ungeschminkt - Verband Hessischer Amateurtheater eV
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ungeschminkt - Verband Hessischer Amateurtheater eV
ungeschminkt D a s M a g a z i n d e s L a n d e s v e r b a n d e s H e s s i s c h e r A m a t e u r b ü h n e n e . V. Ausgabe August 2009 Landesverbandstag 2009 in Wettenberg S. 16 - 17 Freilichttheater: Bad Soden Salmünster: Rotz und Wasser S. 14 - 15 Taunusbühne: Lysistrata S. 20 - 21 Waldbühne Niederelsungen: Les Miserables S. 26 - 27 ungeschminkt August 2009 1 Inhalt Seite Editorial Liebe Theaterfreunde, Inhalt, Editorial, Impressum 2-3 ..schon ein „Anfang“ ist ein guter „Fang“.. Seminar - Musical for Kids / Seminarangebote 4 Mit diesem Zitat von Klaus Klages, einem so genannten „deutschen Gebrauchsphilosophen“, der übrigens unter anderem Abreißkalender verlegt, möchte ich mein erstes editoriales Grußwort als neuer Vorsitzender des Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen e.V. in dieser, der 13. Ausgabe der „ungeschminkt“, starten. Zweifelsohne ein bedeutsames und anspruchvolles Amt, das ich mit der Wahl am 21. März 2009 in Wettenberg übernommen habe. Agatha Christie: ...und dann gabs keines mehr! 5 Jeder Sportler wärmt sich auf... ...Tipps zum Warmup von Jörg Dreismann 6 TG Inkognito 7 WHT -„Hoher Besuch“ 8 Die Langendölschen Uulen 9 Hommage an Wolfgang Stock 10 LV - Seite 11 Spielerseminar im Boglerhaus 12 REZIBABBEL 13 feelX - Rotz und Wasser 14 - 15 LV Tag in Wettenberg 16 - 17 Spieltermine 18 Theaterfreunde Oberursel 19 LYSISTRATA auf der Taunusbühne 20 - 21 30 Jahre TG Assenheim 22 - 23 Othello darf nicht sterben (BB Großenenglis) 24 Die schwebende Jungfrau (VBE) 25 Niederelsungen„Les Miserables“ 26 - 27 FAT - Als die Pest nach Flörsheim kam 28 KiJu-Seite 29 Vom Theater ins Kloster... 30 - 31 Das Gespenst von Canterville 31 BAC - Die 39 Stufen 32 Titelbild: Nanina Kneip (stehend) und Sarah Knappmeier Rückseite: Thomas Hummel (stehend) und Tobias Viering. Beide Fotos entstanden bei der Premiere des Stückes „Rotz und Wasser“, beim „Ensemble feelX“, in Bad Soden Salmünster. Meine Gedanken, die sich um den Antritt des neuen Amtes drehten wie bunte Sessel um ein hochaktuelles, mit digitalem Turboantrieb ausgestattetes Kettenkarussell, machten es mir durchaus schwer, dieses erste Grußwort zu verfassen. Immerhin war die Amtsübernahme von meiner Vorgängerin Barbara Zorn nicht geplant, schon gar nicht über längere Zeit eingefädelt gewesen. Alles ging recht schnell und eh ich mich versah, musste ich meinen Weg in Fußstapfen antreten, die selbst für einen alten, erfahrenen Amateurtheaterbären wie mich eine durchaus beängstigende Größe hatten. Der Abschied von Barbara Zorn, die 14 Jahre den Vorsitz im LVH führte, fiel allen sehr schwer. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Barbara für das immerwährende, unermüdliche und wohl auch kaum zu toppende Engagement. Ihre Beliebtheit geht weit über die Grenzen der hessischen Amateurbühnen hinaus. Sie hat sich mit ihrer freundlichen, bestimmten, aber auch kämpferischen Art Respekt, hohe Anerkennung und großes Ansehen bei den anderen Landesverbänden, im BDAT und auch auf der politischen Bühne verschafft. Barbaras Erfahrung ist ein Schatz, der noch gehoben werden muss. Nicht zuletzt deswegen wollen wir, der LV-Vorstand, sie bei der nächsten Landesverbandstagung als Ehrenvorsitzende vorschlagen und hoffen, dass die Mitgliedsbühnen uns zustimmen werden. Darüber hinaus wird sie auch weiterhin für Seminare und Lehrgänge zur Verfügung stehen und den Mitgliedsbühnen sehr nahe sein. Auch Ludgerus Damen, dem ehemaligen Stellvertreter und 2. Vorsitzenden, sei nochmals auf das herzlichste für seine Verdienste um die Entwicklung des Landesverbandes gedankt. Er hat sich beruflichen Erfordernissen beugen müssen und stand für eine Wiederwahl leider nicht mehr zur Verfügung. Aber auch er wird mit seiner Erfahrung dem Landesverband weiterhin zur Verfügung stehen und, wo nötig, helfen und unterstützen. Weiter auf Seite 3 Fotos ohne Copyrightvermerk stammen von der jeweiligen Bühne. Impressum: Herausgeber: Landesverband-Hessischer-Amateurbühnen e.V., Mitgl. im BDAT Geschäftsstelle: Norbert Deforth, Georg-Büchner-Str. 9, 61194 Niddatal, Tel.: 06034-3467, [email protected] Im Internet unter: Redaktion: Frank Weymann (fw), (verantwortlich) Königsberger Str. 15, 34270 Schauenburg www.lvha.de Tel.: 05601-5430, Fax: 05601-920735, eMail: [email protected] Lektorat: Antje Hörl (ah), Teichecke 15, 34308 Bad Emstal, Tel.: 05625-5577, eMail: [email protected] Druck: Leo Druck GmbH Robert-Koch-Str. 6 78333 Stockach Tel: 07771 - 93 96 0 2 ungeschminkt August 2009 Auflage 1000 Stck. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich (Februar / August) Anzeigenpreise: 1/1 Seite: 120,00 €,, 1/2 Seite: 60,00 €, 1/4 Seite: 30,00 Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2010 Redaktionsschluss: 10. Januar 2010 Wenn ich jetzt die oben genannten Worte mit dem Anfang und dem Fang wieder aufgreife, dann fallen mir vor allem zwei Dinge ein: Erstens: Na hoffentlich bin ein so guter Fang für den Vorstand, wie die Kreativen, Organisatoren und Theaterschaffenden der Hessischen Amateurtheaterszene sich das so vorstellen. Immerhin habe ich neben dem örtlichen Vorsitz des Vereinsringes Assenheim auch den Vorsitz für die eigene Theatergruppe zu bewältigen. Und alle Gesamtleiter in Hessen werden an dieser Stelle heftig mit dem Kopf nicken und mir bestätigen, dass man eben als solcher, egal ob Amateur oder Profi, immer mit beiden Händen im Morast steckt. In einem schönen, kreativen Morast durchaus, aber man hat grundsätzlich für etwas anderes, ein anderes Hobby, einen Sport, ja selbst eine Religion, kaum mehr Zeit! Nun - findig, wie meine Vorgängerin Barbara nun einmal war, hatte sie wohl ermittelt, dass ich in meinem Hauptberuf im kommenden Jahr verrentet werde. Na und dann, dann hat man ja plötzlich wieder mehr Zeit als zuvor. Recht hat sie. Und ich bin das Problem los, meine Zeit selbst planen zu müssen. Manchmal ist das Schicksal gnädig mit uns Amateurkünstlern! Zweitens: Und da hatte ich auch schon den guten Fang, der dieses neue Amt zumindest für mich ist. Ich freue mich riesig, mich in meiner neuen Zeit, meinem neuen Lebensabschnitt, für das stark machen zu können, was mein Leben wie nichts anderes zuvor prägte. Ich liebe die Arbeit im und für das Theater, öffne und schließe seit mehr als 30 Jahren den Vorhang der Assenheimer Bühne und kann aus der Praxis als amateurschaffender Theaterhungriger hoffentlich viele unserer Bedürfnisse und Möglichkeiten erkennen, ausloten und die Arbeit für alle Mitgliedsbühnen leichter, effizienter und umfassender gestalten. Das wäre mein erklärtes Ziel. Die Unterstützung des gesamten Vorstandes ist mir gewiss und bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch beim gesamten Vorstand, insbesondere bei Frank Weymann und der ehemaligen Vorsitzenden Barbara Zorn für die Beratung, Unterstützung und Hilfestellung für einen guten „Anfang“ bedanken! Nachdem ich mich nun mit den Aufgaben im Landesverband vertraut gemacht habe, zeichnen sich für mich folgende Schwerpunkte in der Verbandsarbeit ab: 2. Unseren Beratungsservice deutlich erweitern. 3. Kontinuierliche und ausgeprägte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betreiben. 4. Unseren Mitgliederbestand wesentlich erweitern, um 1. Wir wollen die finanziellen Rahmenbedingungen wesentlich verbessern, um: Mit dem Wunsch und der Bitte auf eine weiterhin vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen unserer 13. Ausgabe von „ungeschminkt“! • Die Jugendarbeit bei den Bühnen optimal zu unterstützen und ein Jugendförderprogramm hessenweit einzurichten (außer- und innerschulische Jugendarbeit). • Unsere Seminare und Lehrgänge noch attraktiver, homogener und vielseitiger zu gestalten. • Wettbewerbe auszuschreiben und damit kulturelle Vielfalt, Kreativität und Motivation zu mobilisieren. • Landesweite Festivals ein- und ausrichten, um damit die Verbandsnähe und -verbundenheit unserer Bühnen zu stärken und Politik und Gesellschaft verstärkt auf die zentralen Belange und Aufgaben des Landesverbandes aufmerksam zu machen. a)unsere Basis zu verbreitern und b)hierdurch bereits die finanziellen Rahmenbedingungen zu verbessern (bis zu 200 Bühnen –geschätzt- sind noch nicht in unserem Dachverband organisiert). Neben der Bewältigung der allgemeinen Verbandsarbeit haben wir uns eine Fülle von Aufgaben gestellt, um gesellschaftsorientierte Bildungs- und Förderprogramme noch umfassender als bisher zu entwickeln und zu ermöglichen und damit Schlüsselkompetenzen im individuellen, kulturellen und sozialen Bereich zu vermitteln! Ich hoffe, vertraue und setze auf das Engagement und die Initiativen als auch auf den Rückhalt der Mitglieder in unserem Verband. Helft uns, wenn wir Informationen über eure Bühnen benötigen; sendet uns die Fragebögen zurück, die wir an euch richten. Dies gilt ganz besonders auch für den Fragebogen des BDAT, den ihr mit dieser Ausgabe erhaltet. Ohne die erforderlichen Informationen z. B. zur Jugendarbeit, können wir keine geeigneten Förderprogramme aufbauen oder gezielte Unterstützung anbieten und können wir die Vielzahl der Aufgaben, die der Landesverband zu bewältigen hat -und bewältigen will- nicht sachgerecht steuern. An dieser Stelle möchte ich schon jetzt auf unseren nächsten Landesverbandstag am 27. März 2010 in Hirzenhain bei unserer Mitgliedsbühne „Die Mühlengeister e.V.“ aufmerksam machen. Bitte reserviert euch diesen Termin! Wie immer erfolgt natürlich vier Wochen vor der Versammlung eine gesonderte Einladung! Und zum letzten Mal zurück zum „Anfang“: Mit ein bisschen Zeit, Geduld und Spucke kriegen wir das alles schon hin. Ihr, der Vorstand und der neue Vorsitzende. Und deshalb ist dieser „Anfang“ auch sicherlich bald spürbar ein wirklich guter „Fang“ für alle! Euer Norbert Deforth ungeschminkt August 2009 3 Seminar „Musical for Kids“ Herzlichen Glückwunsch für 50 Jahre erfolgreiche vom 27. – 29. März 2009 Theaterarbeit! Schnicke – Schnacke - Haifischkacke, HEY, HEY, HEY Es waren 13 Teilnehmer, die an der Fortbildung „Musical for Kids“ teilnehmen wollten. Keiner von ihnen konnte ahnen, dass auf sie ein Wochenende voller Piratenabenteuer, Gesang, Tanz und Spiel wartete… Nach Ankunft, Einzug und Stärkung stellte sich die Crew und insbesondere die drei Referenten Kathy Becker, Kerstin Kornetzky und Reimar Lorenz, untereinander vor. Um selbst durch Schauspiel, Tanz und Gesang zu erfahren, wie man mit Kindern ein Musical einstudieren kann, wurde das Kindermusical Haifischkacke von dem Team der Schmunzellotte ausgesucht. Und schon ging es los. Mit einem lauten Hey- Hoh wurden uns, nach dem Aufwärmen der „einzig richtige“ Piratengruß und der erste Song mit seinem Tanz beigebracht. Sofort merkte man eine starke Gruppendynamik und den Spaß, den alle dabei hatten. Es gab viele praktische Übungen und Anregungen in allen drei Bereichen. Am nächsten Tag teilte sich die Gruppe. Während die einen Szenen erarbeiteten, bekamen die anderen Gesangsunterricht oder mussten sich im Fechtkampf behaupten. Da unsere Referenten den kompletten Lehrgang super getimt hatten, kam es kein einziges Mal vor, dass man nichts „an Deck“ zu tun hatte. Der Samstagabend gestaltete sich in Form von Darbietungen der erarbeiteten Szenen und Liedern des kompletten Tages. Und als uns später gesagt wurde, dass es genug für heute sei, wollte keiner gehen, denn Reimer Lorenz (Musiker) sorgte für ein ganz privates Konzert. Alle Teilnehmer und zwar ausnahmslos alle, hatten einen Riesenspaß und der ein oder andere vielleicht sogar ein wenig Muskelkater. Der Sonntag stand unter dem Motto „Theorie“. Konkret gewordene Fragen zu Organisation, Proben, Durchführungen und der Entstehung und Entwicklung eines solchen Stückes wurden jedem beantwortet. Dann durften wir noch die DVD der Original Haifischkacke- Aufführung sehen. Als jeder mit seinem Staunen fertig war, gab es natürlich noch die FazitRunde an Deck und jeder Teilnehmer konnte sich so einiges für sich und seinen Verein mitnehmen. Daher bin ich schon ganz gespannt, wie viele Musical - Inszenierungen es in der nahen Zukunft auf den Bühnen des Landesverbands geben wird. Denn am Ende des Lehrgangs waren die Scheu und Angst, sich an eine Musical Produktion zu wagen, ob mit oder ohne Kinder, bei den meisten wie fortgeweht…..Ahoi!!! Das Amateurtheater Kassel - Auf Tour feiert in diesem Jahr sein fünfzigjähriges Bestehen. Zu diesem Event war auch der Vorstand des Landesverbandes eingeladen. Norbert Deforth und Frank Weymann nahmen die Gelegenheit wahr und machten den ersten gemeinsamen Besuch, um den Jubilaren die Glückwünsche des LV zu überbringen. Bei einem Empfang in Kassel-Waldau trafen sich viele Mitglieder, Gönner und Freunde des Vereins, um eine gemeinsame Feierstunde miteinander zu verbringen. Die Redaktion der Verbandszeitung „ungeschminkt“ wird über den Verein und seine Aktivitäten in der nächsten Ausgabe noch ausführlich berichten. 25 Jahre erfolgreiche Theaterarbeit feiert die Laienspielgruppe Ehringshausen! Auch den Ehringshäusern gratulieren wir ganz herzlich, auch ihnen wird der Vorstand einen Julia Wynohradnyk Besuch abstatten und auch über diesen Verein, sein Jubiläum und seine Aktivitäten werden wir in der nächsten Ausgabe berichten. Seminare des Landesverbandes Aktuelle Informationen findet ihr stets im Internet: http://www.amateurtheater-hessen.de Termin Titel Ort Referent LV-Betreuer 13. bis 16. August 2009 KiJu - Theatercamp Burg Wallenstein Ahne / NN Wiedergrün / Damen September 2009 Leiter f. Kinder u. Jugendliche bei einer Bühne Wiedergrün/Damen Wiedergrün/Damen 04. - 06. September 2009 Regie AfL Weilburg Brigitte Leistikow I. Suhr 23. - 25. Oktober 2009 Bühnenmalerei Boglerhaus Gerd Brückmann Wolfgang Hartmann 06. - 08. November 2009 Schminken (NUR für Fortgeschrittene Teilnehmer!!!) JH Kassel Michaela Porsch Barbara Zorn 4 ungeschminkt August 2009 Agatha Christie: ...und dann gabs keines mehr! Mengeringhausen Das StattTheater Mengeringhausen spielte mit Glanz und Leidenschaft Agatha Christies „Und dann gab‘s keines mehr“. Es gelang der Truppe von Dr. Norbert Wirtz, mit Witz, viel Spannung und tollen Effekten ein weiteres Mal die Zuschauer zu verzücken und sie in ihren Bann zu ziehen. Gespielt wurde das Stück ,,Und dann gab’s keines mehr?“ von Agatha Christie, das die Autorin in Anlehnung an das Kinderlied zunächst unter dem Namen ,,10 kleine Negerlein“ veröffentlicht hatte. Das Stück wurde jedoch, um jegliche Diskriminierungsvorwürfe abzuwehren, inzwischen umbenannt. Geradezu profihaft verkörperten die S chauspielerinnen und Schauspieler die Personen, die nach und nach von einem unbekannten Mörder ausgeschaltet werden, weil sie alle sich verschiedener Verbrechen schuldig gemacht haben: Die leichtfertige reiche Miss Marston (Rebecca Engelhard/ Corinna Hess), das diensteifrige Butlerehepaar Rogers (sehr engagiert gespielt von Annegret Bartsch und Reinhard Bandow), der alte, schwerhörige General Mackenzie, mit dem der großartig agierende Reinhold Bernauer etliche Lacher hervorrief, die Lady Emily Brent, deren Hartherzigkeit und Intoleranz Erika Pallagst mit großer Bühnenpräsenz verkörperte, der Detektiv William Blore (Jan Weber) und die Ärztin Dr.Armstrong (Constanze Neuse), denen es überzeugend gelang, die sich allmählich bis zur Hysterie steigernde Angst darzustellen, den Offizier Lombard, dessen Leichtlebigkeit Raphael Jöbges mit großer Ausstrahlung verkörperte, die Sekretärin Vera Claythorne, deren wachsende Verzweiflung Nicole Deus intensiv emotional spielte, und Sir Lawrence Wargrave, der von Rudolf Künstel im Finale so dämonisch dargeboten wurde, dass keiner der Zuschauer unberührt blieb. Es gab Stellen, an denen mir wirklich ein kalter Schauer über den Rücken lief. Das lag aber nicht nur am überzeugenden schauspielerischen Talent der Akteure, sondern auch an passend verwendeten Effekten. fw Spielplan 2. Halbjahr 2009 Die Geierwally Alpen-Comedy-Krimi von Walter Bockmayer Regie: Rainer Hutwelker; Rudolf Künstel Geierwally ist Volkstheater, Comedy-Theater in der legendären Fassung von Walter Bockmayer. Geierwally ist eine Frau auf der Suche nach „einem, der mi lieb hat, und zwar so wie i bin, mit Geier!“ Comedy im Herbst – heiß und schrill – wieder ein Kölner-KultStück. Premiere: 11.09.2009 um 20 Uhr im Theaterladen an der Kirche Vorstellungen: 12.09. / 18.09. / 19.09. und 26.09.09 jeweils um 20 Uhr; sowie am 27.09.09 um 18 Uhr Kartenservice: 05691 / 36 01 oder per E-Mail: kartenvorverkauf@ statt-theater.net ungeschminkt August 2009 5 Jeder Sportler wärmt sich auf... Ankommen, begrüßen, umziehen, ein kurzer Blick ins Textbuch und ab auf die Bühne. So oder so ähnlich sieht die Probenarbeit vieler Theater aus. Warum werden die Möglichkeiten von WarmUp-Übungen vor der Theaterarbeit nicht genutzt. Natürlich ist es für die Spielleitung immer wieder aufwändig sich Übungen für den Einstieg zu überlegen, aber die Chancen, gezielt an Stärken und Schwächen zu arbeiten, sollten nicht verschenkt werden. Ich möchte mich hier besonders an die „Zögerlichen“ wenden und ihnen einige Übungen vorstellen. Vielleicht der erste Schritt zur Veränderung eines Probenabends. Natürlich habe ich diese Übungen nicht selbst erfunden. Viele sind in der einschlägigen Literatur zu finden oder ich habe sie auf Seminaren kennengelernt. Einige der Übungen habe ich den eigenen Anforderungen ein wenig angepasst. Ohne Kommentar Diese einfache Übung gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Hier sei eine vorgestellt, die sich besonders zum Ankommen eignet. Alle stehen im Kreis. Eine/r beginnt mit einer pantomimischen Bewegung, die der eigenen momentanen Stimmungslage entspricht. Die Bewegung wird pantomimisch im Kreis weitergegeben. Es folgt die/der Nächste. Wichtig ist, das die dargestellten Bewegungen von den anderen nicht kommentiert werden. So lassen sich spielerisch die Stimmungen innerhalb des Teams erkennen. Klatschkreis Eine Übung für Konzentration und Kooperation. Alle stehen im Kreis. Ein „Klatschimpuls“ soll nun im Kreis herumgegeben werden. Dabei ist es wichtig beim Weitergeben und Empfangen Blickkontakt zueinander zu haben. Wenn der Impuls schnell im Kreis herumläuft sind Varianten möglich. Richtungswechsel: Beantwortet ein Empfänger des Impulses das Klatschen mit einem „Doppelklatschen“ zum Sender, wechselt die Richtung und der Impuls geht zurück. Später ist auch eine Weitergabe des Impulses durch den Kreis möglich. Große Gruppen können auch mit zwei Impulsen arbeiten, die weitergegeben werden. Über die Brücke Eine Ausdrucks- und Statusübung. Die Spieler/innen stellen sich eine imaginäre schmale Brücke über einem Abgrund vor. Eventuell begrenzt durch Stühle an den Brückenpfeilern. Jetzt 6 ungeschminkt August 2009 werden immer wieder unterschiedliche Paare gebildet, die sich von 2 Seiten der Brücke nähern und diese überqueren wollen. Bevor die Spieler/ innen starten, überlegen sie sich einen eigenen Persönlichkeits-Status. (Skala -3, -2, -1- 0, +1, +2, +3) Dann überqueren sie die Brücke. Bei dieser Übung sollte nicht gesprochen werden. Nachdem die Brücke überquert wurde tauschen sich beide über ihren selbstgewählten Status aus. Als Variante der Übung kann man auch Gruppen über die Brücke schicken. Begegnungen Diese spielerische Übung eignet sich auch gut für Gruppen, die sich noch nicht kennen. Die Gruppe geht im Raum umher. Immer, wenn zwei zusammentreffen, werden die Begegnungen (nach Vorgabe der Spielleitung) gespielt. Einige Beispiele: „sich die Hand reichen“, „sich umarmen“, „jemandem ein Geheimnis erzählen“, „eine flüchtige Begrüßung“, … Als Aufgabe können auch die Gruppenmitglieder weitere Vorgaben geben. Spiegelpantomime Ein „Klassiker“ der Theaterübungen ist sicher die Spiegelpantomime. Ich setzte sie immer wieder gern ein, um den Spielerinnen und Spielern zu zeigen, dass das Miteinander das Wichtigste der Theaterarbeit ist. Die Übung funktioniert nur, wenn man dem Spiegelbild die Chance gibt, den Bewegungen auch folgen zu können. Es werden jeweils Paare gebildet. Beide Partner stehen im Abstand von ca. einem Meter voreinander. Es wird vereinbart, wer „Spiegelbild“ ist. Dann beginnt der Partner mit Bewegungen vor dem Spiegel. Das Spiegelbild versucht den Bewegungen zu folgen. Nach einiger Zeit wird getauscht. Auch bei dieser Übung sollte möglichst nicht gesprochen werden. Im Auge behalten Eine weitere Übung aus dem Bereich Wahrnehmung und Konzentration. Bei dieser Übung werden Paare gebildet. Die Paare beginnen dann, sich im Raum zu bewegen. Dabei dürfen sie sich nicht aus den Augen lassen. Es sollte immer Blickkontakt bestehen. Allmählich kann der Zwischenraum zwischen beiden vergrößert werden und auch das Tempo der Bewegung kann erhöht werden. Achtung: Es befinden sich noch andere Paare im Raum. Zusammenstöße sollten auf jeden Fall vermieden werden. Natürlich gibt es zu vielen Bereichen noch zahlreiche Übungen. Sollte die Leserschaft an der Fortsetzung dieser Reihe interessiert sein, bin ich gern bereit, auch in den nächsten Ausgaben weitere Übungen vorzustellen. Jörg Dreismann (Teenagerspätlese) [email protected] Anm. d. Redaktion: Wir freuen uns immer über ein Feedback unserer Leserinnen und Leser. Fotos: Frank Weymann „An der Arche um Acht“ Doch dann kommen sie auf die rettende Idee… Im Mai 2009 gab es bei der Oberndorfer Theatergruppe Inkognito wahrlich ein Kultur-Light der besonderen Art. In der Kleinkunstbühne „Die Fabrik“ zeigte die rührige Amateurbühne ein Schauspiel für die ganze Familie aus der Feder von Ulrich Hub mit viel Biss, Göttlichkeit und Hintergründigkeit. In Ulrich Hubs Stück stinkt es nicht nur nach Fisch, sondern vor allem nach Komödie. An der Arche um Acht – das ist die Verabredung, die die Taube mit zwei Pinguinen getroffen hat, denn die gehören zu den Auserwählten, die auf die Arche Noah dürfen. Das stellt die beiden vor ein großes Problem: sie können unmöglich ihren Freund, den dritten Pinguin, im Stich lassen. Schnell hatten sich die Schauspielerinnen in die Herzen des Publikums eingespielt. Das Publikum belohnte die gelungene Inszenierung für den wortwitzigen und wortgewaltigen Glaubenssatzabtausch. Nicht nur die Kostüme, sondern vor allem die grandiose Mimik der Pinguine und der Taube verdienen große Anerkennung. Allein ihr Blick – so köstlich komisch – löst immer wieder herzhafte Lacher aus. Die Crew um Dr. Monika Fingerhut hat sich zudem noch eine Reihe an köstlichen Gags einfallen lassen, so dass das Stück auch für weniger bibelfeste Zuschauer zum reinen Vergnügen wurde. Gerade aber auch die Hintersinnigkeit, die das Stück abverlangt, wie zum Beispiel die Frage nach Gott, der menschlichen Existenz, Selbstbestimmung, Toleranz, Verantwortung und Mut, kommt beim Publikum gut an. Inkognito ist ein echter Coup ohne jede Einschränkung gelungen. Felix Wiedergrün „Salmünsterer Theaterführungen“ Beim Ensemble feel-X e.V. in Bad Soden-Salmünster geht es seit diesem Jahr recht historisch zu. Passend zur Inszenierung „Rotz und Wasser – die tapferen Frauen von Salmünster“ – eine Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg – entwickelte die Amateurbühne gemeinsam mit Stadtführerin Tanja Steinbock die „Salmünsterer Theaterführungen“. Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Stadtführung, sondern um eine Führung, in der die Teilnehmer in eine bestimmte Epoche mitgenommen werden und von Darstellern des Ensemble feel-X an verschiedenen Orten in der Stadt in Form kleiner Theaterszenen in Salmünsterer Mundart Wissenswertes über die Stadt erfahren. Derzeit läuft die Theaterführung „Der Schlüssel zum Glück“ mit insgesamt 11 Darstellern und entführt die Gäste in das Salmünster des Jahres 1706. An der „Antoniusruh“ gegenüber dem katholischen Pfarrheim der Kirchengemeinde St. Peter und Paul begrüßt Sie die Gastwirtin Josse Weisbecker (Tanja Steinbock) vom Roten Ochsen. Während der historischen Altstadtführung begegnen unsere Gäste verschiedenen Salmünsterer Gesichtern (u.a. einem Mönch, einer Bäuerin, dem Torwächter der Stadt, einer Magd und vielen anderen Überraschungsgästen).Die nächste öffentliche Führung findet am Sa., den 01.August um 17 Uhr anlässlich des Salmünsterer Altstadtfestes statt. Nach und nach wird das Führungsangebot um weitere Themenführungen ergänzt. Da wir unser touristisches Angebot in Bad Soden- Salmünster erst aufbauen, ist derzeit nur die Führung „Der Schlüssel zum Glück“ möglich. Im Anschluss der Führung sammeln wir für die Anschaffung einer zweiten „Tapferen Frau von Salmünster“-Figur, die das vorhandene Denkmal ergänzen soll. Alle Anfragen, Buchungen und Wünsche richten Sie bitte an: Tanja Steinbock, Tel. (06056) 900064, Email: theaterfuehrung@ ensemble-feelx.de oder auf der HP: www.ensemble-feelx.de ungeschminkt August 2009 7 Ehrungen im Wehlheider Hoftheater Ein Amatuertheater mit langer Tradition Das Wehlheider Hoftheater (WHT) wurde im Jahre 1911 gegründet. Damals war es noch eine Theaterabteilung im „Arbeiter-Fortbildungs-Verein-Kassel“. Im Jahre 2011 feiert das WHT also sein 100 jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass wird dann auch der Landesverbandstag in Kassel stattfinden. In einem Amateurtheater mit einer solch langen Tradition gibt es natürlich immer wieder Jubiläen zu vermelden, und so war es auch am 9. Mai 2009 mal wieder soweit, dass der Vorsitzende des WHT, Eberhard Horn, einige Ehrungen vorzunehmen hatte. Da war es zum einen der Universalhandwerker Ulrich Trott, der dem Verein seit 25 Jahren angehört; der nächste im Reigen der Jubilare war Wolfgang Reiter, der sich nicht nur als Spieler, sondern auch als Regisseur einen Namen gemacht hat. Auch er gehört seit 25 Jahren dazu. Der dritte 25 er war Michael Henze, welcher zwar momentan aus Zeitgründen inaktiv ist, dem Verein aber weiterhin die Treue hält. Die Vierte im Bunde war Barbara Unger, die ebenfalls für eine 25-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde, sie war an diesem Abend leider verhindert. Die Ehrung erfolgte im Anschluss an die Vorstellung des Stückes „Im weißen Rössl“, dadurch wurde die Ehrung auch in einem Ulrich Trott, der nicht nur bei der Bühnensehr schönen Rah- technik, sondern auch im Bereich Bühnenbau nicht wegzudenken ist. men durchgeführt. Frank Weymann, als stellvertr. Vorsitzender des Landsverbandes, gratuvon links: Ulrich Trott, Michael Henze, der Vorsitzende Eberhard Horn - hier lierte den Jubilaren im Namen des Verbandes und hatte noch in seinem Kostüm als Kaiser Franz Joseph II - und Wolfgang Reiter. die ehrenvolle Aufgabe die Ehrennadeln zu überreichen. Fotos: Frank Weymann Besuch des Bildungsreferenten des BDAT im Wehlheider Hoftheater Am 2. Mai 2009 erhielt das Wehlheider Hoftheater Besuch von Dr. Lars Göhmann, dem Bildungsreferenten des BDAT. Lars Göhmann, der auch die „Jugendakademie für darstellende Künste“ leitet, weilte an diesem Wochenende zu einem Jugendtheaterseminar in Paderborn, und weil einer der Seminarteilnehmer - Merlin Wagner - ein Mitglied des WHT ist, und dieser am Abend des 2. Mai seinen Auftritt als Sigismund Sülzheimer zu absolvieren hatte, war sich der Bildungsreferent des BDAT auch nicht zu schade, hier als Fahrbereitschaft einzuspringen. So konnte sich Lars Göhmann die Vorstellung des WHT ansehen und anschließend nahm er Merlin Wagner wieder mit nach Paderborn, wo das Seminar anderntags weiter ging. Ausgesprochen beeindruckt zeigte sich Göhmann nicht nur von den Räumlich- 8 ungeschminkt August 2009 keiten des Cassalla Theaters, wo die Vorstellungen des WHT stattfinden, sondern der durchaus nicht unkritisch zu nennende Bildungsreferent lobte auch die Leistung des Ensembles und prophezeite dem Vorsitzenden Eberhard Horn, im Hinblick auf Merlin Wagner: „In ein paar Jahren werdet ihr richtig Geld bezahlen müssen, wenn ihr den Merlin sehen oder hören wollt!“. Merlin, der mit einer sehr guten Sing- und Sprechstimme gesegnet ist, hat eine Ausbildung als Opernsänger ins Auge gefasst und nach Aussage von Dr. Lars Göhmann sind seine Chancen ausgezeichnet. Dieses Beispiel macht wieder einmal deutlich, dass die Angebote der Jugendakademie ausgesprochen gut und sinnvoll sind und durchaus als Startschuss zu einer Bühnenkarriere dienen können. Von links: Dr. Lars Göhmann, Merlin Wagner und Eberhard Horn Die Langendölschen Uulen Ein besonders warmer Tag Die „Langendölschen Uulen“, was in Hochdeutsch so viel heißt wie „Die Eulen aus Langenthal“, sind im nordwestlichen Zipfel von Hessen beheimatet. Langenthal als Ortsteil von Trendelburg liegt zwar noch in Hessen, aber ganz dicht an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Wenn man von hier aus nach Osten fährt, ist man aber auch sehr schnell an der Grenze zu Niedersachsen. Das heißt, es hätte nicht viel gefehlt und die Langendölschen Uulen wären in NRW oder in Niedersachsen angesiedelt. In diesem Falle wäre uns etwas entgangen, nämlich das Vergnügen, welches diese Amateurtheatergruppe ihrem hessischen Publikum seit 1996 alljährlich zu bieten hat. Ich besuchte die Uulen im Jahre 2008, gespielt wurde die Komödie „Ein besonders warmer Tag“, von Brigitte Speidel. Eine turbulente Komödie war es, welche die Langendölschen Uulen ausgesucht hatten. Gespielt wurde im Gasthof Koch, und man bescherte dem Gastgeber ein volles Haus. Eine üppig ausgestaltete Bühne erwartete den Zuschauer und darauf eine Truppe, die zu allem entschlossen war, der es Ernst war mit dem Willen, die Zuschauer gut zu unterhalten. Was sich entwickelte, war ein Drama sondergleichen, zumindest für den bemitleidenswerten Sohn Heinrich. Dessen Mutter Alwine Kleinbauer (Rosi Pfannkuche) hatte es vor fünf Jahren durch einen Lottogewinn zu großem Reichtum gebracht. Durch Geldanlagen und schlichte Knauserei hat sich dieses Geld auch noch reichlich vermehrt und die Besitzerin fasst ins Auge, künftig zu den besseren Kreisen der Gesellschaft zu gehören. Künftig sind Knecht Sepp und die Putzkraft Lisa (Melanie Friedrich) also Butler James und die Hausdame, während dem Sohnemann jeglicher Damenbesuch verwehrt wird. Man könnte es ja auf das Vermögen abgesehen haben... „Den Hals hätt er sich brechen können - zum Glück wars nur die Kniescheibe.“ Eine nüchterne Einschätzungen der Ausgangslage von Thomas Alberding alias Sepp Grumphuber zu einem Reitunfall von Heinrich Kleinbauer (Heiko Baumann). Dieser war durch einen Reitunfall an einen Gartenstuhl gefesselt. Und an einen uralten Rollstuhl. Der malade Heinrich muss sich also auf Einiges gefasst machen, denn seine Mutter hat ihm eine Krankenschwester organisiert, mit dem treffenden Namen „Rosa Zorn“ (Eleonore Noll). Es entspinnt sich dann einer von vielen herrlichen Dialogen, so zwischen Heinrich und seinem Kumpel, dem Arzt Alfons Heilsam (Frank Pfannkuche-Aberfeld): „Du kennst meine Mutter, da wirst du ja wissen, wie die Krankenschwester ausschaut!“- „Auf keinen Fall blond!“ Und eine Bettpfanne wird nicht das Einzige sein, das sie ihm aufzwingen wird... Kumpel Alfons hat überhaupt recht interessante Ansichten, so erläutert er beispielsweise den Zustand einer Gehirnerschütterung mit einem Griff zur Weinflasche: „Dein Gehirn ist erschüttert, weil deine Leber festgestellt hat, dass sie lange nichts Ordentliches mehr zu trinken bekommen hat“. Zu allem Überfluss tauchen dann auch noch ein Adelsvertreter - Rüdiger von Schreckenstein (Michael Dreißig) - als Verehrer Alwine Kleinbauers wie auch Kathi Ehrlich (Sylvia Hempel) als in Heinrich Verliebte auf, was das Ganze natürlich wesentlich verkompliziert. Erst recht, als ein Geheimnis um Heinrichs Vater aufkommt... Die Theatergruppe hat ein flott inszeniertes und überaus witziges Stück auf die kleine Bühne gebracht, das den Zuschauern einen genussreichen und unbeschwerten Theaterabend beschert. fw Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2009 9 Herzlichen Glückwunsch, Wolfgang Stock Ein „echte Flerschemer“, doch „Krankehaus-Meenzer“ (fler- über unsere regionalen Grenzen hinaus bekannt, denn eine schemer Platt für jemanden, der in Flörsheim am Main lebt Vielzahl ist im Deutschen Theaterverlag Weinheim erschieund aufgewachsen ist, aber in einem Mainzer Krankenhaus nen und hat den Weg auf andere Amateurbühnen gefunden. das Licht der Welt erblickte). Dass seine Arbeiten nicht unbemerkt geblieben sind, zeiGelernter Einzelhandelskaufmann mit eigenem Lebensmit- gen die Ehrungen, auf die Wolfgang Stock stolz sein kann. telladen, später Angestellter beim Statistischen Bundes- Der Literaturpreis des Bistums Trier (1996) für seinen Einamt. akter „Vier Schirme“, die Silberne Bürgermedaille (1996) für Langjähriger Tischtennis-Spieler, Autor zahlreicher The- „Das Neue Spiel zum Verlobten Tag“, die Ehrenurkunde des aterstücke, Schauspieler, Regisseur, künstlerischer Leiter. Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst für besonDas sind die Schlagworte, die mir einfallen, als ich gebe- dere Verdienste um das kulturelle Leben in Hessen (2005) ten werde, einen Artikel über Wolfgang Stock zu verfassen. und schließlich der Bürgerpreis der Taunus-Sparkasse in der Der Anlass: sein 80. Geburtstag am 21. Dezember 2008. Kategorie Lebenswerk (2006). Ich stehe im Foyer der Flörsheimer Stadthalle und lasse Ob bei den internationalen Theatertagen des AACT (Amemeinen Blick über die Gäste schweifen, die sich anläss- rican Association of Community Theatre) in Des Moilich dieses runden Jahrestages hier eingefunden haben. nes, USA, oder, mit nicht ganz so weiter Anreise, auch Seine Frau, seine beiden Töchter mit ihren Familien; die En- bei den Theatertagen in Hanau, bei der Produktion eikel haben für ihren Opa einen kleinen Vortrag vorbereitet. nes Hörspiels oder der Inszenierung eines Stücks anFamilie, Freunde, Nachbarn und Bekannte, Vertreter der lässlich der 1175-Jahrfeier der Stadt Flörsheim am Main, Stadt Flörsheim am Main und der Kirche, Mitglieder des Wolfgang Stock ist immer mit viel Engagement dabei. TUS Massenheim, in dem Wolfgang Stock schon viele JahBei der letzten Produktion im November 2008 stand er, re aktives Mitglied ist. Und schließlich, Vereinsmitnach vielen Jahren, sogar selbst wieder als Schauglieder des FAT, dem Flörsheimer Amateurtheater, spieler auf der Bühne. Er ist kurzfristig für einen zu dessen Gründungsmitgliedern sich Wolfgang unserer Mitspieler eingesprungen. Nach vielen Stock zählen darf. Hat er doch vor 28 Jahren engaJahren Regie mag es für ihn ungewohnt gewesen giert mitgeholfen, den Verein ins Leben zu rufen. sein, als Schauspieler nach Anweisungen eines “Es geht los!“ Eine Mitspielerin unterbricht meine anderen Spielleiters zu agieren; den Text ausGedanken über einen geeigneten Text zu Ehwendig zu lernen, dürfte ihm allerdings weniger ren des Geburtstagskindes. Die „Pflicht“ ruft. Probleme bereitet haben – schließlich stand eiGerne erfüllte Pflicht, denn was wäre nes seiner eigenen Stücke auf dem Programm. „Die der Geburtstag eines solchen TheWelt isse Goldgrub“ erlebte Premiere und Uraterfreundes ohne Theater? Wir aufführung zugleich und rundete seine „Flörshaben einen kurzen Sketch vorheimer Trilogie“ - die 1996 mit dem „Neuen bereitet („Das Gewand“), natürlich Spiel zum Verlobten Tag begann und 2003 mit aus der Feder Wolfgang Stocks, „Feier de Moo brennt“ fortgesetzt wurde - ab. der mit Begeisterung von Jubilar Doch auch wenn die Trilogie mit drei Teilen und Geburtstagsgästen aufgenun vollständig ist, ein Anlass für ein neunommen wird. Im Anschluss dares Theaterstück findet sich an präsentieren wir ein Potpourri leicht und so bin ich gespannt, von heiteren, aber auch ernsten mit was uns Wolfgang Stock Szenen aus Stock’schen Stücken das nächste Mal überrascht. und Einaktern. Die ZusammenUnsere kleine Darbietung war stellung war uns gar nicht leicht erfolgreich, mit einer kurzen Der Jubilar Wolfgang Stock gefallen, hatten wir doch die Qual der Auswahl aus rund Rede bedankt sich das Geburtstagskind bei allen Gratulan60 verschiedenen Werken. Entstanden ist ein von 14 Spie- ten. Und während wir auf den Jubilar anstoßen, denke ich, lerinnen und Spielern vorgetragener „Blumenstrauß“ aus bei einem solch abwechslungsreichen Leben und 60 spanalten und neuen Szenen, wie „Das Kaninchen“, „Die Welt nenden und unterhaltsamen Theaterstücken, da wird mir isse Goldgrub“, „Wenn die schönen Blüten blühen“, „Das wohl ein kurzer Text auf Wolfgang Stock einfallen! Neue Spiel zum Verlobten Tag“, um nur einige zu nennen. Alles keine Unbekannten und nicht nur den Flörsheimer Zu- Text: Andrea Dudek / Foto: Stefan Theimer schauern ein Begriff. Die Stücke Wolfgang Stocks sind weit Spieltermine Herborner Heimatspiele e.V. Info/Karten: 02772/957670, www.kusch-herborn.de „In Bauschs Garten“ Freitag, 21. August 2009 um 20:00 Uhr Mittwoch, 02. September 2009 um 20:00 Uhr Samstag, 22. August 2009 um 20:00 Uhr Freitag, Mittwoch, 26. August 2009 um 20:00 Uhr Samstag, 05. September 2009 um 20:00 Uhr 10 ungeschminkt August 2009 04. September 2009 um 20:00 Uhr Mitteilungen und Informationen des Landesverbandes Neu im Arbeitskreis KSK AV Allen Mitgliedsbühnen liegt inzwischen ein Rundschreiben des BDAT vor. In diesem Schreiben wird noch einmal auf die Wichtigkeit der Meldepflicht gegenüber der KSK hin gewiesen. Man kann dieser Meldepflicht nur dann entgehen, wenn man der vom BDAT neu zu gründenden Ausgleichsvereinigung (AV) beitritt. Jede Bühne, die sich dieser AV anschließt, hat zumindest den Vorteil, dass sie in den nächsten fünf Jahren nicht unangemeldet von den Prüfern der Rentenkasse geprüft wird. Der Hessische Landesverband wird sich dieser AV in jedem Falle anschließen und der LV Vorstand rät seinen Mitgliedsbühnen dies ebenfalls zu tun. Änderung der Funkfrequenzzuweisungsplanverordnung! Die zweite Verordnung zur Änderung der Frequenzzuweisungsplanverordnung hat für viele Bühnen Konsequenzen. Wer kennt das nicht, auf großen und mittleren Bühnen, aber am häufigsten auf den Freilichtbühnen, sind sie zu sehen. Mikrofone, die den Spielern mehr oder weniger sichtbar, zumeist am Kopf, befestigt wurden, um so die Sprache, oder den Gesang der Akteure bis zum letzten Zuschauerplatz zu übertragen. Das geht heute natürlich drahtlos und nahezu störungsfrei mit einem Frequenzbereich von 790 – 862 MHz. Bei großen Inszenierungen, mit vielen Darstellern werden bis zu 30 sogenannter Mikroports gleichzeitig eingesetzt, was eine ebenfalls störungsfreie und eindeutige Kanalbelegung voraussetzt. Die Bundesregierung plant bis zum Ende des Jahres 2011 das Frequenzband von 790 MHz bis 862 MHz für den Betrieb der Funkmikrofone ersatzlos zu streichen. Ein Betrieb ist dann nicht mehr möglich. Dieser Frequenzbereich wird dann den Telekommunikationsanbietern zur Verfügung gestellt. Damit wird der Kultur- und Unterhaltungsbranche, dem drittgrößten Wirtschaftszweig in Deutschland, ein elementares technisches Werkzeug genommen. Das verursacht Folgekosten in Milliardenhöhe. Die Entscheidung darüber sollte am 15. Mai 2009 im Bundesrat gefällt werden, wurde dann aber vertagt. Nach neuesten Informationen soll dieses Thema auf der nächsten Sitzung im Juni behandelt werden. Sobald es neue Informationen hierzu gibt, werden wir euch informieren. Unter folgender Internetadresse findet ihr Informationen darüber vom WDRFernsehen: http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/ getwebtvextrakt.phtml?p=10&b=227&ex=2 Deutsches Ehrenamt e.V. Der LV prüft zurzeit einen Beitritt um künftig über eine mögliche Rahmenvereinbarung allen Mitgliedsvereinen des LV sichere Informationen zu allen Vereinsrechtsfragen und Vereinssteuerfragen als Seminarangebote zukommen zu lassen! Außerdem beinhaltet die Mitgliedschaft auch einen „Vereins-Schutzbrief“, der z. B. eine Vermögensschadenhaftpflicht für den persönlichen finanziellen Schutz beinhaltet. Mehr darüber in Kürze! Info: www.deutsches-ehrenamt.com Da wir bestrebt sind, unsere Mitgliederzahl zu erhöhen, haben wir einen neuen Flyer entwickelt, der die Vorteile der Mitgliedschaft hervorheben soll. Mit der heutigen Ausgabe erhaltet ihr einen solchen Flyer, den ihr verwenden Landesverband: Folgende Bühnen begrüßen wir ganz herzlich im Landesverband: Nr. 8 GV Edelweiß 1893 e. V. Wir wünschen den neuen Mitgliedern alles Gute und eine erfolgreiche Theaterarbeit mit vielen begeisterten Zuschauern. Achtung - Wichtig!!! Auf der Homepage des Landesverbandes findet Ihr einen Fragebogen der KiJu-Leitung, den Ihr bitte ausdrucken, ausfüllen und an die KiJu-Leitung senden sollt. Vielen Dank für Eure Unterstützung. Bisher erreichten uns nur sehr wenige Rückmeldungen! BITTE unterstützt unsere Bemühungen, eine gute und erfolgreiche Jugendarbeit zu machen. Herzlichst euer Felix Wiedergrün Für den Terminkalender: Der nächste Landesverbandstag findet am 27. März 2010 bei der Theatergruppe Mühlengeister in 63697 Hirzenhain statt. Das Bundesfinanzministerium Das BMF verschärft Satzungsanforderungen für die Ehrenamtspauschale! Dies bedeutet eine Gefärdung der Gemeinnützigkeit von Vereinen! Wir werden die Vereine sobald als möglich informieren. könnt, um unsere Bemühungen zu unterstützen. Herzlichen Dank! ungeschminkt August 2009 11 Spielerseminar im Boglerhaus vom 27. 02. bis 01. 03. 2009 Eine doppelte Premiere stand ins Haus, als ich mich am 27. Februar 2009 auf den Weg zum Boglerhaus machte. Ein neues Haus, das Boglerhaus in Schwarzenborn, und einen neuen Referenten, Jörg Dreismann, galt es zu erleben. Für die Teilnehmer war beides ebenso neu. Der Ehrlichkeit wegen muss ich natürlich zugeben, dass mir Jörg, als Mensch und Theatermacher, schon bekannt war; lediglich als Referent war er neu für mich. Im Boglerhaus, idyllisch auf dem Knüllköpfchen gelegen, erwartete uns dann ein Herbergsteam, welches überaus freundlich, kompetent und aufmerksam war. Die Zimmer, allesamt Zweibettzimmer, waren freundlich und zweckmäßig und es hat sich keiner der Teilnehmer über irgendwelche Mängel beklagt. Das Check-In und die Zimmerverteilung verliefen problemlos, so konnten wir dann gemeinsam zum Abendessen gehen, und dann ging es auch schon los. Im Gruppenraum wurde etwas umgeräumt und schon begannen die ersten Übungen. Man musste sich erst mal kennen lernen, und dazu gibt es ja eine Vielzahl von Möglichkeiten. Jörg hatte hier gleich ein glückliches Händchen. Er hat die Gruppe nicht gleich überfordert, sondern fand einen sanften, aber bestimmten Einstieg in das Seminar. Die Teilnehmer kamen von folgenden Bühnen: Ehringshäuser Laienspielgruppe, Erstes Anspacher Kulturtheater, Wettenberger Sammelsurium, TheMa 90, Amateurbühne Espenau u. Volksbühne Bad Emstal. Mit der Gestaltung des Seminars hatte Jörg den Geschmack der Teilnehmer nahezu perfekt getroffen und die beiden jüngsten Teilnehmerinnen, die sich zuerst etwas verloren zwischen den „Alten“ vorkamen, integrierten sich so wunderbar in die Gruppe, dass die Stimmung an dem Wochenende einfach prima war. Dies hat sich dann auch in der Schlussrunde bestätigt, wo es nur wenig Kritikpunkte gab. Insgesamt kann man konstatieren, dass sowohl der Referent, als auch die Location empfehlenswert waren und beide gern wieder akzeptiert werden. fw Fotos: Frank Weymann 12 ungeschminkt ungeschminkt August 2009 August 2009 12 REZI*BABBEL Schorsch und Gudula 2009 wieder unterwegs „Gudula, Du nervst!“ „Ich nerve nicht, ich habe Recht!“ Dieser Satz wird auch 2009 wieder in Höchst zu hören sein. Nachdem die außerordentlich erfolgreiche Aufführung mit Schorsch dem Bärenwirt (Mario Gesiarz) und Gudula dem Höchster Schlossgeist (Silke Wustmann), in 2008 weit über 2.000 Besucher nach Frankfurt-Höchst lockten, ist die Veranstaltung nun auch für das Jahr 2009 gesichert: Das Presseund Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, welches 2008 die Idee zu dieser Veranstaltung hatte, wird auch im kommenden Jahr die Finanzierung sicher stellen. Und das ist gut so, meinen nicht wenige in Höchst. Entwickelte sich diese Veranstaltung doch zu so etwas wie einem „Theaterstück vor wunderbarer Kulisse“, wie es Besucherinnen und Besucher immer wieder anmerkten. In der Tat, binnen kürzester Zeit wurde aus dem Geheimtipp eine Kultveranstaltung. „Die zwei sind die neuen Ortsheiligen“, verstieg sich ein einheimischer Besucher im Oktober. Nun, ganz so weit sind Silke Wustmann und Mario Gesiarz noch nicht. Aber Kultstatus haben die beiden inzwischen. An neun Stationen führen die beiden ihr Stück auf: immer erzählt Bären-Schorsch über all die aus seiner Sicht wichtigen Dinge, z.B. die urigen Kneipen im alten Höchst. Doch Gudula, geboren in einer feinen Familie in Kelsterbach (Schorsch: „Ausgerechnet Kelsterbach, des is wie Offebach – nur mit K“) ist damit nicht zufrieden und fährt ihm immer wieder in die Parade. Kultur will sie der Veranstaltung verpassen. Doch das gelingt nicht immer, denn zuviele Liebschaften hat sie inzwischen im alten Höchst „gesammelt“. Tragisch für Gudula, aber höchst unterhaltsam für die Besucher. Denn so bleibt reichlich Stoff für die zwei Protagonisten, um sich unterhaltsam rund 90 Minuten lang streitend durch das wunderschöne Höchst zu bewegen. Fast könnte man vergessen, dass die beiden schon lange gar nicht mehr unter den Lebenden weilen: Bären-Schorsch entschwebte 1744 in den Wirtehimmel, Gudula wurde schon 1408, nach dramatischer Liebesgeschichte, im Keller des Höchster Schlosses eingemauert, wo sie 1560 entkommen konnte. Dieses einzigartige Theaterstück wird 2009 in Alt-Höchst noch an folgenden Tagen aufgeführt: 30. August, 20. September und 18. Oktober Immer Sonntags, Treffpunkt: 11.00 Uhr Schlossplatz Höchst. Der Eintritt ist frei. Kontakt: REZI*BABBEL 069 - 37 21 18 www.rezi-babbel.de [email protected] ungeschminkt August 2009 13 Im Gasthaus „Zum Weißen Ross“ diktiert der ehemalige Landsknecht (und derzeitige Wirt und Bürgermeister) Johannes Lutz dem Knecht Adam seine (vorgeblichen) Heldentaten. Gast im „Weißen Ross“, in dem die resolute Haushälterin Roswitha das eigentliche Sagen hat, ist Erik van Maelström, ein schwedischer Offizier, der sich vor einigen Monaten nach Salmünster verirrt und sich hier in vorläufige Gefangenschaft des Lutz begeben hat. Er bleibt vor allem, weil er sich von Catharina, der Tochter des Lutz, angezogen fühlt. Catharina indes wartet immer noch auf die Rückkehr ihres in den Krieg gezogenen Bräutigams Franz, von dem sie schon lange ohne Nachricht ist. Lutz sucht stets seinen Problemen aus dem Weg zu gehen - so im Konflikt mit Ulrike von Hutten, Schlossherrin im Huttenschloss Bad Soden oder ihm, dass sie ein Kind von Erik erwartet. Weitere als ein Trupp schwedischer Reiter das Städtchen an- innere und äußere Konflikte brechen auf, der endgreifen will. los scheinende Krieg, der draußen in der „großen Die Frauen haben in den Kriegsjahren gelernt, al- Welt“ zu Ende ging, findet im „Weißen Ross“ neue lein zu entscheiden, zusammenzustehen und das Nahrung. Doch die tapferen Frauen von SalmünHeft in der Hand zu behalten: Gester nehmen auch diese Herausmeinsam mit den adeligen Damen forderung an, suchen und finden vom Sodener Huttenschloss vergemeinsam Wege in eine bessere teidigen sich die Frauen aus dem Zukunft... „Weißen Ross“ auf listige Weise und entscheiden den Kampf erfolgreich für sich. Ein Jahr später, anno 1648, verbreitet sich die Botschaft vom Friedensschluss wie ein Lauffeuer. Erik erfährt, dass Catharina von ihm schwanger ist. Aber auch Hadwiga von Hutten, die junge Schlossdame, wirbt um Eriks Gunst, der Tobias Viering als Knecht Adam allerdings andere Pläne gefasst Nanina Kneip als Catharina Lutz hat. Dann nähern sich zwei abgerissene Gestalten der Stadt - ein verletzter Marodeur und sein gewaltDies ist die Geschichte der tapfetätiger Kumpan. Der verwundete ren Frauen von Salmünster, die der Landsknecht ist Franz, der BräuSalmünsterer Bürger und Autor, tigam von Catharina, der seinen Wolfgang B. Moritz, schon immer Begleiter, den brutalen Hans, eigern erzählt hat. Deshalb war er gentlich hergeführt hat, um die auch gern bereit dieses Stück dem Salmünsterer Kirche zu plündern. Ensemble feelX „auf den Leib“ zu Die beiden Landsknechte verlanschreiben. Auf diese Weise entstand gen Wundversorgung und Geld ein Stück dargestellte Geschichte und beginnen, die Bewohner vom der Stadt Bad Soden Salmünster. „Weißen Ross“ zu drangsalieren. Was das Team vom Ensemble feelX Franz fordert außerdem bei CaMichaela Feldmann als Roswitha dann daraus gemacht hat, kann sich tharina seine Rechte als versprowirklich sehen lassen. Es stimmte, chener Bräutigam ein. Sie gesteht 14 ungeschminkt August 2009 angefangen von der Besetzung über die Kostüme bis zum Bühnenbild, einfach alles. Dies hatte wohl auch Petrus freundlich gestimmt, denn er sorgte für ein herrliches Premierenwetter, so dass man die Vorstellung wirklich genießen konnte. Die schauspielerische Leistung dieses doch recht jungen Ensembles war von Anfang bis Ende beeindruckend, alle waren zu jeder Zeit im Spiel. Sarah Knappmeier, in einer sehr anspruchsvollen Rolle als Maria, hat außerordentlich beeindruckt, und obwohl ich sie schon vorher persönlich kannte, habe ich sie im Spiel zuerst nicht erkannt. Dies war ihrem fantastischen, ausdrucksvollen Spiel und natürlich auch der Maske zu verdanken. Der Knecht Adam, der ebenfalls eine Meisterleistung als „Gehandicapter“ bot, überzeugte mit professioneller Mimik und Gestik und auch seine Sprache war absolut authentisch; ich glaube, einige Zuschauer hatten regelrecht Mitleid mit diesem „armen Mann“. Diese Bemerkungen über einzelne Akteure sollen aber nicht den Eindruch erwecken, dass der Rest nicht ebenso gut gewesen sei, ganz im Gegenteil, hier war ein sehr gut geführtes und absolut homogenes Team auf der Bühne, und man kann Felix Wiedergrün nur gratulieren und ihm ein glückliches Händchen attestieren. Weil er all dies so gut kann, und er auch einen sehr guten Draht zu Kindern und Jugendlichen hat, sind wir, seine Kollegen und Mitstreiter vom Vorstand des Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen e.V., auch sehr froh, dass wir ihn als Landesjugendleiter für die Verbandsarbeit gewinnen konnten. fw rechts oben: Felix Wiedergrün, als Bruder Matthias und Frank L. Seidel als Bruder Markus. rechts: Nils Knappmeier als Handelsjude Isaak, Tobias Viering als Knecht Adam und Nick Gibson als Johannes Lutz. unten: Nanina Kneip als Catharina Lutz und Tobias Viering als Knecht Adam Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2009 15 Landesverbandstag 2009 Für den diesjährigen Landesverbandstag in WettenbergWißmar, ausgerichtet vom Wettenberger Sammelsurium, standen große Veränderungen an: Vorstands-Neuwahlen waren angesagt, und anders als in den Jahren zuvor konnte man nicht einfach die Hand heben, um für „Wiederwahl“ zu plädieren. Unsere langjährige Vorsitzende, Barbara Zorn, hat beschlossen, nun in den wohlverdienten „Un-Ruhestand“ zu gehen, und mit ihr ging auch der stellvertretende Vorsitzende, Ludgerus Damen. Also galt es, hier engagierte Personen zu finden, die den Landesverband mit seinen sehr schwierigen finanziellen Verhältnissen zu repräsentieren, zu leiten und zu stützen wissen. Was lange währt, wird endlich gut. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Barbara war nicht einfach, und doch konnte sie noch rechtzeitig abgeschlossen werden: Norbert Deforth, seines Zeichens Vorsitzender der Theatergruppe Assenheim, erklärte sich zur Kandidatur bereit und wurde auch mit überwältigender Mehrheit gewählt. unwichtige Änderung: Die neue Lehrgangskoordinatorin ist nun Ingrid Suhr, dafür hat Karin Hartmann die Bereichsleitung Mitte übernommen, Wolfgang Drescher ist nun der alleinige Bereichsleiter Süd. Ein kleines „Bäumchen-wechsel-dich“ also. Auf den weiteren Posten blieb alles beim Alten: Schatzmeister – Thomas Bandy, Schrift-/Protokollführerin - Antje Hörl, Jugend – Felix Wiedergrün mit Iris Damen als kooptiertem Mitglied (was bedeutet, sie wurde nicht „ordentlich“ von der Versammlung gewählt, da die Satzung nur einen Jugendreferenten zulässt, sondern vom Vorstand als Unterstützung berufen), Bereichsleitung Nord – Dorothea Weymann, Bereichsleitung Mitte – Wolfgang Hartmann zusammen mit Karin Hartmann. Bevor zur Wahl aufgerufen werden konnte, galt es jedoch einen Verabschiedungs-Marathon zu absolvieren, den aber wohl jeder der Anwesenden gern mitgemacht hat: Barbara Zorn erhielt aus der Hand des Referatsleiters Theaterförderung im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Herrn Albert Zetzsche, die Ehrenurkunde für Kunst und Kultur des Ministeriums. Dem schloss sich der Vorsitzende des BDAT, Norbert Radermacher an, der Barbara die Goldene Ehrennadel des BDAT überreichte (Bild links). Frank Weymann sprach für den Vorstand des Landesverbandes und überreichte Barbara und Ludgerus ein Abschiedsgeschenk. Und etwas später folgte auch Barbara selbst, die noch Abschiedsworte sprach und an unseren alten und neuen Schatzmeister, Thomas Bandy, die Goldene Ehrennadel des BDAT überreichte, der das Amt des Schatzmeisters nun seit 23 Jahren bekleidet. Barbara Zorn erhält von Norbert Radermacher die Goldene Ehrennadel des BDAT. Nun kämpft er sich durch Aktenberge, die Barbara ihm inzwischen übergeben hat, durch Vorschriften und Paragraphen, die auch der Landesverband zu beachten hat und durch weiteren Papierkram. „Nebenher“ bringt er sich auch sehr kreativ in den Alltag des Landesverbandes ein und man merkt, dass mit neuen Vorsitzenden doch auch oft neue Ideen kommen. So mancher – vor allem auch am Vorstandstisch – musste sicherlich das eine oder andere Tränchen abwischen. Die Suche nach einem Kandidaten für den Vize-Vorsitz war schnell beendet: Frank Weymann erklärte sich bereit, sich zusätzlich zu seinem Amt als Öffentlichkeits-/Internetbeauftragter auch für diesen Posten zur Verfügung zu stellen. Wer Frank kennt, weiß, dass er beide Ämter auch in Zukunft mit Engagement, Leidenschaft und seinem unwiderstehlich sonnigen, humorigen Gemüt ausfüllen wird. Die weiteren Wahlen ergaben noch eine kleine, aber nicht Die finanzielle Lage ist weiterhin prekär. Barbara Zorn überreichte am 21.10.08 zusammen mit Thomas Bandy die Petition der Bühnen im HMWK. Anwesend waren Herr Ministerialdirigent Schmitteckert sowie Herr Albert Zetzsche, Referatsleiter im HMWK. Diese sagten eine Erhöhung der Zuschüsse um EUR 1.000 zu. 16 ungeschminkt August 2009 Dieser Tag stand also ganz im Zeichen des Abschieds und Neubeginns, und der Rest der Sitzung verlief sehr ruhig und harmonisch, ohne große Diskussionen und Streit. Auch weitere Beschlüsse wurden nicht gefasst. in Wettenberg-Wißmar Statt einem „normalen“ Jugendseminar soll in diesem Jahr ein Kinder- und Jugend-Theater-Camp stattfinden. Einladungen und Infos wurden schon an alle Bühnen geschickt bzw. können auch auf der Internet-Seite des Landesverbandes bzw. auf der eigenen LV-Jugendseite im Internet abgerufen werden. Ein Dank von Norbert Deforth ging zum Schluss an Arno Schlensker und das Team vom Wettenberger Sammelsurium für die perfekte Ausrichtung des LV-Tages, die gute Bewirtung und das Rahmenprogramm. Zum Abschluss und Abschied spielte das Jugendorchester Krofdorf-Gleiberg. ah Fotos: Frank Weymann Oben: Sachkundige Führer begleiteten uns auf die Gleiburg Unten: Barbara Zorn und Ludgerus Damen verlassen den Vorstand Unten: Der neue Vorstand stellt sich auf. Von rechts: Norbert Deforth, Frank Weymann, Antje Hörl, Karin Hartmann (vorn), Thomas Bandy (hinten), Ingrid Suhr, Dorothea Weymann Eine Kostprobe von „Viel Lärm um nichts“ sorgte für gute Unterhaltung am Abend. (vorn), Felix Wiedergrün (hinten), Wolfgang Hartmann, Iris Damen und Wolfgang Drescher ungeschminkt August 2009 17 Spieltermine Das Dschungelbuch TG Assenheim 12. Dezember um 15:00 Uhr Georg-Büchner-Str. 9 13. Dezember um 11:00 Uhr 61194 Niddatal 14. Dezember um 15:00 Uhr Info: 0176 82 00 2366 Helga Teinzer, Bruchstr. 16 15. Dezember um 15:00 Uhr 34308 Bad Emstal 16. Dezember um 15:00 Uhr Räuber Hotzenplotz der Mitgliedsbühnen Volksbühne Bad Emstal e.V. Tel: 05625 5528 www.volksbuehne-bad-emstal.de Die goldene Gans 29. November 2009 um 11:00, 14:00 und 17:00 Uhr, 05. Dezember 2009 um 14:00 und 17:00 Uhr, 21. November um 19:30 Uhr 22. November um 14:00 Uhr Taunusbühne 22. November um 17:00 Uhr Bad Schwalbach 27. November um 19:30 Uhr Hardtstr. 44, 65307 Bad Schwalbach Tel: 06124 720 666 www.taunusbuehne.de 28. November um 15:00 Uhr 28. November um 19:30 Uhr 29. November um 15:00 Uhr im Bürgerhaus Assenheim 06. Dezember 2009 um Rumpelstilzchen 11:00, 14:00 und 17:00 Uhr, 21. November um 15:00 Uhr 04. Dezember um 19:30 Uhr 12. Dezember 2009 um 22. November um 15:00 Uhr 05. Dezember um 15:00 Uhr 14:00 und 17:00 Uhr, 28. November um 15:00 Uhr 05. Dezember um 19:30 Uhr 13. Dezember 2009 um 29. November um 15:00 Uhr im Jugendstil Theater Bad Nauheim 11:00, 14:00 und 17:00 Uhr, 05. Dezember um 15:00 Uhr im Kur- Und Festsaal Bad Emstal. 06. Dezember um 15:00 Uhr 12. Dezember um 15:00 Uhr Neues Kellertheater Wetzlar Andrés Zarra Esperón Brühlsbachstr. 2, Tel:06441 84841 35578 Wetzlar www.kellertheater-wetzlar.de Das Orangenmädchen (Musical) 12. September 2009 um 20:00 Uhr 18. September 2009 um 20:00 Uhr 19. September 2009 um 20:00 Uhr 20. September 2009 um 17:00 Uhr 25. September 2009 um 20:00 Uhr 26. September 2009 um 20:00 Uhr 27. September 2009 um 17:00 Uhr 02. Oktober 2009 um 20:00 Uhr 12. Dezember um 19:00 Uhr 13. Dezember um 15:00 Uhr Ein Hinweis sollte auf euren Publikationn nicht fehlen: Wir sind Mitglied im Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V. Theaterverein Oberursel Wehlheider Hoftheater Kassel Jordanstr. 11, 34117 Kassel Tel: 0561 316 906 34 www.wehlheider-hoftheater.de NORA oder Ein Puppenheim 11. September 2009 um 19:30 Uhr 12. September 2009 um 19:30 Uhr 18. September 2009 um 19:30 Uhr 19. September 2009 um 19:30 Uhr 20. September 2009 um 16:00 Uhr 25. September 2009 um 19:30 Uhr 26. September 2009 um 19:30 Uhr Nieder-Erlenbacher Weg 26, 27. September 2009 um 16:00 Uhr 61352 Bad Homburg 02. Oktober 2009 um 19:30 Uhr Info: 06171 961 02 86 03. Oktober 2009 um 19:30 Uhr www.theatervereinoberursel.de im Cassalla Theater, Jordanstr. 11 03. Oktober 2009 um 20:00 Uhr Dornröschen 04. Oktober 2009 um 17:00 Uhr 28. November 2009 um 16:00 Uhr 09. Oktober 2009 um 20:00 Uhr 29. November 2009 um 14:00 Uhr 10. Oktober 2009 um 20:00 Uhr 29. November 2009 um 16:30 Uhr 11. Oktober 2009 um 17:00 Uhr Jeweils in der Stadthalle Oberursel 16. Oktober 2009 um 20:00 Uhr 17. Oktober 2009 um 20:00 Uhr Hist(o)erisches Theater Hanau 18. Oktober 2009 um 17:00 Uhr Olof Palme Haus Pf.-Hufnagel-Str. 2, 63454 Hanau Volksbühne Bad Homburg Info: 06181 24 96 22 Tiefenbachwiesen 12 www.ht-hanau.de 61350 Bad Homburg Schweig Bub Tourist Info + Service im Kurhaus 06. November 2009 um 19:30 Uhr (Tel. 06172 178-110) 07. November 2009 um 19:30 Uhr Alice im Wunderland 01. Dezember 2009 um 17:00 Uhr 02. Dezember 2009 um 09:30 Uhr 05. Dezember 2009 um 15:00 Uhr 06. Dezember 2009 um 15:00 Uhr 08. Dezember 2009 um 09:30 Uhr 10. Dezember 2009 um 09:30 Uhr 12. Dezember 2009 um 15:00 Uhr 13. Dezember 2009 um 11:00 Uhr in der Heinrich-Schütz-Schule, Freiherr-vom-Stein-Str. 6, 34131 Kassel 08. November 2009 um 18:00 Uhr Ensemble feelX 13. November 2009 um 19:30 Uhr Vorraussichtlich im November/ 14. November 2009 um 19:30 Uhr Dezember 2009 im katholischen 15. November 2009 um 18:00 Uhr 16. September 2009 um 15:00 Uhr Pfarrheim der Kirchengemeinde 20. November 2009 um 19:30 Uhr Zurück zum Happy End 21. November 2009 um 19:30 Uhr St. Peter und Paul von Salmünster: 08. November um 15:00 Uhr 22. November 2009 um 18:00 Uhr 10. November um 20:00 Uhr 27. November 2009 um 19:30 Uhr Othello darf nicht platzen 13. September 2009 um 15:00 Uhr 15. September 2009 um 15:00 Uhr 11. November um 20:00 Uhr 18 ungeschminkt August 2009 28. November 2009 um 19:30 Uhr 29. November 2009 um 18:00 Uhr „Eine schöne Bescherung 3XL Jetzt wird‘s himmlisch“. Weitere Informationen demnächst auf: www.ensemble-feelx.de Die Irren von Valencia Aufführung „Theater im Park“ Theaterverein Oberursel e.V. Als Lope de Vega in Valencia in der Verbannung lebte, hat er das dortige Irrenhaus kennen gelernt, das er auch zum Schauplatz einiger Szenen seiner „Perigrino en su patrie“ gemacht hat. Die Wirklichkeit dieses Ortes wird aber in „Die Irren von Valencia“ vor allem als Spielort genutzt. Die barocke Auffassung, dass Sein nur Schein ist, erfährt hier ihre komische und handfeste Bestätigung. Das Bühnenbild überragt den ersten Eindruck. Weiß, riesig mit schiefen Ecken und verrückten Dimensionen. Vielfachen 2er- sowie 4er-Stufen. Bis zur Pause ein Auf und Ab der jeweiligen Stufen - fast wild durcheinander, hin und her, treppauf treppab. Natürlich dreht sich alles um Liebe und Eifersucht. Die Liebe im „Irrenhaus“, in dem Amor seine Pfeile kreuz und quer schießt. Die Schnelligkeit des Spielgeschehens überzeugt. „Aha“, denke ich, „hier greift Commedia dell’arte ins Spielgeschehen ein.“ Dona Erífila wird ihrer Kleidung beraubt (von Gabi Franke reizend dargestellt) und wird von Pisano (Winfried Wagner als Irrenhauspförtner) aufgefunden und mitgenommen. Dort befindet sich auch Don Floriano (Gilles Karolyi mit überzeugender Aussagekraft), der sich wegen Mordes im Irrenhaus versteckt. Natürlich befinden sich dort auch wirklich Verrückte. Köstlich: Tomás (Thomas Becker), Martin (Clemens Voi- gt), Belardo (Jochen Schmitz), Calandrio (Bernd Vollberg), Madalena (Monika Sossenheimer) in pinkfarbenen Kostümen. 16 Darsteller/innen zauberten letztendlich eine grandiose schauspielerische Leistung, in die ich alle Mitwirkende vor und hinter der Bühne einbeziehen möchte. Somit hat sich bewahrheitet: Die Welt ist nicht nur das Irrenhaus, sondern das Irrenhaus ist die Welt. BaZo Deutscher Amateurtheaterpreis 2010 Der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) schreibt erstmals einen bundesweiten dotierten Amateurtheaterpreis für folgende Sparten aus: • • • • • • • • • • Schauspiel Musiktheater Tanztheater Kindertheater (bis 14 Jahre) Jugendtheater (bis 21 Jahre) Seniorentheater Freilichttheater Mundarttheater Puppentheater/Figurentheater/Objekttheater Innovationspreis (Kulturprojekte) Zusätzlich verleiht der BDAT einen undotierten Preis für das Lebenswerk einer herausragenden Persönlichkeit des Amateurtheaters. Die Preisträger werden zur Preisverleihung nach Berlin eingeladen, wo sie ihre Inszenierungen im Rahmen eines Theaterfestivals (16. - 19. September 2010) vorstellen. Der Wettbewerb richtet sich an alle nichtprofessionellen Ensembles der Darstellenden Kunst. Ziel ist es, die hohe Qualität und die Vielfalt des Amateurtheaters einer Öffentlichkeit vorzustellen und über die künstlerische Reflexion den gesellschaftlichen Diskurs anzuregen. Eine Mitgliedschaft im BDAT ist nicht Voraussetzung für eine Bewerbung. Gruppen können sich ab 1. Oktober 2009 mit Inszenierungen bewerben, die in der Spielzeit April 2008 bis März 2010 ihre Premiere hatten/haben. Mit diesem Wettbewerb wird eine Empfehlung der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ umgesetzt. (Deutscher Bundestag, Schlussbericht, Drucksache 16/7000; S. 193) Der Preis wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, aufgrund eines Beschlusses des ungeschminkt August 2009 19 Deutschen Bundestages und über das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Infos und Bewerbungsunterlagen zum Download ab dem 15. September 2009 unter: www.bdat.info Kontakt: BDAT, Steinheimer Str. 7/1, 89518 Heidenheim, Telefon: 07321 94699-00, Mail: [email protected] ungeschminkt August 2009 19 Vom peloponnesischen Krieg, der mehr als 400 Jahre vor Christus im heutigen Griechenland tobte, ist in unseren Tagen nicht eben häufig die Rede. Doch Taunusbühnen-Regisseur Andreas Roskos dient der grausame Kampf zwischen den Athenern und den Spartanern im 48. Jahr der Freilichtaufführungen als Rahmen, um antikes Theater auf die Bühne der mittelalterlichen Burg zu bringen. Am Freitag hatte das Stück Lysistrata - wie immer vor prominentem Publikum - Premiere. Eine Komödie, die das Attribut erotisch trägt - das hat es zuvor bei der Taunusbühne noch nicht gegeben. Der Stoff, ersonnen vom Griechen und als „Vater der Komödie“ apostrophierten Dichter Aristophanes, ist gesponnen aus Themen, die die Menschen seit jeher bewegen: das Ringen um Krieg und Frieden, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit und nicht zuletzt die schiere Begierde. Die nämlich wollen die Frauen der beiden verfeindeten Lager nutzen, um ihre Männer nach 20 Jahren Krieg endlich zur Vernunft zu bringen. Zwar stößt Anführerin Lysistrata (Marit Wienzek) nicht nur bei Lampito (Emmy Fassbender) aus dem spartanischen Lager, sondern auch bei den eigenen Geschlechtsgenossinnen mit ihrem Plan vom Sex-Streik zunächst auf Widerstand - schließlich ist Begierde keine rein männliche Triebfeder. Doch als Krityllas (Gudrun Dauth) Mann zwar als Held, aber schwer verletzt, hereingetragen wird, ändern die Frauen ihre Meinung. Um den Männern nicht nur den emotionalen, sondern auch den finanziellen Rückhalt zu entziehen, besetzen sie die Burg. Das freilich wollen sich die zu Hause verbliebenen Veteranen unter der Führung des Ratsherrn (Holger Schön) nicht bieten lassen. Doch deren Versuch, die Besetzerinnen mit der Hilfe von Feuer zu vertreiben, ersticken die Frauen im Keim. Bewaffnet nur mit Worten und Wassereimern erteilen sie den Männern eine nasskalte Abfuhr. Während sich das Publikum an dem klaren, aber frischen Abend auf der Burg mit Decken wärmt, müssen die in wallende, aber dünne Kostüme gehüllten Schauspieler zum Teil mit nasser Unterwäsche weiterspielen - eine echte Herausforderung, die sich noch steigert, als Myrrhines (Andrea Just) Mann Kinesias 20 ungeschminkt August 2009 LYSIST Erotische Komödie (Meik Wendel) vom Schlachtfeld zurückkehrt. Gequält von seinen Trieben ruft er nach seiner Frau. TRATA e Von Aristophanes Die soll im Auftrag ihrer Verbündeten die Situation nutzen, um herauszufinden, ob die Männer nun zu Friedensverhandlungen bereit sind. Und so verführt sie ihn nach allen Regeln weiblicher Kunst, bis Kinesias zur Freude des Publikums und trotz niedriger Temperaturen fast alle Hüllen fallen lässt. Obwohl das Stück mit anzüglichen Dialogen und Darstellungen nicht spart, ist Regisseur Andreas Roskos zusammen mit seiner Frau Verena Scholz-Roskos als Co-Regisseurin der Balanceakt auf der Gürtellinie gut gelungen: Sexualität und Begierde verkommen nicht zu Pornografie, gehören aber zum Menschen - zu Männern und zu Frauen. Darüber hinaus experimentiert Andreas Roskos in seiner Inszenierung mit Stilmitteln des antiken Theaters: Masken, die die Rolle eines Darstellers definieren, sowie Chören, die die Handlung zusammenfassen und kommentieren. So verkörpert der Chor des Weiblichen und der Chor des Männlichen die beiden Pole des Stücks und vollzieht zum Schluss ebenso die Einigung wie Männer und Frauen, Athener und Spartaner. Das Publikum dankte den Akteuren vor und hinter der Bühne mit großzügigem Applaus; Landtagsabgeordnete und Schirmherrin Petra Müller-Klepper darüber hinaus mit einem Scheck. Von Hannelore Wiedemann Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2009 21 Theatergruppe Assenheim e.V. 30 Jahre TG Assenheim... ... und der Kreis schließt sich, könnte man sagen. Zum runden Geburtstag der „Hessischen Musicalbühne“ führt das bewährte Regieteam Deforth / Wolf den Kinderbuchklassiker „Räuber Hotzenplotz“ auf eine neue, freche und hochmusikalische Weise auf. Und genau das Otfried-Preußler-Stück mit der wertigen Kaffeemühle war es, das die Theatergruppe seinerzeit als erste Assenheimer Inszenierung gab - damals,1979. Doch zum Glück ist ein Kreis ja bekanntlich ein „unerschöpfliches“ Gebilde. Bad Nauheim (def): . Über 6000 Zuschauer im Alter zwischen sechs und einhundertsechs Jahren werden zu den Jubiläumsaufführungen im November und Dezember in der Wetterau erwartet. Wie jedes Jahr? Ja, aber eben doch jedes Mal ein bisschen anders. Wenn in Assenheim und Bad Nauheim die Musicalräuber los sind, dann wird auch das Jahr 2009 wieder zu einem ganz besonders ereignisreichen Theaterjahr und birgt viel, viel Spaß für die ganze Familie. Und darauf kommt es Norbert Deforth, dem Regisseur, Gesamtleiter und neuerdings auch 1. Vorsitzender des „LANDESVERBAND HESSISCHER AMATEURBÜHNEN e.V.“, an: „Wir haben uns von Anfang an seit 1979 der niveauvollen, leichtfüßigen und inhaltsstarken Unterhaltung gewidmet. Und weil wir uns treu geblieben sind, nie etwas anderes probiert haben, nur weil es vielleicht gerade „angesagter“ war, und das 30 Jahre lang, sind wir stärker, besser und professioneller geworden. Mit jeder einzelnen Inszenierung.“ Regisseur und Gesamtleiter Norbert Deforth Das Räubermärchen von der entwendeten Kaffeemühle zeugt in diesem Jahr jedenfalls von all diesem Know-how. Die bekannten und wichtigen Figuren wurden dort gelassen, wo sie hingehören. Die Kaffeemühle wird geraubt, ist ja klar. Aber außen herum spannt sich eine neue, extrem niederträchtige Verschwörung dunkler Mächte, die von Petrosilia Zwackelmann, einer unschlagbar bitteren Hexe angezettelt wird. Hotzenplotz, als Anführer einer stinke- 22 ungeschminkt August 2009 ligen, teils einäugigen und doppelzüngigen Räuberbande, der einfältige Wachtmeister Dimpfelmoser, die geldgierige Oberbürgermeisterin Helene von Öckentack, die rüstige Großmutter von Greta und natürlich der Held – der Kasper – sind mittendrin. Ob sie da heil heraus kommen, das wissen bislang nur die Aktiven des kulturell sehr engagierten Vereines. Und wer es erfahren möchte: Karten für die Aufführungen gibt es ab dem 14.09.2009. Informationen zu Terminen und Lokalitäten: www.tgass.de Detailverliebte Kulissen brauchen viel Zeit und viel Kraft. Selbige verlässt die fleißigen Kulissenmaler auch gerne mal. Aber immer nur gaaaaanz kurz. Auf die Frage, an welche Inszenierungen in 30 Jahren Gruppen- und Vereinsgeschichte sich Norbert Deforth besonders stark und besonders begeistert erinnert, sprudeln die Worte wie ein Bayreuther Hügelquell. „An die erste, die Hotzenplotzaufführung 1979, leider nicht so sehr. Da kam ich nämlich mit meiner Anmeldung als Schauspieler zu spät und bekam keine Rolle mehr. Aber geholfen habe ich schon. Beim Kulissenbau und bei der Umsetzung. Ja, und dann natürlich an meine erste Rolle, die das Theaterfieber in mir entflammte und es bis heute brodeln lässt: Den Raben Abraxas in der noch sehr überschaubaren Inszenierung der ‚Kleinen Hexe‘ 1980. Ein richtiger Ruck ging 1990 durch die Gruppe. Damals enterte Hugo Burgert aus Gießen die klitzekleine Band, die sich mühsam als musikalische Begleitung der Stücke zusammengefunden hatte – von Musical konnte man damals zwar noch nicht sprechen, aber es war irre. Für den ‚Zauberer von OZ‘ arrangierte dieser Meister seines Fachs für eine unmögliche Besetzung (Klavier, Gitarre, Saxophon, Querflöte, Klarinette) opulente Hollywoodwerke und brachte sie zum Klingen!!! Und danach waren meine Schauspieler angesteckt von der Idee, Musicals aufzuführen. Dank Hugos Connections in der Musikerszene hatten wir ab 1991 ein ehrenamtlich spielendes, richtiges Orchester und konnten Werke wie ‚Das Dschungelbuch‘, ‚Die Schöne und das Biest‘, ‚Aladdin‘ oder sogar ganz eigene Musicals wie ‚Das Geheimnis hinter der Tür‘ oder ‚Von Magiern und Detektiven‘ aufführen. Und als wir 2003 für unser selbst geschriebenes Musical ‚Das Traumtor‘ auch noch einen Kindertheaterpreis gewannen, gelang eines meiner persönlichen Highlights.“ Man spürt, dass die Geschichte dieser besonderen, weil absolut spezialisierten Theatergruppe noch Stunden weitergehen könnten. In dreißig Jahren sammelt sich eben mehr als ein ganzer Roman an. Besonders dankbar, so Norbert Deforth, sei er bis heute Menschen, die Leib und Seele geopfert haben und nachhaltig opfern, um dieses zauberhafte und opulente Projekt Jahr für Jahr am Leben zu erhalten. Dazu zählten in der Vergangenheit kreative und ehrgeizige Menschen wie eben Hugo Burgert, der die musikalische Struktur der Bühne komplett professionalisierte, Brita Baumann, die die hauseigene Schneiderei aus der Wiege hob, Gabi Bertl mit der Führungsriege des evangelischen Kindergartens in Niddatal-Assenheim, die die Theatergruppe 1979 mit aus der Wiege hoben, oder Johannes Lenz in seiner Funktion als Kulturamtsleiter der Stadt Bad Nauheim, der den Verein in den Spielplan des Jugendstiltheaters in Bad Nauheim brachte und damit einen hochmotivierenden Beitrag zum Alltag der Amateurmimen lieferte. Das Orchester probt konzentriert aufwändige BläserArrangements ein. Ehrenamtlich und sehr professionell. Heute und gegenwärtig müssen anlässlich des Jubiläums Personen genannt werden wie Dr. Sabine Wolf, die als Regieassistenz und kühler Kopf zwischen lauter künstlerischen Erhitzungszuständen jedes Jahr wertvoller wird, Jutta Gronski, die durch ihren unerschöpflichen Quell an Kulissenideen in jedem Jahr für ein Feuerwerk sorgt, Judith Proena, die kreativ, handwerklich und organisatorisch die Kostümschneiderei betreut, und Markus Dickel, der als ehemaliger Amateur und nun Profi die Reihen seiner Theatergruppe nie verließ und immer wieder fulminant unterstützt. Und auch Rolf Braun, der aus der Aachener Kindertheaterszene seinerzeit ins Hessische wechselte, ist als Freund und Macher in Assenheim kaum mehr weg zu denken. Nach dreißig Jahren ist eine ehemals zwanzigköpfige Besetzung mit einigen selbstbemalten Pappwänden und viel, viel Liebe zu den Märchen, die sie inszenierte, heute zu einem über hundertköpfigen Ensemble, bestehend aus Schauspielern, Musikern, Tänzerinnen, Technikern, Verantwortlichen, Kreativen und Impulsgebern, herangewachsen. Die Inszenierungen der Theatergruppe Assenheim sind weit über Hessens Grenzen hinaus ein Begriff. „Ein Musical für Familien mit 20-köpfigem Orchester, 40-PersonenBesetzung, Kinderdarstellern und der entsprechenden Technik – das kann eine professionell arbeitende Bühne gar nicht bezahlen. Durch unsere unzähligen Ehrenamtler, viele unterdessen echte, studierte Profis, gelingt uns eine Opulenz und Phantasie auf der Bühne, die man an keinem Schauspielhaus zur Weihnachtszeit findet. Gewürzt mit intelligenten, frechen und actionreichen Dialogen wird auch die diesjährige Adaption des Kinderbuchklassikers ‚Hotzenplotz‘ ein Spaß für Kinder ab 6 Jahren und gleichermaßen für Erwachsene.“ So freut sich Regisseur und „Theaterdirektor“ Deforth, schmunzelt und begibt sich gedanklich in die Zukunft: „Klar hoffe ich, dass es weitergeht, mit meiner Theatergruppe. Ein ausge w ies ener Nachfolger hat sich noch nicht gefunden. Ich hoffe ein wenig auf meine Töchter, beide unterdessen Bühnen und Fernsehprofis, unterstützt von Menschen, die schon lange für die Theatergruppe stark sind. Aber vorerst bin ich ja auch noch da. Und wenn ich im nächsten Jahr in Rente bin, dann beginnt noch einmal eine neue Ära für die Theatergruppe. Das habe ich fest vor. Unterdessen kooperieren wir mit einer Schauspielschule, unterstützen lokale Kulturveranstaltungen und haben großes, künstlerisches Potenzial. Ein eigener Theaterbau mit einem ganzjährigen Programm für ganz kleine und ganz große Theaterbesucher wäre toll. Ein Ort für Kleinkunst, Großkunst und Unterricht. Mal sehen, was sich machen lässt.“ Auf dem T-Shirt des Regisseurs ist „Räuber 2009“ zu lesen. Er sieht meinen Blick auf dem Schriftzug hängen bleiben. „Genau, jetzt widmen wir uns erst mal der wilden, räuberischen Geburtstagsparty von Hessens einzigem Musicaltheater. Das wird ein Mords-Spaß!“ Bild oben: Darsteller in der Endphase der Proben. Lampenfiebervorfreudenanspannung - oder so... ungeschminkt August 2009 23 Othello darf nicht platzen von Ken Ludwig Ich sag‘s gleich: Es gibt eine Handvoll Komödien, an denen ich mich nicht sattsehen kann. Dazu gehört Ken Ludwigs „Othello darf nicht platzen“, die eigentlich den Titel „Der nackte Wahnsinn“ verdiente. Der ist aber schon vergeben: an Michael Frayns gleichnamiges Lustspiel, das ebenfalls zu dieser Handvoll von Lieblingsstücken zählt. Das Ereignis des Jahres an der Oper von Cleveland steht bevor. Tito Merelli (Horst Schwarz), weltberühmter Tenor, großartigster Sänger aller Zeiten, Publikumsliebling und Star auf allen Kontinenten, gibt erstmals ein Gastspiel in Cleveland. Emsiges Treiben herrscht in der Hotelsuite, denn die Ankunft des vielumschwärmten italienischen Startenors steht kurz bevor. Tito wird heute Abend in einer Galavorstellung den “Othello” singen, ein Ereignis, dem die gesamte Fachwelt, aber ganz besonders die holde Weiblichkeit, entgegenfiebert. In Anbetracht des riesigen öffentlichen Interesses kann sich der Direktor des Opernhauses, Henry Saunders (Helmut Widmer), natürlich keine Panne in der Organisation leisten und so geht er zur Sicherheit noch einmal mit seinem Mitarbeiter Max (Matthias Fennel) sämtliche Instruktionen hinsichtlich des Stargastes durch. Die Hauptaufgabe von Assistent Max, der auch so gern Sänger werden möchte und heimlich Gesangsunterricht nimmt, liegt darin, die weiblichen Fans nicht in die Nähe des Tenors gelangen zu lassen. Nichts darf schief gehen, die Erwartungen sind hoch ge- steckt, die gesamte Prominenz der Stadt wird erwartet. Doch Tito Merelli ist nicht nur ein brillanter Tenor, er weiß auch die Annehmlichkeiten des Lebens zu genießen. Dem schönen Geschlecht ist er genauso zugetan wie einem edlen Tropfen oder einem delikaten Mahl. Daher kommt es wie es kommen musste: Er hat sich übernommen. Er leidet an Magenschmerzen, Verdauungsproblemen, verwechselt Medikamente und hat auch noch Streit mit seiner impulsiven Gattin Maria (Petra Hetzler). Tito kann nicht auftreten! Seine Maria kennt den Grund dafür: „Zuviel in sich hineingestopft, zu viel getrunken und mit vollbusigen Wei- 24 ungeschminkt August 2009 bern rumgemacht!“ Operndirektor Saunders ist verzweifelt. Was tun? „Othello“ darf auf gar keinen Fall platzen. An einen Auftritt ist nicht zu denken und letztendlich fällt Tito auch noch in einen tiefen, festen Schlaf. Der Operndirektor tobt, die Vorstellung droht zu platzen. Alle wollen Merelli hören. Doch woher jetzt einen Tenor nehmen? So machen sich die beiden fieberhaft auf die Suche nach einem Ersatz, selbst wenn es nur ein blutiger Anfänger sein sollte. Schließlich springt Max als Tito Merelli ein, und muss den Othello singen. Der Abend wird zum Triumph für den Debütanten. Alle halten ihn für den echten Tito Merelli. Nur laufen dummerweise plötzlich zwei Othellos in Kostüm und Maske durchs Hotel. Max und der aus seinem Koma erwachte Tito Merelli. Da sonst niemand etwas von dem Schwindel ahnt, entwickelt sich ein heilloses Durcheinander. Zwei Tenöre auf der Bühne! Da blicken selbst die Verehrerinnen des Othello nicht mehr durch. Selbst der Hotelpage (Alexander Bräutigam), der die einzelnen Szenen mit seiner „seltsam aufdringlichen“ Art bereichert und ein glühender Fan von Tito Merelli ist, kann das Geschehen nicht mehr verstehen. Der Tenor wird von verschiedenen Damen in amouröser Absicht verfolgt. Von der Opernsängerin Diana (Renate Blümel), von Julia (Claudia Hartung), der Vorsitzenden der lokalen Operngilde und von Maggie (Katja Simmen), der Tochter des Direktors. Die Geschichte entwickelt sich mehr und mehr zu einem hinreißenden, urkomischen Chaos zwischen zwei Zimmern, vielen Türen und zwei Tenören. fw Fotos: Frank Weymann Die schwebende Jungfrau Gelungene Premiere im Bad Emstaler Kur- und Festsaal: Wortwitz und spritzige Spielfreude Die Volksbühne Bad Emstal spielte „Die schwebende Jungfrau“ - und kein Auge blieb trocken. Mit dem Schwank in drei Akten von Franz Arnold und Ernst Bach bereiteten die Amateurtheaterspieler unter der Regie von Ilona Neumann und Stephanie Hupfeld ihren Fans und vielen anderen Besuchern im voll besetzten Saal einen vergnüglichen Theaterabend. Mit aufwändigen Kulissen und Kostümen versetzte das Ensemble sein Publikum in die Welt des gehobenen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Mit Ironie wurden am Beispiel dreier Paare die eheliche Treue und die Doppelmoral der Männer aufs Korn genommen. Da ist der Weingroßhändler Hugo Massenbach (gespielt von Lothar Neumann), den Gattin Ida (Antje Hörl) für die Tugend in Person hält. Dieses auf einem Missverständnis beruhende, unbegrenzte Vertrauen nutzt der eigentlich jede Gelegenheit beim Schopfe packende Schwerenöter weidlich aus. Sein Schwager, Theodor Hilsebein (Manfred Altmann), eigentlich ein Pantoffelheld, der bei seiner Frau Therese (Petra Klaas) wenig zu lachen hat, ist nach 30 Jahren Ehe einem Seitensprung ebenfalls nicht abgeneigt. Nur der junge Schwiegersohn des Weinhändlers Walter Döring (Christian Schneider) ist in seiner Ehe glücklich, gerät aber durch den lebenslustigen Schwiegervater und widrige Umstände als einziger in den Verdacht, seine Pflichten als Ehemann zu vernachlässigen. bei den Volksbühnen-Spielern machten die aktuelle Inszenierung zu einem Riesenerfolg. Die weiteren Darsteller, die für amüsante Unterhaltung sorgten: Stephanie Hupfeld (Tochter von Hugo Massenbach), Ottmar Bulle (Kriminalkommissar Adalbert von Pieskow), Michael Rother (Jonny Jefferson), Andrea Schmolke (Sonja Grabowska), Iris Altmann (Wirtschafterin), Pamela Riedel (Dienstmädchen Minna). Für das Publikum unsichtbar als Souffleuse: Iris Bulle. Für das liebevoll gestaltete, bis in jede Einzelheit ausgefeilte Bühnenbild waren Lothar Neumann, Franz Teinzer, Arnold Geselle und Willi Heidl verantwortlich. Sigrid Hellwig Die Begegnung mit der ehemaligen „schwebenden Jungfrau“, der Partnerin eines Magiers, deren Tasche Schwiegersohn Walter versehentlich mit nach Hause bringt, trägt zum Manövrieren in die scheinbar ausweglose Lage als Sündenbock bei. Eine Konstellation, aus der sich jede Menge Verwicklungen und komische Situationen ergeben. ungeschminkt August 2009 25 Elend, Hunger, Not - dieses Thema hat sich die Waldbühne Niederelsungen gestellt. Am Entrée begrüßte uns - Frank und Dorothea Weymann sowie mich, Barbara M. Zorn, die gehisste Französische Trikolore – wir befinden uns in Frankreich. Geschildert wird die französische Gesellschaft von der Zeit Napoleons bis zu des Bürgerkönigs Louis Philippe. Im Mittelpunkt steht der Sträfling Jean Valjean (in einer Glanzleistung hervorragend und echt dargestellt durch Gerth Böhle). Als 19Jähriger wurde er zu einer Strafe von fünf Jahren für den Diebstahl eines Brotes verurteilt. Nach mehrmaligen Ausbruchsversuchen wird Valjean nach 19 Jahren Haft in Ketten auf Bewährung entlassen. Seine Häftlingsnummer 24601 begleitet ihn. Inspektor Javert, sein späterer Feind, überreicht ihm einen gelben Entlassungsschein, der ihm nur Ärgernisse einbringt. Valjean findet weder Arbeit noch Unterkunft. Der Bischof von Digne nimmt ihn bei sich auf, wird jedoch von ihm bestohlen. Als Javert ihn verhaftet, schenkt ihm der Bischof weiteres Silber, und Valjean ist frei. Jetzt begreift Valjean, dass er sein Leben ändern muss. Unter dem Namen Monsieur Madeleine hat Valjean es zum Bürgermeister von Montreuil-sur- Mer und Fabrikbesitzer geschafft. Unter den Arbeiterinnen befindet sich eine unverheiratete Mutter namens Fantines. Um Arbeit zu finden, gab sie ihre Tochter Cosette in die Obhut der habgierigen Thénadiers.. Aus der Fabrik wird Fantines jedoch als „nicht duldsam“ von der Vorarbeiterin entlassen. Madeleine/ Valjean erfährt vom Schicksal der kranken Fantines, bringt sie ins 26 ungeschminkt August 2009 Victor Hugo Waldbühne Ni iederelsungen Krankenhaus und verspricht der Sterbenden, Cosette zu ihr zu bringen. Valjean nimmt sich des Mädchens an und wird zu ihrem Ziehvater. Javert, nun Inspektor in Montreuil, bekommt durch Zufall mit, dass sich Valjean unter falschem Namen in Montreuil-sur-Mer aufhält. Paradoxerweise offenbart Javert dem Sünder Valjean, dass er selbst im Zuchthaus saß. Ein Mann wird beinahe von seinem Wagen zerquetscht. Valjean rettet ihn. Hierdurch macht er sich für Javert auffällig. 1832 flieht Valjean mit seiner geliebten Tochter Cosette nach Paris, wo großes Elend den Alltag beherrscht. Cosette lernt den jungen Studenten Marius kennen und lieben. Valjean stellt sich gegen die Liebe seiner Tochter zu Marius. Nun schließt sich Marius dem Aufruf anderer Studenten zur Revolution an. Javert, der nun seinen Dienst in Paris ausübt, mischt sich als Spitzel unter die Studenten, wird enttarnt, festgenommen und soll erschossen werden. Die Revolution wird niedergeschlagen, auf der Seite der Studenten und den mit ihnen kämpfenden Bürgern gibt es fast nur Tote. Marius wird schwer verwundet. Valjean rettet ihn, bringt ihn zu seinem Großvater. Zuvor befreit Valjean seinen Widersacher Javert. Javert erkennt, dass ein Verbrecher sich ändern kann, zweifelt an seinen Handlungen und setzt seinem Leben ein Ende. Cosette und Marius finden zueinander und werden vermählt. Als Valjean Marius von seinem Leben berichtet, wendet sich Marius von ihm ab. Valjean ,als alter, einsamer und kranker Mann, schreibt sein Geständnis an Cosette. Marius und Cosette eilen zu Valjean, der in den Armen der beiden stirbt. Durchweg eine großartige überzeugende Darbietung aller Akteure. Das Nennen aller Namen der Mitwirkenden würden meine Eindrücke sprengen. Die Waldbühne Niederelsungen hat wieder einmal gezeigt, was Amateurtheater leistet. Herzlichen Dank BaZo Herzlichen Dank auch an das Serviceteam der Waldbühne und an den Vorsitzenden Heinz-Georg Henkelmann für die perfekte Begrüßung, Betreuung und den erstklassigen Service. Die Redaktion Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2009 27 Als die Pest nach Flörsheim kam (So lang in Flörsheim stehet Stein auf Stein) Historische Stadt(auf)führung mit dem Flörsheimer Amateurtheater Die Generalprobe fiel buchstäblich ins Wasser und musste in unseren Probensaal verlegt werden. Ein ausdauernder Gewitterregen bereitete uns einiges Kopfzerbrechen: Ob uns Petrus morgen bei der Premiere wohlgesonnen sein würde? Er war es! Am Samstag, den 16. Mai 2009 strahlte die Sonne eifrig vom Himmel. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Schauspieler, unserer Regisseurin Luzia Platt, den Technikern und den Mitarbeitern des Kulturamtes von Flörsheim: Das ideale Wetter für eine historische Stadt(auf)führung! Bereits 2008 führte Stadtarchivar Hans-Dieter Darmstadt die Besucher unter dem Motto „Mord auf offener Strasse“ durch die Gassen der Altstadt und erzählte dabei Interessantes aus der Flörsheimer Geschichte des 18. Jahrhunderts. Während wir vom Flörsheimer Amateurtheater (FAT) an verschiedenen Spielstätten szenisch den erwähnten Mord an einem Unterschultheiß nachspielten, der im Jahre 1769 auf offener Strasse verübt wurde. Die durchweg positive Resonanz des Publikums motivierte alle Beteiligten, auch in diesem Jahr wieder eine solche historische Stadt(auf)führung vorzubereiten. 2009 geht die Zeitreise noch etwas weiter zurück – nämlich in das Jahr 1666, das Jahr „als die Pest nach Flörsheim kam“. In vier Szenen spannen wir den zeitlichen Bogen vom Bekannt werden der Seuche, über die ersten Todesfälle bis hin zu dem feierlichen Versprechen, welches die Flörsheimer in ihrer Verzweiflung an Gott gaben: Wenn sich die Pest nicht weiter ausbreite, so wollten die verbliebenen Flörsheimer und ihre Nachkommen in jedem Jahr einen „Verlobten Tag“ begehen, an dem sie Gott danken, dass er sie vor weiteren Verlusten verschonte. (Anmerkung: Es wird berichtet, dass tatsächlich nach diesem Versprechen keine neuen Krankheitsfälle mehr zu beklagen waren. Der „Verlobten Tag“ ist bis heute ein offizieller Feiertag in Flörsheim. In jedem Jahr, am letzten Montag im August, findet ein Gottesdienst statt und die Flörsheimer versammeln sich zu einer Prozession durch die Strassen der Stadt.) Wir spielen Auszüge aus dem „Neuen Spiel vom Verlobten Tag“ von Wolfgang Stock, ein normalerweise rund zweistündiges Theaterstück, welches bereits 1996 und zuletzt in 2006 mit ca. 50 Akteuren erfolgreich aufgeführt wurde. Für die Stadtführung waren lediglich 19 Rollen zu besetzen. Die Handlung wurde auf die wesentlichen Geschehnisse reduziert. Den besonderen Charme machen die Spielorte aus. Für das Theaterstück auf der Bühne dienten aufwändig gestaltete Stellwände als Kulisse. Bei der Stadt(auf)führung brauchen die Bühnenbilder nicht erst gemalt werden, denn wir spielen an den original historischen Schauplätzen. Viele der umstehenden Häuser stammen tatsächlich aus der Zeit der Pest, was dem ein oder anderen einen Schauer über den Rücken jagen mag. Hier haben unsere 28 ungeschminkt August 2009 Vorfahren gestanden, verzweifelt und hilflos, ohne die medizinischen Kenntnisse, die wir heute haben, nur ihr Glaube zu Gott konnte sie aufrecht halten. Das Spiel beginnt am Main-Turm mit einem kleinen Flirt zwischen Sabine, der Tochter des Torwächters und Hans Kämpf, einem Medizinstudenten, der im Verlauf der Stücks als Deserteur entlarvt und gehängt werden soll. Lona tritt auf, zu Beginn noch als Hexe verschrien, deren wahrer Charakter erst später aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft, auch den Schwerkranken gegenüber, erkannt und schätzen gelernt wird. An zwei Spielstätten rund um die katholische Kirche St. Gallus ist der Auftritt des Ausrufers zu verfolgen, der das Bekannt werden der Pest verkündet nebst strenger Verhaltenmaßregeln für das Volk. Konflikte zwischen dem Pfarrer und dem Schultheiß, Zweifel an der Obrigkeit seitens des Flurschütz und die unermessliche Verzweiflung der Flörsheimer werden deutlich. Schließlich die letzten Momente im Leben eines Pestkranken, dessen Rufe nach den „Menschenbrüdern“ nicht erhört werden. Im Gegenteil, aus Angst vor Ansteckung ergreifen die umstehenden Flörsheimer die Flucht. Und schließlich die ergreifende Schlussszene, das Versprechen der verbliebenen Flörsheimer, Gott für seine Hilfe zu danken, sollte er die bisher Überlebenden vor weiteren Krankheits- und Todesfällen verschonen. Ein Versprechen für die Ewigkeit, ab jetzt, für immer, „solang in Flörsheim steht Stein auf Stein“. Text: Andrea Dudek, Fotos: Joachim Dudek, Website: www.fat-floersheim.de Bild links: Junge Liebe zwischen Sabine (Andrea Dudek) und Hans Kämpf (Ralf Keß) Rechts oben: Streit zwischen Flurschütz Eckard (K.-H. Jochim), Gerichtsschreiber Neumann (Peter Keller), Schultheiß Hart (H-J. Schäfer) und Pfarrer Münch (Engelbert Kohl) Rechts unten: „Solang in Flörsheim stehet Stein auf Stein“. Alle Mitw. Herzlich Willkommen im Jahr der Helden Liebe KiJus, in diesem Jahr arbeitet die Kinder- und Jugendabteilung unter dem Motto „Das Stück, aus dem die Helden sind“. Zu Beginn möchte ich mich für meine Wiederwahl auf dem Landesverbandstag in Wettenberg bedanken. Das ist für Iris und mich eine große Bestätigung für unsere Arbeit und motiviert uns heldenhaft für die KiJus da zu sein. Diese Herausforderung nehmen wir gerne wieder an. Im Mai 2009 waren Frank Weymann und ich auf der alljährlich stattfindenden Bundesjugendkonferenz in Wetzlar. Dieses Forum ist immer wieder eine gute Gelegenheit, um die Belange der hessischen Jugend in den Kreis der Bundesjugend einzubringen. Im Anschluss daran fanden, ebenfalls wie in jedem Jahr, die viertägigen Workshops mit BDAT-Referenten statt. Ich kann nur nochmals allen Theaterbegeisterten (seit Jahren kommen auch Senioren im Alter bis 75 Jahre) diese Workshops empfehlen. Es macht wahnsinnig viel Spaß mit Teilnehmern aller Generationen aus dem ganzen Bundesland an Theaterprojekten zu arbeiten. Die Vielfältigkeit der Seminare ist recht groß, so wird es beispielsweise in 2010 ein Seminar zum Thema „Das Theater in den Anfängen – Das griechische Theater“ geben (u.a. erlernt man das sogenannte „Chorische Sprechen“). Deswegen solltet Ihr euch unbedingt das Himmelfahrtswochenende freihalten, da Wetzlar immer an diesem Wochenende stattfindet. Nun haben die Sommerferien begonnen, aber die KiJuAbteilung ist schon wieder sehr aktiv, denn im August 2009 findet das erste Hessische KiJu-Theatercamp auf Burg Wallenstein (Nordhessen) statt. Schnell war die Teilnehmerliste gefüllt, so dass wir uns auf 38 Teilnehmer freuen, die unter der Anleitung von Barbara Zorn und Sandra Ahner heldenhaftes Theater auf die Beine stellen werden. Neben den Seminaranteilen wird ein schönes und vielfältiges Freizeitangebot zur Verfügung stehen. Nächtliche Gespräche am Lagerfeuer, eine „Offene Bühne“ und Talkrunden zum Thema „Kinder- und Jugendtheater“ runden das Campprogramm ab. Leider musste im vergangenen Jahr der beliebte KiJu-Tag ausfallen. Die Jugendabteilung versucht aber für dieses Jahr einen neuen KiJu-Tag auf die Beine zu stellen. Hierfür wird diesmal auch wieder ein Referent eingeladen, mit dem ihr einen Tag lang kreaktiv zum Heldentheater arbeiten könnt. Wir hoffen, dass wir für dieses Jahr wieder spannende Themen und Workshops für Euch organisieren konnten. Da weder Iris noch ich vom Alter her Jugendliche sind, uns aber so fühlen, sind wir dennoch vor allem auf Eure Hilfe angewiesen. Welche Seminare wollt Ihr? Was soll die Theaterjugend bewegen? Über jeden Wunsch und jede Anregung von Euch sind wir dankbar. Sehr dankbar wären wir natürlich auch, wenn ihr unseren Fragebogen von www.lvha.de ausgefüllt an mich zurücksenden würdet, denn sonst erreichen wir Euch nie. Abschließend noch mal ein Hinweis auf unser Programm „Rent a Jugendleiter“. Wenn Ihr neue Anregungen oder Hilfe beim Aufbau einer KiJu-Gruppe braucht, dann meldet Euch einfach bei uns KiJu-Leitern. Gerne kommen wir auch mal für ein Seminar zu euch. Es grüßen euch ganz herzlich Felix & Iris Foto: Frank Weymann Achtung - Wichtig!!! Auf der Bundesjugendkonferenz werden die Weichen für eine erfolgreiche Jugendarbeit gestellt. Sehr heldenhaft arbeitete übrigens im Juni Eve Köhler mit einigen eurer KiJu-Gruppen-Leiter. Zu den Themen des eintägigen Seminars zählten u.a. die Gründung einer Jugendgruppe, eine Gruppe spielfähig machen, wie finde ich wo spannende Stücke des KiJu-Theaters?, wie plane ich Proben und Aufführungen? An dieser Stelle möchte sich die Jugendabteilung herzlich bei Eve bedanken, die so kurzfristig eingesprungen ist und laut Teilnehmerrückmeldung ein hervorragendes Seminar angeboten hat. Auf der Homepage des Landesverbandes findet Ihr einen Fragebogen der KiJu-Leitung, den Ihr bitte ausdrucken, ausfüllen und an die KiJu-Leitung senden sollt. Vielen Dank für Eure Unterstützung. Bisher erreichten uns nur sehr wenige Rückmeldungen! BITTE unterstützt unsere Bemühungen, eine gute und erfolgreiche Jugendarbeit zu machen. Herzlichst euer Felix Wiedergrün ungeschminkt August 2009 29 Vom Theater ins Kloster... Foto: Lars Jockel ...eine nicht alltägliche Entscheidung eines Theatermachers vom StattTheater Mengeringhausen. Andreas – oder Bruder Benedikt, wie du ja jetzt offiziell seit dem 26.06.09 heißt: Du hast dich, nachdem du lange Jahre sehr aktiv im Statt-Theater Mengeringhausen tätig warst, im vorigen Jahr dazu entschlossen, Mönch zu werden. Wie kam es dazu? Ich habe die Abtei Königsmünster vor 17 Jahren während meiner Ausbildung zum Erzieher kennengelernt. Zunächst war ich voller Vorurteile im Hinblick auf Kloster & Mönche. Die Tage damals haben mich aber neugierig gemacht – auf mehr. Ich bin dann immer wieder auf den Klosterberg gekommen. Da habe ich gespürt, dass ich eine tiefe spirituelle Sehnsucht in mir habe. 2007 habe ich dann für drei Monate „Kloster auf Zeit“ hier gemacht. Ja, und da hat es gefunkt – zwischen Gott und der Abtei und mir. Es ging nicht mehr anders: ich musste mich auf den Weg machen, um Mönch – ein Gott-Sucher – zu werden. Wie sieht dein Klosterleben aus? Welche Aufgaben hast du zu erfüllen? Ich lebe in einer Benediktinerabtei und wir Benediktiner leben nach der Regel des hl. Benedikt von Nursia: Ora et labora – bete und arbeite! Mein Tag ist gekennzeichnet von Zeiten des Betens, der Arbeit und der Lectio, also dem Studium. Um 5 Uhr stehe ich auf, es folgt um 5.30 die Vigil (Morgengebet). Danach frühstücke ich und um 6.45 Uhr singen wir die Laudes (Morgenlob). Dann ist eine „Zeit der Stille“ für die Lesung und um 9 Uhr beginnt die Arbeit (derzeit in der Hausmeisterei oder Pforte). Um 12.45 Uhr ist Mittagshore (Mittagsgebet) und im Anschluss Mittagspause. Um 15 Uhr haben wir Novizen Unterricht bei unserem Magister. Oft stehen Konferenzen über die Mönchsregel im Mittelpunkt. Wir haben aber auch Gesangsunterricht (Gregorianischer Choral) und andere Konferenzen. Um 17.45 feiern wir das Konventamt mit Eucharistie und anschließender Vesper. Um 19 Uhr ist Abendessen. Den Tag komplett macht um 20.15 Uhr das Nachtgebet – die Komplet. Hast du da überhaupt noch Freizeit? Natürlich habe ich auch „freie Zeit“. 30 ungeschminkt August 2009 Aber das hört sich alles sehr eng an! Lass es mich so erklären: Ein wichtiges Symbol in unserem Leben hier ist die Glocke. Die Glocke durchbricht mit ihrem Klang den Tag. Sie ruft zum Gebet und zur Arbeit. Sie durchkreuzt den Tag und gibt ihm heilende, gute Struktur. Der Gleichklang der Habite (Mönchsgewänder), wenn wir Brüder zum Gebet schreiten, erzeugt das Gefühl von getragener Gemeinschaft im Rhythmus auf Gott und Christus hin. Klosterleben ist also ein sehr strukturiertes Leben? Richtig! In der Enge des Klosters bedingt durch seine Ordnung die Weite des Herzens und der Seele spüren. Das ist die große Erfahrung, die ich hier machen darf. Und ich bin dadurch glücklicher und zufriedener geworden. „Klosterleben“ ist ein Leben durch die Oberfläche hindurch in die eigene Tiefe hinunter zu lauschen, welche Sehnsucht bewegt mich und auf welche Sehnsuchtsfragen suche ich Antwort. Die Frage nach dem, was ich eigentlich ersehne, ist nach meiner Erfahrung immer leichter zu stellen, als zu beantworten. Es gibt im Leben zu viele schnelle Antworten, die mich blockieren, und so verhindern sie wirklich, bis in die Tiefe zu fragen. Die Enge des Klosters, mit seinen guten und klaren Begrenzungen, ist eine wunderbare Möglichkeit in die Weite bzw. in die Tiefe zu gelangen. Musst du beten? Nun, auf diese Frage antworte ich gerne: „Müssen Liebende sich küssen“? Nein, ich muss nicht! Ich will, das ist ein großer Unterschied. In mir ist eine so große Gottes-Sehnsucht, dass mich nach dem Gebet verlangt. Im Stundengebet begegne ich Gott. Liebende treffen sich ja auch (hoffentlich) regelmäßig, oder? Und genauso ist es auch beim Gebet mit Gott und uns Mönchen. Kannst du deiner Theaterleidenschaft noch irgendwie nachgehen? Ja klar! So einfach: Ja klar? Spiritualität und Theater schließen sich meiner Meinung nach nicht aus. Im Theater kommt die Spiritualität auf sehr schöne Weise zum Ausdruck. Theater ist eine schöpferische Gabe, die Gott uns Zur Person: Andreas Müller (Jahrgang 1972) – Br. Benedikt Müller OSB – Novize in der Benediktinerabtei Königsmünster/ Meschede, war langjähriger Schauspieler, Regisseur, Autor und künstlerischer Leiter im STATT-Theater Mengeringhausen. Seit 1984 stand er als Schauspieler auf der Bühne. Nach 15 Jahren hat er im Januar 2009 das STATT-Theater verlassen, um dem Benediktinerorden in der Abtei Königsmünster in Meschede beizutreten. Bruder Benedikt Müller OSB hat zahlreiche Märchen der Brüder Grimm für Inszenierungen im STATT-Theater neu bearbeitet und tut dies auch weiterhin. Außerdem hat er viele Stücke selbst geschrieben und andere bearbeitet. Weitere Werke von Andreas Müller: • 2002 Ordo Virtutum – Hildegard von Bingen – Das Spiel der Kräfte • 2003 Robin Hood • 2004 Die drei Musketiere (Neufassung 2005) • 2005 Graf Dracula * • 2005 Im Zeichen der Rose – Elisabeth von Thüringen (Neufassung 2008) • 2006 Max und Moritz • 2008 Georg – Ritter und Heiliger • 2008 Wachet auf! Ruft uns die Stimme – Philipp Nicolai – ein Leben mit der Pest • 2009 Wie Rosen im Schnee – Frau Luther – Katharina von Bora Uraufführung Oktober 2009 STATT-Theater Mengeringhausen * Dramaturgie: Karin Schäfer geschenkt hat, um schöpferisch tätig zu werden und so an seiner Schöpfung kreaktiv mitzugestalten. Viele Menschen denken, dass ein Kloster und das Theater einfach nicht zusammen passen. Aber warum nicht! Klöster, insbesondere die Benediktinerklöster waren schon immer ein Ort der Wissenschaft, Künste und Kultur. In Klöstern wurde Kultur mitgeprägt. In Klöstern entstand Kultur und sie wird vor allem in Klöstern gepflegt. Ob nun im geschriebenen und verkündigten Wort. Ob nun durch Konzerte oder durch das Kunsthandwerk. Kulturformen sind in den Klöstern ganz unterschiedlich. Kann das Theater auch seinen Platz im Kloster haben? Aber ja, wurde doch gerade eines der ersten deutschen Theaterstücke im Mittelalter von einer Nonne geschrieben – auf der Grundlage antiker Schauspiele. Denn die erste eigenständige, wirklich neue und in sich geschlossene Theaterschöpfung im Mittelalter, die wir kennen, ist der ORDO VIRTUTUM von Hildegard von Bingen. In diesem Sinne überhaupt das erste von einer Frau geschaffene Bühnenwerk, von dem wir wissen! Auf welche Weise lebst Du nun Deine Theaterleidenschaft im Kloster? Ich schreibe derzeit viele Theaterstücke und im Juni war das STATT-Theater zum Schauspieltraining in unserer Bildungsstätte. Ich habe mit ihnen ein Theater- wochenende zum Gedicht „Stufen „ von Hermann Hesse gestaltet. War super spannend. Im Oktober biete ich für das STATT-Theater mit einem „Theater begeisterten“ Mitbruder aus Bayern hier einen Theaterkurs an. Schreibst du nur Theaterstücke mit spirituellen Themen? Oder hast du auch weltliche Themen im Kopf? Ich schreibe auch, aber nicht nur Theaterstücke mit spirituellen Themen. Aktuell eine Theaterfassung zum Roman „Wie Rosen im Schnee“ über Katharina von Bora (Frau Luther). Mit der Autorin des Romans Frau Ursula Koch pflege ich einen tollen Briefwechsel. Von ihr stammt auch die Vorlage zu meinen Stück über „Elisabeth von Thüringen“. Aber auch zu anderen Themen schreibe ich. Für das STATT-Theater habe ich „Froschkönig“ und „Aschenputtel“ geschrieben. Für eine Freilichtbühne in Unterfranken schreibe ich ein Stück für den Sommer 2010 und für die Theater-AG des Städt. Gymnasium in Meschede werde ich ein Comedy-Stück über Urlaub im Ferienclub schreiben – Arbeitstitel „ HOLIDAY IN LAS VEGAS“. Und dann habe ich noch Ideen für ein Schauspiel im Kopf. Du schreibst also gerne? Ja, total gerne! Vor allem auch als gelernter Erzieher Märchen- und Kinderstücke. Also, wenn jemand mal ein Theaterstück von einem Mönch möchte oder ein Schauspieltraining mit seinem Ensemble im Kloster machen möchte – einfach melden. Wie stehen deine Mitbrüder im Kloster zu deiner Tätigkeit für das Theater? Unterstützen sie dich? Meine Mitbrüder finden meine Theaterleidenschaft gut und ich erfahre auch eine gute Unterstützung. Das finde ich einfach klasse. Schaust du dir noch Aufführungen „draußen“ an oder nur das, was evtl. im Kloster selbst angeboten wird? Ja, ich schaue mir auch Aufführungen draußen an. Unser Gymnasium hat eine tolle Theater-AG „Die Theatiner“ In diesem Jahr haben sie „Arsen und Spitzenhäubchen“ gespielt. Im Herbst werde ich „Armes Schwein“ am Städt. Gymnasium in Meschede sehen. Natürlich werde ich bald auch eine STATT-Theater-Aufführung besuchen. Vermisst du dein Heimattheater und deine Arbeit dort? Wenn ich ehrlich bin, ja - es gibt Augenblicke, wo ich das STATT-Theater vermisse. Wäre sicher auch komisch, wenn nicht, oder? Aber: ich habe es bisher nicht bereut mich auf den Weg des Mönch-Werdens zu machen. Denn: Ansätze meines Lebenstraums habe ich hier gefunden. Oder wie habe ich damals als Junge im Mantel in LINIE 1 im STATT-Theater gesagt: MUT ZUM TRÄUMEN und der Mut war es, der mich diesen Schritt hat gehen lassen. Kontakt: [email protected] Das Gespenst von Canterville Eigentlich war die „ungeschminkt“ bereits fertig, da erfuhr ich, dass die Jugend der Theatergruppe Martinhagen einen Auftritt hat. Da die jungen Theaterschaffenden für den Fortbestand unseres beliebten Hobbys unerlässlich sind, finde ich es enorm wichtig, dass man ihnen den notwendigen Respekt erweist. So gab es denn auch keine Diskussionen, da musste ich hin. Wie immer, hat es sich auch dies- mal wieder gelohnt. Nicht nur weil das Stück sehr schön umgesetzt war, sondern auch, oder vor allem wegen der enormen Spielfreude, die die jungen Mimen an den Tag legten. Die Zuschauer waren begeistert und spendeten reichlich Beifall. Herzlichen Dank an Traudel Störmer und Doris Hengge für die erfolgreiche Jugendarbeit in der TG Martinhagen. fw Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2009 31 BAC Bad Arolsen Company Alfred Hitchcock, John Buchan & Patrick Barlow Die 39 Stufen Die 39 Stufen – eine Krimikomödie von John Buchan und Patrick Barlow nach einer Vorlage von Alfred Hitchcock. Eine Persiflage auf Spionagefilme, so wurde das Stück, das die Bad Arolser Company (BAC) in Bad Arolsen inszeniert hatte, in einer Zeitung angekündigt. Und: Es sollten ca. 40 Rollen von nur vier Schauspielern übernommen werden. Also Spannung bei uns, die wir uns auf den Weg nach Bad Arolsen machten – was würde uns dort erwarten? Was uns erwartete – an einem unglaublich heißen Tag - war ein Feuerwerk an kuriosen und kreativen Regie-Einfällen – ob nun im Textbuch vorgegeben oder von der Regie (Gerd Brückmann) selbst eingebaut, war letztendlich egal – der Unterhaltungswert war stets sehr hoch! Es geht um Richard Hannay, einen jungen Kanadier, der auf Urlaub in London ist und dort eine junge Frau kennen lernt. Diese ist Agentin und wird von einem ausländischen Geheimdienst verfolgt. Leider wird sie ausgerechnet in seiner Wohnung ermordet. Er übernimmt ihre Mission und versucht, in Schottland das Bekanntwerden wichtiger Verteidigungsgeheimnisse zu verhindern. Er wird jedoch von der Polizei verfolgt, die ihn für den Mörder der Agentin hält. Zusätzlich wird er von dem Spionagering gejagt, dem er das Handwerk legen will. So muss er eine Reihe von Abenteuern überstehen, ehe es ihm gelingt, die Verwicklungen aufzudecken. Requisiten wie Fenster, Türen, Laternen, Sessel und vieles andere wurden flugs aus der Kulisse geschoben, gezogen, gehoben, gereicht, wenn sie benötigt wurden. Ein Leitersystem wurde benutzt, um eine fulminante Verfolgungsszene auf und unter einer Brücke darzustellen (sehr gut gelungen!!), drei der vier Schauspieler kostümierten sich in einer geradezu blitzartigen Geschwindigkeit neu. Je nach Rollenanforderung (lediglich die Hauptrolle, Richard Hannay, gespielt von Reiner Freudenstein, spielte durchgängig diese Rolle) waren sie mal Agentin, mal Bäuerin, mal Professor, mal Geheimagent, Hotelfrau oder Conferencier. Eine echte schauspielerische Herausforderung, die alle hervorragend meisterten. Besonders gefielen auch die Schattenspieleinlagen, die einmal einen kleinen Teil der Geschichte mit Silhouetten und Stabfiguren nachstellten, einmal eine Tanzszene in einem Haus zeigten, oder auch eine Verfolgungsjagd zu Fuß darstellten – lediglich Hannay lief auf offener Bühne auf der Stelle, die Verfolger wurden als Schatten hinter einer Leinwand sichtbar – toll gemacht! Einen nicht geringen Teil zum Erfolg trug auch der Ton bei – ob musikalische Untermalung einzelner Szenen oder Geräusche von z. B. fahrenden Zügen, Bahnhöfen und anderem - jedes einzelne Geräusch passte perfekt zur Szene. Hier ist Gerd 32 ungeschminkt August 2009 Brückmann, der nicht nur für die Regie, sondern auch für die Ton- und Geräuschaufnahmen verantwortlich zeichnete, zu nennen. Der Anteil der Lichttechnik war – wie oben schon erwähnt – ebenfalls nicht unerheblich. Die Schattenspiele mussten in Szene gesetzt werden, eine Bauernhofkulisse bei Tag und bei Nacht, die Verfolgung auf der Brücke mit Nebel – auch hier passte das Licht immer perfekt zur jeweiligen Szene. Alles in allem eine äußerst kurzweilige Inszenierung, die im Zusammenspiel mit Licht, Ton, Bühneneinrichtung und Spielern einen tollen Abend bot und die Hitze (fast) vergessen machte! Ich für meinen Teil war zwar das erste, aber sicher nicht das letzte Mal im BAC-Theater! ah Fotos: Klaus Müller-Wenk