Herstellerumfrage - dhf Intralogistik

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Herstellerumfrage - dhf Intralogistik
www.dhf-magazin.comE2225
6.2016
dhf special
Flurförderzeuge
Herstellerumfrage
ab Seite 24
Informationstechnologie
Intelligente Sicherheitslösung
schützt Mitarbeiter und Fahrzeuge
ab Seite 49
Effiziente
DoppelstockKommissionierung (12)
Lagerlogistik
Mittelpunkt: Automatisches
Kleinteilelager
ab Seite 15
24 Flurförderzeuge
– Die Trendumfrage zu Flurförderzeugen
Mit der „passenden“ Energie
Richtung Intralogistik 4.0
Bei den Fragen, die den Flurförderzeugmarkt aktuell bewegen, stehen nach wie vor Energielösungen und das Zukunfts­
projekt Intralogistik 4.0 ganz oben auf der Prioritätenliste. Die damit verbundenen Trends beleuchtet die dhf Intralogistik
im Rahmen der diesjährigen Marktumfrage Flurförderzeuge. Jürgen Warmbold, Fachjournalist
Beim Thema Energie gehen die Meinungen deutlich auseinander. Ein Teil der Unternehmen gibt der Blei-Säure-Batterie
weiterhin eine Zukunft und betrachtet sie aus wirtschaftlicher Sicht
als alternativlos, falls geringe bis mittlere Umschlagleistungen gefordert sind. Weitgehend unbestritten ist jedoch, dass sich bei härteren Anforderungen Lithium-Ionen- und Lithium-EisenphosphatBatterien aufgrund ihres breiten Vorteilsspektrums durchsetzen
werden. Das Gleiche könnte für die Brennstoffzellen-Technologie
gelten, deren Einsatz sich allerdings bislang nur bei größeren Flurförderzeugflotten in Verbindung mit langen Betriebszeiten rechnet.
Intralogistik 4.0 im Kommen Über den zweiten Gegenstand die-
ser Umfrage, Intralogistik 4.0, beleuchten wir einen Ausschnitt aus
dem Zukunftsthema Industrie 4.0, das ein neues Industriezeitalter
einläutet. Eine Aussicht, mit der ökonomische Vorteile verknüpft
werden, die aber auch Fragen aufwirft. Schaffen es die Unternehmen, die hiermit einhergehenden Herausforderungen zu bewältigen? Ist es notwendig, die Mitarbeiter vom Sinn dieser Entwicklung zu überzeugen und sind zukünftig Angestellte mit anderen
beziehungsweise weitaus höheren Qualifikationen gefragt?
Der Autor
Jürgen Warmbold,
selbstständiger
Fachjournalist für
technische Themen
Bildquelle: Jungheinrich
6.2016
Folgende Fragen haben wir
den Herstellern gestellt:
Frage 1: Den Flurförderzeugmarkt bewegt weiterhin das Thema
Energietechnik. Durch welche Lösung (beispielsweise LithiumIonen-Batterien, Lithium-Eisenphosphat-Akkus, Brennstoffzellen)
dürften die Betreiber von Flurförderzeugen langfristig am meisten profitieren, und welche Voraussetzungen sollten beim Kunden gegeben sein?
Letztlich geht es um Wirtschaftlichkeit. Grundlagen dafür könnten eine hohe Energiedichte, ein hoher Wirkungsgrad des Speichers, ein geringer Platzbedarf, niedrige
Verluste und eine einfache Infrastruktur sein.
Frage 2: Was bleibt im Hinblick auf das Zukunftsprojekt Intralogistik 4.0 zu tun,
damit sich die Produktivitätspotenziale ausschöpfen lassen? Bezogen auf vorhandene
intralogistische Systeme entsteht außerdem die Frage, was für Bedingungen zu erfüllen wären und welche Kosten-Nutzen-Analysen zur Verfügung ständen, um durch
ein Upgrade auf Intralogistik 4.0 ökonomischere Prozesse garantieren zu können?
Martin McVicar
Managing Director,
Combilift Ltd.
Zu Frage 1:
Die Lithium-Ionen-Technologie setzen wir in unseren Flurförderzeugen momentan
zwar nicht ein, betrachten sie aber als eine Option für die Zukunft.
Zu Frage 2:
Flottenbetreiber erhalten durch Industrie 4.0 die Gelegenheit, den Einsatz ihrer Gabelstapler zu analysieren. Darauf basierend ist es möglich, die Zahl der Flurförderzeuge
bedarfsgerecht anzupassen und das Potenzial der Flotten optimal zu nutzen. Meiner
Meinung nach kann das Produktivitätspotenzial von Industrie 4.0 aber erst voll ausgeschöpft werden, wenn eine standardisierte Kommunikationsplattform zur Verfügung
steht. Dennoch werden wir selbst schon mal den ersten Schritt tun und unser ERP-System in unserer neuen Fabrik direkt mit einer Reihe von fahrerlosen Transportfahrzeugen kommunizieren lassen. Diese Geräte wollen wir verwenden, um Komponenten in
einem Arbeitsgang aus dem Lager an die Fertigungslinien zu transportieren.
Aufgrund der Chancen, die Industrie 4.0 und das Internet der Dinge bieten, konzentrieren sich die Betreiber darauf, ihre Effizienz und Produktivität zu steigern. Fortschrittliche Monitoring-Systeme ermöglichen beispielsweise eine effizientere Nutzung
der Batterien und damit auch der Flurförderzeuge. Abgesehen davon ist das Verhalten
der Fahrer besser zu beurteilen. Vor diesem Hintergrund dürften künftige Entwicklungen positive Auswirkungen auf die Sicherheit und Energieeffizienz mit sich bringen.
Nutzt man die erhöhte Verfügbarkeit von Daten und analysiert sie mithilfe von
Telematiksystemen, wie sie in unsere Straddle Carrier integriert sind, erhält man ein
genaues, transparentes Bild des Materialflusses. Das Gleiche gilt für die Anlagenauslastung hinsichtlich Einsatz- und Stillstandszeiten sowie für die Energieeffizienz und
Sicherheit des Bedieners. Somit erreichen unsere Kunden eine umfassende Kontrolle
über ihr Equipment. Zudem bilden Tools, wie Telematik- und Flottenmanagementsysteme, eine Basis, um die Total Cost of Ownership senken zu können.
u www.combilift.com
26 Flurförderzeuge
Michael Röbig
Marketing Manager,
Hubtex
Zu Frage 1:
Die Wahl des Energieträgers hängt von der Einsatzart und -intensität des Staplers ab. Bei geringen bis mittleren Umschlaghäufigkeiten ist aus wirtschaftlichen Gründen eine Blei-Säure-Batterie
alternativlos. Bei großen Umschlagmengen nutzen wir aktuell vor
allem Lithium-Eisenphosphat-Akkus, da diese insbesondere im
Großgerätebereich hohe Entladeströme liefern können. Eine interessante Entwicklung im Bereich Energietechnik sehen wir bei den
Schwerlasttransportfahrzeugen. Dort setzen wir zunehmend rein
elektrische Ausstattungen ein. Wegen des Verzichts auf die Hydraulik und den dadurch erzielten besseren Wirkungsgrad lässt sich
die Einsatzdauer des jeweiligen Flurförderzeugs deutlich erhöhen.
Abgesehen davon betrachten wir sämtliche Neuentwicklungen
unter dem Gesichtspunkt des Energieverbrauchs und achten bereits bei der Konstruktion auf eine nachhaltige und gewichtsoptimierte Geräteausführung. Dabei ist zunächst die Basisausstattung
eines jeden Flurförderzeugs wichtig. Durch den Einsatz von intelligenten Fahrzeugsteuerungen und der Verwendung aufeinander
abgestimmter Fahrzeugkomponenten lässt sich ein Flurförderzeug
energieeffizienter betreiben. Darüber hinaus bieten wir Assistenzsysteme an, die den Energieverbrauch weiter reduzieren. Selbst
unser neues Lenksystem HX für Mehrwegestapler hat, infolge fließender Fahrtrichtungswechsel, Anteil am sinkenden Verbrauch.
Auch eine Anbindung an Warehouse Management Systeme kann
aufgrund einer durchdachten Routenplanung zu mehr Energieeffizienz führen. Damit Betreiber von Flurförderzeugen langfristig
große Energiemengen sparen, ist zudem eine umfassende Beratung
erforderlich. Daher gilt es, eine an das betreffende Einsatzprofil optimal angepasste Geräteausstattung zu finden.
Zu Frage 2:
Wir erleben zurzeit, dass Flurförderzeuge zunehmend enger in
Produktionsprozesse eingebunden werden und teilweise aktiv Produktionsaufgaben übernehmen. Zu den Beispielen zählt ein neu
entwickeltes Gerät für den Gießereieinsatz. Die Automatisierung
trägt dazu bei, Produktivitätspotenziale auszuschöpfen. Den Grad
der Automatisierung, der gewöhnlich mit der Komplexität der Anforderung steigt, gibt der Kunde vor, basierend auf individuellen
Einsatzanforderungen. In der Regel lassen sich kundenspezifische
Erwartungen in der Intralogistik durch den Einsatz eines passenden Assistenzsystems abdecken. Bei komplexen Ansprüchen rüsten wir die Fahrzeuge vollautomatisch aus.
Ein weiteres Angebot im Bereich Intralogistik 4.0 ist die Ausstattung aller Hubtex-Neufahrzeuge mit einer Fernwartungssoftware.
Via Cloud werden die Daten der Flurförderzeuge in Echtzeit an unsere Servicetechniker übertragen. Diese führen eine Fehleranalyse
aus, durch die unsere Kunden von maximaler Maschinenverfügbarkeit und minimierten Produktionsausfällen profitieren. Zudem
lassen sich Fahrzeugparameter anwendungsspezifisch anpassen.
6.2016
Mithilfe der Fernwartungssoftware senken wir überdies die Zahl
der Serviceeinsätze vor Ort. Und wir können unser Wartungspersonal effizienter steuern, sodass die Kunden Zeit und Kosten sparen.
u www.hubtex.com
Frank Ulbricht
Vice President Sales
Europe, Middle East and
Africa, Hyster-Yale Group
Zu Frage 1:
Meiner Meinung nach setzt sich die Brennstoffzellen-Technologie
mittel- bis langfristig in Flurförderzeugen durch. Auch die Lithium-Ionen-Akkus werden ständig weiterentwickelt und könnten
die konventionelle Traktionsbatterie möglicherweise in bestimmten Bereichen ersetzen. Generell empfehlen wir, auf Basis der Anwendung und des Einsatzgebietes vor Ort zu prüfen, welche Energiequelle am besten geeignet ist.
Vor zweieinhalb Jahren hat die Hyster-Yale Group mit der Nuvera Fuel Cells, Massachusetts (USA), ein Unternehmen erworben,
das Brennstoffzellen entwickelt. Wir arbeiten daran, diese Technologie in unser Angebot zu integrieren. 2016 setzen wir Brennstoffzellen im Rahmen eines Pilotprojektes bei einem Getränkevertrieb
in Massachusetts ein. Unsere Berechnungen und Tests deuten darauf hin, dass der Einsatz von Brennstoffzellen derzeit ab einer Flottengröße von 25 Gabelstaplern sinnvoll sein könnte. Bei größeren
Flotten würden sich gegebenenfalls auch die Erstinvestitionen in
eine Wasserstofftankstelle rechnen. Durch Nuvera hat Hyster-Yale
Zugang zu einem Prozess, der mithilfe des Power Tap HydrogenGenerators vor Ort aus Wasser und Erdgas Wasserstoff erzeugt.
Zu Frage 2:
Durch Intralogistik 4.0 oder Industrie 4.0 werden die gesamten
Logistikprozesse verändert und teilweise revolutioniert. Es handelt
sich quasi um die Vorstufe zur künstlichen Intelligenz. So kann man
einen fahrerlosen Schlepper im Lagerhaus anlernen, bis er seinen
Weg selbstständig findet. In Verbindung mit Industrie 4.0 ermöglichen es die eingesetzten Robotics-Lösungen, dass der Schlepper
ständig hinzulernt und die Wegstrecke im Laufe der Zeit eigenständig optimiert. Ein Beispiel, das sich auf viele Bereiche der Intralogistik übertragen lässt.
Einzelne Prozesse und komplexe Anwendungen werden automatisiert, bis ein maximaler Automatisierungsgrad erreicht ist.
Dabei können Industrie 4.0-Lösungen erstmals auch unstrukturierte Daten verarbeiten. Das heißt, sie benötigen nach einem entsprechenden Training keine genauen Vorgaben mehr, sondern
greifen auf das Gelernte zurück. Durch den Einsatz von Robotics
glauben wir, dass Produktivitätssteigerungen von über 20 Prozent
möglich sein könnten. Deshalb arbeitet die Hyster-Yale Group als
eines der führenden Technologieunternehmen an Konzepten für
die Intralogistik 4.0, etwa an intelligenten Telemetrie- und Fuhrparkmanagementsystemen.
u www.hyster.com u www.yale.com
Flurförderzeuge 27
Dr. Klaus-Dieter
Rosenbach
Vorstand Logistik­
systeme, Jungheinrich
Zu Frage 1:
Bei den Energiespeichern zeichnet sich für Flurförderzeuge ein
Wandel ab ‒ weg von den klassischen Blei-Säure-Akkus, hin zu
Lithium-Ionen-Batterien oder Brennstoffzellen.
Jungheinrich glaubt an die Lithium-Ionen-Technologie als
die entscheidende Energiespeichertechnologie für Flurförderzeuge und hat sich in diesem Punkt als Innovationsführer der Branche positioniert. Somit ist Jungheinrich der erste Anbieter, der die
Lithium-Ionen-Technologie serienmäßig in Flurförderzeugen realisiert und kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen verfügt
der Intralogistik-Anbieter über führendes Know-how bei mobilen
Anwendungen von Lithium-Ionen-Batterien. Dieses Wissen ist in
der Sparte Energy and Drive Systems mit rund 200 Mitarbeitern
im Werk Norderstedt bei Hamburg konzentriert. Das Lithium-Ionen-Portfolio mit eigens entwickelten und produzierten Akkus, die
perfekt auf die Fahrzeuge und Ladegeräte abgestimmt sind, wird
sukzessive erweitert. So hat Jungheinrich auf der CeMAT 2016 ein
48-Volt-Lithium-Ionen-Batteriesystem für Schubmaststapler und
Gegengewichtsstapler eingeführt.
Lithium-Ionen-Batterien bilden aufgrund ihres breiten Vorteilsspektrums bereits heute eine sehr wirtschaftliche Lösung. Die großen
Einsparpotenziale dieses Energiespeichers beruhen unter anderem
auf ihrer längeren Lebensdauer und auf ihrem schätzungsweise 30
Prozent höheren Wirkungsgrad, verglichen mit herkömmlichen
Blei-Säure-Systemen. Dieser basiert auf einer hohen Spannungskonstanz, geringeren inneren Verlusten sowie auf einer leistungsfähigen Hochfrequenz-Ladetechnologie. Zusätzlich lassen sich auf
der Fahrzeugseite bis zu 20 Prozent Energie einsparen.
Darüber hinaus profitieren die Betreiber von der Wartungsfreiheit der Lithium-Ionen-Batterien. Dadurch erübrigen sich das
Vorhalten von entmineralisiertem Wasser und der Aufwand für
Wassernachfüllungen. Zugleich werden Fehlbedienungen infolge
vergessener oder falscher Befüllungen vermieden. Ferner kommen
Anwender, die in ihren Flurförderzeugen Lithium-Ionen-Akkus
einsetzen, mit einfachen Infrastrukturen aus. Sie benötigen weder
spezielle Laderäume mit Belüftung, wie sie beim Laden von BleiSäure-Batterien wegen der üblichen Gasung notwendig sind, noch
Wechseleinrichtungen für das Handling der Akkus.
Da Brennstoffzellen beim Aufspalten von Wassermolekülen als
Abfallprodukt nur reines Wasser produzieren, ist die Technologie
sehr umweltfreundlich. Ein Vorteil, der angesichts der aufwendi-
www.Dhf-magazin.com
28 Flurförderzeuge
gen Herstellung des Wasserstoffs vor allem von der verwendeten
Primärenergiequelle (Fossil oder Sonne/Wind) abhängt. Aufgrund
ihrer teuren Infrastruktur rechnet sich die Technologie erst ab einer
Flottengröße von rund 50 Fahrzeugen, die überdies im Drei-SchichtBetrieb laufen sollten. Hat einer unserer Kunden einen individuellen
Bedarfsfall, liefern wir selbstverständlich auch.
Zu Frage 2:
Die Intralogistik 4.0 zielt auf die Vernetzung der Systeme. Dabei
geht es um Digitalisierung, Automatisierung und um die Optimierung der Supply Chain. Das fängt beim konventionellen, manuell
bedienten Flurförderzeug an, das stärker in die digitalen Netze eingebunden wird, und reicht bis zu den vollautomatischen Systemen.
Hierbei stehen die wirtschaftlichen und ergonomischen Vorteile für
den Nutzer im Vordergrund. Solche Systeme gibt es seit Jahren; sie
werden kontinuierlich weiterentwickelt und zukünftig breiter ausgerollt. Es ist zu erwarten, dass derartige Innovationen mehr und
mehr in mittelgroßen Anwendungen Eingang finden.
Mit der mehrfach prämierten Middleware Logistik-Interface hat
Jungheinrich eine flexible IT-Lösung etabliert. Eine Art Übersetzer,
durch den Flurförderzeuge und Systeme, die häufig nicht die gleiche
Sprache sprechen, über eine standardisierte Schnittstelle mit einem
Warehouse Management System (WMS) jeglicher Art sowie untereinander kommunizieren können. Beispiele sind das Jungheinrich
WMS, unser Einstiegs-WMS „Series 2“ oder IT-Systeme der Kunden.
Gleichzeitig bildet die Middleware eine Basis für die Smart Factory.
Ein Anwendungsbeispiel ist unsere Lift Navigation, die halbautomatische Hubhöhenvorwahl für Schubmaststapler. Die Daten zur
Anfahrt der vorgegebenen Lagerposition sendet das WMS an das
Fahrzeugterminal, das sie an die Steuerung des Schubmaststaplers
weiterleitet. Während der Bediener nur an die richtige Regallängsposition fahren muss, hebt die Gabel des Geräts automatisch bis zum
vorgewählten Lagerfach an. Eine weitergehende Unterstützung erhält der Fahrer durch die Warehouse Navigation, dem Assistenzsystem für Schmalgangfahrzeuge, mit dessen Hilfe das Flurförderzeug
auch die horizontale Position halbautomatisch anfährt. Eine Option, mit der wir bisher mehr als 1 000 Fahrzeuge ausgerüstet haben.
Unsere Kunden profitieren von einer hohen Prozesssicherheit und
sparen Zeit beim Ein- und Auslagern. Abgesehen davon fällt ihnen
eine Aufrüstung zu einer vollautomatischen Lösung leichter, weil
die Flurförderzeuge schon mit dem WMS vernetzt sind.
u www.jungheinrich.de
Hans Götz
Verkaufsleiter,
Kalmar Deutschland
Zu Frage 1:
Kalmar bewegt sich im Bereich der Elektro-Gabelstapler zurzeit im
Segment von fünf bis neun Tonnen Tragkraft. Im nächsten Schritt,
der kurzfristig geplant ist, wird uns die Lithium-Ionen-Technologie
zu Verfügung stehen. Bei unseren Geräten, die oft im Drei-Schicht 6.2016
Betrieb laufen, dürfte aus der kurzen Ladezeit ein Zeitgewinn resultieren, zumal das aufwendige Wechseln schwerer Bleibatterien
einsatzabhängig wegfiele. Darüber hinaus erwarten wir erhebliche
Kosteneinsparungen.
Zu Frage 2:
Die Vernetzung des Mensch-Maschine-Arbeitsprozesses war für uns
schon immer sehr wichtig. Wir hatten passende Schnittstellen oder
haben sie kundenspezifisch entwickelt. Das Design der kompletten Kalmar-Palette entspricht heute den meisten Anforderungen.
Beispielsweise übergeben wir im Containerumschlag alle notwendigen Informationen von der Umschlagmaschine an das Terminal
Operating System (TOS) des Kunden. Das TOS, für das wir eine
eigene Automationsabteilung betreiben, versorgen wir auf Wunsch
mit GPS-Daten zur Fahrwegoptimierung und mit Angaben zu den
Umschlagkosten. Letztere ergeben sich aus dem Spritverbrauch,
den Transportgewichten und relevanten Fahrdaten. Eine Methode,
durch die wir die absoluten Kosten ermitteln können.
u www.kalmarglobal.com
Tobias Zierhut
Head of Product &
Service Marketing,
Linde Material Handling
Zu Frage 1:
Sowohl die Lithium-Ionen-Batterietechnik als auch der Brennstoffzellen-Antrieb sind vielversprechende Energiesysteme für Flurförderzeuge. Lithium-Ionen-Akkus lassen sich deutlich schneller laden als Blei-Säure-Batterien und auch problemlos zwischenladen.
Abgesehen davon sind sie wartungsfrei, emittieren keine gefährlichen Gase, sind spannungsstabil und halten praktisch ein zweites
Batterieleben durch. Die Brennstoffzelle überzeugt durch Tankzeiten von wenigen Minuten, einen geringen Wartungsaufwand und
Emissionsfreiheit im Einsatz. Hinzu kommt ihr hoher Wirkungsgrad im Voll- und Teillastbetrieb.
Entwicklungstechnisch ist die Lithium-Ionen- der Brennstoffzellen-Technologie einen Schritt voraus. Bei Linde gehören Lagertechnikmodelle mit Lithium-Ionen-Batterien seit anderthalb Jahren
zum Standardproduktprogramm. Von dieser Akkutechnik, die für
steigende Produktivität und sinkende Energiekosten steht, profitieren vor allem Kunden mit Mehrschicht- oder energieintensiven
Einsätzen. Auf der World of Material Handling, der zweieinhalbwöchigen Kundenveranstaltung von Linde im Mai 2016, ist der erste Gegengewichtstapler mit Lithium-Ionen-Batterie auf den Markt
gekommen. Bis zum Jahresende soll es den ersten Hochhubwagen
mit dieser Technik geben. Mittel- bis langfristig räumen wir auch
der Brennstoffzellen-Technologie gute Chancen ein. Seit 2010, und
damit als erster Flurförderzeughersteller in Europa, bietet Linde
Brennstoffzellen-Geräte als kundenspezifische Lösung an. Günstige Voraussetzungen hierfür liegen vor, falls im Produktionsprozess
eines Unternehmens Wasserstoff als Abfallprodukt entsteht oder
der Betreiber über eine Wasserstofftankstelle verfügt.
Flurförderzeuge 29
Zu Frage 2:
Mit Intralogistik 4.0 verbinden wir die zunehmende Integration von
Flurförderzeugen in den betrieblichen Datenfluss, die Vernetzung mit
Maschinen und Anlagen sowie die Entwicklung flexibler Automatisierungslösungen und innovativer Antriebs- und Batterietechnologien.
Außerdem sehen wir darin eine weitere Differenzierung und Diversifizierung von Produkten und Dienstleistungen für unsere Kunden.
Mit den von uns entwickelten Lösungen zielen wir darauf ab, diese
auf ihrem Weg zu einer zukunftsfähigen, effizienteren Intralogistik
zu begleiten. Für jedes Unternehmen, egal, ob groß oder klein, ergeben sich Chancen, von den neuen Technologien zu profitieren. Viele
Betreiber wählen einen schrittweisen Einstieg, beispielsweise mit dem
Flottenmanagement „connect:“ von Linde. Kosten- und Produktivitätsvorteile sind schnell zu erschließen, zumal die Transparenz der
Staplerflotte durch die elektronisch erhobenen Fahrzeugdaten steigt,
somit eine bessere Auslastung möglich ist oder Wartungen vorausschauend planbar sind. Das Gleiche gilt für die Linde-Robotics-Geräte. Ein Bereich, in den der Kunde mit einem automatisierten, auch
manuell bedienbaren Fahrzeug starten und die Zahl entsprechender
Flurförderzeuge nach und nach erweitern kann. Die meisten Kunden
verfügen über eigene Kosten-Nutzen-Analysen, durch die sie in der
Lage sind, die Vorteile der Investitionen vorab zu kalkulieren und
sie im Nachhinein zu kontrollieren. Ergänzend stehen ihnen unsere
Verkaufsberater mit Berechnungen zur Seite. u www.linde-mh.de
Reijo Gröndahl
Senior Product Manager,
Electric counterbal. trucks,
Mitsubishi Nichiyu Forklift
Zu Frage 1:
Die Nutzung von Flurförderzeugen ist so unterschiedlich, wie es
die Betreiber selbst sind. Da manche Unternehmen ihre Maschi-
AD_2016_Baoli_dhf_horizontal_185x65mm_fin.indd 1
nen nur einschichtig für eine kurze Zeit einsetzen, andere durchgehend in drei Schichten, ist keine einzig wahre Antwort möglich.
Kommt ein Stapler mit einer geringen Zahl an Betriebsstunden aus,
wäre eine herkömmliche, kostengünstige Blei-Säure-Batterie am
wirtschaftlichsten. Andernfalls wäre die Einsatzdauer, ohne zwischenzuladen, entscheidend für die Wahl der Energielösung. Ist
ein Gabelstapler in einer Schicht konstant im Einsatz, bieten sich
als Lösungen schnellladende Batterien, wie Lithium-Ionen- oder
XFC-Akkus, oder ein effizienteres Wechselsystem an. Lithium-Ionen-Akkus sind noch teuer; XFC-Batterien stehen, verglichen mit
konventionellen Blei-Säure-Batterien, für eine ökonomischere und
weniger anfällige Technologie. Dies ist der Stand heute; morgen
kann es wieder anders aussehen. Etwa, wenn man die Brennstoffzellen weiterentwickelt und dafür mehr Anwender findet. Obwohl
ich glaube, dass sich eher die Lithium-Ionen-Technologie durchsetzt. Da es schwierig ist, vorauszusagen, was die Zukunft bringt,
bleibt es spannend.
Zu Frage 2:
Die vierte industrielle Revolution hatte längst begonnen, als die ersten Displays mit Funk oder WLAN in Flurförderzeuge eingebaut
wurden. Dass am Ende des Zukunftsprojekts Intralogistik 4.0 die
Implementierung autonomer Entscheidungsprozesse in Produktion und Transportwesen steht, ist, falls überhaupt, nur für Teile
der Logistikwelt realistisch. Jedes Unternehmen muss eigene Kosten-Nutzen-Analysen aufstellen und diese unter dem Aspekt der
rasanten Entwicklungsprozesse genau durchleuchten. Man kann
nicht auf Intralogistik 4.0 upgraden wie bei einem Computerbetriebssystem. Und niemand tauscht funktionierende Systeme und
Flurförderzeugflotten aus, sondern verbessert die Kommunikation und Vernetzung von Betriebsführung, Bediener und Fahrzeug.
Mitsubishi Nichiyu Forklift setzt durch seine Tochterfirma Rocla
schon lange auf fahrerlose Transportsysteme und somit auf autonome, vernetzte Transportlösungen, die wir kundenspezifisch anpassen. Denn gleiche Lösungen für jedermann, die auch wirtschaftlich
sind, gibt es nicht.
u www.mitforklift.com
09.03.16 11:05
www.Dhf-magazin.com
30 Flurförderzeuge
Kai von Berg
Christian Fischer
Leiter Produktmanage­
ment Lagertechnik,
Still
Leiter Produktmanage­
ment Business Solutions,
Still
Zu Frage 1: (Kai van Berg)
Die Vorteile der Lithium-Ionen-Batterien liegen auf der Hand.
Durch ihre höhere Leistungsfähigkeit eignen sie sich vornehmlich
dort, wo Blei-Säure-Batterien an ihre Grenzen stoßen, beispielsweise bei hohem Leistungsbedarf oder im Mehr-Schicht-Betrieb
mit Batteriewechseln. Letztere können beim Einsatz von LithiumIonen-Akkus ebenso entfallen, wie die Investition in die dazugehörende Infrastruktur. Hinzu kommt, dass Lithium-Ionen-Akkus
wartungsfrei sind. Damit erübrigen sich, im Gegensatz zur BleiSäure-Batterie, auch alle Wartungsarbeiten rund um die Batteriesäure. Das heißt, der Kunde lebt quasi sorgenfrei.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Möglichkeit, LithiumIonen-Akkus schnell und ohne Kapazitätsverluste zwischenladen
zu können. 40 Minuten reichen aus, um den Akku zu zwei Drittel
aufzuladen. Die Kapazitätsgrenze ist nach gut einer Stunde erreicht.
Bisher hat der zeitliche Aufwand für diese Aufgabe bei sieben bis
neun Stunden gelegen. Folglich die ist Einsatzzeit und Verfügbarkeit der Fahrzeuge deutlich gestiegen. Abgesehen davon überzeugt
die Lithium-Ionen-Technik während der gesamten Nutzung durch
konstante Spannung, sodass immer die volle Leistung zur Verfügung steht. Mit 2 500 Ladezyklen weist der Lithium-Ionen-Akku
zudem etwa die doppelte Zahl an Zyklen auf. Da jede Batteriezelle
in Echtzeit überwacht wird, ist auch eine präzise Entladeanzeige
und, daraus resultierend, eine sehr hohe Effizienz möglich.
Vergleichen wir Lithium-Ionen-Batterien mit Brennstoffzellen,
behalten die Akkus aus heutiger Sicht auch künftig die Nase vorn.
Zumal die entsprechende Infrastruktur gegeben beziehungsweise
leichter herzustellen ist und darüber hinaus die Wartung entfällt.
Lithium-Ionen-Batterien lassen sich, wie Blei-Säure-Akkus, problemlos in Flurförderzeuge und somit in logistische Prozesse integrieren. Für effektive Einsätze sollte man Zwischenladungen in
Pausen oder Phasen legen, in denen die Fahrzeuge nicht benötigt
werden und demzufolge zusätzliche Stillstandzeiten entfallen. Um
dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die Kundenprozesse in unsere
Überlegungen einbeziehen. Eine weitere Bedingung ist, dass die
Ladegeräte die erforderliche Leistung erzielen, um die Batterien
in der zur Verfügung stehenden Zeit laden zu können. Überdies
ist die Akzeptanz der Fahrer gefragt, die man erreicht, indem man
Ladestationen dort installiert, wo sie ihre Pausen machen.
Zu Frage 2: (Christian Fischer)
Automatisierung hat bisher oftmals bedeutet, Menschen durch
Maschinen zu substituieren, um die Effizienz zu erhöhen. Unsere Analysen und Maßnahmen der letzten vier Jahre zeigen allerdings ein anderes Bild. Mit Industrie 4.0 sind dem Menschen neue
Rollen in der Produktions- und Logistikumgebung zugefallen: die
des Menschen 4.0. Der Mensch bleibt unerlässlich, er wird zum
Koordinator, zum Dirigenten oder zum ausgesprochenen Spezia 6.2016
listen. Statt Systeme zu bedienen, macht er diese zu Teamplayern,
die ihn unterstützen. Um entsprechende Rollen zu finden, müssen wir unsere Perspektive deutlich erweitern und die Sichtweise
hinsichtlich Effizienzsteigerung verändern. Dafür reicht es nicht
aus, vorhandene Abläufe zu optimieren, sie aber im Grunde so zu
lassen, wie sie sind. Es geht darum, die richtigen Prozesse zu entwickeln und dadurch die Produktivität zu steigern. Ein Ziel, für
das wir viel mehr auf die Kundenbedürfnisse eingehen müssen.
Besteht der Wunsch nach Konnektivität, haben wir uns zu fragen,
was der Kunde meint und was er sich davon verspricht. Eventuell
entdeckt man dabei ein Bedürfnis, das zu einer anderen technischen Lösung führt.
Kundenbedürfnisse stehen vor Kundenprozessen. Es ist unumgänglich, die bisherigen Prozesse zu hinterfragen, will man die
Potenziale der Industrie 4.0 ausschöpfen. Aber was genau verbirgt
sich dahinter? Spricht man über Industrie 4.0, sind die Inhalte oft
theoretisch oder es ist von einzelnen technischen Lösungen beziehungsweise Ansätzen die Rede. Doch wie werden wir wirklich Teil
von Industrie 4.0? Kein Unternehmen ist in der Lage, von heute
auf morgen komplett von Industrie 3.0 auf 4.0 umzustellen. Ein
Upgrade wäre nur sukzessive möglich. Man ist aber nicht erst Teil
des Zukunftsprojekts, wenn alles ganzheitlich umgesetzt ist, sondern schon, sobald ein allumfassendes Vernetzungskonzept vorliegt, die ersten Gewerke umgestellt sind und die Menschen ihre
Rolle gewechselt haben.
Um das zu erreichen ist es notwendig, Prozesse zu unterteilen
und die Schichten des Unternehmens separat zu betrachten. So
könnte die erste Schicht beispielsweise aus den Produktionsprozessen vom Warenein- bis -ausgang bestehen, die zweite würde
ein User Management- und ein Transportleitsystem bilden, die
dritte das Warehouse Management System und die vierte ein
ERP- und ein Warenwirtschaftssystem. Es wären also sowohl die
aufeinander folgenden Prozessschritte als auch die übereinander
gelagerten Systeme aufzugliedern. Haben wir diese Schritte und
Ebenen verstanden, ist die Basis für Industrie 4.0 gelegt, und es
lassen sich Bausteine, zum Beispiel die Kommissionierung, nach
und nach erneuern oder austauschen. Der Kunde dürfte ohnehin eher bereit sein, schrittweise vorzugehen, als seine gesamte
Intralogistik mit einem Mal auf den Kopf zu stellen. Zumal das
Risiko überschaubar bliebe. Möchte man nachträglich Prozessschritte einbauen oder ändern, kann man diese vollumfänglich
in alle Ebenen einbinden, in denen sie mit den anderen Schritten
ineinandergreifen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alles, was im Kontext mit Industrie 4.0 steht, miteinander verbunden ist, und zwar
strukturell und infrastrukturell. Daher werden sämtliche Systeme,
Lieferanten und Kunden eine Sprache sprechen. u www.still.de
Flurförderzeuge 31
Valentin Adelfio
Geschäftsleitung
Flurfördermittel,
Stöcklin
Zu Frage 1:
Wir sind seit vier Jahren im Bereich der Lithium-Ionen-Batterien
(Lithium-Eisenphosphat) sehr erfolgreich unterwegs und können
sichere Erfahrungswerte wiedergeben. Da diese Technologie stark
wächst, denken wir, dass wir in zwei Jahren rund die Hälfte unserer Geräte damit ausgestattet haben. Überall dort, wo eine Batterieladung nicht ausreicht, etwa im Schichtbetrieb, oder wo aufgrund
eines Einsatzes kein spezieller Laderaum mit Belüftung zur Verfügung steht, rechnet sich diese Technik. Hinsichtlich des Return on
Investment gehen wir von 18 bis 36 Monaten aus. Die Kunden dürften im Hinblick auf Zwischenladungen, die in diesem Fall erlaubt
und sogar erwünscht sind, umdenken. Kundenseitig können vor
allem bei größeren Flurförderzeugflotten Infrastrukturanpassungen
nötig sein. Wären beispielsweise sämtliche Fahrzeuge gleichzeitig
zu laden, müsste man die Stromabsicherung anpassen oder, wie bei
unseren Ladegeräten mit programmierbarer Timerfunktion, sich
der Ladebeginn verzögern.
Zu Frage 2:
Die Logistikprozesse sind ganzheitlich zu betrachten, das heißt,
einschließlich eventueller Personaleinsparungen, die durch eine
Automatisierung erfolgen würden. u www.stoecklin.com
Mats Lindell
Lt. Logistics Solutions,
Toyota Material
Handling Group
Zu Frage 1:
In Zeiten des Klimawandels ist der Trend hin zur Elektromobilität sicherlich ein Treiber für alternative Antriebstechnologien. Vor diesem
Hintergrund sind ökologische Aspekte, wie die Senkung von CO2Emissionen, zu nennen. Auch in puncto Komfort, Sicherheit und
Kosten lohnt der Blick über den Tellerrand. In aller Munde sind die
Lithium-Ionen- und die Brennstoffenzellen-Technologie. Die hohen
Anschaffungskosten, die Lithium-Ionen-Batterien im Vergleich zu
Blei-Säure-Akkus verursachen, standen einer breiteren Kommerzialisierung lange entgegen. Das ist inzwischen anders: Die Bandbreite an
verfügbaren Lösungen, die die Industrie bis zur Serienreife entwickelt
Compact Shuttles von DAMBACH
Flexibel, schnell und zuverlässig:
• Power Caps als Energiespeicher
• Ladezeit 12 Sekunden
• 1500 kg Nutzlast
• Alle acht Laufräder angetrieben
• 400 V-Drehstrommotoren
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14.06.16 20:34
www.Dhf-magazin.com
32 Flurförderzeuge
hat, wächst beständig. In bestimmten Einsatzszenarien rechnet sich
die neue Technologie schon heute. Dem höheren Anschaffungspreis
stehen deutlich weniger Stillstandzeiten der Fahrzeuge sowie ein geringerer Energieverbrauch und entsprechende Kostensenkungen gegenüber. Von der Lithium-Ionen-Technologie profitieren besonders
Unternehmen, die im Mehrschichteinsatz arbeiten. Bereits im ZweiSchicht-Betrieb amortisieren sich die Flurförderzeuge aufgrund der
niedrigeren Betriebskosten in der Regel nach zwei bis zweieinhalb
Jahren. Hierbei schlagen vor allem die geringeren Kosten beim Batterie-Handling zu Buche, bei dem die Lithium-Ionen-Technologie,
verglichen mit Blei-Säure-Akkus, punktet. So sind Zwischenladungen
ausdrücklich erwünscht. Jede Fahrpause lässt sich zum Laden nutzen, selbst wenn sie nur wenige Minuten dauert. Da man mit sehr
hohen Strömen laden kann, profitiert man von drastisch verkürzten
Ladezeiten. Bei der in Toyota-Geräten verbauten 24- beziehungsweise 48-Volt-Technologie ist eine Vollladung nach maximal eineinhalb
Stunden möglich. Vorteilhaft ist auch, dass die Systeme wartungsfrei
sind. Da keine aufwendige Pflege mehr erforderlich ist, entfällt die
Gefahr von Fehlern, Verletzungen und Folgekosten, die andernfalls
nicht auszuschließen wären. Der Fahrer kann sich auf das Kerngeschäft konzentrieren und produktiver arbeiten.
Zudem weisen Lithium-Ionen-Batterien während der gesamten
Entladephase eine stabile Spannung auf. Die Akkumulatoren stellen dem Bediener also immer die gleiche Leistung zur Verfügung,
unabhängig davon, ob die Restkapazität bei 80 oder nur noch bei 20
Prozent liegt. Auch die Lebensdauer ist ein Pluspunkt: Im Vergleich
zur herkömmlichen Blei-Säure-Batterie währt sie mit acht bis zehn
Jahren mindestens doppelt so lange. Eine Zeitspanne, in der geringstenfalls 5 000 Zyklen zu erwarten sind.
Des Weiteren entfallen separate Laderäume und Abzugsanlagen,
da das geschlossene System eine Gasung verhindert. Zwischenladungen können in der Regel überall erfolgen, wo ein Starkstromanschluss
existiert. Daher ist es sinnvoll, die Ladezonen im Umfeld der Pausenräume und Arbeitsbereiche zu installieren. Flächen, die durch den
Wegfall von Laderäumen für Blei-Säure-Batterien freiwerden, lassen
sich zum Beispiel als zusätzliche Lager nutzen.
Toyota stattet jeden Lithium-Ionen-Akku mit einem BatterieManagement-System aus und integriert ihn kommunikationstechnisch in das Flurförderzeug. Auf diese Weise erreichen wir ein bestmögliches Zusammenspiel von Gerätesteuerung und Batteriesystem.
Ergänzend überwachen wir kontinuierlich sämtliche sicherheits- und
leistungsrelevanten Parameter und leiten gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ein. Ein Konzept, durch das eine maximale Sicherheit und
Produktivität sowie ein optimaler Betrieb garantiert sind.
Auch die Brennstoffzelle stellt eine hervorragende Technologie
dar: sauber und absolut umweltfreundlich. Sie ist allerdings noch
sehr teuer. Erfolgreiche Brennstoffzellen-Projekte, die beispielsweise in den USA verwirklicht worden sind, trifft man nur in Bundesstaaten an, die großzügige Fördermaßnahmen gewähren. Fehlt diese
staatliche Unterstützung, mangelt es an Erfolgen. Das dürfte sich erst
ändern, falls die Automobilindustrie verstärkt auf die Brennstoffzelle setzen sollte. Toyota Motors hat mit dem Mirai einen Schritt in
diese Richtung gewagt. Wären die produzierten Stückzahlen höher,
wären günstigere Preise zu erwarten. Derzeit hat die Lithium-IonenTechnologie in puncto Rentabilität die Nase eindeutig vorne. Toyota
bietet beide Antriebsoptionen an.
6.2016
Zu Frage 2:
Wenn Sie mich fragen, was zu tun bleibt: einfach anfangen. Damit
meine ich, mit simplen Automatisierungsprojekten zu beginnen,
um Berührungsängste ab- und erste Erfahrungen aufzubauen. In
diesem Zusammenhang gestalten wir bei Toyota den Einstieg für
unsere Kunden so leicht wie möglich und steigern die Komplexität
erst bei Bedarf. Ein Beispiel für eine einfache Automatisierung ist
die teilautomatische Kommissionierung, bei der eine Person kommissioniert, während das Fahrzeug ferngesteuert fährt.
Voraussetzung für ein Upgrade auf Intralogistik 4.0 ist eine detaillierte Analyse der operativen Prozesse (Ist-Zustand). Darauf aufbauend sollte der ideale Prozess (Soll-Zustand) definiert, also eine
Architektur erstellt und implementiert werden. Fragen hinsichtlich der Chancen, die aus der Vernetzung resultieren, sind heute
nicht eindeutig zu beantworten. Das betrifft vor allem die Auswahl
optimaler Technologien und deren Wirkungen auf die Effizienz.
Zumal es sich bei der Automatisierung nicht etwa um eine Reise
von A bis Z handelt. Wir kennen lediglich die grobe Richtung und
sicher die nächsten zwei, drei Meilensteine, müssen uns aber bei
jedem Schritt neu orientieren. Das setzt einerseits die Bereitschaft
voraus, Prozesse infrage zu stellen, andererseits bedarf es einer flexiblen und anpassbaren Architektur, um Weiterentwicklungen
zu ermöglichen. Sinnvoll ist es, die Logik der Software möglichst
zentral zu organisieren, damit ausführende Elemente leichter austauschbar sind. Dadurch wäre es machbar, neue Elemente, wie ein
Radioshuttle oder einen Autopiloten, in ein zentral organisiertes
System einzusetzen oder innerhalb des Systems auszuwechseln,
ohne dieses zu verändern.
Angesichts der Frage, ob sich das Upgrade auf Intralogistik 4.0
lohnt, liefert die Berechnung der Betriebskosten, der Total Cost of
Ownership, die notwendigen Fakten. Ausgehend von der Abschreibungszeit des Systems wird schnell sichtbar, wann der Return on
Investment erreicht ist.
u www.toyota-forklifts.eu
Mikael Pålsson
Head of Product
Management,
Unicarriers Europe
Zu Frage 1:
Die neuen Energietechniken dürften sich etablieren und bestehende Antriebsformen sinnvoll ergänzen. Dennoch hat die Bleibatterie
aus unserer Sicht nicht ausgedient. Im Flurförderzeugmarkt wird
sie zumindest für die kommenden zehn Jahre stark vertreten bleiben. Das liegt auch daran, dass man die klassischen Antriebstechnologien, wie die Bleibatterie, kontinuierlich weiterentwickelt, sodass die Vorzüge von Lithium-Ionen-Akkus oder Brennstoffzellen
immer weniger ins Gewicht fallen.
Brennstoffzellen sind eine interessante Antriebsmöglichkeit,
allerdings ist ihre Nutzung noch eingeschränkt und beschwerlich.
Gründe dafür sind die mangelnde Verfügbarkeit von Verteilsystemen und die fehlende Infrastruktur für den benötigten Wasserstoff.
Flurförderzeuge 33
Für Lithium-Ionen-Batterien sehen wir die größten Herausforderungen darin, industrielle Standards für die Akkus zu schaffen und
das Recycling ausrangierter Batterien umweltgerecht zu organisieren. Zumal ein umweltbewusstes Denken entlang der gesamten
Wertschöpfungskette erforderlich ist, von der Produktion bis hin
zur Entsorgung der Zellen.
Für Betreiber von Flurförderzeugen ist der Um- und Ausbau
ihrer elektrischen Infrastruktur eine Voraussetzung, will man die
neuen Energieträger effizient nutzen. Der Einsatz von LithiumIonen-Batterien erfordert selbst bei umfangreichen Flotten, alle
Fahrzeuge gleichzeitig zwischenladen zu können. Das geschieht
meist während der Frühstücks- und Mittagspausen. Hierfür ist
eine zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten. Eine weitere Herausforderung bei der Nutzung von Lithium-Ionen-Akkus
oder Brennstoffzellen ist deren geringe Masse. Das Batteriegewicht
dient im Flurförderzeug normalerweise als Gegengewicht, damit
sich schwere Lasten auch in großen Hubhöhen bewegen lassen. In
Anbetracht der leichten Energiespeicher ist es daher unerlässlich,
die Geräte mit einem zusätzlichen Kontergewicht auszustatten. Eine
Maßnahme, die sie verteuert.
Für Unicarriers ist es wichtig, die Flurförderzeuge passend zur
Energiequelle zu designen, statt nur die Antriebsformen auszutauschen. Dadurch können unsere Kunden die Vorteile eines leistungsstarken Staplers voll ausschöpfen.
Zu Frage 2:
Das Internet der Dinge und Industrie 4.0 verändern die Spielregeln intralogistischer Prozesse und wirken auf sämtliche Bereiche
des Staplerbetriebs ein. Alles, was sich sinnvoll an das Internet anbinden lässt, wird in den nächsten Jahren damit verknüpft. Bereits
heute gehören Softwarelösungen und digitale Technologien zu
den Ausstattungskomponenten von Flurförderzeugen. Sie dienen
der Überwachung der technischen Funktionen, kommen bei der
Serviceabwicklung und Instandhaltung zum Einsatz und tauschen
Daten mit externen Systemen aus. Die Anwendungsmöglichkeiten
in diesem Bereich wird man in den kommenden Jahren erweitern
und verbessern. So zielt die Forschungsarbeit zum Thema Intralogistik 4.0 darauf ab, Technologien bereitzustellen, die die notwendige Transformation von zweckgebundenen, funktional begrenzten Machine-to-Maschine-Anwendungen zu einem tatsächlichen
Internet der Dinge ermöglichen. Außerdem muss es machbar sein,
Massendaten vorteilhaft zu nutzen und auszuwerten, beispielsweise um Kostenfallen aufzudecken und zu eliminieren. Die Integration und das Management solcher Systeme und Lösungen sind
Schlüsselfaktoren, wenn es darum geht, die Potenziale der Intralogistik 4.0 auszuschöpfen. Weil sich die Arbeitsbedingungen durch
diese Umwälzungen ebenfalls massiv verändern dürften, sind im
Kontext von Intralogistik 4.0 auch hochwertige Aus- und Fortbildungsprogramme erforderlich.
u www.unicarrierseurope.com