Dinosaurier in der Schweiz - Volkshochschule beider Basel
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Dinosaurier in der Schweiz - Volkshochschule beider Basel
SamstagsUni Laufen, 05.04.2014 Dinosaurier in der Schweiz Christian A. Meyer, Prof. Dr. Zusammenfassung Dinosaurier oder Schreckensechsen sind ausschliesslich auf dem Land lebende Wirbeltiere. 1842 wird der Name Dinosauria von Richard Owen erstmals eingeführt. Anatomisches Erkennungsmerkmal sind die vier verschmolzenen Lendenwirbel, deren Anwesenheit eine Anpassung an die Lebensweise auf dem Land anzeigt. Sie dominierten seit der mittleren Trias bis am Ende der Kreidezeit die kontinentalen Ökosysteme. Die beiden Grossgruppen umfassen die Saurischier, dazu gehören die Bestienfüsse (Theropoden), die Echsenfüsse (Sauropoden) und die Vorechsenfüsse (Prosauropoden). Die Ornithischier fassen die Schildträger (Stegosaurier & Ankylosaurier), die Vogelfüsser (Entenschnäbel & Iguandontiden) und Randköpfe (Ceratopsier & Pachycephalosaurier) zusammen. Die Vögel gehören nach neuester Erkenntnis ebenfalls zu den Dinosauriern und sind in der mittleren Jurazeit als Schwestergruppe der Theropoden entstanden. Fischsaurier oder Flugsaurier gehören nicht zur näheren Verwandtschaft. Dinosaurier haben im Laufe ihrer Entwicklung die unterschiedlichsten Anpassungen hervorgebracht. Von reinen Vegetariern zu Aas- und Fleischfressern bis hin zu spezialisierten Fischfressern sind sämtliche Ernährungsweisen abgedeckt. Ebenso lässt sich zeigen, dass viele Gruppen ein ausgeprägtes Sozialverhalten hatten, wie zum Beispiel das Auftreten in Herdenverbänden. Bis 1960 waren Dinosaurier in der Schweiz nahezu unbekannt oder bereits wieder in Vergessenheit geraten. 1856 nämlich wurden die ersten Knochen von Dinosauriern bei Niederschönthal (heute Füllinsdorf, BL) entdeckt. Vom weltberühmten Solothurner Geologen Amanz Gressly am Ufer der Ergolz ausgegraben und später vom Basler Professor Ludwig Rütimeyer als neue Gattung Gresslyosaurus bezeichnet. Diese Reste werden heute zu Plateosaurus engelhardti gestellt, einem 4 - 6m langen Vertreter der Prosauropoden. Zwischen 1960 und 1980 wurde Reste und Skelette von Plateosauriern (Frick) aber auch Spuren von Prosauropoden und Theropoden in spättriassischen Kalkwatt- (Schweizer Nationalpark) und Flussablagerungen (Frick) bekannt. Zwischen 2007 und 2012 wurden zudem zahlreiche neue Fährtenvokommen in der Umgebung von Bergün (GR) gemacht. Diese stammen überwiegend von Prosauropoden, von kleineren aber auch von grösseren Raubsauriern. Sie gehören zusammen mit vergleichbaren Formen aus den Dolomiten zu den ältesten Spuren weltweit. An dieser Stelle sind auch die als Dinosaurierspuren bekannten triassischen Fährtenfunde aus der Gegend von Vieux Emosson im Wallis zu nennen, welche 1976 erstmals näher beschrieben wurden. Sie stammen nach neuesten Untersuchungen nicht von Dinosauriern, sondern von sogenannten Archosauriern (krokodil-ähnlich Landwirbeltiere) und sind wesentlich älter als bisher angenommen. Die untere und mittlere Jurazeit haben bis heute weder Knochen noch Skelettreste von Dinosauriern geliefert. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da diese Ablagerungen in einem untiefen Meer entstanden sind und nur wenige Hinweise auf Landnähe enthalten. 1987 läutete die Entdeckung von grossen Vorkommen mit Spuren von Sauropoden im Nordwestschweizer Jura bei Solothurn eine Renaissance ein. Mehr als 20 neue Fundstellen mit Spuren von Sauropoden und Raubsauriern in zeitlich unterschiedlich alten Ablagerungen des späten Jura wurden in den folgenden Jahren dokumentiert und weitere werden mit Sicherheit noch hinzukommen. In diesen Zusammenhang sind auch ältere Funde zu nennen, die neu interpretiert wurden und damit auch zum erweiterten Kenntnisstand der Dinosaurierfauna der Schweiz beigetragen haben. So ein Oberschenkelknochen aus Egerkingen, der zu einem Stegosaurier gehört, oder die Skelettreste von Moutier, die bereits 1854 zum Vorschein kamen. SamstagsUni. Ein Angebot der Volkshochschule beider Basel und der Universität Basel Volkshochschule beider Basel, Kornhausgasse 2, Postfach, CH-4003 Basel T +41 (0)61 269 86 66, F +41 (0)61 269 86 76, [email protected], www.vhsbb.ch Letztere stammen von mindestens vier verschiedenen Individuen einer rund 10 - 12 m grossen Art aus der Gruppe der Sauropoden. Im gleichen Fundkomplex konnte der als Megalosaurus meriani beschriebene Zahn der bisher in Europa unbekannten Gattung Ceratosaurus zugeschrieben werden. Ein anfangs 20. Jahrhundert beschriebener Knochen eines kleinen Raubsauriers aus Solothurn entpuppte sich bei erneuter Untersuchung als Flugfinger einer Flugechse. Das gleiche gilt auch für zahlreiche andere in der Literatur beschriebene Dinosaurierreste, die sich bei einer näheren Überprüfung meist als Reste von Meereskrokodilen erwiesen. Umgekehrt erwiesen sich Zähne, die Meereskrokodilen zugeschrieben wurden als solche von kleinen Raubsauriern aus der Gruppe der Dromaeosauriden. Seit 2001 wurden im Rahmen der Nationalstrasse A 16 im Kanton Jura (Umgebung von Porrentruy) zahlreiche Fährtenfundstellen ausgegraben und dokumentiert. Bereits vorher waren erste Spurenfunde aus der Umgebung von Glovelier bekannt geworden. 2009 kamen die ersten Dinosaurierspuren aus der unteren Kreide in der Umgebung von Genf zum Vorschein. Hinzu kommen Fährten von Iguanodon-Verwandten aus der unteren Kreide am Ufer des Vierwaldstättersees, in einem Bereich wo sie bisher niemand erwartet hätte. Die intensive Forschung der letzten 25 Jahre hat also aus der Schweiz ein wahres Dinosauriereldorado gemacht, ein Potential das vorher im Untergrund verborgen schlummerte. Weiterführende Literatur Furrer, H. (1993): Entdeckung und Untersuchung der Dinosaurierfährten im Nationalpark Zernez, Schweiz.- Cratschla Ediziun Specials 1. Lockley, M. G. & Meyer, C.A. (2001): The Dinosaur tracks and other fossil footprints of Europe, Columbia University Press, NewYork,. Meyer, Ch. A., Marty, D., Thüring, B., Stecher, R. & Thüring, S (2013): Dinosaurierspuren aus der Trias der Bergüner Stöcke (Parc Ela, Kanton Graubünden, SE-Schweiz).- Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel 14 (2013) 135 Meyer, C.A. (1994): 145 Millionen Jahre vor unserer Zeit - Das Leben in einer tropischen Meereslagune. Vogt-Schild, Solothurn, 80 pp. Müller-Merz, E., Berger, J.-P., Furrer, H. & Meyer, Ch. A. (2005): Paläontologie und Umwelt, Vdf Hochschulverlag ETH Zürich, 91 pp. Kontakt Prof. Dr. phil. nat. Christian A. Meyer Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4000 Basel [email protected] 2 von 2