Arminia Gießen und der ADB

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Arminia Gießen und der ADB
1
Die vergessene Burschenschaft:
Arminia Gießen und der ADB1
von Gernot Schäfer (B! Frankonia Gießen)
Zu den 200 Jahren burschenschaftlicher Geschichte in Gießen gehören nicht nur
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die alten Burschenschaften von 1814 bis 1835/36 und von 1844 bis ca. 1850
(siehe „Gießener Burschenschafterlisten“ von 1942),
die DB-Burschenschaften Germania (ab 1851), Alemannia (ab 1861), unsere
Frankonia (B! ab 1906) und B! Wartburg (bis 1954 in DB),
sondern auch der Allgemeine Deutsche Burschenbund (ADB) und seine Gießener B!B! Arminia (1885 - 1927) und Palatia (1927 - 1932).
Mein Vortrag besteht aus drei Teilen:
1. Der Allgemeine Deutsche Burschenbund ADB
2. Geschichte der Arminia Gießen
3. Bemerkenswerte Lebensläufe aus den Reihen der Arminia
1
Präsentationsvortrag im Rahmen eines Burschenschaftlichen Abends am 21. Januar 2015 auf dem
Haus der Gießener Burschenschaft Frankonia
2
Der Allgemeine Deutsche Burschenbund (ADB)
Die B!B! des ADB gehören nach heutigem Verständnis zum burschenschaftlichen Erbe, weil sie
sich von Anfang an ausdrücklich auf die Tradition
und Grundsätze der Urburschenschaft von 1815 bezogen, 1934 in die DB überführt wurden und nach
1945 bei der DB blieben.
Von den heute noch bestehenden B!B! entstammen
dem ADB
• Germania Bonn als Fusions-B! von 8 ADB-B!B!:
Neogermania Berlin (1883): Als Frankenburgia
von 1950 - 1953 in der DB, danach verbandsfrei,
seit 1957 in Bonn, 1995 fusioniert;
Sugambria Bonn (1901), 1950 in der DB, 1995 fusioniert;
alle anderen einschl. Palatia Gießen schon vorher
fusioniert.
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Arminia Dresden (1901), seit 1950 (mit 3 weiteren ADB-B!B!) als Arminia-Gothia
Braunschweig in der DB, jetzt frei (IBZ)
Rugia Darmstadt (1902), seit 1950 DB, dann NeueDB
Saxonia Breslau (1904), 1950 zu Göttingen in der DB, 1957 frei, 1986 aufgelöst.
Rhenania Halle (1864), ab 1965 zu Düsseldorf in der DB, 1979 fusioniert zu Rhenania-Salingia Halle zu Düsseldorf, immer noch DB
Hansea Hamburg (1919), seit 1950 DB, 1994 fusioniert mit Alemannia Straßburg zu
Hansea-Alemannia Hamburg in der DB, aber vertagt
Ghibellinia Leipzig (1874), seit 1950 (mit anderen ADB-B!B!) zu Hannover in der
DB
Normannia Heidelberg (1890), bis heute DB
Ghibellinia Karlsruhe (1893), 1950 - 1955 in der DB, nichtschlagend
Alemannia Köln (1920), 1950 in der DB, heute frei (IBZ)
Suevia Leipzig (1886), 1950 zu Köln in der DB, dann NeueDB, 2013 fusioniert zu
Wartburg Köln / Suevia Leipzig zu Köln (frei)
Plessavia Leipzig (1878), ab 1950 bei Ghibellinia Leipzig zu Hannover, 1989 rekonstituiert in Leipzig, 1993 - 2013 in der DB, heute frei, aber vertagt
Roter Löwe Leipzig (1875), ab 1934 fusioniert mit Suevia Leipzig, 2008 rekonstituiert in Leipzig, in der NeuenDB, aber vertagt
3
Zur Vorgeschichte des ADB:
Die Burschenschaft in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Das Paulskirchen-Parlament von 1848/49
(„Burschenschafter-Parlament“) war ein
Höhepunkt, aber auch ein Wendepunkt
in der Entwicklung der Burschenschaft.
Die Aufbruchsstimmung, die noch das
Zweite Wartburgfest an Pfingsten 1848
bestimmt hatte, kam mit dem Scheitern
der „Märzrevolution“ zum Erliegen. Während burschenschaftliche Bestrebungen
von den Behörden unterdrückt wurden,
bestimmten die „unpolitischen“ Corps immer stärker das Bild an den Hochschulen.
Gleichzeitig entwickelten sich neue Formen studentischen Verbindungslebens wie die
konfessionellen Verbände CV, KV, UV und Wingolf sowie Landsmannschaften neuer
Art (Coburger LC).
Insbesondere die lang ersehnte Errichtung
des Deutschen Reiches (1871) rief im
Kreise der Burschenschaften eine Sinnkrise hervor. Es verbreitete sich die Auffassung, dass ja nun das alte Ziel der Burschenschaft, die deutsche Einheit, erreicht
sei, sodass man als Burschenschaft keine
eigentliche Aufgabe mehr habe und sich
in erster Linie der korporationsmäßigen
Seite des Bundeslebens widmen müsse.
Einzelne Burschenschaften hatten aus
dieser Auffassung die logische Folgerung
gezogen und sich in Corps umgewandelt.
Titel einer Schrift von Friedrich Fahrenbruch: „Die Burschenschaft am Scheidewege. Wiedergeburt oder Korps zweiter Klasse?“
Die bis zur Arroganz gesteigerte Selbstsicherheit der Corps wirkte provozierend, gleichzeitig aber auch imponierend auf die Burschenschaften. Da die materiellen Grundlagen
ein ähnliches Auftreten in der Öffentlichkeit nicht zuließen, suchte man dies durch ein
ganz extremes Duellprinzip zu kompensieren und hoffte gleichzeitig, auch durch die
Beteiligung am Antisemitismus in der Öffentlichkeit an Ansehen zu gewinnen, ohne
Rücksicht darauf, dass man damit Brücken zur eigenen historischen Vergangenheit abbrach. Damit begann das, was Dr. Oldenhage (GfbG) in seiner Rede beim ÖBKommers als „Irrweg der Burschenschaft“ bezeichnete und was zur fehlenden Identifikation der DB mit der Weimarer Republik und der Auflösung der Burschenschaften in
der NS-Zeit führte.
4
Konrad Küsters Reformideen
Zentralfigur der Reformentwicklung, die diesen Irrweg verhindern wollte, war der alte Burschenschafter Geh. Sanitätsrat Dr. Konrad Küster (B! Franconia Bonn 1861).
Als Kommersleiter hielt er auf dem Festkommers alter
Burschenschafter in der Tivolibrauerei in Berlin am
21. Januar 1883 eine Rede „Zur Reform der Burschenschaften“. In dieser berühmten „Tivoli-Rede“ kritisierte er
in einem Rundumschlag den Zustand der Burschenschaften, ihre fehlenden sittlichen Zielsetzungen, die Verrohung
des Duellwesens, die Zersplitterung der Korporationen in
viele unterschiedliche Verbände, mangelnden Studieneifer
u. v. m. Er stellte im Wesentlichen drei Forderungen auf:
1. Allmähliche Abschaffung der Säbel- und Pistolenduelle, stattdessen Einführung obligatorischer Schiedsgerichte, Aufhebung der Bestimmungs- und Verabredungsmensuren.
2. Übung von Toleranz als Zeichen hoher Bildung und selbstbewusster Stärke.
3. Überparteiliche nationale Betätigung der Burschenschaften mit der Feier des 18.
Januar [1871] als Nationalfeiertag, als sichtbarstem Ausdruck der nationaldeutschen
Betätigung der Burschenschaften.
Die von Küster angestoßene Reformbewegung innerhalb der Burschenschaften richtete
sich einerseits gegen die Angleichung der Burschenschaften an die Corps, andererseits
aber auch gegen die zunehmende Aufsplitterung der deutschen Studentenschaft in
zahlreiche verschieden orientierte und oft miteinander verfeindete Korporationen und
Dachverbände. Die Burschenschaften sollten sich unter Ablehnung von Bestimmungsmensur und Commentübertreibung wieder stärker auf sittliche Ziele besinnen, Toleranz
zeigen und eine Wiedervereinigung der Studentenschaft in einer allgemeinen Burschenschaft vorantreiben.
Das Echo in den bestehenden ADC-Burschenschaften auf diese Rede erwies sich für
Küster als unerwartet gering. Selbst diejenigen, die mit Reformgedanken sympathisierten, hielten sich zurück. Sie gaben zu, dass Missstände vorhanden seien. Nachdrücklich aber betonte man, dass noch heute das Ziel aller Burschenschaften die Herausbildung einer bewusst deutsch-nationalen Gesinnung wäre. Das Wichtigste war, dass man
den Mensurstandpunkt Küsters verwarf. So blieb der Kreis der älteren Burschenschaften fest geschlossen und keine fiel vom ADC ab.
Nachdem sich der ADC endgültig dem Reformgedanken verschlossen hatte, entwarfen
Konrad Küster und Eugen Wolff das Programm für eine neu zu begründende Reformburschenschaft im Anschluss an die älteren Prinzipien von 1818 mit den „durch die
veränderte Zeit und veränderte Lage bedingten einzelnen Frontverschiebungen und
Erweiterungen“. Leitspruch: „Prüfen wir alles und behalten das Beste!“
5
Gründung und Entwicklung des ADB bis zum Ersten Weltkrieg
Als erste Reformburschenschaft überhaupt wurde am
5. Mai 1883 die Burschenschaft Neogermania Berlin
gegründet. Der Name „Neo“germania war bewusst in Erinnerung an den Richtungsstreit der frühen Burschenschaft zwischen Arminen und Germanen gewählt worden.
Erster Sprecher wurde der spätere Literaturwissenschaftler Eugen Wolff.
Am 11. November 1883 gründeten 4 Reformburschenschaften unter Federführung der B! Neogermania Berlin
den Allgemeinen Deutschen Burschenbund (ADB).
Seine Prinzipien gehen auf einen Entwurf von Konrad
Küster und Eugen Wolff zurück, lehnen sich an die Urburschenschaft an und sind eine Reaktion auf die Einführung
der Bestimmungsmensur, übertriebenen Luxus und antisemitische Strömungen. Mit
dem folgenden Aufruf warben Küster und Wolff an der Berliner Universität für die Gründung einer neuen Burshenschaft:
Grundsätze für eine zu bildende Reform-Burschenschaft (Aushang im SS 1883)2
1.
2.
3.
4.
5.
Pflege des nationalen Sinnes ohne Parteipolitik;
Pflege der studentischen Geschichte;
Wissenschaftlichkeit;
Prinzip des sittlichen Lebenswandels;
Prinzip, nicht über die Verhältnisse zu leben und Schulden gegen Verpfändung des Ehrenwortes zu machen;
6. Prinzip der freien Erziehung und Gleichberechtigung sämtlicher Mitglieder, also Aufhebung jedes drückenden Fuchskomments;
7. Prinzip der körperlichen Ausbildung, wie durch regelmäßiges Turnen, Fechten,
Schwimmen, Fußwanderungen u. dgl.;
8. Prinzipielle Verwerfung des Zweikampfes und Streben, denselben allmählich ganz zu
bannen. Doch soll den augenblicklichen Verhältnissen Rechnung getragen werden.
Gründungsstatuten des ADB, beschlossen am 11. November 18833
§1
Zweck des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes ist gemeinsame zeitgemäße Pflege und Fortentwicklung studentischen Lebens.
§2
Die den Allgemeinen Deutschen Burschenbund bildenden studentischen Farbenverbindungen haben sämtlich in ihren Satzungen folgende Grundsätze:
2
3
Jahrbuch des ADB 1908, 1. Teil, S. 36
Jahrbuch des ADB 1907, S. 38
6
1. Pflege des deutsch-nationalen Sinnes und der Liebe zu Kaiser und Reich mit Ausschluß von Parteipolitik (Feier des 18. Januar).
2. Pflege der studentischen und speziell der burschenschaftlichen Erinnerungen (Feier
des 12. Juni).
3. Pflege der Wissenschaft.
4. Sittlich-ernster Lebenswandel.
5. Verbot, über die Verhältnisse zu leben und Schulden gegen Verpfändung des Ehrenwortes zu machen.
6. Freie Erziehung bei Gleichberechtigung sämtlicher Mitglieder, aber Ablehnung des
Fuchskomments.
7. Gesundheitsmäßige Pflege des Körpers durch Fechten, Turnen, Fußwanderungen
usw.
8. Austragung der Ehrenhändel durch den Ehrenrat nach folgenden Grundsätzen:
a) Mensuren unter Bundesmitgliedern sind nicht zulässig;
b) Bundesmitglieder haben unmotivierte Beleidigungen stets zu revozieren resp. zu
deprezieren; [Abbitte leisten]
c) für Beleidigungen der Bundesmitglieder, die nicht revoziert resp. depreziert werden, ist obligatorisch Satisfaktion mit der Waffe zu verlangen;
d) Zweikämpfe auf schwere Waffen wegen einfacher studentischer Beleidigung sind
nicht zulässig.
...
Der Wahlspruch war „Freiheit, Ehre, Vaterland“, die Bundesfarben Schwarz-Rot-Gold.
„Juden- und Kneiferblase“
Weiteres tragendes Prinzip des ADB war von Anfang an die Ablehnung rassischer Diskriminierung, vor allem des in der übrigen Studentenschaft grassierenden Antisemitismus. Ausdrücklich wurden jüdische Mitglieder zugelassen (der Mitgründer Eugen Wolff
war selbst jüdischer Herkunft), allerdings führte dies wiederholt zu heftigen Auseinandersetzungen im Verband.
Die ADB-Verfassung aus dem Jahre 1887 wurde von dem Gießener Arminen Eduard
David (s.u.) ausgearbeitet. Dort heißt es in § 18 Über die Mitglieder:
„a) In die A.D.B.-Burschenschaften dürfen als ordentliche Mitglieder oder C.K.C.K. nur
rite immatrikulierte Studenten deutscher Nationalität aufgenommen werden; deutsche
Nationalität wird durch eine nicht rein germanische Abstammung nicht aufgehoben. Es
steht jeder Burschenschaft frei, das Maturitätsprinzip für sich durchzuführen. Aufzunehmende Immature müssen mindestens das Reifezeugnis für Prima haben. Hospitanten dürfen weder als Aktive noch als C.K.C.K. aufgenommen werden.
Der A.D.B. erwartet von seinen Burschenschaften, daß sie keinem burschenschaftlich
gesinnten Studenten deshalb die Aufnahme verweigern werden, weil er Abstinent ist.“4
4
ADB-Jahrbuch 1907, S. 52.
7
Mit diesen Aufnahmekriterien, insbesondere der gleichberechtigten Aufnahme von Juden, an der gerade die Arminia Gießen besonders lange festhielt, setzte sich der ADB
bewusst in Gegensatz zur allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung. Die ADBBurschenschaften wurden deswegen vor allem von den DB-Burschenschaften als „Juden- und Kneiferblase“ verspottet und nicht als gleichwertig anerkannt.
So verwundert es nicht, dass einem langsamen zahlenmäßigen Aufstieg in den ersten
Jahren ab 1892 ein starker Niedergang folgte (1899 nur noch 3 aktive B!B!), der erst ab
1898 durch eine charismatische Persönlichkeit abgewendet wurde: den späteren
Reichsaußenminister Gustav Stresemann. Seiner Führungskraft, seiner überzeugenden Rhetorik und seinem Engagement für die reformburschenschaftlichen Ziele ist ein
neuer Aufschwung zu verdanken, die Zahl der Burschenschaften stieg bis 1914 kontinuierlich bis auf 28 aktive B!B!
8
Nach dem Ersten Weltkrieg: „Aufgabe alter ADB-Prinzipien“
Antisemitismus
Nach dem Ersten Weltkrieg schwenkte der ADB leider in den antisemitischen
Mainstream ein und stellte im Oktober 1919 den einzelnen Burschenschaften frei, keine
jüdischen Studenten mehr aufzunehmen. 1920 und 1921 wurde die Aufnahme von Juden überhaupt untersagt, am 11. Juni 1924 das arische Prinzip bis ins dritte Glied eingeführt.
1927 legte der ADB ein Bekenntnis zum „großdeutschen Volkstum“, zur „deutschen
Volksgemeinschaft“ und zur auf „christlicher Ethik beruhenden Lebensauffassung“ ab.
Mehr über diese Entwicklung folgt im Zusammenhang mit Arminia.
Die Prinzipien des ADB, wie sie sich im Laufe der 50 Jahre gefestigt oder verändert haben, werden von Kraußmüller/Anger wie folgt zusammengefasst:5
1.
Für alle ADBer gilt nur die Anrede „Bundesbruder“ und das bundesbrüderliche
„Du“, da der ADB sich als eine einzige Burschenschaft trotz der Gliederung in einzelne Korporationen verstanden wissen wollte.
2.
Keine Fuxenfarben, da der neue junge Bundesbruder nach außen hin als vollwertiges Mitglied der Burschenschaft galt.6
3.
Unbedingte Satisfaktion auf schwere Waffen.7 (ab 1887) Während der Zugehörigkeit zum Verbande war die Austragung eines eventuellen Ehrenhandels mit der
Waffe zwischen ADBern unmöglich.
Besprechungs- bzw. Verabredungsmensuren auf Schläger (nach 1919), d. h., dem
einzelnen Bundesbruder war freigestellt, ob und wie oft er Schläger fechten wollte.
Bei Paukverhältnissen zwischen ADB-Burschenschaften keine Sekundantencontrahagen und keine P.P.-Suiten.
4.
Keine Kartelle, verständlich aus der Konzeption und Struktur des Bundes.
5.
Tolerante Haltung in der Alkoholfrage, Möglichkeit der Aufnahme von Abstinenzlern, reformierter Trink-Comment.
6.
Nationale Einstellung und vaterländische Betätigung auf überparteilicher Ebene,
korporative Mitgliedschaft z. B. im VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland).
7.
Christliche Weltanschauung, christliches Verhalten und Persönlichkeitsprägung im
Sinne der Toleranz8.
8.
Pflege von Sport und Leibesübungen.
9.
Dem Druck der Zeitströmung folgend und parallel zur Entwicklung bei anderen
Korporationsverbänden: Nichtaufnahme von Juden ab 1919.
10. Mitarbeit in hochschulpolitischen Belangen und der studentischen Selbstverwaltung.
5
Helmut Kraussmüller und Ernst Anger: Die Geschichte des ALLGEMEINEN DEUTSCHEN BURSCHENBUNDES (ADB) 1883 – 1933 und das Schicksal der ehemaligen ADB-Burschenschaften, Gießen
1989 (Historia Academica – Heft 28), S. 20.
6
1895 wurden Fuxenbänder verboten.
7
Seit 1887 unbedingte Satisfaktion. Bestimmungsmensuren wurden bis zuletzt strikt abgelehnt.
8
Der christliche Bezug wurde erst 1927 Satzungsprinzip, ursprünglich war der ADB „paritätisch“.
9
Geschichte der Arminia Gießen
Vorlauf
14.01.1882
Gründung eines „literarischen Kränzchens“ am Gymnasium Gießen, später
„Wikingerbund“, auf Initiative von Julius
Hofmann. Dieser sollte später als studentische Vereinigung wieder auferstehen (aufgelöst 1884).
07.07.1885
Gründung des Akad.-Literarischen Vereins. Farben grün-gold-rot / purpur-goldgrün (als Weinzipfel getragen), der sich
auflöst mit
Gründung der Arminia
26.11.1885
Gründung der Reformburschenschaft Arminia durch 5 Mitglieder
des Akad.-Literarischen Vereins sowie 2 Angehörige auswärtiger ADBBurschenschaften (Neogermania Berlin und B! auf dem Fürstenkeller
Jena) und Simon Katzenstein (s.u.). Farben schwarz-gold-rot (Fuxenfarben rot-gold-rot erst ab 1927!), dunkelrote Samtmütze, ab 1888
bordeaufarbene Tuchmütze (Schlappformat).
15.10.1886
Aufnahme in den ADB als renoncierende Burschenschaft beim 3. Burschentag in Eisenach, endgültige Aufnahme am 15.10.1987.
1889/90
Arminia Gießen ist Präsidierende B! im ADB (10 aktive B!B!).
Im WS 1889/90 „Antisemitenkrach“ unter Führung des damaligen EM
späteren Reichstagsabgeordneten Bindewald“9: Tiefgehende Meinungsverschiedenheiten zwischen den (wenigen) aktiven Burschen und
einer großen Zahl von (11) Füxen mit radikalen Ansichten führten zu
„Verbitterung …, besonders nachdem das E.M. Maler Bindewald, ein
waschechter Vertreter des Antisemiten- und Teutschtums, geglaubt hatte, die Füxe in ihrem Widerstand befestigen zu müssen.“10 Arminia
stellte die Antisemitismusfrage auf dem Bundestag des ADB zur Diskussion. Das Ergebnis war eine „principielle Begründung, welche klar
und logisch den Antisemitismus als unvereinbar mit den Prinzipien des
A.D.B. nachweist.“11
16.08.1891
Gründung eines AH-Verbandes mit zunächst 15 AHAH.
1893/94
Arminia Gießen erneut Präsidierende B! im ADB (7 aktive B!B!).
9
Friedrich Bindewald (1862 – 1940), Kunstmaler, ab 1889 als antisemitischer Redner tätig, von 1893 bis
1903 und von 1907 bis 1912 Mitglied des Deutschen Reichstags.
10
K. L. Barthels (Hrsgb.): Geschichte des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes in Einzeldarstellungen, Teil 1: Geschichte der Burschenschaft Arminia zu Gießen, Gießen 1899, S. 35.
11
Ebd., S. 37.
10
27.06.1898
Nach Rückgang der Mitgliederzahlen Suspendierung der Verbindung
bis 27.02.1904.
17.10.1903
Rekonstitution als nichtfarbentragende burschenschaftliche Verbindung,
am 01.03.1904 Umwandlung in die farbentragende Burschenschaft Arminia, ab jetzt guter Zustrom an neuen Mitgliedern bis Kriegsbeginn
1914.
1909/10
Arminia Gießen Präsidierende B! im ADB (24 aktive B!B!).
August 1914
Einstellung des Korporationsbetriebs. Der Krieg fordert 5 Kriegsopfer.
1919
Die Entscheidung des ADB, den einzelnen Burschenschaften freizustellen keine jüdischen Studenten mehr aufzunehmen, führte in der Arminia
zum Austritt der meisten in der Verbindung vorhandenen Juden (aber
Moritz Katz 1927 noch Mitglied).
Für die Mitgliederentwicklung der Arminia hatte die Aufgabe der alten
ADB-Prinzipien keine negativen Auswirkungen, sie hatte im Gegenteil
seit 1918 immer größeren Zulauf.
Juli 1924
Bezug des Hauses in
Gießen,
Schützenstraße 2 (Arminenhaus).
Bestimmungsmensur
Die Fechtfrage – fakultatives Fechten
im ADB gegenüber der Pflichtmensur
in der DB – war und blieb ein wesentlicher Unterschied beider burschenschaftlicher Verbände.
Auf Verbandsebene ADB wurde die Verabredungsmensur am 26. Oktober 1919 freigegeben, von Arminia 1921 eingeführt. Die Bestimmungsmensur wurde bis zuletzt strikt
abgelehnt. Das führte zunehmend zu Unmut und in den 20er Jahren zu Austritten.
Auch die Aktiven der Arminia drängten auf Bestimmungsmensur (1921 und 1924 gescheitert), zumal sie gute Fechter hatten (> Säbel-Mayer, s.u.). Ähnlich in Bonn: Dort
gewährte Sugambria Bonn den Aktiven, die die Bestimmungsmensur einführen wollten, den Austritt und suspendierte. Daraufhin traten zu Beginn des WS 1926/27 12 Aktive und mit ihnen 12 Alte Herren der Sugambria in die Arminia Gießen ein und verhalfen dieser zur erforderlichen Mehrheit für die Einführung der Bestimmungsmensur. Am
Ende des Semesters erklärte Arminia den Austritt aus dem ADB.
Auch andernorts kam es zur Abkehr vom ADB: Palatia Tübingen wird Turnerschaft, Arminia Königsberg, Teutonia Frankfurt und Saxonia Berlin werden Landsmannschaften
und Vitruvia Karlsruhe wechselt zur DB.
11
Arminia trennt sich vom ADB
Von da an verzweigt sich die Geschichte der Arminia:
Die Mehrheit beschließt die Umwandlung in eine Turnerschaft (Bestimmungsmensur).
Eine ADB-treue Minderheit gründet die B! Palatia im ADB (s.u.).
Arminia wird Turnerschaft
19.02.1927
Mitteilung des Austritts aus dem ADB, Einführung der Fuchsenfarben
rot-gold-rot [der ADB ließ keine Fuchsenfarben zu!] und der Nebenfarben purpur-gold-grün [Farben des Literarischen Vereins].
06.07.1927
Umwandlung in die freie Turnerschaft Arminia Gießen, die beim Verbandstag Pfingsten 1928 in den VC aufgenommen wurde.
1933
„Nach der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus wurde die
Aktivitas über den Pflichtwehrsport in die SA überführt.“ (Karl Hofmann
und Ludwig Preiß)
12
12.11.1935
„Ew Magnifizenz
melde ich im Auftrag des seitherigen Bundesführers, Dr. W.
Goubeaud, Braunfels b. Wetzlar,
die Auflösung der Turnerschaft
Arminia. Ich bitte Sie, die seitherige Turnerschaft Arminia aus dem
Verzeichnis der Korporationen an
der Landesuniversität zu streichen.
Heil Hitler! Helmut König,
stud.theol., Schützenstr. 8.“
Der AH-Bund blieb bis 1938 bestehen, 26 AHAH traten dann zusammen mit den AHAH der Burschenschaft Frankonia der Kameradschaft Ulrich von Hutten bei.
01.10.1947
Erstes Nachkriegstreffen der verbliebenen Alten Herren. Ohne Haus
(kriegszerstört) und ohne Aktivitas wurde eine Rekonstitution des Bundes in Gießen verworfen, stattdessen schloss sich der AH-Verband der
befreundeten T! Saxonia Marburg an, um die Tradition der Turnerschaft
Arminia Gießen weiterzuführen.
10.11.1956
Aufnahme der verbliebenen AHAH in die T! Saxonia Marburg
2004
Fusion der Turnerschaft Philippina Marburg (gegr. 1880) und der Turnerschaft Saxonia Marburg (gegr. 1886) zur Turnerschaft PhilippinaSaxonia Marburg.
Die T! Philippina-Saxonia versteht sich als Traditionsbund
der Turnerschaft Arminia Gießen (1885 – 1935) und
schreibt auf ihrer Website:
Die "Alten Arminen" durften ihr Band verdeckt unter dem
Saxenband tragen. Noch heute feiert die Turnerschaft
Philippina-Saxonia zum Ende jedes Wintersemesters die
Arminenkneipe zur Ehren der Turnerschaft Arminia Gießen. Ebenso darf eine Traditionspartie auf das Arminenband geschlagen werden. Die Kellerkneipe auf dem Philipperhaus, der sog. Rhenanenkeller, ist u.a. mit Devotionalien der Arminia geschmückt.
13
Gründung der ADB-B! Palatia Gießen
23.02.1927
Gründung der Freien Burschenschaft „Palatia“ durch ausgetretene Alte Herren und
Aktive der Arminia Gießen, nachdem Arminia am 19.02.1927 den Austritt aus dem
ADB erklärt hatte.
Farben:
rot-silber-schwarz,
schwarze
Samtmütze (Schlappformat, ab 1930 Biedermeierformat). Wahlspruch: „Gott, Freiheit, Ehre, Vaterland“ 12
Pfingsten 1928
Aufnahme als renoncierende B! im ADB,
endgültige Aufnahme 1929.
09.01.1932
Auflösung der aktiven Burschenschaft Palatia „infolge des Ausscheidens der Mehrzahl der Mitglieder“ (Schreiben des stv. AHVorsitzenden vom 10.01.1932). Der AH-Verband der B! Palatia verblieb im ADB bis zu dessen Auflösung im Oktober 1933, dann wurde
er mit weiteren ADB-Burschenschaften zur B! Normannia Heidelberg
verschmolzen.
05.01.1932
Entgegen den bisherigen Darstellungen schloss sich die Aktivitas der
Palatia zunächst mit der aus Darmstadt übergesiedelten Freien Burschenschaft Suevia zur „Freien Verbindung Suevia“ bzw. ab Pfingsten 1932 zur „Sportschaft Suevia Gießen“ zusammen.13 Bereits im WS
1932/33 wurde die neue Aktivitas vom AH-Verband der Suevia suspendiert, weil sich ein großer Teil der Aktiven offenbar der in Gießen
reaktivierten Breslauer Wehrschaft „Die Lützower“ angeschlossen
hat.14
SS 1951
Die meisten Alten Herren der Palatia wechseln zur B! Sugambria
Bonn, die sich als Traditionsbund der Palatia Gießen versteht (1995
aufgegangen in der B! Germania Bonn).
1954
Eine Gruppe von Alten Herren der ehemaligen Verbindung Suevia
Gießen schließt sich dem AH-Verband der Gießener B! Wartburg an.
12
Universitätsarchiv Gießen, Akte PrA Nr. 762 Burschenschaft „Palatia“ 1927 -1932.
Universitätsarchiv Gießen, Akte PrA Nr. 827 Freie Verbindung „Suevia“, ab Pfingsten 1932: Sportschaft
im GV
14
Universitätsarchiv Gießen, Akte PrA Nr. 753 Gießener Wehrschaft „Die Lützower“
13
14
Die Abwicklung des ADB
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde der ADB 1934 unter der Führung
von Gerhard Krüger mit der bereits gleichgeschalteten DB zwangsfusioniert. Der ADB,
der 1933 38 Burschenschaften mit 1.700 Studierenden und 2.500 Alten Herren umfasste, löste sich am 7./8. Oktober 1933 auf, wobei nach Fusionen 12 Burschenschaften am
1. Januar 1934 in die DB übernommen wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Bund nicht wieder neu entstanden. Die Mehrzahl
der früheren ADB-Burschenschaften schloss sich der 1950 wiedergegründeten Deutschen Burschenschaft an. Einige wenige blieben jedoch verbandsfrei (Neogermania
Berlin zu Bonn, Ghibellinia Karlsruhe ab 1955) oder wurden suspendiert. Daneben bestehen heute noch einige frühere ADB-Bünde im Coburger Convent oder als freie Turnerschaften; die den ADB in den 1920er Jahren wegen der Mensurfrage verlassen hatten.
Dennoch besteht heutzutage noch enger Kontakt zwischen den verbliebenen ADBBünden. Diese treffen sich jährlich um den 11. November herum zu einer gemeinsamen
Veranstaltung (Kreuzkneipe).
Wenn das Kürzel ADB evtl. heute wieder ersteht, hat es zwar eine andere Bedeutung,
aber die Erinnerung an den alten ADB ist eine durchaus positive Assoziation.
15
Bemerkenswerte Lebensläufe aus den Reihen der Arminia
Reformburschenschafter:
1886 ?
Küster, Konrad
* 02.02.1842 in Kalkofen auf Wollin, med., Dr.med.,
prakt. Arzt, Geh. Sanitätsrat in Berlin, + 17.09.1931
in Berlin.
Begründer und Ehrenvorsitzender des ADB
Nach Besuch des Marienstiftsgymnasiums in Stettin studierte er Medizin an den Universitäten
Bonn, Würzburg und Berlin. Während seines Studiums wurde er 1861 Mitglied der Bonner
Burschenschaft Frankonia. Nach erfolgter Promotion zum Dr. med. in Berlin ließ er sich hier
als praktischer Arzt nieder. Als solcher erhielt er später den Titel Geheimer Sanitätsrat. An den
Feldzügen 1866 und 1870/71 nahm er als Truppenarzt teil. 1883 wurde er als Präsident des
Festkommerses alter Burschenschafter, in Abspaltung vom Allgemeinen Deputierten-Convent
(ADC), zum Begründer des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes als Reformburschenschaft (zur Gestaltung des studentischen Lebens im Sinne der Urburschenschaft) und zugleich
dessen langjähriger Vorsitzender. Er erhielt das Ehrenband aller bis 1931 gegründeten ADBBurschenschaften!
16
Politiker der SPD und MdR:
SS
1885
Katzenstein, Simon
* 01.01.1868 in Gießen, phil.cl. et hist., iur., Journalist, SPD-Reichstagsabgeordneter, 1935 nach
Schweden geflohen, + 28.03.1945 in Solna
Katzenstein: Abitur in Gießen 1885. War ursprünglich jüdischen Glaubens, trat aber aus der
jüdischen Gemeinde aus. Studierte bis 1890 in Gießen und Leipzig Geschichts- und Rechtswissenschaften. Ab 1890 war er Rechtsreferendar in Gießen, wurde aber 1892 vor seiner Staatsprüfung aus politischen Gründen entlassen.
Redakteur der Frankfurter Volksstimme gewesen, seit 1889 Mitglied der SPD. Arbeitete als politischer Schriftsteller und Redakteur in Leipzig und Mainz, daneben zeitweise auch als Arbeitersekretär in Mannheim. Zusammen mit seinem ehemaligen Studienfreund Eduard David gründete er 1893 die Mitteldeutsche Sonntagszeitung. Ihr Ziel war die Gewinnung von SPD-Wählern
und -Mitgliedern in der Landbevölkerung, insbesondere unter Kleinbauern. 1896 in Sachsen
wegen Verstoßes gegen das Pressegesetz zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Ab 1903 war er
in Berlin tätig. 1906 gehörte er zum Gründungskollegium der SPD-Reichsparteischule und war
neben seiner publizistischen Tätigkeit auch Lehrer an Arbeiterbildungs-, Gewerkschafts- und
Parteischulen. Gab seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Zeitschrift Der Abstinente Arbeiter,
das Verbandsblatt des Deutschen Arbeiter-Abstinentenbundes (DAAB) heraus. Im DAAB hatte
Katzenstein verschiedene führende Positionen inne.
Von 1915 bis 1919 Stadtverordneter in Charlottenburg. Eine Fortführung des Mandats lehnte er
trotz seiner Wiederwahl 1919 ab. 1919/20 gehörte er der Weimarer Nationalversammlung an
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und war an den Verhandlungen mit Vertretern der Zentrumspartei beteiligt, die zum Weimarer
Schulkompromiss führten.
1933 ging er in das damals unter Völkerbundsverwaltung stehende Saargebiet, nach dessen
Angliederung an Deutschland 1935 floh er nach Schweden und engagierte er sich in der Sopade, der Auslandsorganisation, die die SPD im Exil am Leben erhielt.. Die Nationalsozialisten
bürgerten ihn 1940 aus.
Simon Katzenstein ist der Bruder der Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin Henriette Fürth.
Eduard David (SPD)
SS
1886
David, Eduard
* 11.06.1863 in Ediger (Mosel), phil.rec., Dr.phil.,
Gymnasiallehrer, Schriftsteller, SPD-Reichstagsabgeordneter, Reichsminister in Berlin,
+ 24.12.1930
Eduard David wuchs in Krofdorf-Gleiberg auf. Die weitere Schulkarriere führte ihn auf Gymnasien in Gießen und Bielefeld. Noch vor dem Abitur unterbrach er seine Schullaufbahn und absolvierte in Berlin eine kaufmännische Lehre. Nach Abschluss der Lehre holte er in Bielefeld das
Abitur nach und nahm anschließend an der Ludwigsuniversität Gießen das Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie auf. SS 1886 Arminia Gießen, später auch Neogermania Berlin. Verfasser der Arminen-Satzung (Aufnahme von Juden ausdrücklich gestattet) und
der ADB-Satzung. Abschluss des Studiums mit dem Staatsexamen für das höhere Lehramt.
1891 promovierte David zum Doktor der Philosophie. Im gleichen Jahr trat David eine Stelle als
Oberlehrer am Gymnasium in Gießen an. Im März 1894 bat er um Beurlaubung aus dem
Schuldienst, weil sich seine inzwischen aufgenommene Tätigkeit für die SPD mit der Arbeit eines Beamten in Diensten des Großherzogtums Hessen kaum vertrug. Wenige Monate später
folgte durch die Behörden seine endgültige Entlassung, nachdem er eine Anfrage, ob er sich für
die Sozialdemokratie engagiere, positiv beantwortet hatte.
1893 zusammen mit Katzenstein Gründung der Mitteldeutschen Zeitung, 1896 Redakteur der
Mainzer Volkszeitung, 1897 SPD-Parteisekretär für das Großherzogtum Hessen und Sitz in der
Zweiten Hess. Ständekammer. Seit 1903 Reichstagsabgeordneter.
David stand seit den 1890er Jahren auf dem rechten Parteiflügel. Im Revisionismusstreit verteidigte David die Thesen Eduard Bernsteins, und suchte das Bündnis mit gemäßigten Parteien
und Gruppen des Bürgertums zur Durchsetzung von demokratischen und sozialen Forderungen. Diese Position wurde parteioffiziell bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs abgelehnt. In
den Jahren von 1914 bis 1919 ist er zentraler Wegbereiter der Burgfriedenspolitik, die für ein
innenpolitisches Stillhalten während des Krieges sorgen sollte.
Mit der Oktoberreform von 1918 sah er sich am Ziel seines Weges und erreichte nun politische
Spitzenämter. 1919 Mitglied der Nationalversammlung und deren erster Präsident. Dann zunächst Unterstaatssekretär, kurze Zeit darauf in der Weimarer Republik mehrfach Minister. Neben Ebert und Scheidemann war David der einflussreichste SPD-Politiker seiner Zeit.
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Reformpädagoge:
SS
1889
Geheeb, Paul
* 10.10.1870 in Geisa, theol., Dr.phil. h.c., Leiter
der Odenwaldschule und Reformpädagoge in
Oberhambach, später in Goldern (Schweiz),
+ 01.05.1961
G. wollte ursprünglich Naturwissenschaftler werden. Im Elternhaus erwuchs seine Freude am
pflegenden Umgang mit Pflanze und Tier, die ihn sein Leben lang begleitete und die sich auch
auf die behutsam stille Weise seines Umgangs mit Kindern übertrug. Der frühe Tod der Mutter
riß ihn aus dieser harmonischen Welt. Nach der Reifeprüfung und der Militärzeit 1989/90 begann er das Studium der Theologie, das ihn aber auch weit in die Bereiche der philosophischen
und der medizinischen Fakultät hineinführte. Nach seiner Gießener Zeit studierte er in Berlin
und Jena (1893 theologische, 1899 philosophische Staatsprüfung in Religion und orientalische
Sprachen). Schon als Student nahm er lebhaft an den aufbrechenden Reformbestrebungen
dieser Jahre teil. Leidenschaftlich setzte er sich im Kampf gegen den Alkoholismus ein. Er wanderte und spielte mit den Kindern der Berliner Arbeiterviertel, er nahm an der Arbeiter- und
Frauenbewegung stärksten Anteil und war durch viele menschliche Beziehungen mit den führenden Männern und Frauen dieser Zeit verbunden.
Vor diesem Hintergrund wurde G. zum Erzieher. Schon 1893/94 war er Mitarbeiter an den
Trübnerschen Anstalten bei Jena. Hermann Lietz, den er schon als Student kennengelernt
hatte, zog ihn 1902 an sein Landerziehungsheim Haubinda, dessen Leitung er übernahm, als
Lietz selber nach Bieberstein ging. 1906 gründete er zusammen mit Gustav Wyneken die Freie
Schulgemeinde Wickersdorf. 1910 begründete G. mit seiner Frau Edith die Odenwaldschule
in Oberhambach bei Heppenheim an der Bergstraße, die Anstalt, die als sein eigentliches Le-
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benswerk gelten kann, eine der kompromißlosesten freien Schulen in Deutschland, die ganz
von seinem Geist geprägt ist. 1934 gab G. die Odenwaldschule auf und emigrierte in die
Schweiz, wo er nach mehreren Umzügen die heute noch bestehende Ecole d’Humanité in Goldern (Berner Oberland) gründete.
In einer 1891 unter dem Pseudonym Paul Freimut erschienenen Broschüre kritisiert Geheeb den Unsinn des Duellwesens und den übermäßigen Alkoholkonsum ebenso
wie die leere Geselligkeit der Burschenschaften und – in seiner Zeit vor allem auffallend
– den in der akademischen Jugend offenbar zum guten Ton gehörenden respektlosen
Umgang mit Frauen. Es sei nicht nur traurig anzuhören, sondern auch Zeichen einer
großen Gefahr, „wenn deutsche Musensöhne das Weib das elendeste und erbärmlichste
aller Geschöpfe nennen, das weibliche Geschlecht als das lediglich passive bezeichnen
und mehr und mehr der Anschauung huldigen, das Weib habe keine höhere Bestimmung, als dass es dem Manne zur Befriedigung seiner sinnlichen Lüste und als Maschine zur Fortpflanzung des Menschen diene.“
Opfer des Nationalsozialismus:
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Leo Hirschland
SS
1896
Hirschland, Leo
* 15.02.1873 in Essen, med., Dr.med., Facharzt für
Hals-Nasen-Ohrenleiden in Wiesbaden, nach 1938
emigriert nach London (Großbritannien),
+ 06.01.1948.
(Doktorgrad 1940 von der Universität entzogen,
2006 "als von Anfang an nichtig" erklärt)
Ostern 1892 Reifeprüfung am Gymnasium seiner Heimatstadt Essen abgelegt. Anschließend
zunächst vier Semester Medizin an der Universität München, zwei weitere Semester an der
Universität Berlin, dann wiederum zwei Semester in München. Zum Schluss drei Semester an
der Universität Gießen, wo er am 17. Febr. 1898 das medizinische Staatsexamen bestand.
Noch während seines Studiums – im SS 1895 – leistete Hirschland seinen Militärdienst beim
Königl. Bayerischen Infanterie-Regiment München ab. Ab 1. April 1898 als einjähriger freiwilliger Arzt zum westfälischen Ulanen-Regiment Nr. 5 in Düsseldorf, wechselte aber kurz darauf
zum Infanterieregiment in Minden. Während dieser Zeit Promotion im Juli 1898. Danach Arzt in
Wiesbaden, Spezialisierung auf Ohrenleiden.
Nach dem Ersten Weltkrieg offenbar bei Arminia ausgetreten. In der NS-Zeit emigriert nach
USA, danach Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit. Mit Beschluss vom 18. Juli 1940 wurde ihm der Doktortitel entzogen. In den USA im Januar 1948 verstorben.
Moritz Katz
SS
1910
Katz, Moritz
* 11.11.1881 in Bobenhausen (Kr. Schotten),
rer.nat., Dr.phil., Seminardirektor in Münster/Westf., Studienrat in Düsseldorf (1934 i.R.)
(Doktorgrad 1939 von der Universität entzogen,
2006 "als von Anfang an nichtig" erklärt)
Personalblatt für Lehrkräfte an Höheren Lehranstalten Preußens:
Geb. 11.11.1881 in Bobenhausen II, isr. Bekenntnis.
1902 Lehrerprüfung und Religionslehrerprüfung in Alzey.
1904 Zweite Lehrerprüfung in Darmstadt.
1902 - 1907 Lehrer an der Höheren Bürgerschule (Realschule) in Groß-Bieberau.
1907 Reifeprüfung an der Oberrealschule Gießen (offenbar extern).
1907 - 1911 Lehramtsstudium in Gießen und München.
1910 Promotion zum Dr. phil. an der Uni Gießen
1911 Lehramtsprüfung in Physik I, Botanik-Zoologie I, Mathematik II, Gesamtnote gut.
Seminar- und Probejahr erlassen durch ministerielle Verfügung Darmstadt.
1911 - 1919 Seminardirektor am Isr. Lehrerseminar in Münster/Westf. (der Marks-HaindorfStiftung mit jüdischer Schule zur Integration jüdischer Kinder).
1919 (formell schon 1915) Studienrat an der Goethe-Oberrealschule Düsseldorf,
1932 (andere) Oberrealschule in Düsseldorf.
Zum 1.1.1934 Ruhestand nach § 3 BBG (= mit 52 Jahren wegen „Arierparagraph“).
Wie Hirschland wurde auch Moritz Katz nach Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit
der Doktortitel entzogen, der entsprechende Beschluss der Universität Gießen erfolgte am
7. August 1939. Weiteres Schicksal konnte nicht ermittelt werden, vermutlich emigriert.
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Siegfried Kann
SS
1904
Kann, Siegfried
* 04.06.1886 in Mainzlar (b. Gießen),
phil., Dr.phil., Studienrat in Gießen,
1933 als Jude entlassen, + 26.01.1943
im KZ Auschwitz ermordet <Stolperstein in Gießen>
Siegfried Kann wurde am 4. Juni 1886 in Mainzlar geboren. Seit 1896 besuchte er das Landgraf-Ludwig-Gymnasium. Nach dem Abitur im Jahre 1904 studierte er an der Gießener Universität Latein und Griechisch. Im Jahre 1908 promovierte er mit einer Arbeit über die attische Komödie, die er - wie zu dieser Zeit für Altphilologen allgemein üblich - in lateinischer Sprache
verfasste. Ab 1909 lehrte er am LLG Gießen.
Im Jahre 1914 meldete sich Dr. Kann auf Grund seiner patriotischen Gesinnung als Kriegsfreiwilliger. Während des Krieges wurde er zum Leutnant, später zum Hauptmann befördert. Für
seine Tapferkeit erhielt er zunächst das Eiserne Kreuz 2. Klasse, später wurde er sogar mit dem
EK I ausgezeichnet. Als Folge einer Schrapnellverletzung behielt Dr. Kann eine tiefe Narbe in
der Stirn zurück, eine Silberplatte musste Teile der Schädeldecke ersetzen. Nach dem Krieg
heiratete er Frau Martha Jakoby. Zwei Töchter: Hilde und Else.
Am 25. April 1933 erhielt das LLG vom Regierungspräsidium in Darmstadt die Anweisung, Dr.
Kann unverzüglich aus dem Schuldienst zu entlassen. Grundlage war das sogenannte "Gesetz
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zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April, das die Beschäftigung von Juden
im Staatsdienst untersagte.
Nach seiner Entlassung wurde Dr. Kann vom Studienrat zum Oberlehrer zurückgestuft und war
noch einige Jahre an der "Jüdischen Bezirksschule" in Bad Nauheim tätig. Gleichzeitig betreute
er Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Gießen und Umgebung. Nach der Pogromnacht 1938
wurde die "Jüdische Bezirksschule" aufgelöst und Dr. Kann fortan von der Gießener Stadtverwaltung wie alle verbliebenen Juden zu Straßenreinigungsarbeiten eingesetzt. Kollegen und
Mitschüler, die dessen gewahr wurden, berichten übereinstimmend, wie schockierend diese
Begegnungen gewesen seien, auch wegen der bereits unübersehbar schlechten gesundheitlichen Verfassung von Dr. Kann.
Wahrscheinlich 1941 musste die Familie Kann in das Ghettohaus für Juden in der Landgrafenstraße 8 umziehen. Anfang September 1942 wurden die in Gießen verbliebenen Juden in die
Turnhalle der Goetheschule verbracht, ihre Deportation erfolgte am 17.9.1942. Frau Kann und
die Töchter Hilde und Else wurden in Auschwitz vergast, er selbst starb am 19. Februar 1943 im
KZ Theresienstadt an Unterernährung und Entkräftung.
Stolperstein in Gießen vor dem Haus Liebigstraße 37:
HIER WOHNTE
DR.SIEGFRIED KANN
JG. 1886
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 26.1.1943
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Zum Abschluss: „Säbel-Mayer“
SS 1919 ? Mayer, Georg
("Säbel-Mayer")
* 26.12.1892 in Horb (Neckar), phil., rer.pol.,
Dr.rer.pol.habil., Dr.h.c. mult., Professor für Volkswirtschaftslehre, Rektor der Karl-Marx-Universität Leipzig,
+ 21.06.1973
1911-1921 Studium: Neuphilologie, Nationalökonomie, Staats- und Rechtswissenschaften, in
Tübingen, Halle, Würzburg und Gießen (1914-1918 Kriegsdienst)
B! Palatia Tübingen 1911, B! Arminia Gießen 1919
1921 Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Gießen
1922-1928 wissenschaftlicher Assistent an der Universität Gießen
1928 Habilitation für wirtschaftliche
Staatswissenschaften an der Universität
Gießen
1928-1933 PD für Volkswirtschaftslehre
an der Universität Gießen
Bild rechts:
Privatdozent Dr. Georg Mayer wird im
Juni 1933 von der SA zur Haft durch
Gießen geführt
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1933-1939 Privatgelehrter und Repetitor in München
1939-1940 Angestellter der Berliner Treuhandgesellschaft
1941 Angestellter an der Reichsstelle für Landwirtschaft Berlin
1941-1945 Kriegsdienst, 1945-1946 Kriegsgefangenschaft
1947 Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium Wiesbaden, Gründer der Arbeitsgemeinschaft
zum Studium der sowjetrussischen Planökonomie
ab 1947 Uni Leipzig:
1947-1964 Professur mit Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig
1948-1950 Prorektor der Universität Leipzig
1950-1964 Rektor der Universität Leipzig
Vorsitzender der Rektorenkonferenz der DDR 1956-1963
Mitglied der SED seit 1948, Abgeordneter der Volkskammer der DDR 1950-1967
1959 vaterländischer Verdienstorden der DDR in Gold
Anekdoten über „Säbel-Mayer“
Gießener Anzeiger vom 17.01.1974
Als der „Säbel-Mayer“ noch im „Schoppeschmid“ saß
Die Zeit der Gießener Studentenlokale ist vorbei
…
„Die Innenstadt löschte damals an vielen „Hähnen“ studentischen Durst. Mit Mütze und Band
zum Frühschoppen – das gab es bei „Minchen Vogt“ in der Sonnenstraße, beim „Schoppenschmid“ in der Löwengasse oder beim „Andres“ am Kreuzplatz. Die Politik war nicht das
„Tischthema“ Nummer eins. Radau gab es – wie die Polizeichronik ausweist – auch, aber Blut
floß, wenn überhaupt, gelegentlich in den Pauk-Kneipen.
Ein gewaltiger Mensurenschläger war bis 1933 der Volkswirtschaftler Prof. Joseph [gemeint ist
Georg] Mayer. Erinnert sich der Theologe Gerhard Bernbeck: „Wenn der „Säbel-Mayer“ (Spitzname für Mayer) in den „Schoppenschmid“ einbrach, war immer was los. Dieser hochgeschätzte Wissenschaftler nahm es im Trinken mit Studenten aller Fakultäten auf. 1933 mußte er
Deutschland verlassen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er Rektor der Universität Leipzig. Als die
Gießener Universität 1957 ihr 350. Bestehen feierte, hielt Prof. Mayer eine Aufsehen erregende
Rede in der „Gießener Volkshalle.“
…
***
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„Sauf-, Fecht- und Huren-Mayer“
In Leipzig war der „Kaffeebaum“, der eigentlich „Zum Arabischen Coffé-Baum“ heißt und das
älteste Kaffeehaus Leipzigs ist, ein Anziehungspunkt für Künstler, Kabarettisten, Professoren
und Studenten (noch heute). „Die verräucherten, ehrwürdigen Gasträume, das gesamte Interieur, mehr noch die Geschichten und Geschichtchen, die sich um ihn rankten sowie die mögliche Begegnung mit unserem Mayer-Schorsch, der seinen Studenten noch als Altmagnifizenz
schon mal Freibier oder sogar Speis und Trank bot, haben mich bei jedem Besuch stark beeindruckt.“ (Rüdiger Bitter, Von Knallfröschen zur Retorte: Eine deutsch-deutsche Zeitreise. Novum publishing GmbH 2011, S. 187 f.
Hier und in ähnlicher Form in anderen Quellen findet sich folgende Anekdote:
„Schorsch Mayer im Kaffeebaum zu den um ihn herumsitzenden Studenten: „Zu meiner Zeit in
Gießen gab es drei Mayer, die stadtbekannt waren: Den Säbel-Mayer, den Sauf-Mayer und den
Weiber-Mayer. Na, was glauben Sie, wer war ich?“ Nun sagte der erste Student: „Sie waren
vermutlich der Säbel-Mayer?“ Mischung zwischen Kopfwiegen und Kopfschütteln. „Der SaufMayer?“ Kopfschütteln. „Magnifizenz, Sie waren doch nicht etwas der Weiber-Mayer?“ „Aber
meine Herren – ich war alle drei zusammen.“
Bbr. Eberhard Schinke hat diese Anekdote nach eigenem Erleben in seiner Studienzeit in
Leipzig bestätigt.
Ähnlich bei Roland Girtler, Alte studentische Initiationsrituale und ihr Wiederaufleben. Die Deposition und die Mensur, in: Wiederholungen. Von Wellengängen und Reprisen in der Kulturentwicklung. Matreier Gespräche, hrsgb. Von Hartmut Heller, Otto-Koenig-Gesellschaft, Wien
2009 (Lit-Verlag), S. 258.
Ähnlich bei Josef Morgenthal, Staat und digitale Revolution. Libri Books on Demand, S. 41.
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Auch in Günter Katsch / Gerhild Schwendler, Leipziger universitätsgeschichtliche Kuriositäten
…. Kreisorganisation Karl-Marx-Universität im Kulturbund der DDR, Leipzig 1987.
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Erinnerungen an Georg Mayer.
Herausgeber: Rektor der Karl-Marx-Universität.
Redaktion: Klaus Dietze, Armin Börner.
Gesamtgestaltung: Siegfried Hempel.
Gesamtherstellung: Offizin Andersen Nexö, Leipzig [1984].
Minibuch im Schuber (4,5 x 6,0 cm) mit 160 Seiten und mehreren Fotos.
Auszug aus dem Kapitel „Anekdoten über Georg Mayer“, hier S. 141 - 144:
Vom Nutzen der Schmisse
Einige Male nahm Georg Mayer noch als Rektor an den internationalen Seminaren zu hochschulpolitischen Fragen teil, die in Dubrownik veranstaltet wurden. Dabei wurde oft sehr prinzipiell gestritten. So auch eines abends im internationalen Jugendlager, wo Mayer recht bald an
einen besonders schlauen, in seiner Argumentation besserwisserisch penetranten studiosus
aus Westdeutschland geriet. Der Bereitschaft, geduldig auf den halbgaren Unsinn des jungen
Mannes einzugehen, folgte Unmut; Mayers Brauen zogen sich zusammen. Als dies nichts nutzte, sondern im Gegenteil den Opponenten zu immer unduldsameren und arroganteren Meinungsäußerungen anfeuerte, stach Mayer mit seinem Zeigefinger wie mit einem Degen in die
Richtung seines Diskussionsgegners und meinte böse: «Sie! Sie hätte ich im Ehrengang abgestochen!» Worauf sich der junge Mensch vom hohen Roß herabließ und für den Rest des
Abends nicht mehr gesehen wurde.
Karl-Heinz Wirzberger
Anmerkung: Das Mini-Buch ist im Besitz von Bbr. Jochen Alkämper (Gießen).
Georg Mayer ist sicher kein typischer burschenschaftlicher Lebenslauf, aber auf jeden
Fall eine von Werten und Ethos geprägte Persönlichkeit, die sich die Burschenschaft
gerne zurechnen lassen kann.