DCB-Info 70 1,2 Mb - Drachenflieger Club Berlin eV
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DCB-Info 70 1,2 Mb - Drachenflieger Club Berlin eV
Drachenf lieger-Club Berlin e. V. Informationen aus Berlin und Brandenburg Dezember 2004 EDITORIAL Eine Rückschau auf das Jahr 2004 Inhalt Titelbild Boris Schäfer beim Start seines Ballons im Alten Lager Editorial Eine Rückschau auf das Jahr 2004: 2004 war ein gutes Jahr für uns! DCB Aktuell Windenschlepps in 2004: „Wind me up, Scotty“ Seite 2 2004 war ein gutes Jahr für uns! Schon wieder und, jedenfalls für mich viel zu schnell, geht das Jahr zu Ende. Da lohnt es sich, mal zurück zu schauen und zu versuchen, das darzustellen, was im Jahr 2004 beim DCB geschehen ist und welche luftsportlichen Ereignisse und Ergebnisse meines Erachtens besonders gewürdigt werden sollten. Sportliche Ereignisse im DCB: Unsere Piloten werden immer besser! Zwei DCB’ler sind bei den Deutschen Open und der Deutschen Meisterschaft im Drachenfliegen von der Schmittenhöhe bei Zell am See in Österreich mit geflogen: Lukas Bader und Dietrich Brockhagen. Lukas wurde Deutscher Vizemeister und belegte bei den German Open den dritten Platz, während unser Dietrich bei seinem 36. Platz sicher wertvolle Wettkampfpraxis gesammelt hat, die ihn in Zukunft weiter voran bringen wird. 5 Evert Wessels windelt jetzt fast um die Ecke: Besuch vom „Windengott“ 5 Checkflüge Fit for Fun? 6 Seminar zum Wettbewerbsfliegen: „Lerne zu siegen“ 7 DCB Aktiv DCB-Streckenflugpokal 2004: Das Jahr der Drachen 8 Der DCB feiert 25 Jahre mit dem Teufelsberg-Cup: BullRiding über dem Grunewald 10 Robert Kosi geht fremd: ... blowing in the Wind 12 Gemeinsam nach Stendal: Wie ein Kamel in der Sahara 14 DCB unterwegs British Open 2004 in Castejon de Sos: Unter Geiern 16 Durchgeklickt Ebay: Aus der Wundertüte des Kaufrauschs 18 Wie im Vorjahr haben sich Drachen- und Gleitschirmflieger des DCB am OLC-Wettbewerb beteiligt. Unsere Gleitschirmflieger, mit Martin Collischon, Jörg Maaß, René Pauly und Hagen Walter, sind in der Clubwertung unter die Top Ten geflogen und auf dem neunten Platz gelandet. Hervorzuheben ist, dass unserem Martin mit seinen 207,7 km Flug der weiteste Flug in Deutschland von der Winde aus gelungen ist. Die Drachenflieger, mit Georg Weber, Dietrich Brockhagen, Henry Maek und Andreas Becker, erreichten leider nur den 19. Platz. Auch hier wäre eine Platzierung unter den Top Ten möglich gewesen, wenn die Flüge von Markus Hanisch in die Wertung gekommen wären, was wegen fehlender Höhenangaben leider nicht möglich gewesen ist. Wer mehr über die Einzelergebnisse erfahren möchte und über einen Internetanschluss verfügt, sollte einfach mal in den Online-Contest hineinschauen. Auf der nächsten Seite geht’s weiter. Der Teufelsberg: Unser Fitness-Center (nicht nur) für die Wintermonate Trainieren in einem exklusiven Umfeld 20 Vor 25 Jahren: Auf der Mauer, auf der Lauer ... 20 Termine Impressum 20 20 Das ist bestimmt der Weihnachtsmann. Das ist unser Erster Vorsitzender. Eigentlich könnte ich ihm das Schäufelchen aus der Hand nehmen und bei den letzten Arbeiten im Flachbau mit anpacken. Das weiß ich nicht. Wird Zeit, dass ich endlich mal wieder auf unseren Flugplatz fahre und selbst recherchiere, wer das ist. Das weiß ich auch nicht. Aber ich sage nix mehr ohne meinen Beichtvater. 2 DCB-Info Nr. 70 EDITORIAL Willkommene Gäste: die Teilnehmer der „German Flatlands 2004“ Auch in diesem Jahr fanden auf unserem Sonderlandeplatz „Altes Lager“ in der Zeit vom 19. bis 21. Mai 2004 die „German Flatlands 2004“ statt. Über 50 Drachenflieger trafen sich bei uns und kämpften um die nord- und ostdeutsche Meisterschaft der Drachenflieger sowie um den Gesamtsieg. Zum ersten Mal hatten wir für einen Wettbewerb recht schwierige bis ungeeignete Wetterbedingungen, die nur zwei Durchgänge möglich machten. Die erste Aufgabe führte 93 Kilometer weit zum Flugplatz Cottbus. Beim zweiten Durchgang ging es zum Flugplatz Alteno mit eine Distanz von 56 Kilometern. Und an beiden Tagen konnte man sich nicht nur an der Wolkenbasis blaue Finger holen. Hochbetrieb an den Wochenenden Ach das gab es: Dreharbeiten für das MDR-Magazin „Super Illu TV“ im Juli Lukas Bader hat sich mit einer beeindruckenden Leistung den Gesamtsieg geholt und damit auch den ostdeutschen Meistertitel, gefolgt von Martin Ackermann und Ralph Dehlitsch. Damit belegten die ostdeutschen Piloten die drei vorderen Plätze in der Gesamtwertung. Aus dem Wettbewerbsfeld der 32 ostdeutschen Teilnehmer landeten reichlich DCB’ler unter den Top 10: Andreas Becker (Platz 6), Dietrich Brockhagen (Platz 8) und Georg Weber (Platz 9). Herbert Eckhardt gelang der Sprung auf Platz 11, dicht auf Volkmar Kienöl auf Rang 12 und Robert Kosi besetzte Rang 17. Unsere Piloten sind also durchaus mit Erfolg geflogen. Norddeutscher Meister im Drachenfliegen wurde Herbert Drees, gefolgt von Detlev Meier und Hans-Joachim Schulze. Zeitgleich fand die Landesmeisterschaft Ost der Gleitschirmflieger im Rahmen der BaWü-Open in Oppenau im Nordschwarzwald statt. Neben der ostdeutschen Landesmeisterschaft wurden dort ebenfalls die Landesmeisterschaften Nordrhein-Westfalen, RheinlandPfalz und Baden-Württemberg aus- getragen, was ein Startfeld von etwa 130 Piloten ergab. Jetzt zitiere ich Berthold Fuchs, der die Teilnahme der Ostdeutschen an der BaWü eingefädelt hatte: „In einem großen Pulk aufzudrehen, ist etwas völlig anderes als im Flachland, meistens allein, auf Strecke zu gehen. Mit 40 bis 50 Schirmen im gleichen Bart zu drehen, daran mussten sich viele erst mal gewöhnen. Doch dann lief es wie gewohnt. Bei starkem Wind und niedriger Basis waren wir nicht allzu viel in der Luft, hatten aber trotzdem unseren Spaß. Ein fettes Rahmenprogramm und die perfekte und engagierte Organisation haben einen großen Teil dazu beigetragen. Nach zwei Durchgängen konnten wir unserem alten und neuen Meister Thomas Stöwe zu seinem verdienten Sieg gratulieren. Zweiter wurde Felix Glaser, den dritten Platz konnten wir uns, dank unseres harmonischen Flugstiles, zu zehnt teilen.“ Seit einigen Jahren führt der DCB einen vereinsinternen Streckenflugpokal durch, um im Verein das Streckenfliegen zu fördern. Im Jahre 2003, mit dem Jahrhundertsommer, wurden insgesamt 8.732 Kilometer Strecken von unseren Piloten zurückgelegt. Es gab zwölf Flüge, bei denen die 100 km-Marke überschritten wurde. Die größte Strecke mit 178,76 km flog damals Thomas Kuhlmann mit seinem Bautek Twister (HG), gefolgt von Jörg Maaß mit seinem Ozone Octane (GS), der immerhin 165,44 km erreichte. In diesem Jahr wurde zwar insgesamt „nur“ 4.914 km geflogen, aber zum ersten Mal flogen zwei DCB-Piloten über 200 km! Insgesamt gab es 16 Flüge über 100 km. Mit dem Gleitschirm Nova Aeron erreichte Martin Collischon am 10. August 2004 bei seinem Flug bis nach Hildesheim 207,70 km. Fünf Tage vorher gelang Markus Hanisch mit seinem Icaro Laminar ST (HG) eine freie Strecke mit 228,56 km, also der weiteste Flug. Insgesamt beteiligten sich 21 Piloten. Sieger des Streckenflugpokals 2004 wurde Georg Weber, zweiter Jörg Maaß und dritter Martin Collischon. Wer mehr über den Streckenflugpokal 2004 erfahren möchte, sollte sich die Endergebnisse auf unseren Internetseiten ansehen oder auf Seite 8 weiter lesen. Ich freue mich über diese Leistungsexplosion und gratuliere nicht nur den Siegern und Platzierten, sondern allen Streckenfliegern, die sich an Meisterschaften und sonstigen Wettbewerben beteiligt haben. Sie tragen dazu bei, unseren Luftsport in die Öffentlichkeit zu transportieren und zeigen, dass von unserem Sonderlandeplatz „Altes Lager“ weite Strecken geflogen werden können. Ich bin stolz auf Euch und Eure Flugleidenschaft und wünsche mir, dass Ihr auch im kommenden Jahr mit noch größerem Erfolg auf Strecke geht. Windenschleppbetrieb: 2105 Starts Neben dem Streckenflugbetrieb gibt es im DCB den freizeitorientierten Flugbetrieb, den immer noch die Mehrheit der Piloten auf unserem Fluggelände genießt und der so das fliegerische Rückrat des Vereins darstellt. Dass das ebenfalls großen Spaß machen muss, beweist das Beispiel eines Wettbewerbsteilnehmers anlässlich einer Regionalmeisterschaft, der es vorzog, statt der gestellten Aufgabe in nahezu fünf Stunden die Schönheiten der Landschaft aus der Vogelperspektive zu erkunden. Waren es im Jahrhundertsommer 2003 insgesamt 2697 Flüge, die von der Winde aus gestartet sind, gab es dieses Jahr „nur“ 2105 Starts; davon waren 214 Gäste- sowie 77 Dosischlepps. Auf der nächsten Seite geht’s weiter. DCB-Info Nr. 70 3 EDITORIAL Nach einem entsprechenden Beschluss der letzten JHV hat eine Arbeitsgruppe auf der letzten Montagssitzung alternative Vorschläge für die Einrichtung einer Nord-SüdUL-Start- und Landebahn vorgestellt. Als nächste Schritte sind hier Abstimmungsgespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Dezernat Luftfahrt vorgesehen, um grundsätzlich die Genehmigungsfähigkeit dieser Absichten zu prüfen. UL-Schlepp- und UL-Ausbildungsbetrieb HG/Trike sowie Minimumfliegen: Start frei Auf unserem Platz sind zwei Flugschulen aktiv: UL-Flugservice Wildenbruch (Udo Reimann) und die Flugschule Drachenfliegenlernen (Andreas Becker). Beide Schulen konnten mit Zustimmung des DCB auf unserem Platz aktiv werden, nachdem wir für unser Gelände die § 6 LuftVG-Zulassung und die entsprechende Betriebserlaubnis erhalten hatten. Nach Auswertung des Hauptflugbuches hatte Udo Reimann insgesamt 285 Luftbewegungen aufgezeichnet. Davon waren 122 Schulungsflüge, 91 Hängegleiterschlepps, einige Check-, Passagier- und Rundflüge sowie der eine oder andere Gast, der unseren Platz mal besucht hat. Die Flugschule von Andreas Becker hat 628 Flüge durchgeführt, davon waren 200 Passagierflüge und 428 Schulungsflüge in der UL-startartbezogenen Hängegleiterausbildung. Der Flachbau: Endlich eine leistungsfähige Infrastruktur Der DCB ist dabei, sich auf seinem Fluggelände „häuslich“ niederzulassen. Bei der Instandsetzung des Flachbaus sind dank der überaus fleißigen Mitarbeit einiger DCB’ler große Fortschritte erzielt worden. Der Sanitärbereich ist nahezu fertiggestellt, etliche Zimmer sind bereits von einigen DCB’lern belegt, der Seminar- und Briefingraum in Betrieb genommen worden. Dank unseres „Hauselektrikers“ Willi Kuck haben wir jetzt nicht nur Strom in den Sheltern, sondern auch diverse, mit einem eigenen Zähler ausgestattete Stromanschlüsse im Flachbau, damit die Abrechnung der Kosten auf eine nachweisbare Grundlage gestellt werden kann. Derzeitig ist Willy dabei, einen neuen, größeren Zählerschrank herzustellen, weil der erste bereits jetzt zu klein geworden ist. Die Instandsetzung des Flachbaus muss bis April 2005 abgeschlossen sein. Unsere Minimumflieger haben dagegen nur 21 Starts eingetragen und wahrscheinlich, oft vergeblich, das Hauptflugbuch gesucht, um die tatsächliche Anzahl von Starts und Landungen einzutragen. Unser Fluggelände: Geprüft und für gut befunden Am 23. März 2004 wurde unser Fluggelände vom Dezernat Luftfahrt abgenommen, die Betriebsaufnahme mit Wirkung zum 1. April 2004 gestattet sowie die jährlich stattfindende Kontrolle unseres Platzes am 16. November 2004 erfolgreich abgeschlossen. Der am 12. April 2004 gestellte Antrag auf Wiederherstellung der Seilauslegestrecke von 1600 Metern ist nach langem Hin und Her letztendlich, mit Hilfe einer gutachterlichen Stellungnahme von Flugsicherheitsinspektor Jens Eisenreich (DAeCBüro Flugsicherheit) vom 4. September 2004, am 16. November ‘04 genehmigt worden. Aus den unterschiedlichsten Gründen – einige wissen, warum – ist es mir in diesem Jahr leider nicht gelungen, alle eigentlich vorgenommenen Zielsetzungen in die Tat umzusetzen. Dennoch haben wir auf unserem Platz viel erreicht. Viele DCB’ler haben fleißig gearbeitet, damit der Flugbetrieb klappt, der Platz in Ordnung gehalten wird und sich die Infrastruktur unseres Geländes insgesamt verbessert. Bedingt durch die unterschiedlichen luftsportlichen Nutzungen auf unserem Platz ist es auch immer mal zu Unstimmigkeiten beziehungsweise Unzufriedenheit unter der Mitgliedschaft gekommen. Wenn über 100 Luftsportler sowie zwei Flugschulen sich auf unserem Gelände „tummeln“, muss es naturgemäß ab und zu auch Stress geben. Ich werde mich mit meinen Vorstandskollegen bemühen, die widerstreitenden Interessen zusammen zu führen, wenngleich ich heute schon weiß, dass wir es nicht Allen recht machen können. Jeder sollte sich auch darum bemühen, die Interessenlage anderer zu verstehen und etwas Rücksicht darauf zu nehmen. Ich möchte mich herzlich bei allen Mitgliedern bedanken, die daran mitgewirkt haben, den DCB nach vorne zu bringen. Ich wünsche mir, dass im kommenden Jahr auch mal das eine oder andere ruhende Mitglied uns auf unserem wunderschönen Flugplatz besucht. Wir werden dank der Initiative von Bernd Bodtke mal wieder in den 1. Mai hineinfeiern; gleich danach finden die „German Flatlands 2005“ statt. Das sind Ereignisse, zu denen es sich lohnt, „aufs Land“ zu fahren! Oder braucht ihr eine Extraeinladung? Jetzt wünsche ich Allen eine geruhsame Weihnachtszeit und ein gesundes Neues Jahr 2005. Euer Hans-Christoph Buddee Nicht vergessen: Mitgliedsbeiträge jetzt überweisen! Nicht vergessen: Jetzt, im Dezember, ist genau der richtige Zeitpunkt, um die Mitgliedsbeiträge für 2005 zu überweisen – jedenfalls für jene Mitglieder, die nicht am Lastschriftverfahren teilnehmen. Darum meine herzliche Bitte: Erspart euch und unserem Kassenwart Lutz Cario monatelanges Warten und macht eure Überweisungen gleich fertig. Modellflug 40,00 Euro Drachenlagerplatz 30,00 Euro Versicherung pro eingelagertem Drachen 7,00 Euro DULV 51,00 Euro Nur noch einmal zur Erinnerung die aktuellen Beitragssätze: Konto Nr.: 307 422 102 BLZ: 100 100 10 Postbank Berlin Mitglied aktiv Mitglied passiv DGF 135,00 Euro 15,50 Euro 40,00 Euro Und damit der gute Wille nicht an den fehlenden Bankdaten scheitert, hier auch noch einmal die Kontoinformationen des Drachenflieger-Clubs Berlin: Dankeschön für die schnelle Erledigung. Hans-Christoph Buddee 4 DCB-Info Nr. 70 DCB AKTUELL Windenschlepps in 2004 „Wind me up, Scotty“ Die Grafik zeigt die aktuelle Windendstatistik für 2004: Die Säulen links zeigen die monatliche Anzahl der Kochwinden-Schlepps und rechts die der Wesselwinden-Schlepps (Gleitschirme blau, Drachen rot). Die grüne Linie zeigt die Gesamtschlepps in 2003, die violette in 2003 per 13. 12. 2004. 77 DoSi-Flüge wurden vermerkt und 214 Gäste (inklusive der schwäbischen Freunde vom 1. PCS), jedoch ohne die Flatlands. 2697 Schlepps 2003 2105 Schlepps 2004 UL-Schlepps sind nicht erfaßt, wäre aber sicherlich auch interessant. Während die Wesselwinde auch in diesem Jahr ihren Dienst klaglos verrichtete (mit Ausnahme eines Lecks in einer Bremsleitung), haben wir die Kochwinde nun endlich einer Radikalkur unterzogen und sie von Auto Kirchner instandsetzen lassen. Dabei wurde auch die Zugkrafteinstellung umgebaut. HG – GS – – – – – – – 8 59 – – – – – 28 9 177 2 40 – – – – 3 37 – – 21 55 67 248 Evert Wessels windelt jetzt fast um die Ecke Besuch vom „Windengott“ Wer öfter mal im Flachbau werkelt, kann manchmal nette Überraschungen erleben. So auch am 17. Oktober, gegen 15 Uhr: Plötzlich stand Evert Wessels mit seiner Frau in der Türe. Der Holländer ist Erbauer unserer WesselmanWinde – jenem Stück Eisen, das einfach nicht tot zu kriegen ist und uns auch dieses Jahr 1782 Mal sicher in die Luft befördert hat. Eigentlich war er mit seiner Frau Gast bei Markus Hanischs Minimum-Treffen im Separatisten-Shelter. Im Flachbau erzählte er auch ausführlich von neuen Projekten. So entwickelt er zur Zeit ein automatisches Seilrückhol-System, was den Be- DCB-Info Nr. 70 trieb eines Lepos überflüssig machen soll und gleichzeitig eine höhere Schleppfrequenz erlauben würde. Inzwischen ist er übrigens nach Polen umgezogen – in die Nähe von Stettin, also fast vor unsere Haustüre (oder doch wenigstens in die Reichweite unserer ambitionierten Streckenflug-Piloten ;-) Georg hat auch gleich seine Telefonnummer eingesackt. Man weiß ja nie ... pü Evert Wessels mit Frau, kaffeetechnisch unterstützt von Udo R.und geführt von Guide Georg W. 5 Zu den ganz üblen Erfahrungen zählt ein Attentat, bei dem ein Unbekannter in die Benzintanks beider Winden reichlich Wasser hineingekippt hat. Zum Glück kam dadurch kein Pilot zu Schaden und auch die Motoren fraßen nicht fest. Auch unser neues altes „Hydraulikmonster“ – die aus Mitgliedsspenden von einem schwäbischen Verein angekaufte Hydraulikwinde – ist in Arbeit. Hier wollen wir das gesamte System von Stahl auf Dyneema umrüsten, was jedoch noch einige Arbeitsstunden erfordert. Hagen Walter 117 61 212 247 47 256 61 291 – – 5 43 – 6 – 5 DCB AKTUELL Checkflüge Fit for Fun? Im Mai 2003 sind neue Gesetze für die Ausbildung von Luftsportlern in Kraft getreten. Seither müssen Drachen- und Gleitschirmflieger (wie übrigens auch die Freunde der motorisierten Luftfahrt) einen Checkflug nachweisen. Wie so oft, stecken die Tücken auch hier im Detail. Zum Beispiel für Piloten, die sich auch in Österreich vom Berg stürzen wollen. Aber der Reihe nach. Grundsätzlich gilt: Wer einen deutschen Luftfahrerschein hat, muss alle drei Jahre einen Überprüfungsflug absolvieren. Dieser Überprüfungsflug ist keine Prüfung, sondern er dient dazu, eine „ausreichende fliegerische Übung“ nachzuweisen. Allerdings darf der Pilot bei diesem Checkflug nicht gegen Paragraf 1, Absatz 1 der Luft-Verkehrsordnung verstoßen (der da lautet: „Jeder Teilnehmer am Luftverkehr hat sich so zu verhalten, dass Sicherheit und Ordnung im Luftverkehr gewährleistet sind und kein anderer gefährdet, geschädigt oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird.“) Die ersten Missverständnis betreffen diese Dreijahresfrist: Festgelegt ist, dass dieser Überprüfungsflug in den letzten zwölf Monaten vor Ende der Dreijahresfrist zu absolvieren ist. Das heißt, der Checkflug kann frühestens 24 Monate nach Scheinerteilung (oder dem Beginn der Dreijahresfrist) erfolgen und muss spätestens bis zum Ende dieser Dreijahresfrist erfolgreich absolviert sein. Maßgeblich ist das Erstausstellungsdatum der Lizenz. Für alle Piloten, die ihren (letzten) Schein vor dem 1. Mai 2003 gemacht haben, gilt der 1. Mai 2003 als Stichtag. Das bedeutet: Sie müssen ihren Checkflug spätestens am 30. April 2006 beendet haben. Wer diese Frist versäumt, muss eine Nachschulung in einer Flugschule absolvieren, bevor er wieder mit einem gültigen Luftfahrerschein abheben darf. Was aber, wenn ein A-Schein-Inhaber zwischenzeitlich seinen BSchein gemacht hat? Nach Auskunft des DHV gilt: Wurde für den BSchein eine praktische Prüfung absolviert (etwa weil der B-Schein nach den alten Regeln erworben wurde), dann kann der Prüfungs- ser Wettbewerb innerhalb der Zwölfmonatsfrist für den Checkflug stattfand. Dies betrifft zum Beispiel die ostdeutschen Landesmeisterschaften oder die German Flatlands. Außerdem gilt die Regelung für Wettbewerbe, die der DHV oder der Österreichische Aeroclub (ÖAeC) ausschreiben, etwa den OnlineContest (OLC). Die Teilnahme am DCBPokal oder am Teufelsberg-Cup reicht hingegen nicht aus, da hier nicht der DHV als Veranstalter auftritt, sondern nur unser Verein. flug vom Prüfer gleichzeitig als Checkflug betätigt werden. Für jene Vereinskameraden, die seit anderthalb Jahren darauf warten, dass sie endlich nach der alten B-Scheinregelung ihre Acht an den Himmel zirkeln dürfen, erweist sich dies als Glücksfall. Analog gilt: Wer nach den neuen Gesetzen seinen BSchein erworben hat, kann sich von seiner Flugschule einen der geforderten zehn Flüge als Checkflug bestätigen lassen. Ohne Paperwork geht gar nichts! Und wer nimmt den Checkflug ab? Entweder ein vom DHV zugelassener Fluglehrer, ein Prüfer oder ein vom DHV ernannter „Beauftragter für Luftaufsicht“ (bei Passagierberechtigung nur Flugschule oder Prüfer). Wir haben also die Wahl, ob wir bei Andreas Becker oder Lukas Bader (HG-/GS-Fluglehrer) oder bei Udo Reimann (dem Beauftragten für Luftaufsicht, kurz BfL) unseren Checkflug absolvieren. Wichtig ist: Für die Teilnahme an diesen Wettbewerben ist der B-Schein Pflicht. Wer also als A-Schein-Pilot am OLC teilnimmt, kann sich nicht darauf berufen, sondern riskiert unter Umständen sogar Trouble. Gleiches gilt für Piloten, die beim OLC gegen den oben erwähnten §1, Absatz 1 der LuftVO verstoßen (z.B. Einflug in Charlie oder ED-R's ohne Freigabe). In diesem Fall muss der Pilot der Flugschule oder dem BfL einen „Nachweis über die Teilnahme“ vorlegen. Auf der DHV-Webseite werden als Nachweise explizit „Ranglisten“ des jeweiligen Wettkampfes gefordert. Wer also seine Teilnahme am OLC nachweisen möchte, tut gut daran, seinen Drucker mit ein paar Blatt Papier extra zu füllen: Bei rund 450 deutschen Gleitschirmpiloten in 2004 kann dann das Ergebnis ein 15-seitiges Nachschlagewerk sein. Drachenflieger sparen ein paar Blätter ;-) Der Checkflug wird entweder ins Flugbuch eingetragen (so man denn eines führt) oder auf einem anderen Nachweis/Formular des Fluglehrers/Prüfers/BfL. Wichtig ist, dass alle erforderlichen Daten (Datum / Berechtigung – z.B GS oder HG Solo oder Passagier – gültig bis / verlängert bis, Bemerkung (z.B. Nachschulung) / Unterschrift, Stempel) in dieser Bescheinigung stehen. Checkflug bis nach Hildesheim Eine Besonderheit ergibt sich aus der Möglichkeit, statt eines Checkfluges die Teilnahme an einer Meisterschaft nachzuweisen, wenn die- Aber Achtung: Auch hier gilt, dass einer der jeweils eingereichten Flüge innerhalb der Zwölfmonats6 frist vor Scheinverlängerung stattgefunden haben muss. Dieser Flug muss von einem Fluglehrer, Prüfer oder BfL im Flugbuch (o. ä.) als Checkflug mit den entsprechenden Daten bestätigt werden. Also am besten den betreffenden Flug auf Papier ausdrucken, damit sich der Testator deines Vertrauens nicht erst durch die OLC-Datenbank kämpfen muss. Interessanterweise wissen die Flugschulen dies nicht oder sie wollen es vielleicht auch nicht so genau wissen. Jedenfalls habe ich zu dieser Möglichkeit keine oder nur falsche Informationen erhalten. In einem Fall bestand die Flugschule sogar darauf, dass sie nur Checkflüge testiere, die unter den Augen ihrer Fluglehrer absolviert worden seien. Also nix mit OLC-Teilnahme. Ein Schelm, der Böses dabei denkt? Aber kein Problem: Wer sich einen OLC-Flug als Checkflug bestätigen lassen möchte, wendet sich einfach an Andreas Riek, einen der OLC-Verantwortlichen (E-Mail: 2005 [email protected]) ZENSIERT AM 30. 12. und erhält dann von ihm die Bestätigung für den eingereichten Flug. Vorsicht, wenn der Watzmann ruft! Bis hierhin ist eigentlich alles ganz easy. Spannend wird es, wenn ein deutscher Pilot mit DHV-Lizenz in Österreich fliegen gehen möchte. Denn in Österreich gilt die Checkflug-Regelung bereits seit 1997. Und weil die beiden Verbände – DHV Auf der nächsten Seite ghet’s weiter. DCB-Info Nr. 70 DCB AKTUELL Seminar zum Wettbewerbsfliegen „Lerne zu siegen“ und ÖAeC – sich um eine Harmonisierung der Regeln für beide Länder bemühen, trifft dies eben auch deutsche DHV-Scheininhaber. Wer hingegen als Chinese eine chinesische Lizenz vorweisen kann, der hat am Watzmann mal wieder Glück gehabt ;-p Wer also zum Beispiel im November 2001 beim Lukas Bader seinen ASchein gemacht hat, für den wäre die Frist zum Checkflug normalerweise im November 2004 abgelaufen. Ist aber kein Problem, denn hier haben sich die Verantwortlichen von DHV und ÖAeC auf eine hilfreiche Regelung geeinigt: In diesem Fall kann der deutsche Pilot seinen Checkflug vorher noch in Deutschland bestätigen lassen oder er absolviert seinen ersten Flug in Österreich als Checkflug bei einer einheimischen Flugschule. Kleiner Tipp: In Deutschland ist dies meist kostengünstiger – zumal, wenn ihr den Flug bei unserem BfL bestätigen lasst. Wenigstens muss man den Check dann nicht doppelt für beide Länder absolvieren – einmal reicht. Allerdings: Wer jetzt schon seinen Checkflug für Österreich macht, für den verschiebt sich künftig auch die Dreijahres-Frist nach vorne. Das heißt, für alte Scheininhaber ist dann eben nicht mehr der 1. Mai 2006 der entscheidende Stichtag, sondern der Tag dieses Checkfluges. Wer sich weiter zu dieser Thematik informieren möchte, findet in diversen Ausgaben des DHV-Infos reichlich Lektüre. Auch auf der DHV-Webseite kann man sich tagelang festlesen: Die Eingabe des Suchbegriffs „Checkflug“ förderte bei mir rund 100 Quellverweise zu Tage! Regina Glas (DHV) und Thomas Pellici (Icarus Drachen) werden 2005 eine Seminarreihe zum Wettbewerbsfliegen durchführen. Das Ganze findet irgendwo im Alpenraum statt. Streckenflugseminar. Konkreter Zweck ist schon, das taktische und technische Know-how der Einzelnen zu verbessern und das Gesamtniveau anzuheben. Deshalb sollte das schon irgendwo mit einer Teilnahmeverpflichtung an den Ostdeutschen LM 2005 verbunden sein. Das Seminar richtet sich vorrangig an Hängegleiter-Damen. Zusätzlich haben auch bis zu zehn ostdeutsche Gleitschirmpiloten die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Voraussetzung ist, dass diese Piloten sich für das Wettbewerbsfliegen interessieren, oder in 2005 konkret an Wettbewerben teilnehmen wollen/ werden (Ostdeutsche LM, GermanCup etc.). Der erste Termin ist der 11. bis 13. März 2005. Kosten? Außer den privaten Ausgaben für Seilbahnen, Anfahrt, Kost, Logis und Bierchen nix. Natürlich ist das keine private Spaß- oder Fortbildungsmaßnahme für Einzelne. Dies ist auch kein Themen G Instrumente (GPS etc.) G Wetter G Wettbewerbstaktik G praktisches Fliegen G kleinere Wettbewerbe Wir bitten deshalb um unverbindliche Rückmeldung / Anmeldung, um den Bedarf abschätzen und konkret planen zu können. Genaues steht derzeit noch nicht fest, wird aber ausschließlich den Interessenten mitgeteilt. Für Rückfragen stehe ich auch unter der Rufnummer 0172-359 81 88 zur Verfügung. Werner Griesshaber Anzeige Verkaufe Kiebitz Doppeldecker-Rohbau Hallo, UL-Interessenten: Ich biete einen Kiebitz Doppeldecker-Rohbau zum Kauf an: bespannter Rumpf, Flächen, Leitwerke, Ruder, Fahrwerk, Steuerung, Sitze, Tank, Instrumententafel und Einstiegsklappen, Steuerseilabdeckungen, Verbindungen zwischen Motorträger und Rahmen sowie viele Kleinteile. However: Lassen wir uns den Spaß an der Fliegerei durch den Papierkram nicht vermiesen. Schließlich sollen wir ja „ausreichende fliegerische Übung“ nachweisen. Und dazu kann man sich eben nicht oft genug ans Seil hängen oder vom Berg stürzen. In diesem Sinne: Hals- und Beinbruch! Michael Pückler (mit freundlicher und geduldiger Unterstützung von Caroline Fürst vom DHV) Rohbauabnahme und Baupläne sind vorhanden, detailliertes Fotomaterial auf Anfrage. Kontakt: 0 (033203) 21103 E-Mail: [email protected] DCB-Info Nr. 70 7 DCB AKTIV DCB-Streckenflugpokal 2004 Das Jahr der Drachen Zugegeben, mit dem Jahrhundert-Sommer 2003 hat die vergangene Streckenflugsaison nicht viel gemeinsam. Und dennoch, für eine Reihe schöner und auch weiter Flüge war das Wetter allemal gut. Hier ein Rückblick mit den Höhepunkten und dazu ein bisschen Statistik. Damit ihr mal einen Eindruck bekommt, welche Strecken von unserem Platz in diesem Jahr zurückgelegt wurden, habe ich die Tracks rot auf die ICAO-Karte kopiert. Wie man sieht, ist das Berliner Blatt für unsere besten Flüge schon zu klein. Alles in allem fast 5.000 Streckenflug-Kilometer! Herausragend war sicher der Flug von Martin Collischon über 207 km mit dem Gleitschirm nach Hildesheim – direkt zum ICE-Bahnhof. Damit ist die 200-km Marke mit dem Gleitschirm geknackt! Noch weiter flog Markus Hanisch – mit dem Drachen satte 239 km als freie Strecke. Die beste Konstanz der Leistungen dagegen hatte Georg Weber unter seinem neuen Drachen. Ziellandung in Cottbus bei den German Flatlands, freie Strecke über 203 km, FAI-Dreieck über 112 Kilometer – Georg ist alles geflogen! endeten. Das Wetter war dann auch für dreizehn Streckenflugmeldungen von insgesamt 1116 Kilometern gut – böse Zungen behaupten, dass an diesem 10. August sogar Schrankwände geflogen wären ... Bester Tag des Jahres war der 10. August. Neben Martins 200er Flug knacken Bernd Winopal und Rudolf Eifler mit 120 und 108 km die hundert Kilometer, obwohl beide ihren ersten Versuch des Tages bereits nach „nur“ zwanzig Kilometern be- Und noch ein bisschen Statistik: Die meisten Wertungsflüge, nämlich zehn, hatte René Pauly, der mit Streckenflügen Anfang April und Oktober die Saison sowohl ein- als auch ausläutete. Von den insgesamt 26 Teilnehmern wurden fast 5000 Streckenkilometer erflogen. Dieses Jahr waren die Drachen wieder stark vertreten: Sieger, längste freie Strecke, weitestes flaches und FAI-Dreieck und insgesamt knapp 2300 km; hoffentlich die lang ersehnte Trendumkehr und Wiederbelebung der Drachenflugsports. Details zur Saison unter <http://www.dcb.org/SPORT/2004 /xc2004.shtml>. Auch die German Flatlands der Drachenflieger hatten einen ähnlichen Tag zu bieten: am 20. Mai 2004 erreichen sechs DCB-Piloten nach über 90 Kilometern das ausgeschriebene Ziel in Cottbus und 793 Streckenflug Kilometer werden in die Wertung aufgenommen. 8 Platz belegt – bei nur einem „nichtbayerischen“ Verein vor uns! Und dabei konnten einige schöne Flüge wegen ausgefallener Track-Aufzeichnung nicht eingereicht werden. Mein Flug über Brandenburg und Stölln nach Karstädt und meine alte Heimatstadt Schwerin schon am Horizont im Blick, wird mir sicher auch lange in Erinnerung bleiben. Und im kommenden Jahr? Schaut man auf die Richtung der geflogenen Strecken, fällt das fast vollständige Fehlen weiter Flüge nach Süden auf – sicher eine Herausforderung für die Zukunft. Daneben der Vorschlag, den DCB-internen Streckenflugpokal innerhalb einer „Altes Lager Open“ und damit eine Teilnahmemöglichkeit für Gastpiloten zu etablieren. Beim Online-Contest des DHV haben wir in der nationalen Vereinswertung den 14. Platz und in der Gleitschirmwertung sogar den 9. Altes Lager als Einstieg in die Welt des stillen Fliegens. Jörg Maaß Zur Rangliste bitte umblättern. DCB-Info Nr. 70 DCB AKTIV Ergebnis DCB-Streckenflugpokal 2004 Platz Pilot Fluggerät 1.Flug 2.Flug 3.Flug Wertung Gesamt 1 2 3 4 5 Georg Weber Jörg Maaß Martin Collischon Markus Hanisch René Pauly ICARO Laminar / GIN Bonanza Ozone Octane / Arcus Twin Nova Aeron ICARO Laminar ST Ozone Vulcan 335,07 401,60 519,25 342,84 280,40 305,12 203,98 66,78 287,40 176,45 218,27 173,85 48,15 – 142,18 858,46 779,43 634,18 630,24 599,03 1390,67 1142,57 634,18 630,24 1192,10 6 7 8 9 10 Berthold Fuchs Bernd Winopal Hagen Walter Markus Henninger Rudolf Eifler Advance Sigma4 Apco Sierra Advance Sigma Ozone Octane UP Summit 328,84 299,08 265,70 167,20 270,40 98,70 98,48 109,75 101,60 50,80 83,85 87,60 90,40 94,75 – 511,39 485,15 465,85 363,55 321,20 511,39 748,60 722,48 439,90 321,20 11 12 13 14 15 Gerd Ott Tony Patt Lukas Bader Henry Maek Thomas Stöwe Airea Session Advance Omega Moyes Litespeed S4 Laminar zero 7 Swing Cirrus 2 152,18 252,50 142,20 162,56 124,85 52,09 – 88,05 66,99 43,30 49,73 – – – 42,68 253,99 252,50 230,25 229,55 210,83 253,99 252,50 230,25 229,55 246,53 16 17 18 19 20 Dietrich Brockhagen Herbert Eckhardt Andreas Becker Volkmar Kienöl Manfred Welp Aeros Combat 2 EnterpriseWings Desire AIR / ICARO Bautek Twister Edel Atlas / Nova Artax 151,47 158,97 153,29 150,84 73,65 55,98 31,43 35,81 31,58 45,53 – – – – 30,85 207,45 190,40 189,09 182,42 150,03 207,45 190,40 189,09 182,42 198,18 21 22 23 24 25 26 Thomas Kuhlmann Robert Kosi Markus Benicke Henrik Hilsbos Detlev Hahn Stefan Martinkat Bautek Twister Aeros Stealth KPL Ozone Vibe Guggenmos Bullet AEROS Stealth Moyes XS 141,95 100,13 107,50 105,24 81,84 32,80 – 25,97 – – – – – – – – – – 141,95 126,09 107,50 105,24 81,84 32,80 141,95 126,09 107,50 105,24 81,84 32,80 Stand 12. Dezember 2004 Hier ist noch Platz. Als Windenfahrer hast du immer die besten Plätze: auf der Winde und am Start. Mach was draus: Werde Windenfahrer. Und lass die Helmreihe hinter dir! Hagen Walter, Georg Weber und Chris Gura freuen sich auf dich! DCB-Info Nr. 70 9 DCB AKTIV Der DCB feiert 25 Jahre mit dem Teufelsberg-Cup Bull-Riding über dem Grunewald Rudolf Eifler und Toni Haddad Reisefertig: Toni auf dem Sprung ... Au Weia, da soll ich runter? Gestern war das noch ganz einfach – aber heute? Heute ist der Wind reichlich knackig – mal mehr aus Südost, mal mehr aus Südwest. Also bleibt mir nichts anders übrig, als geduldig auf eine ruhige Phase zu warten. No risk – more fun! Es ist Samstag Mittag, 18. September. Auf dem Teufelsberg, mitten im Berliner Grunewald, haben wir – zwei Dutzend Gleitschirmpiloten und ein paar Drachenflieger – uns zum Teufelsberg-Cup versammelt. Ein Traditionswettbewerb aus einer Zeit, da die Drachen noch fast wie Steine zu Boden fielen und Gleitschirme gar nicht erfunden waren. Damals mag der Flug vom Südhang des Teufelsbergs noch eine einfache Herausforderung gewesen sein – keine Bäume, keine Sträucher und eine Distanz, die dem Leistungsvermögen des Fluggeräts angepasst war. Heute jedenfalls stehen wir mit Respekt auf dem Plateau und rings um uns herum reichlich Zuschauer. Am Vormittag waren wir noch optimistisch gewesen. Mit einer derart kräftigen Thermik hatten wir nicht (mehr) gerechnet. Allen Widrigkeiten zum Trotz zeigen uns die Jungs von der „Teufelsberg-Mafia“, wo es lang geht. Sie treffen das Zentrum des Landekreises fast alle mehr oder weniger direkt. Als später die Bedingungen endlich etwas ruhiger werden, taucht ein Tross von Filmstudenten und Komparsen auf. Ausgerechnet hier und jetzt wollen sie irgendeine seltsame Szene drehen. Dafür bauen sie sich im Leebereich unseres StartRuhe in Person: Startleiter Willi Kuck platzes auf. Der Versuch, sie umzuleiten, schlägt fehl. „In Punktlandung unter den Augen eines einer halben Stunde sind wir wieder „Unbestechlichen“ (Harry) weg“, versprechen die Kulturschaffenden hoch und heilig. Am Ende bleiben unsere Schirme eine volle Stunde am Boden. ... und nach seiner Baumlandung Unten: Leider nur Zaungast: „Bull-Rider“ Dietrich Brockhagen Trotz der fortgeschrittenen Tageszeit sind die Starts am Nachmittag noch immer anspruchsvoll. Regina versucht, ihr Segel startklar zu machen – keine Chance! Sie packt lieber wieder ein. Auch das gehört dazu: zu wissen, wo die eigenen Grenzen liegen. Fast die Hälfte der Piloten entschließt sich, am Boden zu bleiben. Safety first! Endlich ist der zweite Durchgang eröffnet. Die Cracks gehen die Aufgabe mit der Präzision eines Uhrwerks an und landen perfekt. Also traue ich mich ebenfalls hinaus. Wieder geht es zunächst kräftig Auf der nächsten Seite geht’s weiter. 10 Entspanntes Empfangskommitee DCB-Info Nr. 70 DCB AKTIV nach oben. Die Tüte über mir ist diesmal schlecht gelaunt. Während meine Arme automatisch an den Bremsen werkeln, versuche ich erst mal vom Hang freizukommen. Endlich lässt der Auftrieb nach. Ich eiere mich im Zickzack nach unten. So kann ich den Überraschungen in der Luft am sichersten begegnen. Und tatsächlich treffe ich fast ins Schwarze – stehende Landung, 80 Punkte! Kaum habe ich die Tüte eingepackt, entdecken wir oben an der Kante Ulis Drachen – als einziger Hängegleiterpilot nimmt er die Herausforderung an! Während irgendwer neben mir unkt, dass das bei Uli ja noch eine ganze Weile dauern könne, hat er sein Gerät schon in der Luft: erst nach Südosten, dann, vor den Bäumen, reißt er den Drachen scharf nach rechts herum und kommt mit einer Irrsinns-Speed heran. Jetzt könnte man Landeklappen brauchen, was Uli? Zum Glück hat er rechtzeitig umgegriffen und die Füße draußen. Mit einem Bein berührt er den äußeren 20er-Kreis, bevor ihn das ungemähte Gras oberhalb des Zielkreises abrupt ausbremst. Endlich flaut der Wind merklich ab. Also nochmal rauf auf den Berg zum dritten Durchgang. Willi ist am Start. Beim zweiten Mal hat er gerade direkt den 100er-Punkt getroffen – und jetzt sind es noch einmal 60 Punkte, die er einfliegt! Nun bin ich zum letzten Mal dran. Wegen des schwachen Windes entscheide ich mich für ein „langes Endteil“, direkt auf den Zielkreis zu. Auf halber Strecke habe ich jedoch noch immer reichlich Höhe. Für eine richtige Landevolte fehlt der Platz. Also erst mal scharf nach links, Höhe abbauen und schließlich wieder rechts herum. Vielleicht einen Augenblick zu früh: Hilflos schwebe ich über das Zentrum des Landekreuzes. Für Sekundenbruchteile wünsche ich mir die langen Beine von Georg, aber dann komme ich doch in Bodenkontakt: 40 Punkte, immerhin. Der „große Preis“ geht am Ende verdient an Toni Haddad, den Teufelsberg-Beauftragten des DCB! Günther Woitan, nach 18 Jahren Flugpraxis im Grunewald der jüngste Inhaber eines Teufelsberg-Passes, macht den zweiten Platz. Und Willi Kuck vervollständigt das Trio unserer besten Punktlander! Bei den Drachenpiloten hat Uli Clasen eine einsame Schlacht geschlagen und geht unangefochten in Führung! Allen Widrigkeiten zum Trotz hat die Neuauflage des TeufelsbergKampf den Elementen: Erst übernimmt die bockige Thermik die Regie (von oben), doch dann zwingt Snezana dem Schirm im Rückwärtsstart ihren Willen auf und macht sich auf den Weg nach unten. Leider erkauft sie sich diesen Lift mit ein paar fetten Schrammen (ganz unten). Der einzige Drachenbezwinger – Uli Clasen – hat den Zielkreis fest im Blick Wer hat hier wen unter Kontrolle? Das Entfalten der Tüten erforderte einiges Können! DCB-Info Nr. 70 11 Cups Spaß gemacht! Unter den Zuschauern war niemand, der nicht fasziniert von der Drachen- und Gleitschirmfliegerei gewesen wäre. Mal sehen, wie es nächstes Jahr läuft. Für die kalte Jahreszeit habe ich jedenfalls mein Trainingsprogramm schon zusammen: Punktlandungen! Wir treffen uns, oder? Michael Pückler PS: Dankeschön an die „Bilderlieferanten“ Lutz Cario, Harry Hanisch, Markus Henninger, Peter Harnischfeger und Thomas Stöwe DCB AKTIV Robert Kosi geht fremd ... blowing in the Wind Foto: Jörg Maaß Ich weiß selber nicht, warum ich diese Fahrt so hinauszögerte: Seit zehn Monaten hatte ich nun diesen Gutschein für eine Ballonfahrt mit Boris Schäfer. Endlich überwand ich mich also und vereinbarte Anfang August einen Termin – samstags in der Frühe, damit Martina bei den Verfolgern mitfahren konnte. Die aktiveren Mitglieder im DCB werden Boris Schäfer sicher kennen – er ist ebenfalls Mitglied in – unserem Verein. Immer wieder mal startet oder landet er mit seinen Ballonen auch im Alten Lager. Wobei man das mit den Terminen beim Ballonfahren relativieren muss. Denn ob es dann klappt oder nicht, erfährt man manchmal erst wenige Stunden vorher. So auch in meinem Fall. Gerade hatten Georg Weber und Markus Hanisch zwei Super-Flüge mit dem Drachen gen Westen beendet, da erreichte mich der Anruf, dass die Ballonfahrt auf Sonntag früh verlegt werde. So hatte ich Gelegenheit, gemeinsam mit Andreas Fuchs unsere beiden Super-Piloten wieder einzufangen. Immer wieder startet Boris Schäfer auch im AL Endlich ist es soweit: Es ist Sonntagmorgen, kurz vor sechs Uhr. Wir – sieben Passagiere und das Team von Boris Schäfer – haben uns auf der Wiese direkt hinter Boris’ Haus im Süden von Beelitz versammelt. Nach unserer Ankunft geht alles recht zügig. Kurzer Check, ob alle da sind, dann ein paar Worte zum Ablauf und los geht’s: Wir packen alle mit an und der Ballon ist schnel- Morgendliche Schattenspiele über den Kiefernwäldern ler startklar, als man einen Drachen aufbaut. Mit einem dicken Seil am Waagen gesichert, steigen wir alle zu und dann werden wir abgenabelt. Wir haben strahlend blauen Himmel und am Boden absolute Windstille. Bei der Gelegenheit erinnere ich mich, wie ich an einem windstillen Hochdrucktag bei Möckern einen Ballon beobachten durfte, der es gerade so geschafft hatte, abzuheben (dafür musste noch ein Passagier aussteigen, weil die Hülle zu heiß wurde) und der dann etwa anderthalb Stunden über dem Örtchen in der Luft stand. Ich habe leider nicht erfahren, wie und wo die runter gekommen sind ... Anders bei uns, wir haben Glück: Gleich nach dem Abheben fahren wir mit ca. 35 km/h Richtung Südost. Insgeheim mache ich mir Hoffnung, dass wir Altes Lager zumindest streifen. Die Aussicht ist grandios. Über den Wiesen liegt Bodennebel, der sich nur allmählich auflöst, und die Wälder sind zu sehen. Richtung Berlin ragen nur die höchsten Türme aus dem Dunst. Gleissend reflektieren sie die tief stehende Sonne. Early Birds: Gemeinsamer Aufbau im Morgengrauen Bitte kräftig blasen: Der Ballon wird beatmet Burn out: Der Brenner sorgt für Heißluft Take-off: Endlich sind wir in der Luft! 12 Auf der nächsten Seite geht’s weiter. Einmall fauchen bitte: Der Brenner sorgt für den Lift DCB-Info Nr. 70 DCB AKTIV Punktlandung ... Ballonfahren macht high! Brandenburg im Morgenrock: Irgendwo rechts hinten schlummern Willi und die Anderen in AL noch sanft Lass mal die Luft raus ... Durch die relativ hohe Reisegeschwindigkeit bekommen wir Einiges zu sehen und Herr Schäfer versorgt uns mit interessanten Informationen. Wir driften zwischen Luckenwalde und Jüterbog und dann direkt über dem riesigen Sperrgebiet, das ich so noch nicht gesehen habe. Hier bauen wir Höhe ab, um das Gelände einmal näher auf uns wirken zu lassen. Ich komme ins Staunen, wie schnell wir sinken, wenn mal nicht regelmäßig geheizt wird. Die dichtere bodennahe Luft hilft dann aber, zusätzlich mit rechtzeitigem Einheizen, den Rücksturz zur Erde abzufangen. Landschaftlich finde ich diesen Teil des Sperrgebietes am interessantesten. Rötliche Erde und spärlicher Bewuchs erinnern irgendwie an Afrika. Bombenkrater und Schützengrabenfurchen wirken wie auf einem anderen Planeten. So bodennah ist es dann plötzlich wieder fast windstill, auch die Richtung ändert sich auf Süd. Hands on: Gemeinsam verpacken wir die Ballonhülle Dann steigen wir noch einmal auf, um uns nach Verlassen des Sperrgebietes langsam nach einer geeigneten Landewiese umzusehen. Um diese Jahreszeit sind zum Glück schon viele Felder abgeerntet. Gleich mit dem ersten angepeilten Feld hinter einer Waldkante klappt's. Nach rund anderthalb Stunden machen wir eine stehende Landung. Das ist nicht immer so. Manchmal wird der Korb auch etwas über den Boden gezogen und kann sogar kippen. Aber darauf wären wir auch vorbereitet und diesmal weit davon entfernt, da es am Boden immer noch windstill ist. Keine fünf Minuten später sind die Verfolger da. Der Abbau dauert auch nicht viel länger als der Aufbau, und dann folgt die Taufe, mit der Ballonfahrtneulinge in den „Adelsstand“ erhoben werden, mit Feuer und Sekt. Dafür bekommt man dann einen Büschel Haare angezündet, die dann mit Sekt gelöscht werden. Auf der verliehenen Urkunde steht jetzt unserer Adelstitel, den wir, nach diesem befragt, wissen müssen, sonst ist eine Runde fällig. Ihr dürft mich jetzt Robert Freiherr der morgendlichen Aufwinde über den Feldern und Seen zu Dobrikow nennen. Robert Kosi Die Taufe des Freiherrn Robert über den Feldern Adelige Gesellschaft: Ballonfahrer unter sich DCB-Info Nr. 70 13 DCB AKTIV Gemeinsam nach Stendal Wie ein Kamel in der Sahara Ritt unter dem Vulcan: Mit René querab ‘gen Westen Am Freitag, dem 30. Juli 2004, sahen die Bedingungen am Start verdammt gut aus, sodass ich mit meinem ersten Schlepp um 11.24 Uhr gleich in einen Bart klinken konnte, der mich nahtlos in 24 Minuten an die Wolkenbasis in 1.800 Metern MSL brachte. Auch René, der direkt nach mir startete, fand den Einstieg schnell. Nach einem ersten Versuch, Richtung Dahme gemeinsam auf Strecke zu gehen, sollte dies der zweite werden. Schon beim ersten Mal motivierte der unmittelbare Sichtkontakt unseren Ehrgeiz so nachhaltig, dass wir auch in hoffnungslosen Situationen immer wieder einen Weg nach oben fanden. Nun also der zweite Versuch, diesmal ‘gen Westen. Über dem großen Waldstück Richtung Treuenbrietzen fand ich – fast wie gewohnt – schnell Anschluss. Weiter ging es nach Niemegk. Bereits hier fiel mir der extrem hohe „Kunststoffanteil“ in der Luft auf – in Lüsse hatten die Segelflieger offensichtlich ebenfalls Streckenflugambitionen. 104 Segler lieferten sich an diesem Tag eine Meisterschaft. Nachdem einer dieser weißen Geier kurzzeitig in einer Wolke verschwand, war für mich klar: Ein- bis zweihundert Meter unter der Basis lebt es sich heute gesünder ;-) Auch aufgrund der hohen Anzahl von Fliegern in der Luft – diese kamen uns später in Dreierformation mit Fullspeed, Flügelspitze an Flügelspitze, von ihrem Wendepunkt entgegen. Um Niemegk herum gab es kaum noch einen Bart, der nicht durch einen Segelflieger markiert war. Dies vereinfachte den Sprung nach Lüsse, der ja bekanntlich seine Tücken haben kann. Südlich davon konnte ich in großer Höhe wieder in einen Bart einsteigen, in dem gerade vier Segelflieger aus dem FSchlepp verabschiedet wurden. René folgte mir etwas tiefer. Von mir unbemerkt, lieferte er sich südlich von Lüsse ein Duell mit einem Segler. Ein paar Tage zuvor hatte er noch einen Beitrag im Schlechtflieger-Magazin über das gemeinsame Kreisen von Gleitschirm und Segler gelesen. So traute er sich an die Herausforderung heran, den Segler auszukurbeln. Dieser wiederum ver- Jedenfalls klebte ich wieder an der Basis und wartete auf René. Sollte nicht lange werden, dachte ich, es geht ja fast überall was. Während René sich hocharbeitete, bewunderte ich die tollen Wolken, die sich Richtung Genthin aufbauten. Das ist es, dachte ich und viel fast vom Glauben ab, als ich René nach Norden, Richtung Golzow, ins Blaue abfliegen sah. Kurzer Funkkontakt, rüber unter den rotgelben Schirm. René wollte es Jörg nachmachen, hatte wohl dessen Bericht über die „Brandenburg-Passage“ im Hinterkopf. Aber ausgerechnet ins Blaue hinein und über das einzige Feuchtgebiet weit und breit? Nach kurzer Diskussion entschieden wir, weiter den Wolken zu folgen. Lüsse mit Schleppflugzeug im kurzen Endteil (rechts unten) suchte, seinen Flieger immer steiler ins Zentrum des Barts zu stellen. Vergeblich! An der Basis angekommen, musste René allerdings feststellen, dass das Steigen nur ein Teil der Disziplin ist: Im Race gegen den Segler zog er die A-Karte. Inzwischen hatte ich auch wieder Sichtkontakt zu René und wir kreisten gemeinsam in ca. 1000 m, um einen Bart in der unruhigen Luft aufzuspüren. Plötzlich, keine 25 Meter von mir entfernt, riss es René förmlich hoch. Ich dagegen rührte in der Suppe und war am Verzweifeln. Verdammt, ist der René gut! Schon vorher hatte er sich aus niedriger Höhe ausgegraben. Er hat bestimmt einen besseren Schirm oder ist einfach der bessere Pilot, schoss es mir durch den Kopf. Wir schleppten uns weiter, nach Nordwesten, zu einem rot-weißen Antennenmasten. Die Luft wurde extrem unruhig. Während René sich aufgrund seines unguten Gefühls davon machte, gelang mir der Einstieg. Wau, das Vario flippte kurzzeitig förmlich aus, wenn auch der Bart schnell ruhiger und gleichmäßiger wurde. Hier lohnt sich’s bestimmt, vorsichtig zu sein – da kann’s einen auch schnell zerlegen! 14 Wer schon einmal bei Brandenburg abgesoffen ist (und das dürften Einige sein ;-) weiß warum. Ich bevorzuge die südliche Seite über dem Wald, da dieser dort deutlich erhöht ist. Bis jetzt konnte ich immer weiter, südlich der Waldkante, bis zur A2 entlangfliegen. Die große Wolkenstraße begann sich aufzulösen, und René hatte Probleme, sich über dem Wald zu halten. So musste ich mich auf den Weg machen in der Hoffnung, über dem Waldstück südwestlich von Wollin noch einmal Höhe zu machen. Die Strecke über Genthin bin ich schon zweimal geflogen und die Bärte stehen meist immer an der gleichen Stelle. René kämpfte vor Ort bereits mit dem Absaufen und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn gewissermaßen dorthin gelotst hatte. So leistete ich ihm etwas weiter nördlich Gesellschaft. Während ich unvermittelt gutes Steigen zentrieren konnte, gelang René – unmittelbar unter mir – der Einstieg nicht. Erkenntnis für mich: Es lag nicht am Schirm oder dem Piloten. Die Thermik ist manchmal einfach nicht berechenbar. Dafür konnte man sich fast überall mit Nullschiebern über Wasser halten und auf einen Bart warten. Ich nutzte meine Höhe gleich, um den Sprung zu meinem Lieblingsbart zwischen Wollin und Genthin zu machen. Und der Aufwind erschien tatsächlich pünktlich zum Rendezvous an der vereinbarten Stelle – direkt über einem Anten- nenmast. Nur der Bussard, der mir diesen Tipp einmal gesteckt hatte, hatte heute wohl woanders zu tun ;-) Zur gleichen Zeit hatte sich René auch wieder nach oben durchgearbeitet und folgte dem Verlauf der A 2, um dann ebenfalls Richtung Genthin aufzuschließen. Ich beobachtete sein Treiben in aller Ruhe unter der Basis und machte Fotos. Zeitweilig dachte ich, ich müsste von René ein Landefoto machen. 4 Segler, die gerade abgesetzt wurden Höhe tanken über Genthin Ich wartete vergeblich! Nach kurzer Zeit hatte René sogar die Führung übernommen und ich machte mich auch wieder auf den Weg. Beim Abgleiten bemerkte ich, wie René über Jerichow in den Himmel gesaugt wurde. Der Ort liegt direkt an der Elbe in einem Feuchtgebiet. Wie er mir später erzählte, wollte er nur noch einmal um die Kirchturmspitze fliegen und dann zur Landevolte ansetzen. Der Herr muss seine Gebete wohl erhört haben und belohnte ihn mit dem Bart des Tages. So wie es da hoch ging, ging es bestimmt auch runter. Nee! Da fliege ich nicht hin, dachte ich mir und Auf der nächsten Seite ghet’s weiter. DCB-Info Nr. 70 DCB AKTIV Langes Endteil zur Landewiese auf halber Höhe links. Der ICE-Bahnhof Stendal (rechts) ist ganz in der Nähe. Für uns war es eine gegenseitige Motivation, um nicht aufzugeben und immer wieder die Herausforderung anzunehmen. Zwei bis dreimal habe ich versucht, an der Basis zu warten, René ist oft vorzeitig ausgestiegen, weil kein Steigen mehr zu zentrieren war. Auf jeden Fall werden wir uns beim nächsten Mal vorher besser absprechen. Geschafft! Bei Tangermünde gelang mir der Sprung über die Elbe. hielt einen nahe gelegenen Windpark für aussichtsreicher. In der Regel lässt sich die Position eines Bartes leicht an der Stellung der Windräder bestimmen. Nur diesmal waren sich alle einig und zeigten Südwind an. Da ich schon auf oberem Rotorblattniveau war, sah ich in der nördlichen Baumreihe als Abrisskante meine letzte Hoffnung. Entsprechend motiviert, wollte ich mir einen Absaufer nicht leisten und soarte auf Baumwipfelhöhe, um doch noch den rettenden Einstieg zu finden. So querte ich bei Tangermünde die Elbe und war über die sehr guten Bedingungen über dem Fluss überrascht. Inzwischen hatte ich René mal wieder aus den Augen verloren und bewegte mich mit sehr schwachem Steigen Richtung Stendal. Da kam über Funk die Meldung von René, dass er am Bahnhof gelandet sei. Nach über fünf Stunden Flugzeit war dieses Wort „Bahnhof“ wie ein Zauberwort: Trinken! Essen! Direkt nach Hause fahren! Ich fühlte mich wie ein Kamel in der Sahara und mein Kopf dröhnte dazu heavy Beats. Also raus aus dem Bart und Kurs auf Stendal Hauptbahnhof. Allein diese Aussage lässt im Nachhinein mich erschaudern: Wer verlässt schon freiwillig einen Bart? Also versuchte ich beim Angleiten über Funk zu ermitteln, wo genau René stand. Wie sich heraus stellte, war René etwas nördlich von Stendal gelandet. Nicht unbedingt der direkte Anschluss nach Berlin. Mein mentaler Endanflugrechner war je- DCB-Info Nr. 70 doch schon auf den Hauptbahnhof programmiert, und am liebsten wäre ich direkt am Bahnsteig gelandet. Also leichtes Steigen ignoriert und über einem Plattenbau durch Spiralen die Höhe abgebaut. Ich hätte locker auch auf dem Dach des Hauses landen können, entschied mich dann doch noch für eine kleine Wiese neben einer Laube. Es war saumäßig heiß, und ich konnte mich gar nicht so schnell von meinen Klamotten befreien. Wir waren nie gemeinsam unter einer Basis: Entweder war René oben oder ich. Also lasst nicht gleich den Kopf hängen, wenn euch mal wieder jemand davon steigt. Die große Frage, ob Teamwork beim Flachland es bringt, kann ich nicht wirklich beantworten. Letztlich sehe ich Flachlandstreckenflieger doch als Einzelkämpfer in der Luft, mit dem Hang zum geselligen Lagerfeuer in Altes Lager. Hagen Walter Teneriffa 2005 Nach zwei Flaschen Wasser zog ich nun endlich Bilanz: Fünfeinhalb Stunden in der Luft. Kein schlechtes Ergebnis, wenn man bedenkt, wie oft wir in dieser Zeit schon fast am Boden standen! Am Hauptbahnhof wartete ich auf René. Er hatte die 100-KilometerMarke überschritten und sich ebenfalls einfach satt geflogen. Im Nachhinein denke ich jedoch, dass wir vielleicht noch eine gute Stunde hätten weiter kreisen können. Robert Bernat sagte mal, es sei nicht schwer, zwei bis drei Stunden zu fliegen. Mit jeder weiteren Stunde fange die Quälerei erst an. Aber erst dann habe man eine Chance, das Unmögliche zu erreichen. Fazit: Ich war dehydriert und hatte zu wenig getrunken. Beim nächsten Streckenflug werde ich es anders machen. Auch dann werde ich mir jedoch kein festes Ziel vornehmen, sondern versuchen, das Beste aus den Bedingungen herauszuholen. Auch 2005 sind wir wieder für 2 Wochen auf Teneriffa – vom 26. Januar bis 6. Februar 2005. Es ist keine geführte Reise, wir kennen uns mittlerweile aber recht gut aus. Wer Interesse hat, sollte sich bald entscheiden, weil die Flüge nach Teneriffa knapp sind und erfahrungsgemäß spät gebucht eher teurer werden. Fragen? 030/412 11 50 abends oder per E-Mail: [email protected] 15 Robert Kosi DCB UNTERWEGS British Open 2004 in Castejon de Sos Unter Geiern Es war wieder einer dieser verkorksten Flugtage mit der Erkenntnis, dass uns in diesem Jahr noch ein richtiges Highlight fehlt. Wenn's schon mit den Streckenflügen in der Heimat nicht so recht klappen will, dann muss man eben dahin fahren, wo es richtig ballert. Und so beschließen René Pauly und ich spontan, bei den British Open in Castejon de Sos mitzufliegen: Spanische Thermik und britischer Sportsgeist – da ist der Spaßfaktor fast schon vorprogrammiert! Der Berg ruft: (Start-) Platz ohne Ende ... Leider sind wir nicht die Einzigen, die diese Idee haben. Schon ein erster Check im Internet zeigt uns, dass die Teilnehmerliste bereits voll ist. Und es sind beiliebe nicht nur Engländer, die starten wollen – mittendrin entdecke ich einen bekannten Namen: Felix Glaser – Einer von uns! Ran ans Telefon! Nach einer halben Stunde ist der Optimismus wieder da: Wir beschließen, uns auf die Warteliste setzen zu lassen und die Reise auf gut Glück zu buchen. Notfalls fliegen wir halt just for Fun, eine Platzierung spielte für uns eh’ keine Rolle. Am Freitag, den 10. September macht sich Felix schon mal mit EasyJet auf den Weg. Wir folgten tags darauf – mit AirBerlin nach Barcelona und dem Mietauto ein paar hundert Kilometer in die Pyrenäen. Auf einem Campingplatz beziehen wir zu fünft unser Headquarter in einer kleinen Hütte: Remo Kutz (der die Behausung gebucht hatte), Felix, Rene, Rolf und ich. Rolf sollte später noch eine tragende Rolle als Fahrer spielen. Was wir zuvor schon in Erfahrung gebracht haben, bewahrheitet sich nun vor Ort: Der Wettbewerb ist restlos überbucht. Aber in diesem Punkt beweisen die Engländer Sportsmanship: Sie ermöglichen uns trotzdem die Teilnahme, wenn wir unseren Transport auf den Berg Die britischen Freunde folgten ihrem Herdentrieb: Hier wurde im Pulk gestartet. ... aber ziemlich kleine Landeflächen selbst organisieren. Wir sagen erfreut zu. Später werden wir dankbar für dieses Agreement sein. Denn die Piste hinauf auf den Berg spottet jeder Beschreibung. Irgendwie rätselhaft, wie der große Allradbus mit den regulären Teilnehmern dort hinauf kommt. Jedenfalls signalisiert die Gesichtsfarbe der „Offiziellen“, dass sie den Aufstieg mit unfreundlichen Grüßen aus dem Magen quittieren: seekrank, mitten in den Bergen! Und das als Angehörige einer seefahrenden Nation ... Da haben wir es mit Rolf, als erfahrenem Offroad-Spezialisten, richtig gut getroffen! Für René und mich ist alles noch ungewohnt. So schauen wir erst einmal, was die anderen machen und legen dann unsere Ausrüstung zurecht. Immerhin können auf diesem Startplatz alle 110 Teilnehmer ihren Schirm entfalten. Während wir darüber rätseln, wie man ein derart großes Starterfeld in die 16 Die Ordnungsmacht träumt vom Vol Libre. Und Rene hält Sicherheitsabstand ;-) Luft bekommt, zeigen uns die Gastgeber ihren Sinn fürs Praktische: Geht nicht, gibt’s nicht! Wie bei der Fuchsjagd, geht die Meute hier gemeinsam in die Spur! Aber erst einmal ist Parawaiting angesagt. Vom Briefing haben René und ich nur die Hälfte verstanden. Macht nichts, denn jeder ist bemüht, uns Frischlingen zu helfen. Zwei Minuten vor dem Start ist es vorbei mit der Gelassenheit. Jetzt regiert das Adrenalin. Keine Chance auf klare Gedanken. Kaum tönt das Signalhorn, werden die Schirme reihenweise von vorne gestartet. Ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr, schließlich warteten noch etliche Teilnehmer hinter uns. Reine Fließbandarbeit: Gehirn aus und raus. Zugegeben, solche Massenstarts Ein Glück, dass der Truck beim Aufstieg seine Fracht nicht einfach über Bord geworfen hatte ... erfordern reichlich Disziplin. Leider ist sie nicht bei jedem Teilnehmer vorhanden. Ausgerechnet Felix wird eines der ersten Opfer, als er nacheinander von zwei hinter ihm startenden Piloten regelrecht abgeschossen wird. Auf der nächsten Seite geht’s weiter. DCB-Info Nr. 70 DCB UNTERWEGS Die Kleinräumigkeit des Geländeprofils mag Briten vertraut sein – dem Flachlandflieger hingegegen nötigt sie einen gewissen Respekt ab. Im Gurtzeug: unser „Off-Roader“ Rolf man meist nicht die Möglichkeit, die fliegerischen Leistungen der anderen zu analysieren, geschweige denn davon zu profitieren. Hier ist so ein Wettbewerb einfach genial, um sich weiter zu entwickeln und neue Techniken auszuprobieren. Und Felix fiel dem Race gleich zweimal zum Opfer ... Wer hier einen Bart ausgräbt, wird gleich von anderen Geiern umlagert ... In der Luft angekommen, kann ich den Bordrechner unterm Helm endlich wieder anschalten. Schnell stellt sich das normale Fluggefühl ein. Klar, es sind immer noch 110 Piloten in der Luft, aber in unmittelbarer Umgebung kreisen vielleicht zehn Flügel, die man im Blick haben sollte. Auch wenn der ausgeprägte Fluchtinstinkt des Flachlandfliegers öfter mal durchschlägt, gewöhnt man sich doch schnell daran, nicht allein in der Luft zu sein. Aber keine Chance auf einen Privat-Lift! Man wird immer von den anderen umlauert. Sollte man mal einen Bart ausgraben, stürzen sich alle anderen auf einen – wie die Geier, die hier ebenfalls in großer Zahl zu Hause sind. Selbst bei der Lektüre von Stadtplänen kann Felix auf das mentale Training nicht verzichten. Hier zeigt er den Vorwärtsstart am Berg. Man beachte die ausgeprägte Vorlage. DCB-Info Nr. 70 Welche Flugtaktik ist nun die Richtige? Was ist möglich? Darf ich da drüber kreisen oder wie weit darf ich da ran fliegen? Ich habe keinen Schimmer vom Fliegen in den Bergen, aber jede Menge Dummys um mich herum. Das Beste daran: die meisten wissen, was sie tun – hoffe ich jedenfalls. Äußerst hilfreich ist es, seine Kumpels am Schirm zu erkennen. Bei René ist das nicht so einfach, denn rot-gelbe Vulcane gibt es fast ein halbes Dutzend. Allerdings kann man so in kurzer Zeit sehr viel von den Anderen lernen. Oft bedarf es nur eines kleinen Anstoßes, um seine Hemmschwelle zu überwinden. Hätte das mit unserer Teamfrequenz am Funk besser geklappt, dann hätte mich wohl auch der eine oder andere Tipp gerettet. So hefte ich mich manchmal an die falschen Fersen, folge zum Beispiel einem Engländer, der ganz offensichtlich am Absaufen ist. Da ich deutlich höher fliege als mein Scout, bin ich guter Dinge, dass ich’s noch über den Grat schaffe. Dieser Optimismus endet schließlich in einer gemeinsamen Bergwanderung mit John. Felix hingegen erkennt sofort, dass wir durch den Leebereich nicht durchkommen würden. Er umfliegt den Berg geschickt hinter mir. Überhaupt zeigt sich schnell, dass Felix über reichlich Wettkampferfahrung verfügt. Im Flachland hat 17 René zeigte an den letzten beiden Tagen eindrucksvoll seine Soaringstärke, indem er sich gegenüber anderen Teilnehmern erfolgreich behauptet. Daran muss ich wohl im Winter noch intensiv arbeiten. Gerade in Hangnähe ist die absolute Schirmbeherrschung gefragt, um mit minimalem Sinken den Schirm auf der Stelle drehen zu können. Während Felix oft und gerne vorne mitmischt, wären wir schon froh, wenn wir fliegend ins Ziel gelangen. Aber bis dahin werden wir wohl noch weiter trainieren müssen! Trotzdem kann ich jedem nur empfehlen, selbst einmal an solch’ einem Wettbewerb teilzunehmen. Für uns war es eine super Urlaubsfahrt – mit organisiertem Rückholservice und jeder Menge Spaß! Und glaubt mir: Keiner von uns käme von selbst auf die Idee, solche Aufgaben zu fliegen. Auch der Rückholservice beruhigt ungemein die Nerven. Aus eigener Erfahrung sollte aber auch immer eine Straße in der Nähe sein. Für diejenigen, die sich ausführlicher über die Aufgaben und den Wettbewerb informieren möchten, gibt es noch zwei Berichte im Internet: www.websalive.com/flying/ castejon/results.htm www.schlechtflieger.de/index2.htm Hagen Walter DURCHGEKLICKT Ebay Aus der Wundertüte des Kaufrauschs Grau und trüb schaut der Himmel zum Fenster rein – kein Flugtag. Aber vielleicht komme ich jetzt endlich mal dazu, mir eine neue Schleppklinke zuzulegen? Also Computer anwerfen und rein ins Internet – bei Ebay müsste doch was zu finden sein! Das Internet-Auktionshaus hat eine eigene Rubrik für uns Gleitis. Hier findet man sogar Ausrüstungsgegenstände, die man im realen Fliegerleben kaum noch irgendwo sieht. Zum Beispiel den Gleitschirm Firebird Dolphin, Farbe blau: „Die Einsteigerausrüstung für den kleinen Geldbeutel!“ vermerkt der Verkäufer stolz. Am Dolphin habe ich bei Lukas Bader meine ersten Schlepps gemacht. „Der Schirm ist zwar nicht der Neueste aber sicher und brav auch in ruppiger Thermik!“ Ich habe die Tüte vor allem als ein Werkzeug für Grobmotoriker in Erinnerung. 350 Euros Startgebot – schlappe 700 Deutschmarks also. so die Begründung des Verkäufers. Immerhin 50 Flüge habe er mit dem Fluggerät gemacht und: „hatte noch nie einen Klapper“! Nun kann man sich natürlich fragen, wann und wo man 50 Flüge ohne Klapper absolvieren kann. Und was wird der gute Mann erleben, wenn er seinen ersten Falter mit einem Motor im Kreuz erlebt? 1000 Euro will er für die Tüte. Weiterklicken. Als nächstes offeriert ein Thüringer „ein Paar (2 Stück) Watch Walkie-Talkie WT 3010 an. Es sind wohl die kleinsten PMR Funkgeräte, die zur Zeit zu haben sind.“ So ‘ne Art Funkgerät im Armbanduhren-Design. Nach einer längeren Reklame-Textstrecke folgt das ernüchternde juristische Sätzlein: „Mit der Abgabe eines Gebotes erklären Sie sich damit einverstanden auf die nach dem neuen EU-Recht Ihnen zustehende Gewährleistung/ Garantie bei Gebrauchtwaren völlig zu verzichten. Ich bin Privatverkäufer und kann die Folgen dieser EUBestimmung nicht tragen.“ Nun ja, europäische Paragrafen wiegen schwer – schwerer vermutlich als leichtgewichtige Funken. Als nächstes segelt mir ein zwei Jahre alter Paratech 25 L entgegen. „Steige im Moment um auf Motorgleitschirm und habe daher weinenden Auges meinen GS gewechselt da der P25 keine Motorzulassung hat“, Eine Schleppklinke habe ich bis jetzt noch nicht entdeckt – aber wie wäre es mit einem neuen Fliegerhelm? Schlappe anderthalb Kilogramm (!) soll das hier offerierte Teil wiegen, dafür aber mit Mikrofon und Kopfhörer. Ein Klick auf das Bild macht deutlich, wofür das Schwergewicht eigentlich konstruiert wurde: es ist ein profaner Motorradhelm – vorne mit Visier, dafür ohne Öffnungen für die Ohren. 100 Euro Startgebot für die Eierschale aus Kratzhahn-Birkenbeul sind jedenfalls ganz schön happig. Oder wie wäre es mit einem „neuwertigen“ Gleitschirm Tequila von Skywalk? Das Flap-Monster im Angebot! Gibt ja reichlich Mitglieder im Verein, die mir den baldigen Abschied von meinem Grid nahelegen. Also reingeklickt ins Vergnügen: „Versteigere einen Neuwertigen Gleitschirm Tequila, Größe M (90-110kg) der Marke Skywalk! Leider bin ich an einer Wurzel dieses Wochenende hängen geblieben, wodurch ein 2-3mm kleines Loch entstand,das ich aber mit speziel für einen Gleitschirm entwickeltem selbstklebendem Gewebe repariert habe, natürlich hab ich die Gewebeteile auf beiden Seiten angebracht,das auch auf den Bildern gut zu erkennen ist!!! Der Was hat die Visa-Werbung im Fernsehen mit Drachen- und Gleitschirmfliegen zu tun? Gar nichts. Aber bei Ebay gibt es Dealer, die uns erzählen wollen, dass wir erst dann sicher fliegen, wenn wir ihren Kram kaufen ... 18 DCB-Info Nr. 70 DURCHGEKLICKT Schirm ist in einem absoluten Neuzustand!! Mit dem Schirm bin ich gerade mal 6 kleinere Flüge von ca.5 min geflogen! Verkaufen tue ich den Schirm, weil ich paar Kilo abgenommen habe!“ Warum hat eigentlich noch niemand entdeckt, dass man mit Angstschweiß auf der Stirn richtig krass abnehmen kann? Sechsmal fünf Minuten ist gleich mehrere Kilo Gewichtsverlust. Kleine Denksportaufgabe: Wie lange muss ich mit einem „neuwertig“ perforierten Tequila in der Luft bleiben (respektive Wurzeln kratzen), bis meine 67 Kilo Lebendgewicht sich vollständig aufgelöst haben? Das folgende Angebot hat alle Zutaten, um beim nächsten Werbetexter-Contest aufs Siegertreppchen zu springen (oder direkt in den Papierkorb?) Angeboten wird die „Safecard“: „Made in Germany (hergestellt in Deutschland)”. Schon das Intro liest sich, als habe da einer das Rad neu erfunden: „Ein intelligent durchdachtes und vom Designer kreiertes Produkt für Ihre Sicherheit.“ Dazu das Bild eines Frauenhinterns am Badestrand, mit eingeschobener Kreditkarte unterm String. Ein geklautes Bild, dazu der erläuternde Text: „Erinnern Sie sich noch an die Visa Werbung im TV wo eine junge Frau im Bikini von ihrer Yacht an den Karibikstrand schwimmt um etwas einzukaufen. Der Verkäufer sah sie fragend an, wie sie denn bezahlen wolle. Daraufhin zog sie aus Ihrem Bikini die Visa Kreditkarte (auch eine Möglichkeit, vielleicht nicht sehr sicher) und konnte, zum Erstaunen des Verkäufers, ihre Ware bezahlen ... Wir haben die phänomenale Lösung, sie heißt: Safecard!“ Etwas wirr wird die Fortsetzung, als der Autor sich dem realen Leben zuwendet: „Günther S. ist Kunde bei der Citibank. Deren Verhalten ist weit verbreitet, die meisten Banken gehen in solchen Fällen von einem Fehlverhalten des Kartenbesitzers aus.“ Als ob die Wahl einer Bank nicht ohnehin schon an ein generelles Fehlverhalten grenzte! Viel Vertrauen scheint der Anbieter „kreditkartenschutz“ aus Potsdam (der neuerdings „secabo1“ heißt und nach Berlin umgezogen ist) auch in den Euro nicht zu haben: Sechzehn Schweizer Franken (!) pro Safecard will er mit seiner Weltneuheit erlösen. Es folgt ein (ebenfalls geklauter) Exkurs übe die Sicherheit von Kre- DCB-Info Nr. 70 ditkarten und schließlich – Höhepunkt! – eine komplette Sammlung fiktiver Dankschreiben, wie man sie aus den billigsten Werbebriefen kennt. Marialuiese P. aus Kärnten erzählt von einem Business-Trip nach New York (alles Schurken dort) und Renate S. aus Braunschweig geht mit der Kreditkarte jetzt sogar baden. Thomas K. aus Fulda berichtet von Finsterlingen in der Karibik. Annelise B. aus BadenBaden versichert mit der „Safecard“ ihren Mann, der beruflich viel in Osteuropa unterwegs sei. Rolf Z. aus Wiesbaden hat nun beim Joggen keine Angst mehr vor Mitläufern. Und Oleg B. aus Frankfurt kann beruhigt am Automaten Bares nachtanken, wenn seine Mannschaft gewinnt. Ich weiß endlich, was Erich L. aus Timmendorfer Strand auf Gran Canaria sucht (seine Hotelschlüssel natürlich) und wo Tina W. aus Stuttgart ihre Safecard trägt: „dort wo sie niemand sieht oder stiehlt“. Rico aus Berlin und Toni M. aus Flensburg lösen bei mir endlich die Gewissheit aus, dass ich am Schleppseil im Alten Lager eine Lebensversicherung ganz bestimmt nicht brauche: die „patentierte Weltneuheit“ Safecard! Sorry nach Potsdam, respektive Berlin ... Ein Anbieter von Parasailing-Segelfallschirmen scheint sich in der Rubrik vertan zu haben: „Besondere Kenntnisse oder gar ein Kurs sind nicht erforderlich. Der Fallschirm-Flieger braucht keine Lizenz.“ Juristischen Beistand sollte man sich aber schon holen, bevor man mitbietet: „Vorschnell abgegebene negative Bewertungen ohne vorherige Kontaktaufnahme widersprechen den eBay-AGB und sind geschäftsschädigend! In diesem Fall behalten wir uns weitere Schritte vor.“ Da bleib ich doch lieber am Boden! Seid gewerbliche Anbieter sich auch bei Gebrauchtwaren nicht mehr aus ihrer Haftung heraus mogeln können, wimmelt es bei Ebay von Privatverkäufern. Auf einen „Wings of change Alienaufkleber groß“ zum Beispiel kann man bestimmt ohne Garantieanspruch bieten. Was aber, wenn derselbe Verkäufer gleich zwei neue Schirme offeriert? „Falls Ihr Interesse an einem Probeflug mit einem neuen Modell von Wings of Change in Zell am See/ Österreich habt, setzt Euch bitte per email mit mir in Verbindung. Schirme zum Testen gibts nicht weit von der Landewiese, allerdings nur nach vorheriger Terminabsprache. Habe gerade einen sehr wenig gebrauchten Twister S (15 Flüge) und einen Taifun M (1 Flug) günstigst abzugeben.“ Diese Offerte taucht wöchentlich neu auf. Der Anbieter scheint seine Leser wirklich für granatendämlich zu halten ... Endlich mal ein reelles Angebot aus der Region Berlin-Brandenburg: „Prüfungsfragen A-Schein Gleitsegelpiloten + Sonderpilotenschein für Paraglieder. Neu.“ 5,90 Euro Startpreis. Verkäufer glyder0_1 hat davon schon einige abgesetzt (wie man den Bewertungen entnehmen kann). Ob die Käufer nun alle am Himmel über Brandenburg ihre Kreise ziehen? In die Rubrik „Skurries“ fällt das folgende Angebot: „Gleitwinkelmesser – Skywatch – Hangneigungsmesser: Neuwertiger Hangneigungsmesser mit Umhängeband und Bedienungsanleitung!“ Verkäufer Braumeister15 aus Stuttgart startet mit 29,90 Euro, wahlweise trennt er sich von seinem Instrument per Sofortkauf für nur 49,90 Euro. Wer in der Welt braucht bitte einen Hangneigungsmesser? Jedenfalls werde ich meinen Gleitwinkel auch weiterhin mit einem Blick über die Stiefelspitzen messen. Schon wieder 50 Euro gespart! Den Geschmack von Freiheit und Abenteuer kann man erwerben, wenn man mit Maikf3 aus Heidenau 19 bei Dresden ins Geschäft kommt: „Ihr bietet auf eine gut gebrauchte Gleitschirmausrüstung, die ich selber erst vor ca. 3 Wochen im Ebay ersteigert habe sie aber nun wegen Neukauf doch nicht mehr benötige.“ Warum er sich schon nach drei Wochen von seiner Ausrüstung trennt, wird in der Artikelbeschreibung deutlich. Zum Aufruf gelangen ein Gleitschirm BIG X Neonpink „mit gelbem Streifen Bj. 1988, keine Beschädigungen wie Risse, Löcher oder Flicken etc., mit DHV-Gütesiegel“, ein Sitzgurt Flip by Charly Edel „neuwertig, mit DHV-Gütesiegel“, ein Rettungsschirm Minitex „neuwertig, Bj. 1990, mit DHV-Gütesiegel“ sowie ein AFRO-Poket-Vario combi („zeigt Steigen und Sinken mit zuschaltbarer modulierter Akustik, Höhenmesser, Nullpinktabgleich, Temperaturstabilisierung“) und ein Fliegerhelm Salewa an. Dass ein 16 Jahre alter Schirm „gut gebraucht“ ist, glaube ich ihm sofort. Eine Anfrage, wann der Schirm das letzte Mal gecheckt wurde, bleibt leider unbeantwortet. Muss ich also weiter mit meinem Grid die Windenfahrer in Angst und Schrecken versetzen – für 182 Euro findet das prähistorische Fluggerät dennoch einen neuen Besitzer. Unter die Rubrik „fragwürdige Privatanbieter“ fällt auch „Bieneundnaddel“. Der Verkäufer offeriert schon zum vierten oder fünften Mal in diesem Jahr einen „Motorgleitschirm Silex-X Neu!“ Und immer mit der gleichen Beschreibung: „Der Schirm ist nur für dieses Foto angelüftet worden und brauch somit in nächsten 2 Jahren nicht zum Chek!“ Bei 1250 Euro Startgebot wird sich bestimmt auch diesmal jemand finden, der auf eine Garantie verzichten kann. Obwohl „Bieneundnaddel“ sonst vor allem Spezialist/in für Ferngläser (ansprechend fotografiert zwischen den Topfpflanzen am Wohnzimmerfenster) und Armbanduhren im Zuhälter-Design ist. Eine Schleppklinke habe ich übrigens tatsächlich gefunden. Leider rief kurz vor Gebotsende gerade der Martin an, und so habe ich doch glatt das Bieten vergessen. Muss ich mich also weiter durch die wunderbare Welt des virtuellen Kaufrauschs klicken. Mal sehen, was ich diesmal entdecke? Michael Pückler TERMINE Der Teufelsberg: Unser Fitness-Center (nicht nur) für die Wintermonate Trainieren in einem exklusiven Umfeld Nach der Saison ist vor der Saison: Wer jetzt zu Hause sitzt und sehnsüchtig auf die ersten Thermiktage des neuen Jahres wartet, kann diese Frist ebenso gut mit ein wenig Training verbringen. Zum Beispiel auf dem Teufelsberg oder in Lübars. Schließlich ist ein gutes Groundhandling die beste Gewähr für einen sicheren Start und relaxte Flüge. Vor dem Teufelsberg-Cup haben wir den Nordwesthang und den Südhang weitgehend freigemäht, sodass man hier nun problemlos starten und landen kann (jedenfalls so lange, bis die Natur wieder ihren Wachstumsmotor anwirft ;-) Und das Beste: Auf dem Teufelsberg trifft man Piloten, mit denen das Spiel an der Hangkante wirklich Spaß macht – die beiden Tonis Also: Traut euch raus, wenn der Windsack mal wieder irgendwo zwischen Süd und Nordwest pendelt. Viel Spaß! pü Impressum Termine 7. Januar 2005, ab 19 Uhr Neujahrstreffen, diesmal im Gasthaus „Weißes Röss’l“ in der Heinersdorfer Straße 15 in Berlin-Lichterfelde. Das Lokal ist mit den Bussen 180/280 und mit der S-Bahn (S-Bahnhof Osdorfer Straße beziehungsweise Lichterfelde Ost, von dort jeweils zu Fuß) gut zu erreichen. Das Lokal liegt in einem reinen Wohngebiet. Parkplätze sind deshalb in den umliegenden Straßen nur schwer zu finden. 31. Januar 2005 Montagssitzung, voraussichtlich um 20 Uhr im Clubrestaurant des SCC Berlin, Waldschulallee 45, 14055 Berlin. Bitte zur Sicherheit vorher noch einmal das Infotelefon abhören. 28. Februar 2005 Montagssitzung, voraussichtlich um 20 Uhr im Clubrestaurant des SCC Berlin, Waldschulallee 45, 14055 Berlin. Bitte zur Sicherheit vorher noch einmal das Infotelefon abhören. 21. März 2005 Jahreshauptversammlung DGF und DCB, voraussichtlich ab 20 Uhr. Tagesordnung und Ort werden rechtzeitig bekanntgegeben. (Der letzte Montag im März ist diesmal der Ostermontag, darum eine Woche früher.) Bitte zur Sicherheit vorher noch einmal das Infotelefon abhören. 4. bis 8. Mai 2005 „German Flatlands 2005“ Nordund ostdeutsche Landesmeisterschaften der Drachenflieger, Sonderlandeplatz Altes Lager zum Beispiel (Toni Haddad und den „Italiener“), Rüdiger, Günther, Manfred, Fashid, René und und und. Einige von ihnen haben uns ja beim Teufelsberg-Cup eindrucksvoll gezeigt, wo der Hammer hängt. Das „DCB-Info“ ist eine Zeitschrift von Mitgliedern des Drachenflieger-Clubs Berlin e. V. c/o Hans-Christoph Buddee, Gervinusstraße 16, 10629 Berlin, für seine Mitglieder und Freunde. Es erscheint nach Bedarf mehrmals jährlich. Vor 25 Jahren Auf der Mauer, auf der Lauer ... 1979 vereinigten sich die 31 Mitglieder des Rogallo Clubs Berlin mit den 44 Mitgliedern des Delta Clubs Berlin zu einem neuen Verein, dem DCB, Drachenflieger Club Berlin. e. V. konnte man bei Südwestwind und der entsprechenden Stärke soaren. Keine 200 Meter von den Augen der verdutzten Volkspolizisten entfernt, hielt sich zum Beispiel Karl Wunderlich mehrere Minuten in der Luft. Als neues Fluggebiet wurde der Hahneberg in Spandau, direkt an der Berliner Mauer entdeckt. Hier Die Gefahr, auf der Ostseite zu landen, wurde dabei verdrängt. Harry Hanisch Vom DCB ... und auf die Augen: gibt’s was auf die Ohren ... Verantwortlich i.S.d.P.G.: der Vorstand, Adresse siehe oben Redaktion: Michael Pückler (pü), Schlesische Straße 20, 10997 Berlin (030) 61 28 82 10, E-Mail: [email protected] Das DCB-Info ist ein Hort der freien Meinung. Darum geben namentlich gekennzeichnete Artikel nicht unbedingt die Ansichten des DCB oder der Redaktion wider. Die Angabe von Internet-Adressen bedeutet nicht, dass der DCB, die Redaktion oder der jeweilige Autor sich mit den Inhalten dieser Internet-Präsenz identifizieren. Aus diesem Grund distanzieren wir uns vorsichtshalber ausdrücklich davon. Schüler, die das Klassenziel erreichen möchten, sollten sich nicht auf die Rechtschreibung des DCB-Infos berufen. Beiträge sind willkommen – entweder per E-Mail oder auf Diskette oder auf CD. Am besten als Word-Datei (PC) oder in QuarkXPress (PC und Mac). Bilder bitte als Glanz-Abzüge, Dias oder in einem gängigen Bilddatenformat (z. B. JPEG, TIF, EPS). Und weil auch im DCBInfo der Platz begrenzt ist, behält sich die Redaktion das Recht vor, Beiträge zu kürzen. Das DCB-Infotelefon Wähle: (030) 32 70 48 42 Alle aktuellen Infos über Schleppbetrieb im Alten Lager und andere Aktivitäten. Einfach reinhören und vielleicht selbst eine Nachricht hinterlassen. 20 Die DCB-Homepage im Internet Tippe: www.dcb.org Hier gibt’s alle Informationen rund um den Drachenflieger-Club Berlin e. V., seine Fluggelände, Mitglieder, Reisen und sportliche Aktivitäten. Rund um die Uhr und immer aktuell. Das DCB-Info ist nicht IVW-geprüft und auch kein Mitglied der AG MA. Anzeigen sind natürlich trotzdem willkommen. Anzeigenpreisliste mit Beispielformaten und technischen Informationen auf Anfrage. DCB-Info Nr. 70