Dick im Geschäft - GV

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Dick im Geschäft - GV
www.gv-kompakt.de ISSN 1430-9238 · 11948 · huss · HUSS-MEDIEN GMBH · 10400 BERLIN
7-8 2014
Offizielles Organ
Verband der Küchenleiter/innen in
Krankenhäusern
und Pflegeeinrichtungen
e. V.
20 JAHRE GVkompakt
Dick im
Geschäft
TA K E  AWAY
BUFFETS
KAFFEEMASCHINEN
Schickes und
Praktisches
für unterwegs
Flexible
Bühnen für
den Genuss
Für Traditionelles
und
Spezialitäten
SPECIALS & AKTIONEN
Keine geheime
Hexenküche
Woher kommen Lebensmittel, Produkte, Geräte,
Ausstattungen, Logistik- und Transportlösungen,
IT-Systeme oder auch Service- und Dienstleistungsangebote für Großküchen und
Gemeinschaftsverpflegung? GV-kompakt fragt
vor Ort nach und schaut bei Unternehmen
hinter die Kulissen.
DMK DEUTSCHES
MILCHKONTOR GMBH
Text: Birgit Lehmann
M
ilch trinkt Marina Schomacker nicht. Aber Milchprodukte kommen bei ihr täglich auf den Tisch. „Ich liebe körnigen
Frischkäse“, verrät die studierte Ingenieurin für Milch- und
Molkereiwirtschaft und beschreibt wunderbar anschaulich
die einmalige Konsistenz ihrer Leibspeise: zarte, leicht im Mund zerplatzende Kügelchen, cremig und frisch zugleich. Ein wenig wundert es
sie, dass nicht alle dieses Produkt ebenso schätzen wie sie. Ihr Faible für
Milch kommt nicht von ungefähr. Sie ist dem vielseitigen Naturprodukt
auch beruflich verbunden.
Marina Schomacker ist Leiterin Produktentwicklung Marke bei DMK Deutsches Milchkontor GmbH, kurz DMK.Insgesamt an 28 Standorten in zehn Bundesländern beschäftigt das genossenschaftliche Molkereiunternehmen mehr
als 7.100 Mitarbeiter. Hervorgegangen aus der Fusion von Humana und Nordmilch verarbeitet es heute die von rund 9.400 aktiven Milcherzeugern jährlich
angelieferten 6,7 Milliarden Kilogramm Milch zu Qualitätsprodukten. Zum
Kundenkreis von DMK zählen nationale und internationale Handelsunternehmen, Lebensmittelhersteller und Großverbraucher. Die Genossenschaft fungiert nach wie vor als Muttergesellschaft und ist für die Gewinnung und Qua20
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Transparenz strahlt das Gebäude
des Milk Innovation Center
dank seiner gläsernen Fassade aus.
lität des Rohstoffs Milch verantwortlich. Die DMK GmbH ist für das operative
Geschäft der Genossenschaft zuständig.
Das Reich von Marina Schomacker ist das 2006 eingeweihte Milk Innovation
Center (MIC) am Standort Zeven bei DMK. „Als wir das Zentrum vor acht Jahren in Betrieb genommen haben, war das ein klares Zeichen: Wir wollten im
Bereich Innovationen wachsen“, erinnert sich die Leiterin Produktentwicklung
Marke. Bereits 2004 hatten die Planungen für das Haus begonnen. Als Stätte der Ideen wurde es konzipiert. Die eigenwillige Architektur ist die Idee eines Büros aus Rotenburg, das damit die Ausschreibung gewann und den Vorschlag umsetzte. Der zweiteilige Komplex mit einem ovalen, transparenten
Gebäudeteil und einer quadratischen, kompakten Halle zum „Schaffen und
Klotzen“ entsprach genau den Vorstellungen der Bauherren. „Ganz bewusst
wollten wir keine geheime Hexenküche bauen“, sagt Marina Schomacker verschmitzt lächelnd. Das ovale Türmchen mit viel Glas signalisiere Transparenz,
aber gleichzeitig auch Geschlossenheit. Was in den Räumen besprochen
wird, bleibt dort. „Ein nicht zu unterschätzender Fakt“, so Schomacker, denn
hier finden neben Schulungen, Ideenkonferenzen und Workshops auch Präsentationen und Kundengespräche statt.
Alle Mitarbeiter im Entwicklungszentrum haben eine milchwirtschaftliche Ausbildung absolviert. Einige können noch eine zusätzliche Qualifikation nachweisen, beispielsweise als Koch, Bäcker oder Konditor. Im MIC wird
Milram Streichzart ist die
aktuellste Produktneuheit für den
Food-Service-Markt.
UNTERNEHMEN IM FOKUS
Im Herzstück des MIC, im Technikum, werden fast alle Herstellungsprozesse
der realen Produktion abgebildet.
Marina Schomacker
hat ihre beruliche
Laufbahn 1990
bei Nordmilch, heute
DMK, begonnen.
Fotos: DMK
Verfahrensentwicklung, Produktentwicklung und Verpackungsentwicklung
praktiziert. Anregungen für Neuentwicklungen geben oftmals Kunden, aber
auch das Marketing und der Vertrieb. Wieviel Zeit ein Projekt beansprucht, ist
sehr unterschiedlich. Gibt es schon ein vergleichbares Produkt, beispielsweise Kakao, dann vergeht von der Idee für einen neuen, feinherben Kakao bis
zu seiner Routineproduktion und Markteinführung gerade einmal ein halbes
Jahr. Für ein völlig neues Produkt hingegen schlagen schon mal zwei Jahre zu
Buche. Zudem erfordert es hohe Investitionen.
Die Expertin aus dem Milk Innovation Center beschreibt die Abläufe: „Erste
Versuche zur Entwicklung einer Neuheit beginnen mit kleinen Mengen im
MIC, etwa mit 20 bis 100 Kilo Wareneinsatz. Hier laufen die Testreihen so
lange, bis wir sicher sind, dass das Produkt funktioniert. Dann folgen Versuchsreihen direkt in unseren Produktionsstätten mit Wareneinsätzen im
Tonnenbereich. Da die DMK-Standorte spezialisiert sind, testen wir die Neuentwicklungen unter Echtzeitbedingungen in den jeweiligen Produktionsstätten, beispielsweise Milchgetränke und Frischkäse in Zeven, Käse in Edewecht, H-Milch und Butter an mehreren Standorten. Für unseren neuen, auch
im Food-Service-Bereich einsetzbaren Brotaufstrich Streichzart von Milram
lief der Großversuch am Standort Neubörger.“
In der Produktentwicklung und -optimierung für den Bereich Gemeinschaftsverpflegung liege aktuell der Fokus darauf, das Handling der Erzeugnisse zu
vereinfachen. Zugleich sollten sie dem Koch aber auch Spielraum für die eigene Handschrift gewähren, erklärt Marina Schomacker. Wegen der demnächst
geltenden neuen Kennzeichnungspflichten wünschen die Kunden zudem
möglichst allergenfreie, kennzeichnungsfreie Produkte bzw. Artikel mit wenigen Zutaten und übersichtlicher Deklaration.
Die Ausstattung des MIC bietet den Entwicklern beste Voraussetzungen, auf
die Kundenanforderungen zu reagieren. Die kompakte, quadratische Halle
beherbergt alles, was das (Milch)-Forscherherz begehrt. So stehen den Mitarbeitern neben dem Analytikbereich auch ein Schokoladenlabor mit beheizbarer Marmorplatte, eine Backstube mit Knetmaschinen, Backöfen sowie
Schockfroster und das Herzstück des Zentrums, das Technikum zur Verfügung. „Das ist eine eigene kleine Molkerei“, erläutert Marina Schomacker. Die
Geräte hier können fast alle Prozesse der realen Produktion abbilden. „Unsere Erhitzungsanlage ist in Größe und Leistungsfähigkeit einzigartig auf der
Welt“, sagt sie stolz. Die edelstahlblinkende Apparatur wird unter anderem
zum Erhitzen von Joghurt oder für die Puddingproduktion benötigt. Eine
andere Maschine wiederum übernimmt das Homogenisieren, also das Zerkleinern der Fettkügelchen in der Milch unter hohem Druck. In unmittelbarer Nachbarschaft hat eine Sterilbank ihren Platz. Hier werden Muster unter
sterilen Bedingungen für Testzwecke abgefüllt. Während hier im Technikum
blitzsaubere Maschinen das Bild prägen, berühren in der Backstube und im
Schokoladenlabor nebenan feine Zutaten und ganz spezielle Gerätschaften
die Sinne. Mehl und Zucker stehen exakt abgewogen schon für eine nächste
Versuchsreihe bereit. „Aktuell testen wir unter anderem die Eigenschaften unserer Butter bei der Herstellung von Blätterteig“, erklärt die Expertin des Innovationszentrums eine der Aufgaben.
Ein besonderes Schmuckstück ist die Conche. Hiermit finden die MIC-Mitarbeiter heraus, wie die Rezeptur beschaffen sein muss, um das gewünschte
zartschmelzende Ergebnis in einer Tafel Schokolade zu erreichen. Nach der
Durchquerung eines Lagerraums endet der Rundgang durch das DMK Milchforschungszentrum. Im Analytiklabor erläutern zwei Praktikantinnen anschaulich ihre Versuchsreihen zur Produktoptimierung von Kondensmilch
und Magermilchpulver. Das MIC ist tatsächlich keine Hexenküche.
ZAHLEN & FAKTEN
• DMK Deutsches Milchkontor verarbeitet 6,7 Milliarden Kilogramm Milch
jährlich und ist damit Deutschlands größtes Molkereiunternehmen.
• Hinter DMK stehen rund 9.400 aktive Milcherzeuger.
• Die Milch wird an 28 Standorten mit Hilfe von 7.158 Mitarbeitern zu hochwertigen Produkten verarbeitet, u. a. Milchbasisprodukte, Käse, milchbasierte Ingredients zur Lebensmittelherstellung, Babynahrung, Eiskrem
und Gesundheitsprodukte.
• Mit Marken wie Milram, Ravensberger, Osterland, Oldenburger, Humana,
Intact, Leben‘s, Biolabor, hansal und Normi ist DMK in Deutschland und rund
100 weiteren Ländern der Welt am Markt.
• 2011 fusionierten die Traditionsunternehmen Humana und Nordmilch zu
DMK Deutsches Milchkontor.
• Im Geschäftsjahr 2013 verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 19,6 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Davon entfielen 44,5 Prozent
auf das Exportgeschäft.
• Auf Basis der Geschäftsergebnisse erhöhte sich der Milchauszahlungspreis um 19 Prozent auf 37,40 Cent/kg.
• 2013 erzielte DMK einen Jahresüberschuss von 51,7 Millionen Euro und
erreicht damit eine Eigenkapitalquote von 35 Prozent.
• Gezielten Investitionen in die strategischen Geschäftsfelder Babynahrung
und Eiskrem und die Fortführung des Internationalisierungskurses sollen
künftig den Erfolg sichern und den Marktbedingungen und den durch
Wegfall der Milchquote voraussichtlich steigenden Milchmengen in den
kommenden Jahren Rechnung tragen.
• DMK will seine Position im heimischen Markt mit dem Entwicklungspotenzial in Osteuropa, Asien und den aufstrebenden Schwellenländern
kombinieren, um seinen Anteilseignern ein dauerhaft wettbewerbsfähiges
Milchgeld zu sichern.
• Das Unternehmen reinvestiert seine Gewinne in die Entwicklung neuer
Technologien und innovativer Produkte, in attraktive Arbeitsumfelder für
seine Mitarbeiter und die Erweiterung bestehender Absatzmärkte. Dazu
gehört auch der Ausbau des Markengeschäfts.
• Der Bereich Forschung und Entwicklung wurde weiter ausgebaut und
das firmeneigene Milk Innovation Center hat 2013 an der Entwicklung neuer
Produkte, Prozesse und Verpackungen gearbeitet.
• Für 2014 erwartet DMK eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit. Der Konzern will seine Ertragskraft weiter ausbauen und
durch punktuelle Kooperationen sowie Beteiligungen an strategischen
Partnerschaften nachhaltig sichern.
• DMK erhielt 2013 und 2014 die Auszeichnung als Top Arbeitgeber.
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