Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 6/2008
Zeitschrift des
Deutschen Olympischen Sportbundes
und der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
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ZUR_Olympia__OlympischesFeuer_211 1
01.12.2008 17:38:48 Uhr
Freundliche Grüße
aus der OF-Redaktion
eit geraumer Zeit tobt ein großes Kräftemessen in Sachen
Bildung. Ein Expertengipfel jagt den nächsten. Studien bestätigen fast im Monatstakt entweder das niederschmetternde Leistungsdesaster oder die wundersame Ergebnisverbesserung im internationalen Vergleich. Tabellen und Ranglisten verraten sensationsheischend, wie es so steht um das Lernvermögen der Kinder und
Jugendlichen in Deutschland. Was sich, liebe Leserinnen und Leser,
also in allen Wissensbereichen durchaus sportlich präsentiert, findet
auch im Sport selbst seine Entsprechung.
S
Der 2. Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht, von der Alfried
Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert und von Professor Dr. Werner Schmidt von der Universität Duisburg-Essen herausgegeben, zeigt sachlich und nüchtern, dass die Bewegungsdefizite
der frühen Jahre das gesamte Bildungsklagelied bedrohlich ergänzen.
Vom Kindergarten über die Schule bis in die Verbands- und Vereinslandschaft des organisierten Sports werden die Mängellisten und
Problemzonen aufgezeigt. Auch hier gibt es im Ländervergleich etwa was Finanzausstattung und Betreuungssituation betrifft - nur
hintere Plätze zu registrieren.
Als Autor des OF-Podiums macht Werner Schmidt aber andererseits
deutlich, dass die Voraussetzungen für die sportliche Allgemeinbildung - beispielsweise durch die kindliche Bewegungsbegeisterung
und den Organisationsgrad im Vereinsnetzwerk - gerade jenseits der
Schule beachtlich sind. Oder vielleicht sogar besser nicht sein könnten. Mit der Einschränkung allerdings: Vor zu früher Spezialisierung,
Sportart- und Wettkampfsorientierung und auch Kaderauslese wird
gewarnt. Insgesamt aber gilt: Bewegung, Spiel und Sport in Kindergarten, Schule und Verein sind Bildungsfaktoren von kaum zu
überschätzender Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung
junger Menschen. Eine Binsenweisheit, die einmal mehr nachdrückliche Bestätigung findet, aber wahrscheinlich weiterhin auf spürbare
Konsequenzen wartet.
Natürlich bilden in dieser OF-Ausgabe die olympischen Nachwehen
ebenso wie die spitzensportlichen Vorausschauen die programmatischen Schwerpunkte. Was erwartet den Sport - national wie international - angesichts der weltweiten Finanzkrise und der anrollenden
oder bereits spürbaren Rezession? Dass er - krisenresistent - allen
Bedrohungs-Szenarien widersteht, ist kaum zu erwarten. Und
dennoch: Der Sport als Lebenselixier bleibt ein gesamtgesellschaftliches Schwergewicht. Auch dafür gibt es in diesem Heft ein paar
überzeugende Beweisstücke.
Ihr Harald Pieper
Inhalt
OF Mosaik
OF-Podium: Prof. Dr. Werner Schmidt
Weltwirtschaftskrise, Olympische Bewegung und die
amerikanische Herausforderung
Günter Deister
Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund
des globalen Krisenszenarios
Günter Deister
Peking im Herbst 2008
Prof. Dr. Helmut Digel
Zwischen Leistungswahn und der Vernunft moralischen
Handelns - Der deutsche Spitzensport nach Peking und
vor London
Michael Gernandt
Der Anti-Doping-Kampf kann nicht früh genug beginnen
Die Tour de Nada durch die Eliteschulen des Sports
Steffen Haffner
Die Sportförderung bleibt ein bedeutender Faktor
gesamtgesellschaftlicher Zukunftssicherung
Holger Schück
Die Athletenvertreter wollen keine Alibirolle mehr spielen,
sondern sportpolitische Präsenz zeigen
Dr. Andreas Müller
OF-Interview mit Silke Kassner
Dr. Andreas Müller
OF-Kommentare
Günter Deister, Steffen Haffner, Harald Pieper
Gül Keskinler: Integration pur oder Mit dem Sport Brücken
zwischen den Kulturen bauen
Steffen Haffner
Populärer Fitnessorden: Das Deutsche Sportabzeichen
im Wandel der Zeit
Björn Köhler
Mit 91: Einer der Ältesten unter den Ordensträgern
Ulrich Werner
Familiensport im Verein: Kreativ-Potenzial von hohem
gesellschaftlichen Wert
Karl Hoffmann
Was macht eigentlich ...? Uwe-Jens Mey
Jochen Frank
Runde Geburtstage der Gründerväter
Friedrich Mevert
Olympisches Dorf Berlin 1936
Bianka Schreiber-Rietig
OF-Galerie: Großer Sport und junge Kunst:
"Olympische Spiele - wie ich sie sehe!"
Ein Schülermalwettbewerb
Dr. Andreas Höfer
Nachrichten des Deutschen Olympischen Sportbundes
Impressum
Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft
Nachrichten der Deutschen Olympischen Akademie
Deutsches Sport & Olympia Museum
Leserumfrage
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Olympia-Organisation auf
dem Prüfstand
I
n London hat vom 24. bis 27. November
ein offizielles Meeting zur Bilanzierung
der Olympischen Spiele Peking 2008 stattgefunden. Es ist ein Teil des WissensTransfer-Programms des IOC. An ihm nahmen Mitglieder der Organisationskomitees
Peking 2008, Vancouver 2010, London 2012
und Sotschi 2014, Vertreter der Kandidatenstädte 2016 und andere Interessenvertreter
der Spiele teil. Dabei ging es darum, möglichst viele Erkenntnisse und Verfahrensabläufe der Organisatoren der zurückliegenden
Spiele für die zukünftigen Veranstalter zu
erhalten und zu transportieren.
Planungsgrundlagen logistischer und technischer Natur in den Bereichen Sport, Unter-
bringung, Transport, Kultur und Erziehung
können oft problemlos weitergeschrieben
werden. Die Bilanzen wurden in London u.a.
aus der Sicht der Athleten, der Zuschauer, der
Beschäftigten und der Medien beigesteuert.
Fackellauf zu den
Winterspielen
as Organisationskomitee der Olympischen Winterspiele 2010 (VANOC) hat
Ende November 2008 die Route für den
Olympischen Fackellauf bekannt gegeben.
Nachdem das Olympische Feuer in Kanada
eingetroffen ist, wird es ausgehend von
Victoria, British Columbia, einmal von Küste
zu Küste und zurück getragen. Die Reise
beginnt am 30. Oktober 2009 nach der
offiziellen Zeremonie zur Entzündung des
D
Feuers in Olympia in Griechenland. 106 Tage
später wird das Olympische Feuer bei der
Eröffnungsfeier der Winterspiele in Vancouver durch den letzten Fackelläufer der
Stafette entzündet.
Innerhalb Kanadas erstreckt sich der Olympische Fackellauf über eine Distanz von
mehr als 45.000 Kilometern. Wie VANOC
bekannt gibt, ist das Feuer dabei ca. 1000
km auf dem Wasser, 18.000 Kilometer in der
Luft und 26.000 Kilometer an Land unterwegs. Der Fackellauf streift dabei herausragende Sehenswürdigkeiten und besondere
Orte wie die Olympiastädte Montreal und
Calgary, Reservate der indianischen Ureinwohner und von der UNESCO ausgewiesene
Weltkulturerbe. Selbst an den Nordpol wird
das Feuer getragen.
Die Olympischen Winterspiele werden vom
12. bis zum 28. Februar 2010, die Winter-
Jacques Rogge: Zu den neuen Herausforderungen der
Olympischen Bewegung
I
OC-Präsident Jacques Rogge hat in
London die Bedeutung der Olympischen
Bewegung für junge Menschen und deren
Lebensstil dargestellt. "Wir haben als
Olympische Bewegung ein vitales Interesse daran, junge Menschen auf dem ganzen Globus an den
Sport heranzuführen:
Ich bin überzeugt
davon, dass er dabei
hilft, ein besseres Leben
zu führen. Sport
ermunter dazu, sich
selbst und seinem
Körper einen Wert zu
geben. Er macht aufnahmefähig und lernbereit und verbessert
die Denkfähigkeit und
Kreativität", erklärte
Rogge anlässlich der
"Coubertin Vorlesung",
einer im zweiten Jahr durchgeführten
Vorlesungsreihe der British Olympic
Foundation und der Royal Society of Arts.
Der Präsident nutzte die Gelegenheit mit
Blick auf eine Bilanz der Olympischen
Spiele in Peking die olympische Geschich-
4
te Großbritanniens mit den Möglichkeiten
zu verbinden, die sich durch die Organisation der Spiele 2012 eröffnen, gesellschaftlichen Ungleichgewichten zu
begegnen.
Eine Zunahme an körperlicher Aktivität sei
notwendig, um die
gesundheitlichen Konsequenzen eines sitzenden
Lebensstils zu vermeiden.
"Britische Kinder verbringen durchschnittlich
5 Stunden und 20
Minuten am Tag vor
dem Bildschirm. Heranwachsende sind immer
weniger bei Spiel und
Sport zu finden, sie
bewegen sich im Alltag
weniger und verbringen
mehr und mehr Zeit in Autos. Die Konsequenzen sind Fettleibigkeit und viele
daraus resultierende, gravierende Probleme", bedauerte Rogge.
Die digitale Revolution will Rogge nutzen,
um jungen Menschen Sport und Aktivität
wieder näher zu bringen "Die neuen
Technologien sind einerseits eine große
Herausforderung, aber sie geben uns auch
neue Möglichkeiten uns zu engagieren
und zu interagieren. Das Internet diene ja
nicht allein dem passiven Konsum, sondern auch der Interaktion und der Kreativität der Nutzer sagte Rogge. "Londons
Vision für 2012 stellt die Aktiven und den
Sport in den Mittelpunkt der Spiele",
sagte Rogge, "darüber hinaus aber legt
London sehr viel Wert darauf, junge
Menschen durch Kultur und Erziehung
anzusprechen."
Der Präsident ergänzte, dass die Welt
wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegensehe, die Olympischen Spiele aber in
der Vergangenheit bereits mehrfach
kritische Phasen durchgestanden hätten.
"Sie haben überlebt, weil sie den Menschen auf der ganzen Welt etwas bedeuten", erklärte der IOC-Präsident. Der
Erfolg von Peking habe die Olympische
Bewegung und künftige Organisatoren in
die Lage versetzt, auch den Herausforderungen der kommenden Jahre zu begegnen.
OF-MOS AIK
Paralympics vom 12. bis zum 21. März 2010
in Vancouver und Whistler stattfinden. Die
Sportarten sind Rodeln, Skilauf, Eislauf,
Eishockey, Biathlon, Bob und Curling.
Jahreskalender 2009: Einmal
mehr - Lob dem Ehrenamt
enn es das ehrenamtliche Engagement in Deutschland nicht gäbe,
dann wäre diese Gesellschaft nicht nur
ärmer; ich behaupte, sie würde nicht funktionieren." Diese von Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück vor dem Bundestag geäußerte Überzeugung lässt sich durch Zahlen
untermauern: Allein das Engagement der
rund 7,5 Millionen Ehrenamtlichen und
freiwillig Tätigen im Sport, dem größten
Sektor freiwilligen Engagements in
Deutschland, entspricht einem sozialen
Kapital von fast 8,5 Milliarden Euro. Doch
ehrenamtliches Engagement ist nicht in
erster Linie eine volkswirtschaftliche, sondern eine gesellschaftliche Größe. Es verkörpert im besten Sinne des Wortes den Alltag
einer zupackenden, lebendigen Bürgergesellschaft. Das gilt im besonderen Maße für
die Führungskräfte in den Sportvereinen.
Vor diesem Hintergrund versenden der
Deutsche Olympische Sportbund und die
Commerzbank im Rahmen der gemeinsamen Initiative "Danke! Sport braucht dein
Ehrenamt." wieder einen Jahreskalender. Er
ist zugleich eine Geste der Wertschätzung
wie auch eine Arbeitshilfe. Bis zu jeweils
fünf Exemplare des Kalenders 2009, den der
Karikaturist Jürgen Tomicek illustriert hat,
können Vereine unter folgender E-MailAdresse bestellen: [email protected]
"
W
IOC ruft zu Bewerbungen
für die 2. Olympischen
Jugendspiele 2014 auf
ohne jegliche Diskriminierung fortzusetzen.
Ein Schwerpunkt der Jugendspiele soll auf
der Information im Hinblick auf die Gefahren von Doping und exzessivem Training
liegen.
D
Claudia Bokel in WADAAthletenkommission gewählt
as IOC wird in Kürze das Bewerbungsverfahren für die 2. Olympischen
Jugendspiele im Sommer 2014 eröffnen. Ein
entsprechendes Schreiben ging an alle
Nationalen Olympischen Komitees (NOK), so
auch an den Deutschen Olympischen
Sportbund. Die NOKs haben nun bis Februar
2009 Zeit, gegenüber dem IOC eine Kandidatenstadt aus ihrem Zuständigkeitsbereich
zu benennen. Am 10. März findet in Lausanne ein Workshop für alle Kandidatenstädte
statt. Bis Juli des Jahres 2009 müssen die
Rahmendaten der Bewerbung inklusive aller
Garantie-Erkläungen beim IOC eingereicht
werden. Auf der Basis dieser Unterlagen
wird die IOC-Exekutive dann ggf. Kandidaten aussortieren. Eine spezielle IOC-Kommission wird zwischen Dezember 2009 und
Januar 2010 einen Bericht über die Bewerber erstellen. Die IOC-Exekutive gibt danach
gegenüber den IOC-Mitgliedern eine Empfehlung zur Wahl der Gastgeberstadt ab.
Diese erfolgt auf der 122. IOC Session im
Februar 2010 in Vancouver.
Zeitgleich zur Bekanntgabe der Rahmendaten des Bewerbungsverfahrens veröffentlichte das IOC eine Ausschreibungsbroschüre. Sie ist im Internet unter der Adresse
http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report
_1385.pdf abrufbar.
"Die Schaffung der Olympischen Jugendspiele hat das IOC am 5. Juli 2007 beschlossen Die Premiere findet vom 14.-26. August
2010 in Singapur
statt. Das "Flagschiff" der IOCStrategie zu Gunsten junger Menschen soll junge
Athleten darin
bestärken, ihren im
Leistungssport
eingeschlagenen
Weg auf der Basis
ethischer Werte wie
Exzellenz, Freundschaft und Respekt
sowie fundamentaler Prinzipien wie
Universalität,
Nachhaltigkeit und
OF-MOS AIK
laudia Bokel wurde in Montreal vom
WADA-Stiftungsrat in die Aktivenkommission der Welt-Anti-Doping-Agentur
(WADA) gewählt. Bokel ist zugleich Vorsitzende der EOC-Athletenkommission und
Mitglied der IOC-Athletenkommission. Die
Wahl erfolgte auf Vorschlag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das jetzt
eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen
WADA und IOC-Aktivenkommissionen
C
erwartet. "Ich freue mich, auch in der WADA
die Interessen der Athleten vertreten zu
können. Dies gewährleistet eine optimale
Information und Koordination auch im
Interesse der europäischen und der deutschen Aktiven. Der Kampf gegen Doping
zählt zu den größten Herausforderungen im
Sport, wir Aktive sind bereit, diesen Kampf
aufzunehmen und wollen uns an der Gestaltung und Entwicklung eines humanen
Spitzensports aktiv beteiligen", sagte Claudia
Bokel. Zusammen mit Ruder-Olympiasiegerin Meike Evers ist die Silbermedaillengewinnern von Athen das zweite deutsche Mitglied im WADA-Athleten-Gremium.
Liebe OF-Leserinnen und
Leser!
Wir bitten um freundliche Beachtung
der Leserumfrage auf den Seiten
81/82. Eine Beteiligung lohnt sich!
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er 2. Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht hält
nüchtern fest, dass Deutschland im europäischen
Vergleich (von 19 OECD-Staaten) bezüglich der zur
Verfügung gestellten finanziellen Mittel und der Betreuungsrelation (Erzieherin: Kinder, Lehrer: Grundschulkinder)
im Elementarbereich (0-6 Jahre) nur Platz 18 erreicht und
im Primarbereich (6-10) auch nur Platz 14 einnimmt.
D
Gleichzeitig ist bekannt, dass in Deutschland sehr früh
eine soziale Selektion einsetzt, von der vor allem Kinder
aus sogenannten Risikogruppen (Kinder von Alleinerziehenden, aus kinderreichen Familien und/oder mit Migrationshintergrund) von Geburt an betroffen sind. Diese
Benachteiligung beinhaltet,
- dass ihre motorischen und sprachlichen Fähigkeiten
weitaus schlechter ausfallen,
- dass ihre Rückstellungsquote bei Schuleingangsuntersuchungen um ein Vielfaches höher ist,
- dass schulische Übergänge, die Schulabschlüsse und die
Art der Berufsausbildung wesentlich schlechter als in
Normalgruppen ausfallen.
Im Sportbereich kritisiert der Bericht die viel zu frühe und
einseitige Sportart- und Wettkampforientierung, hält für
den Leistungssport die Problematik der zu frühen DKader-Auslese (10-12 Jahre) fest und bemängelt den bis zu
80 %igen Einsatz von nicht ausgebildeten Lehrern im
Sportunterricht.
Vor diesem allgemeinen gesellschaftlichen Hintergrund ist
festzuhalten, dass im Gegensatz der Kindersport Bestandteil der Lebenswelt aller Kinder ist. Der Sport erreicht fast
90% aller Kinder jenseits der Schule, mit der höchsten
Mitgliedsrate bereits im 7. Lebensjahr (= 76,5%), unabhängig von Ethnie und/oder Geschlecht. Hinsichtlich der
nachmittäglichen Freizeitgestaltung ist festzuhalten, dass
2/3 aller Kindertermine alleine auf den Sport entfallen und
dass 80% aller Kinder diese Termine als ihre Lieblingstermine bezeichnen.
Die Befunde zur Attraktivität des Sportvereins aus Kindersicht offenbaren 2 zentrale Merkmale:
1. Erfahren von sozialer Anerkennung und sozialer Akzeptanz,
2. Entwicklung einer Könnenserfahrung am eigenen Körper.
Sozialwissenschaftler kennen diese Ausnahmestellung des
Kindersports bezüglich Teilnahme, Motivation und Wohlbefinden an und sprechen vom Sport als soziokulturellem
Erkennungszeichen der "Präadoleszenz" und attestieren
6
dem Sport eine "positiv biographische Bildung" am Nachmittag.
Im Gegensatz zum schlechten institutionellen Kindergartenangebot im Vorschulalter zeigen die Sportbefunde, dass
Interventionen (ab 3 Jahren) mittels Bewegungskindergärten und bewegter Sprachförderung sowohl die Motorik als
auch die Sprachentwicklung bedeutsam verbessern, besonders bei Leistungsschwächeren und/oder Migranten. Darüber hinaus fällt auf, dass 90% aller Erzieherinnen von der
Wirksamkeit der bewegten Sprachförderung überzeugt
sind und mehr Angebote dieser Art machen wollen. Das
Problem liegt eher
in den zu geringen
Fortbildungsangeboten im Bewegungsbereich.
Befunde zur
"Bewegten Grundschule" verdeutlichen, dass sich
primäre Effekte im
Bereich der Verbesserung des
sozialen Klimas
und im Aggressionsabbau zeigen
und dass sich
durch Bewegte
Pausen und
Bewegten Unterricht Aufmerksamkeit und Konzentration bis zur 5.
Stunde um 52% (!) steigern lassen, wohingegen diese
Faktoren bei sitzendem Unterricht um 40% (!) abnehmen.
Sportmedizinische Befunde unterstreichen, dass Alltagsund Sportbewegungen als wesentlichste risikomindernde
Gesundheitsgrößen für die Zukunft gelten und körperlichsportliche Aktivitäten vor der Entstehung von Übergewicht
und Adipositas schützen. Andererseits liegt die Wahrscheinlichkeit bei bis zu 80%, dass aus unfitten Kindern
unfitte Erwachsene werden.
Die gegenwärtig zu beobachtende Tendenz zu mehr Schulautonomie bietet deshalb für einzelne Einrichtungen mehr
Chancen. Vergleichbares gilt für das Thema Ganztagsschule. Ursprünglich geplant aus sozial und familienpolitischen
Gründen (Vereinbarkeit von Familie und Beruf) sowie aus
bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen heraus
(Förderung benachteiligter Schülergruppen), kristallisiert
sich auch hier die hohe Angebotspalette sportiver Angebote immer mehr heraus. Nur über Bewegung und Sport und
die intrinsische Motivation der Schüler scheint langfristig
die Erziehung zu einem gesunden und aktiven Lebensstil
umsetzbar.
Sportpsychologische Befunde zeigen,
- dass hinsichtlich des Zusammenhanges von Sport und
Selbstwertgefühl vor allem jüngere Kinder, Mädchen
und sozial benachteiligte Kinder besonders stark vom
sportlichen Engagement profitieren,
2. Bezogen auf die Grundschule plädiert der Bericht im
Sinne der Gesundheitsprävention und der Bildungs- und
Bewegungsförderung
- für die flächendeckende Einrichtung der Bewegten
Grundschule,
- für die Erteilung des Sportunterrichts alleine durch
ausgebildete Fachkräfte.
3. Im organisierten Sport fordert der Bericht eine Abkehr
von der frühen sportartspezifischen Spezialisierung und
der frühen Kader-Auslese am Ende der Kindheit.
Hausaufgabe für den DOSB, das Innenministerium und die
Sportministerkonferenz wäre die Entwicklung eines
OF-PODIUM
Sport der frühen Jahre ist ein Motor
der Persönlichkeitsentwicklung
Von Prof. Dr. Werner Schmidt, Herausgeber des 2. Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts
- dass im Sport erworbene personale und soziale Ressourcen (Schutzfaktoren) belastende Lebensereignisse in
anderen Bereichen abmildern können,
- dass sportlich engagierte Kinder über eine höhere soziale Akzeptanz innerhalb ihrer primären Bezugsgruppe
verfügen.
Der 2. Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht legt
insgesamt 12 Handlungsempfehlungen für die frühkindliche Bildung durch Bewegung, den Grundschulsport und
den Sportverein vor. Die wesentlichen Empfehlungen
lauten:
1. Der Bericht fordert die pflichtmäßige Implementierung
des Bereiches Bewegung in die Ausbildung aller Erzieherinnen und Erzieher sowie die flächendeckende Einrichtung von Bewegungskindergärten für alle Kinder ab 3
Jahren.
gemeinsamen Basis-Curriculums (=sportartspezifische,
sportartübergreifende und allgemein koordinative Anteile)
für alle Sportfachverbände, im Sinne einer vielfältigen
Bewegungs-, Spiel- und Sportförderung.
Wenn es gelingt, diese verbesserte Gesundheits-, Bildungsund Sportangebotsstruktur für "Alle" von klein auf umzusetzen, werden noch mehr Kinder als bisher das erfahren,
was die meisten schon heute am Sportverein und Schulsport besonders schätzen, Gefühle von sozialer Anerkennung und Akzeptanz, Stärkung der personalen Ressourcen,
Entwicklung einer eigenen Könnenseinschätzung sowie die
Stabilisierung ihres Selbstkonzeptes. Mit anderen Worten:
Kindersport für Alle als Motor der Persönlichkeitsentwicklung.
7
E
s hat in den letzten Monaten drei Tage gegeben, die für
die Olympische Bewegung besonders bedeutsam waren.
Am 15. September musste in New York die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden, was zum Auslöser
wurde für eine weltweite Finanzkrise. In Orlando/Florida hielt
Peter Ueberroth als scheidender Präsident des Nationalen
Olympischen Komitees der USA (USOC) am 11. Oktober eine
Rede, die Wellen der Empörung auslöste. Am 4. November gab
der künftige US-Präsident Barack Obama der Welt in Chicago
neue Hoffnung und seiner Heimatstadt einen Schub. Sein
Auftritt als Wahlsieger fand im Grant Central Park statt, der ein
olympischer Schauplatz werden würde, falls Chicago vom
Internationalen Olympischen Komitee am 2. Oktober nächsten
Jahres in Kopenhagen zum Austragungsort der Sommerspiele
2016 bestimmt würde.
Dollar. "Time-Magazin" kürt den Pionier der olympischen Kommerzialisierung zum "Mann des Jahres". Danach wird Ueberroth
Chef der US-Major Baseball League, geht ins Tourismusgeschäft
und versucht, nachdem er es längst zum Multimillionär gebracht
hat, eine Karriere als Politiker. 2003 scheitert er bei der Gouverneurswahl in Kalifornien an Arnold Schwarzenegger und kehrt in
den Sport zurück. Als USOC-Präsident tut er sich als AntiDoping-Kämpfer hervor, entschuldigt sich schriftlich bei allen
NOKs für die Taten der Sportbetrügerin Marion Jones und
verschafft sich Respekt auch bei IOC-Präsident Jacques Rogge.
Lediglich die neue Altersregel von 70 Jahren hat wohl verhindert,
dass Ueberroth noch eine späte Karriere im IOC machen konnte.
Seine Rede vor der USOC-Versammlung in Orlando wirkte
desillusionierend. Da trat jemand auf, der jenseits von Solidarität
erstmals Klartext redete. Bisher habe
er sich zurückgehalten, um im
Vorfeld der Peking-Spiele nicht
noch für zusätzliche Auseinandersetzungen zu sorgen. Doch nun
müsse er die Frage stellen: "Wer
bezahlt die Rechnung für die Olympische Bewegung? Seit 1988 sind
60 Prozent aller IOC-Einnahmen
von unseren Unternehmen gekommen. Ich bin sicher, Ihr versteht was
ich meine. Der Rest der Welt hat 40
Prozent beigetragen. Das ist ganz
einfache Mathematik."
Weltwirtschaftskrise,
Olympische Bewegung
und die amerikanische
Herausforderung
Von Günter Deister
Chicago ja oder nein - das hängt nun wesentlich davon ab, wie
der Obama-Bonus und der Ueberroth-Malus wirken werden. Sie
machen die amerikanische Herausforderung aus für das Sportjahr 2009. Doch bei der Vergabe der Spiele 2016 geht es auch
um die Glaubwürdigkeit des IOC und die künftige Finanzierung
des Weltsports. Dies vor dem Hintergrund eines offenen Verteilungskampfes innerhalb der olympischen Familie und einer
Krise, die längst die Weltwirtschaft erfasst hat und auch im
Sport tiefe Spuren hinterlassen wird.
Peter Ueberroth (71) hat es zu Ansehen gebracht. 1984 bringt er
als Organisator der Spiele von Los Angeles das Kunststück fertig,
Olympia erstmals und bisher einmalig nur durch Sponsorengelder zu finanzieren, mit einem Überschuss von 250 Millionen
8
Es ist auf jeden Fall eine Rechenart,
die kompromisslos ist. Sie lässt
wenig Hoffnung zu, dass die Amerikaner im heftigen Streit um mehr
Anteile am Gewinn Olympischer
Spiele dem Rest der Welt größere
Zugeständnisse machen werden.
Einen Streit, den Jacques Rogge
überhaupt nicht gebrauchen kann.
Der Olympische Kongress im kommenden Herbst in Kopenhagen, der erste seit Paris 1994, ist
geplant als ein Fest der Dreifaltigkeit mit den internationalen
Verbänden und den NOKs. Gefolgt von der anschließenden
Krönungsmesse für den dann 67 Jahre alten Belgier, der sich um
eine vierjährige Verlängerung seiner Präsidentschaft bewirbt.
Stein des Anstoßes ist ein 1988 zeitlich unbegrenzt abgeschlossener Deal, den Rogges Vorgänger Juan Antonio Samaranch
und dessen Marketingchef Richard Pound als Konsequenz aus
Ueberroths Geschäftsmodell von 1984 mit den Amerikanern
abgeschlossen haben. Danach gehen 12,75 Prozent der USFernsehrechte an USOC, und auch 20 Prozent der Sponsoreneinnahmen aus dem TOP-Programm. Das hat das amerikanische
NOK zu einer wohlhabenden Sportorganisation gemacht,
zunehmend zu Ungunsten des IOC und seiner Partner. In den
Zahlen der letzten Geschäftsperiode 2005 bis 2008 mit den
Spielen in Turin und Peking sieht das so aus: USOC hat ein
Anrecht auf 365 Millionen Dollar (192 Millionen Dollar TV, 173
Millionen Dollar TOP) und damit etwa genauso viel wie das IOC
selbst und die 35 internationalen Verbände und übrigen 204
NOKs jeweils zusammen. Bei einem Vier-Jahres-Haushalt von
617 Millionen Dollar konnte USOC seine Finanzreserven um 63
Millionen auf 103 Millionen Dollar erhöhen. Da die IOCGeschäfte für die Periode 2009 bis 2012 mit Vancouver und
London schon weitgehend gelaufen sind, werden sich die
Anteile von USOC auf mindestens 450 Millionen Dollar steigern.
Kein Wunder, dass sich Rogge durch die übermäßige Bevorteilung der Amerikaner zunehmend mit Empörung konfrontiert
sieht. Den Höhepunkt
erreichten die Auseinandersetzungen im März, als das
Schweizer Mitglied der IOCExekutive, Denis Oswald, in
seiner Eigenschaft als Vertreter der Verbände in einem
Brief an alle olympischen
Organisationen den Verteilerschlüssel als "nicht länger
moralisch hinnehmbar"
bezeichnete. Schließlich
gäbe es mittlerweile längst
nicht nur Sponsoren aus den
USA. Seitdem versucht eine
von Rogge eingesetzte
Dreier-Kommission mit
Oswald, dem Mexikaner
Mario Vazquez Rana und
dem norwegischen IOCMarketingchef Gerhard
Heiberg eine Lösung mit den
Amerikanern zu finden.
Doch die blieben bisher in
der Sache knallhart.
Ueberroths Argumentationskette ging in Orlando so: Eine
Reduzierung der Anteile schwächt das US-Team bei Olympischen Spielen, das ausschließlich über Sponsoreneinnahmen
finanziert wird; ohne starke Olympiamannschaft keine hohen
Einnahmen aus dem TV-Geschäft mit dem amerikanischen
Rechteinhaber, ergo: "Das ist nicht gut für uns, das ist auch
nicht gut für den Rest der Welt. Doch der versteht nicht, wo
das Geld herkommt." Wenn das IOC mehr Einnahmen erzielen
wolle, müsse es "den zu teilenden Kuchen vergrößern" und
seine Ware besser verkaufen. So habe China die Fernsehrechte
an den Spielen in Peking mit sieben Millionen Dollar geradezu
geschenkt bekommen, verglichen mit den 894 Millionen Dollar
von NBC. Dann ließ Ueberroth die Katze aus dem Sack: "Schon
immer haben Olympische Spiele in den USA am meisten Geld
eingebracht. Wenn Chicago die Spiele 2016 bekommt, werden
die Preise in die Höhe gehen. Wenn nicht, werden sie sinken."
Diese unverhohlene Aufforderung an die IOC-Mitglieder, in
Kopenhagen den amerikanischen Kandidaten zu wählen, sorgte
vor allem bei den Konkurrenten Tokio, Madrid und Rio de
Janeiro für Empörung. Ungehöriger als Ueberroth, der von
USOC zum Sonderbeauftragten für die Chicago-Bewerbung
ernannt wurde, habe noch kein Kandidat für sich öffentlich
geworben. Die Kampagne wäre schier aussichtslos, wenn die
USA mit Barack Obama nicht einen Präsidenten mit der Befähigung gewählt hätten, auch auf olympischem Terrain als Stimmenfänger in Erscheinung zu treten. Was Tony Blair für London
gelang und Wladimir Putin für Sotschi, ist dem ersten schwar-
zen Präsidenten der USA allemal zuzutrauen. Besonders aus
Afrika würden ihm wohl Stimmen zufliegen. Der sportive und
dem Basketball besonders zugeneigte Obama hat die Bewerbung seiner Heimatstadt von Anfang an unterstützt. Deshalb
sagt Chicagos Bewerbungschef Patrick Ryan: "Wenn alles
normal läuft und er keine anderen Verpflichtungen hat, wird er
nach Kopenhagen kommen."
Als Geste des guten Willens wird USOC wohl bereit sein, einige
Dollar als Sondervergütung abzutreten. Wie das geschehen
könnte, hat Rogge angedeutet. 15 bis 20 Millionen Dollar von
ihrem Anteil sollten die Amerikaner dem IOC zur Finanzierung
der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und des Internationalen
9
Sportgerichtshofs CAS überlassen. Ab 2020 sollte dann ein
neuer Verteilerschlüssel greifen - das wären sieben Jahre nach
dem Abschied des Belgiers als Präsident.
Eine andere ganz wichtige Entscheidung muss er spätestens bis
Mitte des kommenden Jahres treffen. Es geht um die Frage, ob
die Verhandlungen über die US-Fernsehrechte für die Winterspiele 2014 und die Sommerspiele 2016 noch vor der Wahl in
Kopenhagen beendet werden sollen. Nicht zuletzt wegen der
Wirtschaftskrise scheint Rogge geneigt zu sein, den Vertrag
erst danach abschließen zu wollen: "Wir sind nicht in Eile, wir
haben noch viel Zeit." Das käme auch dem bisherigen Rechteinhaber NBC sehr entgegen, der im Wahlkampf mit der sicher
nicht ganz uneigennützigen Millionen-Spende für Obama für
Aufsehen gesorgt hatte. Der TV-Gigant hat als größter olympischer Sponsor mächtigen Einfluss auf das IOC. Auf sein Begehren hin sind die Olympischen Spiele seit Atlanta 1996 um
einen Tag ausgedehnt worden. Das schuf Platz für die zur
Show aufgeputzte Eröffnungsfeier als Freitags-Solitär mit
höchsten TV-Einschaltquoten. NBC bestimmt über den Programmablauf mit, so wurden in Peking die Finals im Schwimmen und Turnen auf die Vormittage verlegt. Und das USFernsehen gibt den Zeitkorridor für die Abhaltung der Spiele
im Sommer mit vor. Sie haben ihre größte Wirkung dann,
wenn das Big Business des amerikanischen Profisports weitgehend ruht.
Mit der Gewissheit der Spiele in Chicago würde NBC bedeutend
mehr locker machen als jene 1,12 Milliarden Dollar, mit denen das
Unternehmen die Spiele in London eingekauft hat. Andererseits:
Sollte Rogge die Versteigerung der Rechte verschieben, würde er
das Votum der mehr als 100 IOC-Mitglieder in Kopenhagen stark
belasten. Eine Stimme für Chicago wäre dann, ganz im Sinne von
Ueberroth, eine Stimme mehr für höhere Einnahmen.
Die Verhandlung für die Fernsehrechte der USA führt Richard L.
Carrion, ein Banker aus Puerto Rico, Mitglied der IOC-Exekutive
und Vertrauter von Rogge. Sein zusätzliches Problem ist, dass
Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund
SOTSCHI:
Ursprünglich sollten die Winterspiele 2014 am Schwarzen Meer
12 Milliarden Dollar kosten. 7,5 Milliarden Dollar sollten vom
privaten Sektor kommen, davon fünf Milliarden von Unternehmen, die von Oligarchen gelenkt werden. Mittlerweile sind diese
Zahlen Makulatur. Die Gesamtkosten sind bei den "Spielen aus
dem Nichts" ins Unermessliche gestiegen. Der Milliardär Oleg
Deripaska, der das Olympische Dorf, das Medienzentrum und
einen neuen Flughafen finanzieren sollte, ist mit seinem Aluminiumtrust ins Trudeln geraten. Der russische Staat musste
jüngst mit einem Kredit von 4,5 Milliarden Dollar einspringen,
damit Deripaska dringliche Auslandsschulden bezahlen konnte.
In der auch vom sinkenden Ölpreis befeuerten russischen Wirtschaftskrise schmilzt der auf über 500 Milliarden Dollar angewachsene Staatsfond dahin wie Schnee in der Sonne. Das
Prestigeobjekt von Wladimir Putin wird zu Spielen um jeden
Preis werden.
Andere Probleme sind ebenso dringlich. Es gibt noch keine
Transportwege nach Sotschi für Baumaterial. Die staatlichen
Enteignungsversuche für Grund und Boden stoßen auf erbitterten Widerstand in der Bevölkerung. Große Sorgen wegen
Umweltzerstörung bestehen fort, auch wenn Sotschi aus der Not
eine Tugend gemacht hat. Straßen- und Schienenwege durch
10
ein enges, ökologisch besonders gefährdetes Tal hinauf in die
Schneeberge sollen auf das Notwendigste reduziert werden.
Sechs Attentate in den letzten Monaten mit vier Toten und rund
20 Verletzten weisen darauf hin, welches zusätzliche Risiko das
IOC mit den Winterspielen in unmittelbarer Nähe des Brandherds
Kaukasus eingegangen ist. Um die "exzellente Bewerbung" (IOCPräsident Rogge) zu retten, machte Regierungschef Putin jüngst
in Dimitri Kosak einen Krisen erprobten Politiker zum Olympiaminister und zu einem seiner Stellvertreter. Das höchst besorgte
IOC schickt alle paar Wochen Inspektoren zu seiner größten
Baustelle. Der olympische Oberaufseher Jean-Claude Killy sagt,
"Sotschi darf keine Sekunde mehr verlieren".
LONDON:
Der Ausrichter der Sommerspiele 2012 kämpft heftig darum,
die auf 12 Milliarden Euro angestiegenen Gesamtkosten nicht
weiter anschwellen zu lassen. Damit sollen die Sportstätten,
der Olympiapark im Nordosten, Bahnstrecken und Bahnhöfe,
Straßen und Wohnungen bezahlt werden. Im Zuge der Wirtschaftskrise sind Investoren für das Olympische Dorf und das
Medienzentrum vor dem Absprung, die die Hälfte des Bauvolumens von 1,75 Milliarden Euro tragen sollten. Nun muss wahr-
Sotschi in einer für Live-Übertragungen in Amerika problematischen Zone liegt. Im Unterschied zu Vancouver, dessen Winterspiele sich NBC den Rekordpreis von 820 Millionen Dollar
kosten lässt. Für Europa ist Vizepräsident Thomas Bach Verkaufsleiter. Er hat die ersten Verträge bereits abgeschlossen,
jeweils mit Sendern des australischen Medienunternehmers
Rupert Murdoch in Italien und der Türkei. Die Verhandlungen
mit der Europäischen Rundfunkunion EBU sind in vollem Gang.
Bach will alle Europa-Verträge vor der Vergabe der Spiele
abschließen.
Für die Spiele 2010 und 2012 kann die Wirtschaftskrise dem
IOC das Geschäft nicht mehr verhageln. Die weltweiten Fernsehrechte sind mit mehr als 3,8 Milliarden Dollar verkauft,
neun TOP-Sponsoren sind für jeweils rund 100 Millionen
Dollar angeheuert. Damit sind die Einnahmen der vergangenen Periode von 12 Sponsoren erreicht. Marketing-Chef
Heiberg möchte unbedingt noch ein bis zwei Geschäftspartner
hinzugewinnen, was jedoch schwer fallen wird. Der Norweger
klagt vorsichtig: "Die Lage ist nicht die beste." Das gilt besonders für die Zeit 2013 bis 2016, für die erst drei Verträge
abgeschlossen sind. Auch da erhoffen sich besonders die USUnternehmen eine Chicago-Wahl - und machen Druck. So
sagte John Lewicki, Exekutivdirektor vom IOC-Sponsor McDonald's, einige Kandidatenstädte würden seinem Unternehmen
keine ausreichenden Marktchancen bieten: "Das soll nicht
heißen, dass wir unseren Vertrag nicht verlängern würden,
wenn es nicht Chicago wird. Aber wenn es Chicago wird,
werden wir verlängern." Kurz darauf zog McDonald's die
Aussage seines Chefs zurück mit der Begründung, es widerspräche den Regeln des IOC, wenn ein Sponsor im Bewerbungsprozess Partei ergreife.
Unklar, ob Rogge den öffentlichen Tadel veranlasst hat. Ungewiss ist auch, ob Ueberroth für seinen krassen Regelverstoß
gerügt worden ist. Fest steht jedoch, dass der IOC-Präsident im
kommenden Jahr eine amerikanische Herausforderung der ganz
besonderen Art zu bestehen hat.
des globalen Krisenszenarios
scheinlich der Staat gegenüber dem IOC auch hier einspringen.
Gespart werden soll nun an allen Ecken und Enden, unter
anderem auch am Olympischen Dorf mit nur noch 3.300
Appartements statt ursprünglich 4.200 für 17.000 Sportler und
Begleitpersonal. Das würde dann zu einem Kontrast werden
zum großzügigen Peking, wo das IOC vom besten Olympischen
Dorf aller Zeiten geschwärmt hatte. Die IOC-Gabe von rund
einer Milliarde Dollar als Anteil am internationalen Sponsorenaufkommen hat London sicher. Kämpfen muss die Stadt unter
erschwerten Bedingungen um seine nationalen Unterstützer.
Bisher hat das Organisationskomitee erst etwa Zweidrittel der
angestrebten 1,2 Milliarden Dollar eingeworben. Da auch in
London der Staat für die gesamten Kosten garantiert, muss
sich das IOC um die nächsten Sommerspiele zumindest keine
Finanzsorgen machen.
VANCOUVER:
Die Ausrichter der Winterspiele haben die Auswirkungen der
Krise noch nicht zu spüren bekommen. Die Kanadier planen
unverändert mit einem ausgeglichenen Organisationshaushalt
von 1,63 Milliarden Dollar und geben an, 79 Prozent der Einnahmen bereits erhalten oder fest zugesagt bekommen zu
Von Günter Deister
haben. 603 Millionen Dollar garantiert das IOC, 760 Millionen
Dollar werden aus dem nationalen Sponsorenprogramm erlöst.
232 Millionen Dollar soll der Verkauf von Eintrittskarten einbringen. Der Staat kommt für Bauten und Wettkampfstätten auf.
Die kanadische Regierung und die Provinz British Columbia
teilen sich den Aufwand von 580 Millionen Dollar. Die Athletendörfer kosten 67,5 Millionen Dollar, die Eisschnelllaufhalle als
teuerste Wettkampfstätte 63 Millionen Dollar.
MÜNCHEN:
Noch nicht absehbar sind die Folgen der Wirtschaftskrise für die
Bewerbung um die Winterspiele 2018. Die vom DOSB mit Mehrheit geführte Bewerbergesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die
gesamten Bewerbungskosten aus dem privaten Bereich zu
finanzieren. Dieses ehrgeizige Vorhaben könnte nun in Frage
gestellt sein. Als Sponsoren kommen in erster Linie die in München angesiedelten DAX-Unternehmen in Frage. Bis zum Jahresende wollte die Bewerbergesellschaft rund die Hälfte der eingeplanten 30 Millionen Euro abgesichert haben. Wegen der Langfristigkeit des Projekts sind Prognosen über die Finanzierung
schwer möglich. Das IOC vergibt die Winterspiele 2011 im südafrikanischen Durban.
11
Peking im
Herbst 2008
Von Helmut Digel
D
er Alltag ist zurückgekehrt. Auf den ersten Blick erinnert in Peking nur noch wenig an die Olympischen
Spiele. Die olympischen Symbole der sogenannten
"Olympic Lane" sind wohl noch nicht entfernt, doch die überfüllten Straßen lassen nur selten einen Blick auf die Ringe zu.
Der Blumenschmuck ist wieder in den Gewächshäusern oder
er gehört der Vergangenheit an. Gleiches gilt für das olympische City-dressing: "One World - One Dream", und die fünf
Maskottchen haben in diesen Tagen bereits einen musealen
Charakter. Dennoch scheint Peking eine andere Stadt zu sein,
wenn man ihr Stadtbild mit jenem vergleicht, welches noch
vor einem Jahr anzutreffen war. Das fünfte Peking-Forum hat
mich in der ersten Novemberwoche nach Peking geführt.
"Harmonie der Zivilisationen" und "Wachstum für alle" "universelle Werte" und "Entwicklungslinien der Zivilisation" waren die Kongressthemen, und Sozialwissenschaftler aus
aller Welt diskutierten drei Tage lang über die Zukunft einer
globalen Weltgesellschaft. Schon mein Anflug auf Peking war
eine Überraschung. Strahlender Sonnenschein erwartete mich,
und während des ganzen Aufenthaltes sollte Peking im Sonnenglanz erstrahlen. Nie zuvor hatte ich einen vergleichbaren
"indian summer" in den Parks und an den Seen von Peking
erleben können. Die Ankunft auf dem Flughafen war so perfekt wie bei den Olympischen Spielen: Schnelle Zollabfertigung, kein Warten auf das Gepäck und ein Taxi brachte mich
in die Innenstadt zu einem Preis, wie man ihn sich in Europa
gerne wünschen würde.
Die Universität Peking, die größte und bedeutendste chinesische Universität, war Gastgeber des Peking-Forums, und sie
glänzte durch eine einmalige Gastfreundschaft. Die ausländischen Gäste waren in einem neu gebauten Fünf-Sterne-Hotel
untergebracht, das der Universität gehört, und das "StateGuest-House" des Staatspräsidenten war gut genug, um als
12
Austragungsort für diesen bedeutsamen Kongress zur Verfügung zu stehen. Sechs große Themenblöcke prägten den
Kongress: "Ökologische Zivilisation", "Tradition und Modernität", "Transzendenz der Künste und Entwicklung der Zivilisation", "Kontinuitäten und der Wechsel in der Weltpolitik" und
schließlich das für mich wichtige Thema "Olympic Spirit und
World Harmony". Diese "Panel Session" brachte Experten aus
USA, Russland, England, Korea, Griechenland, Dänemark,
Österreich, Japan, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland
zusammen, die gemeinsam mit Hunderten von chinesischen
Wissenschaftlern ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über die
Olympischen Spiele von Peking vortrugen. Waren die Vorträge
der Gäste meist durch Höflichkeit geprägt und wurden die
chinesischen Gastgeber zu ihrem besonderen Erfolg bei der
Ausrichtung der Spiele beglückwünscht, so waren die Analysen
der chinesischen Experten vor allem von einem besonderen
Selbstbewusstsein gekennzeichnet, mit dem sie ihre Befunde
vortrugen. Manche Analyse war dabei parteiisch, und nicht
selten wurde auch Wissenschaft mit Politik verwechselt; doch
im Vergleich zu früheren Konferenzen war die Diskussion von
einer Offenheit, wie ich sie zuvor in China noch nicht habe
beobachten können. Der Blick der chinesischen Fachleute war
dabei durchaus auch auf die Probleme der Spiele gerichtet. Der
problematische Fackellauf wurde ebenso in die Analyse einbezogen wie die negative Wahrnehmung der Spiele, wie sie
vorwiegend in Japan, Frankreich und Deutschland anzutreffen
war. Hier standen kritische Befunde im Mittelpunkt, die wissenschaftlichen Maßstäben genügen konnten. Objektivität, Reliabilität und Validität waren dabei die Gütemaßstäbe, an denen
sich einige dieser Analysen durchaus zu orientieren wussten.
Aus der Sicht der chinesischen Experten ist die Frage der
Nachhaltigkeit der Spiele nahezu ausschließlich positiv zu
beantworten. Dies gilt auch dann, wenn man nicht mit jeder
Nachnutzung glücklich sein kann. So finden im Schwimmstadion mittlerweile regelmäßig Popkonzerte statt, das
Schwimmbad hat dabei den Charakter eines künstlichen Sees,
in dessen Mitte eine Popbühne aufgebaut wird. Das olympische "Vogelnest" ist derzeit lediglich für Großveranstaltungen
konzipiert. Der Sport spielt dabei eine eher nachgeordnete
Rolle. Pekings Fußball ist derzeit zu schlecht, als dass man ihm
Zutritt gewähren würde. Ansonsten ist das "Vogelnest"
begehrte touristische Attraktion. An einem freien Nachmittag
war es mir möglich, über den olympischen Park zu flanieren,
und einmal mehr war dabei die Atmosphäre etwas ganz
Besonderes. Chinesen ebenso wie viele Ausländer besuchen zu
Hunderttausenden den Park, und das Familienfoto mit dem
Stadion im Hintergrund ist das begehrteste Fotomotiv. Die
neuen U-Bahn-Linien werden von der Bevölkerung Pekings
bestens angenommen, und weitere U-Bahn-Linien sind im
Bau. Die Wirkungen eines noch immer wachsenden Umweltbewusstseins sind überall zu erkennen. Die meisten öffentlichen Plätze und Straßen sind sauber.
Von "weißen Elefanten", die die Olympischen Spiele in Peking
hinterlassen haben, kann mit Blick auf die derzeitige Sportentwicklung nicht die Rede sein. Auch der chinesische Sport hat
seinen Alltag wieder. Yao Ming wird bei seinen Spielen für die
Houston Rockets täglich von der chinesischen Sportpresse
begleitet, und Liu Xiangs Genesungsprozess kann nach wie vor
Schlagzeilen erzeugen. In Shanghai findet das Tennis-Weltfinale statt, und Tausende von Fans sind von den WushuWeltmeisterschaften begeistert, die in Shigan ausgerichtet
werden.
Gewiss gibt es in China nach wie vor schwierige wirtschaftliche und sozialpolitische Probleme, und das Umweltproblem ist
dabei nur eines unter vielen. Auch in diesen Tagen existiert
noch immer der Konflikt mit Tibet. Doch im Gegensatz zur Zeit
vor und während der Spiele interessiert sich heute niemand
mehr in Europa, in USA oder an irgendeinem anderen Platz
der Welt für diesen Konflikt. Lediglich die chinesische Regierung besteht dabei nach wie vor unmissverständlich auf ihrer
Tibet-Haltung. Deshalb wird auf Seite eins von "China Daily" in
der Ausgabe vom 7. November auch über ein Treffen berichtet, bei dem sich ein Vertreter der chinesischen Regierung mit
zwei Abgesandten des Dalai Lama am Tag zuvor in Peking
ausgetauscht haben. Die chinesische Regierung warnt demnach den Dalai Lama erneut, die Unabhängigkeit Tibets anzustreben. Sie machte dabei auch unmissverständlich klar, dass
China niemals Versuche tolerieren wird, die ein unabhängiges
Tibet zum Ziel haben. Die nationale Einheit gilt nach wie vor
als das wichtigste zu schützende Ziel, und die territoriale
Integrität Chinas wird sich die chinesische Regierung von
niemandem in Frage stellen lassen. "Semi-independance or
independance in any disguised form will not be tolerated
either", so wird der Leiter der chinesischen Delegation zitiert,
und es wird ferner darauf hingewiesen, dass der Schutz der
ethnischen Minderheiten wohl Teil der Politik der Zentralregierung ist, aber dass niemals Versuche zur Beschädigung der
ethnischen Einheit toleriert werden können.
Auch der Konflikt mit den Uiguren ist keineswegs gelöst; doch
wie viele Konflikte wird er mit den ökonomischen Disparitäten
begründet, und Staatspräsident Hu Jintao hat sich diesbezüglich zum Ziel gesetzt, dass man über gezielte ökonomische
Entwicklungsprogramme in den unterentwickelten Regionen
Chinas dem Problem beikommen kann. Mit Blick auf dieses
anspruchsvolle Ziel ist die globale Finanzkrise aus naheliegenden Gründen auch während dieser schönen Herbsttage das
herausragende Thema der chinesischen Eliten. Auf die Stabilität
ihrer Währung sind sie stolz, und mit einer gewissen Genugtuung erläutern sie, dass sie nicht in gleicher Weise von der Krise
betroffen sind, wie dies für Europa und USA der Fall ist. Doch
sie wissen längst, dass globale Krisen globale Risiken in sich
bergen und der nationale chinesische Markt nicht alles kompensieren kann, was in Bezug auf den internationalen Markt
verloren gegangen ist. Der Einbruch der chinesischen Exporte
in die Vereinigten Staaten ist auch für die chinesische Wirtschaft alarmierend, und Kettenreaktionen, wie sie weltweit in
der Automobilindustrie beobachtet werden, erreichen auch
China. Lenovo, der viertgrößte Computerhersteller, musste
deshalb während dieser Tage bekanntgeben, dass in den letzten
drei Monaten die Gewinne um 78% eingebrochen sind. Die
Größe der Bevölkerung und die Größe des Landes ist in diesen
schwierigen Zeiten in vieler Hinsicht aber auch ein Schutz.
Die Bevölkerung Chinas hat die Olympischen Spiele und die
Paralympics als ein einmaliges Ereignis erlebt, auf das sie stolz
sind. Für die große Mehrheit der Chinesen waren diese Spiele
Tage der Freude und des Glücks. Es entspricht in besonderer
Weise der chinesischen Mentalität, dass man weiß, was Feiertage sind und wie sich diese vom harten Alltag unterscheiden.
Es wurde weder zu lange, noch zu überschwänglich gefeiert.
Unmittelbar nach den Spielen stellte man sich vielmehr den
neuen Herausforderungen. Die Modernisierung der chinesischen Gesellschaft steht nach wie vor auf der Tagesordnung.
An den Universitäten wird wie in keinem anderen Land der
Welt fleißig und intensiv studiert. Allein in Peking sind dies
eine Million Studenten an mehr als 200 Universitäten und
Fachhochschulen. An den besten Universitäten werden
anspruchsvolle Forschungsprojekte durchgeführt, und Gastdozenten aus aller Welt ermöglichen eine umfassende internationale Expertise. In den Fabriken wird Tag und Nacht gearbeitet, ständig werden neue Baustellen eröffnet, und die Märkte
und Einkaufsstraßen erinnern daran, dass Chinesen Kaufleute
sind, die nahezu aus jeder Sache ein Geschäft machen können.
Die kommunistische Partei und an ihrer Spitze Hu Jintao
haben es zugelassen, dass der Konfuzianismus zurückgekehrt
ist. Er bietet dem neuen China dessen Botschaft von der
Harmonie, die wie überall auf der Welt leider nur ganz selten
angetroffen werden kann.
13
Zwischen Leistungswahn und der
Vernunft moralischen Handelns
Der deutsche Spitzensport nach Peking und vor London
Von Michael Gernandt
Die deutsche Mannschaft war bei den Olympischen
Spielen in Peking erfolgreich, in der Nationenwertung kletterte sie von Platz sechs auf Rang fünf.
2. Die Erfolge wurden ohne Doping erreicht. 3. Die Mannschaft stellte sich als würdiger Botschafter unseres Landes
dar. Das ist ein Auszug aus der für die Außenwelt vorgesehenen Verlautbarung von der Klausurtagung des DOSB-Präsidiums von Anfang November. Dermaßen ausgestattet von den
Kollegen aus seiner Führungsriege bilanzierte DOSB-Chef
Thomas Bach: "Das Abschneiden der Olympiamannschaft als
Ganzes ist als Erfolg anerkannt worden."
1.
könnte. Es ist von der "Mannschaft als Ganzes" die Rede. Der
Umkehrschluss aber lautet: Die Probleme stecken im Detail,
im Kleingedruckten. Und ihre Behebung stellt sich dar als das
Programm schlechthin für die Zeit zwischen Peking und
London, wo 2012 die nächsten Sommerspiele stattfinden und
wo, nach Meinung der Leistungsplaner, nun wirklich Schluss
sein sollte mit dem Medaillenschwund des deutschen Teams.
Dass im Vergleich zu 2004 noch mal wieder acht Podestplätze
verloren gingen, wird gar zu gern übersehen in Anbetracht
des Zugewinns an Goldmedaillen, die allein das NationenRanking bestimmen. Was Humbug ist.
Eine Auskunft über den realen Zustand des olympischen
Sports hierzulande ist das nicht. Ein Satzfragment des
Bach'schen Resümees freilich verrät, dass eine tiefer greifende Betrachtung der Lage ein nicht so positives Bild ergeben
An diesem Punkt hat der in der Bundesregierung für den
Leistungssport zuständige Minister Wolfgang Schäuble angesetzt - und sich abgesetzt vom Pauschallob, das der Sport
sich zunächst verpasste. "Zwar hat die Mannschaft dreimal
14
Gold mehr gewonnen,
doch schaut man
genau hin, dürfen wir
uns nicht allzu sehr
auf die Schulter
klopfen", mahnte er
Ende Oktober. Überhaupt war große
Nachdenklichkeit
über den aktuellen
und den künftigen
deutschen Spitzensport vorwiegend in
der Politik anzutreffen. Kleine Auswahl:
"Der deutsche Sport
ist, von Ausnahmen
abgesehen, derzeit
und mit Blick auf
2012 nicht gut aufgestellt. In vielen
Bereichen müssen wir
uns ganz neu positionieren" (Peter Danckert/SPD, Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag). - "Was mich
betrübt ist, dass wir
bei dem, was jeder
kann, laufen, springen, werfen, schwimmen, nur zuschauen.
Was machen wir
falsch?" (Peter Rauen/CDU, Sportausschuss-Mitglied). "Wir werden uns einig
sein, dass nicht nur der finanzielle Aufwand zählt" (Reaktion
der Kanzlerin Angela Merkel auf den Wunsch des Sports, die
Bundesmittel aufzustocken).
In den nacholympischen Erörterungen der Situation schälten
sich bis zur DOSB-Mitgliederversammlung am Nikolaustag in
Rostock die folgenden Punkte heraus:
Die Grundsatzfrage. Weil der Globalsport in dieser Dekade
offenbar neu vermessen wird, heißt es nun wieder: Welchen
Sport will die deutsche Gesellschaft haben? Und: Was ist er
ihr wert? So wurde schon häufiger mal gefragt, eine überzeugende Antwort, speziell vor dem Hintergrund der schwärenden Dopingproblematik, aber lässt auf sich warten. Nun aber
"sehen wir Bedarf", sagt DOSB-Generaldirektor Michael
Vesper, und Dietrich Gerber vom Präsidialausschuss Leis-
tungssport im DOSB, skizzierte gleich mal das Procedere: "Der
Sportausschuss (im Bundestag/d.Aut.) könnte als Initiator
einer solchen Debatte auftreten, die der DOSB sodann weiter
ins Land zu tragen hätte." Richtig ist: Der Sport kann die
Zukunftsfragen nicht allein, nicht ohne breiten gesellschaftlichen Konsens beantworten.
In Peking haben die Deutschen feststellen müssen, dass
immer mehr Nationen immer mehr Geld ausgeben. Dazu
"müssen auch wir bereit sein, wollen wir weiter oben mitspielen", ist von Danckert zu hören. Der Soziologe und Vizepräsident des sehr nachdenklich gewordenen Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Eike Emrich, warnt indes vor einer
"Totalisierung des Spitzensports". Sie sei nicht die "angemessene Antwort auf unsere Probleme. Entweder wollen wir
einen Spitzensport, der verantwortbar ist, oder wir betreiben
Sport, wie er in undemokratischen Gesellschaften üblich ist".
In der Tat, die Parole "weiter oben mitspielen" könnte beim
nachdenklichen Betrachter des Spitzensports Ressentiments
auslösen. Den Spagat zwischen wucherndem Leistungswahn
und der Vernunft moralischen Handelns zu meistern, ist
schließlich nicht jedermanns Sache. Emrich fragt: "Was soll
dieses Gerede vom fünften Platz in der Medaillenwertung,
wenn wir doch keine gleichen Voraussetzungen in der
Dopingbekämpfung haben."
Vor Forderungen zur Aufstockung der Mittel (DOSB will 12,5
Millionen mehr pro Jahr, das BMI genehmigt für 2009 zusätzliche drei Millionen und insgesamt 88 Millionen für zentrale
Maßnahmen der Verbände) sollten erst einmal "neue Ideen
zur Sportförderung" eingebracht werden, forderte Angela
Merkel. Gebe es ein "gutes Konzept, werden wir auch Mittel
finden, es umzusetzen". Bernhard Schwank, Direktor im
Bereich Leistungssport (BL) des DOSB, will seine Hausaufgaben diesbezüglich allerdings gemacht haben. Der BL habe
bereits vor zwei Jahren Vorschläge gemacht und sie umgesetzt. Sie heißen: Neues Steuerungsmodell, Neues Förderkonzept, Wissenschaftliches Verbundsystem (IAT, FES, Trainerakademie, Olympiastützpunkte), Initiativen für eine mit KMK,
SMK und adh abgestimmte Erklärung zur Stärkung der Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport, Qualitätsoffensive
für Eliteschulen sowie zum Stellenausbau bei Bund, Polizei
und Zoll.
Die Verbandsstrukturen. Es sind doch einige Hoffnungsblasen
geplatzt in Peking, ein Malheur, das Schwachstellen in den
Verbänden geschuldet ist: Fehleinschätzungen, Personalschwäche, provinzielle Eigenmächtigkeiten. Schwanks BL
verortete bei wenigstens drei wichtigen Verbänden Defizite
bei Anwendung der Richtlinienkompetenz und Kontrolle
zentraler Steuerungselemente. Schwank sagt, die Verbände
trügen dafür die Verantwortung, sie müssten sie in Zukunft
"stärker wahrnehmen als bisher". Cheftrainer vermissen den
Anspruch auf Weisungsbefugnis gegenüber Sportlern und
15
Heimtrainern. "Zuviel Freiheit für Athleten", beklagte der bis
und in Peking oberste Bundestrainer der Leichtathleten,
Jürgen Mallow. Und Örjan Madsen, Chefcoach der Schwimmer ebenfalls bis Peking, musste ohnmächtig mit ansehen,
wie einzelne Gruppen mit seinem Konzept Jojo spielten. Im
Rudern, monierte Dietrich Gerber, habe das wahre Leistungsvermögen wegen "Ungeschicklichkeiten des Verbandes" nicht
gezeigt werden können.
Muss folglich den Verbänden einfach nur der liebgewonnene
Föderalismus ausgetrieben werden, wie von denen gefordert
wird, die schon immer die Meinung vertraten, er sei dem
Spitzensport im Wege? Nein, sagt Gerber, die Konzepte brauchen nicht umgeschrieben zu werden, sondern müssen einfach nur durchgesetzt werden. Nichtsdestotrotz geht die
neue Richtung hin zu mehr Zentralismus und Konzentration
der Kräfte. Schluss mit lange Leine, Vivat den kurzen Wegen.
Derlei scheint die wichtigste Erkenntnis der Pekinger Bilanz
zu sein. Orientierung geben nicht die Methoden des ehemaligen Ostblocks, eher stehen Großbritannien und Australien
Modell. Und der BL will den Fahrplan künftig "anhand von
Meilensteingesprächen überprüfen" (Schwank). Schwimmer,
Leichtathleten, Ruderer und (Spring-) Reiter, allesamt des
eifrigen Medaillensammelns in Peking unverdächtig, bestellten bereits neue Cheftrainer und Sportdirektoren. "Einschneidende Maßnahmen" seien dies, teilt Schwank mit und hat
eben deshalb etwas auszusetzen: Ihm fehlt die öffentliche,
weltweite Ausschreibung der Stellen, "damit wir deutlich
signalisieren, dass wir die Besten haben wollen".
16
Das Trainerproblem. Dass hierzulande ein solches existiert,
thematisierte der DOSB-Bereich Leistungssport schon vor
eineinhalb Jahren. Nach Peking schlugen die Tübinger Professoren Helmut Digel und Ansgar Thiel mit den Ergebnissen
einer Studie zum Berufsfeld der Trainer noch einmal Alarm.
Auf einen Nenner gebracht ergab die Befragung von 1.812
Trainern und Trainerinnen sowie 616 "Funktionsträgern der
wichtigsten Arbeitgeber": Das Trainergeschäft in Deutschland
wird nur semiprofessionell betrieben. Im Einzelnen heißt das:
Miese Bezahlung (50% der angestellten Trainer erhalten
weniger als 3.000 Euro brutto im Monat), defizitäre Weiterbildungsangebote, fehlende Nachwuchsförderung, undurchsichtige Vertragskonstruktion, zu wenig weibliche Trainer, keine
Evaluation der Trainerarbeit, unzureichend wissenschaftlich
qualifizierte Dozenten etc. Berlin habe inzwischen die Mittel
erhöht, "wir haben der Bundesregierung deutlich signalisiert,
dass weitere Schritte notwendig sind", sagt Bernhard
Schwank - "um unsere Trainer international konkurrenzfähig zu halten". Die
Traineroffensive ist gleichwohl erst am
Anfang.
Das Nachwuchsproblem. Während das
System der Nachwuchsförderung mit
den Spezialeinrichtungen der Schulen
(Elitesportschulen) zu greifen scheint,
treten bei Beginn der Berufsausbildung, der Studiengänge an den Universitäten und des Berufslebens nach
wie vor Schwierigkeiten auf. Sagt
DOSB-Mann Gerber. "Der ganz große
Knackpunkt" sei jedoch die Vereinbarkeit von Spitzensport und betrieblicher
Beschäftigung. Gerber: "Wir haben zu
wenige sportfreundliche Unternehmer." Die der Leichtathletik-Verband
DLV gefunden haben will. Er arbeitet
zurzeit an einem Modell, in dem
Wirtschaftsunternehmen Patenschaften für Athleten übernehmen. Sie
sollen bei den Firmen vertraglich
angestellt werden, Gehalt bekommen
und von den üblichen Arbeitsverpflichtungen freigestellt
werden. Wie verträglich für den Spitzensport ein solcher
Vertragsathlet ist, wird sich erweisen müssen.
Im Übrigen zeigt eine Äußerung von DLV-Mann Emrich, wie
sehr die Frage nach der Richtung des Wegs unter den Nägeln
brennt: "Im Zentrum aller Überlegung müssen die Sportler
stehen. Ihre allumfassende Ausbildung muss Zweck unserer
Bemühungen sein. Sportler sind nicht Mittel zum Erhalt eines
Fördersystems und zum Erringen von Medaillen." Die nächsten
Jahre werden spannend sein und höchst aufschlussreich.
D
er Kampf gegen Doping ist so etwas wie die
Quadratur des Kreises. Das Netz der Kontrollen
wird immer engmaschiger, die Zumutungen für
die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit der Athleten
werden immer größer. Zumindest in den Ländern, die
ernsthaft gegen die biochemische Manipulation vorgehen. Und doch herrscht der Eindruck, dass die nur acht
positiven Fälle bei den Olympischen Spielen von Peking
das Bild schönen. Mal sehen, was das Ende der achtjährigen Eiszeit zutage fördert, wenn die eingefrorenen Proben
auftauen. Die Anhaltspunkte, dass es bei den unglaublichen Leistungen von Usain Bolt, von Michael Phelps und
anderen nicht mit rechten Dingen zuging, sind nicht ohne
weiteres von der Hand zu weisen. Das Misstrauen gegenüber den Wundersprintern von Jamaika zum Beispiel
erhält Nahrung durch die Tatsache, dass auf der karibischen Insel kein funktionierendes Kontrollsystem existiert.
Und das ist keine Ausnahme.
Von den 205 Nationen, die an den Olympischen Spielen in
Peking teilnahmen, haben nur 60 eine Nationale AntiDoping-Agentur. Die Folge: International gibt es keine
Chancengleichheit. Und damit werden die regelmäßig
kontrollierten Athleten benachteiligt. Sie müssen sich
bemühen, das Thema Doping der anderen aus dem Kopf
zu kriegen. Sonst wird der Frust zum Leistungshemmnis
oder zum Anfang vom Ende ihrer Laufbahn. Dennoch
bleibt die Schieflage ein Stachel im Fleisch der Sportler
und im Herzen des Sports.
Der ewige Wettlauf zwischen sich verbessernden Kontrollmethoden und den raffinierten Tricks der Dopingmafia
dürfte kaum zu gewinnen sein. Hier geht es nicht mehr
um Einzeltäter, sondern um kriminelle Netzwerke, die von den
Geldströmen der markt- und medienattraktiven Sportarten
gespeist werden. So lange Doping in der Öffentlichkeit als
Kavaliersdelikt und von Athleten und Trainern als Zwang zum
Erfolg angesehen wird, ist schwerlich viel dagegen auszurichten.
Zumal in einer Gesellschaft, in der von Kindesbeinen an die Pille
für und gegen alles an der Tagesordnung ist.
Die einzige Chance liegt in einem umfassenden Bewusstseinswandel, der im Elternhaus, in den frühen Schuljahren und beim
jüngsten Nachwuchs in den Sportvereinen beginnen muss. Hier
setzt auch die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) an. "Vorbeugen ist besser als kontrollieren", könnte zu ihrer neuen
Devise werden. Inzwischen ist der Kosteneinsatz für Prävention
von lächerlichen 20.000 Euro auf immerhin 300.000 Euro
gesteigert worden. Auch gibt es eine Zusammenarbeit mit
Professor Gerhard Treutlein, der im Oktober, dank privater
Finanzhilfen, nicht zuletzt von Dietmar Hopp, dem SAP-Gründer
und Sponsor des Fußball-Bundesliga-Vereins TSG 1899 Hoffenheim, das Heidelberger Dopingpräventionszentrum gegründet
hat. Eine bisher einmalige Einrichtung in Deutschland. "Wir
Der
Anti-Doping-Kampf
kann nicht früh
genug beginnen
Die Tour de Nada durch die
Eliteschulen des Sports
Von Steffen Haffner
können das Dopingproblem nicht lösen, aber wir können es
eindämmen", sagt Treutlein. Ohne die Kärrnerarbeit der lästigen
Tests wird es dabei auch in Zukunft nicht gehen. Rund 2,3
Millionen Euro gibt die Nada zurzeit im Jahr für Kontrollen und
Analytik aus.
Doping beginnt im Kopf, ist eine der Erkenntnisse, die zu der
Mahnung "Wehret den Anfängen" führt. Innerhalb ihres Präventionsprogramms "High Five" wendet sich die Nada in gedruckter
Form und in einem Internetauftritt (www.highfive.de) an junge
Sportler, um ihnen früh Wege aufzuzeigen, wie man den Leistungssport sauber betreiben kann. Wenn sich die Nachwuchsathleten an diese Empfehlungen hielten, wären sie auf der
sicheren Seite. Marion Rodewald, Olympiasiegerin 2004 im
Hockey, Mitglied im Beirat der Aktiven im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und im Nada-Kuratorium, spricht die
jungen Sportler in der High-Five-Broschüre "Gemeinsam gegen
Doping" an: "Doping ist unfair und verursacht gesundheitliche
Schäden. Es fängt meist mit eher harmlosen ‚Mittelchen' an,
doch hier müsst ihr schon ‚nein' sagen. Denn sonst geratet ihr in
einen Sog, aus dem ihr schwer wieder herauskommt. Setzt euch
zur Wehr und überzeugt eure Kameraden."
17
Unter der Überschrift "Kritische Momente in einer Sportlerkarriere" sind Konstellationen für eine Versuchung zur Manipulation aufgelistet:
Du erreichst die Grenzen deiner Leistungsfähigkeit.
Du schindest dich und hast trotzdem keinen Erfolg.
Deine Trainer oder deine Eltern erwarten mehr von dir, aber du
spürst, dass du nicht mehr kannst.
Du kämpfst um den letzten freien Platz im Kader.
Du hast eine langwierige Verletzung, die nicht ausheilen will.
Du befürchtest, dass deine Konkurrenten verbotene Mittel
nehmen, und willst der Ungerechtigkeit entgegenwirken.
Der letzte Punkt war, wie sie in dem Druckwerk zitiert wird,
auch für Kelli White entscheidend. Vor einem Untersuchungsausschuss der amerikanischen Regierung erklärte die zweifache
Sprintweltmeisterin von Paris 2003, sie sei überzeugt gewesen,
dass sie dopen musste, nicht um einen Vorteil zu haben, sondern um den illegalen Vorsprung der anderen auszugleichen.
Der F.A.Z. sagte sie im Mai 2005: "Ich war ein Versuchskaninchen." Ihr Trainer und der Chef der Firma Balco, die das verbotene Designer-Steroid THG entwickelt und vertrieben hat,
hätten von ihr verlangt, THG-Präparate zu testen, "um herauszufinden, ob ich auf bestimmte Produkte besser reagierte als
auf andere". In einem Interview mit der Zeitung USA Today
schildert Kelli White ihre Reuegefühle. Auf Bildern aus jener
Zeit war ihre gestreifte Muskulatur zu sehen. "Ich hasse dieses
Bild. Denn es zeigt jemand völlig anderes… Ich musste meine
Integrität und mein Wertesystem aufs Spiel setzen. Ich wusste,
dass das falsch war. Ich schaue mir diese Person an und denke:
Das ist nicht Kelli White. Das ist nicht das, was ich einmal sein
wollte." Heute arbeitet die Erfolgsathletin von einst mit der
Welt-Doping-Agentur (Wada) zusammen: für einen sauberen
Sport.
Das umfangreiche Informationsmaterial, das die Nada in
gedruckter und elektronischer Form anbietet, soll die Nachwuchsathleten auch davor bewahren, aus mangelnder Erfahrung in die Dopingfalle zu tappen. Die Mitarbeiter der Nada
aber wissen, dass Papier geduldig ist, und die jungen Sportler
auch die Tipps im Internet nicht unbedingt verinnerlichen.
Deshalb sind sie auf Tour durch die 39 Eliteschulen des Sports
quer durch Deutschland gegangen und haben in diesem Jahr
auf 12 Stationen jeweils hundert bis zweihundert Schüler,
darunter zahlreiche Kaderathleten, informiert und mit ihnen
diskutiert.
Dabei geht es so ähnlich zu wie Mitte September in der Carlvon-Weinberg-Schule in Frankfurt am Main. In der Aula mahnte
ein Nada-Experte die Schüler der Sportklassen vom neunten
Jahrgang zur Wachsamkeit, um nicht aus Leichtsinn positiv auf
Doping getestet zu werden. Eindringlich schärfte er den jungen
Sportlern, darunter dreißig Kaderathleten, ein: "Verantwortlich
für die Wahl der richtigen Medikamente seid ihr ganz allein."
18
Nicht die Eltern oder der Hausarzt. Deshalb sei es wichtig,
anhand der Liste der verbotenen Wirkstoffgruppen zu überprüfen, was unter Doping fällt und was nicht. Ausdrücklich warnte
er vor verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln. Selbst Omas
Mohnkuchen könne gefährlich werden. Oder in der Disco neben
jemandem zu stehen, der kifft.
Besonders gut kommt bei den Schülern an, dass gestandene
Athleten aus ihren Erfahrungen berichten. In Frankfurt erzählte
"Fußball-Weltmeisterin" Nia Künzer, wie aufgeregt sie als Siebzehnjährige war, als Doping-Kontrolleure vor der Haustür
standen und sie unter Aufsicht Urin in einen Becher abgeben
musste. Der Vorgang verlaufe aber sehr diskret, beruhigte die
Fußballspielerin die Sportlerinnen. Im Übrigen hätte sie trotz der
erhöhten Aufmerksamkeit bei der Einnahme von Medikamenten
oder Nahrungsergänzungsmitteln "ein ganz normales Leben"
führen können.
Das ist leichter gesagt als getan. Denn für Sportler der A- und
B-Kader gilt die Meldepflicht. Und wer sie verletzt, gilt rasch als
einer, der betrogen hat. Das hat Pascal Behrenbruch von der LG
Eintracht Frankfurt am eigenen Leibe erfahren. "Man muss in
eine Datenbank übers Internet genau eintragen, wann man wo
trainiert und unterwegs ist. Das habe ich vergangenes Jahr
einmal nicht gemacht und damit einen Test verpasst." Das trug
dem EM-Fünften im Zehnkampf eine Verwarnung ein, wie er in
einer der beiden Diskussionsgruppen erzählte. Bei einer Wiederholung dieser Nachlässigkeit "wäre ich gesperrt und die sportliche Karriere vorbei". Der 23Jährige beklagt, dass in anderen
Ländern nicht so streng kontrolliert wird wie in Deutschland: "In
Russland haut mancher Zehnkämpfer für drei Monate zu einer
Anabolika-Kur nach Sibirien ab und macht dann 500 Punkte
mehr." Ein Schüler fragt den gebürtigen Offenbacher: "Haben
Sie denn nie daran gedacht zu dopen?" Als Zehnkämpfer habe
sich diese Frage nie gestellt, behauptet Behrenbruch. "Wenn ich
jedoch Radfahrer wäre und alle an mir vorbeiziehen würden,
dann würde ich sicherlich ins Grübeln kommen."
Der neunzehnjährige Nachwuchs-Radsportler Martin Andes
zeigt seinen Schulkollegen bei der Nada-Veranstaltung am
Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern ein anderes Bild
von seinem Sport. "Echte Kerle dopen nicht" steht auf dem
Trikot des FC Rheinland-Pfalz/Saar, das er und seine Vereinskameraden wie ein Demonstrationsobjekt tragen. Wichtiger aber
ist ihm ein freiwilliger Akt: "Alle vier Wochen lasse ich neben
den üblichen Dopingkontrollen ein großes Blutbild machen.
Besser kann ich meine saubere Einstellung wohl nicht beweisen."
Auf die Frage: "Was macht Ihr denn, wenn Euch jemand beiseite
nimmt, ein Kumpel oder jemand aus dem Betreuer-Umfeld und
sagt: ‚Hier, nimmt doch dieses Mittelchen, dann bist du schneller?'" kam prompt die Antwort: "Ich würde das nicht nehmen.
Ich würde petzen." Wie die junge Leverkusener Hürdensprinterin
Anne-Katrin Elbe, die sich gegen ihren Trainer Thomas Springstein gewehrt hat, der ihr Dopingmittel verabreichen wollte.
Dies sieht auch Imke Duplitzer, die Olympiazweite im Degenfechten von Athen 2004, so. Im Bonner Tannenbusch-Gymnasium sagte sie, der mündige Athlet müsse auch in der Lage sein,
rechtzeitig den Ausgang zu nehmen: "Jemand, der Doping
bewusst in Kauf nimmt, hat ein kaputtes Rückgrat." Michael
Scharf, der Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland, sprach
das Problem des wachsenden Erfolgsdrucks an, der den Griff zu
Dopingmitteln begünstigt. Er plädierte dafür, "dass die Schere
zwischen der Forderung nach sauberem Sport auf der einen
Seite und den hohen Erfolgserwartungen an die einzelnen
Sportverbände unbedingt kleiner werden muss". Es könne nicht
sein, dass zum Beispiel bei den Leichtathleten nur die Endkampfchance als Kriterium für die Nominierung zähle.
In Leverkusen, wo 200 Schülerinnen und Schüler des LandratLucas-Gymnasiums mit Leistungssportlern diskutierten, wurde
der Hammerwerfer Markus Esser gefragt, wie er denn einem
Konkurrenten gegenüber treten würde, der nach Ablauf einer
Dopingsperre wieder an Wettkämpfen teilnimmt. Der WMAchte von 2007 ist hier für eine harte Haltung: "Mit so einem
will ich nichts mehr zu tun haben." Im Sportzentrum Hohenschönhausen kamen an zwei Tagen jeweils 100 bis 150 Schülerinnen und Schüler der Berliner Eliteschulen Coubertin-Gymnasium und Werner-Seelenbinder-Schule sowie der Flatow- und
Poelchau-Oberschule zusammen. Unten in der Schwimmhalle
trainierten Athleten noch für Peking, oben im Versammlungsraum stellten sich Spitzensportler wie Kanu-Weltmeister Norman Bröckl, Natascha Keller, Hockey-Olympiasiegerin von Athen
2004, und Lena Schöneborn, die in China Gold im Modernen
Fünfkampf gewinnen
sollte, den Fragen. So
wollte eine junge Kaderathletin von Dorothea
Brandt wissen, wie sie denn
damit umgehe, dass international nicht alle Sportler
gleich streng kontrolliert
würden, ob das für die
ausländischen Konkurrentinnen nicht ein Vorteil sei.
"Ist es denn ein Vorteil,
wenn ich meine Gesundheit ruiniere und andere
betrüge?", fragte die EMZweite im Schwimmen
zurück. "Wir sollten nicht
auf andere schauen, sondern auf uns selbst und
sicher sein, dass wir unseren Sport sauber betreiben."
Die Nada will im kommenden Jahr Eltern und Trainer der rund
4.500 deutschen Kader-Athleten in ihre Tour einbeziehen. Denn
in den Familien kann den Heranwachsenden schon früh nahe
gebracht werden, dass Doping Betrug am anderen und an sich
selbst ist, von den gefährlichen gesundheitlichen Risiken gar
nicht zu reden. Derzeit wird eigens eine Broschüre für Eltern
entwickelt. Und während der Rundreise durch Deutschland
werden abends die Eltern zu Informationsveranstaltungen an
den Olympiastützpunkten eingeladen. Daran werden auch
Internatsleiter, Laufbahnberater und Trainer teilnehmen. Eine
Schlüsselrolle kommt den Trainern zu, von denen nicht wenige
ins Staatsdoping der DDR eingebunden waren, aber eine ganze
Reihe von Trainern im Westen ihre Athleten ebenfalls zum
Doping verführten. Ob hier ein generelles Umdenken erfolgt ist,
bleibt im Dunkeln. Deshalb muss gerade die nachrückende
Trainergeneration immun gemacht werden gegen die Versuchungen, über das Verabreichen unerlaubter Mittel an ihre
Schutz befohlenen jungen Sportler ihre Erfolgsprämien zu
steigern. Die Nada arbeitet deshalb bei der Aus- und Fortbildung zum Thema Anti-Doping eng mit der Trainerakademie
Köln zusammen. In einem gemeinsamen Projekt mit der Deutschen Sportjugend und den Landessportbünden (LSB) werden
Trainerausbilder in den LSB für den Kampf gegen Doping fit
gemacht. Und um sich auf dem Laufenden zu halten, können
sich die Trainer in dem Portal www.nada.trainer-plattform.de
informieren.
Präventive Aktionen wie die der Nada sind hoffnungsvolle
Ansätze im Kampf gegen Doping. Sie können zu einem
Bewusstseinswandel in der Gesellschaft beitragen, die Sportler
als Vorbilder benötigt. Und das können nur ungedopte Erfolgsathleten sein.
19
S
Die Sportförderung bleibt
ein bedeutender Faktor
gesamtgesellschaftlicher
Zukunftssicherung
portpolitik ist die
aktive Gestaltung
und Regelung des
freien Sports nach den
Prinzipien der Zukunftssicherung. Zudem verlangt
Sportpolitik die subsidiäre
Unterstützung der öffentlichen Hand auf dem
Gebiet des Leistungssports, des Sports für alle
und der vielfältigen
sozialen, pädagogischen
und alltagskulturellen
Aufgaben; dabei steht das
Wohl des Einzelnen und
der Gemeinschaft im
Vordergrund. Große
Veränderungsströme
politischer Steuerung
betreffen auch den organisierten Sport. Die Sportpolitik des Bundes sitzt mitten im
Fadenkreuz derjenigen Politiker, die nunmehr wieder einmal
an den freiwilligen Ausgaben des Bundes den radikalen
Rotstift ansetzen wollen - das Spannen des Schutzschildes
für Kreditinstitute im Zuge der weltweisen Krise, aber auch
die Konjunkturflaute in der Vorphase des Bundestagswahlkampfes 2009 verlangen Reaktionen, welchen Ausmaßes
auch immer. Da sich die Verankerung des Sports als Staatsziel
im Grundgesetz bisher nicht durchsetzen ließ - Verfassungspuristen verteidigen das sogenannte Schlankheitsgebot mit
allen Klauen -, wurden Anfang Dezember 2008 die Fragezeichen um die Zukunftssicherung des Biotops Sport immer
größer. Klar gesagt: Die Sportförderung des Bundes liegt zwar
durchaus im Sinne gesamtgesellschaftlicher Interessen;
allerdings wird ein ehrgeiziger Steuerungsstaat immer weiter
an Grenzen stoßen. Daneben zeichnet sich der Rückzug des
Von Holger Schück
Staates und die Verlagerung von Funktionen in die Bürgergesellschaft immer deutlicher ab. Schon bald dürfte auf der
politischen Tagesordnung die Vorgabe stehen, dass in der
politischen Kerngestaltung ein eng begrenzter Bereich unbedingter Staatlichkeit geschaffen werden muss, während alle
anderen Felder zu individualisieren sind.
Von einer solchen Zäsur wäre dann wohl auch die Sportförderung des Bundes betroffen, in welchem Volumen auch
immer. Deshalb ist das Plädoyer des Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses, Dr. Peter Danckert, der auch von den
Bundestagsfraktionen von SPD und FDP und selbstredend
auch vom DOSB unterstützt wird, nach wie vor aktuell: Der
Sport müsse als Staatszielbestimmung in die Verfassung
geschrieben werden. Mit einer Grundgesetzänderung, etwa
mit der Formulierung: "Der Staat schützt und fördert den
Sport", käme ein geschriebener FörderungsImperativ auf. Dieser bildet keine einklagbare
Anspruchsgrundlage, er könnte aber neben
allen rechtlichen Besserstellungen, etwa im
Konfliktfeld mit dem Umweltschutz bei Verwaltungsgerichtsprozessen, ein Sportfördergesetz
des Bundes nach sich ziehen und somit die
Förderung absichern, die heute wegen klarer
Grundgesetzvorgaben immer wieder ein Spielball von Interessen ist. Und es gäbe endlich eine
weitere staatliche Vorgabe: Wenn wir schon
den Sport schützen, dann muss die Seuche
Doping mit allen, aber auch wirklich allen
Anstrengungen ausgemerzt werden.
Eines ist in den Adventstagen deutlich geworden, wie der SPD-Politiker Danckert es
20
beschreibt: "Weil die Selbstorganisation des Sports einen
großen Aufgabenfächer hat - von der Olympiamannschaft im
Sonnenglanz auf internationaler Bühne bis hin zu Integrationsprojekten für Migranten in den Brennpunkten der Städte , kann sie diesen nicht aus eigener Kraft komplett schultern.
Deshalb ist der Sport auf ergänzende finanzielle Mittel angewiesen. Das ist so, und das wird auch so bleiben."
Sportförderung muss dabei aktivierend wirken: Aus öffentlichen Haushalten darf nur das gewährt werden, was der
organisierte Sport aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Sponsoren nicht aufbringen kann. Die Politik gibt dann zwangsläufig Anstöße für Modernisierungen, wie sie etwa die Fusion
zum DOSB entscheidend mitbefördert und damit Wegmarken
skizziert hat, die institutionelle Verkalkung des Sports aufzubrechen. Die Neujustierung der Strukturen der NADA, deren
Grundfinanzierung und die 2007 in Gang gesetzten (zugegeben: butterweichen) Rechtsverschärfungen im Antidopingkampf, neue Modelle der Sportstättenfinanzierung gerade für
den Breitensport vor Ort: Dies alles und noch viel mehr waren
Initiativen der Politik, die der Sport mitgetragen hat, für die
er sich aber andererseits nicht überall mit allem Gewicht ins
Geschirr geworfen hat.
Die Partnerschaft zwischen Sport und Staat wurde schon in
der Charta des deutschen Sports von 1966 ausdrücklich
festgeschrieben: "Dieses Programm beruht auf der Initiative
freier Bürger; es bedarf zu seiner Erfüllung der Mitwirkung
des ganzen Volkes. Schule und Elternhaus, Kirche und Staat,
alle gesellschaftlichen Gruppen und die politischen Parteien
sind zur Partnerschaft aufgerufen." Die Grundprinzipien
"Autonomie des Sports" und "partnerschaftliche Zusammenarbeit", so wie sie sich in den letzten vierzig Jahren ausgeprägt haben, sind kein Dogma, denn ihre Grenzlinien werden
in übergeordneten Sphären gezogen: Verfassungs- und
Rechtstreue sind gottlob höherwertiger. Daneben muss der
Mittelgeber über seine Exekutive in Auflagen und Bedingungen Grundstandards einfordern, die klare Zielvorgaben formulieren, aber, insgesamt gesehen,
dem eigentlichen Zweck dienen.
2009 den neuen NADA-Code anerkennen." Das sollte "zuwendungsrechtliche Voraussetzung" sein. "Bitte, machen Sie das
so rasch und konsequent wie möglich!", formulierte er nachdrücklich. Wer also künftig bei den Formalien nicht mitspielt,
wird vorerst keine Mittel aus dem Steuersäckel erhalten, so
lautet die Devise.
Zur Jahreswende stellen sich auch andere Fragen. Wenn
Minister Schäuble von der "Begrenztheit der Mittel" spricht
und die Parole ausgibt, einer höheren "Effizienz" sei nunmehr Rechnung zu tragen, ergibt sich neuer Diskussionsstoff. Will der Staat bei Olympia zukünftig Medaillen satt
und pur? Sollen jetzt die medaillenintensiven Kernsportarten schwerpunktmäßig gefördert werden, damit die von USMedien erfundenen Medaillenspiegel in der Wertigkeit Gold,
Silber, Bronze einzige Leitschnur werden? Fragen über Fragen! DOSB- und politische Spitze scheinen sich einig zu
sein, dass der Abwärtstrend deutscher Olympioniken seit
Barcelona 1992 gestoppt werden muss, was ja gesamtgesellschaftlich konsensfähig ist. Aber das Wie wirft Fragen für
den "freiheitlichen Lebensraum" Sport auf. Erinnerungen an
die Leistungssportsteuerung im untergegangenen DTSB der
DDR kommen auf, die radikale Einteilung in "Sport I" und
den weniger förderungsfähigen Abschnitt "Sport II". Klare
Worte sprach DOSB-Ehrenmitglied Ulrich Feldhoff: "Eine
Grundförderung für alle olympischen Sportarten ist ein
absolutes Muss." Die Debatte über neue Weichenstellungen
der Spitzensportförderung ist eröffnet. Und wenn im neuen
Jahr über das Wissenschaftliche Verbundssystem Leistungssport eine stärkere anwendungsorientierte Forschung
gestützt wird und das globale Know-how von der LaktatForschung bis hin zu sportpsychologischen Erkenntnissen
hierzulande in die Verbände gebracht wird, dann wäre das
ein erster, richtiger Schritt für modernen Spitzensport unter
verantwortungsbewussten wie problemorientierten Vorzeichen. Auf jeden Fall tun intensivere Diskurse dem deutschen
Sport gut!
Sport und Politik wollen einen manipulationsfreien Sport - ohne Betrug, ohne Doping. Bis
Anfang Dezember gab es eine Aktionseinheit
zwischen Sportführung und dem Subventionsapparat Bundesinnenministerium, zwar Standards der Dopingbekämpfung einzufordern, bei
der Durchsetzung der Regularien jedoch alle
Augen zuzudrücken - um Schaden für das
Kollektivkonstrukt abzuwenden. Es war Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der bei der
DOSB-Mitgliederversammlung in RostockWarnemünde klare Worte fand: "Ich werbe sehr
dafür, dass alle Verbände bis zum 1. Januar
21
Die Athletenvertreter wollen keine
Alibirolle mehr spielen, sondern
sportpolitische Präsenz zeigen
Von Andreas Müller
ls Stimme der deutschen Spitzenathletinnen und
Leistungssportler ist der "Beirat der Aktiven" im
Frühjahr dieses Jahres vornehmlich im Vorfeld der
Olympischen Spiele in Peking und der Diskussion um die
Menschenrechtssituation in China von den Medien entdeckt
und so stark in den Vordergrund öffentlicher Debatten
gerückt wie nie zuvor. "Wir waren auf den verschiedensten
Bühnen präsent und konnten unseren Aktiven in dieser
schwierigen Debatte zur Seite stehen" bestätigt Christian
Breuer, Vorsitzender des Beirats der Aktiven, der in den
Monaten vor den Olympischen Spielen unter anderem im
Sportausschuss des Bundestages und sogar auf dem Deutschen Katholikentag zum Thema "Athlet und Menschenrechte" vertreten war. .Nach der jüngsten Vollversammlung der
Aktivenvertreter aus den insgesamt 60 Verbänden der olympischen und nichtolympischen Sportarten lässt sich konstatieren: Vieles spricht dafür, dass die Anerkennung dieses
Gremiums auch innerhalb des organisierten Sports eine
bislang nicht gekannte Qualität erreicht hat. Davon zeugt
auch, dass der "Beirat der Aktiven" inzwischen den Status
eines beratenden Gremiums für das Präsidium des Deutschen
Olympischen Sportbundes (DOSB) in strategischen Fragen der
Leistungssportentwicklung bekleidet.
A
Abgesandte aus 40 Verbänden bei der
Vollversammlung
"Ich bin jetzt das vierte Mal dabei und es ist in Bezug auf die
Zahl der Teilnehmer, die Organisation und das Programm
bisher die beste Veranstaltung gewesen", bilanzierte beispielsweise Sebastian Dietz. Der Athletensprecher der Modernen
Fünfkämpfer hob zwei Schwerpunktthemen hervor, die den
Athleten gewissermaßen ständig auf den Nägeln brennen und
22
die Arbeit des Beirats latent begleiten: Duale Karriere, sprich:
berufliche Ausbildung und Perspektiven parallel zur sportlichen Karriere oder anschließend, sowie die persönlichen
Konsequenzen eines jeden Leistungssportlers infolge seiner
Unterwerfung unter das internationale bzw. nationale Kontrollsystem der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der
Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Auch diesmal dominierten beide Themen die Vollversammlung. Erstens indem
einmütig der Ruf nach einem einheitlichen "Gütesiegel Sport"
für Hochschulen erhoben und zweitens der Horror der Aktiven
vor der "Einstunden-Regel" formuliert wurde, die mit Inkrafttreten des neuen WADA-Codes zum 1. Januar Einzug hält.
Mit Abgesandten aus fast 40 Verbänden, darunter die viermalige Ruder-Olympiasiegerin Kathrin Boron und Bob-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis oder Trampolinturner Henrik Stehlik,
der 2004 in Athen Olympia-Bronze gewann, waren diesmal
fast doppelt so viele Aktivensprecher wie in den vorangegangen Jahren zur Vollversammlung erschienen. "Mein Verband
hielt es für wichtig, dass ich hier dabei bin und hat mich
deswegen geschickt", berichtete beispielsweise Sandra Kiriasis,
warum sie trotz unmittelbarer Saisonvorbereitung den Weg
nach Düsseldorf gefunden hatte. "Die Verbände erkennen
zunehmend die Wertigkeit des Beirats. Das ist eine positive
Tendenz", befand Marion Rodewald. Die Hockey-Olympiasiegerin gehört seit der Wahl 2006 wie Claudia Bokel (Fechten),
Jana Miglitsch (Mini-Golf), Christian Breuer (Eisschnelllauf),
Marcel Gölden (Schießen) und Mirko Heid (Baseball) zur
aktuellen Führungsriege. Zunächst fungierte Bokel als Vorsitzende. Doch infolge der Olympiavorbereitung übergab die
Degen-Weltmeisterin, die in Peking als Athleten-Vertreterin
ins Internationale Olympische Komitee (IOC) gewählt wurde
und zugleich der Europäischen Athleten-Kommission (EOC)
vorsteht, dieses nationale Amt an den früheren Kufenflitzer
und Olympia-Teilnehmer Christian Breuer.
DOSB soll bei Hochschulen des Sports
"mehr Flagge zeigen"
Eine der deutlichen Botschaften, die vom "Beirat der Aktiven" in Richtung Dachverband ausgesandt wurde, lautete:
Der DOSB solle bitteschön in Sachen der Partner-Hochschulen des deutschen Sports "mehr Flagge zeigen". Zwar gibt es
dieses Zertifikat bereits seit 1999, und aktuell schmücken
sich bundesweit 168 Universitäten und weitere akademische
Einrichtungen damit. Noch allzu oft aber handele es sich um
eine Falschetikettierung, weil keineswegs die komplette Uni
oder Hochschule dem "Studenten Leistungssportler" gewogen sei und ihm gegenüber das notwendige Verständnis
aufbringe, sondern mitunter bestenfalls Fakultäten, Fachbereiche oder gar nur einzelne Professoren. Man müsse sich als
Leistungssportler jedoch "darauf verlassen können", dass,
wenn man sich an einer "Partnerhochschule des Sports"
einschreibe, dort anschließend auch gehalten werde, was
der Name verspreche, betonte Marcel Gölden, zugleich
Mitglied der AG "Duale Karriereplanung". Mogelpackungen,
so der einhellige Tenor unter den Athletenvertretern, dürfe
es künftig nicht mehr geben. Zugleich müsse das Augenmerk
darauf gelegt werden, dass Partnerhochschulen für den
Sport vorrangig an jenen Standorten existieren, wo sich
besonders viele Kader-Athleten oder Leistungszentren konzentrieren.
Umgekehrt machten solche Einrichtungen in solchen Städten
überhaupt keinen Sinn, wo es gar keinen Leistungssport gibt.
Die Partner-Hochschule komme unter diesem Gesichtspunkt
in Passau einem Paradoxon gleich. Der Vorschlag der Athletenvertreter: Unter Mitwirkung des DOSB solle es - ähnlich
den Eliteschulen des Sports - eine Evaluation der akademischen Bildungseinrichtungen geben. Anschlie-ßend sollte ein
verlässliches Gütesiegel vergeben werden, das für Leistungssportler, Eltern und Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten gleichermaßen als sicherer Kompass tauge. "Wir
brauchen so einen Beschluss", sagte ein Vertreter des Behindertensport-Verbandes (DBS), "damit sich in der HochschulLandschaft tatsächlich etwas verändert."
23
"Wir sind wieder einmal die Deppen"
Einen Beschluss hätte der "Beirat der Aktiven" liebend gern
ebenfalls in Bezug auf die neue "Einstunden-Regel" verabschiedet, der sich 700 bis 800 deutsche Top-Athleten mit
Beginn des neuen Jahres unterwerfen müssen und die für
gehörigen Unmut unter den Betroffenen sorgt. "Können wir
dagegen etwas ausrichten? Das glaube ich nicht, da werden
uns die Grenzen aufgezeigt", sagte eine der Teilnehmerinnen
der Vollversammlung entmutigt. Zuvor waren bereits NADA
und DOSB mit dem Versuch gescheitert, die WADA von der
Einführung dieser umstrittenen Neuregelung abzuhalten.
Nicht nur, dass die Top-Athleten sowie die A-Kader aus jenen
neun Verbänden, die in Bezug auf Doping in die höchste von
drei Risikogruppen eingestuft werden, bis zum 25. Dezember
ihre voraussichtlichen Aufenthaltsorte für die folgenden drei
Monate im Voraus melden müssen. Zusätzlich müssen sich
diese Sportler gegenüber der NADA pro Tag auf eine Stunde
festlegen, in der sie an einem bestimmten Ort garantiert
anzutreffen sein werden. Mit der Neuerung soll sichergestellt
werden, dass Athleten den Dopingfahndern täglich eine
Stunde tatsächlich verfügbar sind. Der Hinweis von NADAJustitiatrin Anja Berninger, diese 60 Minuten selbstverständlich nicht täglich irgendwo tatenlos abzuwarten, sondern so
festzulegen, dass sich diese Stunde unkompliziert in den
normalen Tagesablauf integrieren lasse, konnte die Wogen
nur bedingt glätten. "Wir sind wieder einmal die Deppen",
erklärte Bobpilotin Sandra Kiriasis und fragte in die Runde,
wie den verschärften Regularien zum Beispiel an einem
langen Reisetag entsprochen werden könne, wenn ein Athlet
kaum mal eine Stunde am selben Ort verbringt. Anrufen, in
solch speziellen Fällen am besten der NADA direkt Bescheid
geben, antwortete Anja Berninger und bat die Athletenvertreter, die Negativstimmung, die zu spüren sei, nicht zu den
anderen Sportlern in den Verbänden weiter zu tragen. In
Wirklichkeit, konterte einer der Diskussionsteilnehmer, sei
diese Stimmung unter den Sportlern ja bereits vorhanden,
und die Athletenvertreter hätten dies bei der Vollversammlung nur zum Ausdruck gebracht und übermittelt.
Trotz allem sei an dem neuen WADA-Code und seinen Konsequenzen nicht zu rütteln. Um dieses Verständnis warb
ebenso DOSB-Vizepräsident Eberhard Gienger. Es gebe "keinen anderen Weg für Glaubwürdigkeit", als dass sich die
Athleten an die Vorgaben halten. Das dazugehörige Meldesystem müsse den Athleten in Fleisch und Blut übergehen
und ebenso zum Alltag gehören wie das tägliche Training
oder die tägliche Massage, appellierte der "Vize" für Leistungssport Gienger an die Athletenvertreter, die ihrerseits
kritisieren, welchen persönlichen Aufwand bis hin zu finanziellen Belastungen ihnen das Kontrollsystem aufbürdet.
Können WADA und NADA den Sportlern - oft genug sogar
sehr jungen - wirklich zumuten, dass sie allesamt im Besitz
24
eines privaten Laptops sind, sich ständig und überall Zugang
zu einem PC verschaffen oder sämtliche SMS-Gebühren aus
der eigenen Tasche bezahlen, um immer und überall den
Vorgaben der Kontrolleure und des Meldesystems gerecht zu
werden? So etwa lautet einer der grundsätzlichen Vorbehalte
auf Seiten der Aktiven.
Aktivenvertreter in sämtlichen Spitzengremien des Sports vertreten
Eberhard Gienger, der zum Beispiel über das neue Steuerungs-Instrument der "Zielvereinbarung" zwischen DOSB und
Verbänden bzw. DOSB und Bundesinnenministerium berichtete, war einer von mehren Referenten der diesjährigen Tagung
der Athletenvertreter. NADA-Vorstandsmitglied Dietmar
Hiersemann skizzierte die Anstrengungen, welche im Kampf
gegen Doping auf dem Gebiet der Prävention in diesem Jahr
insbesondere an den Eliteschulen des Sports unternommen
wurden und 2009 an den Olympiastützpunkten fortgesetzt
werden. Anja Berninger gab einen Abriss zum neuen WADACode. Sporthilfe-Geschäftführer Michael Ilgner kündigte
einige Korrekturen im Fördersystem hin zu übersichtlicheren,
transparenteren Monatsraten für die Kader-Athleten an.
Zugleich führte er bei dieser Gelegenheit Werner E. Klatten
als den designierten neuen Vorstandsvorsitzenden der Sporthilfe ein. Den Hinweis des Medien-Managers, dass er seine
neue Aufgabe im "Teamwork mit Franziska van Almsick als
Identifikationsfigur für die Sportler" verstehe. Die Vertreter
insbesondere der olympischen Sportarten machten keinen
Hehl daraus, dass sie die sportlichen Leistungen der früheren
Weltklasseschwimmerin respektieren und die Wahl befürworten, doch die "Profisportlerin" demnächst zu einem persönlichen Gespräch mit der Aktivenvertretung bitten wollen, um
die Erwartungen des Amateursports und ihrer Protagonisten
an sie heranzutragen.
Last but not least gaben die Mitglieder des "Beirats der Aktiven" kurz Einblick in ihre Tätigkeit in den Spitzengremien des
deutschen Sports. Christian Breuer als Vorsitzender gehört
dem Präsidium des DOSB an, Marcel Gölden sitzt im Präsidialausschusses für Leistungssport, Mirko Heid im Beirat für
Leistungssportentwicklung, Jana Miglitsch in der Mitgliederversammlung der nichtolympischen Verbände und Marion
Rodewald im Aufsichtsrat der Sporthilfe sowie im Kuratorium
der NADA. "Wir sind dort nicht nur vertreten, um Beschlüsse
abzunicken, sondern wir können uns dort als Stimme der
Athleten einbringen und etwas bewirken", sagt Breuer grundsätzlich, während Fünfkämpfer Sebastian Dietz ergänzt:
"Natürlich ist uns klar, dass wir als Athletenvertreter nicht alle
Probleme lösen können. Entscheidend ist, dass wir versuchen,
was möglich ist, ernst genommen werden und uns mit unseren Themen Gehör verschaffen."
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OF: Sie sind amtierende Vize-Weltmeisterin im nichtolympischen Wildwasserkajak, ausgebildete Großhandelskauffrau,
haben ein BWL-Diplom in der Tasche, an der Universität Hagen
ein Fernstudium in Politologie aufgenommen, sind 32 Jahre alt
und seit einem Jahr Referentin des "Beirats der Aktiven". Wie
interpretieren Sie Ihre Aufgabe?
KASSNER: Diese 25-Stunden-Stelle ist direkt beim Deutschen
Olympischen Sportbund angesiedelt, und ich sitze da an einer
wichtigen Schnittstelle. Einerseits der Stabsstelle des DOSBLeistungssport-Direktors Bernhard Schwank zugeordnet, stehe
wollen wir dafür sorgen, dass die Sportler die bestmöglichen
Bedingungen bekommen und sich mit ihren Interessen,
Ansichten und Forderungen im organisierten Sport wieder
finden. Meine Liste der Athletenvertreter umfasst derzeit 150
Namen aus 60 Verbänden und Organisationen. Als "Werkzeuge"
stehen uns ganz verschiedene Kommunikationsmittel zur
Verfügung. Jeder Athletenvertreter weiß, dass ich im "Haus des
deutschen Sports" in Frankfurt ein kleines Büro habe, wie ich
telefonisch oder per Mail zu erreichen bin. Wir haben - wie
schon gesagt - die Internetplattform, und wir haben außerdem
einen monatlichen Internet-Newsletter für die Athleten. Auf
"Den Berufsperspektiven von
Leistungssportlern gehört unser
ganz besonderes Augenmerk"
Silke Kassner, Referentin des "Beirates der Aktiven" im Deutschen Olympischen Sportbund
ich andererseits der Athletenvertretung des deutschen Sports
zur Verfügung und bin für die Aktiven tätig. Das ist eine optimale Konstellation, zumal ich einen Teil meiner Arbeit auch
noch dem Internetportal www.olympia-net.de widmen kann.
Das ist eine Informationsplattform für Topathleten, ihre Trainer,
Betreuer und deren Verbände, die auch in den Phasen zwischen Olympischen Spielen ein wichtiges Informationsinstrument darstellt. Einfach gesagt, verstehe ich mich an dieser
Schnittstelle als Mittlerin. Die wichtigste Aufgabe besteht
darin, die Interessen der Athleten beim Dachverband zu vertreten und gleichzeitig Informationen von der Zentrale an die
Aktiven an der Basis weiterzugeben.
der anderen Seite sind Christian Breuer als Vorsitzender des
"Beirats der Aktiven" und die fünf anderen Mitglieder in sämtlichen wichtigen Gremien des deutschen Sports vertreten und
können dort die Sicht der Sportler einbringen. Unsere wichtigste Veranstaltung ist jedes Jahr unsere Vollversammlung. Es hat
sich inzwischen bewährt, dass wir dieses Treffen seit drei
Jahren im Umfeld des "Festes der Begegnung" durchführen, bei
dem die Stiftung Deutsche Sporthilfe traditionell die Juniorsportler des Jahres ehrt.
OF: Ihre Vollversammlung muss demnach immer im späten
Herbst stattfinden, wenn sich die Wintersportler intensiv auf
die neue Saison vorbereiten.
OF: Wie muss man sich das praktisch vorstellen?
KASSNER: Ansprechpartner sind für den Beirat in erster Linie
die Athletenvertreter, und in der Kommunikation mit ihnen
geht es um alle Leistungssport relevanten Themen. Gemeinsam
26
KASSNER: Das ist richtig, und es ist natürlich schade, dass
die Vertreter der Wintersportarten aus diesem Grund bei
unserer Jahrestagung unterrepräsentiert sind. Einen optimalen Zeitpunkt für die Vollversammlung gibt es allerdings
OF-INTERVIEW
sowieso nicht, weil Leistungssport das ganze Jahr über keine
Atempause kennt. Deshalb gibt es die Überlegung, die Athletenvertreter des Wintersports, zu denen zum Beispiel Kati
Wilhelm, Ronny Ackermann, Michael Greis oder Axel Teichmann gehören, im kommenden Frühjahr einmal gesondert
einzuladen. Es wäre natürlich sehr wichtig zu hören, was
diese Sportler gerade im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver zu sagen haben. Das ist bisher aber nur
eine Idee, denn wir müssen auch sehen, was unser Budget
hergibt. Wir sind sehr froh, dass die Anreise zur Vollversammlung für die einzelnen Athletenvertreter von ihren Verbänden
merk. Vor den Olympischen Spielen in Peking war der Beirat
natürlich auch stark mit der Menschenrechtsdiskussion konfrontiert. Gemeinsam mit der Sporthilfe haben wir einen
Sonder-Newsletter zu den Richtlinien des IOC zur freien Meinungsäußerung in Peking heraus gegeben. Für den Sportausschuss des Deutschen Bundestages hatten wir ein spezielles
Statement vorbereitet, das - wie alle unsere offiziellen Äußerungen - den Sportlern natürlich über unsere Informationskanäle bekannt gemacht wird. Insgesamt müssen wir die Athletenvertreter noch etwas mehr aufwecken und ermuntern, ihre
Fragen, Probleme und Meinungen an den Beirat heranzutragen. Auf dieses Feedback sind wir in unserer Arbeit dringend
angewiesen.
OF: Wie verhält es sich mit den nichtolympischen Disziplinen
und Sportarten?
KASSNER: Die Interessen dieser Athleten vertreten wir ebenso
wie die der behinderten Sportler. Beispielsweise gibt es derzeit
eine große Diskussion um die Entsendekosten für die World
Games im nächsten Jahr in Taiwan. Gerade erst wieder hat uns
eine Wasserskifahrerin wissen lassen, wie elementar diese Frage
für sie und die anderen Sportler ist, die an den World Games
teilnehmen wollen und sich dafür qualifiziert haben. Wir
meinen, diese Sportarten sollten dauerhaft gefördert werden
und das für Sport zuständige Bundesinnenministerium sollte
für dieses sportliche Highlight dann auch die Entsendekosten
übernehmen. Natürlich sollen die Olympischen Spiele weiterhin
absolute Priorität haben. Doch darüber hinaus sollte nicht
vergessen werden, dass auch Sportarten mit World-GamesStatus und andere Disziplinen wichtig sind, um gerade junge
Leute zum Sport zu bringen.
finanziert wird. Allein mit diesen Reisekosten wären wir
schon überfordert. Auch wenn unser Etat inzwischen etwas
aufgestockt wurde, müssen wir praktisch mit jedem Cent
rechnen.
OF: Welche Themen standen im abgelaufenen Jahr im Mittelpunkt?
KASSNER: Die Details zu den Förderkriterien und Leistungen
der Stiftung Deutsche Sporthilfe sind ebenso ein Dauerbrenner
wie die Fragen zur "dualen Karriere" und zu den Kontrollstandards im Anti-Doping-Kampf, denen sich die Sportler unterwerfen müssen. Dieses Thema ist gerade jetzt kurz vor Inkrafttreten des neuen WADA- und NADA-Codes zum 1. Januar
besonders aktuell. Bei der "dualen Karriere" rücken derzeit vor
allem die Universitäten und Hochschulen in den Vordergrund.
Den Berufsperspektiven von Leistungssportlern während oder
nach ihrer aktiven Zeit gehört unser ganz besonderes Augen-
OF: Spricht da zugleich die Wildwasserkanutin des KSK Köln
aus Ihnen, deren Sparte unter dem Dach des überaus erfolgreichen Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) in einer nichtolympischen Disziplin ein Mauerblümchendasein führt?
KASSNER: Das stimmt, denn die rund 20 Mitglieder unserer
Nationalmannschaft sind es gewohnt, fast alles selbst zu finanzieren. Es wird noch dramatischer, falls uns und der JuniorenNationalmannschaft nach dieser Saison nicht einmal mehr die
insgesamt 25.000 Euro zur Verfügung stehen, mit denen uns
bisher das BMI wenigstens ein bisschen unterstützt hat. Ich weiß
also aus eigener Erfahrung bestens, wo den Athleten gerade
auch in den nichtolympischen Verbänden der Schuh drückt. In
Bezug auf das soziale Potenzial sehe ich persönlich zwischen
den einzelnen Sportarten keine riesengroßen Unterschiede. Da
wäre eine Gleichbehandlung angemessen, und der kleinste
gemeinsame Nenner dafür sollte meines Erachtens lauten:
Zumindest die Kosten für den wichtigsten Wettkampf des Jahres
müssten übernommen werden!
Das Interview führte Andreas Müller
OF-INTERVIEW
27
Rogge in der Wachstumsfalle
ie Meldung hatte keinen Neuigkeitswert: Jacques Rogge
will - wie erwartet - IOC-Präsident bleiben. Niemand zweifelt daran, dass der 66-Jährige im kommenden Jahr durch die
Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees eine
Mandatsverlängerung bis 2013 erhalten wird. Rogge wertet die
Spiele von Peking als erfolgreichen Schlusspunkt einer siebenjährigen Präsidentschaft. Die von ihm als Vermächtnis betrachteten Olympischen Jugendspiele will er bei ihren Premieren 2010
und 2012 noch selbst steuern. Und einen Richtung weisenden
Olympischen Kongress in Kopenhagen abzuhalten, um dann vor
dessen Ergebnissen davon zu laufen, das wäre unverständlich
und eigentlich auch unverantwortlich gewesen.
D
Als Rogge die Führung 2001 vom Spanier Juan Antonio Samaranch übernahm, war das Ansehen des IOC auf einem Tiefpunkt
angelangt. Der Belgier hat es aus diesem Tal herausgeführt, ohne
jedoch die Rückgewinnung von Reputation und die der olympischen Idee innewohnende moralische Kraft ausreichend zu
nutzen. So trat seine Weltorganisation in der Auseinandersetzung um Menschenrechte ausschließlich als ein Sportverband in
Erscheinung, dessen einziges Anliegen es war, seine Veranstaltung einigermaßen reibungslos über die Bühne zu bringen. Diese
Selbstbeschränkung, die ihren Ausdruck auch in einem unzureichenden Management der vorolympischen Krise fand, hat dem
IOC und seinem Präsidenten geschadet.
Erfolge kann der Herr der Ringe in seinem Bemühen um sauberen
Sport vorweisen. Da ist der Mediziner Rogge in seinem Element.
Konsequenzen, die auch zu der von ihm propagierten NullToleranz-Politik gehören müssten, hat er vermieden. Dabei wäre
die Aussperrung des vom Doping verseuchten Profi-Straßenradsports der Männer, zwei Wettbewerbe unter 302 Konkurrenzen
bei den Sommerspielen in Peking, ein unmissverständliches
Zeichen gewesen. Ein Zeichen auch dafür, dass diese ausschließlich in "Ställen" organisierten Berufssportler schon lange ihren
Verbänden entwachsen sind und damit wie die Profiboxer Gesetzen unterliegen, die ausschließlich vom Profit bestimmt werden.
Die größten Erfolge hat Rogge ganz überraschend auf dem Feld
der Kommerzialisierung eingefahren. Angetreten war er als IOCPräsident mit dem erklärten Willen, die Olympischen Spiele zu
begrenzen, den Aufwand und ihren Showcharakter zurückzuführen und sie insgesamt bezahlbarer zu machen. Davon ist nur
übrig geblieben, dass durch eine Art von Unfall die Zahl der
Sportarten in London 2012 um Baseball und Softball auf 26
reduziert wurde. Rogges Versuch, die abgewählten Sportarten
durch publikumswirksamere zu ersetzen, misslang. Insgesamt
haben sich Aufwand und Kosten so sehr erhöht, dass Afrika
weiter entfernt ist denn je, auch einmal olympischer Gastgeber
sein zu können. Mittlerweile gilt als Faustregel, dass entwickelte
Städte unter drei Millionen Einwohnern ungeeignet sind.
Der IOC-Präsident, ein Mann bescheidener Lebensführung, hat
an der Schraube kräftig mitgedreht. Längst hat er den Lehrsatz
28
von Samaranch übernommen, wonach der Erhalt der Attraktion
Olympischer Spiele das Wichtigste sei. Rogge gelang es, ihren
Marktwert über die Maßen zu steigern. Unter seiner Führung
erzielte das IOC traumhafte Zuwachsraten. Ausdruck dieses
Gewinnstrebens war die Tatsache, dass der Belgier sich selbst an
die Spitze der Kommission für TV-Rechte setzte.
Doch nun sitzt der IOC-Präsident in einer Wachstumsfalle. Die
olympische Familie streitet heftig um ihre Anteile. Die Weltwirtschaftskrise begrenzt den Zuwachs. Eine höhere Rendite ist für
die Anteilseigner nach 2012 wohl nur dann zu erreichen, wenn
Chicago die Spiele 2016 zugesprochen bekommt. Dies ließe sich
mit höherer Wahrscheinlichkeit realisieren, wenn Rogge die
Vertragsverhandlungen mit dem amerikanischen Fernsehen als
größtem olympischen Sponsor auf die Zeit nach Kopenhagen
verschieben würde. Doch damit würde er eine bewährte, unbestechliche olympische Regel außer Kraft setzen: Erst der Preis,
dann die Ware.
Günter Deister
Gedämpfter Optimismus bei der
Sporthilfe
ie Stiftung Deutsche Sporthilfe hat nach der Berufung
Werner E. Klattens zum Vorstandsvorsitzenden ruhigeres
Fahrwasser erreicht. Das war auch notwendig nach den Sturmschäden, die der Rücktritt seiner Vorgängerin verursachte. Die
Berufung von Ann Kathrin Linsenhoff erwies sich im Nachhinein
als ein großes Missverständnis. Die Erwartungen des Aufsichtsrats der Stiftung an die Reiterin richteten sich auf eine Kombination von überzeugender Außendarstellung, gutem Zugang zu den
Athleten sowie der Kärrnerarbeit des Generierens von Fördermitteln und des sportpolitischen Schachspiels. Die Dressur-Olympiasiegerin wiederum hatte wohl vor allem die Repräsentanz in der
Öffentlichkeit und den Umgang mit den Sportlern im Blick. Sie
glaubte anscheinend, die Finessen des Fördergeschäfts und der
Sportpolitik ohne die Hilfe von kompetenten Fahrensleuten wie
dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Wilhelm Gäb und seinem
Stellvertreter Professor Jürgen Hubbert meistern zu können. Bar
jeder Erfahrung auf diesen Feldern, musste ihr Solo scheitern.
D
Wie schon beim Rücktritt von Hans-Ludwig Grüschow, der vor
dreieinhalb Jahren über eine Ungeschicklichkeit gestolpert war,
liegt in dem Wechsel an der Spitze auch eine Chance. Damals
hatte Gäb als Nothelfer die Sporthilfe modernisiert und mit der
Imagekampagne "Leistung. Fairplay. Miteinander" zur ethischmoralischen Vorausabteilung des deutschen Sports gemacht. Ein
Verdienst, von dem bei der einseitigen Parteinahme der meisten
OF-KOMMENTARE
Medien pro Linsenhoff nicht mehr die Rede war. Mit Werner E.
Klatten scheint es eine Rückkehr zur professionellen Sacharbeit
zu geben. Darauf deuten die ersten Rückmeldungen aus dem
Kreis der hauptamtlichen Mitarbeiter hin. Der erfahrene Medienunternehmer, der einst bei SAT.1 die Bundesliga-Show "ran" mit
initiiert hatte, bekam als Geschäftsführer "Märkte" beim "Spiegel-Verlag" den schillernden Beinamen "Erlöser". Auch wenn
damit das Erlösen von Finanzmitteln gemeint war, verbinden sich
mit dem 63-Jährigen zugleich ein wenig messianische Hoffnungen, die Sporthilfe aus der Skandalecke wieder in das günstige
Rampenlicht einer sozial ausgerichteten Fördergesellschaft der
Athleten zu führen.
Die ökonomischen Voraussetzungen der Sporthilfe sind besser
als in der Zeit der Querelen oft dargestellt. Nach jahrelanger
Vorarbeit hat die Stiftung vor kurzem mit der Deutschen Bank,
der Deutschen Fußball-Liga, mit Mercedes-Benz und der Deutschen Telekom vier hochrangige Wirtschaftspartner langfristig
an sich gebunden. Ein in der Geschichte der Stiftung beispielloser Erfolg. Der Bund hat für 2009 zum zweiten Mal eine Million
Euro, sechs Prozent des Sporthilfe-Etats, eingebracht. Die selbst
generierten Mittel der Sporthilfe wurden in den beiden vergangenen Jahren um knapp drei Millionen Euro gesteigert. Das war
auch notwendig. Denn die Erträge aus der Lotterie Glückspirale
und der "Sportbriefmarke" sind drastisch gesunken. Und noch ist
nicht abzusehen, wie sich die Finanzkrise auf die Sporthilfe
auswirken wird, von der den Spitzensport belastenden Dopingproblematik gar nicht zu reden.
Gefragt ist nun unter der Regie eines in der Wirtschaft gut vernetzten, aber sportpolitisch unerfahrenen Managers effektive
Teamarbeit. Nach dem Zerwürfnis der vergangenen Monate muss
Klatten sich zudem als ein Mann bewähren, der die widerstreitenden Parteien in der Sporthilfe wieder zusammenführt. Gespannte
Erwartungen richten sich nicht zuletzt auf Franziska van Almsick.
Der glamouröse Schwimmstar von ehedem kann als stellvertretende Vorsitzende für "Sport" gut den Kontakt zu den rund 4.000
geförderten Athleten pflegen und dem ersten Mann die Gesetzmäßigkeiten des Spitzensports nahe bringen. Angesichts der
jüngsten Erfahrungen dürfte aber ein gedämpfter Optimismus mit
einem Schuss Skepsis nicht schaden.
Steffen Haffner
Zwischen Bewegungsverweigerung und
Fitnesswahn
geschichten rund um den sportlichen Alltagsextremismus. So
wissen wir beispielsweise aus dem jüngsten "Deutschen Kinderund Jugendsportbericht", dass das Sportangebot in Kindergärten
und Grundschulen arg zu wünschen übrig lässt und im europäischen Gesamtvergleich schlecht wegkommt. Dies korrespondiert
geradezu nahtlos mit Berichten von der wachsenden Zahl der
Kinder, die nicht schwimmen können und es auch immer weniger
lernen. Übergewicht mit teilweise dramatischen Krankheitsfolgen
in frühen wie in späten Jahren ergänzt den Katalog der Probleme
und Unzulänglichkeiten, vervollständigt ihn aber noch lange nicht.
Dem ganzen gebündelten Bewegungsmangel-Desaster steht der
permanente Aufbruch in die von Glitzer und Glimmer ausgeleuchteten Fitness- und Freizeitwelten gegenüber. In solchen
Paradiesen treibt die körperliche Rundumerneuerung einschließlich Seelenmassage immer neue Blüten ohne Altersbegrenzung,
begleitet natürlich von den ebenso unvermeidlichen wie schrillen Werbebotschaften. Die Glücksrausch- und Wohlfühl-Verheißungen kommen jedenfalls mit solcher Wucht, als sollten die
frühkindlichen Mangelsituationen mit einem Schlag kompensiert
und die pubertären Erziehungslücken im großen Stil geschlossen
werden. Doch die Erkenntnisse der Wissenschaft belehren uns
immer wieder eines Besseren. Mit dem werbeträchtigen Fitnessund Wellness-Getöse auf dem Freizeitmarkt ist dem Gesellschaftsproblem Bewegungsmangel und Körperbildungs-Defizit
nicht beizukommen.
Erfolgversprechender erscheint da allemal das seriöse, sozialverträgliche und fachlich fundierte Dauerangebot in der bestens
strukturierten Landschaft des organisierten Sports. Sicher kann
der Sportverein die Schule nicht ersetzen. Aber er kann entsprechende Bildungslücken kleiner werden oder erst gar nicht auftreten lassen und dann vor allem die Weichen für lebenslange
Bewegungsbegeisterung stellen.
Und die schöne neue Fitness-Welt mit ihren angeblich zukunftsorientierten Interpretationen vom Sport? Auch die ist im Verein
längst im Angebot. Und zwar auf kompetente, qualitätsbewusste, unaufdringliche Art: mit den Anregungen und Trainings-Tipps
für alle Jahreszeiten, jede Wetterlage, für Halle und freie Natur,
kurz für drinnen und draußen. Das spricht in seiner Vielfalt und
Solidität für sich. Schrille Begleitmusik würde jedenfalls nur
stören und vom Wesentlichen ablenken. Denn das liegt bekanntlich zwischen Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn und
heißt schlicht und einfach Spaß am Sport.
Harald Pieper
ur Befindlichkeit der Wohlstandsgesellschaft gibt es viele
Erklärungsmuster. Ganz sicher gehören auch die beiden
Extreme Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn dazu. Sie
bilden gewissermaßen die Fieberkurve zum Thema Volksgesundheit. Denn schließlich wechseln sich Schreckensmeldungen und
Skandalnachrichten zu Körperbildungsdefiziten und modernen
Krankheitsbildern in schöner Regelmäßigkeit ab mit den Erfolgs-
Z
OF-KOMMENTARE
29
"
S
tart - Sport überspringt kulturelle Hürden". So heißt
das Modellprojekt, das Gül Keskinler im Auftrag von
Land und Landessportbund (LSB) Hessen seit sechs
Jahren betreut. Der Titel könnte über ihrem Leben stehen.
Denn die heute 48Jährige, die vor zwei Jahren Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde, hat
am eigenen Leib erfahren, wie sehr der Sport helfen kann,
sich in einer neuen, fremden Welt zurechtzufinden. Die kleine
Gül (zu Deutsch: Rose) war sieben Jahre alt, als sie 1970 mit
ihren Eltern aus Istanbul ins rechtsrheinische Bensberg (heute
Mutter rasch einen bestimmten Betrag sparen für die Rückkehr."
Der Plan, nur für ein paar Jahre in Deutschland zu bleiben, "saß
uns Kindern im Genick. Diese in der ersten Gastarbeiter-Generation weit verbreitete Absicht hat die Entwicklung der Kinder, sich
hier zu etablieren, sich mehr für die deutsche Sprache zu interessieren, sehr gestört. Es waren für viele Kinder, beim Versuch
sich hier einzuleben, verlorene Jahre." Sie selbst kam bald gut
klar mit dem Wechsel zwischen dem freieren deutschen und
Gül Keskinler:
Integration pur oder Mit
dem Sport Brücken zwischen
den Kulturen bauen
Von Steffen Haffner
ein Ortsteil von Bergisch Gladbach) gegenüber von Köln kam.
"Ich konnte kein Wort Deutsch sprechen und wurde prompt
in der Schule als Türkin gehänselt."
Das änderte sich rasch, als eine Nachbarin sie mit in den
Turnverein Bensberg 1901 nahm. Mit Begeisterung turnte sie
dort, spielte Volleyball und fühlt sich hier bis auf den heutigen Tag heimisch. Ihrem jüngeren Bruder Shahin half der
Fußball dabei, sich rasch einzugewöhnen. "Bald konnte ich
meinen Eltern bei der Sprachvermittlung helfen." Vater und
Mutter, moderne, europäisch denkende Istanbuler, brauchten
wegen ihrer Sprachdefizite lange, bis sie als einzige Türken in
dem wohlhabenden deutschen Umfeld akzeptiert wurden.
"Trotz seiner bürgerlichen Herkunft war mein Vater, der in
der Türkei Angestellter bei der Nato war, vom Denken her ein
typischer Gastarbeiter. Er wollte zusammen mit meiner
30
dem muslimisch werteorientierten Leben ihrer Familie. "So liberal
meine Eltern waren, hatten sie doch Angst, die Kinder könnten
durch die deutsche Lebensweise überfremdet werden." Für die
Heranwachsende gab es feste Regeln: "Ausgehen, einen Freund
haben. Das gab's nicht. Das freie jugendliche soziale Leben fand
nicht statt." Es tröstete sie ein wenig, dass es den katholisch
erzogenen Töchtern in der Nachbarschaft ähnlich erging. Den
Eltern war es dann sehr recht, dass sie ihren Mann, einen
Maschinenbau-Ingenieur, im türkischen Umfeld fand. Längst
wurzelt sie im Rheinland, spricht Kölsch und ist mit ihrem Mann
Mitglied im Bensberger Karnevalsverein.
Ihr heute 23-jähriger Sohn Kerem und ihre zwölfjährige
Tochter Dilara wuchsen wie viele Kinder der dritten Zuwanderer-Generation freier auf. "Sie müssen sich weniger an
traditionelle Regeln halten. Dafür diskutieren sie ständig mit
uns." In der Familie wird durcheinander mal Deutsch, mal
Türkisch gesprochen. "Die Kinder finden sich in beiden Kulturkreisen zurecht. Sie sind zu beiden Kulturen loyal. Das ist
wichtig für eine gute Persönlichkeitsentwicklung." Der Sohn
geht demnächst für ein halbes Jahr nach England, und die
Tochter ist jetzt schon entschlossen, das zwölfte Schuljahr in
den USA zu verbringen. "Meine Kinder leben meine Träume."
für den Sport zuständigen Minister der sechzehn Bundesländer bot sie ihre Dienste an. Der hessische Innenminister
Volker Bouffier erteilte ihr im Jahr 2002 den Auftrag, vor
allem muslimische Frauen und Mädchen aus ihrer Isolation in
die Sportvereine zu holen. Damit begann das Projekt "start",
das räumlich beim Landessportbund Hessen angesiedelt ist
und für das zwei hauptamtliche Kräfte tätig sind.
Auf Wunsch ihres Vaters ließ sich Gül Keskinler nach dem
Abitur zur Industriekauffrau ausbilden. Sie ging anschließend
ihren eigenen Weg und
studierte abends neben ihrer
beruflichen Tätigkeit
Betriebswirtschaft. Mit dem
BWL-Diplom in der Tasche
suchte sie nach Möglichkeiten, mit welchen Mitteln
man die Integration von
Zuwanderern außerhalb der
beruflichen Ebene, wo die
Qualifizierung mit entscheidend für die Eingewöhnung
ist, verstärken kann. "Ich war
und bin überzeugt: In der
Freizeit schafft man das am
besten über das Medium
Sport." Entscheidend für
diese Ansicht waren ihre
guten Erfahrungen im Turnverein, der ihr schon als Kind
zu einem zweiten Zuhause
geworden war. "Meinen
Sohn, der im Verein Fußball
spielte, habe ich über Jahre
begleitet, ihn und die andern
Jungs zu Auswärtsspielen
gefahren. Ich habe Trikots
gewaschen, für Feste Kuchen
gebacken und habe geholfen,
das Vereinsheim zu putzen."
"Angefangen haben wir im Frankfurter Gallus-Viertel. Wir
haben ein halbes Jahr lang Klinken geputzt und erst einmal
Nach eingehender Beratung
durch den Kölner Soziologen
Professor Volker Rittner und
den Bamberger Migrationsforscher Professor Friedrich
Heckmann entwickelte sie
Projekte für die Integration
durch Sport. Sie gründete die
Agentur "EKIP - Interkulturelles Kompetenzteam", die
heute fünfzehn hauptamtliche Mitarbeiter hat. In konzeptionellen Schreiben an die
31
die Migranten, die Türken, die Marokkaner, die Griechen, die
Italiener gefragt: ‚Was verstehen Sie unter Sport?'" Heraus
kam: Sport ist für sie Fußball, Basketball, Boxen, Ringen. Mit
Breitensport und Vereinssport hatten sie nichts im Sinn und
erst recht nichts mit Sport für Frauen. "Das Freizeitverhalten
von Südländern ist ganz anders als das von Mitteleuropäern.
Man trifft sich, isst und trinkt viel, man unterhält sich über
Gott und die Welt. Man packt nicht wie bei den Deutschen
üblich die Kinder und geht zum Schwimmen." Daraus folgerte
die Einsicht: "Wir kommen mit den Ideen, Programmen und
Materialien des LSB nicht in die Wohnzimmer der Migranten
und in die Köpfe der Familien." Gül Keskinler hatte dann die
zündende Idee: "Wir müssen die Migranten mit dem Thema
‚Gesundheit' aufrütteln, bei ihren Problemen mit den Gelenken, dem Rücken, dem hohen Blutdruck oder der Diabetes
einhaken." Sie hat sehr schnell ein Netzwerk von Ärzten,
Ernährungsberatern, Sportsoziologen aufgebaut, die aus dem
jeweiligen Kulturkreis stammten und die Teilnehmer an den
Gesundheitsseminaren in ihrer vertrauten Sprache zu der
Botschaft führten: "Ihr müsst euch bewegen!"
Bei den Türken war die Resonanz besonders gut. "Denn wir
haben die Seminare am Sonntagnachmittag in den Räumlichkeiten der Moscheen und Kulturvereine gemacht, dort wo
sich die Familie ohnehin trifft." Es sei nicht das Ziel gewesen,
die Großmutter für den Sportverein zu gewinnen. "Aber wenn
die Oma das Sportangebot für Seniorinnen in einem
Moscheeverein annimmt und sich jeden Mittwoch oder
Freitag sportlich betätigt, dann wirkt sie als Vorbild und trägt
das Thema in die Familie." Allmählich stellte sich der Erfolg
ein. Inzwischen sind in Frankfurt am Main, Darmstadt und
Rüsselsheim mehr als sechzig Übungsleiterinnen aus den
verschiedensten Ländern ausgebildet worden. Außer der
Vermittlung sporttechnischer Inhalte wurden die Frauen vor
allem sprachlich so fit gemacht, dass sie sich auch in den
deutschen Sportvereinen ihres Stadtteils behaupten können.
Denn dort haben sie immer noch Widerstände zu überwinden, auch wenn viele Vereine dabei seien, die alte Sichtweise
zu überwinden: Wer zu uns kommt, muss so sein oder so
werden wie wir.
Eine große Rolle in der Integrationsarbeit spielt für Gül Keskinler der Fußball. Der ist ihr nicht nur durch ihren Sohn
vertraut. "Die Profis des 1. FC Köln mit Wolfgang Overath, mit
"Toni" Schumacher und Pierre Littbarski haben früher am
Waldrand in Bensberg trainiert. Da waren wir Kinder natürlich
dabei." Mit ihrer Agentur betreute sie zuletzt das Modellprojekt "Fußball ist das Tor zum Lernen", das vom DFB, der Bundesagentur für Arbeit, dem Land Hessen und dem Hessischen
Fußballverband getragen wird. Damit wurden im Frankfurter
Raum junge, in der Mehrzahl männliche Langzeit-Arbeitslose
mit Eltern von Einwanderern durch Berufsbildungsmaßnahmen wieder an eine geregelte Tätigkeit herangeführt. Die
Möglichkeit, die C-Lizenz "Fußballtrainer Breitensport" zu
32
erwerben oder sich als Schiedsrichter ausbilden zu lassen,
trug wesentlich zu ihrer Motivation bei. Von 32 Teilnehmern
blieben 27 bei der Stange und erhielten Praktikumsplätze in
verschiedensten Unternehmen. Ein Erfolg, der es ermöglicht,
in Kürze das Projekt neu aufzulegen.
Schlagzeilen machte Gül Keskinler, als der Deutsche FußballBund sie vor zwei Jahren zu seiner ehrenamtlichen Integrationsbeauftragten berief. Schon vorher war sie gefragt in
Talkshows von Sabine Christiansen bis Maischberger, nahm
kürzlich wieder am dritten Integrationsgipfel unter der Leitung von Angela Merkel teil und wurde zur Beratung des
Nationalen Integrationsplans hinzugezogen.
Als kooptiertes Mitglied des DFB-Vorstands eröffnen sich Gül
Keskinler gute Möglichkeiten, ihre Vorhaben im Fußball
durchzusetzen. Nicht zuletzt, da DFB-Präsident Theo Zwanziger das Thema Integration, das mittlerweile auch im Schulund Mädchen-Fußball Eingang findet, zur Chefsache gemacht
hat. Inzwischen haben die meisten der 21 Landesverbände
des DFB ebenfalls "Brückenbauer zwischen den Kulturen"
berufen. Gül Keskinler zieht durch die Lande und spricht in
permanenter Überzeugungsarbeit über das gesellschaftliche
Phänomen der Integration durch Fußball, die als nächstes die
Basis der Vereine erreichen soll. "Im türkisch-sprachigen
Fernsehen wollen wir in Talkshows auf die Bildungsangebote
von Vereinen und Verbänden hinweisen und so in die Wohnzimmer kommen." Ein Großteil der 1.000 Minispielfelder sind
mittlerweile hauptsächlich in Stadtteilen mit hohem Anteil an
Migranten gebaut worden, deren Kinder über den Fußball in
die Gemeinschaft wachsen sollen. Mit solchen Aktionen
könnten, so hofft sie, die latente Diskriminierung abgebaut
und die Gewalt, in der junge Migranten nicht selten ihre
gesellschaftliche Frustration im Fußball ausleben, verringert
werden.
Dazu können Ereignisse wie das EM-Spiel zwischen Deutschland und der Türkei beitragen, das in entspannter Atmosphäre
über die Bühne ging. "Besonders positive Wirkungen hatten
die Botschaften von Bundestrainer Joachim Löw, wie gastfreundlich, wie fußballbegeistert die Türken sind. Die türkisch-sprachigen Medien haben ausführlich darüber berichtet.
Das hat den Türken sehr gut getan", berichtet Frau Keskinler.
Viel verspricht sie sich von der nachrückenden EinwandererGeneration. Mustafa Dogan hatte vor neun Jahren als erster
türkischstämmiger Spieler zwei kurze Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft. Der Bremer und frühere Schalker
Mesut Özil wurde U19- und U21-Auswahlspieler, und der
Stuttgarter Serdar Tasci hat es inzwischen auf vier Länderspiele gebracht. Andere Spieler werden folgen. Und Gül
Keskinler weiß: "Die Jungs identifizieren sich mit der deutschen Nationalmannschaft und sind stolz darauf, dort zu
spielen. Wir brauchen solche Vorbilder." Als Zugpferde der
Integration.
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EINE-L
Populärer Fitnessorden:
Das Deutsche Sportabzeichen im Wandel der Zeit
Von Björn Köhler
S
teffi Tiepken aus Lastrup bei Cloppenburg ist überglücklich. Sie hat die 200 Meter Schwimmen
geschafft und ist unter der geforderten Zeit für ihre
Altersklasse geblieben. "Ich hatte vorher so viel Mühe mit
dem Schwimmen, denn
ich habe es erst im
fortgeschrittenen Alter
gelernt", sagte Steffi
Tiepken. Mit der Unterstützung ihrer Familie
und regelmäßigem
Training hat sie es
geschafft, sich optimal
für den Sportabzeichentag ihres Heimatvereins
vorzubereiten. Neben
Schwimmen muss Steffi
Tiepken noch vier weitere Prüfungen aus den
insgesamt fünf Gruppen
der sportspezifischen
Fertigkeiten Schwimmfähigkeit, Sprungkraft,
Schnelligkeit, Schnellkraft und Ausdauer
bestehen, dann darf sie
das begehrte Deutsche
Sportabzeichen als
Nachweis ihrer Fitness
entgegen nehmen.
Vorwiegend sind es
leichtathletische Disziplinen, wie Sprinten,
Weitsprung und Kugelstoßen, die von den Sportlern abverlangt werden. Mittlerweile haben Rudern, Kanu und Radfahren, aber auch jüngere Sportarten wie Inlineskaten Einzug
gehalten.
Je nach Altersklasse müssen entsprechende Weiten und
Zeiten erreicht werden - ohne regelmäßiges Training und
34
Bewegung kaum zu schaffen. Ehemann Roland Tiepken und
ihre beiden Kinder stellen sich ebenfalls den fünf Prüfungen
an diesem Tag - für alle ein einzigartiges Familienerlebnis. "
Wir haben einfach Spaß an der Sache und es fördert den
Familiensinn und die
Gesundheit", beschreibt
Steffi Tiepken das
gemeinsame Sporterlebnis. Für die zwei Kinder
ist das Sportabzeichen
"Jugend" das Objekt der
Begierde. Spezielle
Übungen und Normen
sind für Kinder und
Jugendliche zwischen
dem achten und 17.
Lebensjahr vorgesehen.
Vater und Ehemann
Roland Tiepken ist in
Sachen Deutsches
Sportabzeichen bereits
ein alter Hase - schon
über 25 Sportabzeichen
nennt der ehemalige
Volleyballer sein eigen.
Das Deutsche Sportabzeichen ist in Deutschland die älteste Sportauszeichnung und die
einzige außerhalb des
Wettkampfsports und
das einzige im Sport
staatlich anerkannte Abzeichen mit Ordenscharakter. 1913
wurde das Abzeichen unter anderem durch Carl Diem in
Deutschland eingeführt - eigentlich ein Export aus Schweden,
den deutsche Sportfunktionäre ein Jahr zuvor bei den Olympischen Spielen in Stockholm kennen gelernt haben. Damals
wie heute mussten fünf Bedingungen absolviert werden. Die
Normen waren noch für jede Altersklasse gleich, erst nach
dem zweiten Weltkrieg wurden die Bedingungen an Altersklassen angepasst.
Nach der Vorstellung Verantwortlichen des deutschen Sports
und der damaligen Zeit war das Sportabzeichen vorerst nur
für Männer zugänglich. Frauen konnten erst ab 1921 die
Auszeichnung für vielfältige Leistung auf dem Gebiet der
Leibesübung - wie das Abzeichen bis 1934 hieß - ablegen.
Seither unterlag die Ehrennadel einer stetigen Veränderung
und Modernisierung. Mit dem Ordenserlass von 1958 durch
Bundespräsident Theodor Heuss ist das Deutsche Sportabzeichen ein geschütztes Ehrenzeichen. Durch Änderungen und
Schaffung von Zusatzangeboten ging der traditionsreiche
Sportorden mit der Zeit.
Die Normen wurden erstmals 1976 unter sportmedizinischen
Gesichtspunkten überarbeitet und die Altersklassen angepasst. 1984 feierte der Deutsche Sportbund das 10millionste
Sportabzeichen,
nicht ohne neue
Anreize zu schaffen, die Teilnehmerzahlen weiter
zu steigern. Ab
dem Jahr 2000
wurde die Sportart Inlineskaten
als Ausdauerdisziplin der Gruppe
5 aufgenommen.
Vor allem Kindern
und Jugendlichen
sollte die Trendsportart als
attraktive Alternative angeboten
werden. So auch
Walking/Nordic
Walking, was auf
Grund der Popularität und
gelenkschonenden
Ausübung vor
allem Erwachsene
und ältere Menschen zum Sportabzeichen bringen
soll. Mit der Aufnahme der Normen für körperbehinderte
Sportler und ab 2001 für Menschen mit geistiger Behinderung blieb das Sportabzeichen das Aushängeschild des Breitensports.
Auch die beiden Kinder von Steffi Tiepken sind absolute
Sportabzeichenfans. Schließlich waren sie es, die ihre Mutter
zur Teilnahme überredet haben. Für den Jüngsten der beiden
Geschwister steht ebenfalls das Schwimmen noch an. Allerdings muss der 10-jährige nicht die 200 Meter in Angriff
nehmen, sondern das Ziel in seiner Altersklasse zum Bestehen
der Schwimmprüfung lautet: 50 Meter schwimmen, egal in
welcher Zeit. Seine sechs Jahre ältere Schwester muss bereits
die 200 Meter schwimmen - 7:30 Minuten hat sie dafür Zeit,
um die Prüfung zu bestehen.
Der Kinder- und Jugendsport ist ein zentrales Element des
Deutschen Sportabzeichens. Seit 1969 existiert das Schülersportabzeichen unter anderem als wichtiger Bestandteil des
Schulsports und wird seit jeher vor allem im Rahmen von
Jugendspielen verliehen. Seit 2007 sind das Schüler- und
Jugendsportabzeichen zum Sportabzeichen "Jugend" zusammengeführt worden, und der Absolvent erwirbt mit dem
ersten Bestehen das Abzeichen in Bronze, beim zweiten Mal
in Silber und das dritte Mal in Gold und kann bis zum 17.
Lebensjahr mindestens Gold 10
erhalten. Ab 18
Jahren müssen
die Athleten drei
erfolgreiche
SportabzeichenPrüfungen vorweisen, um sich
die Nadel in Silber
an das Sporthemd
stecken zu können, und nach
dem fünften
erfolgreichen
Bestehen gibt es
Gold.
Das Ziel des
Fitnessordens
liegt auf der
Hand. Nur durch
regelmäßiges und
langfristiges
Training kann der
Breitensportler
auf lange Sicht
die Hürden des
Sportabzeichens
überwinden und sein persönliches Gold erreichen. Hinsichtlich der anhaltenden Diskussion über zunehmenden Bewegungsmangel der Bevölkerung mit dem globalen Phänomen Übergewicht ist das Sportabzeichen das Präventionsund Fitnessprogramm schlechthin. Ein Potenzial, was auch
die Kostenträger des deutschen Gesundheitswesens erkannt
haben. Seit nunmehr 30 Jahren tritt beispielsweise die
35
BARMER als Partner und Förderer des Deutschen Sportabzeichens auf und bietet ihren Kunden über ein Bonuspunkteprogramm Vorteile an. Sie ist allerdings nicht die einzige
Krankenkasse geblieben, die es das Sportabzeichen in das
Bonusprogramm aufgenommen hat.
Laut einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes
(DOSB) besitzt das Deutsche Sportabzeichen einen Bekanntheitsgrad von 72% in der Bevölkerung. "Das Deutsche Sportabzeichen ist ein Markenzeichen, von dem manche Unternehmen nur träumen können", sagt DOSB-Vizepräsident Walter
Schneeloch. Fast eine Million Menschen legen es Jahr für Jahr
ab. Im Jahre 2006 wurde die Rekordzahl von 1999 deutlich
überboten, und es wurden 947.535 Sportabzeichen registriert.
Das Potenzial ist allerdings längst noch nicht ausgereizt, selbst
der DOSB-Geschäftsbericht vermerkt 2007: "Potenziale zur
Weiterentwicklung und Zukunftsreserven sind erkennbar".
Das Ziel heißt nun eine Million Sportabzeichen. Das Sportabzeichen ist eine Marke auf stabilem Kurs. Neue Vermarktungsstrategien und die Unterstützung von starken Förderern
sind die Herausforderungen für das Sportabzeichen der
"Altersklasse" Zukunft. Neben der BARMER wurde 2007 das
Unternehmen Ferrero mit der Marke "Kinder als Partner"
gewonnen, und seit 2008 unterstützt der Deutsche Sparkas-
E
r springt Schere. Klar doch. Fünf, sechs Schritte
Anlauf. Zack. Rüber. Die Latte liegt auf 75 Zentimeter.
Karl Wienke strahlt. Geschafft, die letzte Übung für
sein diesjähriges Sportabzeichen, "das Sechsundvierzigste",
sagt er. Und: "Die 50 würde ich schon gerne noch vollmachen…"
46 Mal das Sportabzeichen - das allein wäre nicht sonderlich
bemerkenswert. Nur: der agile Herr da im dunkelblauen
Trainingsanzug ist 91 Jahre alt und damit eigentlich raus aus
sen- und Giroverband als Olympiapartner auch den Breitensportbereich und das Sportabzeichen.
Mit den drei großen Partnern sind neue Entwicklungsspielräume entstanden. Über Sportabzeichenwettbewerbe und
Verlosung von Geld- und Sachpreisen sollen mehr Anreize
gesetzt werden. Ein Höhepunkt ist die seit 2004 etablierte
jährliche Sportabzeichen-Tour durch Deutschland. 2008
nahmen über 10.000 Sportabzeichen-begeisterte an zehn
Stationen der Tour teil. Ziel ist es, mehr auf den Fitnessorden aufmerksam zu machen. Die Tour lockt dafür mit einem
attraktiven Rahmenprogramm und wirbt mit der Hilfe von
prominenten Spitzensportlern für den Sportorden. Frank
Wittchen als Sportabzeichenbeauftragter des DOSB äußert
sich positiv: "Wir haben es geschafft, das hohe Niveau der
Teilnehmerzahlen an der Tour zu halten und sogar noch zu
erhöhen. Die Zahlen sind stabil, und wir freuen uns, dass
der deutsche Fitnessorden weiterhin so angenommen wird."
Wichtige Zugpferde bleiben prominente Sportler und Politiker, "schließlich haben sie eine enorme Vorbildfunktion für
junge Sportler", so Wittchen weiter. Vor allem dann, wenn sie
selber das Sportabzeichen ablegen, wie der Speerwerfer Boris
Henry oder der ehemalige Bundespräsident Richard von
Weizsäcker. "Es wäre gut, wenn wir in Zukunft noch mehr
Mit 91: Einer der
jenem Alter, in dem man gemeinhin noch nach sportlichem
Lorbeer strebt.
Doch Sport gehört für den promovierten Juristen dazu, so
lange er denken kann. "In der Jugend habe ich eigentlich alles
ausprobiert. Leichtathletik, Rudern, Tennis." Er macht Abitur am
Dortmunder Stadtgymnasium. Geht 1937 zur Wehrmacht. Hat
Spaß am Modernen Fünfkampf. Dann Krieg, russische Gefangenschaft. Im Dezember 49 wieder zuhause, Jura-Studium,
Rechtsanwalt in Dortmund, Vorstand schließlich bei der Glückauf-Brauerei in Gelsenkirchen. Und ein Leben lang die Verbindung zum Sport. "Ich habe meine drei Söhne immer angehalten, Sport zu treiben. Hab' das Sportabzeichen gemacht, um
ihnen Vorbild zu sein. Mens sana, na ja, sie wissen schon", sagt
er - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.
Das Vorbild des Vaters muss den Söhnen imponiert haben. Alle
drei folgen seinem Ratschlag fürs Leben: Macht Abitur, geht
36
bekannte Sportler und Prominente gewinnen könnten, dann
ist die Identifikation für die Teilnehmer noch viel höher", gibt
Wittchen einen Ausblick in die Zukunft.
Das Deutsche Sportabzeichen boomt in erster Linie in den
zahlreichen Sportvereinen in den Städten und Regionen.
Unter beachtlichem ehrenamtlichen Engagement werden
Sportabzeichenevents organisiert und oft mehrmals im Jahr
durchgeführt. Dazu kommen Angebote für regelmäßiges
Training und Vorbereitung. Sportlich gesehen bietet der
Fitnessorden Potenzial für weitere Anwendungsgebiete. Viele
Vereine nutzen die fünf Prüfungen zur gezielten Vorbereitung
ihrer Vereinsmannschaften auf die Ligaspiele und Einzelsportler für die Wettkampfsaison. Vor allem im Kinder- und
Jugendbereich kann das Sportabzeichen ein Gradmesser für
die sportliche Leistungsfähigkeit sein. Die C-Jugend der
Handballmannschaft des TH Eilbeck hat das Sportabzeichen
zum Pflichtprogramm erkoren. Die Trainer überprüfen ihre
Schützlinge handballspezifisch in den Disziplinen 50 Meter
Sprint, Weit- oder Hochsprung, 200g Wurfball, 1.000 Meter
Ausdauerlauf. Selbst auf das obligatorische Schwimmen
verzichten die Handballspieler nicht.
Traditionell ist das Sportabzeichen bei den Soldaten fester
Bestandteil der Ausbildung. Rund 43.400 Fitnessorden wur-
den 2007 in deutschen Kasernen verliehen. Zudem ist das
Deutsche Sportabzeichen ein Exportschlager: Jährlich nehmen ausländische Soldaten an Sportabzeichenprüfungen
teil, sei es in Italien oder Holland. Auch über Europa hinaus
ist die deutsche Auszeichnung bekannt - nicht nur bei den
Militärs. Selbst in Argentinien und Uganda ist das Abzeichen
ein Dauerbrenner. Im Jahr 2007 wurden fast 9.000 Mal die
fünf Prüfungen außerhalb Deutschlands abgelegt und
bestanden.
Nachteilhaft können sich allerdings die nachlassenden Sportstättenstrukturen in Deutschland erweisen. In strukturschwachen Kommunen und Gemeinden stehen Erhaltung und Bau
von Sportstätten nicht oben auf der Prioritätenliste, besonders bei Schwimmhallen und Freibädern wird dieses Manko
deutlich. "Voraussetzung für das Training und die Abnahme
der Prüfungen sind nun einmal funktionierende Sportstätten
und Schwimmhallen", so DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch. Ein Problem mit sportpolitischer Tragweite, denn "wir
verzeichnen eine dramatische Ausdünnung der Sportanlagen", so Schneeloch weiter. Eins steht auf jeden Fall fest. Als
das Deutsche Sportabzeichen 1913 aus Schweden nach
Deutschland kam, hätte sich sicher niemand träumen lassen,
dass der Fitnessorden in Deutschland und der Welt eine
solche Entwicklungskurve nimmt.
Ältesten unter den Ordensträgern
zur Bundeswehr und studiert Jura. Und sie machen Sport,
"zwei laufen heute noch Marathon, alle machen regelmäßig
das Sportabzeichen", sagt Karl Wienke nicht ohne Stolz.
Mit seinen 91 Jahren ist der Dortmunder, so der Deutsche
Olympische Sportbund (DOSB), einer der ehrgeizigen Senioren
unter den Absolventen jener fünf Übungen, die zum Erwerb
des Sportabzeichens absolviert werden müssen, Übungen
allerdings, die nach Altersgruppen gestaffelt sind. Und diese
Altersgruppen hören - sehr zum Kummer von Karl Wienke bei 80 Jahren auf. Mehr geht nicht, heißt es beim DOSB. Als
das Sportabzeichen 1913 in Deutschland eingeführt wurde,
da mag kaum einer an jene agilen Senioren gedacht haben,
die heute die Fitness-Studios erobern oder in Scharen durch
die Wälder joggen. "Wir müssen der demographischen Entwicklung Rechnung tragen und die Übungen der veränderten
Leistungsfähigkeit unserer Senioren anpassen", so Alexandra
Pensky, beim DOSB für die Sportabzeichen zuständig.
Von Ulrich Werner
So legt Dr. Wienke denn Jahr für Jahr weiter jene Übungen
ab, die für 80-Jährige vorgesehen sind. Locker zumeist. Im
Schwimmen über 200 m blieb er zuletzt um satte drei Minuten unter der Normzeit, Kugelstoßen, 50 m - alles kein Problem. "Ich halte mich eben in Form", sagt er, "zweimal in der
Woche joggen oder Walking, so fünf bis zehn Kilometer. Man
bleibt nicht nur körperlich fit, auch im Kopf." Er lacht. Locker
wiegt er die Drei-Kilo-Kugel in der Hand. 6,50 m muss er sie
stoßen. Schafft er. Mit Links.
Mens sana - "Beim Joggen hab' ich die besten Ideen", sagt
er. Und die sind durchaus nicht von gestern. Per Internet
korrespondiert er mit seinem Enkel in Kanada, im aktuellen
politischen Geschehen ist er durchaus präsent, ein neues
Auto will er sich kaufen, die Entscheidung für einen Japaner
ist schon gefallen, nun denn, nichts ist unmöglich, offensichtlich.
37
Familiensport im Verein:
Kreativ-Potenzial von hohem gesellschaftlichen Wert
Von Karl Hoffmann
B
eim Säuglings- und Kleinkinderschwimmen mit Müttern und Vätern macht die Ortsgruppe (OG) Bad Doberan der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft
(DLRG) die jungen Familien frühzeitig mit dem Wasser vertraut. "Durch das gemeinsame Erleben und den intensiven
Körperkontakt wird die Beziehung zwischen Kind und Eltern
gefördert", weiß Elke Trottnow, die OG-Ausbilderin für Erste
Hilfe und Schwimmen. Spannende Momente erleben alle bei
kleinen Bewegungsgeschichten.
Wenn der Familiensport mit Schwimmflügeln oder in den
Kinderschuhen beginnt, hat er gute Chancen, das lebensbegleitende Angebot zu werden. Als Vereinsziel zeitgemäß
denkender Vorstände ist er aus den Anfängen längst heraus.
Differenzierter Sport für jedes Alter und gemeinsam für die
ganze Familie stellen in der Summe die unverzichtbaren
gesellschaftlichen Werte des organisierten Sports vor Ort
heraus. Mit solchen Parallelangeboten für Familien und
Familienmitglieder ist zum Beispiel der Integrative Treff
Rostock erfolgreich.
durch übereinstimmende Zielsetzungen, deutliches Problembewusstsein und kurze Wege der Verständigung aus. So hat
der Mülheimer Turnverein Köln 1850 im Herbst 2008 ein
neues Projekt für Familien mit sehr geringem Einkommen in
Köln-Buchheim gestartet. Die Mitgliedschaft ist befristet und
beitragsfrei. Sie ermöglicht die unbegrenzte Nutzung sämtlicher Vereinssportangebote. In enger und unbürokratischer
Zusammenarbeit mit der Buchheimer Selbsthilfe, dem Buchheimer Treff und dem Buchheimer Familienladen werden die
Bedürftigen erreicht.
Befristet und beitragsfrei ist auch eine Möglichkeit, die sich
der Familiensportverein Bund für natürliche Lebensgestaltung, Göttingen, ausgedacht hat. Im vereinseigenen Sportund Freizeitpark können Interessierte ihren Wohnwagen
gegen eine Standgebühr sechs Monate lang aufstellen und
alle Vereinsangebote kostenlos in Anspruch nehmen. Mit
"Familienfreundlichkeit" und "Offenheit" wirbt der Kanu-Club
Limburg im Eisenbahner Sportverein Blau-Weiss für sich.
Auf das Ganze, vor allem im Selbstverständnis aller Mitglieder, kommt es an. Die Sportvereinigung Steinhagen stellt auf
neun Seiten im Internet (www.spvg-steinhagen.de) überzeugend zusammen, was sie als familienfreundlicher Verein
leistet. Im Anschluss an die in acht Abteilungen betriebenen
Fachsportarten wird der Bereich des Familiensports organisatorisch zusammengefasst. Als Aufzählung folgen die regelmäßigen sportlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Angebote sowie die Einzelveranstaltungen, immer für die Familie
geplant. Die Öffentlichkeitsarbeit ist familienorientiert, Angebotszeiten und Beitragsgestaltung sind familienfreundlich.
Die Familie als Marke macht den Verein unverwechselbar. Der
Idarer Turnverein 1873 (ITV) betreibt im zweiten Jahr seinen
Familiensportpark in Idar-Oberstein, auch mit einem Ausbildungszentrum für Nordic Walking. Der ITV organisiert die
Ausbildung in Kooperation mit dem Skiverband Rheinland
und dem Bildungswerk des Landessportbundes RheinlandPfalz. Die Turngemeinde in Berlin 1848 weist als einen Satzungszweck die Pflege und Förderung des Familien- und
Seniorensports aus. Der Turn- und Sportverein Bulach 1913,
Karlsruhe, möchte im Sinne seines Leitbildes die sportlichen
und sozialen Kompetenzen weiter stärken und langfristig ein
bewegungsorientiertes Familienzentrum einrichten.
Die Beiträge der Mitglieder sind die einzige gesicherte Einnahmequelle der gemeinnützigen Sportvereine. Deshalb
stehen die sozial gestaffelten und die Familienbeiträge für
das besondere Bewusstsein einer Solidargemeinschaft. Inzwischen gibt es auch Paten- und Partnerschaften in Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Gruppen. Sie zeichnen sich
Als Familienzentrum aufgewertet ist seit einem halben Jahr
die Kindertagesstätte Flic Flac der Turnerschaft Bergisch
Gladbach (TS). "Das Konzept sieht eine Vernetzung und
Zusammenführung verschiedener Beratungsleistungen und
Förderungen vor", beschreibt TS-Geschäftsführer Ernst Hengemühle die anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere als
38
Anlaufstelle für alle Familien im Einzugsbereich. Sie können z.
B. Erziehungs- und Eheberatung oder motorische Frühförderung und Sprachförderung in Anspruch nehmen.
Solche herausragenden gesellschaftlichen Entwicklungen
haben ihren Ursprung in speziell für die ganze Familie vorbereiteten Angeboten. Sie werden zum ersten Mal erprobt oder
als Wiederholungen fortgeführt. So hat die Abteilung Minigolf des Fußballclubs Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03
das erste Familiensportfest mit großer Akzeptanz veranstaltet.
Grundlage war das neue Konzept des Deutschen Minigolf
Sportverbandes, anerkannt und gefördert vom Deutschen
Olympischen Sportbund (DOSB). Der Klassiker im Programm
des Skiclubs Wermelskirchen bleibt das zum neunten Mal
ausgetragene Familienturnier im Badminton. Der dritte Familiensporttag der Turn- und Sportgemeinde Tübingen 1845 hat
sich über Sport, Spiel und Geselligkeit zum Kontakt- und
Informationstag gemausert.
Jeden Montag während der Sommerferien lädt der Turn- und
Sportverein Jaderberg zu den beliebten Radtouren für die
ganze Familie ein. Gemeinsam mit dem Club "Kinder kreativ"
organisiert der Sportverein Preilack Familiensportfeste für das
ganze Dorf. Die Attraktion beim Spielfest für alle Generationen der Fecht- und Turnerschaft Geisingen war ein umgebauter ehemaliger Schäferwagen, der mit einhundert neuen und
alten Spielen zu fröhlichen Spiel-Runden motiviert.
Strukturen für Familiensport sind eher noch selten. Sie können
jedoch entsprechend verbandsspezifischen Aufgabenstellungen sogar
schon seit
vielen Jahren
bestehen. Bei
neu gegründeten Vereinen
sind sie nahezu
selbstverständlicher Teil der
Aktivitäten.
Aber auch die
Zusammensetzung der
Mitgliedschaften dürfte in
Zukunft die
Organisation
im Sinne der
Vereinsgemeinschaft positiv
verändern.
Sektion Wuppertal des Deutschen Alpenvereins (DAV) trifft
sich zum regelmäßigen Familiensport zu festgelegten Zeiten.
Die Angehörigen verabreden sich aber auch oft spontan
durch Anrufe und Telefonkette, um schnell auf Witterung
und Wünsche zu reagieren. Jeden Freitagabend wird im Turnund Sportverein Ettlingen generationsübergreifend Fußball
gespielt. Mit Sporttreiben und einer Entspannungsstunde ist
der Sonnabend bei Wellfit Sports Königsdorf 2006, Frechen,
der Familientag.
Die Betriebssportgruppe Pneumant, Fürstenwalde/Spree, hat
eine Familiensportabteilung gegründet und damit einem
Mitgliederwunsch entsprochen. Das Bewegungsangebot
richtet sich von Mal zu Mal individuell nach den Vorstellungen der Teilnehmer. "Die Kinder bringen auch neue Ideen aus
dem Kindergarten mit. Und wir lernen längst vergessene
Spiele aus der Zeit kennen, als die Erwachsenen noch Kinder
waren", beschreibt Übungsleiterin Heike Thiem die freudebetonten Stundeninhalte.
Es lohnt sich, für Familie und Sport als ideologiefreier, gesellschaftlicher Wert immer wieder Maß zu nehmen und Zeichen
zu setzen. Den Wandertag im Charlottenburger Turn- und
Sportverein von 1858 mit 70 Teilnehmern hat eine Familie
ganz alleine organisiert. Zur reizvollen Gemengelage gehören
"anrudern" und "abturnen", Sport und Spiel in möglichst
großer Vielfalt, Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, Kindertanz beim Seniorentreff oder Großmutters Erbsensuppe im
Zirkuscamp. "Sport der Generationen" mit der Familie mittendrin bleibt ein erstrebenswertes Ziel.
Die Familiengruppe in der
39
Was macht eigentlich ...?
Uwe - Jens Mey
Von Jochen Frank
T
rainerarbeit erfordert Geduld. Viel Geduld. Ohne das Ziel
aus den Augen zu verlieren. 16 Jahre lang musste Joachim
Franke warten bis er "seinen" ersten Olympiasieger präsentieren konnte. 1988 in Calgary.
Im überdachten Olympic Oval hatte sich ein junger Berliner
unter 37 Bewerbern als schnellster Eissprinter über 500 Meter
erwiesen: Uwe-Jens Mey, damals 24 Jahre alt, gewann in
Weltrekordzeit (36,35 Sek.). Vier Tage später sorgte er für eine
silberne Zugabe über die doppelte Distanz. Mey schaffte
1:13,11 Minuten. Nur der Russe Nikolai Guljajew war schneller.
Um acht Hundertstelsekunden.
Kanadische Freudentage auch und
vor allem für
Joachim Franke,
der mit André
Hoffmann über
1500 Meter einen
weiteren Schützling zum Olympiasieg führte.
1972 vom Trainerstuhl bei den
Weißwasseraner
Puckjägern schweren Herzens nach
Berlin zu den
Kufenflitzern des
SC Dynamo
gewechselt, bekam
er 1983 den
schlaksigen Blondschopf namens Mey unter seine Fittiche. Ein
Glücksumstand für beide. "Für mich der beste Trainer der Welt",
sagt Uwe-Jens Mey heute, ein Vierteljahrhundert später, voller
Dankbarkeit.
40
Franke hatte das Talent des begnadeten Technikers erkannt und
innerhalb eines Jahres olympiareif gemacht. Die Plätze acht und
25 über 500 bzw. 1.000 Meter bei den Winterspielen 1984 in
Sarajevo gehen in Meys sportlicher Bilanz meist unter, weil sie
von den Erfolgen der weiteren acht Jahre überstrahlt werden.
"Danach ging es Schritt für Schritt aufwärts", resümiert Mey
und fügt als Belege seine Weltmeisterschaftsplatzierungen bis
zum nächsten Olympiastart, eben in Calgary, hinzu: Sechster,
Fünfter, Vierter. Eine Woche vor der olympischen Prüfung hatte
Mey in West Allis beim zweitägigen Sprintermehrkampf um die
WM-Krone mit
Rang zwei hinter
Dan Jansen (USA)
schon einen
Warnschuss an die
renommierte
Gegnerschaft
abgegeben. Vizeweltmeister wurde
Mey übrigens
insgesamt dreimal.
Nach 1988 auch
1989 und 1991,
jeweils hinter dem
russischen Kontrahenten Igor Shelesowski.
Zweiter… Erster
Verlierer? Bei allem
Respekt für die
Leistung eines
besseren Rivalen
gibt Uwe-Jens Mey unumwunden zu, dass er stets das Maximum anstrebe und eigentlich nicht verlieren könne. Er führt
diesen Gedanken weiter, als wir darauf zu sprechen kommen,
warum er nach der glanzvollen Wiederholung seines olympi-
schen Triumphes
auf der 500Meter-Strecke
1992 in Albertville
abgetreten sei,
nachdem der neu
eingeführte
Olympia-Rhythmus bereits zwei
Jahre danach in
Lillehammer die
nächste Medaillenchance eröffnet hätte.
Mey, der auch
sechsmal im
Gesamt-Weltcup triumphierte, bezeichnet sich als "Mensch, der
stark auf ein Ziel hinarbeitet". Ist es erreicht, sei das Thema für
ihn abgeschlossen. Mit dem zweiten 500-Meter-Sieg in Folge
war ihm in Albertville ein Bravourstück gelungen, das zuvor nur
ein Deutscher, der Münchener Erhard Keller 1968 und 1972,
vollbracht hatte. Der Gefahr, in Lillehammer "als abgetakelte
Ente" - so Mey - vom Eis zu gehen, wollte er sich nicht aussetzen.
Ein kluger Entschluss, denn fortan konnte sich der selbstbewusste, ehrgeizige Berliner, jung verheiratet und Vater einer
damals dreijährigen Tochter (Caroline), ganz seinem beruflichen Fortkommen widmen. Als diplomierter Sportlehrer setzte
er sich abermals auf die Schulbank und begann im Herbst
1992 bei einem Leasing-Unternehmen die Ausbildung zum
Bürokaufmann, die er - wie er sagt - "mit sehr hohem Aufwand auf anderthalb Jahre verkürzen konnte". Seitdem hat er
bei mehreren Unternehmen Erfahrung gesammelt, ist viel
gereist und jetzt mit 45 möglicherweise im besten Alter für
diese Arbeit.
Die Meinung, dass der Sport von heute mehr und mehr von
finanziellen Faktoren bestimmt wird, will er nicht so ohne
weiteres teilen. "Wenn ein Sportler in der Lage ist, mit Höchstleistungen Geld zu verdienen, soll er das tun, so lange es Leute
gibt, die dafür Geld ausgeben." Die Gefahr der Manipulation
gäbe es schließlich auch in anderen Bereichen, in denen überdurchschnittlich hohe Leistungen gefordert sind, nicht nur im
Sport. Dass Deutschland in der Dopingbekämpfung eine Vorreiterrolle übernommen hat, sieht Mey als "ausgesprochen positiv", befürchtet indes, "dass man wie Don Quichotte gegen
Windmühlen kämpft".
Der Sport hat ihm die "Grundeinstellung zum Leben" vermittelt.
Fairness, Teamgeist und Zielstrebigkeit seien auf sportlicher wie
beruflicher Ebene gleichermaßen wichtig. "Ich bin sehr ungeduldig", sagt er, "wenn irgend etwas nicht schnell genug geht."
Gleichgültigkeit, Trägheit, Unentschlossenheit bringen ihn auf
die Palme.
Bei der beliebten Standardfrage nach einem Laster, einer Schwäche zögert er mit der Antwort und wirft einen fragenden Blick zu
seiner Frau Anette, die unser Gespräch verfolgt. Nein, zu diesem
Stichwort fällt auch ihr zunächst nichts ein. Erst später, als UweJens Mey vom regelmäßigen wöchentlichen Fußballtreff mit
Gleichgesinnten Freitagabend erzählt, merkt sie etwas kritisch an,
dass sich "das mit dem Bierchen danach manchmal doch recht
lange hinzieht". Und einsichtig fügt er hinzu, er könne halt
schwer nein sagen, wenn er mit Kumpels oder Freunden zusammen ist. So gesehen, eben doch eine kleine Schwäche.
"Hoppel" nennen sie ihn, die ihn lange kennen. Ein Spitzname,
der sich seit seinem zehnten Lebensjahr erhalten hat und auf
jene Hasensprünge zurückzuführen ist, die er als Kind im
Training besonders gut beherrschte. Die Schlittschuhe holt er
zumindest immer dann hervor, wenn sich die Freunde mit ihren
Familien am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Eislauf und Glühwein treffen. Eine schöne, langjährige Tradition, die auch in
diesem Jahr gepflegt wird.
Dass sich die Freundschaften über all die Jahre erhalten haben,
betrachtet der doppelt vergoldete Olympiasieger als enormen
Gewinn seiner sportlichen Karriere. Über die Landesgrenzen
hinaus verbindet ihn mit seinem einstigen Rivalen Dan Jansen
ein enger, herzlicher Kontakt. Zuletzt hat er den US-Amerikaner
2006 in Turin gesehen. Gemeinsam mit Christa Luding und
Karin Kania war Mey in der italienischen Olympiastadt.
Mit Hochachtung spricht er von seinem Trainer Joachim Franke,
den er erst kürzlich beim Weltcup in der heimischen Halle in
Berlin-Hohenschönhausen traf. An ihm hat er besonders
geschätzt, dass er sich im Gegensatz zu manch anderen Berufskollegen, die nach der Wende am Alten festhielten und auf der
Strecke blieben, den veränderten Gegebenheiten anpassen
konnte. "Sicher, es gibt viele gute Trainer", sagt Mey, "aber ich
kenne außer Achim keinen, der in der Lage war, sich immer
weiter zu entwickeln, nach neuen Wegen zu suchen."
Bewundernswert das Vermögen des Trainers, seine Athleten auf
den Punkt in Höchstform zu bringen. Neben Mey und Hoffmann zählten mit Claudia Pechstein und Olaf Zinke weitere
olympische Goldmedaillengewinner zu seinen Schützlingen. In
der Vitrine in Meys Arbeitszimmer, in der all die goldenen,
silbernen und bronzenen Schätze aufbewahrt sind, nimmt ein
Foto, das ihn in Calgary mit seinem Trainer und dem Erfurter
Rainer Mund festgehalten hat, einen Ehrenplatz ein.
Joachim Franke, Jahrgang 1940, spricht von einer "sehr engen,
echten Beziehung zwischen Trainer und Sportler", wenn er zu
seinem Verhältnis mit Uwe-Jens Mey gefragt wird. "Er war
schon ein außergewöhnlicher Athlet", sagt er, "der immer
wusste, was er wollte." Dass es dabei auch Reibungspunkte und
manchmal harte Worte gegeben hat, will keiner von beiden
bestreiten. Was zählt, ist das Erreichte. Und das spricht für sich.
Ebenso die Tatsache, dass es für den Athleten heute eben nicht
mehr "Herr Franke" sondern "Achim" ist.
41
Vor 110 und 100 Jahren geboren:
Zum Gedenken an vier Sportpersönlichkeiten aus den
Gründerjahren von NOK, DSB und DOG Von Friedrich Mevert
B
eim Neuaufbau einer demokratischen Sportorganisation
im zerstörten Nachkriegsdeutschland nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reiches" und der Kapitulation der
deutschen Wehrmacht im Mai 1945 standen in dem gemeinsamen Bemühen, eine sportliche Einheitsbewegung zu schaffen,
verschiedene Modelle in der Diskussion. Viele Persönlichkeiten
riefen dazu auf, den Sportbetrieb nicht wieder wie in der Zeit vor
der NS-Gleichschaltung getrennt in verschiedenen und gegeneinander konkurrierenden Lagern zu organisieren, sondern ein
gemeinsames Dach im neuen deutschen Staat zu schaffen, unter
dem sich alle zu Hause fühlen sollten.Zwei dieser "Männer der
ersten Stunde" wurden vor 100 Jahren und zwei vor 110 Jahren
geboren. Im folgenden Beitrag wird an diese vier Persönlichkeiten, die die neugeschaffenen demokratischen Sportstrukturen
ganz wesentlich mitgeprägt haben, erinnert.
Im November vor 110 Jahren wurden Guido von Mengden und
Heinrich Sorg geboren. Sie kamen in der Vorkriegszeit aus unterschiedlichen Gesellschafts- und Sportsystemen, aus der bürgerlichen Spiel- und Fußballbewegung der spätere NSRL-Stabschef
der eine, aus dem sozialistischen Arbeitersport der Emigrant im
Dritten Reich der andere. Doch sie wurden im gleichen Monat
des gleichen Jahres noch im 19. Jahrhundert geboren, und sie
bauten gemeinsam nach Kriegsende und dem Zusammenbruch
des NS-Regimes in der Mitte des 20. Jahrhunderts die neue
demokratische Sportbewegung und insbesondere den Deutschen
Sportbund auf. Die Rede ist von Guido von Mengden und Heinrich Sorg.
Zum 110. Geburtstag von Heinrich Sorg
Noch überzeugter als andere Arbeitersportler seiner Jahrgänge
hatte sich Heinrich Sorg bereits als junger Mensch in der Weimarer Republik gegen den wachsenden Einfluss der Nationalsozialisten gewandt, auch im aktiven Kampf im Rahmen der "Eisernen
Front", deren Kampfleitung im Rhein-Main-Gebiet er angehörte.
So geriet er in große Gefahr und musste - nach einer verratenen
Aktion - bereits 1933 in die Tschechoslowakei flüchten und von
dort sechs Jahre später nach England. Dies dürfte auch ein Grund
dafür gewesen sein, dass er sich nach Kriegsende 1945 zunächst
nachhaltig für die Wiederbegründung der Arbeitersportverbände
42
einsetzte, wobei er aber im Nachkriegsdeutschland auf Widerstand stieß und sich nicht durchsetzen konnte.
Im hessischen Bischofsheim in der Nähe von Hanau wurde
Heinrich Sorg am 7. November 1893 geboren. Der Sohn einer
Arbeiterfamilie engagierte sich schon als 15-jähriger Schüler in
der Sozialistischen Arbeiterjugend, wurde Mitglied in der Freien
Turnerschaft und arbeitete nach Schulabschluss und Ausbildung
zunächst als Bürokaufmann. Er trat 1917 der SPD bei, wurde im
Frankfurter Westend Vorsitzender des Arbeiter-Sportvereins und
begann seine hauptberufliche sportpolitische Laufbahn 1926 als
Sekretär des ATSB-Kreises Frankfurt am Main. Während der
Emigration vertrat er - zunächst in Prag, später von 1942 bis
1946 in London - den deutschen Arbeitersport in der Sozialistischen Arbeitersport-Internationale (SASI). Gemeinsam mit seiner
Frau Rosa leitete er während
der Jahre im britischen Exil ein
Kinderheim.
Gleich nach Kriegsende
bemühte sich Heinrich Sorg
zunächst noch von England
aus um den Neuaufbau der
Arbeitersportorganisation,
stieß dabei jedoch auf den
Widerstand von Fritz Wildung
und anderer ehemaliger ATSBFunktionäre, die eine Einheitssportbewegung unter Einschluss der ehemaligen bürgerlichen und konfessionellen Verbände anstrebten. Im Juli 1946 kehrte Sorg aus London in seinen
Heimatort Bischofsheim zurück, trat im September des gleichen
Jahres als Leiter der Abteilung Sport in der Sozialistischen Kulturzentrale in Frankfurt die Nachfolge von Wildung als Sportreferent der SPD an und wurde bei der Gründungsversammlung
des Landessportverbandes Hessen am 12/13. Juli 1947 in Mörfelden als Stellvertreter von Heinz Lindner zum 2. Vorsitzenden des
späteren Landessportbundes (LSB) Hessen gewählt.
In diesem Amt wirkte Heinrich Sorg 16 Jahre bis zu seinem Tode
und arbeitete erfolgreich vor allem beim Aufbau der Sportjugend, der Förderung des Sports auf kommunaler Ebene und im
Breiten -und Freizeitsport. Er nahm neben Lindner als hessischer
Vertreter an den zahlreichen Vorbereitungskonferenzen zur
Gründung des Deutschen Sportbundes und auch an der DSBGründungsversammlung 1950 in Hannover teil. Im DSB arbeitete
er im Sportbeirat als Vertreter der ehemaligen Arbeitersportler
mit und brachte seine Ideen in die Erarbeitung der Programme
mit ein, die später als "Zweiter Weg" und "Goldener Plan" verwirklicht wurden.
Innerhalb der SPD bemühte sich Sorg, einerseits die Bedeutung
des Sports in den Parteiprogrammen und Parteigremien aufzuwerten und nahm dafür zahlreiche Auseinandersetzungen in
Kauf. Andererseits stellte er sich als Aufgabe, alle ehemaligen
Arbeitersportler in die Einheitssportbewegung in der Bundesrepublik zu integrieren und in ein gemeinsames Konzept einzubinden,
ein Ziel, das ihm jedoch aus verschiedenen Gründen nicht gelang.
Mit Härte führte er über Jahre einen Kampf gegen Carl Diem,
dessen Tätigkeiten in der NS-Zeit er für unvereinbar mit der
Übernahme von neuen Ämtern im Sport der Nachkriegszeit hielt.
Die Wahl Diems in das neu gegründete NOK für Deutschland und
die Berufung Diems zum ersten - nebenamtlichen - Sportreferenten der Bundesregierung empfand er als eine Provokation der
ehemaligen Arbeitersportler, wurde aber in dieser Frage nicht von
allen Teilen der SPD unterstützt. Erst später fand sich Sorg mit
manchen politischen und personellen Entwicklungen im Sport
der Nachkriegsjahre ab. In den fünfziger Jahren arbeitete Heinrich
Sorg als Stellvertreter Heinz Lindners innerhalb des LSB Hessen
vor allem daran, seine programmatischen Ideen vom Volkssport in
einen - alternativ zum traditionellen Wettkampfsport stehenden Freizeitsport für alle Bürger einzubringen. Viel zu früh starb er im
65. Lebensjahr am 21. September 1963 und fand seine letzte
Ruhestätte im heimatlichen Bischofsheim.
Aus Anlass von Heinrich Sorgs 100. Geburtstag am 7. November
1998 erhielt der Landessportbund Hessen durch eine Stiftung
ein völlig unerwartetes Millionengeschenk. Ingeborg SorgHäfner, die Tochter von Heinrich Sorg, übereignete dem von
ihrem Vater ganz wesentlich mit aufgebauten LSB ein 18.000
qm großes Grundstück in Schlangenbad.
Zum 110. Geburtstag von
Guido von Mengden
"Guido von Mengden hat ein Leben lang mit weitblickenden
Ideen und Initiativen dem Sport gedient. Die Ausgestaltung der
1950 im Deutschen Sportbund gefundenen Einheit ist mit
seinem Namen ebenso verbunden wie so mancher geistige
Anstoß für die Olympische Bewegung. Er hat allen das Maß der
hohen Leistung gesetzt." So heißt es 1982 in dem von den
Präsidenten des DSB, Willi Weyer, und des NOK, Willi Daume,
unterzeichneten Nachruf für den Mann, der über fast vier
Jahrzehnte in unterschiedlichen politischen Systemen einer der
profiliertesten Männer und geistig führenden Köpfe des deutschen Sports war.
Guido von Mengden wurde am 13. November 1898 als Sohn des
Obergütervorstehers Friedrich von Mengden in Düren (Rheinland) geboren. Die Familie stammte aus altem westfälischen
Adel. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums nahm
er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde als Offiziersbewerber und Sturmtruppführer im Juni 1916 vor Verdun
schwer verletzt. Das im Sommer 1917 in Bonn begonnene
Studium der Geodäsie schloss der vielseitige Sportler 1919 mit
dem Staatsexamen als Landvermesser und Kulturingenieur
ab und arbeitete in den folgenden Jahren zunächst in
einer niederrheinischen
Genossenschaft als Leiter der
Vermessenstechnik.
1924 unternahm von Mengden einen beruflichen Wechsel
und wurde Sportjournalist.
Bereits ein Jahr später wurde
er Geschäftsführer des Westdeutschen Spielverbandes in
Duisburg, gestaltete dort - auch basierend auf seinen Erfahrungen als junger Pfadfinder - die Grundlagen für eine umfassende
sportliche Jugendarbeit und Jugenderziehung und fungierte als
Schriftleiter des WSV-Organs "Fußball und Leichtathletik". 1933
wurde von Mengden vom Deutschen Fußball-Bund in dessen
Führungsspitze nach Berlin berufen und mit der Redaktion des
DFB-Organs "Deutscher Fußball-Sport" sowie der Leitung des
Jugendressorts in der DFB-Geschäftsstelle beauftragt.
In der Reichshauptstadt startete der zwischenzeitlich in die
NSDAP eingetretene von Mengden vor allem auf Grund seines
publizistischen Wirkens eine steile Karriere, die ihn über das Amt
des Pressereferenten des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen (1935) und des Generalreferenten des Reichssportführers (1936) bis zum Stabsleiter des NS-Reichsbundes für Leibesübungen (1938) führte. Als Chef der deutschen Sportverwaltung
war
er zudem Hauptschriftleiter des "NS-Sport", des amtlichen Organs der national-sozialistischen Reichssportführung. In
den letzten Monaten des Dritten Reiches leitete er ein Volkssturmbataillon
der Reichssportführung im kriegszerstörten
Berlin. Nach Kriegsende ging von Mengden zunächst nach
Rügen und von dort 1948 in seine niederrheinische Heimat
zurück, wo er - anfangs als Publizist Lind noch im Hintergrund als Helfer von Dr. Bauwens und anderen am Wiederaufbau der
Sportorganisation in Westdeutschland mitwirkte. 1951 wurde er
von Georg von Opel zum Geschäftsführer der Deutschen Olympischen Gesellschaft bestellt und prägte die Ziele dieser neuen
Organisation im deutschen Sport. 1954 berief ihn dann - in
Kenntnis seiner NS-Vergangenheit - das Präsidium des Deut-
43
schen Sportbundes als Nachfolger des bisherigen Geschäftsführers Dr. Baum zum Hauptgeschäftsführer des DSB in Frankfurt.
Hier leistete er für ein Jahrzehnt mit seiner Vielseitigkeit und
seinem profunden Wissen Generalstabsarbeit für Willi Daume als
DSB- und NOK-Präsident, was ihm auch die Ehrenbezeichnung
der "grauen Eminenz des deutschen Sports" einbrachte. Besonders engagierte sich Guido von Mengden für die Verbesserung
des Schulsports und war letztlich auch Auslöser der 1956 von
der Kultusministerkonferenz verabschiedeten "Empfehlungen zur
Förderung der Leibeserziehung in den Schulen". Am 31. Dezember 1963 ging Guido von Mengden im Alter von 65 Jahren als
Hauptgeschäftsführer des DSB und des NOK für Deutschland in
den Ruhestand, hatte aber zuvor in seinen letzten Dienstjahren
in der DSB-Hauptverwaltung gemeinsam mit Präsident Willi
Daume ein junges Führungsteam aufgebaut, das in den folgenden Jahrzehnten die weitere Entwicklung des DSB ganz wesentlich mitgestaltete. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Guido
von Mengden in einem Seniorenheim in Göttingen, wo er nach
langer, schwerer Krankheit am 4. Mai 1982 starb.
Noch als 84-Jähriger hatte von Mengden, ohne dessen Ideen,
Konzeptionen und Vorarbeiten viele wichtigen Sportentwicklungen der Nachkriegszeit kaum denkbar wären, in einer 170seitigen Schrift "Umgang mit der Geschichte und den Menschen" zur Machtübernahme im deutschen Sport durch die
NSDAP ausführlich Stellung genommen und damit seinen
letzten Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung und zur Beurteilung seines persönlichen Wirkens für den Sport im nationalsozialistischen Dritten Reich geleistet.
Zum 100. Geburtstag von Dr. Max Danz
Es war am Nachmittag des 10. Dezember 1950 im Hodler-Saal
des hannoverschen Rathauses. Die Delegierten der Fachverbände
und Landessportbünde hatten bei der Gründungsversammlung
des Deutschen Sportbundes nach einer zweiten halbstündigen
Unterbrechung die Beratungen wieder aufgenommen, um die
Wahlen für das Präsidium fortzusetzen, als Schwierigkeiten
auftauchten. Kurz zuvor hatte sich bei der Wahl zum zweiten
stellvertretenden DSB-Präsidenten Dr. Max Danz knapp mit 40 zu
37 Stimmen gegen Oscar Drees durchgesetzt, der für die Turner
und auch für die ehemaligen Arbeitersportler kandidiert hatte. Da
ergriff kurzerhand Dr. Max Danz das Wort, würdigte die großen
Verdienste des Arbeiter-Turn- und Sportbundes in der Vergangenheit, trat vom gewählten Amt wieder zurück und bat unter
lebhaftem Beifall in einer noblen Geste darum, Oscar Drees an
seiner Stelle zum DSB-Vizepräsidenten zu wählen, damit die
ehemaligen Mitglieder des Arbeiter-Turn- und Sportbundes "auch
mit dem Herzen zu uns finden werden". Oscar Drees wurde
daraufhin einstimmig (bei 13 Enthaltungen) zum zweiten Vizepräsidenten und Dr. Max Danz später mit dem besten Stimmenergebnis zu einem Beisitzer im ersten DSB-Präsidium gewählt.
Dr. Max Danz wurde am 6. September 1908 in Kassel geboren,
44
der nordhessischen Stadt, der er bis zu seinem Tode verbunden
geblieben ist. In der Casseler Turngemeinde und bei HessenPreußen Kassel begann er als Schüler seine sportliche Laufbahn
als Mittelstreckenläufer, die er als Student 1930 mit der Weltmeisterschaft in der Olympischen Staffel, mit dem Gewinn der
Deutschen Meisterschaft 1931 über 3 x 1000 m, mit der erfolgreichen Teilnahme als Mittelstreckler an Länderkämpfen in der
deutschen Nationalmannschaft undschließlich mit dem Start
über 800 m bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles
krönte, bevor er durch eine Verletzung den Leistungssport aufgeben musste. Von 1930 bis 1936 studierte Danz in Berlin und
Marburg Medizin, promovierte 1937 zum Dr. med. und heiratete
im gleichen Jahr Elisabeth Prinz, die ihn bis zu ihrem Tode 1993
56 Jahre auf seinem Lebensweg begleitete. Kurz vor Kriegsende
wurde Dr. Danz - zwischenzeitlich Leitender Krankenhausarzt in
Berlin - noch zur Wehrmacht eingezogen, wurde im Herbst 1945
aus der Gefangenschaft
entlassen und baute sich dann
in seiner Heimatstadt Kassel
eine eigene Praxis als Internist
auf.
Von 1946 an gehörte Dr. Danz
zu den "Männern der ersten
Stunde" beim Aufbau sowohl
des Leichtathletikverbandes
von der örtlichen über die
hessische bis zur Bundesebene
wie auch des Nationalen
Olympischen Komitees und des
Deutschen Sportbundes. Er wurde 1949 Gründungsvorsitzender
des DLV, führte ihn über 20 Jahre und wurde 1970 dessen Ehrenpräsident. Im internationalen Rahmen wurde Dr. Danz schon
1952 Mitglied des Europakomitees der IAAF, die ihn 1981 mit der
Berufung zum Ehren-Vizepräsidenten auszeichnete.
Dr. Max Danz war als Vertreter der Leichtathletik 1949 in Bonn
auch Mitbegründer des NOK, wurde dessen Vizepräsident und hat
von 1952 bis 1976 bei den Sommerspielen sieben Mal die deutsche Olympiamannschaft als Delegationsleiter geführt. Dem
Präsidium des DSB gehörte er von 1950 bis 1970 an und wurde
anschließend zum Ehrenmitglied berufen. Auch bei der Deutschen
Olympischen Gesellschaft, die er 1951 in Frankfurt mit aus der
Taufe hob und in der er als Verbindungsmann zum NOK wirkte,
wurde sein Engagement mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.
Dr. Max Danz hat während seines jahrzehntelangen Wirkens in
Führungsämtern des deutschen und internationalen Sports
zahlreiche Höhepunkte und auch Enttäuschungen erlebt. Er
wurde mit hohen sportlichen und öffentlichen Ehrungen ausgezeichnet, so dem Ehrenbrief des Landes Hessen und dem Großen
Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. Seine Heimatstadt Kassel ernannte ihn zum Ehrenbürger. Das IOC ehrte
ihn 1981 mit der Verleihung des Olympischen Ordens.
Bis ins hohe Alter nahm Dr. Max Danz in bewundernswerter
Vitalität am sportlichen Geschehen im nationalen und internationalen Rahmen regen Anteil. Sein Rat und vor allem seine
Erfahrungen waren in vielen Gremien des Sports auch weiterhin
sehr gefragt, wobei er aber auch von seiner kritischen Distanz zu
manchen Entwicklungen im Sport keinen Hehl machte. Am 20.
Juni 2000 starb Dr. Max Danz im 92. Lebensjahr in seiner Heimatstadt Kassel. Das 50-jährige Jubiläum des von ihm mit
begründeten DSB hat er im Dezember des gleichen Jahres in
Hannover nicht mehr miterleben können.
Zum 100. Geburtstag von Herbert Kunze
Die Olympischen Spiele und der Eissport hatten ihn geprägt und
lebenslang begleitet. Als Herbert Kunze am 2. Juli 1992 in Stuttgart beim Verbandstag des Deutschen Eissport-Verbandes nicht
mehr als DEV-Präsident kandidierte, trat er vom Führungsamt
eines der damals erfolgreichsten deutschen Sportverbände
zurück, das er nicht weniger als 43 Jahre lang unangefochten
innegehabt hatte. Damit hat Herbert Kunze in der deutschen
Sportgeschichte die längste Präsidentschaft eines Bundesfachverbandes überhaupt ausgeübt.
Herbert Kunze wurde als Sohn des Bankprokuristen Hans Paul
Kunze am 14. November 1908 in Berlin geboren. Er bestand dort
1927 das Abitur, studierte Jura und Volkswirtschaft und begann
seine berufliche Laufbahn nach dem Referendar- und Assessorexamen 1936 in der Reichsfinanzverwaltung. Nach mehreren
Stationen wurde der damals 32-jährige Jurist im Januar 1941 als
Regierungsrat in das Reichsministerium der Finanzen in Berlin
berufen.
Dort in Berlin begann auch sein Wirken in ehrenamtlichen
Funktionen für den Sport. Herbert Kunze schloss sich im Olympiajahr 1936 dem traditionsreichen Berliner Schlittschuh-Club
an und wurde 1940 dessen Geschäftsführender Vorsitzender.
Nach Kriegsende - Herbert Kunze war von Berlin in die Heimat
seiner Frau Annemarie Coenders nach Düsseldorf umgezogen zählte er 1947 zu den Wiederbegründern der Düsseldorfer
Eislauf-Gemeinschaft (DEG) und wurde 1948 zum Jugendwart
und 1949 zum Vorsitzenden der Deutschen Arbeitsgemeinschaft
für Eissport - der DEV-Vorläuferin - gewählt.
Beruflich war er zunächst ab 1947 als Rechtsanwalt in Duisburg-Hamborn und Düsseldorf tätig und wurde 1951 zum
Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, der
Dachorganisation des privaten Bankgewerbes, mit Sitz in Köln
berufen.
Bei der Wiedergründung des Deutschen Eissport-Verbandes am
17./18. September 1949 in Mannheim wurde Herbert Kunze zum
Präsidenten gewählt und war eine Woche später am 24. September 1949 in Bonn als Vertreter des Eissports auch Grün-
dungsmitglied des NOK für Deutschland. Der versierte Jurist
gehörte im Dezember 1950 in Hannover zu den Mitbegründern
des Deutschen Sportbundes, wurde zum DSB-Schatzmeister
gewählt und übte diese wichtige Funktion im DSB-Führungsorgan bis 1967 aus, als er zum Generalsekretär der Olympischen
Spiele München 1972 berufen wurde.
Herbert Kunze, der immer zu den Nachdenkern im Sport zählte
und sich auch noch im hohen Alter als DSB-Ehrenmitglied bei
DSB-Tagungen durchaus kritisch zu manchen Entwicklungen im
Sport äußerte, nahm in der Nachkriegszeit für den deutschen
Sport im NOK, im DSB und in der DOG zahlreiche verantwortungsvolle Funktionen wahr, bei denen ihn stets seine entschiedene Überzeugung, aber auch seine noble Konzilianz auszeichneten. Vor allem der Olympischen Bewegung verbunden, war
Herbert Kunze bereits bei den Olympischen Winterspielen 1952
in Oslo Delegationsleiter der damals bundesdeutschen Mannschaft, dann 1956 in Cortina
d' Ampezzo, I960 in Squaw
Valley und 1964 in Innsbruck
Mannschaftsführer der
gesamtdeutschen Olympiamannschaften bei den Winterspielen.
In seiner Funktion als damaliger Vizepräsident des NOK war
Herbert Kunze am 3. Juli 1966
an der Gründung des Organisationskomitees der XX.
Olympischen Spiele München
1972 führend beteiligt, wurde noch im gleichen Jahr vom Vorstand des OK zum Generalsekretär für die Münchner Spiele
bestellt und nahm diese hauptberufliche Funktion zum 1. Januar
1967 auf. Herbert Kunze wechselte von Düsseldorf nach München, heiratete - verwitwet - 1968 dort in zweiter Ehe Irene
Henne und ist der Isarstadt nach der gelungenen Organisation
der Spiele der XX. Olympiade, bei der er an verantwortlicher
Stelle Hervorragendes geleistet hat, bis zu seinem Tode verbunden geblieben.
Herbert Kunze wurde für seine vielfältigen Verdienste vom DSB
und vom NOK zum Ehrenmitglied ernannt. Das IOC zeichnete
ihn im Februar 1982 vor allem für seine Verdienste um die
Münchner Spiele mit dem Olympischen Orden aus. Er war Ritter
der französischen Ehrenlegion, Träger des Komturkreuzes des
Königlich-Schwedischen Wasa-Ordens, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und des Bayerischen Verdienstordens sowie
Inhaber weiterer hoher in- und ausländischer Auszeichnungen.
Dem Eissport, in dem er vor mehr als sieben Jahrzehnten sein
sportliches Engagement begann, ist Herbert Kunze auch im
hohen Alter als Ehrenpräsident des Deutschen Eissport-Verbandes treu geblieben. Am 31. August 2007 ist Herbert Kunze im 99.
Lebensjahr in München gestorben.
45
Olympisches Dorf Berlin 1936:
Nicht nur der Sport kehrt zurück
Von Bianka Schreiber-Rietig
W
äre da nicht das Schild, dann würden viele, die bei
Elstal auf der B5 westlich Berlins an dieser Mauer
und den Wohnhausruinen vorbei fahren, gar nicht
wissen, was für ein historischer Ort das ist: "Olympisches Dorf"
steht da. Olympisches Dorf? Ja, es sind die Athletenunterkünfte
von 1936, als die Nationalsozialisten aus den Spielen ein politisches Propagandaspektakel machten und auch dieser Ort zur
Strategie des Regimes gehörte.
Zwiespältige Gefühl überkommen den Besucher, wenn er eine
der professionellen Führungen der engagierten Guides mitmacht, die alle dem Verein Historia Elstal e.V. angehören. Die
Erweiterung der Anlage auf dem Truppenübungsplatz Döberitz
war von der Reichswehr ohnehin geplant, und so kam die Idee
mit dem Olympischen Dorf nicht ungelegen.
Das "Dorf des Friedens", von 1934 bis 1936 errichtet, war von
vorneherein als Ausbildungsstätte der Wehrmacht konzipiert:
Verkehrsgünstig gelegen, mit Anbindung an die Fernstraße
Berlin-Hamburg (heutige B5) und eine nahezu geradlinige
Verlängerung der "Via triumphalis" - der olympischen Feststraße vom Alexanderplatz bis zum Reichssportfeld - waren
für beide Zwecke unschlagbare Standortkriterien. Und nicht
zuletzt bot das Gelände Idylle pur: Die reizvolle Landschaft
war für das Organisationskomitee ein weiterer Grund, die
Sportler aus aller Welt dort unterzubringen. Die Idee des
Olympischen Dorfes war zu dieser Zeit relativ neu - in Paris
1924 wurde das erste mangels ausreichender Hotelkapazität
gebaut.
Konzipiert war die Anlage nur für die männlichen Teilnehmer:
4.000 Athleten lebten im "Dorf ohne Frauen", während die 500
Sportlerinnen in den weniger komfortablen Gebäuden Friesenhaus, Annaheim und Kursistenräumen rund um das Reichssportfeld untergebracht wurden. Nicht nur strenge Moralvorstellungen, sondern auch immer noch mangelnde Akzeptanz bei
den Herren der Ringe und den Olympiamachern waren Gründe,
warum die Frauen nicht im Dorf Quartier nehmen durften. Das
Zitat des Gründers der Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de
Coubertin, spricht Bände: "Der einzige wirklich olympische Held
46
ist ... die vollendet kraftvolle Persönlichkeit. Folglich: keine
Frauen, keine Sportmannschaften."
Die gute Laune verdarb das den Athleten offensichtlich nicht.
Versorgt und betreut von der Reederei Norddeutscher Lloyd
ging es allen gut. Die Männer konnten im Olympischen Dorf
trainieren: Sportplatz, Turn- und Schwimmhalle standen zur
Verfügung. Für die Unterhaltung war gesorgt - heile Welt. Lob
nicht nur von Athleten und Betreuern, sondern auch von der
Presse in aller Welt, die vom Dorf als "wahres Paradies"
schwärmte. "Hier draußen ist die Olympiade, hier fühlt man
ihren Pulsschlag..." schrieb eine US-amerikanische Zeitung.
Man kann es sich gut vorstellen an diesem Spätfrühlingstag,
wie die Athleten nach anstrengendem Training vom Sportblatz
herübertraben, nach dem Duschen vor ihren Wohnungen auf
den Terrassen sitzen, zum Speise- oder Festsaal schlendern. Oder
wie am Eingang vom Kommandanten des Dorfes, Freiherr von
und zu Gilsa, die letzten Delegationen mit Pauken und Trompeten empfangen werden. Verschwommene Bilder von dem
großen schwarzen US-Leichtathleten Jesse Owens oder seinem
deutschen Freund Lutz Long, von US-Zehnkampf-Olympiasieger
Glenn Morris oder dem japanischen Marathonsieger Kitei Son,
dem deutschen Läufer Rudolf Harbig oder Gewichtheber Rudolf
Ismayer werden lebendig. Ob sie die Politik in ihren Gesprächen
ausklammern konnten? Zwei Wochen ohne Rassendiskriminierung, ohne Diffamierung, ohne Hass? Keine Fragen nach den
jüdischen Teamkollegen, die aus der deutschen Mannschaft
nahezu alle ausgeschlossen worden waren?
Trotz der unbeschwerten Stimmung war sicher Vorsicht geboten, mit wem und worüber man sprach. Athleten, die sich hier
als Freunde begegneten, trafen sich später als Feinde auf den
Schlachtfeldern wieder. Viele von ihnen fielen nicht nur im
Krieg, sondern wurden in Konzentrationslagern umgebracht.
Heute liegt über dem Dorf eine merkwürdige Ruhe, aber auch
etwas Bedrückendes. Die Stimme des Guides holt den Besucher
in die Realität zurück. Gerade schildert er, wie 550.000 Quadratmeter des Geländes neu gestaltet, Erdmassen hin und her
bewegt, Birken und Buchen gepflanzt wurden, um Sichtachsen
herzustellen. Für einen künstlichen See wurden Wasservögel aus
dem Berliner Zoo herbeigeschafft, um dem Ganzen einen
natürlich gewachsenen Anschein zu geben. Zwei Wochen
Paradies, dann folgte die Ernüchterung: Das Dorf wurde seinem
eigentlichen Zweck zugeführt - die Wehrmacht zog ein und
bereitete sich auf den Ernstfall vor. Während des Krieges wurde
die Anlage zum Lazarett umfunktioniert.
1945 zog die Rote Armee in das "Friedensdorf", das nun für
Jahrzehnte ein verbotener Ort wurde. Die Sowjets nutzten das
Gelände für ihre Zwecke, rissen viele der einstigen Sportlerunterkünfte ab. Von den 136 einstöckigen Häusern stehen heute noch
20. 1992 zogen die GUS-Truppen ab. Zurück blieben mehrere
tausend Tonnen Müll und Gebäudeschutt. Die vielen Um- und
Neubauten der Armee hatten die Anlage weitgehend zerstört.
Was sollte man nun mit diesem braunen Erbe tun? Nach der
Wiedervereinigung flammten alte Gebietsstreitigkeiten zwischen den brandenburgischen Gemeinden Elstal und Dallgow
auf, Investoren blieben aus. Obwohl das Dorf wegen seiner
historischen und künstlerischen Bedeutung unter Denkmalschutz steht, war es weiter vom Verfall bedroht. Doch dann
stiegen als Gesellschafter die DKB Immobilien AG und die DKB
Wohnen GmbH ein, die im Jahr 2000 als GbR Olympisches Dorf
Eigentümer der Anlage wurden.
Kleine Fortschritte sind nicht zu übersehen - es tut sich was,
seit die DKB-Stiftungen für gesellschaftliches Engagement
Eigentümerin des Olympischen Dorfes ist. Einige der hässlichen
Plattenbauten aus Sowjetzeit wurden abgerissen. Ein ehemaliges historisches Mannschaftshaus der Sportler wird saniert wie
auch der einst künstlich angelegte See. Und der Sport ist
zurückgekehrt: Aschenbahn, Kugelstoß-, Weitsprung- und
Speerwurfanlagen wurden dafür erneuert. Die Turnhalle kann
wieder genutzt werden,
und auf dem 2005 neu
verlegten Fußballrasen
trainiert der Verein ESV
Lok Elstal kostenlos,
kümmert sich aber um
die Pflege des Platzes.
Steffen Freund, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, trainiert nicht
nur sein Jugendteam
dort, sondern er organisiert auch ein Fußballturnier: Auf historischem
Gelände treten Spitzenmannschaften wie
Borussia Dortmund oder
Hertha BSC und andere
an.
Eine besondere Beziehung zum Olympischen Dorf hat Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss: Sie gab 2005 dort ihre Abschiedsvorstellung. Nun ist sie seit drei Jahren Moderatorin beim DKBCup-Finale.
Nicht nur Asse wie die Speerwerferinnen Steffie Nerius und
Christina Obergföll oder Kugelstoßerin Nadine Kleinert erleben
Sport an diesem besonderen Ort. Auch der Nachwuchs bereitet
sich bei diesen Veranstaltungen auf große internationale Einsätze vor. Und die besondere Luft schnuppern wollen auch die, die
später gerne mal ganz oben auf dem Treppchen stehen würden:
Klassen- und Schulstaffeln unterschiedlicher Nationalitäten
starten beim "Jesse Owens Memorial Staffellauf" oder bei
Wettbewerben wie "Deutschland sucht den Supersprinter". Und
bei einer Kinderolympiade wetteifern über 200 kleine Sportler in
ungewöhnlichen Disziplinen wie Besenweitwurf um Medaillen
und natürlich die Ehre....
George Taylor war acht, als er mit seinen Eltern aus York nach
Berlin zu den Spielen kam. Er besuchte auch damals das Olympische Dorf. Bei der Führung nun kam die Erinnerung, kleine
bunte Mosaiksteinchen: Wie er an der Hand von Vater und
Mutter beim Tag der offenen Tür Schwimmbad und Sauna
besichtigte. Oder dass im Empfangsgebäude viele Fahnen
hingen. Und an die laute Musik. Der 84-Jährige will nächstes
Jahr mit mehr Zeit wieder kommen und wünscht sich, dass man
vielleicht auch ein kleines Museum einrichten würde "wo auch
hinter die Fassade geschaut wird, was damals in Deutschland
durch diese Spiele übertüncht wurde".
Mit diesem Wunsch steht der Brite nicht allein. Wenn das Olympische Dorf als "Denkmal nationaler Bedeutung" anerkannt
würde, dann könnte mit Bundes- und Landesmitteln restauriert
werden, und vielleicht ginge dann der Wunsch der polnischen
Austauschschülerin Maria in Erfüllung: so etwas wie eine
Jugendbegegnungstätte
einzurichten. Die war
schon mal im Gespräch,
wurde aber mangels
Finanzmitteln schnell
wieder ad acta gelegt.
Wenn Jugendliche an
diesem Ort lebenslange
Freundschaften schließen würden, wie einst
Owens und Long, der an
den Freund 1939 in die
USA schrieb: "Sag Ihnen,
wie gut wir uns verstanden haben" - das wäre
im Nachhinein ein
Triumph über das grausame NS-Terrorregime
im Dorf des Friedens.
47
Platz 1
Großer Sport und junge Kunst:
"Olympische Spiele - wie ich sie sehe!"
Ein Schülermalwettbewerb
D
ie Olympischen Spiele sind das Großfest des Sports, eine
Mustermesse der Superlative. Sie stehen für Wettkämpfe
auf höchstem Niveau, für Rekorde und Medaillen, für großartige Siege und bittere Niederlagen, für Triumphe und Enttäuschungen. Aber die Olympischen Spiele sind noch mehr. Sie
sind, das lehren uns die Geschichte und die Gegenwart, ein
Politikum besonderer Art, ein exponierter Wirtschaftsfaktor und
nicht zuletzt ein Medienereignis sondergleichen.
Bann. Wenn trotz mancher Risiken und Nebenwirkungen die
Faszination ungebrochen scheint, so dürfte dies wohl auch und
nicht zuletzt daran liegen, dass die Olympischen Spiele seit jeher
mit einer Vision verbunden sind und der wunderbaren Utopie
Raum geben, dass man Grenzen überwinden und Menschen
einander näher bringen kann, und dass sich das Konkurrenzund Leistungsprinzip durchaus auf eine geregelte, faire und
friedliche, kurz humane Weise ausleben lässt.
Und dennoch oder gerade deswegen zieht das Ereignis immer
wieder Millionen, nein längst Milliarden Menschen in seinen
Anspruch und Wirklichkeit der Olympischen Spiele spiegeln
sich in einer vielfältigen Rezeption, in unzähligen Äußerungen
48
OF-G ALERIE
Platz 2
Platz 3
von Beteiligten sowie professionellen und passionierten Beobachtern. Besonders reizvoll ist es aber, wie so oft, die Dinge
auch einmal durch die Augen von Kindern und Jugendlichen
zu betrachten, da diese dem vermeintlich ernsthaften Sachverhalt oft ganz unbefangen, ja in positivem Sinne naiv
begegnen.
Für die Verantwortlichen der erstmals federführenden Deutschen Olympischen Akademie (DOA), die sich bei der Durchführung des Wettbewerbs auf die vielfach bewährte Kooperation mit der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG)
und dem BDK Fachverband für Kunstpädagogik stützen
konnten, war die quantitativ und qualitativ bemerkenswerte
Resonanz auch insofern erfreulich, als sie im Kontext zahlreicher Maßnahmen im Sinne einer Olympischen Erziehung
wieder einmal die Hoffnung nährte, auf eigene Weise zu der
allenthalben angemahnten Bildungsoffensive beitragen zu
können.
Eben daraus resultiert der spezifische Reiz eines seit 1984
durchgeführten, also bereits traditionellen Wettbewerbs,
dessen aktuelle Ergebnisse sich wieder einmal - auch in dieser
"Galerie" - sehen lassen können. "Olympische Spiele - wie ich
sie sehe!" Von diesem Motto ließen sich mehr als 2.500 Schülerinnen und Schüler motivieren, ihren Blick auf die Spiele von
Peking bildmalerisch wiederzugeben. So präsentierte sich der
fachkundigen Jury, die sich der Qual der Wahl zu unterziehen
hatte, ein großartiges Ensemble kunstvoller Kommentare zum
olympischen Geschehen, die sowohl die Dramatik des Wettkampfs, die Ästhetik der Bewegung, die Persönlichkeit einzelner Athletinnen und Athleten sowie politische und ökonomische Implikationen in den Blick nehmen. Allemal handelt es
sich um eine erfrischende und farbenfrohe "junge Kunst", die
den Betrachter inspirieren und durchaus auch nachdenklich
stimmen mag.
OF-G ALERIE
Dass sich ein entsprechendes Engagement allemal lohnt,
mögen die zwölf ausgewählten Siegerbilder, je drei in vier
Altersgruppen, belegen, die im Übrigen auch in Form eines
repräsentativen Kalenders nachhaltig nutzbar gemacht werden. Für den Betrachter mag deutlich werden, dass die Olympischen Spiele tatsächlich mehr sind als Sport, auch mehr als
Politik, Wirtschaft oder Medien. Olympische Spiele sind auch
und nicht zuletzt - Kunst und Kultur.
Andreas Höfer
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Jahrgang 1996 - 1993
Platz 1
Jahrgang 1999 - 1997
Platz 1
Platz 2
Platz 2
Platz 3
Platz 3
50
OF-G ALERIE
Jahrgang 2000 und jünger
Jahrgang 2000 und jünger
Platz 1 Selina Sihyrek (Augustin-Violet-Schule,
Frankenthal)
Platz 2 Kevin Tempels (Grundschule
Niederbrombach)
Platz 3 Ann Kristin Bechtold (Herzbergschule Roth)
Jahrgang 1999 - 1997
Platz 1 Jan Christian Rinck (Don-Bosco-Schule,
Rostock)
Platz 1
Platz 2 Celina Frenkel
(Werner-Heisenberg-Gymnasium, Neuwied)
Platz 3 Qualid El Meziani (Goetheschule, Wiesbaden)
Jahrgang 1996 - 1993
Platz 1 Tabea Rühl (Leibnizschule, Wiesbaden)
Platz 2 Aileen Müller (Anne-Frank-Schule, Linden)
Platz 3 Sarah Berger (Realschule Grünstadt)
Jahrgang 1992 und älter
Platz 2
Platz 1 Inabat Tlegen (Staatliches Berufskolleg,
Rheinbach)
Platz 2 Maike Basten (Hauptschule Saarburg)
Platz 3 Satella Tlegen (Staatliches Berufskolleg,
Rheinbach)
Platz 3
OF-G ALERIE
51
Nachrichten des DOSB
DOSB-Mitgliederversammlung 2008 mit wichtigen
Weichenstellungen für die Sportentwicklung
Lob für den Sport und einen Appell für
noch mehr Anti-Doping-Kampf richtete
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble
an die Delegierten der 4. DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Rostock.
Schäuble sagte dem Sport Unterstützung
auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
zu. Werte und Nutzen des Sports für die
Gemeinschaft seien wichtig "in einer Zeit
voller Veränderungen", so Schäuble: "Sport
macht unser Land liebenswert und das
Leben lebenswerter." Zum Erhalt der Werte
des Sports müsse der Anti-Doping-Kampf
weiter verstärkt werden. Schäuble warb
dafür, dass die Sportverbände den neuen
Code der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) möglichst schnell übernehmen. Andernfalls könne dies Streichungen bei den
Fördermitteln nach sich ziehen - der
NADA-Code werde zukünftig "zuwendungsrechtliche Voraussetzung für finanzielle Unterstützung" sein, machte Schäuble deutlich.
DOSB-Präsident Thomas Bach forderte
Mitglieder, Vereine und Verbände zum
selbstbewussten Umgang mit der Finanzund Wirtschaftskrise auf - er sei nicht Teil
des Problems, sondern Teil der Lösung. Bei
Integration, Gesundheitsfürsorge, im
Kampf gegen Neonazis und zahlreichen
96 Wintersportler im
Top-Team Vancouver
96 Wintersportlerinnen und Wintersportler
bilden den Kern des Top-Teams Vancouver,
das das Präsidium des deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Anfang Dezember in Rostock auf den Weg gebracht hat.
52
weiteren Feldern trete der Wert des Sports
offen zu Tage. Im Kampf gegen Doping
werde der Sport seiner gesellschaftlichen
Verantwortung Rechnung tragen. Bach zog
eine positive Halbzeitbilanz für die Arbeit
des 2006 mit der Gründung des DOSB
gewählten Präsidiums und kündigte an, im
Jahr 2009 den Schwerpunkt auf das Thema
"Frauen und Sport" zu legen.
In seiner Bilanz der Olympischen Spiele von
Peking lobte DOSB-Generaldirektor Michael
Vesper Athleten und Verbände, die mit
Platz Fünf in der Medaillenwertung das
Etappenziel erreicht hätten. Deutschland
sei breit über alle Sportartengruppen
aufgestellt, allerdings sei ein weiterer
Rückgang bei der Zahl der Medaillen zu
beobachten. Vesper zog acht "Lehren aus
Peking", die die Qualität von Trainern und
Training in den Vordergrund stellten, die
bessere Nutzung vorhandenen sportwissenschaftlichen Know-Hows und die
Orientierung an der Weltspitze forderten:
"Wir müssen uns unserer Defizite und
unserer Potentiale für die Spiele in London
bewusst sein, um diese wirklich nutzen zu
können", betonte Vesper.
Nach intensiven Beratungen haben die
Mitglieder des DOSB einen Grundsatzbe-
Auf einer Sitzung in Berlin wurde unter
anderem der Dreifach-Olympiasieger von
Turin, Michael Greis, in das Team aufgenommen. "Diese knapp 100 Athletinnen bilden
den Kern unserer Mannschaft für Vancouver," sagte DOSB-Generaldirektor Michael
Vesper. Noch nicht im Top-Team enthalten
sind beispielsweise die Eishockeynationalspieler. Sie müssen sich im Februar 2009 auf
einem Qualifikationsturnier durchsetzen. Der
DOSB stellt vor Olympischen Spielen Top-
schluss gefasst, der vorsieht, die Mitgliedsbeiträge im DOSB ab 1. Januar 2010 um
3,5 Cent pro Mitgliedschaft in Spitzenverbänden und Landessportbünden zu erhöhen. Damit soll das strukturelle Defizit des
DOSB ausgeglichen werden. Die 459
anwesenden Stimmberechtigten beschlossen bei 9 Gegenstimmen und 38 Enthaltungen außerdem, eine Arbeitsgruppe
prüfen zu lassen, ob, wann und in welcher
Höhe eine weitere Erhöhung der seit 1978
unveränderten Mitgliedsbeiträge notwendig ist.
Kanurennsport-Trainer Rolf-Dieter Amend
(59) wurde bei der Mitgliederversammlung
des Deutschen Olympischen Sportbundes
(DOSB) in Rostock-Warnemünde als "Trainer des Jahres 2008/2009" ausgezeichnet.
Die erstmals vom DOSB vergebene "Ehrenmedaille des deutschen Sports" ging an
Bundespräsident Horst Köhler. Die Fachhochschule Ansbach bei Nürnberg wurde
als "Hochschule des Spitzensports 2008"
geehrt. Außerdem erhielten Christiane
Wenkel und Paul Wedelei von der Thüringer Sportjugend die diesjährige IOC-Trophy
für ihre Verdienste um die Vermittlung der
olympischen Werte. Vier Vereine wurden
mit der Sportplakette des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
Teams zusammen, um für diesen Kaderkreis
optimale sportliche, soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Beschlossen wurden außerdem die Nominierungsrichtlinien für Olympia 2010. "Auch für
Vancouver gilt erneut das Kriterium der
begründeten Endkampfchance", erklärte
DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard
Schwank. Schwank wird das deutsche Team
in Kanada als Chef de Mission leiten.
Vertreter der vier Vereine, die mit der Sportplakette des Bundespräsidenten ausgezeichnet wurden, mit
Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns und Sportministerkonferenz-Vorsitzenden Lorenz Caffier
(links), Erika Dienstl vom DOSB (vorn, 3. von links) und DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts).
Lorenz Caffier (rechts), Innenminister von
Mecklenburg-Vorpommern und Sportministerkonferenz-Vorsitzender mit DOSB-Präsident
Thomas Bach.
Zog eine Bilanz zur Halbzeit der Legislaturperiode - DOSB-Präsident Thomas Bach
DOSB-Präsident Thomas Bach gratuliert dem
Kanurennsport-Trainer Rolf Dieter Amend (links)
zur Auszeichnung als "Trainer des Jahres 2008".
Bundesinnenminisiter Wolfgang Schäuble, sagte
dem Sport "in einer Zeit voller Veränderungen"
die weitere Unterstützung der Bundesregierung
zu und forderte zugleich den effizienten Einsatz
der Mittel und einen entschiedenen Kampf
gegen Doping.
Prof. Dr. Hartmut Häußermann vom Institut für
Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität
zu Berlin sprach zum Thema "Sport macht Stadt
- Zur Rolle des Sportvereins in den Kommunen".
Bilanzierte die Olympischen Spiele Peking 2008 DOSB-Generaldirektor Michael Vesper
DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts) gratuliert
Paul Wedeleit (links) und Christiane Wenkel von
der Thüringer Sportjugend zur Auszeichnung
mit der diesjährigen IOC-Trophy "Sport and
Youth".
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck
begrüßte die Delegierten in Rostock.
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DOSB Präsidium bilanzierte
Halbzeit der Wahlperiode
bung um die Olympischen Winterspiele in
München 2018, aber auch die Intensivierung der Vereinshilfe und Vereinsförderung,
die Durchsetzung einer weiteren Erhöhung
der Spitzensportförderung und eine Bildungsoffensive. Natürlich gehört auch der
Etwa zur Halbzeit der Wahlperiode trat das
fortgesetzte Kampf gegen das Doping
Präsidium des DOSB in der Sportschule
weiter zu den Schwerpunkten. Dabei ist das
Hennef zu seiner 22. Sitzung zusammen.
Präsidium unzufrieden darüber, wie die
Sie gliederte sich in zwei Teile: eine Klaustaatlichen Ermittlungsbehörden bislang
surtagung mit den "Fraktionsvorsitzenden",
mit den Möglichkeiten des verschärften
also Claus Umbach (für die SpitzenverbänArzneimittelgesetzes umgehen.
Der DOSB erwartet, dass die
Staatsanwaltschaften - eine
Schwerpunktstaatsanwaltschaft
haben die Justizminister bekanntlich gegen das Votum des
DOSB leider abgelehnt - Ermittlungsverfahren gegen die
Hintermänner auch der aktuellen Dopingfälle eröffnen. Zur
Weiterentwicklung des Sportabzeichens hatte das Präsidium
eine Projektgruppe eingerichtet,
die in Hennef durch ihren
Vorsitzenden, Frank Wittchen,
und die Direktorin der Führungsakademie, Gaby Freytag, einen Zwide in Vertretung von Christa Thiel), Rolf
schenbericht gab. Nach einer sehr intensiMüller (für die Landessportbünde) und
ven Diskussion stellte das Präsidium die
Barbara Oettinger (für die Verbände mit
Weichen für eine Neupositionierung des
besonderen Aufgaben) einerseits und eine
Sportabzeichens, die der Mitgliederver"normale" Präsidiumssitzung andererseits.
sammlung im nächsten Jahr zur BeschlussDabei wurde festgestellt, dass die im
fassung vorgelegt werden soll. Breiten
Arbeitsprogramm niedergelegten Vorhaben,
Raum nahm die Auswertung der Spiele der
wie sie die Mitgliederversammlung im
XXIX. Olympiade in Peking ein. Die RahDezember 2006 in Weimar verabschiedet
menbedingungen der Teilnahme unserer
hatte, in weiten Teilen bereits erledigt sind.
Mannschaft haben sich nach Auffassung
Ein Resümee wurde zur Mitgliederversammlung Anfang Dezember in Rostock zur des Präsidiums durchweg bewährt. Dazu
zählt die in allen Konfliktfällen bestätigte
Verfügung gestellt. Zugleich wurden ArNominierungshoheit des DOSB, die erstmals
beitsschwerpunkte für die zweite Hälfte
mit allen 440 Athleten geschlossene Athleidentifiziert, darunter natürlich die Bewertenvereinbarung
und die Ehren- und
Verpflichtungserklärung, die sämtliche
Trainer, Betreuer,
Ärzte und Physiotherapeuten zu
unterzeichnen
hatten. Die Organisation der Teilnahme der Olympiamannschaft wurde
als ausgesprochen
Die Sportschule in Hennef, hier eine Aufnahme von Oktober 2006, war
positiv bewertet
Gastgeber der 22. Präsidiumssitzung des DOSB, bei der das DOSB"Unsere drei Ziele
Präsidium unter der Führung von Präsident Bach und Generaldirektor
haben wir in Peking
Vesper neben einer Halbzeitbilanz der Wahlperiode wichtige Weichenerreicht: Die deutstellungen für die kommenden Jahre vornahmen.
sche Mannschaft
54
war erfolgreich und kletterte in der Nationenwertung von Platz 6 auf Platz 5, sie
erreichte ihre Erfolge ohne Doping und sie
stellte sich als würdiger Botschafter unseres
Landes dar", erklärte DOSB-Generaldirektor
Dr. Michael Vesper, in Peking Chef de
Mission der deutschen Mannschaft. Dennoch, so Vesper, könne dieses positive Fazit
nicht überdecken, dass es neben Licht auch
Schatten gab. In einigen Sportarten gab es
enttäuschende Resultate; genau hier müsse
und werde angesetzt werden.
Bundespräsident Köhler
ehrte 132 Sportlerinnen
und Sportler mit dem
Silbernen Lorbeerblatt
Die Olympiasieger und - medaillengewinner
von Peking haben am Donnerstag, den 20.
November 2008, in Berlin die höchste
staatliche Sportauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland in Empfang genommen. Bundespräsident Horst Köhler überreichte den Sportorden an 132 Athletinnen
und Athleten, die es bei den Olympischen
Sommerspielen und den Paralympischen
Spielen in Peking im August und September
2008 auf das Siegertreppchen geschafft
hatten. Zu den Ausgezeichneten gehörten
Olympiasieger wie Ole Bischof, Jan Frodeno,
Alexander Grimm, Benjamin Kleibrink, Lena
Schöneborn, Sabine Spitz, Matthias Steiner,
die Hockey-Herren und das Team der
Vielseitigkeitsreiter ebenso wie die Paralympic-Stars Marianne Buggenhagen und
Wojtek Czyz. Bundespräsident Köhler
richtete seine Anerkennung an alle 132
Sportler: "Jede und jeder von Ihnen verdient die besondere Anerkennung. Bleiben
Sie so wie Sie sind und bleiben Sie damit
das, was das Silberne Lorbeerblatt würdigt:
Vorbilder durch Leistung und Persönlichkeit." Köhler nahm auch Bezug auf die
Menschenrechtsdiskussion um die Gastgeber der Spiele: "Sicher, auch während der
Spiele ist deutlich geworden, dass China
unter Meinungs- und Demonstrationsfreiheit etwas anderes versteht als wir. Dennoch haben sich die Chinesen als gute und
weltoffene Gastgeber erwiesen. Ich glaube,
dass die Spiele mit ihren vielen menschlichen Begegnungen dazu beigetragen
haben, dass die Welt China, aber auch
China die Welt besser kennen und verste-
hen lernt." Für den Deutschen Olympischen
Sportbund (DOSB) nahmen Präsident
Thomas Bach und Generaldirektor Michael
Vesper an der Feierstunde teil. "Ich freue
mich mit den erfolgreichen Mitgliedern
unserer Olympia- und Paralympic-Teams
über diese herausragende Ehrung, die
Leistung und Fair Play gleichermaßen
belohnt. Danken möchte bei dieser Gelegenheit auch allen, die unsere Sportler in
Training und Wettkampf unterstützen,
damit sie ihre Spitzenleistungen erbringen
können, den Trainern, Betreuern, Physiotherapeuten und Verbandsfunktionären", sagte
Thomas Bach.
Dr. Franz Josef Jung ehrte
Olympia- und Paralympicsteilnehmer der Bundeswehr
Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung
hat am 17. November 2008 die Spitzensportler der Bundeswehr ausgezeichnet, die
an den Olympischen Sommerspielen und
den Paralympics in Peking teilgenommen
haben. "Bei den Olympischen Spielen in
Peking konnte der Sport wieder seine
ganze positive Kraft entfalten", betonte
Verteidigungsminister Jung. "Der ZuschauMichael Vesper, der in Peking die deutsche
er erlebte nicht nur spannende WettkämpOlympiamannschaft als Chef de Mission
fe, sondern auch bewegende Momente und
angeführt hatte, betonte: "Mit dem Silberein friedliches Zusammensein Hunderttaunen Lorbeerblatt kommt die gesellschaftlisender Menschen aus aller Welt. Nicht
che Anerkennung von höchster Stelle für
zuletzt brachten die Spiele uns China und
erfolgreiche, vorbildliche und saubere
seinen gastfreundlichen Menschen ein
Auftritte zum Ausdruck."
Stück näher", so der Minister. DOSBPräsident Dr.
Thomas Bach
erklärte anlässlich
der Ehrung: "Ohne
die Sportförderung
der Bundeswehr
könnte Deutschland
in der Weltspitze
nicht mehr mitmischen. Sie ist fester
Bestandteil der
Planungen im
Leistungssport und
bietet Aktiven beste
Rahmenbedingungen, um sich
intensiv auf internationale WettBundespräsident Horst Köhler zeichnete Ende November in Berlin
kämpfe vorzubereiMedaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der Olympischen
ten." Als Dank für
Spiele Peking 2008 aus. Hier im Bild das Staatsoberhaupt mit
die Unterstützung
Aktiven aus den Sportarten Wasserspringen und Rudern bzw.
überreichten die
Rollstuhlbasketball.
Medaillengewinner
Katrin Wagner
Augustin und Lutz
Altepost dem
Minister im Namen
aller anwesenden
Sportlerinnen und
Sportler ein offizielles T-Shirt mit den
Unterschriften der
Aktiven. Um die
Erfolgsgeschichte
von Bundeswehr
und Sport fortzuschreiben hatte das
Verteidigungsministerium die Anzahl der
Förderplätze der Bundeswehr für Spitzensportler um 120 auf 744 erhöht. Bis zu den
Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver ist sogar eine flexible Erhöhung auf
bis zu 824 Plätze möglich - ein wertvoller
Beitrag, damit Deutschland auch in Zukunft eine führende Stellung im Weltsport
behält. In Peking kam etwa ein Drittel der
deutschen Olympiamannschaft Aktiven,
129 Sportlerinnen und Sportler aus der
Bundeswehr. Sie gewannen 15 der 41
Medaillen der deutschen Olympiamannschaft: 5 von 16 Gold-, 2 von 10 Silberund 8 von 15 Bronzemedaillen.
Bayern unterstützt Münchner
Olympiabewerbung
Bayern wird die Bewerbung Münchens für
die Olympischen Winterspiele 2018 gemeinsam mit der Stadt und den Spitzen des
deutschen Sports mit aller Kraft unterstützen. Die Bewerbung der Landeshauptstadt
stand im Mittelpunkt des Antrittsbesuches
von DOSB-Präsident Thomas Bach und
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper beim
bayerischen Ministerpräsidenten Horst
Seehofer. Bach und Vesper informierten
Seehofer gemeinsam mit dem Präsidenten
des Deutschen Skiverbandes, Alfons Hörmann, am 18. November 2008 bei dem
Treffen in der bayerischen Staatskanzlei. Im
Anschluss an das in freundschaftlicher und
konstruktiver Atmosphäre verlaufene
Gespräch äußerten Bach und Vesper sich
erfreut, dass auch die neue bayerische
Der bayerische Ministerpräsident Horst
Seehofer (rechts) begrüßt den Präsidenten
des Deutschen Olympischen Sportbundes
und IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach (2.
von links), Alfons Hörmann, Präsident des
Deutschen Skiverbandes (links) und den
Generaldirektor des DOSB, Michael Vesper
in der Staatskanzlei in München.
55
Staatsregierung die Bewerbung vorbehaltlos
und mit allen Kräften zu unterstützen wolle.
Seehofer hatte Olympische Winterspiele in
Bayern als ein großartiges Zukunftsprojekt
bezeichnet, für das sich die bayerische
Staatsregierung massiv ins Zeug legen
werde. Die bayerische Bewerbung mit den
Austragungsorten München, GarmischPartenkirchen und Schönau am Königssee
biete die besten Vorrausetzungen, um
gerade auch bei den Themen Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit international voll zu punkten, sagte Seehofer. Seehofer und Bach sprachen sich dafür aus, dass
in den nächsten Wochen und Monaten
verstärkt auch namhafte bayerische und
deutsche Unternehmen für die Unterstützung der Bewerbung 2018 gewonnen
werden sollen.
Sports unter einem Vorwand nach Istanbul
gebeten. Für die zu beschließende NeuOrganisation des EU-Büros in Brüssel werde
ihr Rat und ihre gewichtige Stimme benötigt. Wer der Laudatio des EOC-Präsidenten
"Das Büro ist eine Serviceeinrichtung zur
Beobachtung und Auswertung sportrelevan- Patrick Hickey in Istanbul aufmerksam
lauschte, konnte schnell erkennen, dass
ter Entwicklungen auf europäischer Ebene",
diese Finte nicht allzu fern der Wahrheit
erläutert Büroleiter Folker Hellmund. Bereits
lag, denn den Grundstein für das EU-Büro
vor dem beschlossenen Ausbau der Einrichtung zur Zentrale von Europas NOKs zählten hatte einst niemand anderes als Erika
Dienstl gelegt. Am Bosporus machten 49
mehrere europäische Sportorganisationen
europäische Nationale Olympische Komizu engen Kooperationspartnern des EUtees auf ihrer Generalversammlung den
Büros. Darunter sind die DachorganisatioWeg für eine gesamteuropäische Aufwernen der Sportselbstverwaltung in den
tung und Ausrichtung des EU-Büros frei.
Niederlanden, Frankreich, Österreich, DäneGemeinsam mit dem Internationalen
mark, Finnland, Schweden und dem VereiOlympischen Komitee (IOC) beschlossen sie,
nigten Königreich.
einen Teil zur Finanzierung jenes ehemaligen Büros von DSB und NOK beizutragen,
das heute wie ein erfolgreiches Leuchtturm-Projekt für die spätere Fusion der
beiden einstigen Dachverbände des deutschen Sports zum heutigen DOSB erscheint.
Der aktuelle EOC-Beschluss zur Erweiterung
dieser Einrichtung unterstreicht die wachEine gelungene Überraschung mit einer
sende Bedeutung des 1993 gegründeten
mehr als gerührten Preisträgerin war die
Büros, dem sich bereits zehn europäische
Verleihung des Laurel Awards der VereiniSportbünde und NOKs angeschlossen
gung der Europäischen Olympischen
hatten. Die Unterstützung von EOC/IOC ist
Komitees an Erika Dienstl durch EOCGrundlage dafür, dass sich das Büro nun
Präsident Patrick Hickey. Den Laurel Award
räumlich erweitern
und personell
verstärken kann.
Leiter des Büros
bleibt der Deutsche
Folker Hellmund.
Inhaltlich steht in
den nächsten
Monaten insbesondere die Implementierung des Weißbuchs zum Sport
auf der Agenda.
Erika Dienstl, die
vor mehr als 15
Jahren die Weichen
zur Gründung
Erika Dienstl, „Erfinderin“ des EU-Büros des deutschen Sports,
dieser Einrichtung
langjährige Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes, Grande
des deutschen
Dame des deutschen und olympischen Sports bei der EntgegenSports gestellt
nahme des EOC-Laurel-Awards in Istanbul
hatte, war in
Istanbul nicht allein
gerührt über den
Laurel Award, sondern auch voller Stolz
erhalten Personen oder Organisationen mit
über den erfolgreichen Weg des EU-Büros,
herausragenden Verdiensten für den Sport
das in seinen Anfangsjahren von Christoph
in EOC-Mitgliedsländern und die Zusamde Kepper, dem heutigen Kabinettschef von
menarbeit zwischen europäischen SportorIOC-Präsident Jacques Rogge am IOCganisationen. Die deutsche Delegation mit
Headquarter in Lausanne, geleitet worden
DOSB-Präsident Thomas Bach an der Spitze
war.
hatte die Grande Dame des deutschen
schen Sports sowie der Landessportbünde
wurde deshalb 1993 das Brüsseler EU-Büro
eingerichtet.
EOC verleiht Laurel Award
DOSB-Büro in Brüssel vertritt an Erika Dienstl
Interessen europäischer NOKs
am EU-Sitz
Hellmund bleibt Büroleiter / Sportrelevante Entwicklungen in der Europapolitik
Die 49 Europäischen NOKs (EOC) haben
Ende November bei ihrer Generalversammlung in Istanbul die Aufwertung des Brüsseler Büros des deutschen Sports zu einem
Büro des europäischen Sports am EU-Sitz
beschlossen. Die künftige Anlaufstelle von
Europas NOKs erhält dafür zukünftig jährlich durch die EOC und das Internationale
Olympische Komitee (IOC) 270.000 Euro, die
für die räumliche Erweiterung und die
personelle Aufstockung dienen. Büroleiter
bleibt der Deutsche Folker Hellmund.
Das 1993 eingerichtete Büro des europäischen Sports hat sich zu einem gefragten
sportpolitischen Ansprechpartner für die EU
entwickelt und beobachtet zugleich deren
sportrelevante Aktivitäten. Es informiert die
autonomen Sportorganisationen und
vertritt deren Interessen. Auch der Deutsche
Fußball-Bund (DFB) ist an der Institution
beteiligt.
Die Verbindungen zwischen Sport und
Europa sind vielfältig. Europäische Gesetzgebung und Politik offenbaren ihre Konsequenzen für den Sport jedoch nur selten
auf den ersten Blick. Auf Initiative der
damaligen Dachorganisationen des deut-
56
"Erika Dienstl ist eine Wegbereiterin des
europäischen Sports. Sie hat die Bedeutung
des europäischen Einigungsprozesses für
den Sport frühzeitig erkannt und mit dem
Aufbau des Brüsseler Büros herausragendes
für die Förderung des deutschen Sports
geleistet. Gleichzeitig hat sie sich immer,
insbesondere im Jugendberich, für die
europäische Verständigung mit großem
Engagement eingesetzt. Daher ist sie eine
ebenso logische wie würdige Trägerin des
EOC Laurel Awards. Der DOSB gratuliert ihr
dazu von Herzen und dankt ihr gleichzeitig
für die andauernde Verbundenheit",freute
sich DOSB-Präsident Thomas Bach mit der
Stolbergerin. Als erste Frau hat Dienstl von
1986 bis 2000 einen deutschen Fachverband
geführt und dem Deutschen Fechterbund in
dieser Zeit hohes Ansehen und internationale Anerkennung verliehen. Zusammen mit
Emil Beck steht sie für zahlreiche olympische Erfolge. Bereits 1968 hatte sie als
Betreuerin beim Olympischen Jugendlager
in Mexiko City mitgewirkt und sich dabei
für höhere Aufgaben empfohlen. Ihr weiterer Weg führte sie bis an die Spitze des
deutschen Sports, wo sie jahrlang als
Vorsitzende der DSJ und als Vizepräsidentin
des mittlerweile im DOSB aufgegangenen
DSB tätig war und sich dort erfolgreich um
internationale Beziehungen sowie das
Umweltthema kümmerte. Dabei setzte sie
sich sowohl für sportfachliche als auch für
soziale Bezüge ein und zeichnete sich mit
einem feinen Gespür für gesellschaftliche
Integration aus.
"Giving is Winning“Kampagne des IOC mit
überwältigendem Erfolg
(DOSB-Presse) Die "Giving is Winning
Kampagne", die das IOC während der
Olympischen Spiele in Peking zugunsten von
Flüchtlingen durchführte, hat das Ergebnis
gegenüber ihrer Premiere vier Jahre zuvor in
Athen mehr als verdoppelt. Mehr als 75.000
Sport- und Freizeitkleidungsstücke wurden
von der Olympischen Familie gespendet.
Allein im Olympischen Dorf kamen 21.000
Teile zusammen. Der DOSB hatte in seinem
Athletenpass eine entsprechende Bitte um
Mitwirkung eingebaut und sich sehr erfolgreich an der Aktion beteiligt. Bereits in
Peking hatte DOSB-Präsident Thomas Bach
erklärte: "Ich bin glücklich, dass unsere
Athleten sich als ehrgeizige und großzügige
Spender erweisen. Welch eine großartige
Gelegenheit, zu geben und gleichzeitig zu
gewinnen". Die gemeinsame Initiative von
IOC und dem UN-Flüchtlingshilfswerk
UNHCR wurde mit dem Ziel gestartet, in
Flüchtlingslagern Sportaktivitäten zu
ermöglichen. Seither wurden Kleider in
verschiedenen Lagern Europas, Asiens und
Afrikas verteilt. Die Initiatoren gehen von
der Überlegung aus, dass Sport für Flüchtlinge ein Stück Normalität und Hoffnung
erzeugen und dort den Alltag, der durch
gewaltsame Konflikte oft jäh unterbrochen
Kollegen auch persönlich unterstützt hatte:
"Ich bin berührt von diesem Erfolg und der
starken Unterstützung der Olympischen
Familie. Die Kampagne ist ein exzellentes
Beispiel dafür, wie leicht es für den Sport
ist, Menschen eine Freude zu machen, die es
schwer haben. Sport hat uns allen viel
gegeben, und wer wäre nicht glücklich
etwas davon zurückzugeben. Die Teilnahme
an dieser Initiative war wirklich einfach und
auch das war Teil ihres Erfolges. Wir werden
Sport auch weiterhin als Instrument zur
Unterstützung von Menschen nutzen, deren
Leben durch Krieg und Leid benachteiligt
oder bedrängt ist".
Athleten und
Nationale Olympische Komitees
waren die eifrigsten
Spender von "Giving
is Winning". Die
British Olympic
Association und
USOC, das Olympische Komitee der
USA, hatten den
Ball mit umfangreichen Gaben bereits
im Vorfeld der
Spiele im Sommer
2007 ins Rollen
gebracht. Das NOK
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komites, Jacques
von Singapur folgte
Rogge beim Auftakt der Giving is Winning Aktion im Olympischen
mit einer Spende,
Dorf in Peking.
die Sportbekleidung
von Schulkindern
wurde, neu strukturieren kann. Rückmelumfasste. Neben dem DOSB waren das
dungen von Betroffenen haben ergeben,
Australische Olympische Komitee und der
dass insbesondere für junge Flüchtlinge
Präsident der Vereinigung der Nationalen
Sportbekleidung von Weltklasseathleten
Olympischen Komitees (ANOC), Mario
eine enorme Ausstrahlung besitzt und ein
Vazquez Rana weitere Hauptspender.
Zeichen aussendet, dass ihr Schicksal der
Vazquez Rana spendete eintausend neue
Welt nicht gleichgültig ist. Anlässlich der
Polo-Hemden für Flüchtlinge in Afrika.
jetzt erfolgten Bekanntgabe des SpendenFinanzielle Unterstützung für Hilfsprojekte
umfangs dankte Antonio Guterres, UNleisteten darüber hinaus IOC Mitglied
Hochkommisar für Flüchtlinge, der OlympiPrinzessin Haya bin Al Hussein und das NOK
schen Familie: "Im Namen der UNHCR und
der Vereinigten Arabischen Emirate.
der weltweit annähernd 32 Millionen
Betroffenen möchte ich meine Anerkennung gegenüber den Aktiven und Nationalen Olympischen Komitees aus der ganzen
Welt aussprechen, die sich in einem Momenten höchster Konzentration auf den
Sport an jene erinnert haben, die in ihrem
Leben weniger Glück hatten. Die SportbeWie sportwissenschaftliche Theorie in
kleidung versetzt Flüchtlinge aus der ganzen konkrete Aktionen zugunsten eines gesünWelt in die Lage, zu spielen und Sport zu
deren und aktiveren Lebensstils für alle
treiben." Auch IOC-Präsident Jacques Rogge
Generationen umgesetzt werden kann,
war erfreut über den neuerlichen Erfolg des
diese Frage stand im Mittelpunkt des 12.
Projektes, das er zusammen mit seinen IOCWeltkongresses "Sport für alle", der vom 3.
12. Weltkongress
"Sport für Alle" in Malaysia
57
bis 6. November 2008 in Malaysia stattfand. 505 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
aus 96 Ländern waren dem Aufruf des NOK
für Malaysia, des IOC, der Weltgesundheitsorganisation und der Organisation der
Internationalen Fachverbände gefolgt.
Unter dem Motto "Sport für alle - Sport im
Lebenslauf" war ihr gemeinsames Anliegen,
dem Trend zur körperlichen Inaktivität
entgegenzuwirken. Eine Abschluss-Deklaration fasste die wichtigsten Erkenntnisse
zusammen. Sie wurde einstimmig verabschiedet und von IOC-Mitglied Walther
Tröger, dem deutschen Vorsitzender der
Kommission "Sport für alle" im IOC vorgetragen. Im Kern widmet sich das Dokument
dem aktuellen Wandel der Bewegungsbedürfnisse und gibt Empfehlungen für die
Zukunft und für notwendige Partnerschaftsprogramme. Außerdem appelliert die
Deklaration an die unterschiedlichen
Interessenvertreter wie Sportorganisationen, Regierungen, öffentliche Verwaltungen und Schulen. Bestandteil des Kongressprogramms war der Vortrag von DOSBVizepräsident Walter Schneeloch zu den
Chancen, die der Sport bei der gesellschaftlichen Integration bietet und die DOSBInitiative "Integration durch Sport" darstellte. "Der Sport ist ein Integrationsmotor und
ein gesellschaftspolitischer Faktor von
hoher Bedeutung. Doch der Sport sollte
sich auch nicht übernehmen - er ist EIN,
nicht der alleinige Faktor. Gezielte Programme und geeignete Rahmenbedingungen unterstützen hierbei die Integrationsbeiträge des Sports", fasste Schneeloch
zusammen. Der nächste Sport für alle
Weltkongress wird in Jyväskylä, Finnland
vom 14. bis zum 17. Juni 2010 stattfinden.
"Wir können mit einem derartigen Kongress
nur Empfehlungen und Anregungen geben,
wichtiger ist es, sie an der Basis in Schulen
und Vereinen umzusetzen", sagte Tunku
Imran, Präsident des veranstaltenden
Olympischen Councils von Malaysia. "Es
war eine großartige Erfahrung, so viele
Breitensportexperten und Sportpraktiker
von ihren gegenseitigen Erfahrungen
profitieren zu sehen", dankte Walther
Tröger den Gastgebern und ergänzte: "Ich
bin sehr zuversichtlich, dass wir bereits
beim nächsten Weltbreitensportkongress in
zwei Jahren in Finnland konkrete Erfolge
unserer diesjährigen Veranstaltung bilanzieren dürfen". Zuvor sei jedoch der Olympische Kongress im Oktober 2009 in Kopenhagen ein weiterer Meilenstein für die
Sportentwicklung. Unter dem Titel "Die
Olympische Bewegung in der Gesellschaft"
58
werden auch dort Anstrengungen zugunsten einer aktiven Gesellschaft einen
Schwerpunkt bilden. Die Abschluss-Deklaration zum "12. Weltkongress Sport für alle"
ist im Internet unter folgender Adresse zu
finden:
http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report_1382.pdf
Speyer ist "Deutschlands
aktivste Stadt 2008"
Speyer ist "Deutschlands aktivste Stadt
2008". Mit diesem Titel wurde Speyer bei
der feierlichen Preisverleihung des bundesweiten Städtewettbewerbs Mission Olympic
Anfang November ausgezeichnet. Der
Wettbewerb wurde von den Initiatoren
Coca-Cola Deutschland und Deutschem
Olympischen Sportbund (DOSB) ausgelobt
und zeichnet Städte und ihre Bürgerinnen
und Bürger aus, die sich durch bürgerschaftliches Engagement für einen aktiven
Lebensstil und mehr Bewegung im Alltag
einsetzen. Mit dem Titel "Deutschlands
aktivste Stadt" ist ein Preisgeld in Höhe von
100.000 Euro verbunden, das zur Förderung
des Breitensports in Speyer eingesetzt
werden soll.
An der Premiere des Wettbewerbs nahmen
insgesamt 98 Städte teil. Eine Jury aus
Politik, Sport, Medien und Wirtschaft
wählte unter den Bewerbern 41 Kandidatenstädte des Wettbewerbs aus, die möglichst viele private und bürgerschaftliche
Bewegungsinitiativen im Rahmen der
Wettbewerbsteilnahme aktivieren mussten.
Das Finale bestritten letztendlich in diesem
Sommer neben der Siegerstadt Speyer
auch die Städte Erlangen, Fürstenwalde,
Freiburg im Breisgau und Herne mit einem
dreitägigen Festival des Sports. Hier galt es
für die Finalstädte, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger durch ein kreatives und
interessantes Sportangebot zum Mitmachen zu animieren. Beim Finale in Speyer
waren über 65.000 Bürgerinnen und
Bürger jeden Alters sportlich unterwegs
mit insgesamt 198.176 registrierten Aktivitäten. "Alle fünf Finalstädte haben gezeigt,
dass in ihrer Stadt das ehrenamtliche
Engagement für den Sport eine sehr große
Rolle spielt. Wir waren sehr beeindruckt,
mit wie viel Einsatz und sportlichem
Ehrgeiz die Festivals des Sports umgesetzt
wurden", lobt DOSB-Präsident Thomas
Bach. Jede Stadt habe auf ihre Weise ein
tolles Fest für Jung und Alt geschaffen, das
auch nachhaltig für mehr Schwung in der
Stadt sorgen werde. "Wir sehen daher alle
fünf Städte als Gewinner und gratulieren
zu diesem hervorragenden Erfolg", betont
Bach. Und Béatrice Guillaume-Grabisch,
Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH,
ergänzt: "Mission Olympic hat in den
vergangenen 18 Monaten viel bewegt. Es
sind zahlreiche neue Initiativen und Netzwerke für einen aktiven Lebensstil entstan-
Der Bürgermeister der Stadt Speyer, Hanspeter Brohm (Mitte), jubelt am 10.11.2008 in
Berlin über die Auszeichnung zu Deutschlands aktivster Stadt, die er vom Präsidenten des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach (rechts), und Lena Schöneborn
(links), der Goldmedaillen-Gewinnerin im Modernen Fünfkampf erhält.
den. Gleichzeitig haben Bewegung und
Breitensport durch Mission Olympic mehr
öffentliche Aufmerksamkeit und in den
teilnehmenden Städten einen noch höheren gesellschaftlichen Stellenwert bekommen. So haben alle, die teilnahmen, profitiert. Leider kann nur einer Sieger sein, und
mit Speyer haben wir einen würdigen
gefunden." Mit Mission Olympic möchten
Coca-Cola Deutschland und der DOSB
sportliche Bewegung im Land nachhaltig
fördern und bürgerschaftliches Engagement für einen aktiven Lebensstil unterstützen.
"Tag der offenen Tür" in
Eliteschulen des Sports in
Furtwangen
In dem von DOSB und Sparkassen-Finanzgruppe entwickelten Konzept ist die Veranstaltungsreihe ein Baustein, um das Projekt
Eliteschulen auszubauen und weiter zu
professionalisieren. Ziel ist zudem, die
Synergieeffekte im Verbund der Einrichtungen noch intensiver zu nutzen und den
Austausch der Institute untereinander zu
verbessern, etwa durch ein gemeinsames
Internetportal.
Die Sparkassen-Finanzgruppe hat den
Eliteschulen des Sports bislang 3,5 Millionen
Euro bereitgestellt. Die Förderung erfolgt
projektbezogen. Dabei stehen aktuell in
Abstimmung mit den Experten des DOSB,
der Landessportbünde und Kultusminister
trainings- und ernährungswissenschaftliche
Fragen im Vordergrund.
Das Prädikat "Eliteschule des Sports" wird
vom Deutschen Olympischen Sportbund an
Fördereinrichtungen im kooperativen
Verbund von Leistungssport, Schule und
Wohnen für einen vierjährigen Zeitraum
verliehen. Aktuell existieren bundesweit 39
Spezialschulen mit unterschiedlichen
Schwerpunktsportarten. Die Sparkassen-
Wo Spitzenathleten von morgen die Schulbank drücken - davon konnten sich interessierte Besucher am 15. November, ein Bild
machen. Das baden-württembergische
Skiinternat Furtwangen ist die erste Eliteschule des Sports von deutschlandweit 39 Einrichtungen
dieser Art, die - im Rahmen
einer Initiative von Deutschem
Olympischen Sportbund (DOSB)
und Sparkassen-Finanzgruppe Einblicke in den Alltag zwischen
Unterrichtsstunden und Trainingseinheiten gewährte. Neben
DOSB-Präsident Thomas Bach
nutze auch Kultusminister
Helmut Rau die Gelegenheit für
einen Rundgang durch das
Internat sowie angeschlossene
Partner-Schulen. Dabei konnten
die Gäste unter anderem auf
den Erfolgsspuren der ehemaligen Furtwangen-Eliteschüler
Sven Hannawald und Kathrin
Das Skiinternat Furtwangen ist eine Medaillenschmide
Hitzer wandeln. In der Sporthaldes nordischen Skisports. Zu ihren Absolventen zählt
le der Robert-Gerwig-Schule
unter anderem Olympiasieger Sven Hannawald. Im
moderierte Hans-Peter Pohl,
Vordergrund der Leiter der Einrichtung, Dieter Moll.
ehemaliger Spitzen-Kombinierer
und aktuell Wintersport-Experte
beim ZDF, Aktionen rund um
Finanzgruppe unterstützt das Projekt seit
das Thema Skispringen. Auf der Biathlonanlage im Weißenbachtal durften die Besucher seiner Gründung 1997 mit zweckgebundenen Förderbeiträgen, die etwa für konkrete
die schwarzen Scheiben zudem selbst ins
Visier nehmen. Ein Pressegespräch unter der Maßnahmen zur Optimierung der schulischen und sportlichen Bedingungen an der
Leitung von Ulrich Wiedmann, Chef des
Schule eingesetzt werden.
Olympiastützpunktes Freiburg, rundete den
Tag ab.
Impressum
Olympisches Feuer
Zeitschrift des Deutschen Olympischen
Sportbundes und der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
Herausgeberkollegium:
Gerd Graus (DOSB), Dieter Krickow (DOG), Steffen
Haffner, Michael Gernandt
Chefredakteur: Harald Pieper
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,
Daniela Kröger
Redaktionsanschrift:
Dr. Stefan Volknant
Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt
Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27
E-Mail: [email protected]
Harald Pieper
Stieglitzstraße 2
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Herstellung, Vertrieb & Verlag:
Peter Kühne Verlag
Theodor-Heuss-Straße 11
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Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,
Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71
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Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne
Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der
Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.
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Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:
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Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,
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Titelgrafik: Hans Borchert
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Simon Engelbertz
Hans Borchert
Helmut Gesierich
Gabriele Rau
Alciro Theodoro das Silva Guido Schiek
Markus Stegner
59
Nachrichten der DOG
Aktuelles aus der
Bundesgeschäftsstelle
Liebe Mitglieder,
ein Jahr mit besonderen, sportlichen Höhepunkten liegt hinter uns. Im Juni erlebten
wir eine eindrucksvolle Europameisterschaft
in unseren Nachbarländern Schweiz und
Österreich und nur knapp sechs Wochen
später begeisterten uns die Olympischen
Spiele in Peking. Spiele, die sicherlich länger
in unserer Erinnerung bleiben werden. Sei es
durch sportliche Höchstleistungen oder
durch die Eindrücke, die das Gastgeberland
hinterlassen hat.
"Olympia hautnah erleben", so lautete das
Motto unserer Mitgliederwerbeaktion. Wir
können in diesem Jahr 140 neue Mitglieder
in unserer Olympischen Familie begrüßen
und freuen uns sehr, gemeinsam mit ihnen
für die Olympische Idee in Deutschland zu
werben.
Weniger gute Nachrichten hinterlässt
Vizepräsidentin Petra Reußner, die aufgrund
gesundheitlicher Probleme sowie ihrer
starken beruflichen Auslastung auf der
Hauptausschusssitzung in Berlin Ende
Oktober ihren Rücktritt erklärt hat. Eine
Entscheidung, die unser Verständnis trägt,
allerdings nicht ohne Bedauern. Petra
Reußner hat in ihrer siebenjährigen Amtszeit viel für die Deutsche Olympische
Gesellschaft geleistet.
Zum Ende des Jahres haben wir mit der
"Bewegungspatenschaft" eine Weiterentwicklung des Projektes "Kinder bewegen"
geschaffen. Die Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Untersuchung durch die
Universitäten Karlsruhe und Konstanz sowie
die Nachfrage von Kindergärten mit der
Bitte um Aufnahme in das Projekt zeigen
deutlich, dass wir einen Weg eingeschlagen
haben, der von immenser Bedeutung ist und
auch nach fünf Jahren absolute Aktualität
zeigt. Wir möchten daher Kindergärten
durch Ihre Unterstützung ermöglichen,
60
Bewegung alltäglich zu machen. Der Startschuss für die Bewegungspatenschaft ist
gefallen. Ich möchte an dieser Stelle allen
Förderern und Spendern herzlich danken,
die sich bereits an unserer Anfang Dezember gestarteten Spendenbriefaktion beteiligt
haben. Uns hat eine hohe Anzahl an Bewerbungen von Kindertageseinrichtungen
erreicht und wir hoffen, so viele wie möglich von ihnen unterstützen zu können.
Helfen Sie uns dabei, denn die Deutsche
Olympische Gesellschaft ist ein Förderverein,
eine Säule für Projekte zur Kinder- und
Jugendförderung rund um die Olympische
Idee.
Schließlich danke ich allen Mitgliedern, dass
Sie die Deutsche Olympische Gesellschaft
unterstützen und wünsche Ihnen und Ihren
Familien eine frohe Weihnachtszeit und ein
gutes neues Jahr 2009.
Ihr
Harald Denecken
Präsident
Bewegungspatenschaft
Anfang November wurde in Essen der
"Zweite Kinder- und Jugendsportbericht" an
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble
und den Generalsekretär des DOSB Dr.
Michael Vesper überreicht. Diese Studie
befasst sich im Schwerpunkt mit der Bedeutung des Sports für Kinder bis zum zwölften
Lebensjahr. Die Ergebnisse des Berichts sind
alarmierend: Im europäischen Vergleich von
19 OECD-Ländern erreichte Deutschland
den 18. Platz. Insbesondere die fehlende
Ausbildung der Erzieher/Innen im Bereich
der Bewegung wurde stark kritisiert. In
Grundschulen wird der Sportunterricht zu
80% von fachfremden Lehrpersonal unterrichtet.
Die Autoren des "Zweiten Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts" messen
Bewegung, Spiel und Sport eine herausra-
gende Bedeutung für die Entwicklung von
Kindern bis etwa zwölf Jahren bei. Sie
fordern daher, Bewegung, Spiel und Sport
systematisch in Konzepte zur Entwicklungsförderung und Bildung von Kindern einzubauen. Eine der sechs wichtigsten Handlungsempfehlungen der Wissenschaftler ist
die Umsetzung pädagogischer Angebote
zum Bereich "Körper und Bewegung" in
allen Kindergärten und entsprechende
Ausbildung der Erzieherinnen.
Bereits durch das erfolgreiche Projekt
"Kinder bewegen" hat sich die Deutsche
Olympische Gesellschaft für die Bewegungsförderung von Kindern stark gemacht.
Aufgrund vieler Anfragen weiterer Kindertageseinrichtungen und der jüngsten Ergebnisse des aktuellen Berichts, muss es weitergehen! Hierzu wurden die Bewegungspatenschaften initiiert. Kindertageseinrichtungen hatten die Möglichkeit sich bis zum
12.12.2008 zu bewerben.
Eine Patenschaft umfasst die einmalige
Unterstützung in Höhe von 500 Euro, um
mit ortsansässigen Übungsleitern, Pädagogen oder Physiotherapeuten Bewegungsstunden im Kindergartenalltag durchzuführen. Auch kleine Materialien können von
diesem Zuschuss angeschafft werden. Das
Konzept basiert auf dem Prinzip "Hilfe zur
Selbsthilfe", da durch die kompetente
Anleitung zum einen den Kindern spielerisch Bewegung vermittelt wird und zum
anderen durch die gezielte Netzwerkbildung die Erzieherinnen Anregungen und
Anleitungen für die eigene Umsetzung
erhalten. Die Anzahl der Patenschaften ist
abhängig von der Höhe der Spendengelder.
Anfang Dezember sind die Spendenbriefe
versendet worden und die Deutsche Olympische Gesellschaft möchte sich an dieser
Stelle recht herzlich bei allen Spendern
bedanken. Durch Ihre Mithilfe können wir
den Kindertagesstätten eine helfende Hand
reichen.
Sie möchten auch spenden? Nähere Informationen erhalten Sie auf der Homepage
www.DOG-bewegt.de oder telefonisch bei
der Bundesgeschäftsstelle (069 6950160).
Fair Play
Rücktritt
Judoka Christine Sylle geehrt
Dass die Wertevorstellung im Sport immer
noch eine hohe Bedeutung besitzt, hat
eindrucksvoll die 23-jährige Judoka Christine Sylle bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Jahr 2008 demonstriert. Die
gebürtige Alfelderin und Studentin der
Deutschen Sporthochschule in Köln gewann
das Finale, jedoch ihrer Meinung nach zu
Unrecht. "Der Kampf wurde durch den
Kampfrichter-Beobachter unterbrochen.
Nach einer kurzen Beratung wurde ich zur
Siegerin erklärt. Meiner Meinung nach
durch eine Fehlentscheidung. Daher haben
meine Gegnerin und ich die sportliche
Leitung aufgesucht, um den Kampf wiederholen zu lassen", so erinnert sich die Sportlerin an diesen Tag zurück. In der Wiederholung des Finales verlor Christine Sylle den
Kampf. Letztlich geht sie jedoch als Siegerin
von der Matte. Fair Play hat für die junge
Ein wenig Wehmut war zu spüren als Petra
Reußner im Rahmen der Hauptausschusssitzung der Deutschen Olympischen Gesellschaft im Berliner Olympiastadion ihren
Rücktritt bekannt gab. "Nach siebenjähriger
Amtszeit ist leider heute der Tag gekommen,
Auch weiterhin wird sich Petra Reußner
ehrenamtlich für die Zweigstelle Südniedersachen engagieren und somit für die Verbreitung der Olympischen Idee in die Gesellschaft sorgen. "Projekte wie z.B. "Kinder
bewegen", bei dem es um die frühzeitige
Bewegung unserer jüngsten Generation zur
Entwicklung der motorischen Grundtätigkeiten geht, bedürfen auch weiterhin einem
tatkräftigen Engagement!" betont Reußner,
selber Mutter einer kleinen Tochter.
Hauptausschusssitzung in
Berlin
an dem ich das Amt der Vizepräsidentin
abgeben muss. Eine Entscheidung, die mir
sehr schwer fiel, aber aufgrund gesundheitlicher Probleme sowie der starken beruflichen Auslastung notwenig ist."
Vizepräsident Jürgen Roters überreichte die
Fair Play Plakette an Christine Sylle für ihr
vorbildhaftes Verhalten.
Studentin einen hohen Stellenwert im
Sport: "Fair Play gehört zu den JudoWerten. Genauso wie Aufrichtigkeit und
Ehrlichkeit - und diese Werte sollten im
Judo-Unterricht auch vermittelt werden!"
appelliert sie.
Während des 4. Herbstforums der Regionalgruppe Rheinland in Zusammenarbeit mit
dem Olympiastützpunkt Rheinland ehrte
Vizepräsident Jürgen Roters die junge
Athletin mit der Fair Play Plakette der
Deutschen Olympischen Gesellschaft.
"Neben mir steht ein Vorbild des Fair Plays,
denn ohne fairen Wettkampf verkommen
der Sport und auch die Gesellschaft!"
Werkstätten gemeinnützige GmbH neben
seinem großen Bedauern auch sein Verständnis aus. Allerdings betonte er, dass
"dem Präsidium der Deutschen Olympischen
Gesellschaft mit der Neubesetzung durch
das stete Engagement, der Motivation und
der Loyalität von Petra Reußner eine große
sportliche Herausforderung gegeben ist."
Seit 1995 engagiert sich Petra Reußner
ehrenamtlich für die Deutsche Olympische
Gesellschaft. In der Zweigstelle Südniedersachen übernahm sie Anfangs als Beiratsmitglied die Jugendarbeit und organisierte
in den Jahren 1995 sowie 1998 die Griechenlandfahrt zusammen mit dem Privatdozenten Dr. Wolfgang Buss.
Auf der diesjährigen Hauptausschusssitzung
der Deutschen Olympischen Gesellschaft
kamen am 25. Oktober 2008 in Berlin die
Vertreter der Landesverbände, der DOGJugend und des Präsidiums zusammen, um
das letzte Jahr zu bilanzieren und die
Weichen für das kommende zu stellen.
Bereits am Freitagabend trafen sich die
Vertreter zu einem Bootsausflug auf der
Spree. Eine Tour "Berlin bei Nacht" konnten
die DOG-Mitglieder dank des Engagements
der Landesgruppe Berlin erleben. Frank
Im Jahr 2001 trat die Göttingerin das Amt der Vizepräsidentin
an und ihr wurde für die anerkennende Leistung ihrer Arbeit
bei den folgenden Wahlen
erneut das Vertrauen der Mitglieder der Deutschen Olympischen Gesellschaft zuteil. Zuletzt
war sie für den Bereich der
Zweigstellenkonzeption zuständig und somit das Bindeglied zu
den 49 Zweigstellen der Deutschen Olympischen Gesellschaft,
die sich über das gesamte
Bundesland erstrecken.
Präsident Harald Denecken
sprach der 40-jährigen Verwaltungsleiterin der Göttinger
61
Westphal, Geschäftsführer der Berliner
Wassersport- und Service GmbH sowie
Mitglied des Landesverbandes Berlin, sorgte
für eine eindrucksvolle Rundfahrt im
Regierungsviertel der Hauptstadt. Bei einem
anschließenden gemütlichen Zusammensitzen in einer Brauerei am Spreebogen
wurden erste Gespräche geführt.
In der Ehrenloge des Olympiastadions Berlin
trafen am Samstagmorgen die Vertreter der
Bundesländer ein. In seinem Bericht resümierte Präsident Harald Denecken das
vergangene Jahr, auch bei der Deutschen
Olympischen Gesellschaft standen die
Olympischen sowie Paralympischen Spiele
im Fokus. Die Aushändigung von Schlüsselanhängern in Form eines Kleeblatts an die
Athleten, die Gesprächsrunden mit aktiven
und ehemaligen Sportlern, die Mitmachaktion "Olympia bewegt Kids", der Olympic Day
Run, der Schülermalwettbewerb sowie das
Olympische Jugendlager in Peking haben die
Faszination Olympia zugleich hautnah
erleben lassen.
Präsident Denecken zeigte in diesem Zusammenhang auf, wie wichtig die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen sei.
"Sie sind die Zukunft, in der Gesellschaft
und im Sport. Daher unterstützen wir als
Deutsche Olympische Gesellschaft auch
weiterhin die Zukunft!" betonte Denecken.
"Insbesondere mit den DOG-Patenschaften
und dem Projekt "Kinder bewegen" haben
unsere Zweigstellen bereits sehr gute Arbeit
geleistet", sagte Denecken. Dieser vor
einigen Jahren eingeschlagene Weg soll
fortgesetzt werden, mit einem neuen
Patenschaftskonzept sorgen zukünftig
Spendengelder gezielt für mehr Bewegung.
Weiterhin unterstrich Präsident Denecken,
dass alle Anstrengung der Gewinnung neuer
Mitglieder gelten müsse. Dass diese erfolgreich sein kann, zeigen insbesondere die
zwei Zweigstellen, die während der Sitzung
mit dem Wilhelm-Garbe-Preis für die
meisten geworbenen Mitglieder innerhalb
des vergangenen Jahres ausgezeichnet
wurden. Sieger in dieser Wertung wurde der
Landesverband Berlin mit 38 Neumitgliedern. Platz 2 ging an die Zweigstelle Potsdam mit 21 Neumitgliedern.
Mit der bronzenen Ehrenplakette wurde der
Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen, Prof. Dr. Lorenz Peiffer, ausgezeichnet. Bereits seit 24 Jahren ist der Hannoveraner Universitätsprofessor für "Sportpäda-
62
gogik mit den
Schwerpunkten
Sozial- und Zeitgeschichte des Sports
und Geschichte des
Schulsports" Mitglied der Deutschen
Olympischen Gesellschaft. In früheren
Jahren hat er die
Arbeit der Deutschen Olympischen
Gesellschaft durch
sein Mitwirken in
verschiedenen
Kommissionen und
Ausschüssen vorangetrieben.
Der Bundesjugendausschuss stellte in einer
Präsentation die Aktivitäten des vergangenen Jahres dar und konnte von einer
eindrucksvollen Fahrt sowie zahlreichen
Aktionen der Fair Play Botschafter bei den
Olympischen Spielen berichten. Auch im
folgenden Jahr wird sich der Bundesjugendausschuss aktiv an den unterschiedlichsten
etabliert. Er wird an die Zweigstellen verliehen, die in der Statistik der Mitgliedergewinnung innerhalb eines Jahres die ersten drei
Plätze belegen. Die Voraussetzung zur
Aufnahme in die Wertung ist die Gewinnung
von mind. 15 Neumitglieder über 18 Jahre.
Im Jahr 2008 errang die Zweigstelle Berlin
bereits zum dritten Mal in Folge den ersten
Platz und sicherte sich ein Preisgeld in Höhe
von 1.500 Euro (siehe Abbildung). Den
zweiten Platz und ein Preisgeld in Höhe von
1.000 Euro errang die in diesem Jahr neu
gegründete Zweigstelle Potsdam. Überreicht
wurden die Urkunden während des diesjährigen Hauptausschusses in der Ehrenloge
des Berliner Olympiastadions. Der dritte
Platz konnte in diesem Jahr leider nicht
überreicht werden, da keine weitere Zweigstelle die Voraussetzungen von min. 15
Neumitgliedern erfüllen konnte.
Veranstaltungen beteiligen. Insbesondere
das Thema Fair Play wird dabei im Vordergrund stehen. Es gilt auch weiterhin Jugendliche und junge Erwachsene die Faszination Olympia erleben zu lassen.
Der Startschuss für eine erneute und
erfolgreiche Mitgliederwerbung ist bereits
am 01. August diesen Jahres wieder gefallen
Auch in der noch jungen Statistik führen
die Hauptstädter. Bis Ende Juli 2009 haben
alle Zweigstellen der Deutschen Olympischen Gesellschaft die gleiche Chance sich
nicht nur eine verdiente Auszeichnung,
sondern auch ein bemerkenswertes Preisgeld für ihre Arbeit vor Ort zu sichern. Das
Präsidium der Deutschen Olympischen
Gesellschaft wünscht daher allen teilnehmenden Zweigstellen und engagierten
Ehrenamtlichen viel Erfolg bei der Mitgliederwerbung für das Jahr 2008/09.
Wilhelm-Garbe-Preis
Olympia bewegt Kids
Startschuss für 2008/09 gefallen
Der Wilhelm-Garbe-Preis hat sich bereits in
der Deutschen Olympischen Gesellschaft
Anlässlich der Olympischen Spiele hat die
Deutsche Olympische Gesellschaft in diesem
Prof. Lorenz Pfeiffer wurde mit der bronzenen Ehrenplakett ausgezeichnet.
Jahr zur Mitmachaktion "Olympia bewegt
Kids" aufgerufen. Kindertageseinrichtungen
wurden aufgefordert, mit olympischer
Begeisterung mehr Bewegung in den
Kindergarten zu bringen und sich mit einem
olympischen Tag an der Aktion zu beteiligen. Folgende Einrichtungen wurden per
Losverfahren unter den eindrucksvollen
Einsendungen als Gewinner ermittelt und
erhielten jeweils 200 Euro:
z
z
z
Kindergarten Sonnenschein und Regenbogen in Obernburg
Kindertagesstätte GROSS+klein in
Hünstetten
Ev. Kirchengemeindeverband Offenbach
Bis zum Einsendeschluss erhielt die Deutsche Olympische Gesellschaft viele Zusendungen, die den Spaß an der Mitmachaktion dokumentierten. Die Kinder lernten
spielerisch Olympische Werte wie Fairness,
Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Völkerverständigung kennen. In einigen Einrichtungen beteiligten sich ebenfalls die
Eltern aktiv an dem olympischen Tag.
Mit einem "Sportlerfrühstück" oder einem
"Athletenbuffet" wurde in einigen Einrichtungen der olympische Tag feierlich eingeläutet. Ein Einmarsch mit der "Olympischen
Fackel" und Gesang unterstrich die Bedeutung dieses sportlichen Highlights. Egal, ob
als Mannschaft oder Einzelakteur, allen
Kindern war die Begeisterung beim sportlichen Wettkampf anzusehen. Zu den Wettbewerben zählten viele unterschiedliche
Aktivitäten wie Zielwerfen in die "Olympische Ringe", Schubkarrenrennen, Tannenzapfenweitwurf und Hindernislauf.
Zum Abschluss gab es eine Siegerehrung
oder auch die Übergabe von Urkunden und
Pokalen.
Die persönliche Übergabe der Siegprämie
übernahm der Vorsitzende der Zweigstelle
Frankfurt, Karl Eyerkaufer. Begeistert nahmen die Kindergartenkinder, gekleidet in
den olympischen Farben, der Einrichtung
des ev. Kirchengemeindeverbandes Offenbach den Riesencheck und die Urkunde in
Empfang.
Wir gratulieren den Siegern herzlich und
bedanken uns für die zahlreichen bunten
Dokumentationen.
Georg von Opel-Preis
Im Rahmen des Verbandstages des Deutschen Verbands für Modernen Fünfkampf
überreichte der Vorsitzende der Zweigstelle
Pfalz und Sohn Georgs von Opel, Carlo von
Opel, den Georg-von-Opel Wanderpreis für
die erfolgreichsten Aktiven der Saison. Wie
bereits im vergangenen Jahr wurde diese
Ehre der Olympiasiegerin Lena Schöneborn
(Bonn) zuteil. Außerdem erhielt Steffen
Gebhardt (Darmstadt) den mit 5.000 Euro
dotierten Wanderpreis. Als erfolgreichste
Nachwuchssportler wurden mit Janine
Kohlmann (Neuss) und Annika Schleu
(Berlin) zwei A-Jugendliche ausgezeichnet.
Außerdem wurden die Länderkampfnadeln
des DVMF an international erfolgreiche
Athleten vergeben. Geehrt wurde zudem das
erfolgreiche Top Team des DVMF Lena
Schöneborn, Eva Trautmann, Janine Kohlmann, Steffen Gebhardt, Eric Walther und
Sebastian Dietz für die außerordentlichen
Erfolge, die in der Saison 2007 und 2008
erzielt werden konnten. Ein weiterer Höhepunkt der Ehrungen war die Verleihung der
"UIPM - Pierre de Coubertin Medaille" an
Lena Schöneborn. Die Verleihung nahm Herr
Dr. Klaus Schormann vor, der auch Präsident
des Weltverbands der Modernen Fünfkämpfer (UIPM) ist.
Gedenken an
Ehrenmitglieder
Dieser vorbildliche Repräsentant des Sports
ist am 15. September 2008 seiner schweren
Krankheit erlegen.
Von 1985 bis 2004 war er Vorsitzender der
DOG Kreisgruppe Reutlingen, von 1987 bis
2007 Vorsitzender des Landesverbandes
Baden-Württemberg und von 1988 bis 1994
Mitglied des Präsidiums der Deutschen
Olympischen Gesellschaft. Sein überaus
beeindruckendes Engagement für die Ziele
der Deutschen Olympischen Gesellschaft auf
Kreis- und Landesebene trug ihm den
Ehrenvorsitz der Kreisgruppe Reutlingen
und des Landesverbandes Baden-Württemberg ein. Gleichzeitig war er langjähriger
Vorsitzender des Sportkreises Reutlingen
und ebenso Mitglied im Präsidium des
Württembergischen Landessportbundes.
Dafür wurde er zum Ehrenmitglied und
Ehrenvorsitzenden ernannt und erhielt 2004
den Ehrenring des Württembergischen
Landessportbundes.
1935 in Weingarten geboren, verbrachte er
jedoch den größten Teil seines Lebens in
Pfullingen/Württemberg. Beinahe 20 Jahre
lang leitete er hier das städtische Gymnasium. Neben seiner 34-jährigen Tätigkeit im
Stadtrat war er 28 Jahre stellvertretender
Bürgermeister der Stadt Pfullingen und viele
Jahre Mitglied des Kreistages und Landtagsabgeordneter.
In unnachahmlicher Weise verknüpfte Theo
Götz seine verschiedenen Arbeitsbereiche
und trat selbstlos, unaufhörlich und erfolgreich für die Belange des Sports und insbesondere die Verbreitung der Olympischen
Werte ein. Unermüdlich kämpfte er für
Toleranz und Solidarität im Sport und die
gesellschaftspolitische Aufwertung des
ehrenamtlichen Engagements in den Sportvereinen. Viele sportliche Veranstaltungen
und Aktivitäten sind auf seine Initiative hin
entstanden oder wurden durch ihn maßgeblich mitgestaltet.
Wir werden Theo Götz sehr vermissen und
als außergewöhnlich guten Freund und
großartigen Förderer in dankbarer Erinnerung behalten. Seiner Ehefrau und seinen
beiden Töchtern gehört unser aufrichtiges
Mitgefühl.
Theo Götz
Max Depke
Die Deutsche Olympische Gesellschaft
trauert zusammen mit dem Landesverband
Baden-Württemberg und der Kreisgruppe
Reutlingen um ihr Ehrenmitglied Theo Götz.
Ebenfalls große Trauer löste der Tod von
Max Depke aus, der am 26. September 2008
im Alter von 87 Jahren verstorben ist.
63
Bereits im Alter von 33 Jahren übernahm er
im Jahr 1954 die Position des 1. Vorsitzenden beim Lübecker Judo-Club e.V. 15 Jahre
lang bis 1969 und von 1979 bis 1990 leitete
Max Depke die Geschicke des Vereins. Von
1960 bis 1970 war Max Depke auch Präsident des Deutschen Judo-Bundes.
Von 1963 bis 1973 war er Mitglied des
Nationalen Olympischen Komitees von
Deutschland (NOK) und nahm als Mannschaftsführer mit der deutschen Mannschaft an den Olympischen Spielen 1964 in
Tokio teil. Von 1969 bis 1973 gehörte Max
Depke dem Präsidium des NOK an.
Seit 1965 war er Mitglied in der Deutschen
Olympischen Gesellschaft. Als Vertreter des
NOK war er Mitglied des Präsidiums und ca.
30 Jahre Revisor der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Hier fungierte er 12
Jahre lang als Sprecher. Von 1967 bis 1987
war Max Depke darüber hinaus auch Vorsitzender des Turn- und Sportbundes der
Hansestadt Lübeck, dem Kreissportverband.
Neben seinem Vorsitz beim TSB Lübeck
übernahm er im Jahr 1977 für 16 Jahre den
2. Vorsitz der Stadtgruppe Lübeck.
Sein Engagement wurde in zahlreichen
Ehrungen anerkannt. So wurde ihm 1974
durch den Senat der Hansestadt Lübeck die
Senatsplakette verliehen. Im April 1988
erhielt er für sein fortlaufendes Engagement für die Jugend und für die Schwachen
in unserer Gesellschaft aus der Hand des
damaligen Bundespräsidenten Dr. Richard
von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz
der 1. Klasse.
Nach einer schweren Krankheit hatte Max
Depke 2002 im Alter von 81 Jahren Abstand
von sämtlichen Ehrenämtern genommen,
um den Lebensabend gemeinsam mit seiner
Frau Christel in Lübeck-Wulfsdorf zu genießen. Nicht nur Lübecks Sport verliert einen
großen Freund und Förderer. Wir werden ihn
sehr vermissen und seiner in Ehren gedenken.
Neue Homepage
In neuer Präsenz erscheinen seit Anfang
November die Internetseiten der Deutschen
Olympischen Gesellschaft
www.DOG-bewegt.de und des Projektes
"Kinder bewegen" www.Kinder-bewegen.de.
Neben einer besseren Übersicht wurden
64
auch die Mitgliederseiten und aktuelle
Themen angepasst. Interessenten haben
fortan die Möglichkeit Auszüge aus der
Zeitschrift "Olympisches Feuer" zu lesen.
Geschehnisse aus den Zweigstellen sowie
der aktuelle Stand zur "Bewegungspatenschaft" ist ebenso auf der Homepage zu
finden wie die Möglichkeit zur Onlinespende. Zukünftig wird auch ein Blog angeboten, ein offenes Medium, wo sich Freunde
der Olympischen Idee zu Themen rund um
die Deutsche Olympische Gesellschaft
austauschen können.
Baden-Baden/Mittelbaden
Offizieller Empfang für badische Paralympics-Teilnehmer
Ein besonderes Wiedersehen bereitete die
Stadt Baden-Baden den zurückgekehrten
Paralympics-Teilnehmer am 28.09.2008 im
Rahmen der Stadtmeisterschaften Turnen
des Sportausschusses Baden-Baden. Vor der
Kulisse der anwesenden Turnerinnen und
Turner, laut Präsident Harald Denecken den
"zukünftigen Olympiateilnehmer", begrüßte
die Stadt Baden-Baden durch Bürgermeister Kurt Liebenstein, die Zweigstelle BadenBaden/Mittelbaden zusammen mit dem
Badischen Behindertensportverband die
Athleten unter großem Applaus.
Leistungen auszuzeichnen verstanden. "Ich
mache weiter im Sport" zitierte der DOGPräsident die bemerkenswerte Einstellung
der Gewürdigten zum Leistungssport. Die
Paralympics-Teilnehmer Sabine Brogle
(Schießen), Norbert Koch (Hand-Biking)
und Dirk Wieschendorf (Rugby) waren sehr
erfreut über den herzlichen Empfang in
Baden-Baden. Im Foyer der Eberbachhalle
Haueneberstein wurde durch den ausrichtenden Turnverein Haueneberstein nach
der offiziellen Begrüßung ein Stehempfang
mit Häppchen und Getränken durchgeführt, bei dem die Athleten den anwesenden Mitglieder der Zweigstelle BadenBaden/Mittelbaden, der Presse und den
Gästen der Stadtmeisterschaften viel
Interessantes aus Peking berichten konnten. Rundum eine gelungene Veranstaltung.
Armin Zeitvogel
Berlin
9. Round-Table-Talk mit
Britta Steffen
Britta Steffen, Olympiasiegerin über 50m
und 100m Freistil in Peking, war am 29.
Oktober 2008 der 9.Talk-Gast der Veranstaltungsreihe "Olympia hautnah" in Berlin.
Traditionell trafen sich die rund 40 Mitglieder und Freunde des Landesverbandes
Berlin im Eugen-Gutmann-Haus der
Dresdner Bank am Pariser Platz statt. Bei
dem zweistündigen exklusiven RoundTable-Talk hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit ihren Fragen direkt an die
Vor seiner Würdigung der ParalympicsTeilnehmer aus der Region stellte Denecken mit Günter Pfullendörfer den Präsidenten des Badischen Behinderten- und
Rehabilitationssportverbandes, den mittelbadischen Repräsentanten der
Zweigstelle Armin
Zeitvogel sowie mit
besonderer Freude
dessen Stellvertreter, den ehemaligen
Weltklasse-Handballer, Arnulf Meffle
vor. "Es kann jeden
von uns jederzeit
und urplötzlich
treffen", sagte
Denecken in Überleitung zu den drei
anwesenden Behindertensportlern, die
9. Round-Table-Talk "Olympia hautnah" des Landesverbandes Berlin
sich in Peking mit
mit der doppelten Olympiasiegerin Britta Steffen
hervorragenden
Olympiasiegerin sowie ihre Begleiterinnen
Regine Eichhorn (Managerin) und Dr.
Friederike Janofske (Mentaltrainerin) zu
wenden. Nach einer kurzen Begrüßung
durch Hans-Jürgen Bartsch, Präsident des
Landesverbandes startete Ulrike UfertHoffmann, Präsidiumsmitglied und Initiatorin der Reihe, wie immer charmant die
Fragerunde. Das Rezept, den Round-Table Talk ohne Presse - sozusagen "off the
record" - durchzuführen, ging auch dieses
Mal auf. Gut gelaunt und höchst eloquent
beantwortete der Schwimmstar in einer
spannenden und thematisch weit gefächerten Diskussion sehr offen die vielen Fragen
der Moderatorin und des Publikums. Diese
reichten zunächst vom Weg zum "Doppelgold" über die Bedeutung mentaler Stärken
im Schwimmsport bis hin zu aktuellen
Entwicklungen innerhalb des Deutschen
Schwimm-Verbandes. Dr. Friederike Janofs-
Cottbus
Eintrag in das Goldene Buch
Die Athleten der 29. Olympischen Spiele
und 13. Paralympics haben sich am 04.November 2008 in das Goldene Buch der Stadt
Cottbus eingetragen. 12 Sportlerinnen und
Sportler sowie fünf Trainer hinterließen
bleibende Erinnerungen in dem würdigen
Buch. Darüber hinaus konnten nach einer
positiven Bilanz drei Medaillen der erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler in den
"Weg des Ruhmes" vor dem Cottbuser
Rathaus eingebracht werden.
Die Veranstaltung wurde von der Stadt
Cottbus, der Stadtgruppe Cottbus und der
Sparkasse Spree-Neiße gemeinsam vorbereitet und in Anwesenheit von ca. 100
Personen des öffentlichen Lebens, insbesondere aus dem Sportbereich, durchgeführt.
Günter Jentsch
Frankfurt/Rhein-Main
Großes Interesse bei
HAFA life 2008
ke ergänzte mit ihrer Expertise als Psychologin die Runde. In diesem Zusammenhang
erhielten die Gäste Einblick in die Strukturen des Deutschen Schwimm-Verbands
(DSV) sowie zur Verbindung von Britta
Steffen zu Trainer Norbert Warnatzsch und
DSV-Sportdirektor Örjan Madsen. Darüber
hinaus gab sie den Gästen aus Wirtschaft,
Politik und Sport - unter ihnen auch die
Nachwuchsruderer Hagen Rothe und
Hendrik Bohnekamp (Junioren-Weltmeister
im Doppelzweier bzw. Doppelvierer) und
LSB-Vize Dr. Dietrich Gerber - Einblicke in
ihr Engagement in der Kinder- und Jugendförderung ihres Sponsors debitel (Programm "Lichtpunkte" in Kooperation mit
der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung).
Die Begeisterung der Gäste über die sehr
gelungene Veranstaltung war auch beim
anschließenden Buffet noch deutlich zu
spüren. Mit Spannung wird nun der 10.
Round-Table-Talk "Olympia hautnah" in
2009 erwartet. Der Talk-Gast ist noch
geheim!
Martin Holzweg
Die HAFA life ist eine der größten Verbrauchs- und Konsumgütermessen in
Deutschland, die mit einem abwechslungsreichen Programm zahlreiche Besucher
jeden Alters in die Messehallen Wiesbadens
lockt. Die Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft und Zweigstelle Frankfurt Rhein/Main nutzten die
Möglichkeit sich neben 250 weiteren
Teilnehmern auf der HAFA life in Wiesbaden
zu präsentieren. Am ersten Samstag der 9tägigen Verbraucherausstellung stellten die
Zweigstelle und die Bundes-DOG, in freundlicher Zusammenarbeit mit dem MainTaunus-Kreis, sich und ihre Aktivitäten an
einem Messestand vor.
Insbesondere das Projekt "Kinder bewegen"
und die darauf aufbauende Spendenaktion
"Bewegungspatenschaft" erweckten die
Aufmerksamkeit der Besucher. Es gelang
eine Vielzahl von neuen Kontakten zu
knüpfen. Erfreulich waren außerdem die
positiven Gespräche über die vergangenen
Olympischen Spiele in Peking. Hierbei wurde
vor allem den Interessierten die Olympische
Idee vermittelt. Während des gesamten
Tages fanden auch die vielfältigen Broschüren ihre neugierigen Abnehmer. Daneben
wurden einige Erfahrungen zum weiteren
Engagement der Deutschen Olympischen
Gesellschaft mit den Besuchern ausgetauscht, wobei so manche Anregung gewonnen werden konnte. Die Zweigstelle Frank-
Bundesgeschäftsstellenmitarbeiter Christian
Eiselstein und Martin G. Woitschell von der
Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main informierten
interessierte Gäste über die Deutsche Olympische Gesellschaft während der HAFA life.
furt/Rhein-Main und die Bundesgeschäftsstelle freuen sich über das positive Feedback
der vorgestellten Ziele und den regen
Austausch an Informationen.
Christoph Spieß
Hamburg
Die Olympischen Spiele aus
verschiedenen Blickwinkeln
Mit großen Augen und voller Ehrfurcht
kreiste eine echte Olympische Goldmedaille
von den Sommerspielen durch die Versammlung. Der Hamburger Vorstand der
Deutschen Olympischen Gesellschaft hatte
zu einem Erfahrungsaustausch über die
Spiele in Peking geladen. Zahlreiche Mitglieder folgten der Einladung am 29. September
in die Hamburger Handelskammer und
lauschten unter anderem Olympiasieger und
Hockey-Nationalspieler Carlos Nevado, wie
er über seine Erfahrungen aus dem Reich
der aufgehenden Sonne berichtete.
Die Gäste erfuhren von den einmaligen
Erlebnissen der Hockeyspieler, wie sie in der
65
Mensa des Olympischen Dorfes neben den
Athleten der Welt ihre Speisen einnehmen
konnten. Wie selbst Roger Federer von den
anderen Sportlern nach dem Essen umlagert
wurde und dann noch über zwei Stunden
Autogramme schreiben musste und wie er
danach dann nie wieder gesehen wurde.
Wie Dirk Nowitzki mit seinem Team mit
einem großen "Hallo" zu seinen Spielen aus
dem Dorf verabschiedet wurde. Aber auch,
wie es sich anfühlt, als Athlet den größten
Moment seiner sportlichen Karriere zu
empfinden, wenn endlich das Ziel seiner
Träume erreicht ist - die olympische Goldmedaille.
DOG-Mitglied Rainer Thumann, der als Fan
und Zuschauer mit der Zweigstelle Südniedersachsen nach Peking gereist war, berichtete, dass nicht immer alles Friede, Freude
war. Er erzählte über den mühsamen Kampf
durch die Sicherheitskontrollen in die
Stadien, um rechtzeitig seinen Platz in der
Wettkampfstätte einnehmen zu können.
Dennoch war auch hier die Gesamtveranstaltung das große Erlebnis, welches für
immer unvergessen sein wird.
Hier knüpfte auch Vorstandsmitglied Michael Green, seines Zeichen selbst OlympiaTeilnehmer und in Peking für den WeltHockeyverband als Betreuer der Sponsoren
tätig, nahtlos an. "Die Olympischen Spiele in
Peking waren einfach ein Erlebnis der
besonderen Art!" Auch Hamburgs Vorstandsvorsitzender Thomas Metelmann, der
in Peking als Fotograf und Journalist akkreditiert war, wusste von ganz besonderen
Olympischen Spielen zu berichten. Was in
dem Resümee endete, dass "Peking für die
Spiele neue Standards gesetzt hat!"
Nach über zweieinhalb Stunden interessanter Informationen und Diskussionen machten sich die Teilnehmer erst nach mehrfachen Aufforderungen auf den Weg nach
Hause. Eine durchaus runde und goldige
Olympia Nachlese in Hamburg.
Sportszene. Thomas Metelmann, Vorsitzender des Landesverbands, lobte bei der
Überreichung des Siegels besonders die
vereinsübergreifende Strukturen, die sich in
der Hamburger Metropolregion gefunden
haben. "Hier finden wir auch schon in der
Organisation die Umsetzungen der Olympischen Idee. Und so ganz nebenbei werden
die Kinder mit dem für unsere Gesellschaft
immer wichtiger werdenden Elementen
Integration, Toleranz, Leistungsbereitschaft, Fairness,
Teamgeist und
natürlich auch
Fitness gefördert."
66
Die Bezirksgruppe und die Sparkasse
Paderborn fördern, mit Unterstützung des
Sport- und Jugendamtes der Stadt Paderborn, im Rahmen des Projektes "Kinder
bewegen" Bewegung in sechs Kindertageseinrichtungen im Geschäftsgebiet der
Im Jahr 2008 erhielt
die Auszeichnung
TopSportVereine
Metropolregion
Hamburg e.V. mit
ihrer Kinder Olympiade. Insgesamt
haben sich 23
Hamburger Großsportvereine vor drei
Jahren zusammengeschlossen und
Martina Humpert, Claudia Winkelhoch (beide Tageseinrichtung
veranstalten seitSchwalbennest), Marius Nolte (Seniorpate), Petra Erger (Leiterin
dem gemeinsam in
Jugendamt Paderborn), Olaf Saage (Sparkasse Paderborn), Dr. Norbert
der Region die
Börste (Bezirksgruppe Hochstift Paderborn), Anna Ilchenko und
Kinder Olympiade.
Robert Klann (Nachwuchspaten), Dirk Happe (Sportamt Paderborn)
Diese wunderbare
Veranstaltung mit
ihren über 8.000
Sparkasse Paderborn. Dies sind neben der
Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter
Städtischen Tageseinrichtung Schwalbenvon fünf bis zehn Jahren wird in den
nest die Einrichtungen in Dahl, Römerstrajeweiligen Vereinen ausgetragen und findet
ße Elsen und Domental Büren, die Städt.
ihren Höhepunkt in einem Finale der Besten
Kindergärten in Giershagen und Lichtenau.
in der Hamburger Leichtathletikhalle. Im
Das Projekt, welches über drei Jahre läuft,
Rahmen dieses Finales überreicht der
wird durch die Sparkasse Paderborn mit
Landesverband das "DOG Hamburg Siegel
insgesamt 75.000 Euro finanziell gefördert.
2008-2010".
Thomas Metelmann Mit Hilfe der zur Verfügung gestellten
Gelder sollen die Erzieherinnen in Schulungen weitergebildet und die Einrichtungen z.
B. durch den Erwerb von Turn- und SportHochstift Paderborn
geräten auf den neusten Stand gebracht
werden.
Siegel 2008-2010 verliehen Freude an Bewegung schon
im Kindergartenalter
Seit 2006 verleiht der Landesverband
Hamburg in den Olympischen Jahren für die
Zeit einer Olympiade das "DOG Hamburg
Siegel". Mit diesem Siegel zeichnet der
Landesverband besondere Veranstaltungen,
Vereine oder Initiativen aus. Seit der Einführung erfreut sich dieses Siegel einer immer
größeren Beliebtheit in der Hamburger
Hochstift Paderborn sowie des Jugend- und
Sportamtes Paderborn die Kindertageseinrichtung.
Ein Lied zur Begrüßung und ein Bewegungslied zum Mitmachen, das hatten die
Kinder der Städtischen Tageseinrichtung
Schwalbennest für ihre Gäste eingeübt. Am
Mittwochvormittag besuchten Vertreter der
Sparkasse Paderborn, der Bezirksgruppe
Mit der Unterstützung von erfolgreichen
Sportlern und Nachwuchssportlern als
Bewegungspaten soll den Kindern altersgemäß und spielerisch die Freude an Bewegung, Tanz und am Sport näher gebracht
werden. In der Städtischen Tageseinrichtung Schwalbennest übernehmen diese
Aufgabe der Basketballspieler Marius Nolte
von den Paderborn Baskets und das Nach-
wuchstanzpaar Robert Klann und Anna
Ilchenko vom TSC Blau Weiß im TV 1875
Paderborn e.V.
Einheitliche rote T-Shirts und ein Hinweisschild im Eingangsbereich, gesponsert von
der Sparkasse Paderborn, weisen die Kindertagesstätte Schwalbennest und die Kinder
schon von weitem gut sichtbar als "Kinder
bewegen" - Kindergarten aus.
Olaf Saage
Riders Tour 2008
Teilnehmer aus 13 Nationen hatten sich für
die "EON-Westfalen-Weser Challenge 2008"
auf dem traditionsreichen Paderborner
Schützenplatz - Kenner der Szene bezeichnen ihn als einen der schönsten Turnierplätze Deutschlands - gemeldet. In 24 Wettbewerben kämpften die Reiterinnen und
Reiter um ein Gesamtpreisgeld von 258.000
Euro.
In der VIP-Lounge des "Vier Sterne Events"
war auch die Bezirksgruppe Hochstift
Paderborn mit ihrem Info-Stand vertreten.
Die Vorstandsmitglieder konnten an den vier
Veranstaltungstagen viele Mitglieder und
Persönlichkeiten aus Sport, Politik und
Wirtschaft begrüßen und im "Small Talk"
neue Kontakte knüpfen.
Da das Paderborner Turnier zeitgleich mit
der "Global Champions Tour" in Arezzo in
der Toskana stattfand, wurden drei der TopReiter, Meredith Michaels-Beerbaum,
Marcus Ehning und der Engländer Michael
Whitaker noch am Samstag über den
örtlichen Airport eingeflogen, um am
Sonntag beim Großen Preis zu starten. Die
überaus sympathische und stets gut gelaunte Weltranglisten-Erste Meredith
Michaels-Beerbaum konnte mit einem
tollen Erfolg aufwarten, sie hatte das
Turnier in Arezzo tags zuvor auf "Shutterfly" gewonnen! Auch in Paderborn erreichte
sie das Stechen ohne Fehlerpunkte. Für
einen 1. Platz reichte es diesmal für die
dreimalige Riders Tour-Siegerin und mehrfache Deutsche- und Europameisterin und
4. bei den Olympischen Spielen in Paderborn mit ihrem Pferd "Checkmate" leider
nicht, was aber der Stimmung keinen
Abbruch tat.
Daniela Kortebusch
Karlsruhe
Gedenken an Carl Kaufmann
Am 01. September 2008 verstarb in Karlsruhe der 72-jährige Carl "Charly" Kaufmann.
27 Jahre lang war er Mitglieder der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Zweigstelle
Karlsruhe.
Der in New York City geborene deutsche
Leichtathletik und mehrfacher Deutscher
Meister war Spezialist über die 400-Meter
Strecke. Im Jahr 1960 gewann er im Alter
von 24 Jahren zwei Silbermedaillen bei den
Olympischen Spielen in Rom. Bei der
4x400m Staffel erzielte er am 6. September
1960 im Endlauf über 400m zeitgleich mit
Olympiasieger Otis Davis (USA) die Weltrekordzeit von 44,9 Sekunden (handgestoppt). Beide waren mit diesem Lauf die
ersten Athleten, die diese Distanz unter 45
Sekunden gelaufen sind. Berühmt wurde
Kaufmann dabei für seinen Zielsprung, mit
dem es ihm fast noch gelang, gegen den
lange führenden Davis zu gewinnen. Für
seine sportlichen Leistungen wurde er
1960 mit dem silbernen Lorbeerblatt
ausgezeichnet.
Nach seinem Erfolg bei den Spielen 1960
trat Familie und beruflicher Werdegang
mehr in den Vordergrund. Bereits 1964 war
Kaufmann Vater dreier Söhne. Durch sein
Sportstudium an der TH-Karlsruhe Sport
und gleichzeitigem Studium des Gesangs
an der Musikakademie, wo er auch die
Abschlussprüfung als Lyrischer Tenor
absolvierte, drängte sich der Sport zwangsläufig in den Hintergrund. Nach einer
kurzen Episode auf
den "Brettern, die
die Welt bedeuten",
ging Carl Kaufmann
im Jahr 1969 in den
Schuldienst. Dort
unterrichtete der
Fachlehrer vor allem
Sport. Zuvor gründete er im Jahr
1967 in Karlsruhe
den Sport- und
Schwimmclub
Karlsruhe, der heute
mehr als 5000
Mitglieder hat.
Die Leidenschaft zur
Leichtathletik wurde
weiterhin aufrecht erhalten. Insbesondere
seine Tochter Larissa aus zweiter Ehe stieg
in die Fußstapfen ihres Vaters. Als Sprinttalent bei der Leichtathletik-Gemeinschaft
Karlsruhe wurde sie bereits mehrmals
Badische Meisterin.
Kiel
Fuhrpark rollt
Die Kindertagesstätte Hansastraße 29 war
von 2003 bis 2006 Modellkindergarten der
Zweigstelle Kiel im Rahmen des Projektes
"Kinder bewegen". Schon während dieser
Zeit hatten sich Lehrgangsteilnehmer der
Berufsbildungsstätte Kiel um den Fuhrpark
der Kindertagesstätte gekümmert. Die
"Startbahn"-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer können sich in der Berufsbildungsstätte
Kiel beruflich orientieren. Bewerbungstraining und praktisches Arbeiten stehen dabei
genauso auf dem Programm wie Förderunterricht und Praktika. Das Job-Center der
Berufsbildungsstätte legt großen Wert auf
die Kooperation mit der Kindertagesstätte
und forciert die Maßnahme. Gabriele Rau,
stellvertretende Leiterin, betont, dass
sinnvolle Aufgaben, die eine Wertschätzung
finden, für die Jugendlichen eine große
Motivation darstellen. Daher kümmern sich
Lehrgangsteilnehmer/innen auch nach
Projektende weiterhin um den Fuhrpark der
Einrichtung.
Am 12.11.2008 war es wieder einmal soweit:
die überarbeiteten Roller, Dreiräder etc.
wurden unter Beteiligung der Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz an die
Funktionstüchtiger Fuhrpark lässt die Kinder der Kindertagesstätte
Hansastraße 29 strahlen.
67
Kindertagesstätte übergeben. Der Dank
gebührte den Jugendlichen, die durch die
neu aufbereiteten Roller und Dreiräder die
Kinderaugen regelrecht zum Leuchten
gebracht haben. "Ihr könnt stolz auf euch
sein, dass ihr der Kindertageseinrichtung so
geholfen habt", sagte die Oberbürgermeisterin.
Ludwigsburg
Zweigstelle Ludwigsburg
bewegt Kinder
Die Drei- bis Sechsjährigen vom MTV
Sportkindergarten in Ludwigsburg hatten
ebenso Grund zur Freude wie Kindergartenleiterin Sibylle Grimmeisen und Erzieherin
Mainz
"Kinder bewegen" auf
neuer Kooperationslinie
In der Zweigstelle Mainz-Rheinhessen hat
sich in den vergangenen Wochen einiges
bewegt. Basierend auf einer Anregung des
Vizepräsidenten Joachim Ebener kam es zu
einem Gespräch des Vorstandes der Zweigstelle mit dem Vorstandsvorsitzenden der
Sparkasse Mainz Hans-Günter Mann.
Dieser zeigte sich von der Präsentation der
bisherigen Aktivitäten der Deutschen
Olympischen Gesellschaft zur Bewegungsförderung in Kindergärten sehr beeindruckt. Die allgemeine Haltung der Deutschen Sparkassenorganisation zur Sportförderung, sowie die spezifische Einstel-
Sibylle Grimmeisen (hinten links), Diane Schaufelberger (hinten
rechts) und DOG-Geschäftsführer Matthias Schenkel inmitten der
MTV-Kinder.
Diane Schaufelberger: Sie erhielten eine
Spende in Höhe von 250 Euro von der
Zweigstelle Ludwigsburg. Von dem Geld
konnte ein sogenannter Schlauchreifen
angeschafft werden, der den kindlichen
Bewegungsdrang mit einfachen Mitteln
fördert und die koordinativen Fähigkeiten
der Kinder unterstützt. "Bewegungsvielfalt
im Vorschulalter ist ein grundlegender
Bestandteil frühkindlicher Erziehung.
Darum haben wir hier besonders gerne
geholfen", sagte Matthias Schenkel, Geschäftsführer der Deutschen Olympischen
Gesellschaft in Ludwigsburg bei der Scheckübergabe.
Gustav-Herbert Binder
68
Der Vorstand der Zweigstelle wird seinerseits den umfangreichen Erfahrungsschatz
aus der Betreuung des ersten Modellkindergartens im Rahmen des "Kinder-bewegen"-Projektes in die neuen Förderungsprojekte einbringen.
Bernd G. Zeising
Miltenberg
Beiratssitzung mit
Rekordbeteiligung
Zur jährlichen Beiratssitzung der DOGZweigstelle Miltenberg freute sich die
Vorsitzende Rosi Dauphin am 14. Oktober
41 Personen im Rudolf-Harbig-Saal der
Elsenfelder Sparkassenarena begrüßen zu
Vorsitzende Rosi Dauphin (links) mit der weibl. B-Jugend der JSG
Untermain, Erzieherin Irmgard Berninger (vorne links) und Maria
Droste (vorne rechts).
lung der Sparkasse Mainz und seines
Vorstandes zur regionalen Sportförderung,
insbesondere auch für Kinder und Jugendliche, waren ein hervorragender Nährboden
für die Kooperationsgespräche. Der Vorstand der Zweigstelle Mainz-Rheinhessen
konnte Hans-Günter Mann und sein
Institut dafür gewinnen, zwei neue Modellkindergärten in und um Mainz zu
fördern und mit einer erfreulichen Summe
zu unterstützen.
Neben der materiellen Unterstützung wird
die Sparkasse auch dafür werben, und sich
in persönlichen Aktionen des Sparkassenvorstandes darum bemühen, Paten für die
auserwählten Kindergärten zu gewinnen.
können; eine Rekordbeteiligung. Bevor die
Tagesordnung in Angriff genommen wurde,
stellte die Vorsitzende rückblickende Gedanken auf die Olympischen Sommerspiele
sowie die Paralympics in Peking an.
In ihrem Rechenschaftsbericht freute sich
die Vorsitzende über bislang 44, durch
Sponsoren ermöglichte und an Kindergärten
vergebene, Sport-Spiel-Kisten im Rahmen
des Projektes "Kinder bewegen". Im Jahr
2008 bestehen noch Sponsorenoptionen auf
zwei weitere Spielkisten. Die Modellkindertagesstätte "Tabaluga" in KlingenbergTrennfurt konnte in diesem Jahr Fahrräder
für Kinder anschaffen. Eine neue DOGBroschüre für den regionalen Bereich wurde
erstellt, an der sich Hermann Faust (Miltenberg) mit 100 Euro beteiligte. Das mit dem
Schulamt Miltenberg im Januar 2008
durchgeführte DOG-Seminar hatte 40
Teilnehmer, die von Referenten der Universität Karlsruhe unterwiesen wurden, wie
schon 2007. Aufgrund der bisher durchweg
positiven Resonanz ist für den 7. März 2009
ein weiteres Seminar im Zusammenwirken
mit dem Schulamt geplant, diesmal unter
der Leitung der "Arbeitsgemeinschaft
Bewegungs- und Haltungsförderung Wiesbaden". Im Rahmen der aktuellen Informationen erwähnte die Vorsitzende den gebührenden Empfang in Niedernberg für die
beiden Teilnehmer der Paralympics in
Peking, Maria Droste und Andreas Kress. Ein
"Dankeschön-Postkarte" mit der Unterschrift
aller Teilnehmer am Olympischen Jugendlager in Peking ging an Hermann Faust als
Mitsponsor dieses Jugendlagers.
In Sulzbach fanden kürzlich im Abstand von
nur drei Wochen zwei Empfänge für den
neuen Deutschen Meister sowie Weltmeister
im Kunstradfahren der Männer, David
Schnabel, mit jeweils einer Abordnung der
Zweigstelle Miltenberg statt. Dem Spitzensportler gelang in diesem Jahr
ein äußerst seltenes "ErfolgsTrio": Im Einer-Kunstradfahren
der Männer eroberte er sich die
Krone sowohl des Deutschen
(am 4. Oktober in Ludwigshafen)
wie auch des Weltmeisters (am
26. Oktober in Dornbirn/Österreich) zurück! Außerdem stellte
er am 6. September in Duisburg
mit 196,95 ausgefahrenen
Punkten einen neuen Weltrekord auf. Schnabel ist seit mehr
als zwei Jahren bereits "DOGSportpate" der Modellkindertagesstätte
"Tabaluga" in Klingenberg-Trennfurt.
Für 50 Jahre DOG-Mitgliedschaft wurden mit
Urkunde, Nadel und Blumengruß die Vereine
TV Mömlingen, TV Kleinwallstadt, TV Wörth
und RC Aschaffenburg, für 40 Jahre Mitgliedschaft Horst Heuß (Turngau MainSpessart) und 50 Jahre DOG-Treue der RC
Miltenberg, Ludwig Büttner) geehrt. Mit der
kleinen Fair Play Plakette wurde die weibliche
Handball-B-Jugend der Jugend-SpielGemeinschaft (JSG) Untermain ausgezeichnet. In der von Rosi Dauphin verlesenen
Laudatio hieß es unter anderem, dass dieses
Team sich aus freien Stücken bereit erklärte,
ein Punktspiel, das wegen einer Terminabsage der Gäste (HSG Bad Wildungen) vom
Handballverband "am grünen Tisch" bereits
zu Gunsten der JSG gewertet war, nochmals
zu wiederholen und damit die sportliche
Chancengleichheit zu wahren. Ein hoher Sieg
war der Lohn für die gezeigte Fairness der
Mädchen. Aus dem Wettbewerb "Olympia
bewegt Kids" für Kindergärten ging der
Kindergarten "Sonnenschein & Regenbogen"
aus Obernburg als Preisträger hervor. Erzieherin Irmgard Berninger konnte Urkunde,
Seile und 200 Euro Prämie in Empfang
nehmen. Die höchste Auszeichnung, welche
die Deutsche Olympische Gesellschaft zu
vergeben hat - "DOG-Leistungsplakette in
Silber" - erhielt Maria Droste aus Niedernberg
für ihre fünffache Teilnahme an den Paralympics beim Bogenschießen.
Helmut Gesierich
Oberschwaben
Am 15. November 2008 fand in Krauchenwies im Landkreis Sigmaringen die Siegerehrung für die Gewinner der Wahl zum
Sportler des Jahres statt. Die Wahl wurde
erstmalig im Landkreis durchgeführt. Der
Jahr fand diese Feier unter Beteiligung der
Kreisgruppe Odenwaldkreis statt. Es wurden
Teilnehmer aus den Bereichen Tischtennis,
Stepptanz, Bogenschießen, Schießsport,
Baseball und Karate geehrt.
Zum Sportler des Jahres wurde Horst Bitsch
(Sparte Tischtennis) gekürt. Er erhielt die
goldene Nadel der Deutschen Olympischen
Gesellschaft sowie eine Medaille und eine
Urkunde, überreicht durch Vorstandsmitglied Georg Hofferberth und dem Ehrenvorsitzenden Hubert Hey. In seiner Gratulationsansprache hob Georg Hofferberth die
herausragenden Leistungen aller Sportler,
insbesondere die von Horst Bitsch hervor. Er
sei einer derjenigen, der den olympischen
Gedanken nicht nur selbst lebt, sondern
diesen auch erfolgreich an die Jugend
weiter gibt. Beweis sei zum Beispiel Timo
Boll, der unter seiner Führung zu einem der
erfolgreichsten Höchster Sportler aufstieg.
Hubert Hey lobte die Verdienste Bitschs,
denn dieser habe vor allen Dingen durch
seine mehrmaligen Aktivitäten mit dem
Pitt-Turnier regelmäßig über ca. 450 Besucher fasziniert. Eine vorbildliche Arbeit des
Geehrten, die im Odenwald reiche Früchte
trägt.
Paralympics in Erbach
Fair Play Preis der Deutschen Olympischen
Gesellschaft Oberschwaben ging an die
Tischtennisabteilung des TSV Scheer. Seit 17
Jahren veranstaltet der TSV Scheer Tischtennisturniere für behinderte Sportler. Der
stellvertretende Vorsitzende der DOG
Oberschwaben, Landrat Dirk Gaerte (3.v.r.)
übergab den Preis an die Sportler.
Ein besonderes Ereignis waren die "Special
Olympics 2008" an der Schule am Treppenweg in Erbach. Gemeinsam mit der Schule
am Drachenfeld wurde ein Sporttag mit
behinderten und nichtbehinderten Kindern
gestaltet. Insgesamt 50 Kinder versammelten sich auf dem Sportgelände und erlebten
einen eindrucksvollen Tag. Vorsitzender der
Kreisgruppe Johann Weyrich überbrachte
neben Grüßen auch Teilnahmeurkunden an
die stolzen Kinder.
Odenwaldkreis
Sportlererhrung in Höchst
Jedes Jahr veranstaltet die Gemeinde
Höchst eine kleine Feier im Rahmen der
Ehrung verdienter Sportler. Auch in diesem
69
Weltkindertag
Den Weltkindertag feierte die Zweigstelle
Odenwald als Fortsetzung der Patenschaft
mit den fünf Kindergärten im Odenwald. Die
Tage rund um den 20. September nutzen
die Einrichtungen Reichelsheim, Michelstadt
(Montessori und Flohzirkus), Höchst und der
Stadt Erbach (Sonnenschein und Villa
Kunterbunt), um mit allen Kindern besondere Bewegungsstunden zu gestalten. Der
Vorsitzende Johann Weyrich sowie sein
Vorgänger und jetziger Ehrenvorsitzender
Hubert Hey waren zusammen mit den
weiteren Vorstandsmitgliedern der Zweigstelle gern gesehene Gäste in den Kindergärten. Sie erlebten individuelle Aktivitäten
der Kinder in den Kindergärten und Krippen.
Ein krönender Abschluss der ereignisreichen
Tage war die Übergabe von Förderhilfen in
Höhe von 50 Euro oder gar 100 Euro. Die
Freude war groß und alle Beteiligten,
insbesondere die Kinder, waren sich einige,
dass es auch in Zukunft heißen soll: "Ja, wir
wollen fit sein!"
Der Kindergarten "Steinmetzstraße" in
Höchst bot den Kindern sogleich eine
gesamte Sportwoche. Unter dem Motto
"Aktive Kinder" wurde in Zusammenarbeit
mit dem TSV Höchst, vertreten durch Heide
Ripperger, ein Spieleparcour aufgebaut, den
die Kinder zu bewältigen hatten, um sich
anschließend mit einer Urkunde belohnen
zu lassen.
Inline-Skating im Odenwald
Zum 12.Mal richtete die Rollsportgemeinschaft Michelstadt (RSG) vom 20.21.09.2008 auf dem Michelstädter Bienenmarktgelände ihren Inline-Speed-Cup aus.
Wegen einer Terminüberschreitung mit der
deutschen Meisterschaft (Teamzeitfahren)
fanden sich in diesem Jahr etwas weniger
Teilnehmer ein. Dennoch war die Veranstaltung trotz kühler Witterung mit 100 Teilnehmern gut besucht.
Zusätzlich standen für die Schüler und
Jugendklassen Geschicklichkeitsparcour auf
dem Programm. Die Veranstaltung wurde
durch die Teilnahme der Europameisterin
und WM-Teilnehmerin Tina Strüver aus
Halle sowie der Junioren Europameistern
Alisa Gutermutz aus Darmstadt bereichert.
70
Mit Miriam Kobs von der RSG Michelstadt
war auch eine heimische Top-Athletin am
Start. Überhaupt, trotz einer gewissen
jahrgangsbedingten Auslichtung, schlugen
sich die Odenwälder RSG-ler erstaunlich
gut. Ives Deja, der von der Zweigstelle
bereits mehrfach im Rahmen der Aktion
"Junge Könner brauchen Gönner" gefördert
wurde, kam zweimal als Sieger ins Ziel.
Johann Weyrich, Vorsitzender der Kreisgruppe Odenwald gratulierte dem RSG-Vorsitzenden Jens Vogtländer zur Fortsetzung
dieser Wettkampfaktivitäten. Ebenfalls
zeigte sich der Ehrenvorsitzende Hubert Hey
begeistert und lobte den guten Gemeinschaftsgeist, den er lange Jahre als Freund
der RSG gespürt habe. Zahlreiche Athleten
des Odenwälder Rollsports wurden in der
Vergangenheit gefördert.
Odenwald-Tauber
Neue Vorsitzende gewählt
Bei der Mitgliederversammlung 2008
konnte Vorsitzender Manfred Knaus nach
Eröffnung und Begrüßung in seinem Rückblick auf ein sehr erfolgreiches Jahr und
eine positive Entwicklung der Zweigstelle
verweisen, die durch diverse Aktivitäten in
der Öffentlichkeit deutlich an Akzeptanz
gewinnen konnte. Zu deren wichtigsten gab
es dann kurze Informationen. So durch
Manfred Lauer über einen Vortrag "Gesundheitliche Potentiale von Bewegung und
Sport" von Prof. Gerhard Huber in Buchen.
Manfred Knaus berichtete von der Verabschiedung der erfolgreichen GewichtheberNationalmannschaft während der Trainingsvorbereitungen in Feldberg-Herzogenhorn
für Peking. Auch den Olympic-Day-Run
2008 in Mudau bilanzierte er positiv. Über
eine sehr aufschlussreiche Podiumsdiskussion zum Thema "Alltagsdoping - Doping in
Schule und Verein"
in Tauberbischofsheim wussten
Matthias Götzelmann und Michael
Geidl zu berichten.
Sie berichteten
außerdem über eine
Fahrt mit der
Sportjugend zum
ISTAF 2008 in Berlin.
Und dann war da in
Tauberbischofsheim
kurz nach den
Olympischen Spielen auch noch eine von
regem Zuspruch begleitete Podiumsdiskussion "Peking-Nachlese", bei der PekingTeilnehmer Besucher ihre Eindrücke und
Beobachtungen zum Besten gaben. Nach
Grundsatzinformationen zur sich anschließenden Ehrungs-Gala erstattete Kassenwartin Herta Speierer den Finanzbericht. Gründungs- und Ehrenvorsitzender Rudi Arnold
hatte mit Hannelore Schüler die Kasse
geprüft und bestätigte eine einwandfreie
Kassenführung.
Aufgrund eines beruflichbedingten Umzuges stand Michael Knaus für den Vorsitz
leider nicht mehr zur Verfügung. Für die
Nachfolge wurde daher Elisabeth Krug,
Sozialdezernentin beim Main-Tauber-Kreis
vorgeschlagen. Sie erklärte sich zur Kandidatur bereit, stellte sich sowie ihren beruflichen Werdegang und ihren Bezug zum
Sport den Mitgliedern vor. Einstimmig
wurde folgende neue Vorstandschaft
gewählt: Vorsitzende Elisabeth Krug, Stellve-
Vorsitzender Michael Knaus übergibt sein
Amt an Elisabeth Krug.
treter Matthias Behr und Gerd Teßmer,
Kassenwartin Herta Speierer, Schrift- und
Pressewart Walter Jaufmann.
Die neu gewählte Vorsitzende Elisabeth
Krug dankte für das ihr entgegengebrachte
Vertrauen. Sie werde sich nach Kräften um
die erfolgreiche Fortführung der DOG-Arbeit
im Bereich Odenwald-Tauber bemühen und
hoffe auf eine gute und dann sicher erfolgreiche Zusammenarbeit zum Vorteil des
Sports und zur Entwicklung der Zweigstelle.
Mit dankenden Schlussworten des scheidenden Vorsitzenden Michael Knaus klang
die harmonisch und sehr flott verlaufene
Mitgliederversammlung aus.
Peking Nachlese
lichkeit stellen möchte: Fairness und
Leistungsbereitschaft, Völkerverständigung
und Integrationsbereitschaft sowie Teamgeist und Gemeinschaftspflege. Bei aller
Kritik und Skepsis überwiegt das Positive
bei Weitem, so die Quintessenz aus diesem
Abend, auch wenn es natürlich zwingend
notwendig sei, dass die Fachverbände
konsequent analysieren, denn einige Sportarten konnten die sich selbst bzw. an sie
gestellten Erwartungen keineswegs erfüllen.
Der Blick muss aber auf jeden Fall in Richtung 2012 gehen, denn ganz klar: "Nach
den Spielen ist vor den Spielen!".
In Peking wurde geklotzt, nicht gekleckert,
stellte der aus Tauberbischofsheim stammende Journalist Höpfl fest, lobte die
großartigen Sportstätten und die sensationelle Organisation, in den Tagen danach
hätte er aber auch ein ganz anderes China
erlebt. Die befürchtete Häufigkeit der
Dopingfälle sei nicht eingetreten, aber in
bestimmten Fällen könne er seinen Verdacht
auch nicht verhehlen.
Ausgelöst durch die teilweise recht widersprüchlichen Meldungen über und aus
Peking sowie die teils kontroverse Diskussion um die Olympischen Spiele visierte die
Zweigstellen-Vorstandschaft bereits vor
Vom schönen und vor allem "wirklich fertiBeginn der Spiele eine "Nach-Pekinggen" Olympischen Dorf schwärmte der
Veranstaltung" an. So lud die Zweigstelle zu
Langstreckenschwimmer Thomas Lurz, "die
einer hochkarätig besetzten PodiumsDiskussion "Peking Nachlese" nach Tauberbi- Stimmung und das Erlebnis waren einzigartig". Mit seiner Medaille zeigte er sich sehr
schofsheim ein. Folgende Runde hatte sich
zufrieden, bedauerte natürlich das fehlende
dazu auf dem Podium versammelt: Dr. Zita
"Quäntchen Glück" von nur einer halben
Funkenhauser (Olympiasiegerin und WeltSekunde - nach zehn Kilometern - auf den
meisterin im Florett, diesmal in zahnmediziSilberrang. Frustration durch nicht gegebene
nischer Mission in Peking dabei), Jürgen
Chancengleichheit aufgrund nicht konkurHöpfl (Journalist), Annika Lurz (Schwimmrenzfähiger Ausrüstung beklagte Annika Lurz,
Weltrekordlerin sowie Welt- und Europadie darin auch einen Grund, allerdings nicht
meisterin), Thomas Lurz (Bronzemedaillenden einzigen, für das schlechte Abschneiden
gewinner in Peking), Bernhard Schwank
der deutschen Schwimmsportler sah.
(Leistungsportdirektor des DOSB) und Katja
Wächter (PekingTeilnehmerin im
Florett).
Matthias Behr,
stellvertretender
Vorsitzender der
Zweigstelle begrüßte die Runde auf
der Gäste-Couch
sowie die sehr
zahlreich gekommenen Interessenten. Er verwies auf
die Ziele der DOG
sowie auf die
Werte, welche die
Zweigstelle auch
Die Diskussionsrunde auf der "Olympia-Couch" (v.l.n.r.): Bernhard
mit dieser VeranSchwank, Katja Wächter, Thomas Lurz, Annika Lurz, Jürgen Höpfl
staltung in den
und Dr. Zita Funkenhauser.
Fokus der Öffent-
Zufrieden mit ihrem Abschneiden in Peking
zeigte sich auch Katja Wächter "Platz acht
im Einzel und Platz fünf mit der Mannschaft sind schon okay". Sie informierte
über Details aus dem Fechterleben und
Trainingsbetrieb und hat bereits London im
Visier. Diesmal als Zahnärztin beim Team
stellte Dr. Funkenhauser fest, dass "die
Teilnahme als Medaillengewinnerin auf
jeden Fall schöner" war. Sie sei zwar mit
etwas Skepsis nach Peking gereist, aber
letztlich sei alles bestens gewesen. Viel
entspannter als in Los Angeles (1984), Seoul
(1988) oder Barcelona (1992) habe sie
diesmal olympisches Flair erleben können.
Sie konnte als "Ehemalige" die Stimmung im
Dorf und im Deutschen Haus so richtig
genießen.
Gegen einen Generalverdacht bezüglich
Dopings sprach sich Bernhard Schwank aus,
"unsere Mannschaft war sauber, wir haben
auch viel dafür getan!". Freilich bestehe
international noch großer Handlungsbedarf,
auf Defizite müsse hingewiesen werden, für
alle nationalen Dopingagenturen müssten
dringend gleiche Standards erreicht werden.
Zwangsläufig stand der achtfache Goldmedaillengewinner Michael Phelps bei diesem
Thema im Mittelpunkt. Annika und Thomas
Lurz glauben ihm, wenn er sagt, er habe mit
Doping nichts zu tun - er habe "von der
Natur die allerbesten Schwimm - Voraussetzungen mitbekommen und sei außerdem
ein Trainingsbesessener".
Andererseits lassen die neuerdings gerade
im Zusammenhang mit IOC und Peking
wieder aufgekommenen Dopingdiskussionen
befürchten, dass dieses Thema den Sport
noch lange und intensiv beschäftigen wird.
Jedenfalls war die durch Matthias Götzelmann und Michael Geidl geleitete Veranstaltung aus Sicht des Sports von Bedeutung und für die Zweigstelle ein recht
erfolgreiches Event.
Walter Jaufmann
Pfalz
Vorstandswahlen
Im Zuge der Vorstandswahlen der Zweigstelle Pfalz hat sich der Vorstand auf folgenden Positionen verändert. Neu hinzugekommen sind als Kassiererin Jutta Kisling
(Geschäftsführende Mitinhaberin Kisling
GmbH, Frankenthal/Grünstadt) sowie als
71
Beisitzer Birgitt Ziegler, Erich Bremicker
(Ehrenmitglied des Sportbundes Pfalz) und
Fritz Peikert (Jugendwart Frankenthaler
Hockey-Club).
Empfang in der Pfalz
Seit Mitte der 30er Jahre wird auf dem
Hofgut Petersau geritten. Damals übernahm Irmgard von Opel, Mutter des Zweigstellenvorsitzenden Carlo von Opel, den
Hof. Sie war die erste deutsche WeltklasseReiterin. Den Reitclub Hofgut Petersau
führt mittlerweile Marion von Opel, die
sehr erfreut war, als die beiden bekannten
Behinderten-Reiterinnen, Hannelore Brenner und Dr. Angelika Trauert, ihre Mitgliedschaft beim Petersauer Reitclub bekundeten. Die beiden Damen gingen ohne Vorschusslorbeeren, aber doch mit still berechtigter Hoffnung mit ihren Pferden zu den
Paralympischen Spielen nach Hongkong.
Dass die Damen jedoch mit vier EdelmetallMedaillen - 2 x Gold und 2 x Silber heimkehrten, hat dann doch alle Erwartungen übertroffen. Entsprechend groß war
dann auch die Freude beim Empfang im
Hofquadrat durch die Vereinsführung und
die Mitglieder und Einsteller.
Dr. Angelika Trabert, Anästhesistin, ist von
Geburt an behindert. Sie fühlte sich jedoch
zum Reitsport berufen, wie ihre Teamkollegin, Hannelore Brenner, die mit 12
Jahren anfing zu reiten. Sie ist jedoch erst
seit einem schweren Unfall inkomplett
querschnittsgelähmt. Es ist schon sehr
bewundernswert, dass sie sich trotz dieses
Sturzes, bei dem sie unter dem Pferd lag,
dazu überwunden hat, wieder die Zügel in
die Hand zu nehmen, um wiederum im
Parcours erfolgreich zu sein - jetzt im
Dressurviereck. Die Nähe zur Zweigstelle
Pfalz fördert natürlich das gemeinsame
Interesse, den Sport und auch den Behindertensport zu unterstützen. Frau Brenner
und Frau Dr. Trabert können mit ihren
ebenfalls erfolgreichen Mannschaftskolleginnen die Zahl der Empfänge schon nicht
mehr an den Fingern abzählen. Immerhin,
es war auch die 2. und gleich die 3. Goldmedaille für Frankenthal nach dem Olympiaerfolg des Hockey-Spielers Peter Trump
1972.
Carlo von Opel
72
Stuttgart
Mitgliederversammlung
Die Stadtgruppe Stuttgart ist wieder personell gut aufgesellt. Dies wurde bei der
Mitgliederversammlung der Organisation
am 17. November in der Alten Bibliothek
der Merz-Schule deutlich.
Die rund 100 Gäste des Abend erfreuten
sich anschließend an einem besonderen
kulturellen Leckerbissen, das mehrfach
ausgezeichnete Duo "Zu Zweit" sorgte mit
seinem Programm Spieltrieb für beste
Unterhaltung und begeisterte die Freunde
der DOG mit Wortwitz, hervorragendem
Gesang und Klavierspiel.
Sybille Hiller
Der neue Vorsitzende der Stadtgruppe
Stuttgart Hans Peter Haag kann in den
nächsten drei Jahren mit folgendem Team
im Vorstand und Beirat zusammenarbeiten:
Dr. Susanne Eisenmann, die Bürgermeisterin
für Kultur, Bildung und Sport behält weiterhin den stellvertretenden Vorsitz, Wilfried
Holzwarth ist als Schatzmeister für die
Finanzen zuständig. Außerdem gehören
Herbert Wursthorn vom Olympiastützpunkt
Stuttgart, Martin Maixner von der Sportkreisjugend Stuttgart, Prof. Hans Wieland,
Günther Kuhnigk als Leiter des Sportamts,
Carola Boomes, der Leiter des Sportreferats
beim Kultusministerium Baden-Württemberg Karl Weinmann sowie Werner Schüle
diesem Gremium an. Geschäftsführerin
bleibt wie bisher Sybille Hiller vom Sportamt
Stuttgart.
Südniedersachsen
Der Präsident der Deutschen Olympischen
Gesellschaft und Erster Bürgermeister der
Stadt Karlsruhe, Harald Denecken, hatte es
sich nicht nehmen lassen, einige verdiente
Vorstandsmitglieder, die sich schon über
viele Jahre für die Belange der Deutschen
Olympischen Gesellschaft engagiert haben,
zu ehren: Dr. Volker Merz, Herbert Aupperle,
Harald Pfab, Dr. Eckart Muser, Roland Sauer,
Dr. Harald Kiedaisch, Gerd Hoffmann,
Günter Loos und Eberhard Wolf.
Für einen Großteil der Zuhörer stand der
Abend allerdings unter dem Motto, das
selbst Erlebte Revue passieren zu lassen, da
sie Teil der 60-köpfigen Reisegruppe
waren, die im August die Olympischen
Spiele in Peking besucht hatte. Seit 1996
reist die Bezirksgruppe regelmäßig zu
Olympischen Spielen, organisiert werden
die Exkursionen von Wolfgang Buss und
Petra Reußner. Besonders plastisch zeich-
Im Bericht des Vorsitzenden Hans Peter
Haag wurden zwei Schwerpunkte der Arbeit
für die Zukunft hervorgehoben. Mit dem
Projekt "Paten schaffen Bewegung" werden
talentierte Nachwuchssportler am Schickhardt- und am Wirtemberg-Gymnasium
sowie an der Merz-Schule gefördert. Im
Rahmen des Projekts "Kinder bewegen" soll
der Modellkindergarten in Weilimdorf auch
weiterhin eine finanzielle und ideelle
Unterstützung erhalten. Darüber hinaus
plant die Stadtgruppe im kommenden Jahr
verschiedene Veranstaltungen wie Diskussionsrunden, Olympic Day Run in Verbindung
mit dem LAC Degerloch und natürlich die
traditionelle Gemütliche Abendunterhaltung
in der Merz-Schule.
Herbstforum in Göttingen
Impressionen von den Olympischen Spielen
und den Paralympics 2008 in Peking standen im Fokus des Herbstforums der Bezirksgruppe Südniedersachsen der Deutschen
Olympischen Gesellschaft. Knapp 100
Besucher begrüßte Gerhard Scharner,
Vorsitzender der Bezirksgruppe, am
28.10.2008 in der Sparkasse Göttingen. Sie
waren gekommen, um persönliche Einblicke
von Journalisten-Legende Heinz Florian
Oertel, ZDF-Olympia-Berichterstatter und
US-Sport-Experte Stefan Liwocha sowie
Paralympics-Insider Rüdiger Herzog zu
erhalten.
nete Liwocha, der seine Karriere als Volontär und Redakteur beim Göttinger Tageblatt begann, ein Bild über die Arbeitsweise
von Journalisten während der Olympischen
Spiele. In der ersten Woche sei ihm das
Olympia-Areal wie ein "steriles Messegelände" vorgekommen. Das habe sich erst
mit Beginn der Leichtathletik-Wettkämpfe
in der zweiten Woche geändert. Er berichtete vom vermeintlichen Ordnungswahn
der chinesischen Zimmermädchen im
Hotel. Dass Liwochas "meist zerstreut im
Zimmer liegende Unterlagen" abends fein
sortiert auf dem Tisch zu finden waren, sei
jedoch - wie sich später herausstellte - der
chinesischen Staatssicherheit geschuldet
gewesen. "Wir sind fast täglich kontrolliert
worden. Es wurde untersucht, was wir
lesen und welche Videos wir sehen", sagte
Liwocha und fügte an: "Aber wir wussten
ja, auf was wir uns einlassen und dass wir
nicht nach Disneyland fahren." In Peking
habe er vor allem Johannes B. Kerner
zugearbeitet und zum Beispiel Kontakte zu
US-Stars wie Michael Phelps und ExOlympiasieger Carl Lewis hergestellt.
Während Liwocha mit vor Ort erlebten
Schmonzetten und Infos unterhielt, sorgte
der 80-jährige Oertel (Foto), der die
Olympischen Spiele zu Hause in Berlin im
Fernsehsessel verfolgte, mit Anekdoten
über die Spiele von 1952 in Helsinki, die
"Tschechische Lokomotive" Emil Zatopek,
Interviews mit Cassius Clay alias Muhammad Ali und einem Plädoyer für die
Olympische Idee für Kurzweile. Er unterstrich, dass es trotz vieler Kritiker richtig
gewesen sei, die Spiele in Peking auszutragen: "Das bevölkerungsreichste Land mit
seiner über 5000 Jahre alten Kulturgeschichte gehört in die olympische Völkerfamilie."
Der in der Unternehmenskommunikation
des Duderstädter Medizintechnik-Unternehmens und Paralympics-Sponsors Otto
Bock tätige Herzog berichtete von sehr gut
besuchten Paralympics, begeisterten
Zuschauern und betonte den im Gegensatz
zu den Olympischen Spielen sehr familiäre
Charakter der Paralympics. "Die Chinesen
waren irgendwie froh, dass die Olympischen Spiele zu Ende waren. Viele Chinesen
haben nicht verstanden, dass sie Menschen
eingeladen haben - und dann kritisiert
werden. Während der Paralympics trat auf
einmal Entspannung ein." Herzog gestand
zwar ein, dass "vieles von den Chinesen
inszeniert war", unterstrich aber, dass
"diese Begeisterung nicht inszeniert worden sein kann". Herzogs Worte wurden
vom Bad Gandersheimer Robert Dörries
bekräftigt, der selbst als Schwimmer bei
den Paralympics an den Start gegangen
war. "In den vollen Stadien herrschte
wirklich Begeisterung. Dass da Olympic
Green wie ein leeres, steriles Messegelände
wirkt, habe ich nicht erlebt. Es waren
Bürger da und nicht wie in Athen Schüler.
Das ist die Anerkennung, die unser Sport
braucht."
Die Zuhörer waren angetan von den persönlichen Schilderungen über die Olympischen
und Paralympischen Spiele, die etwa je die
Hälfte der Zeit ausgemacht hatten. Nach den
zweistündigen Erfahrungsberichten wurde
noch ausgiebig diskutiert.
Mark Bambey
mann, Vorsitzender der Stadtgruppe
Wiesbaden insgesamt 210 Bilder.
Ausgewählt wurden 18 Preisträgerinnen
und Preisträger, die am 22.Oktober 2008
im Wiesbadener Pressehaus in einer schönen Feierstunde in Anwesenheit von Eltern
und Lehrern Medaillen und Urkunden für
ihre Leistungen erhielten.
In der Jahrgangsgruppe 2000 und jünger
erhielten Goldmedaillen Leonie Schmitt
und Nadine Navratil von der Philipp-ReisSchule, Silber ging an Naomi Nitschke von
der Goetheschule, Bronze an Helen Wolf
von der Diesterwegschule. In der JahrWiesbaden
gangstufe 1999 - 1997, die mit 101
Bildern am stärksten vertreten war, gab es
folgende Medaillen: Gold Niklas Haarhoff
und Ilayda Yurtseven beide Goetheschule,
Silber Leah Fischer Grundschule Breckenheim und Toli Akyazi Goetheschule,
Auch beim Malwettbewerb 2008 "OlympiBronze Galja Möhn Philipp-Reis-Schule,
sche Spiele - wie ich sie sehe" wurden die
Tobias Bauer Grundschule Breckenheim
hiesigen Schulen wieder gebeten, die
und Alica Schmidt Grundschule Bierstadt.
Arbeiten ihrer Schülerinnen und Schüler
Bei den Jahrgängen 1996 - 1993 gab es
zunächst bei der Zweigstelle Wiesbaden
folgendes Ergebnis: Gold Tabea Rühl
Leibnizschule,
Silber Julia Walther
und Ronja van der
Pütten, beide
Leibnizschule,
Bronze Alicia
Althaus HermannEhlers-Schule. Bei
den ältesten
Teilnehmerinnen
und Teilnehmern in
der Jahrgangsklasse 1992 und älter
gingen alle drei
Medaillen an die
Leibnizschule: Gold
Thomas Gluza,
Die Preisträgerinnen und Preisträger aus Wiesbaden waren stolz
Silber Franziska
auf ihre Ergebnisse.
Tullius, Bronze
Samira Barczewski.
Medaillen und Urkunden für
Wiesbadener Schüler/Innen
einzureichen, damit vor Ort in einem
Vorwettbewerb die Kinder und Jugendlichen besonders ausgezeichnet werden
konnten. Von acht Schulen begutachtete
das Preisgericht mit Heinz-Jürgen Hauzel,
Redaktionsleiter des Wiesbadener Tagblattes, Werner Schaefer, Leiter des Olympiastützpunktes Hessen, Daniel Altzweig,
Leiter des künstlerischen Netzwerkes
Wiesbaden und Museumspädagoge, Stefanie Wolle, Grundschullehrerin und Kunstpädagogin und Prof.Hans-Jürgen Port-
Alle eingereichten Bilder wurden inzwischen
für den Hauptwettbewerb übergeben in der
Hoffnung, dass auch hier Wiesbadener
Schülerinnen und Schüler zu den Preisträgern gehören.
Hans-Jürgen Portmann
73
Nachrichten der DOA
Mitgliederversammlung 2008
bestärkend im Blick auf die Fortsetzung des
eingeschlagenen Weges.
Mit der zweiten "ordentlichen" Mitgliederversammlung hat die Deutsche Olympische
Akademie am 5. Dezember in Rostock ihr
erstes volles Arbeitsjahr beendet. Mit Zufriedenheit konnten die Verantwortlichen eine
erfreuliche Bilanz der DOA-Aktivitäten im zu
Ende gehenden Olympiajahr ziehen.
Vor diesem Hintergrund wurde den anwesenden Vertretern der Mitgliedsorganisationen wieder ein anspruchsvolles Programm
präsentiert, das freilich - wie in der Vergangenheit - nur dann vollumfänglich realisiert
werden kann, wenn es wieder gelingt, die
Unterstützung von Partnern und Förderern
einzuwerben.
auf die verletzte olympische Seele oder mehr
noch wie ein Motivationsschub für ein trotz
mancher Bedenken und Zweifel anhaltendes
Engagement im Zeichen der Ringe gewirkt
haben.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, als
AbsolventInnen der Internationalen Olympischen Akademie (IOA) sowie diverser Lehrerfortbildungsmaßnahmen des ehemaligen
In diesem Zusammenhang wird auch in
Zukunft die enge Kooperation mit dem
Deutschen Olympischen Sportbund sowie
die Unterstützung durch die Hessische
Landesregierung von großer Bedeutung sein.
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßt
Vorstand, Mitglieder und Mitarbeiter der
DOA, bedankt sich für die geleistete Arbeit
und wünscht auch weiterhin viel Erfolg.
Insbesondere die ausgesprochen positive
Resonanz auf die vielfältigen Maßnahmen
im Sinne der Olympischen Erziehung, die
sich offenbar nachhaltig in den verschiedenen Schulformen und Altersstufen niedergeschlagen haben, wirkte ausgesprochen
Vorsitzende Doll-Tepper berichtet im
Namen des Vorstands über ein arbeits- und
erfolgreiches DOA-Jahr 2008 und erhält
Zustimmung für Haushalts- und Arbeitsplan 2009.
74
Da sich die Veranstaltung mit dem Redaktionsschluss dieser "DOA-Informationen"
überschnitt, kann ein ausführlicher Bericht
über Verlauf und Ergebnisse erst in der
nächsten Ausgabe erfolgen. Interessierte
Leserinnen und Leser seien zudem auf die
DOA-Homepage (www.doa-info.de) verwiesen.
Rückmeldungen aus der
pädagogischen Praxis:
Multiplikatoren treffen sich in Garmisch-Partenkirchen
Wer aus vermeintlich gegebenem Anlass oder
auch ohne die fortdauernde Integrität und
Glaubwürdigkeit der olympischen Sache in
Frage gestellt sieht,
wird - sofern er dies
mit Bedauern oder
Sorge betrachtet sich wohl gern in
seiner verbliebenen
Zuversicht bestärken
lassen. Im Sinne
dieser Vermutung
dürfte eine DOAVeranstaltung am
ersten NovemberWochenende in
Garmisch-Partenkirchen fast wie Balsam
NOK für Deutschland ohnehin als Protagonisten der Olympischen Idee ausgewiesen, sahen
sich jedenfalls, ebenso wie die prominenten
und kompetenten Gäste, durch den intensiven Austausch mit mehr als achtzig Gleichgesinnten und Experten, in ihren je eigenen
Ansichten und Absichten bestärkt. Der
Erkenntnisgewinn für die Verantwortlichen
der DOA resultierte hingegen aus der Bestätigung der durch entsprechende Rückmeldungen ohnehin immer wieder gestützten
Annahme, dass ihre vielfältigen Aktivitäten
und Maßnahmen im Sinne einer Olympischen
Erziehung nicht im Elfenbeinturm akademischer Erwägungen und Appelle verstauben,
sondern wirksamen Widerhall im richtigen
Leben, namentlich in der pädagogischen
Praxis erfahren.
"Olympische Spiele - wie
ich sie sehe!"
In diesem Sinne besonders erhellend und
erfreulich waren die verschiedenen Berichte
von Lehrerinnen und Lehrern über olympiabezogene Projekte an ihren jeweiligen
Einrichtungen, etwa über ein von Dr. Andreas Ramin mitverantwortetes Projekt zur
besseren Vereinbarkeit von Spitzensport und
Schulausbildung am Karlsruher Otto-HahnGymnasium oder über die "Olympischen
Spiele", die von einer deutschen Schule in
Südafrika unter der Leitung des IOAAbsolventen Dr. Winfried Spanaus (Neuss)
durchgeführt wurden.
Schülermalwettbewerb 2008
Neben den eindrucksvollen Arbeitsnachweisen der olympisch inspirierten Pädagoginnen und Pädagogen bestimmten - an einem
Ort mit olympischer Vergangenheit und
Zukunft naheliegend - auch vielschichtige
Informationen und Reflexionen zu den
Olympischen Spielen sowie ein Vortrag über
die Dopingproblematik und mögliche
Präventionsmaßnahmen (Prof. Dr. Gerhard
Treutlein) den Mehrwert der Veranstaltung.
So referierte DOA-Direktor Dr. Andreas
Höfer über "olympische Perspektiven nach
den Spielen von Peking", während Michael
Vogt im Namen des Frankfurter Planungsbüros Albert Speer und Partner die Machbarkeit Olympischer Winterspiele im Jahr
2018 in München und Garmisch-Partenkirchen plus Königssee mit Zahlen und Fakten
belegte. Den Abschluss bildete ein bemerkenswert offenes und differenziertes Podiumsgespräch mit zwei eloquenten Vertreterinnen des Weltniveaus im Wintersport:
Miriam Vogt, 1993 Weltmeisterin in der
Alpinen Kombination und seit 2005 Präsidentin des Bayrischen Skiverbandes sowie
die Grande Dame des Bob- und Rodelsports,
Susi Erdmann, die nicht weniger als fünfmal
an Olympischen Spielen teilnahm und dabei
dreimal auf dem Treppchen stand.
Die Qual der Wahl: Für die fachkundige Jury
unter Leitung von IOC-Mitglied Walther
Tröger war die ihr gestellte Aufgabe, unter
mehr als 2.500 Bildern in vier Altersklassen
die je drei vermeintlich besten auszuwählen,
keine masochistische Pflichterfüllung,
sondern eine zwar schwierige, aber durchaus
bereichernde Aufgabe. Zumal die Qualität
der eingesendeten Werke junger Künstlerinnen und Künstler zwischen fünf und 19
Jahren insgesamt sehr beachtlich war.
Für die erstmals für den seit 1984 stets
anlässlich der Olympischen Spiele ausgeschriebenen, mithin schon traditionellen
Schülermalwettbewerb - Motto: "Olympische Spiele - wie ich sie sehe!" - federführend verantwortliche Deutsche Olympische
Akademie waren Verlauf und Ergebnis der
Aktion auch als eine Bestätigung dafür
erfreulich, dass ihre vielfältigen Maßnahmen
im Sinne einer Olympischen Erziehung bei
jungen Menschen durchaus nachhaltige
Wirkung erzielen.
Lehrern, die den Erfolg der Initiative durch
ihre Motivation und Anleitung erst möglich
gemacht haben. Ein herzlicher Dank gilt auch
Prof. Walther Tröger und den übrigen Mitgliedern der Jury (auf dem Foto von links:
SWR-Hörfunkjournalist Holger Kühner, der
Vorsitzende der hessischen BDK-Sektion Marc
Fritzsche, DOA-Geschäftsführer Achim
Bueble, Kunstpädagogin Natalia Camps Y
Wiland, DOA-Direktor Andreas Höfer, die
dreifache Olympiateilnehmerin im Schwimmen Meike Freitag und Prof.
Hans-Jürgen Portmann als
Vertreter der DOG) sowie den
bewährten Kooperationspartnern
des Wettbewerbs, der Deutschen
Olympischen Gesellschaft (DOG)
und dem BDK e.V. Fachverband
für Kunstpädagogik.
P.S.
Wer die zwölf auserwählten
Siegerbilder selbst in Augenschein nehmen möchte, dem sei
die "OF-Galerie" in dieser
Ausgabe des "Olympischen
Feuers" oder ein von der DOA
herausgegebener Kunstkalender
2009 empfohlen.
Die FairplayKarawane zog weiter:
DOA bei Jahreskongress in Zypern
Vielen Beteiligten mag der 13. Europäische
Fairplay-Kongress, den die Deutsche Olympische Akademie im Namen und im Auftrag
des Deutschen Olympischen Sportbundes
(DOSB) im Oktober des vergangenen Jahres
in Frankfurt am Main ausrichtete, noch in
guter Erinnerung sein. Seinerzeit ging es in
anspruchsvollen Vorträgen und Podiumsdiskussionen und unter Mitwirkung namhafter
Experten um "Olympische Werte und die
Vor diesem Hintergrund bedankt sich
die DOA sehr herzlich
auch bei jenen
Schülerinnen und
Schülern, deren
Einsendungen in
dieser Publikation
keine Berücksichtigung finden konnten
sowie den vielen
Lehrerinnen und
75
Zukunft des Sports". Inzwischen ist die
europäische Fairplay-Karawane nach Zypern
weitergezogen, wo Anfang Oktober der 14.
Jahreskongress der European FairplayMovement (EFPM) stattfand.
An dieser Veranstaltung nahm auch die
DOA-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun
Doll-Tepper teil. Auf Einladung der EFPM
hielt sie einen Vortrag zum Thema "The
Fight Against Violence and Racism: The
Responsibility of the Scientific Community".
Gemeinsam mit DOA-Vorstandsmitglied und
EFPM-Vizepräsident Prof. Dr. Manfred
Lämmer überreichte sie zudem einen
"vorläufigen Bericht" mit den zentralen
Vorträgen des letztjährigen Kongresses. Eine
umfassende, zudem zweisprachige Dokumentation wird in den nächsten Wochen
vorgelegt. Sie soll als Band eins einer neu
aufgelegten DOA-Schriftenreihe erscheinen.
Mediation im Sport:
Daume-Stipendium vergeben
Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass
der Sport, namentlich der internationale
Spitzensport über die eigentliche Situation
des Wettkampfs hinaus ein nicht unerhebliches Konfliktpotential birgt, das nicht
zuletzt aufgrund eines oft großen Medieninteresses nicht selten von enormer Brisanz
ist. So versteht sich, dass solche Konflikte nicht nur in Zusammenhang mit der Dopingproblematik - erheblichen Schaden für
alle Beteiligten sowie für das Image des
Sports mit sich bringen können.
Vor diesem Hintergrund scheint es durchaus
begrüßenswert, wenn einmal intensiv über
die Möglichkeiten einer Konfliktbereinigung
jenseits formaljuristischer Ebenen, namentlich über das in anderen Zusammenhängen
vielfach bewährte Instrument der Mediation
nachzudenken. Eben dieser Aufgabe hat sich
die Kölner Rechtsanwältin Heike Lätzsch mit
ihrem Dissertationsvorhaben verschrieben,
dem die Deutsche Olympische Akademie das
Willi-Daume-Stipendium zugedacht hat.
Diesem Vorhaben wurde der Vorrang vor
einer Reihe weiterer anspruchsvoller Bewerbungen gegeben.
Die ausgewählte Stipendiatin überzeugte
übrigens nicht nur mit einer überzeugenden
Begründung ihres Projekts und entsprechenden Referenzen. Als langjährige Hockey-Nationalspielerin und Olympiasiegerin
76
von 2004, lässt sie auch das notwendige
Durchhaltevermögen erwarten.
Das Willi-Daume-Stipendium wurde 1993,
anlässlich des achtzigsten Geburtstages
seines Namensträgers vom NOK für
Deutschland gestiftet und seit dem vom
Deutschen Olympischen Institut (DOI) bzw.
jetzt von der DOA zur Unterstützung von
Forschungs- und Publikationsvorhaben mit
olympischem Bezug vergeben. Zuletzt
wurde Dr. Jutta Braun (Universität Potsdam)
und ihre Untersuchung zur "Geschichte des
NOK der DDR" gefördert.
"Zwischen Gesellschaft und
Chemie":
dem Thema "Der Sport - eine Bastion des
Leistungsgedankens?" vor. Die Veranstaltung
ist für April 2009 vorgesehen. Eine Bestätigung des Termins sowie Hinweise zu Ort
und Programm sowie den Modalitäten der
Anmeldung sind der DOA-Homepage zu
entnehmen.
Wiederwahl
Die Vollversammlung der Deutschen Sportjugend (dsj) hat am 25./26. Oktober in
Freiburg ihren Vorsitzenden Ingo Weiss in
seinem Amt bestätigt. Fast auf den Tag
Würzburger Tagung zur Dopingprävention
Anfang Dezember veranstalteten das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), die
Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb)
und die Nationale Doping Agentur (NADA) in
Kooperation mit der Deutschen Olympischen
Akademie eine dreitägige Tagung mit dem
Thema "Doping im Sport: Ein Konfliktfeld
zwischen Gesellschaft und Chemie".
Die Veranstaltung richtete sich vor allem an
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auf
Vereins- und Verbandsebene sowie an
(Sport-)Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer,
aber auch an alle Männer und Frauen, die in
der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig
sind und hier möglichst präventiv wirken
wollen.
Zu einem hochkarätigen Kreis ausgewählter
Referentinnen und Referenten zählte auch
DOA-Vorstandsmitglied und Doping-Expertin Sylvia Schenk. Die Vorsitzende von
Transparency International Deutschland
sprach über folgendes Thema: "Zwischen
Unschuldsvermutung und Generalverdacht:
Strukturelle Bedingungen von Leistungsmanipulation im Sport".
Ausführlichere Informationen finden sich
auf der DOA-Homepage.
Ankündigung:
Blickpunkt Leistung
Gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung bereitet die DOA ein Symposium mit
genau einen Monat später wurde in Guatemala auch Dr. h.c Klaus Schormann als
Präsident des Weltverbandes des Modernen
Fünfkampfes wiedergewählt. Die Deutsche
Olympische Akademie gratuliert ihren
beiden Vorstandsmitgliedern und wünscht
ihnen für die kommenden Aufgaben eine
glückliche Hand und viel Erfolg.
Frohe Weihnachten
Die Deutsche Olympischen Akademie dankt
dem Deutschen Olympischen Sportbund, der
Hessischen Landesregierung sowie ihren
Mitgliedern für das ihr im abgelaufenen
Jahr entgegengebrachte Vertrauen und die
erfahrene Unterstützung. Ein herzliches
Dankeschön gilt aber auch all jenen, die das
Anliegen der DOA, insbesondere im Bereich
der Olympischen Erziehung, durch ihr
ehrenamtliches Engagement nachhaltig
gefördert und die Wirkung an der "pädagogischen Basis" potenziert haben. Vorstand
und Mitarbeiter der DOA wünschen allen
Freunden und Förderern sowie den Lesern
dieser Zeilen frohe Weihnachten und viel
Erfolg im Neuen Jahr.
Olympisches Niveau erreicht die Messe Düsseldorf mit der Organisation von mehr als 40 Messen in Düsseldorf, davon über 20 die Nr. 1
in ihrer Branche, sowie mehr als 100 Veranstaltungen im Ausland.
Und noch ein Forum für weltumspannende Kommunikation findet
unter unserer Regie statt: das Deutsche Haus. Seit 2000 richten
wir bei allen Olympischen Spielen diesen internationalen Treffpunkt
für die Förderer des Sports und die Athleten aus. Kontakte, Freunde,
Partner – gewinnen auch Sie mit uns.
Beijing
Messe Düsseldorf GmbH
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10.04.2008 9:50:30 Uhr
Deutsches Sport & Olympia Museum
Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum
Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen
Internet: www.sportmuseum.info
Schwimmbad
Unterwasserbilder
Seit dem 31. Oktober 2008 und noch bis
zum 08. März 2009 zeigt das Deutsche
Sport & Olympia Museum Anna Löbners
"Schwimmbad Unterwasserbilder". Die aus
Düsseldorf stammende Künstler hat
Schwimmbäder der Landeshauptstadt aus
Sicht des Schwimmenden gemalt und
taucht nun mit Ihren Werken das Museum
in blau und türkis.
Zu Ihren Werken sagt sie selbst:
"Meine Faszination für Schwimmbecken
teile ich mit vielen Malern, dennoch glaube
ich, mit meiner Unterwasserperspektive ein
neues Terrain zu bespielen. Widmete sich
David Hockney sehr erfolgreich der Draufsicht, so bin ich besonders interessiert an
der kompletten Ansicht des Wasserraums
unterhalb des Wasserspiegels. Der Ausgangspunkt von allen Bildern ist die optische Organisation eines ordentlichen
Beckens: die Kacheln an den Wänden und
am Boden, die Einstiege und die schwarz
abgesetzten Bahnlinien und Wendekreuze
an den Stirnseiten des Beckens. Das Alles
wird bespielt vom Sonnenlicht und optisch
zerlegt an die Wasserdecke geschickt. Und
genau darin besteht der malerische Reiz: die
Ordnung und die Zerlegung der Ordnung.
Selbst aktive Schwimmerin, überrascht mich
die Schönheit der Schwimmbad-Unterwasserwelt immer wieder!"
100 Jahre "Rund um Köln"
Im Jahr 2008 feiert das älteste noch bestehende deutsche Eintagsrennen im Radsport
sein 100. Jubiläum: "Rund um Köln". Auch
der Verein Cölner Straßenfahrer e.V. wird in
diesem Jahr 100 Jahre alt. Seit seiner
Gründung ist der VCS Mitorganisator des
rheinischen Klassikers, seit 1961 sogar der
alleinige Veranstalter.
Viele Radsportgrößen feierten hier große
Erfolge. Nur acht Mal musste das Rennen in
seiner Geschichte abgesagt werden, davon
nur zwei Mal in Friedenszeiten. Doch nicht
nur die Hauptrennen begeisterten die
Zuschauer. Zu den Austragungen gehörten
"Drei Könige" ein Werk von Anna Löbner
78
Jahrgang 28 - Heft 6/2008
fast immer auch Jugend- und Amateurrennen in den verschiedensten Wertungskategorien. In vielen Orten am Streckenrand gab
es seit jeher Volksfeste, um die Wartezeit
auf die Rennfahrer zu verkürzen.
In einem Jahrhundert hat sich viel Geschichte und haben sich viele Geschichten
angesammelt. Das Deutsche Sport & Olympia Museum erzählt diese in der Ausstellung
"100 Jahre Rund um Köln" noch bis zum 30.
November 2008 im Salon. Die Ausstellung
fasziniert durch die zahlreichen Originalobjekte vom Rennen und Rennrädern aus den
vergangen 100 Jahren. Über einen AudioGuide erhält der Besucher umfangreiche
Hintergrundinformationen und erfährt so
mancherlei Anekdote, die er zudem im
Begleitbuch zur Ausstellung, verfasst von
Frank Schwalm, nachlesen kann. Das Buch
zur Ausstellung erhalten Sie im Shop des
Museums.
Weitere Informationen zum Rennen finden
Sie unter www.rundumkoeln.de.
Basketball von einem
anderen Stern
Mit einer Ausstellung zur Geschichte des
BSC Saturn Köln würdigt das Deutsche
Sport & Olympia
Museum das Engagement des Kölner
Unternehmers Fritz
Waffenschmidt.
Erinnert wird an die
Zeit zwischen 1977
und 1990, in der
Fritz Waffenschmidt
als Sponsor neue
Maßstäbe im
Basketball setzte. Der in jener Zeit erfolgreichste deutsche Einzelhändler in Sachen
Unterhaltungs-Elektronik ("Saturn") rettete
mit seinem finanziellen Engagement das
Bundesliga-Team des ASV Köln vor dem
sportlichen Untergang. In Vertretung ihres
Mannes, der sich unmittelbar vor der
Ausstellungseröffnung wegen eines Schwächeanfalls in eine Klinik begeben musste,
schilderte Anni Waffenschmidt die Umstände der Entstehung des Engagements:
"Bevor wir mit dem Sponsoring anfingen,
kannte der Sport nur großzügige Mäzene.
Wir wollten aber einen werblichen Gegenwert für unser investiertes Geld haben. In
diesem Zusammenhang muss jedoch betont
werden, dass wir als Sponsor keinen Ein-
Fritz mit dem DBB-Pokal im Jahre 1983.
fluss auf die unmittelbaren rein sportlichen
Entscheidungen genommen haben." betonte sie bei der Eröffnung am 13. November 2008.
Mit dem Namenssponsoring ging Fritz
Waffenschmidt jedoch neue Wege. Aus dem
Basketballteam des ASV Köln wurde der BSC
Saturn Köln. Und aus dem nüchtern kalkulierenden Geschäftsmann Fritz Waffenschmidt wurde schnell ein leidenschaftlicher
Basketball-Fan, der auch noch nach dem
Verkauf seines Geschäfts und dem damit
verbundenen Rückzug als Sponsor engen
Kontakte zur Mannschaft hielt. Durch den
BSC Saturn Köln wurde die Domstadt zu
einer deutschen Basketball-Hochburg, der
Verein gewann allein viermal die Deutsche
Meisterschaft.
Die Ausstellung im Foyer des Museums ist
eine Kooperation des Deutschen Sport &
Olympia Museum, des Vereins Kölner
Sportgeschichte, sowie von Studenten der
Fachhochschule Köln, Fakultät für Architektur, im Rahmen einer Seminararbeit. Sie
kann noch bis zum 4. Januar 2009 besichtigt werden.
ist nicht gelähmt, sie wechselte vor acht
Jahren vom "Fußgänger"-Basketball wegen
einer Knieverletzung in den Rollstuhl. Dies
sei nichts Außergewöhnliches, sagte sie. Die
deutsche Mannschaft setzt sich aus "Fußgängern", Gelähmten und Beinamputierten
zusammen. "Das ist sehr integrativ", sagte
Mohnen.
Kölner Sportgespräch
Der oberschenkelamputierte Sprinter Heinrich Popow (25), paralympischer Silbermedaillengewinner im 100-Meter-Lauf, berichtete ebenfalls von "unglaublichen Spielen".
“Der chinesische Boom“
Medaillengewinner der Paralympics von
Peking sprachen beim Kölner Sportgespräch
am 22. Oktober 2008 über die Situation des
Behindertensport sowie über die Spiele und
ihre Erlebnisse in China. Im Gespräch mit
Christiane Mitatselis, Redakteurin des Kölner
Stadtanzeigers, schwärmten sie von den
wunderbaren Bedingungen, den vollen
Stadien und der einmaligen Stimmung in
Peking.
Kirsten Bruhn hat bei Paralympics in Peking
ordentlich zugeschlagen. Fünf Medaillen
gewann die querschnittsgelähmte Schwimmerin im "Water Cube". "Die Spiele waren
fantastisch. Wer daran etwas zu bemängeln
hatte, der muss wohl immer etwas schlecht
finden", berichtetet die 38-Jährige im Foyer
des Museums. Ihre paralympischen Kollegen, die Rollstuhlbasketballerin Marina
Mohnen, Sprinter Heinrich Popow und
Handbikerin Andrea Eskau, teilten diese
Meinung. Dabei hätte Andrea Eskau (38)
eigentlich Grund gehabt, sich zu beklagen.
Die querschnittsgelähmte Sportlerin bekam
in Peking Asthma und hätte fast im Straßenrennen der Handbikerinnen nicht an
den Start gehen können. Die Ärzte erlaubten ihr in letzter Sekunde den Start. Eskau
gewann Gold, musste aber gleich danach
wegen eines allergischen Schocks ins
Krankenhaus. Zunächst machte sie die
schlechte Luft dafür verantwortlich, später
stellte sich heraus, dass sie allergisch auf
den Belag der Bahn reagiert hatte. Dennoch war sie nicht böse. "Ich bin im Krankenhaus sehr gut behandelt worden",
erklärte sie.
Angetan waren die Athleten aber auch von
der ausgeweiteten Fernsehberichterstattung
von den Paralympics. "Wir sind wahrgenommen worden", berichtete Marina Mohnen,
die mit dem deutschen RollstuhlbasketballTeam Silber gewonnen hat. Die 29-Jährige
Peking 2008: Andrea Eskau beim paralympischen Zeitfahrrennen im Handbike.
Sogar am Vormittag sei das "Vogelnest" von
Peking schon voll gewesen. "Wir haben jetzt
einen Boom, und es kommt darauf an, was
wir daraus machen", sagte der Leverkusener
Sprinter.
Für das Deutsche Sport & Olympia Museum
läutete der Abend, der in Kooperation mit
der "Woche des Behindertensports" der
Deutschen Sporthochschule durchgeführt
wurde, die heiße Phase der Vorbereitungen
zur kommen Jahressonderausstellungen ein.
Diese wird sich im Frühsommer 2009 unter
dem Titel "Yes, we can! sport & disability"
dem Behindertensport widmen und diesen
erstmalig umfassend innerhalb einer musealen Ausstellung darstellen.
79
Sammlungsgeschichten
Traumpaar
Frau mit Pfiff
Das neue deutsche Traumpaar im Eiskunstlauf,
Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, feierte
am 19. März 2008 in Göteborg mit dem
Gewinn des ersten Weltmeistertitels seinen
bislang größten sportlichen Triumph. Es hätte
sich damit keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, da erstmals ein solcher Erfolg vor
genau 100 Jahren bereits einem anderen
deutschen Paar - die Rede ist von Anna Hübler
und Heinrich Burger - geglückt war. In der
Folgezeit setzten die Paare Maxi Herber/Ernst
Baier (1936), Ria Baran/Paul Falk (1952), Marika
Kilius/Hans-Jürgen Bäumler (1964) und Mandy
Wötzel/Ingo Steuer (1997) diese erfolgreiche
Tradition fort.
Es wird offenkundig zur Selbstverständlichkeit,
dass die Frauen im 21. Jahrhundert auch in
den Bereichen des Lebens, die derzeit noch von
Männern dominiert werden, nach und nach
Im Jahre 2004 starteten Aljona Savchenko/Robin Szolkowy als neu formiertes Paar unter
ihrem Trainer Ingo Steuer erstmalig bei Deutschen Meisterschaften und gewannen prompt
den Titel. Nach einem Leistungseinbruch bei
den Olympischen Spielen 2006, maßgeblich
Aljona
Savchenko
und Robin
Szolkowy
mit Ihrem
Trainer Ingo
Steuer
beim
Training
auf dem
Eis.
verursacht durch öffentlich erhobene StasiVorwürfe gegenüber ihrem Trainer, folgten
2007 und 2008 der Europameistertitel und im
März 2008 der ersehnte Weltmeistertitel.
Dank der tatkräftigen Unterstützung von Trainer
Ingo Steuer können sich die Besucherinnen und
Besucher des Deutschen Sport & Olympia
Museums nun über einige attraktive ObjektNeuzugänge freuen. Ingo Steuer bereicherte
den Fundus mit seinem Original-Kürkostüm, mit
dem er bei den Olympischen Spielen Nagano
1998 die Bronzemedaille gewann sowie mit
seinee Strickjacke, die er bei den Olympischen
Spielen Turin 2006 trug. Robin Szolkowy
steuerte sein Original-Kürkostüm von den
Olympischen Spielen Turin 2006 bei, Aljona
Savchenko schenkte dem Museum ihre Schlittschuhe, in denen sie ihren ersten Europameistertitel 2007 gewann.
80
Handzeichen und
Pfiff von Schiedsrichterin Bibiana
Steinhaus am
21.09.2007 im
Hermann-LönsStadion in Paderborn. Als erste Frau
leitet die 28-jährige
Polizei-Beamtin ein
Fußball-Zweitligaspiel.
vollkommen gleichberechtigt agieren. Als
augenfälliges Beispiel im Sport können die
Geschehnisse am 21. September 2007 gewertet
werden. Am Abend des besagten Tages standen sich in Paderborn die Herren-Mannschaften des SC Paderborn und der TSG 1899
Hoffenheim gegenüber, um ihr Zweitligaspiel
auszutragen. Geleitet wurde die Partie jedoch
nicht - wie sonst üblich - von einem Mann,
sondern erstmals im deutschen Profi-Fußball
von einer Frau - der Schiedsrichterin Bibiana
Steinhaus. Wie Akteure und Zuschauer nach
Spielschluss dabei eingestanden, hat sie ihre
Aufgabe souverän gelöst.
Bibiana Steinhaus, Jahrgang 1979, spielte
selbst aktiv Fußball für den SV Bad Lauterberg,
bevor sie 1995 Schiedsrichterin wurde. Seit
1999 leitete sie als offizielle DFB-Schiedsrichterin eine Vielzahl von Begegnungen der
Frauen-Bundesliga, gleichzeitig aber auch
Spiele in der Herren-Ober- und Regionalliga.
2005 wurde sie zur FIFA-Schiedsrichterin
ernannt und seitdem regelmäßig bei Länderspielen und in UEFA Women`s Cup-Spielen
eingesetzt.
Ihre überzeugenden Leistungen, die mit der
Wahl zur DFB-Schiedsrichterin des Jahres
2007 und 2008 belohnt wurden, veranlassten
den DFB, die beruflich als Polizistin in Hannover tätige Bibiana Steinhaus ab der Saison
2007/8 auch in der 2. Bundesliga der Männer
einzusetzen.
Auf Anfrage erklärte sich Bibiana Steinhaus
spontan bereit, ihr komplettes SchiedsrichterOutfit, das sie am 21. September 2007 in
Paderborn trug, dem Deutschen Sport &
Olympia Museum zu schenken, um somit den
Besucherinnen und Besuchern des Museums
eine dauerhafte Erinnerung an diesen sporthistorisch bedeutsamen Tag zu ermöglichen.
Go with the flow
Die Teilnahme an Olympischen Spielen stellt
für jeden Athleten ein besonderes Ereignis dar.
Steht am Ende des Wettkampfes auch noch
der Gewinn einer Medaille und erst recht,
wenn es sich um die Goldmedaille handelt,
dann geht für die Meisten ein Lebenstraum in
Erfüllung. Ein solches, gleich mehrfaches Glück
ist dem Nordischen Kombinierer Georg Hettich
bei den Olympischen Winterspielen in Turin
2006 zuteil geworden. Im Einzelwettbewerb
würde er zunächst Olympiasieger, gewann
anschließend mit der Mannschaft die Silbermedaille und erkämpfte sich abschließend im
Sprint die Bronzemedaille. Befragt nach seinem
Erfolgsrezept antwortete der aus Schonach im
Schwarzwald stammende Sportler gerne mit
dem Ausspruch "Go with the flow".
Mit seinem Triumph setzte Georg Hettich die
erfolgreiche Tradition deutscher Olympiasiege
in der Nordischen Kombination bei Olympischen Spielen fort, die 1960 mit Georg Thoma
begonnen und 1968 mit Franz Keller sowie in
den Jahren 1972, 1976 und 1980 mit Ulrich
Wehling ihren Fortgang genommen hatte.
Seine in Turin benutzten Sprungski und seinen
Diese Ski und den Anzug übergab Georg Hettich
dem Deutschen Sport & Olympia Museum.
Skianzug stellte Georg Hettich nun dem
Deutschen Sport & Olympia Museum zur
Verfügung. Im Begleittext zu diesen Objekten
wird der Besucher sicherlich Hettichs Ausspruch lesen können, denn er nach dem
Gewinn zu den Reportern sagte: "Ich dachte
Olympiasieger gibt es nur im Fernsehen, und
jetzt bin ich selber einer."
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