadtratsbeschluss. Mühe
wurde am 20. Juni 1953 als Sohn eines Kürschnermeisters in Grimma
geboren. Er absolvierte in seiner
Heimat das Abitur und eine Ausbildung zum Baufacharbeiter. (dpa)
CHRISTOPH MEYER
Generalintendant
der Rheinoper
Christoph Meyer, derzeit künstlerischer Betriebsdirektor der Oper
Leipzig, wird neuer Generalintendant der Deutschen Oper am
Rhein Düsseldorf/Duisburg. Das
hat die Gesellschafterversammlung des Zwei-Städte-Instituts am
Freitag beschlossen. Der 47-Jährige tritt ab der Spielzeit 2009/2010
die Nachfolge von Generalintendant Tobias Richter an. (dpa)
Bregenz „Tosca è un buon falco!“
(Tosca ist ein guter Falke!) singt Polizeichef Scarpia in Giacomo Puccinis Oper „Tosca“, nachdem er die
Eifersucht der Diva entzündet und
die Tragödie auf den Weg gebracht
hat. Tosca, ein Falke – eine schöne,
assoziationsreiche und vielschichtige Metapher, die beim Bregenzer
„Spiel auf dem See“ am Ende in eine
Apotheose mündet: Ein Falke fällt
nicht, er fliegt – davon. Ein poetisches Schlussbild, erzeugt durch raffinierte Kombination von Videotechnik und Bühnenbild. Begeisterten Applaus spendeten die 7000
Premieren-Besucher am (regenfreien) Donnerstagabend aber nicht nur
dafür.
Kann ein Kammerspiel um drei
Personen, die sich in Liebe, Kunst
und Politik verstricken, auf der
weitläufigen Seebühne funktionieren? Unbedingt – wenn man einen
Opern-Regisseur wie Philipp Himmelmann hat, der in die Seele des
Stücks vorzudringen weiß, der Gefühle im Raum nicht nur transparent macht, sondern sie mit dem
Bühnenbildner Johannes Leiacker
und dem Dirigenten Ulf Schirmer
durch ausgeklügelte Bühnen- und
Beschallungstechnik nah an die Zuschauer führt.
Das Bühnenbild mit seiner alles
beherrschenden 50 Meter breiten
und 25 Meter hohen Augenwand
samt ausklappbarer Iris und Pupille
ist nicht nur ein spektakulärer Effekt, sondern bietet schlüssige Spielund Sinnebenen. Zunächst noch
Bild-Fläche für den Maler Cavaradossi, erfährt die Augenwand eine
dreidimensionale Transformation,
die die Bregenzer „Tosca“-Insze-
tem BOA (siehe Erläuterung unten).
Der Klang auf der Seebühne war
noch nie so gut, noch nie so rein und
klar. Aber dies ist nur ein Aspekt:
Das BOA-Klangsystem ist ein musikdramaturgisches Gestaltungsmittel, das es dem Dirigenten ermöglicht, den Orchesterklang aufzuspalten und bestimmte Klang-Teile den
Räumen und Personen auf der Bühne zuzuordnen oder Klänge (etwa
Glocken) über die Bühne wandern
zu lassen. Ein akustisches Erlebnis.
Nadja Michael gibt eine ausdruckstarke, leidenschaftliche Tosca, die sich von der kindlich-naiven
Diva zur vehementen Mörderin
wandelt und am Ende tragisch betrogen bleibt. Ihr Sopran ist fundiert
und frisch, in den Schlüsselstellen
oft mit viel Vibrato. Strahlend singt
der Tenor Zoran Todorovich (Cavaradossi) – eine Idealbesetzung wie
auch Gidon Saks. Dessen klangvoller nuancenreicher Bariton steht
dem durchtriebenen Scarpia sehr
gut.
Fazit: Wen diese Bregenzer
„Tosca“ nicht in den Bann zieht, ist
nicht von dieser Welt.
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nierung vor allem auch zu einem politischen Stück werden lässt.
Himmelmann betont die Verstrickung des Klerus mit der Politik:
Während unten Menschen niedergemetzelt werden, feiern religiöse
Würdenträger oben teilnahmslos
Gottesdienst. In solch einer Welt hat
das Individuum keine Chance, erst
recht nicht wenn es ins Zentrum der
Macht gerät: Herausgeklappt wird
die Iris des Auges zum klaustrophobischen Bühnenraum, in dem die
realitätsferne Tosca dem Machtmenschen Scarpia ausgeliefert ist,
während ihr Geliebter nebenan gefoltert wird. Und wenn am Ende die
Todesschützen in Tarnuniform
durch den Tribünenraum marschieren und Calvadarossi erschießen,
können Parallelen zur aktuellen politischen Diskussion um den AntiTerror-Katalog gezogen werden.
Klangsystem BOA
Bregenz Open Acoustics (BOA)
nennt sich ein für die Seebühne
über vier Jahre mit dem FraunhoferInstitut Illmenau entwickeltes
Klangsystem (Kosten: vier Millionen
Euro). Die Lautsprecher auf der
Bühne haben eine Leistung von
160 000 Watt, auf der Tribüne von
240 000 Watt. Mittels Computertechnik wird so auf den Rängen ein
„Richtungshören“ möglich. „Wir können den Klang übers Publikum fallen lassen oder ihn überstülpen“, so
Dirigent Ulf Schirmer.
Glockentöne
wandern über die Bühne
Tief ergreifend, schaurig-schön und
hochdramatisch spielen die Wiener
Symphoniker unter Schirmers Leitung. Unterstützt werden sie von einem bahnbrechenden, für die Seebühne entwickelten Akustik-Sys-
Wenn an diesem Wochenende mit
der „Oper aller Opern“ – also mit
Mozarts „Don Giovanni“ – und mit
einem Vivaldi-Abend die Herrenchiemsee-Festspiele 2007 ausklingen, dann führt deren Intendant und
Dirigent Enoch zu Guttenberg erneut die beiden von ihm gegründeten Ensembles „Chorgemeinschaft
Neubeuern“ und „Orchester der
KlangVerwaltung“ zusammen. Und
er beendet das erste Festival im
Chiemsee, dass sowohl auf der Insel
Herrenchiemsee als auch auf der Insel Frauenchiemsee stattfindet.
Dementsprechend lautet das Motto
der Festspiele 2007: „Maskulin –
Feminin“.
Sohn und Vater
zweier Politiker
Enoch zu Guttenberg ist Baron. Geboren wurde er 1946 im oberfränkischen Guttenberg als Sohn des einstigen Staatssekretärs Karl Theodor
Freiherr von und zu Guttenberg,
dessen politisches Engagement auch
der gleichnamige Sohn von Enoch
zu Guttenberg (als Bundestagsabgeordneter) fortsetzte. Der Musiker
studierte Komposition und Dirigieren in München und Salzburg, übernahm schon als 21-Jähriger die
Chorgemeinschaft Neubeuern und
1997 das Orchester der KlangVerwaltung München. Seit 2000 ist er
zudem Intendant des Festivals
„Herrenchiemsee – Festspiele am
Hof Ludwigs II.“.
In der Vergangenheit war Enoch
zu Guttenberg, der ökologische
Überzeugungen hegt, auch Besitzer
eines berühmten deutschen Weinguts in Deidesheim: Reichsrat von
Buhl. (rh)
Enoch zu Guttenberg
Foto: dpa
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Sudoku
Die Lösungen vom 20.07.07
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Und so gehts:
Füllen Sie das Rastergitter nur mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei
gilt es folgendes zu beachten: in jeder waagerechten Zeile und in
jeder senkrechten Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen!
Und auch in jedem der neun umrahmten 3 x 3 Felder kommt jede
Zahl von 1 bis 9 nur jeweils einmal vor.