fit am Ball Africa - CSR
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fit am Ball Africa - CSR
CSR*today 1/2011 Stars, Brains & Helping Hands Wie man erfolgreich Gutes tut Germany’s Top Teachers Sechs Asse im Schuldienst AfriKa, mon amour Die Reisetagebücher von „Fit am Ball Africa“ 2 Stars für CSR – Stars support CSR projects Viele Prominente stellen sich gern in den Dienst der guten Sache – zum Beispiel für „Fit am Ball“ (FaB) oder für „Der Deutsche Vorlesepreis“ (DDVP). Eine Auswahl in Fotos (von links oben nach rechts unten): TV-Moderatorin Collien Fernandes (DDVP), Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger (FaB), OK-Präsidentin der Frauenfußball-WM Steffi Jones (FaB), Kölns OB Jürgen Roters (FaB), Schauspielerin Christiane Hörbiger (DDVP), Trainer-Legende Otto Rehhagel (FaB), DFB-Trainer Horst Hrubesch (FaB), TV-Moderatorin und WM-Botschafterin Shary Reeves (DDVP), RTL-Gesicht Katja Burkard (DDVP), der frühere Bundesfamilienminister Heiner Geißler (FaB-Schirmherr), Deutschlands Top-Anchorman, RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel (DDVP), ZDF-„Sportstudio“-Gesicht Katrin Müller-Hohenstein (FaB), Comedian Dirk Bach (DDVP), Fußball-Experte Reiner Calmund (FaB), FußballWeltmeisterinnen Inka Grings (l.) und Sonja Fuss (FaB), Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski (FaB), Schauspielerin Andrea Sawatzki (DDVP), DFB-Trainer Hans-Dieter Flick (links) und Fußball-Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff (rechts, FaB; Mitte: „Fit am Ball“-Projektleiter Prof. Dr. Jürgen Buschmann), TV-Journalistin Katty Salié (DDVP), TV-Moderatorin Gülcan Kamps (DDVP), RTL-Gesicht Birgit Schrowange (DDVP). Fotos: Jörg Carstensen, DFB, Jens Koch, Martin Lässig, Stefan Menne, Harald Stoffels Calmund Editorial Roland Stroese Sprecher der Geschäftsführung Intersnack Knabber-Gebäck GmbH & Co. KG GesellschaftlicheS Engagement Geht jeden etwas an CSR – Corporate Social Responsibility – liegt im Trend. Dass gewinnorientiertes Wachstum und Beiträge zur sozialen Entwicklung Hand in Hand gehen sollten, ist heute vielen Unternehmen klar. Wir von Intersnack nehmen schon seit Jahren nachhaltig unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr. Zum Beispiel mit dem preisgekrönten Projekt „Fit am Ball“. Die bundesweite Initiative für mehr Freude an Sport und Bewegung in der Schule wird bereits im achten Jahr von Intersnack finanziert. Oder mit der Bildungsinitiative „Der Deutsche Vorlesepreis“: Gegründet 2005 von Intersnack, als Unterstützung ehrenamtlicher Engagements zur Förderung des Lesens und der Liebe zum Buch. Viele Menschen unterstützen uns bei CSR-Projekten. Prominente, die mit ihrem guten Namen für die Qualität der Initiativen bürgen. Wissenschaftler, die in unserem Auftrag Grundlagenforschung betreiben und hochqualifizierte Hilfsprogramme entwickeln. Experten für die Organisation und Umsetzung der Programme, Lehrer und Erzieher, Schüler, Studenten und Senioren, Angehörige unterschiedlichster Berufe – und viele ehrenamtlich tätige Bürger. Von diesen Menschen, ihrem Schaffen und den wichtigen Projekten, in denen sie tätig sind, handelt „CSR today“. Es ist eine Anerkennung ihrer Arbeit. Unser neues Heft dokumentiert aktuelle CSR-Trends und Hintergründe in journalistischer Form. Wir wollen informieren und motivieren – gesellschaftliches Engagement geht jeden von uns etwas an. Da unsere Projekte europaweit Interesse wecken, erscheint CSR today zweisprachig, in Deutsch und in Englisch. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und eine Menge Anregungen! community involvement is everyone‘s responsibility CSR - Corporate Social Responsibility - it‘s the trend. It is clear to many companies today that profit-oriented growth and contributions to social development go hand in hand. For many years, we of Intersnack have had an abiding perception of our social responsibility. For example, the award-winning project “Fit am Ball” (“Fit on the ball”). This nationwide initiative for greater enjoyment of sports and exercise at school is now in its eighth years of funding by Intersnack. Or there‘s the “Der Deutsche Vorlesepreis” (“The german reading aloud prize”), an educational initiative founded in 2005 by Intersnack to support volunteer involvement to promote reading and the love of books. There are many people who support our CSR projects. Celebrities, who vouch for the quality of the initiatives with their own reputations. Scientists, who conduct basic research on our behalf and develop highly qualified assistance programs. Experts who organise and implement the programs, teachers and educators, students and seniors, members of different professions - and many citizens who volunteer their time. These people, their creative work and the important projects to which they contribute, make “CSR today”. It is a tribute to their work. Our new booklet documents, in journalistic form, current CSR trends and how they have developed. We want to inform and motivate; community involvement is everyone‘s responsibility. Since our projects are arousing interest Europe-wide, “CSR today” is appearing in two languages, German and English. I hope you enjoy reading and get a lot of good ideas! 3 TOP TERMINE 2011: 5. 7. DeutschlandFinale, 3.12. Wissenschaftskonferenz FABCON11, Deutsche Sporthochschule Köln, Details www. fitamball2011.de Calmund Anzeige wir danKen unseren freunden und fÖrderern 4 csr*today 1/2011 disKussion Woher kommt der Trend zu CSR-Projekten? Für wen lohnt sich das soziale Engagement von Unternehmen? Warum scheitern manche gut gemeinten Vorhaben? Drei führende Experten diskutieren über Chancen und Risiken von Corporate Social Responsibilty Initiativen. spendenwanderunG Für einen guten Zweck wanderten 14 engagierte Frauen und Männer 100 Tage lang durch Deutschland. Sie hielten Vorträge vor Zehntausenden von Menschen, sammelten Spenden für Schulen und Bildungseinrichtungen in Afrika. Wie organisiert man eine solche „Spendenwanderung“? afriKa Teams der CSR-Aktion „Fit am Ball Africa“ bereisten in zwei Jahren sechs afrikanische Länder. Jeder, der dabei war, erlebte Geschichten, die sein Leben ein Stück weit veränderten. Sechs persönliche Storys aus den Reisetagebüchern der Mitarbeiter des Hilfsprojektes. lehrer Lehrer gehören zu den meistgescholtenen Berufsgruppen überhaupt. Wir wollen mit unserem Beitrag alte Vorurteile korrigieren. Sechs Porträts von engagierten Pädagogen aus unterschiedlichen Schulformen, die Kollegen, Kindern und Eltern als Vorbild gelten. projeKte Eine gute Idee allein reicht nicht aus, damit ein soziales Projekt gelingt. Was braucht eine CSR-Initiative, um nachhaltig erfolgreich zu sein? Drei ganz unterschiedliche Fallbeispiele für gelungenes bürgerschaftliches Engagement aus den Bereichen Schulsport- und Leseförderung. calmund Reiner Calmund gehörte viele Jahre lang zu den bekanntesten Fußball-Managern Deutschlands. Weniger bekannt ist, wie viele soziale Projekte der Medienstar unterstützt. In seiner Kolumne fordert Calmund, dass jedes Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen sollte. seite 6 Where does the trend for CSR projects come from? Who benefits from companies‘ social involvement? Why do some well-intentioned projects fail? Three leading experts discuss the opportunities and risks of Corporate Social Responsibility initiatives. seite 20 Fourteen dedicated women and men hiked around Germany for 100 days, for a good cause. They addressed tens of thousands of people and collected donations for schools and educational institutions in Africa. How does one organise such a ”charity hike“? seite 34 Teams from the “Fit am Ball Africa” CSR project visited six African countries in two years. Everyone who was there witnessed stories that changed his or her life considerably. Six personal stories from the travel diaries of the staff of the aid project. seite 48 Teachers are among the professional groups who come in for the most scolding. We offer a contribution to correcting old prejudices. Six portraits of dedicated teachers from different types of schools, who serve as role models for colleagues, children and parents. seite 66 A good idea alone is not enough for the success of a social project. What does a CSR initiative need in order to achieve sustainable success? Three very different case studies of successful civic involvement, from the fields of promoting physical education and reading skills. seite 76 Reiner Calmund was one of the most famous football managers in Germany for many years. Less well known is how many social projects this media star supports. In his column, Calmund calls for every company to take social responsibility. 5 Diskussion Die Professoren Jürgen Buschmann, Horst Flaschka und Ulrich Oevermann über Ursachen, Möglichkeiten und Grenzen des sozialen Engagements von Unternehmen „Die Verbesserung der Schulbildung ist heute ein wichtiges CSR-Thema“ Foto: Martin Lässig Professor Dr. Ulrich Oevermann, geboren 1940, Soziologe, Emeritus der Goethe-Universität Frankfurt am Main Professor Dr. Ulrich Oevermann, born in 1940, sociologist, Professor Emeritus at Goethe University, Frankfurt am Main 7 Diskussion Professor Dr. Horst Flaschka, geboren 1940, Germanist und Erziehungswissenschaftler, Emeritus der Universität zu Köln Professor Dr. Horst Flaschka, born in 1940, German studies and education researcher, Professor Emeritus at the University of Cologne Professor Dr. Jürgen Buschmann, geboren 1949, Leiter des Instituts für Olympische Studien der Deutschen Sporthochschule Köln Professor Dr. Jürgen Buschmann, born in 1949, Director of the Institute for Olympic Studies of the German Sport University Cologne Wachstumsmarkt CSR: Immer mehr Unternehmen finanzieren nachhaltige gesellschaftliche Engagements. Woher kommt der Trend zum Guten? Was sind Kriterien für den Erfolg eines CSRProjekts? Wieso scheitern viele gut gemeinte Versuche? Themen eines Streitgesprächs zwischen drei ausgewiesenen Experten für „Corporate Social Responsibility“. Professor Dr. Jürgen Buschmann (JB; Deutsche Sporthochschule Köln) ist der wissenschaftliche Leiter von „Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch“, die größte privat finanzierte Schulsport-Förderung Deutschlands. Professor Dr. Horst Flaschka (HF; Germanist und Erziehungswissenschaftler) von der Universität zu Köln ergänzte „Fit am Ball“ durch ein innovatives Selbst-CoachingKonzept und war an der Entwicklung der privaten Bildungsförderung „Der Deutsche Vorlesepreis“ beteiligt. Professor Dr. Ulrich Oevermann (UOe) aus Frankfurt am Main, seit Jahrzehnten einer der herausragenden Soziologen Deutschlands und Begründer der Methode der Objektiven Hermeneutik, leitet die soziologische Grundlagenforschung zu „Fit am Ball“ und die unabhängige Evaluation des Projekts. Harald Stoffels (HS), CSR-Berater und verantwortlich für die Kommunikation von „Fit am Ball“ und „Der Deutsche Vorlesepreis“, moderierte das Gespräch. „Das wichtigste an CSR ist das ernsthafte Bemühen des Unternehmens.“ Professors Jür“The most important thing in CSR is the company‘s concept and was involved in the seriousness about the effort”. gen Buschmann, development of the Horst Flaschka private educational cess of a CSR project? Why do a and Ulrich Oeinitiative “Der Deutsche Vorleselot of well-intentioned attempts vermann on the causes, popreis”. Professor Dr. Ulrich Oefail? Subjects for discussion bettentialities and limits of social vermann (UOe) from Frankfurt ween three qualified experts for involvement by companies. “Improvement of education is an important CSR issue today” Growth market CSR: More and more companies are providing long-term financial aid for social projects. Where has this trend to do good come from? What are the criteria for the suc8 “Corporate Social Responsibility”. Professor Dr. Jürgen Buschmann (JB; German Sport University Cologne) is the academic manager of the project “Fit am Ball – Der Schul-Cup von funnyfrisch”, the largest privately financed schools sport sponsorship in Germany. Professor Dr. Horst Flaschka (HF; specialist in German studies and educationalist) from the University of Cologne supplemented “Fit am Ball” by an innovative self-coaching am Main, one of the outstanding sociologists in Germany over the past decades and founder of the method of objective hermeneutics, is responsible for the sociological research related to “Fit am Ball” and the independent evaluation of the project. Harald Stoffels (HS), CSR consultant and responsible for the communication of “Fit am Ball” and “Der Deutsche Vorlesepreis”, hosted the discussion. Rubrik Fotos: Martin Lässig 9 Diskussion Harald Stoffels, geboren 1955, Moderator der Diskussion Harald Stoffels, born in 1955, moderator of the discussion HS: Der Begriff Corporate Social Responsibility ist schon ein halbes Jahrhundert alt, kam aber erst vor rund zehn Jahren in Mode. Was unterscheidet ein zeitgenössisches CSR-Projekt vom sozialen Engagement eines Unternehmens früherer Prägung? HF: CSR-Projekte müssen eine Projektionsfläche für viele Wünsche und Interessen abgeben. Es muss immer ein Stück Zeitgeist dabei sein. Ich realisiere im Augenblick eignungsdiagnostische Maßnahmen für Unternehmen. Darunter sind Potenzial- und Kompetenzanalysen zu verstehen, bei denen es darum geht, berufliche Fähigkeiten und Fertigkeiten von Mitarbeitern für den heutigen Arbeitsmarkt aufzuspüren, zu entwickeln und zu optimieren. Der Wunsch von vielen ist es, zu erfahren, wo ihre wahren Talente liegen und ob sie als Persönlichkeit den beruflichen An- und Herausforderungen gewachsen sind. UOe: Das, was wir heute CSR nennen, war früher normaler Bestandteil des Selbstverständnisses eines Unternehmens. Deshalb brauchte man auch keine besondere Vokabel dafür. Dass die 10 Verhältnisse heute anders sind, liegt aus soziologischer Sicht daran, dass die Schere zwischen Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung immer weiter auseinander geht. Früher waren Unternehmen wie selbstverständlich in lokale, regionale und nationale Zusammenhänge eingebunden. Und es gab so etwas wie ein Treuebündnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die Tatsache, dass es für das gesamte Leben eines Menschen folgenreich ist, wenn er in einem Unternehmen eine Arbeitsstelle antritt, war unbestritten. Dazu passt, dass manche alten Manager heute noch das Bild ‚lebender Organismus’ benutzen, wenn sie ihr Unternehmen charakterisieren. Soziologisch gesehen sind das Aspekte der Vergemeinschaftung, also von Konzepten, in denen der Mensch als Ganzer thematisiert wird. Heute jedoch ist in der Betriebswirtschaft zunehmend ein Unternehmenskonzept dominant, bei dem das Unternehmen nur noch als System von Parametern gesehen wird, mit dem Ziel einer Optimierung der Wertebewegung. Das Unternehmen wird in dieser Vorstellung letztlich selbst zur Handelsware. Der Arbeitneh- mer gerät dann nicht mehr als Mensch in den Blick, sondern nur noch als Parameter, der durch spezifisches Rollenhandeln zur kurzfristigen Erhöhung des Unternehmenswerts beiträgt. Das sind Aspekte der Vergesellschaftung, soziologisch gesehen. HS: Das wäre aber doch das Ende von jedem sozialen Engagement, das sich nicht auf kurzfristige Wertschöpfung reduzieren lässt? UOe: Nein, nicht so schnell. Einerseits verschwindet die Verwurzelung von Unternehmen als soziale Gebilde in einer sozusagen umschreibbaren Vergemein- schaftung zusehens. Das hängt mit Aspekten der Globalisierung als Vergesellschaftung zusammen. Fällt damit auch die Sozialverantwortlichkeit flach? Nein, sonst wäre das Phänomen der Corporate Social Responsibility Projekte nicht entstanden. Ganz offensichtlich gibt es nach wie vor so etwas wie das Legitimationsbedürfnis der Mächtigen. Trotz aller betriebswirtschaftlichen Unternehmenskonzeptionen, die ja zum Beispiel in den USA auch zunehmend in die Krise geraten, ist der Versuch sichtbar, die alten Funktionen wieder instand zu setzen. Dass ein Unternehmen sich doch wieder als eine Lebenswelt versteht, die mit einer sozialen Umgebung verzahnt ist. Nur kann Fotos: Martin Lässig their personality can cope with the job-related demands and challenges. UOe: What we call CSR today „Der CSR-Sponsor Intersnack und ‚Fit am Ball‘ sind besondere Paradebeispiele.“ “CSR sponsor Intersnack and `Fit am Ball‘ are prime positive examples”. HS: The term Corporate Social Responsibility has been around for about fifty years, but only became fashionable about ten years ago. What is the difference between a contemporary CSR project and the way companies used to help others in society? HF: CSR projects must deliver an object of projection for numerous wishes and interests. It always has to include the spirit of the age to a certain extent. At the moment I am designing measures that diagnose a company’s suitability. This means competence potential analyses, which aim to track down, develop and optimize professional potentials of employees for the presentday labour market.The desire of many people is to find out where their real talents lie and if used to be a normal component in a company’s self-conception. This is why no separate word was needed for it. The fact that things are different today is due from a sociological point of view to the fact that the gap between collectivization and socialization is growing all the time. It used to be the norm for companies to be involved in local, regional and national relations. And there was a kind of pledge of faithfulness between employers and employees. The fact that starting work in a company will have consequences for someone’s entire life was undisputed. This is why some old managers still use the metaphor ‘living organism’ when they are characterising their company. In terms of sociology, these are aspects of collectivization, in other words of concepts where people as a whole are the central theme. Today, however, business management is increasingly being dominated by a concept where the company is only regarded as a system of parameters with the aim of optimising the movement of values. In the end, the company itself becomes goods in this concept. Employees are no longer considered as human beings, but rather as parameters that contribute to the short-term increase in company value through specific role-based actions. These are aspects of socialization from a sociological point of view. HS: But that would mean the end of any social commitment that cannot be reduced to shortterm value creation? UOe: No, it’s not as simple as that. On the one hand, the rootedness of the company as a social structure is gradually disappearing in a so-called process of collectivization. This is related to aspects of globalization as socialization. Does this mean that social responsibility is a thing of the past? No, otherwise the phenomenon of Corporate Social Responsibility projects would not have been developed. Quite obviously, the powers that be still have some kind of need to legitimate themselves. Despite all economic company conceptions which are increasingly being hit by crises in the USA, for example, the attempt to repair old functions can clearly be seen. 11 Diskussion es diese Verzahnung unter den jetzigen Bedingungen häufig nicht mehr allein leisten. Die dominante betriebswirtschaftliche Theorie gibt das nicht her. Es reicht aber auch nicht, sich direkt an eine staatliche oder kommunale Behörde anzulehnen. Denn ein Unternehmen sucht normalerweise immer die Chance, neue Impulse zu geben und eine Korrektur zur Technokratie und Bürokratie zu sein. So kommt ein Konzept wie Corporate Social Responsibilty ins Spiel, bei dem in der Regel ein Berater zwischen Wirtschaft und Wissenschaft vermittelt. HS: Was sind denn die Grundvoraussetzungen für ein sinnvolles CSR-Projekt? UOe: Programme, die nur auf die Imagepflege eines Unternehmens abzielen, sind natürlich von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil dann die Glaubwürdigkeit schnell eingebüßt ist. Auch wenn das sehr simpel und naiv klingt: Am wichtigsten ist zunächst einmal das ernsthafte Bemühen eines Unternehmens. Es muss akzeptieren, dass es Bestandteil einer sozialen Realität ist und in dieser auch Verantwortung wahrzunehmen hat. Also nicht ausschließlich seinem Eigeninteresse unter dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung dienen darf. Dann werden Vergemein- schaftungsprozesse thematisch, die inhaltlich auf vielfache Weise ausgeprägt sein können. Dabei ist immer von zentraler Bedeutung für den Erfolg, dass ein Unternehmen sich das CSR-Projekt auch wirklich zu eigen macht. Projekt „Fit am Ball“ besondere Paradebeispiele, die ihresgleichen suchen. JB: Für mich ist die Frage, ob ein Unternehmen sich unbedingt gesellschaftlich engagieren muss oder nicht, weniger entscheidend. Im Fall des Sponsors Intersnack, der 2003 mit seiner Marke „funny-frisch“ das Projekt „Fit am Ball“ angeregt hat, war es wohl tatsächlich so, dass man von Anfang an eine Verantwortung für die Gesellschaft gesehen hat. Der aktuelle Stimulus für die Aktivität war das damals plötzlich relevante Problem des wachsenden Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen. Für mich ist aber wichtiger, dass wenn ein Unternehmen sich für ein CSRProjekt entscheidet, es dann seine Verantwortung aber auch wirklich annimmt. Diese Verantwortung besteht darin, sich nachhaltig zu engagieren, nicht nur kurzfristig und dafür oft besonders spektakulär, wie das leider viele Firmen oder Verbände tun. Die setzen dann CSR-Projekte wie Marketinginstrumente ein, was keinen Sinn macht. In dieser Beziehung, bezogen auf die Nachhaltigkeit des Engagements, sind der CSR-Sponsor Intersnack und das JB: Blicken wir zunächst auf die Projektstruktur. Es gibt einen Sponsor, Intersnack, der das Projekt finanziert. Eine Projektdurchführung mit wissenschaftlicher Begleitung, die Deutsche Sporthochschule Köln. Das Institut für Hermeneutische Sozialund Kulturforschung Frankfurt mit zusätzlicher soziologischer Grundlagenforschung. Die Schulen als Adressaten des Projekts. Und außerdem, wie ich finde sehr wichtig für die Dynamik des Projekts und für eine zusätzliche Wertschöpfung aller Beteiligter, eine neutrale Instanz. In diesem Fall eine Agentur, die zwischen den Einzelinteressen vermittelt, Impulse der Beteiligten aufnimmt, selbst neue Ideen einbringt. Mit dieser Konstruktion ist bei „Fit am Ball“ gelungen, was es meines Wissens bis dahin noch nicht gab: Ein CSR-Projekt in Schulen erfolgreich zu implantieren. Mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten, war für die allermeisten Schulen ja bis Anfang dieses Jahrtausends verpönt. Damit hat unser Projekt Neuland betreten und für viele andere eine Vorbildfunktion übernommen. HS: Wie würden Sie „Fit am Ball“ als positives Beispiel genau beschreiben? HF: Man muss aber auch über Inhalte sprechen – es gibt attraktive und weniger attraktive Projektinhalte für die Wirtschaft. Nach meiner Erfahrung stellt jedes Unternehmen doch immer die Frage: Wie rechnet sich dieses Engagement für uns, was kommt dabei für uns heraus? Und in dieser Hinsicht gewinnt „Fit am Ball“ natürlich doppelt: Fußball ist etwas, woran in Deutschland jeder teilhaben möchte und Fußball plus Gesundheit ist natürlich der Knaller. Daran haben Millionen Menschen ein persönliches, vitales Interesse, quer durch alle Schichten. Das gilt längst nicht 12 für jedes objektiv wichtige Fördervorhaben. Also, wenn ich ein Projekt anbiete, dann muss ich mich erst mal fragen, ob es auch einen aktuellen Reiz hat, der in den Köpfen von vielen verankert ist. Das ist ein pragmatischer Aspekt mit großer Bedeutung für ein CSR-Projekt. Übrigens auch ein für mich wichtiger, zusätzlicher Punkt: Beim Thema CSR wird die Treppe von oben gekehrt. Das heißt: Man muss gleich am Anfang die Unternehmensleitung überzeugen. Diese Leute erkennen am ehesten, welchen zusätzlichen Werbe- und NutzefFotos: Martin Lässig That a company sees itself as a living environment again, closely linked with a social environment. Yet these days, companies are often not in a position to maintain these links by themselves. The dominant economic theory does not allow for this. It’s not enough, however, to rely directly on state or communal authorities for support. Because companies usually always look for a chance to provide new impulses and correct technocracy and bureaucracy. This is where a concept like Corporate Social Responsibility comes into it, where a consultant usually mediates between business and scholarship. HS: What are the basic requirements for a meaningful CSR project? UOe: Programs that have only been designed to improve a company’s image are bound to fail, of course, because credibility is quickly lost. Even if this sounds very simple and naïve: the most important thing is the company’s serious endeavours. It has to accept that it is part of a social reality where it has to take responsibility. In other words, a company must not only serve its own interests from a point of view of maximizing profit. Then attention is directed to collectivization processes, which can be widely different in terms of content. Success always depends to a major extent on the company really embracing the CSR project. JB: For me, the question of whether a company must make some kind of social commitment or not is not that crucial. In the case of the sponsor Intersnack, who initiated the project “Fit am Ball” with its “funny-frisch” brand in 2003, it was indeed the case that the company wanted to take over responsibility for society right from the beginning. The current stimulus for activity was the suddenly relevant problem of increasing numbers of overweight children and teenagers. For me, however, the more important factor is that when a company decides to carry out a CSR project, it really does accept its responsibility. This responsibility is expressed in terms of long-term commitment, not only 13 Diskussion fekt ein CSR-Projekt haben kann. Der Einstieg über das mittlere Management führt heutzutage leider nur auf Umwegen zum Ziel. HS: Damit wäre dann ein Wan- del benannt: Vom Mäzenatentum, das dem Gemeinwohl ohne Hintergedanken dient, zum Sponsorentum, das gleichzeitig auch ein Eigeninteresse geltend macht – wie vermittelt auch immer? UOe: Der Gegensatz stimmt so nicht ganz. Zunächst einmal mussten Unternehmen früher viel weniger Steuern zahlen als heute. Es fiel ihnen also erheblich leichter, als Mäzen so etwas wie eine freiwillige gemeinwohlorientierte Abgabe zu leisten. Wenn man daraus aber ableiten würde, dass wegen der höheren Steuerbelastung heute nun alles der staatlichen Fürsorge überlassen werden sollte, wäre das meiner Meinung nach ein Fehler. Denn dann würden wir nur einen riesigen Technokratiebereich mit geringer Innovationsrate erzeugen. Nein, ich denke, es gab schon immer ein berechtigtes Eigeninteresse, und zwar auf beiden Seiten, Förderer wie Geförderter. Es gibt sozusagen eine konkurrierende Abhängigkeit von weltlicher Macht und Macht des Geistes. Konkret heißt das: Die Kulturleistenden kommen ohne private Förderung nicht aus. Doch wer die wirtschaftliche Macht hat, 14 muss auch immer seinen Einfluss legitimieren, also öffentlich darstellen, dass er damit etwas Gutes tut. Und um diese Argumente und ihre Begründung zu erhalten, braucht der wirtschaftlich Mächtige die Kultur und ihre Autonomie. Das war schon immer so. HS: Was ist denn wirklich neu an CSR? UOe: Was den Wandel vom Mäzenatentum zum CSR-Sponsorentum ausmacht, besteht darin, dass die Wirtschaft gemeinwohlorientierte Förderung aus dem eigenen Selbstverständnis heraus zunehmend nicht mehr leisten kann. So ist heute zum Beispiel auch immer ein gesicherter Effekt des Projekts gefragt, also eine nachhaltige Wirkung, in der Fachsprache der CSR formuliert. Dafür braucht es einerseits wissenschaftliche, methodische Kompetenz. Andererseits muss aber auch fachkundig Hilfe bei der Suche nach und der Entscheidung für ein bestimmtes Projekt geleistet werden. Diese Kompetenz besitzt der Bereich Wissenschaft für sich genommen nicht. Das sichert heute der wissenschaftlich ausgebildete Berater als unabhängige Instanz. All diese Dinge sind neu und spezifisch für CSR. HF: Ich denke, als Professor ist man mit seinem Titel für die Firmen quasi der Garantiestempel für ein seriöses Projekt. Damit wuchern die Unternehmen. Das ist natürlich immer ein wenig heikel, solange es keinen Außenstehenden gibt, der das Projekt evaluiert. Dessen muss sich jeder bewusst sein. HS: Wie stellen Sie sich den „idealen Förderer“ als CSR-Sponsor vor? JB: Am allerbesten geht die Initiative vom Unternehmen aus. Zum Beispiel von einem Unternehmen, das aktuell eine Krise in der Öffentlichkeit erlebt, also etwa politischen Anfeindungen ausgesetzt ist, die es als ungerecht erachtet. Mit einem sinnvollen, unabhängigen CSR-Projekt kann man seinen Standpunkt oft besser deutlich machen als mit 100 Briefen an die Presse. Es kommt dann für den Wissenschaftler darauf an, ein Projekt zu entwickeln, das über den aktuellen Anlass hinaus allgemeine Bedeutung für das Gemeinwohl hat. UOe: Ja, oder anders gesagt: Das Projekt muss in seiner kulturellen Bedeutsamkeit authentisch sein. Es darf nicht nur Schein und Schaum sein. Und gleichzeitig muss es für die Imagepflege des Unternehmens konkret werthaltig sein. Auch in meinen Augen ist die Erfolgschance am größten, wenn das Unternehmen in einer Krise die Nachfrage selbst startet. Das entspricht dem Leidensdruck in der Arzt-Patienten-Beziehung. Wenn der Beratungsnehmer von sich aus etwas will, dann bindet er sich auch am ehesten. HS: Welche Inhalte sind heute für CSR-Projekte besonders geeignet? UOe: Alle Programme, die in Bereiche eingreifen, die auf Grund der inneren Rationalisierungsdynamik unserer Gesellschaft Defizite aufweisen. Zum Beispiel im Bereich des Bildungssystems. Ich meine im weitesten Sinn vor allem die musisch-ästhetische Bildung in der Schule. Die ist im Zuge der PISA-Debatte leider stark in den Hintergrund gerückt. Dazu gehören Musik, Kunst, auch Sport, auch das Lesen. Beim Vorlesen, das sich das Projekt „Deutscher Vorlesepreis“ zum Thema gemacht hat, geht es ja nicht nur um die Kulturtechnik Lesen sondern auch um die soziale Rezeption von literarischen Texten. Ich könnte mir auch vorstellen, Fotos: Martin Lässig Diskussion selves as personally with the intention as in the case of football. The social conscience of many company directors often does not go quite that far. So when I offer a project, I have to ask myself first whether it has an up-to-date appeal that is fixed in people’s heads. This is a pragmatic aspect that is extremely important. It is an important additional point for me, by the way. In the case of CSR, the stairs are cleaned from the top. In other words: You have to convince the company directors right from the word go. These people are most likely to recognize the additional marketing effect that a CSR project can have. Unfortunately the entry via the middle management leads only indirectly to the proposed result. HS: This would mean a change: briefly and especially spectacularly, as is unfortunately often the case with many companies or associations. They then use CSR projects like marketing instruments, which does not make sense. In this respect, in terms of long-term commitment, the CSR sponsor Intersnack and the “Fit am Ball” project are positive prime examples that are unequalled. HS: How exactly would you de- scribe “Fit am Ball” as a positive example? JB: Let us have a look at the project structure first. There is a sponsor, Intersnack, that is financing the project. The project is being carried out with academic support by the German Sport University Cologne. The Institute for Hermeneutical Social and Cultural Research in Frankfurt with additional sociological research. Schools as the addressees for the project. And in addition, an element which I consider to be very important for the project’s dynamism and for the additional value creation of all those involved, a neutral body. In this case an agency that mediates between the individual interests, develops insights from those involved and integrates its own new ideas. The overall structure of the “Fit am Ball” project has managed to achieve something which I believe to be unique so far: the successful implantation of a CSR project in schools. For most schools, cooperating with companies was a no-go until the beginning of the millennium. This means that our project broke new ground and took on an exemplary function for many others. HF: Contents have to be discussed, however – there are attractive and less attractive project contents for companies. In my experience, every company considers the question: how will this commitment pay off, what will we get out of it? And in this respect, “Fit am Ball” is a double winner of course: football is something that everyone in Germany would like to be part of, and football plus health is a real highlight. Millions of people have a personal and vital interest in football, right across all social classes. This is not true by a long way for every objectively important sponsorship project, where managers cannot identify them- from patronage, which serves the common good without ulterior motives, to sponsorship, which is also based on the company’s own interests – however these may be conveyed – is that right? UOe: The contrast is not quite right. First of all, let me say that companies used to have to pay much less in taxes than is currently the case. In other words, it was much easier for them to be patrons for a kind voluntary donation for the common good. If, on the other hand, this gave rise to the conclusion that today’s higher corporate tax burden means that everything should be left to the state-funded welfare system, this would be a mistake in my opinion. Because then we would only produce an enormous technocracy with a low innovation rate. No, I think there was always a kind of justified self-interest on both sides, those providing the support and those being supported. There is a kind of competing dependence between worldly power and the power of the spirit. In concrete terms, this means: those who contribute to culture cannot do so without private financial support. Yet those who have eco- nomic power also always have to legitimate their influence, in other words publically show that they are doing good. And to maintain these arguments and their justification, those with economic power need culture and autonomy. That‘s the way it‘s always been. HS: What is really new about CSR then? UOe: The reason for the tran- sition from patronage to CSR sponsorship is that it is no longer a matter of course for companies to support public welfare projects on their own for financial reasons. Today, for example, it has to be clear that the project will have a reliable effect, or sustainable effect, in CSR terminology. For this to succeed, academic and methodical expertise is required on the one hand. On the other, however, companies have to be given specialist help in looking for and deciding in favour of a certain project. The academic field does not in fact have this expertise per se. It is secured by academically trained consultants as independent experts. All these aspects are new and specific for CSR. HF: I think that the title of Professor is more or less the guarantee of success for companies. It allows companies to grow quickly. This is a little delicate, of course, as long as there is no third party evaluating the program. Everyone must be aware of this. HS: What is your idea of the “ideal sponsor” as a CSR sponsor? JB: It’s best when the initiative comes from the company. For example, from a company that is currently going through a crisis in the public eye, that is exposed to political hostility or the like, which it considers unjust. A wisely chosen independent CSR project can often make a 15 Diskussion Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch Das wissenschaftliche Projekt „Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch“ wurde 2003 vom Kölner Unternehmen Intersnack initiiert. Der führende deutsche Hersteller salziger Knabberartikel (Marken wie „funny-frisch“, „Chio“, „POMBÄR“, „goldfischli“) reagierte mit dieser „Corporate Social Responsibility“-Aktivität auf Vorwürfe politischer Gruppen. Der Genuss von Kartoffelchips, aber auch von Schokolade, Limonade oder Hamburgern sei wesentlich schuld am wachsenden Übergewicht von Kindern und Jugendlichen, lautete die wissenschaftlich nicht unterstützte Behauptung im Kern. Bei „Fit am Ball“ steht keine Diät und kein Verbot bestimmter Speisen auf dem Plan. Stattdessen setzt das wissenschaftliche Programm der Deutschen Sporthochschule Köln auf regelmäßige Bewegung, Freude am Sport und ausgewogene Ernährung als beste Mittel zur Prävention gegen Übergewicht bzw. zur Gewichtsregulation. Im Zentrum des Projekts stehen freiwillige Sport-AGs an Schulen; Adressaten sind Kinder der Klassenstufen 3 bis 6. Angeregt durch zusätzliche Forschungsergebnisse eines Teams des Frankfurter Soziologen Ulrich Oevermann wurde das Programm ab 2007 durch Elemente zur Förderung des Gemeinschaftsgeistes und zur Bildung von Freundschaftsgruppen erweitert. „Fit am Ball“ ist heute mit über 1.500 angeschlossenen Schulen die größte, nachhaltigste, privat finanzierte Schulsport-Förderung Deutschlands – weiterhin finanziert von der Snack-Marke „funny-frisch“. Das Projekt gilt als umfassender Erfolg und wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. durch die Bundesregierung und die EU Kommission. Auch viele andere Untersuchungen haben inzwischen ergeben, dass Übergewicht nicht nur eine, sondern vielfältige Ursachen hat, unter denen Bewegungsmangel und Bewegungsunlust sowie eine gewisse depressive Grundhaltung bei den Betroffenen häufig eine wichtige Rolle spielen. Die These, dass der Genuss bestimmter Lebensmittel nachhaltig dick mache, gilt heute als überholt. The academic project “Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch” was initiated by the Cologne-based company Intersnack in 2003. The leading German producer of savoury snacks (brands such as “funny-frisch”, “Chio”, “POM-BÄR”, “goldfischli”) reacted to public criticism by introducing this Corporate Social Responsibility activity. The main charges, not based on scientific research, were that the consumption of crisps, as well as chocolate, lemonade or hamburgers, was to blame for the growing number of overweight children and teenagers. “Fit am Ball” does not include dieting or stopping the consumption of certain food. Instead, the academic program drawn up by the German Sport University Cologne relies on regular physical exercise, enjoyment of sport and a balanced diet as the best means to prevent children becoming overweight, or to regulate their weight. The project focuses on voluntary sports clubs in schools, children from grade 3 to 6 are invited to take part. From 2007 onwards and inspired by additional research results by a team led by the Frankfurt sociologist Ulrich Oevermann, the program was extended by elements related to the promotion of team spirit and formation of groups of friends. Today, “Fit am Ball” is the largest, longest-term, privately financed school sport project in Germany, with more than 1,500 schools taking part – and it is still financed by the “funnyfrisch” snack brand. The project is regarded as a resounding success and has received many awards, including one from the German government and the EU Commission. In the meantime, numerous other studies have proved that being overweight is not only caused by one factor alone, but rather numerous factors, including a lack of physical exercise or a reluctance to exercise, and a certain depressive basic attitude. The idea that the consumption of certain foods makes people fat in the long term is now considered to be outdated. dass man Geld dafür in die Hand nimmt, Wissenschaftler regelmäßig in Schulen einzuladen. Die könnten dann von ihren Forschungen berichten. Die meisten guten Forscher antworten auf die Frage nach ihrem Beruf ja als erstes: Rätsel lösen und Geheimnisse lüften. Eine Begegnung mit einem solchen Forscher kann bei Schülern Erweckungserlebnisse bewirken. Oder man könnte alte Leute einbinden in Vergemeinschaftung annehmende Bildungsanlässe. Sich sozusagen ein säkularisiertes Äquivalent ausdenken zu den Gemeinschaftsformen, die es in den USA im Bereich der Religionsgemeinschaften noch stark gibt. HF: Projekte mit dem Inhalt Leseförderung, wie etwa „Der Deutsche Vorlesepreis“, passen momentan gut in die Integrati16 Fotos: Martin Lässig Diskussion Der Deutsche Vorlesepreis Die CSR-Aktivität „Der Deutsche Vorlesepreis“ wurde 2005 von der Marke „POM-BÄR“ des Kölner Knabberartikel-Herstellers Intersnack gegründet. Im Zentrum steht die Förderung des Vorlesens und der Liebe zum Buch. Hintergrund bildet der Befund, dass in kaum noch der Hälfte aller deutschen Haushalte regelmäßig vorgelesen wird. Dabei erhöht der frühe, emotionale Kontakt mit Büchern nachgewiesenermaßen die Bildungs- und Berufschancen der Kinder im späteren Leben. „Der Deutsche Vorlesepreis“ zeichnet deshalb einmal jährlich im Rahmen einer Preisverleihung ehrenamtlich Aktive und Initiativen aus, die vor allem Kindern aus bildungsfernen Familien regelmäßig vorlesen. Eine aus Experten und Prominenten besetzte Jury (Vorsitz und Schirmherr: RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel) wählt Nominierte und Preisträger aus; außerdem erhalten Profis, die sich um das Vorlesen und die deutsche Sprache im Allgemeinen verdient gemacht haben (z.B. Schauspieler, Hörspielproduzenten) Spezialpreise. Mit begleitenden Aktivitäten wie Lese-Events oder Vorlese-Reihen (z.B. „102 Tiere, die es nicht gibt, an 102 Orten, von denen wir träumen“) tritt „Der Deutsche Vorlesepreis“ zusätzlich in Erscheinung. Der Deutsche Vorlesepreis The CSR project “Der Deutsche Vorlesepreis” was founded in 2005 by the “POM-BÄR” brand of the Cologne-based savoury snack producer Intersnack. The project focuses on promoting reading aloud and the love of books. The campaign was triggered by findings that reading aloud is an activity that only takes place regularly in just about half of all German households. Yet it has been proved that early emotional contact to books increases the educational and professional chances of children in later life. At an annual awards ceremony, “Der Deutsche Vorlesepreis” honours voluntary helpers and initiatives that read regularly to children especially from families with low educational achievement. A jury composed of experts and celebrities (Chairman and Patron: RTL Editor-in-Chief Peter Kloeppel) chooses nominees and prizewinners, and there are special prizes for professionals who render services to reading and the German language in general (e.g. actors, producers of audio books and the like). “Der Deutsche Vorlesepreis” is also in the public eye through accompanying activities such as reading events or series of story reading (e.g. „102 Tiere, die es nicht gibt, an 102 Orten, von denen wir träumen“). company’s position much clearer than 100 letters to the press. The academic involved has to develop a project that is of general importance for public welfare far beyond the current motive. UOe: Yes, or to put it ano- ther way: The project must be authentic in its cultural significance. It must not only be about appearances and hot air. At the same time, it must meet the expected values to cultivate a company’s image. I agree that the greatest chance of success is when the company starts demand itself during a crisis. This corresponds to the psychological strain in the doctorpatient relationship. If the person being advised wants to achieve something, he is most likely to commit himself. 17 Diskussion onsdebatte. Eine türkische Mutter kann sich jetzt sagen: Wenn ich meinem Kind vorlese, dann wird es wahrscheinlich in der Schule besser dastehen. Das wäre für mich das wichtigste Argument, um dieses Projekt zu vermarkten. Damit reagiert das Projekt auf Wünsche einer großen Gruppe. HS: Worin zeigt sich der Erfolg eines CSR-Projektes? JB: Zunächst natürlich darin, dass es seine selbst gesetzten Ziele erreicht. Bei „Fit am Ball“ geht es bekanntlich um die Prävention von Übergewicht. Und darum, Kinder, die bereits übergewichtig sind, bei der Lösung ihres Problems zu unterstützen. Der wirkliche Erfolg ist für mich aber dann da, wenn ein gelungenes Programm sich verselbstständigt. Dass es zum Dauerprogramm wird: „Fit am Ball forever“ haben wir sehr optimistisch schon eine der frühen Projektphasen getauft. Unser Optimismus hat gewirkt! In vielen Schulen, die das Programm zum Teil auch ohne finanzielle Förderung weiterführen. Und beim Sponsor Intersnack, der sogar ein zweites CSR-Projekt, die Leseförderung „Der Deutsche Vorlesepreis“, finanzierte. HS: Der Sponsor wollte das Pro18 jekt, Sie, Herr Buschmann, hatten die inhaltlichen Ideen – gab es eigentlich irgendwo Widerstände gegen „Fit am Ball“? JB: Oh ja. Die Schulaufsichtsbehörde war zuerst sehr skeptisch. Die glaubten, dass wir keine Schulen für ein Projekt finden würden, das ein KartoffelchipsHersteller finanziert. Ich war von Anfang an nicht dieser Meinung und wurde in meiner Auffassung bestätigt, dass die Qualität eines Projekts relevant dafür ist, ob man Projektteilnehmer findet - und nicht, wer es finanziert. Entscheidend für die Qualität des Projekts ist wiederum die Frage, ob es sich in der Praxis als attraktiv erweist – in unserem Fall also, ob man Schüler dafür begeistern kann. Ohne dieses Fundament geht gar nichts. Das ist wiederum auch wichtig für die Lehrer, die nur dauerhaft mitmachen, wenn ihre Schüler Enthusiasmus zeigen. Also beides hat ja geklappt, wie wir heute wissen. Der zweite Widerstand ging von der Universität aus. Unser AStA war äußerst kritisch dem Projekt gegenüber eingestellt und anfangs bei allen Lehrveranstaltungen dabei. Viele meiner Kollegen lächelten von oben herab über mein „ChipsProjekt“. Glücklicherweise hat der Rektor unser Vorhaben von An- fang an toleriert - ohne ihn wäre es nicht gegangen. Inzwischen hat sich die Stimmung längst ins Gegenteil verkehrt: „Fit am Ball“ genießt heute hohes Ansehen in der Hochschule. UOe: Bezogen auf die große Akzeptanz der Schüler ist mein Eindruck, dass der Corpsgeist bei „Fit am Ball“ sehr wichtig ist. Dieser Gemeinschaftsgeist, der innerhalb der Klasse entsteht, aber auch für die Schule als Ganzes. Einfach durch dieses Moment des Wettbewerbs, wenn bei Turnieren die Schulen gegeneinander antreten. aber effizient durch die ProjektT-Shirts mit dem „Fit am Ball“Logo. Beim Turnier sind dadurch alle Schulen als Projektmitglieder identifizierbar und unterscheiden sich dann doch durch den Wettbewerb – Gemeinsamkeit und Differenz gleichzeitig, ein hoher Vergemeinschaftungseffekt! Das unterscheidet die Gemeinschaft der „Fit am Ball“-Aktiven heute auch von den meisten Sportvereinen, die ja zunehmend nur noch für persönliche Fitnessprogramme genutzt werden. HS: Meine Herren, ich danke Ihnen für das Gespräch. HF: Und für die Lehrer ist als Differenzierungsmerkmal zu anderen Projekten der Absender Deutsche Sporthochschule Köln sehr wichtig, also sozusagen der Stempel für den Wissenschaftlichkeitsnachweis, das weiß ich aus persönlicher Erfahrung. UOe: Ja, aber das Qualitätsversprechen muss dann eben auch praktisch eingelöst werden, wie Herr Buschmann schon sagte. Und zu dem gehört wesentlich der Gemeinschaftsgeist, gestiftet auch sehr simpel Fotos: Martin Lässig Diskussion financial sponsorship. And with the sponsor Intersnack, that has now financed a second CSR project, “Der Deutsche Vorlesepreis”. HS: The sponsor wanted the cially suitable for CSR projects today? be a secularized equivalent of the forms of community that still exist in the USA in the field of religious communities. UOe: All programs that deal HF: Projects concentrating on HS: What contents are espe- with areas where there are deficits on account of the inner rationalisation dynamics of our society. The educational system, for example. I mean this in the broadest sense of the word, particularly music and aesthetic education in schools. These aspects have been pushed into the background, unfortunately, on the back of the whole PISA debate. They include music, art, sport and reading. “Der Deutsche Vorlesepreis” has been created to cover the area of reading, not only in the sense of reading techniques but also with a view to the social reception of literary texts. I could also imagine people being prepared to pay for academics to be invited into schools regularly. They could report on their research work. Most good researchers answer questions about their profession as follows: it’s all about solving puzzles and uncovering secrets. Meeting such a researcher can have an amazing enlightening effect on pupils. Or senior citizens could become involved in collectivization for appropriate educational contents. This could reading, such as “Der Deutsche Vorlesepreis” fit in well with the current integration debate in Germany. A Turkish mother can now say: If I read to my child, it will probably have better chances at school. That would be the most important argument for me to market this project. The project thus reacts to the wishes of a large number of people. HS: How does the success of a CSR project become apparent? JB: First of all, of course, in that it achieves the targets it sets itself. In the case of “Fit am Ball”, the focus was on preventing children and teenagers becoming overweight. And helping those who are already overweight to solve their problem. For me, however, the real proof of success of a project is when it becomes independent. And becomes a permanent fixture: in a real show of optimism, we called one of the early project phases “Fit am Ball forever”. And our optimism paid off! In many schools, some of which are continuing the program without any further project, and you, Mr Buschmann, came up with the ideas – was there any resistance to the “Fit am Ball” campaign? JB: Oh yes. The education authorities were very sceptical at first. They thought we would not find any schools for a project financed by a crisps manufacturer. I thought differently right from the start, and my feeling was proved right – that it is the quality of a project that is relevant as to whether a company will find participants or not, and not who is financing it. In turn, the decisive factor for the quality of a project is the question as to whether it proves attractive in practice – in other words in our case, whether pupils can be inspired to take part or not. Nothing works without this solid foundation. And this is important for teachers, who will only join in long term if their pupils are enthusiastic. Both worked, as we now know. The second area of resistance was at the university. Our ASta (students association) was extremely critical of the project and came along to all the teaching events at the beginning. Many of my colleagues smiled down condescendingly at my “crisps project”. Luckily, the rector tolerated our project from the beginning – we wouldn’t have been able to do it without him. In the meantime, there has been a complete switch of mood: “Fit am Ball” now enjoys a very good reputation at the university. UOe: With regard to the great acceptance by the pupils, my impression is that the team spirit is immensely important to “Fit am Ball”. This spirit is created within the class, but within the school as a whole as well. Simply through the moment of competition, when schools face up to each other at tournaments. HF: And for teachers, the fact that the German Sport University Cologne backs the project is very important as distinguishing feature that sets it apart from other projects. It is the so-called academic stamp of approval; I know this from personal experience. UOe: Yes, but the promise of quality has to be kept in practice, as Mr Buschmann mentioned. And one major factor is team spirit, in this case conjured up simply but effectively through the project T-shirts with the “Fit am Ball” logo. At tournaments, these T-shirts identify all schools as members of the project, with the differences being exposed by the competitive atmosphere – community and difference at the same time, a high collectivization effect! This is the difference between the team spirit among “Fit am Ball” participants today and most sports clubs, which are increasingly being used for personal fitness programs only. HS: Gentlemen, thank you for the interview. 19 Spendenwanderung „Chefscouts“ der Spendenwanderung: Constanze Handmann und Torsten Mohr 100 Tage lang zogen die „Spendenwanderer“ von „Fit am Ball Africa“ zu Fuß durch Deutschland. Zwei Dutzend Helfer und Experten machten die 1.681 Kilometer lange Tour möglich. Gesichter des Erfolgs S eit Anfang 2009 sammeln die Schulen des CSR-Projektes „Fit am Ball Africa“ Spenden für Schulen und Bildungseinrichtungen in Afrika. Damit soll nicht nur Not leidenden Kindern in Afrika geholfen werden, sondern auch der Gemeinschaftssinn der Projekt-Kinder in Deutschland gefördert werden. Zur Unterstützung von „Fit am Ball Africa“ wanderten vom 25. Februar bis zum 5. Juni 2010 3er-Teams des Projektbüros 100 Tage lang durch Deutschland. Sie hielten Vorträge in Dörfern und Städten, motivierten Kinder, Eltern und Lehrer zur Mithilfe und organisierten Pressetermine, um auf das Engagement der „Fit am Ball Africa“-Schulen hinzuweisen. Constanze Handmann führte das Team der insgesamt 14 „Spendenwanderer“ an: Die Diplom-Sportwissenschaftlerin war 20 Fotos: Harald Stoffels For 100 days, the charity hikers of “Fit am Ball Africa” hiked through Germany. Two dozen assistants and experts made the 1,681-km trip possible. Faces of Success S ince the beginning of 2009, the schools have been collecting donations of the CSR project “Fit am Ball Africa”, for schools and other educational institutions in Africa. This is not only to help needy children in Africa, but also to foster community spirit among the children in Germany who are carrying out the project. To support 21 spendenwanderung rubrik In Grevenbroich, Ziel der 98-sten Etappe. Im Bild Schüler der Erich Kästner-Grundschule. Vorn rechts Anneli Jägel, eine von zwölf Wanderern, auch „Scouts“ genannt. Unten: der dem Umriss Afrikas nachempfundene Kurs der 100-tägigen „Spendenwanderung“ At Grevenbroich, the goal of the 98th stage of the journey. Shown are students from Erich Kaestner Primary School. Front right is Anneli Jägel, one of twelve hikers designated as “Scouts”. Below is the route of the 100-day “charity hike”, which follows the outline of Africa. bei über 1.000 von insgesamt 1.681,04 Kilometern Gesamtstrecke dabei. Meist an ihrer Seite: Physiotherapeut Torsten Mohr - der Organisationschef vor Ort. Den in sieben Bundesländern von Publikum und Presse gefeierten CSR-Stars hielt eine engagierte Truppe den Rücken frei: Experten, Volunteers und kreative Köpfe, ohne die eine so spektakuläre Aktion nicht denkbar wäre. Einige von ihnen stellen wir hier vor. Die „Spendenwanderung“ zu „Fit am Ball Africa“ hatte viele Gesichter. Das meistfotografierte gehörte Teamchefin Constanze Handmann: Lange blonde Haare, strahlende Augen – ein Bild von Lebensfreude pur! Die nachhaltigste Wirkung vor Ort hatte das Gesicht von Torsten Mohr. Tausende Kinder und Erwachsene hingen gebannt an seinen Lippen, wenn „Mr Fit am Ball Africa“ von Reisen zu Hilfsprojekten südlich der Sahara erzählte. Doch hinter diesen Botschaftern der guten Sache - im internen Sprachgebrauch „Scouts“ genannt - standen mehr als zwei Dutzend Experten und Helfer. Organisatoren, Kreative und zusätzliche Scouts, ohne die der große Erfolg der Spendenwanderung (über 25.000 Menschen wurden persönlich erreicht, rund 14 Millionen Menschen durch Berichterstattung in den Medien, Spendensumme in dieser Zeit: rund 150.000 Euro) nicht möglich gewesen wäre. Zum Beispiel Studenten wie Alexander Ittenbach (26), Spitzname „Itti“. Einer von zehn jungen Frauen und Männern, die als Projekt-Fotografen und -Blogger das gefeierte Duo Constanze/ Torsten zum Trio ergänzten. Oder die ab und an als Vertretung für einen der beiden Hauptrepräsentanten einsprangen. Obwohl Itti ursprünglich aus einem abgelegenen, kleinen Dorf in der ländlichen Südeifel stammt, war Wandern für ihn „nie eine ernsthafte Freizeitoption“. Er fuhr lieber Rennrad – ein Sport, durch den man vor allem schnell wegkommt von dort, wo man gerade noch war. Zum Beispiel aus der Eifel nach Köln, die Stadt, in der Itti bis Mitte 2010 Sport und Erdkunde auf Lehramt studierte. Anfang des Jahres hatte er noch ein paar Monate vor dem Examen zu überbrücken. Er sah den Uni-Aushang „Unternehmenslustige Studenten gesucht“, griff zu – und entdeckte in 22 Fotos: Martin Lässig, Harald Stoffels; Grafik: Hans Klein Markus Porr und sein „FaB-Mobil“: Der Sportstudent aus Norddeutschland legte Tausende von Kilometern mit dem Versorgungsfahrzeug von „Fit am Ball“ zurück. Markus Porr and his “FaB-Mobile”: the physical education student from northern Germany put thousands of kilometres on the supply truck for “Fit am Ball”. rund 20 gemeinwohlorientierten Wander-Tagen doch noch sein Herz für die Bewegung zu Fuß. „Ich habe tolle Landschaften gesehen, zum Beispiel den großartigen Thüringer Wald, den ich noch nicht kannte. Aber das Schönste waren die vielen zufälligen Begegnungen, wenn man als Wanderer unterwegs ist. Mit interessierten Leuten, denen wir unser Projekt erklärten. Oder einmal die Stammtischfreunde in einer Dorfkneipe, die uns spontan 50 Euro aus der Gemeinschaftskasse für ‚Fit am Ball Africa’ spendeten. Eine tolle Erfahrung.“ Der kommunikationsfreudige Itti kam auch bei den Scout-Kollegen gut an, weil er oft gute Laune ins von anstrengenden Etappen gestresste Team brachte. Manchmal leistete der Hobby-Schiedsrichter (für Jugend-Fußball) sogar noch ein bisschen mehr und entschärfte mit seiner verbindlichen Art geschickt den einen oder anderen gruppendynamischen Konflikt bei den Scouts. Am Ende hat die „Spendenwanderung“ dem leicht verspielten Charakter (Experte im Finger-Knobelspiel „Schnick, Schnack, Schnuck“) auch noch richtiges Glück gebracht. „Nach der Tour habe ich eine Stelle als Lehrer im Gymnasium Schlebusch in Leverkusen bekommen. Ich wurde ausgesucht, weil die Schulleiterin mein Engagement bei ‚Fit am Ball Africa’ gut fand.“ Überhaupt nicht verspielt, dafür die Ruhe und Ordnung in Person ist Sportstudent Timm Ole Bernshausen (29) aus Bonn. Der angehende Gymnasiallehrer hält im Kölner Projektbüro seit vier “Fit am Ball Africa”, 3-person teams from the project office hiked all over Germany for 100 days, from 25 February to 5 June 2010. They gave talks in villages and towns, motivated children, parents and teachers to help and organized press conferences to draw attention to the commitment of the “Fit am Ball Africa” schools. Constanze Handmann led the team of all 14 “charity hikers”: The graduate sports scientist herself covered more than 1,000 of the total distance of 1681.04 kilometres. Physical therapist Torsten Mohr, the organisation chief on site, was usually at her side. The CSR stars, acclaimed in seven German states by audiences and the press alike, were freed up to concentrate on their own roles, by a dedicated troupe of experts, volunteers and creative minds without whom such a spectacular action would have been inconceivable. We introduce some of them here. The “charity hike” for “Fit am Ball Africa” had many faces. The most-photographed one is that of team manager Constanze Handmann: long, blonde hair, sparkling eyes – a picture of pure “joie de vivre”! Torsten Mohr‘s face made the most lasting impression on-site. Thousands of children and adults hung spellbound at every word, when “Mr Fit am Ball Africa” told stories of his trips to aid projects in the sub-Sahara. But backstage for these ambassadors of the good cause – known as “Scouts” in the language of the team – there were more than two dozen experts and assistants. Administrative, creative and other Scouts, without whom the great success of the charity hike would never have been possible (over 25,000 people were reached in person, some 14 million people through media coverage; total donations in this period: about 150,000 euros). For example, students like Alexander Ittenbach, 26, nicknamed “Itti”. One of ten young women and men who, as project photographers and bloggers, made the celebrated Constanze/Torsten duo into a trio. Or who, from time to time, jumped in to represent one of the two main representatives. Although Itti came from a small, remote village in rural Suedeifel, hiking for him was “never a real option for my leisure time”. He preferred bicycle racing, a sport that, above all, lets you quickly get away from where you just were. For example, from the Eifel to Cologne, the city where Itti studied athletics and geography until mid-2010, in order to become a teacher. At the beginning of this year, he still had a couple of months before the exam. He saw the poster on the university bulletin board, “Looking for enterprising students”, seized the opportunity – and discovered, in some 20 days of hiking for the common good, that travelling by foot was delightful. “I have seen terrific landscapes, such as the great Thuringian Forest, which I had never done before. But the best were the many random encounters, when you‘re a hiker on the road. Encounters with interested people to whom we explained our project. Or the regular group of friends at a village pub, 23 Rubrik Rubrik 24 Rubrik Fotos: Mathias Bellinghausen, Hauke Niemann, Harald Stoffels 25 Logistik-Chef Timm Ole Bernshausen: Ein Mann aus Westfalen – die Verlässlichkeit in Person Logistics chief Timm Ole Bernhausen: a man from Westphalia, reliability personified Jahren die Fäden in der Hand - als „1. Offizier“ von Organisationschef Mathias Bellinghausen. Timm Ole wuchs im idyllischen Ferndorftal in Südwestfalen auf und gilt als Herz und Seele des Projekts. Planung der Strecke, Verwaltung des Projektmaterials, Koordination der Logistik, Kontakte zu den Schulen: Alles wird von Timm Ole mit viel Energie und Spannkraft umgesetzt. Wie motiviert sich der im besten Sinn zuverlässig-bodenständige Mann? „Beim Dribbel-Weltrekord ‚Fit am Ball 3000’ war ich selbst knapp 100 Tage auf Tour. Deshalb weiß ich zum Beispiel sehr gut, was ein Team draußen braucht, um gut drauf zu sein. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit wir unserer Verantwortung Kindern, Lehrern und Öffentlichkeit gegenüber optimal gerecht werden können. Dabei helfe ich gern.“ W as ein Team „draußen“ zum Beispiel braucht, ist ohne jeden Zweifel eine anständige Übernachtung nach hartem Wander- und Vortragstag. Wie dies jedoch im Detail zu verstehen ist, war immer wieder Gegenstand kollegialer Diskussionen und liebenswürdiger Sticheleien zwischen „Basis“ und Scouts. Angenehm sollte der Gasthof sein, zentral gelegen – aber mit Blick auf das knappe Projektbudget natürlich trotzdem überaus preiswert! Die manchmal widersprüchlichen Wünsche und Interessen aller Beteiligten behutsam auszutarieren, übertrug Timm Ole Bernshausen vertrauensvoll an Praktikantin „Feli“. Felizitas Siegele (22), emsige Schwäbin aus der Gegend um Stuttgart, erledigte deshalb auch die Übernachtungsbuchungen für die „Spendenwanderung“-Teams. Voller Akribie bei 26 der Recherche und schwäbisch sparsam – doch manchmal buchte die hübsche, braunhaarige Frau nach intensiven Telefonaten mit den Scouts auch wieder um. Warum sich Feli so für „Fit am Ball Africa“ interessierte? Weil der schwarze Kontinent schon lange ihr Thema ist: Nach dem Abitur arbeitete sie ein halbes Jahr als Volunteer in SOS-Kinderdörfern und Schulen in Südafrika. Spontaner Halbmarathon – fast live im Internet Ihr Kommentar zum Projekt: „Bei der nächsten ‚Fit am Ball Africa’-Aktion will ich wieder dabei sein – aber diesmal vor Ort, an der Strecke!“ Was Timm Ole und Feli per Telefon oder E-Mail klärten, setzte Fahrer Markus Porr (28) in die Praxis um. Der auf dem Land nördlich von Hamburg aufgewachsene Sportstudent war das „operative Bindeglied“ zwischen Basis und Strecke. Körperlich topfit und leistungsstark, ein bisschen schräge Type mit staubtrockenem Witz und immer für eine Überraschung gut: ein überall beliebter „Fischkopp“ wie aus dem Bilderbuch. Als Transport-Chef war Markus in über 100 Tagen viele tausend Kilometer mit dem „FaB-Mobil“ getauften Projektauto unterwegs. Auch am Wochenende, an Feiertagen, ein paar Mal sogar mitten in der Nacht – wenn er gebraucht wurde, klemmte sich Markus hinter das Steuer des Opel Frontera im afrikanischen Zebra-Look und fuhr los. Am Ziel warteten neue „Roadie“-Jobs: Die schweren Pakete mit den Projektmaterialien abladen, den drei Meter hohen Projektelefanten FAMBO aufbauen, Kinder bei Projekt-Events bespaßen. Und dann die ganz besonderen Fälle. Wie der SpendenwanderungsEvent beim Halbmarathon in Frankfurt am Main. Spontan und ohne Vorbereitung lief Markus aus einer Laune heraus die gut 21 Kilometer Halbmarathon mit – im „Fit am Ball Africa“-T-Shirt, um für die gute Sache zu werben. Was hat ihm rückblickend das Praktikum bei der Spendenwanderung gebracht – außer Muskelkater und Spaß? „Eine Menge Erfahrung. Ich habe gelernt, wie anspruchsvoll Organisation und Ausführung solcher Projekte sind. Und ich kann mir jetzt eine Arbeit in der Jugendsportförderung für mich selbst sehr gut vorstellen.“ Damit Stories wie die von Markus’ spontanem Halbmarathon beinahe in Echtzeit die Öffentlichkeit erreichen konnten, wurde „Der Mann mit der Maus“ gebraucht. Webdesigner Frank Hempel (55), geboren in Hamburg – somit neben Markus Porr der zweite Norddeutsche im Team – hatte die technische Seite des Internetauftritts unter Kontrolle. Der Ex-Trucker und Fotograf mit dem schon leicht silbrigen, rückenlangen Haupthaar zeigt ganz allgemein viel Herz für soziale Engagements. Zum Projekt „Fit am Ball Africa“ stieß der verheiratete Wahl-Kölner (eine Tochter) aber eher per Zufall, durch einen Fotoauftrag. Dabei erfuhren die Projekt-Macher, dass Frank schon seit 1997 auch Internetauftritte kreiert. Seine Spezialität sind „schlichte und einfache“ Seiten – was perfekt zum eher wenig technikaffinen Projektteam passte. Als besonders wertvoll in der heißen Phase des Wander-Projekts erwies sich die betont unbüro- Spendenwanderung Die Schwäbin Felizitas Siegele – verantwortlich für kostengünstige Übernachtungen des Teams The Swabian Felizitas Siegele, responsible for the team‘s affordable overnight accommodations who spontaneously donated 50 euros from their community coffer for `Fit am Ball Africa‘. A terrific experience”. The cheerful and outgoing Itti was also well received by the Scout colleagues, because his good humour often helped the stressed-out team at the more arduous stages of the process. Sometimes the amateur referee (for youth football) actually went a bit further and, with his engaging manner, cleverly defused this or that group dynamics conflict among the Scouts. At the end of the “charity hike”, the somewhat playful character (an expert in the “Schnick, Schnack, Schnuck” finger-puzzle game) also had some real good fortune. “After the tour, I got a job as a teacher at the Schlebusch High School in Leverkusen. I was chosen because the school principal was pleased with my involvement in `Fit am Ball Africa.‘ “ Timm Ole Bernhausen, 29, on the other hand, not playful in the least and an athletics student from Bonn, personifies calm and orderliness. The prospective high school teacher held the reins at the Cologne project office for four years, as the “No. 1 Officer” of chief organiser Mathias Bellinghausen. Timm Ole grew up in idyllic Ferndorftal in southern Westphalia and is considered the heart and soul of the project. Planning the route, managing the project materials, coordinating the logistics, liaison with the schools: Timm Ole does everything with energy and vigour. What motivates this reliable, down-to-earth man (in the best sense)? “For `Fit am Ball 3000‘, the dribbling world record, I myself was on tour for almost 100 days. So I know very well what a team needs out there to do a good job. The basic conditions must be right, so that Fotos: Martin Lässig, Harald Stoffels we can fulfil our responsibility in the best way to the children, the teachers and the public. I am glad to help do that.” What a team needs “out there”, for example, is without a doubt a decent night‘s sleep after a hard day of hiking and giving speeches. How this is to be understood in detail, was always the subject of collegial discussions and amiable teasing between “the Base” and the Scouts. The inn should be pleasant and centrally located, but, in view of the project‘s tight budget, naturally still very inexpensive! In order to carefully balance the sometimes conflicting desires and interests of all parties, Timm Ole Bernhausen turned confidently to the intern “Feli”. Felizitas Siegele, 22, a diligent Swabian from the Stuttgart area, therefore also A spontaneous half marathon, almost live on the Internet handled the overnight bookings for the “charity hike” teams. Meticulous in her research and a thrifty Swabian, the pretty, brown-haired woman still sometimes had to do a booking all over again after intensive telephone calls with the Scouts... Why is Feli so interested in “Fit am Ball Africa”? Because she has long been interested in the black continent: After finishing her A levels, she worked for half a year as a volunteer for SOS Children‘s Villages and Schools in South Africa. Her comment on the current project: “I want to be there again for the next `Fit am Ball Africa‘ campaign, but next time hiking along the route!” What Timm Ole and Feli worked out by phone or e-mail, driver Markus Porr, 28, put into practice. The athletics student from the area north of Hamburg was the “operational link” between the Base and the hikers en route. Physically very fit and high-performance, a somewhat weird chap with dry-as-dust humour and always good for a surprise, he is a universally popular North German “Fish-Head”, right out of a picture book. As the head of transportation, Markus drove many thousands of kilometres in over 100 days, with the project car that was baptised the “FaB Mobile”. Even on weekends, holidays, a couple of times in the middle of the night – when he was needed, Markus got behind the wheel of the Opel Frontera with the African zebra-stripes and drove off. Upon arrival at his destination, new “roadie” jobs awaited him: to unload the heavy boxes with project materials, to build the three-metre-high FAMBO project elephant, to keep the children amused by the project events. And then, the very special cases. Like the charity hike event at the half-marathon in Frankfurt am Main. Spontaneously and with no prior workouts, Markus on a whim ran the half-marathon – a good 21 km – in his “Fit am Ball Africa” T-shirt, to advertise the good cause. Looking back on it all, what did his work with the charity hike bring him, except sore muscles and fun? “A lot of experience. I‘ve learned how challenging it is to organise and execute such projects. And I can now very well imagine a job for myself in promotion of youth athletics”. For stories like that of Markus‘s spontaneous halfmarathon to reach the public in real time, “the man with the mouse” is required. Web designer Frank 27 Spendenwanderung Für ihn ist Feierabend ein Fremdwort: Der Hamburger Webmaster Frank Hempel „End of the workday“ is a foreign phrase for webmaster Frank Hempel, from Hamburg. kratische Arbeitszeit-Auffassung des Internetmachers – vielleicht entstanden in den fünf Jahren, die Frank als Fotograf auf Mallorca wirkte. Denn da auch das technisch am simpelsten konzipierte Blogsystem für todmüde Wanderer spätabends immer noch Probleme aufwerfen kann, erhielt Frank manchen Hilfe-Anruf rund um Mitternacht. Er nahm es mit hanseatischer Gelassenheit hin jekts entwickle ich immer wieder andere Logovaund reparierte Bedienungsfehler ohne Murren zu rianten, die in Form und Farbe leicht abweichen – nachtschlafender Zeit. das ‚Ur-Logo’ bleibt darin jedoch immer deutlich.“ Alle Farben, Formen und Bilderwelten, die Frank Die schnelle Wiedererkennbarkeit der Marke „Fit Hempel in die Welt des Internets überführte, am Ball“ ist nicht nur als Werbung fürs Projekt entstammten der Phantasie von Hans Klein (45). entscheidend, sondern dient auch seinem pädAber nicht nur die kreative Seite des Blogs www. agogischen Kern. „So wichtig, wie der Geißbock spendenwanderung.de. Der in Köln geborene im Logo des 1. FC Köln für den Zusammenhalt Diplom-Grafikdesigner der Fans des Vereins entwirft heute schon im „Das Logo ist für ‚Fit am ist, so bedeutend ist vierten Jahr das gesamte Ball‘ so wichtig wie der auch der typische ‚Fit Erscheinungsbild der am Ball’-Schriftzug auf GeiSSbock für den FC.“ größten Schulsport-Förden T-Shirts für unsere derung Deutschlands. An Projektkinder. Das ist seinem Arbeitsplatz mit Blick auf den Kölner Dom ihr Zeichen, zu einer bedeutenden Gemeinschaft entstehen die Entwürfe zu Faltblättern, Postern zu gehören“, erklärt der Vater einer zwölfjährigen und Broschüren. „Von den Visitenkarten der WanTochter. derer über T-Shirts und Funktionsjacken bis hin zu Ästheten und Anpacker, geerdete Kopfmenschen den Rucksacküberzügen als Werbefläche für ‚Fit und liebenswert Verrückte, erfahrene Profis und am Ball’ oder den Wanderpässen der Kinder wird erfahrungshungrige Newcomer: Es braucht ein alles von einem gemeinsamen visuellen Auftritt Team aus vielen unterschiedlichen Typen, damit verklammert“, erklärt der Digitalexperte, der in der eine spektakuläre CSR-Aktion wie die SpendenwanFreizeit am liebsten mit den Händen in seinem derung für „Fit am Ball Africa“ Erfolg haben kann. Bauerngarten schafft. „Für neue Phasen des Pro Christiane Wirtz 28 Hempel, 55, born in Hamburg – thus, in addition to Markus Porr, the second North German on the team – had the technical side of Internet access under control. The ex-trucker and photographer, whose back-length hair is already slightly silvery, has plenty of enthusiasm for social commitments. The Cologne-based married man (with one daughter) met up with the “Fit am Ball Africa” project rather by accident, at a photography gig. That‘s how the project leaders found out that Frank had been creating websites since 1997. His speciality is “plain and simple” web pages, which was perfect for the not very tech-savvy project team. The web designer‘s decidedly nonbureaucratic notion of working hours proved to be especially valuable in the hot phase of the hiking project – it probably resulted from the five years that Frank was a photographer in Mallorca. Since even the most technically simple blog system, designed for hikers who are dead tired late in the evening, can still create problems, Frank received many calls for help around midnight. He took it all with Hanseatic composure and fixed operating errors without a murmur, in the middle Fotos: Frank Hempel, Hans Klein, Harald Stoffels spendenwanderung Ud dunt laorero commod esto odo odipis aciduisim dolut praessi essi. La faciliqui blam, vent nit atet, vel irilit veriuscing exerostis del ulla faccum doloreros nonummy nulla alisi bla facipit velit adipisl ulla feuis atumsandiam, quisisc ilisim acilit non henis dolore dipisl do dolutpat adipit wis dolortio eugue vel ea ametum dolorer sissed tetummy nullaor amconulput in velisse quatetum del dolortisim nos alisseq uismodipit luptat. Si essim ero do od magnisci tatem dolorti smodip eros nisi bla faci blamcon ulla feu faciduis ea core feu feu facilit volor sumsan heniamet irit, se feumsan dipsums andipit iurem alit velis aliquisis et wis dolorperilis alit prat lut praese magna faccum nulluptate tatum del euguerc iliquis et alisi eraesenit lum duisse el iuscidunt accum ate facinis nullutet, quatisit loborem acilis auguer se er alisl elestrud tat. Ut acip er ipis nulla facing ex et, sim in velese vel ut duipsum modolor tissent autem et, cor secte dolorperosto consequ atueros am essed dio do et ipis amcore modolum zzriuscinci eugue con henim diam, consectem vercilit, sed tis nim velismolent la feuguer aessequamet lore modolut numsan hent iniat praessi.Giam ad et, veraestin vullam nibh etueril delit inim vel diamcoreet, ver senit praese del in er sequisim del utat. Magna ad eraesto odio commodio eu faci blaorper at, sum irit lore tis amOs aliquipit loreet numsandre tat, quisi.Verat nibh exero estie vel elismod tio odolo Design muss sein: Hans Klein aus Köln verantwortet den visuellen Auftritt des Projekts. A fine design: Hans Klein of Cologne is responsible for the visual appearance of the project. of the night. All the colours, shapes and imagery that led Frank Hempel into the world of the Internet originated in the fantasy of Hans Klein, 45. But not only the creative side of the blog at www.spendenwanderung.de. Born in Cologne, the graduate graphic designer is already in his fourth year of designing the overall appearance of Germany‘s largest promotional for school athletics. At his workplace with its view of the Cologne Cathedral, the drafts of leaflets, posters “The logo is as important for ‚Fit am Ball‘ as the `billy goat‘ symbol is for the 1. FC Köln football club”. and brochures emerged. “From the business cards of the hikers to the T-shirts and sports jackets to the backpack covers as advertising space for `Fit am Ball‘ or the hiking passports for the children, are all intertwined by a common visual appearance”, declares the digital expert, who in his leisure time loves to work with his hands in his cottage garden. “For new phases of the project, I was always developing different logo variations, that vary slightly in shape and colour, although the original logo always remains clear”. The quick recognition of the “Fit am Ball” brand is not just crucial as an advertisement for the project, but also serves its pedagogical core. “As important as the billy goat is in the logo of 1. FC Cologne, for the cohesion of the fans of the football club, so is the typical ‚Fit am Ball‘ logo on the T-shirts for our project children. This is their sign of belonging to an important community,” explains the father of a 12-year-old daughter. Aesthetes and problem-solvers, egg-heads with their feet on the ground and lovable lunatics, experienced professionals and experience-hungry newcomers: It takes a team of many different types for a spectacular CSR action such as the charity hike for “Fit am Ball Africa” to succeed. C. Wirtz Konfliktlöser aus Passion: Alexander „Itti“ Ittenbach – Scout, Hobbyschiedsrichter, Junglehrer Passionate at conflict resolution: Alexander “Itti” Ittenbach is a Scout, volunteer referee, young teacher. 29 Spendenwanderung 6 Fragen an den Gesundheits- und Ernährungsexperten Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln „Viel trinken und Vollkornbrot mit Speck!“ ments for a long-distance hike through Germany? Welche körperlichen Voraussetzungen braucht man für eine Langzeitwanderung durch Deutschland? Good endurance and adequately trained leg muscles. That protects you from injuries and damage from too much stress. Especially if you are going hiking in the mountains, it‘s a good idea to get a sports medicine check-up before you start, to rule out all possible risk factors. Gute Ausdauer und eine ausreichend trainierte Beinmuskulatur. Das schützt vor Verletzungen und Überlastungsschäden. Besonders bei Höhenwanderungen empfiehlt sich vor Beginn der Wanderung eine sportmedizinische Untersuchung, um alle möglichen Risikofaktoren ausschließen zu können. What is the best way to eat during the hike? Wie ernährt man sich am besten während der Wanderung? You should take in enough carbohydrates every 90 to 120 minutes. Bananas, energy bars and sweet drinks are easy to digest and don‘t weigh down the body unnecessarily. The products should also contain protein. Man sollte alle 90 bis 120 Minuten ausreichend Kohlenhydrate zuführen. Bananen, Energieriegel und süße Getränke sind leicht verwertbar und belasten den Körper nicht unnötig. Die Produkte sollten ebenfalls eiweißhaltig sein. Which foods are best suited? Fruit such as apples and bananas, nuts and dried fruit mixes, and a sandwich with wholemeal bread and bacon. Welche Lebensmittel sind am besten geeignet? Obst wie Äpfel und Bananen, Nüsse und Trockenobst wie Studentenfutter und eine Brotzeit mit Vollkornbrot und Speck. What is the optimal breakfast before the day‘s hike? It should have a lot of „fast“ as well as “slow” carbohydrates, to provide energy for the entire day. For example, muesli with buttermilk, bread with jam and bacon sandwiches. You also have to drink enough fluids before the start. Wie sieht ein optimales Frühstück vor der Wanderetappe aus? Es sollte aus vielen „schnellen“ aber auch „langsamen“ Kohlenhydraten bestehen, um Energie für den ganzen Tag aufzunehmen. Zum Beispiel eignen sich Müsli mit Buttermilch, Marmeladenbrot und Schinkenbrot. Man muss vor dem Start auch ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Welche Getränke empfehlen Sie und wieviel? In den ersten zwei Stunden der Belastung reicht klares kohlensäurefreies Wasser aus. Danach sollten mit Kohlenhydraten angereicherte Getränke getrunken werden. Im Sommer und bei viel Schweißverlust etwa 0,8 bis 1 Liter pro Stunde trinken. What drinks do you recommend, and how much? Gesunde Ernährung mit Lehrerin Ute Kurth in der Erich Kästner-Schule in Grevenbroich A healthy diet with teacher Ute Kurth in Erich Kästner school in Grevenbroich Auf welche Nahrungs- oder Genussmittel sollte man während der Tour verzichten? Trinken Sie keinen Alkohol! Und auch fettes, schwer zu verdauendes Essen wie Schweinebraten oder Gans sollte man vermeiden! Interview: Denise Gorges 6 questions to health and nutrition expert Prof. Dr. Ingo Froböse of the German Sport University Cologne. “Drink a lot and eat wholemeal bread with bacon!” What are the physical require- 30 In the first two hours of the hike, clear non-carbonated water is enough. After that, you should drink carbohydrateenriched drinks. In the summer and when perspiring heavily, drink about 0.8 to 1 litre per hour. Which foods and beverages should you avoid during the tour? Don‘t drink any alcohol! Also avoid foods that are fatty and hard to digest, like roast pork or goose! Interview: Denise Gorges Fotos: Hauke Niemann, Harald Stoffels 31 32 Fotos: Harald Stoffels Spendenwanderung 7 Fragen an den Outdoor-Experten Thomas Petereit vom Kölner Ausrüster Blackfoot Outdoor Sportartikel GmbH „Lasst die Bücher zu Hause!“ Die Spendenwanderer für „Fit am Ball Africa“ waren 100 Tage zu Fuß in Deutschland unterwegs. Wie bereitet man sich auf eine solche Tour vor? when it is warmer, a simple longsleeved sport shirt is enough. What is important in a backpack, when you are hiking up to eight hours a day? Die Vorbereitung beginnt beim Kauf der Schuhe und der Kleidung. Die Kleidung sollte den klimatischen Bedingungen entlang der Wanderstrecke angepasst sein, die Schuhe sollte man vorher einlaufen. Die Spendenwanderer erhielten von uns Schuhe der so genannten B-Kategorie. Die sind sehr gut für das Mittelgebirge geeignet, können teilweise sogar im Hochgebirge getragen werden. Außerdem haben wir die Wanderer mit Funktionsbekleidung ausgestattet, die zum einen schnell trocknend war, die aber auch vor Wind und Wasser geschützt hat. falsch eingestellter Rucksack sehr unangenehme Folgen haben kann. Für Schuhe und Rucksack zusammen 350 Euro – dafür bekommt man Qualität im obersten Bereich. “Leave the books at home!” Worauf muss man bei Schuhen achten? Zu welchen Ausrüstungsgegenständen raten Sie noch? The charity hikers for „Fit am Ball Africa“ hiked through Germany for 100 days. How do you prepare for a tour like that? Schuhe müssen eines - passen! Sie sind der wichtigste Ausrüstungsgegenstand. Deshalb sollte man für den Schuhkauf genügend Zeit und Ruhe einplanen. Braucht man unterschiedliche Kleidung für unterschiedliches Wetter? Die Schuhe können permanent getragen werden. Ich empfehle eine Zipp-Off-Hose, die man entweder lang oder kurz tragen kann. Ansonsten sollte man sich nach dem „Zwiebelprinzip“ kleiden. Vor Kälte schützen beispielsweise zwei Lagen Fleece und eine Funktionsjacke, bei wärmeren Temperaturen reicht ein einfaches Funktionsoberteil. Was ist beim Rucksack wichtig, wenn man bis zu acht Stunden täglich wandert? Auch ein Rucksack muss vor allem passen. Das Herzstück ist der Beckengurt, der mittig auf den Beckenknochen sitzen soll. So wird die Last, die bis zu einem Drittel des Körpergewichts betragen kann, durch Becken und Beine optimal aufgefangen. Der optimale Sitz sollte von einem Fachmann beurteilt werden, da ein Welches Budget muss man für die wichtigste Ausrüstung rechnen? Jeder Alleinwanderer sollte unbedingt ein Erste-Hilfe-Set mit sich führen, in dem auch Notfallmedikamente enthalten sind. Falls es zum Unfall kommt, ist auch ein GPS-Gerät hilfreich, bei dem man die Koordinaten seines Standortes ablesen und gegebenenfalls den Rettungskräften mitteilen kann. Wandert man als Gruppe, kann man diese Gegenstände untereinander aufteilen. Noch ein paar Insider-Tipps? Bei längeren Touren nehme ich zur Sicherheit Blasenpflaster mit. Ich verwende ein spezielles Wachspflaster, das zunächst auf Körpertemperatur erwärmt und dann auf die Blase gelegt wird. Danach kann man sofort schmerzfrei weiterlaufen. Ein nettes Tool ist auch ein GPS-Gerät mit Tracking-Funktion. Es zeichnet den gewanderten Weg auf, den man dann zu Hause am Computer für die Freunde darstellen kann. Hingegen lässt man das gut gemeinte Buch für die Abende auf der Hütte oder in der Jugendherberge am besten zu Hause. Es wiegt zu viel und nach dem langen Wandern ist man abends sowieso zu müde zum Lesen. Interview: Denise Gorges 7 questions for outdoors expert Thomas Petereit from the Cologne based company Blackfoot Outdoor Sports Equipment Supplies. Preparations begin with buying your shoes and clothing. Clothing should be suitable to the climate along the route, and shoes should be broken in beforehand. The charity hikers received so-called B category shoes from us. These are especially suitable for mid-size mountains and can also sometimes be worn in high mountains. We also equipped the hikers with sports clothing, which is quick drying and also protective against wind and water. Why do you have to pay attention to your shoes? Shoes have to do one thing – fit! They are the most important special equipment. Therefore, you should plan to take your time and leisure when buying shoes. Do you need different clothing for different weather? The shoes can be worn all the time. I suggest zip-off trousers, which you can wear either long or short. Otherwise you should dress on the “onion principle”. For example, two layers of fleece and a mid-weight sports jacket will protect you from the cold; A backpack also, above all else, has to fit. The vital thing is the hip belt, which should sit centrally on the pelvic bone. This way the weight, which can be up to a third of your body weight, will be optimally carried by the pelvis and legs. The optimal fit should be assessed by an expert, because a badly fitted backpack can have very unpleasant consequences. What sort of budget should you count on for the most important equipment? For shoes and backpack together, 350 euros – you can get the very best quality for that. What other special equipment do you advise? Every solo hiker should absolutely bring a first aid kit along, which also includes emergency medicines. If you have an accident, a GPS device is also helpful, so that you can find the coordinates of your location and if needed give them to the rescue service. If you are hiking in a group, you can divide this equipment up. A few more insider tips? On longer tours, I take blister plasters with me to be on the safe side. I use a special wax plaster, which is first warmed to body temperature and then applied to the blister. After that, you can go right on, without discomfort. Another nice tool is a GPS device with a tracking function. It records your hike route, so that you can display that on the computer at home for your friends. On the other hand, leave at home that wellintentioned book for evenings in the hut or youth hostel. It weighs too much, and after the long hike you are too tired to read in the evenings anyway. Interview: Denise Gorges 33 Afrika Seit 2008 sammelt „Fit am Ball“ Spenden für Schulen in Afrika. Mitarbeiter des Teams berichten von reisen zu den Hilfsprojekten. AFrIKA, MON AMOUr Since 2008, „Fit am Ball“ has been collecting donations for schools and educational measures in Africa. Members of the team report of their trips to the aid projects. AFrIKA, MON AMOUr 34 Eine Klasse mit ihrer Lehrerin in der Grundschule Lafia G im Ortsteil Lafiabougou von Bamako, der Hauptstadt von Mali. Lafia G ist eine von 400 Schulen, die UNICEF in Mali unterstützt. Drei Viertel der Einwohner des westafrikanischen Landes sind Analphabeten. Auch heute kann in Mali nur etwa jedes zweite Kind die Schule besuchen. Es mangelt an Geld für Lehrer und Unterrichtsmaterialen. „Fit am Ball Africa“ sammelte auch für Lafia G. Foto: Harald Stoffels 35 Afrika Torsten Mohr über Begegnungen in Hilfsprojekten für die Kinder Afrikas „Ich traf Viele groSSartige Menschen“ Ich habe als Tour-Manager von „Fit am Ball Africa“ eine ganze Reihe MISEREORund UNICEF-Hilfsprojekte besucht, aber auch private Einzelprojekte. Als Erstes ist mir aufgefallen, dass überall eine positive, sehr herzliche Grundstimmung herrscht. Die betroffenen Menschen haben meist sehr viel Leid gesehen und erlebt und existierten unter schlechten Umständen. Dennoch merkt man, dass die meisten durch die Hilfsprojekte wieder Hoffnung haben und dankbar für die Möglichkeit sind, nach vorn schauen zu können. Von Anfang an hat mich die Frage beschäftigt, was das für Menschen sind, die in ihrer Heimat die Zelte abbrechen und ihr Leben komplett umstellen, um in Afrika anderen zu helfen. Sehr beeindruckt hat mich 2008 in Tansania Father Anthony, ein überaus herzlicher und weltoffener katholischer Pater aus Indien, der mit Ordensschwestern das Projekt „Child in the Sun“ in der Millionenstadt Dar es Salaam leitet. Man kann sich das von MISEREOR geförderte Projekt wie ein kleines Dorf vorstellen, in dem frühere Straßenkinder die Möglichkeit haben, ein geregeltes Leben zu führen. Sie können dort wohnen, gemeinsam mit den anderen essen, zur Schule gehen und ein Handwerk lernen – zum Beispiel Schreiner oder Schneider, beides in Ostafrika sehr gesuchte Berufe, mit denen man selbständig Geld verdienen kann. Wer 18 Jahre alt ist, hat bei „Child in the Sun“ sogar die Chance, den Führerschein zu machen! Während unseres Besuchs sahen wir die Kinder und Jugendlichen auf dem eigenen Fußballplatz des Projekts Fußball spielen. Father Anthony erklärte uns, wie enorm wichtig Fußball als Mannschaftssport für sie ist, nachdem sie sich oft lange Zeit allein auf der Straße durchschlagen mussten. Fußball hilft dabei zu lernen, wie man in einer Gruppe zurecht kommt, er beschert Erfolgserlebnisse und lässt die Kinder auch einfach mal abschalten. Das lautstarke Lachen auf dem Fußballplatz bewies, wie recht Father Anthony hatte. Später fuhren wir in eines der Viertel von Dar es Salaam, in dem viele Kinder ohne 36 Familie auf der Straße leben. Eine Anlaufstelle für sie ist das „Drop in Center“ von „Child in the Sun“. Father Anthony erklärte uns, wie schwierig es ist, das Vertrauen der Kinder zu erwerben, bei all den furchtbaren Erfahrungen, die sie mit anderen Erwachsenen gemacht haben. Aber wenn sie das Vertrauen einmal gefunden hätten und dann ihren Weg gingen, mache ihn das sehr glücklich, sagte Father Anthony. Das war eine sehr berührende Erfahrung. Ich war froh und bin es noch immer, einen Mann wie Father Anthony kennen gelernt zu haben. Eine andere tolle Person traf ich im Februar 2009 in Ruanda. Die Amerikanerin Arlene „Mama“ Brown: 77 Jahre alt, schlohweißes Haar, klein und hager – und eine unglaublich positive Ausstrahlung mit massenhaft Energie. In Gitarama, der zweitgrößten Stadt des Landes, hatte Arlene drei Jahre zuvor ein Waisenhaus und eine Schule aufgebaut. Jetzt kannte sie dort jedes der über 40 Kinder mit Namen. Schon die Vorgeschichte des Waisenhauses beeindruckte uns sehr. Bei einer Afrikareise als Touristin hatte Arlene das Elend vieler Kinder erlebt und sich spontan entschlossen, zu helfen. Zu Hause in den USA sammelte sie dann 40.000 Dollar für das geplante Waisenhaus. Anschließend war sie in Ruanda „an die falschen Leute geraten“, wie sie sich ausdrückte, und hatte das gesamte Spendengeld verloren. Doch statt sich entmutigen zu lassen, reiste Arlene erneut in die USA, sammelte noch einmal für ihren Projekttraum, kehrte wieder nach Ruanda zurück – und hatte diesmal Glück und Erfolg. Am meisten half der gläubigen Methodistin wohl ihr unerschütterliches Gottvertrauen. Wie viel Ausstrahlung und Überzeugungskraft Arlene tatsächlich besitzt, wurde deutlich, als sie uns zu einer Baugrube in der Nähe des Waisenhauses führte. „Hier steht in drei Monaten ein Kindergarten, eine Krankenschwesternschule und eine Grundschule“, meinte sie fröhlich. Wir blickten auf grob ausgehobene Lehmlöcher hinab – und glaubten Arlene jedes Wort. Danach bestiegen wir gemeinsam einen Hügel in der Nähe. Auf dem Scheitelpunkt angekommen, breitete Arlene wie ein Prophet aus der Bibel die Arme aus. Sie sprach voller Optimismus im eindringlichen Tonfall einer Predigerin: „Das ist mein Traum. Hier wird eine Universität für Kinder entstehen, die sonst keine schulische Ausbildung erhalten würden!“ Dann lachte die kleine, drahtige „Prophetin“ laut und herzlich. Ich denke, sie wird es schaffen - wer kann dieser Frau widerstehen? Father Anthony und Arlene Brown: Nur zwei Beispiele für viele großartige Menschen, die wir in den vergangenen Jahren trafen. Für mich persönlich eine absolute Bereicherung meines Lebens! Afrika „Menschen, die mein Leben bereicherten“: Torsten Mohr traf die Lehrerin Appolinarie Nyirabahutu in Rubengera im ostafrikanischen Land Ruanda (großes Foto links); Arlene Brown aus dem US-Staat Pennsylvania kam 1996 nach Ruanda und baute dort ein Waisenhaus auf; der indische Pater Anthony vom katholischen Orden Oblaten der makellosen Jungfrau Maria (OMI) ist im Nachbarland Tansania tätig. “People who have enriched my life”: Torsten Mohr met teacher Appolinarie Nyirabahutu in Rubengera, in the East African country Rwanda (large photo, left); Arlene Brown of the U.S. state of Pennsylvania came to Rwanda in 1996, where she built an orphanage; and Father Anthony, from India, of the Catholic Order Oblates of Mary Immaculate (OMI), works in neighbouring Tanzania. Torsten Mohr, on meetings of the aid projects for the children of Africa “I met many great people” As tour manager of ”Fit am Ball Africa“, I have visited a large number of MISEREOR and UNICEF relief projects, as well as individual private projects. The first thing I noticed was the positive, very cordial prevailing mood. Most of the people there have seen and experienced a great deal of suffering and lived in poor circumstances. Still one notices that most of them have hope again because of the aid projects, and are thankful for the opportunity to look ahead to the future. From the outset I wondered what kind of people pull up their stakes at home and completely change their lives to help others in Africa. In 2008 in Tanzania, I was very much Fotos: Stefan Menne impressed by Father Anthony, an exceedingly warm-hearted and open-minded Catholic priest from India, who, together with a group of nuns, runs the Child in the Sun project in the city of Dar es Salaam. One can imagine the project, sponsored by MISEREOR, as a small village in which former street children can lead a regular life. They can live there, eat with the others, go to school and learn a craft – such as carpentry or dressmaking, both of which are very sought-after professions in East Africa, with which a person can earn money independently. Child in the Sun even gives anyone who is 18 years old the chance to get a driving licence! During our visit, we saw the children and youth playing football on the Project‘s own football field. Father Anthony explained to us just how important football, as a team sport, is for them, since they had often lived on the street before, fending for themselves. Football helps them learn how to manage in a group, brings a sense of achievement and also just allows the children to let off steam. The loud laughter on the football field proved just how right Father Anthony was. Later we drove to one of the districts of Dar es Salaam where many children live without families, on the street. One place for them to go is the Child in the Sun Drop-In Centre. Father Anthony explained to us how difficult it is to gain the children‘s trust, considering all the terrible experiences they have had with other adults. But if they have found that trust and have then made their way, it makes him very happy, said Father Anthony. That was a very touching experience. I was happy and still am to have met a man like Father Anthony. I met another terrific person in February 2009 in Rwanda. The American Arlene ”Mama“ Brown: 77 years old, snow-white hair, small and thin – and an incredibly positive attitu- de with enormous energy. In Gitarama, the second largest city in the country, Arlene had built an orphanage and a school, three years before. Now she knows each of the more than 40 children by name. Even the prehistory of the orphanage impressed us greatly. During a trip to Africa as a tourist, Arlene experienced the misery of so many children and spontaneously decided to help. At home in the United States, she collected $40,000 for the planned orphanage. Later, in Rwanda, she was ”advised by the wrong people“, as she put it, and lost all the donated money. But instead of losing heart, Arlene went back into the United States, collected funds all over again for her project, returned to Rwanda – and this time had luck and success. What probably helped the devout Methodist the most was her unwavering trust in God. It became clear just how much charisma and persuasiveness Arlene has, when she drove us to a construction project near the orphanage. ”In three months there will be a kindergarten here, a nursing school and a primary school“, she said cheerfully. We looked down at roughly dug mud holes – and believed every word Arlene said. Then we climbed a nearby hill together. Once we reached the summit, Arlene spread her arms wide, like a Biblical prophet. She spoke full of optimism, in the ringing tones of a preacher: ”This is my dream. There will be a university here for children who otherwise would receive no schooling!“ Then the small, wiry ”prophetess” gave a loud and hearty laugh. I think she will do it. Who can resist this woman? Father Anthony and Arlene Brown: just two examples of the many splendid people we have met in recent years. For me personally, an absolute enrichment of my life! 37 Rubrik Afrika Wie man in Ostafrika Löwen, Elefanten und Giraffen organisiert, berichtet Mathias Bellinghausen. Tansania: Im Rausch der wilden Tiere Ich bin bei „Fit am Ball Africa“ als Projektmanager auch für die Organisation der Projektreisen zuständig. Vor der ersten Reise nach Afrika informierten mich die Journalisten in unserem Team, dass sie unbedingt Großtiere sehen wollten. Nun war ich nie in Afrika gewesen. Das heißt, ich hatte auch noch nie ein typisch afrikanisches Tier wie Zebra, Giraffe, Elefant oder Löwe in freier Wildbahn gesehen. Ich stellte mir das sehr aufregend und schwierig vor, solche Tiere zu finden. Man fährt nach langer Reise durch unendliche, archaische Landschaften und muss enorm viel Geduld aufbringen bis ein „wildes Tier“ auftaucht und vor die Kameralinse läuft. Vor der Abreise ins ostafrikanische Tansania informierte ich mich noch über die in Afrika gängigen Zahlungsmittel. Man erklärte mir, dass nur Bargeld ginge und außerhalb der großen Städte Reiseschecks oder Kreditkarten praktisch keinen Wert hätten. So landeten wir am Abend des 20. Oktober 2008 mit einer Tasche voll Banknoten auf dem Flughafen von Arusha, einer Stadt, die genau zwischen der Massai Steppe und der weltberühmten Serengeti liegt. Am folgenden Tag fuhren wir mit dem Jeep zum Tarangire Nationalpark, zwei Stunden Autofahrt südwestlich von Arusha, über eine zwar holprige aber insgesamt gut ausgebaute Asphaltstraße zu erreichen. Der Nationalpark ist mit rund 2.600 Quadratkilometern Fläche ungefähr so groß wie das Saarland und natürlich führt kein Zaun drum herum. Dennoch besitzt der Park am Ende einer staubigen Piste so etwas wie eine Einfahrt, wo eine Gebühr zu entrichten ist. Mein Job! Die Taschen voller Bargeld ging ich also zu dem kleinen Holzhäuschen hin und meldete den Jeep und das sechsköpfige Team an. Der Wildhüter nannte mir den Preis und ich kramte die entsprechende Summe aus einheimischer Währung zusammen. Doch der Mann lehnte mein Geld ab! Stattdessen wies er mit kompromissloser Miene auf die 38 von ihm aus gesehen rechte Ecke der grob gezimmerten Theke. Kaum zu fassen: Dort lagen gleich sechs Lesegeräte für Kreditkarten bereit. Ausgeschaltet allerdings. Wo sollte hier auch Strom herkommen? Zum Glück hatte ich sicherheitshalber doch meine Kreditkarte eingesteckt. Der Wildhüter nahm die Karte und verschwand mit ihr zu meiner Verwunderung durch die Hintertür. Als ich von draußen röhrende und stotternde Geräusche hörte, machte ich ein paar Schritte um die Hütte herum. Dort stand nun der Mann und versuchte, einen dieselbetriebenen Generator anzuwerfen. Als ihm das nach einigen Versuchen gelungen war, wendete er sich einer Parabolantenne zu, die neben dem Generator stand. Er richtete sie irgendwohin gen Himmel. In der Hütte leuchteten nun die Displays aller Lesegeräte auf. Jetzt zog der Wildhüter völlig selbstsicher meine Karte durch das erste Gerät, doch es kam keine Verbindung zustande. Auch nicht am zweiten und auch nicht am dritten Gerät. Dann ging er erneut zur Parabolantenne nach draußen, richtete sie – offenbar nach Gefühl – neu aus und probierte es anschließend am vierten Gerät. Auch kein Erfolg. Ein paar weitere Versuche später, ausgeführt in stoischer Ruhe, leuchtete schließlich auf dem Display des fünften Gerätes die „OK“-Taste auf. Wir durften passieren. Inzwischen war es beinahe Mittag und ich fragte mich, ob wir an diesem Tag noch Tiere sehen würden. Wir waren jedoch erst ein paar hundert Meter in den Park hineingefahren, da blickte uns schon der erste Elefant von links vorn entgegen. Alle im Team schossen hoch, die Kameras im Anschlag, um durch die Fenster und aus dem offenen Verdeck des Jeeps heraus massenhaft Fotos und Filmaufnahmen von der „seltenen Erscheinung“ zu schießen. Doch nur wenige Meter davon entfernt suchte eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb Schatten unter einem Baum. Ein paar hundert Meter weiter kreuzten Gazellen unseren Weg, rechts sprang ein Strauß durchs Gelände, gefolgt von einem Warzenschwein. Unzählige Paviane liefen mit ihren Jungen auf dem Rücken an uns vorbei, und wieder nur einige hundert Meter weiter gerieten wir um ein Haar mitten in einen Zug von hunderten Zebras und Gnus, die vom weit enfernten, vor Hitze flirrenden Horizont wie an der Schnur gezogen auf uns zuschritten. Minuten später sahen wir eine Giraffe unter einem Affenbrotbaum vor der sengenden Mittagssonne Schatten suchen und kurz darauf eröffnete sich uns das malerischste Gruppenbild. An einem Wasserloch tummelten sich mehrere Elefantenfamilien, Giraffen, Wasservögel, Gazellen, Gnus und Zebras. Unmittelbar daneben ruhte eine Löwin bewegungslos im Schatten unter einem Baum. Vier oder fünf Meter von unserem Jeep entfernt. Spätestens da fühlten wir uns wie im Glücksrausch, weil wir ganz ohne Mühe mitten in diese paradiesische Szenerie hinein versetzt worden waren. Guide Messiah Mgoba erklärte uns lächelnd, warum die Tiersuche so leicht gefallen war. Wir waren auf dem Höhepunkt der Trockenzeit unterwegs und alle Tiere hielten sich um die letzten verbliebenen Wasserlöcher herum auf. Aber gewusst wo – für Tier und Mensch! Meine Teamkollegen und ich kamen in den folgenden Jahren in Afrika noch manchen wilden Tieren nah, doch bei mir jedenfalls war die Euphorie nie mehr so groß wie an diesem 21. Oktober 2008 in Tansania. An meinem ersten Tag auf afrikanischem Boden hatte ich gleich die volle Wucht der Schönheit dieses Kontinents zu spüren bekommen. Ach ja, und was die Zahlungsmittel in Afrika betrifft – man sollte immer auch „Plastik“ dabei haben, aber Bares ist in den allermeisten Fällen tatsächlich besser. Afrika Großtiere in Tansania: Ein unvergessliches Erlebnis für jeden Besucher Big animals in Tanzania: an unforgettable experience for every visitor How quickly people in East Africa can arrange for lions, elephants and giraffes, project manager Mathias Bellinghausen reports. Tanzania: The Thrill of wild Animals As project manager for ”Fit am Ball Africa“, I‘m also responsible for organizing project travels. Before our first visit to Africa, the journalists in our team told me that they absolutely wanted to see the big animals. But I had never been to Africa, which means, I also had never seen a typical African animal such as a zebra, giraffe, elephant or lion, in the wild. I thought it would be really exciting and difficult to find these animals. You would have to drive a long way through endless, primitive landscapes and show enormous patience before any ”wild animal“ appeared and ran before your camera. Before our departure for Tanzania in East Africa, I inquired about commonly accepted means of payment. I was told that only cash is accepted, and outside of the big cities, travellers‘ checks or credit cards have practically no value. We landed on the evening of 20 October 2008, with a briefcase full of cash, at the airport of Arusha, a city which lies right between the Massai steppes and world-famous Serengeti Park. The next day, we drove in a jeep through Tarangire National Park, two hours‘ drive southwest of Arusha, along a bumpy but generally well built asphalt road. The National Park, with its 2,600 square kilometres, is about as big as Germany‘s Saarland, and not fenced in of course. Fotos: Stefan Menne On the other hand the park has one entrance at the end of a dusty road, where you have to pay a fee. My job! I walked up to the small wooden building with pockets full of cash and registered the jeep and the six-man team. The gamekeeper told me the price and I pulled out the requested amount in local currency. But the man refused my money! Instead, he looked, with an uncompromising countenance, towards the corner of the crudely built counter on his right. Hard to believe: There were six credit-card readers. But turned off. How would they get electricity here? Luckily I had also brought my credit card, as a precaution. The gamekeeper took the card and to my surprise disappeared through the back door. When I heard a roar and stuttering noises, I took a few steps around the cabin. There the man stood, trying to turn on a diesel-powered generator. When he succeeded after a few tries, he turned to a parabolic antenna standing near the generator. He pointed it somewhere or other in the sky. Then the displays lit up in the cabin. Now the gamekeeper competently swiped my card, but there was no connection. Not on the second or third reader. He went back again to the parabolic antenna outside, pointed it – clearly any way he felt like – again and tried the fourth reader. No luck. A few attempts later, carried out stoically, the ”OK“ button finally lit up on the fifth reader. We could go. Meanwhile, it was nearly midday and I wondered if we would see any animals that day. We had just gone a few hundred yards into the Park, when the first elephant appeared to our left. The whole team jumped up, cameras ready, to get plenty of pictures and film of the ”rare occurrence“ from the windows and open hood of the jeep. But just a few yards away, an elephant cow and her calf were looking for shade under a tree. A few hundred yards on, gazelles crossed our way, to the right an ostrich ran by, followed by a warthog. Countless baboons ran by us with their young on their backs, and again a few hundred yards on we barely escaped being caught up in a herd of hundreds of zebras and gnus, which charged at us, as if pulled on a cord, from the faraway, heatshimmering horizon. Minutes later we saw a giraffe under a baobab tree, looking for shade from the blazing midday sun, and a bit later, a group painting opened before us. At a water hole, several elephant families, giraffes, water birds, gazelles, gnus and zebras were milling around. Right near by, a lion lay motionless in the shadow of a tree. Just four or five yards from our jeep. That moment at the latest we felt as if we were in a lucky dream, because we had effortlessly landed in this paradisal scene. Our guide, Messiah Mgoba, smilingly told us why our animal hunt was so easy: it was at the peak of the dry season, and all the animals gathered at the last remaining water holes. But knowing where to go is the thing – for animals and people! My team mates and I were able to get near many wild animals in our later years in Africa, but for me, the euphoria was never as great as on this 21 October 2008 in Tanzania. On my first day on African soil, I had already felt the full power of this continent‘s beauty. And yes, as to the currency in Africa – always have ”plastic“ with you, although cash is almost always better. 39 Im westafrikanischen Mali traf Peter Palme faszinierende Musiker aus dem Volk der Tuareg. Jimi Hendrix und der Blues der Sahara Tuareg Nomaden kennen zu lernen, darauf war ich sehr gespannt. Dicko, unser Guide im westafrikanischen Mali, kannte eine große Familie. Er wusste, dass sie am Südrand der Sahara, irgendwo in der Nähe der Stadt Hombori ihr Lager aufgeschlagen hatte. Also fuhren wir mit dem Geländewagen quer durch die Halbwüste. Immer wenn Dicko in der Einöde einen Menschen sah, sprang er aus dem Auto, um zu fragen – nicht nach dem Weg, denn den gab es nicht, sondern nach der Himmelsrichtung. Nach einigem Umherirren sahen wir schließlich kurz vor Sonnenuntergang drei niedrige, halbkugelförmige Unterkünfte der Tuareg, umgeben von einer „Mauer“ aus aufgeschichtetem Dornengebüsch. Aber was war da zu hören? Verzerrte Klänge von einem fremdartig klingenden Saiteninstrument, ganz ähnlich wie der elektrische Blues von Jimi Hendrix. Und sehr laut! Wir kamen näher und ich sah ein Bild, das ich so schnell nicht vergessen werde. Auf Teppichen, die im Wüstensand lagen, tanzten zwei Frauen und zwei Kinder, alle in herrlich bunte Stoffe gehüllt. Rundherum saßen weitere Frauen und Kinder, die im Takt der Musik in die Hände klatschten und manchmal seltsam kehlige Trällergeräusche sangen. Die Männer standen zusammen, klatschten in die Hände und riefen ab und an Worte, die ich nicht verstand, die aber offenbar Teil der Musik waren. Und in der Mitte 40 des Teppichplatzes saß der Tuareg-Musiker - er entlockte einem dreisaitigen, gitarrenähnlichen Instrument (eine so genannte Ngoni, wie ich später erfuhr), verstärkt über den Lautsprecher eines alten Kofferradios, mit Strom aus einer Motorradbatterie, diese Hendrix-artigen Töne. Dazu sein Sprechgesang, der nach dem fröhlichen Ausdruck des halbverhüllten Gesichts zu urteilen, von etwas Schönem handeln musste. Die ganze Gemeinschaft strahlte so viel von glücklichem Zusammensein aus, dass ich wie gebannt da stand, meine Videokamera im Arm, und ganz vergaß zu drehen. Da kam ein Jugendlicher zu mir. Er schaute ebenso gebannt wie ich, nur nicht auf die Szene – sondern auf meine Kamera. Ohne lange zu überlegen, drückte ich dem Jungen die Kamera in die Hand und forderte ihn auf zu filmen. Begeistert stürzte er sich zwischen die Tanzenden, schaute ab und zu kurz zu mir hin, mit einem Nicken ermunterte ich ihn weiter zu drehen. Strahlend gab er mir irgendwann die Kamera zurück. Mir kam es so vor, als hätten wir uns gegenseitig beschenkt. Er war eine Zeitlang glücklich mit der Kamera gewesen und ich, dieses traumhafte Geschehen in seiner Familie miterleben zu dürfen. Was der junge Tuareg-Kameramann gedreht hat, habe ich natürlich in unseren Westafrika-Film eingebaut. Afrika Musik mit großem zauber: Im Camp der Tuareg-Familie yattara am rand der Sahara in Mali spielt rabu Sarre die dreisaitige Ngoni, elektrisch verstärkt. Music with great charm: on the edge of the Sahara in Mali, at the camp of the yattara, a Tuareg family, rabu Sarre plays the three-stringed Ngoni, electrically amplified. In Mali, peter palme met fascinating musicians from the Tuareg people. JIMI HENDrIx AND THE BLUES OF THE SAHArA I was very excited about getting to know Tuareg nomads. Dicko, our guide in Mali, West Africa, was acquainted with a big family. He knew that they had set up their camp on the southern edge of the Sahara, somewhere near the town of Hombori. So we set out in the SUV across the semi-desert. Whenever Dicko saw a man, out there in the wasteland, he jumped from the car to ask – not which road to take, because roads did not exist, but the direction by the points of the compass. After some wandering about, just before sunset we finally saw three low, hemispherical dwellings belonging to the Tuareg, surrounded by a „wall“ of piled-up brambles. But what was that sound? Distorted tones from a strange-sounding stringed instrument, much like the electric blues of Jimi Hendrix. And very loud! We came closer and I saw an scene that I will not soon forget. On carpets that lay on the desert sand, Fotos: Harald Stoffels two women and two children were dancing, all of them dressed in wonderfully colourful clothes. All around were other women and children, clapping to the beat of the music and singing rather strange, throaty, warbling sounds. The men stood together, clapped their hands and, from time to time, chanted words that I did not understand, but which were apparently part of the music. And in the middle of the square of carpet sat the Tuareg musician, who charmed these Hendrix-like tones out of a three-stringed guitar-like instrument (called a ngoni, as I learned later), amplified by an old portable radio‘s speaker, with its electricity coming from a motorcycle battery. To judge from the happy expression on his half-covered face, his chant must have been about something beautiful. The whole community radiated such a happy sense of togetherness, that I stood transfixed, holding my video camera, and quite forgot to turn it on. Then a young fellow came over to me. He looked just as spellbound as I did – not at the scene, but at my camera. Without a second thought, I pushed the camera into the boy‘s hand and told him to start filming. He rapturously barged in between the dancers, glancing at me quickly from time to time, and with a nod, I encouraged him to keep shooting. Beaming, he gave me back the camera after awhile. It seemed that we had each given the other something. He had been happy with the camera for a while, and I was happy to experience this dreamlike event with his family. Of course I included Peter Palme in in our West African action film, what the young Tuareg cameraman filmed. 41 Rubrik Afrika Wer hat Angst vorm weiSSen Mann? Am Morgen des 23. Oktober 2008 fuhren wir über eine staubige Serpentinenstraße durch die bis zu 2.300 Meter hohen Usambaraberge im östlichen Tansania, nicht weit von der Grenze zu Kenia entfernt. Ungefähr um 10.15 Uhr sahen wir oberhalb des Dörfchens Mombo, steil unter uns im tief eingeschnittenen Tal, ein abgelegenes Schulgebäude. Direkt davor, auf einer abgeflachten Kuppe, befand sich eine Art steppige Fußballwiese. Wir stoppten, liefen hinunter zur Schule, der auch ein Kinderhort angeschlossen war und sprachen mit den Lehrern über unser Projekt. Sie zeigten sofort Interesse an einer Patenschule in Deutschland, wir tauschten Adressen aus und die neue Freundschaft wurde mit Lachen und Händeschütteln besiegelt. Dann organisierten Lehrer und Kinder gemeinsam ein spontanes Fußballspiel, damit unser Fotograf und der Kameramann Material für die Berichterstattung in Deutschland aufnehmen konnten. In der Zeit marschierte ich zurück zum Jeep, um für die Schule ein paar Geschenke zu holen. Der Weg führte am Kinderhort vorbei, neben dem ein großes und dichtes Gebüsch wuchs, aus dem zunehmend lauter werdendes Kindergeflüster drang. Ich blieb stehen und versuchte die Quelle des Geräuschs zu entdecken. Den ungefähr vierjährigen Jungen sah ich allerdings erst, als er von sich aus das Gebüsch verließ und mit kleinen Schritten in meine Richtung kam. Seine Augen waren weit aufgerissen und ich konnte in ihnen eine Mischung aus Vorsicht und Neugier entdecken. Als ich einen Schritt in seine Richtung ging, kehrte er hastig um und verschwand wieder im Gebüsch. Ich zog mich ein paar Schritte zurück, und der Junge zeigte sich “Der ist angemalt!”, riefen die Kinder. 42 erneut – dieses Mal hatte er einen anderen Jungen dabei. Dieses Hin und Her wiederholte sich noch öfter, wobei aber jedes Mal mehr Kinder einen Schritt aus dem Versteck heraus auf mich zu wagten. Doch immer, wenn ich mich nur geringfügig rührte, huschten alle wieder weg. Schließlich kam mir eine Idee, woher und wieso, weiß ich nicht mehr. Ich fing an, auf der Stelle zu tanzen. Dabei wippte ich von einem Bein aufs andere, klatschte in die Hände und summte eine Melodie. Die Kinder steckten etwas überrascht die Köpfe aus dem Gebüsch und fingen an zu lachen, genauso wie ich. Schließlich wagte sich ein rundes Dutzend Kinder heraus – alle tanzten auf mich zu, bildeten dann einen Halbkreis um mich herum und machten mir sämtliche Bewegungen nach. Ich klopfte mir auf den Bauch, auf den Kopf und die Oberschenkel und die Kinder lachten immer lauter, verloren alle Furcht, kamen zu mir hin, zupften an meiner Haut und riefen irgendetwas in ihrer Sprache, das ich natürlich nicht verstand. Inzwischen war auch unser einheimischer Tour-Guide Messiah hinzugekommen. Er amüsierte sich köstlich und klärte mich darüber auf, dass die Kinder noch nie einen weißen Menschen gesehen hatten. „Der ist angemalt!“, hatten sie gerufen. Geblieben ist mir von diesem Erlebnis die merkwürdige Erfahrung, in einem fernen Land als Fremder zu gelten, vor dem Kinder Angst haben. Aber auch, dass Lachen und Tanzen die Kluft zwischen den ostafrikanischen Kindern und dem Westeuropäer schließen konnte - ganz ohne Worte. Ob das umgekehrt bei uns in Deutschland wohl auch so verlaufen wäre? Afrika Singen, Tanzen, Lachen: Mathias Bellinghausen entdeckt universelle Regeln friedlicher Kontaktaufnahme. Singing, dancing, laughing: Mathias Bellingshausen discovers the universal rules of peaceful contact. Who‘s afraid of the white man? On the morning of the 23rd October 2008, we drove along a dusty, winding road through the Usambara mountains, which rise up to 7,500 feet high in eastern Tanzania, not far from the Kenyan border. At about 10:15, we saw an isolated school building above the village of Mombo, which lay below us in a deep valley. Right in front, atop a level hilltop, there was a kind of broad football field. We stopped, ran down to the school, which was attached to a day nursery, and spoke to the teachers about our project. They were immediately interested in having a sponsor-school in Germany; we exchanged addresses and our new friendship was sealed with laughter and handshakes. Then, together, the teachers and children organized a spontaneous football game, so our photographer and cameraman could get material for the report-back to Germany. Meanwhile, I went back to the jeep to get some presents for the school. The path went Fotos: Harald Stoffels by the nursery school, next to which grew a big, thick bush, from where you could hear children‘s whispers that kept growing louder and louder. I stood still and tried to find where the noise came from. I first saw a boy about four years old, as he came out of the bush and took little steps towards me. His eyes were wide, and I could see a mixture of caution and curiosity in them. As I took “He‘s been painted!”, called out the children, from their hiding places. a step towards him, he quickly turned around and disappeared back into the bush. I took a few steps back and the boy showed himself again – this time he had another boy with him. I kept repeating this back and forth, so that every time more children dared to come out of their hiding place towards me. But every time, when I stirred even slightly, they all scurried away. Finally I got an idea, how and where I no longer know. I began to dance then and there. I jumped from one leg to the other, clapped my hands and hummed a melody. The surprised children stuck their heads out of the bush and began to laugh, as I did. Suddenly a dozen children ventured out – they all danced towards me, made a half circle around me, and moved all together towards me. I patted my stomach, my head and thighs, the children laughed louder, lost all fear and came to me, plucking at my skin and saying something in their language, which I did not understand of course. In the meantime, our local tour guide Messiah came up. He was really enjoying himself, and explained to me that the children had never seen a white person. “He is painted”, they had called out. I came away from this encounter with the peculiar experience of being considered, in a foreign country, a stranger whom children fear. But also, that laughter and dancing can close the gap between East African children and Western Europeans – totally without words. Would that have gone so well in Germany, in the reverse situation? 43 Redakteur Harald Stoffels verrät InsiderTipps für das wahre Afrika-Erlebnis. Auch in der Steppe läuft nichts ohne Sherpa Ich bin der Redakteur von „Fit am Ball Africa“. Das heißt, verantwortlich für die journalistischen Geschichten rund um alle Projektreisen. Bisher habe ich mit meinen Kollegen Fotos, Filme und Storys aus sechs Ländern zurück gebracht - aus Tansania, Ruanda, Senegal, Mali, Burkina Faso und Kamerun. Mein persönliches Fazit? Viele großartige Geschichten habe ich in Afrika erlebt. Aber auch ein paar praktische Dinge gelernt, die jedem Reporter nutzen können, der in Afrika seinen Job anständig tun will. Die aber auch für jeden anderen individuellen Afrika-Reisenden nützlich sein können, sofern er echte Erfahrungen sammeln möchte, statt nur als flanierender Tourist unterwegs zu sein. Vier persönliche Tipps möchte ich deshalb hier vorstellen: 1. Immer genug Trinkwasser im Auto! Das ist für den Reisenden auch in abgelegenen Regionen nicht so knapp, wie manche denken. Tatsächlich kann man fast überall im Umkreis von 50 Kilometern genug keimfreies Trinkwasser in Plastikflaschen kaufen. Nur: Man sollte auch wirklich immer so viel davon bei sich haben, dass man jederzeit genügend zu Trinken hat. Denn: Wer den Durst spürt, hat bereits einen Teil seiner Konzentration und Kraft verloren und viele der unglaublichen Eindrücke Afrikas huschen dann ungesehen vorbei. 44 2. Immer genug Licht am Mann/ an der Frau! Mindestens drei batteriebetriebene Lampen (mit Ersatzbatterien!) pro Person sollten es schon sein. Eine Kopflampe, weil praktischer als alle anderen, zur Vorsicht spätestens ab Nachmittag um den Hals zu tragen. Eine Ersatzlampe, z.B. Mini-Maglite, als Alternative und Ersatz im Gepäck. Und eine Minilampe, grundsätzlich IMMER in der Hosentasche dabei – z.B. für den Fall, dass man die Kopflampe doch erst sucht, wenn es schon dämmert. Warum ist das so wichtig? Weil die Sonne südlich der Sahara stets rasend schnell untergeht und die Dunkelheit danach tiefschwarz und undurchdringlich ist. Das trifft sogar auf viele Großstädte jenseits der Hauptverkehrsstraßen zu. Einmal war ich in Mali im Land der Dogon zu Fuß unterwegs: allein und ohne Lampe, überzeugt, vor Einbruch der Dunkelheit zurück im Camp zu sein. Die Sonne ging unter, als ich etwa einen Kilometer vom Camp entfernt war. Ich marschierte mit wenig Orientierung so lange „nach Gefühl“ durchs Gelände, bis ich die Hand nicht mehr vor Augen sah. Da fand mich ein Junge aus dem nahe gelegenen Dorf und führte mich zu meinen Kollegen. Die Gruppe war keine 200 Meter entfernt gewesen, aber ich hatte nichts von ihnen gesehen oder gehört. 3. Immer ein erstklassiges Reisehandbuch (mein Favorit für die meisten Länder Afrikas: „Lonely Planet“) und eine sorgfältig ausgesuchte Landkarte im Gepäck! Beides unbedingt bereits in der Heimat kaufen und vor Reiseantritt intensiv studieren. Nicht erst im Land selbst! Warum? Dazu unten mehr. 4. Unbedingt und (für den Reporter) wichtiger als alles andere: Ein guter Guide dabei! So wenig, wie es ein Bergsteiger ohne Sherpa auf einen 8.000er im Himalaja schafft, so gering ist die Chance für eine wirklich gute Story in Afrika ohne einheimischen Kontakt. Merke: Ein erstklassiger Guide ist tatsächlich (fast) jedes Honorar wert! Zu einem guten Guide gehört natürlich immer auch ein passendes Fahrzeug (Thema für sich). Folgende Guide-Optionen haben wir getestet: a. Deutsche Politiker- und Bildungsbürgererfahrener Profi-Guide, gleichzeitig Fahrer mit gutem, eigenen Fahrzeug (Messiah Mgoba, Goba-Tours, Dar es Salaam/ Tansania): Optimal für Einsteiger, b. Junges Team aus gebildetem, weiblichen Profi-Guide und Profi-Fahrer mit eigenem, erstklassigen Fahrzeug (Cecile Umuhoza und Amos Tega, Eos Visions, Kigali/ Ruanda): Ideal für intensivstes Reisen (mindestens drei Afrika Top-Guides, Freunde: Seydou Aré Guindo aus dem Volk der Dogon im westafrikanischen Mali, ein Mann mit unglaublichem Kulturwissen (oben links neben MaskenTänzer); Improvisations-Experte Jean Clement Hakou (mit Ball) in den abgelegenen Mandara Bergen im Norden von Kamerun; Kassim Konate (mit Zigarette) aus Mali, der coolste Fahrer westlich des Kongo; Cecile Umuhoza beim Dreh in einer ruandischen Pygmäengemeinde; Dicko Hamadoun (mit weißem Schech-Turban), weltgewandter Enkel des Königs von Boni (Mali) Top guides and friends: Seydou Aré Guindo of the Dogon people in Mali, a man with incredible cultural knowledge (top left, next to mask dancer); improvisation expert Jean Clement Hakou (with ball), in the remote Mandara Mountains of northern Cameroon; Kassim Konate (with cigarette) of Mali, the coolest driver west of the Congo; Cecile Umuhoza, filming in a Rwandan pygmy community; Dicko Hamadoun (with white sheikh‘s turban), the urbane grandson of the King of Boni (Mali) Editor Harald Stoffels reveals insider tips for the true African experience. Even in the steppe, nothing works without a Sherpa I am the editor of “Fit am Ball Africa”, which means I‘m responsible for the articles about all the project trips. So far, my colleagues and I have brought photos, film, and stories back from six countries – Tanzania, Rwanda, Senegal, Mali, Burkina Faso, and Cameroon. My personal conclusions? I‘ve experienced many fantastic things in Africa. But I‘ve also learned a few practical things, which every reporter can make use of who wants to do a decent job in Africa. These can also be useful for everyone going to Africa, as long as he wants to genuinely experience the country, rather than just strolling around like a tourist. I want to give you four personal tips: 1. Always have enough drinking water in your car! It is not as scarce as many think, even for those visiting remoter regions. Actually, you can buy enough pure drinking water in plastic bottles within 50 kilometres of almost everywhere. However, you should always take along enough, that you have enough to drink at all times. Because when you are feeling thirsty, you have already lost some of your concentration Fotos: Stefan Menne, Harald Stoffels and strength, and many incredible impressions of Africa whiz by unseen. 2. Always have enough light on you! You should have at least three battey-powered lamps (with replacement batteries!) per person. By afternoon at the latest, carry a head lamp around your neck, since it is more practical than any other. Carry a replacement lamp, for example a mini-maglite, as an alternative and spare in your baggage. And ALWAYS carry a mini lamp in your pocket, just in case you have to look for your head lamp when it is already getting dark. Why is this so important? The sun always sets very quickly south of the Sahara, and the darkness that follows is totally black and impenetrable. That also happens in many cities, except on the main streets. I was once hiking in the Dogon region in Mali, alone and without a lamp, convinced I would be back in camp before dark. The sun set, when I was still about a kilometre from camp. I kept on walking, hardly knowing where I was going, following “my senses”, until I could no longer see my hand in front of my face. Then a boy from the neighbouring village found me and led me back to my companions. The group had hardly been 200 yards away, but I had not heard or seen them. 3. Always have a first-class travel handbook (my favourite for most African nations: “Lonely Planet”) and a carefully chosen map in your luggage! Buy both of them while you are still at home, and study them thoroughly before you start your trip. Not when you have already arrived! Why? More on this below. 4. Essential and (for a reporter) more important than anything else: Have a good guide with you! There is as little chance to get a really good story in Africa without local contacts, as for a mountain climber to make it up a 26,000-foot mountain in the Himalayas without a sherpa. Take note: a first class guide is worth every penny! A good guide should of course always come with a suitable vehicle (an issue all on its own). We tested the following guide options: a. A professional guide experienced with German politicians and well-off patrons, who is also driver of his own good-quality vehicle (Messiah Mgoba, Goba Tours, Dar es Salaam, Tanzania): optimal for beginners; b. A young team composed of a well-educated, female professional guide and a professional driver with their own first-class vehicle (Cecile Umuhoza and Amos Tega, Eos Visions, Kigali, Rwanda): ideal for the most intense trips (at least three stories a day for a reporter) with intellectual aspirations; c. A team of an educated young professional guide and an old trooper with decades of experience (ex-revolutionary) as the professional driver – with varying vehicles, which take some getting used to (Dicko Hamadoun and Kassim Konate, Mansa Africa Tours, Bamako, Mali): perfect for intensive men-only trips in hazardous countries; 45 Afrika Unterwegs in der Steppe: der erfahrene Messiah Mgoba am Steuer im Massai-Gebiet in Tansania On the road in the steppe: Messiah Mgoba, a man of experience, driving in the Maasai region of Tanzania Storys pro Tag) mit intellektuellem Anspruch, c. Team aus gebildetem jungen Profi-Guide und jahrzehntelang erfahrenem Haudegen (Ex-Revolutionär) als Profi-Fahrer - mit wechselnden, gewöhnungsbedürftigen Fahrzeugen (Dicko Hamadoun und Kassim Konate, Mansa Africa Tours, Bamako/ Mali): Perfekt für intensives Männer-Reisen in abenteuerlichen Ländern, d. Freund mit wechselnden, teils dubiosen Zufalls-Taxis (Papa Malick Diouf, Musiker aus Dakar/ Senegal, lebt mit Familie seit 15 Jahren in Köln/ Deutschland): Ideal für intensive afrikanische Großstadterfahrung, e. Freund mit unterschiedlichsten, teils spontan besorgten, teils dubiosen Fahrern und Fahrzeugen (Jean Clement Hakou, FußballSpielerberater aus Yaoundé/ Kamerun, lebt mit Familie seit 15 Jahren in Berlin/ Deutschland): Hervorragend für Stadt und Land im faszinierenden, aber nicht einfach zu bereisenden Zentralafrika. Jeder Guide war anders/ großartig/ ein absoluter Treffer. Wichtig: Möglichst schon vor Reiseantritt recherchieren + verpflichten bzw. den Freund frühzeitig überreden/ überzeugen, besser keine Zufalls-Engagements vor Ort! Frage zum Schluss: Wozu also noch intensives Studium von Reisehandbuch und Landkarte (Punkt 3.), wenn man doch einen guten Guide vor Ort zur Verfügung hat? Antwort: Weil auch der allerbeste und freundlichste afrikanische Guide oft andere Pläne hat als man selbst. Und das häufig schon am allerersten Tag. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Die besten Storys und Erlebnisse entstehen dann aus der gemeinsamen Diskussion der unterschiedlichen Programmideen – und für diese gepflegte afrikanische Debatte mit manchen rhetorischen Tricks und Kniffen ist man besser so gut wie möglich präpariert. Soviel zu den Insider-Praxis-Tipps. Und was waren die besten Storys? Das ist eine andere Geschichte! 46 Unterwegs in Wüste und Großstadt: Ganaba Draman, Experte für die Kulturen Westafrikas, mit vier TuaregReitern; Papa Malick Diouf, in Köln lebender Musiker, Festival-Chef (“MitAfrika”) und Networker, mit einem Fischhändler in seiner Heimatstadt Dakar (Senegal) On the road in desert and city: Ganaba Draman, expert for West Africa’s cultures, beside four Tuareg riders in Mali; Papa Malick Diouf, a musician, festival director (“MitAfrika”) and networker, who lives in Cologne, with a fishmonger in his home town Dakar (Senegal) d. A friend with various, at times dubious, random taxis (Papa Malick Diouf, a musician from Dakar, Senegal, who has lived with his family in Cologne, Germany, for the past 15 years): ideal for an intense tour of African cities; e. A friend with differing, at times just acquired, at times dubious drivers and vehicles (Jean Clement Hakou, football agent from Yaoundé, Cameroon, who has lived with his family for 15 years in Berlin, Germany): wonderful for city and countryside in fascinating, but not so easy to visit, Central Africa. Each guide was unusual/terrific/a total hit. Important: If at all possible before you start your trip, do your research and engage – prevail on or convince – your friend; better not to take a chance with on-site deals! The last question: Why the intensive study of a travel handbook and map (point 3), if you have a good guide on location? Answer: Because even the absolute best and friendliest African guide frequently has other plans than you do. And often from the very first day. For all kinds of reasons. The best stories and experiences come out of mutual discussion of the most diverse ideas for the program – and you should be as well-prepared as possible for this cherished African debate, which includes many rhetorical tricks and dodges. So much for the practical insider tips. And what were the best stories? That‘s another story! Kamerun-Team: Der Autor (mit Hut) in einer Drehpause Cameroon team: the author (with hat) in a shooting break Fotos: Harald Stoffels MISEREOR-Mitarbeiter Georg Larscheid über seinen “Erstkontakt” mit einer fremden Kultur Das mutige Mädchen vom Kilimanjaro Ein Vormittag im Oktober 2008. Ich bin für MISEREOR im Norden von Tansania mit dem „Fit am Ball Africa“-Team unterwegs. Wir besuchen eine Basisschule am Fuß des Kilimanjaro. Der Klassenraum ist heillos überfüllt mit ungefähr sieben- bis neunjährigen Jungen und Mädchen. Uralte Bänke, an den Wänden nur noch Reste von Putz, Fensteröffnungen ohne Verglasung, durch die Kinder neugierig hineinschauen, die im Raum keinen Platz mehr gefunden haben. Alle wirken hoch konzentriert, staunen uns mit großen Augen an. Nichts scheint ihnen zu entgehen von dem, was die „weißen Fremden“ tun, wie sie sich bewegen und sprechen, wie sie gekleidet sind. Wir schauen zurück in die vielen fremden, schwarzen, fast immer freundlich strahlenden Gesichter mit den weiß blitzenden Zähnen. Wir bemühen uns, ebenso freundlich zurück zu lächeln. Lehrer Valeriani Taba Moshi bittet uns, Platz zu nehmen in einer Schulbank. Dann berichtet er auf Englisch, woran es den Menschen hier mangelt - man merkt sofort, der Mann ist mit Leib und Seele Leiter dieser abgelegenen Schule im Regenwald. Plötzlich sehe ich, wie ein vier- oder fünfjähriges Mädchen neben mir auftaucht. Vielleicht ein Geschwisterkind – was nicht unüblich wäre, weil in Afrika ältere Kinder oft auch während der Schulzeit jüngere Geschwister beaufsichtigen müssen. Während ich weiter zuhöre, bemerke ich, wie eine kleine Hand ganz langsam und zögerlich über die Schulbank „schleicht“, an der ich sitze. Es ist die Hand des Mädchens. WahrFoto: Stefan Menne scheinlich verfolgt es das Ziel, einmal unbemerkt weiße Haut anzufühlen. Ich schaue weiter ruhig zum Lehrer hin. Endlich berührt das Mädchen mit ganz vorsichtigem Druck mein Handgelenk – und zieht sofort seinen Arm mit einer schnellen Bewegung zurück. Ich sehe zu ihm hin und es wirkt erschrocken, vielleicht weil es sich „ertappt“ fühlt. In den Minuten danach sieht es mich freundlich, aber auch etwas verlegen von der Seite an. Ich erwidere immer mal wieder lächelnd seinen Blick, möchte ohne Worte auch meine Freude über den gegenseitigen „Erstkontakt“ zeigen. Das war wohl eine angenehme, wichtige Erfahrung für uns beide, denke ich heute, eine schöne, kleine Begegnung zwischen zwei Kulturen. MISEREOR staff member Georg Larscheid, on his “first contact” with a foreign culture The brave girl from Kilimanjaro One morning in October 2008, I was travelling for the German NGO MISEREOR through northern Tanzania with the “Fit am Ball Africa” team. We visited a basic school at the foot of Kilimanjaro. The classroom was terribly overcrowded with seven- to nine-year-old boys and girls. Ancient benches, only remnants of plaster on the walls, open, unglazed windows, through which the children, unable to find any room inside, peered in curiously. All of them seemed to be totally concentrated, staring at us with wide eyes. Nothing seemed to escape them about what the “white strangers” did, how they moved and spoke, how they were dressed. We looked back into all the foreign, black, almost always friendly faces with their shining white teeth. We tried to smile back in just as friendly a way. Teacher Valeriani Taba Moshi invited us to sit down on a school bench. Then he told us in English, what the local people needed – you saw right away that the man is committed body and soul to run this isolated jungle school. All of a sudden, I saw a four- or five-year-old girl pop up near me. Maybe someone‘s sister – that would not be unusual, because in Africa older children often have to watch their younger siblings during school time. As I listened, I noticed that a small hand was very slowly and hesitantly “creeping” across my bench. It was the little girl‘s hand. Probably she wanted for once to touch white skin without being seen. I kept quietly looking at the teacher. Finally the girl very carefully touched my wrist – and quickly drew her arm back. I looked at her and she acted frightened, maybe because she felt “caught”. Minutes later, she looked at me sideways, in a friendly but bashful way. I kept smiling back at her, wanting also to wordlessly show my happiness with our mutual “first contact”. That was a pleasant, important experience for us both, I think today, a lovely, small encounter between two cultures. 47 Rubrik Faul? Mutlos? Immer schlecht gelaunt? Über solche Lehrer-Klischees können diese Pädagogen nur lachen. Porträts von Ulla Arens und Mathias Bellinghausen 48 Lehrer „Germany’s Top Teachers“ – Lehrer, die wir klasse finden! Sie jammern viel, melden sich oft krank, arbeiten zu wenig. Das denken – gemäß Meinungsumfragen - Millionen Deutsche über die bundesdeutschen Lehrer. Zeit, diesem kritischen Bild positive Beispiele entgegenzusetzen. „CSR today“ präsentiert sechs ganz unterschiedliche Pädagogen, die sich weit über die normale Arbeitszeit hinaus für ihre Schüler einsetzen. Sechs von über 2.000 Lehrern aus dem Schulsport-Förderprojekt „Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch“. “Germany‘s Top Teachers” – the ones we think are first rate! They complain a lot, often call in sick, don‘t work enough. That, according to opinion polls, is what millions of Germans think about teachers in the Federal Republic. It‘s time to counter this negative image with positive examples. “CSR Today” introduces six very different teachers, who work long beyond the normal hours to benefit their students. Six out of over 2,000 teachers from “Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch”, the school sports promotion project. Fotos: Heinz Werner Lamberz, Stefan Menne, Marcus Scheidel, Harald Stoffels 49 Interviews Gymnasium, 10. Klasse: Birgit Heinemann gibt Schülerinnen Tipps für ein Referat. „Man muss die Sprache der Schüler sprechen und trotzdem Autorität ausstrahlen“, sagt die Lehrerin Birgit Heinemann. „Ich bin, wie ich bin – in der Schule wie zu Hause“ Erdkunde in der 10. Klasse. Die Jugendlichen flüstern, kichern, reden mit dem Hintermann. Sie sind unruhig und nervös, denn ab der nächsten Erdkundestunde kommt etwas Neues auf sie zu. Sie sollen Referate halten – über eine Stadt oder ein Land ihrer Wahl. Birgit Heinemann führt den Zeigefinger an die Lippen und sofort kehrt 50 Ruhe ein. „Ihr dürft mir jetzt zuhören“, meint sie in ihrer gut gelaunten Art, die bei den Schülerinnen und Schülern bestens ankommt, denn jetzt sind sie ganz bei der Sache. Die 44-jährige erklärt, worauf sie bei den Vorbereitungen achten sollen, gibt Tipps und versucht, Ängste zu nehmen: „Keine Panik auf der Titanic.“ Vorlaute Bemerkungen kontert sie souverän mit schlagfertigen Antworten – ohne zu beschämen. Man spürt, dass die hochgewachsene, attraktive Frau die Jugendlichen ernst nimmt und respektiert. Dass sie ihnen nah ist, ohne sich anzubiedern. „Es fällt mir leicht, an die Schüler ranzukommen“, sagt sie auch selbst. Unkonventionell und locker schafft sie eine aufmerksame, doch gleichzeitig entspannte Atmosphäre im Klassenraum. In Birgit Heinemanns Unterricht darf sogar gelacht werden! Auch optisch ist sie den Kindern nah - mit ihren langen, offenen Haaren, den Jeans, den modischen Stiefeln und der farblich passenden, langen Jacke wirkt Birgit Heinemann überaus jugendlich. Freund oder Kumpel will sie den Jugendlichen aber nicht sein – bei allem Verständnis und bei aller Sympathie. Irgendwie schafft sie diesen schwierigen Spagat, an dem viele Lehrer scheitern: Mit den Schülern auf einer Wellenlänge zu liegen, ihre Sprache zu sprechen, aber trotzdem Autorität auszustrahlen und Grenzen zu setzen. Oder wie es eine ihrer Schülerinnen formuliert: „Sie ist locker und cool, aber wir haben Respekt vor ihr.“ Was ist ihr Geheimnis? „Ich denke, ich bin authentisch. So offen und impulsiv, wie ich zu Hause bin, zeige ich mich auch im Unterricht. Verstellen kann und will ich mich nicht. Und wenn ich mal schlechte Laune habe, dann gebe ich das zu.“ Vielleicht liegt ihr Geheimnis auch darin, dass die Kinder spüren, wie sehr sie den Job liebt, den sie als ihren „Traumberuf von Kindheit an“ bezeichnet. Noch nie habe es einen Tag gegeben, an dem sie sich morgens ungern ins Auto gesetzt hat, um in die Schule zu fahren, sagt sie. Im Gegenteil, jeden Tag freue sie sich darauf, mit den Schülern zu arbeiten, denn sie bekomme „so viel von ihnen zurück.“ Sie wuchs als eine von zwei Schwestern in der „Waldstadt“ Iserlohn im Sauerland auf und hat in Bonn Erdkunde und Sport studiert. Dort wohnt sie noch immer, mit ihrem Mann, einem selbständigen Unternehmensberater und dem zehnjährigen Sohn. Nach einer ersten Anstellung in Koblenz wechselte sie vor sechs Jahren nach Linz am Rhein, eine Kleinstadt 30 Kilometer südlich von Bonn. Knapp tausend Schülerinnen und Schüler, die mehrheitlich aus behüteten Elternhäusern stammen, werden am MartinusGymnasium unterrichtet. Birgit Heinemann arbeitet dem Sohn zuliebe Teilzeit. Das Muttersein veränderte ihre Einstellung zum Job. „Ich glaube, es hilft, wenn man ein Kind hat. Seitdem erlebe ich mich als sanfter und verständnisvoller den Schülern gegenüber.“ Außerdem hat auch der Sport sie beruflich stark geprägt: „Als Sportler ist man einfach lockerer im Umgang mit anderen Menschen. Und gewinnt Erfahrung darin, Gruppen zu leiten. Das hilft enorm für den Job.“ Der Sport ist auch privat ihre große Leidenschaft. Früher war Birgit Heinemann Leichtathletin, auch heute läuft sie noch in ihrer Freizeit. Außerdem fährt sie Mountainbike und Ski. In der Schule leitet sie eine MarathonAG, die an Marathon-Events in München, Köln und Bonn oder beim „Rheinhöhenlauf“ – ein Volkslauf im vorderen Westerwald oberhalb von Linz – regelmäßig teilnimmt. Seit drei Jahren ist Birgit Heinemann auch bei „Fit am Ball“ aktiv. Warum? „Die Zielsetzung, im Team etwas zu erreichen, gefällt mir sehr gut. Außerdem hat ,Fit am Ball’ einen hohen Aufforderungscharakter. Über den Event – zum Beispiel der Dribbel-Weltrekord 2008 – werden Kinder zum Sport motiviert, die dazu sonst keine Lust haben.“ Wie nachhaltig „Fit am Ball“ wirkt, erklärt Birgit Heinemann an einem Beispiel: Eine Schülerin, die in der ersten „Fit am Ball“-AG der Schule mitmachte, läuft jetzt sogar in ihrer Marathon-AG. Die Extra-Zeit, die Birgit Heinemann für solche Projekte investiert, bedeutet für sie keinen Stress. Das macht sie gern: „Unser Engagement wird ja auch vom Martinus-Gymnasium gewürdigt.“ Gibt es sonst noch etwas, was sie am Sport fasziniert? Den Gedanken der Fairness findet sie wichtig und den möchte sie auch auf den Erdkundeunterricht übertragen. Deshalb bittet die Lehrerin ihre Schüler am Ende der Stunde eindringlich, die Vorträge der anderen Schüler zu würdigen. Und Kritik so zu äußern, dass sie nicht verletze. Ein paar Wochen später berichtet Birgit Heinemann gut gelaunt, dass ihr Appell sich gelohnt hat. Die Referate seien „spitzenmäßig“ ausgefallen. Und die Besprechung verlief in bester Sportlermanier: „Total fair!“. U.A. Fotos: Heinz Werner Lamberz Lehrer Birgit Heinemann unterrichtet Erdkunde und Sport am Martinus-Gymnasium in Linz am Rhein. “We have to speak the students‘ language, while still projecting authority,” says teacher Birgit Heinemann. “I am the same at school as I am at home: myself” Geography in 10th grade. The teenagers are whispering, giggling, talking to those behind them. They are restive and nervous, because the next geography lesson is going to be something quite new. They are going to have to give presentations about a city or a country of their choice. Mrs Heinemann puts her index finger to her lips, and silence is immediately restored. “You may listen to me now,” she says cheerfully, which is the best way to get through to the students, who are now focused on the task. The 44-year-old woman explains how they should prepare themselves, gives some tips, and tries to ease anxieties: “No panic on the Titanic.” She has a quick comeback for any cheeky comment, but avoids shaming anyone. One senses that the tall, attrac- tive woman takes the youngsters seriously and respects them; that she is close to them, without pandering to them. “I find it easy to get through to the students,” she says. Unconventional and informal, she creates an attentive yet relaxed atmosphere in the classroom. There may even be laughter in Mrs Heinemann‘s class! She also looks a bit like the children – with her long, free-flowing hair, jeans, stylish boots, and long, colour-coordinated jacket, Mrs Heinemann appears very youthful. But with all due understanding and sympathy, she does not want to be the teenagers‘ buddy or pal. Somehow she manages this difficult balancing act, which many teachers fail to master: to be on the same wavelength as the students, to speak their language, but still to exude authority and set boundaries. Or, as one of her pupils puts it: “She is informal and cool, but we respect her.” What is her secret? “I think I‘m authentic. I‘m open and impulsive at home, and I act the same way in the classroom. I cannot put on an act and I don‘t want to. And if I‘m in a bad mood, I admit it.” Perhaps her secret also lies in the fact that the children notice how much she loves the job, which she describes as her “dream job, ever since childhood.” There has never been a morning, she says, when she was reluctant to get into the car and drive to school. On the contrary, every day she looks forward to working with the students, because she gets “so much back from them.” She grew up with her sister in the “forest city” Iserlohn, in Sauerland, and studied geography and sports in Bonn. She still lives there with her husband, who is an independent consultant, and their ten-year-old son. After her first job in Koblenz, six years ago she moved to Linz am Rhein, a small city 30 kilometres south of Bonn. Nearly a thousand students attend Martinus High School, most of them from a sheltered upbringing. Mrs Heinemann works part time for her son‘s sake. Motherhood changed her attitude toward the job. “I think it helps if you have a child. I have found myself gentler and more understanding with the students.” Sports have also greatly affected her professionally. “As an athlete, you‘re just more relaxed in dealing with other people. And you gain experience in leading groups. This helps tremendously on the job.” Sports are also privately her great passion. Mrs Heinemann used to be a track and field athlete, and she still runs in her spare time, as well as going mountain biking and skiing. At the school, she leads a marathon extracurricular group, which regularly participates in marathons in Munich, Cologne, and Bonn, or in the “Rheinhöhenlauf”, a fun run in the lower Westerwald, above Linz. Mrs Heinemann has also been active in “Fit am Ball” for three years. Why? “I am very pleased with the goal of achieving something as a team. And besides, “Fit am Ball” is very challenging. Such an event – for example, the world record for dribbling in 2008 – motivates children to participate in the sport who otherwise would not want to.” “Fit am Ball” has a lasting effect, Mrs Heinemann explains, giving an example: A girl student who played in the school‘s first “Fit am Ball” project team, is now even running in her marathon club. The extra time that Mrs Heinemann invests in such projects doesn‘t add any stress to her life. It makes her happy: “Our involvement is also much appreciated by Martinus High School.” Is there anything else that you find fascinating about sports? She thinks the idea of fair play is important, and would like to apply it to the geography lesson. So the teacher forcefully urges asks her students, at the end of the hour, to assess one another‘s presentations, and to give criticism, in a way that doesn‘t hurt. A few weeks later, Mrs Heinemann reports cheerfully that her appeal succeeded. The presentations turned out to be “top notch,” and the discussion was in the best sportsmanlike manner: “Totally fair!” U.A. 51 Kooperationstraining in der 3. Klasse: Für Doris Brosowski ist Teamgeist ein wichtiges Lernziel. Cooperation training in the 3rd year: team spirit is an important learning goal for Doris Brosowski. 52 Lehrer Doris Brosowski leitet die Astrid-Lindgren-Schule in Rheinbrohl. „Lehrer sein ist toll. Kein Tag ist wie der andere“ Am Nordpol ist ein Schiff gekentert. Die Kinder haben sich knifflige Aufgabe gestellt. Taktische Planung, Beweglichkeit und Teamgeist sind gefordert. Doris Brosowski unterstützt die sieben-, achtjährigen Schüler immer wieder mit kleinen Tipps. Am Ende sitzen alle glücklich auf der „rettenden Insel“ – ohne mit dem Fußboden, dem „eisigen Polarmeer“, in Berührung gekommen zu sein. In diesem „Kooperationstraining“ sollen die Kinder lernen, gemeinsam Ziele anzustreben, im Team zu arbeiten, sich in den Dienst einer Sache zu stellen. Ein Lernziel, das für Doris Brosowski runs the Astrid Lindgren School in Rheinbrohl. eight-year-olds, giving them little tips. Finally, all of them were happily sitting on the “rescue island”without having touched the floor, the “icy polar sea.” This “cooperation training” teaches the children to strive for common goals, to work in teams, and to serve a cause. It is a learning goal which means a lot to. Ms. Brosowsky – even beyond the lessons themselves. Since 2002, the 48-year-old pedagogue has been the principal of the elementary school (157 children, 11 teachers, of whom only one is a man) in Rheinbrohl, a village on the middle Rhine, some 40 miles upriver from Cologne. A good deal has changed at the Astrid Lindgren School since the beginning. With her commitment (“When I do something, it will be done with effort!”) and her innovations, the ideas of the blacksmith‘s daughter have put a distinctive stamp on the school. The petite and casually auf Eisschollen gerettet. Doch um zu überleben, müssen sie es zu einer Insel schaffen, ohne ins kalte Wasser zu fallen. Nur wenn alle sich gegenseitig helfen, kann das jedem einzelnen Kind gelingen … In der Astrid-Lindgren-Schule in Rheinbrohl sind die Eisschollen natürlich aus Filz. Und die Insel ist eine Matte. Trotzdem erreicht Doris Brosowski die Phantasie ihrer Schüler sofort. Kindern aus der dritten Klasse hat sie diese “It‘s great to be a teacher. No day is like any other” A ship capsized at the North Pole. The children managed to save themselves on the ice floes; but to survive; they had to get to an island, without falling into the cold water. Every single child could be saved only if they all helped each other... At the Astrid Lindgren School in Rheinbrohl, of course, the ice floes are made out of felt, and the island is a mat. Yet Doris Brosowski immediately sparks her pupils‘ imagination. She gave this tough problem to third-graders. Tactical planning, flexibility, and team spirit are all required. Ms. Brosowsky kept encouraging the seven- and Fotos: Heinz Werner Lamberz 53 Doris Brosowski große Bedeutung hat. Auch über den Unterricht hinaus. Seit 2002 ist die 48-jährige Pädagogin Rektorin der Grundschule (157 Kinder, elf Lehrer, davon nur ein Mann) in Rheinbrohl, einem Dorf am Mittelrhein, gut 70 Kilometer flussaufwärts von Köln. Seitdem hat sich in der Astrid-LindgrenSchule viel verändert. Mit Engagement („Wenn ich etwas mache, dann richtig!“) und innovativen Ideen drückte die Tochter eines Hufschmieds der Schule einen unverwechselbaren Stempel auf. „Spannend“ findet die zierliche, sportlich-modisch gekleidete Frau ihren Beruf. Sie sagt, und ehrliche Begeisterung klingt in ihrer Stimme mit: „Kein Tag ist hier wie der andere!“ So entwickelte sich in den vergangenen acht Jahren aus einer normalen Grundschule eine Vorzeige-Ganztagsschule - mit einer Fülle an schulischen Angeboten und AGs. Die sind so vielfältig, abwechslungsreich und bunt wie ihre Namen: „Märchenstunde“, „Buchbinder“, „Musical“, „Gesund und lecker kochen“, „Bewegungsspiele“, „Kunterbunt und kreativ“, „Entspannungsinsel“, „Experimente“... Angeboten wird außerdem Tischtennis, Musik, dressed woman finds her profession “exciting.” “No day here is like the other!” she says, and you can hear the genuine enthusiasm in her voice. In the past eight years, a mainstream elementary school has thus turned into a flagship all-day school, with a wealth of course offerings and extracurricular activities. These are as diverse, rich in variety, and colourful as their names: “Fairy Tale Hour,” “Bookbinders,” “Musical,” “Healthy and Delicious Cooking,” “Exercise Games,” “Topsy-Turvy and Creative,” “Relaxation Island,” “Experiments” ... Among the offerings are pingpong, music, soccer, French and Turkish language instruction, and much more. And every two years, the students go to France for an exchange program with a school in a small town near Bordeaux. To give the children the best possible support, a psychologist and social worker complete the team of teachers. It is no surprise, that the school has gotten only the highest grades for quality, from both parents and pupils! 54 Fußball, Französisch, Türkisch und vieles mehr. Und alle zwei Jahre geht's nach Frankreich, zum Schüleraustausch in eine kleine Stadt in der Nähe von Bordeaux. Um die Kinder bestmöglich zu unterstützen, ergänzen eine Psychologin und eine Sozialpädagogin das Lehrerteam. Wen wundert es, dass die Schule bei der Qualitätsprüfung von Eltern und Schülern nur Bestnoten bekommen hat! Deshalb war Doris Brosowski auch sofort Feuer und Flamme, als sie von den „Fit am Ball“AGs hörte: „Sport und Bewegung sind einfach wichtig, und dass zur Frauen-Fußball-WM jetzt die Mädchen besonders angesprochen werden, gefällt mir sehr gut.“ Damit das alles zu schaffen ist, sitzt Doris Brosowski als Organisatorin auch nachmittags und an den Wochenenden am Schreibtisch. „Wenn ich so mit dem Taschenrechner arbeite und kalkuliere, fühle ich mich mehr wie ein Betriebsleiter als wie ein Lehrer.“ Seit drei Jahren ist sogar ein Hausmeister im Budget drin, was sie besonders freut. Davor hieß es „Selbst ist die Frau“ - die Lehrerinnen griffen persönlich zu Hammer und Schraubenzieher, wenn irgendwo etwas wackelte oder quietschte. Überhaupt: Das Kollegium. „Die sind einfach toll. Das Arbeitsklima ist sehr gut, wir lachen viel zusammen und haben fast keinen Krankenstand.“ Gemeinsam mit einer Kollegin leitet die Rektorin nach wie vor selbst eine Klasse. So kann sie die Seite der Lehrerinnen besser verstehen, sagt Doris Brosowski, und wissen, wovon sie sprechen. Der andere Teil der Wahrheit ist, dass die Lehrerin Brosowski gar nicht anders kann. Zu sehr ist sie begeisterte Pädagogin, die von ihren Schülern liebevoll als „meine Kinder“ spricht. Ihr Ziel ist es, die Kinder zur Selbständigkeit erziehen. Lob ist ihr wichtig, genauso wie Konsequenz. Auch „Fehler machen ist in Ordnung, daran können Kinder wachsen.“ Und es ist ihr wichtig, dass der Lehrer genauso Fehler zugibt. Vor allem, wenn er ein Kind einmal falsch behandelt hat. Viel hat sich geändert in den „In unserer Familie wurden positive Werte vorgelebt. Das hat mich stark gemacht.“ “Our family practiseD its positive values. This has made me strong.” Ms. Brosowsky was therefore immediately fired up, when she heard about the “Fit am Ball” activities: “Sports and exercise are really important, and it pleases me very much that the girls are especially concentrated on the Women‘s Soccer World Cup.” To make sure that everything gets done, Ms. Brosowski is at her desk afternoons and weekends, as an administrator. “When I am working like this with my pocket calculator and adding up numbers, I feel more like a company manager than a teacher,” she says. For the past three years, a caretaker has also been included in the budget, which makes her especially happy. Before that, it was a “do-it-yourself for women,” as the teachers had to personally grab hammers and screwdrivers, whenever something wobbled or squeaked. The faculty is first rate. “They are just plain great. The work atmosphere is very good, we laugh a lot, and hardly anybody takes sick leave,” she says. The principal herself still teaches a class, along with a colleague. This allows her to better understand the teachers, Ms. Brosowski says, and know what they are talking about. But the truth is also that teacher Brosowski cannot do it any other way. She is too much of an enthusiastic teacher, who speaks lovingly of her pupils as “my children.” Her goal is to educate the children to be independent. Praise is important to her, but so is accepting the consequences of one‘s actions: “Making mistakes is all right; children can grow because of them.” And it is important to her that teachers also admit to mistakes, especially if the teacher has handled a child in the wrong way. A great deal has changed since the years when she was a teacher, Ms. Brosowski says. Teachers have to do a lot more to motivate the children, who are already over sti- Jahren, seit denen sie Lehrerin ist, sagt Doris Brosowski. Die Lehrer müssten mehr leisten, um die Kinder zu motivieren, schließlich seien die durch Fernsehen, PlayStation und Co. bereits reizüberflutet. Der Anspruch an die Schule sei gewachsen: Die Kinder würden früher eingeschult, gleichzeitig käme die Ansprache zu Hause immer öfter zu kurz. „Vielen Kindern fehlt heute ein Stück unbeschwerte Kindheit“, resümiert Doris Brosowski nachdenklich. Sie selbst hat das gehabt – wohl eine der Quellen ihrer Begeisterungsfähigkeit und Energie. Mit zwei Schwestern wuchs sie in der nahe gelegenen Kleinstadt Linz auf, direkt am Waldrand. „Wir tobten viel draußen herum, genossen aber auch die Ruhe und Gemütlichkeit zu Hause. In unserer Familie wurden positive Werte und Gemeinschaft vorgelebt. Das hat mich geprägt und stark gemacht.“ Halt findet die frühere Leistungssportlerin (Basketball, bis zu einer Knieverletzung) und begeisterte Krimileserin schon seit langem in ihrer eigenen Familie. Da wird mehr als einmal über die Schule gefachsimpelt – denn auch Ehemann und erwachsene Tochter sind Lehrer! U.A. mulated by television, PlayStation, etc. The demands on the school have grown: The children are being enrolled earlier, while at the same time they receive less and less attention at home. “Many children today are missing out on a piece of carefree childhood,” was how Ms. Brosowski thoughtfully summed it up. She had that kind of childhood herself – which is very much a source of her enthusiasm and energy. She grew up with two sisters, in the nearby small town of Linz, right on the edge of the forest. “We ran around outside a lot, but also enjoyed quiet and cosiness at home. Positive values and community were practised in our family. This shaped me, and made me strong.” The former competitive athlete (basketball, until a knee injury) and enthusiastic reader of crime novels has, for a long time, found support in her own family. There, more often than not, they talk shop about school, since her husband and adult daughter are also teachers! U.A. Lehrer Alfred Cremer ist Sportlehrer an der Städtischen Realschule Neuss-Südstadt. „‘Mensch sein‘, heiSSt mein Motto – ehrlich und gerade“ „Hallo, Herr Cremer!“, „Gu- ten Tag, Herr Cremer!“, „Köln und Gladbach haben gewonnen, Herr Cremer!“, „Spielen wir heute wieder Fußball, Herr Cremer?“ Wenn Alfred Cremer mit sportlich federndem Schritt die Flure der Städtischen Realschule Neuss-Südstadt durchmisst, hört er aus allen Ecken seinen Namen. Ein verbaler Sturzregen aus Grüßen, Späßen, Fragen und Kurznachrichten – letztere Alfred Cremer is a physical education teacher at the NeussSuedstadt secondary school. “ ‘Be a human being,’ is my motto: honest and direct” “Hello, Mr. Cremer!” “Good day, Mr. Cremer!” “Cologne and Fotos: Harald Stoffels überwiegend fußballbezogen – prasselt auf den Sportlehrer ein. Natürlich hat er für jeden Schüler eine Antwort parat: Schnell und auf den Punkt - wie ein gelungener Tennis-Return. Nächste Frage? Noch jemand, der was mitteilen will? Ein Gag, den Cremer noch nicht kennt? Der Grauhaarige lächelt sehr jugendlich. Offenkundig ist der Mann in seinem Element. Ziemlich schwierig allerdings, mit Cremer ein zusammenhängendes Gespräch zu führen, unter diesen Umständen an seinem krachend lauten Arbeitsplatz. Also Tür auf, rein ins Elterngesprächszimmer (Einrichtung mit dem Kellerbar-Charme der 70er Jahre), Tür zu (klar, dass alle fünf Minuten ein Halbwüchsiger reinguckt und irgendwas sucht oder mitzuteilen hat). Frage eins liegt auf der Hand: Gefühlte 1.000 Sprechakte pro Stunde – Gladbach won, Mr. Cremer!” “Are we going to play football again today, Mr. Cremer?” When Alfred Cremer strides with light, athletic steps through the corridors of the Neuss-Suedstad municipal secondary school, he hears his name from every nook and cranny. A verbal flood of greetings, jokes, questions and headlines – the last primarily about football – pelt the coach. Of course he has an answer ready for each one: quick and to the point, like a successful tennis return. Next question? Anyone else wants to say something? A joke that Cremer hasn‘t heard? The grey-haired man smiles youthfully. It is obvious that the man is in his element. But it is certainly difficult to hold a coherent discussion with Cremer, in his bustling workplace. Therefore, open the door, into the room for conferences Alfred Cremer ist gläubiger Katholik. Anteilnahme und Solidarität sind für ihn wichtige Werte. 55 Lehrer „Herr Cremer, wie hält man das aus?“ Der 59jährige mit der durchtrainierten Figur eines Ausdauerathleten reagiert ein wenig verwundert. „Stress? Nein, das macht gerade das Schöne an meinem Beruf aus!“ Für den gebürtigen Neusser, der sich selbst als heimatverbunden bezeichnet und die fröhlich-redselige rheinische Mentalität schätzt, ist es seit vielen Jahren normal, dass er bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund. Nicht nur in seiner Schule (rund 500 Schüler, hoher Ausländeranteil) sprechen Kinder und Erwachsene ihn ständig an, sondern auch, wenn er in der Stadt unterwegs ist oder auf dem Weg nach Hause. Der ist übrigens nur kurz, denn Cremer wohnt „aus Überzeugung“ in der Nähe der Schule. „Weil ich es genieße, mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu können statt mit dem Auto stundenlang im Stau zu stehen. Und ich bin so näher am Alltag meiner Schüler dran, kann's mir gut leisten, nachmittags noch mal für eine AG in die Schule zu kommen.“ Das ist wohl der Schlüssel zum Geheimnis, warum dieser Mann bei Schülern wie Eltern gleichermaßen gut ankommt. Er ist eben nicht nur als Pädagoge aner- „Alles, was man von den Kindern verlangt, muss man auch selbst können. Nur so überzeugt man sie“, sagt Sportlehrer Alfred Cremer. professionell und informativ.“ Lehrer zu werden, mit Kindern zu arbeiten, das lag für Alfred Cremer nah, seit er in der Jugend als Übungsleiter Kinder im Tischtennis betreute und in der Katholischen Jungen Gemeinde aktiv war. Also studierte der älteste Sohn eines Malermeisters Chemie und Sport, an der Pädagogischen Hochschule Rheinland in seiner Heimatstadt, und ging in den Schuldienst. Doch nach einer Weile zeigte sich, dass ihm etwas fehlte – der richtig enge „Ich bin flexibel, spontan, voller Ideen. Aber auch zerstreut und schusselig.“ kannt, sondern auch als einer, der freiwillig und aus eigenem Antrieb Sport-Projekte anschiebt und sich ganz allgemein in der Freizeit sehr für Schule und Schüler engagiert. Er betreut unter anderem die Fußballschulmannschaften der Schule, bildet dazu auch so genannte „Sporthelfer“ aus (Schüler der achten Klasse) und kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die beim „Internationalen Neusser Sommernachtslauf“ oder beim „Neusser Erftlauf“ mitmachen. Natürlich ist Cremer auch bei „Fit am Ball“ dabei, „weil das bei den Schülern richtig gut ankommt. Außerdem ist die Vorbereitung für die Lehrer sehr 56 Bezug zu den Schülern. „Ich unterrichtete Chemie und Sport in vielen Klassen, hatte dadurch aber pro Klasse nur einige wenige Stunden pro Woche. Das reicht nicht aus, um Schüler richtig kennenzulernen.“ Also drückte er mit 45 noch einmal die Schulbank und ließ sich zum Mathematiklehrer ausbilden. Er erreichte damit, was er anstrebte: Weniger Klassen zu unterrichten, dafür aber mit deutlich mehr Stunden pro Klasse. Wie ist er denn so als Lehrer streng? „Nicht wirklich“, meint Cremer und lächelt verschmitzt. „Wenn ich Noten gebe und dabei zufällig auf das Kruzifix schaue, gebe ich im Zweifelsfall doch lieber die 4 als eine 5. So bin ich nun mal.“ Der gläubige Katholik hat für Unterricht und Leben das Motto „Mensch sein“ ausgesucht - also authentisch, ehrlich, gerade. Das schließt Cremers Stärken mit ein – er ist flexibel, spontan, steckt voller Ideen. Aber er legt genauso seine Schwächen bereitwillig offen: „Ich bin zerstreut und schusselig.“ Auch die letztgenannten beiden Punkte bestätigt Konrektorin Saga Sjölund mit einem Lächeln: „Damit bringt er uns manchmal zur Verzweiflung – aber auf eine nette Art und Weise.“ Wie sollte seiner Meinung nach ein guter Lehrer heute sein? Ein Entertainer vielleicht, der die Kinder mit coolen Sprüchen und Computer-Einsatz bei Laune hält? „Nein“, antwortet der leidenschaftliche Pädagoge sehr bestimmt. „Er muss vor allem durch Fachwissen und Können überzeugen. Und die Kinder müssen spüren, dass er seinen Beruf liebt.“ Das fällt bei Alfred Cremer leicht. Jeder versteht sofort, dass der Mann für diese Realschule lebt, seit er vor zehn Jahren dorthin wechselte. Selbst als aus Heiserkeit einmal die Stimme versagte, erschien Cremer zum Unterricht. Er hat ihn nur mit Gesten bestritten: „Die Schüler sind darauf eingestiegen - es hat funktioniert.“ Sein sportliches Können zeigt Cremer bei unserem Besuch Siebtklässlern im Sportunterricht. Seilchenspringen ist dran und keiner beherrscht das Seil auch nur annähernd so gut wie der Mann, der dieses Jahr 60 Jahre alt wird. Wie ein Boxer im Training hüpft er auf der Stelle, dass selbst die Kinder staunen und applaudieren. „Ich bin nicht der Typ Sportlehrer, der Kommandos gibt und bei den Übungen nur daneben steht. Die Schüler respektieren einen eher, wenn sie sehen, dass man das alles selbst noch beherrscht.“ Die Schüler – das sind für ihn „seine Kinder“, was offenkundig nicht nur so dahergesagt ist. Denn Cremers Augen blitzen vor Stolz, wenn er von ihnen erzählt, und man spürt die Zuneigung, die er für sie empfindet. Eigene Kinder blieben Cremer „leider versagt“. Als Ersatz dafür sieht der Lehrer seine Schüler aber nicht – wie jeder gute Schulpädagoge kennt er die Notwendigkeit, bei allem Engagement doch eine gewisse Distanz zu wahren. „Ich bin möglicherweise eine Art väterlicher Freund. Mehr geht nicht.“ Schließlich ist da auch noch ein privates Leben: Mit Ehefrau - und einem Hobby. „Nun sind wir aber gespannt, Herr Cremer!“ - „Sport, ich spiele mit Begeisterung Tennis“, kommt ein fröhlicher, verbaler Return, „was sonst?“ U.A. Lehrer professional and informative”. Becoming a teacher, working with children, has been very close to Alfred Cremer‘s heart since he, in his youth, began looking after children as a table-tennis trainer and was active in the Catholic Youth Community. So, the oldest son of a master painter studied chemistry and athletics, at the Rhineland Teachers‘ College in his home town, and went into teaching. But after a while, it became clear to him that something was missing – the best way to achieve a close connection to the students. “I taught chemistry and athletics to many classes, but as a result had only a few hours for each class per week. That was not “Whatever you require the children to do, you must be able to do yourself. That‘s the only way you can convince them”, says physical education teacher Alfred Cremer. enough to really get to know the students”. Therefore, at the age of 45, he with parents (furnished with am so close to my students‘ daily went back to school and trained the charm of a 1970s cellar bar), routine, that I can easily return to be a maths teacher. This way close the door (of course, every to school in the afternoon for an he achieved what he aspired to: five minutes a teenager peeks in, extracurricular activity”. teaching fewer classes, but spenlooking for something or letting That is probably the key to the you know the news). The first question is obvious: It feels like “I‘m flexible, spontaneous, full of you‘re having 1,000 conversations per hour! “Mr Cremer, how ideas. But also absent-minded and do you take it”? scatter-brained”. The 59-year-old, who has the well-toned physique of an enduding significantly more hours rance athlete, is a bit surprised at secret of why this man appeals with each class. the question. “Stress? No, that‘s equally to students and parents. What kind of a teacher is he – what makes my job so delightHe is not only recognized as a strict? “Not really”, Cremer says, ful!” This native of Neuss, who pedagogue, but also as someone smiling mischievously. When I says he is attached to his home who will voluntarily and on his am giving marks, and happen region and treasures the conviviown initiative kick-start sports to look at the crucifix while I‘m al, effusive Rhineland mentality, projects, and is overall very doing it, if in doubt, I prefer to has become accustomed, over committed to helping the school give a 4 rather than a 5. That is many years, to standing out in and students in his free time. He how I am.” the crowd. Not only in his school supervises, among other things, The practising Catholic has (about 500 students, a high prothe school football team, along chosen a motto for both teaching portion of them immigrants) are with training the so-called “sport and life: “Be a human being” both children and adults consaides” (eighth-grade students), – meaning authentic, honest, tantly talking to him, but also and taking care of the children direct. That includes Cremer‘s when he is walking about the and youths who take part in the strengths – he is flexible, spontacity or on his way home. That International Neuss Summer neous, and full of ideas. But he trip is short, by the way, because Night Marathon or the Neuss also frankly admits weaknesses: Cremer lives near the school, Erft Marathon. Naturally, Cremer “I am absent-minded and scat“out of conviction”. “Because I is also part of “Fit am Ball”, “beterbrained.” Vice principal Saga enjoy it that I can ride a bicycle cause that really appeals to the Sjoelund acknowledges the last to school rather than sit in a car students. Besides, the training two points with a smile: for hours in a traffic jam. And I course for the teachers is very Fotos: Harald Stoffels “He sometimes brings us to our wits‘ end – but in a nice way”. What is his view of a good teacher these days – maybe an entertainer, who keeps the children in smiling with cool patter and computer use? “No”, the dedicated pedagogue answers emphatically. “Above all, he has to convince students through knowledge and ability. And the children have to sense that he loves his profession”. That comes naturally for Alfred Cremer. Everyone realises right away that this man lives for this secondary school, since he transferred here 10 years ago. Even when he once became so hoarse that he lost his voice, Cremer came to class. He taught using gestures alone: “The students joined in, and it worked out”. Cremer shows his athletic ability to seventh graders in gym class during our visit. The class is working on the jump rope, and no one is as good with the rope as this man, who will be 60 years old this year. He hopped in place like a boxer in training, so that the children themselves were amazed and applauded. “I am not a typical coach, who gives orders and just stands around during practice. Students really respect someone, when they see that that you can still do all that yourself”. The students – for him, they are “his children”, which is obviously not only expressed in that way, because Cremer‘s eyes shine with pride when he talks about them, and you sense his affection for them. Children of his own were “unfortunately denied” to Cremer. He does not see his students as substitutes – like every good school teacher, he understands the need to keep a certain distance. “I am what you could call a kind of fatherly friend: Anything more, does not work”. After all, he also has a private life, with his wife – and a hobby. “Now we really want to know, Mr Cremer!” “Sports. I love to play tennis,” is the cheerful, verbal “return”. “What else?” U.A. 57 Lehrer Der Journalist, Politiker und Sportlehrer Jörg Niebergall unterrichtet 15 Klassen in der Carmen-Sylva-Schule Neuwied. „Die Schule ist der Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben“ Schwarze Trainingshose, schwarzes Sporthemd, schwarze Weste oben drüber. So wie Johnny Cash einst den „Man in Black“ besang - in existenzialistisch düstere Kleidung gehüllt - tritt Jörg Niebergall täglich seinen Dienst an. Auch die tiefe, laute Stimme und die bullige Statur des 1,86 Meter großen 99-Kilo-Manns schrecken sensible Seelen eher ab. Doch dann fällt der Blick auf das spitzbübische Lächeln in dem von langen, wenn auch spärlichen, blonden Journalist, politician and physical education teacher Jörg Niebergall teaches 15 classes at the Carmen Sylva School in Neuwied. “The school is the pivot-point in my life” Black tracksuit pants, black sport shirt, black sport waistcoat on top. Like the “Man in Black” whom Johnny Cash once sang about – decked out in dark, 58 Locken umrahmte Gesicht. Und sofort wird einem alles klar… kraft reicht für drei. Mindestens. Jörg Niebergall (51) ist der Typ „Harte Schale, weicher Kern“. Der Sportlehrer und Sportkoordinator an der Carmen-SylvaSchule Neuwied poltert und schreit – und trotzdem lieben ihn alle. Warum? Weil er ganz offensichtlich ein positiver, fröhlicher Mensch ist. Weil er der Erste ist, der hilft, wenn jemand bittet. Weil er mitreißen kann, Kinder wie Erwachsene. Seine Antriebs- Wohin mit all der Energie – wenn man schon so viel davon besitzt? Ruhig sitzen? Keine Chance. Eins nach dem anderen? Doch nicht er. Der Rheinländer Jörg Niebergall erzählt im Stil einer Stromschnelle. Story auf Story bekommt man zu hören, in knappen Sätzen, hohem Tempo. Vieles deutet er im „ersten Durchlauf“ nur an, dann bricht er ab - flott weiter zum nächsten Thema, damit bloß keine Lan- existentialist clothes – that‘s how Joerg Niebergall reports to work every day. The deep, booming voice and brawny stature of the 6 foot 1 inch tall, 15.5 stone man, have a rather daunting effect on sensitive souls. But then, your glance falls on the mischievous smile in the face framed by long, if sparse, locks of blond hair. And then it all becomes clear.... Joerg Nibergall, 51, is the “hard shell, soft heart” type. The physical education teacher and athletics coordinator of the Carmen Sylva School in Neuwied blusters and shouts, but everyone loves him anyway. Why? Because he is obviously a positive, cheerful person. Because he is the first to help, when someone asks for it. Because he can thrill both children and adults. He has enough drive for three people. At least! What to do with all that energy, when you‘ve got so much of it? Sit quietly? No way. One thing at a time? Not him. The Rhinelander Joerg Niebergall talks like a waterfall. You hear story after story, in short sentences, at a Fotos: Harald Stoffels 59 Lehrer Die Geschichten darüber sprudeln nur so heraus aus dem Lehrer – mit viel Spaß am Erzählen, doch ganz ohne anzugeben. Die Engagements sind für ihn selbstverständlich, keine Frage. geweile aufkommt! Man muss sich anstrengen, mitzukommen, Themen merken und später nachfragen - zu bremsen ist der Mann ohnehin nicht. Eins nach dem anderen also. Thema Schule, sowieso Niebergalls „Königsdisziplin“. Die Carmen-Sylva-Schule in Neuwied-Niederbieber im nördlichen Rheinland-Pfalz ist eine so genannte „Realschule plus“: So heißt in Rheinland-Pfalz die Schulform, in der Haupt- und Realschule zusammengefasst sind. Viele der 543 Kinder kommen aus sozial schwachen Familien, viele mit Migrationshintergrund. Für diese Jungen und Mädchen legt sich Jörg Niebergall so richtig ins Zeug. Damit im Sportunterricht auch Fahrradtouren möglich sind, organisiert er „mal eben“ 40 gebrauchte Räder. Er fährt mit Gruppen zu Fit-am-Ball-Events: Reisen, die er natürlich in Eigenregie organisiert (für den Dribbel-Weltrekord „Fit am Ball 3000“ ging es 2008 sogar eine ganze Woche lang quick tempo. He only touches on many things in the “first runthrough”, then he breaks off, dashing to the next theme, so nobody gets bored! You have to strain to keep up with him, take notes of the topics and ask about them later – anyway, there is no way to stop the man. But one thing at a time. The subject of school is anyway Niebergall‘s absolute favourite. The Carmen Sylva School in Neuwied-Niederbieber in the northern Rhineland-Palatinate is a so-called “intermediate secondary school plus”, which is what they call a combined secondary general school and intermediate secondary school, in Rhineland-Palatinate. Many of the 543 children come from underprivileged families, many with immigrant backgrounds. Joerg Niebergall really works flat-out for these boys and girls. To make bicycle tours possible in school athletics, he comes up with “just about” 40 used bicycles. He takes groups to “Fit on the Ball” events: Trips, which he 60 Niebergalls unbändige Energie spüren die Schüler im Sportunterricht auf sehr direkte Weise. „Zack-zack!“: Sportlehrer Jörg Niebergall erklärt in Rekordzeit der Klasse sein BallspielWir sind als Zeugen Konzept. dabei: Der Lehrer rast in die Halle, und zack„Jugend trainiert für Olympia“ nach Oberbayern) und für die er zack liegen Basketbälle und Matist die Carmen-Sylva-Schule auf auch immer wieder Sponsoren ten bereit. In Sekundenschnelle findet. sein Betreiben dabei. Bei der hat Niebergall der fünften Klasse Schulfußball-Turnierserie „Fritzdie Übungen erklärt - und los Niebergall trainiert die FußballWalter-Cup“ und beim DFBgeht's. Die Kinder sind stänProjekt „Team 2011“ natürlich schulmannschaft der Schule, dig in Bewegung, keiner muss auch. Nicht zu reden von der baut zusätzlich gerade eine aussetzen oder warten bis er Kooperation mit dem Sportverein Mädchenmannschaft auf, will dran ist. Wie eine Mischung aus im Nachbarort TuS Rodenbach im kommenden Schuljahr eine Dirigent und Flugzeugeinweiser - bei dem Jörg Niebergall ganz Sportklasse ab Klasse 5 einrichchoreographiert Niebergall die nebenbei auch Vorsitzender ist. ten. Beim Schulsportwettbewerb Kinder in der riesigen Halle, seine mächtige Stimme erreicht „Wir sind gut vernetzt. Alles ohne Mikro klar und deutlich den hintersten Winkel. Am Ende eine Frage der Organisation.“ sind die Kinder gut ausgepowert. “We have a good support network. It‘s all a question of organisation”. of course organizes single-handedly (for the “Fit am Ball 3000” dribbling world record they spent a whole week in Upper Bavaria in 2008), and for which he is always finding sponsors. Niebergall trains the school football team, also builds up a girls‘ team, and will establish an athletics class for 5th grade in the coming school year. The Carmen Sylva School is involved in the school sport competition “Youth Training for the Olympics”, at his instigation. And of course also the Fritz-Walter Cup tournament series and the “Team 2011” German Football project. Not to mention cooperation with the neighbouring Gymnastics and Sport Association of Rodenbach, of which Niebergall is also, incidentally, the chairman. Stories about all this come bubbling out of the teacher, with plenty of fun and no arrogance in the telling. It is self-evident for him, that there is no question about having all these commitments. The students sense Niebergall‘s unbounded energy directly in athletics class. We are witnesses to that: The teacher raced into the hall and rapidly laid out basketballs and mats. In just seconds, Niebergall had explained the exercises to the 5th grade class, and it all gets started. The children are constantly in motion, no one has to sit out or wait for his turn. Like a combination of conductor and aeroplane ground crew, Niebergall choreographs the children in the huge hall, his powerful voice reaching the most distant corners clearly and distinctly without a microphone. At the end, the children are worn out. And in a good mood – that is something to see! This man can also motivate the older students, which is certainly a lot more difficult with pubescent youngsters than with little ones. It is absolutely clear, every second, that with Joerg Niebergall, athletics – and above all football – is his passion. As a result he is very concerned that the children‘s capabilities have deteriorated over the years. He has had to scale down his expectations of the students. “Now I am glad, if they bring their sports kit with them”. And if not? “If they claim to be sick, then I suggest calling their parents and asking if they were sick when they got up. Then most of them participate”. The student‘s social attitude is especially important for Niebergall. That also affects him when he gives marks. By his own estimation, he is not especially strict, but more of a mate. “That goes along with sports”. Many of the students affectionately call him “Nibbes”. Which the principal does not particularly like to hear, Niebergall admits. “But how can I forbid all the children here from Fotos: Harald Stoffels Lehrer Rubrik Und gut drauf – das ist deutlich zu sehen! Auch die Großen kann der Mann hervorragend motivieren, was bei Pubertierenden sicher viel schwerer ist als bei den Kleinen. Sport – und da vor allem Fußball – ist nun mal seine Leidenschaft, das ist bei Jörg Niebergall jede Sekunde überdeutlich klar. Deshalb macht er sich große Sorgen, weil die Leistungsfähigkeit der Kinder über die Jahre immer schlechter geworden ist. Seine Erwartungen an die Schüler musste er mit der Zeit herunterschrauben. „Ich bin ja schon froh, wenn sie ihre Sportsachen mitbringen.“ Und wenn nicht? „Wenn sie behaupten, krank zu sein, dann schlage ich vor, die Eltern anzurufen und zu fragen, ob das beim Aufstehen auch schon so war. Dann machen sie meistens doch mit.“ Besonders wichtig ist für Jörg Niebergall die soziale Einstellung der Schüler. Das wirkt sich bei ihm auch auf die Benotung aus. saying it? I teach 15 classes!” “His” school is the pivot of Niebergall‘s life. The only son of a vulcaniser, raised in the village of Rodenbach near Neuwied, came to teaching via a series of detours. He wanted to study athletics, but unfortunately a serious knee injury made this impossible. All the same, he decided to study for an athletics and mathematics teaching certificate for elementary and secondary general school in Koblenz. After graduation, however, Niebergall‘s passion for news photography and writing won the upper hand. He began his career as a freelance reporter for newspapers in the NeuwiedKoblenz region. At 30, however, he went into teaching after all. He still works for the Rhein-Zeitung as a freelance reporter – his second profession. Two jobs in parallel, both gruelling and very demanding, plus being chairman of the athletic association – not many people lead such a stressful life. But for Joerg Niebergall, even that is not Besonders streng ist er nach eigener Einschätzung aber nicht, eher der Kumpeltyp. „Das bringt der Sport eben so mit sich.“ Viele der Schüler nennen ihn liebevoll „Nibbes“. Was der Rektor nicht so gern hört, wie Jörg Niebergall zugibt. „Aber wie soll ich das denn allen Kindern hier verbieten? Ich unterrichte 15 Klassen!“ Koblenz ins Berufsleben. Mit Mitte 30 zog es ihn dann aber doch in den Schuldienst. Als freier Journalist arbeitet er immer noch für die „Rhein-Zeitung“ – nebenher im Zweitberuf. „Seine“ Schule ist der Dreh- und Angelpunkt in Jörg Niebergalls Leben. Dabei kam der im Dorf Rodenbach bei Neuwied als Einzelkind aufgewachsene Sohn eines Vulkaniseurs nur über Umwege in den Schuldienst. Sport wollte er studieren, doch eine schwere Verletzung am Knie machte das leider unmöglich. Stattdessen entschied er sich für ein Sport- und Mathematikstudium/ Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Koblenz. Nach dem Abschluss gewann jedoch Niebergalls Leidenschaft für's journalistische Fotografieren und Schreiben die Oberhand. Er startete als freier Reporter bei Zeitungen im Raum Neuwied- Zwei aufreibende, den ganzen Menschen fordernde Jobs parallel, Vorsitzender im Sportverein – nicht viele Menschen führen so ein Stressleben. Nur Jörg Niebergall füllt das noch lange nicht aus. Er ist politisch aktiv (Abgeordneter in Stadtrat und Kreistag für die Freie Wählergruppe FWG Neuwied), pfeift am Wochenende als Schiedsrichter, sammelt bei der jährlichen Radtour „Tour der Hoffnung“ Spenden für krebskranke Kinder – die Liste der Engagements will kein Ende nehmen. Heikle Frage, Herr Niebergall: „Wann sehen Sie eigentlich Ihre Frau, wenn sie dauernd in Sachen Kinder, Sport, Journalismus oder Politik unterwegs sind?“ „Kein Problem“, sagt der „Multi-Aktivist“, „meine Andrea ist immer mit dabei, das machen wir alles zusammen.“ enough. He is politically active (delegate to the city and county councils for the Independent Voters Association, FWG, of Neuwied), blows his whistle as a referee on weekends, collects contributions for the annual bicycle “Tour of Hope” for child cancer patients – the list of commitments just does not seem to end. A delicate question, Mr. Niebergall: “When do you ever see your wife, since you are constantly on the go in the cause of children, athletics, journalism or politics?”–“No problem”, says the “multi-activist”. “My Andrea is always with me, so we do it all together”. Andrea, in the tenth year of marriage to Joerg, is also a teacher, the curriculum coordinator at the Carmen Sylva Andrea, im zehnten Jahr verheiratet mit Jörg, ist auch Lehrerin – pädagogische Koordinatorin an der Carmen-Sylva-Schule in Neuwied –, auch Stadträtin für die FWG und sie ist auch für die Rhein-Zeitung aktiv: Jörg fotografiert, Andrea textet. Wenn beide außer Haus sind (ein gemütliches Holzhaus haben sie irgendwie zwischendurch auch noch gebaut), passen die Großeltern auf den sechsjährigen Sohn Till auf: „Wir sind gut vernetzt - alles eine Frage der Organisation.“ Letzte Frage: „Auf welche Weise spannt das Power-Paar in den Ferien aus – vier Wochen DauerSchlafen, Kraft für's restliche Jahr tanken?“ Weit gefehlt. „Wir sind am liebsten mit dem Schiff unterwegs. Tagsüber an Land sein, übernachten und am nächsten Morgen ist man schon wieder woanders. Zuletzt haben wir so Australien und Neuseeland gesehen.“ Schnell, schnell muss es eben gehen für Jörg Niebergall und seine Andrea – auch im Urlaub. U.A. School in Neuwied, city councilwoman for the Independent Voters Association, and she works for the Rhein-Zeitung: Joerg takes photos and Andrea writes copy. When neither one is at home (somehow they have built a comfortable wooden house in the midst of all this), the grandparents take care of their six-year-old son, Till: “We have a good support network; it is all a question of organisation”. Last question: How does this “power pair” relax on holiday? Four weeks of constant sleep, to build up strength for the rest of the year? Far from it. “Our favourite is to go on cruises. To be ashore by day, spend the night aboard ship, and the next day you are already somewhere else. Recently we saw Australia and New Zealand”. Fast! It has to happen fast for Joerg Niebergall and his Andrea, including on holiday. U.A. “Wham-bam!”: Physical education teacher Jörg Niebergall explains his strategy for the ballgame to the class, in record time. 61 Cindy Schoßee ist Klassenlehrerin in der Humboldt-Grundschule Erfurt. „Manchmal nehme ich die Kinder mit nach Hause“ Der vierspurige Juri-GagarinRing in Erfurt umrandet die Altstadt der Thüringer Landeshauptstadt und zieht sich dabei wie eine breite Schneise durch das Wohngebiet. Mittendrin unter den grauen Plattenbauten, gar nicht so fern vom prächtigen Innenstadt-Einkaufszentrum Anger 1, steht frei die Humboldt-Grundschule Erfurt. Ein schmuckloser Zweckbau ohne Turnhalle, der Schulhof augenscheinlich viel zu klein. Doch ein Klassenraum sticht schon von außen ins Auge: An den Fenstern im dritten Stock flattern bunte Vorhänge im Wind. Ein erstes Zeichen der farbenfrohen Oase, die Klassenlehrerin Cindy Schoßee (36) dort für ihre 4b geschaffen hat. An den Wänden des Klassenraums türmen sich Spiel-, Lehr- und Bastelmaterialien auf Regalen. In einer Ecke steht ein Sessel, davor ein Tisch, um den bunte Plastikhocker angeordnet sind. Modellarbeiten dazwischen, Weltkarte und Poster an den Wänden. Das Lehrerpult nicht frontal vor der Klasse, sondern seitlich im Raum, in einem Halbkreis umringt von den Tischgruppen der Kinder. Im Ganzen gesehen eine ganz besondere Ordnung – fröhlich und kreativ. „Ich brauche diese Art Lernumgebung und die Kinder fühlen sich hier auch wohl“, erklärt Cindy Schoßee. Die Hände in die Hüften gestützt lässt die junge Lehrerin ihren Blick durch die Klasse streifen, als hätte sie die Möbel gerade erst aufgestellt. Die Humboldt-Grundschule liegt in einem sozialen Brennpunkt. Die meisten Kinder haben ausländische Eltern. Einige sprechen noch im zweiten Schuljahr kaum ein Wort Deutsch und müssen bei Cindy Schoßees Kollegin Tabea Trommer (29) den Kurs „Deutsch als Fremdsprache“ absolvieren. „Wir haben auch Ärzte, Musiker und Lehrer unter den Eltern“, beginnt die Pädagogin, und dann fällt ihre Stimme leicht ab: „In anderen Elternhäusern sind aber leider Drogen, Schläge oder Gespräche über die vorige Gefängnisstrafe an der Tagesordnung. Ich habe Kinder, die freitagnachmittags einfach hier sitzen bleiben und sich unter Tränen weigern, nach Hause zu gehen. Kinder, die wegen schwerer Depressionen behandelt werden, sind hier leider keine Seltenheit. Manchmal sitzen wir im Kreis und sprechen gemeinsam über diese Dinge. Dann trösten sich die Kinder untereinander oder alle weinen einfach zusammen und nehmen Cindy Schossee is a teacher at Humboldt Primary School in Erfurt. first sign of the brightly coloured oasis which teacher Cindy Schossee, 36, has created for her class 4b. Along the classroom walls, materials for play, learning, and crafts are piled up on bookcases. In one corner is an armchair, a table in front of it, with coloured plastic stools arranged around it. In between are model projects; world maps and posters hang on the walls. The teacher‘s desk is not in front of the class, but rather on the side of the room, ringed with a semicircle of the grouped children‘s tables. Overall you see a very special order – cheerful and creative. “I need this kind of learning environment, and the children also feel comfortable here”, Ms Schossee explains. Hands on her hips, the young teacher lets her glance range through the class, as if she had just arranged the furniture for the first time. The Humboldt Primary School is located in a social trouble spot. Most of the children have immigrant parents. Even in their second year of school, some of them speak hardly any German, and have to take the “German as a foreign language” course of Cindy Schossee‘s colleague Tabea Trommer, 29. “We also have doctors, musicians, and teachers among the parents”, the teacher begins, and then she lowers her voice. “In other homes, drugs, beatings, or talk about a previous prison term are everyday matters”. I have children, who on Friday afternoon just sit here in tears, and refuse to go home. Children who are under treatment for serious depression, are unfortunately not rare here. Sometimes we sit in a circle and talk about these things together. Then the children console each other or all of them just cry together and take each other in their arms”. Physical closeness is not a problem for the ten boys and seven girls in class 4b, despite their coming from diverse cultures. “For many of them, their group inside these four walls means a family of their own. The children are very sensitive and empathetic. They see immediately when something is not right with one of their fellow students or with me. Unfortunately, that is because a number of the children have already had to experience a great deal in life”. How can you think about normal teaching under these circumstances? “Of course not, not by the book. Anyway, I am not so big on textbooks. I prepare every lesson meticulously with exercise sheets, games, or other ideas. The children should learn by discovery and move around a lot – also in normal teaching. Concentration lasts at the most “Sometimes I take the children home with me” The four-lane Yuri Gagarin Ring in Erfurt encircles the Old Town of the Thuringia state capital and cuts a wide swath through the neighbourhood. In the midst of the grey tower blocks, not really very far from the glamorous Anger 1 shopping centre at the city centre, the Erfurt Humbolt Primary School stands by itself. A plain, functional building, with no gymnasium, the school courtyard is obviously much too small. But one classroom catches the eye already from the outside: At the third-storey windows, colourful curtains flutter in the wind. A 62 Grundschullehrerin Cindy Schoßee arbeitet in einem sozialen Brennpunkt. Sie hat selbst zwei Söhne. Lehrer sich gegenseitig in den Arm.“ Körperliche Nähe ist trotz unterschiedlicher Herkunftskulturen kein Problem bei den zehn Jungen und sieben Mädchen in der 4b. „Für viele bedeutet ihre Gruppe in diesen vier Wänden eine eigene Familie. Die Kinder sind sehr sensibel und empathisch. Sie merken sofort, wenn bei einem Mitschüler oder sogar bei mir etwas nicht stimmt. Leider kommt das daher, dass ein Teil der Kinder schon sehr viel hat erleben müssen.“ Wie ist unter diesen Umständen überhaupt an normalen Unterricht zu denken? „Natürlich nicht, wie er im Buche steht. Ich bin aber sowieso nicht so für Lehrbücher. Ich bereite jeden Unterricht akribisch mit Übungsblättern, Spielen oder anderen Ideen vor. Die Kinder sollen entdeckend lernen und sich viel bewegen – auch im normalen Unterricht. Die Konzentration hält sowieso nur höchstens zehn Minuten. Und auf dem kleinen Schulhof oder in der maroden Halle in der Nähe, in der die ganze Schule nur acht Unterrichtsstunden pro Woche verbringen darf, können sich die Kinder auch nicht wirklich austoben. Da nehme ich sie manchten minutes anyway. And in the small courtyard or in the ramshackle community hall nearby, where the whole school is only allowed to spend eight class hours per week, the children cannot really let off enough steam. I prefer to take them home sometimes and let them play with our guinea pigs”. For this teacher, who is on every school committee, it is not a problem to have her students as guests. Whoever looks for Cindy Schossee to make a clear division between professional and private life, like the divisions between the colourful classroom and the grey blocks of flats outside, looks in vain. “I always wanted to be a teacher, and always want to remain one. That‘s my life”, she says firmly. She often sits with her colleagues at 6:30 a.m. in school, buttering some bread for children who come to school without breakfast. If one of her students someFotos: Marcus Scheidel mal lieber mit zu mir nach Hause und lasse sie mit unseren Meerschweinchen spielen.“ Ihre Schüler zu Gast zu haben, ist für die in allen Schulgremien engagierte Lehrerin kein Problem. Wer bei Cindy Schoßee nach einer klaren Grenze zwischen Beruf und Privatleben Ausschau hält, so wie die Grenze zwischen dem bunten Klassenraum und den grauen Wohnblöcken davor, der sucht vergebens. „Ich wollte immer Lehrerin werden und es auch immer bleiben. Genau das ist mein Leben“, sagt sie sehr bestimmt. So sitzt sie oft schon mit Kolleginnen um 6.30 Uhr in der Schule, schmiert ein paar Brote für Kinder, die ohne Frühstück zum Unterricht kommen. Wenn einer ihrer Schüler mal nicht nach Hause oder in die Kinderauffangstation in der Nachbarschaft will, bleibt sie noch ein paar Stunden länger in der Schule und holt ihre eigenen beiden Jungs zum Spielen dazu. Cindy Schoßee wuchs in Gera auf, einer 100.000-EinwohnerStadt gut 80 Kilometer östlich von Erfurt. Schon mit 16 zog sie zu Hause aus - die Eltern hatten sich getrennt. Sie begann in Weimar eine Ausbildung an der Erzieherinnenschule der ehemaligen DDR, wechselte dann nach Erfurt, holte dort das Abitur nach und studierte schließlich Lehramt mit den Schwerpunkten Deutsch und Sport. In den folgenden Jahren brachte sie die beiden Söhne Oliver (heute 11 Jahre) und Noah (heute 8) zur Welt, mit denen sie als alleinerziehende Mutter zusammenlebt. An ihrem 31. Geburtstag bekam Cindy Schoßees Leben die entscheidende berufliche Wendung. Das Schulamt Erfurt rief an. Jemand sagte: „Wenn sie jetzt gleich zu uns kommen, haben sie einen Job!“ Zu „Fit am Ball Africa“ ist sie eher zufällig gekommen. „Ich stand gerade im Sekretariat und Teacher Cindy Schossee works in a social trouble spot. She herself has two sons. times does not want to go home, or wants to go to the children‘s refuge in the neighbourhood, she stays several hours longer at school and brings her own two sons there to play. Cindy Schossee grew up in Gera, a city of 100,000 people some 80 kilometres east of Erfurt. She left home already at 16 – her parents had split up. She began her training in Weimar at the Pre-School Teacher Training School of the former East Germany, transferred to Erfurt, qualified for her A levels there and eventually got her teacher‘s certificate with German and PE as her main subjects. In the following years, she gave birth to two sons, Oliver (now 11 years old) and Noah (now 8), and lives with them as a single mother. On her 31st birthday, Schossee‘s life got the decisive career change. The Erfurt school authority called her. Someone said: “If you can come to us right away, you have a job!” She came upon “Fit am Ball Africa” more or less by accident. “I was standing in the office and was about to make a phone call, when someone from the project office called up and described the fantastic idea of dribbling balls to raise donations at the Erfurt Zoo”. At first I was uncomfortable with the idea, because bin ans Telefon gegangen, als jemand vom Projektbüro anrief und die tolle Idee vom SpendenDribbeln im Erfurter Zoo erklärte. Mir war das zuerst etwas unangenehm, weil ich wusste, dass meine Kinder keine große Spendensumme sammeln konnten. Aber letztendlich kamen doch ein paar Euro zusammen und die Kinder waren mächtig stolz. Noch heute tragen über die Hälfte der Kinder beim Sport stolz ihr ,Fit am Ball‘-Shirt – wie ich übrigens auch.“ „Das Schlimmste ist eigentlich“, sagt die 1,63 Meter große Pädagogin zum Schluss, „wenn die Kinder langsam größer werden als ich. Weil ich nicht so groß bin wie ein Model, kriege ich auf diese Weise sehr direkt mit, wenn der Abschied naht, also dass die Kinder bald auf eine weiterführende Schule wechseln.“ Das hört der zehnjährige Philipp, der gerade nach der sechsten Stunde unaufgefordert den Klassenraum aufräumt und die Stühle zusammenstellt. Mit seiner fachmännischischen Antwort bringt Philipp das Verhältnis der Klasse zu ihrer Lehrerin auf den Punkt: „Für ein Model haben sie viel zu viel Ausstrahlung! Mir gefallen sie so viel lieber!“ M.B. I know that my children cannot raise any big contributions. But ultimately they got a few euros together and the children were really proud. Still today, over half of the children proudly wear their `Fit am Ball‘ shirts in PE class – as I do, by the way.” “The worst is, actually”, the 5 foot 4 inch teacher says at the end, “when the children slowly become taller than I am. Since I am not as tall as a model, this is how I know that it is getting close to time to say goodbye, that the children will soon be going on to secondary school”. Ten-year-old Philipp heard that. Right after the sixth period, he was clearing up the classroom and putting the chairs in order, without being asked. With his expertlike answer, Philipp gets to the heart of the class‘s relationship to their teacher: “You have far too much charisma for a model! I like you so much more the way you are!” M.B. 63 Simone Nielen ist Klassenlehrerin in der Gemeinschafts-Grundschule Sonnenstraße, Düsseldorf-Oberbilk. „Ich gebe mein Bestes – Schicksale kann ich nicht ändern“ Tim ist heute Manager. Nicht irgendeiner, sondern ein ganz besonderer: „FlüsterstimmenManager“. Das heißt, er muss an seinem Tisch darauf aufpassen, dass alle möglichst leise sind. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für den siebenjährigen Schüler, die ihm Klassenlehrerin Simone Nielen übertragen hat. Tim soll dabei helfen, dass die 2b gemeinsam und erfolgreich lernen kann. Was nicht unbedingt selbstverständlich ist: Die 2b versammelt 21 Schüler aus 13 Nationen mit unterschiedlichen Sprachen. Sie gehört zur GGS Sonnenstraße in Düsseldorf-Oberbilk, eine Offene Ganztagsschule mit insgesamt 240 Kindern aus 20 Ländern (80 Prozent Migrationshintergrund). Das Erstaunliche: Die ganze 2b lernt aufmerksam und mit Begeisterung. Wer Durcheinander oder Lärm erwartet, undisziplinierte Kinder und eine überforderte Lehrerin, der täuscht sich gewaltig. Si- 64 mone Nielen, die vor nicht einmal zwei Jahren ihre Lehrerausbildung abschloss, hat die Klasse im Griff. Ohne zu schreien, ohne Strafen zu verhängen. Ihre Methoden – wie die Vergabe von „Manager-Posten“ – helfen dabei. Vor allem aber wirkt ihre natürliche Autorität. Ganz in sich ruhend steht die mädchenhafte, 29-jährige Frau vor ihrer Klasse. Leise und mit Betonung erklärt sie eine Aufgabe, die die Kinder lösen sollen. Fünf Motive einer Bildgeschichte müssen in der richtigen Reihenfolge zusammengefügt werden. Die Kinder sitzen im Halbkreis um die Lehrerin herum. Sie sind ganz bei der Sache, melden sich fleißig. Die meisten sprechen kein perfektes Deutsch. Der Wortschatz ist dürftig, weil in der Familie eine andere Sprache gesprochen wird. Trotzdem: Schon nach kurzer Zeit liegen die einzelnen Bilder in der richtigen Reihenfolge zusammen, die Geschichte kann erzählt und Simone Nielsen is a class teacher and sports coordinator at Sonnenstrasse Primary School in Düsseldorf-Oberbilk. “I do my best, but I cannot change fates” Today Tim is a manager. Not just any kind of manager, but a very special one: “whisper manager”. That means he has to make sure that everyone at his table is as quiet as a mouse. A big responsibility for the seven-yearold schoolchild, assigned to him by teacher Simone Nielen. This is how Tim is supposed to help class 2b to learn together and effectively. A task whose success is not at all obvious: class 2b brings together 21 schoolchildren from 13 countries with diverse languages. The class belongs to the Sonnenstrasse com- munity primary school in Düsseldorf-Oberbilk, an open all-day school with a total of 240 children from 20 countries (80 percent from immigrant backgrounds). The amazing thing is that the entire class is learning attentively and enthusiastically. Anyone who expects chaos or noise, undisciplined children and an overwhelmed teacher, is badly mistaken. Simone Nielen, who only graduated from her teacher‘s training two years ago, has the class under control. Without having to raise her voice, without imposing punishment. Her methods help, such as giving out “manager positions”. But most important is her natural authority. The girlish 29-year-old woman stands before her class, completely calm. Quietly and emphatically she explains the assignment she wants the children to tackle. They have to arrange five motifs of a picture story in the right order. The children sit around their teacher in a Fotos: Stefan Menne Lehrer dann von den Kindern aufgeschrieben werden. Stolz zeigen die Schüler der Lehrerin das Ergebnis. Simone Nielen lobt, schreibt Häkchen ins Heft. „Kinder im Grundschulalter sind leicht fürs Lernen zu begeistern“, kommentiert die Pädagogin. Glaubt man ihr, dann geht das auch an einer Schule in schwierigem sozialen Umfeld ohne besondere Tricks. Sie kommt stets gut vorbereitet in den Unterricht, erklärt Simone Nielen und sie freut sich jeden Morgen auf ihre Klasse, was die Kinder wohl fühlen. Ein Vorbild will sie ihnen sein: „Wenn ich erwarte, dass die Kinder verlässlich, gewissenhaft und ehrlich sind, dann muss ich das auch vorleben.“ Sie braucht nicht laut zu werden, sagt Simone Nielen und sie will es auch nicht. „Ich arbeite viel mit meiner Stimme, rede leise. Wenn ich schweige, wissen die Kinder genau, dass etwas nicht stimmt.“ Sie setzt auf Konsequenz: „Das ist wichtig bei den Kindern. Aber auch liebevoll zu sein. Und ich beziehe sie viel mit ein. Wir stellen gemeinsam Verhaltensregeln auf und sprechen darüber, warum es zum Beispiel wichtig ist, dass sie leise sind. Nicht, weil ich persönlich das schön finde, sondern weil sie dann besser lernen können.“ Dass es nach zwei Schulstunden konzentriertem Arbeiten trotzdem unruhig wird, ist normal. „Ihr braucht Bewegung“, spricht Simone Nielen die Kinder an. Als Sportlehrerin und Sportkoordinatorin der Schule erkennt sie das sofort. Alle bilden einen Kreis, singen ein Lied und machen dazu viele unterschiedliche Gesten, hopsen, drehen sich im Kreis. Danach kehrt wieder Ruhe ein, die Kinder arbeiten weiter an ihrer Geschichte, an Matheaufgaben und Schreibübungen. „Gerade in der Stadt sind für Kinder Bewegungsund Sportangebote so wichtig. Das schätze ich auch am Projekt ‚Fit am Ball’. Am besten ist täglicher Sportunterricht.“ Deshalb bietet die GGS Sonnenstraße auch eine Fülle freiwilliger Sportmöglichkeiten für die unterrichtsfreie Zeit: Bewegungsangebote wie Fußball, Handball, American Flag Football, Karate oder Schwimmen (im schuleigenen Schwimmbad) werden gut angenommen. Woher Simone Nielen die Kraft und ihre starken Nerven hat, kann sie nicht sagen. Es mag am Elternhaus in Geldern liegen, einer Kleinstadt am Niederrhein, 70 Kilometer von Düsseldorf entfernt. Der Vater Bankkaufmann, die Mutter Medizinisch-technische Assistentin – klingt nach glücklicher Kindheit in einer ländlichen Gegend. Simone Nielen hätte sich nach dem Studium in Münster – mit den Schwerpunktfächern Sport, Mathematik und Deutsch – auch eine leichtere Aufgabe suchen können. Aber sie hat sich bewusst an der GGS Sonnenstraße in DüsseldorfOberbilk beworben. „Ich habe großen Respekt vor der Situation. Aber hier kann man was bewegen, auch mit dem jungen Kollegium. Wir arbeiten prima zusammen und harmonieren sehr gut. Und es gibt auch viele tolle Eltern, die uns unterstützen.“ Zum Beispiel richten sie morgens ein gesundes Frühstück her. Für Kinder aus armen Familien, die mit leerem Magen zur Schule kommen. Die Lebensmittel spendet die Düsseldorfer Tafel. Die Kinder hängen an Simone Nielen – auch im wörtlichen Sinn. Manche brauchen körperliche Nähe, eine Umarmung. Kann sie am Ende des Schultags gut abschalten oder „nimmt sie vieles mit“ nach Hause? „Ich muss natürlich über die Schule reden. Die Geschichten muss sich dann mein Freund anhören.“ Der Freund, von Beruf Journalist, und ein funktionierender Freundeskreis, das braucht sie. Ein ganz normales Privatleben mit Kino, Büchern und Volleyball, ihr sportliches Hobby – so bleibt Simone Nielen auch seelisch in Form. Denn bei aller Liebe zum Beruf ist die zierliche Frau mit den hochgesteckten braunen Haaren doch ganz Realistin: „Ich bin kein Held. Ich gebe mein Bestes, mehr geht nicht. Schicksale kann ich nicht ändern. Wenn man diesen Job ein Leben lang machen will, braucht man auch einen gesunden Abstand, die Möglichkeit abzuschalten.“ U.A. half circle. They are really involved, and raise their hands diligently. Most do not speak perfect German. Vocabulary is meagre, because they speak another language at home. Still, after a short time, the individual pictures are put in the right order, the story can be told and then written out by the children. The children proudly show their teacher the result. Nielen praises them, writing check marks in her notebook. “Primary school children are easy to inspire about learning”, the teacher comments. You believe her, because she is doing it at a school in a difficult social environment, without using any special tricks. She always comes well prepared for teaching, Nielen explains, and she looks forward to her class every morning, which makes the children feel comfortable. She wants to set a good example for them: “If I expect the children to be reliable, conscientious and honest, I too must set an example”. She does not have to raise her voice, Nielen says, and she does not want to. “I work a great deal with my voice, and speak softly. When I am silent, the children know very well that something is not right”. She believes in consequence: “That is important for the children. But also to be affectionate. And I involve them a great deal. We set rules for conduct together and discuss why, for example, it is important that they are quiet. Not because I personally like it, but because they can learn better that way”. It is normal that after two class hours of concentrated school work, things become a bit unruly. “You need to get moving”, Simone Nielen tells the children. As a PE teacher and athletics coordinator for the school, she recognises that immediately. They all form a circle, sing a song, making all sorts of gestures, hopping and spinning around in a circle. After that, quiet returns, the children work further on their story, on maths homework and writing exercises. “Especially in the city, opportunities for exer- cise and athletics for children are really important. I also appreciate the `Fit am Ball‘ project for that reason. The best thing is a daily PE class”. Therefore, the Sonnenstrasse primary school also offers plenty of sports activities during free time: opportunities for physical activity such as football, handball, American flag football, karate or swimming (in the school‘s own pool) are all well received. Ms Nielen cannot say where she gets her strength and strong nerves. It could come from her parents‘ home in Geldern, a small town on the lower Rhine, 70 kilometres from Duesseldorf. With her father a banker and her mother a medical technical assistant, it sounds like a happy childhood in a rural area. After her studies in Münster – with her main subjects being PE, mathematics, and German – Nielen could also have looked for an easier assignment. But she applied to the Sonnenstrasse primary school in Düsseldorf-Oberbilk, knowing what she was doing. “I have great respect for this situation. Here you can get things moving, together with the young faculty. We work fantastically together and harmonise very well. And there are many really great parents, who support us”. For example, they prepare a healthy breakfast in the mornings, for children from poor families who come to school with empty stomachs. The Düsseldorf Table project donates the groceries. The children are quite attached to Simone Nielen – even literally. Many need physical closeness, a hug. Is she able to break off easily, at the end of the day, or does she “take a lot with her” home? “Of course I have to talk about school. My boyfriend has to listen to the stories”. She needs her boyfriend, a journalist, and a functioning circle of friends. A quite normal private life, including cinema, books and volleyball, her athletic hobby, keeps Nielen in form emotionally as well. Despite all her love for her profession, the petite woman with upswept brown hair is also a total realist: “I‘m no heroine. I do my best; more I cannot do. I cannot change fates. When you want to do this as a lifelong job, you also need a healthy distance, the possibility to switch off”. U.A. 65 Projekte Fallbeispiele für gelungene soziale Initiativen aus Ludwigsburg, Hamburg und Köln. Christine Gerstner berichtet. KINDERN GUTES TUN – WIE GENAU GEHT DAS? Case studies of successful social initiatives in Ludwigsburg, Hamburg and Cologne. Christine Gerstner reports. DOING GOOD FOR CHILDREN – HOW EXACTLY DOES IT WORK? 66 Foto: Arslan Ufuk 67 Projekte Der gute Wille allein reicht meistens nicht aus, damit bürgerschaftliches Engagement nachhaltig wirkt. Genauso wichtig sind durchdachte Konzepte, etwas Geld und Anerkennung im sozialen Umfeld der Aktiven. Hier drei gelungene Beispiele aus der Praxis für Initiativen mit großem und schon jahrelang anhaltendem Erfolg. Good will alone is usually not enough to give civic involvement a sustainable impact. Equally important are concepts that have been well thought through, some money and recognition of the participants by their social milieu. Here are three case studies of initiatives that have had great success lasting many years. „Projekt JuKi“ engagiert sich in Kindergärten mit hohem Einwandereranteil. Mädchen-„Gang“ als Lesehelfer A lles begann mit dem UNICEF-JuniorBotschafter-Wettbewerb 2006: Ein Aufruf an Kinder und Jugendliche, sich für sozial benachteiligte Kinder zu engagieren. Julika und Kira aus Ludwigsburg hörten davon – die beiden Freundinnen waren gerade mal elf Jahre alt. Trotzdem entwickelten die Mädchen ganz ohne fremde Hilfe eine eigene Idee. Sie suchten sich einen Kindergarten, spielten dort mit Kindern aus ausländischen Familien und lasen ihnen vor. Nebenbei suchten sie mit selbst verfassten und kopierten Flugblättern Mitstreiter für ihr Projekt: Die Initiative „Projekt JuKi -Jugend für Kinder!“ war geboren. Julikas Mutter Angelika Pfeiffer, Sozialpädagogin und im Bereich Familienbildung tätig, ahnte nichts vom Engagement ihrer Tochter. Erst als eines Tages die Polizei in der Tür stand – sie vermutete hinter den Flugblättern der Mädchen eine kriminelle Jugendgang – wurde Angelika Pfeiffer aufmerksam. Von da an unterstützte die stolze Mutter Julika und ihre Freundin mit vielen Tipps. Sie half, Spendenanträge zu stellen und bei der Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt. Heute lesen zehn „JuKis“ im Alter von elf bis 15 Jahren regelmäßig in Kindergärten mit hohem Einwandereranteil vor. Ziel der Jugendlichen ist es, Kindern unabhängig von ihrer nationalen oder sozialen Herkunft gleichwertige Bildungschancen zu ermöglichen. Die Initiative hat sogar ein eigenes JuKi-Zimmer in einer Wohnung der Stadt Ludwigsburg organisiert. Die Möbel wurden gespendet, Bücher und Spiele 68 werden von Sponsoren gestellt oder aus Preisgeldern finanziert. Die Gruppe kann fünf Jahre nach der Gründung tatsächlich stolz sein auf eine schon lange Liste von Auszeichnungen, darunter der „Eine-WeltPreis“, der „Deutsche Kinderpreis“, der „Integrationspreis der Bundesregierung“ und nicht zuletzt „Der Deutsche Vorlesepreis 2010 für Integration“. Nicht nur die Kita-Kinder, auch die JuKi-Vorleser selbst profitieren von der öffentlichen Anerkennung. So hat Julika schon viele Persönlichkeiten aus Politik und Kultur kennen lernen dürfen und den Deutschen Bundestag in Berlin besichtigt. Mittlerweile engagieren sich die JuKis auch international - für Projekte in Westafrika. Sie unterstützen ein Waisenhaus in Nigeria und die Initiative AIM gegen weibliche Genitalverstümmelung in Sierra Leone. Doch weiterhin geht es Julika und den JuKis vor allem um benachteiligte Kinder in ihrer Heimatstadt. So betreute Julika drei Jahre lang das türkische Mädchen Erva. Anfangs sprach Erva so schlecht Deutsch, dass ihre Vorschulerzieherin die Einschulung mit sechs Jahren für aussichtslos hielt. Die Eltern konnten dem Mädchen wegen ihrer eigenen schlechten Deutschkenntnisse nicht helfen. In den regelmäßigen Treffen mit Julika machte Erva jedoch schnell Fortschritte. Die Sprachfertigkeiten verbesserten sich, damit auch ihr Selbstbewusstsein und durch das gemeinsame Basteln und Malen auch die Feinmotorik. Schließlich konnte Erva doch noch mit sechs Jahren die erste Klasse besuchen, und heute ist sie eine gute Schülerin, erzählt Julika. Nun betreut Julika ein anderes Mädchen türkischer Herkunft. Auch die fünfjährige Eda profitiert von den Lesestunden und genießt das Zusammensein mit ihrer zehn Jahre älteren Betreuerin. Nicht alles geht so glatt. Julika berichtet auch von negativen Erlebnissen. Einmal war sie „tief geschockt“, als sie ein Kind zu Hause besuchte. Die siebenköpfige Familie lebte in nur einem Zimmer. Platz und Geld waren so knapp, dass die Kinder zu dritt auf einer Matratze schlafen mussten. „Manchmal hören wir auch blöde Sprüche, wenn wir an unserem Infostand neue Mitglieder werben wollen oder um Spenden bitten“, beschreibt Julika Widerstände gegen ihr Projekt, „die muss man dann eben mit einem Lächeln abwehren.“ Neben den Aktivitäten für die Initiative interessiert sich Julika für Sport (Badminton, Klettern), Musik (sie spielt Oboe und Klavier) und Kunst (ihr liebstes Schul-Hauptfach). Nach der Mittleren Reife möchte sie für einen Schüleraustausch ins Ausland. Und danach? Mit dem Gedanken, ihr ehrenamtliches Engagement später mal als Beruf auszuüben, kann sich Julika nicht anfreunden. „Wenn man mit Kindern arbeitet, ist man am Ende des Tages so fertig, dass man nur noch ins Bett sinken möchte. Ich kann mir eher vorstellen, Politikwissenschaft zu studieren, weil ich auch die Grünen sehr gut finde. Vor allem Jürgen Trittin, der ist mein Vorbild!“ Fotos: Arslan Ufuk Projekte Project JuKi -- Youth for the Children works in kindergartens with a high proportion of immigrants. A Girls Gang as reading assistants I t all began with the UNICEF Junior Ambassadors‘ Competition 2006: a call on children and young people, to get involved with helping socially disadvantaged children. Julika and Kira from Ludwigsburg heard about it – the two girlfriends were just eleven years old. Yet the girls came up with their own idea. They looked for a nursery school, played there with children from immigrant families and read to them. Meanwhile they looked for helpers for their project, with leaflets they wrote and photocopied themselves: “Project JuKi – Youth for Children!” was born. Julika‘s mother, Angelika Pfeiffer, a social education worker and active in family services, did not know of her daughter‘s involvement. Only when the police came to her door one day – they suspected there could be a criminal youth gang behind the girls‘ leaflets – did Angelika Pfeiffer take notice. From then on, the proud mother supported Julika and her friend with many tips. She helped set up applications for donations, and with publicity for the project. Today, ten “JuKis”, aged 11 to 15, regularly read aloud at preschools that have a high proportion of immigrants. The young people‘s goal is to make it possible for children, whatever their national or social origins, to have equal opportunities for education. The initiative also organized its own JuKi Room in an apartment in the city of Ludwigsburg. The furniture was donated, books and toys were contributed by sponsors or financed from prize money. Five years after its founding, the group can really be proud of a long list of awards, including the “Eine-Welt-Preis”, the “Deutscher Kinderpreis”, the “Integrationspreis der Bundesregierung”, and, last but not least, “Der Deutsche Vorlesepreis 2010 für Integration”. Not only the preschoolers, but also the JuKi readers themselves, benefit from the public recognition. This is how Julika has gotten to know many political and cultural personalities, and to visit the German Parliament in Berlin. Meanwhile, the JuKis are also involved internationally, in projects in West Africa. They support an orphanage in Nigeria and the AIM Initiative against female circumcision in Sierra Leone. But above all, Julika and the JuKis are concerned about underprivileged children in their home city. For three years, Julika was a mentor for Erva, a Turkish girl. At first, Erva spoke German so badly that her preschool teacher thought there would be no point in enrolling her in school at the age of six. Her parents could not help Julika gründete mit einer Freundin die Initiative „JuKi“. Sie hilft der fünfjährigen Eda (Foto), deren Eltern aus der Türkei stammen, die deutsche Sprache zu lernen. Julika and a girlfriend launched the “JuKi” initiative. She helps five-year-old Eda, whose parents come from Turkey, to learn German. the girl, because of their own poor knowledge of German. But in her regular meetings with Julika, Erva made rapid progress. Her language skills improved, and with that, her self-confidence, and, by working together on handicrafts and painting, her fine motor skills as well. In the end, Erva was able to enter the first grade at age six, and today she is a good student, Julika says. Now, Julika is mentoring another girl of Turkish origin. Fiveyear-old Eda is also benefiting from the hours of reading, and enjoys being with her mentor, who is ten years older than she. But not everything goes so smoothly. Julika also reports negative experiences. Once, she was “deeply shocked” when she visited a child at home. The seven-member family was living in just one room. Space and money were so limited, that the children had to sleep three together on one mattress. “Sometimes we also hear stupid things, when we are trying to get new members or ask for contributions at our information stand”, is how Julika describes opposition to her project. “You just have to answer with a smile”. In addition to her work for the Initiative, Julika is interested in sports (badminton, climbing), music (she plays oboe and piano) and art (her favourite subject at school). After getting her O-levels, she wants to go on a school exchange abroad. And then? Julika is not keen on making her voluntary commitment her profession later on. “If you work with children, at the end of the day you are so worn out, that you only want to fall into bed. I would rather study political science, because I really like the “Die Grünen”. Above all Jürgen Trittin; he is my role model!” 69 Projekte Rubrik Hans Raatz leitet schon im achten Jahr „Fit am Ball“-AGs in Köln. Aus dicken Kindern wurden selbstbewusste Schüler „Ehrgeiz und Spielfreude sind natürlich sehr wichtig“, sagt der 54-jährige Fußballtrainer und Sozialmanager Hans Raatz vom Kölner Sportverein TV Dellbrück 1895 e.V. „aber ich persönlich lege auch großen Wert auf das Sozialverhalten, das heißt auf Teamgeist und Fairness!“ Und das müsse von den Erwachsenen vorgelebt werden. Deshalb stört es Raatz schon seit langem, dass in vielen Fußballvereinen bereits bei den Kindermannschaften der Fokus ganz auf Leistung und Torerfolg liegt. „Da habe ich oft hässliche Situationen am Spielfeldrand erlebt. Bei diesem Leistungsdruck fühlen sich schon die Kleinsten als Versager und im schlimmsten Fall verlieren die Kinder auf Dauer den Spaß am Sport.“ Damit dies nicht geschieht, ist in Raatz` „TVDFußball- und Bewegungsschule“ vieles anders als in den meisten Vereinen. Großen Wert legen die Übungsleiter schon seit der Gründung 2007 auf eine „spaß- und vertrauensvolle Umgebung“ und sie sehen das Spiel als „hervorragendes Medium zum sozialen Lernen“, wie es in ihrem Konzept heißt. Der „puren Leistungsorientierung“ im Profi- Hans Raatz has run “Fit am Ball” project teams in Cologne since 2003. Overweight children became self-confident students “Ambition and love of the game are of course very important”, says Hans Raatz, the 54-yearold football trainer and social manager of the Dellbrueck Gymnastics Club (TVD) 1895. “But personally I also put a lot of value on social behaviour, which means team spirit and fairness!” And these values must be practised by the adults. It has bothered Raatz for a long time, that in many football clubs the focus is totally on performance and making goals, even for the children‘s teams. “I‘ve often seen ugly situations on the sidelines. Because of this pressure for success, even the smallest children feel like failures, and in the worst cases, the children permanently lose any enjoyment of athletics”. To make sure that this does not happen, things are very different in Raatz‘s “TVD Football and Exercise School” than in most of the clubs. Since it was founded in 2007, the trainers have put 70 und Amateurbereich – „schon im Jugendfußball beobachten wir heute eine ähnliche Entwicklung“ – soll entgegengewirkt werden, Das ist Raatz und seinen Kollegen besonders wichtig. Entstanden ist die bemerkenswerte Fußball- und Bewegungsschule, an der heute 110 Kinder teilnehmen, aus freiwilligen Schulsport-AGs des CSR-Projektes „Fit am Ball – Der Schul-Cup von funny-frisch“. 2003 war Raatz über einen Zeitungsartikel auf „Fit am Ball“ gestoßen. Der Diplom-Politikwissenschaftler betreute schon damals eine 20-köpfige Fußball-AG an der GGS Dellbrücker Hauptstraße („Regenbogenschule“) im Kölner Osten. Seitdem ist Raatz bei jeder „Fit am Ball“-Staffel dabei. Besonders gut gefalle ihm an dem Projekt der Deutschen Sporthochschule Köln, dass nicht nur fußballspezifische Übungen im Vordergrund stünden, sondern auch die Elemente Ernährung und allgemeine Bewegungsfähigkeit. „Das pädagogische Konzept von Professor Jürgen Buschmann läuft darauf hinaus, bewegungsungewohnten Kindern Zugang zum Sport und zur Bewegung zu verschaffen“, erklärt Raatz, inzwischen stellvertretender Leiter der Offenen Ganztagsschule der GGS Dellbrücker Hauptstraße: „Das finde ich gut.“ Besonders die „Dienstältesten“ in Raatz` Fußballtruppe, viele schon seit 2003 mit „Fit am Ball“ vertraut und zum Teil heute selbst als Übungsleiter und CoTrainer aktiv, loben und genießen den Gemeinschaftscharakter des Projekts. Zusammensein und Fußball spielen mit guten Kumpels, ohne Leistungsdruck und ohne destruktive Kritik – das kommt bei allen an. „Fit am Ball“ habe bei ihnen in vielerlei Hinsicht etwas verändert, berichten die Jungs. „Ich war sehr schüchtern“, sagt der zwölfjährige Kai, „heute bin ich viel freundlicher und the idea of giving access high value on an to athletics and exercise to “environment of fun and trust”, and they children who are unused to physical activity”, explains see the game as an “outstanding medium Raatz, who is now deputy head of the open all-day for social learning”, as the school‘s mission school at the Dellbrücker Fußballtrainer, Sozialmanager, Politikwissenschaftler: Hans Raatz, ein Mann mit vielen Talenten statement says. It is Hemptstraße School: “I like especially important for that”. Raatz and his colleagues to counteract the “pure The “longest serving” members of Raatz‘s football team especially praise and enjoy the project‘s performance orientation” in professional and amateur sports alike: “In youth football, we are seeing community character. Many of them have been a similar development”. involved with “Fit am Ball” since 2003, and some This special Football and Exercise School, with are today active as trainers and co-trainers. To 110 children enrolled today, came about as a get together and play football with good mates, without pressure to perform and without destrucresult of the CSR-project “Fit am Ball – Der SchulCup von funny-frisch”. tive criticism – everyone likes that. “Fit am Ball” In 2003, Raatz stumbled upon a newspaper artichas changed things for them in many ways, the le on “Fit am Ball”. The political science graduate guys report. “I was very shy”, says the 12-year-old was already supervising a 20-man football team Kai. “Today I am a lot more friendly and outgoing, at Dellbrücker Hemptstraße Community Primary and can relate to others better”. Thirteen-yearSchool in East Cologne. Since then, Raatz has old Johann confirms that regular training with 30 other players strengthens not only one‘s physical been part of every “Fit am Ball” season. What he condition, but also self-confidence. Felix and especially likes about this project of the German Sport University Cologne, is that it not only Leander, both 13, think that they can now move promotes specific football exercises, but also basic much better than a year ago, and that their “leg nutrition and general physical prowess. “Professor coordination” has definitely improved. Some tell of really big successes. Jürgen Buschmann‘s teaching concept comes from Fotos: Martin Lässig 71 offener und kann besser auf andere zugehen.“ Der 13-jährige Johann bestätigt, dass regelmäßiges Training mit 30 Mitspielern nicht nur die Kondition, sondern auch das Selbstbewusstsein stärke. Felix und Leander, beide 13 Jahre, glauben, dass sie sich jetzt viel besser bewegen können als vor einigen Jahren und dass sich ihre „Beinkoordination“ deutlich verbessert habe. Einige erzählen von ganz großen Erfolgen. Sam Jost, 16 Jahre: „Ich war in der Grundschule ein molliger Typ. Erst durch ‚Fit am Ball’ bin ich richtig in Bewegung gekommen. Dadurch habe ich mehr Sport gemacht und vor allem viel lieber, und ich bin dann oft zum Fußball gegangen.“ So richtig abgenommen habe er ab dem Sommer 2008, als Sam auch Übungsleiter bei Hans Raatz wurde und sich an die von „Fit am Ball“ und seinem Trainer vorgeschlagenen Ernährungstipps hielt. Also: Viel trinken - hauptsächlich Wasser -, gesunde Ernährung und regelmäßige Mahlzeiten, so gut wie nicht zwischendurch essen und auch zu den Hauptmahlzeiten „normale Mengen“, also nicht übertrieben viel. Ergebnis: Innerhalb weniger Monate hatte der Schüler satte 20 Kilo verloren. „Alles ist besser geworden“, freut sich Sam, „man hat viel mehr Freude daran, sich zu bewegen, man fühlt sich auch im übertragenen Sinn leichter und man besitzt mehr Ausdauer.“ Es habe ihn eine Menge Überwindung gekostet, aber jetzt sei er sehr froh, es geschafft zu haben und er halte seit zwei Jahren sein Gewicht! Nicht nur Hans Raatz, auch Sams großer Bruder Dominik ist deshalb sehr stolz auf ihn. Dominik Jost ist 19 Jahre alt und seit 2007 als CoTrainer in der TVD-Fußball- und Bewegungsschule aktiv. Ihm gefällt besonders die Zusammenarbeit mit den Kindern und dass durch den Ansatz der Schule der Teamgeist gestärkt wird. Deshalb hat Dominik nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr in der Geschäftsführung der Fußballschule begonnen. Mittlerweile kann er sich sogar vorstellen, Sport zu studieren. „Fit am Ball“ sei für die Schule eine feste Institution geworden, eine Art geflügeltes Wort, ergänzt Hans Raatz. Selbst außerhalb der Turniere liefen die Fußballjungs mit den Projekt-T-Shirts herum und „Devotionalien“ wie der erste „Fit am Ball“Fußball würden sorgsam gehütet, obwohl der mittlerweile schon völlig verschrumpelt sei. Es sei schön, die fruchtbaren Ergebnisse zu sehen, wie die Jungs sich verbesserten, wie sie selbstbewusster würden und sich selbst zum Übungsleiter entwickelten. Nach seinem eindringlichsten „Fit am Ball“Erlebnis gefragt, nennt der Trainer die Geschichte eines Jungen, dessen Mutter das Projekt immer Sam Jost, 16: “I was a chubby kid in primary school. I first began to really exercise through “Fit am Ball”. I did more athletics, much more willingly, and I often went out for football”. He has lost so much weight since the summer of 2008, that Sam has become a trainer with Hans Raatz and is sticking to the eating tips that “Fit am Ball” and his trainer gave him. That means: Drink a lot – especially water; eat healthy foods at regular mealtimes; eat almost nothing between meals; and, at meals, eat “normal portions” and don‘t overdo it. The results: the student had lost over three stone in a few months. “Everything is better”, Sam says happily. “You like to exercise a lot more, you feel easier about it, and you have more stamina”. He had a lot to overcome, but now he is really glad that he made it, and has kept his weight down for two years! Not only Hans Raatz, but also Sam‘s big brother Dominik is really proud of him. Dominik Jost is 19, and has been active since 2007 as a co-trainer in the TVD Football and Exercise School. What he likes is working with the children, and that the school‘s approach strengthens team spirit. Therefore, after his A-levels, he joined the football school‘s administration during his gap year. Meanwhile, he can even imagine studying physical education. “Fit am Ball” has become an institution at the school, a kind of byword, Raatz adds. Even outside the tournaments, the football boys run around wearing their project T-shirts, and “devotional objects” like the first “Fit am Ball” football are carefully guarded, although it has totally shrivelled up. It is beautiful to see the productive results, how the boys have improved, becoming more self-confiident, and developing into trainers themselves. Asked about his most moving experience with “Fit am Ball”, the trainer told the story of a boy whose mother had always strongly supported the project. She died on the day before a group trip to a “Fit am Ball” event in Frankfurt am Main. Despite this terrible loss, the boy wanted to go to Frankfurt, to help his team, which was also his father‘s express wish. Raatz, who has three children (26, 22, and 16 years old) with his wife, a nursery school teacher, pauses for a long moment: “With all tragedies, one comes to understand how a special empathy develops through real involvement. The relationship to the children and their parents becomes totally different. That keeps happening and makes things really rewarding for us advisers”. 72 stark unterstützte. Sie starb am Vorabend einer Reise der Gruppe zu einem „Fit am Ball“-Event in Frankfurt am Main. Trotz des schlimmen Verlustes wollte der Junge unbedingt mit nach Frankfurt, um seinem Team zu helfen, was dann auch der ausdrückliche Wunsch des Vaters war. Hans Raatz, der mit seiner Ehefrau, einer Erzieherin, selbst drei Kinder hat (26, 22 und 16 Jahre alt), hält einen langen Moment inne: „Bei aller Tragik versteht man in einer solchen Situation, wie sich durch wahres Engagement auch eine gewisse Art von Empathie entwickelt. Es entsteht ein ganz anderes Verhältnis zu den Kindern und ihren Eltern. Da kommt viel zurück, und das macht die Sache für uns Betreuer wirklich lohnend.“ Die „Fit am Ball“-AG 2011 von Hans Raatz im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Dellbrück ist eine von über 1.500 AGs in ganz Deutschland. Die SnackMarke „funny-frisch“ unterstützt das Projekt schon seit 2003. Fotos: Martin Lässig Projekte Rubrik Photographer Artworker Writer Rubrik Kinder Marlies Bothmann über ihr Ehrenamt bei der Initiative „MENTOR“: „Das geht so richtig an die Seele!“ J ohann ist ein begabter und interessierter Schüler, überhaupt ein vielseitiger Junge. In seinen Lieblingsfächern Sport und Mathe steht der 14-jährige auf Eins, er spielt leidenschaftlich gern Theater und schaut seine Lieblings-Fernsehserie „Scrubs“ im englischsprachigen Original. Wenn nur das Lesen nicht wäre. „Ich war lange Zeit auf dem Stand eines Zweitklässlers“, erinnert sich Johann, der die 8. Klasse einer Stadtteilschule im Hamburger Westen besucht. „Ich habe vieles nicht verstanden, beim Vorlesen nur gestottert und gehakt.“ Wenn man Johann heute beim Vorlesen zuhört, dann holpert es an manchen Stellen ein bisschen. Insgesamt liest er aber flüssig und mittlerweile sogar gern, wie er sagt. Man kann sich nur sehr schwer vorstellen, wie dramatisch Johanns Leseschwäche bis vor kurzem war. Geholfen hat ihm Marlies Bothmann, mit der sich Johann regelmäßig trifft. Die 68-jährige frühere Großhandelskauffrau ist eine von 600 ehrenamtlichen Mitarbeitern der Initiative „MENTOR – die Leselernhelfer HAMBURG e.V.“. Gegründet 2003 in Hannover, ist der Verein seit sechs Jahren auch in Hamburg tätig. Er kooperiert eng mit Hamburger Schulen. Die Leselernhelfer kümmern sich um lese- und sprachschwache Kinder, die oft aus bildungsfernen Elternhäusern oder aus Einwandererfamilien stammen. Die Methode der Initiative basiert auf einer 1:1 Betreuung. Ein Mentor widmet sich einem Schulkind, das aus verschiedenen Gründen Probleme mit dem Lesen hat. Rund ein Jahr lang trifft man sich einmal in der Woche, um gemeinsam zu lesen. 74 Marlies Bothmann und Johann erklären, wie sie zusammen arbeiten. Zu Beginn der Stunde sprechen Mentorin und Schüler darüber, was Johann in der vergangenen Woche erlebt hat. Dann beginnen sie zu lesen. Heute steht das spannende Fantasymärchen „Krabat“ von Otfried Preußler auf dem Programm. Erst liest Frau Bothmann vor, währenddessen liest Johann leise für sich mit. Dann übernimmt der Jugendliche die folgende Passage. Es fällt auf, dass die Mentorin den Schüler auch bei Fehlern nur selten unterbricht. Genau das weiß Johann zu schätzen: „Frau Bothmann lässt mich lesen, bis ich die Fehler selbst erkenne und verbessere oder bis ich sie frage. Sie redet mir nicht rein, das würde ich auch wirklich nervig finden, wenn ich mich gerade konzentriere.“ Das ist tatsächlich ein ganz wichtiger Punkt, sagt auch Marlies Bothmann: „Johann bleibt ruhiger, wenn man ihn nicht unterbricht. Er merkt ja selbst, wenn das vorgelesene Wort falsch war und es im Zusammenhang keinen Sinn ergibt. Wenn er es gar nicht versteht, schiebt er mir das Buch hin und dann sage ich ihm, wie es richtig ist. So ergänzen wir uns gegenseitig.“ Immer wieder erkundigt sich Johann nach bestimmten Wortbedeutungen, manchmal diskutiert er auch mit der Mentorin über den gelesenen Inhalt. Für Marlies Bothman ein wichtiges Indiz, dass Johann das Gelesene verstanden hat. Außerdem schulen die Gespräche die rhetorischen Fähigkeiten und das textanalytische Verständnis des Jungen, erläutert die verheiratete Mutter einer erwachsenen Tochter. Obwohl das Jahr mit der Mentorin jetzt vergangen ist, will Johann unbedingt weitermachen. „Ich lese Marlies Bothmann on her volunteer work with the MENTOR initiative: “It really touches your heart!” J ohann is a gifted and interested student, and overall a versatile boy. In his favourite subjects of athletics and maths, the 14-yearold is at the top; he loves to act, and watches his favourite television series, “Scrubs”, in the English original. If only he didn‘t have to read! “I was at second-year level for a long time”, remembers Johann, who is in the 8th year at a city neighbourhood school in western Hamburg. “There was a lot I didn‘t understand, and I only stuttered and stumbled when reading aloud”. When you listen to Johann reading aloud today, he‘s a bit clumsy in some places. But overall he reads fluently and has even come to enjoy it, he says. You can hardly imagine how severe Johann‘s reading disabilities were a short time ago. He was helped by Marlies Bothmann, who met with Johann regularly. The 68-year-old former wholesale businesswoman is one of 600 volunteers in “MENTOR – die Leselernhelfer Hamburg e.V.”. Founded in Hanover in 2003, the club has also been active in Hamburg for six years. It cooperates closely with the Hamburg schools. The Reading Aid Fotos: Martin Brinckmann Projekte schon viel besser und flüssiger und es macht mir volunteers work with children who have auch mehr Spaß. Vor allem lese ich im Unterricht reading and speaking disabilities. They often mehr vor, was meine Lehrerin schon sehr positiv come from households with low levels of bemerkt hat. Sie sagt, ich sei jetzt offener und education, or from immigrant families. The selbstbewusster geworden.“ Das bestätigt die method is based on working one-to-one. A Mentorin: „Johann war schüchtern und zurückhalmentor devotes him/herself to one schooltend. Jetzt ist er in seiner ganzen Art freier geworchild, who has reading problems for various den. Das hängt damit zusammen, dass wir uns reasons. For about a year, they meet once a immer mehr angenähert haben und uns langsam week, to read together. immer vertrauter geworden sind.“ Marlies Bothmann and Johann explain how „Vertrauen schaffen“ ist ein wichtiges Schlagwort they work together. At the beginning of the bei den Leselernhelfern, die in Seminaren und hour, the mentor and student talk about what Fortbildungen spezifisch geschult werden. Auch Johann did in the past week. Then they begin Marlies Bothmann erläutert, dass nur in einer to read. Today, the exciting fantasy story “Kraverständnisvollen und geduldigen Atmosphäre bat” by Otfried Preussler is on the program. Lesehemmungen ab- und Selbstbewusstsein aufFirst, Mrs. Bothmann reads out loud, while gebaut werden können. „Mindestens eine Stunde Johann reads along quietly to himself. Then lang stehen die Schüler im Mittelpunkt und ernten the boy takes the next passage. It is notable die volle Aufmerksamkeit und Zuneigung eines Erwachsenen. Für manche Kinder ist das etwas ganz Besonderes.“ Bei den Grundschülern wird die Lesestunde zusätzlich mit Spielen aufgelockert. „Wir sind allerdings keine Nachhilfelehrer“, macht die Mentorin deutlich: „Deshalb fördern wir auch frühestens ab der 2. Klasse, denn die Erstklässler sollen ja erst mal in Grundzügen lesen lernen.“ In Hamburg wurden bislang 1.700 Kinder durch die Initiative betreut. Der Erfolg schlägt sich nicht nur in der steigenden Nachfrage nieder, sondern auch in öffentlicher Anerkennung. Zuletzt wurde „MENTOR – die Leselernhelfer HAMBURG e.V.“ Marlies Bothmann unterstützt den 14-jährigen Johann. mit dem „Deutschen Vorlesepreis“ in der Kategorie „Vorleseleistung des Jahres“ ausgezeichnet. Solche Auszeichnungen seien sehr wichtig, that the mentor seldom interrupts the student, sagt Marlies Bothman. Zum einen könnten die even when he makes a mistake. Johann apPreisgelder zum Beispiel in Werbematerialien für preciates that: “Mrs Bothmann lets me read, die Initiative und in Bücher investiert werden. Zum until I recognize the errors by myself and coranderen würden die ehrenamtlichen Mitarbeiter rect them, or until I ask her. She doesn‘t jump für ihre Leistungen belohnt und in ihrem Engagein, which I really find annoying, when ment bestärkt. Denn natürlich ginge auch nicht I am trying to concentrate”. immer alles glatt: „Bei einigen Schülern würden That is a really important point, Mrs Bothdie Mentoren am liebsten das Handtuch werfen.“ mann agrees: “Johann stays calmer if you Marlies Bothmann hingegen hat von „ihren Kindon‘t interrupt him. He notices it himself, if dern“ nur Positives zu berichten. An Johann zum the word he read was wrong and it doesn‘t Beispiel mag sie seine Feinfühligkeit und die Dismake sense in context. When he really does kussionsfreude. Auch an eine junge Schülerin aus not understand, he slides the book over to Afghanistan erinnert sie sich gern. Sie konnte dem me and then I tell him what is correct. That Mädchen über eine unsichere Zeit hinweg helfen, way we complement each other”. Time and als es hin- und hergerissen war zwischen deutagain, Johann asks about particular word scher und afghanischer Kultur und kaum Rückhalt meanings, and sometimes he discusses the von Elternhaus oder Mitschülern erhielt. Zu der book‘s content with the mentor. For Marmittlerweile jungen Frau hat Marlies Bothmann lies Bothmann, that is an important sign immer noch Kontakt. Sie trifft sich ab und zu mit that Johann has understood what he read. ihr und konnte ihr einen Praktikumsplatz in einer Other than that, the conversations develop Arztpraxis vermitteln. Ihre Motivation zieht die the boy‘s verbal capabilities and ability to Mentorin aus der Dankbarkeit der Kinder: „Ohne analyse text, explains the married mother of übertreiben zu wollen, fahre ich oft von einer an adult daughter. Lesestunde mit Glücksgefühlen nach Hause. Alle Although the year with the mentor has Kinder, die ich betreut habe, waren am Ende des passed, Johann absolutely wants to continue. Lesejahres sehr dankbar und hätten am liebsten “I already read much better and more fluentweitergemacht. Das gibt mir sehr, sehr viel. Das ly, and it is much more fun for me. Above geht einem so richtig an die Seele.“ all, I read out loud much more in class, which my teacher sees very positively. She says that I have now become more open and self-confident”. The mentor confirms that: “Johann was shy and held himself back. Now he has become freer in every way. This goes along with our having become closer and grown to trust each other more”. “Achieving trust” is an important watchword for the Reading Aid volunteers, who are specially trained in seminars and continuing education. Marlies Bothmann explains that, only in an understanding and patient atmosphere, can reading inhibitions be diminished and self-confidence built up. “At least for an hour, the students are the centre of things, and get the full attention and devotion of an adult. For many children, that is something very special”. For primary school children, the reading hour is made more relaxed with play. “We are not private tutors”, the mentor makes explicit. “Therefore we only offer help in the second year at the earliest, because in the first year, the children are supposed to learn the basics of reading”. In Hamburg, so far 1,700 children have received guidance through this initiative. Its success is not only reflected in the growing numbers of applications, but also in public recognition. Most recently, “MENTOR – die Leselernhelfer Hamburg e.V.” has been distinguished by “Der Deutsche Vorlesepreis 2010” in the category of “Reading Aloud Achievement of the Year”. Such honours are very important, Mrs Bothmann says. For one thing, the prize money can be invested in advertising material and books for the initiative. On the other hand, the volunteer workers are praised for their achievements and this strengthens their commitment. Because, naturally, things don‘t always go smoothly: “With some of the students, the mentors would prefer to throw in the towel”. Marlies Bothmann, however, has only positive things to report about “her children”. She likes Johann‘s sensitivity and love of discussion. She also happily remembers a young schoolgirl from Afghanistan. She was able to help the girl through an uncertain time, when she was torn between German and Afghan culture and got hardly any backing from her parents or fellow students. Mrs Bothmann still has contact with the girl, who has meanwhile grown into a young woman. She sometimes meets her and was able to assist her in getting a trainee position in a doctor‘s practice. Her motivation is the children‘s gratitude: “Without wanting to exaggerate, I often drive home from a reading hour feeling happy. All the children whom I have advised were very grateful at the end of the reading year and would have very much preferred to keep going. That gives me very great satisfaction. It really touches your heart”. 75 Calmund Fußballexperte Reiner Calmund unterstützt „Fit am Ball“ und eigene gemeinnützige Projekte. Er fordert: „Jedes Unternehmen muss zu seiner sozialen Verantwortung stehen!“ Reiner Calmund „Ich hatte eine schöne, aber fühl zu zeigen. Das kann eine Initialzündung für andere sein. ‚Fit am Ball’ unterstütze ich, weil hier Leistungsfähigkeit und Bewegung gefördert werden und gleichzeitig Kinder für wichtige Themen wie die Hilfe für Schulen in Afrika sensibilisiert werden. In der Deutschen Sporthochschule Köln und dem großzügigen Sponsor ‚funny-frisch’ haben sich Partner gefunden, die perfekt passen. Ich bin der Meinung, dass alle Unternehmen große soziale Verantwortung besitzen und diese auch wahrnehmen müssen, es kann nicht nur um Umsatz und Profit gehen. Wenn die Löhne bezahlt sind, alle Innovationskosten, Investitionen in Forschung und Entwicklung usw. beglichen, dann sollten vom absoluten Reingewinn 20 bis 30 Prozent in gemeinnützige Projekte fließen, das ist meine Meinung!“ Football expert Reiner Calmund supports “Fit am Ball” and his own charitable projects. He insists: there are also holes in the social support network which have to be filled privately. With each project, it is not just a matter of money, but also a way to show solidarity and sympathy. They can be a jump-start for others. I support ‘Fit am Ball’ because it promotes performance and exercise, and at the same time children are made sensitive to important issues such as helping schools in Africa. The German Sports University in Cologne and the generous sponsor ‘funny-frisch’ are perfect partners. I think that every corporation has big social responsibilities and must take them seriously; you cannot just be concerned with turnover and profits. When the wages are paid, all innovation costs for research and development etc are met, then 20 to 30 percent of clear profits should go to charitable projects, that‘s my view!” auch schwere Kindheit. Mein Vater starb, als ich sechs Jahre alt war. Meine Mutter hatte drei Jobs gleichzeitig, um die Familie durchzubringen: Als Kellnerin, Putzfrau und Bürohilfe. Sie ist mein Vorbild, weil sie mir zwei Dinge mitgegeben hat: Immer Gas geben, damit die Kohlen stimmen und etwas an Menschen abgeben, denen es unverschuldet schlecht geht. Deshalb unterstütze ich zum Beispiel ein Waisenhaus in der thailändischen Stadt Pattaya, eine Schule in der vietnamesischen Provinz Bac Giang und viele andere Initiativen. Auch in Deutschland gibt es Löcher im sozialen Netz, die von privater Seite geflickt werden müssen. Es geht bei der einzelnen Aktion nicht nur ums Geld, sondern auch darum, Solidarität und Mitge- “Every company has to assume social responsibility!” Reiner Calmund “I had a good, but also difficult childhood. My father died when I was six. My mother had three jobs at the same time, to support the family: as a waitress, cleaning woman and office helper. She is my role model, because she taught me two things: Always give your all, so the money doesn‘t give out; and give something to those who have troubles that aren‘t their fault. So, for example, I contribute to an orphanage in the Thai city of Pattaya, a school in the Vietnamese province of Bac Giang and many other causes. In Germany Foto: Harald Stoffels 77 Impressum CSR*today Verlag: JungesKoeln-Verlag OHG, Ursulaplatz 2, 50668 Köln Herausgeber: Roland Stroese, Intersnack Knabber-Gebäck GmbH & Co. KG, Köln Redaktion: Harald Stoffels, SMC Koeln Gestaltung: Hans Klein Grafik Design, Köln Übersetzungen Deutsch-Englisch: Frank Lenz, text2text sprachenservice, Köln Schlussredaktion und Korrektur: Ulla Arens, Tina Finsterbusch, Michaela Grahl Autoren: Ulla Arens, Mathias Bellinghausen, Reiner Calmund, Christine Gerstner, Denise Gorges, Torsten Mohr, Georg Larscheid, Peter Palme, Harald Stoffels, Christiane Wirtz Fotografen: Mathias Bellinghausen, Martin Brinckmann, Jörg Carstensen, Frank Hempel, Hans Klein, Jens Koch, Martin Lässig, Heinz Werner Lamberz, Stefan Menne, Hauke Niemann, Marcus Scheidel, Harald Stoffels, Arslan Ufuk 78 Druck: Welzel+Hardt GmbH, Wesseling Vielen Dank für die Unterstützung mit technischem Gerät und Outdoor-Ausrüstung an: Blackfoot Outdoor Store GmbH in Köln, Garmin Deutschland GmbH in Gräfelfing, Leica Camera AG in Solms. Vielen Dank für die Unterstützung bei der „Fit am Ball Africa“-Spendenwanderung AN: Deutsches Jugendherbergswerk in Detmold. Besonderer Dank an: Alle Aktiven, Freunde und Förderer der CSR-Projekte „Fit am Ball“ und „Der Deutsche Vorlesepreis“, außerdem besonders an die Deutsche Sporthochschule Köln mit dem Team des Projektbüros „Fit am Ball“, an Elena Tzavara und die Kinderoper Köln, an Michael Trippel vom 1. FC Köln und an Papa Malick Diouf von „Mama Afrika“. CSR*today finden Sie auch im Internet: www.csr-today.de Calmund Anzeige 7. Oktober: Gala Der Deutsche Vorlesepreis 2011 Kinderoper Köln, Kartäuserwall 20. www.derdeutschevorlesepreis.de