ungeschminkt - Verband Hessischer Amateurtheater eV

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ungeschminkt - Verband Hessischer Amateurtheater eV
ungeschminkt
D a s M a g a z i n d e s L a n d e s v e r b a n d e s H e s s i s c h e r A m a t e u r b ü h n e n e . V.
Ausgabe August 2009
Landesverbandstag 2009
in Wettenberg S. 16 - 17
Freilichttheater:
Bad Soden Salmünster: Rotz und Wasser S. 14 - 15
Taunusbühne: Lysistrata S. 20 - 21
Waldbühne Niederelsungen: Les Miserables S. 26 - 27
ungeschminkt August 2009
1
Inhalt
Seite
Editorial
Liebe Theaterfreunde,
Inhalt, Editorial, Impressum
2-3
..schon ein „Anfang“ ist ein guter „Fang“..
Seminar - Musical for Kids / Seminarangebote
4
Mit diesem Zitat von Klaus Klages, einem so
genannten „deutschen Gebrauchsphilosophen“, der übrigens unter anderem Abreißkalender verlegt, möchte ich mein erstes
editoriales Grußwort als neuer Vorsitzender
des Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen e.V. in dieser, der 13. Ausgabe der
„ungeschminkt“, starten.
Zweifelsohne ein bedeutsames und
anspruchvolles Amt, das ich mit
der Wahl am 21. März 2009 in
Wettenberg übernommen habe.
Agatha Christie: ...und dann gabs keines mehr! 5
Jeder Sportler wärmt sich auf...
...Tipps zum Warmup von Jörg Dreismann
6
TG Inkognito
7
WHT -„Hoher Besuch“ 8
Die Langendölschen Uulen
9
Hommage an Wolfgang Stock
10
LV - Seite
11
Spielerseminar im Boglerhaus
12
REZIBABBEL
13
feelX - Rotz und Wasser
14 - 15
LV Tag in Wettenberg
16 - 17
Spieltermine 18
Theaterfreunde Oberursel
19
LYSISTRATA auf der Taunusbühne
20 - 21
30 Jahre TG Assenheim
22 - 23
Othello darf nicht sterben (BB Großenenglis)
24
Die schwebende Jungfrau (VBE)
25
Niederelsungen„Les Miserables“ 26 - 27
FAT - Als die Pest nach Flörsheim kam
28
KiJu-Seite
29
Vom Theater ins Kloster...
30 - 31
Das Gespenst von Canterville
31
BAC - Die 39 Stufen
32
Titelbild: Nanina Kneip (stehend) und Sarah Knappmeier
Rückseite: Thomas Hummel (stehend) und Tobias Viering.
Beide Fotos entstanden bei der Premiere des Stückes „Rotz und
Wasser“, beim „Ensemble feelX“, in Bad Soden Salmünster.
Meine Gedanken, die sich um den Antritt des neuen Amtes drehten wie bunte Sessel um ein hochaktuelles, mit digitalem Turboantrieb ausgestattetes Kettenkarussell, machten es mir durchaus
schwer, dieses erste Grußwort zu verfassen. Immerhin war die
Amtsübernahme von meiner Vorgängerin Barbara Zorn nicht geplant, schon gar nicht über längere Zeit eingefädelt gewesen. Alles ging recht schnell und eh ich mich versah, musste ich meinen
Weg in Fußstapfen antreten, die selbst für einen alten, erfahrenen
Amateurtheaterbären wie mich eine durchaus beängstigende
Größe hatten.
Der Abschied von Barbara Zorn, die 14 Jahre den Vorsitz im LVH
führte, fiel allen sehr schwer.
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Barbara für das
immerwährende, unermüdliche und wohl auch kaum zu toppende Engagement. Ihre Beliebtheit geht weit über die Grenzen der
hessischen Amateurbühnen hinaus.
Sie hat sich mit ihrer freundlichen, bestimmten, aber auch kämpferischen Art Respekt, hohe Anerkennung und großes Ansehen
bei den anderen Landesverbänden, im BDAT und auch auf der
politischen Bühne verschafft.
Barbaras Erfahrung ist ein Schatz, der noch gehoben werden
muss. Nicht zuletzt deswegen wollen wir, der LV-Vorstand, sie bei
der nächsten Landesverbandstagung als Ehrenvorsitzende vorschlagen und hoffen, dass die Mitgliedsbühnen uns zustimmen
werden. Darüber hinaus wird sie auch weiterhin für Seminare und
Lehrgänge zur Verfügung stehen und den Mitgliedsbühnen sehr
nahe sein.
Auch Ludgerus Damen, dem ehemaligen Stellvertreter und 2. Vorsitzenden, sei nochmals auf das herzlichste für seine Verdienste
um die Entwicklung des Landesverbandes gedankt.
Er hat sich beruflichen Erfordernissen beugen müssen und stand
für eine Wiederwahl leider nicht mehr zur Verfügung. Aber auch
er wird mit seiner Erfahrung dem Landesverband weiterhin zur
Verfügung stehen und, wo nötig, helfen und unterstützen.
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Fotos ohne Copyrightvermerk stammen von der jeweiligen Bühne.
Impressum:
Herausgeber: Landesverband-Hessischer-Amateurbühnen e.V., Mitgl. im BDAT
Geschäftsstelle: Norbert Deforth, Georg-Büchner-Str. 9, 61194 Niddatal,
Tel.: 06034-3467, [email protected]
Im Internet unter: Redaktion: Frank Weymann (fw), (verantwortlich) Königsberger Str. 15, 34270 Schauenburg
www.lvha.de
Tel.: 05601-5430, Fax: 05601-920735, eMail: [email protected]
Lektorat: Antje Hörl (ah), Teichecke 15, 34308 Bad Emstal, Tel.: 05625-5577, eMail: [email protected]
Druck:
Leo Druck GmbH
Robert-Koch-Str. 6
78333 Stockach
Tel: 07771 - 93 96 0
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ungeschminkt August 2009
Auflage 1000 Stck.
Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich (Februar / August)
Anzeigenpreise: 1/1 Seite: 120,00 €,, 1/2 Seite: 60,00 €, 1/4 Seite: 30,00
Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2010
Redaktionsschluss: 10. Januar 2010
Wenn ich jetzt die oben genannten Worte mit dem Anfang und dem Fang wieder aufgreife, dann fallen mir vor
allem zwei Dinge ein:
Erstens: Na hoffentlich bin ein so guter Fang für den
Vorstand, wie die Kreativen, Organisatoren und Theaterschaffenden der Hessischen Amateurtheaterszene
sich das so vorstellen. Immerhin habe ich neben dem
örtlichen Vorsitz des Vereinsringes Assenheim auch den
Vorsitz für die eigene Theatergruppe zu bewältigen. Und
alle Gesamtleiter in Hessen werden an dieser Stelle heftig mit dem Kopf nicken und mir bestätigen, dass man
eben als solcher, egal ob Amateur oder Profi, immer mit
beiden Händen im Morast steckt. In einem schönen, kreativen Morast durchaus, aber man hat grundsätzlich für
etwas anderes, ein anderes Hobby, einen Sport, ja selbst
eine Religion, kaum mehr Zeit!
Nun - findig, wie meine Vorgängerin Barbara nun einmal war, hatte sie wohl ermittelt, dass ich in meinem
Hauptberuf im kommenden Jahr verrentet werde. Na
und dann, dann hat man ja plötzlich wieder mehr Zeit als
zuvor. Recht hat sie. Und ich bin das Problem los, meine
Zeit selbst planen zu müssen.
Manchmal ist das Schicksal gnädig mit uns Amateurkünstlern!
Zweitens: Und da hatte ich auch schon den guten Fang,
der dieses neue Amt zumindest für mich ist. Ich freue
mich riesig, mich in meiner neuen Zeit, meinem neuen
Lebensabschnitt, für das stark machen zu können, was
mein Leben wie nichts anderes zuvor prägte. Ich liebe
die Arbeit im und für das Theater, öffne und schließe seit
mehr als 30 Jahren den Vorhang der Assenheimer Bühne
und kann aus der Praxis als amateurschaffender Theaterhungriger hoffentlich viele unserer Bedürfnisse und
Möglichkeiten erkennen, ausloten und die Arbeit für alle
Mitgliedsbühnen leichter, effizienter und umfassender
gestalten.
Das wäre mein erklärtes Ziel. Die Unterstützung des gesamten Vorstandes ist mir gewiss und bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch beim gesamten Vorstand,
insbesondere bei Frank Weymann und der ehemaligen
Vorsitzenden Barbara Zorn für die Beratung, Unterstützung und Hilfestellung für einen guten „Anfang“ bedanken!
Nachdem ich mich nun mit den Aufgaben im Landesverband vertraut gemacht habe, zeichnen sich für mich
folgende Schwerpunkte in der Verbandsarbeit ab:
2.
Unseren Beratungsservice deutlich erweitern.
3.
Kontinuierliche und ausgeprägte Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit betreiben.
4.
Unseren Mitgliederbestand wesentlich
erweitern, um
1. Wir wollen die finanziellen Rahmenbedingungen
wesentlich verbessern, um:
Mit dem Wunsch und der Bitte auf eine weiterhin vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen unserer 13.
Ausgabe von „ungeschminkt“!
•
Die Jugendarbeit bei den Bühnen optimal zu
unterstützen und ein Jugendförderprogramm
hessenweit einzurichten (außer- und innerschulische Jugendarbeit).
•
Unsere Seminare und Lehrgänge noch attraktiver, homogener und vielseitiger zu gestalten.
•
Wettbewerbe auszuschreiben und damit kulturelle Vielfalt, Kreativität und Motivation zu
mobilisieren.
•
Landesweite Festivals ein- und ausrichten, um
damit die Verbandsnähe und -verbundenheit
unserer Bühnen zu stärken und Politik und Gesellschaft verstärkt auf die zentralen Belange
und Aufgaben des Landesverbandes aufmerksam zu machen.
a)unsere Basis zu verbreitern und
b)hierdurch bereits die finanziellen Rahmenbedingungen zu verbessern (bis zu 200 Bühnen –geschätzt- sind noch nicht in unserem Dachverband
organisiert).
Neben der Bewältigung der allgemeinen Verbandsarbeit
haben wir uns eine Fülle von Aufgaben gestellt, um gesellschaftsorientierte Bildungs- und Förderprogramme
noch umfassender als bisher zu entwickeln und zu ermöglichen und damit Schlüsselkompetenzen im individuellen, kulturellen und sozialen Bereich zu vermitteln!
Ich hoffe, vertraue und setze auf das Engagement und
die Initiativen als auch auf den Rückhalt der Mitglieder
in unserem Verband.
Helft uns, wenn wir Informationen über eure Bühnen benötigen; sendet uns die Fragebögen zurück, die wir an
euch richten. Dies gilt ganz besonders auch für den Fragebogen des BDAT, den ihr mit dieser Ausgabe erhaltet.
Ohne die erforderlichen Informationen z. B. zur Jugendarbeit, können wir keine geeigneten Förderprogramme
aufbauen oder gezielte Unterstützung anbieten und
können wir die Vielzahl der Aufgaben, die der Landesverband zu bewältigen hat -und bewältigen will- nicht
sachgerecht steuern.
An dieser Stelle möchte ich schon jetzt auf unseren
nächsten Landesverbandstag am 27. März 2010 in
Hirzenhain bei unserer Mitgliedsbühne „Die Mühlengeister e.V.“ aufmerksam machen.
Bitte reserviert euch diesen Termin!
Wie immer erfolgt natürlich vier Wochen vor der Versammlung eine gesonderte Einladung!
Und zum letzten Mal zurück zum „Anfang“:
Mit ein bisschen Zeit, Geduld und Spucke kriegen wir
das alles schon hin. Ihr, der Vorstand und der neue Vorsitzende. Und deshalb ist dieser „Anfang“ auch sicherlich
bald spürbar ein wirklich guter „Fang“ für alle!
Euer
Norbert Deforth
ungeschminkt August 2009
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Seminar „Musical for Kids“
Herzlichen Glückwunsch für
50 Jahre erfolgreiche
vom 27. – 29. März 2009
Theaterarbeit!
Schnicke – Schnacke - Haifischkacke, HEY, HEY, HEY
Es waren 13 Teilnehmer, die an der
Fortbildung „Musical for Kids“ teilnehmen wollten. Keiner von ihnen
konnte ahnen, dass auf sie ein Wochenende voller Piratenabenteuer,
Gesang, Tanz und Spiel wartete…
Nach Ankunft, Einzug und Stärkung
stellte sich die Crew und insbesondere die drei Referenten Kathy Becker,
Kerstin Kornetzky und Reimar Lorenz, untereinander vor. Um selbst
durch Schauspiel, Tanz und Gesang
zu erfahren, wie man mit Kindern
ein Musical einstudieren kann, wurde
das Kindermusical Haifischkacke von
dem Team der Schmunzellotte ausgesucht.
Und schon ging es los. Mit einem
lauten Hey- Hoh wurden uns, nach
dem Aufwärmen der „einzig richtige“
Piratengruß und der erste Song mit
seinem Tanz beigebracht.
Sofort merkte man eine starke Gruppendynamik und den Spaß, den alle
dabei hatten.
Es gab viele praktische Übungen und
Anregungen in allen drei Bereichen.
Am nächsten Tag teilte sich die Gruppe. Während die einen Szenen erarbeiteten, bekamen die anderen Gesangsunterricht oder mussten sich im
Fechtkampf behaupten.
Da unsere Referenten den kompletten
Lehrgang super getimt hatten, kam es
kein einziges Mal vor, dass man nichts
„an Deck“ zu tun hatte.
Der Samstagabend gestaltete sich in
Form von Darbietungen der erarbeiteten Szenen und Liedern des kompletten Tages. Und als uns später gesagt wurde, dass es genug für heute
sei, wollte keiner gehen, denn Reimer
Lorenz (Musiker) sorgte für ein ganz
privates Konzert.
Alle Teilnehmer und zwar ausnahmslos alle, hatten einen Riesenspaß und
der ein oder andere vielleicht sogar
ein wenig Muskelkater.
Der Sonntag stand unter dem Motto
„Theorie“. Konkret gewordene Fragen
zu Organisation, Proben, Durchführungen und der Entstehung und Entwicklung eines solchen Stückes wurden jedem beantwortet. Dann durften
wir noch die DVD der Original Haifischkacke- Aufführung sehen.
Als jeder mit seinem Staunen fertig
war, gab es natürlich noch die FazitRunde an Deck und jeder Teilnehmer
konnte sich so einiges für sich und
seinen Verein mitnehmen. Daher bin
ich schon ganz gespannt, wie viele
Musical - Inszenierungen es in der
nahen Zukunft auf den Bühnen des
Landesverbands geben wird. Denn
am Ende des Lehrgangs waren die
Scheu und Angst, sich an eine Musical Produktion zu wagen, ob mit oder
ohne Kinder, bei den meisten wie
fortgeweht…..Ahoi!!!
Das
Amateurtheater Kassel -
Auf Tour feiert in diesem Jahr sein
fünfzigjähriges Bestehen. Zu diesem Event war auch der Vorstand
des Landesverbandes eingeladen.
Norbert Deforth und Frank Weymann nahmen die Gelegenheit
wahr und machten den ersten gemeinsamen Besuch, um den Jubilaren die Glückwünsche des LV zu
überbringen. Bei einem Empfang
in Kassel-Waldau trafen sich viele
Mitglieder, Gönner und Freunde
des Vereins, um eine gemeinsame Feierstunde miteinander zu
verbringen.
Die
Redaktion
der
Verbandszeitung „ungeschminkt“
wird über den Verein und seine
Aktivitäten in der nächsten Ausgabe noch ausführlich berichten.
25 Jahre erfolgreiche Theaterarbeit feiert die Laienspielgruppe Ehringshausen!
Auch den Ehringshäusern gratulieren wir ganz herzlich, auch
ihnen wird der Vorstand einen
Julia Wynohradnyk
Besuch abstatten und auch über
diesen Verein, sein Jubiläum und
seine Aktivitäten werden wir in
der nächsten Ausgabe berichten.
Seminare des Landesverbandes
Aktuelle Informationen findet ihr stets im Internet: http://www.amateurtheater-hessen.de
Termin
Titel
Ort
Referent
LV-Betreuer
13. bis 16. August 2009
KiJu - Theatercamp
Burg Wallenstein
Ahne / NN
Wiedergrün / Damen
September 2009
Leiter f. Kinder u. Jugendliche
bei einer Bühne
Wiedergrün/Damen
Wiedergrün/Damen
04. - 06. September 2009
Regie
AfL Weilburg
Brigitte Leistikow
I. Suhr
23. - 25. Oktober 2009
Bühnenmalerei
Boglerhaus
Gerd Brückmann
Wolfgang Hartmann
06. - 08. November 2009
Schminken (NUR für Fortgeschrittene Teilnehmer!!!)
JH Kassel
Michaela Porsch
Barbara Zorn
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ungeschminkt August 2009
Agatha Christie:
...und dann gabs keines mehr!
Mengeringhausen
Das StattTheater Mengeringhausen spielte mit Glanz und
Leidenschaft Agatha Christies „Und dann gab‘s keines
mehr“. Es gelang der Truppe von Dr. Norbert Wirtz, mit
Witz, viel Spannung und tollen Effekten ein weiteres Mal
die Zuschauer zu verzücken und sie in ihren Bann zu ziehen.
Gespielt wurde das Stück ,,Und dann gab’s keines mehr?“
von Agatha Christie, das die Autorin in Anlehnung an
das Kinderlied zunächst unter dem Namen ,,10 kleine
Negerlein“ veröffentlicht hatte. Das Stück
wurde jedoch, um
jegliche Diskriminierungsvorwürfe abzuwehren, inzwischen
umbenannt.
Geradezu profihaft
verkörperten
die
S chauspielerinnen
und Schauspieler die
Personen, die nach
und nach von einem
unbekannten Mörder
ausgeschaltet
werden, weil sie alle
sich
verschiedener
Verbrechen
schuldig gemacht haben:
Die leichtfertige reiche Miss Marston
(Rebecca Engelhard/
Corinna Hess), das
diensteifrige Butlerehepaar Rogers (sehr
engagiert gespielt von
Annegret Bartsch und
Reinhard Bandow),
der alte, schwerhörige
General Mackenzie,
mit dem der großartig
agierende Reinhold
Bernauer etliche Lacher hervorrief, die
Lady Emily Brent,
deren Hartherzigkeit
und Intoleranz Erika
Pallagst mit großer
Bühnenpräsenz verkörperte, der Detektiv William Blore (Jan
Weber) und die Ärztin Dr.Armstrong (Constanze Neuse), denen es überzeugend gelang, die sich allmählich
bis zur Hysterie steigernde Angst darzustellen, den Offizier Lombard, dessen Leichtlebigkeit Raphael Jöbges mit
großer Ausstrahlung verkörperte, die Sekretärin Vera
Claythorne, deren wachsende Verzweiflung Nicole Deus
intensiv emotional spielte, und Sir Lawrence Wargrave,
der von Rudolf Künstel im Finale so dämonisch dargeboten wurde, dass keiner der Zuschauer unberührt blieb.
Es gab Stellen, an denen mir wirklich ein kalter Schauer über den Rücken lief. Das lag aber nicht nur am
überzeugenden schauspielerischen
Talent der Akteure, sondern auch
an passend verwendeten Effekten.
fw
Spielplan 2. Halbjahr 2009
Die Geierwally
Alpen-Comedy-Krimi von Walter
Bockmayer
Regie: Rainer Hutwelker; Rudolf
Künstel
Geierwally ist Volkstheater, Comedy-Theater in der legendären Fassung von Walter Bockmayer. Geierwally ist eine Frau auf der Suche
nach „einem, der mi lieb hat, und
zwar so wie i bin, mit Geier!“
Comedy im Herbst – heiß und
schrill – wieder ein Kölner-KultStück.
Premiere: 11.09.2009 um 20 Uhr
im Theaterladen an der Kirche
Vorstellungen: 12.09. / 18.09. /
19.09. und 26.09.09 jeweils um 20
Uhr; sowie am 27.09.09 um 18 Uhr
Kartenservice: 05691 / 36 01 oder
per E-Mail: kartenvorverkauf@
statt-theater.net
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Jeder Sportler wärmt sich auf...
Ankommen, begrüßen, umziehen, ein kurzer Blick ins Textbuch und ab auf die Bühne. So oder so ähnlich sieht die Probenarbeit
vieler Theater aus. Warum werden die Möglichkeiten von WarmUp-Übungen vor der Theaterarbeit nicht genutzt. Natürlich
ist es für die Spielleitung immer wieder aufwändig sich Übungen für den Einstieg zu überlegen, aber die Chancen, gezielt an
Stärken und Schwächen zu arbeiten, sollten nicht verschenkt werden. Ich möchte mich hier besonders an die „Zögerlichen“
wenden und ihnen einige Übungen vorstellen. Vielleicht der erste Schritt zur Veränderung eines Probenabends. Natürlich
habe ich diese Übungen nicht selbst erfunden. Viele sind in der einschlägigen Literatur zu finden oder ich habe sie auf
Seminaren kennengelernt. Einige der Übungen habe ich den eigenen Anforderungen ein wenig angepasst.
Ohne Kommentar
Diese einfache Übung gibt es in vielen
verschiedenen Varianten. Hier sei eine
vorgestellt, die sich besonders zum Ankommen eignet.
Alle stehen im Kreis. Eine/r beginnt
mit einer pantomimischen Bewegung,
die der eigenen momentanen Stimmungslage entspricht. Die Bewegung
wird pantomimisch im Kreis weitergegeben. Es folgt die/der Nächste. Wichtig ist, das die dargestellten Bewegungen von den anderen nicht kommentiert werden.
So lassen sich spielerisch die Stimmungen innerhalb des Teams erkennen.
Klatschkreis
Eine Übung für Konzentration und Kooperation.
Alle stehen im Kreis. Ein „Klatschimpuls“ soll nun im Kreis herumgegeben
werden. Dabei ist es wichtig beim Weitergeben und Empfangen Blickkontakt zueinander zu haben. Wenn der
Impuls schnell im Kreis herumläuft
sind Varianten möglich. Richtungswechsel: Beantwortet ein Empfänger
des Impulses das Klatschen mit einem
„Doppelklatschen“ zum Sender, wechselt die Richtung und der Impuls geht
zurück. Später ist auch eine Weitergabe des Impulses durch den Kreis möglich. Große Gruppen können auch mit
zwei Impulsen arbeiten, die weitergegeben werden.
Über die Brücke
Eine Ausdrucks- und Statusübung.
Die Spieler/innen stellen sich eine imaginäre schmale Brücke über einem Abgrund vor. Eventuell begrenzt durch
Stühle an den Brückenpfeilern. Jetzt
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werden immer wieder unterschiedliche Paare gebildet, die sich von 2
Seiten der Brücke nähern und diese
überqueren wollen. Bevor die Spieler/
innen starten, überlegen sie sich einen
eigenen Persönlichkeits-Status. (Skala
-3, -2, -1- 0, +1, +2, +3) Dann überqueren sie die Brücke. Bei dieser Übung
sollte nicht gesprochen werden.
Nachdem die Brücke überquert wurde
tauschen sich beide über ihren selbstgewählten Status aus. Als Variante der
Übung kann man auch Gruppen über
die Brücke schicken.
Begegnungen
Diese spielerische Übung eignet sich
auch gut für Gruppen, die sich noch
nicht kennen.
Die Gruppe geht im Raum umher.
Immer, wenn zwei zusammentreffen,
werden die Begegnungen (nach Vorgabe der Spielleitung) gespielt. Einige
Beispiele: „sich die Hand reichen“, „sich
umarmen“, „jemandem ein Geheimnis
erzählen“, „eine flüchtige Begrüßung“,
… Als Aufgabe können auch die Gruppenmitglieder weitere Vorgaben geben.
Spiegelpantomime
Ein „Klassiker“ der Theaterübungen ist
sicher die Spiegelpantomime. Ich setzte
sie immer wieder gern ein, um den Spielerinnen und Spielern zu zeigen, dass das
Miteinander das Wichtigste der Theaterarbeit ist. Die Übung funktioniert nur,
wenn man dem Spiegelbild die Chance
gibt, den Bewegungen auch folgen zu
können.
Es werden jeweils Paare gebildet. Beide Partner stehen im Abstand von ca.
einem Meter voreinander. Es wird vereinbart, wer „Spiegelbild“ ist. Dann beginnt der Partner mit Bewegungen vor
dem Spiegel. Das Spiegelbild versucht
den Bewegungen zu folgen. Nach einiger Zeit wird getauscht. Auch bei
dieser Übung sollte möglichst nicht
gesprochen werden.
Im Auge behalten
Eine weitere Übung aus dem Bereich
Wahrnehmung und Konzentration.
Bei dieser Übung werden Paare gebildet. Die Paare beginnen dann, sich im
Raum zu bewegen. Dabei dürfen sie
sich nicht aus den Augen lassen. Es
sollte immer Blickkontakt bestehen.
Allmählich kann der Zwischenraum
zwischen beiden vergrößert werden
und auch das Tempo der Bewegung
kann erhöht werden. Achtung: Es
befinden sich noch andere Paare im
Raum. Zusammenstöße sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Natürlich gibt es zu vielen Bereichen
noch zahlreiche Übungen. Sollte die
Leserschaft an der Fortsetzung dieser
Reihe interessiert sein, bin ich gern bereit, auch in den nächsten Ausgaben
weitere Übungen vorzustellen.
Jörg Dreismann (Teenagerspätlese)
[email protected]
Anm. d. Redaktion:
Wir freuen uns immer über ein Feedback unserer Leserinnen und Leser.
Fotos: Frank Weymann
„An der Arche um Acht“
Doch dann kommen sie
auf die rettende Idee…
Im Mai 2009 gab es bei der Oberndorfer Theatergruppe
Inkognito wahrlich ein Kultur-Light der besonderen Art.
In der Kleinkunstbühne „Die Fabrik“ zeigte die rührige
Amateurbühne ein Schauspiel für die ganze Familie aus
der Feder von Ulrich Hub mit viel Biss, Göttlichkeit und
Hintergründigkeit.
In Ulrich Hubs Stück stinkt es nicht nur nach Fisch, sondern vor allem nach Komödie. An der Arche um Acht –
das ist die Verabredung, die
die Taube mit
zwei Pinguinen getroffen
hat, denn die
gehören zu den
Auserwählten,
die auf die Arche Noah dürfen. Das stellt
die beiden vor
ein großes Problem: sie können unmöglich
ihren Freund,
den
dritten
Pinguin,
im
Stich lassen.
Schnell hatten sich die
Schauspielerinnen
in
die Herzen des Publikums eingespielt. Das
Publikum belohnte die
gelungene Inszenierung
für den wortwitzigen
und
wortgewaltigen
Glaubenssatzabtausch.
Nicht nur die Kostüme,
sondern vor allem die
grandiose Mimik der
Pinguine und der Taube verdienen große Anerkennung. Allein ihr
Blick – so köstlich komisch – löst immer wieder herzhafte Lacher aus. Die Crew
um Dr. Monika Fingerhut hat sich zudem noch eine Reihe
an köstlichen Gags einfallen lassen, so dass das Stück auch
für weniger bibelfeste Zuschauer zum reinen Vergnügen
wurde. Gerade aber auch die Hintersinnigkeit, die das
Stück abverlangt, wie zum Beispiel die Frage nach Gott,
der menschlichen Existenz, Selbstbestimmung, Toleranz,
Verantwortung und Mut, kommt beim Publikum gut an.
Inkognito ist ein echter Coup ohne jede Einschränkung
gelungen.
Felix Wiedergrün
„Salmünsterer Theaterführungen“
Beim Ensemble feel-X e.V. in Bad Soden-Salmünster geht es
seit diesem Jahr recht historisch zu. Passend zur Inszenierung
„Rotz und Wasser – die tapferen Frauen von Salmünster“ – eine
Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg – entwickelte die
Amateurbühne gemeinsam mit Stadtführerin Tanja Steinbock die
„Salmünsterer Theaterführungen“. Dabei handelt es sich nicht um
eine klassische Stadtführung, sondern um eine Führung, in der
die Teilnehmer in eine bestimmte Epoche mitgenommen werden
und von Darstellern des Ensemble feel-X an verschiedenen Orten
in der Stadt in Form kleiner Theaterszenen in Salmünsterer
Mundart Wissenswertes über die Stadt erfahren.
Derzeit läuft die Theaterführung „Der Schlüssel zum Glück“
mit insgesamt 11 Darstellern und entführt die Gäste in das
Salmünster des Jahres 1706. An der „Antoniusruh“ gegenüber dem
katholischen Pfarrheim der Kirchengemeinde St. Peter und Paul
begrüßt Sie die Gastwirtin Josse Weisbecker (Tanja Steinbock)
vom Roten Ochsen. Während der historischen Altstadtführung
begegnen unsere Gäste verschiedenen Salmünsterer Gesichtern
(u.a. einem Mönch, einer Bäuerin, dem Torwächter der Stadt,
einer Magd und vielen anderen Überraschungsgästen).Die
nächste öffentliche Führung findet am Sa., den 01.August um 17
Uhr anlässlich des Salmünsterer Altstadtfestes statt. Nach und
nach wird das Führungsangebot um weitere Themenführungen
ergänzt. Da wir unser touristisches Angebot in Bad Soden-
Salmünster erst aufbauen, ist derzeit nur die
Führung „Der Schlüssel zum Glück“ möglich.
Im Anschluss der Führung sammeln wir für die
Anschaffung einer zweiten „Tapferen Frau von
Salmünster“-Figur, die das vorhandene Denkmal ergänzen soll.
Alle Anfragen, Buchungen und Wünsche richten Sie bitte an:
Tanja Steinbock, Tel. (06056) 900064, Email: theaterfuehrung@
ensemble-feelx.de oder auf der HP: www.ensemble-feelx.de
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Ehrungen im Wehlheider Hoftheater
Ein Amatuertheater mit langer Tradition
Das Wehlheider Hoftheater (WHT) wurde im Jahre 1911 gegründet. Damals war es noch eine
Theaterabteilung im „Arbeiter-Fortbildungs-Verein-Kassel“. Im Jahre 2011 feiert das WHT also
sein 100 jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass wird dann auch der Landesverbandstag in Kassel
stattfinden. In einem Amateurtheater mit einer solch langen Tradition gibt es natürlich immer
wieder Jubiläen zu vermelden, und so war es auch am 9. Mai 2009 mal wieder soweit, dass der
Vorsitzende des WHT, Eberhard Horn, einige Ehrungen vorzunehmen hatte. Da war es zum
einen der Universalhandwerker Ulrich Trott, der dem Verein seit 25 Jahren angehört; der
nächste im Reigen der Jubilare war Wolfgang Reiter, der sich nicht nur als Spieler, sondern auch als Regisseur einen Namen gemacht hat. Auch er gehört seit 25 Jahren dazu.
Der dritte 25 er war Michael Henze, welcher zwar momentan aus Zeitgründen inaktiv ist, dem Verein aber weiterhin die Treue hält. Die Vierte im Bunde war Barbara
Unger, die ebenfalls
für eine 25-jährige
Mitgliedschaft geehrt wurde, sie war
an diesem Abend
leider
verhindert.
Die Ehrung erfolgte im Anschluss an die
Vorstellung des Stückes
„Im weißen Rössl“, dadurch
wurde die Ehrung
auch in einem Ulrich Trott, der nicht nur bei der Bühnensehr schönen Rah- technik, sondern auch im Bereich Bühnenbau nicht wegzudenken ist.
men durchgeführt.
Frank Weymann,
als stellvertr. Vorsitzender des Landsverbandes, gratuvon links: Ulrich Trott, Michael Henze, der Vorsitzende Eberhard Horn - hier
lierte den Jubilaren im Namen des Verbandes und hatte
noch in seinem Kostüm als Kaiser Franz Joseph II - und Wolfgang Reiter.
die ehrenvolle Aufgabe die Ehrennadeln zu überreichen.
Fotos: Frank Weymann
Besuch des Bildungsreferenten des BDAT im Wehlheider Hoftheater
Am 2. Mai 2009 erhielt das Wehlheider
Hoftheater Besuch von Dr. Lars Göhmann,
dem Bildungsreferenten des BDAT. Lars
Göhmann, der auch die „Jugendakademie
für darstellende Künste“ leitet, weilte an
diesem Wochenende zu einem Jugendtheaterseminar in Paderborn, und weil einer
der Seminarteilnehmer - Merlin Wagner
- ein Mitglied des WHT ist, und dieser am
Abend des 2. Mai seinen Auftritt als Sigismund Sülzheimer zu absolvieren hatte,
war sich der Bildungsreferent des BDAT
auch nicht zu schade, hier als Fahrbereitschaft einzuspringen. So konnte sich Lars
Göhmann die Vorstellung des WHT ansehen und anschließend nahm er Merlin
Wagner wieder mit nach Paderborn, wo
das Seminar anderntags weiter ging.
Ausgesprochen beeindruckt zeigte sich
Göhmann nicht nur von den Räumlich-
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ungeschminkt August 2009
keiten des Cassalla Theaters, wo die Vorstellungen des WHT stattfinden, sondern
der durchaus nicht unkritisch zu nennende Bildungsreferent lobte auch die
Leistung des Ensembles und prophezeite
dem Vorsitzenden Eberhard Horn, im
Hinblick auf Merlin Wagner: „In ein paar
Jahren werdet ihr richtig Geld bezahlen
müssen, wenn ihr den Merlin sehen oder
hören wollt!“.
Merlin, der mit einer sehr guten Sing- und
Sprechstimme gesegnet ist, hat eine Ausbildung als Opernsänger ins Auge gefasst
und nach Aussage von Dr. Lars Göhmann
sind seine Chancen ausgezeichnet.
Dieses Beispiel macht wieder einmal
deutlich, dass die Angebote der Jugendakademie ausgesprochen gut und sinnvoll
sind und durchaus als Startschuss zu einer
Bühnenkarriere dienen können.
Von links: Dr. Lars Göhmann,
Merlin Wagner und Eberhard Horn
Die Langendölschen Uulen
Ein besonders warmer Tag
Die „Langendölschen Uulen“, was in Hochdeutsch so viel
heißt wie „Die Eulen aus Langenthal“, sind im nordwestlichen Zipfel von Hessen beheimatet. Langenthal als Ortsteil
von Trendelburg liegt zwar noch in Hessen, aber ganz dicht
an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Wenn man von
hier aus nach Osten fährt, ist man aber auch sehr schnell
an der Grenze zu Niedersachsen. Das heißt, es hätte nicht
viel gefehlt und die Langendölschen Uulen wären in NRW
oder in Niedersachsen angesiedelt.
In diesem Falle wäre uns etwas entgangen, nämlich das
Vergnügen, welches diese Amateurtheatergruppe ihrem
hessischen Publikum seit 1996 alljährlich zu bieten hat.
Ich besuchte die Uulen im Jahre 2008, gespielt wurde die
Komödie „Ein besonders warmer Tag“, von Brigitte Speidel. Eine turbulente Komödie war es, welche die Langendölschen Uulen ausgesucht hatten. Gespielt wurde im Gasthof Koch, und man bescherte dem Gastgeber ein volles
Haus. Eine üppig ausgestaltete Bühne erwartete den Zuschauer und darauf eine Truppe, die zu allem entschlossen
war, der es Ernst war mit dem Willen, die Zuschauer gut zu
unterhalten.
Was sich entwickelte, war ein Drama
sondergleichen, zumindest für den bemitleidenswerten Sohn Heinrich. Dessen Mutter Alwine Kleinbauer (Rosi
Pfannkuche) hatte es vor fünf Jahren
durch einen Lottogewinn zu großem
Reichtum gebracht. Durch Geldanlagen und schlichte Knauserei hat
sich dieses Geld auch noch reichlich
vermehrt und die Besitzerin fasst ins
Auge, künftig zu den besseren Kreisen
der Gesellschaft zu gehören. Künftig
sind Knecht Sepp und die Putzkraft
Lisa (Melanie Friedrich) also Butler
James und die Hausdame, während
dem Sohnemann jeglicher Damenbesuch verwehrt wird. Man könnte es ja
auf das Vermögen abgesehen haben...
„Den Hals hätt er sich brechen können
- zum Glück wars nur die Kniescheibe.“ Eine nüchterne
Einschätzungen der Ausgangslage von Thomas Alberding alias Sepp Grumphuber zu einem Reitunfall von
Heinrich Kleinbauer (Heiko Baumann). Dieser war
durch einen Reitunfall an einen Gartenstuhl gefesselt.
Und an einen uralten Rollstuhl.
Der malade Heinrich muss sich also auf Einiges gefasst machen, denn seine Mutter hat ihm eine Krankenschwester organisiert, mit dem treffenden Namen
„Rosa Zorn“ (Eleonore Noll).
Es entspinnt sich dann einer von vielen herrlichen Dialogen, so zwischen Heinrich und seinem Kumpel, dem
Arzt Alfons Heilsam (Frank Pfannkuche-Aberfeld):
„Du kennst meine Mutter, da wirst du ja wissen, wie
die Krankenschwester ausschaut!“- „Auf keinen Fall
blond!“ Und eine Bettpfanne wird nicht das Einzige
sein, das sie ihm aufzwingen wird...
Kumpel Alfons hat überhaupt recht interessante
Ansichten, so erläutert er
beispielsweise den Zustand
einer Gehirnerschütterung
mit einem Griff zur Weinflasche: „Dein Gehirn ist erschüttert, weil deine Leber
festgestellt hat, dass sie lange nichts Ordentliches mehr
zu trinken bekommen hat“.
Zu allem Überfluss tauchen
dann auch noch ein Adelsvertreter - Rüdiger von
Schreckenstein
(Michael
Dreißig) - als Verehrer Alwine Kleinbauers wie auch Kathi
Ehrlich (Sylvia Hempel) als in
Heinrich Verliebte auf, was das
Ganze natürlich wesentlich verkompliziert. Erst recht, als ein
Geheimnis um Heinrichs Vater
aufkommt...
Die Theatergruppe hat ein flott
inszeniertes und überaus witziges Stück auf die kleine Bühne
gebracht, das den Zuschauern
einen genussreichen und unbeschwerten Theaterabend beschert. fw
Fotos: Frank Weymann
ungeschminkt August 2009
9
Herzlichen Glückwunsch, Wolfgang Stock
Ein „echte Flerschemer“, doch „Krankehaus-Meenzer“ (fler- über unsere regionalen Grenzen hinaus bekannt, denn eine
schemer Platt für jemanden, der in Flörsheim am Main lebt Vielzahl ist im Deutschen Theaterverlag Weinheim erschieund aufgewachsen ist, aber in einem Mainzer Krankenhaus nen und hat den Weg auf andere Amateurbühnen gefunden.
das Licht der Welt erblickte).
Dass seine Arbeiten nicht unbemerkt geblieben sind, zeiGelernter Einzelhandelskaufmann mit eigenem Lebensmit- gen die Ehrungen, auf die Wolfgang Stock stolz sein kann.
telladen, später Angestellter beim Statistischen Bundes- Der Literaturpreis des Bistums Trier (1996) für seinen Einamt.
akter „Vier Schirme“, die Silberne Bürgermedaille (1996) für
Langjähriger Tischtennis-Spieler, Autor zahlreicher The- „Das Neue Spiel zum Verlobten Tag“, die Ehrenurkunde des
aterstücke, Schauspieler, Regisseur, künstlerischer Leiter. Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst für besonDas sind die Schlagworte, die mir einfallen, als ich gebe- dere Verdienste um das kulturelle Leben in Hessen (2005)
ten werde, einen Artikel über Wolfgang Stock zu verfassen. und schließlich der Bürgerpreis der Taunus-Sparkasse in der
Der Anlass: sein 80. Geburtstag am 21. Dezember 2008. Kategorie Lebenswerk (2006).
Ich stehe im Foyer der Flörsheimer Stadthalle und lasse Ob bei den internationalen Theatertagen des AACT (Amemeinen Blick über die Gäste schweifen, die sich anläss- rican Association of Community Theatre) in Des Moilich dieses runden Jahrestages hier eingefunden haben. nes, USA, oder, mit nicht ganz so weiter Anreise, auch
Seine Frau, seine beiden Töchter mit ihren Familien; die En- bei den Theatertagen in Hanau, bei der Produktion eikel haben für ihren Opa einen kleinen Vortrag vorbereitet. nes Hörspiels oder der Inszenierung eines Stücks anFamilie, Freunde, Nachbarn und Bekannte, Vertreter der lässlich der 1175-Jahrfeier der Stadt Flörsheim am Main,
Stadt Flörsheim am Main und der Kirche, Mitglieder des Wolfgang Stock ist immer mit viel Engagement dabei.
TUS Massenheim, in dem Wolfgang Stock schon viele JahBei der letzten Produktion im November 2008 stand er,
re aktives Mitglied ist. Und schließlich, Vereinsmitnach vielen Jahren, sogar selbst wieder als Schauglieder des FAT, dem Flörsheimer Amateurtheater,
spieler auf der Bühne. Er ist kurzfristig für einen
zu dessen Gründungsmitgliedern sich Wolfgang
unserer Mitspieler eingesprungen. Nach vielen
Stock zählen darf. Hat er doch vor 28 Jahren engaJahren Regie mag es für ihn ungewohnt gewesen
giert mitgeholfen, den Verein ins Leben zu rufen.
sein, als Schauspieler nach Anweisungen eines
“Es geht los!“ Eine Mitspielerin unterbricht meine
anderen Spielleiters zu agieren; den Text ausGedanken über einen geeigneten Text zu Ehwendig zu lernen, dürfte ihm allerdings weniger
ren des Geburtstagskindes. Die „Pflicht“ ruft.
Probleme bereitet haben – schließlich stand eiGerne erfüllte Pflicht, denn was wäre
nes seiner eigenen Stücke auf dem Programm. „Die
der Geburtstag eines solchen TheWelt isse Goldgrub“ erlebte Premiere und Uraterfreundes ohne Theater? Wir
aufführung zugleich und rundete seine „Flörshaben einen kurzen Sketch vorheimer Trilogie“ - die 1996 mit dem „Neuen
bereitet („Das Gewand“), natürlich
Spiel zum Verlobten Tag begann und 2003 mit
aus der Feder Wolfgang Stocks,
„Feier de Moo brennt“ fortgesetzt wurde - ab.
der mit Begeisterung von Jubilar
Doch auch wenn die Trilogie mit drei Teilen
und Geburtstagsgästen aufgenun vollständig ist, ein Anlass für ein neunommen wird. Im Anschluss dares Theaterstück findet sich
an präsentieren wir ein Potpourri
leicht und so bin ich gespannt,
von heiteren, aber auch ernsten
mit was uns Wolfgang Stock
Szenen aus Stock’schen Stücken
das nächste Mal überrascht.
und Einaktern. Die ZusammenUnsere kleine Darbietung war
stellung war uns gar nicht leicht
erfolgreich,
mit einer kurzen
Der Jubilar Wolfgang Stock
gefallen, hatten wir doch die Qual der Auswahl aus rund Rede bedankt sich das Geburtstagskind bei allen Gratulan60 verschiedenen Werken. Entstanden ist ein von 14 Spie- ten. Und während wir auf den Jubilar anstoßen, denke ich,
lerinnen und Spielern vorgetragener „Blumenstrauß“ aus bei einem solch abwechslungsreichen Leben und 60 spanalten und neuen Szenen, wie „Das Kaninchen“, „Die Welt nenden und unterhaltsamen Theaterstücken, da wird mir
isse Goldgrub“, „Wenn die schönen Blüten blühen“, „Das wohl ein kurzer Text auf Wolfgang Stock einfallen!
Neue Spiel zum Verlobten Tag“, um nur einige zu nennen.
Alles keine Unbekannten und nicht nur den Flörsheimer Zu- Text: Andrea Dudek / Foto: Stefan Theimer
schauern ein Begriff. Die Stücke Wolfgang Stocks sind weit
Spieltermine Herborner Heimatspiele e.V.
Info/Karten: 02772/957670, www.kusch-herborn.de
„In Bauschs Garten“
Freitag,
21. August 2009 um 20:00 Uhr
Mittwoch, 02. September 2009 um 20:00 Uhr
Samstag, 22. August 2009 um 20:00 Uhr
Freitag,
Mittwoch, 26. August 2009 um 20:00 Uhr
Samstag, 05. September 2009 um 20:00 Uhr
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ungeschminkt August 2009
04. September 2009 um 20:00 Uhr
Mitteilungen und Informationen
des Landesverbandes
Neu im
Arbeitskreis KSK AV
Allen Mitgliedsbühnen liegt inzwischen ein Rundschreiben des BDAT
vor. In diesem Schreiben wird noch einmal auf die Wichtigkeit der Meldepflicht gegenüber der KSK hin gewiesen. Man kann dieser Meldepflicht
nur dann entgehen, wenn man der vom BDAT neu zu gründenden Ausgleichsvereinigung (AV) beitritt. Jede Bühne, die sich dieser AV anschließt,
hat zumindest den Vorteil, dass sie in den nächsten fünf Jahren nicht unangemeldet von den Prüfern der Rentenkasse geprüft wird. Der Hessische
Landesverband wird sich dieser AV in jedem Falle anschließen und der LV
Vorstand rät seinen Mitgliedsbühnen dies ebenfalls zu tun.
Änderung der Funkfrequenzzuweisungsplanverordnung!
Die zweite Verordnung zur Änderung der Frequenzzuweisungsplanverordnung hat für viele Bühnen Konsequenzen.
Wer kennt das nicht, auf großen und mittleren Bühnen, aber am häufigsten auf den Freilichtbühnen, sind sie zu sehen. Mikrofone, die den Spielern mehr oder weniger sichtbar, zumeist am Kopf, befestigt wurden, um
so die Sprache, oder den Gesang der Akteure bis zum letzten Zuschauerplatz zu übertragen.
Das geht heute natürlich drahtlos und nahezu störungsfrei mit einem Frequenzbereich von 790 – 862 MHz. Bei großen Inszenierungen, mit vielen
Darstellern werden bis zu 30 sogenannter Mikroports gleichzeitig eingesetzt, was eine ebenfalls störungsfreie und eindeutige Kanalbelegung voraussetzt.
Die Bundesregierung plant bis zum Ende des Jahres 2011 das Frequenzband von 790 MHz bis 862 MHz für den Betrieb der Funkmikrofone ersatzlos zu streichen. Ein Betrieb ist dann nicht mehr möglich. Dieser Frequenzbereich wird dann den Telekommunikationsanbietern zur Verfügung
gestellt. Damit wird der Kultur- und Unterhaltungsbranche, dem drittgrößten Wirtschaftszweig in Deutschland, ein elementares technisches
Werkzeug genommen. Das verursacht Folgekosten in Milliardenhöhe.
Die Entscheidung darüber sollte am 15. Mai 2009 im Bundesrat gefällt werden, wurde dann aber vertagt. Nach neuesten Informationen
soll dieses Thema auf der nächsten Sitzung im Juni behandelt werden.
Sobald es neue Informationen hierzu gibt, werden wir euch informieren.
Unter folgender Internetadresse findet ihr Informationen darüber vom WDRFernsehen:
http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/
getwebtvextrakt.phtml?p=10&b=227&ex=2
Deutsches Ehrenamt e.V.
Der LV prüft zurzeit einen Beitritt um künftig über eine mögliche Rahmenvereinbarung allen Mitgliedsvereinen des LV sichere Informationen zu allen Vereinsrechtsfragen und Vereinssteuerfragen als Seminarangebote zukommen zu
lassen! Außerdem beinhaltet die Mitgliedschaft auch einen „Vereins-Schutzbrief“,
der z. B. eine Vermögensschadenhaftpflicht für den persönlichen finanziellen
Schutz beinhaltet. Mehr darüber in Kürze!
Info: www.deutsches-ehrenamt.com
Da wir bestrebt sind, unsere Mitgliederzahl zu erhöhen, haben wir einen neuen Flyer entwickelt, der die Vorteile der Mitgliedschaft hervorheben soll.
Mit der heutigen Ausgabe erhaltet ihr einen solchen Flyer, den ihr verwenden
Landesverband:
Folgende Bühnen begrüßen wir
ganz herzlich im Landesverband:
Nr. 8 GV Edelweiß 1893 e. V.
Wir wünschen den neuen Mitgliedern alles Gute und eine erfolgreiche Theaterarbeit mit vielen begeisterten Zuschauern.
Achtung - Wichtig!!!
Auf der Homepage des Landesverbandes findet Ihr einen Fragebogen der KiJu-Leitung, den Ihr bitte
ausdrucken, ausfüllen und an die
KiJu-Leitung senden sollt. Vielen
Dank für Eure Unterstützung. Bisher erreichten uns nur sehr wenige Rückmeldungen!
BITTE unterstützt unsere Bemühungen, eine gute und erfolgreiche Jugendarbeit zu machen.
Herzlichst euer
Felix Wiedergrün
Für den
Terminkalender:
Der nächste
Landesverbandstag
findet am 27. März 2010
bei der Theatergruppe
Mühlengeister
in 63697 Hirzenhain statt.
Das Bundesfinanzministerium
Das BMF verschärft Satzungsanforderungen für die Ehrenamtspauschale!
Dies bedeutet eine Gefärdung der
Gemeinnützigkeit von Vereinen!
Wir werden die Vereine sobald als
möglich informieren.
könnt, um unsere Bemühungen zu unterstützen. Herzlichen Dank!
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Spielerseminar
im Boglerhaus vom 27. 02. bis 01. 03. 2009
Eine doppelte Premiere stand ins Haus, als ich mich am 27. Februar 2009
auf den Weg zum Boglerhaus machte. Ein neues Haus, das Boglerhaus in
Schwarzenborn, und einen neuen Referenten, Jörg Dreismann, galt es zu
erleben.
Für die Teilnehmer war beides ebenso neu. Der Ehrlichkeit wegen muss
ich natürlich zugeben, dass mir Jörg, als Mensch und Theatermacher,
schon bekannt war; lediglich als Referent war er neu für mich.
Im Boglerhaus, idyllisch auf dem Knüllköpfchen gelegen, erwartete uns
dann ein Herbergsteam, welches überaus freundlich, kompetent und aufmerksam war. Die Zimmer, allesamt Zweibettzimmer, waren freundlich
und zweckmäßig und es hat sich keiner der Teilnehmer über irgendwelche Mängel beklagt. Das Check-In und die Zimmerverteilung verliefen
problemlos, so konnten wir dann gemeinsam zum Abendessen gehen,
und dann ging es auch schon los.
Im Gruppenraum wurde etwas umgeräumt und schon begannen die ersten Übungen. Man musste sich erst mal kennen lernen, und dazu gibt es
ja eine Vielzahl von Möglichkeiten. Jörg hatte hier gleich ein glückliches
Händchen. Er hat die Gruppe nicht gleich überfordert, sondern fand einen sanften, aber bestimmten Einstieg in das Seminar.
Die Teilnehmer kamen von folgenden Bühnen:
Ehringshäuser Laienspielgruppe, Erstes Anspacher Kulturtheater, Wettenberger Sammelsurium, TheMa 90, Amateurbühne Espenau u. Volksbühne Bad Emstal.
Mit der Gestaltung des Seminars hatte Jörg den Geschmack der Teilnehmer nahezu perfekt getroffen und die beiden jüngsten Teilnehmerinnen,
die sich zuerst etwas verloren zwischen den „Alten“ vorkamen, integrierten sich so wunderbar in die Gruppe, dass die Stimmung an dem Wochenende einfach prima war.
Dies hat sich dann auch in der Schlussrunde bestätigt, wo es nur wenig
Kritikpunkte gab. Insgesamt kann man konstatieren, dass sowohl der Referent, als auch die Location empfehlenswert waren und beide gern wieder akzeptiert werden. fw
Fotos: Frank Weymann
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August 2009
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REZI*BABBEL
Schorsch und Gudula 2009 wieder unterwegs
„Gudula, Du nervst!“
„Ich nerve nicht, ich habe Recht!“
Dieser Satz wird auch 2009 wieder in Höchst zu hören sein. Nachdem die außerordentlich erfolgreiche Aufführung mit
Schorsch dem Bärenwirt (Mario Gesiarz) und Gudula dem Höchster Schlossgeist (Silke Wustmann), in 2008 weit über
2.000 Besucher nach Frankfurt-Höchst lockten, ist die Veranstaltung nun auch für das Jahr 2009 gesichert: Das Presseund Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, welches 2008 die Idee zu dieser Veranstaltung hatte, wird auch im
kommenden Jahr die Finanzierung sicher stellen. Und das ist gut so, meinen nicht wenige in Höchst. Entwickelte sich
diese Veranstaltung doch zu so etwas wie einem „Theaterstück vor wunderbarer Kulisse“, wie es Besucherinnen und Besucher immer wieder anmerkten.
In der Tat, binnen kürzester Zeit wurde aus dem Geheimtipp
eine Kultveranstaltung. „Die zwei sind die neuen Ortsheiligen“,
verstieg sich ein einheimischer Besucher im Oktober. Nun,
ganz so weit sind Silke Wustmann und Mario Gesiarz noch
nicht. Aber Kultstatus haben die beiden inzwischen. An neun
Stationen führen die beiden ihr Stück auf: immer erzählt Bären-Schorsch über all die aus seiner Sicht wichtigen Dinge, z.B.
die urigen Kneipen im alten Höchst. Doch Gudula, geboren in
einer feinen Familie in Kelsterbach (Schorsch: „Ausgerechnet
Kelsterbach, des is wie Offebach – nur mit K“) ist damit nicht
zufrieden und fährt ihm immer wieder in die Parade. Kultur
will sie der Veranstaltung verpassen. Doch das gelingt nicht
immer, denn zuviele Liebschaften hat sie inzwischen im alten
Höchst „gesammelt“. Tragisch für Gudula, aber höchst unterhaltsam für die Besucher.
Denn so bleibt reichlich Stoff für die zwei Protagonisten, um sich unterhaltsam rund 90 Minuten lang streitend durch
das wunderschöne Höchst zu bewegen. Fast könnte man vergessen, dass die beiden schon lange gar nicht mehr unter den
Lebenden weilen: Bären-Schorsch entschwebte 1744 in den Wirtehimmel, Gudula wurde schon 1408, nach dramatischer
Liebesgeschichte, im Keller des Höchster Schlosses eingemauert, wo sie 1560 entkommen konnte.
Dieses einzigartige Theaterstück wird 2009 in Alt-Höchst noch an folgenden Tagen aufgeführt:
30. August, 20. September und 18. Oktober
Immer Sonntags, Treffpunkt: 11.00 Uhr Schlossplatz Höchst. Der Eintritt ist frei.
Kontakt: REZI*BABBEL 069 - 37 21 18 www.rezi-babbel.de [email protected]
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Im Gasthaus „Zum Weißen Ross“ diktiert der
ehemalige Landsknecht (und derzeitige Wirt
und Bürgermeister) Johannes Lutz dem Knecht
Adam seine (vorgeblichen) Heldentaten. Gast
im „Weißen Ross“, in dem die resolute Haushälterin Roswitha das eigentliche Sagen hat, ist Erik
van Maelström, ein schwedischer Offizier, der sich
vor einigen Monaten nach Salmünster verirrt und
sich hier in vorläufige Gefangenschaft des Lutz
begeben hat. Er bleibt vor allem, weil er sich von
Catharina, der Tochter des Lutz, angezogen fühlt.
Catharina indes wartet immer noch auf die
Rückkehr ihres in den Krieg gezogenen Bräutigams Franz, von dem sie schon lange ohne Nachricht ist.
Lutz sucht stets seinen Problemen aus dem Weg
zu gehen - so im Konflikt mit Ulrike von Hutten,
Schlossherrin im Huttenschloss Bad Soden oder
ihm, dass sie ein Kind von Erik erwartet. Weitere
als ein Trupp schwedischer Reiter das Städtchen an- innere und äußere Konflikte brechen auf, der endgreifen will.
los scheinende Krieg, der draußen in der „großen
Die Frauen haben in den Kriegsjahren gelernt, al- Welt“ zu Ende ging, findet im „Weißen Ross“ neue
lein zu entscheiden, zusammenzustehen und das Nahrung. Doch die tapferen Frauen von SalmünHeft in der Hand zu behalten: Gester nehmen auch diese Herausmeinsam mit den adeligen Damen
forderung an, suchen und finden
vom Sodener Huttenschloss vergemeinsam Wege in eine bessere
teidigen sich die Frauen aus dem
Zukunft...
„Weißen Ross“ auf listige Weise
und ent­scheiden den Kampf erfolgreich für sich.
Ein Jahr später, anno 1648, verbreitet sich die Botschaft vom Friedensschluss wie ein Lauffeu­er. Erik
erfährt, dass Catharina von ihm
schwanger ist. Aber auch Hadwiga
von Hutten, die junge Schlossdame, wirbt um Eriks Gunst, der
Tobias Viering als Knecht Adam
allerdings andere Pläne gefasst
Nanina Kneip als Catharina Lutz
hat. Dann nähern sich zwei abgerissene Gestalten der Stadt - ein verletzter Marodeur und sein gewaltDies ist die Geschichte der tapfetätiger Kumpan. Der verwundete
ren Frauen von Salmünster, die der
Landsknecht ist Franz, der BräuSalmünsterer Bürger und Autor,
tigam von Cathari­na, der seinen
Wolfgang B. Moritz, schon immer
Begleiter, den brutalen Hans, eigern erzählt hat. Deshalb war er
gentlich hergeführt hat, um die
auch gern bereit dieses Stück dem
Salmünsterer Kirche zu plündern.
Ensemble feelX „auf den Leib“ zu
Die beiden Landsknechte verlanschreiben. Auf diese Weise entstand
gen Wundversorgung und Geld ein Stück dargestellte Geschichte
und beginnen, die Bewohner vom
der Stadt Bad Soden Salmünster.
„Weißen Ross“ zu drangsalieren.
Was das Team vom Ensemble feelX
Franz fordert außerdem bei CaMichaela Feldmann als Roswitha
dann daraus gemacht hat, kann sich
tharina seine Rechte als versprowirklich sehen lassen. Es stimmte,
chener Bräutigam ein. Sie gesteht
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ungeschminkt August 2009
angefangen von der Besetzung über die Kostüme bis zum Bühnenbild,
einfach alles. Dies hatte wohl auch Petrus freundlich gestimmt, denn er
sorgte für ein herrliches Premierenwetter, so dass man die Vorstellung
wirklich genießen konnte. Die schauspielerische Leistung dieses doch
recht jungen Ensembles war von Anfang bis Ende beeindruckend, alle
waren zu jeder Zeit im Spiel. Sarah Knappmeier, in einer sehr anspruchsvollen Rolle als Maria, hat außerordentlich beeindruckt, und
obwohl ich sie schon vorher persönlich kannte, habe ich sie im Spiel
zuerst nicht erkannt. Dies war ihrem fantastischen, ausdrucksvollen
Spiel und natürlich auch der Maske zu verdanken. Der Knecht Adam,
der ebenfalls eine Meisterleistung als „Gehandicapter“ bot, überzeugte mit professioneller Mimik und Gestik und auch seine Sprache war
absolut authentisch; ich glaube, einige Zuschauer hatten regelrecht
Mitleid mit diesem „armen Mann“. Diese Bemerkungen über einzelne Akteure sollen aber nicht den Eindruch erwecken, dass der Rest
nicht ebenso gut gewesen sei, ganz im
Gegenteil, hier war ein sehr gut geführtes und absolut homogenes Team auf
der Bühne, und man kann Felix Wiedergrün nur gratulieren und ihm ein
glückliches Händchen attestieren. Weil
er all dies so gut kann, und er auch einen sehr guten Draht zu Kindern und
Jugendlichen hat, sind wir, seine Kollegen und Mitstreiter vom Vorstand des
Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen e.V., auch sehr froh, dass wir
ihn als Landesjugendleiter für die Verbandsarbeit gewinnen konnten. fw
rechts oben: Felix Wiedergrün, als Bruder Matthias
und Frank L. Seidel als Bruder Markus.
rechts: Nils Knappmeier als Handelsjude Isaak,
Tobias Viering als Knecht Adam und Nick Gibson als
Johannes Lutz.
unten: Nanina Kneip als Catharina Lutz und Tobias
Viering als Knecht Adam
Fotos: Frank Weymann
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Landesverbandstag 2009
Für den diesjährigen Landesverbandstag in WettenbergWißmar, ausgerichtet vom Wettenberger Sammelsurium,
standen große Veränderungen an: Vorstands-Neuwahlen
waren angesagt, und anders als in den Jahren zuvor konnte
man nicht einfach die Hand heben, um für „Wiederwahl“
zu plädieren.
Unsere langjährige Vorsitzende, Barbara Zorn, hat beschlossen, nun in den wohlverdienten „Un-Ruhestand“ zu
gehen, und mit ihr ging auch der stellvertretende Vorsitzende, Ludgerus Damen. Also galt es, hier engagierte Personen zu finden, die den Landesverband mit seinen sehr
schwierigen finanziellen Verhältnissen zu repräsentieren,
zu leiten und zu stützen wissen.
Was lange währt, wird endlich gut. Die Suche nach einem
geeigneten Nachfolger für Barbara war nicht einfach, und
doch konnte sie noch rechtzeitig abgeschlossen werden:
Norbert Deforth, seines Zeichens Vorsitzender der Theatergruppe Assenheim, erklärte sich zur Kandidatur bereit
und wurde auch mit überwältigender Mehrheit gewählt.
unwichtige Änderung: Die neue Lehrgangskoordinatorin ist nun Ingrid Suhr, dafür hat Karin Hartmann
die Bereichsleitung Mitte übernommen, Wolfgang
Drescher ist nun der alleinige Bereichsleiter Süd. Ein
kleines „Bäumchen-wechsel-dich“ also.
Auf den weiteren Posten blieb alles beim Alten:
Schatzmeister – Thomas Bandy,
Schrift-/Protokollführerin - Antje Hörl,
Jugend – Felix Wiedergrün mit Iris Damen als kooptiertem Mitglied (was bedeutet, sie wurde nicht „ordentlich“
von der Versammlung gewählt, da die Satzung nur einen
Jugendreferenten zulässt, sondern vom Vorstand als Unterstützung berufen),
Bereichsleitung Nord – Dorothea Weymann,
Bereichsleitung Mitte – Wolfgang Hartmann
zusammen mit Karin Hartmann.
Bevor zur Wahl aufgerufen werden konnte, galt es
jedoch einen Verabschiedungs-Marathon zu absolvieren,
den aber wohl jeder der Anwesenden gern mitgemacht hat: Barbara Zorn erhielt aus der Hand des
Referatsleiters Theaterförderung im Hessischen
Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Herrn
Albert Zetzsche, die Ehrenurkunde für Kunst und
Kultur des Ministeriums. Dem schloss sich der
Vorsitzende des BDAT, Norbert Radermacher an,
der Barbara die Goldene Ehrennadel des BDAT
überreichte (Bild links).
Frank Weymann sprach für den Vorstand des
Landesverbandes und überreichte Barbara und
Ludgerus ein Abschiedsgeschenk. Und etwas
später folgte auch Barbara selbst, die noch Abschiedsworte sprach und an unseren alten und
neuen Schatzmeister, Thomas Bandy, die Goldene
Ehrennadel des BDAT überreichte, der das Amt
des Schatzmeisters nun seit 23 Jahren bekleidet.
Barbara Zorn erhält von Norbert Radermacher die Goldene Ehrennadel des BDAT.
Nun kämpft er sich durch Aktenberge, die Barbara ihm
inzwischen übergeben hat, durch Vorschriften und Paragraphen, die auch der Landesverband zu beachten hat und
durch weiteren Papierkram. „Nebenher“ bringt er sich
auch sehr kreativ in den Alltag des Landesverbandes ein
und man merkt, dass mit neuen Vorsitzenden doch auch
oft neue Ideen kommen.
So mancher – vor allem auch am Vorstandstisch – musste
sicherlich das eine oder andere Tränchen abwischen.
Die Suche nach einem Kandidaten für den Vize-Vorsitz
war schnell beendet: Frank Weymann erklärte sich bereit,
sich zusätzlich zu seinem Amt als Öffentlichkeits-/Internetbeauftragter auch für diesen Posten zur Verfügung zu
stellen. Wer Frank kennt, weiß, dass er beide Ämter auch in
Zukunft mit Engagement, Leidenschaft und seinem unwiderstehlich sonnigen, humorigen Gemüt ausfüllen wird.
Die weiteren Wahlen ergaben noch eine kleine, aber nicht
Die finanzielle Lage ist weiterhin prekär. Barbara Zorn
überreichte am 21.10.08 zusammen mit Thomas Bandy die
Petition der Bühnen im HMWK. Anwesend waren Herr
Ministerialdirigent Schmitteckert sowie Herr Albert Zetzsche, Referatsleiter im HMWK. Diese sagten eine Erhöhung der Zuschüsse um EUR 1.000 zu.
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ungeschminkt August 2009
Dieser Tag stand also ganz im Zeichen des Abschieds und
Neubeginns, und der Rest der Sitzung verlief sehr ruhig
und harmonisch, ohne große Diskussionen und Streit.
Auch weitere Beschlüsse wurden nicht gefasst.
in Wettenberg-Wißmar
Statt einem „normalen“ Jugendseminar soll in diesem
Jahr ein Kinder- und Jugend-Theater-Camp stattfinden. Einladungen und Infos wurden schon an alle Bühnen geschickt bzw. können auch auf der Internet-Seite
des Landesverbandes bzw. auf der eigenen LV-Jugendseite
im Internet abgerufen werden. Ein Dank von Norbert Deforth ging zum Schluss an Arno Schlensker und das Team
vom Wettenberger Sammelsurium für die perfekte Ausrichtung des LV-Tages, die gute Bewirtung und das Rahmenprogramm. Zum Abschluss und Abschied spielte das
Jugendorchester Krofdorf-Gleiberg. ah
Fotos: Frank Weymann
Oben: Sachkundige Führer begleiteten uns auf die Gleiburg
Unten: Barbara Zorn und Ludgerus Damen verlassen den Vorstand
Unten: Der neue Vorstand stellt sich auf.
Von rechts: Norbert Deforth, Frank Weymann, Antje Hörl, Karin Hartmann (vorn), Thomas Bandy (hinten), Ingrid Suhr, Dorothea Weymann
Eine Kostprobe von „Viel Lärm um nichts“ sorgte für gute Unterhaltung am Abend.
(vorn), Felix Wiedergrün (hinten), Wolfgang Hartmann, Iris Damen und
Wolfgang Drescher
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Spieltermine Das Dschungelbuch
TG Assenheim
12. Dezember um 15:00 Uhr
Georg-Büchner-Str. 9
13. Dezember um 11:00 Uhr
61194 Niddatal
14. Dezember um 15:00 Uhr
Info: 0176 82 00 2366
Helga Teinzer, Bruchstr. 16
15. Dezember um 15:00 Uhr
34308 Bad Emstal
16. Dezember um 15:00 Uhr
Räuber Hotzenplotz
der Mitgliedsbühnen
Volksbühne Bad Emstal e.V.
Tel: 05625 5528
www.volksbuehne-bad-emstal.de
Die goldene Gans
29. November 2009 um
11:00, 14:00 und 17:00 Uhr,
05. Dezember 2009 um
14:00 und 17:00 Uhr,
21. November um 19:30 Uhr
22. November um 14:00 Uhr
Taunusbühne
22. November um 17:00 Uhr
Bad Schwalbach
27. November um 19:30 Uhr
Hardtstr. 44, 65307 Bad Schwalbach
Tel: 06124 720 666
www.taunusbuehne.de
28. November um 15:00 Uhr
28. November um 19:30 Uhr
29. November um 15:00 Uhr
im Bürgerhaus Assenheim
06. Dezember 2009 um
Rumpelstilzchen
11:00, 14:00 und 17:00 Uhr,
21. November um 15:00 Uhr
04. Dezember um 19:30 Uhr
12. Dezember 2009 um
22. November um 15:00 Uhr
05. Dezember um 15:00 Uhr
14:00 und 17:00 Uhr,
28. November um 15:00 Uhr
05. Dezember um 19:30 Uhr
13. Dezember 2009 um
29. November um 15:00 Uhr
im Jugendstil Theater Bad Nauheim
11:00, 14:00 und 17:00 Uhr,
05. Dezember um 15:00 Uhr
im Kur- Und Festsaal Bad Emstal.
06. Dezember um 15:00 Uhr
12. Dezember um 15:00 Uhr
Neues Kellertheater Wetzlar
Andrés Zarra Esperón
Brühlsbachstr. 2, Tel:06441 84841
35578 Wetzlar
www.kellertheater-wetzlar.de
Das Orangenmädchen (Musical)
12. September 2009 um 20:00 Uhr
18. September 2009 um 20:00 Uhr
19. September 2009 um 20:00 Uhr
20. September 2009 um 17:00 Uhr
25. September 2009 um 20:00 Uhr
26. September 2009 um 20:00 Uhr
27. September 2009 um 17:00 Uhr
02. Oktober 2009 um 20:00 Uhr
12. Dezember um 19:00 Uhr
13. Dezember um 15:00 Uhr
Ein Hinweis sollte auf euren
Publikationn nicht fehlen:
Wir sind Mitglied im
Landesverband Hessischer
Amateurbühnen e.V.
Theaterverein Oberursel
Wehlheider Hoftheater Kassel
Jordanstr. 11, 34117 Kassel
Tel: 0561 316 906 34
www.wehlheider-hoftheater.de
NORA oder Ein Puppenheim
11. September 2009 um 19:30 Uhr
12. September 2009 um 19:30 Uhr
18. September 2009 um 19:30 Uhr
19. September 2009 um 19:30 Uhr
20. September 2009 um 16:00 Uhr
25. September 2009 um 19:30 Uhr
26. September 2009 um 19:30 Uhr
Nieder-Erlenbacher Weg 26,
27. September 2009 um 16:00 Uhr
61352 Bad Homburg
02. Oktober 2009 um 19:30 Uhr
Info: 06171 961 02 86
03. Oktober 2009 um 19:30 Uhr
www.theatervereinoberursel.de
im Cassalla Theater, Jordanstr. 11
03. Oktober 2009 um 20:00 Uhr
Dornröschen
04. Oktober 2009 um 17:00 Uhr
28. November 2009 um 16:00 Uhr
09. Oktober 2009 um 20:00 Uhr
29. November 2009 um 14:00 Uhr
10. Oktober 2009 um 20:00 Uhr
29. November 2009 um 16:30 Uhr
11. Oktober 2009 um 17:00 Uhr
Jeweils in der Stadthalle Oberursel
16. Oktober 2009 um 20:00 Uhr
17. Oktober 2009 um 20:00 Uhr
Hist(o)erisches Theater Hanau
18. Oktober 2009 um 17:00 Uhr
Olof Palme Haus
Pf.-Hufnagel-Str. 2, 63454 Hanau
Volksbühne Bad Homburg
Info: 06181 24 96 22
Tiefenbachwiesen 12
www.ht-hanau.de
61350 Bad Homburg
Schweig Bub
Tourist Info + Service im Kurhaus
06. November 2009 um 19:30 Uhr
(Tel. 06172 178-110)
07. November 2009 um 19:30 Uhr
Alice im Wunderland
01. Dezember 2009 um 17:00 Uhr
02. Dezember 2009 um 09:30 Uhr
05. Dezember 2009 um 15:00 Uhr
06. Dezember 2009 um 15:00 Uhr
08. Dezember 2009 um 09:30 Uhr
10. Dezember 2009 um 09:30 Uhr
12. Dezember 2009 um 15:00 Uhr
13. Dezember 2009 um 11:00 Uhr
in der Heinrich-Schütz-Schule,
Freiherr-vom-Stein-Str. 6,
34131 Kassel
08. November 2009 um 18:00 Uhr
Ensemble feelX
13. November 2009 um 19:30 Uhr
Vorraussichtlich im November/
14. November 2009 um 19:30 Uhr
Dezember 2009 im katholischen
15. November 2009 um 18:00 Uhr
16. September 2009 um 15:00 Uhr
Pfarrheim der Kirchengemeinde
20. November 2009 um 19:30 Uhr
Zurück zum Happy End
21. November 2009 um 19:30 Uhr
St. Peter und Paul von Salmünster:
08. November um 15:00 Uhr
22. November 2009 um 18:00 Uhr
10. November um 20:00 Uhr
27. November 2009 um 19:30 Uhr
Othello darf nicht platzen
13. September 2009 um 15:00 Uhr
15. September 2009 um 15:00 Uhr
11. November um 20:00 Uhr
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ungeschminkt August 2009
28. November 2009 um 19:30 Uhr
29. November 2009 um 18:00 Uhr
„Eine schöne Bescherung 3XL Jetzt wird‘s himmlisch“.
Weitere Informationen demnächst
auf: www.ensemble-feelx.de
Die Irren von Valencia
Aufführung „Theater im Park“
Theaterverein Oberursel e.V.
Als Lope de Vega in Valencia in der Verbannung lebte, hat
er das dortige Irrenhaus kennen gelernt, das er auch zum
Schauplatz einiger Szenen seiner „Perigrino en su patrie“
gemacht hat. Die Wirklichkeit dieses Ortes wird aber in
„Die Irren von Valencia“ vor allem als Spielort genutzt. Die
barocke Auffassung, dass Sein nur Schein ist, erfährt hier
ihre komische und handfeste Bestätigung.
Das Bühnenbild überragt den ersten Eindruck. Weiß, riesig mit schiefen Ecken und verrückten Dimensionen. Vielfachen 2er- sowie 4er-Stufen.
Bis zur Pause ein Auf und Ab der jeweiligen Stufen - fast
wild durcheinander, hin und her, treppauf treppab. Natürlich dreht sich alles um Liebe und Eifersucht.
Die Liebe im „Irrenhaus“, in dem Amor seine Pfeile kreuz
und quer schießt.
Die Schnelligkeit des Spielgeschehens überzeugt. „Aha“,
denke ich, „hier greift Commedia dell’arte ins Spielgeschehen ein.“ Dona Erífila wird ihrer Kleidung beraubt
(von Gabi Franke reizend dargestellt) und wird von Pisano (Winfried Wagner als Irrenhauspförtner) aufgefunden
und mitgenommen. Dort befindet sich auch Don Floriano
(Gilles Karolyi mit überzeugender Aussagekraft), der sich
wegen Mordes im Irrenhaus versteckt.
Natürlich befinden sich dort auch wirklich Verrückte.
Köstlich: Tomás (Thomas Becker), Martin (Clemens Voi-
gt), Belardo (Jochen Schmitz), Calandrio (Bernd Vollberg), Madalena (Monika Sossenheimer) in pinkfarbenen
Kostümen.
16 Darsteller/innen zauberten letztendlich eine grandiose
schauspielerische Leistung, in die ich alle Mitwirkende vor
und hinter der Bühne einbeziehen möchte.
Somit hat sich bewahrheitet:
Die Welt ist nicht nur das Irrenhaus, sondern das Irrenhaus ist die Welt.
BaZo
Deutscher Amateurtheaterpreis 2010
Der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) schreibt
erstmals einen bundesweiten dotierten Amateurtheaterpreis für folgende Sparten aus:
•
•
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•
•
•
•
•
•
Schauspiel
Musiktheater
Tanztheater
Kindertheater (bis 14 Jahre)
Jugendtheater (bis 21 Jahre)
Seniorentheater
Freilichttheater
Mundarttheater
Puppentheater/Figurentheater/Objekttheater
Innovationspreis (Kulturprojekte)
Zusätzlich verleiht der BDAT einen undotierten Preis
für das Lebenswerk einer herausragenden Persönlichkeit des Amateurtheaters.
Die Preisträger werden zur Preisverleihung nach Berlin eingeladen, wo sie ihre Inszenierungen im Rahmen eines Theaterfestivals (16. - 19. September 2010) vorstellen.
Der Wettbewerb richtet sich an alle nichtprofessionellen Ensembles der Darstellenden Kunst.
Ziel ist es, die hohe Qualität und die Vielfalt des Amateurtheaters einer Öffentlichkeit vorzustellen und über die künstlerische Reflexion den gesellschaftlichen Diskurs anzuregen.
Eine Mitgliedschaft im BDAT ist nicht Voraussetzung für eine
Bewerbung.
Gruppen können sich ab 1. Oktober 2009 mit Inszenierungen
bewerben, die in der Spielzeit April 2008 bis März 2010
ihre Premiere hatten/haben.
Mit diesem Wettbewerb wird eine Empfehlung der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ umgesetzt.
(Deutscher Bundestag, Schlussbericht, Drucksache 16/7000; S. 193)
Der Preis wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, aufgrund eines Beschlusses des
ungeschminkt
August 2009 19
Deutschen Bundestages und
über das Bundesministerium
für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Infos und Bewerbungsunterlagen zum Download ab dem
15. September 2009 unter: www.bdat.info
Kontakt:
BDAT, Steinheimer Str. 7/1, 89518 Heidenheim,
Telefon: 07321 94699-00, Mail: [email protected]
ungeschminkt August 2009
19
Vom peloponnesischen Krieg, der mehr als 400 Jahre vor Christus im heutigen
Griechenland tobte, ist in unseren Tagen nicht eben häufig die Rede. Doch Taunusbühnen-Regisseur Andreas Roskos dient der grausame Kampf zwischen den
Athenern und den Spartanern im 48. Jahr der Freilichtaufführungen als Rahmen, um antikes Theater auf die Bühne der mittelalterlichen Burg zu bringen.
Am Freitag hatte das Stück Lysistrata - wie immer vor prominentem Publikum
- Premiere.
Eine Komödie, die das Attribut erotisch trägt - das hat es zuvor bei der Taunusbühne noch nicht gegeben. Der Stoff, ersonnen vom Griechen und als „Vater der
Komödie“ apostrophierten Dichter Aristophanes, ist gesponnen aus Themen, die
die Menschen seit jeher bewegen: das Ringen um Krieg und Frieden, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit und nicht zuletzt die schiere Begierde.
Die nämlich wollen die Frauen der beiden verfeindeten Lager nutzen, um ihre
Männer nach 20 Jahren Krieg endlich zur Vernunft zu bringen. Zwar stößt Anführerin Lysistrata (Marit Wienzek) nicht nur bei Lampito (Emmy Fassbender)
aus dem spartanischen Lager, sondern auch bei den eigenen Geschlechtsgenossinnen mit ihrem Plan vom Sex-Streik zunächst auf Widerstand - schließlich ist
Begierde keine rein männliche Triebfeder. Doch als Krityllas (Gudrun Dauth)
Mann zwar als Held, aber schwer verletzt, hereingetragen wird, ändern die Frauen ihre Meinung. Um den Männern nicht nur den emotionalen, sondern auch
den finanziellen Rückhalt zu entziehen, besetzen sie die Burg. Das freilich wollen sich die zu Hause verbliebenen Veteranen unter der Führung des Ratsherrn
(Holger Schön) nicht bieten lassen. Doch deren Versuch, die Besetzerinnen mit
der Hilfe von Feuer zu vertreiben, ersticken die Frauen im Keim. Bewaffnet nur
mit Worten und Wassereimern erteilen sie den Männern eine nasskalte Abfuhr.
Während sich das Publikum an dem klaren, aber frischen Abend auf der Burg
mit Decken wärmt, müssen die in wallende, aber dünne Kostüme gehüllten
Schauspieler zum Teil mit nasser Unterwäsche weiterspielen - eine echte Herausforderung, die sich noch steigert, als Myrrhines (Andrea Just) Mann Kinesias
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ungeschminkt August 2009
LYSIST
Erotische Komödie
(Meik Wendel) vom Schlachtfeld zurückkehrt. Gequält von seinen Trieben ruft
er nach seiner Frau.
TRATA
e Von Aristophanes
Die soll im Auftrag ihrer Verbündeten die Situation nutzen, um herauszufinden,
ob die Männer nun zu Friedensverhandlungen bereit sind. Und so verführt sie
ihn nach allen Regeln weiblicher Kunst, bis Kinesias zur Freude des Publikums
und trotz niedriger Temperaturen fast alle Hüllen fallen lässt.
Obwohl das Stück mit anzüglichen Dialogen und Darstellungen nicht spart, ist
Regisseur Andreas Roskos zusammen mit seiner Frau Verena Scholz-Roskos als
Co-Regisseurin der Balanceakt auf der Gürtellinie gut gelungen: Sexualität und
Begierde verkommen nicht zu Pornografie, gehören aber zum Menschen - zu
Männern und zu Frauen.
Darüber hinaus experimentiert Andreas Roskos in seiner Inszenierung mit Stilmitteln des antiken Theaters: Masken, die die Rolle eines Darstellers definieren,
sowie Chören, die die Handlung zusammenfassen und kommentieren. So verkörpert der Chor des Weiblichen und der Chor des Männlichen die beiden Pole
des Stücks und vollzieht zum Schluss ebenso die Einigung wie Männer und Frauen, Athener und Spartaner.
Das Publikum dankte den Akteuren vor und hinter der Bühne mit großzügigem
Applaus; Landtagsabgeordnete und Schirmherrin Petra Müller-Klepper darüber
hinaus mit einem Scheck.
Von Hannelore Wiedemann
Fotos: Frank Weymann
ungeschminkt August 2009
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Theatergruppe Assenheim e.V.
30 Jahre TG Assenheim...
... und der Kreis schließt sich, könnte man sagen. Zum
runden Geburtstag der „Hessischen Musicalbühne“
führt das bewährte Regieteam Deforth / Wolf den Kinderbuchklassiker „Räuber Hotzenplotz“ auf eine neue,
freche und hochmusikalische Weise auf. Und genau das
Otfried-Preußler-Stück mit der wertigen Kaffeemühle
war es, das die Theatergruppe seinerzeit als erste Assenheimer Inszenierung gab - damals,1979. Doch zum
Glück ist ein Kreis ja bekanntlich ein „unerschöpfliches“
Gebilde.
Bad Nauheim (def): . Über 6000 Zuschauer im Alter zwischen sechs und einhundertsechs Jahren werden zu den
Jubiläumsaufführungen im November und Dezember in
der Wetterau erwartet. Wie jedes Jahr? Ja, aber eben doch
jedes Mal ein bisschen anders. Wenn in Assenheim und
Bad Nauheim die Musicalräuber los sind, dann wird auch
das Jahr 2009 wieder zu einem ganz besonders ereignisreichen Theaterjahr und birgt viel, viel Spaß für die ganze
Familie. Und darauf kommt es Norbert Deforth, dem Regisseur, Gesamtleiter und neuerdings auch 1. Vorsitzender
des „LANDESVERBAND HESSISCHER AMATEURBÜHNEN e.V.“, an: „Wir haben uns von Anfang an seit
1979 der niveauvollen, leichtfüßigen und inhaltsstarken
Unterhaltung gewidmet.
Und weil wir uns treu
geblieben sind, nie etwas anderes probiert
haben, nur weil es
vielleicht
gerade
„angesagter“ war,
und das 30 Jahre
lang, sind wir stärker, besser und professioneller geworden. Mit jeder
einzelnen
Inszenierung.“
Regisseur und Gesamtleiter Norbert Deforth
Das Räubermärchen von der entwendeten Kaffeemühle
zeugt in diesem Jahr jedenfalls von all diesem Know-how.
Die bekannten und wichtigen Figuren wurden dort gelassen, wo sie hingehören. Die Kaffeemühle wird geraubt, ist
ja klar. Aber außen herum spannt sich eine neue, extrem
niederträchtige Verschwörung dunkler Mächte, die von
Petrosilia Zwackelmann, einer unschlagbar bitteren Hexe
angezettelt wird. Hotzenplotz, als Anführer einer stinke-
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ungeschminkt August 2009
ligen, teils einäugigen und doppelzüngigen Räuberbande,
der einfältige Wachtmeister Dimpfelmoser, die geldgierige
Oberbürgermeisterin Helene von Öckentack, die rüstige
Großmutter von Greta und natürlich der Held – der Kasper – sind mittendrin. Ob sie da heil heraus kommen, das
wissen bislang nur die Aktiven des kulturell sehr engagierten Vereines. Und wer es erfahren möchte: Karten für die
Aufführungen gibt es ab dem 14.09.2009. Informationen
zu Terminen und Lokalitäten: www.tgass.de
Detailverliebte Kulissen brauchen viel Zeit und viel Kraft. Selbige
verlässt die fleißigen Kulissenmaler auch gerne mal. Aber immer nur
gaaaaanz kurz.
Auf die Frage, an welche Inszenierungen in 30 Jahren
Gruppen- und Vereinsgeschichte sich Norbert Deforth besonders stark und besonders begeistert erinnert, sprudeln
die Worte wie ein Bayreuther Hügelquell. „An die erste,
die Hotzenplotzaufführung 1979, leider nicht so sehr. Da
kam ich nämlich mit meiner Anmeldung als Schauspieler zu spät und bekam keine Rolle mehr. Aber geholfen
habe ich schon. Beim Kulissenbau und bei der Umsetzung. Ja, und dann natürlich an meine erste Rolle, die das
Theaterfieber in mir entflammte und es bis heute brodeln
lässt: Den Raben Abraxas in der noch sehr überschaubaren
Inszenierung der ‚Kleinen Hexe‘ 1980. Ein richtiger Ruck
ging 1990 durch die Gruppe. Damals enterte Hugo Burgert
aus Gießen die klitzekleine Band, die sich mühsam als musikalische Begleitung der Stücke zusammengefunden hatte
– von Musical konnte man damals zwar noch nicht sprechen, aber es war irre. Für den ‚Zauberer von OZ‘ arrangierte dieser Meister seines Fachs für eine unmögliche Besetzung (Klavier, Gitarre, Saxophon, Querflöte, Klarinette)
opulente Hollywoodwerke und brachte sie zum Klingen!!!
Und danach waren meine Schauspieler angesteckt von der
Idee, Musicals aufzuführen. Dank Hugos Connections in
der Musikerszene hatten wir ab 1991 ein ehrenamtlich spielendes, richtiges Orchester und konnten Werke wie ‚Das
Dschungelbuch‘, ‚Die Schöne und das Biest‘, ‚Aladdin‘ oder
sogar ganz eigene Musicals wie ‚Das Geheimnis hinter der
Tür‘ oder ‚Von Magiern und Detektiven‘ aufführen. Und
als wir 2003 für unser selbst geschriebenes Musical ‚Das
Traumtor‘ auch noch einen Kindertheaterpreis gewannen,
gelang eines meiner persönlichen Highlights.“
Man spürt, dass die Geschichte dieser besonderen, weil absolut spezialisierten Theatergruppe noch Stunden weitergehen
könnten. In dreißig Jahren sammelt sich eben mehr als ein
ganzer Roman an. Besonders dankbar, so Norbert Deforth, sei er bis heute Menschen, die Leib und Seele geopfert
haben und nachhaltig opfern, um dieses zauberhafte und
opulente Projekt Jahr für Jahr am Leben zu erhalten. Dazu
zählten in der Vergangenheit kreative und ehrgeizige Menschen wie eben Hugo Burgert, der die musikalische Struktur
der Bühne komplett professionalisierte, Brita Baumann, die
die hauseigene Schneiderei aus der Wiege hob, Gabi Bertl
mit der Führungsriege des evangelischen Kindergartens in
Niddatal-Assenheim, die die Theatergruppe 1979 mit aus
der Wiege hoben, oder Johannes Lenz in seiner Funktion als
Kulturamtsleiter der Stadt Bad Nauheim, der den Verein in
den Spielplan des Jugendstiltheaters in Bad Nauheim brachte
und damit einen hochmotivierenden Beitrag zum Alltag der
Amateurmimen lieferte.
Das Orchester probt konzentriert aufwändige BläserArrangements ein. Ehrenamtlich und sehr professionell.
Heute und gegenwärtig müssen anlässlich des Jubiläums
Personen genannt werden wie Dr. Sabine Wolf, die als Regieassistenz und kühler Kopf zwischen lauter künstlerischen Erhitzungszuständen jedes Jahr wertvoller wird, Jutta Gronski,
die durch ihren unerschöpflichen Quell an Kulissenideen in
jedem Jahr für ein Feuerwerk sorgt, Judith Proena, die kreativ, handwerklich und organisatorisch die Kostümschneiderei betreut, und Markus Dickel, der als ehemaliger Amateur
und nun Profi die Reihen seiner Theatergruppe nie verließ
und immer wieder fulminant unterstützt. Und auch Rolf
Braun, der aus der Aachener Kindertheaterszene seinerzeit
ins Hessische wechselte, ist als Freund und Macher in Assenheim kaum mehr weg zu denken.
Nach dreißig Jahren ist eine ehemals zwanzigköpfige Besetzung mit einigen selbstbemalten Pappwänden und viel, viel
Liebe zu den Märchen, die sie inszenierte, heute zu einem
über hundertköpfigen Ensemble, bestehend aus Schauspielern, Musikern, Tänzerinnen, Technikern, Verantwortlichen, Kreativen und Impulsgebern, herangewachsen. Die
Inszenierungen der Theatergruppe Assenheim sind weit
über Hessens Grenzen hinaus ein Begriff. „Ein Musical
für Familien mit 20-köpfigem Orchester, 40-PersonenBesetzung, Kinderdarstellern und der entsprechenden
Technik – das kann eine professionell arbeitende Bühne
gar nicht bezahlen. Durch unsere unzähligen Ehrenamtler,
viele unterdessen echte, studierte Profis, gelingt uns eine
Opulenz und Phantasie auf der Bühne, die man an keinem
Schauspielhaus zur Weihnachtszeit findet. Gewürzt mit
intelligenten, frechen und actionreichen Dialogen wird auch
die diesjährige Adaption
des Kinderbuchklassikers
‚Hotzenplotz‘ ein Spaß für
Kinder ab 6 Jahren und gleichermaßen für Erwachsene.“
So freut sich Regisseur
und „Theaterdirektor“ Deforth,
schmunzelt
und begibt
sich
gedanklich in
die Zukunft:
„Klar hoffe ich,
dass es weitergeht,
mit
meiner Theatergruppe. Ein
ausge w ies ener Nachfolger
hat sich noch nicht
gefunden. Ich
hoffe ein wenig auf
meine Töchter, beide unterdessen
Bühnen und
Fernsehprofis, unterstützt
von
Menschen, die schon
lange für die
Theatergruppe
stark
sind. Aber vorerst bin ich ja auch noch
da. Und wenn
ich im nächsten Jahr in
Rente bin, dann
beginnt noch einmal eine
neue Ära für
die Theatergruppe. Das
habe ich fest vor.
Unterdessen kooperieren wir mit einer
Schauspielschule,
unterstützen lokale
Kulturveranstaltungen
und haben großes,
künstlerisches Potenzial.
Ein eigener Theaterbau
mit einem ganzjährigen Programm für
ganz kleine und
ganz große Theaterbesucher wäre toll. Ein Ort für Kleinkunst, Großkunst und Unterricht. Mal sehen, was sich machen lässt.“
Auf dem T-Shirt des Regisseurs ist „Räuber 2009“ zu lesen.
Er sieht meinen Blick auf dem Schriftzug hängen bleiben.
„Genau, jetzt widmen wir uns erst mal der wilden, räuberischen Geburtstagsparty von Hessens einzigem Musicaltheater. Das wird ein Mords-Spaß!“
Bild oben:
Darsteller in der Endphase der Proben.
Lampenfiebervorfreudenanspannung - oder so...
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23
Othello darf nicht platzen
von Ken Ludwig
Ich sag‘s gleich: Es gibt eine Handvoll Komödien, an denen
ich mich nicht sattsehen kann. Dazu gehört Ken Ludwigs
„Othello darf nicht platzen“, die eigentlich den Titel „Der
nackte Wahnsinn“ verdiente. Der ist aber schon vergeben:
an Michael Frayns gleichnamiges Lustspiel, das ebenfalls
zu dieser Handvoll von Lieblingsstücken zählt.
Das Ereignis des Jahres an der Oper von Cleveland steht bevor.
Tito Merelli (Horst Schwarz), weltberühmter Tenor, großartigster Sänger aller Zeiten, Publikumsliebling und Star auf
allen Kontinenten, gibt erstmals ein Gastspiel in Cleveland.
Emsiges Treiben herrscht in der Hotelsuite, denn die Ankunft
des vielumschwärmten italienischen Startenors steht kurz
bevor. Tito wird heute Abend in einer Galavorstellung den
“Othello” singen, ein Ereignis, dem die gesamte Fachwelt,
aber ganz besonders die holde Weiblichkeit, entgegenfiebert.
In Anbetracht des riesigen öffentlichen Interesses kann
sich der Direktor des Opernhauses, Henry Saunders
(Helmut Widmer), natürlich keine Panne in der Organisation leisten und so geht er zur Sicherheit noch einmal
mit seinem Mitarbeiter Max (Matthias Fennel) sämtliche Instruktionen hinsichtlich des Stargastes durch.
Die Hauptaufgabe von Assistent Max, der auch so
gern Sänger werden möchte und heimlich Gesangsunterricht nimmt, liegt darin, die weiblichen Fans nicht
in die Nähe des Tenors gelangen zu lassen. Nichts
darf schief gehen, die Erwartungen sind hoch ge-
steckt, die gesamte Prominenz der Stadt wird erwartet.
Doch Tito Merelli ist nicht nur ein brillanter Tenor, er
weiß auch die Annehmlichkeiten des Lebens zu genießen.
Dem schönen Geschlecht ist er genauso zugetan wie einem
edlen Tropfen oder einem delikaten Mahl. Daher kommt
es wie es kommen musste: Er hat sich übernommen.
Er leidet an Magenschmerzen, Verdauungsproblemen, verwechselt Medikamente und hat auch
noch Streit mit seiner impulsiven Gattin Maria (Petra Hetzler). Tito kann nicht auftreten!
Seine Maria kennt den Grund dafür: „Zuviel in sich hineingestopft, zu viel getrunken und mit vollbusigen Wei-
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ungeschminkt August 2009
bern
rumgemacht!“
Operndirektor
Saunders ist verzweifelt.
Was tun? „Othello“ darf
auf gar keinen Fall platzen. An einen Auftritt ist nicht
zu denken und letztendlich fällt Tito auch noch in einen tiefen, festen Schlaf. Der Operndirektor tobt, die
Vorstellung droht zu platzen. Alle wollen Merelli hören. Doch woher jetzt einen Tenor nehmen? So machen
sich die beiden fieberhaft auf die Suche nach einem Ersatz, selbst wenn es nur ein blutiger Anfänger sein sollte.
Schließlich springt Max als Tito Merelli ein, und muss den
Othello singen. Der Abend wird zum Triumph für den
Debütanten. Alle halten ihn für den echten Tito Merelli.
Nur laufen dummerweise plötzlich zwei Othellos in Kostüm und Maske durchs Hotel. Max und der aus seinem
Koma erwachte Tito
Merelli. Da sonst niemand etwas von dem
Schwindel ahnt, entwickelt sich ein heilloses Durcheinander.
Zwei Tenöre auf der
Bühne! Da blicken
selbst die Verehrerinnen des Othello nicht
mehr durch. Selbst
der Hotelpage (Alexander Bräutigam), der
die einzelnen Szenen
mit seiner „seltsam
aufdringlichen“ Art bereichert und ein glühender Fan von
Tito Merelli ist, kann das Geschehen nicht mehr verstehen.
Der Tenor wird von verschiedenen Damen in amouröser Absicht verfolgt. Von der Opernsängerin Diana (Renate Blümel), von Julia (Claudia Hartung),
der Vorsitzenden der lokalen Operngilde und von
Maggie (Katja Simmen), der Tochter des Direktors.
Die Geschichte entwickelt sich mehr und mehr zu einem
hinreißenden, urkomischen Chaos zwischen zwei Zimmern, vielen Türen und zwei Tenören. fw
Fotos: Frank Weymann
Die schwebende Jungfrau
Gelungene Premiere im Bad Emstaler Kur- und Festsaal: Wortwitz und spritzige Spielfreude
Die Volksbühne Bad Emstal spielte „Die schwebende Jungfrau“ - und kein Auge blieb trocken.
Mit dem Schwank in drei Akten von Franz Arnold und Ernst
Bach bereiteten die Amateurtheaterspieler unter der Regie
von Ilona Neumann und Stephanie Hupfeld ihren Fans und
vielen anderen Besuchern im voll besetzten Saal einen vergnüglichen Theaterabend. Mit aufwändigen Kulissen und
Kostümen versetzte das Ensemble sein Publikum in die
Welt des gehobenen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Mit
Ironie wurden am Beispiel dreier Paare die eheliche Treue
und die Doppelmoral der Männer aufs Korn genommen.
Da ist der Weingroßhändler Hugo Massenbach (gespielt
von Lothar Neumann), den Gattin Ida (Antje Hörl) für die
Tugend in Person hält. Dieses auf einem Missverständnis
beruhende, unbegrenzte Vertrauen nutzt der eigentlich
jede Gelegenheit beim Schopfe packende Schwerenöter
weidlich aus. Sein Schwager, Theodor Hilsebein (Manfred Altmann), eigentlich ein Pantoffelheld, der bei seiner
Frau Therese (Petra Klaas) wenig zu lachen hat, ist nach
30 Jahren Ehe einem Seitensprung ebenfalls nicht abgeneigt. Nur der junge Schwiegersohn des Weinhändlers
Walter Döring (Christian Schneider) ist in seiner Ehe
glücklich, gerät aber durch den lebenslustigen Schwiegervater und widrige Umstände als einziger in den Verdacht, seine Pflichten als Ehemann zu vernachlässigen.
bei den Volksbühnen-Spielern machten die aktuelle Inszenierung zu einem Riesenerfolg.
Die weiteren Darsteller, die für amüsante Unterhaltung
sorgten: Stephanie Hupfeld (Tochter von Hugo Massenbach), Ottmar Bulle (Kriminalkommissar Adalbert
von Pieskow), Michael Rother (Jonny Jefferson), Andrea Schmolke (Sonja Grabowska), Iris Altmann (Wirtschafterin), Pamela Riedel (Dienstmädchen Minna).
Für das Publikum unsichtbar als Souffleuse: Iris Bulle.
Für das liebevoll gestaltete, bis in jede Einzelheit ausgefeilte Bühnenbild waren Lothar Neumann, Franz Teinzer, Arnold Geselle und Willi Heidl verantwortlich.
Sigrid Hellwig
Die Begegnung mit der ehemaligen „schwebenden Jungfrau“, der Partnerin eines Magiers, deren Tasche Schwiegersohn Walter versehentlich mit nach Hause bringt,
trägt zum Manövrieren in die scheinbar ausweglose Lage
als Sündenbock bei. Eine Konstellation, aus der sich jede
Menge Verwicklungen und komische Situationen ergeben.
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Elend, Hunger, Not - dieses Thema hat sich die Waldbühne Niederelsungen gestellt.
Am Entrée begrüßte uns - Frank und Dorothea Weymann sowie mich,
Barbara M. Zorn, die gehisste Französische Trikolore – wir befinden uns
in Frankreich.
Geschildert wird die französische Gesellschaft von der Zeit Napoleons
bis zu des Bürgerkönigs Louis Philippe.
Im Mittelpunkt steht der Sträfling Jean Valjean (in einer Glanzleistung
hervorragend und echt dargestellt durch Gerth Böhle). Als 19Jähriger wurde er zu einer Strafe von fünf Jahren für den Diebstahl
eines Brotes verurteilt. Nach mehrmaligen Ausbruchsversuchen
wird Valjean nach 19 Jahren Haft in Ketten auf Bewährung entlassen. Seine Häftlingsnummer 24601 begleitet ihn.
Inspektor Javert, sein späterer Feind, überreicht ihm einen gelben
Entlassungsschein, der ihm nur Ärgernisse einbringt. Valjean findet weder Arbeit noch Unterkunft. Der Bischof von Digne nimmt
ihn bei sich auf, wird jedoch von ihm bestohlen. Als Javert ihn verhaftet, schenkt ihm der Bischof weiteres Silber, und Valjean ist frei.
Jetzt begreift Valjean, dass er sein Leben ändern muss.
Unter dem Namen Monsieur Madeleine hat Valjean es zum Bürgermeister von Montreuil-sur- Mer und Fabrikbesitzer geschafft.
Unter den Arbeiterinnen befindet sich eine unverheiratete Mutter
namens Fantines. Um Arbeit zu finden, gab
sie ihre Tochter Cosette in die Obhut der
habgierigen Thénadiers..
Aus der Fabrik wird Fantines jedoch als
„nicht duldsam“ von der Vorarbeiterin entlassen. Madeleine/ Valjean erfährt vom
Schicksal der kranken Fantines, bringt sie ins
26
ungeschminkt August 2009
Victor Hugo
Waldbühne Ni
iederelsungen
Krankenhaus und verspricht der Sterbenden, Cosette zu ihr zu bringen.
Valjean nimmt sich des Mädchens an und wird zu ihrem Ziehvater.
Javert, nun Inspektor in Montreuil, bekommt durch Zufall mit, dass sich
Valjean unter falschem Namen in Montreuil-sur-Mer aufhält.
Paradoxerweise offenbart Javert dem Sünder Valjean, dass er selbst im
Zuchthaus saß.
Ein Mann wird beinahe von seinem Wagen zerquetscht. Valjean rettet
ihn. Hierdurch macht er sich für Javert auffällig.
1832 flieht Valjean mit seiner geliebten Tochter Cosette nach Paris, wo großes Elend den Alltag beherrscht. Cosette lernt den jungen Studenten Marius kennen und lieben. Valjean stellt sich gegen
die Liebe seiner Tochter zu Marius. Nun schließt sich Marius dem
Aufruf anderer Studenten zur Revolution an.
Javert, der nun seinen Dienst in Paris ausübt, mischt sich als Spitzel unter die Studenten, wird enttarnt, festgenommen und soll erschossen werden.
Die Revolution wird niedergeschlagen, auf der Seite der Studenten und den mit ihnen kämpfenden Bürgern gibt es fast nur Tote.
Marius wird schwer verwundet. Valjean rettet ihn, bringt ihn zu
seinem Großvater. Zuvor befreit Valjean seinen Widersacher Javert.
Javert erkennt, dass ein Verbrecher sich ändern kann, zweifelt an
seinen Handlungen und setzt seinem Leben ein Ende. Cosette
und Marius finden zueinander und werden vermählt.
Als Valjean Marius von seinem Leben berichtet, wendet sich Marius von ihm ab. Valjean ,als alter, einsamer und kranker Mann,
schreibt sein Geständnis an Cosette. Marius und Cosette eilen zu
Valjean, der in den Armen der beiden stirbt.
Durchweg eine großartige überzeugende Darbietung aller Akteure. Das Nennen aller Namen der Mitwirkenden würden meine
Eindrücke sprengen. Die Waldbühne Niederelsungen hat wieder
einmal gezeigt, was Amateurtheater leistet.
Herzlichen Dank
BaZo
Herzlichen Dank auch an das Serviceteam der Waldbühne und
an den Vorsitzenden Heinz-Georg Henkelmann für die perfekte Begrüßung, Betreuung und den erstklassigen Service.
Die Redaktion
Fotos: Frank Weymann
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Als die Pest nach Flörsheim kam
(So lang in Flörsheim stehet Stein auf Stein)
Historische Stadt(auf)führung mit dem Flörsheimer Amateurtheater
Die Generalprobe fiel buchstäblich ins Wasser und musste in unseren Probensaal verlegt werden. Ein ausdauernder Gewitterregen bereitete uns einiges Kopfzerbrechen: Ob uns Petrus morgen
bei der Premiere wohlgesonnen sein würde?
Er war es! Am Samstag, den 16. Mai 2009 strahlte die Sonne eifrig
vom Himmel. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Schauspieler, unserer Regisseurin Luzia Platt, den Technikern und den
Mitarbeitern des Kulturamtes von Flörsheim: Das ideale Wetter
für eine historische Stadt(auf)führung!
Bereits 2008 führte Stadtarchivar Hans-Dieter Darmstadt die
Besucher unter dem Motto „Mord auf offener Strasse“ durch
die Gassen der Altstadt und erzählte dabei Interessantes aus der
Flörsheimer Geschichte des 18. Jahrhunderts. Während wir vom
Flörsheimer Amateurtheater (FAT) an verschiedenen Spielstätten
szenisch den erwähnten Mord an einem Unterschultheiß nachspielten, der im Jahre 1769 auf offener Strasse verübt wurde.
Die durchweg positive Resonanz des Publikums motivierte alle
Beteiligten, auch in diesem Jahr wieder eine solche historische
Stadt(auf)führung vorzubereiten.
2009 geht die Zeitreise noch etwas weiter zurück – nämlich in das Jahr 1666, das Jahr „als
die Pest nach Flörsheim kam“.
In vier Szenen spannen wir den
zeitlichen Bogen vom Bekannt werden der Seuche,
über die ersten Todesfälle
bis hin zu dem feierlichen
Versprechen,
welches
die Flörsheimer in ihrer
Verzweiflung an Gott gaben: Wenn sich die Pest
nicht weiter ausbreite, so
wollten die verbliebenen
Flörsheimer und ihre
Nachkommen in jedem
Jahr einen „Verlobten
Tag“ begehen, an dem sie
Gott danken, dass er sie
vor weiteren Verlusten
verschonte.
(Anmerkung:
Es wird berichtet, dass tatsächlich nach diesem Versprechen
keine
neuen
Krankheitsfälle
mehr
zu
beklagen
waren.
Der „Verlobten Tag“ ist bis heute ein offizieller Feiertag in Flörsheim. In jedem Jahr, am letzten Montag im August, findet ein Gottesdienst statt und
die Flörsheimer versammeln sich zu einer Prozession durch die Strassen
der Stadt.)
Wir spielen Auszüge aus dem „Neuen Spiel vom Verlobten Tag“ von Wolfgang Stock, ein normalerweise rund zweistündiges Theaterstück, welches bereits 1996 und zuletzt
in 2006 mit ca. 50 Akteuren erfolgreich aufgeführt wurde.
Für die Stadtführung waren lediglich 19 Rollen zu besetzen. Die
Handlung wurde auf die wesentlichen Geschehnisse reduziert.
Den besonderen Charme machen die Spielorte aus. Für das Theaterstück auf der Bühne dienten aufwändig gestaltete Stellwände
als Kulisse. Bei der Stadt(auf)führung brauchen die Bühnenbilder nicht erst gemalt werden, denn wir spielen an den original
historischen Schauplätzen. Viele der umstehenden Häuser stammen tatsächlich aus der Zeit der Pest, was dem ein oder anderen
einen Schauer über den Rücken jagen mag. Hier haben unsere
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ungeschminkt August 2009
Vorfahren gestanden, verzweifelt und hilflos, ohne die medizinischen Kenntnisse, die wir heute haben, nur ihr Glaube zu Gott
konnte sie aufrecht halten.
Das Spiel beginnt am Main-Turm mit einem kleinen Flirt zwischen Sabine, der Tochter des Torwächters und Hans Kämpf, einem Medizinstudenten, der im Verlauf der Stücks als Deserteur
entlarvt und gehängt werden soll. Lona tritt auf, zu Beginn noch
als Hexe verschrien, deren wahrer Charakter erst später aufgrund
ihrer Hilfsbereitschaft, auch den Schwerkranken gegenüber, erkannt und schätzen gelernt wird.
An zwei Spielstätten rund um die katholische Kirche St. Gallus ist der Auftritt des Ausrufers zu verfolgen, der das Bekannt
werden der Pest verkündet nebst strenger Verhaltenmaßregeln
für das Volk. Konflikte zwischen dem Pfarrer und dem Schultheiß, Zweifel an der Obrigkeit seitens des Flurschütz und die
unermessliche Verzweiflung der Flörsheimer werden deutlich.
Schließlich die letzten Momente im Leben eines Pestkranken,
dessen Rufe nach den „Menschenbrüdern“ nicht erhört werden.
Im Gegenteil, aus Angst vor Ansteckung ergreifen die umstehenden Flörsheimer die Flucht. Und schließlich die ergreifende
Schlussszene, das Versprechen der verbliebenen Flörsheimer,
Gott für seine Hilfe zu danken, sollte er die bisher Überlebenden
vor weiteren Krankheits- und Todesfällen verschonen.
Ein Versprechen für die Ewigkeit, ab jetzt, für immer, „solang in
Flörsheim steht Stein auf Stein“.
Text: Andrea Dudek, Fotos: Joachim Dudek,
Website: www.fat-floersheim.de
Bild links: Junge Liebe zwischen Sabine (Andrea Dudek) und Hans
Kämpf (Ralf Keß)
Rechts oben: Streit zwischen Flurschütz Eckard (K.-H. Jochim), Gerichtsschreiber Neumann (Peter Keller), Schultheiß Hart (H-J. Schäfer)
und Pfarrer Münch (Engelbert Kohl)
Rechts unten: „Solang in Flörsheim stehet Stein auf Stein“. Alle Mitw.
Herzlich Willkommen im Jahr der Helden
Liebe KiJus,
in diesem Jahr arbeitet die Kinder- und Jugendabteilung
unter dem Motto „Das Stück, aus dem die Helden sind“.
Zu Beginn möchte ich mich für meine Wiederwahl auf
dem Landesverbandstag in Wettenberg bedanken. Das ist
für Iris und mich eine große Bestätigung für unsere Arbeit
und motiviert uns heldenhaft für die KiJus da zu sein. Diese
Herausforderung nehmen wir gerne wieder an.
Im Mai 2009 waren Frank Weymann und ich auf der
alljährlich
stattfindenden
Bundesjugendkonferenz
in Wetzlar. Dieses Forum ist immer wieder eine gute
Gelegenheit, um die Belange der hessischen Jugend in
den Kreis der Bundesjugend einzubringen. Im Anschluss
daran fanden, ebenfalls wie in jedem Jahr, die viertägigen
Workshops mit BDAT-Referenten statt. Ich kann nur
nochmals allen Theaterbegeisterten (seit Jahren kommen
auch Senioren im Alter bis 75 Jahre) diese Workshops
empfehlen. Es macht wahnsinnig viel Spaß mit Teilnehmern
aller Generationen aus dem ganzen Bundesland an
Theaterprojekten zu arbeiten. Die Vielfältigkeit der
Seminare ist recht groß, so wird es beispielsweise in 2010
ein Seminar zum Thema „Das Theater in den Anfängen
– Das griechische Theater“ geben (u.a. erlernt man das
sogenannte „Chorische Sprechen“). Deswegen solltet Ihr
euch unbedingt das Himmelfahrtswochenende freihalten,
da Wetzlar immer an diesem Wochenende stattfindet.
Nun haben die Sommerferien
begonnen, aber die KiJuAbteilung ist schon wieder
sehr aktiv, denn im August
2009 findet das erste Hessische KiJu-Theatercamp auf
Burg Wallenstein (Nordhessen) statt. Schnell war die
Teilnehmerliste gefüllt, so dass wir uns auf 38 Teilnehmer
freuen, die unter der Anleitung von Barbara Zorn und
Sandra Ahner heldenhaftes Theater auf die Beine stellen
werden. Neben den Seminaranteilen wird ein schönes
und vielfältiges Freizeitangebot zur Verfügung stehen.
Nächtliche Gespräche am Lagerfeuer, eine „Offene Bühne“
und Talkrunden zum Thema „Kinder- und Jugendtheater“
runden das Campprogramm ab.
Leider musste im vergangenen Jahr der beliebte KiJu-Tag
ausfallen. Die Jugendabteilung versucht aber für dieses
Jahr einen neuen KiJu-Tag auf die Beine zu stellen. Hierfür
wird diesmal auch wieder ein Referent eingeladen, mit dem
ihr einen Tag lang kreaktiv zum Heldentheater arbeiten
könnt.
Wir hoffen, dass wir für dieses Jahr wieder spannende
Themen und Workshops für Euch organisieren konnten.
Da weder Iris noch ich vom Alter her Jugendliche sind,
uns aber so fühlen, sind wir dennoch vor allem auf Eure
Hilfe angewiesen. Welche Seminare wollt Ihr? Was soll
die Theaterjugend bewegen? Über jeden Wunsch und
jede Anregung von Euch sind wir dankbar. Sehr dankbar
wären wir natürlich auch, wenn ihr unseren Fragebogen
von www.lvha.de ausgefüllt an mich zurücksenden würdet,
denn sonst erreichen wir Euch nie.
Abschließend noch mal ein Hinweis auf unser Programm
„Rent a Jugendleiter“. Wenn Ihr neue Anregungen oder
Hilfe beim Aufbau einer KiJu-Gruppe braucht, dann
meldet Euch einfach bei uns KiJu-Leitern. Gerne kommen
wir auch mal für ein Seminar zu euch.
Es grüßen euch ganz herzlich
Felix & Iris
Foto: Frank Weymann
Achtung - Wichtig!!!
Auf der Bundesjugendkonferenz werden die Weichen für eine
erfolgreiche Jugendarbeit gestellt.
Sehr heldenhaft arbeitete übrigens im Juni Eve Köhler
mit einigen eurer KiJu-Gruppen-Leiter. Zu den Themen
des eintägigen Seminars zählten u.a. die Gründung
einer Jugendgruppe, eine Gruppe spielfähig machen,
wie finde ich wo spannende Stücke des KiJu-Theaters?,
wie plane ich Proben und Aufführungen? An dieser
Stelle möchte sich die Jugendabteilung herzlich bei Eve
bedanken, die so kurzfristig eingesprungen ist und laut
Teilnehmerrückmeldung ein hervorragendes Seminar
angeboten hat.
Auf der Homepage des Landesverbandes findet Ihr
einen Fragebogen der KiJu-Leitung, den Ihr bitte ausdrucken, ausfüllen und an die KiJu-Leitung senden
sollt. Vielen Dank für Eure Unterstützung. Bisher erreichten uns nur sehr wenige Rückmeldungen!
BITTE unterstützt unsere Bemühungen, eine gute
und erfolgreiche Jugendarbeit zu machen.
Herzlichst euer
Felix Wiedergrün
ungeschminkt August 2009
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Vom Theater ins Kloster...
Foto: Lars Jockel
...eine nicht alltägliche Entscheidung eines Theatermachers
vom StattTheater Mengeringhausen.
Andreas – oder Bruder Benedikt, wie
du ja jetzt offiziell seit dem 26.06.09
heißt:
Du hast dich, nachdem du lange Jahre
sehr aktiv im Statt-Theater Mengeringhausen tätig warst, im vorigen
Jahr dazu entschlossen, Mönch zu
werden. Wie kam es dazu?
Ich habe die Abtei Königsmünster vor
17 Jahren während meiner Ausbildung
zum Erzieher kennengelernt. Zunächst
war ich voller Vorurteile im Hinblick auf
Kloster & Mönche. Die Tage damals haben mich aber neugierig gemacht – auf
mehr. Ich bin dann immer wieder auf
den Klosterberg gekommen. Da habe
ich gespürt, dass ich eine tiefe spirituelle Sehnsucht in mir habe. 2007 habe ich
dann für drei Monate „Kloster auf Zeit“
hier gemacht. Ja, und da hat es gefunkt
– zwischen Gott und der Abtei und mir.
Es ging nicht mehr anders: ich musste
mich auf den Weg machen, um Mönch
– ein Gott-Sucher – zu werden.
Wie sieht dein Klosterleben aus? Welche Aufgaben hast du zu erfüllen?
Ich lebe in einer Benediktinerabtei und
wir Benediktiner leben nach der Regel
des hl. Benedikt von Nursia: Ora et labora – bete und arbeite! Mein Tag ist gekennzeichnet von Zeiten des Betens, der
Arbeit und der Lectio, also dem Studium.
Um 5 Uhr stehe ich auf, es folgt um 5.30
die Vigil (Morgengebet). Danach frühstücke ich und um 6.45 Uhr singen wir die
Laudes (Morgenlob). Dann ist eine „Zeit
der Stille“ für die Lesung und um 9 Uhr
beginnt die Arbeit (derzeit in der Hausmeisterei oder Pforte). Um 12.45 Uhr ist
Mittagshore (Mittagsgebet) und im Anschluss Mittagspause. Um 15 Uhr haben
wir Novizen Unterricht bei unserem Magister. Oft stehen Konferenzen über die
Mönchsregel im Mittelpunkt. Wir haben
aber auch Gesangsunterricht (Gregorianischer Choral) und andere Konferenzen. Um 17.45 feiern wir das Konventamt mit Eucharistie und anschließender
Vesper. Um 19 Uhr ist Abendessen. Den
Tag komplett macht um 20.15 Uhr das
Nachtgebet – die Komplet.
Hast du da überhaupt noch Freizeit?
Natürlich habe ich auch „freie Zeit“.
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ungeschminkt August 2009
Aber das hört sich alles sehr eng an!
Lass es mich so erklären: Ein wichtiges
Symbol in unserem Leben hier ist die
Glocke. Die Glocke durchbricht mit ihrem Klang den Tag. Sie ruft zum Gebet
und zur Arbeit. Sie durchkreuzt den Tag
und gibt ihm heilende, gute Struktur.
Der Gleichklang der Habite (Mönchsgewänder), wenn wir Brüder zum Gebet
schreiten, erzeugt das Gefühl von getragener Gemeinschaft im Rhythmus auf
Gott und Christus hin.
Klosterleben ist also ein sehr strukturiertes Leben?
Richtig! In der Enge des Klosters bedingt
durch seine Ordnung die Weite des Herzens und der Seele spüren. Das ist die
große Erfahrung, die ich hier machen
darf. Und ich bin dadurch glücklicher
und zufriedener geworden.
„Klosterleben“ ist ein Leben durch die
Oberfläche hindurch in die eigene Tiefe
hinunter zu lauschen, welche Sehnsucht
bewegt mich und auf welche Sehnsuchtsfragen suche ich Antwort. Die Frage nach dem, was ich eigentlich ersehne,
ist nach meiner Erfahrung immer leichter zu stellen, als zu beantworten. Es gibt
im Leben zu viele schnelle Antworten,
die mich blockieren, und so verhindern
sie wirklich, bis in die Tiefe zu fragen. Die
Enge des Klosters, mit seinen guten und
klaren Begrenzungen, ist eine wunderbare Möglichkeit in die Weite bzw. in die
Tiefe zu gelangen.
Musst du beten?
Nun, auf diese Frage antworte ich gerne:
„Müssen Liebende sich küssen“? Nein,
ich muss nicht! Ich will, das ist ein großer Unterschied. In mir ist eine so große
Gottes-Sehnsucht, dass mich nach dem
Gebet verlangt. Im Stundengebet begegne ich Gott. Liebende treffen sich
ja auch (hoffentlich) regelmäßig, oder?
Und genauso ist es auch beim Gebet mit
Gott und uns Mönchen.
Kannst du deiner Theaterleidenschaft
noch irgendwie nachgehen?
Ja klar!
So einfach: Ja klar?
Spiritualität und Theater schließen sich
meiner Meinung nach nicht aus. Im
Theater kommt die Spiritualität auf sehr
schöne Weise zum Ausdruck. Theater ist
eine schöpferische Gabe, die Gott uns
Zur Person:
Andreas Müller (Jahrgang 1972) – Br.
Benedikt Müller OSB – Novize in der
Benediktinerabtei Königsmünster/
Meschede, war langjähriger Schauspieler, Regisseur, Autor und künstlerischer Leiter im STATT-Theater Mengeringhausen. Seit 1984 stand er als
Schauspieler auf der Bühne.
Nach 15 Jahren hat er im Januar 2009
das STATT-Theater verlassen, um dem
Benediktinerorden in der Abtei Königsmünster in Meschede beizutreten.
Bruder Benedikt Müller OSB hat zahlreiche Märchen der Brüder Grimm
für Inszenierungen im STATT-Theater
neu bearbeitet und tut dies auch weiterhin. Außerdem hat er viele Stücke
selbst geschrieben und andere bearbeitet.
Weitere Werke von Andreas Müller:
• 2002 Ordo Virtutum – Hildegard von Bingen – Das Spiel
der Kräfte
• 2003 Robin Hood
• 2004 Die drei Musketiere
(Neufassung 2005)
• 2005 Graf Dracula *
• 2005 Im Zeichen der Rose
– Elisabeth von Thüringen
(Neufassung 2008)
• 2006 Max und Moritz
• 2008 Georg – Ritter und Heiliger
• 2008 Wachet auf! Ruft uns
die Stimme – Philipp Nicolai
– ein Leben mit der Pest
• 2009 Wie Rosen im Schnee –
Frau Luther – Katharina von
Bora Uraufführung Oktober
2009 STATT-Theater Mengeringhausen
* Dramaturgie: Karin Schäfer
geschenkt hat, um schöpferisch tätig zu
werden und so an seiner Schöpfung kreaktiv mitzugestalten.
Viele Menschen denken, dass ein
Kloster und das Theater einfach nicht
zusammen passen.
Aber warum nicht! Klöster, insbesondere die Benediktinerklöster waren schon
immer ein Ort der Wissenschaft, Künste
und Kultur. In Klöstern wurde Kultur mitgeprägt. In Klöstern entstand Kultur und
sie wird vor allem in Klöstern gepflegt.
Ob nun im geschriebenen und verkündigten Wort. Ob nun durch Konzerte
oder durch das Kunsthandwerk. Kulturformen sind in den Klöstern ganz unterschiedlich.
Kann das Theater auch seinen Platz
im Kloster haben?
Aber ja, wurde doch gerade eines der
ersten deutschen Theaterstücke im Mittelalter von einer Nonne geschrieben –
auf der Grundlage antiker Schauspiele.
Denn die erste eigenständige, wirklich
neue und in sich geschlossene Theaterschöpfung im Mittelalter, die wir kennen,
ist der ORDO VIRTUTUM von Hildegard
von Bingen. In diesem Sinne überhaupt
das erste von einer Frau geschaffene
Bühnenwerk, von dem wir wissen!
Auf welche Weise lebst Du nun Deine
Theaterleidenschaft im Kloster?
Ich schreibe derzeit viele Theaterstücke
und im Juni war das STATT-Theater zum
Schauspieltraining in unserer Bildungsstätte. Ich habe mit ihnen ein Theater-
wochenende zum Gedicht „Stufen „ von
Hermann Hesse gestaltet. War super
spannend. Im Oktober biete ich für das
STATT-Theater mit einem „Theater begeisterten“ Mitbruder aus Bayern hier
einen Theaterkurs an.
Schreibst du nur Theaterstücke mit
spirituellen Themen? Oder hast du
auch weltliche Themen im Kopf?
Ich schreibe auch, aber nicht nur Theaterstücke mit spirituellen Themen. Aktuell eine Theaterfassung zum Roman „Wie
Rosen im Schnee“ über Katharina von
Bora (Frau Luther). Mit der Autorin des
Romans Frau Ursula Koch pflege ich einen tollen Briefwechsel. Von ihr stammt
auch die Vorlage zu meinen Stück über
„Elisabeth von Thüringen“. Aber auch
zu anderen Themen schreibe ich. Für
das STATT-Theater habe ich „Froschkönig“ und „Aschenputtel“ geschrieben.
Für eine Freilichtbühne in Unterfranken
schreibe ich ein Stück für den Sommer
2010 und für die Theater-AG des Städt.
Gymnasium in Meschede werde ich ein
Comedy-Stück über Urlaub im Ferienclub schreiben – Arbeitstitel „ HOLIDAY
IN LAS VEGAS“. Und dann habe ich noch
Ideen für ein Schauspiel im Kopf.
Du schreibst also gerne?
Ja, total gerne! Vor allem auch als gelernter Erzieher Märchen- und Kinderstücke.
Also, wenn jemand mal ein Theaterstück
von einem Mönch möchte oder ein
Schauspieltraining mit seinem Ensemble im Kloster machen möchte – einfach
melden.
Wie stehen deine Mitbrüder im Kloster
zu deiner Tätigkeit für das Theater?
Unterstützen sie dich?
Meine Mitbrüder finden meine Theaterleidenschaft gut und ich erfahre auch
eine gute Unterstützung. Das finde ich
einfach klasse.
Schaust du dir noch Aufführungen
„draußen“ an oder nur das, was evtl.
im Kloster selbst angeboten wird?
Ja, ich schaue mir auch Aufführungen
draußen an. Unser Gymnasium hat eine
tolle Theater-AG „Die Theatiner“ In diesem Jahr haben sie „Arsen und Spitzenhäubchen“ gespielt. Im Herbst werde ich
„Armes Schwein“ am Städt. Gymnasium
in Meschede sehen. Natürlich werde ich
bald auch eine STATT-Theater-Aufführung besuchen.
Vermisst du dein Heimattheater und
deine Arbeit dort?
Wenn ich ehrlich bin, ja - es gibt Augenblicke, wo ich das STATT-Theater
vermisse. Wäre sicher auch komisch,
wenn nicht, oder? Aber: ich habe es
bisher nicht bereut mich auf den Weg
des Mönch-Werdens zu machen. Denn:
Ansätze meines Lebenstraums habe ich
hier gefunden. Oder wie habe ich damals als Junge im Mantel in LINIE 1 im
STATT-Theater gesagt: MUT ZUM TRÄUMEN und der Mut war es, der mich diesen Schritt hat gehen lassen.
Kontakt:
[email protected]
Das Gespenst von Canterville
Eigentlich war die „ungeschminkt“
bereits fertig, da erfuhr ich, dass die
Jugend der Theatergruppe Martinhagen einen Auftritt hat. Da die jungen
Theaterschaffenden für den Fortbestand unseres beliebten Hobbys unerlässlich sind, finde ich es enorm wichtig, dass man ihnen den notwendigen
Respekt erweist. So gab es denn auch
keine Diskussionen, da musste ich
hin. Wie immer, hat es sich auch dies-
mal wieder gelohnt. Nicht nur weil
das Stück sehr schön umgesetzt war,
sondern auch, oder vor allem wegen
der enormen Spielfreude, die die jungen Mimen an den Tag legten. Die Zuschauer waren begeistert und spendeten reichlich Beifall. Herzlichen Dank
an Traudel Störmer und Doris Hengge für die erfolgreiche Jugendarbeit in
der TG Martinhagen. fw
Fotos: Frank Weymann
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BAC
Bad Arolsen Company
Alfred Hitchcock, John Buchan & Patrick Barlow
Die 39 Stufen
Die 39 Stufen – eine Krimikomödie von John Buchan und Patrick Barlow nach einer Vorlage von Alfred Hitchcock.
Eine Persiflage auf Spionagefilme, so wurde das Stück, das die
Bad Arolser Company (BAC) in Bad Arolsen inszeniert hatte,
in einer Zeitung angekündigt. Und: Es sollten ca. 40 Rollen von
nur vier Schauspielern übernommen werden. Also Spannung
bei uns, die wir uns auf den Weg nach Bad Arolsen machten –
was würde uns dort erwarten?
Was uns erwartete – an einem unglaublich heißen Tag - war
ein Feuerwerk an kuriosen und kreativen Regie-Einfällen – ob
nun im Textbuch vorgegeben oder von der Regie (Gerd Brückmann) selbst eingebaut, war letztendlich egal – der Unterhaltungswert war stets sehr hoch!
Es geht um Richard Hannay, einen jungen Kanadier, der auf Urlaub in London ist und dort eine junge Frau kennen lernt. Diese
ist Agentin und wird von einem ausländischen Geheimdienst
verfolgt. Leider wird sie ausgerechnet in seiner Wohnung ermordet. Er übernimmt ihre Mission und versucht, in Schottland
das Bekanntwerden wichtiger
Verteidigungsgeheimnisse zu
verhindern. Er wird jedoch
von der Polizei verfolgt, die
ihn für den Mörder der Agentin hält. Zusätzlich wird er von
dem Spionagering gejagt, dem
er das Handwerk legen will. So
muss er eine Reihe von Abenteuern überstehen, ehe es ihm
gelingt, die Verwicklungen
aufzudecken.
Requisiten wie Fenster, Türen,
Laternen, Sessel und vieles
andere wurden flugs aus der
Kulisse geschoben, gezogen,
gehoben, gereicht, wenn sie
benötigt wurden. Ein Leitersystem wurde benutzt, um
eine fulminante Verfolgungsszene auf und unter einer Brücke
darzustellen (sehr gut gelungen!!), drei der vier Schauspieler
kostümierten sich in einer geradezu blitzartigen Geschwindigkeit neu. Je nach Rollenanforderung (lediglich die Hauptrolle, Richard Hannay, gespielt von Reiner Freudenstein, spielte
durchgängig diese Rolle) waren sie mal Agentin, mal Bäuerin,
mal Professor, mal Geheimagent, Hotelfrau oder Conferencier.
Eine echte schauspielerische Herausforderung, die alle hervorragend meisterten.
Besonders gefielen auch die Schattenspieleinlagen, die einmal
einen kleinen Teil der Geschichte mit Silhouetten und Stabfiguren nachstellten, einmal eine Tanzszene in einem Haus zeigten, oder auch eine Verfolgungsjagd zu Fuß darstellten – lediglich Hannay lief auf offener Bühne auf der Stelle, die Verfolger
wurden als Schatten hinter einer Leinwand sichtbar – toll gemacht!
Einen nicht geringen Teil zum Erfolg trug auch der Ton bei –
ob musikalische Untermalung einzelner Szenen oder Geräusche von z. B. fahrenden Zügen, Bahnhöfen und anderem - jedes einzelne Geräusch passte perfekt zur Szene. Hier ist Gerd
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ungeschminkt August 2009
Brückmann, der nicht nur für die Regie, sondern auch für die
Ton- und Geräuschaufnahmen verantwortlich zeichnete, zu
nennen.
Der Anteil der Lichttechnik war – wie oben schon erwähnt –
ebenfalls nicht unerheblich. Die Schattenspiele mussten in Szene gesetzt werden, eine Bauernhofkulisse bei Tag und bei Nacht,
die Verfolgung auf der Brücke mit Nebel – auch hier passte das
Licht immer perfekt zur jeweiligen Szene.
Alles in allem eine äußerst kurzweilige Inszenierung, die im Zusammenspiel mit Licht, Ton, Bühneneinrichtung und Spielern
einen tollen Abend bot und die Hitze (fast) vergessen machte!
Ich für meinen Teil war zwar das erste, aber sicher nicht das
letzte Mal im BAC-Theater! ah
Fotos:
Klaus Müller-Wenk