StiMMunGSVoLLeS anStehen

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StiMMunGSVoLLeS anStehen
UNABHÄNGIGE ­ZEITUNG ZU DEN Jugendmedientagen 2007
04 27. bis 29. September 2007 / Herausgegeben von der Jugendpresse Deutschland
Schere, Stein, Papier: Wie ein Locher über das Erscheinen dieser Ausgabe entschied.
Und warum eine gute Recherche manchmal ein ganzes Blatt rettet.
Eine Glosse von Jonathan Fasel
5
00 Blatt Papier täglich
benötigt man, um die
in Leipzig versammelten
Jugendmedienmacher zu informieren. Auf den Jugendmedientagen, dem Zentrum der
Zettelwirtschaft und Mekka der
Macher von Schülerzeitungen,
sollte dies Papier zu besorgen
eigentlich kein Problem darstellen. Doch manchmal sind
Details entscheidend.
Der ersehnte Anruf aus dem
Materiallager: „Ihr bekommt das
Papier.“ Jubel! Doch dann die
Ernüchterung: „Im Gegenzug für
eine Schere und einen Locher.“
Keine Fragen, zwei Aufgaben:
Locher. Und Schere.
Etwas irritiert mache ich mich
auf, die geforderten Gegenstände
aufzustöbern und den Druck
dieser Ausgabe zu garantieren.
Erste Station: Das Orga-Büro.
„Wir hatten mal ‘ne Schere. Ich
glaube, die hat sich der Empfang
genommen.“
Fünf Minuten später und
bereits zwei Meilen auf Schusters Rappen – denn Newsroom,
Orga-Büro und Empfangshalle
liegen in je einem Extrem der
heiligen Hallen – ist klar, wer der
Geiselnehmer von Schneidewerk
und Stanze ist: VIP-Betreuer
Sebastian. Doch der ist – im
Newsroom. Rücke zurück auf
Los.
Manche Infos sind Gold wert.
Oder eben 500 Blatt Papier.
Die von Sebastian – „Schere
und Locher sind in der VIPLounge“ – gehören dazu. Ein
letzter Gewaltmarsch durch
die Eingeweide der Media City
bringt mich schließlich zu den
begehrten Utensilien, die ich auf
dem Rückweg im Materiallager
gegen dieses Papier tausche. Na
also: Im Journalismus geht nichts
über eine gute Recherche.
politikorange – frisch, fruchtig, selbstgepresst
> POLITIKORANGE – DAS MULTIMEDIUM
politikorange wurde 2002 als Veranstaltungsmagazin ins Leben gerufen. Seit den
Politiktagen gehören Kongresse, Festivals
und Jugendmedienevents zum Print- und
Online-Programm. 2004 erschienen die ersten
Themenmagazine: staeffi* und ortschritt*.
Während der Jugendmedientage 2005 in
Hamburg wurden erstmals Infos rund um die
Veranstaltung live im Radio ausgestrahlt und
eine 60-minütige Sendung produziert.
> WER MACHT POLITIKORANGE?
> WIE KOMM ICH DA RAN?
Junge Journalisten – sie recherchieren,
berichten und kommentieren. Wer neugierig
und engagiert in Richtung Journalismus
gehen will, dem stehen hier alle Türen offen.
Genauso willkommen sind begeisterte Knipser
und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen
für Organisation und Vertrieb stellt die
Jugendpresse Deutschland. Ständig wechselnde
Redaktionsteams sorgen dafür, dass
politikorange immer frisch und fruchtig bleibt,
erfahrene Jungjournalisten der Jugendpresse
stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wer heiß
aufs schreiben, fotografieren, mitschneiden ist,
findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen
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oder wendet sich per E-Mail an mitmachen@
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Jugendpresse Deutschland und als Beilagen
in Tageszeitungen verteilt. Radiosendungen
strahlen wir mit wechselnden Sendepartnern
aus. Auf www.politikorange.de berichten wir
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Mehr Artikel und unser ganzes Archiv unter www.politikorange.de
Weitere Informationen zur Jugendpresse
Deutschland und über die einzelnen
Landesverbände unter www.jugendpresse.de
Diese Ausgabe von politikorange
kompakt entstand zu den
Jugendmedientagen 2007, die vom
27. bis 30. Oktober 2007 in Leipzig
stattfinden. Dieses Heft ist die erste von
drei Ausgaben zur Veranstaltung. Die
namentlich gekennzeichneten Beiträge
spiegeln nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion oder der Veranstalter
wider.
Herausgeber und Redaktion
politikorange – Netzwerk
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Manuel Heckel, Susann Krieglsteiner,
Andreas Nagel, Susanne Reinig
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Als Veranstaltungszeitung, Magazin,
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das Mediennetzwerk politikorange seine
jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt,
Kongresse, Partei- und Jugendmedientage –
politikorange berichtet jung und frech zu
Schwerpunkten und Veran­staltungen. Junge
Autoren zeigen die große und die kleine
Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen
Perspektive.
kompakt
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> WARUM EIGENTLICH POLITIKORANGE?
In einer Gesellschaft, in der immer wieder
über das fehlende Engagement von
Jugendli­chen diskutiert wird, begeistern
wir Jugendliche für eigenständiges Denken
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das Engagement anderer und motiviert zur
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Bildredaktion
Nadine Passow ([email protected])
Fotos
Jan Günther, Felix Pensky, Steve Stenzel
Gestaltung
Felix Pensky ([email protected])
Organisation
Christoph Herms
Druck
Triumph Adler DC 2025 ;-)
500 Exemplare
Stimmungsvolles Anstehen
Mit langen Schlangen und kleinen Problemen starteten die Jugendmedientage in ihre sechste Runde in
Folge. Knapp 500 junge Köpfe überfluten die kommenden drei Tage die Traditionsstadt Leipzig – mit Ideen
zu den neuen Medien. Von Andreas Nagel und Susann Krieglsteiner
Eine lange Warteschlange, zu Türmen
gestapeltes Gepäck und hunderte medienbegeisterte Jugendliche – willkommen
auf den Jugendmedientagen 2007. Am
Donnerstagnachmittag pilgerten um die
500 Teilnehmer aus allen Richtungen
Deutschlands in die Media City im Süden
Leipzigs. Ihre erste Zwangsrast legten sie
am Check-In ein. Hier kam es zu Wartezeiten von bis zu 45 Minuten – was
der guten Stimmung allerdings keinen
Abbruch tat.
Endlich zu einem der sechs CheckIn-Points vorgedrungen, bekam jeder
Teilnehmer den persönlichen Zeitplan,
eine prall gefüllte Umhängetasche und,
ganz wichtig, das Teilnehmerbändchen:
die Eintrittskarte in die Zukunft des
Journalismus.
Fehlt nur noch der Schlafplatz. Unter
den drei Hallen – zur Wahl stehen Lang-,
Kurz- und Mittelschläfer-Territorien
– wird die letztere als großer Favorit unter
den Teilnehmern gehandelt. Begehrt auch
der „Clearing-Point“. Dort werden alle
nur erdenklichen Probleme gelöst, unterwegs verlorene Gepäckstücke aufgespürt
und nicht bezahlte Teilnehmerbeiträge
nachgereicht.
Nach einer kleinen Stärkung ging es
los zur Eröffnungsveranstaltung. Dort
wurden die kreativen Köpfe mit klaren
Worten begrüßt. „Man sieht, dass Sie
es ernst nehmen. Wir nehmen Sie auch
ernst“, sagte Ulrike von Radowitz, Leiterin der Media City. Sie forderte die
medienbegeisterten Jugendlichen dazu
auf, das Beste aus sich zu machen. „Ich
bin froh, dass Sie schon in diesen jungen
Jahren damit anfangen.“
Die Jugendmedientage 2007 stehen
im Zeichen des Web 2.0. Eine live
projizierte Chatwall ist der erste Ansatz
für interaktives Miteinander auf den
JMT. Die Teilnehmer nutzen sie bei
der Eröffnungsveranstaltung rege. Auch
wenn dabei der Inhalt bisweilen auf der
Strecke blieb.
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politikorange zu den Jugendmedientagen 2007
27. bis 30. September 2007 in Leipzig
fruchtfleisch |
Was ist bei den Jugendmedientagen nach dem ersten
Tag schief gelaufen?
„Total durchnässt“
Kolja Langnese, 25, Publizistikstudent aus Berlin
Als ich ankam, hat es in
Strömen geregnet. Auf
dem Weg zur Media City
ist meine Brille beschlagen.
Meine Regenjacke ist nicht
wasserdicht. Die Wegbeschreibung ist durchweicht.
Zum Glück habe ich den
Weg trotzdem gefunden.
„Helga?“
Alexandra Lohne,
18, Schülerin aus Laubheim
Ich bin mit dem Nachtzug
gekommen. Neben mir
hatte es sich ein Betrunkener bequem gemacht.
Der wollte mich mit seinem
Mantel zudecken. Irgendwann hat er mir von einer
„Helga“ erzählt. Da habe ich
mich woanders hingesetzt.
„Salzbrezeln und Fleisch“
Silja Rheingans, 19,
Studentin aus Neustadt an
der Weinstraße
Es gab beim Imbiss nichts
für Vegetarier. Das muss
die anderen Vegetarier doch
auch aufgeregt haben! Das
Einzige ohne Fleisch am
Buffet waren Salzbrezeln.
Und ich mag Salzbrezeln
überhaupt nicht.
Das Orga-Team: Wie im Bienenstock
Über 80 Jugendliche sorgen für den reibungslosen Ablauf während
der Jugendmedientage. politikorange hat eine der „fleißigen
Bienen“ bei der Arbeit beobachtet. Von Manuel Heckel
J
uliane Wienß
packt gerade
Geschenke ein.
Die 21-Jährige
ist bei den Jugendmedientagen 2007
zuständig für die
Referentenbetreuung, sie kümmert sich
in der „Vip-Lounge“
um die Gäste. Hier,
in bequemen Sesseln,
bereiten sich die Referenten auf ihre
Vorträge vor. Jetzt, kurz vor Beginn der
Eröffnungsveranstaltung, füllt sich der
Raum mehr und mehr. Das bedeutet
für Juliane: Lächeln, begrüßen, Kaffee
servieren. Und nebenbei natürlich den
Überblick über die Gäste behalten.
Bereits im vergangenen Jahr unterstützte Juliane das Team, damals als
Teilnehmerbetreuerin. „Diesmal wollte
ich was anderes machen“, sagt sie. Und
packt weiter fleißig die Geschenke ein,
die die Referenten als kleines Dankeschön von der Jugendpresse erhalten.
Was das ist, darf noch nicht verraten
werden. „Aber auf jeden Fall war mein
Team heute lange unterwegs, um alle
Sachen zu besorgen.“
Dabei ist die Studentin aus Leipzig,
eine von vier Referentenbetreuern,
nicht permanent in der „Vip-Lounge“
gebunden. Bei den Medieneinblicken
begleitet sie einige der prominenten
Journalisten. Die Mecklenburg-Vorpommerin ist besonders gespannt auf
Rainer Meyer, der als „Don Alphonso“
die Blogger-Szene aufwühlte und bei
der Eröffnung der Jugendmedientage
mitdiskutiert.
Erstmal aber heißt es für Juliane
weiter Geschenke einpacken und
Getränke servieren. Und das mit unbestimmtem Ende: „Wir machen hier erst
zu, wenn der letzte Gast weg ist.“
Die Teilnehmer: Premiere in Leipzig
Plötzlich sind sie da. Gruppen von Jugendlichen strömen in die
Media City Leipzig. Ein bisschen Nervosität, aber auch Vorfreude
liegt in der Luft. Portrait einer Teilnehmerin. Von Anja Breljak
I ch persönlich hege journalistische
Ambitionen und möchte auch
selbst nachhaltigen Journalismus
praktizieren, deshalb habe ich mich
für ‚Gesellschafter.de’ angemeldet“,
sagt die 26-jährige Catharina aus Bad
Wildungen. Es ist später Nachmittag in der Media City Leipzig, erste
Regentropfen fallen auf die gläserne
Überdachung. Catharina ist das erste
Mal bei den Jugendmedientagen dabei
und ihre neugierigen Augen wandern
unruhig durch den Raum. „Es ist alles
so energiegeladen und die Atmosphäre
ist wirklich schön.“ Vergnügt erzählt sie
von ihrer Reise durch Südostasien, von
ihrem Studium in Kulturanthropologie,
Englisch, Medienwissenschaften und
Politik und von ihrer Arbeit an der
Waldeckschen Landeszeitung. „Auf
das morgige Symposium ‚Wahrheit
2.0 – was ist noch echt?’ freue ich mich
besonders!“, sagt
sie in die laute
Geräuschkulisse
des Mediagardens hinein, während Fotografen,
Kameraleute und
viele genauso
neugierige junge
Medienmacher
durch den Raum
streifen.
Alle Wege führen nach Leipzig
Das erste Mal bei den JMT und in Leipzig. Warum sind wir gerade hier? Leipzig ist in diesem Jahr der
ideale Gastgeber der Jugendmedientage. Denn die Leipziger Medienlandschaft hat viel zu bieten. Ein
Streifzug durch die Mediengeschichte der heimlichen Hauptstadt Sachsens. Von Josephine Günther
A
uf direktem Weg zwischen
München und Berlin, zwei
ehemaligen Tagungsorten der
Jugendmedientage, liegt Leipzig. Mit
rund 500 000 Einwohnern ist die Stadt
vergleichsmäßig klein, aber trotzdem
aus der Medienlandschaft nicht mehr
wegzudenken. Neben eine der ältesten
Universitäten war und ist Leipzig
auch die Heimatstadt vieler Verlage
wie „Reclam“ und „Rohwolt“. Das
gedruckte Wort wurde in Leipzig schon
immer groß geschrieben und so ist auch
die Gründung eine der ersten Tageszeitungen der Welt, die „Einkommende
Zeitungen“, kein Zufall gewesen. Ein
Grund mehr, die „Media City“ Leipzig
näher unter die Lupe zu nehmen.
Die gedruckten Spuren der Buch-Tradition finden sich heute noch bei der
„Leipziger Volkszeitung“, die 1894
gegründet wurde und mit einer durchschnittliche Auflage von 249.239
Exemplare die Stadt Leipzig und ihr
Umland mit Neuigkeiten versorgt. Die
LVZ ist eine der meistzitiertesten regionalen Tageszeitung Deutschlands.
An die Tradition der Leipziger Universität ist auch die akademischen
Ausbildung von Journalisten geknüpft,
die schon 1916 mit der Gründung des
ersten „Instituts für Zeitungsforschung“
in Deutschland begann. Heute wird es
in Form des Institutes für Kommuni-
kations-und Medienwissenschaften weiter ausgebaut. Rund 2000 Studenten sind dort zur Zeit
auf der Suche nach ihrem
Traumberuf in den Medien
eingeschrieben.
Besonders hervorzuheben
ist das Lokalradio der Universität Leipzig. „Mephisto
97.6“ war das erste lizensierte Uni-Radio Deutschlands. Hier wird heute nicht
nur der Nachwuchs für
den Hörfunk ausgebildet,
sondern auch ein Programm
für eine breitere Hörerschaft außerhalb
des Hörsaals produziert. Dabei beträgt
der Wortanteil der Sendungen über 40
Prozent. Im Programm ist viel Platz für
Experimente, jedoch keiner für Werbung. Denn „Mephisto“ ist werbefrei.
Auch auf anderen Frequenzen gibt es
in Leipzig Einiges auf die Ohren. Die
Mediengruppe des „Privaten Sächsischen Rundfunks“(PSR) konnte nach
1990 als erster privater Rundfunksender eine Rundfunklizenz von der sächsischen Landesmedienanstalt ergattern
und baute seitdem sein Angebot kräftig
aus. Heute gehören neben „Radio PSR“
auch „Radio Energy“ und „R.SA“ zu
der Mediengruppe, die damit dauerhafter Markführer in Sachsen ist.
Ein weiteres Highlight der Leipziger
Medienlandschaft ist der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), der seit 1992
hier seine Sendungen wie „In aller
Freundschaft“ oder „Elephant, Tiger &
Co“ produziert. Um auch kleinen und
mittelständischen Medien-Unternehmen
moderne Arbeitsmöglichkeiten zu bieten,
wurde 1995 die Idee der Media City
Leipzig von der Leipziger Gewerbehofgesellschaft mbH (LGH) aus der Taufe
gehoben und im Jahre 2000 der Schritt
in die Medienzukunft gewagt. Auf dem
13000 Quadratmeter großen Gelände
tummeln sich 60 Firmen und 350 Mitarbeiter, die auch ausländische Filmprojekte
realisieren und damit in Konkurrenz zu
den Filmstudios Babelsberg treten.
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