15.12.2008 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal

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15.12.2008 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
G 9638
Schlesische Nachrichten
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 24/2008
Einzelpreis 2,00 Euro
15. Dezember 2008
Vertreibung als Kriegsfolge?
These von Ursache und Wirkung widerlegt
Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
E
s ist in Deutschland bei Spitzenpolitikern allgemein üblich, die Vertreibung als Folge der NS-Verbrechen
und als Kriegsfolge zu sehen. So als sei
die Vertreibung die logische Konsequenz aus allem. Zwangsläufigkeiten
gibt es allerdings nicht, denn für geschichtliche Entwicklungen sind noch
immer Menschen verantwortlich. Menschen nämlich, die in bestimmten Phasen der Geschichte Positionen einnehmen, die Entscheidungen über die
weitere Entwicklung ermöglichen. Deshalb kommt es maßgeblich darauf an,
wie Macht ausgeübt wird. In der Geschichte gibt es viele Beispiele dafür,
dass Entscheidungen verantwortlich,
unter Beachtung humanitärer Grundsätze und des internationalen Rechts
getroffen wurden. Mehr Beispiele dürfte es allerdings dafür geben, dass
Staatsmänner nach Konflikten sich in
verbrecherischer Weise über Recht
und Humanität hinwegsetzten.
Bild aus der Heimat
Die Beschlüsse der „Großen Drei“,
Stalin, Truman und Churchill, in Potsdam sind ein Musterbeispiel hierfür. Sie
hatten nicht über eine zwangsläufige
Folge zu entscheiden, sondern sie beschlossen gegen alle Gebote der
Menschlichkeit und gegen internationales Recht das Verbrechen an den
deutschen Vertriebenen. Motive hierfür waren ohne Zweifel der Wille nach
einer Kollektivbestrafung von Deutschen und, zumindest im Fall Stalins,
Frohe, gesegnete
und besinnliche
Weihnachtstage
und ein glückliches,
gesundes und für
Schlesien und alle
Schlesierinnen und
Schlesier erfolgreiches
Neues Jahr
wünschen die
Landsmannschaft
Schlesien und
die Redaktion der
Schlesischen
Nachrichten.
Blick auf den Heidelberg.
Der Heidelberg ist die höchste
Erhebung des Waldenburger
Berglands (936 m).
Foto: Archiv SN
POLITIK
2
die Bereicherung an deutschem Vermögen.
In dem Potsdamer Protokoll, im übrigen nie von einem Parlament ratifiziert,
wurden die Gebiete östlich von Oder-Neiße bis zur Regelung in einem Friedensvertrag Polen zur Verwaltung unterstellt.
Außerdem hieß es, dass die verbliebene deutsche Bevölkerung in Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei in humaner Weise nach Deutschland überführt werden sollte. Wieso diese Vereinbarung auch in den deutschen Ostgebieten angewandt wurde, obgleich
diese Polen nur zur Verwaltung übertragen bekam, ist unverständlich. Ebenso kann nicht nachvollzogen werden, warum der Potsdamer Beschluss von Polen, inzwischen leider auch vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg, als Vertrag
angesehen wird, obwohl es an wesentlichen Grundlagen für einen Vertrag fehlt,
vor allem an der Mitwirkung Deutschlands als Betroffener. Warum drei Staatsmänner das Recht haben sollen, Regelungen zu treffen, die fundamental gegen das Völkerrecht verstoßen und zudem ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit beinhalten, erschließt sich einem
am Recht orientierten Bürger nicht.
Bei der Bewertung der Rolle Polens
bei der Vertreibung ist zusätzlich relevant, dass polnische Milizen auf Weisung
aus Warschau bereits Anfang Mai 1945
mit der ethnischen Säuberung begonnen
haben, also lange vor Potsdam. Mit Stettin und westlichem Hinterland eignete
sich Polen zudem Gebiete an, die nicht
in dem Beschluss der „Großen Drei“ angesprochen waren. Das Bild von Polen
als lediglich ausführender Staat, der bestenfalls für die Art und Weise der Durchführung verantwortlich ist, wird durch
den aktiven Einfluss auf die Siegermächte für Annexion und Vertreibung
endgültig ad absurdum geführt. Dieser
Einfluss, ausgeübt durch die polnische
Exilregierung in London während des
Krieges war wohl auch entscheidend für
Churchills Eintreten für die Vertreibung
und für die Annexion deutscher Provinzen. Es ist das Verdienst des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, das
jetzt noch einmal auf den historischen
Hintergrund in einer Veröffentlichung
(„Das Deutsche Reich und der Zweite
Weltkrieg“) hingewiesen hat. Daraus ergibt sich, dass die Vertreibung nicht nur
eine direkte Folge des Zweiten Weltkriegs
war, sondern in Zusammenhang mit den
Ereignissen in Europa weit vor dem Zweiten Weltkrieg gesehen werden muss.
Selbstverständlich gehören hierzu der
aufkeimende Nationalismus des 19.
Jahrhunderts und die damit verbundenen Pläne, sich auf Kosten anderer Völker auszubreiten. Das Kriegsende schuf
letztlich nur die Möglichkeit, diese Absichten zu verwirklichen.
Wie diese geschichtlichen Tatsachen
mit den Aussagen deutscher Politiker in
Einklang zu bringen sind, bleibt das Geheimnis dieser Volksvertreter. „Die immer währende Verantwortung Deutschlands für den im deutschen Namen be-
Würdelos
In jedem anderen Land von Bedeutung auf
diesem Planet wäre es undenkbar, dass
sich die eigene Regierung freut und triumphiert, wenn ein internationales Gericht
gegen die eigenen Landsleute entschieden hätte!
So vor einem Monat geschehen: Die
Preußische Treuhand war mit ihrer Klage
vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof gescheitert. Davon soll jedoch
hier weniger die Rede sein. Auch nicht von
der Blöße, mit der sich ein hohes EU-Gericht selbst disqualifizierte. Vielmehr von
der Häme, mit der sich der deutsche
Außenminister diesbezüglich an die Presse wandte. Aber nicht genug damit, er ließ
die ganze Nation an seiner diabolischen
Freude teilhaben. Diktion und Gestus waren jedoch politisch absolut korrekt. Beachtlich auch die schnelle Reaktion – sie
lag vermutlich schon in der Schublade.
Schlesische Nachrichten 24/2008
Peter Großpietsch
Die große Koalition, allen voran Kanzlerin Merkel, gleiches gilt leider auch für
Frau Steinbach, die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, waren sich in der Bewertung – auch bei Kontakten gegenüber
der polnischen Seite – völlig einig.
Wäre hier nicht Schweigen angebracht
gewesen? Kennt die deutsche gehobene
politische Klasse die Qualifizierung Würde, Solidarität, nicht mehr?
Ist man sich des Demokratieverlustes
bewußt, der diesem beispiellosen Vorgang
innewohnt? Weiß man denn nicht, dass das
höchste deutsche Gericht, das Bundesverfassungsgericht, die Kläger zu der in
Rede stehenden Maßnahme quasi ermuntert hat?
Ich gehöre selbst dazu und kann den
Beweis antreten.
Erinnert sich die politische Klasse nicht
mehr an ihre Zusicherungen von gestern?
gangenen Zivilisationsbruch des Holocaust während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, dieses nicht zu beschreibende
Unrecht des Nationalsozialismus
schlug am Ende auf die Deutschen zurück“, so die Sicht der Bundeskanzlerin beim Tag der Heimat 2007 in Berlin.
Auch hier wiederholte sie die alte Floskel, dass Ursache und Wirkung nicht verwechselt werden sollen. Die Vertreiberstaaten also als Rächer der Nazi-Opfer? Aufrechnung als Entschuldigung für
das Vertreibungsverbrechen? Es ist
mehr als intellektuelle Unordnung,
wenn mit grob vereinfachenden Formeln
Sachverhalte durcheinander gebracht
werden.
„Die eigenen Missetaten durch deutsche Missetaten zu verdecken, ist eine
europäische Gewohnheit“ stellte der ungarische Schriftsteller Esterhazy in seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche
anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels fest. Man ist geneigt festzustellen,
dass diese an die Adresse des Auslands
gerichtete Rüge auch für deutsche Politiker gilt, die ständig Begründungen für
das verbrecherische Handeln anderer
Staaten finden. Der Soziologe Wolfgang
Sofsky sah den deutschen Nationalstolz
als Verstoß gegen die verordnete
Schuldgesinnung. Man muss ergänzen: Die Offenlegung der Vertreibungsverbrechen verstößt offenbar auch gegen diesen Grundsatz und soll deshalb
bekämpft werden.
Wie schrieb mir doch der Bundesminister der Finanzen und Vorsitzende der
CSU, Dr. Theo Waigel, am 28. März 1998
persönlich:
„Die Bundesregierung hat die Vertreibung der Deutschen und die entschädigungslose Einziehung deutschen Vermögens immer als völkerrechtswidrig
angesehen und diesen Standpunkt auch
gegenüber Polen stets mit Nachdruck vertreten.
Dementsprechend hat die Bundesregierung auch nie auf vermögensrechtliche
Ansprüche Deutscher gegenüber Polen
verzichtet. Sie hat dieses weder mit dem
Abschluß des Grenzvertrages vom 14. November 1990 noch des Nachbarschaftsund Freundschaftsvertrages vom 17. Juni
1991 getan. Bei den schwierigen Verhandlungen zu diesem Vertrag ist es der
Bundesregierung vielmehr gelungen, die
Vermögensfrage offenzuhalten.
Der Standpunkt der Bundesregierung
ist der polnischen Regierung bekannt. Sie
ist jedoch nicht bereit, Rückgewähr- und
Schlesische Nachrichten 24/2008
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Deutschlandtreffen 27./28. Juni 2009:
Die Zukunft Schlesiens braucht die Jugend
Das Deutschlandtreffen in Hannover vor
zwei Jahren hat gezeigt: Alte und junge
Schlesierinnen und Schlesier lieben ihre
Heimat, stehen an der Seite der Landsmannschaft und interessieren sich für Geschichte und Kultur dieses jahrhundertealten Landes. Die niedersächsische Landesregierung und Ministerpräsident
Christian Wulff haben uns großzügig
unterstützt, die Stadt Hannover war ein guter Gastgeber. Das sind gute Voraussetzungen für das nächste große Treffen im
kommenden Jahr.
Damit es gelingt, ist die Landsmannschaft Schlesien als Organisator auf die
Hilfe der Schlesierinnen und Schlesier angewiesen. Deshalb ergeht als Weihnachtswunsch des Bundesvorstandes
der Aufruf an alle Landsleute: Bitte planen
Sie den 27./28. Juni 2009 fest in Ihrem Kalender ein. Wer kommen kann, kommt
nach Hannover. Wer es nicht kann, möge
im Familien- und Bekanntenkreis Werbung
für das Deutschandtreffen machen. Alle
sind aufgefordert, mit einer Spende die
Durchführung des Treffens zu sichern.
Denn eines ist klar: Im kommenden Juni
wird die Öffentlichkeit wieder nach Hannover blicken. Ein erfolgreiches Deutschlandtreffen wird das deutliche Signal geben: Schlesien lebt! Herbert Hupka hat das
in folgende Worte gefasst: „Es gibt kein
ehemaliges Schlesien. Die Geografie, die
Schönheit des Landes, die Geschichte bis
in unsere Tage hinein, die Städten und Gemeinden, vor allem aber die Menschen,
die gestern, heute und morgen in Schlesien gelebt haben, leben und leben werden: das ist alles kein totes Schlesien.“ Er
Entschädigungsansprüche anzuerkennen. Es gibt gegenwärtig auch keine Anzeichen dafür, dass sich die polnische Haltung in dieser Frage dem deutschen
Standpunkt annähert. Gespräche zwischen der deutschen und der polnischen
Regierung haben in der Frage des deutschen Vermögens bisher keine Fortschritte gebracht.
Die Bundesregierung wird aber
gegenüber der Republik Polen auch
weiterhin mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln für deutsche Vermögensinteressen eintreten. Sie geht davon aus,
durch eine zukunftsgerichtete Kooperation mit Polen kann ein Vertrauensverhältnis geschaffen werden, durch das die
bisher nicht gelösten Fragen einer für alle
Seiten befriedigenden Lösung zugeführt
werden können.“
Alles nur Schnee von gestern? Bei Fortsetzung solchen Verhaltens, bei Negierung
berechtigter deutscher Anliegen, bei soviel Arroganz deutscher Politik fürchte ich
um die Demokratie in unserem Land.
hatte Recht. Die Menschen waren es, die
Schlesien zu dem gemacht haben, was es
heute ist. Und die Menschen sind es auch,
die dieses Land am Leben erhalten werden. Unser Auftrag ist es, als Träger des
historischen Erbes daran mitzuwirken. In
erster Linie geschieht dies in der Heimat
selbst. Die Kraft dafür können wir aber vor
allem im großen Gemeinschaftserleben unter Landsleuten sammeln. Das Deutsch-
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landtreffen ist die beste Gelegenheit dafür. Wer nach Hannover kommt, wird dankbar wieder nach Hause und dann mit Freude in die Heimat fahren.
Prof. Dr. Michael Pietsch
Präsident der
Bundesdelegiertenversammlung
– Schlesische Landesvertretung –
Wir erbitten Ihre Spende auf das Konto Nr.
260 0893 028 bei der Volksbank Bonn
Rhein-Sieg, BLZ 380 601 86, Stichwort
„Deutschlandtreffen 2009“.
Auf Wunsch erhalten Sie eine Spendenbescheinigung, geben Sie bitte Ihre
Adresse genau an.
Mein Testament und Schlesien
Liebe heimattreue Schlesier, immer wieder kommt es vor, dass schlesische Landsleute ihre
Erbschaft nicht geregelt haben und später der Fiskus als Erbe auftritt. Bitte denken Sie daran,
dass unsere Landsmannschaft dringend auf die notwendige Unterstützung unserer schlesischen Landsleute angewiesen ist und dass Sie sie für den Fall einer letztwilligen Verfügung
bedenken können. Deshalb teilen wir Ihnen mit, wie ein Testament zugunsten der Landsmannschaft
Schlesien lauten könnte. Dabei sollten Sie beachten, dass dieses Testament in allen seinen
Teilen handschriftlich gefertigt werden muss. Daneben kommt auch noch eine notarielle Beurkundung in Betracht.
Der Text für das Testament könnte lauten:
,,Testament
Hiermit setze ich die Landsmannschaft Schlesien
– Nieder- und Oberschlesien e.V. –,
Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter,
zu meiner Erbin ein.
Ort, Datum, Unterschrift“
Selbstverständlich können Sie auch in einem Testament verfügen, dass die Landsmannschaft bezüglich einzelner Vermögensgegenstände bedacht werden soll. Soweit andere Erben
vorhanden sind, würde dies der Landsmannschaft dann einen entsprechenden Herausgabeanspruch begründen.
Sie können das Testament bei sich verwahren – und es jederzeit ändern. Sie können auch
ein bereits bestehendes Testament jederzeit ändern, soweit Sie keinen Erbvertrag abgeschlossen
haben. Das geschriebene Testament können Sie bei sich verwahren oder es beim Amtsgericht
hinterlegen. In diesem Fall hätten Sie die Gewähr, dass Ihr Testament von Amts wegen berücksichtigt wird und nicht verloren gehen kann. Selbst dann, wenn Sie das Testament beim
Amtsgericht hinterlegt haben, können Sie jederzeit neu testieren.
Wir danken Ihnen im Voraus!
Ihre Landsmannschaft Schlesien, Ihre Landsmannschaft für Schlesien!
Deutschlandtreffen der Schlesier
Schlesien – Heimat und Zukunft
27. und 28.
Juni 2009
Messegelände Hannover
Wir laden herzlich ein!
Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V.
Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter
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POLITIK / LESERBRIEFE
Polnisches
Polnischer Außenminister droht Russland. Die Atlantische Gemeinschaft müsse bei Grenzverletzungen durch Russland
eine proportionale Antwort finden, diese
Ansicht vertrat der polnische Außenminister Sikorski bei einem Besuch in Washington. Nach dem Krieg gegen Georgien
müsse der russischen Doktrin, nach der
Russland seine Landsleute und seine Infrastruktur im Ausland notfalls auch gewaltsam schützen werde, mit einer adäquaten Gegenformel begegnet werden. Als
Testfall sieht Sikorski dabei die Ukraine,
die Ministerpräsident Putin als künstliches
Gebilde mit einer großen russischen Minderheit beschrieben hat. Würde in der
Ukraine ähnlich gehandelt wie in Georgien,
wäre dies eine europäische Krise großen
Maßstabs, denn das Land sei für das
Gleichgewicht der Kräfte entscheidend. Sikorski bemühte in diesem Zusammenhang
die Geschichte und verwies auf die polnischen Teilungen der vergangenen Jahrhunderte und bei dem Einmarsch der Sowjetunion und Deutschland 1939 hätten
nationale Minderheiten als Begründung
herhalten müssen. Die Nato müsse die Sicherheit ihrer Mitglieder gewährleisten.
Deshalb sei es an der Zeit, über die Verteidigungskapazitäten und das strategische Konzept der Allianz zu debattieren.
Weltkriegsmuseum in Danzig macht
Fortschritte. In der polnischen Zeitung
„Rzeczpospolita“ wurde jetzt ein Papier
veröffentlicht, in dem zwei Berater von Ministerpräsident Tusk, die Historiker Machcewitz und Majewski, das Konzept des
Museums beschreiben. Eine universelle
Ausstrahlung solle das Projekt haben, die
auch für ausländische Besucher von
Interesse ist. Polens Schicksal soll zwar
seinen Platz haben, aber nicht dominieren. Die Schuld am Krieg wird nicht nur
Deutschland zugeschoben, sondern auch
der Sowjetunion. Der Bombenkrieg der Alliierten und Deutschlands sowie die zahlreichen Vertreibungen, die zunächst Polen trafen, werden einen bestimmten
Raum einnehmen. Die Vertreibung der
Deutschen soll dann vor diesem Hintergrund erfolgen. Polen will das Museum allein und nicht unter Beteiligung anderer,
wie Moskau und Berlin einrichten. Kritik
gibt es in Polen von Seiten der Rechten,
weil sie der Ansicht sind, Polen habe an
der Seite Hitlers Verantwortung für den Holocaust, nicht entschieden entgegengetreten wird. Das Land müsse aber seine
Rolle als Hort des Widerstands gegen
Deutschland herausstreichen, die im
Gegensatz zu anderen stünde, die Hitler
willig gefolgt seien.
Schlesische Notizen
Bildungspolitiker aus Schleswig-Holstein trafen zu einem. Informationsaustausch in Breslau auch auf die Mitglieder
der SKGD in Breslau. Ihre Fragen richteten sich nach der Handhabung des Lehrauftrages für die Schüler der Deutschen
Minderheit. Da es offiziell keine Schule mit
ausschließlich deutscher Sprache gibt,
wurde ihnen die Praxis in den bilingualen
Klassen der normalen Schulen demonstriert. Auch hing ihr Interesse an der pragmatischen Ausbildung der hochbegabten
Schüler.
●
Beim 13. Schlesien-Seminar in GroßStein wurde deutlich gemacht, dass die
deutsche Sprache gerade im technischökonomischen Bereich der Wirtschaft
stiefmütterlich behandelt werde. Bernard
Gaida wies darauf hin, dass in Europa zwar
mehr als hundert Millionen Menschen
Deutsch sprechen und nur 58 Millionen
Englisch, doch nur 10 % der europäischen
Wirtschaftsunternehmen korrespondieren in deutscher Sprache. Angeblich soll
das eine Auswirkung des verlorenen Krieges sein.
●
In Groß Nädlitz bei Breslau erhielt der
dortige Ehrenfriedhof für deutsche
Soldaten Zuwachs. Bei einer Trauerfeier wurden die Gebeine von deutschen Sol-
daten, die im ganzen schlesischen Land
gefunden wurden, beigesetzt. Um der Feier den würdigen Rahmen zu geben, imitierte man kleine Papiersärge, die symbolisch für die Verstorbenen mit Erde bedeckt wurden. Mit sehr viel Aufwand wurden die Toten identifiziert. Trotz der vergangenen 60 Jahre konnte man mittels Erkennungsmarken, aber auch durch die Inschriften bei Eheringen die Namen der Toten ermitteln.
●
Ein Benefizkonzert des Orchesters der
Deutschen Kinderärzte fand in der
Breslauer Oper statt. In diesem würdigen Rahmen musizierten die ca. 100 Kinderärzte aus Deutschland zugunsten
krebskranker Kinder. Bis auf den letzten
Platz war das historische Gebäude gefüllt.
Da die Spendenbereitschaft der Gäste
groß war, kam eine stattliche Summe zusammen, die der Direktorin der Breslauer Klinik für Onkologie und Kinderhämatologie feierlich überreicht wurde.
●
Die Begegnungsstätten der Deutschen
Freundschaftskreise der Dörfer im Oppelner Land haben sich zu lebenserhaltenden Institutionen entwickelt. Mit Geldern der Gemeinden und des deutschen
Konsulates wurden unter Einsatz freiwilliger und sehr talentierter Mitglieder der
Schlesische Nachrichten 24/2008
Leserbriefe
Zu „ANTIVA – Gegen-Vergessen-Aktion“ (Schlesische Nachrichten 21/2008,
Seite 4)
In o. a. Artikel ist gleich eingangs ein
immer wieder auftretender Fehler zu korrigieren. Es heißt da: Vor mehr als 23.000
Tagen endete der 2. Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen
Reiches.
Ich bitte doch zu verinnerlichen, das
Deutsche Reich hat bis zum heutigen Tage
nicht kapituliert – es war vielmehr die Deutsche Wehrmacht. Dies ist ein großer Unterschied und man kann unterstellen, dass
die letzte geschäftsführende Reichsregierung bewusst diese Entscheidung getroffen hat.
Peter Großpietsch
DFK wahre Schmuckstücke geschaffen,
die zum sozialen und kommunikativen Mittelpunkt der Dorfgemeinschaften avancierten. Heute werden dort nicht nur Familienfeste, sondern auch tägliche Unterhaltungsveranstaltungen durchgeführt.
In den polnisch orientierten Dörfern werden solche Angebote schmerzlich vermisst.
●
Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Breslauer Universität fehlte der Ministerpräsident Donald Tusk. Die Mitglieder der Deutschen
Minderheit in Polen waren enttäuscht, da
im Vorfeld dieser Ehrung seine Anwesenheit erwartet worden war. „Nur“ sein Unterstaatssekretär war anwesend und vertrat die polnische Regierung. Des weiteren wunderte man sich über den Grund
der Ehrung. Die Kanzlerin habe sich Verdienste in der „Quantentheorie“ und in der
Europapolitik erworben. Unter der Hand
hört man, dass der wahre Grund das Geschenk der vielen Millionen an Polen, die
eigentlich Deutschland zustanden, sei.
●
Eine Welle von Anklagen gegen kommunale Amtsinhaber wegen Missbrauch ihrer Kompetenzen beschäftigen die polnischen Gerichte im Oppelner Land. Überall wird Korruption und Betrug vermutet. Da wird ein Bürgermeister
beschuldigt,
Erbsensuppe an seine Wähler verteilt zu
haben, die eigentlich für eine Studentengruppe aus dem Ausland bestimmt war.
Da die Studenten schon vor der Mahlzeit
abreisten, wurden die Kosten für die Herstellung moniert.
Desweiteren wird ein Bürgermeister beschuldigt, ein Grundstück an eine ausländische Firma verkauft zu haben, das
eine Getränkefabrik darauf errichten will.
Angeblich sei der Wert höher als der erzielte Preis. Da werden Gedanken wach,
die an die alten Praktiken der früheren polnischen Wirtschaft erinnern.
Schlesische Nachrichten 24/2008
POLITIK/ / ZEITGESCHEHEN
Ostdeutsche Kultur soll bewahrt werden
Projektpräsentation zur geplanten
„Dokumentation der Heimatsammlungen“
Einer breiten Öffentlichkeit wurde das Projekt „Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland“ am 18. November 2008
im Bundesinstitut für Kultur und Geschichte im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg
vorgestellt. Es handelt sich um ein kombiniertes Dokumentations- und Forschungsvorhaben über die circa 400 Heimatsammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und
Aussiedler, die seit dem Ende des Zweiten
Weltkrieges in Deutschland entstanden
sind. Diese Einrichtungen, die bis heute ein
Beispiel für ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement der Heimatvertriebenen darstellen, repräsentieren gleichzeitig ein wichtiges Stück deutscher Nachkriegsgeschichte.
Unter den rund siebzig Gästen und Teilnehmern waren Vertreter der Ministerien
mehrerer Bundesländer, des niedersächsischen Museumsverbandes sowie Vertreter
des Bundes der Vertriebenen und der Landsmannschaften. Die Thematik der Heimatsammlungen wurde im Rahmen der Veranstaltung aus unterschiedlicher Perspektive
betrachtet: Ministerialrätin Sabine Deres, Referatsleiterin beim Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien
unterstrich in ihrem Grußwort die kulturpolitische Bedeutung eines solchen Projektes.
In seiner Ansprache ging Jochen-Konrad
Fromme MdB auf politische Aspekte im Umgang mit den Heimatsammlungen ein,
während die wissenschaftliche Leiterin des
Projektes Professor Silke Götsch-Elten
vom Seminar für Europäische Ethnologie der
Universität in Kiel die Heimatsammlungen
im Kontext der Kulturwissenschaften als
Orte des Heimatverständnisses, aber auch
als kulturelles Erbe und dessen Positionierung in der europäischen Geschichte diskutierte. Besonders deutlich wurde der Umfang einer Gesamtdokumentation der Hei-
matsammlungen anhand der Beiträge aus
unterschiedlichen Bundesländern. Es sprachen Referenten aus Baden-Württemberg,
Bayern, Hessen, Niedersachsen, NordrheinWestfalen und Sachsen über den Stand der
Dokumentationsvorhaben, die von den jeweiligen Ländern finanziert werden.
Professor Dr. Matthias Weber, Direktor
des Bundesinstituts, Frau Dr. Heinke-Kalinke
vom zuständigen Wissenschaftsbereich
Europäische Ethnologie sowie die Projektbearbeiterin Cornelia Eisler M.A. stellten das
Erfassungsprojekt vor. Dieses hat zum
Ziel, in enger Kooperation mit den Bundesländern und Landsmannschaften, eine vollständige Erfassung und Präsentation aller
historischen und gegenwärtig in Deutsch-
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land bestehenden Heimatsammlungen zu
erstellen. Die Ergebnisse werden laufend in
einer öffentlich zugänglichen Internet-Präsentation aktualisiert, die bereits online zu
finden ist:
http://www.bkge.de/heimatsammlungen/. Des weiteren ist eine Gesamtdarstellung zur Geschichte und Bedeutung der Heimatsammlungen geplant, die die Thematik
wissenschaftlich aufgreift.
Das Vorhaben, das im Juli 2008 begonnen hat, wird vom Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien auf
Grundlage des § 96 BVFG finanziert. Es wird
begleitet von einem Fachgremium, in dem
Mitglieder des Präsidiums des Bundes der
Vertriebenen, des BdV-Landesverbandes
Niedersachsen und Bremen e.V. sowie die
Direktoren der Martin-Opitz-Bibliothek in
Herne und des Schlesischen Museums zu
Görlitz vertreten sind. Es ist auf eine Gesamtlaufzeit von dreieinhalb Jahren angelegt.
BKGE-Presseinformation
Landesbeauftragter Götz: Kulturgut der Vertriebenen wird
in Niedersachsen wissenschaftlich erfasst
Die Erfassung des Kulturgutes der Vertriebenen in Niedersachsen ist auf einem
guten Weg. Das sagte heute der Landesbeauftragte für Heimatvertriebene
Rudolf Götz, MdL. Wissenschaftliche
Hilfskräfte, die im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres,
Sport und Integration tätig seien, hätten
bereits das Kulturgut in mehr als 30 Heimatstuben erfasst. Weitere 40 Sammlungen müssten noch besucht werden. Die
Arbeiten würden im Sommer 2009 abgeschlossen sein. Götz: „Das Kulturgut der
Vertriebenen, das in diesen Sammlungen
präsentiert wird, ist ein Teil der deutschen
Geschichte. Es für die Enkelgenerationen
zu sichern, ist eine wichtige Aufgabe für
Staat und Gesellschaft.“ In der Bundesrepublik Deutschland gibt es nach Angaben von Götz mehrere hundert kleine
Neue Partnerschaft zwischen
NRW und der Woiwodschaft Schlesien
Vom 12. bis zum 15. November
2008 weilte eine große Delegation
des schlesischen Marschallamtes in
Nordrhein-Westfalen. Sie wurde
vom Marschall Boguslaw Smigielski angeführt. Höhepunkt des Besuches war die feierliche Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung
über die Zusammenarbeit und den
Ausbau der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Marschall
Smigielski und Ministerpräsident Dr.
Jürgen Rüttgers am 14. November
in der Düsseldorfer Staatskanzlei.
museale Einrichtungen, die in ihren Bezeichnungen an die Herkunftsgebiete der
Vertriebenen und Flüchtlinge als schlesische, pommersche oder ostdeutsche Heimatsammlungen erinnern. In Niedersachsen sind Sammlungen häufig mit den
Namen von ostdeutschen Städten versehen – so zum Beispiel die Einrichtungen Brieg (Goslar) oder Glogau (Hannover). In den Heimatsammlungen werden
Erinnerungsgegenstände unterschiedlichster Art aufbewahrt. Dazu zählen
auch historisch, künstlerisch oder volkskundlich wertvolle Objekte. Manche dieser Materialien wurden bereits auf der
Flucht mitgeführt. Vieles wurde später
durch Ankäufe in den früheren Wohnorten erworden, so dass im Laufe der Jahrzehnte umfangreiche Sammlungen entstanden.
Die Gemeinsame Erklärung soll die beiderseitigen Beziehungen zwischen NordrheinWestfalen und der Woiwodschaft Schlesien
stärken. Sie ersetzt und erweitert die am
1. September 2000 unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zwischen den beiden
Regionen. Nach dem EU-Beitritt Polens am
1. Mai 2004 werden in der Erklärung neue
inhaltliche Schwerpunkte auf den Gebieten
von Raumordnung, Stadtentwicklung,
Energie, Umweltschutz, innere Sicherheit sowie Kultur und Tourismus definiert. Zahlreiche Projekte sollen Ausdruck der Zusammenarbeit sein. Durch Erfahrungsaustausch soll die Nutzung von Industriedenkmälern für touristische Zwecke verbessert werden, gemeinsam sollen Alternativen zur Gewinnung und Nutzung von al- >>>
Mit großer Regierungsdelegation kam der Marschall der polnischen Woiwodschaft Schlesien (1.R.2.v.r) nach NRW, um ein erweitertes Partnerschaftsabkommen in Düsseldorf zu
unterzeichnen. Zuvor besuchte er die Stiftung Haus Oberschlesien und das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen (Hösel)
Foto: Oberschlesisches Landesmuseum
ZEITGESCHEHEN
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ternativen Energien geschaffen werden, um
den Anteil der erneuerbaren Energie in
Schlesien zu heben. Im Hinblick auf das Projekt Ruhr 2010 sollen postindustrielle Nutzungsflächen ökologisch und nachhaltig umgestaltet werden. Beide Seiten werden sich
auch im Bereich des Katastrophenschutzes
und der Spurensicherung bei kriminalistischen Untersuchungen austauschen. Die
positiven Erfahrungen des Landes NRW bei
der Durchführung großer Fußballveranstaltungen sollen dazu beitragen, dass sich die
Woiwodschaft Schlesien für die Fußball-Europameisterschaft 2012 intensiv vorbereiten kann. Schließlich wollen sich beide Regionen im gemeinsamen Kulturjahr 2011
beim jeweiligen Partner präsentieren.
Die Beziehungen zwischen NRW und
der Woiwodschaft Schlesien sind bereits
vielfältig ausgeprägt. So bestehen
gegenwärtig mehr als 90
Städte- und Kreispartnerschaften und
über 140 Schulpartnerschaften,
außerdem
rund
120
Schlesische Nachrichten 24/2008
Hochschulkooperationen. Nach Angaben
der Landesregierung NRW studieren rund
3000 polnische Studenten in NRW. Auch im
Bereich der wirtschaftlichen Beziehungen
gehört Polen zum wichtigen Partner. Im
nordrhein-westfälischen Export nimmt der
polnische Staat Rang 10 und im Import Rang
12 ein. Deutsche Unternehmen aus NRW haben in Polen rund 5 Milliarden Euro investiert, was dem Investitionsvolumen der USA
in Polen entspricht. Dagegen gibt es ca. 600
polnische Unternehmen in der Bundesrepublik, von denen ein Drittel ihren Sitz in
NRW hat.
Damit die Gemeinsame Erklärung auch
mit Leben gefüllt wird, ist ein starkes Engagement von Nichtregierungsorganisationen notwendig, die sich als öffentlichkeitswirksame Botschafter der Partnerregion verstehen. So war es kein Zufall, dass die große Delegation unmittelbar vor der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung die
Stiftung Haus Oberschlesien und das
Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen (Hösel) besuchte. Dieser erste Informationsbesuch war zugleich ein großer Meilenstein der Zusammenarbeit, weil sich bei-
Boguslaw Smigielski, Marschall der polnischen Woiwodschaft
Schlesien, und Dr. Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, unterzeichnen die „Gemeinsame Erklärung“ in der Düsseldorfer Staatskanzlei, 14. November 2008
Foto: Wilfried Meyer
ANTIVA
Gegen-Vergessen-Aktion
„Ostdeutschland reicht bis zur Oder-NeißeGrenze“ korrigierte einmal ein deutscher
Bundeskanzler einen TV-Moderatoren, als
dieser ihn über die Zukunft der aus Ostdeutschland kommenden Vertriebenen
fragte. Das Wort „Mitteldeutschland“ wollte er nicht hören. „Östlich davon liegt Polen!“ ergänzte er seine geographisch politisch ausgewählten Belehrungen.
Es waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht
viele Jahre vergangen, da stellten sich hochrangige Vertreter der „Partei des Bundeskanzlers“ ans Rednerpult und brüllten in die
Menge der Schlesier, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern usw. den Spruch „Verzicht ist Verrat!!!“ Tosender Beifall und vorzügliche Wahlergebnisse belohnten diesen
Patrioten, der das Herz auf dem rechten
Fleck zu haben schien. Auch die Konkurrenz auf dem politischen Markt schlug mit
ihren Sprüchen in die gleiche Kerbe: „Dreigeteilt – niemals!!!“ Und die Wähler dankten mit ihren Stimmen.
Die „Biologische Lösung“ nahm ihren unbeirrbaren Lauf. Die nachwachsenden Generationen waren zwar die Kinder der Vertriebenen, doch der politische Zeitgeist schuf
eine geistige Schiene in den Schulen, den
Gymnasien und den Universitäten, die die
Ostgebiete als endgültig verloren vorgab und
TEIL 4
Diskussionen nicht mehr zuließ. Gelehrtes
Wissen über die Ostgebiete schien durch
eine polnische Zensur gegangen zu sein, so
dass die Erlebnisgeneration oft über die nun
gelehrte Weltanschauung rätseln musste.
Die deutsche Fassung von Ortsnamen in
Schlesien, Pommern oder Ostpreußen
wurde in den Schulen bei Aufsätzen als Fehler angekreidet und somit bewusst das Vergessen unserer ostdeutschen Heimat gefördert. Wenn ein Eltern- oder Großelternteil protestierte, wurde die Keule mit den
Worten „Revanchist“, „Ewig Gestriger“
oder „Neo-Nazi“ auf den Tisch gelegt. Ein
Paragraph 130 wurde in das Strafgesetzbuch integriert, der schon eine versuchte
Richtigstellung solcher Polonisierungen als
„versuchte Volksverhetzung“ unter Strafe
stellte. Einschüchterungen an allen Orten
war die Konsequenz. Der letzte Höhepunkt
bei den Umerziehungsversuchen war die
eindeutige Zensurmaßnahme des Beamten
des deutschen Verfassungsschutzes im
niedersächsischen Innenministerium beim
Deutschlandtreffen in Hannover. Titel und
Verfasser von Büchern wurden als unerwünscht erklärt und mussten aus den Auslagen der Verlage entfernt werden. Nur verbrannt werden mussten sie nicht. Da kommen Erinnerungen hoch.
hannes
de Seiten um eine stärkere Wahrnehmung
der schlesischen Region in der Bundesrepublik bemühen. Direktor Dr. Stephan Kaiser gab einen Überblick über Aufgaben und
Aktivitäten der Stiftung mit dem Museum.
Er erklärte, dass die Kooperation und der
Austausch zwischen den Ländern eine Bereicherung seien, da dadurch die Aktualität
der Ausstellungen gewährleistet werde.
Schließlich sprach Marschall Boguslaw
Smigielski, der sich ebenfalls über die gute
Zusammenarbeit freute. Besonders lobte er
den Einsatz des Museums auch für die Jugend, deren Bedeutung er hervorhob: Die
nachfolgenden Generationen seien wichtig
für das gegenseitige Verständnis. Anschließend führte Direktor Kaiser die Gäste durch die Dauerausstellung über Kultur
und Geschichte Oberschlesiens sowie
durch die aktuelle Sonderausstellung „Wir
spielen mit“.
Nach Beendigung des Rundgangs trugen sich der Marschall sowie sein Stellvertreter Zbyszek Zaborowski in das Gästebuch
des Museums ein und hielten ihren positiven Eindruck von den Aktivitäten und Arbeiten des Oberschlesischen Landesmuseums fest. Zaborowski zeigte sich sehr beeindruckt von der Sammlung des Museums,
die er als „gute Geschichtslektion“ für die
Zukunft bezeichnete. Smigielski gratulierte dem Museumsdirektor zur Sammlung aus
der deutschen Zeit Schlesiens. Er drückte
seine Hoffnung aus, dass die neue Partnerschaft zur Bereicherung der Sammlungen beitragen wird, um das Bild der Vergangenheit weiter anzureichern.
Der Besuch der Kattowitzer Delegation
begann bereits mit dem Besuch des Düsseldorfer Landtages, in dem ein Polnischer
Parlamentarischer Abend veranstaltet wurde. Die oberschlesischen Gäste besichtigten des Weiteren den Duisburger Hafen, den
Neubau eines Braunkohlekraftwerks in
Grevenbroich sowie die Stadt Aachen.
Oberschlesisches Landesmuseum,
Dr. Susanne Peters-Schildgen
Öffnungszeiten: Di – So, 11 – 17 Uhr, Mo geschlossen
MAN entlässt
500 Mitarbeiter in Polen
Der Internet-Dienst PolskaWeb meldete
am 20. November 2008, dass das weltbekannte
Münchner
Unternehmen
„MAN“ die notwendige Entlassung von 500
Mitarbeitern an den polnischen Produktionsstandorten „Starachowice“ und
„Niepolomice“ ankündigte. MAN hat in Polen in den letzten Jahren bei Posen, Krakau sowie in Starachowice Produktionen
aufgebaut und beschäftigt dort ca. 5000
Mitarbeiter.
Die jetzigen Entlassungen bei MAN Polen machen von der Anzahl her genau die
Belegschaftsgrösse des erst im letzten
Jahr für 92 Millionen Euro gebauten Werkes in Niepolomice aus. Das Ergebnis der
Verhandlungen mit Gewerkschaften für einen Sozialplan für die zu Entlassenden soll
am 26. Dezember veröffentlicht werden.
Schlesische Nachrichten 24/2008
ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN
„25. Herbst- und Baudenfest“
in Neuss mit Starbesetzung
Saalblick
Zum 25. Mal in der schon Wochen vorher
ausverkauften Stadthalle Neuss mit über
850 Besuchern einschließlich aller Mitwirkenden, präsentierte die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Neuss ein
Programm der Superlative mit zahlreichen
Überraschungen. Diese Jubiläumsveranstaltung, gewissermaßen eine „Silberhochzeit“, war ein Ergebnis Monate langer profihafter Vorbereitungen, die
schließlich zu einem überwältigenden Erfolg führten.
Die Veranstaltung stand auch unter dem
Zeichen einer Sammlung für den Förderverein „Aktion Luftballon“ Kinderklinik
Lukaskrankenhaus in Neuss.
Mit einem Trompetenanspiel des Riesengebirgsliedes „Blaue Berge, grüne
Täler…“ wurde die Veranstaltung musikalisch eröffnet, bevor der Berggeist „Rübezahl“ erschien und auch zum Besuch
„seiner Region“ einlud. Mit dem schlesischen Heimatlied „Kehr ich einst zur Heimat wieder…“ öffnete sich der Bühnenvorhang und gab den Blick frei auf ein
prächtiges Bühnenbild, in dessen Mittelpunkt eine „schlesische Baude“ stand;
gleichzeitig musikalisch begleitet von den
„Hochländer-Musikanten“ aus dem südBei der Autogrammstunde
Bäckerei Müller überreicht „Wegzehrung“
deutschen Allgäu unter der rührigen Leitung von Josef Basting. Mit dem Einzug
der Trachtengruppe „DJONATHAN“ auf die
Bühne bot sich ein farbenfrohes Bild dem
erwartungsvollen Publikum. Vorsitzender
Theo Jantosch begrüßte mit herzlichen
Worten die vielen Besucher und dankte für
die große Resonanz, die das Baudenfest
in 25 Jahren über Neuss hinaus gewonnen hat. Viele Ehrengäste, darunter
Schirmherr Bürgermeister Herbert Napp
gaben dem Veranstalter die Ehre.
In seinem sehr ausgewogenen
Grußwort fand Schirmherr Bürgermeister
Herbert Napp rühmende Worte der Anerkennung und des Respekts für den kulturellen Beitrag, den die Landsmannschaft
Schlesien, Kreisgruppe Neuss nicht nur mit
dem jährlichen Baudenfest leistet. Das
„volle Haus“ der Stadthalle hat ihn sichtlich überrascht, denn viele Veranstalter leiden immer mehr unter einem Besucherschwund.
Das anschließende Neusser Heimatlied,
von der süddeutschen Blaskapelle perfekt
einstudiert, schallte sodann durch den Saal
7
und leitete über zu dem ersten Auftritt des
Trachtentanzkreises DJONATHAN; dann
anschließend die große Überraschung: der
perfekte Auftritt einer Oberschlesischen Jugendtanzgruppe aus Schulenburg bei
Oppeln und aus Ratibor. Im Rahmen einer
internationalen Jugendbegegnung ist diese Gruppe in Neuss. Der Jugendring und
das Jugendamt der Stadt Neuss haben die
Jugendlichen eingeladen. Die Darbietungen ernteten jubelnden Beifall.
Ein kurzer Beitrag in schlesischer
Mundart von Waltraud Hainke durfte
natürlich nicht fehlen.
Den absoluten Höhepunkt boten dann
aber die „Geschwister Hofmann“ mit ihrer nicht zu überbietenden Ausstrahlung
und vor allem durch ihr vielseitiges musikalisches Talent.
Begeisterungsstürme gingen durch
den Saal als Dank für ihr großartiges künstlerisches Können. Als dann das kurzfristig
einstudierte schlesische Heimatlied „O du
Heimat lieb und traut“ dessen acht Strophen enden mit „…da bist du mein Schlesierland“ von den Geschwister Hofmann
einzigartig vorgetragen und von der Kapelle
im zweiten Teil musikalisch leise begleitet
wurde, war den Gefühlen freien Lauf gegeben. Während der Pause mit schlesischen Spezialitäten, war auch die Autogrammstunde mit den Geschwistern Hofmann stark gefragt und es kam zu interessanten Gesprächen. Während der zweite Teil des Abends dem Tanzvergnügen
galt, zeigten die Geschwister Hofmann
schwungsvoll in ihrem zweiten Auftrittsblock auch ihr Talent in den modernen musikalischen Bereichen, um anschließend
gleich wieder auf Reisen zu gehen Richtung Chemnitz zum nächsten Auftritt am
Tag danach.
Erst um Mitternacht, nach einem wundervollen Abend verließen die letzten Besucher eine festlich geschmückte Stadthalle.
Theo Jantosch
Nachrichten aus Görlitz
Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz
✍ Landrat setzt sich für Meridian-Stein
ein. Der Meridian-Punkt an der Stadthalle
soll nach Ansicht von Landrat Bernd Lange so gestaltet werden, dass er ein touristischer Anziehungspunkt wird. Wie Lange
erklärte, habe er dazu bereits das Gespräch
mit der Stadt Görlitz gesucht. Görlitz liegt
genau auf dem 15. Meridian.
✍ Autobahn ist noch Grenze für Wolfsgebiet. Derzeit gibt es noch keine offiziell
bestätigten Sichtungen von Wölfen südlich
der Autobahn 4 Görlitz-Dresden. Das sagte Biologin Ilka Reinhardt vom Wildbiologischen Büro Lupus in Spreewitz. In der Vergangenheit wurden zwar gerissene Tiere in
den Königshainer Bergen gefunden, diese
konnten jedoch nicht Wölfen zugeordnet
werden. Dennoch bestehe durchaus die
Möglichkeit, dass sich die Raubtiere auch
Richtung Süden des Kreises Görlitz ausbreiten. Wölfe seien extrem anpassungsfähig und kämen auch mit einer Landschaft
wie beispielsweise dem Zittauer Gebirge zurecht. Zudem können die Tiere auch in dicht
besiedelten Gebieten heimisch werden.
✍ Mönchsgräber am Augustum entdeckt. Bei Baumaßnahmen im AugustumAnnen-Gymnasium sind 700 Jahre alte
Mönchsgräber entdeckt worden. Auf dem
Gelände am Klosterplatz wurde 1237 ein
Franziskanerkloster errichtet. Im 19. Jahrhundert musste es dem heutigen Schulbau
weichen. Aufgrund dieser Geschichte hatte das Landesamt für Archäologie wertvolle Funde vermutet und die Bauarbeiten von
einer Expertin begleiten lassen. Es sei ein
Glücksfall, drei intakte und direkt hintereinander liegende Gräber zu finden, sagte
die zuständige Archäologin Sonja von
Richthofen. Die freigelegten Gräber konnten zum Tag des offenen Denkmals besichtigt werden. Danach wurden die Skelettreste geborgen und die Bauarbeiten fortgesetzt.
8
WEIHNACHTEN 2008
Weihnachtskrippen in Schlesien
Beim Bundesfrauenseminar
der Landsmannschaft Schlesien im Haus Schlesien stellte
Elisabeth Bräuer in den Mittelpunkt eines Vortrages die
Weihnachtskrippen in Schlesien. Mit viel Aufmerksamkeit
wurde ihr Vortrag verfolgt:
Die Geburt Christi wurde
schon sehr früh bildlich dargestellt. Bereits im vierten Jahrhundert gab es in Italien Darstellungen, die sich über den
christlichen
europäischen
Kontinent verbreiteten. Als Vater der Krippen wird der heilige Franziskus von Assisi genannt, der 1223 zum Weihnachtsfest im Wald von Greccio
die erste Krippe aufgebaut haben soll, mit dem Jesuskind in
einem Krippentrog und mit
Ochs und Esel. Dort hielt er seine Weihnachtspredigt.
In Süddeutschland erkannten die Jesuiten den Wert der
Krippen für die Weihnachtsandachten und zur religiösen
Unterweisung der Menschen,
die des Lesens nicht kundig waren. Durch ihre Förderung wurden die Krippen um 1600 in den
katholischen Kirchen in ganz
Europa verbreitet und stellten
Szenen aus dem Leben Jesu
bis zur Passion dar. 1562 wird
die erste große Krippe in Prag
erwähnt, 1584 in Glatz und
1586 in Breslau.
Nach der Blütezeit im 18.
Jahrhundert wurden die Krippen durch die Aufklärung und
Säkularisation aus den Kirchen
verdrängt. So gelangten die
wertvollen Darstellungen in
Adels- und Bürgerhäuser. In der
Volksfrömmigkeit lebten die
Weihnachtskrippen weiter und
wurden selbst in einfachen
Hütten als Hauskrippen aufgebaut.
Liebevoll beschreibt der
Schriftsteller Joseph Wittig in
seinen weihnachtlichen Geschichten den Aufbau der „Geburt“ und das „schnitzelnde
Volk“ des Glatzer Berglandes.
Dort in Albendorf hatte Longinus Wittig (1824 – 1895) 300 bewegliche von insgesamt 800 Figuren für die Bergkrippe der
Christkindel Kapelle der Wallfahrtsbasilika in Albendorf geschnitzt.
In Schlesien gab es nach einer Bestandsaufnahme für den
Atlas der deutschen Volkskunde 1932 etwa 1300 Krippen in
den Kirchen der Dörfer und
Städte. Berühmt waren die
Krippen in Breslau-Carlowitz,
Grüssau, Panewnik-Idaweiche
in Oberschlesien und die Krippe der Franziskaner in St. Annaberg von 1890 bis 1898. Sie
war sieben Meter hoch auf einem Raum von 60 Quadratmeter. In der Mitte wurde die Geburt Jesu Christi im Stall dargestellt. Daneben baute sich der
Hirtenberg auf. Auch das dörfliche und städtische Leben war
dabei, die Stadt Bethlehem mit
Bürgerhäusern aus der Umgebung, darüber Jerusalem mit
seinen Zinnen und dem Tempel,
wie man sich den Orient vorstellte. Die Phantasie war sehr
reich. Neben den Figuren, die in
der Adventszeit auf ein langes
Brett zur „Geburt“ aufgestellt
wurden, gab es Schrankkrippen,
Kasten- und Eckkrippen,
Flachfiguren und Papierkrippen oder Transparente.
Ihn vielen Orten schnitzte
man auch Krippen über den
Hausbedarf hinaus, besonders
im Gebirge, als Heimarbeit.
Die Grulicher Krippen aus dem
Altvater Gebirge wurden sogar
ins Ausland verschickt.
Schlesische Nachrichten 23/2008
In Bad Warmbrunn entstand
eine Holzschnitzschule mit 25
Dependancen in den Dörfern,
die das heimische Kunsthandwerk förderte. Die Krippenkunst wurde besonders von Cyrillo dell’ Antonio (1876 – 1917)
aus Südtirol geprägt. Erschuf
mit seinen Schülern 1922 die
große Schaukrippe in der katholischen Pfarrkirche von Bad
Warmbrunn im Riesengebirge.
Eine seiner begabtesten
Schülerinnen war Elsbeth Siebeneicher geb. Tesmer aus
Liegnitz, die unter Ernst Rülke
die Tafeln der Stadtgeschichte
Hirschbergs gestaltete, die
noch im Rathaus erhalten geblieben sind.
Sehr aufwendig waren die
beweglichen Krippenwerke der
Volkskunst, die von einem Uhrwerk oder einer Kurbel aufgezogen wurden. Ihre Vorführung
kündigte ein Schild an, mit der
Aufschrift „Heute bewegte Geburt!“ Eine Windmühle als
oberste Etage, der Kuckuck und
das Springbrünnlein waren
eine besondere Attraktion bei
der blühenden Phantasie der
Bergwerkskrippen, die ganz
unten von Bergleuten mit ihren
Loren „angeschoben“ wurden.
Joseph
Wittig
beschreibt, wie die Hauskrippe im Advent auf einem langen Brett aufgebaut wurde. Am Heiligen
Abend legte der Hausvater das Christkindel in
die Krippe. Erst am
Lichtmeß wurde die
Krippe abgebaut – „eingerissen“.
Besonders fein sind die
„Nusskrippel“ gestaltet, die in
Oberschlesien und der Grafschaft Glatz beliebt waren. In
der ZDF-Sendung unter Leitung
von Professor Wilhelm Menzel
am 2. Advent 1970 „schlesische
Weihnacht“ konnte die schlesische Volkskundlerin Gerda
Benz das weihnachtliche
Brauchtum: die Apfelpyramiden, Lichtzepter, Adventsrosen
und Weihnachtslichter zeigen.
Zuschauer berichteten ihr nach
der Sendung von den Nusskrippen, die sie in ihrem Heft
„Gerda Benz – Volkskundliches
Werken“ beschrieben und vor
dem Vergessen bewahrt hat.
Elsbeth
Siebeneicher
schließt ihren Beitrag im Volkskalender für Schlesier 2004
über die Weihnachtskrippen
mit dem Zitat: Die Vielfalt der
Formen und eigenständigen
Aussagen im Krippenschaffen
kreist immer um das Geschehen im Stall zu Bethlehem. Vielleicht aber verbirgt sich dahinter noch mehr: eine Aufforderung zur Erkenntnis des Unzerstörbaren im Menschenherzen, der Glaube an die Inkarnation eines geistig Göttlichen
in uns, unter dem Gebot der Liebe zum Anderen, zum Du.
„Ach könnte nur Dein Herz
zu einer Krippe werden, Gott
würde noch einmal ein Kind auf
dieser Erden“ hat es Angelus Silesius zum Ausdruck gebracht.
jg
Die „Nusskrippel“ waren besonders in der Grafschaft Glatz und
in Oberschlesien beliebt. Gerda Benz hat sie in ihren „Volkskundlichen Werken“ beschrieben und so vor dem Vergessen
bewahrt.
Foto: Jutta Graeve
Liebe Leserinnen und Leser der Schlesischen Nachrichten,
die Heilige Familie, schlesische Weihnachtskrippen, Weihnachten 1945 in Primkenau,
das Innehalten in Weihnachtszeiten und eine vergnügliche Geschichte über die Herren
Nikolaus und Ruprecht, das sind in diesem Jahr die Themen unserer Weihnachtsdoppelseiten. Damit spannen wir einen Bogen über die Epochen hinweg von Eichendorffs
Interpretation einer ganz besonderen Flucht-Geschichte über traditionelle schlesische Frömmigkeit, Weihnachten in der Nachkriegszeit und Hermann Hesses Ausdruck
dessen, was Weihnachten für den Einzelnen bedeuten kann, hin zu den mit einem Augenzwinkern betrachteten Problemen, die die heutige (Weihnachts)zeit so mit sich bringt.
Zeitlos bleibt die Weihnachtsbotschaft von Glaube, Liebe, Frieden und Hoffnung. Und
solange wir hoffen, bleiben auch Glaube, Liebe und Frieden erreichbar. So wünschen
wir allen die Erfüllung der Weihnachtsbotschaft und ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Ihre Michaela S. Ast
Chefredakteurin Schlesische Nachrichten
WEIHNACHTEN 2008
Schlesische Nachrichten 24/2008
9
Dar Nikolaus troaf Knecht Ruprecht
Eene vorweihnachtliche Geschichte vo Helmut Nitzsche
Frieher woar es joa asu, doass
ma dan Nikolaus vor dam 6. Dezember ne zu Gesicht bekoam.
Und nu hoat sich ei inserer Welt
doch vieles geändert. Ende August loaga eim EXTRA-Geschäft bereits Weihnachtsstollen ei a Regaln und kurze Zeit
drof im die Ecke rim die Gebinde für Allerheiligen. Wir Aala
schitteln bei su viel, besser bei
ZUVIEL Geschäftssinn die Köppe. Nu oaber zum Hauptthema,
zum Traffa des Nikolaus mit ‘m
Ruprecht.
Dar aale Kerle, dar Nikolaus,
bekoam plötzlich doas Reißa ei
die Knucha. Doas woar eenem
guda Menscha, dar de a Wellness-Studio betreibt, zu Gehör
gekumma. Ar schickte, wie
heutzutage ieblich, eene SMS,
also per Handy eene Kurzmitteilung oan doas Nikolausbüro
ei 83739 Nikolausberg und lud
dan Nikolaus fer eene Wuche ei
seine ganz neue Wellness-Filiale ei doas friehere Bad-Salzbrunn noch Schlesien ei, sozusoagen zur Generalieberholung
vor dam schwera Nikolaustage.
Asu a unverhuftes Geschenk
kunde dar Nikolaus ne oabschlagen. Ar hoatte natierlich ne
gewußt, doass dar WellnessMensch dam Knecht Ruprecht
au eene Einladung geschickt hoatte. Dar eene wunderte sich ieber dan andern, oals sie sich ei
enem feudalen Woartezimmer
troafa. „Bist Du es, oder sind Sie
es nicht?, froagte dar Nikolaus
den Gegeniebersitzenda. „Ja, ja,
ich bin der Ruprecht“, koam es
aus seinem langa Boarte.
„Willst Du mir ins Gehege kommen?“, fragte dar Nikolaus.
„Das habe ich nicht vor, lieber
Kollege. Die Sache ist die: Du
hast es ja viel leichter als ich. Du
bringst am 6. Dezember den
Kindern ein paar bunte Tüten mit
Äpfeln, Nüssen und Schokolade. Bei vielen stellst Du gefüllte Stiefelchen einfach vor die Tür
und weg bist Du.“ „Langsam,
langsam, guter Freund. Seit einiger Zeit geht das nicht mehr
so wie früher. Mein Personal erhält für mich viele Briefe. Zum
Beispiel ist da zu lesen: Für Sohn
Günter keine Äpfel, wegen Allergie. Klein-Erna mag keine
Walnüsse, oder bitte nur Bio-Bananen und so weiter, und so weiter“. Ja, Ruprecht, so sieht das
heutzutage aus, und es wird immer schwerer für mich.“ „Bei mir,
lieber Kollege, ist es noch viel
schlimmer. Früher hatte ich als
Hauptgeschenke für die Jungen
im Angebot: Bauernhof, Eisenbahn, Trixbaukasten, Skier und
kleine Autos. Für die Mädchen
waren Puppenwagen mit Puppen, Teddybären, Schlitten,
Puppenstube und Winterbekleidung beliebt. Jetzt sag ich
Dir, was nach dieser Erholungswoche auf mich zu
kommt. Meine Chefin, das
Christkind, hat für mich einen
Anfänger-Computerlehrgang in
Görlitz gebucht, damit ich den
Kindern zu dem zur Zeit beliebtesten Geschenk, dem Compu-
In Weihnachtszeiten
reis’ ich gern
und bin dem Kinderjubel fern
und geh’ im Wald und Schnee allein.
Und manchmal, doch nicht jedes Jahr,
trifft meine gute Stunde ein,
dass ich von allem, was da war,
auf einen Augenblick gesunde
und irgendwo im Wald für eine
Stunde
der Kindheit Duft erfühle tief im Sinn
und wieder Knabe bin…
Hermann Hesse
ter mit Zubehör, etwas erklären
kann. Im Himmel, in der deutschen
Erfinderabteilung,
sprach das Christkind mit Konrad Zuse, dem Berliner, der die
erste betriebsfähige elektronische Rechenanlage der Welt
1941 erfand und baute. Aber als
er das Wort Computer hörte,
winkte er ab.“ Damit ich nicht
ganz wissenslos zu dem Lehrgang komme, habe ich mir hier
dieses Buch, EDV-Grundlagen
im Überblick, gekauft. Als Urdeutscher Ruprecht muss ich
lernen, zum Beispiel: was ist
Hardware, Software, was sind
Bits und Bytes. Was ist ein Cursorblock oder Scanner.“ „Genug, genug“, warf der Nikolaus
ein. „Ich hoffe nur, dass sich das
nicht noch eines Tages bis Nikolaus ausbreitet. Dann lasse ich
mich pensionieren.“ Darauf der
Knecht Ruprecht:“ Es gibt aber
doch noch Kinder, die ganz andere Wünsche auf ihren Zettel
schreiben. Ich bin sicher, dass
in 16909 Christdorf und in
98547 Christgarten Briefe und
Karten eingehen, wo drauf
steht: „Liebes Christkind, ich
wünsche mir in diesem Jahr zu
Weihnachten, dass meine liebe
Mama wieder gesund wird.“
Oder: „Liebes Christkind, ich
habe nur den einen Wunsch,
dass unser Papa wieder zu uns
zurück kommt.“ Andere werden
glücklich, wenn am Heiligabend
ein schönes Buch oder vielleicht
ein Instrument auf dem Gabentisch liegen.“
Da ertönt's plötzlich aus einer Sprechanlage: „Herr Nikolaus, kommen Sie bitterscheen
zur Massage zu Doktor Kwiatkowski. Und Sie, Herr Ruprecht,
bitterscheen zur Massage zu
Frau Doktor Schimanska!“
Die Flucht der Heiligen Familie
Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)
Länger fallen schon die Schatten,
durch die kühle Abendluft,
waldwärts über stille Matten
schreitet Joseph von der Kluft,
führt den Esel treu am Zügel;
Linde Lüfte fächeln kaum,
’s sind der Engel leise Flügel,
die das Kindlein sieht im Traum.
Und Maria schauet nieder
auf das Kind voll Lust und Leid,
singt im Herzen Wiegenlieder
in der stillen Einsamkeit.
Die Johanniswürmchen kreisen
emsig leuchtend über’n Weg,
wollen der Mutter Gottes weisen
durch die Wildnis jeden Steg,
und durchs Gras geht süßes Schaudern,
streift es ihres Mantels Saum;
Bächlein auch lässt jetzt sein Plaudern
und die Wälder flüstern kaum,
dass sie nicht die Flucht verraten.
Und das Kindlein hob die Hand,
da sie ihm so Liebes taten,
segnete das stille Land,
dass die Erd’ mit Blumen, Bäumen
fernerhin in Ewigkeit
nächtlich muss vom Himmel träumen –
o gebenedeite Zeit!
10
WEIHNACHTEN 2008
Dezember 1945 in Primkenau –
Ein Stimmungsbild
Meine Mutter, meine Großmutter und ich bewohnten im
Herbst 1945 die Wohnung meiner Großeltern in Primkenau. Ihr
war die Tischlerwerkstatt meines Großvaters vorgebaut, in der
für polnische Aufträge deutsche
Schreiner arbeiteten.
Sie waren durch straenwärts
gelegene Fenster zu sehen, so
dass der Anblick starker Männer dem ganzen Haus und seinen Bewohnern tagsüber Sicherheit gaben. Allerdings war
die Haustür nicht zu verschließen.Die Schlüssel waren verloren gegangen, und so musste
ein eigens dafür geschaffenes
Unterstellbrett unter der Haustürklinke den Schlüssel ersetzen.
Das Haus stand gewissermaßen unter dem Schutz der
polnischen Behörden, so dass
auch die Nächte ausnahmslos
störungsfrei verliefen.
Im Oktober wurde in Primkenau eine Dampflokomotive
aufgestellt, die für den ersten bescheidenen Strom sorgte. Unser
Haus diente polnischem Allgemeinnutzen. Der mit den Anschlussarbeiten beauftragte
deutsche Elektriker war ein guter Bekannter von uns, der
auch dafür sorgte, dass die Privaträume des Hauses elektrisches Licht erhielten. Wir mussten nur gut verdunkeln, damit
kein Lichtschein nach außen
drang.
Die ringsum leerstehenden
Häuser in der Stadt waren zwar
schon häufig von Plünderern
durchsucht worden, dennoch
fand sich in ihnen noch immer
Mitnehmenswertes. Russische
Soldaten fassten nach ihren
„Hausbegehungen“ ihre Eindrücke mit der Erkenntnis zusammen: „In Deutschland ist jedes Haus ein Warenhaus.“
Ich interessierte mich vorwiegend für Bücher, die ich in
der Mittagszeit in großen Mengen anschleppte. Auf dem Bretterboden der Tischlerei standen
mehrere leere Truhen, die ich
randvoll mit Büchern anfüllte.
Meine Großmutter kommentierte bisweilen als ich ihr die
Fundstelle nannte, sie habe
nun wirklich nicht geglaubt,
dass der ehemalige Besitzer solche Literatur besaß.
Ich sammelte Lexika, Zukunftsromane, mir mitnehmenswerte Bücher aus den
verschiedensten Wissensge-
bieten, also all das, was man
schlechthin als gute Literatur bezeichnet. Bei meinen verschiedenen späteren Besuchen in
Primkenau konnte ich umständehalber nicht bis zu diesem Boden vordringen und weiß somit
auch nicht, was mit meiner
Sammlung geschehen ist.
Weihnachten kam immer näher. Im Wohnzimmer meiner
Großeltern stand ein wunderschöner mehrfarbiger bis an die
Decke hochreichender Kachelofen. Eine solide schlesische
Ofensetzerarbeit. Gern hätte
ich es gehabt, würde dieser Ofen
über die Feiertage geheizt. Meine Oma meinte, dass sie dies
gern tun wolle, wenn ich ihr das
richtige Heizmaterial brächte.
Nun, auf meinen Erkundungsgängen in der Nachbarschaft
hatte ich die Restbestände eines Kohlenhändlers entdeckt,
darunter hochwertige Eierbriketts aus Steinkohle. Ich
schleppte von ihnen solche
Mengen heran, bis schließlich
meine Großmutter abwinkte.
Wir hatten die Feiertagsfolge
über ein behagliches Wohnzimmer. Bei dieser freundlichen
Atmosphäre durfte auch die
Katze nicht fehlen, die trotz aller Wirrnisse dem Haus treu geblieben war.
Ein Weihnachtsbaum fand
sich rasch in den reichen Primkenauer Waldforsten. Manche
machten sich auch auf die Suche nach Geschenken. Die verlassenen „Warenhäuser“ bargen
noch manchen Gegenstand,
der sich als Geschenk vorzüglich eignete – ein kurzer Besitz
allerdings nur, der im Juli 1946
bei der Vertreibung wie so vieles andere auch, zurückbleiben
musste. So konnte ich nur ein
einziges Buch mitnehmen.
Wir hatten in Primkenau das
Glück, dass auf seinem Fluchtweg nach Westen ein evangelischer Pfarrer mit Familie bis zum
Juli 1946 im Ort wohnte. So fanden regelmäßig in der Sakristei
der evangelischen Kirche Gottesdienste statt. Nein, wir waren
nicht auf „Wanderpfarrer“ angewiesen, wie die Gemeinden
Schlesien, die von Pfarrer Irmler betreut wurden, der ja bekanntlich mit seinem Fahrrad in
größeren Zeitabständen das
evangelische Gemeindeleben
zusammenhielt.
Nicht alle konnten wir gemeinsam zu diesen Gottesdiensten gehen. Einer musste aus Sicherheitsgründen zu Haus bleiben. Er musste ja allein schon auf
das Sicherheitsbrett unter der
Haustürklinke achten.
Schlesische Nachrichten 24/2008
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als lebten wir
in einer seltenen Idylle. Die
Wirklichkeit zeigte sich zum
Beispiel erschreckend, als wir
einmal von der Rückkehr vom
Gottesdienst die Tür das Nachbarhauses geöffnet sahen. Hinter der Haustür lag zusammengekauert neben einem Wischeimer, den sie leeren wollte, die
erschossene deutsche Nachbarin.
Das Fest stand vor der Tür.
Wir ernährten uns ja nun schon
wochenlang von nichts anderem
als Pellkartoffeln mit Viehsalz.
Der Umsicht meiner Mutter war
es zu verdanken, dass wir auf
umliegenden Feldern ca. 35
Zentner Kartoffeln einlagerten.
Im Juli waren die Reste voller
Keime, und der Vorrat ging ohnehin bald aus. Was hätten wir
danach essen sollen?
Über unserem bescheidenen Leben lag der Schatten des
Todes meines Großvaters im
Oktober 1945. Von meinem seit
Mai 1945 vermissten Vater lagen
keine Nachrichten vor. Meine
Mutter und ich gingen am
24.12. in die Christnacht. Sicher,
es wurden auch die vertrauten
Weihnachtslieder gesungen.
Unsere
Stimmen
klagen
schwach Jeder der Gottesdienstbesucher trug an seinem
eigenen Verlustschicksal.
Meine Großmutter hatte
unterdes für eine unerwartete
Überraschung gesorgt. Sie
WEIHNACHTEN 2008
Schlesische Nachrichten 24/2008
hatte nämlich eine Art Kartoffelpuffer gebacken. Sie nannte
sie „Plaatz“, so wie diese in ihrer Grünberger Heimat am
häuslichen Backtag üblich waren. Woher sie das nun einmal
benötigte Öl hatte, ist mir bis
heute nicht bekannt oder erinnerlich. Damit verwöhnte sie
uns drei während der Feiertagsfolge.
Die häusliche Heiligabendfeier war sehr gedrückt. Die unbezahlten Geschenke aus den
Nachbarhäusern wurden ausgetauscht. Ich erhielt von meiner Großmutter einen versilberten Rehkopf an einem Ebenholzbrett befestigt. Mehr als ein
Zeichen eines traditionellen
weihnachtlichen Brauches war
es nicht.
Ich will noch einmal festhalten: Gestört wurde unsere
weihnachtliche Ruhe nicht. Niemand klopfte an das Fenster
oder schuf sonst eine unfriedliche Szene.
Diese Friedlichkeit setzte
sich auch am ersten Weihnachtsfeiertag fort. Ich war
schon immer ein begeisterter
„Draußenjunge“. So zog ich
mich nach dem Mittagessen
des Weihnachtstages witterungsgemäß mit dem an, was
eben der Schrank hergab. Die
Regenjacke des Großvaters,
daran am linken Unterarm die
für uns Deutsche vorgeschriebene weiße Armbinde. An den
Füßen Großvaters Sommer-
schuhe, und ich ging auf seinen
Wegen.
Mein Großvater Robert Müller war der Dichter seines geliebten Primkenaus. Er hat viele Lobgedichte auf seine Heimat
geschrieben, sie kamen aus
übervollem Heimatherzen. Viele lagen in seinem Schreibtisch.
Wir konnten nur wenige mit in
den Westen nehmen. Mein Weg
führte mich entlang an den
Teichanlagen in Lauterbach
und an der Henriettenhütte. So
habe ich auch zur Weihnachtszeit keine Scheu, Auszüge aus
einem sommerlichen Gedicht
meines Großvaters wiederzugeben.
Auch in unserem Heidestädtchen
Findest du auf Flur und Auen
Blumen Floras, farbenprächtig
Hold und lieblich anzuschaun.
Unsere Heide, unsere Wälder
Unsere Täler unsere Höhn,
Unsere Fluren, Teiche, Felder
Sind so herrlich, sind so schön.
Wo an Seen und in Teichen
Säuselt sanft im Schilf der
Wind,
Karpfen und auch Hechte laichen,
Birkhuhn und Fasanen sind.
Was des Urstromtales Wellen
Vor Jahrhunderten verzehrt,
Gibt des Erdenschoßes Quelle
Was zurück der Mensch begehrt.
Diese Informationen über Primkenau
stammen aus:
Das allmählich
zurückkehrende
Licht
machte
sich zart, doch
deutlich bemerkbar. Ruhe, Frieden. Und was in
meinen Erinnerungen auf diesen
Wegen so sehr
wichtig war: Ich
wurde von niemandem belästigt und begegnete, weder einem deutschen,
polnischen oder
russischen Menschen.
Ja, das war das
beglückende in
dieser
„stillen
Zeit
zwischen
den Jahren“ Es
kamen
keine
Ängste auf. Das
verspürte
ich
auch an meiner
Mutter,
die
scheinbar keine
Bedenken hatte, mich auf einsamen Wanderwegen allein zu
wissen. Weder Lärm, Schießereien oder Feuerwerk in der Sylvesternacht. Es schien mir so,
als ob Russen, Polen und Deutsche Sehnsucht nach Frieden
hatten, und ich habe auf meinen
Wanderungen einen Hauch von
diesem gemeinsamen Wunsch
verspürt, nein, dieses Gefühl ist
mir auch nach über 60 Jahren
geblieben. Ich möchte es als eindrucksvolles Erlebnis festhalten.
Von der Ruhe dieser Tage
habe ich berichtet. Der in Primkenau zur Neujahrsnacht früher
allein zu hörende Klang kam von
den Glocken dieser Stadt. Sie
ertönten nicht zur Jahreswende
1945/46. Vermutlich hingen sie
auch nicht mehr an ihren langjährigen Plätzen, sondern waren
der Kriegswirtschaft zum Opfer
gefallen.
Robert Müller hat zu Neujahr
1938 über den Glockenschlag
sich diese Gedanken gemacht:
Neujahr 1938
Wenn der Heimat Glocken klingen
Hell und klar um Mitternacht
Wirds durch Aller Herzen dringen
Neues Jahr, du bist erwacht.
Bist erwacht zu neuem Leben
Bist erwacht zu neuen Taten
Doch der Zukunft Schleierweben
über uns ein Rätselraten.
Was der Glockenton uns deute
In der winterlichen Nacht:
Friede sei sein erst Geläute
Wenn das neue Jahr erwacht.
Was der Glockenton uns künde:
Glaube an die eigene Kraft
Glaube der uns fest verbindet
Unsichtbar das schwerste
schafft
Wenn die Glocken leiser tönen
vor dem letzten sanften Schlag
Liebe wird die Welt versöhnen
Nur weil Liebe es vermag.
11
Wenn der letzte Ton verklungen
Bricht durch Dunkelheit ein
Schein
Froher Hoffnung kraftdurchdrungen
Neues Jahr! Komm ziehe ein.
Das „Neue Jahr 1946“ forderte der kleinen schlesischen
Gemeinde wirklich alle Kräfte ab.
Ich will ein andermal darüber berichten, welche Kräfte uns in diesem Jahr auch zuflossen.
Erst vor wenigen Jahren war
es uns möglich, das Haus meiner Großeltern zu betreten. Ein
junges polnisches Ehepaar hatte darin ein kleines Verkaufsgeschäft für Malerartikel begonnen. Beide waren recht freundlich zu uns.
Ein anwesender Kunde
konnte etwas deutsch. Nachdem die beiden jungen Leute
begriffen hatten, wer da vor
ihnen stand, kam als erstes die
Frage: „Lebt der Großvater
noch?“ Ich konnte nur stumm
auf den benachbarten evangelischen Friedhof verweisen:
„Tam“ – dort.
Wir durften uns das Haus besehen. Alle Innenmauern waren
herausgebrochen. Auch der
Kachelofen war nicht mehr vorhanden. Blanker Estrich bedeckte den Boden. Außer dem
kleinen Warenangebot war das
Haus leer. Ich konnte mir gut die
Lage der einzelnen Räume vorstellen.
Es war schon beeindruckend, an derjenigen Stelle zu
stehen, an der die eigene Mutter geboren wurde.
Lange habe ich über diesen
Besuch und die damit verbundenen Eindrücke nachgedacht.
Dabei beschäftigt mich auch
heute noch der Gedanke, ob es
wohl meinem Großvater gefallen würde, wüsste er, dass aus
seinem Haus ein Beitrag dazu
geleistet wird, seinem geliebten
Heidestädtchen
Primkenau
wieder neuen Glanz und Farbe
zu verleihen.
Hans-Dieter Schulz
12
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Geringfügige Erhöhung des
Bezugspreises der
„Schlesischen Nachrichten“
Allgemeine Preissteigerungen, insbesondere die Erhöhung der Portokosten, zwingen uns dazu, das Jahresabonnement unserer Zeitung geringfügig zu erhöhen. Mit
einer moderaten Anhebung ab 1. Januar
2009 sollen lediglich die unvermeidlichen
höheren Kosten aufgefangen werden. Die
„Schlesischen Nachrichten“ werden fast
ausschließlich von ehrenamtlich tätigen
Schlesiern gestaltet, die viel Arbeit aufwenden, um Sie über das Geschehen in der
Landsmannschaft Schlesien und über aktuelle heimatpolitische Anliegen zu informieren. Halten Sie bitte die Treue zur Landsmannschaft und zu unserem Verbandsorgan, damit die Verbindung der Schlesier erhalten bleibt. Das Abonnement wird für das
kommende Jahr von 40,00 Euro auf 42,00
Euro erhöht. Der Preis für das Einzelexemplar beträgt dann 2,20 Euro.
Da in den vergangenen Jahren keine Erhöhungen vorgenommen wurden, hoffe ich
gerade deshalb auf Ihr Verständnis.
Rudi Pawelka,
Bundesvorsitzender
Schlesische Nachrichten 24/2008
Sonderstempel, Postkarten und Briefmarken
zu den Themenbereichen Vertreibung, Schlesien,
berühmte Schlesier und Ostdeutschland
Heute: Feldpostkarte der Hirschberger Riesengebirgswoche (ohne Datierung)
In der nächsten Ausgabe: Postkarte mit Gruppe in historischen Kostümen
(ohne Datierung)
Aus der Sammlung Michael Ferber
Kranzniederlegung
Am 16. November 2008 legten wir, die Vereinigten Landsmannschaften und der
BdV, mit einer 30köpfigen Gruppe am
Denkmal für Flucht und Vertreibung am Alten Friedhof in Duisburg zum Gedenken
an die Opfer von Flucht und Vertreibung
unsere Kränze nieder. Dabei waren der erste Vorsitzende des BdV Duisburg und Ute
Grun, 1. Vorsitzende der Landsmannschaft
Schlesien in Duisburg.
Liebe Wansenerinnen und Wansener,
wir wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen ein gesegnetes Weihnachtsfest, besinnliche Feiertage und für das Jahr 2009
alles Gute und viel Gesundheit. Wir hoffen, dass wir Sie auch im Jahr 2009 zu unseren diversen Veranstaltungen gesund
und munter begrüßen können.
Der Vorstand
Lieber Beuthener, liebe Oberschlesier,
liebe Freunde,
Weihnachten und der Jahreswechsel stehen bevor. Freuen wir uns gemeinsam auf
diese Ereignisse.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein
gesegnetes Weihnachtsfest sowie besinnliche Feiertage, einen guten Rutsch
und Gottes Segen für das neue Jahr.
Das 30. Beuthener Heimattreffen wird am
5. und 6. September 2009 erneut in unserer Patenstadt Recklinghausen durchgeführt. Zu dieser Veranstaltung laden wir
Sie ein und freuen uns schon auf Ihren Besuch.
Bis zum Wiedersehen ein herzliches
„Glück auf“.
Ihr Beuthener Heimatkreis e. V.
Schlesienrätsel gelöst
Die Landsmannschaft Schlesien – Niederund Oberschlesien – Orts- und Kreisverband Landshut e.V. beteiligte sich in den
Bernlochner Sälen mit einem Informationsstand am Aktions- und Informationstag „Älter werden in Landshut“ des
Seniorenbeirates der Stadt Landshut unter Schirmherrschaft von OB Hans
Rampf.
Wie bei den früheren Veranstaltungen
fand der gebotene schlesische Streuselund Mohnkuchen sehr großen Zuspruch.
Nicht nur deshalb hatte der Informationsstand überaus zahlreichen Besuch.
Für umfangreichen Gesprächsstoff sorgte ein Preisrätsel über Schlesien. Die Antworten waren auf den gezeigten Bildern
an den Schautafeln zu finden. Aus den 85
Teilnahmescheinen sind am Ende der Veranstaltung 3 Gewinner ausgelost worden.
Mit Platz 1 erhielt der Gewinner ein Jah-
Von links: Johannes Faltermeier, Luise Huber, Kurt-Peter Nawroth und Dorothea Grabl
resabo für eine schlesische Monatszeitschrift und die beiden anderen Gewinner
erhielten Bildbände über Schlesien bzw.
Breslau. Die Preisübergabe erfolgte im
Haus der Heimat Landshut durch Kurt-Peter Nawroth, 1. Vorsitzender des Orts- und
Kreisverbandes Landshut an den Pastoralreferenten Johann Faltermeier aus Ergoldsbach, an die Angestellte Huber, Luise aus Landshut und an die Schneiderin
Dorothea Grabl aus Landshut.
Auffallend und erfreulich für die Arbeit
der Landsmannschaft war, dass sich
überwiegend jüngere Besucher um die Lösung des Rätsels bemühten und ihnen dabei auch wieder Informationen zur deutschen Kulturregion Schlesien vermittelt
werden konnten.
Hans J. Kupke
Schlesische Nachrichten 24/2008
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Bundeskulturtagung 2008 im „Haus Schlesien“
Die erste Bundeskulturtagung der LandsMit einem geschichtsträchtigen Dia-Vormannschaft Schlesien unter Leitung der
trag über „Die Reise des Pfalzgrafen Ottneu gewählten Bundeskulturreferentin
heinrich“ entführte uns Dr. Angelika
Helga Wüst fand vom 14. bis 16. NovemMarsch ins Jahr 1531, als Pfalzgraf Ottber 2008 im „Haus Schlesien“ in Heisterheinrich von Neuburg/Donau sich auf den
bacherrott statt.
Weg nach Krakau und Berlin machte, um
Erfreulicherweise konnte Helga Wüst
in Krakau das Erbe seiner Großmutter, Eheneben den aus acht Bundesländern anfrau des Herzogs Georg der Reiche aus
gereisten Teilnehmern und Referenten
Landshut/Bayern, anzutreten. Die auf dieden Bundesvorsitzenden der Landsser Reise entstandenen Bilder schlesischer
mannschaft Schlesien, Rudi Pawelka,
Städte vermittelten uns authentisch und
und Reinhard Blaschke, Präsident des Verhervorragend die bauliche und wirteins Haus Schlesien, begrüßen. Rudi Paschaftliche Entwicklung in Schlesien im 16.
welka verwies in seinem Grußwort auf die
Jahrhundert und gaben Aufschluss über
Bedeutung und Wichtigkeit unserer Kuldas damalige Leben in Schlesien.
turarbeit, Reinhard Blaschke informierte
Über „Emin Pascha – der erste deutüber die Situation, die Aufgaben und Ziesche Entwicklungshelfer“, in Oppeln 1840
le des Hauses Schlesien.
als Eduard Schnitzer geboren, berichtete
Schlesien hat uns ein überaus reiches
Günther Zimmermann. Als Arzt und Nakulturelles Erbe hinterlassen, das heute von
turwissenschaftler untersuchte Emin PaDeutschen und Polen gewahrt, gepflegt
scha in Zentralafrika auf zahlreichen Exund weitergegeben wird. Wir konnten aus
peditionen nicht nur die Natur und die Kulder Fülle dieses Erbes schöpfen.
tur der dort lebenden Völker, sondern trug
Als erster Referent schilderte uns Dr. Hawesentlich zur Erschließung und Entrald Roth vom Kulturforum östliches Euwicklung dieser Länder durch Aufbau eiropa, Potsdam, die Struktur seines Instiner der damaligen Zeit entsprechenden Intutes, das sich für eine kritische, zufrastruktur bei. Er geriet in den Verdacht,
kunftsorientierte Auseinandersetzung mit
die Kolonialmächte zu unterstützen und
der Geschichte jener Gebiete in Europa enwurde im Auftrag von Eingeborenengagiert, in denen Deutsche früher lebten
Häuptlingen 1892 ermordet. Seine geretbzw. heute noch leben. Die Zuständigkeiteten Tagebücher und umfangreichen
ten innerhalb des Kulturforums für die eheSammlungen von afrikanischen Pflanzen
maligen deutschen Ostgebiete sind flieund Tieren werden noch heute von der Forßend, Schwerpunkt ist die Erforschung und
schung ausgewertet.
Präsentation deutscher Kultur und GeDass Schlesien im Mittelalter kulturell
schichte im östlichen Europa, wie z. B. bei
mit Europa engstens verbunden war, beder äußerst gelungenen Ausstellung „Die
wies Dr. Ulrich Schmilewski in seinem VorSchlesischen
Friedenskirchen
in
trag „Der Wohnturm zu Boberröhrsdorf und
Schweidnitz und Jauer“ mit entsprechenseine Wandgemälde“, die vermutlich in den
dem ausführlichen Katalog.
Jahren 1345/1346 entstanden sind und das
Wolfgang Thaler überzeugte mit seinem
Leben von Lanzelot, Ritter von König ArVortrag „Schlesier an der Wiege und auf
tus Tafelrunde, zeigen. Diese Wandgeden Brettern des literarisch-politischen Kamälde sind ein einzigartiges Beispiel der
baretts in Deutschland“. Er berichtehochmittelalterte über die Anfänge der Literaten
lichen Kultur in
schlesischer Herkunft, die der 10., der
Schlesien und
frechen Muse, zu Beginn des 20. Jahrbelegen die behunderts zum öffentlichen Auftritt
reits
damals
verhalfen. Als Geburtshelfer wurden
Wolfgang Thaler
der Breslauer Ernst von Wolzogen und
beim Vortrag,
der Grünberger Otto Julius Bierbaum
im Hintergrund
genannt. Dieses Kabarett, in seiner
Helga Wüst
Entwicklung durch
F i n a n z k a t a s t ro phen, Kriege, politische Zensur etc.
gebeutelt, war bis
1945 und danach
durch zahlreiche
schlesische Texter
und Komponisten,
Conferenciers und
Chansonniers geprägt. Vorgestellt
wurden u.a. Max
Hermann-Neisse,
Werner Finck, Wolfgang Neuss, Lothar
Olias, Dieter Hildebrandt und Wolfgang Stumph.
Christine Hasler, Edith Jacobs, Ulrich Goede als aufmerksame Zuhörer
13
existierenden europaweiten dynastischen
und kulturellen Verbindungen.
„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ –
Mit dem Vortrag „Die Hl. Hedwig, Patronin Schlesiens. Illustrationen aus dem Hedwigs Codex aus dem Jahr 1353“ bewies
Joachim Lukas die Richtigkeit dieser
Aussage. Anhand von 40 Bildern aus dem
Mittelalter, erläutert durch angefügte
Schriftbänder, wurde innerhalb kürzester
Zeit das gesamte Leben der Hl. Hedwig
nachhaltig und eindrucksvoll gezeigt.
Dass der Hedwigs Codex sich heute in Malibu, Kalifornien befindet, ist bedauerlich,
anhand der mitgebrachten FaksimileAusgabe wurde uns dankenswerter-weise
ermöglicht, uns den Codex in seiner Gesamtheit vorzustellen.
Gerhard Schmid-Stein erfreute uns mit
wundervollen Porzellangegenständen bei
seinem Lichtbildervortrag „Bürgerliche
Schenkkultur am Beispiel schlesischen
Porzellans“. Der Phantasie der schlesischen Porzellan-Hersteller bei Geschenken für Geburt, Taufe, Konfirmation,
Hochzeit waren keine Grenzen gesetzt, und
nicht nur über den schlesischen Humor erhielten wir anhand der gezeigten Porzellankunst eine Lehrstunde.
Am 6. Juni 1908 wurde in Greiffenberg
Johannes Tischler geboren und starb am
14. Januar 1063 in Geldern. Unter seinem
Künstlernamen „Oelsebach-Hannes“ verfasste er zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten. Friedrich Roth vermittelte uns
auf eine unnachahmlich faszinierende Art
Einzelheiten aus Leben und Werk des Oelsebach-Hannes, der leider in der Geschichte der deutschen Literatur nicht aufgeführt wird, sondern lediglich in der „Geschichte der Literatur Schlesiens“ von Arno
Lubos. Oelsebach-Hannes hat in seiner
Dichtung, die auch uns in ihren Bann zog,
seine Liebe und Sehnsucht nach Schlesien
zum Ausdruck gebracht.
Das Eichendorff-Jahr 2007 ist zwar vorbei, ein ganz besonderes Erlebnis bereiteten uns dennoch Eva-Maria Katzer und
Michael Faßbender, die abwechselnd sowohl am Klavier als auch mit ihrem Gesang
die Einmaligkeit und Unvergänglichkeit der
Dichtung Eichendorffs, von verschiedenen
Komponisten vertont, bestens interpretierten. Gefordert war auch das Publikum
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
und genoss es offensichtlich, Eichendorff
seine Reverenz zu erweisen.
Den Volkstrauertag am Sonntag würdigten wir mit einer Andacht, geleitet von
Klaus Röhrbein, und auch mit dem Vortrag
„Die Juden in Breslau“, der das Judentum
ab den Anfängen im 11. Jahrhundert bis
zum heutigen Tage schilderte, wurde dem
Sinn des Volkstrauertages entsprochen. Erfreulich ist, dass heute in Breslau wieder
eine aktive jüdische Gemeinde besteht, die
mit großer Zuversicht in die Zukunft blickt.
Der Besuch der mit Akribie und Professionalität aufgebauten Ausstellung
„Meister des Klassizimus“ über Carl Gotthard Langhaus im „Haus Schlesien“ und
die detaillierte Führung durch Frau Remig
rundeten unsere Tagung ab.
Was wäre eine Tagung ohne den Ausblick auf die Gedenktage im nächsten
Jahr? Manfred Richter gab uns für 2009
reichlich Informationen, wir werden die
schlesische Kultur auch im nächsten
Jahr mit Begeisterung, man könnte fast
sagen mit Leidenschaft, zum Mittelpunkt
unserer Arbeit für Schlesien machen.
Helga Wüst
60. Tag der Heimat in Memmingen
Recht auf Heimat kann niemals aufgegeben werden
Der Tag der Heimat 2008 stand unter dem
Motto „Erinnern und Verstehen“. Seit
sechzig Jahren ist dieser Tag für die Vertriebenen in der Stadt Memmingen und im
Landkreis Unterallgäu ein wichtiger Gedenktag. Denn es gibt keinen Menschen,
dem seine Heimat nicht lieb, wert und teuer ist.
Die Mitglieder der im Bund der Vertriebenen vereinigten Landsmannschaft trafen
sich mit Freunden und Einheimischen zur
Gedenkfeier im großen Saal der Stadthalle. Die Fahnen der Vertreibungsgebiete erinnerten an Schlesien, das Sudetenland sowie an Ostpreußen und Pommern, die seit
mehr als 700 Jahren deutsches Land sind.
„An die Geschehnisse von Krieg und Vertreibung zu erinnern ist nicht nur eine Frage der Vergangenheit, sondern auch der Zukunft.“ Das sagte Klaus Holetschek, Bürgermeister des Kneippkurortes Bad Wörishofen und stellvertretender Landrat des
Landkreises Unterallgäu in seiner Festansprache. Für ihn seien die damaligen Ereignisse heute vor allem eine Mahnung vor
Wiederholung und ein Appell für einen dauerhaften Frieden. An die Heimatvertriebenen gewandt, erklärte Holetschek: „Ohne
Ihre Leidenschaft für dieses Thema wäre
die Vertreibung im Bewusstsein der Menschen nicht mehr präsent.“
BdV-Kreisvorsitzender Armin M. Brandt
nahm die Veranstaltung zum Anlass, an das
millionenfache Schicksal der Vertreibung,
die millionenfachen Opfer von unschuldig
gemordeten Frauen, Kindern, Greisen und
Männern sowie an das unveräußerliche
Recht auf die Heimat mit Nachdruck zu erinnern.
Jeder Tag der Heimat weckt Erinnerungen an das Unrecht der Vertreibung. Wie
kann man jedoch die Verbrechen an Personen, nur weil sie Deutsche waren, vergessen oder gar verstehen, wenn die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht gesühnt werden? In Deutschland verjährt Mord
nicht, die Verursacher des begangenen Unrechts werden auch nach sechzig Jahren
nicht zur Rechenschaft gezogen. Das verletzte Rechts- und Gerechtigkeitsgefühl wird
von den Vertreiberstaaten schlicht als „Einmischung in innere Angelegenheiten“ abgetan. Und die Bundesregierung unternimmt
seit Jahrzehnten nichts.
Brandt machte zudem deutlich, dass viele dieser schrecklichen Geschehnisse in den
betroffenen Ländern bis heute nicht genügend aufgearbeitet worden sind. Trotzdem
wollen die Vertriebenen den schwierigen
Weg der Wahrheit und Versöhnung gehen.
Ein Europa, in dem die Menschen in Frieden und Verständnis für einander leben können, wächst nur durch Offenheit und Wahrheit zusammen.
In ihren Grußworten zeigten sich Memmingens Bürgermeisterin Claudia Knoll
und der Bundestagsabgeordnete Kurt
Rossmanith mit dem Schlesierkreuzträger
Armin M. Brandt auf einer Linie. Auch sie
betonten den politischen Handlungsbedarf
bei der wahrheitsgetreuen Aufarbeitung der
Geschichte des 20. Jahrhunderts und bei
der Versöhnung mit den östlichen Nachbarstaaten.
Der Musikverein Volkratshofen umrahmte mit ostdeutschem Liedgut die Feier
in der Stadthalle musikalisch.
Armin M. Brandt, DJV/BJV
Der 60. Tag der Heimat, vom Bund der Vertriebenen in Memmingen ausgerichtet, fand als gemeinsame Veranstaltung im großen Saal der Stadthalle statt. Festredner war Klaus Holetschek
(r.), Bürgermeister des Kneippkurortes Bad Wörishofen und stellvertretender Landrat des Landkreises Unterallgäu. Grußworte entboten
Bürgermeisterin
Claudia
Knoll (2.v.r.) für die Stadt
Memmingen
und
der
Bundestagsabgeordnete Kurt
Rossmanith (l.). An Flucht,
Vertreibung und Integration erinnerte der
BdV-Kreisvorsitzende und Schlesierkreuzträger Armin
M. Brandt (2.v.l.).
Foto: Archiv Armin M. Brandt
Schlesische Nachrichten 24/2008
SCHLESISCHE
KIRMES
Verwurzelung
in seinen Traditionen
Die Landsmannschaft Schlesien im Ortsund Kreisverband Memmingen feierte im
„Krone“-Saal im Stadtteil Steinheim ihre
alljährliche Kirmes und Erntedankfeier.
Dass die Heimatvertriebenen verstehen,
Feste zu feiern, bewiesen sie einmal mehr
mit dieser traditionsreichen Veranstaltung.
Schlesier, Sudetendeutsche, Ostpreußen
und Einheimische nahmen an der traditionellen Kirchweihfeier mit Eisbeinessen
teil. Für musikalische Unterhaltung sorgte Landsmann Willibald Lazar, der zum
Tanz aufspielte.
Der schlesische Frauenkreis hatte die
Tische festlich geschmückt. Prunkstück
war die Erntedanktafel, die mit reichen Gaben aus Garten, Feld und Flur bestückt
werden konnte. Nach alter Tradition hatte man ein Erntedankbrot gebacken, das
später an die Anwesenden verteilt wurde.
Kreisvorsitzender Armin M. Brandt erinnerte daran, dass die „Schläsche
Kärms“ das Erntedankfest nach einem arbeitsreichen Bauernjahr war. Die Dörfer
richteten es so ein, dass in der näheren
Nachbarschaft eins dem anderen mit seiner Kirmes folgte, damit man sich gegenseitig besuchen und möglichst lange an
der „Kärms“ auch der Nachbarn teilhaben
konnte.
Ein besonderer Höhepunkt der nachmittäglichen Veranstaltung war der Auftritt der Kinder- und Jugendgruppe vom
Amateur-Tanzsport-Club Schwarz-RotWeiss Memmingen e.V. unter Leitung von
Jugendwartin Margot Humer mit traditionellen und modernen Tanzvorführungen.
In den musikalischen Pausen trugen Armin M. Brandt und seine Stellvertreterin
Johanna Mory lustige Sketsche vor. Mit
gemeinsamen Volksliedern klang ein fröhliches Fest aus, das bei den Besuchern
auch wehmütige Gedanken an die Heimat
Schlesien wach rief.
Foto: Archiv Armin M. Brandt
14
Zur traditionellen Kirmes mit Tanz und Eisbeinessen trafen sich die Mitglieder und
Freunde der Landsmannschaft Schlesien im
Orts- und Kreisverband Memmingen im
festlich geschmückten „Krone“-Saal in MMSteinheim. Der Schlesische Frauenkreis hatte einen festlich geschmückten Erntedanktisch gestaltet. Unser Bild zeigt von links nach
rechts: Johanna Mory, Willibald Lazar, Gisela E. Brandt, Maria Czech, Gudrun Stölzle,
Edith Lazar und Armin M. Brandt, Kreisvorsitzender.
Schlesische Nachrichten 24/2008
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Hans Heinrich – 50 Jahre Vorsitzender in Kelheim
„Es sind die schönsten Aufgaben eines Bezirksvorsitzenden, verdiente Mitarbeiter
ehren und auszeichnen zu dürfen“, stellte Kurt-Peter Nawroth als Vorsitzender des
Bezirksverbandes Niederbayern in der
Landsmannschaft Schlesien während der
Laudatio für Hans Heinrich in Kelheim fest.
Hans Heinrich führt nun seit 50 Jahren
den Orts- und Kreisverband. Er ist bereits
für seine unermüdliche und aufopfernde
Arbeit zum Wohle Schlesiens und seiner
Menschen mehrfach und einschließlich
des Schlesierkreuzes ausgezeichnet worden, so dass ihm Kurt-Peter Nawroth mit
einer Urkunde sowie einem Bildband mit
alten Aufnahmen von Breslau im Namen
des Bezirksverbandes Niederbayern im
Rahmen eines Heimatnachmittages danken konnte.
In der Laudatio ließ Nawroth das Leben und Wirken von Hans Heinrich Revue
passieren. Im Mai 1927 in Schwirz, Kreis
Namslau, ist Heinrich geboren worden und
besuchte bis 1944 in Breslau die Lehrerbildungsanstalt. Während des anschließenden Kriegseinsatzes war er unter anderem bis zur Kapitulation in der Festung
Breslau. Nach Entlassung aus russischer
Kriegsgefangenschaft setzte Heinrich bis
1951 seine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Straubing fort und ist in
seinem Beruf zuletzt als Konrektor an der
Grund- und Hauptschule in Saal, Kreis
Kelheim, tätig gewesen
Zum 1. Juli 1952 trat Heinrich in die
Landsmannschaft Schlesien ein und war
in verschiedenen Funktionen des Orts- und
Bezirksverbandes sowie beim Landes-
verband Bayern äußerst aktiv tätig. 1958
wurde Heinrich zum 1. Vorsitzenden des
Ortsverbandes Kelheim gewählt; diese
Aufgabe erfüllt er noch heute.
Dazu füllt er zusätzlich noch die Aufgaben als Kreisvorsitzender sowie 1. Vorsitzender im BdV-Kreisverband Kelheim
aus und wird nicht müde, für seine Heimat Schlesien zu werben.
In seinen Funktionen war er vielfach Initiator von Großveranstaltungen, wie den
Sternfahrten, der Landesjugendtreffen,
Ausrichter mehrer Delegiertenversammlungen sowie Heimattagen Mit seinen motivierten Helfern organisierte er Paket- und
Schulbuchaktionen, Sammlungen für
Hochwassergeschädigte in Schlesien,
den Besuch von Kindern aus Oberschlesien, aber auch Fahrten in die Heimat, wobei er stets für die ideelle und materielle
Unterstützung des DFK Ratiborhammer
warb und sorgte. Hans Heinrich ist es auch
zu verdanken, dass Kelheim und Ratiborhammer eine Patenschaft eingingen.
Zu erwähnen sind aber auch die von
ihm herausgegebenen Textliederbüchlein „Wie’s daheim war“, und viele Arbeitshefte für Kulturveranstaltungen.
Neben all diesen nur beispielhaft genannten Aktivitäten hat Hans Heinrich sich
darüber hinaus immer bemüht, Schlesien,
seine Geschichte und reichhaltige Kultur
den Daheimgebliebenen und hier einer
breiten Öffentlichkeit näher zu bringen.
Hans Heinrich hat sich wahrlich vorbildhaft um unsere Heimat Schlesien verdient gemacht.
Hans J. Kupke
Totengedenken der Vertriebenen
Foto: Ferber
Auch am Totensonntag 2008 trafen sich
zum Totengedenken die Bonner Heimatvertriebenen auf dem Nordfriedhof.
Hans-Günter Parplies, der Landes- und
Kreisvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, begrüßte am schlichten Holzkreuz
im Ehrenhain des Nordfriedhofes in einer
kurzen Ansprache rund 100 Landsleute,
die trotz Kälte und Schneeeinbruchs den
Weg nicht gescheut hatten. In seiner Ansprache mahnte er, dass wir „Ostdeutschen“ anders als die „westdeutschen“
Landsleute auch im 63. Jahr der Vertreibung nicht an den Gräbern unserer Toten
ein stilles Gebet sprechen können –
„denn die Gräber vieler unserer Toten sind
fern! – In diesem Jahr, in dem so viele unserer Organisationen auf 60 Jahre ihres Bestehens zurückblickten wurde uns wieder
schmerzlich ins Bewußtsein gebracht,
dass wir Heimatvertriebenen mit unserer
Trauer um unsere Toten in der Heimat und
besonders um die verlorene Heimat ziemlich alleine dastehen unter unseren Mitbürgern, allein gelassen von der Nation!“
Pfarrer Antonio Gaffiero segnete symbolisch die Gräber die fern sind und sprach
das Gebet. Anschließend legten die Vertreter der in Bonn ansässigen ostdeutschen Landsmannschaften, unter Ihnen
auch die Brückenberger Trachtengruppe
am Gedenkstein ihre Kränze nieder.
Michael Ferber
15
Christian Dürig ist
Oberbürgermeisterkandidat
Am 22. November
2008 wurde der
56jährige
Jurist
Christian Düring im
Bonner Haus der
Gedichte zum Bonner
Oberbürgermeister-Kandidat gewählt.
Die Wahl fand im
Beisein des NRWMinisterpräsidenten
Christian Dürig zeigt
Jürgen Rüttgers unsich sehr interester Leitung des Vorsiert auf dem Bonner
sitzenden Helmut
Ostdeutschen
Stahl statt.
Markttag – Tag der
Heimat
Im Alter von acht
Foto: Ferber
Jahren zog Christian
Dürig, Sohn einer
schlesischen Familie, mit seinen Eltern
nach Bonn. Hier verbrachte er seine Kindheit und Jugend, seine Schulzeit und einen Großteil seiner Studienzeit.
Die in Bonn lebenden Heimatvertriebenen erhoffen sich von einem dann hoffentlich gewählten CDU-Oberbürgermeister
mit schlesischen Vorfahren mehr Unterstützung, nicht nur bei der Belebung der
Städtepaten- und Partnerschaften mit Oppeln und Stolp oder bei der Aufnahme in
das Bonner Straßenverzeichnis von Dr. Herbert Hupka, sondern auch Anerkennung in
der Bonner Bevölkerung. Michael Ferber
Jahresseniorenfahrt
2008 des DFK
Kreisvorstand
Kattowitz
Dank der Geldzuwendung und eigener
Kostendeckung fand Anfang Oktober
2008 die fünftägige Seniorenausfahrt
nach Wildgrund in das Opauergebirge
statt. Die Gruppe zählte 39 DFK-Senioren,
denen gute Erholung, erfrischende Landschaften und ein gesellschaftliches deutsches Miteinander angeboten wurden. Bei
schönem Wetter gehörte auch ein Busausflug in das Altvatergebirge dazu, wo die
Gruppe in der Wallfahrtskirche „Maria Hilf“
in einer deutschen Hlg. Messe teilnahm.
Weiter ging die Reise nach Karlsquell und
Jasenik. Die Ausfahrt leitete der bekannte Reiseleiter Adolf Mikulec. Bei einem
deutschen Gesangs- und Musiknachmittag wurden spontan deutsche Volkslieder
gesungen und dazu getanzt.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer
wünschten sich, dass dieses Programm
in den nächsten Jahren weiter durchgeführt wird.
Erwin Jerzy Kabus
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE
„Schlesierkreuz” für Waldemar Hoffmann
Waldemar Hoffmann, Ehrenvorsitzender
des Ortsverbandes der Schlesier in Vilsbiburg ist für seine über Jahrzehnte dauernde
verdienstvolle Arbeit mit dem „Schlesierkreuz“ ausgezeichnet worden.
Zur traditionellen Kirmes-Feier hatten
sich die Schlesier von Vilsbiburg unter Leitung des Vorsitzenden Reinhold Mörs mit
dem Chor der „Singefrauen“ und Ehrengästen getroffen. Die in schlesischer
Tracht mitwirkenden Annemarie Fischer und
Erna Schwimmer erfreuten neben dem
Chor mit kurzweiligen, aber auch nachdenklichen Wortbeiträgen. Höhepunkt war
jedoch die Verleihung des Schlesierkreuzes als höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Schlesier.
Kurt-Peter Nawroth, Bezirksvorsitzender der Landsmannschaft in Niederbayern,
war gern aus Landshut zur Ehrung gekommen. In seiner Laudatio beleuchtete er
das Wirken und die besonderen Verdienste von Waldemar Hoffmann. Im April 1931
war Hoffmann in Niederau, Kreis Wohlau
in Niederschlesien geboren worden. Hier
besuchte er auch die Volksschule bis zum
unglückseligen 21.1.1945, dem Beginn von
Flucht und Vertreibung aus der Heimat.
Hoffmann erinnert sich noch deutlich an die
ihn für’s spätere Leben prägenden Erlebnisse des Flüchtlingstreck mit den eigenen
Pferden vom elterlichen landwirtschaftlichen Anwesen. Die Pferdegespanne fuhren ab Heinzendorf über Thiergarten, Dyhrenfurt, Groß-Kogel, Kloster Leubus an der
Oder, Heidau, Wildschütz, Riemberg nach
Goldberg und Röbersdorf. Von Kauffung ist
über Hirschberg nach Voigsdorf, Blumdorf
und Koibsdorf gefahren worden. Auch den
weiteren beschwerlichen Marsch hatte
Hoffmann aufgezeichnet. Mit Buschulersdorf kam man ins Sudetenland über
Priems, Wesseln, Niederkoblitz, Porsnich,
Wischkowa nach Saaz und Buschwitz. Von
Klein Würscheditz führte der Treck nach
Tschies, Teppel, Kutzenplauer, Pinschau
und Weichhaus. Nun war mit Vohenstrauß
bayerisches Gebiet erreicht und der Treck
schleppte sich weiter durch Pfreimd,
Schwarzenfeld nach Teublitz, Regenstauf,
Donaustauf, Haglstadt, Ascholtshausen
über Altheim/Hofstetten nach Dietelskirchen. Hier löste sich der Treck auf. Die Familie Hoffmann gelangte schließlich nach
Vilsbiburg und Waldemar Hoffmann wüsste über diese entbehrungsreiche Zeit viel
zu berichten.
Sehr bald konnte Hofmann in der Garnspinnerei Seiler, Vilsbiburg, bis zu seinem
vorgezogenen Ruhestand in 1989 arbeiten.
1956 hatte sich Hoffmann mit der Sudetenländerin Emmi Hamp verehelicht. Sie
freuen sich über zwei Söhne und vier Enkelkinder.
Schon 1949 nahm Waldemar Hoffmann
mit seinen Eltern am Treffen der Schlesier
in Vilsbiburg teil. Der Landsmannschaft trat
er 1959 bei. Ab 1971 arbeitete er als zweiter Vorsitzender in der Vilsbiburger Landsmannschaft aktiv mit.
Schlesische Nachrichten 24/2008
von links Annemarie Fischer, Reinhold Mörs,
Waldemar Hoffmann, Kurt-Peter Nawroth,
Erna Schwimmer
1984 ist er zum ersten Vorsitzenden gewählt worden und prägte weiterhin das positive Erscheinungsbild der Schlesier in
Vilsbiburg. Auf seine Initiative war 1979 die
Vereinsfahne geweiht worden, an der Einrichtung einer Heimatstube war er maßgeblich beteiligt, er gestaltete Heimattage und sorgte für gute Zusammenwirken
mit anderen Landsmannschaften in der
Region, so dass bei Veranstaltungen neben den Schlesiern auch die Bürgermeister, Gemeinderäte und Vertreter von
einheimischen Vereinen oft und gern gesehene Gäste waren. Zu allgemeinem Bedauern musste W. Hoffmann im Frühjahr
2008 aus gesundheitlichen Gründen den
Vorsitz nach erfolgreichen 24 Jahren abgeben. Er unterstützt seither Reinhold
Mörs und die Landsmannschaft nach Kräften.
Nicht von ungefähr waren also seine
Mitarbeit und Ideen im Bezirksverband
Niederbayern und bei Delegiertenversammlungen geschätzt und anerkannt. Für
dieses ehrenamtliche und das positive Bild
der Schlesier prägende öffentliche Leben
ist Waldemar Hoffmann 1991 mit der Verleihung der Goldenen Nadel des Bundesverbandes der Landsmannschaft gewürdigt worden. Im Mai dieses Jahres ernannte ihn der Ortsverband Vilsbiburg zum
Ehrenvorsitzenden. Als Kurt-Peter Nawroth
Waldemar Hoffmann nach einer großen
Laudatio das Schlesierkreuz überreichte
und anheftete, erntete Hoffmann von den
vielen Landsleuten und zahlreichen Ehrengästen verdienten, anhaltenden und
dankenden Beifall.
Hans J. Kupke
Impressionen
aus dem Kreisverband
Erding
Der Eichendorff-Gedenkstein in
Wartenberg, Kreis Erding/Oberbayern
Der Eichendorff-Gedenkstein wurde 1959 eingeweiht, wie auf der
Rückseite zu
lesen ist.
Andeutungsweise
ist das
schlesische
Wappen
zu
erkennen.
Damen des Kreisverbandes Erding/Oberbayern bei
gemütlicher Runde.
Fotos: R. Maywald
16
Schlesische Nachrichten 24/2008
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Aus dem Leben der Bonner Schlesier
Erntedankfest
Zum schon traditionellen Erntedankfest kamen erstaunlich mehr Besucher als erwartet und Plätze eingedeckt waren. Stephan Rauhut begrüßte die 150 anwesenden Mitglieder und Gäste der Veranstaltung, Pater Bernadin Hampel von Kloster
Steinfeld in der Eifel sprach das geistliche
Wort zum Erntedank. Im Anschluß wurden
zahlreiche Lieder gesungen, angestimmt
von unserem Mitglied Heinz Sosnowski,
begleitet am Klavier
von unserem Mitglied Dr. Rupert
Klisch. Zu einem
weiteren Programmpunkt gehörten dann
Tanzeinlagen
der
Brückenberger
Trachtengruppe unter
der Leitung von Michael Knappe. Die
Die Brückenberger
Mitglieder der FrauTrachtengruppe
engruppe verteilten
das Erntedankbrot
Pater Bernadin
und hatten bereits
Hampel
zuvor unter Leitung
Fotos: Ferber
der
Vorsitzenden
Helga Solisch den
Saal dekoriert.
„Nix zipzerip“
Im Rahmen der Schlesischen Runde stellte unser Mitglied der Kreisgruppe, Bernhard Grund aus Waldenburg-Altwasser,
sein neu erschienenes Buch „Nix zipzerip“
vor. Die Veröffentlichung versucht exemplarisch, deutsche und europäische
Nachkriegsgeschichte literarisch aufzuarbeiten, es ist bestens als Weihnachtsgeschenk geeignet.
Klausurtagung
Unter der Leitung des Vorsitzenden der
Kreisgruppe, Stephan Rauhut, stellte der
Vorstand in einer mehrstündigen Klausurtagung die Weichen für die Zukunft.
Eine noch bessere Arbeitsaufteilung und
neue Ideen sollen noch mehr Aufmerksamkeit in der Bonner Bevölkerung erreichen.
Gänseessen
In der Zirbelstube des Günnewig-Residence „Kaisergarten“ trafen sich die
Landsleute aller Ostdeutschen Landsmannschaften zum
gemeinsamen Gänsebratenessen. Sie
ließen damit eine alte
Tradition wieder aufleben und erlebten so
einen
geselligen
Abend. Um alle Gerüchte vorweg zu
nehmen – das schlesisches Spezialitätenessen wird es
weiter geben.
Herbert-Hupka-Straße
Seit September sammeln wir Unterschriften und fordern damit den Rat der Stadt
Bonn auf: „Eine Bonner Straße mit dem Namen des Vertriebenenpolitikers und ehemaligen Bundestagsabgeordneten, Dr.
Herbert Hupka, zu benennen!“ Inzwischen sind über 200 Unterschriften eingegangen – wir sammeln weiter! Fordern
sie Info-Material und Unterschriftlisten an!
Michael Ferber
17
Totenehrung am
Vertriebenendenkmal
HEIMAT WIR BLEIBEN DIR TREU,
so steht es geschrieben auf dem Heimatkreuz der Vertriebenen-Gedenkstätte in Holzhausen, nahe der Stadt
Kassel.
Hier, oberhalb des Fuldatales, in einer
Landschaft die uns auch an unsere Heimat erinnert, treffen sich jedes Jahr im
November Mitglieder der Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Kassel,
zu einer Gedenkstunde. Wir gedenken
unserer Verstorbenen, die in der Heimat ihre Ruhestätte gefunden haben
und der Landsleute die fern der Heimat
in fremde Erde beigesetzt wurden.
Die Gruppe die an der Feierstunde
noch teilnehmen kann, wird immer kleiner. Für unsere lieben, alten Schlesier
wird der Weg immer beschwerlicher. Bei
einem Durchschnittsalter von über 80
Jahre ist ein Ende dieser Gedenkfeiern
absehbar.
Noch kann die Anlage von Mitgliedern der Landsmannschaft gepflegt
werden, doch auch diese Helfer kommen in die Jahre und werden zu diesem Dienst nicht mehr zur Verfügung
stehen.
Schon seit Jahren beschäftigt uns
das Thema der Pflege und dem Erhalt
der Gedenkstätte. Gespräche mit der
Gemeinde liessen nicht gerade Begeisterung erkennen, da zusätzliche Kosten gefürchtet werden.
Wir hoffen auf eine überregionale
Lösung.
Klaus-Dieter Leder
Albrecht Baehr verstorben
Albrecht Baehr ist am 21. Oktober kurz nach
Vollendung seines 91. Lebensjahres in Münsingen nach kurzer Krankheit verstorben.
Aus der Trauerrede des Landesvorsitzenden bei der Beisetzung am 27. Oktober
auf dem Friedhof Buttenhausen:
Mit Albrecht Baehr, der am 16. September 1917 in Breslau geboren wurde, ist einer der ganz Großen der schlesischen Kulturszene der Nachkriegszeit von der Lebensbühne abgetreten. Die Kultur Schlesiens als Teil der gesamten Kultur im
deutschsprachigen Raum war sein berufliches und auch sein ehrenamtliches Leben,
das er zum großen Teil auch mit uns, der
Albrecht Baehr wurde 2003 von der
Landesehrenvorsitzenden Gudrun Gräfin
Vitzthum von
Eckstädt mit
dem Schlesierkreuz
ausgezeichnet.
Landsmannschaft Schlesien in BadenWürttemberg, zusammen gelebt und hier im
Lande und auch in Schlesien selbst umgesetzt hat.
Albrecht Baehr war 1952 der erste Landeskulturreferent der Landsmannschaft
Schlesien im neugegründeten Bundesland
Baden-Württemberg und hat in den zwei
Jahren, in denen er dieses Ehrenamt ausüben konnte, schon die Maßstäbe gesetzt,
die für die landsmannschaftliche Kulturarbeit hierzulande in den folgenden Jahrzehnten eine Richtschnur darstellten und
dazu beitrugen, dass unsere Landesgruppe Baden-Württemberg heute, 56 Jahre später, noch die umfassendste, aktivste und lebendigste schlesische Kulturarbeit in
Deutschland und auch im heutige Schlesien
betreibt.
Auch für die so genannte grenzüberschreitende Kulturarbeit war Albrecht
Baehr ein oder der Wegbereiter, weil er sich
unmittelbar nach der politischen Wende zusammen mit dem damaligen landesvorsitzenden Georg Märtsch sowie Pfarrer Gottstein, Gerda Haußecker und der polnischen
Sängerin Irene Adamec auf den Weg machte, um bei den in Schlesien zurück gebliebenen Deutschen die seit 1945 unterdrückte
Volkskultur, die deutsche Sprache, die
deutschen Lieder, die alten Sitten und Gebräuche wieder aus der Versenkung zu holen und mit neuem Leben zu erfüllen. Es ist
ihm in hervorragender Weise gelungen und
die deutschen Schlesier in Polen werden ihm
dafür ewig dankbar sein.
Nach dem Eintritt in den Ruhestand hatte er auch wieder Zeit, sich aktiv in unsere
jährlichen Landeskulturtagungen einzubringen, mit Vorträgen über große schlesische Geister, über die Geschichte des Rundfunks in Schlesien, und besonders beliebt
waren seine Plaudereien „Locker vom Hocker“, mit denen er kabarettartig und äußerst
lehrreich über die reichhaltige schlesische
Kultur dozieren konnte.
>>>
18
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE
Schlesische Nachrichten 24/2008
>>>
Große Verdienste hat er sich auch bei der
jüngeren Generation der polnischen Germanisten in Schlesien erworben. Sie benutzen nämlich seine Bücher über den schlesischen Humor und seine Anthologie schlesischer Gedichte, um sich – wie es kürzlich
bei deutschen Kulturtagen an der Universität
in Grünberg hieß, in die Seele der deutschen
Bewohner Schlesiens hineinzudenken. Für
seine Verdienste um die Kultur Schlesiens
hat ihn unsere Landsmannschaft vor fünf
Jahren mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet. Seine größten Verdienste hat sich
Albrecht Baehr in seiner beruflichen Arbeit
als Rundfunkjournalist und hier besonders
als Leiter der Abteilung für Vertriebenensendungen im Süddeutschen Rundfunk erworben. Ein großer Teil dieser Sendungen,
mit denen er auch wesentlich zum Verständnis von Flucht und Vertreibung bei den
Einheimischen und damit zur Eingliederung
beigetragen hat, ist noch in den Archiven erhalten, und den wichtigsten Teil davon haben wir vor zehn Jahren mit seiner Hilfe auf
normalen Tonbändern konservieren können,
die heute noch von zahlreichen Interessenten in ganz Deutschland immer wieder angefordert und abgespielt werden.
Pater Serafin Latacz verstorben
Am 22. Oktober 2008 wurde der Franziskaner, Pater Serafin Latacz, Pfarrer in
Marienweiher/Frankenwald, Erzdiözese
Bamberg, plötzlich und unerwartet in das
Haus des Vaters heimgerufen. Mit Pater Serafin verbindet mich eine lange 50jährige
Freundschaft. Pater Serafin wurde am 30.
Oktober 1932 in Sakrau/Rosengrund OS.
Krs. Cosel geboren. Am 16. Juni 1951 trat
er dem Orden der Franziskaner in Neisse
bei. Seine Theologisch-Philosophischen
Studien beendete er im Seminar der Franziskaner in Glatz, wo er auch die Ewigen
Gelübde am 19. Juli 1956 ablegte. Zum
Priester wurde er am 16. Februar 1958 im
Hohen Dom zu Breslau geweiht.
Seine erste Wirkungsstätte nach der
Priesterweihe war im Franziskusheim in Bad
Reinerz. Vom Kloster in Bad Reinerz aus,
betreute er die Pfarrei St. Anna in Grunwald,
einem in den Bergen gelegenen Ort, ca. 14
km von Bad Reinerz entfernt. Zu dieser Zeit
war das Pfarrhaus in Grunwald schon dermaßen verwüstet und verfallen, dass er seinen festen Wohnsitz im Franziskusheim hatte. Die hl. Messen konnten nur an Sonnund Feiertagen in St. Anna gefeiert werden.
In den Sommermonaten bewältigte er den
Weg in das 900 m hochgelegene Grunwald
mit dem Motorrad. Auf diesen Fahrten war
ich als Ministrant sein ständiger Begleiter.
Jeder einzelne Tag, den ich in meiner Jugend mit Pater Serafin verbringen durfte,
war für mich eine Katechese. Ich denke an
diese Zeit mit großer innerer Wärme zurück.
Er war – und bleibt – mein geistlicher Leiter. Ein Franziskanerpater, an dem Franziskus von Assisi seine Freude hatte.
Ein Kapitel besonderer Art waren die
Wintermonate seiner Pastoral in Grunwald.
Es kam vor, dass wir auch dann einen Versuch mit dem Motorrad wagten, wenn
Schnee lag. Den Luxus, dass der Weg durch
einen Schneepflug geräumt wurde, haben
wir nie erlebt. Und dass schon jemand vor
uns am Sonntag eine Spur durch den
Schnee „gelegt“ hätte, ist auch nie vorgekommen. Wenn es aber mit dem Motorrad
nicht mehr weiter ging, hatten wir beide ein
Problem. Bis zum Forsthaus, das von Bad
Reinerz ca. 8 km entfernt war, schafften wir
es meistens. Den restlichen Weg bis zur Kirche mussten wir dann zu Fuß bewältigen.
Als wir an der Kirche ankamen, waren wir
nicht selten total durchnässt. Aber gefro-
ren haben wir nicht,
denn als wir oben
angekommen waren,
mussten wir den
Weg und den Eingang
zur Kirche frei räumen. Wirklich kalt
wurde uns erst, wenn
wir in der Kirche die
hl. Eucharistie feierten. Der Kirchenbesuch
war für Pater Serafin oft sehr ernüchternd.
Kein Wunder, denn die Menschen in den
entlegenen Häusern waren total eingeschneit. Und die „neuen“ Bewohner von
Grunwald, waren ohnehin nicht die fleißigsten Kirchgänger.
Ich denke besonders gerne an die Situationen zurück, in denen uns ein Pferdeschlitten aus Grunwald abholte, leider war
das sehr selten. Das arme Pferd musste
dann, auch nass geschwitzt, aber mit einer Decke bedeckt, vor der Kirche warten,
bis die hl. Messe beendet war und wir wieder ins Kloster gebracht werden konnten.
Der Winter in Grunwald war für Pater Serafin eine enorme Strapaze. Ich habe es erlebt, dass der Messwein und das Wasser
in den Messampullen gefroren waren. Und
dann die Erlebnisse mit der „Kolende“! Ein
schöner Brauch, bei der jede Familie und
jedes Haus in der Zeit nach Weihnachten
vom Pfarrer besucht wurde und einen besonderen Segen erhielt. Es kam dabei vor,
dass wir uns bis zu einem Gehöft „durchgekämpft“ hatten und dann vor verschlossenen Türen standen. Die „neuen“ Bewohner ließen uns nicht herein, denn sie
wollten aus vielerlei Gründen nichts mit der
Kirche zu tun haben.
In den späten 50er Jahren, als P. Serafin dort Seelsorger war, gehörte Grunwald
zum direkten Grenzgebiet, das von den
Grenzsoldaten besonders überwacht wurde.
Ich kann mich erinnern, dass wir auch
noch einige deutsche Grunwaldbewohner
zur Kolende besucht haben. Die Segnung
nahm Pater Serafin stets in Deutsch vor, was
die „Übriggebliebenen“ mit Freude erfüllte. Manchmal musste ich als Ministrant die
Stube verlassen, weil Pater Serafin den älteren Menschen, die nicht zur Kirche kommen konnten, die Beichte abnahm, oder,
was nicht selten vorkam, Eheprobleme besprochen werden mussten.
Nach dem Eintritt in den Ruhestand war
er noch einige Jahre mit großem Erfolg als
Gildemeister der Künstlergilde Esslingen tätig, die sich die Förderung heimatvertriebener Künstler auf ihre Fahnen geschrieben hatte und während der Jahre unter Albrecht
Baehr sehr wirkungsvoll tätig war.
Albrecht Baehr hat das Schwabenland als
neue Heimat dankbar angenommen. Sein
Leib ist hier gut aufgehoben, und wir verneigen uns vor unserem großen Landsmann
in tiefer Zuneigung mit Hochachtung, Dank
und Stolz.
Günther Zimmermann
Von Bad Reinerz aus, haben wir viele
schöne Fahrten mit dem Motorrad nach
Oberschlesien gemacht, u. a. auch zu Pater Serafins Familie nach Sakrau. So habe
ich seine Familie kennen lernen dürfen, seine Mutter, die weit über 90 Jahre alt wurde, und seine Geschwister Clara, Angele
und Josef, den jüngsten Bruder. Nicht vergessen möchte ich – ich war damals etwa
16 Jahre alt – die Besuche mit P. Serafin,
bei seinem Heimatpfarrer Ferdinand Puzik
in Sakrau/Rosengrund, die besonders
amüsant und unterhaltsam waren.
Seine nächste Stelle übernahm Pater Serafin als Vikar ab 1961 im Kloster in Gleiwitz. Und ab dieser Zeit trennten sich leider unsere Wege. Meine Familie erhielt im
März 1961 die Ausreisegenehmigung nach
Deutschland, und so musste ich mein geliebtes Reinerz verlassen.
Ab 1970 hat Pater Serafin unsere Familie in Paderborn fast regelmäßig besucht.
Zu dieser Zeit war er schon Pfarrer im Kloster in Glatz, wo ich ihn 1974 zum ersten Mal
besucht habe – dann öfter.
Im Jahre 1983 wechselte er auf eigenen
Wunsch in das Franziskanerkloster nach
Marienweiher
(im
Frankenwald/
Oberfranken, Erzdiözese Bamberg). Dieses
Kloster mit der wunderschönen barocken
Basilika gehörte der Bayerischen Franziskanerprovinz, das wegen Nachwuchsmangel aufgegeben werden musste, wie
übrigens viele andere Klöster in Bayern. (Zur
Information: Die schlesische Franziskanerprovinz, Provinzialat in Breslau, betreut
noch zusätzliche Klöster in Bayern:
Gössweinstein, Grafrath und Nürnberg).
Kloster und Kirche in Marienweiher wurde
nun von „unseren“ Franziskanern übernommen und ihr erster Oberer und Pfarrer
wurde Pater Serafin Latacz OFM.
Im September 1983 hatte ich die große
Freude, zusammen mit meiner Frau, bei der
offiziellen Übernahme der Wallfahrtsstelle
Marienweiher durch die schlesischen Patres dabei zu sein. Seit damals, nachdem
Pater Serafin mit seinen Mitbrüdern aus
Schlesien die Regentschaft im Kloster übernommen hatte, ist die Wallfahrt wieder zum
Blühen gekommen. (...)
Auf das Bestreben der Franziskaner aus
unserer schlesischen Heimat hin – und hier
muss man besonders Pater Serafin nennen
– wurde die Wallfahrtskirche durch Papst
Johannes Paul H. in den Rang einer „Basilika minor“ erhoben.
LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE / LYRIK
Schlesische Nachrichten 24/2008
Im vergangenen Februar 2008 war ich
noch bei ihm im Kloster, um sein Goldenes
Priesterjubiläum mit einer überaus großen
Beteiligung seiner Mitbrüder aus dem Orden zu feiern. Im letzten September feierte er noch ein weiteres Jubiläum – 25 Jahre Pfarrer in Marienweiher!
An dieser Stelle möchte ich dem verstorbenen Pater und „Geistlichem Rat“, Serafin Latacz, von Herzen für alles, was er
mir in den 50 Jahren unserer Freundschaft
geschenkt hat, danken. Möge er nun auf
dem Friedhof in Marienweiher in Frieden ruhen, wo schon seine Mitbrüder aus der
schlesischen Provinz ihre Ruhestätte gefunden haben: Pater Salvator Witecy, Pater Beatus Kulla, Pater Kamillus Konieczny und Pater Honorius Podleska, der allerdings auf dem St. Annaberg in der Heimat
begraben worden ist. R.I.P.
Erinnerungen an
Pater Serafin Latacz OFM von
Claus „Nico“ Scharff
aus Paderborn.
Festival der Deutschen Kultur in Gieschewald
Am 28. September 2008 fand der „Tag der
Deutschen Kultur“ des DFK Kreis Kattowitz
in der prachtvollen Parkanlage im Kattowitzer Ortsteils „Gieschewald“ statt. Die Veranstaltung wurde von der Stadtverwaltung
Kattowitz unterstützt und sollte zeigen, dass
an einem guten Verhältnis zwischen Polen
und der Bundesrepublik Deutschland gearbeitet wird.
Eugeniusz Nagel, der Vorsitzende des
DFK Kattowitz, begrüßte die Vertreter der
Wojewodschaft und den DFK Bezirksvorstand. Das umfangreiche kulturelle Programm gestalteten zahlreiche Mitwirkende:
die Bergmannskapelle der ehemaligen Kohlengrube „Kleofas“ unter der Leitung von Damian Lebek, das Akkordeon-Ensemble unter der Leitung von Stanislaw Wodnicki, die
DFK-Kindergruppe aus Groß Chelm mit Gedichten und Volksliedern unter der Leitung
von Aleksandra Wycislok und mit der musikalischen Begleitung von Mateusz Metmanski, die Sängergruppe des DFK Myslowitz unter der Leitung von Karol Mondry (musikalische Leitung Eryk Hornik), die DFK-Sängergruppe Kattowitz-Zentrum unter der
Bei strahlender Sonne luden die
Ost- und Mitteldeutschen
Landsmannschaften mit fünf
Pavillons auf dem GerhartHauptmann-Platz zum „23. Heimatmarkt“ am 4. Oktober 2008
ein. Gezeigt wurde den fast
7000 Gästen aus Kanada, England, Russland, China und der
schlesischen Heimat Historisches in Prosa, Lyrik und alten
Landkarten (Unikate) über die „alten Märkte“ in Königsberg, Elbing, Danzig, Stettin, Brandenburg, Breslau, Oppeln und
Brünn. Hier überzeugte die Erlebnisgeneration die Jungen,
wie lebendig und liebenswert unsere ost- und mittel- und siedlungsdeutschen Regionen waren. Zeugnisse einer gediegenen
Eß- und Trinkkultur luden zum
Schlemmen ein. Ein prächtiges
Kulturprogramm mit Blasmusik
und Volkstänzen der „Trachtengruppe Qarrendorf“ zog viele
Gäste magisch an. Der Patron
des Platzes hätte wahrlich seine Freude gehabt.
Leitung von Magda Strzodka, mit Schlager
und Operettenmusik, die Sängergruppe
des DFK Königshütte unter der Leitung von
Krystyna Ludwig unter Mitwirkung von Jerzy Gola mit Liedern deutscher Komponisten und den DFK-Kreischor, der den Namen
von Johann Kendzia trägt. Der Komponist
Johann Kendzia ist ein gebürtiger Kattowitzer
und der Schöpfer der Konzerte der Reihe
„Musik kennt keine Grenzen“. Der Chor wird
von Bernadeta Wodarz geleitet und singt à
capella Lieder von Schubert, Brahms und
anderen berühmten deutschen Komponisten. Alle Auftritte der DFK-Gruppen wurden
mit großem Beifall belohnt.
Der DFK Vorsitzende des Bezirks Schlesien, Martin Lippa, wurde mit der DFk-Ehrennadel gewürdigt, wie auch Jadwiga Cybulska, Stefan Senczek und Jerzy Gola.
Anschließend wurde mit der Band „Bayerock“ gesungen, gejodelt und getanzt. An
der erfolgreichen Veranstaltung nahmen bei
schönstem Wetter 240 DFK-Mitglieder teil,
was der gesamten Einwohnerzahl von Kattowitz-Gieschewald entspricht.
Gilbert Cierpol
19
Aus derr Heemte vertrieba
Ies woar ei derr Nocht, ols de Woane
oarullta.
Wulkaverhanga derr Barge Gesicht.
Menscha, die aus ihrer Heemte
sullta,
begriffa doas Ungeheuerliche nich.
Verlossen ragta de Terme derr Stoadt,
Derfer duckta siech zwischa de Felder.
irgendwu löste siech a welkes Bloat.
Nuch eim Troome irrte ma durch de Wälder.
Underwägs ei doas Ungewisse,
ei eener vu Zweiweln zerquälta Welt.
Gabel’ jenseits oller Finsternisse
wächst a weng Licht, durch dan dar olles
hält.
Konrad Werner
Vertrieben
Es war Nacht, als die Wagen anrollten.
Wolkenverhangen der Berge Gesicht.
Menschen, die aus ihrer Heimat sollten,
begriffen das Ungeheure nicht.
Verloren ragten die Türme der Stadt.
Dörfer duckten sich zwischen die Felder.
Irgendwo löste sich ein welkes Blatt.
Noch im Traum irrte man durch die Wälder.
Unterwegs in das Ungewisse,
in einer von Zweifeln zerquälten Welt.
Aber jenseits aller Finsternisse
Erwächst uns Licht, durch den, der alles
hält.
Konrad Werner
Schlesiermedaille:
Die Vertreibung –
Walter
Ibscher,
Bildhauer
Nürnberg,
Prägung:
Halmberger
Nürnberg
TERMINE
Von li.:Am fahnengeschmückten Empfang begrüßten Ldl.
Ingrid Meinhard in schlesischer und Moderator Willibald
J.C. Piesch in Alt-Bielitzer Tracht aus Beskindenoberschlesien die Besucher.
Foto: Start Forst – Sunderland/England – „Größter
Heimatmarkt des BdV Hamburg“
im „Haus der Heimat" Hamburg
30. Dezember 2008: 19. OS-Brauchtumsstunde
mit allen LM
25. Januar 2009: Neujahrsempfang, Besuch der
Zweiten Bürgermeisterin Christa Goetsch, von
11 bis 15 Uhr, letzte Veranstaltung im alten Haus
Haus der Heimat, Teilfeld 8, 20459 HamburgNeustadt, Tel./Fax 040/346359
LANDSLEUTE / HISTORISCHES
20
100jähriger Breslauer lebt in Erfurt
Auf einhundert Jahre zurückschauen
konnte im Oktober 2008 Gerhardt
Tschertner bei guter Gesundheit und
bestem Humor. Den hat er sich in all den
vielen Jahren, auf die er nun zurückschauen kann, behalten. Ohne Humor geht
nichts! Dabei war sein Leben durchaus
nicht auf Rosen gebettet, wenn auch er
seine Frau zur Eheschließung mit bezaubernden weißen Rosen erfreute. Geboren
wurde der rüstige Jubilar in der Hauptstadt
Niederschlesiens, dem turmreichen Breslau, das damals zum Königreich Preußen
gehörte. Hier besuchte er die damals übliche Volksschule und absolvierte später
mit Bravour eine Ausbildung zum anerkannten Kunst- und Bauschlosser. In seiner Freizeit widmete er sich wie viele Arbeiter in jener Zeit der Turnerei. Im Turnund Rasensportverein seiner Heimatstadt fanden sich schnell Bekannte, mit
denen man das Training teilte und gemeinsam zu Ausscheiden zwischen den
einzelnen Vereinen reiste. Auf einer dieser Sportveranstaltungen lernte er seine
Frau kennen. Zwei Sportler, eine Idee – daraus entwickelte sich nachfolgend eine Liebe, die 1935 zum Traualtar führte und ein
Leben lang Bestand haben sollte. Über Höhen und Tiefen hinweg hielten beide Partner unzertrennlich zueinander. Das
Schicksalsjahr 1941 begann und Gerhardt
musste an die Front. Zu einer Nachrichteneinheit eingezogen, befand er sich immer noch im fernen Russland, während in
Schlesien schon die ersten Flüchtlingstrecks loszogen. Zum Glück gelang es seiner Frau, noch rechtzeitig dem Gatten in
einem letzten Feldpostbrief die eventuelle neue Anschrift in Bayern mitzuteilen.
Flucht und Vertreibung – das Trauma von
15 Millionen Deutschen zeichnete alle jene,
die dieses durchleiden mussten. Zum
Glück für Familie Tschertner gehörten sie
zu denen, denen das Grauen der polnischen Vertreibung erspart blieb, da sie
rechtzeitig Schlesien verlassen hatten. Eine
Reise ohne Wiederkehr. Noch im Kriegsjahr 1945, die Waffen schwiegen nun endgültig, kam das kaum für möglich Gehal-
tene zustande. Nach aufreibender Suche
fand Vater Gerhardt seine Familie im fernen Bayern wohlbehalten wieder. Einen
Ausweg aus der Notunterkunft bot sich etwas später. Familiäre Bindungen nach Erfurt ermöglichten 1946 den Umzug dorthin, wo sich eine zweite endgültige Heimat fand. Seitdem sind mehr als sechs
Jahrzehnte verstrichen und noch immer
lebt das Ehepaar Tschertner hier glücklich
und zufrieden.
H.-P. Brachmanski
Medaille für Vertriebenenenkel 2008
Gleich zwei Anlässe waren für den bekannten Medailleur Helmut König aus
Zella-Mehlis Grund genug diese auf
einer Medaille festzuhalten.
Noch rechtzeitig zum 100jährigen Jubiläum des Erfurter
Gutenberggymnasium
im
Juni 2008 lag die Gedenkmünze mit 40 mm Durchmesser vor, deren Vorderseite beide Anlässe zugleich aufgreift. Getrennt durch einen Lorbeerzweig,
dem seit der Antike gebräuchlichen
Siegessymbol
erinnert
der
Schriftzug „100 Jahre Gutenbergschule Erfurt 2008“ an den
Geburtstag dieser Einrichtung
deren Entstehungszeit bis in
die Kaiserzeit zurückreicht.
Unterhalb des Lorbeerzweigs
weist der Schriftzug „Bestabiturient Emanuel Brachmanski AO
82/12“ daraufhin, das dieser Schüler
des Leistungskurses Geographie, seine
Hochschulreife mit dem Durchschnitt Eins
erreichte, wozu neben dem Lehrerkollegium, dem BdV- Erfurt und der Schlesi-
schen Landmannschaft auch Helmut König als Altmeister der Medaillenkunst
herzlich gratulierten. Als Nachkomme einer oberschlesischen
Schlachtizenfamilie von Haus
aus mit der völkerrechtswidrigen Enteignungs- und Vertreibungstragödie
der
deutschstämmigen Bevölkerung durch Polen eng vertraut,
beteiligte sich Emanuel Brachmanski mehrfach an den Kunstausschreibungen des BdV-Thüringen, wofür er im Jahr 2004 im Erfurter Rathausfestsaal geehrt
wurde. Dieses exakte Geschichtswissen sowie beste
Kenntnisse in Mathematik
und Geographie trugen nun
Früchte.
Die Rückseite hingegen ist dem
genialen Johann Gutenberg zugeeignet, dessen Ebenbild das Medaillenrund schmückt.
Herausgeber der Medaille ist der Familienverband Brachmanski/Oberschlesien-Thüringen
Wehrmachtssoldaten beschützten 1945 die
Flucht im Treck.
Alte Dokumente erzählen
Der Ein-Jahres-Treck
der Anna Benisch
Heimgegangen ist im Februar 2008, im
Alter von 78 Jahren, Eberhard Richter der
nun für immer an der Seite seiner vor zwei
Jahren verstorbenen Partnerin ruht, mit
der er fünfzig Lebensjahre gemeinsam
durchschritt. In den nachgelassenen Papieren des akribischen Erfurters fanden
sich einige sehr aufschlussreiche Aufzeichnungen. Anna Benisch, geboren in
Schlesische Nachrichten 24/2008
Namslau, schrieb einst die Erlebnisse ihrer Jugendzeit bis hin zur Flucht ohne
Wiederkehr für ihre Kinder auf. Nachfolgend soll daraus ein kleiner Auszug vorgestellt werden.
Anna Benisch erblickte am 26.4.1922
als Tochter des Vogts Berthold Hoffman
und seiner Ehefrau Rosina im Ort Schönbrunn, gelegen im Kreis Namslau, das
Licht der Welt. Die einträgliche Stellung
des Vaters ermöglichte seiner Tochter eine
sorgenfreie Kindheit und eine ordentliche
Ausbildung. Sechsjährig besuchte die
kleine Anna die im Nachbardorf Neumarchwitz gelegene Grundschule. Der
tägliche Fußweg bei Wind und Wetter
dorthin war für die Landkinder eine normale Selbstverständlichkeit. Schulbusse
oder ähnliches waren damals unbekannt. 1936 feierte die nun schon jugendliche Anna gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen die Konfirmation in der
Schönbrunner Kirche, dem später der erfolgreiche Schulabschluss folgte. Eine Anstellung fand sich nachfolgend auf einem
der zahlreichen schlesischen Güter, wo
die junge Frau eine Haushaltslehre absolvierte. Hier lernte sie die erste Liebe
ihres Lebens kennen. Mit Einwilligung ihrer Eltern schloss Anna mit dem Schweizer Paul Benisch den Ehebund. Dem jungen Paar wurde bald in rascher Folge dreimal Nachwuchs geboren. Eine Tochter sowie die Söhne Herbert und Kurt berei-
Schlesische Nachrichten 24/2008
HISTORISCHES / VERMISCHTES
Oberschlesisches Kunterbunt
Das Polenwochenblatt „info & Tipps“
(Frankfurt/Main), dessen Inhaber Stanislaus Wenglorz selber aus Oberschlesien kommt, weist auf die politische Vielfalt im heutigen Oberschlesien hin. Außer den üblichen polnischen politischen
Parteien, gebe es dort fünf Organisationen: Die Deutsche Minderheit, die Autonomiebewegung Schlesien „Ruch Autonomii Slask“ unter Dr. Jerzy Gorzelik mit
dem Verbandsorgan „Jaskolka“ (Die
Schwalbe). Dazu kommt der „Verband
der Bevölkerung schlesischer Nationalität“ unter Andrzej Roczniok, die „Bewegung Polnisches Schlesien/Ruch
Polski Slask“ unter Piotr Spyrs sowie die
„Gesellschaft des Schutzes der polnischen Westgebiete/Towrystwo Ochrony
Kresow Polski WSKI“ unter Wlodimierz
Ostrowski. Deren Glanzpapiermagazin
„Slask“ (Schlesien) heißt und jahrelang
vom Schlesischen Kulturpreisträger Tadeusz Kijonka geleitet wird.
Man kann davon ausgehen, dass die
ersten der drei genannten Organisationen observiert werden. Alle drei letztgenannten haben ihre Wurzeln in der
heutigen „Wojewodschaft Schlesien“,
ergo Ostoberschlesien.
Für das „Oppelner Schlesien“ fühlt
sich das SPD-regierte Bundesland
Rheinland-Pfalz zuständig. Beobachter
der politischen Szene merken dies
auch. Das geht allein schon daraus hervor, wo die Delegationen der beiden
Bundesländer Quartier aufschlagen.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident wählt sein Quartier stets auf
Schloss Moschen, einstige Residenz der
Grafen v. Thiele-Winckler, heute Sanatorium.
Und diese Orientierung scheint auch
für das „Oberschlesische Landesmuseum“ (Ratingen) obligat zu sein Die Richtung gibt ja die Düsseldorfer NRW-Staatskanzleri an, von wo die Gelder fließen.
Wie dem auch sei: Viele Oberschlesier im Lande NRW, voran die der Oppelner Region, wiederum voran Künstler und Intellektuelle, fühlen sich weder
vom Land noch vom Museum vertreten;
werden auch kaum gefördert. Für diese
hier lebenden einzelnen Künstler z. B.
gibt es kaum Förderungsgeld, Aufträge.
Auch wird die Pflege des kulturellen deutschen Erbes dementsprechend vernachlässigt.
Wer gedenkt da schon in Düsseldorf
und Ratingen solch Neisser Koryphäen
wie Prof. Dr. Bernhard Grzimek, Max
Herrmann-Neisse, des Nobelisten Prof.
Dr. Konrad Bloch, Ermin Pascha, Karl
Schodrok (Gründer des „Kulturwerk
Schlesien“)? Wer weiß schon in Ratingen, dass einen Steinwurf entfernt der
„hervorragendste schlesische Komponist zwischen den beiden Weltkriegen“
(Die Oder, 1981), der Oberglogauer
Prof. Gerhard Strecke, seinen Lebensabend verbrachte. Dass in Oberglogau
noch heute die einzige Synagoge
Deutschlands steht, die von der deutschen Bevölkerung gelöscht und gerettet wurde.* Vergeblich versuchte der Autor das „Landmuseum“ auf den 200. Jahrestag des Aufenthaltes des größten
deutschen Komponisten, Ludwig van
Beethoven in Oberglogau aufmerksam
zu machen.
Wer interessiert sich schon dafür, dass
das unweit Zülz das größte geistige Judenzentrum des deutschen Kaiserrei-
cherten fortan das Familienleben. Die
Haushaltsführung sowie die Erziehung ihrer drei Kinder standen ab jetzt für die junge Frau im Vordergrund. Es waren wirtschaftlich keine leichten, aber doch
auch ungemein fröhliche Jahre, gemeinsam zu fünft. Und wenn es einmal knapp
wurde in der Haushaltskasse, halfen Eltern und Schwiegereltern den Jungvermählten schon mal aus. Erste Anzeichen
des Ungemachs brachte das Jahr 1940,
als Deutschland gegen Frankreich in den
Krieg ziehen musste. Viel schlimmer kam
es ein Jahr später. Auch Paul Benisch
musste zur Wehrmacht. Zwar half der
Staat mit Unterstützungen der Familie, jedoch der Ehemann und Vater fehlte überall. Dann der Schock. Der Briefträger
überbrachte das gefürchtete schwarze
Kuvert – die Todesmeldung. 1942 war
Paul Benisch in Russland gefallen.
Zwanzigjährig und schon Witwe, für
Anna brach eine Welt zusammen. Einzig
allein ihre Kinder gaben ihr jetzt Halt. Aber
weitere Schicksalsschläge musste die junge Frau erdulden. Im Januar 1945 eroberten die Russen Ostpreußen. Zwar
hielten noch die deutschen Verteidiger
den Angreifern stand, jedoch erste Evakuierungen machten bereits in Schlesien
die Runde. Bei Minus-Temperaturen, in
Eiseskälte entschied sich auch Anna Benisch zur Flucht. Schnell war das Gespann
mit allen Nötigen gepackt, die Mutter, die
Kinder obendrauf gesetzt und ab ging es
in Richtung Westen. Nur hier wollte sie
niemand haben. Über die Sudeten hinweg zog sich der Treck bis nach Bayern
hinein. Überall unerwünscht – überall keine Bleibe. Es waren einfach zu viele Menschen in jener Zeit unterwegs. Nach fast
zwölf Monaten, nachdem die letzten Vorräte aufgezehrt waren fand sie endlich
eine Heimstatt. Das grüne Thüringen – das
doch zugleich so an Schlesien erinnerte
– bot den Flüchtlingen den lang ersehnten Unterschlupf. Erfurt sollte für alle zur
neuen Heimat werden. Damit enden die
von Not, Entbehrung und bitterem Leid
durchdrungenen Aufzeichnungen der
Anna Benisch, die in dem Erfurter, Eberhard Richter ihr zweites Glück fand.
Hans-Peter Brachmanski
21
ches war, der Neustädter Industrielle
Fränkel Mäzen auch des Noblisten Gerhart Hauptmann war usw. usw.
Joachim Georg Görlich
*
Hier erblickte der Komponist und Reformator der
Synagogenmusik, Hugo Schwantzer (gest. 1924)
das Licht der Welt.
Städtische
Ingenieurschule
Breslau
Das Bild stammt wahrscheinlich aus der
Zeit um 1935 und zeigt meinen Vater
BR Otto Frank (l.) und seinen Kollegen
und Freund BR Eduard Emmerich vor
dem Hauptportal der Städtischen Ingenieurschule am Waschteich in Breslau. Beide lehrten dort in der Abteilung
Elektrotechnik. – Diese Ingenieurschule ist nicht mehr selbständig, sondern wurde der TH / TU Breslau angegliedert. Zu den polnischen Kollegen im
heutigen Fachbereich ET habe ich seit
1992 intensiven Kontakt, der auch von
meinem Nachfolger als Professor an der
Hochschule Darmstadt intensiv gepflegt
wird.
Im Jahr 2010 wird die TH/TU Breslau ihr 100jähriges Bestehen feiern. Für
diesen Zeitpunkt möchte ich nach Möglichkeit einen Beitrag über das Leben
und Treiben an der Ingenieurschule
Breslau in den Jahren vor 1945 zusammenstellen, habe dafür aber leider
kaum Material.
Meine bescheidene Hoffnung ist,
über diese Notiz alte Bereichte und Bilder aus alter Zeit zu bekommen, die sowohl das Kollegium als auch StudienSemester bis 1945 Elektrotechnik/Maschinenbau, Laboratorien, Hörsäle
und die Aula festhielten.
Ich hoffe auf Ihre Hilfe.
Meine Anschrift:
Prof. Dipl.-Ing. Klaus Frank
64367 Mühltal-Trautheim
E-Mail: [email protected]
underline zwischen frank_trautheim
Tel.: 06151/145105
22
KULTUR / DE LIBRIS
Reisebericht über unsere Schlesienreise zum Film
„Eichendorff, Herrenhäuser und schlesische Dörfer“
Angeregt durch die DFK-Mitglieder von Tworkau, das Ehepaar Rossa, waren das Hauptziel unserer Reise die Stätten von Eichendorffs Wirkens.
Man kommt nicht vorbei an interessanten bekannten und unbekannten Objekten.
So sahen wir in Hirschberg zwei alte Herrenhäuser, das Paulinum, wieder neu renoviert, und das aus dem Dornröschenschlaf
wieder erwachte Schaffgottsche Schloß in
Hirschberg-Schwarzbach. Gewaltig, klobig, mittelalterlich präsentiert es sich, noch
bis auf die Grundmauern abgewirtschaftet,
entsteht es zu neuem Leben.
Im Ratiborer Umkreis, im Ort Lubowitz besichtigten wir die Ruinen des Geburtsschlosses des bedeutendsten deutschen
Dichters der Spätromantik, Josef Freiherr von
Eichendorffs. Es ist ein durchaus romantischer Ort, von Bäumen umrahmt. Hier kann
man den Schmerz des Dichters nachempfinden, der um seine verlorenen Kindheitsstätten und seinen verstorbenen Bruder Wilhelm trauert.
Wir besichtigten die alte Wassermühle,
wiederhergestellt durch die Erika-Simon-Stiftung. Und es ist glaublich, dass Eichendorff
hier an seine Liebste dachte mit dem Lied
„In einem kühlen Grunde“.
Auch das Schloss von Eichendorffs
Großvätern in Deutsch-Krawarn, im Hultschiner Ländchen wurde besichtigt. Pompös, aber gepflegt, wenn auch seiner Innereien beraubt, liegt es in einem wunderschönen großen Park.
Abgelegen von der großen Politik beeindruckte uns das Vorhandensein der deutschen Minderheit in Tworkau und Umgebung,
das in allen Lebensbereichen präsent ist.
90% der Bevölkerung sind deutscher Abstammung, sprechen größtenteils deutsch.
Die Deutschen Freundschaftskreise sind lebendig, es existieren deutsche Kindergärten, Tanzgruppen, Chöre (wir nahmen teil an
einer Frauengesangsstunde), Zusammenkünfte und Reisen werden organisiert. Und
bei Spaziergängen durch das Dorf sahen wir
überall gepflegte, helle, saubere Häuser und
Blumengärten mit kunstvollen Zäunen. Natürlich werden den Bewohnern, wo immer
es möglich ist, Steine in den Weg gelegt, und
es ist nur zu hoffen, dass die Kraft zur Erhaltung des Kulturerbes auch künftig vorhanden sein wird.
Schüler im Ausland können
„Europa im Karpatenbogen“ suchen
Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München bietet bayerischen Schülerwettbewerb 2008/2009 „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ Schulen mit deutscher Unterrichtssprache im Osten Europas an
Das Hauses des Deutschen Ostens in München, die Bildungs- und Kultureinrichtung des
Freistaates Bayern für die Deutschen aus dem
Osten und für die grenzüberschreitende Kulturarbeit mit den Ländern Mittel-, Ost- und
Südosteuropas sowie die dortigen deutschen
Minderheiten, bietet den diesjährige Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ auch Schulen im östlichen
Teil Europas an. Voraussetzung für die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler in Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, in Slowenien,
Kroatien, Serbien und Montenegro, Ungarn,
Rumänien, Bulgarien, der Ukraine und Russland ist der teilweise Einsatz der deutschen
Sprache als Unterrichtssprache oder mindestens als besonderer Deutschunterricht im
Sinne einer bilingualen Schule. Das bedeutet, dass gute Deutschkenntnisse eine wichtige Voraussetzung für die Lösung der anspruchsvollen Fragen des Wettbewerbs darstellen. Um den Schülerinnen und Schülern
in den genannten Ländern die Teilnahme am
Schülerwettbewerb zu erleichtern, wird abweichend von den im Wettbewerbsheft ausgedruckten Teilnahmebedingungen keine
altersgemäße Zuordnung vorgenommen.
Das Thema des diesjährigen Schülerwettbewerbes „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ lautet „Europa im Karpatenbogen“ und befasst sich mit Geschichte,
Kultur, Literatur, Lebensweise, berühmten Per-
sönlichkeiten aus und in Rumänien. Die Fragebögen zum Schülerwettbewerb können als
Klassensätze auch in größerer Stückzahl ausschließlich beim Haus des Deutschen Ostens – Schülerwettbewerb – Am Lilienberg 5,
D-81669 München oder über E-Mail: [email protected] angefordert werden.
Die Antwortbögen der teilnehmenden Schulen sind ausschließlich bis zum 31. März 2009
an das Haus des Deutschen Ostens zu senden. Die auf den Antwortbögen im Wettbewerbsheft angegebene Anschrift des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), z. H. Herrn StR Josef Koller
nimmt nur die Antworten der bayerischen
Wettbewerbsteilnehmer entgegen. Es
empfiehlt sich, den Wettbewerb in der
jeweiligen Schule im Ausland bis zum
15. März 2009 abzuschließen.
Der schnellste Weg an die Wettbewerbsunterlagen zu kommen ist, sie einfach aus
dem Internet unter www.oestlichenachbarn.bayern.de herunterzuladen und auszudrucken. (...)
Der Sieger wird aus den richtigen Antwortbögen per Losentscheid ermittelt. Das
Haus des Deutschen Ostens stellt mit seinem
Förderverein erneut wertvolle Preise zur Verfügung. Die Gewinner werden zur Preisverleihung im Sommer 2009 nach Bayern eingeladen. Der Gegenwert der Preise umfasst
mindestens 2500,– EUR. Daneben sind viele Sachpreise zu gewinnen.
Schlesische Nachrichten 24/2008
Breslau wurde auf dem Heimweg besucht, schon deswegen, um die 1000 km lange Wegstrecke abzukürzen. Wir fuhren in umliegende heimische Dörfer, eigentlich in dem
Glauben, hier wird sich einiges zum Besseren geändert haben, besonders nach dem
reichlichen Zufluss der EU-Gelder nach Polen, aber da wurden wir wieder enttäuscht,
das Land wird dürftig bestellt und Milchwirtschaft wird nicht betrieben, auch kein
Huhn lief uns über den Weg. Die Häuser sind
größtenteils ruinenhaft abgewohnt, Brennnesseln und Disteln wuchern rundum.
Wir grüßten Breslau zum Abschied, der
Ring mit dem schönsten deutschen Rathaus
ist besucherfein hergestellt, die Dominsel mit
Dom und Kreuzkirche leuchtete aufgefrischt und heilig über die Oder, und wir verdrückten wieder einmal unserer obligatorische, unvermeidbare Abschiedsträne.
Sigrid Narembski
Das 60minütige DVD-Video können Sie
über die Landsmannschaft Schlesien,
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Dietrich Pfeiffer:
Müller & Söhne
Der Autor erzählt eine
doppelte Geschichte.
Einmal ist es der Roman einer Familie
über vier Generationen
in den Jahren von
1932 bis 2001. Dazu
gehören Vorkriegsjahre und Krieg, die Vertreibung aus Breslau
und der Luftangriff auf
Dresden, das Schicksal der beiden
Schwesternstädte im Februar 1945. Dann
geht es um Republikflucht und später um
Ausreise aus der ungeliebten DDR. Dazu
gehören auch die Höhepunkte im Leben der
Familie Müller mit Hochzeiten, Taufen und
Beerdigungen, aber auch mit Familienfeiern,
Ausflügen und Volksfesten.
Die zweite Geschichte handelt vom Werdegang eines mittelständischen Familienbetriebes, der dreimal gegründet werden
musste: in Schlesien, in Sachsen und
schließlich in Bayern, weil er Kriegsfolgen,
Zwangsenteignung und Treuhandwillkür
Über sich ergehen lassen musste. Aber der
Zusammenhalt in der Familie und zwischen
den Generationen hat die Firma „Müller &
Söhne“ immer wieder am Leben erhalten.
Es handelt sich hier nicht um einen ausgesprochen autobiografischen Roman.
Aber vieles hat der Autor und seine Familie selbst erlebt, manches wurde wegen der
historischen Zusammenhänge hinzugefügt. Alles zusammen ist ein Stück konkret
gewordener deutscher Zeitgeschichte.
ISBN 978-3-933753-83-0, 9,90 Euro
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Schlesische Nachrichten 24/2008
Rara zum deutschen
Kulturerbe des Ostens
Im Auftrag der Stiftung ostdeutscher Kulturrat. Herausgegeben von Eberhard Günter
Schulz
Der Georg Olms Verlag gilt eine neue Reihe „Rara zum Deutschen Kulturerbe des Ostens“ mit bedeutenden wissenschaftlichen
Werken vor allem aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert heraus, die oft nur
noch schwer erhältlich sind. In den Schlesischen Nachrichten stellen wir Ihnen diese Bücher vor, die Sie über die Landsmannschaft
erwerben können.
Buchvorstellung
Will-Erich Peuckert
Schwarzer Adler unterm Silbermond
Peuckerts Schlesien-Buch ist kein wissenschaftliches Werk im strengen Sinne, sondern
wendet sich an ein breites Publikum. Es ist
keine regionalhistorische Studie herkömmlichen Stils, die Peuckert anstrebt, sondern
ein synthetisches Kulturbild, mit dem er die
wissenschaftliche Volks- und Landeskunde
seiner Zeit darstellerisch und methodisch
überwinden will. Zu seinem Ziel heißt es im
Klappentext des Buches (der in dieser Ausgabe nicht enthalten ist): „Die Literatur über
Schlesien ist gewiß nicht klein, aber in
Monographien und historischen Abhandlungen ist der Geist dieser Landschaft nicht einzufangen. Peuckert geht darum einen anderen, seltener betretenen Weg. Er gibt eine wirkliche Lebensbeschreibung, bei der auch
kleine Züge ihr Gewicht für den Ausdruck des
Ganzen behalten.“ Damit ist Wesentliches über
die Struktur des Buches gesagt. Nicht eine
historische Dokumentation soll dem Leser vorgelegt werden, sondern eine lebendige, bis
in die Gegenwart reichende „Lebensbeschreibung“ Schlesiens. Vom Mythos bis zu
den gewaltigen Industrialisierungsschüben
des 20. Jahrhunderts reicht seine Darstellung,
von der adligen Welt bis zur Schicht der Bauern und Arbeiter.
Die erste Auflage des Werkes, die hier erneut vorgelegt wird, repräsentiert auf diese
Weise eine Landes- und Volkskunde in enger
Verbindung mit Literatur- und Geistesgeschichte, die soziologische und ökonomische Ausblicke natürlicherweise ebenso berücksichtigt. Die heute geforderte Interdisziplinarität ist hier bereits verwirklicht.
Schwarzer Adler unterm Silbermond.
Biographie der Landschaft Schlesien. Hamburg 1940. Reprint:
Hildesheim 2007. Mit einem Vorwort von Detlef Haberland.
VI/362 S. Mit einer handgezeichneten Schlesienkarte. Leinen mit
Schutzumschlag. ISBN 978-3487-13450-5, 32,80 EUR
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die Landsmannschaft Schlesien,
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23
Rezension
Sigismund Frhr. von Zedlitz und Neukirch: Der Landkreis Liegnitz in
Niederschlesien im Bild. (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte der Historischen Gesellschaft Liegnitz e. V. in Zusammenarbeit mit der Liegnitzer
Sammlung Wuppertal, 38. Band) Henske-Neumann Verlag,
Hofheim/Taunus 2008. 193 Seiten. 34,90 EUR, ISBN 978-3-9806640-9-7
Was Freiherr von Zedlitz im vergangenen Jahr beim Erscheinen des Vorläuferbandes als Hoffnung äußerte, ist tatsächlich eingetreten: Wurde im 1.
Band der Landkreis Liegnitz ausführlich Landschaft für Landschaft und Dorf
für Dorf beschrieben, so darf sich nunmehr der Leser an den dazugehörigen
Bildern erneuen. Die geografische Einteilung wurde vom Textband übernommen, so dass es ein Leichtes ist,
sich in den Bildern zurechtzufinden. Das
sind nicht wenige – 354 gezählte Fotos, Postkarten und Zeichnungen und
eine farbige Landkarte des alten Landkreises Liegnitz lassen Erinnerungen lebendig werden. Aber auch auf viele
interessante Details, die sich allen Bedrängnissen zum Trotz über die Jahrzehnte erhalten haben, wird man stoßen: Grabplatten, Sühnekreuze u.a.
Zeugnisse einer langen deutschen
schlesischen Vergangenheit. Und
eigenartigerweise ist es immer wieder
berührend, die Menschen auf 60 oder
70 Jahre alten Fotografien zu sehen, bei
der Arbeit, im Sonntagsstaat oder z. B.
auf Klassentotos, in einer Zeit, da es unvorstellbar schien, dass alles Deutsche
(fast) ausgelöscht werden könnte. Nun,
die Zeiten ändern sich gottlob und so
beginnt man an vielen Orten in Schlesien, sich der Vergangenheit und damit auch ihrer Bauwerke anzunehmen.
Auch das ist mit Bildern belegbar.
Wer also den Textband besitzt, wird
auch den Bildband haben wollen: Man
lege beide Bände nebeneinander, lese
die diesbezüglichen Ausführungen zu
den interessierenden Orten und
schaue sich unmittelbar darauf die entsprechenden Bilder an. Eine bessere Art
von Heimatkunde lässt sich gewiss kaum
denken. Und vielleicht macht der alleinige
Bildband einige neugierig auf die dazugehörigen Texte? Auch da kann bestimmt vom
Verlag noch geholfen werden.
Ernst-Günter Lattka
TERMINE
Kulturhistorisches Museum Görlitz,
Mittwoch, 17. Dezember 2008, 16 Uhr:
Unruhige Zeiten. Vom Weberaufstand bis
zur 1848er Revolution in Schlesien. Vortrag
von Dr. Martina Pietsch, Barockhaus, Neißstraße 30, Görlitz, Regionalgeschichtliches
Kolleg des Schlesischen Museums Görlitz
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Grüße aus der Heimat
Tief in dem Böhmerwald
Mein Schlesierland
Wenn mer sunntichs ei de Kerche
giehn
Land der dunkler Wälder
Kehr ich einst zur Heimat wieder
Grüße an die Heimat
Hohe Tannen
Es steht eine Mühle im Schwarzwälder Tal
Wenn ich den Wandrer frage
Das Brünnlein
Das Haus am Rande der Stadt
S’is Feierabend
Erinnerung an die Heimat
Nichts Liebres möchte’ ich finden
Du oberschlesische Heimat
O Schläsing, du mei Heemteland!
Oberschlesien, mein Heimatland
Reiselied
Wer hat dich, du schöner Wald
Erinnerung
Der Fleischer mit der Fleischbank
Wenn in stiller Stunde
Rosel, wenn du meine wärst
Märkische Heide
O Täler weit, o Höhen
Mutter Schläsing
De Schläsing eim Brautstoate
Schlitzka Polka
Ich bin eine Breslauer Lerge
Keine schöner Land
Mutter Schläsing
Riesengebirgler Heimatlied
Riesengebirglers Heimatlied –
Noaz Jusel und Noaz Julian –
Mein Heimatstädtchen – Wohl
heute noch und morgen – Mein
Schlesierland – Wohlan, die Zeit
ist kommen – In Schlesien da liegt
meine Heimat
„Schlesisches Himmelreich“
Die Gedanken sind frei – Wem
Gott will rechte Gunst erweisen –
s’wullt a Pauer – Schlesisches
Himmelreich – De Gruttker Vasper – Gestern beim Mondenschein – Ännchen von Tharau –
Wahre Freundschaft – Du gelbe
Glatzer Rose – Schlesische
Gemütlichkeit – Kließla Lied –
Über die Berge schallt – Heimat
der Eltern
Geschichten aus Schlesien
CD in schlesischer Mundart. 25
Erzählungen von Ernst Schenke…… Schmuck und schien is
ünse Schläsing – Dar Sperlich –
Sträselkucha – Die zwee Schwiegermütter – Abstinenz – Der Futschikokel – Beim Toalkenbäcker
– Ale Weisheet – Dar Tracha – les
Kindla flennt – Fromme Wünsche
– Familie Lauch – Doas Schweinla – Die Verwandschaftsreese –
Breslauer Lergen – Liebschaft
ohne Ende
Hörst du die
Heimatglocken klingen
Heimweh – In einem kühlen
Grunde – Der böhmische Wind –
Auf Schlesiens Bergen – Wandertrost – Glück auf, Glück auf –
Uff der Uffabank – Zum Geleite –
Der schlä'sche Pauernhimmel –
Aprilwater – Das aale Kanapee –
Grüßt mir das alte Odertor – Hörst
du die Heimatglocken klingen
„Weihnachten in unserer
schlesischen Heimat“
Alle Jahre wieder – Kommet ihr Hirten – Der Heiland ist geboren – Auf,
auf, ihr Hirten – Leise rieselt der
Schnee – Weihnachten – Auf dem
Berge, da wehet der Wind –
Schlaf wohl, du Himmelsknabe du
– Vom ewgen Thron – O Freude
über Freude – Die Hirten an der
Krippe – Was soll das bedeuten –
Inmitten der Nacht – Süßer die
Glocken nie klingen.
Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V.,
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.
Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. – Bundesleitung – im Internet:
www.schlesien-Lm.de
Texte und Redaktion: Dr. Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich
das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290,
E-Mail: [email protected]
Nachdruck: Der Nachdruck von Beiträgen der „Schlesischen Nachrichten“ ist nur mit Genehmigung des Herausgebers zulässig.
Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-290,
E-Mail: [email protected]
Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:
Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für
das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt
werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder.
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Übersetzungs- und Dolmetscherdienst
für die polnische Sprache
Dipl.-Ing. Damian Spielvogel
Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und
Übersetzer für die polnische Sprache
Geislarstraße 63-65 • 53225 Bonn
Tel.: 02 28 – 97 37 958
Auskünfte zu Eigentumsfragen, Immobilienerwerb,
Urkundenbeschaffung, Ahnen- und Familienforschung
können nicht erteilt werden.