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23
www.bergrettung-stmk.at
Dezember 2014
Mitgliedermagazin der Bergrettung Steiermark
Ausbildung
Positives Feedback gibt es für das modulare
Ausbildungsschema der Bergrettung Steiermark.
Training
Mit zahlreichen Übungen bereiteten sich die Bergretterinnen
und Bergretter auf die Wintersaison vor.
P. b.b.
09Z038154M
8010 Graz
Editorial
Inhalt
5 Mehr Sicherheit im Einsatz
Die Ortsstelle St. Peter am Kammersberg freut sich über ­
19 „Alpine Up“-Sets.
Liebe Bergretterinnen und Bergretter!
Das Jahr 2014 brachte zwar nicht mehr Einsätze im Vergleich
zum Vorjahr, einige Ortsstellen waren aber dennoch im Dauereinsatz.
Bei Durchsicht der Protokolle der Landeswarnzentrale waren einmal
mehr die Kameraden der Ortsstelle Ramsau gefordert, zahlreiche
Einsätze im Grazer Bergland hielten die Ortsstelle Mixnitz auf Trab.
Besonders freute uns die Rückmeldung nach einem grenzüberschreitenden Einsatz am Hochwechsel, an dem die Ortsstelle Waldbach,
das Gebiet Teichalm-Fischbacheralpen und angrenzende Ortsstellen
aus Niederösterreich beteiligt waren. Nach dem Einsatz erhielten
wir ein Schreiben der zuständigen Polizeiinspektion, in dem sich der
zuständige Postenkommandant bei der Bergrettung für die hervorragende Zusammenarbeit bedankte. Es ist uns bewusst, dass alle
Ortsstellen großartige Arbeit leisten, derartige Rückmeldungen sind
aber leider selten, sie bestätigen jedoch, dass unsere Arbeit nicht nur
anerkannt, sondern auch gewürdigt wird. Eine weitere Bestätigung ist
die Verleihung des „Grünen Kreuzes“ an unseren ehemaligen Landesbergrettungsarzt- und Landesleiter-Stellvertreter Dr. Giselher Sperka.
Ende Oktober hat die Ortsstelle Judenburg den „runden Geburtstag“ ihres Ortsstellenleiters Rudolf Krenn gefeiert. In seiner 22-jährigen Dienstzeit wurde die Bergrettungsdienststelle in Judenburg
beim Roten Kreuz neu errichtet und die Diensthütte am Fuße des
Zirbitzkogels zur Gänze saniert. Bei einer würdigen Feier erfolgte die
Übergabe an den neuen Ortsstellenleiter Dr. Peter Neubauer.
Eine Veranstaltung der besonderen Art waren immer wieder die
Winterspiele der steirischen Bergrettung in Hohentauern. Die nächs­
ten Wettkämpfe finden am 31. Jänner 2015 statt und wir ersuchen
euch um zahlreiche Teilnahme. Die genaue Ausschreibung erfolgt
zeitgerecht.
Für die Unterstützung im abgelaufenen Jahr dürfen wir uns bei
euch sehr herzlich bedanken und euch für die Weihnachtszeit und
den Jahreswechsel besinnliche Stunden und alles Gute wünschen.
6 Bergung im Steinbruch
Der Versorgung eines verletzten Paragleiters und eines
Forstarbeiters widmeten sich 40 Bergretter im Rahmen der
Sommergebietsübung.
7 Dreharbeiten
Steirische Bergretter unterstützen die Filmcrew der TV-Serie
„Die Bergretter“.
8 Eis, Neuschnee, Minusgrade
Winterliche Bergeübung in der Südwand des Hochschwabs.
9 Alpinmesse
Der Kindernotfall bildete einen Schwerpunkt der „Alpinrettung“,
einem Fortbildungsmodul für Bergrettungskräfte, das erstmals ­
im Rahmen der Alpinmesse stattfand.
12 International
Polnische Bergretter bilden sich nicht nur im Ausbildungszentrum
im Jamtal fort. Gemeinsam mit Bergwacht Bayern und Berg­rettung
Tirol gibt es ein von der EU gefördertes Ausbildungskonzept.
14 Frauenpower bei der Bergrettung Rietz
Drei Bergretterinnen leiten seit kurzem die Tiroler Ortsstelle:
Claudia Waldhart, Simone Amplatz und Gabi Schweigl.
17 Fortbildung
Bergretter tauschten das Gelände mit GPS, Laptop und Hörsaal
und widmeten sich Theorie und Praxis beim Erste-Hilfe-Lehrgang.
18 Canyoning
Im Bruckgraben wurde das Training mit der Sanierung der
Standplätze kombiniert.
20 Reise
Zentralasien lockt mit Skitouren zwischen dem „Blauen Auge“
Kirgisiens und dem Pamir-Highway.
Foto Titelseite: Sommerfortbildung auf der Rax. Für den Ernstfall
wird bei jedem Wetter trainiert. Foto: Erich Bretterbauer
2
Michael Miggitsch
Erich Bretterbauer
Landesleiter
Bergrettung Steiermark
Pressereferent
Bergrettung Steiermark
Steiermark
Impressum
BERGretter – Mitgliedermagazin der Bergrettung Steiermark, Dezember 2014
Herausgeber und Medieninhaber: Bergrettung Steiermark, Radetzkystraße 16, 8020 Graz, Tel.
0316/830102, E-Mail: [email protected] Produktion: Mag. Christa Hofer
Medienraum e.U. Redaktion: Christa Hofer, Michael Miggitsch, Erich Bretterbauer; Harald
Glitzner, Maximilian Haid, Martin Hörzer, Andrea Huttegger, Christoph Kowatsch, Martin Pircher,
Andreas Steininger, Peter Unterluggauer, Christina Vogt Foto Titelseite: Erich Bretterbauer
Fotos Seite 2: Erich Bretterbauer Lektorat: Elke Meisinger-Schier Grafik: Frisch Grafik Druck:
Athesia Druck GmbH, Exlgasse 20, 6020 Innsbruck Anschrift für alle: Bergrettung Steiermark,
Radetzkystraße 16, 8020 Graz, Tel. 0316/830102.
ausbildung
Training für Raft- und Wildwasserunfälle.
Ausbildung in Modulform
kommt an
Positives Feedback gibt es für das neue Ausbildungsschema der Bergrettung Steiermark. Der Grund dürfte im klaren Schema mit seinen genauen Zielvorgaben liegen.
Interview: Christa Hofer | Fotos: Erich Bretterbauer, Alfred Pußwald, Andreas Staudacher
Seit knapp zwei Jahren arbeitet die Bergrettung Steiermark mit
dem neuen Ausbildungsschema. Im kommenden Jahr soll das
modulare Konzept evaluiert werden, wie Landesausbildungsleiter
Andreas Staudacher im Interview erklärt.
Die Ausbildungsstruktur in der Bergrettung Steiermark wurde 2012
überarbeitet. Welche Änderungen gab es im Speziellen?
Andreas Staudacher: Ursprünglich gab es die klassischen Sommer- und Wintergrundkurse, die vier Tage dauerten. Mit der neuen Struktur wurde versucht, die Kurse nach Schwerpunkten zu
gliedern und gleichzeitig von der behelfsmäßigen in Richtung
taktische Rettung zu kommen. Die Ausbildung in der steirischen
Bergrettung startet nun mit dem sechstägigen Sommergrundkurs.
Dieser enthält gleichsam die „Basics“ im Bereich Medizin und
behelfsmäßiger Bergetechnik. Allerdings kommt hier bereits einsatztaktisches Training dazu. Das Ganze ist eine Mischung aus
Theorie und Praxis, plus Übungen am Tag und in der Nacht.
Wie geht es dann weiter?
Andreas Staudacher: Anschließend folgt der ebenfalls sechs
Tage umfassende Winterkurs. Die Inhalte betreffen Schnee- und
Lawinenkunde, Lawinenrettung und Pistenrettung, Tourenplanung und -führung. Eingebunden sind dabei auch die Lawinenund Suchhundestaffel und die Hubschrauber. Funk und Einsatztaktik sind weitere Themen. Auch hier gibt es die Mischung aus
Theorie und Praxis, wobei Letztere etwa zwei Drittel ausmacht.
Und selbstverständlich gibt es wieder Übungen am Tag und in
der Nacht.
Ist damit die Grundausbildung abgeschlossen?
Andreas Staudacher: Ja. Damit ist man Bergretterin bzw. Bergretter. Es folgen dann die Fortbildungsmodule, die Spezialthemen
gewidmet sind. Es gibt immer ein Sommermodul, das sich mit der
neuesten Technik und der planmäßigen Rettung befasst. Weiters
gibt es ein dreitägiges Dyneema-Modul. Wir verwenden ja nur
noch Dyneema. Seilbahn- und Liftbergung ist ein weiteres Modul gewidmet, weiters gibt es ein Wintermodul in der Dauer von
drei Tagen, zusätzlich noch ein eigenes Eismodul in der Dauer
von sechs Tagen mit den Schwerpunkten Spaltenbergung und
Bewegung im vergletscherten Gelände. Nicht zu vergessen die
Canyoninggruppe. Die Zusammenarbeit mit ihr stellt für den
Einsatz auch einen wichtigen Schritt dar.
Nach drei Jahren aktiver Bergrettungstätigkeit können Interessierte die Einsatzleiterausbildung machen. Auch hier gibt es zwei
entsprechende Ausbildungsmodule, die in erster Linie viel Einsatztaktik enthalten. Die Einsatzleiter haben zusätzlich alle fünf
Jahre ein spezielles Führungsseminar mit dem Schwerpunkt Zusammenarbeit und Koordinierung mit anderen Einsatzorganisationen (z.B. LWZ, Rotes Kreuz, Alpinpolizei, Feuerwehr, Behörden).
Bergretterinnen und Bergretter
müssen sich in jedem Gelände
bewegen können.
Steiermark
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ausbildung
Sondieren am Übungshang.
Bei Übungen wird das Gelernte sofort in die Praxis umgesetzt.
Trainiert wird bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Wird es Neuerungen geben?
Andreas Staudacher: Geplant ist ein eigenes Erste-Hilfe-Modul
– ebenfalls für Winter und Sommer und mit jeweils eineinhalb
Tagen. Dieses findet vor den Grundkursen statt und soll helfen,
diese thematisch etwas zu entflechten.
Wie viele Bergretterinnen und Bergretter bilden Sie jedes Jahr aus?
Andreas Staudacher: Im Schnitt sind es 290 bis 300. Was die
Schulungen betrifft, so haben wir an 34 Tagen im Jahr Aus- und
Fortbildungskurse. An den Grundkursen nehmen jeweils 50 Personen teil, bei den Koordinierungen sind es 35. Das Ausbilderteam der Bergrettung Steiermark selbst umfasst 25 Lehrende, die
das gesamte Programm abdecken.
Wie hat der Umstieg vom alten zum neuen, modularen Ausbildungsschema funktioniert?
Andreas Staudacher: Es ist recht gut angenommen worden.
Ein Grund dürfte auch sein, dass es nun ein klares Schema gibt
und die Ausbildungsziele genau definiert sind. Das ist auch wichtig, damit alle auf demselben Ausbildungsstand sind. Nur so ist
zum Beispiel auch eine ortsstellen- oder gebietsübergreifende Zusammenarbeit möglich.
In allen Bereichen gibt es Nachtübungen. Warum?
Andreas Staudacher: Wir haben einfach sehr viele Nachteinsätze. Vor allem am Dachstein, im Gesäuse und am Hochschwab.
Das sind außerdem immer sehr schwierige Einsätze. Hier muss
man einfach entsprechend vorbereitet sein.
Welche Schwerpunkte sind für 2015 geplant?
Andreas Staudacher: Im kommenden Jahr werden wir das Ausbildungsschema mit seinen Strukturen evaluieren. Dann wird es,
wenn nötig, Anpassungen geben. Eventuell wird ein eigenes Winter- und Pistenmodul dazukommen. Ein wichtiger Schwerpunkt
wird der Funk werden, da wir ja auf Digitalfunk (BOS) umstellen.
Wie ist das Feedback der Bergrettungsmitglieder auf die modulare Ausbildung?
Andreas Staudacher: Das ist recht gut. Probleme gibt es auf
einer ganz anderen Ebene. Der administrative Aufwand wird immer größer und lässt Freiwilligenorganisationen wie die Bergrettung an ihre Grenzen stoßen. Allein der bürokratische Aufwand,
um jeden einzelnen Ausbilder sozialversicherungstechnisch anzumelden, ist enorm. Wir sind ja meist am Wochenende tätig.
Versäumt man da eine Frist, gibt es sofort hohe Strafgebühren.
Das geht wirklich an die Substanz. Hier schaut es auch nicht so
aus, als würde es Vereinfachungen für Vereine wie den unseren
geben. Dies wäre aber wirklich wünschenswert. Schließlich sind
wir alle Freiwillige, die ihre Zeit in den Dienst der Allgemeinheit
stellen. 
termine
* Wintergrundkurs: 18. bis 23. Jänner, Eisenerzer Ramsau (50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
* Einsatzleiterkoordinierung (Winter): 28. Februar und 1. März, Tauplitzalm (40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
* Ausbilderkoordinierung: 8. und 9. Mai
* Sommergrundkurs: 27. Juli bis 2. August, Gröbming (50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
* EL-Kurs: 20. bis 23. August, Dachstein, Türlwandhütte (30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
* Sommermodul – Fortbildungsthemen, Dyneema, Seilbahnbergung: 11. bis 13. September, Gröbming (30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
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Steiermark
ausrüstung
Mehr Sicherheit im Einsatz
Die Ortsstelle St. Peter am Kammersberg
freut sich über 19 „Alpine Up“-Sets.
Text und Foto: Maximilian Haid
Um bei Einsätzen die maximale Sicherheit der Bergretter und
des Verletzten gewährleisten zu können, entschied sich die Bergrettung St. Peter am Kammersberg für die Anschaffung von 19
Stück des neuen Sicherungsgerätes „Alpine Up“. Dieses ist in der
Bergung bzw. bei der Sicherung universell einsetzbar. Um die
hohen Investitionskosten abdecken zu können, musste man jedoch auf Sponsorensuche gehen. Erfreulicherweise konnte die
Ortsstelle die Fa. MLW-Montagen GmbH als Sponsor gewinnen.
Wir möchten uns auf diesem Wege noch einmal recht herzlich für
das große finanzielle Entgegenkommen bedanken, ohne das diese
Anschaffung nicht möglich gewesen wäre. 
Übergabe der 19 „Alpine Up“-Sets an die Ortsstelle St. Peter am Kammersberg. Neben Bergrettern unter Führung von Ortsstellenleiter Bartholomäus Mednitzer waren auch Geschäftsführer
Günther Koller und Niederlassungsleiter Walter Riegler anwesend.
Sports Direct Graz, Center West, Weblingerstr. 25, 05 7373 - 810 000
www.sportsdirect.at
Steiermark
5
übung
Versorgung eines der „Verletzten“ im steilen Gelände.
Mittels Seilbahntechnik werden die Verletzten im Steinbruch abtransportiert.
Bergung im Steinbruch
Der Versorgung eines verletzten Paragleiters und eines Forstarbeiters widmeten
sich 40 Bergretter im Rahmen der Sommergebietsübung.
Text und Fotos: Erich Bretterbauer
Im Mittelpunkt der diesjährigen Gebietsübung der Ortsstellen Leoben, Mautern, Trofaiach und Vordernberg standen zwei
Szenarien: einerseits die Bergung eines Paragleiters von einem
hohen Baum, andererseits die Versorgung eines Forstarbeiters,
der dem Paragleiter zu Hilfe eilen wollte und dabei einen Unfall
hatte. Schauplatz der Übung war der Steinbruch in Mautern.
Schwierige Bedingungen
Insgesamt 40 Bergretter des Gebietes fanden sich bei schwierigen äußeren Bedingungen aufgrund von Regen und schlechter Sicht zur Sommergebietsübung ein, die von der Ortsstelle
Mautern ausgerichtet wurde. Das Thema der Übung war naheliegend, nimmt die Zahl der Paragleiter im Gebiet doch ständig zu.
Für die Bergrettungskräfte ergab sich somit folgende Ausgangslage: Ein Paragleiter wird beim Landeanflug auf Mautern durch
starke Windböen in einen Baum oberhalb des Steinbruches geweht und bleibt dort in 20 Meter Höhe hängen. Ein Forstarbeiter
sieht den Unfall und versucht, ihm zu Hilfe zu kommen. Als er
die Aussichtslosigkeit erkennt, steigt er ab, um Hilfe zu holen,
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Steiermark
wobei er aber selbst einen Unfall hat. Der Paragleiter sendet in
der Zwischenzeit mittels einer App seine Koordinaten an einen
Freund, der wiederum die Bergrettung alarmiert.
Rettung in luftiger Höhe
Binnen kürzester Zeit sind 40 Bergretter unterwegs zu den
beiden Unfallopfern. Während der Forstarbeiter medizinisch
versorgt wird, beginnt gleichzeitig die Bergung des Paragleiters
aus luftiger Höhe. Dieser hat bei seinem „Unfall“ einen Beinbruch erlitten und muss so schonend wie möglich aus dem
Baum geborgen werden. Dazu steigt ein Bergretter auf, sichert
den Piloten und baut eine Seilbahn auf, mit deren Hilfe der
Gleitschirmflieger nach kurzer Zeit langsam zu Boden gelassen
wird. Inzwischen wurde der verunfallte Forstarbeiter mittels Seilbahntechnik über den Steinbruch abgeseilt, kurz darauf folgt der
Paragleiter. Beide werden den Einsatzkräften des Roten Kreuzes
übergeben und zur weiteren Versorgung ins Krankenhaus gebracht. Nach drei Stunden waren beide Bergungen erfolgreich
abgeschlossen. 
kooperation
Bergretter unterstützen Filmcrew
Text und Fotos: Martin Pircher
Nach wie vor ist das Interesse an der Erfolgsserie „Die Bergretter“ sehr groß. Im Ennstal wird daher fleißig an Staffel 6
gedreht. Von Beginn an waren der Salzawasserfall und die
dazugehörige Schlucht fixe Drehorte der Serie. Ebenfalls f­ ixer
Bestandteil ist die Beteiligung der Canyoningrettungsgruppe
bei den Dreharbeiten. Die vorwiegende Aufgabe besteht im
Sichern der Filmcrew, der Schauspieler und der Aus­rüstung.
Aber nicht nur das, immer öfter greift man auch gerne auf
die Retter als Doubles und Stuntmen zurück. So wie auch
dieses Jahr wieder, als wir an zwei Tagen unseren Teil zum
Erfolg dieser Serie beitragen durften. Die siebte Staffel ist
schon in Planung, vermutlich wieder mit Beteiligung der
Rettungsgruppe. 
Bergretter unterstützen Filmcrew.
Steiermark
7
übung
Eis, Neuschnee, Minustemperaturen
Winterliche Bergeübung in der Südwand des Hochschwabs.
Text und Foto: Martin Hörzer
„Kletterunfall in der Hochschwab-Südwand, Route Lufthammer, eine Person schwerst verletzt!“ – so lautete die Übungsannahme für Teile des Gebietes Hochschwab Ende Oktober. Unmittelbar nach Alarmierung durch die Landeswarnzentrale setzten
sich in kürzester Zeit 15 Kameraden der Ortsstellen Aflenz, Thörl
und Turnau in Richtung Hochschwabgipfel in Bewegung. Wobei dies kein leichtes Unterfangen war, mussten für diese Übung
doch insgesamt mehr als 70 Kilogramm Material (bestehend aus
über 850 Metern Seil, Bohrmaschinen, Dübeln, Haken, Tragen,
Steigeisen, Verankerungsmaterial, etc.) auf den Berg transportiert
werden. In diesem Zusammenhang einen herzlichen Dank an
das Team des Schiestlhauses rund um Christian Toth, das die
Bergrettung dabei tatkräftig unterstützte und ab sofort auch die
dauerhafte Stationierung einer Gebirgstrage und diversen Rettungsmaterials auf dem Schiestlhaus ermöglicht, welches für die
Bergrettung ständig zugänglich ist.
Vierstündiger Anmarsch
Nach über vierstündigem Anmarsch bei tiefstwinterlichen
Verhältnissen mit hüfthohem Neuschnee, Eis und Minustemperaturen forderte das angenommene Übungsszenario von
jedem Bergretter das gesamte technische und medizinische
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Steiermark
Können. Unmittelbar nach Erreichen des Gipfels wurden die
Sicherungspunkte in Schnee und Eis ausgeschaufelt und freigehackt, die erforderlichen Verankerungen eingebohrt und
Abseilstände eingerichtet. Danach begann unter Einsatzleitung der Bergrettung Thörl die Abseilfahrt in die über 300
Meter hohe, tief verschneite und vereiste Südwand des Hochschwabs. Hierbei war größte Vorsicht und Eile geboten, da
die Mannschaft durch Eis und Steinschlag und die erhöhte
Lawinengefahr ständig gefährdet war. Nachdem die Retter mit
dem – laut Annahme – lebensgefährlich verletzten Patienten
am Wandfuß angekommen waren, konnten sie diesen an die
wartende Mannschaft im hochalpinen Schrofengelände übergeben. Dort wurde dieser medizinisch versorgt und für den
weiteren Abtransport ins Tal stabilisiert.
Verbesserung durch Dyneema-System
Das von den drei Ortsstellen Aflenz, Thörl und Turnau gemeinsam neu angeschaffte Dyneema-Bergesystem mit mehr als 800
Meter Seil hat sich wieder bestens bewährt. Es bringt nicht nur
einen enormen Gewinn aufgrund seiner Leichtigkeit, auch der
schnelle Aufbau und die praktische Handhabung waren bei dieser
höchst anspruchsvollen Bergung von Vorteil. 
ALPINRETTUNG
Kindernotfall
am Berg
Müssen Minderjährige versorgt werden,
gelten andere Rahmenbedingungen: nicht nur
medizinischer, sondern auch psychologischer Natur.
Text: Christa Hofer | Fotos: Alpinmesse, Fotolia/ChantalS, Egon Glöggl, Markus Isser
Unfälle von Kindern im alpinen Gelände sind ein Horror­
szenario für die Eltern. Sie stellen aber auch eine besondere Herausforderung für die Rettungsmannschaft dar. Mit dem Thema
„Kindernotfall im Gebirge“ befasste sich daher einer der Vorträge
bei der „Alpinrettung“ im Rahmen der Alpinmesse in Innsbruck.
Wie Dr. Egon Glöggl, einer der Vortragenden, erklärte, spielen
beim Kindernotfall mehrere Aspekte eine wichtige Rolle: Unfälle,
an denen Kinder beteiligt sind, kommen im Vergleich zur Gesamtunfallzahl relativ selten vor. Gerade deshalb sei es wichtig,
dass Rettungskräfte sich entsprechend aus- und weiterbilden und
Übungsmöglichkeiten nutzen, um im Ernstfall auf das erworbene
Wissen zurückgreifen zu können. Weiters gibt es medizinische
Parameter, die bei Kindern anders sind als bei Erwachsenen, und
es kommen besondere psychologische Aspekte hinzu.
Stürze, Stolpern, Kollisionen
Die Unfallursachen, die Kinder betreffen, sind vorwiegend
Stürze, Stolpern oder Kollisionen (etwa auf Skipisten). „Immer
wieder kommen aber auch Eigenverletzungen – etwa mit Skistöcken – vor“, schildert Egon Glöggl. Diesen Unfallszenarien
entsprechen in der Folge die Verletzungen. „Besonders oft gibt
es traumatische Verletzungen. Das Polytrauma ist überhaupt die
häufigste Todesursache bei Menschen zwischen dem ersten und
40. Lebensjahr“, erläutert der Mediziner. Bei Kindern unterscheiden sich die Verletzungen jedoch aufgrund ihrer Anatomie, weiß
Glöggl: „Bei Kindern ist zum Beispiel der Kopf im Verhältnis zum
Gesamtkörper größer als bei Erwachsenen. Bei Stürzen wird der
Kopf, als entsprechend schwerer Körperteil, daher eher verletzt.
Kinder haben außerdem mehr stumpfe Verletzungen. Die Ursache
liegt am elastischeren Gewebe und am höheren Knorpel- und
Fettanteil. Weiters reichen die Rippen bei Kindern weniger tief in
den Bauchraum, weshalb Organe wie Leber oder Nieren weniger
geschützt sind.“ Dies müsse man bei der Versorgung von Kindern
immer beachten, da Verletzungen mitunter nicht sofort ersichtlich sind. Glöggl nennt hier das Stichwort „innere Blutungen“.
Eigenes Material nötig
Was die Versorgung verletzter Kinder betrifft, gelten hier nicht
nur dieselben Einschränkungen aufgrund des Geländes wie bei
Erwachsenen. „Man ist nun mal am Berg und hat daher nicht alles
wie in einem Notarztwagen oder erst recht in einem Krankenhaus
zur Verfügung“, bringt es Egon Glöggl auf den Punkt. Zusätzlich
benötige man für Kinder entsprechendes Material. „Nutzt man
einen Defibrillator, sind kleinere Paddles nötig. Dasselbe gilt für
die Größe von Tuben und Spateln. Auch die Dosierung von
Medikamenten muss vom Arzt entsprechend angepasst werden“,
erläutert der Mediziner.
„Der Kindernotfall ist nicht nur eine extreme Belastung
für die Eltern, sondern stellt auch für die Retter eine
Ausnahmesituation dar.“
Dr. Egon Glöggl
Bei der Versorgung verhalten sich Kinder außerdem anders
als Erwachsene. „Kinder haben einen hohen Bewegungsdrang,
können sich mitunter noch nicht richtig artikulieren, auch das
Körperbewusstsein ist bei den Kleinen anders. Nicht selten empfinden sie die Rettungsmaßnahmen und die für sie fremden Per-
9
ALPINRETTUNG
Dank Übung und Fortbildung wissen, was beim Kindernotfall zu tun ist.
sonen als Bedrohung. All das muss berücksichtigt werden“, weiß
Glöggl und hat auch einige Tipps: „Mit einer ruhigen Stimme,
einem freundlichen Gesichtsausdruck oder sogar einem Kuscheltier – sollte das Kind z.B. eines selbst dabeihaben – kann schon viel
erreicht werden.“ Wie der Mediziner betont, ist es auch wichtig,
ehrlich zum Kind zu sein – auch bei schmerzhaften Maßnahmen.
Die Eltern einbeziehen
Unabdingbar ist es weiters, dass die Eltern mit eingebunden
werden, sofern die Rettungsmaßnahmen dadurch nicht behin-
Im Rahmen von drei Workshops wurde eine neues Wandbergesystem, bestehend
aus einer klappbaren Schaufeltrage und einem Bergesack, vorgestellt.
10 dert werden. Die Nähe der Eltern kann dem Kind Sicherheit vermitteln, gleichzeitig wird der Drang der Angehörigen, zu helfen,
befriedigt. Dies gelte auch für Reanimationsmaßnahmen. „Es gibt
Untersuchungen, dass dies im schlimmsten Fall zu weniger posttraumatischen Belastungsstörungen bei den Eltern führt und den
Trauerprozess begünstigt. Ist es aufgrund starker Behinderung
nicht möglich, dass die Eltern in direkter Nähe des Kindes sind,
sollte man zumindest darauf achten, dass die freie Sicht gewährleistet ist“, betont Glöggl.
Belastung für Retter
Psychologische Aspekte beeinflussen auch die Rettenden. „Es
ist wichtig, dass man selbst ruhig bleibt, auch wenn dies eine
besondere Herausforderung darstellt. Ein möglicherweise schreiendes Kind, panische Eltern und deren Erwartungsdruck können
die Situation ansonsten verschärfen. Außerdem überträgt sich
eine mögliche Unsicherheit auf die anderen Beteiligten“, erklärt
der Arzt. Besonders wichtig sei nach derartigen Einsätzen auch das
Debriefing. Auf dieses sollte unter keinen Umständen verzichtet
werden, da es den Rettungskräften hilft, die erlebte Situation zu
verarbeiten. Welche Selbsthilfestrategien man einsetzt, sei individuell verschieden. Allerdings sollte bei Bedarf auch nicht gescheut
werden, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Zur Person: Dr. Egon Glöggl ist Facharzt für Anästhesie mit den
Arbeitsschwerpunkten Kardioanästhesie, Kinderanästhesie und Notfallmedizin. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung an verschiedenen
NEF-Stützpunkten in Tirol, Vorarlberg und Deutschland. Glöggl arbeitet seit März 2014 im Krankenhaus Bozen und ist in der Südtiroler
Bergrettung aktiv (Kontakt: [email protected]). 
ALPINRETTUNG

alpinrettung: Fortsetzung folgt
Im Rahmen der Alpinmesse stand
heuer erstmals die „Alpinrettung“,
eine Fortbildungsveranstaltung für
Bergretterinnen und Bergretter, auf
dem Programm. Organisiert wurde
die Alpinrettung von Markus Isser,
dem medizinischen Ausbildungsleiter der Bergrettung Tirol.
Wie schaut Ihr Resümee für die Veranstaltung aus?
Markus Isser: Sehr gut. Die Vorträge sind gut angekommen
und die Workshops, die wir für Mitglieder der Bergrettungsdienste im In- und Ausland sowie von Alpinpolizei, Flugrettung
und Bundesheer angeboten haben, waren alle ausgebucht. Ich
denke, die Richtung passt grundsätzlich. Ausbaubar ist sicher die
Zahl der Workshops. Heuer hatten wir ja insgesamt fünf, wobei
drei der Kinderreanimation und zwei der Wandbergung gewidmet waren. Da wird es im kommenden Jahr sicher mehr geben.
Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten Sie?
Markus Isser: Pro Workshop konnten wir 25 Personen nehmen, bei den Vorträgen waren es sicher jeweils mehr als hundert.
Wie war das Feedback?
Markus Isser: Sehr gut! Das Konzept „Learning by doing“ ist
gut angekommen. Ich glaube, damit können die meisten auch
das Optimale aus den Fortbildungen für sich herausholen. Positive Rückmeldungen bekamen wir aber nicht nur von den al-
VORBEREITET
SEIN
FOTO Hansi Heckmair
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Wir zeigen dir, wie du sicher
unterwegs bist: im SAFETY ACADEMY LAB
auf ortovox.com
Interview: Christa Hofer | Foto: Thommy Thaler
pinen Rettern, sondern auch von den Nicht-Spezialisten. Wir
haben ja wieder vier zusätzliche Workshops für alle AlpinmesseBesucher angeboten, die ebenfalls sehr gut angenommen worden sind. Schwerpunkte waren dabei der Notfall im Winter bzw.
im Sommer.
In das Konzept der „Alpinrettung“ war auch die Südtiroler Bergrettung
eingebunden.
Markus Isser: Ja. Wir wollten von Anfang an, dass auch andere
Organisationen mit dabei sind. Das bringt mehrere Vorteile: Man
lernt sich kennen, kann also neue Kontakte knüpfen, und man
sieht, wie andere arbeiten. Von diesem Informationsaustausch
profitieren wiederum alle. Man sieht, dass vieles gleich gemacht
wird, aber einiges eben auch anders. Wichtig war dabei, dass wir
uns nicht nur auf den medizinischen Bereich konzentriert hatten, sondern auch technische Neuerungen vorgestellt wurden.
Auch diese Mischung soll künftig beibehalten werden.
Haben Sie selbst für Ihre Arbeit in der Bergrettung Neues kennenlernen
können?
Markus Isser: Interessant für uns war der Kurs, der für Ausbilder angeboten war. Dabei wurden Methoden und Materialien
vorgestellt, wie sie vor allem in der militärischen Notversorgung
genutzt werden. Hier gibt es einiges, was auch für uns von Vorteil
sein könnte. Ich denke zum Beispiel an spezielles Verbandsmaterial, das viel mehr Möglichkeiten eröffnet. Hier werden wir uns
weitere Infos holen und schauen, was für uns Sinn macht. 
international
Kooperation mit der
polnischen Bergrettung
wird fortgesetzt
Bereits zwei Mal waren polnische Bergretter zur Weiterbildung
im Ausbildungszentrum im Tiroler Jamtal zu Gast. Nun erlebt die
erfolgreiche Zusammenarbeit eine weitere Auflage.
Text: Christina Vogt | Fotos: Karl Klinec
12 Übungen während des Winterkurses.
ausrüstung
Polnische Bergretter beim Klettern im Jamtal.
Lawinenkunde, Suche nach Verschütteten und Evakuierungen
mit modernster Technik: Im Sommer wie im Winter haben Tiroler
Bergretter in den vergangenen Jahren ihre polnischen Kollegen fit
gemacht für den Einsatz. Diese Zusammenarbeit stieß auf so positive Reaktionen, dass die Kooperation im Jahr 2015 in die Verlängerung geht. Zwei Projekte bereiten der Tiroler Ausbildungsleiter
Peter Veider und Patryk Ceran von der polnischen Bergrettung
momentan vor.
ERASMUS-Projekt
Unterstützung kommt dieses Mal auch von der Europäischen
Union: Mit einem Förderprogramm von ERASMUS+ unterstützt
die EU die Zusammenarbeit finanziell. ERASMUS? War das nicht
nur was für Studenten? Nein, denn seit 2014 unterstützt das Mobilitätsprogramm auch die allgemeine und berufliche Bildung.
Dieses Mal planen Tiroler und Polen gemeinsam gleich zwei
Projekte: Zum einen wird es wieder einen zweiteiligen Kurs für
die Ausbilder geben, dessen erster Teil voraussichtlich im Februar
2015 stattfinden wird. Bei diesem Winterkurs widmeten sich die
Teilnehmer im letzten Jahr der Lawinenkunde und der Suche
verschütteter Menschen. Ähnliches erwartet die Teilnehmer auch
im kommenden Jahr. Der zweite Kursteil findet dann im Sommer
statt und beinhaltet Rettungstechniken sowie neueste Trends im
Bereich der Bergrettungsarbeit.
VOLTA 9,2
Ultraleicht mit bester Performance
für anspruchsvolle Routen.
Zum anderen planen Tiroler und polnische Bergretter ein längerfristiges Projekt, in das auch die Bergwacht Bayern integ­riert
ist: In gemeinsamer Arbeit möchten sie eine Lernbox für die
Bergrettung erstellen, die online übers Internet verfügbar sein
soll. „Das ist ein ziemlich aufwändiges und komplexes Projekt“,
berichtet Patryk Ceran. Details über das Projekt werden nächstes
Jahr bekanntgegeben.
So bleibt es spannend auf dem internationalen Parkett der Bergrettung. Und vielleicht hinterlassen die polnischen Bergretter ja
wieder eine sichtbare Spur der Zusammenarbeit: Im vergangenen
Jahr haben sie im Westlichen Gamshorn die Vierer-Route „Vitamin C“ eröffnet. 
Photo © www.kalice.fr
Lernbox im Internet
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13
PORTRÄT
Simone Amplatz mit ihrem Hund Diego.
Claudia Waldhart leitet die Ortsstelle Rietz im Tiroler Oberland.
Frauenpower bei
der Bergrettung Rietz
Drei Bergretterinnen leiten seit kurzem die Ortsstelle:
Claudia Waldhart, Simone Amplatz und Gabi Schweigl.
Text: Andrea Huttegger | Fotos: Andreas Amplatz, Stefan Bradlwarter
Von einer Besonderheit will Claudia Waldhart in ihrer bescheidenen Art nicht sprechen, aber irgendwie gibt sie dann
doch zu, dass es bei der Bergrettung schon etwas außergewöhnlich ist, dass drei Frauen eine Ortsstelle leiten. In Rietz ist dies
seit kurzem der Fall. Claudia Waldhart ist die „Chefin“ des
28-köpfigen Bergretterteams, als ihre Stellvertreterin fungiert
Simone Amplatz, und Gabi Schweigl macht als Kassierin das
Frauentrio an der Spitze komplett. „Ich bin gespannt und freue
mich auf die Herausforderung“, sagt Waldhart. „Außerdem or-
ganisiere ich gern, das kommt mir bei dieser Aufgabe sicher
zugute.“
Bergrettung als Familiensache
Seit vier Jahren ist Waldhart Mitglied bei der Bergrettung in
Rietz. „Seit ich denken kann, ist die Bergrettung bei uns in der
Familie präsent.“ Denn Papa Walter war und ist noch immer
leidenschaftlicher Bergretter. Der Einstieg ins neue Amt als
Ortsstellenleiterin gestaltete sich für Claudia dann auch gleich
als sehr familiär: Die Tochter durfte ihren Vater zum 25-JahrJubiläum ehren. „Das war meine erste offizielle Handlung als
Ortsstellenleiterin“, erinnert sich Claudia schmunzelnd.
Die Rietzer Bergretter kennt die junge Frau seit mehreren
Jahren, sie war bei so manchen Unternehmungen bereits vor
ihrer Mitgliedschaft dabei. „Ich habe mich dort immer wohl
gefühlt“, erzählt Claudia. Es war dann eigentlich nur noch eine
Frage der Zeit, bis auch sie offiziell Mitglied der Bergrettung
wurde. „Ich finde die Kameradschaft hier einfach ganz toll,
und ich habe einige Freunde dazugewonnen“, erzählt Waldhart
über ihre Entscheidung, Bergretterin zu werden.
Mit viel Training zur Bergretterin
Claudia Waldhart in den Bergen rund um die Steinsee Hütte.
14 Gemeinsam mit Claudia Waldhart hat Simone Amplatz im
Oktober 2014 die Herausforderung angenommen, die Ortsstelle in Rietz zu leiten. Amplatz ist Waldharts Stellvertreterin.
„Ich unterstütze meine Kollegin und Freundin Claudia, wo und
PORTRÄT
wann immer sie mich braucht. Ob bei diversen Sitzungen, Veranstaltungen usw. Wir sprechen alles gemeinsam ab, meistens
auch mit dem gesamten Team“, erzählt Amplatz. Über eine Aufgabe freut sich die 36-Jährige besonders: Sie ist Hundeführerin,
und das „mit voller Leidenschaft“, wie sie sagt. Simone und
ihr Hund Diego sind ein eingespieltes Team, die beiden gibt es
meist nur im Doppelpack. Bevor Amplatz zur Bergrettung kam,
war sie beim Roten Kreuz in der Suchhundestaffel. „Mich hat
damals ein schwieriger Einsatz sehr bewegt. Ich habe gesehen,
wie wichtig eine alpine Ausbildung für Hund und Mensch
ist. Ab diesem Zeitpunkt habe ich gewusst: ‚Ich möchte gemeinsam mit meinem treuen Partner Diego zur Bergrettung.‘“
Von da an bereitete sich die Marketing-Fachfrau eifrig auf die
Sommer- und Winter-Anwärterüberprüfungen vor. Jede freie
Stunde wurde genutzt, um in den Bergen zu trainieren. „Obwohl ich sehr sportlich bin, musste ich meine Kondition bergrettungstauglich machen“, sagt Amplatz. Es sei anstrengend
gewesen, aber Freunde und Bergretterkollegen hätten immer
an sie geglaubt, auch in Momenten, in denen sie kurz vor dem
Aufgeben war. Die Mühen haben sich schlussendlich gelohnt,
Simone Amplatz schaffte die Überprüfungen mit Bravour und
konnte die Grundkurse absolvieren.
Nun stand noch der Hundekurs im Kühtai auf dem Programm. „Die Woche war sehr anstrengend für Mensch und
Hund. Jeden Tag hartes Training am Berg und am Abend Fortbildung“, erinnert sich Amplatz. Aber auch diese Aufgabe meis­
terten Simone und Diego. Als im Sommer 2014 dann endlich
alle Prüfungen bestanden waren, wurde Simone Mitglied bei
der Bergrettung. „Es ist einfach ein Wahnsinnsgefühl, wenn
man in Not geratenen Menschen helfen kann. Und in Kombination mit meinem Suchhund passt es perfekt“, schwärmt
Amplatz von ihrer Tätigkeit.
Die Ausbildung zur Bergretterin
schloss Simone Amplatz im
Sommer 2014 ab.
Zeitaufwändige Tätigkeit
Mitglied bei der Bergrettung zu sein und dann noch eine Leitungsposition innezuhaben, ist eine zeitaufwändige Aufgabe.
Dieser Tatsache sind sich sowohl Waldhart als auch Amplatz
bewusst. „Gerade jetzt am Anfang ist es noch sehr viel Arbeit. Ich hoffe, das legt sich aber mit der Zeit“, sagt Claudia.
­E-Mails bearbeiten und an die Landesleitung weiterleiten, organisatorische Dinge erledigen, den Ausbildungsplan erstellen,
Treffen mit den Liftbetreibern sowie bei Sitzungen und Veranstaltungen dabei sein – das sind nur einige der zahlreichen
Aufgaben der Ortsstellenleiterin. Ganz selbstverständlich wird
das alles neben Beruf und Privatleben erledigt. „Es tut gut zu
wissen, dass ich mich voll und ganz auf Simone verlassen kann.
Wir teilen uns die Aufgaben auf“, ist Waldhart froh über die
gute Zusammenarbeit mit ihrer Stellvertreterin. „Und wenn
man etwas gerne macht, spielt Zeit sowieso eine eher unwesentliche Rolle“, fügt Amplatz hinzu.
Die Tätigkeit in der Bergrettung verlangt außerdem viel Training. „Es ist besonders wichtig, fit zu bleiben“, wissen Claudia und Simone. Beide lieben die Natur und Sport, was ihnen
für den Bergrettungsdienst natürlich sehr zugutekommt. Die
begeisterten Sportlerinnen verbringen in ihrer Freizeit neben
Beruf und Bergrettung viele Stunden am Berg: Klettern, Berg-
steigen, Skifahren und Skitourengehen gehören zu den Hobbys der beiden. Zudem ist kein Wasser vor ihnen sicher, so ist
Simone Amplatz unter anderem als Canyoningführerin – und
infolgedessen auch als Canyoningretterin – unterwegs.
Mehr Frauen zur Bergrettung
Auf die Frage, ob sie sich jemals benachteiligt gefühlt hätten,
weil sie Frauen sind, schütteln beide den Kopf und antworten
mit einem klaren „Nein!“. „Wenn ich mir nicht zu hundert
Prozent sicher gewesen wäre, als Frau voll akzeptiert zu werden,
hätte ich die Aufgabe als Ortsstellenleiterin nicht übernommen“, sagt Waldhart. „Bis jetzt hatte ich noch nie negative Erlebnisse, weil ich eine Frau bin.“ Auch Amplatz betont, dass in
der Ortsstelle Rietz Gleichberechtigung der Geschlechter herrsche. „Wir Mädels sind absolut gleich gestellt. Und die Männer
sind teilweise richtige Gentlemen“, sagt sie mit einem Lächeln.
Natürlich müssten Frauen Leistung erbringen, wie alle anderen Bergretter auch. „Manchmal musst du schon zeigen, was
du kannst“, gibt Amplatz zu. „Aber wenn du dann bewiesen
hast, dass du Biss und Ausdauer hast, dann, denke ich, bist du
als Frau voll mit dabei.“ Wenn jemand unbedingt zur Bergrettung wolle, schaffe Mann oder Frau das, sind sich Simone und
15
PORTRÄT
Simone Amplatz unterwegs
mit Bergretterkollegen.
Claudia einig. „Dranbleiben“ heiße die Devise.
Bei der Bergrettung Rietz selbst finden sich insgesamt vier
Frauen unter 24 Männern. Laut Waldhart sei noch genug Platz
für mehr Bergretterinnen in Tirols Ortsstellen. „Eine gemischte
Gruppe ist sicher nicht von Nachteil, sondern tut dem Team
eher gut“, meint sie.
Skitourenspaß am Morgenkogel: Claudia Waldhart.
16 Großes öffentliches Interesse
Das öffentliche Interesse an den Bergretterinnen in Rietz ist
momentan groß. Einerseits freut sich Claudia Waldhart über
das positive Medienecho, andererseits wundert sie sich, dass
eine Frau als Ortsstellenleiterin immer noch als etwas so Besonderes gelte. „Es soll nicht immer nur mein Frau-Sein im
Vordergrund stehen“, wünscht sich Waldhart. Ihre Arbeit und
ihr Einsatz für die Bergrettung dürften Beachtung finden. „Eine
Frau als Ortsstellenleiterin soll als selbstverständlich angesehen werden.“
Waldhart hat neben ihrer Funktion als Ortsstellenleiterin
noch einiges vor: Die 27-Jährige will sich unter anderem auf
die „Erste Hilfe“ konzentrieren und sich speziell in diesem
Bereich weiterbilden. Zum Beispiel kann die Hauptschullehrerin als Besitzerin des Erste-Hilfe-Lehrscheins 16-Stunden-Kurse
anbieten.
Motiviert und zielstrebig also gehen Claudia Waldhart und
Simone Amplatz sowie die dritte Frau im Leitungstrio, Gabi
Schweigl, an ihre Aufgaben im Bergrettungsteam Rietz heran.
Und in manchen Situationen dürfen sie dabei ruhig auf ihre
weibliche Intuition vertrauen. 
Eingespieltes Team: Simone Amplatz und Einsatzhund Diego.
fortbildung
Zwischen Theorie Laptop und Hörsaal
und Praxis
statt Fels und Eis
Text und Fotos: Christoph Kowatsch
Text: Andreas Steininger | Foto: Hans Eggbauer
Einen für Alpinisten eher untypischen Ort besuchten 20 Bergretter aus der gesamten Steiermark: Auf Einladung der Landesleitung und unterstützt vom GPS-Landesreferenten Andreas Wiltschnigg erfolgte im JUFA in Spital am Semmering die diesjährige
Fortbildung zum immer wichtiger werdenden Thema „GPS im Alpineinsatz“. So drückten die sonst eher in der Gebirgswelt zu findenden Bergretter die Hörsaalbank und erfuhren die aktuellsten
GPS-Neuigkeiten für ihre Tätigkeit in den heimatlichen Bergen.
Seit Jahren zählt die steirische Bergrettung übrigens zu den Vorreitern in der Verwendung dieser modernen Orientierungshilfe
im Einsatzfall. Die Praxisnähe wurde durch die Referenten, alle
als aktive Bergretter und teilweise auch als Einsatzleiter tätig, garantiert. 
Theorie und Praxis standen auf dem Programm der
Erste-Hilfe-Fortbildung im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Judenburg, an der Mitte Oktober 60 Bergretterinnen
und Bergretter der Ortsstellen Judenburg, Pöls, Zeltweg
und Knittelfeld teilnahmen. Nach der Begrüßung durch
Dr. Peter Neubauer und Gebietsleiter Martin Findl gab es
zum Einstieg wieder Impulsreferate. Besonders erfreulich
war, dass sich an diesem Abend Dr. Frans van der Kallen
die Zeit nahm und den Bergrettern Näheres über die möglichen psychischen Belastungen während eines Einsatzes
erläuterte. Weitere Impulsreferate gab es von den beiden
Ortsstellenärzten und Organisatoren Dr. Peter Neubauer
(Erstuntersuchung, Traumacheck) und Dr. Bernd Heschl
(Hygiene im Bergrettungsdienst).
Nach den Impulsreferaten übten die Bergretter an
vier Stationen folgende Themen: Wärmepackung, UT2000-Verwendung und -Zusammenbau, Einpacken und
Vakuummatratzen sowie Handhabung der San-Rucksäcke
der vier Ortsstellen. 
San-Fortbildung für 60 Bergretterinnen und Bergretter.
Interessiert folgten die Teilnehmer den Ausführungen der Referenten.
Steiermark 17
CANYONING
Beeindruckender Blick nach oben.
Vor der nächsten Steilstufe.
Übung in beeindruckender Kulisse
Im Bruckgraben wurde das Training der Canyoningrettungsgruppe mit der Sanierung der Standplätze kombiniert.
Text: Harald Glitzner, Michael Miggitsch | Fotos: Canyoningrettungsgruppe
Der Bruckgraben im Gesäuse, wo direkt am Schluchtenausgang zwei Raftingboote deponiert wurden, war Schauplatz der
Herbstübung der Canyoningrettungsgruppe. Gestartet wurde
die Übung jedoch am Brucksattel, zu dem wir mit reichlich
Material marschiert waren. Die enormen Wassermassen der
vergangenen Regenfälle hatten ihre Spuren im Bruckgraben
hinterlassen, sodass wir uns zur Aufgabe machten, die Stände
und Seilgeländer zu überprüfen und zu sanieren. Der Aufstieg
zum Brucksattel war nach eineinhalb Stunden geschafft, darauf folgt ein kurzer Abstieg zum Einstieg, wo die Mannschaft
in drei Gruppen eingeteilt wurde. Die erste Gruppe hatte die
Aufgabe, alle Stände neu einzurichten. Dabei bewährte sich
einmal mehr die Benzinbohrmaschine. So kam die gesamte
Mannschaft sehr rasch voran und arbeitete sich durch die grandiose Schlucht. Auffallend war dabei, dass sich der komplette
Schluchtenverlauf im Laufe der Zeit stark verändert hat. So gab
es immer wieder erstaunte Ausrufe, wenn ein alter Abseilstand
18 Steiermark
in mehreren Metern Höhe gesichtet wurde. Im Mittelteil der
Schlucht, der uns von einem Einsatz sehr gut in Erinnerung ist,
mussten wir sogar unter einer sehr engen Verklausung durch,
die nur ohne Rucksack zu bewältigen war.
Bergepunkte passen
Im Alarmplan Bruckgraben sind zwei Bergepunkte angegeben, an denen es möglich ist, Mannschaft bzw. Material per
Hubschrauber anzuliefern. Diese Bergepunkte (rot und grün)
sind an der orographisch rechten Seite der Schlucht unter
Anführung der alpinen Notrufnummer für jeden ersichtlich
angebracht. Sie sind von den Wassermassen auch verschont
geblieben. Im Zuge der Sanierung wurden an so mancher Stelle
Seilgeländer eingerichtet, um ein sicheres und schnelles Vorankommen der Gruppe zu ermöglichen. Das mitgeführte Material wurde zusehends weniger und die Schlucht konnte von
uns in einem arbeitstechnisch brauchbaren und für mögliche
CANYONING
Abseilen ins tosende Nass.
Einsätze sicheren Zustand hinterlassen werden. Trotz des Arbeitsaufwandes und der technischen Schwierigkeiten war die
Sanierung bzw. die Begehung durch die Rettungsgruppe nach
dreieinhalb Stunden beendet.
Raftingübung zum Schluss
Am Schluchtenausgang konnten wir am Nachmittag nach
dem Eintreffen aller Retter zum letzten Teil unserer Herbst­
übung übergehen. Die zwei Raftingboote, die wir frühmorgens
Manche Passagen in der Schlucht boten spezielle Schwierigkeiten.
am Ufer der Enns deponiert hatten, leisteten uns nun guten
Dienst. Schnell waren die Aufgaben an die Mannschaft verteilt,
Bootsführer und Frontmann links und rechts eingeteilt und
schon ging die Fahrt los. Da wir das Raften in die Ausbildung
aufgenommen haben, war auch dies keine große Herausforderung für unsere Canyoningrettungsgruppe. Etwas müde konnte die Mannschaft schließlich die letzten Sonnenstrahlen der
Herbstsonne genießen und nach einer Dreiviertelstunde Fahrt
anlegen und die Übung abschließen. 
Die Teilnehmer der Herbstübung.
Steiermark 19
reise
In der Steppe auf 4000 Meter Höhe in Tadschikistan.
Aufbruch
in eine alte,
neue Welt
Zentralasien lockt mit Skitouren
zwischen dem „Blauen Auge“
Kirgisiens und dem Pamir-Highway.
Text und Fotos: Peter Unterluggauer
Die Menschen begegneten uns zum Teil skeptisch, aber freundlich.
20 Steiermark
Unterwegs zu einer Skitour bei Karakul.
Es ist 05:30 Uhr. Müde und auch genervt von den langwierigen
Visa- und Zollformalitäten schieben wir uns am Manas-Flughafen
durch die Taschen und Plastiksack tragenden, mongolisch anmutenden Leute zum Ausgang. Erleichtert sehe ich ein Schild mit
der Aufschrift: Mr. Unterluggauer. Durch die Finsternis fahren
wir, Mani Guggenberger und ich, mit unseren Begleitern in Richtung Stadtzentrum von Bishkek, der Hauptstadt von Kirgistan.
„Stromausfall. Ist normal“, erzählt man uns, was auch erklärt,
warum wir nicht viel erkennen können. Wir werden in ein kleines
Hotel gebracht und schlafen uns aus. – Das ist der Beginn einer
faszinierenden Reihe von Reisen durch die Berge des Thien-Shan
und des Pamir.
Erste Tour zum Issik-Kul-See
Karakul am Issik-Kul-See, dem Blauen Auge Kirgisiens: Gewaltig stehen die 5000er des Thien-Shan vor den Toren Bishkeks.
Schneebedeckt und majestätisch und irgendwie unnahbar. Wir
sollten sie noch nicht kennenlernen, denn zuerst geht es ostwärts,
wo ich im Rahmen meiner Vorbereitung vielversprechende Skitouren gesehen und geplant hatte. Stundenlang geht es durch
abwechslungsreiche Landschaften, deren Weite wir Lesachtaler
nicht gewohnt sind. Wir schlängeln uns entlang des Sees, der
eher wie ein Meer wirkt mit seinen 160 Kilometern Länge und
­60 Kilometern Breite.
Staunend erreichen wir Karakul am Fuße des riesigen ThienShan-Gebirges. Eine typische Stadt aus der Zeit der Sowjetunion
wie auch Bishkek und noch viele andere der großen Städte im
Osten. Universität, Fußballplatz, Moschee und orthodoxe Kirche
sind die wichtigsten Gebäude der Stadt. Der Tourismus ist noch
in der Entwicklungsphase, ein Skigebiet lädt zum Herumrutschen
ein. Wir begeben uns in die Berge. Traumhafter Pulverschnee
und unendliche Weiten zwischen Yaks und Pferden, ganz alleine,
fast schon einsam; so bahnen wir uns den Weg zu neuen Gipfeln. Unbestiegen, unbenannt und unglaublich. Scheue Augen
be­obachten uns, besorgt, ungläubig oder kopfschüttelnd.
Zwischen Kalkstein und Walnusswald
Weiter geht es über viele Pässe, alle über 3200 Meter hoch gelegen, Schnee in Massen, weiße Weiten. Nach zwölf Stunden von
Bishkek erreichen wir Osh, an der usbekischen Grenze gelegen.
Wieder eine andere Welt, andere Menschen, andere Sitten. Es
geht weiter nach Arslanbob, einem verträumten, weit verteilten
Städtchen in den Bergen, in Kalkbergen. Bis 4400 Meter ragen sie
auf. Skitouren, wohin man blickt. Freundliche Leute, die offen
auf Fremde reagieren. Wir schlafen bei Bauern in deren Häusern.
Wie überall in Kirgisien ist das Essen hervorragend. Es gibt viel
Fleisch, Gemüse, Suppen – und Nüsse. Hier wächst der größte
Walnusswald der Welt.
Steiermark 21
reise
Blick auf den „Räuberhauptmann“ in Padachschan.
Nach und nach kriegen wir wieder Erdung und können uns gar
nicht mehr vorstellen, dass sich jemand aufregt, wenn das Warten
auf ein Bier zu lange dauert. Hier zählt etwas anderes. Es scheint,
dass Heimat, Werte und Familie noch wichtiger sind, als der eigenen Zeit nachzulaufen und sie doch nicht einzuholen. Wehmütig
zieht uns das Fernweh weiter.
Am Pamir-Highway
Unendliche Weite: Blick vom „Räuberhauptmann“ über den Pamir.
Wir treffen auf den einzigen „Local Guide“, Hayat, der vor
einem Jahr Skifahren gelernt hat. Er führt uns durch verschneite
Gärten und Haine aus der Ortschaft hinaus. Bei der LVS-Kontrolle
erkläre ich ihm, dass sein LVS Batterien benötigt. Es folgen traumhafte Skitouren mit bis zu 2700 Aufstiegsmeter in Pulver und Firn.
Eine göttliche Fügung, Allah oder Gott, sorgt dafür, dass wir bei
einer der Abfahrten mit dem Nationalsport in Berührung kommen. Wir dürfen mitmachen und lernen, wie man eine Ziege
reitenderweise an ihren Bestimmungsort bringen kann. Für uns
endet das Spiel – aus dem Sattel gehoben – nach kurzer Zeit. Wir
genießen das Zusammensein mit den Menschen am Hauptplatz.
22 Steiermark
Pamir und das unbewohnte Land Padachschan: Zu glauben, in
Arslanbob ist man am Ende der Welt, war ein großer Irrtum. Wir
hoppeln acht Stunden nach Sarytasch am Fuße des Pik Lenin,
um die tadschikische Grenze und den Pamir-Gebirgskamm zu
überqueren. Die Allradler schnaufen auf 4600 Meter, als wir an
der Grenze ankommen. Zwei bis drei Stunden dauert es, obwohl
wir in diesem Jahr (April) erst die vierte und fünfte Person sind,
die über die Grenze fährt. Egal! Yaks, Adler, Wölfe und MarcoPolo-Schafhörner, die überall zu sehen sind, machen uns neugierig. Es geht weiter über den legendären Pamir-Highway zum
Karakul Lake (schwarzes Wasser) mit der Ortschaft, wie soll es
sein, Karakul. 300 Menschen leben dort auf 4000 Meter. Schule,
Hospital, Moschee und Volleyballplatz sorgen für Abwechslung in
der steppenartigen, staubigen Ortschaft. Ausgemergelte Gesichter
voller Neugier und Lebensgeiz beobachten uns aus skeptischer
Entfernung. Es sollte etwas dauern, bis sie die Skier nicht mehr als
außerirdische Geräte einstufen.
Wir wollen uns mit dem Offizier der Kaserne treffen und laden ihn
zum Essen ein. Yakfleisch und Reis, Tee und Wodka. Das meiste muss
man selbst mitbringen. Strom gibt es keinen, das Wasser ist aus dem
reise
Fahrt zu den Bergen in Padachschan.
Dorfbrunnen, das Heizmaterial aus dem Stall (wenn man einen hat).
Wir erhalten ein Permit, damit wir den Zaun, der das Niemandsland
zu China abgrenzt, durchschreiten können, und starren erwartungsvoll auf die umliegenden Berge. Diese sind wahrlich nichts für Wanderer. An zwei Tagen gelingen uns Erstbegehungen bis 6000 Meter.
Zwölf Kilometer Abfahrt vorbei an Yaks und Marco-Polo-Schafen
folgen. Ein Wahnsinn: Der Blick vom Gipfel des Räuberhaupmanns
mit ca. 6000 Metern schweift über eine Fläche so groß wie Osttirol.
Einwohnerzahl: 300, stark schrumpfend.
Der Weg zurück
Die Rückreise erfolgt mit einem vollen Koffer an Emotionen, Erlebnissen und Bergfahrten. Mit Märkten, wie es sie bei uns schon
lange nicht mehr gibt, reitenden Bauern und viel mehr Ehrfurcht
vor allem, was wir in Europa gar nicht mehr wahrnehmen. Wie
schnell wird sie mich einholen, unsere schnelle Welt, voller Weihnachtsschmuck im Oktober und Osterhasen im Februar? Zurück
in Wien kaufe ich mir eine Bahnkarte in Wien-Meidling, schleppe
meine Habseligkeiten die Stiege hoch und schlafe, der Zug kommt
ja erst in 1,5 Stunden. Plötzlich wache ich auf, werde am Fuß
getreten: „Betteln und Hausieren verboten“, sagt der Beamte, der
mir gerade erst eine Fahrkarte verkauft hat. Ich schließe einfach
wieder die Augen.
Zur Person: Peter Unterluggauer ist Bergretter in der Ortsstelle Le­
sachtal und leitet mit einem Kollegen in St. Lorenzen eine Alpin- und
Schluchtenführerschule. Nach Zentralasien zieht es ihn jedes Jahre für
mehrere Wochen, um dort auch Ski- und Heliski-Touren anzubieten.
Weitere Infos unter: www.fitundfun-outdoor.com 
Eindrücke von einem Markt.
Karakul mit dem Pik Lenin.
Steiermark 23
Einfach.Zukunftsorientiert
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