Steuern 38 (November 2015, Sonderausgabe)
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Steuern 38 (November 2015, Sonderausgabe)
Ein Branchen-Spezial für Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg Steuern November 2015 Sonderausgabe Ein Branchen-Spezial von Wirtschaft und Menschen in unserer Region Regionale Steuerberater und Kanzleien im Portrait Historie, Zahlen und Fakten AUCH : E ONLERINN 8 3 .DE STEU Carsten Fischer PRÄSIDENT DER STEUERBERATERKAMMER NIEDERSACHSEN „Wir sind die besseren Unternehmensberater“ Rubrik Mein Unternehmen: erfolgreich. Meine Steuerberaterin: unentbehrlich. Zukunft gestalten. Gemeinsam. Als Unternehmer tragen Sie viel Verantwortung. Bei allen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen und in der Personalwirtschaft können Sie auf die Unterstützung Ihres Steuerberaters vertrauen. Gemeinsam mit ihm und Software von DATEV werden alle Unternehmensfragen geklärt. Und Sie können sich ganz auf Ihren Erfolg konzentrieren. Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater, der DATEV Niederlassung in Hannover oder informieren Sie sich auf www.datev.de/vertrauen bzw. unter 0800 1001116. 2 Editorial S teuern sind das ökonomische Schmiermittel von Staat und Gesellschaft. Ohne sie gäbe es keine Schulen, Krankenhäuser, Autobahnen, Gerichte und auch keine Demokratie. Denn die Idee, dass Einzelne sich ganz und gar einer kollektiven Aufgabe für andere hingeben können, würde ohne das Geld für Ärzte, Politiker und Richter als theoretische Denkfigur enden. Steuern werden damit auch zum ökonomischen Kern solidarischen Denkens und unserer sozialen Marktwirtschaft. Neben unterschiedlichen politischen Vorstellungen darüber, wie schlank der Staat sein sollte und wie viel Eigenverantwortung der Einzelne tragen kann, tobt der Streit auch um den Verwendungszweck der öffentlichen Steuergelder. Trotzdem ist die Steuermoral der Deutschen in den vergangenen Jahren genauso gestiegen, wie das Steueraufkommen selbst: Die Rekordsumme von 343,3 Milliarden Euro nahm der Fiskus im ersten Halbjahr ein. Mittendrin in diesem anspruchsvollen Spannungsfeld aus unterschiedlichen Interessen, neuen gesetzlichen Vorgaben und deren vorteilhafter Auslegung für die eigenen Mandanten arbeiten deutschlandweit mehr als 56.000 Steuerberater und fast 30.000 Steuerberaterinnen. Grund genug für die Standort38.de-Redaktion sich die Branche genauer anzuschauen: Wir trafen uns zum Titelinterview im Zooviertel in Hannover mit Carsten Fischer, dem Präsidenten der Niedersächsischen Steuerberaterkammer. Außerdem waren wir in der Region 38 unterwegs und haben ausgewählte Steuerberater und -beraterinnen mit unterschiedlichen Schwerpunkten in ihren Kanzleien besucht. Das Ergebnis halten Sie gerade in den Händen – unser erstes Standort38-Branchen-Spezial. Einen erfolgreichen Jahresabschluss wünscht... Ihre Steuern38-Redaktion Ein Branchen-Spezial von Inhalt Interviews Carsten Fischer Präsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen .................. Helmut König Vizepräsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen ........................................................................................ 22 Jennifer Hof Ex-Model in Ausbildung zur Steuerfachangestellten ...................................................................................................................................... 32 Portraits Ingrid Wiegel-Wolters Dr. Wetekam & Partner GbR ........................................................................................................................................ Marco Vierheller Maeder + Partner Steuerberatungsgesellschaft ........................ Christian Böke Böke & Partner Steuerberatungsgesellschaft ..................................... Andreas Deumeland ETL Löwen Treuhand GmbH ........................................................................................................................................... Stefan Seidel DATEV ............................................................................................................................................................................................................................................................ 14 16 18 26 28 Nancy Klausnitzer Bienert, Klein und Partner Steuerberatungsgesellschaft ............................................................................................................................ Horst Schade PKF Fasselt Schlage ................................................................................................................................................................................... 30 34 Themen Steuern steuern! Historie, Quoten und Moral ..................................................................................................................................... Ein Beruf in Zahlen Der typische Steuerberater ist … .............................................................................................................. 200.000 Regenwürmer im Discolicht Das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes ....................................................... Steuer-ABC Von Alkopop- bis Zweitwohnsteuer ................................................................................................. Titelfoto: Holger Isermann 4 10 20 36 38 IMPRESSUM Herausgeber BZV Medienhaus GmbH | Verlag und Redaktion BZV Medienhaus GmbH, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig Telefon (0531) 39 00 0 | Geschäftsführung Harald Wahls (Sprecher), Manfred Braun, Michael Wüller | Objektleitung Carsten Poll Redaktionsleitung Christian Göttner (verantwortlich), Dr. Holger Isermann | Redaktion Henning Thobaben | Layout Chris Collet Anzeigen Michael Heuchert (verantwortlich) | Koordination Anzeigen/Vertrieb Alisa Riechel | Telefon (0531) 39 00 193 | E-Mail [email protected] Druck Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Gabelsbergerstraße 1, 59069 Hamm | Auflage 10.000 Exemplare DAS MEDIENHAUS 3 Rubrik 4 Titel-Interview „Es bewegt sich viel in unserem Berufsstand“ Carsten Fischer, Präsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen und neues Präsidiumsmitglied der Bundessteuerberaterkammer, im Interview C arsten Fischer ist seit dem 13. März 2015 Präsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen. Mitglied des Vorstands ist der 49-Jährige bereits seit 2008, im Haushaltsausschuss sitzt er seit 2012. Darüber hinaus ist Fischer Mitglied im Ausschuss Mitarbeiterfortbildung, Vorsitzender des Prüfungsausschusses III „Steuerfachwirt“ und gehört dem Prüfungsausschuss für die Steuerberaterprüfung beim Niedersächsischen Finanzministerium an. Seinen Beruf als Steuerberater übt Fischer als Partner in einer Steuerberatungsgesellschaft mit drei Niederlassungen in Syke, Osterholz-Scharmbek sowie Hannover aus. Foto: Holger Isermann Herr Fischer, Sie sind im März in Ihr neues Amt als Präsident der Steuerberaterkammer gewählt worden. Wie viel Zeit nimmt ein solches Amt eigentlich in Anspruch? Das ist unterschiedlich. Insgesamt fallen im Sommer weniger Aufgaben an. Aber man ist schon viel unterwegs, schließlich gehören auch repräsentative Aufgaben und Arbeit auf der politischen Ebene zu dem Amt dazu. Wir sind zum Beispiel in Brüssel unterwegs, um dort mit Europaabgeordneten Gespräche zu führen. Eine Vollzeittätigkeit ist das Präsidentenamt nicht, aber in meinem eigentlichen Beruf musste ich schon etwas zurückstecken. Welche Herausforderungen sehen Sie für sich persönlich? Was wollen Sie erreichen? Im Moment bewegt sich viel in unserem Berufsstand. Es bilden sich bei- spielsweise neue Schwerpunkte heraus wie der betriebswirtschaftliche Gestaltungsbereich. Unser Ziel ist es, Kollegen auf solche Thematiken vorzubereiten. Und wir wollen dem demographischen Wandel trotzen und junge Menschen verstärkt für den Beruf des Steuerfachwirts oder des Steuerberaters begeistern. Mit welchen Argumenten hantieren Sie dabei? Der Beruf des Steuerberaters hat sicher nicht das beste Image. Manch einer denkt noch immer, dass wir in einem grauen und womöglich fensterlosen Zimmer sitzen. Und dass wir in einem Jackett mit Ärmelschonern permanent am Schreibtisch sitzen. Dieses Image versuchen wir zu drehen. Die Realität sieht schließlich ganz anders aus. Steuerberater zu sein, bedeutet es mit vielen interessanten Menschen zu tun zu haben. Auch die Bezeichnung Steuerfachangestellter reißt ja nicht unbedingt vom Hocker, wenn ein junger Mensch davon in der Disco erzählt. Aber auch das wird dem Beruf nicht gerecht. Facility Manager zu sein, ist nicht unbedingt etwas Besseres, nur weil es sich flotter anhört. Was tun Sie noch, außer das Image des Berufsstandes aufzupolieren? Wir gehen beispielsweise an Schulen und zu Messen, um die guten Perspektiven des Berufs aufzuzeigen. Und auch an Universitäten präsentieren wir uns, um den Studenten die Botschaft zu vermitteln: Geht in den steuerlich-betriebswirtschaftlichen Bereich. Skizzieren Sie doch bitte einmal den typischen Weg in den Beruf. Den gibt es in so typischer Form nicht. Zunächst ist es so, dass Steuerberater meist als akademischer Beruf wahrgenommen wird. In Wirklichkeit kann man ihn ausüben, ohne jemals ein Studium absolviert zu haben. Einmal besteht die Möglichkeit, nach einer erfolgreichen Ausbildung zum Steuerfachangestellten durch eine zehnjährige, zielgerichtete Tätigkeit bei einem Steuerberater die Prüfung zum Steuerberater zu absolvieren. Die zweite Option: Nach der Ausbildung eine Weiterbildung zum Steuerfachwirt zu absolvieren und nach einer verkürzten beruflichen Tätigkeit von sieben Jahren die Steuerberaterprüfung zu absolvieren. Und wer auf akademischem Wege in den Job möchte? Der kann natürlich auch studieren. Je nachdem, ob er den Bachelor- oder Masterabschluss gemacht hat, muss er anschließend noch zwei beziehungsweise drei Jahre tätig sein, um sich zur Prüfung anmelden zu können. Wir entwickeln aber auch völlig neue Konzepte: Das Triale Modell kombiniert die klassische Ausbildung mit einem betriebswirtschaftlichen Studium. Das gibt es zurzeit nur in Heide. Aber es sieht gut aus, dass Hannover und Wilhelmshaven in naher Zukunft als weitere Standorte hinzukommen. Wir fördern das Triale Modell, weil im Studium betriebswirtschaftliche Schwerpunkte ein größeres Gewicht haben. Und diese Inhalte werden immer wichtiger. 5 Titel-Interview über die Unternehmen und die dort tätigen Personen am meisten wissen. Wir sind die besseren Unternehmensberater. Dabei denken doch viele Menschen: Ein Steuerberater erstellt in erster Linie Steuererklärungen. Das ist historisch gewachsen. Dieser Eindruck mag auch daran liegen, dass Steuerberater das Teilgebiet der Unternehmensberatung zu selten ausgefüllt haben. Das wird sich ändern. Stichwort Seriosität. Eine große überregionale Zeitung hat kürzlich mal getitelt: Steuerberater operieren in einer Grauzone. Sehen Sie das anders? Ja. Eine Grauzone würde bedeuten, dass man etwas bearbeitet, was nicht legitim ist. Steuerberater arbeiten mit dem Gesetz und halten sich daran. Wenn wir die Buchhaltung von Mandanten übernehmen, können Sie hundertprozentig davon ausgehen, dass wir uns in keiner Grauzone befinden. Wenn ein Mandant seine Buchführung selbst erstellt und die katastrophal ist, dann dürfen sie daraus keinen Jahresabschluss erstellen und sagen: Stempel drunter, alles ordnungsgemäß. Der Begriff Grauzone hat bestenfalls dann seine Berechtigung, wenn etwas nicht klar gesetzlich geregelt ist. Wird es dann nicht zwangsläufig zu Überschneidungen mit Tätigkeiten von Rechtsanwälten oder Beratungsgesellschaften kommen? Mit den Rechtsanwälten gibt es kaum Überschneidungen. Es gibt schließlich ein Rechtsdienstleistungsgesetz. Und das legt fest, was Steuerberater machen dürfen und was nicht. Zwar wurde das Gesetz etwas gelockert, aber beispielsweise Verträge für Mandanten dürfen Steuerberater nach wie vor nicht aufsetzen. Was den Bereich Unternehmensberatung angeht: Hierfür sind Steuerberater geradezu prädestiniert, weil sie Kommt das denn häufig vor? Nicht selten. Das liegt in der Natur der Rechtsprechung und der Gesetze. Der Steuerberater arbeitet in vielen Versionen von Gesetzen: Im laufenden Jahr 2015 machen wir die Beratung nach aktueller Gesetzgebung. Gleichzeitig erstellen wir die Jahresabschlüsse nach dem Gesetzgebungsstand von 2014. Und dann sind da noch Betriebsprüfungen für die Jahre 2011, 2012 und 2013, für die wieder ganz andere gesetzliche Grundlagen gelten. Nicht zuletzt wird vom Steuerberater aber auch erwartet, dass er zukunftsorientiert berät und den „Der Steuerberater ist der perfekte Partner“, betont Carsten Fischer. Das bedeutet, dass sich die Aufgabengebiete verschieben. Befindet sich der Beruf im Wandel? Die Bereiche Jahresabschluss, betriebswirtschaftliche Beratung und Gestaltung oder auch weitere Spezialisierungen in diesem Bereich werden an Bedeutung zunehmen. Und durch die Komplexität in diesem Bereich wird sich der Einzelberater schwerer tun als eine Sozietät mit mehreren Partnern. Natürlich wird es auch weiterhin die klassischen Aufgabengebiete wie Finanzbuchhaltung und Lohn sowie die Steuererklärungen geben. Fakt ist aber auch, dass Computerprogramme einen immer höheren Automatisierungsgrad in diesen klassischen Aufgabenfeldern mit sich bringen. Wir rechnen nicht damit, dass diese Tätigkeiten für den Steuerberater einmal ganz wegfallen werden. Aber sie werden sicherlich einen geringeren Umfang einnehmen. 6 Foto: Holger Isermann Unternehmensberater haben nicht unbedingt den besten Ruf. Steuerberater gelten gemeinhin als seriös. Ist das ein Pfund, mit dem Sie wuchern können? Ja, auf jeden Fall. Jeder kann sich Unternehmensberater nennen, die Bezeichnung ist nicht geschützt. Bei uns ist das komplett anders. Wenn Mandanten und Unternehmen wieder mehr bewusst wird, dass der Steuerberater der perfekte Partner für diese Aufgaben ist, werden sie auch zunehmend wieder uns wählen. Titel-Interview Mandanten aufklärt, was auf ihn zukommen könnte. Klingt kompliziert. Welche Gefühle kommen bei Ihnen hoch, wenn Sie an die deutsche Steuergesetzgebung denken? Eigentlich ist das deutsche System ein vom Grundsatz der Gleichbehandlung geprägtes Gesetz. Genau dadurch ist es aber auch kompliziert. Denn es gibt jedem Bürger die Möglichkeit, seine Steuerlast an individuelle Gegebenheiten anzupassen. Das ist in den Gesetzgebungen anderer Länder teilweise anders geregelt. Dort ist die Steuer meist einfacher zu errechnen. Ob das dann aber immer gerecht ist, ist eine andere Frage. Mir fällt zumindest kein grundsätzliches Steuermodell eines anderen Staates ein, das ich gerne für Deutschland übernehmen würde. Aber bestimmt sehen Sie bei so manchem Gesetz Verbesserungsbedarf? Beim neuen Erbschaftssteuergesetz beispielsweise hätten wir uns gewünscht, dass es etwas verschlankter daherkommt. Manchmal ist der bürokratische Aufwand zu groß. Früher gab es ja auch mal die Vermögenssteuer. Da wussten wir als Steuerberater, dass die Gesamtkosten für deren Erstellung höher waren als die Einnahmen. Die Steuer war politisch gewollt, aber volkswirtschaftlich gesehen totaler Quatsch. Als problematisch sehe ich in diesem Zusammenhang auch den Mindestlohn. Grundsätzlich ist die Idee ja richtig. Aber die enorme Bürokratie, die dahinter steckt, steht nicht mehr im Verhältnis zu dem, was herauskommt. Die umfangreichen Aufzeichnungspflichten belasten hier gerade den kleinen Unternehmer mit viel Aufwand. Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Arbeit der politischen Akteure in den vergangenen Jahren? Ich würde mir manchmal wünschen, dass die Gesetzgebung weniger politisch getrieben ist. Die Gesetzesinhalte sollten weniger abhängig davon sein, aus welchem politischen Lager sie kommen. Und grundsätzlich soll- te die Gesetzgebung einfacher werden und weniger Veränderungen unterliegen. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, die Gesetze würden in manchen Teilen nicht richtig zu Ende gedacht. Was würden Sie machen, wenn die Politik Sie auffordern würde: Herr Fischer, erarbeiten Sie uns bitte eine umfangreiche Steuerreform! Das wird die Politik nicht machen (lacht). Aber wenn wir einfach nur früh in die Prozesse involviert würden, wäre das auch schon gut. Ich bin mir sicher, dass die Gesetze dadurch einfacher würden. Es gibt in einigen Bereichen noch ordentlich Potenzial für Nachbesserungen. Das gilt für viele Gesetze, die ich gerne in Teilen geändert hätte. Und eine Steuer ist in meinen Augen sogar komplett verzichtbar: die Gewerbesteuer. Natürlich ist sie für Gemeinden und Städte wichtig zum Überleben. Allerdings ist es so, dass sie bei Personengesellschaften und Einzelunternehmen bis zu 100 Prozent auf die Einkommensteuer angerechnet wird. In manchen Fällen liegt sie also faktisch bei null. Die Steuer führt also nicht zu mehr Gesamtsteueraufkommen, sondern sorgt nur für eine andere Verteilung. Befindet sich für Sie die derzeitige Gesamtsteuerhöhe auf einem angemessenen Niveau? Gerade bei niedrigen Einkommen muss daran gearbeitet werden, dass die Menschen bedingt durch die kalte Progression auf Dauer nicht weniger in der Tasche haben als vorher. Die Steuerlast im Moment hat meines Erachtens ein Volumen, mit dem alle gut leben können. Als die Abgabenhöhe mal bei über 50 Prozent lag, ist es vielen Unternehmen schwerer gefallen. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch eines verhindern: dass große Unternehmen in Deutschland Umsätze machen, ihre Gewinne aber ins Ausland verlagern und dadurch in Deutschland keine Steuern zahlen. Das läuft der Steuergerechtigkeit in unserem Land komplett zuwider. Es bleibt zu hoffen, dass noch vieles international harmonisiert wird. Was passiert, wenn in einem Land kaum noch Steuern bezahlt werden, sieht man ja am Beispiel Griechenland. Wo sehen Sie Ihre eigentliche Aufgabe als Steuerberater? Eine möglichst geringe Steuerlast für Ihre Mandanten herauszuholen oder die richtige Höhe? Ein Steuerberater legt seine Prüfung vor dem Finanzministerium ab. Wenn er den fachlichen Anforderungen genügt, wird er bestellt. Insofern hat er sich an das Gesetz zu halten. Andererseits muss er für seinen Mandanten eine steueroptimierte Gestaltung herausholen. Es kommt „Die Steuerlast im Moment hat ein Volumen, mit dem alle gut leben können.“ 7 Titel-Interview „Wenn man sich selbstständig machen möchte, sollte man auf jeden Fall einen Steuerberater konsultieren.“ Wann sollte man auf jeden Fall einen Steuerberatuer aufsuchen? Zum Beispiel, wenn man sich selbstständig machen möchte. Aber auch sonst ist es sicher so, dass Steuererklärungen in den Behörden schneller bearbeitet werden, wenn sie professionell erstellt wurden. Wir als Steuerberater bewegen uns schließlich täglich in diesem Umfeld. Wir wissen, was wo einzutragen ist. Das können zwar auch viele Privatmenschen. Aber die Gefahr, etwas falsch zu machen, ist größer als bei uns. Im Jahr 2014 gab es 4,2 Millionen Einsprüche gegen Steuerbescheide. In 68 Prozent der Fälle endete das Ganze zugunsten des Steuerbürgers. Ist es deshalb wichtig, sich die Bescheide ganz genau anzugucken? In jedem Fall. Die Bearbeitung geht mittlerweile immer automatisierter vonstatten. Manche Daten werden dem Finanzamt beispielsweise von der Krankenkasse übermittelt. Das muss aber nicht immer richtig sein. Durch die Vollmachtsdatenbank 8 haben wir die Möglichkeit, vorab zu prüfen, ob die in den Pools vorhandenen Daten mit dem übereinstimmt, was vom Mandanten übermittelt wurde. Eine kritische Position gegenüber dem Finanzamt ist also angebracht? Dort sind auch nur Menschen tätig. Oder mittlerweile oft Computer. Und manchmal gibt es Fälle, bei denen wird man sich einfach nicht einig. Ich habe da gerade einen Fall bei mir in der Nähe: An einem Betrieb wurde eine neue Straße gebaut. Da hat die Stadt gesagt: Das sind Ersterschließungskosten, die nicht abzugsfähig seien. Ich bin da aber früher schon oft mit meinem Hund langspaziert und weiß: Da war auch früher schon definitiv mal eine Straße. Deshalb sind das sofort abzügliche Betriebsausgaben. Und dann streitet man sich. Das Finanzamt sagt: Wir haben die Unterlagen so von der Stadt erhalten. Ich sage: Ich bin da schon früher über eine Straße gelaufen. Solche Sachen begegnen einem immer wieder. Oft einigt man sich aber. Dass ein Fall vor Gericht kommt, passiert nur in den seltensten Fällen. Klingt so, als habe der Steuerberater mit der Bürokratie ordentlich zu kämpfen. Es hängt immer von den jeweiligen Menschen ab. Da gibt es solche und solche, hüben wie drüben. Manche gehen lockerer mit Sachverhalten um, andere weniger. Vielleicht ist manch eine Sachbearbeiterin beim Finanzamt einfach nicht in der Lage, über ihren Schatten zu springen. Vielleicht kann sie nachts nicht schlafen, wenn sie sagen würde: Ich erkenne das so an, wie es der Steuerberater eingereicht hat. Für den ganzen Prozess ist das natürlich hinderlich. Aber ich denke nicht, dass da Menschen sitzen, die sagen: Ich ärgere diesen Steuerberater jetzt mal ein bisschen. Und falls doch – wie schalten Sie am Wochenende und abends nach einem nervtötenden Arbeitstag ab? Ich habe Frau und zwei Töchter. Im Moment leite ich gerade den internationalen Schüleraustausch bei Rotary. Außerdem spiele ich gerne Golf und laufe viel. Ich bin auch schon Marathon gelaufen. Aber meine Frau findet, dass Halbmarathon ausreicht. Holger Isermann, Henning Thobaben Foto: Holger Isermann darauf an, das Gesetz so vorteilhaft wie möglich für seinen Mandanten auszulegen. Christian Böke Rubrik european tax experts FRAGEN SIE UNS! Europäische Fiskalbehörden vernetzen sich zunehmend untereinander. CHRISTIAN BÖKE hat mit der Gründung der europaweit tätigen European Tax Experts Steuerberatungsgesellschaft mbH auf diese Situation reagiert. Als Gegengewicht zu den sich vernetzenden Fiskalbehörden baut European Tax Experts ein Netzwerk mit Berufskollegen in allen wichtigen europäischen Ländern auf. DAS PRINZIP IST DENKBAR EINFACH: Als hier ansässiger Steuerberater wenden Sie sich mit Fragen zu europäischem Steuerrecht an European Tax Experts in Braunschweig oder Berlin. Wir leiten Ihre Fragen an unseren entsprechenden ausländischen Tax Expert weiter. Dieser Experte ist in der Hauptstadt des betreffenden Landes und mit europaweiter Anbindung tätig, so dass Sie eine qualifizierte Antwort erwarten dürfen. Nutzen Sie dieses Netzwerk von European Tax Experts zum Vorteil Ihrer Mandanten. Weitere Informationen unter: www.europeantaxexperts.de oder bei CHRISTIAN BÖKE European Tax Experts Steuerberatungsgesellschaft mbH Packhofpassage 19 38100 Braunschweig Telefon 05 31 - 23 84 00 9 Rubrik Steuern steuern! Historie, Quoten und Moral D ie Idee das private Vermögen für öffentliche Aufgaben heranzuziehen reicht bis ins 3. Jahrtausend vor Christus. Schon in den Großreichen des Altertums brauchten die Herrscher Einnahmen für ihren Hofstaat, Kriege oder die gemeinschaftliche Infrastruktur. Die Ägytper beispielsweise führten eine Erntesteuer und einen Nilzoll ein. Der besteuerte allerdings nicht den Fluss als Verkehrsader, sondern die Menge an fruchtbarem Nilschlamm, der die umliegenden Felder düngte. 10 Viele Völker mit Expansionsdrang nahmen zudem die unterworfenen Gebiete und ihre Einwohner in die Pflicht und forderten Tribute. Die Römer waren dabei so erfolgreich, dass sie die eigenen Bürger zwischenzeitlich komplett von direkten Steuern befreien konnten. Ein Grund hierfür waren auch groß angelegte Volkszählungen, mit denen man einen Überblick über die eigene Bevölkerung erhielt. „Und es begab sich zu der Zeit […], dass alle Welt sich schätzen ließe.“ Dieses bekannte Zitat aus der Weihnachtsgeschichte dokumentiert beispielswei- se den Zensus im Rahmen einer umfassenden Steuerreform unter Kaiser Augustus. LÄMMER- UND WEINZEHNT Weit verbreitet war auch der Zehnt, der bereits im Volk Israels erhoben und vom Christentum zunächst als freiwillige Spende übernommen wurde. Später hat sich der Zehnt zu einer Zwangsabgabe entwickelt, die sich auch auf Naturalien erstreckte. Einen klaren Anspruch formulierte die Kirche ab 585, Karl der Große erließ 779 ein staatliches Zehntgebot. Genauere Aufzeichnungen über Thema Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden Umsatzsteuer nicht veranlagte Steuern 17,42 203,11 Solidaritätszuschlag Tabaksteuer Mrd. € 15,05 14,61 12,69 Mrd. € Mrd. € Grundsteuer Mrd. € Mrd. € Körperschaftssteuer 20,04 Steuereinnahmen 2014 Mrd. € 643,6 Energiesteuer 39,76 Mrd. € Mrd. € Gewerbesteuer 43,76 Mrd. € Lohnsteuer Einkommensteuer 45,61 167,98 Mrd. € Mrd. € Die Steuerspirale: So setzen sich die Einnahmen in Deutschland im Jahr 2014 zusammen. Quelle: Bundesministerium der Finanzen / Björn Dethlefs Steuerberatung die Art und den Zeitpunkt der verschiedenen Abgaben finden sich unter anderem in der Wolfenbütteler Handschrift des so genannten Sachsenspiegels, die heute als bedeutendste Rechtsschrift des Mittelalters gilt. Farbig illustriert heißt es dort, dass am Walburgistag (1. Mai) der Lämmerzehnt, an St. Urban (25. Mai) der Obst- und Weinzehnt, an St. Johannis (24. Juni) der Fleischzehnt, zu St. Margareten (13. Juli) der Kornzehnt und zu Mariae Himmelfahrt (15. August) der Gänsezehnt fällig sind. Wer nichts besaß, war übrigens nicht fein raus, sondern musste zu Frondiensten antreten und entweder mit Muskelkraft bei der Ernte helfen oder Fuhrdienste übernehmen. Bei säumigen Steuerzahlern war man bereits damals erfinderisch: In der Mark Brandenburg fuhr im 16. Jahrhundert der Marktmeister mit dem so genannten Hellwagen (von helligen = belästigen, oder pfänden) durch die Straßen. Die Stadtknechte hängten notfalls mit Gewalt die Haustüren der Zahlungsunfähigen aus und transportierten sie zum Rathaus. Erst nach Tilgung der Steuerschuld gab es die eigene Privatssphäre wieder zurück. „GELD STINKT NICHT“ Neben kuriosen Straf- kennt die Historie ebensolche Steuerformen: Von Kaiser Vespasian soll beispielsweise der Ausspruch „pecunia non olet“ („Geld stinkt nicht“) stammen, mit der er die von ihm eingeführte Urin-Steuer verteidigte. Der Zar Peter der Große versuchte im 17. Jahrhundert über die Einführung von Steuern das Volk seinem Geschmack zu unterwerfen: Steuern auf Bärte, Mützen und Gurken waren die Folge. Wer sich mit sichtbarer Gesichtsbehaarung aber ohne entsprechende Steuermarke erwischen ließ, wurde übrigens öffentlich rasiert. Mit einer Jungfernsteuer wollten die Preußen zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Geburtenrate steigern. Auch die heute noch existierende Hundesteuer hat ihren Ursprung im damaligen Preußen. Hirten und Jäger waren von ihr ausgenommen, aber wer sich zum Vergnügen einen Hund hielt, sollte auf ihn eine Luxussteuer zahlen. MODERNE STEUERSYSTEME Einer der ersten, der sich ernsthaft über eine gerechte Steuerverteilung Gedanken machte, war 1776 der britische Staatsrechtler Adam Smith. Seine vier Steuergrundsätze lauteten: Gleichmäßigkeit, Bestimmtheit, Bequemlichkeit und Billigkeit. Steuerpflichtige sollten demnach nicht willkürlich, sondern im Verhältnis zu ihrem Einkommen besteuert werden. Außerdem sollte die Erhebung die Menschen nicht unnötig belasten und geringe Verwaltungskosten verursachen. Ein Steuersystem, das unserem ge- 11 Thema ABGABENQUOTEN IM VERGLEICH Wer die Steuerlast international vergleichen möchte, sollte statt der Steuer- die Abgabenquoten betrachten, die zusätzlich die Sozialabgaben beinhalten. In der Schweiz und einigen angelsächsischen Staaten werden beispielsweise Krankenkassenbeiträge privat aus dem Netto gezahlt. Insgesamt ist die Quote in Deutschland vergleichsweise hoch. Bei den Bruttoeinkommen liegt die BRD auf Platz 4 der 34 OECD-Länder, bei den Nettoeinkommen nur noch auf Platz 10: 36,7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt betrug die Steuerquote Der Zar Peter der Große führte unter anderem eine Bartsteuer ein. im Jahr 2013 – zu viel denken die meisten. Die subjektive Steuerbelastung ist in den letzten Jahren gestiegen. Rund 85 Prozent der Deutschen hielten ih- Steuerhinterziehung gilt als unmoralisch 82 % 55 % 62 % 67 % 74 % 76 % 59 % 62 % 62 % 52 % 48 % 20 % 1997 1999 2008 2014 Hinterziehung ist generell unmoralisch 1997 1999 2008 2014 Unmoral wird durch Ungerechtigkeit aufgehoben 1997 1999 2008 2014 Kl. Hinterziehung ist weniger schlimm als Verschwendung Die Steuermoral der Deutschen ist in den letzten Jahren gestiegen. 82 Prozent der Befragten halten Steuerhinterziehung für unmoralisch, nur jeder Fünfte ist der Meinung, dass die Steuerungerechtigkeit eine Hinterziehung legitimiert. Gut jeder Zweite sieht in der öffentlichen Verschwendung ein größeres Problem als in der Hinterziehung des „kleinen Mannes“. Quelle: Studie „Steuerkultur und Steuermoral in Deutschland 2014“. 12 re Steuern 2014 laut einer Umfrage der Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik für zu hoch. Das ist der höchste Wert seit Ende der 1980er Jahre. Die meisten Befragten halten das Steuersystem für ungerecht, vier von fünf Deutschen fordern beispielsweise ein Ende der kalten Progression. Damit beschreiben Ökonomen die Tatsache, dass Arbeitnehmer nach einer Gehaltssteigerung bedingt durch höhere Steuersätze und Inflationseffekte mitunter weniger im Portemonnaie haben, als zuvor. Verschiedene Wissenschaftler und Politiker widersprechen allerdings der Dringlichkeit der Debatte. Die Effekte der kalten Progression seien gegenwärtig überkompensiert. Auf steuermythen.de gehen sie außerdem mit der Behauptung ins Gericht, dass das deutsche Steuersystem das komplizierteste auf der Welt sei. Auf einen Bierdeckel, wie es einst der CDU-Politiker Friedrich Merz forderte, passt die Steuererklärung zwar noch nicht – laut Studien zur Bearbeitungszeit von Unternehmenssteuern dauert es aber in Bulgarien, Tschechien und Japan am längsten. Die Parteienzugehörigkeit der unterstützenden Politiker wundert nicht. Gegen die als Steuermythen bezeichneten Forderungen aus dem wirtschaftsliberalen Lager wehren sich vor allem Sozialdemokraten. Dahinter verbergen sich unterschiedliche ökonomische Grundansichten: Während beispielsweise die angelsächsischen Staaten traditionell für einen schlanken Staat und viel Eigenverantwortung stehen, sind die sozialen Sicherungssysteme in Skandinavien und auch Deutschland relativ stark ausgeprägt – das kostet. Allerdings belastet in Ländern wie Mexiko private Vorsorge das höhere Netto, sofern ähnliche Standards wie in Deutschland erreicht werden sollen. SCHONGANG FÜR HOHE EINKOMMEN Hierzulande ist das Steueraufkommen zwar so hoch wie nie zuvor, 343,3 Milliarden Euro nahm der Staat im ersten Halbjahr ein. Er könnte aber sogar noch mehr zulangen. Denn Deutschland schont besonders die hohen Einkommen. Wer ordentlich verdient, zahlt in etwa so viel Steuern wie der OECDSchnitt, mittlere und niedrige Einkommen liegen deutlich darüber. Das liegt Foto Seite 11: Fotolia; Foto: Kneller genwärtigen erstaunlich ähnlich ist, entwickelte schließlich der preußische Finanzminister Johannes von Miquel. Sein Kommunalabgabengesetz vom 14. Juli 1893 beinhaltete bereits eine Einkommens-, Vermögens- und Gewerbesteuer. 1906 kam eine Erbschaftssteuer dazu. Außerdem unterlagen Geringverdiener einem niedrigeren Steuersatz: Die Steuerprogression war geboren. Maximal 4 Prozent vom Einkommen mussten die Spitzenverdiener damals berappen – heute gilt in Deutschland ein Spitzensteuersatz von 45 Prozent. Thema an der so genannten Beitragsbemessungsgrenze. Abgaben für die Kranken- und Pflegekasse werden demnach nur für ein maximales Jahresbrutto von 48.600 Euro berechnet, bei der Rente sowie der Arbeitslosenversicherung ist bei 71.400 Euro Schluss. EIN „MEILENSTEIN“ FÜR DAS STEUERRECHT Das tut der Zahlungsbereitschaft der Deutschen allerdings keinen Abbruch – im Gegenteil. Eine Studie von Professor Matthias Wrede von der Universität Erlangen-Nürnberg kam 2013 zu dem Ergebnis, dass nur ein Viertel der Befragten, schon einmal ernsthaft über Steuerhinterziehung nachgedacht habe. Auch eine Kölner Studie aus dem letzten Jahr attestiert den Deutschen eine hohe Moral beim Thema Steuern: Laut Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik gaben 80 Prozent der Befragten an, noch nie in ihrem Leben Steuern hinterzogen zu haben. Ob diese private Ehrlichkeit sich so auch auf Unternehmensseite identifizieren lässt? Findig beim Nutzen rechtlicher Schlupflöcher sind besonders internationale Großkonzerne. Ikea Deutschland zahlt etwa 60 Millionen Euro im Jahr allein dafür, seinen Namen verwenden zu dürfen. Die Kaffeekette Starbucks hat ihren Sitz wegen des niedrigen Steuersatzes in den Niederlanden. Die dortigen Finanzverwaltung kommt Unternehmen außerdem durch Sondervereinbarungen – so genannte „Tax rulings“ entgegen. Die OECD schätzt, dass ihren Mitgliedsstaaten durch Steuervermeidung von Konzernen pro Jahr 100 bis 240 Milliarden Euro an Einnahmen verloren gehen. Mit solchen Auswüchsen soll jetzt Schluss sein. Die Pariser Organisation hat den 15-Punkte-Plan „Base Erosion and Profit Shifting“ (Beps) ausgearbeitet. Damit sollen legale Schlupflöcher für globale Konzerne gestopft werden und undurchsichtige Finanzströme, unfaire Rabatte sowie Briefkastenfirmen der Vergangenheit angehören. OECD-Generalsekretär Angel Gurría betonte, die Maßnahmen „bedeuten für das internationale Steuerrecht die größte Veränderung seit fast einem Jahrhundert“. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach von einem „Meilenstein“. Holger Isermann Abgabenquoten 2013 Land Steuern und Sozialabgaben anteilig am BIP Dänemark Frankreich Belgien Finnland Schweden Italien Österreich Norwegen Luxemburg Ungarn Slowenien Deutschland Tschechien Griechenland Portugal Vereinigtes Königreich Spanien Kanada Slowakei Irland Schweiz Vereinigte Staaten 48,6 % 45,0 % 44,6 % 44,0 % 42,8 % 42,6 % 42,5 % 40,8 % 39,3 % 38,9 % 36,8 % 36,7 % 34,1 % 33,5 % 33,4 % 32,9 % 32,6 % 30,6 % 29,6 % 28,3 % 27,1 % 25,4 % Die Abgabenquote setzt sich aus der Steuerquote und den Sozialabgaben zusammen. Sie eignet sich eher für eine vergleichende Perspektive, weil in einigen Ländern beispielsweise Krankenkassenbeiträge aus dem Netto bezahlt werden. Quelle: OECD 85 % der Deutschen halten ihre Steuern für zu hoch 1,1 % 0,2 % etwas zu niedrig weiss nicht/keine Angabe 13,9 % gerade richtig 28,6 % 56,3 % viel zu hoch etwas zu hoch Besonders stark belastet fühlen sich Selbständige, Freiberufler und Angehörige der gehobenen Mittelschicht. Quelle: „Steuerkultur und Steuermoral in Deutschland 2014“ 13 Portrait Zufrieden mit der nachrückenden Generation O b es um die Ertragssteuer oder Erbschaftssteuer, um die Umsatzsteuer oder die Hunde- und Sektsteuer geht – als Steuerberater und Steuerfachangestellter beschäftigt man sich in Deutschland allein mit mehr als 27 Steuergesetzen auf Bundesebene. „Wir haben aber ebenso viel mit Menschen zu tun. Hinter jedem Steuerfall steckt ein Mandant, den wir mit Rat und Tat unterstützen“, macht Steuerberaterin Ingrid Wiegel-Wolters deutlich. Die in einer Kanzlei in der Nähe des Braun- 14 schweiger Hauptbahnhofs arbeitende Wolfenbüttelerin ist seit 25 Jahren für die Steuerberaterkammer als Ausbildungsbeauftragte tätig. „Dieser Aufgabenbereich ergab sich seinerzeit. Die Arbeit mit den jungen Menschen hat mich infiziert. Ich freue mich immer wieder darüber, wie engagiert unsere Auszubildenden sind“, berichtet die Steuerberaterin. Ingrid Wiegel-Wolters wird immer dann aktiv, wenn es eine Schieflage zwischen Betrieb und Auszubildendem gibt. Was passieren kann? Zum Beispiel bemängelt der Auszubildende, nicht umfassend genug geschult zu werden. Oder dem Betrieb stößt auf, dass ein Auszubildender seine Aufgaben nicht zufriedenstellend erledigt. „Meine Aufgabe ist es dann, die Parteien wieder zusammenzubringen“, erklärt die Ausbildungsbeauftragte. Rund 100 Ausbildungsverträge zu Steuerfachangestellten werden im Braunschweiger Bezirk jährlich geschlossen, in ganz Niedersachsen sind es ca. 800 Verträge pro Lehrjahr. Dabei gibt es mittler- Fotos: Henning Thobaben Steuerberaterin Ingrid Wiegel-Wolters Portrait weile drei Säulen, auf denen der Weg in den Beruf des Steuerberaters fußt. Der eine führt klassisch über die Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule. In Braunschweig findet ein Teil dieser dualen Ausbildung an der Otto-Bennemann-Schule statt. Zehn Jahre Praxistätigkeit als Steuerfachangestellter berechtigen später dazu, an der Prüfung zum Steuerberater teilzunehmen. Durch eine vorherige Aus- und Fortbildungsprüfung zum Steuerfachwirt lässt sich die notwendige Praxistätigkeit verkürzen. Eine weitere Möglichkeit bietet sich durch eine Ausbildung plus dem „Bachelor of Arts BWL“, den man an der Fachhochschule absolvieren kann. Anschließende drei Jahre Praxis in einem steuerberatenden Beruf – und man ist ebenfalls qualifiziert für die Prüfung. Diese Handhabe aus Studium und Ausbildung erfolgt nach dem „Trialen Modell“. Ein dritter Weg: das Volkswirtschafts-, Betriebswirtschafts- oder Jurastudium mit anschließender Praxiserfahrung. „Es führen wirklich viele Weg in diesen Job“, sagt Ingrid Wiegel-Wolters und betont: „Außerdem ist dieser Beruf krisensicher.“ Die Wolfenbüttelerin erledigt darüber hinaus in ihren Seminaren zur Prüfungsvorbereitung in Goslar und im Prüfungsausschuss für Steuerfachangestellte wichtige Aufgaben: Auszubildenden müssten in ihrer Prüfung unter anderem ein mandantenorientiertes Gespräch führen, berichtet sie. „Daneben werden die verschiedenen fachspezifischen Inhalte abgefragt.“ Später im Beruf sei es wichtig, den Mandanten Zusammenhänge leicht verständlich und trotzdem möglichst fachlich aufzuzeigen. „Die Schüler müssen die Materie also so erklären können, dass es auch der Laie versteht“, unterstreicht Ingrid Wiegel-Wolters. Immer wieder betont sie, dass das Menschliche in dem Beruf eine große Rolle spielt. In der Ausbildung habe sich in den vergangenen Jahrzehnten jede Menge getan: Viel macht dabei der Computer aus, mit dem die heutigen Jugendlichen und potenziellen Steuerfachangestellten aufgewachsen sind. „Der Ausbildungsweg ist heute noch wie früher, die Anforderungen sind mit den neuen Medien aber gewachsen“, sagt Ingrid Wiegel-Wolters. Unter anderem durch Steuerprogramme, mit denen die Aus- Viele Themen, viele Menschen: Der Berufsalltag ist abwechslungsreich. zubildenden von Beginn an arbeiten, gelangten sie viel schneller an die fachliche Materie. „Und somit müssen sie sich auch eher mit dem Gesetz auseinandersetzen“, erklärt die Expertin. Bedeutet: Die vornehmlich jungen Menschen müssten lernen, Gesetze zu lesen. „Und zwar wie eine Zeitung. Ich muss verstehen, was der Gesetzgeber unterm Strich mit dem Gesetz erreichen will.“ Ob den Auszubildenden die Aufgabenbereiche eines Steuerberaters immer klar sind? „Auf jeden Fall sind wir auf Messen präsent, bieten Einzelberatungsgespräche an“, erklärt die Wolfenbüttelerin. Dort werde den Interessierten verdeutlicht, was in diesem Beruf gemacht wird und dass jede Menge Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten bestehen. Ingrid Wiegel-Wolters gibt zum Beispiel gerne auf der Fachmesse „Vocatium“ in Braunschweig ihre Erfahrungen weiter. Und die sind umfangreich – 30 Jahre Berufserfahrung hat sie gesammelt. „Früher haben die Steuerberater das gesamte Fachgebiet abgedeckt. Heute spezialisieren sich viele Kollegen auf bestimmte Fächer“, sagt die Steuerberaterin. Und es sei auch überaus sinnvoll, mehrere Experten in einer Kanzlei zu haben. „Kooperation und Austausch sind immer gut“, meint sie. Und natürlich ist auch Nachwuchs wichtig. In ihrer Kanzlei Dr. Wetekam & Partner gibt es zurzeit vier Auszubildende. Henning Thobaben Dr. Wetekam & Partner GbR Berliner Platz 1D, 38102 Braunschweig Adresse Schwerpunkt Finanzbuchführung, Lohnbuchführung, Jahresabschluss, Wirtschaftsprüfung, Steuererklärung, Steuerberatung, Unternehmensberatung, Existenzgründungsberatung Mitarbeiter 16, darunter 4 Auszubildende Telefon 0531/220120 E-Mail [email protected] Internet www.steuerberater-wetekam.de ������������������������������������ ����� ��������������� ������������������������������������ ������������������������������������������� ������������������������������� 15 Rubrik Grenzenlos – in Hobby und Beruf I mmer wieder neue Gesetze, dazu aktuelle Rechtsprechungen – wer als Steuerberater auf dem Laufenden bleiben will, braucht Hartnäckigkeit und manchmal einen langen Atem. Marco Vierheller hat beides. Anders könnte er seinem großen privaten Hobby gar nicht nachgehen. Der 46-Jährige ist aktiver Marathonläufer. Für Vierheller ist der Ausdauersport der perfekte Ausgleich zum Job. Und nicht nur das. „Wenn man nur läuft, um sich zu bewegen und etwas für die eigene Gesundheit zu tun, 16 würde man sich mit einer 10-Kilometer-Strecke begnügen“, meint Vierheller. Nein, Marathon zu laufen, das bedeute den eigenen Schweinehund zu überwinden. Mehr noch: Man gehe bis an seine Grenzen, manchmal auch darüber hinaus. Das gilt für Vierheller und seine Sport-Leidenschaft auch in geographischer Hinsicht. In Istanbul querte er in Laufschuhen die Brücke über den Bosporus und schwitzte sowohl auf dem europäischen als auch auf dem asiatischen Kontinent. Mit Grenzüberschreitungen hat der Steuerfachmann auch im Beruf zu tun. Von der Kanzlei Maeder + Partner ist es nicht weit bis zum Braunschweiger Flughafen. Und rund um den Airport sind zahlreiche Mandanten des Steuerberater-Quartetts beheimatet, insbesondere aus dem Bereich Forschung und Entwicklung. „Daraus ergibt sich eine internationale Ausrichtung unserer Arbeit“, sagt Vierheller. Weil er und seine Kollegen nicht Experten für das Steuerrecht mehrerer europäischer Länder sein können, holen sie sich Unterstützung von Kanzleien im Ausland. Fotos: Henning Thobaben Steuerberater Marco Vierheller ist aktiver Marathonläufer Portrait Aktiver Sportler und aktiver Fan: Die Liebe zur Eintracht ist nicht zu übersehen. „Bei so etwas hilft uns auch der Steuerberaterverband weiter“, erklärt Vierheller. Insbesondere im Bereich der Körperschaftssteuer gebe es bei den Gesetzgebungen der EU-Staaten große Unterschiede. Oft haben Maeder + Partner auch mit dem Thema Fördermittel zu tun – weil viele Forschungseinrichtungen in deren Genuss kommen. Finanzhilfen von Land, Bund oder NBank müssen in die Bilanzen einbezogen werden. „Auch Gemeinnützigkeit ist etwas, mit dem wir häufig zu tun haben“, berichtet Vierheller. Denn beispielsweise auch Sportvereine, Privatschulen oder Berufsverbände gehören zum Mandantenkreis der Kanzlei. Der Staat gewähre gemeinnützigen Institutionen zwar Steuerfreiheit in puncto Aufnahmeund Mitgliedsbeiträge, schaue aber im Gegenzug bei vielen Details genau hin. Genau hinschauen müssen Steuerberater bei ihrer Arbeit auch. „Es ist spannend, im Spannungsfeld zwischen Gesetz und Mandantennutzen zu operieren“, beschreibt Marco Vierheller einen Reiz des Berufs. Wichtig ist ihm der Kontakt zu anderen Menschen. „Unter den Mandanten finden sich die unterschiedlichsten Charaktere“, sagt er. Mit Menschen zu tun haben, wollte der Fußball-Fan und Eintracht-Braunschweig-Anhänger schon früh. Nach seinem Abitur in Salzgitter-Lebenstedt leistete er seinen Zivildienst in der Altenpflege ab. Anschließend begann er eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten. Später studierte Vierheller in Hildesheim Betriebswirtschaftslehre und stieg in die Steuerberatung ein. 2006 bestand er seine Prüfung zum Steuerberater und arbeitet seit 2007 mit kurzer Unterbrechung bei Maeder + Partner. „Ich habe mich schon immer für Wirtschaft und Politik interessiert. Als ich im Berufsinformationszentrum das erste Mal etwas über den Job des Steuerberaters gelesen habe, schien er mir sehr vielfältig zu sein“, erzählt der Mann, der im Braunschweiger Stadtteil Dibbesdorf wohnt. Die Eindrücke aus Praktika im handwerklichen Bereich konnten da genauso wenig mithalten wie die Erfahrungen aus einem Semester Bauingenieurwesen an der TU Braunschweig. „Da habe ich schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist.“ Aber natürlich gibt es auch im Steuerwesen einiges, was Vierheller ein Dorn im Auge ist. In erster Linie missfallen ihm uneindeutig formulierte Gesetze. „Wir als Anwender der Gesetze sind nicht immer sicher, wie bestimmte Regelungen auszulegen sind“, erklärt der Experte. Rechtsprechungen zu den jeweiligen Neuerungen folgten immer erst später. Stetig auf dem Laufenden zu sein und sich fortzubilden, das sei wichtig. Generell hält Vierheller eine gute Steuerberatung jedoch für kein Hexenwerk. „Einige Leute aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis glauben, dass Steuerberater ein großes Geheimnis hüten und genau wissen, wie man vom Finanzamt viel Geld zurückbekommt“, sagt er. Doch dem sei nicht so, da das Gesetz den Handlungsspielraum einengt. Allerdings rate er vor allem Selbständigen oder Menschen mit Einnahmen aus Kapitalanlagen oder Vermietung und Verpachtung immer zu einer professionellen Beratung. Vierheller selbst kann sich aber auch gut über Dinge außerhalb von Gesetz und Finanzen unterhalten. Regelmäßig schaut er im Sowjethaus in seinem Wohnort Dibbesdorf vorbei. In der etwas anderen Gaststätte des freien Autors Luc Degla sollen die Besucher vom mühsamen Alltag abschalten und sich kennenlernen. Als Vierheller dort einmal mit einer Frau ins Gespräch kam, fragte die ihn: „Wie, du bist Steuerberater? Dabei bist du doch ganz locker drauf!“ Ein Image, das der Realität nicht entspricht, findet der Hobbykoch, der auch gerne in der Natur unterwegs ist. Im nächsten Jahr will er beim Marathon in Rom starten. Die nächste Herausforderung, wieder eine Grenze überschreiten. Henning Thobaben Maeder + Partner Steuerberatungsgesellschaft Hermann-Blenk-Straße 22, 38108 Braunschweig Adresse Schwerpunkt Jahresabschlusserstellung und Buchführung, Gemeinnützigkeitsrecht, Steuergestaltung, Betriebswirtschaftliche Beratung, Rechtsformumwandlung, Nachfolgeregelung Mitarbeiter 13, davon 2 Auszubildende Telefon 0531/256710 E-Mail [email protected] Internet www.maederundpartner.de ������������������������������������ ����� ��������������� ������������������������������������ ������������������������������������������� ������������������������������� 17 Rubrik Die Kunst verändert seinen Blick auf die Zahlen W er die Kanzlei von Böke und Partner in Braunschweigs Innenstadt betritt, dem fällt schon im Eingangsbereich etwas ins Auge: Hier arbeitet jemand, der Kunst liebt. Bild an Bild reiht sich an beiden Seiten des langen Flurs, der die 500-Quadratmeter-Kanzlei in der Packhofpassage 18 durchzieht. Christian Böke ist nicht nur vielbeschäftigter Geschäftsführer – in seiner Freizeit verwaltet er als Schatzmeister auch die Finanzen des Braunschweiger Kunstvereins. „Ich mag zeitgenössische Kunst. Da setzen sich die Künstler mit der Gegenwart auseinander und geben Denkanstöße, wie man einen anderen Blick auf das Leben bekommen kann“, erklärt Böke. Seine Leidenschaft darf durchaus auch in der Kanzlei sichtbar sein. Den Besprechungsraum beherrscht dann allerdings wieder das Steuerrecht. In einer großen Bücherwand werden gesammelte Werke aus der Fachliteratur zum Hingucker. Fotos: Henning Thobaben Christian Böke, Böke & Partner Steuerberatungsgesellschaft Portrait Druckerzeugnisse sind jedoch nicht das, was die alltägliche Arbeit in der Branche kennzeichnet. Im Gegenteil: E-Government heißt auch hier die Devise. Staatliche, kommunale und sonstige behördliche Institutionen sollen mit Bürgern und Unternehmen mittels digitaler Informations- und Kommunikationstechnologie kommunizieren. Auch für Steuerberater bedeutet das: Es wird zunehmend papierlos gearbeitet, die Vernetzung schreitet voran. Die Erlaubnis eines Mandanten vorausgesetzt, kann der Steuerberater auf die bei der Finanzverwaltung gespeicherten Steuerdaten der jeweiligen Person zugreifen. In der Vollmachtsdatenbank der Steuerberaterkammer werden alle Vollmachten der Mandanten elektronisch eingeben und an die Finanzverwaltung übermittelt. Im Anschluss erteilt die Finanzverwaltung dem Steuerberater die Berechtigung zum Zugriff auf die Steuerdaten seiner Mandanten. Diese enthalten vom Arbeitgeber bescheinigte Lohnsteuerdaten, Bescheinigungen über den Bezug von Rentenleistungen, Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherungen, bestimmte Vorsorgeaufwendungen und weitere steuerrelevante Informationen. „Man muss diese Entwicklung ernst nehmen, das ist die Zukunft. Wer sich dagegen sperrt, dürfte Probleme bekommen“, sagt Böke. Auch für die Mandanten könnten sich dadurch Vorteile ergeben, weil das Archivieren von Dokumenten in Papierform abnehmen könnte. Die im Zuge der Digitalisierung ebenfalls vorgesehene vorausgefüllte Steuererklärung beurteilt Böke dagegen kritisch für den Steuerbürger. „Es besteht das Risiko, dass berechtigte Ansprüche nicht geltend gemacht werden. Umso wichtiger ist es, sich von den Vertretern der steuerberatenden Berufe unterstützen zu lassen“, meint der Steuerberater. So aktuell das Thema Digitalisierung ist, so lang ist die Steuerberater-Tradition in der Familie Böke. „Dabei wollte ich eigentlich immer einen anderen Weg gehen und nie den gleichen Job wie mein Vater ausüben“, sagt Christian Böke. Der inzwischen verstorbene Klaus Böke führte seine Kanzlei über Jahrzehnte hinweg in einer Villa im östlichen Ringgebiet von Braunschweig. Nach dem Abschluss seines Betriebs- Steuerberater müssen sich ständig weiterbilden. wirtschafts-Studiums stieg Christian Böke bei seinem Vater mit ein. „Da habe ich ihn von einer ganz anderen Seite her kennengelernt“, sagt der Diplom-Kaufmann. Rund zehn Jahre arbeiteten Vater und Sohn zusammen. Bereut hat Böke seine Berufswahl nie. „Der Job ist sehr vielfältig. Man hat ein großes Spektrum an Themen, und auf zwischenmenschlicher Ebene spielt sich ebenfalls viel ab“, sagt der Mann, der mit seiner Familie in Meine wohnt und inzwischen vierfacher Vater ist. Analytisches Denkvermögen, Geschick im Umgang mit Menschen und die Fertigkeit, das eigene Fachwissen auf spezielle Fälle zu übertragen – das alles hält Böke für elementare Fähigkeiten in seinem Beruf. Was er sich wünscht: mehr Konstanz in der deutschen Steuergesetzgebung. „Sie ist zu oberflächlich, zu sprunghaft und zu sehr getrieben vom Bundesfinanzministerium“, kritisiert er. Viele Mandanten aus dem Unternehmensbereich sind Christian Böke treu geblieben, als sich der heute 49-Jährige mit neuen Partnern in der Packhofpassage ansiedelte. Insgesamt 22 Mitarbeiter hat die Kanzlei. Sechs Steuerberater und ein Rechtsanwalt bieten dort in enger fachlicher Vernetzung ihre Dienste an. Allerdings: Das Unternehmen wächst, der Platz reicht nicht mehr aus. Der Umzug zum Anfang des neuen Jahres ist fest eingeplant. „Aber wir werden Braunschweig treu bleiben“, verspricht Böke. Und eines ist noch selbstverständlich: Die Kunstwerke an den Wänden werden einige Umzugskisten füllen – und in neuen Räumlichkeiten ebenfalls einen Platz finden. Henning Thobaben Böke & Partner Steuerberatungsgesellschaft Adresse������������������������������ Packhofpassage 19, 38100 Braunschweig Schwerpunkt Steuerberatung, Buchhaltung, Jahresabschluss, Wirtschaftsprüfung internationales Steuerrecht und Unternehmensnachfolge Mitarbeiter 22 Telefon 0531/238400 E-Mail [email protected] Internet www.boekeundpartner.de ����� ��������������� ������������������������������������ ������������������������������������������� ������������������������������� 19 Berufsstand Ein Beruf in Zahlen Der typische Steuerberater ist männlich, selbstständig und zwischen 40 und 50 D ie Zahl der Steuerberater und Steuerberatungsgesellschaften ist in Deutschland im Jahr 2014 um 1,7 Prozent auf 93.950 gestiegen. Mehr als 70 Prozent von ihnen sind über 40 Jahre alt. nahezu jeder zweite älter als 50. Auf eine Frau im Berufsfeld kommen zwei Männer. Eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten beginnen dagegen deutlich mehr Frauen: 2013 waren fast drei von vier Auszubildenden weiblich. 1,2 % 34,7 % 65,3 % jünger als 30 Jahre 9,3 % älter als 70 Jahre 21,5 % 30 – 40 Jahre 17,0 % 61 – 70 Jahre 28,9 % 22,1 % 41 – 50 Jahre 51 – 60 Jahre Mitgliederstruktur nach Altersklassen* Altersklasse männlich weiblich gesamt Anteil in % jünger als 30 Jahre 449 585 1.034 1,2 % 30 – 40 Jahre 9.955 8.279 18.234 21,5 % 41 – 50 Jahre 14.823 9.623 24.446 28,9 % 51 – 60 Jahre 12.414 6.270 18.684 22,1 % Steuerberater, männlich* 55.284 61 – 70 Jahre 10.959 3.473 14.432 17,0 % Anteil in % 65,3 % älter als 70 Jahre 6.684 1.193 7.877 9,3 % Steuerberater, weiblich* 29.423 gesamt 55.284 29.423 84.707 100,0 % Anteil in % 34,7 % Durchschnittsalter 53,5 47,9 51,6 gesamt* 84.707 * per 1. Januar 2015 – Steuerberater, Steuerbevollmächtigte und Personen gemäß § 74 Abs. 2 StBerG. 20 Repräsentanz von Männern und Frauen im Beruf des Steuerberaters Quelle: BStBK Berufsstatistik 2014 Berufsstand selbstständig angestellt Selbstständige und angestellte Steuerberater* Anteil in % selbstständig 59.435 70,2 % angestellt 25.272 29,8 % Gut 70 Prozent der Steuerberater arbeiten selbstständig, der Rest ist in einer Kanzlei oder als Syndikus-Berater bei einem nicht berufsständischen Arbeitgeber angestellt. Holger Isermann * per 1. Januar 2015 – Steuerberater, Steuerbevollmächtigte und Personen gemäß § 74 Abs. 2 StBerG. Quelle: BStBK Berufsstatistik 2014 Steuerberatung mit Biss – aber nett In 35 Ländern – Partner vor Ort – weltweit ETL Wirtschaftsprüfung AG – Niederlassung Braunschweig · · · · ETL Löwen Treuhand GmbH Steuerberatungsgesellschaft Tel: (0531) 70 70 40 Brüderle & Kollegen GmbH Steuerberatungsgesellschaft Tel: (0531) 23 02 30 ETL Wiebeck & Kollegen GmbH Steuerberatungsgesellschaft Tel: (0531) 7 87 73 WIWAG GmbH Steuerberatungsgesellschaft Tel: (0531) 58 01 20 Top Know-how der Fachkanzleien vor Ort Eigene Erfahrung aus internationalen Großkonzernen Koordinierung der Beratung aus einer Hand Von der Gründung bis zur Nachfolge ETL Haus Braunschweig | Frankfurter Straße 254 | 38122 Braunschweig [email protected] | www.etl-haus-braunschweig.de 21 Interview „Es gibt viele Möglichkeiten, die Daten zu schützen“ Helmut König, Vizepräsident der Steuerberaterkammer NDS, im Interview ters beschleunigt hat, wie das papierlose Büro zunehmend Einzug hält und warum vollautomatisierte Steuererklärungen für ihn reine Vision sind. Herr König, erinnern Sie sich noch daran, wie der Computer Einzug in Ihren Arbeitsalltag gehalten hat? Als ich in einer Kanzlei angefangen habe zu arbeiten, wurden Computer bereits eingesetzt. Allerdings mussten sich damals noch vier Mitarbeiter einen PC teilen. Das hat sich dann aber in kürzester Zeit geändert. 22 sage erst spät entschieden. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre stieg er bei einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft ein. Dort absolvierte er nach drei Jahren Berufserfahrung erfolgreich seine Steuerberaterprüfung. Später wurde er Partner in der Kanzlei, anschließend machte er sich als Steuerberater in Hannover selbständig. Im Steuern38-Interview erklärt König unter anderem, wie die Digitalisierung den Beruf des Steuerbera- Also ist ein Steuerberater ohne Computer praktisch nicht mehr handlungsfähig? Richtig. Und zwar deshalb nicht, weil Voranmeldungen, Steuererklärungen, Bilanzen und Einnahme-Überschuss-Rechnungen elektronisch übermittelt werden müssen. Und auch die Offenlegung im elektronischen Handelsregister funktioniert ausschließlich digital. Foto: Stbk Niedersachsen H elmut König ist seit 2003 Vizepräsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen. In der Institution ist er in den Referaten Steuerberatergebührenrecht und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Seit 1999 ist König zudem Mitglied im Prüfungsausschuss für die Steuerberaterprüfung beim Niedersächsischen Finanzministerium und seit 2014 Präsident der Steuerberaterversorgung Niedersachsen. Zu seinem Beruf als Steuerberater hat er sich nach eigener Aus- Wie viel Zeit verbringen Steuerberater und Mitarbeiter heutzutage vor dem Bildschirm? Gerade für Mitarbeiter in Kanzleien beginnt der Arbeitstag damit, dass sie ihren Computer einschalten. Und letztlich endet er damit, dass sie ihn wieder ausschalten. Durch das E-Government wird der elektronische Datenaustausch zwischen Finanzverwaltung und Steuerbürger vorangetrieben. Vieles in unserem Beruf ist nicht mehr ohne Computer zu erledigen – gerade im Bereich der Vorbehaltsaufgaben, die nur Steuerberater mit entsprechendem Examen ausführen dürfen. Interview Ist die Idee vom papierlosen Büro bei Ihnen bereits Realität? Nur bedingt. Denn letztlich macht sich die Umsetzung nicht dadurch bemerkbar, dass wir weniger Papier verbrauchen. Eher wird noch vieles ausgedruckt, bearbeitet und anschließend geschreddert. Dafür werden die Ordner dünner, weil überwiegend alles in der elektronischen Akte archiviert wird. Welchen Nutzen bringt der Verzicht auf Papier neben dünneren Ordnern noch mit sich? Der Nutzen ist in der allgemeinen Kanzleiorganisation und in der Transparenz zu sehen. Wenn ich einen Vorgang aus der Papierakte benötige, muss ich erstmal durch die Kanzlei laufen und ihn mir heraussuchen. Bei der elektronischen Akte ist das einfacher. Hinzu kommt, dass meine Mitarbeiter und ich via Telearbeitsplatz von jedem Ort aus darauf zugreifen können. Auch die Buchhal- Diplom-Betriebswirt (FH) Klaus-Peter Maeder Steuerberater & vereidigter Buchprüfer Kooperationspartner tung wird beispielsweise vereinfacht. Man bekommt Belege nun meist eingescannt als PDF-Dokument, dadurch nicht mehr kartonweise auf den Schreibtisch. Elektronische Belege werden auch elektronisch verbuchtund gleichzeitig mit dem Buchungssatz als Bild verknüpft. Für Belege gelten gesetzliche Aufbewahrungsfristen. Reicht es aus, wenn die Belege digital gespeichert archiviert werden? Es gibt strenge Anforderungen an die digitale Archivierung von Belegen. Nur wenn die strengen gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt werden, können zukünftig Papierbelege vernichtet werden. Wir entledigen uns der Papiermengen, indem wir Unterlagen des Mandanten später wieder an diesen zurückschicken. Ihm raten wir auch: Bewahre deine Rechnungen auf, auch wenn sie schon eingescannt als Datei vorliegen. Papierersetzendes Scannen ist aber ein Hans Joachim Kaulfers Steuerberater Thema, an dem gearbeitet wird. Wer profitiert vom E-Government am meisten – die Institutionen oder die Bürger? In der Einstiegsphase haben sicher alle ordentlich damit zu tun. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, die Finanzverwaltung profitiert am meisten davon. Ein Statistikbeispiel aus dem Jahr 2013: Wir bekommen rund 4,2 Steuerbescheide auf elektronischem Wege zurück, aber Steuererklärungen wurden auf gleichem Weg dreimal so viel eingereicht. Das hilft der Finanzverwaltung sicherlich beim Aufbau eines Risikomanagementsystems. Wir wünschen uns, Abweichanalysen schon mit der Übermittlung der Steuerbescheide zu bekommen, um zu sehen: Wo weicht der Steuerbescheid eigentlich von der Erklärung ab? Die Frage ist, ob Festsetzungsfristen durch elektronische Übermittlung und entsprechende Prüfung nicht verkürzt werden Hans Jörg Sperling Steuerberater Diplom-Kaufmann (FH) Marco Vierheller Steuerberater Schwerpunkte kanzlei BraunSchweig | Steuergestaltung | Existenzgründung | Betriebswirtschaftliche Beratung | Unternehmensnachfolge | Jahresabschluss und Buchführung | Rechtsformumwandlung | Gemeinnützigkeitsrecht Hermann-Blenk-Straße 22 38108 Braunschweig Telefon 05 31 25 67 10 Telefax 05 31 25 67 11 9 [email protected] 23 Interview könnten. Dann hätte unser Berufsstand auch etwas davon. Mithilfe der Vollmachtsdatenbank können Steuerberater auf Datenpools der Finanzverwaltung zugreifen, die Steuerdaten der Mandanten erhalten. Welche Vorteile bringt dieses Instrument? Ich mache das mal am Beispiel der Krankenkassen deutlich: Die stellen mittlerweile gar keine Papierbelege mehr aus, weil alles schon elektronisch gemeldet ist. Und der Aufbau dieser Datenpools steht erst am Anfang. In der Endphase gibt es vielleicht 40 Pools, aus denen man schöpfen kann. Die Vollmachtsdatenbank ist das sicherste Vehikel, da nur befugte Personen wie Steuerberater den Zugriff auf diese sensiblen Informationen haben. Sicher gibt es auch andere Verfahren, aber wir präferieren das jetzige eindeutig. Man muss schließlich sehen: Es gibt jetzt erstmals in Deutschland eine einheitliche Vollmacht für alle 16 Bundesländer. Vorher hat jeder seine eigene Version entwickelt. Überfordert es nicht gerade ältere 24 Vollautomatisierte Steuererklärungen bleiben für Helmut König eine Vision. Menschen, wenn Papier wegfällt? Sicher ist das so. Aber in dem Fall besteht die Möglichkeit, sich durch Vertreter der steuerberatenden Berufe helfen zu lassen. Als die elektronische Steuervorerklärung eingeführt wurde, stand die gleiche Frage im Raum: Kann man jedem Bürger zumuten, einen Computer zu besitzen und die Erklärung elektronisch zu erstellen? Heute diskutiert man darüber nicht mehr. Genießt Papier nicht dennoch einen Vertrauensvorschuss gegenüber digitalen Daten? Bei Urkunden mag das durchaus noch zutreffen. Aber generell würde ich Papier im Zeitalter von Farbkopierern nicht mehr Vertrauen schenken als einem PDF-Dokument. Wie sieht es mit Ihren Kollegen aus? Sind die von der fortschreitenden Digitalisierung überfordert? Es hängt immer davon ab, wie vertraut der Einzelne mit elektronischen Medien ist. Fakt ist aber auch: Man kommt nicht ohne sie aus. Erklärungen werden kaum noch in Papierform erstellt, bestenfalls noch der allgemeine Schriftverkehr. Letztlich erfordert all das umfangreiche Schulungen von Mitarbeitern, Mandanten und sich selbst. Und Fortbildungen kosten Zeit und Geld. Ist die nachrückende Generation der Steuerberater besser für die digitalen Anforderungen gerüstet? Mit Sicherheit tun sich jüngere Mitarbeiter leichter damit. Wer damit aufgewachsen ist, hat in vielen Dingen weniger Berührungsängste. Das macht einiges leichter. Eine Folge der Digitalisierung ist die Erstellung der vorausgefüllten Steuererklärung. Welche Vor- und Nachteile bringt diese Ihrer Meinung nach mit sich? Vielleicht trifft der Begriff nicht wirklich den Sachverhalt. Vielmehr sollte die vorausgefüllte Steuererklärung eine Art Ausfüllhilfe sein. Sie entbindet den Steuerberater aber nicht, die darin enthaltenen Zahlen auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen. Und auch der Steuerpflichtige muss für die Richtigkeit und Vollständigkeit geradestehen. Der Arbeitsaufwand für Steuerberater und Steuerpflichtige wird durch die Vorausgefüllte Steuererklärung nicht geringer werden. Ist es für Sie vorstellbar, dass der Mensch irgendwann komplett von Foto: Holger Isermann Datenschutz ist ein großes gesellschaftliches Thema. Haben Sie in diesem Punkt Bedenken, wenn es um digitale Steuerdaten geht? Die NSA-Problematik hat gezeigt: Einen wirksamen elektronischen Datenschutz gibt es im Prinzip nicht. In der Kanzlei gibt es dennoch viele Möglichkeiten, die Daten der Mandanten zu schützen. Unsere Mitarbeiter unterschreiben Verschwiegenheitsverpflichtungen. Akten werden nicht mit Vollnamen, sondern mit Nummern beschriftet. Bildschirmschoner schalten sich nach zwei Minuten an, schließlich herrscht in der Kanzlei auch Publikumsverkehr. Es gibt abschließbare Schränke, elektronische Akten, sogar einen ausgelagerten Server. Extern verschlüsseln wir den E-Mail-Verkehr an Mandanten. Bei der elektronischen Übermittlung an Handelsregister und Steuerverwaltung gehen wir davon aus, dass diese sicher ist. Da gibt es allgemein ein hohes Sicherheitsbewusstsein. Interview diesen Arbeiten entbunden ist? Da kommt es auf die Art der Steuererklärung an. Veranlagungen von Arbeitnehmern sind schon heute vollautomatisch zu machen. Bestimmte Standardfälle gehen durch, ohne dass ein Mensch drübergeschaut hat. Spannend wird es nur dann, wenn noch andere Einkommensarten oder Werbungskosten vorliegen. Wenn jemand 20 Anlagen zu Vermietung und Verpachtung ausfüllen muss, weil er verschiedene Mietobjekte besitzt, dann ist eine vollautomatisch erstellte Erklärung nicht vorstellbar. Macht Ihnen die Vorstellung keine Angst, dass im Silicon Valley ein Programm entwickelt werden könnte, das Sie überflüssig macht? Dieser Gedanke ist schon sehr visionär. Dafür müssten sich auch die Steuergesetze ändern. Die immer noch hohe Zahl der Einsprüche zeigt, dass die ganze Materie doch sehr komplex ist. Alles vollautomatisch? Das kann ich mir nicht vorstellen. Auch im Internet angebotene Services sehen Sie nicht als Konkurrenz für Ihren Berufsstand an? Auch hier stellt sich die Frage: Was ist das eigentlich für eine Steuererklärung? Geht es nur um Lohn oder Gehalt? Oder sollen auch Überschusseinkünfte erklärt werden? Dies ist ausschließlich den Steuerberatenden Berufen vorbehalten. Klar ist auch: Mit dem Programm Elster kann man vieles selbst erledigen. Andererseits gibt es dann auch die Vorbehaltsaufgaben, die allein Steuerberatern vorbehalten sind. Ein entscheidender Punkt ist auch: Wir als Steuerberater bilden uns fort und haben eine Haftpflichtversicherung. Was passiert, wenn ein Anbieter aus dem Internet mal danebengreift? Gibt es Bereiche, in denen Ihnen die Digitalisierung schon zu weit fortgeschritten ist? Nein. Aber es fehlen die Konsolidierungsphasen, in denen man neue Techniken zu beherrschen lernt und Fehler ausmerzt. Und es gibt einen wichtigen Bereich, in dem man mit Digitalisierung nicht weiterkommt: die persönliche Beratung. Wenn Sie bezüglich der digitalen Medien einen Wunsch äußern dürften – wie würde dieser lauten? Ich würde mir eine verlässlichere, flächendeckende Internetversorgung wünschen. In der Steuerberaterkammer haben wir Telearbeitsplätze, unsere Server stehen in Nürnberg. Da benötige ich eine stabile Internetverbindung, um auf meine Daten zugreifen zu können. Außerdem bin ich häufig mit dem Zug unterwegs. Mit einer stabileren Internetverbindung könnte ich die Reisezeit besser nutzen. Deutschland hat in Sachen digitale Infrastruktur noch Nachholbedarf. Das gilt sogar für den Bereich der Telefonie. Henning Thobaben Das leisten wir für Sie … ➜ Steuerberatung ➜ Betriebswirtschaftliche Beratung ➜ Spezialberatung für Ärzte ➜ Gestaltung der Unternehmensnachfolge ➜ Vermögensplanung jetzt und im Alter ➜ Existenzgründung Heute schon an morgen denken. Mit einer ganzheitlichen Planung erhalten Sie frühzeitig Gewissheit, alles erforderliche für die Zukunft Ihres Unternehmens, für Ihre Familie und sich selbst getan zu haben. Wir freuen uns, ... ... Sie in einem persönlichen Gespräch ... ... kennenzulernen! Dipl.-Kfm. Carsten Rullmann Steuerberater, Fachberater für den Heilberufebereich (IFU/ISM gGmbH) Dipl.-Kfm. Kurt-Werner Fessel Steuerberater, Rechtsbeistand Rating-Advisor (IHK) Thorsten Winter Steuerberater, Fachberater für Unternehmensnachfolge (DStV e.V.) 25 Sackstraße 14 · 38259 Salzgitter-Bad Telefon +49 5341 8170-0 · www.fessel-partner.de Portrait Ein Kanzleiverbund im Zeichen des Löwen A ndreas Deumeland ist Löwe, vom Sternzeichen her. Aber die Astrologie hat mit seinem Metier so viel zu tun wie der König der Tiere mit einem scheuen Reh. Der 59-Jährige hat in den letzten Jahren einen Verbund geschaffen, in dem die Mitarbeiter der vier dazugehörigen Steuerberaterkanzleien mit harten Fakten operieren. Buchhaltung, Bilanzen und Lohnabrechnungen stehen hier im Mittelpunkt, nicht die vage Deutung von 26 Himmelskonstellationen. Doch der Löwe hat trotzdem seine Daseinsberechtigung. Genau genommen ist er in irgendeiner Form sogar in fast jedem Raum zu finden. Er ist das Wahrzeichen der ETL Löwen Treuhand GmbH mit Sitz im südwestlichen Teil Braunschweigs. Braunschweig? Löwenstadt, na klar. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum die mähnige Wildkatze Namensgeber und Marketinginstrument des Kanzleiverbunds geworden ist. „Das mit dem Löwen ist eine lange Geschichte“, sagt Deumeland und fängt an zu erzählen. Er habe sich bei früheren Aufgaben intensiv mit Marketing befasst. Steuerberatung sei etwas wie Strom – man könne es weder sehen noch anfassen. Um die zu vermarktende Leistung anschaulicher zu machen, habe ein Bild hergemusst. Bei einem Kollegen sei er auf den Werbeslogan „Steuerberater mit Biss“ gestoßen. Der habe ihm gut gefallen, so Deumeland – Fotos: Henning Thobaben, ETL Andreas Deumeland, ETL Löwen Treuhand GmbH Portrait Kanzleigemeinschaft im Zeichen des Löwens: Andreas Deumeland und sein Team. nicht jedoch die dazugehörige Bulldogge. Ein Löwe schien dem Unternehmer das sympathischere Aushängeschild zu sein. Er sollte nicht angsterfüllend wirken. Eher mächtig, würdevoll und mit Beschützerfunktion. Also entsandte der gebürtige Helmstedter Fotografen in drei Zoos und suchte selbst im Internet und in Büchern. Schließlich stieß er auf die Arbeiten eines Tierfilmers, der vorwiegend in Afrika dreht. Und in einem Streifen fand er endlich „seinen“ Löwen. Das Maul mit den Zähnen weit offen, gleichzeitig genüsslich und mit geschlossenen Augen mit seinem Nachwuchs schmusend. Deumeland erwarb die Rechte für das Foto und fügte den Schriftzug „Steuerberatung mit Biss – aber nett“ hinzu. Die Anekdote zeigt, was der Steuerberater für ein Typ Mensch ist: Was er macht, das macht er richtig. In Bezug auf das Alltagsgeschäft trägt hierzu auch die ETL-Gruppe bei. Sie ist nach eigener Aussage das größte Steuerberater-Netzwerk in Deutschland. Und das erstreckt sich weit über die Grenzen hinaus, genauer gesagt auf 16 weitere europäische Staaten und die wirtschaftlich wichtigsten Länder weltweit. „Gibt es Fragen zu steuerlichen Regelungen in einem anderen Land, greife ich einfach zum Telefon und profitiere von dem Netzwerk“, erklärt Deumeland. Tag- täglich komme das nicht vor, führt der Unternehmer weiter aus. Doch mehr als 90 Prozent der eigenen Mandantschaft bestehe aus Firmen, Freiberuflern und Selbständigen. Und die agierten zunehmend grenzüberschreitend. Sich in einem international geprägten Umfeld zu bewegen, ist Deumeland gewohnt. In seinen fast 25 Jahren bei Volkswagen war er nicht nur Generalsekretär, Leiter der Konzernproduktplanung und der Konzernstrategie 2015 unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder, sondern auch drei Jahre Geschäftsführer von VW Italien. Zwischendurch erarbeitete er drei Jahre in der Öl- und Gasindustrie Steuern und Bilanzen für 16 ausländische Gesellschaften. Nach seinem Ausscheiden bei VW baute er ab 2008 schrittweise die Kanzleigemeinschaft in Braunschweig auf. „Eigentlich hatte ich vor, mich der Steuerberatung erst wieder in der Zeit nach meinem Ruhestand zu widmen“, sagt Deumeland. Doch mittlerweile weiß er die Vorteile des Arbeitens außerhalb von Konzernstrukturen zu schätzen. In seinen mehr als 15 Jahren in verschiedenen Funktionen des Steuer- und Zollwesens bei Volkswagen habe er mit großen Zahlen hantiert. Die Fälle seien weniger, dafür aber viel größer gewesen. In seinem heutigen Job in den Kanzleien habe er mit vielfältigeren Thematiken zu tun – und den dazugehörigen Menschen. „Da gibt es mehr direkten Rückfluss“, erklärt Deumeland. Was ihm an dem Beruf nicht gefällt? Auch da muss der studierte Betriebswirt nicht lange überlegen. Nach den ganzen Steuerhinterziehungsaffären habe sich das Klima leider hier und da verschärft. Im Detail entwickle sich die Umsatzsteuer immer mehr von einer an sich für die Unternehmen neutralen Steuer zu einer echten Belastung. Da wäre eine gesetzliche Bereinigung willkommen. Ständige Fortbildung ist bei Mitarbeitern und Deumeland persönlich vonnöten. „Ich besuche rund 15 bis 20 Veranstaltungen pro Jahr, um mich fit zu halten“, sagt er. Privat tut er dies beim Schwimmen und selten auf dem Golfplatz. Ablenkung von der Arbeit schenkt ihm vor allem das Engagement auf dem elterlichen Hof in der Nähe von Magdeburg. Den betreibt der zweifache Familienvater zusammen mit einem Geschäftspartner und mit weiteren noch eine Biogasanlage. Zurück zum Löwen. Der soll als Aushängeschild in Zukunft nach Genehmigung auch als Banner auf der Fassade des ETL-Hauses in Braunschweig prangen – so wie jetzt schon auf einer Fotomontage auf der Internetseite des Kanzleiverbunds. Henning Thobaben ETL Haus Braunschweig Frankfurter Straße 254, 38122 Braunschweig Adresse Schwerpunkt Abschlüsse und Prüfung, Nachfolgen, Lohnabrechnungen, Umwandlungen, Internationale Expertisen Mitarbeiter 36 Telefon 0531/230230 E-Mail [email protected] Internet www.etl-haus-braunschweig.de ������������������������������������ ����� ��������������� ������������������������������������ ������������������������������������������� ������������������������������� 27 Rubrik Wächter über sensible Daten Die DATEV ist Softwarehaus und IT-Dienstleister – ein Portrait 28 Portrait E Fotos: Henning Thobaben, Datev r pflegt die Beziehungen zu Institutionen wie Steuerberaterverband und Steuerberaterkammer. Er hält Vorträge an der Uni, um Studenten für den Beruf des Steuerberaters zu begeistern. Und nicht zuletzt hat er den Überblick über all das, was in den neuen und zentral gelegenen Räumlichkeiten am Ägidientorplatz passiert. Stefan Seidel ist Leiter der DATEV-Niederlassung Hannover. Knapp 50 Mitarbeiter sind in der Landeshauptstadt für das Unternehmen tätig, das sowohl Softwarehaus als auch IT-Dienstleister ist. Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren Mandanten nutzen die Produkte und Leistungen von DATEV, die insbesondere die Bereiche Rechnungswesen, Personalwirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern, Enterprise Resource Planning (ERP), IT-Sicherheit sowie Weiterbildung und Consulting umfassen. „Viele der hier Beschäftigten haben einen kaufmännischen Hintergrund“, erläutert Seidel. Denn von der Niederlassung Hannover aus werden Kunden in Niedersachsen sowie in Teilen von Hamburg und Nordrhein-Westfalen beraten und betreut, betont der 44-Jährige. Und das nicht via Telefon. „Wir bieten nahezu ausschließlich Vor-Ort-Betreuung“, betont der 44-Jährige. Programmiert wird ausschließlich in Nürnberg. Dort arbeiten rund 1.800 Spezialisten Stefan Seidel ist Leiter der DATEVNiederlassung Hannover an der Entwicklung und Erweiterung von mehr als 200 verschiedenen Programmen – vom Programm für Kanzleimanagement bis hin zur Lohnabrechnung in Unternehmen. In Nürnberg befindet sich mit dem Rechenzentrum auch das Herzstück des Unternehmens. Es besteht aus vier IBM-Großrechneranlagen, 1.510 Unixund 7.018 Windows-Servern. Die Großrechner kommen auf eine Gesamtleistung von 52.741 MIPS – eine Größenordnung, die vermutlich nur Experten einschätzen können. Hinzu kommen 11.842 Terabyte Speicherkapazität sowie ein Kassettenarchiv von 27.164 Terabyte mit archivierten Daten. Auf eine handelsübliche CD passen etwa 650 Megabyte. Um den gesamten Festplattenspeicher auf CDs zu sichern, bräuchte man rund 8,6 Millionen CDs – und eine gewaltige Spindel zur Aufbewahrung, denn der Turm hätte mit 12.800 Metern eine Höhe, die den Mount Everest deutlich überragen würde. Und das Kassettenarchiv müsste 23 Millionen CDs aufnehmen, eine „Säule“ von 34 Kilometern Höhe. Mit fast 7.000 Mitarbeitern an 26 Standorten in Deutschland und zahlreichen ausländischen Kooperationspartnern zählt DATEV zu den größten Informationsdienstleistern und Softwarehäusern in Europa. Anders als viele Konkurrenten ist das Unternehmen als eingetragene Genossenschaft organisiert. Bedeutet: Nicht kurzfristige Geschäftsoptimierung lautet das Ziel. Im Fokus steht vielmehr die wirtschaftliche Entwicklung der mehr als 40.000 Mitglieder. „In Zeiten, in denen Datensicherheit eine immer größere Bedeutung zukommt, ist das ein großer Vorteil“, bewertet Seidel die Wirtschafts- und Rechtsform. Die Gefahr einer feindlichen Übernahme durch einen Großkonzern sei damit ausgeschlossen. Und damit einhergehend seien die Daten dauerhaft geschützt. Auch in technischer Hinsicht tut DATEV viel für die Sicherheit der Kundendaten. Vorstandsvorsitzender Prof. Dieter Kempf gab bereits öffentlich bekannt, dass Hacker Tag für Tag zahlreiche Angriffe auf das Unternehmen starteten. Doch bislang, so Kempf, habe DATEV diese immer erfolgreich abwehren können. Lediglich seine Systeme für mehrere Stunden freiwillig abgeschaltet habe das Unternehmen schon einmal, um sich gegen eine schwer einzuschätzende Bedrohung zu schützen. Auch für die Mitarbeiter in Hannover gelten strenge Sicherheitsauflagen. „Einmal im Monat mache ich einen Rundgang durch unsere Niederlassung und prüfe alle Bereiche in Bezug auf die Datensicherheit“, erzählt Seidel. Auf den Notebooks der Mitarbeiter würden keine Daten gespeichert. Alles befinde sich auf den Servern in Nürnberg, erklärt der Diplom-Kaufmann. Und dennoch sind die mobilen Rechner der Mitarbeiter gut geschützt. Wer das Notebook hochfahren möchte, muss nicht nur Kennwörter wissen, sondern auch im Besitz einer personalisierten Smartcard sein. Unbezwingbarer Datenschutz – das soll auch im nächsten Jahr zum 50-jährigen Bestehen des Unternehmens noch Bestand haben. Henning Thobaben DATEV eG Roboter für die Datensicherung der ASP-Server Schwerpunkt Software, Service, Beratung Internet www.datev.de ����� ������������������������������� 29 Rubrik Kreativ und krisensicher W enn Nancy Klausnitzer den Besprechungsraum betritt, kommen bei ihr so schnell keine bedrückenden Gefühle auf. Zwar ist die Hauptniederlassung der Kanzlei Bienert, Klein & Partner in einem alten Fachwerkhaus im Herzen von Fallersleben beheimatet. Doch von niedrigen Decken und beengenden Räumen ist dort nichts zu sehen. Die Zimmer sind hell und freundlich – und als besonderer innenarchitektonischer Kniff 30 sind die Zimmertüren rund dreieinhalb Meter hoch. Für Klausnitzer selbst haben diese Türen eine symbolische Bedeutung: Sie stehen für ihren Eintritt in einen Beruf, den sie aus rationalem Kalkül heraus gewählt hat. „Steuern hat es schon immer gegeben. Und es wird sie auch immer geben. Darum ist der Job aus meiner Sicht relativ krisensicher“, meint die 29-Jährige. Wer dem Vorurteil verhaftet ist, Steuerberater seien eher dröge Zahlenjongleure, der wird von ihr im Gespräch eines Besseren belehrt. Die in Staßfurt in Sachsen-Anhalt aufgewachsene Frau erzählt offen und nicht selten mit einem Lächeln auf den Lippen von ihrem Werdegang. Wann sie sich für ihren Job entschieden habe? Auch da ein Lächeln. „Ich habe in meiner Schulzeit mal einen Studienführer durchgeblättert“, erinnert sie sich. Dabei weckte Interdisziplinäres Vermögensmanagement ihr Interesse. Der duale Studiengang sollte für Klausnitzer Fotos: Henning Thobaben Nancy Klausnitzer ist Steuerberaterin aus Leidenschaft Portrait Theorieunterricht in Leipzig und praktische Arbeit in einer Steuerberatungsund Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Magdeburg mit sich bringen. Nach ihrem Abschluss war sie Betriebswirtin (BA). Der Weg in die steuerberatenden Berufe lag nah, zumal die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Magdeburg sie übernahm. Weil es sie später aus privaten Gründen nach Wolfsburg verschlug, bewarb sie sich bei Bienert, Klein & Partner, die auch mit Niederlassungen in Gifhorn und Haldensleben vertreten ist. Im Frühjahr 2013 absolvierte sie bei der Steuerberaterkammer erfolgreich ihre Prüfung zur Steuerberaterin und arbeitet seitdem als Angestellte in der Fallersleber Kanzlei, wo sie sowohl in der Steuerberatung als auch für den Kooperationspartner die ConTAC GmbH Wirtschaftprüfungsgesellschaft im Bereich der Wirtschaftsprüfung tätig ist. Das Spektrum an zu betreuenden Mandanten ist in Fallersleben groß. Vom Rentner bis hin zu mittelgroßen Aktiengesellschaften gibt es dort alles. Welchen Fall Nancy Klausnitzer auch übernimmt – Verantwortung hat sie immer. Der Umstand, dass sie noch keine jahrelange Berufserfahrung besitzt, wird durch Teamgeist kompensiert. „Hier in der Kanzlei gilt das Vier-Augen-Prinzip“, erklärt sie. Immer schaue noch ein erfahrener Vorgesetzter über die Materie. Von einer jungen Frau betreut zu werden, davon habe sich bislang noch kein Mandant irritiert gezeigt. „Die Geschlechtergrenzen weichen immer weiter auf, auch in unserem Job. Wenn sich jemand gut betreut fühlt, ist es egal, ob ihm Mann oder Frau gegenübersitzt“, findet die in Braunschweig wohnende Steuerberaterin. Die Tochter einer Verwaltungsbeamtin und eines Ingenieurs muss sich wie alle Kollegen ständig fortbilden. Als belastend empfindet sie das nicht. „Man bleibt dadurch geistig fit, und das bis ins hohe Alter hinein“, sagt sie. Einige Neuerungen der Steuergesetzgebung bekomme man oberflächlich bereits dadurch mit, dass man nach Feierabend die Nachrichten im Radio höre. Später könne man sich vertiefend in die Materie einlesen. „Anstrengend ist es nur, den Mandanten immer etwas anderes erklären zu müssen“, sagt Nancy Klausnitzer. So habe sich etwa das Umsatz- steuergesetz allein im vergangenen Jahr dreimal geändert. Für den Laien sei so etwas nur schwerlich zu durchblicken. Auch wegen der vielen Gesetzesänderungen hält es die 29-Jährige in vielen Fällen für ratsam, die Dienste eines Steuerberaters in Anspruch zu nehmen. „Und wenn es nur mal für ein oder zwei Jahre ist“ , sagt sie. Gerade vielen Unternehmern sei es durch Zeitmangel kaum möglich sich selbst um die Erstellung der laufenden Finanz- oder Lohnbuchhaltung zu kümmern. „Das wird schon ab zwei, drei Angestellten umfangreich.“ Für sie selbst heißt es nun, weiter Erfahrung in ihrem Beruf zu sammeln. „Die ist wichtig in dem Job. Man kann dadurch gedanklich aus einem viel breiteren Pool schöpfen“, erklärt die junge Steuerexpertin. Manchmal gehe es darum, die Ausnahme von der Ausnahme zu finden. Immer aber sei der Berater gefragt, für seinen Mandanten innerhalb des gesetzlichen Rahmens die individuell beste Lösung zu erarbeiten. Kreativität sei da gefragt und genau das mache den Reiz ihres Berufs aus. Das Kanzleigebäude in Fallersleben wirkt da nur inspirierend. Wie es in den Büroräumen in den oberen Etagen aussieht, wissen nur die Mitarbeiter. Aus Datenschutzgründen haben Außenstehende dort keinen Zutritt. Doch die repräsentativen Räumlichkeiten im Erdgeschoss, früher Verkaufsfläche eines Lampenfachgeschäfts, lassen es erahnen. Farbenfrohe und meist abstrakte Kunstwerke eines Braunschweiger Galeristen schmücken die Wände. Und dann sind da die hohen Türen – viel Raum für Ideen. Henning Thobaben Kunst trifft vier Räder: In der Wolfsburger Kanzlei geht es farbenfroh zu. Bienert, Klein und Partner Steuerberatungsgesellschaft Bahnhofstraße 8-9, 38442 Wolfsburg (In Kooperation mit der ConTAC GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Bahnhofstraße 8-9, 38442 Wolfsburg) Schwerpunkt Steuerberatung / -gestaltung, betriebswirtschaftliche Beratung, strategische Vermögensplanung, Nachlassplanung/ Testamentsvollstreckung, betriebliches Rechnungswesen, Steuererklärungen Mitarbeiter 40 Telefon 05362/96550 E-Mail [email protected] Internet www.bienert-klein-partner.de Adresse ������������������������������������ ����� ��������������� ������������������������������������ ������������������������������������������� ������������������������������� 31 Einsteiger Das frühere Model Jennifer Hof mit der Hauptgeschäftsführerin der Bundessteuerberaterkammer Nora Schmidt-Kesseler. „Buchhaltung, ich liebe sie!“ J ennifer Hof lebte im Jahr 2008 den Traum vieler junger Frauen. Damals gewann sie die dritte Staffel der Casting-Show Germany‘s Next Topmodel und stand bei der Agentur IMG Models unter Vertrag, die auch Branchengrößen, wie Kate Moss und Gisele Bündchen vertritt. Ihre eigene Parfümmarke, ein Covershooting für 32 die deutsche Cosmopolitan und Werbeverträge in Höhe von einer Viertel Million Euro waren die Folge. Trotzdem hat die junge Mutter 2014 ihre Modelkarriere beendet und stattdessen eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten begonnen. Steuern38 hat bei ihr nachgefragt, wie es dazu kam, was Sie an Steuern und Buchhaltung faszi- niert und wie sich ihr aktueller Chef von Heidi Klumm unterscheidet … Frau Hof, Sie haben die dritte Staffel von Germany‘s Next Topmodel gewonnen. Was haben Sie in Ihrer Zeit als Model gelernt und warum haben Sie Ihre Karriere im Jahr 2014 beendet? Foto: Bundesteuerberaterkammer Vom Laufsteg an den Schreibtisch: nachgefragt bei Ex-Model Jennifer Hof Einsteiger Als Model lernt man als erstes: Disziplin und Durchsetzungskraft. Disziplin, weil die Aufträge häufig unter enormen Zeitdruck stattfinden. Durchsetzungskraft ist wichtig, wenn man sich bei der Arbeit selbst treu bleiben möchte. Ich habe aber auch gelernt, dass Aussehen nicht alles im Leben ist . Daher habe ich beschlossen meine Karriere als Model zu beenden, um einen Beruf zu erlernen, der Substanz hat. War es ein Abschied für immer? Sag niemals nie. Ich habe das klassische Modelgeschäft erst einmal hinter mir gelassen. Nun engagiere ich mich für die Nachwuchskampagne „Mehr als du denkst“, der Bundessteuerberaterkammer. Im Grunde genommen ja wieder ein Modeljob. – mit dem Unterschied, dass es hier um Inhalte geht. Was waren die schönsten und schlimmsten Erfahrungen? Es war natürlich ein tolles Gefühl für mich, als ich erfahren habe, dass ich die Gewinnerin von Germany‘s Next Topmodel bin. Ich konnte über mich hinauswachsen und habe viel gelernt. Durch das Modeln hatte ich die Möglichkeit viel zu reisen und so die Welt kennenzulernen. Die Erfahrungen möchte ich nicht missen, sie machen mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Schlimme Erfahrungen gab es nicht. Vom Laufsteg an den Schreibtisch, von der Glamour- in die Arbeitswelt: Warum haben Sie sich ausgerechnet für den Beruf der Steuerfachangestellten entschieden? Ich kenne viele Menschen, für die so eine Steuererklärung der reinste Horror ist. Ich freue mich, wenn ich diese Menschen von ihrer Horrorvorstellung befreien und sie hier entlasten kann. Mir macht das Spaß und es ist sinnvoll. Der Berufs gilt eher als nüchtern und verstaubt: Würden Sie widersprechen? Was macht Ihnen in Ihrem Job am meisten Spaß? Vor kurzem habe ich mit meinen Kolleginnen zusammen einen Jahresabschluss erstellt und meiner Abtei- lungsleiterin vorgelegt. Das war ein tolles Gefühl. Wie oft vermissen Sie das Blitzlichtgewitter und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit? Gar nicht. Heidi Klum war Ihre Chefin, wie unterscheidet Sie sich von Ihren aktuellen Vorgesetzten? Das sind zwei sehr unterschiedliche Branchen. Die Modewelt ist aufs Äußerliche fokussiert, die Ausbildung zur Steuerfachangestellten konzentriert sich auf das Inhaltliche. So verhalten sich auch meine Vorgesetzten den Branchen entsprechend. Heidi war eher wie ein Coach, der uns ausschließlich darauf trainiert hat, in dem Showbusiness zu bestehen. Mein jetziger Vorgesetzter, Steuerberater Johannes Haas, Kanzleipartner von Haas und Haas in Gießen, sowie meine Abteilungsleiterin und auch die komplette Abteilung helfen mir sehr bei allen inhaltlichen und fachlichen Fragen. Mein Chef und meine Kollegen sind stets mit guter Laune bei der Arbeit, so dass die Arbeit umso mehr Spaß macht. Sie sind relativ jung Mutter geworden. Passte der Modeljob nicht zum Familienleben? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt viele erfolgreiche Models, die Mütter sind. Als ich schwanger war, wusste ich schnell, dass ich nicht mehr modeln wollte. Ich möchte meiner Tochter später sagen können: „Ich habe eine Ausbildung abgeschlossen, etwas mit Hand und Fuß. Mach du das bitte auch.“ Sie haben als Model gut verdient. Machen Sie Ihre Steuererklärung selbst? Ich habe meine Steuererklärung noch nicht selbst gemacht, als ich noch gemodelt habe. Das wäre damals wohl noch zu komplex für mich gewesen, aber das Interesse daran, wie so was überhaupt funktioniert, kam zu der Zeit schon auf. Mittlerweile würde ich mir das – mit ein wenig Unterstützung – zutrauen! Sie sind das Gesicht der Nachwuchskampagne „Mehr als du denkst“ der Bundessteuerberaterkammer. Musste man Sie überzeugen oder haben Sie gleich zugesagt? Als die Anfrage der Bundessteuerberaterkammer kam, habe ich mich richtig gefreut. Die Kampagne kannte ich schon und sie hat mir gut gefallen. Sie ist unabhängig und authentisch. Sie will inhaltlich überzeugen und das merkt man. Es ist wichtig, dass Jugendliche erfahren, was dieser Beruf genau mit sich bringt. Die Ansprache ist dabei auf Augenhöhe und ich habe mich sofort darin wiedergefunden. Holger Isermann Als Experte für alle relevanten steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen sorgen wir dafür, dass die Herausforderungen im Bereich der Unternehmenssteuern, der Buchführung oder der betriebswirtschaftlichen Analyse mit der gleichen Professionalität bearbeitet werden. Unsere Leistungen sind z. B.: • Plausibilitätsprüfung • Nachfolgeregelungen • Beratung bei der Rechtsformwahl • Steuerliche Beratung bei Unternehmensumwandlungen E-Mail: [email protected] www.steuerberater-batzdorfer.de Am Anger 52, 38448 Wolfsburg Fon: 0 53 63 8 09 49-0 Fax: 0 53 63 8 09 49-18 Wir suchen noch Auszubildende 33 für 2016! Portrait Wenn der Steuerberater zum Beichtvater wird Horst Schade, Vizepräsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen 34 Fotos: Henning Thobaben S teuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt. Aber die Fälle sind häufiger, als man denkt. Nicht immer gelangen sie in die Öffentlichkeit. „Viele Menschen wissen gar nicht, wie viele kleinere Verfahren direkt mit dem dafür zuständigen Finanzamt geregelt werden. Und das überall, auch in unserer Region“, sagt Horst Schade. Der Steuerberater hat nach nunmehr fast 50 Jahren Berufserfahrung schon vieles erlebt. Neben der klassischen Steuerberatung für kleine und mittlere Unternehmen und Freiberufler ist er für die Braunschweiger Niederlassung von PKF Fasselt Schlage Experte für Mandanten, die sich dem Vorwurf der Steuerhinterziehung erwehren müssen. Zwei bis drei Fälle pro Jahr seien es immer, sagt Schade. Fälle, in denen es meist um unversteuerte Einnahmen gehe. Der 66-Jährige hat in den vergangenen Jahrzehnten mit dem gesamten Spektrum an menschlichen Fehlleistungen zu tun gehabt. „Darunter waren auch nicht versteuerte Zinseinnahmen, etwa wenn Geld auf Konten im Ausland geparkt wurde“, berichtet der Fachmann. Ob der Betroffene hierbei vorsätzlich handelte und Geld bewusst am Fiskus vorbeischleuste, braucht wohl kaum diskutiert werden. Aber nicht immer ist böser Wille oder Geldgier im Spiel. „Wo gearbeitet wird, passieren immer auch Fehler“, meint Schade. Und nicht immer sei der Geschäftsführer eines Betriebs das schwarze Schaf. Schließlich könnten auch einzelne Mitarbeiter unerlaubt in die Kasse greifen und auf diese Weise Umsätze vertuschen. Steuerrechtlich hat sich in solch einem Fall trotzdem der Inhaber zu verantworten, erklärt Schade. Portrait Und manchmal trifft der Vorwurf der Steuerhinterziehung sogar Privatpersonen, die als letztes damit gerechnet hätten. Zum Beispiel Rentner: Bis 2005 versteuerten Senioren lediglich den sogenannten Ertragsanteil ihrer Rente, also rund 30 Prozent der Bruttorente. Im Jahr 2005 reformierte der Gesetzgeber das Alterseinkünftegesetz. Von da an mussten mindestens 50 Prozent der Bruttorente versteuert werden. Zahleiche Ruheständler wurden dadurch steuerpflichtig – viele wussten aber nichts davon und meldeten sich nicht beim Finanzamt. Leichtfertige Steuerverkürzung heißt es im Fachjargon, wenn Personen dem Finanzamt gegenüber unrichtige oder unvollständige Angaben machen, das Finanzamt pflichtwidrig über steuerlich erhebliche Tatsachen in Unkenntnis lassen und dadurch Steuern verkürzen oder nicht gerechtfertigte Steuervorteile erlangen. Der Gesetzgeber hat dafür, je nach Schwere des Falles, eine Geldbuße von bis zu 50 000 Euro vorgesehen. Um solche Fälle zu vermeiden, hält Horst Schade eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Steuerberater und Mandant für entscheidend. „Manchmal muss ein Mandant eben auch von einem unehelichen Kind erzählen. Und das funktioniert nur, wenn die Chemie zwischen ihm und seinem Berater stimmt“, erklärt der Vizepräsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen. Fast 50 Jahre Berufserfahrung kann Horst Schade vorweisen. So wie Schade seinen Beruf auffasst, ist er nicht nur als reiner Profi für die Finanzen anderer Menschen unterwegs. „Ich bin auch schon mal zu einem Geschäftsführer eines kleinen Familienbetriebs gefahren, um eine Bilanz zu besprechen. Und dann haben wir erstmal eine Stunde über seine Familie geredet“, berichtet der Mann, der im Braunschweiger Stadtteil Waggum wohnt. „Steuerberatung ist auch ein Stück weit Psychologie.“ An Schulungen in Sachen Gesprächsführung hat Schade nie teilgenommen. Nicht so wie ein Versicherungsvertreter, der sich durch geschickte Rhetorik größere Verkaufserfolge erhofft. Der Steuerberater macht vieles aus dem Bauch heraus. Er kann gut zuhören, ist höflich und strahlt Einfühlungsvermögen aus. Weil Schade so gut mit Menschen kann, ist er bei der Steuerberaterkammer auch für die Pflege der Kontakte zu den Finanzbehörden zuständig. „Ich habe in meiner Anfangszeit noch viele Fehler gemacht. Aber daran wächst man auch“, erklärt der Steuerexperte, der bereits im Alter von 17 Jahren im mittleren Dienst des Finanzamts in die Berufswelt gestartet ist. Anfang der 1970er Jahre stieg er bei PKF Fasselt Schlage als Revisionsassistent ein. Schwerpunkt damals war die Abschlussprüfung großer Teile der deutschen Zuckerindustrie. Anschließend wechselte er in eine Steuerberater-Kanzlei, absolvierte 1979 seine Steuerberaterprüfung und arbeitete viele Jahre als selbständiger Berater. Seit 2004 ist er wieder zurück in der großen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft, die mit mehr als 600 Mitarbeitern an 13 Standorten in Deutschland vertreten ist. Bereut hat Horst Schade den Weg in die Branche nie. „Mein Vater hat immer gesagt: Mach bloß nichts mit deinen Händen“, erzählt er. Und so habe er sich für einen Job entschieden, in dem handwerkliche Begabung nicht gefordert ist. Im Einsatz für seine Mandanten benötigt er hauptsächlich seinen Kopf – und nicht selten ganz viel Herz. Henning Thobaben PKF Fasselt Schlage Theodor-Heuss-Straße 2, 38102 Braunschweig Adresse Schwerpunkt Beratung von Familienunternehmen, internationale Beratung Mitarbeiter Mehr als 130 an den Standorten Braunschweig, Haldensleben und Helmstedt Telefon 0531/24030 E-Mail [email protected] Internet www.pkf-fasselt.de/Standorte/Braunschweig-9819 ������������������������������������ ����� ��������������� ������������������������������������ ������������������������������������������� Verlässliche Technik aus den 90er-Jahren. ������������������������������� 35 Steuerverschwendung 200.000 Regenwürmer im Discolicht Der Steuerzahlerbund hat wieder aufgelistet, wie und wo die öffentliche Hand Millionen verplempert D EIN RABENSCHWARZER TAG Am 24. Juli 2014 fing ein Pkw in der Tiefgarage Magni Feuer und beschädigte nicht nur 223 Fahrzeuge, sondern auch das Bauwerk selbst. Weil die Stadt Braunschweig seit 1996 auf eine Versicherung (Beitrag damals 2.100 Euro) für ihre Tiefgaragen verzichtet, bleibt sie auf einem Brandschaden in Höhe von rund 1,84 Mio. Euro sitzen. 36 CLEWWA OHNE NUTZER/N Im März 2008 stellte das in Braunschweig ansässige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die neue Suchmaschine „Clewwa.de“ vor, die den Verbrauchern bei der Suche im Internet helfen und den Behörden Informationen über das Suchverhalten der Bürger liefern sollte. Pro Jahr wurden lediglich rund 55.000 Suchanfragen registriert – ein teurer Reinfall für Bürger wie Behörde – Kostenpunkt: 218.000 Euro. PHAENO(-MENALER) AUFENTHALT Es ist beileibe nicht alles glatt gegangen beim Bau des Science-Centers „Phaeno“ in Wolfsburg – neueste Panne: Drei insgesamt 335.000 Euro teure Aufenthaltsplattformen aus Eichenholz für den tristen Vorplatz. Eine erste Sitzinsel wurde zwar zwischenzeitlich aufgestellt, sie musste aber aufgrund von austretender Gerbsäure wieder abgebaut werden. Seitdem lagern die Plattformen in einem Gewerbegebiet außerhalb der Stadt. Fotos: Falk-Martin Drescher, Clewwa.de, Klemens Ortmeyer, Ingo Wagner, Stefan Sauer, Arne Dedert ie Steuereinnahmen sprudeln seit Jahren. Was den Staat geradezu zur Verschwendung verleitet – meint der Steuerzahlerbund. Vor kurzem hat er zum 43. Mal sein Schwarzbuch herausgegeben. Steuern38 hat sich das Werk genauer angeschaut und präsentiert die skurrilsten sowie einige regionale Fälle – von leuchtenden Gullydeckeln bis hin zum Brand in einer Tiefgarage … Steuerverschwendung GULLYDECKEL Mit illuminierten Gullydeckeln in einem Verkehrskreisel wollte das niedersächsische Wallenhorst Glanzlichter setzen. Für die 10.000 Euro teure Lichtinstallation erntete die Gemeinde aber vor allem Spott. Das Licht habe so schwach geleuchtet, dass schnell der Name „Glühwürmchen-Kreisel“ geboren war. Beratung... REGENWÜRMER Der Versuch, einen nassen Sportplatz mit Hilfe von 200.000 Regenwürmern zu sanieren, stand bereits im Schwarzbuch 2010. Die für 7.000 Euro eingekauften Tiere sollten den Boden auflockern. Jetzt müssen die Würmer wieder raus, weil der Erfolg ausblieb. Die Kosten belaufen sich laut Steuerzahlerbund auf 19.500 Euro. FRIEDHOFS-APP Das Kulturstaatsministerium förderte die Friedhofs-App „Wo sie ruhen“. Auf dem Smartphone können sich Nutzer damit mehr als 1.000 Gräber berühmter Persönlichkeiten anschauen – eine Art FriedhofsSightseeing – Kosten: 548.000 Euro. ist Vertrauenssache • Persönliche Beratung • Kompetente Wahrnehmung Ihrer Interessen Kooperation mit ConTAC Wirtschaftsprüfungsgesellschaft GmbH UNSERE NIEDERLASSUNGEN: Wolfsburg Bahnhofstraße 8–9, 38442 Wolfsburg | 05362-96550 Gifhorn Steinweg 11, 38518 Gifhorn | 05371-940260 Haldensleben Magdeburger Straße 46, 39340 Haldensleben | 03904-66220 Die Ausbildung bei BKP STEUER – in deine Zukunft! [email protected] | www.bienert-klein-partner.de 37 Steuer-ABC Steuer-ABC Ein A bis Z der deutschen Steuern, die nicht jeder kennt KAFFEESTEUER Der Steuertarif beträgt für Röstkaffee 2,19 Euro und für löslichen Kaffee 4,78 Euro je Kilogramm. Fiskalische Bedeutung gewann der Kaffee mit seinem Siegeszug in Europa im 17. Jahrhundert. Die Kaffeezölle gehörten im 19. Jahrhundert zu den wichtigsten Finanzzöllen. RENNWETT- UND LOTTERIESTEUER ALKOPOPSTEUER Das Alkopopsteuergesetz ist 2004 in Kraft getreten. Damals wurde eine Sondersteuer auf bestimmte branntweinhaltige Mischgetränke eingeführt, die gut viermal so hoch ist wie die übliche Branntweinsteuer. BIERSTEUER Die Verbrauchssteuer kommt den Ländern zugute. Der Regelsteuersatz pro Hektoliter beträgt 0,787 Euro. Daraus ergibt sich für einen Liter Bier etwa 9,4 Cent Biersteuer. Die Höhe richtet sich nach dem Stammgewürzgehalt: Starkbiere mit hohem Stammwürzgehalt sind steuerlich stärker belastet. BRANNTWEINSTEUER Das Branntweinsteuerrecht ist nicht in einem eigenständigen Gesetz geregelt, sondern Ergebnis eines jahrzehntelang bestehenden Monopols. Nach dem Regelsteuersatz entfällt auf eine 0,5-Liter-Flasche Likör mit 25 Prozent Alkoholanteil eine Branntweinsteuer von 1,63 Euro. 38 ENERGIESTEUER Das Energiesteuergesetz hat das Mineralölsteuergesetz abgelöst. Betrugen die Mineralölsteuereinnahmen im Jahr 1970 gerade mal 5,886 Milliarden Euro, so lagen die Einnahmen im Jahr 2014 bei knapp 40 Milliarden Euro. HUNDESTEUER Die Hundesteuer wird von den Gemeinden erhoben, die mit ihr vornehmlich ordnungspolitische Ziele verfolgen. Sie soll zum Beispiel dazu beitragen, die Zahl der Hunde zu begrenzen. Der Steuersatz variiert von Gemeinde zu Gemeinde erheblich. JAGD- UND FISCHEREISTEUER Die Jagd- und Fischereisteuer gehört zu den örtlichen Steuern. Sie wird auf der Grundlage des Jahresjagdwerts beziehungsweise auf den Pachtpreis erhoben. Bei der Fischereisteuer zählt die Anzahl der Fischereibezirke. Die Steuer zählt zu den Bagatellsteuern und wird nicht mehr in allen Bundesländern erhoben. SCHANKERLAUBNISSTEUER Es gelten besondere Vorschriften für die Branche, da – vor allem in Verbindung mit Alkoholkonsum – gesundheitspolitische Interessen der Allgemeinheit betroffen sind. Aus diesen Sachverhalten wird die Rechtfertigung der Schankerlaubnissteuer aus einer Ordnungsteuer abgeleitet. SCHAUMWEINSTEUER Die Schaumweinsteuer, auch Sektsteuer genannt, ist eine Bundessteuer. Die Einnahmen betrugen 434 Millionen Euro im Jahr 2014. VERGNÜGUNGSTEUER Besteuert werden in den Städten und Gemeinden veranstaltete Tanzveranstaltungen, Filmvorführungen und der Betrieb von Spiel- und Unterhaltungsapparaten. ZWEITWOHNUNGSTEUER Eine örtliche Steuer, die für eine Zweitwohnung erhoben wird. Bemessungsgrundlage ist der jährliche Mietaufwand, bei Eigentümern die übliche Miete. Foto: Uwe Epping Auf Wetteinsätze, wie hier bei der Galopprennwoche in Bad Harzburg, sind Steuern fällig. Das Rennwett- und Lotteriegesetz regelt die Besteuerung von Wetteinsätzen bei Pferderennen, Sportwetten und Lotterien. Das Gesamtaufkommen lag im Jahr 2014 bei gut 1,44 Milliarden Euro. Das Zinstief clever nutzen! Jetzt finanzieren und Investitionen realisieren. Mittelstands Portal Braunschweiger Land Mehr Informationen: www.blsk.de/clever 98 % der Deutschen haben keine Ahnung von Steuern. Welcher Beruf bietet sich da an? Werde Steuerfachangestellte/r und zähle zu den 2 %, die Steuern sogar erklären können. Mehr als Du denkst unter www.mehr-als-du-denkst.de STEUERBERATERKAMMER NIEDERSACHSEN Körperschaft des öffentlichen Rechts Adenauerallee 20, 30175 Hannover Telefon: 0511/28890-0 [email protected] www.stbk-niedersachsen.de