15.12.2008 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
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15.12.2008 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
G 9638 Schlesische Nachrichten Zeitung für Schlesien Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0 Nummer 24/2008 Einzelpreis 2,00 Euro 15. Dezember 2008 Vertreibung als Kriegsfolge? These von Ursache und Wirkung widerlegt Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien E s ist in Deutschland bei Spitzenpolitikern allgemein üblich, die Vertreibung als Folge der NS-Verbrechen und als Kriegsfolge zu sehen. So als sei die Vertreibung die logische Konsequenz aus allem. Zwangsläufigkeiten gibt es allerdings nicht, denn für geschichtliche Entwicklungen sind noch immer Menschen verantwortlich. Menschen nämlich, die in bestimmten Phasen der Geschichte Positionen einnehmen, die Entscheidungen über die weitere Entwicklung ermöglichen. Deshalb kommt es maßgeblich darauf an, wie Macht ausgeübt wird. In der Geschichte gibt es viele Beispiele dafür, dass Entscheidungen verantwortlich, unter Beachtung humanitärer Grundsätze und des internationalen Rechts getroffen wurden. Mehr Beispiele dürfte es allerdings dafür geben, dass Staatsmänner nach Konflikten sich in verbrecherischer Weise über Recht und Humanität hinwegsetzten. Bild aus der Heimat Die Beschlüsse der „Großen Drei“, Stalin, Truman und Churchill, in Potsdam sind ein Musterbeispiel hierfür. Sie hatten nicht über eine zwangsläufige Folge zu entscheiden, sondern sie beschlossen gegen alle Gebote der Menschlichkeit und gegen internationales Recht das Verbrechen an den deutschen Vertriebenen. Motive hierfür waren ohne Zweifel der Wille nach einer Kollektivbestrafung von Deutschen und, zumindest im Fall Stalins, Frohe, gesegnete und besinnliche Weihnachtstage und ein glückliches, gesundes und für Schlesien und alle Schlesierinnen und Schlesier erfolgreiches Neues Jahr wünschen die Landsmannschaft Schlesien und die Redaktion der Schlesischen Nachrichten. Blick auf den Heidelberg. Der Heidelberg ist die höchste Erhebung des Waldenburger Berglands (936 m). Foto: Archiv SN POLITIK 2 die Bereicherung an deutschem Vermögen. In dem Potsdamer Protokoll, im übrigen nie von einem Parlament ratifiziert, wurden die Gebiete östlich von Oder-Neiße bis zur Regelung in einem Friedensvertrag Polen zur Verwaltung unterstellt. Außerdem hieß es, dass die verbliebene deutsche Bevölkerung in Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei in humaner Weise nach Deutschland überführt werden sollte. Wieso diese Vereinbarung auch in den deutschen Ostgebieten angewandt wurde, obgleich diese Polen nur zur Verwaltung übertragen bekam, ist unverständlich. Ebenso kann nicht nachvollzogen werden, warum der Potsdamer Beschluss von Polen, inzwischen leider auch vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg, als Vertrag angesehen wird, obwohl es an wesentlichen Grundlagen für einen Vertrag fehlt, vor allem an der Mitwirkung Deutschlands als Betroffener. Warum drei Staatsmänner das Recht haben sollen, Regelungen zu treffen, die fundamental gegen das Völkerrecht verstoßen und zudem ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit beinhalten, erschließt sich einem am Recht orientierten Bürger nicht. Bei der Bewertung der Rolle Polens bei der Vertreibung ist zusätzlich relevant, dass polnische Milizen auf Weisung aus Warschau bereits Anfang Mai 1945 mit der ethnischen Säuberung begonnen haben, also lange vor Potsdam. Mit Stettin und westlichem Hinterland eignete sich Polen zudem Gebiete an, die nicht in dem Beschluss der „Großen Drei“ angesprochen waren. Das Bild von Polen als lediglich ausführender Staat, der bestenfalls für die Art und Weise der Durchführung verantwortlich ist, wird durch den aktiven Einfluss auf die Siegermächte für Annexion und Vertreibung endgültig ad absurdum geführt. Dieser Einfluss, ausgeübt durch die polnische Exilregierung in London während des Krieges war wohl auch entscheidend für Churchills Eintreten für die Vertreibung und für die Annexion deutscher Provinzen. Es ist das Verdienst des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, das jetzt noch einmal auf den historischen Hintergrund in einer Veröffentlichung („Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“) hingewiesen hat. Daraus ergibt sich, dass die Vertreibung nicht nur eine direkte Folge des Zweiten Weltkriegs war, sondern in Zusammenhang mit den Ereignissen in Europa weit vor dem Zweiten Weltkrieg gesehen werden muss. Selbstverständlich gehören hierzu der aufkeimende Nationalismus des 19. Jahrhunderts und die damit verbundenen Pläne, sich auf Kosten anderer Völker auszubreiten. Das Kriegsende schuf letztlich nur die Möglichkeit, diese Absichten zu verwirklichen. Wie diese geschichtlichen Tatsachen mit den Aussagen deutscher Politiker in Einklang zu bringen sind, bleibt das Geheimnis dieser Volksvertreter. „Die immer währende Verantwortung Deutschlands für den im deutschen Namen be- Würdelos In jedem anderen Land von Bedeutung auf diesem Planet wäre es undenkbar, dass sich die eigene Regierung freut und triumphiert, wenn ein internationales Gericht gegen die eigenen Landsleute entschieden hätte! So vor einem Monat geschehen: Die Preußische Treuhand war mit ihrer Klage vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof gescheitert. Davon soll jedoch hier weniger die Rede sein. Auch nicht von der Blöße, mit der sich ein hohes EU-Gericht selbst disqualifizierte. Vielmehr von der Häme, mit der sich der deutsche Außenminister diesbezüglich an die Presse wandte. Aber nicht genug damit, er ließ die ganze Nation an seiner diabolischen Freude teilhaben. Diktion und Gestus waren jedoch politisch absolut korrekt. Beachtlich auch die schnelle Reaktion – sie lag vermutlich schon in der Schublade. Schlesische Nachrichten 24/2008 Peter Großpietsch Die große Koalition, allen voran Kanzlerin Merkel, gleiches gilt leider auch für Frau Steinbach, die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, waren sich in der Bewertung – auch bei Kontakten gegenüber der polnischen Seite – völlig einig. Wäre hier nicht Schweigen angebracht gewesen? Kennt die deutsche gehobene politische Klasse die Qualifizierung Würde, Solidarität, nicht mehr? Ist man sich des Demokratieverlustes bewußt, der diesem beispiellosen Vorgang innewohnt? Weiß man denn nicht, dass das höchste deutsche Gericht, das Bundesverfassungsgericht, die Kläger zu der in Rede stehenden Maßnahme quasi ermuntert hat? Ich gehöre selbst dazu und kann den Beweis antreten. Erinnert sich die politische Klasse nicht mehr an ihre Zusicherungen von gestern? gangenen Zivilisationsbruch des Holocaust während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, dieses nicht zu beschreibende Unrecht des Nationalsozialismus schlug am Ende auf die Deutschen zurück“, so die Sicht der Bundeskanzlerin beim Tag der Heimat 2007 in Berlin. Auch hier wiederholte sie die alte Floskel, dass Ursache und Wirkung nicht verwechselt werden sollen. Die Vertreiberstaaten also als Rächer der Nazi-Opfer? Aufrechnung als Entschuldigung für das Vertreibungsverbrechen? Es ist mehr als intellektuelle Unordnung, wenn mit grob vereinfachenden Formeln Sachverhalte durcheinander gebracht werden. „Die eigenen Missetaten durch deutsche Missetaten zu verdecken, ist eine europäische Gewohnheit“ stellte der ungarische Schriftsteller Esterhazy in seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels fest. Man ist geneigt festzustellen, dass diese an die Adresse des Auslands gerichtete Rüge auch für deutsche Politiker gilt, die ständig Begründungen für das verbrecherische Handeln anderer Staaten finden. Der Soziologe Wolfgang Sofsky sah den deutschen Nationalstolz als Verstoß gegen die verordnete Schuldgesinnung. Man muss ergänzen: Die Offenlegung der Vertreibungsverbrechen verstößt offenbar auch gegen diesen Grundsatz und soll deshalb bekämpft werden. Wie schrieb mir doch der Bundesminister der Finanzen und Vorsitzende der CSU, Dr. Theo Waigel, am 28. März 1998 persönlich: „Die Bundesregierung hat die Vertreibung der Deutschen und die entschädigungslose Einziehung deutschen Vermögens immer als völkerrechtswidrig angesehen und diesen Standpunkt auch gegenüber Polen stets mit Nachdruck vertreten. Dementsprechend hat die Bundesregierung auch nie auf vermögensrechtliche Ansprüche Deutscher gegenüber Polen verzichtet. Sie hat dieses weder mit dem Abschluß des Grenzvertrages vom 14. November 1990 noch des Nachbarschaftsund Freundschaftsvertrages vom 17. Juni 1991 getan. Bei den schwierigen Verhandlungen zu diesem Vertrag ist es der Bundesregierung vielmehr gelungen, die Vermögensfrage offenzuhalten. Der Standpunkt der Bundesregierung ist der polnischen Regierung bekannt. Sie ist jedoch nicht bereit, Rückgewähr- und Schlesische Nachrichten 24/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Deutschlandtreffen 27./28. Juni 2009: Die Zukunft Schlesiens braucht die Jugend Das Deutschlandtreffen in Hannover vor zwei Jahren hat gezeigt: Alte und junge Schlesierinnen und Schlesier lieben ihre Heimat, stehen an der Seite der Landsmannschaft und interessieren sich für Geschichte und Kultur dieses jahrhundertealten Landes. Die niedersächsische Landesregierung und Ministerpräsident Christian Wulff haben uns großzügig unterstützt, die Stadt Hannover war ein guter Gastgeber. Das sind gute Voraussetzungen für das nächste große Treffen im kommenden Jahr. Damit es gelingt, ist die Landsmannschaft Schlesien als Organisator auf die Hilfe der Schlesierinnen und Schlesier angewiesen. Deshalb ergeht als Weihnachtswunsch des Bundesvorstandes der Aufruf an alle Landsleute: Bitte planen Sie den 27./28. Juni 2009 fest in Ihrem Kalender ein. Wer kommen kann, kommt nach Hannover. Wer es nicht kann, möge im Familien- und Bekanntenkreis Werbung für das Deutschandtreffen machen. Alle sind aufgefordert, mit einer Spende die Durchführung des Treffens zu sichern. Denn eines ist klar: Im kommenden Juni wird die Öffentlichkeit wieder nach Hannover blicken. Ein erfolgreiches Deutschlandtreffen wird das deutliche Signal geben: Schlesien lebt! Herbert Hupka hat das in folgende Worte gefasst: „Es gibt kein ehemaliges Schlesien. Die Geografie, die Schönheit des Landes, die Geschichte bis in unsere Tage hinein, die Städten und Gemeinden, vor allem aber die Menschen, die gestern, heute und morgen in Schlesien gelebt haben, leben und leben werden: das ist alles kein totes Schlesien.“ Er Entschädigungsansprüche anzuerkennen. Es gibt gegenwärtig auch keine Anzeichen dafür, dass sich die polnische Haltung in dieser Frage dem deutschen Standpunkt annähert. Gespräche zwischen der deutschen und der polnischen Regierung haben in der Frage des deutschen Vermögens bisher keine Fortschritte gebracht. Die Bundesregierung wird aber gegenüber der Republik Polen auch weiterhin mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln für deutsche Vermögensinteressen eintreten. Sie geht davon aus, durch eine zukunftsgerichtete Kooperation mit Polen kann ein Vertrauensverhältnis geschaffen werden, durch das die bisher nicht gelösten Fragen einer für alle Seiten befriedigenden Lösung zugeführt werden können.“ Alles nur Schnee von gestern? Bei Fortsetzung solchen Verhaltens, bei Negierung berechtigter deutscher Anliegen, bei soviel Arroganz deutscher Politik fürchte ich um die Demokratie in unserem Land. hatte Recht. Die Menschen waren es, die Schlesien zu dem gemacht haben, was es heute ist. Und die Menschen sind es auch, die dieses Land am Leben erhalten werden. Unser Auftrag ist es, als Träger des historischen Erbes daran mitzuwirken. In erster Linie geschieht dies in der Heimat selbst. Die Kraft dafür können wir aber vor allem im großen Gemeinschaftserleben unter Landsleuten sammeln. Das Deutsch- 3 landtreffen ist die beste Gelegenheit dafür. Wer nach Hannover kommt, wird dankbar wieder nach Hause und dann mit Freude in die Heimat fahren. Prof. Dr. Michael Pietsch Präsident der Bundesdelegiertenversammlung – Schlesische Landesvertretung – Wir erbitten Ihre Spende auf das Konto Nr. 260 0893 028 bei der Volksbank Bonn Rhein-Sieg, BLZ 380 601 86, Stichwort „Deutschlandtreffen 2009“. Auf Wunsch erhalten Sie eine Spendenbescheinigung, geben Sie bitte Ihre Adresse genau an. Mein Testament und Schlesien Liebe heimattreue Schlesier, immer wieder kommt es vor, dass schlesische Landsleute ihre Erbschaft nicht geregelt haben und später der Fiskus als Erbe auftritt. Bitte denken Sie daran, dass unsere Landsmannschaft dringend auf die notwendige Unterstützung unserer schlesischen Landsleute angewiesen ist und dass Sie sie für den Fall einer letztwilligen Verfügung bedenken können. Deshalb teilen wir Ihnen mit, wie ein Testament zugunsten der Landsmannschaft Schlesien lauten könnte. Dabei sollten Sie beachten, dass dieses Testament in allen seinen Teilen handschriftlich gefertigt werden muss. Daneben kommt auch noch eine notarielle Beurkundung in Betracht. Der Text für das Testament könnte lauten: ,,Testament Hiermit setze ich die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. –, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, zu meiner Erbin ein. Ort, Datum, Unterschrift“ Selbstverständlich können Sie auch in einem Testament verfügen, dass die Landsmannschaft bezüglich einzelner Vermögensgegenstände bedacht werden soll. Soweit andere Erben vorhanden sind, würde dies der Landsmannschaft dann einen entsprechenden Herausgabeanspruch begründen. Sie können das Testament bei sich verwahren – und es jederzeit ändern. Sie können auch ein bereits bestehendes Testament jederzeit ändern, soweit Sie keinen Erbvertrag abgeschlossen haben. Das geschriebene Testament können Sie bei sich verwahren oder es beim Amtsgericht hinterlegen. In diesem Fall hätten Sie die Gewähr, dass Ihr Testament von Amts wegen berücksichtigt wird und nicht verloren gehen kann. Selbst dann, wenn Sie das Testament beim Amtsgericht hinterlegt haben, können Sie jederzeit neu testieren. Wir danken Ihnen im Voraus! Ihre Landsmannschaft Schlesien, Ihre Landsmannschaft für Schlesien! Deutschlandtreffen der Schlesier Schlesien – Heimat und Zukunft 27. und 28. Juni 2009 Messegelände Hannover Wir laden herzlich ein! Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V. Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter 4 POLITIK / LESERBRIEFE Polnisches Polnischer Außenminister droht Russland. Die Atlantische Gemeinschaft müsse bei Grenzverletzungen durch Russland eine proportionale Antwort finden, diese Ansicht vertrat der polnische Außenminister Sikorski bei einem Besuch in Washington. Nach dem Krieg gegen Georgien müsse der russischen Doktrin, nach der Russland seine Landsleute und seine Infrastruktur im Ausland notfalls auch gewaltsam schützen werde, mit einer adäquaten Gegenformel begegnet werden. Als Testfall sieht Sikorski dabei die Ukraine, die Ministerpräsident Putin als künstliches Gebilde mit einer großen russischen Minderheit beschrieben hat. Würde in der Ukraine ähnlich gehandelt wie in Georgien, wäre dies eine europäische Krise großen Maßstabs, denn das Land sei für das Gleichgewicht der Kräfte entscheidend. Sikorski bemühte in diesem Zusammenhang die Geschichte und verwies auf die polnischen Teilungen der vergangenen Jahrhunderte und bei dem Einmarsch der Sowjetunion und Deutschland 1939 hätten nationale Minderheiten als Begründung herhalten müssen. Die Nato müsse die Sicherheit ihrer Mitglieder gewährleisten. Deshalb sei es an der Zeit, über die Verteidigungskapazitäten und das strategische Konzept der Allianz zu debattieren. Weltkriegsmuseum in Danzig macht Fortschritte. In der polnischen Zeitung „Rzeczpospolita“ wurde jetzt ein Papier veröffentlicht, in dem zwei Berater von Ministerpräsident Tusk, die Historiker Machcewitz und Majewski, das Konzept des Museums beschreiben. Eine universelle Ausstrahlung solle das Projekt haben, die auch für ausländische Besucher von Interesse ist. Polens Schicksal soll zwar seinen Platz haben, aber nicht dominieren. Die Schuld am Krieg wird nicht nur Deutschland zugeschoben, sondern auch der Sowjetunion. Der Bombenkrieg der Alliierten und Deutschlands sowie die zahlreichen Vertreibungen, die zunächst Polen trafen, werden einen bestimmten Raum einnehmen. Die Vertreibung der Deutschen soll dann vor diesem Hintergrund erfolgen. Polen will das Museum allein und nicht unter Beteiligung anderer, wie Moskau und Berlin einrichten. Kritik gibt es in Polen von Seiten der Rechten, weil sie der Ansicht sind, Polen habe an der Seite Hitlers Verantwortung für den Holocaust, nicht entschieden entgegengetreten wird. Das Land müsse aber seine Rolle als Hort des Widerstands gegen Deutschland herausstreichen, die im Gegensatz zu anderen stünde, die Hitler willig gefolgt seien. Schlesische Notizen Bildungspolitiker aus Schleswig-Holstein trafen zu einem. Informationsaustausch in Breslau auch auf die Mitglieder der SKGD in Breslau. Ihre Fragen richteten sich nach der Handhabung des Lehrauftrages für die Schüler der Deutschen Minderheit. Da es offiziell keine Schule mit ausschließlich deutscher Sprache gibt, wurde ihnen die Praxis in den bilingualen Klassen der normalen Schulen demonstriert. Auch hing ihr Interesse an der pragmatischen Ausbildung der hochbegabten Schüler. ● Beim 13. Schlesien-Seminar in GroßStein wurde deutlich gemacht, dass die deutsche Sprache gerade im technischökonomischen Bereich der Wirtschaft stiefmütterlich behandelt werde. Bernard Gaida wies darauf hin, dass in Europa zwar mehr als hundert Millionen Menschen Deutsch sprechen und nur 58 Millionen Englisch, doch nur 10 % der europäischen Wirtschaftsunternehmen korrespondieren in deutscher Sprache. Angeblich soll das eine Auswirkung des verlorenen Krieges sein. ● In Groß Nädlitz bei Breslau erhielt der dortige Ehrenfriedhof für deutsche Soldaten Zuwachs. Bei einer Trauerfeier wurden die Gebeine von deutschen Sol- daten, die im ganzen schlesischen Land gefunden wurden, beigesetzt. Um der Feier den würdigen Rahmen zu geben, imitierte man kleine Papiersärge, die symbolisch für die Verstorbenen mit Erde bedeckt wurden. Mit sehr viel Aufwand wurden die Toten identifiziert. Trotz der vergangenen 60 Jahre konnte man mittels Erkennungsmarken, aber auch durch die Inschriften bei Eheringen die Namen der Toten ermitteln. ● Ein Benefizkonzert des Orchesters der Deutschen Kinderärzte fand in der Breslauer Oper statt. In diesem würdigen Rahmen musizierten die ca. 100 Kinderärzte aus Deutschland zugunsten krebskranker Kinder. Bis auf den letzten Platz war das historische Gebäude gefüllt. Da die Spendenbereitschaft der Gäste groß war, kam eine stattliche Summe zusammen, die der Direktorin der Breslauer Klinik für Onkologie und Kinderhämatologie feierlich überreicht wurde. ● Die Begegnungsstätten der Deutschen Freundschaftskreise der Dörfer im Oppelner Land haben sich zu lebenserhaltenden Institutionen entwickelt. Mit Geldern der Gemeinden und des deutschen Konsulates wurden unter Einsatz freiwilliger und sehr talentierter Mitglieder der Schlesische Nachrichten 24/2008 Leserbriefe Zu „ANTIVA – Gegen-Vergessen-Aktion“ (Schlesische Nachrichten 21/2008, Seite 4) In o. a. Artikel ist gleich eingangs ein immer wieder auftretender Fehler zu korrigieren. Es heißt da: Vor mehr als 23.000 Tagen endete der 2. Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Ich bitte doch zu verinnerlichen, das Deutsche Reich hat bis zum heutigen Tage nicht kapituliert – es war vielmehr die Deutsche Wehrmacht. Dies ist ein großer Unterschied und man kann unterstellen, dass die letzte geschäftsführende Reichsregierung bewusst diese Entscheidung getroffen hat. Peter Großpietsch DFK wahre Schmuckstücke geschaffen, die zum sozialen und kommunikativen Mittelpunkt der Dorfgemeinschaften avancierten. Heute werden dort nicht nur Familienfeste, sondern auch tägliche Unterhaltungsveranstaltungen durchgeführt. In den polnisch orientierten Dörfern werden solche Angebote schmerzlich vermisst. ● Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Breslauer Universität fehlte der Ministerpräsident Donald Tusk. Die Mitglieder der Deutschen Minderheit in Polen waren enttäuscht, da im Vorfeld dieser Ehrung seine Anwesenheit erwartet worden war. „Nur“ sein Unterstaatssekretär war anwesend und vertrat die polnische Regierung. Des weiteren wunderte man sich über den Grund der Ehrung. Die Kanzlerin habe sich Verdienste in der „Quantentheorie“ und in der Europapolitik erworben. Unter der Hand hört man, dass der wahre Grund das Geschenk der vielen Millionen an Polen, die eigentlich Deutschland zustanden, sei. ● Eine Welle von Anklagen gegen kommunale Amtsinhaber wegen Missbrauch ihrer Kompetenzen beschäftigen die polnischen Gerichte im Oppelner Land. Überall wird Korruption und Betrug vermutet. Da wird ein Bürgermeister beschuldigt, Erbsensuppe an seine Wähler verteilt zu haben, die eigentlich für eine Studentengruppe aus dem Ausland bestimmt war. Da die Studenten schon vor der Mahlzeit abreisten, wurden die Kosten für die Herstellung moniert. Desweiteren wird ein Bürgermeister beschuldigt, ein Grundstück an eine ausländische Firma verkauft zu haben, das eine Getränkefabrik darauf errichten will. Angeblich sei der Wert höher als der erzielte Preis. Da werden Gedanken wach, die an die alten Praktiken der früheren polnischen Wirtschaft erinnern. Schlesische Nachrichten 24/2008 POLITIK/ / ZEITGESCHEHEN Ostdeutsche Kultur soll bewahrt werden Projektpräsentation zur geplanten „Dokumentation der Heimatsammlungen“ Einer breiten Öffentlichkeit wurde das Projekt „Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland“ am 18. November 2008 im Bundesinstitut für Kultur und Geschichte im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg vorgestellt. Es handelt sich um ein kombiniertes Dokumentations- und Forschungsvorhaben über die circa 400 Heimatsammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland entstanden sind. Diese Einrichtungen, die bis heute ein Beispiel für ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement der Heimatvertriebenen darstellen, repräsentieren gleichzeitig ein wichtiges Stück deutscher Nachkriegsgeschichte. Unter den rund siebzig Gästen und Teilnehmern waren Vertreter der Ministerien mehrerer Bundesländer, des niedersächsischen Museumsverbandes sowie Vertreter des Bundes der Vertriebenen und der Landsmannschaften. Die Thematik der Heimatsammlungen wurde im Rahmen der Veranstaltung aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet: Ministerialrätin Sabine Deres, Referatsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstrich in ihrem Grußwort die kulturpolitische Bedeutung eines solchen Projektes. In seiner Ansprache ging Jochen-Konrad Fromme MdB auf politische Aspekte im Umgang mit den Heimatsammlungen ein, während die wissenschaftliche Leiterin des Projektes Professor Silke Götsch-Elten vom Seminar für Europäische Ethnologie der Universität in Kiel die Heimatsammlungen im Kontext der Kulturwissenschaften als Orte des Heimatverständnisses, aber auch als kulturelles Erbe und dessen Positionierung in der europäischen Geschichte diskutierte. Besonders deutlich wurde der Umfang einer Gesamtdokumentation der Hei- matsammlungen anhand der Beiträge aus unterschiedlichen Bundesländern. Es sprachen Referenten aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, NordrheinWestfalen und Sachsen über den Stand der Dokumentationsvorhaben, die von den jeweiligen Ländern finanziert werden. Professor Dr. Matthias Weber, Direktor des Bundesinstituts, Frau Dr. Heinke-Kalinke vom zuständigen Wissenschaftsbereich Europäische Ethnologie sowie die Projektbearbeiterin Cornelia Eisler M.A. stellten das Erfassungsprojekt vor. Dieses hat zum Ziel, in enger Kooperation mit den Bundesländern und Landsmannschaften, eine vollständige Erfassung und Präsentation aller historischen und gegenwärtig in Deutsch- 5 land bestehenden Heimatsammlungen zu erstellen. Die Ergebnisse werden laufend in einer öffentlich zugänglichen Internet-Präsentation aktualisiert, die bereits online zu finden ist: http://www.bkge.de/heimatsammlungen/. Des weiteren ist eine Gesamtdarstellung zur Geschichte und Bedeutung der Heimatsammlungen geplant, die die Thematik wissenschaftlich aufgreift. Das Vorhaben, das im Juli 2008 begonnen hat, wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage des § 96 BVFG finanziert. Es wird begleitet von einem Fachgremium, in dem Mitglieder des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen, des BdV-Landesverbandes Niedersachsen und Bremen e.V. sowie die Direktoren der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne und des Schlesischen Museums zu Görlitz vertreten sind. Es ist auf eine Gesamtlaufzeit von dreieinhalb Jahren angelegt. BKGE-Presseinformation Landesbeauftragter Götz: Kulturgut der Vertriebenen wird in Niedersachsen wissenschaftlich erfasst Die Erfassung des Kulturgutes der Vertriebenen in Niedersachsen ist auf einem guten Weg. Das sagte heute der Landesbeauftragte für Heimatvertriebene Rudolf Götz, MdL. Wissenschaftliche Hilfskräfte, die im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres, Sport und Integration tätig seien, hätten bereits das Kulturgut in mehr als 30 Heimatstuben erfasst. Weitere 40 Sammlungen müssten noch besucht werden. Die Arbeiten würden im Sommer 2009 abgeschlossen sein. Götz: „Das Kulturgut der Vertriebenen, das in diesen Sammlungen präsentiert wird, ist ein Teil der deutschen Geschichte. Es für die Enkelgenerationen zu sichern, ist eine wichtige Aufgabe für Staat und Gesellschaft.“ In der Bundesrepublik Deutschland gibt es nach Angaben von Götz mehrere hundert kleine Neue Partnerschaft zwischen NRW und der Woiwodschaft Schlesien Vom 12. bis zum 15. November 2008 weilte eine große Delegation des schlesischen Marschallamtes in Nordrhein-Westfalen. Sie wurde vom Marschall Boguslaw Smigielski angeführt. Höhepunkt des Besuches war die feierliche Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung über die Zusammenarbeit und den Ausbau der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Marschall Smigielski und Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers am 14. November in der Düsseldorfer Staatskanzlei. museale Einrichtungen, die in ihren Bezeichnungen an die Herkunftsgebiete der Vertriebenen und Flüchtlinge als schlesische, pommersche oder ostdeutsche Heimatsammlungen erinnern. In Niedersachsen sind Sammlungen häufig mit den Namen von ostdeutschen Städten versehen – so zum Beispiel die Einrichtungen Brieg (Goslar) oder Glogau (Hannover). In den Heimatsammlungen werden Erinnerungsgegenstände unterschiedlichster Art aufbewahrt. Dazu zählen auch historisch, künstlerisch oder volkskundlich wertvolle Objekte. Manche dieser Materialien wurden bereits auf der Flucht mitgeführt. Vieles wurde später durch Ankäufe in den früheren Wohnorten erworden, so dass im Laufe der Jahrzehnte umfangreiche Sammlungen entstanden. Die Gemeinsame Erklärung soll die beiderseitigen Beziehungen zwischen NordrheinWestfalen und der Woiwodschaft Schlesien stärken. Sie ersetzt und erweitert die am 1. September 2000 unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zwischen den beiden Regionen. Nach dem EU-Beitritt Polens am 1. Mai 2004 werden in der Erklärung neue inhaltliche Schwerpunkte auf den Gebieten von Raumordnung, Stadtentwicklung, Energie, Umweltschutz, innere Sicherheit sowie Kultur und Tourismus definiert. Zahlreiche Projekte sollen Ausdruck der Zusammenarbeit sein. Durch Erfahrungsaustausch soll die Nutzung von Industriedenkmälern für touristische Zwecke verbessert werden, gemeinsam sollen Alternativen zur Gewinnung und Nutzung von al- >>> Mit großer Regierungsdelegation kam der Marschall der polnischen Woiwodschaft Schlesien (1.R.2.v.r) nach NRW, um ein erweitertes Partnerschaftsabkommen in Düsseldorf zu unterzeichnen. Zuvor besuchte er die Stiftung Haus Oberschlesien und das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen (Hösel) Foto: Oberschlesisches Landesmuseum ZEITGESCHEHEN 6 ternativen Energien geschaffen werden, um den Anteil der erneuerbaren Energie in Schlesien zu heben. Im Hinblick auf das Projekt Ruhr 2010 sollen postindustrielle Nutzungsflächen ökologisch und nachhaltig umgestaltet werden. Beide Seiten werden sich auch im Bereich des Katastrophenschutzes und der Spurensicherung bei kriminalistischen Untersuchungen austauschen. Die positiven Erfahrungen des Landes NRW bei der Durchführung großer Fußballveranstaltungen sollen dazu beitragen, dass sich die Woiwodschaft Schlesien für die Fußball-Europameisterschaft 2012 intensiv vorbereiten kann. Schließlich wollen sich beide Regionen im gemeinsamen Kulturjahr 2011 beim jeweiligen Partner präsentieren. Die Beziehungen zwischen NRW und der Woiwodschaft Schlesien sind bereits vielfältig ausgeprägt. So bestehen gegenwärtig mehr als 90 Städte- und Kreispartnerschaften und über 140 Schulpartnerschaften, außerdem rund 120 Schlesische Nachrichten 24/2008 Hochschulkooperationen. Nach Angaben der Landesregierung NRW studieren rund 3000 polnische Studenten in NRW. Auch im Bereich der wirtschaftlichen Beziehungen gehört Polen zum wichtigen Partner. Im nordrhein-westfälischen Export nimmt der polnische Staat Rang 10 und im Import Rang 12 ein. Deutsche Unternehmen aus NRW haben in Polen rund 5 Milliarden Euro investiert, was dem Investitionsvolumen der USA in Polen entspricht. Dagegen gibt es ca. 600 polnische Unternehmen in der Bundesrepublik, von denen ein Drittel ihren Sitz in NRW hat. Damit die Gemeinsame Erklärung auch mit Leben gefüllt wird, ist ein starkes Engagement von Nichtregierungsorganisationen notwendig, die sich als öffentlichkeitswirksame Botschafter der Partnerregion verstehen. So war es kein Zufall, dass die große Delegation unmittelbar vor der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung die Stiftung Haus Oberschlesien und das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen (Hösel) besuchte. Dieser erste Informationsbesuch war zugleich ein großer Meilenstein der Zusammenarbeit, weil sich bei- Boguslaw Smigielski, Marschall der polnischen Woiwodschaft Schlesien, und Dr. Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, unterzeichnen die „Gemeinsame Erklärung“ in der Düsseldorfer Staatskanzlei, 14. November 2008 Foto: Wilfried Meyer ANTIVA Gegen-Vergessen-Aktion „Ostdeutschland reicht bis zur Oder-NeißeGrenze“ korrigierte einmal ein deutscher Bundeskanzler einen TV-Moderatoren, als dieser ihn über die Zukunft der aus Ostdeutschland kommenden Vertriebenen fragte. Das Wort „Mitteldeutschland“ wollte er nicht hören. „Östlich davon liegt Polen!“ ergänzte er seine geographisch politisch ausgewählten Belehrungen. Es waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele Jahre vergangen, da stellten sich hochrangige Vertreter der „Partei des Bundeskanzlers“ ans Rednerpult und brüllten in die Menge der Schlesier, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern usw. den Spruch „Verzicht ist Verrat!!!“ Tosender Beifall und vorzügliche Wahlergebnisse belohnten diesen Patrioten, der das Herz auf dem rechten Fleck zu haben schien. Auch die Konkurrenz auf dem politischen Markt schlug mit ihren Sprüchen in die gleiche Kerbe: „Dreigeteilt – niemals!!!“ Und die Wähler dankten mit ihren Stimmen. Die „Biologische Lösung“ nahm ihren unbeirrbaren Lauf. Die nachwachsenden Generationen waren zwar die Kinder der Vertriebenen, doch der politische Zeitgeist schuf eine geistige Schiene in den Schulen, den Gymnasien und den Universitäten, die die Ostgebiete als endgültig verloren vorgab und TEIL 4 Diskussionen nicht mehr zuließ. Gelehrtes Wissen über die Ostgebiete schien durch eine polnische Zensur gegangen zu sein, so dass die Erlebnisgeneration oft über die nun gelehrte Weltanschauung rätseln musste. Die deutsche Fassung von Ortsnamen in Schlesien, Pommern oder Ostpreußen wurde in den Schulen bei Aufsätzen als Fehler angekreidet und somit bewusst das Vergessen unserer ostdeutschen Heimat gefördert. Wenn ein Eltern- oder Großelternteil protestierte, wurde die Keule mit den Worten „Revanchist“, „Ewig Gestriger“ oder „Neo-Nazi“ auf den Tisch gelegt. Ein Paragraph 130 wurde in das Strafgesetzbuch integriert, der schon eine versuchte Richtigstellung solcher Polonisierungen als „versuchte Volksverhetzung“ unter Strafe stellte. Einschüchterungen an allen Orten war die Konsequenz. Der letzte Höhepunkt bei den Umerziehungsversuchen war die eindeutige Zensurmaßnahme des Beamten des deutschen Verfassungsschutzes im niedersächsischen Innenministerium beim Deutschlandtreffen in Hannover. Titel und Verfasser von Büchern wurden als unerwünscht erklärt und mussten aus den Auslagen der Verlage entfernt werden. Nur verbrannt werden mussten sie nicht. Da kommen Erinnerungen hoch. hannes de Seiten um eine stärkere Wahrnehmung der schlesischen Region in der Bundesrepublik bemühen. Direktor Dr. Stephan Kaiser gab einen Überblick über Aufgaben und Aktivitäten der Stiftung mit dem Museum. Er erklärte, dass die Kooperation und der Austausch zwischen den Ländern eine Bereicherung seien, da dadurch die Aktualität der Ausstellungen gewährleistet werde. Schließlich sprach Marschall Boguslaw Smigielski, der sich ebenfalls über die gute Zusammenarbeit freute. Besonders lobte er den Einsatz des Museums auch für die Jugend, deren Bedeutung er hervorhob: Die nachfolgenden Generationen seien wichtig für das gegenseitige Verständnis. Anschließend führte Direktor Kaiser die Gäste durch die Dauerausstellung über Kultur und Geschichte Oberschlesiens sowie durch die aktuelle Sonderausstellung „Wir spielen mit“. Nach Beendigung des Rundgangs trugen sich der Marschall sowie sein Stellvertreter Zbyszek Zaborowski in das Gästebuch des Museums ein und hielten ihren positiven Eindruck von den Aktivitäten und Arbeiten des Oberschlesischen Landesmuseums fest. Zaborowski zeigte sich sehr beeindruckt von der Sammlung des Museums, die er als „gute Geschichtslektion“ für die Zukunft bezeichnete. Smigielski gratulierte dem Museumsdirektor zur Sammlung aus der deutschen Zeit Schlesiens. Er drückte seine Hoffnung aus, dass die neue Partnerschaft zur Bereicherung der Sammlungen beitragen wird, um das Bild der Vergangenheit weiter anzureichern. Der Besuch der Kattowitzer Delegation begann bereits mit dem Besuch des Düsseldorfer Landtages, in dem ein Polnischer Parlamentarischer Abend veranstaltet wurde. Die oberschlesischen Gäste besichtigten des Weiteren den Duisburger Hafen, den Neubau eines Braunkohlekraftwerks in Grevenbroich sowie die Stadt Aachen. Oberschlesisches Landesmuseum, Dr. Susanne Peters-Schildgen Öffnungszeiten: Di – So, 11 – 17 Uhr, Mo geschlossen MAN entlässt 500 Mitarbeiter in Polen Der Internet-Dienst PolskaWeb meldete am 20. November 2008, dass das weltbekannte Münchner Unternehmen „MAN“ die notwendige Entlassung von 500 Mitarbeitern an den polnischen Produktionsstandorten „Starachowice“ und „Niepolomice“ ankündigte. MAN hat in Polen in den letzten Jahren bei Posen, Krakau sowie in Starachowice Produktionen aufgebaut und beschäftigt dort ca. 5000 Mitarbeiter. Die jetzigen Entlassungen bei MAN Polen machen von der Anzahl her genau die Belegschaftsgrösse des erst im letzten Jahr für 92 Millionen Euro gebauten Werkes in Niepolomice aus. Das Ergebnis der Verhandlungen mit Gewerkschaften für einen Sozialplan für die zu Entlassenden soll am 26. Dezember veröffentlicht werden. Schlesische Nachrichten 24/2008 ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN „25. Herbst- und Baudenfest“ in Neuss mit Starbesetzung Saalblick Zum 25. Mal in der schon Wochen vorher ausverkauften Stadthalle Neuss mit über 850 Besuchern einschließlich aller Mitwirkenden, präsentierte die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neuss ein Programm der Superlative mit zahlreichen Überraschungen. Diese Jubiläumsveranstaltung, gewissermaßen eine „Silberhochzeit“, war ein Ergebnis Monate langer profihafter Vorbereitungen, die schließlich zu einem überwältigenden Erfolg führten. Die Veranstaltung stand auch unter dem Zeichen einer Sammlung für den Förderverein „Aktion Luftballon“ Kinderklinik Lukaskrankenhaus in Neuss. Mit einem Trompetenanspiel des Riesengebirgsliedes „Blaue Berge, grüne Täler…“ wurde die Veranstaltung musikalisch eröffnet, bevor der Berggeist „Rübezahl“ erschien und auch zum Besuch „seiner Region“ einlud. Mit dem schlesischen Heimatlied „Kehr ich einst zur Heimat wieder…“ öffnete sich der Bühnenvorhang und gab den Blick frei auf ein prächtiges Bühnenbild, in dessen Mittelpunkt eine „schlesische Baude“ stand; gleichzeitig musikalisch begleitet von den „Hochländer-Musikanten“ aus dem südBei der Autogrammstunde Bäckerei Müller überreicht „Wegzehrung“ deutschen Allgäu unter der rührigen Leitung von Josef Basting. Mit dem Einzug der Trachtengruppe „DJONATHAN“ auf die Bühne bot sich ein farbenfrohes Bild dem erwartungsvollen Publikum. Vorsitzender Theo Jantosch begrüßte mit herzlichen Worten die vielen Besucher und dankte für die große Resonanz, die das Baudenfest in 25 Jahren über Neuss hinaus gewonnen hat. Viele Ehrengäste, darunter Schirmherr Bürgermeister Herbert Napp gaben dem Veranstalter die Ehre. In seinem sehr ausgewogenen Grußwort fand Schirmherr Bürgermeister Herbert Napp rühmende Worte der Anerkennung und des Respekts für den kulturellen Beitrag, den die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neuss nicht nur mit dem jährlichen Baudenfest leistet. Das „volle Haus“ der Stadthalle hat ihn sichtlich überrascht, denn viele Veranstalter leiden immer mehr unter einem Besucherschwund. Das anschließende Neusser Heimatlied, von der süddeutschen Blaskapelle perfekt einstudiert, schallte sodann durch den Saal 7 und leitete über zu dem ersten Auftritt des Trachtentanzkreises DJONATHAN; dann anschließend die große Überraschung: der perfekte Auftritt einer Oberschlesischen Jugendtanzgruppe aus Schulenburg bei Oppeln und aus Ratibor. Im Rahmen einer internationalen Jugendbegegnung ist diese Gruppe in Neuss. Der Jugendring und das Jugendamt der Stadt Neuss haben die Jugendlichen eingeladen. Die Darbietungen ernteten jubelnden Beifall. Ein kurzer Beitrag in schlesischer Mundart von Waltraud Hainke durfte natürlich nicht fehlen. Den absoluten Höhepunkt boten dann aber die „Geschwister Hofmann“ mit ihrer nicht zu überbietenden Ausstrahlung und vor allem durch ihr vielseitiges musikalisches Talent. Begeisterungsstürme gingen durch den Saal als Dank für ihr großartiges künstlerisches Können. Als dann das kurzfristig einstudierte schlesische Heimatlied „O du Heimat lieb und traut“ dessen acht Strophen enden mit „…da bist du mein Schlesierland“ von den Geschwister Hofmann einzigartig vorgetragen und von der Kapelle im zweiten Teil musikalisch leise begleitet wurde, war den Gefühlen freien Lauf gegeben. Während der Pause mit schlesischen Spezialitäten, war auch die Autogrammstunde mit den Geschwistern Hofmann stark gefragt und es kam zu interessanten Gesprächen. Während der zweite Teil des Abends dem Tanzvergnügen galt, zeigten die Geschwister Hofmann schwungsvoll in ihrem zweiten Auftrittsblock auch ihr Talent in den modernen musikalischen Bereichen, um anschließend gleich wieder auf Reisen zu gehen Richtung Chemnitz zum nächsten Auftritt am Tag danach. Erst um Mitternacht, nach einem wundervollen Abend verließen die letzten Besucher eine festlich geschmückte Stadthalle. Theo Jantosch Nachrichten aus Görlitz Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz ✍ Landrat setzt sich für Meridian-Stein ein. Der Meridian-Punkt an der Stadthalle soll nach Ansicht von Landrat Bernd Lange so gestaltet werden, dass er ein touristischer Anziehungspunkt wird. Wie Lange erklärte, habe er dazu bereits das Gespräch mit der Stadt Görlitz gesucht. Görlitz liegt genau auf dem 15. Meridian. ✍ Autobahn ist noch Grenze für Wolfsgebiet. Derzeit gibt es noch keine offiziell bestätigten Sichtungen von Wölfen südlich der Autobahn 4 Görlitz-Dresden. Das sagte Biologin Ilka Reinhardt vom Wildbiologischen Büro Lupus in Spreewitz. In der Vergangenheit wurden zwar gerissene Tiere in den Königshainer Bergen gefunden, diese konnten jedoch nicht Wölfen zugeordnet werden. Dennoch bestehe durchaus die Möglichkeit, dass sich die Raubtiere auch Richtung Süden des Kreises Görlitz ausbreiten. Wölfe seien extrem anpassungsfähig und kämen auch mit einer Landschaft wie beispielsweise dem Zittauer Gebirge zurecht. Zudem können die Tiere auch in dicht besiedelten Gebieten heimisch werden. ✍ Mönchsgräber am Augustum entdeckt. Bei Baumaßnahmen im AugustumAnnen-Gymnasium sind 700 Jahre alte Mönchsgräber entdeckt worden. Auf dem Gelände am Klosterplatz wurde 1237 ein Franziskanerkloster errichtet. Im 19. Jahrhundert musste es dem heutigen Schulbau weichen. Aufgrund dieser Geschichte hatte das Landesamt für Archäologie wertvolle Funde vermutet und die Bauarbeiten von einer Expertin begleiten lassen. Es sei ein Glücksfall, drei intakte und direkt hintereinander liegende Gräber zu finden, sagte die zuständige Archäologin Sonja von Richthofen. Die freigelegten Gräber konnten zum Tag des offenen Denkmals besichtigt werden. Danach wurden die Skelettreste geborgen und die Bauarbeiten fortgesetzt. 8 WEIHNACHTEN 2008 Weihnachtskrippen in Schlesien Beim Bundesfrauenseminar der Landsmannschaft Schlesien im Haus Schlesien stellte Elisabeth Bräuer in den Mittelpunkt eines Vortrages die Weihnachtskrippen in Schlesien. Mit viel Aufmerksamkeit wurde ihr Vortrag verfolgt: Die Geburt Christi wurde schon sehr früh bildlich dargestellt. Bereits im vierten Jahrhundert gab es in Italien Darstellungen, die sich über den christlichen europäischen Kontinent verbreiteten. Als Vater der Krippen wird der heilige Franziskus von Assisi genannt, der 1223 zum Weihnachtsfest im Wald von Greccio die erste Krippe aufgebaut haben soll, mit dem Jesuskind in einem Krippentrog und mit Ochs und Esel. Dort hielt er seine Weihnachtspredigt. In Süddeutschland erkannten die Jesuiten den Wert der Krippen für die Weihnachtsandachten und zur religiösen Unterweisung der Menschen, die des Lesens nicht kundig waren. Durch ihre Förderung wurden die Krippen um 1600 in den katholischen Kirchen in ganz Europa verbreitet und stellten Szenen aus dem Leben Jesu bis zur Passion dar. 1562 wird die erste große Krippe in Prag erwähnt, 1584 in Glatz und 1586 in Breslau. Nach der Blütezeit im 18. Jahrhundert wurden die Krippen durch die Aufklärung und Säkularisation aus den Kirchen verdrängt. So gelangten die wertvollen Darstellungen in Adels- und Bürgerhäuser. In der Volksfrömmigkeit lebten die Weihnachtskrippen weiter und wurden selbst in einfachen Hütten als Hauskrippen aufgebaut. Liebevoll beschreibt der Schriftsteller Joseph Wittig in seinen weihnachtlichen Geschichten den Aufbau der „Geburt“ und das „schnitzelnde Volk“ des Glatzer Berglandes. Dort in Albendorf hatte Longinus Wittig (1824 – 1895) 300 bewegliche von insgesamt 800 Figuren für die Bergkrippe der Christkindel Kapelle der Wallfahrtsbasilika in Albendorf geschnitzt. In Schlesien gab es nach einer Bestandsaufnahme für den Atlas der deutschen Volkskunde 1932 etwa 1300 Krippen in den Kirchen der Dörfer und Städte. Berühmt waren die Krippen in Breslau-Carlowitz, Grüssau, Panewnik-Idaweiche in Oberschlesien und die Krippe der Franziskaner in St. Annaberg von 1890 bis 1898. Sie war sieben Meter hoch auf einem Raum von 60 Quadratmeter. In der Mitte wurde die Geburt Jesu Christi im Stall dargestellt. Daneben baute sich der Hirtenberg auf. Auch das dörfliche und städtische Leben war dabei, die Stadt Bethlehem mit Bürgerhäusern aus der Umgebung, darüber Jerusalem mit seinen Zinnen und dem Tempel, wie man sich den Orient vorstellte. Die Phantasie war sehr reich. Neben den Figuren, die in der Adventszeit auf ein langes Brett zur „Geburt“ aufgestellt wurden, gab es Schrankkrippen, Kasten- und Eckkrippen, Flachfiguren und Papierkrippen oder Transparente. Ihn vielen Orten schnitzte man auch Krippen über den Hausbedarf hinaus, besonders im Gebirge, als Heimarbeit. Die Grulicher Krippen aus dem Altvater Gebirge wurden sogar ins Ausland verschickt. Schlesische Nachrichten 23/2008 In Bad Warmbrunn entstand eine Holzschnitzschule mit 25 Dependancen in den Dörfern, die das heimische Kunsthandwerk förderte. Die Krippenkunst wurde besonders von Cyrillo dell’ Antonio (1876 – 1917) aus Südtirol geprägt. Erschuf mit seinen Schülern 1922 die große Schaukrippe in der katholischen Pfarrkirche von Bad Warmbrunn im Riesengebirge. Eine seiner begabtesten Schülerinnen war Elsbeth Siebeneicher geb. Tesmer aus Liegnitz, die unter Ernst Rülke die Tafeln der Stadtgeschichte Hirschbergs gestaltete, die noch im Rathaus erhalten geblieben sind. Sehr aufwendig waren die beweglichen Krippenwerke der Volkskunst, die von einem Uhrwerk oder einer Kurbel aufgezogen wurden. Ihre Vorführung kündigte ein Schild an, mit der Aufschrift „Heute bewegte Geburt!“ Eine Windmühle als oberste Etage, der Kuckuck und das Springbrünnlein waren eine besondere Attraktion bei der blühenden Phantasie der Bergwerkskrippen, die ganz unten von Bergleuten mit ihren Loren „angeschoben“ wurden. Joseph Wittig beschreibt, wie die Hauskrippe im Advent auf einem langen Brett aufgebaut wurde. Am Heiligen Abend legte der Hausvater das Christkindel in die Krippe. Erst am Lichtmeß wurde die Krippe abgebaut – „eingerissen“. Besonders fein sind die „Nusskrippel“ gestaltet, die in Oberschlesien und der Grafschaft Glatz beliebt waren. In der ZDF-Sendung unter Leitung von Professor Wilhelm Menzel am 2. Advent 1970 „schlesische Weihnacht“ konnte die schlesische Volkskundlerin Gerda Benz das weihnachtliche Brauchtum: die Apfelpyramiden, Lichtzepter, Adventsrosen und Weihnachtslichter zeigen. Zuschauer berichteten ihr nach der Sendung von den Nusskrippen, die sie in ihrem Heft „Gerda Benz – Volkskundliches Werken“ beschrieben und vor dem Vergessen bewahrt hat. Elsbeth Siebeneicher schließt ihren Beitrag im Volkskalender für Schlesier 2004 über die Weihnachtskrippen mit dem Zitat: Die Vielfalt der Formen und eigenständigen Aussagen im Krippenschaffen kreist immer um das Geschehen im Stall zu Bethlehem. Vielleicht aber verbirgt sich dahinter noch mehr: eine Aufforderung zur Erkenntnis des Unzerstörbaren im Menschenherzen, der Glaube an die Inkarnation eines geistig Göttlichen in uns, unter dem Gebot der Liebe zum Anderen, zum Du. „Ach könnte nur Dein Herz zu einer Krippe werden, Gott würde noch einmal ein Kind auf dieser Erden“ hat es Angelus Silesius zum Ausdruck gebracht. jg Die „Nusskrippel“ waren besonders in der Grafschaft Glatz und in Oberschlesien beliebt. Gerda Benz hat sie in ihren „Volkskundlichen Werken“ beschrieben und so vor dem Vergessen bewahrt. Foto: Jutta Graeve Liebe Leserinnen und Leser der Schlesischen Nachrichten, die Heilige Familie, schlesische Weihnachtskrippen, Weihnachten 1945 in Primkenau, das Innehalten in Weihnachtszeiten und eine vergnügliche Geschichte über die Herren Nikolaus und Ruprecht, das sind in diesem Jahr die Themen unserer Weihnachtsdoppelseiten. Damit spannen wir einen Bogen über die Epochen hinweg von Eichendorffs Interpretation einer ganz besonderen Flucht-Geschichte über traditionelle schlesische Frömmigkeit, Weihnachten in der Nachkriegszeit und Hermann Hesses Ausdruck dessen, was Weihnachten für den Einzelnen bedeuten kann, hin zu den mit einem Augenzwinkern betrachteten Problemen, die die heutige (Weihnachts)zeit so mit sich bringt. Zeitlos bleibt die Weihnachtsbotschaft von Glaube, Liebe, Frieden und Hoffnung. Und solange wir hoffen, bleiben auch Glaube, Liebe und Frieden erreichbar. So wünschen wir allen die Erfüllung der Weihnachtsbotschaft und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Ihre Michaela S. Ast Chefredakteurin Schlesische Nachrichten WEIHNACHTEN 2008 Schlesische Nachrichten 24/2008 9 Dar Nikolaus troaf Knecht Ruprecht Eene vorweihnachtliche Geschichte vo Helmut Nitzsche Frieher woar es joa asu, doass ma dan Nikolaus vor dam 6. Dezember ne zu Gesicht bekoam. Und nu hoat sich ei inserer Welt doch vieles geändert. Ende August loaga eim EXTRA-Geschäft bereits Weihnachtsstollen ei a Regaln und kurze Zeit drof im die Ecke rim die Gebinde für Allerheiligen. Wir Aala schitteln bei su viel, besser bei ZUVIEL Geschäftssinn die Köppe. Nu oaber zum Hauptthema, zum Traffa des Nikolaus mit ‘m Ruprecht. Dar aale Kerle, dar Nikolaus, bekoam plötzlich doas Reißa ei die Knucha. Doas woar eenem guda Menscha, dar de a Wellness-Studio betreibt, zu Gehör gekumma. Ar schickte, wie heutzutage ieblich, eene SMS, also per Handy eene Kurzmitteilung oan doas Nikolausbüro ei 83739 Nikolausberg und lud dan Nikolaus fer eene Wuche ei seine ganz neue Wellness-Filiale ei doas friehere Bad-Salzbrunn noch Schlesien ei, sozusoagen zur Generalieberholung vor dam schwera Nikolaustage. Asu a unverhuftes Geschenk kunde dar Nikolaus ne oabschlagen. Ar hoatte natierlich ne gewußt, doass dar WellnessMensch dam Knecht Ruprecht au eene Einladung geschickt hoatte. Dar eene wunderte sich ieber dan andern, oals sie sich ei enem feudalen Woartezimmer troafa. „Bist Du es, oder sind Sie es nicht?, froagte dar Nikolaus den Gegeniebersitzenda. „Ja, ja, ich bin der Ruprecht“, koam es aus seinem langa Boarte. „Willst Du mir ins Gehege kommen?“, fragte dar Nikolaus. „Das habe ich nicht vor, lieber Kollege. Die Sache ist die: Du hast es ja viel leichter als ich. Du bringst am 6. Dezember den Kindern ein paar bunte Tüten mit Äpfeln, Nüssen und Schokolade. Bei vielen stellst Du gefüllte Stiefelchen einfach vor die Tür und weg bist Du.“ „Langsam, langsam, guter Freund. Seit einiger Zeit geht das nicht mehr so wie früher. Mein Personal erhält für mich viele Briefe. Zum Beispiel ist da zu lesen: Für Sohn Günter keine Äpfel, wegen Allergie. Klein-Erna mag keine Walnüsse, oder bitte nur Bio-Bananen und so weiter, und so weiter“. Ja, Ruprecht, so sieht das heutzutage aus, und es wird immer schwerer für mich.“ „Bei mir, lieber Kollege, ist es noch viel schlimmer. Früher hatte ich als Hauptgeschenke für die Jungen im Angebot: Bauernhof, Eisenbahn, Trixbaukasten, Skier und kleine Autos. Für die Mädchen waren Puppenwagen mit Puppen, Teddybären, Schlitten, Puppenstube und Winterbekleidung beliebt. Jetzt sag ich Dir, was nach dieser Erholungswoche auf mich zu kommt. Meine Chefin, das Christkind, hat für mich einen Anfänger-Computerlehrgang in Görlitz gebucht, damit ich den Kindern zu dem zur Zeit beliebtesten Geschenk, dem Compu- In Weihnachtszeiten reis’ ich gern und bin dem Kinderjubel fern und geh’ im Wald und Schnee allein. Und manchmal, doch nicht jedes Jahr, trifft meine gute Stunde ein, dass ich von allem, was da war, auf einen Augenblick gesunde und irgendwo im Wald für eine Stunde der Kindheit Duft erfühle tief im Sinn und wieder Knabe bin… Hermann Hesse ter mit Zubehör, etwas erklären kann. Im Himmel, in der deutschen Erfinderabteilung, sprach das Christkind mit Konrad Zuse, dem Berliner, der die erste betriebsfähige elektronische Rechenanlage der Welt 1941 erfand und baute. Aber als er das Wort Computer hörte, winkte er ab.“ Damit ich nicht ganz wissenslos zu dem Lehrgang komme, habe ich mir hier dieses Buch, EDV-Grundlagen im Überblick, gekauft. Als Urdeutscher Ruprecht muss ich lernen, zum Beispiel: was ist Hardware, Software, was sind Bits und Bytes. Was ist ein Cursorblock oder Scanner.“ „Genug, genug“, warf der Nikolaus ein. „Ich hoffe nur, dass sich das nicht noch eines Tages bis Nikolaus ausbreitet. Dann lasse ich mich pensionieren.“ Darauf der Knecht Ruprecht:“ Es gibt aber doch noch Kinder, die ganz andere Wünsche auf ihren Zettel schreiben. Ich bin sicher, dass in 16909 Christdorf und in 98547 Christgarten Briefe und Karten eingehen, wo drauf steht: „Liebes Christkind, ich wünsche mir in diesem Jahr zu Weihnachten, dass meine liebe Mama wieder gesund wird.“ Oder: „Liebes Christkind, ich habe nur den einen Wunsch, dass unser Papa wieder zu uns zurück kommt.“ Andere werden glücklich, wenn am Heiligabend ein schönes Buch oder vielleicht ein Instrument auf dem Gabentisch liegen.“ Da ertönt's plötzlich aus einer Sprechanlage: „Herr Nikolaus, kommen Sie bitterscheen zur Massage zu Doktor Kwiatkowski. Und Sie, Herr Ruprecht, bitterscheen zur Massage zu Frau Doktor Schimanska!“ Die Flucht der Heiligen Familie Joseph von Eichendorff (1788 – 1857) Länger fallen schon die Schatten, durch die kühle Abendluft, waldwärts über stille Matten schreitet Joseph von der Kluft, führt den Esel treu am Zügel; Linde Lüfte fächeln kaum, ’s sind der Engel leise Flügel, die das Kindlein sieht im Traum. Und Maria schauet nieder auf das Kind voll Lust und Leid, singt im Herzen Wiegenlieder in der stillen Einsamkeit. Die Johanniswürmchen kreisen emsig leuchtend über’n Weg, wollen der Mutter Gottes weisen durch die Wildnis jeden Steg, und durchs Gras geht süßes Schaudern, streift es ihres Mantels Saum; Bächlein auch lässt jetzt sein Plaudern und die Wälder flüstern kaum, dass sie nicht die Flucht verraten. Und das Kindlein hob die Hand, da sie ihm so Liebes taten, segnete das stille Land, dass die Erd’ mit Blumen, Bäumen fernerhin in Ewigkeit nächtlich muss vom Himmel träumen – o gebenedeite Zeit! 10 WEIHNACHTEN 2008 Dezember 1945 in Primkenau – Ein Stimmungsbild Meine Mutter, meine Großmutter und ich bewohnten im Herbst 1945 die Wohnung meiner Großeltern in Primkenau. Ihr war die Tischlerwerkstatt meines Großvaters vorgebaut, in der für polnische Aufträge deutsche Schreiner arbeiteten. Sie waren durch straenwärts gelegene Fenster zu sehen, so dass der Anblick starker Männer dem ganzen Haus und seinen Bewohnern tagsüber Sicherheit gaben. Allerdings war die Haustür nicht zu verschließen.Die Schlüssel waren verloren gegangen, und so musste ein eigens dafür geschaffenes Unterstellbrett unter der Haustürklinke den Schlüssel ersetzen. Das Haus stand gewissermaßen unter dem Schutz der polnischen Behörden, so dass auch die Nächte ausnahmslos störungsfrei verliefen. Im Oktober wurde in Primkenau eine Dampflokomotive aufgestellt, die für den ersten bescheidenen Strom sorgte. Unser Haus diente polnischem Allgemeinnutzen. Der mit den Anschlussarbeiten beauftragte deutsche Elektriker war ein guter Bekannter von uns, der auch dafür sorgte, dass die Privaträume des Hauses elektrisches Licht erhielten. Wir mussten nur gut verdunkeln, damit kein Lichtschein nach außen drang. Die ringsum leerstehenden Häuser in der Stadt waren zwar schon häufig von Plünderern durchsucht worden, dennoch fand sich in ihnen noch immer Mitnehmenswertes. Russische Soldaten fassten nach ihren „Hausbegehungen“ ihre Eindrücke mit der Erkenntnis zusammen: „In Deutschland ist jedes Haus ein Warenhaus.“ Ich interessierte mich vorwiegend für Bücher, die ich in der Mittagszeit in großen Mengen anschleppte. Auf dem Bretterboden der Tischlerei standen mehrere leere Truhen, die ich randvoll mit Büchern anfüllte. Meine Großmutter kommentierte bisweilen als ich ihr die Fundstelle nannte, sie habe nun wirklich nicht geglaubt, dass der ehemalige Besitzer solche Literatur besaß. Ich sammelte Lexika, Zukunftsromane, mir mitnehmenswerte Bücher aus den verschiedensten Wissensge- bieten, also all das, was man schlechthin als gute Literatur bezeichnet. Bei meinen verschiedenen späteren Besuchen in Primkenau konnte ich umständehalber nicht bis zu diesem Boden vordringen und weiß somit auch nicht, was mit meiner Sammlung geschehen ist. Weihnachten kam immer näher. Im Wohnzimmer meiner Großeltern stand ein wunderschöner mehrfarbiger bis an die Decke hochreichender Kachelofen. Eine solide schlesische Ofensetzerarbeit. Gern hätte ich es gehabt, würde dieser Ofen über die Feiertage geheizt. Meine Oma meinte, dass sie dies gern tun wolle, wenn ich ihr das richtige Heizmaterial brächte. Nun, auf meinen Erkundungsgängen in der Nachbarschaft hatte ich die Restbestände eines Kohlenhändlers entdeckt, darunter hochwertige Eierbriketts aus Steinkohle. Ich schleppte von ihnen solche Mengen heran, bis schließlich meine Großmutter abwinkte. Wir hatten die Feiertagsfolge über ein behagliches Wohnzimmer. Bei dieser freundlichen Atmosphäre durfte auch die Katze nicht fehlen, die trotz aller Wirrnisse dem Haus treu geblieben war. Ein Weihnachtsbaum fand sich rasch in den reichen Primkenauer Waldforsten. Manche machten sich auch auf die Suche nach Geschenken. Die verlassenen „Warenhäuser“ bargen noch manchen Gegenstand, der sich als Geschenk vorzüglich eignete – ein kurzer Besitz allerdings nur, der im Juli 1946 bei der Vertreibung wie so vieles andere auch, zurückbleiben musste. So konnte ich nur ein einziges Buch mitnehmen. Wir hatten in Primkenau das Glück, dass auf seinem Fluchtweg nach Westen ein evangelischer Pfarrer mit Familie bis zum Juli 1946 im Ort wohnte. So fanden regelmäßig in der Sakristei der evangelischen Kirche Gottesdienste statt. Nein, wir waren nicht auf „Wanderpfarrer“ angewiesen, wie die Gemeinden Schlesien, die von Pfarrer Irmler betreut wurden, der ja bekanntlich mit seinem Fahrrad in größeren Zeitabständen das evangelische Gemeindeleben zusammenhielt. Nicht alle konnten wir gemeinsam zu diesen Gottesdiensten gehen. Einer musste aus Sicherheitsgründen zu Haus bleiben. Er musste ja allein schon auf das Sicherheitsbrett unter der Haustürklinke achten. Schlesische Nachrichten 24/2008 Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als lebten wir in einer seltenen Idylle. Die Wirklichkeit zeigte sich zum Beispiel erschreckend, als wir einmal von der Rückkehr vom Gottesdienst die Tür das Nachbarhauses geöffnet sahen. Hinter der Haustür lag zusammengekauert neben einem Wischeimer, den sie leeren wollte, die erschossene deutsche Nachbarin. Das Fest stand vor der Tür. Wir ernährten uns ja nun schon wochenlang von nichts anderem als Pellkartoffeln mit Viehsalz. Der Umsicht meiner Mutter war es zu verdanken, dass wir auf umliegenden Feldern ca. 35 Zentner Kartoffeln einlagerten. Im Juli waren die Reste voller Keime, und der Vorrat ging ohnehin bald aus. Was hätten wir danach essen sollen? Über unserem bescheidenen Leben lag der Schatten des Todes meines Großvaters im Oktober 1945. Von meinem seit Mai 1945 vermissten Vater lagen keine Nachrichten vor. Meine Mutter und ich gingen am 24.12. in die Christnacht. Sicher, es wurden auch die vertrauten Weihnachtslieder gesungen. Unsere Stimmen klagen schwach Jeder der Gottesdienstbesucher trug an seinem eigenen Verlustschicksal. Meine Großmutter hatte unterdes für eine unerwartete Überraschung gesorgt. Sie WEIHNACHTEN 2008 Schlesische Nachrichten 24/2008 hatte nämlich eine Art Kartoffelpuffer gebacken. Sie nannte sie „Plaatz“, so wie diese in ihrer Grünberger Heimat am häuslichen Backtag üblich waren. Woher sie das nun einmal benötigte Öl hatte, ist mir bis heute nicht bekannt oder erinnerlich. Damit verwöhnte sie uns drei während der Feiertagsfolge. Die häusliche Heiligabendfeier war sehr gedrückt. Die unbezahlten Geschenke aus den Nachbarhäusern wurden ausgetauscht. Ich erhielt von meiner Großmutter einen versilberten Rehkopf an einem Ebenholzbrett befestigt. Mehr als ein Zeichen eines traditionellen weihnachtlichen Brauches war es nicht. Ich will noch einmal festhalten: Gestört wurde unsere weihnachtliche Ruhe nicht. Niemand klopfte an das Fenster oder schuf sonst eine unfriedliche Szene. Diese Friedlichkeit setzte sich auch am ersten Weihnachtsfeiertag fort. Ich war schon immer ein begeisterter „Draußenjunge“. So zog ich mich nach dem Mittagessen des Weihnachtstages witterungsgemäß mit dem an, was eben der Schrank hergab. Die Regenjacke des Großvaters, daran am linken Unterarm die für uns Deutsche vorgeschriebene weiße Armbinde. An den Füßen Großvaters Sommer- schuhe, und ich ging auf seinen Wegen. Mein Großvater Robert Müller war der Dichter seines geliebten Primkenaus. Er hat viele Lobgedichte auf seine Heimat geschrieben, sie kamen aus übervollem Heimatherzen. Viele lagen in seinem Schreibtisch. Wir konnten nur wenige mit in den Westen nehmen. Mein Weg führte mich entlang an den Teichanlagen in Lauterbach und an der Henriettenhütte. So habe ich auch zur Weihnachtszeit keine Scheu, Auszüge aus einem sommerlichen Gedicht meines Großvaters wiederzugeben. Auch in unserem Heidestädtchen Findest du auf Flur und Auen Blumen Floras, farbenprächtig Hold und lieblich anzuschaun. Unsere Heide, unsere Wälder Unsere Täler unsere Höhn, Unsere Fluren, Teiche, Felder Sind so herrlich, sind so schön. Wo an Seen und in Teichen Säuselt sanft im Schilf der Wind, Karpfen und auch Hechte laichen, Birkhuhn und Fasanen sind. Was des Urstromtales Wellen Vor Jahrhunderten verzehrt, Gibt des Erdenschoßes Quelle Was zurück der Mensch begehrt. Diese Informationen über Primkenau stammen aus: Das allmählich zurückkehrende Licht machte sich zart, doch deutlich bemerkbar. Ruhe, Frieden. Und was in meinen Erinnerungen auf diesen Wegen so sehr wichtig war: Ich wurde von niemandem belästigt und begegnete, weder einem deutschen, polnischen oder russischen Menschen. Ja, das war das beglückende in dieser „stillen Zeit zwischen den Jahren“ Es kamen keine Ängste auf. Das verspürte ich auch an meiner Mutter, die scheinbar keine Bedenken hatte, mich auf einsamen Wanderwegen allein zu wissen. Weder Lärm, Schießereien oder Feuerwerk in der Sylvesternacht. Es schien mir so, als ob Russen, Polen und Deutsche Sehnsucht nach Frieden hatten, und ich habe auf meinen Wanderungen einen Hauch von diesem gemeinsamen Wunsch verspürt, nein, dieses Gefühl ist mir auch nach über 60 Jahren geblieben. Ich möchte es als eindrucksvolles Erlebnis festhalten. Von der Ruhe dieser Tage habe ich berichtet. Der in Primkenau zur Neujahrsnacht früher allein zu hörende Klang kam von den Glocken dieser Stadt. Sie ertönten nicht zur Jahreswende 1945/46. Vermutlich hingen sie auch nicht mehr an ihren langjährigen Plätzen, sondern waren der Kriegswirtschaft zum Opfer gefallen. Robert Müller hat zu Neujahr 1938 über den Glockenschlag sich diese Gedanken gemacht: Neujahr 1938 Wenn der Heimat Glocken klingen Hell und klar um Mitternacht Wirds durch Aller Herzen dringen Neues Jahr, du bist erwacht. Bist erwacht zu neuem Leben Bist erwacht zu neuen Taten Doch der Zukunft Schleierweben über uns ein Rätselraten. Was der Glockenton uns deute In der winterlichen Nacht: Friede sei sein erst Geläute Wenn das neue Jahr erwacht. Was der Glockenton uns künde: Glaube an die eigene Kraft Glaube der uns fest verbindet Unsichtbar das schwerste schafft Wenn die Glocken leiser tönen vor dem letzten sanften Schlag Liebe wird die Welt versöhnen Nur weil Liebe es vermag. 11 Wenn der letzte Ton verklungen Bricht durch Dunkelheit ein Schein Froher Hoffnung kraftdurchdrungen Neues Jahr! Komm ziehe ein. Das „Neue Jahr 1946“ forderte der kleinen schlesischen Gemeinde wirklich alle Kräfte ab. Ich will ein andermal darüber berichten, welche Kräfte uns in diesem Jahr auch zuflossen. Erst vor wenigen Jahren war es uns möglich, das Haus meiner Großeltern zu betreten. Ein junges polnisches Ehepaar hatte darin ein kleines Verkaufsgeschäft für Malerartikel begonnen. Beide waren recht freundlich zu uns. Ein anwesender Kunde konnte etwas deutsch. Nachdem die beiden jungen Leute begriffen hatten, wer da vor ihnen stand, kam als erstes die Frage: „Lebt der Großvater noch?“ Ich konnte nur stumm auf den benachbarten evangelischen Friedhof verweisen: „Tam“ – dort. Wir durften uns das Haus besehen. Alle Innenmauern waren herausgebrochen. Auch der Kachelofen war nicht mehr vorhanden. Blanker Estrich bedeckte den Boden. Außer dem kleinen Warenangebot war das Haus leer. Ich konnte mir gut die Lage der einzelnen Räume vorstellen. Es war schon beeindruckend, an derjenigen Stelle zu stehen, an der die eigene Mutter geboren wurde. Lange habe ich über diesen Besuch und die damit verbundenen Eindrücke nachgedacht. Dabei beschäftigt mich auch heute noch der Gedanke, ob es wohl meinem Großvater gefallen würde, wüsste er, dass aus seinem Haus ein Beitrag dazu geleistet wird, seinem geliebten Heidestädtchen Primkenau wieder neuen Glanz und Farbe zu verleihen. Hans-Dieter Schulz 12 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Geringfügige Erhöhung des Bezugspreises der „Schlesischen Nachrichten“ Allgemeine Preissteigerungen, insbesondere die Erhöhung der Portokosten, zwingen uns dazu, das Jahresabonnement unserer Zeitung geringfügig zu erhöhen. Mit einer moderaten Anhebung ab 1. Januar 2009 sollen lediglich die unvermeidlichen höheren Kosten aufgefangen werden. Die „Schlesischen Nachrichten“ werden fast ausschließlich von ehrenamtlich tätigen Schlesiern gestaltet, die viel Arbeit aufwenden, um Sie über das Geschehen in der Landsmannschaft Schlesien und über aktuelle heimatpolitische Anliegen zu informieren. Halten Sie bitte die Treue zur Landsmannschaft und zu unserem Verbandsorgan, damit die Verbindung der Schlesier erhalten bleibt. Das Abonnement wird für das kommende Jahr von 40,00 Euro auf 42,00 Euro erhöht. Der Preis für das Einzelexemplar beträgt dann 2,20 Euro. Da in den vergangenen Jahren keine Erhöhungen vorgenommen wurden, hoffe ich gerade deshalb auf Ihr Verständnis. Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender Schlesische Nachrichten 24/2008 Sonderstempel, Postkarten und Briefmarken zu den Themenbereichen Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier und Ostdeutschland Heute: Feldpostkarte der Hirschberger Riesengebirgswoche (ohne Datierung) In der nächsten Ausgabe: Postkarte mit Gruppe in historischen Kostümen (ohne Datierung) Aus der Sammlung Michael Ferber Kranzniederlegung Am 16. November 2008 legten wir, die Vereinigten Landsmannschaften und der BdV, mit einer 30köpfigen Gruppe am Denkmal für Flucht und Vertreibung am Alten Friedhof in Duisburg zum Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung unsere Kränze nieder. Dabei waren der erste Vorsitzende des BdV Duisburg und Ute Grun, 1. Vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien in Duisburg. Liebe Wansenerinnen und Wansener, wir wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen ein gesegnetes Weihnachtsfest, besinnliche Feiertage und für das Jahr 2009 alles Gute und viel Gesundheit. Wir hoffen, dass wir Sie auch im Jahr 2009 zu unseren diversen Veranstaltungen gesund und munter begrüßen können. Der Vorstand Lieber Beuthener, liebe Oberschlesier, liebe Freunde, Weihnachten und der Jahreswechsel stehen bevor. Freuen wir uns gemeinsam auf diese Ereignisse. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie besinnliche Feiertage, einen guten Rutsch und Gottes Segen für das neue Jahr. Das 30. Beuthener Heimattreffen wird am 5. und 6. September 2009 erneut in unserer Patenstadt Recklinghausen durchgeführt. Zu dieser Veranstaltung laden wir Sie ein und freuen uns schon auf Ihren Besuch. Bis zum Wiedersehen ein herzliches „Glück auf“. Ihr Beuthener Heimatkreis e. V. Schlesienrätsel gelöst Die Landsmannschaft Schlesien – Niederund Oberschlesien – Orts- und Kreisverband Landshut e.V. beteiligte sich in den Bernlochner Sälen mit einem Informationsstand am Aktions- und Informationstag „Älter werden in Landshut“ des Seniorenbeirates der Stadt Landshut unter Schirmherrschaft von OB Hans Rampf. Wie bei den früheren Veranstaltungen fand der gebotene schlesische Streuselund Mohnkuchen sehr großen Zuspruch. Nicht nur deshalb hatte der Informationsstand überaus zahlreichen Besuch. Für umfangreichen Gesprächsstoff sorgte ein Preisrätsel über Schlesien. Die Antworten waren auf den gezeigten Bildern an den Schautafeln zu finden. Aus den 85 Teilnahmescheinen sind am Ende der Veranstaltung 3 Gewinner ausgelost worden. Mit Platz 1 erhielt der Gewinner ein Jah- Von links: Johannes Faltermeier, Luise Huber, Kurt-Peter Nawroth und Dorothea Grabl resabo für eine schlesische Monatszeitschrift und die beiden anderen Gewinner erhielten Bildbände über Schlesien bzw. Breslau. Die Preisübergabe erfolgte im Haus der Heimat Landshut durch Kurt-Peter Nawroth, 1. Vorsitzender des Orts- und Kreisverbandes Landshut an den Pastoralreferenten Johann Faltermeier aus Ergoldsbach, an die Angestellte Huber, Luise aus Landshut und an die Schneiderin Dorothea Grabl aus Landshut. Auffallend und erfreulich für die Arbeit der Landsmannschaft war, dass sich überwiegend jüngere Besucher um die Lösung des Rätsels bemühten und ihnen dabei auch wieder Informationen zur deutschen Kulturregion Schlesien vermittelt werden konnten. Hans J. Kupke Schlesische Nachrichten 24/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Bundeskulturtagung 2008 im „Haus Schlesien“ Die erste Bundeskulturtagung der LandsMit einem geschichtsträchtigen Dia-Vormannschaft Schlesien unter Leitung der trag über „Die Reise des Pfalzgrafen Ottneu gewählten Bundeskulturreferentin heinrich“ entführte uns Dr. Angelika Helga Wüst fand vom 14. bis 16. NovemMarsch ins Jahr 1531, als Pfalzgraf Ottber 2008 im „Haus Schlesien“ in Heisterheinrich von Neuburg/Donau sich auf den bacherrott statt. Weg nach Krakau und Berlin machte, um Erfreulicherweise konnte Helga Wüst in Krakau das Erbe seiner Großmutter, Eheneben den aus acht Bundesländern anfrau des Herzogs Georg der Reiche aus gereisten Teilnehmern und Referenten Landshut/Bayern, anzutreten. Die auf dieden Bundesvorsitzenden der Landsser Reise entstandenen Bilder schlesischer mannschaft Schlesien, Rudi Pawelka, Städte vermittelten uns authentisch und und Reinhard Blaschke, Präsident des Verhervorragend die bauliche und wirteins Haus Schlesien, begrüßen. Rudi Paschaftliche Entwicklung in Schlesien im 16. welka verwies in seinem Grußwort auf die Jahrhundert und gaben Aufschluss über Bedeutung und Wichtigkeit unserer Kuldas damalige Leben in Schlesien. turarbeit, Reinhard Blaschke informierte Über „Emin Pascha – der erste deutüber die Situation, die Aufgaben und Ziesche Entwicklungshelfer“, in Oppeln 1840 le des Hauses Schlesien. als Eduard Schnitzer geboren, berichtete Schlesien hat uns ein überaus reiches Günther Zimmermann. Als Arzt und Nakulturelles Erbe hinterlassen, das heute von turwissenschaftler untersuchte Emin PaDeutschen und Polen gewahrt, gepflegt scha in Zentralafrika auf zahlreichen Exund weitergegeben wird. Wir konnten aus peditionen nicht nur die Natur und die Kulder Fülle dieses Erbes schöpfen. tur der dort lebenden Völker, sondern trug Als erster Referent schilderte uns Dr. Hawesentlich zur Erschließung und Entrald Roth vom Kulturforum östliches Euwicklung dieser Länder durch Aufbau eiropa, Potsdam, die Struktur seines Instiner der damaligen Zeit entsprechenden Intutes, das sich für eine kritische, zufrastruktur bei. Er geriet in den Verdacht, kunftsorientierte Auseinandersetzung mit die Kolonialmächte zu unterstützen und der Geschichte jener Gebiete in Europa enwurde im Auftrag von Eingeborenengagiert, in denen Deutsche früher lebten Häuptlingen 1892 ermordet. Seine geretbzw. heute noch leben. Die Zuständigkeiteten Tagebücher und umfangreichen ten innerhalb des Kulturforums für die eheSammlungen von afrikanischen Pflanzen maligen deutschen Ostgebiete sind flieund Tieren werden noch heute von der Forßend, Schwerpunkt ist die Erforschung und schung ausgewertet. Präsentation deutscher Kultur und GeDass Schlesien im Mittelalter kulturell schichte im östlichen Europa, wie z. B. bei mit Europa engstens verbunden war, beder äußerst gelungenen Ausstellung „Die wies Dr. Ulrich Schmilewski in seinem VorSchlesischen Friedenskirchen in trag „Der Wohnturm zu Boberröhrsdorf und Schweidnitz und Jauer“ mit entsprechenseine Wandgemälde“, die vermutlich in den dem ausführlichen Katalog. Jahren 1345/1346 entstanden sind und das Wolfgang Thaler überzeugte mit seinem Leben von Lanzelot, Ritter von König ArVortrag „Schlesier an der Wiege und auf tus Tafelrunde, zeigen. Diese Wandgeden Brettern des literarisch-politischen Kamälde sind ein einzigartiges Beispiel der baretts in Deutschland“. Er berichtehochmittelalterte über die Anfänge der Literaten lichen Kultur in schlesischer Herkunft, die der 10., der Schlesien und frechen Muse, zu Beginn des 20. Jahrbelegen die behunderts zum öffentlichen Auftritt reits damals verhalfen. Als Geburtshelfer wurden Wolfgang Thaler der Breslauer Ernst von Wolzogen und beim Vortrag, der Grünberger Otto Julius Bierbaum im Hintergrund genannt. Dieses Kabarett, in seiner Helga Wüst Entwicklung durch F i n a n z k a t a s t ro phen, Kriege, politische Zensur etc. gebeutelt, war bis 1945 und danach durch zahlreiche schlesische Texter und Komponisten, Conferenciers und Chansonniers geprägt. Vorgestellt wurden u.a. Max Hermann-Neisse, Werner Finck, Wolfgang Neuss, Lothar Olias, Dieter Hildebrandt und Wolfgang Stumph. Christine Hasler, Edith Jacobs, Ulrich Goede als aufmerksame Zuhörer 13 existierenden europaweiten dynastischen und kulturellen Verbindungen. „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ – Mit dem Vortrag „Die Hl. Hedwig, Patronin Schlesiens. Illustrationen aus dem Hedwigs Codex aus dem Jahr 1353“ bewies Joachim Lukas die Richtigkeit dieser Aussage. Anhand von 40 Bildern aus dem Mittelalter, erläutert durch angefügte Schriftbänder, wurde innerhalb kürzester Zeit das gesamte Leben der Hl. Hedwig nachhaltig und eindrucksvoll gezeigt. Dass der Hedwigs Codex sich heute in Malibu, Kalifornien befindet, ist bedauerlich, anhand der mitgebrachten FaksimileAusgabe wurde uns dankenswerter-weise ermöglicht, uns den Codex in seiner Gesamtheit vorzustellen. Gerhard Schmid-Stein erfreute uns mit wundervollen Porzellangegenständen bei seinem Lichtbildervortrag „Bürgerliche Schenkkultur am Beispiel schlesischen Porzellans“. Der Phantasie der schlesischen Porzellan-Hersteller bei Geschenken für Geburt, Taufe, Konfirmation, Hochzeit waren keine Grenzen gesetzt, und nicht nur über den schlesischen Humor erhielten wir anhand der gezeigten Porzellankunst eine Lehrstunde. Am 6. Juni 1908 wurde in Greiffenberg Johannes Tischler geboren und starb am 14. Januar 1063 in Geldern. Unter seinem Künstlernamen „Oelsebach-Hannes“ verfasste er zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten. Friedrich Roth vermittelte uns auf eine unnachahmlich faszinierende Art Einzelheiten aus Leben und Werk des Oelsebach-Hannes, der leider in der Geschichte der deutschen Literatur nicht aufgeführt wird, sondern lediglich in der „Geschichte der Literatur Schlesiens“ von Arno Lubos. Oelsebach-Hannes hat in seiner Dichtung, die auch uns in ihren Bann zog, seine Liebe und Sehnsucht nach Schlesien zum Ausdruck gebracht. Das Eichendorff-Jahr 2007 ist zwar vorbei, ein ganz besonderes Erlebnis bereiteten uns dennoch Eva-Maria Katzer und Michael Faßbender, die abwechselnd sowohl am Klavier als auch mit ihrem Gesang die Einmaligkeit und Unvergänglichkeit der Dichtung Eichendorffs, von verschiedenen Komponisten vertont, bestens interpretierten. Gefordert war auch das Publikum LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN und genoss es offensichtlich, Eichendorff seine Reverenz zu erweisen. Den Volkstrauertag am Sonntag würdigten wir mit einer Andacht, geleitet von Klaus Röhrbein, und auch mit dem Vortrag „Die Juden in Breslau“, der das Judentum ab den Anfängen im 11. Jahrhundert bis zum heutigen Tage schilderte, wurde dem Sinn des Volkstrauertages entsprochen. Erfreulich ist, dass heute in Breslau wieder eine aktive jüdische Gemeinde besteht, die mit großer Zuversicht in die Zukunft blickt. Der Besuch der mit Akribie und Professionalität aufgebauten Ausstellung „Meister des Klassizimus“ über Carl Gotthard Langhaus im „Haus Schlesien“ und die detaillierte Führung durch Frau Remig rundeten unsere Tagung ab. Was wäre eine Tagung ohne den Ausblick auf die Gedenktage im nächsten Jahr? Manfred Richter gab uns für 2009 reichlich Informationen, wir werden die schlesische Kultur auch im nächsten Jahr mit Begeisterung, man könnte fast sagen mit Leidenschaft, zum Mittelpunkt unserer Arbeit für Schlesien machen. Helga Wüst 60. Tag der Heimat in Memmingen Recht auf Heimat kann niemals aufgegeben werden Der Tag der Heimat 2008 stand unter dem Motto „Erinnern und Verstehen“. Seit sechzig Jahren ist dieser Tag für die Vertriebenen in der Stadt Memmingen und im Landkreis Unterallgäu ein wichtiger Gedenktag. Denn es gibt keinen Menschen, dem seine Heimat nicht lieb, wert und teuer ist. Die Mitglieder der im Bund der Vertriebenen vereinigten Landsmannschaft trafen sich mit Freunden und Einheimischen zur Gedenkfeier im großen Saal der Stadthalle. Die Fahnen der Vertreibungsgebiete erinnerten an Schlesien, das Sudetenland sowie an Ostpreußen und Pommern, die seit mehr als 700 Jahren deutsches Land sind. „An die Geschehnisse von Krieg und Vertreibung zu erinnern ist nicht nur eine Frage der Vergangenheit, sondern auch der Zukunft.“ Das sagte Klaus Holetschek, Bürgermeister des Kneippkurortes Bad Wörishofen und stellvertretender Landrat des Landkreises Unterallgäu in seiner Festansprache. Für ihn seien die damaligen Ereignisse heute vor allem eine Mahnung vor Wiederholung und ein Appell für einen dauerhaften Frieden. An die Heimatvertriebenen gewandt, erklärte Holetschek: „Ohne Ihre Leidenschaft für dieses Thema wäre die Vertreibung im Bewusstsein der Menschen nicht mehr präsent.“ BdV-Kreisvorsitzender Armin M. Brandt nahm die Veranstaltung zum Anlass, an das millionenfache Schicksal der Vertreibung, die millionenfachen Opfer von unschuldig gemordeten Frauen, Kindern, Greisen und Männern sowie an das unveräußerliche Recht auf die Heimat mit Nachdruck zu erinnern. Jeder Tag der Heimat weckt Erinnerungen an das Unrecht der Vertreibung. Wie kann man jedoch die Verbrechen an Personen, nur weil sie Deutsche waren, vergessen oder gar verstehen, wenn die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht gesühnt werden? In Deutschland verjährt Mord nicht, die Verursacher des begangenen Unrechts werden auch nach sechzig Jahren nicht zur Rechenschaft gezogen. Das verletzte Rechts- und Gerechtigkeitsgefühl wird von den Vertreiberstaaten schlicht als „Einmischung in innere Angelegenheiten“ abgetan. Und die Bundesregierung unternimmt seit Jahrzehnten nichts. Brandt machte zudem deutlich, dass viele dieser schrecklichen Geschehnisse in den betroffenen Ländern bis heute nicht genügend aufgearbeitet worden sind. Trotzdem wollen die Vertriebenen den schwierigen Weg der Wahrheit und Versöhnung gehen. Ein Europa, in dem die Menschen in Frieden und Verständnis für einander leben können, wächst nur durch Offenheit und Wahrheit zusammen. In ihren Grußworten zeigten sich Memmingens Bürgermeisterin Claudia Knoll und der Bundestagsabgeordnete Kurt Rossmanith mit dem Schlesierkreuzträger Armin M. Brandt auf einer Linie. Auch sie betonten den politischen Handlungsbedarf bei der wahrheitsgetreuen Aufarbeitung der Geschichte des 20. Jahrhunderts und bei der Versöhnung mit den östlichen Nachbarstaaten. Der Musikverein Volkratshofen umrahmte mit ostdeutschem Liedgut die Feier in der Stadthalle musikalisch. Armin M. Brandt, DJV/BJV Der 60. Tag der Heimat, vom Bund der Vertriebenen in Memmingen ausgerichtet, fand als gemeinsame Veranstaltung im großen Saal der Stadthalle statt. Festredner war Klaus Holetschek (r.), Bürgermeister des Kneippkurortes Bad Wörishofen und stellvertretender Landrat des Landkreises Unterallgäu. Grußworte entboten Bürgermeisterin Claudia Knoll (2.v.r.) für die Stadt Memmingen und der Bundestagsabgeordnete Kurt Rossmanith (l.). An Flucht, Vertreibung und Integration erinnerte der BdV-Kreisvorsitzende und Schlesierkreuzträger Armin M. Brandt (2.v.l.). Foto: Archiv Armin M. Brandt Schlesische Nachrichten 24/2008 SCHLESISCHE KIRMES Verwurzelung in seinen Traditionen Die Landsmannschaft Schlesien im Ortsund Kreisverband Memmingen feierte im „Krone“-Saal im Stadtteil Steinheim ihre alljährliche Kirmes und Erntedankfeier. Dass die Heimatvertriebenen verstehen, Feste zu feiern, bewiesen sie einmal mehr mit dieser traditionsreichen Veranstaltung. Schlesier, Sudetendeutsche, Ostpreußen und Einheimische nahmen an der traditionellen Kirchweihfeier mit Eisbeinessen teil. Für musikalische Unterhaltung sorgte Landsmann Willibald Lazar, der zum Tanz aufspielte. Der schlesische Frauenkreis hatte die Tische festlich geschmückt. Prunkstück war die Erntedanktafel, die mit reichen Gaben aus Garten, Feld und Flur bestückt werden konnte. Nach alter Tradition hatte man ein Erntedankbrot gebacken, das später an die Anwesenden verteilt wurde. Kreisvorsitzender Armin M. Brandt erinnerte daran, dass die „Schläsche Kärms“ das Erntedankfest nach einem arbeitsreichen Bauernjahr war. Die Dörfer richteten es so ein, dass in der näheren Nachbarschaft eins dem anderen mit seiner Kirmes folgte, damit man sich gegenseitig besuchen und möglichst lange an der „Kärms“ auch der Nachbarn teilhaben konnte. Ein besonderer Höhepunkt der nachmittäglichen Veranstaltung war der Auftritt der Kinder- und Jugendgruppe vom Amateur-Tanzsport-Club Schwarz-RotWeiss Memmingen e.V. unter Leitung von Jugendwartin Margot Humer mit traditionellen und modernen Tanzvorführungen. In den musikalischen Pausen trugen Armin M. Brandt und seine Stellvertreterin Johanna Mory lustige Sketsche vor. Mit gemeinsamen Volksliedern klang ein fröhliches Fest aus, das bei den Besuchern auch wehmütige Gedanken an die Heimat Schlesien wach rief. Foto: Archiv Armin M. Brandt 14 Zur traditionellen Kirmes mit Tanz und Eisbeinessen trafen sich die Mitglieder und Freunde der Landsmannschaft Schlesien im Orts- und Kreisverband Memmingen im festlich geschmückten „Krone“-Saal in MMSteinheim. Der Schlesische Frauenkreis hatte einen festlich geschmückten Erntedanktisch gestaltet. Unser Bild zeigt von links nach rechts: Johanna Mory, Willibald Lazar, Gisela E. Brandt, Maria Czech, Gudrun Stölzle, Edith Lazar und Armin M. Brandt, Kreisvorsitzender. Schlesische Nachrichten 24/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Hans Heinrich – 50 Jahre Vorsitzender in Kelheim „Es sind die schönsten Aufgaben eines Bezirksvorsitzenden, verdiente Mitarbeiter ehren und auszeichnen zu dürfen“, stellte Kurt-Peter Nawroth als Vorsitzender des Bezirksverbandes Niederbayern in der Landsmannschaft Schlesien während der Laudatio für Hans Heinrich in Kelheim fest. Hans Heinrich führt nun seit 50 Jahren den Orts- und Kreisverband. Er ist bereits für seine unermüdliche und aufopfernde Arbeit zum Wohle Schlesiens und seiner Menschen mehrfach und einschließlich des Schlesierkreuzes ausgezeichnet worden, so dass ihm Kurt-Peter Nawroth mit einer Urkunde sowie einem Bildband mit alten Aufnahmen von Breslau im Namen des Bezirksverbandes Niederbayern im Rahmen eines Heimatnachmittages danken konnte. In der Laudatio ließ Nawroth das Leben und Wirken von Hans Heinrich Revue passieren. Im Mai 1927 in Schwirz, Kreis Namslau, ist Heinrich geboren worden und besuchte bis 1944 in Breslau die Lehrerbildungsanstalt. Während des anschließenden Kriegseinsatzes war er unter anderem bis zur Kapitulation in der Festung Breslau. Nach Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft setzte Heinrich bis 1951 seine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Straubing fort und ist in seinem Beruf zuletzt als Konrektor an der Grund- und Hauptschule in Saal, Kreis Kelheim, tätig gewesen Zum 1. Juli 1952 trat Heinrich in die Landsmannschaft Schlesien ein und war in verschiedenen Funktionen des Orts- und Bezirksverbandes sowie beim Landes- verband Bayern äußerst aktiv tätig. 1958 wurde Heinrich zum 1. Vorsitzenden des Ortsverbandes Kelheim gewählt; diese Aufgabe erfüllt er noch heute. Dazu füllt er zusätzlich noch die Aufgaben als Kreisvorsitzender sowie 1. Vorsitzender im BdV-Kreisverband Kelheim aus und wird nicht müde, für seine Heimat Schlesien zu werben. In seinen Funktionen war er vielfach Initiator von Großveranstaltungen, wie den Sternfahrten, der Landesjugendtreffen, Ausrichter mehrer Delegiertenversammlungen sowie Heimattagen Mit seinen motivierten Helfern organisierte er Paket- und Schulbuchaktionen, Sammlungen für Hochwassergeschädigte in Schlesien, den Besuch von Kindern aus Oberschlesien, aber auch Fahrten in die Heimat, wobei er stets für die ideelle und materielle Unterstützung des DFK Ratiborhammer warb und sorgte. Hans Heinrich ist es auch zu verdanken, dass Kelheim und Ratiborhammer eine Patenschaft eingingen. Zu erwähnen sind aber auch die von ihm herausgegebenen Textliederbüchlein „Wie’s daheim war“, und viele Arbeitshefte für Kulturveranstaltungen. Neben all diesen nur beispielhaft genannten Aktivitäten hat Hans Heinrich sich darüber hinaus immer bemüht, Schlesien, seine Geschichte und reichhaltige Kultur den Daheimgebliebenen und hier einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Hans Heinrich hat sich wahrlich vorbildhaft um unsere Heimat Schlesien verdient gemacht. Hans J. Kupke Totengedenken der Vertriebenen Foto: Ferber Auch am Totensonntag 2008 trafen sich zum Totengedenken die Bonner Heimatvertriebenen auf dem Nordfriedhof. Hans-Günter Parplies, der Landes- und Kreisvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, begrüßte am schlichten Holzkreuz im Ehrenhain des Nordfriedhofes in einer kurzen Ansprache rund 100 Landsleute, die trotz Kälte und Schneeeinbruchs den Weg nicht gescheut hatten. In seiner Ansprache mahnte er, dass wir „Ostdeutschen“ anders als die „westdeutschen“ Landsleute auch im 63. Jahr der Vertreibung nicht an den Gräbern unserer Toten ein stilles Gebet sprechen können – „denn die Gräber vieler unserer Toten sind fern! – In diesem Jahr, in dem so viele unserer Organisationen auf 60 Jahre ihres Bestehens zurückblickten wurde uns wieder schmerzlich ins Bewußtsein gebracht, dass wir Heimatvertriebenen mit unserer Trauer um unsere Toten in der Heimat und besonders um die verlorene Heimat ziemlich alleine dastehen unter unseren Mitbürgern, allein gelassen von der Nation!“ Pfarrer Antonio Gaffiero segnete symbolisch die Gräber die fern sind und sprach das Gebet. Anschließend legten die Vertreter der in Bonn ansässigen ostdeutschen Landsmannschaften, unter Ihnen auch die Brückenberger Trachtengruppe am Gedenkstein ihre Kränze nieder. Michael Ferber 15 Christian Dürig ist Oberbürgermeisterkandidat Am 22. November 2008 wurde der 56jährige Jurist Christian Düring im Bonner Haus der Gedichte zum Bonner Oberbürgermeister-Kandidat gewählt. Die Wahl fand im Beisein des NRWMinisterpräsidenten Christian Dürig zeigt Jürgen Rüttgers unsich sehr interester Leitung des Vorsiert auf dem Bonner sitzenden Helmut Ostdeutschen Stahl statt. Markttag – Tag der Heimat Im Alter von acht Foto: Ferber Jahren zog Christian Dürig, Sohn einer schlesischen Familie, mit seinen Eltern nach Bonn. Hier verbrachte er seine Kindheit und Jugend, seine Schulzeit und einen Großteil seiner Studienzeit. Die in Bonn lebenden Heimatvertriebenen erhoffen sich von einem dann hoffentlich gewählten CDU-Oberbürgermeister mit schlesischen Vorfahren mehr Unterstützung, nicht nur bei der Belebung der Städtepaten- und Partnerschaften mit Oppeln und Stolp oder bei der Aufnahme in das Bonner Straßenverzeichnis von Dr. Herbert Hupka, sondern auch Anerkennung in der Bonner Bevölkerung. Michael Ferber Jahresseniorenfahrt 2008 des DFK Kreisvorstand Kattowitz Dank der Geldzuwendung und eigener Kostendeckung fand Anfang Oktober 2008 die fünftägige Seniorenausfahrt nach Wildgrund in das Opauergebirge statt. Die Gruppe zählte 39 DFK-Senioren, denen gute Erholung, erfrischende Landschaften und ein gesellschaftliches deutsches Miteinander angeboten wurden. Bei schönem Wetter gehörte auch ein Busausflug in das Altvatergebirge dazu, wo die Gruppe in der Wallfahrtskirche „Maria Hilf“ in einer deutschen Hlg. Messe teilnahm. Weiter ging die Reise nach Karlsquell und Jasenik. Die Ausfahrt leitete der bekannte Reiseleiter Adolf Mikulec. Bei einem deutschen Gesangs- und Musiknachmittag wurden spontan deutsche Volkslieder gesungen und dazu getanzt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschten sich, dass dieses Programm in den nächsten Jahren weiter durchgeführt wird. Erwin Jerzy Kabus LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE „Schlesierkreuz” für Waldemar Hoffmann Waldemar Hoffmann, Ehrenvorsitzender des Ortsverbandes der Schlesier in Vilsbiburg ist für seine über Jahrzehnte dauernde verdienstvolle Arbeit mit dem „Schlesierkreuz“ ausgezeichnet worden. Zur traditionellen Kirmes-Feier hatten sich die Schlesier von Vilsbiburg unter Leitung des Vorsitzenden Reinhold Mörs mit dem Chor der „Singefrauen“ und Ehrengästen getroffen. Die in schlesischer Tracht mitwirkenden Annemarie Fischer und Erna Schwimmer erfreuten neben dem Chor mit kurzweiligen, aber auch nachdenklichen Wortbeiträgen. Höhepunkt war jedoch die Verleihung des Schlesierkreuzes als höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Schlesier. Kurt-Peter Nawroth, Bezirksvorsitzender der Landsmannschaft in Niederbayern, war gern aus Landshut zur Ehrung gekommen. In seiner Laudatio beleuchtete er das Wirken und die besonderen Verdienste von Waldemar Hoffmann. Im April 1931 war Hoffmann in Niederau, Kreis Wohlau in Niederschlesien geboren worden. Hier besuchte er auch die Volksschule bis zum unglückseligen 21.1.1945, dem Beginn von Flucht und Vertreibung aus der Heimat. Hoffmann erinnert sich noch deutlich an die ihn für’s spätere Leben prägenden Erlebnisse des Flüchtlingstreck mit den eigenen Pferden vom elterlichen landwirtschaftlichen Anwesen. Die Pferdegespanne fuhren ab Heinzendorf über Thiergarten, Dyhrenfurt, Groß-Kogel, Kloster Leubus an der Oder, Heidau, Wildschütz, Riemberg nach Goldberg und Röbersdorf. Von Kauffung ist über Hirschberg nach Voigsdorf, Blumdorf und Koibsdorf gefahren worden. Auch den weiteren beschwerlichen Marsch hatte Hoffmann aufgezeichnet. Mit Buschulersdorf kam man ins Sudetenland über Priems, Wesseln, Niederkoblitz, Porsnich, Wischkowa nach Saaz und Buschwitz. Von Klein Würscheditz führte der Treck nach Tschies, Teppel, Kutzenplauer, Pinschau und Weichhaus. Nun war mit Vohenstrauß bayerisches Gebiet erreicht und der Treck schleppte sich weiter durch Pfreimd, Schwarzenfeld nach Teublitz, Regenstauf, Donaustauf, Haglstadt, Ascholtshausen über Altheim/Hofstetten nach Dietelskirchen. Hier löste sich der Treck auf. Die Familie Hoffmann gelangte schließlich nach Vilsbiburg und Waldemar Hoffmann wüsste über diese entbehrungsreiche Zeit viel zu berichten. Sehr bald konnte Hofmann in der Garnspinnerei Seiler, Vilsbiburg, bis zu seinem vorgezogenen Ruhestand in 1989 arbeiten. 1956 hatte sich Hoffmann mit der Sudetenländerin Emmi Hamp verehelicht. Sie freuen sich über zwei Söhne und vier Enkelkinder. Schon 1949 nahm Waldemar Hoffmann mit seinen Eltern am Treffen der Schlesier in Vilsbiburg teil. Der Landsmannschaft trat er 1959 bei. Ab 1971 arbeitete er als zweiter Vorsitzender in der Vilsbiburger Landsmannschaft aktiv mit. Schlesische Nachrichten 24/2008 von links Annemarie Fischer, Reinhold Mörs, Waldemar Hoffmann, Kurt-Peter Nawroth, Erna Schwimmer 1984 ist er zum ersten Vorsitzenden gewählt worden und prägte weiterhin das positive Erscheinungsbild der Schlesier in Vilsbiburg. Auf seine Initiative war 1979 die Vereinsfahne geweiht worden, an der Einrichtung einer Heimatstube war er maßgeblich beteiligt, er gestaltete Heimattage und sorgte für gute Zusammenwirken mit anderen Landsmannschaften in der Region, so dass bei Veranstaltungen neben den Schlesiern auch die Bürgermeister, Gemeinderäte und Vertreter von einheimischen Vereinen oft und gern gesehene Gäste waren. Zu allgemeinem Bedauern musste W. Hoffmann im Frühjahr 2008 aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz nach erfolgreichen 24 Jahren abgeben. Er unterstützt seither Reinhold Mörs und die Landsmannschaft nach Kräften. Nicht von ungefähr waren also seine Mitarbeit und Ideen im Bezirksverband Niederbayern und bei Delegiertenversammlungen geschätzt und anerkannt. Für dieses ehrenamtliche und das positive Bild der Schlesier prägende öffentliche Leben ist Waldemar Hoffmann 1991 mit der Verleihung der Goldenen Nadel des Bundesverbandes der Landsmannschaft gewürdigt worden. Im Mai dieses Jahres ernannte ihn der Ortsverband Vilsbiburg zum Ehrenvorsitzenden. Als Kurt-Peter Nawroth Waldemar Hoffmann nach einer großen Laudatio das Schlesierkreuz überreichte und anheftete, erntete Hoffmann von den vielen Landsleuten und zahlreichen Ehrengästen verdienten, anhaltenden und dankenden Beifall. Hans J. Kupke Impressionen aus dem Kreisverband Erding Der Eichendorff-Gedenkstein in Wartenberg, Kreis Erding/Oberbayern Der Eichendorff-Gedenkstein wurde 1959 eingeweiht, wie auf der Rückseite zu lesen ist. Andeutungsweise ist das schlesische Wappen zu erkennen. Damen des Kreisverbandes Erding/Oberbayern bei gemütlicher Runde. Fotos: R. Maywald 16 Schlesische Nachrichten 24/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Aus dem Leben der Bonner Schlesier Erntedankfest Zum schon traditionellen Erntedankfest kamen erstaunlich mehr Besucher als erwartet und Plätze eingedeckt waren. Stephan Rauhut begrüßte die 150 anwesenden Mitglieder und Gäste der Veranstaltung, Pater Bernadin Hampel von Kloster Steinfeld in der Eifel sprach das geistliche Wort zum Erntedank. Im Anschluß wurden zahlreiche Lieder gesungen, angestimmt von unserem Mitglied Heinz Sosnowski, begleitet am Klavier von unserem Mitglied Dr. Rupert Klisch. Zu einem weiteren Programmpunkt gehörten dann Tanzeinlagen der Brückenberger Trachtengruppe unter der Leitung von Michael Knappe. Die Die Brückenberger Mitglieder der FrauTrachtengruppe engruppe verteilten das Erntedankbrot Pater Bernadin und hatten bereits Hampel zuvor unter Leitung Fotos: Ferber der Vorsitzenden Helga Solisch den Saal dekoriert. „Nix zipzerip“ Im Rahmen der Schlesischen Runde stellte unser Mitglied der Kreisgruppe, Bernhard Grund aus Waldenburg-Altwasser, sein neu erschienenes Buch „Nix zipzerip“ vor. Die Veröffentlichung versucht exemplarisch, deutsche und europäische Nachkriegsgeschichte literarisch aufzuarbeiten, es ist bestens als Weihnachtsgeschenk geeignet. Klausurtagung Unter der Leitung des Vorsitzenden der Kreisgruppe, Stephan Rauhut, stellte der Vorstand in einer mehrstündigen Klausurtagung die Weichen für die Zukunft. Eine noch bessere Arbeitsaufteilung und neue Ideen sollen noch mehr Aufmerksamkeit in der Bonner Bevölkerung erreichen. Gänseessen In der Zirbelstube des Günnewig-Residence „Kaisergarten“ trafen sich die Landsleute aller Ostdeutschen Landsmannschaften zum gemeinsamen Gänsebratenessen. Sie ließen damit eine alte Tradition wieder aufleben und erlebten so einen geselligen Abend. Um alle Gerüchte vorweg zu nehmen – das schlesisches Spezialitätenessen wird es weiter geben. Herbert-Hupka-Straße Seit September sammeln wir Unterschriften und fordern damit den Rat der Stadt Bonn auf: „Eine Bonner Straße mit dem Namen des Vertriebenenpolitikers und ehemaligen Bundestagsabgeordneten, Dr. Herbert Hupka, zu benennen!“ Inzwischen sind über 200 Unterschriften eingegangen – wir sammeln weiter! Fordern sie Info-Material und Unterschriftlisten an! Michael Ferber 17 Totenehrung am Vertriebenendenkmal HEIMAT WIR BLEIBEN DIR TREU, so steht es geschrieben auf dem Heimatkreuz der Vertriebenen-Gedenkstätte in Holzhausen, nahe der Stadt Kassel. Hier, oberhalb des Fuldatales, in einer Landschaft die uns auch an unsere Heimat erinnert, treffen sich jedes Jahr im November Mitglieder der Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Kassel, zu einer Gedenkstunde. Wir gedenken unserer Verstorbenen, die in der Heimat ihre Ruhestätte gefunden haben und der Landsleute die fern der Heimat in fremde Erde beigesetzt wurden. Die Gruppe die an der Feierstunde noch teilnehmen kann, wird immer kleiner. Für unsere lieben, alten Schlesier wird der Weg immer beschwerlicher. Bei einem Durchschnittsalter von über 80 Jahre ist ein Ende dieser Gedenkfeiern absehbar. Noch kann die Anlage von Mitgliedern der Landsmannschaft gepflegt werden, doch auch diese Helfer kommen in die Jahre und werden zu diesem Dienst nicht mehr zur Verfügung stehen. Schon seit Jahren beschäftigt uns das Thema der Pflege und dem Erhalt der Gedenkstätte. Gespräche mit der Gemeinde liessen nicht gerade Begeisterung erkennen, da zusätzliche Kosten gefürchtet werden. Wir hoffen auf eine überregionale Lösung. Klaus-Dieter Leder Albrecht Baehr verstorben Albrecht Baehr ist am 21. Oktober kurz nach Vollendung seines 91. Lebensjahres in Münsingen nach kurzer Krankheit verstorben. Aus der Trauerrede des Landesvorsitzenden bei der Beisetzung am 27. Oktober auf dem Friedhof Buttenhausen: Mit Albrecht Baehr, der am 16. September 1917 in Breslau geboren wurde, ist einer der ganz Großen der schlesischen Kulturszene der Nachkriegszeit von der Lebensbühne abgetreten. Die Kultur Schlesiens als Teil der gesamten Kultur im deutschsprachigen Raum war sein berufliches und auch sein ehrenamtliches Leben, das er zum großen Teil auch mit uns, der Albrecht Baehr wurde 2003 von der Landesehrenvorsitzenden Gudrun Gräfin Vitzthum von Eckstädt mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet. Landsmannschaft Schlesien in BadenWürttemberg, zusammen gelebt und hier im Lande und auch in Schlesien selbst umgesetzt hat. Albrecht Baehr war 1952 der erste Landeskulturreferent der Landsmannschaft Schlesien im neugegründeten Bundesland Baden-Württemberg und hat in den zwei Jahren, in denen er dieses Ehrenamt ausüben konnte, schon die Maßstäbe gesetzt, die für die landsmannschaftliche Kulturarbeit hierzulande in den folgenden Jahrzehnten eine Richtschnur darstellten und dazu beitrugen, dass unsere Landesgruppe Baden-Württemberg heute, 56 Jahre später, noch die umfassendste, aktivste und lebendigste schlesische Kulturarbeit in Deutschland und auch im heutige Schlesien betreibt. Auch für die so genannte grenzüberschreitende Kulturarbeit war Albrecht Baehr ein oder der Wegbereiter, weil er sich unmittelbar nach der politischen Wende zusammen mit dem damaligen landesvorsitzenden Georg Märtsch sowie Pfarrer Gottstein, Gerda Haußecker und der polnischen Sängerin Irene Adamec auf den Weg machte, um bei den in Schlesien zurück gebliebenen Deutschen die seit 1945 unterdrückte Volkskultur, die deutsche Sprache, die deutschen Lieder, die alten Sitten und Gebräuche wieder aus der Versenkung zu holen und mit neuem Leben zu erfüllen. Es ist ihm in hervorragender Weise gelungen und die deutschen Schlesier in Polen werden ihm dafür ewig dankbar sein. Nach dem Eintritt in den Ruhestand hatte er auch wieder Zeit, sich aktiv in unsere jährlichen Landeskulturtagungen einzubringen, mit Vorträgen über große schlesische Geister, über die Geschichte des Rundfunks in Schlesien, und besonders beliebt waren seine Plaudereien „Locker vom Hocker“, mit denen er kabarettartig und äußerst lehrreich über die reichhaltige schlesische Kultur dozieren konnte. >>> 18 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 24/2008 >>> Große Verdienste hat er sich auch bei der jüngeren Generation der polnischen Germanisten in Schlesien erworben. Sie benutzen nämlich seine Bücher über den schlesischen Humor und seine Anthologie schlesischer Gedichte, um sich – wie es kürzlich bei deutschen Kulturtagen an der Universität in Grünberg hieß, in die Seele der deutschen Bewohner Schlesiens hineinzudenken. Für seine Verdienste um die Kultur Schlesiens hat ihn unsere Landsmannschaft vor fünf Jahren mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet. Seine größten Verdienste hat sich Albrecht Baehr in seiner beruflichen Arbeit als Rundfunkjournalist und hier besonders als Leiter der Abteilung für Vertriebenensendungen im Süddeutschen Rundfunk erworben. Ein großer Teil dieser Sendungen, mit denen er auch wesentlich zum Verständnis von Flucht und Vertreibung bei den Einheimischen und damit zur Eingliederung beigetragen hat, ist noch in den Archiven erhalten, und den wichtigsten Teil davon haben wir vor zehn Jahren mit seiner Hilfe auf normalen Tonbändern konservieren können, die heute noch von zahlreichen Interessenten in ganz Deutschland immer wieder angefordert und abgespielt werden. Pater Serafin Latacz verstorben Am 22. Oktober 2008 wurde der Franziskaner, Pater Serafin Latacz, Pfarrer in Marienweiher/Frankenwald, Erzdiözese Bamberg, plötzlich und unerwartet in das Haus des Vaters heimgerufen. Mit Pater Serafin verbindet mich eine lange 50jährige Freundschaft. Pater Serafin wurde am 30. Oktober 1932 in Sakrau/Rosengrund OS. Krs. Cosel geboren. Am 16. Juni 1951 trat er dem Orden der Franziskaner in Neisse bei. Seine Theologisch-Philosophischen Studien beendete er im Seminar der Franziskaner in Glatz, wo er auch die Ewigen Gelübde am 19. Juli 1956 ablegte. Zum Priester wurde er am 16. Februar 1958 im Hohen Dom zu Breslau geweiht. Seine erste Wirkungsstätte nach der Priesterweihe war im Franziskusheim in Bad Reinerz. Vom Kloster in Bad Reinerz aus, betreute er die Pfarrei St. Anna in Grunwald, einem in den Bergen gelegenen Ort, ca. 14 km von Bad Reinerz entfernt. Zu dieser Zeit war das Pfarrhaus in Grunwald schon dermaßen verwüstet und verfallen, dass er seinen festen Wohnsitz im Franziskusheim hatte. Die hl. Messen konnten nur an Sonnund Feiertagen in St. Anna gefeiert werden. In den Sommermonaten bewältigte er den Weg in das 900 m hochgelegene Grunwald mit dem Motorrad. Auf diesen Fahrten war ich als Ministrant sein ständiger Begleiter. Jeder einzelne Tag, den ich in meiner Jugend mit Pater Serafin verbringen durfte, war für mich eine Katechese. Ich denke an diese Zeit mit großer innerer Wärme zurück. Er war – und bleibt – mein geistlicher Leiter. Ein Franziskanerpater, an dem Franziskus von Assisi seine Freude hatte. Ein Kapitel besonderer Art waren die Wintermonate seiner Pastoral in Grunwald. Es kam vor, dass wir auch dann einen Versuch mit dem Motorrad wagten, wenn Schnee lag. Den Luxus, dass der Weg durch einen Schneepflug geräumt wurde, haben wir nie erlebt. Und dass schon jemand vor uns am Sonntag eine Spur durch den Schnee „gelegt“ hätte, ist auch nie vorgekommen. Wenn es aber mit dem Motorrad nicht mehr weiter ging, hatten wir beide ein Problem. Bis zum Forsthaus, das von Bad Reinerz ca. 8 km entfernt war, schafften wir es meistens. Den restlichen Weg bis zur Kirche mussten wir dann zu Fuß bewältigen. Als wir an der Kirche ankamen, waren wir nicht selten total durchnässt. Aber gefro- ren haben wir nicht, denn als wir oben angekommen waren, mussten wir den Weg und den Eingang zur Kirche frei räumen. Wirklich kalt wurde uns erst, wenn wir in der Kirche die hl. Eucharistie feierten. Der Kirchenbesuch war für Pater Serafin oft sehr ernüchternd. Kein Wunder, denn die Menschen in den entlegenen Häusern waren total eingeschneit. Und die „neuen“ Bewohner von Grunwald, waren ohnehin nicht die fleißigsten Kirchgänger. Ich denke besonders gerne an die Situationen zurück, in denen uns ein Pferdeschlitten aus Grunwald abholte, leider war das sehr selten. Das arme Pferd musste dann, auch nass geschwitzt, aber mit einer Decke bedeckt, vor der Kirche warten, bis die hl. Messe beendet war und wir wieder ins Kloster gebracht werden konnten. Der Winter in Grunwald war für Pater Serafin eine enorme Strapaze. Ich habe es erlebt, dass der Messwein und das Wasser in den Messampullen gefroren waren. Und dann die Erlebnisse mit der „Kolende“! Ein schöner Brauch, bei der jede Familie und jedes Haus in der Zeit nach Weihnachten vom Pfarrer besucht wurde und einen besonderen Segen erhielt. Es kam dabei vor, dass wir uns bis zu einem Gehöft „durchgekämpft“ hatten und dann vor verschlossenen Türen standen. Die „neuen“ Bewohner ließen uns nicht herein, denn sie wollten aus vielerlei Gründen nichts mit der Kirche zu tun haben. In den späten 50er Jahren, als P. Serafin dort Seelsorger war, gehörte Grunwald zum direkten Grenzgebiet, das von den Grenzsoldaten besonders überwacht wurde. Ich kann mich erinnern, dass wir auch noch einige deutsche Grunwaldbewohner zur Kolende besucht haben. Die Segnung nahm Pater Serafin stets in Deutsch vor, was die „Übriggebliebenen“ mit Freude erfüllte. Manchmal musste ich als Ministrant die Stube verlassen, weil Pater Serafin den älteren Menschen, die nicht zur Kirche kommen konnten, die Beichte abnahm, oder, was nicht selten vorkam, Eheprobleme besprochen werden mussten. Nach dem Eintritt in den Ruhestand war er noch einige Jahre mit großem Erfolg als Gildemeister der Künstlergilde Esslingen tätig, die sich die Förderung heimatvertriebener Künstler auf ihre Fahnen geschrieben hatte und während der Jahre unter Albrecht Baehr sehr wirkungsvoll tätig war. Albrecht Baehr hat das Schwabenland als neue Heimat dankbar angenommen. Sein Leib ist hier gut aufgehoben, und wir verneigen uns vor unserem großen Landsmann in tiefer Zuneigung mit Hochachtung, Dank und Stolz. Günther Zimmermann Von Bad Reinerz aus, haben wir viele schöne Fahrten mit dem Motorrad nach Oberschlesien gemacht, u. a. auch zu Pater Serafins Familie nach Sakrau. So habe ich seine Familie kennen lernen dürfen, seine Mutter, die weit über 90 Jahre alt wurde, und seine Geschwister Clara, Angele und Josef, den jüngsten Bruder. Nicht vergessen möchte ich – ich war damals etwa 16 Jahre alt – die Besuche mit P. Serafin, bei seinem Heimatpfarrer Ferdinand Puzik in Sakrau/Rosengrund, die besonders amüsant und unterhaltsam waren. Seine nächste Stelle übernahm Pater Serafin als Vikar ab 1961 im Kloster in Gleiwitz. Und ab dieser Zeit trennten sich leider unsere Wege. Meine Familie erhielt im März 1961 die Ausreisegenehmigung nach Deutschland, und so musste ich mein geliebtes Reinerz verlassen. Ab 1970 hat Pater Serafin unsere Familie in Paderborn fast regelmäßig besucht. Zu dieser Zeit war er schon Pfarrer im Kloster in Glatz, wo ich ihn 1974 zum ersten Mal besucht habe – dann öfter. Im Jahre 1983 wechselte er auf eigenen Wunsch in das Franziskanerkloster nach Marienweiher (im Frankenwald/ Oberfranken, Erzdiözese Bamberg). Dieses Kloster mit der wunderschönen barocken Basilika gehörte der Bayerischen Franziskanerprovinz, das wegen Nachwuchsmangel aufgegeben werden musste, wie übrigens viele andere Klöster in Bayern. (Zur Information: Die schlesische Franziskanerprovinz, Provinzialat in Breslau, betreut noch zusätzliche Klöster in Bayern: Gössweinstein, Grafrath und Nürnberg). Kloster und Kirche in Marienweiher wurde nun von „unseren“ Franziskanern übernommen und ihr erster Oberer und Pfarrer wurde Pater Serafin Latacz OFM. Im September 1983 hatte ich die große Freude, zusammen mit meiner Frau, bei der offiziellen Übernahme der Wallfahrtsstelle Marienweiher durch die schlesischen Patres dabei zu sein. Seit damals, nachdem Pater Serafin mit seinen Mitbrüdern aus Schlesien die Regentschaft im Kloster übernommen hatte, ist die Wallfahrt wieder zum Blühen gekommen. (...) Auf das Bestreben der Franziskaner aus unserer schlesischen Heimat hin – und hier muss man besonders Pater Serafin nennen – wurde die Wallfahrtskirche durch Papst Johannes Paul H. in den Rang einer „Basilika minor“ erhoben. LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE / LYRIK Schlesische Nachrichten 24/2008 Im vergangenen Februar 2008 war ich noch bei ihm im Kloster, um sein Goldenes Priesterjubiläum mit einer überaus großen Beteiligung seiner Mitbrüder aus dem Orden zu feiern. Im letzten September feierte er noch ein weiteres Jubiläum – 25 Jahre Pfarrer in Marienweiher! An dieser Stelle möchte ich dem verstorbenen Pater und „Geistlichem Rat“, Serafin Latacz, von Herzen für alles, was er mir in den 50 Jahren unserer Freundschaft geschenkt hat, danken. Möge er nun auf dem Friedhof in Marienweiher in Frieden ruhen, wo schon seine Mitbrüder aus der schlesischen Provinz ihre Ruhestätte gefunden haben: Pater Salvator Witecy, Pater Beatus Kulla, Pater Kamillus Konieczny und Pater Honorius Podleska, der allerdings auf dem St. Annaberg in der Heimat begraben worden ist. R.I.P. Erinnerungen an Pater Serafin Latacz OFM von Claus „Nico“ Scharff aus Paderborn. Festival der Deutschen Kultur in Gieschewald Am 28. September 2008 fand der „Tag der Deutschen Kultur“ des DFK Kreis Kattowitz in der prachtvollen Parkanlage im Kattowitzer Ortsteils „Gieschewald“ statt. Die Veranstaltung wurde von der Stadtverwaltung Kattowitz unterstützt und sollte zeigen, dass an einem guten Verhältnis zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland gearbeitet wird. Eugeniusz Nagel, der Vorsitzende des DFK Kattowitz, begrüßte die Vertreter der Wojewodschaft und den DFK Bezirksvorstand. Das umfangreiche kulturelle Programm gestalteten zahlreiche Mitwirkende: die Bergmannskapelle der ehemaligen Kohlengrube „Kleofas“ unter der Leitung von Damian Lebek, das Akkordeon-Ensemble unter der Leitung von Stanislaw Wodnicki, die DFK-Kindergruppe aus Groß Chelm mit Gedichten und Volksliedern unter der Leitung von Aleksandra Wycislok und mit der musikalischen Begleitung von Mateusz Metmanski, die Sängergruppe des DFK Myslowitz unter der Leitung von Karol Mondry (musikalische Leitung Eryk Hornik), die DFK-Sängergruppe Kattowitz-Zentrum unter der Bei strahlender Sonne luden die Ost- und Mitteldeutschen Landsmannschaften mit fünf Pavillons auf dem GerhartHauptmann-Platz zum „23. Heimatmarkt“ am 4. Oktober 2008 ein. Gezeigt wurde den fast 7000 Gästen aus Kanada, England, Russland, China und der schlesischen Heimat Historisches in Prosa, Lyrik und alten Landkarten (Unikate) über die „alten Märkte“ in Königsberg, Elbing, Danzig, Stettin, Brandenburg, Breslau, Oppeln und Brünn. Hier überzeugte die Erlebnisgeneration die Jungen, wie lebendig und liebenswert unsere ost- und mittel- und siedlungsdeutschen Regionen waren. Zeugnisse einer gediegenen Eß- und Trinkkultur luden zum Schlemmen ein. Ein prächtiges Kulturprogramm mit Blasmusik und Volkstänzen der „Trachtengruppe Qarrendorf“ zog viele Gäste magisch an. Der Patron des Platzes hätte wahrlich seine Freude gehabt. Leitung von Magda Strzodka, mit Schlager und Operettenmusik, die Sängergruppe des DFK Königshütte unter der Leitung von Krystyna Ludwig unter Mitwirkung von Jerzy Gola mit Liedern deutscher Komponisten und den DFK-Kreischor, der den Namen von Johann Kendzia trägt. Der Komponist Johann Kendzia ist ein gebürtiger Kattowitzer und der Schöpfer der Konzerte der Reihe „Musik kennt keine Grenzen“. Der Chor wird von Bernadeta Wodarz geleitet und singt à capella Lieder von Schubert, Brahms und anderen berühmten deutschen Komponisten. Alle Auftritte der DFK-Gruppen wurden mit großem Beifall belohnt. Der DFK Vorsitzende des Bezirks Schlesien, Martin Lippa, wurde mit der DFk-Ehrennadel gewürdigt, wie auch Jadwiga Cybulska, Stefan Senczek und Jerzy Gola. Anschließend wurde mit der Band „Bayerock“ gesungen, gejodelt und getanzt. An der erfolgreichen Veranstaltung nahmen bei schönstem Wetter 240 DFK-Mitglieder teil, was der gesamten Einwohnerzahl von Kattowitz-Gieschewald entspricht. Gilbert Cierpol 19 Aus derr Heemte vertrieba Ies woar ei derr Nocht, ols de Woane oarullta. Wulkaverhanga derr Barge Gesicht. Menscha, die aus ihrer Heemte sullta, begriffa doas Ungeheuerliche nich. Verlossen ragta de Terme derr Stoadt, Derfer duckta siech zwischa de Felder. irgendwu löste siech a welkes Bloat. Nuch eim Troome irrte ma durch de Wälder. Underwägs ei doas Ungewisse, ei eener vu Zweiweln zerquälta Welt. Gabel’ jenseits oller Finsternisse wächst a weng Licht, durch dan dar olles hält. Konrad Werner Vertrieben Es war Nacht, als die Wagen anrollten. Wolkenverhangen der Berge Gesicht. Menschen, die aus ihrer Heimat sollten, begriffen das Ungeheure nicht. Verloren ragten die Türme der Stadt. Dörfer duckten sich zwischen die Felder. Irgendwo löste sich ein welkes Blatt. Noch im Traum irrte man durch die Wälder. Unterwegs in das Ungewisse, in einer von Zweifeln zerquälten Welt. Aber jenseits aller Finsternisse Erwächst uns Licht, durch den, der alles hält. Konrad Werner Schlesiermedaille: Die Vertreibung – Walter Ibscher, Bildhauer Nürnberg, Prägung: Halmberger Nürnberg TERMINE Von li.:Am fahnengeschmückten Empfang begrüßten Ldl. Ingrid Meinhard in schlesischer und Moderator Willibald J.C. Piesch in Alt-Bielitzer Tracht aus Beskindenoberschlesien die Besucher. Foto: Start Forst – Sunderland/England – „Größter Heimatmarkt des BdV Hamburg“ im „Haus der Heimat" Hamburg 30. Dezember 2008: 19. OS-Brauchtumsstunde mit allen LM 25. Januar 2009: Neujahrsempfang, Besuch der Zweiten Bürgermeisterin Christa Goetsch, von 11 bis 15 Uhr, letzte Veranstaltung im alten Haus Haus der Heimat, Teilfeld 8, 20459 HamburgNeustadt, Tel./Fax 040/346359 LANDSLEUTE / HISTORISCHES 20 100jähriger Breslauer lebt in Erfurt Auf einhundert Jahre zurückschauen konnte im Oktober 2008 Gerhardt Tschertner bei guter Gesundheit und bestem Humor. Den hat er sich in all den vielen Jahren, auf die er nun zurückschauen kann, behalten. Ohne Humor geht nichts! Dabei war sein Leben durchaus nicht auf Rosen gebettet, wenn auch er seine Frau zur Eheschließung mit bezaubernden weißen Rosen erfreute. Geboren wurde der rüstige Jubilar in der Hauptstadt Niederschlesiens, dem turmreichen Breslau, das damals zum Königreich Preußen gehörte. Hier besuchte er die damals übliche Volksschule und absolvierte später mit Bravour eine Ausbildung zum anerkannten Kunst- und Bauschlosser. In seiner Freizeit widmete er sich wie viele Arbeiter in jener Zeit der Turnerei. Im Turnund Rasensportverein seiner Heimatstadt fanden sich schnell Bekannte, mit denen man das Training teilte und gemeinsam zu Ausscheiden zwischen den einzelnen Vereinen reiste. Auf einer dieser Sportveranstaltungen lernte er seine Frau kennen. Zwei Sportler, eine Idee – daraus entwickelte sich nachfolgend eine Liebe, die 1935 zum Traualtar führte und ein Leben lang Bestand haben sollte. Über Höhen und Tiefen hinweg hielten beide Partner unzertrennlich zueinander. Das Schicksalsjahr 1941 begann und Gerhardt musste an die Front. Zu einer Nachrichteneinheit eingezogen, befand er sich immer noch im fernen Russland, während in Schlesien schon die ersten Flüchtlingstrecks loszogen. Zum Glück gelang es seiner Frau, noch rechtzeitig dem Gatten in einem letzten Feldpostbrief die eventuelle neue Anschrift in Bayern mitzuteilen. Flucht und Vertreibung – das Trauma von 15 Millionen Deutschen zeichnete alle jene, die dieses durchleiden mussten. Zum Glück für Familie Tschertner gehörten sie zu denen, denen das Grauen der polnischen Vertreibung erspart blieb, da sie rechtzeitig Schlesien verlassen hatten. Eine Reise ohne Wiederkehr. Noch im Kriegsjahr 1945, die Waffen schwiegen nun endgültig, kam das kaum für möglich Gehal- tene zustande. Nach aufreibender Suche fand Vater Gerhardt seine Familie im fernen Bayern wohlbehalten wieder. Einen Ausweg aus der Notunterkunft bot sich etwas später. Familiäre Bindungen nach Erfurt ermöglichten 1946 den Umzug dorthin, wo sich eine zweite endgültige Heimat fand. Seitdem sind mehr als sechs Jahrzehnte verstrichen und noch immer lebt das Ehepaar Tschertner hier glücklich und zufrieden. H.-P. Brachmanski Medaille für Vertriebenenenkel 2008 Gleich zwei Anlässe waren für den bekannten Medailleur Helmut König aus Zella-Mehlis Grund genug diese auf einer Medaille festzuhalten. Noch rechtzeitig zum 100jährigen Jubiläum des Erfurter Gutenberggymnasium im Juni 2008 lag die Gedenkmünze mit 40 mm Durchmesser vor, deren Vorderseite beide Anlässe zugleich aufgreift. Getrennt durch einen Lorbeerzweig, dem seit der Antike gebräuchlichen Siegessymbol erinnert der Schriftzug „100 Jahre Gutenbergschule Erfurt 2008“ an den Geburtstag dieser Einrichtung deren Entstehungszeit bis in die Kaiserzeit zurückreicht. Unterhalb des Lorbeerzweigs weist der Schriftzug „Bestabiturient Emanuel Brachmanski AO 82/12“ daraufhin, das dieser Schüler des Leistungskurses Geographie, seine Hochschulreife mit dem Durchschnitt Eins erreichte, wozu neben dem Lehrerkollegium, dem BdV- Erfurt und der Schlesi- schen Landmannschaft auch Helmut König als Altmeister der Medaillenkunst herzlich gratulierten. Als Nachkomme einer oberschlesischen Schlachtizenfamilie von Haus aus mit der völkerrechtswidrigen Enteignungs- und Vertreibungstragödie der deutschstämmigen Bevölkerung durch Polen eng vertraut, beteiligte sich Emanuel Brachmanski mehrfach an den Kunstausschreibungen des BdV-Thüringen, wofür er im Jahr 2004 im Erfurter Rathausfestsaal geehrt wurde. Dieses exakte Geschichtswissen sowie beste Kenntnisse in Mathematik und Geographie trugen nun Früchte. Die Rückseite hingegen ist dem genialen Johann Gutenberg zugeeignet, dessen Ebenbild das Medaillenrund schmückt. Herausgeber der Medaille ist der Familienverband Brachmanski/Oberschlesien-Thüringen Wehrmachtssoldaten beschützten 1945 die Flucht im Treck. Alte Dokumente erzählen Der Ein-Jahres-Treck der Anna Benisch Heimgegangen ist im Februar 2008, im Alter von 78 Jahren, Eberhard Richter der nun für immer an der Seite seiner vor zwei Jahren verstorbenen Partnerin ruht, mit der er fünfzig Lebensjahre gemeinsam durchschritt. In den nachgelassenen Papieren des akribischen Erfurters fanden sich einige sehr aufschlussreiche Aufzeichnungen. Anna Benisch, geboren in Schlesische Nachrichten 24/2008 Namslau, schrieb einst die Erlebnisse ihrer Jugendzeit bis hin zur Flucht ohne Wiederkehr für ihre Kinder auf. Nachfolgend soll daraus ein kleiner Auszug vorgestellt werden. Anna Benisch erblickte am 26.4.1922 als Tochter des Vogts Berthold Hoffman und seiner Ehefrau Rosina im Ort Schönbrunn, gelegen im Kreis Namslau, das Licht der Welt. Die einträgliche Stellung des Vaters ermöglichte seiner Tochter eine sorgenfreie Kindheit und eine ordentliche Ausbildung. Sechsjährig besuchte die kleine Anna die im Nachbardorf Neumarchwitz gelegene Grundschule. Der tägliche Fußweg bei Wind und Wetter dorthin war für die Landkinder eine normale Selbstverständlichkeit. Schulbusse oder ähnliches waren damals unbekannt. 1936 feierte die nun schon jugendliche Anna gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen die Konfirmation in der Schönbrunner Kirche, dem später der erfolgreiche Schulabschluss folgte. Eine Anstellung fand sich nachfolgend auf einem der zahlreichen schlesischen Güter, wo die junge Frau eine Haushaltslehre absolvierte. Hier lernte sie die erste Liebe ihres Lebens kennen. Mit Einwilligung ihrer Eltern schloss Anna mit dem Schweizer Paul Benisch den Ehebund. Dem jungen Paar wurde bald in rascher Folge dreimal Nachwuchs geboren. Eine Tochter sowie die Söhne Herbert und Kurt berei- Schlesische Nachrichten 24/2008 HISTORISCHES / VERMISCHTES Oberschlesisches Kunterbunt Das Polenwochenblatt „info & Tipps“ (Frankfurt/Main), dessen Inhaber Stanislaus Wenglorz selber aus Oberschlesien kommt, weist auf die politische Vielfalt im heutigen Oberschlesien hin. Außer den üblichen polnischen politischen Parteien, gebe es dort fünf Organisationen: Die Deutsche Minderheit, die Autonomiebewegung Schlesien „Ruch Autonomii Slask“ unter Dr. Jerzy Gorzelik mit dem Verbandsorgan „Jaskolka“ (Die Schwalbe). Dazu kommt der „Verband der Bevölkerung schlesischer Nationalität“ unter Andrzej Roczniok, die „Bewegung Polnisches Schlesien/Ruch Polski Slask“ unter Piotr Spyrs sowie die „Gesellschaft des Schutzes der polnischen Westgebiete/Towrystwo Ochrony Kresow Polski WSKI“ unter Wlodimierz Ostrowski. Deren Glanzpapiermagazin „Slask“ (Schlesien) heißt und jahrelang vom Schlesischen Kulturpreisträger Tadeusz Kijonka geleitet wird. Man kann davon ausgehen, dass die ersten der drei genannten Organisationen observiert werden. Alle drei letztgenannten haben ihre Wurzeln in der heutigen „Wojewodschaft Schlesien“, ergo Ostoberschlesien. Für das „Oppelner Schlesien“ fühlt sich das SPD-regierte Bundesland Rheinland-Pfalz zuständig. Beobachter der politischen Szene merken dies auch. Das geht allein schon daraus hervor, wo die Delegationen der beiden Bundesländer Quartier aufschlagen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident wählt sein Quartier stets auf Schloss Moschen, einstige Residenz der Grafen v. Thiele-Winckler, heute Sanatorium. Und diese Orientierung scheint auch für das „Oberschlesische Landesmuseum“ (Ratingen) obligat zu sein Die Richtung gibt ja die Düsseldorfer NRW-Staatskanzleri an, von wo die Gelder fließen. Wie dem auch sei: Viele Oberschlesier im Lande NRW, voran die der Oppelner Region, wiederum voran Künstler und Intellektuelle, fühlen sich weder vom Land noch vom Museum vertreten; werden auch kaum gefördert. Für diese hier lebenden einzelnen Künstler z. B. gibt es kaum Förderungsgeld, Aufträge. Auch wird die Pflege des kulturellen deutschen Erbes dementsprechend vernachlässigt. Wer gedenkt da schon in Düsseldorf und Ratingen solch Neisser Koryphäen wie Prof. Dr. Bernhard Grzimek, Max Herrmann-Neisse, des Nobelisten Prof. Dr. Konrad Bloch, Ermin Pascha, Karl Schodrok (Gründer des „Kulturwerk Schlesien“)? Wer weiß schon in Ratingen, dass einen Steinwurf entfernt der „hervorragendste schlesische Komponist zwischen den beiden Weltkriegen“ (Die Oder, 1981), der Oberglogauer Prof. Gerhard Strecke, seinen Lebensabend verbrachte. Dass in Oberglogau noch heute die einzige Synagoge Deutschlands steht, die von der deutschen Bevölkerung gelöscht und gerettet wurde.* Vergeblich versuchte der Autor das „Landmuseum“ auf den 200. Jahrestag des Aufenthaltes des größten deutschen Komponisten, Ludwig van Beethoven in Oberglogau aufmerksam zu machen. Wer interessiert sich schon dafür, dass das unweit Zülz das größte geistige Judenzentrum des deutschen Kaiserrei- cherten fortan das Familienleben. Die Haushaltsführung sowie die Erziehung ihrer drei Kinder standen ab jetzt für die junge Frau im Vordergrund. Es waren wirtschaftlich keine leichten, aber doch auch ungemein fröhliche Jahre, gemeinsam zu fünft. Und wenn es einmal knapp wurde in der Haushaltskasse, halfen Eltern und Schwiegereltern den Jungvermählten schon mal aus. Erste Anzeichen des Ungemachs brachte das Jahr 1940, als Deutschland gegen Frankreich in den Krieg ziehen musste. Viel schlimmer kam es ein Jahr später. Auch Paul Benisch musste zur Wehrmacht. Zwar half der Staat mit Unterstützungen der Familie, jedoch der Ehemann und Vater fehlte überall. Dann der Schock. Der Briefträger überbrachte das gefürchtete schwarze Kuvert – die Todesmeldung. 1942 war Paul Benisch in Russland gefallen. Zwanzigjährig und schon Witwe, für Anna brach eine Welt zusammen. Einzig allein ihre Kinder gaben ihr jetzt Halt. Aber weitere Schicksalsschläge musste die junge Frau erdulden. Im Januar 1945 eroberten die Russen Ostpreußen. Zwar hielten noch die deutschen Verteidiger den Angreifern stand, jedoch erste Evakuierungen machten bereits in Schlesien die Runde. Bei Minus-Temperaturen, in Eiseskälte entschied sich auch Anna Benisch zur Flucht. Schnell war das Gespann mit allen Nötigen gepackt, die Mutter, die Kinder obendrauf gesetzt und ab ging es in Richtung Westen. Nur hier wollte sie niemand haben. Über die Sudeten hinweg zog sich der Treck bis nach Bayern hinein. Überall unerwünscht – überall keine Bleibe. Es waren einfach zu viele Menschen in jener Zeit unterwegs. Nach fast zwölf Monaten, nachdem die letzten Vorräte aufgezehrt waren fand sie endlich eine Heimstatt. Das grüne Thüringen – das doch zugleich so an Schlesien erinnerte – bot den Flüchtlingen den lang ersehnten Unterschlupf. Erfurt sollte für alle zur neuen Heimat werden. Damit enden die von Not, Entbehrung und bitterem Leid durchdrungenen Aufzeichnungen der Anna Benisch, die in dem Erfurter, Eberhard Richter ihr zweites Glück fand. Hans-Peter Brachmanski 21 ches war, der Neustädter Industrielle Fränkel Mäzen auch des Noblisten Gerhart Hauptmann war usw. usw. Joachim Georg Görlich * Hier erblickte der Komponist und Reformator der Synagogenmusik, Hugo Schwantzer (gest. 1924) das Licht der Welt. Städtische Ingenieurschule Breslau Das Bild stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1935 und zeigt meinen Vater BR Otto Frank (l.) und seinen Kollegen und Freund BR Eduard Emmerich vor dem Hauptportal der Städtischen Ingenieurschule am Waschteich in Breslau. Beide lehrten dort in der Abteilung Elektrotechnik. – Diese Ingenieurschule ist nicht mehr selbständig, sondern wurde der TH / TU Breslau angegliedert. Zu den polnischen Kollegen im heutigen Fachbereich ET habe ich seit 1992 intensiven Kontakt, der auch von meinem Nachfolger als Professor an der Hochschule Darmstadt intensiv gepflegt wird. Im Jahr 2010 wird die TH/TU Breslau ihr 100jähriges Bestehen feiern. Für diesen Zeitpunkt möchte ich nach Möglichkeit einen Beitrag über das Leben und Treiben an der Ingenieurschule Breslau in den Jahren vor 1945 zusammenstellen, habe dafür aber leider kaum Material. Meine bescheidene Hoffnung ist, über diese Notiz alte Bereichte und Bilder aus alter Zeit zu bekommen, die sowohl das Kollegium als auch StudienSemester bis 1945 Elektrotechnik/Maschinenbau, Laboratorien, Hörsäle und die Aula festhielten. Ich hoffe auf Ihre Hilfe. Meine Anschrift: Prof. Dipl.-Ing. Klaus Frank 64367 Mühltal-Trautheim E-Mail: [email protected] underline zwischen frank_trautheim Tel.: 06151/145105 22 KULTUR / DE LIBRIS Reisebericht über unsere Schlesienreise zum Film „Eichendorff, Herrenhäuser und schlesische Dörfer“ Angeregt durch die DFK-Mitglieder von Tworkau, das Ehepaar Rossa, waren das Hauptziel unserer Reise die Stätten von Eichendorffs Wirkens. Man kommt nicht vorbei an interessanten bekannten und unbekannten Objekten. So sahen wir in Hirschberg zwei alte Herrenhäuser, das Paulinum, wieder neu renoviert, und das aus dem Dornröschenschlaf wieder erwachte Schaffgottsche Schloß in Hirschberg-Schwarzbach. Gewaltig, klobig, mittelalterlich präsentiert es sich, noch bis auf die Grundmauern abgewirtschaftet, entsteht es zu neuem Leben. Im Ratiborer Umkreis, im Ort Lubowitz besichtigten wir die Ruinen des Geburtsschlosses des bedeutendsten deutschen Dichters der Spätromantik, Josef Freiherr von Eichendorffs. Es ist ein durchaus romantischer Ort, von Bäumen umrahmt. Hier kann man den Schmerz des Dichters nachempfinden, der um seine verlorenen Kindheitsstätten und seinen verstorbenen Bruder Wilhelm trauert. Wir besichtigten die alte Wassermühle, wiederhergestellt durch die Erika-Simon-Stiftung. Und es ist glaublich, dass Eichendorff hier an seine Liebste dachte mit dem Lied „In einem kühlen Grunde“. Auch das Schloss von Eichendorffs Großvätern in Deutsch-Krawarn, im Hultschiner Ländchen wurde besichtigt. Pompös, aber gepflegt, wenn auch seiner Innereien beraubt, liegt es in einem wunderschönen großen Park. Abgelegen von der großen Politik beeindruckte uns das Vorhandensein der deutschen Minderheit in Tworkau und Umgebung, das in allen Lebensbereichen präsent ist. 90% der Bevölkerung sind deutscher Abstammung, sprechen größtenteils deutsch. Die Deutschen Freundschaftskreise sind lebendig, es existieren deutsche Kindergärten, Tanzgruppen, Chöre (wir nahmen teil an einer Frauengesangsstunde), Zusammenkünfte und Reisen werden organisiert. Und bei Spaziergängen durch das Dorf sahen wir überall gepflegte, helle, saubere Häuser und Blumengärten mit kunstvollen Zäunen. Natürlich werden den Bewohnern, wo immer es möglich ist, Steine in den Weg gelegt, und es ist nur zu hoffen, dass die Kraft zur Erhaltung des Kulturerbes auch künftig vorhanden sein wird. Schüler im Ausland können „Europa im Karpatenbogen“ suchen Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München bietet bayerischen Schülerwettbewerb 2008/2009 „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ Schulen mit deutscher Unterrichtssprache im Osten Europas an Das Hauses des Deutschen Ostens in München, die Bildungs- und Kultureinrichtung des Freistaates Bayern für die Deutschen aus dem Osten und für die grenzüberschreitende Kulturarbeit mit den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas sowie die dortigen deutschen Minderheiten, bietet den diesjährige Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ auch Schulen im östlichen Teil Europas an. Voraussetzung für die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler in Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, in Slowenien, Kroatien, Serbien und Montenegro, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine und Russland ist der teilweise Einsatz der deutschen Sprache als Unterrichtssprache oder mindestens als besonderer Deutschunterricht im Sinne einer bilingualen Schule. Das bedeutet, dass gute Deutschkenntnisse eine wichtige Voraussetzung für die Lösung der anspruchsvollen Fragen des Wettbewerbs darstellen. Um den Schülerinnen und Schülern in den genannten Ländern die Teilnahme am Schülerwettbewerb zu erleichtern, wird abweichend von den im Wettbewerbsheft ausgedruckten Teilnahmebedingungen keine altersgemäße Zuordnung vorgenommen. Das Thema des diesjährigen Schülerwettbewerbes „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ lautet „Europa im Karpatenbogen“ und befasst sich mit Geschichte, Kultur, Literatur, Lebensweise, berühmten Per- sönlichkeiten aus und in Rumänien. Die Fragebögen zum Schülerwettbewerb können als Klassensätze auch in größerer Stückzahl ausschließlich beim Haus des Deutschen Ostens – Schülerwettbewerb – Am Lilienberg 5, D-81669 München oder über E-Mail: [email protected] angefordert werden. Die Antwortbögen der teilnehmenden Schulen sind ausschließlich bis zum 31. März 2009 an das Haus des Deutschen Ostens zu senden. Die auf den Antwortbögen im Wettbewerbsheft angegebene Anschrift des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), z. H. Herrn StR Josef Koller nimmt nur die Antworten der bayerischen Wettbewerbsteilnehmer entgegen. Es empfiehlt sich, den Wettbewerb in der jeweiligen Schule im Ausland bis zum 15. März 2009 abzuschließen. Der schnellste Weg an die Wettbewerbsunterlagen zu kommen ist, sie einfach aus dem Internet unter www.oestlichenachbarn.bayern.de herunterzuladen und auszudrucken. (...) Der Sieger wird aus den richtigen Antwortbögen per Losentscheid ermittelt. Das Haus des Deutschen Ostens stellt mit seinem Förderverein erneut wertvolle Preise zur Verfügung. Die Gewinner werden zur Preisverleihung im Sommer 2009 nach Bayern eingeladen. Der Gegenwert der Preise umfasst mindestens 2500,– EUR. Daneben sind viele Sachpreise zu gewinnen. Schlesische Nachrichten 24/2008 Breslau wurde auf dem Heimweg besucht, schon deswegen, um die 1000 km lange Wegstrecke abzukürzen. Wir fuhren in umliegende heimische Dörfer, eigentlich in dem Glauben, hier wird sich einiges zum Besseren geändert haben, besonders nach dem reichlichen Zufluss der EU-Gelder nach Polen, aber da wurden wir wieder enttäuscht, das Land wird dürftig bestellt und Milchwirtschaft wird nicht betrieben, auch kein Huhn lief uns über den Weg. Die Häuser sind größtenteils ruinenhaft abgewohnt, Brennnesseln und Disteln wuchern rundum. Wir grüßten Breslau zum Abschied, der Ring mit dem schönsten deutschen Rathaus ist besucherfein hergestellt, die Dominsel mit Dom und Kreuzkirche leuchtete aufgefrischt und heilig über die Oder, und wir verdrückten wieder einmal unserer obligatorische, unvermeidbare Abschiedsträne. Sigrid Narembski Das 60minütige DVD-Video können Sie über die Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. 02244/92590 bestellen. Dietrich Pfeiffer: Müller & Söhne Der Autor erzählt eine doppelte Geschichte. Einmal ist es der Roman einer Familie über vier Generationen in den Jahren von 1932 bis 2001. Dazu gehören Vorkriegsjahre und Krieg, die Vertreibung aus Breslau und der Luftangriff auf Dresden, das Schicksal der beiden Schwesternstädte im Februar 1945. Dann geht es um Republikflucht und später um Ausreise aus der ungeliebten DDR. Dazu gehören auch die Höhepunkte im Leben der Familie Müller mit Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen, aber auch mit Familienfeiern, Ausflügen und Volksfesten. Die zweite Geschichte handelt vom Werdegang eines mittelständischen Familienbetriebes, der dreimal gegründet werden musste: in Schlesien, in Sachsen und schließlich in Bayern, weil er Kriegsfolgen, Zwangsenteignung und Treuhandwillkür Über sich ergehen lassen musste. Aber der Zusammenhalt in der Familie und zwischen den Generationen hat die Firma „Müller & Söhne“ immer wieder am Leben erhalten. Es handelt sich hier nicht um einen ausgesprochen autobiografischen Roman. Aber vieles hat der Autor und seine Familie selbst erlebt, manches wurde wegen der historischen Zusammenhänge hinzugefügt. Alles zusammen ist ein Stück konkret gewordener deutscher Zeitgeschichte. ISBN 978-3-933753-83-0, 9,90 Euro Dieses Buch können Sie über die Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. 02244/92590 bestellen. Schlesische Nachrichten 24/2008 Rara zum deutschen Kulturerbe des Ostens Im Auftrag der Stiftung ostdeutscher Kulturrat. Herausgegeben von Eberhard Günter Schulz Der Georg Olms Verlag gilt eine neue Reihe „Rara zum Deutschen Kulturerbe des Ostens“ mit bedeutenden wissenschaftlichen Werken vor allem aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert heraus, die oft nur noch schwer erhältlich sind. In den Schlesischen Nachrichten stellen wir Ihnen diese Bücher vor, die Sie über die Landsmannschaft erwerben können. Buchvorstellung Will-Erich Peuckert Schwarzer Adler unterm Silbermond Peuckerts Schlesien-Buch ist kein wissenschaftliches Werk im strengen Sinne, sondern wendet sich an ein breites Publikum. Es ist keine regionalhistorische Studie herkömmlichen Stils, die Peuckert anstrebt, sondern ein synthetisches Kulturbild, mit dem er die wissenschaftliche Volks- und Landeskunde seiner Zeit darstellerisch und methodisch überwinden will. Zu seinem Ziel heißt es im Klappentext des Buches (der in dieser Ausgabe nicht enthalten ist): „Die Literatur über Schlesien ist gewiß nicht klein, aber in Monographien und historischen Abhandlungen ist der Geist dieser Landschaft nicht einzufangen. Peuckert geht darum einen anderen, seltener betretenen Weg. Er gibt eine wirkliche Lebensbeschreibung, bei der auch kleine Züge ihr Gewicht für den Ausdruck des Ganzen behalten.“ Damit ist Wesentliches über die Struktur des Buches gesagt. Nicht eine historische Dokumentation soll dem Leser vorgelegt werden, sondern eine lebendige, bis in die Gegenwart reichende „Lebensbeschreibung“ Schlesiens. Vom Mythos bis zu den gewaltigen Industrialisierungsschüben des 20. Jahrhunderts reicht seine Darstellung, von der adligen Welt bis zur Schicht der Bauern und Arbeiter. Die erste Auflage des Werkes, die hier erneut vorgelegt wird, repräsentiert auf diese Weise eine Landes- und Volkskunde in enger Verbindung mit Literatur- und Geistesgeschichte, die soziologische und ökonomische Ausblicke natürlicherweise ebenso berücksichtigt. Die heute geforderte Interdisziplinarität ist hier bereits verwirklicht. Schwarzer Adler unterm Silbermond. Biographie der Landschaft Schlesien. Hamburg 1940. Reprint: Hildesheim 2007. Mit einem Vorwort von Detlef Haberland. VI/362 S. Mit einer handgezeichneten Schlesienkarte. Leinen mit Schutzumschlag. ISBN 978-3487-13450-5, 32,80 EUR Dieses Buch können Sie über die Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. 02244/92590 bestellen. DE LIBRIS / ANZEIGEN 23 Rezension Sigismund Frhr. von Zedlitz und Neukirch: Der Landkreis Liegnitz in Niederschlesien im Bild. (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte der Historischen Gesellschaft Liegnitz e. V. in Zusammenarbeit mit der Liegnitzer Sammlung Wuppertal, 38. Band) Henske-Neumann Verlag, Hofheim/Taunus 2008. 193 Seiten. 34,90 EUR, ISBN 978-3-9806640-9-7 Was Freiherr von Zedlitz im vergangenen Jahr beim Erscheinen des Vorläuferbandes als Hoffnung äußerte, ist tatsächlich eingetreten: Wurde im 1. Band der Landkreis Liegnitz ausführlich Landschaft für Landschaft und Dorf für Dorf beschrieben, so darf sich nunmehr der Leser an den dazugehörigen Bildern erneuen. Die geografische Einteilung wurde vom Textband übernommen, so dass es ein Leichtes ist, sich in den Bildern zurechtzufinden. Das sind nicht wenige – 354 gezählte Fotos, Postkarten und Zeichnungen und eine farbige Landkarte des alten Landkreises Liegnitz lassen Erinnerungen lebendig werden. Aber auch auf viele interessante Details, die sich allen Bedrängnissen zum Trotz über die Jahrzehnte erhalten haben, wird man stoßen: Grabplatten, Sühnekreuze u.a. Zeugnisse einer langen deutschen schlesischen Vergangenheit. Und eigenartigerweise ist es immer wieder berührend, die Menschen auf 60 oder 70 Jahre alten Fotografien zu sehen, bei der Arbeit, im Sonntagsstaat oder z. B. auf Klassentotos, in einer Zeit, da es unvorstellbar schien, dass alles Deutsche (fast) ausgelöscht werden könnte. Nun, die Zeiten ändern sich gottlob und so beginnt man an vielen Orten in Schlesien, sich der Vergangenheit und damit auch ihrer Bauwerke anzunehmen. Auch das ist mit Bildern belegbar. Wer also den Textband besitzt, wird auch den Bildband haben wollen: Man lege beide Bände nebeneinander, lese die diesbezüglichen Ausführungen zu den interessierenden Orten und schaue sich unmittelbar darauf die entsprechenden Bilder an. Eine bessere Art von Heimatkunde lässt sich gewiss kaum denken. Und vielleicht macht der alleinige Bildband einige neugierig auf die dazugehörigen Texte? Auch da kann bestimmt vom Verlag noch geholfen werden. Ernst-Günter Lattka TERMINE Kulturhistorisches Museum Görlitz, Mittwoch, 17. Dezember 2008, 16 Uhr: Unruhige Zeiten. Vom Weberaufstand bis zur 1848er Revolution in Schlesien. Vortrag von Dr. Martina Pietsch, Barockhaus, Neißstraße 30, Görlitz, Regionalgeschichtliches Kolleg des Schlesischen Museums Görlitz Preisgünstige Busreisen nach Schlesien! Seit mehr als 30 Jahren Wir fahren auch 2009 nach Bad Altheide Komfortable neue Pension mit HP inkl. 1 Rundfahrt, alle Zimmer WC/DU Termine 9. 5. – 14. 5. 2009 und 4. 7. – 9. 7. 2009 Hirschberg/Riesengebirge 3-Sterne-Hotel mit HP inkl. 2 Rundfahrten, alle Zimmer WC/DU Termine 16. 6. – 21. 6. 2009 und 11. 8. – 16. 8. 2009 Breslau 4-Sterne-Hotel mit HP inkl. 1 Rundfahrt, alle Zimmer WC/DU Termine 29. 4. – 3. 5. 2009 und 26. 8. – 30. 8. 2009 Waldenburg Neues 3-Sterne-Hotel mit HP inkl. 1 Rundfahrt, alle Zimmer WC/DU Termine 29. 4. – 3. 5. 2009 und 26. 8. – 30. 8. 2009 Zustieg Siegerland Bitte Katalog anfordern – Postkarte genügt! 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Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 15.00 bis 17.00 Uhr, Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr Montag: Ruhetag Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten. Wir bieten Ihnen folgende CD’s von Beredis „Drei Brüder“ für 13,– Euro je CD zuzüglich Porto an: Grüße aus der Heimat Tief in dem Böhmerwald Mein Schlesierland Wenn mer sunntichs ei de Kerche giehn Land der dunkler Wälder Kehr ich einst zur Heimat wieder Grüße an die Heimat Hohe Tannen Es steht eine Mühle im Schwarzwälder Tal Wenn ich den Wandrer frage Das Brünnlein Das Haus am Rande der Stadt S’is Feierabend Erinnerung an die Heimat Nichts Liebres möchte’ ich finden Du oberschlesische Heimat O Schläsing, du mei Heemteland! Oberschlesien, mein Heimatland Reiselied Wer hat dich, du schöner Wald Erinnerung Der Fleischer mit der Fleischbank Wenn in stiller Stunde Rosel, wenn du meine wärst Märkische Heide O Täler weit, o Höhen Mutter Schläsing De Schläsing eim Brautstoate Schlitzka Polka Ich bin eine Breslauer Lerge Keine schöner Land Mutter Schläsing Riesengebirgler Heimatlied Riesengebirglers Heimatlied – Noaz Jusel und Noaz Julian – Mein Heimatstädtchen – Wohl heute noch und morgen – Mein Schlesierland – Wohlan, die Zeit ist kommen – In Schlesien da liegt meine Heimat „Schlesisches Himmelreich“ Die Gedanken sind frei – Wem Gott will rechte Gunst erweisen – s’wullt a Pauer – Schlesisches Himmelreich – De Gruttker Vasper – Gestern beim Mondenschein – Ännchen von Tharau – Wahre Freundschaft – Du gelbe Glatzer Rose – Schlesische Gemütlichkeit – Kließla Lied – Über die Berge schallt – Heimat der Eltern Geschichten aus Schlesien CD in schlesischer Mundart. 25 Erzählungen von Ernst Schenke…… Schmuck und schien is ünse Schläsing – Dar Sperlich – Sträselkucha – Die zwee Schwiegermütter – Abstinenz – Der Futschikokel – Beim Toalkenbäcker – Ale Weisheet – Dar Tracha – les Kindla flennt – Fromme Wünsche – Familie Lauch – Doas Schweinla – Die Verwandschaftsreese – Breslauer Lergen – Liebschaft ohne Ende Hörst du die Heimatglocken klingen Heimweh – In einem kühlen Grunde – Der böhmische Wind – Auf Schlesiens Bergen – Wandertrost – Glück auf, Glück auf – Uff der Uffabank – Zum Geleite – Der schlä'sche Pauernhimmel – Aprilwater – Das aale Kanapee – Grüßt mir das alte Odertor – Hörst du die Heimatglocken klingen „Weihnachten in unserer schlesischen Heimat“ Alle Jahre wieder – Kommet ihr Hirten – Der Heiland ist geboren – Auf, auf, ihr Hirten – Leise rieselt der Schnee – Weihnachten – Auf dem Berge, da wehet der Wind – Schlaf wohl, du Himmelsknabe du – Vom ewgen Thron – O Freude über Freude – Die Hirten an der Krippe – Was soll das bedeuten – Inmitten der Nacht – Süßer die Glocken nie klingen. Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V., vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290. Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. – Bundesleitung – im Internet: www.schlesien-Lm.de Texte und Redaktion: Dr. Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290, E-Mail: [email protected] Nachdruck: Der Nachdruck von Beiträgen der „Schlesischen Nachrichten“ ist nur mit Genehmigung des Herausgebers zulässig. 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