vier /2014
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DURCHSCHAUBARES FÜR KJGLER/-INNEN DES DIÖZESANVERBANDES KÖLN vier /2014 aktuelle Infos auch unter kjg-koeln.de/aktuelles/kalender terminE 2015 Januar 2015 16. - 18.01. Gruppenleitungsschulung Köln 17. + 18.01. Regionalkonferenz Bonn 21. + 22.01. Regionalkonferenz Leverkusen 23. – 25.01. Diözesanausschuss Haus Venusberg Bonn 29.01. Schulung zur Mitglieder-Datenbank (MiDa) Kolping-Bildungswerk Köln 30.01. – 01.02. Gruppenleitungsschulung Leverkusen FEBRUAR 2015 20. – 22.02. Gruppenleitungsschulung Rhein Sieg 21.02. Schulung zur Präventionsverordnung Diözesanstelle Köln 23.02. Treffen der neuen TeamerInnen von »Wir werden Klasse« Diözesanstelle Köln 25.02. Diözesanausschuss Diözesanstelle Köln MÄRZ 2015 06. – 08.03. Schulung zur Mitglieder-Datenbank (MiDa) Kolping-Bildungswerk Köln Gruppenleitungsschulung Rhein Sieg 07.03. Regionalkonferenz Köln 13. – 15.03. Gruppenleitungsschulung der Regionen Düsseldorf, Köln und Neuss 14. – 15.03. Diözesanausschuss Gästehaus St. Georg, Köln 20. – 22.03. KjG-Bundesrat 22.03. Schulung zur Präventionsverordnung Diözesanstelle Köln 27. – 29.03. Gruppenleitungsschulung der Region Düsseldorf 01.03. APRIL 2015 09.04 17. – 19.04. BILDNACHWEISE, transparent Ausgabe 4 / 2014 Diözesanausschuss Diözesanstelle Köln Diözesankonferenz Haus Venusberg Bonn pencake/photocase.de (Titel), suschaa/photocase.de (3), KjG Region Oberberg (4), misterQM/photocase.de (5), hasselblad15/ photocase.de (6), Natascha Peters/privat (10), Raphael Breyer (11), Thomas Wieczorek (12), BDKJ DV Köln (13), Erzbistum Köln / Robert Boecker, http://bilder.erzbistum-koeln.de (14), knallgrün / photocase.de (21), zettberlin/photocase.de (22/23), Dagmar Langel/privat (24), complize/photocase.de (26/27), birdys/photocase.de (27), prokop/photocase.de (26) / editorial Es ist ein Mittwochabend im Oktober. Steffi von der transparent, unser früherer Kollege WolfWENN EIN KOMET EINSCHLÄGT gang und ich stehen im schummrigen Studio 672 ALLES IN FLAMMEN STEHT UND und freuen uns auf das Konzert von Jens Friebe. WIR FLIEHEN »Bevor es hier losgeht: Ich brauche noch Ideen für die neue transparent zum Thema Zerstörung«, AUS DER KAPUTTEN STADT fordert uns Steffi heraus. »Der Elefant im UND BAUEN SACHEN AUS SCHROTT Porzellanladen?«, »Autopanne auf der LandUND FÜHREN KRIEGE UM BENZIN straße?«, »Hooligans im Stadion?« – Nun ja. Aber Wolfgang und ich kommen langsam in Fahrt: WAS DANN, WAS DANN, WAS DANN »Abrissbirne versus Stahlbeton?«, »Dekonstruktion als Deutungsmuster individueller Lebensentwürfe?«, »Jaaa. Und dann hacken wir noch in jede druckfrische transparent ein Loch!« Unsere Augen leuchten. »Irgendwie müssen wir auch den tollen Jens Friebe in die transparent reinbringen!« Jetzt leuchten Steffis Augen. Wolfgang und ich dagegen sind überfragt: »Was hat er denn nun mit Zerstörung zu tun?« WAS WENN ES ZUENDE GEHT Die oben stehenden Textzeilen stammen aus dem Song »Warum zählen die rückwärts, Mammi« von einem gewissen Jens Friebe. Damit ist er also Teil dieser transparent-Ausgabe. – Bitte sehr, Steffi. Gern geschehen. Aber jetzt, was wirklich in die transparent gehört: Warum manche Menschen Lust dabei verspüren, fremde Dinge zu zerstören – Ina Neumann sucht nach den Ursachen von Vandalismus (S. 28). Andere wiederum finden ihre Berufung darin, kaputte Alltagsgegenstände instand zu setzen. Darüber sprachen wir mit Dagmar Langel, die ein Repair- Café eröffnet hat (S. 24). Weniger um defekte Drucker und geflickte Hosen, sondern um das Große und Ganze geht es in »Zu retten was verloren ist« (S. 26): Menschen schlagen sich die Köpfe ein, ganze Städte werden zerstört und eine Sintflut begräbt alles Lebendige unter sich. Doch die Bibel erzählt auch von einem Menschen, der sich dem Kaputten und Zerrissenen in dieser Welt annimmt und eine Chance gibt. Und diese Geschichte beginnt mit Weihnachten. In diesem Sinne wünsche ich euch ein frohes und heilsames Weihnachtsfest und viel Spaß beim Lesen dieser transparent! Holger Walz Bildungsreferent Konferenz im Kloster Die Region Oberberg tagte in Ommerborn »Das Kloster lebt!« lautete die Ankündigung zur Regionalkonferenz Oberberg im Kloster Ommerborn. Und nicht nur das Kloster lebt, sondern der gesamte Regionalverband Oberberg. Etwa 20 Delegierte kamen zusammen, um über die Zukunft der Region zu beraten und zu entscheiden. Hierbei beschäftigten sich die Delegierten schwerpunktmäßig mit der Frage, wie die zukünftige Arbeit des Regionalverbandes aussehen soll und die Zusammenarbeit untereinander gestärkt werden kann. Mit den Ergebnissen werden sich die Regional leiter Kai Rolshofen und Matthias Horn, der in seinem Amt bestätigt wurde, gemeinsam mit dem stark aufgestellten Regionalausschuss im kommenden Jahr beschäftigen. Neben der inhaltlichen Arbeit durften eine Party am Samstagabend, zu der viele Gäste kamen, sowie ein Gottesdienst am Sonntag nicht fehlen. Am Ende dankte die Konferenz Norbert Fink, der die Region viele Jahre als Geistlicher Leiter mitgestaltet hat und auf der Konferenz verabschiedet wurde. Volker Andres, Diözesanleiter Klein, aber effektiv TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Die 4 Geschäftsführerin und KassenprüferInnen konnten schnell und unkompliziert beantworRegionalkonferenz in Rhein Erft tet werden und auch die Antragsdiskussion und die Wahlen liefen erfolgreich ab. Leider ließ sich auch in diesem Jahr keinE KandidatIn In der KjG-Region Rhein-Erft gibt es sieben für die Regionalleitung finden. Der RA aber Pfarreien. Zur Vorbereitung auf die Regional- ist gut besetzt mit drei Männern und vier konferenz (Reko) nahm der Regionalausschuss Frauen, die sich im kommenden Jahr für (RA) in diesem Jahr mit allen Pfarreien perdie Belange der Region einsetzen wollen. sönlich Kontakt auf, es gab Treffen und Gespräche, so dass der RA die PfarrleiterInnen Die Satzung der Region wurde dahingehend geändert, dass sich zukünftig auch so und interessierte KjGlerInnen persönlich zur genannte pfarrähnliche Gruppierungen der Konferenz einladen konnte. Mit dem großen KjG Rhein Erft anschließen können. Ganz Erfolg, dass fünf von sieben Pfarreien mit ihren VertreterInnen auf der Reko anwesend konkret ist die Gründung einer Regionalen Gruppe geplant, in der KjGlerInnen, deren waren. Damit war die Beschlussfähigkeit so deutlich überschritten, wie schon lange nicht Heimatpfarrei sich aufgelöst hat, ein Zuhause finden, um weiterhin die KjG und die mehr – der persönliche Kontakt hat sich Region Rhein Erft zu unterstützen. Außermehr als gelohnt. Dies schlug sich auch in der konstruktiven und sehr guten Stimmung dem haben Pfarreien die Möglichkeit, ihre der Konferenz nieder. Alle saßen gemeinsam Mitgliedschaft auf Regionalebene ruhen zu lassen. Lena Bloemacher, Diözesanleiterin an einem großen Tisch, Fragen an den RA, Kinder ernst nehmen und ihnen zuhören / kjg Verbandsleben Erstgespräche mit Opfern von sexualisierter Gewalt sind heikel, darum hat sich das Präventionsteam der KjG in der Gesprächsführung fortgebildet. 2 / Nur zuhören. 1 / Wenn sich ein Kind dir anvertraut, dann ist das ein großer Schritt für das Kind. Stell deine Gefühle hinten an. Ausbrüche wie Oh Gott! Wie furchtbar! können dem Kind signalisieren, dass du das, was es erlebt hat, möglicherweise nicht aushältst. Damit kommst du als GesprächspartnerIn nicht mehr in Frage. Bleib empathisch und signalisiere, dass du das Kind ernst nimmst und ihm glaubst. 3 / Stell nach Möglichkeit immer offene Fragen. Offene Fragen sind z.B. alle W-Fragen: Was ist passiert? Wer war alles im Raum? Wo wart ihr zu diesem Zeitpunkt? Aber auch allgemeine Aufforderungen wie Erzähl doch mal. Offene Fragen verhindern, dass das Kind die Unwahrheit sagt, weil es sich nicht genau erinnert, du ihm in der Frage aber etwas anbietest: Hat er dich dann angefasst? Auch das kann dazu führen, dass spätere Aussagen nicht mehr verwertbar sind. Besser wäre: Was ist dann passiert? Und später: Du hast erzählt, dass er dich angefasst hat. Wo hat er dich angefasst? TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Auf jeder Ferienfreizeit kann es passieren, dass Kinder und Jugendliche ein besonderes Vertrauensverhältnis zu einer Leiterin oder einem Leiter entwickeln und ihn oder sie aussuchen, um nach Hilfe zu suchen. Wenn ein Kind oder Jugendlicher Opfer sexualisierter Gewalt geworden ist, gibt es einige wenige Grundsätze der Gesprächsführung, die es zu befolgen gilt. Wer sich an diese Regeln hält, kann guten Gewissens so genannte Erstgespräche führen. Fang nicht an, das, was das Kind erzählt, für dich zu deuten oder zu interpretieren. Wenn du die Vermutungen, die du entwickelst, in das Gespräch einfließen lässt, wird das Kind möglicherweise verwirrt und erinnert sich bei späteren Aussagen an Dinge, die gar nicht geschehen sind. Dann wird die Aus sage des Kindes vor Gericht unbrauchbar. 5 4 / Frag nach konkreten Situationen, Gefühlen oder Gedanken. Hier kannst du schnell einen Eindruck davon gewinnen, ob das Kind dir gerade einen Bären aufbindet oder ob etwas dahinter steckt. Gefühle und Gedanken lassen sich viel schwerer erfinden als eine reine Beschreibung von Handlungen. Darüber hinaus kannst du das Kind so motivieren, weiterzuerzählen, ohne detailierte Fragen stellen zu müssen: Ich kann mir das noch nicht so genau vorstellen. Kannst du mir das nochmal beschreiben, so als ob ich das in einem Film sehen würde? Oft kommen so Einzelheiten oder Details ganz von selbst zur Sprache. TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt 5 / Bleib immer transparent. 6 Erzähl dem Kind, was du vor hast, sag ihm offen, dass du in bestimmten Fällen verpflichtet bist, dir Hilfe zu holen oder den Fall weiter zu melden. Versprich nichts, was du nicht halten kannst! Das zerstört das Vertrauen. Und vor allem: Lass dich beraten und hol dir Hilfe, bleib nicht alleine mit der Situation. Du kannst dich gerne in der KjG Diözesanstelle melden, wir stehen zur Verfügung. Max Pilger, Diözesanleiter Eine Opferperspektive einnehmen und den Opferschutz an erste Stelle setzten – das ist ein zentraler Punkt der Präventionsschulungen, die das Präventionsteam der KjG in Köln in allen Gruppenleitungsschulungen durchführt. Auch das Präventionsteam bildet sich weiter: Gemeinsam mit Frau Kluck, die als Diplom-Psychologin rechtspsychologische Gutachten zur Glaubwürdigkeit von Aussagen Opfern sexualisierter Gewalt erstellt, besprach das Team, worauf es in Gesprächen mit Opfern ankommt. Neue Kurse zur Präventionsschulung findet ihr auf Seite 2 bei den Terminen. / kjg Verbandsleben Advents— zeit ist Friedens— zeit Das Friedensquartett der KjG In vielen Teilen der Welt ist gerade kein Frieden: In Syrien, in der Ukraine oder in Israel und den palästinensischen Gebieten. Als diesjähriges Adventsprojekt haben wir ein Kartenspiel rund um den Frieden erstellt, mit dem Kinder »Schwarzer Peter« oder »Quartett« spielen können. Das Friedensquartett kannst du für dich oder deine Gruppenkinder kostenlos bestellen – per Mail an [email protected] und solange der Vorrat reicht (also auch nach der Adventszeit). Holger Walz, Referent TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Und auch bei uns gehen Kinder und Erwachsene nicht immer friedlich miteinander um. In der KjG wollen wir hinschauen, über Krieg und Frieden reden, selbst fair zuein ander sein – aber auch mit dem Frieden Karten spielen. Denn Adventszeit ist Friedenszeit. 7 Über den Workshoptag zum Thema »KjG & sexuelle Vielfalt« TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Ein Sonntag im anyway 8 Schwul, lesbisch, bi – wie tolerant bin ich, wie tolerant sind wir als KjG gegenüber Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung? Und warum ist dies überhaupt Thema in unserem Verband? Zwanzig KjGlerInnen verbringen zu diesen und weiteren Fragen einen Sonntag im schwul-lesbischen Jugendzentrum »anyway« in Köln. Der Ausschuss KjG & sexuelle Vielfalt hat zu diesem Workshop tag am 16. November eingeladen. Als ExpertInnen sind das Kölner AufklärungsTeam »SchLAu« sowie Pfr. Christoph Simonsen, der im Bistum Aachen für die Seelsorge Homosexueller beauftragt ist, dabei. In dessen Workshop wird deutlich: Es ist schwierig, auf Grundlage des kirchlichen Lehramtes einen Wandel im Umgang mit Homosexuali tät anzustoßen. Denn demnach gäbe es keine andere Beziehungsform als die Ehe von Mann und Frau. Aber: »Als Gläubige können wir es auch so sehen: Gott hat jeden Menschen so geschaffen, wie er ihn oder sie / kjg Verbandsleben gerne hätte«, sagt der Theologe. Und dazu gehöre dann auch die sexuelle Orientierung. »Mit welcher Person würdet ihr euch gerne auf einen Kaffee treffen?« fragt Hannah zu Beginn des SchLAu-Workshops und deutet auf die am Boden liegenden Fotos. Zu sehen sind Menschen, die nicht den gängigen Rollenbildern von Männern und Frauen entsprechen. »Und könnt ihr den Personen ihre sexuelle Orientierung zuordnen?« In der Auswertung geht es um Vorurteile. Wir machen uns Bilder von anderen. Dies ist okay, denn es ordnet und strukturiert unser Denken. Aber wir müssen auch flexibel dabei bleiben und dürfen uns nicht von vorgefertigten Bildern in unserem Handeln leiten lassen. Dann kommen Hannah und ihre Team-KollegInnen auf Situationen zu sprechen, die auch unsere KjG-Arbeit betreffen: Jemand aus der Leitungsrunde outet sich. Ein Leiter der kommenden Ferienfahrt ist schwul und Eltern stellen Fragen. Ganz gleich, worum es geht: Wir wollen klar machen, dass wir hinter schwulen, lesbischen und bisexuellen Menschen in unseren Teams, in unserem Verband stehen. Christoph Simonsen gibt der KjG mit auf den Weg: »Kleine Arbeitsgruppen – so wie ihr sie heute als KjG seid – sind Lichtfunk en!« Wir könnten mit unserem Engagement zeigen, dass Homosexuelle willkommen sind, und so auch innerhalb der Kirche etwas bewegen. Einen rundum positiven Eindruck hinterlässt der Tag im »anyway« auch bei KjGler Sven: »Das Programm war gut gestaltet und bot tolle Anregungen für weitere Gespräche über sexuelle Orientierungen. Und viele berichteten dazu aus ihrer KjG.« Also: KjG und sexuelle Vielfalt – das ist ein Thema. Sven Averdung, Holger Walz Ausschuss »KjG & sexuelle Vielfalt« DerAusschuss wurde auf der Diözesankonferenz 2014 gewählt. Er erarbeitet nun einen Vorschlag, wie wir als Kinder- und Jugendverband für sexuelle Vielfalt eintreten und handeln wollen. Dieser Antrag wird auf der Diözesankonferenz 2015 diskutiert. Das »anyway« liegt in der Kölner Innenstadt (nähe Friesenplatz) und ist das erste und größte Jugendzentrum in Europa für lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche. schlau-koeln.de »Gott hat jeden Menschen so geschaffen, wie er ihn oder sie gerne hätte«, sagte Pfr. Christoph Simonsen (re.) in seinem Workshop. klärt über schwul-lesbische Lebensweisen auf, um Vorurteile abzubauen. Das ehrenamtliche Team arbeitet vor allem mit Schulklassen. TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt anyway-koeln.de 9 Moderation sichert Partizipation Eine Gremiensitzung dauert viel länger als ursprünglich geplant. Die Diskussion dreht sich seit Stunden im Kreis. Es stellt sich die Frage, worum es überhaupt geht. Und sowieso diskutieren immer nur die Gleichen, Andere sagen nie ihre Meinung … TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Kommt euch das bekannt vor? Aufgrund solcher und ähnlicher Erfahrungen bin ich ein großer Fan der Moderationsmethode geworden. Moderation ermöglicht echte Partizipation in kommunikativen Prozessen und schafft es, das Erfahrungswissen und die Kreativität einer gesamten Gruppe für die Lösung einer Frage nutzbar zu machen. 10 Aber Achtung: Moderation ist mehr als nur Gesprächsleitung! Letztere beschränkt sich in der Regel auf das Aufrufen der TOPs, das Führen einer Redeliste und die Beachtung des vorgegebenen Zeitfensters. Moderation hingegen gestaltet und steuert aktiv die Gesprächsprozesse von Gruppen mit dem Ziel, dass die besten Problemlösungen gefunden und mehrheitsfähige Entschei dungen getroffen werden. Besonders gefällt mir die Haltung und Rolle, die eine Moderatorin/ein Moderator in einen Mit dem Ziel, Sicherheit in der Leitung von Gremien zu gewinnen, hat sich der Diözesan ausschuss zum Thema »Moderation« fortgebildet. Die Referentin Natascha Peters, ehemalige BDKJ-Diözesanvorsitzende in Köln, erzählt, was ihr bei diesem Thema besonders am Herzen liegt. Gesprächsprozess einnimmt. Sie/Er » verhält sich immer neutral (Wertungen von Beiträgen sind untersagt, es gibt keine Bevorzugungen, etc.), » vertraut uneingeschränkt auf die Problemlösungsfähigkeit der Gruppe, » stellt kreative Fragen, » ist authentisch, » nutzt Konflikte als Chance für gemeinsame Veränderungen, » sorgt für die Beachtung von Kommunikationsregeln, » stellt sich in den Dienst der Gruppe und » hat Vorbildfunktion in der Art und Weise, wie sie/er selbst kommuniziert. Moderation bindet alle gleichermaßen ein, »Herrschaftswissen« wird von Gruppenklugheit abgelöst. Damit unterstützt die Moderationsmethode das Demokratielernen an allen Orten, wo sie Anwendung findet. Natascha Peters / kjg Verbandsleben Fremdenfeindlichkeit? Deutlich demonstrierten die katholischen Jugendverbände diese Haltung mit der MobCologne, die im September stattfand. Bunt gemischt war der KjG-Diözesanverband am Start: Aus dem Diözesanausschuss, der Leitung und vielen anderen KjGZusammenhängen waren Leute vertreten. Start am Kölner Hauptbahnhof: Viele bekannte Gesichter. Die Bibel als Erkennungszeichen? Brauchen wir nicht, denken wir zunächst. Aber dann, kurz bevor es losgeht, stehen doch noch andere Menschen mit einer Bibel in der linken Hand. Der BDKJ ist größer, als man so denkt. Schnell noch das MatthäusEvangelium suchen: Wie ging das nochmal mit den Zahlen vor und nach dem Komma? Und schon ist es 14:20 Uhr und alle fangen an, zu singen und aus der Bibel vorzulesen. TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Nicht mit uns. nicht bei uns. Beschlossen wurde die Aktion auf der Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), um ein weiteres Mal ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. 11 Die nächste Station ist in der Steinfelder Gasse. Bei schönstem Sonnenschein gibt es erst mal Kaffee und Kuchen. Wir lernen die anderen Gruppen kennen und bekommen die Gelegenheit, die nächste Aktion gründlich zu planen und mit vorzubereiten. Die eine Hälfte bekommt Vorlagen für Papierschiffe, die andere Hälfte Kreide, um Slogans auf die Erde zu schreiben. Wenig später am Brunnen hinter der Philharmonie: 50 Leute geben bunte Papierschiffe in einer langen Kette über ihre Köpfe hinweg weiter und verteilen sie auf dem Brunnen. Dazu singen sie »Unsere Stammbaum« von den Bläck Fööss. Auf den Schiffen steht: »Menschenrechte kennen keine Grenzen!« Viele der Touristen am Rheinufer sind irritiert, manche interessiert, und die bunten Schiffe geben ein tolles Bild ab. Abschluss vor dem Dom. Alle Beteiligten stehen gequetscht in Schlauchbooten, brennende Kerzen in der Hand. Weiße Rosen werden verteilt und zwischen die Boote gelegt. Dann fängt eine Stimme an, »Von guten Mächten« von Dietrich Bonhoeffer zu singen. Alle Anderen steigen nach und nach mit ein. Ein ziemliches Gänsehautgefühl. Max Pilger, Diözesanleiter Trödelmarkt in der KjG TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Schon seit November gibt es einen großen KjG-Trödelmarkt – auf www.kjg-koeln.de und in der Diözesanstelle könnt ihr alte KjG-Produkte günstig erwerben. Ganz neu im Shop ist die großartige Gummihuhngolf-Fibel von unserem Bildungsreferenten Christoph Sonntag für 5,90 Euro. 12 Auch in der Ausleihe gibt es Neuigkeiten: Eine Digital-Filmkamera mit Stativ kann für 10 Euro pro Tag, 15 Euro für ein Wochenende und 25 Euro für eine ganze Woche geliehen werden. Kostenlos kann ab sofort das Spiel »KjG Twister« ausgeliehen werden. NEU! Gummihuhngolf-Fibel von Christoph Sonntag, 5,90 Euro. Weitere Infos erhaltet ihr unter kjg-koeln.de oder per Telefon 0221-1642 6405. Ihr könnt auch gern persönlich vorbei kommen. Martina Coutellier, Verwaltungsmitarbeiterin / kjg Verbandsleben Im Gespräch mit Kardinal Woelki Der BDKJ-Diözesanvorstand zu Gast im erzbischöflichen Haus Ein großes Tor aus massiven Eisenstäben hält uns vom direkten Zugang zum erzbischöflichen Haus ab. Mit einem Summ-Geräusch öffnet es sich und plötzlich ist der Weg frei. Die Spannung wird ein Stück weit aufgelöst, als Gerlinde Schlüter, die Büroleiterin des neuen Erzbischofs, uns freundlich in Empfang nimmt. Die Wartezeit vergeht schnell, während wir uns über die Reno vierungsarbeiten, den Umzug und die Einrichtung der neuen Büroräume austauschen. Der Rest der Spannung verfliegt, als Kardinal Woelki uns einzeln freundlich begrüßt – mit festem Händedruck und offenem Blick. Wir folgen ihm in einen hellen Raum mit großen Fenstern und Aussicht auf den Garten. Auf dem Rasen liegen herbstlich gefärbte Blätter, auf dem Tisch steht frisch gebrühter Kaffee – eine Zehn Verbände, vier Diözesanvorsitzende und ein neuer Erzbischof – beim Treffen des BDKJ mit Kardinal Woelki standen die Jugendverbände im Mittelpunkt. entspannte Atmosphäre. Als wir uns vorstellen, stellt Kardinal Woelki interessierte Nachfragen, es entsteht direkt ein lebhaftes Gespräch. Die Vorstellung des BDKJ, seiner Regionen und Mitgliedsverbände und die Herausforderungen, vor denen die Jugendverbände stehen, z.B. im Bezug auf Geistliche Verbandsleitung, sind erste Themen. Jugendverbandsarbeit ist für den Kölner kein Neuland: Durch seine Arbeit als Kaplan in einer Kölner Gemeinde gibt es für ihn einige Anknüpfungspunkte. Selbst war Kardinal Woelki im Jugendverband »Bund Neudeutschland« aktiv, der sich mittlerweile in KSJ (Katholische Studierende Jugend) TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Die Spannung eines ersten Treffens liegt in der Luft, als wir vier vom BDKJ-Diözesanvorstand, Annika Triller, Tobias Agreiter, Pfr. Dirk Bingener und ich für ein Gespräch mit Rainer Maria Kardinal Woelki das Haus in der Marzellenstraße betreten. 13 und KMF (Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen) aufteilt. Und auch während seiner Zeit in Berlin hatte er guten Kontakt zum dortigen BDKJ. Weitere Themen sind die Herausforderungen in der Jugendpastoral im Erzbistum Köln: Kann Schule ein Ort für pastorale Angebote sein? Und gibt es alternative Orte, um junge Menschen mit kirchlichen Angeboten zu erreichen? Über die Gestaltung und den Aufbau von Gemeinden wird diskutiert, auch der Umgang mit den Ergebnissen der Familiensynode kommt offen zur Sprache. Das Gespräch ist angenehm. Argumente werden wertschätzend ausgetauscht, auch gegensätzliche Meinungen können ausgesprochen und diskutiert werden. TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Mitten im Gespräch geht die Tür auf und Frau Schlüter erinnert an den nächsten Termin. Kardinal Woelki sagt, dass er noch ein paar Minuten für dieses Gespräch braucht. 14 Ein gemeinsames Thema, das sowohl den Erzbischof als auch den BDKJ sehr bewegt, ist der Einsatz für Flüchtlinge. Wir berichten dem Kardinal von der MobCologne (auf Seite 11/12 in dieser transparent). Als Geschenk bekommt Kardinal Woelki ein Bild vom AbschlussFlashmob, bei dem junge Menschen eng gedrängt in Schlauchboten auf der Domplatte stehen, eine Kerze in der Hand halten und weiße Rosen den Steinboden zieren. Noch einmal erinnert Frau Schlüter daran, dass die Zeit, die für das Treffen vorgesehen Rainer Maria Kardinal Woelki Erzbischof von Köln Rainer Maria Kardinal Woelki ist der 95. Bischof des Erzbistums Köln. Er wurde 1956 in Köln geboren. Die Priesterweihe empfing er 1985 in Köln, hier war er 2003 bis 2011 auch Weih bischof. 2000 wurde er in Rom zum Doktor der Theologie promoviert. Von 2011 bis 2014 war er Erzbischof von Berlin. 2012 erhob ihn Papst Benedikt XVI. zum Kardinal. Seit September ist Kardinal Woelki Erzbischof von Köln. war, längst vorbei ist. Zeit für ein gemeinsames Foto ist aber noch. Wie schön, dass unser neuer Erzbischof sich sowohl dafür als auch für den intensiven Austausch Zeit genommen hat. Wir verlassen das erzbischöfliche Haus durch das schwere Tor. Mit dem Gefühl, ein gutes Gespräch geführt zu haben und einem tollen Menschen begegnet zu sein. Susanne Schütte , BDKJ-Diözesanvorsitzende / Methoden Do it yourself Aus alt mach neu UPCYCLING Upcycling ist wie Recycling eine Art der Müllvermeidung. Beim Upcycling wird Abfall als Material für die Schaffung neuer Produkte verwendet. Im Gegensatz zu Recycling ist ein geringerer Energieaufwand nötig, um Neues zu schaffen. Außerdem wird die Qualität des Abfalls nicht gemindert, sondern gesteigert. Also das Richtige für den Methodenteil dieser transparent zum Thema »kaputt«. Mich begeistert an diesen Projekten, dass dabei unglaublich viele schöne Produkte aus Abfall entstehen können. Dabei fasziniert mich besonders, dass einfaches Design eine große Botschaft gegen unsere Wegwerfgesellschaft transportieren kann. Ich möchte euch fünf Ideen vorstellen, wie man aus alten Jeans, alten Schallplatten, bereits verwendeten Tetrapacks und alten Stoffen neue schöne Dinge machen kann. Tasche wie Hose Wie aus einer alten Jeans ein Einkaufsbeutel wird Aus einer zu großen oder zu kleinen Jean s lässt sich ganz einfa ch ein praktischer Einkaufsbeutel nähe n. So geht es: Beginne am obere n Hosenbund, miss 40 cm und schneid e dort die Hose ab . Damit du gerade sc hneidest, orientiere dich beim Abmess en an der Seitenn aht. Nun die inneren Be innähte aufschneid en. Wenn du den Stof f jetzt glatt aufeina nd er legst, kannst du de n überschüssigen Stoff abschneiden, um Beulen zu vermeid en. Da wo einmal der Schritt war, muss t du die oberen beiden Hälften und die un teren beiden Hälften zu sammennähen. Je tzt sollte eine Art Schla uch entstanden se in, sodass du nur noch die untere Seite zusammennähen musst. Aus dem Re ststoff kannst du ein etwa fünf cm breit es Band fertigen. Da bei kannst du überl egen, wie lang das Band werden soll bzw. wie weit die Tasche runter hängen soll. Wichtig ist, das Ba nd gut am Beutel festzunähen. Jeans-Mäppchen mit ReiSSverschluss Noch eine Verwandlungsidee für alte Jeans: Nähe ein Mäppchen aus deinen ausrangierten Hosen. So geht es: Du benötigst ein rechteckiges Stück Stoff. Lege die Jeans gebügelt vor dich hin. Am besten nutzt du für die obere Begrenzung den Hosenbund, für die rechte Seite den Reißverschluss und für die linke Seite die Außennaht der Jeans. Du brauchst den vorderen und den dazugehörigen hinteren Teil der Hose. Am äußeren Rand sind Vorderund Hinterteil durch die Seitennaht miteinander verbunden. Lass diese Naht zu, dann musst du sie später nicht zusammen nähen. Schneide nun ein Rechteck aus und nähe die Vorder- und Hinterseite am unteren und am rechten Rand zusammen. Etwas knifflig, aber vom Ergebnis her super, der Reißverschluss. Diesen solltest du vorher aus der Jeans herausgetrennt haben, so kannst du ihn nun für die Oberseite deines Mäppchens als Verschluss nutzen. Tipp: Ihr könnt euer Jeans-Mäppchen noch mit Buttons oder Aufnähern verzieren. Quelle: www.for-me-online.de/haus-garten/do-it-yourself-tipps/ artikel/kreative-ideen-aus-alten-jeans / Methoden Do it yourself Schalen aus alten Schallplatten Kennst du noch Schallplatten? Wenn nicht, frag mal deine Eltern. Vielleicht haben sie noch das ein oder andere Exemplar, das im Keller verstaubt. Dann kannst du daraus ein tolles Geschenk für PlattenliebhaberInnen basteln. Material: eine Vinyl-Langspielplatte (LP), Singles gehen auch, dann wird die Schale ein bisschen kleiner; eine feuerfeste Form z.B. Auflaufform, Keramiktopf oder Einwegglas; Topflappen; Backofen oder Mikrowelle Und so geht es: Heize deinen Backofen auf ca. 150°C vor. Lege die Schüssel mit der Öffnung nach unten auf das Backblech. Die Schallplatte Teppiche aus alten T-Shirts oder Plastiktüten legst du mittig auf die Schüssel obendrauf. Die Backofentür schließen und die Schallplatte im Auge behalten. Nach kurzer Zeit sollte sich die Schallplatte bereits verformen. Nimm mit Hilfe der Topflappen im Anschluss die fertige Schüssel aus dem Backofen. Vorsicht! Sie könnte ziemlich heiß sein. Du kannst die Schale noch weiter verformen, solange sie heiß ist. Auch dafür bitte gute Topflappen verwenden. Alternativ zum Backofen kannst du die Schallplatteschale auch in der Mikrowelle machen. Stelle dazu die Mikrowelle auf 600 Watt ein. Quelle: www.eisamstiel.de/vinyl-schale-rezept/ Anstelle des Shirts kannst du auch eine Plastiktüte verwenden. Hier müssen Henkel Und so geht es: und der Boden abgeschnitten werden, Nimm ein altes T-Shirt und schneide unter so dass wieder ein rechteckiger Schlauch den Ärmeln, parallel zum unteren T-Shirt entsteht. Diesen nun wieder in 2–3 cm Rand, das obere Stück ab, so dass nur noch breite Schlaufen zerschneiden und wie die ein rechteckiger Schlauch übrig bleibt. Das T-Shirt-Schlaufen mit einem Ankerknoten obere Stück des T-Shirts brauchst du nicht miteinander verbinden. mehr. Schneide nun wieder parallel zum unteren T-Shirt Rand das T-Shirt in 2–3 cm Mit dem Band aus den T-Shirts kannst du nun etwas häkeln, z.B. einen Teppich oder breite Streifen, so dass einzelne Schlaufen ein Körbchen, da das Band recht fest und entstehen. Nun diese Schlaufen mit einem dick ist. Dazu brauchst du eine möglichst Ankerknoten miteinander verbinden – also Schlaufe an Schlaufe miteinander verbinden, dicke Häkelnadel. Häkelanleitungen findest du im Internet, zum Beispiel bei YouTube. sodass ein langes Band entsteht. Geld im Tetrapack Wie aus einer Verpackung eine Geldbörse wird Material: Ein leeres Tetrapack mit einem rechteckigeN Boden; selbstklebender Klettverschluss (gibt es im Handarbeitsladen, Baumarkt oder Kaufhaus); Doppelseitiges Klebeband (alternativ: Heißkleber oder noch ein weiteres Stück Klett); Schere; Sägemesser; Brettchen oder eine andere Unterlage; Maßband oder Lineal Und so geht es: Als Erstes schneidest du den Boden von deinem Tetrapack ab. Nun den Karton gut ausspülen und abtrocknen. Achte darauf, dass er nicht mehr klebt und sich keine Reste mehr darin befinden. Messe nun die Hälfte des Tetrapacks ab, ohne die obere Lasche. Hier soll das Tetrapack später gefaltet werden. Damit du den Karton gerade falten kannst, ziehe mit Hilfe eines Lineals mit einer Klingenseite einer Schere eine Linie, da wo später die Falte liegen soll. Nun knicken. An der Lasche und auf die Vorderseite klebst du nun den Klettverschluss. Die beiden entstandenen Geldfächer kannst du mit einem – passend zurecht geschittenem – Stück Doppelklebeband zusammen kleben. Alle abstehenden Ecken sowie die Verschluss-Lasche können nun mit der Schere ein bisschen abgerundet werden. Jetzt löst du oben die abgeklappten Ecken und drückst den Karton platt. Dann den Karton oben aufschneiden. Im Anschluss schneidest du an drei Seiten jeweils einen fünf cm breiten Streifen ab. Die vierte Seite Quelle: http://frauliebe.typepad.com/frauliebe/ stehen lassen. 2009/01/tetrapack-geldb%C3%B6rse.html An den Seiten, die du vorhin nach außen genickt hast, knickst du nun diese nach innen. Dann das Ganze glatt streichen. Idee & Zusammenstellung der Methoden: Sabrina Potthoff, Referentin / SCHWERPUNKT Vor einiger Zeit ist mir mein Smartphone hingefallen. Schön auf den Asphalt. Ergebnis: Schön kaputt! Macht es mich eigentlich sympathischer, weil ich etwas Kaputtes mit mir herumtrage? Es weiterhin schätze und benutze? Und wenn ja, warum? Wenn ich so an mich selbst denke, dann empfinde ich auch direkt Sympathie für die Menschen, denen der dicke Zeh aus dem Socken guckt, wenn wir mal wieder in irgendeinem pädagogischen Zusammenhang unsere Schuhe ausziehen müssen. Macht es uns menschlicher, auch ein bisschen »kaputt« zu sein? Gebrauchsspuren zeigen doch, dass man lebt. Sein Handy nutzt. Auf Socken unterwegs ist. Immer hellwach, freudestrahlend und voller Energie ist doch auch suspekt, oder? Die Ringe unter den Augen zeigen doch: »Hey, ich habe was erlebt. Ich habe alles gegeben. Und jetzt bin ich halt kaputt.« Das ist sehr menschlich. Und ich weiß ja auch: Nach etwas Schlaf bin ich wieder hergestellt – Im Gegensatz zu meinem Smartphone. Lena Bloemacher & Holger Walz TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt »So ist das Leben!« habe ich mir gedacht und eine Folie auf das zersplitterte TouchDisplay geklebt, damit ich mir keine Glassplitter einfange. Seit dem leben wir miteinander, mein kaputtes Telefon und ich. Und seit wir zwei zusammen unterwegs sind, ist das kaputte Handy sehr oft im Gespräch. Fremde Menschen drücken mir beim Arzt im Wartezimmer ihr Beileid aus, fischen ihr eigenes, auch schon mal heruntergefallenes Telefon aus der Tasche und schon sind wir im Gespräch. In der Bahn oder im Geschäft werde ich oft freundlich angelächelt, wenn der Zustand der Zerstörung des Handys sichtbar wird. 19 Die transparent-Umfrage in der neuen KjG-Pfarrei Rheinbach Ich habe eine alte, silberne Kamera, die kaputt ist. Ich behalte sie immer noch, da ich mit ihr meine allerersten eigenen Bilder gemacht habe. Es ist keine Digitalkamera, man musste die Bilder alle entwickeln lassen und konnte sie sich nicht einfach am Computer anschauen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich auf Klassenfahrten oder im Urlaub viele Bilder geschossen habe. Obwohl ich sie nun nicht mehr benutzen kann, bedeutet sie mir immer noch sehr viel. Lea Abraham (18) Ich habe einen Keramikengel, der in meinem Zimmer stand seit ich sieben Jahre alt war. Den Engel hat mir meine Mutter geschenkt. Er kam von einem besonderen Ort und war ihr wichtig. Er stand auf meinem Nachttisch. Wenn ich einschlief, war der Engel das letzte, was ich sah; wenn ich aufwachte, war der Engel mein erster Morgengruß. Der Engel gab mir ein beruhigendes Gefühl vor Klassenarbeiten, morgens beim Aufstehen und abends beim Einschlafen. Als er kaputt ging, habe ich es nicht übers Herz gebracht, ihn wegzuwerfen. Allerdings fiel er immer mehr auseinander und da wir Haustiere haben, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn wegzupacken. Ich war so traurig, dass ein paar Monate später meine Tante mir einen sitzenden Bronzeengel auf Stein schenkte. Es war der Tag meiner Erstkommunion. Mein neuer Engel steht nun im Regal. Doch ab und zu schaue ich noch in die Kiste, ob der andere noch nicht davon geflattert ist. Theresa Keusgen (14) / SCHWERPUNKT Unsere neue KjG Pfarrei: Die KjG Rheinbach Ich besitze noch mein erstes Kuscheltier mit einer Spieluhr drinnen, das ich zur Taufe geschenkt bekommen habe. Die Spieluhr spielt zwar schon seit Längerem nicht mehr und das Kuscheltier ist auch insgesamt nicht mehr gut zusammenhängend, aber als Erinnerungsstück verwahre ich es noch immer noch in meinem Schrank. Tobias Bohl (18) Ich besitze ein altes Kuscheltier, einen Tiger, das bereits längere Zeit abgekuschelt ist und schon längst in den Müll gehört. Dennoch kann ich mich nicht davon trennen, da viele Erinnerungen daran hängen. Désirée Deselaers (17) Die KjG Rheinbach hat sich am 04. Oktober dieses Jahres gegründet. Nach mehreren Monaten der Planung und Vorbereitungen sind wir zurzeit 30 Leiterinnen und Leiter. Wir haben zuerst überhaupt einen Jugendverband gesucht, weil wir unter unserem damaligen Pfarrer keine Messdienerarbeit mehr machen konnten. Sechs unserer LeiterInnen hatten zu dem Zeitpunkt schon eine Leitungsschulung bei der KjG Aachen gemacht, da mein Cousin uns das empfohlen hatte. Diese Schulungen und die Menschen dort haben uns zugesagt, so dass wir nun bei unserer Suche direkt an die KjG dachten. Wir haben uns auch über andere Jugend verbände informiert, aber uns letztlich doch deutlich für die KjG entschieden. Das neue Jahr wollen wir mit viel Mitglieder werbung starten, da wir bislang nur die Anmeldungen der LeiterInnen haben. Einige Kinder sind allerdings schon in den Gruppenstunden und werden sich dann nächstes Jahr anmelden. Unsere erste Aktion ist ein Themennachmittag unter dem Motto Die perfekte Minute. Anfang Januar werden wir mit hauptverantwortlich die Sternsingeraktion in Rheinbach organisieren und Ende des Monats machen wir einen Ausflug, das Ziel steht aber noch nicht fest. Im März veranstalten wir eine Spielenacht, über Pfingsten gibt es ein viertägiges Pfingstlager und kurz vor den Ferien noch ein Abschlussgrillen. Florian Bohl (20) Darf man Kunst zerstören ? TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Platz machen 22 Es ist eigentlich ein ganz normaler Tag im Sommer 1970. Doch in einem Krematorium in San Diego in Kalifornien brennen Bilder von John Baldessari. Alle Bilder, die der Künstler zwischen 1953 und 1966 geschaffen hat und die noch in seinem Besitz waren. Hunderte nach seiner Aus sage. Sie brennen, weil der Künstler es so will. Sein »bisher bestes Werk« nennt Baldessari dieses »Crema tion Projekt«. Die Asche füllt er in eine Urne. / SCHWERPUNKT Beim Burning Man Festival in der Wüste Nevadas ist ein Künstler gleichzeitig ein »Burner« – ein Verbrenner. Denn ein Großteil der auf wändigen und überwältigenden Skulpturen, die extra für das Kunstfestival in der Wüste geschaffen werden, hat nur eine Lebenszeit von etwa sieben Tagen. Dann kommt das Feuer und schafft Platz für neue Ideen, für ein neues Festival. Wie kommt es, dass Menschen ihre eigene Kunst zerstören und diese Zerstörung als die wahre Kunst empfinden? Gegenteil. Deshalb können sich Künstler an ihn und seine Firma wenden und dort ihre Kunstwerke diskret und pietätvoll entsorgen lassen: Sie werden mal geschreddert, mal gehäckselt, mal im Säurebad aufgelöst. ArtErasa gestaltet aber auch eigene Projekte wie zum Beispiel in Kooperation mit der Stadt Helsinki, wo im gesamten Stadtgebiet meterhohe abstrakte Schneeskulpturen errichtet wurden, die rund um die Uhr für Interessierte zugänglich waren, aber mit Frühlingsbeginn rückstandsfrei verschwanden: Kunst von der Natur zerstört. Stefan Riebel, Gründer der Firma »ArtErasa« sieht es so: Kunst brauche Platz und einen kreativen Freiraum, um sich entfalten zu können. Das Klammern an einmal entstandene Gegenstände bewirke jedoch genau das Für das IKZ, das Institut für Kunstzerstörung in Berlin, ist Vergänglichkeit ein natürlicher Prozess des Lebens. Ihre Philosophie erklärt die Gruppe so: »Bei der Kunstzerstörung geht es darum, ein Bewusstsein zu schaffen für Dinge, die zu Ende gehen. Die Trauer darüber soll zugelassen werden. Wir zerstören Kunst nicht aus Lust am Zerstören, sondern weil oder obwohl wir sie lieben«. Das IKZ zerstört nur Originale, von denen es keine Kopien mehr gibt. Das Ziel ist aber nicht Raum für neue Kunst zu schaffen, sondern durch die Zerstörung von Kunst – von Originalen – auf die Zerstörung anderer Originale, zum Beispiel auf die Abholz ung des Regenwalds oder die Tötung sogenannter Nutztiere hinzuweisen. Wer mag, der kann die Kunst retten, indem sie oder er sie abkauft. Die Hälfte des Erlöses wird dann für den Schutz der ebenso wichtigen natürlichen Originale eingesetzt. Lena Bloemacher, Diözesanleiterin www.ikz-berlin.com Burning Man TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Mittelpunkt des alternativen Kunstfestivals ist die Verbrennung des »Burning Man«, einer bis zu 32 Meter hohen Holzstatur. 1986 verbrannten 20 FreundInnen eine Figur am Strand, im Laufe der Zeit wurde aus dieser Idee ein Großevent für bis zu 70.000 Feiernden. Jährlich gibt es ein anderes Thema, nach dem Kunstwerke geschaffen und präsentiert, Kostüme geschneidert, sogenannte »Mutant Cars« umgebaut und zur Schau gestellt werden. Auf speziellen »Burning Platforms« wird am Ende des Festivals ein Großteil der Kunstwerke verbrannt. Wenn die BesucherInnen und AusstellerInnen das Gelände am Ende des Festivals verlassen, darf nichts zurückbleiben: das Festival hat eine strikte »Leave no Trace-Policy«. 23 Für mehr Infos schaut hier: www.burningman.com Ständig geht irgendwas kaputt. Der Drucker druckt nur noch Nadelstreifen, das Bettzeug hat ein Loch, und die Schranktür geht nicht mehr zu. Wegwerfen? Nicht unbedingt. Es gibt nämlich Leute, die sich solcher kaputten Dinge annehmen. Man findet sie in Repair Cafés, die es mittlerweile in ganz Deutschland gibt. Dagmar Langel, die Gründerin des Repair Cafés in Köln-Porz, hat uns von der Arbeit dort erzählt. Kleine widerspenstige Nester Was passiert im Repair Café? TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Dagmar Langel, Gründerin des Repair Cafés. 24 Repair Café Köln-Porz Glashüttenstraße 20 51143 Köln Termine & Anfahrt: repair-cafe.npage.de Werbevideo: www.youtube.com/ watch?v=Cpj0QoMzQo4 Langel: Im Repair Café geht es darum, dass man defekte Dinge mit Hilfe von Fachleuten repariert. Es kommen Leute mit defekten Geräten und fangen an, sie aufzuschrauben, wenn es geht. Dann sollen sie sie möglichst mit Hilfe von Fachleuten selbst reparieren. Das heißt also, die Leute geben die Geräte nicht einfach ab, sondern bekommen auch Wissen vermittelt. Wie bist du auf die Idee gekommen ein Repair Café zu gründen? Langel: Ich habe mal einen Film über Repair Cafés in den Niederlanden gesehen und da habe ich direkt gedacht, das wäre auch was für Porz. Also habe ich mit den Niederländern Kontakt aufgenommen. Es gab damals in Köln schon ein Repair Café, und zwar in der Dingfabrik. Das fand aber nicht regelmäßig statt, sondern immer nur, wenn die Jungs mal Lust und Zeit hatten. Ich glaube, das waren sogar in Deutschland die ersten, die das überhaupt gemacht haben. Ich habe mir dann einen Raum gesucht, kostenlos natürlich, denn wir machen alles ehrenamtlich und nur gegen Spende. Aus den Niederlanden habe ich dann ein Infopaket bekommen, da stand dann alles Wichtige drin. Ich hab erst mal im Freundeskreis rumgefragt, ob es Leute gibt, die Lust haben, mir zu helfen. Da gab es auch / SCHWERPUNKT Welche Fachleute sind im Repair Café anzutreffen? Langel: Das ist ganz unterschiedlich. Bei uns sind ITlerInnen, ElektronikerInnen und ElektrikerInnen. Dann gibt es auch Leute, die von allem etwas können, also AllrounderInnen. Eine Zeit lang hatten wir auch eine Frau, die nähen konnte. Das wurde aber komischerweise bei uns nicht so nachgefragt, deshalb hat sie das dann irgendwie wieder drangegeben. Aber bei Bedarf kann man das immer noch mal reaktivieren. Eigentlich kann alles, was man ins Repair Café rein schleppen kann, auch repariert werden – falls die Fachleute da sind. Nur gehen wir eben nirgendwo hin. Die Leute müssen schon zu uns kommen. Und was könnt ihr zum Beispiel nicht reparieren? Langel: Es gibt ja immer Sachen, die wirklich total defekt sind, da kann man dann nichts mehr machen. Die älteren Sachen, die noch Qualitätsarbeit waren, kann man sehr gut reparieren. Heutzutage legen die Firmen es ja auch darauf an, möglichst alles so zu verschweißen, dass man nirgendwo mehr drankommt. Jede Firma hat zum Beispiel auch ihre eigenen Schrauben. Da muss man unglaublich viele Torx haben, damit man auch alle Schrauben irgendwie loskriegt. Früher waren die Schrauben ja genormt. Mittlerweile ist das nicht mehr so. Aber ich würde sagen so 60 Prozent der Dinge, die bei uns ankommen, können wir auch reparieren. Was war das Verrückteste, das ihr jemals repariert habt? Langel: Es kam mal ein Mädchen mit einem Motorroller. Sie konnte den Motorroller nicht starten und da hatte sie die glorreiche Idee, den zu uns zu schieben. Die Jungs konnten ihr tatsächlich helfen, und sie war ganz glücklich, dass sie ihren Motorroller wieder benutzen konnte. Es kamen auch schon Leute mit einem Trockner an. Den hatten sie auf eine Sackkarre geladen. und die Ressourcenschon ung. Heutzutage wird viel zu viel weggeworfen. Es wird auch so produziert, dass man es möglichst schnell wegwirft, weil die Konzerne einzig und allein darauf bedacht sind, noch mehr Geld zu machen. Es geht gar nicht mehr darum, haltbar zu produzieren, sondern es geht einfach nur um Geld. Dem etwas entgegenzusetzen und dem Konsum, dem die Leute ja auch unterliegen, das gefällt mir am allermeisten. Kennst du Asterix und Obelix? Kennst du das kleine widerspenstige Dorf in dem sie leben? So sehe ich Repair Cafés: Kleine widerspenstige Nester gegen die großen Konzerne. Hast du sonst noch etwas Interessantes über das Repair Café zu erzählen? Was gefällt dir an der Arbeit im Repair Café? Langel: Wir haben ein paar Preise bekommen. Man sieht also auch, dass das Engagement sich lohnt und dass man auch Auszeichnungen bekommt. Das finde ich schön. Und wenn du was zu reparieren hast, kommst du mit der Linie 7 bis Porz Markt oder Zentrum, und dann bist du direkt an der Glashütte. Ist ganz leicht mit der Bahn zu erreichen. Langel: Mich leiten am allermeisten der Umweltgedanke Interview: Hannah Mühlbeyer, transparent-Redaktion, KjG Sindorf TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt drei oder vier und mit der Zeit haben sich dann immer mehr Leute eingefunden, auch durch Werbung und Fernsehberichte. Jetzt haben wir so einen Stamm von etwa 20 Leuten, die natürlich nicht alle immer da sind. 25 TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt »Das Adjektiv kaputt bedeutet‚« so heißt es in der Wikipedia »entzwei, zerbrochen, zerrissen, zerstört: Ein vormals funk tionierender Zustand ist weg ( … ). Das Wort drückt einen endgültigen oder zumindest nicht nur vorübergehenden Zustand aus, der eine Reparatur erfordert.« 26 Zu retten, was verloren ist Auch die Bibel kommt sehr schnell zur Sache: Ihre Geschichten erzählen oft von zerrissenen, kaputten Verhältnissen. Adam und Eva müssen das Paradies verlassen. Noah entgeht nur durch den Bau einer Arche der Sintflut, die das Leben um ihn herum vernichtet. Kain erschlägt, von Neid und Eifersucht rasend, seinen Bruder Abel. Die Bibel berichtet von Kriegen und Massakern, von der Zerstörung von Städten und Landstrichen, von Hinterlist, Gier und Mordlust. Auch die Umstände der Geburt Jesu zeigen eine Welt von Flucht, Vertreibung und sozialer Ausgrenzung. Und sein Leben endet in einem gewaltsamen Tod. Aber in der Bibel geht es nicht um Reparatur, sondern um Neuerschaffung: »Dann erwarten wir, seiner Verheißung gemäß, einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt« (2 Petr 3, 13). Wenn Gottes Gerechtigkeit da ist, wird die Erde verwandelt. / SCHWERPUNKT Ohr verstopft, um keinen Mordplan zu hören, und die Augen schließt, um nichts Böses zu sehen: der wird auf den Bergen wohnen, Felsenburgen sind seine Zuflucht; man reicht ihm sein Brot und seine Wasserquelle versiegt nicht« (Jes 33,15f.). Jesus macht genau da weiter. Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte mit Zachäus, dem Zöllner. Durch sein korruptes zerstöre risches Verhalten hat er das Leben vieler Menschen ruiniert. Und gerade bei dem lädt Jesus sich ein. Seine Begründung: Er sei gekommen, wie er sagt, um »zu suchen und zu retten, was verloren ist (Lk 19,10).« Mit anderen Worten: Sich um das zu kümmern, dem niemand mehr eine Chance gibt, weil es total kaputt ist. Jesus ist davon überzeugt: Das Reich Gottes ist angebrochen, in dem eben Gottes Idee der Gerechtigkeit Wirklichkeit wird. Da ist nichts und niemand mehr kaputt, zerrissen, zerstört – keine Pflanze, kein Tier und kein Mensch. Und jeder soll mitmachen, dass immer mehr Heiles das Kaputte verdrängt. Ob er oder sie nun Adam oder Kain heißt, Eva, Zachäus oder – sagen wir – Tina oder Paul. Peter Otten, Geistlicher Leiter TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Die Geschichten der Bibel handeln vom Leben der Menschen und reflektieren es. Und im Leben von Menschen gibt es viel Schönes, aber eben auch viel Kaputtes, damals wie heute auch. Und schon die Bibel gibt den Leserinnen und Lesern nicht die Illusion, in einer perfekten Welt zu leben. Die paradiesischen Zeiten dauerten eben nur einen Wimpernschlag. Aber die Bibel lässt auch keinen Zweifel daran, wer derjenige ist, der alles, nun ja: eben immer kaputt macht. Es ist nicht ein etwa rachsüchtiger oder zynischer Gott – es sind die Menschen, die den Gedanken von der Gerechtigkeit Gottes verwerfen: »Weh dir, der du immer zerstörst und selbst nie zerstört worden bist«, sagt etwa der Prophet Jesaja. »Weh dir, du Empörer, gegen den sich noch niemand empört hat. Denn wenn du alles zerstört hast, wirst du selbst zerstört. Wenn du das Ziel deiner Empörung erreicht hast, wirst du selbst zum Ziel einer Empörung« (Jes 33,1). Der biblische Gott ist ein Gott, der Gerechtigkeit für die kaputte Welt und die erschöpften Menschen will: »Wer rechtschaffen lebt und immer die Wahrheit sagt, wer es ablehnt, Gewinn zu erpressen, wer sich weigert, Bestechungsgelder zu nehmen, wer sein 27 Die Lust an der Zerstörung Ina Neumann über die Ursachen von Vandalismus TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Denkt man an Vandalismus, schweben einem Begriffe vor wie Mutwilligkeit, Zerstörungswut, Aggressionsabbau oder gar Böswilligkeit. Beleuchtet man die Hintergründe der Taten, kommt man allerdings zu einem gänzlich anderen Schluss. Zunächst ist es wichtig, zwischen bloßer Sachbeschädigung und Vandalismus unterscheiden zu können. Da gibt es tatsächlich einen Unterschied? 28 Aber ja, sogar einen sehr gravierenden: »Bloße« Sachbeschädigung ist eine Tat, die einem weiteren Zweck zugrunde liegt – zum Beispiel das Knacken eines Fahrradschlosses, um das Fahrrad zu klauen. Vandalismus hingegen hat viele psychologische Hintergründe. Pure Zerstörung scheint oftmals motivlos und mutwillig zu sein. Menschen, die Dinge zerstören und beschmieren, schlichtweg kaputt machen, die ihnen nicht gehören: "Warum machen die das?" Jugendliche werden im Zusammenhang mit Vandalismus oft erwähnt. Gerade in dem Alter ist es nicht unüblich, sich ohnmächtig zu fühlen gegenüber der Schule, dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin, vielleicht sogar gegenüber den Eltern. Hier kommt Vandalismus ins Spiel: Durch die Zerstörung fremden Eigentums versichern sich die TäterInnen der alleinigen Kontrolle ihrer Umwelt. Sie entfliehen aus einer scheinbar andauernden Ohnmacht. Oft sehen sich / SCHWERPUNKT Durch die Zerstörung verschaffen sich die Menschen negatives Gehör – aber sie verschaffen sich Gehör und genau darum geht es. Wenn alles gut läuft, fällt man durch Leistung auf, wenn das allerdings ausbleibt, greifen viele Menschen zu anderen Mitteln – Vandalismus ist so ein Mittel. Vor allem Jugendliche fühlen sich von der Gesellschaft, dramatisch dargestellt von der ganzen Welt, nicht verstanden und sie verstehen im Gegenzug die Welt nicht. Sie treten durch den Vandalismus eine Art Kampf gegen die Welt an und entlasten sich so selbst, die Zerstörung entlastet sie von inneren Konflikten. Es gibt einen zentralen Bereich in der Jugendhilfe vieler Städte, die sich oftmals mit vandalierenden Jugendlichen auseinan- der setzt. Im Streetwork, auch bekannt als mobile oder aufsuchende Jugendarbeit, gehen SozialarbeiterInnen auf die Straße und suchen dort den Kontakt zu Jugendlichen. So weit, so gut. Aber was hat das jetzt mit Vandalismus zu tun? Die Sozialarbeiter Innen, die in der mobilen Jugendarbeit eingesetzt sind, sehen sich nicht als Instanz, um die Jugendlichen zurecht zu weisen, sondern als VermittlerInnen. Sie stehen erstmal auf der Seite der Jugendlichen. So können sie zwischen den vandalierenden Jugendlichen und den AnwohnerInnen oder der Stadt vermitteln. Hier wird oft deutlich, dass es sich häufig um Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen handelt. Sie sind oft auf der Straße anzutreffen, auch im Winter. Ich finde, man sollte sich überlegen, ob man vandalierende Menschen verurteilt oder erstmal darüber nachdenkt, was die Hintergründe und Ursachen dafür sind, dass Menschen Lust an Zerstörung haben. Ina Neumann, transparent-Redaktion, KjG St. Konrad in Hilden TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt vandalierende Menschen in der Rolle des gesellschaftlichen Opfers, mit wenig emo tionalen Bindungen und ohne Erfüllung durch Hobbies oder einen Job, den man gerne macht. 29 Entdecktes / If you give a little love … Ein Kurzfilm, der uns daran erinnert, dass man durch Kleinigkeiten einem anderen Menschen eine Freude bereiten kann. Oft ist es ganz einfach: Einer alten Dame den Platz im Bus anbieten oder jemandem helfen, der verzweifelt nach dem Weg sucht. Warum gehen wir an jemandem vorbei, der Hilfe benötigt? Haben wir nicht fünf Minuten übrig, in denen wir mal nicht nur an uns selbst denken? TRANSPARENT / VIER 2014 Kaputt Kai Zander, transparent-Redaktion, KjG St. Konrad Hilden www.youtube.com/watch?v=y_JAlTxc1k4 viele Begriffe aufschreiben. Dabei ist Schnelligkeit und vor allem Kreativität gefordert. Mögliche Aufgaben sind z.B. »Alles, was hüpft und springt« oder »Wörter, die auf -ung enden«. Es geht aber nicht nur darum, wer die meisten Begriffe findet, sondern wer am Ende richtig geschätzt hat, wie viele seiner Begriffe noch niemand vorher genannt hat. Ein bisschen pokern muss man also auch. Vor allem aber müssen die Begriffe ungewöhnlich sein, damit kein anderer sie einem Wer Brainstorming mag, wird »Haste wegschnappt. Wer also bei hüpfenden und Worte?« lieben. Und wer bei dem Wort springenden Dingen nicht nur an »Flummis« Brainstorming an mittelmäßig interesund »Frösche« denkt, sondern z.B. auch an santen Englisch-Unterricht denkt, ist »Gedanken«, ist schon auf einem guten Weg! auf dem Holzweg. Oft kann man sich nur wundern, wann das Gehirn welche Wörter ausspuckt und woher Bei diesem Spiel für drei bis acht Personen geht es nämlich darum, sein Hirn mal richtig zum Teufel man die eigentlich kennt. Dieses Spiel hat das Potential, an manchem durchzupusten, um Wörter zu finden, die kein anderer findet. Es werden Oberbegriffe grauen Winterabend die Laune zu heben. genannt, zu denen die SpielerInnen dann Hannah Mühlbeyer, transparent-Redaktion, bis zum Ablaufen der Sanduhr möglichst KjG Sindorf Haste Worte? 30 Der Kurzfilm mit dem Titel »If you give a little love you can get a little love of your own« weist genau auf dieses Problem hin und stiftet zum Nachdenken an. Die Musikunter malung von »Noah and the Whale«, passt genau zu der Stimmung des Films. Schau dir den Film an und denk darüber nach. / impressum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KjG-Diözesanstelle r, l.n.r.) : Max Pilge odell der KjG (v. es dr An Das Drei-Säulen-M r lke Vo Bloemacher und Peter Otten, Lena Tel 0221.1642 6432 / Fax 0221.1642 6841 [email protected] / www.kjg-koeln.de Öffnungszeiten Mo – Do 9 –13 Uhr + 14 –17 Uhr; Fr 9 –13 Uhr Diözesanleitung Peter Otten (Geistlicher Leiter), Lena Bloemacher, Volker Andres, Max Pilger ReferentInnen Julia Mölders (Presse- & Öffentlichkeitsarbeit) Thomas Pieger (Bildungsstätte „Haus Sonnenberg“) Sabrina Potthoff (Schulungsarbeit) Holger Walz (Gesellschaftspolitische & theologische Themen, Gender Mainstreaming) Finanzen/Personalverwaltung Claudia Gerlach Sekretariat Martina Coutellier (Bestellungen, Verkauf, Ausleihe) Anna Struck (Mitgliederbetreuung) Brigitte Steven (Mitgliederbetreuung, Organisation Diözesan konferenz und -ausschuss) Haus Sonnenberg Christoph Niesen (Buchungen) Redaktion Sven Averdung, Steffi Maier (Redaktionsleitung), Hannah Mühlbeyer, Irina Neumann, Max Pilger (Diözesanleitung, v.i.S.d.P.), Alexander Stiehl, Kai Zander, Valentina Zehner Korrektur Brigitte Steven Endredaktion Lena Bloemacher, Steffi Maier Layout Verena Dreikauß Titelbild pencake / photocase.de Druck Die Umweltdruckerei Auflage 1.400 Exemplare Anschrift Redaktion transparent, Steinfelder Gasse 20 – 22, 50670 Köln [email protected] Beiträge mit Namen oder Fundstelle geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder Herausgeberin wieder. 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