vier /2014

Transcription

vier /2014
DURCHSCHAUBARES FÜR KJGLER/-INNEN DES DIÖZESANVERBANDES KÖLN
vier
/2014
aktuelle Infos auch unter kjg-koeln.de/aktuelles/kalender
terminE 2015
Januar 2015
16. - 18.01.
Gruppenleitungsschulung Köln
17. + 18.01.
Regionalkonferenz Bonn
21. + 22.01.
Regionalkonferenz Leverkusen
23. – 25.01.
Diözesanausschuss Haus Venusberg Bonn
29.01.
Schulung zur Mitglieder-Datenbank (MiDa)
Kolping-Bildungswerk Köln
30.01. – 01.02. Gruppenleitungsschulung Leverkusen
FEBRUAR 2015
20. – 22.02.
Gruppenleitungsschulung Rhein Sieg
21.02.
Schulung zur Präventionsverordnung Diözesanstelle Köln
23.02.
Treffen der neuen TeamerInnen von »Wir werden Klasse«
Diözesanstelle Köln
25.02.
Diözesanausschuss Diözesanstelle Köln
MÄRZ 2015
06. – 08.03.
Schulung zur Mitglieder-Datenbank (MiDa)
Kolping-Bildungswerk Köln
Gruppenleitungsschulung Rhein Sieg
07.03.
Regionalkonferenz Köln
13. – 15.03.
Gruppenleitungsschulung der Regionen Düsseldorf,
Köln und Neuss
14. – 15.03.
Diözesanausschuss Gästehaus St. Georg, Köln
20. – 22.03.
KjG-Bundesrat
22.03.
Schulung zur Präventionsverordnung Diözesanstelle Köln
27. – 29.03.
Gruppenleitungsschulung der Region Düsseldorf
01.03.
APRIL 2015
09.04
17. – 19.04.
BILDNACHWEISE,
transparent
Ausgabe 4 / 2014
Diözesanausschuss Diözesanstelle Köln
Diözesankonferenz Haus Venusberg Bonn
pencake/photocase.de (Titel), suschaa/photocase.de (3), KjG Region Oberberg (4), misterQM/photocase.de (5), hasselblad15/ photocase.de (6), Natascha Peters/privat (10), Raphael Breyer (11), Thomas Wieczorek (12), BDKJ DV Köln (13), Erzbistum
Köln / Robert Boecker, http://bilder.erzbistum-koeln.de (14), knallgrün / photocase.de (21), zettberlin/photocase.de (22/23),
Dagmar Langel/privat (24), complize/photocase.de (26/27), birdys/photocase.de (27), prokop/photocase.de (26)
/ editorial
Es ist ein Mittwochabend im Oktober. Steffi von
der transparent, unser früherer Kollege Wolf­WENN EIN KOMET EINSCHLÄGT
gang und ich stehen im schummrigen Studio 672
ALLES IN FLAMMEN STEHT UND
und freuen uns auf das Konzert von Jens Friebe.
WIR FLIEHEN
»Bevor es hier losgeht: Ich brauche noch Ideen
für die neue transparent zum Thema Zerstörung«,
AUS DER KAPUTTEN STADT
fordert uns Steffi heraus. »Der Elefant im
UND BAUEN SACHEN AUS SCHROTT
Porzellanladen?«, »Autopanne auf der Land­UND FÜHREN KRIEGE UM BENZIN
straße?«, »Hooligans im Stadion?« – Nun ja.
Aber Wolfgang und ich kommen langsam in Fahrt:
WAS DANN, WAS DANN, WAS DANN
»Abrissbirne versus Stahlbeton?«, »Dekonstruktion
als Deutungsmuster individueller Lebensent­würfe?«, »Jaaa. Und dann hacken wir noch in
jede druckfrische transparent ein Loch!«
Unsere Augen leuchten. »Irgendwie müssen wir
auch den tollen Jens Friebe in die transparent
reinbringen!« Jetzt leuchten Steffis Augen.
Wolfgang und ich dagegen sind überfragt:
»Was hat er denn nun mit Zerstörung zu tun?«
WAS WENN ES ZUENDE GEHT
Die oben stehenden Textzeilen
stammen aus dem Song »Warum
zählen die rückwärts, Mammi« von
einem gewissen Jens Friebe. Damit
ist er also Teil dieser
transparent-Ausgabe.
– Bitte sehr, Steffi. Gern
geschehen.
Aber jetzt, was wirklich in die transparent gehört:
Warum manche Menschen Lust dabei verspüren,
fremde Dinge zu zerstören – Ina Neumann sucht
nach den Ursachen von Vandalismus (S. 28).
Andere wieder­um finden ihre Berufung darin,
kaputte Alltagsgegenstände instand zu setzen.
Darüber sprachen wir mit Dagmar Langel, die
ein Repair- Café eröffnet hat (S. 24). Weniger
um defekte Drucker und geflickte Hosen, sondern
um das Große und Ganze geht es in »Zu retten
was verloren ist« (S. 26): Menschen schlagen sich
die Köpfe ein, ganze Städte werden zerstört und
eine Sintflut begräbt alles Lebendige unter sich.
Doch die Bibel erzählt auch von einem Menschen,
der sich dem Kaputten und Zerrissenen in dieser
Welt annimmt und eine Chance gibt. Und diese
Geschichte beginnt mit Weihnachten.
In diesem Sinne wünsche ich euch ein frohes und
heilsames Weihnachtsfest und viel Spaß beim
Lesen dieser transparent!
Holger Walz Bildungsreferent
Konferenz
im Kloster
Die Region Oberberg tagte
in Ommerborn
»Das Kloster lebt!« lautete die Ankündigung zur Regionalkonferenz Oberberg im Kloster
Ommerborn. Und nicht nur das Kloster lebt, sondern der gesamte Regionalverband Oberberg. Etwa 20 Delegierte kamen zusammen, um über die Zukunft der Region zu beraten
und zu entscheiden. Hierbei beschäftigten sich die Delegierten schwerpunktmäßig mit der
Frage, wie die zukünftige Arbeit des Regionalverbandes aussehen soll und die Zusammenarbeit untereinander gestärkt werden kann. Mit den Ergebnissen werden sich die Regional­
leiter Kai Rolshofen und Matthias Horn, der in seinem Amt bestätigt wurde, gemeinsam mit
dem stark aufgestellten Regionalausschuss im kommenden Jahr beschäftigen. Neben der
inhaltlichen Arbeit durften eine Party am Samstagabend, zu der viele Gäste kamen, sowie
ein Gottesdienst am Sonntag nicht fehlen. Am Ende dankte die Konferenz Norbert Fink,
der die Region viele Jahre als Geistlicher Leiter mitgestaltet hat und auf der Konferenz
verabschiedet wurde. Volker Andres, Diözesanleiter
Klein, aber effektiv
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Die
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Geschäftsführerin und KassenprüferInnen
konnten schnell und unkompliziert beantworRegionalkonferenz in Rhein Erft tet werden und auch die Antragsdiskussion
und die Wahlen liefen erfolgreich ab. Leider
ließ sich auch in diesem Jahr keinE KandidatIn
In der KjG-Region Rhein-Erft gibt es sieben
für die Regionalleitung finden. Der RA aber
Pfarreien. Zur Vorbereitung auf die Regional- ist gut besetzt mit drei Männern und vier
­konferenz (Reko) nahm der Regionalausschuss Frauen, die sich im kommenden Jahr für
(RA) in diesem Jahr mit allen Pfarreien perdie Belange der Region einsetzen wollen.
sönlich Kontakt auf, es gab Treffen und Gespräche, so dass der RA die PfarrleiterInnen Die Satzung der Region wurde dahingehend
geändert, dass sich zukünftig auch so
und interessierte KjGlerInnen persönlich zur
genannte pfarrähnliche Gruppierungen der
Konferenz einladen konnte. Mit dem großen
KjG Rhein Erft anschließen können. Ganz
Erfolg, dass fünf von sieben Pfarreien mit
ihren VertreterInnen auf der Reko anwesend konkret ist die Gründung einer Regionalen
Gruppe geplant, in der KjGlerInnen, deren
waren. Damit war die Beschlussfähigkeit so
deutlich überschritten, wie schon lange nicht Heimatpfarrei sich aufgelöst hat, ein Zuhause finden, um weiterhin die KjG und die
mehr – der persönliche Kontakt hat sich
Region Rhein Erft zu unterstützen. Außermehr als gelohnt. Dies schlug sich auch in
der konstruktiven und sehr guten Stimmung dem haben Pfarreien die Möglichkeit, ihre
der Konferenz nieder. Alle saßen gemeinsam Mitgliedschaft auf Regio­nalebene ruhen
zu lassen. Lena Bloemacher, Diözesanleiterin
an einem großen Tisch, Fragen an den RA,
Kinder ernst
nehmen und
ihnen zuhören
/ kjg Verbandsleben
Erstgespräche mit Opfern von
sex­ualisierter Gewalt sind heikel,
darum hat sich das Präventionsteam
der KjG in der Gesprächsführung
fortgebildet.
2 / Nur zuhören.
1 / Wenn sich ein Kind dir anvertraut, dann
ist das ein großer Schritt für das Kind.
Stell deine Gefühle hinten an. Ausbrüche
wie Oh Gott! Wie furchtbar! können dem
Kind signalisieren, dass du das, was es
erlebt hat, möglicherweise nicht aushältst.
Damit kommst du als GesprächspartnerIn
nicht mehr in Frage. Bleib empathisch und
signalisiere, dass du das Kind ernst nimmst
und ihm glaubst.
3 / Stell nach Möglichkeit immer
offene Fragen.
Offene Fragen sind z.B. alle W-Fragen:
Was ist passiert? Wer war alles im Raum?
Wo wart ihr zu diesem Zeitpunkt? Aber auch
allgemeine Aufforderungen wie Erzähl doch
mal. Offene Fragen verhindern, dass das
Kind die Unwahrheit sagt, weil es sich nicht
genau erinnert, du ihm in der Frage aber
etwas anbietest: Hat er dich dann angefasst?
Auch das kann dazu führen, dass spätere
Aussagen nicht mehr verwertbar sind.
Besser wäre: Was ist dann passiert?
Und später: Du hast erzählt, dass er dich
angefasst hat. Wo hat er dich angefasst?
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Auf jeder Ferienfreizeit kann es passieren,
dass Kinder und Jugendliche ein besonderes Vertrauensverhältnis zu einer Leiterin
oder einem Leiter entwickeln und ihn oder
sie aussuchen, um nach Hilfe zu suchen.
Wenn ein Kind oder Jugendlicher Opfer
sexualisierter Gewalt geworden ist, gibt es
einige wenige Grundsätze der Gesprächsführung, die es zu befolgen gilt. Wer sich an
diese Regeln hält, kann guten Gewissens so
genannte Erstgespräche führen.
Fang nicht an, das, was das Kind erzählt, für
dich zu deuten oder zu interpretieren. Wenn
du die Vermutungen, die du entwickelst, in
das Gespräch einfließen lässt, wird das Kind
möglicherweise verwirrt und erinnert sich
bei späteren Aussagen an Dinge, die gar
nicht geschehen sind. Dann wird die Aus­
sage des Kindes vor Gericht unbrauchbar.
5
4 / Frag nach konkreten Situationen,
Gefühlen oder Gedanken.
Hier kannst du schnell einen Eindruck
da­von gewinnen, ob das Kind dir gerade
einen Bären aufbindet oder ob etwas dahinter steckt. Gefühle und Gedanken lassen
sich viel schwerer erfinden als eine reine
Be­schreibung von Handlungen. Darüber
hinaus kannst du das Kind so motivieren,
weiterzuerzählen, ohne detailierte Fragen
stellen zu müssen: Ich kann mir das noch
nicht so genau vorstellen. Kannst du mir
das nochmal beschreiben, so als ob ich das
in einem Film sehen würde? Oft kommen
so Einzelheiten oder Details ganz von selbst
zur Sprache.
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
5 / Bleib immer transparent.
6
Erzähl dem Kind, was du vor hast, sag
ihm offen, dass du in bestimmten Fällen
verpflichtet bist, dir Hilfe zu holen oder
den Fall weiter zu melden. Versprich nichts,
was du nicht halten kannst! Das zerstört
das Vertrauen.
Und vor allem: Lass dich beraten und
hol dir Hilfe, bleib nicht alleine mit der
Situation. Du kannst dich gerne in der
KjG Diözesanstelle melden, wir stehen
zur Verfügung. Max Pilger, Diözesanleiter
Eine Opferperspektive einnehmen
und den Opferschutz an erste Stelle
setzten – das ist ein zentraler Punkt
der Präventionsschulungen, die das
Präventionsteam der KjG in Köln in
allen Gruppenleitungsschulungen
durchführt.
Auch das Präventionsteam bildet
sich weiter: Gemeinsam mit Frau
Kluck, die als Diplom-Psychologin
rechtspsychologische Gutachten
zur Glaubwürdigkeit von Aussagen
Opfern sexualisierter Gewalt erstellt,
besprach das Team, worauf es in
Gesprächen mit Opfern ankommt.
Neue Kurse zur Präventionsschul­ung findet ihr auf Seite 2
bei den Terminen.
/ kjg Verbandsleben
Advents—
zeit ist
Friedens—
zeit
Das Friedensquartett der KjG
In vielen Teilen der Welt ist gerade kein
Frieden: In Syrien, in der Ukraine oder in
Israel und den palästinensischen Gebieten.
Als diesjähriges Adventsprojekt haben wir
ein Kartenspiel rund um den Frieden erstellt,
mit dem Kinder »Schwarzer Peter« oder
»Quartett« spielen können.
Das Friedensquartett kannst du für dich
oder deine Gruppenkinder kostenlos bestellen – per Mail an [email protected] und
solange der Vorrat reicht (also auch nach
der Adventszeit). Holger Walz, Referent
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Und auch bei uns gehen Kinder und Erwachsene nicht immer friedlich miteinander
um. In der KjG wollen wir hinschauen, über
Krieg und Frieden reden, selbst fair zuein­
ander sein – aber auch mit dem Frieden
Karten spielen. Denn Adventszeit
ist Friedenszeit.
7
Über den Workshoptag zum Thema
»KjG & sexuelle Vielfalt«
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Ein Sonntag im
anyway
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Schwul, lesbisch, bi – wie
tolerant bin ich, wie tolerant
sind wir als KjG gegenüber
Menschen mit einer anderen
sexuellen Orientierung? Und
warum ist dies überhaupt
Thema in unserem Verband?
Zwanzig KjGlerInnen verbringen zu
diesen und weiteren Fragen einen Sonntag
im schwul-lesbischen Jugendzentrum
»anyway« in Köln. Der Ausschuss KjG &
sexuelle Vielfalt hat zu diesem Workshop­
tag am 16. November eingeladen.
Als ExpertInnen sind das Kölner AufklärungsTeam »SchLAu« sowie Pfr. Christoph Simonsen, der im Bistum Aachen für die Seelsorge
Homosexueller beauftragt ist, dabei. In des­sen Workshop wird deutlich: Es ist schwierig,
auf Grundlage des kirchlichen Lehramtes
einen Wandel im Umgang mit Homosexuali­
tät anzustoßen. Denn demnach gäbe es
keine andere Beziehungsform als die Ehe
von Mann und Frau. Aber: »Als Gläubige
können wir es auch so sehen: Gott hat jeden
Menschen so geschaffen, wie er ihn oder sie
/ kjg Verbandsleben
gerne hätte«, sagt der Theologe. Und dazu
gehöre dann auch die sexuelle Orientierung.
»Mit welcher Person würdet ihr euch gerne
auf einen Kaffee treffen?« fragt Hannah zu
Beginn des SchLAu-Workshops und deutet
auf die am Boden liegenden Fotos. Zu
sehen sind Menschen, die nicht den gängigen Rollenbildern von Männern und Frauen
entsprechen. »Und könnt ihr den Personen
ihre sexuelle Orientierung zuordnen?«
In der Auswertung geht es um Vorurteile.
Wir machen uns Bilder von anderen. Dies
ist okay, denn es ordnet und struk­turiert
unser Denken. Aber wir müssen auch flexibel dabei bleiben und dürfen uns nicht von
vorgefertigten Bildern in unserem Handeln
leiten lassen. Dann kommen Hannah und
ihre Team-KollegInnen auf Situationen zu
sprechen, die auch unsere KjG-Arbeit
betreffen: Jemand aus der Leitungsrunde
outet sich. Ein Leiter der kommenden
Ferienfahrt ist schwul und Eltern stellen
Fragen. Ganz gleich, worum es geht:
Wir wollen klar machen, dass wir hinter
schwulen, les­bischen und bisexuellen
Menschen in unseren Teams, in unserem
Verband stehen.
Christoph Simonsen gibt der KjG mit auf
den Weg: »Kleine Arbeitsgruppen – so wie
ihr sie heute als KjG seid – sind Lichtfunk­
en!« Wir könnten mit unserem Engagement
zeigen, dass Homosexuelle willkommen
sind, und so auch innerhalb der Kirche
etwas bewegen.
Einen rundum positiven Eindruck hinterlässt
der Tag im »anyway« auch bei KjGler Sven:
»Das Programm war gut gestaltet und bot
tolle Anregungen für weitere Gespräche
über sexuelle Orientierungen. Und viele
berichteten dazu aus ihrer KjG.«
Also: KjG und sexuelle Vielfalt – das ist
ein Thema. Sven Averdung, Holger Walz
Ausschuss »KjG & sexuelle Vielfalt«
DerAusschuss wurde auf der Diözesankonferenz 2014 gewählt. Er erarbeitet nun einen Vorschlag, wie wir
als Kinder- und Jugendverband für
sexuelle Vielfalt eintreten und handeln
wollen. Dieser Antrag wird auf der
Diözesankonferenz 2015 diskutiert.
Das »anyway« liegt in der Kölner
Innenstadt (nähe Friesenplatz) und ist
das erste und größte Jugendzentrum
in Europa für lesbische, schwule und
bisexuelle Jugendliche.
schlau-koeln.de
»Gott hat jeden Menschen so geschaffen, wie er
ihn oder sie gerne hätte«, sagte Pfr. Christoph
Simonsen (re.) in seinem Workshop.
klärt über schwul-lesbische Lebensweisen auf, um Vorurteile abzubauen.
Das ehrenamtliche Team arbeitet vor
allem mit Schulklassen.
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
anyway-koeln.de
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Moderation
sichert
Partizipation
Eine Gremiensitzung dauert
viel länger als ursprünglich
geplant. Die Diskussion dreht
sich seit Stunden im Kreis.
Es stellt sich die Frage, worum
es überhaupt geht. Und sowieso
diskutieren immer nur die
Gleichen, Andere sagen nie
ihre Meinung …
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Kommt euch das bekannt vor? Aufgrund
solcher und ähnlicher Erfahrungen bin ich
ein großer Fan der Moderationsmethode
geworden. Moderation ermöglicht echte
Partizipation in kommunikativen Prozessen
und schafft es, das Erfahrungswissen und
die Kreativität einer gesamten Gruppe für
die Lösung einer Frage nutzbar zu machen.
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Aber Achtung: Moderation ist mehr als nur
Gesprächsleitung! Letztere beschränkt sich
in der Regel auf das Aufrufen der TOPs, das
Führen einer Redeliste und die Beachtung
des vorgegebenen Zeitfensters. Moderation
hingegen gestaltet und steuert aktiv die
Gesprächsprozesse von Gruppen mit dem
Ziel, dass die besten Problemlösungen
gefunden und mehrheitsfähige Entschei­
dungen getroffen werden.
Besonders gefällt mir die Haltung und Rolle,
die eine Moderatorin/ein Moderator in einen
Mit dem Ziel, Sicherheit in der Leitung von
Gremien zu gewinnen, hat sich der Diözesan­
ausschuss zum Thema »Moderation« fortgebildet. Die Referentin Natascha Peters,
ehemalige BDKJ-Diözesanvorsitzende in
Köln, erzählt, was ihr bei diesem Thema
besonders am Herzen liegt.
Gesprächsprozess einnimmt. Sie/Er
» verhält sich immer neutral (Wertungen
von Beiträgen sind untersagt, es gibt
keine Bevorzugungen, etc.),
» vertraut uneingeschränkt auf die
Problemlösungsfähigkeit der Gruppe,
» stellt kreative Fragen,
» ist authentisch,
» nutzt Konflikte als Chance für gemeinsame
Veränderungen,
» sorgt für die Beachtung von Kommunikationsregeln,
» stellt sich in den Dienst der Gruppe und
» hat Vorbildfunktion in der Art und Weise,
wie sie/er selbst kommuniziert.
Moderation bindet alle gleichermaßen ein,
»Herrschaftswissen« wird von Gruppenklugheit abgelöst. Damit unterstützt die Moderationsmethode das Demokratielernen an allen
Orten, wo sie Anwendung findet.
Natascha Peters
/ kjg Verbandsleben
Fremdenfeindlichkeit?
Deutlich demonstrierten
die katholischen Jugendverbände diese Haltung
mit der MobCologne, die
im September stattfand.
Bunt gemischt war der KjG-Diözesanverband am Start: Aus dem Diözesanausschuss, der Leitung und vielen anderen KjGZusammenhängen waren Leute vertreten.
Start am Kölner Hauptbahnhof: Viele bekannte Gesichter. Die Bibel als Erkennungszeichen? Brauchen wir nicht, denken wir zunächst. Aber dann, kurz bevor es losgeht,
stehen doch noch andere Menschen mit einer
Bibel in der linken Hand. Der BDKJ ist größer,
als man so denkt. Schnell noch das MatthäusEvangelium suchen: Wie ging das nochmal
mit den Zahlen vor und nach dem Komma?
Und schon ist es 14:20 Uhr und alle fangen
an, zu singen und aus der Bibel vorzulesen.
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Nicht mit
uns. nicht
bei uns.
Beschlossen wurde die Aktion auf der
Diö­zesanversammlung des Bundes der
Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ),
um ein weiteres Mal ein Zeichen gegen
Rechts zu setzen.
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Die nächste Station ist in der Steinfelder
Gasse. Bei schönstem Sonnenschein gibt
es erst mal Kaffee und Kuchen. Wir lernen
die anderen Gruppen kennen und bekommen die Gelegenheit, die nächste Aktion
gründlich zu planen und mit vorzubereiten.
Die eine Hälfte bekommt Vorlagen für
Papierschiffe, die andere Hälfte Kreide,
um Slogans auf die Erde zu schreiben.
Wenig später am Brunnen hinter der
Philharmonie: 50 Leute geben bunte
Papierschiffe in einer langen Kette über
ihre Köpfe hinweg weiter und verteilen
sie auf dem Brunnen. Dazu singen sie
»Unsere Stammbaum« von den Bläck
Fööss. Auf den Schiffen steht: »Menschenrechte kennen keine Grenzen!« Viele der
Touristen am Rheinufer sind irritiert,
manche interessiert, und die bunten
Schiffe geben ein tolles Bild ab.
Abschluss vor dem Dom. Alle Beteiligten
stehen gequetscht in Schlauchbooten,
brennende Kerzen in der Hand. Weiße Rosen werden verteilt und zwischen die Boote
gelegt. Dann fängt eine Stimme an, »Von
guten Mächten« von Dietrich Bonhoeffer zu
singen. Alle Anderen steigen nach und nach
mit ein. Ein ziemliches Gänsehautgefühl.
Max Pilger, Diözesanleiter
Trödelmarkt in der KjG
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Schon seit November gibt es einen großen KjG-Trödelmarkt
– auf www.kjg-koeln.de und in der Diözesanstelle könnt ihr
alte KjG-Produkte günstig erwerben. Ganz neu im Shop ist
die großartige Gummihuhn­golf-Fibel von unserem Bildungsreferenten Christoph Sonntag für 5,90 Euro.
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Auch in der Ausleihe gibt es Neuigkeiten: Eine Digital-Filmkamera mit Stativ kann für 10 Euro pro Tag, 15 Euro für ein
Wochenende und 25 Euro für eine ganze Woche geliehen
werden. Kostenlos kann ab sofort das Spiel »KjG Twister«
ausgeliehen werden.
NEU! Gummihuhn­golf-Fibel
von Christoph Sonntag,
5,90 Euro.
Weitere Infos erhaltet ihr unter kjg-koeln.de oder per Telefon
0221-1642 6405. Ihr könnt auch gern persönlich vorbei
kommen. Martina Coutellier, Verwaltungsmitarbeiterin
/ kjg Verbandsleben
Im Gespräch mit
Kardinal Woelki
Der BDKJ-Diözesanvorstand zu
Gast im erzbischöflichen Haus
Ein großes Tor aus massiven Eisenstäben hält uns vom direkten Zugang
zum erz­bischöflichen Haus ab. Mit
einem Summ-Geräusch öffnet es sich
und plötzlich ist der Weg frei.
Die Spannung wird ein Stück weit aufge­löst, als Gerlinde Schlüter, die Büroleiterin
des neuen Erzbischofs, uns freundlich in
Empfang nimmt. Die Wartezeit vergeht
schnell, während wir uns über die Reno­
vierungs­arbeiten, den Umzug und die
Einrichtung der neuen Büroräume
aus­tauschen.
Der Rest der Spannung verfliegt, als
Kardinal Woelki uns einzeln freundlich
begrüßt – mit festem Händedruck und
offenem Blick. Wir folgen ihm in einen
hellen Raum mit großen Fenstern und
Aussicht auf den Garten. Auf dem Rasen
liegen herbstlich gefärbte Blätter, auf dem
Tisch steht frisch gebrühter Kaffee – eine
Zehn Verbände, vier Diözesanvorsitzende und ein neuer
Erzbischof – beim Treffen des BDKJ mit Kardinal Woelki
standen die Jugendverbände im Mittelpunkt.
entspannte Atmosphäre. Als wir uns vorstellen, stellt Kardinal Woelki interessierte
Nachfragen, es entsteht direkt ein lebhaftes
Gespräch.
Die Vorstellung des BDKJ, seiner Regionen
und Mitgliedsverbände und die Herausforderungen, vor denen die Jugendverbände
stehen, z.B. im Bezug auf Geistliche Verbandsleitung, sind erste Themen. Jugendverbandsarbeit ist für den Kölner kein
Neu­land: Durch seine Arbeit als Kaplan
in einer Kölner Gemein­de gibt es für ihn
einige Anknüpfungspunkte. Selbst war
Kardinal Woelki im Jugendverband »Bund
Neudeutschland« aktiv, der sich mittlerweile
in KSJ (Katholische Studierende Jugend)
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Die Spannung eines ersten Treffens liegt
in der Luft, als wir vier vom BDKJ-Diözesanvorstand, Annika Triller, Tobias Agreiter,
Pfr. Dirk Bingener und ich für ein Gespräch
mit Rainer Maria Kardinal Woelki das Haus
in der Marzellenstraße betreten.
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und KMF (Gemeinschaft Katholischer
Männer und Frauen) aufteilt. Und auch
während seiner Zeit in Berlin hatte er
guten Kontakt zum dortigen BDKJ.
Weitere Themen sind die Herausforderungen in der Jugendpastoral im Erzbistum
Köln: Kann Schule ein Ort für pastorale
Angebote sein? Und gibt es alternative
Orte, um junge Menschen mit kirchlichen
Angeboten zu erreichen?
Über die Gestaltung und den Aufbau
von Gemeinden wird diskutiert, auch der
Umgang mit den Ergebnissen der Familiensynode kommt offen zur Sprache.
Das Gespräch ist angenehm. Argumente
werden wertschätzend ausgetauscht, auch
gegensätzliche Meinungen können ausgesprochen und diskutiert werden.
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Mitten im Gespräch geht die Tür auf und
Frau Schlüter erinnert an den nächsten
Termin. Kardinal Woelki sagt, dass er noch
ein paar Minuten für dieses Gespräch
braucht.
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Ein gemeinsames Thema, das sowohl
den Erzbischof als auch den BDKJ sehr
bewegt, ist der Einsatz für Flüchtlinge.
Wir berichten dem Kardinal von der
MobCologne (auf Seite 11/12 in dieser
transparent). Als Geschenk bekommt
Kardinal Woelki ein Bild vom AbschlussFlashmob, bei dem junge Menschen
eng gedrängt in Schlauchboten auf der
Domplatte stehen, eine Kerze in der
Hand halten und weiße Rosen den
Steinboden zieren.
Noch einmal erinnert Frau Schlüter daran,
dass die Zeit, die für das Treffen vorgesehen
Rainer Maria Kardinal Woelki
Erzbischof von Köln
Rainer Maria Kardinal Woelki ist der
95. Bischof des Erzbistums Köln.
Er wurde 1956 in Köln geboren. Die
Priesterweihe empfing er 1985 in Köln,
hier war er 2003 bis 2011 auch Weih­
bischof. 2000 wurde er in Rom zum
Doktor der Theologie promoviert. Von
2011 bis 2014 war er Erzbischof von
Berlin. 2012 erhob ihn Papst Benedikt
XVI. zum Kardinal. Seit September ist
Kardinal Woelki Erzbischof von Köln.
war, längst vorbei ist. Zeit für ein gemeinsames Foto ist aber noch. Wie schön, dass
unser neuer Erzbischof sich sowohl dafür
als auch für den intensiven Austausch Zeit
genommen hat.
Wir verlassen das erzbischöfliche Haus
durch das schwere Tor. Mit dem Gefühl,
ein gutes Gespräch geführt zu haben und
einem tollen Menschen begegnet zu sein.
Susanne Schütte , BDKJ-Diözesanvorsitzende
/ Methoden
Do it yourself
Aus alt mach neu
UPCYCLING
Upcycling ist wie Recycling eine Art
der Müllvermeidung. Beim Upcycling
wird Abfall als Material für die
Schaffung neuer Produkte verwendet.
Im Gegensatz zu Recycling ist ein
geringerer Energieaufwand nötig, um
Neues zu schaffen. Außerdem wird die
Qualität des Abfalls nicht gemindert,
sondern gesteigert.
Also das Richtige für den Methodenteil
dieser transparent zum Thema »kaputt«.
Mich begeistert an diesen Projekten,
dass dabei unglaublich viele schöne
Produkte aus Abfall entstehen
können. Dabei fasziniert mich
besonders, dass einfaches Design
eine große Botschaft gegen unsere
Wegwerfgesellschaft transportieren kann.
Ich möchte euch fünf Ideen vorstellen, wie man aus alten Jeans,
alten Schallplatten, bereits
verwendeten Tetrapacks und alten
Stoffen neue schöne Dinge machen
kann.
Tasche wie Hose
Wie aus einer alten
Jeans
ein Einkaufsbeutel
wird
Aus einer zu großen
oder zu kleinen Jean
s
lässt sich ganz einfa
ch ein praktischer
Einkaufsbeutel nähe
n.
So geht es:
Beginne am obere
n Hosenbund, miss
40 cm und schneid
e dort die Hose ab
.
Damit du gerade sc
hneidest, orientiere
dich beim Abmess
en an der Seitenn
aht.
Nun die inneren Be
innähte aufschneid
en.
Wenn du den Stof
f jetzt glatt aufeina
nd
er
legst, kannst du de
n überschüssigen
Stoff
abschneiden, um
Beulen zu vermeid
en.
Da wo einmal der
Schritt war, muss
t
du
die oberen beiden
Hälften und die un
teren
beiden Hälften zu
sammennähen. Je
tzt
sollte eine Art Schla
uch entstanden se
in,
sodass du nur noch
die untere Seite
zusammennähen
musst. Aus dem Re
ststoff kannst du ein
etwa fünf cm breit
es
Band fertigen. Da
bei kannst du überl
egen,
wie lang das Band
werden soll bzw.
wie weit die Tasche
runter hängen soll.
Wichtig ist, das Ba
nd gut am Beutel
festzunähen.
Jeans-Mäppchen
mit ReiSSverschluss
Noch eine Verwandlungsidee für alte
Jeans: Nähe ein Mäppchen aus deinen
ausrangierten Hosen.
So geht es:
Du benötigst ein rechteckiges Stück Stoff.
Lege die Jeans gebügelt vor dich hin. Am
besten nutzt du für die obere Begrenzung
den Hosenbund, für die rechte Seite den
Reißverschluss und für die linke Seite die
Außennaht der Jeans. Du brauchst den
vorderen und den dazugehörigen hinteren
Teil der Hose. Am äußeren Rand sind Vorderund Hinterteil durch die Seitennaht miteinander verbunden. Lass diese Naht zu, dann
musst du sie später nicht zusammen nähen.
Schneide nun ein Rechteck aus und nähe
die Vorder- und Hinterseite am unteren und
am rechten Rand zusammen. Etwas knifflig,
aber vom Ergebnis her super, der Reißverschluss. Diesen solltest du vorher aus der
Jeans herausgetrennt haben, so kannst du
ihn nun für die Oberseite deines Mäppchens als Verschluss nutzen.
Tipp: Ihr könnt euer Jeans-Mäppchen noch
mit Buttons oder Aufnähern verzieren.
Quelle: www.for-me-online.de/haus-garten/do-it-yourself-tipps/
artikel/kreative-ideen-aus-alten-jeans
/ Methoden
Do it yourself
Schalen aus alten
Schallplatten
Kennst du noch Schallplatten? Wenn
nicht, frag mal deine Eltern. Vielleicht
haben sie noch das ein oder andere
Exemplar, das im Keller verstaubt.
Dann kannst du daraus ein tolles Geschenk
für PlattenliebhaberInnen basteln.
Material: eine Vinyl-Langspielplatte (LP),
Singles gehen auch, dann wird die Schale
ein bisschen kleiner; eine feuerfeste Form
z.B. Auflaufform, Keramiktopf oder Einwegglas; Topflappen; Backofen oder Mikrowelle
Und so geht es:
Heize deinen Backofen auf ca. 150°C vor.
Lege die Schüssel mit der Öffnung nach
unten auf das Backblech. Die Schallplatte
Teppiche aus alten T-Shirts
oder Plastiktüten
legst du mittig auf die Schüssel obendrauf.
Die Backofentür schließen und die Schallplatte im Auge behalten. Nach kurzer Zeit
sollte sich die Schallplatte bereits verformen.
Nimm mit Hilfe der Topflappen im Anschluss
die fertige Schüssel aus dem Backofen.
Vorsicht! Sie könnte ziemlich heiß sein. Du
kannst die Schale noch weiter verformen,
solange sie heiß ist. Auch dafür bitte gute
Topflappen verwenden.
Alternativ zum Backofen kannst du die
Schallplatteschale auch in der Mikrowelle
machen. Stelle dazu die Mikrowelle auf
600 Watt ein.
Quelle: www.eisamstiel.de/vinyl-schale-rezept/
Anstelle des Shirts kannst du auch eine
Plastiktüte verwenden. Hier müssen Henkel
Und so geht es:
und der Boden abgeschnitten werden,
Nimm ein altes T-Shirt und schneide unter
so dass wieder ein rechteckiger Schlauch
den Ärmeln, parallel zum unteren T-Shirt
entsteht. Diesen nun wieder in 2–3 cm
Rand, das obere Stück ab, so dass nur noch
breite Schlaufen zerschneiden und wie die
ein rechteckiger Schlauch übrig bleibt. Das
T-Shirt-Schlaufen mit einem Ankerknoten
obere Stück des T-Shirts brauchst du nicht
miteinander verbinden.
mehr. Schneide nun wieder parallel zum
unteren T-Shirt Rand das T-Shirt in 2–3 cm Mit dem Band aus den T-Shirts kannst du
nun etwas häkeln, z.B. einen Teppich oder
breite Streifen, so dass einzelne Schlaufen
ein Körbchen, da das Band recht fest und
entstehen. Nun diese Schlaufen mit einem
dick ist. Dazu brauchst du eine möglichst
Ankerknoten miteinander verbinden – also
Schlaufe an Schlaufe miteinander verbinden, dicke Häkelnadel. Häkelanleitungen findest
du im Internet, zum Beispiel bei YouTube.
sodass ein langes Band entsteht.
Geld im Tetrapack
Wie aus einer Verpackung eine
Geldbörse wird
Material: Ein leeres Tetrapack mit einem
rechteckigeN Boden; selbstklebender Klettverschluss (gibt es im Handarbeitsladen,
Baumarkt oder Kaufhaus); Doppelseitiges
Klebeband (alternativ: Heißkleber oder
noch ein weiteres Stück Klett); Schere;
Sägemesser; Brettchen oder eine andere
Unterlage; Maßband oder Lineal
Und so geht es:
Als Erstes schneidest du den Boden von
deinem Tetrapack ab. Nun den Karton gut
ausspülen und abtrocknen. Achte darauf,
dass er nicht mehr klebt und sich keine
Reste mehr darin befinden.
Messe nun die Hälfte des Tetrapacks ab,
ohne die obere Lasche. Hier soll das Tetrapack später gefaltet werden. Damit du den
Karton gerade falten kannst, ziehe mit Hilfe
eines Lineals mit einer Klingenseite einer
Schere eine Linie, da wo später die Falte
liegen soll.
Nun knicken. An der Lasche und auf die
Vorderseite klebst du nun den Klettverschluss.
Die beiden entstandenen Geldfächer
kannst du mit einem – passend zurecht­
geschitte­nem – Stück Doppelklebeband
zusammen kleben. Alle abstehenden Ecken
sowie die Verschluss-Lasche können nun
mit der Schere ein bisschen abgerundet
werden.
Jetzt löst du oben die abgeklappten Ecken
und drückst den Karton platt. Dann den
Karton oben aufschneiden. Im Anschluss
schneidest du an drei Seiten jeweils einen
fünf cm breiten Streifen ab. Die vierte Seite Quelle: http://frauliebe.typepad.com/frauliebe/
stehen lassen.
2009/01/tetrapack-geldb%C3%B6rse.html
An den Seiten, die du vorhin nach außen
genickt hast, knickst du nun diese nach
innen. Dann das Ganze glatt streichen.
Idee & Zusammenstellung der Methoden:
Sabrina Potthoff, Referentin
/ SCHWERPUNKT
Vor einiger Zeit ist mir mein Smartphone
hingefallen. Schön auf den Asphalt.
Ergebnis: Schön kaputt!
Macht es mich eigentlich sympathischer,
weil ich etwas Kaputtes mit mir herumtrage? Es weiterhin schätze und benutze?
Und wenn ja, warum? Wenn ich so an
mich selbst denke, dann empfinde ich
auch direkt Sympathie für die Menschen,
denen der dicke Zeh aus dem Socken
guckt, wenn wir mal wieder in irgendeinem
pädagogischen Zusammenhang unsere
Schuhe ausziehen müssen. Macht es uns
menschlicher, auch ein bisschen »kaputt«
zu sein? Gebrauchsspuren zeigen doch,
dass man lebt. Sein Handy nutzt. Auf
Socken unterwegs ist.
Immer hellwach, freudestrahlend und
voller Energie ist doch auch suspekt, oder?
Die Ringe unter den Augen zeigen doch:
»Hey, ich habe was erlebt. Ich habe alles
gegeben. Und jetzt bin ich halt kaputt.«
Das ist sehr menschlich. Und ich weiß ja
auch: Nach etwas Schlaf bin ich wieder
hergestellt – Im Gegensatz zu meinem
Smartphone. Lena Bloemacher & Holger Walz
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
»So ist das Leben!« habe ich mir gedacht
und eine Folie auf das zersplitterte TouchDisplay geklebt, damit ich mir keine
Glassplitter einfange. Seit dem leben wir
miteinander, mein kaputtes Telefon und
ich. Und seit wir zwei zusammen unterwegs sind, ist das kaputte Handy sehr oft
im Gespräch. Fremde Menschen drücken
mir beim Arzt im Wartezimmer ihr Beileid
aus, fischen ihr eigenes, auch schon mal
heruntergefallenes Telefon aus der Tasche
und schon sind wir im Gespräch. In der
Bahn oder im Geschäft werde ich oft
freundlich angelächelt, wenn der Zustand
der Zerstörung des Handys sichtbar wird.
19
Die transparent-Umfrage in
der neuen KjG-Pfarrei Rheinbach
Ich habe eine alte,
silberne Kamera, die
kaputt ist. Ich behalte
sie immer noch, da
ich mit ihr meine
allerersten eigenen
Bilder gemacht habe.
Es ist keine Digitalkamera, man musste die Bilder alle entwickeln lassen und konnte sie sich nicht
einfach am Computer anschauen. Ich
kann mich noch gut daran erinnern, wie
ich auf Klassenfahrten oder im Urlaub
viele Bilder geschossen habe. Obwohl
ich sie nun nicht mehr benutzen kann,
bedeutet sie mir immer noch sehr viel.
Lea Abraham (18)
Ich habe einen Keramikengel, der in
meinem Zimmer stand seit ich sieben
Jahre alt war. Den Engel hat mir meine
Mutter geschenkt. Er kam von einem
besonderen Ort und war ihr wichtig.
Er stand auf meinem Nachttisch. Wenn
ich einschlief, war der Engel das letzte,
was ich sah; wenn ich aufwachte, war
der Engel mein erster Morgengruß. Der
Engel gab mir ein beruhigendes Gefühl
vor Klassenarbeiten, morgens beim Aufstehen und abends beim Einschlafen.
Als er kaputt ging, habe ich es nicht
übers Herz gebracht, ihn wegzuwerfen.
Allerdings fiel er immer mehr auseinander
und da wir Haustiere haben, blieb mir
nichts anderes übrig, als ihn wegzupacken.
Ich war so traurig, dass ein paar Monate
später meine Tante mir einen sitzenden
Bronzeengel auf Stein schenkte. Es war
der Tag meiner Erstkommunion. Mein
neuer Engel steht nun im Regal. Doch
ab und zu schaue ich noch in die Kiste,
ob der andere noch nicht davon
geflattert ist.
Theresa Keusgen (14)
/ SCHWERPUNKT
Unsere neue KjG Pfarrei:
Die KjG Rheinbach
Ich besitze noch mein erstes Kuscheltier mit einer Spieluhr drinnen, das
ich zur Taufe geschenkt bekommen
habe. Die Spieluhr spielt zwar schon
seit Längerem nicht mehr und das
Kuscheltier ist auch insgesamt nicht
mehr gut zusammenhäng­end, aber
als Erinnerungsstück verwahre ich es
noch immer noch in meinem Schrank.
Tobias Bohl (18)
Ich besitze ein altes Kuscheltier,
einen Tiger, das bereits längere Zeit
abgekuschelt ist und schon längst
in den Müll gehört. Dennoch kann
ich mich nicht davon trennen, da
viele Erinnerungen daran hängen.
Désirée Deselaers (17)
Die KjG Rheinbach hat sich am 04. Oktober
dieses Jahres gegründet. Nach mehreren
Monaten der Planung und Vorbereitungen
sind wir zurzeit 30 Leiterinnen und Leiter.
Wir haben zuerst überhaupt einen Jugendverband gesucht, weil wir unter unserem
damaligen Pfarrer keine Messdienerarbeit
mehr machen konnten. Sechs unserer
LeiterInnen hatten zu dem Zeitpunkt schon
eine Leitungsschulung bei der KjG Aachen
gemacht, da mein Cousin uns das empfohlen
hatte. Diese Schulungen und die Menschen
dort haben uns zugesagt, so dass wir nun
bei unserer Suche direkt an die KjG dachten.
Wir haben uns auch über andere Jugend­
verbände informiert, aber uns letztlich
doch deutlich für die KjG entschieden.
Das neue Jahr wollen wir mit viel Mitglieder­
werbung starten, da wir bislang nur die An­meldungen der LeiterInnen haben. Einige
Kinder sind allerdings schon in den Gruppenstunden und werden sich dann nächstes
Jahr anmelden. Unsere erste Aktion ist
ein Themennachmittag unter dem Motto
Die perfekte Minute. Anfang Januar werden
wir mit hauptverantwortlich die Sternsingeraktion in Rheinbach organisieren und Ende
des Monats machen wir einen Ausflug,
das Ziel steht aber noch nicht fest. Im
März veranstalten wir eine Spielenacht,
über Pfingsten gibt es ein viertägiges
Pfingstlager und kurz vor den Ferien noch
ein Abschlussgrillen.
Florian Bohl (20)
Darf man
Kunst
zerstören ?
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Platz machen
22
Es ist eigentlich ein ganz
normaler Tag im Sommer
1970. Doch in einem Krematorium in San Diego in
Kalifornien brennen Bilder
von John Baldessari. Alle
Bilder, die der Künstler
zwischen 1953 und 1966
geschaffen hat und die noch
in seinem Besitz waren.
Hunderte nach seiner Aus­
sage. Sie brennen, weil der
Künstler es so will. Sein
»bisher bestes Werk« nennt
Baldessari dieses »Crema­
tion Projekt«. Die Asche
füllt er in eine Urne.
/ SCHWERPUNKT
Beim Burning Man Festival
in der Wüste Nevadas ist
ein Künstler gleichzeitig ein
»Burner« – ein Verbrenner.
Denn ein Großteil der auf­
wändigen und überwältigenden Skulpturen, die extra für
das Kunstfestival in der Wüste geschaffen werden, hat
nur eine Lebenszeit von etwa
sieben Tagen. Dann kommt
das Feuer und schafft Platz
für neue Ideen, für ein neues
Festival.
Wie kommt es, dass Menschen ihre eigene Kunst
zerstören und diese Zerstörung als die wahre Kunst
empfinden?
Gegenteil. Deshalb können
sich Künstler an ihn und seine Firma wenden und dort
ihre Kunstwerke diskret und
pietätvoll entsorgen lassen:
Sie werden mal geschreddert,
mal gehäckselt, mal im Säurebad aufgelöst. ArtErasa
gestaltet aber auch eigene
Projekte wie zum Beispiel
in Kooperation mit der Stadt
Helsinki, wo im gesamten
Stadtgebiet meterhohe
abstrakte Schneeskulpturen
errichtet wurden, die rund
um die Uhr für Interessierte
zugänglich waren, aber mit
Frühlingsbeginn rückstandsfrei verschwanden: Kunst
von der Natur zerstört.
Stefan Riebel, Gründer der
Firma »ArtErasa« sieht es
so: Kunst brauche Platz und
einen kreativen Freiraum,
um sich entfalten zu können.
Das Klammern an einmal
entstandene Gegenstände
bewirke jedoch genau das
Für das IKZ, das Institut
für Kunstzerstörung in
Berlin, ist Vergänglichkeit
ein natürlicher Prozess des
Lebens. Ihre Philosophie
erklärt die Gruppe so: »Bei
der Kunstzerstörung geht
es darum, ein Bewusstsein
zu schaffen für Dinge, die
zu Ende gehen. Die Trauer
darüber soll zugelassen
werden. Wir zerstören Kunst
nicht aus Lust am Zerstören,
sondern weil oder obwohl wir
sie lieben«.
Das IKZ zerstört nur Originale,
von denen es keine Kopien
mehr gibt. Das Ziel ist aber
nicht Raum für neue Kunst
zu schaffen, sondern durch
die Zerstörung von Kunst
– von Originalen – auf die
Zerstörung anderer Originale,
zum Beispiel auf die Abholz­
ung des Regenwalds oder
die Tötung sogenannter
Nutztiere hinzuweisen. Wer
mag, der kann die Kunst retten, indem sie oder er sie abkauft. Die Hälfte des Erlöses
wird dann für den Schutz der
ebenso wichtigen natürlichen
Originale eingesetzt.
Lena Bloemacher, Diözesanleiterin
www.ikz-berlin.com
Burning Man
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Mittelpunkt des alternativen Kunstfestivals ist die Verbrennung des »Burning Man«, einer bis zu 32 Meter
hohen Holzstatur. 1986 verbrannten 20 FreundInnen eine Figur am Strand, im Laufe der Zeit wurde aus
dieser Idee ein Großevent für bis zu 70.000 Feiernden. Jährlich gibt es ein anderes Thema, nach dem
Kunstwerke geschaffen und präsentiert, Kostüme geschneidert, sogenannte »Mutant Cars« umgebaut und
zur Schau gestellt werden. Auf speziellen »Burning Platforms« wird am Ende des Festivals ein Großteil der
Kunstwerke verbrannt. Wenn die BesucherInnen und AusstellerInnen das Gelände am Ende des Festivals
verlassen, darf nichts zurückbleiben: das Festival hat eine strikte »Leave no Trace-Policy«.
23
Für mehr Infos schaut hier: www.burningman.com
Ständig geht irgend­was
kaputt. Der Drucker
druckt nur noch Nadelstreifen, das Bettzeug
hat ein Loch, und die
Schranktür geht nicht
mehr zu. Wegwerfen?
Nicht unbedingt. Es gibt
nämlich Leute, die sich
solcher kaputten Dinge
annehmen. Man findet
sie in Repair Cafés, die
es mittlerweile in ganz
Deutschland gibt.
Dagmar Langel, die
Gründerin des Repair
Cafés in Köln-Porz,
hat uns von der Arbeit
dort erzählt.
Kleine widerspenstige
Nester
Was passiert im Repair
Café?
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Dagmar Langel, Gründerin
des Repair Cafés.
24
Repair Café Köln-Porz
Glashüttenstraße 20
51143 Köln
Termine & Anfahrt:
repair-cafe.npage.de
Werbevideo:
www.youtube.com/
watch?v=Cpj0QoMzQo4
Langel: Im Repair Café geht
es darum, dass man defekte
Dinge mit Hilfe von Fachleuten repariert. Es kommen
Leute mit defekten Geräten
und fangen an, sie aufzuschrauben, wenn es geht.
Dann sollen sie sie möglichst
mit Hilfe von Fachleuten
selbst reparieren. Das heißt
also, die Leute geben die
Geräte nicht einfach ab,
sondern bekommen auch
Wissen vermittelt.
Wie bist du auf die Idee
gekommen ein Repair Café zu
gründen?
Langel: Ich habe mal einen
Film über Repair Cafés in
den Niederlanden gesehen
und da habe ich direkt
gedacht, das wäre auch
was für Porz. Also habe
ich mit den Niederländern
Kontakt aufgenommen. Es
gab damals in Köln schon
ein Repair Café, und zwar
in der Dingfabrik. Das fand
aber nicht regelmäßig statt,
sondern immer nur, wenn
die Jungs mal Lust und Zeit
hatten. Ich glaube, das waren
sogar in Deutschland die
ersten, die das überhaupt
gemacht haben. Ich habe
mir dann einen Raum
gesucht, kostenlos natürlich,
denn wir machen alles ehrenamtlich und nur gegen Spende. Aus den Niederlanden
habe ich dann ein Infopaket
bekommen, da stand dann
alles Wichtige drin. Ich hab
erst mal im Freundeskreis
rumgefragt, ob es Leute
gibt, die Lust haben, mir
zu helfen. Da gab es auch
/ SCHWERPUNKT
Welche Fachleute sind im
Repair Café anzutreffen?
Langel: Das ist ganz unterschiedlich. Bei uns sind ITlerInnen, ElektronikerInnen
und ElektrikerInnen. Dann
gibt es auch Leute, die von
allem etwas können, also
AllrounderInnen. Eine Zeit
lang hatten wir auch eine
Frau, die nähen konnte. Das
wurde aber komischerweise
bei uns nicht so nachgefragt,
deshalb hat sie das dann
irgendwie wieder drangegeben. Aber bei Bedarf kann
man das immer noch mal
reaktivieren. Eigentlich kann
alles, was man ins Repair
Café rein schleppen kann,
auch repariert werden – falls
die Fachleute da sind. Nur
gehen wir eben nirgendwo
hin. Die Leute müssen
schon zu uns kommen.
Und was könnt ihr zum Beispiel nicht reparieren?
Langel: Es gibt ja immer
Sachen, die wirklich total
defekt sind, da kann man
dann nichts mehr machen.
Die älteren Sachen, die noch
Qualitätsarbeit waren, kann
man sehr gut reparieren.
Heutzutage legen die Firmen
es ja auch darauf an, möglichst alles so zu verschweißen, dass man nirgendwo
mehr drankommt. Jede
Firma hat zum Beispiel auch
ihre eigenen Schrauben. Da
muss man unglaublich viele
Torx haben, damit man auch
alle Schrauben irgendwie
loskriegt. Früher waren die
Schrauben ja genormt. Mittlerweile ist das nicht mehr
so. Aber ich würde sagen so
60 Prozent der Dinge, die
bei uns ankommen, können
wir auch reparieren.
Was war das Verrückteste,
das ihr jemals repariert
habt?
Langel: Es kam mal ein Mädchen mit einem Motorroller.
Sie konnte den Motorroller
nicht starten und da hatte
sie die glorreiche Idee,
den zu uns zu schieben.
Die Jungs konnten ihr
tatsächlich helfen, und sie
war ganz glücklich, dass
sie ihren Motorroller wieder
benutzen konnte. Es kamen
auch schon Leute mit einem
Trockner an. Den hatten sie
auf eine Sackkarre geladen.
und die Ressourcenschon­
ung. Heutzutage wird viel zu
viel weggeworfen. Es wird
auch so produziert, dass
man es möglichst schnell
wegwirft, weil die Konzerne
einzig und allein darauf
bedacht sind, noch mehr
Geld zu machen. Es geht gar
nicht mehr darum, haltbar
zu produzieren, sondern es
geht einfach nur um Geld.
Dem etwas entgegenzusetzen und dem Konsum,
dem die Leute ja auch
unterliegen, das gefällt mir
am allermeisten. Kennst du
Asterix und Obelix? Kennst
du das kleine widerspenstige
Dorf in dem sie leben? So
sehe ich Repair Cafés:
Kleine widerspenstige Nester
gegen die großen Konzerne.
Hast du sonst noch etwas
Interessantes über das
Repair Café zu erzählen?
Was gefällt dir an der
Arbeit im Repair Café?
Langel: Wir haben ein paar
Preise bekommen. Man
sieht also auch, dass das
Engagement sich lohnt und
dass man auch Auszeichnungen bekommt. Das finde
ich schön. Und wenn du was
zu reparieren hast, kommst
du mit der Linie 7 bis Porz
Markt oder Zentrum, und
dann bist du direkt an der
Glashütte. Ist ganz leicht
mit der Bahn zu erreichen.
Langel: Mich leiten am allermeisten der Umweltgedanke
Interview: Hannah Mühlbeyer,
transparent-Redaktion, KjG Sindorf
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
drei oder vier und mit der
Zeit haben sich dann immer
mehr Leute eingefunden,
auch durch Werbung und
Fernsehberichte. Jetzt haben
wir so einen Stamm von etwa
20 Leuten, die natürlich
nicht alle immer da sind.
25
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
»Das Adjektiv kaputt bedeutet‚«
so heißt es in der Wikipedia
»entzwei, zerbrochen, zerrissen,
zerstört: Ein vormals funk­
tionierender Zustand ist weg
( … ). Das Wort drückt einen
endgültigen oder zumindest
nicht nur vorübergehenden
Zustand aus, der eine
Reparatur erfordert.«
26
Zu retten,
was
verloren
ist
Auch die Bibel kommt sehr schnell zur
Sache: Ihre Geschichten erzählen oft von
zerrissenen, kaputten Verhältnissen. Adam
und Eva müssen das Paradies verlassen.
Noah entgeht nur durch den Bau einer
Arche der Sintflut, die das Leben um ihn
herum vernichtet. Kain erschlägt, von
Neid und Eifersucht rasend, seinen Bruder
Abel. Die Bibel berichtet von Kriegen und
Massakern, von der Zerstörung von Städten
und Landstrichen, von Hinterlist, Gier und
Mordlust. Auch die Umstände der Geburt
Jesu zeigen eine Welt von Flucht, Vertreibung und sozialer Ausgrenzung. Und sein
Leben endet in einem gewaltsamen Tod.
Aber in der Bibel geht es nicht um Reparatur, sondern um Neuerschaffung: »Dann
erwarten wir, seiner Verheißung gemäß,
einen neuen Himmel und eine neue Erde,
in denen die Gerechtigkeit wohnt« (2 Petr 3,
13). Wenn Gottes Gerechtigkeit da ist, wird
die Erde verwandelt.
/ SCHWERPUNKT
Ohr verstopft, um keinen Mordplan zu
hören, und die Augen schließt, um nichts
Böses zu sehen: der wird auf den Bergen
wohnen, Felsenburgen sind seine Zuflucht;
man reicht ihm sein Brot und seine
Wasser­quelle versiegt nicht« (Jes 33,15f.).
Jesus macht genau da weiter. Nehmen wir
zum Beispiel die Geschichte mit Zachäus,
dem Zöllner. Durch sein korruptes zerstöre­
risches Verhalten hat er das Leben vieler
Menschen ruiniert. Und gerade bei dem
lädt Jesus sich ein. Seine Begründung:
Er sei gekommen, wie er sagt, um »zu
suchen und zu retten, was verloren ist
(Lk 19,10).« Mit anderen Worten: Sich um
das zu küm­mern, dem niemand mehr eine
Chance gibt, weil es total kaputt ist. Jesus
ist davon überzeugt: Das Reich Gottes ist
angebrochen, in dem eben Gottes Idee
der Gerechtigkeit Wirklichkeit wird. Da ist
nichts und niemand mehr kaputt, zerrissen,
zerstört – keine Pflanze, kein Tier und kein
Mensch. Und jeder soll mitmachen, dass
immer mehr Heiles das Kaputte verdrängt.
Ob er oder sie nun Adam oder Kain heißt,
Eva, Zachäus oder – sagen wir – Tina
oder Paul.
Peter Otten, Geistlicher Leiter
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Die Geschichten der Bibel handeln vom
Leben der Menschen und reflektieren es.
Und im Leben von Menschen gibt es viel
Schönes, aber eben auch viel Kaputtes,
damals wie heute auch. Und schon die
Bibel gibt den Leserinnen und Lesern
nicht die Illusion, in einer perfekten Welt
zu leben. Die paradiesischen Zeiten dauerten eben nur einen Wimpernschlag. Aber
die Bibel lässt auch keinen Zweifel daran,
wer der­jenige ist, der alles, nun ja: eben
immer kaputt macht. Es ist nicht ein etwa
rachsüchtiger oder zynischer Gott – es sind
die Menschen, die den Gedanken von der
Gerechtigkeit Gottes verwerfen: »Weh dir,
der du immer zerstörst und selbst nie zerstört worden bist«, sagt etwa der Prophet
Jesaja. »Weh dir, du Empörer, gegen den
sich noch niemand empört hat. Denn wenn
du alles zerstört hast, wirst du selbst zerstört. Wenn du das Ziel deiner Empörung
erreicht hast, wirst du selbst zum Ziel
einer Empörung« (Jes 33,1). Der biblische
Gott ist ein Gott, der Gerechtigkeit für die
kaputte Welt und die erschöpften Menschen will: »Wer rechtschaffen lebt und
immer die Wahrheit sagt, wer es ablehnt,
Gewinn zu erpressen, wer sich weigert,
Bestechungsgelder zu nehmen, wer sein
27
Die Lust an der
Zerstörung
Ina Neumann über die Ursachen
von Vandalismus
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Denkt man an Vandalismus, schweben
einem Begriffe vor wie Mutwilligkeit, Zerstörungswut, Aggressionsabbau oder gar Böswilligkeit. Beleuchtet man die Hintergründe
der Taten, kommt man allerdings zu einem
gänzlich anderen Schluss. Zunächst ist es
wichtig, zwischen bloßer Sachbeschädigung
und Vandalismus unterscheiden zu können.
Da gibt es tatsächlich einen Unterschied?
28
Aber ja, sogar einen sehr gravierenden:
»Bloße« Sachbeschädigung ist eine Tat,
die einem weiteren Zweck zugrunde liegt
– zum Beispiel das Knacken eines Fahrradschlosses, um das Fahrrad zu klauen.
Vandalismus hingegen hat viele psycholo­gische Hintergründe.
Pure Zerstörung scheint oftmals motivlos
und mutwillig zu sein. Menschen, die Dinge
zerstören und beschmieren, schlichtweg
kaputt machen, die ihnen nicht gehören:
"Warum machen die das?"
Jugendliche werden im Zusammenhang mit
Vandalismus oft erwähnt. Gerade in dem
Alter ist es nicht unüblich, sich ohnmächtig
zu fühlen gegenüber der Schule, dem
Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin, vielleicht
sogar gegenüber den Eltern. Hier kommt
Vandalismus ins Spiel: Durch die Zerstörung
fremden Eigentums versichern sich die
TäterInnen der alleinigen Kontrolle ihrer
Umwelt. Sie entfliehen aus einer scheinbar
andauernden Ohnmacht. Oft sehen sich
/ SCHWERPUNKT
Durch die Zerstörung verschaffen sich die
Menschen negatives Gehör – aber sie ver­schaffen sich Gehör und genau darum geht
es. Wenn alles gut läuft, fällt man durch
Leistung auf, wenn das allerdings ausbleibt,
greifen viele Menschen zu anderen Mitteln
– Vandalismus ist so ein Mittel. Vor allem
Jugend­liche fühlen sich von der Gesellschaft,
dra­matisch dargestellt von der ganzen Welt,
nicht verstanden und sie verstehen im Gegenzug die Welt nicht. Sie treten durch den
Vandalismus eine Art Kampf gegen die Welt
an und entlasten sich so selbst, die Zerstörung entlastet sie von inneren Konflikten.
Es gibt einen zentralen Bereich in der
Jugendhilfe vieler Städte, die sich oftmals
mit vandalierenden Jugendlichen auseinan-
der setzt. Im Streetwork, auch bekannt als
mobile oder aufsuchende Jugendarbeit,
gehen SozialarbeiterInnen auf die Straße
und suchen dort den Kontakt zu Jugendlichen. So weit, so gut. Aber was hat das jetzt
mit Vandalismus zu tun? Die Sozialarbeiter­
Innen, die in der mobilen Jugendarbeit
eingesetzt sind, sehen sich nicht als Instanz,
um die Jugendlichen zurecht zu weisen,
sondern als VermittlerIn­nen. Sie stehen
erstmal auf der Seite der Jugendlichen.
So können sie zwischen den vandalierenden
Jugendlichen und den AnwohnerInnen oder
der Stadt vermitteln. Hier wird oft deutlich,
dass es sich häufig um Jugendliche aus
schwierigen Verhältnissen handelt. Sie sind
oft auf der Straße anzutreffen, auch im
Winter. Ich finde, man sollte sich überlegen,
ob man vandalierende Menschen verurteilt
oder erstmal darüber nachdenkt, was die
Hintergründe und Ursachen dafür sind,
dass Menschen Lust an Zerstörung haben.
Ina Neumann, transparent-Redaktion,
KjG St. Konrad in Hilden
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
vandalierende Menschen in der Rolle des
gesellschaftlichen Opfers, mit wenig emo­
tionalen Bindungen und ohne Erfüllung
durch Hobbies oder einen Job, den man
gerne macht.
29
Entdecktes /
If you give
a little love …
Ein Kurzfilm, der uns daran erinnert, dass
man durch Kleinigkeiten einem anderen
Menschen eine Freude bereiten kann. Oft ist
es ganz einfach: Einer alten Dame den Platz
im Bus anbieten oder jemandem helfen, der
verzweifelt nach dem Weg sucht. Warum
gehen wir an jemandem vorbei, der Hilfe
benötigt? Haben wir nicht fünf Minuten
übrig, in denen wir mal nicht nur an uns
selbst denken?
TRANSPARENT / VIER 2014
Kaputt
Kai Zander, transparent-Redaktion,
KjG St. Konrad Hilden
www.youtube.com/watch?v=y_JAlTxc1k4
viele Begriffe aufschreiben. Dabei ist Schnellig­keit und vor allem Kreativität gefordert. Mögliche Aufgaben sind z.B. »Alles, was hüpft
und springt« oder »Wörter, die auf -ung
enden«. Es geht aber nicht nur darum, wer
die meisten Begriffe findet, sondern wer am
Ende richtig geschätzt hat, wie viele seiner
Begriffe noch niemand vorher genannt hat.
Ein bisschen pokern muss man also auch.
Vor allem aber müssen die Begriffe ungewöhnlich sein, damit kein anderer sie einem
Wer Brainstorming mag, wird »Haste
wegschnappt. Wer also bei hüpfenden und
Worte?« lieben. Und wer bei dem Wort
springenden Dingen nicht nur an »Flummis«
Brainstorming an mittelmäßig interesund »Frösche« denkt, sondern z.B. auch an
santen Englisch-Unterricht denkt, ist
»Gedanken«, ist schon auf einem guten Weg!
auf dem Holzweg.
Oft kann man sich nur wundern, wann das
Gehirn welche Wörter ausspuckt und woher
Bei diesem Spiel für drei bis acht Personen
geht es nämlich darum, sein Hirn mal richtig zum Teufel man die eigentlich kennt. Dieses
Spiel hat das Potential, an manchem
durchzupusten, um Wörter zu finden, die
kein anderer findet. Es werden Oberbegriffe grauen Winterabend die Laune zu heben.
genannt, zu denen die SpielerInnen dann
Hannah Mühlbeyer, transparent-Redaktion,
bis zum Ablaufen der Sanduhr möglichst
KjG Sindorf
Haste
Worte?
30
Der Kurzfilm mit dem Titel »If you give a little
love you can get a little love of your own«
weist genau auf dieses Problem hin und
stiftet zum Nachdenken an. Die Musikunter­
malung von »Noah and the Whale«, passt
genau zu der Stimmung des Films. Schau
dir den Film an und denk darüber nach.
/ impressum
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der KjG-Diözesanstelle
r,
l.n.r.) : Max Pilge
odell der KjG (v.
es
dr
An
Das Drei-Säulen-M
r
lke
Vo
Bloemacher und
Peter Otten, Lena
Tel 0221.1642 6432 / Fax 0221.1642 6841
[email protected] / www.kjg-koeln.de
Öffnungszeiten
Mo – Do 9 –13 Uhr + 14 –17 Uhr; Fr 9 –13 Uhr
Diözesanleitung
Peter Otten (Geistlicher Leiter), Lena Bloemacher,
Volker Andres, Max Pilger
ReferentInnen Julia Mölders (Presse- & Öffentlichkeitsarbeit)
Thomas Pieger (Bildungsstätte „Haus Sonnenberg“)
Sabrina Potthoff (Schulungsarbeit)
Holger Walz (Gesellschaftspolitische & theologische Themen,
Gender Mainstreaming)
Finanzen/Personalverwaltung Claudia Gerlach
Sekretariat
Martina Coutellier (Bestellungen, Verkauf, Ausleihe)
Anna Struck (Mitgliederbetreuung)
Brigitte Steven (Mitgliederbetreuung, Organisation Diözesan
konferenz und -ausschuss)
Haus Sonnenberg
Christoph Niesen (Buchungen)
Redaktion
Sven Averdung, Steffi Maier (Redaktionsleitung), Hannah Mühl­beyer, Irina Neumann, Max Pilger (Diözesanleitung, v.i.S.d.P.),
Alexander Stiehl, Kai Zander, Valentina Zehner
Korrektur Brigitte Steven
Endredaktion Lena Bloemacher, Steffi Maier
Layout Verena Dreikauß
Titelbild pencake / photocase.de
Druck Die Umweltdruckerei
Auflage 1.400 Exemplare
Anschrift
Redaktion transparent, Steinfelder Gasse 20 – 22, 50670 Köln
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geben nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion oder Herausgeberin wieder. Die Weiterverwendung der Artikel
in anderen KjG-Medien ist erwünscht.
Wir bitten um Quellen­angabe und
Zusendung von Belegexemplaren.
transparent wird herausgegeben von der Diözesanleitung der Katho­lischen
jungen Gemeinde im Erzbistum Köln und richtet sich als Meinungs- und
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