1 Der Hallux valgus, auch Ballenzeh oder Überbein genannt
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1 Der Hallux valgus, auch Ballenzeh oder Überbein genannt
rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin 16.10.2013, 20.15 – 21.00 Uhr Die Themen: • Hallux valgus - Unerträgliche Schmerzen im Fuß • Erkältungsmythen • Erste Hilfe - aber richtig! • Krampfadern: nicht nur ein ästhetisches, auch ein medizinisches Problem! • Rückentraining zu Hause - die rbb Praxis macht den Geräte-Test • High-Tech für Sehbehinderte Hallux valgus – unerträgliche Schmerzen im Fuß Der Hallux valgus, auch Ballenzeh oder Überbein genannt, ist die am weitesten verbreitete Fußkrankheit. 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden daran. Frauen sind dabei weitaus häufiger betroffen, im Verhältnis neun zu eins. Übrigens: Auch Victoria Beckham soll diese Fußprobleme haben. Manchmal wird allerdings bei der Diagnose Hallux valgus zu schnell zu einer Operation geraten. Die Folgen können dramatisch sein, so wie im beschriebenen Fall der rbb Praxis. Ein Fuß besteht aus 28 Knochen, etlichen Gelenken, Muskeln und mehr als 100 Bändern. Sie spannen sich rund um den Fuß wie die Streben eines Fensters. Werden die Bänder zu weich, geht der Fuß in die Breite, der Hallux valgus entsteht - eine Fehlstellung des Großzehengrundgelenkes. Ihm geht fast immer ein sogenannter Spreizfuß voraus. Dabei ist der vordere Teil des Fußes verbreitert. Die Zehen können schmerzen, es bildet sich vermehrt Hornhaut. Wird der Ballen auf der Fußinnenseite dick und rot, während sich gleichzeitig der große Zeh zum Nachbarzeh dreht, hat sich aus dem Spreizfuß ein Hallux valgus entwickelt. Er geht mit weiteren zahlreiche Beschwerden einher: Von krampfartigen stechenden Schmerzen in Ruhe bis hin zu Laufproblemen selbst auf 1 kürzesten Strecken oder einem entzündeten Schleimbeutel kann die schiefe Zehe das Leben erschweren. Begünstigt wird die schiefe Zehe dadurch, dass meist Frauen jahrelang enge hohe Schuhe tragen. Auch Berufe, in denen Betroffene stundenlang stehen müssen, können zum Hallux valgus führen. Zur Diagnose empfiehlt sich ein Röntgenbild. Es zeigt, wie weit die Fehlstellung vorangeschritten ist und ob das Großzehengrundgelenk schon verändert ist. Denn oft führt ein Hallux valgus zu einer Arthrose, da sich das Gelenk durch die Fehlstellung schneller abnutzt. Um Beschwerden zu lindern, können zunächst orthopädische Einlagen, Schaumstoffpolster, Nachtschienen und Bandagen ausprobiert werden. Sie entlasten den Vorfuß und nehmen den Druck. Die Hilfsmittel können einen Hallux valgus jedoch nicht rückgängig machen. Hat sich der Zeh bereits zu stark verformt, kann nur eine Operation helfen, um die Fehlstellung zu korrigieren. In der Literatur sind mehr als 100 Varianten von Hallux valgus-Operationen beschrieben. Von der Entfernung des Knochenvorsprungs über die Umstellung (Osteotomie) des Mittelfußknochens bis hin zur Versteifungsoperation ist alles möglich. Wann welches Verfahren infrage kommt, hängt unter anderem davon ab, wie stark der Hallux valgus ausgeprägt ist. Durch den Eingriff wird der Zeh wieder begradigt. In vielen Fällen verschwinden dann die Beschwerden. Die Heilung dauert im Normalfall sechs bis acht Wochen. Im Anschluss an die Operation trägt der Patient meist einen belastungsschonenden Schuh, damit er sich während der Genesung bewegen kann. Experten raten nur zu einer korrigierenden Operation des Hallux valgus, wenn medizinische Beschwerden vorliegen. Bei rein kosmetischen Problemen warnen sie hingegen vor vorschnellen Eingriffen. Je nach Methode sind bei der Operation nicht nur die Knochen, sondern auch Weichteile wie Sehnen, Muskeln und Schleimbeutel betroffen. Eine intensive Belastung ist erst nach drei bis sechs Monaten möglich. Monatelang müssen die Betroffenen zudem einen Spezialschuh tragen. Und nicht immer bringt ein Eingriff die gewünschte Beschwerdefreiheit. Kleine Fehlstellung des Großzehs, die keine Beschwerden verursachen, sollten daher nicht unbedingt operiert werden. Expertin im Beitrag: Oberärztin Dr. Cara Winter Fußchirurgin Martin-Luther-Krankenhaus Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Caspar-Theyß-Straße 27-31 14193 Berlin Tel.: 030 – 895 5-0 E-Mail: [email protected] Serviceadressen: Gesellschaft für Fußchirurgie e.V. Gewerbegebiet 18 82399 Raisting E-Mail: [email protected] Verband Deutscher Podologen (VDP) e.V. 2 Obere Wässere 3-7 72764 Reutlingen Tel.: 07121-33 09 42 E-Mail: [email protected] Erkältungsmythen Herbstzeit ist Erkältungszeit. Die harmlosen grippalen Infekte sind weit verbreitet: Durchschnittlich erkranken Erwachsene drei Mal pro Jahr, Kleinkinder haben bis zu zwölf Infekte und ein Kind im Vorschulalter mindestens sechs pro Jahr. Wie es zu den ständig wiederkehrenden Infekten kommt, scheint in der Bevölkerung jedoch weniger bekannt. Erkältungen entstehen durch Kälte Stimmt nicht, Verursacher von Infekten sind immer Viren und Bakterien. Während der kalten Monate haben die Erreger aber ein besonders leichtes Spiel, in den Organismus einzudringen. Denn trockene Heizungsluft verhindert, dass die Schleimhäute gut befeuchtet und durchblutet sind. Zudem löst das Zusammenspiel von Zellbotenstoffen bei Zimmertemperatur eine angemessene Immunreaktion aus. Bei Minusgraden gerät es hingegen aus dem Gleichgewicht. Grippe und Erkältung sind eins Die „echte Grippe“ wird durch Influenzaviren ausgelöst und tritt hierzulande vor allem während der Wintermonate gehäuft auf. Eine Erkältung ist dagegen ein banaler Infekt und wird durch Rhino- und RS-Viren, aber auch Adeno- und andere Viren verursacht. Anders als bei der Erkältung fühlen sich die Betroffenen der „echten Grippe“ plötzlich schwer krank, haben hohes Fieber, Reizhusten und starke Gliederschmerzen. Vor allem bei abwehrschwachen Menschen kann sie zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Jährlich sterben mehrere Tausend Menschen daran. Gegen die Grippe kann man sich jedes Jahr impfen lassen. Küssen ist ansteckend Falsch. Erreger von Erkältungen gelangen über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Sie werden millionenfach in Form von Minitröpfchen beim Niesen und Husten zum Nachbarn geschleudert und gelangen meist über dessen Atemwege in dessen Organismus. Über den Mund übertragene Erreger werden verschluckt und im Magen zerstört. Sauna härtet auch kurzfristig ab Nein, nur wer regelmäßig sauniert, zehrt langfristig von den thermischen Wechselreizen. Bereits nach einem Vierteljahr regelmäßiger Saunaanwendung lassen sich deutliche Effekte nachweisen – Saunagänger erkranken dann seltener, kürzer und weniger schwer als Nicht-Saunagänger. Allerdings ist Sauna nicht im akuten Krankheitsfall zu empfehlen. Denn die Hitze und die anschließenden kalten Duschen können bei bereits kranken Menschen das Immunsystem überfordern und die Erkältung verschlimmern. Insbesondere bei Fieber ist die Sauna tabu. Ältere Menschen haben öfter Erkältungen Stimmt nicht. Das Immunsystem entwickelt sich über die Jahre: Wird das Baby gestillt, ist es durch die spezifischen Antikörper in der Muttermilch geschützt. Danach muss das kindliche System alleine klar kommen, bis es im Alter von 10 bis 12 Jahren voll 3 entwickelt ist. Kinder sind daher sehr infektanfällig, das immunologische Gedächtnis lernt jedoch mit jedem Infekt dazu. Zudem sind im fortgeschrittenen Alter viele Erreger schon bekannt und daher nicht mehr gefährlich. Antibiotika werden es schon richten Im Gegenteil: Ärzte in Praxis und Klinik wenden bis zu 70 Prozent der Antibiotika falsch an. Antibiotika helfen nur, wenn Bakterien Auslöser der Erkrankung sind – gegen Viren sind sie wirkungslos. Nur wenn der Arzt feststellt, dass bei der Erkältung auch (zusätzlich) eine bakterielle Infektion vorliegt, sind die Arzneien sinnvoll. Das Problem an dem flächendeckenden Einsatz der Antibiotika: Immer mehr Keime werden unempfindlich gegen die verfügbaren Medikamente. In der Erkältungszeit nichts anfassen Klar ist: Erreger gelangen über die Schleimhäute ins Innere des Körpers. Die Haut ist für sie eine undurchdringbare Barriere. Dennoch können Erreger, die sich über Stunden auf Flächen und an Türklinken halten, natürlich über die Hände und von dort zur Nasenschleimhaut gelangen. Häufiges Händewaschen ist daher sinnvoll. Das Desinfizieren der Haut ist im Alltag nicht zu empfehlen, es zerstört die natürliche Schutzschicht der Haut. Heiße Zitrone lindert Erkältungen Wenn Kranke das Gefühl haben, dass eine heiße Zitrone ihnen hilft, liegt das vor allem an dem „heißen Getränk“. Das Vitamin C wird beim Erhitzen zerstört. Und es hilft dem Immunsystem weder vorbeugend noch in besonders hohen Dosen. Gegen Erkältung ist man immun Zwar baut das Abwehrsystem gegen fast alle viralen Eindringlinge nach dem Erstkontakt eine Immunität auf. Es dringen aber immer wieder Erreger ein, die das Immunsystem nicht erkennt. Erneute Infektionen sind also entweder durch neue unbekannte Viren verursacht oder durch ehemals bekannte und nun durch Genmutation veränderte Viren. Sie wandeln sich dabei so in ihrer Struktur, dass die Antikörper des Abwehrsystems sie nicht wiedererkennen und eine Infektion nicht sofort verhindern können. Abhärten bringt nix Stimmt nicht. Abhärten heißt aber nicht übertreiben. Eine ausgewogene Ernährung, reichlich Bewegung, viel frische Luft, ausreichend Schlaf, ein Gleichgewicht zwischen Beruf und Freizeit sowie persönliche Zufriedenheit stärken das Immunsystem nachhaltiger als so manches Training in der „Muckibude“ oder eine 100ter Packung Multivitamintabletten. Experte im Beitrag: Praxis Dr. Frank Krimphove Arzt für Allgemeinmedizin Hauptstr. 20 14624 Dallgow-Döberitz Tel.: 03322 - 3373 http://drkrimphovemedicus4you.jimdo.com/ E-Mail: [email protected] Erste Hilfe – aber richtig! 4 Durchschnittlich sieben Minuten dauert es, bis Rettungskräfte bei einem Notfall eintreffen. In ländlichen Gegenden kann es jedoch erheblich länger dauern. Da ist es wichtig, dass Menschen, die zufällig vor Ort sind, den Verletzten sofort helfen können. Erste Hilfe ist dann das Gebot der Minute. Aber, wissen Sie noch, wie die stabile Seitenlage funktioniert, oder wie Sie korrekt wiederbeleben? Die rbb Praxis zeigt, wie es richtig geht. Unter Erster Hilfe versteht man sofortige Hilfsmaßnahmen an Ort und Stelle des Notfalls, bevor der Betroffene in ärztliche Behandlung kommt. Einer aktuellen Umfrage des ADAC zufolge trauen es sich Dreiviertel der Befragten theoretisch zu, Erste Hilfe zu leisten. Doch im entscheidenden Augenblick zögern viele dann doch. Einer der Hauptgründe ist Experten zufolge die Angst, etwas falsch zu machen. Doch oft sind es nur wenige Handgriffe, die im Ernstfall über Leben oder Tod entscheiden können. Bei der Hilfe am Verletzten kann als Gedankenstütze die ABC-Regel helfen. Mit ihr lassen sich die Vitalfunktionen des Patienten klären: A wie Atmung, B wie Bewusstsein, C wie Circulation (Englisch für Kreislauf). 1) Atmung Durch die Atmung werden alle Zellen des Körpers mit lebensnotwendigem Sauerstoff versorgt. Gleichzeitig wird Kohlendioxid aus dem Körper ausgeschieden. Das Atemzentrum steuert die Atemtätigkeit und damit die Ein- und Ausatmung; es sitzt im verlängerten Rückenmark. Bei Bewusstlosigkeit erschlaffen jedoch die Muskeln. Liegt der Betroffene in Rückenlage, kann so die Zunge in den Hals zurücksinken und die Atemwege blockieren. Vor allem bei Bewusstlosen muss daher unbedingt geprüft werden, ob der Verunglückte noch atmet. Um die Atmung zu kontrollieren, muss der Helfende den Hals des Patienten überstrecken und den Mund leicht öffnen. Dann neigt er den Kopf des Betroffenen nach hinten, und hebt gleichzeitig sein Kinn an – so legt er die Atemwege frei. Nun kann der Helfer die Atemkontrolle durch Sehen, Hören und Fühlen überprüfen: Er kann sehen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Er kann hören, ob Atemgeräusche vorhanden sind. Er kann mit Ohr und Wange prüfen, ob Luftstrom des Betroffenen fühlbar ist. Die Atmung wird längstens zehn Sekunden kontrolliert. Atmet der Patient wiederholt normal, wird er in die stabile Seitenlage gelegt und dann der Notruf verständigt! Dazu stellt der Helfer das Bein auf und legt die Hand des Patienten quer über den Brustkorb an die Wange. Dann dreht er die verletzte Person zu sich. Nun legt er – wie beim Bewusstlosen – die Atemwege frei, indem er den Kopf überstreckt und den Mund öffnet. 2) Bewusstsein Ist der Patient ansprechbar oder ist er bewusstlos? Das Bewusstsein des Menschen zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, sich räumlich/zeitlich zu orientieren, auf Fragen zur eigenen Person zu antworten und auf Reize (z.B. Schmerz) zu reagieren. Um herauszufinden, ob ein Patient bei Bewusstsein ist, kann man ihm Fragen stellen, auf die er eindeutig und kurz antworten kann, wie z.B. die Frage nach seinem Namen. Reagiert der Betroffene nicht, sollte man ihn an den Schultern rütteln. 3) Herz-Kreislauf 5 Wenn keine normale Atmung feststellbar ist oder daran Zweifel bestehen, muss der Helfer bei einer bewusstlosen Person von einem Kreislaufstillstand ausgehen. Dann muss er den Patienten umgehend wiederbeleben. Dafür kniet er neben ihm und platziert seine Hände über Kreuz auf dessen Brustkorb. Nun drückt er seine gestreckten Arme kräftig nach unten – das sollte möglichst schnell hintereinander und ohne Pause geschehen. Auf 30 Mal Pressen folgen zwei Hübe Luft: Dafür hält der Helfer die Nase des Betroffenen zu und spendet ihm über den eigenen Mund Luft. Wer sich vor der Mund-zu-Mund-Beatmung scheut, kann sie nach neuesten Erkenntnissen auch auslassen. In jedem Fall sollte aber die Herzdruckmassage kontinuierlich durchgeführt werden, bis die Rettungskräfte am Unfallort eintreffen oder die Eigenatmung des Verletzten wieder eintritt. Anzeichen für eine erfolgreiche Atemspende sind, wenn sich die Hautfarbe an Lippen, Fingern, Ohrläppchen normalisiert und sich Bewegungen im Bereich des Halses oder andere Bewegungen zeigen. Auch wenn die Atmung wieder eintritt, sollte immer wieder das Bewusstsein, die Atmung und der Puls kontrolliert werden. Bei erneutem Aussetzen der Atmung muss die Atemspende sofort wiederholt werden. Beim Helfen sollte man jedoch auch den Selbstschutz nicht vergessen. Das heißt, man sollte sich selbst nie in Gefahr bringen, beispielsweise bei einem Autounfall auf einer befahrenen Straße. Bei Verkehrsunfällen ist dazu ein Warndreieck etwa 100 Meter vom Unfallort entfernt aufzustellen. Dann erst wird der Notruf 112 abgesetzt. Empfehlenswert ist es, regelmäßig an einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen. Hier vermitteln professionelle Ausbilder in acht Doppelstunden, wie Laien in nahezu jedem Notfall in Freizeit und Beruf richtig helfen können. Autofahrern rät das DRK, die Kenntnisse in Erster Hilfe alle drei Jahre aufzufrischen. In den praxisnahen Erste-HilfeLehrgängen lernen Interessierte, mit einfachsten Handgriffen Menschenleben zu retten. Neben dem DRK bieten fast alle Hilfsorganisationen (z.B. auch der Arbeiter Samariter Bund oder die Johanniter-Unfallhilfe) Kurse an. Die Kosten betragen zwischen 20 und 35 Euro. Zudem bietet das DRK eine offizielle Rotkreuz-App. Mit der App „Erste Hilfe“ des Deutschen Roten Kreuzes ist erstmalig die interaktive Begleitung in einer Notfallsituation per iPhone, iPad und Android-Smartphone möglich. Die App kann ebenso dazu benutzt werden, auf spielerische Weise das Verhalten in solch akuten Situationen zu üben. Im Programmteil „Der kleine Lebensretter“ wird zusätzlich Hintergrundwissen zu den unterschiedlichsten Erste Hilfe-Themen vermittelt. Expertin im Beitrag: Marita Ackermann DRK Berlin Ausbilderin Erste Hilfe Deutsches Rotes Kreuz Berliner Rotes Kreuz e.V. Bachestraße 11 12161 Berlin Tel.: 030 – 850 05 0 E-Mail: [email protected] 6 Krampfadern: nicht nur ein ästhetisches, auch ein medizinisches Problem! Welche Therapie ist die beste? Und: was hilft gegen Besenreiser? Krampfadern sind ein typisches Zeichen unseres bewegungsarmen Lebensstils: Durch viel Stehen und Sitzen lastet täglich viele Stunden ein erheblicher Druck auf den Venen – sie machen mit der Zeit schlapp. Aber auch eine ererbte Bindegewebsschwäche kann dahinter stecken. Krampfadern liegen in der Familie – so sagt man. Schön sehen sie nicht aus, doch entfernt werden müssen sie nicht aus kosmetischen Gründen. Sie sind ein ernsthaftes Gesundheitsproblem – bei Frauen und Männern. Nächtliche Wadenkrämpfe, ein Ziehen von der Wade bis hinein in den Oberschenkel und ständige Schmerzen: Krampfadern sind lange unsichtbar. Treten aber irgendwann akute Symptome auf, sollte man sich schnell um das Venenleiden kümmern. Denn Krampfadern sind medizinisch häufig viel ernster als gedacht und mitnichten nur ein kosmetisches Problem. Die langfristigen Folgen unbehandelter Krampfadern sind zahlreich: Es kann zu Stauungen des Blutes in den Ober- und Unterschenkeln kommen, zu juckenden Unterschenkelekzemen oder zu einer Thrombose. Auch Schwellungen und Verhärtungen des Gewebes und Verfärbungen der Haut sind nicht selten. Im schlimmsten Fall führen unbehandelte Krampfadern zu „offenen Beinen“. Krampfadern entstehen, wenn die Gefäßklappen in den Venen funktionsuntüchtig werden. Durch die „undichten“ Klappen kann das venöse Blut nicht mehr vollständig zum Herzen zurücktransportiert werden. Stattdessen staut es sich in den unteren Beinabschnitten. Mit der Zeit weiten sich die Gefäße, Wasser tritt aus dem Gewebe und Sauerstoff wird nicht mehr ausreichend transportiert. Das Risiko für Krampfadern steigt mit der familiären Disposition, Übergewicht, der Einnahme der Pille, einer Schwangerschaft sowie durch Berufe, die stundenlanges Stehen und Sitzen erfordern. Auch moderne rüttelnde Sportgeräte wie zum Beispiel ein Powerplate können Krampfadern begünstigen. Die Diagnostik der Krampfadern erfolgt mithilfe von Ultraschall (Doppler- und Duplexsonografie). Dabei prüft der Arzt den Blutfluss in den Venen, die Dichtigkeit der Venenklappen und die Durchgängigkeit des tiefen Venensystems. Zudem sucht er nach Zeichen der fortgeschrittenen chronisch venösen Insuffizienz wie Ödeme und Hautveränderungen. Eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel ist nicht mehr notwendig. Vorbeugend hilft regelmäßige Bewegung. Das stärkt die Muskulatur – und die natürliche Muskelpumpe. Sie sorgt dafür, dass venöses Blut aus den Beinen gegen die Schwerkraft besser zum Herzen zurücktransportiert wird. Ebenso können Schuhe mit gewölbten Schuhsohlen (MBT) Krampfadern vorbeugen. Wer zu der Venenproblematik neigt, sollte nicht rauchen, auf Langzeitflügen und bei stehenden Tätigkeiten feste Kompressionsstrümpfe tragen, regelmäßige Kneipp-Kuren durchführen und rotes Weinlaub-, Rosskastanien und Traubenkernextrakt zu sich nehmen. Besenreiser können auf Krampfadern hinweisen Versteckte Krampfadern können sich zudem durch Besenreiser zeigen. Das sind kleine erweiterte - und dadurch sichtbare – Venen der obersten Hautschicht. Sind sie sehr fein und oberflächlich, schimmern sie eher rot, dickere tiefer gelegene eher bläulich durch die Haut. Betroffen sind auch schon junge Menschen, aber die Häufigkeit der Besenreiser nimmt mit dem Alter zu. Zwei Drittel aller Frauen und ein Drittel der Männer sind von den unschönen „Gefäßbäumchen“ betroffen. 7 Meist sind Besenreiser nur ein kosmetisches Problem und haben keinen Krankheitswert. Manche Experten bezweifeln sogar ganz einen Zusammenhang mit Krampfadern. Vor jeder kosmetischen Behandlung der oberflächlichen Besenreiser sollte jedoch immer mit dem Ultraschall abgeklärt werden, ob ein Venenleiden vorliegt. Die Methode der ersten Wahl ist die Sklerosierung oder Verödung. Dabei wird das Verödungsmittel direkt in die Besenreiser eingespritzt. Sofort wird damit das Blut in der kleinen Vene verdrängt. Eine dauerhafte Wirkung entsteht erst später, denn das Verödungsmittel ist kein Klebstoff. Es ist eine Substanz, die eine Entzündung an der Venenwand hervorruft. Heilt diese Entzündung ab, hat das als Nebeneffekt zur Folge, dass die Gefäßwände verkleben. Dies dauert jedoch einige Wochen. Zunächst können die behandelten Stellen mit Blutergüssen und dunklen Flecken sogar schlimmer aussehen als vorher. Deshalb lassen viele eine Verödung erst jetzt im Herbst durchführen, wenn man wieder lange Hosen oder Strumpfhosen trägt. Medizinisch spricht jedoch nichts dagegen, sich im Sommer die Beine verschönern zu lassen. Allerdings gehört ein Sonnenschutz zur Nachbehandlung dazu, um die Haut der Beine nicht zusätzlich zu belasten. Meist sind zwei bis drei Termine notwendig. Beim Folgetermin wird überprüft, ob man alle Äderchen der bereits behandelten Areale erwischt hat und bei Bedarf nachgespritzt. Die Ergebnisse sind umso besser, je rascher "hinterhergespritzt" wird. Wichtig ist auch, dass das geronnene Blut aus den Äderchen gedrückt wird. Das vermindert Verfärbungen der Haut. Denn belässt man das Blut in den Adern kann sich das Eisen aus dem Blutfarbstoff mit Sauerstoff verbinden und bildet eine rostähnliche Substanz. Und diese bräunlichen Flecken können im ungünstigen Fall dauerhaft die Beine "verzieren". Kosten vor der Therapie besprechen Die Kosten für eine Sklerosierung können von Praxis zu Praxis erheblich schwanken. Manche Praxen berechnen den Zeitaufwand nach Minuten, andere je nach Größe der zu behandelnden Fläche. Manche Ärzte behandeln pro Sitzung nur einen Teilbereich, andere versorgen in einer Sitzung das ganze Bein oder gar beide Beine. Erkundigen Sie sich im Vorgespräch genau nach dem jeweiligen Vorgehen, dann bleiben unschöne Überraschungen beim Abrechnen erspart. Mehrere Hundert Euro muss man jedoch für schöne Beine sicherlich einplanen. Wenige Alternativen Eine gute Alternative zur Sklerosierung gibt es genau genommen nicht. Laser eignet sich nur für sehr feine Äderchen und überschaubar große Areale. Viele Experten sehen dieses Verfahren kritisch, da die therapeutische Breite gering sei: Ist die Dosis zu niedrig kehren die Äderchen an der gleichen Stelle rasch zurück. Ist die Dosis zu hoch, können helle Streifen auf der Haut entstehen, da der Laser dann die Hautpigmente zerstört. Zudem ist eine Laserbehandlung wesentlich schmerzhafter als die Sklerosierung. Bei letzterer sind lediglich feine Nadelstiche zu ertragen. Unangenehmer ist allerdings oft das Herausdrücken des geronnenen Bluts. Eine Behandlung mit Radiowellen wird ebenfalls angeboten. Dabei werden die Äderchen durch Hitzeanwendung „verkocht“. Das ist schonend und wenig schmerzhaft, jedoch teuer und aufwändig. Was tun gegen Krampfadern? 8 Für die Behandlung halten Experten viele verschiedene Therapien bereit: von der Lasertherapie, Radiofrequenztherapie bis hin zur Verschäumung oder dem klassischen Stripping. Wie funktioniert ein Stripping? Zunächst verschließt der Chirurg die Vene in der Leiste – so fließt kaum noch Blut in ihr. Dann setzt er an der Innenseite des Beines mehrere Einstiche, um die erweiterte Vene Stück für Stück mit einer Sonde aus dem Bein herauszuziehen. Zuvor legt er auch die kleinen Seitenäste des Venensterns lahm. Dieser Eingriff wird meist ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert 30 Minuten bis 1 Stunde. Im Vergleich zu früheren radikalen Eingriffen ist das Stripping heute ein schonendes Verfahren. Litten Betroffene früher unter extremem Wundschmerz, einem ausgeprägten Blutverlust und wurden die Gefäßklappen von der Leiste bis zum Sprunggelenk komplett entfernt, gibt es heute nur wenige Blutergüsse, kaum Wundschmerz. Die Patienten können zudem zwei Stunden nach der Operation nach Hause gehen. Die Behandlung wird von den gesetzlichen Krankenkassen ohne Einschränkung bezahlt. Wie funktioniert die Laser- oder Radiofrequenztherapie? Bei der Endoluminalen Lasertherapie (EVLT) wird die Stammvene nicht herausgezogen, sondern durch den Laserstrahl verschweißt. Hierbei wird in örtlicher Betäubung unter Ultraschallkontrolle durch ein feines Glasfaserlichtkabel die Laserlichtenergie „minimalinvasiv“ in die Vene eingebracht. Es kommt zu einer Schrumpfung und letztlich zum Verschluss des Gefäßes. Bei der Radiowellentherapie führen die Experten unter Ultraschallkontrolle in Kniehöhe oder am Unterschenkel einen winziger Hochfrequenzkatheter in die kranke Vene ein. Durch die Wärmeenergie schrumpft die Venenwand und die Vene verschließt sich. Die Behandlung kann ambulant unter lokaler Anästhesie durchgeführt werden. Beide Verfahren gelten als besonders schonend. Anders als beim Stripping tragen aber nur die privaten Versicherungen die Kosten von 2000 Euro. Ob die Laserverfahren wirklich schonender sind als das Standardverfahren des Strippings, ist unter Experten umstritten. Klar ist, dass das Stripping einen entscheidenden Vorteil hat: Die Wahrscheinlichkeit, dass nach der Behandlung die Krampfadern wiederkommen, ist deutlich geringer. Eine Studie von 2011 hat gezeigt, dass bei 18 Prozent der mit Laser behandelten Personen die Krampfadern wiederkamen. Bei der Stripping-Methode war dies nur bei 1,3 Prozent der Patienten der Fall. Was passiert bei der Verschäumung? Bei der Ultraschallgesteuerten Schaumsklerosierung wird ein dünner Katheter unter Ultraschallkontrolle in die Vene gelegt und hierüber anschließend ein spezieller Schaum mit dem Wirkstoff Aethoxysklerol in die Vene injiziert. Dieser bewirkt, dass die Vene wesentlich leichter verklebt und sich vollkommen verschließt. Der Körper baut die verklebten Venen in den folgenden Wochen ab, ohne dass Narben zurückbleiben. Darüber hinaus ist die Schaumverödung beinahe schmerzfrei, schnell und ambulant durchführbar. Direkt nach der Behandlung geht der Patient für 20 bis 30 Minuten umher und trägt etwa eine Woche einen leichten Kompressionsstrumpf. Nach der Schaumverödung sind die Patienten weder arbeitsunfähig, noch müssen sie sich sportlich einschränken. Nur Wärme und direkte Sonnenbestrahlung sollte für zirka zwei Wochen gemieden werden. Die Verschäumung ist umstritten, denn Ärzte können damit viel Geld verdienen: Der Wirkstoff kostet im Einkauf nur fünf Euro, der Aufwand für den Chirurg ist gering. Dennoch verlangen Ärzte für diese Behandlung bis zu 1500 Euro. Da die Verschäumung keinen großen Eingriff erfordert, eignet sie sich beispielsweise bei 9 älteren Menschen mit offenen Beinen. Die gesetzlichen Kassen zahlen die Verschäumung daher auch nur bei fortgeschrittenen Venenleiden. Experte im Studio: Dr. med. Ingo Flessenkämper Chefarzt Klinik für Gefäßmedizin, Zertifiziertes Gefäßzentrum Berlin SüdwestHELIOS Klinikum Emil von Behring Walterhöferstraße 11 14165 Berlin Tel.: 030 - 81 02-0 Experten im Beitrag „Krampfadern“ Dr. Bernhard Klumpp, Gefäßchirurg, Gefäßzentrum Adlershof Chirurgische Gemeinschaftspraxis Berlin Adlershof und Venenzentrum Adlershof Albert-Einstein-Str.2 12489 Berlin Tel.: 030 – 639 223 62 Dr. Michael Naundorf DRK Kliniken Berlin | Köpenick Chefarzt der Klinik für vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie Salvador-Allende-Straße 2-8 12559 Berlin Tel.: 030 - 3035 – 3358 Im Beitrag „Besenreiser“ Dr. med. Yael Adler Hautärztin und Venenheilkunde Phlebologin Richard-Strauss-Straße 27 im Haut- & Laserzentrum Berlin-Potsdam 14193 Berlin - Grunewald Tel.: 030 - 8800 185 Email: [email protected] Trainingsgeräte gegen Rückenschmerzen im Test Vier von fünf Deutschen haben, bzw. hatten schon mal Probleme mit ihrem Rücken. Für die Millionen von Betroffenen gibt es eine breite Palette von Trainingsgeräten für Zuhause. Sie alle versprechen einen gesunden Rücken. Die rbb Praxis hat verschiedene Geräte mit unterschiedlichen Wirkprinzipien getestet. Rückenschmerz ist eine der häufigsten Beschwerden der Nation. Vorbeugend und therapeutisch predigen Experten regelmäßige Bewegung und das kontinuierliche gezielte Training der Rückenmuskulatur. Spezielle Geräte für die Rückenmuskulatur dafür gibt es im Fitnessstudio. Wer keine Lust hat, da regelmäßig hinzugehen, kann sich auch im heimischen Keller oder Wohnzimmer ein Mini-Fitness-Studio einrichten. Ob die Geräte wirklich etwas taugen, hängt von verschiedenen Aspekten ab: 10 Zunächst sollte ein Trainingsgerät nicht zu groß sein, damit es nicht die gesamte Wohnung verstellt. Zudem sollte die Gebrauchsanleitung so verfasst sein, dass auch ein Laie sie versteht und das Gerät entsprechend richtig bedienen kann. Zudem müssen die Übungen mit und auf den Geräten so einfach und alltagstauglich sein, dass jeder Nichtgeübte sie einfach nachmachen kann. Nicht selten sind die vorgeschlagenen Bewegungen aber kompliziert und erfordern zu viel Nachdenken. Das Problem: Durch die übermäßige Konzentration auf den richtigen Bewegungsablauf trainiert man dann oft falsch, es kommt zu Verspannungen. Die rbb Praxis hat nun drei Trainingsgeräte für den Heimgebrauch unter die Lupe genommen: Den „Flexi-Bar-Stab“ für 85 Euro, das Latex-Band für 12 Euro und eine „Rückenbank“ für immerhin 100 Euro. Außerdem haben wir die Effekte von Bodengymnastik auf der heimischen Decke überprüft. Fazit des rbb-Tests: Die Bodengymnastik ist klarer Testsieger. Mit den Übungen der Bodengymnastik lassen sich (ohne hohe Kosten für ein Trainingsgerät) fast alle Muskelbereiche trainieren, die für den Rücken wichtig sind. Ein effektiver Muskelaufbau ist möglich. Für untrainierte Anfänger wie auch für Fortgeschrittene ist die Bodengymnastik geeignet. Gut tauglich für zu Hause ist auch das Latexband. Das mobile leichte Theraband in poppigen Farben ist ein fester Bestandteil der Fitness-Welt – mit ihm lassen sich fast alle Rücken-Muskelgruppen in unterschiedlichen Übungen trainieren. Die Stärke des Latexbandes liegt im konstant progressiven Widerstand: Wer stark zieht, erntet starken Widerstand. So ein Latexband gibt es in acht verschiedenen Stärken. Der sogenannte Flexi-Bar-Stab hat nicht bestanden. Der Trainingsstab soll durch seine Vibration eine unwillkürliche, reflektorische Anspannung des Rumpfs bewirken, die durch bewusste Muskelkontraktion nicht erreicht wird. Der Schwingstab trainiert vor allem die Tiefenmuskulatur, während Kraftgeräte und Hanteln mehr an der Oberfläche arbeiten. Ohne den richtigen Schwing-Rhythmus hat das Training allerdings keinen Effekt. Die Rückenbank ist für den Gebrauch in der Wohnung eher ungeeignet – denn mit dem sperrigen Gerät werden nur die sogenannten Rückenstrecker trainiert. Doch für diesen begrenzten Bereich braucht man keine extra Rückenbank, die Rückenstrecker können auch mit Gymnastik aufgebaut werden. Um den Rücken fit zu halten, braucht man also nur eine geeignete Unterlage – und Spaß am Trainieren. Experte im Beitrag: Alexander Glaue Berliner Rückenzentrum am Markgrafenpark Am Markgrafenpark Markgrafenstr. 19 10969 Berlin Tel.: 030 - 259 23 860 E-Mail: [email protected] www.ruecken-zentrum.de 11 High-Tech für Sehbehinderte Der herkömmliche Blindenstock wird heute zunehmend ergänzt oder ersetzt durch hochmoderne Technik: Laser-Scanner, Farberkennungsgeräte, oder spezielle GPSHandys zur Orientierung sind neu entwickelte Hilfsmittel, die es blinden Menschen immer besser ermöglichen, gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilzunehmen. Technik der Superlative ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Und auch Menschen mit Behinderungen wie zum Beispiel Blinde profitieren von den neuen Entwicklungen. So können Blinde heute beispielsweise mit modernen Scannern, die Barcodes von Verpackungen auslesen und in Sprache umsetzen können, einkaufen gehen. Mehr als zwei Millionen Produkte aller Art sind in dem Scanner abgespeichert. Oder sie können genauso wie Sehende am Computer arbeiten. Statt auf die optische Wahrnehmung greifen sie dabei auf ihre taktile und akustische Wahrnehmung zurück. Sie arbeiten oft mit dem sogenannten Screenreader. Das ist ein komplexes „Bildschirmausleseprogramm“, das die Bildschirminformationen wie zum Beispiel Texte und Grafiken interpretiert und sie an Ausgabemedien wie Braillezeilen und Sprachausgaben weitergibt. Eine synthetische Stimme „liest“ dem blinden Nutzer den Bildschirminhalt vor – oder die Inhalte werden durch den Screenreader auf einer Braillezeile ausgegeben. Diese Braillezeile (kurz Zeile, oder Brailledisplay) ist eine Hardwarekomponente des Computers, ein Ausgabegerät, das die Informationen des Screenreaders aufnimmt und in der Blindenpunktschrift Braille wiedergibt. Diese Schrift kann der trainierte Leser mit den Fingerkuppen ertasten. Mit Hilfe der Braille-Tastatur können Blinde die Texte dann auch bearbeiten. Völlig neue Perspektiven ermöglicht jetzt die sogenannte HyperBraille: Die Tastatur besteht aus 7.200 Punkten. Mit ihr können Blinde mithilfe der Fingerspitzen sogar Graphiken planen, erstellen und entwickeln. Auch ist es möglich, mithilfe einer Braille-Tastatur ganz normale Bücher für Sehende in Blindenschrift zu lesen. Sogenannte Farberkennungsgeräte mit Sprachausgabe helfen Menschen, die Farben nicht oder nur sehr eingeschränkt wahrnehmen, selbstständig unterscheiden zu können. Das Gerät sucht beispielsweise die passenden Farben für die Kleidung aus. Dazu wird es an den Gegenstand gehalten und das Gerät sagt nach einem Tastendruck die jeweilige Farbe an. Auch Smartphones mit Extra-Apps für Blinde helfen durch den Alltag. Um die Hände freizuhaben, tragen die blinden Benutzer zudem einen speziellen Kopfhörer, bei dem der Schall über den Ohrknochen übertragen wird. Gleichzeitig bekommt der Nutzer aber auch die Umgebungsgeräusche mit. Das ist für Blinde extrem wichtig, da sie sonst beispielsweise herannahende Autos nicht hören. Neben der Funktion des Telefons lässt sich mit dem Blinden-Smartphone natürlich aber auch der E-Mailverkehr erledigen. Bei Bedarf kann man mit dem Smartphone auch Fahrpläne abrufen. Immer öfter lassen sich Blinde zudem von einem speziellen, super genauen GPS-Handy für Blinde durch die Stadt führen. Das GPS- Handy macht nahezu zentimetergenaue Angaben. Die seit Jahrzehnten wichtigste Mobilitätshilfe für blinde Menschen ist der weiße Langstock: Dieser moderne Blindenstock ermöglicht blinden Menschen eine 12 Orientierung, wenn sie zu Fuß unterwegs sind. Mit einem Blindenstock werden Veränderungen des Untergrundes, Hindernisse sowie Bordsteine und Treppen rechtzeitig erkannt. Der blinde Mensch erhält über die Spitze des Blindenstockes eine Rückmeldung darüber, was sich vor ihm befindet. Darüber hinaus dient ein Blindenstock als Erkennungszeichen für andere Verkehrsteilnehmer wie beispielsweise Autofahrer. Allerdings lassen sich mit dem normalen Blindenstock nur Hindernisse in Bodennähe ertasten. Ein Laser-Scanner im Griff des modernen sogenannten Langstocks gibt nun zusätzliche Sicherheit. Erkennt der Laser ein höher gelegenes Hindernis, beginnt der Griff in der Hand zu vibrieren. Anderthalb Meter vorher schlägt der Laser-Langstock Alarm. Übrigens - die Kosten für die meisten technischen Hilfsmittel übernehmen die Krankenkassen. Im Beitrag: Günter Weiß - Beratung, Schulung und Vertrieb Standort Berlin Vistac GmbH Warthestraße 21 14513 Teltow Tel.: 03328 - 35 37 20 E-Mail: [email protected] Serviceadresse: Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein (ABSV) gegr. 1874 e. V. Älteste Selbsthilfeorganisation der Blinden- und Sehbehinderten Auerbachstraße 7 14193 Berlin Tel.: 030 - 895 88-0 E-Mail: [email protected] RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Benjamin Kaiser Christine Salminger Raiko Thal Beate Wagner 16.10.2013 13